Tausend Lichter entzünden
Grace F. Knoche
3 – Die Erweckung des Denkvermögens
Auf dem gesamten Globus beschreiben Überlieferungen ein Ereignis von titanischer Bedeutung, das sich vor Millionen von Jahren ereignete: die Erweckung des Denkvermögens in der kindlichen Menschheit. Als Rasse befanden wir uns in einem traumhaften Zustand und ohne Ziel, bis wir durch dieses Ereignis von der Kraft des selbstbewussten Denkens entfacht wurden, wählen konnten und den Willen besaßen zu evolvieren. Legende und Mythos, Schriften und Tempel bewahren den Bericht dieses wunderbaren Übergangs von Gemütlosigkeit zu Selbstbewusstsein, von der Unschuld Edens zu Wissen und Verantwortung – alles aufgrund des Eingreifens fortgeschrittener Wesen höherer Sphären, die in uns „ein lebendiges Denkvermögen … und eine neue Macht des Denkens“ bewirkten.1
In den indischen Puraṇas zum Beispiel, in der Bhagavad-Gītā und anderen Teilen des Mahābhārata gibt es eine Reihe von Hinweisen auf unsere göttlichen Ahnen, die von sieben oder zehn „aus dem Denken geborenen Söhnen Brahmās“ herabstiegen. Sie haben verschiedene Namen, aber alle sind aus dem Denken geboren, mānasa, „denkend“ (von Manas, „Denkvermögen“, aus dem Sanskrit-Verbum man, „denken, reflektieren“). Gelegentlich werden sie Mānasaputras, „Söhne des Denkens“, genannt; öfter jedoch Agnishvāttas, jene, die Agni, das „Feuer“, geschmeckt haben; auch Barhishads, die für meditative oder zeremonielle Zwecke auf Kuśa-Gras sitzen; oder man bezieht sich auf sie einfach als Pitṛis, „Väter“ – alles Begriffe, welche die Tradition bewahren, dass solare und lunare Väter, Vorfahren, der frühen Menschheit das Denkvermögen und die Kraft zu wählen brachten, so dass wir Menschen unserer weiteren Evolution mit bewusster Absicht nachgehen können.
Das Erwecken des Denkvermögens in einer Menschheit wäre nicht durch eine einzige heroische Tat zu schaffen gewesen; es muss Hunderte von Tausenden, wenn nicht einige Millionen Jahre gebraucht haben, um das zu erreichen. Und die Menschen jener Periode vor der Morgendämmerung waren zweifellos so unterschiedlich wie wir heute: Wahrscheinlich waren nur wenige erleuchtet, die große Mehrheit der Menschheit befand sich im mittleren Bereich der Verwirklichung, während einigen die Motivation zur Aktivierung ihres Potenzials fehlte. Das Kommen der Lichtbringer war in der Tat ein Akt des Mitleids, und doch war es auch auf Grund karmischer Verbindungen mit der Menschheit aus früheren Weltzyklen vorherbestimmt.
Verständlicherweise rief die Entfesselung dieser neuen Macht in einer Menschheit, die bislang im Gebrauch des Wissens ungeschult war, nach Leitern und Lehrern, die den Weg weisen. Legenden und Traditionen vieler Völker berichten, dass höhere Wesen zurückblieben, um zu lehren, zu inspirieren und sowohl die Aspiration als auch den Intellekt zu hegen. Sie vermittelten praktische Fertigkeiten: Navigation, Sternkunde, Metallurgie und Ackerbau, Kräutermedizin, Kardätschen und Spinnen sowie Hygiene und auch eine Liebe für die Schönheit durch die Künste. Aber wichtiger als alles andere war, was als innerer Talisman für die folgenden Zyklen diente – tief in das Seelengedächtnis jener frühen Menschen prägten sie bestimmte fundamentale Wahrheiten über sich selbst und über den Kosmos ein.
Im Westen feilten Poeten und Philosophen Jahrhunderte hindurch an Legenden rund um Prometheus, die der griechische Poet Hesiod (8. Jahrhundert v. Chr.) aus sehr alten Quellen aufgezeichnet hatte. Unter anderen machten Aeschylos, Plato, Vergil, Ovid und in jüngerer Zeit Milton, Shelley und andere verschiedene Facetten der Geschichte unsterblich. In seinen Dialogen weist Plato oft auf eine Weisheit jenseits seiner erzählten Mythen hin und in seinem Protagoras (§ 320 ff.) erzählt er von der Begegnung des Epimetheus (Nach-Denker) mit seinem älteren Bruder Prometheus (Vor-Denker). Als der Zyklus für die Gestaltung der „sterblichen Kreaturen“ gekommen war, bildeten sie die Götter aus den Elementen von Erde und Feuer „im Innern der Erde“, aber bevor sie ans Tageslicht gebracht wurden, beauftragten sie Epimetheus und Prometheus, jedem seine angemessenen Eigenschaften zuzuweisen. Epimetheus bot an, die Hauptarbeit zu leisten, und überließ Aufsicht und Zustimmung Prometheus.
Alles ging gut, was die Ausstattung der Tiere mit passenden Eigenschaften anlangte; aber, ach, Epimetheus entdeckte, dass er alle Eigenschaften aufgebraucht hatte, „und als er den Menschen erreichte, der noch nicht versorgt war, war er schrecklich verwirrt“. Prometheus hatte nur eine Zuflucht, und die bestand darin, sich heimlich aus dem gemeinsamen Arbeitsraum von Athene, der Göttin der Künste, und Hephaistos, dem Gott des Feuers und des Handwerks, das zu verschaffen, was nötig war, um „den Menschen seinerseits auszustatten, dass er ins Tageslicht hinausgehen konnte“. Prometheus eilte zur Schmiede der Götter, wo das immerwährende Feuer des Denkens brannte. Er stahl Glut aus dem heiligen Herd, stieg wieder zur Erde hinab und erweckte das latente Denkvermögen des Menschen mit dem Feuer des Himmels. Der denkende Mensch war geboren: Statt schlechter ausgestattet zu sein als die Tiere, die Epimetheus so gut versorgt hatte, stand er nun als potenzieller Gott da, sich seiner Macht bewusst und doch auf natürliche Weise wissend, dass er von jetzt an zwischen Gut und Böse wählen und sich der Gabe, welche Prometheus gebracht hatte, als würdig erweisen musste.
Zunächst lebten die jugendlichen Menschen (wir selbst) in Frieden, aber im Laufe der Zeit wendeten viele von uns ihre Gedankenkraft selbstsüchtigen Zielen zu und befanden sich in einem „Prozess der Zerstörung“. Zeus, der unsere verzweifelte Lage beobachtete, rief Hermes zu sich und ermächtigte ihn, sich schnell zur Erde zu begeben und jedem Mann und jeder Frau „Ehrfurcht und Gerechtigkeit“ einzuflößen, so dass alle und nicht nur wenige Begünstigte an den Tugenden teilhaben sollten. Kurz gesagt, wir Menschen sind – wie ungleich auch immer in Bezug auf Talent oder Möglichkeit – gleich an göttlichem Potenzial.
Plato überliefert die schöne Wahrheit in Form des Mythos, dass Zeus im Menschen nicht nur die Saat der Unsterblichkeit ausbrachte (siehe auch Timaios § 41), sondern zu gegebener Zeit auch die Glut des Feuers zur selbstbewussten Wahrnehmung seiner Göttlichkeit entfachte – das Werk des Prometheus, dessen Wagemut und Opfer um der Menschheit willen ihn zum edelsten Helden machen.
Richtig verstanden, erzählt das dritte Kapitel der Genesis dieselbe Geschichte. Gott warnt Adam und Eva, nicht von der Frucht des Baums der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen, oder sie würden sterben. Aber die Schlange versichert Eva, dass sie „mitnichten des Todes sterben werden“, denn Gott – oder vielmehr die Götter, 'Elohīm, Plural – weiß (wissen), dass, sobald sie davon essen, „ihre Augen aufgehen; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse“. Sie aßen und „starben“ – als eine Rasse unvernünftiger Kinder – und wurden wahrhaft menschlich, wurden wie Götter und kannten Gut und Böse. Und hier sind wir – Götter in unserem Innersten, obwohl wir uns zum größten Teil der Tatsache nicht bewusst sind, denn das Gedächtnis für diese bedeutungsvolle Wahrheit ist verblasst.
Wenn wir uns derselben Geschichte in den Stanzen des Dzyan der Geheimlehre zuwenden, entdecken wir:
Die großen Chohans riefen zu den Herren des Mondes, der luftigen Körper: „Bringet Menschen hervor, Menschen von eurer Natur. Gebt ihnen ihre Formen im Innern. Sie [Mutter Erde] wird Hüllen aufbauen außen. Männlich-weiblich werden sie sein. Herren der Flamme auch …“
Jeder Einzelne ging an seinen ihm zugeteilten Platz: Sieben von ihnen, jeder an seine Stelle. Die Herren der Flamme bleiben zurück. Sie wollten nicht gehen, sie wollten nicht schaffen.
– SD 2:16, GL 2:17-18
So geschah es, dass sieben mal sieben Geschöpfe gebildet wurden, schattenhaft und jedes nach seiner eigenen Art. Allerdings mussten die Wesen mit Denkvermögen erst noch geboren werden. Die Väter stellten jeder das, was sie besaßen, zur Verfügung, auch den Geist der Erde. Das war nicht genug: „Der Atem braucht ein Denkvermögen, um das Weltall zu umfassen; ‘Wir können es nicht geben’, sagten die Väter. ‘Ich hatte es nie!’, sagte der Geist der Erde.“ Der frühe Mensch blieb ein „leeres, unvernünftiges“ Wesen.
„Wie handelten die Mānasa, die Söhne der Weisheit?“ Sie wiesen die frühen Formen als ungeeignet zurück; aber als die dritte Rasse hervorgebracht wurde, „die Starken mit Knochen“, sagten sie: „Wir können wählen, wir haben Weisheit.“ Einige traten in die schattenhaften (astralen) Formen ein; andere „entsendeten Funken“; wieder andere „warteten bis zur vierten“ Rasse. Diejenigen, in die der Funke des Denkvermögens voll eintrat, wurden zu Erleuchteten, Weisen, Führern und Leitern der durchschnittlichen Menschheit, auf welche der Funke nur teilweise übertragen worden war. Diejenigen, auf die der Funke nicht übertragen worden war oder wo er nur schwach brannte, waren unverantwortlich; sie paarten sich mit Tieren und zeugten Monster. Die Söhne der Weisheit bereuten: „Das ist Karma“, sagten sie, weil sie sich geweigert hatten zu schaffen. „Lasst uns in den anderen wohnen. Lasst sie uns besser belehren, damit nicht Schlimmeres geschehe. Sie taten es … Da wurden alle Menschen mit Manas [Denkvermögen] begabt.“
So brachte die dritte Rasse die vierte hervor, deren Bewohner „voller Stolz in die Höhe wuchsen“. Als der Evolutionszyklus rasch auf seinen niedrigsten Punkt auf dem Bogen des materiellen Abstiegs zusteuerte, wurden die Versuchungen immer mehr. Es wird berichtet, dass eine schreckliche Schlacht zwischen den Söhnen des Lichts und den Söhnen der Finsternis tobte. „Die ersten großen Wasser kamen. Sie verschlangen die sieben großen Inseln.“ Die Söhne des Lichts wurden in der aufkommenden fünften Rasse geboren – unserer eigenen –, um ihr die nötige spirituelle Triebkraft zu geben, und „lehrten und unterwiesen sie“.2
Das Entzünden unserer intellektuellen Fähigkeiten war ein Höhepunkt in der menschlichen Evolution. Es erweckte unser Bewusstsein für alles. Wir wurden uns bewusst, wer und was wir sind – selbstbewusst. Das Wissen verlieh uns Macht: Macht zu wählen, zu denken und zu handeln – weise und unweise. Es verlieh uns die Fähigkeit, andere zu lieben und zu verstehen. Es regte die Sehnsucht an, unsere Fähigkeiten zu entwickeln und zu erweitern. Der Prozess stellte uns vor die größte aller Herausforderungen: das Erwachen unserer Kräfte sowohl zum Wohl als auch zum Verderben, was in einem Kampf zwischen dem Licht und den dunklen Kräften in uns seinen Höhepunkt fand. Wenn wir das mit mehreren Milliarden menschlicher Seelen multiplizieren, verstehen wir leicht, warum es einen andauernden Konflikt von Willenskräften gab und noch gibt.
Während des dritten großen Rassenzyklus oder der Wurzelrasse blieben die Mānasaputras, die ihre Denkessenz mit dem latenten Denkvermögen der frühen Menschen vereinten, als göttliche Unterweiser mitten unter uns. Aber unweigerlich kam eine Zeit, in der diese höheren Wesen sich zurückzogen, so dass die junge Menschheit sich selbstständig evolvieren und entwickeln konnte. Sie zogen sich aus unserer unmittelbaren Gegenwart zurück, aber niemals ihre Liebe und ihre schützende Fürsorge, genauso wie eine Mutter oder ein Vater niemals müde wird, die eigenen Kinder zu lieben. Die weisen Eltern lernen, dass die größte Gabe, die sie ihren Kindern geben können, ihr Vertrauen in sie ist, dass sie es alleine schaffen können. Das ist es, was die Mānasaputras für uns taten; und was unsere Gott-Essenz ununterbrochen für den menschlichen Teil von uns tut.
Tatsächlich sind wir Mānasaputras, obwohl das Denkvermögen in seinen höheren Bereichen noch nicht vollständig in uns manifestiert ist. Dennoch bleiben die Wahrheiten, welche die aus dem Denken geborenen Söhne in unser Seelengedächtnis eingepflanzt haben, ein wesentlicher Teil von uns. Damit wir mit diesem angeborenen Weisheits-Wissen unentwegt wieder in Kontakt treten, kommen wir wieder und wieder auf die Erde: um wiederzuentdecken, wer wir wirklich sind, Gefährten der Sterne, Galaxien und Mitmenschen ebenso gewiss wie Brüder von Feld, Ozean und Himmel – ein fließendes Bewusstsein von unserem Elternstern zu Kristall und Diamant und weiter bis zu den kleinsten Lebensformen, welche die Welt der Atome beleben. Auch die verschiedenen Klassen von elementalen oder ursprünglichen Wesen dürfen wir nicht übersehen, welche die Integrität der Elemente von Äther, Feuer, Luft, Wasser und Erde erhalten.
Es mag sonderbar erscheinen, sich uns als ein fließendes Bewusstsein vorzustellen, und doch sind wir genau das. Wir betrachten unser menschliches Selbst als eine getrennte Einheit, wenngleich es tatsächlich nur eine Zelle – so könnte man sagen – des erhabeneren Wesens ist, in dem die Menschheit lebt und ihre bewusste evolutionäre Erfahrung macht. Getrenntsein ist eine Illusion. Es gibt eine Wechselbeziehung zwischen allen Familien in der Natur – in dem Sinn, dass alle Wesen einen kleinen Teil von sich selbst zum Wohle der Reiche über und unter sich opfern. Es gibt einen ständigen Austausch an Hilfestellung, den wir öfter erahnen könnten, könnten wir unser Einssein mit allen verspüren. Mit einem stetigen Austausch der Lebensatome und vielerlei Arten von Energien findet ein karmisches Ineinandergreifen zwischen allen Naturreichen statt. Tatsächlich tragen wir das Mineral-, Pflanzen- und Tierreich in uns und ebenso die Elementalreiche; und wir haben auch die göttlichen Reiche in uns, weil wir Götter in Menschengestalt sind. Wir überbetonen allzu oft unser scheinbares Getrenntsein.
Heute bestätigt eine erstaunliche Reihe an Beweisen, dass das Bewusstsein eins ist und dass es – während es sich auf verschiedene Arten als Stein, Pflanze, Tier und Mensch manifestiert – ein fließender Lebensstrom ist. Experimente mit Pflanzen beispielsweise deuten auf die Empfänglichkeit der Pflanzen für menschliche Gedanken und Musik hin. Wenn es eine wechselseitige Beeinflussung der Schwingung – sowohl negativ als auch positiv – zwischen Menschen und Pflanzen gibt, existiert sie bestimmt ebenso unter unserer eigenen Art. Der fortwährende Austausch von Gedankenenergien, von Gedankenatomen, zwischen uns ist nicht auf das Menschenreich oder unseren Planeten begrenzt. Wenn wir über das lebendige Netzwerk der magnetischen und seelischen Kraft zwischen uns und jedem Aspekt des kosmischen Organismus, den wir als unser Universum bezeichnen, nachdenken, fühlen wir etwas von der Größe unserer Verantwortung. Wenn wir alles, was sich in unseren persönlichen Umständen, in unseren sozialen und gemeinschaftlichen Beziehungen ereignet, aus dieser Perspektive, mit dem Auge unseres unsterblichen Selbst betrachten könnten, würden wir jeden Aspekt des menschlichen Lebens verändern.
Die Mysterienschulen
Grace F. Knoche
3 – Raison d’être der Mysterien
Naturkatastrophe um Naturkatastrophe ereignete sich, und der bleierne Abschaum der vierten Rasse verfiel dem Untergang, überflutet von den Wassern des Himmels und der Erde, als die Länder dem karmischen Gesetz entsprechend überschwemmt wurden. Gemeinsam mit dem Untergang von Atlantis, der sich über mehrere Millionen Jahre erstreckt hatte, waren in anderen Teilen des Globus neue Länder emporgestiegen. Sie wurden im Laufe der Zeit von bestimmten Atlantiern bevölkert, die sich in zwei oder drei großen Migrationswellen dort niederließen (siehe G. de Purucker, Studies in Occult Philosophy, S. 16-25).
So brachte die vierte Wurzelrasse die fünfte hervor, deren Wiege die Wüste von Shamo oder Gobi und die umliegenden Hochebenen war – ein Land, dessen heute sandige Wüsten keinen Hinweis auf die einst reiche Pflanzenwelt der Länder geben, wo Wälder und Seen eine Abfolge der größten der Welt je bekannten Zivilisationen erlebten. Hier wurden während vieler Millionen Jahre, während Atlantis in seinem Todeskampf lag, die Samen der neuen Rasse in den jungfräulichen Boden gesät.
Die Natur ist in ihren Arbeitsweisen gütig. Während ihre Menschenkinder dem Wirken von Karma und zyklischer Wiederverkörperung begegnen und von Angesicht zu Angesicht gegenüber treten müssen, bringt sie ihren Samen dennoch bei der Geburt einer jeden neuen Rasse in jungfräulichen Boden aus, so dass die kindliche Rasse in Reinheit empfangen und in Spiritualität genährt werden kann. Auf diese Weise von Egos bevölkert, die während der Umbrüche des atlantischen Lebens rein und stark geblieben waren und die erneut von halbgöttlichen Wesen unterstützt wurden, welche in ihre Mitte traten, wurde die neue Rasse zu einem Brennpunkt spirituellen Lichts. Wie Meister KH schrieb:
die höchsten Planetengeister, jene, die nicht mehr irren können, … erscheinen nur beim Ursprung jeder neuen menschlichen Art auf Erden; am Kreuzungspunkt und beim Zusammentreffen der beiden Enden des großen Zyklus. Und sie verweilen bei den Menschen nicht länger als die Zeitspanne, die erforderlich ist, um die ewigen Wahrheiten, die sie lehren, dem plastischen Denkvermögen der neuen Rassen so wirksam einzuprägen, dass sichergestellt ist, dass sie in den folgenden Zeitaltern von den kommenden Generationen nicht verloren oder vollständig vergessen werden. Die Mission des Planetengeistes ist es nur, den GRUNDTON DER WAHRHEIT anzuschlagen.
– The Mahatma Letters to A. P. Sinnett, Brief ix, S. 40-1
Parallel zur Gründung der Mysterienschulen in Atlantis vor etwa vier oder fünf Millionen Jahren trat die fünfte oder arische Rasse 1langsam ins Dasein, gewaltig unterstützt durch Egos von spiritueller Feinheit, welche durch Bande göttlicher Verwandtschaft dorthin gezogen wurden. Der Boden war allmählich vorbereitet; und nachdem das Werk – den „Grundton der Wahrheit“ anzuschlagen – vollbracht war, zogen sich die Halbgötter in ihre höheren Sphären zurück. Vor einer Million Jahren wurde die neue Rasse in ihr Erwachsenen-Dasein geleitet, geprägt mit dem Wissen um „ewige Wahrheiten“.
Die Jahrhunderte zogen dahin und eine Zivilisation folgte der anderen. In den Herzen der Menschen trübte sich wieder einmal die Liebe zur Wahrheit und die alten Vorschriften wurden nicht mehr angewendet. Die Mysterien wurden noch mehr zurückgezogen, so dass das einst universale Wissen jetzt der begehrteste Lohn wurde, von der Großen Bruderschaft jener auserwählten Minderheit verliehen, deren Leben der Wahrheit und der Wahrheit allein gewidmet war, unbefleckt von Schwäche oder selbstsüchtigem Ehrgeiz. Mit dauerhafter Beständigkeit blieb der Zweck der Mysterien seinem Charakter nach dreifältig:
(1) Die stetige Spiritualisierung des Gedankenlebens der Menschheit, damit das Wissen um spirituelle Dinge in die Herzen eindringen und das Leben mit der Zeit zu einer friedlichen Segnung wird, anstatt zu einem tragischen Konflikt.
(2) Saatfelder für Adepten anzulegen, Kinderstuben für künftige Anwärter, die durch Erprobung und Initiation die höchste Würde der Mitgliedschaft in der Großen Bruderschaft erlangen können.
(3) Die Bewahrung der von Menschenhand unbefleckten Wahrheit für künftige Rassen; und die Verbesserung des Wissens um die Wahrheit durch das Forschen geschulter Seher nach den Geheimnissen der Natur in den sichtbaren und unsichtbaren Welten.
Das erste dieser Ziele wird durch das periodische Erscheinen der großen Weltenlehrer – der Inspiratoren dessen, was später die großen religiösen und philosophischen Schulen wurden – erfüllt: Boten der Loge, die in zyklischen Perioden erscheinen, um erneut den „Grundton der Wahrheit“ anzuschlagen. Daher wurde jede große Religion, jede edle Philosophie, jede fundamentale wissenschaftliche Entdeckung aus dem Heiligtum geboren, um zu einer neuen Religion, einer neuen Philosophie, einer neuen Wissenschaft zu werden: frisch und neu für das Zeitalter und die Menschen, aber älter als die Zeitrechnung, da sie im Schoße des esoterischen Altertums gehegt wurden:
Alles, was in der menschlichen Natur gut, edel und großartig ist, jede göttliche Fähigkeit und Aspiration, wurde von den Priester-Philosophen genährt, die sie in ihren Initiierten zu entwickeln suchten. Ihr auf Altruismus basierender ethischer Kodex ist universal geworden.
– „The Origin of the Mysteries“, BCW 14: 256
Das zweite dieser Ziele bedarf zu seiner Vollendung Zeitalter und ist tief okkult: das verborgene Feuer der Göttlichkeit in der menschlichen Seele zu erwecken und durch das Entfachen jener Flamme die Schlacke der Unvollkommenheit, der Trägheit und des unwürdigen Verlangens aus dem Herzen zu brennen. Eines der zwingenden Ziele einer solchen Schulung liegt darin, den Menschen das innere Sehen wieder zu geben, sie von „jeder Gefahr der Versklavung zu befreien, sei es durch einen Menschen oder eine Idee“ (BCW 14: 251; siehe auch ML, S. 40-1).
Der Schüler muss zu einem Träger von Vajra-Dhara (zu einem ‘Diamant-Träger’) werden, ein für den Bodhisattva Gautama gebrauchter Titel, dessen vielseitiges Herz die Sorgen der Menschen immer mitleidsvoll wiederspiegelte, dessen spirituelle Essenz jedoch einem Diamanten glich, unnachgiebig in seinem Kern gegenüber der subtilen Verkleidung der Illusion (Māyā).
Das dritte dieser Ziele wird durch die Auswahl von Anwärtern für die Bruderschaft ermöglicht, so dass (a) die Wahrheit – ungetrübt von menschlicher Selbstsucht – bewahrt werden kann; und (b) die Erforschung der Geheimnisse der Natur ungehindert weitergehen kann und die Ergebnisse solchen Forschens von vielen Generationen geschulter Seher geprüft und wieder geprüft und erst dann als okkulte Tatsache zum Wohle der Menschheit aufgezeichnet werden.
Was die Arbeit der Meister betrifft, spricht das folgende Zitat aus dem Jahr 1881 von einem der ihren für sich selbst:
Wenn wir über Generationen ‘die Welt von der Kenntnis unseres Wissens ausgeschlossen haben’, so geschah dies wegen ihrer absoluten Untauglichkeit; und wenn sie trotz der gelieferten Beweise sich immer noch weigert, sich diesem Zeugnis zu beugen, dann werden wir uns am Ende dieses Zyklus erneut in unsere Einsamkeit und unser Reich des Schweigens zurückziehen. … Wir haben angeboten, die Urschichten des menschlichen Wesens, seine Grundnatur, aufzudecken und die wunderbaren Verflechtungen seines inneren Wesens bloßzulegen – etwas, was in seinem letzten Ausdruck von der Physiologie oder sogar von der Psychologie niemals erreicht werden kann – und dies wissenschaftlich zu demonstrieren. Auch wenn die Grabungen noch so tief und die Felsenriffe noch so rauh und scharf sind, kümmert es sie wenig, dass die meisten von uns bei dieser gefahrvollen Erkundung, wenn wir in diesen – für sie – bodenlosen Ozean eintauchen, zugrunde gehen; denn wir waren die Taucher und Pioniere, und die Männer der Wissenschaft brauchen nur zu ernten, wo wir gesät haben. Es ist unsere Aufgabe, zu tauchen und die Perlen der Wahrheit an die Oberfläche zu bringen; die ihre – sie zu reinigen und sie zu wissenschaftlichen Juwelen zu fassen. Und wenn sie sich weigern, die missgeformte Austernschale zu berühren, darauf bestehend, dass keine wertvolle Perle in ihrem Inneren ist oder sein kann, dann werden wir wieder einmal unsere Hände von jeder Verantwortung für die Menschheit reinwaschen.
– ML, 50-1
Ohne Dank, unbekannt, unbeachtet fahren die Meister in ihrer mitleidsvollen Arbeit zur Erleuchtung der Menschheit fort – eine Arbeit, die in ihrem Ausströmen von spiritueller Vitalität viele Millionen Jahre lang nie aufgehört hat und eine weitere solche Periode andauern wird, wenn es die Notwendigkeit erfordert, bis zu der Zeit, in der die Menschheit aus ihrer Lethargie erwacht und wieder einmal gewillt ist, ihr Herz mit der Wahrheit zu vereinigen. Der Meister KH fährt fort:
Zahllose Generationen lang hat der Adept einen Tempel aus unvergänglichem Gestein aufgebaut, einen gewaltigen Turm UNBEGRENZTEN DENKENS, in dem der Titan wohnt, und er wird, wenn es sein muss, allein dort verweilen und nur am Ende eines jeden Zyklus aus ihm hervorkommen, um die Auserwählten der Menschheit einzuladen, mit ihm zusammen zu arbeiten und ihm bei seiner Aufgabe zu helfen, die abergläubische Menschheit zu erleuchten. Und wir werden mit dieser unserer periodischen Arbeit fortfahren. Wir werden uns in unseren philantropischen Anstrengungen nicht hindern lassen – bis zu jenem Tag, an dem die Fundamente eines neuen Kontinents des Denkens so gefestigt sind, dass die Summe von Opposition und unwissendem Hass, gelenkt von den Brüdern des Schattens, nicht zur Vorherrschaft gelangen kann.
– S. 51
Fußnoten
1. Arisch stammt von dem Sanskritwort ārya, „edel“, und bezog sich ursprünglich auf die indo-europäischen Völker, die aus Zentralasien nach Europa, dem mediterranen Becken, nach Persien und auf die indische Halbinsel wanderten. Im theosophischen Sprachgebrauch bezeichnet die arische oder fünfte Wurzelrasse allgemeiner den gegenwärtigen menschlichen Evolutionszyklus, der – wie die vierte Rasse – „beinahe eine unzählige Anzahl von Rassen und Nationen“ umfasst (SD II: 433-4 und Fußn.). [back]