Band 10: Yoga und die Yoga-Lehre
Charles J. Ryan
Band 9: Theosophie und Christentum
H. T. Edge
Band 8: Runden und Rassen
Gertrude W. van Pelt
Band 7: Die Lehre von den Zyklen
Dr. Lydia Ross
Band 6: Der Tod: Was kommt danach?
Leonie L. Wriht
Einige Fragen und Antworten
In Zusammenhang mit unserem Studium dieses tiefen und wunderbaren Themas werden wahrscheinlich viele Fragen auftauchen. Es wird zum Beispiel öfters gefragt, ob die Theosophie, die lehrt, dass es eine Himmelswelt gibt, nicht auch etwas über eine Hölle lehrt? Und wie steht es um das Fegefeuer, an das viele Menschen glauben?
Wenn man unter ‘Hölle’ einen Ort ewiger Strafe versteht, dann bestreitet die Theosophie diese beiden Vorstellungen nachdrücklich. In der Alten Weisheit gibt es keinen Platz für die unlogische und kindische Vorstellung der Strafe. Wir begegnen ausschließlich den Folgen unserer früheren Gedanken und Taten in diesem oder einem vorigen Leben – mit anderen Worten Karma. Niemand bürdet oder zwingt uns diese sich ergebenden Bedingungen auf. Sie folgen genauso natürlich aus unseren Taten, wie Wärme der Verbrennung oder die Furche dem Pflug folgt. Und um es noch einmal zu wiederholen: Kein einziger Existenzzustand oder Umstand kann ewig sein!
Unsere theologischen Vorstellungen über Himmel und Hölle sind jene mehr oder weniger entstellten Ideen, über die wir bereits gesprochen haben – jene verzerrten Überbleibsel alter Mysterienlehren, die am Beginn der christlichen Ära noch populär waren. Alle diese Missverständnisse setzten sich in jener Zeit im Denken der Menschheit fest, als sie in ein Zeitalter der spirituellen Trägheit eintrat, die ihren Höhepunkt im Mittelalter fand. Und die theologischen Lehren über die Hölle, wie sie in allen Religionen in der einen oder anderen Form zu finden sind, verkamen fast ausnahmslos zu völlig falschen Interpretationen der ursprünglichen Lehre, wie sie von den Gründern dieser Religionen vorgebracht worden waren. All diese Missverständnisse resultierten daraus, dass die Lehren nach dem Buchstaben aufgefasst wurden und nicht symbolisch und im übertragenen Sinne. Sie haben den menschlichen Herzen unsagbar viel Leid und Elend zugefügt. Die Worte ‘Himmel’ und ‘Hölle’ in ihrem wahren, mystischen Sinn haben als Teil der alten Mysterienlehren eine andere Bedeutung. Mit Himmel werden gemeint:
… jene spirituellen Erfahrungsreiche, durch die alle Monaden, welche auch immer, auf ihren zeitalterlangen Wanderungen zu einer beliebigen Zeit hindurchgehen sollen, ja hindurchgehen müssen, und in denen sie so lange verbleiben, wie es mit dem erreichten oder gewonnenen karmischen Verdienst in Einklang steht. Die sogenannten ‘Höllen’ sind jene Sphären oder Reiche der Reinigung, wohin alle Monaden, welche auch immer, während gewisser Perioden ihrer zeitalterlangen Wanderungen müssen, um dort die materiell beladenen und somit schwer belasteten Seelen zu reinigen, damit sie – sobald sie einmal gereinigt sind – sich wieder auf den aufsteigenden Bogen kosmischer Erfahrung erheben können.
– The Esoteric Tradition, S. 551
Diese Erde wird tatsächlich von den Wesen, die vor langer Zeit ihre Materie beladenen Vehikel und Versuchungen überwunden haben, als eine Hölle besonders schmerzlicher Art betrachtet. So befreit die Theosophie, wenn sie den Ursprung dieser theologischen Missverständnisse erklärt, das menschliche Denken ein für alle Mal von ihrem erniedrigenden und grausamen Einfluss.
Natürlich gibt es in den weiten Reichen der Natur eine Bedingung oder einen Zustand des Seins, der das Gegenteil oder der niedere Pol zu jenen Stufen spiritueller Verwirklichung und Ruhe ist, die sich von Devachan bis zu den verschiedenen nirvāṇischen Stufen am Ende der größeren Evolutionsperiode erstrecken. Dieser anderer Seinszustand wird ‘Avīchi’ genannt, er besteht ebenfalls aus verschiedenen Abstufungen, welche mit den materiellen Neigungen der Wesenheiten übereinstimmen, die durch ihre eigenen schlechten Taten dorthin gezogen wurden. Diejenigen, die sich den Gefühlen des Hasses, der Rache, der Begierden oder Laster anderer Art hingeben, rutschen unvermeidlich auf die eine oder andere Weise in Avīchi ab, wozu auch die niederen Stufen von Kāma-Loka gehören. Die ‘Höllen’ oder niederen Ebenen von Kāma-Loka sind die direkten karmischen Folgen eines Nachgebens gegenüber jenen Eigenschaften, die den Menschen nach unten ziehen. Doch selbst dort sind die Folgen mitleidsvoll, denn diese ‘Höllen’ konfrontieren die dorthin gezogenen Wesenheiten mit den entsetzlichen Konsequenzen einer hemmungslosen Hingabe an das Böse. Auf diese Weise wird ihnen klargemacht, dass der Weg, der zu Avīchi führt, später vielleicht vermieden werden kann. Der Zustand hält glücklicherweise nur vorübergehend an und die Anzahl solcher unglücklichen Männer und Frauen ist verhältnismäßig gering.
Theologische Lehren über das Fegefeuer sind ebenfalls ein Beispiel dafür, wie durch Unwissenheit die Mysterienlehren der Alten Weisheit entstellt wurden, um den Zielen exoterischer Religionen zu dienen. Aus dem Vorigen kann leicht ersehen werden, wie es dazu kommen konnte. Die Alte Weisheit, die heute von der Theosophie vertreten wird, lehrt, dass der tatsächliche Zustand von Kāma-Loka – ausgenommen die seltenen Fällen von Selbstmördern und wirklich sehr schlechten Menschen – eine Reinigung in dem Sinne darstellt, dass sich die materiellen und selbstsüchtigen Elemente des Verstorbenen auflösen. Diese Reinigung erfolgt unbewusst und bringt wenig oder kein Leiden irgendeiner Art für gewöhnliche Menschen mit sich. Die ganzen Schreckgespenster der Theologie und des Aberglaubens werden von der Theosophie erklärt und dadurch ausgeräumt.
Ein anderer, öfter angesprochener Punkt bezieht sich auf die Möglichkeit, den Zeitraum zwischen zwei irdischen Leben zu verkürzen. Es gibt eine vielleicht überraschend große Anzahl von Männern und Frauen, die den Gedanken nicht ertragen können, dass sie Tausende von Jahren der Seligkeit genießen, während die Welt sich mühsam plagt, ohne dass sie etwas zu ihrer Hilfe und Erleichterung beitragen können. So betrachtet scheint der devachanische Zustand eigentlich selbstsüchtig. Dr. de Purucker antwortete auf eine ihm diesbezüglich gestellte Frage:
Wenn wir den Zustand von Devachan genau analysieren, müssen wir zu der Erkenntniss gelangen, dass er – wie schön er auch sein mag und wieviel Ruhe und Erholung er auch schenken mag, was bestimmt der Fall ist – trotzdem ein selbstsüchtiger Zustand ist. Wir können sagen, was wir wollen, Devachan ist im gegenwärtigen Stadium notwendig, weil es Ruhe bedeutet, Erholung und Frieden, und weil es die Aufarbeitung und die Assimilation der Erfahrungen des gerade beendeten Lebens bedeutet. All das mag so sein, es bleibt dennoch eine selbstsüchtige Existenz, denn in den Jahrhunderten, die wir in Devachan verbringen, träumen wir schöne Träume, und auch wenn der Welt das Schlimmste geschieht, stört uns das nicht. Nun, das ist nicht im Geiste der Buddhas des Mitleids. Liebe, unpersönliche Liebe, die alles umfasst – groß und klein – wird uns sogar von Devachan befreien. Es ist gerade dieser Geist der unpersönlichen Liebe, Liebe für alle Dinge, eine Sehnsucht, allen zu helfen und zur Seite zu stehen, die den wahren Kern der Buddhas des Mitleids bildet. … Es ist dieser Geist, der unser Devachan verkürzen wird und uns schnell auf dem Chelapfad voranbringen wird. Es ist der Geist, der unsere Älteren Brüder erfüllt, die Meister der Weisheit, des Mitleids und des Friedens. Sie haben kein Devachan. Sie sind darüber hinausgewachsen – zumindest die höheren unter ihnen.
– The Theosophical Forum, Feb. 1933, S. 178
Ein ausgeprägtes, unpersönliches Verlangen, für die Menschheit zu leben, bildet eine Energie von außergewöhnlicher Kraft, wenn dies ein ganzes Leben lang durchgehalten wird – besonders wenn es nicht nur Sentimentalität ist, sondern die Form täglicher Selbstaufopferung im Denken und Handeln annimmt. Diese Energie ist stärker als alle anderen Energien, weil sie an der bewegenden Harmonie und Liebe teilhat, die aus dem Herzen des Universums hervorfließt, um alles, was ist, zu durchdringen. Sie wird ihren entsprechenden Ausdruck finden, indem sie die exkarnierte Wesenheit an jenen Ort zurückzieht, wo allein sich diese spirituelle Wunschenergie auswirken kann – Reinkarnation auf der Erde, in jeglicher Umgebung, in welcher eine solche humanitäre Aktivität möglich ist.
Das Vorhergehende führt zu einer oft gestellten Frage in Bezug auf die relative Wichtigkeit der beiden Zustände – das Leben auf der Erde und Devachan. Um es etwas zu vereinfachen, könnten wir fragen: Was ist wichtiger, essen oder verdauen? Das irdische Leben gewährt ein Ansammeln von Erfahrung und Devachan dessen Assimilation. Für die Durchschnittsmenschheit sind beide notwendig, das eine ergänzt das andere.
Aber der Mahatma, der Adept, der Meister des Lebens ist über Devachan hinausgewachsen. Er schreitet ohne Unterbrechung des Bewusstseins von Leben zu Leben und von Körper zu Körper. Wir dürfen jedoch die Tatsache nicht übersehen, dass er dabei für sich selbst die Notwendigkeit zu weiteren irdischen Erfahrungen überschritten hat. Er reinkarniert als Mensch, um sich dem spirituellen Wohlbefinden aller zu widmen. Um den Tod und die damit verbundenen Umstände zu überwinden, müssen wir erst den Durst nach Leben besiegen. Denn diese beiden – das Leben auf der Erde und das Leben in den inneren Welten jenseits des Todes – sind gegenwärtig die passende Art und Weise für die Evolution des Menschen. Erst wenn der Mensch das Bedürfnis für beide überwunden hat, kann er ein Mahatma werden – selbstbewusst unsterblich.
Aber der Tod wird sich sogar für den Durchschnittsmenschen verändern, denn der Mensch entwickelt sich natürlich unentwegt. Nicht nur unter dem Einfluss seines eigenen inneren Dranges, sondern auch mit der Hilfe einer Umgebung, die er zusammen mit seiner Familie, seiner Nation und seiner Rasse täglich erschafft, wird er aus dem Kern seines eigenen Wesens neue Kräfte und Fertigkeiten entwickeln, entfalten, entrollen. Und während er diese neuen Fertigkeiten entwickelt, wird er gleichzeitig solche Umstände hervorrufen, duch die er sie zum Ausdruck bringen kann. Das ist ein Teil der großartigen Aussicht, welche die Theosophie für die Zukunft der Menschheit bietet.
Gottfried de Purucker sagt uns:
In der Zukunft, wenn die Menschheit etwas weiter fortgeschritten sein wird als sie heute ist, wird man allgemein das Alter als den schönsten Zeitabschnitt des Erdenlebens ansehen, weil es der an intellektueller, psychischer und spiritueller Kraft reichste ist, und das wird so bleiben, bis auf die wenigen kurzen Stunden vor dem Eintreten des wirklichen physischen Todes.
– The Esoteric Tradition, Band II, S. 813, Fußnote
Eine andere Sache, die wir zum Schluss ansprechen sollten, ist das neue Licht, das die Theosophie auf die gängigen unwissenschaftlichen Vorstellungen über die Unsterblichkeit wirft. Gottfried de Purucker brachte folgende Auffassung vor:
… die Menschen wissen nicht wirklich, was wahre Unsterblichkeit bedeutet. Sie glauben, sie bedeute unveränderliche Fortdauer der menschlichen Seele, wie sie jetzt ist – was für eine Hölle wäre das! Stellen wir uns vor, für immer und ewig das zu sein, was wir jetzt sind!
Die Lehre des Okkultismus ist das genaue Gegenteil davon. Seine Lehre erzählt von endlosem Wachstum, endloser Vervollkommnung, endloser Entwicklung, endloser Evolution und deshalb von endloser Veränderung des Bewusstseins, das immer höher steigt, aus der menschlichen Sphäre in die halbgöttliche, von den halbgöttlichen Welten in die göttlichen und danach in die übergöttlichen und so fort ad infinitum. Es gibt nirgends so etwas wie Unsterblichkeit, wie sie allgemein verstanden wird. Das einzige Unsterbliche ist das Universum selbst. Doch selbst das Universum ist durchaus nicht unsterblich, so wie es jetzt ist, denn es verändert sich fortwährend. Seine Essenz ist sein Leben, dessen wirklicher Kern Veränderung ist, die Wachstum bedeuted, welches Evolution hervorbringt.
– Studies in Occult Philosophy, S. 382-3
Der springende Punkt im vorherigen Absatz liegt in den Worten „wie es jetzt ist“. Nichts existiert fortdauernd so, wie es jetzt ist. Es ist diese Tatsache, die oft so unlogisch und unwissenschaftlich von Theologen ignoriert wird und doch von der Natur selbst fortwährend unterstützt wird. Sie ist die Wurzel der modernen wissenschaftlichen Vorurteile gegenüber der Vorstellung von der Unsterblichkeit. Das Individuum bleibt bestehen, aber dieses Weiterbestehen ist nur durch Veränderung möglich. Wir sind unser Karma – wir sind zu dem geworden, wozu wir uns selbst gemacht haben. Was bleibt, ist das, was wir aus uns selbst machen, und in diesem Fortschritt oder Rückgang liegt unsere Zukunft. Kann man sich eine größere oder zwingendere Herausforderung für den gesunden Verstand und für das Beste und Stärkste und auch für das Reinste in der menschlichen Natur vorstellen? Selbst die schöne Ausdrucksweise ‘das Sterbliche zum Unsterblichen emporheben’ hat nur eine relative Gültigkeit. Denn die Monade selbst, zu der wir unser Bewusstsein zu verwandeln versuchen und die im Vergleich mit dem menschlichen Ego unsterblich ist, wächst und evolviert auf ihrer eigenen Ebene zu immer größeren und größeren Höhen.
Wir beenden diese Betrachtungen über den Tod mit folgenden Worten:
Wir werden den Tod und seine Mysterien so lange nicht vollständig verstehen, solange wir unsere Aufmerksamkeit auf den Körper konzentrieren, in den sich diese Flamme des Selbstbewusstseins hüllt. Folge dem Bewusstsein in dir, werde mit dir selbst vertraut, erkenne dich selbst besser, folge dieser Flamme des Bewusstseins im Inneren – immer weiter nach innen, was gleichzeitig aufwärts bedeutet; und dann wirst du den Tod nicht länger fürchten, sondern ihn als den süßesten, heiligsten Freund erkennen, den der Mensch hat; denn es bedeutet, Unvollkommenheit für Vollkommenheit aufzugeben, begrenztes Bewusstsein für eine erweiterte Bewusstseinssphäre. Folge jenem Bewusstseinsstrom unaufhörlich, und schließlich wirst du das Innere erreichen, das Zentrum des Seins, die Göttlichkeit im Herzen deines Selbst. Dort liegt das Geheimnis für das Verstehen des wahren Mysteriums vom Tod, wie es in den alten esoterischen Schulen aller Menschenrassen gelehrt wurde.
– G. DE PURUCKER: Lucifer, April 1934, S. 441-2
Vergesst nicht, dass ihr Kinder der Ewigkeit seid, jeder von euch, untrennbar mit dem grenzenlosen Universum verbunden, in dem wir alle leben, uns bewegen und unser Dasein haben. Vergesst nicht, dass von den allmächtigen Gesetzen der Natur wohl für euch gesorgt ist, die uns hierher brachten und die uns auf unseren Wegen unfehlbar leiten. Vertraut auf euch bis zum Tod; sterbt mit starkem und freudigem Willen. Sterbt glücklich, wenn eure Zeit kommt, habt keine Angst. Verhöhnt das Phantom des ‘Todes’ – verspottet das alte, verborgene Schreckgespenst angsterfüllter Vorstellungen der Unwissenheit, das in die Herzen und in das Denken der Menschen verwoben ist. Verhöhnt dieses Gespenst, dieses üble Produkt der Vorstellungskraft! Löscht es aus! Denkt daran, das wohl für euch gesorgt ist.
– Questions We All Ask, Serie II, Nummer 19
Band 5: Evolution
H. T. Edge
Anhang
Anatomische Beweise für den ursprünglichen Charakter des menschlichen Stammes, entnommen aus Man in Evolution, Kapitel 7, S. 81 ff, von G.de Purucker, der diese Informationen hauptsächlich von Dr. Wood Jones übernahm, dem damaligen Professor für Anatomie an der Universität von Manchester:
(1) … Die Knochen des menschlichen Schädels sind an der Schädelbasis und an den Seiten der Gehirnkapsel in einer Weise verbunden, wie sie für primitive Säugetierformen charakteristisch ist; aber sie zeigen einen Gegensatz, einen sehr deutlichen Gegensatz, zur Anordnung der gleichen Knochen bei den Menschenaffen und den gewöhnlichen Affen. …
(2) Die Nasenknochen sind beim Menschen in ihrer Einfachheit außergewöhnlich primitiv. Im Fall der Affen und Menschenaffen kommen diese Tiere in dieser primitiven Einfachheit dem Menschen überhaupt nicht nahe, … .
(3) Der primitive Bau des menschlichen Schädels zeigt sich ebenso auch in einer Anzahl von Zügen des Gesichtes. Professor Wood Jones sagt in einer Abhandlung The Problem of Man’s Ancestry (S. 31):
Der Bau der Rückwand der Augenhöhle, die ‘metopische’ Naht, die Gestalt des Jochbeines, die Beschaffenheit des inneren pterigoiden (=Flügel) Gaumenknochens, die Zähne etc. – alles erzählt dieselbe Geschichte, nämlich dass der menschliche Schädel nach einem bemerkenswert primitiven Säugetiertypus gebaut ist, von dem sich bis zu einem gewissen Grad alle Affen und Menschenaffen entfernt haben.
(4) Der gleiche, in seinem Fach berühmte Anatom erklärt:
Das menschliche Skelett, besonders in seinen Variationen, zeigt genau den gleichen Zustand [eines primitiven einfachen Säugetiertypus].
(5) Ein anderes Zitat aus derselben Quelle:
Bezüglich der Muskeln zeichnet sich der Mensch wunderbar durch die Bewahrung primitiver Merkmale aus, die sich bei den übrigen Primaten verloren haben.
(6) Die menschliche Zunge ist ihrem Typus nach ebenfalls sehr primitiv. Die Zunge des Schimpansen gleicht der des Menschen in gewisser Hinsicht, jedoch ist die menschliche Zunge weit primitiver als diejenige irgendeines Affen oder Menschenaffen, … .
(7) Der Wurmfortsatz des Menschen ist dem des Marsupial oder Beuteltieres Australiens merkwürdig ähnlich. Aber er ist sehr verschieden von dem der Affen und Menschenaffen. …
(8) Die großen, aus dem Aortabogen entspringenden Arterien sind beim Menschen von der gleichen Zahl, von der gleichen Art und in der gleichen Anordnung gelagert wie bei … dem Ornithorhynchos anatinus, dem Schnabeltier Australiens.
(9) Die Premaxilla oder der Zwischenkieferknochen des Menschen, das heißt jener Knochen, der die oberen Schneidezähne trägt, ist beim Menschen kein getrennter Bestandteil mehr, wenn er je so existierte. Dagegen zeigt bei den Menschenaffen und den gewöhnlichen Affen sowie bei allen anderen Säugetieren dieser Zwischenkieferknochen an der Oberfläche Nahtlinien, die so seine Verbindung mit dem Oberkieferknochen andeuten.
Band 4: Die siebenfältige Konstitution des Menschen
Leonie L. Wriht
Band 3: Karma
Gertrude W. van Pelt
Band 2: Reinkarnation
Leonie L. Wriht
Band 1: Was ist Theosophie?
Charles J. Ryan
Theosophie und Religion
Religiöse Gefühle der Verehrung für alles, was größer ist als das persönliche Selbst, beruhen auf der wirklichen Anwesenheit eines göttlichen zentralen Selbstes, von dem die Persönlichkeit lediglich eine schwache und verzerrte Reflektion ist. Theosophie ist die universale ‘Religion’, die das ausdrückt. Sie ist die Mutter der verschiedenen großen Religionen, die die Welt kennt – die verschiedenen Aspekte der Wahrheit, die ihren Aufstieg, ihren Niedergang und Fall hatten. Sie ist den Schülern der Theosophie bekannt als die Weisheits-Religion, die Geheime Lehre, die Esoterische Philosophie, Ātma-Vidyā usw. Sie anerkennt oder verehrt keinen vermenschlichten Gott mit persönlichen Begrenzungen – keinen alleinherrschenden Regenten des Universums, von dem der Mensch unabhängig oder getrennt ist. Ihre Vorstellung von Ewigkeit übersteigt selbst das höhere Verständnis der Persönlichkeit bei weitem.
Neben anderen ehemaligen Autoritäten der christlichen Kirche erkannte der Kirchenvater Augustinus das hohe Alter und die Wahrheit der ursprünglichen Weisheits-Religion, der Theosophie. Er sagt:
‘Dies ist zu unserer Zeit die Christliche Religion, sie zu kennen und ihr zu folgen ist die sicherste und verläßlichste Heilkraft. Aber dieser Name ist nicht der Name der Sache selbst; denn das, was jetzt Christliche Religion genannt wird, war den Alten tatsächlich bereits bekannt, auch fehlte sie zu keiner Zeit seit Anfang des Menschengeschlechtes bis zur Zeit, als Christus ins Fleisch kam; von da an begann man die wahre Religion, die vorher existiert hatte, die Christliche zu nennen.’
– Retractiones. I, XIII
Der Gedanke, daß ‘die wahre Religion’ immer bestand, ist eine reine theosophische Lehre.
Das Christentum, der Buddhismus, der Hinduismus, der Zoroastrianismus, der Mithraismus, der Taoismus, die ägyptischen, griechischen und römischen Religionen usw. haben bestimmte fundamentale Lehren miteinander gemeinsam. Begriffe wie Trinität, Dualität, das Auftreten einer Jungfrau Maria, von Göttern, Halbgöttern und Heilanden; Gedanken wie Karma oder, in anderer Form dargestellt, das Wissen über Ursache und Wirkung, das Bestehen von Mysterienschulen und Einweihungen, deuten auf eine alte Weisheits-Religion hin, die jenen ausführlicher gelehrt wurde, die darauf vorbereitet waren.
Die grausamen Verfolgungen, die gewisse historische Perioden in Verruf brachten, hätten sich nicht ereignen können, wenn die Fanatiker den Kern der Wahrheit innerhalb der äußeren Schale der verschiedenen sich bekämpfenden Bekenntnisse erkannt hätten.
Wir dürfen auch nicht in den Fehler verfallen, daß wir Theosophie als ein künstliches System betrachten, das aus sorgfältig ausgewählten Teilen der Welt-Religionen zusammengesetzt wurde. Theosophie ist die ursprüngliche Basis, gefügt aus den Erfahrungen sehr großer Intelligenzen – initiierter Seher, die tief hinter den äußeren Schleier der Illusion vorgedrungen sind, der die Realität vor unserem Blick verbirgt; Seher, welche die mystischen Geheimnisse der unsichtbaren Welt erschauen konnten. Leider wurden die Offenbarungen der Weisen – durch die Schwächen der menschlichen Natur – nach und nach durch Dogmen und starken Aberglauben verdunkelt.
Es gab eine Zeit, in der in den meisten Ländern ein intoleranter Skeptizismus herrschte, besonders in der Westlichen Welt. Mit der Ausbreitung des wissenschaftlichen Forschens und der Zunahme des Wissens, schienen viele alte Glaubensbekenntnisse unhaltbar zu werden. Leider blieben sie aber häufig ohne befriedigenden Ersatz.
Die Notwendigkeit, die Menschen wieder auf die alte Philosophie aufmerksam zu machen, war daher niemals so groß wie heute.
Die Lehren der Theosophie fänden wenig Widerhall, wenn sie nicht dem inneren spirituellen Menschen eingeprägt wären. Da sie tatsächlich nur eine äußere Formulierung dessen darstellen, was innen vorhanden ist, ist es nicht überraschend, daß sie vielen Menschen schon beim ersten Hören vertraut erscheinen.
Wie schon gesagt, die Theosophie hat immer ihre Wächter und Bewahrer gehabt, und von Zeit zu Zeit wurden vom Zentrum der Weisheit, das immer bestand, Boten entsandt, um ihre Lehren in verschiedenen Teilen der Welt wiederzubeleben. Auf diese Weise entstanden die großen Religionen; zuerst waren sie rein und stark. Sie wurden nicht aus primitivem Aberglauben entwickelt, sondern waren definitive Offenbarungen. Wenn sie älter werden, entarten sie, und ein neuer Bote aus der ursprünglichen Quelle muß die vernachlässigten ethischen Lehren neu darlegen, soweit die Verhältnisse der menschlichen Natur und des Universums es zulassen. Manchmal waren die Bemühungen der Großen Lehrer darauf gerichtet, philosophische Schulen zu gründen, wie die von Pythagoras oder Plato, Konfuzius oder Lao-tse, oder die Indischen Schulen. Ihr inspirierender Einfluß wird von der Geschichte anerkannt.
Das Wort Theosophie ist nicht neu, sondern wird gebraucht für die Beschreibung der Schulen des gnostischen Denkens, des neuplatonischen Ideensystems, der kabbalistischen Hierarchie der Lehren und ebenso für das Streben und Suchen der Feuerphilosophen, Rosenkreuzer, Alchemisten und im England des 17. Jahrhunderts für die Cambridge Platonisten. In Skandinavien gab es bedeutende Männer wie Tycho Brahe, der durch seine Untersuchungen Johannes Keppler half, das heliozentrische Weltbild neu zu entdecken. Bedeutende Männer und Frauen, von denen sich viele im theosophischen Strom befanden, wirkten sowohl einzeln – als erleuchtete Menschen – als auch in Gruppen zusammen.
Was die Theosophie und die Religionen anbelangt, so können wir den Christlichen Glauben als Beispiel für die Tätigkeit der Boten ansehen. Wie der heilige Augustinus richtig bemerkte, war das Christentum keine neue Offenbarung, sondern die Wiedergeburt der Alten Weisheits-Religion, die schon immer existiert hatte. Die Wahrheit kann sich nicht selbst widersprechen. Die Göttliche Inspiration oder der Geist der Erleuchtung kam durch Jesus, den Christus, herab, um die uralte Geschichte erneut zu verkünden und das Verständnis der uralten Geschichte zu beschleunigen. Wenn er auch in einem speziellen Sinne ein Sohn Gottes war – ein Avatara, um den Sanskritausdruck zu gebrauchen1 –, lehrte er doch eindringlich, daß alle Menschen Söhne Gottes sind, – mehr noch, ‘ihr seid Götter’, – und daß ‘ihr größere Werke vollbringen werdet’. Die Menschheit hatte es dringend nötig und sie hat es immer noch nötig, daß sie an ihre innere Göttlichkeit erinnert wird, die durch das ‘Fleisch’ verdunkelt wurde.
Die Göttlichkeit des Menschen ist die wichtigste Theosophische Lehre aller Boten der großen Spirituellen Loge. Die Evolution kann nicht vorangehen und ihre erhabene Bestimmung erfüllen, bis das anerkannt ist. Jesus zeigte den Weg, um das zu erreichen; den einzigen Pfad. Er lehrte keine Dogmen, er verfaßte keine Form der Anbetung. Er wiederholte die Goldene Regel aller Zeiten: Liebe, Brüderlichkeit, Vergeben, Selbstvergessen.
Leider dauerte es jedoch nicht lange, bis diese Lehre verdunkelt wurde und eine offizielle Religion mit obligatorischen Glaubensartikeln, zeremoniellen Ritualen und einer politisch-klerikalen Organisation errichtet wurde. Die Römischen Kaiser übernahmen sie und machten sie zu einem Werkzeug der hohen Politik. Die vitalen Impulse der ursprünglichen Lehren bewahrte die Kirche durch die Jahrhunderte, aber ihre spirituelle Kraft wurde durch Streitereien über den toten Buchstaben, und durch Meinungsverschiedenheiten dogmatischer Sekten, wie auch durch schreckliche Verfolgungen und Religionskriege, die so oft ihre Geschichte entehrten, außerordentlich geschwächt. Der spirituelle Einfluß der wenigen wahren Mystiker, die durch ein großes Maß an Selbsterkenntnis erleuchtet waren, wie Dionysius Areopagita, Eckhart, Boehme, Henry More usw., hebt sich wie ein silberner Faden vom dunklen Hintergrund ab.
Der Mystiker Jakob Boehme beispielsweise schreibt in seinem Neunten Brief: ‘Denn das Buch, in dem alle Mysterien liegen, ist der Mensch selbst: er selbst ist das Buch des Seins aller Wesen, er ist das Gleichnis der Göttlichkeit. Das große Arcanum liegt in ihm selbst; das Enthüllen dessen kommt allein dem Göttlichen Geist zu.’ Ihre einfachen Lehren von der Seelenweisheit waren wohl verdächtig und wenig populär, aber sie entlasten die gesamte Ära vom Vorwurf völliger Unfruchtbarkeit.
Mit anderen Religionen war es großenteils dasselbe. Sie begannen mit den einfachen Wahrheiten, die von einem inspirierten Boten gebracht wurden, dann degenerierten sie in Formalismus und Aberglauben, wenn es auch nicht immer zu Verfolgung und Blutvergießen kam. Das wesentliche Ziel – den Menschen zur Erkenntnis seiner eigenen inneren Göttlichkeit zu erwecken – wurde beiseite geschoben, wenn nicht gänzlich ignoriert.
Fußnoten
1. Das Wort Avatara bedeutet das Herabsteigen eines göttlichen Wesens …, das Überschatten oder genauer ausgedrückt, die Erleuchtung eines großen und edlen Menschen durch eine Göttlichkeit, durch einen Gott. …
Jesus war ein Avatara, eine Manifestation in der Form eines menschlichen Wesens, durch einen Gott, eine Göttlichkeit, – eines der spirituellen Wesen, die unseren Teil des Sternen-Universums überwachen.’
– G. de Purucker, Questions We All Ask, Serie I, Nr. 15, S. 226-7 [back]