Universale Bruderschaft
Über die Universale Bruderschaft wurde viel spekuliert und leider viel Falsches geschrieben. Tatsächlich ist sie jedoch die Essenz der Theosophie. Sie lässt sich auch aus dem 3. fundamentalen Grundsatz der Geheimlehre ableiten (aus Band 1: Kosmogenesis, Einleitung):
Ferner lehrt die Geheimlehre:
III. Die fundamentale Identität aller Seelen mit der universellen Oberseele, welch letztere selbst ein Aspekt der unbekannten Wurzel ist; und die Verpflichtung für jede Seele – einen Funken der vorgenannten –, den Cyklus von Inkarnation, oder „Notwendigkeit“, in Übereinstimmung mit cyklischem und karmischem Gesetz während seiner ganzen Dauer zu durchwandern. Mit anderen Worten, keine rein geistige Buddhi (göttliche Seele) kann eine unabhängige, bewußte Existenz haben, ehe der Funke, welcher aus der reinen Essenz des universellen sechsten Prinzipes – oder der OBERSEELE – entsprang, (a) jede elementare Form der phänomenalen Welt dieses Manvantaras durchlaufen hat, und (b) Individualität erlangt hat, anfangs durch natürlichen Trieb, später durch selbstherbeigeführte und selbsterdachte Anstrengungen, dabei von seinem Karma zurückgehalten, und so durch alle Grade der Intelligenz, vom niedersten bis zum höchsten Manas, von Mineral und Pflanze bis hinauf zum heiligsten Erzengel (Dhyâni-Buddha) emporgestiegen ist. Die Grundlehre der esoterischen Philosophie giebt keine Privilegien und besonderen Gaben im Menschen zu, außer jenen, welche sein eigenes Ego durch persönliche Anstrengung und Verdienst während einer langen Reihe von Metempsychosen und Reinkarnationen gewonnen hat.
Tatsächlich bezieht sich die Theosophie mit diesem Begriff nicht nur auf die menschlichen Reiche, sondern sie umfasst damit auch die spirituelle Bruderschaft aller Wesen. Nach der Theosophie gibt es nichts Totes, alles, jeder Punkt des Universums, ist von Myriaden von Leben und Bewusstseinszentren durchdrungen. Gottfried de Purucker formuliert in seinem Okkulten Wörterbuch:
… Im weitesten Sinne bedeuten diese Worte die spirituelle Bruderschaft aller Wesen. Im Besonderen bedeutet die Lehre, dass alle Menschen unzertrennlich miteinander verbunden sind, nicht nur durch die Bande des Denkens und Fühlens, sondern durch den Aufbau des Universums selbst, da alle Menschen und alle Wesen, ob hoch oder niedrig oder dazwischen, von der inneren, spirituellen Sonne des Universums als deren Scharen spiritueller Strahlen ausgehen. Wir alle kommen von dieser einen Quelle, aus jener spirituellen Sonne, und sind alle aus den gleichen Lebensatomen auf all den verschiedenen Ebenen aufgebaut.
Diese innere Einheit des Seins und des Bewusstseins sowie unsere gemeinsame äußere Verbundenheit ermöglichen es uns, die Geheimnisse des Universums intellektuell und spirituell zu begreifen. …
Schließlich beruht auf dieser Tatsache der geistigen Einheit aller Wesen und Dinge die Grundlage und der Kern menschlicher Ethik, wenn letztere richtig verstanden wird. In der Esoterischen Philosophie ist Ethik keine bloß menschliche Übereinkunft oder eine Reihe von Verhaltensmaßregeln zur Milderung der Reibung in den zwischenmenschlichen Beziehungen, vielmehr hat sie ihre Grundlage schon im Aufbau und in der unlösbar damit verbundenen Tätigkeit des Universums selbst.
Gottfried de Purucker: Okkultes Wörterbuch, Seite 181-182