Die von den theosophischen Lehrern gegebenen Lehren sind sehr umfassend. H. P. Blavatsky definiert im Vorwort ihres Buches Die Geheimlehre drei fundamentale Grundsätze, auf welchen die gesamte alte Weisheitslehre beruht. Diese sind:
- Ein allgegenwärtiges, ewiges, grenzenloses und unveränderliches PRINZIP, über das gar keine Spekulation möglich ist, da es die Kraft menschlicher Vorstellung übersteigt und durch irgend welche menschliche Ausdrucksweise oder Vergleich nur erniedrigt werden könnte. Es ist jenseits von Raum und Reichen des Gedankens – mit den Worten der Mandukya „undenkbar und unaussprechlich“.
- Die Ewigkeit des Weltalls in toto als einer grenzenlosen Ebene, die periodisch „der Spielplatz ist von zahllosen unaufhörlich erscheinenden und verschwindenden Universen“, den sogenannten „manifestierten Sternen“ und „den Funken der Ewigkeit“. „Die Ewigkeit des Pilgers ist wie ein Augenblinzeln von Selbstexistenz“, wie das Buch des Dzyan sich ausdrückt. „Das Erscheinen und Verschwinden von Welten ist wie regelmäßige Gezeiten von Ebbe und Flut.“
- Ferner lehrt die Geheimlehre die fundamentale Identität aller Seelen mit der universalen Oberseele, welch letztere selbst ein Aspekt der unbekannten Wurzel ist; und die Verpflichtung für jede Seele – einen Funken der vorgenannten –, den Zyklus von Inkarnation, oder ‘Notwendigkeit’, in Übereinstimmung mit zyklischem und karmischem Gesetz während seiner ganzen Dauer zu durchwandern.
Diese drei fundamentalen Grundsätze stellen unser Dasein in einen großen Rahmen, der die üblichen menschlichen Beschränkungen weit übersteigt. Es gibt nach den alten Weisheitslehren keinen Anfang und kein Ende, es gibt nur zyklisches Werden und Vergehen, wobei essenziell alle Wesenheiten eins sind.
Karma und Reinkarnation sind wohl die bekanntesten Lehren der Theosophie. Karma wird dabei so verstanden, dass es ein uns inhärentes Gesetz ist, nicht etwas, was außerhalb von uns steht. Vielmehr sind wir selbst unser Karma und stehen immer im Jetzt, der Trennlinie zwischen Vergangenheit und Zukunft. Wir erfahren in jedem Moment, was wir in der Vergangenheit erschaffen haben und gleichzeitig prägen wir mit jedem Atemzug unsere Zukunft. Reinkarnation bedeutet, dass die unsterblichen Teile unserer Konstitution sich am Ende des Lebens auf der Erde zurückziehen und in eine Ruhephase eintreten, ‚Devachan‘ genannt. Danach kehren wir auf die Erde zurück, sind in unserer Essenz gleich, erschaffen uns aber einen neuen Körper und auch die anderen notwendigen, aber ’sterblichen‘ Bestandteile der niederen Konstitution des Menschen. Der Kreislauf zwischen Leben und Tod wird dem Zyklus Schlafen/Wachen verglichen, Schlaf und Tod sind nach dem Volksmund Brüder.
Ein umfassendes, zusammenhängendes und systematisches Lehrgebäude alter Weisheitslehren steht in der Theosophie dem immer wieder erhobenen Vorwurf des Synkretismus entgegen. Diese Lehren gehen auf dieselbe Quelle zurück, aus welcher auch alle anderen Weisheitslehren und natürlich auch die ursprünglichen Weisheitslehren der heutigen Religionen stammen. Sie stellen eine Offenbarung dar, welche speziell auch für die westliche Zivilisation gegeben wurde, da unser Denken die Rückbindung an seinen spirituellen Ursprung, an das sichere Wissen, dass wir ein Bestandteil der Natur sind, vorloren hatte. Dieses Lehrgebäude ist jedoch kein vorgegebenes Glaubenssystem, denn dann wäre auch die Theosophie zu einer Religion geworden. Es sind die Zeugnisse jener, die uns auf dem Pfad vorangegangen sind und uns an ihren unterwegs gesammelten Erkenntnissen teilhaben lassen wollen. Ob wir sie lesen und wie wir sie verwerten, liegt allein in unserer Hand.