IV – 1891

Fünfter Jahreskonvent – 26./27. April
Amerikanische Abteilung der Theosophischen Gesellschaft
Steinert Hall, Boston, Massachusetts.

Brief von H. P. Blavatsky, vorgelesen von Annie Besant in der Nachmittagversammlung, 26. April.

Wörtlich wiedergegeben aus dem maschinengeschriebenen Original im Archiv der Theosophischen Gesellschaft, Pasadena.

 

 

AN DEN BOSTONER KONVENT, TG 1891

Zum dritten Mal seit meiner Rückkehr nach Europa im Jahr 1885 kann ich meinen theosophischen Brüdern und Gefährten in den Vereinigten Staaten einen Vertreter aus England zum jährlichen theosophischen Konvent entsenden, um meine Grüße und herzlichen Glückwünsche mündlich zu übermitteln. Ständig körperlich leidend, bleibt mir als einziger Trost, vom Fortschritt der Heiligen Sache zu hören, der ich meine Gesundheit und Kraft gegeben habe; nachdem diese dahinschwinden, kann ich der Sache jetzt nur meine leidenschaftliche Ergebenheit und niemals nachlassenden guten Wünsche für ihren Erfolg und ihr Wohlergehen darbieten. Mehr als Worte erzählen können, ermuntern und erfreuen mich deshalb als Beweise des Wachstums die Nachrichten, die mit jeder Post aus Amerika eintreffen und über neue Zweige und wohlerwogene und geduldig ausgearbeitete Pläne zur Förderung der Theosophie berichten. Theosophische Gefährten, ich bin stolz auf Ihre edle Arbeit in der Neuen Welt; Brüder und Schwestern in Amerika, ich danke und segne Sie für Ihre unermüdliche Arbeit für die gemeinsame Sache, die uns allen so teuer ist.

Lasst mich Sie alle nochmals daran erinnern, dass diese Arbeit heute notwendiger ist denn je. Die Periode, die wir jetzt in dem Zyklus erreicht haben, der zwischen 1897- 98 endet, ist und wird weiterhin voller großer Konflikte und fortgesetzter Spannungen sein. Wenn die TG sie durchstehen kann, ist es gut; wenn nicht, wird die Gesellschaft – vielleicht höchst unrühmlich – verschwinden, und die Welt wird leiden, während die Theosophie unversehrt bleiben wird. Ich hoffe inbrünstig, dass ich in meinem derzeitigen Körper keine derartige Katastrophe erleben möge. Die kritische Natur des Stadiums, in das wir eingetreten sind, ist den gegen uns kämpfenden Kräften ebensogut bekannt wie denen, die auf unserer Seite kämpfen. Keine Gelegenheit wird versäumt werden, um Zwietracht zu säen, aus Irrtümern und Fehlern Vorteile zu ziehen, um Zweifel einzuflößen, Schwierigkeiten zu vermehren und Verdächtigungen auszustreuen, um mit allen möglichen Mitteln die Einheit der Gesellschaft zu zerbrechen und die Reihen unserer Gefährten zu lichten und durcheinander zu bringen. Niemals war es für die Mitglieder der TG notwendiger als heute, sich die alte Parabel des Halmenbündels zu Herzen zu mehmen; lose werden sie unvermeidlich, einer nach dem anderen, zerbrechen;vereint gibt es keine Macht auf Erden, die unsere Bruderschaft zerstören könnte. Mit Betrübnis habe ich jetzt sowohl unter Ihnen als auch unter den Theosophen in Europa und Indien eine Tendenz bemerkt, über Kleinigkeiten zu streiten und zu gestatten, dass Sie sich gerade durch Ihre Ergebenheit für die Sache der Theosophie zu Uneinigkeit hineinführen lassen. Glauben Sie mir, dass abgesehen von solchen natürlichen Tendenzen, die zur Unvollkommenheit der menschlichen Natur gehören, unsere stets wachsamen Feinde gerade aus Ihren edelsten Eigenschaften sehr oft Vorteile ziehen, um Sie zu verraten und irrezuführen. Skeptiker werden über diese Behauptung lachen, und selbst einige von Ihnen mögen nur schwach an die tatsächliche Existenz der schrecklichen Kräfte dieser mentalen und daher subjektiven und unsichtbaren, aber dennoch lebendigen und mächtigen Einflüsse um uns herum glauben. Aber es gibt sie, und ich kenne mehr als einen unter Ihnen, der sie gespürt hat und tatsächlich gezwungen worden ist, diesen von außen kommenden, mentalen Druck anzuerkennen. Auf diejenigen, die selbstlos und der Sache ernsthaft ergeben sind, werden sie, wenn überhaupt, nur wenig Eindruck machen. Für einige andere, die ihren persönlichen Stolz über ihre Pflicht gegenüber der TG und sogar über ihr Gelöbnis gegenüber ihrem göttlichen SELBST stellen, ist die Wirkung im Allgemeinen verhängnisvoll. Niemals ist Wachsamkeit sich selbst gegenüber nötiger, als wenn der persönliche Wunsch zu führen und verletzte Eitelkeit sich mit den Pfauenfedern der Ergebenheit und altruistischer Arbeit schmücken. In der gegenwärtigen Krise der Gesellschaft kann mangelnde Selbstkontrolle und Wachsamkeit in jedem Fall tödlich wirken. Die teuflischen Versuche unserer mächtigen Feinde – unversöhnliche Feinde der jetzt bekanntgegebenen und sich durchsetzenden Wahrheiten – können jedoch vereitelt werden. Wenn jeder Gefährte in der Gesellschaft damit zufrieden wäre, eine unpersönliche Kraft für das Gute zu sein, ohne auf Lob und Tadel zu achten, solange er den Zielen der Bruderschaft dient, würde der erzielte Fortschritt die Welt erstaunen und die Arche der TG aus der Gefahr heraussteuern. Ihr Motto des Verhaltens für das kommende Jahr lautet: „Friede mit allen, welche die Wahrheit aufrichtig lieben,“ und der Konvent 1892 wird beredtes Zeugnis für die Stärke ablegen, die aus Einigkeit hervorgeht.

Ihre Position als Vorläufer der sechstenUnterrasse der fünften Wurzelrasse bringt sowohl ihre eigenen speziellen Gefahren als auch ihre besonderen Vorteile mit sich. Das Psychische mit allen seinen Verlockungen und Gefahren entwickelt sich notwendigerweise unter Ihnen, und Sie müssen sich davor hüten, dass die psychische nicht der manasischen und der spirituellen Entwicklung vorauseilt. Vollkommen unter Kontrolle gehaltene psychische Fähigkeiten, die vom Manas-Prinzip überprüft und geleitet werden, sind wertvolle Hilfen in der Entwicklung. Wenn aber diese Fähigkeiten wild wuchern und die Herrschaft übernehmen, statt kontrolliert zu werden, und wenn sie uns benützen, statt benützt zu werden, dann führen sie den Schüler in die gefährlichste Verblendung und in den sicheren moralischen Untergang. Beobachten Sie deshalb diese in Ihrer Rasse und Evolutionsperiode unvermeidliche Entwicklung sorgfältig, damit Sie sich schließlich zum Guten und nicht zum Üblen auswirken möge; und nehmen Sie im Voraus den aufrichtigen und mächtigen Segen Jener entgegen, deren Wohlwollen Sie niemals verlassen wird, wenn Sie sich nicht selbst im Stich lassen.

Ich freue mich, Ihnen berichten zu können, dass hier in England stetige und rasche Fortschritte gemacht werden. Annie Besant wird Ihnen Einzelheiten unserer Arbeit erläutern und Sie über die wachsende Stärke und den zunehmenden Einfluss unserer Gesellschaft unterrichten. Die Berichte, die sie von den europäischen und britischen Abteilungen überbringt, sprechen mit ihren Aufzeichnungen über die Tätigkeit für sich selbst. Der schwer zugängliche englische Charakter, der, wenn einmal erweckt, solide und ausdauernd ist, fügt unserer Gesellschaft ein wertvolles Element hinzu. In England werden starke und feste Fundamente für die TG des zwanzigsten Jahrhunderts gelegt. So wie bei Ihnen werden hier erfolgreiche Versuchen unternommen, hinduistisches Gedankengut im englischen Denken einwirken zu lassen, und viele unserer Hindu-Brüder schreiben jetzt für Luzifer kurze und klare Artikel über indische Philosophien. Da es eine der Aufgaben der TG ist, den Osten und den Westen näher zusammenzubringen, so dass jede Seite die Eigenschaften beitragen kann, die der anderen fehlen, und sich auf diese Weise brüderlichere Gefühle zwischen den so verschiedenen Nationen entwickeln können, wird sich diese literarische Verbindung für die Veröstlichung des westlichen Denkens hoffentlich recht dienlich erweisen.

Die Erwähnung des Luzifer erinnert mich daran, dass die nunmehr gesicherte Grundlage der Zeitschrift in weitem Maße der von amerikanischen Gefährten in einem kritischen Augenblick geleisteten Hilfe zu verdanken ist. Als mein einziges, völlig unabhängiges Kommunikationsmittel mit Theosophen in der ganzen Welt war ihr Fortbestand von großer Bedeutung für die ganze Gesellschaft. Auf ihren Seiten vermittle ich Monat für Monat die Unterrichtung in theosophischen Lehren, wie sie öffentlich möglich ist, und setze so das Wichtigste unserer theosophischen Aufgabe fort. Die Zeitschrift deckt jetzt eben ihre Kosten, und wenn Logen und einzelne Gefährten für ihre zunehmende Verbreitung sorgen würden, könnte sie noch umfassender von Nutzen sein als gegenwärtig. Aus diesem Grund, während ich aus tiefstem Herzen allen danke, die die Zeitschrift so großzügig auf eine solide Grundlage zu stellen halfen, würde ich mich freuen, wenn die Zahl der regulären Abonnenten zunähme, denn ich betrachte diese als meine Schüler, unter denen ich einige finden werde, die sich des Empfangs weiterer Unterweisung fähig erweisen werden.

Nun habe ich alles gesagt. Ich bin nicht kräftig genug, Ihnen eine längere Botschaft zu schreiben, und es ist auch nicht notwendig, da meine Freundin und vertraute Botschafterin, Annie Besant, die hier meine rechter Hand ist, Ihnen meine Wünsche vollständiger und besser zu erklären in der Lage ist, als ich sie schreiben könnte. Schließlich läuft jeder Wunsch und Gedanke, den ich äußern kann, auf diesen einen Satz hinaus, auf meinen niemals ruhenden Herzenswunsch: „Seid Theosophen, arbeitet für die Theosophie!“ – Theosophie zuerst und Theosophie zuletzt; denn nur ihre praktische Verwirklichung kann die westliche Welt von jener selbstsüchtigen, unbrüderlichen Gesinnung retten, die jetzt Rasse von Rasse und eine Nation von der anderen trennt, und von jenem Klassenhass und sozialen Streitigkeiten [das Wort strifes – Streitigkeiten – ist im gedruckten Report of Proceedings in considerations – Erwägungen – geändert worden. K. V. M.], die der Fluch und die Schande der sogenannten christlichen Völker sind. Allein Theosophie kann sie vor dem völligen Versinken in einen völlig luxuriösen Materialismus bewahren, in den sie wie frühere Zivilisationen verfallen werden. In Ihre Hände, Brüder, ist das Gedeihen des kommenden Jahrhunderts vertrauensvoll gelegt; und so groß wie das Vertrauen, so groß ist auch die Verantwortung. Meine eigene Lebensspanne mag nicht lang sein. Doch wenn jemand von Ihnen irgendetwas aus meinen Lehren gelernt oder durch meine Hilfe einen Schimmer von dem wahren Licht erhascht haben sollte, bitte ich Sie Ihrerseits um die Stärkung der Sache, durch deren Sieg das Wahre Licht, das durch Ihr individuelles und vereintes Bemühen noch heller und ruhmvoller gemacht wird, die Welt erleuchten und mich erkennen lassen wird, bevor ich mich von diesem abgetragenen Körper trenne, dass die Stabilität der Gesellschaft gesichert ist.

Mögen die Segnungen der früheren und gegenwärtigen großen Lehrer auf Ihnen ruhen. Nehmen Sie gemeinschaftlich die Versicherung meiner aufrichtigen, nie schwankenden brüderlichen Gefühle und den aufrechten herzlichen Dank für die von allen Mitarbeitern geleistete Arbeit entgegen

von Ihrer [der Lehrer] Dienerin bis zuletzt,
H. P. BLAVATSKY

Abbildung 3

 

 

FRAGMENT II.

DIE ZWEI PFADE

 

 

Wenn Sie mit der Maus über die hervorgehobenen Begriffe hovern, öffnet ein Tooltip mit dem entsprechenden Glossareintrag.

 

 

Und nun, Lehrer des Mitleids, zeige anderen Menschen den Weg. Sieh’, alle, die um Einlaß anklopfen, warten in Unwissenheit und Dunkelheit darauf, daß sich das Tor des Gütigen Gesetzes weit öffnet!

Die Stimme der Kandidaten:

Wirst du, Meister eigener Barmherzigkeit, uns die Herzenslehre enthüllen? Wirst du es ablehnen, deine Diener auf den Pfad der Befreiung zu führen?

Der Lehrer:

Es gibt zwei Pfade und drei große Vollkommenheiten, sowie sechs Tugenden, die den Körper in den Baum der Erkenntnis verwandeln.

Wer wird sich ihnen nähern?

Wer wird sie als erster praktizieren?

Wer wird zuerst die Lehre von den zwei Pfaden, die eigentlich nur einen erlaubt, vernehmen, die unverschleierte Wahrheit über das Geheime Herz? Das Gesetz, das Schulgelehrsamkeit scheut, lehrt Weisheit und offenbart eine Geschichte des Leides.

O, wenn doch alle Menschen von Alaya Besitz ergreifen würden und mit der großen Seele eins wären. Wie schade, daß sie sich Alaya so wenig zu Nutze machen!

Sieh’, genau wie der Mond von den ruhigen Wellen widerspiegelt, so wird Alaya vom Kleinen wie vom Großen reflektiert, er spiegelt sich im winzigsten Atom und dennoch gelingt es ihm nicht, das Herz von allem zu erreichen. Schade, daß so wenig Menschen aus der Gabe Nutzen ziehen und die unschätzbare Wohltat, die Wahrheit, die richtige Wahrnehmung der existierenden Dinge und die Erkenntnis dessen, was hinter ihnen liegt, erlangen können!

Der Schüler fragt:

Was, o Lehrer, soll ich tun, um Weisheit zu erlangen?

Was, o Weiser, um vollkommen zu werden?

Such’ nach den Pfaden. Aber, o Lanu, sei reinen Herzens, ehe du deine Reise beginnst. Lerne noch vor deinem ersten Schritt, das Wirkliche vom Falschen, das immer Flüchtige vom ewig Dauernden zu unterscheiden. Lerne vor allem, Kopfwissen von der Seelenweisheit, die »Augen-« von der »Herzenslehre« zu trennen.

Ja, Unwissenheit ist wie ein verschlossenes, luftleeres Gefäß und die Seele wie ein in ihm eingeschlossener Vogel. Er zwitschert nicht und ist unfähig, eine Feder zu rühren. Stumm und betäubt sitzt der Sänger und stirbt schließlich vor Erschöpfung.

Unwissenheit ist immer noch besser als ein von keiner Seelenweisheit erleuchtetes, gelenktes Kopfwissen.

Die Samen der Weisheit können im luftleeren Raum nicht sprießen und wachsen. Um zu leben und Erfahrung zu sammeln, benötigt der Verstand Weite, Tiefe und Anhaltspunkte, die ihn zur Diamant-Seele führen. Suche diese Anhaltspunkte nicht in Māyās Reich, erhebe Dich vielmehr über die Illusionen, suche das ewige und wechsellose SAT und mißtraue den falschen Vorspiegelungen der Einbildungskraft.

Der Verstand gleicht einem Spiegel. Während er reflektiert, sammelt er Staub. Er benötigt die sanften Brisen der Seelenweisheit, um den Staub der Illusionen wegzuwischen. Suche, Anfänger, deinen Verstand und deine Seele harmonisch zu verbinden.

Vermeide Unwissenheit und halte dich von Illusion fern. Wende dein Gesicht ab von den Täuschungen der Welt. Mißtraue deinen Sinnen, denn sie sind fehlerhaft. Suche jedoch im Inneren deines Körpers – im Schrein deiner Empfindungen – im Unpersönlichen nach dem »ewigen Menschen«, und wenn du ihn gefunden hast, dann schaue nach innen: Du bist Buddha.

Scheu’ Lob, Ergebener. Lob führt zur Selbsttäuschung. Der Körper ist nicht das Selbst, dein wahres SELBST ist körperlos, unberührbar von Lob und Tadel.

Selbstgefälligkeit, o Schüler, gleicht einem hochragenden Turm, den ein anmaßender Tor erstiegen hat. Dort sitzt er in stolzer Einsamkeit. Keiner nimmt ihn wahr, nur er sich selbst.

Falsche Gelehrsamkeit wird von den Weisen abgelehnt und vom guten Gesetz in alle Winde zerstreut. Sein Rad dreht sich für alle, für Bescheidene und Stolze. Die »Augenlehre« ist für die Vielen, die »Herzenslehre« für die Auserwählten. Erstere brüsten sich voll Stolz: »Sieh’ her, ich weiß«; letztere, die ihren Wissensschatz in Demut sammelten, bekennen leise: »So habe ich gehört«.

Die »Herzenslehre«, Schüler, wird »Großes Sieb« genannt.

Das Rad des guten Gesetzes bewegt sich rasch weiter. Es mahlt bei Nacht und Tag. Wertlose Spreu fegt es weg vom goldenen Korn, vom Mehl den Abfall. Die Hand Karmas lenkt das Rad, seine Umdrehungen markieren die karmischen Herzschläge.

Wahres Wissen ist das Mehl, falsche Gelehrsamkeit die Spreu. Wenn du das Brot der Weisheit kosten möchtest, mußt du dein Mehl mit Amritas1 klaren Wassern durchkneten. Falls du jedoch die Spreu mit Māyās Tau durchknetest, kannst du nur Nahrung für die schwarzen Tauben des Todes bereiten, für die Vögel, die Geburt, Verfall und Leid verheißen.

Wenn man dir sagt, um ein Arhan zu werden, müßtest du aufhören, alle Wesen zu lieben – sage ihnen, sie lügen.

Wenn man dir sagt, um Befreiung zu erlangen, müßtest du deine Mutter hassen und deinen Sohn vernachlässigen, müßtest du deinen Vater verleugnen, ihn »Haushalter« nennen und dürftest gegen Mensch und Tier keinerlei Mitleid zeigen – sage ihnen, ihre Zunge spricht die Unwahrheit.

Solches lehren die Tīrthikas, die Ungläubigen2.

Wenn man dich lehrt, aus Tätigkeit entstünde Sünde und aus absoluter Untätigkeit Seligkeit, dann sage ihnen, sie irrten sich. Die Nichtausführung menschlicher Handlung, die Befreiung des Verstandes aus der Knechtschaft durch Einstellung von Sünden und Fehlern ist nichts für »Deva Egos«3. So sagt die »Herzenslehre«.

Der Dharma des »Auges« verkörpert das Äußerliche und das Nichtewige.

Der Dharma des »Herzens« verkörpert Bodhi4, das Beständige und Ewige.

Die Lampe brennt hell, wenn der Docht und das Öl rein sind. Um sie aber rein zu machen, ist ein Reiniger vonnöten. Die Flamme fühlt den Prozeß der Reinigung nicht. »Die Zweige eines Baumes werden vom Wind geschüttelt, doch der Stamm bleibt unbewegt.«

Tätigkeit und Untätigkeit können in dir Raum finden. Während dein Körper tätig ist, kann dein Geist ruhig, deine Seele klar wie ein Bergsee sein.

Willst du ein Yogi der »Zeitperiode« werden? Dann, o Lanu: –

Glaube nicht, du müßtest dich in stolzer Abgeschlossenheit und fern von Menschen in dunklen Wäldern aufhalten. Glaube nicht, es sei nötig, von Wurzeln und Pflanzen zu leben und du müßtest deinen Durst mit Schnee des großen Gebirges stillen – glaube nicht, Ergebener, ein solches Verhalten würde dich zum Ziel der endgültigen Befreiung führen.

Denke nicht, du müßtest deine Knochen zerbrechen, dein Fleisch und deine Muskeln zerreißen, um dich mit deinem »Stillen Selbst« zu vereinigen. Denke nicht, wenn die Sünden deiner groben Form besiegt sind, o Opfer deiner Schatten, deine Pflicht gegenüber der Natur und dem Menschen wäre erfüllt.

Die Erhabenen haben solche Handlungsweisen verschmäht. Der Löwe des Gesetzes, der Herr des Erbarmens5, entsagte der süßen, aber selbstsüchtigen Ruhe in stiller Wildnis, sobald er die wahre Ursache des menschlichen Leides erkannt hatte. Aus einem Āranyaka wurde Er der Menschheit Lehrer. Nachdem Julai in Nirvāna eingegangen war, predigte Er auf den Bergen und in den Tälern und hielt Zwiesprache in den Städten mit Devas, Menschen und Göttern.

Säe liebevolle Taten und du wirst ihre Früchte ernten. Wenn Barmherzigkeit not tut, wird Untätigkeit zu einer Tat der Todsünde.

So sagt der Weise.

Sollst du dich der Tätigkeit enthalten? Auf diese Weise wird deine Seele keine Freiheit gewinnen. Um Nirvāna zu erreichen, muß man erst Selbsterkenntnis erlangen, und Selbsterkenntnis ist das Kind liebevoller Taten.

Habe Geduld, Kandidat, gleiche jenem, der keinen Fehlschlag fürchtet und keinen Erfolg erstrebt. Richte den Blick deiner Seele fest auf den Stern, dessen Strahl du bist, auf den flammenden Stern, der in den dunklen Tiefen des Immerseienden, den grenzenlosen Gefilden des Unerkennbaren leuchtet.

Habe Ausdauer wie einer, der für immer ausharrt. Deine Schatten leben und vergehen. Das, was in dir für immer leben wird, das, was in dir weiß, weil es Wissen ist, ist nicht von flüchtigem Leben: es ist der Mensch, der war, der ist und sein wird, für den die Stunde niemals schlägt.

Wenn du süßen Frieden und Ruhe ernten willst, Schüler, säe verdienstvolle Samen auf die Felder zukünftiger Ernten. Nimm die Leiden der Geburt auf dich.

Tritt aus dem Sonnenlicht in den Schatten, um mehr Platz für andere zu schaffen. Tränen, die den ausgetrockneten Boden des Leids und der Sorge bewässern, bringen die Blüten und Früchte karmischer Wiedervergeltung hervor. Aus dem Schmelzofen des menschlichen Lebens und seinem schwarzen Rauch erheben sich beschwingte, gereinigte Flammen, die unter dem Auge Karmas emporzüngeln und schließlich den herrlichen Stoff der drei Gewänder des Pfades weben.

Diese Gewänder sind: Nirmānakāya, Sambhogakāya und Dharmakāya, das erhabenste Gewand.

Wahr ist’s das Shangna-Gewand kann ewiges Licht verleihen. Nur das Shangna-Gewand bewirkt das Nirvāna des Verlöschens. Es verhindert das Wiedergeborenwerden, aber es tötet auch, Lanu – das Mitleid. Die vollkommenen Buddhas, die sich mit der Herrlichkeit des Dharmakāya bekleiden, können nicht länger an der Erlösung der Menschheit mitwirken. Wehe! Sollen die SELBSTE dem Selbst geopfert werden, die Menschheit dem Wohle einzelner?

Wisse, Anfänger, dies ist der Offene PFAD, der Weg zu selbstsüchtiger Glückseligkeit, gemieden von den Bodhisattvas des »Geheimen Herzens«, den Buddhas des Mitleids.

Für das Wohl der Menschheit zu leben ist der erste Schritt. Die sechs glorreichen Tugenden auszuüben ist der zweite.

Das bescheidene Kleid des Nirmānakāya anzuziehen bedeutet, ewige Glückseligkeit dem Selbst zu opfern und bei der Erlösung der Menschen mitzuhelfen. Nirvānas Glückseligkeit zu erreichen aber auf sie zu verzichten, ist der beste, letzte Schritt – der höchste auf dem Pfad der Entsagung.

Wisse, Schüler, dies ist der Geheime PFAD, erwählt von den Buddhas der Vollkommenheit, die Das SELBST opferten, um schwächerer Selbste willen.

Falls jedoch die »Herzenslehre« für dich zu hochfliegend ist, wenn du selbst noch der Hilfe bedarfst und dich fürchtest, anderen Hilfe anzubieten – dann, du furchtsames Herz, sei beizeiten gewarnt: Begnüge dich mit der »Augenlehre« des Gesetzes. Hoffe dennoch! Selbst wenn der »Geheime Pfad« an diesem »Tag« für dich noch unerreichbar ist, so ist er doch »morgen« in deiner Reichweite. Lerne, daß keine einzige Anstrengung, und wäre sie noch so klein, ob in der richtigen oder falschen Richtung, aus der Welt der Ursachen verschwinden kann. Nicht einmal unnützer Rauch verschwindet spurlos. »Ein hartes Wort, in früheren Leben einst geäußert, wird nie zunichte. Immer wieder kehrt’s zurück.«6

Nie wird die Pfefferstaude Rosen tragen, niemals des süßen Jasmins Silberstern in Dornen oder Disteln sich verwandeln.

Du kannst »heute« bereits deine Chancen für dein »morgen« schaffen. Die Ursachen, die du in jeder Stunde säst, bringen auf der »Großen Reise« ihre entsprechende Ernte von Wirkungen, denn strenge Gerechtigkeit regiert die Welt. Mit mächtigem Schwung und niemals irrender Wirkung bringt sie den Sterblichen ein Leben zum Wohl oder Wehe, die karmischen Früchte all unserer früheren Gedanken oder Taten.

So heimse denn ein, du mit geduld’gem Herz, was an Verdienst für dich bereitliegt. Sei guter Dinge und zufrieden mit dem Schicksal. Es ist dein Karma, das Karma aus dem Zyklus deiner Geburten, das Schicksal jener, die mit dir zusammen geboren wurden, in ihrem Schmerz und Leid, die Leben um Leben lachen und weinen, gekettet an deine früheren Taten.

Handle darum »heute« für sie und sie werden »morgen« für dich handeln.

Es ist die Knospe der Selbstverleugnung, aus der die süße Frucht der endgültigen Befreiung entspringt.

Verdammt zum Untergang ist der, der aus Furcht vor Māra seinen Mitmenschen nicht hilft, aus Angst, er könnte für das Ich handeln. Der Pilger, der seine müden Glieder im dahinfließenden Wasser kühlen möchte, jedoch aus Angst vor dem Strom nicht hineintaucht, riskiert, der Hitze zu erliegen. Untätigkeit, auf selbstsüchtige Furcht begründet, kann nur üble Frucht hervorbringen.

Der selbstsüchtige Frömmler verbringt sein Leben ohne Zweck. Der Mensch, der sein festgelegtes Lebenswerk nicht ausführt, hat vergebens gelebt.

Folge dem Rad des Lebens, folge dem Rad der Pflicht gegenüber der Rasse, der Verwandtschaft, dem Freund und Feind und verschließe dein Gemüt gegen Freude und Schmerz. Erschöpfe das Gesetz karmischer Vergeltung. Verdiene Siddhis für deine zukünftige Geburt.

Kannst du nicht Sonne sein, sei ein bescheidener Planet. Ja, falls es dir versagt ist, gleich der Mittagssonne auf die schneebedeckten Berggipfel ewiger Reinheit herabzubrennen, dann wähle, o Neophyt, eine bescheidenere Bahn.

Weise den »Weg« – so undeutlich und verloren er der großen Menge auch erscheinen mag – gleichwie der Abendstern jenen leuchtet, die ihren Pfad im Dunkeln gehen.

Betrachte Migmar7, wie in seinen karmesinroten Schleiern sein »Auge« über die schlummernde Erde schweift. Betrachte die feurige Aura von Lhagpas8 »Hand«, ausgestreckt in schützender Liebe über den Häuptern seiner Asketen. Beide sind sie nun Nyimas9 Diener, während ihrer Abwesenheit zurückgelassen als stille Wächter in der Nacht. Und doch waren beide in vergangenen Kalpas selber glänzende Nyimas und mögen wohl in künftigen »Tagen« zwei Sonnen wiederum sein. So ist das Ab und Auf des karmischen Gesetzes in der Natur.

Sei ihnen gleich, o Lanu. Gib Licht und Trost dem schwer sich mühenden Pilger und suche den, der noch weniger weiß als du, der in seiner unglücklichen Einsamkeit sitzt, hungernd nach dem Brot der Weisheit und dem Brot, das den Schatten nährt, ohne Lehrer, Trost und Hoffnung – ihn lasse das Gesetz hören.

Sage ihm, o Kandidat, wer Stolz und Eigennutz zu Sklaven der Hingabe macht, wer, obwohl noch an der Existenz klebend, seine Geduld und sich selbst vor dem Gesetz niederlegt, wie eine süße Blume zu Füßen von Shakya-Thub-pa10, wird noch in dieser Geburt ein Srotāpatti. Die Siddhis der Vollkommenheit mögen in weiter, weiter Ferne liegen, doch der erste Schritt ist getan, der Strom betreten. Er kann des Bergadlers Augenschärfe und das feine Ohr des scheuen Rehs erwerben.

Sage ihm, Aspirant, daß wahre Ergebenheit ihm das Wissen zurückbringen kann, jenes Wissen, das er bereits in früheren Geburten besaß. Freilich, das Deva-Auge und das Deva-Ohr können nicht in einer kurzen Lebenszeit erlangt werden.

Sei bescheiden, wenn du Weisheit erlangen willst.

Sei noch bescheidener, wenn du Weisheit gewonnen hast.

Sei wie der Ozean, der alle Ströme und Flüsse in sich aufnimmt. Des Ozeans gewaltige Ruhe bleibt unbewegt, er fühlt sie nicht.

Dein niederes Selbst beherrsche durch dein göttliches Selbst.

Das Göttliche zügle durch das Ewige.

Ja, der ist groß, der die Begierde besiegt.

Noch größer ist der, in dem das Göttliche Selbst auch noch das Wissen um die Begierde verloren hat.

Bewache das Niedere, damit es das Höhere nicht befleckt.

Der Weg zur endgültigen Befreiung liegt allein in deinem SELBST.

Jener Weg beginnt und endet außerhalb des Selbst.

Von den Menschen ungepriesen und gering ist die Mutter aller Flüsse in den stolzen Augen eines Tīrthikas, leer die menschliche Erscheinungsform in der Narren Auge, obwohl sie angefüllt ist mit den süßen Wassern Amritas. Dabei liegt der Geburtsort der heiligen Flüsse im heiligen Land, und der, der Weisheit hat, ist von allen Menschen hoch geehrt.

Arhans und Weise mit unbegrenzter Vision sind so selten wie die Blüten des Udumbara-Baumes. Zur mitternächtlichen Stunde sind die Arhans geboren, zusammen mit der heiligen Pflanze mit neun und sieben Stengeln, der heiligen Blume, die sich im Dunkeln öffnet und blüht, dem reinen Tau entsprossen und dem eisigen Bett der schneebedeckten Höhen, die noch kein sündiger Fuß betreten hat.

Man wird in der Geburt kein Arhan, Lanu, in der die Seele zum erstenmal beginnt, nach endgültiger Befreiung zu verlangen. Jedoch, o Strebender, keinem Krieger, der freiwillig im heftigen Kampf zwischen dem Lebenden und dem Toten kämpft, selbst dem Rekruten nicht, kann das Recht verweigert werden, den Pfad zu betreten, der ihn zum Schlachtfeld führt.

Er muß gewinnen oder fallen.

Wahrlich, wenn er siegt, gehört Nirvāna ihm. Ehe er noch den Schatten seiner sterblichen Hüllen abgelegt hat, die schreckliche Ursache von Qual und unermeßlichem Leid – werden die Menschen in ihm einen großen, heiligen Buddha ehren.

Selbst wenn er fällt, fällt er nicht vergebens. Die Feinde, die er in der letzten Schlacht erschlug, werden in seiner nächsten Geburt nicht zu neuem Leben erwachen.

Aber ob du nun Nirvāna erreichst oder den Preis ausschlägst, lasse die Frucht deines Handelns oder Nichthandelns nicht dein Motiv sein, du unerschrockenes Herz.

Wisse, daß man den Bodhisattva, der Befreiung mit Entsagung tauscht, um die Leiden des »Geheimen Lebens« auf sich zu nehmen, den »dreimal Gepriesenen« nennt, o Kandidat des Wehs, dem ein Leidensweg für viele Zyklen bevorsteht.

Es gibt nur einen PFAD, Schüler, doch er gabelt sich am Ende. Seine Teilstrecken sind durch vier und sieben Tore gekennzeichnet. Am einen Ende steht unmittelbare Seligkeit, am anderen ist sie noch hinausgeschoben. Beide sind des Lohnes wert. Die Wahl jedoch mußt du selbst treffen.

Der eine wird zu zweien, zum Offenen und zum Geheimen Pfad. Der erste führt zum Ziel, der zweite zur Selbstaufopferung.

Wenn das Unbeständige dem Ewigen geopfert wird, ist der Preis dein. Der Tropfen kehrt dahin zurück, woher er kam. Der Offene PFAD führt hin zur unveränderlichen Wandlung – zum Nirvāna, dem glorreichen Stadium der Absolutheit, zur Wonne jenseits aller menschlichen Begriffe.

Daher bedeutet der erste Pfad: BEFREIUNG.

Der zweite Pfad jedoch bedeutet: ENTSAGUNG. Man nennt ihn darum auch den »Leidenspfad«.

Dieser Geheime Pfad führt den Arhan zu unaussprechlichem Seelenleid, zu Schmerz um die lebendig Toten und zu hilflosem Mitleid für die karmisch leidenden Menschen, denn die Wirkung Karmas dürfen die Weisen nicht aufhalten.

Denn es steht geschrieben: »Lehre, alle Ursachen zu vermeiden. Den Wirkungen der kleinen Welle wie auch der großen Gezeitenwoge jedoch mußt du ihren Lauf nehmen lassen.«

Der »Offene Weg« wird dich, erst wenn du sein Ziel erreicht hast, dazu verleiten, den Bodhisattva-Körper zu verschmähen und in den dreifach glorreichen Dharmakāya-Zustand einzutreten. In ihm geraten Welt und Menschen für immer in Vergessenheit.

Der »Geheime Weg« führt auch zu paranirvānischer Wonne – aber erst am Ende zahlloser Kalpas, Nirvānas, verdient und dahingegeben aus grenzenlosem Mitleid und Erbarmen mit der Welt irrender Sterblicher.

Aber wie es heißt: »Der Letzte wird der Größte sein«. Samyak Sambuddha, der Lehrer der Vollkommenheit, gab sein SELBST für die Erlösung der Welt hin, indem er an der Schwelle Nirvānas, des reinen Zustands, stehen blieb.

Du weißt nun Bescheid über die zwei Wege. Dein Zeitpunkt der Entscheidung, du strebsame Seele wird kommen, wenn du das Ziel erreicht und die sieben Pforten durchschritten hast. Dein Denken ist klar. Du bist nicht in trügerischen Gedanken befangen, denn du hast alles gelernt. Die vor dir entschleierte Wahrheit blickt dir unverwandt ins Antlitz und sagt:

»Süß sind die Früchte der Ruhe und Befreiung zum Wohle des Selbst. Noch süßer aber sind die Früchte langer und bitterer Pflichterfüllung, die Entsagung zum Wohle anderer, leidender Mitmenschen«.

Wer ein Pratyeka-Buddha wird, huldigt nur seinem Selbst. Der Bodhisattva aber, der die Schlacht gewann, der den Preis bereits in Händen hält, sagt in seinem göttlichen Mitleid:

»Um anderer willen gebe ich den großen Lohn dahin« – und vollendet so die größere Entsagung.

Er ist ein ERLÖSER DER WELT.

 

Bedenke! Das Ziel der Wonne sowie der lange Pfad des Leides sind am fernsten Ende. Einen von beiden, o Aspirant des Leides, kannst du in den zukünftigen Zyklen in jedem Augenblick wählen! …

OM VAJRAPĀNI HUM.

Fußnoten

1. Unsterblichkeit [back]

2. Brahmanische Asketen. [back]

3. Das reinkarnierende Ego. [back]

4. Wahre, göttliche Weisheit. [back]

5. Buddha. [back]

6. Vorschriften der Prasanga-Schule [back]

7. Mars. [back]

8. Merkur. [back]

9. Sonne. [back]

10. Buddha. [back]

[SD # 13]

Band II, TEIL I
Anthropogenesis

Übersetzung der Stanzen
mit Kommentaren versehen
aus dem
Geheimen Buch des Dzyan

 

 

 

 

 

 

 

 

 

[SD # 14]

Zu Urzeiten, eine Jungfer,
Die schöne Tochter des Äthers,
Zeitalter hatte sie verbracht
In der großen Himmelsweite.
. . . . . . . .
Sieben hundert Jahre wandern,
Sieben hundert Jahre Arbeit,
Bis ihr Erstes war geboren.
. . . . . . . .
Schöne Ente sank herunter,
Eilte zur Wasser-Mutter gleich.
. . . . . . . .
Leise sitzt sie hin auf die Knie,
Findet einen Platz für ihr Nest,
Schutz für ihre Eier bietend,
Legt vergnüglich ihre Eier,
Sechs, sie legt die gold’nen Eier,
Das Siebte, ein eisernes Ei …..“
(Kalavala, Rune I)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

[SD # 15]

Anthropogenesis in dem geheimen Band

(Wortgetreue Auszüge1)

Stanze I

1. Der Lha, der die Vierte dreht, dient dem Lha der Sieben, die kreisend ihre Wagen fahren um ihren Herrn, das Eine Auge. Sein Atem spendete Leben den Sieben; er gab Leben der Ersten.

2. Die Erde sprach: „Herr des Strahlenden Angesichts; mein Haus ist leer . . . . sende deine Söhne dieses Rad zu bevölkern. Du sandtest deine sieben Söhne zum Herrn der Weisheit. Er erblickt dich siebenmal näher bei sich, siebenmal mehr fühlt er dich. Deinen Dienern, den kleinen Ringen, hast du verboten, dein Licht und deine Wärme einzufangen, deine große Güte, es auf seinem Weg aufzuhalten. Sende dieselbe nun deiner Dienerin.“

3. Da sprach der „Herr des Strahlenden Angesichts“: „Ich werde dir ein Feuer senden, wenn dein Werk begonnen ist. Erhebe deine Stimme an andere Lokas; wende dich an deinen Vater, den Herrn des Lotus, um seine Söhne . . . . dein Volk soll unter der Führung der Väter stehen. Deine Menschen werden Sterbliche sein. Die Menschen des Herrn der Weisheit, nicht die Lunaren Söhne, sind unsterblich. Lass ab von deinen Klagen. Du trägst noch deine sieben Häute . . . . du bist noch nicht bereit. Deine Menschen sind nicht bereit.“

4. Nach großen Schmerzen warf sie ihre alten drei ab und zog ihre sieben neuen Häute an, und stand da in ihrer ersten.

Stanze II

5. Das Rad wirbelte weitere dreißig Crore. Es baute Rupas: weiche Gesteine, die aushärteten; harte Pflanzen, die weich wurden. Sichtbares aus Unsichtbarem, Insekten und kleine Leben. Wann immer sie die Mutter überrannten, schüttelte sie sie ab . . . . [SD # 16] Nach dreißig Croren drehte sie sich um. Sie lag auf ihrem Rücken; auf ihrer Seite . . . Sie würde die Söhne des Himmels nicht rufen, sie würde die Söhne der Weisheit nicht fragen. Sie erschuf aus ihrem eigenen Schoß. Sie brachte Wassermenschen hervor, schrecklich und böse.

6. Die Wassermenschen, schrecklich und böse, schuf sie selbst aus den Überresten von anderen, aus Schlacke und Schleim ihrer Ersten, Zweiten und Dritten bildete sie dieselben. Die Dhyanis kamen und sahen – Die Dhyanis aus dem hellen Vater-Mutter, aus den weißen Regionen kamen sie, aus den Wohnstätten der unsterblichen Sterblichen.

7. Sie waren unzufrieden. Unser Fleisch ist nicht da. Keine geeigneten Rupas für unsere Brüder von der Fünften. Keine Wohnstätten für die Leben. Reine Wasser, nicht trübe, müssen sie trinken. Lasst sie uns trocknen.

8. Die Flammen kamen. Die Feuer mit den Funken; die Nachtfeuer und die Tagfeuer. Sie trockneten die trüben dunklen Wasser aus. Mit ihrer Hitze schreckten sie dieselben ab. Die Lhas aus der Höhe und die Lhamayin aus der Tiefe kamen. Sie erschlugen die Formen, die zwei- und viergesichtig waren. Sie bekämpften die Ziegenmenschen und die hundsköpfigen Menschen und die Menschen mit Fischkörpern.

9. Mutter-Wasser, die große See, weinte. Sie erhob sich, sie verschwand in den Mond, der sie emporgehoben hatte, der sie geboren hatte.

10. Als sie zerstört waren, verblieb Mutter-Erde leer. Sie bat darum, getrocknet zu werden.

Stanze III

11. Der Herr der Herren kam. Von ihrem Körper trennte er die Wasser, und dies war der Himmel oben, der erste Himmel.

12. Die großen Chohans riefen die Herren des Mondes, der luftigen Körper: „Bringet Menschen hervor, Menschen eurer Art. Gebt ihnen ihre inneren Formen. Sie wird die äußeren Hüllen erbauen. Männlich-Weiblich werden sie sein. Auch Herren der Flamme . . . . “

13. Sie gingen ein jeder in sein angewiesenes Land: Sieben von ihnen, jeder auf seinen Platz. Die Herren der Flamme blieben zurück. Sie wollten nicht gehen, sie wollten nicht erschaffen.

[SD # 17]

Stanze IV

14. Die sieben Scharen, die „aus dem Willen geborenen Herren“, vom Geist des Leben-Schenkens getrieben, trennen die Menschen von sich selbst, jeder in seinem eigenen Bereich.

15. Siebenmal sieben Schatten der zukünftigen Menschen wurden geboren, ein jeder von seiner eigenen Farbe und Art. Ein jeder seinem Vater untergeordnet. Die Väter, die Knochenlosen, konnten den Wesen mit Knochen kein Leben schenken. Ihre Nachkommen waren Bhuta, ohne Form und Gemüt. Deshalb werden sie Chhaya genannt.

16. Wie werden die Manushya geboren? Die Manus mit Gemüt, wie werden sie gemacht? Die Väter riefen ihr eigenes Feuer zu ihrer Hilfe; welches das Feuer ist, das in der Erde brennt. Der Geist der Erde rief das Sonnenfeuer zu seiner Hilfe. In ihren gemeinsamen Anstrengungen brachten die drei einen guten Rupa hervor. Er konnte stehen, laufen, liegen und fliegen. Aber er war noch immer bloß ein Chhaya, ein Schatten ohne Gemüt . . . .

17. Der Atem brauchte eine Form; die Väter gaben sie. Der Atem brauchte einen grobstofflichen Körper; die Erde formte ihn. Der Atem brauchte den Lebensgeist; die Sonnen-Lhas hauchten ihn seiner Form ein. Der Atem brauchte einen Spiegel seines Körpers; „Wir gaben ihm unseren eigenen“, sagten die Dhyanis. Der Atem brauchte einen Träger der Begierden; „Er hat ihn“, sagte der Trockner der Wasser. Aber der Atem braucht ein Gemüt, um das Universum zu umfassen; „Das können wir nicht geben“, sagten die Väter. „Ich hatte es nie“, sagte der Geist der Erde. „Die Form würde verzehrt, gäbe ich ihm meines“, sagte das Große Feuer . . . . Der Mensch blieb ein leerer, vernunftloser Bhuta . . . . So gaben die Knochenlosen jenen Leben, die in der Dritten Menschen mit Knochen wurden.

Stanze V

18. Die Ersten waren die Söhne des Yogas. Ihre Söhne die Kinder des Gelben Vaters und der Weißen Mutter.

19. Die Zweite Rasse war das Produkt von Knospung und [SD # 18] Ausdehnung, die Ungeschlechtlichen der Geschlechtslosen.2 So ward, oh Lanu, die Zweite Rasse hervorgebracht.

20. Ihre Väter waren die Selbstgeborenen. Die Selbst­geborenen, die Chhaya aus den strahlenden Körpern der Herren, der Väter, der Söhne des Zwielichts.

21. Als die Rasse alt wurde, mischten sich die alten Wasser mit den frischeren Wassern. Als ihre Tropfen trübe wurden, vergingen sie und verschwanden in dem neuen Strom, in dem heißen Lebensstrom. Das Äußere der Ersten wurde das Innere der Zweiten. Der alte Flügel wurde der neue Schatten und der Schatten des Flügels.

Stanze VI

22. Dann evolvierte die Zweite die Eigeborene, die Dritte. Der Schweiß wuchs, seine Tropfen wuchsen, und die Tropfen wurden hart und rund. Die Sonne erwärmte ihn; der Mond kühlte und gestaltete ihn; der Wind nährte ihn bis zu seiner Reife. Der weiße Schwan aus dem Sternengewölbe überschattete den großen Tropfen. Das Ei der zukünftigen Rasse, der Menschenschwan der späteren Dritten. Zuerst männlich-weiblich, dann Mann und Frau.

23. Die Selbstgeborenen waren die Chhayas: die Schatten aus den Körpern der Söhne des Zwielichts.

Stanze VII

24. Die Söhne der Weisheit, die Söhne der Nacht, zur Wiedergeburt bereit, kamen herab. Sie sahen die abscheulichen Formen der ersten Dritten. „Wir können wählen“, sagten die Herren, „wir besitzen Weisheit“. Einige traten in die Chhayas ein. Einige projizierten den Funken. Einige warteten bis zur Vierten. Aus ihrem eigenen Rupa füllten sie Kama. Jene, die eintraten, wurden Arhats. Jene, die nur einen Funken erhielten, blieben ohne Erkenntnis; der Funke brannte schwach. Die Dritten blieben ohne Gemüt. Ihre Jivas waren nicht [SD # 19] bereit. Unter den Sieben wurden sie beiseite gesetzt. Sie wurden engstirnig. Die Dritten waren bereit. „In diesen werden wir wohnen“, sprachen die Herren der Flamme.

25. Wie handelten die Manasa, die Söhne der Weisheit? Sie lehnten die Selbstgeborenen ab. Sie sind nicht bereit. Sie verschmähten die Schweißgeborenen. Sie sind nicht ganz bereit. Sie wollten nicht eintreten in die ersten Eigeborenen.

26. Als die Schweißgeborenen die Eigeborenen hervor­brachten, die Zweifältigen und die Mächtigen, die Starken mit Knochen, da sprachen die Herren der Weisheit: „Nun werden wir erschaffen.“

27. Die Dritte Rasse wurde das Vahan der Herren der Weisheit. Sie erschuf „Söhne von Wille und Yoga“, durch Kriyashakti erschuf sie sie, die heiligen Väter, Vorfahren der Arhats.

Stanze VIII

28. Aus den Schweißtropfen; aus dem Rückstand der Substanz; Materie toter Körper von Mensch und Tier des vorangegangenen Rades; und aus abgeworfenem Staub wurden die ersten Tiere hervorgebracht.

29. Tiere mit Knochen, Drachen der Tiefe und fliegende Sarpas wurden den kriechenden Dingen hinzugefügt. Die auf dem Boden kriechen bekamen Flügel. Die mit den langen Hälsen im Wasser wurden die Vorfahren der Vögel der Lüfte.

30. Während der Dritten Rasse wuchsen und veränderten sich die knochenlosen Tiere; sie wurden zu Tieren mit Knochen, ihre Chhayas wurden fest.

31. Die Tiere trennten sich zuerst. Sie begannen sich fortzupflanzen. Der zweifältige Mensch teilte sich ebenfalls. Er sagte: „Tun wir es ihnen gleich; vereinigen wir uns und machen Geschöpfe.“ Sie taten es.

32. Und jene, die keinen Funken hatten, nahmen ungeheure weibliche Tiere zu sich. Sie zeugten stumme Rassen mit ihnen. Stumm waren sie selbst. Doch ihre Zungen lösten sich. Die Zungen ihrer Nachkommen blieben still. Monster brachten sie hervor. Eine Rasse von gebeugten, mit rotem Haar bedeckten Monstern, die auf allen Vieren liefen. Eine stumme Rasse, um die Schande unausgesprochen zu bewahren.

[SD # 20]

Stanze IX

33. Als sie das sahen, weinten die Lhas, die keine Menschen gebildet hatten und sagten:

34. „Die Amanasa haben unsere zukünftigen Wohnstätten entweiht. Das ist Karma. Lasst uns in den anderen wohnen. Lasst sie uns besser belehren, damit nicht Schlimmeres geschehe.“ Sie taten es . . . .

35. Da wurden alle Menschen mit Manas begabt. Sie sahen die Sünde jener Vernunftlosen.

36. Die Vierte Rasse entwickelte die Sprache.

37. Die Einen wurden Zwei; ebenso alle lebenden und kriechenden Wesen, die noch eins waren, riesige Fischvögel und Schlangen mit Muschelköpfen.

Stanze X

38. So brachte die Dritte Rasse in den sieben Zonen die Menschen der Vierten Rasse paarweise hervor; die Götter wurden Nicht-Götter; die Suras wurden A-suras.

39. Die Erste in jeder Zone war mondfarben; die Zweite gelb wie Gold; die Dritte rot; die Vierte braun, vor Sünde wurde sie schwarz. Die ersten sieben menschlichen Schößlinge waren alle von einer Farbe. Die nächsten sieben begannen sich zu vermischen.

40. Groß wurde die Vierte vor Stolz. Wir sind die Könige, sagten sie; wir sind die Götter.

41. Sie nahmen Frauen, schön anzusehen. Frauen von den Verstandlosen, den Schwachköpfigen. Sie brachten Monster hervor, bösartige Dämonen, männlich und weiblich, auch Khado (Dakini) mit beschränktem Verstand.

42. Sie erbauten Tempel für den menschlichen Körper. Das Männliche und Weibliche verehrten sie. Da war das Dritte Auge nicht mehr aktiv.

Stanze XI

43. Sie erbauten riesige Städte. Aus seltenen Erden und Metallen erbauten sie sie und aus den ausgespienen Feuern, aus dem weißen Stein [SD # 21] der Berge und aus dem schwarzen Stein hieben sie ihre eigenen Ebenbilder, so groß wie sie selbst und nach ihrem Bildnis, und sie beteten sie an.

44. Sie schufen große Bildnisse, neun Yatis hoch, in der Größe ihrer Körper. Innere Feuer hatten das Land ihrer Väter zerstört. Das Wasser bedrohte die Vierte.

45. Die ersten großen Wasser kamen. Sie verschlangen die sieben großen Inseln.

46. Alle Heiligen gerettet, die Nicht-Heiligen vernichtet. Mit ihnen die meisten der riesigen Tiere, hervorgebracht aus dem Schweiß der Erde.

Stanze XII

47. Wenige Menschen verblieben. Einige gelbe, einige braune und schwarze und einige rote verblieben. Die mondfarbenen waren für immer verschwunden.

48. Die Fünfte, hervorgebracht aus dem heiligen Stamm, verblieb; sie wurde von den ersten göttlichen Königen regiert.

49. . . . . Die erneut herabstiegen, die Frieden schlossen mit der Fünften, die sie lehrten und unterwiesen. . . . . .

 

 

 

 

 

 

 

 

 

[SD # 22]

Stanze I3
Anfänge des empfindungsfähigen Lebens

 

 

§§  (1)  Der Lha, oder der Geist der Erde    (2)  Anrufung der Erde an die Sonne    (3)  Was die Sonne antwortet    (4)  Umwandlung der Erde

 

 

1. Der Lha (a), der die Vierte (den vierten Globus oder unsere Erde) dreht, dient dem (den) Lha(s) der Sieben (oder Planetengeistern) (b), die kreisend ihre Wagen fahren um ihren Herrn, das Eine Auge (Loka-Chakshus) unserer Welt. Sein Atem spendet Leben den Sieben (spendet den Planeten Licht). Er gab Leben der Ersten (c). „Sie alle sind Drachen der Weisheit“, fügt der Kommentar hinzu (d).

(a) Lha ist die alte Bezeichnung in den transhimalayischen Regionen für „Geist“, für ein beliebiges himmlisches oder übermenschliches Wesen, und er umfasst die ganze Reihe himmlischer Hierarchien, vom Erzengel oder Dhyani bis hinab zu einem Engel der Finsternis oder irdischen Geist.

(b) Dieser Ausdruck zeigt in klarer Sprache, dass der Schutzgeist unseres Globus, des vierten in der Kette, dem Hauptgeist (oder Gott) der sieben planetarischen Genien oder Geister untergeordnet ist. Wie bereits erklärt, hatten die Alten in ihrer Götterlitanei sieben Haupt-Mysteriengötter, deren Anführer exoterisch die sichtbare Sonne oder der achte war, und esoterisch der zweite Logos, der Demiurg. Die Sieben (die jetzt in der christlichen Religion zu den „sieben Augen des Herrn“ geworden sind) waren die Regenten der sieben Haupt-Planeten; diese aber wurden nicht [SD # 23] in derselben Reihenfolge aufgezählt wie sie später Menschen ersannen, welche die wirklichen Mysterien entweder vergessen oder eine unzutreffende Vorstellung von ihnen hatten und die weder Sonne noch Mond noch die Erde enthielten. Die Sonne war exoterisch das Haupt der zwölf großen Götter oder Tierkreiskonstellationen; und esoterisch der Messias, der Christos (das vom Großen Atem oder dem Einen gesalbte Subjekt), umgeben von seinen zwölf untergeordneten Mächten, und selbst auch wieder jedem der sieben „Mysteriengötter“ der Planeten unterstellt.

„Die sieben Höheren veranlassen die sieben Lhas, die Welt zu erschaffen“, sagt ein Kommentar. Das bedeutet, dass unsere Erde, um den Rest beiseite zu lassen, von irdischen Geistern geschaffen oder gestaltet wurde, während die „Regenten“ lediglich die Aufseher waren. Das ist der erste Keim, der Samen von dem, was später zum Baum der Astrologie und Astrolatrie heranwuchs. Die Höheren waren die Kosmokratoren, die Erbauer unseres Sonnensystems. Das bestätigen alle alten Kosmogonien: die von Hermes, die der Chaldäer, der Arier, der Ägypter und selbst die der Juden. Der Himmelsgürtel, die Zeichen des Tierkreises (die Heiligen Tiere) sind ebenso die Bne’ Alhim (Söhne der Götter oder der Elohim) wie die Geister der Erde, aber sie gehen diesen voraus. Soma und Sin, Isis und Diana, sind alle Mond-Götter oder -Göttinnen und werden die Väter und Mütter unserer Erde genannt, welche ihnen untergeordnet ist. Aber diese sind ihrerseits ihren „Vätern“ und „Müttern“ – Letztere sind austauschbar und jede Nation hat andere – untergeordnet, den Göttern und ihren Planeten, wie zum Beispiel Jupiter, Saturn, Bel, Brihaspati etc.

(c) „Sein Atem spendete Leben den Sieben“, bezieht sich ebenso auf die Sonne, die den Planeten Leben gibt, wie auf den „Hohen“, die spirituelle Sonne, die dem ganzen Kosmos Leben spendet. Die astronomischen und astrologischen Schlüssel, die das Tor zu den Geheimnissen der Theogonie eröffnen, können nur in den späteren, die Stanzen begleitenden Glossaren gefunden werden.

In den apokalyptischen Shlokas der archaischen Aufzeichnungen ist die Sprache ebenso symbolisch, wenn auch weniger mythisch als in den Puranas. Ohne die Hilfe der später von Generationen von Adepten zusammengetragenen Kommentare wäre es unmöglich, die Bedeutung richtig zu verstehen. In den alten Kosmogonien sind die sichtbaren und die unsichtbaren Welten die doppelten Glieder ein und derselben Kette. Wie der unsichtbare Logos mit seinen sieben Hierarchien (jede repräsentiert oder personifiziert durch ihren obersten Engel oder Rektor) eine Macht bildet, die innere und die unsichtbare; so bilden in der Welt der Formen die Sonne und die sieben Hauptplaneten die sichtbare und aktive Potenz; wobei letztere „Hierarchie“ sozusagen den sichtbaren und objektive Logos der unsichtbaren und der (ausgenommen auf den niedrigsten Stufen) immer subjektiven Engel darstellt.

So heißt es – um zur Anschauung ein wenig vorzugreifen –, dass jede Rasse in ihrer [SD # 24] Evolution unter dem unmittelbaren Einfluss einer der Planeten geboren wird: Die erste Rasse empfing ihren Lebensodem von der Sonne, wie wir später sehen werden; indes soll die dritte Menschheit – die in die Zeugung fiel oder bei der androgyne zu getrennten Wesenheiten wurden, die einen männlich und die anderen weiblich – unter dem unmittelbaren Einfluss von Venus stehen, „der kleinen Sonne, in welcher die Sonnenkugel ihr Licht aufspeichert“.

Die Übersicht der Stanzen in Band I zeigte, dass die Genesis4 der Götter und der Menschen in und von ein und demselben Punkt ausgeht, und zwar der einen universalen, unveränderlichen, ewigen und unbedingten Einheit. Wie wir gesehen haben, manifestierte sich ihr ursprünglicher Aspekt wie folgt: (1) in der Sphäre der Objektivität und Physik als ursprüngliche Substanz und Kraft (zentripetale und zentrifugale, positive und negative, männliche und weibliche etc. etc.; (2) in der Welt der Metaphysik als der Geist des Universums oder die kosmische Ideenbildung, von einigen als Logos bezeichnet.

Dieser Logos ist die Spitze des pythagoreischen Dreiecks. Wenn das Dreieck vollständig ist, wird es zur Tetraktys oder zum Dreieck im Quadrat, und das ist das duale Symbol des vierbuchstabigen Tetragrammatons im manifestierten Kosmos und seines wurzelhaften dreifachen Strahls im Unmanifestierten oder in seinem Noumenon.

Metaphysischer betrachtet ist die hier gegebene Klassifikation der kosmischen Höchsten eher bequem als philosophisch absolut genau. Am Beginn eines großen Manvantaras manifestiert sich Parabrahman als Mulaprakriti und dann als der Logos. Dieser Logos ist gleichbedeutend mit dem „unbewussten Universalgemüt“ etc. der westlichen Pantheisten. Er bildet die Grundlage der subjektiven Seite des manifestierten Daseins und ist die Quelle aller Manifestationen individuellen Bewusstseins. Mulaprakriti oder ursprüngliche kosmische Substanz ist die Grundlage der objektiven Seite der Dinge – die Grundlage aller gegenständlichen Evolution und Kosmogenesis. Die Kraft taucht also nicht mit der ursprünglichen Substanz aus der parabrahmanischen Latenz auf. Sie ist die Umwandlung des überbewussten Gedankens des Logos in Energie, eingegossen sozusagen in die Vergegenständlichung des Letzteren aus der potenziellen Latenz in der Einen Wirklichkeit. Daraus entspringen die wunderbaren Gesetze der Materie, daher die „Ur-Impression“, so vergeblich besprochen von Bischof Temple. Die Kraft ist somit nicht synchron mit der ersten Objektivierung von Mulaprakriti. Da aber Letztere außerdem unbedingt und notwendigerweise träge ist – eine bloße Abstraktion – ist es unnötig, in Bezug auf die Ordnung der Aufeinanderfolge der [SD # 25] kosmischen Urdinge ein allzu feines Spinnennetz von Spitzfindigkeiten auszuweben. Kraft folgt auf Mulaprakriti; aber ohne Kraft ist Mulaprakriti für alle praktischen Absichten und Zwecke nicht existent.5

Der „Himmlische Mensch“ (Tetragrammaton), der Protogonos ist, Tiqqun, Erstgeborener der passiven Gottheit und die erste Manifestation des Schattens dieser Gottheit, ist die universale Form und Idee, die den manifestierten Logos erzeugt, Adam Kadmon, oder das vierbuchstabige Symbol in der Kabbala, des Universums selbst, auch der zweite Logos genannt. Der Zweite entspringt dem Ersten und entwickelt das dritte Dreieck (siehe den sephirothischen Baum); aus welchem (der niederen Schar der Engel) die Menschen hervorgebracht werden. Mit diesem dritten Aspekt werden wir uns gegenwärtig zu beschäftigen haben.

Der Leser muss sich vor Augen halten, dass es einen großen Unterschied zwischen dem Logos und dem Demiurgen gibt, denn der eine ist Geist und der andere ist Seele; oder wie Dr. Wilder es darstellt: „Dianoia und Logos sind synonym, Nous ist höherstehend und verwandt mit Tὸ ἄγαθον, der eine ist das höhere Erfassen, die andere das Begreifen – der eine ist noetisch, die andere phrenisch.“

Außerdem wurde der Mensch in verschiedenen Systemen als der dritte Logos betrachtet. Die esoterische Bedeutung des Wortes Logos (Sprache oder Wort, Verbum) ist die Wiedergabe des verborgenen Gedankens in objektivem Ausdruck, einem Lichtbild gleich. Der Logos ist der Spiegel, der den Göttlichen Gedanken reflektiert, und das Universum ist der Spiegel des Logos, obwohl Letzterer das esse dieses Universums darstellt. Wie der Logos alles im Universum des Pleromas widerspiegelt, so spiegelt der Mensch in sich alles wieder, was er in seinem Universum, der Erde, sieht und findet. Das sind die drei Häupter der Kabbala: „Unum intra alterum, et alterum super alterum“ („Zohar“, Indra Suta, Abschnitt VII). „Jedes Universum (jede Welt oder jeder Planet) hat seinen eigenen Logos“, sagt die Lehre. Die Sonne wurde bei den Ägyptern immer das „Auge des Osiris“ genannt und war selbst der Logos, der Erstgeborene oder das der Welt offenbar gemachte Licht, „also das Gemüt und der göttliche Verstand des Verborgenen“. Nur durch den siebenfältigen Strahl dieses Lichts können wir uns des Logos durch den Demiurgen bewusst werden, indem wir Letzteren als den Schöpfer unseres Planeten und von allem, was zu diesem gehört, betrachten und Ersteren als die führende Kraft dieses „Schöpfers“ – gut oder böse gleichzeitig, der Ursprung des Guten und der Ursprung des Bösen. Dieser „Schöpfer“ ist per se weder gut noch böse, sondern seine differenzierten Aspekte in der Natur lassen ihn den einen oder den anderen Charakter annehmen. Mit den im Raum verstreuten unsichtbaren und unbekannten Universen hatte keiner der Sonnengötter irgend etwas zu tun. Die Idee ist in den „Büchern des Hermes“ und in jeder alten Volkssage sehr klar ausgedrückte. Sie wird gewöhnlich durch den Drachen und die Schlange versinnbildlicht – den Drachen Gottes und die Schlange des Bösen, auf der Erde repräsentiert durch die [SD # 26] Magie der rechten und der linken Hand. In dem epischen Gedicht Finnlands, der Kalevala,6 wird der Ursprung der Schlange des Bösen angegeben: Sie wurde aus dem „Speichel Syöjätärs geboren . . . . und von dem bösen Prinzip mit einer lebendigen Seele begabt“, Hiisi. Ein Streit wird beschrieben zwischen den beiden, dem „bösen Ding“ (der Schlange oder dem Zauberer) und Ahti, dem Drachen, dem Magier Lemminkäinen. Letzterer ist einer der sieben Söhne Ilmatars, der jungfräulichen „Tochter der Lüfte“, „die vom Himmel in das Meer sich niederließ“ vor der Schöpfung, d. h. der in die Materie des sinnlichen Lebens umgewandelte Geist. Es liegt eine ganze Welt von Bedeutung und okkulten Gedanken in diesen folgenden, wenigen Zeilen, wunderbar wiedergegeben von Dr. J. M. Crawford aus Cincinnati. Der Held Lemminkäinen, der gute Magier,

„Zerhaut die Mauer mit magischer Kraft,
Bricht die Palisade in Stücke,
Haut in Splitter sieben Pfähle,
Schlägt die Schlangenmauer in Trümmer.
. . . . . .
Als das Untier unbekümmert,
. . . . . .
Sich stürzt mit gift’gem Rachen
Auf das Haupt des Lemminkäinen.
Doch der Held, sich rasch erinnernd,
Spricht des Wissens Meisterworte,
Die aus fernen Zeiten kamen,
Welche die Ahnen ihn lehrten . . . . ”

(d) In China werden die Menschen des Fohi (oder des „Himmlischen Menschen“) die zwölf Tien-Hoang genannt, die zwölf Hierarchien von Dhyanis oder Engeln mit menschlichen Gesichtern und Drachenköpfen. Der Drache steht für Göttliche Weisheit oder Geist;7 und sie erschaffen Menschen, indem sie sich selbst in [SD # 27] sieben Figuren aus Lehm – Erde und Wasser – inkarnieren, die nach dem Vorbild dieser Tien-Hoang angefertigt wurden – eine dritte Allegorie (vgl. die „Symbols of the Bonzes“); die zwölf Asen der skandinavischen Edda tun dasselbe. In dem geheimen Katechismus der Drusen von Syrien – eine Wort für Wort von den ältesten Stämmen in der Nähe des Euphrats erzählten Legende – wurden die Menschen von den „Söhnen Gottes“ erschaffen, die zur Erde niederstiegen, und nachdem sie sieben Mandragoras gesammelt hatten, beseelten sie diese Wurzeln, die sodann zu Menschen wurden.8

All diese Allegorien deuten auf ein und denselben Ursprung hin – auf die doppelte und dreifache Natur des Menschen: doppelt als männlich und weiblich; dreifach – weil er aus einer spirituellen und psychischen Wesenheit innen und einem materiellen Gewebe außen besteht.

2. Die Erde sprach: „Herr des Strahlenden Angesichts (die Sonne) mein Haus ist leer . . . . Sende deine Söhne dieses Rad (die Erde) zu bevölkern. Du sandtest deine sieben Söhne zum Herrn der Weisheit (a). Er erblickt dich siebenmal näher bei Sich; siebenmal näher fühlt Er dich. Deinen Dienern, den kleinen Ringen, hast Du verboten, Dein Licht und Deine Wärme einzufangen, Deine große Güte, es auf seinem Weg aufzuhalten (b). Sende dieselbe nun Deiner Dienerin!“ (c)

(a) Der „Herr der Weisheit“ ist Merkur oder Budha.

(b) Der moderne Kommentar erklärt die Worte als eine Bezugnahme auf die wohlbekannte astronomische Tatsache, „dass Merkur siebenmal mehr [SD # 28] Licht und Wärme von der Sonne erhält als die Erde, oder selbst die schöne Venus, die nur das Doppelte von dem erhält, was auf unseren unbedeutenden Globus fällt“. Ob die Tatsache im Altertum bekannt war, möge aus dem Gebet des „Erdgeistes“ an die Sonne geschlossen werden, wie er im Text gegeben ist.9 Die Sonne jedoch weigert sich, den Globus zu bevölkern, da er noch nicht bereit sei, Leben zu empfangen.

Merkur, als astrologischer Planet, ist noch okkulter und geheimnisvoller als Venus. Er ist identisch mit dem altpersischen Mithra, dem Genius oder Gott, „zwischen die Sonne und den Mond gestellt, der beständige Begleiter der ‘Sonne’ der Weisheit“. Pausanias zeigt, dass Merkur mit Jupiter einen gemeinschaftlichen Altar teilt (Buch V). Er besaß Flügel, um zu zeigen, dass er die Sonne auf ihrem Lauf begleitet; und er wurde der Nuntis oder Sonnenwolf, „solaris luninis particeps“ genannt. Er war der Führer und Aufrufer der Seelen, der „große Magier“ und der Hierophant. Virgil zeichnet ihn wie er „seinen Stab nimmt, um die im Orkus versunkenen Seelen heraufzubeschwören“ – tum virgam capit, hac animas ille evocat Orco (siehe auch 21. Fargard des Vendidad“ über die Himmelsmiliz). Er ist der goldfarbene Merkur, der χρυσοφαὴς ῾Ερμῆς, den zu nennen die Hierophanten verboten. Er ist in der griechischen Mythologie durch einen der Hunde (Wachsamkeit) symbolisiert, welche die himmlische Herde (okkulte Weisheit) bewachen, oder Hermes Anubis oder auch Agathodaimon. Er ist der Argus, der die Erde bewacht, und wird von Letzterer fälschlich für die Sonne selbst gehalten. Durch Vermittlung Merkurs betete Kaiser Julian jede Nacht die okkulte Sonne an; denn, wie Vossius sagt: „Alle Theologen behaupten, Merkur und die Sonne seien eins. . . . Er war der wortgewandteste und weiseste aller Götter, was nicht verwunderlich ist, da Merkur sich in derartiger Nähe zur Weisheit und zum Wort Gottes befindet (der Sonne), dass er mit beiden verwechselt wurde.“ („Idolatry“, Bd. II., 373) Vossius spricht hier eine größere okkulte Wahrheit aus, als er ahnte. Der Hermes-Sarameyas der Griechen ist eng verwandt mit der indischen Sarama und dem Sarameya, dem göttlichen Wächter, „der über der goldenen Herde der Sterne und Sonnenstrahlen wacht“.

In den klareren Worten des Kommentars:

„Der Globus, vorwärtsgetrieben vom Geist der Erde und seinen sechs Gehilfen [SD # 29] , erhält all seine Lebenskräfte, Leben und Macht durch die Vermittlung der sieben planetarischen Dhyanis aus dem Geist der Sonne. Sie sind seine Boten des Lichts und des Lebens.

Ebenso wie jede der sieben Regionen der Erde, erhält auch ein jeder der sieben10 Erstgeborenen (der ursprünglichen Menschengruppen) sein Licht und sein Leben von seinem eigenen besonderen Dhyani – im Spirituellen und aus dem Palast (Haus, dem Planeten) dieses Dhyanis im Physischen –, und so ist es mit den sieben großen Rassen, die darauf geboren werden sollen. Die erste wird unter der Sonne geboren; die zweite unter Brihaspati (Jupiter); die dritte unter Lohitanga (dem „Feuerleibigen“, Venus oder Shukra), der vierte unter Soma (dem Mond, unser Globus ebenfalls; der vierte Globus ist unter und aus dem Mond geboren) und Shani, Saturn,11 dem Krura-Lochana (Böseäugigen) und dem Asita (dem Dunklen); die fünfte unter Budha (Merkur).

So ist es auch mit dem Menschen und mit jedem ‘Menschen’ (jedem Prinzip) im Menschen. Jeder erhält seine besondere Eigenschaft von seinem Übergeordneten (dem Planetengeist), daher ist jeder Mensch eine Siebenheit (oder eine Kombination von Prinzipien, von denen jedes seinen Ursprung in einer Eigenschaft dieses besonderen Dhyani hat). Jede aktive Macht oder Kraft der Erde kommt von einem der sieben Herren zu ihr. Licht kommt von Shukra (Venus), dem die dreifache Menge zugeführt wird und der ein Drittel davon an die Erde abgibt. Daher werden die beiden ‘Zwillingsschwestern’ genannt, der Geist der Erde ist jedoch dem ‘Herren’ Shukras dienstbar. Unsere Weisen stellen die beiden Globen, der eine über, dar andere unter dem doppelten Zeichen dar (der ursprünglichen, ihrer vier Arme beraubten Swastika oder dem Kreuz ).“12

Das „doppelte Zeichen“ ist, wie jeder Schüler des Okkultismus weiß, das Symbol des männlichen und des weiblichen Prinzips in der Natur, des positiven und des negativen, denn die Swastika oder ist alles dieses und noch viel mehr. Seit der Geburt der Astronomie – welche der vierten Rasse von einem ihrer Könige der göttlichen Dynastie mitgeteilt worden war – [SD # 30] und auch der Astrologie, wurde die Venus während des gesamten Altertums in den astronomischen Tafeln als eine über einem Kreuz schwebende Kugel dargestellt und die Erde als eine Kugel unter einem Kreuz. Die esoterische Bedeutung davon ist folgende: „In die Fortpflanzung gefallene Erde, oder in die Hervorbringung ihrer Arten durch geschlechtliche Vereinigung.“ Doch die späteren westlichen Nationen versäumten nicht, das vollkommen anders zu interpretieren. Sie erklärten das Zeichen durch ihre vom Licht der Lateinischen Kirche geleiteten Mystiker seiner Bedeutung nach dahingehend, dass unsere Erde und alles, was sich darauf befindet, durch das Kreuz erlöst wurde, während Venus (anderweitig Luzifer oder Satan) dasselbe mit Füßen trat. Venus ist der okkulteste, mächtigste und geheimnisvollste aller Planeten, derjenige, dessen Einfluss auf die Erde und seine Verwandtschaft mit ihr am bedeutendsten sind. Im exoterischen Brahmanismus ist Venus oder Shukra – eine männliche Gottheit13 – der Sohn Bhrigus, einer der Prajapati und vedischen Weisen, Daitya-Guru oder der Priester-Lehrer der urzeitlichen Giganten. Die gesamte Erzählung über „Shukra“ in den Puranas bezieht sich auf die dritte und vierte Rasse.

„Durch Shukra geschah es, dass die ‘Doppelten’ (die Hermaphroditen) der Dritten (Wurzelrasse) von den ersten ‘Schweißgeborenen’ abstammten“, sagt der Kommentar. Daher wird es in der Dritten (Rasse) mit dem Symbol (Kreis und Durchmesser) und in der Vierten mit dargestellt.

Das bedarf einer Erklärung. Der einzeln in einem Kreis dargestellte Durch­messer steht für die weibliche Natur, für die erste ideale Welt, selbst erzeugt und selbst befruchtet vom allgemein ausgebreiteten Geist des Lebens – und bezieht sich somit auch auf die ursprüngliche Wurzelrasse. Sie wird androgyn, sobald sich die Rassen und alles Übrige auf der Erde in ihre physischen Formen entwickelt, und das Symbol verwandelt sich in einen Kreis mit einem Durchmesser, von welchem eine vertikale Linie nach unten führt, um das noch nicht getrennte Männliche und Weibliche darzustellen – das erste und früheste ägyptische Tau ; das danach zum wird oder männlich und weiblich getrennt14 (siehe die ersten Seiten von Band I) und in die Zeugung fällt. Venus (der Planet) wird durch das Zeichen eines Globus über einem Kreuz symbolisiert, das anzeigt, dass Erstere der natürlichen Zeugung des Menschen vorsteht. Die Ägypter symbolisierten Ankh, „Leben“, mit dem Ansatakreuz oder , das nur eine andere Form von Venus (Isis) ist und meinten damit esoterisch, dass die Menschheit und alles tierische Leben aus dem göttlichen, spirituellen Kreis hervorgetreten und in physische, männliche und weibliche Zeugung gefallen sind. Dieses Zeichen hat seit dem Ende der dritten Rasse dieselbe phallische Bedeutung wie der „Baum [SD # 31] des Lebens“ im Paradies. Anouki, eine Form der Isis, ist die Göttin des Lebens; und Ankh wurde von den Hebräern von den Ägyptern übernommen und von Moses, einem in der Weisheit der ägyptischen Priester Unterrichteten, zusammen mit vielen anderen mystischen Begriffen eingeführt. Das Wort Ankh bedeutet mit der persönlichen Endung im Hebräischen „mein Leben“, mein Sein, welcher „das Personalpronomen Anochi ist“ vom Namen der ägyptischen Göttin Anuket.15

In einem der ältesten Katechismen des südlichen Indiens, aus der Provinz Madras, trägt die hermaphroditische Göttin Ardhanari (siehe auch „Hindu Pantheon“) das Hakenkreuz, die Swastika, das „männliche und weibliche Symbol“, genau im mittleren Bereich, um den präsexuellen Zustand der dritten Rasse zu kennzeichnen. Vishnu, der jetzt mit einem aus seinem Nabel herauswachsenden Lotus dargestellt wird – oder das sich aus dem Mittelpunkt Nara heraus entwickelnde „Universum Brahmâs“ –, erscheint in einem der ältesten Schnitzwerke als doppelgeschlechtig (Vishnu und Lakshmi) auf einem auf dem Wasser schwimmenden Lotusblatt stehend, wobei sich das Wasser in einem Halbkreis erhebt und durch den Swastika strömt, die „Quelle der Erzeugung“ oder der Abstammung des Menschen.

Pythagoras nennt Shukra-Venus den Sol alter, die „andere Sonne“. Von den „sieben Palästen der Sonne“ ist der von Luzifer-Venus der dritte nach der christlichen und jüdischen Kabbala, und der Zohar macht aus ihm die Wohnung Samaels. Nach der okkulten Lehre ist er der Hauptplanet unserer Erde und ihr spirituelles Vorbild. Daher heißt es, dass Shukras (Venus-Luzifers) Wagen von einer Achterzahlerdgeborener Rosse“ gezogen wird während die Pferde der Wagen der anderen Planeten sich davon unterscheiden.

„Ushana-Shukra fühlt jede auf der Erde verübte Sünde. Der Guru der Daityas ist der Schutzgeist der Erde und der Menschen. Jede Veränderung auf Shukra wird auf der Erde gefühlt und von ihr widergespiegelt.“

Shukra, oder Venus, wird daher als der Unterweiser der Daityas, der Riesen der vierten Rasse, dargestellt, die nach der indischen Allegorie einstmals die Herrschaft über die ganze Erde erlangten und die kleineren Götter besiegten. Die Titanen der westlichen Allegorie stehen ebenfalls in engem Zusammenhang mit Venus-Luzifer, der von den späteren Christen mit Satan identifiziert wurde. Und da Venus, ebenso wie Isis, mit Kuhhörnern auf ihrem Haupt dargestellt wurde, mit dem Symbol der mystischen Natur, das mit dem Mond vertauschbar ist und auch für ihn steht, da sie alle Mondgöttinnen waren, wird das Zeichen dieses Planeten jetzt von den Theologen zwischen die Hörner des mystischen Luzifer versetzt.16 Dies ist der fantasievollen Auslegung der [SD # 32] archaischen Überlieferung zu verdanken, die behauptet, Venus verändere sich synchron (geologisch) mit der Erde; was auch immer auf der einen stattfände, geschehe auch auf der anderen; und ihre gemeinsamen Veränderungen wären groß und zahlreich – deshalb wiederholt es der heilige Augustin, indem er die verschiedenen Veränderungen der Konfiguration, Farbe und selbst der Umlaufbahnen auf diesen theologisch ausgesponnenen Charakter Venus-Luzifers bezieht. In seiner frommen Fantasie geht er sogar so weit, die letzten Veränderungen des Planeten mit der noachischen und mythischen Flut in Verbindung zu bringen, die 1796 v. Chr. stattgefunden haben soll (sieheCity of God“, 1, xxi, Kapitel viii).

Da Venus keine Satelliten besitzt, besagt die Allegorie, dass „Asphujit“ (dieser „Planet“) die Erde adoptierte, den Nachkommen des Mondes, „die über ihren Elter hinauswuchs und ihm viele Beschwerden bereitete“, eine Bezugnahme auf die okkulte Verbindung zwischen den beiden. Der Regent (des Planeten) Shukra17 liebte sein Adoptivkind so sehr, dass er sich als Ushanas inkarnierte und ihm vollkommene Gesetze gab, die in späteren Zeitaltern missachtet und verworfen wurden. Eine weitere Allegorie aus dem Harivamsha besagt, dass Shukra zu Shiva kam und ihn bat, seine Schüler, die Daityas und Asuras, vor den kämpfenden Göttern zu beschützen, und dass er zur Förderung seiner Absicht einen Yogaritus vollzog, „mit nach unten gerichteten Haupt 1.000 Jahre lang den Rauch von Spreu einzusaugen“. Das bezieht sich auf die große Neigung der Venusachse (die sich auf fünfzig Grad beläuft) und darauf, dass Venus von ewigen Wolken umhüllt ist. Aber das bezieht sich lediglich auf die physische Konstitution des Planeten. [SD # 33] Die okkulte Mystik hat sich mit ihrem Regenten zu beschäftigen, dem beseelenden Dhyan Chohan. Die Allegorie behauptet, Vishnu sei von Shukra dazu verdammt worden, auf der Erde siebenmal wiedergeboren zu werden, zur Strafe dafür, dass er seine (Sukras) Mutter getötet hatte, und sie ist voller okkulter philosophischer Bedeutung. Sie bezieht sich nicht auf die Avataras Vishnus, denn deren gibt es neun, der zehnte soll erst noch kommen, sondern es bezieht sich auf die irdischen Rassen. Venus oder Luzifer (also Shukra und Ushanas), der Planet, ist der Lichtbringer unserer Erde – sowohl in seinem physischen als auch im mystischen Sinn. Die Christen wussten das wohl in den anfänglichen Zeiten, denn einer der frühesten Päpste von Rom trägt den Pontifexnamen Luzifer.

„Jede Welt hat ihren Vaterstern und ihren Schwesterplaneten. So ist die Erde das Adoptivkind und der jüngere Bruder der Venus, aber ihre Bewohner sind von eigener Art . . . Alle fühlenden, vollständigen Wesen (volle siebenfältige Menschen oder höhere Wesen) werden bei ihrem Anfang in voller Harmonie mit der Natur und dem Zustand der Sphäre, die sie bewohnen, mit Formen und Organismen ausgestattet.“18

„Es existieren zahllose Daseinssphären oder Lebenszentren, welche als isolierte Kerne ihre Menschen und Tiere hervorbringen. Nicht eines hat irgendwelche Ähnlichkeit mit seinem Schwesterbegleiter oder mit irgendeinem anderen in seiner eigenen besonderen Sippe.“19

„Alle besitzen eine doppelte physische und spirituelle Natur.“

„Die Urkerne sind ewig und immerwährend; die Kerne periodisch und endlich. Die Urkerne bilden einen Teil des Absoluten. Sie sind die Schießscharten jener schwarzen, undurchdringlichen Festung, die für immer dem menschlichen und selbst dem dhyanischen Blick verborgen ist. Die Kerne sind das daraus entkommende Licht der Ewigkeit.“

„Jenes Licht ist es, das sich zu den Formen der ‘Herren des Seins’ verdichtet – von denen die ersten und höchsten kollektiv Jivatman sind oder Pratyagatma (von denen bildlich gesprochen gesagt wird, sie gingen aus Paramatman hervor. Er ist der Logos der griechischen Philosophen – da er am Beginn eines jeden neuen Manvantaras erscheint). Von diesen abwärts – gebildet aus den sich beständig verdichtenden Wellen dieses Lichts, das auf der objektiven Ebene zur groben Materie wird – gehen die zahlreichen Hierarchien der schöpferischen Kräfte hervor, einige formlos, andere ihre [SD # 34] eigene charakteristische Form besitzend, wiederum andere, die niedrigsten (Elementale), ohne eigene Form, sondern jede Form entsprechend den sie umgebenden Bedingungen annehmend.“

„Somit besteht nur ein absoluter Upadhi (eine Basis) im spirituellen Sinn, aus, auf und in dem die zahllosen Basiszentren für manvantarische Zwecke aufgebaut werden, auf welchen die universellen, zyklischen und individuellen Evolutionen während der aktiven Periode vor sich gehen.“

„Die beseelenden Intelligenzen, die diese verschiedenen Seinszentren beleben, werden von den Menschen jenseits der großen Gebirgskette20 willkürlich als Manus, Rishis, Pitris,21 Prajapati und so fort bezeichnet und auf dieser Seite als Dhyani Buddhas, Chohans, Melhas (Feuergötter), Bodhisattvas22 und andere. Die wahrhaft Unwissenden nennen sie Götter, die gelehrten Profanen den einen Gott, und die Weisen, die Initiierten, ehren in ihnen nur die manvantarischen Manifestationen von Tat, über das weder unsere Schöpfer (die Dhyan Chohans) noch deren Geschöpfe jemals irgendetwas erörtern oder wissen können. Das Absolute lässt sich nicht definieren, und kein Sterblicher oder Unsterblicher hat es jemals während der Daseinsperioden gesehen oder erfasst. Das Veränderliche kann das Unveränderliche nicht kennen, noch kann das, was lebt, das absolute Leben wahrnehmen.“

„Daher kann der Mensch keine höheren Wesen kennen als seine eigenen ‘Vorfahren’“. „Noch soll er sie anbeten“, sondern er sollte lernen, wie er in die Welt kam.

(c) Die Zahl sieben, die Fundamentalzahl aller anderen Zahlen in sämtlichen nationalen religiösen Systemen, von der Kosmogonie abwärts bis zum Menschen, muss ihren raison d’être haben. Sie ist bei den alten Amerikanern ebenso bedeutsam wie bei den alten Ariern und Ägyptern. Die Frage wird im zweiten Teil dieses Bandes vollständig behandelt werden; bis dahin können hier einige Fakten gegeben werden. Der Verfasser von „Sacred Mysteries among the Mayas and Quiches“ (bezüglich einer Zeit vor 11.500 Jahren) sagt:23

[SD # 35] „Sieben scheint bei allen zivilisierten Nationen des Altertums die heilige Zahl par excellence gewesen zu sein. Warum? Jedes einzelne Volk hat eine andere Erklärung gegeben, je nach den besonderen Lehrsätzen seiner (exoterischen) Religion. Dass sie für die in die heiligen Mysterien Eingeweihten die Zahl der Zahlen gewesen ist, darüber kann kein Zweifel bestehen. Pythagoras . . . nennt sie das ‘Vehikel des Lebens’, das Körper und Seele enthält, da sie aus einer Vierheit gebildet ist, das ist: Weisheit und Intellekt, und aus einer Dreiheit oder Handlung und Materie. Kaiser Julian, ‘In matrem etc.‘, drückt sich folgendermaßen aus: ‘Wollte ich die Initiation in unsere geheimen Mysterien berühren, welche die Chaldäer in Bezug auf den siebenstrahligen Gott bacchantisch feierten, die Seele durch ihn erleuchtend, so hätte ich Dinge zu sagen, die dem gemeinen Volk unbekannt sind, ganz unbekannt, den gepriesenen Theurgisten aber wohlbekannt.’“ (S. 143)

Wer mit den Puranas, dem Totenbuch, dem Zendavesta, den assyrischen Ziegeln und schließlich mit der Bibel bekannt ist und das beständige Vorkommen der Zahl sieben in diesen Aufzeichnungen von Völkern, die seit den ältesten Zeiten ohne Verbindung untereinander und so weit voneinander entfernt leben – wie könnte er folgende, von demselben Erforscher der alten Mysterien mitgeteilte Tatsache als Zufall betrachten? Indem er von der Vorherrschaft der Sieben als einer mystischen Zahl bei den Einwohnern des „westlichen Kontinents“ (von Amerika) spricht, fügt er hinzu, dass das nicht weniger bemerkenswert ist, denn:

„Sie erscheint häufig im Popol Vuh . . . wir finden sie ferner in den sieben Familien, von denen Sahagún und Clavigero sagen, sie hätten die mystische Persönlichkeit namens Votan begleitet, den berühmten Begründer der großen Stadt Nachan, die von einigen mit Palenque identifiziert wird; in den sieben Höhlen24, aus welchen die Vorfahren der Nahua aufgetaucht sein sollen; in den sieben Städten von Cibola, beschrieben von Coronado und Niza. . . . In den sieben Antillen; in den sieben Heroen, die, wie uns gesagt wird, der Sintflut entronnen sind . . . .“

„Heroen“ außerdem, deren Anzahl sich in jeder Überlieferung von der „Sintflut“ als die gleiche erweist – von den sieben Rishis, die mit Vaivasvata Manu gerettet wurden, bis herab zu Noahs Arche, in die Vieh, Vögel, lebende Geschöpfe „siebenerweise“ aufgenommen wurden. So finden wir die Zahlen 1, 3, 5, 7 als perfekte, weil durchweg mystische Zahlen, die eine herausragende Rolle in jeder Kosmogonie und Evolution der Lebewesen spielen. In China werden 1, 3, 5, 7 im kanonischen „Buch der Veränderungen“ (Yi-King oder Transformation, wie auch in „Evolution“) als „himmlische Zahlen“ bezeichnet.

Die Erklärung dafür wird offenbar, wenn man die alten [SD # 36] Symbole untersucht: Alle haben als Grundlage und Ausgangspunkt die Zahlen, die nach dem archaischen Manuskript im Vorwort zum ersten Band gegeben wurden. , das Symbol der Evolution und des Falles in die Zeugung oder Materie, spiegelt sich wider in den alten mexikanischen Bildhauereien oder Malereien sowie in den kabbalistischen Sephiroth und dem ägyptischen Tau. Man untersuche die mexikanischen Manuskripte (Add MSS Brit. Mus. 9789),25 und man wird es finden in Gestalt eines Baumes, dessen Stamm mit zehn Früchten bedeckt ist, bereit gepflückt zu werden von einem Mann und einer Frau, auf beiden Seiten des Stammes stehend, während vom höchsten Punkt des Stammes zwei Äste horizontal nach rechts und links abzweigen und so ein vollständiges (Tau) bilden. Die Enden der beiden Äste tragen außerdem jeweils ein dreifaches Büschel und einen Vogel – den Vogel der Unsterblichkeit, Atman oder der göttliche Geist – der zwischen den beiden sitzt und so den Siebten darstellt. Das zeigt dieselbe Idee wie der sephirothische Baum, zehn im Ganzen, aber von seinem oberen Dreieck getrennt verbleiben sieben. Das sind die himmlischen Früchte, die zehn, oder 10, aus den beiden unsichtbaren männlichen und weiblichen Samen geboren. Gemeinsam machen sie die 12 oder das Dodekaeder des Universums aus. Das mystische System enthält den · , den Zentralpunkt; die 3 oder ; die 5, , und die 7 oder , oder wiederum ; das Dreieck im Viereck und den vereinigenden Punkt in dem verschränkten doppelten Dreieck. Soweit in Bezug auf die Welt der Archetypen. Die phänomenale Welt empfängt ihren Höhepunkt und den Widerschein von allem im Menschen. Daher ist er das mystische Quadrat – in seinem metaphysischen Aspekt – die Tetraktys; und auf der schöpferischen Ebene wird er zum Würfel. Sein Symbol ist der auseinandergefaltete Würfel26 und die 6, die zur 7 wird oder das , drei horizontal (das Weibliche) und vier vertikal. Das ist der Mensch, die Kulmination der Gottheit auf Erden, dessen Körper das Kreuz des Fleisches ist, auf, durch, und in dem er beständig den göttlichen Logos oder sein Höheres Selbst kreuzigt und hinrichtet.

„Das Universum“, sagt jede Philosophie und Kosmogonie, „hat einen ihm übergeordneten Lenker (kollektiv in der Mehrzahl), der das Wort (Logos) genannt wird; der erschaffende Geist ist seine Königin: diese beiden sind die erste Macht nach dem Einen.

Geist und Natur sind die beiden, die unser illusorisches Universum bilden. Die beiden Unzertrennlichen verbleiben im Universum der Ideen, so lange es existiert, und tauchen dann wieder ein in Parabrahman, das Eine immer Unveränderliche. „Der Geist, dessen Essenz ewig ist, eins und selbst-existierend“, strahlt ein reines ätherisches Licht aus – ein doppeltes Licht, für die elementaren Sinne nicht wahrnehmbar – nach den Puranas, der Bibel, dem Sefer [SD # 37] Jezirah, den griechischen und lateinischen Hymnen, dem Buch des Hermes, dem chaldäischen Buch der Zahlen, der Esoterik Laotses, überall. In der Kabbala, welche die geheime Bedeutung der Genesis erklärt, ist dieses Licht der duale Mensch oder die androgynen (richtiger geschlechtslosen) Engel, deren Gattungsname Adam Kadmon ist. Sie sind es, die den Menschen vollständig machen, dessen ätherische Form aus anderen göttlichen, aber viel niedrigeren Wesen emaniert ist. Diese verfestigten den Körper mit Lehm oder mit dem „Staub der Erde“ – eine Allegorie in der Tat, aber ebenso wissenschaftlich wie jede Darwinistische Evolution und wahrer.

Der Verfasser von „The Source of Measures“ sagt, dass die Grundlage der Kabbala und all ihrer mystischen Bücher auf den zehn Sephiroth beruht, was eine fundamentale Wahrheit ist.27 Er zeigt diese zehn Sephiroth oder die zehn Zahlen in folgender Grafik:

Der Kreis ist die Null, sein vertikaler Durchmesser ist die erste oder ursprüngliche Eins (das Wort oder der Logos), aus der die Reihe der anderen Zahlen bis zur 9 entspringt, der Grenze der Ziffern. Die 10 ist die erste göttliche Manifestation,28 die „jede mögliche Macht umfasst, Proportion exakt auszudrücken“. Diese kabbalistische Spekulation lehrt uns, dass diese Sephiroth die „Zahlen oder Emanationen des himmlischen Lichts (Zahlen 20612 bis 6561) waren, sie waren die 10 ‘Worte’ dbrim, 41224; das Licht, dessen Ausfluss sie waren, war der Himmlische Mensch, der Adam kdm (die 144-144); und das Licht, nach dem Neuen Testament oder Bund (41224) schuf Gott, gerade so wie nach dem Alten Testament Gott (Alhim, 31415) das Licht (20612 zu 6561) erschafft.“

Nun gibt es im Okkultismus sowie in der Kabbala drei Arten von Licht. (1) Das abstrakte und absolute Licht, das Finsternis ist; (2) das Licht des Manifestierten-Unmanifestierten, von einigen der Logos genannt; und (3) die Reflexion letzteren Lichts in den Dhyan-Chohans, den kleineren Logoi (den Elohim, kollektiv), die ihrerseits dasselbe auf das objektive Universum ausschütten. Doch in der Kabbala – neu herausgegeben und von den Kabbalisten des 13. Jahrhunderts, den christlichen Lehrsätzen sorgfältig angepasst – werden die drei Lichter wie folgt beschrieben: (1) das klare und durchdringende, das Licht Jehovahs; (2) reflektiertes Licht; (3) Licht im Abstrakten. „Dieses Licht, abstrakt genommen (in einem metaphysischen oder symbolischen Sinn), ist Alhim (Elohim Gott), [SD # 38] während das klare und durchdringende Licht Jehovah ist. Das Licht der Alhim gehört der Welt im Allgemeinen an, in ihrer Gänze und allgemeinen Fülle, doch das Licht Jehovahs ist es, welches das Wichtigste hervorbrachte, den Menschen, in den dieses Licht eindrang und ihn erschuf.“ Der Verfasser von „Source of Measures“ verweist den Leser treffend auf Inmans „Ancient Faiths embodied in Ancient Names“, Bd. II, S. 648. Dort ist eine Abbildung zu finden von „der vesica piscis, Maria und das Symbol der Weiblichkeit, kopiert aus einem Rosenkreuz der seligen Jungfrau Maria . . . . gedruckt in Venedig, 1542“, und daher, wie Inman bemerkt, „mit Erlaubnis der Inquisition und infolge dessen orthodox“, die dem Leser zeigen wird, was die Lateinische Kirche unter dieser „eindringenden Kraft des Lichts und ihren Wirkungen“ verstand. Die edelsten und großartigsten, weil erhabensten Ideen der östlichen Philosophie von der Gottheit – wie bedauernswert wurden sie durch ihre Anwendung auf die rohesten anthropomorphischen Vorstellungen in der christlichen Auslegung entstellt!

Die Okkultisten im Osten nennen dieses Licht Daiviprakriti, und die im Westen das Licht des Christos. Es ist das Licht des Logos, die unmittelbare Widerspiegelung des immer Unerkennbaren auf der Ebene der universalen Manifestation. Aber hier ist die Erklärung dafür von den modernen Christen aus der Kabbala gegeben. Wie der soeben angeführte Schriftsteller bemerkt:

„Auf die Fülle der Welt im Allgemeinen mit ihrem hervorragendsten Inhalt, dem Menschen, bezieht sich der Ausdruck Elohim-Jehovah. Um zu beweisen, dass die Kabbala die Lehre von der Dreieinigkeit darlegt, führt Rev. Dr. Cassel (ein Kabbalist) in Auszügen aus dem Zohar unter anderem an: ‘Jehovah ist Elohim (Alhim) . . . in drei Schritten werden Gott (Alhim) und Jehovah dasselbe, und obwohl getrennt, sind sie für sich und zusammengenommen aus demselben Einen’.“ Auf ähnliche Weise wird Vishnu zur Sonne, dem sichtbaren Symbol der unpersönlichen Gottheit. Vishnu wird beschrieben als „die sieben Regionen des Weltalls mit drei Schritten durchmessend“. Für die Hindus ist das jedoch eine exoterische Erzählung, eine oberflächliche Lehre und Allegorie, während die Kabbalisten es für die esoterische und letzte Bedeutung ausgeben. Doch um fortzufahren:

„Nun ist das Licht“, erklärt der Autor, „wie gezeigt, mit 20612 zu 6561 die korrekte Formulierung des integralen und numerischen Verhältnisses vom Durchmesser zum Umfang eines Kreises. Gott (Alhim, d. h. 3,1415 zu eins, eine modifizierte Form des Obigen) ist die Reduktion desselben, um so eine Standardeinheit eins als allgemeine Grundlage für alle Berechnungen und Messungen zu erhalten. Aber für die Hervorbringung des tierischen Lebens sowie für besondere Zeitmessungen oder das lunare Jahr, der die Empfängnis und die embryonale Entwicklung verursachende Einfluss, müssen die Zahlen des Jehovahmaßes (des ‘Mensch gleich Jehovah’-Maßes), nämlich 113 zu 355, spezifiziert werden.29 Letzteres Verhältnis ist nichts anderes als eine modifizierte Form von Licht oder 20612 zu 6561, als ein ‘ π ’-Wert, lediglich eine Variation desselben (d. h. 20612 zu 6561 ist 31415 zu eins, oder Alhim oder Gott) – und auf solche Weise, dass [SD # 39] das eine in das andere überführt und vom anderen abgeleitet werden kann, und das sind die drei Schritte, mit deren Hilfe die Einheit und Gleichartigkeit der göttlichen Namen gezeigt werden können. Das heißt, die beiden sind lediglich Variationen desselben Verhältnisses, d. h. von ‘ π ’. Der Zweck dieses Kommentars ist es aufzuzeigen, dass die Kabbala, die drei Bünde der Bibel und, wie bereits angemerkt, die Symbole der Freimaurerei dasselbe Maßsystem verwenden.“

„Zuerst also werden die Sephiroth als Licht beschrieben, d. h. sie selber sind eine Funktion der oder tatsächlich dasselbe wie die Offenbarung des Ain Soph; und das ist so aufgrund der Tatsache, dass Licht das Verhältnis von 20612 zu 6561 repräsentiert, als Teil der ‘Worte’ dbrim, 41224, oder des Wortes, Dabar, 206 (=10 Ellen). Licht ist in so hohem Maß das Hauptthema der Kabbala bei der Erklärung der Sephiroth, dass das berühmteste Buch über die Kabbala Zohar oder Licht heißt. Darin finden sich Aussagen folgender Art: ‘Das Unendliche war vollständig unbekannt und verbreitete kein Licht, bis der leuchtende Punkt mit Gewalt zur Sichtbarkeit durchbrach . . . .'

'Als er die Form zum ersten Mal annahm (der Krone, oder der ersten Sephira), ließ er 9 glänzende Lichter von ihr ausgehen, die ein helles Licht in alle Richtungen aussandten, indem sie sie durchstrahlten’: das sind diese 9 plus sein eigenes (welches der Ursprung der 9 oben Genannten war), also zusammen die 10, das ist oder , oder die heilige Zehn (Zahlen oder Sephiroth), oder Jod – und diese Zahlen waren ‘das Licht’. Gerade so wie im Evangelium des Hl. Johannes Gott (Alhim, 31415 zu eins) jenes Licht (20612 zu 6561) war, durch welches (Licht) alle Dinge gemacht waren.“

Im Sefer Jezirah, oder der Zahlen der Schöpfung, wird der gesamte Prozess der Entwicklung mittels Zahlen wiedergegeben. In seinen „32 Pfaden der Weisheit“ wird die Zahl 3 viermal wiederholt und die Zahl 4 fünfmal. Daher liegt die Weisheit Gottes in Zahlen (Sepharim oder Sephiroth), denn Sefer (oder S-ph-r, unvokalisiert) bedeutet „berechnen“. Und deshalb stoßen wir auch bei Platon auf die Behauptung, die Gottheit geometrisiere bei der Errichtung des Universums.

Das kabbalistische Buch, der Sefer Jezirah, beginnt mit einer Aussage über die verborgene Weisheit Alhims in den Sepharim, d. h. der Elohim in den Sephiroth.

„In zweiunddreißig Pfaden, in verborgener Weisheit, verzeichnete Jah, jhvh, Zebaoth, Elohim von Israel, Alhim des Lebens, El der Gnade und Barmherzigkeit – erhabener, erhobener Bewohner der Höhe, und König des Immerwährenden, und sein Name – Heilig ist er! in drei Sepharim, nämlich: — B-S’ph-r, V-S’ph-r, V-Siph-o-r.”

„Dieser Kommentar legt „die ‘verborgene Weisheit’ des Urtextes mit Hilfe verborgener Weisheit dar, und zwar durch den Gebrauch von Worten, die eine spezielle Reihe von Zahlen und eine spezielle Phraseologie transportieren, die genau das Erklärungssystem ausführen, das wir für die hebräische Bibel so passend finden. . . . . In der Darlegung seines Schemas, um es zu bekräftigen und um seine detaillierte Ausarbeitung zu einem allgemeinen Postulat zu vollenden, nämlich das eine Wort [SD # 40] Sepharim (Sephiroth) der Zahl Jezirah, erklärt der Verfasser die Aufspaltung dieses Wortes in drei Untergeordnete, ein Spiel mit dem gewöhnlichen Wort s-ph-r, oder Zahl.“

Der Prinz Al-Chazari sagt zum Rabbi:30 „Ich wünsche jetzt, dass du mir einige der hauptsächlichsten oder leitenden Prinzipien der Naturphilosophie mitteilen mögest, die, wie du sagst, in früheren Zeiten von ihnen (den alten Weisen) ausgearbeitet wurden.“ Worauf der Rabbi antwortet: „Zu solchen Prinzipien gehört die Schöpfungszahl unseres Rassenvaters Abraham.“ – (Das ist Abram und Abraham, oder die Zahlen 41224 und 41252). Weiter sagt er, dieses Buch der Zahlen handle davon, die Alhim-heit und die Ein-heit durch „dbrim“ zu lehren, nämlich durch die Zahlen des Wortes „Worte“. Das bedeutet, es lehrt die Anwendung des Verhältnisses 31415 zu eins, durch 41224, wobei Letzteres bei der Beschreibung der Bundeslade durch die beiden steinernen Tafeln in zwei Teile geteilt wurde, auf denen diese dbrim oder 41224 geschrieben oder eingemeißelt waren – oder 20612 x 2. Er kommentiert sodann diese drei benutzten untergeordneten Worte und versäumt nicht, in Bezug auf eines von ihnen folgenden Kommentar anzubringen: „Und Alhim (31415 : 1) sagte: Es sei Licht (21612 zu 6561).“

Die drei Worte sind im Text folgendermaßen gegeben: רופים רפם רפם. Und der Rabbi sagt, dieselben kommentierend: „Sie lehren die Alhim-heit (31415) und die Einheit (der Durchmesser Alhims) durch Worte (dbrim, 41224), wodurch einerseits in heterogenen Schöpfungen unendliche Ausdrucksmöglichkeiten existieren und auf der anderen eine schließliche harmonische Tendenz zur Ein-heit“ (die, wie jedermann weiß, die mathematische Funktion vom „π “ der Schulen ist, welche die Sterne des Himmels misst, wägt und zählt und sie doch wieder auflöst zur schließlichen Einheit des Universums durch Worte). „Ihr schließlicher Akkord vervollkommnet sich selbst zu jener Ein-heit, die sie anordnet, und die besteht aus רופם רפם רפם (Buch von Al-Chazari), was bedeutet, dass der Rabbi in seinem ersten Kommentar das Jod oder i aus einem der Worte auslässt, um es hierauf wieder einzusetzen. Wenn wir die Werte dieser ungeordneten Worte nehmen, erhalten wir 340, 340 und 346; zusammen sind das 1026, und das war das erklärte Ziel der Teilung des allgemeinen Wortes, nämlich diese Zahlen zu erzeugen, die mit Hilfe von Temura auf unterschiedliche Arten zu verschiedenen Zwecken verändert werden können.“ (Kabbala)

Der Leser wird gebeten, sich der vierten Stanze des ersten Bandes und seinem vierten Kommentar zuzuwenden, und er wird finden, dass die 3, 4 – (7) und die dreimal sieben oder 1065 die Zahl Jehovahs ist, die Anzahl der im Mahabharata erwähnten 21 Prajapati oder der drei Sepharim (Worte in Ziffern oder Zahlen). Dieser Vergleich zwischen den schöpferischen Kräften der archaischen Philosophie und dem anthropomorphischen Schöpfer des exoterischen Judentums (nachdem deren Esoterik ihre Wesensgleichheit mit der Geheimlehre erkennen lässt), wird den Schüler zu der Wahrnehmung und Entdeckung führen, dass Jehovah in Wahrheit lediglich ein lunarer und [SD # 41] „Zeugungs“-Gott ist (siehe Band I, Teil 2, „Deus Lunus“). Jedem gewissenhaften Schüler der Kabbala – oder dessen, was davon übrig ist – ist die Tatsache wohl bekannt, dass er sich beim fortschreitenden Studium des Werkes immer mehr davon überzeugt fühlt, sie müsse im Lichte der östlichen Esoterischen Philosophie gelesen werden, da ihr Studium lediglich zu der Entdeckung führen wird, dass auf den Spuren des exoterischen Juden- und Christentums der Monotheismus beider nichts Erhabeneres ist als alter Astralkult, jetzt verteidigt von der modernen Astronomie. Die Kabbalisten hören niemals auf zu wiederholen, dass die ursprüngliche Intelligenz niemals verstanden werden kann. Sie kann nicht begriffen werden, noch kann sie lokalisiert werden, daher muss sie namenlos und negativ bleiben. Da sie nicht offenbar gemacht werden konnte, entwickelte man den Ain Soph – den „Unerkennbaren“ und „Unnennbaren“ – für die Emanation von Offenbarungskräften. Daher kommt es, dass sich der menschliche Intellekt allein mit seinen eigenen Emanationen beschäftigen muss und kann. Die christliche Theologie, welche die Lehre von den Emanationen ablehnt und dieselben durch unmittelbare, bewusste Schöpfung von Engeln und dem Übrigen aus dem Nichts ersetzt hat, findet sich jetzt hoffnungslos zwischen Supernaturalismus oder Wunder und Materialismus gestrandet. Ein außer-kosmischer Gott ist für die Philosophie fatal; eine inner-kosmische Gottheit – d. h. Geist und Materie sind voneinander nicht trennbar – ist eine philosophische Notwendigkeit. Man trenne sie, und das, was übrig bleibt, ist ein grober Aberglaube unter der Maske von Pathos. Aber warum „geometrisieren“, wie Platon es tat, warum diese Emanationen unter der Form einer ungeheuren arithmetischen Tafel darstellen? Die Frage wird von dem soeben angeführten Schriftsteller gut beantwortet. Seine Bemerkungen werden in Teil II im Abschnitt „Die Theogonie der schöpferischen Götter“ zitiert.

„Mentale Wahrnehmung“, sagt er, „muss, um zur physischen Wahrnehmung zu werden, das kosmische Prinzip des Lichts besitzen: Und so muss unser mentaler Kreis durch Licht sichtbar werden; oder, um sich vollständig zu manifestieren, muss dieser Kreis die physische Sichtbarkeit oder das Licht selbst sein. Derartige Begriffe wurden so zum Fundament der Philosophie des Göttlichen, das sich im Universum offenbart.“

Das ist Philosophie. Etwas anderes ist es, wenn wir den Rabbi im Al-Chazari sagen hören: „Unter s’ph-r ist Berechnung und Wägen der erschaffenen Körper zu verstehen. Denn die Berechnung, mit deren Hilfe ein Körper in Harmonie oder Symmetrie konstruiert wird, wodurch seine Konstruktion eine korrekte Anordnung aufweist und die Gestaltung zum vorgesehenen Objekt passt, besteht schließlich aus Zahl, Ausdehnung, Masse, Gewicht; abgestimmtes Verhältnis von Bewegungen, sodann Harmonie der Musik, sie alle müssen ganz und gar aus Zahl, d. h. (s’ph-r) bestehen. . . Unter Sippor (s’phor) sind die Worte Alhims zu verstehen, mit der sich die Gestaltung des Rahmens oder der Form der Konstruktion vereint oder an welche sich dieselbe anpasst; beispielsweise wurde gesagt ‘Es werde Licht’. Das Werk geschah, indem die Worte gesprochen wurden, d. h. indem die Zahlen des Werkes in Erscheinung traten. . . . .”

So wird das Spirituelle skrupellos materialisiert. Aber die Kabbala [SD # 42] war nicht immer so stark an die anthro-monotheistischen Begriffe angepasst. Vergleiche das mit jeder beliebigen der sechs Schulen Indiens. Zum Beispiel bleibt in Kapilas „Sankhya“-Philosophie Prakriti unvernünftig, wenn Purusha nicht, allegorisch gesprochen, auf ihren Schultern steht, während Purusha ohne sie untätig bleibt. Daher muss die Natur (im Menschen) eine Verbindung von Geist mit Materie werden, bevor er zu dem wird, was er ist; und der in der Materie verborgene Geist muss stufenweise zum Leben und zu Bewusstsein erweckt werden. Die Monade muss durch ihre mineralische, pflanzliche und tierische Form hindurchgehen, bevor das Licht des Logos im tierischen Menschen erweckt wird. Deshalb kann Letzterer bis dahin nicht als „Mensch“ bezeichnet werden, sondern ist als eine in immer wechselnde Formen eingekerkerte Monade zu betrachten. Evolution, nicht Schöpfung mit Hilfe von Worten, wird in den Philosophien des Ostens anerkannt, selbst in ihren exoterischen Aufzeichnungen. Ex oriente lux. Selbst der Name des ersten Menschen in der mosaischen Bibel hatte seinen Ursprung in Indien, trotz Professor Max Müllers Verneinung. Die Juden erhielten ihren Adam von Chaldäa; und Adam-Adami ist ein zusammengesetztes Wort, also ein mannigfaltiges Symbol, und beweist die okkulten Dogmen.

Es ist hier nicht der Ort für philologische Abhandlungen. Aber der Leser möge daran erinnert sein, dass die Worte Ad und Adi im Sanskrit „der Erste“ bedeuten; im Aramäischen „Ein“ (Ad-ad, „der Einzige“); im Assyrischen „Vater“, daher Ak-ad oder „Vater-Schöpfer“.31 Und sobald diese Behauptung als korrekt akzeptiert wird, ist es ziemlich schwer, Adam auf die mosaische Bibel allein zu beschränken und darin lediglich einen jüdischen Namen zu sehen. Siehe Teil II dieses Bandes, Kapitel „Adam-Adami“.

Häufig gibt es Verwirrung bei den Attributen und den Genealogien der Götter in ihren Theogonien, dem Alpha und dem Omega der Aufzeichnungen dieser Symbolwissenschaft, wie sie der Welt von den halbinitiierten brahmanischen und biblischen Schriftstellern gegeben sind. Eine solche Verwirrung konnte jedoch nicht von den frühesten Nationen, den Abkömmlingen und Schülern der göttlichen Unterweiser, angerichtet worden sein, denn sowohl die Attribute als auch die Genealogien waren untrennbar mit kosmogonischen Symbolen verknüpft, wobei die „Götter“ das Leben und das lebenspendende „Seelenprinzip“ der unterschiedlichen Regionen des Universums darstellen. Nirgends und bei keinem Volk wurde es der Spekulation erlaubt, über diese geoffenbarten Götter hinaus zu gehen. Die schrankenlose und unendliche Einheit blieb für alle Nationen ein jungfräulicher, verbotener Boden, von den Gedanken des Menschen nicht betreten, [SD # 43] von fruchtloser Spekulation unberührt. Die einzige Bezugnahme auf sie lag in der kurzgefassten Vorstellung von ihrer diastolischen und systolischen Eigenschaft, von ihrer periodischen Ausdehnung oder Erweiterung und Zusammenziehung. In dem Universum mit all seinen unzähligen Myriaden von Systemen und Welten, die in Ewigkeit verschwinden und wieder erscheinen, mussten die anthropomorphisierten Kräfte oder Götter, ihre Seelen zusammen mit ihren Körpern, aus dem Blickfeld verschwinden: „Der Atem, der zurückkehrt in den ewigen Schoß, der sie ausatmet und einatmet“, sagt unser Katechismus.

Die „ideale Natur“, der abstrakte Raum, in dem alles im Universum Befindliche geheimnisvoll und unsichtbar erzeugt wird, ist dieselbe weibliche Seite der zeugenden Kraft in der Natur, sowohl in der vedischen als auch in allen anderen Kosmogonien. Aditi ist Sephira und die Sophia-Achamoth der Gnostiker, und Isis, die jungfräuliche Mutter von Horus. In jeder Kosmogonie steht hinter der schöpferischen Gottheit und über ihr eine höhere Gottheit, ein Planer, ein Baumeister, dessen Schöpfer lediglich ein ausführender Agent ist. Und noch höher, darüber und rundherum, innen und außen, ist das Unerkennbare und das Unbekannte, die Quelle und Ursache all dieser Emanationen. . . . .

Somit ist es einfach den Grund anzugeben, warum sich in der chaldäischen Schrift „Adam-Adami“ findet, die sicherlich älter ist als die mosaischen Bücher. Im Assyrischen ist Ad der Vater, im Aramäischen ist Ad „Eins“ und Ad-ad der „Einzige“, während Ak im Assyrischen „Schöpfer“ bedeutet. So wurde Ad-am-ak-ad-mon in der Kabbala (Zohar) zum Adam Kadmon, und bedeutete tatsächlich der „eine (Sohn) des göttlichen Vaters, oder der Schöpfer“, denn die Worte „am“ und „om“ bedeuteten einstmals in fast jeder Sprache das Göttliche oder die Gottheit. Dadurch bekamen Adam Kadmon und Adam-Adami folgende Bedeutung: „Die erste Emanation von Vater-Mutter oder der göttlichen Natur“ und buchstäblich der „erste Göttliche“. Und es ist leicht zu sehen, dass Ad-Argat (oder Aster’t, die syrische Göttin, die Gemahlin des Ad-on, des Herrgottes Syriens oder des jüdischen Adonai), und Venus, Isis, Ister, Mylitta, Eva etc. etc. wesensgleich sind mit der Aditi und der Vach der Hindus. Sie alle sind „Mütter alles Lebendigen“ und „der Götter“. Anderseits – kosmisch und astronomisch – waren alle männlichen Götter zunächst „Sonnengötter“, danach theologisch „Sonnen der Gerechtigkeit“ und die Logoi, die alle durch die Sonne symbolisiert werden.32 Sie sind alle Protogonoi (Erstgeborene) und [SD # 44] Mikroprosopoi. Bei den Juden war Adam Kadmon derselbe wie Athamaz, Tamaz oder der Adonis der Griechen – „der Eine mit und von seinem Vater“ – welcher „Vater“ während der späteren Rassen zu Helios wird, zur Sonne, als Apollo Karneios,33 zum Beispiel, welcher der „Sonnengeborene“ war; Osiris, Ormazd und so fort hatten noch irdischere Typen als ihre Nachfolger und fanden sich später in sie verwandelt: wie Prometheus, den am Berg Kasbek Gekreuzigten, Herkules und so viele andere Sonnengötter und Heroen, bis sie alle dahin gelangten, nichts Besseres mehr zu bedeuten als phallische Symbole.

Im Zohar heißt es: „Der Mensch wurde von den Sephiroth (auch Elohim-Javeh) erschaffen, und sie erzeugten mit gemeinsamer Kraft den irdischen Adam.“ Daher sagen die Elohim in der Genesis: „Siehe, der Mensch ist geworden wie unser einer.“ Aber in der indischen Kosmogonie oder „Schöpfung“ erschafft Brahmâ-Prajapati spirituell Viraj und die Rishis. Daher werden Letztere ausdrücklich die „aus dem Gemüt geborenen Söhne Brahmâs“ genannt; und diese besondere Weise des Erzeugens schloss sämtliche phallizistischen Ideen aus, auf jeden Fall bei den früheren menschlichen Nationen. Dieses Beispiel veranschaulicht gut die betreffende Spiritualität der beiden Nationen.

3. Da sprach der „Herr des Strahlenden Angesichts“: „Ich werde dir ein Feuer senden, wenn dein Werk begonnen ist. Erhebe deine Stimme an andere Lokas; wende dich an deinen Vater, den Herrn des Lotus (Kumuda-Pati) (a), für seine Söhne . . . . Dein Volk soll unter der Führung der Väter (Pitri-Pati) stehen. Deine Menschen werden sterbliche sein. Die Menschen des Herrn der Weisheit (Budha, Merkur), nicht die Söhne Somas (des Mondes) sind unsterblich. Lass ab von deinen Klagen (b). Du trägst noch deine sieben Häute. . . . Du bist noch nicht bereit. Deine Menschen sind nicht bereit (c).“

(a) Kumuda-Pati ist der Mond, der Vorfahr der Erde, in seiner Region des Soma-Loka. Obwohl die Pitris (Pitar oder „Väter“) Söhne der Götter sind, andernorts Söhne Brahmâs oder selbst Rishis, sind sie allgemein als die „Mond“-Vorfahren bekannt.

(b) Pitri-Pati ist der Herr oder König der Pitris, Yama, der Gott des Todes und der Richter der Sterblichen. Die Menschen Budhas (des Merkur) sind aufgrund ihrer Weisheit [SD # 45] metaphorisch unsterblich. Daran glauben all jene, die aufgrund sowohl logischer als auch astronomischer Daten allen Sternen und Planeten Bewohner zuschreiben (es gibt Wissenschaftler, Flammarion unter anderen, die lebhaft daran glauben). Da der Mond selbst von der Erde aus betrachtet, geschweige denn von anderen Planeten aus gesehen, einen tiefer stehenden Körper darstellt, können die von seinen Söhnen – den Mondmenschen oder „Mondvorfahren“ – aus seiner Schale oder seinem Körper hervorgebrachten irdischen Menschen nicht unsterblich sein. Sie können nicht darauf hoffen, zu wirklich selbstbewussten und intelligenten Menschen zu werden, wenn sie nicht von anderen Schöpfern sozusagen fertiggestellt werden. In der puranischen Legende ist der Sohn des Mondes (Somas) deshalb der „intelligente“ und weise Budha (Merkur), und zwar weil er der Nachkomme Somas ist, des „Regenten“ des sichtbaren Mondes, und nicht Indus, des physischen Mondes. Somit ist Merkur der ältere Bruder der Erde, metaphorisch – ihr Stiefbruder, sozusagen, der Spross des Geistes – während sie (die Erde) der Spross des Körpers ist. Diese Allegorien haben eine tiefere und wissenschaftlichere Bedeutung (astronomisch und geologisch) als unsere modernen Physiker zuzugestehen willens sind. Der gesamte Zyklus des ersten „Krieges im Himmel“, des Taraka-Maya, ist ebenso voll von philosophischen wie von kosmogonischen und astronomischen Wahrheiten. Die Biografien aller Planeten können mithilfe der Geschichte ihrer Götter und Lenker darin verfolgt werden. Usanas (Shukra oder Venus), Somas Busenfreund und Feind von Brihaspati (Jupiter), des Unterweisers der Götter, dessen Weib Tara (oder Taraka) vom Mond mitgerissen worden war, von Soma – „der mit ihr den Budha zeugte“ – nahm ebenfalls an diesem Krieg gegen die „Götter“ aktiv teil und wurde sofort zu einer dämonischen (Asura-) Gottheit degradiert, und das blieb er bis zum heutigen Tag.34

Hier bezieht sich das Wort „Menschen“ auf die Himmlischen Menschen oder auf das, was man in Indien die Pitaras oder Pitris nennt, die Väter, die Vorfahren der Menschen. Das [SD # 46] beseitigt die im Lichte der modernen Hypothesen bestehenden scheinbaren Probleme der Lehre nicht, die besagt, diese Vorfahren oder Ahnen hätten die ersten menschlichen Adame aus ihren Seiten erschaffen: als astrale Schatten. Und obwohl das gegenüber der Rippe Adams eine Verbesserung darstellt, werden doch noch geologische und klimatische Schwierigkeiten vorgebracht werden. Das jedoch ist die Lehre des Okkultismus.

(c) Der Organismus des Menschen war in jeder Rasse seiner jeweiligen Umgebung angepasst. Die erste Wurzelrasse war so ätherisch wie unsere gegenwärtige materiell ist. Die Nachkommenschaft der sieben Schöpfer, welche die sieben ursprünglichen Adame evolvierten,35 bedurfte sicherlich keiner gereinigten Gase zum Atmen und Leben (siehe Teil III dieses Bandes). Daher behauptet der Okkultist, dass sich der dargestellte Sachverhalt vor Äonen von Jahren, sogar vor der Entwicklung der Lemurier, des ersten physischen Menschen vor 18.000.000 Jahren, zugetragen hat – unabhängig davon, wie stark auch die Unmöglichkeit dieser Lehre von den Verehrern der modernen Wissenschaft nachdrücklich vertreten werden mag.36

Die vorläufige Evolution wird in einem der Bücher des Dzyan und den entsprechenden Kommentaren wie folgt beschrieben:

Die archaischen Schriften lehren, dass die Erde zu Beginn eines jeden lokalen Kalpas oder einer Runde wiedergeboren wird; „so wie der menschliche Jiva (Monade) mit einem neuen Körper verhüllt wird sobald er in einen neuen Schoß eintritt, geschieht es auch mit dem Jiva der Erde. Er erhält in jeder Runde eine vollkommenere und festere Bedeckung, nachdem er aus dem Schoß des Raumes aufs Neue in die Gegenständlichkeit aufgetaucht ist“ (Kommentar). Dieser Vorgang wird natürlich von den Wehen der neuen Geburt oder von geologischen Umwälzungen begleitet.

So ist die einzige Bezugnahme hierauf in einem Vers des vor uns liegenden Bandes vom Buch des Dzyan enthalten, wo gesagt wird:

4. Nach großen Schmerzen warf sie (die Erde) ihre alten drei ab und zog ihre sieben neuen Häute an, und stand da in ihrer ersten (a).

(a) Das bezieht sich auf das Wachstum der Erde, während in der Stanze, die von der ersten Runde handelt (im Kommentar) gesagt wird:

„Nachdem die wandellose (Avikara) unveränderliche Natur (Wesenheit, Sadaikarupa) erwacht war und sich in (einen Zustand von) Kausalität (Avyakta) verwandelt (differenziert) hatte, und aus einer Ursache (Karana) zu ihrer eigenen abgesonderten Wirkung (Vyakta) geworden war, war sie nicht länger unsichtbar, sondern wurde sichtbar. Das Kleinste der Kleinen (das atomistischste der [SD # 47] Atome oder Aniyamsam Aniyasam) wurde zum Einen und den Vielen (Ekanekarupa); und indem es das Universum hervorbrachte, brachte es auch den vierten Loka (unsere Erde) in dem Blumengebinde der sieben Lotusse hervor. Das Achyuta wurde dann zum Chyuta.“37

Wenn von der Erde gesagt wird, sie hätte ihre drei alten Häute abgeworfen, bezieht sich das auf die bereits von ihr durchlaufenen vorangegangenen Runden. Die gegenwärtige Runde ist die vierte von sieben. Beim Beginn einer neuen Runde, nach einer Periode der „Verdunklung“, wirft die Erde (so wie es auch die anderen sechs „Erden“ tun) ihre alten Häute ab oder man vermutet, dass sie diese Häute wie die Schlange abwirft, daher wird sie im Aitareya-Brahmana die Sarpa-Rajni, die „Königin der Schlangen“ genannt, und „die Mutter von allem, was sich bewegt“. Die „sieben Häute“, deren erste sie jetzt trägt, beziehen sich auf die sieben geologischen Veränderungen, welche die Evolution der sieben Wurzelrassen der Menschheit begleiten und mit ihr korrespondieren.

Die zweite Stanze, die von dieser Runde spricht, beginnt mit einigen Worten, die in Bezug auf das Alter unserer Erde aufschlussreich sind. Die Chronologie wird an entsprechender Stelle gegeben werden. In dem der Stanze beigefügten Kommentar werden zwei Persönlichkeiten erwähnt: Narada und Asuramaya, insbesondere der Letztere. Alle Berechnungen werden dieser archaischen Berühmtheit zugeschrieben, und durch das Folgende wird der Leser mit einigen dieser Zahlen oberflächlich bekannt gemacht werden.

 

 

Zwei vorsintflutliche Astronomen

Für das Denken des östlichen Schülers des Okkultismus sind zwei Gestalten mit mystischer Astronomie, Chronologie und deren Zyklen unlösbar verbunden. Zwei erhabene und geheimnisvolle Gestalten, sich in der urzeitlichen Vergangenheit zwei Riesen gleich auftürmend, tauchen vor ihm auf, sobald er sich auf Yugas und Kalpas beziehen muss. Wann, in welchem Zeitalter der Vorgeschichte sie lebten, weiß mit Ausnahme einiger weniger Menschen auf der Welt niemand und kann es niemals mit der Sicherheit wissen, welche die exakte Chronologie erfordert. Es mag vor 100.000, es mag vor 1.000.000 Jahren gewesen sein, soweit die äußere Welt jemals wissen wird. Der mystische Westen und die Freimaurerei sprechen laut von Enoch und Hermes. Der mystische Osten spricht von Narada, dem alten vedischen Rishi, und von Asuramaya, dem Atlantier.

Es wurde bereits angedeutet, dass von allen unverständlichen Charakteren im Mahabharata und in den Puranas Narada, der Sohn Brahmâs im Matsya-Purana, der Spross Kashyapas und der Tochter Dakshas [SD # 48] im Vishnu-Purana, der Geheimnisvollste ist. Er wird von Parashara mit dem Ehrentitel eines Deva-Rishis (eines göttlichen Rishis vielmehr als eines Halbgottes) belegt, und doch wird er von Daksha und sogar von Brahmâ verdammt. Er benachrichtigt Kansa, dass Bhagavat (oder in der Exoterik Vishnu) sich im achten Kind Devakis inkarnieren wolle und bringt dadurch den Zorn des indischen Herod über Krishnas Mutter. Und dann, von einer Wolke herab, auf der er sitzt – unsichtbar wie ein echter Manasaputra – preist er Krishna, entzückt über die Heldentat des Avatars, das Ungeheuer Kesim zu töten. Narada ist hier, dort und überall; und trotzdem gibt keiner der Puranas die wahren Eigenschaften dieses großen Feindes der physischen Zeugung. Was immer jene Eigenschaften in der indischen Esoterik sein mögen, Narada – der im diesseitigen himalayischen Okkultismus Pesh-Hun genannt wird, der „Gesandte“, oder griechisch der Angelos – ist der einzige Vertraute und der Vollzieher der universalen Anordnungen Karmas und Adi-Budhs: eine Art aktiver und ständig inkarnierter Logos, der die menschlichen Angelegenheiten vom Anfang bis zum Ende des Kalpas leitet und lenkt.

„Pesh-Hun“ ist allgemein kein besonderes Eigentum der Hindus. Er ist die geheimnisvolle, lenkende, intelligente Kraft, die den Impuls zu den Zyklen, Kalpas und universalen Ereignissen gibt und ihren Anstoß regelt.38 Im Allgemeinen ist er Karmas sichtbarer Regulierer; ferner inspiriert und führt er die größten Helden dieses Manvantaras. In den exoterischen Werken wird er mit einigen sehr unschmeichelhaften Namen belegt; so zum Beispiel mit „Kali-Karaka“, Streitmacher, „Kapi-Vaktra“, der Affengesichtige, und selbst mit „Pisuna“, der Spion, obwohl er anderweitig Deva-Brahmâ genannt wird. Selbst Sir William Jones war stark beeindruckt von diesem geheimnisvollen Charakter, nach allem, was er bei seinen Sanskritstudien sammeln konnte. Er vergleicht ihn mit Hermes und Merkur und nennt ihn den „redegewandten Boten der Götter“ (sieheAsiat. Res.“, I, 265). Neben der Tatsache, dass die Hindus ihn für einen großen Rishi halten, „der unaufhörlich auf der Erde umherwandelt und guten Rat gibt“, führte all das den verstorbenen Dr. Kenealy („The Book of God“) dahin, in ihm einen seiner zwölf Messiasse zu sehen. Er war vielleicht nicht so weit entfernt von der Wirklichkeit wie einige vermuten.

Was Narada wirklich ist, kann im gedruckten Worten nicht erklärt werden; die heutigen Generationen weltlicher Menschen könnten kaum etwas aus den Mitteilungen entnehmen. Aber eines mag erwähnt werden: Wenn im Hindu-Pantheon eine Gottheit existiert, die wie Jehova versucht, durch Gedanken-„Suggestion“ und „Verhärtung“ der Herzen jene zu verlocken, die er zu seinen Werkzeugen und Opfern machen will – dass es dann Narada wäre. Nur existiert beim Letzteren kein Verlangen, einen Vorwand für eine „Plage“ zu suchen und so zu zeigen „Ich bin Gott der Herr“. [SD # 49] Auch geschieht es nicht aus irgendeinem ehrgeizigen oder selbstsüchtigen Motiv; sondern wahrlich, um dem allgemeinen Fortschritt und der universalen Evolution zu dienen und sie zu leiten.

Von einigen Göttern abgesehen ist Narada einer der herausragenden Charaktere in den Puranas, welche die sogenannten unteren oder höllischen Regionen besuchen, Patala. Ob nun Narada alles, was er wusste, durch seinen Umgang mit der tausendköpfigen Sesha gelernt hat oder nicht – der Schlange, welche die sieben Patalas und die ganze Welt wie ein Diadem auf ihren Häuptern trägt und die die große Lehrerin der Astronomie ist39 – sicher ist, dass er Gargas Guru in Bezug auf seine Kenntnis zyklischer Verwicklungen übertrifft. Er ist es, der Sorge trägt für unseren Fortschritt und unser nationales Wohl und Wehe. Er ist es, der Kriege auslöst und ihnen ein Ende bereitet. In den alten Stanzen wird Pesh-Hun zugeschrieben, er hätte sämtliche astronomischen und kosmischen Zyklen der Zukunft berechnet und aufgezeichnet und den ersten Betrachtern des Himmelsgewölbes diese Wissenschaft gelehrt. Und Asuramaya soll all seine astronomischen Werke auf diesen Aufzeichnungen begründet und die Dauer aller vergangenen geologischen und kosmischen Perioden und die Länge aller zukünftigen Zyklen bis zum Ende dieses Lebenszyklus oder dem Ende der siebten Rasse bestimmt haben.

Es gibt unter den geheimen Büchern ein Werk namens „Spiegel des Zukünftigen“, in welchem alle Kalpas innerhalb von Kalpas und Zyklen im Schoße Seshas oder der unendlichen Zeit aufgezeichnet sind. Dieses Werk wird Pesh-Hun Narada zugeschrieben. Es gibt ein weiteres altes Werk, das verschiedenen Atlantiern zugeschrieben wird. Diese beiden Aufzeichnungen versehen uns mit den Zahlen unserer Zyklen und mit der Möglichkeit, die Daten zukünftiger Zyklen zu berechnen. Die chronologischen Berechnungen jedoch, die gegenwärtig mitgeteilt werden sollen, sind die der Brahmanen, wie später erläutert wird, aber die meisten von ihnen stimmen mit der Geheimlehre überein.

Die Chronologie und die Berechnungen der brahmanischen Initiierten beruhen auf den indischen Aufzeichnungen des Tierkreises und auf den Werken des obengenannten Astronomen und Magiere – Asuramaya. Die atlantischen Aufzeichnungen des Tierkreises können nicht irren, da sie unter der Anleitung jener zusammengestellt wurden, die der Menschheit unter anderem zum ersten Mal die Astronomie lehrten.

Aber auch hier stehen wir wieder absichtlich und unbekümmert vor einer neuen Schwierigkeit. Man wird uns sagen, dass unserer Behauptung von der Wissenschaft in der Person eines Mannes widersprochen wird, der (im Westen) in Bezug auf alle Gegenstände der Sanskritliteratur als große Autorität betrachtet wird – Professor Albrecht Weber aus Berlin. Das lässt sich zu unserem großen Bedauern nun einmal nicht vermeiden; und wir sind bereit das zu vertreten, was jetzt gesagt wird. Asuramaya, der den epischen Überlieferungen als frühester Astronom Aryavartas gilt, dem [SD # 50] „der Sonnengott selbst die Sternkunde ertheilt“ hat, in propria persona, wie Dr. Weber selbst bemerkt, wird von diesem auf eine sehr geheimnisvolle Weise mit dem „Ptolemaios“ der Griechen identifiziert. Für diese Identifikation wird kein gewichtigerer Grund angeführt als der Folgende: „. . . daß dieser Asura Maya identisch ist mit dem Ptolemaios der Griechen, insofern dieser letztere Name auf indisch, wie wir aus den Inschriften des Priyadarçin sehen, zu Tura maya ward, woraus sich jene Namensform mit der größten Leichtigkeit entwickeln konnte . . . “ Zweifellos „konnte“ das der Fall sein, aber die entscheidende Frage lautet: Gibt es irgendwelche stichfesten Beweise dafür, dass er so entstanden ist? Der einzige dafür gelieferte Beweis besteht darin, dass es so sein muss: weil die Tradition „. . . den Maya entschieden in die westlichen Länder nach Romakapura versetzt.“40 Die Maya ist offenkundig, nachdem keiner der europäischen Sanskritisten sagen könnte, wo sich diese Örtlichkeit „Romakapura“ befand, außer dass sie irgendwo „im Westen“ war. Jedenfalls, da kein Mitglied der Asiatischen Gesellschaft und auch kein westlicher Orientalist jemals auf brahmanische Lehren hören wird, ist es nutzlos, die Einwürfe der europäischen Orientalisten in Erwägung zu ziehen. „Romakapura“ war „im Westen“, gewiss, da es einen wesentlichen Bestandteil des verschwundenen Kontinents Atlantis bildete. Und es ist auch gewiss, dass es Atlantis war, wohin in den indischen Puranas der Geburtsort Asuramayas verlegt wurde, „der ein ebenso großer Magier wie ein großer Astrologe und Astronom war.“ Außerdem weigert sich Prof. Weber, dem indischen Tierkreis ein hohes Alter zuzuschreiben und fühlt sich geneigt zu glauben, dass die Inder überhaupt keinen Tierkreis kannten, „bevor sie nicht einen von den Griechen übernommen hatten“.41 Diese Behauptung widerspricht den ältesten Überlieferungen Indiens und muss daher übergangen werden (sieheDer Tierkreis und sein hohes Alter“). Wir sind umso mehr berechtigt, über sie hinwegzugehen, als der gelehrte deutsche Professor uns in der Einleitung zu seinem Werk (The History of Indian Literature“) selbst sagt: „. . . zumal da zu den natürlichen Hindernissen, welche sich der Forschung (in Indien) entgegenstellen, noch ein dichter Nebel von Vorurtheilen und vorgefaßten Meinungen hinzukommt, der über der Gegend lagernd sie in Schleier gehüllt hält.“ Kein Wunder, wenn Dr. Weber selbst in diesem Schleier gefangen zu unwillkürlichen Irrtümern verleitet worden sein sollte. Hoffen wir, dass er jetzt besser unterrichtet ist.

Einerlei, ob Asuramaya als moderner Mythos zu betrachten ist, als eine zur Zeit der mazedonischen Griechen erblühende Persönlichkeit oder als das, wofür ihn die Okkultisten ausgeben, auf jeden Fall stimmen seine Berechnungen vollständig mit denen der geheimen Aufzeichnungen überein.

Aus Bruchstücken unermesslich alter, dem atlantischen Astronomen zugeschriebenen und in Südindien gefundener Werke wurde der an anderer Stelle erwähnte Kalender [SD # 51] von zwei sehr gelehrten Brahmanen42 in den Jahren 1884 und 1885 zusammengestellt. Das Werk wird von den besten Pandits als fehlerlos bezeichnet – vom brahmanischen Standpunkt aus betrachtet – und bezieht sich insoweit auf die Chronologie der orthodoxen Lehren. Wenn wir seine Behauptungen mit jenen vergleichen, die einige Jahre vorher in „Isis entschleiert“ gemacht wurden, ferner mit den von einigen Theosophen veröffentlichten bruchstückhaften Lehren und mit den vorliegenden Angaben, die aus den heiligen Büchern des Okkultismus stammen, wird sich das Ganze als vollkommen übereinstimmend erweisen, außer in einigen Einzelheiten, die nicht erklärt werden können, denn es müssten dabei Geheimnisse einer höheren Initiation – die der Schreiberin ebenso unbekannt sind wie dem Leser – enthüllt werden, und das kann nicht geschehen (siehe jedoch „Die Chronologie der Brahmanen“ am Schluss der 2. Stanze).

 

 

[SD # 52]

STANZE II
Ohne Unterstützung versagt die Natur

 

 

§§  (5)  Nach enormen Perioden erschafft die Erde Ungeheuer.    (6)  Die „Schöpfer“ finden daran keinen Gefallen.    (7)  Sie trocknen die Erde auf.    (8)  Die Formen werden von ihnen zerstört.    (9)  Die ersten großen Gezeiten.    (10)  Der Beginn der Verkrustung.

 

 

5. Das Rad wirbelte weitere dreißig Crore (von Jahren, oder 300.000.000).43 Es baute Rupas (Formen). Weiche Gesteine, die aushärteten (Minerale); harte Pflanzen, die weich wurden (Vegetation). Sichtbares aus Unsichtbarem, Insekten und kleine Leben (Sarisripa, Svapada). Wann immer sie die Mutter überrannten, schüttelte sie sie ab (a). Nach dreißig Crore drehte sie (die Erde) sich um. Sie lag auf ihrem Rücken; auf ihrer Seite. . . . . Sie würde die Söhne des Himmels nicht rufen, sie würde die Söhne der Weisheit nicht fragen. Sie erschuf aus ihrem eigenen Schoß. Sie brachte Wassermenschen hervor, schrecklich und böse (b).

(a) Das bezieht sich auf eine Neigungsveränderung der Erdachse – von denen es einige gab – mit der Folge einer Sintflut und von Chaos auf der Erde (was jedoch keinen Bezug zum ursprünglichen Chaos hat), wobei halb menschliche und tierische Ungeheuer hervorgebracht wurden. Wir finden das im „Totenbuch“ erwähnt und auch im chaldäischen Schöpfungsbericht auf den Kutha-Tafeln, so sehr diese auch verstümmelt sind.

[SD # 53] Das ist noch nicht einmal eine Allegorie. Hier haben wir Tatsachen, die wir in Pymanders Erzählung wiederholt finden und auch auf den chaldäischen Schöpfungstafeln. Die Verse mögen größtenteils anhand der von Berossos gegebenen Kosmogonie geprüft werden, die zwar von Eusebius bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurde, von der aber einige Merkmale noch in Bruchstücken gefunden werden können, die alte griechische Schriftsteller wie Apollodorus, Alexander Polyhistor etc. etc. hinterließen. „Die schrecklichen und bösen Wassermenschen“, von der physischen Natur allein hervorgebracht, eine Folge des „Evolutionstriebes“ und des ersten Versuchs, den Menschen, die „Krone“ und das Streben und Ziel allen tierischen Lebens auf der Erde zu erschaffen – werden in unseren Stanzen als Fehlschläge dargestellt. Finden wir nicht dasselbe in der Kosmogonie von Berrosos, die mit einer derartigen Vehemenz als der Gipfel heidnischen Unsinns angeklagt wird? Und doch, wer von den Evolutionisten könnte behaupten, die Dinge hätten sich im Anbeginn nicht so ereignet, wie sie beschrieben werden? Dass nicht, wie in den Puranas, den ägyptischen und chaldäischen Bruchstücken und sogar in der Genesis behauptet wird, zwei und sogar noch mehr „Schöpfungen“ hätten vor der letzten Ausgestaltung des Globus stattgefunden, welcher bei der Veränderung seiner geologischen und atmosphärischen Zustände auch sein Pflanzenreich, sein Tierreich und seine Menschen modifizierte? Diese Behauptung stimmt nicht nur mit allen alten Kosmogonien überein, sondern auch mit der modernen Wissenschaft und sogar bis zu einem gewissen Grad mit der Evolutionslehre, wie mit wenigen Worten gezeigt werden kann.

In den frühesten Kosmogonien der Welt existiert keine „dunkle Schöpfung“, kein „böser Drache“, der von einem Sonnengott überwunden wird. Selbst für die Akkadier war die große Tiefe (der wässrige Abgrund oder Raum) der Geburtsort und Wohnsitz von Ea, der Weisheit, der unerkennbaren unendlichen Gottheit. Aber bei den Semiten und den späteren Chaldäern wird die unergründliche Tiefe der Weisheit zur groben Materie, zur sündhaften Substanz, und Ea verwandelt sich in Tiamat, den in den Astralwogen von Merodach oder Satan erschlagenen Drachen.

In den indischen Puranas beginnt Brahmâ, der Schöpfer, nach verschiedenen Misserfolgen genauso oft wieder de novo, und zwei große Schöpfungen werden erwähnt,44 die Padma- und die gegenwärtige Varahaschöpfung, in deren Verlauf die Erde von Brahmâ in der Gestalt eines Ebers, des „Varaha-Avataras“, aus dem Wasser emporgehoben wurde. Die Schöpfung wird als ein Spiel dargestellt, als eine Unterhaltung (Lila) des schöpferischen Gottes. Der Zohar spricht von ursprünglichen Welten, die ebenso schnell zugrunde gingen wie sie ins Dasein traten. Und ebenso heißt es im Midrasch, wo Rabbi Abahu ausdrücklich erklärt (im Bereschit Rabba, Parascha IX), „der Heilige“ hätte der Reihe nach verschiedene Welten erschaffen und [SD # 54] zerstört, bevor er mit der gegenwärtigen Welt erfolgreich war. Das bezieht sich nicht nur auf andere Welten im Raum, sondern auch auf ein in der Allegorie von den „Königen von Edom“ enthaltenes Geheimnis unseres eigenen Globus. Denn die Worte „Diese da gefällt mir“ werden in der Genesis 1,31 wiederholt, wenn auch in entstellter Ausdrucksweise, wie üblich. Die chaldäischen Bruchstücke über Kosmogonie in den Keilinschriften und an anderer Stelle zeigen zwei getrennte Schöpfungen von Tieren und Menschen, von denen die erste zerstört wurde, da sie ein Misserfolg war. Die kosmogonischen Tafeln weisen nach, dass unserer gegenwärtigen Schöpfung andere vorangingen (siehe „Hibbert Lectures“, S. 390). Und wie vom Verfasser von „The Qabbalah“ gezeigt wird, sagt die Kabbala dasselbe, ferner der Zohar, die Siphrah Dzeniouta, der Idra Rabba, 128a, 135b.

(b) Oannes (oder Dagon, der chaldäische „Mann-Fisch“) gliederte seine Kosmogonie und Genesis in zwei Teile. Zuerst der Abgrund der Wasser und Finsternis, in dem höchst scheußliche Wesen wohnten – Menschen mit Flügeln, vier- und zweigesichtige Menschen, menschliche Wesen mit zwei Köpfen, mit den Beinen und Hörnern eines Bockes (unsere „Ziegenmenschen“),45 Hippozentauren, Stiere mit Menschenköpfen und Hunde mit Fischschwänzen. Kurz Kombinationen verschiedener Tiere und Menschen, Fische, Kriechtiere und anderer ungeheuerlicher Tiere, die ihre Gestalten und Antlitze gegenseitig annahmen. Das von ihnen bewohnte weibliche Element wird durch Tiamat personifiziert – die See oder das „Wasser“ – die schließlich von Belus, dem männlichen Prinzip, besiegt wurde. Und Polyhistor sagt: „Belus kam und hieb das Weib auseinander: Und aus ihrer einen Hälfte bildete er die Erde und aus der anderen Hälfte die Himmel, und zu gleicher Zeit zerstörte er die Tiere in ihr.“ Wie von Isaac Myer treffend bemerkt wird, „hatte bei den Akkadiern jeder Gegenstand und jede Kraft in der Natur ihren Zi, Geist. Die Akkadier gestalteten ihre Gottheiten zu Dreiheiten, gewöhnlich zu männlichen (oder vielmehr geschlechtslosen?), die Semiten hatten ebenfalls triadische Gottheiten, führten aber das Geschlecht ein“ (S. 246) – oder den Phallizismus. Bei den Ariern und den ältesten Akkadiern sind alle Dinge Emanationen durch und nicht von einem Schöpfer oder Logos. Bei den Semiten wird alles gezeugt.

[SD # 55]

6. Die Wassermenschen, schrecklich und böse, schuf sie selbst aus den Überresten von anderen (aus den mineralischen, pflanzlichen und tierischen Überresten), aus der ersten, zweiten und dritten (Runde) bildete sie dieselben. Die Dhyanis kamen und sahen. . . . . Die Dhyanis aus dem hellen Vater-Mutter, aus den weißen (solar-lunaren) Regionen kamen sie,46 aus den Wohnstätten der unsterblichen Sterblichen (a).

(a) Die in unseren Stanzen gegebenen Erklärungen sind viel klarer als das, was die Schöpfungslegende nach der Kutha-Tafel ergeben würde, selbst wenn sie vollständig wäre. Was jedoch auf derselben erhalten ist, bestätigt Erstere. Denn laut der Tafel vernichtet „der Herr der Engel“ die Menschen im Abgrund, und nachdem sie niedergemetzelt waren, „blieben nicht einmal die Leichname und Abfälle zurück“. Hierauf schufen sie, die großen Götter, Menschen mit Körpern von Wüstenvögeln, menschliche Wesen, „sieben Könige, Brüder aus derselben Familie“ etc., was eine Bezugnahme auf die Fortbewegungsfähigkeiten der ursprünglich ätherischen Körper der Menschen ist, die ebenso gut fliegen wie auch gehen konnten.47 Sie wurden jedoch „vernichtet“, weil sie nicht „vollkommen“ waren, d. h. sie „waren geschlechtslos wie die Könige von Edom“.

Losgelöst von Metaphern und Allegorien, was wird die Wissenschaft zu dieser Idee von einer ursprünglichen Erschaffung der Art sagen? Sie wird widersprechen, dass „Engel“ und „Geister“ irgend etwas damit zu tun haben könnten. Aber auch wenn die Natur und das physische Evolutionsgesetz all das erschaffen haben, was heute auf der Erde existiert, warum könnte „kein solcher Abgrund“ existieren, in welchem eine Unzahl von ungeheuerlichen Wesen hervorgebracht wurde, da der Globus doch mit Wasser bedeckt war? Sind die „menschlichen Wesen“ und die Tiere mit Menschenköpfen und doppelten Antlitzen ein Angriffspunkt des Einwandes? Aber wenn der Mensch lediglich ein höheres Tier ist und sich in einer unendlichen Reihe von Umwandlungen aus den tierischen Arten entwickelt hat, warum könnten nicht die „fehlenden Glieder“ der ersten Bemühungen der Natur menschliche Köpfe auf Tierkörpern aufweisen, oder zwei Köpfe, Tierköpfe oder vice versa? Zeigt man uns nicht im Verlauf der geologischen Perioden, in den Zeitaltern der Reptilien und der Säugetiere, Eidechsen mit Vogelflügeln und Schlangenköpfe auf Tierkörpern?48 Und wenn wir vom Standpunkt der Wissenschaft aus argumentieren, liefert uns nicht selbst unsere moderne Menschenrasse gelegentlich monströse Exemplare: zweiköpfige Kinder, Tierkörper mit Menschenköpfen, hundsköpfige Babys etc. etc.? Wenn die Natur heute noch solche Launen aufweist, obwohl sich seit Zeitaltern die Ordnung ihres evolutionären Werkes beruhigt hat, beweist das doch, dass die von Berossos beschriebenen [SD # 56] Ungeheuer und andere eine Möglichkeit in ihrem Eröffnungsprogramm darstellten, eine Möglichkeit, die einstmals sogar als Gesetz existiert haben mag, bevor sie ihre Arten selektierte und regelmäßig mit ihnen zu arbeiten begann; und das erlaubt uns nun tatsächlich einen bestimmten Beweis aufgrund der bloßen Tatsachen des „Atavismus“, wie es die Wissenschaft nennt.

Das ist es, was die Lehre besagt und durch zahlreiche Beweise demonstriert. Aber wir werden weder auf die Zustimmung der dogmatischen Theologie noch auf die der materialistischen Wissenschaft warten, sondern mit den Stanzen fortfahren. Mögen diese mit Hilfe des auf sie durch die Kommentare und ihre Erklärungen geworfenen Lichts für sich selbst sprechen. Der wissenschaftliche Aspekt dieser Fragen wird später betrachtet.

So wurde gezeigt, dass die physische Natur versagte, als sie sich bei der Schöpfung von Tier und Mensch selbst überlassen war. Sie kann die ersten beiden Reiche und auch das der niederen Tiere hervorbringen, aber wenn die Reihe an den Menschen kommt, sind spirituelle, unabhängige und intelligente Kräfte zu seiner Erschaffung erforderlich, abgesehen von den „Röcken aus Fellen“ und dem „Atem des tierischen Lebens“. Die menschlichen Monaden vorangegangener Runden brauchen etwas Höheres als rein physische Materialien für den Aufbau ihrer Persönlichkeiten und wären sonst gestraft damit, selbst hinter irgendeinem „frankensteinartigen“ Tier zurückzubleiben.49

[SD # 57]

7. Sie waren unzufrieden. Unser Fleisch ist nicht da (sagten sie). Dies ist kein geeigneter Rupa für unsere Brüder von der fünften. Keine Wohnstätten für die Leben.50 Reine Wasser, nicht trübe, müssen sie trinken (a). Lasst sie (die Wasser) uns trocknen.

(a) Der Katechismus sagt (Kommentaren):

„Aus den materiellen Welten steigen sie herab, die den physischen Menschen zu den neuen Manvantaras modellieren. Sie sind untergeordnete Lha (Geister), im Besitz eines doppelten Körpers (einer astralen innerhalb einer ätherischen Form). Sie sind Bildner und Schöpfer unseres illusiven Körpers.“ . . . .

„In die von den Lha (Pitris) projizierten Formen steigen die zwei Buchstaben51 (die Monade, auch ‘der doppelte Drache’ genannt) herab aus den Sphären der Erwartung.52 Aber sie sind wie ein Dach ohne Mauer, noch ohne Pfeiler, auf welchen es ruhen kann.“ . . . .

„Der Mensch braucht vier Flammen und drei Feuer, um eins zu werden auf der Erde, und er braucht die Essenz der neunundvierzig Feuer,53 um vollkommen zu sein. Es sind jene, welche die höheren Sphären verlassen haben, die Götter des Willens,54 die den Manu der Illusion vollständig machen. Denn der ‘doppelte Drache’ hat keinen Halt an der bloßen Form. Er ist wie der Windhauch ohne Baum oder Zweig, um ihn zu empfangen und zu beherbergen. Er kann die Form nicht beeinflussen, wo kein Mittel der Übertragung (Manas, das „Denken“) vorhanden ist, und die Form kennt ihn nicht.“

„In den höchsten Welten sind die drei eins,55 auf der Erde wird (zuerst) die eins zur zwei. Sie sind wie die zwei (Seiten-) Linien eines Dreiecks, das seine Grundlinie verloren hat – die das dritte Feuer ist.“ (Katechismus, 3. Buch, Abteilung 9)

Nun erfordert das einige Erklärungen, bevor wir irgendwie weitergehen können. Um das insbesondere zum Besten unserer arischen Hindubrüder zu tun – [SD # 58] deren esoterische Auslegungen sich von unseren unterscheiden mögen – müssen wir ihnen das hier zitierte mit bestimmen Stellen aus ihren eigenen exoterischen Büchern erklären, d. h. aus den Puranas. In den Allegorien der Letzteren wird Brahmâ, der kollektiv die schöpferische Kraft des Universums ist, wie folgt beschrieben: „Am Anfang der Yugas (Zyklen). . . . Besessen von dem Wunsch und der Kraft zu schaffen und getrieben von den Kräften dessen, was erschaffen werden soll, lässt er beim Anbeginn eines Kalpas immer und immer wieder eine ähnliche Schöpfung emporsprießen.“ (SieheVishnu-Purana“, Buch I, Kap. V, abschließender Shloka. Auch „Manava Dharma Shastra“ I, 30) Die Absicht ist jetzt, den exoterischen Bericht im Vishnu-Purana zu untersuchen und zu sehen, wie sehr oder wie wenig er mit unserer okkulten Darstellung übereinstimmt.

 

 

Schöpfungen göttlicher Wesen
laut den exoterischen Berichten

Im Vishnu-Purana – der sicherlich ältesten aller Schriften mit diesem Namen – finden wir, wie in allen anderen auch, wie Brahmâ als der männliche Gott für das Vorhaben der Schöpfung „vier Körper, ausgestattet mit drei Eigenschaften“ annimmt.56 Es heißt: „Solcherweise, Maitreya, sind Jyotsna (Morgendämmerung), Ratri (Nacht), Ahan (Tag) und Sandhya (Abenddämmerung) die vier Körper Brahmâs“ . . (S. 81, Bd 1., Wilsons Übersetzung). Parashara erklärt: Wenn Brahmâ die Welt aufs Neue erschaffen und mittels seines Willens eine Nachkommenschaft hervorbringen will, in vierfältigem Zustand (oder in den vier Ordnungen der Wesenheiten), und zwar Götter (Dhyan Chohans), Dämonen57 (d. h. eher materielle Devas), Vorfahren (Pitris) und Menschen, „sammelt er yogaartig (yuyuje) sein Gemüt in sich selbst.“

Seltsam zu sagen, dass er mit der Erschaffung der Dämonen beginnt, die so den Vorrang von den Engeln oder Göttern einnehmen. Das ist keine Unstimmigkeit, noch ist es einer Widersprüchlichkeit zuzuschreiben, sondern es hat, wie alles Übrige auch, eine tiefe esoterische Bedeutung, ziemlich offensichtlich für den, der keine christlich-theologischen Vorurteile hegt. Wer sich vor Augen hält, dass das Prinzip Mahat oder Intellekt, das „Universalgemüt“ (wörtlich „das Große“), das die Esoterische Philosophie als die „manifestierte Allwissenheit“ erklärt – die „erste Hervorbringung Pradhanas (der ursprünglichen Materie), wie das Vishnu-Purana sagt, aber der erste kosmische Aspekt von Parabrahman oder das esoterische Sat, die Universalseele,58 wie der Okkultismus [SD # 59] lehrt – an der Wurzel des Selbst-Bewusstseins steht, wird den Grund dafür verstehen. Die sogenannten „Dämonen“ – die (esoterisch) das sich selbst behauptende und (intellektuell) aktive Prinzip sind – sind sozusagen die positiven Pole der Schöpfung; daher das zuerst Hervorgebrachte. Das ist in Kürze der Vorgang wie er allegorisch in den Puranas erzählt wird.

„Nachdem Brahmâ sein Denken auf sich selbst konzentriert hatte und die Eigenschaft der Dunkelheit seinen angenommenen Körper durchdrang, wurden zuerst die Asuras hervorgebracht, die aus seinem Oberschenkel hervorgingen; daraufhin verließ er diesen Körper, welcher in Nacht umgewandelt wurde (siehe Teil II, „Die gefallenen Engel“).

Zwei wichtige Punkte sind hierin enthalten: – (a) Ursprünglich, im Rigveda, werden die „Asuras“ als spirituelle, göttliche Wesen dargestellt. Ihre Etymologie ist abgeleitet von Asu (Atem), dem „Atem Gottes“, und sie bedeuten dasselbe wie der höchste Geist oder die zoroastrischen Ahura. Aus theologischen und dogmatischen Gründen lässt man sie erst später aus Brahmâs Oberschenkel hervorgehen, und ihr Name wurde fortan abgeleitet von a, verneinend, und Sura, Gott (Sonnengottheiten) oder nicht-Gott, und sie wurden zu den Feinden der Götter. (b) Ausnahmslos sämtliche alten Theogonien – von der arischen und der ägyptischen bis hinab zu der Theogonie Hesiods – stellen die Nacht in der Reihenfolge der kosmogonischen Evolution vor den Tag; selbst die Genesis, wo „Finsternis ist auf dem Antlitz der Tiefe“ vor „dem ersten Tag“. Der Grund dafür ist der, dass alle Kosmogonien – mit Ausnahme der Geheimlehre – mit der sogenannten „zweiten Schöpfung“ beginnen, nämlich mit der des manifestierten Universums, dessen Schöpfungsgeschichte beginnen muss mit einer deutlichen Unterscheidung zwischen dem ewigen Licht der primären Schöpfung, dessen Geheimnis für immer „Finsternis“ bleiben muss für die neugierige, endliche Vorstellungskraft und den Intellekt des Profanen, und der sekundären Evolution der manifestierten, sichtbaren Natur. Der Veda enthält die ganze Philosophie dieser Einteilung, ohne jemals von unseren Orientalisten richtig erklärt worden zu sein, da es von ihnen niemals verstanden wurde.

Mit der Erschaffung fortfahrend, nimmt Brahmâ eine andere Form an, und zwar die des Tages, und er erschafft aus seinem Atem die Götter, die mit der Eigenschaft der Güte (Passivität) begabt sind.59 In seinem nächsten Körper herrscht die Eigenschaft großer Passivität vor, die ebenfalls (negative) Güte ist, und aus der Seite dieser Persönlichkeit gingen die Pitris hervor, die Vorfahren der Menschen, weil, wie der Text erklärt, „Brahmâ sich selbst (während des Vorganges) als den Vater der Welt dachte“.60 Das ist Kriyashakti – die an anderer Stelle erklärte geheimnisvolle Yoga-Kraft. [SD # 60] Als er abgelegt war, wurde dieser Körper Brahmâs zu Sandhya (der Abenddämmerung), dem Intervall zwischen Tag und Nacht.

Schließlich nahm Brahmâ seine letzte Form an, die von der Qualität der Verdorbenheit durchdrungen war. „Und daraus wurden diese Menschen hervorgebracht, in denen die Verdorbenheit und Leidenschaft vorherrscht.“ Als dieser Körper abgeworfen wurde, wurde er zur Dämmerung oder der Morgendämmerung – der Dämmerung der Menschheit. Hier steht Brahmâ esoterisch für die Pitris. Er ist kollektiv der Pitar, der „Vater“.

Die wahre esoterische Bedeutung dieser Allegorie muss jetzt erklärt werden. Brahmâ symbolisiert hier persönlich die kollektiven Schöpfer der Welt und der Menschen – das Universum mit seinen zahllosen Erzeugnissen beweglicher und (scheinbar) unbeweglicher Dinge.61 Er ist kollektiv die Prajapatis, die Herren des Seins; und die vier Körper versinnbildlichen die vier Klassen schöpferischer Mächte der Dhyan Chohans, die im Kommentar zur Stanze VII in Band I beschrieben sind. Die gesamte Philosophie der sogenannten „Schöpfung“ des Guten und Bösen in dieser Welt und des ganzen Zyklus der manvantarischen Ergebnisse resultiert daraus und beruht auf dem korrekten Verständnis dieser vier Körper Brahmâs.

Der Leser wird jetzt vorbereitet sein, die wirkliche, die esoterische Bedeutung des Folgenden zu verstehen. Darüber hinaus muss ein wichtiger Punkt aufgeklärt werden. Da die christliche Theologie willkürlich festgestellt und beschlossen hatte, Satan gehöre mit seinen gefallenen Engeln der frühesten Schöpfung an, da er der Erstgeschaffene, der weiseste und schönste von Gottes Erzengeln war, wurde das Wort ausgesprochen, der Grundton angeschlagen. Von da an ließ man alle heidnischen Schriften denselben Sinn ergeben, und alle wurden als dämonisch ausgewiesen, und es wurde und wird behauptet, Wahrheit und Fakt würden zum Christentum gehören und erst mit ihm beginnen. Selbst Orientalisten und Mythologen, von denen einige überhaupt keine Christen sind, sondern „Ungläubige“ oder Wissenschaftler, hieben in dieselbe theologische Kerbe, von der bloßen Kraft der Ideenassoziation und Gewohnheit gesteuert, sich dessen selbst nicht bewusst. Rein brahmanische Erwägungen, die auf Machtgier und Ehrgeiz beruhten, führten dazu, dass die Massen in Bezug auf große Wahrheiten unwissend blieben. Dieselben Gründe führten die Initiierten unter den ersten Christen dazu, still zu bleiben, während jene, welche die Wahrheit niemals gekannt hatten, die Ordnung der Dinge entstellten, indem sie die Hierarchie der „Engel“ nach ihrer exoterischen Form beurteilten. Demzufolge wurden die Asuras im populären Glauben zu den aufrührerischen, niederen Göttern, welche die höheren bekämpften, genau wie der höchste Erzengel, in Wahrheit der Agathodaimon, der älteste wohlwollende Logos, der in der Theologie zum „Widersacher“ oder Satan verkam. Aber wird das durch die richtige Auslegung irgendeiner alten Schrift bestätigt? Die Antwort lautet: ganz gewiss nicht. So wie die mazdäischen Schriften des [SD # 61] Zend-Avesta, der Vendidad und andere die spätere schlaue Vermischung der Götter im indischen Pantheon richtigstellen und entlarven und durch Ahura die Asuras wieder in ihre rechtmäßige Position in der Theogonie setzen, bestätigen auch die jüngsten Entdeckungen der Chaldäischen Tafeln den guten Ruf der ersten göttlichen Emanationen. Das ist leicht bewiesen. Die christliche Engellehre ist unmittelbar und ausschließlich hergeleitet von jener der Pharisäer, die ihre Lehrsätze aus Babylonien brachten. Die Sadduzäer, die wirklichen Hüter der Gesetze des Moses, wussten nichts von irgendwelchen Engeln, lehnten diese ab und bestritten sogar die Unsterblichkeit der menschlichen Seele (nicht des unpersönlichen Geistes). In der Bibel sind die einzigen „Engel“, von denen gesprochen wird, die in Genesis 6 erwähnten „Söhne Gottes“ (die jetzt als die Nephilim betrachtet werden, die gefallenen Engel) und verschiedene Engel in menschlicher Form, die „Boten“ des jüdischen Gottes, dessen eigener Rang eine eingehendere Untersuchung erfordert als bisher (vide supra Stanze I, Shlokas 2, 3 ff., wo gezeigt wurde, dass die alten Akkadier das als Ea bezeichneten, Weisheit, was von den späteren Chaldäern und Semiten entstellt wurde zur Tiamat, Tisalat und zum Thallath des Berossos, dem weiblichen Meeresdrachen, jetzt Satan). Wahrlich – „Wie bist du gefallen (durch die Hand des Menschen), oh heller Stern und Sohn des Morgens“!

Was sagen uns jetzt die auf den assyrischen Ziegelbruchstücken gefundenen babylonischen „Schöpfungs“-Berichte; eben jene Berichte, auf welchen die Pharisäer ihre Engelslehre begründeten? Man vergleiche G. Smiths „Assyrian Discoveries“, S. 398 und seinen „Chaldean Account of Genesis“, S. 107. Die „Tafel mit der Geschichte der sieben bösen Götter oder Geister“ hat folgenden Inhalt – wir drucken die wichtigen Stellen kursiv:

1. In den ersten Tagen, die bösen Götter,

2. die Engel, die rebellierten, die im niederen Bereich des Himmels

3. geschaffen worden waren,

4. sie führten ihr böses Werk aus

5. mit verruchten Häuptern ersonnen . . . . etc.

Auf einem erhalten gebliebenen Fragment, wodurch der Text unzweifelhaft gelesen werden kann, wird uns somit so klar als irgend möglich gezeigt, dass die „rebellischen Engel im niederen Bereich des Himmels“ geschaffen worden waren, d. h. dass sie einer materiellen Evolutionsebene angehörten und angehören, obwohl dieselbe, da es sich dabei nicht um die durch unsere Sinne vertraute Ebene handelt, im Allgemeinen für uns unsichtbar bleibt und daher als subjektiv betrachtet wird. Hatten die Gnostiker danach so Unrecht mit der Behauptung, unsere sichtbare Welt und insbesondere die Erde sei von niedrigeren Engeln erschaffen worden, den unteren Elohim, von welchen einer, wie sie lehrten, der Gott Israels war? Diese Gnostiker waren den Aufzeichnungen der archaischen Geheimlehre der Zeit nach näher, und man sollte ihnen daher eine bessere Kenntnis des Inhalts derselben zugestehen als den nicht initiierten Christen, die es Jahrhunderte später auf sich nahmen, [SD # 62] das, was gesagt war, umzugestalten und zu korrigieren. Aber schauen wir einmal, was dieselbe Tafel noch sagt:

7. Es waren ihrer sieben (die verruchten Götter) . . . . (Dann folgt die Beschreibung derselben. Der vierte ist eine „Schlange“, das phallische Sinnbild der vierten Rasse in der menschlichen Evolution).

15. Sieben von ihnen, Sendboten des Gottes Anu, ihres Königs.

Nun gehört Anu der chaldäischen Trinität an und ist in einem Aspekt identisch mit Sin, dem „Mond“. Und der Mond der hebräischen Kabbala enspricht der Argha des Samens allen materiellen Lebens. Kabbalistisch ist er noch enger mit Jehovah verbunden, der doppelgeschlechtig ist wie Anu. Beide sind in der Esoterik dargestellt und werden von einem doppelten Aspekt aus betrachtet: männlich oder spirituell, weiblich oder materiell, oder Geist und Materie, die zwei antagonistischen Prinzipien. Daher wird in den Versen 28 bis 41 gezeigt, wie die „Sendboten Anus“, (Sin, welcher der „Mond“ ist) schließlich von eben demselben Sin mit Hilfe von Bel (der Sonne) und Ishtar (der Venus) überwältigt werden. Das wird von den Assyriologen als ein Widerspruch angesehen, aber in der esoterischen Lehre handelt es sich dabei lediglich um Metaphysik.

Es gibt mehr als eine Auslegung, denn es gibt sieben Schlüssel für das Geheimnis des Falles. Außerdem existieren in der Theologie zwei „Fälle“: die Empörung der Erzengel und ihren „Fall“, und der „Fall“ Adams und Evas. So werden sowohl die niedrigeren als auch die höheren Hierarchien eines angeblichen Verbrechens beschuldigt. Das Wort „angeblich“ ist der wahre und richtige Begriff, denn in beiden „Fällen“ beruht es auf einem Missverständnis. Beide werden im Okkultismus als karmische Wirkungen betrachtet, und beide gehören dem Gesetz der Evolution an: intellektuell und spirituell auf der einen Seite, physisch und psychisch auf der anderen. Der „Fall“ ist eine universale Allegorie. Sie stellt die „Rebellion“, d. h. die Aktivität des nach Vereinigung mit der Materie trachtenden differenzierenden Denkens oder Bewusstseins auf seinen verschiedenen Ebenen an das eine Ende der Evolutionsleiter; und an das andere, das untere Ende, stellt sie die Rebellion der Materie gegen den Geist oder der Aktivität gegen die spirituelle Trägheit. Und hier liegt der Keim eines Irrtums, der mehr als 1800 Jahre lang so verderbliche Wirkungen auf die Intelligenz zivilisierter Gesellschaften hatte. In der ursprünglichen Allegorie wurde die Materie – also die eher materielleren Engel – als der Überwinder des Geistes oder der auf diese Ebene „gefallenen“ Erzengel betrachtet. „Die des flammenden Schwerts (oder der tierischen Leidenschaften) hatten die Geister der Finsternis in die Flucht geschlagen.“ Doch es waren Letztere, die für die Vorherrschaft der bewussten und göttlichen Spiritualität auf der Erde gekämpft hatten und verloren und der Macht der Materie unterlagen. Doch im theologischen Dogma sehen wir das Umgekehrte. Es ist Michael, „der wie Gott ist“, der Stellvertreter Jehovahs, des Leiters der himmlischen Scharen – in Miltons Fantasie ist Luzifer der Leiter der höllischen Scharen –, der das Beste von Satan hat. Es ist wahr, dass die Natur [SD # 63] Michaels von der seines Schöpfers und Meisters abhängt. Wer der Letztere ist, kann man durch sorgfältiges Studium der Allegorie des „Krieges im Himmel“ mit dem astronomischen Schlüssel herausfinden. Wie von Bentley gezeigt wurde, ist der „Kampf der Titanen gegen die Götter“ bei Hesiod und der Krieg der Asuras (oder der Tarakamaya) gegen die Devas in der puranischen Legende vollkommen identisch, mit Ausnahme der Namen. Die Aspekte der Sterne zeigen (Bentley nimmt das Jahr 945 v. Chr. als das nächstgelegene Datum für eine solche Konjunktion), dass „alle Planeten mit Ausnahme des Saturns auf derselben Seite der Himmel waren wie die Sonne und der Mond“. Und daher waren sie seine Gegner. Und doch ist es Saturn oder der jüdische „Mondgott“, der als der Vorherrschende gezeigt wird, von Hesiod wie von Moses, von denen keiner verstanden wurde. Auf diese Weise wurde die wirkliche Bedeutung verzerrt.

8. Die Flammen kamen. Die Feuer mit den Funken; die Nachtfeuer und die Tagfeuer (a). Sie trockneten die trüben dunklen Wasser aus. Mit ihrer Hitze schreckte sie dieselben ab. Die Lhas (Geister) aus der Höhe und die Lhamayin (jene) aus der Tiefe kamen (b). Sie erschlugen die Formen, die zwei- und viergesichtig waren. Sie bekämpften die Ziegenmenschen und die hundsköpfigen Menschen und die Menschen mit Fischkörpern.

(a) Die „Flammen“ sind eine Hierarchie von Geistern, vergleichbar, wenn nicht gar identisch, mit dem von Jesaja (6,2-6) erwähnten „brennenden“ feurigen Seraph (die Seraphim), welcher nach der hebräischen Theogonie dem „Thron des Allmächtigen“ dient. Melha ist der Herr der „Flammen“. Wenn er auf der Erde erscheint, nimmt er die Persönlichkeit eines Buddha an, sagt eine Volkslegende. Er ist einer der ältesten und verehrtesten Lhas, ein buddhistischer Hl. Michael.

(b) Das Wort „unten“ darf nicht in der Bedeutung von höllischen Regionen aufgefasst werden, sondern lediglich in der eines spirituellen oder vielmehr ätherischen Wesens eines niedrigeren Grades, weil näher zur Erde stehend oder eine Stufe über unserer irdischen Sphäre; während die Lhas Geister der höchsten Sphären sind – daher der Name der Hauptstadt von Tibet, Lhasa.

Neben einer der [SD # 64] Evolution des Lebens auf der Erde angehörenden Behauptung rein physischer Natur kann diesem Shloka auch noch ein anderer allegorischer Sinn beigelegt werden, oder tatsächlich weitere, wie gelehrt wird. Die Flammen oder „Feuer“ repräsentieren den Geist oder das männliche Element und „Wasser“ die Materie oder das entgegengesetzte Element. Und hier haben wir wieder, in der Aktivität des Geistes, der die rein materielle Form zerschlägt, eine Bezugnahme auf den ewigen Kampf auf der physischen und der psychischen Ebene zwischen Geist und Materie, außerdem eine wissenschaftliche kosmische Tatsache. Denn, wie im nächsten Vers gesagt wird:

9. Mutter-Wasser, die große See, weinte. Sie erhob sich, sie verschwand in den Mond, der sie emporgehoben hatte, der sie geboren hatte (a).

(a) Nun, was kann das bedeuten? Ist es nicht eine offenbare Bezugnahme auf den Gezeitenvorgang im frühen Zustand der Geschichte unseres Planeten in seiner vierten Runde? Die moderne Forschung hat in letzter Zeit eifrig über die paläozoischen Tidenhochwasser spekuliert. Darwins Theorie ging dahin, dass vor nicht weniger als vor 52.000.000 Jahren – und wahrscheinlich noch viel früher – der Mond aus der plastischen Masse der Erde entstand. Von dem Punkt ausgehend, an dem die Untersuchung von Helmholtz, Ferrel, Sir William Thomson und anderen endete, verfolgte er den Verlauf der durch die Gezeiten bewirkten Verzögerung der Rotationsbewegung der Erde weit zurück bis tief in die Nacht der Zeit, und er versetzte den Mond zur Zeit der Kindheit unseres Planeten in „einen Bruchteil seines jetzigen Abstandes“. Kurz gesagt, seine Theorie war, dass der Mond sich von der Erde abtrennte. Da das Tidenhochwasser mit dem Schwung der Kugelmasse zusammenfiel – die Tendenz der Zentrifugalkraft entsprach damals nahezu der Schwerkraft – wurde Letztere überwunden, und die flutartig angehobene Masse konnte sich vollständig von der Erde trennen.62

Die okkulte Lehre besagt das Gegenteil. Der Mond ist viel älter als die Erde, und wie im 1. Band erklärt, verdankt Letztere ihre Existenz dem Ersteren, wie auch immer Astronomie und Geologie die Sache erklären mögen. Daher die Gezeiten und die Anziehung zum Mond hin, wie aus dem beständigen Bestreben des flüssigen Teils des Globus ersichtlich ist, sich selbst zu seinem Vater zu erheben. Das ist die Bedeutung des Satzes, dass „Mutter-Wasser sich erhob und im Mond verschwand, der sie emporgehoben hatte, der sie geboren hatte“.

[SD # 65]

10. Als sie (die Rupas) zerstört waren, verblieb Mutter-Erde leer.63 Sie bat darum, getrocknet zu werden (a).64

(a) Die Zeit für ihre Verkrustung war gekommen. Die Wasser hatten sich getrennt, und der Vorgang war eingeleitet. Es war der Beginn eines neuen Lebens. Das offenbart der eine Schlüssel. Ein anderer Schlüssel lehrt uns den Ursprung des Wassers, seine Beimischung zum Feuer (flüssiges Feuer wird es genannt),65 und lässt sich auf eine alchemistische Beschreibung der Nachkommenschaft der beiden ein – der festen Materie, wie zum Beispiel Mineralien und Erden. Aus den „Wassern des Raumes“, den Nachkommen des männlichen Geist-Feuers und des weiblichen (gasförmigen) Wassers, entstand der über die Erde ausgebreitete Ozean. Varuna wird aus dem unendlichen Raum heruntergezogen, um als Neptun über die endlichen Meere zu herrschen. Wie immer ruht die Volksfantasie auf einer streng wissenschaftlichen Grundlage.

Wasser ist überall das Symbol des weiblichen Elementes; Mater, wovon der Buchstabe M kommt, ist bildmäßig hergeleitet von , einer Wasserhieroglyphe. Es ist die universale Matrix oder die „große Tiefe“. Venus, die große Mutter-Jungfrau, geht aus der Meereswelle hervor, und Kupido oder Eros ist ihr Sohn. Aber Venus ist die spätere mythologische Variante Gaias (oder Gäas), der Erde, die in ihrem höheren Aspekt die Natur (Praktriti) und metaphysisch Aditi ist, und sogar Mulaprakriti, die Wurzel Prakritis oder ihr Noumenon.

Somit ist Kupido oder Liebe im ursprünglichen Sinn Eros, der göttliche Wille oder das Verlangen, sich selbst durch die sichtbare Schöpfung zu manifestieren. Daher wird Fohat, der Prototyp von Eros, auf der Erde zu der großen Kraft der „Lebenselektrizität“ oder zum Geist des „Lebenspendens“. Erinnern wir uns der griechischen Theogonie und gehen in den Geist ihrer Philosophie ein. Die Griechen lehren uns (sieheIlias“ IV, 201, 246), dass alle Dinge einschließlich der Götter ihr Dasein dem Ozean und seinem Weib Tethys verdanken, wobei Letztere Gaia ist, die Erde oder Natur. Doch wer ist Ozean? Ozean ist der unermessliche Raum (der Geist im Chaos), der die Gottheit ist (siehe 1. Band); und Tethys ist nicht die Erde, sondern die ursprüngliche Materie im Prozess der Formung. In unserem Fall ist es nicht mehr Aditi-Gaia, die Ouranos oder Varuna hervorbrachte, den Hauptaditya der sieben Planetengötter, sondern Prakriti, materialisiert und lokalisiert. Der seinem theogonischen Charakter nach männliche Mond ist nur [SD # 66] in seinem kosmischen Aspekt das weibliche Zeugungsprinzip, so wie die Sonne das männliche Emblem davon ist. Wasser ist die Nachkommenschaft des Mondes, bei allen Nationen eine androgyne Gottheit.

Die Evolution folgt sowohl im Kosmos als auch bei der Bildung des kleinsten Globus den Gesetzen der Analogie. Angewendet auf den modus operandi jener Zeit, als das Universum in Erscheinung trat, bezieht sich das Obige damit auch auf die Bildung unserer Erde.

Diese Stanze beginnt mit der Erwähnung von dreißig Crore, 300.000.000 Jahren. Wir mögen gefragt werden: Was konnten die Alten von der Dauer geologischer Perioden wissen, wenn kein moderner Gelehrter oder Mathematiker imstande ist, ihre Dauer mit irgend einer annähernden Genauigkeit zu berechnen? Einerlei, ob sie bessere Mittel hatten oder nicht (und es wird behauptet, dass sie solche hatten, wie aus ihren Tierkreiszeichen hervorgeht), jedenfalls soll jetzt die Zeitrechnung der alten Brahmanen so getreu wie möglich gegeben werden.

 

 

Die Chronologie der Brahmanen

Kein größeres Rätsel existiert in der Wissenschaft, kein Problem ist hoffnungsloser unlösbar wie die Frage: Wie alt – auch nur annäherungsweise – sind Sonne und Mond, die Erde und der Mensch? Was weiß die moderne Wissenschaft von der Dauer der Weltzeitalter oder auch nur von der Länge der geologischen Perioden?

Nichts; absolut nichts.

Wenn man die Wissenschaft um chronologische Angaben ersucht, wird einem von jenen, die offen und ehrlich sind, z. B. von Pengelly, dem hervorragenden Geologen, gesagt: „Wir wissen es nicht.“66 Man wird lernen, dass bis jetzt keine verlässliche zahlenmäßige Abschätzung der Zeitalter der Welt und des Menschen angestellt werden konnte, und dass die Geologie und auch die Anthropologie im Uferlosen treiben. Wenn aber ein Schüler der Esoterischen Philosophie sich erkühnt, die Lehren der okkulten Wissenschaft vorzubringen, wird er sofort angegriffen. Warum soll das so sein, nachdem die größten Gelehrten, auf ihre eigenen physikalischen Methoden beschränkt, nicht imstande waren, auch nur eine annäherungsweise Übereinstimmung zu erreichen?

Es ist wahr, die Wissenschaft kann dafür kaum getadelt werden. In der Tat irren die Forscher in der kimmerischen Finsternis der prähistorischen Zeitalter in einem Labyrinth umher, dessen große Korridore türlos sind und keinen sichtbaren Ausgang in die vorzeitliche Vergangenheit gestatten. Im Irrgang ihrer eigenen widerstreitenden Spekulationen verloren, und, wie sie es immer getan haben, das Zeugnis der östlichen Überlieferung ablehnend, ohne irgendeinen Anhaltspunkt oder einen einzigen sicheren Meilenstein zu ihrer Führung, was könnten die Geologen oder Anthropologen anderes tun, als den dünnen [SD # 67] Ariadnefaden aufzunehmen, wo sie ihn zuerst wahrnehmen, und dann vollständig aufs Geratewohl vorzugehen? Daher sagt man uns zuerst, dass das entfernteste Datum, bis zu dem sich urkundliche Aufzeichnungen erstrecken, jetzt von der Anthropologie allgemein als lediglich „der früheste deutlich sichtbare Punkt der prähistorischen Zeit“ betrachtet wird („Encyclopaedia Britannica“).

Gleichzeitig wird zugestanden, dass „eine lange, unbestimmte Reihe von prähistorischen Zeitaltern über jenen Zeitpunkt hinaus reicht“. (Ibid.)

Beginnen wir mit diesen nicht näher bezeichneten „Zeitaltern“. Sie sind lediglich für das bloße Auge der Materie „prähistorisch“. Für das spirituelle Adlerauge des Sehers und Propheten aller Rassen erstreckt sich der Ariadnefaden über jene „geschichtliche Zeit“ hinaus, ohne Unterbrechung oder Fehler, sicher und stetig bis ganz in die Nacht der Zeit; und die Hand, die ihn hält, ist zu mächtig, um ihn fallen oder auch nur reißen zu lassen. Aufzeichnungen existieren, auch wenn sie von den Profanen als fantastisch abgelehnt werden; doch viele von ihnen werden tatsächlich von Philosophen und großen Gelehrten stillschweigend akzeptiert und begegnen lediglich von Seiten der offiziellen und kollektiven Gemeinschaft der orthodoxen Wissenschaft einer unveränderlichen Ablehnung. Und da diese es ablehnt, uns auch nur eine annähernde Vorstellung von der Dauer der geologischen Zeitalter zu geben – außer mit ein paar einander widerstreitenden und widersprechenden Hypothesen – sehen wir zu, was die arische Philosophie uns lehren kann.

Mit Ausnahme einiger unwichtiger und ganz offenbar absichtlicher Übertreibungen stimmen diese Berechnungen, wie bereits gesagt und wie sie im Manu und in den Puranas gegeben sind, nahezu überein mit den in der Esoterischen Philosophie gelehrten. Das kann aus dem Vergleich der beiden mit jedem beliebigen indischen Kalender der anerkannten Orthodoxie ersehen werden.

Der beste und vollständigste aller derartiger Kalender in der Gegenwart, wie die gelehrten Brahmanen Südindiens verbürgen, ist der bereits erwähnte tamilische Kalender namens „Tirukkanda Panchanga“, zusammengestellt aus und in voller Übereinstimmung mit geheimen Bruchstücken von Asuramayas Daten, wie man uns mitteilt. Und so wie Asuramaya der größte Astronom gewesen sein soll, so flüstert man sich auch zu, er sei der mächtigste „Zauberer“ gewesen von der „Weißen Insel, die schwarz geworden war vor Sünde“, d. h. der atlantischen Inseln.

Die „Weiße Insel“ ist ein symbolischer Name. Asuramaya soll (nach der Überlieferung des Jnana-Bhaskara) in Romakapura im Westen gelebt haben, denn der Name ist eine Anspielung auf das Land und die Wiege der „Schweißgeborenen“ der dritte Rasse. Dieses Land oder dieser Kontinent war schon Zeitalter vor Asuramayas Lebenszeit verschwunden, denn er war Atlantier; aber er war ein unmittelbarer Abkömmling der Weisen Rasse, der Rasse, die niemals stirbt. Zahlreich sind die Legenden über diesen Helden, den Zögling Suryas (des Sonnengottes) selbst, wie die indischen Berichte angeben. Es ist von geringer Bedeutung, ob er auf der einen oder der anderen Insel lebte, aber es gilt zu beweisen, dass er kein Mythos war, zu dem ihn Dr. Weber und andere machen wollen. [SD # 68] Die Tatsache, dass „Romakapura im Westen“ als Geburtsort dieses Helden der Vorzeit genannt wird, ist umso interessanter, weil das angesichts der esoterischen Lehre über die „Schweißgeborenen“ Rassen so ungemein bedeutsam ist, jener Menschen, die aus den Poren ihrer Eltern geboren wurden. „Romakupas“ bedeutet im Sanskrit „Haarporen“. Im „Mahabharata“, XII, 10308 heißt es von einem Volk namens Raumyas, dass es aus den Poren Virabhadras hervorgebracht worden sei, des schrecklichen Riesen, der das Opfer Dakshas zerstörte. Auch von anderen Stämmen und Menschen wird gesagt, sie seien auf diese Art geboren worden. All das sind Bezugnahmen auf die späte zweite und frühe dritte Wurzelrasse.

Die folgenden Zahlen stammen aus dem soeben angeführten Kalender. Eine Fußnote zeigt die Punkte der Nichtübereinstimmung mit den Zahlen der Arya-Samaj-Schule auf:

[SD # 69]

I. Vom Beginn der kosmischen Evolution67
   bis zum Hindujahr Tarana (oder 1887)
1.955.884.687 Jahre
II. Das (astrale) Mineral-, Pflanzen-
   und Tierreich bis hinauf zum Menschen
   brauchten zur Entwicklung68
300.000.000 Jahre
III. Zeit seit dem ersten Erscheinen der
   „Menschheit“ (auf der Planetenkette)69
1.664.500.987 Jahre
IV. Zahl der vergangenen Jahre seit dem
   „Vaivasvata-Manvantara70 – oder der
   menschlichen Periode – bis zum
   Jahr 1887 beträgt derzeit
18.618.728 Jahre
V. Die volle Periode eines Manvantaras 308.448.000 Jahre
VI. 14 „Manvantaras“ plus die Periode
   eines Satya-Yugas umfassen
   einen Tag Brahmâs oder ein
   vollständiges „Manvantara“ oder71
4.320.000.000 Jahre
     Deshalb umfasst ein Maha-Yuga 4.320.000 Jahre
  Vom Beginn des Kali-Yugas bis zum Jahr 1887 4.989 Jahre

Um das in seinen Einzelheiten noch klarer zu machen, werden die folgenden Berechnungen von Rao Bahadur P. Sreenivas Row aus dem „Theosophist“ vom November 1885 mitgeteilt.

Jahre der Sterblichen

[SD # 70]

360 Tage der Sterblichen machen ein Jahr 1
Krita-Yuga enthält 1.728.000
Treta-Yuga enthält 1.296.000
Dvapara-Yuga enthält 864.000
Kali-Yuga enthält 432.000
Die Summe der genannten vier Yugas
ergibt 1 Maha-Yuga
4.320.000
71 solcher Maha-Yugas bilden
die Regierungszeit eines Manus
306.720.000
Die Regierung von 14 Manus umfasst
die Dauer von 994 Maha-Yugas und ist gleich
4.294.080.000
Dazu die Sandhis d. h. die Intervalle zwischen
den Regierungen der einzelnen Manus, die sich
auf 6 Maha-Yugas belaufen, gleich
25.920.000
Die Gesamtsumme dieser Reiche und Unterbrechungen
von 14 Manus ist 1.000 Maha-Yugas, die ein Kalpa
ausmachen, d. h. einen Tag Brahmâs
4.320.000.000
Da Brahmâs Nacht von gleicher Dauer ist, würden
ein Tag und eine Nacht Brahmâs enthalten
8.640.000.000
360 solcher Tage und Nächte ergeben
ein Jahr Brahmâs, gleich
3.110.400.000.000
100 solcher Jahre bilden die ganze Periode des
Zeitalters Brahmâs, d. h. das Maha-Kalpa
311.040.000.000.000

Das sind die in ganz Indien akzeptierten exoterischen Zahlen, und sie decken sich ziemlich genau mit denen der Geheimwerke. Letztere erweitern sie jedoch durch eine Teilung in eine Anzahl von esoterischen Zyklen, die niemals in populären brahmanischen Schriften erwähnt werden – von denen eine, die Einteilung der Yugas in Rassenzyklen, anderweitig als Beispiel gegeben ist. Die Übrigen wurden natürlich niemals in ihren Einzelheiten veröffentlicht. Sie sind aber nichtsdestoweniger jedem „Zweimalgeborenen“ (Dvija oder Initiierten) Brahmanen bekannt. Und die Puranas enthalten Bezugnahmen auf einige von ihnen in verhüllten Redewendungen, die kein einziger sich lediglich an die Tatsachen haltender Orientalist bis jetzt herauszubringen versucht hat, noch herausbringen könnte, selbst wenn er es wollte.

Diese heiligen astronomischen Zyklen sind unermesslich alt, und die Berechnungen Naradas und Asuramayas betreffen die meisten von ihnen, wie festgestellt. Letzterer steht im Ansehen eines Riesen und eines Zauberers. Aber die vorsintflutlichen Riesen (die Gibborim der Bibel) waren nicht alle schlecht oder Zauberer, wie es die christliche Theologie haben möchte, die in jedem Okkultisten einen Knecht des Bösen sieht; noch waren sie schlechter als viele der „getreuen Söhne der Kirche“. Ein Torquemada und eine Katharina Maria Romola de’ Medici verübten zu ihrer Zeit und im Namen ihres Meisters sicherlich mehr Unrecht als jeder atlantische Riese oder ein Halbgott des Altertums es jemals getan hätte; ob er nun Zyklop hieß oder Medusa, ja nicht einmal der als Ephialtes bekannte orphische Titan, das schlangenfüßige Ungeheuer. Es gab gute „Riesen“ in der alten Zeit ebenso gut wie es heute böse „Zwerge“ gibt. Und die Rakshasas und Yakshas von Lanka waren nicht schlechter als unsere heutigen Sprengstoffattentäter oder gewisse christliche und zivilisierte Generäle der heutigen Kriege. Auch sind sie keine Erdichtungen. „Wer über Briareos und Orion zu lachen pflegt, sollte es bleiben lassen, nach Carnac oder Stonehenge zu gehen oder auch nur darüber zu sprechen“, bemerkt irgendwo ein moderner Schriftsteller.

Da die oben gegebenen brahmanischen Zahlen annähernd den grundlegenden Berechnungen unseres esoterischen Systems entsprechen, wird der Leser aufgefordert, sie sorgfältig im Gedächtnis zu behalten.

In der „Encyclopaedia Britannica“ finden wir das letzte Wort der Wissenschaft, nämlich dass sich die menschliche Vorzeit lediglich über „Zehntausende [SD # 71] von Jahren“ als Spielraum erstreckt.72 Es leuchtet ein, dass diese Zahlen sehr wenig, wenn überhaupt etwas bedeuten, da sie zwischen 10.000 und 100.000 liegen können und die die Frage umgebende Dunkelheit nur noch weiter vertiefen. Mehr noch, was hat es für eine Bedeutung, wenn die Wissenschaft die Entstehung des Menschen in die Zeit der „prä- oder postglazialen Moränenablagerungen“ verlegt und man uns im selben Augenblick sagt, dass die sogenannte „Eiszeit“ lediglich eine lange Abfolge von Zeiträumen darstellt, die „ohne plötzliche Wechsel irgendwelcher Art in das überging, was als die menschliche oder die gegenwärtige Periode bezeichnet wird . . . wo doch das Ineinandergreifen der geologischen Perioden seit dem Anbeginn der Zeit die Regel war?“ Letztere „Regel“ läuft nur auf die noch verwirrendere, wenn auch streng wissenschaftliche und richtige Mitteilung hinaus, dass „selbst der heutige Mensch ein Zeitgenosse der Eiszeit in den Alpentälern und in Finnland ist.73

Wären nicht die von der Geheimlehre und selbst vom exoterischen Hinduismus und seinen Überlieferungen gegebenen Lehren, würden wir bis heute in verwirrter Unsicherheit zwischen den unbestimmten Zeitaltern der einen Schule der Wissenschaft, den „Zehntausenden“ von Jahren der anderen und den 6.000 Jahren der Bibelausleger schwankend zurückbleiben. Das ist einer von mehreren Gründen, warum wir bei aller den Schlussfolgerungen der heutigen Gelehrten gebührenden Ehrerbietung dazu gezwungen sind, sie in sämtlichen Fragen des prähistorischen Altertums unbeachtet zu lassen.

Selbstverständlich können die moderne Geologie und die Anthropologie mit unseren Anschauungen nicht übereinstimmen. Aber der Okkultismus wird gegen diese beiden Wissenschaften ebenso viele Waffen finden wie er sie gegen astronomische und physikalische Theorien fand, trotz der Versicherungen Laings, dass74 „(chronologischen) Berechnungen dieser Art, ältere und jüngere Formationen betreffend, keine Theorie darstellen, sondern dass sie auf positiven Tatsachen begründet und lediglich von einer gewissen möglichen (?) beiderseitigen Fehlertoleranz begrenzt sind“. Der Okkultismus wird anhand wissenschaftlicher Bekenntnisse beweisen, dass sich die Geologie sehr irrt und sich häufig noch mehr im Irrtum befindet als die Astronomie. In eben diesem Abschnitt von Laing, welcher der Geologie in Bezug auf die Korrektheit den Vorrang vor der Astronomie zuspricht, finden wir eine Stelle, die mit den Eingeständnissen der besten Geologen selbst in offenbarem Widerspruch steht. Der Verfasser sagt:

„Kurz, die Schlussfolgerungen der Geologie, zumindest bis zum Silur,75 wo die gegenwärtige Ordnung der Dinge ungefähr ihren Anfang nahm, gibt es annähernde (wahrlich so) Tatsachen und nicht Theorien, indessen die astronomischen Schlussfolgerungen Theorien darstellen, die auf derartig unsicheren Daten fußen, dass sie in einigen [SD # 72] Fällen unglaublich kurze Resultate liefern, . . . und in anderen nahezu unglaublich lange.“

Danach wird dem Leser angeraten, dass der sicherste Kurs „zu sein scheint anzunehmen, die Geologie erbringe tatsächlich den Beweis, dass die Dauer der gegenwärtigen Ordnung der Dinge irgendwie über 100 Millionen Jahre“ liege, wohingegen die „Astronomie einen ungeheuren, jedoch unbekannten Zeitraum in der Vergangenheit und einer kommenden Zukunft angibt für Geburt, Wachstum, Reife, Verfall und den Tod des Sonnensystems, in welchem unsere Erde ein kleiner Planet ist, der gegenwärtig seine bewohnbare Phase durchläuft“ (S. 49).

Würde einmal die Aufgabe gestellt, „den abgeschmackten unwissenschaft­lichen und unsinnigen Behauptungen der exoterischen (und esoterischen) arischen Chronologie“ entgegenzutreten, gehen wir aufgrund bisheriger Erfahrungen davon aus, dass sämtliche Naturwissenschaftler gleichermaßen dogmatisch wären, einer wie der andere – jener mit den „unglaublich kurzen Ergebnissen“, d. h. lediglich 15.000.000 Jahren, und jener, der „600.000.000 Jahre voraussetzt“, zusammen mit denen, die Huxleys Zahlen akzeptieren mit 1.000.000.000 Jahren „seit Beginn der Sedimentbildung in Europa (World Life“)“. Auch würden sie nicht versäumen den Okkultisten und Brahmanen daran zu erinnern, dass die modernen Wissenschaftler allein die exakte Wissenschaft repräsentieren, deren Pflicht es sei, Ungenauigkeit und Aberglauben zu bekämpfen.

Die Erde durchläuft ihre „bewohnbare Phase“ nur in Bezug auf die gegenwärtige Ordnung der Dinge und insoweit es unsere gegenwärtige Menschheit mit ihren tatsächlichen „Röcken aus Fellen“ und ihrem Phosphor für Knochen und Gehirn betrifft.

Wir sind bereit, die von der Geologie angebotenen 100 Millionen Jahre zuzugestehen, da man uns gelehrt hat, dass unsere gegenwärtige physische Menschheit – oder die Vaivasvata-Menschheit – erst vor achtzehn Millionen Jahren begann. Doch kann uns die Geologie über die Dauer der geologischen Perioden keine Tatsachen mitteilen, wie wir gezeigt haben, tatsächlich nicht mehr als die Astronomie. Der andernorts zitierte authentische Brief von W. Pengelly, F.R.S., sagt: „Es ist gegenwärtig und vielleicht für alle Zukunft unmöglich, die geologische Zeitrechnung auch nur annäherungsweise auf Jahre oder auch nur auf Jahrtausende zu bringen.“ Und nachdem sie bisher noch niemals einen fossilen Menschen von irgendeiner anderen als der gegenwärtigen Form ausgegraben hat – was weiß die Geologie von ihm? Sie hat Zonen und Schichten und damit das ursprüngliche Tierleben bis zum Silur hinab verfolgt. Sobald sie auf dieselbe Weise die Spur des Menschen bis hinab zu seiner ursprünglichen protoplasmischen Form verfolgt haben wird, werden wir zugestehen, dass sie etwas über den ursprünglichen Menschen wissen mag. Wenn es auch für den „Einfluss der modernen wissenschaftlichen Entdeckungen auf das moderne Denken“ nicht so wichtig ist, ob „der Mensch in einem Zustand stetigen, wenn auch langsamen Fortschreitens in den letzten 50.000 Jahren eines Zeitraums von 15 Millionen Jahren oder vielmehr während der letzten 500.000 Jahre eines Zeitraums von 150 Millionen Jahren existierte“ („Modern Science etc.“, S. 49), wie S. Laing seinen Lesern mitteilt, so trifft dies jedoch für die Behauptungen der Okkultisten ganz bestimmt zu. Wenn Letztere nicht zeigen, dass es möglich, wenn nicht vollkommen gewiss ist, dass der Mensch schon vor [SD # 73] 18 Millionen Jahren lebte, so hätte die Geheimlehre ebenso gut ungeschrieben bleiben können. Ein Versuch muss daher in dieser Richtung unternommen werden, und unsere modernen Geologen und die Wissenschaftler im Allgemeinen werden als Zeugen für diese Tatsache im dritten Teil dieses Bandes angeführt. Mittlerweile und ungeachtet der Tatsache, dass die indische Chronologie von den Orientalisten ständig als Fiktion hingestellt wird, die nicht auf tatsächlichen Berechnungen beruht,76 sondern lediglich eine „kindische Prahlerei“ sei, wird sie nichtsdestoweniger oft bis zur Unkenntlichkeit verdreht, um sie westlichen Theorien Rechnung tragen zu lassen und anzupassen. An keinen anderen Zahlen wurde mehr herumgepfuscht und sich vergangen als an den berühmten 4, 3, und 2 mit den darauffolgenden Nullen der Yugas und Maha-Yugas.

Da der gesamte Zyklus der prähistorischen Ereignisse, wie z. B. die Evolution und Umformung der Rassen und das ungemeine Alter des Menschen von der besagten Chronologie abhängt, ist es äußerst wichtig, diese Berechnungen mithilfe anderer existierender zu prüfen. Wird die östliche Chronologie abgelehnt, tröstet uns zumindest der Beweis, dass keine andere – weder mit den Zahlen der Wissenschaft noch mit denen der Kirchen – auch nur eine Spur verlässlicher ist. Wie Professor Max Müller es ausdrückt, ist es oft ebenso nützlich zu beweisen, was etwas nicht ist wie zu zeigen, was es sein könnte. Sobald es uns gelingt, die Fehler sowohl der christlichen als auch der wissenschaftlichen Berechnungen aufzuzeigen – indem wir ihnen eine faire Vergleichsmöglichkeit mit unserer Chronologie einräumen – wird keine von beiden mehr eine vernünftig zu rechtfertigende Grundlage haben, die esoterischen Zahlen als weniger verlässlich als ihre eigenen zu bezeichnen.

Wir können hier den Leser auf unser früheres Werk, „Isis Unveiled“, Bd. I, S. 32 verweisen, bezüglich einiger Anmerkungen zu den einige Seiten weiter oben angeführten Zahlen.

Heute mögen ein paar weitere, jedem Orientalisten bereits bekannte Tatsachen den dort gemachten Mitteilungen hinzugefügt werden. Die Heiligkeit des Zyklus von 4320 mit darauffolgenden Nullen liegt in dem Umstand, dass die ihn ausmachenden Zahlen einzeln oder in verschiedenen Kombinationen vereint jede und alle die größten Geheimnisse in der Natur symbolisieren. In der Tat, ob man nun die 4 einzeln nimmt oder die 3 für sich, oder die beiden zusammen, was 7 ergibt, oder die drei zusammen addiert und 9 erhält, alle diese Zahlen haben ihre Anwendung in den heiligsten und verborgendsten Dingen und erfassen die Funktionsweisen der Natur in ihren ewigen periodischen Phänomenen. Sie sind niemals irrende, beständig wiederkehrende Zahlen, die jenem, der die Geheimnisse der Natur studiert, ein wahrhaft göttliches System enthüllen, einen intelligenten Plan in der Kosmogonie, der die natürlichen kosmischen Einteilungen von Zeiten, Jahreszeiten, unsichtbaren Einflüssen und astronomischen Phänomenen zur Folge hat mit ihren Wirkungen und Rückwirkungen auf die irdische und selbst auf die moralische Natur, auf [SD # 74] Geburt, Tod und Wachstum, auf Gesundheit und Krankheit. Alle diese natürlichen Ereignisse basieren auf zyklischen Vorgängen im Kosmos selbst und hängen von ihnen ab, und sie erzeugen periodische Wirkungen, die von außen auf die Erde und auf alles einwirken, was auf ihr lebt und atmet, vom Anfang bis zum Ende eines jeden Manvantaras. Ursachen und Wirkungen sind esoterisch, exoterisch und endexoterisch, sozusagen.

In „Isis Unveiled“ schrieben wir, was wir jetzt wiederholen: – „Wir befinden uns am Grund eines Zyklus und offenbar in einer Übergangsphase.“ Platon teilt den intellektuellen Fortschritt des Universums in einem Zyklus in fruchtbare und unfruchtbare Perioden ein. In den sublunaren Regionen, sagt er, bleiben die Sphären der verschiedenen Elemente ewig in vollkommener Harmonie mit der göttlichen Natur. Infolge einer zu engen Nachbarschaft zur Erde und ihrer Vermischung mit dem Irdischen (das Materie ist und daher der Bereich des Bösen) ‘befinden sich ihre Teile jedoch manchmal in Übereinstimmung und manchmal im Gegensatz zur (göttlichen) Natur’. Unsere Erde und alles, was zu ihr gehört, erfreut sich einer fruchtbaren Periode, solange sich diese Kreisläufe – die Éliphas Levi ‘Ströme des Astrallichts’ nennt – im alle Elemente in sich enthaltenden universalen Äther in Harmonie mit dem göttlichen Geist vollziehen. Die okkulten Kräfte der Pflanzen, Tiere und Mineralien sympathisieren magisch mit den ‘höheren Naturen’ und die Göttliche Seele des Menschen mit vollkommener Intelligenz mit diesen ‘niederen’. Aber während der unfruchtbaren Perioden verlieren die Letzteren ihre magische Sympathie, und der spirituelle Blick der Mehrheit der Menschheit ist derartig geblendet, dass er jede Vorstellung von den höheren Kräften seines eigenen göttlichen Geistes verliert. Wir befinden uns in einer unfruchtbaren Periode. Das achtzehnte Jahrhundert, in dem das bösartige Fieber des Skeptizismus so unwiderstehlich ausbrach, hat dem neunzehnten Jahrhundert den Unglauben als Erbkrankheit aufgebürdet. Der göttliche Intellekt im Menschen ist verhüllt; sein tierisches Gehirn allein philosophiert.“ Und allein philosophierend, wie könnte es so die „Seelenlehre“ verstehen?

Um den Faden der Erzählung nicht zu unterbrechen, werden wir einige schlagende Beweise für diese zyklischen Gesetze im 2. Teil geben und fahren unterdessen mit unseren Erklärungen der geologischen und rassischen Zyklen fort.

 

 

[SD # 75]

STANZE III
Versuche, den Menschen zu erschaffen

 

 

§§  (11)  Der Abstieg des Demiurgen.    (12)  Die Mondgötter werden angewiesen, zu erschaffen.    (13)  Die höheren Götter weigern sich.

 

 

11. Der Herr der Herren kam. Von ihrem Körper trennte er die Wasser, und dies war der Himmel oben, der erste Himmel (die Atmosphäre oder die Luft, das Firmament) (a).

(a) Hier fällt die Tradition wieder ins Universale, in der frühesten in den Puranas wiedergegebenen Darstellung und genauso in der letzten, dem mosaischen Bericht. In Ersterer heißt es: „Als die Welt ein einziger Ozean geworden war („Harivamsa“, I, 36), da schloss Er, der Herr“ (der Gott, der die Gestalt Brahmâs hat), „die Erde läge in den Wassern, und im Verlangen, sie emporzuheben“, sie zu trennen, „erschuf er sich selbst in einer anderen Gestalt. So wie er im vorangegangenen Kalpa (Manvantara) die Gestalt einer Schildkröte angenommen hatte, nahm er in diesem die Gestalt eines Ebers an etc. etc.“. In der elohistischen „Schöpfung“ (Genesis, 6-9) erschafft „Gott“ eine Feste zwischen den Wassern . . . . . und sagt: „Es erscheine trockenes Land“. Und nun folgt der traditionelle Nagel, an welchem der esoterische Teil der kabbalistischen Interpretation aufgehängt ist.

12. Die großen Chohans (Herren) riefen die Herren des Mondes, der luftigen Körper (a): „Bringet Menschen hervor (wurde ihnen gesagt), Menschen eurer Art. Gebt ihnen (d. h. den Jivas oder Monaden) ihre inneren Formen. Sie (Mutter Erde oder Natur) wird die äußeren Hüllen erbauen (äußere Körper). (Denn) Männlich-Weiblich werden sie sein. Auch Herren der Flamme.“

(a) Wer sind die Herren des Mondes? In Indien werden sie Pitris oder „Mondvorfahren“ genannt, aber in den hebräischen Rollen ist Jehovah selbst der „Herr des Mondes“, kollektiv als Schar und auch als einer der Elohim. Der Mond regulierte die Astronomie der Hebräer und ihre Einhaltung der Zeiten. Ein Kabbalist hat gezeigt, dass „Daniel . . . zu festgelegten Zeiten von Gottes Vorsehung sprach“ und dass die „Offenbarung“ des Johannes „von einer sorgfältig vermessenen kubischen Stadt spricht, die aus den Himmeln herniederfährt“ etc., und fügt hinzu:

[SD # 76] „Die vitalisierende Kraft des Himmels lag jedoch hauptsächlich beim Mond. . . . Er war der hebräische ה ו ה י (Jehovah), und der Hl. Paulus ermahnt: ‘So lasset uns nun niemand euch Gewissen machen über eure Einhaltung des siebten Tages und des Tages des Neumondes, welche ein Schatten sind von dem Kommenden; aber der Körper (oder die Substanz) ist von Christus“, oder Jehovah, jene Funktion dieser Kraft, die „das unfruchtbare Weib . . . zu einer Mutter machte . . . denn sie sind eine Gabe Jehovahs“ . . . was ein Schlüssel zu dem Einwand ist, den ihr Gemahl gegenüber der Schunemitin vorbrachte, da sie zu dem Mann Gottes ging: „Es ist weder Neumond noch Sabbat“. . . . (2 Könige 4,23). Die lebendigen spirituellen Kräfte der Konstellationen hatten durch die Bewegungen und Stellungen der Sterne und Planeten und insbesondere als Resultat der Konjunktion von Mond, Erde und Sonne mächtige Kriege markiert. Bentley merkt zum indischen „Krieg zwischen den Göttern und den Riesen“ an, er sei durch die Sonnenfinsternis im aufsteigenden Knoten des Mondes 945 v. Chr. (!!) bezeichnet, unter welcher Sri (Sarai, S-r-i, das Weib des hebräischen A-bram77) geboren78 oder aus dem Meer hervorgebracht wurde. Sri war auch Venus-Aphrodite, das westliche Emblem „des luni-solaren Jahres oder des Mondes (da Sri das Weib des Mondes ist; siehe die Fußnote), der Göttin des Wachstums79 . . .“ Daher . . . „war das große Monument und die Landmarke der exakten Periode des lunaren Jahres und Monats, wonach dieser Zyklus (von 19 Tropenjahren und 235 Mondumläufen) berechnet werden konnte, der Berg Sinai – auf den Jehovah der Herr herabstieg. . . . Paulus spricht (dann) als Mystagoge, wenn er in Bezug auf das freie und das unfreie Weib Abrahams sagt: ‘Denn Hagar (das unfreie Weib) ist der Berg Sinai in Arabien.’ Wie konnte ein Weib ein Berg sein? Und ein solcher Berg! Jedoch . . . war sie es . . . Ihr Name war Hagar, Hebräisch רגה, dessen Zahlen sich als 235 lesen oder, in exaktem Maß, genau der Anzahl der lunaren Monate in 19 Tropenjahren entsprechen, um diesen Zyklus zu vollenden . . . In der esoterischen Sprache dieser Weisheit ist der Berg Sinai die Landmarke der exakten Zeit des lunaren [SD # 77] Jahres und Monats, nach denen dieser spirituelle, belebende Zyklus berechnet werden konnte – und der in der Tat „der Berg des Mondes (Sin)“ genannt wurde (siehe Fuerst). So konnte Sarai (SRI), das Weib Abrams, sein Kind erst bekommen, als ihr Name geändert wurde zu Sarah, הרש, was ihr die Eigenschaft dieses lunaren Einflusses gab“.80

Das mag als eine Abschweifung vom Hauptgegenstand betrachtet werden, aber sie ist mit Rücksicht auf christliche Leser wirklich notwendig. Denn wer die betreffenden Legenden von Abram oder Abraham, Sarai oder Sarah, die „schön anzusehen war“, und die über Brahmâ und Sarasvati, oder Sri, Lakshmi-Venus, mit den Beziehungen aller zum Mond und zum Wasser objektiv studiert hat; und wer insbesondere die wirkliche kabbalistische Bedeutung des Namens Jehovah und seine Beziehung zu und seinen Zusammenhang mit dem Mond versteht – wer könnte daran zweifeln, dass die Geschichte Abrams auf der Brahmâs beruht, oder dass die Genesis nach denselben Umrissen verfasst wurde, die alle alten Nationen benutzten? Alles in den alten Schriften ist allegorisch – alles beruht auf und ist untrennbar verbunden mit Astronomie und Kosmolatrie.

13. Sie (die Mondgötter) gingen ein jeder in sein angewiesenes Land: sieben von ihnen, jeder auf seinen Platz. Die Herren der Flamme blieben zurück. Sie wollten nicht gehen, sie wollten nicht erschaffen (a).

(a) Die geheimen Lehren zeigen, dass die göttlichen Vorfahren die Menschen in sieben Bereichen des Globus erschufen, „jeden in seinem Gebiet“ – d. h. jede Menschenrasse äußerlich und innerlich unterschiedlich und in verschiedenen Bereichen. Diese polygenetische Behauptung wird anderweitig betrachtet (siehe Stanze VII). Aber wer sind „Sie“, die erschaffen, und die „Herren der Flamme“, „die es nicht tun“? Der Okkultismus teilt die „Schöpfer“ in zwölf Klassen ein; von denen vier bis zum Ende des „großen Zeitalters“ Befreiung erlangt haben werden. Die fünfte ist daran, sie zu erreichen, aber bleibt noch auf den intellektuellen Ebenen aktiv, während sieben noch unter unmittelbarem karmischen Gesetz stehen. Diese Letzteren wirken auf den menschentragenden Globen unserer Kette.

Die exoterischen Bücher Indiens erwähnen sieben Klassen von Pitris und darunter zwei verschiedene Arten von Vorfahren oder Ahnen: die Barhishad und die Agnishwatta; Erstere befinden sich im Besitz des „heiligen Feuers“ und Letztere sind ohne es. Der indische Ritualismus scheint sie mit Opferfeuern in Zusammenhang zu bringen und mit Grihastha-Brahmanen in früheren Inkarnationen; mit jenen, die ihre häuslichen heiligen Feuer in früheren Geburten unterhielten, wie es ihnen aufgetragen war, und mit jenen, die das nicht taten. Die Unterscheidung ist, wie gesagt, aus den Veden abgeleitet. Die erste und höchste Klasse (esoterisch), die Agnishwatta, [SD # 78] werden in der exoterischen Allegorie als Grihastha (brahmanische Haushälter) dargestellt, die es in vergangenen Geburten in anderen Manvantaras unterlassen hatten, ihre häuslichen Feuer zu unterhalten und Brandopfer darzubringen und damit jeden Anspruch darauf verloren hatten, sich Feueropfer darbringen zu lassen. Hingegen werden die Barhishad, jene Brahmanen, die ihre häuslichen heiligen Feuer unterhielten, bis zum heutigen Tag verehrt. Somit werden die Agnishwatta als die Feuer entbehrend und die Barhishad als in deren Besitz befindlich dargestellt.

Aber die Esoterische Philosophie erklärt, dass die ursprünglichen Qualifikationen durch die unterschiedlichen Eigenschaften der Naturen der beiden Klassen verursacht wird: Die Agnishwatta-Pitris entbehren das Feuer (d. h. den Zeugungstrieb), weil sie zu göttlich und rein sind (vida supra, Shloka 11). Indessen sind die Barhishad, welche die mit der Erde inniger verknüpften Mondgeister sind, die schöpferischen Elohim der Form oder des Adams aus dem Staub.

Die Allegorie besagt, dass Sanandana und andere Vedhas, Söhne Brahmâs, seine ersten Nachkommen, „ohne Begierde und Leidenschaft waren, von heiliger Weisheit inspiriert, dem Universum entfremdet und ohne Wunsch nach Nachkommen“ (Vishnu-Purana, Buch I, vii). Das ist es auch, was in Shloka 11 gemeint ist mit den Worten „Sie wollten nicht erschaffen“, und das wird wie folgt erklärt: „Die ursprünglichen Ausstrahlungen aus der schöpferischen Kraft sind der Unbedingten Ursache zu nahe. Sie sind einen Übergang bildende und latente Kräfte, die sich erst in den nächsten und den darauffolgenden Zwischenstufen entwickeln werden.“ Das verdeutlicht es. Daher heißt es, Brahmâ hätte Zorn empfunden als er sah, dass die „aus seinen Gliedern (Anga) hervorgebrachten verkörperten Geister sich nicht vermehren wollten“. Hierauf, in der Allegorie, erschafft er sieben weitere gemütgeborene Söhne (siehe „Moksha-Darma“ und „Mahabharata“), nämlich Marichi, Atri, Angiras, Pulastya, Pulaha, Kratu und Vasishtha, wobei Letzterer häufig durch Daksha ersetzt wird, den fruchtbarsten der Schöpfer. In den meisten Texten werden diese sieben Söhne Vasishta-Dakshas die sieben Rishis des dritten Manvantaras genannt; das Letztere bezieht sich sowohl auf die dritte Runde als auch auf die dritte Wurzelrasse ihre Unterrassen in der vierten Runde. Diese sind alle Schöpfer der verschiedenen Wesen auf dieser Erde, die Prajapati, und gleichzeitig erscheinen sie in verschiedenen Reinkarnationen in den frühen Manvantaras oder Rassen.

Die Agnishwattas besaßen das gröbere schöpferische Feuer nicht und waren deshalb nicht imstande, den physischen Menschen zu erschaffen, und da sie ohne jede Form waren, besaßen sie kein Ebenbild oder Astralkörper, den sie projizieren konnten. Damit wird klar, warum sie in den exoterischen Allegorien als Yogis, Kumaras (keusche Jünglinge) dargestellt werden, die zu „Rebellen“ wurden, Asuras, kämpfenden und Widerstand leistenden Göttern81 etc. etc. Und doch waren sie es [SD # 79] allein, die den Menschen vollständig machen konnten, d. h. zu einem selbstbewussten, beinahe göttlichen Wesen – einen Gott auf Erden. Die Barhishad, obwohl im Besitz des schöpferischen Feuers, entbehrten des höheren Mahat-mischen Elements. Auf einer Ebene mit den niederen Prinzipien stehend – mit jenen, die der groben objektiven Materie vorangehen – konnten sie lediglich den äußeren Menschen oder vielmehr das Vorbild des physischen hervorbringen, den astralen Menschen. Obwohl wir sie von Brahmâ mit der Aufgabe betraut sehen (dem kollektiven Mahat oder dem universalen göttlichen Gemüt), wiederholt sich somit das „Geheimnis der Schöpfung“ auf der Erde, nur in einem umgekehrten Sinn, wie in einem Spiegel. Diejenigen, die nicht imstande sind, den spirituellen, unsterblichen Menschen zu erschaffen, projizieren das unvernünftige Vorbild (das Astral) des physischen Wesens; und, wie zu sehen sein wird, es waren jene, die zu vermehren sich weigerten, die sich selbst zum Wohl und der Erlösung der spirituellen Menschheit opferten. Denn zur Vollendung des siebenfältigen Menschen sind zusätzlich zu seinen drei niederen Prinzipien und um dieselben an seine spirituelle Monade zu binden – die in einer solchen Form niemals anders als in einem absolut latenten Zustand wohnen könnte – zwei verbindende Prinzipien notwendig: Manas und Kama. Das erfordert ein lebendiges geistiges Feuer aus dem mittleren Prinzip vom fünften und dritten Zustand des Pleromas. Aber dieses Feuer ist der Besitz der Dreiecke, nicht der (vollkommenen) Würfel, welche die Engelwesen symbolisieren:82 Von der ersten Schöpfung an haben die Ersteren dieses Feuer besessen und sollen es für sich selbst verwendet haben, wie in der Allegorie von Prometheus. Diese sind die aktiven, und daher – im Himmel – nicht länger „reinen“ Wesen. Sie wurden die unabhängigen und freien Intelligenzen, die in jeder Theogonie so dargestellt sind, dass sie für diese Unabhängigkeit und Freiheit kämpfen, und sich daher – im gewöhnlichen Sinn – „gegen das göttliche passive Gesetz erheben“. Diese sind dann jene „Flammen“ (die Agnishwattas), die „zurückblieben“, wie im 13. Shloka gezeigt, anstatt sich mit den anderen gemeinsam daran zu machen, die Menschen der Erde zu erschaffen. Aber die wahre esoterische Bedeutung ist die, dass die meisten von ihnen dazu bestimmt waren, sich als die Egos der bevorstehenden Saat der Menschheit zu verkörpern. Das menschliche Ego ist weder Atman noch Buddhi, sondern das höhere Manas: die intellektuelle Frucht und Blüte des intellektuellen, selbstbewussten Egotismus – im höheren spirituellen Sinn. Die alten Werke beziehen sich darauf als auf das Karana Sarira auf der Ebene Sutratmans, welches der goldene Faden ist, auf dem, Perlen gleich, die verschiedenen Persönlichkeiten dieses höheren Egos aufgereiht sind. Würde dem Leser erzählt, wie in den halbesoterischen Allegorien, diese Wesen seien zurückkehrende Nirvanis aus vorangegangenen Maha-Manvantaras – Zeitalter von [SD # 80] unberechenbarer Dauer, vor einer noch unermesslicheren Zeit in der Ewigkeit dahinrollend, würde er die Texte schwerlich richtig verstehen; während einige Vedantisten sagen könnten: „Das stimmt nicht. Der Nirvani kann niemals zurückkehren.“ Das ist wahr während des Manvantaras, dem er angehört, und falsch, wo die Ewigkeit in Betracht kommt. Denn in den heiligen Shlokas heißt es:

„Der Faden des strahlenden Glanzes, der unvergänglich ist und sich nur in Nirvana auflöst, taucht in seiner Unversehrtheit an dem Tag wieder daraus auf, an dem das Große Gesetz alle Dinge zur Aktivität zurückruft. . . .

Aus diesem Grund, weil die höheren „Pitris oder Dhyanis“ nicht an seiner physischen Schöpfung beteiligt waren, wird der ursprüngliche, aus den Körpern seiner spirituell feuerlosen Vorfahren hervorgegangene Mensch als luftförmig, der Dichte entbehrend und gemütlos beschrieben. Weil ihm Manas fehlte, besaß er kein mittleres Prinzip, das ihm als Vermittler zwischen dem Höchsten und dem Niedrigsten dienen konnte, zwischen dem spirituellen Menschen und dem physischen Gehirn. Die sich in diese leeren Schalen inkarnierenden Monaden blieben ebenso unbewusst wie zu der Zeit, als sie von ihren früheren, unvollständigen Formen und Trägern getrennt waren. In einem reinen Geist gibt es auf unserer Ebene keine Möglichkeit für Schöpfung oder Selbstbewusstsein, wenn nicht seine allzu homogene, vollkommene, weil göttliche Natur sozusagen vermischt und gekräftigt wird mit einer bereits differenzierten Essenz. Nur die untere Linie des Dreiecks – das die aus der universalen Monade hervorgehende erste Triade darstellt – kann dieses benötigte Bewusstsein auf der Ebene der differenzierten Natur liefern. Doch wie konnten diese reinen Emanationen, die nach diesem Prinzip ursprünglich selbst unbewusst (in unserem Sinn) gewesen sein müssen, bei der Beschaffung des erforderlichen Prinzips von irgendeinem Nutzen sein, da sie es ja selbst kaum besessen haben konnten? Die Antwort ist schwer zu verstehen, wenn man nicht wohl vertraut ist mit der philosophischen Metaphysik einer anfangs- und endlosen Abfolge kosmischer Wiedergeburten; und völlig durchdrungen und vertraut ist mit diesem unveränderlichen Naturgesetz, das Ewige Bewegung ist, zyklisch und spiralförmig, daher selbst in seiner scheinbar rückläufigen Bewegung voranschreitend. Das eine göttliche Prinzip, das namenlose Tat der Veden, ist das universale Ganze, das sich weder in seinen spirituellen Aspekten und Emanationen noch in seinen physischen Atomen jemals in „absoluter Ruhe“ befinden kann, ausgenommen während der „Nächte“ Brahmâs. Daher sind die „Erstgeborenen“ auch jene, die zu Beginn eines Manvantaras zuerst in Bewegung versetzt werden, und so sind sie die Ersten, die in die niederen Sphären der Materialität fallen. Sie, die in der Theologie „die Throne“ genannt werden und der „Sitz Gottes“ sind, müssen die ersten inkarnierten Menschen auf der Erde sein; wenn wir an die endlose Reihe der vergangenen Manvantaras denken, wird es begreiflich, warum die Letzten die Ersten sein mussten und die Ersten die Letzten. Kurz gesagt erkennen wir, dass die höheren Engel vor zahllosen Äonen die „sieben Kreise“ durchbrachen und ihnen so das heilige Feuer raubten; [SD # 81] was in klaren Worten bedeutet, dass sie in ihren vergangenen Inkarnationen alle Weisheit der niedrigeren sowie der höheren Welten assimiliert hatten – den Widerschein Mahats in seinen unterschiedlichen Intensitätsgraden. Kein Wesen, sei es engelhaft oder menschlich, kann den Zustand Nirvanas oder der absoluten Reinheit erlangen, es sei denn durch Äonen des Leidens und durch die Erkenntnis sowohl des Bösen als auch des Guten, da andernfalls das Letztere unverständlich bleiben würde.

Zwischen Mensch und Tier – deren Monaden (oder Jivas) im Grunde identisch sind – liegt der unüberwindbare Abgrund der Mentalität und des Selbstbewusstseins. Was ist das menschliche Gemüt in seinem höheren Aspekt, woher kommt es, wenn es nicht ein Teil der Essenz – und in einigen seltenen Inkarnationsfällen die eigentliche Essenz – eines höheren Wesens ist: von einer höheren und göttlichen Ebene? Kann der Mensch – ein Gott in der Gestalt eines Tieres – das von der materiellen Natur durch bloße Evolution erstellte Produkt sein, geradeso wie das Tier, das sich vom Menschen durch die äußere Gestalt, aber durchaus nicht durch die Materialien seines physischen Aufbaus unterscheidet und von derselben, wenn auch unentwickelten Monade beseelt ist – in Anbetracht dessen, dass sich die intellektuellen Fähigkeiten der beiden voneinander unterscheiden wie die Sonne von einem Glühwürmchen? Und was ist es, das einen solchen Unterschied hervorbringt, wenn nicht der Mensch ein Tier ist plus einem lebendigen Gott innerhalb seiner physischen Hülle? Halten wir inne und legen uns diese Frage selbst ernsthaft vor, ohne uns dabei um die Schrullen und Sophismen der materialistischen und der psychologischen modernen Wissenschaft zu kümmern.

Bis zu einem gewissen Grad, das geben wir zu, ist selbst die esoterische Lehre allegorisch. Um Letztere dem Durchschnittsverstand begreiflich zu machen, ist der Gebrauch in eine verständliche Form gebrachter Symbole erforderlich. Daher die allegorischen und halb-mystischen Erzählungen in den exoterischen und die (lediglich) halb-metaphysischen und objektiven Darstellungen in den esoterischen Lehren. Denn die rein und transzendental spirituellen Begriffe sind lediglich dem Wahrnehmungsvermögen jener angepasst, die „sehen ohne Augen, hören ohne Ohren und ohne Organe wahrnehmen“, nach der anschaulichen Ausdrucksweise des Kommentars. Dem allzu puritanischen Idealisten steht es frei, den Lehrsatz zu vergeistigen, während der moderne Psychologe lediglich versuchen würde, unsere „gefallene“, aber noch göttliche Menschenseele in ihrer Verbindung mit Buddhi wegzuzaubern.

Das Geheimnis, das mit den hochgeistigen Vorfahren des göttlichen Menschen im irdischen Menschen verbunden ist, ist sehr groß. Seine doppelte Erschaffung ist in den Puranas angedeutet, während man sich seiner esoterischen Bedeutung nur durch den gegenseitigen Vergleich der vielen verschiedenen Berichte und dadurch, dass sie in ihrem symbolischen und allegorischen Charakter gelesen werden, nähern kann. So ist es in der Bibel sowohl in der Genesis als auch selbst in den Paulus-Briefen. Denn dieser Schöpfer, der im zweiten Kapitel der Genesis „Gott der Herr“ genannt wird, ist im Original die Elohim oder Götter (die Herren) im Plural; und während einer von ihnen den irdischen Adam aus Staub macht, haucht ihm der Zweite den Atem des Lebens ein, und der Dritte macht aus ihm eine lebendige Seele (2,7), und alle diese Angaben [SD # 82] sind in der Mehrzahl Elohim gehalten.83 „Der erste Mensch ist von der Erde, von Staub; der zweite (der letzte oder vielmehr höchste) Mensch vom Himmel“, sagt Paulus in 1 Korinther 15,47.

In der arischen Allegorie werden die rebellischen Söhne Brahmâs alle als heilige Asketen und Yogis dargestellt. In jedem Kalpa wiedergeboren, suchen sie gewöhnlich das Werk der menschlichen Zeugung zu verhindern. Wenn Daksha, der Führer der Prajapatis (Schöpfer), 10.000 Söhne hervorbringt um die Welt zu bevölkern, tritt Narada – ein Sohn Brahmâs, der große Rishi und gewissermaßen ein „Kumara“, wenn auch nicht dem Namen nach – dazwischen und vereitelt das Vorhaben Dakshas zweimal, indem er die Söhne dazu überredet, heilige Asketen zu bleiben und die Ehe zu vermeiden. Dafür verdammt Daksha Narada, als Mensch wiedergeboren zu werden, wie Brahmâ ihn zuvor verdammt hatte wegen seiner Weigerung zu heiraten und Nachkommen zu bekommen, indem er sagte: „Gehe zugrunde in deiner gegenwärtigen (Deva- oder Engel-) Form, und nimm deinen Wohnsitz im Schoß“ – d. h. werde ein Mensch (Vayu-Purana“; „Harivamsha“, 170). Ungeachtet der verschiedenen einander widersprechenden Lesarten derselben Geschichte ist leicht zu erkennen, dass Narada zu jener Klasse von Brahmâs „Erstgeborenen“ gehört, die sich als aufrührerisch gegen das Gesetz der tierischen Zeugung erwiesen, wofür sie sich als Menschen inkarnieren mussten. Von allen vedischen Rishis ist Narada, wie bereits gezeigt, der unverständlichste, weil er mit den okkulten Lehren am engsten verbunden ist – insbesondere mit den geheimen Zyklen und Kalpas (vide supra).

Gewisse widersprüchliche Behauptungen über diesen Weisen beunruhigten die Orientalisten stark. So wird er dargestellt, wie er sich absolut weigert zu schaffen (Nachkommen zu haben) und seinen Vater Brahmâ sogar „einen falschen Lehrer“ nennt, weil er ihm zur Heirat rät („Narada-Pancha-Ratra“); nichtsdestoweniger wird er als einer der Prajapatis oder „Vorfahren“ erwähnt! Im Naradiya-Purana beschreibt er die Gesetze und die Pflichten der ehelosen Adepten, und da diese okkulten Pflichten zufälligerweise nicht in dem Bruchteil von ungefähr 3.000 Strophen enthalten sind, der sich im Besitz europäischer Museen befindet, werden die Brahmanen zu Lügnern erklärt; die Orientalisten vergessen, dass das Naradiya angeblich 25.000 Strophen umfasst und dass es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass sich solche Manuskripte in den Händen profaner Hindus befinden, die bereit sind, irgendeinen kostbaren Tonkrug für eine rote Gemüsesuppe zu verkaufen. Es genüge die Bemerkung, dass Narada [SD # 83] der Deva-Rishi des Okkultismus par excellance ist, und dass der Okkultist, der über Narada nicht in seinen sieben esoterischen Facetten nachsinnt, ihn analysiert und studiert, niemals imstande sein wird, gewisse anthropologische, chronologische und selbst kosmische Mysterien zu ergründen. Er ist eines der oben erwähnten Feuer und spielt in der Evolution dieses Kalpas vom Anbeginn seines Aufdämmerns bis zu seinem Endzustand eine Rolle. Er tritt in allen der aufeinander folgenden Akte (Wurzelrassen) des gegenwärtigen manvantarischen Dramas auf, in Allegorien der Welt, die den Grundton der Esoterik anschlagen und dem Leser jetzt vertrauter werden. Doch sollen wir uns mit anderen alten Schriften und Dokumenten beschäftigen, um die „Feuer“, die „Funken“ und „Flammen“ zu bestätigen? Sie werden häufig erwähnt, wenn man sie nur an den richtigen Stellen sucht. In dem Werk „Book of the Concealed Mystery“ sind sie klar verkündet, und so auch in der „Ha Idra Zuta Qadisha“ oder der kleineren heiligen Versammlung. Die Sprache ist sehr mystisch und verhüllt, aber doch noch verständlich. Zwischen den Funken vorangegangener Welten, „vibrierende Flammen und Funken“ aus dem göttlichen Feuerstein, macht sich der Arbeiter daran, den Menschen zu erschaffen, als „männlich und weiblich“ (427); von diesen „Flammen und Funken“ (Engel und ihre Welten, Sterne und Planeten) heißt es figürlich, dass „sie erlöschen und sterben“, d. h. sie bleiben unmanifestiert, bis ein bestimmter natürlicher Prozess abgeschlossen ist. Um zu zeigen, wie dicht verschleiert vor dem Blick der Öffentlichkeit die wichtigsten Tatsachen der Entstehung des Menschengeschlechts sind, werden jetzt zwei Stellen aus zwei kabbalistischen Büchern angeführt. Die erste stammt aus dem „Book of the Concealed Mystery“:

(429) Von einem Lichtträger (einem der sieben heiligen Planeten) unerträglicher Helligkeit ging eine strahlende Flamme aus, die wie ein riesiger und mächtiger Hammer jene Funken abschlug, welche die vorherigen Welten waren.

(430) Und mit feinstem Ether waren sie vermengt und wechselseitig miteinander verbunden, doch nur, wenn sie miteinander vereinigt waren, gleich dem Großen Vater und der Großen Mutter.

(431) Von Hoa, selbst, ist ab, der Vater; und von Hoa, selbst, ist Ruach, der Geist; die verborgen sind im Alten der Tage, und darin ist dieser Ether verborgen.

(432) Und er war verbunden mit einem Lichtträger (einem Planeten und seinem Engel oder Regenten), der hervorging aus diesem Lichtträger von unerträglicher Helligkeit, der im Schoß Aimas verborgen ist, der Großen Mutter.84

Nun beschäftigt sich der folgende Auszug aus dem Zohar85 mit demselben Mysterium: „Die voradamischen Könige. Wir haben in der Siphra D’Tzniutha gelernt: Dass der At-ti’kah D’At-ti’kin, der Alte der Alten, bevor Er seine Form bereitete, Könige bildete und [SD # 84] Könige prägte, und Könige skizzierte (Menschen, die Könige der Tiere), und sie konnten nicht existieren, bis er sie umstürzte und sie bis nach einer Zeit verbarg, weshalb geschrieben steht: ‘Und dies sind die Könige, die im Land Edom regierten’ . . . . Und sie konnten nicht existieren, bis Resha Hiv’rah, das weiße Haupt, der At’-ti’kah D’At’-ti’-kin, der Alte der Alten, Sich selbst ordnete . . . . und alle Formen oben und unten bildete. . . . Bevor Er sich selbst in Seiner Form ordnete, waren alle jene nicht geformt, die Er zu formen wünschte, und alle Welten waren zerstört . . . . sie blieben nicht an ihren Plätzen, weil die Form der Könige nicht geformt war wie sie hätte sein sollen und die Heilige Stadt noch nicht bereitet war.“ (Zohar“, iii, 135a; 292a, „Idrah Zootah“, Brody (Hrsg.) etc.)

Nun ist die klare Bedeutung dieser beiden allegorischen und metaphysischen Abhandlungen lediglich Folgende: Welten und Menschen wurden abwechselnd nach dem Evolutionsgesetz und aus bereits existierendem Material gebildet und wieder zerstört, bis die Planeten und ihre Menschen, in unserem Fall unsere Erde und ihre tierischen und menschlichen Rassen, zu dem wurden, was sie jetzt im gegenwärtigen Zyklus sind: entgegengesetzte polare Kräfte, eine ins Gleichgewicht gebrachte Verbindung von Geist und Materie, des Positiven und Negativen, des Männlichen und des Weiblichen. Bevor der Mensch physisch männlich und weiblich werden konnte, musste sein Vorbild, die schöpferischen Elohim, seine Form auf dieser geschlechtlichen Ebene astral einrichten. Das bedeutet sozusagen, die Atome und die organischen Kräfte, die auf die Ebene der gegebenen Differenzierung herabstiegen, mussten in die von der Natur beabsichtigte Ordnung gebracht werden, um dieses von der Kabbala als Gleichgewicht beschriebene Gesetz auf eine unbefleckte Weise dauerhaft zu gewährleisten, sodass alles, was in diesem gegenwärtigen Zustand von Materialität existiert, das in männlicher und weiblicher Form in ihrer schließlichen Vollendung vollbringt. Hokhmah, Weisheit, der männliche Sephiroth, musste sich in und durch Binah, die intelligente Natur oder den Verstand, ausbreiten. Daher musste die erste menschliche Wurzelrasse, geschlechtslos und vernunftlos, überworfen werden und „verborgen bis nach einer Zeit“; d. h. die erste Rasse, anstatt zu sterben, ging in der zweiten Rasse auf, wie das auch gewisse niedere Lebewesen und Pflanzen in ihrer Nachkommenschaft tun. Es war eine umfassende Umwandlung. Die erste wurde zur zweiten Wurzelrasse, ohne sie zu zeugen, hervorzubringen oder zu sterben. „Sie gingen vorüber miteinander“, wie es geschrieben steht: „Und er starb und ein anderer herrschte an seiner statt.“ (Genesis 26,31 et seq., „Zohar“ iii, 292a) Warum? Weil „die Heilige Stadt noch nicht bereitet war“. Und was ist die „Heilige Stadt“? Der Maqom (der geheime Ort oder der Schrein) auf der Erde: mit anderen Worten, die menschliche Gebärmutter, die mikrokosmische Kopie und der Widerschein der himmlischen Matrix, des weiblichen Raumes oder ursprünglichen Chaos, in dem der männliche Geist den Keim des Sohnes oder des sichtbaren Universums befruchtet.86 Und zwar derartig, dass im Abschnitt „Die Emanation des männlichen und weiblichen Prinzips“ im Zohar [SD # 85] (ibid.) gesagt wird, auf dieser Erde „scheine die Weisheit des ‘Heiligen Alten’ nicht, außer im Männlichen und Weiblichen“. „Hokhmah, Weisheit, ist der Vater und Binah, Verstand, die Mutter . . . . und wenn sie sich, das eine mit dem anderen, verbinden, so bringen sie die Wahrheit hervor, verbreiten und emanieren sie. Aus den Aussprüchen Rabbi Ye-yeva Sabahs, d. h. des Alten, lernten wir Folgendes: Was ist Binah Verstand? Aber wenn sie sich ineinander verbinden, das י (Yod) in dem ה (Heh), werden sie befruchtet und bringen einen Sohn hervor. Und daher heißt es Binah, Verstand. Es bedeutet BeN YaH, d. h. Sohn des YaH. Das ist die Vollständigkeit des Ganzen.“87

Das ist auch die „Vollständigkeit“ des Phallizismus bei den Rabbinern, seine vollkommene Apotheose, indem das Göttliche auf das Tierische herabgezogen wird, das Erhabene in die Rohheit des Irdischen. Im östlichen Okkultismus gibt es nichts vergleichbar anschauliches Rohes, auch nicht in der ursprünglichen Kabbala – dem „Chaldäischen Buch der Zahlen“. Wir haben bereits in „Isis Unveiled“ gesagt:

„Wir halten es für ziemlich unklug von Seiten der katholischen Schriftsteller, ihre Ampullen des Zorns in Sätzen wie diesem auszugießen: ‘In einer großen Anzahl von Pagoden, der phallische Stein, immer und jederzeit, wie der griechische Batylos, die brutal unanständige Form des Lingams annehmend . . . des Mahadeva’. Bevor sie ein Symbol mit Schmutz bewerfen, dessen tiefsinnige metaphysische Bedeutung zu hoch ist für das Begriffsvermögen der modernen Vorkämpfer jener Religion der Sinnlichkeit im wahrsten Sinn des Wortes, des römischen Katholizismus, sind sie verpflichtet, ihre ältesten Kirchen zu zerstören und die Form der Kuppeln ihrer eigenen Tempel zu verändern. Der Mahadeo von Elephanta, der Runde Turm von Bhagulpore, die islamischen Minarette – einerlei ob abgerundet oder zugespitzt – sind die Urbilder des Markusturms in Venedig, der Kathedrale von Rochester und des modernen Mailänder Doms. All diese Spitztürme, Türmchen, Kuppeln und christlichen Tempel sind Kopien der ursprünglichen Idee des Lithos, des aufgerichteten Phallus (Bd. II, S. 5).

Nichtsdestoweniger, und wie immer dem auch sein mag, die Tatsache, dass alle diese hebräischen Elohim, Funken und Cherubim identisch sind mit den Devas, Rishis und Feuern und Flammen, den Rudras und den neunundvierzig Agnis der alten Arier, ist hinlänglich durch und in der Kabbala bewiesen.88

 

 

[SD # 86]

STANZE IV
Schöpfung der ersten Rassen

 

 

§§  (14)  Schöpfung der Menschen.    (15)  Sie sind leere Schatten.    (16)  Die Schöpfer sind in Verlegenheit, wie sie einen denkenden Menschen erschaffen sollen. (17) Was zur Bildung eines vollkommenen Menschen notwendig ist.

 

 

14. Die sieben Scharen. die „aus dem Willen (oder Gemüt) geborenen Herren“, vom Geist des Leben-Schenkens getrieben (Fohat), trennen die Menschen von sich selbst, jeder in seinem eigenen Bereich (a).

(a) Sie warfen ihre „Schatten“ oder Astralkörper ab – wenn ein derartig ätherisches Wesen wie ein „Mondgeist“ sich überhaupt eines Astralleibes erfreuen kann, neben einem kaum greifbaren Körper. In einem anderen Kommentar heißt es, dass die „Vorfahren“ den ersten Menschen ausatmeten, wie von Brahmâ erklärt wird, er habe die Suras (Götter) ausgeatmet, wodurch sie zu „Asuras“ (von Asu, Atem) wurden. In einem dritten heißt es, dass sie, die neu erschaffenen Menschen, die „Schatten der Schatten“ waren.

In Bezug auf diesen Satz – „Sie waren die Schatten der Schatten“ – mögen ein paar weitere Worte gesagt und eine vollständigere Erklärung versucht werden. Der erste Evolutionsvorgang der Menschheit ist viel leichter zu akzeptieren als der darauffolgende, obwohl der eine wie auch alle anderen derartigen Vorgänge abgelehnt und in Frage gestellt werden, selbst von einigen Kabbalisten, insbesondere den westlichen, welche die gegenwärtigen Wirkungen studieren, es aber unterlassen haben, deren erste Ursachen zu erforschen. Auch fühlt sich die Schreiberin nicht zur Erklärung einer Fortpflanzungsweise berufen, deren korrekte Würdigung so schwierig ist, ausgenommen für einen östlichen Okkultisten. Daher ist es nutzlos, in Bezug auf den Vorgang hier auf Einzelheiten einzugehen, obwohl derselbe in den geheimen Büchern genau beschrieben ist, denn es würde lediglich dazu führen, von bislang der profanen Welt unbekannten Tatsachen zu sprechen, weshalb sie missverstanden würden. Ein aus dem Staub der Erde gemachter „Adam“ wird einer gewissen Klasse von Schülern immer als annehmbarer erscheinen als einer, der aus dem ätherischen Körper eines Schöpfers projiziert wurde; obwohl man noch niemals etwas von ersterem Vorgang gehört hat, während der letztere, wie alle wissen, vielen Spiritualisten in Europa und Amerika wohlbekannt ist, die ihn vor allen anderen verstehen sollten. Denn wer jemals Zeuge des Phänomens einer sich materialisierenden Form wurde, die aus den Poren des Mediums oder ein andermal aus der linken Seite des Mediums heraussickerte, wie kann er daran scheitern, zumindest an die Möglichkeit einer solchen Geburt zu glauben? Wenn [SD # 87] im Universum solche Wesen wie Engel oder Geister existieren, deren unkörperliche Wesenheit ein intelligentes Wesen ausmacht, ungeachtet der Abwesenheit irgendeines (für uns) festen Organismus; und wenn es solche gibt, die daran glauben, dass ein Gott den ersten Menschen aus Staub erschuf und ihm eine lebendige Seele einhauchte – und es gibt viele Millionen, die an beides glauben – was ist dann an unserer Lehre so Unmögliches? Bald wird der Tag anbrechen, an dem die Welt zu wählen haben wird, was sie akzeptiert: die wunderbare Erschaffung des Menschen (und des Kosmos dazu) nach dem toten Buchstaben der Genesis aus dem Nichts, oder einen ersten Menschen, der von einem fantastischen Bindeglied geboren wurde – das bis jetzt vollständig „fehlt“ – dem gemeinsamen Ahnen des Menschen und des „wahren Affen“.89 Zwischen diese beiden Irrtümer90 tritt die okkulte Philosophie. Sie lehrt, dass der erste Menschenstamm von höheren und halbgöttlichen Wesen aus ihrer eigenen Wesenheit projiziert wurde. Wenn auch letzterer Vorgang als abnormal oder selbst unbegreifbar – weil in der Natur zur heutigen Zeit der Evolution überholt – zu betrachten ist, so ist er doch auf Grund gewisser „spiritualistischer“ Tatsachen als möglich erwiesen. Welche der drei Hypothesen oder Theorien, fragen wir, ist nun die vernünftigste und die am wenigsten absurde? Gewiss kann niemand – es sei denn ein seelenblinder Materialist – jemals etwas gegen die okkulte Lehre einwenden.

Nun entnehmen wir, wie aus der Letzteren gezeigt wurde, dass der Mensch nicht als das vollkommene Wesen „erschaffen“ wurde, das er jetzt ist, wie unvollkommen er auch noch immer sei. Es gab eine spirituelle, eine psychische, eine intellektuelle und eine animalische Evolution, vom Höchsten zum Niedersten, und eine physische Evolution – vom Einfachen und Gleichartigen hinauf zum Zusammengesetzteren und Verschiedenartigeren, wenn auch nicht ganz entsprechend der Linien, die uns von den modernen Evolutionisten aufgezeichnet werden. Diese doppelte Evolution in zwei entgegengesetzten Richtungen erforderte einige Zeitalter unterschiedlicher Natur sowie verschiedener Grade von Geistigkeit und Verstandeskraft, um das Wesen zu bilden, das jetzt als Mensch bekannt ist. Ferner das eine absolute, immer aktive und niemals irrende Gesetz, das [SD # 88] von einer Ewigkeit (oder einem Manvantara) zur nächsten nach denselben Regeln vorgeht – beständig eine aufsteigende Stufenleiter für das Manifestierte bietend, oder für das, was wir die große Illusion (Maha-Maya) nennen, den Geist jedoch immer tiefer und tiefer in die Materialität versenkend, auf der einen Seite – und ihn dann durch das Fleisch erlösend und befreiend – dieses Gesetz, sagen wir, benützt dafür Wesen von anderen und höheren Ebenen, Menschen oder Gemüter (Manus), in Übereinstimmung mit ihren karmischen Notwendigkeiten.

An dieser Stelle wird der Leser erneut aufgefordert, sich der hinduistischen Philosophie und Religion zuzuwenden. Die Esoterik der beiden steht in Übereinstimmung mit unserer Geheimlehre, wie sehr auch die Form verschieden und andersartig sein mag.

 

 

Über die Identität und die Unterschiede
der inkarnierenden Kräfte

Die Vorfahren des Menschen, in Indien „Väter“ genannt, Pitaras oder Pitris, sind die Schöpfer unserer Körper und niederen Prinzipien. Sie sind wir selbst als die ersten Persönlichkeiten, und wir sind sie. Hätten sie über einen Körper und Fleisch verfügt, wäre der ursprüngliche Mensch „Bein von ihrem Bein und Fleisch von ihren Fleisch“. Wie bereits festgestellt wurde, waren sie „lunare Wesen“.

Die „solaren Engel“ begabten den Menschen mit Bewusstsein, dem unsterblichen Ego – ob nun metaphorisch oder buchstäblich betrachtet. Die Geheimnisse des bewussten Egos oder der menschlichen Seele sind groß. Der esoterische Name dieser „solaren Engel“ bedeutet, dem Buchstaben nach, die „Herren“ (Nath) der „ausdauernden, unaufhörlichen Hingabe“ (Pranidhana). Daher scheinen jene des fünften Prinzips (Manas) mit dem System der Yogis, die aus Pranidhana ihre fünfte Vorschrift machten (sieheYoga Shastra“, II, 32), in Verbindung zu stehen oder es verursacht zu haben. Warum die transhimalayischen Okkultisten sie als offenbar wesensgleich mit den Kumaras, Agnishwattas und Barhishads Indiens ansehen, wurde bereits erklärt.

Wie präzise und wahr ist Platons Formulierung, wie tiefsinnig und philosophisch seine Bemerkung über die (menschliche) Seele oder das Ego, indem er es als „eine Zusammensetzung aus dem Gleichen und dem anderen“ definiert. Und doch, wie wenig wurde dieser Wink verstanden, verwendete die Welt ihn doch in dem Sinn, dass die Seele der Atem Gottes sei, der Atem Jehovahs. Es ist „das Gleiche und das andere“, wie der große initiierte Philosoph sagte; denn das Ego (das „Höhere Selbst“, wenn es mit der göttlichen Monade verschmolzen ist und in sie eintaucht) ist der Mensch, und doch ist er das Gleiche wie das „andere“, der in ihm inkarnierte Engel ist das Gleiche wie das universale Mahat. Die großen klassischen Schriftsteller und Philosophen fühlten diese Wahrheit, indem sie sagten: „Es muss etwas in uns sein, was unsere Gedanken hervorbringt. Etwas sehr Feines; es ist ein Atem; es ist ein Feuer; es ist Äther; [SD # 89] es ist Quintessenz; es ist ein zartes Bildnis; es ist eine Entelechie; es ist eine Zahl; es ist Harmonie. . . . . “ (Voltaire)

All das sind die Manasam und die Rajasas: die Kumaras, Asuras und andere Herrscher und Pitris, die sich in der dritten Rasse inkarnierten und auf diese und verschiedene andere Weisen die Menschheit mit dem Gemüt begabten.

Es gibt sieben Klassen von Pitris, wie unten gezeigt, drei unkörperliche und vier körperliche, sowie zwei Arten, die Agnishwatta und die Barhishads. So wie es zwei Arten von Pitris gibt, können wir hinzufügen, gibt es auch eine doppelte und eine dreifache Reihe von Barhishads und Agnishwattas. Nachdem sie ihre astralen Doppelgänger hervorgebracht haben, werden die Ersteren als Söhne Atris wiedergeboren und sind die „Pitris der Dämonen“ oder körperliche Wesen, aufgrund der Autorität Manus (III, 196); während die Agnishwattas als Söhne Marichis (eines Sohnes Brahmâs) wiedergeboren werden und die Pitris der Götter sind (wiederum Manu, Matsya- und Padma-Puranas und Kulluka in den Gesetzen Manavas, III, 195).91 Mehr noch, das Vayu-Purana erklärt, die sieben Ordnungen seien ursprünglich die ersten Götter gewesen, die Vairajas, die Brahmâ „mit dem Yogaauge in den ewigen Sphären schaute und welche die Götter der Götter sind“; der Matsya fügt hinzu, dass die Götter sie verehrten; das „Harivamsha“ (S. 1, 935) unterscheidet die Vairajas lediglich als eine Klasse der Pitris – eine Behauptung, die von den Geheimlehren bestätigt wird, welche die Vairajas jedoch mit den älteren Agnishwattas92 und den Rajasas oder Abhutarajasas identifizieren, die unkörperlich sind, sogar ohne astrales Phantom. In den meisten Manuskripten wird von Vishnu behauptet, er habe sich in und durch sie inkarniert. „Im Raivata-Manvantara wurde Hari, der beste aller Götter, als der göttliche Manasa von Sambhuti geboren – und trat mit den Rajasas genannten Gottheiten ins Dasein.“ Sambhuti war eine Tochter Dakshas und die Gattin Marichis, des Vaters der Agnishwattas, die gemeinsam mit den Rajasas immer mit den Manasas verbunden sind. Wie von Fitzedward Hall bemerkt wird, einem viel fähigeren Sanskritisten als Wilson, ist „Manasa kein ungeeigneter Name für eine mit den Rajasas verbundene Gottheit. Wir scheinen Manasam darin zu haben – dasselbe wie Manas – mit der für die männliche Personifikation notwendigen Anpassung der Endung“ (Vishnu-Purana“, Bd. III, Kap. I, S. 17 Fußn.). Alle Söhne Virajas sind Manasas, sagt Nilakantha. [SD # 90] Und Viraja ist Brahmâ, und daher werden die unkörperlichen Pitris Vairajas genannt, weil sie Söhne Virajas sind, sagt das Vayu-Purana.

Wir könnten unsere Beweise ad infinitum vervielfältigen, aber es ist nutzlos. Die Weisen werden unsere Bedeutung verstehen, die Unweisen brauchen das nicht. Es gibt dreiunddreißig Crore oder 330 Millionen Götter in Indien. Wie der gelehrte Vortragende über die Bhagavadgita jedoch anmerkt: „Sie mögen alle Devas sein, aber sie sind durchaus nicht alle ‘Götter’ in dem hohen geistigen Sinn, den man dem Ausdruck beilegt.“ Und er fügt hinzu: „Das ist ein unglücklicher, gewöhnlich von den Europäern begangener Fehler. Deva ist eine Art von geistigem Wesen, und weil dasselbe Wort im gewöhnlichen Sprachgebrauch in der Bedeutung Gott verwendet wird, folgt daraus auf gar keinen Fall, dass wir dreiunddreißig Crore Götter verehren müssen.“ Und er fügt vielsagend hinzu: „Wie natürlich geschlossen werden kann, besitzen diese Wesen eine gewisse Affinität zu einem der drei zusammensetzenden Upadhis (Grundprinzipien), in die wir den Menschen eingeteilt haben.“ (Vide „Theosophist“, Febr. 1887, et seq.)

Die Namen der Gottheiten einer gewissen mystischen Klasse ändern sich mit jedem Manvantara. Die zwölf großen Götter, die Jayas, von Brahmâ erschaffen, um ihm am Anbeginn des Kalpas in seinem Schöpfungswerk beizustehen, und die, in Samadhi verloren, es vernachlässigten zu erschaffen – worauf sie dazu verdammt wurden, in jedem Manvantara bis zum siebten wiederholt geboren zu werden – heißen wie folgt: Ajitas, Tushitas, Satyas, Haris, Vaikunthas, Sadhyas und Adityas: Sie sind Tushitas (im zweiten Kalpa) und Adityas in dieser Vaivasvata-Periode (siehe Vayu-Purana“), von anderen Namen für die Zeitalter abgesehen. Aber sie sind identisch mit den Manasas oder Rajasas, und diese mit unseren Dhyan Chohans. Sie alle sind Klassen von Gnana-Devas.

Ja, abgesehen von Wesen wie den Yakshas, Gandharvas, Kinnaras etc. etc., welche in ihren Individualitäten betrachtet die Astralebene bewohnen, gibt es wirkliche Devagnanams, und zu diesen Klassen der Devas gehören die Adityas, die Vairajas, die Kumaras, die Asuras und all jene hohen himmlischen Wesen, welche die okkulte Lehre Manasvin nennt, die Weisen, zuallererst, die auch alle Menschen zu selbstbewussten, spirituell-intellektuellen Wesen gemacht hätten, wären sie nicht dazu „verdammt“ worden in die Zeugung zu fallen und für ihre Pflichtvernachlässigung selbst als Sterbliche wiedergeboren zu werden.

15. Siebenmal sieben Schatten (Chhaya) der zukünftigen Menschen (oder Amanasas) (a) wurden (so) geboren, ein jeder von seiner eigenen Farbe (Hautfarbe) und Art (b). Ein jeder (auch) unter seinem Vater (Schöpfer). Die Väter, die Knochenlosen, konnten den Wesen mit [SD # 91] Knochen kein Leben schenken. Ihre Nachkommen waren Bhuta (Phantome), ohne Form und Gemüt. Deshalb werden sie Chhaya (Bild oder Schatten) genannt (c).

(a) Wie bereits bemerkt, kommt Manu von der Wurzel „man“, denken, daher der „Denker“. Sehr wahrscheinlich entsprangen aus diesem Sanskritwort das lateinische „mens“, Verstand, der ägyptische „Menes“, der „Vordenker“, die pythagoreische Monas oder bewusst „denkende Einheit“, auch Gemüt, und selbst unser „Manas“ oder Denkvermögen, das fünfte Prinzip im Menschen. Daher heißen diese Schatten Amanasa, „ohne Denkvermögen“.

Bei den Brahmanen sind die Pitris sehr heilig, weil sie die Vorfahren93 oder Ahnen der Menschen sind – die ersten Manushyas auf dieser Erde – und wenn ein Sohn geboren wird, opfern die Brahmanen ihnen. Sie werden glühender verehrt und ihr Ritual ist bedeutender als die Verehrung der Götter (siehe die „Laws of Manu“, Buch III, S. 203).

Wollen wir jetzt nicht nach der philosophischen Bedeutung dieser dualen Gruppe von Vorfahren suchen?

Da die Pitris in sieben Klassen eingeteilt sind, finden wir hier wieder die mystische Zahl. Nahezu alle Puranas stimmen darin überein, dass drei dieser Klassen arupa, formlos, und vier körperlich sind; Erstere sind intellektuell und spirituell, Letztere materiell und besitzen keinen Intellekt. Esoterisch betrachtet sind es die Asuras, welche die drei ersten Klassen von Pitris bilden – „geboren im Körper der Nacht“ – während die anderen vier aus dem Körper des Zwielichts hervorgebracht werden. Nach dem Vayu-Purana waren ihre Väter, die Götter, dazu verdammt, als Narren auf der Erde geboren zu werden. Die Legenden sind absichtlich miteinander vermischt und dadurch stark verschleiert: In der einen sind die Pitris die Söhne der Götter und in einer anderen die Söhne Brahmâs; eine dritte macht sie zu Unterweisern ihrer eigenen Väter. Sie sind die Scharen der vier materiellen Klassen, welche die Menschen gleichzeitig in den sieben Bereichen erschaffen.

Nun, mit Bezug auf die sieben Klassen der Pitris, von denen eine jede wieder in sieben unterteilt ist, ein Wort an die Schüler und eine Frage an den Profanen. Die Klasse der „Feuer-Dhyanis“, die wir aus unbestreitbaren Gründen mit den Agnishwattas identifizieren, heißt in unserer Schule das „Herz“ des dhyan-chohanischen Körpers und soll sich in der dritten Menschenrasse inkarniert und diese vervollkommnet haben. Die esoterische Mystagogie spricht von einer geheimnisvollen Beziehung zwischen der siebenfältigen Wesenheit oder Substanz dieses engelhaften Herzens und dem des Menschen, von dem [SD # 92] jedes einzelne physische Organ und jede seelische und spirituelle Funktion eine Reflexion, sozusagen ein Abbild auf der irdischen Ebene des Modells oder Prototypen oben darstellt. Warum, wird gefragt, sollte sich eine solche Wiederholung der Zahl sieben in der anatomischen Struktur des Menschen finden? Warum sollte das Herz vier untere „Kammern und drei höhere Einteilungen“ haben, in so seltsamer Übereinstimmung mit der siebenfältigen Einteilung der menschlichen Prinzipien, die in zwei Gruppen getrennt sind, die höhere und die niedere; und warum sollte sich dieselbe Einteilung in den verschiedenen Klassen der Pitris und insbesondere unserer Feuer-Dhyanis finden? Weil, wie bereits festgestellt, diese Wesen in vier körperliche (oder gröbere) und in drei unkörperliche (oder feinere) „Prinzipien“ oder mit welchem beliebigen anderen Namen man sie bezeichnen mag, zerfallen. Warum senden die sieben Nervenplexus des Körpers sieben Strahlen aus? Warum gibt es diese sieben Plexus, und warum sieben verschiedene Schichten in der menschlichen Haut?

„Nachdem sie ihre Schatten ausgesendet und aus einem Element (Ether) Menschen gemacht haben, steigen die Vorfahren zu Maha-Loka empor, von wo sie periodisch herabsteigen, wenn die Welt erneuert wird, um neue Menschen hervorzubringen.

„Die feinen Körper bleiben ohne Verstand (Manas) bis zur Ankunft der Suras (Götter), die jetzt Asuras (Nicht-Götter) heißen“, sagt der Kommentar.

Nicht-Götter“ vielleicht für die Brahmanen, aber die höchsten Atem für den Okkultisten; nachdem diese Vorfahren (Pitar), die formlosen und die intellektuellen, sich weigern, den Menschen aufzubauen, ihn aber mit Gemüt ausstatten; die vier körperlichen Klassen erschaffen lediglich seinen Körper.

Das wird in verschiedenen Texten des Rigvedas sehr klar gezeigt – der höchsten Autorität für Hindus jeglicher Sekte. Dort bedeutet Asura „spirituell-göttlich“, und das Wort wird als Synonym für den höchsten Geist benützt; im Sinn eines „Gottes“ wird „Asura“ auf Varuna und Indra und vorzugsweise auf Agni angewendet – welche drei in der alten Zeit die drei höchsten Götter darstellten, bevor die brahmanische Theo-Mythologie die wahre Bedeutung fast des gesamten Inhalts der archaischen Schriften verzerrte. Aber da der Schlüssel jetzt verloren ist, werden die Asuras kaum erwähnt.

Im Zend Avesta ist dasselbe zu finden. In der zoroastrischen oder der Religion der Magier ist „Asura“ der Asura Visvavedas, der „Alles-Kennende“ oder „allwissende Herr“; und Asura Mazda, der später Ahura Mazda wird, ist, wie Benfey zeigt, „der Herr, der Intelligenz verleiht“ – Asura Medha und Ahura-Mazdâo. An anderer Stelle in diesem Werk wird gezeigt, auf vergleichbar guter Autorität basierend, dass der indo-iranische Asura immer als siebenfältig betrachtet wurde. Diese Tatsache, verbunden mit dem Namen Mazda, wie oben, der aus dem siebenfältigen Asura den „Herrn“ oder kollektiv die „Herren“ macht, „die Intelligenz verleihen“, verbindet sowohl die Amschaspands mit den Asuras und unseren inkarnierenden Dhyan Chohans als auch mit den Elohim und den sieben beseelenden Göttern Ägyptens, Chaldäas und aller anderen Länder.

Der Grund für die Weigerung dieser „Götter“, den Menschen zu erschaffen, ist nicht der in den exoterischen [SD # 93] Berichten angegebene, sie seien zu stolz gewesen, die himmlische Kraft ihrer Wesenheit mit den Kindern der Erde zu teilen, sondern vielmehr die bereits angedeuteten Gründe. Die Allegorie gab jedoch endlosen Fantasien Raum, und das verschaffte den Theologien aller Länder den Vorteil, ihre Anklage gegen diese Erstgeborenen oder Logoi zu begründen und als Wahrheit in das Denken der Unwissenden und Leichtgläubigen einzuprägen (vergleiche auch, was über Makara und die Kumaras in Verbindung mit dem Zodiak gesagt wird).

Das christliche System hat nicht als einziges diese Götter zu Dämonen degradiert. Der Zoroastrismus und selbst der Brahmanismus nutzten dieselbe Chance, um den Verstand der Menschen in den Griff zu bekommen. Selbst in der chaldäischen Exoterik werden Wesen, die sich weigern zu erschaffen und dadurch angeblich dem Demiurgen entgegentreten, als Geister der Finsternis geschmäht. Die ihre intellektuelle Unabhängigkeit gewinnenden Suras bekämpfen jene Suras, die ihrer entbehren und so dargestellt werden, als würden sie ihr Leben auf blindem Glauben beruhend in nutzlosem Zeremoniendienst verbringen – ein Hinweis, der jetzt von den orthodoxen Brahmanen ignoriert wird – und sofort werden Erstere zu A-Suras. Die ersten und gemütgeborenen Söhne der Gottheit weigern sich, Nachkommenschaft zu erschaffen und werden von Brahmâ dazu verdammt, als Menschen geboren zu werden. Sie werden auf die Erde hinabgeschleudert, die später im theologischen Dogma in die höllischen Regionen umgewandelt wird. Ahriman vernichtet den von Ormazd geschaffenen Stier – der das Sinnbild des irdischen illusiven Lebens ist, des „Keimes der Sorge“ – und indem man vergisst, dass der vergängliche, endliche Same sterben muss, damit die Pflanze der Unsterblichkeit, die Pflanze des spirituellen ewigen Lebens sprießen und leben kann, wird Ahriman als der Feind, die widerstrebende Kraft, als der Teufel ausgerufen. Typhon schneidet Osiris in vierzehn Stücke, um ihn daran zu hindern, die Welt zu bevölkern und so das Elend zu erschaffen; und damit wird Typhon in der exoterischen theologischen Lehre zur Macht der Finsternis. Aber all das ist die exoterische Schale. Die Anhänger Letzterer sind es, welche die Bemühungen und Selbstaufopferung jener, die den Menschen durch selbstbewusste Anstrengungen zu ihrem ursprünglichen Zustand der Göttlichkeit verhelfen möchten, dem Ungehorsam und Aufruhr zuschreiben; und diese Anhänger der Form sind es, die aus den Engeln des Lichts Dämonen gemacht haben.

Die Esoterische Philosophie aber lehrt, dass ein Drittel94 der Dhyanis – d. h. die drei Klassen der Arupa-Pitris, begabt mit Intelligenz, „einem formlosen Atem, zusammengesetzt aus intellektuellen, nicht elementaren Substanzen“ (siehe „Harivamsha“, 932) – lediglich durch das karmische Gesetz und die Evolution dazu verurteilt waren, auf der Erde wiedergeboren (oder inkarniert) zu werden.95 Einige [SD # 94] von ihnen waren Nirmanakayas aus anderen Manvantaras. Daher sehen wir sie in allen Puranas auf diesem Globus im dritten Manvantara (sprich in der dritten Wurzelrasse) als Könige, Rishis und Helden wiedererscheinen. Dieser Lehrsatz, zu philosophisch und metaphysisch, um von den Massen verstanden zu werden, wurde, wie bereits gesagt, von der Priesterschaft entstellt, um die Ersteren durch abergläubische Furcht beherrschen zu können.

Die angeblichen „Rebellen“ waren also lediglich diejenigen, die unter dem Zwang des karmischen Gesetzes den Gallekelch bis zum letzten bitteren Tropfen auszutrinken, sich aufs Neue inkarnieren und so aus den von ihren niederen Brüdern projizierten astralen Statuen verantwortliche, denkende Wesen machen mussten. Einige sollen sich geweigert haben, da sie nicht über die notwendigen Materialien in sich verfügten – z. B. einen Astralkörper – denn sie waren Arupa. Die Weigerung anderer bezog sich darauf, dass sie in lange vergangenen früheren Manvantaras Adepten und Yogis gewesen waren; ein anderes Geheimnis. Später aber, als Nirmanakayas, opferten sie sich selbst zum Wohl und für die Erlösung der Monaden, die auf ihren Einsatz warteten und die im anderen Fall unzählige Zeitalter in tiergleichen, wenn auch der Erscheinung nach menschlichen Formen ohne Verantwortlichkeit hätten dahinschmachten müssen. Das mag eine Parabel und eine Allegorie innerhalb einer Allegorie sein. Ihre Lösung sei der Intuition des Schülers überlassen, wenn er nur das Folgende mit seinem geistigen Auge liest.

Was ihre Bildner oder „Vorfahren“ betrifft – jene Engel, die in den exoterischen Legenden dem Gesetz gehorchten – so müssen sie identisch sein mit den Barhishad-Pitris oder den Pitri-Devatas, d. h. mit den vom physisch schöpferischen Feuer Beherrschten. Sie konnten lediglich die menschlichen Monaden erschaffen oder sie vielmehr mit ihrem eigenen astralen Selbst bekleiden, aber sie konnten den Menschen nicht nach ihrem Ebenbild und ihrer Gestalt formen. „Der Mensch soll nicht sein wie unser einer“, sagen die schöpferischen Götter, beauftragt mit der Herstellung des niederen Tieres, jedoch höher (siehe Genesis und Platons „Timaios“). Dass sie das Ebenbild der Menschen aus ihrer eigenen göttlichen Wesenheit erschufen, bedeutet esoterisch, dass [SD # 95] sie es waren, die zur ersten Rasse wurden und auf diese Weise ihr Schicksal und ihre weitere Evolution teilten. Sie wollten dem Menschen jenen heiligen Funken nicht geben, der zur Blüte der menschlichen Vernunft und des Selbstbewusstseins aufflammt und sich ausbreitet, denn sie konnten es nicht, sie besaßen ihn nicht. Das war jener Klasse von Devas überlassen, die in Griechenland mit dem Namen Prometheus symbolisiert wurden, sie hatten mit dem physischen Körper nichts zu tun, aber alles mit dem rein spirituellen Menschen (siehe Teil II dieses Bandes, „Die gefallenen Engel“; auch „Die Götter des Lichts entspringen den Göttern der Finsternis“).

Jede Schöpferklasse begabt den Menschen mit dem, was sie zu geben hat: Die eine bildet seine äußere Form. Die andere gibt ihm ihre Wesenheit, die später infolge der persönlichen Anstrengung des Individuums zum menschlichen Höheren Selbst wird; doch sie konnten den Menschen nicht machen wie sie selbst waren – vollkommen, weil sündlos; sündlos, weil nur im Besitz der ersten, blassen, schattenhaften Umrisse von Eigenschaften, und diese alle vollkommen – vom menschlichen Standpunkt aus gesehen – weiß, rein und kalt, wie der jungfräuliche Schnee. Wo kein Kampf ist, ist auch kein Verdienst. Die Menschheit, „irdisch, von der Erde“, war nicht dazu bestimmt, von den Engeln des ersten göttlichen Atems erschaffen zu werden. Daher heißt es, dass sie sich weigerten es zu tun, und dass der Mensch von materielleren Schöpfern hervorgebracht werden musste,96 die ihrerseits lediglich das geben konnten, was sie in ihren eigenen Naturen besaßen, und nicht mehr. Dem ewigen Gesetz treu, konnten die reinen Götter aus sich selbst lediglich schattenhafte Menschen projizieren, etwas weniger ätherisch und spirituell, weniger göttlich und vollkommen als sie selbst – aber noch immer Schatten. Die erste Menschheit war daher ein blasses Abbild ihrer Vorfahren; zu materiell, selbst in ihrer Feinheit, um eine Hierarchie von Göttern zu sein, zu spirituell und rein, um Menschen zu sein – tatsächlich begabt mit jeder negativen (Nirguna) Vollkommenheit. Vollkommenheit, um ganz so zu sein, muss aus der Unvollkommenheit geboren sein, das Unzerstörbare muss aus dem Zerstörbaren hervorwachsen, indem es Letzteres als Träger, Grundlage und Kontrast hat. Absolutes Licht ist absolute Dunkelheit und vice versa. Tatsächlich gibt es in den Gefilden der [SD # 96] Wahrheit weder Licht noch Dunkelheit. Gut und Böse sind Zwillinge, die Nachkommen von Raum und Zeit, unter der Kontrolle von Maya. Trenne sie, indem du sie auseinanderschneidest, und sie werden beide sterben. Nichts besteht per se, da jedes aus dem anderen erzeugt und erschaffen werden muss, um ins Dasein zu treten; beide müssen bekannt und verstanden sein, bevor sie Gegenstände der Wahrnehmung werden, daher müssen sie im sterblichen Gemüt getrennt werden.

Da jedoch die illusive Unterscheidung besteht, bedarf es einer niedrigeren Ordnung schöpferischer Engel, um bewohnte Globen – insbesondere unseren – zu „erschaffen“ oder mit der Materie auf dieser irdischen Ebene umzugehen. In der historischen Zeit dachten die philosophischen Gnostiker als Erste so und erfanden aufgrund dieser Anschauung verschiedene Systeme. Daher findet man in ihren Schöpfungsplänen, dass ihre Schöpfer ihren Platz immer genau am Fuß der Leiter des spirituellen Seins einnehmen. Sie versetzten die Schöpfer unserer Erde und ihrer Sterblichen genau an die Grenze der mayavischen Materie, und ihre Anhänger wurden zum großen Unbehagen der Kirchenväter gelehrt zu denken, dass für die Schöpfung der im spirituellen und moralischen Sinn unseren Globus zierenden jämmerlichen Rassen keine hohe Gottheit verantwortlich gemacht werden könne, sondern nur Engel einer niederen Hierarchie,97 in welche Klasse sie den jüdischen Gott Jehovah verbannten.

In allen alten Kosmogonien werden Menschheiten erwähnt, die sich von unserer gegenwärtigen unterscheiden. Platon spricht im Phaidros“ von einer geflügelten Menschenrasse. Aristophanes spricht (in Platons „Gastmahl“) von einer androgynen Rasse mit runden Körpern. Im „Pymander“ ist selbst das Tierreich zweigeschlechtig. So heißt es in § 18: „Als die Runde vollendet war, wurde der Knoten gelockert . . . und alle gleichermaßen androgynen Tiere wurden zusammen mit dem Menschen losgebunden (getrennt). . . . .“, denn . . . „die Ursachen mussten auf der Erde Wirkungen hervorbringen.“98 Und in dem alten Quiché-Manuskript, dem Popol Vuh – veröffentlicht von dem verstorbenen Abbé Brasseur de Bourbourg – werden die ersten Menschen wiederum als eine Rasse beschrieben, „denen Blick unbegrenzt war und die alles sofort wussten“: Und damit zeigten sie das göttliche Wissen der Götter, nicht der Sterblichen. Die Geheimlehre, die die unvermeidlichen Übertreibungen der volkstümlichen Fantasie richtigstellt, gibt die Fakten so, wie sie in den archaischen Symbolen aufgezeichnet sind.

[SD # 97] (b) Diese „Schatten“ wurden „ein jeder mit seiner eigenen Farbe und Art“ geboren, ein jeder auch „seinem Schöpfer untergeordnet“, da Letzterer ein vollständiges Wesen seiner Art war. Die Kommentare beziehen den ersten Satz auf die Farbe oder Hautbeschaffenheit einer jeden derart entwickelten Menschenrasse. Im „Pymander“ wurden die sieben ursprünglichen Menschen, von der Natur aus dem „Himmlischen Menschen“ erschaffen, alle an den Eigenschaften der „sieben Regenten“ oder Herrscher teilhabend, die den Menschen liebten – ihren eigenen Widerschein und ihre eigene Synthese.

In den nordischen Legenden erkennt man in Asgard, der Wohnung der Götter, sowie auch in den Asen selbst dieselben in die volkstümlichen „Mythen“ verwobenen Orte und Personifikationen wie in unserer Geheimlehre. Und wir finden sie in den Veden, den Puranas, den altpersischen Schriften und in der Kabbala. Die Asen Skandinaviens, die Beherrscher der unserer vorangegangenen Welt, deren Name wörtlich die „Säulen der Welt“ bedeutet, ihre „Stützen“, sind somit identisch mit den griechischen Kosmokratoren, den „sieben Arbeitern oder Rektoren“ Pymanders, den sieben Rishis und Pitris Indiens, den sieben chaldäischen Göttern und den sieben bösen Geistern, den sieben kabbalistischen Sephiroth, von der oberen Dreiheit synthetisiert, und selbst den sieben Planetengeistern der christlichen Mystiker. Die Asen erschaffen die Erde, die Meere, den Himmel und die Wolken, die ganze sichtbare Welt aus den Überresten des erschlagenen Riesen Ymir; doch sie erschaffen nicht den Menschen, sondern lediglich seine Form aus dem Ask oder dem Eschenbaum. Odin ist es, der ihn mit Leben und Seele begabt, nachdem Lodur ihm Blut und Knochen gegeben hat. Und schließlich ist es Hönir, der ihn mit seinem Intellekt (Manas) und seinen bewussten Sinnen versieht. Der nordische Ask, der hesiodische Eschenbaum, aus dem die Menschen des Bronzezeitalters hervorgingen, die dritte Wurzelrasse, und der Tzité-Baum des Popol Vuh, aus dem die mexikanische dritte Menschenrasse geschaffen wurde, sind alle eins.99 Das ist für jeden Leser deutlich erkennbar. Aber den okkulten Grund dafür, warum die nordische Yggdrasil, der indische Ashwattha, der Gogardbaum, der hellenische Baum des Lebens und der tibetanische Zampunbaum eins sind mit dem kabbalistischen sephirothischen Baum und selbst mit dem heiligen Baum, der von Ahura Mazda gemacht wurde, und dem Baum von Eden – wer von den westlichen Gelehrten kann ihn nennen?100 Nichtsdestoweniger sind die Früchte aller dieser „Bäume“, einerlei ob Pippala oder Haoma oder selbst der prosaischere Apfel, die „Pflanzen des Lebens“, tatsächlich und wirklich. Die Vorbilder unserer Rassen waren alle in dem mikrokosmischen Baum eingeschlossen, der in und unter dem großen makrokosmischen Weltenbaum wuchs und sich entwickelte;101 und das Geheimnis wird im Dirghatamas halb enthüllt, wo es heißt: „Pippala, die süße Frucht des Baumes, auf welchen [SD # 98] die Wissenschaft liebende Geister kommen und die Götter alle Wunder bewirken.“ Wie beim Gogardbaum wohnt unter den üppigen Zweigen aller dieser Weltenbäume die „Schlange“. Aber während der makrokosmische Baum die Schlange der Ewigkeit und der absoluten Weisheit selbst ist, sind die in dem mikrokosmischen Baum wohnenden Schlangen die Schlangen der geoffenbarten Weisheit. Die eine ist das Ein und Alles, die anderen sind ihre reflektierten Teile. Der „Baum“ ist natürlich der Mensch selbst, und die in einem jeden wohnende Schlange das bewusste Manas, das Verbindungsglied zwischen Geist und Materie, Himmel und Erde.

Es ist überall dasselbe. Die schöpferischen Kräfte bringen den Menschen hervor, aber sie verfehlen ihr Endziel. All diese Logoi streben, den Menschen mit bewusstem, unsterblichen Geist zu begaben, ausschließlich im Gemüt (Manas) reflektiert; sie versagen, und alle werden dargestellt als für den Misserfolg bestraft, wenn nicht schon für den bloßen Versuch. Was ist die Natur dieser Bestrafung? Eine Verurteilung zur Gefangenschaft in der unteren oder niederen Region, die unsere Erde ist; die niederste ihrer Kette; eine „Ewigkeit“ – im Sinne der Dauer des Lebenszyklus – in der Dunkelheit der Materie oder innerhalb des tierischen Menschen. Den halb unwissenden und halb intrigierenden Kirchenvätern gefiel es, das anschauliche Symbol zu entstellen. Sie machten sich die Metapher und Allegorie in allen alten Religionen zunutze und verkehrten sie zum Vorteil der neuen. So wurde der Mensch in die Finsternis einer materiellen Hölle verwandelt; sein göttliches Bewusstsein, von seinem innewohnenden Prinzip (dem Manasa) oder dem inkarnierten Deva erlangt, wurde zu den grellen Flammen der Region der Hölle; und unser Globus zu dieser Hölle selbst. Pippala, Haoma und die Frucht des Baumes der Erkenntnis wurden als verbotene Früchte verleumdet und die „Schlange der Weisheit“, die Stimme der Vernunft und des Bewusstseins, blieb für Zeitalter gleichbedeutend mit dem gefallenen Engel, der der alte Drache ist, der Teufel! (vide Teil II, „Der böse Geist, wer oder was?“)

Dasselbe gilt für die anderen hohen Symbole. Die Swastika, das heiligste und mystischste Symbol Indiens, das „Jaina-Kreuz“, wie es jetzt von den Freimaurern genannt wird, wurde trotz seines unmittelbaren Zusammenhangs und selbst seiner Identität mit dem christlichen Kreuz auf dieselbe Weise entehrt. Es ist das „Zeichen des Teufels“, sagen uns die indischen Missionare. „Scheint es nicht auf dem Haupt der großen Schlange Vishnus, auf dem tausendköpfigen Ananta Shesha, in den Tiefen Patalas, dem hinduistischen Naraka oder der Hölle?“ Wahrlich so, aber was ist Ananta? Als Shesha ist er der nahezu endlose manvantarische Zyklus der Zeit und wird unendliche Zeit, Ananta genannt, die große siebenköpfige Schlange, auf welcher Vishnu, die ewige Gottheit, während der pralayischen Untätigkeit ruht. Was hat Satan mit diesem höchst metaphysischen Symbol zu tun? Die Swastika ist das ausgeprägteste philosophisch-wissenschaftliche Symbol und auch das am besten verständliche. Mit einigen wenigen Linien fasst es das gesamte Schöpfungswerk oder die Evolution zusammen, wie man vielmehr sagen sollte, von der Kosmotheogonie abwärts zur [SD # 99] Anthropogonie, von dem unteilbaren, unbekannten Parabrahman bis zu den bescheidenen Moneren der materialistischen Wissenschaft, deren Genesis dieser Wissenschaft ebenso unbekannt ist wie die der All-Gottheit selbst. Die Swastika findet sich an der Spitze der religiösen Symbole einer jeden alten Nation. Sie ist der „Hammer des Arbeiters“ im chaldäischen Buch der Zahlen, der „Hammer“, wie oben erwähnt, im „Book of Concealed Mystery“, (Kap. I, §§ 2, 3, 4 ff.), „welcher Funken schlägt aus dem Feuerstein“ (dem Raum), die zu Welten werden. Er ist „Thors Hammer“, die von den Zwergen gegen die Riesen oder die präkosmischen titanischen Kräfte der Natur geschmiedete magische Waffe, die rebellieren und von den Göttern, den Agenten der universalen Harmonie, nicht unterworfen werden, solange sie in der Region der Materie wohnen, sondern zuerst vernichtet werden müssen. Das ist der Grund, warum die Welt aus den Überresten des erschlagenen Ymirs gebildet wurde. Die Swastika ist der Mjölnir, der „Sturmhammer“; und daher wird gesagt, dass die Asen, die heiligen Götter, sobald sie durch das Feuer (das Feuer der Leidenschaften und Leiden in ihren Lebensinkarnationen) gereinigt sind, bereit sein werden, in ewigem Frieden auf Ida zu wohnen und dass der Mjölnir sodann nutzlos werden wird. Das wird sein, wenn die Bande der Hel (der göttlichen Königin des Totenreiches) sie nicht länger binden werden, da das Reich des Bösen zerstört sein wird. „Surturs Flammen hatten sie nicht zerstört, auch nicht die tobenden Wasser“ der verschiedenen Sintfluten. . . . . “ Dann kamen die Söhne Thors. Sie brachten den Mjölnir mit sich, nicht mehr als Kriegswaffe, sondern als Hammer, um damit den neuen Himmel und die neue Erde einzuweihen. . . . .”102

Wahrhaftig, zahlreich sind seine Bedeutungen! Im Rahmen des makrokosmischen Werkes bezieht sich der „Schöpfungshammer“ mit seinen vier rechtwinklig gebogenen Armen auf die kontinuierliche Bewegung und Umwälzung des unsichtbaren Kosmos der Kräfte. In der des manifestierten Kosmos und unserer Erde deutet er auf die Rotation der Achsen der Welt und ihrer äquatorialen Gürtel in den Zyklen der Zeit; die beiden die Swastika bildenden Linien stehen für Geist und Materie, die vier Haken weisen auf die Bewegung in den umlaufenden Zyklen hin. Auf den Mikrokosmos angewendet, den Menschen, zeigt er ihn als Bindeglied zwischen Himmel und Erde: Die rechte Hand am Ende einer der horizontalen Arme ist erhoben, die linke zeigt zur Erde. Auf der Smaragdtafel des Hermes ist die erhobene rechte Hand mit dem Wort „Solve“ beschrieben, die linke mit dem Wort „Coagula“. Sie ist gleichzeitig ein alchemistisches, kosmogonisches, anthropologisches und magisches Zeichen mit sieben Schlüsseln für ihre innere Bedeutung. Es ist nicht zu viel gesagt, dass die zusammengesetzte Symbolik dieses universalen und bedeutsamsten aller Zeichen den Schlüssel zu den sieben großen Geheimnissen des Kosmos enthält. Geboren in den mystischen Vorstellungen der ersten Arier und von ihnen genau an die Schwelle der Ewigkeit gestellt, auf das Haupt der Schlange Ananta, fand es [SD # 100] seinen spirituellen Tod in den scholastischen Auslegungen der mittelalterlichen Anthropomorphisten. Es ist das Alpha und das Omega der universalen schöpferischen Kraft, die sich aus dem reinen Geist entwickelt und in grober Materie endet. Es ist auch der Schlüssel zum Zyklus der Wissenschaft, göttlich und menschlich; und wer seine volle Bedeutung versteht, ist für immer befreit von den Mühsalen der Maha-Maya, der großen Täuschung und Betrügerin. Das Licht, das unter dem göttlichen Hammer hervorscheint, der jetzt zum Schlegel oder Hämmerchen der Großmeister der Freimaurerloge herabgewürdigt ist, genügt, das Dunkel jeglicher menschlichen Intrigen oder Fiktionen zu vertreiben.

Wie prophetisch sind die Gesänge der drei nordischen Göttinnen, denen die Raben Odins von der Vergangenheit und der Zukunft zuraunen, während sie in ihrer kristallenen Wohnstatt unter dem strömenden Fluss herumflattern. Die Gesänge sind alle in den „Rollen der Weisheit“ niedergeschrieben, von denen viele verloren, aber einige noch erhalten sind: Und sie geben in poetischer Allegorie die Lehren der archaischen Zeitalter wieder. Wir wollen aus Dr. Wagners „Asgard and the Gods“ zusammenfassen, was die „Erneuerung der Welt“ betrifft, eine in der Vergangenheit erzählte Prophezeiung über die siebte Rasse unserer Runde.

Der Mjölnir hatte seine Pflicht in dieser Runde getan, und:

„. . . . Auf dem Idafeld, dem Feld der Auferstehung (für die fünfte Runde), versammelten sich die Söhne der höchsten Götter, und in ihnen stiegen ihre Väter wieder auf (die Egos aller ihrer vergangenen Inkarnationen). Sie sprachen von der Vergangenheit und der Gegenwart und erinnerten sich der Weisheit und der Prophezeiungen ihrer Ahnen, die alle in Erfüllung gegangen waren. Nahe bei ihnen, doch von ihnen unbemerkt, war der Starke, der Mächtige, der alle Dinge beherrscht. . . . und die ewigen, die Welt regierenden Gesetze anordnet. Sie alle wussten, dass er da war, sie fühlten seine Gegenwart und seine Kraft, doch sie kannten seinen Namen nicht. Auf seinen Befehl erhob sich die neue Erde aus den Wassern des Raumes. Nach Süden hin über dem Idafeld machte er einen anderen Himmel namens Audlang und weiter weg einen dritten, bekannt als Widblain. Über Gimlis Höhle wurde ein wundervoller Palast errichtet, mit Gold bedeckt und in der Sonne hell erstrahlend.“ Das sind die drei stufenweise aufsteigenden Globen unserer „Kette“. Dort thronten die Götter, wie sie es gewohnt waren. . . . Von Gimlis Höhe (dem siebten Globus, dem höchsten und reinsten) blickten sie auf die glücklichen Nachkommen von Lif und Lifthrasir herab (die zukünftigen Adam und Eva der geläuterten Menschheit) und machten es ihnen zur Bestimmung, höher zu klimmen, sich Stufe um Stufe in Kenntnis und Weisheit zu erheben, von einem „Himmel zum nächsten“, bis sie schließlich geeignet seien, im Haus des Allvaters mit den Gottheiten vereinigt zu werden (S. 305).

Wer die Lehren des esoterischen Budhismus (oder Weisheit) kennt, so unvollkommen sie auch bisher skizziert sind, wird die im Obigen enthaltene Allegorie klar erkennen.

Ihre eher philosophische Bedeutung ist besser zu verstehen, wenn der Leser den Mythos von Prometheus sorgfältig betrachtet. Im weiteren [SD # 101] Verlauf wird er im Licht des hinduistischen Pramantha untersucht. Einige Orientalisten erniedrigten ihn als rein physiologisches Symbol und brachten ihn lediglich mit dem irdischen Feuer in Zusammenhang, und damit stellt ihre Auslegung eine Beleidigung einer jeden Religion dar, einschließlich des Christentums, dessen größtes Geheimnis so in die Materie herabgezogen wird. Die „Reibung“ des göttlichen Pramantha und der Arani konnte sich unter diesem Bild nur von den brutalen Vorstellungen der deutschen Materialisten denken lassen – der schlechtesten, die es gibt. Es ist wahr, dass das göttliche Kindlein bei der Sanskrit sprechenden Rasse Agni war und bei den Lateinern zur Ignis wurde, und dass es während der Opferzeremonie aus der Vereinigung von Pramantha und Arani (der Swastika) geboren wird. Aber was hat es damit auf sich? Tvashtri (Vishvakarman) ist der „göttliche Künstler und Zimmermann“,103 und auch in den Veden ist er der Vater der Götter und des schöpferischen Feuers. So alt ist das Symbol und so heilig, dass schwerlich eine Ausgrabung alter Städte gemacht werden könnte, ohne es zu finden. Eine Anzahl von Terrakotta-Scheiben, Spinnwirtel genannt, wurden von Dr. Schliemann unter den Ruinen des alten Trojas gefunden. Beide Formen, und , wurden in großer Menge ausgegraben. Ihre Existenz ist ein weiterer Beweis dafür, dass die alten Trojaner und ihre Vorfahren reine Arier waren.

(c) Chhaya, wie bereits erklärt, ist das Astralbild. In Sanskritwerken hat es diese Bedeutung. So gibt es eine Darstellung Sanjnas (spirituelles Bewusstsein), dem Weib Suryas, der Sonne, wie sie sich in das Dickicht zurückzieht, um ein asketisches Leben zu führen und ihrem Gatten ihr Chhaya, ihren Schatten oder ihr Bild, zurücklässt.

[SD # 102] 16. Wie werden die (wirklichen) Manushya geboren? Die Manus mit Gemüt, wie werden sie gemacht (a)? Die Väter (Barhishad?) riefen ihr eigenes Feuer (das Kavyavahana, elektrisches Feuer) zu ihrer Hilfe; welches das Feuer ist, das in der Erde brennt. Der Geist der Erde rief das Sonnenfeuer zu seiner Hilfe (Suchi, der Geist in der Sonne). In ihren gemeinsamen Anstrengungen brachten die drei (die Pitris und die beiden Feuer) einen guten Rupa hervor. Er (die Form) konnte stehen, laufen, liegen und fliegen. Aber er war noch immer bloß ein Chhaya, ein Schatten ohne Gemüt . . . . (b)

(a) Hier ist wieder eine Erklärung notwendig im Licht und mit Hilfe der exoterischen Schriften, die den esoterischen beigefügt sind. Die „Manushya“ (Menschen) und die Manus sind hier gleichbedeutend mit dem chaldäischen „Adam“ – dieser Ausdruck bedeutet durchaus nicht wie bei den Juden den ersten Menschen oder ein einzelnes Individuum, sondern kollektiv die Menschheit wie bei den Chaldäern und den Assyriern. Die vier Ordnungen oder Klassen der Dhyan Chohans von den sieben, sagt der Kommentar, „waren die Vorfahren des verborgenen Menschen“, d. h. des feinen inneren Menschen. Wie bereits erwähnt, waren die „Lha“ des Mondes, die Mondgeister, lediglich die Ahnen seiner Form, d. h. des Musters, nach dem die Natur ihre äußere Einwirkung auf ihn begann. Somit war der ursprüngliche Mensch bei seinem Erscheinen lediglich ein verstandesloser Bhuta104 oder ein „Phantom“. Diese „Schöpfung“ war ein Misserfolg. Der Grund dafür wird im Kommentar zum 20. Shloka erklärt werden.

(b) Dieser Versuch war ein weiterer Misserfolg. Er versinnbildlicht die Anmaßung der physischen Natur, ohne Unterstützung auch nur ein vollkommenes Tier zu bilden – geschweige denn einen Menschen. Denn die „Väter“, die niederen Engel, sind alle Naturgeister, und die höheren Elementale besitzen auch eine ihnen eigentümliche Intelligenz; doch das reicht nicht aus, um einen denkenden Menschen hervorzubringen. „Lebendiges Feuer“ war notwendig, jenes Feuer, das dem menschlichen Gemüt seine Selbstwahrnehmung und sein Selbstbewusstsein gibt, oder Manas. Und Parvakas und Suchis Abkömmlinge sind das animalisch-elektrische und das solare Feuer, sie erschaffen Tiere und konnten deshalb für dieses erste Astralmodell des Menschen lediglich eine lebendige physische Konstitution beitragen. Die ersten Schöpfer also waren die Pygmalions des ursprünglichen Menschen: Es gelang ihnen nicht, die Statue zu beleben – intellektuell.

Diese Stanze ist sehr vielsagend, wie wir sehen. Sie erklärt das Geheimnis und schließt die Kluft zwischen dem beseelenden Prinzip im Menschen – dem [SD # 103] Höheren Selbst oder der menschlichen Monade – und der tierischen Monade, die beide ein und dasselbe sind, obwohl Erstere mit göttlicher Intelligenz begabt ist, Letztere lediglich mit instinktiver Fähigkeit. Wie ist der Unterschied zu erklären, und wie wird die Gegenwart des Höheren Selbstes im Menschen begründet?

„Die Söhne Mahats beleben die menschliche Pflanze. Sie sind die Wasser, die auf den dürren Boden des verborgenen Lebens fallen, und der Funke, der das menschliche Tier belebt. Sie sind die Herren des ewigen geistigen Lebens“ . . . . „Am Beginn (in der zweiten Rasse) hauchten lediglich einige (der Herren) ihre Wesenheit in die Manushya (Menschen) ein; und einige nahmen im Menschen ihre Wohnstatt.“

Das zeigt, dass nicht alle Menschen Inkarnationen der „göttlichen Rebellen“ wurden, sondern lediglich wenige von ihnen. Beim Rest wurde das fünfte Prinzip lediglich durch den hineingeworfenen Funken belebt, was den großen Unterschied zwischen den intellektuellen Fähigkeiten der Menschen und Rassen erklärt. Hätten die „Söhne Mahats“, allegorisch gesprochen, in ihrem Drang nach intellektueller Freiheit nicht die dazwischenliegenden Welten übersprungen, wäre der tierische Mensch niemals dazu imstande gewesen, von dieser Erde aus emporzudringen und durch eigene Anstrengung sein schließliches Ziel zu erreichen. Die zyklische Pilgerschaft hätte durch alle Ebenen des Daseins hindurch halb unbewusst vollbracht werden müssen oder gar vollständig unbewusst, wie im Fall der Tiere. Infolge dieser Rebellion des intellektuellen Lebens gegen die morbide Inaktivität des reinen Geistes sind wir, was wir sind – selbstbewusste, denkende Menschen mit den Fähigkeiten und Eigenschaften der Götter in uns, den guten ebenso sehr wie den bösen. Daher sind die Rebellen unsere Erlöser. Möge der Philosoph wohl darüber nachsinnen, und mehr als ein Geheimnis wird sich ihm offenbaren. Nur durch die Anziehungskraft der Unterschiede können die beiden Gegenpole – Geist und Materie – auf der Erde verankert werden, und, im Feuer der selbstbewussten Erfahrung und des Leidens geschmolzen, sich in Ewigkeit miteinander vermählt finden. Das wird die Bedeutung vieler törichterweise „Fabeln“ genannter, bislang unverständlicher Allegorien enthüllen (vide infraDas Geheimnis Satans“).

Es erklärt, um einen Anfang zu machen, die im Pymander aufgestellte Behauptung, dass der „Himmlische Mensch“, der „Sohn des Vaters“, der an der Natur und der Wesenheit der sieben Regenten oder Schöpfer und Herrscher der materiellen Welt Anteil hatte, „die Harmonie durchschaute und die sieben Feuerkreise durchbrach und auf diese Weise die abwärts gerichtete Natur manifestierte“.105 Es erklärt jeden Vers dieser hermetischen Erzählung und auch die griechische Allegorie von Prometheus. Am wichtigsten von allem aber ist, dass es die vielen allegorischen Berichte über die „Kriege im Himmel“ erklärt, einschließlich des Krieges in der Offenbarung bezüglich des christlichen Dogmas der gefallenen Engel. Es erklärt die „Rebellion“ der ältesten und höchsten Engel und die Bedeutung davon, dass sie aus dem Himmel herabgeworfen wurden in die Tiefen der Hölle, [SD # 104] d. h. in die Materie. Es löst sogar die neuerliche Verwirrung der Assyriologen auf, die durch den verstorbenen George Smith ihre Verwunderung zum Ausdruck bringen.

„Meine erste Idee dieses Teils“ (der Rebellion), sagt er, „war, dass der Kampf mit den Mächten des Bösen der Schöpfung vorausging; jetzt glaube ich, dass er dem Bericht vom Fall folgte („Chaldean Account of Genesis“, S. 92). In demselben Werk bildet George Smith einen Stich eines frühen babylonischen Zylinders ab mit der Darstellung des Heiligen Baumes, der Schlange und Mann und Frau. Der Baum hat sieben Äste: drei auf der Seite des Mannes, vier auf jener der Frau. Diese Äste sind typisch für die sieben Wurzelrassen, in deren dritter, genau an ihrem Ende, die Trennung der Geschlechter und der sogenannte Fall in die Zeugung erfolgte. Die drei ältesten Rassen waren geschlechtslos, danach hermaphroditisch; die anderen vier unterscheiden sich in männlich und weiblich. „Der Drache“, sagt G. Smith, „der im chaldäischen Schöpfungsbericht den Menschen zur Sünde verleitet, ist das Geschöpf Tiamats, des lebendigen Prinzips des Meeres oder des Chaos . . . das bei der Schöpfung der Welt den Gottheiten entgegenstand.“ Das ist ein Irrtum. Der Drache ist das männliche Prinzip oder der Phallus, personifiziert oder vielmehr animalisiert; und das weibliche Prinzip, der Schoß, ist Tiamat, „die Verkörperung des Geistes des Chaos“, der Tiefe oder des Abgrundes. Der „Geist des Chaos und der Unordnung“ bezieht sich auf die mentale Verwirrung, zu der er führte. Er ist das sinnliche, anziehende, magnetische Prinzip, das blendet und verführt, das immer lebendige, aktive Element, das die ganze Welt in Unordnung, Chaos und Sünde wirft. Die Schlange verführt das Weib, aber Letzteres ist es, die den Mann verführt, und beide sind von der karmischen Verbannung betroffen, wenn auch lediglich als die natürliche Folge einer entstandenen Ursache. George Smith sagt: „Es ist klar, dass der Drache wegen des Falles in die Verdammung mit eingeschlossen ist, und dass die Götter“ (die Elohim, eifersüchtig auf den seinerseits zum Schöpfer werdenden Menschen aus Lehm, ebenso auf alle Tiere) „auf das Haupt des Menschengeschlechtes alle Übel herabrufen, welche die Menschheit treffen. Weisheit und Wissen sollen ihm schaden, er soll Familienzwistigkeiten ertragen, den Zorn der Götter erregen, Tyrannei unterworfen sein. . . . seine Begierden sollen unbefriedigt bleiben, er soll nutzlose Gebete ausstoßen, er soll zukünftige Sünden begehen. . . . Zweifellos geht das die nächsten Zeilen so weiter, aber dann ist unsere Erzählung wieder unterbrochen, und sie wird erst an der Stelle fortgesetzt, wo die Götter zum Krieg gegen die von Tiamat (dem Weib) angeführten Kräfte des Bösen rüsten. . . . “ („Babylonian Legend of Creation“, S. 92)

Dieser Bericht ist aus monotheistischen Erwägungen aus der Genesis ausgelassen. Aber es ist eine falsche Vorgehensweise – zweifelsohne aus der Furcht geboren und aus Rücksichtnahme auf die dogmatische Religion und ihre Aberglauben – zu versuchen, die chaldäischen Fragmente anhand der Genesis zu rekonstruieren, während Letztere, die viel jünger ist als alle Fragmente, anhand der Ersteren interpretiert werden sollte.

[SD # 105]

17. Der Atem (menschliche Monade) brauchte eine Form; die Väter gaben sie. Der Atem brauchte einen grobstofflichen Körper; die Erde formte ihn. Der Atem brauchte den Lebensgeist; die Sonnen-Lhas hauchten ihn in seine Form. Der Atem brauchte einen Spiegel seines Körpers (astralen Schatten); „Wir gaben ihm unseren eigenen“, sagten die Dhyanis. Der Atem brauchte einen Träger der Begierden (Kama-Rupa); „Er hat ihn“, sagte der Trockner der Wasser (Suchi, das Feuer der Leidenschaft und des tierischen Instinktes). Aber der Atem braucht ein Gemüt, um das Universum zu umfassen; „Das können wir nicht geben“, sagten die Väter. „Ich hatte es nie“, sagte der Geist der Erde. „Die Form würde verzehrt, gäbe ich ihm meines“, sagte das Große (Sonnen-)Feuer . . . . Der (werdende) Mensch blieb ein leerer, vernunftloser Bhuta . . . . So gaben die Knochenlosen jenen Leben, die (später) in der Dritten (Rasse) Menschen mit Knochen wurden (a).

Da sich im Kommentar zu Stanze V eine umfassende Erklärung befindet (siehe (a)), werden hier einige Anmerkungen ausreichen. Der „Vater“ des ursprünglichen physischen Menschen oder seines Körpers ist das in der Sonne beheimatete vitale elektrische Prinzip. Seine Mutter ist der Mond, wegen jener mysteriösen Kraft, welche einen ebenso deutlichen Einfluss auf die von ihm regulierte menschliche Schwangerschaft und Zeugung hat wie auf das Wachstum der Pflanzen und Tiere. Der in diesem Fall das Mittel der Übertragung darstellende „Wind“ oder Ether, mit dessen Hilfe alle Einflüsse von den beiden Himmelskörpern herabgebracht und über die Erde verbreitet werden, wird als der „Ernährer“ bezeichnet; wobei das „geistige Feuer“ allein aus dem Menschen eine göttliche und vollkommene Wesenheit macht.

Was aber ist nun dieses „geistige Feuer“? In der Alchemie ist es im Allgemeinen der Wasserstoff und in der esoterischen Wirklichkeit die Emanation oder der Strahl, der aus seinem Noumenon hervorgeht, dem „Dhyan des ersten Elements“. Wasserstoff ist lediglich auf unserer irdischen Ebene ein Gas. Aber selbst in der Chemie wäre Wasserstoff „die einzige existierende Form von Materie, in unserem Sinn des Begriffs“106 und ist sehr nahe verwandt mit dem Protyl, der unser Layam ist. Er ist der Vater und Erzeuger sozusagen oder vielmehr der Upadhi (die Basis) sowohl von Luft als auch von Wasser, und tatsächlich ist er „Feuer, Luft und Wasser“: eins in drei Aspekten, daher die chemische und alchemistische Dreieinigkeit. In der Welt der Manifestation oder der Materie ist er das gegenständliche Symbol und die materielle Ausstrahlung aus dem subjektiven und rein spirituellen, tatsächlich wesenhaften Dasein im Bereich des Noumenons. Mit Recht konnte Godfrey Higgins den Wasserstoff vergleichen und sogar identifizieren mit To on, dem „Einen“ der Griechen. Denn, wie er bemerkt, ist Wasserstoff nicht Wasser, obwohl er es erzeugt; Wasserstoff ist nicht Feuer, obwohl er es manifestiert oder erschafft; noch ist er Luft, obwohl die Luft als eine Folge der Vereinigung von Wasser und [SD # 106] Feuer betrachtet werden kann – da Wasserstoff in dem wässrigen Element der Atmosphäre gefunden wird. Er ist drei in einem.

Beim Studium vergleichender Theogonie wird leicht erkennbar, dass das Geheimnis dieser „Feuer“ in den Mysterien aller alten Völker gelehrt wurde, hauptsächlich auf Samothraki. Es herrscht nicht der geringste Zweifel, dass die Kabiren, die geheimnisvollsten aller alten Gottheiten, Götter und Menschen, große Gottheiten und Titanen, mit den Kumaras und Rudras identisch sind, an deren Spitze Kartikeya steht – ebenfalls ein Kumara. Das ist ganz einleuchtend, sogar exoterisch. Wie die Kabiren waren diese Hindu-Gottheiten die personifizierten heiligen Feuer der okkultesten Naturkräfte. Die verschiedenen Zweige der arischen Rasse, der asiatische und der europäische, der indische und der griechische, taten ihr Bestes, ihre wahre Natur, wenn nicht gar ihre Bedeutung, zu verbergen. Die Anzahl der Kumaras ist wie die der Kabiren unklar. Einige behaupten, es existierten ihrer nur drei oder vier, andere sagen sieben. Axieros, Axiokersa, Axiokersos und Kadmilos können sehr gut als Alter Ego der vier Kumaras stehen – Sanat-Kumara, Sananda, Sanaka und Sanatana. Erstere Gottheiten, deren angeblicher Vater Vulkan war, wurden oft mit den Dioskuren, Korybanten, Anaktes etc. verwechselt; geradeso wie der Kumara, dessen Vater angeblich Brahmâ sei (oder vielmehr die „Flamme seines Zornes“, die ihn drängte, die neunte oder Kumara-Schöpfung zu vollbringen, welche Rudra oder Nilalohita (Shiva) und die Kumaras hervorbrachte), mit den Asuras, den Rudras und den Pitris verwechselt wurde. Das geschah aus dem einfachen Grund, weil sie alle eins sind – d. h. korrelierende Kräfte und Feuer. Es ist hier kein Raum, diese „Feuer“ und ihre wirkliche Bedeutung zu beschreiben, obwohl wir es versuchen können, wenn der dritte und vierte Band dieses Werkes jemals veröffentlicht werden. Inzwischen mögen ein paar weitere Erklärungen hinzugefügt werden.

Das Vorstehende sind alles Geheimnisse, die viel besser der persönlichen Intuition des Schülers zur Lösung überlassen als beschrieben werden müssen. Wenn er etwas über das Geheimnis der Feuer lernen will, möge er sich an gewisse Werke der Alchemisten wenden, die das Feuer ganz richtig mit allen Elementen in Verbindung bringen, so wie die Okkultisten. Der Leser muss sich daran erinnern, dass die Alten die Religion und die Naturwissenschaften gemeinsam mit der Philosophie als eng und untrennbar miteinander verbunden betrachteten. Äskulap war Apollos Sohn – der Sonne oder des Lebensfeuers; gleichzeitig Helios, Pythios und der Gott der Orakelweisheit. In exoterischen Religionen und ebenso in der Esoterischen Philosophie werden die Elemente – insbesondere Feuer, Wasser und Luft – zu den Ahnen unserer fünf physischen Sinne gemacht und sind daher unmittelbar mit ihnen (auf okkulte Weise) verbunden. Diese physischen Sinne gehören sogar zu einer niedrigeren Schöpfung als zu jener, welche in den Puranas Pratisarga oder sekundäre Schöpfung genannt wird. „Flüssiges Feuer geht aus ungetrenntem Feuer hervor“, lautet ein okkulter Satz.

„Der Kreis ist der Gedanke; der Durchmesser (oder die Linie) ist das Wort; [SD # 107] und ihre Vereinigung ist das Leben“. In der Kabbala ist Bath Kol die Tochter der Göttlichen Stimme oder des ursprünglichen Lichts, Schekinah. In den Puranas und der Hindu-Exoterik ist Vach (die Stimme) der weibliche Logos Brahmâs – eine Permutation von Aditi, dem ursprünglichen Licht. Und wenn Bath Kol in der jüdischen Mystik eine artikulierte, das Natürliche übersteigende Stimme des Himmels ist, die dem „auserwählten Volk“ die heiligen Überlieferungen und Gesetze offenbart, dann nur deshalb, weil Vach vor dem Judentum die „Mutter der Veden“ genannt wurde, die in die Rishis eintrat und sie durch ihre Offenbarungen inspirierte; gerade so wie Bath Kol die Propheten von Israel und die jüdischen Hohepriester inspiriert haben soll. Und beide existieren bis zum heutigen Tag in ihren entsprechenden heiligen Symbologien, weil die Alten Ton oder Sprache mit dem Ether des Raumes in Verbindung brachten, dessen Merkmal der Ton ist. Daher sind Feuer, Wasser und Luft die ursprüngliche kosmische Dreieinigkeit. „Ich bin der Gedanke, dein Gott, älter als das feuchte Prinzip, das Licht, das in der Finsternis strahlt (dem Chaos), und das strahlende Wort Gottes (Ton) ist der Sohn der Gottheit.“ („Pymander“, § 6).107

Deshalb müssen wir die „erste Schöpfung“ gründlich untersuchen, bevor wir die zweite verstehen können. Die erste Rasse trug drei rudimentäre Elemente in sich; und noch kein Feuer; da laut den Alten die Evolution des Menschen und das Wachstum und die Entwicklung seiner spirituellen und physischen Sinne der Evolution der Elemente auf der kosmischen Ebene dieser Erde untergeordnet waren. Alles geht aus Prabhavapyaya hervor, die Evolution der schöpferischen und fühlenden Prinzipien in den Göttern und sogar die sogenannte schöpferische Gottheit selbst. Das findet sich in den Vishnu in den exoterischen Schriften gegebenen Namen und Beinamen. Wie der (orphische) Protologos, wird er Purvaja genannt, „prägenetisch“, und die anderen Namen verbinden ihn in ihrer absteigenden Ordnung mehr und mehr mit der Materie.

Die nachfolgende parallele Ordnung kann in der Evolution der Elemente und der Sinne gefunden werden; oder im kosmisch-terrestrischen „Menschen“ oder „Geist“ und im sterblichen physischen Menschen:

1. Ether Gehör Ton
2. Luft Tastsinn Ton und Berührung
3. Feuer oder Licht Sehvermögen Ton, Berührung und Farbe
4. Wasser Geschmackssinn Ton, Berührung, Farbe und Geschmack
5. Erde Geruchssinn Ton, Berührung, Farbe,
Geschmack und Geruch

Wie man sieht, fügt jedes Element sein eigenes Merkmal denen seines [SD # 108] Vorgängers hinzu, so wie jede Wurzelrasse der vorangegangenen Rasse ihren charakterisierenden Sinn hinzufügt. Dasselbe erweist sich auch für die siebenfältige Schöpfung des Menschen als wahr, der sich stufenweise in sieben Stadien entwickelt, und entsprechend derselben Prinzipien, wie im Folgenden gezeigt werden wird.

Während somit die Götter oder Dhyan Chohans (Devas) aus der Ersten Ursache hervorgehen, emaniert die Menschheit aus diesen aktiven Vermittlern im Kosmos. Die Erste Ursache ist nicht Parabrahman, da Letzteres die Allursache darstellt und nicht als die „Erste Ursache“ bezeichnet werden kann – sie wird in den brahmanischen Büchern Jagad-Yoni genannt, der „Schoß der Welt“. Doch während der ersten und zweiten Rasse waren die Menschen keine physischen Wesen, sondern bloße Rudimente der zukünftigen Menschen, Bhutas, die aus Bhutadi hervorgingen, dem „Ursprung“ oder dem „Ursprungsort, aus dem die Elemente hervorgingen“. Daher gingen sie mit allem Übrigen zusammen aus Prabhavapyaya hervor, „dem Ort der Entstehung und der Wiederauflösung aller Dinge“, wie von dem Kommentator erklärt wird. Daher auch unsere physischen Sinne. Daher selbst die höchste „erschaffene“ Gottheit unserer Philosophie. Eins mit dem Universum, ob wir sie Brahmâ, Iswara oder Purusha nennen, ist sie eine manifestierte Gottheit – somit erschaffen oder begrenzt und bedingt. Das ist leicht bewiesen, selbst aus den exoterischen Lehren.

Nachdem er das unerkennbare, ewige Brahman (Neutrum oder abstrakt) genannt wurde, wird der Pundarikaksha, die „höchste und unvergängliche Herrlichkeit“, sobald er nicht als Sadaika-Rupa bezeichnet wird, „wandellose“ oder „unveränderliche“ Natur, sondern als Ekaneka-Rupa, „einzeln und vielfältig zugleich“ – er, die Ursache, wird dann mit seinen eigenen Wirkungen verschmolzen; und seine Namen, wenn in esoterische Ordnung gebracht, zeigen folgende absteigende Stufenleiter:

1. Mahapurusha oder Paramatman Höchster Geist
2. Atman oder Purvaja (Protologos) Der lebendige Geist der Natur
3. Indriyatman oder Hrishikesa Geistige oder intellektuelle Seele (eins mit den Sinnen)
5. Bhutatman Die lebendige oder Lebensseele
6. Kshetrajna Verkörperte Seele oder das Universum aus Geist und Materie
7. Bhrantidarsanatah Falsche Wahrnehmung – materielles Universum

Der letzte Name bedeutet, dass etwas fälschlicherweise als materielle Form wahrgenommen oder vorgestellt wird, weil es falsch oder irrtümlich begriffen wird; tatsächlich handelt es sich bei der Form aber lediglich um eine Maya, eine Illusion, und das trifft in unserem physischen Universum auf alles zu.

Die Evolution der dhyan-chohanischen Wesenheiten läuft in der geistigen und in der materiellen Welt in strenger Analogie mit Seinen Attributen ab; die Merkmale der Letzteren werden ihrerseits kollektiv im Menschen und in allen seinen Prinzipien reflektiert; jedes von diesen enthält in sich selbst in derselben fortschreitenden Reihenfolge einen Teil ihrer verschiedenen „Feuer“ und Elemente.

 

 

[SD # 109]

STANZE V
die Evolution der zweiten Rasse

 

 

§§  (18)  Die Söhne des Yogas.    (19)  Die geschlechtslose zweite Rasse.    (20)  Die Söhne der Söhne des Zwielichts.    (21)  Der „Schatten“ oder der Astralmensch zieht sich nach innen zurück, und der Mensch entwickelt einen physischen Körper.

 

 

18. Die Ersten (Rasse) waren die Söhne des Yogas. Ihre Söhne die Kinder des gelben Vaters und der weißen Mutter.

In dem späteren Kommentar wird der Satz wie folgt übersetzt:

„Die Söhne der Sonne und des Mondes, der Pflegling des Ethers (oder des Windes) (a) . . . . . . .

„Sie waren die Schatten der Schatten der Herren (b). Sie (die Schatten) dehnten sich aus. Die Geister der Erde bekleideten sie, die Sonnen-Lhas erwärmten sie (d. h. unterhielten das Lebensfeuer in den werdenden physischen Formen). Die Atem hatten Leben, aber keinen Verstand. Sie hatten kein eigenes Feuer noch Wasser (c).

(a) Man erinnere sich in diesem Zusammenhang der Tabula Smaragdina des Hermes, deren esoterische Bedeutung sieben Schlüssel besitzt. Der astro-chemische ist den Schülern wohlbekannt, der anthropologische kann jetzt gegeben werden. Das „eine Ding“, das darin erwähnt wird, ist der Mensch. Es heißt: „Der Vater jenes einen einzigen Dinges ist die Sonne; seine Mutter ist der Mond; der Wind trägt es in seinem Schoß, und seine Amme ist die geistige Erde.“ In der okkulten Wiedergabe desselben wird hinzugefügt: „Und geistiges Feuer ist sein Unterweiser (Guru).“

Dieses Feuer ist das Höhere Selbst, das spirituelle Ego, oder das, was sich ewig reinkarniert unter dem Einfluss seiner niedrigeren persönlichen Selbste, die mit jeder Wiedergeburt wechseln, voller Tanha oder dem Durst nach Leben. Es ist ein seltsames Naturgesetz, dass auf dieser Ebene die höhere (spirituelle) Natur sozusagen in den Banden der niedrigeren gefangen sein soll. Wenn das Ego nicht im Atman, dem All-Geist, Zuflucht nimmt und gänzlich in dessen Innerstem aufgeht, kann das persönliche Ego es bis zum bitteren Ende treiben. Das kann nicht vollständig verstanden werden, wenn der Schüler sich nicht mit dem Geheimnis der Evolution vertraut macht, die auf dreifacher Bahn voranschreitet – auf der spirituellen, psychischen und physischen.

Was zur Evolution antreibt und sie erzwingt, d. h. was das Wachstum und die Entwicklung des Menschen zur Vollkommenheit drängt, ist (a) die Monade [SD # 110] oder das, was darin unbewusst durch eine innewohnende Kraft wirkt, und (b) der niedere Astralkörper oder das persönliche Selbst. Unabhängig davon, ob Erstere in einem pflanzlichen oder tierischen Körper gefangen ist, ist sie mit jener Kraft begabt, ist sie in der Tat jene Kraft selbst. Da sie mit der innewohnenden All-Kraft identisch ist, welche, wie bereits gesagt, der Monade innewohnt, ist diese auf der Arupa- oder formlosen Ebene allmächtig. Auf unserer Ebene ist ihre Wesenheit zu rein, daher bleibt sie zwar allmächtig, wird aber individuell inaktiv: z. B. wählen die zum Wachstum der Pflanzenwelt beitragenden Sonnenstrahlen nicht die eine oder andere Pflanze aus, um sie zu bescheinen. Grabe die Pflanze aus und versetze sie an einen sonnenlosen Ort, und der Strahl wird ihr nicht nachfolgen. So ist es mit Atman. Wenn das Höhere Selbst oder Ego nicht auf seine Sonne zu gravitiert – die Monade – wird das niedere Ego oder das persönliche Selbst in jenem Fall die Oberhand behalten. Denn es ist dieses Ego mit seiner wilden Selbstsucht und seinen tierischen Begierden, ein sinnloses Leben zu leben (Tanha), das Buddha im „Dhammapada“ (xi, 153 und 154) den „Erbauer des Tabernakels“ nennt. Daher der Ausspruch, „die Geister der Erde umhüllten die Schatten und weiteten sie aus“. Zu diesen „Geistern“ gehören zeitweilig die menschlichen astralen Selbste; und diese sind es auch, die dem physischen Tabernakel des Menschen eine Wohnstatt für die Monade und ihr bewusstes Prinzip, Manas, geben oder erbauen. Aber die „Sonnen“-Lhas, Geister, erwärmen die Schatten. Das ist physisch und buchstäblich wahr. Metaphysisch oder auf der psychischen und geistigen Ebene ist es ebenso war, dass Atman allein den inneren Menschen erwärmt, d. h. er erleuchtet ihn mit dem Strahl des göttlichen Lebens und ist allein imstande, dem inneren Menschen oder dem reinkarnierenden Ego seine Unsterblichkeit mitzugeben. Somit werden wir finden, dass in den ersten dreieinhalb Wurzelrassen bis hinauf zum Mittel- oder Wendepunkt die astralen Schatten der „Vorfahren“, der lunaren Pitris, die gestaltenden Kräfte in den Rassen sind und die physische Form bilden sowie ihre Evolution allmählich zur Vollendung treiben – auf Kosten eines im entsprechenden Verhältnis stehenden Verlustes an Spiritualität. Dann, von diesem Wendepunkt an, ist es das Höhere Ego oder inkarnierende Prinzip, der Nous oder das Gemüt, das über das tierische Ego herrscht und es lenkt, solange es nicht vom Letzteren abwärts geführt wird. Kurz gesagt, die Spiritualität ist auf ihrem aufsteigenden Bogen, und das Animalische oder Physische hindert sie nur dann am stetigen Fortschreiten auf ihrem Evolutionspfad, wenn die Selbstsucht der Persönlichkeit den wirklichen, den inneren Menschen so stark mit ihren tödlichen Virus infiziert hat, dass die aufwärts gerichtete Anziehung jeden Einfluss auf den denkenden, vernünftigen Menschen verloren hat. In nüchterner Wahrheit: Laster und Gottlosigkeit sind abnormale und unnatürliche Manifestationen in der gegenwärtigen Phase unserer menschlichen Evolution – zumindest sollte es so sein. Die Tatsache, dass die Menschheit niemals selbstsüchtiger und lasterhafter war als sie es jetzt ist – schließlich haben zivilisierte Nationen erfolgreich aus den Ersteren ein ethisches Merkmal und aus Letzteren eine Kunst gemacht – ist ein weiterer Beweis für die außergewöhnliche Natur des Phänomens.

[SD # 111] Das gesamte System findet sich im „Chaldäischen Buch der Zahlen“ und selbst im Zohar, wenn man nur die Bedeutung der apokalyptischen Anspielungen versteht. Zuerst kommt Ain Soph, der „Verborgenste des Verborgenen“, dann der Punkt, Sephira und die späteren Sephiroth. Danach kommt die azilutische Welt, die Welt der Emanationen, die drei weitere Welten hervorbringt – genannt der Thron, die Wohnstatt der reinen Geister; die zweite ist die Welt der Formgebung oder Jezirah, die Wohnung der Engel, welche die dritte oder die Welt der Handlung hervorbrachten, die Assiah-Welt, welche die Erde oder unsere Welt ist. Und doch heißt es von dieser Welt, die auch Kliphoth genannt wird und die (sechs anderen) Sphären – מילכלכ – enthält und Materie, sie sei das Reich des „Fürsten der Finsternis“. Klarer kann es nicht gesagt werden, denn Metatron, der Engel der zweiten oder Briatischen Welt, bedeutet Sendbote, ἄγγελος, Engel, der große Lehrer genannt; unter ihm befinden sich die Engel der dritten Welt, Jezirah, deren zehn und sieben Klassen die Sephiroth sind.108 Von ihnen wird gesagt: „Sie bewohnen oder beleben diese Welt als essentielle Wesenheiten und Intelligenzen, und ihre Übereinstimmungen und Gegensätze bewohnen die dritte Welt, Assiah.“ Die „Gegensätze“ heißen „Schalen“, הדפילכ, oder Dämonen,109 welche die sieben Aufenthaltsorte namens Scheba Hachaloth bewohnen, wobei es sich lediglich um die sieben Zonen unseres Globus handelt. Ihr Fürst heißt in der Kabbala Samael, der Engel des Todes, er ist auch die verführende Schlange Satan; doch dieser Satan ist auch Luzifer, der helle Engel des Lichts, der Licht- und Lebensspender, die „Seele“, die von den anderen Engeln, den Heiligen, entfremdet ist, und zwar eine Zeitlang, und sie antizipieren den Zeitpunkt, an dem sie auf die Erde herabsteigen und sich ihrerseits inkarnieren müssen.

„Die Seelen (Monaden) sind präexistent in der Welt der Emanationen.“ („Book of Wisdom“, viii, 20) Und der Zohar lehrt, dass in der „Seele“ „der wirkliche Mensch ist, d. h. das Ego und das bewusste Ich bin, das ‘Manas’“.

Den Glauben der Essener formulierend sagt Josephus: „Sie (die Seelen) steigen aus der reinen Luft herab, um an die Körper gekettet zu werden.“ („De Bello Judaico“, 11, 12) „Die Luft ist voller Seelen,“ stellt Philo fest, „und sie steigen herab, um an sterbliche Körper gebunden zu werden, da sie voller Begierde sind, in ihnen zu leben“ („De Gignat.“, 222c; „De Somniis“, 455d);110 weil sie durch die menschlichen Formen und in ihnen zu progressiven Wesen werden, wohingegen die Natur des Engels rein intransitiv ist, weshalb der Mensch das Potenzial in sich trägt, die Fähigkeiten der Engel zu transzendieren. Deshalb sagen die Initiierten in Indien, dass der Brahmane, der Zweimalgeborene, die Götter oder Devas beherrsche; und Paulus wiederholte dasselbe in seinem [SD # 112] 1. Brief an die Korinther (6,3): „Wisset ihr nicht, dass wir (die Initiierten) Engel richten werden?“

Schließlich wird in jeder alten Schrift und Kosmogonie gezeigt, dass sich der Mensch ursprünglich als leuchtende, unkörperliche Form entwickelte, auf welche, dem geschmolzenen Messing um das Tonmodell des Bildhauers vergleichbar, der physische Rahmen seines Körpers aufgebaut wurde, und zwar von, durch und aus den niederen Formen und Typen des tierisch-irdischen Lebens. Der Zohar sagt: „Wenn sie auf die Erde herabsteigen, bekleiden sich die Seele und die Form mit einem irdischen Gewand.“ Sein protoplastischer Körper war nicht aus jener Materie gebildet, aus der unsere sterblichen Hüllen geformt werden. „Als Adam im Garten Eden weilte, war er in das himmlische Gewand gekleidet, das Gewand des himmlischen Lichts. . . . Licht von jenem Licht, das im Garten Eden verwendet wurde.“ (Zohar“, II, 229 B) Der Mensch (der himmlische Adam) wurde von den zehn Sephiroth der jezirahtischen Welt erschaffen, und mit gemeinsamer Kraft erzeugten sie (die sieben Engel einer noch niedrigeren Welt) den irdischen Adam . . . . Zuerst fiel Samael, und dann, den Menschen verführend (?), verursachte er auch dessen Fall.“

(b) „Sie waren die Schatten der Schatten der Herren“, d. h. die Vorfahren schufen den Menschen aus ihren eigenen Astralkörpern – diese Anmerkung erklärt einen universalen Glauben. Man glaubt im Osten von den Devas, dass sie keine eigenen Schatten besitzen. „Die Devas werfen keine Schatten“, und das ist das sichere Anzeichen für einen guten, heiligen Geist.

Warum hatten sie selbst „weder Feuer noch Wasser“?111 Weil:

(c) Was der Wasserstoff für die Elemente und Gase auf der objektiven Ebene ist, ist sein Noumenon in der Welt der mentalen oder subjektiven Phänomene; und zwar weil seine dreieinige verborgene Natur in ihren [SD # 113] drei aktiven Emanationen in den drei höheren Prinzipien des Menschen widergespiegelt wird, nämlich „Geist, Seele und Denken“ oder Atman, Buddhi und Manas. Er ist die spirituelle und auch die materielle Basis des Menschen. Der von der „Luft“ oder dem „Wind“ ernährte rudimentäre Mensch wird später zum vollkommenen Menschen; und zwar sobald er die ihm anfänglich noch fehlende Weisheit des Selbstbewusstseins von seinem inneren Selbst oder Unterweiser erhält, mit der Entwicklung des „spirituellen Feuers“, des Noumenons der „Drei in einem“, innerhalb seines eigenen Selbstes. Dementsprechend wird auch hier der Göttliche Geist durch die Sonne oder das Feuer symbolisiert; die Göttliche Seele durch das Wasser und den Mond, die beide für den Vater und die Mutter des Pneumas stehen, die menschliche Seele oder das Gemüt, symbolisiert durch den Wind oder die Luft, denn Pneuma bedeutet „Atem“.

Daher heißt es in der Smaragdtafel, durch christliche Hände entstellt:

„Das Obere stimmt mit dem Unteren überein; und das Untere mit dem Oberen; um dieses eine wahrhaft wundervolle Werk zu vollbringen“ – welches der Mensch ist. Denn das geheime Werk des Chiram, in der Kabbala König Hiram, „eins dem Wesen nach, aber dreifältig im Aspekt“, ist der universale Vermittler oder der Lapis Philosophorum. Die Krönung des geheimen Werkes ist der spirituelle, vollkommene Mensch am einen Ende der Linie; am anderen Ende steht die Vereinigung der drei Elemente, das okkulte Lösungsmittel in der „Seele der Welt“, der kosmischen Seele oder dem Astrallicht; und auf der materiellen Ebene ist es der Wasserstoff in seinem Verhältnis zu den anderen Gasen. Der To on fürwahr, der Eine; „den niemand außer dem Sohn gesehen hat“. Dieser Satz bezieht sich sowohl auf den metaphysischen und physischen Kosmos als auch auf den spirituellen und materiellen Menschen. Denn wie könnte der letztere To on den „einen Vater“ verstehen, wenn nicht sein Manas, der „Sohn“, „eins mit dem Vater“ wird (wie der Vater) und durch diese Absorption Erleuchtung von dem „göttlichen Unterweiser“ oder Guru erhält – Atman-Buddhi?

Wenn du die Zweite (sogenannte „Schöpfung“) verstehen willst, oh Lanu, so solltest du zuerst ihre Beziehung zur Ersten studieren.“ (Kommentar, „Buch des Dzyan“, III, 19)

Die erste Rasse hatte drei Elemente, aber kein lebendiges Feuer. Warum? Weil:

„Wir sagen vier Elemente, mein Sohn, aber wir sollten drei sagen“, sagt Hermes Trismegistos. „Im Ersten Kreis (Schöpfung) wird, was mit angegeben ist, als „Wurzel“ gelesen, und in der Zweiten ebenso.

So finden wir in der Alchemie oder der westlichen Hermetik (einer Variante der östlichen Esoterik):

X X.
Sulphur Flamma Spiritus
Hydrargyum Natura Aqua
Sal Mater Sanguis

[SD # 114] Und mit ihrer Wurzel vervollständigt, Feuer, bestehen diese drei alle aus Vierheiten. Jenseits der manifestierten Natur ist der Geist der feurige Atem in seiner absoluten Einheit. Im manifestierten Universum ist er die zentrale spirituelle Sonne, das elektrische Feuer allen Lebens. In unserem System ist er die sichtbare Sonne, der Geist der Natur, der irdische Gott. Und in, auf und um die Erde herum ist er deren feuriger Geist – Luft, fluidisches Feuer; Wasser, flüssiges Feuer; Erde, festes Feuer. Alles ist Feuer – Ignis in seiner schließlichen Beschaffenheit, oder die 1, deren Wurzel in unseren Vorstellungen die 0 (Null) ist, das Alles in der Natur und deren Gemüt. Pro-Mater ist göttliches Feuer. Es ist der Schöpfer, der Zerstörer, der Erhalter. Die ursprünglichen Namen der Götter stehen alle in Zusammenhang mit Feuer, von dem arischen Agni bis zum jüdischen Gott, der ein „verzehrendes Feuer“ ist. In Indien wird Gott im Sanskrit in verschiedenen Dialekten Eashoor, Esur, Iswur und Iswara genannt, von Isa, aber das ist ursprünglich der Name Shivas, des Zerstörers; und die drei vedischen Hauptgottheiten sind Agni (Ignis), Vayu und Surya – Feuer, Luft und die Sonne, drei okkulte Grade des Feuers. Im Hebräischen bedeutet אזא (aza) erleuchten, und אשא (Asha) ist Feuer. Im Okkultismus ist „ein Feuer entzünden“ gleichbedeutend mit dem Hervorrufen einer der drei großen Feuerkräfte oder der „Anrufung Gottes“. Im Sanskrit ist die Wurzel Osch oder Asch Feuer oder Wärme; und das ägyptische Wort Osiris ist zusammengesetzt (wie Schelling zeigt) aus den beiden Bestandteilen Aisch und Asr, oder ein „Feuerzauberer“. Im alten Etruskischen bedeutete Aesar einen Gott (vielleicht vom vedischen Asura abgeleitet). Aeswar und Eswara sind analoge Ausdrücke, wie Dr. Kenealy dachte. In der Bhagavadgita lesen wir: „Iswara wohnt in jedem sterblichen Wesen und setzt mit seinen übernatürlichen Kräften alle Dinge in Bewegung, die das Rad der Zeit besteigen.“ Er ist fürwahr der Schöpfer und der Zerstörer. „Man nahm an, das ursprüngliche Feuer besitze eine unersättliche Begierde zu verschlingen. Maximos von Tyros erzählt, die alten Perser warfen brennbaren Stoff in das Feuer mit dem Ausruf: ‘Verschlinge, oh Herr!’ In der irischen Sprache bedeutet easam oder asam ‘erschaffen’, und Aesar war auch der Name eines alten irischen Gottes, was ‘ein Feuer entzünden’ bedeutet.“ (Kenealy) Die christlichen Kabbalisten und Symbologen, die den Pymander entstellten – unter ihnen ragte der Bischof von Ayre, François de Tours, im 16. Jahrhundert heraus – teilten die Elemente auf folgende Art ein:

Die vier Elemente, gebildet aus göttlichen Substanzen, und die Geister der Salze der Natur repräsentiert durch:

Hl. Matthäus Engel-Mensch Wasser (Jesus-Christus, Engel-Mensch, Michael)
A - ω Hl. Markus Der Löwe Feuer  
E - Y Hl. Lukas Der Stier Erde  
I - O Hl. Johannes Der Adler Luft112  

[SD # 115]

H, die Quintessenz, Ἡ ΦΛΟΞ, Flamme-Virgo (Jungfernöl), Flamma Durissima, Virgo, Lucis Æterna Mater.

Die erste Menschenrasse bestand also lediglich aus den Abbildern, den astralen Doppelgängern ihrer Väter, den Pionieren oder den am meisten fortgeschrittenen Wesenheiten einer vorangegangenen, jedoch niedrigeren Sphäre, deren Schale unser heutiger Mond ist. Aber selbst diese Schale ist allvermögend, denn sie erzeugte die Erde, und damit ist sie das Phantom des Mondes, welcher durch magnetische Affinität angezogen wurde und versuchte, ihre ersten Bewohner zu formen, die vormenschlichen Ungetüme (vide supra 2. Stanze). Um sich dessen zu vergewissern, muss sich der Schüler wieder an die chaldäischen Fragmente wenden und lesen, was Berossos sagt. Berossos, so sagt er uns, erhielt sein Wissen von Ea, der männlich-weiblichen Gottheit der Weisheit. Während die Götter im androgynen Schoß (Svabhavat, Mutter-Raum) dieser Weisheit erzeugt wurden, wurden ihre irdischen Widerscheine zur weiblichen Omoroka, die der chaldäischen Tiamat entspricht, die griechische Thalassa, die Tiefe und die See, die esoterisch und selbst exoterisch der Mond ist. Es war der Mond (Omorka), welcher der ungeheuerlichen Schöpfung monströser Wesen vorstand, die von den Dhyanis erschlagen wurden (vide „Hibbert Lectures“, S. 370 ff; auch in Teil II, „Adam-Adami“).

Das Evolutionsgesetz zwang die lunaren „Väter“, alle Lebens- und Daseinsformen auf dem Globus in ihrem monadischen Zustand zu durchlaufen. Am Ende der dritten Runde jedoch waren sie in ihrer göttlichen Natur bereits menschlich und wurden deshalb berufen, zur Schöpfung der Formen zu werden, dazu bestimmt, die Tabernakel für die weniger fortgeschrittenen Monaden zu liefern, die an der Reihe waren, sich zu inkarnieren. Diese „Formen“ heißen „Söhne des Yogas“, weil Yoga (exoterisch die Vereinigung mit Brahmâ) der höchste Zustand der passiven unendlichen Gottheit ist, da er alle göttlichen Energien umfasst und die Wesenheit von Brahmâ darstellt, von dem es heißt, dass er (als Brahmâ) alles durch Yogakraft erschaffe. Brahmâ, Vishnu und Shiva sind die mächtigsten Energien Gottes, Brahman (neutrum), sagt ein [SD # 116] puranischer Text. Yoga ist hier dasselbe wie Dhyana. Dieses Wort ist wiederum synonym mit Yoga in tibetanischen Texten, wo die „Söhne des Yogas“ als „Söhne des Dhyana“ bezeichnet werden oder mit jener abstrakten Meditation, durch welche die Dhyani-Buddhas ihre himmlischen Söhne, die Dhyani-Bodhisattvas, erschaffen. Jedes Geschöpf dieser Welt hat über sich ein Höheres stehen. „Dieses Höhere, dessen inneres Vergnügen es ist, sich in jene zu emanieren, kann nicht in sie einfließen, bevor sie es nicht anbeten“ – d. h. darüber meditiert haben wie beim Yoga (Sepher „M’bo ­Sha-arim“, übersetzt von Isaac Myer, „Qabbalah“, S. 109-111).

19. Die zweite Rasse (war) das Produkt von Knospung und Ausdehnung; die Ungeschlechtlichen (Form) der Geschlechtslosen (Schatten). So ward, oh Lanu, die zweite Rasse hervorgebracht (a).

(a) Wissenschaftliche Autoritäten werden diese ungeschlechtliche Rasse, die zweite, die Väter der sogenannten „Schweißgeborenen“, und vielleicht sogar in noch größerem Maß die dritte Rasse, die „eigeborenen“ Androgynen, am heftigsten bestreiten. Diese beiden Zeugungsarten sind die am schwierigsten zu verstehenden, insbesondere für den westlichen Verstand. Es ist einleuchtend, dass nur für Schüler der okkulten Metaphysik eine Erklärung versucht werden kann. Die europäische Sprache hat keine Worte für die Beschreibung von Vorgängen, welche die Natur im gegenwärtigen Evolutionsstadium nicht mehr anwendet, Vorgängen also, welche für den Materialisten keinen Sinn ergeben können. Aber es gibt Analogien. Es wird nicht geleugnet, dass im Anbeginn der physischen Evolution in der Natur Vorgänge stattgefunden haben müssen, zum Beispiel die Urzeugung, die mittlerweile erloschen sind und sich heute in anderen Formen abspielen. So sagt man uns, dass mikroskopische Forschungen kein Beharren auf irgendeine besondere Art der Fortpflanzung des Lebens nachweisen. Denn „sie zeigen, dass derselbe Organismus im Verlauf seines Lebenszyklus verschiedene Metamorphosen durchlaufen und in einigen davon geschlechtlich und in anderen ungeschlechtlich sein kann; d. h. er kann sich abwechselnd reproduzieren durch das Zusammenwirken zweier Wesen entgegengesetzten Geschlechts oder auch durch Spaltung oder Knospung aus lediglich einem geschlechtslosen Wesen.113 „Knospung“ ist genau der in der Stanze verwendete Begriff. Wie hätten sich diese Chhaya selbst anders fortpflanzen können; sprich, die zweite Rasse erzeugen, da sie doch etherisch, ungeschlechtlich und selbst bis dahin ohne Begierdenträger oder Kama-Rupa waren, der sich erst in der dritten Runde entwickelte? Sie evolvierten die zweite Rasse unbewusst, wie einige Pflanzen. Oder vielleicht wie die Amöben, nur in einem etherischeren, eindrucksvolleren und größeren Maßstab. Wenn in der Tat die Zelltheorie in gleicher Weise auf die Botanik und die Zoologie Anwendung findet und sich auch auf die Morphologie sowie auf die Physiologie der Organismen ausweitet, [SD # 117] und wenn die mikroskopischen Zellen von der Naturwissenschaft als unabhängige Lebewesen angesehen werden – geradeso wie der Okkultismus die „feurigen Leben“ betrachtet114 –, gibt es keine Schwierigkeiten mehr mit der Idee des ursprünglichen Zeugungsprozesses.

Betrachtet man die ersten Stadien der Entwicklung einer Keimzelle, wächst ihr Kern, verändert sich und bildet einen Doppelkegel oder eine Kernspindel, etwa so , innerhalb der Zelle. Diese Kernspindel nähert sich der Zellwand, und eine Hälfte derselben wird in Form einer sogenannten „Polzelleausgestoßen. Diese Polzellen sterben sodann, und der Embryo entwickelt sich aus dem Wachstum und der Segmentierung des verbliebenen Teils des Kerns, der von der Substanz der Zelle ernährt wird. Warum also könnten Wesen nicht so gelebt haben und auf diese Art hervorgebracht worden sein – am ersten Anbeginn der Evolution von Mensch und Säugetier?

Das mag vielleicht als Analogie dienen, um eine Idee von dem Vorgang zu vermitteln, wie die zweite aus der ersten Rasse gebildet wurde.

Die die Monade bekleidende Astralform war, wie sie es auch heute noch ist, von ihrer eiförmigen aurischen Sphäre umgeben, die hier der Substanz der Keimzellen oder des Ovums entspricht. Die Astralform selbst ist der Kern, heute so wie damals, vom Lebensprinzip durchdrungen.

Wenn die Zeit der Fortpflanzung naht, „treibt“ das Subastrale eine Miniatur seiner selbst aus dem Ei der es umgebenden Aura aus. Dieser Keim wächst und ernährt sich von der Aura, bis er voll entwickelt ist, worauf er sich allmählich von seinem Elter trennt und dabei seine eigene aurische Sphäre mitnimmt; das stimmt mit unserer Beobachtung überein, dass sich lebende Zellen durch Wachstum und darauffolgende Zweiteilung fortpflanzen.

Die Analogie mit den „Polzellen“ scheint sich gut zu bewähren, denn ihr Tod würde heute mit der durch die Trennung der Geschlechter verursachten Veränderung korrespondieren, mit der die Schwangerschaft in utero, d. h. in der Gebärmutter, zur Regel wurde.

„Die frühere zweite (Wurzel-) Rasse waren die Väter der ‘Schweißgeborenen’; die spätere zweite (Wurzel-) Rasse waren selbst ‘Schweißgeborene’.

Diese Passage des Kommentars bezieht sich auf das Evolutionswerk vom Anbeginn bis zum Ende einer Rasse. Die „Söhne des Yogas“, oder die ursprüngliche Astralrasse, durchliefen sieben Evolutionsstadien als Rassen, oder kollektiv; dasselbe gilt für jedes individuelle Wesen, damals und noch heute. Nicht nur Shakespeare teilte die Zeitalter des Menschen in eine Reihe von sieben ein, sondern auch die Natur selbst. So wurden die ersten Unterrassen der zweiten Rasse zunächst durch den nach dem Analogiegesetz beschriebenen Prozess geboren, während die letzten allmählich begannen, pari passu mit der Evolution des menschlichen Körpers, auf andere Weise gebildet zu werden. Der Fortpflanzungsvorgang hatte auch [SD # 118] innerhalb jeder Rasse sieben Stadien, die jeweils äonenlang andauerten. Welcher Physiologe oder Biologe kann sagen, ob die gegenwärtige Zeugungsart mit all ihren Schwangerschaftsphasen älter ist als eine halbe Million oder höchstens eine Million Jahre, begann doch ihr Beobachtungszyklus erst vor kaum einem Jahrhundert?

Uranfängliche menschliche Hermaphroditen sind eine den Alten wohl­bekannte Tatsache der Natur, und für Darwin sind sie eine seiner größten Verwirrungen. Dass die Evolution der frühen Rassen Hermaphroditen hervorbrachte, ist sicherlich nicht unmöglich, sondern im Gegenteil sehr wahrscheinlich; aufgrund der Analogie und weil ein einziges die physische Evolution regelndes universales Gesetz existiert, das beim Aufbau von Pflanze, Tier und Mensch unterschiedslos wirkt, muss es sogar so sein. Die falschen Theorien der Monogenesis und der Abstammung des Menschen von den Säugetieren, anstatt umgekehrt, sind fatal für die Vollständigkeit der in den modernen Schulen gelehrten darwinistischen Evolutionslehre, und angesichts der unüberwindbaren Schwierigkeiten, die sich vor ihnen auftun, werden sie aufgegeben werden müssen. Wenn dem Altertum Wissenschaft und Erkenntnis in diesem Punkt abgesprochen werden, kann die okkulte Überlieferung allein die Unstimmigkeiten versöhnen und die Kluft überbrücken. Ein talmudischer Grundsatz sagt: „Wenn du das Unsichtbare kennen willst, so öffne deine Augen weit für das Sichtbare.“

In dem Buch „Descent of Man“115 findet sich folgende Stelle, die zeigt, wie nahe Darwin der Annahme dieser alten Lehre war.

„Seit langem ist bekannt, dass im Reich der Wirbeltiere das eine Geschlecht Rudimente verschiedener zum Fortpflanzungssystem gehörender Teile aufweist, die eigentlich zum entgegengesetzten Geschlecht gehören. . . . Irgendein entfernter Vorfahr des ganzen Wirbeltierreiches scheint hermaphroditisch oder androgyn gewesen zu sein116 . . . Aber hier stoßen wir auf eine einzigartige Schwierigkeit. In der Klasse der Säugetiere besitzen die Männchen Rudimente eines Uterus mit den angrenzenden Gängen der Vesiculae prostatica; sie weisen auch rudimentäre Mammae auf, und einige männliche Beuteltiere Spuren eines Beutelsacks. Andere analoge Fakten könnten hinzugefügt werden. Müssen wir deshalb annehmen, dass irgendein außerordentlich altes Säugetier androgyn geblieben ist, nachdem es die Hauptunterscheidungsmerkmale seiner Klasse erlangt und sich daher von den niederen Klassen des Wirbeltierreiches abgetrennt hatte? Das erscheint höchst unwahrscheinlich,117 denn wir müssen uns den Fischen zuwenden, der niedrigsten aller Klassen, um noch existierende androgyne Formen zu finden.

Darwin ist offenbar sehr abgeneigt die Hypothese anzunehmen, welche die Faktenlage so deutlich aufdrängt, nämlich die Hypothese eines ursprünglich androgynen Stammes, [SD # 119] aus dem die Säugetiere hervorgingen. Seine Erklärung lautet: „Die Tatsache, dass verschiedene dem jeweiligen Geschlecht eigentümliche Nebenorgane sich beim entgegengesetzten Geschlecht im rudimentären Zustand vorfinden, kann dadurch erklärt werden, dass solche Organe allmählich vom einen Geschlecht erworben und dann in einem mehr oder weniger unvollkommenen Zustand auf das andere Geschlecht vererbt wurden.“ Er führt als Beispiel den Fall von „Sporen, Federn und leuchtenden Farben an, die für den Kampf oder zum Schmuck von männlichen Vögeln erworben“ und nur teilweise an ihre weiblichen Nachkommen vererbt wurden. Für dieses Problem ist jedoch offenbar eine befriedigendere Erklärung erforderlich, da dieser Sachverhalt einen viel herausragenderen und wichtigeren Charakter hat als die lediglich oberflächlichen Einzelheiten, anhand derer sie von Darwin verglichen werden. Warum nicht offen die Beweiskraft zugunsten des Hermaphroditismus zugestehen, der die alte Fauna charakterisiert? Der Okkultismus schlägt eine Lösung vor, die den Tatsachen auf höchst umfassende und einfache Art gerecht wird. Solche Überbleibsel eines früheren androgynen Stammes müssen in eine Reihe gestellt werden mit der Zirbeldrüse und anderen gleichermaßen geheimnisvollen Organen, die ein stilles Zeugnis für die Wirklichkeit von Funktionen liefern, die zwar im Verlauf des tierischen und menschlichen Fortschritts schon seit langem verkümmert sind, aber einst in der allgemeinen Ökonomie des ursprünglichen Lebens eine zentrale Rolle spielten.

Bei einem Vergleich mit den Theorien selbst der feinsinnigsten Wissenschaftler über den Ursprung des ersten Menschen ist die okkulte Lehre jedenfalls im Vorteil.

Lange vor Darwin stellte Naudin, der das Protoplasma der Darwinisten als Blastema bezeichnete, eine halb okkulte und halb wissenschaftlich-materialistische Theorie auf. Er ließ den ungeschlechtlichen Adam plötzlich aus dem Lehm entspringen, wie die Bibel es beschreibt, aus dem Blastema der Wissenschaft. „Die Evolutionskraft der Menschheit bewirkte die Vollendung der Art aus dieser Larvenform. Um dieses große Phänomen zu vollbringen, musste Adam durch eine Phase der Unbeweglichkeit und Unbewusstheit hindurchgehen, dem Nymphenzustand von Tieren sehr ähnlich, die eine Metamorphose durchlaufen“, erklärt Naudin. Für den hervorragenden Botaniker war Adam jedoch nicht ein einzelner Mensch, sondern die Menschheit, „die in einem temporären Organismus verborgen blieb . . . . bereits anders als alle anderen und nicht imstande, mit irgendeinem von ihnen eine Verbindung einzugehen“. Er zeigt, dass die Differenzierung der Geschlechter vollendet wurde durch „einen Keimungsprozess, welcher dem der Medusen und der Aszidien ähnelt“. Auf diese Weise physiologisch zusammengestellt, blieb der Menschheit „eine für die rasche Produktion der verschiedenen großen Menschenrassen ausreichende Entwicklungskraft erhalten“.

De Quatrefages kritisiert diese Stellungnahme in „The Human Species“. Sie sei unwissenschaftlich, sagt er, oder genauer gesagt, Naudins Ideen „stellen keine wissenschaftliche Theorie dar“, da das ursprüngliche Blastema in [SD # 120] seiner Theorie mit der ersten Ursache in Verbindung gebracht wird, welche seiner Auffassung nach mit dem Blastema potenziell alle vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Wesen hervorgebracht hat und diese Wesen somit tatsächlich massenhaft erschuf; obendrein ziehe Naudin nicht einmal die zweiten Ursachen oder ihre Tätigkeit in dieser Evolution der organischen Welt in Erwägung. Die Wissenschaft, die sich ausschließlich mit zweiten Ursachen beschäftigt, hat somit „zur Theorie Naudins nichts zu sagen“ (S. 125).

Noch wird sie irgendetwas Weiteres zu den okkulten Lehren zu sagen haben, denen Naudin bis zu einem gewissen Grad nahegekommen ist. Denn wenn wir sein „ursprüngliches Blastema“ als die dhyan-chohanische Wesenheit verstehen, die Chhaya oder die Doppelgänger der Pitris, welche in sich selbst die Potenzialität aller Formen vereint, befinden wir uns ganz in Übereinstimmung. Doch existieren zwischen unseren Lehren zwei wirkliche und gravierende Unterschiede. Naudin erklärt, die Evolution sei in plötzlichen Sprüngen und Stufen fortgeschritten und habe sich nicht langsam über Millionen von Jahren ausgedehnt; und sein ursprüngliches Blastema ist lediglich mit blinden Instinkten begabt – eine Art unbewusster erster Ursache im manifestierten Kosmos – was absurd ist. Stattdessen ist das Blastema unsere dhyan-chohanische Wesenheit – die Kausalität der primären Ursache, welche den physischen Menschen erschafft – die lebende, aktive und kraftvolle Materie, per se schwanger mit jenem tierischen Bewusstsein einer höheren Art, wie es sich bei den Ameisen und beim Biber findet, das die lange Reihe physiologischer Differenzierungen hervorbringt. Abgesehen davon ist sein „alter und allgemeiner Schöpfungsvorgang“ aus Proto-Organismen so okkult wie es jede beliebige Theorie von Paracelsus oder Khunrath nur sein könnte.

Ferner sind die kabbalistischen Werke voll von Beweisen dafür. Der Zohar zum Beispiel sagt, dass jeder Typus im sichtbaren seinen Prototypus im unsichtbaren Universum hat. „Alles, was in der unteren (unserer) Welt ist, findet sich auch in der oberen. Die untere und die obere Welt agieren und reagieren wechselseitig aufeinander.“ („Zohar“, Fol. 186) Vide infra Teil II, „Esoterische Lehrsätze in allen Heiligen Schriften bestätigt“.

20. Ihre Väter waren die Selbstgeborenen. Die Selbst­geborenen, die Chhaya aus den strahlenden Körpern der Herren, der Väter, der Söhne des Zwielichts (a).

(a) Die „Schatten“ oder Chhaya werden die Söhne der „Selbstgeborenen“ genannt, da der letztere Name auf alle durch den Willen geborenen Götter und Wesen angewendet wird, sei es durch den einer Gottheit oder den eines Adepten. Der Homunkulus von Paracelsus würde vielleicht auch so bezeichnet, obwohl der letztere Vorgang auf einer viel materielleren Ebene stattfindet. Die Bezeichnung als „Söhne des Zwielichts“ zeigt, dass die „selbstgeborenen“ Vorfahren unserer Lehre mit den Pitris [SD # 121] des brahmanischen Systems identisch sind, da sich dieser Titel auf die Art ihrer Geburt bezieht, von der gesagt wird, diese Pitris seien aus Brahmâs „Körper des Zwielichts“ hervorgegangen (siehe die Puranas).

21. Als die Rasse alt wurde, mischten sich die alten Wasser mit den frischeren Wassern (a). Als ihre Tropfen trübe wurden, vergingen sie und verschwanden in dem neuen Strom, in dem heißen Lebensstrom. Das Äußere der Ersten wurde das Innere der Zweiten (b). Der alte Flügel wurde der Schatten und der Schatten des Flügels (c).

(a) Die alte (ursprüngliche) Rasse ging in der zweiten Rasse auf und wurde eins mit ihr.

(b) Das ist der mysteriöse Vorgang der Umformung und Evolution der Menschheit. Das Material der ersten Formen – schattenhaft, ätherisch und negativ – wurde in die Formen der zweiten Rasse eingezogen oder absorbiert und ergänzte sie auf diese Weise. Der Kommentar erklärt das mit der Bemerkung, dass die erste Rasse niemals ausstarb, da sie lediglich aus den astralen Schatten der schöpferischen Vorväter bestand und selbstverständlich weder eigene astrale noch eigene physische Körper besaß. Ihre „Menschen“ schmolzen allmählich dahin, sie wurden von den Körpern ihrer eigenen „schweißgeborenen“ Nachkommenschaft absorbiert, die dichter waren als ihre eigenen. Die alte Form verging und wurde in die neue, menschlichere und physischere Form absorbiert, sie verschwanden darin. Es gab keinen Tod in jenen Tagen, die selbst glückseliger waren als das Goldene Zeitalter; das erste oder elterliche Material wurde jedoch zur Bildung des neuen Wesens benutzt, um den Körper und selbst die inneren oder niederen Prinzipien oder Körper der Nachkommen hervorzubringen.

(c) Wenn der Schatten sich zurückzieht, d. h. wenn der Astralkörper mit festerem Fleisch überdeckt wird, entwickelt der Mensch einen physischen Körper. Der „Flügel“ oder die ätherische Form, welche ihren Schatten und ihr Abbild hervorbrachte, wurde nun zum Schatten des Astralkörpers und zu seiner eigenen Nachkommenschaft. Die Ausdrucksweise ist seltsam, aber ursprünglich.

Da es später keine Gelegenheit mehr geben dürfte, auf dieses Mysterium Bezug zu nehmen, kann die doppelte Bedeutung der sich auf diese besondere Evolutionsphase beziehenden griechischen Mythe ebenso gut gleich erläutert werden. Sie findet sich in den verschiedenen Versionen der Allegorie von Leda und ihren beiden Söhnen Kastor und Pollux, wobei jede dieser Versionen eine besondere Bedeutung hat. So wird Leda im Buch XI der „Odyssee“ als Gemahlin des Tyndareos vorgestellt, die ihrem Gatten „zwei Söhne von mutigem Herzen“ gebar – Kastor und [SD # 122] Pollux. Jupiter verleiht ihnen ein wundervolles Geschenk und Vorrecht. Sie sind halb unsterblich; sie leben und sterben, immer nacheinander und jeden zweiten Tag; (τερήμεροι).118 Als die Tyndariden sind die Zwillingsbrüder ein astronomisches Symbol und stehen für Tag und Nacht; ihre beiden Frauen, Phoebe und Hilaeira, die Töchter Apollos oder der Sonne, personifizieren die Morgendämmerung und das Zwielicht.119 In der Allegorie, in der Zeus als der Vater der beiden Heroen dargestellt ist – die aus dem Ei geboren sind, das Leda hervorbringt –, ist der Mythos wiederum ganz theogonisch. Er bezieht sich auf jene Gruppe kosmischer Allegorien, worin die Welt als aus einem Ei geboren beschrieben wird. Leda nimmt darin die Gestalt eines weißen Schwanes an, während sie sich mit dem göttlichen Schwan120 vereinigt. Leda ist dann der mythische Vogel, dem in den Überlieferungen der verschiedenen Völker der arischen Rasse verschiedene ornithologische Formen von Vögeln zugeschrieben werden, die alle goldene Eier legen.121 In der Kalevala (dem epischen Gedicht Finnlands) erschafft die schöne Tochter des Äthers, die „Wassermutter“, die Welt in Verbindung mit einer „Ente“ (einer anderen Form des Schwanes oder der Gans, Kalahansa), welche sechs goldene Eier und das siebte, ein „eisernes Ei“, in ihren Schoß legt. Doch nur bei Pindar122 findet sich diese Variante der Leda-Allegorie mit einem unmittelbaren Bezug zum mystischen Menschen, mit einer schwächeren Anspielung darauf in den Homerischen Hymnen.123 Kastor und Pollux sind darin nicht mehr die Dioskuren (des Apollodor, iii, 10, 7), sondern werden zum hochbedeutsamen Symbol des doppelten Menschen, des sterblichen und des unsterblichen. Und nicht nur das, wie man gleich sehen wird, denn sie sind auch das Symbol der dritten Rasse und ihrer Umformung aus dem Tiermenschen in einen Gottmenschen, der lediglich einen tierischen Körper besitzt.

Pindar zeigt Leda dabei, wie sie sich in derselben Nacht mit ihrem Gatten und auch mit dem Vater der Götter – Zeus – vereinigt. Auf diese Weise ist Kastor der Sohn des Sterblichen, Pollux der Nachkomme des Unsterblichen. In der für diesen Anlass geformten Allegorie heißt es, dass Pollux in einem Racheaufruhr gegen die Apharetiden124 Lynkeus tötet, „den, der von allen Sterblichen des schärfste Auge besitzt“ – dass aber Kastor von Idas verwundet wird, „der sieht und weiß“. Zeus macht dem Kampf ein Ende, indem er seinen Blitz schleudert und die letzten beiden Kämpfer tötet. Pollux findet seinen Bruder sterbend.125 In [SD # 123] seiner Verzweiflung ruft er Zeus an, auch ihn zu erschlagen. „Du kannst überhaupt nicht sterben“, antwortet der Meister der Götter; „du bist von göttlicher Abstammung“. Aber er lässt ihm die Wahl: Pollux wird entweder unsterblich bleiben und ewig im Olymp leben, oder, wenn er seines Bruders Schicksal in allen Dingen teilen will, muss er die Hälfte seines Daseins unter der Erde verbringen und die andere Hälfte in den goldenen himmlischen Wohnstätten. Diese Halbunsterblichkeit, die auch von Kastor geteilt werden soll, wird von Pollux akzeptiert.126 Und somit leben die Zwillingsbrüder abwechselnd, der eine am Tag und der andere nachts.127

Ist das lediglich eine poetische Dichtung? Eine Allegorie, eine jener Erklärungen der „Sonnenmythen“, die höher reichen als sich moderne Orientalisten bislang aufschwingen konnten? Es ist tatsächlich viel mehr. Hier haben wir eine Anspielung auf die „Eigeborenen“ der dritten Rasse; deren erste Hälfte ist sterblich, d. h. in ihrer Persönlichkeit unbewusst und nichts in sich besitzend, was überleben könnte;128 und ihre zweite Hälfte wird in ihrer Individualität unsterblich aufgrund ihres fünften Prinzipes, das von den beseelenden Göttern belebt wird und auf diese Weise die Monade mit der Erde verbindet. Das ist Pollux; Kastor jedoch repräsentiert den persönlichen, sterblichen Menschen, der, von der göttlichen Individualität losgelöst, ein Tier von nicht einmal höherer Art ist. „Zwillinge“ wahrhaftig; aber durch den Tod für immer voneinander getrennt, wenn nicht Pollux, angetrieben von der Stimme der Zwillingsschaft, seinem weniger begünstigten, sterblichen Bruder an seiner eigenen göttlichen Natur Anteil gewährt und ihn somit mit seiner eigenen Unsterblichkeit verbindet.

Das ist die okkulte Bedeutung des metaphysischen Aspekts der Allegorie. Ihre weitverbreitete moderne Erklärung – im Altertum als Symbol für brüderliche Hilfe gerühmt, wie uns Plutarch berichtet129 – nämlich, dass sie ein dem Schauspiel der Natur entlehntes Bild sei – ist schwach und unzureichend, um die geheime Bedeutung erklären zu können. Abgesehen von der Tatsache, dass der Mond bei den Griechen in der exoterischen Mythologie weiblich war und daher kaum als Kastor betrachtet und gleichzeitig mit Diana identifiziert werden konnte, würden alte Symbologen, welche die Sonne, den König aller Gestirne, für das sichtbare Bild der höchsten Gottheit hielten, ihn nicht mit Pollux personifiziert haben, der lediglich ein Halbgott war.130

[SD # 124] Wenn wir von der griechischen Mythologie zu den mosaischen Allegorien und der Symbolik übergehen, werden wir eine noch auffallendere Bestätigung derselben Lehren in einer weiteren Form finden. Ohne in der Genesis die „Eigeborenen“ nachweisen zu können, werden wir doch in ihren ersten vier Kapiteln unverkennbar die Androgynen und die ersten drei Rassen der Geheimlehre finden, verborgen unter einer äußerst raffinierten Symbologie.

 

Der göttliche Hermaphrodit

Nach dem Untergang der letzten Überreste der atlantischen Rasse vor ungefähr 12.000 Jahren wurde ein undurchdringlicher Schleier der Geheimhaltung über die okkulten und religiösen Mysterien geworfen, damit sie nicht von den Unwürdigen weitergegeben und auf diese Weise entweiht würden. Einige dieser Wissenschaften sind heute exoterisch geworden – wie zum Beispiel die Astronomie in ihren rein mathematischen und physikalischen Aspekten. Ihre Dogmen und Lehrsätze jedoch, alle in Symbole gefasst und der ausschließlichen Obhut von Parabeln und Allegorien überlassen, gerieten in Vergessenheit, und ihre Bedeutung wurde verdreht. Nichtsdestotrotz finden sich in den Schriften und Überlieferungen fast aller Völker Hinweise auf Hermaphroditen; und woher soll eine solch einmütige Übereinstimmung kommen, wenn das Behauptete lediglich erdichtet wurde?

Diese Geheimhaltung führte die fünfte Rasse dahin, die religiösen Mysterien einzuführen oder vielmehr wieder einzuführen, in denen alte Wahrheiten den kommenden Generationen unter dem Schleier von Allegorie und Symbolik gelehrt werden konnten. Man bedenke nur die ägyptische Sphinx, dieses Rätsel der Zeitalter, den unvergänglichen Zeugen der Evolution der Menschenrassen aus der göttlichen und insbesondere aus der androgynen Rasse! Die Göttliche Weisheit, die sich auf der Erde inkarniert und dazu gezwungen ist, die bittere Frucht der persönlichen Erfahrung von Schmerz und Leid zu kosten, die nur auf der Erde unter dem Schatten des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse hervorgebracht wird – ein zunächst nur den Elohim, den selbst initiiertenhöheren Göttern“ bekanntes Geheimnis.131

Im Buch Enoch haben wir Adam,132 den ersten göttlichen Androgynen, [SD # 125] der sich in Mann und Frau trennt und in der einen Form zu Jah-Heva wird, oder Rasse – und in seiner anderen Form oder Rasse zu Kain und Abel133 (männlich und weiblich) – dem zweigeschlechtlichen Jehovah,134 ein Echo seines arischen Prototyps Brahmâ-Vach. Darauf folgen die dritte und die vierte Wurzelrasse der Menschheit135d. h. Rassen von Männern und Frauen oder Individuen entgegengesetzten Geschlechts, nicht länger geschlechtslose Halbgeister und Androgyne wie die beiden ihnen vorangegangenen Rassen. Diese Tatsache wird in jeder Anthropogonie angedeutet. Sie findet sich in Fabel und Allegorie, in Mythe und geoffenbarten Schriften, in Legende und Überlieferung. Denn von all den großen von Initiierten aus grauem Altertum ererbten Mysterien ist dieses eines der größten. Es erklärt das in jeder schöpferischen Gottheit zu findende zweigeschlechtliche Element – in Brahmâ-Viraj-Vach wie in Adam-Jehovah-Eva und auch in „Kain-Jehovah-Abel“, denn das „Buch von Adams Geschlechtern“ erwähnt Kain und Abel nicht einmal, sondern sagt nur: „Mann und Weib schuf er sie . . . und gab ihnen den Namen Mensch (Kap. 5,1-2). Dann fährt er fort: „Und Adam . . . zeugte einen Sohn in seinem Gleichnis . . . und gab ihm den Namen Seth“ (5,3); daraufhin zeugt er weitere Söhne und Töchter und beweist damit, dass Kain und Abel seine eigenen allegorischen Permutationen sind. Adam steht für die ursprüngliche menschliche Rasse, insbesondere in ihrem kosmo-siderischen Sinn. Nicht so jedoch in ihrer theo-anthropologischen Bedeutung. Der zusammengesetzte Name Jehovah oder Jah-Hovah bedeutet männliches und weibliches Leben – zuerst androgyn, dann in Geschlechter getrennt – und wird in der Genesis vom fünften Kapitel an in diesem Sinn verwendet. Wie der Verfasser von „The Source of Measures“ sagt (S. 159): „Diese beiden Worte, aus denen Jehovah zusammengesetzt ist, bilden die ursprüngliche Idee des Männlich-Weiblichen als Urheber der Geburt.“ Denn der hebräische Buchstabe Jod war das Membrum virile, und Hovah war Eva, die Mutter alles Lebendigen oder die Procreatix, Erde und Natur. Der Autor glaubt daher, dass „es erkennbar ist, dass die vollkommene Eins“ (der vollkommene weibliche Kreis oder die Yoni, numerisch 20612) „als Urheberin der Maße auch die Form des Urhebers der Geburt annimmt, als hermaphroditische eins; daher die phallische Form und Nutzung“.

Genau so. Nur kam „die phallische Form und Nutzung“ lange Zeitalter später; und die erste und ursprüngliche Bedeutung von Enos, dem Sohn von Seth, war die erste in der gegenwärtig üblichen Weise von Mann und Frau geborene Rasse, denn Seth ist kein Mensch, sondern eine Rasse. Vor ihm war die Menschheit hermaphroditisch. [SD # 126] Indem Seth das erste Ergebnis (physiologisch) nach dem Fall ist, ist er auch der erste Mensch; daher wird sein Sohn Enos als der „Sohn des Menschen“ bezeichnet (vide infra). Seth repräsentiert die spätere dritte Rasse.

Um den wirklichen Mysteriennamen des Ain Soph zu verbergen – des grenzen- und endlosen Nichtdings –, benutzten die Kabbalisten dafür den aus seinen Attributsbezeichnungen zusammengesetzten Namen eines der persönlichen schöpferischen Elohim; sein Name war Yah und Jah, wobei die Buchstaben i, j und y vertauschbar sind, oder Jah-Hovah, d. h. männlich und weiblich;136 Jah-Eva, ein Hermaphrodit oder die erste Form der Menschheit, der ursprüngliche Adam der Erde und nicht einmal Adam Kadmon, dessen „gemütgeborener Sohn“ mystisch der irdische Jah-Hovah ist. Und da er das wusste, hat der schlaue rabbinische Kabbalist daraus einen Namen gemacht, der geheim war, sodass er ihn später nicht veröffentlichen konnte, ohne das ganze Schema preiszugeben. Daher war er gezwungen, ihn als heilig zu bezeichnen.

Wie groß der Unterschied zwischen Brahmâ-Prajapati und Jehovah-Sephiroth ist, zwischen Brahmâ-Viraj und Jehovah-Adam, kann allein ein Vergleich zwischen der Bibel und den Puranas aufzeigen. Analysiert und im selben Licht gelesen, bieten sie einen zwingenden Beweis, dass die beiden Versionen vom selben Original abstammen – zu weit auseinander liegenden Zeitpunkten angefertigt. Man vergleiche noch einmal in Bezug auf diesen Gegenstand Genesis 4,26 und „Manu“, 1, und beide werden ihren Sinn ergeben. Brahmâ, der beides ist, sowohl Mensch als auch Gott, und der einen männlich-weiblichen Körper besitzt, steht im „Manu“ (Buch 1, 6) in seiner esoterischen Bedeutung, wie Jehovah oder Adam in der Bibel, für die symbolische Personifikation der schöpferischen und zeugenden Kraft, sowohl göttlich als auch menschlich. Der Zohar liefert einen noch überzeugenderen Beweis der Identität, indem einige Rabbiner gewisse puranische Bezeichnungen Wort für Wort wiederholen, z. B. wird die „Schöpfung“ der Welt in den brahmanischen Büchern als Lila betrachtet, die Lust oder das Spiel, die Unterhaltung des höchsten Schöpfers. „Vishnu, der somit getrennte und ungetrennte Substanz ist, Geist und Zeit, tollt zum Spaß herum wie ein verspielter Junge.“ (Vishnu-Purana“, Buch 1, Kap. ii) Man vergleiche das mit dem, was in dem Buch „Nobeleth Hokhmah“ gesagt wird: „Die Kabbalisten sagen, dass die Welten mittels des Entzückens ins Dasein traten, indem Ain Soph (?!) über sich selbst erfreut war und sich selbst anblitzte und anstrahlte . . . . was alles Entzücken genannt wird“ etc. (zitiert in Myers „Qabbalah“, S. 110). Somit ist das nicht eine „seltsame Idee der Kabbalisten“, wie der soeben angeführte Verfasser bemerkt, sondern eine rein puranische, arische Idee. Nur, warum aus Ain Soph einen Schöpfer machen?

Der „göttliche Hermaphrodit“ ist also Brahmâ-Vach-Viraj; und die Semiten, oder richtiger die Juden, haben Jehovah-Kain-Abel. Lediglich die „Heiden“ waren und sind aufrichtiger und offener als die [SD # 127] späteren Israeliten und Rabbis, die unbestritten die wirkliche Bedeutung ihrer exoterischen Gottheit kannten. Die Juden betrachten den ihnen gegebenen Namen – die Yehudi – als eine Schmähung. Doch sie haben, oder hätten, wenn sie es nur wollten, ein ebenso unbestreitbares Recht, sich die alten Yehudis zu nennen, die „Jah-hovier“, gleich den Brahmanen, die das Recht haben, sich selbst nach ihrer nationalen Gottheit Brahmanen zu nennen. Denn Jah-hova ist der generische Name jener Gruppe oder Hierarchie von schöpferischen Planetenengeln, unter deren Stern sich ihre Nation entwickelt hat. Er ist einer von den planetarischen Elohim der Regentengruppe des Saturns. Vers 26 des Kapitels 4 der Genesis, wenn richtig gelesen, würde ihnen schon allein ein solches Recht geben, denn er nennt die neue Menschenrasse, aus Seth und Enos entsprungen, Jehovah, ganz anders als die allgemein akzeptierte Übersetzung der Bibel: „Ihm ward auch geboren ein Sohn, Enos; da begannen die Menschen, sich selbst Jah oder Yah-hovah zu nennen“, nämlich Männer und Frauen, die „Herren der Schöpfung“. Man braucht den oben erwähnten Vers nur im hebräischen Originaltext und im Licht der Kabbala zu lesen, um zu erkennen, dass an Stelle der Worte, wie sie jetzt übersetzt stehen, die richtige Übersetzung lauten sollte: „Da begannen die Menschen, sich selbst Jehovah zu nennen“, und nicht: „Damals fing man an, den Namen Jehovas anzurufen.“ Letzteres ist ein Übersetzungsfehler, einerlei, ob absichtlich oder nicht. Und auch die wohlbekannte Stelle „Ich habe einen Menschen von dem Herrn bekommen“ sollte lauten: „Ich habe einen Menschen bekommen, Jehovah gleich.“137 Luther übersetzt die Stelle auf die eine Art, die römischen Katholiken ganz anders. Bischof Wordsworth übersetzt sie: „Kain – ich habe Kain bekommen, von Kanithi habe ich bekommen“. Luther: „Ich habe einen Menschen bekommen – gleich dem Herren“ (Jehovah); und der Verfasser von „The Source of Measures“: „Ich habe einen Menschen bemessen, Jehovah selbst.“ Die letzte ist die korrekte Übersetzung, weil (a) ein berühmter Rabbiner, ein Kabbalist, diese Stelle der Schreiberin auf genau dieselbe Art erklärte, und (b) diese Darstellung identisch ist mit der in der Geheimlehre des Ostens in Bezug auf Brahmâ enthaltenen. In „Isis Unveiled138 wurde von der Schreiberin erklärt, dass „Kain . . . der Sohn des ‘Herrn’ ist, nicht Adams“ (Genesis 4,1). Der „Herr“ ist Adam Kadmon, der „Vater“ von Yod-heva, „Adam-Eva“, oder Jehovah, der Sohn des sündigen Gedankens, nicht der Nachkomme von Fleisch und Blut. Auf der anderen Seite ist Seth der Führer und der Vorfahr der irdischen Rassen; denn exoterisch ist er der Sohn Adams. Aber esoterisch ist er der Nachkomme von Kain und Abel, nachdem Abel oder Hebel etwas Weibliches ist, das Gegenstück und die weibliche Hälfte des männlichen Kain, und Adam ist der kollektive Name für Mann und Frau: „Männlich und weiblich (Zachar va Nekebah) schuf er sie . . . und nannte ihren Namen Adam.“ Die Verse in der Genesis, Kapitel 1-5, wurden für kabbalistische Zwecke absichtlich vermischt. Nach dem Menschen aus [SD # 128] Genesis 1,26 und Enos, dem Sohn des Menschen aus Vers 4,26; nach Adam, dem ersten Androgynen, nach Adam Kadmon, dem geschlechtslosen (ersten) Logos, sobald Adam und Eva erst einmal getrennt sind, kommen schließlich Jehovah-Eva und Kain-Jehovah. Sie stellen unterschiedliche Wurzelrassen dar, denn Millionen von Jahren sind zwischen ihnen vergangen.

Daher sind die arischen und semitischen Theo-Anthropografien zwei Blätter vom selben Stamm; ihre entsprechenden Personifikationen und symbolischen Persönlichkeiten stehen untereinander in folgender Beziehung.

I. Das Unerkennbare, das in den Versen des Rigveda auf unterschiedliche Weise erwähnt wird, etwa als „Nichts war“, später „Parabrahman“ genannt, der ןיא (Ain, Nichts, oder der „Ain Soph“ der Kabbalisten) und wiederum der „Geist“ (Gottes), der in der Genesis über dem Wasser schwebt. All diese sind identisch. Außerdem ist Genesis 1,2 in geheimen kabbalistischen Texten an die 1. Stelle gesetzt, wo auf diesen Vers die Elohim folgen, „die den Himmel und die Erde erschaffen“. Diese absichtliche Verschiebung der Reihenfolge der Verse war aufgrund monotheistischer und kabbalistischer Ziele notwendig. Jeremias Fluch gegen jene Elohim (Götter), die Himmel und Erde nicht erschaffen haben, Kap. 10, Vers 11, zeigt, dass es andere Elohim gab, die das erledigten.

II. Der „himmlische“ Manu Svayambhuva, der aus Svayambhu-Narayana entsprang, dem „Selbst-Existierenden“, der Adam Kadmon der Kabbalisten und der androgyne Mensch aus Genesis 1 sind ebenfalls identisch.

III. Manu Svayambhuva ist Brahmâ oder der Logos; und er ist Adam Kadmon, der sich in Genesis 4,5 in zwei Hälften trennt, männlich und weiblich, und so Jah-Hovah oder Jehovah-Eva wird; so wie auch Manu Svayambhuva und Brahmâ sich trennen, um „Brahmâ-Viraj und Vach-Viraj zu werden, männlich und weiblich. Alle anderen Texte und Versionen sind Blenden.

IV. Vach ist die Tochter Brahmâs und wird Satarupa genannt, „die Hundertförmige“, und Savitri, die „Erzeugende“, die Mutter der Götter und alles Lebendigen. Sie ist identisch mit Eva, „der Mutter (aller Herren oder Götter oder) alles Lebendigen“. Es existieren noch viele weitere okkulte Bedeutungen.

Was in „Isis“ steht, wenn auch verstreut und manchmal sehr vorsichtig ausgedrückt, ist korrekt.

Bei der esoterischen Erklärung von Hesekiels Rad139 heißt es über Jodhevah oder Jehovah:

„Der Ternär am Beginn des Tetragramms bringt die göttliche Schöpfung spirituell zum Ausdruck, d. h. ohne fleischliche Sünde; am entgegengesetzten Ende genommen besagt er das Folgende: Er ist weiblich. Der Name Eva ist aus drei Buchstaben zusammengesetzt, der Name des ursprünglichen oder himmlischen [SD # 129] Adam wird mit einem Buchstaben geschrieben, und zwar Jod oder Yod; daher darf er nicht als Jehovah gelesen werden, sondern Ieva oder Eva. Der Adam des ersten Kapitels ist der spirituelle, daher reine, androgyne Adam Kadmon. Wenn aus der Rippe des zweiten Adams (aus Staub) die Frau hervorgeht, ist die reine Jungfrau getrennt, fällt „in die Zeugung“ oder in den abwärts gerichteten Zyklus und wird zum Skorpion, dem Emblem von Sünde und Materie. Der aufwärts führende Zyklus weist auf die rein spirituellen Rassen hin oder die zehn vorsintflutlichen Patriarchen, und die Prajapatis und Sephiroth werden von der schöpferischen Gottheit selbst angeführt, die Adam Kadmon oder Yod-cheva ist. Der niedere (Jehovah) hingegen ist spirituell der Zyklus der irdischen Rassen, angeführt von Enoch oder der Waage, dem siebten; der, halb-göttlich und halb-irdisch, von Gott lebendig entrückt wurde, wie es heißt. Enoch, Hermes und die Waage sind eins.“

Das ist lediglich eine der verschiedenen Bedeutungen. Es ist nicht notwendig, den Schüler daran zu erinnern, dass der Skorpion das astrologische Zeichen der Zeugungsorgane ist. Wie die indischen Rishis, sind auch die Patriarchen in ihren Zahlenwerten sowohl konvertierbar als auch austauschbar. In Abhängigkeit von dem Gegenstand, auf welchen sie sich beziehen, sind es zehn, zwölf, sieben oder fünf und sogar vierzehn, und sie haben dieselbe esoterische Bedeutung wie die Manus oder Rishis.

Wie gezeigt werden kann, hat Jehovah verschiedene etymologische Ursprünge, jedoch sind lediglich die wahr, die sich in der Kabbala wiederfinden. הוהי (Jeve) ist der alttestamentarische Ausdruck und wurde Ya-va ausgesprochen. Inman vermutet, dass er zusammengefügt ist aus den beiden Worten היוהי , Yaho-Iah, Jaho-Jah oder Jaho ist Jah. Punktiert ist er ְַהֺוְהי , was jedoch eine rabbinische Grille ist, um ihn mit dem Namen Adoni oder ַי ִנֹדַא zu assoziieren, der dieselbe Punktierung aufweist. Es ist sonderbar und in der Tat schwer begreiflich, dass die Juden von alters her diesen Namen הוהי (Adoni) lasen, da sie doch so viele Namen dafür hatten, von denen Jeho und Jah und Iah nur einen Teil bildeten. Doch so war es; und Philon von Byblos, der uns das sogenannte Fragment des Sanchuniathon gab, schrieb ihn mit griechischen Buchstaben ᾽ ΙΕΥΩ, Javo oder Jevo. Theodoret sagt, dass die Samaritaner ihn Yahva aussprechen, und die Juden Yaho. Prof. Gibbs schlägt jedoch die folgende Punktierung vor: הֶו ֲהַי (Ye-hou-vih); und er durchtrennte damit den Gordischen Knoten mit seiner wahren okkulten Bedeutung. Denn in dieser letzten Form, als ein hebräisches Zeitwort, bedeutet er „er wird – sein“.140 Er wurde auch von dem chaldäischen Zeitwort א̳וֶה or הַ̳וְה eue (eve) oder eua (Eva), „sein“, abgeleitet. Und so war es, denn erst seit Enos, dem „Sohn des Menschen“, sollten die wahrhaft menschlichen Rassen als Männer und Frauen zu „sein“ beginnen. Diese Behauptung erhält weitere Bestätigung durch Parkhurst, der dem Verb הוה die Bedeutung zumisst: [SD # 130] (1) „herabfallen“ (d. h. in die Zeugung oder Materie); und (2) „sein, fortbestehen“ – als eine Rasse. Der Hauchlaut des Wortes eua (Eva), „sein“, הו Heve (Eve), der die weibliche Form ist von הוהי und deshalb mit Hebe übereinstimmt, der griechischen Göttin der Jugend und die olympische Braut von Herakles, lässt den Namen Jehovah noch klarer in seiner ursprünglichen doppelgeschlechtlichen Form erscheinen.

Da Rawlinson im Sanskrit auf Silben stieß wie Jah und Yah, z. B. Jah (navi) „Ganges“, und Jagannatha, „Herr der Welt“, wird klar, warum er in seinen Werken so sehr von einem arischen oder vedischen Einfluss auf die frühe Mythologie Babyloniens überzeugt ist. Auch ist es nicht allzu verwunderlich, dass die angeblichen zehn Stämme Israels während der Gefangenschaft verschwanden, ohne eine Spur zu hinterlassen, wenn wir dahingehend belehrt werden, dass die Juden de facto lediglich zwei Stämme darstellten – Juda und Levi. Außerdem waren die Leviten überhaupt kein Stamm, sondern eine priesterliche Kaste. Die Nachkommen folgten lediglich ihren Ahnen, den verschiedenen Patriarchen, in die dünne, siderische Luft. Es gab tatsächlich Brahms und A-Brahms in der alten Zeit, bevor der erste Jude geboren war. Alle Nationen hielten ihren ersten Gott und ihre ersten Götter für androgyn; und es konnte auch nicht anders sein, da sie ihre entfernten ursprünglichen Vorfahren, ihre doppelgeschlechtlichen Ahnen, als göttliche Wesen und Götter betrachteten, geradeso wie es die Chinesen bis zum heutigen Tag tun. Und in einem Sinn waren sie göttlich, wie es auch ihre erste menschliche Nachkommenschaft war, die „gemütgeborene“ ursprüngliche Menschheit, die sicherlich zweigeschlechtlich war, wie alle älteren Symbole und Überlieferungen zeigen. „Unter den emblematischen Kunstgriffen und der sonderbaren Ausdrucksweise der Priesterschaft der alten Zeit liegen Andeutungen auf Wissenschaften verborgen, die bis jetzt während des gegenwärtigen Zyklus noch unentdeckt sind. Wie sehr auch ein Gelehrter wohl mit der hieratischen Schrift und dem Hieroglyphensystem der Ägypter vertraut sein mag, muss er doch zuallererst lernen, ihre Aufzeichnungen sorgfältig zu studieren. Zirkel und Maßstab in der Hand, hat er sich zu vergewissern, dass die von ihm untersuchte Bilderschrift liniengetreu mit gewissen feststehenden geometrischen Figuren übereinstimmt, welche die verborgenen Schlüssel für solche Aufzeichnungen darstellen, ehe er sich auf eine Erklärung einlässt.“

„Doch es gibt Mythen, die für sich selbst sprechen. In diese Klasse können wir die doppelgeschlechtlichen ersten Schöpfer aller Kosmogonien einschließen. Den griechischen Zeus-Zen (Äther) und seine Frauen, Chthonia (die chaotische Erde) sowie Metis (Wasser); Osiris und Isis-Latona – der erstere Gott repräsentiert ebenfalls den Äther, die erste Emanation aus der höchsten Gottheit, Amun, die ursprüngliche Quelle des Lichts; und wiederum die Göttin Erde und Wasser; Mithras, den felsgeborenen Gott, das Symbol des männlichen Weltenfeuers oder das personifizierte ursprüngliche Licht, und Mithra, die Feuergöttin, gleichzeitig seine Mutter und Frau; das reine Element des Feuers (das aktive oder männliche Prinzip) als Licht und Wärme betrachtet in Verbindung mit Erde und Wasser, oder Materie, dem weiblichen oder passiven Element der kosmischen Zeugung“ – all das sind Berichte über den ursprünglichen göttlichen Hermaphroditen.

 

 

[SD # 131]

STANZE VI
Die Evolution der „Schweißgeborenen“

 

 

§§  (22)  Die Fortsetzung der Evolution der drei Rassen.    (23)  Die zweite Rasse erschafft die dritte und vergeht.

 

 

22. Dann evolvierte die Zweite die Eigeborene, die Dritte (Rasse). Der Schweiß wuchs, seine Tropfen wuchsen, und die Tropfen wurden hart und rund. Die Sonne erwärmte ihn; der Mond kühlte und gestaltete ihn; der Wind nährte ihn bis zu seiner Reife. Der Weiße Schwan aus dem Sternengewölbe (der Mond) überschattete den großen Tropfen. Das Ei der zukünftigen Rasse, der Menschenschwan (Hamsa) der späteren Dritten (a). Zuerst männlich-weiblich, dann Mann und Frau (b).

(a) Der Text der Strophe impliziert deutlich, dass der menschliche Embryo ab extra von kosmischen Kräften ernährt wurde, und dass „Vater-Mutter“ offenbar den Keim lieferte, der dann heranreifte: aller Wahrscheinlichkeit nach ein „schweißgeborenes Ei“, das unabhängig von dem „doppelten“ Vorfahren auf irgendeine geheimnisvolle Weise ausgebrütet werden musste. Es ist verhältnismäßig leicht, sich eine Eier legende Menschheit vorzustellen, da der Mensch selbst heute noch in einem gewissen Sinn „eigeboren“ ist. Überdies erwähnt Magendie diesbezüglich in seinem „Précis Élémentaire de la Physiologie“ „einen Fall, wo die Nabelschnur gerissen und vollständig vernarbt war“ und das Kind dennoch lebend geboren wurde, und fragt vollkommen zu Recht: „Wie wurde der Kreislauf in diesem Organ weitergeführt?“ Auf der nächsten Seite sagt er: „Über die Verdauung des Fötus ist derzeit nichts bekannt.“ Und in Bezug auf seine Ernährung wirft er folgende Frage auf: „Was können wir also über die Ernährung des Fötus sagen? Die physiologischen Werke enthalten lediglich unbestimmte Mutmaßungen über diese Frage.“ „Ach was“, kann der Skeptiker sich ereifern, „das Buch von Magendie gehört der letzten, vergangenen Generation an, und die Wissenschaft hat seither solche Fortschritte gemacht, dass sein Stigma der Unwissenheit dem Berufsstand nicht länger angehängt werden kann.“ In der Tat; wenden wir uns also an eine sehr große Autorität der Physiologie, nämlich Sir Michael Foster („A Text Book Of Physiology“, 3. Ausg. 1879. S. 623); und wir hören ihn zum Nachteil der modernen Wissenschaft sagen: „In Bezug auf die Entstehung und Entwicklung der funktionalen Aktivitäten des Embryos ist unser Kenntnisstand nahezu Null. Wir wissen kaum etwas über die verschiedenen Stufen, in denen die ursprünglichen Grundeigenschaften des Protoplasmas des Eies in die komplexen Phänomene differenziert werden, die wir in [SD # 132] diesem Buch zu erklären versucht haben.“ Die Studenten des Trinity Colleges in Cambridge werden jetzt gütig einen Schleier über die Statue der Hygeia hängen und die Augen der Büsten von Galen und Hippokrates verbinden, damit sie nicht vorwurfsvoll auf ihre entarteten Nachkommen blicken. Eine weitere Tatsache müssen wir anmerken. Sir Michael Foster schweigt diskret über den Fall der gerissenen Nabelschnur, den sein großer französischer Confrère anführte.

(b) Nach den Kommentaren ist das eine sehr seltsame Behauptung. Um es zu verdeutlichen: Nachdem die erste Rasse die zweite durch „Knospung“ erschaffen hat, wie oben erklärt, bringt die zweite Rasse die dritte hervor – welche wiederum in drei verschiedene Abteilungen aus verschiedenartig erzeugten Menschen zerfällt. Die ersten beiden davon wurden ovipar hervorgebracht, eine der modernen Naturkunde vermutlich unbekannte Art der Reproduktion. Während die ersten Unterrassen der dritten Menschheit ihre Spezies durch eine Art Ausschwitzen von Feuchtigkeit oder Lebensflüssigkeit fortpflanzten, deren zusammenrinnende Tropfen eine eiförmige Kugel bildeten – oder sollen wir sagen ein Ei? –, welche als äußerer Träger für die darin stattfindende Zeugung eines Fötus und Kindes diente, änderte sich bei den späteren Unterrassen die Fortpflanzungsweise, jedenfalls was deren Folgen anbelangt. Die Kleinen der frühen Unterrassen waren vollständig geschlechtslos – formlos sogar, soweit uns bekannt ist,141 doch diejenigen der späteren Unterrassen wurden androgyn geboren. In der dritten Rasse fand die Trennung der Geschlechter statt. Die Menschheit war zuerst ungeschlechtlich, wurde dann ausgesprochen hermaphroditisch oder doppelgeschlechtlich; und schließlich begannen die menschentragenden Eier allmählich und entsprechend ihrer evolutionären Entwicklung nahezu unmerklich zuerst Wesen hervorzubringen, in denen ein Geschlecht das andere überwog, und dann schließlich männliche und weibliche. Und nun wollen wir nach einer Bestätigung dieser Behauptungen in den religiösen Überlieferungen des Ostens und Westens suchen. Nehmen wir zuerst die „eigeborene Rasse“. Nehmen wir Kashyapa, den vedischen Weisen und fruchtbarsten der Schöpfer. Er war der Sohn Marichis, Brahmâs gemütgeborener Sohn; und man ließ ihn zum Vater der Nagas oder Schlangen werden, neben anderen Wesen. Exoterisch sind die Nagas halbgöttliche Wesen, die ein menschliches Gesicht und den Schwanz einer Schlange haben. Doch gab es eine Rasse von Nagas, angeblich nur tausend an der Zahl, geboren oder vielmehr entsprungen aus Kadru, Kashyapas Weib, um Patala zu bevölkern, das unleugbar Amerika ist, wie gezeigt werden wird; und es gab einen Naga-Dvipa, einen der sieben Teile Bharata-Varshas in Indien, der von einem Volk bewohnt war, das denselben Namen trug, und von dem selbst einige Orientalisten zugeben, dass es historisch ist und bis zum heutigen Tag mancherlei Spuren hinterlassen hat.

Der wichtigste Punkt derzeit ist die Feststellung, dass unabhängig davon, welchen Ursprung man auch immer für den Menschen angeben möchte, sich seine Evolution in folgender Reihenfolge entwickelte: (1) geschlechtslos, wie alle ersten Formen sind; (2) dann wurde er durch einen natürlichen Übergang [SD # 133] zu einem „solitären Hermaphroditen“, einem zweigeschlechtlichen Wesen; und (3) schließlich teilte er sich und wurde zu dem, was er heute ist. Die Wissenschaft lehrt uns, dass alle ursprünglichen Formen, obwohl sie geschlechtslos sind, „doch die Kraft bewahrten, die Vorgänge einer ungeschlechtlichen Vermehrung umzusetzen“. Warum also sollte der Mensch von diesem Naturgesetz ausgeschlossen sein? Zweigeschlechtliche Fortpflanzung ist eine Entwicklung, die Vermehrung vermittels Geschlechtertrennung, eine spezialisierte und vervollkommnete Form auf der Stufenleiter der Materie. Die okkulten Lehren sind weitestgehend panspermisch, und die frühe Geschichte ist lediglich „den gewöhnlichen Sterblichen verborgen“. Für die Initiierten ist auch die Geschichte der ursprünglichen Rassen nicht im Grab der Zeit verschwunden wie sie es für die profane Wissenschaft ist. Auf der einen Seite von der Wissenschaft unterstützt, die uns als naturgesetzliche Voraussetzung für jede äußere Veränderung eine fortschreitende Entwicklung sowie eine innere Ursache angibt; und auf der anderen Seite von einem unbedingten Glauben an die Weisheit – wir könnten sogar sagen an die Pansophie – der universalen Überlieferungen, die von den Initiierten gesammelt und aufbewahrt und zu einem nahezu fehlerlosen System vervollkommnet wurden –, solchermaßen unterstützt können wir es also wagen, die Lehre klar darzustellen.

In einem vor ungefähr fünfzehn Jahren verfassten, gekonnten Aufsatz zeigt unser gelehrter und geschätzter Freund Prof. Alexander Wilder aus New York die unbedingte Logik und Notwendigkeit des Glaubens an Folgendes: „Die ursprüngliche Rasse war doppelgeschlechtlich“; und er stellt eine Anzahl wissenschaftlicher Belege dafür vor.142 Zunächst führt er an, „dass ein großer Teil der Schöpfung der Pflanzen das Merkmal der Zweigeschlechtlichkeit aufweist, die Linnésche Klassifizierung zählt darunter nahezu sämtliche Pflanzen auf. Das gilt für die höheren Familien der Pflanzenreiche ebenso sehr wie für die niedrigeren Formen, vom Hanf bis zur Pyramidenpappel und zum Götterbaum. Im Tierreich erzeugt die Motte einen Wurm, wie in den Mysterien das große Geheimnis ausgedrückt wurde: ‘Taurus Draconem genuit, et Taurum Draco. Die korallenbildende Familie, die nach Agassiz ‘viele Hunderttausende von Jahren während der gegenwärtigen geologischen Periode benötigt hat, um die Halbinsel Floridas aufzubauen . . . . bringt ihre Nachkommenschaft aus sich selbst hervor wie ein Baum die Knospen und Zweige’. Die Bienen verhalten sich einigermaßen nach derselben Regel . . . . Die Aphiden oder Blattläuse haushalten wie die Amazonen, und jungfräuliche Eltern pflanzen die Rasse zehn aufeinanderfolgende Generationen lang fort.“

Was sagen die alten Weisen, die Philosophen-Lehrer der Antike? Aristophanes sagt in Platons „Gastmahl“ Folgendes über das Thema: „Unsere Natur war in alter Zeit nicht dieselbe wie heute, sie war androgyn, Form und Name hatten etwas Männliches und Weibliches. . . . Ihre Körper waren rund, und sie liefen in einer [SD # 134] kreisförmigen Bewegung.143 Sie waren furchtbar an Kraft und Stärke und hatten gewaltigen Ehrgeiz. Daher teilte Zeus einen jeden von ihnen in zwei und schwächte sie auf diese Weise; Apollo schloss unter seiner Anleitung die Haut.“

Maschia und Maschiana waren bei den alten Persern lediglich ein einziges Individuum. „Sie lehrten auch, dass der Mensch das Produkt des Lebensbaumes war und in androgynen Paaren wuchs, bis sie bei einer späteren Abänderung der menschlichen Form getrennt wurden.“144

In dem Buch Toledot (Schöpfung) von Adam findet sich folgender Vers: „Und Gott schuf (bara, brachte hervor) den Menschen nach seinem Bilde, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn; Mann und Weib schuf er sie.“ Esoterisch gelesen ergibt sich der wahre Sinn: „Die Elohim (Götter) brachten aus sich selbst (durch Modifikation) den Menschen hervor nach ihrem Bild . . . schufen sie ihn (die kollektive Menschheit oder Adam), männlich und weiblich erschuf er (die kollektive Gottheit) sie.“145 Das zeigt den esoterischen Punkt auf. Die geschlechtslose Rasse war ihr erstes Werk, eine Modifikation ihrer selbst und aus sich selbst heraus, den rein spirituellen Existenzen; und das war Adam allein. Daraus folgte die zweite Rasse: Adam-Eva oder Jod-Heva, inaktive Androgyne; und schließlich die dritte oder der „sich teilende Hermaphrodit“, Kain und Abel, welche die vierte hervorbringen, Seth-Enos etc. Diese dritte, die letzte halbspirituelle Rasse, war auch der letzte Träger der göttlichen und angeborenen Weisheit, die den Enochs ureigen war, den Sehern dieser Menschheit. Die vierte, die von der Frucht des Baumes des Guten und Bösen gekostet hatte – Weisheit, bereits vereinigt mit irdischer und daher unreiner Intelligenz146 – musste infolgedessen jene Weisheit mithilfe von Initiation und großer Strebsamkeit erlangen. Und die Vereinigung von Weisheit und Intelligenz, wobei Erstere die Letztere beherrscht, heißt in den hermetischen Büchern „der Gott, der die doppelte Fruchtbarkeit beider Geschlechter besitzt“. Mystisch wurde Jesus für männlich-weiblich gehalten. So finden wir auch in den während der Mysterien gesungenen Orphischen Hymnen: [SD # 135] „Zeus ist ein Mann, Zeus ist eine unsterbliche Maid.“ Der ägyptische Amun war in seiner zweiten Hälfte die Göttin Neith. Jupiter hat weibliche Brüste, einige Statuen der Venus tragen Bärte, und die Göttin Ila ist auch Sudyumna, der Gott, als Vaivasvatas Nachkomme.

„Der Name Adam“, sagt Professor A. Wilder, „oder Mensch schließt in sich selbst diese doppelte Form des Daseins ein. Er ist wesensgleich mit Athamas oder Thomas (Tamil Tam), das durch das griechische Didymos, einen Zwilling, wiedergegeben wird; wenn daher die erste Frau nach dem ersten Mann geformt wurde, muss sie als eine logische Notwendigkeit ‘aus dem Menschen entnommen worden sein’ . . . Und die Seite, die der Elohim aus dem Menschen entnommen hatte, ‘machte er zum Weib’ (Gen. 2). Das hier gebrauchte hebräische Wort ist Tzala, welches die von uns gewählte Übersetzung unterstützt. Es ist leicht, die Legende bei Berossos zu finden, die besagt, dass Thalatth (die Omoroka oder Herrin von Urka) der Beginn der Schöpfung war. Sie war auch Mylitta, die Königin des Mondes. . . . Die beiden Zwillingsgeburten der Genesis, Kain und Abel sowie Esau und Jakob, deuten dieselbe Idee an. Der Name ‘Hebel’ bedeutet dasselbe wie Eva, und seine Charakteristik scheint weiblich zu sein“, fährt der Autor fort. „Zu dir soll sein Verlangen sein“, sagte der Herrgott zu Kain; „und du sollst über ihn herrschen“. Dieselben Worte waren zu Eva gesagt worden: „Dein Verlangen soll zu deinem Manne sein, und er soll über dich herrschen.“ . . .

Somit ist die ehemalige zweigeschlechtliche Einheit der menschlichen dritten Wurzelrasse ein Axiom der Geheimlehre, ihre jungfräulichen Individuen wurden zu „Göttern“ erhoben, da diese Rasse ihre „göttliche Dynastie“ repräsentierte. Die Modernen sind zufrieden damit, die männlichen Helden der vierten Rasse zu verehren, die Götter nach ihrem eigenen geschlechtlichen Bild schufen, während die Götter der ursprünglichen Menschheit „männlich und weiblich“ waren.

Wie bereits im ersten Band festgestellt, entwickeln sich die Menschheiten koordiniert und parallel mit den vier Elementen, indem jede neue Rasse der Begegnung mit dem hinzukommenden Element physiologisch angepasst wird. Unsere fünfte Rasse nähert sich rasch dem fünften Element – interstellarer Äther, wenn man es so nennen will – das jedoch mehr mit der Psychologie als mit der Physik zu tun hat. Wir Menschen haben gelernt, in jedem Klima zu leben, einerlei ob kalt oder tropisch, aber die ersten beiden Rassen hatten mit Klima nichts zu tun, noch waren sie von irgendeiner Temperatur oder von Temperaturschwankungen abhängig. Und so, wird uns gelehrt, lebten die Menschen bis zum Ende der dritten Wurzelrasse, als auf dem gesamten Globus ewiger Frühling herrschte, wie ihn jetzt die Bewohner des Jupiters genießen; „eine Welt“, sagt M. Flammarion, „die nicht dem Wechsel der Jahreszeiten und abrupten Temperaturschwankungen unterworfen ist wie unsere, sondern mit allen Schätzen eines ewigen Frühlings bereichert“ („La Pluralité des Mondes Habités“, S. 71). Jene Astronomen, nach deren Aussage sich Jupiter nach unseren Begriffen in einem geschmolzenen Zustand befindet, sind aufgefordert, ihren Streit mit diesem gelehrten französischen [SD # 136] Astronomen beizulegen.147 Man muss sich jedoch immer vor Augen halten, dass der eben erwähnte „ewige Frühling“ ein Zustand ist, der nur von den Jupiterbewohnern als solcher wahrgenommen wird. Aber es ist kein „Frühling“ wie wir ihn kennen. In diesem Vorbehalt liegt der Versöhnung zwischen den beiden hier angeführten Theorien. Beides sind Teilwahrheiten.

Es ist also eine universelle Überlieferung, dass sich die Menschheit aus einem nahezu transparenten Gewebezustand in ihre gegenwärtige Gestalt entwickelte, und zwar weder durch Wunder noch durch Geschlechtsverkehr. Außerdem steht das in voller Übereinstimmung mit den alten Philosophien Ägyptens und Indiens mit ihren göttlichen Dynastien bis herab zu der Philosophie Platons. Und alle diese universalen Überzeugungen müssen mit den „Ahnungen“ und „hartnäckigen Vorstellungen“ in eine Klasse gestellt werden, von denen einige sich im Volksglauben als unausrottbar erweisen. Wie Louis Figuier bemerkt, sind solche Überzeugungen „häufig das Ergebnis von Weisheit und Beobachtung über zahllose menschliche Generationen.“ Denn „eine Überlieferung, die eine einheitliche und universale Existenz aufweist, [SD # 137] hat das ganze Gewicht des wissenschaftlichen Beweises.148 Und es gibt mehr als eine solche Überlieferung in den puranischen Allegorien, wie gezeigt worden ist. Außerdem wird die Lehre, dass die erste Rasse der Menschheit aus den Chhayas (Astralbildern) der Pitris gebildet wurde, vollständig im Zohar bestätigt: „Nach dem Tzalam (Schattenbild) der Elohim (der Pitris) wurde Adam (der Mensch) gemacht („Cremona“, Ausg. iii, 76a; „Brody“, Ausg, iii, 159a; „Qabbalah“, Isaac Myer, S. 420).

Wiederholt wurde der Einwand vorgebracht, dass die alten Ägypter nichts als groben Götzendienst und Tieranbetung vorzuweisen hatten, mit denen sie sich brüsten konnten, wie hoch auch immer der Grad des metaphysischen Denkens im alten Indien gewesen sei; Hermes, so wird behauptet, sei das Werk griechischer Mystiker gewesen, die in Ägypten lebten. Darauf kann geantwortet werden: Ein unmittelbarer Beweis für den Glauben der Ägypter an die Geheimlehre ist der, dass sie darin initiiert wurden. Mögen die Gegner die „Eclogæ Physicæ et Ethicæ“ von Stobaeus aufschlagen, dem griechischen Kompilator alter Fragmente, der im fünften Jahrhundert n. Chr. lebte. Das Folgende ist eine von ihm stammende Abschrift eines alten hermetischen Fragments, das die ägyptische Seelentheorie zeigt. Wort für Wort übersetzt lautet es:

Von einer Seele, der Seele des Alles, entspringen alle Seelen, die sich ausbreiten als wären sie absichtlich über die Welt verteilt worden. Diese Seelen erfahren viele Umformungen; solche, die bereits kriechende Geschöpfe sind, verwandeln sich in Wassertiere; von ihnen stammen die Landtiere ab und von den Letzteren die Vögel. Von den Wesen, die droben in der Luft (Himmel) leben, sind die Menschen geboren. Sobald die Seelen diesen [SD # 138] Status des Menschen erreicht haben, empfangen sie das Prinzip der (bewussten) Unsterblichkeit, werden Geister und dann in den Chor der Götter aufgenommen.“

23. Die Selbstgeborenen waren die Chhayas, die Schatten aus den Körpern der Söhne des Zwielichts. Nicht Wasser noch Feuer konnte sie zerstören. Ihre Söhne wurden (so zerstört) (a).

(a) Dieser Vers kann nicht ohne die Hilfe der Kommentare verstanden werden. Er bedeutet, dass die erste Wurzelrasse, die „Schatten“ der Vorfahren, nicht verletzt oder durch Tod zerstört werden konnte. Da sie so ätherisch und ihrer Konstitution nach so wenig menschlich waren, konnten sie von keinem Element – weder Flut noch Feuer – beeinflusst werden. Doch ihre „Söhne“, die zweite Wurzelrasse, sehr wohl, und so wurden sie zerstört. So wie die „Vorfahren“ vollständig in ihren eigenen Astralkörpern aufgingen, die ihre Nachkommen waren; so wurden diese Nachkommen in ihren Abkömmlingen absorbiert, den „Schweißgeborenen“. Das war die zweite Menschheit – aus den verschiedenartigsten, riesigen halbmenschlichen Ungeheuern zusammengesetzt – den ersten Versuchen der materiellen Natur, menschliche Körper zu bilden. Die immer blühenden Länder (Grönland unter anderen) des zweiten Kontinents wurden nacheinander von Paradiesen mit ihrem ewigen Frühling in einen hyperboreischen Hades verwandelt. Diese Umwandlung war eine Folge der Lageveränderung der großen Wasser des Globus, indem die Meere ihre Betten verschoben; und die Hauptmasse der zweiten Rasse ging in diesen ersten großen Wehen der Evolution und Verfestigung des Globus in der menschlichen Periode zugrunde. Vier solcher Kataklysmen haben bereits stattgefunden.149 Und wir können für uns selbst eine fünfte zu gegebener Zeit erwarten.

 

Einige Worte über „Sintfluten“ und „Noahs“

Die Berichte in den verschiedenen Puranas über unsere Vorfahren sind in ihren Einzelheiten genauso widersprüchlich wie der ganze Rest auch. Während so im Rigveda Ida (oder Ila) als Unterweiserin Vaivasvata Manus bezeichnet wird, macht Sayana aus ihr eine der Erde vorstehende Göttin, und das Satapatha-Brahmana zeigt sie als Tochter Manus, ein Angebot, sich zu opfern und später als seine (Vaivasvatas) Frau, mit der er die Rasse der Manus zeugte. In den Puranas ist sie wiederum Vaivasvatas Tochter, jedoch die Frau Budhas (Weisheit), des illegitimen Sohnes des Mondes (Soma) und der Frau des Planeten Jupiter (Brihaspati), Tara. All das, was dem Profanen als Wirrwarr erscheint, ist für den Okkultisten voller philosophischer Bedeutung. Schon beim ersten Blick auf die Erzählung ist ein geheimer und heiliger Sinn [SD # 139] wahrnehmbar, sämtliche Einzelheiten sind jedoch absichtlich derartig vermischt, dass nur das erfahrene Auge eines Initiierten ihnen folgen und die Ereignisse in ihre richtige Reihenfolge setzen kann.

Die Geschichte, wie sie im „Mahabharata“ erzählt ist, schlägt den Grundton an, und doch bedarf sie einer Erklärung durch den geheimen Sinn, der in der Bhagavadgita enthalten ist. Sie ist der Prolog des Dramas unserer (fünften) Menschheit. Während Vaivasvata in Andacht versunken am Flussufer saß, ersehnt ein Fisch seinen Schutz vor einem größeren Fisch. Er rettet ihn und setzt ihn in einen Krug, worin er größer und größer wächst und ihm schließlich die Nachricht der bevorstehenden Sintflut mitteilt. Es ist der wohlbekannte „Matsya Avatara“, der erste Avatara Vishnus, der Dagon150 des chaldäischen Xisuthrus, und noch viele andere Dinge. Die Geschichte ist zu gut bekannt, als dass sie wiederholt werden müsste. Vishnu gibt den Auftrag, ein Schiff zu bauen, in dem Manu gemeinsam mit den sieben Rishis gerettet wird. Letzteres fehlt jedoch in anderen Texten. Hier stehen die sieben Rishis für die sieben Rassen, die sieben Prinzipien und verschiedene andere Dinge, denn auch in dieser vielschichtigen Allegorie steckt ein doppeltes Mysterium.

Wie bereits anderweitig gesagt wurde, hatte die Große Flut unterschiedliche Bedeutungen, und dass sie sich – wie auch der Fall – auf spirituelle wie auf körperliche, auf kosmische wie auf irdische Ereignisse bezog: wie oben, so ist es unten. Das Schiff oder die Arche – Navis – kurz gesagt, als das Symbol des weiblichen Zeugungsprinzips, wird am Himmel durch den Mond typisiert und auf der Erde durch den Schoß: Beide sind Gefäße und Träger der Samen des Lebens und des Seins, von der Sonne oder Vishnu, dem männlichen Prinzip, belebt und befruchtet.151 Die erste kosmische Flut bezieht sich auf die ursprüngliche Schöpfung oder die Entstehung von Himmel und Erde, wobei Chaos und die große Tiefe für die „Flut“ stehen und der Mond für die „Mutter“, die alle Lebenskeime hervorbringt.152 Doch auch die irdische Flut und [SD # 140] ihre Geschichte haben eine doppelte Anwendung. Im einen Fall nimmt sie auf jenes Mysterium Bezug, die Menschheit sei durch die sterbliche Frau vor ihrer vollständigen Zerstörung bewahrt worden, indem sie am Ende der dritten Rasse zum Gefäß des menschlichen Samens gemacht wurde,153 und in dem anderen Fall auf den wirklichen und historischen Untergang von Atlantis. In beiden Fällen wird die „Schar“ – oder der Manu, der die Saat rettete – Vaivasvata Manu genannt. Daher die Unterschiedlichkeit zwischen den puranischen und anderen Darstellungen; im Satapatha-Brahmana hingegen bringt Vaivasvata eine Tochter hervor und zeugt mit ihr die Manurasse; eine Bezugnahme auf die ersten menschlichen Manushyas, welche Frauen durch den Willen (Kriyashakti) erschaffen mussten, bevor sie auf natürliche Weise als unabhängiges Geschlecht von den Hermaproditen geboren wurden und deshalb als die Töchter ihres Schöpfers angesehen wurden. Die puranischen Berichte machen sie (Ida oder Ila) zur Frau Budhas (Weisheit). Diese Darstellung bezieht sich auf die Ereignisse der atlantischen Flut, als Vaivasvata, der große Weise auf Erden, die fünfte Wurzelrasse davor bewahrte, gemeinsam mit den Überresten der vierten zerstört zu werden.

Das kommt in der „Bhagavadgita“ sehr klar zum Ausdruck, indem sie Krishna sagen lässt:

„So wurden in längst vergangenen Tagen die sieben großen Rishis und die vier vorangegangenen Manus, die von meiner Natur sind, aus meinem Gemüt geboren: Aus ihnen entsprangen (wurden geboren) die Menschenrasse und diese Welt.“ (Kap. X, Vers 6)

Von den sieben „Manus“ entsprechen die vier vergangenen jenen vier Rassen,154 die bereits gelebt haben, denn Krishna gehört der fünften Rasse an, da sein Tod das Kali-Yuga eröffnete. Somit ist Vaivasvata [SD # 141] Manu, der Sohn Suryas (der Sonne) und der Heiland unserer Rasse, sowohl physisch als auch spirituell mit der Saat des Lebens verbunden. Aber gegenwärtig, während wir von allen sprechen, haben wir uns nur mit den ersten beiden zu befassen.

Die „Sintflut“ ist unabstreitbar eine universale Überlieferung. Es gab zahlreiche „Eiszeiten“ und ebenso aus unterschiedlichen Gründen auch „Sintfluten“. Stockwell und Croll zählen ungefähr ein halbes Dutzend Eiszeiten und darauffolgende Fluten auf – die früheste von ihnen soll vor 850.000 Jahren und die letzte vor 100.000 Jahre stattgefunden haben.155 Aber welche davon war unsere Sintflut? Sicherlich Erstere, die bis zum heutigen Tag in den Überlieferungen aller Völker vom entferntesten Altertum an aufgezeichnet wurde; diejenige, welche an ihrem Ende die letzten Halbinseln von Atlantis hinwegschwemmte, beginnend mit Ruta und Daitya und endigend mit der (verhältnismäßig) kleinen von Platon erwähnten Insel. Das zeigt sich in der Übereinstimmung gewisser Einzelheiten in allen Legenden. Sie war die letzte ihres gigantischen Charakters. Die kleine Flut, deren Spuren Baron Bunsen in Zentralasien fand und die er auf ungefähr 10.000 Jahre v. Chr. datiert, hatte weder mit der semi-universalen Flut oder Noahs Sintflut zu tun – Letztere ist eine rein mythische Wiedergabe alter Überlieferungen – noch selbst mit dem Untergang der letzten atlantischen Insel; oder sie hatte zumindest lediglich eine moralische Verbindung mit ihr.

Unsere fünfte Rasse (der nicht-initiierte Teil davon) hörte von vielen Sintfluten, verwechselte dieselben und weiß heute nur von einer. Und diese veränderte den ganzen Anblick des Globus, indem sie Land und Meer vertauschte und verschob.

Wir können damit die Überlieferung der Peruaner vergleichen: „Die Inkas, sieben an der Zahl, bevölkerten die Erde nach der Sintflut wieder“ (Joseph de Acosta, „Natural and Moral History of the Indies“, IV, S. 19), behaupten sie; Humboldt erwähnt die mexikanische Lesart derselben Legende, bringt jedoch die Einzelheiten der noch erhaltenen Legende vom amerikanischen Noah einigermaßen durcheinander. Nichtsdestoweniger erwähnt der hervorragende Naturforscher zweimal sieben Gefährten und den göttlichen Vogel, der dem Boot der Azteken voranflog und kommt so auf fünfzehn Auserwählte anstelle der sieben und der vierzehn. Das schrieb er wahrscheinlich mit irgendeiner unwillkürlichen Erinnerung an Moses, der Noahs fünfzehn Enkel erwähnt haben soll, die mit ihrem Großvater entkommen sein sollen. Dann wird wieder Xisuthrus, der chaldäische Noah, gerettet und lebendig in den Himmel erhoben – wie Enoch – mit den sieben Göttern, den Kabiren oder den sieben göttlichen Titanen; der chinesische Yao hat sieben Gestalten, die mit ihm segeln und die er nach der Landung beleben wird und als „menschliche Saat“ nutzt. Wenn Osiris die Arche oder das Sonnenboot betritt, hat er sieben Strahlen bei sich etc. etc.

Sanchuniathon macht die Aletae oder Titanen (die Kabiren) zu Zeitgenossen [SD # 142] Agruerus, des großen phönizischen Gottes, den Faber mit Noah156 zu identifizieren suchte. Ferner wird vermutet, dass der Name „Titan“ hergeleitet ist von Tit-Ain, – „die Quellen des chaotischen Abgrunds“157 (Tit-Theus oder Tityos ist die „göttliche Flut“); und so wird gezeigt, dass es zwischen den Titanen, sieben an der Zahl, und der Flut und den sieben von Vaivasvata Manu geretteten Rishis einen Zusammenhang gibt.158

Diese Titanen sind die Söhne von Kronos (Zeit) und Rhea (der Erde). Und da Agruerus, Saturn und Sydyk ein und dieselbe Persönlichkeit sind, und da auch von den sieben Kabiren gesagt wird, sie seien Söhne von Sydyk oder Kronos-Saturn, sind die Kabiren und die Titanen identisch. Denn der fromme Faber hatte einmal Recht in seinen Schlussfolgerungen, als er schrieb: „Ich zweifle nicht, dass die sieben Titanen oder Kabiren auch dasselbe sind wie die sieben Rishis der indischen Mythologie (?), von denen es heißt, sie seien gemeinsam mit Manu, dem Haupt (?) der Familie, in einem Boot entkommen.“

Doch mit seinen Spekulationen ist er weniger glücklich, wenn er hinzufügt: „Die Hindus haben in ihren wilden Legenden die Geschichte der Noachiden verschiedentlich verdreht (?!), doch es ist bemerkenswert, dass sie der Zahl sieben ehrfürchtig anhingen“.159 Daher bemerkt Kapt. (Col.) Wilford sehr scharfsinnig, dass vielleicht die sieben Manus und die sieben Brahmadicas zusammen mit den sieben Rishis ein und dieselben sind, und lediglich sieben individuelle Menschen ausmachen.160 Die sieben Brahmadicas waren Prajapatis oder Herren der ‘Prajas oder Kreaturen’. Von ihnen wurde die Menschheit hervorgebracht, und sie sind wahrscheinlich dasselbe wie die sieben Manus. . . . Diese sieben großen Vorfahren des Menschengeschlechts waren zu dem Zweck erschaffen, die Erde wieder mit Bewohnern zu bevölkern.“ („Asiatic Researches“, Bd. V, S. 246); und Faber fügt hinzu: „Die wechselseitige Ähnlichkeit der Kabiren, der Titanen, der Rishis und der noachischen Familie ist zu auffallend, als dass sie die Wirkung eines bloßen Zufalls sein könnte.“161

Faber wurde zu diesem Irrtum verleitet und baute in der Folge seine ganze Theorie über die Kabiren auf der Tatsache auf, dass der Name des biblischen [SD # 143] Japhet in einer Liste der Titanen vorkommt, die ein Vers der orphischen Hymnen enthält. Nach Orpheus waren die Namen der sieben „Arkite“-Titanen (Faber weigert sich, sie mit den gottlosen Titanen, ihren Nachkommen, zu identifizieren) Koios, Kreios, Phorkys, Kronos, Okeanos, Hyperion und Iapetos:

Κοῖὸν τε, Κροῖν τε μέλαν, Φορκύν τε κραταιὸν,
Καὶ Κρὸνον, ᾽Ωκεανὸν δ᾽, ῾ Υπερίοα τε, ᾽ Ιαπετόντε
Orph. apud Proclum. In „Tim.“, Bd. v., S. 295

Aber warum könnte nicht der babylonische Esra Iapetos’ Namen für einen der Söhne Noahs adoptiert haben? Die Kabiren, die die Titanen sind, werden auch Manen genannt, und ihre Mutter Mania, nach Arnobius („Adversum Gentes“, Bd. III, S. 124). Die Hindus können daher auf weit festerer Grundlage behaupten, dass die Manen ihre Manus bedeuten und dass Mania der weibliche Manu ist (siehe „Ramayana“). Mania ist Ila oder Ida, Frau und Tochter des Vaivasvata Manus, mit der er „das Geschlecht der Manus zeugte“. Wie Rhea, die Mutter der Titanen, ist sie die Erde (Sayana macht sie zur Göttin der Erde), und sie ist lediglich die zweite Ausgabe und Wiederholung der Vach. Beide, Ida und Vach, werden in Männer und Frauen verwandelt; Ida wird Sudyumna und Vach, der „weibliche Viraj“, verwandelt sich in eine Frau, um die Gandharvas zu bestrafen; eine Version bezieht sich auf eine kosmische und göttliche Theorie, die andere auf die spätere Periode. Die Manen und die Mania des Arnobius sind Namen indischen Ursprunges, von den Griechen und Römern aufgegriffen und entstellt.

So ist es kein Zufall, sondern das Ergebnis einer uralten, allen gemeinsamen Lehre, welche zuletzt die Israeliten durch Esra adaptiert hatten, den Verfasser der modernisierten mosaischen Bücher. Sie gingen derartig ungezwungen mit anderer Leute Eigentum um, dass Berossos zeigt („Antiquitates Libyae“, I, Bd. 8), dass Titaia – welche Diodoros zur Mutter der Titanen und der Sintflutler macht (siehe „Bibl. lib.“, Bd. III, S. 190) – die Frau Noahs war. Faber nennt ihn dafür den „Pseudo-Berossos“, akzeptiert seine Belehrung jedoch, um über einen weiteren Beweis gegen die Heiden zu verfügen, dass sie all ihre Götter von den Juden durch Transformation patriarchischen Materials entliehen hätten. Nach unserer bescheidenen Meinung ist das einer der bestmöglichen Beweise für genau das Gegenteil. Er zeigt so klar wie es Tatsachen nur zeigen können, dass sämtliche biblischen Pseudo-Persönlichkeiten aus heidnischen Mythen entlehnt sind, wenn es schon Mythen sein sollen. Es zeigt auf alle Fälle, dass sich Berossos des Ursprungs der Genesis wohl bewusst war und auch der Tatsache, dass die Genesis den gleichen kosmischen, astronomischen Charakter hatte wie die Allegorien über Isis-Osiris und die Arche und andere ältere zu Noahs Arche gehörende Symbole. Denn Berossos sagt, dass „Titaia Magna“ später Aretia genannt162 und mit der Erde zusammen verehrt wurde; und das [SD # 144] identifiziert „Titaia“, Noahs Weib, mit Rhea, der Mutter der Titanen, und mit Ida – beide sind Göttinnen, die der Erde vorstehen, und die Mütter der Manus und Manen (oder Ti-tan-Kabiren). Und „Titaia-Aretia“ wurde als Horchia verehrt, behauptet derselbe Berossos, und das ist ein Titel der Vesta, der Erdgöttin. „Sicanus deificavit Aretiam, et nominavit eam lingua Janigena Horchiam.“ (Ibid, Bd. V, fol. 64)

Kaum ein alter Dichter der historischen oder prähistorischen Zeit unterlässt es, den Untergang der beiden Kontinente – oft Inseln genannt – in der einen oder anderen Form zu erwähnen. Daher die Zerstörung, abgesehen von Atlantis, der phlygischen Inseln (siehe Pausanias und Nonnos, die uns sagen, wie das geschah:

„Der strenge Neptun erschüttert bis zum tiefsten Grund
die phlygische Insel, und begräbt ihre gottlosen Bewohner
unter den Wellen . . . . . . . . . . . . . . .”
– Nonnus, „Dionysiaca“, lib. xvi i i, S. 319

Faber war überzeugt, dass die „phlygische Insel“ Atlantis war. Aber alle derartigen Allegorien sind mehr oder weniger entstellte Echos der indischen Überlieferung von jener großen Umwälzung, die über die vierte, wirklich menschliche, wenn auch gigantische Rasse kam, die der arischen voranging. Jedoch wie alle anderen Legenden auch, hat, wie soeben gesagt, die Legende von der „Sintflut mehr als eine Bedeutung. In der Theogonie bezieht sie sich auf präkosmische Transformationen, auf spirituelle Korrelationen – wie absurd der Ausdruck für ein wissenschaftliches Ohr auch klingen mag – und auch auf die darauffolgende Weltentstehung; auf die große Flut der Wasser (Materie) im Chaos, erweckt und befruchtet von jenen Geist-Strahlen, die von der geheimnisvollen Differenzierung verschluckt wurden und in ihr untergingen – ein präkosmisches Mysterium, der Prolog zum Drama des Seins. Anu, Bel und Noah gingen dem Adam Kadmon, dem Roten Adam und Noah voraus; geradeso wie Brahmâ, Vishnu und Shiva dem Vaivasvata und den übrigen vorausgingen.“ (Siehe „Isis Unveiled“, Bd. II, 420 ff., wo ein oder zwei der sieben Bedeutungen angedeutet sind.)

All das zeigt, dass die der Geologie bekannte semiuniversale Flut (die erste Eiszeit) gerade zu der ihr von der Geheimlehre zugeschriebenen Zeit stattgefunden haben muss: nämlich 200.000 Jahre (gerundet) nach dem Beginn unserer fünften Rasse, oder ungefähr zu der Zeit, die Croll und Stockwell für die erste Gletscherperiode angeben; d. h. vor ungefähr 850.000 Jahren. Letztere Störung wird von Geologen und Astronomen einer „extremen Exzentrizität der [SD # 145] Erdbahn“ zugeschrieben, und da die Geheimlehre sie derselben Ursache zuschreibt, aber einen weiteren Faktor hinzufügt, und zwar die Verschiebung der Erdachse – wofür ein Beweis im Buch Enoch163 gefunden werden kann, wenn die verschleierte Sprache der Puranas nicht verstanden wird –, sollte all das helfen zu zeigen, dass die Alten bereits wussten, was die Wissenschaft als „moderne Entdeckungen“ bezeichnet. Enoch, der von „der großen Neigung der Erde“ spricht, die „in Geburtswehen ist“, ist ganz deutlich und klar.

Ist das nicht offenkundig? Nuah ist Noah, der auf den Wassern in seiner Arche treibt; Letztere ist das Emblem der Argha oder des Mondes, des weiblichen Prinzips; Noah ist der „Geist“, der in die Materie fällt. Sobald er auf die Erde herabsteigt, finden wir ihn, wie er einen Weingarten anlegt, den Wein trinkt und davon betrunken wird, d. h. der reine Geist wird berauscht, sobald er gänzlich in die Materie eingeschlossen ist. Das siebte Kapitel der Genesis ist nur eine weitere Version des ersten Kapitels. Während das Letztere lautet: „Und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern“, heißt es in Kap. 7: „. . . und die Wasser nahmen überhand . . . und die Arche (mit Noah, dem Geist) fuhr auf dem Antlitz der Wasser.“ Somit ist Noah, wenn er mit dem chaldäischen Nuah identisch ist, der die Materie belebende Geist, welche das Chaos ist, repräsentiert durch die Tiefe oder die Wasser der Flut. In der babylonischen Legende (wo das präkosmische mit dem irdischen Ereignis vermischt wird), ist es Ištar (Astaroth oder Venus, die Mondgöttin), die in die Arche eingeschlossen ist und eine „Taube aussendet, um trockenes Land zu suchen“ („Isis Unveiled“, Bd. II, S. 423 und 424).

George Smith notiert in den „Tablets“ zuerst die Schöpfung des Mondes und dann die der Sonne: „Seine Schönheit und Vollkommenheit wird gepriesen, und die Regelmäßigkeit seiner Bahn, was dazu führte, ihn als den Typus eines Richters und als den Leiter der Welt zu betrachten.“ Bezöge sich diese Geschichte lediglich auf eine kosmische Umwälzung – auch wenn sie universell wäre – warum sollte die Göttin Ištar oder Astaroth, der Mond, von der Schöpfung der Sonne nach der Sintflut sprechen? Die Wasser mögen so hoch gereicht haben wie der Berg Nimusch (in der chaldäischen Version) oder der Berg Dschudi (das Sintflutgebirge der arabischen Legende), oder auch der Ararat (der biblischen Erzählung) und selbst wie der Himalaya (die Hindu-Tradition) – aber bis zur Sonne wohl kaum: Die Bibel selbst hält inne angesichts eines solchen Wunders! Es ist offenbar, dass die Sintflut für das Volk, das sie zuerst aufzeichnete, eine andere, weniger problematische und viel philosophischere Bedeutung hatte als die einer universellen Flut, von der keinerlei geologische Spuren existieren.

Alle derartigen Umwälzungen finden periodisch und zyklisch statt, und da Manu Vaivasvata als unspezifischer Charakter unter unterschiedlichen Umständen und bei ebensolchen Ereignissen auftaucht (vide infra: „Die Sieben Manus der Menschheit“), scheint es keine [SD # 146] ernsten Einwände gegen die Annahme zu geben, die erste „Große Flut“ hätte sowohl eine allegorische als auch eine kosmische Bedeutung, und dass sie sich am Ende des Satya-Yugas ereignete, des „Zeitalters der Wahrheit“, als die zweite Wurzelrasse, „die Manu mit Knochen“, zum ersten Mal als die „Schweißgeborenen“ auftraten.164

Die zweite Flut – die sogenannte „universelle“, welche die vierte Wurzelrasse betraf (die von der Theologie zweckmäßigerweise als „die verfluchte Rasse von Riesen“ betrachtet wird, als die Kainiten und die „Söhne Hams“), ist die erste von der Geologie wahrgenommene Flut. Beim sorgfältigen Vergleich der Berichte in den verschiedenen Legenden der Chaldäer und anderen exotischen Werken der Nationen, wird erkennbar, dass sie alle mit den orthodoxen, in den brahmanischen Büchern gegebenen Erzählungen übereinstimmen. Dass im ersten Bericht noch „kein Gott und kein Sterblicher auf der Erde ist“, als Manu Vaivasvata auf dem Himavat landet; und im zweiten den sieben Rishis erlaubt wird, ihm Gesellschaft zu leisten, wird dann ebenfalls erkennbar: Das zeigt, dass sich einige Berichte auf die siderische und kosmische Flut vor der sogenannten Schöpfung beziehen, andere auf die große Flut der Materie auf der Erde und wieder andere auf eine wirkliche Sintflut aus Wasser. Im Satapatha-Brahmana findet Manu, dass „die Flut alle lebenden Kreaturen weggeschwemmte und er allein übrig blieb“ – d. h. der Same des Lebens allein verblieb nach der vorangegangenen Auflösung des Universums oder dem Mahapralaya nach einem „Tag Brahmâs“; und das Mahabharata bezieht sich lediglich auf die geologische Umwälzung, die fast die gesamte vierte Rasse hinwegschwemmte, um Raum zu schaffen für die fünfte. Daher wird Vaivasvata in unserer esoterischen Kosmogonie in drei verschiedenen Aspekten gezeigt:165 (a) als der „Wurzel-Manu“ [SD # 147] auf Globus A in der ersten Runde, (b) als der „Same des Lebens“ auf Globus D in der vierten Runde und (c) als der „Same des Menschen“ beim Beginn einer jeden Wurzelrasse – insbesondere in unserer fünften Rasse. Zu Beginn des Dvapara-Yugas166 findet die Vernichtung der verfluchten Zauberer „jener Insel (Platon spricht nur von ihrer letzten Insel) jenseits der Säulen des Herkules im Atlantischen Ozean statt, von der aus ein bequemer Übergang zu anderen Inseln in der Nachbarschaft eines anderen großen Kontinents (Amerika) bestand“. Das war das mit der Weißen Insel“ verbundene „atlantische“ Land, und diese Weiße Insel war Ruta; doch es war nicht Oberst Wilfords Atala und der Weiße Teufel“ (siehe „Asiatic Researches“, Bd. VIII, S. 280), wie bereits gezeigt. Es mag gut sein hier anzumerken, dass das Dvapara-Yuga den Sanskrittexten zufolge 864.000 Jahre dauert; und wenn das Kali-Yuga erst vor ungefähr 5.000 Jahren begonnen hat, geschah die Zerstörung gerade einmal vor 869.000 Jahren. Noch einmal, diese Angaben unterscheiden sich nicht wesentlich von denen der Geologen, die ihre „Eiszeit“ vor 850.000 Jahren datieren.

Dann wurde „eine Frau hervorgebracht, die zu Manu kam und sich als seine Tochter erklärte, mit der er lebte und die Nachkommenschaft Manus zeugte“. Das bezieht sich auf die physiologische Umwandlung der Geschlechter im Verlauf der dritten Wurzelrasse. Und die Allegorie ist so transparent, dass sie kaum einer Erklärung bedarf. Natürlich sollte, wie bereits bemerkt wurde, bei der Trennung der Geschlechter ein androgynes Wesen seinen Körper in zwei Hälften teilen (wie bei Brahmâ und Vach und selbst bei Adam und Eva), und deshalb ist die weibliche Hälfte in einem gewissen Sinn seine Tochter, genauso wie er ihr Sohn sein wird, „Fleisch von seinem (und ihrem) Fleisch und Bein von seinem (und ihrem) Bein“. Es sei auch daran erinnert, dass bis jetzt keiner unserer Orientalisten in diesen „Widersprüchen und diesem erstaunlichen Unsinn“, wie einige die Puranas charakterisieren, wahrzunehmen gelernt hat, dass eine Bezugnahme auf ein Yuga eine Runde bedeuten kann, eine Wurzelrasse und oft auch eine Unterrasse darstellen kann, selbst ein aus der prähistorischen Theogonie herausgerissenes Blatt. Diese doppelte und dreifache Bedeutung wird durch unterschiedliche Bezugnahmen auf scheinbar ein und dasselbe Individuum bewiesen, unter ein und demselben Namen, während sie sich in Wirklichkeit auf durch ganze Kalpas voneinander getrennte Ereignisse beziehen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Ila. Sie wird zuerst als eines dargestellt und dann als ein anderes. In den exoterischen Legenden heißt es, dass Manu Vaivasvata, in dem Verlangen Söhne zu zeugen, ein Opfer für Mitra und Varuna anordnete; durch ein Versehen des den Gottesdienst leitenden [SD # 148] Brahmanen wurde aber lediglich eine Tochter empfangen – Ila. Dann wird „durch die Gunst der Götter“ ihr Geschlecht geändert, und sie wird zu einem Mann, Sudyumna. Dann wird sie wieder in eine Frau verwandelt und so fort; die Fabel fügt hinzu, dass es Shiva und seiner Gattin beliebte, dass „sie im einen Monat ein Mann und im nächsten eine Frau sein sollte“. Das bezieht sich unmittelbar auf die dritte Wurzelrasse, deren Menschen androgyn waren. Aber einige sehr gelehrte Orientalisten (siehe „Hindu Classical Dictionary“) glauben und haben erklärt, dass „Ila ursprünglich Speise, Nahrung oder ein Trankopfer von Milch sei; daher ein Strom von Lobpreisungen, personifiziert als die Göttin des Sprechens“. Den „Profanen“ wird jedoch nicht der Grund gesagt, warum „ein Trankopfer von Milch“ oder „ein Strom von Lobpreisung“ abwechselnd männlich und weiblich sein sollte, wenn nicht in der Tat irgendeine „innere Offenkundigkeit“ existiert, welche die Okkultisten nicht erkennen.

In ihrer mystischsten Bedeutung steht die Vereinigung von Svayambhuva Manu mit Vach-Sata-Rupa, seiner eigenen Tochter (was der erste „Euhemerismus“ des dualen Prinzips ist, Vaivasvata Manu und Ila stellen eine zweite und dritte Form dar), in der kosmischen Symbolik für das Wurzelleben, den Keim, aus welchem alle Sonnensysteme, Welten, Engel und Götter hervorgehen. Denn, wie Vishnu sagt:

Von Manu muss die ganze Schöpfung, die Götter, Asuras, der Mensch, hervorgebracht werden;
Von ihm muss die Welt erschaffen werden, was sich bewegt und was sich nicht bewegt. . . .“

Aber wir können schlechtere Gegner finden selbst als die westlichen Gelehrten und Orientalisten. Mögen auch die Brahmanen bezüglich der Frage der Zahlen mit unserer Lehre übereinstimmen, so sind wir uns dennoch nicht sicher, ob nicht einige von ihnen, orthodoxe Konservative, Einwendungen gegen die ihren Pitar Devatas zugeschriebenen Fortpflanzungsarten erheben werden. Man wird uns auffordern, die Werke vorzulegen, aus denen wir zitieren, und wir werden sie einladen, ihre eigenen Puranas etwas sorgfältiger und mit einem auf die esoterische Bedeutung gerichteten Auge zu lesen. Und dann, wir wiederholen es noch einmal, werden sie hinter dem Schleier mehr oder weniger durchsichtiger Allegorien jede hierin gemachte Behauptung durch ihre eigenen Werke bestätigt finden. Ein oder zwei Beispiele wurden bereits angeführt, und zwar in Bezug auf den Beginn der zweiten Rasse, die „Schweißgeborenen“. Diese Allegorie wird als ein Märchen angesehen, und doch verbirgt sie ein psycho-physiologisches Phänomen und eines der größten Mysterien der Natur.

Doch angesichts der darin aufgeworfenen chronologischen Angaben ist es natürlich zu fragen:

Konnten die Menschen vor 18.000.000 Jahren existieren ?

Das bestätigt der Okkultismus, allen wissenschaftlichen Gegnern zum Trotz. Außerdem umfasst diese Angabe lediglich die Vaivasvata-Manu-Menschen, d. h. die bereits in [SD # 149] unterschiedene Geschlechter getrennte männliche und weibliche Wesenheit. Die diesem Ereignis vorangegangenen zweieinhalb Rassen mögen bereits vor 300.000.000 Jahren gelebt haben, nach allem, was die Wissenschaft sagen kann. Denn die der Theorie entgegenstehenden geologischen und physikalischen Schwierigkeiten konnten für den ursprünglichen, ätherischen Menschen der okkulten Lehren nicht existieren. Das ganze Problem zwischen der profanen und der esoterischen Wissenschaft beruht auf dem Glauben an einen innerhalb des physischen Körpers existierenden Astralkörper und dessen Nachweis, wobei Letzterer vom Ersteren unabhängig ist. Adolphe d’Assier, der Positivist, scheint die Tatsache ziemlich eindeutig bewiesen zu haben,167 ganz zu schweigen von dem über Zeitalter angesammelten Zeugnis und von dem der modernen Spiritualisten und Mystiker. Es wird sich als schwierig erweisen, diese Tatsache in unserem Zeitalter des Beweisens, Prüfens und des sichtbaren Darstellens abzulehnen.

Die Geheimlehre steht zu ihrer Behauptung, dass die physische Menschheit bereits seit 18.000.000 Jahren168 existiert. Daran ändern auch die allgemeinen Kataklysmen und Unruhen unserer Erde nichts, die sich gegenwärtig in ihrer vierten Runde befindet, dem Mittelpunkt des ihr zugeteilten Lebens. Die drei vorangegangenen Runden (die Zyklen ihres früheren psychischen und spirituellen Lebens und ihrer halb-ätherischen Bedingungen) wiesen noch weitaus schrecklichere und intensivere Kataklysmen und Unruhen auf als die gegenwärtige Runde. Dieser Periode gingen 300.000.000 Jahre mineralischer und vegetabilischer Entwicklung voraus. Dem wird jeder widersprechen, der sich weigert, die Theorie eines „knochenlosen“, rein ätherischen Menschen zu akzeptieren. Die Wissenschaft, die nur von physischen Organismen weiß, wird entrüstet sein; und die materialistische Theologie noch mehr. Die Erstere wird logische und verstandesmäßige Argumente vorbringen, die auf der vorgefassten Meinung beruhen, dass alle belebten Organismen in allen Zeitaltern immer auf derselben Ebene der Materialität existierten; die Letztere mit einem Gewebe der absurdesten Fiktionen. Der von der Theologie gewöhnlich vorgebrachte lächerliche Anspruch beruht auf der falschen Annahme, dass die Menschheit (sprich die Christen) auf dieser Ebene die Ehre hat, die einzigen auf einem Globus wohnenden menschlichen Wesen im gesamten Universum darzustellen und folglich die Besten ihrer Art zu sein.169

[SD # 150] Die fest an die Lehren der Mutter-Philosophie glaubenden Okkultisten weisen die Einwände von beiden zurück, den Theologen und den Wissenschaftlern. Sie behaupten ihrerseits, dass selbst die Perioden unerträglicher Hitze, sogar an den beiden Polen, mit aufeinanderfolgenden Fluten, Aufwerfungen der Täler und beständiger Verschiebungen der großen Wasser und Meere – dass keiner dieser Umstände ein Hindernis für das menschliche Leben und seine Organisation darstellen konnte, wie sie es der frühen Menschheit zuschreiben. Weder die Verschiedenartigkeit der umgebenden Regionen, die voller schädlicher Gase waren, noch die Gefahren einer kaum gefestigten Kruste konnten die erste und die zweite Rasse daran hindern, schon während des Karbons und selbst des Silurs aufzutreten.

So waren die für die Beseelung der zukünftigen Rassen bestimmten Monaden bereit für die erneute Transformation. Sie hatten alle Phasen der Inmetallisierung des pflanzlichen und tierischen Lebens von der niedersten bis zur höchsten Stufe durchlaufen und warteten auf ihre menschliche, intelligentere Form. Doch was konnten die formengebenden Bildner anderes tun als den Gesetzen der evolutionären Natur zu folgen? Konnten sie „Herrgott“-gleich, wie vom toten Buchstaben der Bibel behauptet wird, oder dem Pygmalion in der griechischen Allegorie gleich, Adam-Galatea aus dem vulkanischen Staub formen und dem Menschen eine lebendige Seele einhauchen? Nein, denn die Seele war bereits da, verborgen in ihrer Monade, und sie benötigte lediglich eine Hülle. Pygmalion, dem es misslingt, seine Statue zu beseelen, und Bahak Zivo, der nazaräische Gnostiker, dem es auch nicht gelingt, „in dem Geschöpf eine menschliche Seele“ zu bilden, sind als Vorstellungen viel philosophischer und wissenschaftlicher als der buchstäblich verstandene Adam oder die biblischen Elohim-Schöpfer. Die Esoterische Philosophie lehrt die spontane Zeugung – nachdem die Sishtas und Prajapati den Lebenssamen auf die Erde geworfen hatten – und zeigt, dass die niederen Engel lediglich den physischen Menschen aufbauen konnten, selbst mit Hilfe der Natur. Dazu mussten die niederen Engel zunächst die ätherischen Formen aus sich selbst heraus evolvieren, woraufhin sie es den physischen Formen selbst überließen, sich aus ihrem ätherischen Modell heraus zu entwickeln, oder wie man es jetzt nennen würde, aus ihrem protoplasmischen Modell.

Auch dagegen wird es wieder Einwendungen geben: „Spontane Zeugung“ sei eine Theorie ohne Grundlage, werden wir hören. Pasteurs Experimente machten sie vor zwanzig Jahren zunichte und Professor Tyndall widerspricht ihr. Gut, nehmen wir an, das tut er. Er sollte wissen, dass [SD # 151] selbst ein erbrachter Nachweis der Unmöglichkeit der spontanen Zeugung in unserer gegenwärtigen Weltperiode unter ihren tatsächlichen Bedingungen – was die Okkultisten abstreiten – noch immer keinen Beweis dafür darstellt, dass sie nicht unter andersartigen kosmischen Bedingungen sowohl in den Meeren der laurentinischen Periode als auch auf der damals erschütterten Erde stattgefunden haben könnte. Es wäre interessant zu wissen, wie die Wissenschaft jemals das Erscheinen der Arten und des Lebens auf der Erde erklären will, insbesondere des Menschen, solange sie gleichzeitig die biblische Lehre und die spontane Zeugung ablehnt. Pasteurs Beobachtungen sind weit davon entfernt, umfassend oder gar beweiskräftig zu sein. Blanchard und Dr. Lutaud verweisen sie in die Bedeutungslosigkeit. Die Frage bleibt somit sub judice, wie auch diese: „Wann und in welcher Periode erschien das Leben auf der Erde ?“ Die Idee, dass Haeckels Monere – eine Prise Salz! – das Problem des Ursprungs des Lebens gelöst hat, ist einfach absurd. Diese Materialisten, welche die Theorie vom „Selbstexistierenden“, vom „selbstgeborenen Himmlischen Menschen“, der als ein ätherischer, astraler Mensch dargestellt wird, verwerfen, müssen einem Neuling des Okkultismus verzeihen, wenn er seinerseits über einige Spekulationen des modernen Denkens lachen muss. Nachdem höchst gelehrt bewiesen wurde, dass das ursprüngliche Protoplasmaklümpchen (Monere) weder Tier noch Pflanze ist, sondern beides, und dass es von keinem der beiden abstammt, weil eben diese Monere als Ausgangspunkt für jegliche organisierte Existenz dient, wird uns schließlich gesagt, dass die Moneren ihre eigenen Ahnen sind. Das mag sehr wissenschaftlich klingen, aber es ist auch sehr metaphysisch; zu sehr, selbst für einen Okkultisten.

Wenn die spontane Zeugung heutzutage ihre Methoden verändert hat, vielleicht infolge des vorhandenen angehäuften Materials, sodass sie der Entdeckung fast entschlüpft, war sie nichtsdestoweniger bei der Entstehung des irdischen Lebens in vollem Schwung. Selbst die einfache physische Form und die Evolution der Arten zeigen, wie die Natur vorgeht. Der schuppengepanzerte riesige Saurier, der geflügelte Pterodaktylus, der Megalosaurus und das hundert Fuß lange Iguanodon der späteren Periode sind Umbildungen der frühesten Repräsentanten des Tierreiches, die sich in den Sedimenten der frühesten Epoche finden. Es gab eine Zeit, da alle diese oben aufgezählten „vorsintflutlichen“ Ungeheuer als fadenartige Infusorien ohne Schale oder Kruste erschienen, ohne Nerven und Muskeln, Organe oder Geschlecht, und sie pflanzten sich durch Knospung fort, wie es auch mikroskopische Tiere tun, gemäß den Lehren der Wissenschaft die Erbauer und Bildner unserer Bergketten. Wenn das so ist, warum dann nicht auch der Mensch? Warum sollte er bei seinem Wachstum, d. h. seiner allmählichen Verdichtung, nicht demselben Gesetz gefolgt sein? Die ursprüngliche Menschheit besaß zuerst eine ätherhafte Form – oder, wenn man es vorzieht, eine gewaltige von Göttern oder natürlichen „Kräften“ entwickelte faden- und gallertartige Form, die wuchs und sich über Millionen von Zeitaltern verdichtete; und so wurde sie in ihrem physischen Impuls und in ihrer Tendenz riesenhaft, bis sie sich schließlich zur riesigen körperlichen Form des Menschen der vierten Rasse ausgestaltete. Das würde jeder vorurteilsfreie Mensch viel eher [SD # 152] glauben als dass er aus dem Staub der Erde (buchstäblich) erschaffen sein soll oder von irgendeinem unbekannten anthropoiden Ahnen abstammen würde.

Auch widerspricht unsere esoterische Theorie lediglich auf den ersten Blick den Daten der Wissenschaft, wie Dr. A. Wilson, F.R.S., in einem Brief an die „Knowledge“ (23. Dezember 1881) sagt. „Evolution – vielmehr die Natur im Licht der Evolution – wird erst seit ungefähr fünfundzwanzig Jahren studiert. Das ist natürlich nur ein Bruchteil der Geschichte des menschlichen Denkens.“ Und gerade deshalb verlieren wir nicht alle Hoffnung, dass die materialistische Wissenschaft ihre Wege verbessern und allmählich die esoterischen Lehren akzeptieren wird – wenn auch zuerst getrennt von ihren (für die Wissenschaft) allzu metaphysischen Elementen.

Wurde das letzte Wort über den Gegenstand der menschlichen Evolution bereits gesprochen? „Jede . . . . Antwort auf die große Frage (der wirkliche Platz des Menschen in der Natur) wird ausnahmslos von den Anhängern ihres Verkünders, wenn nicht von diesem selbst, für vollständig und endgültig erklärt; sie besteht mit hoher Autorität und Wertschätzung, vielleicht ein Jahrhundert lang, vielleicht zwanzig“, schreibt Prof. Huxley; „Aber ebenso ausnahmslos zeigt die Zeit, dass jede Antwort eine bloße Annäherung an die Wahrheit war – erträglich hauptsächlich aufgrund der Unwissenheit jener, von denen sie akzeptiert wurde, und gänzlich unerträglich, wenn sie vom größeren Wissen ihrer Nachfolger geprüft wird!!“ Räumt dieser hervorragende Darwinist die Möglichkeit ein, dass seine pithekoide Abstammung in die Liste der „völlig unvertretbaren Glaubenssätze“ im „größeren Wissen“ der Okkultisten aufgenommen werden kann?? Aber woher kommt der Urmensch? Ein bloßes „Erheben in den zivilisierten Zustand“ erklärt nicht die Entwicklung der Form.

In demselben Brief über „die Entwicklung des Menschen“ macht Dr. Wilson weitere seltsame Zugeständnisse. So bemerkt er bei der Beantwortung der von „G. M.“ an die „Knowledge“ gestellten Fragen:

„‘Hat die Evolution irgendwelche Veränderungen im Menschen bewirkt? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?’ . . . Wenn wir uns weigern zuzugestehen (wie es die Wissenschaft tut), dass der Mensch als vollkommenes Wesen erschaffen wurde und dann entartete, so bleibt lediglich eine andere Annahme – die der Evolution. Wenn der Mensch sich von einem urmenschlichen in einen zivilisierten Zustand erhoben hat, so ist das sicherlich der Evolution zuzuschreiben. Weil das schwer herauszufinden ist, wissen wir noch nicht, ob die menschliche Gestalt denselben Einflüssen unterworfen ist wie die der niederen Tiere. Es wird jedoch kaum angezweifelt, dass die Erhebung aus dem Urzustand zum zivilisierten Leben ‘Evolution’ bedeutet und in sich einschließt, und zwar in beträchtlichem Ausmaß. Die mentale Evolution des Menschen kann nicht angezweifelt werden; wie die Sprache selbst, ist die sich ständig erweiternde Gedankensphäre aus kleinen und rohen Anfängen entsprungen. Die Lebenswege des Menschen jedoch, seine Fähigkeit der Anpassung an seine Umgebung und zahllose andere Umstände haben zur Folge, dass es sehr schwierig ist, die Tatsachen und den Verlauf seiner ‘Evolution’ zu verfolgen.“

Diese große Problematik sollte die Evolutionisten in ihren Behauptungen vorsichtig machen. Warum aber sollte Evolution unmöglich sein, wenn „der Mensch als vollkommenes Wesen erschaffen wurde und dann entartet ist“? Das kann sich höchstens auf den äußeren, physischen Menschen beziehen. [SD # 153] Wie in „Isis entschleiert“ bemerkt, beginnt Darwins Evolution am Mittelpunkt, anstatt für den Menschen und alles andere vom Universalen auszugehen. Die auf Aristoteles und Bacon basierende wissenschaftliche Methode mag ihre Vorteile haben, aber unleugbar hat sie bereits auch Mängel bewiesen. Pythagoras und Platon, die vom Allgemeinen aus abwärts vorgingen, erweisen sich im Licht der modernen Wissenschaft im Vergleich zu Aristoteles als gelehrter. Denn dieser widersetzte sich der Idee der Erddrehung und verurteilte sie, ja selbst der Vorstellung, dass sie rund sei, indem er schrieb: „Nahezu alle, die versichern, sie hätten den Himmel und seine Regelmäßigkeit studiert, behaupten, die Erde stünde im Zentrum. Doch die Philosophen der italienischen Schule, auch als Pythagoreer bekannt, lehren durchaus das Gegenteil. . . .“ Und zwar weil (a) die Pythagoreer Initiierte waren und (b) die deduktive Methode befolgten. Aristoteles, der Vater des induktiven Systems, beschwerte sich hingegen über jene, die lehrten, „das Zentrum unseres Systems würde von der Sonne eingenommen und die Erde sei lediglich ein Stern, der durch eine rotierende Bewegung um eben dieses Zentrum Tag und Nacht hervorbringt“ (vide „De caelo“, Buch II, Kap. 13). Dasselbe gilt auch für den Menschen. Die in der Geheimlehre gelehrte und nun erläuterte Theorie ist die einzige, die das Erscheinen des Menschen erklären kann – ohne in die Absurdität eines „wundersamen“, aus dem Staub der Erde erschaffenen Menschen oder in die noch größere Täuschung, dass sich der Mensch aus einer Prise Kalksalz (die ex-protoplasmische Monere) entwickelt habe, zu verfallen.

Analogie ist das leitende Gesetz in der Natur, der einzig wahre Ariadnefaden, der uns durch die unentwirrbaren Pfade ihrer Domäne zu ihren ersten und letzten Mysterien führen kann. Die Natur ist unendliches schöpferisches Potenzial, und keine Generation von Naturwissenschaftlern wird sich jemals rühmen können, ihre Wege und Methoden vollständig erforscht zu haben, wie einheitlich die Gesetze auch sein mögen, nach denen sie agiert. Wenn wir uns vorstellen können, wie eine Kugel Feuernebel – über Äonen durch die interstellaren Räume ziehend – allmählich zu einem Planeten wird, eine selbstleuchtender Globus, um schließlich in den Zustand einer menschentragenden Welt oder Erde überzugehen, und so aus einem weichen, formbaren Körper ein felsiger Globus geworden ist; und wenn wir sehen, dass alles auf ihr sich aus einem kernlosen Gallertpartikel entwickelt, das zum Sarkod170 der Monere wird, dann aus seinem protistischen Zustand171 in die Form eines Tieres übergeht, um zu den riesigen, reptilienartigen Ungeheuern der mesozoischen Zeiten heranzuwachsen; und anschließend wieder zu dem heute lediglich in den tropischen [SD # 154] Regionen vorkommenden (verhältnismäßig) zwergartigen Krokodil zu schrumpfen und zur allgemein verbreiteten Eidechse172 – wenn wir uns all das vorstellen können, wie könnte dann der Mensch allein dem allgemeinen Gesetz entrinnen? „In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde“, sagt die Genesis, und wiederholt damit Aussagen aller anderen heiligen Schriften des Ostens; und für die Titanen sprechen anthropologische und physiologische Tatsachen.

Dem gepanzerten Schalentier gleich, das einmal aus einem Gallertpartikel, einem „vollkommen homogenen Teilchen aus Eiweiß in einem festen, adhäsiven Zustand“ hervorging, war einst die äußere Hülle des ursprünglichen Menschen, seine frühere „Röcke aus Fellen“. Zusätzlich enthielt diese Schale jedoch eine unsterbliche spirituelle Monade sowie eine temporäre psychische Form und entsprechenden Körper. Der moderne feste, muskulöse Mensch, nahezu unempfindlich gegenüber jedem Klima, war möglicherweise vor etwa 25.000.000 Jahren genau diese Haeckelsche Monere, streng genommen ein „Organismus ohne Organe“, eine vollständig homogene Substanz mit einem strukturlosen Eiweißkörper im Innern und lediglich äußerlich mit einer menschlichen Form.

Kein Wissenschaftler hat das Recht, in diesem Jahrhundert die Zahlen der Brahmanen in Sachen der Chronologie als grotesk zu bezeichnen, denn ihre eigenen Berechnungen gehen oft weit über die von der esoterischen Wissenschaft gemachten Behauptungen hinaus. Das kann leicht gezeigt werden.

Helmholtz berechnete, dass die Abkühlung unserer Erde von einer Temperatur von 2.000 ° C auf 200 ° C einen Zeitraum von nicht weniger als 350.000.000 Jahren eingenommen haben muss. Die westliche Wissenschaft (einschließlich der Geologie) scheint unserem Globus im Allgemeinen ein Alter von insgesamt 500.000.000 Jahren zuzugestehen. Sir William Thomson jedoch datiert das erste Auftreten pflanzlichen Lebens 100.000.000 Jahre zurück – eine Behauptung, der die archaischen Aufzeichnungen achtungsvoll widersprechen. In den Domänen der Wissenschaft scheinen sich Spekulationen täglich zu ändern. Unterdessen sind einige Geologen völlig gegen eine Begrenzung. „Volger . . . . berechnet, dass die für die Ablagerung der uns bekannten Schichten erforderliche Zeit mindestens 648 Millionen Jahre betragen haben muss . . . .“ Sowohl Zeit als auch Raum sind unendlich und ewig. „Die Erde, als materielle Existenz, ist in der Tat unendlich; lediglich die Veränderungen, denen sie unterworfen war, können mit endlichen Zeitperioden bestimmt werden.“ (Burmeister) „Wir müssen daher annehmen, dass der Sternenhimmel nicht nur räumlich, was kein Astronom anzweifelt, sondern auch zeitlich ohne Anfang und Ende ist; dass er niemals erschaffen wurde und dass er unvergänglich ist.“ (Siehe Czolbe)173

Czolbe spricht genau das aus, was auch die Okkultisten behaupten. Die arischen Okkultisten jedoch, kann uns gesagt werden, wussten nichts von diesen späteren Spekulationen. „Sie wussten nicht einmal von der Globenform unserer Erde.“ [SD # 155] (Coleman) Das Vishnu-Purana enthält eine Antwort darauf, die gewisse Orientalisten sehr irritierte.

. . . „Auf allen Dvipas (Kontinenten) steht die Sonne allezeit in der Mitte des Tages, gegenüber der Mitternacht, Maitreya! Doch Auf- und Untergang der Sonne sind beständig einander entgegengesetzt, und das gilt auch für alle Kardinalpunkte und auch für die Kreuzungspunkte, Maitreya; so sprechen die Menschen vom Sonnenaufgang, wo immer sie ihn beobachten, und wenn die Sonne wieder verschwindet, ist es für sie der Sonnenuntergang. Für die Sonne, die sich immer an ein und demselben Ort befindet, gibt es weder Untergang noch Aufgang. Denn was Aufgang und Untergang genannt wird, ist lediglich die Sichtbarkeit und Nichtsichtbarkeit der Sonne.“ (Vishnu-Purana“, Buch II, viii)

Dazu bemerkt Fitzedward Hall: „Die an dieser Stelle gelehrte Heliozentrizität ist bemerkenswert. Etwas weiter hinten wird ihr jedoch widersprochen.“ Absichtlich widersprochen, da es sich dabei um eine geheime Tempellehre handelte. Martin Haug fiel dieselbe Lehre an einer anderen Stelle auf. Es ist nutzlos, die Arier noch weiter zu verleumden.

Kehren wir zur Chronologie der Geologen und Anthropologen zurück. Wir fürchten, dass die Wissenschaft in dieser Hinsicht den Anschauungen der Okkultisten nichts Vernünftiges entgegenzusetzen hat. Dass „vom Menschen, dem höchsten organischen Wesen der Schöpfung, in den ältesten Schichten keine Spur zu finden war; lediglich in den obersten, den sogenannten alluvialen Lagerstätten“, ist alles, was vorgebracht werden könnte. Dass der Mensch aber nicht das letzte Glied in der Säugetierfamilie darstellt, sondern in dieser Runde das erste, ist etwas, was die Wissenschaft eines Tages anzuerkennen gezwungen sein wird. Eine ähnliche Anschauung wurde auch bereits in Frankreich von einer sehr hohen Autorität vertreten.

Es kann gezeigt werden, dass der Mensch im mittleren Tertiär und auch bereits in einem geologischen Zeitalter gelebt hat, in dem noch nicht eine einzige der heute bekannten Säugetierarten existierte; diese Behauptung kann die Wissenschaft nicht abstreiten, und sie wurde jetzt von de Quatrefages174 bewiesen. Aber selbst wenn wir annehmen, es existiere kein Beweis für seine Existenz im Eozän, wie viel Zeit ist seit der Kreidezeit vergangen? Wir wissen, dass es lediglich die kühnsten Geologen wagen, das erste Auftreten des Menschen weiter zurück zu versetzen als in das Miozän. Doch wie viel Zeit, fragen wir, ist in den Zeitaltern und Perioden seit dem Mesozoikum vergangen? Nach einer ordentlichen Portion Streit und Spekulation schweigt die Wissenschaft, und zur Beantwortung der Frage gezwungen sagen die größten Autoritäten für den Gegenstand: „Wir wissen es nicht“. Das sollte zeigen, dass die Wissenschaftler in dieser Sache keine größeren Autoritäten sind als die Profanen. Wenn nach Professor Huxley „der für die Kohlebildung notwendige Zeitraum allein sechs Millionen Jahre ausmacht“,175 wie viele weitere Millionen von Jahren wären erforderlich, [SD # 156] die Zeit auszufüllen zwischen dem Jura oder der Mitte des sogenannten „Reptilien“-Zeitalters (dem Zeitpunkt des Erscheinens der dritten Rasse) bis hinauf zum Miozän, als der Hauptteil der vierten Rasse überschwemmt wurde?176

Der Schreiberin ist durchaus bekannt, dass die furchtsame Mehrheit immer gegen jene Fachmänner stand, deren Berechnungen für das Alter des Globus und des Menschen die längsten Zeiträume erbrachten. Aber das beweist sehr wenig, da es selten so ausgeht, wenn überhaupt einmal, dass sich die Mehrheit dauerhaft als im Recht erweist. Harvey stand über viele Jahre allein. Die Fürsprecher der Überquerung des Atlantischen Ozeans per Dampfschiff liefen Gefahr, ihre Tage in einem Irrenhaus zu beenden. Mesmer wird bis zum heutigen Tag (in den Konversationslexika) als Marktschreier und Betrüger in eine Reihe gestellt mit Cagliostro und St. Germain. Und jetzt, nachdem die Herren Charcot und Richet die Behauptungen Mesmers rechtfertigten und der „Mesmerismus“ unter dem neuen Namen Hypnotismus – eine falsche Nase in einem sehr alten Gesicht – von der Wissenschaft akzeptiert wird, steigert das nicht gerade unsere Hochachtung vor dieser Mehrheit, insbesondere wenn wir die Leichtfertigkeit und Sorglosigkeit in Betracht ziehen, mit der sie mit dem „Hypnotismus“, den „telepathischen Beeinflussungen“ und seinen weiteren Erscheinungen umgehen. Kurz gesagt sprechen Sie darüber, als hätten sie seit den Tagen Salomons daran geglaubt und nicht noch vor wenigen Jahren ihre Anhänger als „Wahnsinnige und Betrüger“ abgetan!177

Dieselbe Umwälzung des Denkens dauert noch über lange Zeitperioden, die die Esoterische Philosophie als das Alter der geschlechtlichen und physiologischen Menschheit annimmt. Daher hat sogar die Stanze, die sagt: –

„Die Gemütgeborenen, die Knochenlosen, gaben Dasein den aus dem Willen Geborenen mit Knochen“; mit dem Zusatz, dass dies in der Mitte der dritten Rasse vor 18.000.000 Jahren stattgefunden hat – noch Aussicht, von zukünftigen Wissenschaftlern akzeptiert zu werden.

Was das Denken des 19. Jahrhunderts anbelangt: Selbst von einigen von einem abnormalen Respekt für die sich verändernden Schlussfolgerungen der Wissenschaft durchdrungenen persönlichen Freunden wird uns gesagt, dass eine solche Aussage absurd sei. Um wie viel unwahrscheinlicher wird unsere weitere Behauptung erscheinen, dass die erste Rasse noch um viele weitere Millionen von Jahren früher aufkam. Es steht außer Frage, ob die anfängliche Entwicklung der ursprünglichen göttlichen [SD # 157] Rassen mit Sicherheit entweder in das frühe sekundäre oder in das primäre geologische Zeitalter zu verweisen ist. Denn auch wenn die genauen Zahlen geheimgehalten werden, ist eine Sache klar, dass nämlich die Angabe von 18.000.000 Jahren für den geschlechtlichen physischen Menschen außerordentlich verlängert werden muss, wenn der gesamte Vorgang der spirituellen, astralen und physischen Entwicklung betrachtet wird. Viele Geologen sind in der Tat der Ansicht, dass bezüglich einer Schätzung der Dauer des Quartärs und des Tertiärs Zugeständnisse erforderlich sind. Und es ist ganz sicher, dass keine wie auch immer negativ gearteten irdischen Bedingungen die Hypothese eines Menschen im Eozän widerlegen, wenn ein Beweis für seine Existenz gefunden wird. Okkultisten, die behaupten, dass obige Angaben uns weit in das sekundäre oder „reptilische“ Zeitalter zurückführen, können sich zur Unterstützung der Möglichkeit der Existenz des Menschen in diesem fernen Altertum auf de Quatrefages berufen. In Bezug auf die frühesten Wurzelrassen liegt der Fall jedoch ganz anders. Wenn doch die dichten Schwaden aus mit Kohlensäure übersättigten Dämpfen, die seit Beginn der Sedimentation aus dem Boden entwichen oder sich in der Atmosphäre in der Schwebe hielten, für das Leben der menschlichen Organismen, wie sie jetzt bekannt sind, tödlich waren – dann wird man fragen, wie die ursprünglichen Menschen darin existieren konnten. Diese Überlegung ist jedoch nicht relevant. Die damals vorherrschenden irdischen Bedingungen berührten in keiner Weise jene Ebene, auf welcher die Evolution der ätherisch astralen Rassen vonstatten ging. Erst in verhältnismäßig jungen geologischen Zeiträumen warf der spiralförmige Verlauf des zyklischen Gesetzes die Menschheit auf die niedrigste Stufe der physischen Evolution – auf die Ebene grob materieller Kausalität. In den frühen Zeitaltern war die astrale Evolution allein im Gange, und die beiden Ebenen, die astrale und die physische,178 hatten keine unmittelbaren Berührungspunkte miteinander, obwohl sie sich auf parallelen Linien entwickelten. Es ist einleuchtend, dass ein schattenhaft ätherischer Mensch aufgrund seiner Struktur – wenn man das so nennen kann – nur zu der Ebene in Beziehung steht, welcher die Substanz seines Upadhi entnommen wurde.

Vielleicht existieren Dinge, die den weitblickenden, aber nicht allsehenden Augen unserer heutigen Naturforscher entgangen sein könnten. Die Natur selbst unternimmt es jedoch, die fehlenden Glieder zu liefern. Die agnostisch-spekulativen Denker müssen zwischen der von der östlichen Geheimlehre und den hoffnungslos materialistisch-darwinistischen und biblischen Berichten über den Ursprung des Menschen wählen, d. h. zwischen der Abwesenheit von Seele und von spiritueller Evolution und der okkulten Lehre, welche sowohl die „besondere Schöpfung“ als auch die „evolutionistische“ Anthropogenesis gleichermaßen zurückweist.

Um die Frage der „spontanen Zeugung“ wieder aufzunehmen, das Leben hat – wie die Wissenschaft zeigt – nicht immer auf dieser irdischen Ebene geherrscht. [SD # 158] Es gab eine Zeit, die selbst die Haeckelsche Monere – jenes einfache Protoplasmaklümpchen – noch nicht auf dem Meeresboden zu finden war. Woher kam der Impuls, der die Kohlenstoff-, Stickstoff- und Sauerstoff-Moleküle etc. dazu veranlasste, sich zu Okens Urschleim zusammenzufügen, dem neuerdings Protoplasma getauften organischen „Schleim“? Was waren die Vorbilder der Moneren? Zumindest konnten sie nicht von anderen bereits geformten Globen auf Meteoriten herabgefallen sein, ungeachtet Sir William Thomsons darauf abzielender wilder Theorie. Und selbst wenn sie auf diese Weise herabgefallen wären; wenn unsere Erde ihren Vorrat an Lebenskeimen von anderen Planeten erhalten hätte; wer oder was hat sie dann auf diese Planeten gebracht? Wenn die okkulte Lehre abgewiesen wird, sehen wir uns hier wieder gezwungen, uns einem Wunder zu stellen; und zwar die Theorie eines persönlichen, anthropomorphischen Schöpfers anzunehmen, dessen von Monotheisten behauptete Eigenschaften und Beschreibungen der Philosophie und der Logik ebenso widersprechen wie sie das Ideal einer unendlichen, universellen Gottheit herabsetzen, vor deren unfassbarer ehrfurchtgebietender Größe der höchste menschliche Intellekt sich nichtig fühlt. Es möge sich nicht herausstellen, dass sich der moderne Philosoph eigenmächtig auf den höchsten Gipfel bisher entwickelter menschlicher Intellektualität setzt und doch spirituell und intuitiv weit hinter den Vorstellungen selbst der alten Griechen zurücksteht, die wiederum selbst in dieser Hinsicht weit hinter den Philosophen des östlichen, arischen Altertums zurückblieben. Ein philosophisch aufgefasster Hylozoismus steht für den höchsten Aspekt des Pantheismus. Er ist das einzig mögliche Entkommen aus dem auf einer tödlichen Materialität fußenden idiotischen Atheismus und aus den noch idiotischeren anthropomorphischen Vorstellungen der Monotheisten; zwischen diesen beiden steht er auf seinem eigenen, vollständig neutralen Boden. Der Hylozoismus verlangt den absoluten Göttlichen Gedanken, der die zahllosen aktiven, schöpferischen Kräfte oder „Schöpfer“ durchdringt; deren Wesenheiten von dem Göttlichen Gedanken bewegt werden, ihre Existenz in, von und durch diesen haben; wobei Letzterer nichtsdestoweniger keinen persönlichen Anteil an ihnen und ihren Schöpfungen hat, nicht mehr als die Sonne an der Sonnenblume und ihren Samen oder an der Vegetation im Allgemeinen. Man weiß von der Existenz solcher aktiven „Schöpfer“, und man glaubt an sie, weil sie vom inneren Menschen des Okkultisten wahrgenommen und empfunden werden. So behaupten Letztere, dass es nicht möglich ist, eine absolute Gottheit, die unbedingt und ohne Beziehung sein muss, nicht gleichzeitig als aktiver, schöpferischer, einziger lebendiger Gott gedacht werden kann, ohne das Ideal unmittelbar herabzuwürdigen.179 Eine Gottheit, die sich in Raum und Zeit offenbart – welche lediglich Formen von Tat sind, dem absoluten All – kann nur ein Bruchteil des [SD # 159] Ganzen sein. Und da jenes „All“ in seiner Unbedingtheit nicht geteilt werden kann, kann dieser empfundene Schöpfer (wir meinen Schöpfer im Plural) im besten Fall nur ein bloßer Aspekt davon sein. Um dieselbe Metapher zu gebrauchen – ungeeignet zwar, die gesamte Idee auszudrücken, für den gegenwärtigen Fall aber gut passend – sind diese Schöpfer wie die zahlreichen Strahlen der Sonnenscheibe, die sich des Werkes nicht bewusst ist und sich nicht um es kümmert; indes werden ihre Vermittler, die Strahlen, jedes Frühjahr zum Instrumentalmedium – der manvantarischen Morgendämmerung der Erde –, um die der Natur und ihrer differenzierten Materie innewohnende, ruhende Vitalität zu befruchten und zu erwecken. Dieser Sachverhalt wurde im Altertum so gut verstanden, dass selbst der mäßig religiöse Aristoteles anmerkte, dass ein solches Werk der unmittelbaren Schöpfung für Gott ziemlich unangemessen sei – ἀπρεπὲς τῷ ϴεῷ. Platon und andere Philosophen lehrten dasselbe: Die Gottheit kann nicht selbst Hand an die Schöpfung legen – αὐτουρνεῖν ἅπαντα. Das nennt Cudworth „Hylozoismus“. Wie der alte Zeno laut Laertios gesagt haben soll: „Die Natur ist ein sich auf der Grundlage im Keim vorhandener Prinzipien selbst antreibender Habitus; sie vervollkommnet und enthält die unterschiedlichen, zu bestimmten Zeiten von ihr hervorgebrachten Dinge und handelt dabei in Übereinstimmung mit dem, von welchem sie abgetrennt wurde.“180

Kehren wir zu unserem Gegenstand zurück und halten inne, um darüber nachzudenken. Sollte in jenen Zeiten tatsächlich ein Pflanzenleben existiert haben, das sich trotz der damals giftigen Elemente ernähren konnte; und wenn es sogar ein Tierleben gab, dessen Organisation dem Wasser angepasst war und das sich trotz des raren Sauerstoffs entwickeln konnte, warum könnte da nicht auch menschliches Leben in einer beginnenden, physischen Form existiert haben, d. h. eine Rasse von Wesen, die dieser geologischen Periode und ihren Bedingungen angepasst war? Außerdem gesteht die Wissenschaft ein, dass sie über die tatsächliche Länge der „geologischen Perioden“ nichts weiß.

Die uns vorliegende Hauptfrage lautet jedoch, ob mit vollkommener Sicherheit behauptet werden kann, dass seit dem sogenannten „azoischen“ Zeitalter jemals eine solche Atmosphäre existierte, wie sie von den Naturforschern hypothetisch angenommen wird. Nicht alle Physiker stimmen mit dieser Idee überein. Wäre die Schreiberin höchst bemüht, die Lehren der Geheimlehre durch die exakte Wissenschaft zu bestätigen, könnte sie ganz einfach die Zugeständnisse mehrerer Physiker aufzeigen, dass sich die Atmosphäre seit der ersten Kondensation der Ozeane wenig, wenn überhaupt, verändert hat – d. h. seit der laurentinischen Periode, dem Pyrolitischen Zeitalter. Das ist zumindest die Ansicht von Blanchard, S. Meunier und selbst von Bischof – wie die Experimente des letztgenannten Wissenschaftlers mit Basalten gezeigt haben. Denn wenn wir der Mehrheit der Wissenschaftler Glauben schenken hinsichtlich der Menge tödlicher Gase und mit Kohlenstoff und Stickstoff vollständig gesättigter Elemente im Lebensraum des Pflanzen- und Tierreichs, die dort lebten, gediehen und sich entwickelten, wie gezeigt wurde, dann müsste man zu dem seltsamen Schluss gelangen, dass die Ozeane dieser Tage [SD # 160] mit flüssiger Kohlensäure anstelle von Wasser angefüllt waren. Es ist sehr zweifelhaft, ob die Ganoiden oder auch nur selbst die ursprünglichen Trilobiten in den Ozeanen des primären Zeitalters mit einem solchen Element leben konnten, geschweige denn im Silur, wie Blanchard zeigt.

Die für die früheste Rasse der Menschen notwendigen Bedingungen entstehen jedoch ohne jegliche Elemente, ob in einfacher oder in komplexer Form. Was zu Beginn festgestellt wurde, wird aufrecht erhalten. Die geistige, ätherische Wesenheit brauchte keine „Elemente“. Schon bevor sich das erste siderische „Gallertklümpchen“ im Ozean der groben, kosmischen Materie entwickelte, lebte sie in Räumen, welche der Erde unbekannt sind, Milliarden und Millionen von Jahren, bevor unser globales Stäubchen – Erde genannt – in der Unendlichkeit ins Dasein trat und die Moneren in ihren Tropfen – den Ozeanen – erzeugte. Der „Manu mit weichen Knochen“ war auf Kalziumphosphat wohl nicht angewiesen, da er keine Knochen hatte, außer in einem übertragenen Sinn. Und während selbst die Moneren, wie homogen ihr Organismus auch sein mag, auf gewisse physische Lebensbedingungen angewiesen sind, die ihre weitere Entwicklung unterstützen, waren die atmosphärischen Bedingungen in der Umwelt für jenes Wesen, das sich später zum ursprünglichen Menschen und zum „Vater des Menschen“ entwickelte, vollkommen gleichgültig, da es sich auf Daseinsebenen entwickelte, von der die Wissenschaft nicht zu träumen wagt. Der ursprüngliche Vorfahr in Brasseur de Bourbourgs „Popol Vuh“, der in den mexikanischen Legenden mit derselben Leichtigkeit unter der Erdoberfläche und dem Wasser agieren und leben konnte wie auf der Erde, entspricht lediglich der zweiten und anfänglichen dritten Rasse unserer Berichte. Und wenn sich die drei Naturreiche in den vorsintflutlichen Zeitaltern so stark von ihren heutigen Zuständen unterschieden, warum sollte nicht der Mensch aus Materialien und Atomverbindungen bestanden haben, die der Naturwissenschaft heute vollständig unbekannt sind? Wissenschaftlichen Hypothesen zufolge haben sich die heute nahezu zahllosen Unterarten und Arten bekannter Pflanzen und Tiere alle aus ursprünglichen und viel weniger zahlreichen organischen Formen entwickelt. Warum sollte nicht dasselbe auch im Fall des Menschen, der Elemente und alles Übrigen geschehen sein? „Die universale Genesis geht von der Eins aus, teilt sich in die Drei, dann in die Fünf und gipfelt schließlich in der Sieben, um in die Vier, Drei und Eins zurückzukehren.“ (Kommentar)

Für zusätzliche Beweise siehe Teil II dieses Bandes, „Die Siebenheit in der Natur“.

 

 

[SD # 161]
STANZE VII
Von den halbgöttlichen herab
zu den ersten menschlichen Rassen

 

 

§§  (24)  Die höheren Schöpfer verwerfen in ihrem Stolz die von den „Söhnen des Yogas“ evolvierten Formen.    (25)  Sie weigern sich, in die ersten „Eigeborenen“ zu inkarnieren.  (26)  Sie wählen die späteren Androgynen.  (27)  Der erste mit Verstand begabte Mensch.

 

 

24. Die Söhne der Weisheit, die Söhne der Nacht (hervorgegangen aus Brahmâs Körper, als derselbe zur Nacht wurde), zur Wiedergeburt bereit, kamen herab. Sie sahen die (intellektuell) abscheulichen Formen der ersten Dritten (noch unvernünftigen Rasse) (a). „Wir können wählen“, sagten die Herren, „wir besitzen Weisheit“. Einige traten in die Chhayas ein. Einige projizierten den Funken. Einige warteten bis zur Vierten (Rasse). Aus ihrer eigenen Essenz füllten (intensivierten) sie Kama (den Träger der Begierde). Jene, die eintraten, wurden Arhats. Jene, die nur einen Funken erhielten, blieben ohne (die höhere) Erkenntnis. Der Funke brannte schwach (b). Die Dritten blieben ohne Gemüt. Ihre Jivas (Monaden) waren nicht bereit. Unter den Sieben (ursprünglichen Menschenarten) wurden sie beiseite gesetzt. Sie wurden engstirnig. Die Dritten waren bereit. „In diesen werden wir wohnen“, sprachen die Herren der Flamme (c).

Diese Stanze enthält den gesamten Schlüssel zu den Mysterien des Bösen in sich, des sogenannten Falles der Engel und die mannigfaltigen sich daraus ergebenden Probleme, welche die Philosophen verwirrten, seit der Mensch ein Gedächtnis besaß. Sie löst das Geheimnis der sich in der Folge zeigenden Ungleichheiten der intellektuellen Fähigkeiten, der Geburt oder gesellschaftlichen Stellung und gibt eine logische Erklärung für den unbegreiflichen Verlauf Karmas in den darauffolgenden Äonen. Die beste Erklärung, die angesichts der Schwierigkeit des Gegenstandes gegeben werden kann, wird jetzt versucht.

(a) Bis hinauf zur vierten Runde und selbst bis zum späteren Teil der dritten Rasse in dieser Runde besitzt der Mensch einstweilen lediglich die Intellektualität eines Tieres – wenn dieser irreführende Name den immer wechselnden Formen gegeben werden kann, welche die Monaden in den ersten drei Runden und den ersten zweieinhalb Rassen der gegenwärtigen Runde bekleideten. Erst in der gegenwärtigen Runde, in der Mitte des Weges, entwickelte er in sich das vierte Prinzip vollständig zu einem geeigneten Träger des [SD # 162] fünften. Manas wird aber erst in der folgenden Runde verhältnismäßig vollständig entwickelt sein, wenn es die Möglichkeit haben wird, bis zum Ende der Runden vollständig göttlich zu werden. Wie Christian Schöttgen in seinen „Horae Hebraicae“ etc. sagt, hatte der erste irdische Adam „lediglich den Lebensodem“, Nephesch, aber keine lebendige Seele.

(b) Hier sind die niederen Rassen gemeint, von denen noch einige Arten übrig sind – wie die (jetzt rasch aussterbenden) Ureinwohner Australiens sowie einige afrikanische und ozeanische Stämme. „Sie waren nicht bereit“ bedeutet, dass die karmische Entwicklung dieser Monaden sie noch nicht dazu befähigte, menschliche Formen zu bewohnen, die für eine Inkarnation in höheren intellektuelleren Rassen bestimmt war. Aber das wird später erklärt.

(c) Der Zohar spricht vom „schwarzen Feuer“, welches absolute Licht-Weisheit ist. Wer vom alten theologischen Vorurteil verleitet ist und sagen will: „Die Asuras sind aber die rebellierenden Devas, die Widersacher der Götter – und daher Teufel und Geister des Bösen“, erhält zur Antwort: Die Esoterische Philosophie lässt weder Gut noch Böse als etwas unabhängig in der Natur Existierendes per se zu. Die Ursache für beides liegt in Bezug auf den Kosmos in der Notwendigkeit der Gegensätze oder Kontraste und im Hinblick auf den Menschen in seiner menschlichen Natur, seiner Unwissenheit und seinen Leidenschaften. Es gibt keine Teufel oder das vollkommen Böse, genauso wenig existieren absolut vollkommene Engel, auch wenn es Geister des Lichts und der Dunkelheit geben mag; somit ist Luzifer – der Geist der intellektuellen Erleuchtung und Gedankenfreiheit – metaphorisch das rettende Leuchtfeuer, das dem Menschen seinen Weg um die Klippen und Sandbänke des Lebens zu finden hilft. Denn Luzifer ist in seinem höchsten Aspekt der Logos und in seinem niedrigsten der „Widersacher“ – und beide werden in unserem Ego reflektiert. Von der Natur Christi sprechend macht Lactantius den Logos, das Wort, zum erstgeborenen Bruder Satans, dem „ersten aller Geschöpfe“. (Inst. div.“, Buch II, Kap. viii, „Qabbalah“, S. 116)

Das Vishnu-Purana beschreibt diese ursprünglichen Geschöpfe (die Arvakshrotas) mit gewundenen Verdauungskanälen: Sie waren „mit inneren Offenbarungen begabt, doch untereinander wussten sie nichts über ihre Art und Natur“. Die achtundzwanzig Arten von Badhas oder Unvollkommenheiten beziehen sich nicht, wie Wilson dachte, auf die von ihm aufgezählten, heute bekannten Tiere, denn diese existierten in jenen geologischen Perioden noch gar nicht. Das wird im besagten Werk ganz deutlich formuliert, indem zuerst die „fünffältige unbewegliche Welt“ (auf diesem Globus) erschaffen wird, die Mineralien und Pflanzen; dann folgen jene Fabelwesen, die Tiryakshrotas (die von den „Herren“ vernichteten Ungeheuer des Abgrundes, siehe Stanzen II und III); dann die Urdhvashrotas, die glücklichen, himmlischen Wesen, die sich von Ambrosia ernähren, und zuletzt die Arvakshrotas, menschliche Wesen – Brahmâs sogenannte [SD # 163] siebte Schöpfung. Doch diese „Schöpfungen“, einschließlich Letzterer, geschahen nicht auf diesem Globus, wo immer sie auch sonst stattgefunden haben mögen. Nicht Brahmâ erschafft die Dinge und Menschen auf dieser Erde, sondern das Haupt und der Herr der Prajapatis, der Herren des Daseins und der irdischen Schöpfung.181 Dem Befehl Brahmâs gehorchend, machte Daksha (die Synthese oder das Aggregat der irdischen Schöpfer und Vorfahren, Pitris mit eingeschlossen) höhere und niedere (vara und avara) Dinge, „bezogen auf putra“, Nachkommen, und „Zweifüßler und Vierfüßler, und anschließend mit Hilfe seines Willens (die Söhne von Wille und Yoga) Frauen“ – d. h. er trennte die Androgynen. Hier haben wir wieder die vor den „Vierfüßlern“ erschaffenen „Zweifüßler“ oder Menschen, wie in den esoterischen Lehren (vide supra und Stanze XII, wie bereits erklärt).

In den exoterischen Erzählungen werden die Asuras als die ersten Wesen aus dem „Körper der Nacht“ erschaffen, während die Pitris aus dem Körper der Dämmerung hervorgehen; Parashara platziert (im Vishnu-Purana) die „Götter“ zwischen die beiden und erklärt, sie seien aus dem „Körper des Tages“ hervorgegangen. Das macht es einfach, einer bestimmten Absicht gewahr zu werden, nämlich die Abfolge der Schöpfung zu verschleiern. Der Mensch ist der Arvakshrota, der aus dem „Körper der Morgendämmerung“ kommt; an anderer Stelle wird nochmals auf ihn Bezug genommen, wenn von Brahmâ, dem Schöpfer der Welt, gesagt wird, dass er „grausame Wesen erschuf, die als Bhutas und Fleischfresser bezeichnet“ wurden, oder wie der Text es formuliert, „schreckliche Unholde, affenartig und fleischfressend“.182 Anderseits werden die Rakshasas gewöhnlich übersetzt mit „bösen Geistern“ und „Götterfeinde“, was sie mit den Asuras gleichsetzt. Als Hanuman im Ramayana den Feind in Lanka auskundschaftet, entdeckt er dort Rakshasas, einige scheußlich, „während andere schön anzusehen waren“, und im Vishnu-Purana wird unmittelbar darauf Bezug genommen, dass sie die Heilande der „Menschheit“ oder Brahmâs werden.

Die Allegorie ist sehr geschickt. Großer Intellekt und allzu viel Wissen sind eine zweischneidige Waffe im Leben und taugen als Werkzeug sowohl zum Bösen als auch zum Guten. Mit Selbstsucht verbunden, werden sie die gesamte Menschheit zu einem Fußschemel für die Erhebung dessen Besitzers machen und zu einem Werkzeug zur Erreichung seiner Ziele; wohingegen ihre Anwendung für selbstlose, altruistische Zwecke vielen zur Erlösung verhelfen kann. Auf jeden Fall wird ein Mensch ohne Selbstbewusstsein und Intellekt ein Idiot sein, ein Untier in menschlicher Form. Brahmâ ist Mahat – das Universalgemüt. Daher zeigen die allzu Selbstsüchtigen unter den Rakshasas das Verlangen, in den Besitz all dessen zu gelangen – Mahat zu „verschlingen“. Diese Allegorie ist transparent.

Jedenfalls identifiziert die Esoterische Philosophie die vorbrahmanischen [SD # 164] Asuras, Rudras,183 Rakshasas und all die anderen in den Allegorien vorkommenden „Widersacher“ der Götter mit den Egos, die den noch vernunftlosen Menschen der dritten Rasse wissentlich unsterblich machten, indem sie sich in ihn inkarnierten. Sie sind also im Inkarnationszyklus der wirklich duale Logos – das sich widerstreitende und doppelgesichtige göttliche Prinzip im Menschen. Der darauffolgende Kommentar und die Shlokas mögen ohne Zweifel mehr Licht auf diesen sehr schwierigen Lehrsatz werfen, doch die Schreiberin fühlt sich nicht dazu berechtigt, sie vollständig zu veröffentlichen. Über die Aufeinanderfolge der Rassen sagen sie jedoch:

„Zuerst erscheinen auf dieser Erde die Selbstexistierenden. Sie sind die ‘spirituellen Leben’, die in der Morgendämmerung einer jeden Wiedergeburt der Welten von dem absoluten Willen und Gesetz projiziert werden. Diese Leben sind die göttlichen ‘Sishtas’ (die Samen-Manus oder die Prajapatis und die Pitris).

Aus ihnen gehen hervor:

1. Die erste Rasse, die „Selbstgeborenen“. Sie sind die (astralen) Schatten ihrer Vorfahren.184 Der Körper war bar jeglichen Verstandes (Verstand, Intelligenz und Willenskraft). Das innere Wesen (das höhere Selbst oder die Monade) befand sich zwar innerhalb der irdischen Gestalt, war jedoch nicht mit ihr verbunden. Das Bindeglied, Manas, war noch nicht vorhanden.

2. Aus der Ersten (Rasse) ging die Zweite hervor, die „Schweißgeborenen“185 und [SD # 165] die „Knochenlosen“ genannt. Dies ist die zweite Wurzelrasse, von den Erhaltern (Rakshasas)186 und den inkarnierenden Göttern (den Asuras und die Kumaras) mit den ersten ursprünglichen und schwachen Funken (dem Keim der Intelligenz) ausgestattet . . Und aus diesen geht wiederum hervor:

3. Die dritte Wurzelrasse, die „Zweifältigen“ (die Androgynen). Die ersten Rassen derselben sind Schalen, bis schließlich die letzte von ihnen von den Dhyanis „bewohnt“ (d. h. beseelt) wurde.

Die zweite Rasse, wie oben festgestellt ebenfalls geschlechtslos, hat zu Beginn aus sich selbst heraus die dritte, androgyne Rasse entwickelt, mittels eines entsprechenden, aber bereits komplexeren Vorganges. Wie im Kommentar beschrieben, waren die Allerersten jener Rasse:

„Die Söhne des passiven Yogas.187 Sie gingen aus den zweiten Manushyas [SD # 166] (Menschenrasse) hervor und wurden Eier legend. Bei der Fortpflanzung schieden sie eiförmige Gebilde aus. Die kleinen, kugelförmigen Kerne entwickelten sich zu einem großen, weichen, einem Ei ähnelnden Träger, der allmählich erhärtete, worauf er, nach einer Reifungsperiode, zerbrach und das junge menschliche Tier ohne Hilfe aus ihm schlüpfte, so wie in unserer gegenwärtigen Rasse die Hühner.“

Das muss dem Leser lächerlich absurd erscheinen. Nichtsdestoweniger liegt es exakt auf der Linie der von der Wissenschaft für die Entwicklung der lebenden Tierarten wahrgenommenen evolutionären Analogie. Zuerst die monerenartige Fortpflanzung durch Selbstteilung (siehe Haeckel); dann, nach einigen weiteren Stadien die ovipare Fortpflanzung wie bei den Reptilien, welchen die Vögel folgen; und zuletzt die Säugetiere mit ihren ovoviviparen Arten der Hervorbringung ihrer Jungen.

Wird der Begriff ovovivipar auf einige Fische und Reptilien angewendet, die ihre Eier innerhalb des Körpers ausbrüten, warum sollte er dann nicht auch auf weibliche Säugetiere, einschließlich der menschlichen Frau, anwendbar sein? Das Ovulum, in dem nach der Befruchtung die Entwicklung des Fötus stattfindet, ist ein Ei.

Auf jeden Fall ist diese Vorstellung philosophischer als die von einer Eva mit einer plötzlich erschaffenen Plazenta, die wegen des Apfels den Kain hervorbringt, wenn selbst das Beuteltier, das früheste der Säugetiere, noch keine Plazenta aufweist.

Außerdem ist die von der Wissenschaft enthüllte progressive Reihenfolge der Fortpflanzungsmethoden eine glänzende Bestätigung der esoterischen Ethnologie. Die Daten müssen nur tabellarisch angeordnet werden, um unsere Behauptung zu beweisen (vgl. besonders Schmidts „Doctrine of Descent and Darwinism“, S. 39 et seq., und Laings „A Modern Zoroastrian“, S. 102-111).

I. Zellteilung

(a) Zu beobachten in der Zweiteilung des als Monere oder Amöbe bekannten Protoplasmakörnchens.

(b) Zu beobachten in der Teilung der mit einem Kern ausgestatteten Zelle, wobei sich der Kern in zwei Unterkerne spaltet, die sich entweder innerhalb der ursprünglichen Zellwand entwickeln oder sie zersprengen und sich außerhalb von ihr als unabhängige Wesenheiten vermehren (vgl. die erste Wurzelrasse).

II. Knospung

Ein kleiner Teil der elterlichen Struktur quillt aus der Oberfläche hervor, trennt sich schließlich ab und wächst zur Größe des ursprünglichen Organismus an, z. B. bei vielen Pflanzen, den Seeanemonen etc. (vgl. die zweite Wurzelrasse).188

[SD # 167] III. Sporen

Eine einzelne Zelle wird vom elterlichen Organismus ausgeworfen und entwickelt sich zu einem vielzelligen Organismus, der die Eigenschaften des Letzteren kopiert, z. B. Bakterien und Moose.

IV. Intermediärer Hermaphroditismus

Männliche und weibliche Organe gehören demselben Individuum an; z. B. die Mehrzahl der Pflanzen, Würmer und Schnecken etc.; der Knospung verwandt (vgl. zweite und frühe dritte Wurzelrasse).

V. Wirkliche geschlechtliche Vereinigung (vgl. die spätere dritte Wurzelrasse)

Wir kommen nun zu einem wichtigen Punkt bezüglich der doppelten Evolution des Menschengeschlechtes. Die Söhne der Weisheit oder die spirituellen Dhyanis waren durch ihren Kontakt mit der Materie „intellektuell“ geworden, da sie bereits in früheren Inkarnationszyklen diesen Grad von Intellektualität erreicht hatten, der es ihnen ermöglichte, auf dieser materiellen Ebene zu unabhängigen und selbstbewussten Wesenheiten zu werden. Sie wurden lediglich aufgrund karmischer Wirkungen wiedergeboren. Sie traten in jene ein, die „bereit“ waren, und wurden die oben angedeuteten Arhats oder Weisen. Das bedarf einer Erklärung.

Es bedeutet nicht, dass die Monaden in Formen eintraten, in denen sich bereits andere Monaden befanden. Sie waren „Wesenheiten“, „Intelligenzen“ und bewusste Geister; Wesenheiten, die durch Vereinigung mit weiter entwickelter Materie noch bewusster zu werden suchten. Ihre Wesenheit unterschied sich nicht von der Universalen Wesenheit, so rein war sie. Doch ihre „Egos“ oder ihr Manas (nachdem sie Manasaputra genannt werden, aus „Mahat“ oder „Brahmâ“ geboren), mussten irdische, menschliche Erfahrungen durchlaufen um allwissend zu werden und darauf vorbereitet sein, den zurückführenden aufsteigenden Zyklus beginnen zu können. Die Monaden sind keine separaten, begrenzten oder bedingten Prinzipien, sondern Strahlen des einen universellen, absoluten Prinzips. Wenn ein Sonnenstrahl hinter einem anderen durch dieselbe Öffnung in einen dunklen Raum eintritt, wird das nicht zwei Strahlen ergeben, sondern einen intensiveren Strahl. Es entspricht nicht dem Naturgesetz, dass der Mensch vor der siebten Rasse in der siebten Runde zu einem vollkommenen siebenfältigen Wesen wird. Und doch finden sich all diese Prinzipien seit seiner Geburt latent in ihm. Auch gibt das Evolutionsgesetz nicht vor, dass das fünfte Prinzip (Manas) seine vollständige Entwicklung vor der fünften Runde erlangen sollte. Alle derartigen vorzeitig entwickelten Intellekte (auf der spirituellen Ebene) in unserer Rasse sind abnormal; wir nennen sie „Fünftrunder“. Selbst in der kommenden siebten Rasse am Ende dieser vierten Runde wird Manas im Gegensatz zu unseren dann voll entwickelten vier niederen Prinzipien lediglich relativ entwickelt sein. Diese Beschränkung bezieht sich jedoch allein auf die spirituelle Entwicklung. Die intellektuelle Entwicklung auf der physischen Ebene wurde während der vierten Wurzelrasse erreicht. Diejenigen, die „halb fertig“ waren, die „nur einen Funken“ empfingen, stellen somit die Durchschnittsmenschheit dar, die ihre Intellektualität in der gegenwärtigen manvantarischen Evolution erlangen muss, [SD # 168] woraufhin sie im nächsten Manvantara zur vollen Aufnahme der „Söhne der Weisheit“ bereit sein wird. Jene, die überhaupt „nicht bereit waren“, die spätesten Monaden, die sich am Ende der dritten Runde noch kaum aus ihren letzten, den Übergang bildenden, niederen tierischen Formen entwickelt hatten, blieben währenddessen die „Engstirnigen“ der Stanze. Das erklärt die andernfalls unerklärlichen Abstufungen der Intellektualität zwischen den verschiedenen Menschenrassen – dem Naturvolk der Buschmänner und den Europäern – bis heute. Jene Stämme der Naturvölker, deren Verstandeskräfte nur wenig über die der Tiere hinausreichen, sind nicht ungerechterweise enterbt oder benachteiligt, wie einige denken mögen – nichts dergleichen. Sie sind lediglich die zuletzt angekommenen menschlichen Monaden, die nicht bereit waren: Sie müssen sich in der gegenwärtigen Runde wie auch auf den drei verbleibenden Globen entwickeln (somit auf vier verschiedenen Daseinsebenen), um den Rang der Durchschnittsklasse zu gelangen, bevor sie in die fünfte Runde eintreten. Eine Bemerkung mag sich als nützlich erweisen, um das Denken des Schülers in diesem Zusammenhang anzuregen. Als sie zum ersten Mal als Menschen geboren wurden, mussten die Monaden der niedrigsten Arten der Menschheit (der „schmalstirnigen“189 Ureinwohner der Südseeinseln, Afrikas und Australiens) nicht wie ihre intelligenteren Brüder Karma abarbeiten. Die Ersteren beginnen jetzt, ihr Karma zu weben, die Letzteren sind mit vergangenem, gegenwärtigem und zukünftigem Karma belastet. In dieser Beziehung ist der arme Ureinwohner glücklicher als der größte Genius zivilisierter Länder.

Halten wir inne, bevor wir weitere solcher seltsamen Lehren geben. Prüfen wir und finden heraus, inwieweit die alten Schriften und sogar die Wissenschaft die Möglichkeit solch wilder Vorstellungen, wie sie in unserer Anthropogenese zu finden sind, zulassen oder sogar eindeutig bestätigen.

Wiederholen wir, was gesagt worden ist, so finden wir: – Die Geheimlehre beansprucht für den Menschen (1) einen polygenetischen Ursprung. (2) Verschiedene Fortpflanzungsarten, bevor die Menschheit in die gewöhnliche Zeugungsmethode verfiel. (3) Dass die Evolution der Tiere – auf jeden Fall der Säugetiere – nach der Evolution des Menschen erfolgt, anstatt ihr vorauszugehen. Und genau das steht den jetzt allgemein akzeptierten Evolutions- und Abstammungstheorien des Menschen von einem tierischen Ahnen diametral gegenüber.

[SD # 169] Geben wir dem Kaiser, was des Kaisers ist und versuchen zuallererst herauszufinden, welche Chancen die polygenetische Theorie bei den Wissenschaftlern hat.

Nun neigt die Mehrheit der darwinistischen Evolutionisten zu einer polygenetischen Erklärung des Ursprungs der Rassen. In dieser besonderen Frage sind jedoch, wie in vielen anderen Fällen, die Gelehrten nicht einig; sie stimmen überein, dass sie nicht übereinstimmen.

„Stammt der Mensch von einem einzigen Paar oder von unterschiedlichen Gruppen ab – Mono- oder Polygenismus? Soweit man es wagen darf, sich über etwas zu äußern, was in Abwesenheit von Augenzeugen (?) niemals bekannt sein wird (?), ist die zweite Hypothese bei Weitem die wahrscheinlichste.“190 Abel Hovelacque kommt in seinem „Science of Language“ zu einem ähnlichen Schluss, indem er aus dem Beweismaterial folgert, das einem Sprachforscher zugänglich ist.

In einer vor der British Association gehaltenen Ansprache bemerkte Professor W. H. Flower zu dieser Frage:

„Die mit den heute bekannten Eigenschaften und der Verteilung der Menschenrassen am besten übereinstimmende Anschauung . . . . ist eine modifizierte monogenetische Hypothese (!). Ohne auf die schwierige Frage einzugehen, in welcher Weise der Mensch zuerst auf der Welt erschien, müssen wir dafür ein ungeheures Alter annehmen, zumindest am historischem Standard bemessen. Wären wir im Besitz irgendeiner Annäherung an eine vollständige paläontologische Aufzeichnung, könnte die Geschichte des Menschen rekonstruiert werden, aber nichts Derartiges ist verfügbar.

Ein solches Zugeständnis muss für den Dogmatismus der physikalischen Evolutionisten als verhängnisvoll betrachtet werden, und es eröffnet einen weitreichenden Spielraum für okkulte Spekulationen. Die Gegner der Darwinistischen Theorie waren und bleiben noch immer Polygenisten. „Intellektuelle Giganten“ wie John Crawfurd und James Hunt erörterten die Frage und favorisierten die Polygenesis, und in ihren Tagen war die Stimmung eher zugunsten dieser Theorie als gegen sie. Erst im Jahr 1864 begannen die Darwinisten sich mit der Theorie der Einheit zu verbinden, deren erste Koryphäen Huxley und Lubbock wurden.

Was die andere Frage nach der Priorität des Menschen in der Abfolge der Evolution vor den Tieren angeht, ist die Antwort ebenso rasch gegeben. Wenn der Mensch wirklich der Mikrokosmos des Makrokosmos ist, dann hat die Lehre nichts so sehr Unmögliches an sich und ist nur logisch. Denn für die drei unter ihm stehenden niedrigeren Reiche wird der Mensch zum Makrokosmos. Wir können auch von einem physischen Standpunkt aus argumentieren; mit Ausnahme des Mineralreiches – welches das Licht selbst ist, kristallisiertes und inmetallisiertes Licht – wurden die physischen Strukturen in allen niedrigeren Reichen, von den Pflanzen bis zu jenen Geschöpfen, die den ersten Säugetieren vorangingen, mit Hilfe des „abgelagerten Staubes“ der Mineralien und der nicht angenommenen menschlichen Materie gefestigt, einerlei ob von lebenden oder toten [SD # 170] Körpern, von denen sie sich ernährten und die ihnen ihre äußeren Körper gaben. Seinerseits wurde auch der Mensch physischer, indem er das in sein System wiederaufnahm, was er zuvor herausgegeben hatte und was in den lebendigen Seelentiegeln, die es durchlaufen hatte, infolge der alchemistischen Transmutationen der Natur umgeformt worden war. Es gab Tiere in jenen Tagen, die sich unsere modernen Naturforscher nicht im Traum vorstellen könnten. Und je stärker der physische, materielle Mensch wurde, der Riese jener Zeit, desto mächtiger wurden seine Emanationen. Sobald sich diese androgyne „Menschheit“ in Geschlechter geteilt hatte, von der Natur in Kinder gebärende Maschinen verwandelt, beendete sie die Fortpflanzung mittels aus dem Körper austretender Tropfen von Lebensenergie. Doch als der Mensch noch nichts wusste über seine Fortpflanzungskräfte auf der menschlichen Ebene (vor seinem Fall, wie ein Anhänger Adams sagen würde), wurde die gesamte von ihm weit und breit verstreute Lebenskraft von der Natur zur Hervorbringung der ersten Säugetierformen benutzt. Die Evolution ist ein ewiger Zyklus des Werdens, wird uns gelehrt; und die Natur lässt nicht ein einziges Atom ungenutzt. Außerdem strebt vom Anbeginn der Runde an alles in der Natur dahin, Mensch zu werden. Sämtliche Impulse der dualen, zentripetalen und zentrifugalen Kräfte sind auf einen Punkt ausgerichtet – den Menschen. In der Abfolge der Wesen besteht der Fortschritt laut Agassiz „in einer wachsenden Gleichartigkeit der lebendigen Fauna und unter den Wirbeltieren, insbesondere in der zunehmenden Ähnlichkeit mit dem Menschen. Der Mensch ist der Abschluss, dem alle tierische Schöpfung seit dem ersten Auftreten der ersten paläozoischen Fische zustrebt.“191

So ist es; die „paläozoischen Fische“ stehen aber an der niederen Kurve des Evolutionsbogens der Formen; und diese Runde begann mit dem Astralmenschen, der Reflexion der Dhyan Chohans, der sogenannten „Bauleute“. Der Mensch ist das Alpha und das Omega der objektiven Schöpfung. Wie es in „Isis Unveiled“ heißt: „Alle Dinge hatten ihren Ursprung im Geist – indem die Evolution ursprünglich oben begann und nach unten fortschritt, anstatt anders herum, wie es die Darwinistische Theorie lehrt.“192 Daher wohnt die von dem oben angeführten hervorragenden Naturforscher angesprochene Tendenz sämtlichen Atomen inne. Wollte man das auf beide Seiten der Evolution anwenden, würden sich die Beobachtungen sehr störend auf die heute nahezu zum (darwinistischen) Gesetz gewordene moderne Theorie auswirken.

Wenn wir das Werk von Agassiz zustimmend zitieren, darf das deshalb nicht so verstanden werden als würden die Okkultisten der Theorie, die den Menschen vom Tierreich herleitet, irgendwelche Zugeständnisse machen. Die Tatsache, dass er in dieser Runde den Säugetieren vorausging, wird von der Überlegung, dass die Letzteren (Säugetiere) den Spuren des Menschen folgen, offensichtlich nicht angefochten.

[SD # 171]
25. Wie handelten die Manasa, die Söhne der Weisheit? Sie lehnten die Selbstgeborenen (die Knochenlosen) ab. Sie sind nicht bereit. Sie verschmähten die (ersten) Schweißgeborenen.193 Sie sind nicht ganz bereit. Sie wollten nicht eintreten in die (ersten) Eigeborenen.194

Für einen Theisten oder Christen dürfte dieser Vers eine ziemlich theologische Vorstellung andeuten: die vom Fall der Engel durch den Stolz. In der Geheimlehre jedoch scheinen die Gründe für die Weigerung, sich in halbfertige physische Körper zu inkarnieren, mehr mit physiologischen als mit metaphysischen Erwägungen verwoben zu sein. Nicht alle Organismen waren ausgereift. Die inkarnierenden Kräfte wählten die reifsten Früchte und verschmähten die übrigen.195

Durch einen sonderbaren Zufall wählte die Schreiberin bei der Auswahl eines vertrauten Namens für das Festland, auf dem die ersten Androgynen – die dritte Wurzelrasse – sich teilten, aus geografischen Erwägungen den von P. L. Sclater erfundenen Namen „Lemurien“. Erst später erwies sich beim Lesen von Haeckels „Pedigree of Man“, dass der deutsche „Animalist“ den Namen für seinen letzten Kontinent gewählt hatte. Er verlegt, wirklich treffend, das Zentrum menschlicher Evolution nach „Lemurien“, jedoch mit einer leichten wissenschaftlichen Abänderung. Lemurien als die „Wiege des Menschengeschlechtes“ bezeichnend malt er die allmähliche Umwandlung des anthropoiden Säugetieres in den ursprünglichen Ureinwohner aus!! Vogt wiederum ist der Ansicht, dass der Mensch in Amerika aus einem Zweig der Breitnasenaffen entsprang, unabhängig von der Entstehung afrikanischer und asiatischer Wurzelstämme der Schmalnasen der alten Welt. Die Anthropologen liegen sich in dieser sowie in vielen anderen Fragen wie gewöhnlich in den Haaren. Wir werden diese Behauptung in Stanze VIII im Licht der Esoterischen Philosophie untersuchen. Unterdessen wollen wir die Aufmerksamkeit einen Moment lang den verschiedenen gemäß der Evolutionsgesetze aufeinanderfolgenden Fortpflanzungsarten widmen.

Beginnen wir mit der Vermehrung der späteren Unterrassen der dritten menschlichen Rasse, bei denen, die mit dem heiligen Feuer der Funken höherer und damals unabhängiger Wesen ausgestattet wurden, den psychischen und spirituellen Vätern des Menschen, so wie die niederen Pitar Devatas (die Pitris) die Vorfahren seines physischen Körpers waren. Diese dritte und heilige Rasse bestand aus Menschen, die auf ihrem Höhepunkt [SD # 172] als „gewaltige Riesen von göttlicher Kraft und Schönheit und Verwahrer aller Geheimnisse von Himmel und Erde“ beschrieben wurden. Sind sie gleichermaßen gefallen, wenn die Inkarnation damals der Fall war?

Davon in Kürze. Dass die Hauptgötter und Heroen der vierten und fünften Rasse sowie des späteren Altertums die vergötterten Abbilder dieser Menschen der dritten sind, ist das Einzige, was jetzt beachtet werden muss. Die Tage ihrer physiologischen Reinheit und ihres sogenannten Falls sind gleichermaßen in den Herzen und im Gedächtnis ihrer Nachkommen lebendig geblieben. Daher die bei diesen Göttern auftretende doppelte Natur, sowohl Tugend als auch Sünde werden in den von der Nachwelt zusammengestellten Biografien in höchstem Maße verherrlicht. Sie waren die voradamische und die göttliche Rasse, mit der sich jetzt selbst die Theologie zu beschäftigen beginnt, in deren Anschauung sie alle „die verfluchten kainitischen Rassen“ darstellen.

Aber nun muss das Wirken der „spirituellen Vorfahren“ jener Rasse zunächst beiseite gestellt werden. Ein sehr schwieriger und verwickelter Punkt in Bezug auf die Verse 26 und 27 erfordert eine Erläuterung. Sie lauten:

26. Als die Schweißgeborenen die Eigeborenen hervor­brachten, die Zweifältigen (die androgyne dritte Rasse)196 und die Mächtigen, die Starken mit Knochen, da sprachen die Herren der Weisheit: „Nun werden wir erschaffen.“ (a)

Warum „jetzt“ – und nicht früher? Das erklärt der folgende Vers.

27. Die Dritte (Rasse) wurde (dann) das Vahan (Träger) der Herren der Weisheit. Sie erschuf „Söhne von Wille und Yoga“, durch Kriyashakti (b) erschuf sie sie, die heiligen Väter, Vorfahren der Arhats.

(a) Wie konnten sie erschaffen, wenn doch die „Herren der Weisheit“ identisch mit den indischen Devas sind, die verweigerten „zu schaffen“? Sie sind ganz klar die [SD # 173] Kumaras des indischen Pantheons und der Puranas, jene älteren Söhne Brahmâs, „Sanandana und die anderen Söhne der Vedhas“. Sie waren früher von ihm erschaffen worden, „blieben ohne Begierde oder Leidenschaft keusch und waren von heiliger Weisheit durchdrungen und ohne Wunsch nach Nachkommen.197

Die zuerst von ihnen benutzte Schöpferkraft ist dieselbe, die sie seither von ihrem hohen Stand in die Position böser Geister herabsinken ließ, zu Satan und seiner Schar, ihrerseits von der unreinen Fantasie exoterischen Glaubens hervorgebracht. Das geschah durch Kriyashakti, jene geheimnisvolle und göttliche Kraft, die im Willen eines jeden Menschen verborgen liegt. Wird sie nicht durch Yogaübungen aktiviert, angeregt und entwickelt, verbleibt sie in 999.999 von einer Million Menschen latent und verkümmert. Diese Kraft wird in den „Zwölf Tierkreiszeichen“198 wie folgt erklärt:

(b) „Kriyashakti – die geheimnisvolle Gedankenkraft, die denselben befähigt, mittels der ihm innewohnenden Energie äußere, wahrnehmbare, phänomenale Ergebnisse hervorzubringen. Die Alten waren der Ansicht, dass sich eine Idee äußerlich manifestieren wird, sobald jemandes Aufmerksamkeit (und Willen) tief auf sie konzentriert ist; auf ähnliche Weise wird das gewünschte Ergebnis einer intensiven Willensbewegung folgen. Ein Yogi bewirkt im Allgemeinen seine Wunder mit Hilfe von Icchashakti (Willenskraft) und Kriyashakti.“

Die dritte Rasse hatte auf diese Weise die sogenannten Söhne von Wille und Yoga oder die „Ahnen“ (die spirituellen Vorväter) aller darauffolgenden und gegenwärtigen Arhats oder Mahatmas auf wahrhaft unbefleckte Weise erschaffen. Sie wurden in der Tat erschaffen und nicht wie ihre Brüder in der vierten Runde gezeugt, die nach der Trennung der Geschlechter, dem Fall des Menschen, geschlechtlich erschaffen wurden. Schöpfung ist lediglich das Ergebnis des auf die phänomenale Materie einwirkenden Willens, das aus ihr das ursprüngliche göttliche Licht und das ewige Leben hervorruft. Sie waren die „heiligen Saatkörner“ der zukünftigen Erlöser der Menschheit.

Hier müssen wir wieder unterbrechen, um gewisse schwierige Punkte zu erklären, von denen es hier so viele gibt. Es ist nahezu unmöglich, solche Unterbrechungen zu vermeiden. Der Leser wird auf die Kapitel über „Die gefallenen Engel“ und „Die mystischen Drachen“ im zweiten Teil dieses Bandes verwiesen für weitere Erläuterungen und einen philosophischen Bericht über die Natur jener Wesen, die heute als die „bösen“ und aufrührerischen Geister angesehen werden, die Kriyashakti-Schöpfer.

Die Reihenfolge der Evolution der Menschenrassen steht wie folgt im fünften Buch der Kommentare und wurde bereits gegeben:

Die ersten Menschen waren Chhayas (1); die zweiten die „Schweißgeborenen“ (2); die dritten die „Eigeborenen“ und die durch die Kraft von Kriyashakti geborenen heiligen Väter (3); die vierten waren die Kinder Padmapanis (Chenresi) (4).

[SD # 174] Natürlich sind solche urzeitlichen Fortpflanzungsformen – die Evolution des eigenen Abbildes durch Schweißtropfen, danach durch Yoga und dann durch das, was die Menschen als Magie betrachten werden (Kriyashakti) – schon vorab dazu verdammt, als Märchen betrachtet zu werden. Dennoch, beginnend mit der ersten und mit der letzten endend, gibt es in ihnen nichts wirklich Wundersames, noch etwas, was nicht als natürlich gezeigt werden könnte. Das muss nachgewiesen werden.

(1) Chhaya-Geburt oder die ursprüngliche Art geschlechtsloser Fortpflanzung, die erste Rasse sickerte sozusagen aus den Körpern der Pitris heraus, wird in einer kosmischen Allegorie in den Puranas angedeutet.199 Es ist die wunderschöne Allegorie und Erzählung von Samjna, der Tochter Vishvakarmans, vermählt mit der Sonne. Samjna war „unfähig, die Glut ihres Herrn zu ertragen“, gab ihm ihre Chhaya (Schatten, Abbild oder Astralkörper) und begab sich in den Urwald, um religiöse Andachtsübungen oder Tapas zu verrichten. Die Sonne, in der „Chhaya“ ihre Ehefrau vermutend, zeugte Kinder mit ihr wie Adam mit Lilith – wie in der Legende ebenfalls ein ätherischer Schatten, jedoch ein tatsächlich lebendes weibliches Ungetüm vor Millionen von Jahren.

Aber vielleicht beweist dieses Beispiel kaum mehr als die überschwängliche Fantasie der Verfasser der Puranas. Wir haben jedoch einen weiteren Beweis parat. Könnten die materialisierten Formen, die manchmal aus den Körpern gewisser Medien heraussickern, anstatt zu verschwinden fixiert und verdichtet werden, wäre die Schöpfung der ersten Rasse vollständig verständlich. Diese Art von Fortpflanzung kann es nicht verfehlen, für den Schüler anregend zu sein. Sicherlich ist ein solche Fortpflanzungsart weder geheimnisvoller noch unmöglicher als die Empfängnis des Fötus, sein Heranreifen und seine Geburt als Kind, so wie wir es jetzt kennen. Für den Verstand des wahren metaphysischen Denkers ist Ersteres viel verständlicher als Letzteres.

Nun zu der seltsamen und wenig verstandenen Bestätigung in den Puranas betreffs der „Schweißgeborenen“.

(2) Kandu ist ein Weiser und ein Yogi und ragt durch heilige Weisheit und fromme Strenge heraus, was schließlich die Eifersucht der Götter erweckt, die sich in den indischen Schriften in einem niemals endenden Streit mit den Asketen befinden. Indra, der „König der Götter“200 sendet schließlich eine seiner weiblichen Apsaras, um den Weisen zu versuchen. Das ist nicht schlechter, als wenn Jehovah Sarah, Abrahams Frau, schickt, um den Pharao zu versuchen. Aber in Wahrheit sind es diese Götter (und dieser Gott), die immer versuchen, die Asketen zu stören und sie so um die Frucht ihrer Buße zu bringen. Es wäre besser, sie als die „versuchenden Dämonen“ zu betrachten, anstatt diesen Begriff auf die Rudras, Kumaras und Asuras anzuwenden, deren große Heiligkeit und Keuschheit den Don Juanischen Göttern des Pantheons wie ein beständiger Vorwurf vorkommen. In sämtlichen puranischen Allegorien finden wir jedoch genau [SD # 175] das Umgekehrte, und das nicht ohne einen guten esoterischen Grund.

Der König der Götter (oder Indra) sendet eine schöne Apsara (Nymphe) namens Pramlocha, um Kandu zu verführen und seine Buße zu stören. Sie hat mit ihrer unheiligen Absicht Erfolg, und „907 Jahre, sechs Monate und drei Tage“201 in ihrer Gesellschaft zugebracht erschienen dem Weisen wie ein einziger Tag. Sobald dieser psychologische oder hypnotische Zustand endet, verflucht der Muni bitterlich das Geschöpf, das ihn verführt und so seine Andachtsübungen gestört hat. „Hinweg, fort!“ ruft er, „nichtswürdiges Bündel von Blendwerken!“ . . . Und Pramlocha flieht entsetzt davon, indem sie den Schweiß mit den Blättern der Bäume von ihrem Körper wischt, indem sie durch die Lüfte geht. Sie ging von Baum zu Baum, und als sie mit den dunklen, die Baumwipfel krönenden Sprossen ihre Glieder abtrocknete, trat das von dem Rishi empfangene Kind als Schweißtropfen aus den Poren ihrer Haut hervor. Die Bäume empfingen die lebendigen Tautropfen, und die Winde sammelten sie zu einer Masse. „Diese“, sagte Soma (der Mond), „reifte ich mit meinen Strahlen. Und allmählich wuchsen sie an, bis die Ausdünstung, die auf den Baumwipfeln geruht hatte, zu dem lieblichen Mädchen namens Marisha wurde.“202

Nun steht Kandu hier für die erste Rasse. Er ist ein Sohn der Pitris, daher einer, dem der Verstand fehlt, was dadurch angedeutet wird, dass er nicht imstande ist, einen Zeitraum von nahezu tausend Jahren von einem einzigen Tag zu unterscheiden. Daher wird er so dargestellt, dass er leicht hintergangen und verblendet werden kann. Das stellt eine Variante der Allegorie in der Genesis von Adam dar, geboren als ein Abbild aus Ton, dem der „Herrgott“ den Lebensatem einhaucht, jedoch nicht den des Intellekts und der Unterscheidungsfähigkeit, die erst entwickelt wurden, nachdem er von der Frucht vom Baum der Erkenntnis gekostet hatte; mit anderen Worten, als er die Vernunft zu entwickeln begann und Manas in sich eingepflanzt hatte, dessen irdischer Aspekt von der Erde ist, obwohl seine höchsten Fähigkeiten es mit dem Geist und der Göttlichen Seele verbinden. Pramlocha ist die indische Lilith des arischen Adams. Und Marisha, die aus dem Schweiß ihrer Poren geborene Tochter, ist die „Schweißgeborene“, und als Symbol steht sie für die zweite Rasse der Menschheit.

Wie in der Fußnote (vide supra) angemerkt, ist es nicht Indra, der in diesem Fall in den Puranas genannt wird, sondern Kamadeva, der Gott der Liebe und des Verlangens, der Pramlocha auf die Erde schickt. Sowohl die Logik als auch die Geheimlehre zeigen, dass es so sein muss. Denn Kama ist der König und der Herr der Apsaras, von welchen eine Pramlocha ist; und wenn daher Kandu sie mit dem [SD # 176] Ausruf verdammt „Du hast die Aufgabe erfüllt, die Dir vom Herrscher der Götter zugewiesen war; geh!“, muss er damit Kama meinen und nicht Indra, welchem die Apsaras nicht dienstbar sind. Denn Kama ist wiederum im „Rigveda“ (x, 129) die Personifikation jener Empfindung, die zur Schöpfung führt und antreibt. Er war die erste Bewegung, die das Eine nach seiner Manifestation aus dem rein abstrakten Prinzip dazu anregte, zu erschaffen. „Das Verlangen regte sich zuerst in Ihm, dem ursprünglichen Keim des Gemüts; welches die Weisen, mit ihrem Intellekt suchend, als das Band entdeckt hatten, welches das Sein mit dem Nichtsein verbindet.“ Ein Hymnus im Atharvaveda erhebt Kama zu einem höchsten Gott und Schöpfer und sagt: „Kama war als Erster geboren, Ihm sind weder Götter noch Väter (Pitris) noch Menschen gleichgekommen. . . . . „Der Atharvaveda identifiziert ihn mit Agni, stellt ihn aber über diesen Gott. Das Taittiriya Brahmana macht ihn allegorisch zum Sohn Dharmas (moralisch religiöser Pflicht, Frömmigkeit und Gerechtigkeit) und der Sraddha (Glauben). Anderswo ist Kama aus dem Herzen Brahmâs geboren; daher ist er Atman-Bhu, „selbstexistierend“, und Aja, der „Ungeborene“. Dass er Pramlocha sandte, hat eine tief philosophische Bedeutung; von Indra gesandt – hat diese Erzählung keine. Wie Eros in der ersten griechischen Mythologie mit der Schöpfung der Welt in Verbindung gebracht und erst später zum sexuellen Amor wurde, so war Kama in seinem ursprünglich vedischen Charakter (Harivamsha macht aus ihm einen Sohn Lakshmis, die Venus ist). Wie bereits erwähnt, stellt die Allegorie dar, wie das psychische Element das physiologische entwickelt, vor der Geburt Dakshas, des Vorfahren der wirklichen physischen Menschen, von Marisha zur Geburt gebracht. Vor dieser Zeit wurden die lebenden Wesen und Menschen hervorgebracht „durch den Willen, durch den Blick, durch Berühren und durch Yoga“, wie gezeigt werden wird.

Das ist also die Allegorie über die Fortpflanzungsart der Zweiten oder der „Schweißgeborenen“. Dasselbe gilt für die dritte Rasse in ihrer schließlichen Entwicklung.

Durch die Vermittlung Somas, des Mondes, wird Marisha von den Prachetasas zur Frau genommen, ebenfalls eine Schöpfung der „aus dem Gemüt geborenen“ Söhne Brahmâs,203 die mit ihr den Patriarchen Daksha zeugen, in einem früheren Kalpa oder Leben [SD # 177] ebenfalls ein Sohn Brahmâs, fügen die Puranas erklärend hinzu, um irrezuführen, sie sagen jedoch die Wahrheit.

(3) Die frühe dritte Rasse wird dann aus „Schweiß“tropfen gebildet, die nach mancherlei Transformationen zu menschlichen Körpern heranwachsen. Das ist nicht weniger vorstell- oder begreifbar als das Heranwachsen des Fötus aus einem fast nicht wahrnehmbaren Keim und seiner darauffolgenden Entwicklung zu einem Kind und zu einem starken, schweren Menschen. Aber laut den Kommentaren ändert diese Rasse ihre Fortpflanzungsart noch einmal. Es heißt, dass sie eine vis formativa emanierte, welche die Schweißtropfen in größere Tropfen verwandelte. Diese wuchsen, dehnten sich aus und wurden zu eiförmigen Körpern – zu riesigen Eiern. In diesen reifte der menschliche Fötus mehrere Jahre lang heran. In den Puranas wird Marisha, die Tochter des Weisen Kandu, zur Frau der Prachetasas und zur Mutter Dakshas. Nun wurde Daksha, der Vater der ersten menschenartigen Vorfahren, auf diese Art geboren. Er wird später besprochen. Die Evolution des Menschen, des Mikrokosmos, verläuft analog zur Evolution des Universums, des Makrokosmos. Seine eigene Evolution steht zwischen der des Letzteren und der des Tieres, für welches der Mensch seinerseits einen Makrokosmos darstellt.

Dann entwickelt sich die Rasse:

(4) Zur androgynen oder hermaphroditischen. Dieser Vorgang des Austragens von Menschen erklärt vielleicht, warum Aristophanes204 die Natur der alten Rasse als androgyn beschreibt, die Form eines jeden Einzelwesens sei rundlich, „denn der Rücken und die Seiten bildeten einen Kreis“ und ihre „Laufweise war kreisförmig . . . . besaßen furchtbare Kraft und Stärke und waren von gewaltigem Ehrgeiz erfüllt“. Daher, um sie zu schwächen, „teilte Zeus sie (in der dritten Wurzelrasse) in zwei, und Apollo (die Sonne) schloss unter seiner Anleitung die Haut.“ Die Madegassen (die Insel gehörte zu Lemurien) besitzen eine Überlieferung bezüglich des ersten Menschen. Zuerst lebte er, ohne Nahrung zu sich zu nehmen, und nachdem er der Speise gefrönt hatte, bildete sich an seinem Bein eine Schwellung; als sie platzte, kam eine Frau aus ihr hervor, die zur Mutter ihrer Rasse wurde. Wahrlich, . . . „unsere Wissenschaften der Heterogenesis und der Parthenogenesis zeigen, dass das Feld noch offen ist . . . . Die Polypen . . . . bringen ihre Nachkommenschaft aus sich selbst hervor, wie die Knospen und Verzweigungen eines Baumes. . . .“ Warum nicht auch der ursprüngliche menschliche Polyp? Der sehr interessante Polyp Stauridium wechselt zwischen der Knospung und der geschlechtlichen Fortpflanzungsart hin und her. Sonderbar genug bringt er, obwohl er nur einem Polypen gleich aus einen Stock herauswächst, Knospen hervor, die sich schließlich zu einer Seenessel oder Meduse entwickeln. Die Meduse unterscheidet sich stark von ihrem elterlichen Organismus, dem Stauridium. Sie vermehrt sich auch anders, auf geschlechtliche Art, und aus den so entstandenen Eiern [SD # 178] erscheinen wieder einmal Stauridien. Diese auffallende Tatsache mag vielen das Verständnis dafür vermitteln, dass eine Form entwickelt werden kann, die – wie bei den geschlechtlichen Lemuriern hermaphroditischer Abstammung – sich von ihren unmittelbaren Vorfahren gänzlich unterscheidet. Es ist außerdem nicht zu bezweifeln, dass im Fall menschlicher Inkarnationen das Gesetz des rassischen oder individuellen Karmas die untergeordneten „Vererbungs“anlagen seines Dieners außer Kraft setzt.

Die Bedeutung des letzten Satzes in dem oben angeführten Kommentar zum Vers 27, nämlich dass die vierte Rasse die Kinder Padmapanis waren, kann ihre Erklärung in einem gewissen Brief des Inspirators des „Esoteric Buddhism“ auf Seite 68 zitiert finden. „Die Mehrheit der Menschheit gehört der siebten Unterrasse der vierten Wurzelrasse an – die oben erwähnten Chinesen und ihre Ableger und Verzweigungen (Malaien, Mongolen, Tibetaner, Ungarn, Finnen und selbst die Eskimos sind alle Überbleibsel dieser letzten Abzweigungen).“

Padmapani, oder im Sanskrit Avalokitesvara, heißt im Tibetischen Chenresi. Nun ist Avalokitesvara der große Logos in seinem höheren Aspekt und in den göttlichen Regionen. Doch auf den manifestierten Ebenen ist er, wie Daksha, der Vorfahr (in einem spirituellen Sinn) der Menschen. Padmapani-Avalokitesvara wird esoterisch Bodhisattva genannt (oder Dhyan Chohan), Chenresi Vanchug, „der Mächtige und Allsehende“. Heute wird er als der größte Beschützer Asiens im Allgemeinen und Tibets im Besonderen betrachtet. Um die Tibetaner und die Lamas in der Heiligkeit zu leiten und die großen Arhats in der Welt zu bewahren, manifestiert sich dieses himmlische Wesen von Zeitalter zu Zeitalter in menschlicher Form, sagt man. So oft der Glaube in der Welt auszusterben beginnt, sendet Padmapani Chenresi, der „Lotusträger“, einen glänzenden Lichtstrahl aus und inkarniert sich unverzüglich in einem der beiden großen Lamas, im Dalai oder im Taschi Lama, erzählt eine volkstümliche Legende. Schließlich, so glaubt man, wird er sich als der „vollkommenste Buddha“ in Tibet inkarnieren, anstatt in Indien, wo seine Vorgänger, die großen Rishis und Manus, zu Beginn unserer Rasse erschienen waren, aber jetzt nicht mehr erscheinen werden. Selbst die exoterische Erscheinung des Dhyani Chenresi ist eine Andeutung der esoterischen Lehre. Er ist offenbar, wie Daksha, die Synthese aller vorangegangenen Rassen und der Vorfahr aller menschlichen Rassen, die nach der dritten erschienen, der ersten vollständigen, und wird somit in seiner elfgesichtigen Form als der Höhepunkt der vier ursprünglichen Rassen dargestellt. Dabei handelt es sich um eine in vier Reihen aufgebaute Säule, jede Reihe trägt drei Gesichter oder Häupter von unterschiedlicher Hautfarbe: Die drei Gesichter für jede Rasse sind typisch für ihre drei fundamentalen physiologischen Transformationen. Das erste ist weiß (mondfarben); das zweite ist gelb, das dritte rotbraun, das vierte, in der sich nur zwei Gesichter befinden – das dritte Gesicht ist leer geblieben (eine Anspielung auf das frühzeitige Ende der Atlantier) – ist braunschwarz. Padmapani (Daksha) sitzt auf der Säule und bildet den Apex. Weitere Informationen hierzu [SD # 179] finden sich in Shloka 39. Der Dhyan Chohan wird mit vier Armen dargestellt, eine weitere Anspielung auf die vier Rassen. Denn während zwei der Hände gefaltet sind, hält die dritte Hand einen Lotus (Padmapani, der „Lotusträger“). Diese Blume versinnbildlicht die Zeugung, und die vierte hält eine Schlange, das Emblem der Weisheit in seiner Macht. Über seinem Nacken liegt ein Rosenkranz und auf seinem Haupt das Zeichen für Wasser – Materie, Sintflut – während auf seiner Stirn das Dritte Auge ruht (Shivas Auge, das Auge der spirituellen Einsicht). Sein Name ist „Beschützer“ (Tibets), „Heiland der Menschheit“. Bei anderen Gelegenheiten, wenn er nur zwei Arme hat, ist er der Dhyani und Bodhisattva Chenresi, Chakna-Padma-Karpo, „er, der einen weißen Lotus hält“. Sein anderer Name ist Chantong, „der mit den tausend Augen“, wenn er mit tausend Armen und Händen versehen ist, auf jeder der Handflächen ist ein Auge der Weisheit dargestellt. Diese Arme kommen aus seinem Körper wie ein Strahlenwald hervor. Weitere seiner Namen sind Lokapati oder Lokanatha (Sanskrit), „Herr der Welt“; und Jigten-gonpo (tibetanisch), „Beschützer und Heiland gegen Übel“ jeglicher Art.

Padmapani ist jedoch lediglich für die Profanen symbolisch der „Lotusträger“. Esoterisch steht er für den Träger der Kalpas, deren letztes, das gegenwärtige Maha-Kalpa (Varaha), Padma genannt wird und eine Hälfte von Brahmâs Leben repräsentiert. Obwohl es ein kleineres Kalpa ist, wird es Maha, „groß“ genannt, weil es das Zeitalter mit einschließt, in welchem Brahmâ aus einem Lotus entsprang. Theoretisch sind die Kalpas unendlich, aber praktisch werden sie in Raum und Zeit geteilt und unterteilt, wobei jede Einteilung – hinab bis zur kleinsten – ihren eigenen Dhyani als Schutzherrn oder Herrscher hat. Padmapani (Avalokitesvara) wird in China in seinem weiblichen Aspekt Kwan-Yin, „die nach Belieben jede Form annimmt, um die Menschheit zu erretten“. Die Kenntnis des astrologischen Aspekts der Konstellationen an den diesbezüglichen „Geburts-Tagen“ dieser Dhyanis – einschließlich Amitabha (den O-mi-to Fo von China), z. B. am 19. Tag des zweiten Monats etc. etc. – bedeuten für den Okkultisten die größte Erleichterung bei der Ausführung sogenannter „magischer“ Kunststücke. Die Zukunft eines Individuums, alle ihre zukünftigen Ereignisse der Reihe nach angeordnet, sind in einem magischen Spiegel zu sehen, der unter den Strahl gewisser Konstellationen gestellt ist. Doch – hütet euch vor der Kehrseite der Medaille, vor Zauberei.

 

 

[SD # 180]
STANZE VIII
Die EVOLUTION der Säugetiere
Der erste Fall

 

 

§§  (28)   Wie die ersten Säugetiere hervorgebracht wurden.    (29)  Eine quasi-Darwinistische Evolution.    (30)  Die Tiere erhalten feste Körper.  (31)  Ihre Trennung in Geschlechter.  (32)  Die erste Sünde der vernunftlosen Menschen.

 

 

28. Aus den Schweißtropfen (a); aus dem Rest der Substanz; aus Materie toter Körper von Mensch und Tier des vorangegangenen Rades (der vorherigen dritten Runde) und aus abgeworfenem Staub wurden die ersten Tiere (dieser Runde) hervorgebracht.

(a) Die okkulte Lehre behauptet, dass die Säugetiere in dieser Runde ein späteres Werk der Evolution waren als der Mensch. Die Evolution schreitet in Zyklen voran. Der große, sieben Runden umfassende manvantarische Zyklus beginnt in der ersten Runde mit Mineral, Pflanze und Tier; auf dem absteigenden Bogen gelangt er am Ende der ersten Hälfte der vierten Runde, in der Mitte der vierten Rasse in seinem Evolutionswerk, an einen Totpunkt. Auf unserer Erde nun (der vierten und niedrigsten Sphäre) wurde dieser Mittelpunkt in der gegenwärtigen Runde erreicht. Und nachdem die Monade nach ihrer „ersten Inmetallisierung“ auf Globus A mit den mineralischen, pflanzlichen und animalischen Welten sämtliche Abstufungen der drei Zustände der Materie durchschritten hatte, mit Ausnahme des letzten Grades des dritten oder festen Zustands, den sie erst am „Mittelpunkt der Evolution“ erreichte, ist es nur logisch und natürlich, dass der Mensch zu Beginn der vierten Runde auf Globus D als Erster erscheinen sollte; seine Gestalt sollte dann aus der feinsten Materie bestehen, die noch als gegenständlich bezeichnet werden kann. Um es noch klarer darzulegen: Beginnt die Monade ihren Zyklus von Inkarnationen durch die drei objektiven Reiche auf dem absteigenden Bogen, muss sie den aufsteigenden Bogen der Sphäre ebenfalls als Mensch beginnen. Auf dem absteigenden Bogen wird das Geistige allmählich in das Materielle umgewandelt. Auf der Mitte der Basis stehen Geist und Materie im Menschen im Gleichgewicht. Auf dem aufsteigenden Bogen kommt der Geist langsam auf Kosten des Physischen oder der Materie wieder zur Geltung, so dass die Monade sich am Ende der siebten Rasse der siebten Runde genauso [SD # 181] frei von der Materie und all ihren Eigenschaften finden wird, wie sie es zu Beginn war. Dabei hat sie die Erfahrung und Weisheit hinzugewonnen, die Frucht aller ihrer persönlichen Leben, ohne das Böse und die Versuchungen.

Diese Reihenfolge der Evolution findet sich auch in der Genesis (Kap. 1 und 2), wenn man sie in ihrem wahren esoterischen Sinn liest, denn Kap. 1 enthält die Geschichte der ersten drei Runden und der ersten drei Rassen der vierten Runde, bis zu dem Moment, als der Mensch von den Elohim der Weisheit zu bewusstem Leben berufen wird. Im Kapitel 1 werden Tiere, Wale und die Vögel der Luft vor dem androgynen Adam erschaffen.205 In Kapitel 2 kommt zuerst Adam (geschlechtslos), und die Tiere erscheinen nach ihm. Selbst der Zustand mentaler Stumpfheit und Unbewusstheit der ersten zwei Rassen und der ersten Hälfte der dritten Rasse ist im zweiten Kapitel der Genesis durch den tiefen Schlaf Adams versinnbildlicht. Der traumlose Schlaf der mentalen Untätigkeit, der Schlummer der Seele und des Gemüts ist mit diesem „Schlaf“ gemeint und ganz und gar nicht der physiologische Prozess der Differenzierung der Geschlechter, wie ein gelehrter französischer Theoretiker (Naudin) dachte.

Die Puranas, die chaldäischen und ägyptischen Fragmente und auch die chinesischen Überlieferungen zeigen alle eine Übereinstimmung mit der Geheimlehre in Bezug auf den Vorgang und die Reihenfolge der Evolution. Wir finden in ihnen nahezu unsere gesamte Lehre bestätigt, zum Beispiel die Behauptung der oviparen Fortpflanzungsart der dritten Rasse und sogar einen Hinweis auf eine weniger unschuldige Art der Fortpflanzung der ersten Säugetierformen. „Riesig, durchsichtig, stumm und ungeheuerlich waren sie“, sagt der Kommentar. Man untersuche die Erzählungen über die verschiedenen Rishis und ihrer mannigfaltigen Nachkommen; z. B. ist Pulastya der Vater aller Schlangen und Nagas – der Eier legenden Brut; Kashyapa ist durch seine Frau Tamra Urahn der Vögel und Garudas, des Königs des gefiederten Stammes; und durch seine Frau Surabhi war er der Vater der Kühe und Büffel etc. etc.

In der Geheimlehre werden die ersten NagasWesen, klüger als die Schlangen – die „Söhne von Wille und Yoga“ – vor der vollständigen Trennung der Geschlechter geboren, „gereift in den menschentragenden Eiern,206 hervorgebracht von der Kraft (Kriyashakti) der heiligen Weisen der frühen dritten Rasse.207

[SD # 182] „. . . . . In ihr hatten sich die Herren der drei (oberen) Welten inkarniert, die verschiedenen Klassen der Rudras, die Tushitas gewesen waren, die Jayas gewesen waren, die Adityas sind“; denn, wie Parashara erklärt: „Es gibt Hunderte Namen für die unermesslich mächtigen Rudras.“

Einige der Nachfahren der ursprünglichen Nagas, die Schlangen der Weisheit, bevölkerten Amerika, als sich das amerikanische Festland in den glorreichen Tagen des großen Atlantis erhob (Amerika ist nämlich das Patala oder die Antipode von Jambudvipa, nicht von Bharatavarsha). Woher sonst die Überlieferungen und Legenden – Letztere immer wahrer als die Geschichte, wie Augustin Thierry sagt – und selbst die bis zum heutigen Tag in Mexiko existierenden übereinstimmenden Namen gewisser „Medizinmänner“ und Priester? Wir werden einiges über die Nargals und die Naguals zu sagen haben und auch über Nagualismus, der von den Missionaren als „Teufelsanbetung“ bezeichnet wird.

In nahezu allen Puranas wird die Geschichte vom „Opfer Dakshas“ erzählt, die früheste Erwähnung findet sich im Vayu-Purana. Trotz aller Allegorie enthält sie mehr Sinn und biologische Erkenntnisse für den Naturforscher bereit als in allen pseudowissenschaftlichen Eskapaden enthalten ist, die als gelehrte Theorien und Hypothesen gelten.

Der als Hauptvorfahre betrachtete Daksha wird in der „Sage“ außerdem als der Schöpfer des physischen Menschen bezeichnet, was dazu führt, dass in dem allgemeinen Krieg zwischen den Göttern und den Raumas sein Kopf vom Körper abgetrennt wird. Dieser Kopf wird im Feuer verbrannt und durch das Haupt eines Widders ersetzt (Kashi Khanda). Nun sind Haupt und Hörner des Widders immer das Sinnbild der zeugenden Macht und der Fortpflanzungskraft und damit phallisch. Wie wir gezeigt haben, ist es Daksha, der das Zeitalter des durch geschlechtlichen Verkehr erzeugten Menschen einleitet. Aber diese Fortpflanzungsart trat nicht plötzlich auf, wie man meinen möchte, sondern es bedurfte langer Zeiträume, bevor sie zur einzig „natürlichen“ Zeugungsart wurde. Daher wird Dakshas Opfer an die Götter so dargestellt, als sei es von Shiva gestört worden, die zerstörerische Gottheit, die Evolution und Fortschritt personifiziert und gleichzeitig den Erneuerer darstellt; der die Dinge in der einen Form lediglich zerstört, um sie in einem anderen, vollkommeneren Typus erneut ins Leben zu rufen. Shiva-Rudra erschafft den schrecklichen Virabhadra (aus seinem Atem geboren), das „tausendköpfige, tausendarmige“ (etc.) Monster, und beauftragt ihn, das von Daksha vorbereitete Oper zu zerstören. Daraufhin erschuf Virabhadra, „der in dem Bereich der Geister (ätherischer Menschen) wohnte . . . . [SD # 183] aus den Poren seiner Haut (Romakupas) mächtige Raumas208 (oder Raumyas).“ Wie mythisch die Allegorie nun auch sein mag, das Mahabharata, das ebenso viel Geschichte enthält wie die Ilias,209 lässt die Raumyas und andere Rassen auf dieselbe Art und Weise aus den Romakupas entspringen, den Haar- und Hautporen. Diese allegorische Beschreibung von Dakshas „Opfer“ ist für die Schüler der Geheimlehre, die von den „Schweißgeborenen“ wissen, sehr bedeutungsvoll.

Im Bericht aus dem Vayu-Purana über Dakshas Opfer wird außerdem gesagt, es sei in der Anwesenheit von Geschöpfen dargebracht worden, die aus dem Ei geboren wurden, aus dem Dunst, aus der Vegetation, aus den Hautporen und, erst zum Schluss, aus dem Schoß.

Daksha versinnbildlicht die anfängliche dritte Rasse, heilig und rein, noch eines individuellen Egos entbehrend und lediglich im Besitz passiver Fähigkeiten. Brahmâ befiehlt ihm daher zu schaffen (in den exoterischen Texten); dem Befehl folgend schuf er „niedere und höhere“ (avara und vara) Nachkommen (Putra), Zweifüßler und Vierfüßler; und durch seinen Willen brachte er die Weiblichen, . . . . die Götter, die Daityas (Riesen der vierten Rasse), die Schlangengötter, Tiere, Vieh und die Danavas (Titanen und dämonische Magier) und weitere Wesen hervor.

. . . . „Von dieser Zeit an wurden die Lebewesen durch geschlechtlichen Verkehr gezeugt. Vor der Zeit Dakshas pflanzten sie sich auf unterschiedliche Weise fort – durch Willenskraft, durch den Blick, durch Berührung und durch Yoga-Kraft.“210 Und nun folgt die einfache zoologische Lehre.

29. Tiere mit Knochen, Drachen der Tiefe und fliegende Sarpas (Schlangen) wurden den kriechenden Dingen hinzugefügt. Die auf dem Boden kriechen bekamen Flügel. Die mit den langen Hälsen im Wasser wurden die Vorfahren der Vögel der Lüfte (a).

(a) Das ist ein Punkt, über den die Lehren und die moderne biologische Spekulation vollkommen übereinstimmen. Die fehlenden Glieder, die diesen Übergangsprozess zwischen Reptil und Vogel repräsentieren, sind auch für den größten Frömmler erkennbar, insbesondere in den Ornithosceliden, im Hesperornis und in Vogts Archaeopteryx.

30. Während der Dritten (Rasse) wuchsen und veränderten sich die knochenlosen Tiere; sie wurden zu Tieren mit Knochen (a), ihre Chhayas wurden (ebenso) fest.

[SD # 184] 31. Die Tiere trennten sich zuerst (in männlich und weiblich) (b) . . . .

(a) Wirbeltiere und danach Säugetiere. Davor waren die Tiere ebenso ätherische Protoorganismen wie der Mensch.

(b) Die Existenz früherer hermaphroditischer Säugetiere und der darauffolgenden Trennung der Geschlechter ist jetzt selbst vom Standpunkt der Biologie aus gesehen unbestreitbar. Wie der sich offen als Darwinist bekennende Prof. Oscar Schmidt zeigt: „Gebrauch und Nichtgebrauch in Verbindung mit der Selektion erläutern (?) die Trennung der Geschlechter und das völlig unbegreifliche Vorhandensein rudimentärer Geschlechtsorgane. Insbesondere bei den Wirbeltieren weist jedes Geschlecht derartig auffällige Spuren der für das jeweils andere Geschlecht charakteristischen Zeugungsorgane auf, dass schon das Altertum den Hermaphroditismus als einen natürlichen Urzustand der Menschheit annahm. . . . Die Zähigkeit, mit der diese Rudimente der Geschlechtsorgane vererbt wurden, ist bemerkenswert. In der Klasse der Säugetiere ist echter Hermaphroditismus unbekannt. Obwohl sie ihre ganze Entwicklungsperiode hindurch die von ihrem unbekannten Vorfahren stammenden rudimentären Überbleibsel mit sich weitertragen, kann niemand sagen, wie lange das schon der Fall ist.“211

31. . . . . Sie (die Tiere) begannen sich fortzupflanzen. Der zweifältige Mensch teilte sich (sodann) ebenfalls. Er (der Mensch) sagte: „Tun wir es ihnen gleich; vereinigen wir uns und zeugen Geschöpfe.“ Das taten sie. . . .

32. Und jene, die keinen Funken hatten (die „Schmalköpfigen“)212, nahmen ungeheure weibliche Tiere zu sich (a). Sie zeugten stumme Rassen mit ihnen. Stumm waren sie (die „Schmalköpfigen“) selbst. Doch ihre Zungen lösten sich (b). Die Zungen ihrer Nachkommen blieben still. Monster brachten sie hervor. Eine Rasse von gebeugten, mit rotem Haar bedeckten Monstern, die auf allen Vieren liefen.213 Eine stumme Rasse, um die Schande unausgesprochen zu halten.214

(a) Die Tiere „trennten sich zuerst“, sagt Shloka 31. Man halte sich vor Augen, dass die Menschen dieser Zeit anders waren, selbst physiologisch, im Vergleich zu dem, [SD # 185] was sie heute sind, nachdem der Mittelpunkt der fünften Rasse bereits überschritten ist. Es wird uns nicht gesagt, was die „riesigen weiblichen Tiere“ waren. Aber sie waren sicherlich genauso verschieden von den uns heute bekannten wie es die Menschen waren.

Das war der erste physische „Fall in die Materie“ einiger der damals existierenden und niederen Rassen. Man erinnere sich an Shloka 24. Die „Söhne der Weisheit“ hatten die frühe, d. h. die noch nicht entwickelte dritte Rasse verschmäht, und werden so dargestellt, dass sie sich in der späteren dritten Rasse inkarnierten und sie auf diese Weise mit Intellekt begabte. So fiel die Sünde der gehirn- oder „vernunftlosen“ Rassen, die keinen „Funken“ hatten und unverantwortlich waren, auf jene, die ihre karmische Pflicht durch sie zu tun versäumt hatten.

(b) Siehe später den Beginn der menschlichen Sprache.

 

Mögliche Einwände gegen diese Darstellung

Folglich weist der Okkultismus die Idee zurück, die Natur hätte den Menschen aus dem Affen entwickelt oder auch nur aus einem beiden gemeinsamen Ahnen. Im Gegenteil führt er vielmehr einige der menschenähnlichen Affenarten auf den Menschen der dritten Rasse aus der frühen atlantischen Periode zurück. Da dieser Satz anderswo behauptet und verteidigt werden wird, so sind ein paar Worte mehr alles, was gegenwärtig notwendig ist. Der größeren Klarheit halber wollen wir kurz wiederholen, was vorher im 1. Band in der 4. Stanze gesagt wurde.

Unsere Lehren zeigen, dass die Behauptung zwar korrekt ist, die Natur hätte einstmals um die menschliche Astralform herum eine affenähnliche äußere Gestalt aufgebaut; dass aber genauso richtig ist, dass diese Gestalt genauso wenig das „fehlende Glied“ war wie es die vielfältigen Umhüllungen dieser Astralformen in ihrem Verlauf der natürlichen Evolution durch alle Naturreiche gewesen ist. Auch hat, wie an geeigneter Stelle gezeigt worden ist, eine solche Evolution nicht auf diesem Planeten der vierten Runde stattgefunden, sondern lediglich in der ersten, zweiten und dritten Runde, als der Mensch der Reihe nach „ein Stein, eine Pflanze und ein Tier“ war, bis er zu dem wurde, was er in der ersten Wurzelrasse der gegenwärtigen Menschheit war. Die wirkliche Evolutionsreihe unterscheidet sich von der darwinistischen, und die beiden Systeme sind unvereinbar, wenn nicht das letztgenannte von den Dogmen der „natürlichen Auslese“ und dergleichen getrennt wird. In der Tat liegt zwischen Haeckels Monere und Manus Sarisripa ein unüberbrückbarer Abgrund in Gestalt des Jivas; auch wenn die „menschliche“ Monade im Atom eines Steins inmetallisiert, in der Pflanze invegetabilisiert oder im Tier inanimalisiert ist, bleibt sie dennoch während der gesamten Zeit immer auch eine göttliche Monade – und damit auch immer eine menschliche Monade. Der menschliche Zustand endet erst dann, wenn sie absolut göttlich geworden ist. Die Ausdrucksweise der „mineralischen“, „vegetabilischen“ und „animalischen“ Monade beabsichtigt lediglich eine oberflächliche Unterscheidung zu bewirken: Es gibt nichts Derartiges wie eine Monade (einen Jiva), die etwas [SD # 186] anderes als göttlich wäre, und die nicht infolgedessen einmal menschlich gewesen oder in Zukunft menschlich werden müsste. Letzterer Ausdruck muss bedeutungslos bleiben, wenn dieser Unterschied nicht wohl verstanden wird. Die Monade ist ein Tropfen aus dem uferlosen Ozean jenseits, oder korrekter innerhalb der Ebene der ursprünglichen Differenzierung. Sie ist göttlich in ihrem höheren und menschlich in ihrem niederen Zustand – die Adjektive „höher“ und „niedriger“ werden in Ermangelung besserer Worte benutzt – sie bleibt immer eine Monade, unter jedweder Bedingung in jedweder äußeren Form, ausgenommen im nirvanischen Zustand. Wie der Logos das Universum im Göttlichen Gemüt reflektiert und das manifestierte Universum sich in jeder seiner Monaden widerspiegelt, wie Leibniz es in Wiederholung einer östlichen Lehre darstellte, muss die Monade im Zyklus ihrer Inkarnationen in sich jede Wurzelform eines jeden Reiches reflektieren. Daher sagen die Kabbalisten richtigerweise, dass der „Mensch ein Stein wird, eine Pflanze, ein Tier, ein Mensch, ein Geist und schließlich Gott, und so seinen Zyklus oder Kreislauf vollendet und zu dem Punkt zurückkehrt, von dem er als der Himmlische Mensch ausgegangen war.“ Aber unter „Mensch“ ist die göttliche Monade zu verstehen und nicht die denkende Wesenheit, noch weniger sein physischer Körper. Trotzdem sie ihre Existenz leugnen, versuchen die Wissenschaftler jetzt, die unsterbliche Seele durch eine Reihe von tierischen Formen von der niedersten bis zur höchsten zu verfolgen; in Wahrheit stammt jedoch die gesamte gegenwärtige Fauna von jenen ursprünglichen Monstern ab, von denen die Stanzen sprechen. Die Tiere – sowohl die im Wasser lebenden als auch die Kriechtiere, die dem Menschen in dieser vierten Runde vorangingen, und auch diejenigen, die während der Zeit der dritten Rasse lebten, und wiederum die Säugetiere, die der dritten und der vierten Rasse folgten – sind alle entweder direkt oder indirekt (physisch) das gegenseitige und korrelative Produkt des Menschen. Es ist korrekt zu sagen, dass der Mensch dieses Manvantaras, d. h. der drei vorangegangenen Runden, alle Reiche der Natur durchlaufen hat, dass er „ein Stein, eine Pflanze und ein Tier“ war. Doch (a) waren diese Steine, Pflanzen und Tiere die Prototypen jener der vierten Runde, filmartige Darstellungen sozusagen, und (b) waren sie selbst am Beginn der vierten Runde lediglich die astralen Schatten, wie die Okkultisten es ausdrücken, der gegenwärtigen Steine, Pflanzen und Tiere. Und schließlich waren die Formen und Gattungen weder des Menschen noch von Tier oder Pflanze jemals zuvor das, was sie später geworden sind. So waren die astralen Prototypen der niederen Wesen des Tierreiches der vierten Runde, die (den Chhayas) des Menschen vorausgingen, verfestigte, wenn auch noch sehr ätherische Hüllen von noch ätherischeren Formen oder Modellen, die am Ende der dritten Runde auf Globus D215 fertiggestellt waren. „Aus dem Rückstand der Substanz gemacht; Materie aus den toten Körpern von Menschen und (anderen ausgestorbenen) Tieren des vorangegangenen Rades“ oder der vorangegangenen dritten Runde – wie Shloka 24 uns sagt. Während so die nicht näher beschriebenen „Tiere“, [SD # 187] die dem Astralmenschen am Beginn seines Lebenszyklus auf unserer Erde vorangingen, sozusagen noch die Vorfahren des Menschen der dritten Runde waren, verdanken die Säugetiere dieser Runde ihr Dasein zum großen Teil wiederum dem Menschen. Außerdem ist der „Ahne“ des gegenwärtigen menschenähnlichen Tieres, des Affen, das unmittelbare Erzeugnis des noch vernunftlosen Menschen, der seine Würde dadurch schändete, dass er sich selbst physisch auf die Stufe eines Tieres stellte.

Das Obige erklärt einige der angeblichen physiologischen Beweise, die von den Anthropologen für die Abstammung des Menschen von den Tieren vorgebracht werden.

Der Punkt, auf den die Evolutionisten den größten Nachdruck legen, ist der, dass „die Geschichte des Embryos ein Abriss der Geschichte der Rasse ist“. Dass „jeder Organismus bei seiner Entwicklung aus dem Ei eine Reihe von Formen durchläuft, die seine Vorfahren in ähnlicher Abfolge im langen Verlauf der Erdgeschichte durchliefen.216 Die Geschichte des Embryos . . . . ist ein Abbild im Kleinen und ein Auszug der Geschichte der Rasse. Diese Vorstellung bildet den Kernpunkt unseres fundamentalen biogenetischen Grundgesetzes, das wir an die Spitze der Studien des fundamentalen Gesetzes der organischen Entwicklung stellen müssen“.217

Diese moderne Theorie war den Weisen und Okkultisten seit den entferntesten Zeitaltern als Tatsache bekannt und wurde von ihnen viel philosophischer ausgedrückt. Ein Auszug aus „Isis Unveiled“ soll hier angeführt werden, um einige Vergleiche anstellen zu können. In Band I, S. 388 wird gefragt, warum die Physiologen bei all ihrer großen Gelehrsamkeit nicht in der Lage sind, das Auftreten von Missbildungen zu erklären. Anatomen, die die Entwicklung und das Wachstum des Embryos „zum Gegenstand ihres speziellen Interesses“ gemacht haben, können uns ohne große Überlegung sagen, was ihnen ihre tägliche Erfahrung und der eigene Augenschein zeigen, nämlich dass der menschliche Embryo bis zu einem gewissen Zeitpunkt ein getreues Abbild eines jungen Froschlurchs auf seiner ersten Stufe nach dem Laichzustand ist – das Abbild einer Kaulquappe. Aber kein Physiologe oder Anatom scheint die Idee gehabt zu haben, auf die Entwicklung des Menschen – vom ersten [SD # 188] Augenblick seines physischen Erscheinens als Keim bis zu seiner schließlichen Ausgestaltung und Geburt – die pythagoreische esoterische Lehre von der Metempsychose anzuwenden, die von den Kritikern so falsch ausgelegt wird. Die Bedeutung des kabbalistischen Satzes: „Ein Stein wird eine Pflanze; eine Pflanze ein Tier; ein Tier ein Mensch“ etc., wurde an anderer Stelle in Beziehung zur spirituellen und physischen Evolution der Menschen auf dieser Erde erwähnt. Wir wollen jetzt einige weitere Worte hinzufügen, um die Sache weiter zu verdeutlichen.

Was ist die ursprüngliche Gestalt des zukünftigen Menschen? Ein Korn, eine Zelle, sagen einige Physiologen; ein Molekül, ein Ovum des Ovums, sagen andere. Wenn sie analysiert werden könnte – durch das Mikroskop oder auf andere Art – welche Zusammensetzung derselben sollten wir vorzufinden erwarten? Der Analogie folgend sollten wir sagen, einen Kern aus nicht-organischer Materie, von den Kreisläufen an der Keimstelle abgelagert und mit einer Lage organischer Stoffe vereinigt. Mit anderen Worten, dieser außerordentlich kleine Kern des zukünftigen Menschen ist aus denselben Elementen zusammengesetzt wie ein Stein – aus denselben Elementen wie die Erde, die der Mensch zu bewohnen bestimmt ist. Moses wird von den Kabbalisten als Autorität für die Bemerkung angeführt, dass es Wasser und Erde bedurfte, um ein Lebewesen zu schaffen, und daher kann gesagt werden, dass der Mensch zuerst in der Form eines Steines erscheint.

Nach drei bis vier Wochen hat das Ovum ein pflanzenartiges Aussehen angenommen. Das eine Ende ist kugelig geworden und das andere spitz zulaufend, wie eine Mohrrübe. Wird es zerteilt, zeigt sich ein zwiebelartiger Aufbau aus sehr zarten Blättchen oder Häuten, die eine Flüssigkeit einschließen. Die Blättchen nähern sich einander am unteren Ende, und der Embryo hängt an der Nabelwurzel nahezu wie eine Frucht an einem Zweig. Der Stein ist jetzt, durch „Metempsychose“, in eine Pflanze verwandelt. Dann beginnt das embryonale Geschöpf von innen nach außen seine Glieder auszutreiben und seine Anlagen zu entwickeln. Die Augen werden als zwei schwarze Punkte sichtbar. Ohren, Nase und Mund bilden Vertiefungen, wie die Fruchtknoten einer Ananas, bevor sie hervorzutreten beginnen. Der Embryo entwickelt sich zu einem tierartigen Fötus – in Gestalt einer Kaulquappe – und wie ein amphibisches Reptil lebt er im Wasser und entwickelt sich aus demselben. Seine Monade ist noch nicht menschlich oder unsterblich geworden, denn die Kabbalisten sagen uns, dass das erst in der „vierten Stunde“ geschieht. Allmählich nimmt der Fötus die Eigenschaften des Menschen an. Die erste Schwingung des unsterblichen Atems geht durch sein Wesen; er bewegt sich; und die göttliche Wesenheit lässt sich in der kindlichen Gestalt nieder, die sie bewohnen wird, bis zum Augenblick des physischen Todes, wenn der Mensch zu einem Geist wird.

Diesen geheimnisvollen Vorgang einer 9 Monate dauernden Entstehung nennen die Kabbalisten die Vollendung des „individuellen Zyklus der Evolution“. So wie sich der Fötus im Liquor amnii im Schoß entwickelt, keimen Erdgloben im universalen Äther oder in der Astralflüssigkeit im Schoß des Universums. Diese kosmischen Kinder sind, ihren zwergenhaften Bewohnern gleich, zunächst Kerne; dann kleine Eier; dann reifen sie allmählich; werden ihrerseits zu [SD # 189] Müttern und entwickeln mineralische, pflanzliche, tierische und menschliche Formen. Vom Mittelpunkt zum Umkreis, vom kaum wahrnehmbaren Bläschen bis zu den äußersten erfassbaren Grenzen des Kosmos verfolgen diese erhabenen Denker, die Okkultisten, Zyklus um Zyklus, in endloser Reihenfolge Zyklen in sich enthaltend und selbst in größeren Zyklen enthalten. Der Embryo entwickelt sich in seiner vorgeburtlichen Sphäre, das Individuum in seiner Familie, die Familie im Staat, der Staat in der Menschheit, die Erde in unserem System, unser System in seinem zentralen Universum, das Universum im Kosmos und der Kosmos in der einen Ursache . . . so sagt ihre Philosophie der Evolution, die, wie wir sehen, sich von Haeckels unterscheidet:

„Alle sind nur Teile eines gewaltigen Ganzen,
Die Natur ist sein Körper und (Parabrahman) seine Seele . . .”

Das sind die Beweise des Okkultismus, und sie werden von der Wissenschaft abgelehnt. Aber wie kann dann die Kluft zwischen dem Denkvermögen des Menschen und dem des Tieres überbrückt werden? Nehmen wir um des Beweises willen an, der menschenähnliche Affe und der Homo primigenius hätten einen gemeinsamen Ahnen (auf die Art, wie es die moderne Spekulation darstellt), warum entfernten sich die beiden Gruppen in Bezug auf ihre mentalen Fähigkeiten derartig weit voneinander? Tatsächlich kann dem Okkultisten gesagt werden, dass er ja nichts anderes macht als der Wissenschaftler, denn indem er den Affen aus dem ursprünglichen Menschen hervorgehen lässt, haben die beiden ja auch einen gemeinsamen Ahnen. Korrekt; doch dieser „ursprüngliche Mensch“ war lediglich seiner äußeren Form nach ein Mensch. In der Zeit, als er mit einem weiblichen Tiermonster den Vorvater einer Reihe von Affen zeugte, war er vernunft- und seelenlos. Diese Spekulation – wenn es denn eine Spekulation darstellt – ist zumindest logisch und füllt die Kluft zwischen dem Denkvermögen des Menschen und des Tieres aus. So begründet und erklärt sie das bisher Unergründbare und Unerklärbare. Die Tatsache, deren sich die Wissenschaft nahezu sicher ist, dass im gegenwärtigen Evolutionsstadium aus der Vereinigung von Mensch und Tier keine Nachkommen entstehen können, wird anderswo betrachtet und erklärt.

Was ist nun der fundamentale Unterschied zwischen der akzeptierten (oder nahezu akzeptierten) Schlussfolgerung wie sie in „The Pedigree of Man“ verkündet ist, nämlich dass Mensch und Affe einen gemeinsamen Urahnen besitzen einerseits und den Lehren des Okkultismus andererseits, welche dieser Schlussfolgerung entgegenstehen und die Tatsache postulieren, dass alle Dinge und alle Lebewesen aus einer gemeinsamen Quelle entsprangen? Die materialistische Wissenschaft lässt sich den Menschen stufenweise zu dem entwickeln, was er heute ist. Dabei geht seine Entwicklung vom ersten protoplasmatischen Klümpchen aus, der sogenannten Monere (das, wie uns gesagt wird, gleich dem Übrigen „im Verlauf unermesslicher Zeitalter aus einigen oder aus einer einzigen spontan entstandenen Urform entsprang, die dem einen Gesetz der Evolution gehorchte“). Von dort wird er durch „unbekannte und unerkennbare“ Typen hinauf bis zum Affen und von da bis zum Menschen emporgeführt. Wo die Übergangsformen entdeckt werden könnten, wird uns nicht gesagt, und zwar aus dem einfachen Grund, weil bis jetzt niemals „fehlende Glieder“ zwischen dem Menschen und den Affen gefunden wurden, obwohl diese Tatsache Männer wie Haeckel auf keinerlei Weise daran hindert, sie ad libitum zu erfinden.

[SD # 190] Man wird ihnen auch niemals begegnen. Und zwar aus dem einfachen Grund, weil jenes Glied, das den Menschen mit seinen wirklichen Ahnen vereint, auf der objektiven Ebene und in der materiellen Welt der Formen gesucht wird, wobei es innerhalb des tierischen Gehäuses des Menschen selbst vor dem Mikroskop und dem Seziermesser sicher verborgen ist. Wir wiederholen, was wir in „Isis Unveiled“ gesagt haben:

. . . . . . . Alle Dinge hatten ihren Ursprung im Geist – die Evolution begann ursprünglich von oben und schritt abwärts voran, und nicht umgekehrt, wie es in der Darwinistischen Theorie gelehrt wird. Mit anderen Worten, es fand eine allmähliche Materialisation der Formen statt, bis ein bestimmtes Maximum des Abstiegs erreicht wurde. Das ist der Punkt, an welchem die gegenwärtige Evolutionslehre die Arena der spekulativen Hypothese betritt. In dieser Zeitperiode angelangt, wird es einfacher, Haeckels Anthropogenie zu verstehen, die den Stammbaum des Menschen nachzeichnet ‘von seiner protoplastischen Wurzel, durchnässt vom Schlamm der Meere, die schon vor der Ablagerung der ältesten fossilienhaltigen Felsen existierten’, wie Huxley es darstellt. Es ist jedoch einfacher anzunehmen, der Mensch (der dritten Runde) hätte sich ‘durch allmähliche Transformation eines (astralen) Säugetiers mit einer affenartigen Organisation’ entwickelt, wenn wir uns daran erinnern, dass dieselbe Theorie (obwohl in einer gedrängteren und weniger eleganten, aber ebenso verständlichen Ausdrucksweise) nach der Erzählung von Berossos viele tausend Jahre vor seiner Zeit von dem Mann-Fisch Oannes oder Dagon, dem babylonischen Halbdämonen218 (wenn auch auf etwas andere Art) gelehrt wurde.

Doch was liegt jenseits der darwinistischen Abstammungslinie? Soweit Darwin in Betracht kommt, nichts als ‘unverifizierbare Hypothesen’, denn er betrachtet nach seiner eigenen Darstellung alle Wesen ‘als geradlinige Nachfahren einiger weniger Wesen, die weit vor der Ablagerung der ersten Schichten des Silurs existierten’.219 Er versucht nicht uns zu zeigen, was diese ‘wenigen Wesen’ gewesen sein könnten. Aber es dient unserem Zweck dennoch genauso gut, denn mit dem bloßen Zugeständnis ihrer Existenz erlangt die Zufluchtnahme zu den Alten, um die Idee bestätigen zu lassen und auszuarbeiten, den Stempel wissenschaftlicher Billigung. . . .“

Wahrhaftig, wie wir in unserem ersten Werk gesagt haben: „Wenn wir Darwins Theorie der Entwicklung der Arten akzeptieren, finden wir, dass ihr Ausgangspunkt vor einer offenen Tür liegt. Wir haben die Freiheit, entweder mit ihm darin zu bleiben oder die Schwelle zu überschreiten, hinter der das Unbegrenzte und das Unbegreifliche oder vielmehr das Unaussprechliche liegt. Sollte unsere sterbliche Sprache unzulänglich sein, das auszudrücken, was unser Geist – während er auf dieser Erde weilt – undeutlich in dem großen „Jenseits“ voraus ahnt, muss er es irgendwann in der zeitlosen Ewigkeit erkennen.“ Aber was liegt „jenseits“ von Haeckels Theorie? Wahrhaftig Bathybius Haeckelii, und nicht mehr!

Eine weitere Antwort wird im 3. Teil in den Anhängen gegeben.

 

 

[SD # 191]
STANZE IX
Die letzte Evolution des Menschen

 

 

§§  (33)   Die Schöpfer bereuen.    (34)  Sie büßen für ihre Unterlassung.    (35)  Die Menschen werden mit Gemüt ausgestattet.    (36)  Die vierte Rasse entwickelt das Sprechvermögen vollständig.    (37)  Alle androgynen Einheiten trennen sich in zwei Geschlechter.

 

 

33. Als sie das (die mit den Tieren begangene Sünde) sahen, weinten die Lhas (die Geister, die „Söhne der Weisheit“), die keine Menschen gebildet hatten (die sich geweigert hatten, zu schaffen) und sagten:

34. Die Amanasa (die ‘Vernunftlosen’) haben unsere zukünftigen Wohnstätten entweiht (a). Das ist Karma. Lasst uns in den anderen wohnen. Lasst sie uns besser belehren, damit nicht Schlimmeres geschehe.“ Sie taten es. . . .

35. Da wurden alle mit Manas (Gemüt) ausgestattet. Sie sahen die Sünde jener Vernunftlosen.

Doch sie hatten sich bereits getrennt, bevor der Strahl der göttlichen Vernunft den dunklen Bereich ihres bis dahin schlummernden Gemüts erleuchtet hatte, und sie hatten gesündigt. D. h. sie hatten unbewusst Böses verübt, indem sie eine Wirkung hervorbrachten, die unnatürlich war. Aber gleich den sechs anderen ursprünglichen Rassen, ihren Brüdern oder Mitrassen, wird sich selbst diese siebte, fortan entartete Rasse am letzten Tag auf einem der sieben Pfade befinden. Sie muss die Zeit für ihre schließliche Entwicklung wegen der begangenen Sünde abwarten. Denn: „Die Weisen220 bewachen das Haus der Naturordnung. Sie nehmen im Geheimen vortreffliche Formen an“.221 Aber wir müssen sehen, ob diese „Tiere“, mit denen sie sich abgegeben hatten, von derselben Art waren, wie die der Zoologie bekannten.

[SD # 192] (a) Den Worten der alten Weisheit und der alten Berichte zufolge ereignete sich der „Fall“, als Daksha (der reinkarnierte Schöpfer der Menschen und Dinge in der frühen dritten Rasse) verschwunden war, um für den Teil der Menschheit Platz zu schaffen, der sich „getrennt“ hatte. Der Kommentar erklärt die dem „Fall“ vorausgegangenen Einzelheiten folgendermaßen:

„In der Anfangsperiode der vierten Evolution des Menschen verzweigte sich das Menschenreich in mehrere unterschiedliche Richtungen. Die äußere Gestalt seiner ersten Vertreter war nicht einheitlich, denn bevor sich ihre Träger verfestigten (die eiförmigen äußeren Hüllen, in denen der zukünftige vollständige körperliche Mensch heranreifte), machten sich häufig riesige Tieren an ihnen zu schaffen, von Spezies, die heute unbekannt sind. Sie waren Teil der zaghaften Bemühungen der Natur. Das hatte zur Folge, dass monsterartige Zwischenrassen entstanden, halb Tier, halb Mensch. Doch sie waren Fehlschläge, und so war es ihnen nicht lange erlaubt, zu atmen und zu leben. Obwohl die ihnen innewohnende psychische Kraft weitaus mächtiger als die physische Natur war, noch kaum entwickelt und gefestigt, hatten die ‘eigeborenen’ Söhne sich mit verschiedenen Weibchen dieser Zwischenrassen gepaart und so weitere menschliche Monster gezeugt. Später, als die Tierarten und Menschenrassen allmählich ins Gleichgewicht kamen, trennten sie sich und paarten sich nicht weiter. Der Mensch erschuf nicht länger – er zeugte fortan. Doch in den alten Tagen zeugte er sowohl Tiere wie auch Menschen. Als die Weisen (oder weisen Menschen) Männer erwähnten, die ihre Nachkommen nicht mehr durch den Willen erschufen, sondern verschiedene Tiere und Danavas (Riesen) mit Weibchen anderer Arten zeugten, sprachen sie wahr und weise. Diese Tiere waren (oder etwas in der Art) vermeintlich ihre Söhne; doch sie (die menschlichen Männer) lehnten es mit der Zeit ab, als die (vermeintlichen) Väter der stummen Geschöpfe betrachtet zu werden. Da die Könige und Herren der letzten Rassen (der dritten und der vierten) dieses (diesen Zustand der Dinge) sahen, pressten sie das Verbotssiegel auf den sündigen Verkehr. Er störte das Karma, er schuf neues (Karma).222 Sie (die göttlichen Könige) bestraften die Schuldigen mit Unfruchtbarkeit. Sie zerstörten die rote und die blaue Rasse.223

In einem anderen finden wir:

„Selbst in späteren Zeiten existierten blau- und rotgesichtige Tiermenschen; nicht aus tatsächlichem Geschlechtsverkehr hervorgegangen (zwischen menschlichen und tierischen Arten), sondern durch Abstammung.“

Und eine weitere Stelle erwähnt:

„Rothaarige, dunkelhäutige Menschen, die auf allen Vieren gehen, die sich krümmen und wieder aufrichten (aufrecht stehen und wieder auf ihre Hände fallen), die wie ihre Vorväter sprechen und wie ihre riesenhaften Vormütter auf ihren Händen rennen.“

Vielleicht würden Haeckelianer dadurch zwar nicht [SD # 193] an den Homo primi­genius erinnert, aber an einige der niederen Stämme, zum Beispiel an die australischen Ureinwohner. Nichtsdestoweniger stammen nicht einmal sie von den menschenähnlichen Affen ab, sondern von menschlichen Vätern und halbmenschlichen Müttern, oder, um es genauer zu sagen, von menschlichen Monstern – von den im ersten Kommentar erwähnten „Fehlschlägen“. Die wirklichen Anthropoiden, Haeckels Catarrhini und Platyrrhini, kamen viel später, in den letzten Phasen von Atlantis. Der Orang-Utan, der Gorilla, der Schimpanse und der Pavian sind die spätesten und rein physischen Entwicklungen aus niederen anthropoiden Säugetieren. Sie haben einen Funken rein menschlicher Essenz in sich. Der Mensch jedoch hat nicht einen Tropfen pithekoiden224 Blutes in seinen Adern. Das behauptet sowohl die alte Weisheit wie auch die universale Tradition.

Es wird gefragt, wie die Trennung der Geschlechter bewirkt wurde. Sollen wir an die alte jüdische Fabel glauben über Adams Rippe, aus der Eva hervorging? Selbst ein solcher Glaube ist logischer und vernünftiger als die vorbehaltlose Abstammung des Menschen von den Vierhändern; denn Ersterer verbirgt in einer fabelartigen Darstellung eine esoterische Wahrheit, während Letzterer keine tiefere Tatsache verbirgt, mit Ausnahme des Verlangens, der Menschheit eine materialistische Einbildung aufzuzwingen. Die Rippe ist ein Knochen, und wenn wir in der Genesis lesen, dass Eva aus der Rippe erschaffen wurde, bedeutet das lediglich, dass die Rasse mit Knochen erschaffen wurde und zwar aus einer vorangegangenen Rasse oder Rassen, die „knochenlos“ waren. Das ist ein weit verbreiteter esoterischer Lehrsatz, und in seinen unterschiedlichen Formen ist er nahezu universell. Eine Überlieferung Tahitis besagt, der Mensch sei aus Araä, aus „roter [SD # 194] Erde“ erschaffen worden. Ta’aroa, die schöpferische Kraft, der Hauptgott, „versetzte den Menschen für lange Jahre in den Schlaf, mehrere Leben lang“. Das bedeutet Rassenperioden und ist eine Bezugnahme auf seinen mentalen Schlaf, wie anderweitig gezeigt. In dieser Zeit zog die Gottheit einen Ivi (Knochen) aus dem Menschen, und der wurde zu einer Frau.225

Gleichwohl, was auch immer die Allegorie damit sagen mag, macht sie selbst in ihrer exoterischen Bedeutung einen göttlichen Erbauer des Menschen erforderlich – einen „Vorfahren“. Glauben wir also an solche „übernatürlichen“ Wesen? Wir sagen nein. Der Okkultismus hat noch niemals an irgendetwas außerhalb der Natur Stehendes geglaubt, sei es belebt oder unbelebt. Auch sind wir aufgrund unseres Glaubens an den „Himmlischen Menschen“ und an die göttlichen Menschen keine Weltanbeter oder Polytheisten, denn zu unserer Unterstützung verfügen wir über die über Zeitalter angesammelten Zeugnisse mit ihren unwandelbaren Beweisen für alle wesentlichen Punkte; die Weisheit der Alten und die universale Tradition. Wie dem auch sei, wir lehnen jedoch Überlieferungen ohne Grundlage und Basis ab, die der strengen Allegorie und Symbolik entwachsen sind, auch wenn sie im exoterischem Glauben angenommen sein mögen. Was aber in einmütiger Tradition aufbewahrt ist, könnte nur der vorsätzlich Blinde ablehnen. Daher glauben wir an Rassen von Wesen, in weit zurückliegenden geologischen Zeiten, die anders waren als unsere; an Rassen ätherischer Menschen, die auf die unkörperlichen „Arupa“ folgten, mit Form, doch ohne feste Substanz, Riesen, die uns Zwergen vorangingen; wir glauben an Dynastien göttlicher Wesen, an jene Könige und Unterweiser der dritten Rasse in den Künsten und Wissenschaften, in deren Vergleich unsere kleine, moderne Wissenschaft so unbedeutend ist wie die Grundrechenarten im Verhältnis zur Geometrie.

Nein, gewiss nicht. Wir glauben nicht an übernatürliche, sondern lediglich an übermenschliche oder vielmehr zwischenmenschliche Intelligenzen. Man kann das Gefühl des Bedauerns leicht begreifen, das einen gebildeten Menschen erfasste, würde er den Abergläubischen und Unwissenden zugerechnet; und er würde sogar die große von Renan ausgesprochene Wahrheit erfassen als er sagte: „Das Übernatürliche ist wie die Erbsünde geworden, ein Makel, dessen sich jedermann zu schämen scheint – selbst höchst religiöse Menschen, die sich in ihrer Unreife in unserer heutigen Zeit weigern, selbst nur ein Minimum an biblischen Wundern zu akzeptieren und sie deshalb in den entferntesten Ecken der Vergangenheit verstecken und verbergen, um sie auf das Minimum zu reduzieren.“226

Doch das „Übernatürliche“ Renans gehört zum Dogma und seinem toten Buchstaben. Es hat nichts zu tun mit seinem Geist, noch mit der Wirklichkeit der Tatsachen in der Natur. Wenn die Theologie uns auffordert zu glauben, die Menschen seien vor vier oder fünf Jahrtausenden 900 Jahre alt geworden und noch älter, dass ein Teil der Menschheit, ausschließlich Feinde des Volkes Israels, Riesen und [SD # 195] Ungeheuer gewesen seien, lehnen wir das ab, denn wir glauben nicht, etwas Derartiges hätte vor 5.000 Jahren in der Natur existiert. Die Natur verfährt niemals sprunghaft, und die Logik und der gesunde Menschenverstand haben sich mit Recht, ganz abgesehen von der Geologie, Anthropologie und Ethnologie, gegen solche Behauptungen aufgelehnt. Hätte jedoch dieselbe Theologie ihre fantastische Zeitrechnung aufgegeben und behauptet, die Menschen wären vor 5 Millionen Jahren 969 Jahre alt geworden – das Alter Methusalems –, so hätten wir nichts gegen diese Behauptung einzuwenden. Denn die physische Gestalt der Menschen jener Tage verhielt sich im Vergleich zum heutigen menschlichen Körper wie die eines Megalosaurus zum Körper einer gewöhnlichen Eidechse.

Ein Naturforscher weist auf eine weitere Schwierigkeit hin. Die menschliche Art ist die einzige, die sich untereinander fortpflanzen kann, wie unterschiedlich ihre Rassen auch sein mögen. „Zwischen den Menschenrassen findet keine Selektion statt“, sagen die Antidarwinisten, und kein Evolutionist kann dieses Argument widerlegen – ein Argument, das die spezifische Einheit sehr stark beweist. Wie kann der Okkultismus in diesem Fall jedoch darauf bestehen, dass ein Teil der Menschheit der vierten Rasse Nachkommen erzeugte mit Weibchen einer anderen, lediglich halbmenschlichen, wenn nicht gar insgesamt tierischen Rasse, und dass die aus dieser Vereinigung hervorgegangenen Hybriden sich nicht nur selbstständig fortpflanzten, sondern auch die Ahnen der heutigen Menschenaffen hervorbrachten? Die esoterische Wissenschaft erwidert darauf, dass das lediglich auf die Zeit des ersten Anbeginns des physischen Menschen zutraf. Seit damals hat die Natur ihre Verfahrensweise verändert, und Unfruchtbarkeit ist die einzige Folge des Verbrechens menschlicher Bestialität. Doch selbst heute noch sind wir im Besitz von Beweisen dafür. Die Geheimlehre postuliert, dass die spezifische Einheit der Menschheit selbst heute nicht ohne Ausnahme ist. Denn es gibt oder vielmehr gab noch bis vor wenigen Jahren Nachkommen dieser halbtierischen Stämme oder Rassen sowohl entfernt lemurischen als auch lemuro-atlantischen Ursprungs. Die Welt kennt sie als Tasmanier (inzwischen ausgestorben), Australier, Andamanen-Insulaner etc. Die Abstammung der Tasmanier kann durch eine Tatsache nahezu nachgewiesen werden, die Darwin in ziemliches Erstaunen versetzte, ohne dass er in der Lage gewesen wäre, sie irgendwie zu interpretieren. Diese Tatsache verdient Beachtung.

De Quatrefages und andere Naturforscher versuchen, die Monogenesis eben durch die Tatsache zu beweisen, dass sämtliche Menschheitsrassen sich untereinander kreuzen können; jedoch haben sie bei ihren Vermutungen Ausnahmen missachtet, die in diesem Fall die Regel nicht bestätigen. Menschliche Kreuzung mag seit der Zeit der Trennung der Geschlechter eine allgemeine Regel gewesen sein, doch das hindert ein weiteres Gesetz nicht daran, seine Gültigkeit zu bewahren, nämlich die Unfruchtbarkeit zwischen zwei Menschenrassen, gerade wie bei den Tieren unterschiedlicher Arten; die Rede ist hier von den seltenen Fällen, dass ein Europäer sich dazu herablässt, in einer Frau eines Stammes von Ureinwohnern eine Partnerin zu sehen und zufällig ein Mitglied eines solchen gemischten Stammes auswählt.227 Darwin berichtet [SD # 196] einen solchen Fall bei einem tasmanischen Stamm, dessen Frauen nach der Ankunft europäischer Kolonialisten plötzlich massenweise unfruchtbar wurden. Der große Naturforscher versuchte diese Tatsache durch eine Veränderung der Lebensweise, der Nahrung, der Situationen etc. zu erklären, gab aber schließlich die Lösung des Geheimnisses auf. Für den Okkultisten ist sie sehr klar. Die sogenannte „Kreuzung“ zwischen Europäern und Tasmanierinnen – d. h. Vertreterinnen einer Rasse, deren Vorfahren „seelenlose“228 und vernunftlose Monster waren und damit tatsächlich menschliche, wenn auch noch ebenso vernunftlose Menschen – verursachte die Unfruchtbarkeit. Und das nicht nur als Folge eines physiologischen Gesetzes, sondern auch als Ausdruck des Gesetzes der karmischen Evolution in der Frage des weiteren Überlebens der abnormalen Rasse. Keine einzige der vorstehenden Aussagen ist die Wissenschaft bis jetzt bereit zu glauben – aber auf Dauer wird sie es müssen. Die Esoterische Philosophie, daran wollen wir uns erinnern, füllt lediglich die von der Wissenschaft übrig gelassenen Lücken aus und korrigiert ihre falschen Prämissen.

In diesem speziellen Punkt unterstützen die Geologie und selbst die Botanik und Zoologie aber die esoterischen Lehren. Viele Geologen wiesen darauf hin, dass die australischen Ureinwohner – die tatsächlich in einer archaischen Fauna und Flora leben – in ein außerordentliches Altertum zurückreichen müssen. Die ganze Umgebung dieser geheimnisvollen Rasse, über deren Ursprung die Ethnologie schweigt, ist ein Zeugnis für die Wahrheit der esoterischen Behauptung.

„Es ist eine sehr seltsame Tatsache“, sagt Jukes,229 „dass nicht nur diese Beuteltiere (die im Schiefer von Stonesfield bei Oxfordshire gefundenen Säugetiere), sondern auch verschiedene Muscheln – wie zum Beispiel die Trigonias und selbst einige der Pflanzen, deren Fossilien im Oolith-Gestein gefunden wurden – den heute in Australien lebenden Formen viel ähnlicher sind als in jedem anderen Teil der Erdkugel. Das könnte aufgrund der Annahme erklärt werden, dass in Australien seit der oolithischen (jurassischen) Periode weniger Veränderungen stattgefunden haben als anderswo und dass die australische Flora und Fauna infolgedessen [SD # 197] etwas von dem oolithischen Typus bewahrt, während er auf der übrigen Erde vollständig verdrängt und ersetzt ist.“ (!!)

Nun, warum hat in Australien weniger Veränderung stattgefunden als anderswo? Wo ist der Raison d’être eines derartigen „Verzögerungsfluches“? Einfach deshalb, weil sich die Beschaffenheit der Umwelt parallel mit der betreffenden Rasse entwickelt. Es gibt überall Entsprechungen. Die Überlebenden jener letzten Lemurier, die der Vernichtung ihrer Mitmenschen beim Untergang des Hauptkontinents entgingen, wurden die Vorfahren eines Teils der gegenwärtigen Ureinwohnerstämme. Da sie eine sehr niedere Unterrasse waren, die ursprünglich von Tieren, von Monstern gezeugt wurde, deren bloße Überreste jetzt viele Meilen unter dem Meeresboden liegen, existierte ihr Stamm seither in einer Umgebung, die stark vom Verzögerungsgesetz beeinflusst wurde. Australien ist eines der ältesten heute über dem Wasser liegenden Länder, und ungeachtet seines „jungfräulichen Bodens“ befindet es sich im greisenhaften Verfall seines hohen Alters. Es kann keine neuen Formen hervorbringen, wenn ihm nicht neue und frische Rassen und künstliche Kultivierung und Züchtung zu Hilfe kommen.

Kommen wir jedoch noch einmal auf die Geschichte der dritten Rasse zurück, der „Schweißgeborenen“, der „Eier Tragenden“ und der „Androgynen“. Nahezu geschlechtslos in ihren ersten Anfängen, wurde sie doppelgeschlechtlich oder androgyn; ganz langsam, natürlich. Der Übergang von der ersten bis zur letzten Umformung erforderte zahllose Generationen, in denen die aus dem frühesten Vorfahren (den zwei in einem) hervorgegangene einfache Zelle sich zunächst zu einem doppelgeschlechtlichen Wesen entwickelte; und dann brachte die Zelle, zu einem regelrechten Ei geworden, ein eingeschlechtliches Geschöpf hervor. Die Menschheit der dritten Rasse ist die geheimnisvollste aller fünf bisher entwickelten Rassen. Das Geheimnis, wie die getrennten Geschlechter erschaffen wurden, muss natürlich hier sehr verborgen bleiben; es zu lösen muss die Aufgabe von Embryologen und Fachleuten bleiben. Das vorliegende Werk beschreibt den Vorgang lediglich in groben Umrissen. Doch es ist einleuchtend, dass die Einzelwesen der Menschheit der dritten Rasse begannen, sich in ihren vorgeburtlichen Schalen und Eiern230 zu trennen und aus denselben als unterschiedliche männliche und weibliche Kinder geboren zu werden, viele Zeitalter nach dem Auftreten ihrer frühen Vorfahren. Und im Verlauf geologischer Perioden verloren die neugeborenen Unterrassen ihre Geburtsfähigkeiten nach und nach. Gegen Ende der vierten Unterrasse verlor das Kind seine Fähigkeit, sofort nach der Befreiung aus seiner Schale laufen zu können. Und mit dem Ende der fünften Unterrasse wurde die Menschheit unter denselben Bedingungen und in einem unseren historischen Generationen entsprechenden Vorgang geboren. Das erforderte natürlich Millionen von Jahren. Der [SD # 198] Leser wurde mit den näherungsweisen Zahlen zumindest der exoterischen Berechnung in Stanze II bekannt gemacht.

Wir nähern uns dem Wendepunkt in der Evolution der Rassen. Sehen wir, was die okkulte Philosophie über den Ursprung der Sprache sagt.

36. Die vierte Rasse entwickelte die Sprache.

Die Kommentare erklären, dass die erste Rasse – die ätherischen oder astralen Söhne des Yogas, auch die „Selbstgeborenen“ genannt – in unserem Sinn sprachlos war, denn sie besaß auf unserer Ebene kein Denkvermögen. Die zweite Rasse hatte eine „Tonsprache“, nämlich gesangsartige Töne, ausschließlich aus Vokalen zusammengesetzt. Die dritte Rasse entwickelte am Anfang eine Art Sprache, welche lediglich einen geringen Fortschritt gegenüber den verschiedenen Lauten in der Natur war, wie dem Schrei der riesigen Insekten und der ersten Tiere, die jedoch zur Zeit der „Schweißgeborenen“ (der frühen dritten Rasse) kaum im Entstehen begriffen waren. In ihrer zweiten Hälfte, als die „Schweißgeborenen“ die „Eigeborenen“ (die mittlere dritte Rasse) hervorbrachten; und Letztere, anstatt als androgyne Wesen zu „brüten“ (der Leser möge den, wenn auf menschliche Wesen unseres Zeitalters angewendet, ziemlich lächerlich erscheinenden Ausdruck entschuldigen) sich in getrennte Männer und Frauen zu entwickeln begannen; und als dasselbe Evolutionsgesetz sie dahin führte, ihre Art geschlechtlich fortzupflanzen – eine Handlung, welche die schöpferischen Götter unter dem Antrieb des karmischen Gesetzes dazu zwang, sich in vernunftlose Menschen zu inkarnieren; erst dann begann die Entwicklung der Sprache. Aber selbst dann war sie noch nicht mehr als zaghafte Bemühungen. Das ganze Menschengeschlecht hatte zu jener Zeit „eine Sprache und einerlei Worte“. Das hinderte die letzten beiden Unterrassen der dritten Rasse231 nicht daran, unter der Führung ihrer göttlichen Unterweiser232 und ihres eigenen bereits erweckten Denkvermögens Städte zu erbauen und weit und breit die ersten Samen einer Zivilisation auszusäen. Der Leser möge sich auch vor Augen halten, dass wie jede der sieben Rassen auch jede kleinste ihrer Unterteilungen in vier Zeitalter eingeteilt wird – das Goldene, Silberne, Bronzene und Eiserne Zeitalter. Die Sprachen entwickelten sich laut der okkulten Lehre sodann in folgender Reihenfolge:

I. Einsilbige Sprache; die Sprache der ersten annäherungsweise vollständig entwickelten Menschenwesen am Ende der dritten Wurzelrasse, der „goldfarbenen“, gelbgesichtigen Menschen, nach ihrer Trennung der Geschlechter und dem vollen [SD # 199] Erwachen ihres Verstandes. Davor kommunizierten sie auf eine Art untereinander, die heute als „Gedankenübertragung“ bezeichnet würde, mit Ausnahme der als die „Söhne von Wille und Yoga“ bezeichneten Rasse – der ersten, in welcher sich die „Söhne der Weisheit“ inkarniert hatten – bei welcher das Denken in dem entstehenden physischen Menschen nur sehr schwach entwickelt war und die sich noch niemals über ein niedriges, irdisches Niveau erhoben hatte. Ihre physischen Körper gehörten der Erde an, ihre Monaden verblieben vollständig auf einer höheren Ebene. Die Sprache konnte erst voll entwickelt werden, nachdem sie ihr logisches Denkvermögen in vollem Umfang erlangt und entwickelt hatten. Diese einsilbige Sprache war sozusagen die vokalische Mutter der mit harten Konsonanten vermischten einsilbigen Sprachen, die bei den gelben Rassen noch in Gebrauch sind und die den Anthropologen bekannt sind.233

II. Diese linguistischen Charakteristika entwickelten sich zu den agglutinierenden Sprachen. Die Letzteren wurden von einigen atlantischen Rassen gesprochen, während andere Elternstämme der vierten Rasse die Muttersprache beibehielten. Und wie die Sprachen ihre zyklische Entwicklung haben, ihre Kindheit, Reinheit, Wachstum, Fall in die Materie, Vermischung mit anderen Sprachen, Reife, Verfall und schließlich Tod,234 so verfiel auch die ursprüngliche Sprache der am höchsten zivilisierten atlantischen Rassen – jene Sprache, die in alten Sanskritwerken als „Rakshasi Bhasa“ bezeichnet wird – und starb fast aus. Während die „Elite“ der vierten Rasse immer mehr und mehr auf den Gipfel physischer und intellektueller Evolution zustrebte und so der entstehenden fünften (der arischen) Rasse die flektierenden, hochentwickelten Sprachen als Erbe hinterließ, verfielen die agglutinierenden Sprachen und blieben als fragmentarisches fossiles Idiom zurück, das jetzt zerstreut und nahezu auf die Stämme der Ureinwohner Amerikas beschränkt ist.

[SD # 200] III. Die flektierende Sprache – die Wurzel des Sanskrit, das vollständig falsch als „ältere Schwester“ des Griechischen bezeichnet wird anstatt als seine Mutter – war die erste Sprache (jetzt die Mysteriensprache der Initiierten der fünften Rasse). Auf jeden Fall sind die „semitischen Sprachen“ das Resultat der Vermischung der ersten phonetischen Veränderungen der ältesten Abkömmlinge des frühen Sanskrit. Die okkulte Lehre erkennt keinerlei Unterteilungen zwischen dem Arischen und dem Semitischen an, sie akzeptiert selbst die turanische Sprache lediglich unter weitgehenden Vorbehalten. Die Semiten, insbesondere die Araber, sind die späteren Arier – mit degenerierter Spiritualität und vervollkommneter Materialität. Sämtliche Juden und Araber sind ihnen zugeordnet. Erstere sind ein Stamm, der von den Chandalas aus Indien abstammt, den Ausgestoßenen, viele von ihnen waren ehemalige Brahmanen, die in Chaldäa, in Sindh und Aria (Iran) Zuflucht suchten, und die tatsächlich von ihrem Vater A-Bram (Nicht-Brahmane) etwa 8.000 Jahre v. Chr. abstammten. Letztere, die Araber, sind die Abkömmlinge jener Arier, die zur Zeit der Zerstreuung der Völker nicht nach Indien gehen wollten. Einige von ihnen verblieben in den angrenzenden Ländern, in Afghanistan und Kabul235 und den Oxus entlang, während andere nach Arabien vor- und eindrangen.

Aber das geschah, als Afrika sich bereits als Kontinent erhoben hatte. Wir müssen im Weiteren so genau wie es der beschränkte Raum zulässt der weiteren Evolution der jetzt wahrhaft menschlichen Art folgen. In der plötzlich zum Stillstand gebrachten Evolution gewisser Unterrassen und in der durch künstliche Kreuzung erzwungenen und gewaltsamen Umleitung in die rein tierische Linie, müssen wir den Ursprung der menschenähnlichen Affen zu suchen. Diese künstliche Kreuzung ist wahrlich einer Hybridisierung vergleichbar, die wir uns heute im Pflanzen- und Tierreich nutzbar zu machen gelernt haben.

[SD # 201] Wie wir sehen, inkarnierten sich die „Herren der Weisheit“ nicht in diesen rothaarigen und haarbedeckten Monstern, die Frucht der unnatür­lichen Verbindung zwischen Menschen und Tieren. So entsprang durch eine lange Reihe von Umwälzungen, die auf die widernatürliche Kreuzung (widernatürliche „geschlechtliche Selektion“) folgten, im entsprechenden Verlauf der Zeit die niedrigsten Individuen der Menschheit, während weitere Vermischungen und die Frucht ihrer ersten tierischen Fortpflanzungsanstrengungen eine Art erzeugte, die sich Zeitalter später zu den Säugetieren der Affen entwickelten.236

Was die Trennung der Geschlechter anbelangt, so geschah sie nicht plötzlich, wie man annehmen würde. In all ihren Werken schreitet die Natur langsam voran.

37. Die Einen (androgynen) wurden Zwei; ebenso alle lebenden und kriechenden Wesen, die noch eins waren, riesige Fischvögel und Schlangen mit Muschelköpfen (a).

(a) Das bezieht sich offensichtlich auf das sogenannte Zeitalter der amphibischen Reptilien, während dem, wie die Wissenschaft behauptet, der Mensch noch nicht existierte! Doch was konnten die Alten von vorsintflutlichen, vorgeschichtlichen Tieren und Monstern wissen! Nichtsdestoweniger findet sich in Buch VI der Kommentare eine Stelle, die frei übersetzt sagt:

„Als die Dritte sich trennte und durch die Zeugung von Menschen-Tieren in Sünde fiel, wurden diese (die Tiere) wild, und die Menschen und Tiere vernichteten sich gegenseitig. Bis dahin existierte keine Sünde, kein Leben war genommen. Danach (der Trennung) war das Satya (Yuga) zu Ende. Der ewige Frühling wurde zum beständigen Wechsel, und Jahreszeiten folgten. Die Kälte zwang die Menschen, Wohnungen zu bauen und Kleidung zu erfinden. Dann wendete sich der Mensch an die oberen Väter (die höheren Götter oder Engel). Die Nirmanakayas der Nagas, die weisen Schlangen und Drachen des Lichts kamen, und die Vorläufer der Erleuchteten (Buddhas). Göttliche Könige stiegen herab und lehrten die Menschen die Wissenschaften und Künste, denn der Mensch konnte nicht mehr in dem ersten Land (Adi-Varsha, dem Eden der ersten Rassen) leben, das sich in einen weißen, gefrorenen Leichnam verwandelt hatte.“

Das Obige ist vielsagend. Wir wollen sehen, was aus dieser kurzen Behauptung abgeleitet werden kann. Einige mögen geneigt sein zu vermuten, es liege mehr darin als auf den ersten Blick erkennbar ist.

 

[SD # 202]
Paradiese, Schlangen und Drachen

Woher stammt die Idee und was ist die wahre Bedeutung des Wortes „Eden“? Christen werden behaupten, dass der Garten Eden das heilige Paradies ist, der durch Adams und Evas Sünde entweihte Ort. Der Okkultist bestreitet diese buchstäbliche Interpretation und beweist das Gegenteil. Man braucht nicht an die Bibel zu glauben und in ihr eine göttliche Offenbarung zu sehen, um zu verstehen, dass dieses alte Buch, wenn es esoterisch gelesen wird, auf derselben universalen Überlieferung beruht. Was Eden ist, wird teilweise in Isis Unveiled237 gezeigt, wo es heißt:

„Der Garten Eden ist als Örtlichkeit durchaus kein Mythos. Er gehört zu jenen Landmarken der Geschichte, die dem Schüler gelegentlich offenbaren, dass die Bibel nicht ausschließlich allegorisch ist. Eden oder das hebräische ןדע־ןג Gan-Eden, was den Park oder den Garten von Eden bedeutet, ist ein archaischer Name für das vom Euphrat mit seinen zahlreichen Verzweigungen bewässerte Land, von Asien und Armenien bis zum Erythräischen Meer.“ (A. Wilder sagt, Gan-duniyas sei ein Name Babyloniens.) Im chaldäischen „Buch der Zahlen“ wird sein Ort in Zahlen bezeichnet, und in dem chiffrierten Manuskript der Rosenkreuzer, das vom Grafen St. Germain hinterlassen wurde, ist es vollständig beschrieben. Auf den assyrischen Tafeln ist es als Gan-duniyas wiedergegeben. „Siehe“, sagen die םיהלא (Elohim) der Genesis, „der Mensch ist geworden wie unsereiner“. Die Elohim können in einem Sinn als Götter oder Kräfte verstanden werden, und in einem anderen als Aleim oder Priester – die in das Gute und Böse dieser Welt initiierten Hierophanten; denn es gab ein Priesterkollegium mit Namen Aleim, während das Haupt ihrer Kaste oder der Führer der Hierophanten als Java-Aleim bekannt war. Anstatt ein Neophyt zu werden und allmählich sein esoterisches Wissen durch eine regelgerechte Initiation zu erlangen, benutzt Adam oder der Mensch seine intuitiven Fähigkeiten, und angetrieben von der Schlange (der Frau und der Materie) kostet er auf unrechtmäßige Weise vom Baum der Erkenntnis – der esoterischen oder Geheimlehre. Die Priester des Herkules oder Melkart, des „Herren von Eden“, trugen alle „Röcke aus Fellen“. Der Text sagt: „Und Java-Aleim machte Adam und seine Frau רוצתונתכ ‘Chitonuth our’.“ Das erste hebräische Wort, „Chiton“, ist der griechische χιτὼν, Chiton. Durch seine Adaption aus der Bibel wurde es zu einem slawischen Wort und bedeutet einen Rock oder ein Obergewand.

Obwohl die hebräische Schrift das gleiche Substrat esoterischer Wahrheit enthält wie jede andere frühe Kosmogonie auch, trägt sie die Spuren eines doppelten Ursprungs in ihrem Gesicht. Ihre Genesis ist eine Erinnerung an die babylonische Gefangenschaft. Die Namen der Orte, Menschen und selbst Gegenstände können vom Originaltext auf die Chaldäer und Akkadier zurückgeführt werden, die Vorfahren und arischen Unterweiser der Ersteren. Es wird heftig bestritten, dass die akkadischen Stämme Chaldäas, Babyloniens und Assyriens [SD # 203] irgendwie mit den Brahmanen Hindustans verwandt waren; doch es existieren mehr Beweise zugunsten dieser Ansicht als gegen sie. Die Semiten oder Assyrer hätten vielleicht Turanier genannt werden sollen, und die Mongolen wurden als Skythen bezeichnet. Doch wenn die Akkadier jemals nicht nur in der Einbildung einiger Philologen und Ethnologen existierten, wären sie gewiss niemals ein turanischer Stamm gewesen, wie einige Assyriologen uns glauben zu machen sich bemühten. Sie waren lediglich indische Auswanderer auf ihrem Weg nach Kleinasien, der Wiege der Menschheit, und ihre priesterlichen Adepten verweilten und zivilisierten und initiierten ein barbarisches Volk. Halévy bewies die Irreführung der turanischen Manie in Bezug auf das akkadische Volk, und andere Gelehrte bewiesen, dass die babylonische Zivilisation in jenem Land weder geboren noch entwickelt wurde. Sie wurde von Indien eingeführt, und die sie einführten, waren brahmanische Hindus.“

Und jetzt, zehn Jahre nachdem das geschrieben wurde, finden wir uns selbst durch Professor Sayce bestätigt, der in seiner ersten Hibbert-Vorlesung sagt, dass die Kultur der babylonischen Stadt Eridu ein Fremdimport war. Sie kam aus Indien.

Vieles in der Theologie hatten die Semiten von den nicht-semitischen Akkadiern oder Protochaldäern entlehnt, die sie verdrängten und deren lokale Kulte auszumerzen sie weder den Willen noch die Kraft hatten. In der Tat lebten über eine lange Reihe von Zeitaltern die beiden Rassen, Semiten und Akkadier, Seite an Seite, und ihre Vorstellungen und ihre Götterverehrung vermischten sich unmerklich miteinander.“

Hier werden die Akkadier als „nicht-semitisch“ bezeichnet, was auch wir mit Nachdruck in der Isis Unveiled behaupten, und das ist eine weitere Bestätigung. Wir sind auch nicht weniger im Recht mit unserer Behauptung, die jüdische Bibelgeschichte sei eine Ansammlung historischer Tatsachen, in ein jüdisches Gewand arrangierte Geschichte anderer Völker – mit Ausnahme der Genesis, die reine und einfache Esoterik darstellt. Doch die Wissenschaft muss wirklich vom Schwarzen Meer bis nach Kaschmir und darüber hinaus nach der Wiege – oder vielmehr nach einer der Hauptwiegen – der Menschheit und der Söhne Ad-ahs suchen; insbesondere in späteren Zeiten, als der Garten von Ed-en am Euphrat zur Akademie der Astrologen und Magier wurde, der Aleim.

Doch diese „Akademie“ und dieses Eden gehörten der fünften Rasse an und stellen lediglich eine schwache Rückerinnerung dar an das Adi-Varsha der ursprünglichen dritten Rasse. Was ist die etymologische Bedeutung des Wortes Eden? Im Griechischen ist es δονὴ und bedeutet Wollust. In diesem Aspekt ist es nicht besser als der Olymp der Griechen, Indras Himmel (Svarga) auf dem Berg Meru und selbst als das Paradies voller Horis, die den Gläubigen von Mohammed versprochen wurden. Der Garten Eden war niemals Eigentum der Juden; denn China, das kaum in den Verdacht geraten könnte, 2.000 v. Chr. irgendetwas von den Juden gewusst zu haben, hatte einen solchen ursprünglichen Garten in Zentralasien, von den „Drachen der Weisheit“ bewohnt, den Initiierten. Und Klaproth zufolge [SD # 204] verlegt die aus einer japanischen Enzyklopädie in dem Buch Foe-koue-ki kopierte hieroglyphische Karte ihren „Garten der Weisheit“ in das Hochland Pamirs zwischen die höchsten Gipfel der Himalayakette; sie beschreibt ihn als den höchsten Punkt Zentralasiens und lässt die vier Ströme – Oxus, Indus, Ganges und Silo – aus einer gemeinsamen Quelle entspringen, dem „Drachensee“.

Doch das ist nicht das Eden der Genesis; noch ist es der kabbalistische Garten Eden. Denn der Erstere – Eden Illah-ah – bedeutet in einem Sinn Weisheit, ein dem Nirvana vergleichbarer Zustand, ein Paradies der Wonne; in einem anderen Sinn bezieht es sich auf den intellektuellen Menschen selbst, der Behälter Edens, in welchem der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen wächst: Der Mensch ist der Erkenner desselben.

Renan und Jules Barthélemy Saint-Hilaire, die sich „auf die gründlichsten Induktionen“ stützen, halten es für unmöglich, noch länger zu zweifeln, und beide verlegen die Wiege der Menschheit „in die Gegend des Himalayas“. Letztendlich schließt das „Journal Asiatique“:238 „Sämtliche Traditionen des Menschengeschlechtes, die ihre Ursprungsfamilien in der Gegend ihrer Geburtsstätten verorten, zeigen sie uns gerade um jene Länder gruppiert, wohin die jüdische Tradition den Garten Eden platziert; und die Arier (Zoroastrier) ihren Airyana-vaêgô oder den Meru (?). Sie sind im Norden von den Ländern umgeben, die an den Aralsee grenzen und im Süden von Baltistan oder Kleintibet. Alles trägt zu dem Beweis bei, dass sich die Wohnstatt jener ursprünglichen Menschheit dort befand, auf die wir zurückgeführt werden müssen.“

Als der See, der „viermäulige Drache“, von dem heute nur sehr wenige Spuren übrig sind, die Wohnstatt der „Söhne der Weisheit“ war, der ersten aus dem Gemüt geborenen Söhne der dritten Rasse, befand sich diese „ursprüngliche Menschheit“ in ihrer fünften Rasse. Er war jedoch weder die einzige noch die ursprüngliche Wiege der Menschheit, obwohl er wahrhaftig das Abbild der Wiege der ersten denkenden, göttlichen Menschen war. Er war das Paradesa, das Hochland des ersten Sanskrit sprechenden Volkes, die Hedone, das Land der Wonne der Griechen; doch der „Garten der Wollust“ der Chaldäer war er nicht, denn Letzterer war lediglich eine Rückerinnerung daran; er befand sich auch wiederum nicht dort, wo der Fall des Menschen nach der „Trennung“ erfolgte. Das Eden der Juden war eine Kopie von der chaldäischen Kopie.

Dass der Fall des Menschen in die Zeugung in der frühesten Phase der von der Wissenschaft als mesozoische oder Reptilienperiode bezeichneten Zeit stattfand, geht aus der biblischen Ausdrucksweise betreffs der Schlange hervor, deren Natur im „Zohar“ erklärt wird. Die Frage ist nicht, ob Evas Erlebnis mit dem verführenden Reptil allegorisch oder wörtlich zu verstehen ist, denn niemand kann bezweifeln, dass Ersteres der Fall ist, sondern zu zeigen, dass das hohe Alter der Symbolik offensichtlich ist und dass sie keine jüdische, sondern eine universale Idee darstellt.

[SD # 205] Nun finden wir im „Zohar“ eine sehr seltsame Behauptung, die dazu angetan ist, den Leser durch ihre lächerliche Unsinnigkeit zu fröhlichem Lachen anzuregen. Er sagt uns, die Schlange, die von Schamael (dem angeblichen Satan) zur Verführung Evas benutzt wurde, sei eine Art fliegendes Kamel (καμηλόμορφον) gewesen.

Ein „fliegendes Kamel“ ist in der Tat auch für das feinsinnigste Mitglied der Royal Society zu viel. Nichtsdestoweniger war der „Zohar“, von dem man schwerlich den Gebrauch einer Cuvierschen Ausdrucksweise erwarten kann, mit seiner Beschreibung im Recht,239 denn wir finden, dass es in der alten zoroastrischen Handschrift Aschmogh genannt wird, es verlor nach der Darstellung des Avestas nach dem Fall „seine Natur und seinen Namen“ und wird als riesige Schlange mit einem Kamelhals beschrieben.

„Es gibt keine geflügelten Schlangen und keine wirklichen Drachen“, versichert Salverte240. . . Heuschrecken werden von den Griechen noch heute als geflügelte Schlangen bezeichnet, und diese Metapher mag verschiedene Erzählungen über die Existenz geflügelter Schlangen verursacht haben.“

Heute existieren keine; aber das ist kein Grund, warum sie nicht im mesozoischen Zeitalter existiert haben sollten. Und Cuvier, der ihre Skelette rekonstruierte, kann „fliegende Kamele“ bezeugen. Schon nach dem Fund einfacher Versteinerungen gewisser Saurier schrieb der große Naturforscher: „Wenn irgendetwas die Hydra und andere Ungeheuer rechtfertigen kann, deren Bilder von mittelalterlichen Geschichtsschreibern so oft wiedergegeben wurden, ist das unstreitig der Plesiosaurus.“241

Wir wissen nicht, ob Cuvier irgendetwas wie eine weitere mea culpa hinzugefügt, aber wir können uns seine Verwirrung wohl vorstellen, als er sich selbst einem fliegenden Saurier gegenüber fand, dem (in Deutschland gefundenen) „achtundsiebzig Fuß langen Pterodaktylus, der kräftige Flügel an seinem Reptilienkörper trug“. Dieses Fossil wird als Reptil beschrieben, dessen kleine Finger der Hand derart verlängert sind, dass sie einen langen, membranartigen Flügel tragen. Hier also wird das „fliegende Kamel“ des Zohars bestätigt. Denn sicherlich besteht zwischen dem langen Hals des Plesiosaurus und dem membranartigen Flügel des Pterodaktylus oder noch besser des Mosasaurus ausreichende wissenschaftliche Wahrscheinlichkeit, um darauf ein „fliegendes Kamel“ oder einen langhalsigen Drachen aufzubauen. Prof. Cope aus Philadelphia hat gezeigt, dass das Mosasaurus-Fossil in der Kreidezeit eine geflügelte Schlange dieser Art war. Es finden sich Eigenschaften seiner Wirbelsäule, die auf eine größere Verwandtschaft zu den Ophidia als zu den Lacertilia hinweisen.

Und nun zur Hauptfrage. Es ist wohlbekannt, dass Paläontografie und Paläontologie niemals zu den Künsten und Wissenschaften des Altertums zählten; und es gab auch keine Cuviers. Und doch hat auf den babylonischen Ziegeln, und insbesondere in alten chinesischen und japanischen Zeichnungen in den ältesten Pagoden und [SD # 206] Monumenten und in der kaiserlichen Bibliothek Pekings so mancher Reisende vollkommene Darstellungen der Plesiosaurier und Pterodaktylen in den vielfältigen Formen chinesischer Drachen gesehen und erkannt.242 Ferner sprechen die Propheten in der Bibel von den fliegenden feurigen Schlangen,243 und Hiob erwähnt den Leviathan.244 Nun werden die folgenden Fragen sehr direkt gestellt:

I. Wie konnten die alten Nationen irgend etwas von den ausgestorbenen Monstern des Karbon und der mesozoischen Zeit wissen und diese sogar mündlich und bildlich darstellen und beschreiben, wenn sie nicht entweder selbst diese Monster gesehen oder Beschreibungen von ihnen in ihren Überlieferungen besessen haben, stammen die Beschreibungen doch notwendigerweise von lebenden und intelligenten Augenzeugen?

II. Und wenn solche Augenzeugen einmal zugestanden sind (wenn nicht rückblickendes Hellsehen eingeräumt wird), wie ist es in diesem Fall möglich, dass die Menschheit und die ersten paläolithischen Menschen erst ungefähr zur Mitte des Tertiärs auftraten? Wir müssen uns vor Augen halten, dass die meisten Wissenschaftler den Menschen nicht vor dem Quartär zulassen und ihn damit aus dem Känozoikum ausschließen. Auf der einen Seite haben wir hier vor Millionen von Jahren vom Antlitz der Erde verschwundene ausgestorbene Tierarten, die Nationen bekannt waren und beschrieben wurden, deren Zivilisation angeblich vor kaum ein paar Jahrtausenden begann. Wie ist das möglich? Offenbar muss man entweder ein Überlappen der mesozoischen Zeit mit dem Quartär annehmen, oder der Mensch war ein Zeitgenosse des Pterodaktylus und des Plesiosaurus.

Die Okkultisten glauben an die alte Weisheit und Wissenschaft und verteidigen sie, selbst wenn geflügelte Saurier in den Übersetzungen des Zohars zu „fliegenden Kamelen“ werden; doch daraus folgt noch nicht, dass wir die Geschichten ebenso bereitwillig glauben, die uns das Mittelalter von solchen Drachen erzählt. Die Existenz der Pterodaktylen und Plesiosaurier endete gemeinsam mit dem größten Teil [SD # 207] der dritten Rasse. Wenn wir also von römisch-katholischen Autoren ernsthaft dazu aufgefordert werden, an Christoph Scherers und Pater Kirchers Ammenmärchen zu glauben, sie hätten in den Jahren 1619 und 1669 mit ihren eigenen Augen lebendige, feurige und fliegende Drachen gesehen, möge uns gestattet sein, ihre Behauptungen als Träume oder Flunkerei anzusehen.245 Auch die andere, von Petrarca erzählte Geschichte, werden wir nicht anders als eine poetische Freiheit betrachten; während er eines Tages seiner Laura in die Wälder folgte und nahe einer Höhle vorbeiging, will er einen Drachen gefunden haben, den er sofort mit seinem Dolch durchbohrte und tötete, wodurch er das Monster daran hinderte, die Dame seines Herzens zu verschlingen.246 Wir würden die Geschichte gerne glauben, hätte Petrarca in den Tagen von Atlantis gelebt, als solche vorsintflutlichen Monster noch existiert haben mögen. Wir streiten ab, dass sie in unserer gegenwärtigen Epoche jemals vorhanden waren. Die Seeschlange ist eine Sache, ein Drachen eine ganz andere. Erstere wird von der Mehrheit geleugnet, weil sie in den Tiefen des Ozeans lebt, sehr selten ist und nur dann an die Oberfläche kommt, wenn sie vielleicht vom Hunger dazu getrieben wird. Sich auf diese Weise unsichtbar haltend, kann sie existieren und doch geleugnet werden. Gäbe es aber ein derartiges Wesen wie einen Drachen gemäß obiger Beschreibung, wie könnte er der Entdeckung entgangen sein? Er ist ein zur Zeit der frühesten fünften Rasse lebendes Geschöpf und existiert heute nicht mehr.

[SD # 208] Der Leser kann fragen, warum wir überhaupt von Drachen sprechen? Wir antworten: Erstens, weil die Kenntnis solcher Tiere ein Beweis für das außerordentliche Alter des Menschengeschlechtes ist; und zweitens, um den Unterschied zwischen der wirklichen zoologischen Bedeutung der Worte „Drache“, „Naga“ und Schlange und der metaphorischen Bedeutung, wenn sie symbolisch gebraucht werden, aufzuzeigen. Der von der Mysteriensprache nichts ahnende profane Leser ist bei der Erwähnung dieser Worte geneigt, sie buchstäblich aufzufassen. Daher die Verwechslungen und ungerechten Anklagen. Ein paar Beispiele werden genügen.

Sed et Serpens? Ja; aber was war die Natur der Schlange? Die Mystiker sehen in der Schlange der Genesis intuitiv ein tierisches Symbol und eine hohe spirituelle Wesenheit: eine kosmische Kraft, superintelligent, ein „großes, gefallenes Licht“, einen Geist, siderisch, luftig und irdisch zugleich, „dessen Einfluss den Erdball umkreist“ (qui circum ambulat terram), wie der christliche Eiferer des toten Buchstabens (de Mirville) es nennt, der sich lediglich unter dem physischen Emblem offenbarte, das am besten „mit seinen moralischen und intellektuellen Windungen übereinstimmte“: d. h. in der Schlangenform.

Aber was werden die Christen aus der ehernen Schlange machen, dem „göttlichen Heiler“, wenn die Schlange als das Sinnbild der List und des Übels betrachtet werden muss, als das „Böse“ selbst? Wie kann die Grenzlinie jemals übereinstimmend festgelegt werden, wenn sie willkürlich in einem sektiererischen theologischen Geist gezogen wird? Denn wenn den Anhängern der römischen Kirche beigebracht wird, Merkur und Äskulab, oder Asklepios, die in Wahrheit eins sind, seien „Teufel und Söhne von Teufeln“, und der Stab und die Schlange des Letzteren der „Stab des Teufels“; was ist dann mit der „ehernen Schlange“ von Moses? Jeder Gelehrte weiß, dass beide, der heidnische Stab und die jüdische „Schlange“, ein und dasselbe sind, nämlich der Merkurstab, Sohn von Apollo-Python. Es ist leicht zu verstehen, warum die Juden die Schlangengestalt für ihren „Verführer“ wählten. Für sie war sie rein physiologisch und phallisch; und wenn man mit der Mysteriensprache gut vertraut ist und die hebräischen Rollen numerisch liest, können ihr auch noch so viele haarspalterische Argumente der römisch-katholischen Kirche keine andere Bedeutung geben. Die Okkultisten wissen, dass die Schlange, der Naga und selbst der Drache jeweils eine siebenfältige Bedeutung haben; dass die Sonne z. B. das astronomische und kosmische Symbol der beiden entgegengesetzten Lichter und der beiden Schlangen der Gnostiker war, der guten und der bösen. Sie wissen auch, dass die Schlussfolgerungen sowohl der Wissenschaft als auch der Theologie zwei lächerliche Extreme darstellen, wenn sie verallgemeinert werden. Denn wenn Erstere uns sagt, es sei ausreichend, die Legenden der Schlangen zu ihrer ursprünglichen Quelle zurückzuverfolgen, zur astrologischen Legende, und ernsthaft über die Sonne, den Eroberer von Python, und die himmlische Jungfrau im Tierkreis, die den verschlingenden Drachen zurückdrängt, zu meditieren, wenn wir den Schlüssel zu all den nachfolgenden religiösen Dogmen hätten; es ist leicht erkennbar, dass der Verfasser [SD # 209] ausschließlich die christliche Religion und Offenbarung im Auge hat, anstatt zu verallgemeinern. Das nennen wir ein Extrem. Das andere sehen wir in Folgendem: dass die Theologie in Wiederholung der berühmten Entscheidung des Konzils von Trient die Massen zu überzeugen sucht, dass „vom Fall des Menschen an bis zur Stunde seiner Taufe der Teufel volle Gewalt über ihn hat und ihn rechtmäßig besitzt (diabolum dominationem et potestatem super homines habere et jure eos possidere)“. Darauf antwortet die okkulte Philosophie: Beweise zuerst die Existenz des Teufels als eine Wesenheit, und dann können wir an einen solchen angeborenen Besitz glauben. Ein wenig Beobachtung und Kenntnis der menschlichen Natur mögen genügen, die Falschheit dieses theologischen Dogmas zu beweisen. Hätte Satan irgendeine Wirklichkeit in der objektiven oder selbst in der subjektiven Welt (im kirchlichen Sinn), so wäre es der arme Teufel, der sich selbst andauernd von den Schlechten geplagt und sogar besessen sähe – somit von der großen Masse der Menschheit. Es ist die Menschheit selbst und insbesondere der Klerus, angeführt von der hochmütigen, gewissenlosen und intoleranten römischen Kirche, die den Bösen erschafft, geboren und liebevoll aufgezogen hat, aber das ist eine Abschweifung.

„Der gesamten Gedankenwelt wird von der Kirche vorgeworfen, sie hätte die Schlange angebetet. Die ganze Menschheit ‘spendete ihr Weihrauch und steinigte sie’. Das Zend Avesta spricht ebenso über sie wie die Könige und die Veden, wie die Edda und die Bibel. . . . Überall die Heilige Schlange, die Naga, und ihre Schreine und Priester; in Rom ist es die Vestalin, die ihr die Mahlzeit mit derselben Sorgfalt bereitet, mit der sie sich dem Heiligen Feuer widmet. In Griechenland kann Äskulap ohne ihren Beistand nicht heilen und überträgt ihr seine Kräfte. Jeder hat von der berühmten römischen Gesandtschaft gehört, die vom Senat an den Gott der Medizin gesendet wurde, und von ihrer Rückkehr mit der nicht weniger berühmten Schlange, die sich freiwillig und allein in den Tempel ihres Meisters auf einer der Inseln des Tibers begab. Es gab keine Bacchantin, die sie (die Schlange) nicht in ihr Haar band, keinen Auguren, der sie nicht orakelhaft befragte, keinen Nekromanten, in dessen Grüften sie nicht gegenwärtig ist! Die Kainiten und die Ophiten nennen sie Schöpferin, wobei sie wie Schelling zugeben, dass sie ‘substanziell das Böse und dessen Personifizierung ist’.“247

Ja, der Verfasser hat Recht, und wenn jemand eine vollständige Vorstellung von dem Ansehen bekommen will, dessen sich die Schlange bis zu unserem heutigen Tag erfreut, sollte er die Angelegenheit in Indien studieren und all das lernen, was in diesem Land über die Nagas (Kobras) geglaubt und ihnen noch immer zugeschrieben wird. Man sollte auch die Afrikaner Ouidahs, die Voodoos von Port-au-Prince und Haiti, die Nagals von Mexiko und die Pa oder Schlangen Chinas etc. besuchen. Aber warum sich wundern, dass die Schlange „angebetet“ und zugleich verdammt wird, wo wir doch [SD # 210] wissen, dass sie von Beginn an ein Symbol war?248 In allen alten Sprachen hatte das Wort Drache dieselbe Bedeutung wie heute im Chinesischen (lang), d. h. „das Wesen, das sich durch Intelligenz auszeichnet“, und im Griechischen δράκων oder „der, der sieht und wacht“. Ist es das Tier dieses Namens, auf das irgendeine dieser Beschreibungen angewendet werden kann? Ist es nicht einleuchtend, dass wo immer auch Aberglaube und die in Vergessenheit geratene ursprüngliche Bedeutung die Wilden jetzt hingeführt haben mag, die obigen, durch Schlangen und Drachen symbolisierten Eigenschaften auf die menschlichen Originale gemünzt waren? Diese „Originale“ – in China bis zum heutigen Tag „die Drachen der Weisheit“ genannt – waren die ersten Schüler der Dhyanis, die ihre Unterweiser waren; kurz gesagt, die ursprünglichen Adepten der dritten Rasse und später der vierten und fünften Rasse. Der Name wurde universal, und vor der christlichen Zeitrechnung hätte kein vernünftiger Mensch jemals den Menschen mit dem Symbol verwechselt.

Das Symbol von Chnoubis, oder der Weltseele, schreibt Champollion, „ist unter anderem das einer auf menschlichen Beinen stehenden enormen Schlange; dieses Reptil, das Emblem des guten Genius, ist ein wahrhafter Agathodaimon. Es wird oft bärtig dargestellt. . . . . Das heilige Tier, identisch mit der Schlange der Ophiten, findet sich auf zahlreichen gnostischen und basilidischen Steinen eingraviert . . . . Die Schlange weist mehrere Köpfe auf, sie wird aber dennoch immer als ΧΝΟΥΒΙΣ bezeichnet“.249 Der Agathodaimon war ausgestattet „mit der Kenntnis von Gut und Böse“, d. h. mit göttlicher Weisheit, denn ohne Letztere ist das Erstere nicht möglich.250 Iamblichos, wiederholend, zeigt Champollion, dass er „die Gottheit namens Ειχτῶν ist (oder das Feuer der himmlischen Götter – der große Thot- [SD # 211] Hermes),251 dem Hermes Trismegistos die Erfindung der Magie zuschreibt.“252

Die „Erfindung der Magie“! Eine seltsame Anwendung einer Bezeichnung, als ob die Enthüllung der ewigen und wirksamen Geheimnisse der Natur erfunden werden könnte! Ebenso gut könnte man in späteren Jahrtausenden Prof. Crookes die Erfindung anstatt der Entdeckung der strahlenden Materie zuschreiben. Hermes war nicht der Erfinder oder auch nur der Entdecker, denn wie in der vorletzten Fußnote gesagt wird, ist Thot-Hermes ein Gattungsname, so wie Enoch (Enoïchion, das „innere, spirituelle Auge“), oder Nebo, der Prophet und Seher etc. Es handelt sich nicht um einen Eigennamen irgendeines lebenden Menschen, sondern um einen generischen Titel vieler Adepten. Ihre Verbindung mit der Schlange in den symbolischen Allegorien rührt von ihrer Erleuchtung durch die Sonnen- und Planetengötter während der frühesten intellektuellen Rasse her, der dritten. Sie alle sind die repräsentierenden Schutzherren der Geheimen Weisheit. Asklepios ist der Sohn des Sonnengottes Apollo – und er ist Merkur; Nebo ist der Sohn Bel-Merodachs; Vaivasvata Manu, der große Rishi, ist der Sohn Vivasvats – der Sonne oder Surya etc. etc. Und während die Nagas zusammen mit den Rishis, den Gandharvas, Apsarasen, Gramanis (oder Yakshas, niederen Göttern), Yatudhanas und Devas astronomisch während der zwölf Sonnenmonate die Diener der Sonne sind, sind sie in der Theogonie und auch in der anthropologischen Evolution Götter und Menschen – solange sie in der niederen Welt inkarniert sind. Der Leser möge in diesem Zusammenhang an die Tatsache erinnert werden, dass Apollonios in Kaschmir mit buddhistischen Nagas zusammentraf – die weder Schlangen im zoologischen noch auch die Nagas im ethnologischen Sinn sind, sondern „weise Menschen“.

Die Bibel ist von der Genesis bis zur Offenbarung lediglich eine Reihe geschichtlicher Aufzeichnungen des großen Kampfes zwischen der weißen und der schwarzen Magie, zwischen den Adepten des rechten Pfades, den Propheten, und jenen des linken, den Leviten, dem Klerus der rohen Massen. Selbst die Schüler des Okkultismus, obwohl einige von ihnen über zusätzliche archaische Handschriften und unmittelbare Belehrung verfügen, auf die sie sich verlassen können, finden es schwierig, eine Grenzlinie zwischen den Sodalen des rechten Pfades und jenen des linken zu ziehen. Die große Spaltung, die zwischen den Söhnen der vierten Rasse entstand, als die ersten Tempel und Initiationshallen unter der Leitung der „Söhne Gottes“ errichtet worden waren, ist in den Söhnen Jakobs allegorisiert. Dass zwei Schulen der Magie existierten, und dass die orthodoxen Leviten nicht der heiligen angehörten, zeigt sich in den vom sterbenden Jakob gesprochenen Worten. Und hier mag es gut sein, ein paar Sätze aus „Isis entschleiert“ anzuführen.

Der sterbende Jakob beschreibt also seine Söhne: „Dan“, sagt er, „wird eine Schlange sein am Wege, eine Kreuzotter am Pfade, die da beißt in die Fersen des Rosses, und rücklings fällt sein Reiter (d. h. er wird Kandidaten die schwarze Magie lehren) . . . . Auf deine Rettung harre ich, Jehovah!“ Über Schimon und Levi merkt der Patriarch an, dass sie „. . . Brüder sind, Werkzeuge der [SD # 212] Gewalt ihre Waffen. Meine Seele komme nicht in ihren geheimen Rat, meine Ehre vereinige sich nicht mit ihrer Versammlung.“253 Nun lauten im Urtext die Worte „ihr Geheimnis“ – „ihren Sod“.254 Und mit Sod wurden die großen Mysterien von Baal, Adonis und Bacchus bezeichnet, die alle Sonnengötter waren und mit Schlangen symbolisiert wurden. Die Kabbalisten erklären die Allegorie von den feurigen Schlangen so, dass es sich dabei um den Namen handelt, welcher dem Stamm Levi, kurz gesagt, allen Leviten gegeben wurde und dass Moses das Haupt der Sodalen war.255 Die ursprüngliche Bedeutung der „Drachentöter“ muss auf die Mysterien zurückgeführt werden, und die Frage wird später vollständig behandelt.

Daraus folgt, dass Moses, wenn er der Hierophant der Mysterien war, auch ihr Haupt gewesen sein muss, und zweitens, wenn wir gleichzeitig die Propheten gegen die „Gräuel“ des Volkes Israel donnern hören, dass es dort zwei Schulen gab. „Feurige Schlangen“ war somit lediglich der den Leviten der Priesterkaste gegebene Beiname, nachdem sie vom guten Gesetz abgewichen waren, den traditionellen Lehren von Moses, und all jener, die der schwarzen Magie folgten. Jesaja spricht von den Zauberern jener Länder, wenn er von den „abtrünnigen Kindern“ spricht, die ihre Reichtümer in die Länder werden bringen müssen, woher „Nattern und feurige fliegende Schlangen“ kommen (30,6) oder nach Chaldäa und Ägypten, dessen Initiierte zu seiner Zeit (700 v. Chr.) bereits sehr entartet waren.256 Aber diese Zauberer müssen von den „feurigen Drachen der Weisheit“ und den „Söhnen des Feuernebels“ sorgfältig unterschieden werden.

In dem Werk „Great Book of the Mysteries“ wird uns gesagt: „Sieben Herren schufen sieben Menschen; drei Herren (Dhyan Chohans oder Pitris) waren heilig und gut, vier weniger himmlisch und von Leidenschaft erfüllt. . . . Die Chhayas (Schattenbilder) der Väter waren wie sie.“

Das erklärt die Unterschiede in der menschlichen Natur, die in sieben Abstufungen von Gut und Böse eingeteilt ist. Sieben Tabernakel standen dazu bereit, von Monaden unter sieben unterschiedlichen karmischen Bedingungen bewohnt zu werden. Die Kommentare erklären auf dieser Grundlage, wie einfach sich das Böse verbreiten konnte, sobald die menschlichen Formen zu wirklichen Menschen geworden waren. In ihren genetischen Berichten ignorierten jedoch einige alte [SD # 213] Philosophen die sieben und gaben lediglich vier an. So beschrieb die lokale mexikanische Genesis „vier gute Menschen“ als die vier wirklichen Vorfahren des Menschengeschlechts, „die weder von den Göttern erzeugt noch von einer Frau geboren wurden“; ihre Erschaffung war ein von den schöpferischen Kräften vollbrachtes Wunder, erst nachdem „drei Versuche Menschen herzustellen fehlgeschlagen waren“. Die Ägypter hatten in ihrer Theologie lediglich „vier Gottessöhne“, während im Pymander sieben gegeben sind – und vermieden so jede Erwähnung der bösen Natur des Menschen; als jedoch Seth von einem Gott zu Set-Typhon herabsank, wurde er von da an der „siebte Sohn“ genannt. Daraus entstand wahrscheinlich der Glaube, dass „der siebte Sohn des siebten Sohnes“ immer ein naturgeborener Magier ist, obwohl zuerst nur ein Zauberer gemeint war. Apap, die das Böse symbolisierende Schlange, wird von Aker vernichtet, Sets Schlange;257 daher konnte Set-Typhon nicht dieses Böse sein. Im „Totenbuch“ wird befohlen (v. 13), Kapitel clxiii solle „in Gegenwart einer zweibeinigen Schlange“ gelesen werden, was einen hohen Initiierten bedeutet, einen Hierophanten; das besagen der Diskus und die Widderhörner,258 die das Haupt seiner „Schlange“ in den Hieroglyphen des Titels des genannten Kapitels schmücken. Über der „Schlange“ sind die zwei mystischen Augen Ammons259 dargestellt, des verborgenen „Mysteriengottes“. Diese Passage bestätigt unsere Behauptung und zeigt die wahre Bedeutung des Wortes „Schlange“ im Altertum.

Was aber die Nagals und Nargels betrifft, woher kam die Ähnlichkeit der Namen der indischen Nagas und der amerikanischen Nagals?

„Der Nargal war das chaldäische und assyrische Oberhaupt der Magier (Rab-Mag), und der Nagal war der oberste Zauberer der mexikanischen Indianer. Beide leiten ihre Namen von dem assyrischen Gott Nergal-Sharezer und von den indischen Nagas ab. Beide besitzen dieselben Fähigkeiten und die Macht, einen dienstbaren Dämon zu haben, mit dem sie sich selbst vollständig identifizieren. Die chaldäischen und assyrischen Nargals hielten ihre Dämonen in Gestalt irgendeines für heilig gehaltenen Tieres innerhalb des Tempels; der indianische Nagal hält ihn, wo immer er kann – in einem in der Nähe liegenden See oder Gehölz oder im Haus in Gestalt irgendeines Haustieres“.260

Eine solche Ähnlichkeit kann nicht dem Zufall zugeschrieben werden. Eine neue Welt wird entdeckt, und wir finden, dass sie für unsere Vorväter von der vierten Rasse [SD # 214] bereits eine alte war. D. h., dass Arjuna, Krishnas Begleiter und Chela, nach Patala, zu den „Antipoden“, hinabgestiegen sein soll und dort Ulupi,261 eine Naga (oder vielmehr Nagini) heiratete, die Tochter des Königs der Nagas Kauravya.262

Und damit ist hoffentlich die volle Bedeutung des Schlangenemblems belegt. Sie ist weder die des Bösen noch am allerwenigsten die des Teufels; vielmehr ist sie tatsächlich ΚΕΜΕΚ ΕΙΛΑΜ ΑΒΡΑΣΑΞ (die ewige Sonne Abrasax), die zentrale spirituelle Sonne aller Kabbalisten, in einigen Diagrammen durch den Kreis des Tiferet dargestellt.

Und hier können wir wieder aus unseren früheren Bänden zitieren und mit weiteren Erklärungen fortfahren.

„Aus dieser Region der unergründlichen Tiefe (Bythos, Aditi, Shekinah, der Schleier des Unbekannten) geht ein aus Spiralen gebildeter Kreis hervor. Das ist Tiferet, was in der Sprache der Symbolik einen großen Zyklus bedeutet, der aus kleineren zusammengesetzt ist. Darin eingerollt, so dass sie den Spiralen folgt, liegt die Schlange – das Sinnbild der Weisheit und Ewigkeit –, die duale Androgyne. Der Zyklus repräsentiert Ennoia oder das göttliche Denken (eine Kraft, die nicht erschafft, sondern assimilieren muss), und die Schlange den Agathodaimonen, den Ophis, den Schatten des Lichts (nicht-ewig, jedoch das größte göttliche Licht unserer Ebene). Beide stellten die Logoi der Ophiten dar; oder die Einheit als Logos, der sich selbst als doppeltes Prinzip von Gut und Böse offenbart.“

Würde es sich dabei allein um inaktives und absolutes Licht handeln, könnte es das menschliche Denken nicht schätzen oder sogar vergegenwärtigen. Schatten ist das, was das Licht befähigt, sich zu offenbaren und ihm gegenständliche Wirklichkeit gibt. Daher ist der Schatten nichts Böses, sondern er ist die notwendige und unentbehrliche Folge, die das Licht oder das Gute vollständig macht: Er ist auf der Erde sein Schöpfer.

Nach den Anschauungen der Gnostiker sind diese beiden Prinzipien unveränderliches Licht und Schatten. Gut und Böse sind praktisch eins und haben durch alle Ewigkeit existiert, sowie sie immer fortfahren werden zu existieren, solange es manifestierte Welten gibt.

Dieses Symbol erklärt die Anbetung, die diese Sekte der Schlange als dem Heiland entgegenbringt, wenn sie entweder eine Hostie oder das Tau, das phallische Emblem, umschlingt. Als eine Einheit sind Ennoia und Ophis der Logos. Wenn getrennt, ist die eine der Baum des (spirituellen) Lebens und der andere der Baum [SD # 215] der Erkenntnis des Guten und des Bösen. Aus diesem Grund finden wir, dass Ophis das erste Menschenpaar – welches materiell von Ildabaoth hervorgebracht wurde, sein spirituelles Prinzip jedoch Sophia-Achamoth verdankt – dazu verführt, von der verbotenen Frucht zu essen, obwohl Ophis die Göttliche Weisheit repräsentiert.

Die Schlange, der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen und der Baum des Lebens sind allesamt aus dem indischen Boden verpflanzte Symbole. Der Arasa-Maram, der Banyanbaum, der den Indern so heilig ist (nachdem Vishnu in einer seiner Inkarnationen unter seinem dichten Schatten ruhte und dort menschliche Philosophie und Wissenschaft lehrte), wird Baum der Erkenntnis und Baum des Lebens genannt. Unter dem schützenden Laub dieses Königs der Wälder übermitteln die Gurus ihren Schülern ihre ersten Lehren über die Unsterblichkeit und initiieren sie in die Geheimnisse von Leben und Tod. In der chaldäischen Überlieferung heißt es von den Java-Aleim des Priesterkollegiums, dass sie die Söhne der Menschen lehrten, ihnen gleich zu werden. Bis zum heutigen Tag bewirkt Foh-tchou,263 der in seinem Foh-Maeyu oder Buddhatempel auf dem Gipfel des großen Berges „Kouin-long-sang“264 lebt, seine größten religiösen Wunder unter einem Baum, der im Chinesischen Sung-Ming-Shú oder der Baum der Erkenntnis und der Baum des Lebens genannt wird, denn Unwissenheit ist Tod, und Wissen allein gibt Unsterblichkeit. Dieses wunderbare Schauspiel findet alle drei Jahre statt, und eine riesige Menge chinesischer Buddhisten versammeln sich im Pilgerzug an dem heiligen Ort.

Nun wird es verständlicher, warum die frühesten Initiierten und Adepten oder die „weisen Männer“ – von denen behauptet wird, dass sie vom Universalgemüt in die Geheimnisse der Natur initiiert worden seien, welches von den höchsten Engeln repräsentiert wird – „Schlangen der Weisheit“ und „Drachen“ genannt wurden; und auch, wie es dazu kam, dass die ersten physiologisch vollständigen Paare – nachdem sie durch Ophis, den manifestierten Logos und den Androgynen durch das Essen der Frucht der Erkenntnis in das Geheimnis der menschlichen Schöpfung initiiert worden waren – allmählich von dem materiellen Geist der Nachwelt angeklagt zu werden begannen, sie hätten eine Sünde begangen, sie seien „Gott dem Herrn“ gegenüber ungehorsam gewesen und von der Schlange verführt worden.

Die ersten Christen (welche die Juden ihrer Bibel beraubten) verstanden die ersten vier Kapitel der Genesis in ihrer esoterischen Bedeutung derartig schlecht, dass sie niemals erkannten, dass mit diesem Ungehorsam nicht nur keinerlei Sünde beabsichtigt wurde, sondern dass die „Schlange“ sogar „Gott der Herr“ selbst war, der als Ophis, der Logos oder der Träger der göttlichen schöpferischen Weisheit die Menschheit lehrte, ihrerseits Schöpfer zu werden.265 Sie [SD # 216] begriffen niemals, dass das Kreuz eine Entwicklung aus dem „Baum und der Schlange“ war und so zur Erlösung der Menschheit wurde. Auf diese Weise wurde es zum allerersten Grundsymbol der schöpferischen Ursache und bezog sich auf Geometrie, Zahlen, Astronomie, Maß und tierische Fortpflanzung. Laut der Kabbala kam mit der Erschaffung der Frau die Verdammung über den Menschen.266 Der Kreis wurde von seinem Durchmesser getrennt. „Vom Besitz des doppelten Prinzips im einen, d. h. aus dem androgynen Zustand, erfolgte die Trennung des dualen Prinzips, wodurch zwei Gegensätze vorlagen, deren Bestimmung es für alle Zukunft ist, ihre Wiedervereinigung im ursprünglich einen Zustand zu suchen. Der Fluch war, dass die Natur, zur Suche antreibend, den angestrebten Erfolg durch die Hervorbringung eines neuen Wesens vereitelte, das sich von dieser angestrebten Wiedervereinigung oder Einheit unterscheidet, wodurch das natürliche Verlangen, einen verlorenen Zustand wieder zurückzugewinnen, getäuscht wurde und für immer getäuscht wird. Durch diesen quälenden Prozess einer andauernden Verdammung lebt die Natur.“267 (Vide Abteilung II, „Kreuz und Kreis“)

Die Allegorie des vom „Baum des Lebens“ vertriebenen Adams bedeutet esoterisch, dass die soeben getrennte Rasse das Geheimnis des Lebens missbrauchte und in den Bereich der Animalität und Rohheit hinabzog. Denn, wie der „Zohar“ zeigt, ist Matronitha (Shekinah, symbolisch die Frau Metatrons) „der Weg zu dem großen Baum des Lebens, zu dem mächtigen Baum“, und Shekinah ist göttliche Gnade. Wie erklärt, erreicht dieser Baum das himmlische Tal und ist zwischen drei Bergen (der oberen Dreiheit der menschlichen Prinzipien) verborgen. Von diesen drei Bergen reicht der Baum hinauf (die Erkenntnis des Adepten strebt himmelwärts) und neigt sich dann wieder hinab (in das Ego des Adepten auf der Erde). Dieser Baum ist bei Tag offenbar und bei Nacht verborgen, d. h. dem erleuchteten Denken offenbar und der Unwissenheit, welche die Nacht ist, verborgen (siehe „Zohar“, I, 172a und b.) „Der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen wächst aus den Wurzeln des Baumes des Lebens.“ (Kommentar) Doch dann wieder auch: „In der Kabbala kann klar gefunden werden, dass der ‘Baum des Lebens das [SD # 217] Henkelkreuz in seinem geschlechtlichen Aspekt darstellt und dass der ‘Baum der Erkenntnis die Trennung und die Wiederzusammenführung zur Erfüllung der verderblichen Bedingung bezeichnete. Um das in Zahlen auszudrücken: Die Zahlenwerte der das Wort Otz (צע), Baum, zusammensetzenden Buchstaben sind 7 und 9, wobei die Sieben die heilige weibliche Zahl ist und die Neun die Zahl der phallischen oder männlichen Kraft. Das Henkelkreuz ist das Symbol des ägyptischen Weiblich-Männlichen, Isis-Osiris, des Keimprinzips in sämtlichen Formen, das auf der ursprünglichen Offenbarung beruht und in allen Richtungen und in jedem Sinn anwendbar ist.“268

Das ist die kabbalistische Anschauung der westlichen Okkultisten, und sie unterscheidet sich von den philosophischeren östlichen oder arischen Auffassungen von diesem Gegenstand.269 Die Trennung der Geschlechter war im Programm der Natur und der natürlichen Evolution vorgesehen, und die schöpferische Fähigkeit von Mann und Frau war eine Gabe der Göttlichen Weisheit. An die Wahrheit solcher Überlieferungen glaubte das gesamte Altertum, vom patrizischen Philosophen bis zum bescheidensten spirituell veranlagten Plebejer. Und während wir fortfahren, können wir erfolgreich aufzeigen, dass die relative Wahrheit solcher Legenden, wenn nicht gar ihre absolute Exaktheit – für die sich intellektuelle Riesen wie Solon, Pythagoras, Platon und andere verbürgten – mehr als einem modernen Wissenschaftler aufzudämmern beginnt. Er ist bestürzt; überrascht und verwirrt steht er vor den Beweisen, die sich täglich vor ihm anhäufen; er fühlt, dass es keinen Weg gibt, die vielen ihm entgegenstarrenden geschichtlichen Probleme zu lösen, wenn er nicht alte Überlieferungen zu akzeptieren beginnt. Wenn wir daher sagen, dass wir alten Aufzeichnungen und universale Legenden unbedingt Glauben schenken, so brauchen wir uns dafür vor dem unparteiischen Beobachter kaum schuldig zu bekennen, denn andere und viel gelehrtere der modernen wissenschaftlichen Schule angehörende Autoren glauben offenbar an vieles, an das auch die Okkultisten glauben: an „Drachen“ z. B., und nicht nur symbolisch, sondern auch an ihre tatsächliche frühere Existenz.

Vor ungefähr dreißig Jahren wäre es für jedermann in der Tat ein kühner Schritt gewesen in Erwägung zu ziehen, die Öffentlichkeit mit einer Sammlung von Geschichten zu bedenken, die gewöhnlich als Fabeln gelten und für sie dieselbe Beachtung zu beanspruchen, die echten Wirklichkeiten gebührt, oder Geschichten, die als altehrwürdige Erdichtungen angesehen werden, als wirkliche Tatsachen auszugeben; und von Ammenmärchen zu behaupten, dass sie in vielen Fällen mehr oder weniger entstellte Legenden darstellen, die wirkliche Wesen oder Ereignisse beschreiben. Heutzutage ist das ein weniger gewagtes Unterfangen. . . . .“

So beginnt die Einleitung zu einem neuen (1886) und höchst interessanten Werk von Charles Gould mit Namen „Mythical Monsters“. Tapfer erklärt er, an die meisten dieser Monster zu glauben. Er stellt die Behauptung auf: „Viele der sogenannten mythischen Tiere, welche in langen Zeitaltern und bei allen Nationen fruchtbarer Gegenstand von Dichtung und Fabel waren, [SD # 218] zurecht in den Kreis der gewöhnlichen und auf Tatsachen beruhenden Naturgeschichte fallen, und dass sie nicht länger als Ergebnis einer überschwänglichen Fantasie betrachtet werden sollten, sondern als Geschöpfe, die einstmals wirklich existierten. Über viele von ihnen sind unglücklicherweise nur unvollkommene und ungenaue Beschreibungen zu uns vorgedrungen, von den Nebeln der Zeit vermutlich stark verzerrt. . . . Überlieferungen von einst mit dem Menschen gleichzeitig existierenden Geschöpfen, einige so unheimlich und schrecklich, dass sie auf den ersten Blick unmöglich erscheinen. Für mich handelt es sich beim größten Teil dieser Geschöpfe nicht um Chimären, sondern um vernünftige Studienobjekte. Der Drache ist nicht ein aus der Einbildung des arischen Menschen bei der Beobachtung von Blitzen entstandenes Geschöpf, die in den von ihm bewohnten Höhlen aufleuchteten, wie einige Mythologen glauben, sondern vielmehr ein Tier, das einstmals lebte und seine schwerfälligen Windungen dahinschleppte und vielleicht fliegen konnte. . . . . Die konkrete Existenz des Einhorns erscheint mir nicht unglaubwürdig, sondern tatsächlich wahrscheinlicher als die seinen Ursprung einem Mythos zuschreibende Theorie.270 . . . Ich für meinen Teil bezweifle die allgemeine Herleitung der Mythen von ‘der Beobachtung der sichtbaren Wirkungen der äußeren Natur’. Dass die lähmende Wirkung der Zeit den Ausdruck dieser oft erzählten Geschichten schwächte, bis ihre ursprüngliche Erscheinung nahezu nicht mehr wiederzuerkennen war, erscheint mir leichter zu vermuten als die Vorstellung, dass unkultivierte Wilde eine Vorstellungskraft und poetische Erfindungsgabe besessen haben sollen, die weit über die der am meisten unterwiesenen Nationen der Gegenwart hinausgeht; es erscheint mir einfacher zu glauben, dass diese wunderbaren Geschichten von Göttern und Halbgöttern, von Riesen und Zwergen, von Drachen und Monstern jeglicher Beschreibung Verwandlungen darstellen, als zu glauben, sie seien Erfindungen.“271

Von demselben Geologen wird gezeigt, dass der Mensch „erfolgreich auf Zeitperioden zurückverfolgt wurde, die verschiedentlich zwischen dreißigtausend und einer Million Jahre geschätzt wurden . . . . . , in welchen er mit Tieren zusammen existierte, die mittlerweile schon lange ausgestorben sind.“ (S. 20) Diese „fremdartigen und schreckenerregenden“ Tiere waren, um einige Beispiele zu geben – (1) „die Gattung Clidastes, deren riesigen Knochen und Wirbelsäule zeigen, dass sie eine Länge von nahezu zweihundert Fuß erreichten . . . . . .“ Die Überreste solcher Monster, nicht weniger als zehn an der Zahl, wurden von Professor Mudge in den Mauvaises Terres in Colorado über die Ebene verstreut gesehen; (2) der Titanosaurus montanus, er erreichte eine Länge von fünfzig oder sechzig Fuß; (3) die Dinosaurier (in den im Jura entstandenen Schichten der Rocky Mountains) von noch riesigeren Proportionen; (4) der Atlantosaurus immanis, dessen Oberschenkelknochen allein über sechs Fuß lang ist und der somit über hundert Fuß lang werden konnte! Aber selbst da ist die Grenze noch nicht erreicht, und wir hören von der Entdeckung von Überresten in so riesigen Proportionen, dass ein Schenkelknochen mehr als zwölf Fuß Länge besitzt (S. 37). Dann lesen wir von den monströsen Sivatherium im Himalaya, dem vierhörnigen Hirsch, so groß wie ein Elefant, aber höher als er; ferner von dem riesigen Megatherium; von gewaltigen fliegenden Eidechsen, den Pterodaktylen mit [SD # 219] Krokodilrachen an einem Entenkopf etc. etc. Sie alle koexistierten mit dem Menschen, griffen ihn höchstwahrscheinlich an, so wie umgekehrt auch. Und man mutet uns zu zu glauben, dass der Mensch damals nicht größer war, als er jetzt ist! Ist es möglich sich vorzustellen, dass der Mensch, in der Natur von solchen Geschöpfen umgeben, hätte überleben können, während alle seine Feinde zugrunde gingen, wäre er nicht selbst ein gewaltiger Riese gewesen? Soll er mit seiner Steinaxt ein Sivatherium oder einen riesigen fliegenden Saurier überwältigt haben? Halten wir uns immer vor Augen, dass mindestens ein großer Wissenschaftler, de Quatrefages, keine guten wissenschaftlichen Argumente dafür erkennen kann, warum der Mensch nicht „zeitgleich mit den frühesten Säugetieren und bereits in der Sekundärzeit gelebt haben sollte.272

Der sehr konservative Professor Jukes schreibt: „Es scheint, dass die fliegenden Drachen aus den Märchen in früheren Weltzeitaltern so etwas wie eine tasächliche Existenz hatten.“273 Und der Verfasser fährt fort mit der Frage: „Umfasst die aufgezeichnete Geschichte des Menschen mit ein paar Jahrtausenden den gesamten Verlauf seines intelligenten Daseins? Oder verfügen wir über schattenhafte Erinnerungen an den vorgeschichtlichen Menschen in den langen mythischen Zeitaltern, die sich über Hunderttausende von Jahren erstrecken und in den Chronologien von Chaldäa und China aufgezeichnet sind, die uns überliefert wurden? Vielleicht wurden diese Überlieferungen von wenigen Überlebenden aus Ländern, die gleich dem sagenhaften Atlantis Platons untergegangen sein mögen oder zum Schauplatz irgendeiner großen Katastrophe wurden, welche sie mitsamt ihrer ganzen Zivilisation vernichtete, in damals bereits existierende Länder gebracht?“ (S. 19)

Die wenigen verbliebenen Großtiere wie die Elefanten, die kleiner sind als ihre Vorfahren, die Mastodonten und die Flusspferde sind die einzigen überlebenden Relikte, und jeden Tag wird es wahrscheinlicher, dass sie vollständig verschwinden werden. Aber selbst bei ihren Vorfahren gab es bereits Vorläufer ihrer zukünftigen Gattung, und sie wurden im selben Maß kleiner, wie die Menschen. Die Überreste eines zwergenhaften Elefanten (Elephas Falconeri) wurden in Höhlenablagerungen auf Malta gefunden. Derselbe Verfasser behauptet, dass sie mit den Überresten von Zwergflusspferden in Verbindung standen; oder dem noch existierenden Hippopotamus (Choeropsis) liberiensis, dessen Höhe Henri Milne Edwards mit kaum mehr als zwei Fuß taxiert.“274

Skeptiker mögen lächeln und unser Werk als vollständigen Unsinn oder Märchen abtun. Aber wenn sie das tun, rechtfertigen sie nur die Weisheit des chinesischen Philosophen Chuang, der sagte, dass „die Dinge, die die Menschen wissen, zahlenmäßig gesprochen, keineswegs mit den Dingen verglichen werden können, die unbekannt sind.“275 Und so lachen sie nur über ihre eigene Unwissenheit.

 

[SD # 220]
Die „Söhne Gottes“ und die „Heilige Insel“

Die in Isis Unveiled vorgestellte Legende über einen Bereich des Erdglobus, den die Wissenschaft heute als die Wiege der Menschheit betrachtet – obwohl er in Wahrheit nur eine der sieben Wiegen war – lautet zusammengefasst und erläutert wie folgt:

„Die Überlieferung besagt, und die Aufzeichnungen des Großen Buches (des Buches Dzyan) erklären es, dass sich lange vor den Tagen Ad-ams und seiner neugierigen Frau He-va dort, wo jetzt nur Salzseen und trostlose Wüsten zu finden sind, ein weites, sich über Mittelasien ausbreitendes Inlandsmeer befand, nördlich der stolzen Himalayakette und ihrer westlichen Fortsetzung. Eine Insel darin, deren beispiellose Schönheit einzigartig war auf der ganzen Welt, wurde vom letzten Überrest jener Rasse bewohnt, welche der unseren vorausgegangen war.“

„Der letzte Überrest“ bedeutet die „Söhne von Wille und Yoga“, die mit ein paar Stämmen zusammen die große Umwälzung überlebten. Denn es war die dritte Rasse, die das große lemurische Festland bewohnte, und sie ging den echten und vollständigen menschlichen Rassen – der vierten und fünften – voran. Daher wurde in Isis gesagt:

„Diese Rasse konnte mit gleicher Leichtigkeit in Wasser, Luft oder Feuer leben, denn sie besaß unbegrenzte Macht über die Elemente. Sie waren die ‘Söhne Gottes’; nicht jene, welche die Menschentöchter sahen, sondern die wirklichen Elohim, die in der orientalischen Kabbala einen anderen Namen tragen. Sie waren es, die den Menschen die seltsamsten Geheimnisse der Natur vermittelten und ihnen das unaussprechliche und jetzt verloreneWort’ offenbarten.“

Diese „Insel“ existiert, wie geglaubt wird, bis zur Stunde als Oase, umgeben von der schrecklichen Wildnis der großen Wüste Gobi – deren Sand „seit Menschengedenken noch kein Fuß durchquert hat“.

„Dieses Wort, das kein Wort ist, hat einstmals die Reise um die Welt gemacht und verweilt noch heute als ein fern verklingendes Echo in den Herzen einiger bevorzugter Menschen. Die Hierophanten aller Priesterkollegien wussten von der Existenz dieser Insel. Aber das ‘Wort’ war nur dem Java Aleim (Maha Chohan in einer anderen Sprache) oder Obersten eines jeden Kollegiums bekannt und wurde seinem Nachfolger erst im Augenblick des Todes überliefert. Es gab viele derartiger Kollegien, und die alten klassischen Schriftsteller berichten von ihnen.

Es gab keine Seeverbindung mit der schönen Insel. Die Verbindungen wurden jedoch in allen Richtungen mittels ausschließlich den Häuptern bekannten unterirdischen Gängen hergestellt.“276

Die Überlieferung behauptet, und die Archäologie akzeptiert die Wahrheit der Legende, dass mehr als eine heute blühende Stadt in Indien existiert, die auf [SD # 221] mehreren anderen Städten aufgebaut wurde, die zusammen eine sechs- oder siebenstöckige unterirdische Stadt bilden. Delhi ist eine von ihnen, Allahabad eine weitere. Beispiele finden sich selbst in Europa; z. B. in Florenz, das auf verschiedenen erloschenen etruskischen und anderen Städten erbaut wurde. Warum also könnten nicht Ellora, Elephanta, Karli und Ajunta über unterirdischen Labyrinthen und Gängen erbaut worden sein, wie behauptet wird? Natürlich spielen wir nicht auf die Höhlen an, die jedem Europäer entweder vom Sehen oder vom Hörensagen bekannt sind, ungeachtet ihres außerordentlichen Alters, obwohl selbst das von der modernen Archäologie bestritten wird. Doch es ist eine den initiierten indischen Brahmanen und insbesondere den Yogis bekannte Tatsache, dass es keinen Höhlentempel im Land ohne in alle Richtungen verlaufende unterirdische Gänge gibt und dass diese unterirdischen Höhlen und endlosen Korridore ihrerseits Höhlen und Korridore besitzen. Wir fragten weiter:

Wer kann sagen, ob nicht das verlorene Atlantis – das ebenfalls in dem Geheimen Buch erwähnt ist, aber wiederum unter einem anderen in der heiligen Sprache ausgesprochenen Namen – in jenen Tagen nicht noch existierte?“

Das war ganz sicher so, denn als der letzte der lemurischen Kontinente versank, näherte es sich gerade rapide dem Höhepunkt seiner Herrlichkeit und Zivilisation.

„Der große verschwundene Kontinent könnte sich vielleicht südlich von Asien befunden und von Indien bis Tasmanien erstreckt haben.277 Wenn die Hypothese (die jetzt so stark angezweifelt und von einigen gelehrten Schriftstellern, die sie für einen Scherz Platons halten, vollständig abgelehnt wird) jemals als richtig erkannt werden wird, dann vielleicht werden die Wissenschaftler daran glauben, dass die Beschreibung von dem von Göttern bewohnten Kontinent nicht ganz und gar eine Fabel war.278 Und sie mögen dann bemerken, dass Platons vorsichtige Andeutungen und auch, dass er die Erzählung Solon und den ägyptischen Priestern zuschreibt, lediglich eine kluge Art waren, die Tatsachen der Welt mitzuteilen und gleichzeitig durch geschickte Verbindung von Wahrheit und Dichtung sich selbst von einer Geschichte zu distanzieren, deren Preisgabe ihm bei der Initiation auferlegte Verpflichtungen verboten.

Um in der Überlieferung fortzufahren, müssen wir hinzufügen, dass die Klasse der Hierophanten in zwei getrennte Kategorien geteilt wurde,279 in jene, die von den ‘Gottessöhnen’ der Insel unterrichtet und in die göttliche Lehre der reinen Offenbarung initiiert wurden; und in die anderen, die das vergangene Atlantis – wenn das ihr Name sein sollte – bewohnten und einer anderen Rasse angehörten (geschlechtlich, aber von göttlichen Eltern hervorgebracht). Sie wurden mit einer Sehfähigkeit geboren, welche sämtliche verborgene Dinge wahrnahm und jegliche Entfernung sowie materielle Hindernisse überwand. Kurz gesagt, sie waren die im Popol Vuh erwähnte vierte Rasse der Menschen, deren Sehkraft unbegrenzt war und die alle Dinge sofort wussten.“

Mit anderen Worten, sie waren die Lemuro-Atlantier, die Ersten, die [SD # 222] eine Dynastie von Geist-Königen hatten, nicht von Manen oder „Gespenstern“, wie einige glauben (siehePneumatologie“), sondern von wirklichen lebendigen Devas (oder wiederum Halbgöttern oder Engeln), die Körper angenommen hatten, um über sie zu herrschen und die sie ihrerseits in den Künsten und Wissenschaften unterrichteten. Nun, da sie Rupa oder materielle Geister waren, waren diese Dhyanis nicht immer gut. Ihr König Thevetat war einer der Letzteren, und unter dem bösen Einfluss dieses königlichen Dämonen wurde . . . . die atlantische Rasse zu einer Nation verruchter Zauberer.

„Infolgedessen wurde jener Krieg erklärt, dessen Geschichte zu lang sein würde, um sie zu erzählen. Der größte Teil der Geschichte ist in den entstellten Allegorien von der Rasse Kains, den Riesen und in jener Noahs und seiner rechtschaffenen Familie zu finden. Der Konflikt wurde mit dem Untergang von Atlantis beendet, was in den babylonischen und mosaischen Sintflutgeschichten seine Nachahmung findet. Die Riesen und Magier ‘ . . . und alles aus Fleisch starb . . . und alle Menschen’. Alle mit Ausnahme von Xisuthrus und Noah, die der Sache nach identisch sind mit dem großen Vater der Thlinkith im Popol Vuh oder dem heiligen Buch der Guatemalteken, die nach ihrer Aussage ebenfalls in einem großen Boot entkamen, gleich dem Noah der Hindus – Vaivasvata.

Wenn wir der Überlieferung überhaupt Glauben schenken, können wir eine weitere Geschichte nicht davon ausschließen, nämlich dass aus der Verheiratung der Nachkommenschaft der Hierophanten der Insel mit den Abkömmlingen des atlantischen Noahs eine Mischrasse von Selbstgerechten und Bösen hervorging. Auf der einen Seite hat die Welt ihre Enochs, Moses, verschiedene Buddhas, zahlreiche ‘Heilande’ und große Hierophanten. Auf der anderen Seite hat sie ihre ‘natürlichen Zauberer’, die mangels der begrenzten Kraft der eigenen spirituellen Erleuchtung . . . ihre Gaben für böse Zwecke pervertierten. . . .“

Wir können das durch das Zeugnis einiger Aufzeichnungen und Überlieferungen ergänzen. In seiner „Histoire des Vierges: Les Peuples et les Continents Disparus“, sagt der Autor:

„Eine der ältesten, durch mündliche und schriftliche Tradition in den Tempeln bewahrte Legende Indiens erzählt, dass vor mehreren hunderttausend Jahren im Stillen Ozean ein riesiger Kontinent existierte, der durch geologische Umwälzung zerstört wurde, und dessen Bruchstücke in Madagaskar, Ceylon, Sumatra, Java, Borneo und in den Hauptinseln von Polynesien zu suchen sind.

Nach dieser Hypothese wären die Hochplateaus von Hindustan und Asien in diesen entfernten Epochen lediglich durch große, dem Zentralkontinent benachbarte Inseln repräsentiert gewesen. . . . . Den Brahmanen zufolge hatte dieses Land eine hohe Zivilisation erreicht, und die Halbinsel von Hindustan, die durch die Lageveränderung der Gewässer zur Zeit der großen Umwälzung vergrößert worden war, hat die Kette der an dieser Stelle geborenen ursprünglichen Überlieferungen lediglich weitergeführt. In diesen Überlieferungen werden jene Völker als Rutas benannt, welche diesen riesigen Äquinoktialkontinent bewohnten, und von ihrer Sprache wurde das Sanskrit abgeleitet . . . . . Und die indo-hellenische Überlieferung, von der höchst intelligenten, von den Ebenen Indiens ausgewanderten Bevölkerung bewahrt, erzählt ebenfalls von der Existenz eines Kontinents und eines Volkes, denen sie die Namen Atlantis und Atlantier gibt und die sie in den nördlichen Teil der Tropen in den Atlantischen Ozean verlegt.

Abgesehen von dieser Tatsache ist es geografisch wahrscheinlich, dass in jenen Breiten ein alter Kontinent existierte, dessen Spuren in den vulkanischen Inseln und auf der [SD # 223] gebirgigen Oberfläche der Azoren, der Kanarischen und der Kapverdischen Inseln zu suchen sind. Die Griechen, die außerdem wegen ihrer Furcht vor dem geheimnisvollen Ozean niemals über die Säulen des Herkules hinauszugehen wagten, erschienen zu spät im Altertum, als dass die von Platon aufbewahrten Geschichten irgend etwas anderes als ein Echo der indischen Legende hätten sein können. Werfen wir ferner vor dem Hintergrund der Hypothese von bewohnten Kontinenten, die den unsrigen vorangingen, einen Blick auf eine Planisphäre, dann ist es angesichts der vom malayischen Archipel bis Polynesien und von der Sundastraße bis zur Osterinsel verstreuten Inseln und Inselchen unmöglich, den wichtigsten von allen nicht dorthin zu verlegen.

Ein religiöser Glaube, der in Malakka und Polynesien verbreitet ist, d. h. die beiden entgegengesetzten Enden der ozeanischen Welt, behauptet: ‘Alle diese Inseln formten einstmals zwei riesige Länder, die von gelben Menschen und von schwarzen Menschen bewohnt waren, welche sich immer im Krieg miteinander befanden; und die Götter, ihrer Streitigkeiten überdrüssig, hatten den Ozean beauftragt, sie miteinander zu versöhnen, worauf Letzterer die beiden Kontinente verschlang; seither war es unmöglich gewesen, ihn zur Herausgabe seiner Gefangenen zu bewegen. Durch die Macht der Götter, die den von ihnen begangenen Missgriff zu spät erkannten, entgingen lediglich noch die Bergspitzen und Hochebenen der Flut.’

Was auch immer an diesen Überlieferungen dran sein mag und wo auch immer der Ort gewesen sein könnte, an dem sich eine Zivilisation entwickelt hat, älter als die von Rom, Griechenland, Ägypten oder Indien – sicher ist, dass diese Zivilisation existierte, und dass es für die Wissenschaft höchst wichtig ist, ihre Spuren wiederzufinden, wie schwach und flüchtig sie auch sein mögen.“ (S. 13-15)

Diese letzte Überlieferung bestätigt jene aus den „Aufzeichnungen der Geheimlehre“. Der erwähnte Krieg zwischen den gelben und den schwarzen Menschen bezieht sich auf einen Kampf zwischen den „Söhnen Gottes“ und den „Söhnen der Riesen“ oder den Bewohnern und Zauberern von Atlantis.

Die letzte Schlussfolgerung des Verfassers, der sämtliche Inseln Polynesiens persönlich besuchte und der dem Studium der Religionen, der Sprachen und der Überlieferungen nahezu aller Völker Jahre widmete, lautet wie folgt:

Was den polynesischen Kontinent anbelangt, der zur Zeit der letzten geologischen Umwälzungen verschwand, ist seine Existenz mit derartigen Beweisen untermauert, dass es nur logisch ist, dass wir nicht länger zweifeln können.

Die drei Gipfel dieses Kontinents, die Sandwichinseln, Neuseeland und die Osterinsel stehen fünfzehn- bis achtzehnhundert Meilen voneinander entfernt. Und die Gruppen der dazwischenliegenden Inseln Fiji, Samoa, Tonga, Futuna, Uvea, die Marquesas, Tahiti, Poumoutou und die Gambierinseln stehen selbst von diesen äußersten Punkten sieben- oder achthundert bis eintausend Meilen entfernt.

Alle Aussagen der Seefahrer stimmen darin überein, dass die äußersten und die zentralen Gruppen angesichts ihrer tatsächlichen geografischen Lage und der ungenügenden ihnen zu Verfügung stehenden Mittel niemals miteinander verkehrt haben konnten. Es ist physisch unmöglich, solche Entfernungen in einer Piroge zu durchqueren . . . ohne Kompass und monatelang ohne Vorräte zu reisen.

Vor der Ankunft der Europäer hatten andererseits die Aborigines der Sandwichinseln, von Fiji, von Neuseeland, von den zentralen Inseln, von Samoa, Tahiti etc. einander niemals gekannt und noch niemals voneinander gehört. Und doch behauptete jedes dieser Völker, dass seine Insel einstmals einen Teil eines [SD # 224] riesigen Landstriches gebildet habe, der sich gegen Westen, nach der asiatischen Seite hin erstreckte. Und von allen fand sich, als sie zusammengebracht wurden, dass sie dieselbe Sprache sprachen, dieselben Bräuche besaßen, dieselben Gewohnheiten, denselben religiösen Glauben. Und alle zeigten auf die Frage: ‘Wo ist die Wiege eures Geschlechts?’ als einzige Antwort mit ihrer Hand in die Richtung der untergehenden Sonne.“ (Ibid., S. 308)

Diese Beschreibung kollidiert ein wenig mit den geografischen Tatsachen der geheimen Aufzeichnungen; doch sie zeigt die Existenz solcher Überlieferungen, und das ist alles, worum es uns geht. Denn wie es keinen Rauch ohne Feuer gibt, muss eine Tradition auf irgendeiner annähernden Wahrheit beruhen.

An geeigneter Stelle werden wir zeigen, dass die moderne Wissenschaft die obigen und andere Überlieferungen der Geheimlehre in Bezug auf die beiden untergegangenen Kontinente vollständig bestätigt. Die Überreste auf der Osterinsel zum Beispiel sind die erstaunlichsten und beredtsten Denkmale der ursprünglichen Riesen. Sie sind so großartig wie geheimnisvoll. Und man braucht nur die Köpfe der Kolossalstatuen, die auf dieser Insel unzerbrochen geblieben sind, zu untersuchen, um auf einen Blick die Züge des Typus und der Eigenart zu erkennen, wie sie den Riesen der vierten Rasse zugeschrieben werden. Sie scheinen von einer Urform zu stammen, doch ihre Gesichtszüge sind unterschiedlich – von einem ausgesprochen sinnlichen Typus, wie ihn die Atlantier (die Daityas oder „Atalantier“) laut der esoterischen indischen Bücher aufgewiesen haben sollen. Man vergleiche diese mit den Gesichtern einiger anderer kolossaler Statuen in Zentralasien – z. B. denen bei Bamiyan – jener Porträtstatuen von Buddhas, die früheren Manvantaras angehörten, wie uns die Überlieferung sagt; d. h. von jenen Buddhas und Helden, die in den buddhistischen und indischen Werken als Menschen von fabelhafter Größe erwähnt werden,280 den guten und heiligen Brüdern der bösen, demselben Mutterschoß entsprungenen Brüder im Allgemeinen, geradeso wie Ravana, der Riesenkönig von Lanka, der Bruder Kumbhakarnas war; sie alle sind durch die Rishis Nachkommen der Götter und somit wie „Titan und sein Riesengeschlecht“ alle „Erstgeborene des Himmels“. Diese „Buddhas“, obwohl oft durch die symbolische Darstellung großer, herabhängender Ohren entstellt, zeigen im Vergleich zu den Statuen der Osterinsel einen auf den ersten Blick wahrnehmbaren bedeutsamen Unterschied in ihrem Gesichtsausdruck. Sie mögen von einer Rasse sein – doch Erstere sind „Söhne der Götter“, Letztere die Nachkommen mächtiger Zauberer. Sie alle sind jedoch Reinkarnationen, und von unvermeidlichen Übertreibungen in der volkstümlichen Fantasie und Tradition einmal abgesehen, sind sie historische Charaktere.281 Wann lebten sie? Vor wie langer Zeit lebten die [SD # 225] beiden Rassen, die dritte und vierte, und wie spät danach begannen die verschiedenen Stämme der fünften ihren Kampf, die Kriege zwischen Gut und Böse? Die Orientalisten versichern uns, dass die Chronologie in den Puranas und anderen hinduistischen Schriften sowohl hoffnungslos vermischt als auch unsinnig übertrieben ist. Wir sind vollkommen bereit, der Anklage zuzustimmen. Wenn aber die arischen Schriftsteller gelegentlich ihr chronologisches Pendel zu weit in der einen Richtung schwingen ließen, über die den Tatsachen gerechte Grenze hinaus, wird man durch den Vergleich mit der gegensätzlichen Abweichung der Angaben der Arier dennoch erkennen, dass die Brahmanen mäßiger übertrieben. Im Vergleich zum Sanskritisten wird der Pandit am Ende als wahrhafter und der Tatsache näherstehend empfunden werden. Sicherlich werden die Verkürzungen des Letzteren – wenn auch der Nachweis geliefert wird, dass er nur der Laune eines persönlichen Steckenpferdes zuliebe seine Zuflucht dazu genommen hat – von der öffentlichen Meinung des Westens als „eine vorsichtige Tatsachenannahme“ gewertet werden, während der Pandit im gedruckten Wort brutal als Lügner bezeichnet wird. Aber das ist kein Grund, warum sich jemand dazu gezwungen fühlen sollte, es genauso zu betrachten. Ein unvoreingenommener Beobachter mag anders urteilen. Er kann entweder beide zu gewissenlosen Historikern erklären oder jeden vor seinem eigenen Hintergrund rechtfertigen und sagen: Die indischen Arier schrieben für ihre Initiierten, welche die Wahrheit zwischen den Zeilen lasen, nicht für die Massen. Sollten sie absichtlich Ereignisse durcheinander gebracht und Zeitalter vermischt haben, so geschah das nicht mit dem Vorsatz, irgend jemanden zu täuschen, sondern um ihr Wissen vor dem neugierigen Auge des Fremden zu bewahren. Doch wer die Anzahl der Generationen aus den Manus und die Reihe von Inkarnationen, die für einzelne Helden angeführt sind, in den Puranas ermitteln kann,282 für den ist die Bedeutung und chronologische Ordnung sehr klar. Was den westlichen Orientalisten betrifft, ist er wegen seiner unbestreitbaren Unkenntnis der von der archaischen Esoterik angewandten Methoden zu entschuldigen.

Aber diese gegenwärtigen Vorurteile werden sehr bald Platz machen und vor dem Licht neuer Entdeckungen verschwinden müssen. Dr. Webers und Max Müllers Lieblingstheorien – nämlich dass das Schreiben in Indien selbst noch in den Tagen Paninis (!) unbekannt war; dass die Hindus alle ihre Künste und Wissenschaften – selbst den Tierkreis und ihre Architektur (Fergusson) – von den makedonischen Griechen hatten; diese und andere derartige märchenhafte Lügengeschichten sind bereits vom Untergang bedroht. Der Geist des alten Chaldäas kommt der Wahrheit zu Hilfe. In seiner dritten Hibbert- [SD # 226] Vorlesung (1887) spricht Professor Sayce aus Oxford von Neuentdeckungen assyrischer und babylonischer Zylinder. Er bezieht sich ausführlich auf Ea, den Gott der Weisheit, der jetzt mit dem Oannes von Berossos identifiziert wird, halb Mensch, halb Fisch; er lehrte die Babylonier Kultur und die Kunst des Schreibens. Von diesem Oannes, der bislang lediglich dank der biblischen Sintflut noch nicht einmal auf 1.500 v. Chr. datiert wurde, wird nun wie folgt gesprochen:

„Seine Stadt war Eridu, die vor 6.000 Jahren an den Ufern des Persischen Golfs lag. Der Name bedeutet ‘die gute Stadt’, ein besonders heiliger Fleck, da sie das Zentrum war, von dem die früheste chaldäische Zivilisation ihren Weg nach Norden nahm. Der Gott der Kultur wurde dargestellt als stamme er aus dem Meer, und das bedeutet, dass die Kultur Eridus möglicherweise aus der Fremde importiert worden war. Heute wissen wir, dass zu einer sehr frühen Zeit ein Verkehr zwischen Chaldaä und der Halbinsel Sinai sowie mit Indien bestand. Die von den Franzosen in Telloh entdeckten Statuen (die mindestens auf 4.000 v. Chr. zurück datieren) waren aus einem äußerst harten Stein hergestellt worden, der als Diorit bekannt ist, und die Inschriften darauf besagten, dass der Diorit aus Mangan – d. h. von der zu diesem Zeitpunkt von den Pharaonen beherrschten Halbinsel Sinai – hergebracht worden sei. Man weiß, dass die Statuen vom grundlegenden Stil der Dioritstatue Chephrens ähneln, des Erbauers der zweiten Pyramide, dieweil nach Petrie eine der Statuen von Telloh einen Stadtplan auf dem Sch0ß hält, auf welchem dieselbe Maßeinheit verzeichnet ist, die von den Pyramidenerbauern verwendet wurde. Im Mugheir oder Ur der Chaldäer wurde Teakholz gefunden, obwohl dieses Holz ein spezielles Erzeugnis Indiens ist; dazu kommt, dass eine alte babylonische Auflistung von Bekleidungsstücken Sindhu oder ‘Musselins’ erwähnt, das als ‘Pflanzentuch’ erklärt wird.

Musselin, heute bestens bekannt als Dhaka-Musselin, in Chaldäa bekannt als indisch (Sindhu), und 4.000 Jahre v. Chr. verwendetes Teakholz; und doch waren die Inder, denen Chaldäa seine Zivilisation verdankt (wie von Oberst Vans Kennedy exakt bewiesen wurde), der Schreibkunst nicht mächtig, bevor die Griechen sie ihr Alphabet lehrten – wenn wir den Orientalisten glauben müssten!

 

 

[SD # 227]
STANZE X
Die Geschichte der vierten Rasse

 

 

§§  (38)  Die Geburt der vierten, atlantischen Rasse.    (39)  Die Unterrassen der vierten Menschheit beginnen sich zu teilen und zu vermischen. Sie bilden die ersten gemischten Rassen verschiedener Farben.    (40)  Die Überlegenheit der atlantischen über die anderen Rassen.    (41)  Sie verfallen in Sünde und zeugen Kinder und Monster.    (42)  Die ersten Keime von Anthropomorphismus und Sexualreligion. Sie verlieren ihr „Drittes Auge“.

 

 

38. So brachte die Dritte (Rasse) in den sieben Zonen die Vierte (Rasse von Menschen) paarweise hervor; die Götter wurden Nicht-Götter (die Suras wurden A-suras) (a).

39. Die Erste (Rasse) in jeder Zone war mondfarben (gelblich-weiß); die Zweite gelb wie Gold; die Dritte rot; die Vierte braun, durch Sünde283 wurde sie schwarz. Die ersten sieben (menschlichen) Schösslinge waren am Anfang alle von einer Farbe. Die nächsten (sieben, die Unterrassen) begannen sich zu vermischen (b).

(a) Um diesen Vers 38 zu verstehen, muss man ihn in Verbindung mit den drei Shlokas der Stanze IX lesen. Bis zu diesem Punkt der Evolution gehört der Mensch mehr zur metaphysischen als zur physischen Natur. Erst nach dem sogenannten Fall begannen die Rassen sich rasch zu einer rein menschlichen Gestalt zu entwickeln. Damit der Schüler die volle Bedeutung des Falles, der in seiner wirklichen Bedeutung so mystisch und transzendental ist, richtig verstehen kann, müssen ihm gleichzeitig die Einzelheiten gezeigt werden, die [SD # 228] diesem Ereignis vorangingen. Die moderne Theologie hat aus diesem Ereignis einen Dreh- und Angelpunkt gemacht, um den sie sich ihre verderblichsten und absurdesten Dogmen und Vorstellungen drehen lässt.

Der Leser muss sich an die Erklärung der archaischen Kommentare erinnern, dass von der Schar der Dhyanis, die an der Reihe waren, sich als die Egos der Unsterblichen, aber auf dieser Ebene verstandeslosen Monaden zu inkarnieren – einige sofort „gehorchten“ (dem Evolutionsgesetz), da die Menschen der dritten Rasse physiologisch und physisch bereit waren, d. h. da sie sich in Geschlechter getrennt hatten. Das waren jene frühen bewussten Wesen, die nun zu der ihnen innewohnenden göttlichen Reinheit bewusste Erkenntnis und Willen hinzufügten und mittels Kriyashakti den halbgöttlichen Menschen schufen, der auf der Erde zum Samen künftiger Adepten wurde. Jene andererseits, die ängstlich besorgt waren um ihre intellektuelle Freiheit (die damals noch nicht von den Fesseln der Materie gebunden war), sagten: „Wir können wählen . . . wir haben Weisheit.“ (Siehe Shloka 24) Und so inkarnierten sie sich viel später und hatten ihre erste karmische Strafe selbst für sich vorbereitet. Sie erhielten Körper, die (physiologisch) niedriger standen als ihre Astralmodelle, weil ihre Chhayas den Vorfahren eines niedrigeren Grades der sieben Klassen angehört hatten. Jene „Söhne der Weisheit“, die ihre Inkarnation sogar bis zur vierten, bereits (physiologisch) mit Sünde und Unreinheit befleckten Rasse „verschoben“, verursachten damit eine schreckliche karmische Wirkung, die bis zum heutigen Tag auf ihnen lastet. Sie wurde in ihnen selbst erzeugt. Sie wurden die Träger dieses Samens der Bosheit für künftige Äonen, weil die Körper, die sie beseelen mussten, durch ihre Verzögerung verunreinigt worden waren. (Siehe Shlokas 32, 36)

Das war der „Fall der Engel“, entstanden als Folge ihrer Rebellion gegen das karmische Gesetz. Der „Fall des Menschen“ war kein Fall, denn der Mensch war noch unverantwortlich. Aber da die „Schöpfung“ nach dem dualistischen System als das „Vorrecht Gottes allein“ erfunden worden war, das von der Theologie im Namen einer von ihr selbst erschaffenen unendlichen Gottheit patentierte legitime Attribut, musste die Kraft als „satanisch“ und als eine Anmaßung göttlicher Rechte betrachtet werden. Somit muss im Licht einer derartig beschränkten Auffassung das Vorstehende natürlich als eine schreckliche Verunglimpfung des „nach dem Ebenbild Gottes erschaffenen“ Menschen betrachtet werden und in der Betrachtungsweise des dogmatischen toten Buchstabens als eine noch furchtbarere Gotteslästerung. „Eure Lehre“, wurde den Okkultisten bereits gesagt, „macht aus dem Menschen, der seinem Gott zum Gleichnis aus dem Staub geschaffen wurde, seit dem Anbeginn ein Gefäß des Teufels. „Warum machtet ihr aus eurem Gott einen Teufel – die beide außerdem nach eurem eigenen Bild erschaffen wurden?“, ist unsere Erwiderung. Die esoterische Erklärung der Bibel widerlegt diese verleumderische Erfindung der Theologie jedoch hinlänglich; die Geheimlehre muss eines Tages das gerechte Karma der Kirchen werden – die antichristlicher sind als die repräsentativen Versammlungen der überzeugtesten Materialisten und Atheisten.

Die alte Lehre über die wahre Bedeutung der „gefallenen Engel“ in ihrem anthropologischen und evolutionären Sinn ist in der Kabbala enthalten, und [SD # 229] die Bibel erklärt sie. Sie findet sich in der Genesis hervorragend dargestellt, wenn sie im Geist der Suche nach der Wahrheit gelesen wird, ohne Rücksicht auf Dogmen und unvoreingenommen. Das ist leicht zu beweisen. Enoch zufolge verlieben sich im 6. Kapitel der Genesis die „Söhne Gottes“ – B’ne Aleim – in die Töchter der Menschen, heiraten sie und enthüllen ihnen unrechtmäßigerweise die Geheimnisse, die sie im Himmel erlernt hatten, und das ist der „Fall der Engel“.284 Was aber ist das „Buch Enoch“ tatsächlich, aus dem der Verfasser der Offenbarung und sogar der Hl. Johannes des vierten Evangeliums so ausführlich zitierten? (Z. B. Vers 8, in Kap. 10 über alle, die vor Jesus gekommen sind und „Diebe und Räuber“ seien.) Es ist lediglich ein Initiationsbuch, das in Allegorie und vorsichtiger Ausdrucksweise das Programm gewisser archaischer, in den inneren Tempeln vollzogener Mysterien veröffentlicht. Der Verfasser des Buches „Sacred Mysteries among the Mayas and Quichés“ vermutet sehr richtig, dass sich Enochs sogenannte „Visionen“ auf sein eigenes Initiationserlebnis und das in den Mysterien erlernte Wissen beziehen; im Irrtum befindet er sich hingegen mit seiner Meinung, Enoch hätte die Visionen vor seiner Bekehrung [SD # 230] zum Christentum gehabt (!!); ferner glaubt er, dieses Buch sei „zu Beginn der christlichen Zeitrechnung, als . . . die Bräuche und die Religion der Ägypter zu verfallen begannen, geschrieben worden“! Das ist kaum möglich, denn Judas zitiert in seinem Brief aus dem „Buch Enoch“ (Vers 14); deshalb kann das „Buch Enoch“, wie Erzbischof Laurence bemerkt, der das Buch aus der äthiopischen Version übersetzte, „nicht von einem Autor verfasst worden sein, der nach . . . oder gleichzeitig mit“ den Schreibern des Neuen Testaments lebte: es sei denn, Judas und die Evangelien und alles Folgende seien tatsächlich ebenfalls der Autorenschaft der bereits gegründeten Kirche zuzuschreiben – was, wie einige Kritiker behaupten, nicht unmöglich sei. Doch jetzt kümmern wir uns vielmehr um Enochs „gefallene Engel“ als um ihn selbst.

In der indischen Exoterik werden diese Engel (Asuras) auch als „Götter­feinde“ geschmäht; jene, die sich dem den Devas dargebrachten heiligen Opferdienst widersetzen. In der christlichen Theologie werden sie weitläufig als die „gefallenen Geister“ bezeichnet, die aus heidnischen Quellen gesammelten Helden verschiedener widerstreitender und sich widersprechender Legenden. Der coluber tortuosus, die „flüchtige Schlange“, eine Bezeichnung, die bei den Juden entstanden sein soll, bezeichnete vor der Entstellung durch die römische Kirche etwas ganz anderes: – unter anderem hatte er eine rein astronomische Bedeutung.

Die aus der Höhe herabgefallene „Schlange“, „deorsum fluens“, soll im Besitz der Schlüssel zum Totenreich gewesen sein, τοῦ θανάτου ἀρχή, bis zu dem Tag, als Jesus sie „wie einen Blitz vom Himmel herabfallen“ sah (Lukas 10,18), ungeachtet der gegenteiligen römisch-katholischen Auslegung von cadebat ut fulgur. Es bedeutet in der Tat, dass selbst „die Teufel“ dem Logos „unterworfen sind“ – welcher Weisheit ist, gleichzeitig aber auch, als Gegner der Unwissenheit, Satan und Luzifer. Diese Bemerkung bezieht sich auf die Göttliche Weisheit, die bei jenen wie ein Blitz auf den Intellekt herabfällt und ihn erweckt, welche die Teufel der Unwissenheit und des Aberglaubens bekämpfen. Bis zu der Zeit, als die Weisheit in Gestalt der inkarnierenden Geister Mahats von oben herabstieg, um die dritte Rasse zu beseelen und zu wirklichem bewussten Leben zu rufen, war die Menschheit – wenn sie in ihrem damals tierischen, verstandeslosen Zustand so bezeichnet werden darf – natürlich zum moralischen wie zum physischen Tod verurteilt. Die in die Zeugung gefallenen Engel werden metaphorisch als Schlangen und Drachen der Weisheit erwähnt. Anderseits, im Licht des Logos betrachtet, kann gesagt werden, dass der christliche Heiland genau wie Krishna, sei es als Mensch oder Logos, jene vom „ewigen Tod“ erlöste, die an die geheimen Lehren glaubten und wie jeder Initiierte das Reich der Finsternis oder die Hölle überwanden. Das betrifft die menschliche, irdische Form der Initiierten, und auch, weil der Logos Christos ist, jenes Prinzip unserer inneren Natur, das sich in uns zum spirituellen Ego entwickelt – dem Höheren Selbst – das aus der unauflösbaren Vereinigung von Buddhi (dem sechsten) und der spirituellen Blüte von Manas, dem [SD # 231] fünften Prinzip, besteht.285 „Im Himmel ist der Logos passive Weisheit, und auf der Erde ist er bewusste, selbsttätige Weisheit“, wird uns gelehrt. Es ist die Vermählung des „Himmlischen Menschen“ mit der „Jungfrau der Welt“ – die im Pymander beschriebene Natur; deren Ergebnis ihr Nachkomme ist – der unsterbliche Mensch. Genau das wird in der Offenbarung des Johannes als die Hochzeit des Lammes mit seiner Braut bezeichnet (Offb 19,7). Diese „Braut“ wird in der willkürlichen Auslegung ihrer Anhänger heute mit der römischen Kirche identifiziert. Aber sie scheinen zu vergessen, dass ihr Leinen äußerlich rein und weiß erscheinen mag (wie ein „getünchtes Grab“), doch die Fäulnis, die sie innerlich erfüllt, entspricht nicht den „Gerechtigkeiten der Heiligen“, (Offb 19,8) sondern vielmehr dem Blut der Heiligen, die sie „auf der Erde geschlachtet“ hat. (Offb 18,24). So wurde die Bemerkung, die der große Initiierte (bei Lukas 10,18) macht, bis zur vollständigen Unkenntlichkeit entstellt (wie auch seine eigene Persönlichkeit) und mit einem der grausamsten und gefährlichsten aller theologischen Dogmen in Übereinstimmung gebracht (vide Ende von Stanze XII, „Der Ursprung des Mythos von Satan“). Ursprünglich bezieht sie sich jedoch allegorisch auf den Strahl der Erleuchtung und Vernunft, der blitzartig vom Himmel in die Herzen und das Denken jener fällt, die sich zur alten, damals von dem weisen Adepten286 aus Galiläa in einer neuen Form vorgebrachten Weisheitsreligion bekehrten.

Wenn die westliche Theologie das Patent und Urheberrecht an Satan auch ganz allein hält – in dem ganzen dogmatischen Schrecken dieser Fiktion – haben doch auch andere Nationalitäten und Religionen [SD # 232] ähnliche Irrtümer begangen durch ihre falsche Auslegung des Lehrsatzes, welcher eine der tiefsten philosophischen und idealen Vorstellungen alten Denkens darstellt. In ihren zahlreichen den Gegenstand berührenden Allegorien entstellten sie sowohl seine korrekte Bedeutung, deuteten sie andererseits aber auch an. Die halbesoterischen Dogmen des puranischen Hinduismus versäumten ebenfalls nicht, sehr bedeutsame Symbole und Allegorien betreffs der aufrührerischen und gefallenen Götter zu erschaffen. Die Puranas strotzen davon; einen unmittelbaren Hinweis auf die Wahrheit finden wir in den häufigen Anspielungen auf Parashara (im Vishnu-Purana“), auf all jene Rudras, Rishis, Asuras, Kumaras und Munis, die in jedem Zeitalter geboren werden müssen und in jedem Manvantara reinkarnieren. Das kommt (esoterisch) dem Ausspruch gleich, dass die aus dem Universalgemüt (Mahat) geborenen Flammen infolge des geheimnisvollen Wirkens des karmischen Willens und eines Impulses des Evolutionsgesetzes – ohne irgendeinen stufenweisen Übergang – auf dieser Erde ankamen, nachdem sie, wie im Pymander dargestellt, die sieben Feuerkreise oder, kurz gesagt, die sieben Zwischenwelten durchbrochen hatten.

Es existiert ein ewiges, zyklisches Gesetz der Wiedergeburten, und bei jeder neuen manvantarischen Dämmerung kommen jene zuerst, die nach dem Ende ihrer Reinkarnationen in früheren Kalpas unzählige Äonen lang ihre Ruhe genossen, die höchsten und die frühesten Nirvanis. Diese „Götter“ waren an der Reihe, sich im gegenwärtigen Manvantara zu inkarnieren; daher ihre Gegenwart auf der Erde und die sich daraus ergebenden Allegorien; daher auch die Verdrehung der ursprünglichen Bedeutung.287 Die in die Zeugung gefallenen Götter, beauftragt, den göttlichen Menschen zu vollenden, finden sich später als Dämonen, böse Geister und Feinde dargestellt, in Fehde und Krieg mit den Göttern oder den unverantwortlichen Werkzeugen des einen ewigen Gesetzes. Doch niemals beabsichtigten diese tausendundeinen arischen Allegorien eine Vorstellung von Geschöpfen wie dem Teufel und dem Satan der christlichen, jüdischen und mohammedanischen Religion288 (siehe „Die gefallenen Engel“ und „Die mystischen Drachen“ in Teil II).

[SD # 233] Die wahrhaft esoterische Anschauung über „Satan“, welche das gesamte philosophische Altertum zu diesem Gegenstand vertrat, ist in einem „The Secret of Satan“ betitelten Anhang zur zweiten Ausgabe von Dr. A. Kingsfords „The Perfect Way“ in bewundernswerter Weise vorgebracht. Keine bessere und klarere Andeutung konnte dem intelligenten Leser geboten werden, und daher wird sie hier einigermaßen ausführlich zitiert:

1. „Und am siebten Tag (der siebten Schöpfung der Hindus)289 ging von der Gegenwart Gottes ein mächtiger Engel aus, voller Zorn und verzehrend, und Gott verlieh ihm die Herrschaft über die äußerste Sphäre.“290

2. „Die Ewigkeit brachte die Zeit hervor; das Grenzenlose gebar das Begrenzte; das Sein stieg herab in die Zeugung.“291

4. „Unter den Göttern ist keiner ihm gleich, in dessen Hände gelegt sind die Reiche, die Macht und die Herrlichkeit der Welten:“

5. „Throne und Reiche, die Dynastien der Könige,292 der Fall der Nationen, die Geburt der Kirchen, der Triumph der Zeit.“

Denn wie bei Hermes zu lesen ist: „Satan ist der Torwächter des Königstempels; er steht in Salomons Eingangstor; er verfügt über den Schlüssel des Heiligtums, damit niemand eintreten könne, außer dem Gesalbten, der das Geheimnis des Hermes besitzt.“ (Verse 20 und 21)

Diese bedeutsamen und majestätischen Verse verwiesen bei den alten Ägyptern und anderen zivilisierten Völkern des Altertums auf das schöpferische und fruchtbare Licht des Logos (Horus, Brahmâ, Ahura-Mazda etc. etc. als ursprüngliche Offenbarungen des ewig-ungeoffenbarten Prinzips, z. B. Ain Soph, Parabrahman oder Zeroana Akerne, grenzenlose Zeit – Kala), [SD # 234] doch in der Kabbala wird ihre Bedeutung herabgesetzt. Der „Gesalbte“, der die Geheimnisse und Mysterien des Hermes (Budha, Weisheit) besitzt und dem allein die Schlüssel zum „Heiligtum“ anvertraut sind, dem Schoß der Natur, um sie zu befruchten und den ganzen Kosmos zu aktivem Leben und Dasein aufzurufen, wurde bei den Juden zu Jehovah, dem „Gott der Zeugung“ auf dem Mondberg (Sinai, dem Berg des Mondes, „Sünde“). Das „Heiligtum“ wurde zum „Allerheiligsten“ und das Geheimnis tatsächlich anthropomorphisiert und phallisiert und in die Materie hinabgezogen. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, den „Drachen der Weisheit“ zur Schlange der Genesis zu machen; des bewussten Gottes, der wiederum zur Bekleidung seiner allzu subjektiven Göttlichkeit einen Körper benötigte, den Satan. Doch die „unzähligen Inkarnationen des Geistes“ und „das unaufhörliche Pulsieren und Strömen des Verlangens beziehen sich zum Ersten auf unsere Lehre über die karmischen und zyklischen Wiedergeburten, zum zweiten – auf Eros, nicht den späteren Gott der materiellen, physiologischen Liebe, sondern auf das göttliche Verlangen, sowohl in den Göttern als auch in der ganzen Natur, zu erschaffen und Wesen zu beleben. Das konnte die Strahlen der einen „dunklen“, weil unsichtbaren und unfassbaren Flamme nur erreichen, indem sie selbst in die Materie hinabstiegen. Daher fährt der Anhang fort:

12. „Viele Namen hatte Gott ihm (dem Satan) gegeben, Namen des Mysteriums, verborgen und schrecklich.“

13. „Der Widersacher, da die Materie dem Geist entgegensteht. Die Zeit beschuldigt selbst die Heiligen des Herrn.“

28., 29., 31. „Fürchtet ihn und sündigt nicht, bebend sprechet seinen Namen aus . . . Denn Satan ist der Richter der Gerechtigkeit Gottes (Karma); er hält die Waage und das Schwert . . . . Denn ihm sind anvertraut Gewicht und Maß und Zahl.“

Man vergleiche den letzten Satz mit dem, was der Rabbi Al-Chazari in dem gleichnamigen Buch sagt, als er dem Prinzen die Kabbala erklärt, und man wird finden, dass Gewicht und Maß und Zahl im Sefer Jezirah die Attribute der Sephiroth (der drei Sepharim oder Zahlen, Ziffern) sind, welche die ganze zusammengefasste Zahl 10 abdecken; und dass die Sephiroth der kollektive Adam Kadmon, der „Himmlische Mensch“ oder der Logos sind. In solcher Weise wurden Satan und der Gesalbte im alten Denken beschrieben. Daher:

33. „Satan ist der Diener Gottes, der Herr der sieben Wohnungen des Hades“ . . . .

Die Sieben oder das Sapta-Loka der Erde bei den Hindus; denn der Hades oder der Limbus der Täuschung, aus dem die Theologie ein Grenzland der Hölle macht, ist lediglich unser Globus, die Erde, und somit wird Satan bezeichnet als –

33. „. . . . der Engel der manifestierten Welten.

Es ist „Satan, welcher der Gott unseres Planeten ist, und der einzige Gott“, und das ohne jegliche metaphorische Anspielung auf ihre Schlechtigkeit und Verkommenheit. Denn er ist eins mit dem Logos, „der erste Sohn und der älteste der Götter“ in der Reihenfolge [SD # 235] der mikrokosmischen (göttlichen) Evolution; astronomisch ist Saturn (Satan) „der Siebte und Letzte in der Reihe der makrokosmischen Emanation, da er der Umfang des Reiches ist, dessen Mittelpunkt Phoebus (das Licht der Weisheit, auch die Sonne) ist. „Die Gnostiker hatten Recht, als sie den jüdischen Gott einen „Engel der Materie“ nannten, oder den, der Adam (bewusstes) Leben einhauchte und dessen Planet der Saturn wäre.

34. „Und Gott hat einen Gürtel um seine Lende gelegt (die Ringe des Saturns), und der Name des Gürtels ist Tod.“

In der Anthropogonie ist dieser „Gürtel“ der menschliche Körper mit seinen zwei niederen Prinzipien. Diese drei sterben, wohingegen der innerste Mensch unsterblich ist. Und nun nähern wir uns dem „Geheimnis Satans“.

37., 38., 39. „. . . . Auf Satan allein ruht die Schande der Zeugung. Er hat seinen jungfräulichen Zustand verloren (wie die Kumara durch die Inkarnation): Indem er himmlische Geheimnisse enthüllte, geriet er in Knechtschaft. . . . Er umschließt mit Fesseln und begrenzt alle Dinge. . . .“

42., 43., 44. „Entzweit sind die Heerscharen Gottes: im Himmel die Scharen Michaels; im Abgrund (der manifestieren Welt) die Legionen Satans. Diese sind der Ungeoffenbarte und der Geoffenbarte; der Freie und der (in der Materie) Gebundene, der Jungfräuliche und der Gefallene. Und beide sind Diener des Vaters, die das Göttliche Wort erfüllen. . . .“ Daher –

55. „Heilig ist der Sabbat Gottes: Gesegnet und geheiligt ist der Name des Engels des HadesSatan.

Denn „die Herrlichkeit Satans ist der Schatten des Herrn“: Gott in der manifestierten Welt; „der Thron Satans ist der Fußschemel Adonais“; wobei der Fußschemel der ganze Kosmos ist (siehe Teil II: „Ist das Pleroma Satans Versteck?“).

Wenn die Kirche Satan verflucht, verflucht sie also die kosmische Reflexion Gottes. Sie verbannt Gott, der sich in der Materie oder im Objektiven manifestiert. Sie schmäht Gott oder die ewig unfassbare Weisheit, die sich selbst als Licht und Schatten, als Gut und Böse in der Natur offenbart, in der einzigen für den beschränkten menschlichen Intellekt verständlichen Ausdrucksweise.

Das ist die wahre philosophische und metaphysische Auslegung Samaels oder Satans, des Widersachers in der Kabbala. Dieselben Lehrsätze und derselbe Geist finden sich auch in den allegorischen Auslegungen aller anderen alten Religionen. Diese philosophische Anschauung steht allerdings nicht im Widerspruch mit den mit ihr verbundenen historischen Urkunden. Wir sagen „historisch“, weil die Allegorie und die den Kern der Überlieferung umgebende mythische Ausschmückung auf keinen Fall ausschließen, dass dieser Kern eine Aufzeichnung tatsächlicher Ereignisse darstellt. Die einstmals universelle Geschichte unseres Globus und die Evolution ihrer Rassen wiedergebend, präsentierte die Kabbala die altehrwürdigen Offenbarungen in legendenhafter Form verschiedener Überlieferungen, welche die Bibel bildeten. Seine geschichtliche Grundlage, wie unvollkommen die Form auch sei, wird jetzt auf diesen Seiten aus der Geheimlehre des Ostens dargeboten; und so findet sich [SD # 236] die allegorische und symbolische Bedeutung der Schlange der Genesis erläutert als die „Söhne der Weisheit“ (oder Engel aus höheren Sphären, obwohl alle und jeder dem Reich Satans oder der Materie angehören), die den Menschen die Geheimnisse des Himmels enthüllen. Daher erweisen sich auch alle sogenannten Mythen des indischen, griechischen, chaldäischen und jüdischen Pantheons als auf Tatsachen und Wahrheit fußend. Die Riesen der Genesis sind die historischen Atlantier Lankas und die griechischen Titanen.

Wer könnte vergessen, dass Troja einst zu einem Mythos erklärt wurde und Homer zu einer Person, die niemals existiert hat, dass die Existenz solcher Städte wie Herculaneum und Pompeji geleugnet und als bloße Märchen dargestellt wurde? Doch Schliemann erbrachte den Beweis, dass Troja wirklich existiert hat, und auch die beiden letztgenannten Städte erlebten ihre Auferstehung und befinden sich, obwohl sie viele Zeitalter lang unter der Lava des Vesuvs begraben waren, wieder an der Erdoberfläche. Wie viele weitere in den Bereich der „Fabel“ verwiesene Städte und Orte könnten in Zukunft noch wiederentdeckt werden, wie viele weitere als Mythos293 angesehene Persönlichkeiten könnten eines Tages zu historischen werden – das können allein jene sagen, die die Schicksalsdekrete im Astrallicht lesen.

Da aber die Lehrsätze der östlichen Doktrin immer geheim gehalten worden sind und der Leser kaum hoffen kann, dass ihm die Originaltexte gezeigt werden, wenn er nicht ein angenommener Schüler wird, möge sich an die Originaltexte der hermetischen Literatur wenden, wer des Griechischen und Lateinischen mächtig ist. Er möge z. B. sorgfältig die Anfangsseiten des Pymanders von Hermes Trismegistos lesen, und er wird unsere Lehren darin bestätigt sehen, wie verschleiert der Text auch sein mag. Er wird auch die Evolution des Universums und unserer Erde (im Pymander als „Natur“ bezeichnet) finden, wie auch die aller anderen aus dem „feuchten Prinzip“ – oder der großen Tiefe, Vater-Mutter –, der ersten Differenzierung im manifestierten Kosmos. Zuerst das „Universalgemüt“, das die Hand des christlichen Übersetzers in den frühesten Wiedergaben in den Gottvater verwandelte; dann den „Himmlischen Menschen“,294 die große Gesamtheit jener Schar von Engeln, die zu rein war für die Erschaffung der unteren Welten oder der Menschen unseres Globus, die aber nichtsdestoweniger kraft derselben Evolution wie der zweite Logos des „Vaters“ in die Materie fielen.295

[SD # 237] In der Synthese ist jeder schöpferische Logos oder „der Sohn, der eins ist mit dem Vater“, die Schar der Rectores Mundi selbst. Selbst die christliche Theologie macht aus den sieben „Engeln der Gegenwart“ die Tugenden oder die personifizierten Attribute Gottes, die, von ihm erschaffen, Brahmâs Manus gleich zu Erzengeln wurden. Die römisch-katholische Theodizee selbst, die in ihrem schöpferischen Verbum Princeps das Haupt dieser Engel – caput angelorum – und den Engel des großen Rates – magni consilii angelus – anerkennt, erkennt damit auch die Identität Christi mit diesen Engeln an.

„Die Götter wurden Nicht-Götter, „die Sura A-Sura“, sagt der Text, d. h. die Götter wurden zu Feinden – Satan, wenn buchstäblich gelesen. Aber jetzt wird gezeigt werden, dass Satan in den Lehren der Geheimlehre unter verschiedenen Namen mit dem Guten und dem Opfer sowie als Gott der Weisheit allegorisiert wird.

Die Kabbala lehrt, dass Stolz und Überheblichkeit – die beiden wichtigsten Urheber von Selbstsucht und Egoismus – die Ursachen darstellen, welche den Himmel mystisch betrachtet um ein Drittel seiner göttlichen Bewohner und astronomisch betrachtet um ein Drittel der Sterne entleerten; anders ausgedrückt ist die erste Behauptung eine Allegorie und die zweite eine Tatsache. Die Erstere steht dennoch, wie gezeigt wird, mit der Menschheit in enger Verbindung.

Andererseits behielten die Rosenkreuzer, die mit der geheimen Bedeutung der Überlieferung wohl vertraut waren, diese für sich und lehrten lediglich, dass die gesamte Schöpfung die Folge und das Ergebnis jenes legendären „Krieges im Himmel“ gewesen sei, der durch den Aufruhr der Engel296 gegen das schöpferische Gesetz oder den Demiurgen entstanden war. Die Behauptung ist korrekt, doch ihre innere Bedeutung ist bis zum heutigen Tag ein Geheimnis. Weiteren Erläuterungen der Problematik auszuweichen, indem man sich auf das göttliche Mysterium beruft oder auf die Sündhaftigkeit der Neugierde auf seine Verfahrensweise – bedeutet überhaupt nichts zu sagen. Das mag für die [SD # 238] Anhänger der Unfehlbarkeit des Papstes als zureichend erscheinen, doch das philosophische Denken wird es schwerlich befriedigen. Obwohl sie den meisten der höheren Kabbalisten bekannt war, wurde die Wahrheit jedoch niemals von einem von ihnen geäußert. Sämtliche Kabbalisten und Symbologen zeigten ein außerordentliches Widerstreben, die ursprüngliche Bedeutung des Falls der Engel einzugestehen. Bei einem Christen ist ein solches Schweigen nur natürlich. Weder ein Alchemist noch ein Philosoph hätten im Mittelalter das aussprechen können,297 was in den Augen der orthodoxen Theologie eine schreckliche Blasphemie war, denn es hätte unmittelbar durch das „heilige“ Amt der Inquisition zu Folter und zum Scheiterhaufen geführt. Für unsere modernen Kabbalisten und Freidenker liegt der Fall jedoch anders. Bei den Letzteren, fürchten wir, ist es lediglich menschlicher Stolz, Eitelkeit, die auf einem laut verworfenen, aber unausrottbaren Aberglauben beruhen. Seitdem die Kirche in ihrem Kampf mit dem Manichäismus den Teufel erfand und den großartigsten all ihrer Widersprüche – ein schwarzes und finsteres Licht – erschuf, indem sie [SD # 239] ein theologisches Lichthütchen über den strahlenden Sternengott stülpte, über Luzifer, den „Sohn des Morgens“, hat der Mythos seine Wurzel zu tief in den Boden des blinden Glaubens geschlagen, als dass in unserem Zeitalter auch nur jene, die sich mit ihren Dogmen nicht zufriedengeben und über ihren gehörnten und pferdefüßigen Satan nur lachen, in der Lage wären, mutig aufzutreten und das hohe Alter der ältesten Überlieferungen zu bekennen. Mit ein paar wenigen Worten ist es gesagt. Halb-exoterisch wurde den „Erstgeborenen“ des Allmächtigen – Fiat Lux – oder den Engeln des ursprünglichen Lichts befohlen, zu erschaffen; ein Drittel von ihnen lehnten sich auf und weigerten sich; und diejenigen, die wie „Fetahil gehorchten, scheiterten“ am deutlichsten.

Um die korrekte physische Bedeutung der Weigerung und des Scheiterns zu verstehen, muss man die östliche Philosophie studieren und verstehen; man muss mit den grundlegenden mystischen Lehrsätzen der Vedantisten in Bezug auf den völligen Irrtum, der unendlichen und unbedingten Gottheit irgendeine funktionelle Aktivität zuzuordnen, vertraut sein. Die Esoterische Philosophie behauptet, dass die „Zentralsonne“ während der Sandhyas ein schöpferisches Licht aussendet, sozusagen passiv. Die Kausalität ist latent. Nur während der aktiven Perioden des Daseins ruft sie einen Strom unaufhörlicher Energie hervor, deren Schwingungsströme bei ihrem Abstieg mit jeder Sprosse der siebenfältigen Leiter des Daseins mehr Aktivität und Kraft erlangen. Dadurch wird es verständlich, warum der Prozess des Erschaffens oder vielmehr der Bildung des organischen Universums mit all seinen die sieben Reiche bewohnenden Einheiten intelligenter Wesen bedurfte – die kollektiv zu einem Wesen oder einem schöpferischen Gott wurden – der von der einen unbedingten Einheit bereits differenziert ist, da Letztere zur bedingten Schöpfung in keinerlei Beziehung steht.298

Nun enthält das vatikanische Manuskript der Kabbala – dessen einziges Exemplar (in Europa) im Besitz des Grafen St. Germain gewesen sein soll – die vollständigste Darlegung der Lehre, einschließlich der sonderbaren Version, die von den Luziferianern299 und anderen Gnostikern akzeptiert wird; und in diesem Pergament werden die sieben Lebenssonnen in der Reihenfolge gegeben, in der sie im Saptasurya zu finden sind. In den in öffentlichen Bibliotheken verfügbaren Ausgaben der Kabbala werden jedoch nur vier erwähnt, und selbst diese nur in mehr oder weniger verschleierter Ausdrucksweise. Nichtsdestoweniger ist selbst diese geringere Anzahl vollständig ausreichend, den identischen Ursprung aufzuzeigen, da sie auf die vierfältige Gruppe der Dhyan Chohans hinweist und beweist, dass diese Spekulation ihren Ursprung in den geheimen Lehren der Arier hat. [SD # 240] Wie wohl bekannt ist, entstand die Kabbala nicht bei den Juden, denn Letztere empfingen ihre Ideen von den Chaldäern und den Ägyptern.

So sprechen selbst die inzwischen exoterischen kabbalistischen Lehren von einer Zentralsonne und von drei sekundären Sonnen in jedem Sonnensystem – einschließlich des unseren. Wie in dem klugen, aber allzu materialistischen Werk „New Aspects of Life and Religion“ gezeigt wird, das einen Überblick der kabbalistischen Anschauungen von einem tief durchdachten und assimilierten Standpunkt aus darstellt:

„Die Zentralsonne . . . war für sie (ebenso wie für die Arier) das Ruhezentrum; das Zentrum, auf das sich schließlich alle Bewegung beziehen musste. Rund um diese Zentralsonne . . . bewegte sich die erste der drei systemischen Sonnen . . . in einer Polarebene . . . die zweite in einer Äquatorialebene . . . und nur die dritte war unsere sichtbare Sonne. Diese vier solaren Körper waren ‘die Organe, von deren Aktivität das, was der Mensch die Schöpfung nennt, die Evolution des Lebens auf dem Planeten Erde abhängt’. Die Kanäle, durch die der Einfluss dieser Körper auf die Erde übertragen wurde, hielten sie (die Kabbalisten) für elektrisch.“ (S. 287). . . . „Die aus der Zentralsonne300 ausströmende strahlende Energie rief die Erde als einen wässrigen Globus ins Dasein“, der dazu tendierte, „als Kern eines planetaren Körpers zur (zentralen) Sonne zu eilen . . . . innerhalb der Sphäre, deren Anziehung ihn erschaffen hatte. Doch die strahlende Energie, die beide auf die gleiche Weise elektrisierte, hielt sie auf Abstand voneinander und wandelte so die gerade Bewegung in Richtung des Zentrums in eine Bewegung um das Zentrum der Anziehung herum, welches der sich drehende Planet (die Erde) zu erreichen suchte.

In der organischen Zelle fand die sichtbare Sonne ihre eigene korrekte Matrix und brachte durch sie das Tierreich hervor (während sie das pflanzliche zur Reife brachte) und setzte schließlich den Menschen an seine Spitze, in dem sie durch die beseelende Wirkung dieses Reiches die psychische Zelle entstehen ließ. Aber der so an die Spitze des Tierreiches, an die Spitze der Schöpfung gestellte Mensch war der tierische, der seelenlose, der vergängliche Mensch. . . . Daher würde der Mensch, obwohl scheinbar deren Krone, durch seine Ankunft das Ende der Schöpfung markieren; da die Schöpfung in ihm ihren Höhepunkt erreichte, bei seinem Tod zu verfallen begonnen hätte“ . . . (S. 289).

Diese kabbalistische Sichtweise wird hier zitiert, um ihre vollständige Identität, dem Geist nach, mit der östlichen Lehre zu zeigen. Erklärt oder vervollständigt man die Lehre von den sieben Sonnen mit den sieben Systemen der Daseinsebenen, deren Zentralkörper diese „Sonnen“ darstellen, hat man die sieben Ebenen der Engel, [SD # 241] deren „Schar“ kollektiv die Götter derselben sind (siehe Kommentar zur siebten Stanze, 1. Band). Es gibt die in vier Klassen unterteilte Hauptgruppe, von der unkörperlichen abwärts bis zur halbkörperlichen. Diese Klassen stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit unserer Menschheit, wenn auch in Bezug auf die fakultativen Verbindungen und Funktionen in unterschiedlicher Weise. In der kabbalistischen Lehre gibt es drei, und sie werden durch die vierte (die erste und höchste) vereint, die in der soeben angeführten kabbalistischen Lehre als „Zentralsonne“ bezeichnet wird. Das ist der große Unterschied zwischen der semitischen und der arischen Kosmogonie; die eine materialisiert, vermenschlicht die Geheimnisse der Natur; die andere spiritualisiert die Materie, und ihre Physiologie ist immer der Metaphysik unterstellt. Obwohl das siebte Prinzip den Menschen also während sämtlicher Phasen des Seins als ein ungetrenntes Element und als eine unpersönliche Einheit rein erreicht, geht es doch durch (die Kabbala lehrt aus) die zentrale spirituelle Sonne und die zweite Gruppe (die Polarsonne) hindurch, beide strahlen sein Atman auf den Menschen aus. Die dritte Gruppe (die Äquatorialsonne) verbindet Buddhi mit Atman und den höheren Attributen von Manas, während die vierte Gruppe (der Geist unserer sichtbaren Sonne) ihn mit seinem Manas und mit dessen Träger versieht, dem Kama-Rupa oder Körper der Leidenschaften und Begierden – den beiden Elementen von Ahamkara, welche das individualisierte Bewusstsein evolvieren – das persönliche Ego. Schließlich formt der Erdgeist in seiner dreifachen Einheit den physischen Körper, zieht die Lebensgeister zu ihm heran und formt den Linga Sarira.

Nun, da alles zyklisch abläuft, gilt das auch für die Evolution des Menschen. Der Ablauf seiner Erschaffung wird in den östlichen Lehren vollständig beschrieben, während er in der Kabbala nur angedeutet wird. Das Buch Dzyan sagt in Bezug auf den ursprünglichen Menschen, der zunächst von dem „Knochenlosen“ projiziert wurde, dem unkörperlichen Schöpfer: „Zuerst wurde der Atem, dann Buddhi und der Schattensohn (der Körper) ‘erschaffen’. Doch wo war der Angelpunkt (das mittlere Prinzip, Manas)? Der Mensch ist verdammt. Wenn das Nichtgetrennte (das undifferenzierte Element) und das Vahana (Buddhi) – die Ursache des Unverursachten – allein sind, brechen sie los vom manifestierten Leben“ – „es sei denn, sie werden vom mittleren Prinzip, dem Träger des persönlichen Bewusstseins des Jiva, verbunden und zusammengehalten“, erklärt der Kommentar. Mit anderen Worten, die beiden höheren Prinzipien können auf der Erde keine Individualität erlangen, können nicht Mensch sein, ohne (a) das Gemüt, das Manas-Ego, um sich selbst zu erkennen, und (b) die irdische falsche Persönlichkeit oder den Körper der selbstsüchtigen Begierden und des persönlichen Willens, um das Ganze wie um einen Angelpunkt (der er tatsächlich ist) mit der physischen Form des Menschen zu verbinden. Das fünfte und das vierte Prinzip301Manas und Kama-Rupa – enthalten die duale Persönlichkeit: das wirkliche, unsterbliche Ego (wenn es sich selbst in die beiden höheren assimiliert) und die falsche und vergängliche Persönlichkeit, den sogenannten Mayavi- oder Astralkörper, oder die tierisch-menschliche Seele – und die beiden [SD # 242] müssen zum Zweck einer umfassenden irdischen Existenz fest miteinander verbunden sein. Würden wir die spirituelle Monade eines Newton auf die des größten Heiligen der Erde aufpfropfen und in den vollkommensten physischen Körper inkarnieren, den wir uns vorstellen können – d. h. in einem aus zwei oder gar drei Prinzipien bestehenden Körper, Sthula Sarira, Prana (Lebensprinzip) und Linga Sarira – und das mittlere und das fünfte Prinzip fehlten, hätten wir einen Idioten erschaffen – im besten Fall eine schöne, seelenlose, leere und unbewusste Erscheinung. „Cogito – ergo sum“ – kann in dem Gehirn einer solchen Kreatur keinen Raum finden, zumindest nicht auf dieser Ebene.

Einige Gelehrte verstanden jedoch schon vor langer Zeit die der Allegorie von den gefallenen Engeln zugrundeliegende philosophische Bedeutung, welche von der römischen Kirche derartig misshandelt und entstellt wurde. „Das Reich der Geister und der aus der spirituellen Willenskraft ausströmenden und von ihr hervorgebrachten spirituellen Wirkung steht außerhalb, im Gegensatz und im Widerspruch zum Reich der (göttlichen) Seelen und der göttlichen Handlung.“302 Wie es im Text heißt:

„Bei der Genesis des Seins bringt Gleiches Gleiches hervor und nicht mehr, und die Evolution mit ihren begrenzten, bedingten Gesetzen folgt später. Die Selbstexistierenden303 werden Schöpfungen genannt, denn sie erscheinen in dem Geist-Strahl, manifestiert durch die Kraft, die seiner ungeborenen Natur innewohnt, die jenseits von Zeit und (begrenztem oder bedingtem) Raum ist. Irdische Erzeugnisse, ob beseelt oder unbeseelt, einschließlich der Menschheit, werden fälschlicherweise als Schöpfungen oder Geschöpfte bezeichnet. Sie stellen die Entwicklung (Evolution) der getrennten Elemente dar.“ (Kommentar xiv) Und wiederum:

„Das himmlische Rupa (Dhyan Chohan) erschafft (den Menschen) nach seiner eigenen Form; es stellt eine auf die erste Differenzierung und das Erwachen der universalen (manifestierten) Substanz folgende spirituelle Ideation dar; diese Form ist der ideale Schatten Ihrer selbst: Und das ist der Mensch der ersten Rasse.“

Um es in noch klarerer Form auszudrücken und dabei die Erklärung lediglich auf diese Erde zu beschränken: Es war die Pflicht der ersten „differenzierten Egos“ – die Kirche nennt sie Erzengel – die ursprüngliche Materie mit dem evolutionären Antrieb zu durchdringen und ihre Formungskräfte bei der Gestaltung ihrer Erzeugnisse zu leiten. Das ist es, worauf sich die sowohl in den östlichen als auch in den westlichen Traditionen enthaltenen Sätze beziehen: „Den Engeln wurde befohlen, zu erschaffen.“ Nachdem die Erde von den niederen und materielleren Kräften vorbereitet worden war und ihre drei Reiche auf dem Weg waren, „fruchtbar zu sein und sich zu vermehren“, wurden die höheren Kräfte, die Erzengel oder Dhyanis, vom Evolutionsgesetz verpflichtet, auf die Erde herabzusteigen, um die Krone ihrer Evolution – den Menschen – zu gestalten. So entsendeten die „Selbstgeschaffenen“ und [SD # 243] die „Selbstexistierenden“ ihre blassen Schatten. Die dritte Gruppe jedoch, die Feuerengel, rebellierten und verweigerten sich ihren Mitdevas anzuschließen.

Die hinduistische Exoterik stellt sie alle als Yogins dar, deren Frömmigkeit sie dazu inspirierte, sich zu weigern zu erschaffen, da sie ewig Kumaras bleiben wollten, „jungfräuliche Jünglinge“, um, wenn möglich, ihren Gefährten auf dem Weg ins Nirvana – der schließlichen Befreiung – zuvorzukommen. Entsprechend der esoterischen Auslegung stellte dies jedoch ein Selbstopfer zum Wohl der Menschheit dar. Die „Rebellen“ würden keine willenlosen, unverantwortlichen Menschen erschaffen, wie es die „gehorsamen“ Engel taten. Noch konnten sie die menschlichen Wesen auch nur mit vergänglichen Spiegelungen ihrer eigenen Eigenschaften begaben, denn selbst Letztere, die einer anderen und so viel höheren Bewusstseinsebene angehören, würden immer noch unverantwortliche Menschen erschaffen und somit jegliche Möglichkeit zu höherem Fortschritt beeinträchtigen. Wer jedenfalls auf dieser Ebene von Natur aus vollkommen ist und weder Verdienst noch Schuld anhäufen kann, für den ist auf der Erde keinerlei geistige und psychische Evolution möglich – der niedersten und materiellsten Ebene. Wäre der Mensch der blasse Schatten der inaktiven, unveränderlichen und unbeweglichen Vollkommenheit geblieben, des einen negativen und passiven Attributs des wahren Ich bin, der ich bin, wäre er dazu verurteilt gewesen, wie in einem schweren, traumlosen Schlaf durch das Erdenleben hindurchzugehen; und damit ein Fehlschlag auf dieser Ebene. Die Wesen, oder das Wesen, kollektiv Elohim genannt, das zuerst (wenn jemals) die grausamen Worte aussprach: „Siehe, der Mensch ist geworden wie unser einer, zu erkennen Gutes und Böses; und nun, dass er seine Hand nicht ausstrecke und nehme auch von dem Baume des Lebens und esse und lebe ewiglich . . .“ – muss in der Tat der Ildabaoth gewesen sein, der Demiurg der Nazarener, von Zorn und Neid gegen sein eigenes Geschöpf erfüllt, dessen Widerschein den Ophiomorphos erzeugt hatte. So gesehen ist es nur natürlich – selbst vom Standpunkt des toten Buchstabens aus – Satan, die Schlange der Genesis, als den wirklichen Schöpfer und Wohltäter zu betrachten, den Vater der spirituellen Menschheit. Denn er war der „Bote des Lichts“, der hell strahlende Luzifer, der dem angeblich von Jehovah erschaffenen Automaten die Augen öffnete; und er war es, der als Erster raunte: „Welches Tages ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan und werdet ihr sein wie Gott, erkennend Gutes und Böses.“ – Und deshalb kann er nicht anders als im Licht eines Heilands gesehen werden. Ein „Widersacher“ gegen Jehovah, den „personifizierten Geist“, bleibt er der esoterischen Wahrheit nach doch der ewig liebende „Sendbote“ (der Engel), die Seraphim und Cherubim, die beide wohl wussten, und noch mehr liebten, und die anstelle der physischen die spirituelle Unsterblichkeit auf uns übertrugen. Erstere wäre eine Art statischer Unsterblichkeit, die den Menschen in einen unsterblichen, „wandernden Juden“ verwandelt hätte.

Wie in Kings „The Gnostics and Their Remains“ erzählt wird, war „Ildaboath, den verschiedene Sekten als den Gott des Moses betrachteten, kein reiner Geist, er war ehrgeizig und stolz, und indem er das ihm von seiner Mutter Sophia-Achamoth angebotene spirituelle Licht des mittleren Raumes zurückwies, hatte er den Beschluss gefasst, eine eigene Welt zu erschaffen. Von seinen Söhnen unterstützt, den sechs Planetengeistern, erschuf er den Menschen, [SD # 244] doch dieser erwies sich als Fehlschlag. Er war ein Monster, seelenlos, unwissend und kroch wie ein materielles Ungeheuer auf allen Vieren auf der Erde herum. Ildaboath war gezwungen, seine spirituelle Mutter um Hilfe anzuflehen. Sie übermittelte ihm einen Strahl ihres göttlichen Lichts und belebte auf diese Weise den Menschen und stattete ihn mit einer Seele aus. Und damit begann die Feindseligkeit Ildaboaths gegenüber seiner eigenen Schöpfung. Der Mensch folgte dem Impuls des göttlichen Lichts und schwang sich in seinem Streben immer höher und höher auf; bald stellte der Mensch nicht mehr das Bild seines Schöpfers Ildaboath dar, sondern vielmehr das des Höchsten Wesens, des ‘Urmenschen’, Ennoia. Das erfüllte den Demiurgen mit Zorn und Neid; er fixierte sein eifersüchtiges Auge auf den Abgrund der Materie, und einem Spiegel gleich reflektierte der Abgrund plötzlich seine mit Leidenschaften vergifteten Blicke. Das Spiegelbild wurde lebendig, und aus dem Abgrund stieg der schlangenförmige Satan Ophiomorphos empor – ‘die Verkörperung von Neid und List. Er ist die Verbindung der niedersten Materie mit dem Hass, dem Neid und der List einer spirituellen Intelligenz.’“ So lautet die exoterische Darstellung der Gnostiker. Und die Allegorie, wenn auch eine sektiererische Version, ist anregend und erscheint lebensnah. Sie ist die natürliche Schlussfolgerung aus dem buchstabengetreuen Text des 3. Kapitels der Genesis.

Daher die Allegorie von Prometheus, der das göttliche Feuer raubt, um dem Menschen zu ermöglichen, auf dem Pfad der spirituellen Evolution bewusst fortzuschreiten, wodurch er das vollkommenste der irdischen Tiere in einen potenziellen Gott verwandelte und ihm die Freiheit schenkte, „das Himmelreich mit Gewalt zu nehmen“. Daher rühren also die von Zeus gegen Prometheus und von Jehovah-Ildaboath gegen seinen „rebellischen Sohn“, den Satan, ausgesprochenen Flüche. Die kalten, reinen Schneeflächen des Kaukasusgebirges und die unaufhörlich sengenden Feuer und Flammen einer unauslöschlichen Hölle. Zwei Pole, dennoch dieselbe Idee; der doppelte Aspekt einer raffinierten Folter: ein Feuererzeuger – das personifizierte Wahrzeichen von Φωσφόρος, des Astralfeuers und Lichts in der Anima Mundi – (das Element, von dem der deutsche materialistische Philosoph Moleschott sagte: „Ohne Phosphor kein Gedanke.“), in den gewaltigen Flammen seiner irdischen Leidenschaften brennend; die Feuersbrunst von seinem Denken entfacht, das jetzt zwischen Gut und Böse unterscheidet und doch Sklave der Leidenschaften seines irdischen Adams ist; der den Geier des Zweifels und des vollen Bewusstseins an seinem Herzen nagen fühlt – fürwahr ein Prometheus, weil ein bewusstes und daher verantwortliches Wesen.304 Der Fluch des Lebens wiegt schwer, und doch, mit Ausnahme einiger Hindu- und Sufi-Mystiker, würden nur wenige Menschen alle Qualen des bewussten Lebens, alle Übel eines verantwortlichen Daseins gegen die unbewusste Vollkommenheit eines passiven (objektiv) unkörperlichen Wesens oder selbst gegen die universale, statische Untätigkeit, personifiziert durch Brahmâ in seiner „nächtlichen“ Ruhe, tauschen wollen. Denn, um einen ausgezeichneten Aufsatz eines Mannes305 zu zitieren, [SD # 245] welcher der Verwechslung der Existenz- und Bewusstseinsebenen zum Opfer fiel:

„Satan oder Luzifer repräsentiert die aktive, oder, wie Jules Baissac es ausdrückt, die ‘zentrifugale Energie des Universums’ in einem kosmischen Sinn. Er ist Feuer, Licht, Leben, Kampf, Anstrengung, Gedanke, Bewusstsein, Fortschritt, Zivilisation, Freiheit, Unabhängigkeit. Gleichzeitig ist er Schmerz, der die Rückwirkung der Freude des Handelns ist, und Tod – welcher die Auflehnung des Lebens ist – Satan, der in seiner eigenen Hölle schmort, hervorgebracht von der Heftigkeit seines eigenen Impulses – die expansive Auflösung des Nebels, der sich zu neuen Welten verdichten soll. Und passenderweise wird er wieder und wieder von der ewigen Trägheit der passiven Energie des Kosmos verwirrt – vom unerbittlichen ‘Ich bin’ –, dem Feuerstein, aus dem die Funken herausgeschlagen werden. Und entsprechend werden er . . . und seine Anhänger . . . dem ‘Feuermeer’ übergeben, da die Sonne (in einer Hinsicht nur in der kosmischen Allegorie), die Quelle des Lebens in unserem System, der Ort ist, wo sie gereinigt (aufgelöst) und aufgewühlt werden, um sie für ein weiteres Leben (die Auferstehung) neu zu ordnen; jene Sonne ist, als Ursprung des aktiven Prinzips unserer Erde, gleichzeitig Heimat und Ursprung des weltlichen Satans. . . .“ Um des Weiteren die Richtigkeit von Baissacs allgemeiner Theorie (in Le Diable) zu beweisen, ist bekannt, dass Kälte eine ‘zentripetale’ Wirkung hat. „Unter dem Einfluss der Kälte zieht sich alles zusammen. . . . Unter ihr liegt das Leben im Winterschlaf oder stirbt aus, der Gedanke gefriert und Feuer erlischt. In seinem eigenen Feuermeer ist Satan unsterblich – nur im ‘Niflheim’ (der kalten Hölle der skandinavischen Eddas) des ‘Ich bin’ kann er nicht existieren. Aber trotz alledem existiert eine Art unsterblicher Existenz in Niflheim, und diese Existenz muss schmerzlos und friedvoll sein, weil sie unbewusst und inaktiv ist. In Jehovahs Reich (wenn dieser Gott all das wäre, was die Juden und Christen für ihn beanspruchen) gibt es kein Elend, keinen Krieg, keine Eheschließung, keine Scheidung, keine Veränderung, kein individuelles Bewusstsein.306 All das ist im Geist des Allmächtigen absorbiert. Es ist nachdrücklich ein Reich des Friedens und treuer Unterwerfung, so wie das des ‘Erzrebellen’ ein Reich des Krieges und der Revolution ist . . . Es (das [SD # 246] Erstere) ist tatsächlich das, was die Theosophie Nirvana nennt. Aber dann wiederum lehrt die Theosophie, dass nach der Trennung von der Urquelle die Wiedervereinigung ausschließlich mit Hilfe von Willen und Anstrengung erreicht werden kann – die im Sinn dieses Essays ausgesprochen satanisch ist.“

Vom Standpunkt des orthodoxen Romanismus ist sie „satanisch“, denn dank des Prototyps dessen, was mit der Zeit zum christlichen Teufel wurde – den strahlenden Erzengeln, den Dhyan Chohans, die sich weigerten zu schaffen, weil sie wünschten, dass der Mensch sein eigener Schöpfer werde und ein unsterblicher Gott –, können die Menschen Nirvana und den Hafen des himmlischen göttlichen Friedens erreichen.

Um diese ziemlich lange Ausführung zu beenden – die Geheimlehre besagt, dass die Feuer-Devas, die Rudras und die Kumaras, die „jungfräulichen Engel“ (zu denen die beiden Erzengel Michael und Gabriel gehören), die göttlichen „Rebellen“ – die von den alles materialisierenden und positivistischen Juden die Nahassh oder „Beraubten“ genannt werden – den Fluch der Inkarnation und die langen Zyklen irdischer Existenzen und Wiedergeburten vorzogen, um nicht (selbst wenn unbewusst) das Elend der mittels der semi-passiven Energie ihrer allzu spirituellen Schöpfer entwickelten Wesen (die als Schatten aus ihren Brüdern evolvierten) beobachten zu müssen. Wenn „der Mensch das Leben dazu nutzen soll, das Selbst weder zu animalisieren noch zu spiritualisieren, sondern zu vermenschlichen“,307 muss er, um dies überhaupt tun zu können, als Mensch und nicht als Engel geboren sein. Daher zeigt die Überlieferung, dass die himmlischen Yogis sich selbst als freiwilliges Opfer darbieten, um die Menschheit zu erlösen – die im Anbeginn gottähnlich und vollkommen erschaffen worden war – und sie mit menschlichen Neigungen und Aspirationen auszustatten. Dafür mussten sie ihren natürlichen Zustand aufgeben, auf unseren Globus herabsteigen und für den gesamten Zyklus des Maha-Yugas ihren Wohnsitz auf ihm nehmen, und so ihre unpersönlichen Individualitäten gegen individuelle Persönlichkeiten vertauschen – die Wonne himmlischer Existenz gegen den Fluch irdischen Lebens. Dieses freiwillige Opfer der feurigen Engel, deren Natur Wissen und Liebe war, wurde von den exoterischen Theologen zu der konstruierten Behauptung umgedeutet, „die aufrührerischen Engel seien vom Himmel in die Finsternis der Hölle“ – unsere Erde – „herabgestürzt“. Die hinduistische Philosophie deutet die Wahrheit mit der Lehre an, die von Shiva herab geschleuderten Asuras befänden sich lediglich ein einem Zwischenzustand, in welchem sie sich für höhere Grade der Reinigung und Erlösung aus ihrer [SD # 247] elenden Lage vorbereiten; doch die christliche Theologie – von sich behauptend, sie gründe auf dem Felsen der göttlichen Liebe, der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit dessen, den sie als ihren Heiland anruft – erfand zur widersprüchlichen Bekräftigung dieser Behauptung das trostlose Dogma von der Hölle, diesen archimedischen Hebel der römisch-katholischen Philosophie.

Die rabbinische Weisheit hingegen – die positivistischste, materialistischste oder grob irdischste von allen, da sie alles auf physiologische Mysterien herabsetzt – nennt diese Wesen das „Böse“; und die Kabbalisten nennen sie Nahasch, „Beraubte“, wie soeben gesagt, und Seelen, die sich, nachdem sie sich im Himmel vom Heiligen getrennt hatten, beim ersten Aufdämmern ihres Daseins selbst in einen Abgrund stürzten und so die Zeit vorwegnahmen, zu der sie auf die Erde herabsteigen sollten. („Zohar“, III, 61a und b)

Lassen Sie mich sofort erklären, dass sich unser Argument nicht gegen den „Zohar“ und die Kabbala in ihrer korrekten Interpretation wendet – denn Letztere stimmt mit unserer eigenen überein – sondern lediglich gegen die groben, pseudo-esoterischen Erklärungen der späteren und insbesondere der christlichen Kabbalisten.

Unsere Erde und der Mensch“, sagt der Kommentar, „wurden von den drei Feuern erzeugt“ – im Sanskrit heißen die drei „elektrisches Feuer, Sonnenfeuer und durch Reibung erzeugtes Feuer“. Auf der kosmischen und der menschlichen Ebene erklärt, sind diese drei Feuer Geist, Seele und Körper, die drei großen Wurzelgruppen mit ihren vier ergänzenden Abteilungen. Sie variieren bei den unterschiedlichen Schulen und werden – je nach ihrer Anwendung – zu den Upadhis und zu den Trägern oder zu deren Noumena. In den exoterischen Erzählungen werden sie als die „drei Söhne unübertrefflichen Glanzes und Herrlichkeit“ von Agni Abhimanim personifiziert, des ältesten Sohnes Brahmâs, des kosmischen Logos, von Svaha, einer der Töchter Dakshas.308 Im metaphysischen Sinn bedeutet das „durch Reibung erzeugte Feuer“ die Vereinigung zwischen Buddhi, dem sechsten, und Manas, dem fünften Prinzip; sie werden vereinigt oder zusammengefügt, indem das fünfte teilweise in das sechste Prinzip verschmolzen und zu einem Teil der Monade wird; im Physischen bezieht es sich auf den schöpferischen Funken oder Keim, der das menschliche Wesen befruchtet und erzeugt. Es heißt, diese drei Feuer (deren Namen Pavaka, Pavamana, und Suchi sind) seien mit einem Fluch des großen Weisen Vasishta dazu verdammt worden, „immer und immer wieder geboren zu werden“ („Bhagavata-Purana“, IV, 24. 4). Das ist ausreichend deutlich.

Daher heißt es von den Flammen, deren Funktionen in den exoterischen Büchern verwechselt und die ohne Unterscheidung Prajapatis, Pitris, Manus, Asuras, [SD # 248] Rishis, Kumaras309 etc. etc. genannt wurden, sie hätten sich in der dritten Wurzelrasse persönlich inkarniert und würden deshalb „immer und immer wiedergeboren“. In der esoterischen Lehre werden sie im Allgemeinen Asuras genannt oder Asu-ra Devata oder Pitar-Devata (Götter), denn wie gesagt, sie waren zuerst Götter – und zwar die höchsten – bevor sie zu „Nicht-Göttern“ wurden und von Himmelsgeistern zu Erdgeistern herabgefallen waren310exoterisch, bitte beachten, im orthodoxen Dogma.

Kein Theologe oder Orientalist kann jemals die Genealogien der Prajapatis, der Manus und der Rishis oder ihren unmittelbaren Zusammenhang – oder eher ihre Korrelation – mit den Göttern verstehen, wenn er sich nicht im Besitz des Schlüssels zu der alten, ursprünglichen Kosmogonie und Theogonie befindet, über den ursprünglich alle Nationen gemeinsam verfügten. Alle diese Götter und Halbgötter werden in verschiedenen Kalpas und in ebenso verschiedenen Charakteren auf der Erde wiedergeboren; jeder folgte dabei seinem individuellen Karma und ordnete jede Wirkung ihrer Ursache zu.

Es ist verständlich, dass vor der Erläuterung weiterer Stanzen unbedingt gezeigt werden musste, dass die Söhne der „dunklen Weisheit“, obwohl identisch mit den Erzengeln, welche die Theologie die „Gefallenen“ zu nennen beliebt, ebenso göttlich und rein oder gar noch reiner sind als alle in den Kirchen so verherrlichten Michaels und Gabriels. Das „alte Buch“ geht auch auf verschiedene Einzelheiten des Astrallebens ein, die dem Leser gegenwärtig jedoch vollkommen unverständlich sein würden. Es muss daher späteren Erklärungen überlassen bleiben, und die erste und die zweite Rasse werden jetzt nur spärliche Beachtung finden. Nicht so die dritte Rasse – die Wurzelrasse, welche sich in die Geschlechter teilte und die als erste mit Vernunft begabt werden sollte. Die Menschen entwickelten sich gleichlaufend mit dem Globus, und Letzterer „verkrustete“ vor mehr als hundert Millionen Jahren – die erste menschliche Unterrasse hatte schon begonnen sich zu materialisieren oder sozusagen fest zu werden. Aber, wie die Stanze sagt: „Der innere Mensch (das bewusste Wesen) war nicht.“ Wie der Okkultismus sagt, stammt dieses „bewusste Wesen“ – nein, in vielen Fällen ist es die wirkliche Essenz und das Sein der hohen Intelligenzen, die durch das unwandelbare Gesetz der karmischen Evolution dazu verurteilt sind, sich in diesem Manvantara zu reinkarnieren.

[SD # 249] (b) Dieser Vers (der 39.) bezieht sich ausschließlich auf die Rassen­einteilungen. Streng gesprochen lehrt die Esoterische Philosophie eine modifizierte Polygenesis. Denn während sie der Menschheit einen einheitlichen Ursprung zuschreibt, insofern ihre Vorväter oder „Schöpfer“ sämtlich göttliche Wesen waren – wenn auch verschiedener Klassen oder Vollkommenheitsgrade in ihrer Hierarchie – lehrt sie doch, dass die Menschen nichtsdestoweniger in sieben verschiedenen kontinentalen Zentren dieser Periode geboren wurden. Obwohl alle einen gemeinsamen Ursprung besitzen, so unterschieden sich doch, aus gegebenen Gründen, ihre Möglichkeiten und mentalen Fähigkeiten, ihre äußeren und physischen Formen und zukünftigen Eigenschaften stark.311 Was ihre Hautfarbe anbelangt, wird im Linga-Purana eine bedeutsame Allegorie erzählt. Die Kumaras – die sogenannten Rudragötter (siehe weiter unten) – werden als Inkarnationen Shivas beschrieben, des Zerstörers (der äußeren Formen), auch Vamadeva genannt. Letzterer, als ein Kumara, der „ewig Ehelose“, der keusche jungfräuliche Jüngling, entspringt in jedem großen Manvantara aus Brahmâ und „wird wieder vier“. Das ist eine Bezugnahme auf die vier großen Abteilungen der menschlichen Rassen in Bezug auf Hautfarbe und Typus – und ihre drei Hauptvariationen. So wird im 29. Kalpa – das ist in diesem Fall eine Bezugnahme auf die Umwandlung und Evolution der menschlichen Form, die Shiva bis zu dem großen manvantarischen Wendepunkt herab, ungefähr um die Mitte der vierten (atlantischen) Rasse, periodisch immer wieder zerstört und neu formt – im 29. Kalpa also wechselt Shiva als Svetalohita, der Wurzel-Kumara, seine Hautfarbe von mondfarben zu weiß. In seiner nächsten Umwandlung ist er rothäutig (und darin unterscheidet sich die exoterische Version von der esoterischen Lehre). In der dritten – gelb; in der vierten schwarz.

Die Esoterik klassifiziert nun diese sieben Variationen, mit ihren vier großen Abteilungen, in lediglich drei unterschiedliche ursprüngliche Rassen – da sie die erste Rasse nicht in Betracht zieht, die weder Typus noch Farbe und eine kaum objektive, wenn auch riesige Form besaß. Die Evolution dieser Rassen, ihre Entstehung und Entwicklung, schritten pari passu und parallel mit der Evolution, Formation und Entwicklung dreier geologischer Schichten voran, von welchen sich die menschliche Hautfarbe ebenso ableitete wie sie das Klima dieser Zonen bestimmte. Die Esoterik nennt drei große Abteilungen, nämlich die rot-gelbe, die schwarze, und die braun-weiße.312 Die arischen Rassen zum Beispiel, deren Hautfarben heute von Dunkelbraun, beinahe Schwarz, Rotbraungelb bis zum hellsten Creme variieren, sind nichtsdestoweniger alle von ein und demselben Stamm – der fünften Wurzelrasse – und stammen von [SD # 250] einem einzigen Vorfahren ab, der in der hinduistischen Exoterik mit dem generischen Namen des Vaivasvata Manu benannt wird: Letzterer ist, um daran zu erinnern, jene generische Persönlichkeit, der Weise, der vor mehr als 18.000.000 Jahren gelebt haben soll und auch vor 850.000 Jahren – zur Zeit des Untergangs der letzten Überreste des großen Kontinents Atlantis313 (sieheDie ursprünglichen Manus der Menschheit“, am Ende dieser Stanze) – und der auch heute noch in seiner Menschheit leben soll. Die Farbe der ersten festen menschlichen Rasse, die nach der Mitte der dritten Wurzelrasse erschien (nach ihrem Fall in die Zeugung – wie soeben erklärt) und die schließlichen Veränderungen mit sich brachte, war ein lichtes Gelb. Denn erst in jener Periode fand die letzte Umwandlung statt, die den Menschen so hervorbrachte, wie er heute ist, lediglich in einem vergrößerten Maßstab. Diese Rasse ließ die vierte Rasse entstehen; „Shiva“ verwandelte allmählich jenen Teil der Menschheit, der „schwarz vor Sünde“ geworden war, in Rotgelb (deren Abkömmlinge sind die roten Indianer und die Mongolen) und schließlich in braunweiße Rassen – die heute mit den gelben Rassen zusammen die große Masse der Menschheit bilden. Die Allegorie im Linga-Purana ist wunderlich, da sie das große ethnologische Wissen der Alten zeigt.

Wenn wir von der „letzten Umwandlung“ lesen, die vor 18.000.000 Jahren stattgefunden haben soll, möge der Leser in diesem Zusammenhang überlegen, wie viele Millionen mehr erforderlich gewesen sein müssen, um diesen schließlichen Zustand zu erreichen . Wenn sich der Mensch in seiner allmählichen Verdichtung im Gleichklang mit der Erde entwickelte, wie viele Millionen von Jahren müssen während der ersten, zweiten und der ersten Hälfte der dritten Rasse vergangen sein? Denn die Erde befand sich in einem verhältnismäßig ätherischen Zustand, bevor sie ihre letzte, feste Konstitution erlangte. Die archaischen Lehren sagen uns ferner, dass während der mittleren Periode der lemuro-atlantischen Rasse, dreieinhalb Rassen nach der Entstehung des Menschen, die Erde, der Mensch und alles auf dem Globus noch von gröberer und materiellerer Natur war, während sich beispielsweise Korallen und einige Muscheln in einem halb gallertartigen, astralen Zustand befanden. Die seit damals vergangenen Zyklen trugen uns weiter auf den entgegengesetzten, aufsteigenden Bogen, einige Schritte auf unsere Entmaterialisierung zu, wie die Spiritualisten sagen würden. Die Erde, wir selbst und alle Dinge sind seit damals elastischer geworden – ja selbst unsere Gehirne. Doch von einigen Theosophen wurde eingewendet, dass eine ätherische Erde selbst vor etwa 15 oder 20 Millionen Jahren nicht mit der Geologie übereinstimmt, die uns lehrt, dass die Winde wehten, der Regen fiel, die Wellen sich am Ufer brachen, die Sandmassen sich verlagerten und sammelten [SD # 251] etc. etc., kurz gesagt, dass sämtliche heute wirkenden natürlichen Ursachen auch schon damals aktiv waren, „in den allerfrühesten Weltaltern der geologischen Zeit, ja, in denen der ältesten paläozoischen Felsen“. Ihnen antworten wir wie folgt. Erstens, welchem Datum werden die „ältesten paläozoischen Felsen“ von der Geologie zugeordnet ? Und zweitens, warum konnten die Winde nicht blasen, der Regen nicht fallen und die Wellen (scheinbar aus Kohlensäure, wie die Wissenschaft andeutet) sich nicht an den Ufern brechen auf einer halbastralen, d. h. zähflüssigen Erde? Das Wort „astral“ bedeutet in der okkulten Phraseologie nicht notwendigerweise etwa so dünn wie Rauch, sondern vielmehr „sternenartig“, scheinend oder durchsichtig, in verschiedenen und zahlreichen Abstufungen, von einem ganz dünnen bis zu einem zähen Zustand, wie gerade angemerkt. Doch es gibt noch weitere Einwände: Wie konnte eine astrale Erde die anderen Planeten in diesem System beeinflussen? Würde nicht der ganze Vorgang in Unordnung geraten, wenn die Anziehung eines Planeten plötzlich entfiele? Dieser Einwand stellt offenbar keinen Beweis dar, denn unser System ist aus älteren und jüngeren Planeten zusammengesetzt, von denen einige tot sind (wie der Mond), andere sich in einem Entstehungsprozess befinden, trotz allem gegenteilig von der Astronomie Behaupteten. Letztere hat unseres Wissens nach noch nie den Standpunkt vertreten, alle Körper unseres Systems seien gleichzeitig ins Dasein getreten und hätten sich zur gleichen Zeit entwickelt. Die Geheimlehren des vorderen Himalayas unterscheiden sich in dieser Beziehung von den indischen. Der hinduistische Okkultismus lehrt, die Vaivasvata-Manu-Menschheit sei über 18.000.000 Jahre alt. Das bestätigen wir, aber nur insofern als der physische oder annähernd physische Mensch betrachtet wird, der zum Ende der dritten Wurzelrasse existierte. Jenseits dieser Periode könnte der Mensch oder sein zartes Bild über 300.000.000 Jahre existiert haben, soweit wir wissen; denn es werden uns keine Zahlen gelehrt, die geheim sind und bei den Meistern der okkulten Wissenschaften verborgen bleiben werden, wie im „Esoteric Buddhism“ richtig festgestellt wird. Während ferner die hinduistischen Puranas nur von einem Vaivasvata Manu sprechen, behaupten wir, dass es derer unterschiedliche gab, da der Name generisch ist. (Vide supra)

Wir müssen jetzt ein paar weitere Worte zur physischen Evolution des Menschen sagen.

 

Archaische Lehren in den Puranas und in der Genesis
Physische Evolution

Die Autorin kann nicht allzu viele Beweise dafür liefern, dass das beschriebene System der Kosmogonie und Anthropogonie tatsächlich existierte, dass seine Aufzeichnungen aufbewahrt werden und dass es sich selbst in der modernen Lesart der alten Schriften widerspiegelt.

Die Puranas auf der einen Seite und die jüdischen Schriften andererseits beruhen auf demselben Evolutionsschema, das sich als ebenso wissenschaftlich erweisen würde wie vieles von dem, was heute als das letzte Wort der neuesten Entdeckungen gilt, würde es esoterisch gelesen und in moderner Sprache formuliert. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Systemen ist der, dass [SD # 252] die Puranas, welche den Ursachen genauso viel oder vielleicht sogar noch mehr Aufmerksamkeit widmen wie den Wirkungen, sich stärker auf die präkosmischen und prägenetischen Perioden beziehen als auf die der sogenannten Schöpfung, während die Bibel, nachdem sie lediglich ein paar Worte über die frühere Periode verloren hat, sich sofort in die materielle Genesis stürzt und dann, die voradamischen Rassen beinahe überspringend, sofort mit ihren Allegorien über die fünfte Rasse fortfährt.

Wie auch immer sich der Ansturm auf die Abfolge der Schöpfung in der Genesis ausgewirkt hat, und ihre buchstäbliche Erzählung eignet sich ganz bestimmt in bewundernswertem Ausmaß für Kritik,314 wird die Lektüre der Hindu-Puranas trotz ihrer allegorischen Übertreibungen ergeben, dass sie mit der Naturwissenschaft in vollständiger Übereinstimmung stehen.

Selbst die auf den ersten Blick unsinnig erscheinende Allegorie, dass Brahmâ die Form eines Ebers annimmt, um die Erde aus dem Wasser zu retten, findet eine vollkommen wissenschaftliche Erklärung in den geheimen Kommentaren, da sie sich tatsächlich auf die vielen Hebungen und Senkungen bezieht, auf den beständigen Wechsel von Wasser und Land von den frühesten bis zu den spätesten geologischen Perioden unseres Globus; denn die Wissenschaft lehrt uns heute, dass neun Zehntel der geschichteten Formationen der Erdkruste allmählich unter Wasser auf dem Grund der Meere aufgebaut wurden. Man glaubt, dass die alten Arier nichts über Naturgeschichte, Geologie etc. wussten. Der jüdischen Rasse gesteht selbst ihr schärfster Kritiker, ein unnachgiebiger Bibelgegner (siehe „Modern Science and Modern Thought“, S. 337) andererseits den Verdienst zu, sie hätte die Idee des Monotheismus „früher konzipiert und stärker bewahrt als jede andere der weniger philosophischen und unmoralischeren Religionen (!!) der alten Welt.“ Nur, während wir in der biblischen Esoterik physiologische sexuelle Mysterien symbolisiert finden und kaum [SD # 253] mehr (wofür wenig echte Philosophie notwendig ist), ist in den Puranas der höchst wissenschaftliche und philosophische „Schöpfungsmorgen“ zu finden, der, unparteiisch analysiert und aus seinen märchenartigen Allegorien in einfache Sprache übersetzt, offenbaren würde, dass die moderne Zoologie, Geologie, Astronomie und nahezu alle anderen Zweige modernen Wissens von der alten Wissenschaft vorweggenommen wurden und den Philosophen zumindest in ihren grundlegenden Zügen oder gar in einigen Details bekannt waren!

Trotz aller absichtlichen Verhüllungen und Verwirrungen, um den Profanen von der wirklichen Spur abzubringen, wies selbst Bentley die puranische Astronomie als eine wirkliche Wissenschaft aus; und wer mit den Mysterien der hinduistischen astronomischen Abhandlungen vertraut ist, wird bestätigen, dass die modernen Theorien von der fortschreitenden Verdichtung der Nebelflecke, Sternennebel und Sonnen den Indern vollkommen bekannt waren und dass sie bezüglich der zyklischen Bewegungen der Sterngruppen über exaktestes Wissen verfügten, welches sie für chronologische und andere Zwecke nutzten; ihre Kenntnisse übertrafen die der heutigen Europäer bei weitem.

Wenn wir uns der Geologie und der Zoologie zuwenden, finden wir dasselbe. Die Mythen und endlosen Genealogien von den sieben Prajapatis, ihren Söhnen, den sieben Rishis oder Manus und ihren Frauen, Söhnen und Nachkommen – was sollten sie anderes sein als ein großer, ausführlicher Bericht über die fortschreitende Entwicklung und Evolution der tierischen Schöpfung, eine Art nach der anderen? Waren die hoch philosophischen und metaphysischen Arier – sie verfassten das vollkommenste philosophische System transzendentaler Psychologie, Gesetzbücher der Ethik, eine Grammatik wie Panini, das Sankhya- und das Vedanta-System, einen Moralkodex (des Buddhismus), welchen Max Müller zum vollkommensten der Erde erklärte – waren die Arier Narren oder kindisch genug, ihre Zeit damit zu verbringen, Feenmärchen zu schreiben, als welche die Puranas heute in den Augen jener dazustehen scheinen, die von ihrer geheimen Bedeutung auch nicht die geringste Ahnung haben? Die Fabel, die Genealogie und der Ursprung Kashyapas mit seinen zwölf Frauen, mit welchen er zahlreiche und verschiedenartige Nachkommen wie Nagas (Schlangen), Reptilien, Vögel und alle Arten lebendiger Dinge zeugte, was ihn also als Vater aller Arten von Tieren ausweist – was könnte das anderes bedeuten als eine verschleierte Aufzeichnung der Reihenfolge der Evolution der gegenwärtigen Runde? Bis jetzt können wir nicht erkennen, dass überhaupt ein Orientalist jemals auch nur die entfernteste Vorstellung von den hinter den Allegorien und Personifikationen verborgenen Wahrheiten hatte. „Das Satapatha-Brahmana“, behauptet jemand, „enthält einen nicht leicht verständlichen Bericht von Kashyapas Ursprung. . . . Er war der Sohn Marichis, der Sohn Brahmâs, Vivasvats Vater, Manus Vater, der Vorfahr der Menschheit. . . . Nachdem er die Form einer Schildkröte angenommen hatte, erschuf Prajapati Nachkommen. Was er erschuf, machte er (akarot); daher das Wort kurma (Schildkröte). Kashyapa bedeutet Schildkröte. Daher sagen die Menschen: ‘Alle Geschöpfe stammen von Kashyapa ab’“ etc. etc. („Hindu Class. Dict.“)

Er war all das. Er war auch der Vater des Vogels Garuda, [SD # 254] des „Königs des Stammes der Gefiederten“, der zum selben Stamm gehört wie die Reptilien, die Nagas, und von ihnen abstammt; er stellt ebenfalls einen Zyklus dar, eine Zeitperiode, deshalb wird er später zum Todfeind dieses Stammes, und zwar als sich die Vögel im Laufe der Evolution in ihrem „Kampf ums Dasein“ – „Überleben des Tauglichsten“ etc. etc. aus den Reptilien entwickelt hatten und nun vorzugsweise gegen die wandten, von denen sie ausgegangen waren, um sie zu verschlingen – vielleicht von einem Naturgesetz getrieben, um Platz für andere und vollkommenere Arten zu machen. (Vide Teil II, „Symbolik“)

In dem bewundernswerten Abriss „Modern Science and Modern Thought“ wird Gladstone eine Lektion über die Naturgeschichte angeboten, welche aufzeigt, dass sie eine völlige Abweichung zur Bibel darstellt. Der Verfasser bemerkt, dass die Geologie beginnt mit . . .

„. . . dem frühesten bekannten Fossil, dem laurentinischen Eozoon canadense, und sich dann in einer Kette fortsetzt, deren Glieder fest miteinander verschweißt sind, durch das Silur mit seinem Überfluss an Mollusken-, Crustacea und Wurmtierleben und den ersten Anzeichen von Fischen; durch das Devon mit seiner Vorherrschaft der Fische und dem ersten Auftreten der Reptilien; durch das Mesozoikum mit seinen Batrachia (der Familie der Frösche); durch die Formationen des Sekundärs, in welchen die Meeres-, Land- und Luftreptilien vorherrschten und die ersten niedrigen Formen der Landwirbeltiere zu erscheinen begannen; und schließlich durch das Tertiär, in dem die Säugetierwelt überreich geworden war und Typus auf Typus und Art auf Art folgte, die sich allmählich differenzierten und spezialisierten, durch die Eozän-, Miozän- und Pliozänperioden, bis wir schließlich bei der Eiszeit und der prähistorischen Periode ankommen und zum positiven Nachweis für die Existenz des Menschen.“

In den Kommentaren zu den Puranas im Allgemeinen und im Buch Dzyan im Besonderen findet sich dieselbe Reihenfolge und zusätzlich eine Beschreibung von Tieren, die der modernen Wissenschaft unbekannt sind. Der einzige Unterschied ist zweifelsohne gewichtig, da er eine von seinem physischen Körper unabhängige spirituelle und göttliche Natur des Menschen in dieser Scheinwelt voraussetzt, in der die falsche Persönlichkeit und ihre zerebrale Grundlage allein der orthodoxen Psychologie bekannt sind, und er lautet wie folgt: Da der Mensch in allen sogenannten „sieben Schöpfungen“ existierte, die allegorisch für die sieben evolutionären Veränderungen oder Unterrassen der ersten Wurzelrasse der Menschheit stehen, wie wir sie auch bezeichnen können – war er in dieser Runde von Anfang an auf der Erde. Nachdem seine den termischen Bedingungen dieser früheren Zeiten angepasste physische Gestalt in den vorangegangenen drei Runden alle drei Naturreiche durchlaufen hatte,315 war sie bereit, beim ersten Aufdämmern des menschlichen Lebens den göttlichen Pilger zu empfangen, d. h. vor 18.000.000 Jahren. Erst am [SD # 255] Mittelpunkt der dritten Wurzelrasse wurde der Mensch mit Manas ausgestattet. Miteinander vereinigt, wurden die zwei und dann die drei zu einem; denn obwohl die niederen Tiere, von der Amöbe bis zum Menschen, ihre Monaden empfingen, in welchen sämtliche höheren Eigenschaften potenziell vorhanden sind, müssen diese doch latent bleiben, bis das Tier seine menschliche Form erreicht, denn davor entwickelt sich Manas (das Denkvermögen) nicht in ihnen.316 Mit Ausnahme des zweiten (Lebenskraft), des dritten (das Astrale) und Rudimenten des vierten (Kama, Begierde und Instinkt) Prinzips, dessen Intensität und Entwicklung je nach Art variiert und sich verändert, sind in den Tieren alle Prinzipien paralysiert und befinden sich in einem fötusartigen Zustand. Für den mit der Darwinistischen Theorie vermählten Materialisten wird sich das wie ein Märchen anhören, eine Mystifikation; wer jedoch an einen inneren spirituellen Menschen glaubt, wird die Behauptung nicht unnatürlich empfinden.

Nun wird sich die Schreiberin sicherlich sogenannten unüberwindlichen Einwendungen gegenübergestellt sehen. Man wird uns sagen, dass der Vorstellung eines den Säugetieren vorausgehenden Menschen alles entgegensteht – die Linie der Embryologie, die allmähliche Entwicklung jedes individuellen Lebens und der Verlauf der bekannten Abfolge der fortschreitenden Spezialisierungsstufen. Der Mensch beginnt als die bescheidenste und primitivste wurmförmige Kreatur, „aus dem anfänglichen Protoplasmaklümpchen und aus der Kernzelle, in der alles Leben seinen Ursprung nimmt“ und „wird durch Stadien hindurch entwickelt, die von jenen der Fische, Reptilien und Säugetiere nicht unterschieden werden können, bis die Zelle schließlich die hochspezialisierte Entwicklung des Vierhänders und zu allerletzt des menschlichen Typus erreicht“. (Laing, 335)

Das ist wissenschaftlich vollkommen korrekt, und wir haben nichts dagegen einzuwenden; denn all das bezieht sich auf die Hülle des Menschen – auf seinen Körper, welcher in seinem Wachstum natürlich gleich jeder anderen (einst so bezeichneten) morphologischen Einheit derartigen Metamorphosen unterworfen ist. Es sind nicht jene, welche die Umformung des Mineralatoms durch Kristallisation lehren – was dieselbe Funktion und die gleiche Beziehung zu seinem anorganischen (sogenannten) Upadhi (oder Basis) hat wie die Bildung von Zellen zu ihren organischen Kernen, durch Pflanze, Insekt und Tier bis zum Menschen –, es sind nicht sie, die diese Theorie ablehnen werden, da sie schließlich zur Anerkennung einer Universalen Gottheit in der Natur führen wird, die seit jeher vorhanden war und wie immer unsichtbar und unerkennbar sein wird, und der innerkosmischen Götter, die alle Menschen waren.317

[SD # 256] Aber wir möchten fragen, welche Beweise die Wissenschaft und ihre exakten und jetzt axiomatischen Entdeckungen gegen unsere okkulte Theorie darstellen? Wer an das Gesetz der Evolution und allmählich fortschreitende Entwicklung aus einer Zelle glaubt (aus einer vitalen wurde eine morphologische Zelle, bis sie schließlich als reines und einfaches Protoplasma erwachte), kann seine Überzeugung sicherlich keinesfalls auf eine einzelne Evolutionslinie beschränken! Es gibt unzählige Arten von Leben, und außerdem schreitet die Evolution nicht bei allen Arten in derselben Geschwindigkeit voran. Die Konstitution der ursprünglichen Materie im Silurzeitalter – wir meinen die „ursprüngliche“ Materie der Wissenschaft – stimmt in jeder wesentlichen Einzelheit mit Ausnahme ihres gegenwärtigen Dichtegrades mit der lebendigen ursprünglichen Materie von heute überein. Auch können wir nicht finden, was zu finden sein sollte, wäre die jetzige orthodoxe Theorie der Evolution völlig korrekt, nämlich einen beständigen, immer weitergehenden Fortschritt in jeder Art von Wesen. Was beobachten wir anstelle dessen? Während die mittleren Gruppen der Tiere alle zu einem höheren Typus tendieren und die Spezialisierungen – mal des einen, mal des anderen Typus – sich im Laufe der geologischen Zeitalter entwickeln, die Formen verändern, neue Formen annehmen, mit kaleidoskopischer Geschwindigkeit in den Beschreibungen der Paläontologen von einer Periode zur anderen auftauchen und verschwinden, sind die beiden einsamen Ausnahmen von der allgemeinen Regel diejenigen an den beiden entgegengesetzten Polen des Lebens und der Art, und zwar – der Mensch und die unteren Gattungen des Seins!

„Gewisse bestens gekennzeichnete Formen lebender Wesen existierten enorm lange Epochen hindurch und überlebten dabei nicht nur Veränderungen der physischen Bedingungen, sondern bestanden auch beim Auftreten und Verschwinden anderer Lebensformen verhältnismäßig unverändert fort. Solche Formen können als ‘ausdauernde Lebensformen’ bezeichnet werden; und in der Tier- sowie in der Pflanzenwelt sind hinreichend Beispiele dafür vorhanden.“ (Huxley, „Proceed. of Roy, Inst.“, Bd. III, S. 151)

Nichtsdestoweniger wird uns kein einziger guter Grund dafür angegeben, warum Darwin Reptilien, Vögel, Amphibien, Fische, Mollusken etc. etc. als Nachkommen eines monerischen Ahnen zusammenfasst. Auch wird uns nicht gesagt, ob z. B. die Reptilien unmittelbar von den Amphibien abstammen, Letztere von den Fischen und die Fische von niedrigeren Formen – was sicherlich der Fall ist. Denn die Monaden durchliefen alle diese Daseinsformen bis hinauf zum Menschen, auf jedem Globus, in den drei vorangegangenen Runden; jede Runde, sowie auch jeder darauffolgende Globus, von A bis G, waren und müssen wieder zum Schauplatz derselben Evolution werden, lediglich jedes Mal auf einer festeren, materielleren Grundlage. Daher ist die Frage leicht zu beantworten: „Welche Beziehung besteht zwischen den astralen Prototypen der dritten Runde und der gewöhnlichen physischen Entwicklung im Verlauf der Entstehung der den Säugetieren vorausgehenden organischen Arten?“ Ersterer ist der schattenhafte Prototyp der Letzteren, die vorläufige, kaum ausgearbeitete und vergängliche Leinwandskizze von Gegenständen, die dazu bestimmt sind, ihre schließliche und lebendige [SD # 257] Form vom Pinsel des Malers zu erhalten. Der Fisch entwickelte sich in den Schatten der Teiche zu einer Amphibie – einem Frosch; der Mensch durchlief alle diese Verwandlungen in der dritten Runde auf diesem Globus, und der Fisch erlebt dasselbe jetzt in seinem vierten Zyklus. Die Arten der dritten Runde trugen zur Bildung der Arten in der gegenwärtigen Runde bei. Dieser Zyklus von sieben Runden in ihrem Werk der stufenweisen Bildung des Menschen durch alle Naturreiche spiegelt sich in strenger Analogie in einem mikroskopischen Maßstab in den ersten sieben Monaten der Schwangerschaft in einem zukünftigen Menschenwesen wider. Der Schüler möge diese Analogie überdenken und ausarbeiten. Das sieben Monate alte, noch ungeborene Baby ist zwar ganz fertig entwickelt, aber dennoch braucht es noch zwei weitere Monate, um Stärke zu erlangen und sich zu festigen; genauso verbleibt der Mensch, nachdem er seine Evolution durch die sieben Runden vollbracht hat, zwei weitere Perioden im Schoß von Mutter Natur, bevor er als Dhyani geboren oder vielmehr wiedergeboren wird, noch vollkommener als er war, bevor er sich als Monade in die neu gebildete Weltenkette hineinbegab. Möge der Schüler über dieses Geheimnis nachsinnen, und er wird sich leicht davon überzeugen, dass analog den zwischen vielen Klassen existierenden physischen Bindegliedern auch bestimmte Gebiete vorhanden sind, wo die astrale in die physische Evolution eintaucht. Darüber verliert die Wissenschaft kein Wort. Der Mensch hat sich mit und aus dem Affen entwickelt, sagt sie. Doch jetzt wird der Widerspruch deutlich erkennbar.

Huxley fährt fort mit einem Hinweis auf Pflanzen, namentlich Farne und Bärlapp; einige von ihnen existierten bereits im Karbon und gleichen im Allgemeinen den heute Vorkommenden, denn: „Der Zapfen der oolithischen Araucaria ist von dem der heute existierenden Art kaum zu unterscheiden. . . . . In Unterreichen bestimmter Tierarten können ähnliche Beispiele gefunden werden. Die Globigerina der atlantischen Tiefen ist wesensgleich mit der derselben Gattung angehörenden Art der Kreidezeit . . . die Tabulata-Korallen der Silurzeit sind so wunderbar wie die Korallen unserer Meere. . . . Die höchste Gruppe der Arachnida, die Skorpione, waren im Karbon durch eine Gattung vertreten, die sich von ihren heute lebenden Verwandten lediglich durch . . . die Augen unterscheidet etc. etc. Die Schlussfolgerung daraus möge Dr. Carpenters maßgebliche Darlegung betreffs der Foraminiferen ziehen. „Es existiert kein Beweis“, sagt er, „für irgendeine grundlegende Veränderung oder eine solche Entwicklung bei der Gattung der Foraminiferen von der paläozoischen Periode bis zur Jetztzeit. . . . Das Spektrum der heutigen Foraminiferen weist wahrscheinlich eine größere Diversität auf als jegliche frühere Periode; jedoch gibt es keinerlei Anzeichen irgendeiner Neigung zur Anhebung zu einem höheren Typus.“ („Introduction to the Study of the Foraminifera“, S. xi)

Wie wir gesehen haben, zeigt der auf der obersten Sprosse der Daseinsleiter stehende Mensch noch weniger Anzeichen für Veränderungen als die Foraminiferen, ein Protozoon des niedersten Lebenstypus, ohne Mund und Augen, mit Ausnahme ihres heute größeren Artenreichtums. Das Skelett seines paläolithischen Vorfahren erweist sich [SD # 258] in einigen Bereichen sogar dem Gerüst des heutigen als überlegen. Wo ist da also die behauptete Einheitlichkeit des Gesetzes, die absolute Regel, dass eine Art in eine andere übergeht und sich auf diese Weise in unmerklichen Schritten zu einem höheren Typus entwickelt? Wir sehen, dass Sir William Thomson der Erdgeschichte volle 400.000.000 Jahre einräumt, seit sich die Oberfläche des Globus hinlänglich abgekühlt hatte, um die Anwesenheit lebendiger Wesen zu erlauben;318 und während des ungeheuren Zeitraumes allein der oolithischen Periode, dem sogenannten „Reptilienzeitalter“, finden wir eine höchst außerordentliche Verschiedenheit und einen Reichtum an Saurierformen, in welchem der amphibische Typus seine höchste Entwicklungsstufe erreichte. Wir erfahren von Ichthyosauriern, von Plesiosauriern in den Seen und Flüssen und von geflügelten Krokodilen oder Eidechsen, die in der Luft fliegen. Im darauffolgenden Tertiär „bemerken wir, dass die Gattung der Säugetiere gegenüber früher existierenden Formen bemerkenswerte Unterschiede aufweist . . . . Mastodonten, Megatheriidae und andere schwerfällige Bewohner der alten Wälder und Ebenen; und im Anschluss daran“, so wird uns mitgeteilt, „die allmähliche Umwandlung einer der Verzweigungen der Gattung der Vierhänder in jene Wesen, aus welchen der ursprüngliche Mensch selbst entwickelt worden zu sein behaupten kann.“ („The Beginnings of Life“)

Er kann; aber mit Ausnahme eines Materialisten wird niemand verstehen, warum er das tun sollte; denn dafür besteht nicht die geringste Notwendigkeit, auch wäre eine solche Evolution nicht durch Tatsachen belegt, denn diejenigen, die am meisten an diesen Beweisen interessiert sind, räumen ein, nicht einen einzigen Fakt zur Unterstützung ihrer Theorie gefunden zu haben. Um die einzelnen Glieder einer fortschreitenden Serie zu repräsentieren, sind nicht zahllose individuelle Lebewesen notwendig. Sie sind „das Ergebnis unterschiedlicher und verschiedenartiger Abweichungen der Evolution, bald in die eine und bald in die andere Richtung“. Daher ist es weitaus gerechtfertigter zu behaupten, der Affe habe sich in die Ordnung der Vierhänder evolviert, als dass sich der ursprüngliche Mensch zusammen mit dem Affen aus einem gemeinsamen Ahnen entwickelt habe – ist er doch in seiner menschlichen Eigenart seit dem ersten, in den ältesten Schichten gefundenen Skelett unverändert geblieben, und mit Ausnahme der Farbe und des Gesichtstypus lassen sich keine Unterschiede feststellen.

Dass der Mensch wie andere Tiere in einer Zelle entsteht und „sich durch Stadien entwickelt, die von jenen der Fische, Reptilien und Säugetiere nicht zu unterscheiden sind, bis die Zelle die hochspezialisierte Entwicklung des vierfüßigen und schließlich des menschlichen Typus erreicht, ist ein Jahrtausende altes okkultes Axiom. Das kabbalistische Axiom: „Ein Stein, wird eine Pflanze; eine Pflanze ein Tier, ein Tier ein Mensch; ein Mensch ein Gott“ gilt seit allen Zeitaltern. Haeckel zeigt in seiner „Natürlichen Schöpfungsgeschichte“ eine doppelte Zeichnung, die zwei Embryonen nebeneinander darstellt – den eines Hundes im Alter von sechs Wochen und den eines Menschen von acht Wochen. Bis auf einen geringfügigen Unterschied am Kopf, der beim Menschen größer und im Bereich des Gehirns breiter ist, sind die beiden [SD # 259] nicht voneinander zu unterscheiden. „Wir können in der Tat sagen, dass jeder Mensch die Form eines Fisches und die eines Reptils durchläuft, bevor er die eines Säugetiers und schließlich des Menschen erreicht. In einem weiter fortgeschrittenen Stadium, wenn er die Form des Reptils bereits durchlaufen hat . . . entspricht die Entwicklungsrichtung eine beträchtliche Zeit lang der anderer Säugetiere. Die rudimentären Gliedmaßen sind genau gleich, die fünf Finger und Zehen entwickeln sich auf dieselbe Art. Und die Ähnlichkeit zwischen dem menschlichen Embryo und dem eines Hundes ist nach den ersten vier Entwicklungswochen derartig groß, dass es kaum möglich ist, sie zu unterscheiden. Selbst im Alter von acht Wochen gleicht der menschliche Embryo einem Tier mit einem Schwanz und ist von einem Hundeembryo kaum zu unterscheiden.“ („Modern Science and Modern Thought“, S. 171)

Warum also nicht den Menschen und den Hund aus einem gemeinsamen Ahnen sich entwickeln lassen oder aus einem Reptil – einem Naga, anstatt den Menschen mit den Vierhändern zu verkoppeln? Das eine wäre genauso logisch wie das andere, wenn nicht noch logischer. Die Gestalt und die Stadien des menschlichen Embryos bestehen unverändert seit historischen Zeiten, und diese Metamorphosen waren Asklepios und Hippokrates ebenso wohlbekannt wie Huxley. Nachdem es die Kabbalisten in vorgeschichtlichen Zeiten beobachteten, ist das keine neue Entdeckung. In „Isis Unveiled“, I, S. 389, wird das bemerkt und halb erklärt.

Da der Embryo des Menschen nicht mehr vom Affen als von jedem anderen Säugetier in sich trägt, sondern vielmehr die Gesamtheit der Naturreiche in sich selbst enthält, und nachdem er „eine beständige Lebensform“ zu sein scheint, viel mehr noch als selbst die Foraminiferen, erscheint es genauso unlogisch, ihn sich aus dem Affen evolvieren zu lassen wie seinen Ursprung auf den Frosch oder den Hund zurückzuführen. Die okkulte und die östliche Philosophie glauben beide an die Evolution, welche Manu und Kapila319 mit viel größerer Klarheit erklären als es irgendeinem Wissenschaftler gegenwärtig möglich wäre. Es ist nicht notwendig zu wiederholen, was in Isis entschleiert vollständig erörtert worden ist, da der Leser alle diese Argumente und die Beschreibung der Grundlage sämtlicher östlicher Evolutionslehren in unseren früheren Werken finden kann.320 Kein Okkultist kann die unvernünftige Aussage akzeptieren, dass alle heute existierenden Formen, „von der strukturlosen Amöbe bis zum Menschen“, unmittelbar geradlinig von Organismen abstammen, die Millionen und Abermillionen von Jahren vor der Geburt des Menschen in den vorsilurischen Epochen im Meer und dem Schlamm des Festlandes lebten. [SD # 260] Die Okkultisten glauben vielmehr an ein inneres Gesetz der fortschreitenden Entwicklung.321 Darwin tat das niemals, und er sagt es selbst.

Auf Seite 145 der 5. Ausgabe von „On the Origin of Species“ stellt er die Behauptung auf, die „natürliche Selektion“, die eine progressive Entwicklung nicht notwendigerweise mit einschließt, würde die mikroskopisch kleinen Tierchen und den Wurm (die „beständigen Arten“) nicht berühren, da es „den Infusorientierchen und einem Eingeweidewurm“ keinen Vorteil bringen könne, „. . . hochgradig organisiert zu werden“.

In einem solchen Naturverhalten zeigt sich scheinbar ein nicht allgemein gültiges Gesetz, es gleicht eher der selektiven Tätigkeit irgendeiner super-physischen Selektion; vielleicht könnte jener Aspekt Karmas, welchen die östlichen Okkultisten als das „Verzögerungsgesetz“ bezeichnen, etwas damit zu tun haben.

Aber es gibt allen Grund daran zu zweifeln, dass Darwin seinem Gesetz jemals eine solche Bedeutung beimaß wie seine atheistischen Nachfolger. Das Wissen über die verschiedenen lebenden Formen vergangener geologischer Perioden ist sehr mager. Die dafür von Dr. Bastian angeführten Gründe sind sehr bedeutsam: „(1) wegen der unvollkommenen Art und Weise, in der die unterschiedlichen Formen in den Schichten der entsprechenden Periode dargestellt werden können; (2) wegen der außerordentlich beschränkten Art von Nachforschungen, welche in diesen nicht ausreichend repräsentativen Schichten durchgeführt wurden; und (3), weil so viele Teile der Aufzeichnungen für uns ganz und gar unzugänglich sind – nahezu alles, was unter dem silurischen System liegt, wurde von der Zeit ausgelöscht, wohingegen jene zwei Drittel der Erdoberfläche, in denen die übrigen Schichten zu finden sind, jetzt von Meeren bedeckt sind.“ Daher sagt Darwin:

„Ich für meinen Teil betrachte die geologische Aufzeichnung entsprechend dem von Lyell stammenden Gleichnis als eine Geschichte der Welt, die unvollkommen erhalten und in einem wechselnden Dialekt verfasst wurde. Von dieser Geschichte besitzen wir lediglich den letzten Band, und der bezieht sich nur auf zwei oder drei Länder. Von diesem Band ist lediglich das eine oder andere kurze Kapitel erhalten und von jeder Seite nur hier und da ein paar Zeilen.

Auf der Basis derartig magerer Daten kann sicherlich nicht das letzte Wort der Wissenschaft gesprochen werden. Der Okkultismus bestreitet, dass sämtliche vorangegangenen Formen des menschlichen Lebens Typen angehörten, die unter unserem eigenen standen, denn das ist nicht der Fall; der Grund dafür liegt nicht irgendwie in menschlichem Stolz oder unvernünftigem Glauben daran, dass der Mensch wenigstens hier auf der Erde (in unserer Periode vielleicht) den höchsten Typus des Lebens repräsentiert. Vielmehr werden die Paläontologen das die bestehende Theorie unleugbar beweisende „fehlende Glied“ niemals finden. Wenn man mit uns daran glaubt, dass der Mensch (während der vorangegangenen Runden) sich in den niedrigsten Formen allen pflanzlichen und tierischen Lebens entwickelt und sie auf der Erde durchlaufen hat, so ist kaum etwas Erniedrigendes an der Vorstellung, den Orang-Utan als einen Ahnen unserer physischen Form zu akzeptieren. Ganz im Gegenteil; diese Idee [SD # 261] würde die okkulte Lehre befördern, dass sich alles, was in der irdischen Natur evolviert, am Ende zum Menschen entwickeln wird. Man kann sogar fragen, wie es sein kann, dass die Biologen und Anthropologen, nachdem sie die Theorie über die Abstammung des Menschen vom Affen vollkommen akzeptierten – bislang die Frage der zukünftigen Evolution der heute existierenden Affen zum Menschen unberührt ließen? Das ist lediglich eine logische Folge der ersteren Theorie, wenn die Wissenschaft nicht aus dem Menschen ein bevorzugtes Wesen machen und seine Evolution als beispiellosen, ganz und gar speziellen Einzelfall darstellen will. Und das ist es genau, wohin all dies die Naturwissenschaft führt. Die Okkultisten lehnen jedoch die Hypothesen Darwins und insbesondere Haeckels ab, und der Grund dafür ist, dass der Mensch, und nicht der Affe, eine spezielle und einzigartige Instanz ist, und das ist die nüchterne Wahrheit. Der Pithekoide ist eine versehentliche Schöpfung, ein erzwungenes Wachstum, das Ergebnis eines unnatürlichen Prozesses.

Die okkulte Lehre ist unserer Überzeugung nach logischer. Sie lehrt ein zyklisches, sich niemals änderndes Gesetz in der Natur. Es hat jedoch keine persönliche, „besondere Absicht“, sondern wirkt nach einem gleichmäßigen Plan, welcher die gesamte manvantarische Periode hindurch vorherrscht und mit dem Regenwurm genauso verfährt wie mit dem Menschen. Weder der eine noch der andere haben darum gebeten, ins Dasein zu treten, daher stehen beide unter demselben Evolutionsgesetz, und beide müssen entsprechend dem karmischen Gesetz fortschreiten. Beide sind von demselben neutralen Lebenszentrum ausgegangen, und beide müssen bei der Vollendung des Zyklus wieder darin eintauchen.

Es wird nicht abgestritten, dass der Mensch in der vorangegangenen Runde ein riesiges affenartiges Geschöpf war. Und wenn wir vom „Menschen“ sprechen, sollten wir vielleicht hinzufügen, dass wir damit die grobe Form meinen, die sich lediglich für den Gebrauch durch den Menschen in dieser Runde entwickelte – deren Mittel- oder Übergangspunkt wir kaum erreicht haben. Auch war der Mensch während der ersten zweieinhalb Wurzelrassen nicht dasselbe, was er heute ist. Diesen Punkt erreichte er, wie oben gesagt, erst vor 18.000.000 Jahren, in der Sekundärperiode, behaupten wir.

Bis dahin war er der Überlieferung und der okkulten Lehre nach „ein auf der Erde wandelnder Gott, der in die Materie gefallen war“ oder in die Zeugung. Das mag akzeptiert werden oder nicht, da die Geheimlehre sich nicht als unfehlbares Dogma aufdrängt; und da, einerlei ob ihre vorgeschichtlichen Aufzeichnungen akzeptiert oder verworfen werden, das nichts mit der Frage des gegenwärtigen Menschen und seiner inneren Natur zu tun hat. Der oben erwähnte Fall hinterließ keine Erbsünde auf der Menschheit. Aber all das wurde ausreichend behandelt.

Ferner wird uns gelehrt, dass der Mensch Umwandlungen auf dem absteigenden Bogen durchläuft – der zentrifugal ist für den Geist und zentripetal für die Materie – und ebenso jetzt auf seinem vor ihm liegenden aufsteigenden Pfad, der die Richtung der beiden Kräfte umkehren wird – nämlich die Materie wird zentrifugal werden und der Geist zentripetal. Die Lehre besagt, dass all diese Umwandlungen demnächst auch die anthropoiden Affen erwarten: zumindest jene, welche die dem Menschen in dieser Runde am nächsten stehende Stufe erreicht haben – [SD # 262] denn sie werden in der fünften Runde alle Menschen sein, geradeso wie die gegenwärtigen Menschen in der vorangegangenen dritten Runde affenähnliche Formen bewohnten.

Die heutigen Bewohner der großen Wälder Sumatras erinnern an degradierte und zwergenhafte Muster – „verschwommene Kopien“ unserer selbst, sagt Huxley – so waren wir (der Großteil der Menschheit) in den frühesten Unterrassen der vierten Wurzelrasse während der Periode des sogenannten „Falls in die Zeugung“. Die uns heute bekannten Affen sind nicht das Ergebnis einer natürlichen Entwicklung, sondern ein Unfall, eine Kreuzung zwischen einem tierischen Wesen oder einer tierischen Form und dem Menschen. Wie im vorliegenden Band (Anthropogenesis) gezeigt wurde, hat das sprachlose Tier sich als Erstes geschlechtlich fortgepflanzt, da es sich als Erstes in männlich und weiblich trennen musste. Auch war es von der Natur nicht beabsichtigt, dass der Mensch diesem tierischen Vorbild folgen sollte – was sich daraus ergibt, dass diese Art der Fortpflanzung bei den Tieren relativ schmerzlos vonstatten geht, während sie den Frauen starke Schmerzen verursacht und mit großen Gefahren für sie verbunden ist. Wie es in „Isis Unveiled“ (Bd. II, S. 278) heißt, ist der Affe tatsächlich „eine umgewandelte Art, die ganz unmittelbar mit der menschlichen Familie verbunden ist – ein hybrider Zweig, welcher dem eigenen Stamm vor seiner schließlichen Vollendung aufgepfropft wurde“ – oder dem des Menschen. Die Affen sind Millionen von Jahren jünger als das sprechende Menschenwesen, und sie sind die jüngsten Zeitgenossen unserer fünften Rasse. Somit ist es höchst wichtig daran zu denken, dass die Egos der Affen Wesenheiten sind, die von ihrem Karma gezwungen wurden, sich in den aus der Bestialität der Menschen der letzten dritten und der frühesten vierten Rasse hervorgehenden tierischen Formen zu inkarnieren. Sie sind Wesenheiten, die das „menschliche Stadium“ bereits vor dieser Runde erreichten. Infolgedessen bilden sie eine Ausnahme von der allgemeinen Regel. Die zahllosen Überlieferungen über Satyren sind keine Fabeln, sondern stellen eine erloschene Rasse tierischer Menschen dar. Die tierischen „Evas“ waren ihre Vormütter und die menschlichen „Adame“ ihre Vorväter; daher stammt die kabbalistische Allegorie von Lilith oder Lilatu, Adams erster Gattin, die der Talmud als bezaubernde Frau mit langem welligen Haar beschreibt, d. h. – ein weibliches, haariges Tier heute unbekannter Art, aber dennoch ein weibliches Tier, das in den kabbalistischen und talmudistischen Allegorien der weibliche Widerschein Samaels genannt wird, Samael-Lilith oder das vereinte Mensch-Tier, ein Wesen, das Hayo Bischat genannt wird, die Bestie oder die böse Bestie (Zohar). Aus dieser unnatürlichen Vereinigung stammen die heutigen Affen ab. Letztere sind wahrhaft „sprachlose Menschen“ und werden in der fünften Runde zu sprechenden Tieren (oder Menschen einer niedrigeren Ordnung), wobei die Adepten einer bestimmten Schule hoffen, dass einige der Affen-Egos von höherer Intelligenz am Ende der sechsten Wurzelrasse wieder erscheinen werden. Wie ihre Form sein wird, ist dabei zweitrangig. Die Form bedeutet nichts. Arten und Gattungen der Flora, Fauna und des höchsten Tieres, ihrer Krone – des Menschen, wechseln und verändern sich in Abhängigkeit von ihrer Umgebung und den klimatischen Veränderungen, nicht nur mit jeder Runde, sondern ebenso mit jeder Wurzelrasse, sowie auch nach jeder geologischen [SD # 263] Umwälzung, die der Wurzelrasse ein Ende setzt oder einen Wendepunkt in ihr bewirkt. In der sechsten Wurzelrasse werden die Fossilien des Orang-Utans, des Gorillas und des Schimpansen solche von ausgestorbenen vierhändigen Säugetieren sein; und neue Formen – obwohl mit dem Fortschreiten der Zeitalter und dem herannahenden Ende des Manvantaras immer weniger davon auftreten werden und sie sich immer stärker voneinander unterscheiden – werden sich aus den „abgeworfenen“ Typen der menschlichen Rassen entwickeln, sobald sie aus dem Sumpf des physischen Lebens wieder in das astrale Leben zurückkehren. Vor dem Menschen gab es keine, und bevor die siebte Rasse sich entwickeln wird, werden sie erloschen sein. Karma wird die Monaden der nicht fortgeschrittenen Menschen unserer Rasse leiten und sie in den neu evolvierten menschlichen Formen des auf diese Weise physiologisch erneuerten Pavians unterbringen. (Siehe jedoch Teil III, „Anhänge“)

Das wird natürlich erst in Millionen von Jahren stattfinden. Aber das Bild dieses zyklischen Fortschreitens von allem, was jetzt auf der Erde lebt und atmet, jede Art für sich, ist korrekt und bedarf keiner „besonderen Schöpfung“ oder wunderbaren Formung von Mensch, Tier und Pflanze ex nihilo.

Auf diese Art erklärt die okkulte Wissenschaft, dass das Bindeglied zwischen Affe und Mensch fehlt und zeigt, dass Ersterer sich aus Letzterem entwickelte.

 

Eine panoramische Übersicht über die frühen Rassen

Zwischen der ersten, „vernunftlosen“ Rasse und den hochintelligenten und intellektuellen späteren „Lemuriern“ muss eine Periode von ein paar Millionen Jahren ausgefüllt werden und eine weitere zwischen der frühesten Zivilisation der Atlantier und der historischen Periode.

Als Zeugen der Lemurier sind nur ein paar schweigende Berichte in Gestalt eines halben Dutzends zerbrochener Kolosse und alter zyklopischer Ruinen übrig. Diese dürfen nicht beachtet werden, da sie die „Folge blinder Naturkräfte“ seien, wird uns von einigen versichert; dass sie „ziemlich modern“ seien, sagen uns andere. Verächtlich übergehen die Skeptiker und Materialisten die Überlieferung, und die allzu eifrigen Kirchenmänner machen sie jedenfalls der Bibel dienstbar. Wann immer jedoch eine Legende nicht in die noachische „Theorie von der Sintflut“ hineinpassen will, wird sie vom christlichen Klerus zu den „wahnsinnigen, deliriösen Ansichten alten Aberglaubens“ erklärt. Wenn es nicht mit Lemurien und anderen vergangenen Kontinenten verwechselt wird, wird Atlantis abgestritten, vielleicht weil Lemurien zur Hälfte eine Schöpfung der modernen Wissenschaft darstellt und daher geglaubt werden muss, während Platons Atlantis von den meisten Gelehrten als ein Traum angesehen wird.

Atlantis wird von denen, die Platon glauben, oft als eine Verlängerung Afrikas beschrieben. Es wird auch vermutet, dass an der Ostküste ein alter Kontinent existierte. Aber der afrikanische Kontinent war niemals Teil von Lemurien oder Atlantis, wie wir den dritten und den vierten Kontinent zu bezeichnen übereingekommen sind. Ihre archaischen Namen wurden in den [SD # 264] Puranas und auch sonst niemals erwähnt. Aber mit nur einem einzigen der esoterischen Schlüssel in der Hand ist es eine leichte Aufgabe, diese verschwundenen Länder in den zahllosen in den Puranas beschriebenen „Ländern der Götter“, Devas und Munis, in ihren Varshas, Dvipas und Zonen zu identifizieren. In den frühen Tagen Lemuriens ragte ihr Sveta-Dvipa wie eine riesige Bergspitze vom Grund des Meeres auf; das Gebiet zwischen dem Atlas und Madagaskar war bis ungefähr zur frühen Periode von Atlantis (nachdem Lemurien verschwunden war) überflutet, da Afrika vom Grund des Ozeans auftauchte und der Atlas halb versunken war.

Es ist natürlich unmöglich, innerhalb des Rahmens selbst einiger Bände einen zusammenhängenden und detaillierten Bericht über die Evolution und den Fortschritt der ersten drei Rassen zu versuchen – ausgenommen eines allgemeinen Überblicks darüber, der nun ausgeführt wird. Die erste Rasse hatte keine eigene Geschichte. Von der zweiten Rasse kann dasselbe gesagt werden. Wir haben daher nur den Lemuriern und den Atlantiern sorgfältige Aufmerksamkeit zu widmen, bevor die Geschichtsschreibung unserer eigenen Rasse (der fünften) versucht werden kann.

Was ist über andere Kontinente bekannt, von unserem eigenen abgesehen, und was weiß die Geschichte über die frühen Rassen und was davon akzeptiert sie? Alles, was außerhalb der abstoßenden Spekulationen der materialistischen Wissenschaft liegt, wird mit dem verächtlichen Ausdruck des „Aberglaubens“ beschmiert. Die weisen Menschen von heute wollen nichts glauben. Platons „beflügelte“ und hermaphroditischen Rassen und sein Goldenes Zeitalter unter der Herrschaft Saturns und der Götter werden von Haeckel in aller Stille auf ihren neuen Platz in der Natur gestellt: Unsere göttlichen Rassen werden als Nachfahren der Schmalnasenaffen dargestellt und unser Ahn als ein Klumpen Seeschleims.

Nichtsdestotrotz, wie Faber es formuliert, „wird man erkennen, dass die Erdichtungen der alten Poesie . . . . einen Anteil historischer Wahrheit enthalten.“ Wie einseitig auch die Bemühungen des gelehrten Verfassers der „Dissertation on the Mysteries of the Cabiri“ erscheinen – die über ihre gesamten beiden Bände darauf ausgerichtet ist, die klassischen Mythen und Symbole des alten Heidentums zu nötigen, „Zeugnis abzulegen für die Wahrheit der Schrift“ – haben die Zeit und weitere Untersuchungen diese „Wahrheit“ doch wenigstens teilweise gerächt, indem sie dieselbe unverhüllt zeigen. So sind es im Gegenteil die geschickten Bearbeitungen der Schrift, die als Beweis für die große Weisheit des archaischen Heidentums herangezogen werden. Und das trotz des unentwirrbaren Durcheinanders bezüglich der Wahrheit über die Kabiren – die geheimnisvollsten Götter des Altertums – entstanden durch die wilden und widersprüchlichen Spekulationen Bischof Cumberlands, Dr. Shuckfords, Cudworths, Vallanceys etc. etc. und zuletzt Fabers. Nichtsdestoweniger mussten alle diese Gelehrten, vom ersten bis zum letzten, zu einem gewissen Schluss kommen, der von Letzterem wie folgt gefasst wurde: „Wir haben keinen Grund zu der Annahme“, schreibt er, „der Götzendienst der heidnischen Welt sei eine rein willkürliche Erfindung gewesen. Im Gegenteil – er scheint nahezu durchgängig auf einer traditionellen Erinnerung an bestimmte tatsächliche Ereignisse aufgebaut worden zu sein. Diese Ereignisse identifiziere ich mit der Vernichtung [SD # 265] der ersten Menschheitsrasse (der vierten in der esoterischen Lehre) durch die Wasser der Sintflut“. (Kap. I, S. 9). Faber fährt fort:

„Ich bin überzeugt davon, dass die Überlieferung vom Untergang der phlegrischen Insel genau dieselbe ist wie die von der untergegangenen Insel Atlantis. Beide scheinen mir auf ein großes Ereignis anzuspielen, und zwar auf den Untergang der ganzen Welt in den Wassern der Sintflut, oder wenn wir annehmen, dass der Erdbogen in seiner ursprünglichen Lage verblieb, auf das Ansteigen des Wasserspiegels über denselben. M. Bailly bemüht sich in seinem Werk über Platons Atlantis, mit dem er offenbar die Autorität der Chronologie der Schrift zu entwerten bezweckt, tatsächlich zu beweisen, dass die Atlantier eine sehr alte nördliche Nation waren und lange vor den Indern, den Phöniziern und den Ägyptern existierten. („A Dissertation on the Kabiri“, Bd. II, S. 284).

Hier stimmt Faber mit Bailly überein, der sich als gelehrter und intuitiver erweist als diejenigen, die die biblische Chronologie akzeptieren. Auch hat Letzterer nicht Unrecht mit seiner Behauptung, die Atlantier seien die Titanen und die Giganten (siehe „Lettres sur L’Atlantide“). Faber adaptiert um so bereitwilliger die Ansicht seines Französischen confrére, da Bailly Kosmas Indikopleustes erwähnt, der eine alte Überlieferung über Noah aufbewahrte – derzufolge er „früher die Insel Atlantis bewohnte“ (ibid.). Es spielt keine große Rolle, ob es sich bei dieser Insel um die im „Esoteric Buddhism“ erwähnte „Poseidonis“ handelt oder um den Kontinent Atlantis. Die Überlieferung ist da, von einem Christen aufgezeichnet.

Kein Okkultist würde jemals daran denken, Noah seiner Vorrechte zu berauben, nur weil er als Atlantier bezeichnet wird; das würde ja lediglich zeigen, dass die Israeliten die Geschichte vom Vaivasvata Manu, von Xisuthrus und von so vielen anderen wiederholen und dabei lediglich den Namen änderten, und dazu hatten sie das gleiche Recht wie alle anderen Nationen und Stämme auch. Wir wenden uns nur gegen die buchstabengetreue Akzeptanz der biblischen Zeitrechnung, da sie unsinnig ist, und sie stimmt weder mit den geologischen Daten noch mit der Vernunft überein. Wenn Noah Atlantier war, dann war er ein Titan, ein Gigant, wie Faber zeigt; und wenn er ein Gigant war, warum wird er dann in der Genesis nicht als solcher angeführt?322

Baillys Irrtum war, den Untergang von Atlantis abzustreiten und die Atlantier lediglich als nördliche und nachsintflutliche Nation zu bezeichnen, die jedoch, wie er selbst sagt, bestimmt „vor der Gründung der hinduistischen, ägyptischen und phönizischen Reiche erblühte“. Auch das wäre richtig gewesen, hätte [SD # 266] er nur von der Existenz dessen gewusst, was wir Lemurien zu nennen übereingekommen sind. Denn die Atlantier waren gegenüber den Lemuriern nachsintflutlich, und Lemurien ging nicht unter wie Atlantis, sondern versank infolge von Erdbeben und unterirdischen Feuern in den Wogen, wie es auch Großbritannien und Europa eines Tages widerfahren wird. Infolge ihrer Ignoranz wollen unsere Wissenschaftler weder die Überlieferung über unterschiedliche bereits versunkene Kontinente akzeptieren noch das durch den gesamten manvantarischen Zyklus wirkende periodische Gesetz akzeptieren – diese Unwissenheit ist die Hauptursache aller Verwirrung. Auch hat Bailly nicht Unrecht, wenn er uns versichert, dass die Inder, Ägypter und Phönizier nach den Atlantiern kamen, denn Letztere gehörten der vierten Rasse an, während die Arier und ihr semitischer Zweig zur fünften Rasse gehören. Als Platon die Solon von den ägyptischen Priestern erzählte Geschichte wiedergibt, vermischt er absichtlich (wie jeder Initiierte es tun würde) die beiden Kontinente und schreibt alle Ereignisse der kleinen, zuletzt versunkenen Insel zu, die den beiden riesigen Kontinenten angehören, dem prähistorischen und dem überlieferten. Daher sagt er über das erste Paar, von dem die gesamte Insel bevölkert wurde, es sei aus Erde geformt. Mit diesen Worten meint er weder Adam und Eva noch seine eigenen hellenischen Vorväter. Seine Worte sind lediglich allegorisch, und wenn er auf die „Erde“ anspielt, so meint er die „Materie“, da die Atlantier in Wirklichkeit die erste rein menschliche und irdische Rasse waren – die ihr vorausgegangenen waren eher göttlich und ätherisch als menschlich und fest.

Platon muss jedoch von der Geschichte der dritten Rasse nach ihrem „Fall“ gewusst haben, wie jeder andere Initiierte auch, obwohl er als zu Schweigsamkeit und Geheimhaltung Verpflichteter sein Wissen niemals mit vielen Worten preisgab. Wenn man sich auch nur annähernd mit der Zeitrechnung der östlichen Nationen vertraut gemacht hat – die vollständig auf den frühen arischen Berechnungen beruhte und denselben folgte – kann es nichtsdestoweniger jetzt leichter fallen, die unermesslichen Zeitperioden zu verstehen, die seit der Trennung der Geschlechter vergangen sein müssen oder gar seit der ersten und selbst der zweiten Wurzelrasse. Da diese das Verständnis der im westlichen Denken geübten Menschen weiterhin übersteigen müssen, wurde es für nutzlos befunden, im Einzelnen über die erste, die zweite und selbst die dritte Rasse in ihrem Anfangszustand zu sprechen.323 Ein Anfang kann erst zu jenem Zeitpunkt gemacht werden, an dem Letztere vollständig ihre menschliche Periode erreicht hat, ohne dass sich der nicht initiierte Leser hoffnungslos verwirrt findet.

[SD # 267] Die dritte Rasse fiel – und erschuf nicht länger: sie zeugte ihre Nachkommen. Da sie zur Zeit der Trennung noch vernunftlos war, zeugte sie außerdem abnormale Sprösslinge, bis ihre physiologische Natur ihre Instinkte in die richtige Richtung gelenkt hatte. Den „Göttern“ der Bibel gleich, hatten die „Söhne der Weisheit“, die Dhyan Chohans, sie gewarnt, die von der Natur verbotene Frucht unberührt zu lassen: Die Warnung wurde jedoch ignoriert. Erst als es zu spät war, begriffen die Menschen die Untauglichkeit ihres Tuns – wir dürfen nicht von Sünde sprechen: nachdem sich die engelhaften Monaden aus höheren Sphären in ihnen inkarniert und sie mit Verstand begabt hatten. Bis zu jenem Tag waren sie lediglich physisch geblieben, wie die von ihnen erzeugten Tiere. Was ist aber der Unterschied? Die Lehre besagt, dass der einzige Unterschied zwischen beseelten und unbeseelten Dingen auf der Erde, zwischen einer tierischen und einer menschlichen Gestalt, darin besteht, dass in der einen die verschiedenen „Feuer“ latent sind und in der anderen aktiv. Die Lebensfeuer sind in allen Dingen, und kein Atom entbehrt sie. Kein Tier hat jedoch die drei höheren Prinzipien in sich erweckt; sie sind lediglich potenziell in ihnen, latent, und somit nicht existent. Und auch wir Menschen hätten bis zum heutigen Tag immer noch die tierischen Gestalten, wären sie so belassen worden wie sie aus den Körpern ihrer Stammväter hervorkamen, deren Schatten sie waren, um zu wachsen, lediglich von den der Materie innewohnenden Mächten und Kräften entfaltet. Aber wie es im Pymander heißt:

„Das ist ein Mysterium, das bis zum heutigen Tag versiegelt und verhüllt war. Die Natur,324 die mit dem Menschen325 vermengt wurde, brachte ein erstaunliches Wunder zustande, nämlich die harmonische Vermischung der Wesenheiten der Sieben (Pitris oder Lenker) und ihrer eigenen; von Feuer und Geist und Natur (dem Noumenon der Materie); das (die Vermischung) brachte unverzüglich sieben Menschen entgegengesetzten Geschlechts (negativ und positiv) hervor, den Wesenheiten der sieben Lenker entsprechend“. („Divine Pymander“, Kap. I, Sekt. 16).

So spricht Hermes, der dreimal große Initiierte,326 „die Macht des [SD # 268] Göttlichen Gedankens“. Der Hl. Paulus, ein weiterer Initiierter, nannte unsere Welt „den rätselhaften Spiegel der reinen Wahrheit“, und der Hl. Gregor von Nazianz bestätigte Hermes mit seiner Behauptung, „die sichtbaren Dinge seien lediglich der Schatten und Abriss der Dinge, die wir nicht sehen können“. Das ist ein ewiger Zusammenhang, und die Bilder der höheren Sprossen der Daseinsleiter wiederholen sich auf den niederen. Der „Fall der Engel“ und der „Krieg im Himmel“ wiederholen sich auf jeder Ebene, der niedrigere „Spiegel“ entstellt dabei das Bild des höheren, und jeder Spiegel reflektiert das Bild auf seine eigene Art. So sind die christlichen Dogmen lediglich Rückerinnerungen an Platons Paradigmen, der vorsichtig von diesen Dingen sprach, wie es jeder Initiierte tun würde. Aber es ist alles so, wie es der „Desatir“ in diesen wenigen Sätzen formuliert:

„Alles, was auf der Erde ist, sagt der Herr (Ormazd), ist der Schatten von etwas, was in den höheren Sphären ist. Dieses leuchtende Objekt (Licht, Feuer etc.) ist der Schatten dessen, das noch leuchtender ist als es selbst, und so fort, bis er mich erreicht, der ich das Licht der Lichter bin.“

In den kabbalistischen Büchern und insbesondere im Zohar ist der Gedanke sehr ausgeprägt, dass jedes gegenständliche Objekt auf der Erde oder in diesem Universum der Schatten – Diyyuqna’ – des ewigen Lichts oder der Gottheit ist.

Die dritte Rasse war zunächst vor allem der helle Schatten der Götter, welche die Überlieferung nach dem allegorischen Krieg im Himmel auf die Erde verbannt; welcher auf der Erde noch allegorischer wurde, denn es handelte sich um den Krieg zwischen Geist und Materie. Dieser Krieg wird andauern, bis der innere oder Göttliche Mensch sein äußeres, irdisches Selbst seiner eigenen spirituellen Natur angleicht. Bis dahin werden sich die dunklen und wilden Leidenschaften des Vorigen in ewiger Fehde mit seinem Meister befinden, dem Göttlichen Menschen. Doch eines Tages wird das Tier gezähmt sein, weil seine Natur verändert sein wird, und zwischen den beiden wird aufs Neue Harmonie herrschen wie vor dem „Fall“, als selbst der sterbliche Mensch von den Elementen geschaffen und nicht geboren wurde.

Das Obige wird in allen großen Theogonien verdeutlicht, insbesondere in den griechischen (siehe Hesiods Theogonie). Die Entmannung von Uranus durch seinen Sohn Kronos, der ihn damit zur Zeugungsunfähigkeit verurteilt, wurde von den modernen Mythenforschern niemals verstanden. Und doch ist sie sehr klar; und da sie universal war327 (siehe Fußnote), muss sie eine große abstrakte und [SD # 269] philosophische Idee enthalten haben, die unseren modernen Weisen verloren gegangen ist. Diese in der Allegorie enthaltene Bestrafung kennzeichnet in der Tat „eine neue Periode, eine zweite Phase in der Entwicklung der Schöpfung“, wie Decharme („Mythologie de la Grèce Antique“, S. 7) richtig bemerkt, jedoch lehnt er den Versuch ab, sie zu erklären. Uranus stellte sich gegen eine Behinderung dieser Entwicklung oder der natürlichen Evolution, indem er alle seine Kinder sofort nach ihrer Geburt vernichtete. Uranus personifiziert alle schöpferischen Mächte des Chaos (des Raumes oder der ungeoffenbarten Gottheit) und die darin enthaltenen, und er bezahlt in dieser Darstellung seine Strafe; denn es sind diese Mächte, welche die Pitris veranlassen, den ursprünglichen Menschen aus sich selbst heraus zu evolvieren – so wie diese Menschen später selbst ihre eigenen Nachkommen – ohne jeglichen Sinn für oder Wunsch nach Fortpflanzung. Das Werk der Erzeugung, für einen Augenblick unterbrochen, geht in die Hände von Kronos328 über, der Zeit, der sich mit Rhea (in der Esoterik der Erde, im Allgemeinen Materie) vereinigt und so nach dem himmlischen dann irdische Titanen hervorbringt. Die Gesamtheit dieser Symbolik bezieht sich auf die Evolutionsmysterien.

Diese Allegorie ist die exoterische Lesart der in diesem Teil unseres Werkes gegebenen esoterischen Lehre. Denn in Kronos sehen wir sich dieselbe Geschichte wiederholen. So wie Uranus seine Kinder von Gaia (in der Welt der Manifestation eines, und zwar von Aditi oder der großen kosmischen Tiefe) vernichtete, indem er sie in den Schoß der Erde einschloss, Titäa, vernichtete Krones, in diesem zweiten Stadium der Schöpfung, seine Kinder von Rhea – indem er sie verschlang. Das ist eine Anspielung auf die fruchtlosen Versuche der Erde oder der Natur, ohne Hilfe eine wirklich menschliche Menschheit zu erschaffen (siehe unsere Stanzen III – X et seq., und auch den Bericht von Berossos über die ursprüngliche Schöpfung). Die Zeit verschlingt ihr eigenes fruchtloses Werk. Dann kommt Zeus-Jupiter, der seinerseits seinen Vater entthront.329 Jupiter, der Titan, ist in einem Sinn Prometheus,330 und unterscheidet sich von Zeus, dem großen [SD # 270]Vater der Götter“. Bei Hesiod ist er der „keine Ehre erweisende Sohn“. Hermes nennt ihn den „Himmlischen Menschen“ (Pymander). Und selbst in der Bibel findet er sich wieder unter dem Namen Adam, und später – durch Transmutation – unter dem von Ham. Doch all das sind Personifikationen der „Söhne der Weisheit“. Die notwendige Bestätigung dafür, dass Jupiter zu dem rein menschlichen, atlantischen Zyklus gehört – wenn die ihm vorausgegangenen Uranus und Kronos für unzureichend erachtet werden – kann bei Hesiod gefunden werden, der uns sagt, dass die Unsterblichen die Menschen erschufen und das Goldene und das Silberne Zeitalter (die erste und die zweite Rasse) kreierten; und Jupiter schuf die Generationen des Bronze-Zeitalters (eine Mischung aus zwei Elementen), der Heroen, sowie die Menschen des Eisernen Zeitalters. Hierauf sendet er mit Pandora sein verderbliches Geschenk an Epimetheus,331 was Hesiod als „fatale Gabe“ oder die erste Frau bezeichnet. Es war eine Bestrafung, erklärt er, die den Menschen „wegen des Diebstahls des göttlichen, schöpferischen Feuers“ geschickt wurde. Ihr Erscheinen auf der Erde ist das Signal für jede Art von Übel. Vor ihrem Auftreten lebten die Menschenrassen glücklich, ohne Krankheit und Leid – genauso werden dieselben unter der Herrschaft Yimas lebenden Rassen auch im mazdäischen Vendidad“ dargestellt.

In der universalen Überlieferung lassen sich zwei Sintfluten erkennen, wenn man sorgfältig Hesiod, den Rigveda, den Zend Avesta etc. vergleicht, aber in keiner der Theogonien wird jemals ein erster Mensch erwähnt, ausgenommen in der Bibel.332 Überall erscheint der Mensch unserer Rasse nach einer durch Wasser bewirkten Umwälzung. Danach erwähnt die Überlieferung lediglich die verschiedenen Bezeichnungen von Kontinenten und Inseln, die zur entsprechenden Zeit in den Wellen des Meeres versanken.333 „Götter und Sterbliche haben einen gemeinsamen Ursprung“, sagt Hesiod (ibid., V. 108), und Pindar wiederholt die Behauptung („Nem.“, VI, I). Deukalion und Pyrrha entgehen der Flut, indem sie eine Arche erbauen, ähnlich der Noahs (siehe „Apollod.“, I, 7, 2; und Ovid, Metam.“, I, 260 ff.), und sie bitten Jupiter, das Menschengeschlecht wieder zu beleben, das er unter den Wassern der Flut hatte zugrunde gehen lassen. In der slawischen Mythologie (Litauische Märchen, in Grimm, „Deutsche Myth.“, I, S. 545) werden alle Menschen ertränkt, lediglich zwei alte Leute, ein Mann und seine Frau, überlebten. Dann rät ihnen Pram-Gimas (der „Meister von allen“), siebenmal auf die Felsen der Erde zu springen, und sieben neue Rassen (Paare) wurden geboren, von denen die neun litauischen Stämme abstammen. Wie der Verfasser der Mythologie de la Grèce Antique“ wohl verstand, [SD # 271] bedeuten die vier Zeitalter Zeitperioden und auch eine allegorische Anspielung auf die Rassen. Er sagt: „Die aufeinanderfolgenden Rassen, vernichtet und ohne jegliche Übergangszeit durch andere ersetzt, werden im Griechischen mit den Metallen gekennzeichnet, um ihren beständig abnehmenden Wert zu zeigen. Gold, das leuchtendste und kostbarste von allen, das Symbol der Reinheit . . . . bestimmt die erste Rasse. . . . . Die Menschen der zweiten Rasse, des Silbernen Zeitalters, stehen bereits weit unter der ersten. Träge und schwache Geschöpfe, ist ihr ganzes Leben nichts Besseres als eine lange, stumpfsinnige Kindheit. . . . Sie verschwinden. . . . Die Menschen des Bronze-Zeitalters sind kräftig und gewalttätig (die dritte Rasse); ihre Stärke ist außerordentlich. Sie hatten Waffen aus Bronze, Wohnungen aus Bronze; sie benutzten nichts anderes als Bronze. Eisen, das schwarze Metall, war noch unbekannt („Op. at D.“, 143-155). Die vierte Generation (Rasse) ist nach Hesiod die der Helden, die vor Theben fielen (siehe „Sieben gegen Theben“, Aischylos) oder unter den Mauern von Troja.

Da die vier Rassen von den ältesten griechischen Dichtern erwähnt werden, wenn auch sehr verworren und anachronistisch, sind unsere Lehren wieder einmal durch die Klassiker bestätigt. Aber das ist alles „Mythologie“ und Dichtung. Was kann die moderne Wissenschaft zu einem solchen Euhemerismus alter Erdichtungen sagen? Der Urteilsspruch ist nicht schwer vorauszusehen. Daher muss der Versuch gemacht werden, vorgreifend zu antworten und zu beweisen, dass ein derartig großer Bereich eben dieser Wissenschaft von Erdichtungen und empirischen Spekulationen gekennzeichnet ist, dass keiner der Gelehrten das geringste Recht hat, mit einem so schweren Balken in seinem eigenen Auge auf den Splitter im Auge des Okkultisten zu zeigen, selbst unter der Voraussetzung, dass dieser Splitter keine Erdichtung ihrer eigenen Einbildungskraft darstellt.

 

STANZE X
– Fortsetzung

 

40. Dann wuchsen die Dritte und die Vierte (Rasse) voller Stolz. Wir sind die Könige, wir sind die Götter (a).

41. Sie nahmen Frauen, schön anzusehen. Frauen von den „Verstandlosen“, den Schwachköpfigen. Sie brachten Monster hervor, bösartige Dämonen, männlich und weiblich, auch Khado (Dakini) mit beschränktem Verstand (b).

42. Sie erbauten Tempel für den menschlichen Körper. Das Männliche und Weibliche verehrten sie (c). Das Dritte Auge war nicht mehr aktiv (d).

(a) So waren die ersten wahrhaft physischen Menschen, ihre erste Eigenschaft war – der Stolz! Die [SD # 272] Erinnerung an die dritte Rasse und die riesigen Atlantier war es, die bis auf die Tage von Moses herab von einer Generation und Rasse zur nächsten erhalten blieb. Die vorsintflutlichen Riesen gaben dieser Erinnerung eine objektive Form, diese schrecklichen Zauberer und Magier, von denen die römische Kirche so lebendige und gleichzeitig so verzerrte Legenden bewahrt hat. Wer die Kommentare zur archaischen Lehre gelesen und studiert hat, wird mit Leichtigkeit in einigen dieser Atlantier die Prototypen Nimrods, der Erbauer des babylonischen Turms, der Hamiten und der gesamten Schar „verfluchter Erinnerungen“, wie die theologische Literatur sie bezeichnet, wiedererkennen; kurz gesagt jene, die der Nachwelt die orthodoxen Typen Satans lieferten. Und das führt uns naturgemäß zu der Frage nach der religiösen Ethik jener frühen Rassen, so mythisch sie auch sein mögen.

Was waren die Religionen der dritten und vierten Rasse? Im Vergleich zu dem, was für gewöhnlich unter Religion verstanden wird, hatten weder die Lemurier noch ihre Nachkommen, die Lemuro-Atlantier, irgendeine Religion, denn sie wussten nichts von Dogmen, und sie brauchten auch nicht irgendwas aus Glaubensgründen zu akzeptieren. Sobald das spirituelle Auge des Menschen sich dem Verstand geöffnet hatte, fühlte sich die dritte Rasse eins mit dem Allgegenwärtigen, dem immer unbekannten und unsichtbaren All, der Einen Universalen Gottheit. Mit göttlichen Kräften ausgestattet und ihren eigenen inneren Gott fühlend, verspürte ein jeder, dass er seiner Natur nach ein Mensch-Gott war, wenn auch seinem physischen Selbst nach ein Tier. Der Kampf zwischen den beiden begann an jenem Tag, da sie die Frucht vom Baum der Weisheit gekostet hatten, ein Kampf auf Leben und Tod zwischen dem Spirituellen und dem Psychischen, dem Psychischen und dem Physischen. Wer die Herrschaft über den Körper erlangt und damit die niederen Prinzipien besiegt hatte, vereinigte sich mit den „Söhnen des Lichts“. Wer seiner niederen Natur zum Opfer fiel, wurde zum Sklaven der Materie. Aus „Söhnen des Lichts und der Weisheit“ wurden sie schließlich die „Söhne der Finsternis“. Sie fielen in der Schlacht zwischen dem sterblichen und dem unsterblichen Leben, und die Gefallenen wurden zum Samen der zukünftigen atlantischen Geschlechter.334

In der Morgendämmerung seines Bewusstseins hatte der Mensch der dritten Wurzelrasse keinen Glauben, der als Religion bezeichnet werden könnte. D. h., er kannte nicht nur keine „heiteren, von Pracht und Gold erfüllten Religionen“, sondern überhaupt kein System des Glaubens oder der äußeren Anbetung. Wenn dieser Begriff jedoch als eine Verknüpfung der Massen in einer Form der Verehrung definiert werden soll für diejenigen, die wir als höher empfinden als uns selbst, als Frömmigkeit – der von einem Kind seinem geliebten Vater gegenüber zum Ausdruck gebrachten Empfindung gleichend – dann besaßen sogar die frühesten Lemurier vom ersten Anbeginn ihres intellektuellen Lebens an eine Religion – und zwar eine sehr schöne. Hatten sie nicht ihre glänzenden Götter der Elemente um sich herum [SD # 273] und sogar in sich selbst?335 Hatten sie nicht ihre Kindheit mit jenen verbracht, die sie pflegten und behüteten, nachdem sie ihnen das Leben geschenkt und sie zu einem intelligenten, bewussten Leben aufgerufen hatten? Es wird uns versichert, dass es so war, und wir glauben es. Denn die Evolution des Geistes in die Materie hätte niemals vollbracht werden können, noch hätte sie jemals ihren ersten Anstoß erhalten, hätten nicht die strahlenden Geister ihre eigenen entsprechenden überätherischen Wesenheiten geopfert, um den Menschen aus Lehm zu beseelen, indem sie jedes seiner inneren Prinzipien mit einem Teil oder vielmehr einem Widerschein jener Wesenheit ausstatteten. Die Dhyanis der sieben Himmel (der sieben Daseinsebenen) sind die Noumena der gegenwärtigen und der zukünftigen Elemente, geradeso wie die Engel der sieben Naturkräfte – deren gröbere Wirkungen wir in dem wahrnehmen, was die Wissenschaft „Bewegungsarten“ zu nennen beliebt – die unwägbaren Kräfte und so weiter – die noch höhere Noumena noch höherer Hierarchien sind.

Es war das „Goldene Zeitalter“ in jenen Tagen des Altertums, das Zeitalter, da die „Götter auf Erden wandelten und sich frei unter die Sterblichen mischten“. An seinem Ende zogen die Götter von dannen (d. h. wurden unsichtbar), und spätere Generationen begannen, ihre Reiche zu verehren – die Elemente.

Die Atlantier, die ersten Nachkommen des halbgöttlichen Menschen nach seiner Trennung der Geschlechter – daher die erstgezeugten und menschlich-geborenen Sterblichen – „opferten“ als Erste dem Gott der Materie. In nebelhafter, weit entfernter Vergangenheit, in mehr als prähistorischen Zeiten, stellen sie die Urform für das große Kainsymbol dar,336 als die ersten Anthropomorphisten, die Form und Materie verehrten. Diese Verehrung entartete sehr bald zur Selbstanbetung und führte von da zum Phallizismus, der bis heute in der Symbolik von Ritual, Dogma und Form aller exoterischen Religionen die Oberhand hat. Adam und Eva wurden Materie oder lieferten den Boden, nämlich Kain und Abel – Letzterer den Leben hervorbringenden Boden, Ersterer „der Besteller dieses Bodens oder Feldes“.

So trennten sich die ersten auf dem lemurischen Kontinent geborenen atlantischen Rassen von ihren frühesten Stämmen an in die Gerechten und die Ungerechten; in die, die den einen unsichtbaren Geist der Natur verehrten, dessen Strahl der Mensch in sich selbst verspürt – oder die Pantheisten; und in jene, die den Geistern der Erde fanatische Verehrung entgegenbrachten, den dunklen, kosmischen, anthropomorphischen Mächten, mit denen sie sich verbündeten. Sie waren die frühesten Gibborim, „die mächtigen Männer von Rang und Namen jener [SD # 274] Zeiten“ (Gen., 6), die in der fünften Rasse zu den Kabirim wurden, Kabiren bei den Ägyptern und den Phöniziern, Titanen bei den Griechen und Rakshasas und Daityas bei den indischen Rassen.

Dies war der geheime und geheimnisvolle Ursprung aller folgenden und modernen Religionen, insbesondere der Verehrung der späteren Hebräer für ihren Stammesgott. Gleichzeitig war diese Sexualreligion eng verbunden, begründet auf und sozusagen vermischt mit astronomischen Phänomenen. Die Lemurier zog es zum Nordpol oder dem Himmel ihrer Vorfahren (dem hyperboreischen Kontinent), die Atlantier zum Südpol, dem kosmischen und terrestrischen Schlund, aus dem die heißen Leidenschaften atmen, die von den kosmischen Elementalen, deren Wohnung er ist, zu Orkanen angefacht werden. Die beiden Pole wurden von den Alten als Drachen und Schlangen bezeichnet – und daher gute und böse Drachen und Schlangen und auch die den „Söhnen Gottes“ (Söhnen von Geist und Materie) gegebenen Namen: die guten und bösen Magier. Das ist der Ursprung der doppelten und dreifachen Natur des Menschen. Die Legende der „gefallenen Engel“ enthält in ihrer esoterischen Bedeutung den Schlüssel zu den vielfältigen Widersprüchen des menschlichen Charakters. Sie deutet auf das Geheimnis des Selbstbewusstseins des Menschen hin. Sie ist das Winkeleisen, um das sich sein gesamter Lebenszyklus dreht – die Geschichte seiner Evolution und seines Wachstums.

Um die esoterische Anthropogenesis korrekt zu erfassen, muss diese Lehre sicher verstanden werden. Sie gibt einen Anhaltspunkt für die Streitfrage über den Ursprung des Bösen. Sie zeigt, wie der Mensch selbst der Trenner des Einen in verschiedene entgegengesetzte Aspekte ist.

Der Leser wird daher jedenfalls nicht überrascht sein, wenn dem Versuch, diesen schwierigen und dunklen Gegenstand zu erklären, soviel Raum eingeräumt wird. Über seinen symbolischen Aspekt muss notwendigerweise ziemlich ausführlich gesprochen werden, weil der aufmerksame Schüler auf diese Art Hinweise für seine eigenen Untersuchungen erhält und so mehr Licht geboten werden kann als es in den technischen Ausdrücken einer eher formalen, philosophischen Darlegung zu übermitteln möglich wäre. Die sogenannten „gefallenen Engel“ sind die Menschheit selbst. Der Dämon des Stolzes, der Lust, der Rebellion und des Hasses existierte vor dem Erscheinen des physischen bewussten Menschen nicht. Der Mensch ist es, der den Feind erzeugte und nährte und es ihm erlaubte, sich in seinem Herzen zu entwickeln. Er ist es wiederum, der den ihm innewohnenden Gott beschmutzte, indem er den reinen Geist mit dem unreinen Dämonen der Materie verkettete. Und wenn der kabbalistische Ausspruch „Demon est Deus inversus“ seine metaphysische und theoretische Bestätigung in der dualen, manifestierten Natur findet, so findet sich seine praktische Anwendung nichtsdestoweniger in der Menschheit allein.

Nimmt man, wie wir es tun, als gegeben an, dass (a) der Mensch vor den anderen Säugetieren und selbst vor den Zeitaltern der großen Reptilien erschien, (b) dass periodische Fluten und Eiszeiten infolge karmischer Störungen der Achse eintraten und hauptsächlich (c), dass der Mensch [SD # 275] von einem höheren oder übernatürlichen Wesen abstammt, wie der Materialismus sagen würde, obwohl er lediglich übermenschlich ist – ist damit selbstverständlich geworden, dass unsere Lehren kaum Aussicht auf eine unparteiische Anhörung haben. Man füge die Behauptung hinzu, dass ein Teil der Menschheit der dritten Rasse – und zwar jene menschlichen Monaden, welche im vorangegangenen Manvantara den höchsten Punkt von Verdienst und Karma erreicht hatten – ihre psychischen und rationalen Naturen göttlichen Wesen verdankten, die in ihr fünftes Prinzip hypostasierten, und die Geheimlehre muss nicht nur in den Augen des Materialismus, sondern selbst in denen des dogmatischen Christentums ihre gesellschaftliche Stellung verlieren. Denn bevor Letztere lernen, dass diese Engel identisch sind mit ihren „gefallenen“ Geistern, wird der esoterische Lehrsatz für furchtbar ketzerisch und verderblich erklärt werden.337 Der Göttliche Mensch wohnte in dem tierischen, und deshalb, als im natürlichen Verlauf der Evolution die physiologische Trennung stattfand – und außerdem „die gesamte tierische Schöpfung entfesselt wurde“ und die Männchen zu den Weibchen hingezogen wurden – fiel diese Rasse: nicht weil sie von der Frucht der Erkenntnis gegessen hatte und Gut und Böse voneinander unterscheiden konnte, sondern weil sie es nicht besser wusste. Vom geschlechtslosen schöpferischen Instinkt angetrieben, hatten die frühen Unterrassen eine Zwischenrasse entwickelt, in welcher sich, wie es in den Stanzen angedeutet wird, die höheren Dhyan Chohans inkarniert hatten.338Wenn wir die Ausdehnung des Universums ermittelt und alles darin kennengelernt haben, werden wir unsere Rasse vermehren“, antworteten die Söhne von Wille und Yoga ihren Brüdern derselben Rasse, die sie dazu einluden, es ihnen gleich zu tun. Das bedeutet, dass die großen Adepten und initiierten Asketen „sich vermehren“ werden, d. h. sie werden noch einmal aus dem Gemüt geborene und unbefleckte Söhne hervorbringen – in der siebten Wurzelrasse.

So heißt es in den Puranas: im „Adi Parvan“ (S. 115) und im „Brahma-Purana“ etc. In einem Teil des „Pushkara Mahatmya“ wird außerdem die Trennung der Geschlechter durch Daksha allegorisiert. Als Daksha erkennt, dass seine gemütgeborenen Nachkommen (die „Söhne des passiven Yogas“) keine Menschen erschaffen wollen, „verwandelt er eine Hälfte von sich in eine Frau, mit welcher er Töchter zeugt“, die zukünftigen Frauen der dritten Rasse, welche die Riesen von Atlantis zeugten, [SD # 276] die sogenannte vierte Rasse. Im Vishnu-Purana wird lediglich erwähnt, dass Daksha, der Vater der Menschheit, den Geschlechtsverkehr als Mittel zur Bevölkerung der Welt etablierte.

Zum Glück für das Menschengeschlecht war die „auserwählte Rasse“ bereits zum Träger der Inkarnation der (intellektuell und spirituell) höchsten Dhyanis geworden, bevor die Menschheit ganz materiell geworden war. Als die letzten Unterrassen – mit Ausnahme einiger der niedrigsten – der dritten Rasse mitsamt dem großen lemurischen Kontinent untergegangen waren, hatten die „Samen der Dreifaltigkeit der Weisheit“ auf der Erde bereits das Geheimnis der Unsterblichkeit erlangt, jene Gabe, die derselben großen Persönlichkeit gestattet, ad libitum aus einem abgetragenen Körper in einen anderen einzutreten.

(b) Der erste Krieg, den die Erde sah, das erste Vergießen menschlichen Blutes, war die Folge davon, dass die Augen und die Sinne des Menschen geöffnet wurden; was ihn erkennen ließ, dass die Töchter seiner Brüder schöner waren als seine eigenen und ihre Frauen auch. Es gab Vergewaltigungen vor jener der Sabinerinnen, und mancher Menelaos raubte seine Helena, bevor die fünfte Rasse geboren wurde. Die Titanen und Riesen waren stärker, ihre Gegner weiser. Das geschah in der vierten Rasse – jener der Riesen.

Denn in den Tagen des Altertums „gab es Riesen“, in der Tat.339 Die Evolutionsreihe der Tierwelt ist ein Garant dafür, dass dasselbe Ereignis bei den Menschenrassen stattfand. In der Schöpfungsordnung noch weiter unten stehend finden wir Zeugen derselben verhältnismäßigen Größe in der Flora, die sich im Gleichschritt mit der Fauna entwickelte. Die hübschen Farnkräuter, die wir sammeln und zwischen den Blättern unserer Lieblingsbücher trocknen, sind Nachkommen der riesigen Farne aus dem Karbon.

Schriften und Fragmente von philosophischen und wissenschaftlichen Werken – kurz nahezu jede Aufzeichnung, die uns vom Altertum überliefert wurde – enthalten Verweise auf Riesen. Niemand kann verfehlen, die Atlantier der Geheimlehre in den Rakshasas von Lanka wiederzuerkennen – den von Rama besiegten Widersachern. Sind diese Berichte nichts Besseres als das Erzeugnis leerer Fantasie? Schenken wir dem Gegenstand einige Augenblicke der Beachtung.

[SD # 277]

Sind die Riesen eine Fiktion?

Hier geraten wir erneut in Widerspruch mit der Wissenschaft. Letztere bestreitet bis heute, dass der Mensch jemals viel größer gewesen sei als der Durchschnitt der großen und kräftigen Menschen, denen man heute gelegentlich begegnet. Dr. Henry Gregor schmäht die Überlieferung von Riesen, sie beruhe auf schlecht verdauten Tatsachen. Es werden Beispiele für falsche Beurteilungen vorgebracht. So fand man im Jahr 1613 an einem Ort, der seit undenklichen Zeiten das „Riesenfeld“ genannt wurde, in der unteren Dauphiné (in Frankreich, vier Meilen von St. Romans) tief in dem sandigen Boden vergraben riesige Knochen. Sie wurden menschlichen Überresten zugeschrieben, und sogar Teutobochus, dem von Marius erschlagenen Teutonenführer. Aber Cuviers spätere Untersuchung bewiesen sie als fossile Überreste des 18 Fuß langen Dinotherium giganteum. Alte Gebäude werden als Beweis dafür angeführt, dass unsere frühesten Vorfahren nicht viel größer waren als wir, da die Eingangstore nicht größer sind als heute. Der größte Mann des uns bekannten Altertums war, wie uns gesagt wird, der römische Kaiser Maximus, dessen Größe lediglich 7,5 Fuß betrug. Nichtsdestoweniger sehen wir in unserer modernen Zeit alljährlich größere Männer als diesen. Der sich im Londoner Pavillon zur Schau stellende Ungar war nahezu 9 Fuß groß. In Amerika wurde ein 9,5 Fuß großer Riese gezeigt. Der Montenegriner Danilo war 9 Fuß und 7 Zoll groß. In Russland und Deutschland treten in den niederen Schichten oft über 7 Fuß große Menschen auf. Da den Affentheoretikern von Darwin gesagt wird, dass die aus Kreuzungen hervorgegangenen Tierarten „immer eine Neigung zur Rückkehr zum Urtypus“ erkennen lassen, sollten sie dasselbe Gesetz auch auf den Menschen anwenden. Hätte es nicht in alten Tagen einen Typus von Riesen gegeben, würden jetzt keine vorkommen.

All das bezieht sich ausschließlich auf die historische Periode. Und wenn die Skelette prähistorischer Zeiten nach Ansicht der Wissenschaft bis heute (was eindeutig bestritten wird) die hier aufgestellte Behauptung noch nicht unwiderlegbar zu beweisen vermochten, ist das lediglich eine Frage der Zeit. Außerdem hat sich, wie bereits gesagt, die menschliche Statur seit dem letzten Rassenzyklus wenig verändert. Die Riesen der alten Zeit sind alle unter den Meeren begraben, und Hunderttausende von Jahren beständiger Reibung durch das Wasser würden selbst ein eisernes Skelett in Staub verwandeln, um wie viel mehr noch ein menschliches. Doch woher kommt das Zeugnis wohlbekannter klassischer Schriftsteller, von Philosophen und von Männern, die im Übrigen niemals als Lügner verdächtig waren? Halten wir uns ferner vor Augen, dass vor dem Jahr 1847, als Boucher de Perthes die Aufmerksamkeit der Wissenschaft darauf lenkte, kaum irgend etwas über den fossilen Menschen bekannt war, denn die Archäologie ignorierte selbstzufrieden seine Existenz. Von Riesen, die „auf der Erde waren zu den Zeiten“ des Altertums, hatte allein die Bibel den weisen Menschen des Westens erzählt. Der Tierkreis war der einzige Zeuge, der zur Bestätigung der Behauptung angerufen wurde, in Person von Atlas oder Orion, deren mächtige Schultern, wie es hieß, die Welt tragen.

[SD # 278] Nichtsdestoweniger blieben nicht einmal die „Riesen“ ohne Zeugen zurück, und beide Seiten der Frage können gleichermaßen untersucht werden. Die drei Wissenschaften – die geologische, die siderische und die biblische (Letztere in ihrem universalen Charakter) – können uns mit den nötigen Beweisen versorgen. Beginnen wir mit der Geologie. Sie hat schon eingestanden, dass die ausgegrabenen Skelette mit zunehmendem Alter einen größeren, höheren und mächtigeren Bau aufweisen. Damit verfügen wir bereits über einen sicheren Beweis. Frédéric de Rougemont, obwohl allzu fromm an Noahs Arche und die Bibel glaubend, ist aber nichtsdestotrotz ein wissenschaftlicher Zeuge; er schreibt: „Alle im Departement Gard, in Österreich, in Liége etc. etc. gefundenen Skelette . . . die Schädel, die alle an den Negertypus erinnern . . . und die auf Grund ihres Typus irrtümlich für Tiere gehalten werden könnten, gehörten allesamt Menschen von sehr großer Statur an“ . . . („Histoire de la Terre“, S. 154). Dasselbe wird von Lartet wiederholt, einer Autorität, die den in der Sintflut Untergegangenen (nicht notwendigerweise in der „Noahs“) eine große Statur zuschreibt und den in der Folgezeit lebenden Rassen eine kleinere.

Was den von den alten Schriftstellern gelieferten Nachweis anbelangt, brauchen wir uns mit dem von Tertullian nicht zu befassen. Er versichert uns, dass zu seiner Zeit eine Anzahl von Riesen bei Karthago gefunden worden sei – doch bevor sein Zeugnis akzeptiert werden könnte, müsste zunächst einmal seine eigene Identität nachgewiesen werden,340 wenn nicht seine tatsächliche Existenz. Wir können jedoch die wissenschaftlichen Magazine aus dem Jahr 1858 befragen; sie berichten von einem Riesensarkophagen, der in jenem Jahr an der Ausgrabung eben dieser Stadt gefunden wurde. Was die alten heidnischen Schriftsteller anbelangt, liegt uns das Zeugnis von Philostratos vor, der von einem 25 Meter großen Skelett eines Riesen spricht, sowie auch von einem anderen, 14 Meter großen, das er selbst bei Sigeus gesehen hatte. Dieses Skelett mag vielleicht nicht, wie Protesilaos glaubt, dem von Apollo bei der Belagerung Trojas getöteten Riesen gehört haben, nichtsdestoweniger war es das eines Riesen, wie es auch das andere, von Messekrates von Stira in Lemnos entdeckte – „schrecklich anzusehen“, nach Philostratos („Heroica“, S. 35). Ist es möglich, dass Vorurteile die Wissenschaft soweit bringen können, alle diese Männer entweder zu den Narren oder zu den Lügnern zu zählen?

Plinus spricht von einem Riesen, in dem er Orion zu erkennen glaubte, den Sohn von Ephialtes („Nat. Hist.“, Bd. VII, Kap. XVI). Plutarch erklärt, Sertorius hätte das Grabmal des Riesen Antäus gesehen. Pausanias bezeugt die tatsächliche Existenz der Grabmäler von Asterios und Geryon, und von Hyllos, dem Sohn von Herkules – allesamt Riesen, Titanen und mächtige Menschen. Schließlich versichert Abbé Pègues (zitiert in de Mirvilles „Pneumatologie“) in seinem merkwürdigen Werk „The Volcanoes of Greece“, dass „in der Nachbarschaft der Vulkane der Insel Thera Riesen mit ungeheuren Schädeln gefunden wurden, unter kolossalen Steinen gelagert, deren Aufrichtung überall [SD # 279] die Anwendung titanischer Kräfte erfordert haben muss, und in den Überlieferungen aller Länder werden sie mit der Vorstellung von Riesen, Vulkanen und Magie in Verbindung gebracht.“ (S. 48).

In dem oben zitierten Werk von Abbé Pègues wundert sich der Verfasser, warum in der Bibel und in der Überlieferung die Gibborim (die Riesen oder die Mächtigen), die Rafaïter, oder Gespenster (Phantome) und die Nephilim oder die Herabgestürzten – (irruentes) – so dargestellt werden, „als seien sie identisch, obwohl sie alle Menschen sind, nachdem die Bibel sie als die Ursprünglichen und Mächtigen bezeichnet“ – z. B. Nimrod. Die „Geheimlehre“ erklärt das Geheimnis. Diese Namen, die rechtmäßig nur den vier vorangegangenen Rassen und dem frühesten Anfang der fünften zugehören, spielen sehr deutlich auf die ersten beiden Phantomrassen (Astralrassen) an, auf die gefallene – die dritte; und auf die Rasse der atlantischen Riesen, die vierte, nach der „die Menschen begannen, an Größe abzunehmen“.

Bossuet („Élévations“, S. 56) sieht die Ursache für den nachfolgenden allgemeinen Götzendienst in der „Erbsünde“. „Ihr werdet sein wie die Götter“, sagt die Schlange der Genesis zu Eva und legt so den ersten Samen zur Verehrung falscher Gottheiten. Daher, so glaubt er, kam der Götzendienst oder die Verehrung und Anbetung von Bildern, von anthropomorphisierten oder menschlichen Figuren. Wird der Götzendienst jedoch damit begründet, dann sind die beiden Kirchen, die griechische und insbesondere die lateinische, so götzendienerisch und heidnisch wie jede beliebige andere Religion auch.341 Dass Menschen, die jedes Recht dazu verloren hatten, als göttlich angesehen zu werden, einem Körperkult huldigten, mit anderen Worten dem Phallizismus, kam erst in der vierten Rasse auf. Bis dahin waren sie wahrlich Götter gewesen, so göttlich und rein wie ihre Vorfahren. Und die Bezeichnung der allegorischen Schlange bezieht sich, wie auf den vorhergehenden Seiten hinlänglich gezeigt, überhaupt nicht auf den physiologischen Fall der Menschen, sondern darauf, dass sie die Erkenntnis von Gut und Böse erlangten. Und diese Erkenntnis hatten sie vor dem Fall. Es darf nicht vergessen werden, dass erst nach seiner gewaltsamen Vertreibung aus Eden „Adam seine Frau Eva erkannte“ (Genesis, 4). Wir werden jedoch nicht die Lehrsätze der Geheimlehre mit dem toten Buchstaben der hebräischen Bibel abgleichen, sondern vielmehr die großen Ähnlichkeiten zwischen den beiden in ihrer esoterischen Bedeutung aufzeigen.

Erst nachdem er von den Neuplatonikern abgefallen war, begann Clemens [SD # 280] von Alexandrien gigantes mit serpentes zu übersetzen, mit der Erklärung, dass „Schlangen und Riesen Dämonen bedeuten (Genesis, 5)342

Man kann uns auffordern, für die Existenz der Riesen der vierten Rasse einen besseren Beweis zu liefern als lediglich ihre Erwähnung in der Genesis, bevor wir zwischen unseren Lehrsätzen und denen der Bibel Parallelen ziehen. Darauf antworten wir, dass unsere Beweise zufriedenstellender sind als die von Noahs Sintflut es jemals sein werden, zumindest werden sie durch mehr literarische und wissenschaftliche Zeugnisse unterstützt. Selbst die historischen Werke Chinas sind voller solcher Erinnerungen an die vierte Rasse. In der französischen Übersetzung des „Shu-King“ (4. Teil, Kap. XXVII, S. 291) lesen wir: „Als die Miaotse“ („die vorsintflutliche, verdorbene Rasse“, erklärt der Kommentar, „die sich in der alten Zeit in Felsenhöhlen zurückzog, deren Nachfahren sich noch in der Nähe Kantons finden lassen sollen“),343 [SD # 281]unseren alten Urkunden zufolge wegen der Täuschungen Chih Yus die gesamte Erde in Unruhe versetzt hatten, gab es viele Räuber. . . . .
Der Herr Chang-ty (ein König der göttlichen Dynastie) ließ seine Augen über das Volk schweifen und sah, dass es keine Spur von Tugend mehr besaß. Dann beauftragte er Tchong und Ly (zwei niedere Dhyan Chohans), jede Verbindung zwischen Himmel und Erde abzubrechen. Seither gab es keinen Auf- und Abstieg mehr!“344

„Auf- und Abstieg“ bedeutet eine freie Verbindung und freien Verkehr zwischen den beiden Welten. Da wir nicht in der Lage sind, eine vollständige und detaillierte Geschichte der dritten und vierten Rasse bekannt zu geben, müssen jetzt so viele einzelne, sie betreffende Tatsachen zusammengestellt werden wie zulässig; insbesondere solche, die in der alten Literatur und Geschichte zu finden sind oder sich daraus schlussfolgern lassen und auf diese Weise bestätigt sind. Als sich die „Röcke aus Fellen“ der Menschen verdichteten und die Menschen immer mehr in die physische Sünde verfielen, wurde der Verkehr zwischen dem physischen und dem ätherischen göttlichen Menschen unterbrochen. Der Schleier der Materie zwischen den beiden Ebenen wurde zu dicht, als dass selbst der innere Mensch ihn hätte durchdringen können. Die der dritten Rasse in den Tagen ihrer Reinheit von ihren himmlischen Lehrern geoffenbarten Geheimnisse von Himmel und Erde wurden zu einem großen Brennpunkt des Lichts, dessen Strahlen sich notwendigerweise abschwächten, als sie auf den ungleichartigen, allzu materiellen Boden trafen und zerstreut wurden. Bei den Massen entarteten sie zu Zauberei, nahmen später die Gestalt von exoterischen Religionen an, von Götzendienst voller Aberglauben und Menschen- oder Heldenverehrung. Nur eine Handvoll ursprünglicher Menschen – in denen der Funke der Göttlichen Weisheit hell brannte und mit jedem Zeitalter intensiver wurde, so wie er sich gleichermaßen in jenen abschwächte, die ihn für böse Zwecke verwendeten – blieben die auserlesenen Hüter der von den göttlichen Lehrern der Menschheit geoffenbarten Geheimnisse. Unter ihnen waren jene, die von Anbeginn an in ihrem Zustand als Kumaras verblieben waren; und die Tradition flüstert uns zu, was die geheimen Lehren bekräftigen, dass nämlich diese Auserlesenen der Keim einer Hierarchie waren, die seit jener Periode niemals ausgestorben ist:

„Der innere Mensch des ersten * * * verändert seinen Körper nur von Zeit zu Zeit; er bleibt immer derselbe, kennt weder Ruhe noch Nirvana, verschmäht Devachan und verbleibt zur Erlösung der Menschheit beständig auf der Erde. . . . .”Von den sieben jungfräulichen Menschen (Kumara345) opferten sich vier für die Sünden der Welt und zur Unterweisung [SD # 282] der Unwissenden, um bis an das Ende des gegenwärtigen Manvantaras zu bleiben. Obwohl ungesehen, sind sie immer gegenwärtig. Wenn die Menschen von einem von ihnen sagen: „Er ist tot“; siehe, er ist am Leben und in einer anderen Form. Sie sind das Haupt, das Herz, die Seele und der Samen der unsterblichen Erkenntnis (Gnyana). Oh Lanu, von diesen Großen (Maha . . . ) sollst Du niemals sprechen vor einer Menge, und dabei ihren Namen erwähnen. Die Weisen allein werden verstehen.. . .346 (Katechismus der inneren Schulen)

Diese heiligen „Vier“ sind es, die im „Linga-Purana“ allegorisiert und symbolisiert wurden, das erklärt, dass Vamadeva (Shiva) als Kumara in jedem Kalpa (in diesem Fall in jeder Rasse) in der Form von vier Jünglingen wiedergeboren wird – vier weiß, vier rot, vier gelb und vier dunkel oder braun. Erinnern wir uns daran, dass Shiva vorzugsweise und hauptsächlich ein Asket ist, der Schirmherr aller Yogis und Adepten, und die Allegorie wird ganz verständlich werden. Es ist der Geist der Göttlichen Weisheit und keuschen Askese selbst, der sich in diesen Auserwählten inkarniert. Erst nachdem er verheiratet und von den Göttern von seinem schrecklichen asketischen Leben weggezogen wurde, wird Rudra zum Shiva, einem Gott des indischen Pantheons von nicht sehr tugendhafter oder barmherziger Art. Nur Einer steht auf der Erde wie im Himmel über diesen „Vier“ – jenes in Band I beschriebene noch mysteriösere und noch einsamere Wesen.

Wir müssen nun die Natur der „Söhne der Flamme“ und der „dunklen Weisheit“ untersuchen sowie auch das Für und Wider der satanischen Anmaßung.

Die aus den Fragmenten der Ziegel zu gewinnenden bruchstückhaften Sätze, welche George Smith den „Fluch nach dem Fall“ nennt (siehe S. 81 seines „Chaldean Account of Genesis“), sind natürlich allegorisch. Doch sie bestätigen das, was in unseren Büchern über die wahre Natur des Falls der Engel gelehrt wird. So heißt es in Zeile 12: „Der Herr der Erde rief seinen Namen aus, der Vater Elu“ (Elohim), und er sprach seinen Fluch aus, was „der Gott Hea hörte, und seine Leber war verärgert, da sein Mensch (der engelhafte Mensch) seine Reinheit verdorben hatte“ (14 und 15), woraufhin Hea den Wunsch ausspricht, „‘Weisheit und Erkenntnis’ mögen ihn (den Menschen) feindselig schädigen.“

Der letzte Satz deutet auf den direkten Zusammenhang zwischen dem chaldäischen und dem biblischen Schöpfungsbericht. Der Mensch gewann Weisheit und Erkenntnis durch seine neu errungene intellektuelle und bewusste Fähigkeit, selbst zu erschaffen (wodurch er Gott (den Göttern) das Monopol der Schöpfung aus der Hand genommen hatte); Hea versucht, diese Fähigkeit zunichte zu machen, und im dritten Kapitel der Genesis tun die Elohim dasselbe. Deshalb verwiesen sie den Menschen aus dem Paradies.

Doch das war nutzlos. Denn der Geist der Göttlichen Weisheit, der [SD # 283] auf dem und im Menschen ist – fürwahr die Schlange der Ewigkeit und aller Erkenntnis, jener manasische Geist, der ihm das Geheimnis der Schöpfung auf der Ebene Kriyashaktis und das Geheimnis der Fortpflanzung auf der irdischen Ebene lehrte – führte ihn, ungeachtet aller Eifersucht der Götter, ebenso natürlich zur Entdeckung seines Weges zur Unsterblichkeit.

Die frühen Atlanto-Lemurier (göttliche Inkarnationen) werden beschuldigt, sich Frauen einer niedrigeren Rasse genommen zu haben, nämlich der Rasse der bis zu dem Zeitpunkt noch vernunftlosen Menschen. Jede alte Schrift enthält dieselbe Legende, mehr oder weniger entstellt. Der Fall der Engel, der die „Erstgeborenen“ Gottes in die Asuras verwandelte oder in den Ahriman oder Typhon der „Heiden“ (d. h., wenn die im Buch Enoch347, im Hermes, in den Puranas und in der Bibel gegebenen Berichte wörtlich genommen werden) hat esoterisch gelesen folgende einfache Bedeutung:

„In seinem (Satans) Ehrgeiz erhebt er seine Hand gegen das Heiligtum des himmlischen Gottes“ – eine solche Aussage sollte wie folgt verstanden werden: „Angetrieben von dem Gesetz der ewigen Evolution und Karma inkarnierte sich der Engel auf der Erde im Menschen; und da seine Weisheit und Erkenntnis noch immer göttlich sind, obwohl sein Körper irdisch ist, wird er (allegorisch) beschuldigt, die Geheimnisse des Himmels zu enthüllen.“ Er kombiniert und nutzt die beiden für die Zwecke der menschlichen anstelle der übermenschlichen Fortpflanzung. Fortan „wird der Mensch zeugen, nicht erschaffen“.348 Aber da er [SD # 284] seinen schwachen Körper zur Fortpflanzung benutzen muss, wird dieser Körper den Preis für die vom Himmel auf die Erde herabgebrachte Weisheit bezahlen; daher wird die Zerstörung der physischen Reinheit ein vorübergehender Fluch sein.

Die mittelalterlichen Kabbalisten wussten das wohl, nachdem einer von ihnen sich nicht fürchtete zu schreiben: „Die Kabbala wurde zuerst von Gott selbst einer Schar auserlesener Engel gelehrt, die eine theosophische Schule im Paradies bildeten. Nach dem Fall vermittelten die Engel diese himmlische Lehre gnädigerweise dem ungehorsamen Erdenkind, um die ersten Menschen mit den Mitteln auszurüsten, die sie für die Rückkehr zu ihrer ehemaligen Würde und Glückseligkeit benötigen“ (zitiert aus „The Kabbalah“ von Christian Ginsburg). Das zeigt, wie der Zwischenfall – die Söhne Gottes heirateten die Menschentöchter und teilten ihnen die göttlichen Geheimnisse des Himmels mit, wie es von Enoch und im sechsten Kapitel der Genesis allegorisch erzählt wird – von den christlichen Kabbalisten ausgelegt wurde. Diese Periode kann insgesamt als die vormenschliche betrachtet werden, als die des göttlichen Menschen, oder, wie es die plastische protestantische Theologie jetzt ausdrückt – die präadamische Periode. Aber selbst die Genesis beginnt ihre wirkliche Geschichte (Kap. 6) mit den Riesen „dieser Tage“ und den „Söhnen Gottes“, die sich mit den Töchtern der Menschen vermählten und sie belehrten.

Diese Periode entspricht der in den Puranas beschriebenen. Und da sie sich tatsächlich auf in uralten Zeiten vergangene und damit prähistorische Tage bezieht, wie kann irgendein Anthropologe sich sicher sein, dass die Menschheit dieser Zeit so war wie er sie jetzt kennt? Das gesamte Personal der Brahmanas und Puranas – die Rishis, Prajapatis, Manus, ihre Frauen und Nachkommen – gehören dieser vormenschlichen Periode an. Sie alle sind sozusagen die Samen der Menschheit. Rund um diese „Söhne Gottes“, „die gemütgeborenen“ astralen Kinder Brahmâs, wuchsen unsere physischen Gestalten und entwickelten sich zu dem, was sie heute sind. Denn die puranischen Erzählungen über all diese Menschen handeln von unseren Monaden in ihren verschiedenen, zahllosen Inkarnationen in dieser und anderen Sphären; sie sind Erzählungen von Ereignissen, die vom „Shiva-Auge“ der alten Seher (dem „Dritten Auge“ unserer Stanzen) wahrgenommen und allegorisch überliefert wurden. Später wurden sie aus sektiererischen Zwecken entstellt; verstümmelt wurden sie, dennoch wurde aber immer noch ein beträchtlicher Unterbau von Wahrheit in ihnen belassen. Die Philosophie in solchen Allegorien ist auch deshalb nicht weniger tiefsinnig, weil sie von der sie überwuchernden Fantasie so dicht verschleiert wird.

Mit der vierten Rasse jedoch erreichen wir die rein menschliche Periode. Die bisher halbgöttlichen Wesen, auch wenn sie sich selbst in lediglich dem Anschein nach menschliche Körper eingekerkert hatten, wurden physiologisch verändert und nahmen sich dann Frauen, die gänzlich menschlich und schön anzusehen waren. [SD # 285] In ihnen hatten sich aber niedrigere, materiellere, wenn auch siderische Wesen, verkörpert. Diese Wesen in weiblichen Formen (deren Urbild in den jüdischen Traditionen Lilith ist) werden in den esoterischen Berichten „Kadho“ (im Sanskrit Dakini) genannt. Allegorische Legenden nennen das Haupt dieser Liliths Sangye Kadho (Buddha Dakini im Sanskrit). Allen wird die Kunst zugeschrieben „durch die Luft zu wandeln“ und die größte Freundlichkeit gegenüber Sterblichen bescheinigt, jedoch besitzen sie keinen Verstand – lediglich tierischen Instinkt.349

(c) Das ist der Beginn einer Anbetung, welche Zeitalter später dazu verurteilt war, in Phallizismus und einen Geschlechterkult zu entarten. Sie begann mit der Verehrung des menschlichen Körpers – jenes „Wunders der Wunder“, wie ein englischer Schriftsteller ihn nennt – und endete mit der seiner beiden Geschlechter. Die Verehrer waren Riesen an Gestalt. Doch sie waren keine Riesen an Erkenntnis und Gelehrsamkeit, obwohl sie noch leichter zu ihnen kamen als zu den Menschen unserer modernen Zeit. Ihre Wissenschaft war ihnen angeboren. Der Lemuro-Atlantier brauchte nicht zu entdecken und in seinem Gedächtnis zu fixieren, was sein beseelendes Prinzip im Augenblick seiner Inkarnation wusste. Allein die Zeit und die immer größer werdende Abgestumpftheit der Materie, in die sich die Prinzipien gekleidet hatten, konnten zum einen die Erinnerung an ihr vorgeburtliches Wissen schwächen, zum anderen jeden Funken des Geistigen und Göttlichen in ihnen abstumpfen oder gar auslöschen. Darum waren sie vom Anbeginn ihren tierischen Naturen zum Opfer gefallen und brachten „Monster“ hervor – d. h. Menschen, die sich deutlich von ihnen unterschieden.

Von den Riesen sprechend, gab Creuzer eine gute Beschreibung von ihnen ab mit den folgenden Worten:

„Diese Kinder des Himmels und der Erde waren bei ihrer Geburt mit den Herrscherkräften begabt, die Urheber ihres eigenen Daseins, sie besaßen außerordentliche Fähigkeiten sowohl moralischer als auch physischer Art. Sie befahlen die Elemente, kannten die Geheimnisse des Himmels und der Erde, des Meeres und der ganzen Welt und lasen die Zukunft in den Sternen. . . . Wenn man über sie liest, entsteht tatsächlich der Eindruck, es nicht mit uns vergleichbaren Menschen zu tun zu haben, sondern mit Geistern der Elemente, aus dem Schoß der Natur entsprungen und volle Kontrolle über sie besitzend. . . . Alle diese Wesen kennzeichnet das Merkmal der Magie und Zauberei. . . .“

Und so waren sie, jene (heute) sagenhaften Helden der prähistorischen, aber einstmals wirklich existierenden Rassen. Creuzer war weise in seiner Generation, denn er verzichtete darauf, die endlose Reihe anerkannter Philosophen, die diese Rassen erwähnen und versichern, dass sie sogar in ihrer eigenen Zeit deren Fossilien gesehen hatten, der wissenschaftlichen Unkorrektheit, der Dummheit oder des Aberglaubens zu bezichtigen. In der alten Zeit gab es nicht weniger und ebenso große Skeptiker wie heute. Aber selbst Lukian, Demokrit und Epikur fügten sich dem Zeugnis der Fakten und zeigten die Einsicht wirklich [SD # 286] großer Intellekte, welche Dichtung von Tatsache und Wahrheit von Übertreibung und Betrug unterscheiden können. Die alten Schriftsteller waren nicht närrischer als unsere modernen weisen Männer, denn wie der Verfasser der „Notes on Aristotle’s Psychology in Relation to Modern Thought“ (in der Zeitschrift Mind) treffend bemerkt:

„Die gebräuchliche Einteilung in alte und moderne Geschichte ist . . . . irreführend. Die Griechen des vierten Jahrhunderts v. Chr. waren in vielerlei Hinsicht Moderne, insbesondere in ihrer Skepsis, können wir hinzufügen. Sie waren nicht sehr darauf aus, Fabeln so einfach zu akzeptieren . . . .“

Doch waren die „Lemurier“ und die Atlantier, jene „Kinder des Himmels und der Erde“, tatsächlich mit einem Merkmal der Zauberei gekennzeichnet; denn die esoterische Lehre bezichtigt sie genau dessen; würde es akzeptiert, wären die Probleme der Wissenschaft in Bezug auf den Ursprung des Menschen oder vielmehr seine anatomischen Ähnlichkeiten mit dem Menschenaffen geklärt. Sie klagt sie an, das (für uns) ungeheuerliche Verbrechen begangen zu haben, mit sogenannten „Tieren“ Nachkommen zu zeugen und auf diese Weise eine wirklich pithekoide Art hervorgebracht zu haben, die jetzt erloschen ist. Natürlich wird die Möglichkeit einer solchen Kreuzung zwischen dem Menschen und einem Tier jedweder Art abgestritten werden, ebenso wie die Frage der Urzeugung – an welche die esoterische Wissenschaft glaubt und die sie lehrt. Aber von der Überlegung abgesehen, dass in diesen frühen Tagen, wie bereits bemerkt, weder die menschlichen, atlantischen Riesen noch die „Tiere“ den uns heute bekannten physiologisch vollkommenen Menschen und Säugetieren vergleichbar waren, sind die modernen Vorstellungen über diesen Gegenstand – die der Physiologen mit eingeschlossen – zu unsicher und schwankend, als dass sie es ihnen erlauben würden, eine solche Tatsache a priori absolut abzustreiten.

Eine sorgfältige Prüfung der Kommentare würde die Vermutung stärken, dass das Wesen, mit dem die neu „Inkarnierten“ Nachkommen zeugten, nur aus dem Grund als „Tier“ bezeichnet wurde, weil es derartig wenig Ähnlichkeit hatte mit den physisch und mental vollkommeneren Rassen, die sich physiologisch in einer früheren Periode entwickelt hatten – und nicht weil es kein menschliches Wesen war. Man erinnere sich an Stanze VII und was in ihrem ersten Shloka (24) gesagt wird: Als sie sich erstmals zu inkarnieren begannen, inkarnierten einige der „Söhne der Weisheit“ vollkommen, andere entsendeten lediglich einen Funken in die Formen, und einige der Schatten mussten mit der Ausfüllung und Vervollkommnung bis zur vierten Rasse warten. Diese Rassen, die „bar jeder Erkenntnis blieben“, oder die anderen, die „vernunftlos“ zurückgelassen wurden, verblieben selbst nach der natürlichen Trennung der Geschlechter so wie sie waren. Sie waren es, die sozusagen die erste Kreuzung vornahmen und Monster hervorbrachten; und aus deren Nachkommen wählten die Atlantier ihre Frauen. Adam und Eva, mit Kain und Abel, sollten die einzige menschliche Familie auf der Erde bleiben. Und doch sehen wir Kain in das Land Nod ziehen und sich dort eine Frau nehmen. Offenbar wurde lediglich eine Rasse für ausreichend vollkommen erachtet, um als menschlich bezeichnet zu werden. Und selbst in unserer eigenen Zeit, während die Singhalesen [SD # 287] die Veddas in ihren Urwäldern als sprechende Tiere betrachten und nicht mehr, sind einige Engländer in ihrer Anmaßung tatsächlich fest davon überzeugt, dass jede andere menschliche Familie – insbesondere die dunkelhäutigen Inder – eine minderwertige Rasse darstellt. Außerdem gibt es Naturforscher, die ernsthaft die Frage erwogen, ob einige wilde Stämme – wie zum Beispiel die Buschmänner – überhaupt als Menschen betrachtet werden könnten. Der Kommentar sagt, diese „schön anzusehende“ Art (oder Rasse) von Tieren als Zweibeiner beschreibend: „Sie hatten menschliche Gestalt, aber die unteren Extremitäten, von der Taille an abwärts, waren mit Haaren bedeckt.“ Somit vielleicht die Rasse der Satyrn.

Wenn die Menschen vor zwei Millionen Jahren existierten, müssen sie – analog den Tieren – physisch und anatomisch ganz anders gewesen sein als was sie heute geworden sind und damals näher am Typus eines reinen Säugetiers gewesen sein als jetzt. Auf jeden Fall lernen wir, dass das Tierreich sich erst seit dem Auftreten der atlantischen Rasse auf dieser Erde streng untereinander paart, d. h. mit Partnern ihrer Gattung und Art. Wie vom Verfasser des ausgezeichneten Werkes „Modern Science and Modern Thought“ gezeigt wurde, scheint diese Vorstellung der Paarungsverweigerung mit einer anderen Art oder das ausschließliche Resultat unfruchtbarer Nachkommen aus einer solchen Kreuzung „vielmehr eine Schlussfolgerung prima facie zu sein als ein unbedingtes Gesetz“, selbst heute. Er zeigt: „Verschiedene Arten kreuzen sich tatsächlich häufig, wie in dem bekannten Beispiel von Pferd und Esel zu sehen ist. Es ist wahr, dass in diesem Fall das Maultier unfruchtbar ist. . . . Aber diese Regel ist nicht allgemeingültig, erst in jüngster Zeit wurde eine neue Hybridrasse gezüchtet, die Leporiden oder das Hasenkaninchen, die vollkommen fruchtbar ist.“ Die Nachkommen von Wolf und Hund werden ebenfalls als Beispiel angeführt, sowie eine Reihe weiterer, unterschiedlicher Haustiere (S. 101); ebenso Füchse und Hunde und das moderne Schweizer Rind, von dem Rütimeyer zeigte, dass es von „drei verschiedenen Arten fossiler Rinder abstammt, dem Bos primigenius, Bos longifrons und Bos frontosus“. Doch einige der Arten, wie die Familie der Affen, die dem Menschen in ihrer physischen Struktur so deutlich ähneln, enthalten, wie uns gesagt wird, „zahlreiche, ineinander abgestufte Zweige, deren Extreme sich stärker voneinander unterscheiden als der Mensch vom höchsten Vertreter der Reihe der Affen“ – dem Gorilla und dem Schimpansen beispielsweise (siehe Anhänge).

Darwins Bemerkung – oder sollen wir sagen, die Linnés? – natura non facit saltum, ist somit nicht nur von der esoterischen Wissenschaft bestätigt; hätte die wirkliche Lehre irgendwelche Aussicht, nicht nur von ihren unmittelbaren Anhängern akzeptiert zu werden, könnte sie die moderne Evolutionstheorie auf mehr als eine Art, wenn nicht vollständig, mit den Tatsachen versöhnen, unter anderem auch mit dem vollständigen Scheitern der Anthropologen, auf das „fehlende Glied“ in den geologischen Formationen unserer vierten Runde zu treffen.

Wir werden an anderer Stelle zeigen, dass die moderne Wissenschaft unsere Sache durch ihre eigenen Zugeständnisse untermauert, auch wenn ihr das nicht bewusst ist, und dass de Quatrefages vollkommen Recht hat mit der Andeutung in seinem letzten Werk, es sei viel wahrscheinlicher, dass sich der anthropoide Affe [SD # 288] als Nachfahre des Menschen herausstellen wird, als dass diese beiden Typen einen gemeinsamen fantastischen und nirgends zu findenden Ahnen haben sollen. Somit wird die Weisheit der Kompilatoren der alten Stanzen zumindest von einem hervorragenden Wissenschaftler gerechtfertigt, und der Okkultist zieht es vor, wie er es immer getan hat, zu glauben, dass „der Mensch das erste und höchste in dieser (vierten Runde) Schöpfung erschienene (Säuge-)Tier war. Dann kamen noch gewaltigere Tiere; und als Letzter von allen der auf allen Vieren gehende stumme Mensch“. Denn „die Rakshasas (Riesendämonen) und Daityas (Titanen) des ‘weißen Dvipa’ (Kontinent) verdarben seine (des stummen Menschen) Stammväter“ (Kommentar).

Wie wir sehen, gibt es ferner Anthropologen, die den Menschen bis zu einer Epoche zurückverfolgt haben, die weit über die scheinbar zwischen den Chronologen der modernen Wissenschaft und der archaischen Lehre bestehenden Grenze hinausgeht. Tatsächlich haben sich die englischen Wissenschaftler im Allgemeinen geweigert, sich dazu herabzulassen, die Hypothese auch nur des Tertiärmenschen zu übernehmen. Sie messen, jeder Einzelne für sich und alle gemeinsam, das Alter des Homo primigenius entsprechend ihrer eigenen Vorstellungen und Vorurteile. Huxley wagt es in der Tat, über einen möglichen Pliozän- oder Miozän-Menschen zu spekulieren. Prof. Seemann und Grant Allen haben seine Ankunft in das Eozän verwiesen, doch allgemein gesprochen glauben die englischen Gelehrten, dass wir nicht mit Sicherheit über das Quartär hinausgehen können. Unglücklicherweise passen sich die Fakten nicht ihrer allzu vorsichtigen Zurückhaltung an. Die Französische Schule der Anthropologie, die ihre Anschauungen auf die Entdeckungen von Abbé Bourgeois, Capellini und anderen begründet, akzeptiert fast ausnahmslos die Lehre, dass Spuren unserer Vorfahren sicherlich im Miozän zu finden sind, während A. de Quatrefages heute dazu neigt, einen Menschen der Sekundärzeit zu postulieren. Des Weiteren werden wir solche Schätzungen mit den Zahlen vergleichen, die in den exoterischen brahmanischen Büchern gegeben werden, sie kommen der esoterischen Lehre nahe.

(d) . . . . Dann „war das Dritte Auge nicht mehr aktiv“, sagt der Shloka, weil der Mensch zu tief in den Sumpf der Materie eingesunken war.

Was ist die Bedeutung dieses fremdartigen und seltsamen Satzes im 42. Shloka, das „Dritte Auge der dritten Rasse betreffend, das erloschen und nicht mehr aktiv war?“

Einige weitere okkulte Lehren müssen jetzt mit Bezug auf diesen Punkt sowie auf einige andere gegeben werden. Die Geschichte der dritten und vierten Rasse muss erweitert werden, damit sie etwas mehr Licht auf die Entwicklung unserer gegenwärtigen Menschheit werfen kann und zeigt, dass die durch okkulte Übungen hervorgerufenen Fähigkeiten den Menschen in die Stellung zurückversetzen, die er in Bezug auf spirituelle Wahrnehmung und Bewusstsein früher einnahm. Die Erscheinung des Dritten Auges muss jedoch zuerst geklärt werden.

[SD # 289]
Die Rassen mit dem „Dritten Auge“

Der Gegenstand ist so ungewöhnlich, die eingeschlagenen Pfade sind so verschlungen, voller gefährlicher, von gegensätzlichen Theorien und der Kritik aufgestellter Fallgruben, dass jeder Schritt wohlüberlegt sein will. Während wir auf fast jedem Zentimeter des von uns bereisten okkulten Geländes das Licht der Esoterik ins Visier nehmen, müssen wir seine Linse auch dazu benutzen, den von der exakten Wissenschaft erforschten Regionen eine größere Objektivität zu verleihen; dies nicht nur, um die beiden Positionen einander gegenüberzustellen, sondern auch um unsere eigene Position zu verteidigen.350

Es mag von einigen bedauert werden, dass zu wenig über die physische, menschliche Seite der erloschenen Rassen in der Geschichte ihres Wachstums und ihrer Evolution gesagt wird. Gewiss gäbe es mehr zu sagen, ließe uns die Vernunft nicht an der Schwelle jeder neuen Enthüllung zögern. Was immer der modernen Wissenschaft neue Möglichkeiten für Entdeckungen eröffnet und eine Orientierungshilfe darstellt, wird gegeben. Was die exakte Wissenschaft jedoch nicht weiß und worüber zu spekulieren sie nicht imstande ist – und es daher als Tatsachen in der Natur abstreitet, wird zurückgehalten.

Aber selbst solche Behauptungen wie z. B. der Mensch sei das erste aller Säugetiere gewesen, er sei der indirekte Vorfahr des Affen; und in alter Zeit wäre er eine Art Zyklop gewesen – all das wird bestritten. Die Gelehrten werden jedoch niemals imstande sein – außer um ihrer Selbstzufriedenheit willen – zu beweisen, dass es nicht so war. Auch können sie nicht zugestehen, dass die Konstitution, der Organismus und selbst die Gestalt der ersten beiden Menschenrassen zu ätherisch und phantomartig waren, um sie als körperliche Menschen bezeichnen zu können. Würden sie das tun, dann könnten sie herausfinden, dass dies einer der Gründe dafür ist, warum nicht zu erwarten ist, dass überhaupt Überreste dieser ersten Menschenrassen neben anderen Fossilien zu finden sind. Dennoch bleiben sie bei ihrer Haltung. Der Mensch ist sozusagen der Speicher aller Lebenskeime [SD # 290] dieser Runde, der vegetabilen und animalischen gleichermaßen.351 So wie Ain Soph „Einer ist, ungeachtet der unzähligen Formen, die in ihm sind“ („Zohar“, I, 21a), ist der Erdenmensch der Mikrokosmos des Makrokosmos. „Sobald der Mensch erschien, war alles vollständig. . . . denn alles ist im Menschen enthalten. Er vereinigt in sich alle Formen.“ (Ibid. III, 48a) „Das Mysterium des irdischen Menschen folgt dem Mysterium des Himmlischen Menschen.“ (II, 76a) Wie vom Verfasser der „Esoteric Studies“352 so intuitiv bemerkt wird, ist die menschliche Form – so bezeichnet, da sie der Träger (von welcher Gestalt auch immer) des göttlichen Menschen ist – der neue Typus am Beginn jeder Runde, denn „der Mensch wird niemals in einer dem Tierreich angehörenden Gestalt existieren können, tatsächlich hat er das auch noch niemals getan“. Der Verfasser fährt fort: „Er war niemals Teil des Tierreiches. Abgeleitet, lediglich abgeleitet von der am höchsten verfeinerten Klasse der Letzteren, muss der neue Typus des Zyklus immer eine neue menschliche Form gewesen sein. Die menschliche Gestalt in einem Ring (?) wird, wie ich mir vorstelle, im nächsten zu abgelegten Kleidern. Sie wird dann in dem darunter stehenden Diener-Reich von der höchsten Klasse übernommen.“

Wenn das so gemeint ist, wie wir es verstehen – denn die erwähnten „Ringe“ verwirren die Sache einigermaßen –, dann stellt er die korrekte esoterische Lehre dar. Nachdem er am ersten Anfang und an der Spitze des fühlenden und bewussten Lebens erschienen war, wurde der Mensch (der Astralmensch, oder die „Seele“ für den Zohar, worin dieser ausdrücklich mit der archaischen Lehre übereinstimmt, indem er sagt, dass „die Seele der wirkliche Mensch und seine materielle Gestalt nicht Teil von ihm ist“) zur lebendigen und tierischen Einheit, deren „abgelegte Kleider“ in dieser Runde die Gestalt sämtlicher Leben und Tiere bestimmten.353

So „erschuf“ er durch die Zeitalter die Insekten, Reptilien, Vögel und Säugetiere, ihm selbst jedoch unbewusst, aus seinen Überresten und Relikten der dritten und vierten Runde. Dieselbe Idee und Lehre ist im zoroastrischen Vendidad“ eindeutig enthalten sowie auch in der chaldäischen und in der mosaischen Allegorie von der Arche, all das sind nationale Lesarten der ursprünglich in der hinduistischen Schrift gegebenen Legenden. Sie findet sich in der Allegorie Vaivasvata Manus und seiner Arche mit den sieben Rishis, von welchen jeder als der Vater und [SD # 291] Vorfahr besonderer Tiere, Reptilien und selbst Monster gezeigt wird (sieheVishnu-Purana“ und andere). Man schlage den zoroastrischen Vendidad“ bei Fargard II., Vers 27 (73) auf und schaue, welchen Befehl Ormazd an Yima ausgibt, einen Erdgeist, der die drei Rassen symbolisiert, und ihn aufforderte, eine Vara zu bauen („eine Festung“, ein Argha oder Vehikel). . . .

„Dorthin (in die Vara) sollst du die Samen von Männern und Frauen der größten, besten und schönsten Arten auf dieser Erde bringen. Dorthin sollst du die Samen einer jeden Art von Vieh bringen“ etc. etc., und Vers 28 (74) . . . . „alle jene Samen sollst du bringen, zwei von jeder Art, damit sie dort unerschöpflich erhalten bleiben, so lange als jene Menschen in der Vara verweilen werden“. Diese „Menschen“ in der „Vara“ sind die „Vorfahren“, die Himmlischen Menschen oder Dhyanis, die zukünftigen Egos, die beauftragt sind, die Menschheit zu beseelen. Denn Vara oder Arche (oder wiederum Vehikel) bedeutet einfach den Menschen.354 Vers 30 lautet: . . . . „Du sollst die Vara versiegeln (nachdem du sie mit den Samen angefüllt hast), und du sollst eine Tür machen und ein selbst-leuchtendes Fenster darin“, was die Seele darstellt. Und wenn Yima bei Ahura-Mazda nachfragt, wie er die Anfertigung dieses Varas bewerkstelligen solle, wird ihm geantwortet: „Zermalme die Erde . . . und knete sie mit deinen Händen, wie es der Töpfer tut, wenn er die Tonerde knetet“ (31).

Der ägyptische widderköpfige Gott fertigt auf einer Töpferscheibe den Menschen aus Ton, und die Elohim erschaffen ihn in der Genesis exakt aus demselben Material.

Auf die Frage an den „Schöpfer der materiellen Welt“ (Ahura-Mazda), was „der von Yima erschaffenen Vara“ Licht spenden solle, antwortet er: „Es gibt unerschaffene Lichter und erschaffene Lichter. Dort (in Airyana-vaêgô, wo die Vara gebaut wird) sieht man die Sterne, den Mond und die Sonne nur einmal (im Jahr) auf- und untergehen“, und ein Jahr erscheint nur als ein Tag (und eine Nacht). Das ist eine klare Bezugnahme auf das „Land der Götter“ oder die (jetzige) Polarregion. Außerdem ist ein anderer Wink in diesem Werk enthalten: eine deutliche Anspielung auf die „unerschaffenen Lichter“, die den Menschen im Innern erleuchten – auf seine Prinzipien. Ein anderer Sinn oder etwas Vernünftiges könnte sonst nicht in der Antwort Ahura-Mazdas (Vers 40) gefunden werden. Sofort folgt Vers 41 mit der Aussage, dass „jedes vierzigste Jahr zu jedem Paar (Hermaphroditen) zwei geboren werden, ein Mann und eine Frau“.355 Das ist ein deutliches Echo der Geheimlehre, die in einer Stanze sagt:

[SD # 292]

„Nach dem Ablauf von je vierzig (jährlichen) Sonnen, am Ende eines jeden vierzigsten Tages, wird aus einem Doppel eine Vier; männlich und weiblich in einem, im ersten und zweiten und dritten. . . . . .”

Das ist klar, denn „jede Sonne“ bedeutet ein ganzes Jahr, welches damals aus einem Tag bestand, so wie es am Polarkreis heute aus sechs Monaten besteht. Nach der alten Lehre ändert die Erdachse allmählich ihre Neigung gegen die Ekliptik, und in der erwähnten Periode war diese Neigung so groß, dass ein Polartag die gesamte Periode des Umlaufs der Erde um die Sonne hindurch andauerte, nur unterbrochen von einer Art kurzer Dämmerung; danach nahm das Polarland seine Lage unmittelbar unterhalb der Sonnenstrahlen gleich wieder ein. Das mag der Astronomie, wie sie heute gelehrt und verstanden wird, entgegengesetzt sein. Aber wer kann behaupten, dass Schwankungen in der Bewegung der Erde, die heute nicht vorkommen, auch vor Millionen von Jahren nicht vorgekommen seien?

Wenn wir nochmals zu der Behauptung zurückkehren, dass Vara für den Menschen der vierten Runde steht sowie für die Erde jener Tage, den Mond und selbst für Noahs Arche, wenn man so will – wird diese Sichtweise durch den Dialog zwischen Ahura-Mazda und Zarathustra unterstützt. Zarathustra fragt:

Vers 42: „Oh Schöpfer der materiellen Welt, du Heiliger. Wer ist Er, der das Gesetz Mazdas in der Vara brachte, die Yima machte?“

„Ahura-Mazda antwortete: ‘Der Vogel Karshipta war es, oh heiliger Zarathustra.’ . . . .”

„Der Vogel Karshipta wohnt in den Himmeln: Lebte er auf Erden, wäre er der König der Vögel. Er brachte das Gesetz in den Vara des Yima und rezitiert den Avesta in der Sprache der Vögel.“ („Bund.“, xix und xxiv).

Das ist wieder eine Allegorie und ein Symbol, das lediglich von den Orientalisten missverstanden wird, die in diesem Vogel „eine Inkarnation des Blitzes“ sehen und sagen, dass sein Gesang „oft für die Äußerung eines Gottes und für eine Offenbarung gehalten wurde“ und was nicht alles. Karshipta ist die menschliche Gemüt-Seele und ihre Gottheit, die im alten Zoroastrismus durch einen Vogel symbolisiert wurde, so wie sie die Griechen durch einen Schmetterling symbolisierten. Sobald Karshipta in den Vara oder in den Menschen eingetreten war, verstand er Mazdas Gesetz oder das Gesetz der Göttlichen Weisheit. In dem „Buch der verborgenen Weisheit“ steht über dem Baum, welcher der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen ist: „In seinen Zweigen (des Baumes) wohnen die Vögel und bauen ihre Nester“ (oder haben die Seelen und die Engel ihre Stätte!)356 Daher war es für die Kabbalisten ein ähnliches Symbol. „Vogel“ war ein chaldäisches und wurde zu einem hebräischen Synonym und Symbol für Engel, eine Seele, einen Geist oder Deva; und des „Vogels Nest“ war für beide der Himmel und ist im Zohar Gottes Schoß. Der vollkommene Messias tritt in Eden ein „an jenem Platz, der des Vogels Nest genannt wird“ („Zohar“, II, 8b). [SD # 293] „Einem Vogel gleich, der von seinem Nest auffliegt, und das ist die Seele, von der die Shekinah (Göttliche Weisheit oder Gnade) sich nicht fortbewegt“ („Zohar“, III, 278a; Myers „Qabbalah“, S. 217). „Das Nest des ewigen Vogels, dessen Schwingen durch ihr Flattern das Leben hervorbringen, ist der grenzenlose Raum“, sagt der Kommentar und meint Hamsa, den Vogel der Weisheit.

Es ist Adam Kadmon, welcher der (sephirothische) Baum ist, und er ist es, der zum „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“ wird, esoterisch. Und dieser „Baum hat um sich sieben Säulen (sieben Pfeiler) der Welt, oder Rektoren“; das sind erneut dieselben Vorfahren“ oder „Sephiroth“, die „durch die betreffenden Ordnungen der Engel in den Sphären der sieben Planeten wirken“ etc., und eine dieser Ordnungen bringt auf der Erde die Riesen (Nephilim) hervor.

Das gesamte Altertum glaubte daran, Heiden wie Christen, dass die früheste Menschheit eine Rasse von Riesen war. Gewisse Ausgrabungen in Amerika in Grabhügeln und in Höhlen brachten bereits in einzelnen Fällen Gruppen von neun und zwölf Fuß großen Skeletten zutage.357 Sie gehören zu Stämmen der frühen fünften Rasse, die heute durchschnittlich nur noch zwischen fünf und sechs Fuß groß ist. Aber wir können leicht glauben, dass die Titanen und Zyklopen der alten Zeit tatsächlich der vierten (atlantischen) Rasse angehörten und alle späteren in den Hindu-Puranas und bei den Griechen Hesiod und Homer zu findenden Legenden und Allegorien auf verschwommenen Erinnerungen an wirkliche Titanen beruhen – an Menschen von furchtbarer, übermenschlicher physischer Kraft, die sie befähigte, sich zu verteidigen und die riesigen Ungeheuer der mesozoischen und der frühen känozoischen Zeit in Schach zu halten – und an tatsächlichen Zyklopen – dreiäugige Sterbliche.

Aufmerksame Schriftsteller bemerkten häufig, dass der „Ursprung beinahe aller volkstümlichen Mythen und Legenden unwandelbar auf eine Tatsache der Natur zurückgeführt werden kann“.

Diesen fantastischen Schöpfungen eines überschwänglichen Subjek­tivis­mus enthalten immer ein Element des Objektiven und Realen. Niemals hätte die Vorstellungskraft der Massen, so chaotisch und ungeregelt sie auch sein mag, derartig zahlreiche monströse Gestalten und einen solchen Reichtum an außerordentlichen Sagen aus dem Nichts ersinnen und gestalten können, hätten nicht fließende, dunkle und unbestimmte Erinnerungen als innerer Kern gedient, um die zerbrochenen Glieder der Zeitenkette miteinander zu verbinden und mit ihnen die mysteriöse Traumgrundlage unseres kollektiven Bewusstseins zu bilden.358

[SD # 294] Der Beweis für die Zyklopen – ein Volk von Riesen – wird in späteren Abschnitten aufgezeigt mittels der zyklopischen Überreste, die bis zum heutigen Tag so genannt werden. Im Verlauf ihrer Evolution und vor der finalen Anpassung des menschlichen Organismus, der erst in der fünften Rasse vollständig und symmetrisch wurde, könnte die frühe vierte Rasse dreiäugig gewesen sein, ohne notwendigerweise ein drittes Auge in der Mitte der Stirn aufgewiesen zu haben wie die legendären Zyklopen; eine Andeutung dafür liefert auch die Wissenschaft.

Für die Okkultisten, die glauben, dass die spirituelle und psychische Involution parallel zur physischen Evolution verläuft; dass die den ersten menschlichen Rassen angeborenen inneren Sinne im Verlauf des rassischen Wachstums und der materiellen Entwicklung der äußeren Sinne verkümmerten; für den Schüler der esoterischen Symbologie sind obige Behauptungen letztendlich keine Vermutung oder Möglichkeit, sondern stellen lediglich eine Phase des Wachstumsgesetzes dar, eine bewiesene Tatsache, kurz gesagt. Sie werden die Bedeutungen des folgenden Zitats aus den Kommentaren verstehen:

„Es waren vierarmige menschliche Geschöpfe in jenen frühen Tagen der Mannfrauen (Hermaphroditen), mit einem Haupt, aber drei Augen. Sie konnten vor sich und hinter sich sehen.359 Ein Kalpa später (nach der Trennung der Geschlechter), als die Menschen in die Materie gefallen waren, trübte sich ihre spirituelle Schau ein, und das dritte Auge begann, entsprechend seine Kraft zu verlieren. . . . Als die Vierte (Rasse) ihr mittleres Alter erreichte, musste die innere Vision erweckt und durch künstliche Stimuli erworben werden, ein Vorgang, der den alten Weisen bekannt war.360 . . . Auf dieselbe Weise verschwand das dritte Auge bald darauf, es versteinerte allmählich.361 Die Doppelgesichtigen wurden zu Eingesichtigen, und das Auge wurde tief in den Kopf eingezogen und ist jetzt unter dem Haar vergraben. Ist der innere Mensch aktiv (in Trance und bei spirituellen Visionen), schwillt das Auge an und dehnt sich aus. Der Arhat sieht und fühlt es und passt sein Wirken entsprechend an. . . . . . . . . . . . . . [SD # 295] Der unbefleckte Lanu (Schüler, Chela) braucht keine Gefahr zu fürchten. Wer sich selbst nicht rein hält (wer nicht keusch ist), wird von dem ‘Deva-Auge“ keine Hilfe empfangen.“

Unglücklicherweise nicht. Für die Mehrheit der Menschheit existiert das „Deva-Auge“ nicht mehr. Das Dritte Auge ist tot und wirkt nicht länger. Aber es hat einen Zeugen seiner Existenz hinterlassen. Dieser Zeuge ist heute die Zirbeldrüse. Was die „vierarmigen“ Menschen anbelangt, wurden sie zu den Prototypen der vierarmigen Hindu-Götter, wie in einer vorhergehenden Fußnote gezeigt wurde.

Das Geheimnis des menschlichen Auges zwang einige Gelehrte dazu, ihre Zuflucht zu okkulten Erklärungen zu nehmen, da ihre Versuche fehlschlugen, alle Schwierigkeiten im Zusammenhang mit seiner Funktion zu erklären und zu begründen. Die Entwicklung des menschlichen Auges unterstützt mehr die okkulte Anthropologie als die der materialistischen Physiologen. „Die Augen des menschlichen Embryos wachsen von innen nach außen“ aus dem Gehirn heraus, anstatt einen Teil der Haut zu bilden, wie bei den Insekten und beim Tintenfisch. Professor Lankester ist der Ansicht, das Gehirn sei ein sonderbarer Ort für das Auge und versucht, die Erscheinung darwinistischen Grundsätzen entsprechend zu erklären; er schlägt die seltsame Anschauung vor, „unser“ frühester mit Rückenwirbeln versehener Ahne sei ein transparentes Geschöpf gewesen, und deshalb sei es ohne Bedeutung gewesen, wo sich das Auge befand! Und so war der Mensch einstmals, lautet die Lehre, ein „transparentes Geschöpf“, und daher bewährt sich unsere Theorie. Aber wie stimmt Lankesters Hypothese mit den Ansichten Haeckels überein, dass das Auge der Wirbeltiere seinen Ursprung in Veränderungen der Epidermis nahm? Wenn es von innen ausging, ist diese Theorie obsolet. Das scheint durch die Embryologie erwiesen zu sein. Außerdem ist Professor Lankesters außerordentlicher Vorschlag – oder sollten wir sagen sein Zugeständnis? – vielleicht lediglich evolutionären Notwendigkeiten geschuldet. Der Okkultismus mit seiner Lehre von der allmählichen Entwicklung der Sinne „von innen nach außen“ aus astralen Prototypen ist viel befriedigender: Das dritte Auge zog sich nach innen zurück, als seine Laufbahn beendet war – ein weiterer Punkt zugunsten des Okkultismus.

Der allegorische Ausdruck der hinduistischen Mystiker, die vom „Auge Shivas“ sprechen, dem Tri-bochana („Dreiäugigen“), erhält so ihre Rechtfertigung und ihren Daseinsgrund – die Verlegung der Zirbeldrüse (einstmals das „Dritte Auge“) zur Stirn ist eine exoterische Freiheit. Das wirft auch Licht auf das Mysterium – für manche unbegreiflich – vom Zusammenhang zwischen abnormaler oder spiritueller Seherschaft und der physiologischen Reinheit des Sehers. Die Frage wird oft gestellt: „Weshalb soll Ehelosigkeit und Keuschheit eine sine-qua-non-Regel und Bedingung regulärer Chelaschaft oder der Entwicklung psychischer und okkulter Kräfte sein? Die Antwort ist im Kommentar enthalten. Wenn wir verstehen, dass das „Dritte Auge“ einstmals ein physiologisches Organ war, später infolge des allmählichen [SD # 296] Schwundes der Spiritualität und der Zunahme der Materialität verkümmerte (indem die spirituelle Natur durch das Physische ausgelöscht wurde) und heute von den Physiologen ebenso wenig verstanden wird wie die Milz – wenn wir das lernen, wird der Zusammenhang klar. Während des menschlichen Lebens ist das größte Hindernis auf dem Weg der spirituellen Entwicklung, und besonders für das Erlangen von Yoga-Kräften, die Aktivität unserer physiologischen Sinne. Da die sexuelle Aktivität durch Wechselwirkung auch eng mit dem Rückenmark und der grauen Gehirnsubstanz verknüpft ist, sind jegliche längeren Erklärungen überflüssig. Natürlich wirkt der normale und abnormale Zustand des Gehirns und der Umfang aktiver Tätigkeit im Medulla oblongata sehr stark auf die Zirbeldrüse zurück; denn wegen der hohen Anzahl von „Zentren“ in dieser Region, welche den weitaus größten Teil der physiologischen Aktivitäten der tierischen Ökonomie kontrolliert, und auch infolge der engen und innigen Nachbarschaft der beiden, muss von der Medulla eine sehr starke „induktive“ Einwirkung auf die Zirbeldrüse ausgehen.

All das ist dem Okkultisten ganz klar, in den Augen des gewöhnlichen Lesers jedoch sehr unbestimmt. Dem Letzteren muss also die Möglichkeit eines dreiäugigen Menschen in der Natur zu jener Zeit, als seine Gestaltung sich noch in einem verhältnismäßig chaotischen Zustand befand, aufgezeigt werden. Eine solche Möglichkeit kann vor allem aus anatomischer und zoologischer Erkenntnis geschlossen werden; und dann auf den Annahmen der materialistischen Wissenschaft selbst ruhen.

Es wird auf die Autorität der Wissenschaft und auf Beweise verwiesen, die diesmal nicht nur eine Fiktion theoretischer Spekulation sind, dass viele der Tiere – insbesondere der unteren Ordnungen der Wirbeltiere – ein drittes Auge haben, das heute verkümmert ist, ursprünglich aber notwendigerweise aktiv war.362 Die Art der Hatteriadae, eine Echse aus der Ordnung der Lacertilia, die vor Kurzem in Neuseeland (wohlgemerkt in einem Teil des alten sogenannten Lemuriens) entdeckt wurde, bietet diese Eigentümlichkeit auf eine höchst außerordentliche Weise, und nicht nur die Hatteria punctata, sondern auch das Chamäleon und gewisse Reptilien und selbst Fische. Man glaubte zuerst, es sei nichts Weiteres als die Verlängerung des Gehirns, die mit einem kleinen Auswuchs namens Epiphysis endete, ein vom Hauptknochen durch einen Knorpel getrennter kleiner Knochen, der bei jedem Tier zu finden sei. Doch bald kam heraus, dass es mehr als das war. Seine Entwicklung und sein anatomischer Aufbau wiesen eine derartig starke Analogie mit dem Auge auf, das man es für unmöglich hielt, irgendetwas [SD # 297] anderes darin zu erkennen. Es gab und gibt Paläontologen, die bis heute überzeugt sind, dieses „Dritte Auge“ hätte ursprünglich funktioniert, und sie haben sicherlich Recht. Denn Folgendes wird in Quains „Elements of Anatomy“ über die Zirbeldrüse gesagt (Bd. II., 9. Ausg., S. 830-851. „Thalamencephalon“ Interbrain):

„Aus diesem Teil, der zunächst den gesamten und später den hinteren Teil des vorderen primären Enzephalusbläschens bildet, entwickeln sich in der frühesten Periode die Sehnervenbläschen, und im Zusammenhang mit dem vorderen Teil werden die Gehirnhemisphären und die sie ergänzenden Teile gebildet. Der Thalamus opticus jeder Seite wird durch eine seitliche Verdickung der Markwand gebildet, während das Intervall dazwischen, zur Basis hin absteigend, den Hohlraum des dritten Ventrikels mit seiner Verlängerung im Infundibulum bildet. Die graue Kommissur erstreckt sich danach quer durch die Ventrikelhöhlung. . . . . Der hintere Teil des Daches entwickelt sich durch einen eigentümlichen, später zu beobachtenden Prozess zur Zirbeldrüse, die an den Seiten durch ihre Stiele mit dem Thalamus verbunden bleibt, und hinter diesen bildet sich ein Querband als hintere Kommissur.

Die Lamina terminalis (Lamina cinerea) verschließt weiterhin den dritten Ventrikel vorne, darunter bildet die optische Kommissur den Ventrikelboden, und weiter hinten senkt sich das Infundibulum ab, um sich in der Sella turcica mit dem an den Hypophysenhinterlappen angrenzenden Gewebe zu vereinigen.

Die beiden optischen Thalami, die aus dem hinteren und äußeren Teil des vorderen Vesikels gebildet werden, bestehen zunächst aus einem einzigen hohlen Sack aus Nervengewebe, dessen Hohlraum auf jeder Seite vorne mit dem der beginnenden Hirnhälften und hinten mit dem des Mittelhirn-Vesikels (Corpora quadrigemina) kommuniziert. Bald jedoch verfestigen sich die Thalami durch vermehrte Ablagerungen in ihrem Inneren, dahinter, darunter und seitlich, und gleichzeitig entsteht oben zwischen ihnen ein Spalt oder ein Einschnitt, der bis in den inneren Hohlraum eindringt, der sich im hinteren Teil gegenüber dem Eingang des Aquaeductus Sylvii weiter öffnet. Dieser Spalt oder diese Spalte ist das dritte Ventrikel. Dahinter setzen sich die beiden Thalami durch die hintere Kommissur, die etwa am Ende des dritten Monats erkennbar ist, und auch durch die Stiele der Zirbeldrüse zusammen. . . . .

Zu einem frühen Zeitpunkt können die Sehbahnen als hohle Verlängerungen vom äußeren Teil der Thalamuswand erkannt werden, solange sie noch blasenförmig sind. Im vierten Monat sind diese Bahnen deutlich ausgeprägt. Danach werden sie nach hinten in Verbindung mit der Corpora quadrigemina verlängert.

Die Bildung der Zirbeldrüse und des Hypophysenkörpers stellt einige der interessantesten Phänomene dar, die mit der Entwicklung des Thalamenzephalons verbunden sind.“

Würde sich der hintere Teil der Gehirnhemisphären nicht entwickeln, wäre die Zirbeldrüse nach Entfernung der Scheitelbeine vollkommen sichtbar, was in Anbetracht des oben Gesagten besonders interessant ist. Es ist auch sehr interessant, den unverkennbaren Zusammenhang zwischen den (ursprünglich) hohlen Sehbahnen und den Augen vorn und der Zirbeldrüse und ihren Stielen hinten und zwischen all [SD # 298] diesen und den Thalami zu verfolgen und betrachten. Somit haben die jüngsten Entdeckungen im Zusammenhang mit dem dritten Auge der Hatteria punctata einen sehr wichtigen Einfluss auf die Entwicklungsgeschichte der menschlichen Sinne und die okkulten Behauptungen im Text.

Es ist wohl bekannt (und wird jetzt von denen, die nicht mehr an die Existenz eines unsterblichen Prinzips im Menschen glauben, als Einbildung betrachtet), dass Descartes die Zirbeldrüse als den Sitz der Seele betrachtete. Obwohl die Seele mit allen Teilen des Körpers verbunden ist, sagte er, existiert doch ein besonderer Bereich im Körper, in dem die Seele ihre Funktionen spezieller als in allen anderen Körperteilen ausübt. Und da weder das Herz noch selbst das Gehirn die „spezielle“ Örtlichkeit sein könnten, schloss er, dass es die kleine mit dem Gehirn verbundene Drüse sei, welche dennoch eine von ihm unabhängige Aktivität besitze, da sie „von den die Schädelhöhlen in jedem Sinn durchkreuzenden animalischen Geistern363 mit Leichtigkeit in eine Art schwingender Bewegung versetzt werden könne.

So unwissenschaftlich das in unserer Zeit der exakten Lehre erscheinen mag, war Descartes doch der okkulten Wahrheit viel näher als jeder Haeckel. Denn die Zirbeldrüse ist, wie gezeigt wurde, viel enger mit Seele und Geist verknüpft als mit den physiologischen Sinnen des Menschen. Hätten die tonangebenden Wissenschaftler auch nur einen Schimmer von den wirklichen vom evolutionären Impuls ausgelösten Prozessen und von dem gewundenen, zyklischen Verlauf dieses großen Gesetzes, dann würden sie wissen anstatt zu vermuten; und sie wären sich aufgrund der Kenntnis seiner vergangenen Formen über die zukünftigen physischen Umformungen des Menschengeschlechts im Klaren. Dann würden sie die Falschheit und Unsinnigkeit ihrer modernen „blinden Kraft“ und mechanischen Naturvorgänge einsehen; infolge einer solchen Erkenntnis würden sie verstehen, dass z. B. die besagte Zirbeldrüse im gegenwärtigen Stadium unseres Zyklus für den physischen Gebrauch nichts anderes als unbrauchbar werden konnte. Wenn das seltsame „Auge“ des Menschen jetzt verkümmert ist, stellt das einen Beweis dafür dar, dass es, ebenso wie im niederen Tier, einstmals aktiv gewesen sein muss, denn die Natur erschafft niemals auch nur die kleinste oder unbedeutendste Form ohne irgendeinen bestimmten Zweck und Nutzen. Es war ein aktives Organ, sagen wir, zu dem Zeitpunkt in der Evolution, als das spirituelle Element im Menschen die Oberherrschaft über die kaum im Entstehen begriffenen intellektuellen und psychischen Elemente innehatte. Und als der Zyklus auf den Punkt zusteuerte, an dem die physiologischen Sinne durch das Wachstum und die Festigung des physischen Menschen und im Gleichschritt mit den endlosen und komplexen Wechselfällen und Drangsalen der zoologischen Evolution entwickelt wurden, endete dieses mittlere „Auge“, indem es zusammen mit den frühen geistigen und rein psychischen Merkmalen des Menschen verkümmerte. Das Auge ist der Spiegel und auch das Fenster der Seele, sagt die volkstümliche Weisheit,364 und vox populi vox dei.

[SD # 299] Im Anbeginn waren sämtliche Klassen und Familien der lebenden Arten hermaphroditisch und objektiv einäugig. Ebenso wie beim Menschen, war beim Tier das Dritte Auge ursprünglich das einzige Sehwerkzeug; seine Form war genauso ätherisch (astral) wie die des Menschen, bevor die Körper der beiden ihre Röcke aus Fellen zu entwickeln begannen, d. h. sie begannen, mit ihrem inneren physiologischen Mechanismus die dichte Umhüllung aus physikalischer Substanz oder Materie von innen nach außen zu entwickeln. Die beiden physischen Stirnaugen entwickelten sich365 erst später, im Tier wie auch im Menschen, dessen physisches Sehorgan sich zu Beginn der dritten Rasse an derselben Stelle befand wie das einiger blinder Wirbeltiere heute, d. h. unter einer undurchsichtigen Haut.366 Nur sind die Stadien des überzähligen oder ursprünglichen Auges im Menschen und in den Tieren jetzt umgekehrt, da Ersterer den tierischen, nicht-rationalen Zustand bereits in der dritten Runde durchlaufen hat und der rein tierischen Schöpfung um eine ganze Bewusstseinsebene voraus ist. Während daher das „zyklopische“ Auge im Menschen das Werkzeug des spirituellen Schauens war und immer noch ist, war es im Tier das des gegenständlichen Sehens. Dieses Auge wurde, nachdem es ausgedient hatte, im Laufe der physischen Evolution vom Einfachen zum Komplexen durch zwei Augen ersetzt und auf diese Weise von der Natur für den weiteren Gebrauch in zukünftigen Äonen aufbewahrt und beiseite gelegt.

Das erklärt, warum die Zirbeldrüse ihre höchste Entwicklung zur Zeit der niedersten physischen Entwicklung erreichte. Bei den Vertebraten ist sie am prominentesten und objektivsten, während sie beim Menschen [SD # 300] höchst sorgfältig verborgen und unzugänglich ist, ausgenommen für die Anatomen. Damit wird nicht weniger Licht geworfen auf den zukünftigen physischen, spirituellen und intellektuellen Zustand der Menschheit in Zeiträumen, die mit anderen, vergangenen Perioden auf parallelen Linien korrespondieren, und immer auf den Linien der auf- und absteigenden zyklischen Evolution und Entwicklung verlaufen. So hieß es einige Jahrhunderte vor dem Kali-Yuga – dem Zeitalter, das vor nahezu 5.000 Jahren begann – (wenn in verständlichen Sätzen umschrieben):

„Wir (die fünfte Wurzelrasse) in unserer ersten Hälfte (der Dauer) aufwärts (auf dem jetzt aufsteigenden Bogen des Zyklus) sind im Mittelpunkt (oder zwischen) der ersten und zweiten Rasse – die hinab fielen (d. h. die Rassen befanden sich damals auf dem absteigenden Bogen des Zyklus). . . . . Rechne selbst, Lanu, und verstehe.“ (Kommentar XX)

Dieser Empfehlung folgend finden wir, dass in dieser Übergangsperiode – nämlich in der zweiten Hälfte der ersten spirituellen, ätherisch-astralen Rasse – die im Entstehen begriffene Menschheit noch über kein intellektuelles Gehirnelement verfügte. Da sie sich auf ihrem absteigenden Bogen befand und wir uns jetzt hier parallel dazu auf dem aufsteigenden Bogen entwickeln, fehlt uns daher das spirituelle Element, das jetzt durch das intellektuelle ersetzt ist. Wir sollten im Gedächtnis behalten, dass wir uns in der manasischen Periode unseres Rassenzyklus befinden oder in der fünften Rasse, und wir daher den Meridianpunkt des vollkommenen Ausgleichs von Geist und Materie oder den Gleichgewichtspunkt zwischen Gehirnintellekt und spiritueller Wahrnehmung überschritten haben. Ein wichtiger Punkt ist dabei jedoch zu beachten.

[SD # 301] Gegenwärtig befinden wir uns erst in der vierten Runde, und die volle Entwicklung von Manas zu einem unmittelbaren Strahl des Universalen Mahats – ein nicht durch Materie eingeschränkter Strahl – wird erst in der fünften endgültig erreicht werden. Nichtsdestoweniger, da alle Unterrassen und Nationen ihre Zyklen und Stadien der evolutionären Entwicklung in einem kleineren Maßstab wiederholen, muss das umso mehr für eine Wurzelrasse gelten. Unsere gegenwärtige Rasse hat somit als Wurzelrasse den Rassenmeridian überschritten und bewegt sich jetzt auf der spirituellen Seite im Zyklus aufwärts. Aber einige unserer Unterrassen befinden sich noch auf dem dunklen, absteigenden Bogen ihrer entsprechenden nationalen Zyklen; andere wiederum – die ältesten von ihnen – haben den kritischen Punkt überschritten, der allein darüber entscheidet, ob eine Rasse, eine Nation oder ein Stamm leben oder verschwinden werden, und sich auf dem Höhepunkt der geistigen Entwicklung als Unterrassen befinden.

Es wird jetzt verständlicher geworden sein, warum das „sonderbare Auge“ nach dem physischen Fall derer, die wir „Lemurier“ zu nennen übereingekommen sind, allmählich in eine einfache Drüse umgewandelt wurde.

Es ist eine seltsame Tatsache, dass sich speziell beim Menschen die Gehirnhemisphären und die Seitenventrikel entwickelten, während bei den Säugetieren die Thalami optici, Corpora quadrigemina und Corpora striata bei der Entwicklung des Gehirns im Vordergrund standen. Ferner wird behauptet, dass sich der Intellekt eines Menschen bis zu einem gewissen Grad nach der Entwicklung der zentralen Windungen und des vorderen Teils der Gehirnhemisphären bemisst. Wenn die Entwicklung und Vergrößerung der Zirbeldrüse als Indikator für die astralen Fähigkeiten und spirituellen Neigungen eines Menschen betrachtet werden kann, scheint sich als natürliche Schlussfolgerung daraus abzuleiten, dass eine entsprechende Entwicklung dieses Teils des Schädels oder eine Vergrößerung der Zirbeldrüse auf Kosten des hinteren Teils der Hirnhemisphären stattfindet. Das ist eine seltsame Spekulation und würde in diesem Fall eine Bestätigung erhalten. Darunter und dahinter ist das Kleinhirn zu sehen, das als Sitz aller tierischen Neigungen des Menschen gilt und von der Wissenschaft als das große Zentrum für alle physiologisch koordinierten Bewegungen des Körpers, wie Gehen, Essen etc. etc. angesehen wird; davor der vordere Bereich des Gehirns – der Gehirn-Hemisphären – der speziell mit der Entwicklung der intellektuellen Fähigkeiten des Menschen verbundene Bereich; und in der Mitte, sie beide beherrschend, und insbesondere die animalischen Funktionen, die entwickelte Zirbeldrüse, die mit dem höher evolvierten oder spirituellen Menschen verbunden ist.

Es muss daran erinnert werden, dass es sich dabei lediglich um physische Entsprechungen handelt, geradeso wie das gewöhnliche menschliche Gehirn das Aufzeichnungsorgan des Gedächtnisses ist, aber nicht das Gedächtnis selbst.

Das ist also das Organ, das die Grundlage so vieler Legenden und Überlieferungen ist, unter anderem auch jener von Menschen mit einem Haupt, aber zwei Gesichtern. Abgesehen von Erwähnungen in den [SD # 302] chaldäischen Fragmenten, sind diese Legenden in verschiedenen chinesischen Werken zu finden. Außer in dem bereits angeführten Werk – dem Shan Hai King, kompiliert von Kung Chia nach Gravuren auf neun von Kaiser Yu 2.255 v. Chr. gefertigten Urnen, tauchen sie in einem anderen Werk namens „Bambusbücher“ und in einem dritten „Rh Ya“ genannten auf – dessen Verfasser laut Ch. Gould in seinen „Mythical Monsters“ „nach der Überlieferung von Zhou Kung, Oheim von Wu Wang, erstem Kaiser der Zhou-Dynastie, 1.122 v. Chr. initiiert wurde“. Die Bambusbücher enthalten die alten Annalen Chinas, die 279 n. Chr. bei der Öffnung des Grabes von König Seang von Wei gefunden wurden, der 295 v. Chr. starb. Diese beiden Werke erwähnen Menschen mit zwei Gesichtern auf einem Haupt – eines vorn und eines hinten (S. 27).

Das „Dritte Auge“ ist unauflöslich mit Karma verbunden, das sollten Schüler des Okkultismus wissen. Der Lehrsatz ist so geheimnisvoll, dass nur sehr wenige von ihm gehört haben.

Das „Shiva-Auge“ verkümmerte vor dem Ende der vierten Rasse nicht gänzlich. Als die Spiritualität und alle göttlichen Kräfte und Eigenschaften des Deva-Menschen der dritten zu Bediensteten der neu erweckten physiologischen und psychischen Leidenschaften des physischen Menschen gemacht worden waren, anstatt umgekehrt, verlor das Auge seine Kräfte. Aber so war das Gesetz der Evolution, und streng genommen handelte es sich dabei um keinen Fall. Die Sünde lag nicht in der Benutzung der neu entwickelten Kräfte, sondern in deren Missbrauch; darin, dass aus dem Tabernakel, das einen Gott zu enthalten bestimmt war, der Tempel jeglicher spiritueller Lasterhaftigkeit gemacht wurde. Wenn wir von „Sünde“ sprechen, so geschieht das nur, damit jeder unsere Absicht verstehe, denn Karma367 wäre der korrektere in diesem Fall zu benutzende Ausdruck; ferner wird der Leser, der sich durch den Gebrauch des Ausdrucks „spiritueller“ anstelle von „physischer“ Lasterhaftigkeit verwirrt fühlen sollte, an die Tatsache erinnert, dass es keine physische Lasterhaftigkeit geben kann. Der Körper ist nur das unverantwortliche Organ, das Werkzeug des psychischen, wenn nicht des „geistigen Menschen“. Im Fall der Atlantier war es gerade das spirituelle Wesen, das sündigte, denn in jenen Tagen war das spirituelle Element noch das „Meister“-Prinzip im Menschen. Somit wurde in jenen Tagen von unseren Monaden das schwerste Karma der fünften Rasse geschaffen.

Da dieser Satz sich wieder als verwirrend erweisen kann, sollte er besser zum Nutzen des mit den theosophischen Lehren nicht vertrauten Lesers erklärt werden.

Fragen in Bezug auf Karma und Wiedergeburten werden ständig gestellt, und über den Gegenstand scheint große Verwirrung zu herrschen. Die im christlichen Glauben geboren und aufgewachsen und in der Idee geschult worden sind, [SD # 303] Gott erschaffe für jedes neugeborene Kind eine neue Seele, zählen zu den am stärksten Verwirrten. Sie fragen, ob die Anzahl der sich auf der Erde inkarnierenden Monaden begrenzt ist, was bejaht wird. Denn so unzählig in unseren Vorstellungen die Zahl der inkarnierenden Monaden auch sein mag – selbst wenn wir berücksichtigen, dass seit der zweiten Rasse, als ihre jeweiligen sieben Gruppen mit Körpern ausgestattet wurden, in den bereits vergangenen Äonen in jeder Sekunde mehrere Geburten und Todesfälle veranschlagt werden können –, muss es dennoch eine Grenze geben. Es wurde gesagt, dass Karma-Nemesis, deren Leibeigene die Natur ist, alles auf die harmonischste Art anordnete, und dass daher das frische Einströmen oder die Ankunft neuer Monaden versiegte, sobald die Menschheit ihre volle physische Entwicklung erreicht hatte. Seit dem Mittelpunkt der Atlantier inkarnierten sich keine neuen Monaden mehr. Erinnern wir uns also daran, dass mit Ausnahme von kleinen Kindern und Individuen, deren Leben durch irgendeinen Unfall gewaltsam abgebrochen wurde, sich keine spirituelle Wesenheit reinkarnieren kann, bevor ein viele Jahrhunderte umfassender Zeitraum vergangen ist, und solche Lücken allein müssen zeigen, dass die Anzahl der Monaden notwendigerweise endlich und limitiert ist. Darüber hinaus muss den anderen Tieren eine vernünftige Zeit für ihren Evolutionsfortschritt eingeräumt werden.

Daher die Behauptung, dass viele von uns jetzt die Wirkungen der schlimmen karmischen Ursachen abarbeiten, die von uns in atlantischen Körpern gelegt wurden. Das Karma-Gesetz ist unentwirrbar mit dem der Reinkarnation verwoben.

Ausschließlich das Wissen von den beständigen Wiedergeburten ein- und derselben Individualität durch den gesamten Lebenszyklus hindurch; und die Überzeugung, dass dieselben Monaden – unter ihnen viele Dhyan Chohans oder die „Götter“ selbst – den „Kreislauf der Notwendigkeit“ durchlaufen müssen und durch eine solche Wiedergeburt für die in einem früheren Leben erduldeten oder begangenen Verbrechen belohnt oder bestraft werden; ferner, dass eben jene Monaden, die in die leeren, vernunftlosen Schalen oder Astralgestalten der ersten von den Pitris emanierten Rasse eintraten, auch heute unter uns sind – ja, dass es sich dabei vielleicht um uns selbst handelt; nur diese Lehre, sagen wir, kann uns das mysteriöse Problem von Gut und Böse erklären und den Menschen mit der schrecklichen, scheinbaren Ungerechtigkeit des Lebens versöhnen. Nur eine solche Gewissheit kann unseren empörten Gerechtigkeitssinn beruhigen. Wenn jemand mit der edlen Lehre nicht vertraut ist und sich umsieht, und er erkennt die Ungleichheit von Geburt und Schicksal, von Intellekt und Fähigkeiten; wenn man sieht, wie Dummköpfen und Verschwendern Ehre erwiesen wird, auf die das Glück durch das bloße Privileg ihrer Geburt seine Gunst gehäuft hat, und deren nächster Nachbar mit all seinem Intellekt und seinen edlen Tugenden – die in jeder Hinsicht viel verdienter sind – an Entbehrung und fehlender Sympathie zugrunde geht; wenn jemand all das sieht und sich abwenden muss, ohne das unverdiente Leiden lindern zu können, wenn seine Ohren klingen und sein Herz blutet von den [SD # 304] Schmerzensschreien um ihn herum – dann bewahrt ihn allein jenes gesegnete Wissen über Karma davor, das Leben und die Menschen sowie ihren vermuteten Schöpfer zu verfluchen.368

Von all den schrecklichen Lästerungen und Anschuldigungen, die praktisch von den Monotheisten auf ihren Gott geschleudert werden, ist keine größer und unverzeihlicher als die (fast immer) falsche Demut, die den eingebildeten „frommen“ Christen in Verbindung mit jedem Übel und jedem unverdienten Schlag behaupten lässt, „das ist der Wille Gottes.“

Tölpel und Heuchler! Lästerer und gottlose Pharisäer, die von der unendlichen, huldvollen Liebe und Sorge ihres Gottes und Schöpfers für den hilflosen Menschen sprechen und im selben Atemzug von jenem Gott, der die Guten, die Allerbesten seiner Geschöpfe züchtigt und sie wie ein unersättlicher Moloch verbluten lässt! Sollen Congreves Worte uns darauf eine Antwort sein? –

Wer wagt es, die Ewige Gerechtigkeit zu tadeln?“ Logik und einfacher, gesunder Menschenverstand, antworten wir: Wenn wir aufgefordert werden, an eine „Erbsünde“ zu glauben in nur einem Leben auf dieser Erde für jede Seele, und an eine anthropomorphische Gottheit, die einige Menschen nur dazu erschaffen zu haben scheint für das Vergnügen, sie in das ewige Höllenfeuer zu verdammen (und das einerlei ob sie gut oder böse sind, sagt der Anhänger der Vorbestimmungslehre),369 warum sollte nicht jeder von uns, der mit der Kraft der Vernunft begabt ist, seinerseits eine solch abscheuliche Gottheit verdammen? Das Leben wäre unerträglich, müsste man an den von der unreinen Fantasie des Menschen erschaffenen Gott glauben. Glücklicherweise existiert er lediglich in menschlichen Dogmen und in der ungesunden Einbildungskraft einiger Dichter, die das Problem gelöst zu haben glauben, wenn sie ihn anrufen als:

„Du große mysteriöse Macht, der Du einbezogen hast
Den Stolz der menschlichen Weisheit, zu verwirren
Das kühne Forschen und den Glauben zu prüfen
Deiner anmaßenden Geschöpfe ! . . . .”

Es ist wahrhaftig ein robuster „Glaube“ erforderlich, um zu glauben, dass es „Anmaßung“ ist, jemandes Gerechtigkeit in Frage zu stellen, der den hilflosen Menschen lediglich dazu erschafft, um ihn zu „verwirren“ und seinen Glauben zu prüfen, mit dem zu begaben ihn jene „Macht“ außerdem vergessen haben könnte, wenn sie es nicht gar unterlassen hat, wie es manchmal scheint.

Man vergleiche dieses blinde Glaubensbekenntnis mit dem philosophischen Glauben an Karma-Nemesis oder das Gesetz der Vergeltung, welches auf jedem vernünftigen Beweis und jeder Lebenserfahrung beruht. Dieses Gesetz – sei es bewusst oder [SD # 305] unbewusst – prädestiniert nichts und niemanden. Es existiert von und in Ewigkeit, wahrhaftig, denn es selbst ist Ewigkeit; und als solches, da keine Tätigkeit der Ewigkeit gleich sein kann, kann man von ihm nicht behaupten, es sei tätig, denn es selbst ist Tätigkeit. Es ist nicht die Welle, die einen Menschen ertränkt, sondern die persönliche Handlung des Unglücklichen, der vorsätzlich hingeht und sich der unpersönlichen Wirkung der Gesetze unterwirft, welche die Bewegung des Ozeans beherrschen. Karma erschafft nichts, noch gestaltet es etwas. Es ist der Mensch, der plant und Ursachen schafft, und das karmische Gesetz gleicht die Wirkungen aus. Dieser Ausgleich ist keine Tätigkeit, sondern universale Harmonie, die immer ihre ursprüngliche Lage wieder einzunehmen anstrebt, wie ein Ast, der, wenn er zu stark nach unten gebogen wird, mit entsprechender Kraft zurückfedert. Wenn er dabei eventuell jenen Arm ausrenkt, der versucht hat, ihn aus seiner natürlichen Form heraus zu verbiegen, sollen wir da sagen, dass es der Ast war, der unseren Arm gebrochen hat oder dass wir uns durch unsere eigene Torheit selbst Schaden zugefügt haben? Karma trachtet niemals danach, intellektuelle und individuelle Freiheiten zu zerstören, wie der von den Monotheisten erfundene Gott. Es hat seine Beschlüsse nicht absichtlich in Dunkel gehüllt, um den Menschen zu verwirren; noch wird es jenen strafen, der sein Mysterium zu erforschen wagt. Im Gegenteil, wer durch Studium und Meditation seine verschlungenen Pfade enthüllt und Licht auf die dunklen Wege wirft, in deren Windungen so viele Menschen wegen ihrer Unkenntnis des Lebenslabyrinths zugrunde gehen, wirkt zum Besten seiner Mitmenschen. Karma ist ein absolutes und ewiges Gesetz in der Welt der Manifestation; und da es nur ein Absolutes geben kann, als Eine ewige, immer gegenwärtige Ursache, können an Karma Glaubende nicht als Atheisten oder Materialisten betrachtet werden – noch weniger als Fatalisten:370 [SD # 306] Denn Karma ist in seinen Wirkungen in der Erscheinungswelt eins mit dem Unerkennbaren, von dem es ein Aspekt ist.

Das Gesetz der Wiedergeburt oder der Reinkarnation derselben spirituellen Individualität in einer langen, nahezu grenzenlosen Reihe von Persönlichkeiten ist dann also eng oder vielmehr unauflöslich mit Karma verbunden. Letztere gleichen unterschiedlichen, vom selben Schauspieler in verschiedenen Kostümen dargestellten Rollen, der sich einige Stunden lang mit jeder einzelnen von ihnen identifiziert und vom Publikum mit ihr identifiziert wird. Der diese Rollen personifizierende innere oder wirkliche Mensch weiß immer, dass er lediglich für die kurze Dauer von ein paar Akten Hamlet ist, welche auf der Ebene der menschlichen Illusion aber das gesamte Leben Hamlets darstellen. Er weiß auch, dass er am vorangegangenen Abend König Lear war, der sich wiederum aus dem Othello eines noch früheren Abends verwandelte; doch der äußere, sichtbare Charakter weiß nichts von dieser Tatsache. Im tatsächlichen Leben ist diese Unkenntnis unglücklicherweise nur allzu real. Nichtsdestoweniger ist die dauerhafte Individualität sich dessen voll bewusst, aber infolge der Verkümmerung des „spirituellen“ Auges im physischen Körper kann sich dieses Wissen dem Bewusstsein der unechten Persönlichkeit nicht einprägen.

Die Menschen der dritten Wurzelrasse erfreuten sich bis nahezu zum Mittelpunkt der dritten Unterrasse der vierten Wurzelrasse eines physischen dritten Auges; dann zog es sich durch die Verfestigung und Vervollkommnung der menschlichen Gestalt von der äußeren menschlichen Anatomie zurück. Wie auch immer, psychisch und spirituell hielten seine mentalen und visuellen Wahrnehmungen jedoch annähernd bis zum Ende der vierten Rasse an, wo seine Funktionen infolge der Materialität und des verkommenen Zustands der Menschheit vor dem Untergang des Großteils des atlantischen Kontinents vollständig ausstarben. Nun können wir zu den Sintfluten und ihren vielen „Noahs“ zurückkehren.

Der Schüler muss sich vor Augen halten, dass es viele Sintfluten wie die in der Genesis erwähnte gab, und drei bei Weitem bedeutendere, welche in dem Abschnitt über die prähistorischen Kontinente erwähnt und beschrieben werden. Um jedoch falsche Vermutungen zu vermeiden in Bezug auf die Behauptung, die esoterische Lehre enthalte viele der Legenden der Schriften der Hindus; und weiter, dass die Chronologie der Letzteren nahezu mit jener der Ersteren übereinstimme – lediglich erklärt und verdeutlicht; und ferner, dass schließlich der Glaube bestehe, dass „Vaivasvata Manu“ – in der Tat ein generischer Ausdruck! – der Noah der Arier und der Prototyp gewesen sei, all das, das auch zu den Überzeugungen der Okkultisten gehört, macht eine weitere Erklärung an dieser Stelle notwendig (vide Teil III, „Untergegangene Kontinente“).

Die urzeitlichen Manus der Menschheit

[SD # 307] Wer sich dessen bewusst ist, dass die mit dem Untergang eines ganzen Kontinents – mit Ausnahme dessen, was zu einigen wenigen Inseln wurde – endende „große Flut“ vor nicht mehr als 18.000.000 Jahren stattgefunden haben kann; und dass Vaivasvata Manu der mit dem Matsya- (oder Fisch-) Avatara Vishnus verbundene indische Noah ist – mag angesichts dieser Diskrepanz zwischen den angegebenen Fakten und der zuvor gegebenen Chronologie verwirrt sein. Doch ein solcher Widerspruch existiert in Wirklichkeit gar nicht. Der Leser wird ersucht, den Artikel über „Das siebenfältige Prinzip in der Esoterik“ im Theosophist vom Juli 1883 zu studieren, das wird die ganze Frage klären. In der dort gegebenen Erklärung unterscheiden sich, wie ich glaube, die Okkultisten von den Brahmanen.

Für diejenigen, die diese Ausgabe des „Theosophist“ nicht zur Hand haben, werden nun ein oder zwei Zitate daraus angeführt:

Wer war Manu, der Sohn Svayambhuvas? Die Geheimlehre sagt uns, dieser Manu sei kein Mensch gewesen, sondern er repräsentierte die ersten Menschenrassen, die mit Hilfe der Dhyan Chohans (Devas) am Beginn der ersten Runde evolviert wurden. Aber in seinen Gesetzen („Buch I“, 80) wird uns mitgeteilt, es gebe vierzehn Manus in jedem Kalpa – oder Zeitraum von Schöpfung zu Schöpfung (sprich, der Zeitraum zwischen einem kleineren ‘Pralaya’ und dem nächsten)371 – und dass im gegenwärtigen göttlichen Zeitalter bislang sieben Manus vergingen. Diejenigen, die wissen, dass es sieben Runden gibt, von denen wir drei bereits durchlaufen haben und uns jetzt in der vierten befinden; [SD # 308] und denen gelehrt wurde, dass es sieben Morgen- und sieben Abenddämmerungen gibt oder vierzehn Manvantaras; ferner, dass es am Beginn und am Ende einer jeden Runde auf und zwischen den Planeten ein Erwachen zum illusiven Leben und ein „Erwachen zum wirklichen Leben“ gibt; und weiter, dass es Wurzel-Manus gibt und das, was wir plump mit Samen-Manus übersetzen müssen – die Samen für die menschlichen Rassen der bevorstehenden Runde (oder die Sishtas – die überlebenden Tauglichsten372; ein Mysterium, das nur jenen enthüllt wird, die in den dritten Grad initiiert wurden) – jene, die all das gelernt haben, werden besser vorbereitet sein, die Bedeutung des Folgenden zu verstehen. In den heiligen Schriften der Hindus wird uns gesagt, dass der erste Manu sechs weitere Manus hervorbrachte (sieben ursprüngliche Manus insgesamt), und diese brachten ihrerseits ein jeder sieben weitere Manus hervor373 („Bhrigu“, I, 61-63) – die Hervorbringung Letzterer findet sich als die 7 x 7 in den okkulten Abhandlungen wieder. Somit wird klar, dass Manu – der letzte, der Urahn unserer Menschheit der vierte Runde – der siebte sein muss, nachdem wir uns in unserer vierten Runde befinden374 und es einen Wurzel-Manu auf Globus A und einen Samen-Manu auf Globus G gibt. So wie jede planetarische Runde mit der Erscheinung eines ‘Wurzel-Manus’ (Dhyan Chohans) beginnt und mit einem ‘Samen-Manu’ schließt, erscheinen ein Wurzel- und ein Samen-Manu am Beginn und am Ende der menschlichen Periode jedes beliebigen bestimmten Planeten.375 Aus vorstehender Bemerkung wird leicht ersichtlich, dass eine Manu-antarische Periode, wie der Ausdruck impliziert, die Zeit zwischen dem [SD # 309] Auftreten zweier Manus oder Dhyan Chohans bedeutet; und daher ist die Dauer der sieben Rassen auf jedem beliebigen Planeten ein kleineres Manvantara. Und ein größeres Manvantara bezeichnet die Periode einer menschlichen Runde entlang der Planetenkette. Außerdem, da gesagt wird, dass jeder der sieben Manus 7 x 7 Manus erschafft, und dass es in jeder Runde auf den sieben Planeten 49 Wurzelrassen gibt, hat also jede Wurzelrasse ihren Manu. Der gegenwärtige siebte Manu wird ‘Vaivasvata’ genannt. Er steht in den exoterischen Texten für jenen Manu, der in Indien den babylonischen Xisuthrus und den jüdischen Noah repräsentiert. Aber in den esoterischen Büchern wird uns gesagt, dass Manu Vaivasvata, der Vorfahr unserer fünften Rasse – der sie aus der Flut rettete, welche die vierte (atlantische) nahezu vernichtete – nicht der siebte Manu ist, der im Namensverzeichnis der Wurzel- oder ursprünglichen Manus erwähnt wird, sondern er ist einer der 49 Manus, die aus diesem Wurzel-Manu emanierten.

„Für ein klareres Verständnis geben wir hier die Namen der 14 Manus in ihrer entsprechenden Reihenfolge und in ihrer Beziehung zu der jeweiligen Runde:

Vaivasvata ist somit, obwohl er in der angegebenen Reihenfolge an siebter Stelle steht, der ursprüngliche Wurzel-Manu unserer vierten menschlichen Woge (der Leser muss sich immer vor Augen halten, dass der Manu kein Mensch, sondern eine kollektive Menschheit ist), während unser Vaivasvata lediglich einer der sieben kleineren Manus war, die den sieben Rassen unseres Planeten vorstehen sollen. Jeder von ihnen wird Zeuge einer der periodischen und immer wiederkehrenden Kataklysmen (durch Feuer und Wasser), die den Zyklus einer jeden Wurzelrasse abschließen. Und dieser Vaivasvata – die hinduistische ideale Verkörperung, jeweils mit Namen Xisuthrus, Deukalion, Noah und anderen – ist der allegorische Mensch. Letzterer errettete unsere Rasse, als nahezu die gesamte Bevölkerung einer Halbkugel durch Wasser zugrunde ging, während die andere Halbkugel aus ihrer zeitweisen Verdunkelung erwachte.“376

[SD # 310] Somit ist gezeigt, dass kein wirklicher Widerspruch darin besteht, die Zeit vor etwa 18.000.000 Jahren, als der physische oder wahrhaft menschliche Mensch zum ersten Mal in seiner vierten Runde auf dieser Erde erschien, als Vaivasvata-Manvantara (Manu-antara, wörtlich „zwischen zwei Manus“) zu bezeichnen; und von den anderen Vaivasvatas, d. h. dem Manu der großen kosmischen oder siderischen Flut (ein Mysterium) oder wieder dem Manu Vaivasvata des versunkenen Atlantis, als der rassische Vaivasvata die Auserwählten der Menschheit, die fünfte Rasse, vor ihrer vollständigen Vernichtung bewahrte. Da die verschiedenen (und ganz unterschiedlichen) Ereignisse im Vishnu- und anderen Puranas absichtlich in eine Erzählung verschmolzen sind, mag noch immer ein großes Maß an Verwirrung im Denken des profanen Lesers übrig bleiben. Daher müssen uns, weil eine beständige Aufklärung notwendig ist, unvermeidliche Wiederholungen vergeben werden. Die die wirklichen Mysterien der Esoterischen Philosophie verbergenden Blenden sind groß und verwirrend, und selbst jetzt kann das letzte Wort nicht gegeben werden. Der Schleier mag jedoch ein wenig mehr gelüftet und einige bislang verweigerte Erklärungen mögen jetzt dem ernsten Schüler angeboten werden.

Colonel Vans Kennedy, wenn wir uns nicht irren, bemerkt: „Das erste Prinzip in der hinduistischen Religionsphilosophie ist die Einheit in der Verschiedenheit“. Wenn alle Manus und Rishis mit einem einzigen Gattungsnamen benannt werden, so geschieht das infolge der Tatsache, dass sie einer und alle die manifestierten Energien ein und desselben Logos sind, sowohl die himmlischen als auch die irdischen Boten und Permutationen jenes sich immer in einem Zustand der Aktivität befindenden Prinzips; während der Periode der kosmischen Evolution bewusst (von unserem Gesichtspunkt aus), während der kosmischen Ruhe unbewusst, denn der Logos schläft im Schoß von Jenem, das „nicht schläft“ noch jemals wach ist, denn es ist Sat oder Sein-heit und nicht ein Wesen. Aus ihm geht der große, unsichtbare Logos hervor, der alle anderen Logoi evolviert; der ursprüngliche Manu, welcher den anderen Manus ihr Dasein schenkt, die kollektiv das Universum emanieren und alles, was darin ist und in ihrem Aggregat den manifestierten Logos repräsentieren.377 Daher lernen wir in den „Kommentaren“: Während kein Dhyan Chohan, nicht einmal der höchste, „den Zustand der vorangegangenen kosmischen Evolution“ vollständig erfassen kann, „behalten die Manus eine Kenntnis ihrer Erfahrungen in allen kosmischen Evolutionen für die Ewigkeit“. Das ist sehr klar: Der erste Manu wird Svayambhuva genannt, der [SD # 311] „Selbstmanifestierte“, der Sohn des unmanifestierten Vaters. Die Manus sind die Schöpfer der Schöpfer unserer ersten Rasse – der Geist der Menschheit – was die sieben Manus nicht daran hindert, die ersten „präadamischen“ Menschen auf der Erde gewesen zu sein.

Manu erklärt sich selbst als von Viraj378 oder Vaishvanara (dem Geist der Menschheit)379 erschaffen, was bedeutet, dass seine Monade am Beginn jeder neuer kosmischen Aktivitätsphase aus dem niemals ruhenden Prinzip emaniert: aus jenem Logos oder jener Universalmonade (kollektiv Elohim), die aus ihrem Inneren heraus all jene kosmischen Monaden ausstrahlt, welche zu den Aktivitätszentren werden – zu den Ahnen sowohl der zahllosen Sonnensysteme als auch der noch undifferenzierten menschlichen Monaden der Planetenketten sowie jedes anderen Wesens darauf auch. Jede einzelne kosmische Monade ist „Svayambhuva“, das Selbst-Geborene, und wird zu einem Kraftzentrum, aus dessen Innerem eine Planetenkette hervorgeht (von welchen es in unserem System sieben gibt) und dessen Ausstrahlungen wiederum zu ebenso vielen Manu Svayambhuvas (ein Gattungsname, mysteriös und weit mehr bedeutend, als es den Anschein hat) werden, von denen ein jeder Einzelne, als eine Schar, der Schöpfer seiner eigenen Menschheit wird (siehe „Manus und Manvantaras von einem westlichen Mystiker und Mathematiker erklärt“).

Was die Frage nach den vier verschiedenen Rassen der Menschheit anbelangt, die unserer fünften Rasse vorangegangen sind, gibt es nichts Mystisches an der Angelegenheit mit Ausnahme der ätherischen Körper der ersten Rassen; und das ist Gegenstand legendenhafter, nichtsdestoweniger aber sehr richtiger Historie. Die Legende ist universal. Wenn es den westlichen Gelehrten beliebt, lediglich einen Mythos darin zu sehen, macht das nicht den geringsten Unterschied. Die Mexikaner hatten und haben noch die Tradition von der vierfachen Zerstörung der Welt durch Feuer und Wasser, geradeso wie die Ägypter sie besaßen und die Hindus bis heute.

In dem Versuch, die von den Chinesen, Chaldäern, Ägyptern, Indern und Griechen im fernen Altertum bewahrte Sagenwelt zu erklären, ohne auf irgendwelche sicheren Spuren einer über 5.000 Jahre alten Zivilisation zurückgreifen zu können, bemerkt der Verfasser der „Mythical Monsters“, dass wir nicht überrascht sein dürfen, wenn wir die von einem Volk vor zehn-, fünfzehn- oder zwanzigtausend Jahren hinterlassenen Spuren nicht sofort entdecken. Bei einer schnell vergänglichen Architektur (wie in China) könnten die Gebiete selbst großer Städte innerhalb einiger tausend Jahre durch den natürlichen Verfall völlig in Vergessenheit geraten sein . . . und um wie viel mehr . . . wenn . . . kleinere Umwälzungen dazwischen auftraten wie örtliche Überschwemmungen, Erdbeben, Ablagerungen von vulkanischen Aschen, die Ausbreitung von Sandwüsten, Zerstörung des Lebens durch [SD # 312] tödliche Seuchen, durch Miasma oder durch ausströmende schwefelhaltige Dämpfe.“ („Mythical Monsters“, von Ch. Gould, S. 134)

Wie viele derartige Umwälzungen das gesamte Antlitz der Erde verändert haben mögen, kann aus der folgenden Stanze geschlossen werden:

„Während der ersten sieben Crore (70.000.000 Jahre) des Kalpas sind die Erde und ihre beiden Reiche (das mineralische und das pflanzliche), von denen das eine seinen siebten Kreis bereits erreicht hat, das andere kaum im Entstehen begriffen ist, leuchtend und halb ätherisch, kalt, leblos und durchsichtig. Im elften Crore380 wird die Mutter (Erde) undurchsichtig, und im vierzehnten381 ist die Zeit ihrer quälenden Pubertät. Diese Krämpfe der Natur (geologische Veränderungen) dauern bis zu ihrem zwanzigsten Crore ununterbrochen fort, wonach sie periodisch werden mit langen Zwischenräumen.“

Die letzte Veränderung fand vor nahezu zwölf Crore (120.000.000 Jahre) statt. Doch schon lange vorher war das Angesicht der Erde mit allem darauf kühl, hart und beständig geworden. (Kommentar, xxii)

Wenn wir den esoterischen Lehren glauben sollen, gab es also in den letzten 120 Millionen Jahren keine universalen geologischen Störungen und Veränderungen. Doch auch schon vor dieser Zeit war die Erde bereit, ihren Menschenstamm zu empfangen. Wie bereits festgestellt, trat er jedoch erst vor ungefähr 18.000.000 Jahren physisch voll entwickelt auf, nachdem der erste große Versuch der Natur gescheitert war, allein und ohne die Hilfe der göttlichen „Bildner“ Wesen zu erschaffen und daraufhin die schrittweise Entwicklung der ersten drei Rassen folgte (siehe weiter oben Stanzen III und folgende). Die tatsächliche Dauer der ersten zweieinhalb Rassen wird allen vorenthalten, mit Ausnahme der höheren Initiierten. Die Geschichte der Rassen beginnt mit der Trennung der Geschlechter, nachdem die vorangegangene eierlegende androgyne Rasse rasch verschwand und die folgenden Unterrassen der [SD # 313] dritten Wurzelrasse physiologisch als vollkommen neue Rasse erschienen. Diese „Zerstörung“ ist es, die allegorisch die große „Vaivasvata-Manu-Sintflut“ darstellt, welche in der Überlieferung Vaivaisvata Manu (oder die „Menschheit“) in der rettenden Arche allein auf der Erde zurückbleiben lässt, die von Vishnu in der Gestalt eines monströsen Fisches geschleppt wird, und die sieben Rishis „mit ihm“. Die Allegorie ist sehr deutlich:

In der Symbolik aller Nationen steht die „Flut“ für die chaotische ungeordnete Materie – das Chaos selbst; und das Wasser für das weibliche Prinzip – die „große Tiefe“. Wie das griechische Wörterbuch von Parkhurst es wiedergibt: „᾽Αρχὴ (Arche) entspricht dem hebräischen Rasit oder der Weisheit . . . . und (gleichzeitig) dem Emblem der weiblichen Zeugungskraft, der Arg oder Arca, in welcher der Keim der Natur (und der Menschheit) in der nach jedem Welten- (oder Rassen-) Zyklus stattfindenden Übergangszeit schwimmt oder über dem großen Abgrund der Wasser brütet.“ Arche ist auch der mystische Name des über dem Chaos brütenden göttlichen Geistes des Lebens. Nun ist Vishnu als abstraktes Prinzip der göttliche Geist und auch als Erhalter oder Erzeuger, oder als Lebensspender – die dritte Person der Trimurti (zusammengesetzt aus Brahmâ, dem Schöpfer, Shiva, dem Zerstörer, und Vishnu, dem Erhalter). Vishnu wird in der Allegorie in Form eines Fisches dargestellt, der Vaivasvata Manus Arche geschickt über die Wasser der Flut führt. Es ist unnötig, sich weitläufig über die esoterische Bedeutung des Wortes Fisch auszulassen (siehe Payne Knight, Inman, Gerald Massey etc.). Seine theologische Bedeutung ist phallisch, aber die metaphysische göttlich. Jesus wurde der „Fisch“ genannt, wie auch Vishnu und Bacchus. ΙΗΣ, der „Heiland“ der Menschheit, ist nichts als das Monogramm des Gottes Bacchus, der auch ΙΧϴΥΣ hieß, der Fisch.382 Ferner symbolisierten die sieben Rishis in der Arche die sieben Prinzipien, die im Menschen erst dann vollständig waren, als er sich getrennt hatte und zu einem menschlichen Geschöpf und deshalb nicht mehr göttlichen Wesen geworden war (weitere Einzelheiten siehe „Der siebte Manu“).

Wir kennen auch nicht viele Einzelheiten über den Untergang des von der zweiten Wurzelrasse bewohnten Kontinents. Die Geschichte des dritten, „Lemurien“, wurde erzählt, genau wie die von Atlantis. Die anderen jedoch werden nur andeutungsweise erwähnt. Lemurien soll ungefähr 700.000 Jahre vor Beginn des heute als Tertiär bezeichneten Zeitalters (das Eozän) zugrunde gegangen sein,383 und aus dieser Flut – diesmal eine tatsächliche, geologische Flut – rettete Vaivasvata Manu die Menschheit ebenfalls (allegorisch ist es die Menschheit oder ein Teil derselben, die vierte Rasse, welche gerettet wurde); geradeso wie er die fünfte Rasse während der Vernichtung der letzten Atlantier rettete, [SD # 314] deren Überreste vor 850.000 Jahren verschwanden,384 danach gab es bis zum heutigen Tag keinen weiteren großen Untergang mehr bis zu den Tagen von Platons Atlantis oder Poseidonis, was den Ägyptern nur deshalb bekannt war, weil sich dies in verhältnismäßig neuer Zeit ereignete.

Der Untergang des großen Atlantis ist der interessanteste. Das ist die Umwälzung, von der die alten Berichte (siehe das „Buch Enoch“) behaupten, „die Enden der Erde seien gelockert worden“, und auf der die Legenden und Allegorien über Vaivasvata, Xisuthrus, Noah, Deukalion und alle anderen zur Rettung Auserwählten gründen. Diese Überlieferung berücksichtigt den Unterschied zwischen siderischen und geologischen Ereignissen nicht und nennt beide unterschiedslos „Fluten“. Doch es gibt einen sehr großen Unterschied. Die das gewaltige Festland, von welchem Australien der größte Überrest ist, zerstörende Umwälzung war Folge einer Reihe von unterirdischen Erschütterungen und des Auseinanderbrechens des Meeresbodens. Die seinem Nachfolger – dem vierten Kontinent – ein Ende bereitende Umwälzung wurde von aufeinanderfolgenden Schwankungen der axialen Rotation verursacht. Sie begann während des frühesten Tertiärs und verwischte, lange Zeitalter fortdauernd, allmählich die letzten Spuren von Atlantis, mit Ausnahme vielleicht von Ceylon und einem kleinen Teil von dem, was jetzt Afrika ist. Sie veränderte das Antlitz des Globus, und in den Annalen der Geschichte blieb keine Erinnerung ihrer blühenden Festländer und Inseln, ihrer Zivilisationen und Wissenschaften übrig, ausgenommen in den heiligen Aufzeichnungen des Ostens.

Daher bestreitet die moderne Wissenschaft Atlantis und ihre Existenz. Sie bestreitet selbst jede gewaltsame Verschiebung der Erdachse und möchte die Veränderungen des Klimas anderen Ursachen zuschreiben. Doch diese Frage ist noch offen. Wenn Dr. Croll es so will, dass sämtliche derartigen Veränderungen als Auswirkungen der Nutation und der Präzession der Tagundnachtgleichen erklärt werden können, gibt es doch andere Wissenschaftler wie Sir Henry James („Athenæum“, 25. Aug. 1860), und Sir John Lubbock (ibid.), die eher zu der Vorstellung neigen, sie seien einer Lageveränderung der Rotationsachse zuzuschreiben. Dagegen stellt sich nun wieder die Mehrheit der Astronomen. Aber nun, was haben sie davor nicht alles bestritten, und was haben sie nicht geschmäht – nur um es später zu akzeptieren, sobald die Hypothese zur unabstreitbaren Tatsache wurde?

Inwieweit unsere Zahlen mit der modernen Wissenschaft übereinstimmen oder vielmehr nicht übereinstimmen, wird weiter unten in den Anhängen zu diesem Band zu sehen sein, wo die Geologie und Anthropologie unserer heutigen Zeit sorgfältig mit den Lehren der archaischen Wissenschaft verglichen werden. Auf jeden Fall scheint die von der Geheimlehre dem Untergang von Atlantis zugeschriebene Periode den Berechnungen der [SD # 315] modernen Wissenschaft nicht stark zu widersprechen, die Atlantis allerdings „Lemurien“ nennt, wann immer sie einen solchen untergegangenen Kontinent akzeptiert. In Bezug auf die vormenschliche Zeit ist alles, was gegenwärtig gesagt werden kann, dass die Erde selbst vor dem Erscheinen der „vernunftlosen“ ersten Rasse nicht unbewohnt war. Man kann noch mehr sagen: Das, was die Wissenschaft – die lediglich den physischen Menschen anerkennt – mit Recht als die vormenschliche Zeit betrachtet, kann sich von der ersten Rasse bis zur ersten Hälfte der atlantischen Rasse erstreckt haben, da der Mensch erst dann zu dem „vollständigen organischen Wesen wurde, das er heute ist“. Das würde bedeuten, der adamische Mensch wäre höchstens ein paar Millionen Jahre alt.385

Der Verfasser der „Qabbalah“ bemerkt richtig, dass „der Mensch heutzutage als Individuum lediglich eine Verkettung der Sein-heit seines vorangegangenen menschlichen Lebens“ oder vielmehr dieser Leben ist. „Laut der Kabbala kamen die in Adam (Rishoun) enthaltenen Seelenfunken in drei seinen Söhnen entsprechenden Hauptklassen, nämlich ‘Hesed, Habel, Ge’bur-ah, Qai-yin und Ra’h-min Seth. Diese drei wurden in 70 Arten geteilt, genannt die Hauptwurzeln des Menschengeschlechts.“ (S. 422)

„Rabbi Yehudah sagte: ‘Wie viele Gewänder (des unkörperlichen Menschen) sind die, die gekrönt sind (von dem Tag, da der Mensch ‘geschaffen’ war)?’ Rabbi Eleazar antwortete: ‘Die Berge der Welt (die großen Menschen der Generation) diskutieren darüber, aber es sind ihrer drei: eines, um in dieses Gewand den Rua’h-Geist zu kleiden, welcher in dem Garten (von Eden) auf Erden ist; eines, das kostbarer ist als alles, in das der Neshamah in dieses Bündel des Lebens zwischen den Engeln der Könige gekleidet ist . . . ; und ein äußeres Gewand, das existiert und nicht existiert, gesehen und nicht gesehen wird. In dieses Gewand ist die Nephesch gekleidet, und sie geht und fliegt darin hin und her in der Welt.“ („Zohar“, I, 119b, col. 475; „Qabbalah“, S. 412 f.)

Das bezieht sich auf die Rassen, (ihre „Gewänder“ oder Materialitäts­abstufungen) und auf die drei Prinzipien des Menschen in ihren drei Vehikeln.

 

 

[SD # 316]

STANZE XI
Die Zivilisation und Vernichtung
der vierten und fünften Rasse

 

§§ (43) Die Lemuro-Atlantier bauen Städte und verbreiten die Zivilisation. Der beginnende Zustand des Anthropomorphismus. (44) Ihre Statuen, Zeugen der Größe der Lemuro-Atlantier. (45) Lemurien von Feuer zerstört, Atlantis von Wasser. Die Flut. (46) Die Vernichtung der vierten Rasse und der letzten vorsintflutlichen Tiermonster.

 

 

43. Sie (die Lemurier) erbauten riesige Städte. Aus seltenen Erden und Metallen erbauten sie sie und aus den ausgespieenen (Lava) Feuern, aus dem weißen Stein (Marmor) der Berge und aus dem schwarzen Stein (der unterirdischen Feuer) hieben sie ihre eigenen Ebenbilder, so groß wie sie selbst und nach ihrem Bildnis, und sie beteten sie an (a).

(a) An dieser Stelle müssen wir mit der voranschreitenden Geschichte der ersten beiden menschlichen Rassen – der letzten Rasse der Lemurier und der ersten der zukünftigen Atlantier – die beiden miteinander verbinden und sie eine Zeitlang gemeinsam betrachten.

Hier wird auch auf die göttlichen, den menschlichen Königen voraus­gegangenen Dynastien Bezug genommen, wie die Ägypter, Chaldäer, Griechen etc. behaupteten; die Hindus glauben heute noch an sie, und in ihren heiligen Büchern werden sie aufgezählt. Darauf werden wir aber an anderer, entsprechender Stelle eingehen. Es bleibt zu zeigen, dass unsere heutigen Geologen jetzt gezwungen sind, die offensichtliche Existenz versunkener Kontinente einzuräumen. Doch ihre Existenz einzugestehen heißt nicht zuzugeben, dass sie in den frühen geologischen Perioden386 von Menschen bewohnt waren – [SD # 317] ja, von Menschen und zivilisierten Nationen, nicht bloß von paläolithischen Ureinwohnern, und sie bauten unter der Leitung ihrer göttlichen Herrscher große Städte, pflegten die Künste und Wissenschaften und waren mit der Astronomie, Architektur und Mathematik vollkommen vertraut. Die ursprüngliche Zivilisation folgte nicht unmittelbar auf ihre physiologische Umwandlung, wie man annehmen könnte. Zwischen der schließlichen Evolution und der ersten erbauten Stadt waren viele Hunderttausende von Jahren vergangen. In der sechsten Unterrasse finden wir die Lemurier ihre ersten Felsenstädte aus Stein und Lava erbauen.387 Eine dieser großen Städte von ursprünglicher Struktur wurde vollständig aus Lava erbaut, etwa dreißig Meilen westlich von der Stelle, wo sich jetzt der schmale Streifen unfruchtbaren Bodens der Osterinsel erstreckt, und wurde durch eine Reihe vulkanischer Ausbrüche vollständig zerstört. Die ältesten Überreste zyklopischer Bauten waren alle das Werk der letzten Unterrassen der Lemurier; und ein Okkultist ist daher nicht überrascht zu hören, dass die auf dem von Kapitän Cook Osterinsel getauften kleinen Stück Land gefundenen steinernen Überreste „den Mauern des Tempels von Pachacamac und den Ruinen von Tiahuanaco in Peru stark ähneln“ („The Countries of the World“, von Robert Brown, Bd. 4, S. 43), und dass auch sie im zyklopischen Stil erbaut wurden. Die ersten großen Städte wurden jedoch in jener Gegend des Festlandes gebaut, die heute als die Insel Madagaskar bekannt ist. Es gab in [SD # 318] jenen Tagen zivilisierte Menschen und Ureinwohner, damals wie heute. Die Evolution vollbrachte ihr Vervollkommnungswerk an den Ersteren, und Karma – sein Zerstörungswerk an den Letzteren. Die Australier und ihresgleichen sind die Nachfahren jener, die den von den „Flammen“ in sie gelegten Funken nicht belebten, sondern ihn durch viele Generationen der Rohheit verlöschten.388 Die arischen Nationen hingegen konnten ihre Abstammung über die Atlantier von den spirituelleren Rassen der Lemurier herleiten, in welchen sich die „Söhne der Weisheit“ persönlich inkarniert hatten.389

Mit der Ankunft der göttlichen Dynastien wurden die ersten Zivilisationen ins Leben gerufen. Während es ein Teil der Menschheit in einigen Gegenden der Erde vorzog, ein nomadisches und patriarchalisches Leben zu führen, und in anderen die Ureinwohner kaum lernten, ein Feuer zu entfachen und sich vor den Elementen zu schützen – erbauten seine von ihrem Karma begünstigteren und von der göttlichen Intelligenz durchdrungenen Brüder Städte und pflegten die Künste und Wissenschaften. [SD # 319] Nichtsdestoweniger erfreuten sich trotz aller Zivilisation ihre Hirtenbrüder ihres Geburtsrechtes auf die wunderbaren Kräfte, während die Erbauer selbst ihre Kräfte nur allmählich erlangen konnten; und selbst die so erreichten Kräfte nutzten sie für gewöhnlich zur Beherrschung der physischen Natur und zu selbstsüchtigen und unheiligen Zwecken. Die Zivilisation entwickelte schon immer das Körperliche und Intellektuelle auf Kosten des Psychischen und Spirituellen. Die Beherrschung und Lenkung der eigenen psychischen Natur, welche törichte Menschen jetzt mit dem Übernatürlichen in Verbindung bringen, war der frühzeitigen Menschheit eigen und angeboren und geschah beim Menschen so natürlich wie das Gehen und das Denken. „Es gibt nichts Derartiges wie Magie“, philosophiert „Sie“, wobei der Verfasser vergisst, dass „Magie“ in früherer Zeit noch die große Wissenschaft der Weisheit bedeutete und dass Ayesha unmöglich etwas darüber wissen konnte, wie sich das moderne Denken pervertierte – „obwohl so etwas wie eine Kenntnis der Geheimnisse der Natur existiert“ (S. 152). Sie wurden jedoch erst in unserer Rasse zu „Geheimnissen“, in der dritten war das alles allgemein bekannt.

Nach und nach verlor die Menschheit an Statur, denn noch vor dem wirklichen Aufkommen der vierten oder atlantischen Rasse war der Großteil der Menschheit der Bosheit und Sünde verfallen, ausgenommen allein die Hierarchie der „Auserwählten“, der Anhänger und Schüler der „Söhne von Wille und Yoga“ – später die „Söhne des Feuernebels“ genannt.

Dann kamen die Atlantier; die Riesen, deren körperliche Schönheit und Stärke in Übereinstimmung mit dem Evolutionsgesetz ihren Höhepunkt etwa in der Mitte ihrer vierten Unterrasse erreichten. Doch wie im Kommentar gesagt wird:

Die letzten Überlebenden des schönen Kindes von der Weißen Insel (ursprünglich die Sveta-Dvipa) waren vor Zeitaltern zugrunde gegangen. Ihre Auserwählten (von Lemurien) hatten Zuflucht gefunden auf der Heiligen Insel (jetzt dem „fabelhaften Shambhala in der Wüste Gobi), während einige ihrer verfluchten Rassen, die sich vom Hauptstamm getrennt hatten, jetzt in den Dickichten und unter der Erde („Höhlenmenschen“) lebten, als die goldgelbe Rasse (die vierte) ihrerseits „schwarz vor Sünde“ wurde. Die Erde hatte ihr Antlitz zum dritten Mal von Pol zu Pol verändert und war nicht länger bewohnt von den Söhnen Sveta-Dvipas, den Gesegneten, und Adbhitanya, Ost und West, der Erste, der Eine und Reine, war verdorben worden. . . . Die Halbgötter der dritten hatten den Halbdämonen der vierten Rasse Platz gemacht. Sveta-Dvipa, deren nördlicher Teil Toyambudhi nach der exoterischen Überlieferung von den sieben Kumaras (Sanaka, Sananda, Sanatana, Sanat-Kumara, Jata, Vodhu und Panchasikha) besucht worden war (siehe den Uttara Kanda aus dem Padma-Purana; „Asiatic Researches“, Bd. XI. S. 99); die Weiße Insel hatte ihr Antlitz verhüllt. Ihre Kinder lebten jetzt im schwarzen Land; dahin versetzten später Daityas aus der siebten Dvipa (Pushkara) und Rakshasas aus dem siebten [SD # 320] Klima die Sadhus und die Asketen des dritten Zeitalters, die „von anderen und höheren Regionen zu ihnen herabgestiegen waren“ . . . .

Es ist offensichtlich, dass sich die Puranas – buchstabengetreu gelesen – im Allgemeinen wie ein unsinniges Gewebe von Feenmärchen und sonst gar nichts lesen. Würde man die ersten drei Kapitel von Buch II (Bd. II) des Vishnu-Puranas lesen und die dort in der Erzählung von Priyavartas sieben Söhnen angeführte Geografie, Geodäsie und Ethnologie wörtlich nehmen, in welcher ihr Vater die sieben Dvipas (Kontinentalinseln) aufteilt; und dann weiterlesen, wie der älteste Sohn, Agnidhra, der König von Jambudvipa, das Land unter seinen neun Söhnen aufteilt; und wie danach Nabhi, sein Sohn, hundert Söhne hatte und diese Länder dann seinerseits an alle verteilt – er würde das Buch höchstwahrscheinlich fortwerfen und es für ein Sammelsurium von Unsinn halten. Doch der Schüler der Esoterik wird verstehen, dass dies die Absicht war, als die Puranas geschrieben wurden, ihre wahre Bedeutung war nur den initiierten Brahmanen klar, die diese Werke allegorisch verfassten und den Massen nicht die gesamte Wahrheit geben wollten. Den Orientalisten von Colonel Wilford bis Prof. Weber, die ein solches Chaos daraus anrichteten und das immer noch tun, wird er ferner erklären, dass die ersten drei Kapitel (siehe Wilsons Übersetzung desVishnu-Puranas“, Buch II ff.) folgende Dinge und Ereignisse absichtlich vermengen:

I. Die Reihenfolge der Kalpas oder Zeitalter (auch der Rassen) wurde niemals berücksichtigt; z. B. stehen in einem Kalpa vorgekommene Ereignisse mit solchen anderer Kalpas zusammen. Die chronologische Ordnung wird vollkommen ignoriert. Das zeigt sich bei verschiedenen Sanskritkommentatoren, sie erklären die Nichtvereinbarkeit von Ereignissen und Berechnungen und behaupten: „So oft in den verschiedenen Puranas irgendwelche Widersprüche auftreten, werden sie . . . den verschiedenen Kalpas und dergleichen zugeschrieben.“ (Vishnu- und Bhagavata-Purana)

II. Die unterschiedlichen Bedeutungen der Worte „Manvantara“ und „Kalpa“ oder Zeitalter werden vorenthalten, lediglich der allgemeine Sinn wird angegeben.

III. In der Genealogie und Geografie der Könige und ihrer Varshas (Länder) und Dvipas werden sämtliche Regionen als irdische betrachtet.

Ohne auf allzu kleine Details einzugehen, kann Folgendes tatsächlich zulässigerweise und einfach gezeigt werden:

(a) Die an Priyavartas sieben Nachkommen verteilten sieben Dvipas beziehen sich auf verschiedene Örtlichkeiten: vor allem auf unsere Planetenkette. Nur Jambudvipa repräsentiert dabei unseren Globus, während die anderen sechs die (für uns) unsichtbaren Begleitgloben dieser Erde darstellen. Das zeigt die eigentliche Natur der allegorischen und symbolischen Beschreibungen. Jambu(-Dvipa) „ist der Mittelpunkt all dieser“ (der sogenannten Inselkontinente) und ist umgeben „von einem Salzwasser-Meer“ (Lavana), während Plaksha, Shalmali, [SD # 321] Kusha, Krauncha, Shaka und Pushkara jeweils von „großen Meeren umgeben sind aus Zuckerrohrsaft, Wein, geklärter Butter, Quark, Milch“ etc. und ähnliche metaphorische Namen (Kap. II, Buch II). Das zeigt sich außerdem durch:

(b) Bhaskara Acharya, der bei seinen Beschreibungen der siderischen Positionen all dieser Dvipas Begriffe aus den Büchern der Geheimlehre verwendet, spricht vom „Milchmeer und vom Quarkmeer“ etc. in der Bedeutung der Milchstraße und verschiedener Nebelhaufen; umso mehr als er „das Land südlich des Äquators Bhur-Loka nennt, und die nördlichen Länder Bhuvar-Loka, Svar-, Mahar-, Jana-, Tapo- und Satya-Loka. Er fügt hinzu: „Diese Lokas werden durch zunehmende religiöse Verdienste stufenweise erlangt“, d. h. sie sind verschiedene Paradiese (siehe „Bibliotheca Indica“, Übers. des Goladhyaya des Siddhanta-Siromani, III, 21-44).

(c) Dass diese geografische Verteilung der sieben allegorischen Kontinente, Inseln, Meere und Länder nicht ausschließlich unserer Runde oder selbst nur unseren Rassen angehört (ungeachtet des Namens Bharatavarsha (Indien))wird in den Texten vom Erzähler des Vishnu-Puranas selbst erklärt, denn er schließt das erste Kapitel mit den Worten: „Bharata (der Sohn Nabhis, der Bharatavarsha oder Indien seinen Namen gab) vermachte das Königreich seinem Sohn Sumati – und gab sein Leben in Salagrama auf. Er wurde später wiedergeboren, als religiöser Brahmane in einer hervorragenden Familie von Asketen . . . . unter diesen Fürsten (Bharatas Nachfahren) wurde Bharatavarsha in neun Teile aufgetrennt; und ihre Nachkommen hielten das Land der Reihe nach einundsiebzig Zeitperioden lang in Besitz, die jeweils vier Zeitalter umfassten“, oder die Regierungszeit eines Manu lang, was ein Maha-Yuga mit 4.320.000 Jahren bedeutet.

Aber nachdem er so viel gesagt hatte, erklärt Parashara plötzlich, dass „es sich dabei um die Schöpfung des Svayambhuva Manu handelt, durch welches die Erde bevölkert wurde als er dem ersten Manvantara im Varaha-Kalpa vorstand“, d. h. die Eber-Inkarnation oder der Eber-Avatara. Nun weiß jeder Brahmane, dass unsere Menschheit auf dieser Erde (oder Runde) erst mit dem Vaivasvata Manu begann. Wenn der westliche Leser sich dem Unterkapitel „Die ursprünglichen Manus der Menschheit“ zuwendet, wird er sehen, dass Vaivasvata der siebte der vierzehn Manus ist, die unserer Planetenkette während ihres Lebenszyklus vorstehen. Aber da jede Runde zwei Manus hat (ein Wurzel- und ein Samen-Manu), ist er der Wurzel-Manu der vierten Runde und somit der siebte. Wilson findet darin nur „eine Nichtübereinstimmung“ (siehe sein Vishnu Purana“, Bd. II, S. 108 Fußn.) und stellt die Betrachtung an, dass „die Genealogien der Patriarchen älter sind als das chronologische System der Manvantaras und Kalpas“, und wurden deshalb „ziemlich ungeschickt in die unterschiedlichen Perioden verteilt“. [SD # 322] Nichts davon trifft zu. Aber da die Orientalisten nichts von der Geheimlehre wissen, beharren sie darauf, alles buchstabengetreu zu interpretieren und sich dann gegen die Autoren zu wenden und sie für das zu schmähen, was sie nicht verstehen!

Diese Genealogien umfassen einen Zeitraum von dreieinhalb Runden; sie handeln von vormenschlichen Perioden und erklären für jeden Manu den Abstieg in die Zeugung – der ersten manifestierten Funken der Einen Einheit – und zeigen weiter, wie jeder dieser menschlichen Funken sich teilt und vervielfältigt, zuerst in die Pitris, die Vorfahren des Menschen, und dann durch die menschlichen Rassen. Kein Wesen kann Gott oder Deva werden, bevor es nicht die menschlichen Zyklen durchlaufen hat. Daher sagt die Stanze: „Glücklich sind jene, die als Menschen in Bharatavarsha geboren werden, selbst aus dem (latenten) Zustand der Götter; da das der Weg ist zu . . . endgültiger Befreiung.“ In Jambudvipa wird Bharata als die Beste seiner Unterabteilungen betrachtet, da es das Land der Werke ist. In ihm allein „finden die vier aufeinanderfolgenden Yugas (Zeitalter) – Krita-Yuga, Treta-Yuga, Dvapara-Yuga und Kali-Yuga statt“; es ist also lediglich eine Blende, wenn Parashara, auf die Bitte Maitreyas hin, „ihm die Beschreibungen der Erde zu geben“, erneut zur Aufzählung derselben Dvipas mit denselben Seen etc. zurückkehrt, die er bereits im Svayambhuva-Manvantara beschrieben hatte. Aber wer zwischen den Zeilen liest, kann die vier großen Rassen und die fünfte erkennen, ja selbst ihre Unterteilungen, Inseln und Kontinente, einige davon wurden mit den Namen himmlischer Lokas und mit den Namen anderer Globen versehen. Daher die Verwirrung.

Alle diese Inseln und Länder werden von den Orientalisten als „mythisch“ und „fabelhaft“ bezeichnet.390 Sehr wahr, einige sind nicht von dieser Erde, aber sie existieren doch. Die „Weiße Insel“ und Atala sind auf jeden Fall keine Mythen, da Atala der Name war, den die frühesten Pioniere der fünften Rasse verächtlich dem Land der Sünde gaben – Atlantis im Allgemeinen, nicht nur Platons Insel; und da die Weiße Insel (a) das Sveta-Dvipa der Theogonie war, und (b) Saka-Dvipa oder Atlantis (vielmehr seine frühesten Teile) in seinen Anfängen. Das war, als sie noch ihre „sieben heiligen Ströme besaß, die alle Sünde hinweg wuschen“, und ihre „sieben Gebiete, in welchen es keine Tugendlosigkeit gab, keinen Streit, keine Abweichung von der Tugend“, da sie damals von der Kaste der Magas bewohnt war – jener Kaste, für welche selbst die Brahmanen anerkannten, dass sie nicht unterhalb ihrer eigenen stehe – und welche die [SD # 323] Kinderstube des ersten Zarathustra war. Die Brahmanen werden dargestellt, wie sie sich mit Gauramukha besprechen, auf Naradas Rat hin, der ihnen auftrug, die Magas als Sonnenpriester in den von Samba erbauten Tempel einzuladen, dem (vermeintlichen) Sohn Krishnas, denn in Wirklichkeit hatte Krishna keinen Sohn. Darin sind die Puranas historisch – ungeachtet der Allegorie –, und der Okkultismus behauptet Fakten.

Die ganze Geschichte wird im Bhavishya-Purana erzählt. Es wird gesagt, dass Samba, da er durch Surya (die Sonne) von der Lepra geheilt worden war, einen Tempel erbaute und ihn der Sonne weihte. Er sah sich nach frommen Brahmanen um, welche die festgesetzten Riten darin verrichten und die dem Gott gewidmeten Schenkungen in Empfang nehmen sollten. Doch Narada (der jungfräuliche Asket, der sich in den Puranas in sämtlichen Zeitaltern findet) riet ihm, das nicht zu tun, da Manu den Brahmanen verbiete, für die Vollbringung religiöser Riten Einkünfte zu beziehen. Er verwies Samba an Gauramukha (Weißgesicht), den Purohita oder Hauspriester Ugrasenas, des Königs von Mathura, der ihm sagen würde, wen er am besten anstellen könne. Der Priester hieß Samba die Magas einzuladen, die Verehrer Suryas, das Amt zu übernehmen. Da er aber in Unkenntnis des Ortes war, wo sie lebten, weist Surya, die Sonne selbst, Samba den Weg nach Saka-Dvipa jenseits des Salzwassers. Dann vollbringt Samba die Reise, indem er Garuda (den großen Vogel, den Träger Vishnus und Krishnas) benützt, der ihn bei den Magas absetzt etc.

Nun stellen Krishna, der vor 5.000 Jahren lebte, und Narada, der in jedem Zyklus (oder Rasse) gemeinsam mit Garuda – dem esoterischen Symbol des Großen Zyklus – wiedergeboren wird, den Schlüssel zu der Allegorie dar; nichtsdestoweniger sind die Magas die Magier von Chaldäa, und ihre Kaste und Verehrung entstanden auf dem früheren Atlantis, im Saka-Dvipa, dem Sündlosen. Die Orientalisten stimmen alle darin überein, dass die Magas von Saka-Dvipa die Vorväter der das Feuer verehrenden Parsen sind. Unsere Meinungsverschiedenheit mit Ersteren beruht wie immer darauf, dass sie einen Zeitraum von Hunderttausenden von Jahren dieses Mal auf eine Spanne von lediglich einigen Jahrhunderten verringern: Trotz Narada und Samba ordnen sie das Ereignis lediglich auf die Zeit der Flucht der Parsen nach Guzerat ein. Das ist schlicht absurd, denn das geschah erst im achten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Obwohl das Bhavishya-Purana von den Magas behauptet, sie hätten noch zur Zeit von Krishnas Sohn im Saka-Dvipa gelebt, war der letzte Teil dieses Kontinents – Platons „Atlantis“ – schon 6.000 Jahre davor verschwunden. Sie waren Magas „des späten“ Saka-Dvipas und lebten damals in Chaldäa. Das ist eine weitere absichtliche Verwirrung.

Die ersten Pioniere der vierten Rasse waren nicht Altantier, noch waren sie bereits die menschlichen Asuras oder die Rakshasas, zu welchen sie später wurden. In jenen Tagen waren große Teile des zukünftigen Kontinents Atlantis noch fester Bestandteil des Meeresgrundes. „Lemurien“, wie wir den Kontinent der dritten Rasse genannt haben, war damals ein riesiges Land.391 Es bedeckte [SD # 324] den gesamten Bereich vom Fuß des Himalayas, der es von den Wellen des Binnenmeeres trennte, die über das hinweg rollten, was heute Tibet, die Mongolei und die große Schamowüste (Gobi) ist; von Chittagong westwärts bis Haridwar und östlich bis Assam; von da erstreckte es sich südwärts quer über das, was uns heute als Südindien, Ceylon und Sumatra bekannt ist; südwärts gehend, umfasste es dann Madagaskar zu seiner rechten Hand und Australien und Tasmanien zu seiner linken; es verlief hinab bis wenige Breitengrade vor den Antarktischen Kreis; und von Australien, damals eine inländische Region auf dem Mutterkontinent, erstreckte es sich weit in den Stillen Ozean, über Rapa Nui (Teapy oder die Osterinsel) hinaus, die jetzt in 26° südlicher Breite und 110° westlicher Länge liegt (siehe Anhänge zu diesem Band, Kapitel „Beweise für die versunkenen Kontinente“). Diese Behauptung scheint von der Wissenschaft bestätigt zu sein – wenn auch nur teilweise; bei der Diskussion von Kontinentaldrifts und dem Hinweis, dass infraarktische Massen sich gewöhnlich entlang des Meridians bewegen, werden verschiedene alte Kontinente erwähnt, wenn auch nur als Schlussfolgerung. Einer davon ist der „Maskarenen-Kontinent“, der Madagaskar einschloss, sich nach Norden und Süden erstreckte, und ein weiterer alter Kontinent, der „sich von Spitzbergen bis zur Straße von Calais erstreckte, als die meisten anderen Bereiche Europas noch Meeresgrund waren“.392 Das bestätigt die okkulte Lehre; sie behauptet, dass die (heutigen) Polarregionen ursprünglich die erste der sieben Wiegen der Menschheit war und auch das Grab des größten Teils der Menschheit dieser Gegend in der dritten Rasse ist, aus der Zeit, als sich der gewaltige lemurische Kontinent in kleinere Teile aufzuspalten begann. Nach der Erklärung des Kommentars war das einer Abnahme der Erdrotationsgeschwindigkeit zuzuschreiben:

Wenn das Rad mit seiner üblichen Geschwindigkeit läuft, stimmen seine äußersten Punkte (die Pole) mit seinem mittleren Kreis (dem Äquator) überein. Wenn es langsamer läuft und in allen Richtungen schwankt, entstehen große Störungen auf der Oberfläche der Erde. Die Wasser strömen zu [SD # 325] den beiden Enden hin, und im mittleren Gürtel (Äquatorialländer) heben sich neue Länder, während die an den Enden in ihre Pralayas versinken. . . .“

Und weiter:

. . . „So ist das Rad (die Erde) dem Geist des Mondes unterworfen und wird von ihm geregelt mit dem Atem seiner Wasser (Gezeiten). Gegen Ende des Zeitalters (Kalpa) einer großen (Wurzel-) Rasse beginnen die Herrscher des Mondes (die Pitar-Väter oder Pitris) fester zu ziehen und so das Rad an seinem Gürtel abzuplatten, wenn er an einigen Stellen absinkt und an anderen anschwillt und die Schwellung auf die äußersten Punkte (Pole) zuläuft, werden sich neue Länder erheben und alte verschlungen.“

Wir brauchen nur astronomische und geologische Werke zu lesen, um die Bedeutung des Obigen sehr klar zu erkennen. Gelehrte (moderne Spezialisten) haben den Einfluss der Gezeiten auf die geologische Verteilung von Land und Wasser auf dem Planeten nachgewiesen, und sie haben die Verschiebung der Meere mit einer entsprechenden Senkung und Hebung der Kontinente und neuer Länder registriert. Die Wissenschaft weiß oder glaubt zu wissen, dass das periodisch geschieht.393 Professor Todd glaubt, die Reihe der Schwankungen bis zu den Perioden der ersten Verkrustung der Erde zurückverfolgen zu können (siehe „American Naturalist“, XVIII, 15-26), daher scheint es für die Wissenschaft leicht, die Wahrheit der esoterischen Behauptungen zu überprüfen. Wir schlagen vor, das in größerer Ausführlichkeit in den Anhängen zu behandeln (vide Abschnitte V und VI).

Einige Theosophen erkannten aus den wenigen Worten in „Esoteric Buddhism“, dass versunkene „alte Kontinente“ wieder auftauchen werden, und sie warfen die Frage auf: „Wie wird Atlantis aussehen, wenn es aufgetaucht sein wird?“ Hier gibt es erneut ein kleines Missverständnis. Sollte sich das untergegangene Atlantis genau in seiner alten Form wieder erheben, würde es tatsächlich einige Zeitalter lang unfruchtbar sein. Aber weil der atlantische Meeresgrund gegenwärtig mit einer etwa 1.500 Meter mächtigen Kalkschicht bedeckt ist und sich weiterer Kalk ablagert – tatsächlich eine neu entstandene „Kreideschicht“ – ist das kein Grund dafür, dass eine geologische Umwälzung und Anhebung des Meeresbodens diese 1.500 Meter Kalk nicht zur Bildung einiger Berge verwenden und weitere 1.500 Meter an die Oberfläche kommen sollten, wenn die Zeit für die Erscheinung eines neuen Kontinents gekommen ist. Die rassischen Umwälzungen sind keine vierzig Tage andauernde Sintflut Noahs und keineswegs eine Art von Bombay-Monsun.

[SD # 326] Das periodische Versinken und Wiederauftauchen der heute von den modernen Schriftstellern Atlantis und Lemurien genannten mächtigen Kontinente ist keine Fiktion; das wird in dem Abschnitt gezeigt werden, in dem alle Beweise dafür zusammengetragen wurden. Die allerältesten in Sanskrit und Tamil verfassten Werke strotzen nur so von Bezugnahmen auf die beiden Kontinente. Die sieben Heiligen Inseln (Dvipas) werden im Surya Siddhanta erwähnt, dem ältesten astronomischen Werk der ganzen Welt und in den Werken Asuramayas, des atlantischen Astronomen, der nach der Erklärung von Professor Weber als Ptolemäus reinkarnierte. Es ist jedoch falsch, diese „Heiligen Inseln“ – wie wir es tun – auf Atlantis zu beziehen, denn die Bezeichnung kann sich auf unterschiedliche Dinge beziehen, wie alles Übrige in den heiligen Büchern der Hindus auch. Das von Priyavrata, dem Sohn Svayambhuva Manus, seinen sieben Söhnen hinterlassene Erbe – war nicht Atlantis, wenn auch eine oder zwei dieser Inseln den Untergang ihrer Gefährten überstanden und Zeitalter später Atlantiern Zuflucht boten, deren Kontinent ihrerseits untergegangen war. Bei ihrer ersten Erwähnung durch Parashara (im Vishnu-Purana) beziehen sich die Sieben auf eine esoterische Lehre, die später erklärt werden wird. In diesem Zusammenhang ist von allen sieben Inseln Jambudvipa die einzige, die irdisch ist, denn sie ist unser Globus. In den Puranas steht jede Bezugnahme auf den Norden Merus in Zusammenhang mit jenem ursprünglichen Eldorado, heute der nördlichen Polarregion, die damals ein Kontinent war, auf dem die Magnolien blühten, wo wir heute eine unerforschte, endlose Eiswüste sehen. Die Wissenschaft spricht von einem alten Kontinent, der sich von Spitzbergen bis herab zur Straße von Calais erstreckte. Die Geheimlehre gibt an, dass jene Bereiche in den frühesten geologischen Perioden ein hufeisenförmiges Festland bildeten, dessen eines Ende, das östliche, viel weiter nördlich als der Norden Cornwalls, Grönland mit einschloss, und dessen anderes Ende die Behringstraße als einen Teil seines Inlandsbereiches enthielt, und südwärts in seinem natürlichen Verlauf bis herab zu den Britischen Inseln zog, die sich in jenen Tagen knapp unterhalb des unteren Bereiches des Halbkreises befunden haben müssen. Dieser Kontinent erhob sich gleichzeitig mit dem Untergang der äquatorialen Teile Lemuriens. Zeitalter später tauchten einige der lemurischen Überreste wieder über dem Meeresspiegel auf. Obwohl gesagt werden kann, ohne von der Wahrheit abzuweichen, dass Atlantis zu den sieben großen Inselkontinenten gehörte, seit die Atlantier der vierten Rasse in den Besitz einiger der lemurischen Überreste kamen und sie in ihre Länder und Kontinente einbezogen, sobald sie sich auf ihnen niederließen; es sollte jedoch ein Unterschied gemacht und eine Erklärung gegeben werden, sobald ein umfassenderer und genauerer Bericht versucht wird als im vorliegenden Werk. Auch die Osterinsel wurde auf diese Weise von einigen Atlantiern in Besitz genommen, die der ihr eigenes Land befallenden Umwälzung entrinnen konnten und sich auf diesem Überrest Lemuriens niederließen, jedoch nur, um dann ebenfalls dort zugrunde zu gehen, als die Insel eines Tages von vulkanischen Feuern und Lava zerstört wurde. Das mag von gewissen Geografen und Geologen als Fiktion betrachtet werden; für den [SD # 327] Okkultisten jedoch ist es Geschichte. Was wüsste die Wissenschaft Gegenteiliges? „Bis zum Erscheinen einer in Basel im Jahr 1522 veröffentlichten Karte, auf welcher der Name Amerika zum ersten Mal erschien, wurde das Letztere für einen Teil Indiens gehalten . . . . . Die Wissenschaft weigert sich auch, die abenteuerliche Hypothese gut zu heißen, dass die indische Halbinsel an einem Ende und Südamerika am anderen einstmals durch einen Gürtel von Inseln und Kontinenten verbunden waren. Das prähistorische Indien . . . . war doppelt mit den beiden Amerikas verbunden. Die Länder der Vorfahren jener, die Ammianus Marcellinus die ‘Brahmanen Vorderindiens’ nennt, erstreckten sich von Kaschmir weit in die (heutige) Schamowüste. Ein Fußgänger aus dem Norden hätte damals trockenen Fußes die Halbinsel Alaska erreichen können, durch die Mandschurei, den zukünftigen Tatarischen Golf durchquerend, über die Kurilen und die Aleuten, und ein anderer, mit einem Kahn ausgerüsteter und von Süden ausgehender Reisender, hätte von Siam ausgehend die Polynesischen Inseln durchqueren und an irgendeinem Punkt das Festland von Südamerika betreten können.“ (Siehe jedoch „Five Years of Theosophy“, Art. „Leaflets from Esoteric History“, S. 338-340) Das wurde nach den Worten eines Meisters verfasst – für Materialisten und Skeptiker eine ziemlich zweifelhafte Autorität. Aber hier haben wir einen aus ihrer eigenen Herde und aus demselben Nest – Ernst Haeckel, der in seiner Verteilung der Rassen die Behauptung nahezu wörtlich bestätigt: . . . . „Derjenige Teil der Erdoberfläche, auf dem die Evolution dieser Urmenschen aus dem eng verwandten Schmalnasenaffen (!!) erfolgte, scheint entweder in Süd-Asien oder in Ostafrika [das, nebenbei bemerkt, nicht einmal existierte, als die dritte Rasse blühte – H. P. B.] oder in Lemurien gesucht werden zu müssen. Lemurien ist ein alter, jetzt unter den Meeresspiegel des Indischen Ozeans versunkener Kontinent, der sich im Süden des jetzigen Asiens einerseits östlich bis nach Vorderindien und den Sundainseln, andererseits westlich bis nach Madagaskar und Afrika erstreckte.“ (siehe supra und vergleiche „The Pedigree of Man“, S. 80-81)

In der angesprochenen Epoche war der Kontinent „Lemurien“ bereits an vielen Stellen auseinandergebrochen und bildete neue, separate Kontinente. Nichtsdestoweniger existierten in jenen Tagen weder Afrika noch die beiden Amerikas und noch weniger Europa. Sie alle schlummerten noch am Grund des Ozeans. Auch von dem heutigen Asien war nicht viel vorhanden, denn die vorhimalayischen Bereiche waren von Meeren bedeckt, und jenseits derselben erstreckten sich die „Lotosblätter“ Sveta-Dvipas, jene Länder, die jetzt Grönland, Ost- und Westsibirien etc. heißen. Der unermessliche Kontinent, der einst den Indischen, den Atlantischen und den Pazifischen Ozean dominiert hatte, bestand jetzt aus gewaltigen Inseln, die eine nach der anderen langsam verschwanden, bis die endgültige Umwälzung die letzten Überreste davon verschlang. Die Osterinsel z. B. gehört der frühesten Zivilisation der dritten [SD # 328] Rasse an. Eine vulkanische und plötzliche Erhebung des Meeresbodens war es, die diese kleine Reliquie der archaischen Zeitalter emporhob, nachdem sie mit den Übrigen untergetaucht gewesen war, unberührt, mitsamt ihren Vulkanen und ihren Statuen, während der Champlain-Epoche der nordpolaren Absenkung, als dauerndes Zeugnis für die Existenz Lemuriens. Es heißt, einige der australischen Stämme seien die letzten Überreste der letzten Abkömmlinge der dritten Rasse.

Darin werden wir wiederum zu einem gewissen Teil von der materialistischen Wissenschaft bestätigt. Von Blumenbachs brauner oder malayischer Rasse und von den Australiern und Papuas sprechend, bemerkt Haeckel: „Es existiert eine große Übereinstimmung zwischen den Letzteren und den Aborigines Polynesiens oder der australischen Inselwelt, die vormals ein sehr großer und zusammenhängender Kontinent gewesen zu sein scheint.“ („Pedigree of Man“, S. 82. Siehe jedoch die Fußnote oben und die Anhänge.)

Ganz bestimmt war er das, denn während der dritten Rasse erstreckte er sich östlich und westlich bis dort, wo heute die beiden Amerikas liegen. Und das gegenwärtige Australien war lediglich ein Teil davon, und außer diesem gibt es einige hier und da über die Fläche der Südsee verstreute überlebende Inseln und einen großen Streifen Kaliforniens, der ebenfalls dazugehörte. Merkwürdigerweise betrachtet Haeckel in seinem fantastischen „Pedigree of Man“ „die heutigen Australier als die geradlinigen, kaum veränderten (?!) Nachfahren dieses zweiten Zweiges des Urmenschen . . . der sich zunächst besonders in Asien, in der Urheimat des Menschen, nordwärts ausbreitete und hier zur Stammform aller übrigen glatthaarigen Menschenarten geworden zu sein scheint. . . . Der eine wollhaarige Stamm migrierte teilweise Richtung Westen“ . . . (d. h. nach Afrika und in nördlicher Richtung nach Neu-Guinea, Länder, die damals noch nicht existierten, wie gesagt) . . . „der andere, glatthaarige Stamm entwickelte sich mehr in Richtung des nördlichen Asiens . . . . und bevölkerte Australien . . .“ (S. 81). Wie ein Meister schreibt: „Seht die Überreste jener einst großen Nation (Lemuriens, der dritten Rasse) in einigen der flachköpfigen Ureinwohner eures Australiens“ („Esoteric Buddhism“, S. 65). Aber sie gehören den letzten Überbleibseln der siebten Unterrasse der dritten an. Professor Haeckel muss geträumt und einmal eine wahre Vision gehabt haben!

In dieser Zeit müssen wir nach dem ersten Erscheinen der Vorfahren derer suchen, die von uns als die ältesten Völker der Welt bezeichnet werden – heute nennt man sie einerseits die arischen Hindus, die Ägypter und die ältesten Perser, andererseits die Chaldäer und Phönizier. Sie wurden von den göttlichen Dynastien beherrscht, d. h. Königen und Herrschern, die lediglich dieselbe physische Erscheinung besaßen wie die sterblichen Menschen ihrer Zeit. Doch diese Wesen stammten aus Sphären, die höher und himmlischer waren als unsere eigene Sphäre auch in vielen weiteren Manvantaras sein wird. Es ist natürlich nutzlos zu versuchen, Skeptiker von deren Existenz zu überzeugen. Ihr größter Stolz besteht darin, ihre patronymische Bezeichnung als Catarrhiniden zu rechtfertigen, eine Tatsache, die sie aufgrund der angeblichen [SD # 329] Autorität des ihrem Kreuzbein angehängten Steißbeins zu beweisen suchen, jenes rudimentären Schwanzes, mit dem sie, wenn er nur lang genug wäre, freudig und immerdar zu Ehren seines berühmten Entdeckers wedeln würden. Diese werden ihren Affen-Vorfahren weiterhin so gläubig anhängen wie die Christen dem schwanzlosen Adam. Die Geheimlehre jedoch klärt den Theosophen und den Schüler der okkulten Wissenschaften über diesen Punkt auf.

Wenn wir den zweiten Teil der dritten Rasse als die ersten Vertreter der wirklich menschlichen Rasse mit festen Knochen betrachten, dann ist Haeckels Vermutung, „die Evolution der Urmenschen . . . erfolgte entweder in Südasien oder . . . . in Lemurien“ – Afrika kommt nicht in Betracht, einerlei ob Ost oder West, hinlänglich, wenn nicht vollständig korrekt. Um jedoch genau zu sein, erfolgte die schließliche Umformung der dritten Rasse genau wie die Evolution der ersten (aus den Körpern der Pitars), die in sieben klar getrennten Gebieten am Nordpol der (damals) einzigen Erde stattfand: Sie begann in jenen nördlichen Regionen, die laut der bereits vor ein paar Seiten gegebenen Beschreibung die Behringstraße einschloss und den zu diesem Zeitpunkt trockenen Teil des zentralasiatischen Landes, als das Klima selbst in den arktischen Gegenden halb tropisch und den ursprünglichen Bedürfnissen der entstehenden physischen Menschen angepasst war. Seit der Mensch auftrat, wechselte diese Gegend jedoch mehr als einmal zwischen kalt und tropisch. Der Kommentar sagt uns, dass die dritte Rasse lediglich etwa am Mittelpunkt ihrer Entwicklung war, als Folgendes geschah:

„Die Achse des Rades neigte sich. Die Sonne und der Mond schienen nicht mehr über den Häuptern jenes Teils der Schweißgeborenen; die Menschen lernten Schnee, Eis und Frost kennen, und Menschen, Pflanzen und Tiere wurden in ihrem Wuchs zwergenhaft. Jene, die nicht zugrunde gingen, verblieben an Größe und Intellekt halbwüchsigen Babys gleich.394 Dies war das dritte Pralaya der Rassen.“ 395

Das bedeutet, dass unser Globus sieben periodischen und vollständigen Umwälzungen unterworfen ist, die parallel zu den Rassen ablaufen. Denn die Geheimlehre lehrt, dass während dieser Runde sieben terrestrische Pralayas stattfinden müssen, drei davon durch die Neigung der Erdachse. Es handelt sich dabei um ein Gesetz, das zu seiner ihm bestimmten Zeit wirkt und durchaus nicht blind ist, wie die Wissenschaft glauben möchte, sondern in strenger Übereinstimmung und Harmonie mit dem karmischen Gesetz. Im Okkultismus wird dieses unerbittliche Gesetz als der „große Ausgleicher“ erwähnt. Die Wissenschaft gesteht ihre Unkenntnis der Ursache ein, welche für die Klimaschwankungen verantwortlich ist und auch für die Schwankungen der Achsenneigung, auf welche diese Klimawechsel immer folgen. Auch scheint sie sich der Achsenschwankungen durchaus nicht sicher zu sein. Sich nicht in der Lage sehend, sie zu erklären, ist sie eher bereit, die Achsenphänomene vollständig in Abrede zu stellen als die intelligente Hand des karmischen [SD # 330] Gesetzes zuzugestehen, das allein die plötzlichen Veränderungen und die sie begleitenden Folgen vernünftig erklären kann. Sie versucht, sie mittels unterschiedlicher, mehr oder weniger fantastischer Spekulationen zu erklären; eine davon wäre der plötzliche und ebenso imaginäre Zusammenstoß unserer Erde mit einem Kometen (de Boucheporns Hypothese) als Ursache sämtlicher geologischer Umwälzungen. Wir ziehen es jedoch vor, an unserer esoterischen Erklärung festzuhalten, nachdem Fohat eine ebenso gute Erklärung darstellt wie jeder beliebige Komet und außerdem die ihn führende universale Intelligenz besitzt.

Seit Vaivasvata Manus Menschheit auf dieser Erde erschien, traten bereits vier solcher Achsenstörungen auf. Die alten Kontinente – mit Ausnahme des ersten – wurden von den Ozeanen verschlungen, andere Länder tauchten auf und gewaltige Bergketten erhoben sich, wo zuvor keine waren. Die Oberfläche des Globus wurde jedes Mal vollständig verändert. Das Überleben der tauglichsten Nationen und Rassen wurde durch rechtzeitige Unterstützung sichergestellt, und die Untauglichen – die Fehlschläge – wurden beseitigt, indem sie von der Erde weggefegt wurden. Eine solche Aussonderung und derartige Verschiebungen geschehen nicht über Nacht, wie man meinen möchte, sondern es nimmt mehrere Jahrtausende in Anspruch, bis das neue Haus eingerichtet ist.

Die Unterrassen werden ebenfalls demselben Reinigungsprozess unter­worfen, und die Seitenzweige (Familienrassen) desgleichen. Möge jemand, der mit der Astronomie und der Mathematik wohl vertraut ist, zurückblicken in das Zwielicht und die Schatten der Vergangenheit. Möge er beobachten und sich notieren, was er von der Geschichte der Völker und Nationen weiß, und ihre entsprechenden Auf- und Abstiege mit dem vergleichen, was über die astronomischen Zyklen bekannt ist – insbesondere mit dem Siderischen Jahr, das 25.868 unserer Sonnenjahre entspricht.396 Wenn der Beobachter dann auch nur mit der geringsten Intuition begabt ist, wird er finden, wie eng das Wohl und Wehe der Nationen mit dem Beginn und dem Ende dieses siderischen Zyklus verknüpft ist. Es ist wahr, der Nichtokkultist hat den Nachteil, dass er nicht über so derartig große Zeiträume verfügt, auf die er sich stützen könnte. Von der exakten Wissenschaft weiß er nichts darüber, was sich vor annähernd 10.000 Jahren ereignete; aber er mag Trost finden in der Kenntnis von oder – wenn er es vorzieht – in der Spekulation über das Schicksal sämtlicher modernen Nationen, von denen er weiß – in etwa 16.000 Jahren von heute an gerechnet. [SD # 331] Unsere Meinung ist ganz klar. Mit jedem Siderischen Jahr entfernen sich bei jeder Umdrehung der Äquinoktialpunkte die Wendekreise um vier Grad vom Pol, da sich der Äquator durch die Tierkreiskonstellationen bewegt. Nun steht, wie jeder Astronom weiß, der Wendekreis gegenwärtig nur knapp 23½ Grad jenseits des Äquators. Bis zum Ende des Siderischen Jahres hat er deshalb noch weitere 2½ Grad zu wandern. Das gibt der Menschheit im Allgemeinen und unseren zivilisierten Rassen im Besonderen eine Frist von ungefähr 16.000 Jahren.397

Nach der großen Flut der dritten Rasse (der Lemurier) geschah Folgendes:

„Die Menschen wurden beträchtlich kleiner und ihre Lebensdauer verkürzte sich. Nachdem ihre Gottesfurcht vergangen war, vermischten sie sich mit tierischen Rassen und vermählten sich mit Riesen und Pygmäen (den verzwergten Rassen der Pole). . . Viele erlangten göttliches, mehr noch – unrechtmäßiges Wissen und folgten freiwillig dem Linken Pfad.“ (Kommentar xxxiii)

So näherten sich die Atlantier ihrerseits dem Untergang. Wer kann sagen, wie viele geologische Perioden für die Vollendung dieser vierten Zerstörung notwendig waren? – Folgendes wird uns jedoch gesagt:

(44.) Sie (die Atlantier) schufen große Bildnisse, neun Yatis (9 Meter) hoch, so groß wie ihre Körper (a). Lunare Feuer hatten das Land ihrer Väter (die Lemurier) zerstört. Das Wasser bedrohte die Vierte (Rasse) (b).

(a) Es ist bemerkenswert, dass die meisten der gigantischen Statuen, die auf der Osterinsel, einem Teil eines unbestreitbar untergetauchten Kontinents, entdeckt wurden – wie auch die am Rande der Gobi, einer Region, die vor unzähligen Jahren unter Wasser stand – alle zwischen 9 und 10 m hoch sind. Die von Cook auf der Osterinsel gefundenen Statuen waren fast alle 9 m hoch und wiesen eine Schulterbreite von 2,40 m auf (siehe das Kapitel „Steine und Zeugnisse der Riesen“ am Ende dieser Stanze). Die Schreiberin ist sich dessen wohl bewusst, dass die modernen Archäologen entschieden haben, „diese Statuen seien nicht sehr alt“, wie einer der hohen Beamten des Britischen Museums erklärte, wo sich einige davon jetzt befinden. Doch das ist eine dieser willkürlichen Entscheidungen der modernen Wissenschaft, die kaum Bedeutung haben.

Es wird uns gesagt, dass nach der Zerstörung „Lemuriens“ durch unterirdische Feuer die Menschen stetig kleiner wurden – ein Vorgang, der bereits nach ihrem physischen Fall begann – und dass ihre Größe schließlich, einige Millionen Jahre später, bis auf 1,80 - 2,10 m abnahm und sich heute (bei den älteren asiatischen Rassen) eher auf 1,50 m als [SD # 332] auf 1,80 m verkleinert hat. Wie Pickering zeigt, tritt bei der malayischen Rasse (einer Unterrasse der vierten Wurzelrasse) eine seltsam unterschiedliche Statur auf. Die Mitglieder der polynesischen Familie (Tahitier, Samoaner und Tongoinsulaner) sind von größerer Statur als die übrige Menschheit. Die Körpergröße der indischen Stämme und der Einwohner der indochinesischen Länder ist dagegen jedoch entschieden unter dem allgemeinen Durchschnitt. Das ist leicht zu erklären. Die Polynesier gehören den allerfrühesten der überlebenden Unterrassen an, die anderen dem allerspätesten und kurzlebigen Stamm. Da die Tasmanier jetzt vollständig verschwunden sind und die Australier rasch aussterben, werden die anderen alten Rassen bald folgen.

(b) Wie aber konnten diese Berichte nun erhalten bleiben? Mit dieser Frage könnten wir konfrontiert werden. Selbst die Tatsache, dass die Inder den Tierkreis kannten, wird von unseren freundlichen und gelehrten Orientalisten abgestritten. Sie schlussfolgern, das treffe auf die arischen Hindus nicht zu, denn erst die Griechen hätten ihn in das Land gebracht. Diese grundlose Verleumdung wurde von Bailly hinlänglich widerlegt, und was noch bedeutsamer ist, von der klaren Beweiskraft der Tatsachen, sodass sie keiner weiteren Widerlegungen bedarf. Während sich die Ägypter (siehe Denons „Reisen durch Ober- und Unter-Egypten“, Bd. II) im Besitz unwiderlegbarer Beweise für Aufzeichnungen über ihren Tierkreis befinden, die mehr als 3½ Siderische Jahre umfassen – oder ungefähr 87.000 Jahre – erstrecken sich die indischen Berechnungen über nahezu dreiunddreißig Siderische oder 850.000 Jahre. Die ägyptischen Priester versicherten Herodot, dass der Pol der Erde und der Pol der Ekliptik früher übereinstimmten. Aber, wie der Verfasser der „Sphinxiad“ bemerkt: „Diese armen, unwissenden Inder zeichneten seit der (letzten lokalen) Flut (in Asien) oder dem Zeitalter des Schreckens“ auf dem Breitengrad Indiens „über zehnmal 25.000 Jahre astronomisches Wissen auf.“ Sie besitzen dokumentierte Beobachtungen aus der Zeit der ersten großen Flut in den Erinnerungen der arischen Geschichte – jener Flut, welche vor 850.000 Jahren die letzten Teile von Atlantis zum Untergang brachte. Die ihr vorangegangenen Fluten sind natürlich eher volkstümlich als der Geschichte zuzuordnen.

Der Untergang und die Umwandlung Lemuriens begann fast am nördlichen Polarkreis (Norwegen), und die dritte Rasse beendete ihre Laufbahn in Lanka oder vielmehr an dem Ort, der bei den Atlantiern zu Lanka wurde. Der kleine, heute als Ceylon bekannte Überrest ist das nördliche Hochland des alten Lankas, während die ungeheure Insel dieses Namens in der lemurischen Periode der vorgehend beschriebene riesige Kontinent war. Wie ein Meister sagt (siehe „Esoteric Buddhism“, S. 65): „Warum sollten eure Geologen nicht bedenken, dass unter den von ihnen erforschten und ergründeten Kontinenten . . . . tief in den unergründlichen oder vielmehr unergründeten Meeresbetten weitere und möglicherweise viel ältere Kontinente verborgen sein könnten, deren Schichten niemals geologisch erforscht wurden; und dass sie eines Tages ihre gegenwärtigen Theorien vollständig über den Haufen werfen könnten? Warum nicht zugestehen, dass unsere gegenwärtigen Kontinente bereits [SD # 333] mehrere Male untergingen und die Zeit hatten, wieder aufzutauchen und neue Menschheiten und Zivilisationen zu tragen wie Lemurien und Atlantis; dass ferner bei der ersten großen geologischen Umwälzung des nächsten sich periodisch zum Anfang und Ende jeder Runde ereignenden Kataklysmus unsere bereits autopsierten Kontinente untergehen und die von Lemurien und Atlantis wieder auftauchen werden?“

Natürlich nicht genau dieselben Kontinente.

Hier ist jedoch eine Erklärung notwendig. In Bezug auf die Annahme eines nördlichen „Lemuriens“ braucht keine Verwirrung zu entstehen. Die Verlängerung dieses großen Kontinents in Richtung des Nordatlantiks untergräbt keineswegs die so weit verbreiteten Ansichten über die Lage des verschwundenen Atlantis, und das eine bestätigt das andere. Es ist anzumerken, dass das als die Wiege der dritten Wurzelrasse dienende Lemurien nicht nur im Stillen und im Indischen Ozean einen großen Raum einnahm, sondern sich auch hufeisenförmig an Madagaskar vorbei, rund um „Südafrika“ (das damals lediglich ein sich in seinem Entstehungsprozess befindendes Bruchstück war) durch den Atlantischen Ozean bis hinauf nach Norwegen erstreckte. Die große englische Süßwasserablagerung namens Wealden – von allen Geologen als Mündung eines ehemaligen großen Flusses betrachtet – ist das Bett des Hauptstroms, der das nördliche Lemurien im Sekundärzeitalter entwässerte. Die frühere Existenz dieses Flusses ist eine wissenschaftlich anerkannte Tatsache – werden ihre Anhänger die Notwendigkeit anerkennen, das nördliche Lemurien der Sekundärzeit zu akzeptieren, das ihre Daten fordern? Professor Berthold Seemann nahm nicht nur die Wirklichkeit eines solchen gewaltigen Festlandes an, sondern betrachtete Australien und Europa als frühere Teile eines Kontinents – womit er die gesamte bereits dargelegte „Hufeisen“-Lehre unterstützte. Es könnte keine schlagendere Bekräftigung unserer Behauptung geben als die Tatsache, dass der ungefähr zwei- oder dreitausend Meilen südwärts von einem den Britischen Inseln naheliegenden Punkt ausgehende 2.700 m hohe Rücken im Atlantischen Becken sich zunächst schräg in Richtung Südamerika erstreckt, dann seine Richtung nahezu im rechten Winkel ändert, um in einer südöstlichen Linie in Richtung der afrikanischen Küste einzuschwenken, woraufhin er südwärts nach Tristan da Cunha verläuft. Dieser Rücken ist ein Überrest eines atlantischen Kontinents und würde, könnte er weiterverfolgt werden, die Wirklichkeit einer submarinen hufeisenförmigen Verbindung mit einem ehemaligen Kontinent im Indischen Ozean darstellen (vgl. die auf der Grundlage der Lotungen der „Challenger“ und der „Dolphin“ in Donnellys „Atlantis, The Antediluvian World“, S. 47, zusammengestellte Karte).

Der atlantische Teil Lemuriens war die Grundlage von dem, was allgemein als Atlantis bekannt ist. Letzteres muss tatsächlich eher als eine Entwicklung der atlantischen Verlängerung Lemuriens betrachtet werden denn als eine für die besonderen Erfordernisse der vierten Wurzelrasse vollständig neu emporgehobene Landmasse. Wie bei der Evolution der Rassen kann auch bei den wiederholten Verschiebungen kontinentaler Landmassen keine scharfe und feste Grenzlinie zwischen dem Ende der einen und dem Anfang der nächsten Ordnung gezogen werden. Die Kontinuität in Abläufen der Natur wird niemals unterbrochen. So wurden die [SD # 334] Atlantier der vierten Rasse aus einem Kern nordlemurischer Menschen der dritten Rasse evolviert, dessen Mittelpunkt sich grob gesagt an einem Ort befand, der heute vom mittelatlantischen Ozean eingenommen wird. Ihr Kontinent wurde durch das Zusammengewachsen vieler Inseln und Halbinseln gebildet, die sich im ordnungsgemäßen Ablauf der Zeit erhoben und schließlich zur wahren Heimat der großen, als Atlantier bekannten Rasse wurden. Nachdem das erst einmal vollbracht war, sollte „Lemurien nicht noch mehr mit dem Kontinent Atlantis verwechselt werden als Europa mit Amerika“, wie die höchste „okkulte“ Autorität feststellte („Esoteric Buddhism“, S. 64-5).

Das Obenstehende stammt aus einer von der orthodoxen Wissenschaft als unzuverlässig erachteten Quelle und wird natürlich als eine mehr oder weniger glückliche Fiktion betrachtet werden. Selbst das bereits erwähnte kluge Werk von Donnelly wird unberücksichtigt bleiben, obwohl seine Behauptungen alle in einen Rahmen streng wissenschaftlicher Beweise eingeschlossen sind. Aber wir schreiben für die Zukunft. Neue Entdeckungen in dieser Richtung werden die Behauptung der asiatischen Philosophen rechtfertigen, dass die vor unzähligen Zeiten lebenden vorsintflutlichen Nationen die Wissenschaften pflegten, Geologie, Ethnologie und Geschichte inbegriffen. Zukünftige Funde werden die Richtigkeit der gegenwärtigen Beobachtungen so scharfsinniger Geister wie H. A. Taine und Renan rechtfertigen. Ersterer zeigt auf, dass die Zivilisationen solcher archaischer Nationen wie der Ägypter, der indischen Arier, der Chaldäer, Chinesen und Assyrer die Folge vorangegangener Zivilisationen sind, welche „Myriaden von Jahrhunderten“ andauerten.398 Und Letzterer weist auf die Tatsache hin, dass „Ägypten von Anbeginn an reif erscheint, alt und gänzlich ohne mythische und heroische Phasen dasteht, als ob das Land keine Jugend gekannt hätte. Seine Zivilisation hatte keine Kindheit, und seine Kunst keine archaische Periode. Die Zivilisation der alten Monarchie begann nicht mit der Kindheit. Sie war bereits voll entwickelt“.399 Professor R. Owen fügt dem hinzu, dass „Ägypten der Überlieferung zufolge schon vor der Zeit von Menes ein zivilisiertes und verwaltetes Gemeinwesen besaß“, und Winchell („Preadamites“, S. 120) sagt: „Zur Zeit von Menes waren die Ägypter bereits ein zivilisiertes und zahlreiches Volk. Manetho erzählt uns, dass Athothis, der Sohn des ersten Königs Menes, den Palast von Memphis erbaute; dass er Arzt war und anatomische Schriften hinterließ.“

Das ist ganz natürlich, wenn wir der Behauptung Herodots Glauben schenken dürfen, der in „Euterpe“ (§ 142) berichtet, dass die aufgezeichnete Historie der ägyptischen Priester ungefähr 12.000 Jahre vor seine Zeit zurückreichte. Aber was sind 12.000 oder selbst 120.000 Jahre im Vergleich zu den Millionen von Jahren, die seit der lemurischen Periode verstrichen? Doch auch Letztere blieb nicht ohne Zeugnisse, trotz ihres enormen Alters. Die vollständigen Aufzeichnungen des Wachstums, der Entwicklung, des sozialen und selbst des politischen Lebens der Lemurier werden in den [SD # 335] geheimen Annalen aufbewahrt. Unglücklicherweise gibt es nur wenige, die sie lesen können, und die es könnten, würden noch immer nicht imstande sein, die Sprache zu verstehen, wenn sie nicht mit allen sieben Schlüsseln ihrer Symbolik vertraut sind. Denn das Verständnis der okkulten Lehre beruht auf den Lehren der sieben Wissenschaften; und diese Wissenschaften finden ihren Ausdruck in den sieben verschiedenen Anwendungen der geheimen Urkunden auf die exoterischen Texte. So haben wir es mit Denkweisen auf sieben vollständig verschiedenen Ebenen der Idealität zu tun. Jeder Text bezieht sich auf einen der folgenden Standpunkte und muss von ihm ausgehend interpretiert werden:

1. die realistische Gedankenebene;

2. das Idealistische;

3. das rein Göttliche oder Spirituelle.

Die anderen Ebenen überschreiten das durchschnittliche Bewusstsein zu weit, insbesondere das eines materialistischen Gemüts, als dass sie auch nur ihre Symbolisierung in Begriffen der gewöhnlichen Sprache erlauben würden. In keinem einzigen der alten religiösen Texte existiert ein rein mythisches Element; es muss vielmehr die Denkart herausgefunden werden, in welcher sie ursprünglich verfasst wurden, und dann bei der Interpretation sorgfältig an dieser festgehalten werden. Denn sie ist entweder symbolisch (die archaische Denkweise), emblematisch (eine spätere, aber ebenso sehr alte Denkart), parabolisch (allegorisch), hieroglyphisch oder wiederum logografisch – die schwierigste Methode von allen, da jeder Buchstabe, wie in der chinesischen Sprache, ein ganzes Wort repräsentiert. So ist fast ein jeder Eigenname, einerlei ob in den Veden, dem „Totenbuch“ oder (bis zu einem gewissen Grad) in der Bibel, aus solchen Logogrammen zusammengesetzt. Wer nicht in das Geheimnis der okkulten religiösen Logografie initiiert ist, darf sich nicht einbilden zu verstehen, was ein Name in irgendeinem alten Fragment bedeutet, bevor er nicht die Bedeutung jedes einzelnen ihn zusammensetzenden Buchstabens gemeistert hat. Wie könnte erwartet werden, dass ein rein profaner Denker, wie groß seine Kenntnisse in der sozusagen orthodoxen Symbolik auch sein mögen – d. h. just in jener Symbolik, welche die alten Schienen des Sonnenmythos und der Sexualverehrung niemals verlassen kann – wie ist es zu erwarten, dass er in die Geheimnisse hinter dem Schleier eindringen kann? Wer sich mit der Hülse oder Schale des toten Buchstabens beschäftigt und der kaleidoskopartigen Umwandlung unfruchtbarer Wortsymbole hingibt, darf niemals erwarten, über die verrückten Einfälle moderner Mythologen hinauszukommen.

Vaivasvata, Xisuthrus, Deukalion, Noah etc. etc. – sämtliche Hauptfiguren der universellen und partiellen astronomischen oder geologischen Weltfluten – sie alle überbringen mit ihrem bloßen Namen das Wissen über die zu dem jeweiligen Ereignis führenden Ursachen und seinen Wirkungen, wenn man sie nur vollständig lesen kann. Alle diese Fluten beruhen auf in der Natur stattgefundenen Ereignissen und stellen daher historische Berichte dar, einerlei ob sie siderischer, geologischer oder selbst lediglich allegorischer Natur sind, oder moralische Ereignisse auf anderen und höheren Daseinsebenen. Das ist, wie wir glauben, jetzt hinlänglich gezeigt worden mit dieser ausführlichen Erklärung, die durch die allegorischen Stanzen notwendig wurde.

[SD # 336] Es ist ein eher ungewöhnlicher Vorgang, in einem Werk, das einen ernsthafteren wissenschaftlichen Charakter für sich beansprucht als beispiels­weise die Geschichte von „Hans, dem Riesentöter“, von einer neun Yatis oder 9 m großen Rasse zu sprechen. „Wo sind eure Beweise?“, wird die Schreiberin gefragt werden. Die Antwort findet sich in der Geschichte und in Überlieferungen. Überlieferungen von einem Riesengeschlecht in alter Zeit sind allgemein verbreitet; sowohl in der mündlichen als auch in der schriftlichen Tradition. Indien hatte seine Danavas und Daityas; Ceylon seine Rakshasas, Griechenland seine Titanen; Ägypten seine kolossalen Helden; Chaldäa seine Izdubars (Nimrod); und die Juden hatten ihre Emims aus dem Land Moab, mit den berühmten Riesen, den Anakim (4 Moses 3,33). Moses spricht vom König Og, dessen Bett neun Ellen lang (6 m) und vier breit war (Dtn 3,2), und Goliath war „sechs Ellen und eine Spanne groß“ (oder 3,20 m) (1 Sam 17,4). Der einzige Unterschied zwischen der „geoffenbarten Schrift“ und dem uns von Herodot, Diodor, Homer, Plinius, Plutarch, Philostratus etc. gelieferten Beweismaterial ist folgender: Während die Heiden lediglich Skelette von vor unzähligen Zeitaltern verstorbenen Riesen erwähnen, die einige von ihnen persönlich gesehen hatten, verlangen die Bibelausleger unverschämterweise, Geologie und Archäologie sollten daran glauben, dass verschiedene Länder zur Zeit von Moses von solchen Riesen bewohnt waren; von Riesen, gegenüber denen die Juden wie Heuschrecken erschienen und die noch in den Tagen von Josua und David existierten. Unglücklicherweise steht ihre eigene Chronologie im Wege. Entweder die Letztere oder die Riesen müssen aufgegeben werden (siehe jedoch Teil III, Anhänge, letztes Kapitel).

Von den versunkenen Kontinenten und den sie bewohnenden riesenhaften Menschen existieren nur noch einige wenige Zeugen. Die Archäologie benennt einige davon auf der Erde, obwohl sie über die Frage hinaus, „was diese wohl sein mögen“, niemals irgendeinen ernsthaften Versuch gemacht hat, das Mysterium zu lösen. Abgesehen von den bereits erwähnten Statuen der Osterinsel, welcher Epoche gehören die noch aufrecht und unversehrt in der Nähe von Bamiyan stehenden Kolossalstatuen an? Die Archäologie verweist sie (wie gewöhnlich) in die ersten Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung und irrt darin ebenso wie bei vielen anderen Spekulationen. Ein paar beschreibende Worte werden den Lesern zeigen, was die Statuen sowohl der Osterinsel als auch von Bamiyan darstellen. Wir wollen zuerst untersuchen, was der orthodoxen Wissenschaft über sie bekannt ist. In „The Countries of the World“ von Robert Brown, Bd, IV, S. 43, wird Folgendes festgestellt:

„Teapi, Rapa-nui oder die Osterinsel ist ein einsamer Fleck ungefähr 2.000 Meilen vor der südamerikanischen Küste. . . . Sie ist ungefähr 19 km lang und 6,5 km breit . . . und in ihrer Mitte befindet sich ein 350 m tiefer erloschener Krater. Viele erloschene Krater befinden sich auf der Insel, und sie sind schon so lange erkaltet, dass keine Überlieferung mehr vorhanden ist, die von ihrer Tätigkeit berichtet. . . .

. . . Doch wer erstellte die großen Steinbilder (S. 44 etc.), die jetzt die Hauptattraktion der Insel für ihre Besucher darstellen? „Das weiß keiner“, sagt der Kritiker. „Es ist mehr als wahrscheinlich, dass sie schon existierten, als die gegenwärtigen Einwohner (eine Handvoll polynesischer Eingeborener) ankamen. . . . Ihre Verarbeitung ist [SD # 337] von hoher Qualität . . . und man glaubt, dass die Rasse, die sie erschuf, die Eingeborenen Perus und anderer Teile Südamerikas häufig besuchten . . . Selbst zur Zeit von Cooks Ankunft waren einige der umgestürzten Statuen 8,20 m hoch und wiesen eine Schulterbreite von 2,40 m auf, und einige der noch stehenden erschienen noch viel größer. Eine der Letzteren war so hoch, dass ihr Schatten ausreichte, eine Gesellschaft von dreißig Personen vor der Hitze der Sonne zu schützen. Die Plattformen, auf denen diese kolossalen Abbilder standen, waren durchschnittlich 10 – 13 m lang und 4 – 5 m breit . . . alle waren aus behauenem Stein im zyklopischen Stil erbaut und ähnelten den Mauern des Tempels von Pachacamac und den Ruinen von Tiahuanaco in Peru sehr stark.“ (Bd. III, S. 310, 311)

Es gibt keinen Grund zu der Annahme, eine beliebige der Statuen könnte mit Hilfe von darum errichteten Gerüsten allmählich aufgestellt worden sein“ – fügt der Kritiker sehr bedeutsam hinzu – ohne zu erklären, wie sie anders hätten erbaut werden können, wenn nicht von Riesen von derselben Größe wie die Statuen selbst. Eine der besten dieser Kolossalbilder befindet sich jetzt im Britischen Museum. Die Bildnisse von Ronororaka – die einzigen, die jetzt aufrecht gefunden wurden – sind vier an der Zahl, drei tief in den Boden versunken und eine auf der Rückseite ihres Hauptes ruhend wie ein schlafender Mensch. Es handelt sich dabei um verschiedene Typen, obwohl sie alle langköpfig sind. Offensichtlich stellen sie Selbstbildnisse dar, da sich Nasen, Münder und Kinne in ihrer Form stark voneinander unterscheiden. Ihre Kopfbedeckung – eine Art von flacher Kappe mit einem hinten angesetzten Stück, um den hinteren Teil des Kopfes zu bedecken – zeigt ferner, dass die Urbilder keine Urmenschen aus der Steinzeit waren. Wahrlich, diese Frage kann gestellt werden: „Wer erschuf sie?“ – Aber wahrscheinlich werden weder die Archäologie noch die Geologie darauf antworten, auch wenn die Geologie die Insel für einen Teil eines versunkenen Kontinents hält.

Wer aber erschuf die noch kolossaleren Statuen von Bamiyan, die höchsten und riesenhaftesten der ganzen Welt – denn Bartholdis „Freiheitsstatue“ (jetzt in New York) ist im Vergleich mit den größten der fünf Bilder zwergenhaft. Burnes und verschiedene gelehrte Jesuiten, die den Ort besuchten, sprechen von einem „von riesigen Zellen ganz durchlöcherten“ Berg mit zwei gewaltigen, aus demselben Felsen ausgehauenen Riesen. Sie bezeichnen sie als die modernen Miaotse (siehe oben das Zitat aus dem Shu King), die letzten übriggebliebenen Zeugen der Miaotse, welche die „Erde in Unruhe versetzt“ hatten. Die Jesuiten haben Recht, und die Archäologen, welche die größten dieser Statuen als Buddhas betrachten, befinden sich im Irrtum. Denn all diese zahllosen gigantischen Ruinen, die der Reihe nach in unserer Zeit entdeckt werden, alle diese quer durch Nordamerika entlang und über die Rocky Mountains verlaufenden ungeheuren Steinalleen kolossaler Ruinen sind das Werk von Zyklopen, wirklicher und tatsächlicher Riesen der alten Zeit. „Massen ungeheurer menschlicher Knochen“ wurden „in Amerika in der Nähe von Misorte“ gefunden, sagt uns ein berühmter moderner Reisender, genau an der Stelle, auf welche die örtliche Überlieferung verweist als den [SD # 338] Landeplatz jener Riesen, die Amerika überfluteten, kaum als es sich aus den Wassern erhoben hatte (siehe „De la Vega“, Bd. ix, Kap. ix).400

Zentralasiatische Überlieferungen sagen dasselbe über die Statuen von Bamiyan. Was sind sie und was ist die Bedeutung des Fundortes, an dem sie unzählige Zeitalter standen, den Umwälzungen rund um sie herum trotzend, selbst der Hand des Menschen wie z. B. den Horden Timurs und den Vandalenkriegern des Nadir Schahs? Bamiyan ist eine kleine, elende, halb zerfallene Stadt in Zentralasien, auf halbem Weg zwischen Kabul und Balch, am Fuß des Koh-e Baba, eines großen Berges der paropamisischen (oder Hindukush-) Kette, etwa 2.600 m über dem Meeresspiegel. In alter Zeit war Bamiyan ein Teil der alten Stadt Ghulghula, die von Dschingis Khan im dreizehnten Jahrhundert in Trümmer gelegt und bis auf den letzten Stein zerstört wurde. Das gesamte Tal ist von riesigen Felsen umgeben, die voller teilweise natürlicher und teilweise künstlicher Höhlen und Grotten sind, einst die Wohnungen buddhistischer Mönche, die in ihnen ihre Viharas gegründet hatten. Auf solche Viharas trifft man bis zum heutigen Tag in Fülle in den Felsentempeln in Indien und in den Tälern von Dschalalabad. Vor dem Eingang dieser Höhlen wurden fünf riesige Statuen entdeckt, die als Buddhabilder betrachtet werden, oder vielmehr wiederentdeckt in unserem Jahrhundert. Der berühmte chinesische Reisende Hiuen-Thsang spricht davon, sie gesehen zu haben, als er Bamiyan im 7. Jahrhundert besuchte.

Wenn behauptet wird, es gäbe auf der gesamten Erde keine größeren Standbilder, so kann diese Tatsache leicht bewiesen werden durch das Zeugnis aller Reisenden, die sie besuchten und sie vermaßen. So ist das größte davon 173 Fuß hoch, oder siebzig Fuß höher als die jetzt in New York befindliche „Freiheitsstatue“, da Letztere lediglich 105 Fuß oder 34 Meter hoch ist. Der berühmte Koloss von Rhodos selbst, zwischen dessen Beinen die größten Schiffe jener Zeit mit Leichtigkeit passieren konnten, war lediglich 120 – 130 Fuß hoch. Die zweitgrößte Statue, ebenso wie Erstere in den Felsen gehauen, ist lediglich 120 Fuß hoch (15 Fuß höher als die erwähnte „Freiheitsstatue“).401 Die dritte Statue ist lediglich 60 Fuß hoch – zwei weitere sind noch kleiner, wobei die letzte nur ein wenig größer ist als ein durchschnittlich großer Mensch unserer gegenwärtigen Rasse. Der erste und größte der Kolosse stellt einen in eine Art von Toga gekleideten Mann dar; Marquis de Nadaillac meint (siehe unten), das allgemeine Aussehen der Gestalt, die Kopfbildung, die Gewandung und insbesondere die großen hängenden Ohren seien unabstreitbare Anzeichen dafür, dass ein Bildnis Buddhas beabsichtigt war. Aber das oben Gesagte beweist gar nichts. Trotz der Tatsache, [SD # 339] dass die meisten der heute existierenden Buddha-Figuren in der Samadhi-Haltung große, hängende Ohren aufweisen, ist dies eine spätere Neuerung und ein nachträglicher Einfall. Die ursprüngliche Idee entsprach der esoterischen Allegorie. Die unnatürlich großen Ohren symbolisieren die Allwissenheit der Weisheit und hatten die Absicht, an Seine Macht zu erinnern, alles zu wissen und zu hören, und dessen wohlwollender Liebe und Aufmerksamkeit für alle Geschöpfe sich nichts entziehen kann. „Der mitleidsvolle Herr, unser Meister, hört den Schmerzensschrei des Kleinsten der Kleinen, über Berg und Tal, und eilt zu seiner Erlösung“, sagt eine Stanze. Gautama Buddha war ein arischer Hindu, und eine Annäherung an solche Ohren findet sich nur bei den mongolischen Birmanen und Siamesen, die ihre Ohren, wie in Cochin, künstlich deformieren. Die buddhistischen Mönche, welche die Grotten der Miaotse in Viharas und Zellen verwandelten, kamen ungefähr zu Beginn oder im ersten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung nach Zentralasien. Daher sagt Hiuen-Thsang über die Kolossalstatue, dass „der Glanz der die Statue überziehenden Golddekoration“ damals „die Augen blendete“. Aber von einer solchen Vergoldung ist in neuerer Zeit keine Spur mehr übrig. Das Gewand ist im Gegensatz zur Gestalt selbst, die aus dem stehenden Felsen gehauen wurde, aus Stuck gefertigt und über das Steinbild modelliert. Talbot, der die sorgfältigste Untersuchung angestellt hat, fand heraus, dass dieses Gewand einer viel späteren Epoche angehörte. Die Statue selbst muss daher einer viel früheren Periode als dem Buddhismus zugeschrieben werden. Man könnte die Frage aufwerfen, wen sie wohl in diesem Fall darstellen würde?

Wieder beantwortet die durch schriftliche Aufzeichnungen bestätigte Überlieferung diese Frage und erklärt das Mysterium. Die buddhistischen Arhats und Asketen fanden die fünf Statuen und viele weitere, die heute zu Staub zerfallen sind, und als sie diese drei am Eingang ihres zukünftigen Wohnortes in kolossalen Nischen fanden, bedeckten sie die Figuren mit Gips und modellierten neue Statuen auf die alten, sie sollten Tathagata, den Herrn, darstellen. Die Innenmauern der Nischen sind bis zum heutigen Tag mit leuchtenden Gemälden menschlicher Figuren bedeckt, und das Heiligenbild des Buddhas ist in jeder Gruppe wiederholt. Diese an den byzantinischen Malstil erinnernden Fresken und Ornamente sind alle auf die Frömmigkeit der Mönchsasketen zurückzuführen, wie einige andere kleinere Figuren und Felszeichnungen auch. Aber die fünf Statuen sind Teil der Kunst der Initiierten der vierten Rasse, die nach dem Untergang ihres Kontinents an den festen Plätzen und auf den Gipfeln der zentralasiatischen Bergketten Zuflucht suchten. Mehr noch, die fünf Standbilder sind ein unvergängliches Zeugnis der esoterischen Lehre in Bezug auf die schrittweise Evolution der Rassen.

Das größte der Standbilder soll die erste Menschenrasse darstellen, deren ätherischer Körper zur Unterweisung zukünftiger Generationen im festen, immerwährenden Stein der Erinnerung bewahrt ist, da sonst das Andenken derselben [SD # 340] die atlantische Flut niemals überdauert hätte. Das zweite, 36 m hohe Standbild repräsentiert die Schweißgeborenen; und die dritte, 18 m messende Statue verewigt die Rasse, die fiel und dadurch die erste physische Rasse hervorbrachte, die von einem Vater und einer Mutter geboren wurde. Deren letzte Abkömmlinge sind in den auf der Osterinsel gefundenen Statuen dargestellt. Diese waren nur 6 – 8 m groß zu der Zeit, als Lemurien unterging, nachdem es nahezu von vulkanischen Feuern zerstört worden war. Die vierte Rasse war noch kleiner, obwohl riesig im Vergleich mit unserer gegenwärtigen fünften Rasse. Und die Reihe gipfelt schließlich in der fünften Rasse (siehe das folgende Unterkapitel über „Zyklopische Ruinen und Kolossalsteine als Zeugen der Riesen“).

Das sind also die „Riesen“ des Altertums, die vor- und nachsintflutlichen Gibborim der Bibel. Sie lebten und erblühten eher vor einer Million Jahre als vor nur drei oder vier Jahrtausenden. Die Enakiter Josuas, deren Scharen im Vergleich zu den Juden wie „Heuschrecken“ waren, sind also ein Stück israelitischer Einbildungskraft, außer das Volk Israel beansprucht für Josua tatsächlich ein Alter und einen Ursprung im Eozän- oder zumindest im Miozänzeitalter und verwandelt die Jahrtausende ihrer Zeitrechnung in Jahrmillionen.

Bei allem, was den vorgeschichtlichen Zeiten angehört, sollte sich der Leser die weisen Worte Montaignes vor Augen halten. Der große französische Philosoph sagt:

„. . . Es ist ein alberner Dünkel, das zu missachten und als falsch zu verdammen, was uns nicht den Anschein von Wahrscheinlichkeit oder Wahrheit zu haben dünkt: was ein gewöhnlicher Fehler bei jenen ist, die davon überzeugt sind, von größerer Befähigung zu sein als der gemeine Stand.

. . . Die Vernunft lehrte mich jedoch, dass ein Ding so entschieden als falsch und unmöglich zu verdammen für sich den Vorzug in Anspruch nehmen heißt, die Schranken und Grenzen des Göttlichen Willens und die Macht unserer gemeinsamen Mutter Natur im Ärmel zu haben, und dass es keine größere Torheit in der Welt gibt, als sie auf das Maß unserer Fähigkeit und die Grenzen unserer Kraft zu beschränken. . . .

. . . Wenn wir jene Dinge, die unsere Vernunft nicht erfassen kann, Ungeheuer und Wunder nennen, wie viele davon präsentieren sich jeden Tag unseren Blicken? Überlegen wir, durch welche Wolken und wie blindlings wir zu der Kenntnis der meisten durch unsere Hände gehenden Dinge geführt werden. Wahrlich, wir werden erkennen, dass es viel mehr die Gewohnheit als die Wissenschaft ist, die ihre Fremdheit für uns empfängt: und dass wir jene Dinge, würden sie nur neu vorgestellt, für ebenso oder noch unwahrscheinlicher und unglaublicher halten würden als alles andere.“ („Essays“, Kap. xxvi)

Ein ehrlicher Gelehrter sollte, bevor er die Möglichkeit der Existenz unserer Geschichte und Aufzeichnungen abstreitet, die moderne Geschichte sowie die in alter und neuer Literatur verstreuten universalen Überlieferungen nach Spuren dieser wunderbaren frühen Rassen durchforschen. Wenige der Ungläubigen haben eine Ahnung von der Fülle an bestätigenden Beweisen, die auch nur allein im Britischen Museum verstreut und begraben zu finden sind. [SD # 341] Der Leser wird nun ersucht, noch einen Blick auf den im folgenden Abschnitt behandelten Gegenstand zu werfen.

 

Zyklopische Ruinen und Kolossalsteine als Zeugen der Riesen

De Mirville hat in seinen umfangreichen Werken – „Mémoires addressées à l’Académie des Sciences“, die der Aufgabe dienen, die Wirklichkeit des Teufels zu beweisen und seine Wohnstatt in sämtlichen alten und neuen Idolen zu zeigen, einige hundert Seiten „historischer Beweise“ dafür gesammelt, dass in den Tagen der Wunder, sowohl heidnischer als auch biblischer, Steine wanderten, sprachen, orakelten und sogar sangen. Und dass schließlich der „Christusstein“ oder der Christus-Fels, „der spirituelle Fels“, der „Israel“ mitfolgte (1 Korinther 10,4), „zu einem Jupiter Lapis wurde“, der von seinem Vater Saturn „in der Gestalt eines Steines“ verschlungen wurde.402 Wir wollen uns nicht damit aufhalten, den offensichtlichen Missbrauch und die Materialisierung biblischer Metapher zu erörtern, die ausschließlich dem Zweck dienten, den Satanismus der Idole zu beweisen, obwohl ziemlich viel über diesen Gegenstand gesagt werden könnte.403 Aber ohne irgendwelche derartige Peripatetik und für unsere Steine irgendwelche ihnen innewohnenden psychischen Fähigkeiten zu beanspruchen, können wir unsererseits jedes zugängliche, zur Verfügung stehende Beweismaterial sammeln, um aufzuzeigen, dass: (a) wenn es keine Riesen gegeben hätte, um solche kolossalen Felsen in Bewegung zu versetzen, es auch niemals ein Stonehenge, ein Carnac (Bretagne) oder andere derartige zyklopische Bauten gegeben haben könnte; und (b), gäbe es nichts Derartiges wie Magie, könnte es niemals so viele Zeugnisse für orakelnde und sprechende Steine geben.

In den „Achaica“ (S. 81) finden wir, am Anfang seines Werks, das Geständnis von Pausanias, er hätte die Griechen „wegen der Verehrung der Steine“ für mächtig blöd gehalten. Aber nachdem er Arcadia erreicht, fügt er hinzu: „Ich habe heute eine andere Überzeugung.“ Auch ohne Steine zu verehren oder steinerne Idole und Statuen, was dasselbe ist – ein Verbrechen, das die römischen Katholiken den Heiden nicht vorwerfen sollten, da sie es ebenfalls begehen – muss es daher jedem erlaubt sein an das zu glauben, wovon auch so viele große Philosophen und heilige Männer überzeugt waren, ohne es zu verdienen, von modernen Pausanianern als „Idiot“ bezeichnet zu werden.

Der Leser wird auf Band VI der „Académie des Inscriptions“ („Mémoires“, S. 518 et seq.) verwiesen, wenn er die verschiedenen Eigenschaften von Feuersteinen und Kieseln aus der Sicht der Magie und der psychischen Kräfte studieren will. In einem Orpheus zugeschriebenen Gedicht über Steine werden diese in Ophite und Siderite eingeteilt, in „Schlangensteine“ und „Sternensteine“. „Der ‘Ophit’ [SD # 342] ist rau, hart, schwer, schwarz und besitzt die Gabe der Sprache; wenn man sich anschickt, ihn zu werfen, bringt er einen Ton ähnlich dem Schrei eines Kindes hervor. Mit Hilfe dieses Steins prophezeite Helenos den Untergang Trojas, seines Vaterlandes . . “ etc. (Falconnet).

Sanchuniathon und Philon von Byblos, sich auf diese Bätyle berufend, nennen sie „beseelte Steine“. Photios wiederholt, was Damaskios, Asklepiades, Isidor und der Arzt Eusebius vor ihm behauptet hatten. Insbesondere Letzterer (Eusebius) trennte sich niemals von seinen Ophiten, die er auf seiner Brust trug und von denen er Orakel empfing, die in einer dünnen Stimme, einem leisen Pfeifen ähnelnd, gegeben wurden.404 Arnobius (ein heiliger Mann, der „aus einem Heiden zu einer der Lichter der Kirche geworden war“, wie die Christen ihren Lesern sagen), gesteht, dass er niemals einem dieser Steine begegnen konnte, ohne ihm Fragen zu stellen, „die gelegentlich in einer klaren und scharfen dünnen Stimme beantwortet wurden“. Wo ist also der Unterschied zwischen dem christlichen und dem heidnischen Ophiten, fragen wir?

Es ist auch bekannt, dass der berühmte Stein von Westminster Lia Fáil genannt wurde – „der sprechende Stein“. Er erhob seine Stimme ausschließlich, um den König zu nennen, der gewählt werden sollte. Cambry („Monuments Celtiques“) sagt, dass er ihn sah, als er noch die Inschrift trug:405

„Ni fallat fatum, Scoti quocumque Locatum

Invenient lapidem, regnasse tenentur ibidem.“

Schließlich spricht Suidas von einem gewissen Heraklios, der mit einem Blick die unbelebten Steine von jenen unterscheiden konnte, die sich bewegen konnten; und Plinius erwähnt Steine, die „ausrissen, sobald sich eine Hand ihnen näherte“ (siehe „Dictionnaire des Religions par L’abbé Bertrand“; Artikel über Worte des Heraklios und Bätylen).

De Mirville – der die Bibel zu rechtfertigen sucht – fragt sehr treffend, warum die ungeheuren Steine von Stonehenge in alter Zeit Chior Gaur (von Cor, „Tanz“, daher Veitstanz, und gaur, ein Riese) oder der Tanz der Riesen genannt wurden? Dann schickt er den Leser zum Bischof St. Gildas, um die Antwort zu empfangen. Die Verfasser von Voyage dans le Comté [SD # 343] de Cornouailles, sur les traces des Géants“ und verschiedener gelehrter Werke über die Ruinen von Stonehenge,406 Carnac und West Hoadley teilen jedoch weit vollständigere und verlässlichere Informationen über diesen sonderbaren Gegenstand mit. In jenen Gegenden – wahre Felsenwälder – finden sich ungeheure Monolithen, von denen „einige über 500.000 Kilogramm wiegen“ (Cambry). Diese „hängenden Steine“ auf der Ebene von Salisbury werden für die Überreste eines druidischen Tempels gehalten. Doch die Druiden waren historische Menschen und keine Zyklopen oder Riesen. Wer nun, wenn nicht Riesen, konnte jemals derartige Massen heben (insbesondere wie die von Carnac und West Hoadley) und sie derartig symmetrisch anordnen, dass sie die Planisphäre darstellen sollen, und sie in einem so wunderbaren Gleichgewicht aufstellen, dass sie kaum den Boden zu berühren scheinen und mit der zartesten Berührung eines Fingers in Bewegung versetzt werden können; und sich dennoch den Anstrengungen von zwanzig Männern widersetzen würden, die versuchen sollten, sie zu versetzen.

Wir behaupten, die meisten dieser Steine seien Relikte der verschwundenen Atlantier. Man wird uns antworten, sämtliche Geologen seien davon überzeugt, dass sie einen natürlichen Ursprung haben; dass ein „verwitternder“ Fels, d. h. wenn er unter dem Einfluss des Wetters Schuppe um Schuppe seiner Substanz verliert, diese Form annimmt; ferner, dass die „Felstürme“ in Westengland sonderbare Formen aufweisen, jedoch infolge derselben Ursache. Nachdem schließlich alle Gelehrten davon ausgehen, die „Wackelsteine seien auf rein natürliche Art entstanden, Wind, Regen etc. hätten eine schichtweise Zersetzung der Felsen zur Folge gehabt“ – wird unsere Behauptung begründet abgewiesen werden, insbesondere da „wir diesen Vorgang der Felsveränderung auch heute überall beobachten können“. Untersuchen wir den Fall also näher.

Doch zuerst schauen wir, was die Geologie darüber sagt, und wir werden sehen, dass diese riesigen Massen an ihren gegenwärtigen Positionen oft vollständige Fremdlinge sind und dass ihre geologisch gleichartigen Verwandten häufig Schichten angehören, die in diesen Ländern unbekannt und nur weit entfernt zu finden sind, jenseits der Meere. William Tooke (French trans., „Sépulture des Tartares“, Arch. VII, S. 222) spekuliert über die ungeheuren Granitblöcke, die über Südrussland und Sibirien verstreut sind und informiert den Leser darüber, dass an ihren gegenwärtigen Lagerstätten weder Felsen noch Berge existieren und dass sie „mit gewaltigem Kraftaufwand aus ungeheuren Entfernungen“ herbeigebracht worden sein müssen. Charton (Voyageurs Anciens et Modernes“, Vol. I, S. 230) schreibt über ein Exemplar eines solchen Felsens „in Irland“, das der Untersuchung eines hervorragenden englischen Geologen überwiesen wurde, der dasselbe einem fremden Ursprung zuschreibt, „höchst wahrscheinlich afrikanischem“.

Das ist ein seltsamer Zufall, denn die irische Überlieferung schreibt den Ursprung ihrer Steinkreise einem Zauberer zu, der sie aus Afrika brachte. De Mirville betrachtet diesen Zauberer als „einen verfluchten Hamiten“.407 Wir sehen in ihm einen [SD # 344] dunklen Atlantier oder vielleicht sogar einige frühe Lemurier, die bis zur Entstehung der Britischen Inseln überlebt hatten – unter allen Umständen waren sie aber Riesen.408

Cambry sagt naiv: „Menschen haben nichts damit zu tun . . . denn niemals könnte menschliche Kraft und Fleiß irgendetwas von dieser Art unternehmen. Die Natur allein hat das alles vollbracht (!!) und die Wissenschaft wird es eines Tages beweisen (!!) (S. 88). Nichtsdestoweniger war es eine menschliche, wenn auch riesige Kraft, die das vollbrachte, und nicht mehr die bloße „Natur“ als Gott oder Teufel.

Die „Wissenschaft“, die zu beweisen versucht, dass selbst das Gemüt und der Geist des Menschen lediglich von blinden Kräften hervorgebracht wurden, ist sehr gut in der Lage, diese Aufgabe zu übernehmen. Es kann sein, dass sie eines schönen Tages ankommt und zu beweisen versuchen wird, dass die Natur allein die riesigen Felsen von Stonehenge angeordnet, ihre Lage mit mathematischer Genauigkeit bestimmt, sie in der Form der Planisphäre von Dendera und der Tierkreiszeichen ausgerichtet und die mehr als 500.000 kg schweren Steine aus Afrika und Asien nach England und Irland gebracht hat!

Es ist wahr, Cambry widerrief später: „Ich glaubte lange, dass nur die Natur allein diese Wunder zustande bringen konnte . . . . aber ich widerrufe . . . . denn der Zufall ist nicht imstande, so wunderbare Kombinationen zu erschaffen . . . . und diejenigen, welche die besagten Steine im Gleichgewicht aufstellten, sind dieselben, welche die beweglichen Massen beim Teich in der Nähe von Huelgoat bei Concarneau aufstellten. . . . .“ Dr. John Watson, vom selben Verfasser („Antiquités Celtiques“, S. 99) zitiert, sagt bei der Besprechung der beweglichen Felsen oder Wackelsteine, die auf dem Abhang bei Golcar (der „Verzauberer“) zu finden sind: „Die erstaunliche Bewegung dieser im Gleichgewicht aufgestellten Masse ließ sie die Kelten mit Göttern vergleichen.“ . . . .

In „Stonehenge“ (Flinders Petrie) wird gesagt, „Stonehenge sei aus einem Stein aus dem Distrikt aufgebaut, einem roten Sandstein oder ‘Sarsenstein’, örtlich als ‘grauer Hammel’ bezeichnet. Aber einige der Steine, und zwar genau diejenigen, wie es heißt, welche astronomischen Zwecken gewidmet waren, wurden von weit hergebracht, wahrscheinlich aus Nordirland“.

Die in einem im Jahr 1850 in der „Revue Archéologique“ (S. 473) über diesen Gegenstand veröffentlichten Aufsatz angeführten Überlegungen eines Wissen­schaftlers sind es wert, zum Schluss hier angeführt zu werden:

„Jeder Stein ist ein Block, dessen Gewicht die gewaltigsten Maschinen auf die Probe stellen würde. Kurz gesagt handelt es sich um über den gesamten Globus verstreute Massen, in deren Angesicht das Wort Baustoffe unzureichend zu sein scheint, bei deren Anblick die Einbildungskraft verwirrt wird und die mit einem derartig kolossalen Namen belegt werden müssten, der den [SD # 345] Dingen selbst entspräche. Davon abgesehen verraten diese ungeheuren Wackelsteine, manchmal als Fräser bezeichnet, die auf einer ihrer Seiten wie auf einem Punkt aufgestellt sind, wobei ihr Gleichgewicht so vollkommen ist, dass die leiseste Berührung genügt, sie in Bewegung zu versetzen . . . genaueste Kenntnisse der Statik. Reziproke Gegenbewegungen, Oberflächen, Ebenen, konvex und konkav, abwechselnd . . . all das verbündet sie mit den zyklopischen Denkmälern, von denen mit de la Vega aus gutem Grund behauptet werden kann, dass ‘die Dämonen mehr daran gearbeitet zu haben scheinen als die Menschen’.“409

Diesmal stimmen wir überein mit unseren Freunden und Feinden, den römischen Katholiken, und fragen, ob solche Wunder der Statik und des Gleichgewichts mit Massen, die Millionen von Kilogramm wiegen, das Werk paläolithischer Wilder sein kann, von Höhlenmenschen, die größer als der durchschnittlichen Mensch in unserem Jahrhundert waren, aber dennoch gewöhnliche Sterbliche wie wir? Es dient nicht unseren Zielen, die verschiedenen an die Wackelsteine geknüpften Überlieferungen zu erwähnen. Den englischen Leser können wir auch jederzeit an Giraldus Cambrensis erinnern, der von einem solchen Stein auf der Insel Mona erzählt, welcher immer wieder in seine ursprüngliche Position zurückkehrte, jeglicher Anstrengung trotzend, ihn an einer anderen Stelle zu fixieren. Zur Zeit der Eroberung Irlands durch Heinrich II. band ein gewisser Graf Hugo Cestrensis, der sich selbst von der Wirklichkeit dieser Tatsache zu überzeugen verlangte, den Monastein an einen viel größeren Felsen und ließ sie ins Meer werfen. Am nächsten Morgen fand man ihn an seinem gewohnten Platz. . . Der gelehrte Williams von Salisbury verbürgt die Tatsache, indem er sein Vorhandensein in einer Kirchenmauer bezeugt, wo er ihn im Jahr 1554 gesehen hatte. . . Das erinnert an das, was Plinius über den von den Argonauten in Cyzieum zurückgelassenen Stein sagte. Diesen Stein hatten die Cyziker in das Prytaneion gestellt, „von wo er verschiedene Male fortlief, sodass sie gezwungen waren, ihn mit Blei zu beschweren“ („Nat. Hist.“, XXXVI, S. 592). . . . Hier haben wir ungeheure Steine, die nach den Behauptungen des gesamten Altertums „lebendig waren, sich bewegten, sprachen und von allein herumwandelten“. Scheinbar waren sie auch dazu imstande, die Leute in die Flucht zu schlagen, da sie Router („in die Flucht treiben“, verjagen) genannt wurden. Und des Mousseaux zeigt, dass sie alle prophetische Steine waren und manchmal [SD # 346] als verrückte Steine bezeichnet wurden (siehe sein „Dieu et les Dieux“, S. 566). „Der Wackelstein ist wissenschaftlich akzeptiert. Aber warum schaukelt er? Was veranlasst ihn dazu? Man muss blind sein, um nicht zu sehen, dass diese Bewegung eines der vielen Mittel zum Wahrsagen war, und dass sie aus eben diesem Grund die ‘Steine der Wahrheit’ genannt wurden.“ (de Mirville, „Fétichisme“)410

Das ist Geschichte, die Vergangenheit prähistorischer Zeiten, die dasselbe für spätere Zeitalter verbürgt. Die dem Mond und der Schlange geweihten Drakontis waren die älteren „Schicksalsfelsen“ früherer Nationen, deren Bewegung oder Wackeln für die initiierten Priester einen klaren Code darstellte, da sie allein den Schlüssel zu dieser alten Lesart besaßen. Vormius und Olaus Magnus zeigen, dass die Könige Skandinaviens entsprechend den Anordnungen des Orakels, „dessen Stimme durch diese ungeheuren, mit den außerordentlichen Kräften der alten Riesen aufgerichteten Felsen“ sprach, gewählt wurden. Plinius sagt, „in Indien und Persien war es sie (die persische Otizoé), welche die Magier wegen der Wahl ihrer Herrscher befragen mussten“ („Nat. Hist.“, lxxxvii., Kap. liv), und er beschreibt (in ibid., ii, Kap. xxxviii) einen das asiatische Harpasa überschattenden Felsen in Asien, der so aufgestellt ist, dass „er mit einem Finger [SD # 347] bewegt werden kann, gegen den Widerstand seines gesamten Gewichts“. Warum sollten also nicht die Wackelsteine in Irland oder in Brimham in Yorkshire zur selben Art von Wahrsagerei oder orakelmäßigen Mitteilungen gedient haben? Die gewaltigsten von ihnen sind offenbar Überreste der Atlantier; die kleineren, wie die Brimham-Felsen, mit den kreisenden Steinen auf ihrer Spitze, sind Nachahmungen der älteren Lithoi. Hätten nicht die mittelalterlichen Bischöfe sämtliche Pläne der Drakonti, derer sie habhaft werden konnten, zerstört, wüsste die Wissenschaft mehr über sie.411 So wie es aussieht, wissen wir, dass sie während langer prähistorischer Zeitalter allgemein verwendet wurden, und zwar alle für die gleichen Zwecke der Wahrsagerei und der Magie. Éd. Biot, Mitglied des Französischen Instituts, veröffentliche in den „Antiquités de France“, Bd. ix einen Aufsatz, der zeigt, dass Chatam peramba (das Feld des Todes oder der alte Begräbnisplatz in Malabar) der Lage nach übereinstimmt mit den alten Gräbern von Carnac – „eine Berühmtheit und ein zentrales Grab“. . . „Knochen werden in ihnen gefunden (in den Gräbern)“, sagt er, „und Halliwell sagt uns, dass einige von ihnen so riesig sind, dass die Eingeborenen (Malabars) die Gräber die Wohnungen der Rakshasas (Riesen) nennen“. Verschiedene im Auftrag von Rajah Vassariddi geöffnete Steinkreise, „die für das Werk der Panch Pandavas (fünf Pandus) gehalten wurden, wie alle anderen derartigen Denkmäler in Indien, wo sie sich in so großer Anzahl finden“, hatten „menschliche Knochen zum Inhalt, die sehr groß waren“ (T. J. Wise in „History of Paganism in Caledonia“, S. 36).

Wieder hat de Mirville Recht in seiner Verallgemeinerung, wenn nicht gar in seinen Schlussfolgerungen. Da die lange in Ansehen gestandene Theorie jetzt zurückgewiesen wird, die Drakonti seien zumeist Zeugen „großer natürlicher geologischer Erschütterungen“ (Charton) und „das Werk der Natur“ (Cambry) gewesen, sind seine Bemerkungen sehr angemessen. „Bevor die Unmöglichkeit solch einer Theorie behauptet wird, raten wir der Wissenschaft, nachzudenken . . . . und vor allem Titanen und Riesen nicht länger zu den ursprünglichen Legenden zu zählen: denn ihre Werke sind da, vor unseren Augen, und diese wackelnden Steine werden bis zum Ende der Welt auf ihrer Basis schwingen, um ihr ein für allemal zu einem Verständnis zu verhelfen, dass einer durchaus nicht zum Kandidaten für das Irrenhaus wird, nur weil er an Wunder glaubt, die vom gesamten Altertum bestätigt werden („Des Esprits“, Du Fétichisme, S. 288).

Das genau ist es, was wir nicht oft genug wiederholen können, obwohl die Stimmen sowohl des Okkultismus als auch der römischen Katholiken in der Wüste erschallen. Nichtsdestoweniger kann niemand übersehen, dass die Wissenschaft in ihren modernen Spekulationen, um das Mindeste zu sagen, ebenso unbeständig ist wie die alte und mittelalterliche Theologie in ihren Erklärungen der sogenannten Offenbarung war. Die Wissenschaft möchte den Menschen von pithekoiden Affen abstammen lassen – eine Verwandlung, die Millionen von Jahren benötigt – und fürchtet sich doch, der Menschheit ein höheres Alter als 100.000 Jahre zuzugestehen! Die Wissenschaft lehrt die allmähliche Verwandlung der Arten, die [SD # 348] natürliche Selektion und die Evolution von der niedrigsten Form zur höchsten, vom Weichtier zum Fisch, vom Reptil zum Vogel und Säugetier. Und doch spricht sie dem Menschen, der physiologisch lediglich ein höheres Säugetier und Tier ist, eine solche Verwandlung seiner äußeren Form ab. Wenn aber das ungeheure Wealden-Iguanodon der Vorfahr des heutigen kleinen Leguans gewesen sein kann, warum sollte nicht der riesige Mensch der Geheimlehre zum modernen Menschen geworden sein – dem Bindeglied zwischen Tier und Engel? Gibt es irgendetwas Unwissenschaftlicheres in dieser „Theorie“ als dem Menschen ein spirituelles, unsterbliches Ich abzusprechen, aus ihm einen Automaten zu machen und ihn gleichzeitig als eine eigenständige Gattung in die natürliche Ordnung einzureihen? Die okkulten Wissenschaften mögen weniger wissenschaftlich sein als die gegenwärtigen exakten Wissenschaften, aber sie sind nichtsdestotrotz in ihren Lehren logischer und konsequenter. Die physischen Kräfte und die natürlichen Verwandtschaften der Atome mögen hinreichende Faktoren sein, um eine Pflanze in ein Tier zu verwandeln; aber es bedarf mehr als der bloßen Wechselwirkung zwischen gewissen materiellen Aggregaten und ihrer Umgebung, um einen vollständig bewussten Menschen ins Leben zu rufen; selbst wenn er tatsächlich nicht mehr wäre als eine Abzweigung zwischen zwei „Stiefkindern“ der Ordnung der Quadrumana. Die okkulten Wissenschaften gestehen mit Haeckel, dass das (objektive) Leben auf unserem Globus „ein logisches Postulat der wissenschaftlichen Naturgeschichte ist“, fügen jedoch hinzu, dass eine gleichermaßen spirituelle Involution, von innen nach außen, des unsichtbaren subjektiven Geist-Lebens – ewig, und ein Prinzip der Natur – nicht verworfen werden darf, weil das womöglich noch unlogischer ist als zu behaupten, das Universum und alles darinnen sei allmählich von blinden, der Materie innewohnenden Kräften ohne irgendwelche äußere Unterstützung aufgebaut worden.

Nehmen wir einmal an, ein Okkultist würde behaupten, die erste große Orgel in einer Kathedrale sei ursprünglich auf folgende Weise erschienen. Zuerst fand eine fortschreitende und allmähliche Ausarbeitung eines organisierbaren Materials im Raum statt, die in der Erzeugung eines Zustandes der Materie namens organisches Protein gipfelte. Nachdem dann unter dem Einfluss zufälliger Kräfte diese Zustände in eine Phase labilen Gleichgewichts versetzt wurden, entwickelten sie sich langsam und majestätisch zu neuen Kombinationen von geschnitztem und poliertem Holz, von Messingstiften und Röhrchen, von Leder und Elfenbein, Windröhren und Balgen, worauf die Orgel, nachdem all ihre Teile zu einer harmonischen und symmetrischen Maschine angepasst waren, plötzlich Mozarts Requiem ertönen ließ. Diesem folgte eine Sonate von Beethoven etc. ad infinitum; wobei die Tasten von selbst spielten und der Wind durch seine eigene ihm innewohnende Kraft und Fantasie in die Pfeifen blies. . . . . Was würde die Wissenschaft zu einer solchen Theorie sagen? Und doch sagen uns die materialistischen Gelehrten, dass das Universum genau auf solche Weise entstand, mit seinen Millionen von Wesen und dem Menschen, seiner geistigen Krone.

Was immer der wirkliche innere Gedanke Herbert Spencers gewesen sein mag, als er über den Gegenstand der allmählichen Verwandlung der [SD # 349] Arten schrieb, seine Worte passen auf unsere Lehre. „Übersetzt in Begriffe der Evolution, wird jede Art von Wesen als das Ergebnis von Modifikationen aufgefasst, die in unmerklichen Abstufungen an einer bereits existierenden Art von Wesen bewirkt wurden.“ („Principles of Biology“, I, S. 482, „Anhang“) Warum also sollte in diesem Fall nicht der historische Mensch das Produkt einer Modifikation einer vorangegangenen und prähistorischen Art von Menschen sein, selbst wenn um des Beweises willen akzeptiert würde, dass nichts in ihm ist, was seine physische Struktur überdauern oder unabhängig von ihr leben würde? Doch es ist nicht so! Denn wenn uns gesagt wird, dass „organische Materie im Labor durch einen Vorgang hervorgebracht wird, den wir buchstäblich künstliche Evolution nennen könnten“ (ibid.), so antworten wir dem ausgezeichneten englischen Philosophen, dass Alchemisten und große Adepten dasselbe leisteten, und in der Tat weit mehr, bevor die Chemiker jemals versuchten, „aus getrennten Elementen zusammengesetzte Verbindungen zu bilden“. Die Homunculi von Paracelsus sind eine Tatsache der Alchemie und werden sehr wahrscheinlich auch in der Chemie zu einer solchen werden. Für diesen Fall muss Mary Shelleys „Frankenstein“ als Prophezeiung betrachtet werden. Aber kein Chemiker und auch kein Alchemist wird jemals ein solches „Frankenstein-Monster“ mit mehr als tierischem Instinkt begaben, wenn er nicht in der Tat das tut, was den „Vorfahren“ zugeschrieben wird, nämlich seinen eigenen physischen Körper verlässt und sich in der „leeren Form“ inkarniert. Aber selbst das wäre ein künstlicher und nicht ein natürlicher Mensch, denn unsere „Vorfahren“ mussten im Lauf ewiger Evolution Götter werden, bevor sie zu Menschen wurden.

Die obenstehende Abschweifung, sollte sie tatsächlich eine solche darstellen, ist der Versuch einer Rechtfertigung vor den wenigen denkenden Menschen des kommenden Jahrhunderts, die das lesen mögen. Es gibt auch den Grund an, warum die besten und spirituellsten Menschen unserer gegenwärtigen Zeit weder von der Wissenschaft noch von der Theologie befriedigt werden können; und warum sie den dogmatischen Behauptungen der beiden irgendwelche „psychische Schrullen“ vorziehen, nachdem keine von ihnen in ihrer Unfehlbarkeit etwas Besseres als blinden Glauben zu bieten hat. Universale Überlieferung ist in der Tat der weitaus sicherere Führer im Leben. Und universale Überlieferung zeigt, dass der ursprüngliche Mensch durch Zeitalter gemeinsam mit seinen Schöpfern und ersten Unterweisern – den Elohim – im „Garten Eden“ der Welt oder in der „Wonne“ lebte. Wir werden die Göttlichen Unterweiser in Stanze XII behandeln.

45. Die ersten großen Wasser kamen. Sie verschlangen die sieben großen Inseln (a).

Alle Heiligen gerettet, die Nicht-Heiligen vernichtet. Mit ihnen die meisten der riesigen Tiere, hervorgebracht aus dem Schweiß der Erde (b).

[SD # 350]

(a) Da dieser Gegenstand – die vierte große Flut auf unserem Globus in dieser Runde – vollständig in den Kapiteln der letzten Stanze behandelt wird, würde als hier Gesagte lediglich eine Vorwegnahme darstellen. Die sieben großen Inseln (Dvipas) gehörten dem atlantischen Kontinent an. Die heiligen Lehren zeigen, dass die „Flut“ die Vierte, die Rasse der Riesen, nicht wegen ihrer Verkommenheit überraschte, noch weil sie „vor Sünde schwarz“ geworden war, sondern lediglich, weil dies das Schicksal eines jeden Kontinents ist, der – wie alles Übrige unter der Sonne – geboren wird, lebt, altersschwach wird und stirbt. Das geschah, als sich die fünfte Rasse in ihrer Kindheit befand.

(b) So gingen die Riesen zugrunde – die Magier und die Zauberer, fügt die Einbildung volkstümlicher Tradition hinzu. Aber „alle Heiligen gerettet“, und nur die „Nichtheiligen wurden vernichtet“. Das war jedoch ebenso sehr der Voraussicht der „Heiligen“ zuzuschreiben, die den Gebrauch ihres „Dritten Auges“ nicht verloren hatten, als dem Karma und den Naturgesetzen. Bei der Besprechung der folgenden Rasse (unserer fünften Menschheit) sagt der Kommentar:

„Lediglich eine Handvoll jener Auserwählten, deren göttliche Unterweiser gegangen waren, um jene Heilige Insel zu bewohnen – ‘von welcher der letzte Heiland kommen wird’ – bewahrte jetzt die Menschheit davor, dass ihre eine Hälfte die andere ausrottete [wie es die Menschheit jetzt tut – H. P. B.]. Sie (die Menschheit) wurde geteilt. Zwei Drittel von ihr wurden von Dynastien niederer, materieller Geister der Erde regiert, die von den leicht zugänglichen Körpern Besitz ergriffen; ein Drittel blieb treu und vereinigte sich mit der aufkommenden fünften Rasse – die fleischgewordenen Götter. Als sich die Pole (zum vierten Mal) bewegten, berührte das jene nicht, die beschützt waren, und die sich von der vierten Rasse getrennt hatten. Gleich den Lemuriern – gingen nur die gottlosen Atlantier zugrunde, und wurden nicht mehr gesehen. . . . .

 

 

[SD # 351]

STANZE XII
DIE FÜNFTE RASSE UND
IHRE GÖTTLICHEN INSTRUKTOREN

 

§§ (47) Die Überreste der ersten beiden Rassen verschwinden für immer. Gruppen von verschiedenen atlantischen Rassen aus der Flut gerettet, gemeinsam mit den Vorvätern der fünften. (48) Der Ursprung unserer gegenwärtigen Rasse, der fünften. Die ersten göttlichen Dynastien. (49) Das erste Aufglühen der Geschichte, jetzt mit der allegorischen Chronologie der Bibel fest verknüpft, und die „universale“ Geschichte folgt ihr sklavisch. Die Natur der ersten Unterweiser und Kulturstifter der Menschheit.

 

 

47. Wenige (Menschen) verblieben. Einige gelbe, einige braune und schwarze und einige rote verblieben. Die mondfarbenen (vom ursprünglichen Göttlichen Stamm) waren für immer verschwunden. (a) . . . .

48. Die Fünfte Rasse, hervorgebracht aus dem Heiligen Stamm (verblieb). Sie wurde von den ersten Göttlichen Königen regiert.

49. Die „Schlangen“, die herabstiegen; die Frieden schlossen mit der Fünften (Rasse), die sie lehrten und unterwiesen (b) . . . .

(a) Dieser Vers (47) bezieht sich auf die fünfte Rasse. Die Geschichte beginnt nicht damit, wohl aber die lebendige und immer wiederkehrende Überlieferung. Die Geschichte – oder was Geschichte genannt wird – geht nicht weiter zurück als bis zu den fantastischen Ursprüngen unserer fünften Unterrasse, ein „paar Tausende“ von Jahren. Die Unterteilungen der ersten Unterrasse der fünften Wurzelrasse sind gemeint mit dem Satz „einige gelbe, einige braune und schwarze, und einige rote blieben übrig“. Die „mondfarbenen“ (d. h. die erste und die zweite Rasse) waren für immer verschwunden – ja, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen; und das schon bei der dritten „Flut“ der dritten lemurischen Rasse, jenem „Großen Drachen“, dessen Schweif ganze Nationen in einem Augenblick aus dem Dasein fegt. Das ist die wahre Bedeutung des Shlokas im Kommentar, der besagt:

„Der Große Drache hat nur Achtung vor den ‘Schlangen’ der Weisheit, den Schlangen, deren Höhlen sich jetzt unter den dreieckigen Steinen befinden“, d. h. „den Pyramiden an den vier Ecken der Welt“.

(b) Das sagt uns deutlich, was mehr als einmal an anderer Stelle in den Kommentaren erwähnt wird; nämlich, dass die Adepten oder „weisen“ Menschen der drei Rassen (der dritten, vierten und fünften) in unterirdischen Wohnungen weilten, gewöhnlich unter einer Art von pyramidalem Bau, wenn nicht [SD # 352] tatsächlich unter einer Pyramide. Denn solche „Pyramiden“ existierten in den vier Ecken der Welt und waren niemals das Monopol des Landes der Pharaonen, obwohl sie allgemein für das ausschließliche Eigentum Ägyptens gehalten wurden, bis sie über die gesamten beiden Amerikas verstreut gefunden wurden, unter und über der Erde, unterhalb und innerhalb von Urwäldern und in Ebenen und Tälern. Wenn auch in europäischen Gegenden keine echten, geometrisch korrekten Pyramiden mehr zu finden sind, stellen nichtsdestoweniger viele der vermeintlichen frühen neolithischen Höhlen, der kolossalen dreieckigen pyramidalen und konischen Menhire in Morbihan und in der Bretagne im Allgemeinen, viele der dänischen Tumuli und selbst der „Riesengräber“ Sardiniens mit ihren unzertrennlichen Begleitern, den Nuragen, ebenso viele mehr oder weniger plumpe Kopien der Pyramiden dar. Die Meisten davon sind das Werk der ersten Siedler auf dem neugeborenen Festland und den Inseln Europas, jener Rassen – „einige gelbe, einige braune und schwarze, und einige rote“ – die nach dem Untergang der letzten atlantischen Kontinente und Inseln (vor 850.000 Jahren) übrig blieben, mit Ausnahme Platons atlantischer Insel, und vor der Ankunft der großen arischen Rassen, während andere von den frühesten Einwanderern aus dem Osten erbaut wurden. Wer es kaum akzeptieren könnte, die Geburt des Menschengeschlechts vor 57.000 Jahren anzugeben – was der Altersangabe Dr. Dowlers für das von ihm auf den Sandbänken des Mississippis bei New Orleans gefundene Skelett entspricht – wird diese Tatsachen natürlich ablehnen. Doch sie werden ihren Irrtum eines Tages erkennen. Wir können die törichte Selbstverherrlichung der Arkadier herabsetzen, die sich als προσελήνοι stilisierten, älter als der Mond, und ebenso die des Volkes von Attika, das für sich beanspruchte, bereits existiert zu haben, bevor die Sonne am Himmel erschien, jedoch keinesfalls ihr unbestreitbar hohes Alter. Auch können wir nicht über den allgemeinen Glauben lachen, dass wir riesenhafte Ahnen hatten. Die Tatsache, dass Knochen von Mammut, Mastodon und in einem Fall von einem riesigen Salamander mit menschlichen Knochen verwechselt wurden, beseitigt nicht das Problem, dass der Mensch das einzige aller Säugetiere ist, dem die Wissenschaft nicht wie sonst allen anderen Tiergestalten zugestehen will, kleiner geworden zu sein, vom riesigen Homo Diluvii bis zu dem Geschöpf von 1,50 – 1,80 m Größe, das er heute ist.

Doch die „Schlangen der Weisheit“ bewahrten ihre Berichte wohl, und die Geschichte der menschlichen Evolution ist ebenso am Himmel verzeichnet wie auf unterirdischen Mauern. Die Menschheit und die Sterne sind unauflöslich miteinander verbunden, wegen der Intelligenzen, welche Letztere regieren.

Moderne Symbologen mögen darüber spotten und es „Einbildung“ nennen, aber wie Staniland Wake („The Great Pyramid“) schreibt: „Es steht außer Frage, dass die Sintflut in den Legenden einiger östlicher Völker (immer) nicht nur mit den Pyramiden, sondern auch mit den Konstellationen in Verbindung gebracht wurde.“ Der „Alte Drache“ ist identisch mit der „Großen Flut“, sagt Proctor (in „Knowledge“, Bd. I, S. 243): „Wir wissen, dass das Sternbild des Drachens in der Vergangenheit am Pol oder in der Nabe des Himmelsgewölbes stand. In Sternentempeln . . . wäre der Drache das [SD # 353] oberste oder herrschende Sternbild . . . es ist einzigartig, wie genau die Konstellationen . . . in der Abfolge und im Betrag der Rektaszension mit den bezüglich der (biblischen) Sintflut aufgezeichneten Ereignissen übereinstimmen.

Die Gründe für diese Einzigartigkeit wurden in diesem Werk deutlich dargelegt. Sie zeigt aber lediglich, dass im Gedächtnis und in den Überlieferungen der Unterrassen der fünften Rasse verschiedene Fluten miteinander vermischt wurden. Die erste große „Flut“ war astronomisch und kosmisch, einige andere waren irdisch. Unser sehr gelehrter Freund, Gerald Massey – wahrlich ein in die Mysterien des Britischen Museums Initiierter, wenn auch nur ein Selbstinitiierter – erklärte und vertrat jedoch nachdrücklich die Ansicht, beim Untergang von Atlantis und bei der atlantischen Flut handle es sich lediglich um anthropomorphisierte Einbildungen unwissender Leute; und Atlantis sei nichts Besseres als eine astronomische Allegorie. Nichtsdestotrotz beruht die große zodiakale Allegorie aber auf historischen Ereignissen, und die eine kann die andere kaum stören. Außerdem weiß jeder Schüler des Okkultismus, was diese astronomische und zodiakale Allegorie bedeutet. Smith zeigt die wirkliche Bedeutung der Allegorie im Nimrod-Epos der assyrischen Tafeln. Seine „zwölf Gesänge“ beziehen sich auf den jährlichen Lauf der Sonne durch die zwölf Monate des Jahres. Jede Tafel entspricht einem besonderen Monat und enthält eine ausdrückliche Bezugnahme auf die tierischen Formen in den Tierkreiszeichen; der elfte Gesang ist „Rimmon geweiht, dem Gott der Stürme und des Regens und harmoniert mit dem elften Tierkreiszeichen – Aquarius oder dem Wassermann“ („The Nineteenth Century“, 1882, S. 236). Aber in den alten Berichten geht dem noch die prä-astronomische kosmische Flut voraus, welche in der obigen zodiakalen oder noachischen Flut allegorisiert und symbolisiert wurde. Doch das hat nichts mit Atlantis zu tun. Die Pyramiden sind mit den Ideen (des Sternbildes) des Großen Drachens eng verbunden, des „Drachens der Weisheit“ oder der großen Initiierten der dritten und vierten Rasse, sowie mit den Fluten des Nils, der als göttlicher Erinnerer an die große atlantische Flut betrachtet wurde. Die astronomischen Aufzeichnungen der universalen Geschichte sollen jedoch bei der dritten Unterrasse der vierten Wurzelrasse oder bei den Atlantiern begonnen worden sein. Wann geschah das? Okkulte Daten zeigen, dass sich selbst seit dem Beginn regelmäßiger zodiakaler Berechnungen in Ägypten die Pole dreimal umkehrten.

Wir wollen bald zu dieser Behauptung zurückkehren. Symbole wie die mittels der Tierkreiszeichen dargestellten – eine Tatsache, die den Materialisten eine Handhabe bietet, ihre einseitigen Theorien und Meinungen daran aufzuhängen – haben eine zu tiefsinnige Bedeutung, und ihre Beziehung zu unserer Menschheit ist zu bedeutsam, als dass das Thema mit ein paar Worten erledigt werden könnte. Bis dahin müssen wir die Bedeutung des anderen Satzes (des 48. Shlokas) überlegen, und zwar in Bezug auf die ersten göttlichen Könige, von denen es heißt, dass sie „wieder herabstiegen“ und unsere fünfte Rasse nach der letzten Flut leiteten und unterwiesen! [SD # 354] Wir werden diese letzte Behauptung in den folgenden Kapiteln historisch untersuchen müssen, aber mit ein paar weiteren Einzelheiten über den Gegenstand „Schlangen“ schließen.

Die flüchtigen Kommentare zu den archaischen Stanzen müssen hier enden. Weitere Aufklärung erfordert Beweise, die aus alten, mittelalterlichen und modernen Werken zu entnehmen sind, welche diese Gegenstände behandeln. Alles derartige Beweismaterial muss jetzt gesammelt, verglichen und in besserer Ordnung zusammengestellt werden, um so die Aufmerksamkeit des Lesers auf diese Fülle historischer Beweise zu lenken. Und da die vielfältige Bedeutung des seltsamen Symbols – das im orthodoxen Licht der Kirche so oft erwähnt wird und auf den „Versucher des Menschen“ hinweist – niemals überbetont werden kann, erscheint es ratsamer, das Thema an dieser Stelle mit allen verfügbaren Beweisen zu erschöpfen, selbst auf die Gefahr einer Wiederholung hin. Die Titanen und Kabiren wurden von unseren Theologen und einigen frommen Symbologen unauflöslich mit der grotesken Persönlichkeit des sogenannten Teufels verknüpft, und jeder gegenteilige Beweis wurde bisher ebenso unwandelbar abgelehnt und unbeachtet gelassen. Der Okkultist darf daher nichts vernachlässigen, was dabei helfen kann, diese verleumderische Verschwörung zu vereiteln. Und so schlagen wir vor, die in diesen drei letzten Versen enthaltenen Gegenstände in mehrere Gruppen aufzuteilen und sie so sorgfältig und vollständig zu untersuchen, wie es der Raum gestattet. Ein paar weitere Einzelheiten können auf diese Weise dem allgemeinen Zeugnis des Altertums hinzugefügt werden, und zwar in Bezug auf die umstrittensten Lehrsätze des Okkultismus und der esoterischen Lehre – deren Hauptmasse jedoch im zweiten Teil des Bandes über die Symbologie zu finden ist.

 

Schlangen und Drachen in unterschiedlichen Symboliken

Der Name des Drachens wurde in Chaldäa nicht phonetisch geschrieben, sondern durch zwei Monogramme dargestellt, die den Orientalisten zufolge wahrscheinlich „der Schuppige“ bedeuten. „Diese Beschreibung“, bemerkt G. Smith sehr treffend, „passt natürlich sowohl auf einen fabelhaften Drachen wie auch auf eine Schlange oder einen Fisch“, und wir fügen hinzu, dass „sie sich in einem Aspekt auf Makara bezieht, das zehnte Tierkreiszeichen, was im Sanskrit für ein unbestimmtes amphibisches Tier steht, das für gewöhnlich als Krokodil bezeichnet wird, in Wirklichkeit aber etwas anderes bedeutet (siehe Teil II, „Die Mysterien der Siebenerzahl“). Das wirkt jedenfalls wie das Zugeständnis, dass die Assyriologen jedenfalls nichts Bestimmtes über den Stand des „Drachen“ im alten Chaldäa wissen. Die Hebräer erhielten ihre Symbolik von Chaldäa, nur um danach von den Christen derselben beraubt zu werden, die aus dem „Schuppigen“ eine lebende Wesenheit und eine bösartige Kraft machten.

Ein „beflügeltes und schuppiges“ Exemplar der Drachen kann im Britischen Museum besichtigt werden. Derselben Autorität zufolge befinden sich auch in dieser Darstellung der Ereignisse des Falles zwei Gestalten, die auf beiden Seiten eines Baumes sitzen und ihre Hände nach dem „Apfel“ ausstrecken, während sich die [SD # 355] Drachenschlange auf der Rückseite des „Baumes“ befindet. Esoterisch sind die beiden Gestalten zwei für die Initiation bereite „Chaldäer“, die Schlange symbolisiert den Initiator; die eifersüchtigen Götter, die alle drei verfluchen, stellen die exoterische profane Geistlichkeit dar. Da ist nicht so viel zu erkennen von dem buchstäblichen „biblischen Ereignis“, wie jeder Okkultist sehen kann.

„Der Große Drache achtet nur die Schlangen der Weisheit“, sagt die Stanze und beweist so die Korrektheit unserer Erklärung der beiden Figuren und der „Schlange“.

Die Schlangen, die wieder herabstiegen . . . . lehrten und unterwiesen“ die fünfte Rasse. Welcher vernunftbegabte Mensch unserer Zeit ist tatsächlich fähig zu glauben, dass damit wirkliche Schlangen gemeint sind? Daher die für die heutigen Wissenschaftler fast zu einem Axiom gewordene grobe Vermutung: Wer im Altertum über verschiedene heilige Drachen und Schlangen schrieb, war entweder abergläubisch und leichtgläubig oder darauf aus, die zu betrügen, die noch unwissender waren als sie selbst. Doch seit Homer enthielt der Begriff etwas vor dem Profanen Verborgenes.

„Schrecklich sind die Götter, wenn sie sich selbst manifestieren“ – jene Götter, welche die Menschen Drachen nennen. Und der die Schlangensymbole in seinem Werk „De Natura Animalium“ behandelnde Aelianus macht gewisse Bemerkungen, die zeigen, dass er die Natur dieser ältesten der Symbole sehr gut verstand. So erklärt er in Bezug auf den oben angeführten Vers Homers höchst treffend: „Denn der Drache, während er heilig und zu verehren ist, trägt etwas von noch göttlicherer Natur in sich, worüber in Unkenntnis zu bleiben (für andere?) besser ist.“ (Buch xi, Kap. 17)

Dieser „Drache“ hat eine siebenfältige Bedeutung, von welchen die höchste und die niedrigste gegeben werden mögen. Erstere ist identisch mit dem „Selbstgeborenen“, dem Logos (dem hinduistischen Aja). Bei den christlichen Gnostikern, Naassener oder Schlangenverehrer genannt, war er die zweite Person der Dreieinigkeit, der Sohn. Sein Symbol war das Sternbild des Drachens.412 Seine sieben „Sterne“ sind die sieben Sterne in der Hand des „Alpha und Omega“ in der Offenbarung. In seiner irdischsten Bedeutung wurde auf diese weisen Menschen der Begriff des „Drachens“ angewandt.

Dieser Teil der religiösen Symbolik des Altertums ist sehr verwickelt und mysteriös und mag für den Profanen unverständlich bleiben. In unserer heutigen Zeit stellt er für christliche Ohren eine derartige Beleidigung dar, dass er ungeachtet aller Zivilisation schwerlich überhört werden kann und als unmittelbare Bedrohung des beliebtesten christlichen Dogmas betrachtet wird. Um einem solchen Gegenstand gerecht zu werden, erforderte es die Feder und den Genius eines Milton, dessen dichterische Fiktion in der Kirche heute als offenbartes Dogma Wurzeln geschlagen hat.

War der [SD # 356] Hl. Johannes und seine Offenbarung der Ursprung dieser Allegorie vom Drachen und seinem angenommenen Bezwinger im Himmel? Mit Nachdruck verneinen wir diese Frage. Sein „Drache“ ist Neptun, das Symbol der atlantischen Magie.

Der Leser wird ersucht, für eine Begründung dieser ablehnenden Haltung die Symbolik der Schlange oder des Drachens in ihren verschiedenen Aspekten zu prüfen.

Siderische und kosmische Glyphen

Jeder Astronom – neben den Okkultisten und Astrologen – weiß, dass im übertragenen Sinne das Astrallicht, die Milchstraße und auch der Weg der Sonne zu den Wendekreisen des Krebses und des Steinbocks sowie auch die Kreise des Siderischen oder Tropischen Jahres in der allegorischen und mystischen Ausdrucksweise der Adepten immer „Schlangen“ genannt wurden.

Und zwar sowohl kosmisch als auch metaphorisch. Poseidon ist ein „Drache“: „Chozzar, von den Profanen Neptun genannt“ (nach den peratischen Gnostikern), die „gute und vollkommene Schlange“, der Messias der Naassener, dessen Symbol am Himmel der Drache ist.

Aber man sollte zwischen den Charakteren dieses Symbols unterscheiden. Zum Beispiel stimmt die zoroastrische Esoterik mit jener der Geheimlehre überein; und wenn wir im Vendidad lesen, dass sich Klagen erhoben gegen die „Schlange“, deren Bisse den schönen, ewigen Frühling in Airyana-Vaêgô veränderten und in einen Winter verwandelten, Krankheit und Tod bringend und gleichzeitig mentalen und psychischen Genuss, weiß der Okkultist, dass die Anspielung mit der Schlange den Nordpol symbolisiert und auch den Himmelspol.413 Letzterer bewirkt die Jahreszeiten in Abhängigkeit von dem Winkel, in dem er das Zentrum der Erde durchdringt. Die beiden Achsen waren nicht mehr parallel; daher war der ewige Frühling von Airyana-Vaêgô durch den guten Fluss Dâitya verschwunden, und „die arischen Magier mussten nach Sogdien auswandern“ – sagen die exoterischen Berichte. Aber die esoterische Lehre stellt fest, dass der Pol den Äquator durchquert hatte und das „Land der Wonne“ der vierten Rasse, ihr Erbe von der dritten, jetzt zu einer von Kummer erfüllten, trostlosen Gegend geworden war. Das allein sollte ein unbestreitbarer Beweis für das hohe Alter der zoroastrischen Schriften sein. Die Neo-Arier der nachsintflutlichen Zeit konnten die Berge natürlich nur schwer erkennen, auf deren Gipfeln ihre Vorväter vor der Flut zusammengekommen waren und mit den reinen „Yazatas“ (himmlischen Geistern der Elemente) verkehrten, deren Leben und Nahrung sie einstmals geteilt hatten. Wie von D´Eckstein („Revue Archéologique“, 8. Jahrg., 1855) gezeigt wird, „scheint der Vendidad auf eine große Veränderung in der Atmosphäre Zentralasiens hinzuweisen; auf starke vulkanische Ausbrüche und den Zusammenbruch einer ganzen Reihe von Bergen in der Nachbarschaft der Karakorumkette“.

[SD # 357] Nach Eusebius, der (und das ist ein Wunder) einmal die Wahrheit schrieb, symbolisierten die Ägypter den Kosmos durch einen großen, feurigen Kreis mit einer auf seinem Durchmesser liegenden habichtköpfigen Schlange. „Hier sehen wir den Pol der Erde in der Ebene der Ekliptik, begleitet von all den feurigen Folgen, die aus einer solchen Lage der Himmel entstehen müssen: wenn sich der gesamte Tierkreis in (ca.) 25.000 Jahren durch die Sonnenglut gerötet und alle Zeichen zur Polarregion senkrecht gestanden haben müssen.“ (Siehe „Mackeys Sphinxiad“)

Meru – der Wohnsitz der Götter – wurde, wie bereits erklärt, an den Nordpol versetzt, während Patala, die niedere Region, im Süden liegen sollte. Da jedes Symbol in der Esoterischen Philosophie sieben Schlüssel besitzt, haben Meru und Patala eine geografische Bedeutung und stellen Örtlichkeiten dar; während sie astronomisch eine andere aufweisen und die „beiden Pole“ bedeuten. Letzteres führte dazu, dass sie in exoterischer Sektiererei oft als „Berg“ und „Abgrund“ oder als Himmel und Hölle wiedergegeben wurden. Halten wir uns für den Augenblick lediglich an die astronomische und die geografische Bedeutung, dann können wir herausfinden, dass die Alten die Topografie und Natur der arktischen und antarktischen Regionen besser kannten als unsere modernen Astronomen; sie hatten Gründe dafür, und zwar gute, die eine Region als „Berg“ und die andere als „Abgrund“ zu bezeichnen. Wie der eben angeführte Verfasser zur Hälfte erklärt, bedeuten Helion und Acheron nahezu dasselbe: „Heli-on ist die Sonne in ihrem höchsten Punkt“ (Helios oder Heli-on, das „Allerhöchste“); und Acheron steht 32 ° über dem Pol und 32 ° darunter, damit wird angenommen, dass der allegorische Fluss den nördlichen Horizont im Breitengrad um 32 ° berührt. Die weite Wölbung, die für immer unserem Blick verborgen ist und den Südpol umgab, nannten die ersten Astronomen deshalb den Abgrund, während sie gegen den Nordpol hin bemerkten, dass über dem Horizont immer ein gewisser Umkreis am Himmel sichtbar blieb – und nannten ihn deshalb den Berg. Da Meru die hohe Wohnstatt der Götter ist, hieß es von ihnen, dass sie periodisch auf- und absteigen; darunter waren (astronomisch) die Götter des Tierkreises zu verstehen, der Übergang des ursprünglichen Nordpols der Erde zum Südpol des Himmels.“ „In diesem Zeitalter“, fügt der Verfasser der seltsamen Werke hinzu – die „Sphinxiad“ und von „Uranias Key to the Revelations“ –, „war die Ekliptik mittags parallel zum Meridian, und ein Teil des Zodiaks stieg vom Nordpol zum nördlichen Horizont hinab; dabei kreuzte er die acht Windungen der Schlange (acht Siderische Jahre, oder über 200.000 Sonnenjahre), was wie eine imaginäre Leiter mit acht Sprossen aussehen würde, die von der Erde hinauf bis zum Pol reicht, d. h. bis zu Jupiters Thron. Diese Leiter nun stiegen die Götter, d. h. die Zeichen des Zodiaks, auf und ab (die Jakobsleiter und die Engel) . . . . Es ist mehr als 400.000 Jahre her, seit der Zodiak die Stufen dieser Leiter bildete.“ . . . .

Das ist eine geistreiche Erklärung, selbst wenn sie nicht ganz frei ist von okkulter Ketzerei. Sie ist der Wahrheit jedoch näher als viele andere eher wissenschaftlichen [SD # 358] und insbesondere theologischen Charakters. Wie gesagt, die christliche Dreieinigkeit war seit ihrem Anbeginn astronomisch, was Rutilius zu dem Ausspruch veranlasste – über jene, die sie euhemerisiert hatten: „Judaea gens, radix stultorum.“

Aber die Profanen, und insbesondere die christlichen Fanatiker, immer auf der Suche nach wissenschaftlicher Bestätigung ihrer nach dem toten Buchstaben gelesenen Texte, beharren darauf, im Himmelspol die wahrhaftige Schlange der Genesis zu sehen, den Satan, den Feind der Menschheit, anstatt das, was er tatsächlich ist – eine kosmische Metapher. Wenn es heißt, die Götter hätten die Erde verlassen, so bedeutet das nicht nur die Götter, die Beschützer und Unterweiser, sondern auch die kleineren Götter – die Herren der Tierkreiszeichen. Erstere, als tatsächliche und existierende Wesenheiten, welche die Menschheit hervorbrachten, aufzogen und in ihrer frühen Jugend unterrichteten, erscheinen in allen Schriften, sowohl bei den Zoroastriern als auch in den Evangelien der Hindus. Ormazd oder Ahura-Mazda, der „Herr der Weisheit“, ist die Synthese der Amshaspands (oder Ameschaspends – der „unsterblichen Wohltäter“),414 im Mazdeanismus jedoch das „Wort“ oder der Logos und seine sechs höchsten Aspekte. Diese „unsterblichen Wohltäter“ werden im Zamyad Yasht beschrieben als die „Amshaspands, die Strahlenden, die mit wirkungsvollen Augen, groß, hilfreich . . . . unvergänglich und rein . . . . alle sieben gleichen Gemüts und gleicher Sprache, alle sieben gleichsam handelnd . . . . die Schöpfer und Zerstörer der Geschöpfe Ahura-Mazdas sind, ihre Schöpfer und Beaufsichtiger, ihre Beschützer und Herrscher . . . .“

Diese wenigen Zeilen reichen aus, um den doppelten und selbst den dreifachen Charakter der Ameschaspends anzudeuten, unserer Dhyan Chohans oder der „Schlangen der Weisheit“. Sie sind identisch mit Ormazd (Ahura-Mazda) und doch getrennt. Sie sind auch die Engel der Sterne der Christen – die Stern-Yazatas der Zoroastrier – oder wieder die sieben Planeten (einschließlich der Sonne) aller Religionen.415 Der Beiname – „die Strahlenden, die mit wirkungsvollen Augen“ – beweist das. Und zwar auf der physischen und auf der siderischen Ebene. Auf der spirituellen Ebene sind sie die göttlichen Kräfte Ahura-Mazdas. Doch auf der astralen oder physischen Ebene sind sie wieder die „Bildner“, die „Wächter“, die Pitar (Väter) und die ersten Lehrmeister der Menschheit.

Wenn die Sterblichen ausreichend vergeistigt worden sind, wird es nicht mehr notwendig sein, sie zu einem korrekten Verständnis der alten Weisheit zu zwingen. Die Menschen werden dann wissen, dass es niemals einen großen Weltreformer gab, dessen Name auf unsere Generation herab gekommen war, der (a) nicht eine unmittelbare Ausstrahlung des Logos war (unter welchem Namen auch immer er uns bekannt sein mag), d. h. eine wesentliche Verkörperung eines der „Sieben“, des „göttlichen Geistes, der siebenfältig ist“; und (b) der nicht schon vorher in [SD # 359] vergangenen Zyklen erschienen wäre. Sie werden dann die Ursache erkennen, die gewisse Rätsel der Zeitalter in der Geschichte wie auch in der Chronologie zur Folge hat; z. B. den Grund dafür, warum es ihnen unmöglich ist, dem Zoroaster irgendein verlässliches Datum zuzuweisen, der sich im Dabistan mit zwölf und vierzehn multipliziert findet; warum die Zahlen und Individualitäten der Rishis und Manus so derartig untereinander vermischt wurden; ferner warum Krishna und Buddha sich selbst als Re-Inkarnationen bezeichnen, d. h. Krishna identifiziert sich selbst mit dem Rishi Narayana, und Gautama gibt eine Reihe seiner früheren Geburten an; und warum insbesondere der Erstere Amsamsavatara – „ein Teil eines Teils“ nur des Höchsten auf der Erde – genannt wird, obwohl er doch „der allerhöchste Brahmâ“ ist. Schließlich, warum Osiris ein großer Gott ist und gleichzeitig „ein Fürst auf der Erde“, der in Thoth Hermes wiederkehrt, und warum Jesus (im Hebräischen Joschua) von Nazareth kabbalistisch in Joschua, dem Sohn von Nun, wiedererkannt wird sowie in weiteren Persönlichkeiten. Die esoterische Lehre erklärt all das so, dass sie alle (und auch viele weitere) zuerst als eine der sieben Kräfte des Logos auf der Erde erschienen, individualisiert als Gott oder „Engel“ (Sendbote); dann, mit der Materie vermischt, erschienen sie der Reihe nach als die großen Weisen und Unterweiser, welche „die fünfte Rasse lehrten“, nachdem sie die beiden vorangegangenen Rassen unterrichtet hatten, auch während der göttlichen Dynastien hatten sie regiert und sich schließlich selbst geopfert, um in verschiedenen Umständen zum Heil der Menschheit wiedergeboren zu werden und in bestimmten kritischen Perioden zu ihrer Erlösung, bis sie in ihren letzten Inkarnationen wahrlich nur „die Teile eines Teils“ auf der Erde geworden waren, obwohl de facto das Eine Höchste in der Natur.

Das ist die Metaphysik der Theogonie. Nun hat jede „Macht“ der Sieben (sobald sie individualisiert ist) eines der Schöpfungselemente unter ihrer Obhut und herrscht darüber.416 Daher die vielen Bedeutungen in jedem Symbol, die, wenn sie nicht nach den esoterischen Methoden interpretiert werden, im Allgemeinen zu unauflöslicher Verwirrung führen.

Braucht der westliche Kabbalist – im Allgemeinen ein Gegner des östlichen Okkultisten – einen Beweis? Er möge Éliphas Lévis „Histoire de la Magie“, S. 53, aufschlagen und sein „Großes kabbalistisches Symbol“ aus dem Zohar sorgfältig untersuchen. Er wird da in der Eingravierung einen weißen Mann aufrecht und eine verkehrt herum platzierte schwarze Frau finden, d. h. auf ihrem Kopf stehend, ihre Beine gehen unter den ausgestreckten Armen der männlichen Gestalt hindurch und kommen hinter seinen Schultern hervor, während ihre Hände sich in einem Winkel auf beiden Seiten vereinigen. Éliphas Lévi macht aus diesem Symbol Gott und Natur; oder Gott, das „Licht“, umgekehrt widergespiegelt in „Natur und Materie“, der Finsternis. Kabbalistisch und symbolisch hat er Recht, aber nur soweit wie die emblematische Kosmogonie reicht. Auch hat er das Symbol nicht erfunden, noch [SD # 360] erfanden es die Kabbalisten: Die beiden Gestalten in weißem und schwarzem Stein existierten nach der Überlieferung und nach der Geschichte seit unvorstellbarer Zeit in den Tempeln Ägyptens – ununterbrochen seit dem Tag des Königs Kambyses, der sie persönlich sah. Daher gibt es das Symbol seit nahezu 2.500 Jahren. Das zum Allermindesten, denn dieser persische Herrscher, ein Sohn von Kyros dem Großen, folgte im Jahr 529 v. Chr auf seinen Vater. Sie waren die beiden Kabiren, welche die entgegengesetzten Pole personifizierten. Herodot („Thalia“, Nr. 77) erzählt der Nachwelt, dass Kambyses, als er in den Tempel der Kabirim eintrat, beim Anblick dessen, was er für einen aufrecht stehenden Mann und eine auf dem Scheitel ihres Kopfes vor ihm stehende Frau hielt, in ein nicht mehr zu beherrschendes Gelächter ausbrach. Es waren jedoch die Pole, deren Symbole an „den Übergang vom ursprünglichen Nordpol der Erde zum Südpol des Himmels“ erinnern sollten, wie Mackey bemerkte.417 Doch sie repräsentierten auch die infolge der großen Neigung der Erdachse invertierten Pole, woraus sich jedes Mal eine Lageveränderung der Ozeane, das Absinken der Polarländer und das sich daraus ergebende Aufsteigen neuer Kontinente in den Äquatorialgegenden ergab, und umgekehrt. Diese Kabirim waren die Götter der „Sintflut“.

Dies kann uns helfen, den Schlüssel für die scheinbar aussichtslose Verwirrung zwischen den zahlreichen Namen und Titeln, die ein und denselben Göttern und Götterklassen gegeben werden, zu finden. Faber zeigt bereits zu Beginn dieses Jahrhunderts die Wesensgleichheit der Korybanten, Kureten, Dioskuren, Anaktes, Dii Magni, Idei Dactyli, Laren, Penaten, Manen,418 Titanen und Aleten mit den Kabiren. Und wir haben gezeigt, dass Letztere dieselben waren wie die Manus, die Rishis und unsere Dhyan Chohans, die sich in den Auserwählten der dritten und vierten Rasse inkarnierten. Während die Kabiren-Titanen in der Theogonie sieben große Götter waren, wurden sie kosmisch und astronomisch Atlanten genannt, weil sie möglicherweise, wie Faber sagt, verknüpft waren [SD # 361] (a) mit At-al-as, der „göttlichen Sonne“, und (b) mit tit, der „Sintflut“. Aber das ist, wenn wahr, nur die exoterische Version, esoterisch hängt die Bedeutung ihrer Symbole von dem verwendeten Beinamen oder Titel ab. Die sieben geheimnisvollen, Ehrfurcht einflößenden großen Götter – die Dioskuren,419 die von der Dunkelheit der okkulten Natur umgebenen Gottheiten – werden bei den mittels Metallen heilenden Adepten zu den Idei Dactyli (oder den Idäischen Fingern). Die wahre Etymologie des Begriffs Laren (was heute für „Gespenster“ steht) muss in dem etruskischen Wort „Lars“ gesucht werden, „Führer“ oder „Leiter“. Sanchuniathon übersetzt das Wort Aletae als Feuerverehrer, und Faber glaubt, dass es von Al-Orit hergeleitet ist, dem „Gott des Feuers“. Beide haben Recht, denn beide Fälle beziehen sich auf die Sonne (den höchsten Gott), auf den die planetarischen Götter „hinzu gravitieren“ (astronomisch und allegorisch) und den sie verehren. Als Laren sind sie tatsächlich die Sonnengottheiten, obwohl Fabers Etymologie nicht wirklich korrekt ist, wenn sie die „Lar“ als Kontraktion der Sonnengottheit „El-Ar“ bezeichnet. Sie sind die „Laren“, die Führer und Leiter der Menschen. Als Aletae waren sie die sieben Planeten – astronomisch; und als Laren die Regenten derselben, unsere Beschützer und Beherrscher – mystisch. Zu Zwecken der exoterischen oder phallischen Verehrung und auch kosmisch waren sie die Kabiren, deren Attribute und doppelte Fähigkeiten mittels der Tempelnamen angedeutet wurden, zu denen sie jeweils gehörten, und auch durch die Namen ihrer Priester. Sie alle gehörten jedoch zu den siebenfältigen schöpferischen und beseelenden Gruppen von Dhyan Chohans. Die Sabäer verehrten die „Regenten der sieben Planeten“ geradeso wie die Hindus ihre Rishis, hielten Seth und seinen Sohn Hermes (Enoch oder Enos) für die höchsten der planetarischen Götter. Seth und Enos waren den Sabäern entlehnt und wurden dann von den Juden (exoterisch) entstellt. Die Wahrheit über sie kann jedoch immer noch entdeckt werden, selbst in der Genesis.420 Seth ist der „Urahn“ der frühen Menschen der dritten Rasse, in denen sich die „planetarischen“ Engel inkarniert hatten – er war selbst ein Dhyan Chohan und gehörte den beseelenden Göttern an; und Enos (Hanokh oder Enoch) oder Hermes, soll sein Sohn gewesen sein – Enos ist ein generischer Name für alle frühen Seher („Enoïchion“). Daher die Verehrung. Der arabische Schriftsteller Suyuti sagt, dass die ältesten Berichte Seth, oder Set, als den Begründer des Sabäismus erwähnen, und dass daher die Pyramiden, die das Planetensystem verkörpern, als die Begräbnisstätte sowohl von Seth als auch von Idris (Hermes oder Enoch) betrachtet wurden (siehe Vyse, „Operations“, Bd. II, S. 258); und ferner, dass die Sabäer dorthin [SD # 362] Wallfahrten unternahmen und täglich siebenmal Gebete sangen und sich dabei nordwärts (Berg Meru, Kaph, Olympos etc. etc.) wandten (siehe „Palgrave“, Bd. II, S. 264). Abd al-Latif erzählt sonderbare Dinge über die Sabäer und ihre Bücher. Dasselbe tut Eddin Ahmed Ben Yahya, der 200 Jahre später schrieb. Während Letzterer behauptet, dass „jede Pyramide einem Stern geweiht war“ (vielmehr dem Regenten eines Sterns), versichert uns Abd al-Latif, „er habe in alten sabäischen Büchern gelesen, dass die eine Pyramide das Grabmal des Agathodaimons war und die andere das von Hermes“ (Vyse“, Bd. II, S. 342). „Der Agathodaimon war niemand anderer als Seth, und einigen Schriftstellern zufolge war Hermes sein Sohn“, fügt Staniland Wake in „The Great Pyramid“ hinzu, S. 57.

Während die Kabiren somit in Samothraki und in den ältesten ägyptischen Tempeln die großen kosmischen Götter waren (die sieben und die neunundvierzig heiligen Feuer), wurden ihre Bräuche in den griechischen Tempelstätten meistens phallisch und daher für die Profanen unanständig. Im letzteren Fall waren es 3 und 4, also 7 – das männliche und weibliche Prinzip (das Crux ansata); diese Teilung erklärt, warum einige klassische Schriftsteller davon ausgingen, dass es lediglich drei gab und andere vier nannten. Und das waren Axieros (in seinem weiblichen Aspekt, Demeter); Axiokersa (Persephone);421 Axiokersos (Pluto oder Hades) und Kadmos oder Kadmilos (Hermes – nicht der von Herodot (II, 51) erwähnte ithyphallische Hermes, sondern „jener der heiligen Legende“, was nur in den samothrakischen Mysterien erklärt wurde). Diese Identifikation, die nach den Scholiasten Apollons („Rh.“, I, 917) einer Indiskretion von Mnaseas zuzuschreiben ist, ist in Wirklichkeit überhaupt keine Identifikation, da Namen alleine nicht viel enthüllen. Andere wiederum behaupteten, und hatten auf ihre Weise ebenfalls Recht, dass lediglich zwei Kabiren existierten. Esoterisch waren das die beiden Dioskuren Kastor und Pollux und exoterisch Jupiter und Bacchus. Die beiden personifizierten die irdischen Pole, geodätisch; den terrestrischen Pol, und den Himmelspol – astronomisch – wie auch den physischen und den spirituellen Menschen. Die Geschichte von Semele und Jupiter und die Geburt von Bacchus, dem Bimater, mit allen Begleitumständen, muss lediglich esoterisch gelesen werden, um die Allegorie zu verstehen. Die in den vielen verschiedenen Versionen des Ereignisses dem Feuer, dem Wasser, der Erde etc. zugewiesenen Rollen machen klar, dass der „Vater der Götter“ [SD # 363] und der „fröhliche Gott des Weins“ auch die beiden irdischen Pole personifizieren mussten. Die tellurischen, metallischen, magnetischen, elektrischen und feurigen Elemente sind alle ebenso viele Anspielungen und Bezugnahmen auf den kosmischen und astronomischen Charakter der Sintfluttragödie. In der Astronomie sind die Pole in der Tat das „himmlische Maß“ (siehe Fußnote zuvor); und die Kabiri-Dioskuren, wie gezeigt werden wird, und die Kabiri-Titanen, denen Diodor die Erfindung des Feuers422 zuschreibt und die Kunst, Eisen zu bearbeiten. Ferner zeigt Pausanias, dass die ursprüngliche kabirische Gottheit Prometheus war (I. ix, S. 751).

Dass die Titan-Kabiren astronomisch auch die Jahreszeiten erzeugten und regelten und kosmisch die großen vulkanischen Energien und die allen Metallen und irdischen Werken vorstehenden Götter, hindert sie nicht daran, in ihren ursprünglichen göttlichen Charakteren jene wohltätigen Wesenheiten zu sein, die der Welt das Licht brachten und die Menschheit mit Verstand und Vernunft begabten, symbolisiert in Prometheus. Sie sind vorzugsweise in jeder Theogonie – insbesondere in der hinduistischen – die heiligen göttlichen Feuer, 3, 7 oder 49, je nachdem, wie es die Allegorie erfordert. Selbst ihre Namen beweisen das, denn in Indien sie sind die Agni-Putra (die Söhne des Feuers), in Griechenland und anderweitig neben zahlreichen weiteren Namen die Genien des Feuers. Welcker, Maury und jetzt Decharme zeigen, dass der Name Kabeiron „den durch das Feuer Mächtige“ bedeutet, von dem griechischen Wort Καίω „brennen“. Das semitische Wort Kabirim, „die Kraftvollen, die Mächtigen und die Großen“, entsprechen den griechischen μεγάλοι δυνατοὶ, doch handelt es sich dabei um spätere Beinamen. Sie wurden allgemein verehrt, und ihr Ursprung ging in der Nacht der Zeit verloren. Ob sie aber in Phrygien, Phönizien, Troas, Thrakien, Ägypten, auf Limnos oder Sizilien verehrt wurden, ihr Kult war immer mit dem Feuer verbunden; ihre Tempel waren immer so nah wie möglich an Vulkanen erbaut, und im exoterischen Dienst zählten sie zu den Chthonischen Gottheiten. Daher machte das Christentum Götter der Hölle aus ihnen.

Sie sind wahrlich „die großen, wohltätigen und mächtigen Götter“, wie Cassius Hermone sie nennt (siehe „Macrob., Sat.“, I, iii, Kap. 4, S. 376). Kore und Demeter, die Kabirim, hatten in Theben ein Heiligtum („Pausan.“, IX, 22; 5). In Memphis hatten die Kabiren einen derartig heiligen Tempel, dass es mit Ausnahme der Priester niemandem erlaubt war, seinen heiligen Bezirk zu betreten (Herodot, I, iii, Kap. 37). Doch dürfen wir die Tatsache jetzt nicht aus den Augen verlieren, dass der Titel Kabiren generisch war; dass die Kabiren (sowohl die mächtigen Götter als auch die Sterblichen) beiden Geschlechtern angehörten und auch irdisch, himmlisch und kosmisch waren. Ferner [SD # 364] symbolisierten die in ihrer späteren Eigenschaft als Herrscher der siderischen und irdischen Kräfte mit ihren Personen rein geologische Phänomene (das wird heute so betrachtet); doch am Anbeginn der Zeiten herrschten sie auch über die Menschheit. Als sie als Könige der „göttlichen Dynastien“ inkarniert waren, gaben sie den ersten Anstoß zur Zivilisation und steuerten das Gemüt, mit dem sie die Menschen begabt hatten, auf die Erfindung und Vervollkommnung aller Künste und Wissenschaften hin. Damit wurde gesagt, dass die Kabiren als Wohltäter der Menschen erschienen, und als solche lebten sie viele Zeitalter lang im Gedächtnis der Nationen. Ihnen, den Kabiren oder Titanen, wird die Erfindung der Buchstaben zugeschrieben (des Devanagaris oder des Alphabets und der Sprache der Götter), der Gesetze und der Gesetzgebung; der Architektur sowie auch der verschiedenen Arten der sogenannten Magie; und der medizinischen Verwendung von Pflanzen. Hermes, Orpheus, Kadmos, Asklepios, alle jene Halbgötter und Heroen, denen die Offenbarung der Wissenschaften für den Menschen zugeschrieben wird und in denen Bryant, Faber, Bischof Cumberland und so viele andere christliche Schriftsteller – zu eifrig für eine einfache Wahrheit – die Nachwelt lediglich heidnische Kopien eines einzigen Vorbilds mit Namen Noah zu sehen zwingen möchten – sie sind alle Gattungsnamen.

Den Kabiren wird zugeschrieben, den großen Segen des Ackerbaus enthüllt zu haben, indem sie Getreide oder Weizen erzeugten. Was Isis-Osiris, die einst lebende Kabirin, in Ägypten tat, das soll Ceres in Sizilien vollbracht haben; sie alle gehören zur selben Klasse.

Dass Schlangen immer Embleme der Weisheit und Klugheit waren, demonstriert auch der Schlangenstab Merkurs, der auch Thot ist, der Gott der Weisheit, Hermes und so fort. Die beiden sich um den Stab windenden Schlangen sind phallische Symbole für Jupiter und andere Götter, die sich in Schlangen verwandelten, um Göttinnen zu verführen – aber nur in den unreinen Fantasien profaner Symbologen. Die Schlange war immer das Symbol des Adepten und seiner Kräfte der Unsterblichkeit und des göttlichen Wissens. Merkur mit seinem psychopompösen Charakter, der die Seelen der Toten mit seinem Schlangenstab zum Hades geleitet und führt und sie selbst damit zum Leben erweckt, ist einfach eine sehr klare Allegorie. Sie zeigt die doppelte Kraft der geheimen Weisheit: schwarze und weiße Magie. Sie zeigt, wie diese personifizierte Weisheit die Seele nach dem Tod führt und die Macht besitzt, was tot ist zum Leben zu rufen – eine sehr tiefe Metapher, wenn man nur über ihre Bedeutung nachdenkt. Alle Völker des Altertums verehrten dieses Symbol mit Ausnahme der Christen, die es vorzogen, die eherne Schlange des Moses zu vergessen und sogar die stillschweigende Anerkennung der großen Weisheit und Klugheit der Schlange durch Jesus selbst: „So seid nun klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben.“ Die Chinesen, eine der ältesten Nationen unserer fünften Rasse, machten aus ihr das Emblem ihrer Kaiser, die auf diese Weise zu den entarteten Nachfolgern der „Schlangen“ oder Initiierten wurden, welche die frühen Rassen der fünften Menschheit beherrschten. Der Thron des Kaisers ist der „Drachensitz“ und seine Staatsgewänder sind mit dem Bild des [SD # 365] Drachens bestickt. Die Aphorismen in den ältesten Büchern Chinas sagen außerdem deutlich, dass der „Drache“ ein menschliches, obwohl göttliches Wesen ist. Bei der Besprechung des „Gelben Drachens“, des Oberhauptes der anderen, sagt das Buch „Twan-ying-t’u“: „Seine Weisheit und Tugend sind unergründlich . . . er geht nicht in Gesellschaft und lebt nicht in Herden (er ist ein Asket). Er wandert durch die Einöden jenseits der Himmel. Er geht und kommt und erfüllt das Schicksal (Karma). Zu geeigneten Zeiten, wenn Vollkommenheit herrscht, tritt er hervor, wenn nicht, so bleibt er (unsichtbar).“ . . . Und Lü-lan lässt Kon-fu-tyu sagen: „Der Drache ernährt sich im reinen Wasser der Weisheit und vergnügt sich im klaren Wasser des Lebens.“

Unsere göttlichen Unterweiser

Nun sind Atlantis und die phrygische Insel nicht die einzigen Aufzeichnungen, welche die Flut überstanden. Auch China hat seine Überlieferung und die Geschichte einer Insel oder eines Kontinents, den es Ma-li-ga-si-ma nennt, Kaempfer und Faber bezeichnen ihn aus irgendwelchen geheimnisvollen eigenen phonetischen Gründen als „Maurigasima“. Kaempfer stellt in seinem Buch „Japan“ („Anhang“, S. 13) folgende Überlieferung vor: Die Insel sinkt infolge der Verruchtheit ihrer Riesen auf den Meeresgrund, und der König Peiruun, der chinesische Noah, allein entkommt mit seiner Familie infolge einer Warnung der Götter durch zwei Götterbilder. Dieser fromme Fürst und seine Nachkommen bevölkerten China. Die chinesischen Überlieferungen sprechen ebenso häufig von den Dynastien göttlicher Könige wie die aller anderen Nationen.

Dabei handelt es sich nicht um ein altes Fragment, sondern um den Glauben an eine vielgestaltige und sogar multigenerische Evolution der menschlichen Wesen – spirituell, psychisch, intellektuell und physisch – gerade so, wie es in dem vorliegenden Werk beschrieben ist. Einige dieser Behauptungen müssen an dieser Stelle betrachtet werden.

Sie alle zeigen, dass unsere Rassen aus göttlichen Rassen entsprangen, wie auch immer diese benannt sein mögen. Ob wir uns mit den indischen Rishis oder Pitris beschäftigen; mit den chinesischen Chim-nang und Tschan-gy – ihren „göttlichen Menschen“ – und Halbgöttern; mit den akkadischen Dingir und Mul-lil – dem schöpferischen Gott und den „Göttern der Geisterwelt“; mit den ägyptischen Isis-Osiris und Thot; mit den hebräischen Elohim oder wiederum mit Manco Capac und seinen peruanischen Nachkommen – die Geschichte ist überall dieselbe. Jede Nation hat entweder die sieben oder die zehn Rishis-Manus und Prajapatis; die sieben und zehn Ki-y; oder die zehn und sieben Amshaspands423 (exoterisch sechs); die zehn und sieben chaldäischen Annedoti; die [SD # 366] zehn und sieben Sephiroth etc. etc. Sie alle sind von den ursprünglichen Dhyan Chohans der esoterischen Lehre oder den „Bauleuten“ der Stanzen (Buch I) abgeleitet. Manu, Thot-Hermes, Oannes-Dagon und Idris-Enoch bis herab zu Platon und Panodorus – sie alle erzählen uns von sieben göttlichen Dynastien, von sieben lemurischen und sieben atlantischen Regionen der Erde; von den sieben ursprünglichen, dualen Göttern, die von ihrer himmlischen Wohnstatt424 auf die Erde herabsteigen und sie regieren, der Menschheit Astronomie, Architektur und alle anderen Wissenschaften lehren, die zu uns herab gekommen sind. Diese Wesen erscheinen zuerst als „Götter“ und Schöpfer; dann verschmelzen sie mit dem aufkommenden Menschen, um schließlich als „göttliche Könige und Herrscher“ aufzutreten. Diese Tatsache wurde jedoch allmählich vergessen. Wie Basnage zeigt, gaben die Ägypter selbst zu, dass die Wissenschaft in ihrem Land erst seit der Zeit von Isis-Osiris blühte, die sie weiterhin als Götter verehrten, „obwohl sie zu Fürsten in menschlicher Gestalt geworden waren“. Und er fügt über Osiris-Isis (den göttlichen Adrogynen) hinzu: „Es heißt, dieser Prinz (Isis-Osiris) baute in Ägypten Städte, verhinderte die Überflutungen des Nils und erfand den Ackerbau, die Nutzung der Rebe, Musik, Astronomie und Geometrie.“

Wenn Abul Feda in seiner „Historia Anteislamitica“ (Fleischer, S. 16) behauptet, die sabäische Sprache sei von Seth und Idris (Enoch) erschaffen worden, meint er mit der „sabäischen Sprache“ die Astronomie. In „Melelwa Nahil“ (Manuskript 47 in „Nic. Cat.“) wird Hermes der Schüler des Agathodaimon genannt. Und in einem anderen Bericht (siehe Col. Vyse, „Pyramids of Ghizeh“, Bd. 2, S. 364, „Manuskript“ 785, „Uris Katalog“) wird der Agathodaimon als ein „König Ägyptens“ erwähnt. Celepas Geraldinus führt einige seltsame Überlieferungen von Henoch an. Er nennt ihn den „göttlichen Riesen“. In dem „Book of the various names of the Nile“ erzählt uns derselbe Geschichtsschreiber (der Historiker Ahmed-Ben-Yusouf Eltiphas) von dem Glauben der semitischen Araber, Seth (der später zum ägyptischen Typhon wurde, Set) sei einer der sieben Engel (oder Patriarchen der Bibel) gewesen: Dann wurde er zu einem Sterblichen und Adams Sohn, woraufhin er die Gabe der Prophezeiung und der astronomischen Wissenschaft an Jared weitergab, der sie wiederum an seinen Sohn Enoch weiterreichte. Aber Enoch (Idris) „der Verfasser von dreißig Büchern, war von sabäischer Abstammung“ (d. h. er gehörte zu Saba, „einer Schar“); „Nachdem er die Bräuche und Zeremonien der ursprünglichen Verehrung eingeführt hatte, ging er nach Osten, wo er 140 Städte erbaute, von denen Edessa die unbedeutendste war, dann kehrte er nach Ägypten zurück und wurde dort dessen König.“ Damit ist er als Hermes identifiziert. Aber es gab fünf Hermes – oder vielmehr einen, der – wie es verschiedene Manus und Rishis taten – in mehreren unterschiedlichen Charakteren auftrat. Im Burhan-i Kati wird er als „Hormig“ erwähnt, ein Name des Planeten Merkur oder Budha; und der [SD # 367] Mittwoch war sowohl Hermes als auch Thot geweiht. Der Hermes der östlichen Überlieferung wurde von den Phineatern verehrt und soll nach Argus’ Tod nach Ägypten geflohen sein und das Land unter dem Namen Thoth zivilisiert haben. Aber unter welchem dieser Charaktere auch immer, es wird ihm immer zugeschrieben, er habe sämtliche Wissenschaften aus der latenten in die aktive Potenz gebracht, d. h. er sei der Erste gewesen, der Ägypten und Griechenland Magie lehrte, vor den Tagen der Magna Graecia und selbst bevor die Griechen Hellenen geworden waren.

Nicht nur Herodot – der „Vater der Geschichte“ – erzählt uns von den wunderbaren Dynastien der dem Reich der Sterblichen vorangegangenen Götter, welchen die Dynastien der Halbgötter, Heroen und schließlich der Menschen folgten, sondern sämtliche klassischen Autoren bestätigen ihn; Diodor, Eratosthenes, Platon, Manetho etc. geben dieselbe Geschichte wieder und weichen niemals von der gegebenen Reihenfolge ab.

„Tatsächlich“, zeigt Creuzer,

„steigt die Weisheit aus den Sphären der Sterne, in denen die Götter des Lichts wohnen, in die unteren Sphären herab.“ „In dem System der alten Priester (Hierophanten und Adepten) werden ausnahmslos alle Dinge, Götter, Genien, Manen (Seelen) und die gesamte Welt zusammen in Raum und Dauer entwickelt. Die Pyramide kann als das Symbol dieser großartigen Hierarchie der Geister betrachtet werden. . . .“425

Indem sie die alten Annalen der göttlichen Könige unterdrückten, unternahmen die modernen Geschichtsschreiber (insbesondere französische Akademiker wie Renan) streng genommen mehr Anstrengungen, die Wahrheit zu unterdrücken, als es mit Aufrichtigkeit vereinbar ist. Aber E. Renan hätte sich niemals widerstrebender zeigen können, die unangenehme Tatsache zu akzeptieren, als es Eratosthenes 260 v. Chr. war; und doch fand sich Letzterer dazu gezwungen, sie als wahr anzuerkennen. Dafür wird der große Astronom von seinen Kollegen 2.000 Jahre später mit großer Verachtung bestraft. Manetho wird für sie zu „einem abergläubischen Priester, geboren und aufgezogen in der Atmosphäre anderer verlogener Priester von Heliopolis“ (Freret). Wie der Dämonologe de Mirville richtig bemerkt: „Wenn sie Berichte über menschliche Könige und Menschen wiedergeben, werden all diese wahrheitsliebenden Historiker und Priester plötzlich äußerst misstrauisch, sobald sie zu ihren Göttern zurückkehren.“ . . . Aber da ist die synchronistische Tafel von Abydos, die Dank des Genius Champollions den guten Glauben der Priester Ägyptens (den Manethos vor allen anderen) und des Ptolemäus rechtfertigte. In dem Turiner Papyrus, dem bemerkenswertesten von allen, äußert sich dazu der Ägyptologe de Rougé wie folgt:

„ . . . Verwundert fand Champollion die gesamte Wahrheit vor seinen eigenen Augen liegen. . . . Es handelte sich um die Überreste einer Liste der Dynastien, die das Reich der Götter und Heroen und die entferntesten mythischen Zeiten umfasste. . . . Gleich am Anfang dieses sonderbaren [SD # 368] Papyrus müssen wir zu der Überzeugung gelangen, dass diese mythischen und heroischen Überlieferungen selbst in Bezug auf so ferne Zeiten wie die Periode von Ramses mit denen uns von Manetho übermittelten übereinstimmen; wir sehen in ihnen die Götter Seb, Osiris, Horus, Thoth-Hermes und die Göttin Ma als Könige von Ägypten auftreten, wobei jeder einzelnen Regierung von ihnen lange Perioden von mehreren Jahrhunderten zugeschrieben werden.“ („Ann. de Philosophie Chrétienne“, Bd. XXXII, S. 442).

Abgesehen von der Tatsache, dass Eusebius die synchronistischen Tafeln Manethos in unaufrichtiger Absicht entstellte, gingen sie niemals über Manetho hinaus. Ebenso wie das Alter der Menschheit verblieb auch die Chronologie der göttlichen Könige und Dynastien immer in den Händen der Priester und wurde vor der profanen Masse geheimgehalten.

Obwohl nun der afrikanische Kontinent angeblich vor dem europäischen erschien, stieg er dennoch erst nach dem lemurischen und dem frühesten Teil des atlantischen auf. Der gesamte Bereich des heutigen Ägyptens und der Wüsten war einstmals vom Meer bedeckt. Das wurde erstens durch Herodot, Strabo, Plinius und andere übermittelt und zweitens durch die Geologie. Abessinien war einstmals eine Insel; und das Delta war das erste Land, das von den Pionieremigranten besiedelt wurde, die mit ihren Göttern aus dem Nordosten kamen.

Wann geschah das? Über dieses Thema schweigt die Geschichte. Glücklicherweise haben wir den Zodiak von Dendera, die Planisphäre an der Decke eines der ältesten ägyptischen Tempel, welcher die Tatsachen aufzeichnet. Dieser Zodiak mit seinen mysteriösen drei Jungfrauen zwischen dem Löwen und der Waage hat seinen Ödipus gefunden, um das Rätsel seiner Zeichen verstehen zu können und die Wahrhaftigkeit der Priester zu rechtfertigen, die Herodot sagten, dass (a) die Pole der Erde und der Ekliptik früher zusammengefallen seien; und (b) dass die Pole sich seit dem Beginn ihrer zodiakalen Aufzeichnungen dreimal in der Ebene der Ekliptik befunden hätten, wie ihre Initiierten lehrten.

Bailly fehlten die Worte, um seiner Überraschung über die Gleichheit all dieser Überlieferungen über die göttlichen Rassen Ausdruck zu verleihen, und er rief aus: „Was sind schließlich all diese Reiche indischer Devas und persischer Peris? . . . . oder jene Herrschaften und Dynastien der chinesischen Legenden; diese Tien-hoang oder Könige des Himmels, die ganz anders sind als die Ti-hoang oder Könige auf Erden und die Gin-hoang, die Königsmenschen, eine Unterscheidung, die vollkommen damit übereinstimmt, wie Griechen und Ägypter ihre Dynastien von Göttern, Halbgöttern und Sterblichen aufzählen?“426

„Nun“, sagt Panodorus, „vor der Zeit (von Menes) bestand das Reich der sieben Götter, die über die Welt herrschten. In dieser Periode geschah es, dass diese Wohltäter der Menschheit auf die Erde herabstiegen und die [SD # 369] Menschen lehrten, den Lauf der Sonne und des Mondes durch die zwölf Zeichen der Ekliptik zu berechnen.“

Fast fünfhundert Jahre vor der gegenwärtigen Zeitrechnung zeigten die ägyptischen Priester Herodot die Statuen ihrer menschlichen Könige und Pontifex-Piromis (der Erzpropheten oder Maha-Chohans der Tempel), einer vom anderen geboren (ohne die Beteiligung einer Frau), die vor Menes regiert hatten, ihrem ersten menschlichen König. Diese Statuen, sagt er, waren 345 ungeheure hölzerne Kolosse, und jede einzelne hatte ihren Namen, ihre Geschichte und ihre Annalen. Sie versicherten Herodot427 (will man nicht den wahrheitsgetreuesten aller Geschichtsschreiber, den „Vater der Geschichte“, jetzt Geflunker unterstellen, lediglich in diesem Fall) – dass kein Geschichtsschreiber jemals einen Bericht über diese übermenschlichen Könige schreiben könnte, hätte er nicht die Geschichte der drei der menschlichen vorausgegangenen Dynastien studiert und gelernt – nämlich der Dynastien der Götter, der Halbgötter und der Heroen oder Riesen. Diese „drei Dynastien“ sind die drei Rassen.428

In die Sprache der esoterischen Lehre übersetzt, entsprechen diese drei Dynastien auch jenen der Devas, der Kimpurushas und der Danavas und Daityas – anders ausgedrückt Götter, himmlische Geister und Giganten oder Titanen. „Glücklich sind jene, die als Menschen in Bharatavarsha geboren werden, selbst aus dem Zustand der Götter!“ – rufen die inkarnierten Götter der dritten Wurzelrasse selbst. Bharata ist für gewöhnlich Indien, aber in diesem Fall symbolisiert es das gelobte Land jener Tage, das als die beste der Unterteilungen von Jambudvipa betrachtet wurde, da es das Land der aktiven (spirituellen) Werke schlechthin war; das Land der Initiation und der göttlichen Erkenntnis.

Kann man versäumen, Creuzers großartige Intuition zu erkennen? Obwohl ihm die seinerzeit wenig verbreitete arische Hinduphilosophie überhaupt nicht vertraut war, schreibt er:

„Wir modernen Europäer fühlen uns befremdet, wenn wir von den Geistern der Sonne, des Mondes etc. hören. Dennoch wiederholen wir erneut: Weder der natürliche gesunde Menschenverstand noch das rechtschaffene [SD # 370] Urteilsvermögen der alten Völker, das unseren gänzlich materiellen Ideen über Himmelsmechanik und Naturwissenschaften sehr fern steht . . . hätten Sterne und Planeten so betrachten können, als wären sie lediglich sich in einfachen Kreisbahnen im Sternenraum bewegende, bloß den Gesetzen der Anziehung und Abstoßung folgende einfache Lichtmassen oder undurchsichtige Körper. Sie sahen in ihnen lebendige Körper, von Geistern beseelt, so wie sie das auch in jedem anderen Naturreich erkannten. . . . Diese Lehre von den Geistern, so übereinstimmend und vereinbar mit der Natur, von der sie sich herleitete, bildete eine großartige und einzigartige Auffassung, welche die physischen, moralischen und politischen Aspekte miteinander verschmolz . . .“ („Religion de l’Égypte“, Bd. 1, S. 450-455)

Nur eine derartige Vorstellung kann den Menschen zu einer korrekten Schlussfolgerung über seinen Ursprung und die Entstehung von allem im Universum führen – von Himmel und Erde, zwischen denen er ein lebendiges Bindeglied darstellt. Ohne ein solches psychologisches Bindeglied und die Empfindung seiner Gegenwart kann keine Wissenschaft jemals weiterkommen, und der Bereich der Erkenntnis muss auf die Analyse der physikalischen Materie allein beschränkt bleiben.

Die Okkultisten glauben an „Geister“, weil sie sich von ihnen von allen Seiten umgeben fühlen (und einige auch sehen).429 Die Materialisten glauben nicht daran. Sie leben auf dieser Erde, geradeso wie einige Geschöpfe in der Welt der Insekten und selbst der Fische von Myriaden ihres eigenen Geschlechts umgeben leben, ohne sie zu sehen oder auch nur zu empfinden.430

Unter den Klassikern ist Platon der erste Weise, der ausführlich über die [SD # 371] göttlichen Dynastien spricht. Er verortet sie auf einem großen Kontinent, den er Atlantis nennt. Bailly war nicht der Erste und nicht der Letzte, der daran glaubte, Pater Kircher ging ihm voran und antizipierte diese Theorie. In seinem „Oedipus Aegyptiacus“ (Bd. I, S. 70) schrieb der gelehrte Jesuit Folgendes:

„Ich gestehe, dass ich all das (die Dynastien und Atlantis) lange lediglich für Märchen (meras nugas) hielt, bis zu dem Tag, als ich in den orientalischen Sprachen besser unterrichtet war und zu dem Urteil gelangte, dass all diese Legenden im Grunde nur die Entfaltung einer großen Wahrheit darstellen müssen. . . . .“

Wie de Rougemont zeigt, ließ Theopompos in seiner „Meropis“ die Priester von Phrygien und Kleinasien dasselbe sagen wie die Priester von Saïs, als sie Solon die Geschichte und das Schicksal von Atlantis enthüllten. Theopompos zufolge war Atlantis ein einziger Kontinent von unbestimmter Größe, der zwei Länder enthielt, die von zwei Rassen bewohnt wurden – von einer kämpfenden, kriegerischen und einer frommen, versonnenen Rasse,431 die Theopompos durch zwei Städte symbolisiert;432 die fromme „Stadt“ wurde beständig von den Göttern besucht. Die kriegerische „Stadt“ wurde von verschiedenen Wesen bewohnt, die von Eisen nicht verletzt werden konnten, lediglich Stein und Holz konnten sie tödlich verwunden.433 De Rougemont behandelt das als eine reine Fiktion von Theopompos („Peuple Primitif“, Bd. iii, S. 157) und sieht in der Behauptung der saïtischen Priester sogar einen Betrug (superchérie). Das wurde von den „Dämonologen“ als unlogisch gerügt. Mit den Worten de Mirvilles: „Ein superchérie, der auf einem Glauben basierte, welcher das Ergebnis der Gläubigkeit des gesamten Altertums war; eine Annahme, welche einer ganzen Bergkette (dem Atlas) ihren Namen gab; mit der größten Genauigkeit eine topografische Region spezifizierte (indem sie dieses Land in die Nähe von Cádiz und der Meerenge bei Calpe versetzte), die 2.000 Jahre vor Kolumbus das große transozeanische Land prophezeite, jenseits von Atlantis gelegen und dass sie, wie sie behauptete, „nicht über die Inseln der Seligen erreicht wird, sondern über die der Guten Geister“, ἐυδαιμόνια (unsere ‘Glücklichen Inseln’) – eine solche Erdichtung kann wohl nichts anderes sein als eine universale Chimäre.“ („Un Mot sur l’Atlantide”, S. 29)

Einerlei ob „Chimäre“ oder Wirklichkeit, sicher ist, dass die Priester der ganzen Welt aus ein und derselben Quelle schöpften: aus der universalen Überlieferung über den [SD # 372] dritten großen Kontinent, der vor ungefähr 850.000 Jahren zugrunde ging.434 Ein Kontinent, der von zwei getrennten Rassen bewohnt wurde; sich physisch und insbesondere moralisch deutlich voneinander unterscheidend; beide tief vertraut mit der ursprünglichen Weisheit und den Geheimnissen der Natur; und im Verlauf und Fortschreiten ihrer zweifachen Evolution gegenseitig im Kampf verfeindet. Woher stammen selbst die chinesischen Lehren über das Thema, wenn es lediglich eine Fiktion ist? Haben sie nicht einst die frühere Existenz einer heiligen Insel jenseits der Sonne (Tcheou) aufgezeichnet, hinter der die Länder der unsterblichen Menschen lagen? (Siehe de Rougemont, ebenda) Glauben sie nicht bis heute, dass die Reste jener unsterblichen Menschen – die überlebten, als die heilige Insel schwarz wurde vor Sünde und zugrunde ging – in der großen Wüste Gobi Zuflucht fanden, wo sie noch immer wohnen, unsichtbar für alle und durch Scharen von Geistern vor Annäherung geschützt?

Wenn man auf die Überlieferungen vertrauen muss“, schreibt der sehr ungläubige Boulanger („Règne des Dieux“, „Einleitung“) . . . „setzen Letztere das Reich der Heroen und Halbgötter vor jenes der Könige; und noch früher zurück versetzen sie das wunderbare Reich der Götter und all die Fabeln des Goldenen Zeitalters. . . . Man ist überrascht, dass so interessante Annalen von nahezu all unseren Geschichtsschreibern abgelehnt wurden. Und doch waren die von ihnen übermittelten Ideen einstmals allgemein akzeptiert und wurden von allen Nationen verehrt; nicht Wenige verehren sie noch heute und machen sie zur Grundlage ihres täglichen Lebens. Diese Überlegungen scheinen ein weniger überstürztes Urteil zu erfordern. . . . Die Alten, von denen wir diese Überlieferungen erhielten, die wir nicht länger akzeptieren, weil wir sie nicht mehr verstehen, müssen Beweggründe gehabt haben, an die zu glauben ihnen ihre größere Nähe zu den ersten Zeitaltern ermöglichte, während der uns von ihnen trennende Abstand es uns verwehrt . . . . Platon sagt im vierten Buch seiner „Gesetze“, Saturn habe lange vor der Erbauung der ersten Städte auf der Erde eine gewisse Regierungsform eingerichtet, unter welcher der Mensch sehr glücklich war. Er bezieht sich dabei auf das Goldene Zeitalter oder das in den alten Fabeln so verherrlichte Reich der Götter. . . . und so wollen wir sehen, welche Vorstellungen er sich von diesem glücklichen Zeitalter machte und wie es dazu kam, dass er diese Fabeln in eine Abhandlung über Politik einflocht. Nach Platon muss man, um klare und genaue Vorstellungen über das Königtum, seinen Ursprung und seine Macht zu erhalten, auf die ersten Prinzipien der Geschichte und Überlieferung zurückgehen. Große Veränderungen, sagt er, seien in alter Zeit im Himmel und auf der Erde eingetreten, und der gegenwärtige Zustand der Dinge ist eines der Resultate (Karma) davon. Unsere Überlieferungen erzählen uns von vielen Wundern, von Veränderungen des Sonnenlaufs, vom Reich des Saturns und von tausend anderen Dingen, die im menschlichen Gedächtnis verstreut bleiben; doch niemals hört man etwas über das BÖSE, das [SD # 373] diese Umwälzungen hervorbrachte, noch vom Bösen, das unmittelbar auf sie folgte. Aber . . . . jenes Böse ist der Anfang, von dem man sprechen muss, um imstande zu sein, das Königtum und den Ursprung der Macht zu behandeln. . . .“

Dieses Übel scheint Platon in der Gleichartigkeit oder Wesensgleichheit der Natur der Herrscher und der Beherrschten zu erkennen, denn er behauptet, dass es im Goldenen Zeitalter, lange bevor der Mensch seine Städte erbaute, nichts anderes auf der Erde gab als Glück, denn es gab keine Bedürfnisse. Warum? Dass der Mensch den Menschen nicht beherrschen kann, ohne dass sofort die Ungerechtigkeit mit ihren Launen und Eitelkeiten das Universum erfülle, wusste Saturn wohl und wollte es deshalb keinem Sterblichen erlauben, Macht über seine Mitgeschöpfe zu erlangen. Um das zu tun, benutzte der Gott dieselben Mittel, die wir selbst bei unseren Herden anwenden. Wir stellen keinen Stier oder Widder über andere Stiere oder Widder, sondern geben ihnen einen Führer, einen Hirten, d. h. ein Wesen von einer Art, die ganz anders ist als ihre eigene, und von einer höheren Natur. Genau das tat Saturn. Er liebte die Menschheit und setzte als Herrscher über sie keinen sterblichen König oder Fürsten, sondern – „Geister und Genien (δαίμονες) von göttlicher Natur, die vollkommener war als die des Menschen“.

Es war Gott, der Logos (die Synthese der Schar), der auf diese Weise den Genien vorstehend, zum ersten Hirten und Führer der Menschen wurde.435 Als die Welt nicht mehr auf diese Weise regiert wurde und die Götter sich zurückzogen, „verschlangen wilde Tiere einen Teil der Menschheit“. „Auf ihre eigenen Ressourcen und Eifer angewiesen, erschienen der Reihe nach Erfinder unter ihnen und entdeckten das Feuer, den Weizen und den Wein, und die öffentliche Dankbarkeit vergötterte sie . . . .“ („De Legibus“, 1, iv; in „Crit.“ und in „Politic“).

Und die Menschheit hatte Recht, da das mittels Reibung erzeugte Feuer das erste Mysterium der Natur und die erste und wichtigste Eigenschaft der Materie war, die dem Menschen enthüllt wurde.

„Zur damaligen Zeit auf der Erde unbekannte Früchte und Getreide wurden von den ‘Herren der Weisheit’ zum Wohle der von ihnen Regierten aus anderen Lokas (Sphären) herangeschafft. . .“, sagen die Kommentare. Nun: „Die frühesten Erfindungen (?) der Menschheit sind die wunderbarsten, die die Rasse jemals gemacht hat. . . Der erste Gebrauch des Feuers und die Entdeckung der Methoden, mit deren Hilfe es entzündet werden kann; die Domestizierung der Tiere; und, vor allem anderen, die Prozesse, mit deren Hilfe die verschiedenen Getreidearten anfänglich aus einigen wilden Gräsern (?) entwickelt wurden – all das sind Entdeckungen, mit denen sich keine spätere Erfindung an Scharfsinn und Bedeutung vergleichen lässt. Sie alle sind der Geschichte unbekannt – verloren im Lichte einer strahlenden Morgenröte.“ („The Unity of Nature“, Argyll)

Das wird in unserer stolzen Generation bezweifelt und abgestritten werden. Aber wenn behauptet wird, dass auf der Erde keine unbekannten Getreidearten und Früchte existieren, dann können wir den Leser daran erinnern, dass der Weizen niemals in wildem Zustand gefunden wurde: Er ist kein Produkt der Erde. Alle anderen Getreidearten konnten auf ihre ursprünglichen Formen in Gestalt verschiedener Arten wilder Gräser zurückgeführt werden. Aber der Weizen [SD # 374] hat bisher allen Anstrengungen der Botaniker getrotzt, ihn auf seinen Ursprung zurückzuführen. Und halten wir uns in diesem Zusammenhang vor Augen, wie heilig dieses Getreide den ägyptischen Priestern war. Weizen wurde selbst ihren Mumien beigelegt und wurde Jahrtausende später in ihren Särgen gefunden. Man erinnere sich: „Die Diener des Horus sammeln den Weizen auf den Gefilden von Aanru ein, . . . Weizen, sieben Ellen hoch.“ („Ägyptisches Totenbuch“, Kap. xcix, 33; und clvi, 4)436 Der Leser wird auf Stanze VII, 3. Shloka in Band I verwiesen, wo dieser Shloka noch in einer anderen seiner Bedeutungen erklärt wird, und auch auf „Ägyptisches Totenbuch“, Kap. cix, Vers 4 und 5.

„Ich bin die Königin dieser Regionen“, sagt die ägyptische Isis; „ich habe zuerst den Sterblichen die Mysterien des Weizens und des Korns offenbart. . . . Ich bin es, die im Sternbild des Hundes aufgeht . . . (Sirius) . . . . Freue dich, oh Ägypten! Du, die du meine Amme warst.“ (Buch I, Kapitel XIV [Diodoros])437

Sirius wurde Hundsstern genannt. Er war der Stern Merkurs oder Budhas und wurde vor anderen Buddhas als der große Unterweiser der Menschheit bezeichnet.

Nach dem chinesischen I Ging ist die Erfindung des Ackerbaus der „den Menschen von himmlischen Genien gegebenen Unterweisung“ zuzuschreiben.

Wehe, wehe den Menschen, die nichts wissen, nichts beobachten, noch sehen wollen. . . . Sie alle sind blind,438 denn sie verbleiben in Unkenntnis darüber, wie sehr die Welt von verschiedenartigen und unsichtbaren Geschöpfen erfüllt ist, selbst an den heiligsten Plätzen scharen sie sich.“ („Zohar“, Teil I, col. 177)

Die „Söhne Gottes“ existierten und existieren noch immer. Von den indischen Brahmaputras und Manasaputras (den Söhnen Brahmâs und den gemütgeborenen Söhnen) bis herunter zu den B’ne-aleim der jüdischen Bibel zwingen der Glaube der Jahrhunderte und die [SD # 375] universale Überlieferung die Vernunft dazu, einem solchen Zeugnis Gehör zu schenken. Von welchem Wert ist die sogenannte unabhängige Kritik oder der „innere Beweis“ (gewöhnlich auf den entsprechenden Steckenpferden der Kritiker beruhend) angesichts des universalen Zeugnisses, das sich in den historischen Zyklen niemals veränderte? Man lese das sechste Kapitel der Genesis, welches die Angaben der Geheimlehre bestätigt, obwohl es sie der Form nach leicht verändert und andere Schlussfolgerungen zieht, die selbst mit dem Zohar in Widerspruch stehen. „In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde, und auch nachher, als die ‘Söhne Gottes’ (B’ne-aleim) zu den Töchtern der Menschen eingingen und diese ihnen gebaren. Dieselben wurden zu mächtigen Männern, welche von alters her ruhmreiche Männer waren.“ (Oder Riesen)439

Was bedeutet dieses „und auch nachher“, wenn nicht Folgendes: „Es gab zuvor Riesen auf der Erde, d. h. vor den sündlosen Söhnen der dritten Rasse; und auch danach, als weitere Söhne Gottes von niedrigerer Natur die geschlechtliche Verbindung auf der Erde einführten (wie es Daksha tat als er sah, dass seine Manasaputras die Erde nicht bevölkern wollten).“ Und dann folgt zwischen den Versen 4 und 5 in diesem 6. Kapitel der Genesis eine große Lücke. Dass „Gott sah, dass des Menschen Bosheit groß war“, bezog sich bestimmt nicht auf böse Absichten oder auf die Bosheit der „mächtigen Männer“ und berühmten Männer, zu welchen Nimrod gezählt wird, der „gewaltige Jäger vor dem Herrn“, und auch nicht auf die Erbauer von Babel, denn das geschah erst nach der Sintflut, sondern auf die Nachkommen der Riesen, die monstra quædam de genero giganteo hervorbrachten, Monster, aus welchen die niederen Menschenrassen entsprangen, die auf der Erde heute von ein paar kläglichen, aussterbenden Stämmen und den großen menschenähnlichen Affen repräsentiert werden.

Und wenn wir von Theologen, einerlei ob protestantischen oder römisch-katholischen, zur Rede gestellt werden, brauchen wir sie lediglich buchstäblich auf ihre eigenen Texte zu verweisen. Der eben angeführte Vers ist immer ein Dilemma gewesen, nicht nur für die Wissenschaftler und Bibelgelehrten, sondern auch für Priester. Denn, wie Rev. Pater Péronne formuliert: „Entweder waren sie (die B’ne-aleim) gute Engel, und wie hätten sie in einem solchen Zustand dann fallen können? Oder sie waren böse (Engel), und in diesem Zustand hätten sie nicht B’ne-aleim oder „Söhne Gottes“ genannt werden können. („Praelectiones theol.“, Kap. ii) Dieses biblische Rätsel, „dessen wirklichen Sinn keiner der Schriftsteller jemals verstand“, wie Fourmont aufrichtig einräumt,440 kann lediglich die okkulte Lehre erklären, der Zohar für den Westen und das Buch Dzyan für den Osten. Was das Letztere sagt, haben wir gesehen; der Zohar sagt uns, dass B’ne-aleim ein Name war, der den Malachim (den guten Boten) und den Ishin (den „niedrigeren Engeln“) gemein war (Rabbi Parcha).

Wir können zum Besten der Dämonologen hinzufügen, dass ihr Satan, [SD # 376] der „Widersacher“, als Hiob zu den Söhnen Gottes oder B’ne-aleim gerechnet wird, die ihren Vater besuchen (Kapitel I). Aber dazu später mehr.

Nun sagt der Zohar, dass die Ishin, die schönen B’ne-aleim, nicht schuldig waren, sondern sich mit den sterblichen Menschen vermischten, weil sie mit diesem Auftrag auf die Erde gesandt worden waren („Buch Ruth“ und „Chadasch“, fol. 63, col. 3; Amsterdam-Ausgabe). An anderer Stelle zeigt dasselbe Buch, dass diese B’ne-aleim der zehnten Unterteilung der „Throne“ angehören („Zohar“, Teil II, col. 73. Siehe aber auch den 1. Band, 184). Es erklärt auch, dass die Ishin, „Männer des Geistes“, viri spirituales, nun, da die Menschen sie nicht mehr länger sehen können, den Magiern helfen, mit ihrer Wissenschaft Homunculi hervorzubringen, was nicht kleine Menschen bedeutet, sondern „Menschen, die kleiner (im Sinne von minderer) sind als Menschen“. Beide zeigen sich in der damals üblichen Form der Ishin, d. h. sie waren gasförmig und ätherisch. Ihr Oberhaupt ist Asasel.

Doch der vom Kirchendogma mit Satan in Verbindung gebrachte Asasel ist nichts dergleichen. Asasel ist ein Mysterium, wie anderweitig erklärt ist und von Maimonides in seinem Buch „More Nevochim“ (Kap. xxvi, S. 8) wie folgt ausgedrückt wird: „In der Erzählung über Asasel gibt es ein undurchdringliches Mysterium.“ Und das stimmt, wie der bereits schon vorher von uns angeführte Bibliothekar des Vatikans, Lanci, sagt – und er sollte es wissen: „Dieser ehrwürdige göttliche Name (nome divino e venerabile) wurde durch die Feder der Bibelgelehrten zu einem Teufel, einer Wüste, einem Berg und einem Bock.“ („Sagra Scrittura“) Daher erscheint es töricht, den Namen wie Spencer von Ajál (getrennt) und El (Gott) herzuleiten, also „ein von Gott Getrennter“, der Teufel. Im Zohar ist Asasel vielmehr das Opfertier als der „formelle Widersacher Jehovahs“, wie Spencer es wollte (II, S. 14, 29).

Der Umfang der seitens verschiedener fanatischer Schriftsteller dieser „Schar“ entgegengebrachten bösartigen Einbildungen und Fiktionen ist ganz außerordentlich. Asasel und seine „Schar“ sind lediglich der hebräische „Prometheus“ und sollten von demselben Standpunkt aus betrachtet werden. Der Zohar zeigt die Ishin an den Berg der Wüste gekettet, allegorisch; das spielt lediglich auf die „Geister“ an, die während des Inkarnationszyklus an die Erde gekettet sind. Asasel (oder Azazyel) ist einer der Häupter der „aufrührerischen“ Engel des Buches Enoch, die sich durch einen Treueschwur miteinander verbanden, als sie auf Ardis herabstiegen, die Spitze des Berges Armon. Es heißt, dass Azazyel den Menschen lehrte, Schwerter, Messer und Schilde anzufertigen und Spiegel (?) herzustellen, um es zu ermöglichen zu sehen, was sich hinter einem befindet (d. h.magische Spiegel“). Amazarak lehrte alle Zauberer und Wurzelspalter; Armers lehrte das magische Lösungswort, Barkayal Astrologie; Akibil die Bedeutung der Vorzeichen und Zeichen, Tamiel Astronomie; und Asaradel lehrte die Bewegung des Mondes. „Diese sieben waren die ersten Unterweiser des vierten Menschen“ (d. h. der vierten Rasse). Aber warum sollte eine Allegorie immer gerade in der Bedeutung des toten Buchstabens verstanden werden?

[SD # 377] Es ist die symbolische Darstellung des großen Kampfes zwischen der Göttlichen Weisheit, dem Nous, und ihrem irdischen Widerschein, der Psyche, oder zwischen Geist und Seele, im Himmel und auf der Erde. Im Himmel, weil die göttliche Monade sich freiwillig selbst aus ihm verbannt hatte, um zum Zweck der Inkarnation auf eine niedrigere Ebene herabzusteigen und so das Tier aus Lehm in einen unsterblichen Gott zu verwandeln. Denn, wie Éliphas Lévi uns sagt: „Die Engel streben danach, Menschen zu werden; denn der vollkommene Mensch, der Gottmensch, steht selbst über den Engeln.“ Auf der Erde, weil der Geist, sobald er herabgestiegen war, sofort in den Schlingen der Materie erstickte.

Seltsamerweise kehrt die okkulte Lehre die Zeichen um; der anthropomorphische Erzengel der Christen und der menschengleiche Gott der Hindus repräsentieren in diesem Fall die Materie; und der Drache oder die Schlange den Geist. Die okkulte Symbolik liefert den Schlüssel zu diesem Mysterium; die theologische Symbolik verbirgt es nur noch mehr. Denn Erstere erklärt gar manche Aussprüche der Bibel und selbst des Neuen Testaments, die bisher unverständlich blieben; während Letztere infolge ihres Dogmas von Satan und seiner Auflehnung den Charakter und die Natur ihres angeblich unendlichen, absolut vollkommenen Gottes herabgesetzt hat und das größte Übel und den größten Fluch der Erde erzeugte – den Glauben an einen persönlichen Teufel. Der jetzt wiedererlangte Schlüssel zu seiner metaphysischen Symbolik lüftet dieses Mysterium; die Götter und Erzengel jedoch treten nach der theologischen Interpretation als Symbole der Religionen des toten Buchstabens und des Dogmas auf und als Gegner der reinen, unverhüllten und nicht mit Fantasie ausgeschmückten Wahrheiten des Geistes.

In „Isis entschleiert“ finden sich diesbezüglich zahlreiche Andeutungen, und eine noch größere Anzahl von Hinweisen bezüglich des Mysteriums kann in den vorliegenden Bänden verstreut gefunden werden. Um die Sache ein für allemal klar zu machen: Das, was die Priesterschaft aller dogmatischen Religionen – vorzugsweise der christlichen – als Satan bezeichnet, den Feind Gottes, ist in Wirklichkeit der höchste Göttliche Geist – (die okkulte Weisheit auf der Erde) – in ihrem natürlichen, gegenüber jeder weltlichen, vergänglichen Täuschung antagonistischen Charakter, die dogmatischen oder kirchlichen Religionen mit eingeschlossen. Die römische Kirche, intolerant, bigott und grausam gegen alle, die nicht ihre Sklaven sein wollen; die Kirche, die sich selbst die Braut Christi nennt und gleichzeitig der Treuhänder von Petrus, an welchen der Tadel des Meisters „Geh hinter mich, Satan!“ korrekterweise adressiert war; und andererseits die protestantische Kirche, die sich selbst christlich nennt, jedoch paradoxerweise das Neue Testament durch das alte „Gesetz von Moses“ ersetzt, das Christus offen verworfen hatte: Diese beiden Kirchen kämpfen somit gegen die göttliche Wahrheit, wenn sie den Drachen der esoterischen (weil göttlichen) Weisheit zurückweisen und schmähen. So oft sie den gnostischen solaren Knouphis – den Agathodaimon – Christos oder die theosophische Schlange der Ewigkeit oder selbst die Schlange der Genesis verfluchen – [SD # 378] sind sie von demselben Geist des finsteren Fanatismus angetrieben, der die Pharisäer dazu bewegte, Jesus zu verfluchen und zu sagen: „Sagen wir nicht recht, daß du ein Samariter bist und einen Dämon hast?“

Vergleichen wir die Erzählung von Indra (Vayu) im Rigveda, dem im wahrsten Sinn des Wortes okkulten Buch des Ariertums, mit der puranischen Version derselben Geschichte – der exoterischen Lesart davon, der absichtlich verstümmelten Erzählung der wahren Weisheitsreligion. Im Rigveda ist Indra der größte und höchste der Götter, und dass er Soma trinkt, symbolisiert allegorisch seine hochgeistige Natur. In den Puranas wird Indra zu einem Verschwender und säuft den Somasaft regelrecht auf die gewöhnliche irdische Art. Er ist der Bezwinger aller „Feinde der Götter“ – der Daityas, Nagas (Schlangen), Asuras, aller Schlangen-Götter und Vritras, der kosmischen Schlange. Indra ist der Hl. Michael des indischen Pantheons – der Anführer der kämpferischen Schar. Wenden wir uns der Bibel zu, finden wir wie Satan, einer der „Söhne Gottes“ (Hiob 1,6), in der exoterischen Auslegung zum Teufel und einem Drachen in seiner höllischen, bösen Bedeutung wird. In der Kabbala (dem „Buch der Zahlen“) jedoch wird gezeigt, dass Samael, welcher Satan ist, derselbe ist wie der Hl. Michael, der Drachentöter. Wie ist das zu verstehen, wenn gesagt wird, dass Tselem (das Ebenbild) gleichermaßen Michael und Samuel darstellt, die eins sind? Beide gehen, so wird gelehrt, aus Ruach (Geist), Neshamah (Seele) und Nephesch (Leben) hervor. Im „Chaldäischen Buch der Zahlen“ ist Samael die verborgene (okkulte) und Michael die höhere irdische Weisheit, die beide aus derselben Quelle hervorgehen, sich jedoch voneinander unterscheiden, nachdem sie die Weltenseele verlassen haben, welche auf der Erde Mahat ist (Intellekt oder Manas, der Sitz des Intellekts). Sie divergieren, weil der eine (Michael) von Neshamah beeinflusst wird, während der andere (Samael) unbeeinflusst bleibt. Dieser Lehrsatz wurde vom dogmatischen Geist der Kirche verzerrt; die den unabhängigen, von der äußeren Form (somit auch von Dogma) unbeeinflussten Geist verabscheute und sofort aus Samael-Satan (dem weisesten und spirituellsten Geist von allen) den Widersacher ihres anthropomorphischen Gottes und sinnlichen physischen Menschen machte, den Teufel!

Der Ursprung des Mythos von Satan

Loten wir diese Schöpfung der kirchenväterlichen Fantasie noch tiefer aus und suchen bei den Heiden nach ihrem Vorbild. Der Ursprung des neuen satanischen Mythos kann leicht zurückverfolgt werden. Die Überlieferung von dem Drachen und der Sonne findet in allen Teilen der Welt ihren Widerhall, sowohl in ihren zivilisierten als auch in ihren eher wilden Gegenden. Sie entstand in dem Geflüster der Profanen über geheime Initiationen und wurde allgemein durch die vormals universale Religion der Sonnenverehrung eingeführt. Es gab eine Zeit, da die vier Teile der Welt mit der Sonne und dem Drachen geweihten Tempeln bedeckt waren; [SD # 379] der Kult ist heute jedoch vorrangig in China und in buddhistischen Ländern erhalten, wobei „Bel und der Drache überall einheitlich miteinander verbunden sind und der Priester der ophitischen Religion einheitlich den Namen seines Gottes annimmt“ („Archaeologia“, Bd. xxv, S. 220, London). Unter den Religionen der Vergangenheit müssen wir in den ägyptischen nach seinem westlichen Ursprung suchen. Die Ophiten übernahmen ihre Riten von Hermes Trismegistos, und die Sonnenanbetung kam aus Indien mit ihren Sonnengöttern in das Land der Pharaonen. In den Göttern von Stonehenge erkennen wir die Gottheiten Delphis und Babylons wieder, und in denen der Letzteren die Devas der vedischen Nationen. Bel und der Drache, Apollo und Python, Krishna und Kaliya, Osiris und Typhon sind trotz verschiedener Namen eins – und die Letzten davon sind Michael und der rote Drache und der Hl. Georg und sein Drache. Da Michael „einer wie Gott“ ist, oder sein „Doppelgänger“ für irdische Zwecke, und da er einer der Elohim ist, der kämpferische Engel, ist er somit lediglich eine Permutation Jehovahs. Was immer das kosmische oder astronomische Ereignis gewesen sein mag, das die Allegorie vom „Krieg im Himmel“ zuerst hervorbrachte, sein irdischer Ursprung muss in den Initiationstempeln und archaischen Krypten gesucht werden. Das Folgende beweist das:

Wir sehen, dass (a) die Priester die Namen der Götter annahmen, denen sie dienten; (b) die „Drachen“ im gesamten Altertum als Symbole der Unsterblichkeit und Weisheit, der geheimen Erkenntnis und der Ewigkeit galten und (c) die Hierophanten Ägyptens, Babylons und Indiens sich gewöhnlich als die „Söhne des Drachens“ und „Schlangen“ bezeichneten; damit werden die Lehren der Geheimlehre untermauert.

Es gab zahlreiche Katakomben in Ägypten und Chaldäa, einige davon waren sehr groß. Am berühmtesten waren die unterirdischen Krypten von Theben und Memphis. Erstere grenzten an das Westufer des Nils, erstreckten sich in die libysche Wüste und waren als Katakomben oder Korridore der Schlangen bekannt. Dort fanden die heiligen Mysterien des Kyklos-Anagkes statt, des „unvermeidlichen Zyklus“, allgemein bekannt als der „Zyklus der Notwendigkeit“; das unerbittliche Los, dem alle Seelen nach dem körperlichen Tod folgen müssen, nachdem sie im Reich der Amenti gerichtet wurden.

In de Bourbourgs Buch beschreibt der mexikanische Halbgott Votan im Bericht über seine Expedition einen Gang im Erdreich, der unterirdisch verlief und an der Wurzel der Himmel endete, und er fügt hinzu, dieser Gang sei ein Schlangenloch gewesen, „un agujero de culebra“; und dass ihm Zugang gewährt wurde, weil er selbst „ein Sohn der Schlangen“ war oder eine Schlange (Movers, „Die Phönizier“, S. 70).

Das ist in der Tat sehr bedeutsam; denn seine Beschreibung des Schlangen­lochs ist die einer alten ägyptischen Krypta, wie oben erwähnt. Ferner bezeichneten sich ägyptische und auch babylonische Hierophanten in der Zeit der Mysterien allgemein [SD # 380] als „Söhne des Schlangen-Gottes“ oder „Söhne des Drachens“.

„Der assyrische Priester trug immer den Namen seines Gottes“, sagt Movers. Die Druiden der keltisch-britannischen Regionen nannten sich ebenfalls Schlangen. „Ich bin eine Schlange, ich bin ein Druide“, riefen sie aus. Das ägyptische Karnak ist der Zwillingsbruder des Carnac der Bretagne, und das letztere Carnac bedeutet Schlangenberg. Einstmals bedeckten die Dracontia die Oberfläche der Erde, und diese Tempel waren dem Drachen lediglich aus dem einen Grund geweiht, weil er das Symbol der Sonne darstellte, die ihrerseits wiederum das Symbol des höchsten Gottes war – des phönizischen Elon oder Elion, den Abraham als El Elyon würdigte.441 Abgesehen von dem Beinamen der Schlange wurden sie auch als „Bildner“ oder „Architekten“ bezeichnet; denn ihre Tempel und Monumente wiesen eine derartige Größe auf, dass ihre zu Staub verfallenen Überreste selbst heute noch „furchteinflößend sind für die mathematischen Berechnungen unserer modernen Ingenieure“, wie Taliesin sagt.442

De Bourbourg deutet an, dass die Oberhäupter namens Votan, des Quetzalcoatl oder des Schlangengottes der Mexikaner Nachfahren von Ham und Kanaan sind. „Ich bin Hivim“, sagen sie. „Da ich ein Hivim bin, gehöre ich zu dem großen Geschlecht des Drachens (der Schlange). Ich bin selbst eine Schlange, denn ich bin ein Hivim.“ („Cartas“, 51; „Isis Unveiled“, Bd. 1, S. 553, et seq.)

Ferner wird gezeigt, dass sich der „Krieg im Himmel“ unter anderem auf die dem Kandidaten für die Adeptschaft bevorstehenden schrecklichen Kämpfe zwischen ihm selbst und seinen (durch Magie) personifizierten menschlichen Leidenschaften bezog, in welchen der erleuchtete innere Mensch sie entweder töten oder scheitern musste. Da er alle Versuchungen glücklich überwunden hatte, wurde er im ersteren Fall zu einem „Drachentöter“; und zu einem „Sohn der Schlange“ und selbst zu einer Schlange, da er seine alte Haut abgeworfen hatte und in einem neuen Körper geboren worden war und so in der Ewigkeit zu einem Sohn der Weisheit und Unsterblichkeit (siehe Teil II über den satanischen Mythos).

Seth, der angebliche Urvater Israels, ist lediglich eine jüdische Posse auf Hermes, den Gott der Weisheit, auch Thoth, Tat, Seth, Set und Satan genannt. Er ist auch Typhon – derselbe wie Apophis, der von Horus erschlagene Drache; denn Typhon wurde auch Seth genannt. Er ist lediglich die dunkle Seite seines Bruders Osiris, so wie Angra Mainyu der schwarze Schatten Ahura-Mazdas ist. Auf die Erde bezogen standen alle diese Allegorien im Zusammenhang mit den Prüfungen der Adeptschaft und Initiation. Astronomisch bezogen sie sich auf die Sonnen- und Mondfinsternisse, deren mythische Erklärungen wir bis zum heutigen Tag in Indien und Ceylon finden, wo jeder die allegorischen Erzählungen und Überlieferungen studieren kann, die sich viele Jahrtausende lang nicht veränderten.

[SD # 381] Rahu ist mythologisch ein Daitya – ein Riese, ein Halbgott, dessen untere Körperhälfte in einem Drachen- oder Schlangenschwanz endete. Während des Butterns des Ozeans, als die Götter das Amrita herstellten – das Wasser der Unsterblichkeit – stahl er etwas davon, und indem er es trank, wurde er unsterblich. Sonne und Mond, die seinen Diebstahl bemerkten, klagten ihn vor Vishnu an, welcher ihn in den Sternenraum versetzte, wobei der obere Teil seines Körpers des Haupt des Drachens und der untere (Ketu) den Drachenschwanz repräsentiert; die beiden Teile sind der aufsteigende und der absteigende Knoten. Seither übt Rahu Rache an Sonne und Mond, indem er sie gelegentlich verschlingt. Doch diese Fabel hatte noch eine weitere mystische Bedeutung, denn Rahu, das Drachenhaupt, spielte eine führende Rolle in den Mysterien der Sonnen- (Vikarttana-) Initiation, wo der Kandidat mit dem Drachen einen entscheidenden Kampf bestehen musste.

Die Höhlen der Rishis, die Wohnungen von Teiresias und der griechischen Seher, waren denen der Nagas nachgebildet – der indischen Königsschlangen, die in Felsenhöhlen unter der Erde wohnten. Von Shesha, der tausendköpfigen Schlange, auf der Vishnu ruht, bis herab zum Python, dem Drachen-Schlangenorakel, deuten alle auf die geheime Bedeutung des Mythos hin. In Indien finden wir die Tatsache in den frühesten Puranas erwähnt. Die Kinder Surasas sind die „mächtigen Drachen“. Das Vayu-Purana ersetzt die „Surasa“ (des Vishnu-Puranas) durch die Danayas oder Danavas – die Nachkommen Danus durch den weisen Kashyapa – und da diese Danavas gegen die Götter kämpfende Riesen (oder Titanen) waren, erwiesen sie sich dadurch als identisch mit den „Drachen“ und „Schlangen“ der Weisheit.

Beim Vergleich der Sonnengötter aller Länder wird erkennbar, dass ihre Allegorien vollkommen miteinander übereinstimmen; und je okkulter ein allegorisches Symbol ist, desto genauer stimmt sein entsprechendes Symbol in anderen Systemen mit ihm überein. Wenn wir also aus drei Systemen, die sich äußerlich stark voneinander unterscheiden – dem alten arischen, dem altgriechischen und dem modernen christlichen Schema – mehrere Sonnengötter und Drachen nach dem Zufallsprinzip auswählen, werden wir feststellen, dass diese voneinander kopiert wurden.

Nehmen wir den Feuergott Agni, das Firmament Indra und von den Hindus Kartikeya; den griechischen Apollo; und Michael, den „Engel der Sonne“, den Ersten der Äonen, von den Gnostikern der „Heiland“ genannt – und gehen der Reihe nach vor.

(1) Agni – der Feuergott – wird im Rigveda Vaishvanara genannt. Nun ist Vaishvanara ein Danava – ein Riesen-Dämon,443 dessen Töchter Puloma und Kalaka durch [SD # 382] Kashyapa zu den Müttern zahlloser Danavas (30 Millionen) wurden,444 und sie leben in Hiranyapura, der in der Luft schwebenden „Goldenen Stadt“. Als Sohn Kashyapas ist Indra deshalb gewissermaßen der Stiefsohn dieser beiden; und Kashyapa ist in diesem Sinn identisch mit Agni, dem Feuergott oder der Sonne (Kashyapa-Aditya). Zu derselben Gruppe gehört Skanda oder Kartikeya (der Kriegsgott, astronomisch der sechsgesichtige Planet Mars), ein Kumara oder jungfräulicher Jüngling, durch Agni445 geboren zum Zweck der Vernichtung Tarakas, eines Danavadämons, durch seinen Sohn Hiranyaksha ein Enkel Kashyapas.446 Tarakas Yogabußen waren so außerordentlich, dass sie für die Götter bedrohlich wurden, die einen solch mächtigen Nebenbuhler fürchteten.447 Während Indra, der strahlende Gott des Firmaments, den Schlangendämonen Vritra (oder Ahi) tötet – weshalb er Vritra-han genannt wird, „Vernichter Vritras“; er führt auch die Deva-Scharen (Engel oder Götter) gegen andere Götter, die sich gegen Brahmâ auflehnen, wofür er den Beinamen Jishnu erhält, „Führer der Himmlischen Schar“. Es erweist sich, dass Kartikeya dieselben Titel innehat. Da er Taraka tötete, den Danava, ist er Taraka-jit, der „Bezwinger Tarakas“,448Kumara Guha“, der „geheimnisvolle jungfräuliche Jüngling“, „Siddha-sena“ – „Führer der Siddhas“; und Shaktidhara – „Speerträger“.

(2) Nun ist durch den Vergleich der über Apollo vorhandenen mythischen Berichte zu prüfen, ob der griechische Sonnengott nicht sowohl [SD # 383] Indra als auch Kartikeya und selbst Kashyapa-Aditya entspricht und gleichzeitig Michael (als der engelhaften Form Jehovahs), dem „Engel der Sonne“, der „gleich“ und „eins mit Gott“ ist. Spätere raffinierte Auslegungen für monotheistische Zwecke, auch wenn sie zu nicht zu hinterfragenden kirchlichen Dogmen erhoben wurden, beweisen nichts, außer vielleicht den Missbrauch menschlicher Autorität und Macht.

Apollo ist Helios (die Sonne), Phoibos-Apollo („das Licht des Lebens und der Welt“449), der sich aus der mit goldenen Schwingen besetzten Schale (der Sonne) erhebt. Somit ist er der Sonnengott par excellence. Im Augenblick seiner Geburt verlangt er seinen Bogen, um Python, den Drachendämonen, zu töten, der vor seiner Geburt seine Mutter angriff450 und den zu vernichten er den göttlichen Auftrag hat – wie Kartikeya, der zu dem Zweck geboren wird, Taraka zu töten, den allzu heiligen und weisen Dämonen. Apollo wird auf einer siderischen Insel namens Asteria geboren – der „goldenen Sterneninsel“, der „in der Luft schwebenden Erde“, was dem goldenen Hiranyapura Indiens entspricht; „er wird der Reine genannt, ἁγνὸς, Agnus Dei“ (der indische Agni, wie Dr. Kenealy meint), und in dem ursprünglichen Mythos ist er frei „von aller sinnlichen Liebe“ („The Book of God“, S. 88). Er ist daher ein Kumara, wie Kartikeya es war und auch Indra in seinem früheren Leben und seinen früheren Biografien. Außerdem verbindet Python, der „Rote Drache“, Apollo mit Michael, der mit dem apokalyptischen Drachen kämpft, welcher die gebärende Frau (siehe Offenbarung 12) zu überfallen versucht, so wie Python Apollos Mutter angreift. Kann es irgendjemand versäumen, die Übereinstimmung zu erkennen? Hätte der sehr ehrenwerte W. E. Gladstone, der auf seine griechische Gelehrsamkeit und sein Verständnis des Geistes von Homers Allegorien stolz ist, jemals eine wirkliche Ahnung von der esoterischen Bedeutung der Ilias und der Odyssee gehabt, hätte er die „Offenbarung“ des Johannes und sogar den Pentateuch besser verstanden als es der Fall ist. Denn über Hermes, Bel und Homer führt der Weg zur Bibel, und der Weg zu den Letzteren durch die indischen und chaldäischen religiösen Symbole.

Im 12. Kapitel der Offenbarung des Johannes ist diese archaische Überlieferung wiedergegeben, und sie stammt zweifellos von den babylonischen Legenden ab, wenn die babylonische Geschichte auch ihrerseits ihren Ursprung in den Allegorien der Arier nahm. Das von dem verstorbenen George Smith gelesene Fragment (siehe „The Chaldean account of Genesis“, S. 304) reicht aus, um die Quelle dieses 12. Kapitels der Apokalypse aufzudecken. Der hervorragende Assyriologe schreibt hierzu:

„Unser . . . Fragment bezieht sich auf die Schöpfung der Menschheit, Adam genannt; wie (der Mensch) der Bibel wurde er vollkommen erschaffen . . . später jedoch vereinigt er sich [SD # 384] mit dem Drachen der Tiefe, dem Tier Tiamat, dem Geist des Chaos, und vergeht sich gegen seinen Gott, der ihn verflucht und alle Übel und Mühsale der Menschheit auf sein Haupt legt.451

Darauf folgt ein Kampf zwischen dem Drachen und den Kräften des Bösen oder des Chaos auf der einen Seite und den Göttern auf der anderen.

Die Götter verfügen über für sie geschmiedete Waffen,452 und Merodach (der Erzengel Michael in der Offenbarung) unternimmt es, die Himmlische Schar gegen den Drachen zu führen. Der Krieg, der geistreich beschrieben wird, endet natürlich mit dem Sieg der Prinzipien des Guten. . . . .“453

Dieser Krieg der Götter mit den Mächten der Tiefe bezieht sich in seiner letzten und irdischen Anwendung auch auf den Kampf zwischen den arischen Adepten der entstehenden fünften Rasse und den Zauberern von Atlantis, den Dämonen der Tiefe, den von Wasser umgebenen Bewohnern der in den Fluten versunkenen Inseln (siehe die letzten Seiten von Band 1, „Isis Unveiled“, Atlantis).

Die Symbole der Drachen und des „Krieges im Himmel“ haben, wie bereits festgestellt, mehr als eine Bedeutung; eine gemeinsame Allegorie umfasst religiöse, astronomische und geologische Ereignisse. Aber sie hatten auch eine kosmologische Bedeutung. In Indien stellen die Kämpfe zwischen Indra und Vritra eine der Versionen der Erzählung über den Drachen dar. In den Veden wird dieser Ahi-Vritra als der Dämon der Dürre bezeichnet, des schrecklichen heißen Windes. Indra wird so dargestellt, als befände er sich ständig im Krieg mit ihm; und mit Hilfe seines Donners und Blitzes zwingt der Gott Ahi-Vritra, im Regen auf die Erde herab zu strömen und erschlägt ihn alsbald. Daher wird Indra Vritra-han oder „Töter Vritras“ genannt, so wie Michael als Bezwinger und „Drachentöter“ bezeichnet wird. Diese beiden „Feinde“ sind dann der in die Tiefen der Erde geworfene Drache, in diesem einen Sinn.

Die Amshaspands der Zend Avesta sind eine Schar mit einem dem Hl. Michael gleichenden Führer über ihnen und scheinen mit den himmlischen Legionen übereinzustimmen, wenn man den Vendidad liest. So wird Zarathustra in Fargard“, XIX, ii 13 (42) von Ahura-Mazda aufgetragen, „die Amschaspends anzurufen, die über die sieben Keshvar454 der Erde herrschen“; diese Keshvar beziehen sich in ihren sieben [SD # 385] Anwendungen gleichermaßen auf die sieben Sphären unserer Planetenkette, auf die sieben Planeten, die sieben Himmel etc., je nachdem ob sie sich sinngemäß auf eine physische, überirdische oder einfach eine siderische Welt beziehen. Im selben Fargard (II und III) wendet sich Zarathustra in seiner Anrufung gegen Angra Mainyu und seine Schar mit den folgenden Worten an sie: „Ich rufe die sieben hellen Sravah mit ihren Söhnen und ihren Herden an.“ (42 Vendidad Sadah)“. Die „Sravah“ – ein Wort, das die Orientalisten als „von unbekannter Bedeutung“ aufgegeben haben – bedeutet dieselben Amshaspands, jedoch in ihrer höchsten okkulten Bedeutung. Die „Sravah“ sind die Noumena der phänomenalen Amshaspands, die Seelen oder Geister dieser manifestierten Kräfte; und „ihre Söhne und ihre Herden“ bezieht sich auf die Planetenengel und auf ihre siderischen Herden von Sternen und Konstellationen. „Amschaspend“ ist der lediglich in irdischen Zusammenhängen und Angelegenheiten verwendete exoterische Ausdruck – Zarathustra spricht Ahura-Mazda beständig an als „Du, Schöpfer der materiellen Welt“. Ormazd ist der Vater unserer Erde (Spenta Armaiti), die, wenn sie personifiziert wird, als „die schöne Tochter Ahura-Mazdas“ („Fargard“, XIX, ii) bezeichnet wird; er ist auch der Schöpfer des Baumes (der okkulten und spirituellen Erkenntnis und Weisheit), von dem das mystische und geheimnisvolle Barsom gewonnen wird. Der okkulte Name des hellen Gottes wurde jedoch außerhalb des Tempels niemals ausgesprochen.

Der Name des „Roten Drachens“ ist Samuel oder Satan, die verführerische Schlange der Genesis und einer der ursprünglichen, sich auflehnenden Engel. Er ist der Todesengel, denn der Talmud sagt, „der Todesengel und Satan sind dasselbe“. Er wird von Michael getötet, und dann noch einmal vom Hl. Georg, der ebenfalls ein Drachentöter ist; doch man beachte die Verwandlungen davon. Samuel ist identisch mit dem Samum, dem heißen Wüstenwind, oder wiederum als Vritra mit dem vedischen Dürredämonen; „Samum wird Atabutos genannt“ oder – Diabolos, der Teufel.

Typhon oder der Drache Apophis – der Ankläger des „Totenbuchs“ – wird von Horus besiegt, der das Haupt seines Gegners mit einem Speer durchbohrt; und Typhon ist der alles zerstörende Wüstenwind, das aufrührerische Element, das alles durcheinander wirft. Als Set ist er die nächtliche Finsternis, der Mörder von Osiris, welcher das Tageslicht und die Sonne ist. Die Archäologie beweist, dass Horus identisch ist mit Anubis,455 dessen Bildnis auf einem ägyptischen Denkmal mit Harnisch und Speer entdeckt wurde, wie Michael und der Hl. Georg. Auch Anubis wird [SD # 386] einen Drachen tötend dargestellt, der das Haupt und den Schwanz einer Schlange hat (siehe Lenoirs „Du Dragon de Metz“).

Kosmologisch stellen alle von ihren „Jägern“ besiegten Drachen und Schlangen ursprünglich die turbulent verwirrten Prinzipien im Chaos dar, die von den Sonnengöttern oder schöpferischen Kräften in eine Ordnung überführt werden. Im „Totenbuch“ werden diese Prinzipien die „Söhne der Rebellion“ genannt (siehe auch „Panthéon égypt.“, S. 20, 23). „In jener Nacht ruft der Unterdrücker, der Mörder von Osiris, auch als die täuschende Schlange bezeichnet (Vers 54) . . . . die Söhne der Rebellion in der Luft, und wenn sie im Osten der Himmel ankommen, beginnt der Krieg im Himmel und in der gesamten Welt.“ (V. 49, „Totenbuch“ xvii)

In den skandinavischen Eddas wird derselbe Mythos wiedergegeben mit dem „Kampf“ zwischen den Asen und den Hrimthursen (Frostriesen) sowie mit dem Kampf Asathors mit den Jöten, den Schlangen und Drachen und dem „Wolf“, der aus der „Finsternis“ kommt. Die „bösen Geister“,456 die anfangs lediglich die Embleme des Chaos waren, wurden vom Aberglauben des gemeinen Volkes solange vergöttert, bis sie schließlich in den angeblich zivilisiertesten und gelehrtesten Rassen dieses Globus – vermeintlich seit ihrer Erschaffung – das Bürgerrecht gewannen und bei den Christen zu einem Dogma wurden. Wie George Smith sagt: „Die bösen Prinzipien (Geister), Embleme des Chaos“ (in Chaldäa und Assyrien, sowie in Ägypten, wie wir sehen), . . „widerstehen dieser Veränderung und führen Krieg gegen den Mond, den ältesten Sohn Bels, und sie ziehen die Sonne, die Venus und den atmosphärischen Gott Vul auf ihre Seite („Assyrian Discoveries“, S. 403). Das ist lediglich eine weitere Lesart des indischen „Krieges im Himmel“ zwischen Soma, dem Mond, und den Göttern – Indra ist der atmosphärische Vul; was deutlich zeigt, dass es sich sowohl um eine kosmogonische als auch um eine astronomische Allegorie handelt, die mit der frühesten in den Mysterien gelehrten Theogonie verwoben und von ihr hergeleitet ist.

In den religiösen Lehren der Gnostiker können wir die wirkliche Bedeutung des Drachens, der Schlange, des Bocks und all jener Symbole von Kräften, die heute als böse betrachtet werden, am klarsten erkennen; denn sie waren es, die die esoterische Natur des jüdischen Stellvertreters für Ain Soph in ihren Lehren veröffentlichten. Die Rabbiner verheimlichten seine wahre Bedeutung, während die Christen bis auf wenige Ausnahmen nichts darüber wussten. Gewiss würde Jesus von Nazareth schwerlich seinen Aposteln geraten haben, sich als so weise zu erweisen wie die Schlange, wäre Letztere ein Symbol des Bösen gewesen, noch hätten die Ophiten, die gelehrten ägyptischen Gnostiker der „Bruderschaft der Schlange“, in ihren Zeremonien eine lebendige Schlange als das Emblem der Weisheit, der göttlichen Sophia (und als einen Typus des Allguten, nicht des Allbösen) verehrt, wäre dieses Reptil so eng mit Satan verbunden gewesen. Tatsache ist, dass sie selbst als gewöhnliche Schlange immer ein doppeltes Symbol darstellte; und [SD # 387] als Drache niemals etwas anderes gewesen ist als ein Symbol der manifestierten Gottheit in ihrer großen Weisheit. Der Draco Volans, der fliegende Drache der frühen Maler, mag eine übertriebene Abbildung des wirklichen, ausgestorbenen vorsintflutlichen Tieres sein, und wer den okkulten Lehren vertraut, glaubt an die Existenz derartiger Geschöpfe wie fliegender Drachen oder einer Art von Pterodaktylus in der alten Zeit, und dass diese riesigen geflügelten Eidechsen als Prototypen für den Seraphen von Moses und seine große, eherne Schlange dienten.457 Früher verehrten die Juden letzteres Idol selbst, aber nach den von Hiskija zustande gebrachten religiösen Reformen änderten sie ihre Meinung und bezeichneten das Symbol des großen oder höheren Gottes aller anderen Nationen – einen Teufel, und ihren eigenen Usurpator – den „Einen Gott“.458

Der Benennung Sa’tan, im Hebräischen Sâtân, „ein Widersacher“ (von dem Zeitwort shatana, „feindlich sein“, verfolgen) gebührt von Rechts wegen dem ersten und grausamsten „Widersacher aller anderen Götter“ – Jehovah, und nicht der Schlange, die nur Worte des Mitgefühls und der Weisheit sprach und im schlimmsten Fall, selbst im Dogma, der „Widersacher des Menschen“ ist. Dieses Dogma, wie es auf das dritte Kapitel der Genesis begründet wird, ist ebenso unlogisch und ungerecht wie paradox. Denn wer hat zuerst diese ursprüngliche und von da an allgemeine Versucherin des Menschen erschaffen – die Frau? Ganz bestimmt nicht die Schlange, sondern „Gott, der Herr“ selbst. Er schuf die Frau mit den Worten: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei“ – und „er brachte sie zu dem Menschen“. (Gen 2,18-22). Wenn der unangenehme kleine Zwischenfall wirklich als „Erbsünde“ zu betrachten war und noch ist, stellt er die göttliche Vorsehung des Schöpfers tatsächlich in einem armseligen Licht dar. Für den ersten Adam (aus Kapitel 1) wäre es viel besser gewesen, entweder „männlich und weiblich“ „oder „allein“ gelassen worden zu sein. Offenbar war Gott allein die wirkliche Ursache all des Unheils, der „Agent Provocateur“ und die Schlange – lediglich der Prototyp Asasels, des „Sündenbocks für die Sünde (des Gottes) von Israel“, wobei der arme Tragos die Buße für seines Meisters und Schöpfers Fehltritt zahlen muss. Das wendet sich natürlich nur an diejenigen, welche die Anfangsereignisse des Menschheitsdramas in der Genesis im Sinne des toten Buchstabens verstehen. Wer sie esoterisch liest, ist nicht auf fantasievolle [SD # 388] Spekulationen und Hypothesen beschränkt; sie wissen, wie sie die darin enthaltene Symbolik lesen müssen und können sich nicht irren.

Es ist gegenwärtig nicht notwendig, die mystische und mannigfaltige Bedeutung des Namens Jehovah in seinem abstrakten Sinn zu berühren, der von der Gottheit unabhängig ist, die fälschlicherweise mit diesem Namen benannt wurde. Es war eine absichtlich von den Rabbinern geschaffene Maske, ein Mysterium, das sie mit zehnfacher Sorgfalt bewahrten, nachdem die Christen sie dieses Gottesnamens beraubt hatten, der ihr Eigentum war.459 Folgendes muss jetzt jedoch gesagt werden. Die in den ersten vier Kapiteln der Genesis verschiedentlich als „Gott“, „Gott, der Herr“ und als der „Herr“ schlechthin bezeichnete Persönlichkeit ist nicht ein und dieselbe Person; und ganz bestimmt ist sie nicht Jehovah. In der Kabbala gibt es drei verschiedene Klassen oder Gruppen von Elohim, die als Sephiroth bezeichnet werden. Jehovah erscheint lediglich im vierten Kapitel, in dessen erstem Vers er Kain genannt wird, und im letzten wird er in die Menschheit verwandelt – männlich und weiblich, Jah-veh.460 Die „Schlange“ ist außerdem nicht Satan, sondern der helle Engel, einer der Elohim, in Glanz und Herrlichkeit gekleidet, der der Frau versprach, dass sie „nicht sterben würde“, wenn sie von der verbotenen Frucht esse, und sein Versprechen hielt, indem er den Menschen in seiner unvergänglichen Natur unsterblich machte. Er ist der Iao der Mysterien, das Haupt der androgynen Schöpfer der Menschen. Kapitel 3 beschreibt (esoterisch), wie der die Wahrnehmungen des nach dem Bild der „gebeinlosen“ Götter erschaffene Engelsmensch verhüllende Schleier der Unwissenheit gelüftet wurde und sein Bewusstsein für seine wahre Natur erwachte; damit lässt er den hellen Engel (Luzifer) so erscheinen, als würde er die Unsterblichkeit verleihen und als wäre er der „Erleuchter“; der wirkliche Fall in Zeugung und Materie muss im Kapitel 4 gesucht werden. Dort erschafft Jehovah-Kain, der männliche Teil des dualen Menschen Adam, nachdem er sich von Eva getrennt hat, in ihr „Abel“, die erste natürliche Frau,461 und vergießt jungfräuliches Blut. Nachdem der erste Vers (des 4. Kapitels der Genesis) im ursprünglichen hebräischen Text nun korrekt gelesen wurde und sich damit herausstellte, dass Kain derselbe ist wie Jehovah; und weil die Rabbiner lehren: „Kin (Kain), der Böse, war durch Samuel, den Teufel, der die Stelle Adams einnahm, der Sohn Evas“; und weil der Talmud hinzufügt, dass „der böse Geist, Satan und Samuel, der Engel des Todes, derselbe sind („Bavah Bathra“, 16a) – ist es leicht nachvollziehbar, dass Jehovah (Menschheit oder „Jah-hovah“) und Satan (daher die versuchende Schlange) [SD # 389] in jeder Einzelheit ein und dasselbe sind. Es gibt keinen Teufel, nichts Böses außerhalb der Menschheit, das einen Teufel hervorbringen könnte. Das Böse ist eine Notwendigkeit im manifestierten Universum und eine seiner Stützen. Es ist eine Notwendigkeit für den Fortschritt und die Evolution, so wie die Nacht notwendig ist für das Entstehen des Tages und der Tod für das des Lebens – damit der Mensch ewig leben kann.

Satan repräsentiert metaphysisch lediglich das Gegenteil oder das polare Gegenüber von allem in der Natur.462 Er ist der „Widersacher“, allegorisch der „Mörder“ und der große Feind von allem, weil es nichts im ganzen Universum gibt, das nicht zwei Seiten hätte – die Kehrseite derselben Medaille. In diesem Fall können aber Licht, Güte, Schönheit etc. ebenso zutreffend als Satan bezeichnet werden wie der Teufel, da sie die Widersacher von Dunkelheit, Bosheit und Hässlichkeit sind. Und nun wird die Philosophie und die Beweggründe gewisser frühchristlicher, als häretisch bezeichneter Sekten besser verständlich. Wir können verstehen wie es dazu kam, dass die Sekte der Satanianer erniedrigt und ohne jede Hoffnung auf eine zukünftige Ehrenrettung verbannt wurde, da sie ihre Lehrsätze geheim hielt. Wie es nach demselben Prinzip dazu kam, dass die Kainiten erniedrigt wurden und ebenso die (Judas) Ischarioten, nachdem der wahre Charakter des verräterischen Apostels vor dem Richterstuhl der Menschheit niemals korrekt dargestellt worden ist.

In unmittelbarer Konsequenz davon werden auch die Lehrsätze der gnostischen Sekten klar. Jede dieser Sekten war von einem Initiierten gegründet worden, und ihre Lehrsätze gründeten auf einer korrekten Kenntnis der Symbolik jeder Nation. So wird verständlich, warum Ildabaoth von den meisten von ihnen als der Gott des Moses betrachtet und für einen stolzen, ehrgeizigen und unreinen Geist gehalten wurde, der seine Macht dazu missbrauchte, sich die Stelle des höchsten Gottes anzumaßen, obwohl er nicht besser und in einigen Beziehungen sogar viel schlechter war als seine Brüder Elohim; Letztere repräsentierten lediglich die allumfassende manifestierte Gottheit in ihrer Gesamtheit, da sie die erste Differenzierung der ursprünglichen kosmischen Substanz für die Schöpfung des phänomenalen Universums gestalteten. Daher wurde Jehovah von den Gnostikern sowohl als der Schöpfer von Ophiomorphos, der Schlange, dem Satan oder dem Bösen angesehen als auch als eins mit ihm (siehe „Isis Unveiled“, Bd. II, S. 184). Sie lehrten, Iurbo und Adonai seien „Namen Iao-Jehovahs, der eine Emanation Ildaboaths ist“ („Codex Nazaraeus“); (siehe Teil II, „Die gefallenen Engel“). Das lief darauf hinaus, dass sie in ihrer eigenen Sprache dasselbe formulierten, was die Rabbiner auf eine stärker verhüllte Art zum Ausdruck brachten, indem sie sagten: „Kain wurde von Samuel oder Satan hervorgebracht.“

[SD # 390] In allen alten Systemen werden die gefallenen Engel zu den Prototypen der gefallenen Menschen gemacht – allegorisch, und sie sind diese Menschen selbst – esoterisch. So wurden die Elohim von der Stunde der Schöpfung an die „Beni-Elohim“, die Söhne Gottes, zu denen in den semitischen Überlieferungen Satan gehört. Burnouf zufolge endet der Krieg im Himmel zwischen Thraetaona und Azhi Dahaka, der zerstörerischen Schlange, auf der Erde, und zwar in der Schlacht der frommen Männer gegen die Macht des Bösen, „der Iraner gegen die arischen Brahmanen Indiens“. Und der Streit der Götter mit den Asuras wiederholt sich in dem Großen Krieg – dem Mahabharata. In der spätesten Religion von allen, dem Christentum, wurden sämtliche Kämpfer, Götter und Dämonen, die Widersacher in beiden Lagern, in Drachen und Satane verwandelt – einfach um das personifizierte Böse mit der Schlange der Genesis in Verbindung bringen und so das neue Dogma beweisen zu können.463

 

Noah war ein Kabir, also muss er ein Dämon gewesen sein

Es ist kaum von Belang, ob es Isis oder Ceres – die „Kabirien“ – oder wiederum die Kabiren waren, die den Menschen den Ackerbau lehrten. Aber es ist sehr wichtig, Fanatiker daran zu hindern, sämtliche Tatsachen in Geschichte und Legende zu monopolisieren und ihre Entstellungen der Wahrheit, Geschichte und Legende einem einzelnen Menschen zuzuschreiben. Noah ist entweder zusammen mit allen anderen ein Mythos oder seine Legende gründete sich auf der kabirischen oder titanischen Überlieferung, wie sie in Samothraki gelehrt wurde; weder Juden noch Christen haben deshalb einen Anspruch darauf, ihn zu monopolisieren. Wenn, wie Faber mit einem derartigen Aufwand von Gelehrsamkeit und Forschung zu beweisen suchte, Noah ein Atlantier und ein Titan ist und die Kabiren oder frommen Titanen seine Familie sind etc. – dann bricht die biblische Chronologie unter ihrer eigenen Last zusammen, und zusammen mit ihr alle Patriarchen – die vorsintflutlichen und voratlantischen Titanen. Wie jetzt entdeckt und bewiesen wurde, ist Kain Mars, der Gott der Kraft und Zeugung und des ersten (geschlechtlichen) Blutvergießens.464 Tubal-Kain ist ein Kabire, „ein Lehrer für jeden Handwerker in Bezug auf Erz und Eisen“, oder – wenn es besser gefällt – er ist eins mit Hephaistos oder Vulkan; Jabal wurde von den Kabiren entlehnt, den Unterweisern im Landbau, „solche, die Rinder halten“, und Jubal ist „der Vater all jener, welche die Harfe spielen“, er, oder sie, welche die Harfe für Kronos anfertigten und den Dreizack für Poseidon.465

[SD # 391] Die Geschichte oder die „Fabeln“ über die geheimnisvollen Telchinen – jede Einzelne davon gibt die archaischen Ereignisse unserer esoterischen Lehren wieder – liefern uns einen Schlüssel zu dem Ursprung von Kains Genealogie (Genesis 3); sie geben den Grund an, warum die römisch-katholische Kirche „das verfluchte Blut“ von Kain und Ham mit Zauberei identifiziert und für die Sintflut verantwortlich macht. Waren nicht die Telchinen – so wird argumentiert – die geheimnisvollen Hüttenleute von Rhodos; welche als Erste den Götter Statuen errichteten, sie mit Waffen versahen, und Menschen mit magischen Fertigkeiten? Und wurden nicht sie auf Befehl von Zeus von einer Flut vernichtet wie die Kainiten auf den Befehl Jehovahs?

Die Telchinen sind lediglich eine andere Form der Kabiren und Titanen. Sie sind auch die Atlantier. Decharme sagt: „Wie Limnos und Samothraki ist Rhodos, die Geburtsstätte der Telchinen, eine Insel vulkanischen Ursprungs.“ („Genii of Fire“, S. 271) Die Insel Rhodos erhob sich plötzlich aus dem Meer, nachdem sie zuvor vom Ozean verschlungen worden war, sagen die Überlieferungen. Samothraki (der Kabiren) gleich ist sie im Gedächtnis der Menschen mit den Flutlegenden verknüpft. Da jedoch genug über dieses Thema gesagt worden ist, können wir es momentan darauf beruhen lassen.

Wir können aber noch ein paar Worte über Noah in der einen oder anderen Gestalt hinzufügen, den jüdischen Vertreter fast aller heidnischen Götter. Die homerischen Gesänge enthalten in poetischer Form sämtliche späteren Fabeln über die Patriarchen, die allesamt siderische, kosmische und numerische Symbole und Zeichen darstellen. Der Versuch, die beiden Genealogien – von Seth und Kain466 – voneinander zu trennen, und der weitere, ebenso fruchtlose Versuch, sie als wirkliche, historische Menschen nachzuweisen, hat nur zu noch eingehenderen Untersuchungen über die Geschichte der Vergangenheit und zu Entdeckungen geführt, die der angeblichen Offenbarung für immer schadeten. Indem z. B. die Identität von Noah und Melchisedek festgestellt wurde, war damit auch die weitere Identität Melchisedeks oder Vater Sadiks mit Kronos-Saturn bewiesen.

Dass dem so ist, kann leicht gezeigt werden. Es wird von keinem der christlichen Schriftsteller bestritten. Bryant (siehe „A New System, Or, An Analysis of Antient Mythology“, Vol. III, S. 342 f.) stimmt mit jenen überein, die der Meinung sind, dass Sydik oder Sadik der Patriarch Noah war (wie auch Melchisedek); und dass [SD # 392] Sadik, der Name, mit dem er bezeichnet wird, dem ihm in Genesis 6,9 zugeschriebenen Charakter entspricht. „Er war הידצ, Sadik, ein gerechter Mann und in seiner Generation vollkommen. Alle Wissenschaften und nützlichen Künste wurden ihm zugeschrieben und durch seine Söhne der Nachwelt übermittelt.“ (Siehe „The Cyclopædia“ von Abraham Rees, F. R. S.)

Nun ist es Sanchuniathon, der der Welt mitteilt, dass die Kabiren die Söhne Sadiks oder Zedeks (Melchisedeks) waren. Nachdem diese Mitteilung durch Eusebius („Praeparatio Evangelica“) zu uns herabgekommen ist, muss sie tatsächlich mit einem gewissen Misstrauen betrachtet werden, da es mehr als wahrscheinlich ist, dass er mit Sanchuniathons Werken genauso umgegangen ist wie mit Manethos synchronistischen Tafeln. Aber nehmen wir an, die Übereinstimmung von Sydik, Kronos oder Saturn mit Noah und Melchisedek beruhe auf einer der frommen Hypothesen von Eusebius. Akzeptieren wir sie als eine solche zusammen mit Noahs Charakter eines gerechten Mannes und sein angebliches Gegenstück, den geheimnisvollen Melchisedek, König von Salem und Priester des höchsten Gottes nach „seiner eigenen Ordnung“ (siehe Hebräer 5,6 und 7,1 ff.). Und nachdem wir schließlich gesehen haben, was sie alle spirituell, astronomisch, psychisch und kosmisch waren, betrachten wir jetzt, was Rabbiner und Kabbalisten aus ihnen machten.

Bei der Besprechung von Adam, Kain, Mars etc. als Personifikationen finden wir den Verfasser der „Source of Measures“, wie er unsere esoterischen Lehren in seinen kabbalistischen Untersuchungen verkündet. So sagt er:

„Nun war Mars der Herr der Geburt und des Todes, der Zeugung und Zerstörung, des Pflügens, Bauens, der Bildhauerei oder des Steinmetzes, der Architektur, . . . . kurz und gut von allen . . . . Künsten. Er war das Urprinzip, das sich in der Modifikation zweier Gegenpole für die Produktion auflöste. Astronomisch467 nahm er auch die Geburtsstätte des Tages und Jahres ein, die Stelle des Wachstums an Stärke, Widder, und gleichermaßen die Stelle seines Todes, Skorpion. Er hatte das Haus der Venus inne und auch das des Skorpions. Als Geburt war er gut; als Tod war er böse. Gut war er als Licht; böse war er als Nacht. Als gut war er Mann; als böse war er Frau. Er hatte die Kardinalpunkte inne, und als Kain oder Vulkan,468 als Pater Sadik oder Melchisadek war er der Herr der Ekliptik oder des [SD # 393] Gleichgewichts oder der Ausgleichslinie, und daher war er der Gerechte. Die Alten waren der Ansicht, es gäbe sieben Planeten oder große Götter, die aus dem achten hervorwuchsen, und Pater Sadik, der Gerechte oder Richtige, war der Herr des achten, der Mater Terra war („The Source of Measures“, S. 186-70).

Das stellt ihre Funktionen nach ihrer Degradierung ausreichend klar dar und stellt die Wesensgleichheit fest.

Nachdem gezeigt wurde, dass Noahs buchstabengetreu innerhalb der Zeiträume der biblischen Chronologie beschriebene Flut niemals geschah, muss die fromme, sehr willkürlich vermutete Flut des Bischofs Cumberland derselben nur noch in das Land der Poesie nachfolgen. In der Tat erscheint es jedem unparteiischen Beobachter ziemlich fantastisch, wenn ihm gesagt wird: „Es gab zwei verschiedene Rassen von Kabiren“, die erste bestand aus Ham und Mizraim, welche er als Jupiter und Dionysos von Mnaseas auffasst; die zweite „aus den Kindern von Schem, welche die Kabiren von Sanchoniatho sind, während ihr Vater Sydyk folgerichtig der Schem der Schrift ist“ (Append. de „Cabiris ap. Orig. Gent.“, S. 364, 376, und letztere Behauptung auf S. 357).

Die Kabiren, die „Mächtigen“, sind identisch mit unseren ursprünglichen Dhyan Chohans, mit den körperlichen und unkörperlichen Pitris und mit allen Herrschern und Lehrern der ursprünglichen Rassen, die als die Götter und Könige der göttlichen Dynastien bezeichnet werden.

Die ältesten persischen Überlieferungen über den
polaren und die versunkenen Kontinente

Sagenhafte Überlieferungen konnten die Tatsachen nicht so wirksam verzerren, dass ihre Form nicht mehr erkennbar gewesen wäre. Zwischen den Überlieferungen Ägyptens und Griechenlands auf der einen Seite und Persiens auf der anderen – einem Land, das mit den Ersteren immer im Krieg lag – besteht eine zu große Ähnlichkeit von Zahlen und Fakten, als dass eine solche Koinzidenz dem bloßen Zufall zugeschrieben werden könnte. Das wurde von Bailly gut bewiesen. Halten wir einen Augenblick inne, um diese Überlieferungen aus jeder zugänglichen Quelle zu untersuchen, um auf diese Weise die Überlieferungen der Magier mit den sogenannten griechischen „Fabeln“ zu vergleichen.

Diese Legenden sind heute in volkstümliche Erzählungen übergegangen, in den Sagenschatz Persiens, wie so manche wirkliche Erdichtung ihren Weg in unsere Weltgeschichte gefunden hat. Die Geschichten von König Arthur und seinen Rittern der Tafelrunde sind allem Anschein nach ebenfalls Märchen; und doch beruhen sie auf Tatsachen und gehören der Geschichte Englands an. Warum sollte nicht der Sagenschatz des Irans einen festen Bestandteil der Geschichte und der vorgeschichtlichen Ereignisse von Atlantis bilden? Jene Sagen erzählen Folgendes:

[SD # 394] Vor der Erschaffung Adams lebten nacheinander zwei Rassen auf der Erde; die Devs, die 7.000 Jahre regierten, und die Peris (die Izeds), die nur 2.000 Jahre regierten, und zwar während die Ersteren noch existierten. Die Devs waren Riesen, stark und böse; die Peris waren kleiner an Gestalt, aber weiser und gütiger.

Hier erkennen wir die atlantischen Riesen und die Arier oder die Rakshasas des Ramayana und die Kinder Bharatavarshas oder Indiens, die Vor- und die Nachsintflutler der Bibel.

Gyan (oder vielmehr Gnan, wahre oder okkulte Weisheit und Erkenntnis), auch Gian ben Gian (oder Weisheit, Sohn der Weisheit) genannt, war der König der Peris.469 Er besaß einen Schild, der so berühmt war wie der von Achilles. Nur diente er nicht im Krieg gegen einen Feind, sondern er diente als Schutz gegen schwarze Magie, die Zauberei der Devs. Gian ben Gian hatte 2.000 Jahre regiert, als es Iblis, dem Teufel, von Gott gestattet wurde, die Deos zu schlagen und sie bis an das andere Ende der Welt zu zerstreuen. Selbst der nach astrologischen Prinzipien hergestellte magische Schild, das Zaubermittel, Hexereien und böse Zaubersprüche zunichte machte, vermochte gegen Iblis, der ein Werkzeug des Schicksals (oder Karmas) war, nichts auszurichten.470 Sie zählen zehn Könige in ihrer letzten Hauptstadt namens Khanum, und machen den zehnten, Kaimurath, identisch mit dem hebräischen Adam. Diese Könige entsprechen den zehn vorsintflutlichen Generationen von Königen, wie sie von Berossos angegeben werden.

Wie entstellt diese Legenden jetzt auch sein mögen, kann man doch kaum verfehlen, sie mit den chaldäischen, ägyptischen, griechischen und selbst hebräischen Überlieferungen zu identifizieren. Letztere verachtet in ihrer Ausschließlichkeit, von präadamischen Völkern zu sprechen, lässt diese aber klar erkennen, indem sie Kain – einen der beiden einzigen auf der Erde lebenden Männer – in das Land Nod aussendet, wo er heiratet und eine Stadt erbaut (Gen, 4) usw.

Wenn wir nun die in den persischen Erzählungen erwähnten 9.000 Jahre mit den 9.000 Jahren vergleichen, die nach Platons Erklärung seit dem Untergang des letzten Atlantis vergangen waren, so wird eine sehr seltsame Tatsache augenscheinlich. Bailly machte darauf aufmerksam, entstellte es aber durch seine Interpretation. Die Geheimlehre kann die Zahlen durch ihre wahre Bedeutung wiederherstellen. „An erster Stelle“, lesen wir im „Kritias“, „muss man sich daran erinnern, dass 9.000 Jahre vergangen sind seit dem Krieg der Nationen, der über und außerhalb der Säulen des Herkules wohnenden Völker gegen die Völker der Länder auf dieser Seite.“

[SD # 395] Im „Timaios“ sagt Platon dasselbe. Da die Geheimlehre erklärt, dass die meisten der späteren inselbewohnenden Atlantier in der Zeit vor 850.000 bis 700.000 Jahren zugrunde gingen und dass die Arier seit 200.000 Jahren existierten, als die erste große „Insel“ oder der erste große Kontinent versank, scheint irgendeine Verbindung der Zahlen kaum möglich. Doch tatsächlich gibt es diese Verbindung. Platon musste als Initiierter die verhüllte Sprache des Heiligtums benutzen, und dasselbe mussten die Magier von Chaldäa und Persien, durch deren exoterische Enthüllungen die persischen Legenden erhalten wurden und auf die Nachwelt übergingen. So finden wir, dass die Hebräer eine Woche „sieben Tage“ nennen, und von einer „Jahreswoche“ sprechen, wobei jeder ihrer Tage 360 Sonnenjahre repräsentiert und die ganze „Woche“ damit tatsächlich 2.520 Jahre umfasst. Sie hatten eine Sabbatwoche, ein Sabbatjahr etc. etc. und ihr Sabbat dauerte in den geheimen Berechnungen ihrer Sods unterschiedslos 24 Stunden oder 24.000 Jahre. In der heutigen Zeit nennen wir ein Zeitalter ein Jahrhundert. Die Menschen zu Platons Zeit, zumindest die initiierten Schriftsteller, verstanden unter einem Jahrtausend nicht 1.000, sondern 100.000 Jahre, während die Hindus, unabhängiger als alle anderen, ihre Chronologie niemals verheimlichten. So werden die Initiierten anstatt 9.000 Jahre 900.000 Jahre lesen; und in diesen Zeiträumen – d. h. vom ersten Auftreten der arischen Rasse an, als die pliozänen Teile des einstmals großen Atlantis allmählich zu sinken471 und andere Kontinente auf der Oberfläche zu erscheinen begannen, bis herab zum schließlichen Verschwinden von Platons kleiner Insel Atlantis – hatten die arischen Rassen niemals aufgehört, die Nachfahren der ersten Riesenrassen zu bekämpfen. Dieser Krieg dauerte nahezu bis zum Ende des dem Kali-Yuga vorangegangenen Zeitalters und wurde als der in Indiens Geschichte so berühmte Mahabharata-Krieg bekannt. Eine solche Vermischung der Ereignisse und Epochen und die Kürzung von Hunderttausenden in Tausende von Jahren beeinträchtigt nicht die Zahlenangabe der Jahre, die seit der Zerstörung des letzten Teils von Atlantis verstrichen sind, wie die ägyptischen Priester gegenüber Solon erklärten. Die angegebenen 9.000 Jahre waren die korrekte Angabe. Letzteres Ereignis wurde niemals geheim gehalten und war im Gedächtnis der Griechen lediglich verblasst. Aufgrund ihrer Abgesondertheit verfügten die Ägypter über vollständige Aufzeichnungen, denn sie waren von Meer und Wüste umgeben und wurden bis etwa ein paar Jahrtausende vor unserer Epoche von anderen Nationen in Ruhe gelassen.

Durch Herodot erhascht die Geschichte den ersten flüchtigen Blick auf Ägypten und seine großen Mysterien, wenn wir die Bibel und ihre wunderliche Zeitrechnung außer Betracht lassen.472 Und wie wenig er sagen durfte, [SD # 396] gesteht er selbst ein, als er ein geheimnisvolles Grab eines Initiierten im heiligen Bezirk der Minerva in Saïs erwähnt und dabei Folgendes sagt: „Hinter der Kapelle . . . befindet sich das Grabmal von einem, dessen Namen zu veröffentlichen ich für ehrfurchtslos erachten würde . . . In der Einfriedung stehen große Obelisken, und ein von einer kreisförmig angeordneten Steinmauer umgebener See befindet sich in der Nähe . . . Auf diesem See spielen sie bei Nacht die Abenteuer dieser Person, die sie Mysterien nennen; über diese Dinge muss ich jedoch diskretes Schweigen bewahren, obwohl ich mit ihren Einzelheiten genau vertraut bin.“ (ii, 170)

Andererseits ist es gut zu wissen, dass kein Geheimnis von den Alten so gut bewahrt wurde und ihnen so heilig war wie das ihrer Zyklen und Berechnungen. Von den Ägyptern herab bis auf die Juden wurde es für die größte Sünde gehalten, irgend etwas zu verbreiten, was die korrekte Zeitmessung betraf. Für die Verbreitung der Geheimnisse der Götter wurde Tantalos in die Unterwelt gestürzt. Für die Bewahrer der heiligen sibyllinischen Bücher galt für die Veröffentlichung eines Wortes aus den Werken die Todesstrafe. Sigalions (Bilder des Harpokrates) waren in allen Tempeln zu finden – insbesondere in den Isis- und Serapis-Tempeln – und jedes dieser Bildnisse zeigte einen auf die Lippen gedrückten Finger. Die Hebräer lehrten, was für die in die rabbinischen Geheimnisse Eingeweihten galt; nämlich dass die Veröffentlichung der Geheimnisse der Kabbala dem Verzehr der Frucht vom Baum der Erkenntnis gleichkam: sie war mit dem Tod zu bestrafen.

Und trotzdem übernahmen wir Europäer die exoterische Chronologie der Juden! Kein Wunder, dass sie seither immer alle unsere wissenschaftlichen Vorstellungen und Ideen von der Dauer der Dinge beeinflusst und gefärbt hat!

Die persischen Überlieferungen sind also erfüllt von zwei jetzt vollständig erloschenen Nationen oder Rassen, denken einige, wobei sie aber lediglich umgewandelt wurden. Diese Überlieferungen erwähnen immer wieder die Berge von Kaf (Kafaristan?) und erzählen von ihnen, die eine von dem Riesen Argenk erbaute Galerie beheimaten, in welcher Statuen der alten Menschen in allen ihren Formen aufbewahrt sind. Sie nennen sie Sulimans (Salomons) oder die weisen Könige des Ostens und zählen zweiundsiebzig Könige dieses Namens.473 Drei von ihnen regierten jeweils 1.000 Jahre lang („Herbelot“, S. 801).

Siamek, der geliebte Sohn Kaimuraths (Adams), ihr erster König, wurde von seinem Riesenbruder ermordet. Sein Vater unterhielt in dem seine Verbrennungsasche enthaltenden Grabmal ein ewiges Feuer; einige Orientalisten meinen, das sei der Ursprung der Feueranbetung gewesen!

Dann folgte Huschank, der kluge und weise. Es war seine Dynastie, welche die Metalle und kostbaren Steine wiederentdeckte, nachdem sie von den Devs oder Riesen in den Eingeweiden der Erde verborgen worden waren; und auch die Metallbearbeitung, das Anlegen von Kanälen und die Verbesserung des Ackerbaus. Üblicherweise wird Huschank die Verfassung des Werkes [SD # 397] „Ewige Weisheit“ zugeschrieben und sogar die Erbauung der Städte Luz, Babylon und Isfahan, obwohl sie tatsächlich erst viele Zeitalter später erbaut wurden. Aber so wie das moderne Delhi auf sechs anderen, älteren Städten erbaut wurde, können die eben genannten Städte an den Orten anderer Städte unermesslichen Alters erbaut worden sein. Was sein Datum betrifft, so kann es nur aus einer anderen Legende hergeleitet werden.

In derselben Überlieferung wird diesem weisen Prinzen zugeschrieben, auf einem zwölfbeinigen Pferd einen Kampf gegen die Riesen ausgetragen zu haben, dessen Geburt auf die Amouren eines Krokodils mit einem weiblichen Nilpferd zurückzuführen ist. Dieser Dodekaeder wurde auf der „trockenen Insel“ oder dem neuen Kontinent aufgefunden; viel Kraft und List mussten aufgewendet werden, um dieses wunderbare Tier einzufangen, aber sobald Huschank dasselbe bestiegen hatte, besiegte er jeden Feind. Kein Riese konnte seiner gewaltigen Kraft widerstehen. Schließlich jedoch wurde dieser König der Könige von einem ungeheuren Felsen getötet, den die Riesen vom großen Damawand-Gebirge auf ihn warfen.474

Tahmurath ist der dritte König Persiens, der Hl. Georg des Irans, der Ritter, der immer den Drachen überwindet und tötet. Er ist der große Feind der Devs, die zu seiner Zeit in den Kaf-Bergen wohnten und gelegentlich Raubzüge gegen die Peris unternahmen. Die alten französischen Chroniken der persischen Volkssage nennen ihn den Dev-bend, den Bezwinger der Riesen. Auch ihm wird die Gründung Babylons, Ninives, Diyarbakırs etc. etc. zugeschrieben. Wie sein Großvater Huschank hatte auch Tahmurath (Taimuraz) sein Ross, nur ein viel kostbareres und schnelleres – einen Vogel namens Simorgh-Anke. Wahrlich ein wundervoller Vogel, verständig, viele Sprachen sprechend und sogar sehr religiös (siehe „Bibliothèque Orientale“, S. 858). Was sagt dieser persische Phönix? Er beklagt sein hohes Alter, denn er wurde Zyklen um Zyklen vor den Tagen Adams (also Kaimuraths) geboren. Er war Zeuge der Umwälzungen langer Jahrhunderte. Er sah die Geburt und das Ende von zwölf jeweils 7.000 Jahre dauernden Zyklen, was esoterisch multipliziert wieder 840.000 Jahre ergibt475 („Orient Collect.“, ii, S. 199 ff.). Simorgh wurde zum Zeitpunkt der letzten präadamischen Flut geboren, sagt das „Heldengedicht von Simorgh und dem guten Kalifen“! (Tales of Derbent“)

Was sagt das „Buch der Zahlen“? Esoterisch ist Adam Rishoun der Mondgeist (Jehovah, in einem Sinn, oder die Pitris), und seine drei Söhne – Ka-yin, Habel und Seth – repräsentieren die drei Rassen, wie bereits erklärt. Noah-Xisuthrus stellt seinerseits (mit dem kosmogeologischen Schlüssel) die dritte Rasse getrennt dar, und seine drei Söhne wiederum ihre letzten drei Rassen. Ferner symbolisiert Ham jene Rasse, welche die „Nacktheit“ der elterlichen Rasse und der „Gemütlosen“ aufdeckte, d. h. welche sündigte.

[SD # 398] Tahmurath besucht auf seinem geflügelten Ross (Ahriman) die Koh-Kaf- oder Kaph-Berge. Dort findet er die von den Riesen misshandelten Peris und erschlägt Argen und den Riesen Demrusch. Dann befreit er die gute, von Demrusch gefangen gehaltene Peri Mergiana476 und nimmt sie mit sich hinüber auf die trockene Insel, d. h. auf den neuen europäischen Kontinent.477 Ihm folgt Giamschid, der Esikekar oder Persepolis erbaut. Dieser König regiert 700 Jahre lang; in seinem großen Stolz hält er sich für unsterblich und beansprucht göttliche Ehren. Das Schicksal bestraft ihn. Er wandert 100 Jahre durch die Welt unter dem Namen Dhu l-Qarnain, „der mit den zwei Hörnern“. Dieser Beiname steht jedoch in keinerlei Zusammenhang mit dem „zweigehörnten“ Gentleman mit dem gespaltenen Huf. In Asien, das ausreichend unzivilisiert ist, von den Attributen des Teufels nichts zu wissen, wird der Beiname des „Zweigehörnten“ jenen Eroberern zugewiesen, welche die Welt vom Osten bis zum Westen unterwarfen.

Dann kommt der Ursupator Zohac, und Feridan, einer der persischen Helden, der Ersteren besiegt und ihn im Damawand-Gebirge einsperrt. Nach ihnen folgen viele weitere, bis herab zu Kaikobad, der eine neue Dynastie gründete.

Das ist die sagenhafte Geschichte von Persien, und wir müssen sie untersuchen. Was sind überhaupt die Kaf-Berge?

Was immer ihre geografische Position sein mag, ob sie die kaukasischen oder die zentralasiatischen Berge sind, versetzt die Legende die Devs und die Peris weitab dieser Berge in den Norden; Letztere sind nebenbei die entfernten Vorfahren der Parsen oder Farsi. Die orientalische Überlieferung bezieht sich immer auf ein unbekanntes, eisiges und düsteres Meer und auf eine dunkle Region, in der sich nichtsdestoweniger die Glücklichen Inseln befinden, auf welchen seit dem Anbeginn des Lebens auf der Erde die Quelle des Lebens sprudelt („Herbelot“, S. 593, „Armenian Tales“, S. 35). Darüber hinaus besagt die Legende aber auch, dass ein Teil der ersten trockenen Insel (des Kontinents), nachdem er sich vom Hauptkörper abgetrennt hatte, seitdem jenseits der Berge von Koh-kaf als „der steinige Gürtel, der die Welt umgibt“ verblieb. Eine sieben Monate dauernde Reise wird den, der sich im Besitz von „Solimans Ring“ befindet, zu jener „Quelle“ bringen, wenn er immer weiter direkt Richtung Norden reist, dem Vogelflug folgend. Eine Reise von Persien direkt nach Norden wird einen also entlang dem sechzigsten Längengrad, wenn man sich westlich hält, nach Nova Zembla bringen; und vom Kaukasus ausgehend in Richtung des ewigen Eises jenseits des Polarkreises würde man zwischen dem 60. und dem 45. Längengrad oder zwischen Nova Zembla und Spitzbergen ankommen. Natürlich nur, wenn man das zwölfbeinige Pferd [SD # 399] Huschanks oder den geflügelten Simurgh des Tahmorath (oder Taimuraz) besitzt, um darauf den arktischen Ozean überqueren zu können.478

Nichtsdestoweniger werden die fahrenden Sänger Persiens und des Kaukasus bis zum heutigen Tag behaupten, dass sich weit jenseits der schneebedeckten Gipfel des Kap oder Kaukasus ein großer, jetzt vor allen verborgener Kontinent befindet. Dass er von jenen erreicht werden kann, welche die Dienste des zwölfbeinigen Sprosses des Krokodils und des weiblichen Flusspferdes erlangen können, dessen Beine sich nach Belieben in zwölf Flügel verwandeln können;479 oder von jenen, welche die Geduld besitzen, auf die Gefälligkeit der Simurgh-Anke zu warten, die versprochen hatte, dass sie vor ihrem Tod den verborgenen Kontinent allen offenbaren und ihn auch wieder sichtbar und mit Hilfe einer Brücke leicht erreichbar machen werde, welche die ozeanischen Devs zwischen diesem Teil der „trockenen Insel“ und ihren separierten Teilen erbauen werden.480 Das bezieht sich natürlich auf die siebte Rasse, da Simurgh der manvantarische Zyklus ist.

Der im sechsten Jahrhundert nach Chr. lebende Kosmas Indikopleustes behauptete kurioserweise immer wieder, der Mensch sei in einem Land jenseits des Ozeans geboren worden und habe zunächst dort gelebt, wofür ihm ein gelehrter Chaldäer in Indien einen Beweis überreicht hätte („Kosmas Indikopleustes“, in „Collect, Nova Patrum“, Bd. ii, S. 188; siehe auch „Journal des Savants“, Suppl. 1707, S. 20). Er sagt: „Die Länder, in denen wir leben, sind vom Ozean umgeben, aber jenseits dieses Ozeans liegt ein anderes Land, das die Mauern des Himmels berührt; und in diesem Land wurde der Mensch erschaffen und lebte dort im Paradies. Während der Sintflut wurde Noah in seiner Arche in das Land gebracht, das seine Nachkommenschaft heute bewohnt.“ (Ibid.) Das zwölfbeinige Ross Huschanks wurde auf diesem Kontinent namens trockene Insel gefunden (Vide supra, S. 154).

Die „christliche Topografie“ des Kosmas Indikopleustes und ihre Verdienste sind wohlbekannt; aber hier gibt der gute Vater eine universale Überlieferung wieder, die jetzt auch noch durch Tatsachen bestätigt wurde. Jeder Nordmeerreisende vermutet einen Kontinent oder eine „trockene Insel“ hinter der Grenze des ewigen Eises. Vielleicht mag jetzt die Bedeutung der folgenden Stelle aus einem der Kommentare klarer werden.

[SD # 400] „Im ersten Anbeginn des (menschlichen) Lebens befand sich das einzige trockene Land am rechten Ende481 der Sphäre, wo er (der Globus) bewegungslos ist.482 Die ganze Erde war eine weite Wasserwüste, und die Wasser waren lauwarm . . . . Dort wurde der Mensch geboren in den sieben Zonen des Unsterblichen, des Unzerstörbaren des Manvantaras.483 Dort war ewiger Frühling in der Finsternis. (Aber) das, was Finsternis ist für den heutigen Menschen, war Licht für den Menschen seiner Morgendämmerung. Dort ruhten die Götter, und Fohat484 herrscht seit damals . . . . So sagen die weisen Väter, dass der Mensch im Haupt seiner Mutter (Erde) geboren wurde, und dass ihre Füße am linken Ende die üblen Winde hervorbrachten (erzeugten), die aus dem Maul des niederen Drachens blasen . . . . Zwischen der ersten und zweiten (Rasse) wurde das ewige zentrale (Land) vom Wasser des Lebens geteilt.485

Es umströmt sie und belebt ihren (der Mutter Erde) Körper. Sein eines Ende geht von ihrem Haupt aus; es wird unrein an ihren Füßen (dem Südpol). Es wird gereinigt (auf seinem Rückweg) zu ihrem Herzen – das unter dem Fuß des heiligen Shambhalas schlägt, das damals (im Anbeginn) noch nicht geboren war. Denn im Gürtel der menschlichen Behausung (der Erde) liegt das Leben und die Gesundheit von allem, was lebt und atmet, verborgen.486 Während der ersten und zweiten (Rasse) war der Gürtel von den großen Wassern bedeckt. (Doch) unter den Wogen arbeitete sich die große Mutter ab und fügte dem ersten ein neues Land hinzu, unsere weisen Männer nennen es die Kopfbedeckung (die Kappe). Sie arbeitete noch härter für die dritte (Rasse), und ihre Gürtellinie und ihr Nabel erschienen über dem [SD # 401] Wasser. Das war der Gürtel, der heilige Himavat, der sich um die Welt erstreckt.487 Sie zerbrach von ihrem Hals488 an abwärts (nach Südwesten) auf die untergehende Sonne zu in viele Länder und Inseln, aber das ewige Land (die Kappe) brach nicht entzwei. Trockene Länder bedeckten nach den vier Seiten der Welt hin die Fläche der schweigenden Wasser. Alle diese gingen (der Reihe nach) zugrunde. Dann erschien die Wohnung der Verruchten (Atlantis). Das ewige Land war nun verborgen, denn die Wasser wurden fest (gefroren) unter dem Atem ihrer Nasenlöcher und den üblen Winden aus dem Maul des Drachens“ etc. etc.

Das zeigt, dass Nordasien ebenso alt ist wie die zweite Rasse. Man kann sogar sagen, dass Asien gleichzeitig mit dem Menschen erschien, da sein Wurzel-Kontinent sozusagen bereits seit dem ersten Anbeginn des menschlichen Lebens existierte, und jener Teil der Welt, der heute als Asien bekannt ist, lediglich in einem späteren Zeitalter von ihm abgeteilt und durch eisige Gewässer getrennt wurde.

Wenn also die Lehre richtig verstanden wird, überlagerte der erste Kontinent, der entstanden ist, den gesamten Nordpol wie eine durchgängige Kruste und besteht jenseits des Binnenmeeres, das den wenigen Nordpolarreisenden, die es je zu Gesicht bekamen, wie eine unerreichbare Luftspiegelung erschien, bis heute fort.

Einer halsartigen Verlängerung des „Hauptes“ gleich, tauchte in der Zeit der zweiten Rasse weiteres Land aus den Wassern empor. In beiden Hemisphären beginnend, in der [SD # 402] Mercator-Projektion auf unserer Seite auf der Linie oberhalb des nördlichsten Teils von Spitzbergen,489 und auf der amerikanischen Seite mag es die heute von der Baffin Bay und den benachbarten Inseln und Vorgebirgen eingenommenen Bereiche mit eingeschlossen haben. Dort erreichte es gegen Süden hin kaum den 70. Breitengrad; hier – bildete es den hufeisenförmigen Kontinent, von dem der Kommentar spricht; das eine der beiden Enden schloss Grönland ein mit einer Verlängerung, die den 50. Grad ein wenig südwestlich kreuzte und das andere Kamtschatka, die beiden Enden waren durch das verbunden, was heute den Nordrand der Küsten Ost- und Westsibiriens bildet. Dieser brach auseinander und verschwand. Im früheren Teil der dritten Rasse – wurde Lemurien gebildet (vide supra). Als es seinerseits zerstört wurde, erschien Atlantis.

 

Auf den griechischen und puranischen Überlieferungen
basierende westliche Spekulationen

Aufgrund der von den profanen Geschichtsschreibern erlangten mageren Daten ist es ganz natürlich zu sehen, dass der schwedische Gelehrte Rudbeck vor etwa zwei Jahrhunderten zu beweisen versuchte, Schweden sei Platons Atlantis. Er dachte sogar, in den Umrissen des alten Uppsalas die von dem griechischen Weisen angegebene Lage und die Maße der Hauptstadt von „Atlantis“ gefunden zu haben. Wie von Bailly bewiesen wurde, irrte sich Rudbeck; aber auch Bailly irrte sich, und zwar noch mehr, denn Schweden und Norwegen waren einst untrennbarer Teil des alten Lemuriens und auf der europäischen Seite auch von Atlantis, gerade so wie Ost- und Westsibirien und Kamtschatka auf der asiatischen Seite dazugehört hatten. Nur, noch einmal, wann war das? Wenn wir die Puranas studieren, d. h. wenn wir mit den Geheimlehren nichts zu tun haben wollen, können wir es nur näherungsweise herausfinden.

Ein dreiviertel Jahrhundert ist bereits vergangen, seitdem Wilford seine fantastische Theorie vorbrachte, die Britischen Inseln seien die „Weiße Insel“, das Atala der Puranas. Das war reiner Unsinn, denn Atala ist eine der zu den niederen Lokas gehörenden sieben Dvipas oder Inseln, eine der vielen Regionen Patalas (der Antipoden). Außerdem setzen, wie Wilford490 zeigt, die Puranas Atala „in [SD # 403] die siebte Zone oder das siebte Klima“ – vielmehr in den siebten Wärmegrad – womit sie zwischen dem 24. und 28. Grad nördlicher Breite liegt. Sie ist also im Bereich des Wendekreises des Krebses zu suchen, während England zwischen dem 50. und 60. Breitengrad liegt. Wilford bezeichnet Atala als Atlantis, die Weiße Insel. Und im 8. Band des „Journal of Asiatic Researches“, Bd. xiii, S. 280, wird sein Feind der „weiße Teufel“ genannt, der Dämon des Schreckens, denn er sagt: „In ihren (den indischen und mohammedanischen) Erzählungen sehen wir Cai-Caus zu dem Berg ‘As-Burj gehen, an dessen Fuß die Sonne untergeht’, um den Dev Sefid oder weißen Teufel, den Taradaitya der Puranas, zu bekämpfen, dessen Wohnstatt sich auf der siebten Stufe der Welt befand, was der siebten Zone der Buddhisten oder der Weißen Insel entspricht.“

Nun standen und stehen die Orientalisten hier noch vor dem Rätsel der Sphinx; können sie es nicht korrekt lösen, zerstört das in den Augen sämtlicher indischer Gelehrter, seien sie nun Initiierte oder nicht, für immer ihre Autorität, wenn nicht gar ihre Person. In den Puranas – auf deren widerspruchsvolle Einzelheiten Wilford seine Spekulationen begründete – existiert kein einziger Satz, der nicht unterschiedliche Bedeutungen aufweist und sich nicht sowohl auf die physische als auch auf die metaphysische Welt bezieht. Wenn die alten Inder die Erdoberfläche geografisch in sieben Zonen, Klimabereiche, Dvipas einteilten, und allegorisch in sieben Höllen und sieben Himmel, bezog sich das Siebener-Maß in den beiden letzteren Fällen nicht auf dieselben Örtlichkeiten. Der Nordpol, das Land „Merus“, ist die siebte Abteilung, da er dem siebten Prinzip (oder metaphysisch dem vierten) der okkulten Berechnung entspricht, denn er repräsentiert die Region Atmans, der reinen Seele und Spiritualität. Daher wird Pushkara als die siebte Zone oder Dvipa dargestellt, die im Vishnu-Purana (und in anderen) den Kshira-Ozean oder das Milchmeer (die immer gefrorene weiße Region) umgibt (Buch II, Kap. iv). Und Pushkara mit seinen zwei Varshas liegt unmittelbar am Fuße des Merus. Denn es heißt, dass „die beiden Länder nördlich und südlich des Merus wie ein Bogen geformt sind“ . . . und dass „eine Hälfte der Erdoberfläche südlich und die andere Hälfte nördlich des Merus liegt – jenseits dessen sich die Hälfte Pushkaras befindet (Vishnu-Purana“, „Journal of Asiatic Researches“ etc.). Geografisch ist Pushkara also Amerika, Nord- und Südamerika. Allegorisch ist es die Verlängerung Jambudvipas,491 in deren Mitte der [SD # 404] Berg Meru steht, denn dieses Land wird von Wesen bewohnt, die zehntausend Jahre leben und frei sind von Krankheit und Mangel; wo es weder Tugend noch Laster gibt, weder Kaste noch Gesetze, weil diese Menschen „von derselben Natur sind wie die Götter (Vishnu-Purana“, Buch II, Kap. iv). Wilford ist geneigt, den Berg Atlas mit Meru zu identifizieren und verlegt auch das Loka-Loka dorthin. Nur wird Meru, der, wie uns gesagt wird, das Svar-Loka ist, die Wohnstatt Brahmâs, Vishnus und der Olymp der exoterischen indischen Religionen beschrieben, geografisch „die Mitte des Erdglobus durchdringend und aus beiden Seiten hervortretend“ („Surya Siddhanta“, xii. 34, in: „Journal of the American Oriental Society“, Bd. 6, Whitneys Übers.). An seinem oberen Punkt sind die Götter, am unteren (oder am Südpol) befindet sich der Aufenthaltsort der Dämonen (die Höllen). Wie könnte also Meru der Berg Atlas sein? Abgesehen davon kann Taradaitya, ein Dämon, nicht in die siebte Zone versetzt werden, wenn Letztere mit der „weißen“ Insel identifiziert wird, die Sveta-Dvipa ist, aus den in einer Fußnote angegebenen Gründen (vide infra).

Wilford beschuldigt die modernen Brahmanen, „sie (die Inseln und Länder) durcheinander gewürfelt zu haben“ („Journal of Asiatic Researches“, Bd. iii, S. 300); er selbst jedoch hat sie noch viel mehr durcheinander gebracht. Weil das Brahmanda und die Vayu-Puranas den alten Kontinent in sieben angeblich von einem weiten Ozean umgebenen Dvipas teilen, hinter welchem der Bereich und die Berge von Atala (ibid.) liegen, glaubt er folglich, dass „höchstwahrscheinlich die Griechen das Volk von Atlantis unterteilten, das in ihren Augen durch irgendein Naturereignis zerstört worden sein musste, nachdem es nach seiner Entdeckung später nicht mehr gefunden werden konnte.“

Da wir gewisse Schwierigkeiten haben zu glauben, dass die ägyptischen Priester, Platon und sogar Homer alle ihre Vorstellungen über Atlantis auf Atala begründeten – eine niedere, am Südpol gelegene Region – ziehen wir es vor, uns an die in den heiligen Büchern gegebenen Behauptungen zu halten. Wir glauben an die sieben „Kontinente“, von denen vier bereits ihre Zeit hinter sich haben, der fünfte noch besteht, und zwei in der Zukunft erscheinen sollen. Wir glauben, dass sie alle streng genommen keine Kontinente im modernen Sinn des Wortes sind, sondern dass sich alle ihre Namen, von Jambu bis zu Pushkara,492 auf die ihnen gegebenen geografischen Bezeichnungen beziehen – (i) auf die trockenen Länder, welche im Zeitraum einer Wurzelrasse die Oberfläche der gesamten Erde im Allgemeinen bedecken; (ii) auf das, was von diesen nach einem geologischen (Rassen-) Pralaya übrig blieb – wie zum Beispiel „Jambu“; und (iii) auf jene Örtlichkeiten, die nach zukünftigen Umwälzungen in die Bildung neuer universaler „Kontinente“, Halbinseln oder Dvipas eintreten werden493 – indem jeder Kontinent in gewissem Sinn ein größeres oder kleineres Gebiet trockenen Landes darstellt, das von Wasser umgeben ist. Was immer für ein [SD # 405] „Durcheinander“ die Namensgebung derselben somit für den Profanen darstellen mag, für den, der den Schlüssel besitzt, existiert so etwas nicht.

Obwohl zwei der puranischen „Inseln“ – der sechste und der siebte „Kontinent“ – erst kommen sollen, glauben wir zu wissen, dass es nichtsdestoweniger Länder gegeben hat oder noch gibt, die Bestandteil der zukünftigen trockenen Länder werden, neuer Erden, deren geografischer Anblick vollständig verändert sein wird, so wie es auch in der Vergangenheit war. Daher finden wir in den Puranas, dass Sakadvipa ein Kontinent ist (oder sein wird) und dass Sankhadvipa, wie im Vayu-Purana gezeigt, nur „eine kleine Insel“ ist, eine von den neun Bereichen (welchen das Vayu sechs weitere hinzufügt) Bharatavarshas. Weil Sankhadvipa von „indische Gottheiten verehrenden Mlechchhas (unreinen Fremden)“ bevölkert war, wurde sie mit Indien in Verbindung gebracht.494 Das ist zurückzuführen auf Sankhasura, den König eines Teils von Sankhadvipa, der von Krishna getötet wurde; jenen König, der in einem Palast wohnte, „der eine Meeresmuschel war, und dessen Untertanen ebenfalls in Muscheln lebten“, sagt Wilford.

„An den Ufern des Nils495 (?) fanden häufig Kämpfe zwischen den Devatas (göttlichen Wesen, Halbgöttern) und den Daityas (Riesen) statt; da aber der letztere Stamm die Oberhand hatte, machte ihr im Ozean lebender König Sankhasura häufig nächtliche Überfälle“ („As. Res.“, Bd. iii, S. 325).

Diese Kämpfe fanden nicht an den Ufern des Nils statt, sondern an den Küsten Westafrikas, südlich des heutigen Marokkos. Es gab eine Zeit, da war die gesamte Wüste Sahara ein Meer, später war sie als Festland ebenso fruchtbar wie das Delta, und erst nach einer weiteren zeitweiligen Versenkung wurde sie zu einer Wüste, der anderen Einöde vergleichbar, der Wüste Schamo oder Gobi. Das zeigt die puranische Überlieferung, denn genau auf der bereits oben angeführten Seite heißt es: „Die Menschen gerieten zwischen zwei Feuer, denn Sankhasura verwüstete die eine Seite des Kontinents und Krauncha oder (Cracacha, König von Krauncha-Dvipa) pflegte die andere zu verwüsten. Die beiden Armeen . . . verwandelten so die fruchtbarsten Regionen in eine öde Wüste.“

Es ist sicher, dass Europa nicht nur die letzte Insel von Platons Atlantis vorausging, sondern ein großer Kontinent, der sich zuerst teilte und dann später in sieben Halbinseln und Inseln (Dvipas genannt) auseinanderbrach. Er bedeckte die gesamte nord- und südatlantische Region und Teile des nördlichen und südlichen Pazifischen Ozeans, und umfasste selbst im Indischen Ozean liegende Inseln (Überreste Lemuriens). Die Behauptung wird durch indische Puranas, griechische Schriftsteller und asiatische, persische und mohammedanische Überlieferungen bestätigt. Wilford, der die indischen und islamischen Legenden arg durcheinander wirft, zeigt das jedoch deutlich (siehe die Bände viii, x und xi der [SD # 406] „Asiatic Researches“). Und seine Tatsachen und Zitate aus den Puranas bieten ein unmittelbares und beweiskräftiges Zeugnis dafür, dass die arischen Hindus und andere alte Nationen frühere Navigatoren waren als die Phönizier, von denen man heute annimmt, sie seien in den nachsintflutlichen Zeiten die ersten Seefahrer gewesen. Folgendes lesen wir im „Journal“ der Asiatic Society, Bd. iii, S. 325, ff.:

„In dieser Trübsal erhoben die wenigen (den Krieg zwischen den Devatas und Daityas) überlebenden Völker ihre Hände und Herzen zu Bhagavan und riefen aus: ‘Lasset ihn, der uns befreien kann, . . . unseren König sein’, wobei sie das Wort i’t gebrauchten (ein magisches Wort, das offenbar von Wilford nicht verstanden wurde) und es im ganzen Land widerhallte.“

Dann kommt ein gewaltiger Sturm auf, die Wasser der Kali werden seltsam aufgewühlt, „als aus den Wogen . . . ein danach i’t genannter Mann erscheint, ‘abhayam’ sagend, keine Furcht, an der Spitze einer zahlreichen Armee“ . . . und zerstreute den Feind. „Der König i’t“, erklärt Wilford, „ist eine untergeordnete Inkarnation M’riras“ (oder Mrida, möglicherweise eine Form von Rudra?), der „in der gesamten Sankhadvipa, in Barbaradesa, Misrasthan und Arvasthan oder Arabien Friede und Wohlstand wiederherstellte . . .“ etc. etc.

Sicher, wenn die indischen Puranas Kriege auf jenseits von Westafrika im Atlantischen Ozean gelegenen Kontinenten und Inseln beschreiben; wenn ihre Schriftsteller von Barbaras und anderen Völkern sprechen, wie zum Beispiel von den Arabern – sie, von denen in den Tagen der phönizischen Schifffahrt nicht überliefert wurde, dass sie damals zu navigieren vermochten oder die Kala Pani (die schwarzen Wasser des Ozeans) durchquert hätten – dann müssen diese Puranas älter sein als diese Phönizier (die auf 2.000 bis 3.000 Jahre v. Chr. datiert werden). Diese Überlieferungen müssen aus folgendem Grund auf jeden Fall älter gewesen sein:496

„In den obigen Berichten“, schreibt ein Adept, „sprechen die Hindus von der Existenz dieser Insel und von ihrer großen Macht; es muss daher vor mehr als elftausend Jahren gewesen sein.“

Noch eine weitere Berechnung und ein Beweis können für das hohe Alter dieser indischen Arier angeführt werden, die von der letzten übrig gebliebenen Insel von Atlantis wussten (weil sie einst auf ihr gewohnt hatten) und sie beschrieben – oder vielmehr den Überrest des östlichen Teils dieses [SD # 407] bald nach der Hebung der beiden Amerikas,497 der beiden Varshas von Pushkara, zugrunde gegangenen Kontinents. Das kann außerdem auf der Basis einer astronomischen Berechnung eines Wilford kritisierenden Adepten gezeigt werden. Er erinnert daran, was jener Orientalist in Bezug auf den Berg Asburj vorbrachte, „an dessen Fuß die Sonne untergeht“, wo der Krieg zwischen den Devatas und den Daityas stattfand,498 und sagt:

„Wir wollen also die Breite und die Länge der verlorenen Insel und die des verbliebenen Berges Asburj betrachten. Sie befand sich in der siebten Region der Welt, d. h. im siebten Klima (das zwischen dem 24. und dem 28. Breitengrad im Norden liegt) . . . Diese Insel, die Tochter des Ozeans, wird häufig als im Westen liegend beschrieben; und die Sonne wird so dargestellt, dass sie am Fuß ihres Berges untergeht (As-burj, Atlas, Teneriffa oder Nila, der Name ist nicht von Bedeutung) und den weißen Teufel der ‘Weißen Insel’ bekämpft.“

Wenn wir nun diesen Satz von seinem astronomischen Aspekt aus betrachten und wissen, dass Krishna die inkarnierte Sonne (Vishnu) ist, ein Sonnengott; und da er Dev Sefid, den weißen Riesen, getötet haben soll – eine mögliche Personifizierung der alten Einwohner am Fuß des Atlas – könnte Krishna dann vielleicht lediglich eine Darstellung der senkrecht einfallenden Sonnenstrahlen sein? Diodoros beschuldigte diese Einwohner (die Atlantier), die Sonne und ihren Einfluss jeden einzelnen Tag zu verfluchen und ständig zu bekämpfen, wie wir gesehen haben. Das ist jedoch lediglich eine astronomische Auslegung. Es wird jetzt bewiesen, dass es sich bei Sankhasura und Sankhadvipa und ihrer ganzen Geschichte sowohl geografisch als auch ethnologisch um Platons „Atlantis“ in indischem Gewand handelt.

Soeben wurde festgestellt, dass diese Berichte älter sein müssen als die seit dem Untergang der Insel Sankha-Dvipa oder Poseidonis von Atlantis vergangenen 11.000 Jahre, nachdem die Insel in den puranischen Berichten noch existiert. Aber ist es nicht möglich, dass die Inder die Insel noch früher kannten? Wenden wir uns wieder den astronomischen Darlegungen zu, die das Ganze verdeutlichen, wenn man mit dem eben erwähnten Adepten in der Annahme übereinstimmt, dass „zu der Zeit, als der sommerliche tropische ‘Kolur’ die Plejaden durchlief, der Cor Leonis auf dem Äquator lag und der Löwe bei Sonnenuntergang senkrecht über Ceylon stand, befand sich der Stier mittags senkrecht über der Insel Atlantis.“

Das erklärt vielleicht, warum die Singhalesen, die Erben der [SD # 408] Rakshasas und Riesen Lankas und direkten Nachfahren Singhas oder des Löwen, mit Sankha-Dvipa oder Poseidonis (Platons Atlantis) in Verbindung gebracht wurden. Nur muss das, wie in Mackeys „Sphinxiad“ gezeigt wird, vor ungefähr 23.000 Jahren geschehen sein, astronomisch; zu dieser Zeit muss die Neigung der Ekliptik über 27 ° betragen haben und infolgedessen der Stier über „Atlantis“ oder „Sankha-Dvipa“ gewandert sein. Und dass das zutrifft, wird klar aufgezeigt:

„Der heilige Stier Nandi wurde von Bharata nach Sankha gebracht, um in jedem Kalpa Rishabha (Taurus) zu begegnen. Als sich aber jene der Weißen Insel (die ursprünglich von Sveta-Dvipa herabstiegen),499 die sich mit den Daityas (Riesen) aus dem Land des Frevels vermischt hatten und vor Sünde schwarz wurden, blieb Nandi für immer auf der ‘Weißen Insel’ (oder Sveta-Dvipa). ‘Jene der vierten Welt (Rasse) verloren AUM’“ – sagen die Kommentare.

Asburj (oder Azburj), ob er die Spitze Teneriffas war oder nicht, war ein Vulkan, als der Untergang des „westlichen Atala“ (oder Hölle) begann, und jene, die gerettet wurden, erzählten die Geschichte ihren Kindern. Platons Atlantis verging zwischen Wasser von unten und Feuer von oben. Die ganze Zeit spie der große Berg Feuer. „Das ‘feuerspeiende Monster’ allein überlebte in den Ruinen der unglücklichen Insel“.

Die Griechen wurden beschuldigt, eine hinduistische Fiktion (Atala) entlehnt und aus ihr eine andere (Atlantis) entwickelt zu haben; wird ihnen auch vorgeworfen, ihre geografischen Vorstellungen und die Zahl Sieben von ihnen bekommen zu haben? (Vide in Teil II die verschiedenen Abschnitte über die Siebenheit in der Natur.)

„Das berühmte Atlantis gibt es nicht mehr, aber wir können kaum bezweifeln, dass es einstmals existierte“, sagt Proklos, „denn Marcellus, der eine Geschichte der äthiopischen Verhältnisse verfasste, behauptet, eine solche und derartig große Insel hätte einstmals existiert. Das bezeugen jene, die Geschichten mit einem Bezug zum äußeren Meer verfassten. Denn sie erzählen, dass es zu dieser Zeit sieben Inseln im atlantischen Meer gab, die Proserpina geweiht waren; und daneben noch drei unermesslich große Inseln, Pluto . . . Jupiter . . . und Neptun geweiht. Und außerdem bewahrten die Bewohner der letzten Insel (Poseidonis) die Erinnerung an die ungeheure Größe der atlantischen Insel, wie ihre Vorfahren es ihnen berichtet hatten, und dass sie lange Zeit über sämtliche Inseln im atlantischen Meer regierten. Jenseits dieser Insel gelangt man zu weiteren großen [SD # 409] Inseln, nicht weit vom Festland entfernt, in dessen Nähe sich das wirkliche Meer befindet.“

„Diese sieben Dvipas (ungenau wiedergegeben mit Inseln) bilden nach Marcellus den Stamm des berühmten Atlantis“, schreibt Wilford selbst. . . . „Das zeigt offensichtlich, dass Atlantis der alte Kontinent ist. . . . Atlantis wurde nach einem gewaltigen Sturm (?) zerstört. Das ist den Puranikern wohlbekannt, denn einige von ihnen behaupten, infolge dieser schrecklichen Umwälzungen der Natur seien sechs der Dvipas verschwunden“ . . . (xi, 27-8).

Damit sind nun ausreichend Beweise aufgezählt, um selbst den größten Skeptiker zu befriedigen. Nichtsdestoweniger werden auch noch auf der exakten Wissenschaft beruhende unmittelbare Beweise hinzugefügt werden. Und doch, auch wenn ganze Bände geschrieben würden, wäre es zwecklos für jene, die weder sehen noch hören wollen, ausgenommen durch die Augen und Ohren ihrer entsprechenden Autoritäten.

Daher die Lehre der römisch-katholischen Gelehrten, Hermon, der Berg im Land Mizpeth – was „Bann“ oder „Vernichtung“ bedeutet – sei derselbe wie der Berg Armon. Als Beweis dafür wird oft Josephus angeführt, der behauptete, dass noch zu seiner eigenen Zeit jeden Tag ungeheure Knochen von Riesen auf diesem Berg gefunden wurden. Doch das war das Land des Propheten Balaam, den der „Herr sehr liebte“; und Fakten und Personen sind in den Gehirnen der erwähnten Scholiasten sehr verworren; wenn der Zohar erklärt, die Balaam inspirierenden „Vögel“ würden „Schlangen“ bedeuten, d. h. die weisen Männer und Adepten, in deren Schule er die Mysterien der Prophezeiung gelernt hatte – wird die Gelegenheit gleich dazu benutzt zu zeigen, dass der Berg Hermon von den „beflügelten Drachen des Bösen, deren Anführer Samael ist“ (der jüdische Satan) bewohnt war.

„Zu diesen in der Wüste an den Berg Hermon angeketteten unreinen Geistern wurde der Sündenbock Israels geschickt, der den Namen von einem von ihnen annahm (Asas(y)el).“ (Spencer)

Das bestreiten wir. Der Zohar hat folgende Erklärung für die im hebräischen Nehashim oder „Werke der Schlangen“ genannten magische Praktik. Er sagt (Teil III, col. 302): „Sie wird Nehashim genannt, weil die Magier (die praktischen Kabbalisten) vom Licht der ursprünglichen Schlange umgeben arbeiten, die sie am Himmel als einen leuchtenden, aus Myriaden kleiner Sterne zusammengesetzten Bereich wahrnehmen“ . . . was lediglich das Astrallicht bedeutet, das von den Martinisten so bezeichnet wird, von Éliphas Lévi und jetzt auch von allen modernen Okkultisten (siehe die Abschnitte zu diesem Thema).

 

Der „Fluch“ aus philosophischer Sicht

Die vorstehenden, mit universalen Überlieferungen ergänzten Lehren der Geheimlehre müssen jetzt gezeigt haben, dass die Brahmanas und die Puranas, die Yathas und andere mazdanische Schriften [SD # 410] bis herab zu den ägyptischen, griechischen und römischen und schließlich den jüdischen heiligen Aufzeichnungen alle denselben Ursprung haben. Keine von ihnen ist eine bedeutungslose und grundlose Geschichte, nur dazu erfunden, den unbedachten Profanen zu verführen: All diese Allegorien sollen die auf demselben Gebiet der prähistorischen Tradition gesammelten großen Wahrheiten unter einem mehr oder weniger fantastischen Schleier vermitteln. Der begrenzte Raum dieser beiden Bände erlaubt es uns nicht, in weitere und genauere Details in Bezug auf die vier Rassen einzugehen, die unserer eigenen vorangingen. Aber wir müssen einige weitere Tatsachen beleuchten, bevor wir dem Schüler die Geschichte der psychischen und spirituellen Evolution der unmittelbaren vorsintflutlichen Väter unserer fünften (arischen) Menschheit und ihre Beziehungen zu allen anderen aus demselben Stamm gewachsenen Seitenzweigen darlegen. Es hat sich anhand der Zeugnisse der gesamten antiken literarischen Welt und der intuitiven Spekulationen von mehr als einem Philosophen und Wissenschaftler der späteren Zeitalter gezeigt, dass die Grundsätze unserer esoterischen Lehre in fast allen Fällen sowohl durch schlussfolgernde als auch durch direkte Beweise unterstützt werden; dass weder die „sagenhaften“ Riesen noch die verschwundenen Kontinente und nicht einmal die Evolution der vorangegangenen Rassen vollkommen gegenstandslose Märchen darstellen. Bei den diesen Band abschließenden Anhängen wird die Wissenschaft sich mehr als einmal außerstande sehen, zu antworten; sie werden, so hofft man, schließlich jede skeptische Bemerkung in Bezug auf die heilige Zahl der Natur und auf unsere Zahlen im Allgemeinen beiseite legen (vide Kapitel über die Siebenerzahl).

Unterdessen bleibt eine Aufgabe unvollendet: Die Abwehr des gefährlichsten aller theologischen Dogmen – nämlich des Fluches, unter dem die Menschheit angeblich seit dem vermeintlichen Ungehorsam von Adam und Eva im Garten des Paradieses immer gelitten haben soll.

Schöpferische Kräfte im Menschen waren die Gabe göttlicher Weisheit, nicht das Resultat von Sünde. Das wird klar bewiesen durch das widersprüchliche Verhalten Jehovahs, der zuerst Adam und Eva (oder die Menschheit) wegen des angeblich begangenen Verbrechens verflucht und sein „auserwähltes Volk“ anschließend mit den Worten segnet: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde!“ (Gen 9,1) Der Fluch war nicht von der vierten Rasse über die Menschheit gebracht worden, denn die verhältnismäßig sündlose dritte Rasse, die noch riesigeren Vorsintflutler, war auf dieselbe Weise zugrunde gegangen. Daher war die Flut keine Bestrafung, sondern lediglich das Ergebnis eines periodischen und geologischen Gesetzes. Auch fiel Karmas Fluch nicht auf sie, weil sie die natürliche Vereinigung suchten, wie es die gesamte vernunftlose Tierwelt in den jeweiligen Jahreszeiten tut, sondern dadurch, dass sie die schöpferische Kraft missbrauchten, die göttliche Gabe entweihten und die Lebensessenz zu keinem anderen Zweck als zur animalischen persönlichen Befriedigung verschwendeten. Richtig verstanden nimmt das dritte Kapitel der Genesis Bezug auf Adam und Eva der auslaufenden dritten und beginnenden vierten Rasse. Zu Beginn war die Empfängnis für die Frau ebenso leicht wie für die gesamte tierische Schöpfung. Die Natur hatte niemals beabsichtigt, dass die Frau ihre Kinder „unter Schmerzen“ gebären solle. Seit jener Zeit jedoch, im Laufe der [SD # 411] Evolution der vierten Rasse, entstand Feindschaft zwischen dem Samen dieser Rasse und dem Samen der „Schlange“, dem Samen oder dem Ergebnis von Karma und göttlicher Weisheit. Denn der Same der Frau oder der Lust zerquetschte den Kopf des Samens der Frucht der Weisheit und Erkenntnis, indem er das heilige Geheimnis der Fortpflanzung in tierische Befriedigung verkehrte; deshalb „zerquetschte“ das Gesetz Karmas „die Ferse“ der atlantischen Rasse, indem es allmählich die gesamte Natur der vierten Menschheitsrasse physiologisch, moralisch, physisch und mental veränderte,500 bis der Mensch schließlich vom gesunden König der Tierschöpfung in der dritten Rasse in unserer gegenwärtigen fünften Rasse zu einem hilflosen, skrofulösen Wesen verkommen war und heute auf der Erde der reichste Erbe geworden ist in Bezug auf konstitutionelle und erbliche Krankheiten, zur bewusstesten und intelligentesten Bestie unter allen Tieren!501

Das ist vom physiologischen Standpunkt aus der wirkliche Fluch, nahezu der einzige, der in der kabbalistischen Esoterik berührt wird. Von diesem Aspekt aus betrachtet ist der Fluch unleugbar, denn er ist offenkundig. Die Hand in Hand mit der physischen voranschreitende intellektuelle Evolution war sicherlich ein Fluch und kein Segen – eine von den „Herren der Weisheit“ angeregte Gabe, die den frischen Tau ihres eigenen Geistes und ihrer Wesenheit in das menschliche Manas hinein gossen. Der göttliche Titan hat somit vergeblich gelitten, und man fühlt sich geneigt, seine der Menschheit erwiesene Wohltat zu bedauern und über jene Tage zu seufzen, die Aischylos so anschaulich in seinem „Gefesselten Prometheus“ schilderte, wo am Schluss des ersten titanischen Zeitalters (das auf das Zeitalter des ätherischen Menschen folgende Zeitalter der frommen Kandus und Pramlochas) die entstehende physische Menschheit, noch vernunftlos und (physiologisch) ohne Sinn, wie folgt beschrieben wird:

„Sie waren Blinde ja mit offenen Augen,
Und ob sie hörten, sie vernahmen nicht;
Traumbildern ähnlich mischten regellos
Sie lange Zeit noch alles durcheinander.“

Unsere Erlöser, die Agnishwattas und andere göttliche „Söhne des Feuers der Weisheit“ (bei den Griechen von Prometheus502 personifiziert), mögen in [SD # 412] der Ungerechtigkeit des menschlichen Herzens wohl unerkannt und ohne Dank bleiben. In unserer Unkenntnis der Wahrheit mögen wir sie gar indirekt für die Gabe der Pandora verfluchen; doch sich durch den Mund des Klerus als die Bösen verkündet und erklärt zu finden, ist ein allzu schweres Karma für „Ihn“, der „allein es wagte“, „jenes sterbliche Geschlecht“ vom Untergang zu erretten, als Zeus „brennend begehrte“, das gesamte Menschengeschlecht auszurotten, oder wie es dem leidenden Titanen in den Mund gelegt wird:

„Dass sie zerschmettert nicht zum Hades sank.
Drum duld’ ich nun in diesen Schmerzensbanden,
Traurig zu tragen, jämmerlich zu sein!
Da ich Erbarmen mit den Menschen hegte ! . . . .”

Der Chor antwortet völlig korrekt:

„Wie großes Heil den Menschen schenktest du ! . . . .”

Prometheus erwidert:

„Dann auch die Flamme teilt’ ich ihnen mit.

Chor : Die Glut des Feuers hüten sie nun stets?

Prom : Und viele Künste lernen sie dadurch. . . . .”

Zusammen mit den Künsten verwandelte sich jedoch das so empfangene Feuer in den größten Fluch: Das tierische Element und das Bewusstsein, dass wir es besitzen, verwandelten periodische Instinkte in chronischen Animalismus und Sinnlichkeit.503 Das hängt wie ein schweres Leichentuch über der Menschheit. Daraus ergibt sich die Verantwortlichkeit des freien Willens; die titanischen Leidenschaften, welche die Menschheit in ihrem dunkelsten Aspekt repräsentieren; „die nicht endende Unersättlichkeit der niederen Leidenschaften und Begierden, wenn sie sich mit selbstbewusster Anmaßung über die Schranken des Gesetzes hinweg setzen“.504

Da Platons „Protagoras“ zufolge Prometheus den Menschen mit der „dem körperlichen Wohl dienlichen Weisheit“ ausstattete, der niedere Aspekt vom tierischen Manas (Kama) jedoch unverändert blieb, [SD # 413] anstatt durch einen „unbefleckten Geist“ ersetzt zu werden, „der ersten Gabe des Himmels“ (Aischylos), war damit der ewige Geier der niemals befriedigten Begierde erschaffen, der Reue und Verzweiflung, gepaart mit der „traumartigen Schwäche, welche die blinde Rasse der Sterblichen fesselt“ (S. 556), bis zu dem Tag, an dem Prometheus durch seinen vom Himmel bestimmten Befreier Herakles erlöst wird.

Insbesondere die römisch-katholischen Christen versuchten nun, dieses Drama prophetisch mit der Ankunft Christi in Verbindung zu bringen. Einen größeren Fehler hätten sie damit nicht machen können. Der wahre Theosoph, der die Göttliche Weisheit sucht und die absolute Vollkommenheit verehrt – die unbekannte Gottheit, die weder Zeus noch Jehovah ist – wird eine solche Vorstellung ablehnen. Mit dem Verweis auf das Altertum wird er beweisen, dass die Erbsünde niemals existierte, sondern lediglich ein Missbrauch physischer Intelligenz – indem das psychische Wesen vom tierischen geführt wird und beide das Licht des Spirituellen auslöschen. Er wird sagen: „Ihr alle, die ihr zwischen den Zeilen lesen könnt, studiert die alte Weisheit in den alten Dramen – den indischen und den griechischen; lest sorgfältig den eben erwähnten ‘Gefesselten Prometheus’, der vor 2.400 Jahren in den Theatern Athens aufgeführt wurde.“ Der Mythos geht weder auf Hesiod noch auf Aischylos zurück, er ist vielmehr „älter als die Hellenen selbst“, denn er gehört in Wahrheit dem Aufdämmern des menschlichen Bewusstseins an, wie Bunsen sagt. Der gekreuzigte Titan ist das personifizierte Symbol des kollektiven Logos, der „Schar“ und der „Herren der Weisheit“ oder des Himmlischen Menschen, der sich in der Menschheit inkarnierte. Die psychologische Einsichtsfähigkeit war außerdem nicht die letzte der von ihm entwickelten und der Menschheit gelehrten Künste, wie sein Name zeigt505Pro-me-theus, „der voraussieht“ oder der die Zukunft sieht. Und so klagt er den Töchtern Okeanos’:

„ Ich gab
Der Seherkunst Gebräuche ihnen an,
Aus Träumen lehrt‘ ich sie das Künftige
Zuerst erfahren . . . all die schwere Kunst
Wies ich den Menschen. . . . . . . . . . . . . . .
Der Menschheit Künste sind Prometheus’ Werk. . . ”

[SD # 414] Wir verlassen den Hauptgegenstand für einige Seiten, halten inne und schauen, was die verborgene Bedeutung dieser sowohl ältesten als auch bedeutsamsten der traditionellen Allegorien sein mag. Da sie sich unmittelbar auf die frühen Rassen bezieht, ist das keine wirkliche Abschweifung.

Der Gegenstand von Aischylos’ Drama (die Trilogie ging verloren) ist allen gebildeten Lesern bekannt. Der Halbgott beraubt die Götter (die Elohim) ihres Geheimnisses – des Geheimnisses des schöpferischen Feuers. Für diese Freveltat wird er von Kronos506 niedergeschlagen und Zeus überstellt, dem Vater und Schöpfer einer Menschheit, die er sich intellektuell blind und tierisch gewünscht hätte, einer persönlichen Gottheit, die den Menschen nicht „wie unsereiner“ sehen will. Daher wird Prometheus, der „Feuer- und Lichtbringer“, am Kaukasusgebirge angekettet und dazu verdammt, Qualen zu erleiden. Doch die dreifachen Schicksale (Karma), deren Beschlüsse, wie der Titan sagt, selbst Zeus: —

Was sein Geschick ist, dem entgeht er nicht. . . ”

– dass diese Leiden nur bis zu dem Tag andauern werden, an dem ein Sohn des Zeus geboren wird:

„Ein Kinde gebiert sie, mächtiger als er“ (787)

. . . . . . . . . .

Von deinen (Ios) Sprossen Einer ist bestimmt. . . “ (791)

Dieser „Sohn“ wird Prometheus (die leidende Menschheit) von seiner eigenen verhängnisvollen Gabe befreien. Sein Name lautet „Er, der kommen muss. . . . “

Auf der Grundlage dieser wenigen Zeilen, die wie jeder beliebige andere allegorische Satz in annähernd jede Bedeutung verdreht werden kann – nämlich aufgrund der von Prometheus an Io, die von Zeus verfolgte Tochter des Inachos, gerichteten Worte – bauten einige katholische Schriftsteller eine ganze Prophezeiung auf. Der gekreuzigte Titan sagt:

„Und wo Dodanas hohe Statt das Wunder
Des heiligen Eichenwalds umrauscht, dich klar
Als Zeus‘ Gemahlin – schmeichelt Dir das Wort? – . . . .
Mit keinem falschen Rätselwort begrüßend,
. . . . . . . . . (853)
Und nur mit leichter Hand dich sanft berührend
Zeugt er mit dir den schwarzen Epaphos
So nach des Gottes sanfter That geheißen . . . . ” (870)

Das wurde von verschiedenen Fanatikern – unter anderen von des Mousseaux und [SD # 415] de Mirville – als klare Weissagung ausgelegt. Io – „ist die Mutter Gottes“, wird uns erzählt und der „schwarze Epaphos“ – Christus. Aber Letzterer entthronte weder seinen Vater, ausgenommen bildlich, wenn man Jehovah als diesen „Vater“ ansehen müsste; noch stürzte der christliche Heiland seinen Vater in den Hades. In Vers 930 sagt Prometheus, Zeus würde noch gedemütigt werden; was ihn betrifft:

„Ein Ehebündnis wirst du dir bereiten,
Das dir das Zepter deiner Macht zerknickt! –
Dann geht der ganze Vaterfluch des Kronos,
Den er, gestürzt vom alten Sitze, sprach,
Dir in Erfüllung . . . .507
. . . . So thront er denn
Mit seinem Donner durch die Lüfte prahlend
Und schüttelt keck sein feuriges Geschoss,
Nichts kann ihn vor dem schweren Fall bewahren,
In Schande sinkt er unaufhaltsam hin . . . . ” (980)

Der „schwarze Epaphos“ war der Dionysos-Sabazios, der Sohn des Zeus und der Demeter der sabazäischen Mysterien, in welchen der „Vater der Götter“ die Gestalt einer Schlange annahm, mit der Demeter Dionysos oder den solaren Bacchus zeugte. Io ist der Mond und gleichzeitig die Eva einer neuen Rasse, und dasselbe ist Demeter – im vorliegenden Fall. Der promethische Mythos ist in der Tat eine Weissagung. Aber er bezieht sich nicht auf irgendeinen der zyklischen Heilande, die in unterschiedlichen Ländern und unter verschiedenen Nationen periodisch in vorübergehenden Evolutionsbedingungen auftraten. Er deutet auf das letzte Geheimnis der zyklischen Umwandlungen hin, in deren Verlauf die Menschheit, nachdem sie vom ätherischen zum festen, körperlichen Zustand und von der spirituellen zur physiologischen Fortpflanzung übergegangen war, nun auf dem gegenüberliegenden Bogen des Zyklus in die zweite Phase ihres ursprünglichen Zustandes geführt wird, in welcher die Frau keinen Mann kannte und die menschliche Nachkommenschaft erschaffen und nicht gezeugt wurde.

Dieser Zustand wird für sie und für die Welt insgesamt erneut eintreten, sobald Letztere die diesem großen Geschlechtsproblem zugrundeliegenden Wahrheiten entdecken und tatsächlich erfassen wird. Es wird sein wie „das Licht, das noch niemals schien auf Meer und Land“, und muss durch die Theosophische Gesellschaft zu den Menschen kommen. Dieses Licht wird vor- und aufwärts führen zur wahren spirituellen Intuition. Dann wird (wie einstmals in einem Brief an einen Theosophen formuliert) „die Welt eine Rasse von Buddhas oder Christussen besitzen, denn sie wird dann entdeckt haben, dass es in der Macht des Einzelnen steht, buddhagleiche Kinder zu erschaffen oder Dämonen“. „Sobald diese Erkenntnis reift, werden alle dogmatischen Religionen und die Dämonen mit ihnen aussterben.“

Wenn wir über die fortlaufende Entwicklung der Allegorie und den Charakter der Helden nachdenken, kann das Geheimnis enträtselt werden. Kronos, ist natürlich die „Zeit“ in ihrem zyklischen Verlauf. Er verschlingt seine Kinder – einschließlich der [SD # 416] persönlichen Götter der exoterischen Dogmen. Anstelle von Zeus verschlang er sein steinernes Abbild; doch das Symbol ist gewachsen und entwickelte sich lediglich in der menschlichen Fantasie, während sich die Menschheit in ihrem abwärts gerichteten Zyklus physisch und intellektuell vervollkommnete – aber nicht spirituell. Sobald sie in ihrer spirituellen Entwicklung ebenso weit vorangekommen ist, wird Kronos sich nicht länger täuschen lassen. Anstatt des steinernen Abbildes wird er dann die anthropomorphische Fiktion selbst verschlungen haben. Denn die Schlange der Weisheit, in den sabazäischen Mysterien durch den anthropomorphisierten Logos repräsentiert, die Einheit der spirituellen und physischen Kräfte, wird in der Zeit (Kronos) einen Nachkommen erschaffen haben – den Dionysos-Bacchus, oder den „schwarzen Epaphos“, den „Mächtigen“ – jene Rasse, die ihn zu Fall bringen wird. Wo wird er zur Welt kommen? Prometheus führt seinen Ursprung und Geburtsort in seiner Prophezeiung auf Io zurück. Io ist die Mondgöttin der Zeugung – denn sie ist Isis und sie ist Eva, die große Mutter.508 Er folgt dem Pfad der (rassischen) Wanderungen so klar, wie es Worte nur ausdrücken können. Die Rasse muss Europa verlassen und auf das Festland Asiens gehen, wo sie den höchsten Berg des Kaukasus erreicht (737), denn der Titan sagt ihr:

„Sobald den Scheidestrom durchschwommen Du hast,
Zwei Kontinente, vor dem flammenden Ost.“ (810)

So muss sie ostwärts reisen, nachdem sie den „Kimmerischen Bosporus“ passierte und das durchquert hat, was offenbar die Wolga und das jetzige Astrachan am Kaspischen Meer ist. Danach wird sie „schweren Stürmen aus dem Norden“ begegnen und sodann das Land des „Stammes der Arimaspen“ (östlich von Herodots Skythien) erreichen:

„Des Pluton gold’nen Strom. . . .” (825)

Professor Newman vermutet richtig, dass damit der Ural gemeint ist, da die Arimaspen Herodots „die anerkannten Bewohner dieser goldenen Region“ waren.

[SD # 417] Und hier kommt zwischen den Versen 825 und 835 ein Rätsel für alle europäischen Ausleger. Der Titan sagt:

„Bleib ihnen (den Arimaspen und Greifen) fern;
                              du kommst zum weiten Land
Des schwarzen Volks am Quell des Helios’
Der Äthiopienflut; an ihrem Ufer
Zieh’ weiter bis zum Wasserfall, wo hoch
Von Byblos’ Bergen seinen heil’gen Strom
Der segensreiche Nil ergießt . . .”

Dort sollte Io eine Kolonie für sich und ihre Söhne finden. Wir müssen jetzt sehen, wie die Stelle erklärt wird. Io wird angewiesen, ostwärts zu wandern, bis sie den Fluss Äthiops erreicht, dessen Lauf sie folgen muss, bis er sich in den Nil ergießt – daher die Verwirrung. „Nach den geografischen Theorien der frühesten Griechen“, wird uns von der Verfasserin dieser Version des „Gefesselten Prometheus“ mitgeteilt:

„Diese Bedingung wurde durch den Fluss Indus erfüllt. Arrian (vi, 1) erwähnt folgenden Sachverhalt: Als Alexander der Große sich vorbereitete, den Indus hinabzufahren (da er im Indusstrom Krokodile beobachtet hatte, was auf keinen anderen Strom zutraf mit Ausnahme des Nils . . . ), meinte er, die Quellen des Nils entdeckt zu haben, als ob der Nil, an irgendeinem Ort in Indien entspringend, durch viel Wüstenland fließend und dabei seinen Namen Indus verlierend, zunächst . . . durch bewohntes Land strömte, wobei er nun von den Äthiopiern dieser Gebiete und später von den Ägyptern Nil genannt werde. Virgil wiederholt im 4. „Georgica“ diesen absoluten Irrtum.“ (S. 197, Band II)

Beide, Alexander und Virgil, mögen sich in ihren geografischen Vorstellungen erheblich geirrt haben; doch Prometheus’ Prophezeiung hat nicht auf diese Weise gesündigt – zumindest nicht in ihrem esoterischen Geist. Wenn eine gewisse Rasse symbolisiert wird und ihre Geschichte betreffende Ereignisse allegorisch wiedergegeben werden, darf keine topografische Genauigkeit erwartet werden. Und doch ist der Fluss „Äthiops“ mit Sicherheit der Indus und auch der Nil oder Nila. Dieser Fluss nimmt seinen Ursprung auf dem 6.638 m hohen (Himmels-)berg Kailash, der Wohnstatt der Götter. Er war der Fluss Äthiops und wurde schon lange vor den Tagen Alexanders von den Griechen so bezeichnet, weil seine Ufer, von Attock hinab bis Sindh, von Stämmen besiedelt waren, die gewöhnlich als die östlichen Äthiopier bezeichnet wurden. Indien und Ägypten waren zwei verwandte Nationen, und die östlichen Äthiopier – die mächtigen Baumeister – kamen aus Indien, wie, so ist die Hoffnung, in „Isis entschleiert“ ziemlich gut nachgewiesen ist (Bd. I, S. 569-70).

Warum hätten also Alexander und auch der gelehrte Virgil die Bezeichnung Nil oder Neilos nicht verwenden sollen, wenn sie über den Indus sprachen, nachdem es einer seiner Namen ist? Bis heute wird der Indus in der Umgebung von Kalabagh Nil (Blau) und Nilah, der „blaue Fluss“, genannt. Das Wasser ist dort von so dunkelblauer Farbe, dass er seit unvordenklichen Zeiten so genannt wird. [SD # 418] Eine kleine Stadt an seinen Ufern ist mit demselben Namen so benannt und existiert bis zum heutigen Tag. Offenbar hat Arrian – der lange nach der Zeit Alexanders schrieb und dem der alte Name des Indus unbekannt war – den griechischen Eroberer unbewusst verleumdet. Auch unsere modernen Geschichtsschreiber liegen mit ihren Urteilen nicht viel besser. Lediglich auf den bloßen Anschein hin geben sie oft die abenteuerlichsten Erklärungen ab, gerade so wie es ihre früheren Kollegen in der alten Zeit zu tun pflegten, als noch keine Enzyklopädien für sie bereitlagen.

Die Rasse der Io, der „kuhhörnigen Magd“, ist dann lediglich die erste Pionier-Rasse der Äthiopier, die von ihr vom Indus an den Nil gebracht wurde (der seinen Namen in Erinnerung an den mütterlichen Fluss der indischen Kolonisten erhielt).509 Sagt denn nicht Prometheus zu Io,510 dass der heilige Neilos (der Gott, nicht der Fluss) –

. . . „sie zu dem drei-eckigen Land“, nämlich zu dem Delta „hinunter leiten werde, wo ihren Söhnen zu finden beschieden ist – . . . . . „jene weit entfernte Kolonie. . .” (830 ff.)

Dort wird eine neue Rasse (die Ägypter) ihren Anfang nehmen, und eine „weibliche Rasse“ (873), „die Fünfte ihrer Abstammung nach“ vom schwarzen Epaphos –

„Fünfzig an der Zahl werden nach Argos zurückkehren.“

Dann wird eine der fünfzig Jungfrauen aus Liebe scheitern und

„. . . Den Königsstamm von Argos gebären.
. . . . . . . .
Aus diesem Samen werden hehre Helden, für ihre Bogen
Berühmt, einst erblüh’n, die mich aus meinen Leiden erlösen.“

Doch wann diese Helden kommen werden, offenbart der Titan nicht und merkt an:

„Doch lange Zeit gebraucht’s, das Wie und Wann Euch zu erklären.“

[SD # 419] „Argos“ ist jedoch Arghya-Varsha, des Land des Trankopfers der alten Hierophanten, aus dem der Erlöser der Menschheit hervortreten wird, ein Name, der viele Zeitalter später der seines Nachbarlandes Indien wurde – des alten Aryavarta.

Dass dieses Thema in den sabazäischen Mysterien erwähnt wird, verbreiteten verschiedene frühere Schriftsteller: Cicero (in „Tuscui. Quaest.“, 1, ii, Nr. 20) und Klemens von Alexandrien („Strom.“, 1, ii, „oper. tom.“, 1, S. 647 – Ausg. Potters). Die beiden letzteren Schriftsteller schrieben als einzige die Tatsache, dass Aischylos von den Athenern der Gotteslästerung angeklagt und zum Tode durch Steinigung verurteilt wurde, der tatsächlichen Ursache zu. Sie behaupten, der selbst nicht initiierte Aischylos hätte die Mysterien profaniert, indem er sie in seinen Trilogien öffentlich auf der Bühne aufgeführt hätte.511 Aber er wäre genauso verurteilt worden, wäre er initiiert gewesen – was der Fall gewesen sein muss, da er sonst wie Sokrates einen Daimonion gehabt haben müsste, welcher ihm das geheime und heilige allegorische Drama der Initiation enthüllte. Auf jeden Fall war es nicht der „Vater der griechischen Tragödie“, der die Prophezeiung des Prometheus erfand; denn er gab lediglich das von den Priestern während der sabazäischen Mysterien Enthüllte in dramatischer Gestaltung wieder.512 Letztere stellten eines der ältesten heiligen Feste dar, dessen Ursprung der Geschichte bis heute unbekannt ist. Die Mythologen verbinden es durch Mithras (die auf einigen alten Monumenten Sabazios genannte Sonne) mit Jupiter und Bacchus. Es gehörte jedoch niemals den Griechen, sondern reicht zurück in unvordenkliche Zeiten.

Die Übersetzerin der Dramen wundert sich, warum sich Aischylos eines solchen „Widerspruchs schuldig machte zwischen dem im ’Gefesselten Prometheus’ und in den übrigen Dramen dargestellten Charakter des Zeus“ (Mrs. A. Swanwick). Das geschah eben deshalb, weil Aischylos, wie Shakespeare, die intellektuelle „Sphinx“ der Zeitalter war und immer bleiben wird. Zwischen Zeus, der abstrakten Gottheit des griechischen Denkens, und dem olympischen Zeus liegen Welten. Der Letztgenannte repräsentierte in den Mysterien kein höheres Prinzip als den niederen Aspekt der menschlichen physischen Intelligenz – das mit Kama vermählte Manas; während bei Prometheus der göttliche Aspekt mit Buddhi verschmolz – der Göttlichen Seele – und zu ihr hinstrebte. Wann immer er scheinbar seinen niederen Leidenschaften nachgab, stand Zeus für nichts anderes als die menschliche Seele – der eifersüchtige Gott, rachsüchtig und grausam in seiner Selbstsucht oder in seiner „Ich-bin-heit“. Daher wird Zeus als Schlange dargestellt – der intellektuelle Versucher des Menschen – die im Verlauf der [SD # 420] zyklischen Evolution nichtsdestoweniger den „Menschen-Erlöser“ zeugt, den solaren Bacchus oder „Dionysos“ – mehr als ein Mensch.

Dionysos ist eins mit Osiris, Krishna und Buddha (dem Himmlischen Weisen) und mit dem kommenden (zehnten) Avatara, dem verherrlichten spirituellen Christos, der den leidenden Chréstos (die Menschheit oder Prometheus in ihrer Prüfung) erlösen wird. Brahmanische und buddhistische Legenden, die in den zoroastrischen und jetzt in den christlichen Lehren (in den Letzteren nur gelegentlich) aufgegriffen werden, behaupten, das werde sich am Ende des Kali-Yugas ereignen. Erst nach der Erscheinung des Kalki Avataras oder Sosiosh wird der Mensch ohne Sünde von der Frau geboren werden. Dann werden Brahmâ, die indische Gottheit; Ahura-Mazda (Ormazd), die zoroastrische; Zeus, der griechisch-olympische Don Juan; Jehovah, der eifersüchtige, bereuende, grausame Stammesgott der Israeliten und alle anderen ihresgleichen im universalen Pantheon der menschlichen Fantasie vergehen – und sich in Luft auflösen. Und mit ihnen zusammen werden ihre Schatten vergehen, die dunklen Aspekte aller dieser Gottheiten, die in den exoterischen Legenden immer als ihre „Zwillingsbrüder“ und Geschöpfe dargestellt werden, als ihr eigener Widerschein auf der Erde – in der Esoterischen Philosophie. Die Ahrimans und Typhons, die Samaels und Satans, müssen alle an jenem Tag entthront werden, an dem jede dunkle, böse Leidenschaft überwunden sein wird.

Es existiert ein ewiges Gesetz in der Natur, eines, das immer versucht, die Gegensätze auszugleichen und schließlich Harmonie herzustellen. Wenn die spirituelle Entwicklung an die Stelle der physischen und rein intellektuellen getreten ist, wird die Menschheit infolge dieses Gesetzes von ihren falschen Göttern befreit werden und sich letztendlich – selbst-erlöst finden.

Der alte Mythos von Prometheus – dessen Proto- und Antitypen sich in allen alten Theogonien finden – steht in seiner schließlichen Offenbarung in all diesen Theogonien am ersten Ursprung des physischen Bösen, da an der Schwelle des menschlichen physischen Lebens. Kronos ist „Zeit“, deren erstes Gesetz ist, dass die Ordnung der aufeinanderfolgenden und harmonischen Phasen im Ablauf der Evolution während der zyklischen Entwicklung streng eingehalten werden soll – dessen Missachtung die schwere Strafe abnormen Wachstums mit allen seinen sich daraus ergebenden Konsequenzen zur Folge hat. Es war nicht das Programm der natürlichen Entwicklung, dass der Mensch – obwohl er ein höheres Tier sein mag – plötzlich intellektuell, spirituell und psychisch zu dem Halbgott wurde, der er auf der Erde ist, während sein körperliches Gerüst schwächer, hilfloser und vergänglicher bleibt als das nahezu eines jeden großen Säugetiers. Der Gegensatz ist zu grotesk und gewaltsam, der Tempel ist seines innewohnenden Gottes viel zu unwürdig. Die Gabe von Prometheus wurde so zum Fluch – obwohl von der in dieser Persönlichkeit personifizierten Schar vorher gewusst und vorhergesehen, wie ihr Name wohl zeigt.513 Darin liegen sowohl [SD # 421] ihre Sünde als auch ihre Erlösung. Denn die sich in einem Teil der Menschheit inkarnierende Schar, auch wenn sie von Karma oder Nemesis dahin geführt wurde, zog den freien Willen der passiven Sklaverei vor, dem intellektuellen selbstbewussten Schmerz und selbst der Qual – „indessen ungezählte Zeit verfließt“ – der leeren, schwachsinnigen, unwillkürlichen Seligkeit. In dem Bewusstsein, dass eine solche Inkarnation verfrüht war und dem Programm der Natur nicht entsprach, opferte sich die Himmlische Schar, „Prometheus“, doch selbst, um dadurch zumindest einem Teil der Menschheit zu nutzen.514 Aber während sie den Menschen aus seiner spirituellen Finsternis erlösten, luden sie die Qualen des Selbstbewusstseins seiner Verantwortlichkeit – das Resultat seines freien Willens – auf ihn, abgesehen von allen Übeln, dessen Erben der sterbliche Mensch und das Fleisch sind. Diese Qual nahm Prometheus auf sich, seit die Schar fortan mit dem für sie vorbereiteten Gehäuse verschmolz, das in jener Zeit der Formung noch unvollendet war.

Sobald ihre Homogenität durch die Beimengung unterbrochen war, konnte die spirituelle mit der physischen Evolution nicht mehr Schritt halten, und so wurde diese Gabe zur Hauptursache, wenn nicht zum einzigen Ursprung des Bösen.515 Die Allegorie ist hoch philosophisch, in der Kronos Zeus dafür verflucht, dass er ihn entthronte (in dem ursprünglichen, „goldenen“ Saturn-Zeitalter, da alle Menschen Halbgötter waren) und damit eine vergleichsweise schwache und hilflose physische Menschenrasse erschaffen hatte; und den Schuldigen, der die Götter ihres Schöpfungsvorrechts beraubt und dadurch den Menschen intellektuell und spirituell auf ihre Höhe emporgehoben hatte, dann seiner (Zeus’) Rache ausliefert. Im Fall von Prometheus repräsentiert Zeus die Schar der ursprünglichen Ahnen, der Pitar, der „Väter“, die den Menschen ohne Vernunft [SD # 422] und ohne irgendeine Denkfähigkeit erschufen, während der göttliche Titan für die spirituellen Schöpfer steht, für die Devas, die in die Zeugung „fielen“. Erstere stehen spirituell niedriger, sind den „Promethischen“ jedoch physisch überlegen, daher werden Letztere als besiegt dargestellt. „Die niedere Schar, deren Werk der Titan verdarb und damit Zeus’ Pläne vereitelte“, befand sich auf dieser Erde in ihrer eigenen Sphäre und Wirkungsebene; die höhere Schar war aus dem Himmel verbannt worden und hatte sich in die Schlingen der Materie verstrickt. Sie (die niedere „Schar“) beherrschten sämtliche kosmischen und niederen titanischen Kräfte; der höhere Titan besaß lediglich das intellektuelle und spirituelle Feuer. Dieses Schauspiel vom Kampf des Prometheus mit dem olympischen Gewaltherrscher und Despoten, dem sinnlichen Zeus, kann Tag für Tag in unserer gegenwärtigen Menschheit beobachtet werden: Die niederen Leidenschaften ketten die höheren Bestrebungen an den Felsen der Materie und erschaffen vielfach den Geier der Sorge, des Schmerzes und der Reue. In jedem derartigen Fall sieht man aufs Neue –

„. . . in Fesseln (den) verhaßten Gott,
Der Zeus’ und aller Sel’gen Zorn verdient. “

Ein selbst des höchsten Trostes des Prometheus beraubter Gott, der in Selbstaufopferung litt –

Weil er zu treuer Freund den Menschen war“ –

da die Nächstenliebe den göttlichen Titanen bewegt, den sterblichen Menschen jedoch letztlich Selbstsucht und Egoismus.

Der moderne Prometheus ist jetzt zu einem Epi-metheus geworden, „einer, der zuerst auf das Geschehen achtet“, weil die allgemeine Menschenliebe des Ersteren schon lange in Selbstsucht und Selbstanbetung entartete. Der Mensch wird zu dem freien Titan der alten Zeit werden, aber nicht bevor die zyklische Evolution die unterbrochene Harmonie zwischen den beiden Naturen – der irdischen und der göttlichen – wiederhergestellt hat; danach wird er für die niederen titanischen Kräfte undurchdringlich, in seiner Persönlichkeit unverwundbar und in seiner Individualität unsterblich, aber das kann nicht geschehen, bevor nicht sämtliche animalischen Elemente aus seiner Natur ausgemerzt sind. Wenn der Mensch versteht, dass „Deus mortem non fecit“ („The Book of Wisdom“ [Liber Sapientiae], I, 13), sondern dass der Mensch den Tod selbst erschaffen hat, wird er erneut der Prometheus werden, der er vor seinem Fall war.

Wegen der vollständigen Symbolik des Prometheus und des Ursprungs dieses Mythos in Griechenland wird der Leser auf Teil II dieses Bandes verwiesen, Kapitel „Ein zweiter Schlüssel zu Prometheus“ etc. Dieses Kapitel stellt eine Art Ergänzung zu dem vorliegenden Abschnitt dar; es liefert weitere Informationen zu den umstrittensten und am meisten in Frage gestellten Lehrsätzen. Den anerkannten Normen der Theologie und der modernen Wissenschaft gegenübergestellt, ist dieses Werk derartig heterodox, dass kein Beweis vernachlässigt werden sollte, der darauf abzielt zu zeigen, dass sich diese Normen oft einer unrechtmäßigen Autorität anmaßen.

 

[SD # 423]

Ergänzende Fragmente aus einem Kommentar
zu den
Versen der Stanze XII

Das Manuskript, welchem diese ergänzenden Erklärungen entnommen sind, gehört zu der „Tongshaktchi Sangye Songa“ genannten Sammlung oder zu den Berichten der „Fünfunddreißig Buddhas des Bekenntnisses“, wie sie exoterisch genannt werden. Diese Persönlichkeiten können jedoch, obwohl sie in der nördlichen buddhistischen Religion „Buddhas“ genannt werden, ebenso gut Rishis oder Avataras etc. genannt werden, da sie lediglich für die nördlichen Anhänger der von Gautama gepredigten Ethik „die dem Shakyamuni vorangegangenen Buddhas“ sind. Diese großen Mahatmas oder Buddhas sind allgemeines und gemeinsames Eigentum: Sie sind historische Weise – auf jeden Fall für alle Okkultisten, die an eine derartige Hierarchie von Weisen glauben und denen ihre Existenz von den Gelehrten der Bruderschaft bewiesen worden ist. Sie wurden aus einer Gruppe von etwa siebenundneunzig Buddhas auserwählt, und aus dreiundfünfzig in einer anderen516, zumeist imaginären Persönlichkeiten, die in Wirklichkeit Personifizierungen der Kräfte der Erstgenannten darstellen.517 Diese „Körbe“ der ältesten Schriften auf „Palmblättern“ werden streng geheim gehalten. Jedem Manuskript ist eine kurze Übersicht der Geschichte derjenigen Unterrasse beigefügt, welcher der einzelne „Buddha-Lha“ angehörte. Das eine besondere Manuskript, aus dem die folgenden Bruchstücke entnommen und dann in verständlicherer Sprache wiedergegeben wurden, soll von Steintafeln kopiert worden sein, die einem Buddha der frühesten Tage der fünften Rasse zugeordnet werden, der Zeuge der Flut und des Untergangs der Hauptkontinente der atlantischen Rasse war. Der Tag, an dem vieles, wenn nicht alles von dem, was hier aus den archaischen Berichten gegeben wird, bestätigt werden wird, ist nicht sehr weit entfernt. Dann werden die modernen Symbologen die Gewissheit erlangen, dass selbst Odin oder der Gott Wotan, der höchste Gott der germanischen und skandinavischen Mythologie, einer dieser fünfunddreißig Buddhas ist: einer der frühesten in der Tat, denn der Kontinent, zu dem er und seine Rasse gehörten, gehörte ebenfalls zu den frühesten. So früh tatsächlich, dass zu dieser Zeit tropische Natur zu finden war, wo heute ewige, niemals auftauende Schneemassen liegen und man nahezu trockenen Fußes von Norwegen über Island und Grönland zu den Ländern wandern konnte, die gegenwärtig die Hudson [SD # 424] Bay umgeben.518 Auf ähnliche Art konnte in den glorreichen Tagen der atlantischen Riesen, der Söhne der „Riesen aus dem Osten“, ein Pilger eine Reise ausführen von dem Bereich, der in unseren Tagen als die Wüste Sahara bezeichnet wird, in jene Länder, die heute in traumlosem Schlaf auf dem Grund der Gewässer des Golfes von Mexiko und des Karibischen Meeres liegen. Nur im menschlichen Gedächtnis festgehaltene Ereignisse, gewissenhaft von einer Generation zur anderen und von Rasse zu Rasse überliefert, können durch die beständige Überlieferung „im Buchband des Gehirns“ zahllose Äonen lang wahrhaftiger und genauer erhalten bleiben als in jedem beliebigen schriftlich verfassten Dokument oder Bericht. „Das, was an unseren Seelen teil hat, ist ewig“, sagt Thackeray; und was könnte unseren Seelen näher sein als das, was sich in der Morgendämmerung unseres Daseins ereignete? Zahllos sind diese Leben, doch die uns durch diese Myriaden von Existenzen belebende Seele oder der Geist ist derselbe. Und obwohl „das Buch und der Band“ des physischen Gehirns Ereignisse in einem einzigen irdischen Leben vergessen mag, kann der Großteil der gesammelten Erinnerungen die Göttliche Seele in uns niemals verlassen. Ihr Flüstern mag zu leise sein, der Klang ihrer Worte zu weit entfernt von der Ebene, die von unseren physischen Sinnen wahrgenommen wird; doch der Schatten der gewesenen ebenso wie der kommenden Ereignisse liegt innerhalb ihres Wahrnehmungsbereichs und ist vor dem Auge ihres Geistes immer gegenwärtig.

Vielleicht ist es diese Seelenstimme, die jenen sagt, die der Überlieferung mehr vertrauen als der aufgezeichneten Historie, dass das unten Gesagte alles wahr ist und sich auf prähistorische Tatsachen bezieht.

Folgendes steht an einer Stelle geschrieben:

Die Könige des Lichts entfernten sich zornig. Die Sünden der Menschen waren so schwarz geworden, dass die Erde in ihrer großen Agonie erzitterte. . . . Die azurnen Sitze bleiben leer. Wer von den Braunen, wer von den Roten oder den bereits Schwarzen (Rassen) vermag die Sitze der Seligen einzunehmen, die Sitze der Erkenntnis und Barmherzigkeit? Wer vermag die Blume der Macht zu übernehmen, die Pflanze mit dem goldenen Stängel und der azurnen Blüte?

[SD # 425] In den alten Aufzeichnungen werden die Herrscher aus den göttlichen Dynastien als die „Könige des Lichts“ bezeichnet. Die „azurnen Sitze“ werden in gewissen Schriftstücken mit „himmlischen Thronen“ übersetzt. Die „Blume der Macht“ ist heute der Lotus. Was sie zu jener Zeit gewesen sein mag, wer kann das sagen?

Der Schreiber fährt fort, dem späteren Jeremia gleich das Schicksal seines Volkes zu beklagen. Sie waren von ihren „azurnen“ (himmlischen) Königen hilflos zurückgelassen worden, und „die mit dem Devafarbton“ mit den mondfarbigen Gesichtern sowie „die mit dem strahlenden (goldenen) Gesicht“ waren „in das Land der Wonne gegangen, das Land von Metall und Feuer“; oder – den Regeln der Symbolik folgend – in die nördlich und östlich gelegenen Länder, aus welchen „die großen Wasser weggeschwemmt, von der Erde aufgesaugt und in die Luft verteilt worden waren“. Die weisen Rassen hatten „die von den Drachen der Weisheit herab gerufenen schwarzen Sturm-Drachen“ wahrgenommen – und „waren unter der Führung der strahlenden Beschützer des höchst ausgezeichneten Landes geflohen“ – das waren vermutlich die großen, alten Adepten; die Hindus bezeichnen sie als ihre Manus und Rishis. Einer von ihnen war Vaivasvata Manu.

Die „von der gelben Farbe“ sind die Vorväter, die von den Ethnologen heute in Turanier, Mongolen, Chinesen und weitere alte Nationen eingeteilt werden. Und das Land, wohin sie flohen, war kein anderes als Zentralasien. Dort wurden vollständig neue Rassen geboren; dort lebten und starben sie bis zur Trennung der Nationen. Doch geschah diese „Trennung“ weder an den von der modernen Wissenschaft dafür ausgewiesenen Örtlichkeiten noch auf die Weise, wie sich die Arier nach der Darstellung von Max Müller und anderen Arianisten geteilt und getrennt haben sollen. Seit damals sind nahezu zwei Drittel einer Million Jahre vergangen. Gezwungenermaßen auf einen bestimmten Teil dieser Welt beschränkt, hatten die gelbgesichtigen Riesen der postatlantischen Tage in dieser fast 700.000 Jahren andauernden Periode ausreichend Zeit, sich in die heterogensten und vielfältigsten Typen zu verzweigen, denn das Blut ihrer Rasse wurde weder aufgefrischt noch erhielt es irgendwelche Beimischungen. Dasselbe Bild ergibt sich in Afrika. Nirgends besteht eine außerordentlichere Verschiedenheit von Typen, von schwarzen bis nahezu weißen, von riesigen Menschen bis zu zwergenhaften Rassen, und das ausschließlich aufgrund ihrer erzwungenen Isolierung. Die Afrikaner verließen ihr Festland mehrere hunderttausend Jahre lang nicht. Sollte der europäische Kontinent morgen verschwinden und andere Länder an seiner Stelle auftauchen, und sollten die afrikanischen Stämme sich trennen und über die Erdoberfläche verstreuen, würden sie von heute an gerechnet in ungefähr hunderttausend Jahren die Hauptmasse der zivilisierten Nationen bilden. Und die Nachfahren unserer hoch kultivierten Nationen, die auf irgendeiner Insel überlebt hätten, ohne eine Möglichkeit, die neu entstandenen Meere zu durchqueren, würden in einen Zustand verhältnismäßiger Wildheit zurück verfallen. Somit wird der für die Einteilung der Menschheit in höhere und niedere Rassen gegebene Grund hinfällig und zum Trugschluss.

[SD # 426] Das sind also die in den archaischen Aufzeichnungen verzeichneten Tatsachen. Wenn wir sie mit einigen modernen Evolutionstheorien zusammenbringen und vergleichen, und die natürliche Selektion abziehen (siehe „Physiological Selection“, von G. J. Romanes, F. R. S.), erscheinen diese Aussagen ganz vernünftig und logisch.519 Während also die Arier die Nachfahren der gelben Adame sind, der riesigen und hochzivilisierten atlanto-arischen Rasse, sind die Semiten – und die Juden mit ihnen – die des roten Adams; und somit haben sowohl de Quatrefages als auch die Verfasser der mosaischen Genesis Recht. Denn könnte das fünfte Kapitel im ersten Buch Moses mit den in unserer archaischen Bibel zu findenden Genealogien verglichen werden, fände man die Zeitperiode von Adam bis Noah darin vermerkt, wenn auch natürlich unter anderen Namen, da die entsprechenden Jahre der Patriarchen in Perioden umgewandelt sind und das Ganze symbolisch und allegorisch ist. In dem in Betracht kommenden Manuskript finden sich viele und häufige Bezugnahmen auf das große Wissen und die Zivilisation der atlantischen Nationen, womit das Gemeinwesen einiger von ihnen und die Natur ihrer Künste und Wissenschaften dargestellt wird. Schon über die dritte Wurzelrasse, die Lemuro-Atlantier, wurde gesagt, sie seien „mitsamt ihren hohen Zivilisationen und ihren Göttern“ versenkt worden („Esoteric Buddhism“, S. 65), um wie viel mehr gilt dasselbe für die Atlantier!

Von der vierten Rasse erhielten die frühen Arier ihre Kenntnis von dem im Mahabharata erwähnten „Bündel wunderbarer Dinge“, der Sabha und der Mahasabha, dem Geschenk Mayasuras an die Pandavas. Aus ihnen lernten sie die Luftfahrt, Vimana Vidya (die „Kenntnis des Fliegens mit Luftmaschinen“), und daher ihre großen Künste der Wetteraufzeichnung und Meteorologie. Von ihnen erbten auch die Arier ihre höchst wertvolle Wissenschaft von den verborgenen Kräften kostbarer und anderer Steine, von der Chemie oder vielmehr Alchemie, der Mineralogie, Geologie, Physik und Astronomie.

Die Verfasserin hat sich einige Male gefragt: „Ist die Geschichte des Exodus – wenigstens in ihren Einzelheiten – wie sie im Alten Testament erzählt wird, ursprünglich? Oder ist sie wie die Geschichte von Moses selbst und viele weitere lediglich eine andere Lesart der von den Atlantiern erzählten Sagen?“ Denn wer, wenn er die über die Letzteren erzählte Geschichte hört, wird die große grundsätzliche Ähnlichkeit übersehen? Der Zorn „Gottes“ über die Halsstarrigkeit des Pharao, sein den „Auserwählten“ gegebener Befehl, die Ägypter vor der Abreise ihrer „silbernen und goldenen Gefäße“ zu berauben (Exodus 11) und schließlich die samt ihrem Pharao im Roten Meer ertränkten Ägypter (14). Denn hier ist ein Bruchstück der früheren Geschichte aus dem Kommentar:

[SD # 427]

. . . „Und der ‘Große König mit dem Strahlenden Antlitz’, das Oberhaupt aller Gelbgesichtigen, war traurig, da er die Sünden der Schwarzgesichtigen sah.

Er schickte seine Luftfahrzeuge (Vimana) an alle seine verbrüderten Oberhäupter (Oberhäupter anderer Nationen und Stämme) mit frommen Männern darin, sie sagten: ‘Bereitet euch vor. Erhebet euch, ihr Männer des guten Gesetzes, und durchquert das Land, solange es (noch) trocken ist.

Die Herren des Sturmes kommen heran. Ihre Wagen nähern sich dem Land. Eine Nacht und zwei Tage nur sollen die Herren des Dunklen Gesichts (die Zauberer) auf diesem geduldigen Land leben. Sein Schicksal ist besiegelt, und sie müssen mit ihm untergehen. Die niederen Herren der Feuer (die Gnomen und Feuerelementale) bereiten ihre magischen Agneyastra (durch Magie erzeugte Feuerwaffen) vor. Aber die Herren des Dunklen Auges („Bösen Auges“) sind stärker als sie (die Elementale), und sie sind Sklaven der Mächtigen. Sie sind bewandert in Ashtar (Vidya, des höchsten magischen Wissens).520 Kommt und gebraucht die euren (d. h. eure magischen Kräfte, um denen der Zauberer zu begegnen). Möge jeder Herr des Strahlenden Antlitzes (ein Adept der Weißen Magie) den Vimana eines jeden Herrn des Dunklen Gesichts in seine Hände (oder seinen Besitz) kommen lassen, damit keiner (der Zauberer) durch dieses Hilfsmittel den Wassern entkommt, der Rute der Vier (karmischen Gottheiten) entgehen und seine Schlechten (Anhänger oder Gefolgsleute) retten könne.

Möge jedes Gelbgesicht Schlaf von sich aussenden (mesmerisieren?) zu allen Schwarzgesichtern. Mögen selbst sie (die Zauberer) Schmerz und Leiden entgehen. Möge jeder den Sonnengöttern treue Mensch jeden unter den Mondgöttern stehenden Menschen binden (paralysieren), damit er nicht leide oder seinem Schicksal entrinne.

Und möge jedes Gelbgesicht dem sprechenden Tier eines Schwarzgesichts von seinem Lebenswasser (Blut) anbieten, damit es seinen Meister nicht aufwecke.521

Die Stunde hat geschlagen, die schwarze Nacht ist nahe etc. etc.

. . . . . . . . . . . . . . .

Ihr Schicksal sei erfüllt. Wir sind die Diener der Großen Vier.522 Mögen die Könige des Lichts zurückkehren.’ “

[SD # 428]

„Der große König fiel auf sein Strahlendes Antlitz und weinte. . . .

Als die Könige sich versammelten, hatten sich die Wasser bereits geregt. . . .

(Aber) die Völker hatten jetzt die trockenen Länder durchquert. Sie waren jenseits der Wassermarke. Ihre Könige erreichten sie in ihren Vimanas und führten sie hin zu den Ländern des Feuers und Metalls (Ost und Nord).“

. . . . . . . . . . . . . . .

An einer anderen Stelle wird noch gesagt:

. . . . Sterne (Meteore) hagelten auf die Länder der Schwarzgesichter; sie aber schliefen.

Die sprechenden Tiere (die magischen Wächter) blieben ruhig.

Die niederen Herren warteten auf Befehle, doch sie kamen nicht, denn ihre Meister schliefen.

Die Wasser erhoben sich und bedeckten die Täler von einem Ende der Erde bis zum anderen. Hochebenen blieben übrig. Der Grund der Erde (die Länder der Antipoden) blieb trocken. Dort wohnten jene, die entkamen; die Menschen mit den gelben Gesichtern und dem geraden Auge (die offenen und aufrichtigen Menschen).

Als die Herren der Dunklen Gesichter erwachten und sich an ihre Vimanas erinnerten, um den ansteigenden Wassern zu entrinnen, waren diese verschwunden.“

Dann schildert eine andere Stelle einige der mächtigeren Zauberer der „Dunklen Gesichter“ – die früher als die anderen erwachten und die jene verfolgten, die „sie zerstört“ hatten und die Nachhut bildeten, denn – „die hinweg geführten Völker waren so zahlreich wie die Sterne der Milchstraße“, sagt ein modernerer, ausschließlich in Sanskrit verfasster Kommentar.

„Wie eine Drachenschlange langsam ihren Körper entrollt, teilten die von den Söhnen der Weisheit angeführten Menschensöhne ihre Herde auf und breiteten sich aus, ausgegossen wie ein rinnender Strom Süßwassers. . . . . Viele der Mutlosen unter ihnen gingen auf ihrem Weg zugrunde. Doch die meisten wurden gerettet.“

Doch die Verfolger, „deren Haupt und Brust hoch über das Wasser emporragte“, jagten sie „drei Mondzeiten lang“, bis sie schließlich von den steigenden Wogen erfasst wurden und bis auf den letzten Mann zugrunde gingen, indem der Boden unter ihren Füßen versank und die von ihnen entweihte Erde sie verschlang.

Das klingt ganz erheblich nach dem ursprünglichen Material, auf dem die ähnlich verlaufende Erzählung im Exodus viele hunderttausend Jahre später aufbaute. Wie jetzt nachgewiesen wurde, stellt die Biografie von Moses, seine Geburt, Kindheit und Rettung aus dem Nil durch die Tochter des Pharaos eine Bearbeitung der chaldäischen Erzählung über Sargon dar. Und wenn dem so ist, dann sind die assyrischen Tontafeln im Britischen Museum ein guter Beweis dafür, und warum dann nicht auch die Erzählungen von den Juden, die den Ägyptern ihre Juwelen raubten, vom Tod des Pharao und seiner Armee und so fort? Die gigantischen Zauberer von Ruta und Daitya, die „Herren des Dunklen Gesichts“ können in der späteren Erzählung zu den ägyptischen Magiern geworden sein, und die gelbgesichtigen Völker [SD # 429] der fünften Rasse zu den tugendhaften Söhnen Jakobs, zum „Auserwählten Volk“. . . . Und noch etwas muss festgestellt werden: Es gab verschiedene göttliche Dynastien – ab der dritten eine Reihe für jede Wurzelrasse, jede Reihe ihrer jeweiligen Menschheit entsprechend und auf sie abgestimmt. Die letzten sieben in den ägyptischen und chaldäischen Aufzeichnungen erwähnten Dynastien gehörten der fünften Rasse an, die allgemein als die arische bezeichnet wird, obwohl das nicht ganz stimmt, da sie immer stark mit Rassen vermischt war, welchen die Ethnologie andere Namen gibt. Es wäre angesichts des uns zur Verfügung stehenden begrenzten Raumes nicht möglich, mit der Beschreibung der Atlantier weiter fortzufahren, an die der ganze Osten ebenso sehr glaubt, wie wir an die alten Ägypter glauben. Doch die Mehrheit der westlichen Gelehrten streitet deren Existenz ab, so wie sie manche Wahrheiten zuvor abstritten, von der Existenz Homers herab bis zu der Existenz der Brieftaube. Die Zivilisation der Atlantier war größer als selbst die der Ägypter. Ihre entarteten Nachfahren waren es, das Volk von Platons Atlantis, welche die ersten Pyramiden in dem Land erbauten, und das sicherlich vor der Ankunft der „östlichen Äthiopier“, wie Herodot die Ägypter nennt. Das kann wohl geschlossen werden aus der von Ammianus Marcellinus aufgestellten Behauptung, der von den Pyramiden sagt: „Da gibt es auch unterirdische Gänge und gewundene Verstecke, die angeblich von Männern, die mit den alten Mysterien vertraut waren und mit ihrer Hilfe das Herannahen einer Flut wahrsagten, an unterschiedlichen Stellen erbaut wurden, damit nicht die Erinnerung an all ihre heiligen Zeremonien verloren gehen sollte.“

Diese Menschen, die „herannahende Fluten vorhersagten“, waren keine Ägypter, denn die erlebten niemals eine Flut, mit Ausnahme des periodischen Ansteigens des Nils. Wer waren sie? Die letzten Überreste der Atlantier, behaupten wir, jene Rassen, die von der Wissenschaft vage vermutet werden und an die der wohlbekannte Geologe Charles Gould dachte, als er sagte: „Können wir vermuten, das große Museum der Natur überhaupt erschöpft zu haben? Sind wir in der Tat schon weiter als in seine Vorräume eingedrungen? Beinhaltet die ein paar Jahrtausende umfassende aufgezeichnete Historie des Menschen den vollständigen Verlauf seiner intelligenten Existenz? Oder finden wir in den langen, sich über Hunderttausende von Jahren erstreckenden und in den Chronologien von Chaldäa und China aufgezeichneten mythischen Zeitperioden schattenhafte Erinnerungen an den prähistorischen Menschen, die von der Tradition überliefert und vielleicht von einigen wenigen Überlebenden aus anderen Ländern in die bestehenden Länder weitergegeben wurden, welche untergingen oder Schauplatz irgendeiner großen Umwälzung wurden und dadurch einschließlich ihrer gesamten Zivilisation vernichtet worden sein könnten wie das sagenumwobene (?) Atlantis Platons? („Mythical Monsters“, S. 19).

In dieser Angelegenheit kann den Worten eines Meisters mehr vertraut werden, der einige Jahre, bevor Gould das schrieb, das Folgende zu Papier brachte: „Die vierte Rasse erlebte ihre Zeit der höchsten Zivilisation. [SD # 430] Mit den in der dritten Rasse nach ihrer Trennung aufgekommenen Zivilisationen sind die griechische, die römische und selbst die ägyptische nicht vergleichbar.

Werden die Kultur und die Beherrschung der Künste und Wissenschaften der dritten und vierten Rasse jedoch bestritten, kann dennoch niemand leugnen, dass sich zwischen der Zeit der großen Zivilisationen des Altertums wie Ägypten und Indien die dunklen Zeitalter einer krassen Unwissenheit und Barbarei seit dem Anbeginn der christlichen Ära bis zu unserer heutigen modernen Zivilisation erstreckten; in denen sämtliche Erinnerungen an diese Überlieferung verloren war. Wie es in „Isis Unveiled“ heißt: „Warum sollten wir vergessen, dass Zeitalter, bevor der Kiel des unerschrockenen Genuesen die westlichen Gewässer durchschnitt, die phönizischen Schiffe die Erdkugel umsegelt und Zivilisation in Gegenden verbreitet hatten, die heute still und verlassen sind? Welcher Archäologe wird es wagen zu behaupten, dass dieselbe Hand, welche die Pyramiden von Ägypten, Karnak und die tausend jetzt an den sandigen Ufern des Nils in Vergessenheit zerfallenden Ruinen entwarf, nicht auch das monumentale Angkor Wat in Kambodscha errichtete? Oder was ist mit den Hieroglyphen auf den Obelisken und Toren des verlassenen Indianerdorfes, das vor kurzem in Britisch-Kolumbien von Lord Dufferin entdeckt wurde? Oder jenen auf den Ruinen von Palenque und Uxmal in Zentralamerika? Sprechen nicht die Überreste, die wir in unseren Museen aufstapeln – letzte Andenken an die lange ‘verlorenen Künste’ – eine klare Sprache zugunsten einer alten Kultur? Und beweisen sie nicht immer und immer wieder, dass die Künste und Wissenschaften mit den Nationen und Kontinenten zusammen untergingen und weder von jenem ersten in einem mittelalterlichen Kloster erhitzten Schmelztiegel noch vom letzten von einem modernen Chemiker zerbrochenen wiederbelebt werden konnten noch jemals wiederbelebt werden – zumindest nicht im gegenwärtigen Jahrhundert?“

Und dieselbe damals aufgeworfene Frage können wir heute wieder stellen; es könnte erneut gefragt werden: „Wie kommt es, dass der fortschrittlichste Standpunkt, der in unserer Zeit erreicht wurde, es uns lediglich erlaubt, auf dem alpinen Pfad der Erkenntnis die von früheren Forschern in weiter Ferne hinterlassenen monumentalen Beweise zu erkennen, mit denen sie die von ihnen erreichten und bewohnten Hochebenen markierten?

Wenn die modernen Meister den Alten so weit voraus sind, warum stellen sie dann nicht die verlorenen Künste unserer nachsintflutlichen Vorväter wieder her? Warum geben sie uns nicht die nicht verblassenden Farben Luxors – den tyrischen Purpur, den hellen Zinnober und das leuchtende Blau, welche die Mauern jener Städte zierten und die heute noch so strahlen wie am ersten Tag, als sie aufgebracht wurden; den unzerstörbaren Mörtel der Pyramiden und der alten Aquädukte; die Damaszenerklinge, die in ihrer Scheide wie ein Korkenzieher verdreht werden kann, ohne zu brechen; die schimmernden, unvergleichlichen Tönungen farbigen Glases, das sich mitten im Schutt alter Ruinen findet und in den Fenstern alter Kathedralen leuchtet; und das Geheimnis des echten formbaren Glases? Und wenn die Chemie so wenig imstande ist, in einigen Bereichen auch nur mit dem frühen Mittelalter mitzuhalten, warum dann mit Errungenschaften prahlen, [SD # 431] die mit großer Wahrscheinlichkeit bereits vor Jahrtausenden genauestens bekannt waren? Je weiter Archäologie und Philologie fortschreiten, desto mehr demütigen die täglichen Entdeckungen unseren Stolz und legen ein umso lichteres Zeugnis zugunsten jener ab, die vielleicht aufgrund des großen zeitlichen Abstandes als im tiefsten Sumpf des Aberglaubens Versunkene betrachtet wurden, die sich in Unwissenheit abstrampelten.“

Neben anderen Künsten und Wissenschaften verfügten die Alten über die von den Atlantiern geerbte Astronomie und Symbolik, was die Kenntnis des Tierkreises mit einschloss.

Wie bereits erklärt, glaubte das gesamte Altertum mit gutem Grund, die Menschheit und ihre Rassen seien alle eng mit den Planeten verknüpft und diese wiederum mit den Tierkreiszeichen. Die gesamte Geschichte der Welt ist in den Letzteren aufgezeichnet. In den alten Tempeln Ägyptens wurde das mit dem Dendera-Tierkreis bewiesen; aber mit Ausnahme eines sich im Eigentum eines Sufis befindlichen arabischen Werkes ist die Schreiberin niemals einer fachgerechten Abschrift dieser wunderbaren Aufzeichnungen der vergangenen – und auch der zukünftigen – Geschichte unseres Globus begegnet. Die ursprünglichen Aufzeichnungen sind jedoch absolut unwiderlegbar vorhanden.

Die Europäer sind mit den wirklichen Tierkreiszeichen Indiens nicht vertraut, noch verstehen sie jene, von denen sie zufällig Kenntnis erlangten (wofür Bentley als Zeuge dient). Um die Wahrheit herauszufinden, wird dem Leser deshalb empfohlen, sich dem Werk Denons (Voyage dans le Basse et la Haute Égypte“, Bd. II) zuzuwenden, in welchem, wenn richtig verstanden, die beiden berühmten ägyptischen Tierkreise gefunden und untersucht werden können. Da die Schreiberin sie persönlich gesehen hat, braucht sie nicht länger auf das zu vertrauen, was andere Forscher – die beide sehr sorgfältig geprüft und untersucht haben – darüber zu sagen haben. Was die ägyptischen Priester Herodot versicherten, der wusste, dass der Erdpol und der Pol der Ekliptik früher zusammenfielen, fand Mackey523 und bestätigt es. Er stellt nämlich fest, dass die Pole in den Tierkreisen in beiden Lagen dargestellt werden; und „dass in dem Tierkreis, welcher die Pole (Polarachsen) im korrekten Winkel zeigt, Markierungen zu finden sind, die indizieren, dass ‘es nicht das letzte Mal war, dass sie sich in dieser Stellung befanden; sondern das erste Mal – nachdem die Tierkreise gezeichnet worden waren“. „Der Steinbock“, fügt er hinzu, „ist darin am Nordpol dargestellt, und der Krebs ist nahe seiner Mitte am Südpol geteilt; was eine Bestätigung dafür ist, dass bei ihnen ursprünglich Winter war, wenn die Sonne im Krebs stand. Löwe und Jungfrau sind das Hauptindiz dafür, dass dieses Denkmal daran erinnert, als sich der Pol das erste Mal in jener Lage befand.“ (Siehe Kapitel „Ein Mysterium des Tierkreises“ in Teil II)

Grob kalkuliert glauben die Ägyptologen, die große Pyramide sei 3.350 v. Chr. erbaut worden (siehe Proctor, „Knowledge“, Bd. I, S. 242, 400); und Menes und seine Dynastie hätten 750 Jahre vor der vierten [SD # 432] Dynastie gelebt (in deren Verlauf die Pyramiden angeblich erbaut wurden) („The Origin and Significance of the Great Pyramid“, Staniland Wake). Somit datiert das Menes zugeschriebene Zeitalter auf 4.100 Jahre v. Chr. Nun ist Sir J. Gardner Wilkinsons Erklärung sehr anregend, dass „alle Tatsachen zu dem Schluss führten, die Ägypter hätten bereits vor dem Zeitalter von Menes und vielleicht bevor sie in das Niltal eingewandert waren in den zivilisatorischen Künsten sehr große Fortschritte erzielt“ (Rawlinsons „History of Herodotus“, Bd. ii, S. 345), da sie diese Hypothese zerstört. Sie weist auf eine große Kultur in prähistorischen Zeiten und noch höherem Altertum hin. Es war das Volk der Schemsu-Hor (die „Diener des Horus“), das sich in Ägypten niedergelassen hatte; und wie M. G. Maspero bestätigt, gebührt dieser prähistorischen Rasse „die Ehre, . . . die Hauptstädte Ägyptens gegründet und die bedeutendsten Heiligtümer errichtet zu haben“. Das geschah vor der Epoche der Großen Pyramide, als Ägypten sich gerade aus den Wassern erhoben hatte. Doch: „Sie besaßen die den Ägyptern eigentümliche hieroglyphische Form der Schrift und müssen zivilisatorisch bereits beträchtlich fortgeschritten gewesen sein.“ Es war, wie Lenormant sagt, „das Land der großen prähistorischen Heiligtümer, der Sitze priesterlicher Herrschaft, dem für den Ursprung der Zivilisation die bedeutendste Rolle zukam.“ Welcher Zeit kann dieses Volk zugeschrieben werden? Wir hören von 4.000, höchstens 5.000 Jahren v. Chr. (Maspero). Nun wird behauptet, mit Hilfe des Zyklus von 25.868 Jahren (des Siderischen Jahres) könne das Jahr der Errichtung der Großen Pyramide annähernd ermittelt werden. „Von der Annahme ausgehend, der am Eingang beginnende lange und enge, abfallende Gang sei auf den Polarstern der Erbauer der Pyramide ausgerichtet gewesen, wiesen Astronomen nach, dass sich . . . . Alpha Draconis, der damalige Polarstern, sowohl im Jahr 3.350 v. Chr. als auch 2.170 v. Chr. (Proctor, zitiert von Staniland Wake) in der dafür erforderlichen Position befand. Es wird uns aber auch noch gesagt, dass „diese relative Lage von Alpha Draconis und Alkione außergewöhnlich ist . . . und ein ganzes Siderisches Jahr lang nicht mehr auftrat (ibid.). Das beweist, dass die Große Pyramide vor 78.000 Jahren erbaut worden sein muss, da der Dendera-Tierkreis den Ablauf von drei siderischen Jahren darstellt, oder dass diese Möglichkeit jedenfalls ebenso gut angenommen zu werden verdient wie das spätere Datum von 3.350 v. Chr.

Nun finden sich in dem Tierkreis eines gewissen Tempels im fernen Nordindien dieselben Merkmale wie in dem von Dendera. Wer mit den indischen Symbolen und Konstellationen gut vertraut ist, wird imstande sein, mit Hilfe der ägyptischen Beschreibung zu beurteilen, ob die Angaben der chronologischen Abläufe korrekt sind oder nicht. Im Tierkreis von Dendera, wie er von den modernen ägyptisch-koptischen und griechischen Adepten aufbewahrt und von Mackey etwas anders erklärt wird, steht der Löwe in der Hydra, und sein Schweif ist nahezu gestreckt und zeigt in einem Winkel von vierzig oder fünfzig Grad abwärts, was mit der ursprünglichen Gestaltung dieser Konstellationen übereinstimmt. Doch fügt [SD # 433] Mackey hinzu: „Aber an vielen Orten sehen wir den Löwen (Simha) mit einem über seinem Rücken aufgerichtetem und in einem Schlangenhaupt endenden Schweif dargestellt. Dadurch wird gezeigt, dass der Löwe ‘umgedreht’ war; was in der Tat mit dem gesamten Tierkreis und jeder anderen Konstellation auch geschehen sein muss, als der Pol kippte.“

Von dem kreisförmigen Tierkreis sprechend, den auch Denon zeigt, sagt er: Dort „steht der Löwe auf der Schlange, und sein Schwanz weist eine abwärtsgerichtete Krümmung auf. Daraus erkennen wir, dass sich trotz der Tatsache, dass sechs- oder siebenhunderttausend Jahre zwischen den beiden Positionen vergangen sein müssen, die Konstellationen Löwe und Hydra kaum oder gar nicht verändert hatten; wohingegen die Jungfrau auf den beiden sehr unterschiedlich dargestellt wird. Auf dem kreisförmigen Zodiak stillt die Jungfrau ihr Kind; aber es scheint, dass diese Vorstellung nicht existierte, als sich der Pol zum ersten Mal in der Ebene der Ekliptik befand; denn auf diesem Zodiak, wie er von Denon gegeben ist, sehen wir drei Jungfrauen zwischen dem Löwen und der Waage, von denen die letzte eine Kornähre in ihrer Hand hält. Es ist sehr zu bedauern, dass bei diesem Zodiak die Figuren im hinteren Teil des Löwen und am Anfang der Jungfrau abgebrochen sind, deshalb fehlt jedem Zeichen ein Dekan.“

Nichtsdestoweniger ist die Bedeutung klar, nachdem die drei Tierkreise drei verschiedenen Epochen angehören: nämlich den letzten drei Familienrassen der vierten Unterrasse der fünften Wurzelrasse, welche jeweils annähernd 25.000 bis 30.000 Jahre existiert haben müssen. Die ersten von ihnen (die „arischen Asiaten“) waren Zeugen des Schicksals der letzten Überreste der Völker der „riesigen Atlantier“,524 die vor etwa 850.000 Jahre gegen Ende des Miozäns zugrunde gingen (die Ruta- und Daitya-Insel-Kontinente).525 Die vierte Unterrasse bezeugte die Vernichtung des letzten Überrests der Atlantier – der arischen Atlantier auf der letzten Insel von Atlantis, und zwar vor etwa 11.000 Jahren. Um das verstehen zu können wird der Leser gebeten, [SD # 434] einen Blick auf das Diagramm des Stammbaums der fünften Wurzelrasse zu werfen – die allgemein, wenn auch kaum korrekt, als die arische Rasse bezeichnet wird – und auf die dazugehörigen Erläuterungen.

Möge der Leser sich gut an das erinnern, was über die Einteilungen der Wurzelrassen und die Evolution der Mensch­heit in diesem Werk gesagt und in Sinnetts „Esoteric Bud­dhism“ klar und deutlich fest­gestellt wird.

1. Es gibt sieben Runden in jedem Manvantara; wir befinden uns in der vierten davon und gegenwärtig in der fünften Wur­zel­rasse.

2. Jede Wurzelrasse hat sie­ben Unterrassen.

3. Jede Unterrasse wiederum weist sieben Verästelungen auf, welche Zweig- oder „Fami­lien“-Rassen genannt werden können.

4. Die kleinen Triebe, Sprossen und Ableger der Letztgenannten sind zahllos und hängen von den karmischen Wirkungen ab. Prüfen Sie den hier abgebildeten „Stammbaum“, und Sie werden verstehen. Die Zeichnung ist rein diagrammatisch und soll den Leser lediglich dabei unterstützen, das Thema leicht zu erfassen, denn dass zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Begriffe für die Einteilung der Menschheit verwendet wurden, war verwirrend. Zum Zweck des Vergleichs wird hier auch versucht, die annähernden Zeitperioden anzugeben, was es möglich macht, die einzelnen Einteilungen definitiv voneinander zu unterscheiden. Jeglicher Versuch, auch nur einige wenige exakte Daten anzugeben, würde nur zu hoffnungsloser Verwirrung führen; denn die Rassen, Unterrassen etc. etc. greifen bis herab in ihre kleinsten Verzweigungen ineinander und sind ineinander verwoben, bis es nahezu unmöglich ist, sie voneinander zu trennen.

Das Menschengeschlecht wurde mit einem Baum verglichen, und das ist zur Illustration ausgezeichnet geeignet.

Der Hauptstamm eines Baumes steht für die Wurzelrasse (A).

[SD # 435] Seine größere Äste für die verschiedenen Unterrassen; sieben an der Zahl (B1, B2 etc.).

An jedem dieser Äste befinden sich sieben Zweige oder Familienrassen (C).

Demnach ist ein Kaktus die bessere Wahl für die Darstellung, denn seine fleischigen „Blätter“ sind mit spitzen Stacheln besetzt, von denen jeder eine Nation oder einen Menschenstamm repräsentieren kann.

Nun existiert unsere fünfte Wurzelrasse – als eigenständige Rasse und ganz unabhängig von ihrem väterlichen Stamm – schon seit ungefähr 1.000.000 Jahren; daraus erschließt sich, dass jede der vier vorangegangenen Unterrassen annähernd 210.000 Jahre gelebt hat; somit hat jede Familienrasse eine durchschnittliche Existenz von ungefähr 30.000 Jahren; und deshalb muss die „europäische Familienrasse“ noch gar manches Jahrtausend durchlaufen, obwohl sich die Nationen oder die unzähligen Stacheln mit jeder aufeinanderfolgenden drei- oder viertausend Jahre andauernden „Jahreszeit“ verändern. Was auffällt, ist die verhältnismäßig große Übereinstimmung der Lebensdauer einer „Familienrasse“ und eines „Siderischen Jahres“.

Das Wissen über das Vorstehende sowie die vollständig korrekte Einteilung bildete einen wesentlichen Teil der Mysterien, in welchen den Schülern diese Wissenschaften gelehrt und von Hierophant zu Hierophant weitergegeben wurden. Jeder weiß, dass die europäischen Astronomen (ziemlich willkürlich) die Erfindung des ägyptischen Tierkreises auf die Jahre 2.000 und 2.400 v. Chr. datieren (Proctor); und darauf bestehen, dass zu dieser Zeit auch die Große Pyramide erbaut wurde. Das muss einem Okkultisten und östlichen Astronomen vollkommen absurd erscheinen. Der Zyklus des Kali-Yugas soll zwischen dem 17. und 18. Februar des Jahres 3.102 v. Chr. begonnen haben. Nun behaupten die Hindus, dass im Jahr 20.400 vor dem Kali-Yuga der Beginn ihres Tierkreises mit dem Frühlingsäquinoktium zusammenfiel – unter einer Konjunktion von Sonne und Mond – und Bailly bewies durch eine langwierige und sorgfältige Berechnung jenes Datums, dass die Epoche, von der sie ausgegangen waren, um den Beginn ihres Kali-Yugas festzustellen, sehr real war, auch wenn sie fiktiv wäre. Diese „Epoche ist das Jahr 3.102 vor unserer Ära“, schreibt er (siehe Teil III, Band I, „Hindu Astronomy defended by an Academician“). Die Mondfinsternis, die sich gerade vierzehn Tage nach dem Beginn des dunklen Zeitalters ereignete, fand an einem zwischen der Kornähre der Jungfrau und dem Stern θ ( θ) desselben Sternbildes gelegenen Punkt statt. Einer ihrer esoterischsten Zyklen beruht auf gewissen Konjunktionen und den entsprechenden Stellungen der Jungfrau und der Plejaden – (Krittika). Da die Ägypter ihren Tierkreis aus Südindien und Lanka526 mitbrachten, stimmte die esoterische Bedeutung offensichtlich überein. Die drei „Jungfrauen“, oder Virgo in drei verschiedenen Positionen, standen bei beiden als Bericht über die drei ersten „göttlichen oder astronomischen Dynastien“, welche die dritte [SD # 436] Wurzelrasse unterrichteten; und die, nachdem sie die Atlantier ihrem Untergang überlassen hatten, im Verlauf der dritten Unterrasse der fünften Wurzelrasse zurückkehrten (oder vielmehr erneut herabstiegen), um der geretteten Menschheit die Geheimnisse ihres Geburtsortes – des Sternen­himmels – zu enthüllen. Dieselbe symbolische Aufzeichnung der menschlichen Rassen und der den rein menschlichen Königen vorangegangenen Dynastien (Götter, Manen – halbgöttliche Astrale der dritten und vierten und der „Heroen“ der fünften Rasse) spiegelt sich in der Anlage der Stockwerke und Gänge des ägyptischen Laby­rinths. Da die drei Polsprünge naturgemäß das Aussehen des Tierkreises veränderten, musste er jedes Mal neu konstruiert werden. Die in Mackeys „Sphinxiad“ angeführten Spekulationen des kühnen Verfassers müssen dem orthodoxen Teil der Bevölkerung von Norwich Entsetzen eingejagt haben, als er ziemlich fantastisch behauptete:

„Aber schließlich ist die größte Zeitspanne, die von diesen Monumenten (Labyrinth, Pyramiden und Tierkreiszeichen) aufgezeichnet wurde, auf fünf Millionen Jahre begrenzt (was nicht stimmt);527 das bleibt hinter den Aufzeichnungen zurück, die uns sowohl von den (esoterischen) Chinesen als auch von den Hindus gegeben wurden; letztere Nation hat über mehr als sieben oder acht Millionen Jahre ein Wissen über die Zeit aufgezeichnet;528 was ich auf einem Talisman aus Porzellan gesehen habe. . . . “

Die ägyptischen Priester hatten die Tierkreise des Atlantiers Asuramaya, wie sie die modernen Hindus immer noch besitzen. Wie im „Esoteric Buddhism“ festgestellt wird, waren die Ägypter sowie die Griechen und die „Römer“ vor einigen tausend Jahren „Überreste der Atlanto-Arier“, d. h. die Ersteren gehörten zu den älteren oder Ruta-Atlantiern; die Letztgenannten waren die Nachfahren der letzten Rasse jener Insel, deren plötzliches Verschwinden Solon von den ägyptischen Initiierten erzählt wurde. Die menschliche Dynastie der älteren Ägypter, beginnend mit Menes, besaß das gesamte Wissen der Atlantier, obwohl sich in ihren Adern kein atlantisches Blut mehr befand. Nichtsdestoweniger hatten sie alle ihre archaischen Berichte aufbewahrt. All das wurde schon lange vorher gezeigt.529 Und gerade weil der ägyptische Tierkreis zwischen 75.000 und 80.000 Jahren alt ist, kam der Tierkreis der Griechen viel später. Volney hat in seinem „The Ruins, Or, Meditation on the Revolutions of Empires“ (S. 360) korrekt nachgewiesen, dass er nur 16.984 Jahre alt ist oder bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt 17.082 Jahre.530

 

[SD # 437]

Schlussfolgerung

Der Raum erlaubt es uns nicht, dem noch irgend etwas hinzuzufügen, und dieser Teil der „Geheimlehre“ muss abgeschlossen werden. Die neunundvierzig Stanzen und die wenigen Fragmente der bislang gegebenen Kommentare sind alles, was in diesen Bänden veröffentlicht werden kann. Diese und einige noch ältere Aufzeichnungen – zu denen mit Ausnahme der höchsten Initiierten niemand Zugang hat – sowie eine ganze Bibliothek voller Kommentare, Glossare und Erklärungen bilden die Synopsis der Genesis des Menschen.

Aus diesen Kommentaren haben wir bislang zitiert und die verborgene Bedeutung einiger der Allegorien zu erklären versucht und damit die wahren Anschauungen des esoterischen Altertums über Geologie, Anthropologie und selbst Ethnologie aufgezeigt. Im folgenden Abschnitt werden wir versuchen, einen noch engeren metaphysischen Zusammenhang zwischen den frühesten Rassen und ihren Schöpfern herzustellen, den göttlichen Menschen aus anderen Welten; indem wir die angebotenen Behauptungen mit den wichtigsten Beweisen aus der esoterischen Astronomie und der Symbolik belegen.

Im dritten Band dieses Werkes (der besagte und der vierte Band sind fast fertig) ist eine kurze Geschichte aller den Alten und den Modernen bekannten großen Adepten in ihrer chronologischen Reihenfolge enthalten, nebst einem allgemeinen Überblick über die Mysterien, ihre Geburt, ihren Aufstieg, ihren Niedergang und ihren schließlichen Tod – in Europa. Das konnte im gegenwärtigen Werk nicht untergebracht werden. Der vierte Band wird fast ausschließlich den okkulten Lehren gewidmet sein.

Die Zeiträume, welche die vierte und die fünfte Rasse in Raum und Zeit voneinander trennen – in den historischen531 und selbst in den sagenumwobenen Anfängen der Letzteren – sind zu gewaltig, als dass wir selbst einem Schüler der Theosophie einen detaillierteren Bericht darüber darlegen könnten. Im Verlauf der postdeluvianischen Zeitalter – die in bestimmten periodischen Epochen von den schrecklichsten Umwälzungen gekennzeichnet waren – wurden zu viele Rassen und Nationen geboren und sind wieder verschwunden, fast ohne eine Spur zurückzulassen, als dass irgendjemand auch nur eine Beschreibung von geringstem Wert über sie liefern könnte. Ob die Meister der Weisheit eine zusammenhängende und vollständige Geschichte unserer Rasse von ihrem Anfangsstadium bis herab in die gegenwärtige Zeit besitzen; ob sie die ununterbrochene Aufzeichnung über den Menschen besitzen, seitdem er sich zu einem vollständigen physischen Wesen entwickelte und dadurch zum König der Tiere und zum Meister auf dieser Erde wurde – kann die Schreiberin nicht sagen. Höchstwahrscheinlich verfügen sie über eine solche Aufzeichnung, [SD # 438] und das ist unsere persönliche Überzeugung. Aber wenn dem so ist, so ist diese Kenntnis nur für die höchsten Initiierten, die ihre Schüler nicht ins Vertrauen ziehen. Die Schreiberin kann daher nur das geben, was ihr selbst gelehrt wurde, und nicht mehr.

Aber selbst das wird dem profanen Leser eher als ein bizarrer, fantastischer Traum denn als eine mögliche Wirklichkeit erscheinen.

Das ist nur natürlich und so soll es sein, denn selbst die bescheidene Schreiberin dieser Seiten hatte jahrelang denselben Eindruck. Geboren und aufgezogen in nüchternen und vermeintlich zivilisierten europäischen Ländern, empfand sie das Vorstehende als höchst problematisch. Aber es gibt Beweise einer gewissen Art, die jedem ernsten und vorurteilsfreien Denken unwiderlegbar werden und auf die Dauer nicht abzustreiten sind. Einige Jahre lang wurden ihr derartige Beweise vorgelegt. Und heute ist sie sich vollkommen sicher, dass unser gegenwärtiger Globus und seine Menschenrassen so und nicht anders geboren wurden, aufgewachsen sind und sich entwickelt haben müssen.

Aber dies stellt die persönliche Ansicht der Schreiberin dar; und von ihrer Orthodoxie kann nicht erwartet werden, dass sie in den Augen derer, für die jede neue Theorie heterodox ist, bis zum Beweis des Gegenteils mehr Gewicht hat als jede andere „doxie“. Daher sind wir Okkultisten auf Fragen wie die folgende vollständig vorbereitet: „Woher wissen wir, dass die Schreiberin nicht das gesamte System erfunden hat? Und angenommen, sie hat es nicht, wie kann jemand wissen, dass das gesamte Vorstehende, wie es in den Stanzen gegeben wird, nicht das Erzeugnis der Einbildung der Alten ist? Wie könnten sie die Berichte eines derart unermesslichen, eines solch unglaublichen Altertums aufbewahrt haben?“

Die Antwort wird die Zweifler schwerlich befriedigen – nämlich dass die Geschichte dieser Welt von ihrer Entstehung bis zu ihrem Ende „in den Sternen geschrieben“ steht, d. h. im Tierkreis und in der universalen Symbolik, deren Schlüssel sich in der Obhut der Initiierten befinden. Das Altertum des ägyptischen Tierkreises wird stark angezweifelt und mit Bezug auf Indien schlichtweg geleugnet. „Ihre Schlussfolgerungen sind oft ausgezeichnet, Ihre Prämissen jedoch immer zweifelhaft“, wurde der Schreiberin einstmals von einem profanen Freund gesagt. Darauf kam die Antwort, das damit gegenüber den wissenschaftlichen Syllogismen zumindest ein Punkt gewonnen sei. Mit Ausnahme einiger weniger Probleme aus dem Bereich der rein physikalischen Wissenschaft sind sowohl die Prämissen als auch die Schlussfolgerungen der Wissenschaftler ebenso hypothetisch wie fast ausnahmslos falsch. Und wenn sie dem Profanen nicht so erscheinen, liegt der Grund einfach darin: Indem er ihre wissenschaftlichen Daten auf Treu und Glauben akzeptiert, ist er sich kaum der Tatsache bewusst, dass sowohl die Prämissen der Wissenschaftler als auch ihre Schlussfolgerungen im Allgemeinen das Produkt desselben Gehirns sind, das, wie gelehrt es auch sein mag, doch nicht unfehlbar ist; eine Binsenweisheit, die jeden Tag durch die vielfache Anpassung wissenschaftlicher Theorien und Spekulationen bewiesen wird.

Wie dem auch sei, sowohl die zodiakalen und traditionellen Aufzeichnungen der Tempel als auch die ideografischen Aufzeichnungen des Ostens, wie sie von den [SD # 439] Adepten der heiligen Wissenschaft und Vidya gelesen werden, sind gewiss nicht im Geringsten zweifelhafter als die sogenannte alte Geschichte der europäischen Nationen, wie sie jetzt herausgegeben, berichtigt und ein halbes Jahrhundert lang durch archäologische Entdeckungen erweitert wurde, und als die sehr problematischen Inschriften der assyrischen Tontafeln, Keilschriftfragmente und ägyptischen Hieroglyphen. So beruhen unsere Daten auf denselben Aufzeichnungen zusätzlich zu einer nahezu unerschöpflichen Anzahl geheimer Werke, von denen Europa nichts weiß – plus der vollkommenen Kenntnis der Initiierten betreffs der Symbolik eines jeden auf diese Art aufgezeichneten Wortes. Einige dieser Aufzeichnungen gehören einem unermesslichen Altertum an. Jeder Archäologe und Paläontologe ist mit den ideografischen Erzeugnissen gewisser halbzivilisierter Völker bekannt, die seit unvordenklichen Zeiten versuchten, ihre Gedanken symbolisch wiederzugeben. Das ist die älteste Art, Ereignisse und Ideen aufzuzeichnen. Und wie alt diese Kenntnis in der Menschenrasse ist, kann aus einigen offenbar ideografischen Zeichen geschlossen werden, die auf paläolithischen Äxten gefunden wurden. Die rothäutigen Stämme der Ureinwohner Amerikas richteten vor verhältnismäßig wenigen Jahren die Bitte an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, ihnen den Besitz von vier kleinen Seen zuzugestehen, und das Gesuch war auf die winzige Fläche eines mit kaum einem Dutzend Darstellungen von Tieren und Vögeln bedeckten Stofffetzens geschrieben (siehe Lubbock). Die amerikanischen Ureinwohner kennen verschiedene solcher Arten zu schreiben, doch ist bis heute keiner unserer Gelehrten damit vertraut oder würde gar die alte hieroglyphische Geheimschrift kennen, die noch in einigen Bruderschaften bewahrt und im Okkultismus Senzar genannt wird. Wer immer sich dazu entschlossen hat, solche Arten von Schrift als „Versuche der alten Menschenrassen“ zu betrachten, „ihre unbildeten Gedanken auszudrücken“, z. B. die Ideografien der rothäutigen Indianer und selbst die chinesischen Schriftzeichen, wird ganz sicher unserer Behauptung widersprechen, die Atlantier hätten das Schreiben erfunden und keinesfalls die Phönizier. Angesichts der Erklärung der Philologen, das Schreiben sei in Indien in den Tagen Paninis und auch bei den Griechen zur Zeit Homers unbekannt gewesen, wird die Behauptung, die Menschheit sei schon viele Hunderttausende von Jahren damit vertraut, auf allgemeine Missbilligung stoßen, wenn nicht gar auf stillschweigende Verachtung. Aller Ablehnung und allen Gespötts zum Trotz halten die Okkultisten jedoch an der Behauptung fest, und zwar aus folgendem Grund: Die Periode von Bacon bis zu unserer Royal Society war von den albernsten von der Wissenschaft begangenen Irrtümern gekennzeichnet, ein zu langer Zeitraum, als dass wir die modernen wissenschaftlichen Annahmen den Dementis unserer Lehrer vorziehen könnten. Das Schreiben, sagen unsere Gelehrten, war Panini unbekannt; nichtsdestoweniger verfasste dieser Weise eine Grammatik, die 3.996 Regeln umfasst und die vollkommenste aller jemals erstellten Grammatiken darstellt! Panini hat laut den liberalsten Wissenschaftlern kaum ein paar Jahrhunderte v. Chr. gelebt; und die Felsen in Iran und Zentralasien (woher die Vorfahren eben dieses Paninis, die Brahmanen, nach Indien kamen, wollen uns die Philologen und Historiker [SD # 440] glauben machen) sind mit Inschriften bedeckt, die zwei oder drei Jahrtausende alt sind (einigen furchtlosen Paläontologen zufolge 12.000 Jahre).

Grote zufolge war das Schreiben in den Tagen Hesiods und Homers eine ars incognita und den Griechen noch im Jahr 770 v. Chr. unbekannt; und die Phönizier, die es erfanden und frühestens bereits seit 1.500 v. Chr. kannten,532 lebten mitten unter den Griechen und verkehrten die ganze Zeit mit ihnen! Alle diese wissenschaftlichen und widersprüchlichen Schlussfolgerungen lösten sich jedoch in reine Luft auf, als Schliemann (a) die Stätte des alten Trojas entdeckte, dessen tatsächliche Existenz bis dahin als Fabel betrachtet worden war; und (b) dort Tongefäße ausgrub mit Inschriften in Schriftzeichen, die den Paläontologen und den alles abstreitenden Sanskritisten unbekannt waren. Wer möchte Troja oder diese archaischen Inschriften heute noch leugnen? Wie Professor Virchow bezeugt: „Ich war selbst Augenzeuge zweier solcher Funde und half, die Gegenstände einzusammeln. Die schon lange zum Schweigen gebrachten Verleumder schämten sich nicht, den Entdecker des Betruges zu beschuldigen.“533 Selbst die wahrheitsgetreuen Frauen wurden genauso wenig geschont wie die entsprechenden Männer. Du Chaillu, Gordon-Cumming, Madame Merian,534 Bruce und eine ganze Schar anderer wurden der Lüge bezichtigt.

Madame Merian – sagt der Verfasser von „Mythical Monsters“ in seiner Einleitung – wurde bezüglich ihrer Beschreibung einer Vogelspinne vor nahezu zweihundert Jahren einer absichtlichen Lüge bezichtigt. Heute jedoch konnten verlässliche Beobachter ihre Aussagen in Südamerika, Indien und anderweitig bestätigen. Audubon wurde von den Botanikern bezichtigt, die Gelbe Seeblume erfunden zu haben, die er in seinen „Birds of the South“ unter dem Namen Nymphaea Lutea abbildete, und nachdem der Vorwurf jahrelang aufrecht erhalten worden war, wurde er schließlich 1876 durch die Entdeckung der lange verlorenen Blume in Florida bestätigt („Pop, Sci. Monthly“, Nr. 60, April 1877). Und so wie Audubon dafür und für seinen Haliaetus Washingtonii535 als Lügner bezeichnet worden war, erging es Victor Hugo . . . ., der für seine wunderbare wortmalerische Beschreibung eines Teufelsfisches und eines Mannes, der zu seinem hilflosen Opfer wird, ausgelacht wurde. „Das Ding wurde als eine Unmöglichkeit verlacht, doch schon wenige Jahre später wurden an den Küsten Neufundlands Tintenfische mit bis zu dreißig Fuß langen Armen entdeckt, die ein [SD # 441] Boot von beträchtlicher Größe unter die Wasseroberfläche zu ziehen imstande waren; noch dazu wurden ihre Aktivitäten schon vor Jahrhunderten . . . . von japanischen Künstlern abgebildet.“ („Mythical Monsters“, S. 11, Einleitung)

Und wenn Troja abgestritten und für einen Mythos gehalten wurde; wenn die Existenz von Herculaneum und Pompeji zur Dichtung erklärt wurde; wenn die Reisen Marco Polos verspottet und als absurde Fabel bezeichnet wurden, einer Geschichte des Barons Münchhausen vergleichbar, warum sollte es dann der Schreiberin von „Isis entschleiert“ und der „Geheimlehre“ besser ergehen? Charles Gould, der Verfasser des oben angeführten Buches, zitiert in seinem ausgezeichneten Werk einige Zeilen aus Macmillan (1860), die so wahr sind wie das Leben und so zutreffend, als dass sie hier nicht wiedergegeben werden müssten: „Stößt ein Naturforscher, sei es durch den Besuch solcher noch nicht erschlossener Orte der Erde oder zufällig auf eine recht sonderbare Pflanze oder ein solches Tier, wird er beschuldigt, seine Geschichte erfunden zu haben. . . . . . Sobald man findet, das Geschöpf entspräche nicht der vorgefassten Meinung, lispelt der große (fehl?) leitende Geist namens a priori, der die Philosophen pro re nata mit ihrer Allwissenheit ausstattet, dass ein solches Ding nicht sein kann, und von diesem Zeitpunkt an besteht der Vorwurf einer Falschmeldung. Dem Himmel selbst wurde dasselbe vorgeworfen. Als es Le Verrier und Adams gelang, durch Berechnungen einen Planeten vorauszusagen, wurde in einigen Kreisen ernsthaft behauptet, der errechnete Planet sei ein anderer, welcher heimlich und ungehörig in die Nachbarschaft des wahren Gestirns geraten war. Die Neigung, einen Betrug zu unterstellen, ist stärker als die Neigung zu betrügen. Wer hat als Erster verkündet, die klassischen Schriften Griechenlands und Roms seien ein einziger riesiger Betrug, von den Mönchen in einer Zeit verübt, welche der Verkünder ebenso ungern oder gar noch unwilliger als Dr. Maitland als die dunklen Zeitalter bezeichnen würde?“ (S. 13)

Belassen wir es dabei. Kein Ungläubiger, der „Die Geheimlehre“ für einen „Betrug“ hält, ist gezwungen oder wird auch nur darum gebeten, unsere Behauptungen anzuerkennen. Schon bevor das Werk in den Druck ging, wurde es von gewissen sehr gescheiten amerikanischen Journalisten als Betrug bezeichnet.536

Schließlich ist es auch nicht notwendig, dass irgendjemand an die okkulten Wissenschaften und die alten Lehren glaubt, bevor er von [SD # 442] seiner eigenen Seele etwas weiß oder an sie glaubt. Keine große Wahrheit wurde jemals a priori akzeptiert, und im Allgemeinen vergingen ein oder zwei Jahrhunderte, bevor sie im menschlichen Bewusstsein als mögliche Wahrheit aufzudämmern begann; auszunehmen sind solche positiven Überraschungen, dass sich eine Behauptung als Tatsache herausstellt. Die Wahrheiten von heute sind die Falschheiten und Irrtümer von gestern und vice versa. Erst im zwanzigsten Jahrhundert werden Teile, wenn nicht das gesamte vorliegende Werk, als wahr erkannt werden.

Sir John Evans Behauptung, das Schreiben sei in der Steinzeit unbekannt gewesen, widerspricht unseren Aussagen daher nicht. Denn in dieser Periode der fünften arischen Rasse kann es durchaus unbekannt gewesen sein, während die Atlantier der vierten Rasse in der Blütezeit ihrer höchsten Zivilisation doch vollkommen damit vertraut waren. Die Zyklen des Auf- und Abstiegs der Nationen und Rassen können das erklären.

Wenn gesagt wird, dass es schon früher Fälle gegeben hat, wo den Leichtgläubigen gefälschte Pseudoschriften angedreht wurden, und dass unser Werk mit Jacolliots „Bible in India“ in eine Reihe gestellt werden kann (in diesem Werk finden sich, nebenbei bemerkt, neben seinen Irrtümern mehr Wahrheiten als in den Werken orthodoxer und anerkannter Orientalisten), wird uns diese Anschuldigung und der Vergleich kaum betroffen machen. Wir warten unsere Zeit ab. Selbst der berühmte „Ezour-Vedam“ des letzten Jahrhunderts, von Voltaire als „die kostbarste Gabe des Ostens an den Westen“ betrachtet und von Max Müller als „so ungefähr das albernste Buch, das man lesen kann“, ist nicht gänzlich ohne Tatsachen und Wahrheiten. Lediglich zu einem unbedeutenden Teil wurde die a-priori-Ablehnung der Spezialisten nachfolgend gerechtfertigt, der weitaus größere Anteil wurde zur großen Bestürzung der gelehrten Widersacher durch nachfolgende Entdeckungen vollständig bestätigt und bekräftigt. Der „Ezour-Vedam“ war ein sehr kleiner Zankapfel im Vergleich zu den Triumphen von Sir William Jones, Anquetil-Duperron und anderen in Fragen des Sanskrits und seiner Literatur. Solche Tatsachen werden von Professor Max Müller selbst festgehalten, der im Zusammenhang mit dem Unbehagen von Dugald Stewart und seinen Kollegen feststellt: „Dugald Stewart war zu klug, um nicht zu verstehen, dass die Schlussfolgerungen unvermeidlich waren, sollten sich die Fakten bezüglich des Sanskrits als wahr erweisen. Er bestritt daher die Existenz einer solchen Sprache wie des Sanskrits insgesamt und schrieb sein berühmtes Essay, um zu beweisen, das Sanskrit sei von diesen Erzfälschern und Lügnern, den Brahmanen, nach dem Vorbild des Griechischen und Lateinischen zusammengestellt worden und die gesamte Sanskritliteratur ein Betrug.“ („Lectures on the Science of Language“, S. 161) Die Schreiberin ist gerne bereit und stolz, sich in der Gesellschaft dieser Brahmanen und anderer in den Augen unserer modernen Dugald Stewarts historischen „Lügner“ zu befinden. Sie ist alt genug und verfügt über einen so vielfältigen und persönlichen Erfahrungsschatz, dass sie zumindest etwas mit der menschlichen Natur vertraut ist. „Wenn du zweifelst, halte dich zurück“, sagt der weise Zoroaster, [SD # 443] dessen kluger Aphorismus jedenfalls durch das tägliche Leben und durch Erfahrung bestätigt wird. Doch wie der Hl. Johannes der Täufer erweist sich dieser Weise aus vergangenen Zeiten als Prediger in der Wüste und befindet sich in der Gesellschaft eines moderneren Philosophen, nämlich Bacon, der mit folgenden Worten dasselbe wertvolle Stück praktischer Weisheit darbietet: „Wenn ein Mensch bei der Betrachtung (einer beliebigen Erkenntnisfrage, fügen wir hinzu) mit Gewissheiten beginnt, wird er mit Zweifeln enden; begnügt er sich jedoch damit, mit den Zweifeln zu beginnen, wird er mit Gewissheiten enden.

Mit diesem Rat des Vaters der englischen Philosophie an die Vertreter des britischen Skeptizismus sollten wir die Debatte beenden. Aber unsere theosophischen Leser haben ein Anrecht auf ein letztes Stück okkulter Information.

Genug ist gesagt worden, um zu zeigen, dass sich die Evolution im Allgemeinen, die Ereignisse, die Menschheit und alles Übrige in der Natur in Zyklen entwickelt. Wir haben von sieben Rassen gesprochen, von denen fünf ihre irdische Laufbahn nahezu vollendet haben, und die Behauptung aufgestellt, dass sich jede Wurzelrasse mit ihren Unterrassen und zahllosen Familienabteilungen und Stämmen von den ihr vorangegangenen und den ihr nachfolgenden Rassen vollkommen unterscheidet. Dem wird aufgrund einer einheitlichen Erfahrung auf dem Gebiet der Anthropologie und Ethnologie widersprochen werden. Der Mensch wäre – mit Ausnahme der Hautfarbe und des Typus und vielleicht der Gesichtsmerkmale und des Schädelvolumens – in allen Klimazonen und in allen Teilen der Welt immer derselbe, behaupten die Naturforscher: ja selbst in Bezug auf die Gestalt. Und das, wo sie doch gleichzeitig darauf bestehen, dass der Mensch von demselben unbekannten Ahnen abstamme wie der Affe; eine Behauptung, die ohne eine unbegrenzte Veränderlichkeit der Gestalt und Form seit seiner ersten Entwicklung zu einem Zweifüßler eine logische Unmöglichkeit darstellt. Den so logischen, beide Sätze behauptenden Personen steht es offen, ihre widersprüchlichen Anschauungen zu pflegen. Einmal mehr wenden wir uns nur an diejenigen, die an der allgemeinen Ableitung der Mythen aus „der Betrachtung des sichtbaren Wirkens der äußeren Natur“ zweifeln . . . . und der Ansicht sind, es sei „einfacher zu glauben, diese wunderbaren Geschichten von Göttern und Halbgöttern, von Riesen und Zwergen, von Drachen und Ungeheuern aller Art beschrieben Veränderungen der Formen als sie für Erfindungen zu halten“. Ausschließlich solche „Veränderungen“ der physischen Natur sowie im Gedächtnis und den Vorstellungen unserer gegenwärtigen Menschheit lehrt die Geheimlehre. Sie stellt die rein spekulativen Hypothesen der auf der Erfahrung und den exakten Beobachtungen aus kaum ein paar Jahrhunderten beruhenden modernen Wissenschaft der ununterbrochenen Überlieferung und Aufzeichnung ihrer Heiligtümer gegenüber; und indem sie dieses in der Finsternis gewirkte spinnwebartige Theoriengespinst weg wischt, das einen Zeitraum von kaum ein paar Jahrtausenden betrifft, welche die Europäer ihre „Geschichte“ nennen, sagt uns die alte Wissenschaft: Höret nun meine Version der Memoiren der Menschheit.

Die Menschenrassen gehen auseinander hervor, wachsen, entwickeln sich, werden [SD # 444] alt und sterben. Ihre Unterrassen und Völker folgen derselben Regel. Wenn eure alles leugnende moderne Wissenschaft und sogenannte Philosophie es nicht bestreiten, dass die Menschenfamilie aus einer Verschiedenheit wohl definierter Typen und Rassen besteht, so geschieht das nur deshalb, weil die Tatsache unbestreitbar ist. Niemand würde behaupten, dass zwischen einem Engländer, einem afrikanischen Schwarzen und einem Japaner oder Chinesen kein äußerer Unterschied besteht. Andererseits wird es von den meisten Naturforschern förmlich geleugnet, dass gemischte Menschenrassen, d. h. die Samen für gänzlich neue Rassen, auch in unseren Tagen weiterhin gebildet werden. De Quatrefages und einige andere behaupten Letzteres jedoch aus guten Gründen.

Nichtsdestoweniger wird unser allgemeiner Lehrsatz nicht akzeptiert werden. Es wird erwidert werden, zukünftig stünden keinerlei Wandlungen mehr bevor (ausgenommen gewisse momentane Veränderungen), was für Formen auch immer der Mensch in der langen prähistorischen Vergangenheit durchlaufen haben mag. Daher seien unsere sechste und siebte Wurzelrasse Erdichtungen.

Auf das wird erneut geantwortet: Woher wisst ihr das? Eure Erfahrung ist auf ein paar Jahrtausende begrenzt, auf weniger als einen Tag in dem gesamten Zeitalter der Menschheit, und auf die gegenwärtigen Typen der bestehenden Kontinente und Inseln unserer fünften Rasse. Wie könnt ihr sagen, was sein oder nicht sein wird? Einstweilen ist das die Prophezeiung der geheimen Bücher und ihrer eindeutigen Aussagen.

Seit dem Beginn der atlantischen Rasse sind viele Millionen Jahre vergangen; doch die letzten Atlantier finden wir, vermischt mit dem arischen Element, noch vor 11.000 Jahren. Das zeigt die ungeheure Überlappung jeder Rasse über die ihr nachfolgende Rasse, obwohl die ältere – Charakter und Aussehen betreffend – ihre Eigenarten verliert und die neuen Züge der jüngeren Rasse annimmt. Das kann bei der Entstehung aller gemischten Menschenrassen beobachtet werden. Nun lehrt die okkulte Philosophie, dass eben jetzt, unter unseren Augen, die Entstehung einer neuen Rasse und Rassen im Gange ist, und dass die Umwandlung in Amerika stattfinden wird und bereits im Stillen begonnen hat.

Die Amerikaner der Vereinigten Staaten, vor kaum dreihundert Jahren noch reine Angelsachsen, sind bereits eine Nation für sich, und infolge einer starken Beimischung verschiedener Nationalitäten und durch Mischehen nahezu eine Rasse ihrer eigenen Art geworden, nicht nur mental, sondern auch physisch. De Quatrefages sagt: „Sobald sie homogen und gefestigt ist, ist jede Mischrasse dazu imstande gewesen, bei neuen Kreuzungen die Rolle einer ursprünglichen Rasse zu spielen. Die Menschheit in ihrem gegenwärtigen Zustand wurde somit sicherlich größtenteils durch die aufeinanderfolgende Kreuzung einer Anzahl derzeit unbestimmter Rassen gebildet.“ („The Human Species“, S. 274)

So sind die Amerikaner in nur drei Jahrhunderten pro tempore zu einer „ursprünglichen Rasse“ geworden, bevor sie zu einer gesonderten Rasse wird, die von allen anderen jetzt existierenden Rassen klar getrennt ist. Sie bilden, kurz gesagt, die Keime der sechsten Unterrasse, und in einigen Jahrhunderten werden sie [SD # 445] ganz bestimmt die Pioniere jener Rasse werden, die der gegenwärtigen europäischen oder fünften Unterrasse folgen muss, mit all ihren neuen charakteristischen Eigenschaften. Danach, in ungefähr 25.000 Jahren, werden sie mit den Vorbereitungen für die siebte Unterrasse beginnen; bis schließlich, infolge von Kataklysmen – der ersten Reihe derjenigen, die eines Tages Europa und noch später die gesamte arische Rasse zerstören müssen (und auf diese Weise auch die beiden Amerikas betreffen), sowie auch die meisten der mit den Grenzen unseres Kontinents und seiner Inseln unmittelbar verbundenen Länder – die sechste Wurzelrasse auf der Bühne unserer Runde erschienen sein wird. Wann wird das sein? Wer weiß das, außer vielleicht die großen Meister der Weisheit, und diese schweigen über den Gegenstand wie die schneebedeckten Gipfel, die über ihnen emporragen. Alles, was wir wissen, ist, dass es sich in der Stille ereignen wird. So still in der Tat, dass ihre Pioniere – die sonderbaren Kinder, die zu sonderbaren Männern und Frauen heranwachsen werden – jahrtausendelang als anomale Lusus naturae betrachtet werden, abnormale Sonderlinge im Physischen und Mentalen. Wenn dann immer mehr von ihnen auftreten, und ihre Anzahl wird mit jedem Zeitalter anwachsen, werden sie eines Tages erwachen und sich in der Mehrheit befinden. Dann sind es die gegenwärtigen Menschen, die zunehmend als ungewöhnliche Mischlinge betrachtet werden, bis sie ihrerseits in den zivilisierten Länder aussterben; und nur in kleinen Gruppen auf Inseln – den heutigen Bergspitzen – überleben, wo sie vor sich hin vegetieren, entarten und schließlich aussterben werden, vielleicht in Millionen von Jahren, so wie die Azteken ausgestorben sind und wie die Nyam-Nyam und die zwergartigen Mullu Kurumba der Nilgiri-Berge aussterben. Sie alle sind Überreste einstmals mächtiger Rassen, und die Erinnerung an ihre Existenz ist vollständig aus dem Gedächtnis der jetzigen Generationen verschwunden, so wie wir aus dem Gedächtnis der Menschheit der sechsten Rasse verschwinden werden. Die fünfte wird die sechste Rasse viele Hunderttausende von Jahren lang überlappen, und sich mit ihr langsamer verändern als ihre neue Nachfolgerin, sich aber dennoch in Gestalt, allgemeiner Körperbeschaffenheit und Mentalität anpassend, gerade so wie die vierte unsere arische Rasse überlappte, und die dritte die Atlantier.

Dieser Vorgang der Vorbereitung für die sechste große Rasse muss während der gesamten sechsten und siebten Unterrasse andauern (vide supra, das Diagramm des Stammbaumes der fünften Rasse). Die letzten Überreste des fünften Kontinents werden jedoch erst einige Zeit nach der Geburt der neuen Rasse verschwinden; wenn eine andere und neue Wohnstatt, der sechste Kontinent, aus den neuen Wassern der Oberfläche des Globus erschienen sein wird, um so den neuen Fremdling aufzunehmen. Dahin werden auch alle diejenigen auswandern und sich dort niederlassen, die glücklich genug sein werden, dem allgemeinen Untergang zu entkommen. Zu wissen, wann das sein wird, ist – wie bereits gesagt – nicht Sache der Schreiberin. Nur werden, da die Natur genauso wenig in plötzlichen Sprüngen und Anfängen fortschreitet wie der Mensch sich plötzlich aus einem Kind in einen Erwachsenen verwandelt, den schließlichen Umwälzungen viele kleinere Untergänge und Zerstörungen sowohl durch Wogen als auch durch vulkanische Feuer vorausgehen. [SD # 446] Im Herzen der jetzt im Bereich Amerikas befindlichen Rasse wird der jubelnde Puls laut schlagen. Aber es wird keine Amerikaner mehr geben, wenn die sechste Rasse beginnt; de facto nicht mehr als Europäer, denn sie werden jetzt zu einer neuen Rasse und zu vielen neuen Nationen geworden sein. Die fünfte Rasse wird noch nicht sterben, sondern sie wird eine Zeitlang überleben. Indem sie die neue Rasse viele Hunderttausende zukünftiger Jahre überlappen wird, wird sie mit ihr – langsamer – umgewandelt werden als ihre neue Nachfolgerin – doch wird sie in Mentalität, allgemeinem Körperbau und Gestalt vollständig verändert werden. Die Menschheit wird nicht wieder zu riesigen Körpern heranwachsen, wie es bei den Lemuriern und Atlantiern der Fall war. Während die Evolution der vierten Rasse die Atlantier in ihrer körperlichen Entwicklung bis zum tiefsten Grund der Materialität hinabführte, befindet sich die gegenwärtige Rasse auf ihrem aufsteigenden Bogen; und die sechste Rasse wird rasch aus ihren Fesseln der Materie und selbst des Fleisches herauswachsen.

So ist die Menschheit der Neuen Welt – die weit älter ist als unsere alte ­– Patala (die Antipoden oder die niedere Welt, wie Amerika in Indien genannt wird), deren Sendung und Karma es ist, die Samen für eine zukünftige, großartigere und weitaus herrlichere Rasse zu säen, als all jene, die wir gegenwärtig kennen. Den Zyklen der Materie werden Zyklen der Spiritualität und eines voll entwickelten Denkens folgen. Dem Gesetz parallel verlaufender Geschichte und Rassen zufolge wird die Mehrheit der zukünftigen Menschheit aus erhabenen Adepten bestehen. Die Menschheit ist das Kind der zyklischen Bestimmung, und keine ihrer Einheiten kann ihrer unbewussten Sendung entrinnen oder sich von der Bürde befreien, mit der Natur zusammenzuarbeiten. So wird die Menschheit, Rasse auf Rasse, ihre vorgezeichnete zyklische Pilgerfahrt vollbringen. Das Klima wird sich ändern und hat bereits damit begonnen, wobei jedes Tropische Jahr eine Unterrasse nach der anderen verwirft, aber nur, um in dem aufsteigenden Zyklus eine weitere höhere Rasse zu erzeugen; während eine Reihe anderer weniger begünstigter Gruppen – die Misserfolge der Natur – wie auch einige individuelle Menschen aus der Menschheitsfamilie verschwinden werden, ohne auch nur eine Spur zu hinterlassen.

Das ist der Lauf der Natur unter der Herrschaft des karmischen Gesetzes: der ewig gegenwärtigen und ewig werdenden Natur. Denn, mit den Worten eines Weisen, der nur wenigen Okkultisten bekannt ist: – „Die Gegenwart ist das Kind der Vergangenheit; die Zukunft das Erzeugnis der Gegenwart. Und doch, Oh gegenwärtiger Augenblick! Weißt du nicht, dass du keinen Elter hast, noch ein Kind haben kannst; dass du immer nur dich selbst erschaffst? Bevor du auch nur angefangen hast zu sagen: ‘Ich bin der Nachfahre des vergangenen Augenblicks, das Kind der Vergangenheit’, bist du jene Vergangenheit geworden. Bevor du die letzte Silbe aussprichst, siehe! Du bist nicht mehr die Gegenwart, sondern wahrlich jene Zukunft. So sind die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft die ewig lebende Dreifaltigkeit in der Einheit – die Maha-Maya des absoluten IST.“

Fußnoten

1 Von mehreren hundert Shlokas werden hier lediglich neunundvierzig gegeben. Nicht alle Verse sind wörtlich übersetzt. Zur Verbesserung der Klarheit und Verständlichkeit wurden Umschreibungen benutzt, wo eine wörtliche Übersetzung gänzlich unverständlich wäre.

2 Lediglich die Idee und der Geist des Satzes ist hier wiedergegeben, da eine wörtliche Übersetzung dem Leser nur sehr wenig sagen würde.

3 Alle Worte und Sätze, die in den Stanzen und Kommentaren in Klammern gesetzt sind, stammen von der Schreiberin. An einzelnen Stellen mögen sie vom Standpunkt der Hindus aus unvollständig und sogar unangemessen erscheinen; aber in dem ihnen in der transhimalayischen Esoterik beigelegten Sinn sind sie korrekt. In jedem Fall nimmt die Schreiberin allen Tadel auf sich. Da sie niemals persönliche Unfehlbarkeit beansprucht hat, mag das, was auf der Grundlage ihrer eigenen Autorität gegeben ist, vieles zu wünschen übrig lassen, insbesondere in den sehr verwickelten Fällen, wo allzu tiefe Metaphysik mitspielt. Die Lehre wird dargeboten wie sie verstanden wurde, und in Anbetracht der Tatsache, dass für jedes Symbol und jede Allegorie sieben Erklärungsschlüssel existieren, wird eine Bedeutung, die beispielsweise vom psychologischen oder astronomischen Standpunkt aus unzutreffend sein mag, sich nichtsdestoweniger vom physischen oder metaphysischen als ganz richtig erweisen.

4 Nach Dr. A. Wilders gelehrter Definition ist Genesis, γένεσις, nicht Schöpfung, sondern „ein Hervorkommen des Ewigen in den Kosmos und die Zeit“; „ein Kommen aus dem esse in das existere“, oder „aus Sein-heit in das ‘Sein’“ – wie ein Theosoph sagen würde.

5 Wegen einer näheren Erklärung der Ursprünge, wie sie die Esoterik der Bhagavadgita enthält, siehe die in „The Theosophist“, Ausg. Februar, März und Juni 1887, Madras, veröffentlichten Bemerkungen hierzu.

6 J. W. Alden, New York.

7 Es wurde wiederholt festgestellt, dass die Schlange das Symbol der Weisheit und okkulten Wissens ist. „Die Schlange ist seit den frühesten Zeiten, von denen wir irgendwelche historischen Überlieferungen besitzen, mit dem Gott der Weisheit in Verbindung gebracht worden“, schreibt C. Staniland Wake. „Dieses Tier war das besondere Sinnbild von Thoth oder Taut . . . und all jener Götter wie Hermes (?) und Seth, die mit ihr in Verbindung gebracht werden können. Das trifft auch auf die ursprüngliche chaldäische Dreiheit zu, Hea oder Hoa.“ Laut Sir Henry Rawlinson beziehen sich die wichtigsten Titel dieser Gottheit auf „seine Funktionen als Quelle allen Wissens und aller Wissenschaften.“ Er ist nicht nur „der intelligente Fisch“, sondern sein Name kann in den beiden Bedeutungen von „Leben“ und „Schlange“ (einen initiierten Adepten) gelesen werden, und er kann angesehen werden als „von der großen Schlange gemacht, welche einen so hervorragenden Platz einnimmt unter den Göttersymbolen auf den schwarzen Steinen, welche die babylonischen Wohltaten aufzählen“. Asklepios, Serapis, Pluto, Knoum und Kneph sind alle Gottheiten mit den Attributen der Schlange, sagt Dupuis. „Sie sind alle Heiler, verleihen spirituelle und körperliche Gesundheit und Erleuchtung.“ Die aus einer Aspis gebildete Krone, die Thermuthis, gehört zu Isis, der Göttin des Lebens und Heilens. Die Upanishaden umfassen eine Abhandlung über die Wissenschaft der Schlangen – mit anderen Worten, die Wissenschaft der okkulten Kenntnis; und die Nagas des exoterischen Buddhisten sind nicht „die fabelhaften Geschöpfe, von der Natur der Schlangen . . . über den Menschen stehend und als die Beschützer des Gesetzes des Buddhas betrachtet“, wie Schlagintweit glaubt, sondern tatsächlich lebende Menschen, einige durch ihr okkultes Wissen über den Menschen stehend und die Beschützer von Buddhas Gesetz, insofern sie seine metaphysischen Lehrsätze korrekt erklären, andere moralisch tieferstehend weil sie Schwarzmagier sind. Daher wird mit Recht erklärt, dass Gautama Buddha „wie es heißt, sie ein mehr philosophisches Religionssystem lehrte als die Menschen, die nicht ausreichend fortgeschritten waren, um ihn zur Zeit seines Erscheinens verstehen zu können“ (Schlagintweits „Buddhism in Tibet“).

8 Die Mandragora sind die Alraunen der Bibel, der Rachel und Lea. Die Wurzeln der Pflanze sind fleischig, haarig und gegabelt und stellen roh die Glieder, den Rumpf und sogar den Kopf eines Menschen dar. Ihre magischen und geheimnisvollen Eigenschaften wurden seit ältester Zeit in Fabel und Spiel verkündet. Von Rachel und Lea, die Hexerei damit trieben, bis herab zu Shakespeare, der von Kreischen spricht –

. . . . „Alraunen gleich, die aus der Erd’ gerissen,
Den Menschen, der sie hört, in den Wahnsinn jagen.“

– war die Mandragora die magische Pflanze par excellence.
Diese Wurzeln, ohne jeden Stiel, denen große Blätter einer gigantischen Haarpracht gleich aus dem Kopf wachsen, zeigen wenig Ähnlichkeit mit einem Menschen, soweit sie in Spanien, Italien, Kleinasien oder Syrien gefunden werden, aber auf der Insel Kreta und in Karamanien nahe der Stadt Adan haben sie eine wunderbar menschliche Gestalt und werden als Amulette sehr hoch geschätzt. Sie werden auch von Frauen als ein Zauber gegen Unfruchtbarkeit und zu anderen Zwecken getragen. Sie sind besonders wirksam in der schwarzen Magie.

9 Kopernikus schrieb seine Theorien über den „Umlauf der Himmelskörper“ im 16. Jahrhundert, und der Zohar, wenn auch erst im 13. Jahrhundert von Moses de Leon zusammengestellt, hält fest: „Im Buch von Hammannunah, dem Alten, lernen wir, . . . dass die Erde sich kreisförmig um sich selbst dreht; dass sich einige oben befinden, andere unten . . . . dass es einzelne Länder der Erde gibt, die hell sind und andere dunkel; bei den einen ist es Tag, während es bei den anderen Nacht ist. Und es gibt Länder, in denen es beständig Tag ist oder zumindest die Nacht nur wenige Augenblicke dauert.“ („Zohar“, iii, Fol. 10a, „Qabbalah“, S. 139 ff.).

10 Die Wissenschaft lehrt, dass die Venus von der Sonne doppelt so viel Licht und Wärme empfängt wie die Erde. So heißt es, dieser Planet, der Vorläufer der Morgendämmerung und des Zwielichts, der strahlendste aller Planeten, gäbe der Erde ein Drittel von dem weiter, was er empfängt, und behalte zwei Teile für sich selbst zurück. Das hat sowohl eine okkulte als auch eine astronomische Bedeutung.

11 „Wie es oben ist, so ist es unter“, ist der Hauptgrundsatz okkulter Philosophie. Da der Logos siebenfältig ist, das heißt durch den ganzen Kosmos als sieben Logoi in sieben verschiedenen Formen erscheint, oder, wie von gelehrten Brahmanen verkündet wird: „Jeder von ihnen ist die Zentralfigur einer der sieben Hauptzweige der alten Weisheitsreligion“, und da die sieben Prinzipien, die den sieben verschiedenen Zuständen von Prajna oder Bewusstsein entsprechen, mit den sieben Zuständen der Materie und mit den sieben Formen der Kraft zusammenhängen, muss die Einteilung die gleiche sein in allem, was die Erde betrifft.

12 Venus ist und die Erde .

13 In der Esoterischen Philosophie ist sie männlich und weiblich, oder hermaphroditisch, daher die bärtige Venus in der Mythologie.

14 Daher ist das christliche Kreuz, wenn man seinen religiös-metaphysischen Aspekt außer Acht lässt, symbolisch viel mehr phallisch als der heidnische Swastika.

15 Das Ansatakreuz ist das astronomische Planetenzeichen der Venus und „bedeutet die Existenz der Hervorbringungskraft im geschlechtlichen Sinn, und das war eines der Attribute von Isis, der Mutter, von Eva, Haurah oder Mutter Erde, und wird so von allen alten Völkern in der einer oder anderen Ausdrucksweise anerkannt.“ (Aus einem modernen kabbalistischen Manuskript).

16 Athenaios zeigt, dass der erste Buchstabe des Namens Satans in alter Zeit durch einen Bogen und eine Mondsichel dargestellt wurde; und einige Römische Katholiken, liebe und nette Menschen, wollten die Öffentlichkeit davon überzeugen, die Muselmänner hätten den Halbmond zu Ehren der mondsichelartigen Hörner Luzifers zu ihrem Nationalwappen erkoren. Venus ist seit der Aufstellung der römisch-katholischen Dogmatik immer mit Satan und Luzifer oder dem großen Drachen identifiziert worden, entgegen aller Vernunft und Logik. Wie von Symbologen und Astronomen gezeigt wird, hat die Assoziierung der Schlange mit der Idee der Dunkelheit eine astronomische Begründung. Die vom Sternbild des Drachens einstmals eingenommene Stellung zeigt, dass die Große Schlange der Herrscher der Nacht war. Dieses Sternbild stand früher genau im Mittelpunkt des Himmelsgewölbes, und ist so ausgedehnt, dass es der Große Drache genannt wurde. Seine Konstellation erstreckte sich über sieben Tierkreiszeichen; und Dupuis, der laut Staniland Wake „in dem Drachen der Apokalypse eine Bezugnahme auf die himmlische Schlange sieht“, bemerkt: „Es ist nicht verwunderlich, dass ein derartig ausgedehntes Sternbild vom Verfasser dieses Buches als großer Drache mit sieben Häuptern dargestellt wurde, der ein Drittel der Sterne vom Himmel nahm und sie auf die Erde warf.“ („Dupuis“, Bd. III, 255). Nur wusste Dupuis niemals, warum der Drache, einstmals der Polarstern – das Sinnbild des „Führers“, Gurus oder Lenkers – von der Nachwelt so erniedrigt wurde. „Die Götter unserer Väter sind unsere Teufel“, sagt ein asiatisches Sprichwort. Als der Drache nicht mehr der Leitstern, die führende Sternengottheit war, teilte er das Schicksal aller gefallenen Götter. Seth und Typhon war einstmals, wie Bunsen uns sagt, „ein großer Gott, in ganz Ägypten allgemein verehrt, der den Herrschern der 18. und 19. Dynastie die Symbole des Lebens und der Macht verlieh. Aber in der Folge, im Verlauf der 20. Dynastie, wird er plötzlich in einem solchen Ausmaß als böser Dämon behandelt, dass sein Bild und sein Name auf allen erreichbaren Denkmälern und Inschriften ausgelöscht wurden.“ Der wirkliche okkulte Grund wird auf diesen Seiten gegeben werden.

17 Shukra ist der Sohn Bhrigus, des großen Rishis, und einer der sieben Prajapati, des Begründers des Stammes der Bhargavas, aus welchem Parashurama geboren wurde.

18 Das ist ein offener Widerspruch gegen Swedenborg, der auf „der ersten Erde der Astralwelt“ Bewohner sah, die wie europäische Bauern gekleidet waren und auf der vierten Erde Frauen gekleidet wie Schäferinnen auf einem Maskenball. Selbst der berühmte Astronom Huygens arbeitete unter der irrtümlichen Vorstellung, dass andere Welten und Planeten Arten von Wesen haben, die den auf unserer Erde lebenden gleichen und dieselben Gestalten, Sinne, Intellekte, Künste, Wissenschaften, Wohnungen und selbst die gleichen Stoffe für ihre Kleidungsstücke besitzen! (Pluralité des Mondes Habités). Für eine klareres Verständnis der Behauptung, die Erde sei „der Nachkomme des Mondes“, siehe Bd. 1, Stanze VI.

19 Das ist eine moderne Glosse. Sie ist den alten Kommentaren zugefügt zum klareren Verständnis jener Schüler, welche die esoterische Kosmogonie studieren, nachdem sie die westliche Wissenschaft durchgearbeitet haben. Die älteren Glossen sind zu reich mit Adjektiven und Redewendungen versehen, um leicht aufgenommen werden zu können.

20 „Jenseits“ der großen Bergkette bedeutet in unserem Fall Indien, da Indien für die tibetanische Gegend die transhimalayische ist.

21 Der Ausdruck Pitris wird von uns in diesen Shlokas verwendet, um ihr Verständnis zu erleichtern, aber er wird in den ursprünglichen Stanzen so nicht gebraucht, wo sie nicht nur „Väter“ und „Vorfahren“ genannt werden, sondern auch eigene Benennungen besitzen.

22 Es ist ein Irrtum, die Verehrung der menschlichen Bodhisattvas oder Manjushri buchstäblich zu nehmen. Es ist wahr, dass die Mahayanaschule, exoterisch gesehen, die Anbetung derselben ohne Unterschied lehrt, und dass Xuanzang davon spricht, dass einige Schüler Buddhas verehrt wurden. Aber esoterisch wurden nicht die Schüler oder der gelehrte Manjushri persönlich verehrt, sondern die göttlichen Bodhisattvas und Dhyani Buddhas, welche die menschlichen Formen belebten (Amilakha, wie die Mongolen sagen).

23 Der Verfasser dieses Werkes ist Augustus Le Plongeon. Er und seine Frau sind in den Vereinigten Staaten wegen ihrer unermüdlichen Arbeit in Zentralamerika wohlbekannt. Sie entdeckten das Grabmal des königlichen Kan Coh bei Chichén Itzá. Der Verfasser scheint zu glauben und den Beweis dafür zu versuchen, dass das esoterische Wissen der Arier und Ägypter von den Mayas herstammte. Aber obwohl die Mayas sicherlich zur Zeit von Platons Atlantis lebten, gehörten sie dennoch dem fünften Kontinent an, dem Atlantis und Lemurien vorausgegangen waren.

24 Die sieben Höhlen, sieben Städte etc. etc. stehen in jedem Fall für die sieben Zentren oder Zonen, in welchen die sieben ursprünglichen Gruppen der ersten Wurzelrasse geboren wurden.

25 Als Stich wiedergegeben in den „Sacred Mysteries of the Mayas and Quiches“ auf S. 134 (engl.).

26 SieheSource of Measures“, S. 50-53, und auch Band II, Teil 2.

27 SieheMasonic Review“, Cincinnati, Juni 1886, Art. Cabbalah — VI.

28 Siehe „Isis Unveiled“, Band I I, S. 300 et seq. für einen Beweis des Alters des Dezimalsystems der Zahlen.

29 SieheSource of Measures“, S. 276 et seq., App. VII.

30 In dem „Buch Al-Chazari“ von Jehuda-ha-Levi, übersetzt von Dr. D. Cassel.

31 Die Bezeichnung Ak-ad (oder Akkadier) gehört derselben Klasse an wie Ad-m, Ha-va (Eva), Aeden (Eden); Ad-Ad bedeutet „Sohn von Ad“ (wie die Söhne von Ad im alten Arabien). Ad-ad, der „Einzige“ und der Erste, war der Ad-on oder „Herr“ von Syrien und Gatte der Ad-ar-gat oder Aster’t, der syrischen Göttin. Und Gan-Aeden (Garten Eden) oder Gandunia war Babylonien und Mesopotamien. Im Assyrischen bedeutete Ak Schöpfer, wobei der Buchstabe K gutteral als Kh (Ah) ausgesprochen wurde. Nach Swedenborgs Mystizismus war Adam kein Mensch sondern eine Kirche (?) ursprünglichen Lichts. In den Veden ist Ad-iti das ursprüngliche Licht, das Akasha der phänomenalen Welt.

32 Adam-Jehovah, Brahmâ und Mars sind in einem Sinn identisch; sie sind alle Sinnbilder der ursprünglichen oder anfänglichen Zeugungskräfte für den Zweck der menschlichen Fortpflanzung. Adam ist rot, und das sind auch Brahmâ-Viraj und Mars – Gott und Planet. Wasser ist das Blut der Erde; daher stehen alle diese Namen im Zusammenhang mit Erde und Wasser. „Es bedarf Erde und Wasser, um eine menschliche Seele zu erschaffen“, sagt Moses. Mars ist identisch mit Kartikeya, dem Kriegsgott (in einem Sinn) – und dieser Gott wurde aus dem Schweiß Shivas geboren, Sivâ-gharmaja, und der Erde. Im Mahabharata wird er dargestellt als einer, der ohne das Dazutun einer Frau geboren wurde. Und er wird auch „Lohita“, der Rote, genannt, wie Adam und die anderen „ersten Menschen“. Damit hat der Autor von „The Source of Measures“ ganz recht mit dem Gedanken, dass Mars (und alle anderen Götter mit ähnlichen Attributen) „als Gott des Krieges und Blutvergießens nur eine sekundäre Idee war, die aus der primären Idee des Blutvergießens bei der ersten Empfängnis entsprang.“ Daher wurde Jehovah später ein kämpfender Gott, „Herr der Heerscharen“, und einer, der Krieg führt. Es ist der aggressive Zodh – oder Kain, durch Permutation, der seinen (weiblichen) „Brudererschlug, dessen „Blut vom Erdboden her schreit“, indem die Erde ihren Mund aufgetan hatte, das Blut zu empfangen (Genesis 4).

33 Apollo Karneios ist sicherlich eine griechische Umformung des indischen Krishna Karna. „Karna“ bedeutet strahlend von „carna“, „Strahl“, und Karneios, bei den Kelten wie bei den Griechen einer der Titel Apollos mit der Bedeutung „Sonnengeborener“.

34 Usanas-Shukra oder Venus ist natürlich unser „Luzifer“, der Morgenstern. Der Einfallsreichtum dieser Allegorie in ihren mannigfaltigen Bedeutungen ist in der Tat groß. So ist Brihaspati (der Planet Jupiter) oder Brahmanaspati im Rig Veda eine Gottheit, das Symbol und Vorbild der exoterischen oder rituellen Verehrung. Er ist der Priester, Opferer, Bittsteller und das Medium, durch welches die Gebete der Sterblichen die Götter erreichen. Er ist der Purohita (Familienpriester oder Hofprediger) des indischen Olymps und der geistliche Guru der Götter. Soma ist der Mysteriengott und steht der mystischen und okkulten Natur im Menschen und im Universum vor. Tara, des Priesters Weib, welche den Anbeter symbolisiert, zieht die esoterischen Wahrheiten ihrer bloßen Schale, der Exoterik, vor; daher die Darstellung, sie sei von Soma fortgerissen worden. Nun wird unter Soma auch der heilige Saft verstanden, der mystische Visionen und Offenbarungen in Trance ermöglicht, deren Resultat mit der Vereinigung und Hervorbringung Budhas einhergeht (Weisheit), Merkurs, Hermes etc. etc.; um es kurz zu sagen, jene Wissenschaft, die von den Brihaspatis der Theologie bis zum heutigen Tag als teuflisch und satanisch erklärt wird. Welches Wunder, dass wir durch die Erweiterung des Zyklus dieser Allegorie feststellen, dass die christliche Theologie den Streit der hinduistischen Götter unterstützt, und dass Usanas (Luzifer), der Soma gegen diese alte Verkörperung der rituellen Anbetung (Brahmanaspati, Herr der Brahmanen, wird nun „Jupiter-Jehova“) als Satan unterstützte, des „Feindes Gottes“!

35 Wie an anderer Stelle gezeigt, wird lediglich der „Himmlische Mensch“ des ersten Kapitels der Genesis, Adam Kadmon, „nach dem Ebenbild Gottes“ gemacht. Vom Adam des zweiten Kapitels heißt es nicht, er sei nach diesem Bild oder nach dem göttlichen Ebenbild erschaffen worden, solange er noch nicht von der verbotenen Frucht gegessen hatte. Ersterer Adam ist die sephirothische Schar, der zweite Adam ist die vernunftlose erste menschliche Wurzelrasse, der dritte Adam ist die Rasse, die sich teilte, deren Augen geöffnet sind.

36 Der Leser wird auf eine Besprechung der wissenschaftlichen Einwände betreffs der Ansichten und Zahlen, die hier vorgebracht werden, auf den Anhang des III. Teils dieses Bandes verwiesen.

37 Achyuta ist ein nahezu unübersetzbarer Ausdruck. Es bezeichnet das, was dem Fall oder dem Wandel zum Schlechteren nicht unterworfen ist: das Nichtfallende; und steht im Gegensatz zu Chyuta, „dem Gefallenen“. Die Dhyanis, die sich in den menschlichen Formen der dritten Wurzelrasse inkarnieren und diese mit Intellekt (Manas) begaben, werden die Chyuta genannt, weil sie in die Zeugung fallen.

38 Das ist vielleicht der Grund, warum uns in der Bhagavadgita gesagt wird, dass Narada von Brahmâ am Anbeginn mitgeteilt wurde, dass ausnahmslos alle Menschen, selbst Mlechchhas, Kastenlose und Barbaren, erlernen können, die wahre Natur von Vasudeva zu erkennen und an diese Gottheit zu glauben.

39 Sesha, der auch Ananta ist, der Unendliche, und in der Esoterik der „Zyklus der Ewigkeit“, soll sein astronomisches Wissen Garga mitgeteilt haben, dem ältesten Astronomen Indiens, der ihn günstig gestimmt hatte, und von da an alles über die Planeten wusste und wie Omen zu lesen sind.

40 Siehe Prof. A. Weber, „Akademische Vorlesungen über Indische Literaturgeschichte“, S. 225.

41 Selbst die Maya-Indianer Guatemalas hatten ihren Tierkreis seit unsagbar alter Zeit. Und „der ursprüngliche Mensch handelte in allen Zeitaltern unabhängig von Zeit und Ort auf gleiche Weise“, bemerkt ein französischer Schriftsteller.

42Tirukkanda Panchanga“ für das Kali-Yuga 4986, von Chintamany Raghanaracharya, Sohn des berühmten Staatsastronomen aus Madras, und Tartakamalla Venkata Krishna Rao.

43 300 Millionen Jahre oder drei okkulte Zeitalter. Der Rigveda hat dieselbe Einteilung. In dem „Hymnus des Arztes“ (X 97.1) heißt es, dass auf unserer Erde die „Pflanzen drei Zeitalter (Triyugam) vor den Göttern ins Dasein traten“ (siehe „Die Chronologie der Brahmanen“ am Ende dieser Stanze).

44 Diese beiden dürfen nicht mit den sieben Schöpfungen oder Abteilungen in einem Kalpa verwechselt werden (siehe Band I, „Die sieben Schöpfungen“). Hier sind die primäre und die sekundäre Schöpfung gemeint

45 Woher kommt die Übereinstimmung dieser Ideen? Die Chinesen haben dieselben Überlieferungen. Dem Kommentator Kwoh P’oh zufolge ist in dem Werk namens „Shan-Hai-King“, Wonders by Sea and Land“, einem Werk, das von dem Geschichtsschreiber Chung Ku verfasst wurde auf der Grundlage von Inschriften, die Kaiser Yu (2.255 v. Chr.) auf neun Urnen angefertigt hatte, eine Begegnung mit Menschen erwähnt, die zwei verschiedene Gesichter auf ihren Köpfen tragen, vorn und hinten, und mit Monstern mit Ziegenkörpern und menschlichen Antlitzen etc. Gould erwähnt in seinem „Mythical Monsters“ auf S. 27 Shan-Hai-King bei seiner Auflistung einiger naturgeschichtlicher Schriftsteller. Nach Kwoh P’oh (276-324 n. Chr.) wurde dieses Werk dreitausend Jahre vor seiner Zeit zusammengestellt oder in einem Abstand von sieben Dynastien. Yang Sun aus der Ming-Dynastie (beginnend 1368 n. Chr.) bemerkt, dass das Werk von Kung Chia oder Chung Ku (wie oben festgestellt) zusammengestellt wurde. Zur Zeit des letzten Kaisers der Hia-Dynastie, 1.818 v. Chr., brachte Chung Ku aus Furcht, der Kaiser würde die von der alten Zeit handelnden Bücher vernichten, dieselben auf seiner Flucht nach Yin (sieheMythical Monsters“, von C. Gould, S. 27).

46 Götter und Planetengeister, insbesondere die Ribhus. „Die drei Ribhus“, die auch „dreimal sieben“ werden nach der Zahl ihrer Gaben.

47 Man erinnere sich an Platons „geflügelte Rassen“; und an die Berichte im Popol Vuh über die erste menschliche Rasse, die gehen und fliegen und Gegenstände selbst in großer Ferne sehen konnte.

48 SieheMythical Monsters“ von Charles Gould.

49 Im ersten Band der kürzlich veröffentlichten „Introduction à l‘étude des races humaines“ von de Quatrefages findet sich ein Beweis dafür, dass sich die physische Struktur des Menschen seit der posttertiären Periode und selbst noch davor – nachdem während dieses Zeitalters bereits viele Rassen über die Erdoberfläche verstreut waren – auch nicht um ein Jota geändert hat. Und wenn der Mensch durch Zeitalter hindurch von einer Fauna umgeben war, die sich von einer Periode oder einem Zyklus zum anderen veränderte, die ausstarb, die in anderen Formen wiedergeboren wurde – so dass heute nicht ein einziges Tier, ob groß oder klein, auf der Erde existiert, das dasselbe Alter aufweist wie die Menschen dieser Zeiten – wenn also jedes Tier umgeformt wurde mit Ausnahme des Menschen selbst, so beweist diese Tatsache nicht nur sein hohes Alter, sondern auch, dass er ein eigenes Reich darstellt. Warum sollte er allein der Transformation entkommen sein? Weil, sagt de Quatrefages, die von ihm in seinem Kampf mit der Natur und den immer wechselnden geologischen Bedingungen und Elementen gebrauchte Waffe „seine psychische Stärke war und nicht seine physische Kraft oder sein Körper“, wie das bei den Tieren der Fall ist. Man gewähre dem Menschen nur jene Menge Verstand und Vernunft, mit der andere Säugetiere begabt sind, und mit seiner gegenwärtigen körperlichen Organisation wird er sich als das hilfloseste aller Geschöpfe der Erde erweisen. Und da alles auf den Beweis hinausläuft, dass der menschliche Organismus mit all seinen Eigenschaften, Eigenheiten und Eigentümlichkeiten auf unserem Globus bereits in jenen weit entfernten geologischen Perioden existierte, als noch nicht eine einzige Art der jetzt existierenden Säugetierformen vorhanden war – was ist dann die unvermeidliche Schlussfolgerung? Doch Folgende: Nachdem alle menschlichen Rassen ein und derselben Art angehören, folgt daraus, dass diese Art die Älteste aller jetzt lebenden Säugetier-Arten ist. Daher ist sie die Beständigste und Ausdauernste von allen. Sie war bereits ebenso voll entwickelt wie heute, als alle anderen jetzt bekannten Säugetiere noch nicht einmal im Ansatz auf dieser Erde in Erscheinung getreten sind. So lautet die Ansicht des großen französischen Naturforschers, der damit dem Darwinismus einen schrecklichen Schlag versetzt.

50 Die Monaden der Erscheinungen von Menschen aus der dritten Runde, die ungeheuren, affenartigen Formen.

51 Im esoterischen System werden die sieben Prinzipien im Menschen durch sieben Buchstaben repräsentiert. Die ersten beiden davon sind noch heiliger als die vier Buchstaben des Tetragrammatons.

52 Die Zwischensphären, in welchen die Monaden, die Nirvana noch nicht erreicht haben, zwischen den Manvantaras in unbewusster Inaktivität schlummern sollen.

53 Anderweitig erklärt. Die „drei Feuer“, Pavaka, Pavamana und Suchi, die fünfundvierzig Söhne hatten, was mit ihren drei Vätern und deren Vater Agni die 49 Feuer ausmacht. Pavamana (das durch Reibung hervorgebrachte Feuer) ist der Elter des Feuers der Asuras; Suchi (das Sonnenfeuer) ist der Elter des Feuers der Götter; und Pavaka (das elektrische Feuer) ist der Elter des Feuers der Pitris (siehe Vayu-Purana). Aber das ist eine Erklärung auf der stofflichen und der irdischen Ebene. Die Flammen verlöschen und sind nur periodisch; die Feuer – ewig in ihrer dreifachen Einheit. Sie entsprechen den vier niedrigen und den drei höheren menschlichen Prinzipien.

54 Die Suras, die später zu den A-Suras werden.

55 Atman, Buddhi und Manas. In Devachan ist das höhere Element von Manas erforderlich, um es für die entkörperte Monade in einen Zustand der Wahrnehmung und des Bewusstseins zu versetzen.

56 Das hat in der Esoterik einen unmittelbaren Bezug auf die sieben Prinzipien des manifestierten Brahmâs oder Universums, in derselben Ordnung wie im Menschen. Exoterisch sind es nur vier Prinzipien.

57 Dämonen ist ein sehr unbestimmt verwendeter Begriff, da er auf eine große Anzahl niederer – d. h. materieller – Geister oder kleinere Götter Anwendung findet, die so benannt werden, weil sie mit den höheren „Krieg führen“; sie sind aber keine Teufel.

58 Dieselbe Ordnung der Prinzipien im Menschen – Atman (Geist), Buddhi (Seele), sein Vehikel, wie die Materie das Vahan des Geistes ist, und Manas (Denkvermögen), das dritte oder fünfte mikrokosmisch. Auf der Ebene der Persönlichkeit ist Manas an erster Stelle.

59 Somit, sagt der Kommentar, ist der Ausspruch rein allegorisch, dass „am Tag die Götter am mächtigsten sind und bei Nacht die Dämonen“.

60 Dieses sich selbst vorstellen als dieses, jenes oder etwas anderes ist der Hauptfaktor in der Erzeugung jeder Art psychischer oder selbst physischer Phänomene. Folgendes sind keine leeren Worte: „Wer immer zu diesem Berg sagen wird: Entferne dich und stürze in das Meer, und er wird nicht zweifeln . . . . so wird es geschehen.“ Lediglich das Wort „Glauben“ sollte mit Willen übersetzt werden. Glaube ohne Wille gleicht einer Windmühle ohne Wind – ergebnislos.

61 Dieselbe Idee findet sich in den ersten vier Kapiteln der Genesis, mit ihrem „Herrn“ und „Gott“, welche die Elohim und der androgyne Eloha sind.

62 Siehe jedoch auch die später in den Werken verschiedener Geologen gegen diese Theorie angedeuteten Probleme. Vergleiche Sir R. S. Balls Artikel in der „Nature“, (1. Dezember 1881) und auch die Kommentare amerikanischer Geologen.

63 Die Göttin, welche diese ursprünglichen Ungeheuer gebar, war in dem Bericht des Berossos Thalatth, im Griechischen Thalassa, „die See“.

64 Siehe zum Vergleich den Schöpfungsbericht von Berossos (Alexander Polyhistor) und die scheußlichen Wesen, im Abgrund der ursprünglichen Schöpfung aus dem zweifältigen Prinzip (Erde und Wasser) geboren: Naras (Zentauren, Menschen mit Pferdebeinen und menschlichen Körpern) und Kimnaras (Menschen mit Pferdeköpfen), von Brahmâ am Beginn des Kalpas erschaffen.

65 Siehe den Kommentar zu Shloka 18.

66 Siehe Prof. Lefèvres „Philosophie,“ S. 481, für ein ähnliches Zugeständnis.

67 Die esoterische Lehre besagt, diese „kosmische Entwicklung“ beziehe sich lediglich auf unser Sonnensystem, während der exoterische Hinduismus einräumt, dass sich die Zahlen auf das gesamte System des Universums beziehen lassen, wenn wir nicht irren.

68 Ein weiterer Punkt der Nichtübereinstimmung. Der Okkultismus behauptet: „Die astralen Vorbilder des mineralischen, pflanzlichen und tierischen Reiches bis hinauf zum Menschen brauchten diesen Zeitraum (300 Millionen Jahre) für die Evolution, um sich neu zu entwickeln aus den abgestoßenen Materialien der vorangegangenen Runde, die in ihrem eigenen Zyklus zwar sehr dicht und physisch waren, im Vergleich zu der Materialität unserer gegenwärtigen mittleren Runde aber verhältnismäßig ätherisch. Im Verlauf dieser 300 Millionen Jahre, auf dem Weg in das Physische und Materielle, den absteigenden Bogen hinab, beginnt die Natur mit der Menschheit und wirkt abwärts gerichtet, indem sie auf ihrem Weg die Formen härtet oder materialisiert. So gehören die Versteinerungen, die in Schichten gefunden werden, welchen ein Alter nicht von achtzehn, sondern von vielen Hundert Millionen Jahren zugeschrieben werden muss, in Wirklichkeit Formen der vorangegangenen Runde an, die während ihrer Lebenszeit viel ätherischer waren als physisch, so wie wir das Physische kennen. Dass wir sie als greifbare Formen wahrnehmen und ausgraben, ist dem erwähnten Materialisations- oder Kristallisationsvorgang zuzuschreiben, der in der Folgezeit zu Beginn der vierten Runde stattfand und seinen Höhepunkt nach der Erscheinung des Menschen erreichte, indem er parallel zu seiner physischen Evolution fortschritt. Das allein erläutert die Tatsache, dass der Grad der Materialität auf der Erde sich mit der ihrer Bewohner pari passu ändert. Und so findet der Mensch jetzt als greifbare Versteinerungen, was einstmals die (für seine gegenwärtigen Sinne) ätherischen Formen der niederen Reiche waren. Die obigen brahmanischen Zahlen beziehen sich auf die auf Globus A in der ersten Runde beginnende Evolution. In diesem Band sprechen wir nur von unserer gegenwärtigen, der vierten Runde.“

69 Die Schreiberin kann diesen Unterschied und die Veränderung der Ziffern in den letzten drei Dreiergruppen von Zahlen nicht erklären. Nach jeglicher Berechnung sollten nach Abzug der dreihundert Millionen das Ergebnis wie folgt sein: 1.655.884.687. Aber sie sind so gegeben, wie in dem oben genannten Tamil-Kalender aufgestellt und wie sie übersetzt wurden. Die Schule des verstorbenen Pandit Dayanand Saraswati, des Begründers des Arya Samaj, gibt als Datum 1.960.852.987 an. Siehe „The Aryan Magazine“ von Lahore, dessen Umschlag die Worte trägt: „Arische Ära 1.960.852.987.“

70 Vaivasvata Manu ist das einzige menschliche Wesen – einige Darstellungen geben ihm noch die sieben Rishis bei – das in der Allegorie vom Matsya-Avatara in einem Boot aus der Flut gerettet wurde wie Noah in der Arche. Danach wäre dieses Vaisvasvata-Manvantara die „nachsintflutliche“ Zeit. Das bezieht sich jedoch nicht auf die spätere „atlantische“ oder Noahs Sintflut, auch nicht auf die kosmische Flut oder das unserer Runde vorangegangene Pralaya der Verdunkelung, sondern auf das Erscheinen der Menschheit in der letzteren Runde. Es wird jedoch ein großer Unterschied gemacht zwischen folgenden Pralayas: „Naimitika“, dem gelegentlichen oder zufälligen; „Prakritaka“, dem elementalen; „Atyantika“, dem absoluten; und „Nitya“, dem beständigen; Letzteres wird als „Brahmâs mögliche Wiederverschmelzung des Universums am Ende eines Tages Brahmâs“ beschrieben. Von einem gelehrten brahmanischen Theosophen wurde die Frage aufgeworfen: „Gibt es etwas Derartiges wie ein kosmisches Pralaya, denn dann müsste der Logos (Krishna) wiedergeboren werden, der doch Aja (ungeboren) ist?“ Wir können nicht sehen, warum. Vom Logos heißt es lediglich metaphorisch, dass er geboren wird; so wie die Sonne täglich geboren wird, oder vielmehr ein Strahl dieser Sonne morgens geboren wird und, wie man sagt, stirbt, wenn er verschwindet, während er doch lediglich wieder in die elterliche Essenz aufgenommen wurde. Das kosmische Pralaya existiert nur für die sichtbaren Dinge, nicht für die Arupa, die formlose Welt. Das kosmische oder universale Pralaya findet nur am Ende von einhundert Jahren Brahmâs statt; wenn, wie es heißt, die universale Auflösung geschieht. Dann, sagen die exoterischen Schriften, nimmt der Avyaya, das durch Vishnu symbolisierte ewige Leben, den Charakter Rudras an, des Zerstörers, tritt in die sieben Strahlen der Sonne ein und trinkt das Wasser des Universums vollständig aus. „So ernährt dehnen sich die sieben solaren Strahlen zu sieben Sonnen aus und setzen den ganzen Kosmos in Flammen. . . . . .“

71 Weil ein Maha-Yuga der 1.000. Teil eines Tages Brahmâs ist.

72 Siehe auch den Artikel „Geology“ in „Encyclopaedia Britannica“.

73 Dies lässt sogar der biblischen „Adam-Chronologie“ von 6.000 Jahren eine Chance (ebenda).

74 Siehe sein Buch „Modern Science and Modern Thought“.

75 Was die Mollusken und tierisches Leben im Silur betrifft – zugegeben; aber was wissen sie vom Menschen?

76 Wilsons Übersetzung des Vishnu Puranas“, Bd. I., S. 50, 51.

77 Nun ist Sri die Tochter Bhrigus, einer der Prajapatis und Rishis, des Hauptes der Bhrigus, der „Verzehrer“, der Klasse der Luftgötter. Sie ist Lakshmi, das Weib Vishnus, und sie ist „die Braut Shivas“ (Gauri), und sie ist Sarasvati, die „Wässrige“, das Weib Brahmâs, weil die drei Götter und Göttinnen dieselben sind, in drei Aspekten. Man lese die Erklärung Parasharas im Vishnu-Purana“ (I, viii, Wilsons Übers., S. 119), und man wird verstehen. „Der Herr Sris“ ist der Mond, behauptet er, und „Sri ist das Weib Narayanas, dem Gott der Götter“; Sri oder Lakshmi (Venus) ist Indrani wie auch Sarasvati, denn mit den Worten Parasharas: „Hari (oder Iswara, „der Herr“) ist alles im Universum, was männlich genannt wird; Lakshmi ist alles, was weiblich genannt wird. Es gibt nichts anderes als die beiden.“ Daher ist sie die „weibliche“ und „Gott“ ist die männliche Natur.

78 Nach der wunderbaren Chronologie von Bentley, der zu einer Zeit schrieb, als die biblische Chronologie noch unbestritten war; und auch nach der jener modernen Orientalisten, welche die indischen Daten verkleinern, so weit sie können.

79 Sri ist die Göttin von „Glück und Gedeihen“ und verkörpert es selbst.

80Masonic Review“, Cincinnati, Juni 1886. Art. „The Cabbalah“.

81 Weil, wie die Allegorie zeigt, die Götter, die ohne persönliche Verdienste waren, aus Furcht vor der Heiligkeit jener selbst-strebenden inkarnierten Wesen, die zu Asketen und Yogis geworden waren und so die Macht der Ersteren durch ihre selbsterworbenen Kräfte zu erschüttern drohten – dieselben anklagten. All das hat eine tiefe philosophische Bedeutung und bezieht sich auf die Evolution und die Erlangung göttlicher Kräfte durch Selbstbemühung. Einige Rishi-Yogis werden in den Puranas als weitaus mächtiger als die Götter dargestellt. Sekundäre Götter oder temporäre Mächte in der Natur (die Kräfte) sind dazu verdammt, zu verschwinden; allein die spirituelle Potenzialität des Menschen kann ihn dahin führen, eins zu werden mit dem Unendlichen und dem Absoluten.

82 Siehe Band I, Stanze III-IV. Das Dreieck wird auf der Erde zum Fünfeck (fünffältig).

83 Seth, wie Bunsen und andere gezeigt haben, ist nicht nur der ursprüngliche Gott der Semiten – einschließlich der ersten Juden –, sondern auch ihr „halbgöttlicher Vorfahr“. Bunsen zufolge aus folgendem Grund („God in History“, Bd. I, S. 233-4): „Der Seth der Genesis, Vater von Enoch (des Menschen), muss ursprünglich als gleichlaufend gedacht werden mit dem von den Elohim abgeleiteten Vater von Adam.“ „Nach Bunsen war die Gottheit (der Gott Seth) der Urgott Nordägyptens und Palästinas.“ (Staniland Wake, „Origin and Significance of the Great Pyramid“) Und Seth wurde in der späteren Theologie der Ägypter als „ein böser Dämon“ behandelt, sagt derselbe Bunsen, denn er ist eins mit Typhon und logisch folgerichtig eins mit den hinduistischen Dämonen.

84 Siehe Mathers „Kabbalah Unveiled“.

85 Übersetzt in I. Myers „Qabbalah“.

86 Siehe „Das Allerheiligste: seine esoterische Bedeutung“ in Teil II dieses Bandes.

87 „Zohar“, iii, 290a, angeführt in Isaac Myers „Qabbalah“, S. 387.

88 „Zohar“, iii, 290a, angeführt in Isaac Myers „Qabbalah“, S. 387.

89 „. . . Auf die am besten erwiesenen Entdeckungen der vergleichenden Anatomie gestützt, konnte Huxley den bedeutsamen Satz aussprechen, dass die anatomischen Verschiedenheiten zwischen dem Menschen und den höheren Affen geringer sind als diejenigen zwischen den Letzteren und den niederen Affen. Für unseren menschlichen Stammbaum aber folgt daraus unmittelbar der notwendige Schluss, dass das menschliche Geschlecht sich allmählich aus echten Affen entwickelt hat.“ („The Pedigree of Man“, von Ernst Haeckel, übersetzt von Ed. B. Aveling, S. 49)

Was könnten die wissenschaftlichen und logischen Einwendungen gegen den Umkehrschluss sein – möchten wir fragen? Die anatomischen Ähnlichkeiten zwischen dem Menschen und den Menschenaffen – die von den Darwinisten arg übertrieben wurden, wie de Quatrefages zeigt – „erklären“ sich einfach genug, wenn der Ursprung der Letzteren in Betracht gezogen wird.

„In den älteren Schichten findet sich nirgendwo ein dem Menschen nahestehender Affe oder ein dem Affen nahestehender Mensch . . . . . .“

90 „. . . . . Dieselbe Kluft, die sich heute zwischen dem Affen und Menschen findet, geht mit unverminderter Breite und Tiefe bis in das Tertiär zurück. Diese Tatsache allein genügt um klar zu machen, dass dies nicht haltbar ist.“ (Dr. F. Pfaff, Prof. der Naturwissenschaft an der Universität Erlangen)

91 Wir wissen ganz gut, dass das Vayu- und das Matsya-Purana (der westlichen Deutung sehr entgegenkommend) die Agnishwattas mit den Jahreszeiten identifizieren, und die Barhishad-Pitris mit den Monaten; sie fügen eine vierte Klasse hinzu – die Kavyas – zyklische Jahre. Aber identifizieren nicht die christlichen römischen Katholiken ihre Engel mit Planeten, und sind nicht die sieben Rishis zu den Saptarishis geworden – einem Sternbild? Sie sind Gottheiten, die allen zyklischen Einteilungen vorstehen.

92 Das Vayu-Purana besagt, die Viraja-Loka genannte Region sei von den Agnishwattas bewohnt.

93 Das wurde bereits in „Isis Unveiled“ angedeutet, Bd. 1, S. xxxviii, obwohl damals nicht die vollständige Erklärung gegeben werden konnte: „Die Pitris sind nicht die Vorfahren der gegenwärtig lebenden Menschen, sondern die der ersten menschlichen Art oder der adamischen Rasse; die Geister der menschlichen Rassen, die unseren Menschenrassen auf der großen Stufenleiter der absteigenden Evolution vorangingen und unseren modernen Pygmäen sowohl physisch wie auch spirituell weit überlegen waren. Im Manava Dharma Shastra heißen sie die lunaren Vorfahren.“

94 Daher die folgenden in seiner Apokalypse erwähnten Behauptungen der Vision des Hl. Johannes, dem erschien „ein großer, feuerroter Drache, welcher sieben Köpfe und zehn Hörner hatte, und auf seinen Köpfen sieben Diademe“, und sein „Schwanz zieht den dritten Teil der Sterne des Himmels mit sich fort; und er warf sie auf die Erde“ (Joh 12,3).

95 Der Satz „er warf sie auf die Erde“ zeigt klar seinen Ursprung aus der größten und ältesten Allegorie der arischen Mystiker, welche die Wahrheit nach der Vernichtung der atlantischen Riesen und Zauberer in verschiedenen Allegorien verbargen – die astronomische, die physikalische und die göttliche Wahrheit, da es sich dabei um eine Seite aus der präkosmischen Theogonie handelt. Ihre wahre esoterische Auslegung ist eine wahrhafte Theodizee der sogenannten „gefallenen Engel“; die Willigen und die Unwilligen, die Schöpfer und jene, die sich weigerten zu erschaffen, werden heute von den christlichen Katholiken höchst verwirrend durcheinander gemischt. Sie vergessen, dass ihr höchster Erzengel, der Hl. Michael, zwar so dargestellt wird, als hätte er den Drachen der Weisheit oder der göttlichen Selbstaufopferung (jetzt missbraucht und als Satan verleumdet) besiegt (bemeistert und assimiliert), sich doch als Erster weigerte, zu erschaffen! Das hat zu endloser Verwirrung geführt. Die christliche Theologie versteht die sonderbare Sprache des Ostens und seine Symbolik derartig unzureichend, dass sie sogar den chinesisch-buddhistischen und indischen exoterischen Ritus, während gewisser Finsternisse laut zu lärmen, nach seinem toten Buchstabensinn dahingehend erklärt, dass der „große rote Drache“ verscheucht werden solle, der geplant hätte, das Licht zu entführen! Aber hier bedeutet „Licht“ esoterische Weisheit, und wir haben die geheime Bedeutung der Begriffe Drache, Schlange etc. etc. hinlänglich erklärt, die sich alle auf Adepten und Initiierte beziehen.

96 Trotz aller gegenteiligen Anstrengungen kann die christliche Theologie – die sich mit der hebräischen esoterischen Überlieferung von der Schöpfung des Menschen beladen hat, welche sie buchstabengetreu interpretiert – keine vernünftige Entschuldigung für ihren „Gott, den Schöpfer“ finden, einen Menschen ohne Verstand und Sinn hervorgebracht zu haben; noch kann sie die Bestrafung für eine Tat rechtfertigen, bezüglich derer Adam und Eva sich für unzurechnungsfähig erklären könnten. Denn wenn man zugesteht, dass das Paar in Unwissenheit von Gut und Böse war, bevor es die verbotene Frucht aß, wie konnte man von ihm erwarten, dass es wisse, dass Ungehorsam böse ist? Wenn beabsichtigt war, dass der ursprüngliche Mensch ein halbverständiges oder vielmehr verstandloses Wesen bliebe, dann war seine Schöpfung zwecklos und sogar grausam, wenn von einem allmächtigen und vollkommenen Gott bewirkt. Aber Adam und Eva werden selbst in der Genesis so dargestellt, als wären sie von einer Klasse niedrigerer göttlicher Wesen erschaffen worden, den Elohim, die so eifersüchtig auf ihre persönlichen Vorrechte als vernünftige und intelligente Geschöpfe achten, dass sie dem Menschen nicht erlauben wollten, „wie unser einer“ zu werden. Das ist klar, selbst nach dem buchstäblichen Sinn der Bibel. Die Gnostiker hatten daher Recht, wenn sie den jüdischen Gott einer Klasse von niedrigeren, materiellen und nicht sehr heiligen Bewohnern der unsichtbaren Welt zuordneten.

97 In „Isis entschleiert“ werden verschiedene gnostische Systeme gegeben. Eines ist dem „Codex Nazaräus“ entnommen, der Schrift der Nazarener, die, obwohl sie lange vor den Tagen Christi und selbst vor den Gesetzen des Moses existierten, Gnostiker waren, und viele von ihnen Initiierte. Sie hielten ihre „Mysterien des Lebens“ in Nazara (dem alten und neuen Nazareth) ab, und ihre Lehren sind ein getreues Echo der Unterweisungen der Geheimlehre – von denen wir einige jetzt zu erklären unternehmen.

98 Siehe die Übersetzung aus dem Griechischen von François, Monsieur de Foix, Evesque d’Ayre: Das Werk ist Margarete von Valois, Königin von Navarra, gewidmet. Ausgabe von 1579, Bordeaux.

99 Siehe Max Müllers Besprechung des „Popol Vuh“.

100 James Darmesteter, der Übersetzer des Vendidad, spricht davon mit den Worten: „Der Baum, was immer er ist . . .“ (S. 209).

101 Platons „Timaios“.

102 SieheAsgard and the Gods“: „The renewal of the World“.

103 Der „Vater des heiligen Feuers“, schreibt Prof. Joly, „ist Tvashtri . . . seine Mutter war Maya. Er selbst wurde als Akta (Gesalbter, χριστὸς) bezeichnet, nachdem der Priester den spirituosen (?) Soma auf sein Haupt und durch Opfer gereinigte Butter auf seinen Körper gegossen hatte“ („Man before Metals“, S. 190). Die Quelle seiner Information hat der französische Darwinist nicht angegeben. Aber die Zeilen werden dennoch angeführt, um zu zeigen, dass selbst den Materialisten ein Licht aufzudämmern beginnt. Adalbert Kuhn identifiziert in seinem Buch „Die Herabkunft des Feuers“ die beiden Zeichen und mit Arani und bezeichnet sie mit diesem Namen. Er fügt hinzu: „Dieser Prozess des Feuerentzündens führte den Menschen natürlich zu der Idee geschlechtlicher Fortpflanzung“ etc. Warum konnte nicht eine würdigere und okkultere Idee den Menschen dahin geführt haben, dieses Symbol zu erfinden, insofern als es in einem seiner Aspekte mit der menschlichen Fortpflanzung in Zusammenhang steht? Aber seine Hauptsymbolik bezieht sich auf Kosmogonie.

Agni, im Zustand von Akta oder dem Gesalbten, erinnert an Christus“, bemerkt Prof. Joly. „Maya an Maria, seine Mutter, Tvashtri an den Hl. Joseph, den Zimmermann der Bibel.“ Im Rigveda ist Vishvakarman der höchste und älteste der Götter und ihr „Vater“. Er ist der „Zimmermann oder Erbauer“, weil Gott selbst von den Monotheisten „der Architekt des Universums“ genannt wird. Doch ist die ursprüngliche Idee rein metaphysisch und hatte keinen Zusammenhang mit dem späteren Phallizismus.

104 Es ist nicht klar, warum „Bhutas“ von den Orientalisten in den Puranas als „böse Geister“ übersetzt werden sollen. Im Vishnu-Purana“, Buch I, Kap. 5, sagt der Shloka lediglich: „Bhutas – Unholde, fürchterlich dadurch, dass sie affenfarbig und Fleischfresser sind“; und das Wort bedeutet jetzt in Indien Gespenster, ätherische oder astrale Phantome, während es in der esoterischen Lehre elementare Substanzen bedeutet, etwas, das aus verfeinerter, nicht zusammengesetzter Wesenheit gemacht ist und insbesondere den astralen Doppelgänger irgendeines Menschen oder Tieres. In diesem Fall sind diese ursprünglichen Menschen die Doppelgänger der ersten ätherischen Dhyanis oder Pitris.

105 SiehePymander“, 2. Band, Verse 21-2.

106 SieheGenesis of the Elements“, von Prof. W. Crookes, S. 97.

107 Die Gegner des Hinduismus mögen das Obige Pantheismus, Polytheismus nennen oder wie es ihnen beliebt. Wenn die Wissenschaft nicht vollständig von Vorurteilen verblendet ist, wird sie in diesem Bericht eine tiefe Kenntnis der Naturwissenschaften und Physik sowie der Metaphysik und Psychologie erkennen. Aber um das herauszufinden, muss man die Personifikationen studieren und sie dann in chemische Atome übersetzen. Man wird dann finden, dass es mit der physischen und selbst mit der rein materialistischen Wissenschaft übereinstimmt, und auch jene zufriedenstellt, die in der Evolution das Werk der „großen Unbekannten Ursache“ in ihren phänomenalen und illusiven Aspekten sehen.

108 Siehe Bd. I, Teil III, „Götter, Monaden und Atome“. Symbolisch wird es repräsentiert durch das pythagoreische Dreieck, die zehn darin enthaltenen Punkte und die sieben Eckpunkte des Dreiecks und des Quadrats.

109 Daher wird die Astralform in der Kabbala Schalen genannt, genauer der als Kama-Rupa bezeichnete Körper. Er wird von den höheren Engeln in der Gestalt des höheren Manas bei dessen Eintritt in Devachan zurückgelassen, sobald es diesen Rückstand verlässt.

110 Was zeigt, dass die Essener an Wiedergeburt und viele Reinkarnationen auf der Erde glaubten, wie auch Jesus selbst, eine Tatsache, die wir mit dem Neuen Testament beweisen können.

111 Wie wir gezeigt haben, wird das aber von der Esoterik der Genesis bestätigt. Dort werden nicht nur die Tiere nach dem „Adam aus Staub“ erschaffen, sondern die Vegetation wird so beschrieben, dass sie sich bereits in der Erde befand, bevor „die Himmel und die Erde erschaffen waren“. „Jede Pflanze des Feldes davor (d. h. vor dem Tag, an dem die Himmel und die Erde erschaffen waren (Vers 4)) war in der Erde (Vers 5).“ Nun, wenn die okkulte Auslegung ausgeschlossen wird, die erklärt, dass der Globus bereits in dieser vierten Runde mit Vegetation bedeckt und die erste (astrale) Menschheit hervorgebracht worden war, bevor kaum irgendetwas darauf wachsen und sich entwickeln konnte, was könnte der tote Buchstabe dann bedeuten? Einfach dass das Gras dieses Globus sich bereits vor seiner Erschaffung auf der Erde befand? Doch ist die Bedeutung von Vers 6 klar genug, der sagt, „ein Dunst aber stieg auf von der Erde“ und befeuchtete die ganze Oberfläche des Erdbodens, bevor es regnete und ließ die Bäume etc. wachsen. Er zeigt auch, in welcher geologischen Periode das geschah und ferner, was mit „Himmel und Erde“ gemeint ist. Diese Begriffe standen für das Firmament und das trockene, verkrustete Land, getrennt und von seinen Dämpfen und Ausdünstungen überlagert. Darüber hinaus muss sich der Schüler vor Augen halten, dass mit den in diesem Kapitel nach dem buchstäblichen Text vor dem Menschen „erschaffenen“ Tieren nicht die Tiere gemeint waren, sondern die Zeichen des Zodiaks und andere Himmelskörper, genau wie beim Adam Kadmon, dem „männlichen und weiblichen Wesen“ aus dem 1. Kapitel der Genesis, der kein körperliches, menschliches Wesen bezeichnet, sondern die Schar der Elohim, zu denen Jehovah selbst gehörte.

112 Wer fragen möchte: „Was hat Wasserstoff mit Luft oder Oxidation zu tun?“, erhält zur Antwort: „Studiert zuerst das ABC der okkulten Chemie!“ Sie (die christlichen Symbologen) haben in ihrem eifrigen Bestreben, Pymander, den „Mund des Mysteriums“, prophetisch mit dem Hl. Johannes dem Täufer zu identifizieren, setzten sie damit gleichzeitig die 7 Kabiren und die assyrischen Stiere mit den Cherubim der Juden und den Aposteln gleich. Da sie außerdem eine Trennlinie zwischen den vier und den drei ziehen mussten – Letztere die gefallenen Engel; und ferner, um zu vermeiden, dieselben mit den „Sieben Geistern des Angesichts“, den Erzengeln, in Verbindung zu bringen, warfen sie ohne Förmlichkeit alle hinaus, die sie nicht anzuerkennen beliebten. Daher die Verdrehung in der Reihenfolge der Elemente, um dieselben mit der Reihenfolge der Evangelien in Übereinstimmung zu bringen und den Engel-Menschen mit Christus zu identifizieren. Bei den Chaldäern, den Ägyptern, von denen Moses Cherub (Cherubim in ihrer tierischen Form) übernahm, und bei den Ophiten – bei diesen allen wurden die Engel, die Planeten und die Elemente mystisch und alchemistisch symbolisiert durch den Löwen (Michael); den Stier (Uriel); den Drachen (Raphael); den Adler (Gabriel); den Bären (Thot-Sabaoth); den Hund (Erataoth); das Maultier (Uriel oder Thartharaoth). Sie alle haben eine qualitative Bedeutung.

113 Siehe Laings „Modern Science and Modern Thought“, S. 90.

114 Siehe Band I, Teil I, Stanze vii, Kommentar 10.

115 Zweite Ausgabe, S. 161.

116 Und warum nicht alle ersten Stammrassen, sowohl die menschlichen als auch die tierischen; und warum ein „entfernter Vorfahr“?

117 Offensichtlich so, den Regeln der Evolutionslehre zufolge, welche die Säugetiere auf irgendeinen amphibischen Ahnen zurückführt.

118Odyssee“, xi, 298-305; „Ilias“, iii, 243.

119 „Chants Cypriaques“, Hyg. Tal., 80, Ovid, „Fasti“ etc. Siehe Decharmes „Mythologie de la Grèce Antique“.

120 Siehe „Brahmâ Kalahansa“ im 1. Band, 3. Stanze, S. 78.

121 Siehe Decharmes „Mythologie“ etc. S. 652.

122 Nem, x, 80 ff. Theokras, xxiv, 131.

123 xxxiv, v. 5; Theokritus, xxii, 1.

124 Apollodorus“, III, ii, 1.

125 Kastors Grab wurde in alter Zeit in Sparta gezeigt, sagt Pausanias (III, 13, 1); und Plutarch sagt, dass er in Argos der Halb-Sterbliche oder Halb-Held μιξαρχαγέτας genannt wurde (siehe Plutarch, „Quæstiones Græcæ“, 23).

126 „Pindar, Nem.“, x, 60, Dissen.

127 Schol. Eurip. „Orestes“, 463, Dindorf. Siehe Decharmes „Mythologie“ etc., S. 654.

128 Die Monade ist unpersönlich und ein Gott per se, wenn auch auf dieser Ebene unbewusst. Denn von ihrem dritten (oft sogenannten fünften) Prinzip getrennt, dem Manas, das die Horizontallinie des ersten manifestierten Dreieckes oder der Dreieinigkeit ist, kann sie auf dieser irdischen Ebene kein Bewusstsein und keine Wahrnehmung der Dinge haben. „Das Höchste sieht durch das Auge des Niedersten“ in der manifestierten Welt; Purusha (Geist) bleibt ohne die Hilfe von Prakriti (Materie) in den materiellen Sphären blind; dasselbe gilt für Atman-Buddhi ohne Manas.

129Moralia“, S. 484 f.

130 Diese seltsame Idee und Erklärung wird von Decharme in seinem Werk „Mythologie de la Grèce Antique“ akzeptiert. „Kastor und Pollux“, sagt er, „sind nichts anderes als die Sonne und der Mond, als Zwillinge vorgestellt. . . . Die Sonne, das unsterbliche und mächtige Wesen, das jeden Abend vom Horizont verschwindet und unter die Erde hinabsteigt, als ob sie dem mit der Nacht zum Leben erwachenden brüderlichen Gestirn Platz machen wolle, ist Pollux, der sich für Kastor aufopfert. Kastor, der geringer ist als sein Bruder, verdankt diesem seine Unsterblichkeit: Denn der Mond, sagt Theophrastus, ist nur eine weitere, jedoch schwächere Sonne.“ („De Ventis“, 17. Siehe Decharme, S. 655 f.)

131 SieheBuch Enoch“.

132 Adam (Kadmon) ist, wie Brahmâ und Mars, das Symbol der zeugenden und schöpferischen Kraft als Typus von Wasser und Erde – ein alchemistisches Geheimnis. „Es braucht Erde und Wasser, um eine menschliche Seele zu erschaffen“, sagt Moses. Mars ist der hinduistische Mangala, der Planet Mars identisch mit Kartikeya, dem „Kriegsgott“, geboren von Gharma-ja (Shivas Schweiß) und der Erde. Er ist Lohita, der Rote, wie auch Brahmâ und Adam. Der Mars der Hindus ist wie Adam von keiner Frau und Mutter geboren. Für die Ägypter war Mars das ursprüngliche Zeugungsprinzip, gleich Brahmâ in der exoterischen Lehre und Adam in der Kabbala.

133 Abel ist Chebel, bedeutend „Geburtswehen“, Empfängnis.

134 SieheIsis Unveiled“, Bd. II, S. 398, wo Adam und Eva vereinigt als Jehovah gezeigt werden und Hevah und Abel als die weibliche Schlange.

135 SieheIsis Unveiled“, Bd. I, S. 305, „Die Vereinigung dieser beiden Rassen brachte eine dritte hervor“ etc.

136 Jod hat in der Kabbala als Symbol die Hand, den Zeigefinger und den Lingam, indes ist es numerisch die vollkommene Eins; aber es ist auch die Zahl 10, männlich und weiblich, wenn geteilt.

137 SieheThe Source of Measures“, S. 277.

138 Bd. II, S. 464 et seq.

139Isis Unveiled“, Bd. II, S. 462.

140 Siehe zum Vergleich „Hosea“, xii, 6 wo er so punktiert ist.

141 Siehe „Timaios“.

142 Siehe Auszüge aus diesem Aufsatz in „The Theosophist“, Februar 1883.

143 Vergleiche Hesekiels Vision (Kap. 1) von den vier göttlichen Wesen, „die gestaltet waren wie ein Mensch“ und doch das Ansehen eines Rades hatten, „wenn sie gingen, gingen sie auf ihren vier Seiten . . . . denn in den Rädern existierte ein lebendiger Geist.“

144 Siehe Prof. Wilders Essay „The Primeval Race Double-Sexed“.

145 Eugibinus, ein Christ, und die Rabbiner Samuel Menasse ben Israel und Maimo­nides lehrten, dass „Adam zwei Gesichter hatte und eine Person und von Anbeginn an zugleich männlich und weiblich war – männlich auf der einen Seite und weiblich auf der anderen (wie Manus Brahmâ), später jedoch wurden die beiden Teile getrennt“. Der einhundertneununddreißigste Psalm Davids wurde von Rabbi Jeremiah ben Eleazar als Beweis dafür angeführt: „Du hast mich geformt hinten und vorn“, nicht bedrängt, wie es in der Bibel heißt, was widersinnig und bedeutungslos ist, und das zeigt, wie Professor Wilder glaubt, „dass die ursprüngliche Form der Menschheit androgyn war“.

146 Siehe die Vereinigung von Hokhmah, Weisheit, mit Binah, Intelligenz oder Jehovah, dem Demiurgen, in den Sprüchen Salomons, Kap. 8, Verstand genannt. Den Menschen ruft die Weisheit (göttliche okkulte Weisheit) zu: „Oh ihr Einfältigen, verstehet die Weisheit; und ihr Narren, habt ein verständiges Herz.“ Es ist Geist und Materie, der Nous, und die Psyche; von Letzterer sagt der Hl. Jakob, sie sei „irdisch, sinnlich und teuflisch“.

147 Eine von Matthieu Williams im Jahr 1881 entwickelte Hypothese scheint nur wenig Eindruck auf die Astronomen gemacht zu haben. Der Verfasser von „Die Atmosphäre der Sonne“ behauptet in „Knowledge“, 4. April 1884: „Wenn ich jetzt die Untersuchungen von Dr. Andrews auf die Bedingungen der solaren Existenz anwende . . . schließe ich daraus, dass die Sonne keinen Kern hat, weder fest noch flüssig noch gasförmig, sondern aus dissoziierter Materie im kritischen Zustand zusammengesetzt ist, umgeben zuerst von einer flammenden Hülle, die der Wiederzusammenfügung der dissoziierten Materie zuzuschreiben ist, und außerhalb dieser von einer weiteren Hülle aus Dämpfen, die durch diese Wiederzusammenfügung entstehen.“
Das ist eine neue Theorie, die zu den anderen Hypothesen hinzugefügt werden soll, ganz wissenschaftlich und orthodox. Die Bedeutung des „kritischen Zustandes“ wird von Matthieu Williams in derselben Zeitschrift (9. Dez. 1881) in einem Aufsatz über „Feste Körper, Flüssigkeiten und Gase“ erklärt. Der Gelehrte spricht über ein Experiment Dr. Andrews mit Kohlensäure und führt aus: „Sobald 88 ˚ erreicht war, verschwand die Grenze zwischen flüssig und gasförmig; Flüssigkeit und Gas hatten sich zu einem mysteriösen, dazwischenliegenden Fluidum verbunden; ein unbestimmtes fluktuierendes Etwas erfüllt die ganze Röhre – eine ätherisierte Flüssigkeit oder ein sichtbares Gas. Man halte einen rotglühenden Schürhaken zwischen das Auge und das Licht; man wird eine aufwärts strömende Bewegungswelle wahrnehmen von etwas, das wie flüssige Luft erscheint. Die Erscheinung des Hybridfluidums in der Röhre ist dem ähnlich, aber merklich dichter, und steht offenbar zwischen dem flüssigen und dem gasförmigen Zustand der Materie, wie Pech oder Sirup zwischen fest und flüssig steht.“

Die Temperatur, bei der dieser Zustand eintritt, wurde von Dr. Andrews als „kritische Temperatur“ bezeichnet. Hier sind der gasförmige und der flüssige Zustand „kontinuierlich“, und es ist wahrscheinlich, dass alle anderen Substanzen, die in diesen beiden Zuständen bestehen können, ihre eigenen, besonderen kritischen Temperaturen haben.
Bei weiterer Spekulation über diesen „kritischen“ Zustand äußert Matthieu Williams einige ganz okkulte Theorien über Jupiter und andere Planeten. Er sagt: „Unsere Begriffe von festen Körpern, Flüssigkeiten und Gasen sind aus unseren Erfahrungen über den Zustand der Materie hier auf dieser Erde abgeleitet. Könnten wir auf einen anderen Planeten versetzt werden, würden sie seltsam verändert wirken. Auf dem Merkur würde das Wasser zu den kondensierbaren Gasen gehören; auf dem Mars zu den schmelzbaren festen Körpern; aber was auf dem Jupiter?“

„Neue Beobachtungen geben uns Recht, den Jupiter als eine kleine Sonne zu betrachten mit einer äußeren Hülle wolkiger Materie, anscheinend teilweise aus kondensiertem Wasser, aber im Innern rotglühend oder wahrscheinlich noch heißer. Seine Dampfatmosphäre ist offenbar von ungeheurer Tiefe, und da die Schwerkraft auf seiner sichtbaren äußeren Oberfläche zweieinhalb mal so groß ist wie auf unserer Erdoberfläche, muss der Atmosphärendruck bei einem Abstieg unter diese sichtbare Oberfläche bald den Betrag erreichen, bei dem der Wasserdampf in seinen kritischen Zustand versetzt wird. Wir können daher schließen, dass die Jupitermeere weder aus gefrorenem noch aus flüssigem noch aus gasförmigem Wasser bestehen, sondern Meere oder Atmosphären aus kritischem Wasser darstellen. Falls irgendwelche Fische oder Vögel darin schwimmen oder fliegen, so müssen sie sehr maßgeblich organisiert sein.“

Da die gesamte Masse des Jupiters 300 mal größer ist als die der Erde und seine nach dem Mittelpunkt gerichtete Kompressionsenergie proportional größer ansteigt, würden seine Materialien, wenn sie jenen auf der Erde ähnlich wären und nicht heißer, eine erheblich höhere Dichte aufweisen, und der Planet hätte eine höhere spezifische Gravitation; doch durch die Bewegungen seiner Satelliten wissen wir, dass seine spezifische Gravitation weniger als ein Viertel der irdischen beträgt. Das rechtfertigt den Schluss, dass er sehr heiß ist, denn selbst kalter Wasserstoff würde unter einem solchen Druck eine höhere Dichte aufweisen als der Jupiter.

„Da alle elementaren Substanzen fest, flüssig, gasförmig oder kritisch existieren können, je nach den Bedingungen von Temperatur und Druck, bin ich zu dem hypothetischen Schluss berechtigt, dass Jupiter weder ein fester noch ein flüssiger oder gasförmiger Planet ist, sondern ein kritischer Planet oder ein Gestirn, das innerlich aus assoziierten Elementen im kritischen Zustand zusammengesetzt ist und von einer dichten Atmosphäre ihrer Dämpfe und von einigen ihrer Verbindungen wie z. B. Wasser umgeben ist. Dieselbe Überlegung trifft auf Saturn und andere große und weniger dichte Planeten zu.“

Es ist befriedigend zu sehen, wie sich die wissenschaftliche Imagination jedes Jahr enger dem Grenzbereich unserer okkulten Lehren nähert.

148The Day after Death“, S. 23.

149 Die erste ereignete sich, als der heutige Nordpol von den späteren Kontinenten getrennt wurde.

150 Wir müssen uns daran erinnern, dass an der Spitze aller babylonischen Götter Ea, Anu und der ursprüngliche Bel standen; und dass Ea, der erste, der Gott der Weisheit war, der große „Gott des Lichts“ und der Tiefe, und dass er mit Oannes identifiziert wurde oder dem biblischen Dagon – dem Mann-Fisch, der sich aus dem persischen Golf erhob.

151 Siehe Teil II, § „Das Allerheiligste“.

152 Der Mond wurde erst viel später zu einem männlichen Gott. Bei den Hindus war er Soma; bei den Chaldäern Nanak oder Narar; und Sin, der Sohn Mul-lils, des älteren Bels. Die „Akkadier“ nannten ihn den „Herrn der Geister“; und er war der Gott von Nippur (Niffer) im nördlichen Babylonien. Mul-lil war es, der die Wasser der Flut vom Himmel auf die Erde fallen ließ, weshalb ihm Xisuthrus nicht gestatten wollte, sich seinem Altar zu nähern. Wie die modernen Assyriologen jetzt festgestellt haben, ist das nördliche Nippur das Zentrum, von dem aus sich die chaldäische (schwarze) Magie ausbreitete; und Eridu (das Südliche) der ursprüngliche Sitz der Verehrung des Kulturgottes, des Gottes der himmlischen Weisheit – und der Sonnengott war überall die höchste Gottheit. Bei den Juden ist der Mond mit Israels Jehovah und seinem Samen verknüpft, denn Ur war der Hauptsitz der Verehrung des Mondgottes, und von Abraham wird behauptet, er sei von Ur gekommen, wodurch er von einem A-bra(h)m zu einem Abraham wird.

153 Als Narada, der jungfräuliche Asket, dem Menschengeschlecht dadurch ein Ende zu bereiten drohte, dass er die Söhne Dakshas daran hinderte, es hervorzubringen.

154 Das wird von einem gelehrten Brahmanen bestätigt. In seinen ganz ausgezeichneten Vorlesungen über die Bhagavadgita (siehe „Theosophist“, April, 1887, S. 444) sagt der Vortragende: „Es gibt da eine Besonderheit, auf die ich Ihre Aufmerksamkeit lenken muss. Er (Krishna) spricht hier von vier Manus. Warum spricht er von vieren? Wir sind jetzt im siebten Manvantara – in dem Vaivasvatas. Wenn er von den vergangenen Manus spricht, so sollte er von sechs sprechen, erwähnt aber nur vier. In einigen Kommentaren wurde der Versuch unternommen, das auf eine eigentümliche Weise zu erklären. „Das Wort ‘Chatvarah’ wird von dem Wort ‘Manavah’ getrennt und auf Sanak, Sanandana, Sanat-Kumara und Sanat-Sujata bezogen, die auch zu den aus dem Gemüt geborenen Söhnen Prajapatis gehören. Aber diese Erklärung wird zu einem höchst widersinnigen Schluss führen und zur Folge haben, dass der Satz widersprüchlich ist. Die im Text angedeuteten Charaktere weisen in dem Satz einen näher bestimmenden Zusatz auf. Es ist wohl bekannt, dass Sanaka und die anderen drei sich weigerten, zu erschaffen, obwohl die anderen Söhne zugestimmt hatten; daher wäre es widersinnig, diese vier in die Liste der Charaktere aufzunehmen, von denen die Menschheit ihr Dasein herleitet. Diese Stelle muss ohne die Zerlegung des Kompositums in zwei Substantive erklärt werden. Die Anzahl der Manus wird in diesem Fall vier betragen, und die Behauptung steht damit im Widerspruch zu den puranischen Berichten, jedoch in Übereinstimmung mit der okkulten Theorie. Sie werden sich daran erinnern, dass (im Okkultismus) behauptet wird, dass wir uns gegenwärtig in der fünften Wurzelrasse befinden. Jede Wurzelrasse wird als die Santati eines besonderen Manus betrachtet. Nun, die vierte Rasse ist vergangen, oder mit anderen Worten, vier Manus sind vergangen. . . . .“

155 Stockwells „Smithsonian Contributions to Knowledge“, xviii; R. W. McFarland, „Amer. Jour. Sci.“, III, xi, 456; und Crolls „Climate and Time“. Lemurien wurde nicht von einer Flut ertränkt, sondern durch vulkanische Aktivität zerstört und versank danach.

156 Agruerus ist Kronos oder Saturn und das Vorbild des israelitischen Jehovahs. Noah ist mythologisch eins mit Saturn, denn er steht in Zusammenhang mit Argha, dem Mond oder der Arche der Erlösung. Doch dann kann sich das nicht auf die irdische Flut beziehen (siehe jedoch Fabers „Kabiri“, I, S. 35, 43 und 45).

157 Ebenda, Bd. II, S. 240.

158 Sanchuniathon sagt, dass die Titanen die Söhne von Kronos waren, und sieben an der Zahl; und er nennt sie Feueranbeter, Aletae (Söhne Agnis?) und Sintflutler. Al-ait ist der Gott des Feuers.

159 Von welcher sieben, wie wir bemerken wollen, die Arier und nicht die Semiten die Urheber waren, während die Juden diese Zahl von den Chaldäern erhielten.

160 Sieben individuelle Gottessöhne oder Pitaras und Pitris; in diesem Fall auch die Söhne von Kronos oder Saturn (Kala, „Zeit“) und Arkite, den Kabiren und Titanen gleich, wie ihr Name – „Mondvorfahren“ – zeigt, denn der Mond ist die Arche oder Argha auf dem wässrigen Abgrund des Raumes.

161 SieheKabiri”, Vol. I, p. 131.

162 Aretia ist die weibliche Form von Artes (dem ägyptischen Mars). Daher das chaldäische (und jetzt hebräische) Wort ערא (Arets), „Erde“. Der Verfasser der „Beiträge zur Kenntniss“ (Art. unter „Artes“ Mars), zitiert: „Addit Cedrenus („Salem“, I, 3): Stella Martis ab Egyptiis vocatur Ertosi (plantare, generare). Significat autem hoc omnis generis procreationem et vivificationem, omnisque substantiæ et materiæ naturam et vim ordinantem atque procreantem.” Es ist die Erde als „Quelle des Seins“; oder wie der Verfasser von „The Source of Measures“ erklärt: Artes bedeutet im Hebräischen und Ägyptischen dasselbe, und beide verbinden die ursprüngliche Idee der Erde als Quelle; genau wie im Hebräischen selbst, in einer anderen Form, sind Adam und Madim (Mars) dieselben, und sie verbinden die Idee von der Erde mit Adam in Form von H-Adam-H.

163 Kap. lxiv, 1, 4, 6.

164 Dieser und vergleichbare Ausdrücke sind in der „Anthropogenesis“ dieses Werkes und an anderer Stelle erklärt.

165 Es ist wichtig sich zu vergegenwärtigen, dass in der indischen Philosophie jede differenzierte Einheit sich lediglich während der Zyklen der Maya in diesem Zustand befindet, da sie in ihrer Wesenheit mit dem Höchsten oder dem Einen Geist eins ist. Daraus entsteht die scheinbare Verwirrung und Widersprüchlichkeit in den verschiedenen Puranas und manchmal selbst innerhalb eines Puranas in Bezug auf dasselbe Individuum. Vishnu – als der vielgestaltige Brahmâ und als Brahma (neutrum) – ist eins, und doch heißt es von ihm, er sei alle 28 Vyasas (Vishnu-Purana). „In jedem Dvapara- (dritten) Zeitalter teilt Vishnu in der Gestalt Vyasas den Veda, der einer ist, in vier und viele Teile. Achtundzwanzigmal wurden die Veden von den großen Rishis während des Vaivasvata-Manvantaras im Dvapara-Yuga bearbeitet. . . . Folglich sind achtundzwanzig Vyasas dahingegangen. . . . Sie alle kamen in der Form von Veda-Vyasas, sie waren die Vyasas ihrer entsprechenden Zeitalter. . . .“ (Buch III, Kap. III) „Diese Welt ist Brahmâ in Brahmâ von Brahmâ . . . nichts weiter zu wissen.“ Dann wieder . . . „Im ersten Manvantara gab es die sieben berühmten Söhne Vasishtas, im dritten Manvantara waren sie Söhne Brahmâs (d. h. Rishis), die glänzende Nachkommenschaft Urjas.“ Das ist klar: Die Menschheit des ersten Manvantaras ist dieselbe wie die im siebten und auch in allen dazwischenliegenden. Die Menschheit der ersten Wurzelrasse ist die Menschheit der zweiten, dritten, vierten, fünften etc. Bis zuletzt bildet sie eine zyklische und beständige Reinkarnation der zu den Dhyan Chohans unserer Planetenkette gehörenden Monaden.

166 Das Dvapara-Yuga ist für jede Rasse anders. Alle Rassen haben ihre eigenen Zyklen, eine Tatsache, die große Unterschiede verursacht. Zum Beispiel befanden sich die Atlantier zum Zeitpunkt ihrer Vernichtung in ihrem Kali-Yuga in der vierten Unterrasse, während ihre fünfte in ihrem Satya- oder Krita-Yuga stattfand. Die arische Rasse ist jetzt in ihrem Kali-Yuga und wird noch weitere 427.000 Jahre darin verbleiben, während verschiedene „Familienrassen“, die semitische, hamitische etc., sich in ihren eigenen, besonderen Zyklen befinden. Die bevorstehende sechste Unterrasse – die sehr bald beginnen mag – wird in ihrem Satya- (goldenen) Zeitalter sein, indes wir selbst in unserem Kali-Yuga die Frucht unserer Bosheit ernten.

167 „Posthumous Humanity“ – ins Englische übersetzt von H. S. Olcott, London, 1887.

168 Professor Newcomb behauptet, „die durch Kontraktion frei werdende Wärme werde nur 18.000.000 Jahre anhalten“ („Popular Astronomy“, S. 509); aber „eine Temperatur, welche die Existenz von Wasser zulässt, könne nicht früher als vor 10.000.000 Jahren erreicht worden sein“ (Winchells „World-Life“, S. 356). Sir William Thomson behauptet hingegen, das Alter der Verkrustung der Erde betrage insgesamt 18.000.000 Jahre, obwohl er dieses Jahr seine Meinung geändert hat und nun lediglich 15.000.000 Jahre für das Alter der Sonne zulässt. Wie im Anhang gezeigt werden wird, sind die Unterschiede der wissenschaftlichen Meinungen derartig groß, dass in eine wissenschaftliche Spekulation niemals Vertrauen gesetzt werden kann.

169 Der Aufsatz über „The Plurality of Worlds“ (1853) – ein anonymes Werk, aber bekanntermaßen von Dr. Whewell verfasst – ist ein guter Beweis dafür. Kein Christ sollte an die Pluralität der Welten oder an das geologische Alter des Globus glauben, argumentiert der Verfasser; denn wenn behauptet wird, diese Welt sei lediglich eine von vielen ihrer Art und allesamt das Werk Gottes; dass alle belebt seien, alle der Bereich und die Wohnstatt intelligenter, mit Willen begabter Geschöpfe, dem Gesetz unterworfen und des freien Willens fähig; dass es dann doch vielleicht etwas überspannt sei zu glauben, unsere Welt sei Gegenstand der Gunst Gottes und Seiner besonderen Einwirkung, Seiner Mitteilungen und Seines persönlichen Besuches gewesen. . . . . . . Kann die Erde sich anmaßen, für den Mittelpunkt des moralischen und religiösen Universums gehalten zu werden, so fragt er, ohne sich auf eine mindeste Unterscheidung im physischen Universum stützen zu können? Ist es nicht ebenso absurd, eine solche Behauptung (von der Pluralität der bewohnten Welten) aufrecht zu erhalten, als es heute sein würde, die alte Hypothese des Ptolemäus aufrecht zu erhalten, der die Erde in den Mittelpunkt unseres Systems versetzte?. . . . Das Obige ist aus dem Gedächtnis zitiert, doch nahezu wörtlich. Der Verfasser versteht wohl nicht, dass er mit einer derartigen Verteidigung seine eigene Seifenblase zum Platzen bringt.

170 Allgemeiner bekannt als Protoplasma. Diese Substanz wurde vor langer Zeit von Prof. Dujardin-Beaumetz mit „Sarkod“ bezeichnet.

171 Die Moneren sind in der Tat Protisten. Sie sind weder Tiere „noch Planzen“, schreibt Haeckel; „. . . der ganze Körper der Monere stellt nichts weiter dar als ein einzelnes, vollkommen homogenes Eiweiß-Teilchen in einem festen, adhäsiven Zustand“ („Quarterly Journal of Microscopical Science“, Vol. 9, Jan. 1869, S. 28-9).

172 Man bedenke nur den Iguanodon des mesozoischen Zeitalters – das 100 Fuß lange Ungeheuer – heute verwandelt in die kleine Leguaneidechse Südamerikas. Es könnte sich eines Tages herausstellen, dass die volkstümlichen Überlieferungen über Riesen der alten Zeit und ihre Erwähnung in jeder Mythologie, einschließlich der Bibel, auf Tatsachen gründen. Die Logik der Analogie allein sollte uns dazu führen, dass wir diese Überlieferungen als wissenschaftliche Wahrheiten in der Natur akzeptieren.

173 „Force and Matter“ von L. Büchner, herausgegeben von J. F. Collingwood, F.R.S.L., S. 61.

174 „Introduction à l’Étude des Races Humaines“.

175 „Modern Science and Modern Thought“ von S. Laing, S. 32.

176 „Esoteric Buddhism“, S. 70.

177 Dasselbe Schicksal steht den spiritistischen Phänomenen und allen weiteren psychologischen Manifestationen des inneren Menschen bevor. Seit den Tagen Humes, dessen Untersuchungen in einem nihilistischen Idealismus gipfelten, hat die Psychologie ihre Position allmählich zu einem krassen Materialismus hin verschoben. Hume wird als Psychologe betrachtet, und doch leugnete er a priori die Möglichkeit von Phänomenen, an die jetzt Millionen glauben, selbst viele Wissenschaftler. Die Hylo-Idealisten sind heute reine Annihilationisten. Die Schulen von Spencer und Bain sind jeweils positivistisch und materialistisch und ganz und gar nicht metaphysisch. Sie stellen Psychismus und nicht Psychologie dar; sie erinnern ebenso wenig an die Vedantalehre wie der Pessimismus Schopenhauers, und von Hartmann erinnert an die Esoterische Philosophie, das Herz und die Seele des wahren Buddhismus.

178 Obwohl sich die astrale und die physische Ebene der Materie selbst in den frühesten geologischen Zeitaltern parallel zueinander entwickelten, muss beachtet werden, dass sie sich dennoch nicht in denselben Manifestationsphasen wie heute befanden. Die Erde erreichte ihren gegenwärtigen Dichtegrad erst vor 18.000.000 Jahren. Seit diesem Zeitpunkt haben sich beide verfestigt, sowohl die physische als auch die astrale Ebene.

179 Die Vorstellung und Definition des Absoluten von Kardinal Nikolaus von Kues kann lediglich einem westlichen Verstand genügen, der sich während langer Jahrhunderte scholastischer und theologischer Sophistik selbst unbewusst eingekerkert hat und gänzlich entartet ist. Diese „neue Philosophie des Absoluten“, die von Sir William Hamilton auf von Kues zurückgeführt wird, würde dem schärferen metaphysischen Verstand eines indischen Vedantisten niemals genügen.

180 Cudworths „The True Intellectual System of the Universe“, I, S. 328.

181 Vishnu-Purana“, Buch I, Kap. xv, Bd. 2., S. 71.

182 Ebenda, Buch I, Kap. v.

183 Welche Manu „unsere Großväter väterlicherseits“ nennt (III, 284). Die Rudras sind die sieben Offenbarungen des Rudra-Shivas, des „zerstörenden Gottes“, und auch der große Yogi und Asket.

184 Siehe Bd. II, S. 92.

185 Angesichts der modernen Stammbäume des Menschen von der Entstehung des Lebens und vom Ursprung des Menschengeschlechts auf diese absurd unwissenschaftliche Weise zu sprechen, bedeutet die augenblickliche Vernichtung herauszufordern. Die esoterische Lehre setzt sich nichtsdestotrotz dieser Gefahr aus, und sie geht sogar so weit, den unparteiischen Leser aufzufordern, obige Hypothese (wenn sie denn eine ist) mit Haeckels Theorie zu vergleichen – die jetzt rasch ein Axiom für die Wissenschaft wird – und die wir folgendermaßen wörtlich zitieren:

„ . . . Wie entstand das Leben, die lebendige Welt der Organismen? Und zweitens die besondere Frage: ‘Wie entstand das Menschengeschlecht?’ Die erste dieser beiden Fragen über die erste Entstehung lebendiger Wesen kann empirisch (!!) ausschließlich durch den Nachweis der sogenannten Ur- oder Spontanzeugung oder der spontanen Entstehung von Organismen der denkbar einfachsten Art entschieden werden. Dazu zählen die Moneren (Protogene, Protoamöben etc.), vollkommen einfache, mikroskopische Protoplasmamassen ohne jegliche Struktur und Organisation, die sich ernähren und sich durch Teilung fortpflanzen. Eine solche Monere, nämlich die von dem berühmten englischen Zoologen Huxley entdeckte und Bathybius Haeckelii genannte Ur-Organismus bedeckt in Form einer zusammenhängenden, dicken protoplasmischen Schicht den Meeresboden in den größten Tiefen des Ozeans, zwischen 3.000 und 30.000 Fuß. Zwar ist die Urzeugung solcher Moneren bis jetzt nicht sicher beobachtet worden; aber an sich ist eine solche Form der Evolution nicht unwahrscheinlich.“ („The Pedigree of Man“, Avelings Übersetzung, S. 32-3)

Da sich neuerdings herausgestellt hat, dass das Bathybius-Protoplasma überhaupt keine organische Substanz ist, bleibt wenig dazu anzumerken. Noch braucht man nach der Lektüre dessen weitere Zeit mit der Widerlegung der folgenden Behauptung zu verbringen, dass . . . . „dann über jeden Zweifel erhaben der Mensch (in der Vorstellung Haeckels und seinesgleichen) ebenso aus niederen Säugetieren, Affen und früheren affenartigen Kreaturen und noch früheren Beuteltieren, Amphibien, Fischen etc. durch allmähliche Umbildung entstanden sei“, allesamt hervorgebracht von „einer Reihe von Naturkräften, die blind, . . . . . . . . zweck- und planlos arbeiten.“ (S. 34 und 36)

Die oben angeführte Stelle enthält ihre eigene Kritik in sich selbst. Man lässt die Wissenschaft das lehren, was bis zur gegenwärtigen Zeit „noch niemals sicher beobachtet worden ist“. Man lässt sie die Erscheinung einer intelligenten Natur und einer von Form und Materie unabhängigen Lebenskraft leugnen und es für wissenschaftlicher halten, die wunderbare Arbeitsleistung zu lehren von „blinden, zweck- und planlos arbeitenden Naturkräften. Wenn dem so ist, dann werden wir dahingeführt zu denken, dass die physikalisch-mechanischen Gehirnkräfte gewisser hervorragender Wissenschaftler dieselben ebenso blind dahinführen, die Logik und den gesunden Menschenverstand auf dem Altar wechselseitiger Bewunderung zu opfern. Warum sollte die protoplasmische Monere, welche das erste lebendige Geschöpf durch Selbstteilung hervorbringt, für eine rein wissenschaftliche Hypothese gehalten werden und eine ätherische, vormenschliche Rasse, die die ursprünglichen Menschen auf dieselbe Art erzeugt, als unwissenschaftlicher Aberglaube verpönt sein? Oder hat der Materialismus in der Wissenschaft ein ausschließliches Monopol erlangt?

186 Die in der volkstümlichen indischen Theologie als Dämonen betrachteten Rakshasas werden jenseits des Himalayas als „Erhalter“ bezeichnet. Diese doppelte und widersprüchliche Bedeutung hat ihren Ursprung in einer philosophischen Allegorie, die in den Puranas auf unterschiedliche Weise wiedergegeben wird. Es wird behauptet, dass, als Brahmâ die Dämonen erschuf, die beiden Arten von Dämonen der Yakshas (von yaksh, essen) und der Rakshasas, sobald sie geboren waren, ihren Schöpfer verschlingen wollten und dass „jene von ihnen, die ausriefen ‘Nicht so: Oh! Möge er gerettet (erhalten) sein!’ Rakshasas genannt wurden.“ (Vishnu-Purana“, Buch I, Kapitel v) Das „Bhagavata-Purana“ (III, 20, 19-21) überliefert die Allegorie anders. Brahmâ verwandelte sich in Nacht (oder Unwissenheit), mit einem Körper bekleidet, welchen die Yakshas und Rakshasas mit dem Ausruf ergriffen: „Schont ihn nicht; verschlingt ihn.“ Brahmâ rief aus: „Verschlingt mich nicht, verschont mich.“ Das hat natürlich eine innere Bedeutung. Der „Körper der Nacht“ ist die Dunkelheit des Unwissens, und er ist die Dunkelheit der Stille und Verborgenheit. Nun werden die Rakshasas fast immer als Yogis dargestellt, fromme Sadhus und Initiierte, was für Dämonen eine eher untypische Beschäftigung darstellt. Die Bedeutung ist also, dass wir zwar die Macht haben, die Dunkelheit der Unwissenheit zu vertreiben, „sie zu verschlingen“, aber die Heilige Wahrheit davor bewahren müssen, entweiht zu werden. „Brahmâ ist nur für die Brahmanen“, sagt diese stolze Kaste. Die Moral der Fabel ist offensichtlich.

187 Die allmähliche Evolution des Menschen in der Geheimlehre zeigt, dass alle späteren (für den Profanen die frühesten) Rassen ihren physischen Ursprung in der frühen vierten Rasse haben. Als spirituelle Vorfahren unserer gegenwärtigen Generationen, und insbesondere der arischen, vedischen Rassen ist jedoch die Unterrasse zu betrachten, die der Unterrasse der Geschlechtertrennung vorausging. Webers Idee, dass die indo-germanische Rasse der arischen vedischen Rasse voranging, ist für den Okkultisten in höchsten Maße grotesk.

188 Jeder Heilungs- oder Vernarbungsprozess in den höheren Tiergruppen – selbst im Fall des Nachwachsens verstümmelter Glieder bei den Amphibien – wird durch Zellteilung oder Knospung der elementaren morphologischen Elemente bewirkt.

189 Der Begriff bedeutet hier weder Dolicho- noch Brachyzephalie, noch Schädel mit geringerem Volumen, sondern vielmehr Gehirne, denen es im Allgemeinen an Intellekt mangelt. Die Theorie, die intellektuelle Kapazität eines Menschen sei vom Volumen seines Schädels abhängig, erscheint jedem, der den Gegenstand studiert hat, unsinnig und unlogisch. Die Schädel aus der Steinzeit wie auch die der afrikanischen Rassen (einschließlich der Buschmänner) zeigen, dass Erstere vielmehr über als unter dem durchschnittlichen Gehirnvolumen des modernen Menschen stehen, und die Schädel der Letzteren sind im Ganzen (sowie auch im Fall der Papuas und der Polynesier im Allgemeinen) um einen Kubikzoll größer als die des Durchschnittsfranzosen. Die Schädelkapazität des heutigen Einwohners von Paris repräsentiert einen Mittelwert von 1.437 Kubikzentimetern im Vergleich zu den 1.523 Kubikzentimetern eines Bewohners der Auvergne.

190 A. Lefèvre, „Philosophy Historical and Critical“, S. 498.

191 „Principles of Zoology“, S. 238.

192 Bd. I, S. 154.

193 Dies wird in dem Abschnitt, der dieser Reihe von Stanzen folgt, in der Allegorie aus den Puranas über Kandu erklärt, des heiligen Weisen, und Pramlocha, der Nymphe, die ihn angeblich hypnotisierte (siehe Bd. II, S. 174-5). Eine wissenschaftlich bedeutsame Allegorie, da die von ihr abgesonderten Schweißtropfen die Sporen der Wissenschaft symbolisieren (vide infra).

194 Das wird im weiteren Verlauf erklärt werden. Der Unwille, Menschen zu formen oder zu erschaffen, wird in den Puranas durch Dakshas Benehmen gegenüber seinem Widersacher Narada, den „streitlustigen Asketen“, symbolisiert.

195 Vide Vers 24.

196 Der Evolutionist Professor Schmidt spielt auf „die Tatsache der Trennung der Geschlechter“ an, „wobei man sich wohl darüber einig ist (die Anhänger der Schöpfungslehre natürlich ausgenommen), dass sie aus den einstigen hermaphroditischen Arten hervorgingen“. Das besagt tatsächlich der unwiderlegbare Beweis der Anwesenheit rudimentärer Organe (vgl. seine „Doctrine of Descent and Darwinism“, S. 159). Von solchen greifbaren Spuren eines ursprünglichen Hermaphroditismus abgesehen möge die Tatsache beachtet werden, dass, wie Laing schreibt, „ein Studium der Embryologie . . . zeigt, dass bei der menschlichen und den höheren tierischen Arten der Geschlechterunterschied erst dann entwickelt wird, wenn das Wachstum des Embryos erheblich vorangeschritten ist“ („A Modern Zoroastrian“, S. 106). Das Gesetz der Verzögerung – gleichermaßen wirksam bei Menschenrassen, Tierarten etc., wenn erst einmal ein höherer Typus entwickelt worden ist – bewahrt den Hermaphroditismus noch als die Fortpflanzungsmethode der Mehrheit der Pflanzen und vieler niedriger Tiere.

197 Siehe Vishnu-Purana“, Buch I, Kap. 7, Par. I.

198 Siehe „Five Years of Theosophy“, S. 111.

199 Vide „Vishnu-Purana“, Buch III, Kap. 2.

200 Im ältesten Manuskript des Vishnu-Puranas“, das sich im Besitz eines Initiierten im südlichen Indien befindet, ist der Gott nicht Indra, sondern Kama, der Gott der Liebe und des Verlangens. Siehe den weiteren Text.

201 Das sind die exoterischen Zahlen, absichtlich verstellt und verzerrt, tatsächlich gibt die Zahl die Dauer des Zyklus zwischen der ersten und zweiten Menschenrasse an. Wenn auch alle Orientalisten das Gegenteil behaupten, so gibt es doch kein einziges Wort in irgendeinem der Puranas, das nicht eine besondere esoterische Bedeutung hat.

202 Vishnu Purana“, I, Kap. 15, vgl. auch Viviens Verführung Merlins“ (Tennyson), dieselbe Legende in irischer Tradition.

203 Der Text lautet: „Von Brahmâ wurden aus dem Gemüt geborene Nachkommen erschaffen, ihre Formen und Fähigkeiten waren aus seiner körperlichen Natur abgeleitet, verkörperte Geister, hervorgebracht aus den Gliedern (Gatra) Dhimats (der allweisen Gottheit).“ Alle diese Wesen waren die Wohnstatt der drei Qualitäten des Deva-Sargas (der göttlichen Schöpfung, welcher, wie auch der fünffältigen Schöpfung, die klare Wahrnehmung fehlt, ohne Reflexion, die von stumpfer Natur ist). Doch da sie sich nicht vermehrten, schuf Brahmâ „weitere aus dem Gemüt geborene Söhne wie er selbst“, nämlich die Brahmâ-Rishis und die Prajapatis (zehn und sieben). Sanandana und die anderen Söhne des Vedhas (Brahmâ) wurden vorher erschaffen. Aber, wie anderweitig gezeigt, waren sie „ohne Verlangen oder Leidenschaft, durchdrungen von heiliger Weisheit, dem Universum entfremdet und ohne Wunsch nach Nachkommen“ (Band I, Kap. 7). Sanandana und andere Kumaras sind dann jene Götter, die gezwungen werden, sich in verstandlose Menschen zu inkarnieren, nachdem sie sich verweigert hatten, „Nachkommenschaft hervorzubringen“. Der Leser möge unvermeidliche Wiederholungen angesichts der großen Anzahl mitgeteilter Tatsachen entschuldigen.

204 Siehe Platons „Symposium”.

205 Eine allegorische Bezugnahme auf die „Heiligen Tiere“ des Zodiaks und andere Himmelskörper. Einige Kabbalisten sehen in ihnen die Prototypen der Tiere.

206 Bei „Hesiod“ erzeugt Zeus die dritte Menschenrasse aus Eschen. Im „Popol Vuh“ wird die dritte Menschenrasse aus dem Baum Tzita und dem Mark des Schilfrohrs namens Sibac erschaffen. Aber Sibac bedeutet in der Mysteriensprache der Artufas (oder Initiationshöhlen) „Ei“. In einem 1812 von Don Baptista Pino für das spanische Parlament erstellten Bericht heißt es: „Alle Pueblos haben ihre Artufas – so nennen die Eingeborenen unterirdische Gemächer mit nur einem einzigen Tor, wo sie sich (heimlich) versammeln. . . . . Dabei handelt es sich um unzugängliche Tempel . . . . und die Tore sind den Spaniern immer verschlossen. . . . . Sie beten Sonne und Mond an . . . . das Feuer und die große Schlange (die schöpferische Kraft), deren Eier Sibac genannt werden.“

207 Zwischen den Worten Sarpa und Naga besteht esoterisch ein beachtlicher Unterschied, obwohl sie beide wahllos verwendet werden. Sarpa (Schlange) kommt von der Wurzel Srip, kriechen, (lateinisch) serpo; und sie werden „Ahi“ genannt, von Ha, verlassen, „Die Sarpas wurden aus Brahmâs Haar erschaffen, das infolge seines Entsetzens beim Anblick der Yakshas, die er selbst so schrecklich anzusehen erschaffen hatte, von seinem Haupt fielen, und jedes Haar verwandelte sich in eine Schlange. Sie werden Sarpa genannt, weil sie kriechen und Ahi, weil sie das Haupt verlassen hatten.“ (Wilson) Doch die Nagas der Allegorien kriechen nicht, ungeachtet ihres Schlangenschwanzes, sondern bringen es fertig zu gehen, zu laufen und zu kämpfen.

208 Wilson übersetzt das Wort mit „Halbgöttern“ (siehe seinVishnu-Purana“, I, S. 130); die Raumas oder Raumyas sind jedoch lediglich eine Rasse, ein Stamm.

209 xii, 10308.

210 Vishnu-Purana“.

211 „Doctrine of Descent und Darwinism“, S. 186-7. Die „unbekannten Vorfahren“, auf die Bezug genommen wird, sind die ursprünglichen astralen Prototypen. Vgl. § II, S. 260 (a).

212 Siehe Vers 24.

213 Diese „Tiere“ oder Monster sind nicht die menschenähnlichen oder irgendwelche anderen Affen, sondern wahrhaftig das, was die Anthropologen als das „fehlende Glied“ bezeichnen wollen, der ursprüngliche, niedere Mensch; vide infra.

214 Die Schande ihres tierischen Ursprungs, den unsere heutigen Wissenschaftler hervorheben würden, wenn sie könnten.

215 Vide „Esoteric Buddhism“.

216 „Die Wissenschaft der Embryologie liefert ein sehr starkes Argument zugunsten der Variabilität. Ist nicht ein Mensch im Uterus . . . . . eine einfache Zelle, eine Pflanze mit drei oder vier Blättchen, eine Kaulquappe mit Kiemen, ein Säugetier mit einem Schwanz, schließlich ein Primat (?) und ein Zweifüßler? Es ist kaum möglich, in der embryonischen Entwicklung nicht eine zeitgeraffte Skizze, eine getreue Zusammenfassung der ganzen organischen Reihe zu erkennen.“ (Lefèvre, „Philosophy“, S. 484)

Die erwähnte Zusammenfassung betrifft jedoch lediglich den Vorrat von im Menschen, dem Mikrokosmos, gespeicherten Typen. Diese einfache Erklärung begegnet allen derartigen Einwänden wie dem Vorhandensein eines rudimentären Schwanzes am Fötus – eine Tatsache, die von Haeckel und Darwin triumphierend als endgültiger Beweis für die Theorie des Affens als Ahnen des Menschen dargestellt wurde. Es sei darauf hingewiesen, dass das Vorhandensein einer Pflanze mit Blättern in den Stadien der embryonischen Entwicklung nach gewöhnlichen evolutionistischen Prinzipien nicht erklärt ist. Die Darwinisten haben den Menschen nicht durch das Pflanzenreich zurückverfolgt, aber die Okkultisten taten das. Warum also diese Erscheinung beim Embryo, und wie erklären sie die Ersteren?

217 „The Proofs of Evolution“, eine Vorlesung von Haeckel.

218 Cory, „Ancient Fragments“.

219 „On the Origin of Species“, S. 448-9, erste Ausgabe.

220 Dieser Vers lautet im „Rigveda“ (X, 5.6): „Die sieben Weisen (Strahlen der Weisheit, Dhyanis) bilden sieben Pfade (oder Linien, und in einem anderen Sinn auch Rassen). Der trostlose Sterbliche kann auf einen diese Pfade kommen.“ Dieser Vers wird ausschließlich vom astronomischen und kosmischen Aspekt aus interpretiert, und in seiner okkulten Bedeutung stellt er einen der gehaltvollsten Verse dar. Die „Pfade“ können Linien (Maryada) bedeuten, doch ursprünglich sind sie Lichtstrahlen, die auf die zur Weisheit führenden Pfade fallen (sieheRigveda,“ IV, 5.13). Es bedeutet „Wege“ oder Pfade. Sie sind, kurz gesagt, die sieben Strahlen, die aus dem makrokosmischen Zentrum frei herabfallen, die sieben Prinzipien im metaphysischen, die sieben Rassen im physischen Sinn. Alles hängt von dem angewendeten Schlüssel ab.

221 „Rigveda“, X, 5.2.

222 Es ist nahezu unmöglich, einige dieser alten Kommentare wörtlich zu übersetzen. Wir sind oft gezwungen lediglich den Sinn zu erläutern und so die wörtliche Übersetzung zu erneuern.

223 Rudra, als ein Kumara, ist Nilalohita – rot und blau.

224 Das gilt ohne Rücksicht auf die moderne materialistische Evolution, die folgendermaßen spekuliert: „Die ursprüngliche Menschenform, als deren Nachfahren wir sämtliche Menschenarten betrachten, ist natürlich längst ausgestorben.“ (Das bestreiten wir. Sie ist lediglich kleiner geworden, und ihr Gewebe hat sich verändert.) „Viele Gründe berechtigen uns aber zur der Vermutung, dass es sich bei ihnen um behaarte Langschädel handelte.“ (Die afrikanischen Rassen sind selbst heute ausgeprägt langschädelig. Doch der paläolithische Schädel des Neandertalers, der älteste, den wir kennen, ist von bedeutender Größe, und sein Gehirnvolumen unterscheidet sich von dem des Gorillaschädels genauso wie das jedes anderen heute lebenden Menschen.) „Wir wollen diese hypothetische Spezies vorläufig als Homo primigenius bezeichnen. . . . Diese erste Spezies oder der Affenmensch, der zum Stammvater aller übrigen Arten wurde, entstand vermutlich in der Tropenzone der alten Welt aus anthropoiden Affen.“ Um Beweise ersucht, erwidert der Evolutionist vollkommen unerschüttert: „Von diesen sind uns bis jetzt noch keine Fossilen bekannt, sie standen aber wahrscheinlich den heutigen Orangs und Gorillas nahe.“ Und dann werden die Schwarzen Papuas als wahrscheinlich nächste Nachkommen erwähnt. („Pedigree of Man“, S. 80)
Haeckel hält an Lemurien fest, das er mit Ostafrika und Südasien als die mögliche Wiege der ursprünglichen Affenmenschen erwähnt; dasselbe gilt auch für viele Geologen. A. R. Wallace unterstützt in seinem Werk „The Geographical Distribution of Animals“ die Existenz Lemuriens, wenn auch in einem etwas anderen Sinn. Doch die Evolutionisten sollen nicht so leichtfertig über die verhältnismäßige Größe der Gehirne des Menschen und des Affen reden, denn das ist streng unwissenschaftlich, insbesondere wenn sie vorgeben, keinen Unterschied oder wenigstens einen nur sehr geringen zwischen den beiden zu sehen. Vogt selbst zeigte doch, dass das Gehirnvolumen des am niedrigsten stehenden australischen Ureinwohners 99,35 Kubikzoll erreicht, während der am höchsten stehende Affe, der Gorilla, ein Gehirnvolumen von lediglich 30,51 Kubikzoll aufweist. Letzteres ist damit „nicht einmal halb so groß wie das des Gehirns eines neugeborenen Babys“, sagt Pfaff.

225 Ellis „Polynesian Researches“, Bd. II, S. 38.

Die Missionare scheinen auf diesen Namen Ivi hereingefallen zu sein und daraus Eva gemacht zu haben. Aber, wie Professor Max Müller gezeigt hat, ist Eva kein hebräischer Name, sondern eine europäische Umformung von הַו ַח, Chavah, „Leben“, oder Mutter alles Lebendigen; „während der tahitische Ivi und das maorische Wheva Knochen bedeuteten und nur Knochen“. („On False Analogies in Comparative Theology“)

226 La chaire d‘hébreu au Collège de France“, S. 29.

227 Derartige halbtierische Geschöpfe waren die einzigen der Ethnologie bekannten Überbleibsel der Tasmanier, ein Teil der Australier und ein Gebirgsstamm in China, dessen Männer und Frauen vollständig mit Haar bedeckt sind. Sie waren die letzten geradlinigen Abkömmlinge der erwähnten halbtierischen letzten Lemurier. Es existiert jedoch eine beträchtliche Menge gemischter lemuro-atlantischer Völker, die durch verschiedene Kreuzungen mit solchen halbmenschlichen Stämmen entstanden waren – z. B. die Ureinwohner Borneos, die von Prof. Flower als Arier (?) klassifizierten ceylonesischen Veddas, die meisten der verbliebenen Australier, die Buschmänner, die Negritos, Andamanen-Insulaner etc.

Die Australier am Golf St. Vincent und aus der Nachbarschaft von Adelaide sind stark behaart, und der braune Flaum auf der Haut der Jungen nimmt im Alter von fünf oder sechs Jahren ein pelzartiges Aussehen an. Sie sind degenerierte Menschen – nicht wirklich jedoch „pithekoide Menschen“, wie Haeckel so unbedingt versichert. Nur ein Teil dieser Menschen ist ein lemurischer Überrest (vgl. „Esoteric Buddhism“, S. 65).

228 Wenn wir die Tiere „seelenlos“ nennen, so sprechen wir dem Tier, von der niedrigsten bis zur höchsten Art, nicht eine „Seele“ ab, sondern lediglich eine bewusste, überlebende Ego-Seele, d. h. jenes Prinzip, das den Menschen überlebt und in einem ähnlichen Menschen reinkarniert. Das Tier besitzt einen Astralkörper, der die körperliche Form eine kurze Zeitlang überlebt; nichtsdestoweniger reinkarniert seine (tierische) Monade nicht in derselben, sondern in einer höheren Art und durchlebt natürlich kein „Devachan“. Es hat die Samen sämtlicher menschlicher Prinzipien in sich, sie sind aber latent.

229The School Manual of Geology“, S. 271.

230 Die „Fabeln“ und „Mythen“ von Leda und Jupiter und dergleichen hätten niemals in der Fantasie eines Volkes entstehen können, würde die Allegorie nicht auf eine natürliche Tatsache fußen. Die den Menschen allmählich in ein Säugetier umwandelnde Evolution vollbrachte in seinem Fall nur dasselbe, was sie in den anderen Tieren auch vollbrachte. Das schließt jedoch nicht aus, dass der Mensch immer an der Spitze der Tierwelt und anderer organischer Arten stand und dass er der Ersteren vorausging.

231 Um Verwirrungen zu vermeiden, sei der Leser daran erinnert, dass der Begriff der Wurzelrasse auf eine der sieben großen Rassen angewendet wird, der der Unterrasse auf eine ihrer großen Zweige und der der Familienrasse auf eine ihrer Unterabteilungen, was Nationen und große Stämme einschließt.

232 Die Natur dieser „Unterweiser“ wird im Kapitel über die göttlichen Dynastien erklärt.

233 Die gegenwärtigen gelben Rassen sind jedoch die Abkömmlinge der frühen Zweige der vierten Rasse. Die einzigen reinen und unmittelbaren Abkömmlinge der dritten Rasse sind, wie oben gesagt, ein Teil der versunkenen und entarteten Australier, deren weit entfernte Vorfahren einer Abteilung der siebten Unterrasse der dritten Rasse angehörten. Der Rest ist ein Gemisch lemuro-atlantischer Abstammung. Seitdem haben sie ihre Gestalt und ihre intellektuellen Fähigkeiten vollständig verändert.

234 Die Sprache ist sicher gleichaltrig wie die Vernunft und hätte sich niemals entwickeln können, bevor die Menschen mit den beseelenden Prinzipien in sich eins wurden – die das im ursprünglichen Menschen schlummernde manasische Element befruchteten und zum Leben erweckten. Denn, wie Prof. Max Müller uns in seinem „The Science of Thought“ sagt: „Gedanke und Sprache sind identisch.“ Dem jedoch die Überlegung hinzuzufügen, dass tatsächlich keinerlei Gedanken existieren, die für Worte zu tief seien, ist ziemlich gewagt, denn ein den Astraltafeln eingeprägter Gedanke existiert ewig, ob er nun zum Ausdruck gebracht wird oder nicht. Logos ist sowohl Vernunft als auch Sprache. Doch die sich zyklisch entwickelnde Sprache ist nicht immer geeignet, geistige Gedanken auszudrücken. Außerdem ist der griechische Logos in einem gewissen Sinn gleichwertig mit dem Sanskrit Vach, dem „unsterblichen (intellektuellen) Strahl des Geistes“. Und die Tatsache, dass Vach (als Devasena, ein Aspekt Sarasvatis, der Göttin der verborgenen Weisheit) die Gattin des ewig unverheirateten Kumara ist, enthüllt eine bedeutungsvolle, wenn auch verhüllte Bezugnahme auf die Kumaras, „die sich weigerten zu schaffen“, die aber später gezwungen waren, den göttlichen Menschen zu vervollständigen, indem sie sich in ihm inkarnierten. All das wird in den folgenden Kapiteln ausführlich erklärt werden.

235 Ptolemäus, der in seiner neunten Tafel über die Kaboliten (Stämme im Bereich von Kabul) spricht, nennt sie Αριστόφυλοι, Aristophyli, die aristokratischen oder edlen Stämme. Die Afghanen nennen sich selbst Ben-Issrael (Kinder von Is(sa)rael), von Issa, „Frau und auch Erde“, Söhne von Mutter Erde. Aber wenn ihr einen Afghanen Yahoudi (Jude) nennt, wird er euch töten. Der Gegenstand ist anderswo vollständig behandelt. Die Namen der angeblichen zwölf Stämme der Juden und die Namen der tatsächlichen zwölf Stämme der Afghanen sind identisch. Da die Afghanen viel älter sind (zumindest ihr arabischer Stamm) als die Israeliten, darf es niemanden erstaunen, bei ihnen Stammesnamen zu finden wie Youssoufzic, „Söhne Josefs“ in Punjcora und Boonere; Zablistani (Zebulon); Ben-Manasseh (Söhne Manassehs) unter den Khoja Tataren; Isagur oder Issachar, heute Ashnagar in Afghanistan etc. etc. Alle zwölf Namen der sogenannten zwölf Stämme sind Namen der Tierkreiszeichen, wie jetzt gut bewiesen ist. Auf jeden Fall ergeben die Namen der ältesten arabischen Stämme in einer Rückübersetzung die Namen der Tierkreiszeichen und ebenso die mythischen Söhne Jakobs. Wo sind die Spuren der zwölf jüdischen Stämme? Nirgends. Aber es existiert eine Spur, die zwar eine eindeutige, die den Versuch der Juden zeigt, die Menschen mit Hilfe dieser Namen zu täuschen. Denn siehe, was Zeitalter, nachdem die zehn Stämme vollständig aus Babylon verschwunden waren, geschieht. Ptolemäus Philadelphus verlangte, dass eine griechische Übersetzung des hebräischen Gesetzes für ihn angefertigt würde (die berühmte Septuaginta) und schrieb an Eleazar, den Hohepriester der Juden, er möge ihm aus einem jeden der zwölf Stämme sechs Männer schicken; und die zweiundsiebzig Repräsentanten (von denen sechzig augenscheinlich Gespenster waren) kamen zum König von Ägypten und übersetzten das Gesetz inmitten von Zeichen und Wundern. Siehe Butlers „Horae Biblicae“, Josephus und Philo Judaeus.

236 Der Kommentar erklärt, dass die Affen die einzige Tierart sind, die allmählich und mit jeder Generation und Variante mehr und mehr zum ursprünglichen Typus ihrer männlichen Vorfahren – des dunklen, riesigen Lemuriers und Atlantiers – zurückzukehren strebt.

237 Band I, S. 575 ff.

238 „Journal Asiatique”, siebter Jahrgang, 1855.

239 Siehe Moses Maimonides, „More Nevochim“.

240 „Sciences Occultes“, S. 646.

241 „Révolutions du Globe“, Bd. V, S. 464.

242 Wir lesen in „Mémoire á l’Académie“ (II, 431) von dem „naiven Erstaunen Geoffroy St. Hilaires, als de Paravey ihm in einigen alten chinesischen Werken und babylonischen Ziegeln Drachen zeigte, . . . . Ornithorhynchus und Saurier (ausschließlich in Australien zu findende Wassertiere) etc., ausgestorbene Tiere, „von denen er angenommen hatte, sie seien auf der Erde unbekannt gewesen . . . . bis zu seiner eigenen Zeit.“

243 Siehe Jesaja 30,6: „. . . Nattern und fliegenden, feurigen Schlangen . . .“, und die feurigen Schlangen, die von der ehernen Schlange des Moses besiegt wurden.

244 Die uns bekannten, von der Wissenschaft rekonstruierten Fossilien sollten eine ausreichende Gewähr darstellen selbst für die Möglichkeit eines Leviathans, nicht zu erwähnen Jesajas fliegende Schlangen oder Saraph mehophepWorte, die in allen hebräischen Wörterbüchern übersetzt werden als „Saraph“, entflammtes oder feuriges Gift, und „mehophep“, fliegend. Aber, obwohl die christliche Theologie immer beide (Leviathan und Saraph mehophep) mit dem Teufel in Verbindung brachte, sind die Ausdrücke dennoch bildhaft und haben mit dem „Bösen“ nichts zu tun. Nichtsdestoweniger ist das Wort Drache jetzt zum Synonym für den Letzteren geworden. In der Bretagne bedeutet das Wort Drouk jetzt „Teufel“, und deshalb, wie uns Cambry („Monuments Celtiques“, S. 299) sagt, des Teufels Grabmal in England, das Draghedanum sepulcrum heißt. Im Languedoc werden die Meteorfeuer und die Irrlichter Drac genannt, und in der Bretagne Dreag, Wraie (oder wraith); das Schloss von Drogheda in Irland bedeutet des Teufels Schloss.

245 Die ultramontanen Schriftsteller nehmen die ganze Reihe von Pater Kircher erzählten Drachengeschichten („Oedipus Aegyptiacus“, „De Genesi Draconem“) vollkommen ernst. Dieser Jesuit sah nach seiner eigenen Erzählung selbst einen Drachen, der 1669 von einem römischen Bauern getötet wurde, da der Direktor des Museo Barberine ihm denselben sandte, damit er eine Zeichnung des Tieres anfertige, was Pater Kircher tat, und sie in einem seiner Folianten veröffentlichte. Darauf erhielt er einen Brief von Christoph Scherer, Präfekt vom Kanton Solothurn in der Schweiz, worin dieser Würdenträger bestätigt, dass er selbst mit seinen eigenen Augen in einer schönen Sommernacht des Jahres 1619 einen lebenden Drachen gesehen habe. Auf seinem Balkon geblieben, „um die vollkommene Reinheit des Firmaments zu betrachten“, schreibt er, „sah ich einen feurigen, glänzenden Drachen aus einer der Höhlen des Berges Pilatus aufsteigen und sich rasch gegen Fluelen am anderen Ende des Sees hinbewegen. Riesig an Größe, war sein Schweif noch länger, und sein Hals gestreckt. Sein Kopf und sein Rachen waren jene einer Schlange. Beim Fliegen schied er auf seinem Weg zahlreiche Funken aus (?!) . . . . Ich glaubte zuerst, einen Meteor zu sehen, aber bald, da ich aufmerksamer hinschaute, war ich durch sein Fliegen und durch seinen Körperbau überzeugt, dass ich einen wirklichen Drachen sah. Ich bin glücklich, auf diese Weise imstande zu sein, Euren Hochwürden über die sehr reale Existenz dieser Tiere aufzuklären.“ Im Traum, hätte der Schreiber hinzufügen sollen, von lang vergangenen Zeiten.

246 Ein römischer Katholik verweist den Leser auf das Bild jenes Ereignisses als überzeugenden Beweis der Wirklichkeit der Tatsache; Simon von Sienna, ein Freund des Dichters, malte es auf das Portal der Kirche Notre Dame du Don in Avignon und missachtete dabei das Verbot des obersten Bischofs, der „nicht erlauben wollte, dass dieser Triumph der Liebe an dem heiligen Ort thronen sollte“. Er fügt hinzu: „Die Zeit hat das Kunstwerk beschädigt, aber die Überlieferung nicht geschwächt. De Mirvilles „Drachenteufel“ unserer Zeit scheinen kein Glück zu haben, denn sie verschwinden höchst geheimnisvoll aus den Museen, wo sie gewesen sein sollen. So der von Ulysses Aldrovandi einbalsamierte und dem Senatsmuseum von Neapel oder Bologna geschenkte Drache, „der sich noch im Jahr 1700 dort befand“, aber jetzt nicht mehr. (Bd. 2, S. 427, „Pneumatologie“)

247 „Sacred Serpents“ auf S. 432 von Mirvilles „Mémoire“.

248 Es wäre ungefähr genauso ungerecht, wenn in ein paar Jahrtausenden ein Eiferer irgendeines zukünftigen neuen Glaubens darauf erpicht wäre, seine Religion auf Kosten des alten Christentums zu verherrlichen, und aus diesem Grund behauptete: „Überall wurde das vierfüßige Lamm angebetet. Die Nonne, die es Agnus nannte, trug es auf ihrer Brust; die Priester legten es auf den Altar. Es tauchte bei jedem Ostermahl auf und wurde in jedem Tempel laut gepriesen. Und doch fürchteten und hassten es die Christen, denn sie erschlugen und verschlangen es. . . .” Heiden essen ihre heiligen Symbole zumindest nicht auf. Wir kennen keine Schlangen- und Reptilienesser, außer in christlichen zivilisierten Ländern, wo sie mit Fröschen und Aalen beginnen und mit wirklichen Schlangen enden müssen, ebenso wie sie mit dem Lamm anfingen und mit Pferdefleisch aufhörten.

249 „Pantheon“, Text 3.

250 Der solare Chnoubis oder Agathodaimon ist der Christos der Gnostiker, wie jeder Gelehrte weiß. Er ist eng verbunden mit den sieben Söhnen Sophias (der Weisheit), den sieben Söhnen Aditis (der universalen Weisheit), deren achter Marttanda war, die Sonne; die sieben Söhne sind die sieben planetarischen Regenten oder Genien. Daher war Chnoubis die spirituelle Sonne der Erleuchtung, der Weisheit, und deshalb Beschützer aller ägyptischen Initiierten, wie es Bel-Merodach (oder Bel-Belitanus) später bei den Chaldäern wurde.

251 Hermes, oder vielmehr Thot, war ein Gattungsname. Abul Feda zeigt in seiner „Historia Anteislamitica“ fünf Hermesse, und die Namen Hermes, Nebo, Thot wurden in verschiedenen Ländern jeweils großen Initiierten gegeben. So gab Nebo, der Sohn von Merodach und Sarpanitu (den Herodot Zeus-Belos nennt) seinen Namen allen großen Propheten, Sehern und Initiierten. Sie alle waren „Schlangen der Weisheit“, da sie astronomisch mit der Sonne und spirituell mit der Weisheit verbunden waren.

252Pantheon“, Text 15.

253 Genesis 49.

254 In seiner Einleitung zu „Sod, the Mysteries of Adoni“, erklärt Dunlap das Wort „Sod“ als Arcanum, religiöses Mysterium, auf Grundlage der Autorität von Schindlers „Penteglott“. „Das Geheimnis Jehovahs ist für die, welche ihn fürchten“, sagt Psalm 25,14. Das ist eine falsche Übersetzung der Christen, denn es sollte heißen: „Sod Ihoh (die Mysterien des Ihoh) sind für jene, die ihn fürchten.“ (Dunlap, „Mysteries of Adoni“, S. 11). „Al (EL) ist schrecklich im großen Sod der Kdoshim (der Priester, der Heiligen, der Initiierten)“ – Psalm 89,7 (ebenda). Die Kedeschim waren weit entfernt von Heiligkeit. (Vide Teil II, „Das Allerheiligste“)

255 „Die Mitglieder der Priesterkollegien wurden Sodalen genannt“, sagt Freunds „Latin Dictionary“ (IV, 448). „Sodalitäten wurden in den Idaischen Mysterien der mächtigen Mutter gegründet“, schreibt Cicero in „De Senectute“ („Mysteries of Adonis“).

256 Die Baal-Priester sprangen über die Feuer. Aber das war ein hebräischer Ausdruck und zwar ein lokaler. „Saraph“ – „feuriges oder flammendes Gift“.

257Totenbuch“, xxxix.

258 Dieselben Widderhörner finden sich auf den Mosesköpfen, die die Schreiberin auf einigen alten Medaillen in Palästina sah, eine davon befindet sich noch in ihrem Besitz. Die Hörner auf Michelangelos Moses-Statue in Rom, die einen Teil der glänzenden Aureole bilden, sind nach oben ausgerichtet und nicht zu den Ohren hin gebogen, doch das Emblem ist dasselbe, folglich die eherne Schlange.

259 Siehe aber „Le papyrus magique Harris“, Nr. V; und der widderköpfige Ammon, der auf einer Töpferscheibe Menschen formt.

260 Brasseur de Bourbourg, „Histoire des Nations Civilisées du Mexique“, S. 135 und 574.

261 Ulupi klingt vollständig atlantisch. Wie Atlantis selbst ist es weder ein griechischer noch ein Sanskritname, sondern erinnert an mexikanische Namen.

262 Mahabharata, Adiparva, Shloka 7788, 7789. Das „Bhagavata-Purana“, ix, xx, 31, macht, nach der Erzählung des Kommentators Shridhara, Ulupi zur Tochter des Königs von Manipura; der verstorbene Pandit Dayanand Saraswati jedoch, sicherlich die größte Autorität Indiens bezüglich des Sanskrit und der Puranas in solchen Fragen, bestätigte persönlich, dass Ulupi vor 5.000 Jahren die Tochter des Königs der Nagas in Patala oder Amerika war und dass die Nagas Initiierte waren.

263 Foh-tchou bedeutet im Chinesischen wörtlich Buddhas Gebieter oder der Lehrer der Lehrsätze des Buddhas Foh.

264 Dieser Berg liegt südwestlich von China, ungefähr zwischen China und Tibet.

265 Der Leser möge darin erinnert sein, dass im „Zohar“ und auch in allen kabbalistischen Werken behauptet wird, dass „der mit Shekinah vereinigte Metatron“ (oder Shekinah als der Schleier (Gnade) von Ain Soph) den Logos repräsentiert, eben jenen Baum der Erkenntnis; Schamael jedoch – der dunkle Aspekt des Logos – nimmt lediglich die Rinde jenes Baumes ein und kennt nur das Böse. Wie Lacour, der die Darstellung des Falls (Genesis 3) als einen der ägyptischen Initiation zugehörigen Zwischenfall betrachtete, sagt: „Der Baum der Weissagung oder der Erkenntnis des Guten und des Bösen . . . . ist die Wissenschaft Tzyphons, des Genius des Zweifels, von tzy lehren und phon Zweifel. Tzyphon ist einer der Aleim. Wir werden ihn sogleich unter dem Namen Nach sehen, des Versuchers.“ („Les Aeloim“, Bd. II, S. 218) Den Symbologen ist er heute unter dem Namen Jehovah bekannt.

266 Diese ein- und angenommene Anschauungsweise teilen alle Kirchenväter, aber sie ist nicht die wirkliche esoterische Lehre. Die Verdammung begann weder mit der Bildung des Mannes noch der Frau, denn ihre Trennung war eine natürliche Evolutionsfolge, sondern mit dem Brechen des Gesetzes (vide supra).

267 „Durch welchen die (menschliche) Natur lebt“, nicht einmal das Tier, vielmehr die fehlgeleitete sinnliche und böse Natur, welche der Mensch erschaffen hat und nicht die Natur.

268The Source of Measures“.

269 Vide infra „Die Siebenheit“ in Teil II.

270The Unicorn: A Mythological Investigation“, Robert Brown jun. F.S.A.

271 S. 3 und 4, Einleitung zu „Mythical Monsters“.

272The Human Species“, S. 152.

273School Manual of Geology“, S. 270.

274Recherches sur les Mammifères“, Tafel I.

275 Vorrede zu „Wonders by Land and Sea“, (Shan Hai King).

276 Es gibt Archäologen, die wie James Fergusson keinem einzigen Monument Indiens ein hohes Alter zugestehen. In seinem Werk „Illustrations of the Rock-Cut Temples of India“ wagt er die sehr ungewöhnliche Meinung auszusprechen, dass „Ägypten als Nation aufhörte zu existieren, bevor der früheste Höhlentempel von Indien ausgehauen wurde“. Kurz gesagt, vor der Regierungszeit Ashokas räumt er die Existenz keines einzigen Höhlentempels ein und scheint den Beweis anzustreben, dass die meisten dieser Tempel in einer Periode in die Felsen gehauen wurden, die sich von der Zeit des frommen buddhistischen Königs bis zum Untergang der Andhradynastie von Magadha zu Beginn des fünften Jahrhunderts erstreckte. Wir glauben, dass eine solche Behauptung vollkommen willkürlich ist. Weitere Entdeckungen werden zeigen, dass sie irrtümlich und ungerechtfertigt ist.

277 Amerika wurde zur Zeit seiner Entdeckung von einigen eingeborenen Stämmen Atlanta genannt.

278 Mittlerweile ist Donnellys „Atlantis“ erschienen, und bald wird ihre wirkliche Existenz eine wissenschaftliche Tatsache geworden sein.

279 Sie wird bis zum heutigen Tag so eingeteilt, und Theosophen und Okkultisten, die zu ihren eigenen Ungunsten etwas von der okkulten, aber unwiderlegbaren Macht der Dugpaschaft gelernt haben, wissen das nur zu gut.

280 In der Nähe einer Niederlassung der Jainas im südlichen Indien findet sich ein ebenfalls 200 Fuß hoher Buddha, den Statuen von Bamiyan annähernd vergleichbar, und er scheint der einzige Überrest dieser Art in der Gegenwart zu sein.

281 Selbst Wilson gesteht zu, dass Rama und Ravana auf historischen Tatsachen beruhende Persönlichkeiten sind: „Die Traditionen Südindiens schreiben seine Zivilisation und die Niederlassung zivilisierter Hindus (der fünften Rasse) übereinstimmend der Eroberung Lankas durch Rama zu“ (Vishnu-Purana“, III, 317-8) – dem Sieg der „Göttersöhne“ über die atlantischen Zauberer, sagt die wahre Überlieferung.

282 So zeigt man uns, um ein Beispiel zu geben, einen Helden zuerst geboren als den „ungerechten, aber tapferen Monarchen“ (Purusha) der Daitya, Hiranykasipu, erschlagen von dem Avatara Narasinha (Mann-Löwe). Dann wurde er geboren als Ravana, der Riesenkönig von Lanka, und von Rama getötet. Hierauf wird er wiedergeboren als Shishupala, der Sohn des Rajarshi (königlicher Rishi) Damaghosha, und wird wieder getötet von Krishna, der letzten Inkarnation Vishnus. Diese gleichlaufende Evolution von Vishnu (Geist) mit dem Daitya, als Mensch, mag sinnlos erscheinen. Sie gibt uns jedoch den Schlüssel nicht nur zu den entsprechenden Daten von Rama und Krishna, sondern selbst zu einem gewissen psychologischen Geheimnis.

283 Streng genommen sollte man erst von der Zeit der atlantischen braunen und gelben Riesenrassen an von einem Menschen sprechen, weil erst die vierte Rasse als erste vollständig menschliche Art zählt, jedoch noch viel größer als wir es heute sind. In dem Buch „Man“ (von zwei Chelas) ist alles, was über die Atlantier gesagt ist, vollständig richtig. Hauptsächlich diese „vor Sünde schwarz“ gewordene Rasse brachte die göttlichen Namen der Asuras, Rakshasas und Daityas in Verruf und überlieferte sie ihren Nachkommen als die Namen von Unmenschen. Denn wie gesagt, sobald sich die Suras (Götter) und Devas in den weisen Menschen von Atlantis inkarniert hatten, wurden die Atlantier als Asuras und Rakshasas bezeichnet; die unaufhörlichen Kämpfe der Letzteren mit den letzten Überresten der dritten Rasse und den „Söhnen von Wille und Yoga“ führten dazu, dass ihre Namen sich in den späteren Allegorien über dieselben in den Puranas niederschlugen. „Asura war die Gattungsbezeichnung aller Atlantier, welche die Feinde der spirituellen Heroen der Arier (Götter) waren.“ („Man“, S. 77)

284 Im Allgemeinen sind die sogenannten orthodoxen christlichen Vorstellungen über die „gefallenen“ Engel oder Satan ebenso merkwürdig wie absurd. Ungefähr ein Dutzend in Bezug auf Einzelheiten unterschiedlichster Charaktere könnten angeführt werden, allesamt den Federn gebildeter Laienschriftsteller, „Hochschulabsolventen“ dieses gegenwärtigen Viertels unseres Jahrhunderts, entsprungen. So widmet der Verfasser von „Earth‘s Earliest Ages“, G. H. Pember M. A., einen dicken Band ausschließlich dem Beweis, Theosophen, Spiritualisten, Metaphysiker, Agnostiker, Mystiker, Dichter und sämtliche zeitgenössische Autoren orientalistischer Spekulationen seien ergebene Diener des „Fürsten der Lüfte“ und unwiderruflich verdammt. Satan und seinen Antichrist beschreibt er wie folgt:
„Satan ist der ‘gesalbte Cherub’ des Altertums. . . . Gott erschuf Satan, den schönsten und weisesten aller seiner Geschöpfe in diesem Teil Seines Universums und machte ihn zum Fürsten der Welt und der Macht der Luft. . . . Er wurde in ein Paradies versetzt, das sowohl viel früher war als das Paradies der Genesis. . . . als auch von einem ganz anderen und substanzielleren Charakter, dem Neuen Jerusalem vergleichbar. Da Satan somit an Weisheit und Schönheit vollkommen ist, ist Sein weites Reich unsere Erde, wenn nicht das gesamte Sonnensystem. . . . Sicherlich wurde uns keine andere Engelsmacht von größerer oder auch nur vergleichbarer Würde offenbart. Judas erwähnt, wie der Erzengel Michael selbst gegenüber dem Fürsten der Finsternis die einem Höherstehenden gebührende Achtung wahrt, wie verrucht er auch sein mag, bis Gott formell seine Absetzung befahl.“ Dann wird uns mitgeteilt, dass „Satan vom Augenblick seiner Schöpfung an von den Insignien der Königswürde umgeben war“ (!!): dass er „zum Bewusstsein erwachte, um die Luft erfüllt zu finden mit der Freudenmusik der von Gott ernannten. . . .” Dann geht der Teufel „von der Königswürde zu seiner priesterlichen Würde über“ (!!!): „Satan war auch ein Priester des Allerhöchsten“ etc. etc. Und jetzt – „wird der Antichrist der inkarnierte Satan sein“ (S. 56-59). Die Vorläufer des kommenden Apollyon sind bereits erschienen – es sind das die Theosophen, die Okkultisten, die Verfasser des „Perfekt Way“, der „Isis Unveiled“, des „Mystery of the Ages“ und selbst des Buches „Die Leuchte Asiens“ !! Der Verfasser bemerkt den „erklärten Ursprung“ (der Theosophie) von den „herabsteigenden Engeln“, von den „Nephilim“, oder den Engeln und Riesen aus dem 6. Kapitel der Genesis. Er sollte sich auch seiner eigenen Abstammung von denselben gewahr werden, wie unsere Geheimlehre aufzuzeigen versucht – sollte er nicht seine eigene Zugehörigkeit zur gegenwärtigen Menschheit abstreiten.

285 Es ist nicht korrekt, Christus mit Buddhi, dem sechsten Prinzip des Menschen, in Verbindung zu bringen, wie manche Theosophen es tun. Letzteres ist per se ein passives, latentes Prinzip, das spirituelle Vehikel Atmans, untrennbar von der manifestierten Universalseele. Buddhi wird ausschließlich in Vereinigung und in Verbindung mit Selbstbewusstsein zum Höheren Selbst und zur göttlichen, differenzierten Seele. Wenn überhaupt ist Christos das siebte Prinzip.

286 Um es zu verdeutlichen: Jeder, der die Stelle im Lukas liest, wird verstehen, dass die Bemerkung dem Bericht über die Siebzig folgt, die sich freuen, denn „auch die Dämonen (der Geist von Streit und Argumentation oder der gegnerischen Macht, da Satan lediglich „Widersacher“ und „Gegner“ bedeutet) sind uns untertan in Deinem Namen“ (Luk 10,17). Nun bedeutet „Dein Name“ den Namen Christos oder Logos oder den Geist der wahren Göttlichen Weisheit, im Unterschied zum Geist der intellektuellen und rein materialistischen Urteilskraft – kurz gesagt, das Höhere Selbst. Und wenn Jesus hierauf bemerkt, er „schaute den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen“, ist das lediglich eine Aussage über seine hellseherischen Kräfte; sie zeigt, dass er es bereits wusste und bezieht sich auf die Inkarnation des göttlichen Strahls (die Götter oder Engel), der in die Zeugung fällt. Denn auf keinen Fall profitieren alle Menschen von dieser Inkarnation, und bei einigen bleibt diese Kraft das ganze Leben lang latent und tot. Wahrlich, „niemand erkennt, wer der Sohn ist, als nur der Vater; und wer der Vater ist, als nur der Sohn“, wie Jesus damals und dort (Luk 10,22) hinzufügte – die „Kirche Christi“ noch weniger als sonst irgendjemand. Die Initiierten allein verstanden die geheime Bedeutung der Worte „Vater und Sohn“ und wussten, dass sie sich auf der Erde auf Geist und Seele bezogen. Denn die Lehren Christi waren okkult, und sie konnten nur bei der Initiation erklärt werden. Sie waren niemals für die Massen beabsichtigt, denn Jesus verbat den Zwölfen, zu den Heiden und zu den Samaritern zu gehen (Mat 10,5) und wiederholte gegenüber seinen Schülern, dass die „Geheimnisse des Reiches Gottes“ für sie allein sind, und nicht für die Menge (Mark 4,11).

287 So hatte zum Beispiel in den Puranas „Pulastya“, ein Prajapati oder Sohn Brahmâs – der Vorfahr der Rakshasas und der Großvater Ravanas, des großen Königs von Lanka (im Ramayana) – in einer früheren Geburt einen Sohn Namens Dattoli, „der heute bekannt ist als der Weise Agastya“ – sagt das Vishnu-Purana“. Dieser Name Dattoli allein hat noch sechs weitere Varianten oder sieben Bedeutungen. So wird er angerufen als Dattoi, Dattali, Dattotti, Dattotri, Dattobhri, Dambhobhi und Dambholi. Jede dieser sieben Varianten hat einen geheimen Sinn und bezieht sich in den esoterischen Kommentaren auf verschiedene ethnologische Einteilungen und auch auf physiologische und anthropologische Geheimnisse der ursprünglichen Rassen. Denn sicherlich sind die Rakshasas keine Dämonen, sondern lediglich die ursprünglichen und wilden Riesen, die Atlantier, die verstreut auf der Erdoberfläche lebten wie jetzt die fünfte Rasse. Vasishta ist eine Gewähr dafür, wenn seine an Parashara gerichteten Worte überhaupt eine Bedeutung haben, der zur Vernichtung der Rakshasas ein bisschen Jadoo (Zauberei) versuchte, was er „Opfer“ nennt. Denn er sagt: „Vernichte nicht mehr diese harmlosen ‘Geister der Dunkelheit’.“ (Einzelheiten siehe Mahabharata, Adiparva, S. 176; auch Linga-Purana, „Purvardha“, S. 64).

288 Wir haben eine Passage aus einem Brief eines Meisters, die sich unmittelbar auf diese inkarnierenden Engel bezieht. Der Brief sagt: „Sowohl bei den ätherischen Rassen der vielen Klassen von Dhyan Chohans oder Devas (fortgeschrittene Wesenheiten einer früheren planetarischen Periode) als auch bei den Menschen gibt es Fehlschläge, und zwar notwendigerweise. Da diese Fehlschläge jedoch zu weit fortgeschritten und vergeistigt sind, als dass sie mit Gewalt aus ihrer Dhyan-Chohanschaft in den Strudel einer neuen, ursprünglichen Evolution durch die niederen Reiche geworfen werden könnten, geschieht Folgendes. Wo ein neues Sonnensystem entwickelt werden muss, strömen diese Dhyan Chohans ‘an der Spitze’ der Elementare ein (Wesen . . . die in jener zukünftigen Zeit zur Menschheit entwickelt werden sollen) und verbleiben als verborgene oder inaktive spirituelle Kraft in der Aura der entstehenden Welt . . . bis der Zustand der menschlichen Entwicklung erreicht ist. . . . Dann werden sie zu einer aktiven Kraft und vermischen sich mit den Elementalen, um allmählich den vollen Typus der Menschheit zu entwickeln.“ Das bedeutet, dass sie sich im Menschen entwickeln und ihn mit seinem selbstbewussten Denken oder Manas ausstatten.

289 Als die Erde mit ihrer Planetenkette und den Menschen erscheinen sollte.

290 Unsere Erde und die physische Bewusstseinsebene.

291 Als die reinen, himmlischen Wesen (Dhyan Chohans) und die großen Pitris der verschiedenen Klassen beauftragt wurden – die einen, ihre Bilder (Chhayas) zu entwickeln und aus ihnen den physischen Menschen zu erschaffen; die anderen, ihn zu beseelen und so mit göttlicher Intelligenz und dem Verständnis für die Geheimnisse der Schöpfung auszustatten.

292 Die „Dynastien der Könige“, die sich alle als „die Gesalbten“ betrachten, als durch „Gottes Gnaden“ herrschend, während sie in Wirklichkeit durch die Gnade der Materie herrschen, der großen Täuschung, der Betrügerin.

293 Siehe „Die urzeitlichen Manus der Menschheit“.

294 Der „Himmlische Mensch“ – achte bitte nochmals auf dieses Wort – ist „der Logos“ oder esoterisch der „Sohn“. Nachdem der Titel auf Christus angewendet wurde (der zum Gott und zum wahren Gott selbst erklärt wurde), hatte die christliche Theologie keine andere Wahl mehr. Um ihr Dogma der persönlichen Dreieinigkeit zu stützen, musste sie, wie sie es bis heute tut, verkünden, dass der christliche Logos der einzig wahre und alle Logoi der anderen Religionen falsch und nur das maskierte böse Prinzip seien, Satan. Schaut, wohin das die westliche Theologie geführt hat.

295 „Denn das Gemüt, eine in beiden Geschlechtern reichlich vorhandene Gottheit, nämlich Leben und Licht, erschuf mit seinem Wort ein weiteres Gemüt oder einen Arbeiter; den Gott des Feuers und des Geistes, und er bildete und formte sieben weitere Lenker, die in ihren Kreisen die Welt der Phänomene enthalten und deren Wesensart Bestimmung oder Schicksal genannt wird.“ (Abschnitt 9, Kap. 1, Ausg. 1579)

Hier ist es einleuchtend, dass das „Gemüt“ (der ursprüngliche universale Göttliche Gedanke) weder das unbekannte unmanifestierte Eine ist, das in beiden Geschlechtern (männlich und weiblich) existiert, noch auch der christliche Vater, da Letzterer männlich ist und nicht androgyn. Tatsache ist, dass Vater, Sohn und Mensch in den Übersetzungen Pymanders hoffnungslos durcheinandergebracht wurden.

296 Die Allegorie vom Prometheus-Feuer ist eine weitere Lesart des Aufruhrs des stolzen Luzifers, der in den bodenlosen Abgrund oder lediglich auf unsere Erde hinabgeschleudert wurde, um als Mensch zu leben. Der hinduistische Luzifer, der Mahasura, soll auch auf das glänzende Licht des Schöpfers eifersüchtig geworden sein und sich an der Spitze der niederen Asuras (nicht Götter, aber Geister) gegen Brahmâ aufgelehnt haben; wofür ihn Shiva nach Patala hinabschleuderte. Da aber in Hindu-Mythen die Philosophie mit der allegorischen Dichtung einhergeht, lässt sie den Teufel bereuen, und es wird ihm Gelegenheit zum Fortschritt gewährt: Esoterisch ist er ein sündiger Mensch und kann durch Yoga-Hingabe und Adeptschaft seinen Zustand des Einsseins mit der Gottheit wieder erreichen. Herkules, der Sonnengott, steigt in den Hades (die Initiationshöhle) herab, um die Opfer von ihren Qualen zu befreien etc. etc. Nur die christliche Kirche erschafft ewige Qualen für den Teufel und die Verdammten, die sie selbst erfunden hat.

297 Warum sollte z. B. der so furchtlose und freimütige Kabbalist Éliphas Lévi gezögert haben, das Geheimnis der sogenannten gefallenen Engel zu enthüllen? Dass er mit der Tatsache und der wirklichen Bedeutung der Allegorie vertraut war – sowohl in ihrem religiösen und mystischen als auch in ihrem physiologischen Sinn – beweisen seine umfangreichen Schriften und häufigen Anspielungen und Winke. Und doch sagt Éliphas, nachdem er hundert Mal in seinen früheren Werken darauf angespielt hatte, in seiner späteren „Histoire de la Magie“ auf S. 220: . . . „Wir protestieren mit all unserer Kraft gegen die Herrschaft und Allgegenwart des Satans. Wir geben hier weder vor, die Überlieferung vom Fall der Engel abzustreiten noch sie zu behaupten . . . Aber sollte sie zutreffen, dann könnte der Fürst der rebellischen Engel im besten Fall der letzte und machtloseste der Verdammten sein – jetzt, da er von der Gottheit getrennt ist – was das Prinzip jeglicher Macht ist. . . .“ Das ist ziemlich verschwommen und ausweichend. Aber sehen wir, was Hargrave Jennings in seinem sonderbaren Stakkato-haften Stil schreibt:

„Beide, der Hl. Michael und der Hl. Georg, sind Urbilder. Sie sind geheiligte Persönlichkeiten, ehrwürdige Helden oder vergöttlichte Kräfte. Jeder wird mit seinen speziellen Fähigkeiten und Attributen dargestellt. Diese werden reproduziert und finden sich vervielfältigt – unter verschiedenen Namen, in allen Mythologien. . . . (einschließlich der christlichen). . . . Die Idee zu jedem Einzelnen ist jedoch eine allgemeine. Diese Idee und Gedankenvorstellung ist die eines allmächtigen Kämpfers – kindgleich in seiner ‘jungfräulichen Unschuld’ – so mächtig, dass diese gotterfüllte Unschuld (die Seraphim ‘wissen am meisten’, die Cherubim ‘lieben am meisten’) die Welt zerschmettern kann (die artikuliert ist – um das Wort so zu gebrauchen – in der Magie Luzifers, jedoch verdammt), im Gegensatz zu den kunstvollen Konstruktionen (‘Neben-Leben’) des herrlichen Apostaten, des mächtigen Rebellen, aber doch gleichzeitig des ‘Lichtbringers’, des Luzifers, des ‘Morgensterns’, des ‘Sohnes des Morgens’ – ‘außerhalb des Himmels’ der allerhöchste Titel, denn im Himmel kann es ihn nicht geben, doch außerhalb des Himmels bedeutet er alles. Mit einer scheinbar unglaublichen Seite seines Charakters – Eigenschaften sind geschlechtslos – ist dieser Erzengel, der Hl. Michael, die unbesiegbare, geschlechtslose, himmlische ‘Energie’ – um ihn mit seinen herausragenden Charakteristiken zu würdigen – der unsichtbare, ‘jungfräuliche Kämpfer’, bekleidet . . . und gleichzeitig bewaffnet mit dem abweisenden Panzer der gnostischen ‘Weigerung zu erschaffen’. Das ist ein weiterer . . . ‘Mythos innerhalb von Mythen’ . . . ein erstaunliches ‘Geheimnis der Geheimnisse’, weil es so unmöglich und widersprüchlich ist. Unerklärlich wie die Apokalypse. Unoffenbar wie die ‘Offenbarung’.“ (S. 213).

Nichtsdestoweniger wird dieses unerklärliche und nicht zu offenbarende Geheimnis jetzt durch die Lehre des Ostens erklärt und enthüllt werden. Doch so, wie es der sehr gelehrte, aber noch rätselhaftere Verfasser des Buches „Phallicism“ darstellt, könnte freilich kein uninitiierter Sterblicher jemals die wirkliche Tendenz seiner Bemerkungen verstehen.

298 „Schöpfung“ – natürlich aus einer präexistierenden ewigen Substanz oder Materie, die unseren Lehren zufolge der grenzenlose, immer existierende Raum ist.

299 Die Luziferianer – die Sekte des vierten Jahrhunderts, die angeblich lehrten, dass die Seele ein fleischlicher Körper sei, der dem Kind von seinem Vater überliefert wird; und die Luzianisten, eine andere und sogar noch frühere Sekte des zweiten Jahrhunderts n. Chr., lehrten all das und ferner, dass die tierische Seele nicht unsterblich sei; sie philosophierten auf der Grundlage der wirklichen kabbalistischen und okkulten Lehren.

300 Diese „Zentralsonne“ der Okkultisten muss sogar die Wissenschaft akzeptieren, und zwar im astronomischen Sinn, denn sie kann die Gegenwart eines Zentralkörpers im Sternenraum der Milchstraße, eines unsichtbaren und geheimnisvollen Punktes, des immer verborgenen Anziehungszentrums unserer Sonne und unseres Systems nicht bestreiten – diese „Sonne“ wird von den Okkultisten des Ostens anders betrachtet. Während die westlichen und jüdischen Kabbalisten (und selbst einige fromme moderne Astronomen) behaupten, in dieser Sonne sei die Gottheit besonders gegenwärtig, und die Willensakte Gottes darauf zurückführen, behaupten die östlichen Initiierten, die „Zentralsonne“ sei lediglich das Zentrum der universalen Lebenselektrizität, da die übergöttliche Wesenheit des unbekannten Absoluten gleichermaßen in jedem Bereich und an jedem Ort existiert; das heißt sie sei der Behälter, in dem sich die bereits am Beginn einer jeden Schöpfung differenzierte göttliche Ausstrahlung wie in einem Brennpunkt sammelt. Obwohl noch in einem Laya- oder neutralen Zustand, ist sie doch nichtsdestoweniger das eine anziehende sowie das immer aussendende Lebenszentrum.

301 Das vierte und fünfte von unten, mit dem physischen Körper beginnend; das dritte und das vierte, wenn wir bei Atman zu zählen beginnen.

302 „New Aspects of Life and Religion“.

303 Engelhafte spirituelle Essenzen, unsterblich in ihrem Sein, weil unbedingt in der Ewigkeit; aber periodisch und bedingt in ihren manvantarischen Manifestationen.

304 Die Geschichte vom Prometheus, Karma und dem menschlichen Bewusstsein findet sich weiter unten.

305 Von einem Engländer, der von seinem unsteten Genius getötet wurde. Der Sohn eines protestantischen Geistlichen wurde Mohammedaner, dann wütender Atheist, und nachdem er einen Meister getroffen hatte, einen Guru, wurde er zum Mystiker; dann zum zweifelnden und verzweifelnden Theosophen; gab die weiße für die schwarze Magie auf, wurde wahnsinnig und trat der römischen Kirche bei. Dann kehrte er wieder um, verfluchte sie, wurde wieder zum Atheisten und starb, Menschheit, Wissen und Gott, an den zu glauben er aufgehört hatte, verfluchend. Mit allen esoterischen Daten versehen, um seinen „Krieg im Himmel“ zu schreiben, machte er einen halb politischen Artikel daraus, vermengte Malthus mit Satan und Darwin mit dem Astrallicht. Friede seiner – Hülle. Er ist eine Warnung für Chelas, die versagen. Sein vergessenes Grabmal ist heute auf einem mohammedanischen Friedhof in Junagadh, Kathiawar, in Indien zu sehen.

306 Der Verfasser spricht vom aktiven, streitenden, verdammenden Jehovah, als wäre er ein Synonym für Parabrahman! Wir haben diesen Aufsatz zitiert, um zu zeigen, wo er von den theosophischen Lehren abweicht; sonst würde er eines Tages gegen uns zitiert, wie es mit allem geschieht, was für gewöhnlich im „Theosophist“ veröffentlicht wird.

307 In Erklärung der Kabbala sagt Dr. H. Pratt: „Der Geist war für den Menschen (vielmehr für den jüdischen Rabbiner?) ein körperloses, entkörpertes oder beraubtes und erniedrigtes Wesen, und wurde daher mit dem Schriftzeichen Nahassh als ‘beraubt’ dargestellt, als dem Menschengeschlecht erscheinend und es verführend – den Mann durch die Frau. . . . In dem Bild von diesem Nahasch wurde dieser Geist durch eine Schlange dargestellt, weil die Schlange als beraubtes, verdorbenes und erniedrigtes Geschöpf betrachtet wurde, da sie der körperlichen Glieder entbehrte.“ („New Aspects of Life and Religion“, S. 235) Symbol für Symbol gilt, dass manche das der Schlange – das Symbol der Weisheit und Ewigkeit, wenn es auch seiner Glieder beraubt ist – dem Jod (י) vorziehen würden – dem poetischen Schriftzeichen Jehovahs in der Kabbala – des Gottes des männlichen Zeugungssymbols.

308 Daksha, der „Intelligente, der Kundige“. „Dieser Name trägt gewöhnlich die Vorstellung der schöpferischen Kraft in sich.“ Er ist ein Sohn Brahmâs und Aditis, und nach anderen Versionen eine selbstgeborene Kraft, die gleich Minerva aus dem Körper ihres Vaters entsprang. Er ist der Führer der Prajapati – der Herren oder Schöpfer des Seins. Im Vishnu-Purana“ sagt Parashara über ihn: „In jedem Kalpa (oder Manvantara) werden Daksha und die Übrigen geboren und wieder vernichtet.“ Der „Rigveda“ sagt: „Daksha entsprang aus Aditi und Aditi aus Daksha“ – eine Bezugnahme auf die ewige zyklische Wiedergeburt derselben göttlichen Essenz.

309 Keine dieser Ordnungen unterscheidet sich von den Pitris oder Vorfahren. So sagt „Manu“ (III, 284): „Die Weisen nennen unsere Väter Vasus; unsere väterlichen Großväter Rudras; unsere väterlichen Urgroßväter Adityas; übereinstimmend mit einem vedischen Text“ oder laut einer anderer Übersetzung „dies ist ein immerwährender vedischer Text“.

310 Wie jetzt von dem verstorbenen G. Smith in den Schriften der babylonischen Zylinder entdeckt wurde, war es in der chaldäischen Theogonie genauso. Ishtar, „Ältester des Himmels und der Erde“. Unter ihm die Igaga oder Engel des Himmels und die Anunnaki oder Engel der Erde. Unter diesen wieder verschiedene Klassen von Geistern und „Genien“, Sadu, Vadukku, Ekimu und Gallu genannt – von denen einige gut waren, einige böse. (SieheBabylonian Mythology“)

311 Einige höher, einige niedriger, um zum Karma der verschiedenen reinkarnierenden Monaden zu passen, die in ihren letzten Geburten in anderen Welten nicht alle denselben Reinheitsgrad erreicht haben konnten. Das erklärt die Verschiedenheit der Rassen, den geringeren Stand von Urstämmen und weitere Varianten des Menschen.

312 „Es gibt“, sagt Topinard (in der englischen Ausgabe seiner „Anthropology“, mit einer Vorrede von Prof. Broca), „drei Grundfarben im menschlichen Organismus – nämlich Rot, Gelb und Schwarz. In unterschiedlichen Mengen mit dem Weiß der Gewebe vermischt, lassen sie die zahlreichen Schattierungen entstehen, welche in der Menschheitsfamilie vorkommen.“ Ohne Absicht unterstützt die Wissenschaft damit wieder einmal den Okkultismus.

313 Man muss sich daran erinnern, dass die „letzten Überreste“, von denen hier gesprochen wird, sich auf die noch übrig gebliebenen Teile des „großen Kontinents“ beziehen und nicht auf irgendeine der zahlreichen Inseln, die gleichzeitig mit dem Festland bestanden. Platons „Insel“ zum Beispiel war einer dieser Überreste. Die anderen waren bereits in unterschiedlichen früheren Perioden gesunken. Eine okkulte „Überlieferung“ lehrt, dass solche Untergänge immer stattfinden, wenn sich die „spirituelle Sonne“ verdunkelt.

314 Gladstones unglücklicher Versuch, den Bericht der Genesis mit der Wissenschaft zu versöhnen (siehe sein „Dawn of Creation and of Worship“ und „Proem to Genesis“ in „The Nineteenth Century“, 1886) brachte Huxley dazu, seinen jovischen Blitz auf ihn herab zu schleudern. Der buchstäbliche Bericht rechtfertigte keinen solchen Versuch; und seine vierfältige Ordnung oder Einteilung der belebten Schöpfung hat sich in einen Stein verwandelt, welcher anstelle der Fliege auf der Stirne des schlafenden Freundes den Mann selbst tötete. Gladstone tötete die Genesis endgültig. Aber das ist kein Beweis dafür, dass Letztere keine Esoterik enthält. Die Tatsache, dass die Juden und alle Christen, die modernen wie auch die frühen Sekten, die Erzählung zweitausend Jahre lang nach dem Buchstaben interpretierten, beweist lediglich ihre Unwissenheit; und es zeigt den großen Scharfsinn und die konstruktive Fertigkeit der initiierten Rabbiner, welche die beiden Berichte – den elohistischen und den jehovistischen – esoterisch aufbauten und die Bedeutung der unvokalisierten Glyphen oder Wortzeichen des Urtextes absichtlich verwirrten. Die sechs Tage der Schöpfung – Yom – bedeuten sechs Evolutionsperioden, und der siebte Tag ist der Höhepunkt der Vollendung (und nicht der Ruhe), und somit beziehen sie sich auf die sieben Runden und auf die sieben Rassen, jede davon mit einer eigenen „Schöpfung“, obwohl die Verwendung der Worte Boker, Dämmerung oder Morgen, und Ereb, Abenddämmerung – die esoterisch gleichbedeutend sind mit Sandhya, im Sanskrit Dämmerung – ihnen den Vorwurf der gröbsten Unwissenheit in Bezug auf die Reihenfolge der Evolution einbrachten.

315 „Folge dem Analogiegesetz“, lehren die Meister. Atman-Buddhi ist dual und Manas dreifältig; und zwar insofern als Ersteres zwei Aspekte besitzt und Letzteres drei, d. h. als Prinzip an sich, das in seinem höheren Aspekt zu Atman-Buddhi gravitiert und dessen niedere Natur Kama folgt, dem Sitz der irdischen und tierischen Begierden und Leidenschaften. Der Vergleich der Evolution der Rassen zeigt, dass die erste und die zweite von der Natur Atman-Buddhis sind, sie sind dessen passiver spiritueller Nachkomme, und die dritte Wurzelrasse zeigt physiologisch und psychisch drei verschiedene Einteilungen oder Aspekte; der früheste Teil ohne Sünde; der mittlere zur Intelligenz erwachend; und der dritte und letzte entschieden animalisch: d. h. Manas unterliegt den Versuchungen Kamas.

316 Die Menschen wurden erst gegen Ende ihres dritten, auf dem Weg zum vierten Zyklus (Rasse) vervollständigt. Sie werden erst als „Götter“ für Gut und Böse erschaffen und damit verantwortlich, wenn die beiden Bogen zusammentreffen (nach 3½ Runden gegen die fünfte Rasse hin). Sie wurden von den Nirmanakayas (spirituellen oder astralen Überresten) der Rudra-Kumaras so gemacht, dazu „verdammt, auf der Erde wiedergeboren zu werden“; das bedeutet, auf ihre natürliche Weise auf dem höheren, aufsteigenden Bogen des irdischen Zyklus zu reinkarnieren verurteilt.“ (Kommentar IX)

317 Die ganze Verwirrung ist wie folgt: Weder Physiologen noch Pathologen werden anerkennen, dass die zellentwickelnde Substanz (das Zytoplasma) und die Mutterlauge, aus welcher die Kristalle entstehen, ein und dieselbe Wesenheit besitzen, außer in der Differenzierung für bestimmte Zwecke.

318 „Transactions of the Geological Society of Glasgow“, Bd. III. Sehr sonderbarerweise jedoch hat er vor Kurzem seine Ansicht wieder geändert. Die Sonne, sagt er, sei lediglich 15.000.000 Jahre alt.

319 Daher die Philosophie in der Allegorie von den 7, 10 und schließlich 21 Prajapatis, Rishis, Manus etc., die alle zu den Vätern verschiedener Dinge und Wesen gemacht wurden. Die korrekte Sortierung der Reihenfolge der sieben Klassen oder Ordnungen von Pflanzen, Tieren und selbst unbelebten Dingen, wie sie aufs Geratewohl in den Puranas gegeben werden, findet sich in verschiedenen Kommentaren. So ist Prithu der Vater der Erde. Er melkt sie und lässt sie alle Arten von Getreiden und Pflanzen hervorbringen, alle aufgezählt und spezifiziert. Kashyapa ist der Vater aller Reptilien, Schlangen, Dämonen etc. etc.

320 Siehe Bd. I, S. 151 et seq. über den „Baum der Evolution“ – den „Weltenbaum“.

321 Die jedoch durch das Verzögerungsgesetz kontrolliert und angepasst wird, das den Fortschritt aller Arten einschränkt, sobald ein höherer Typus in Erscheinung tritt.

322 Das wird von Faber gezeigt, wieder einem frommen Christen, laut dem „auch die noachische Familie . . . Beinamen der Atlantier und der Titanen trug, und der große Patriarch selbst wurde vorzugsweise Atlas und Titan genannt.“ (Bd. II, S. 285) Und wenn das so ist, dann muss laut der Bibel Noah von den Söhnen Gottes abstammen, den gefallenen Engeln, nach derselben Autorität, und den „Töchtern der Menschen, die schön waren“ (siehe Genesis, 6). Und warum nicht, erschlug doch sein Vater Lamech einen Menschen und war mit allen seinen Söhnen und Töchtern (die in der Sintflut zugrunde gingen) genauso schlecht wie die übrige Menschheit.

323 In dem wunderbaren Buch von Donnelly – „Atlantis, the Antediluvian World“ – verkündet der Verfasser mutig, über die arischen Kolonien von Atlantis und die Künste und Wissenschaften sprechend – dem Vermächtnis unserer vierten Rasse –, dass „die Wurzeln der heutigen Einrichtungen bis ins Miozän zurückreichen“. Das ist insofern ein gewaltiges Zugeständnis, als es von einem modernen Gelehrten gemacht wird; doch die Zivilisation reicht noch weiter zurück als bis zu den Atlantiern des Miozäns. Der Mensch der „Sekundärzeit“ wird entdeckt werden und mit ihm seine lang vergessene Zivilisation.

324 Die Natur ist der natürliche Körper, der Schatten der Vorfahren; und —

325 Der Mensch ist der „Himmlische Mensch“, wie bereits gesagt.

326 Der „Pymander“ unserer Museen und Bibliotheken ist ein Auszug aus einem der Bücher Thoths, von einem alexandrinischen Platoniker erstellt. Im dritten Jahrhundert wurde er von einem jüdischen Kabbalisten nach alten hebräischen und phönizischen Handschriften umgearbeitet und die „Genesis des Enoch“ genannt. Doch selbst die entstellten Überreste zeigen, wie genau sein Text mit der archaischen Lehre übereinstimmt, was sich in der Schöpfung der sieben Schöpfer und der sieben ursprünglichen Menschen zeigt. Was Enoch, Thoth oder Hermes, Orpheus und Kadmos anbelangt, handelt es sich dabei um Gattungsnamen, Zweige und Sprossen der sieben ursprünglichen Weisen (inkarnierte Dhyan Chohans oder Devas in illusiven Körpern, nicht in sterblichen), welche der Menschheit alles beibrachten, was sie wusste, und ihre frühesten Schüler nahmen die Namen ihrer Meister an. Dieser Brauch ging von der vierten auf die fünfte Rasse über. Daher die Übereinstimmung der Überlieferungen über Hermes (von dem die Ägyptologen fünf zählen), Enoch etc.; sie alle erfanden die Buchstaben; keiner von ihnen stirbt, sie leben noch, und sie sind die ersten Initiatoren in die Mysterien und deren Begründer. Erst vor Kurzem verschwand die Genesis des Enoch aus dem Besitz der Kabbalisten. Wilhelm Postel sah sie. Sie war ganz sicherlich zum großen Teil eine Abschrift der Bücher des Hermes und viel älter als die Bücher des Moses, wie Éliphas Lévi seinen Lesern sagt.

327 Uranus ist ein modifizierter Varuna, der „universal Umschließende“, der Allumfassende und eine der ältesten der vedischen Gottheiten – der Raum, der Schöpfer von Himmel und Erde, da beide aus seinem Samen manifestiert wurden. Erst später wurde Varuna das Haupt der Adityas und eine Art Neptun, der auf dem Leviathan reitet – dem Makara, dem heute heiligsten und geheimnisvollsten der Tierkreiszeichen. Varuna, „ohne den kein Geschöpf auch nur blinzeln könnte“, wurde wie Uranus erniedrigt und fiel gleich ihm in die Zeugung, seine Funktionen, „die erhabensten kosmischen Funktionen“, wie Muir sie nennt, wurden durch exoterischen Anthropomorphismus vom Himmel auf die Erde erniedrigt. Wie derselbe Orientalist sagt: „Die Eigenschaften, die Varuna (in den Veden) zugeschrieben werden, verleihen seinem Charakter eine moralische Erhabenheit und Heiligkeit, die weit über das hinausgeht, was jeder anderen vedischen Gottheit zugeschrieben wird.“ Um aber den Grund für seinen und Uranus’ Fall richtig zu verstehen, muss man das unvollkommene und sündhafte Werk der menschlichen Einbildungskraft in jeder exoterischen Religion berücksichtigen und auch die Geheimnisse studieren, die Varuna angeblich Vasishta mitteilte. Nur . . . „dürfen seine und alle Geheimnisse Mitras den Törichten nicht enthüllt werden“.

328 Kronos ist nicht nur Χρόνος, Zeit, sondern bedeutet auch „machen, schaffen“, von der Wurzel Kar, wie Bréal in seinen „Hercule et Cacus“ (S. 57) zeigte. Ob Bréal und Decharme, der ihn zitiert, mit ihrer Behauptung ebenso Recht haben, der vedische Kronan sei ein schöpferischer Gott, bezweifeln wir. Bréal meinte möglicherweise Karma oder vielmehr Vishvakarman, den schöpferischen Gott, den „Allmächtigen“ und den „großen Architekten der Welt“.

329 Der Kampf der Titanen ist, zumindest in der Theogonie, der Kampf um die Vorherrschaft zwischen den Kindern von Uranus und Gaia (oder Himmel und Erde in ihrem abstrakten Sinn), den Titanen, und auf der anderen Seite den Kindern von Kronos, dessen Oberhaupt Zeus ist; dieser Kampf zwischen dem spirituellen, inneren Menschen und dem Menschen aus Fleisch dauert bis zum heutigen Tag an.

330 Gerade so wie „Gott der Herr“ oder Jehovah esoterisch Kain ist und ebenso die „verführende Schlange“, der männliche Teil der androgynen Eva vor ihrem „Fall“; der weibliche Teil Adam Kadmons; die linke Seite oder Binah von der rechten Seite Chokmah in der ersten sephirothischen Dreiheit.

331 In der ägyptischen Legende „Die zwei Brüder“, übersetzt von Maspero (dem früheren Direktor des Museums von Boulak), ist das Urbild der Pandora enthalten. Num, der berühmte himmlische Künstler, schafft eine wunderbare Schönheit, ein Mädchen, das er Batu sendet, worauf das Glück des Letzteren zerstört ist. Natürlich ist Batu der Mensch und das Mädchen Eva (siehe Masperos „Popular Stories of Ancient Egypt“ und auch Decharmes „Mythologie de la Grèce Antique“).

332 Yima ist im Vendidad“ nicht der „erste Mensch“, sondern lediglich in den Theorien der Orientalisten – siehe weiter unten.

333 Böotia, das antike Athen, und Eleusis wurden überflutet.

334 Der Name ist hier im Sinne von „Zauberer“ gebraucht und als Synonym dafür. Es gab viele atlantische Rassen, und ihre Evolution dauerte Millionen von Jahren: Sie alle waren nicht böse. Sie wurden es erst gegen Ende, so wie wir (die fünfte) es jetzt rasch werden.

335 Die „Götter der Elemente“ sind durchaus nicht die Elementale. Letztere werden von ihnen bestenfalls als Träger benutzt und als Materialien, mit denen sie sich bekleiden können.

336 Kain opferte, wie zuerst im Kapitel 4 der Genesis gezeigt wird, die „Früchte des Feldes“, das er als Erster bestellte, während Abel dem Herrn „von den Erstlingen seiner Herde“ brachte. Kain ist das Symbol der ersten männlichen, Abel das der ersten weiblichen Menschheit, während Adam und Eva die Typen der dritten Rasse sind (sieheThe Mystery of Cain and Abel“). Das „Morden“ stellt ein Blutvergießen dar, bedeutet aber nicht, dass das Leben genommen wird.

337 Vielleicht im Hinblick auf diese Erniedrigung der höchsten und reinsten Geister, welche die Zwischenebenen des niederen Bewusstseins (die „sieben Feuerkreise“ Pymanders) durchbrachen, wurden dem Hl. Jakobus die Worte in den Mund gelegt: „Dies ist nicht die Weisheit (psüche im Original), die von oben herab kommt, sondern eine irdische, sinnliche, teuflische.“ Und psüche ist Manas, die „menschliche Seele“. Die spirituelle Weisheit oder Seele ist Buddhi. Doch Buddhi per se, die so nahe dem Absoluten ist, ist lediglich latentes Bewusstsein.

338 Das ist die „unsterbliche Rasse“, wie sie in der Esoterik genannt wird, und exoterisch die fruchtlose Generation der ersten Nachkommen Dakshas, der Narada verflucht, den göttlichen Rishi, weil er die Haryasvas und die Sabalasvas, die Söhne Dakshas, davon abgebracht hatte, ihre Art fortzupflanzen: „Werde geboren in dem Schoß; es soll keinen Ruheplatz für dich geben in allen diesen Regionen“; seitdem wird Narada, der Repräsentant jener Rasse fruchtloser Asketen, so heißt es, sofort in einem anderen Körper wiedergeboren, sobald er in einem stirbt.

339 Die Überlieferungen aller Länder und Völker deuten auf diese Tatsache hin. Donnelly zitiert aus Pater Durans „Historia Antigua de la Nueva España“ aus dem Jahr 1885, wo ein Eingeborener Cholulas, ein Hundertjähriger, die Erbauung der großen Pyramide von Cholula wie folgt erklärt: „Im Anbeginn, bevor das Sonnenlicht erschaffen worden war, lag dieses Land (Cholula) in Finsternis und Dunkelheit . . . . aber unmittelbar, nachdem das Licht der Sonne im Osten emporstieg, erschienen riesenhafte Menschen . . . . sie erbauten die sogenannte Pyramide, worauf ihre Erbauer in alle Teile der Welt zerstreut wurden.“

339„Die Taten einer alten Rasse von Riesen namens Quinames nimmt einen großen Teil der zentralamerikanischen Geschichte ein“, sagt der Verfasser von „Atlantis“ (S. 204).

340 Da sie mit Ausnahme der Schriften des Eusebius, des „Wahrhaften“, kein Zeugnis für die Existenz Tertullians finden können, sind manche Kritiker geneigt, dieselbe anzuzweifeln.

341 Und das trotz des förmlichen Verbots durch das große Kirchenkonzil von Elvira um das Jahr 303 n. Chr., wo erklärt wurde: „Die Gestalt Gottes, der unkörperlich und unsichtbar ist, soll nicht durch Bild oder Form begrenzt werden.“ Im Jahr 692 n. Chr. verbot das Konzil von Konstantinopel auf ähnliche Weise den Gläubigen, „Jesus als Lamm zu malen oder darzustellen“ sowie auch „beim Beten das Knie zu beugen, da das eine götzendienerische Handlung ist“. Das Konzil von Nicäa (787 n. Chr.) jedoch brachte diesen Götzendienst wieder zurück, und das Konzil von Rom (883 n. Chr.) exkommunizierte Johannes, den Patriarchen von Konstantinopel, weil er sich als Gegner der Bilderverehrung zeigte.

342 Bei der Besprechung des chinesischen Drachen und der Literatur Chinas schreibt Charles Gould in seinen „Mythical Monsters“ (S. 212): „Seine Mythologien, Geschichten, Religionen, volkstümliche Erzählungen und Sprichwörter wimmeln alle von Bezugnahmen auf ein geheimnisvolles Wesen, das eine physische Natur und spirituelle Eigenschaften besitzt. Es ist mit einem üblichen Äußeren ausgestattet und besitzt die übernatürliche Macht, diese äußere Form jederzeit zu verlassen und eine andere zu nutzen, und außerdem ist es in der Lage, das Wetter zu beeinflussen, Dürren oder befruchtenden Regen nach Belieben hervorzubringen, Stürme aufzubringen und sie zu besänftigen. Ganze Bücher könnten aus den verstreuten Legenden zusammengestellt werden, die in Bezug auf diesen Gegenstand überall reichlich vorhanden sind. . . .”
Dieses „geheimnisvolle Wesen“ ist der mythische Drache, d. h. das Symbol des historischen und tatsächlichen Adepten, des Meisters und Professors der okkulten Wissenschaften in der alten Zeit. Es wurde bereits anderweitig festgestellt, dass die großen „Magier“ der vierten und fünften Rasse allgemein nach ihren Stammvätern „Schlangen“ und „Drachen“ genannt wurden. Sie alle gehörten der Hierarchie der sogenannten „feurigen Drachen der Weisheit“ an, der Dhyan Chohans, die den Agnishwatta Pitris entsprechen, den Maruts und Rudras im Allgemeinen als Nachkommen ihres Vaters Rudra, der mit dem Gott des Feuers identifiziert wird. Und noch mehr wird im Text gesagt. Nun kannte Clemens, ein initiierter Neuplatoniker, natürlich den Ursprung des Wortes „Drachen“, und wusste, warum die initiierten Adepten so genannt wurden, da er das Geheimnis des Agathondaimonen kannte, des Christus, der siebenvokaligen Schlange der Gnostiker. Er wusste, dass das Dogma seines neuen Glaubens die Transformation aller Rivalen Jehovahs erforderte, d. h. der Engel, die angeblich gegen jene Elohim rebelliert hatten, gleich dem Titanen Prometheus, der gegen Zeus rebellierte, den Usurpator des Reiches seines Vaters, und dass „Drache“ die mystische Bezeichnung der „Söhne der Weisheit“ war. Aus dieser Erkenntnis kam seine Definition, die ebenso grausam wie willkürlich war: „Schlangen und Riesen bedeuten Dämonen“, d. h. nicht „Geister“, sondern Teufel, in der kirchlichen Interpretation.

343Was würden Sie zu unserer Behauptung sagen, die Chinesen – ich spreche jetzt von den inländischen, echten Chinesen, nicht von den Hybriden zwischen der vierten und der fünften Rasse, die heute den Thron einnehmen, sondern von den Ureinwohnern, die in ihrer ungebundenen Nationalität vollständig dem höchsten und letzten Zweig der vierten Rasse angehören – dass die Chinesen ihre höchste Zivilisation erreichten, als die fünfte gerade erst in Asien erschienen war?“ („Esoteric Buddhism“, S. 67) Und diese Handvoll von Inlandschinesen sind alle von sehr großer Statur. Könnten die sehr alten in der Sprache der Lolo (Ureinwohner Chinas) verfassten Handschriften erlangt und korrekt übersetzt werden, würde manches unschätzbare Beweisstück gefunden. Aber sie sind ebenso selten wie ihre Sprache unverständlich ist. Bis jetzt sind nur ein oder zwei europäische Archäologen imstande gewesen, Werke von solch unschätzbarem Wert zu erwerben.

344 Man erinnere sich an dieselbe Behauptung bei Enoch sowie an die Leiter, die Jakob in seinem Traum sah. Die „zwei Welten“ bedeuten natürlich die „zwei Bewusstseins- und Daseinsebenen“. Ein Seher kann mit Wesen verkehren, die auf höheren Ebenen als die der Erde verkehren, ohne seinen Sessel zu verlassen.

345 Vide supra den Kommentar zu den vier Rassen – und zu den „Söhnen von Wille und Yoga“, den unbefleckten Nachfahren der androgynen dritten Rasse.

346 In der Kabbala ist die Aussprache des vierbuchstabigen unaussprechlichen Namens „ein höchst geheimes Arkanum“ – „ein Geheimnis der Geheimnisse“.

347 Um nochmals auf dieses höchst wichtige Thema der archaischen Kosmogonie zurückzukommen, finden wir selbst in den nordischen Legenden, in den Heiligen Rollen der Göttin Saga, dass Loki, der Blutsbruder Odins (Typhon, Ahriman und anderen gleich, die Brüder von Osiris und Ormazd sind) erst später böse wird, da er sich zu lange mit der Menschheit vermischt hatte. Wie alle anderen Feuer- oder Lichtgötter – Feuer brennt und zerstört ebenso gut wie es wärmt und Leben gibt – wurde er schließlich als zerstörerisches „Feuer“ aufgefasst. Der Name Loki, erfahren wir (aus „Asgard and the Gods“, S. 250), wurde von dem alten Wort „liechan“ abgeleitet, erleuchten. Es hat damit denselben Ursprung wie das lateinische „Lux, Licht“. Daher ist Loki identisch mit Luzifer (Lichtbringer). Dieser den Fürsten der Finsternis gegebene Titel ist sehr bedeutsam und stellt an sich eine Rehabilitation von Verleumdungen der Theologen dar. Loki jedoch ist noch enger verwandt mit Prometheus, weil der an einen spitzen Felsen angekettet dargestellt wird, während Luzifer, welcher auch mit Satan identifiziert wird, unten in der Hölle angekettet wurde; ein Umstand, der jedoch keinen von beiden daran hinderte, auf der Erde vollkommen frei zu agieren, wenn wir das theologische Paradoxon in seiner ganzen Tragweite akzeptieren. Loki ist ein wohltätiger, großmütiger und mächtiger Gott am Anbeginn der Zeit und stellt in der frühen skandinavischen Theogonie das Prinzip des Guten dar und nicht des Bösen.

348 Der einige Seiten weiter oben angeführte griechische Mythos von der Entmannung des Uranus durch seinen Sohn Kronos in der griechischen Theogonie ist eine Anspielung auf diesen Diebstahl des göttlichen schöpferischen Feuers durch den Sohn von Erde und Himmel. Wenn Uranus, die Personifikation der himmlischen Kräfte, aufhören muss zu erschaffen (er wird von Kronos, dem Gott der Zeit, zeugungsunfähig gemacht), so ist es in der ägyptischen Kosmogonie Thot, der Gott der Weisheit, der diesen Kampf zwischen Horus und Seth schlichtet, wobei Letzterer vom Ersteren genauso behandelt wird wie Uranus von Kronos (siehe „Totenbuch“, Kap. XVII, V. 26). Im babylonischen Bericht ist es der Gott Zu, der den „Vater der Götter“ des Umsimis beraubt – des idealen Schöpfungsorgans, nicht der Krone (!), wie G. Smith glaubte (siehe S. 115 und 116, „The Chaldean Account of Genesis“). Denn in dem Fragment K. 3454 (Britisches Museum) wird sehr klar gesagt, dass Zu den „Ehrwürdigen des Himmels“ seiner Begierde beraubte und damit das Umsimi der Götter davontrug und das teroti (die Macht) aller anderen Götter verbrannte, damit „herrschte er über die Saat aller Engel“ (15). Da sich das Umsimi auf dem Sitz Bels befand, konnte es schwerlich die „Krone“ sein. Eine vierte Lesart findet sich in der Bibel. Ham ist der chaldäische Zu, und beide werden wegen desselben allegorisch beschriebenen Verbrechens verflucht.

349 Das sind die Wesen, deren sagenhafte Existenz die Grundlage darstellte für den Aufbau der rabbinischen Lilith, die Bibelgläubigen würden sie als die vorsintflutlichen Frauen bezeichnen und die Kabbalisten als die Frauen der präadamischen Rassen. Sie sind keine Erdichtung – das ist sicher, wie fantastisch das Ausmaß ihres späteren Wachstums auch anmuten mag.

350 Als Anregung möchten wir einen kurzen Aufsatz im Theosophist vom August 1887 empfehlen, mit dem Titel „Esoteric Studies“. Sein Verfasser legt darin eine genaue okkulte Theorie dar, auch wenn sie für die Welt eine neue Idee ist. „Der Fortschritt der Monade geht einher mit dem Rückschritt der Form“, sagt er (S. 666), d. h. „mit der Abnahme der vis formativa.Weiter sagt er: „Wer weiß, welche Gestalt dem Ego in früheren Ringen (Runden oder Rassen?) als Träger diente? . . . Kann nicht der Typus des Menschen Teil der Simiadae in ihrer Verschiedenartigkeit gewesen sein? Könnte das Affenkönigreich des Ramayanas nicht auf einer weit entfernten Tradition beruhen, die sich auf eine Zeit bezieht, in der dies das gemeinsame Los, oder besser der Aspekt des Menschen war?“ . . . Und der Verfasser schließt seine sehr scharfsinnige, wenn auch allzu kurze Darlegung seiner Theorie mit Worten, die jeder wahre Okkultist unterschreiben würde: „Beim physikalisch-ätherischen Menschen muss eine Involution der Geschlechter stattfinden. So wie der physikalisch-astrale Mensch bei der Wiedergeburt von Wesen aus der unterhalb vom Menschen stehenden Klasse (aus tierischen Prototypen evolviert) abhängig war, wird der physikalisch-ätherische Mensch bei den anmutigen, wohlgestalteten, aus der Luftebene hervorgegangenen Klassen eine oder mehrere finden, die für seine folgenden Verkörperungen passend entwickelt sein werden, wenn erzeugte Formen gegeben sind – ein Vorgang, der die gesamte Menschheit nur sehr allmählich umfassen wird. Die (prä-?)adamischen und post-adamischen Rassen waren Riesen. Ihre ätherischen Gegenstücke könnten möglicherweise Liliputaner sein – schön, leuchtend, durchsichtig – aber was das Denkvermögen anbelangt, werden sie sicherlich Riesen sein.“ (S. 671, Artikel von Visconde de Figanière, M. T. G.)

351 Es mag eingewendet werden, das sei ein Widerspruch, da die erste Wurzelrasse 300.000.000 Jahre nach der Entwicklung der Vegetation erschien und der Keim des vegetabilen Lebens nicht Teil der ersten Rasse sein konnte. Er konnte, behaupten wir; denn bis zum Auftreten des Menschen in dieser Runde war die Vegetation von einer ganz anderen Art als heute und vollkommen ätherisch. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass kein Gras und keine Pflanze physisch werden konnte, bevor es keine tierischen und andere Organismen gab, die Kohlendioxid ausatmeten – welche die Vegetation für ihre Entwicklung, ihre Ernährung und ihr Wachstum benötigt. In ihren physischen und bis dahin erreichten Formen sind sie wechselseitig voneinander abhängig.

352Visconde de Figanière, M. T. G.“ („The Theosophist“, Aug. 1887, S. 676).

353 Es wird im Zohar gesagt, dass die „ursprünglichen Welten“ (Funken) nicht fortbestehen konnten, weil der Mensch noch nicht war. „Die menschliche Form enthält alles. Und da sie noch nicht existierte, wurden die Welten zerstört.“

354 Das ist die Bedeutung, wenn die Allegorie und das Symbol geöffnet und mithilfe des menschlichen Schlüssels oder des Schlüssels zur irdischen Anthroposophie gelesen werden. Diese Interpretation der „Archen“-Symbolik widerspricht nicht im Geringsten ihrem astronomischen und selbst theogonischen Schlüssel; noch irgendeiner anderen der sechs Bedeutungen. Auch erscheint sie nicht weniger wissenschaftlich als die modernen Theorien über den Ursprung des Menschen. Wie gesagt, es gibt sieben Schlüssel dafür, wie beim Rest.

355 Vendidad Sâdah“, siehe auch Bund XV; und J. Darmesteters Übersetzung der Vendidad“, „Sacred Books of the East“.

356 Siehe „Kabbalah Unveiled“, von S. L. MacGregor Mathers, S. 103-4.

357 Darwinsche Evolutionisten, die sich so gerne auf die Beweise für die Rückwandlung zum Originaltypus beziehen – dessen volle Bedeutung im Fall der menschlichen Monster in der esoterischen Lösung des embryologischen Problems liegt –, täten gut daran, sich nach dem Auftreten moderner Riesen zu erkundigen, die oft 8, 9 und sogar 11 Fuß groß sind. Solche Rückwandlungen stellen unvollkommene, aber nicht zu leugnende Reproduktionen des ursprünglichen, hoch aufragenden Menschen der Urzeit dar.

358 Siehe „Mythical Monsters“ von Ch. Gould, aus dessen interessantem und wissenschaftlichem Buch weiter unten ein paar Stellen angeführt sind. Siehe auch in A. P. Sinnetts „Occult World“ die Beschreibung einer Höhle im Himalaya, die mit den Überresten riesiger Menschen- und Tierknochen angefüllt ist.

359 Das dritte Auge befand sich an der Rückseite des Kopfes. Die Behauptung, dass die späteste hermaphroditische Menschheit „vierarmig“ war, enträtselt wahrscheinlich das Mysterium all der Darstellungen und Idole der exoterischen Götter Indiens. Auf der Akropolis von Argos befand sich eine ξόανον, eine roh geschnittene Holzstatue (Dädalus zugeschrieben), die einen dreiäugigen Koloss darstellt, der Zeus Triopas (dem Dreiäugigen) geweiht war. Das Haupt des „Gottes“ hat zwei Augen im Gesicht und eines am höchsten Punkt der Stirn. Sie wird als die archaischste aller alten Statuen betrachtet („Schol. Vatic. ad Eurip. Troad.“, 14).

360 Die Innere Schau kann seitdem nur durch Übung und Initiation erlangt werden, außer in den Fällen „natürlicher und geborener Magier“, Sensitiver und Medien, wie sie heute genannt werden.

361 Dieser Ausdruck „versteinert“ anstatt „verknöchert“ ist merkwürdig. Das „Hinterauge“, das natürlich die heute sogenannte Zirbeldrüse ist, die an der Rückseite des dritten Gehirnventrikels angehängte kleine, erbsenähnliche Masse grauer Nervensubstanz, soll fast ausnahmslos mineralische Ablagerungen und Sand enthalten, und „sonst nichts“ (Vide infra).

362 „Tief im Inneren des Kopfes, von dicker Haut und Muskeln überzogen, finden wir bei gewissen Tieren verschiedener Klassen wirkliche Augen, die nicht sehen“, sagt Haeckel. „Unter den Wirbeltieren . . . gibt es blinde Maulwürfe und Wühlmäuse, blinde Schlangen und Eidechsen. . . . Sie meiden das Tageslicht und leben . . . unter der Erde. Sie waren ursprünglich nicht blind, sondern stammen von Vorfahren ab, die im Licht lebten und wohl entwickelte Augen besaßen. Bei diesen blinden Tieren ist das verkümmerte Auge in allen Graden der Rückbildung unter dem undurchsichtigen Fell zu finden“ („The Origin and the Development of the Sense-Organs“, Haeckel). Wenn bei niederen Tieren gleich zwei Augen derartig verkümmern konnten, warum dann nicht ein Auge – die Zirbeldrüse – beim Menschen, der seinem physischen Aspekt nach ein höheres Tier ist?

363 Dem „Nervenäther“ Dr. B. W. Richardsons, F.R.S.; der Nervenaura des Okkultismus. Die „animalischen Geister“ (?) sind gleichbedeutend mit den Strömungen des zusammen­gesetzten Kreislaufs der Nervenaura.

364 Erinnern wir uns daran, dass die erste Rasse in den okkulten Wissenschaften als innerlich spirituell und äußerlich ätherisch dargestellt wird; die zweite als mental psycho-spirituell und körperlich ätherisch-physisch; die dritte zu Beginn noch des Intellekts entbehrend, ist ihrem Körper nach astro-physisch und lebt ein inneres Leben, in dem das psycho-spirituelle Element von den kaum im Entstehen begriffenen physiologischen Sinne noch überhaupt nicht gestört wird. Seine beiden vorderen Augen blicken nach vorne, ohne in die Vergangenheit noch in die Zukunft zu sehen. Das „Dritte Auge“ jedoch „umfasst die EWIGKEIT“.

365 Aber auf eine völlig andere Art als die von Haeckel beschriebene „Evolution durch natürliche Selektion im Kampf ums Dasein“ („The Pedigree of Man“, „Sense Organs“, S. 344). Die bloße „Wärmeempfindung der Haut“ für hypothetische Lichtwellen ist absurd ungeeignet, die im Auge existierende schöne Verbindung von Adaptionen zu erklären. Wir haben gezeigt, dass „natürliche Selektion“ ein reiner Mythos ist, wenn man ihr die Entstehung von Veränderungen zuschreibt (vide infra, Teil III, „Über die darwinistische mechanische Verursachung“); da das „Überleben des Tauglichsten“ lediglich dann eintreten kann, wenn nützliche Mutationen gleichzeitig mit verbesserten Organismen entstanden sind. Woher stammten die „nützlichen Mutationen“, die das Auge entwickelten? Nur aus „blinden, zweck- und planlos wirkenden Naturkräften?“ Die Beweisführung ist kindisch. Die wahre Lösung des Mysteriums ist in der unpersönlichen Göttlichen Weisheit zu finden, in ihrer Ideenbildung – die durch die Materie reflektiert wird.

366 Die Paläontologie hat nachgewiesen, dass im Känozoikum bei den Tieren – insbesondere den Sauriern wie z. B. dem vorsintflutlichen Labyrinthodon, dessen fossiler Schädel eine nicht auf andere Ursachen zurückzuführende Perforation aufweist – das dritte oder überzählige Auge sehr stark entwickelt gewesen sein muss. Mehrere Naturforscher, unter anderen E. Korscheldt, sind davon überzeugt, dass ein solches Auge bei den Reptilien der heutigen Zeit, ungeachtet der es bedeckenden undurchsichtigen Haut, lediglich Licht und Dunkelheit unterscheiden kann (wie das menschliche Auge, wenn es mit einem Taschentuch verbunden oder auch fest geschlossen ist), während es bei den heute ausgestorbenen Tieren funktionierte und ein echtes Sehorgan war.

367 Karma ist ein Wort mit vielerlei Bedeutungen, und für nahezu jeden seiner Aspekte existiert ein besonderer Ausdruck. Als Synonym für Sünde bedeutet es die Vollbringung einer beliebigen Handlung zur Erlangung eines weltlichen Gegenstands und daher einen Akt selbstsüchtigen Begehrens, was nichts anderes sein kann als zum Nachteil irgendeines anderen. Karma ist Handlung, die Ursache. Und Karma ist wiederum das „Gesetz der ethischen Ursächlichkeit“, die Wirkung einer selbstsüchtig ausgeübten Handlung angesichts des großen Gesetzes der Harmonie, die vom Altruismus abhängt.

368 Die Gegner der Karma-Lehre sollten sich an die Tatsache erinnern, dass es absolut unmöglich ist, den Pessimisten mit anderen Daten zu antworten. Ein festes Verständnis der Grundzüge des karmischen Gesetzes verwirft die gesamte Basis des imposanten, von den Schülern Schopenhauers und v. Hartmanns aufgerichteten Gefüges.

369 Die Lehre und Theologie der Calvinisten. „Der Plan Gottes, sämtliche Ereignisse seit der Ewigkeit umfassend“ (der zum Fatalismus wird und den freien Willen und jeden Versuch, ihn zum Guten auszuüben, ertötet). . . . . „Er ist die Vorbestimmung oder Zuteilung der Menschen für immerwährende Seligkeit oder immerwährendes Elend“ (Katechismus). Was für eine edle und ermutigende Lehre das ist!

370 Um Karma dem westlichen Verstand leichter begreiflich zu machen, der besser mit der griechischen als mit der arischen Philosophie vertraut ist, versuchten einige Theosophen, es mit Nemesis zu übersetzen. Wäre Letztere den Profanen des Altertums so bekannt gewesen, wie sie von den Initiierten verstanden wurde, bestünden keine Einwände gegen diese Übersetzung des Ausdrucks. In Wirklichkeit aber wurde sie von der griechischen Fantasie allzu sehr anthropomorphisiert, als dass man sie ohne sorgfältig ausgearbeitete Erklärungen verwenden könnte. Bei den frühen Griechen, von „Homer bis Herodot, war sie keine Göttin, sondern vielmehr ein moralisches Empfinden“, sagt Decharme; der Schutzwall gegen das Böse und die Unsittlichkeit. Wer ihn überschreitet, begeht in den Augen der Götter einen Frevel und wird von Nemesis verfolgt. Aber mit der Zeit wurde jene „Empfindung“ vergöttlicht, und seine Personifikation wurde zu einer immer Verderben bringenden und strafenden Göttin. Wenn wir daher Karma mit Nemesis in Verbindung bringen wollen, müssen wir dabei ihren dreifachen Charakter als Nemesis, Adrasteia und Themis berücksichtigen. Denn, während Letztere die Göttin der universalen Ordnung und Harmonie ist, wie Nemesis damit beauftragt, jede Überschreitung zu unterdrücken und den Menschen unter strenger Strafe in die Schranken der Natur und Rechtschaffenheit zu verweisen, repräsentiert Adrasteia – die „Unentrinnbare“ – Nemesis als die unveränderliche Wirkung von Ursachen, die der Mensch selbst geschaffen hat. Als die Tochter der Dike ist Nemesis die gerechte Göttin, die ihren Zorn für jene allein aufspart, die vor lauter Stolz, Selbstsucht und Ruchlosigkeit rasend sind (siehe „Mesomed., Hymn. Nemes.“, Vers 2, aus Brunck, „Analecta“, II. S. 292; angeführt in „Mythologie de la Grèce Antique“, S. 304) Kurz gesagt, während Nemesis eine mythologische, exoterische Göttin oder Macht ist, personifiziert und anthropomorphisiert in ihren verschiedenen Aspekten, ist Karma eine höchst philosophische Wahrheit, ein höchst göttlicher, edler Ausdruck der ursprünglichen Intuition des Menschen bezüglich der Gottheit. Es ist eine Lehre, die den Ursprung des Bösen erklärt und unsere Vorstellungen von dem, was göttliche, unveränderliche Gerechtigkeit sein sollte, veredelt anstatt die unbekannte und unerkennbare Gottheit zu erniedrigen, indem sie aus ihr die launenhafte, grausame Tyrannin macht, die wir Vorsehung nennen.

371 Pralaya – der Begriff wurde bereits erläutert – bezieht sich nicht nur auf alle „Nächte Brahmâs“ oder auf die Auflösung der Welt, die einem jeden Manvantara folgt, was 71 Maha-Yugas entspricht. Er bezieht sich ebenso auf alle „Verdunklungen“ und selbst auf alle Kataklysmen, die sämtlichen Wurzelrassen ein Ende bereiten, abwechselnd durch Feuer und Wasser. Pralaya ist als Ausdruck vergleichbar mit dem Wort „Manu“ – dem Gattungsnamen der Sishtas, die unter der Bezeichnung „König“ in den Puranas als „mit dem Samen aller Dinge in einer Arche vor den Wassern dieser Sintflut“ bewahrt dargestellt werden (oder vor den Bränden einer allgemeinen vulkanischen Feuersbrunst, deren Beginn für unsere fünfte Rasse wir bereits in den schrecklichen Erdbeben und Eruptionen dieser letzten und insbesondere des gegenwärtigen Jahres sehen), . . . . „die sich zu Beginn eines Pralayas über die Welt (die Erde) ausbreitet“ (siehe Vorwort, s. lxxxi zu Wilsons Vishnu Purana“). Zeit ist lediglich eine Form „Vishnus“ – wahrhaftig, wie Parashara im Purana sagt. In den indischen Yugas und Kalpas haben wir die regelmäßig absteigende Zahlenreihe 4 - 3 - 2, gefolgt von einer den jeweiligen Erfordernissen esoterischer Zwecke entsprechenden Anzahl von Nullen, aber nicht, wie Wilson und andere Orientalisten annahmen, „sektiererischer Verschönerungen“ wegen. Ein Kalpa kann ein Zeitalter oder ein „Tag“ Brahmâs oder ein siderisches Kalpa sein, astronomisch oder irdisch. Diese Berechnungen finden sich in allen Puranas, aber einige sind anders – wie z. B. „das Jahr der sieben Rishis, 3.030 Jahre der Sterblichen, und das Jahr Dhruvas, 9.090 Jahre der Sterblichen im Linga-Purana“; beide sind wiederum esoterisch und repräsentieren tatsächliche (geheime) Chronologie. Wie im „Brahmâ Vaivarta“ gesagt wird: „Die Chronologen berechnen das Kalpa mittels Brahmâs Leben. Es gibt zahlreiche kleinere Kalpas wie Samvarta und die Übrigen.“ „Kleinere Kalpas“ bedeutet hier jede Periode der Zerstörung, wie Wilson selbst korrekt verstand, der sie erklärt als „jene, in denen der Samvarta-Wind oder andere zerstörerische Kräfte wirken.“ (Vishnu-Purana“, S. 54, Bd. I)

372 Eine Intuition und eine Ahnung bezüglich der Sishtas findet sich in Sinnetts „Esoteric Buddhism“, 5. Auflage. Siehe „Annotations“ – die „Noah’s Ark Theory“, S. 146, 147.

373 Die Tatsache, dass Manu selbst die Worte in den Mund gelegt werden, er sei von Viraj erschaffen worden und hätte daraufhin die zehn Prajapatis hervorgebracht, die selbst wiederum 7 Manus erzeugten, welche ihrerseits wieder 7 weitere Manus ins Dasein brachten, („Manu“, I, 33-36) bezieht sich auf andere, noch ältere Mysterien und ist gleichzeitig eine Blende bezüglich der siebenfältigen Kette und der gleichzeitigen Evolution der sieben Menschheiten oder Menschen. Wie auch immer, das vorliegende Werk wurde auf der Grundlage der Geheimlehre des Vorhimalayas verfasst, und die brahmanische Esoterische Philosophie könnte heute eine andere Form haben, so wie die Kabbala auch. Doch im grauen Altertum waren sie identisch.

374 Dafür existiert noch ein weiterer esoterischer Grund. Ein Vaivasvata ist der siebte Manu, weil unsere gegenwärtige Runde, obwohl sie die vierte ist, im prä-siebenfältigen Manvantara ist und die Runde selbst sich in ihrem siebten Zustand der Materialität oder Physikalität befindet. Der Schluss am mittleren Rassenpunkt trat während der vierten Wurzelrasse ein, als der Mensch und die gesamte Natur ihren niedersten Zustand grober Materie erreichten. Seit jener Zeit, d. h. seit dem Ablauf der dreieinhalb Rassen, befinden sich die Menschheit und die Natur im aufsteigenden Bogen ihres Rassenzyklus.

375 Das jedem Yuga vorangehende Intervall wird Sandhya genannt und besteht aus derselben Anzahl von Jahrhunderten wie Jahrtausende in dem Yuga enthalten sind; und am Ende des Letzteren folgt ein Sandhyamsa, und es dauert ähnlich lang, wie uns im Vishnu-Purana“ gesagt wird. „Das Intervall zwischen dem Sandhya und dem Sandhyamsa ist das Yuga; es wird mit Namen wie Krita, Treta etc. etc. bezeichnet. Die (vier) Krita, Treta, Dvapara und Kali bilden zusammen ein großes Zeitalter oder eine Zusammenfassung von vier Zeitaltern; eintausend solcher Zusammenfassungen sind ein Tag Brahmâs; und vierzehn Manus regieren in diesem Zeitabschnitt.“ Müssten wir das nun buchstäblich auffassen, gäbe es in jeweils 4.320.000.000 Jahren lediglich einen einzigen Manu. Da uns gelehrt wird, dass die zwei niederen Reiche für ihre Evolution 300 Millionen Jahre brauchten und dass unsere Menschheit gerade einmal knapp über 18 Millionen Jahre alt ist – wo waren dann die anderen erwähnten Manus, wenn nicht die Allegorie dieselbe Bedeutung hat wie die esoterische Lehre, nämlich dass jeder der 14 mit 49 multipliziert wird?

376 Die Worte ,,Schöpfung“, „Auflösung“, usw. geben die wahre Bedeutung von Manvantara und Pralaya nicht korrekt wieder. Das Vishnu-Purana“ zählt verschiedene auf: „Die Dinge lösen sich auf viererlei Arten auf“, lässt es Parashara sagen: Naimittika (gelegentlich), wenn Brahmâ schlummert (seine Nacht, wenn ,,am Ende seines Tages eine Wiederverschmelzung des Universums stattfindet, Brahmâs gelegentliche Wiederverschmelzung genannt“, da Brahmâ dieses Weltall selbst ist); „Prakritika (elemental), wenn die Rückkehr dieses Weltalls in seine ursprüngliche Natur partiell und physisch ist; Atyantika (absolut), Identifikation des verkörperten mit dem unkörperlichen höchsten Geist – mahatmischer Zustand, entweder zeitweilig oder bis zum folgenden Maha-Kalpa: auch absolute Verdunklung – wie die einer ganzen Planetenkette etc.; und Nitya (beständig), das Maha-Pralaya des Universums, Tod – für den Menschen, Nitya ist die Auslöschung des Lebens, gleich der Löschung einer Lampe“, auch „im nächtlichen Schlaf“. Nitya-Sarga ist ,,fortwährende oder beständige Schöpfung“, während Nitya-Pralaya ,,fortwährende oder beständige Zerstörung alles Geborenen“ ist. „Was auf eine kleinere Auflösung folgt, wird als flüchtige Schöpfung bezeichnet. . . . Das ist Samyama.“ (Erschaffung, Existenz und Auflösung) (Vishnu-Purana“, I, Kap. vii) Der Gegenstand ist so schwierig, dass wir gezwungen sind, unsere Behauptungen zu wiederholen.

377 Siehe aber die vortreffliche Definition von Parabrahman und dem Logos in T. Subba Rows Vorlesungen über die Bhagavadgita in den ersten Ausgaben des „Theosophist“ aus dem Jahr 1887, Ausgaben Februar, März, April und Mai.

378 Siehe vorige Fußnote.

379 Siehe „Manu“, I, 32, 33. In einem anderen Sinn ist Vaisvanara das lebendige magnetische Feuer, welches das manifestierte Sonnensystem durchströmt. Es ist der objektivste (obwohl für uns das Gegenteil) und immer gegenwärtige Aspekt des einen Lebens, denn es ist das Vitalprinzip (siehe „Theosophist“, Juli 1883, S. 249). Es ist auch ein Name von Agni.

380 In der Periode der sogenannten sekundären Schöpfung. Über die primäre, in der die Erde über die drei Elementarreiche verfügt, können wir aus unterschiedlichen Gründen nicht sprechen; einer davon ist, dass außer einem großen Seher oder von Natur aus Intuitiven niemand dazu imstande sein wird zu verstehen, was niemals in irgendwelchen gegenwärtigen Begriffen formuliert werden kann.

381 Hippokrates sagte, die Zahl sieben „strebe durch ihre verborgenen Kräfte nach der Vollendung aller Dinge, sie sei die Lebensspenderin und die Quelle aller seiner Veränderungen“. Er teilte das Leben der Menschen in sieben Epochen (Shakespeare), denn „da der Mond seine Phasen alle sieben Tage ändert, beeinflusst diese Zahl auch alle sublunaren Wesen“ und selbst die Erde, wie wir wissen. Die Zähne eines Kindes erscheinen im siebten Monat und mit sieben Jahren kommen die zweiten; mit zweimal sieben Jahren beginnt die Pubertät, mit dreimal sieben sind seine mentalen und vitalen Kräfte entwickelt. Mit viermal sieben hat er seine volle Stärke erreicht. Im Alter von fünfmal sieben sind seine Leidenschaften am stärksten entwickelt etc. etc. So verhält es sich auch mit der Erde. Sie befindet sich jetzt in ihrem mittleren Alter, ist deshalb aber nur sehr wenig weiser. Das Tetragrammaton, der vierbuchstabige heilige Name der Gottheit, kann auf der Erde nur aufgelöst werden, indem es durch das aus der verborgenen Tetraktys hervorgehende manifestierte Dreieck siebenfältig wird. Daher muss auf dieser Ebene die Zahl sieben gewählt werden. Wie in der Kabbala, „Die größere heilige Versammlung“, V. 1161 geschrieben steht: „Denn sicherlich ist keine Dauerhaftigkeit in jenen sechs, außer dem (was sie herleiten) aus dem Siebten. Denn alle Dinge hängen vom Siebten ab.“

382 Der Hl. Augustin sagt über Jesus: „Er ist ein Fisch, der inmitten der Wasser lebt.“ Die Christen bezeichneten sich in ihren heiligen Mysterien selbst als „kleine Fische“ – Pisciculi. „So viele im Wasser aufgewachsene Fische und von einem großen Fisch errettet“, sagt Tertullian über die Christen und Christus und die Kirche.

383 „Esoteric Buddhism“, S. 65.

384 Dieses Ereignis, nämlich die Zerstörung der berühmten Insel Ruta und der kleineren Insel Daitya, das sich vor 850.000 Jahren im späten Pliozän ereignete, darf nicht mit dem Untergang des Hauptkontinents von Atlantis im Miozän verwechselt werden. Die Geologen können nicht das Miozän so verlegen, dass es vor lediglich 850.000 Jahren stattfand, wie sie es immer wieder machen; vielmehr ging der Hauptteil von Atlantis in Wirklichkeit vor mehreren Millionen Jahren unter.

385 Huxley teilt diese Rasse in die fünffältige Gruppe der Australoiden, Negroiden, Mongoloiden, Xanthochroer und Melanochroer – die alle aus eingebildeten Anthropoiden hervorgehen. Während er gegen jene protestiert, die sagen, „dass die strukturellen Verschiedenheiten zwischen Menschen und Affen klein und unbedeutend sind“, und hinzufügt, dass „jeder Knochen des Gorillas ein Merkmal trägt, durch das er von einem entsprechenden menschlichen Knochen unterschieden werden kann“, und dass „zumindest im gegenwärtigen Zustand der Schöpfung kein Zwischenwesen die Kluft ausfüllt, die den Menschen von dem Troglodyten trennt“ – fährt der große Anatom doch fort, von den affenartigen Merkmalen am Menschen zu sprechen! (Siehe de Quatrefages, „The Human Species“, S. 113)

386 Das ist vielleicht der Grund, warum selbst die Osterinsel mit ihren wundersamen gigantischen Statuen – eine sprechende Zeugin für einen versunkenen Kontinent mit einer zivilisierten Menschheit darauf – kaum irgendwo in modernen Enzyklopädien erwähnt wird. Ihre Erwähnung wird, ausgenommen in einigen Reiseführern, sorgfältig vermieden; die moderne Wissenschaft hat eine unabstreitbare Vorliebe, dem gebildeten Publikum auf persönlichen Steckenpferden beruhende Hypothesen als wohlbegründete Einsicht aufzuzwingen; Vermutungen an Stelle von Wissen zu bieten und sie „wissenschaftliche“ Schlussfolgerungen zu nennen. Ihre Spezialisten werden eher tausendundeine widersprüchliche Spekulationen entwickeln als eine einzige unangenehme, selbstverständliche Tatsache einzugestehen – und unter diesen Spezialisten ragen Haeckel und seine englischen Bewunderer und Mitdenker besonders hervor. Doch „sie sind Autoritäten“ – sollten wir uns ernsthaft erinnern. Was soll das? Der römische Papst ist auch eine Autorität, und zwar eine unfehlbare – für seine Anhänger; wobei die merkwürdige Fehlbarkeit der wissenschaftlichen Spekulation periodisch mit jedem Wechsel der Mondphasen bewiesen wird.

387 Die besten unserer modernen Novellisten beginnen, obwohl sie weder Theosophen noch Spiritualisten sind, nichtsdestoweniger sehr psychologische und bedeutsame okkulte Träume zu haben. Zeugnis dafür legt im okkulten Bereich Louis Stevenson mit seinem Dr. Jekyll und Mr. Hyde ab, einem der großartigsten psychologischen Aufsätze. Hatte auch der aufstrebende Novellist Rider Haggard einen prophetischen oder vielmehr einen rückblickenden hellseherischen Traum, bevor er „She“ schrieb? Sein kaiserliches Kôr, die große Stadt der Toten, deren überlebende Einwohner nach Norden segelten, nachdem die Pest nahezu die ganze Nation getötet hatte, scheint in seinen allgemeinen Umrissen aus den unvergänglichen Seiten der alten archaischen Berichte herauszutreten. Ayesha bemerkt, „dass die nach Norden gesegelten Menschen zu den Vätern der ersten Ägypter geworden sein könnten“. Er scheint dann eine Zusammenfassung gewisser im „Esoteric Buddhism“ angeführter Briefe eines Meisters zu versuchen, denn sie sagt: „Von Zeit zu Zeit schieden einige Nationen, und zwar reiche und starke und in den Künsten gelehrte Nationen, dahin und wurden vergessen, sodass keine Erinnerung an sie blieb. Diese (die Nation von Kôr) ist nur eine davon, denn die Zeit verzehrt das Werk des Menschen, wenn er nicht tatsächlich Höhlen gräbt wie das Volk von Kôr, und dann verschlingt sie vielleicht das Meer oder sie werden von Erdbeben verschüttet. . . . . Doch wurden diese Menschen nicht vollständig vernichtet, wie ich glaube. Einige wenige blieben in den anderen Städten übrig, denn sie besaßen viele Städte. Aber die Barbaren . . . fielen über sie her und nahmen ihre Frauen zu Gemahlinnen, und siehe da, das Geschlecht der Amahagger, heute eine entartete Sippe der mächtigen Söhne Kôrs, wohnt in den Gräbern bei den Gebeinen seiner Väter. . .“ (S. 180, 181).
Hier scheint der geschickte Romanschreiber die Geschichte aller heute entarteten und versunkenen Rassen der Menschheit wiederzugeben. Die Geologen und Anthropologen möchten den Affenmenschen als Nachfahren des Homo primigenius an die Spitze der Menschheit setzen, „von dem uns bis heute noch keine Fossilien bekannt sind“, der jedoch „möglicherweise dem heute noch lebenden Orang-Utan und dem Gorilla ziemlich nahestanden“ (Haeckel). Als Antwort auf sein „möglicherweise“ zeigen die Okkultisten auf eine andere und wahrscheinlichere Möglichkeit – nämlich auf das in unserem Text Veröffentlichte (siehe oben).

388 Siehe Stanze II, ante. Das würde die großen Unterschiede und die Verschiedenheit der intellektuellen Fähigkeiten von Rassen, Nationen und Individuen erklären. Die inkarnierenden Kräfte und Prinzipien mussten das vergangene Karma der Monaden, zu deren Körpern sie zukünftig als Zwischenglied agieren sollten, in Betracht ziehen und ihre Wahl treffen, als sie sich in die von der ersten, verstandeslosen (ohne Manas) Rasse evolvierten menschlichen Vehikel inkarnierten oder sie in anderen Fällen lediglich beseelten. Außerdem ist, wie im „Esoteric Buddhism“ (S. 30) richtig gesagt wird, „das fünfte Prinzip oder die menschliche (intellektuelle) Seele im Großteil der Menschheit selbst heute noch nicht vollständig entwickelt“.

389 Der inkarnierte Logos, Krishna, sagt in der „Bhagavadgita“: „So wurden in längst vergangenen Tagen die sieben großen Rishis und die vier vorhergehenden Manus, die von meiner Natur sind, aus meinem Gemüt geboren, und aus ihnen entstammt die Welt.“ (Kap. X, Vers 6)
Mit den sieben großen Rishis sind hier die sieben großen Rupa-Hierarchien oder Klassen von Dhyan Chohans gemeint. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Saptarishi (die sieben Rishis) die Regenten der sieben Sterne des großen Bären sind und daher von derselben Natur wie die Planetenengel oder die sieben großen Planetengeister. Sie alle wurden auf der Erde in verschiedenen Kalpas und Rassen als Menschen wiedergeboren. Ferner sind „die vier vorangegangenen Manus“ die vier Klassen der ursprünglichen Arupa-Götter – die Kumaras, die Rudras, die Asuras etc.: Von ihnen wird ebenso behauptet, sie hätten sich inkarniert. Sie sind nicht die Prajapati wie die Ersteren, sondern die sie beseelenden Prinzipien – einige von ihnen inkarnierten sich in Menschen, andere machten die Menschen lediglich zu Vehikeln ihres Widerscheins. Wie Krishna wahrhaftig sagt – dieselben Worte wurden später von einem anderen Vehikel des Logos wiederholt – „Ich bin derselbe für alle Wesen. . . . jene, die mich verehren (das sechste Prinzip oder die intellektuelle, Göttliche Seele, Buddhi, bewusst gemacht durch ihre Vereinigung mit den höheren Eigenschaften von Manas), sind in mir, und ich bin in ihnen“ (ebenda, 29). Der Logos, der keine Persönlichkeit ist, sondern das universale Prinzip, wird von allen aus seinem Gemüt geborenen göttlichen Kräften repräsentiert – von den reinen Flammen, oder den „intellektuellen Atem“, wie sie im Okkultismus genannt werden, – von jenen Engeln, von denen gesagt wird, sie hätten sich selbst unabhängig gemacht, d. h. sie gingen aus dem passiven und ruhenden in den aktiven Zustand des Selbstbewusstseins über. In dieser Weise betrachtet wird die wahre Bedeutung Krishnas verständlich. Siehe jedoch Subba Rows ausgezeichnete Vorlesung über die Bhagavadgita („Theosophist“, April, 1887, S. 444).

390 In einer Vorlesung zitiert Professor Pengelly, F.R.S., Professor Oliver in dem Sinn, „dass die gegenwärtige Flora der atlantischen Inseln keinen wirklichen Beweis für eine frühere unmittelbare Verbindung mit dem Festland der Neuen Welt liefert“, fügt aber gleichzeitig hinzu, dass „zu irgendeiner Zeit der Tertiärperiode das nordöstliche Asien mit dem nordwestlichen Amerika vereint war, möglicherweise durch die Linie, auf welcher sich jetzt die Inselkette der Aleuten erstreckt“. So kann die okkulte Wissenschaft allein die Widersprüche und Unschlüssigkeiten der modernen Wissenschaft schlichten. Darüber hinaus beruht das Argument für die Existenz von Atlantis sicherlich nicht nur auf der Botanik.

391 Wie in der Einleitung gezeigt liegt, es auf der Hand, dass weder der Name Lemuriens noch selbst der von Atlantis die wirklichen archaischen Namen der verschwundenen Kontinente sind. Wir nahmen sie lediglich der Klarheit wegen an. Der Name Atlantis wurde jenen Teilen des versunkenen Kontinents der vierten Rasse gegeben, die sich „jenseits der Säulen des Herkules“ befanden und sich nach der allgemeinen Umwälzung zufällig über Wasser halten konnten. Der letzte Überrest davon – Platons Atlantis, oder „Poseidonis“ (ein weiterer Ersatz oder vielmehr eine Übersetzung des wirklichen Namens) – war vor ungefähr 11.000 Jahren der letzte Bereich des Kontinents, der sich noch über Wasser befand. In den Puranas sind die meisten der korrekten Namen der Länder und Inseln beider Kontinente angegeben. Sie jedoch explizit anzuführen, wie sie sich in anderen Werken wie z. B. im Surya Siddhanta finden, würde allzu langwierige Erklärungen notwendig machen. Wenn die beiden in früheren Schriften zu schwach miteinander verbunden zu sein scheinen, muss dies auf eine unachtsame Lektüre und mangelnde Reflexion zurückzuführen sein. Wenn die Europäer vor Zeitaltern als Arier bezeichnet werden und der Leser sie dann mit den Hindus verwechselt und die Letzteren mit der vierten Rasse, da sie (einige von ihnen) auf dem alten Lanka lebten – wird die Schuld dafür wohl nicht der Schreiberin zufallen.

392 Siehe Professor Danas Aufsatz, „American Journal of Science“, III. v. 442, 443; Prof. Winchells World-Life“; und andere geologische Werke.

393 Zum Thema der periodischen Hebung und Senkung der Äquatorial- und Polarregionen und der sich daraus ergebenden klimatischen Veränderungen sagt Winchell (Professor für Geologie in Michigan): „Da die hier betrachteten Bewegungen zyklisch sind, würden die gleichen Bedingungen immer wiederkehren; und dementsprechend könnte die gleiche Fauna immer wieder in die gleiche Region zurückkehren, mit Intervallen der Besetzung durch eine andere Fauna. Die fortschreitende Sedimentation würde die Aufzeichnungen solcher Veränderungen der Fauna bewahren; und im Versatz der vertikalen und horizontalen Verteilung der fossilen Überreste würden neben anderen Phänomenen ‚Kolonien‘ und ‚Wiedererscheinungen‘ der Fauna dargestellt. Dergleichen Erscheinungen sind den Geologiestudenten wohl bekannt.“ („Effects of Astronomical changes“)

394 „Halbwüchsige Babys“ im Vergleich mit ihren riesigen Brüdern in anderen Zonen. Das würde uns auch so ergehen.

395 Das bezieht sich auf Lemurien.

396 Es gibt natürlich noch andere Zyklen, Zyklen in Zyklen – und gerade das macht die Berechnungen der Rassenereignisse so schwierig. Der Umlauf der Ekliptik wird in 25.868 Jahren vollendet, und die Berechnungen für unsere Erde zeigen, dass der Äquinoktialpunkt jährlich 50' 10'' zurückläuft. Doch innerhalb dieses Zyklus existiert noch ein weiterer. Es wird gesagt: „Da ihm die Apsis jährlich um 11' 24'' entgegenläuft (siehe den Artikel über Astronomie in der „Encyklopaedia Brittanica“), vollendet sie eine komplette Umdrehung in einhundertfünfzehntausenddreihundertzwei Jahren (115.302).“ Die gegenseitige Annäherung des Äquinoktiums und der Apsis ist die Summe dieser Bewegungen, 61' 34''. Und deshalb kehrt das Äquinoktium nach 21.128 Jahren zur selben Position im Verhältnis zur Apsis zurück.“ In „Isis Unveiled“, Bd. I, erwähnten wir diesen Zyklus im Verhältnis zu anderen Zyklen. Jeder hat einen bestimmten Einfluss auf die zeitlich mit ihm zusammenfallende Rasse.

397 Siehe „Über die Dauer der Zeitalter und Zyklen“ am Ende dieser Stanze.

398 H. A. Taine, „History of English Literature“, S. 23.

399 Zitiert in „Atlantis“ etc., S. 132.

400 Siehe auch „Pneumatologie des Esprits“, Bd. III, S. 55, de Mirville.

401 Die erste und zweite besitzen, ebenso wie Bartholdis Statue, einen Eingang am Fuß, welcher durch eine in den Felsen gehauene Wendeltreppe in die Köpfe hinaufführt. Der hervorragende französische Archäologe und Anthropologe Marquis de Nadaillac bemerkt in seinem Werk mit Recht, dass niemals in alter und neuer Zeit eine kolossalere menschliche Figur gefertigt worden sei als die erste der beiden.

402 „Pierres Animées et parlantes.“, S. 283. „Théologie de la Pierre“, S. 270.

403 Saturn ist Kronos – „Zeit“. Dass er Jupiter Lapis verschlang, könnte sich eines Tages als Prophezeiung erweisen. „Petrus, (Kephas, Lapis) ist der Stein, auf dem die römische Kirche erbaut ist“, wird uns versichert. Doch wird Kronos ihn eines Tages ebenso „verschlingen“ wie er Jupiter Lapis und selbst noch größere Charaktere verschlang.

404 Dieselbe natürlich, wie das „stille, sanfte Sausen“, das von Elias nach dem Erdbeben an der Tür der Höhle gehört wurde. (1 Könige, 29,12.)

405 Die Wackel- oder Schaukelsteine haben verschiedene Namen; Clach Brath bei den Kelten, „Stein des Schicksals oder des Gerichts“; Wahrsagestein oder „Stein des Gottesgerichts“ und Orakelstein; der sich bewegende und beseelte Stein der Phönizier; der dröhnende Stein der Iren. Die Bretagne hat ihre „pierres branlantes“ von Huelgoat. Sie finden sich in der Alten und in der Neuen Welt; auf den Britischen Inseln, in Frankreich, Spanien, Italien, Russland, Deutschland etc., sowie auch in Nordamerika (siehe Hodsons „Letters from North America“, Bd. II. S. 440). Plinius spricht von verschiedenen in Asien („Hist. Nat. Lib. I“, Kap. 96); und Apollonios von Rhodos spricht weitläufig über die Schaukelsteine und sagt, sie seien die „auf die Spitze der Hügelgräber gestellten Steine und derartig empfindlich, dass sie selbst durch Gedanken bewegt werden könnten“ (Akerman, „Archæological Index“, S. 34), was sich zweifellos auf die alten Priester bezieht, die solche Steine durch Willenskraft aus der Entfernung bewegen konnten.

406 Siehe unter anderen „History of Paganism in Caledonia“ von Dr. Th. A. Wise, F.R.A.S. etc.

407 Wenn Ham ein Titan oder Riese war, dann nicht mehr als Sem und Japhet. Sie alle sind entweder kanaäische Titanen, wie Faber zeigt, oder Mythen.

408 Diodoros Siculus versichert, zur Zeit der Isis seien alle Menschen noch von großer Gestalt gewesen, und sie wurden von den Hellenen als Riesen bezeichnet. „Οἱ δ’εν Αἰγύπτῳ μυθολογοῦσι κατὰ τὴν ᾽Ισιδὸς ἡλικίαν γεγονέναι τίνας πολυσωμάτους.

409 „Es ist schwer“, schreibt Creuzer, „in den Bauten von Tiryns und Mykene nicht angeblich von himmlischen Mächten bewegte planetarische Kräfte zu vermuten, analog den berühmten Daktylen“ („Pélasges et Cyclopes“). Bis zum heutigen Tag befindet sich die Wissenschaft in Bezug auf die Zyklopen in Unwissenheit. Man nimmt an, dass sie alle sogenannten „zyklopischen“ Werke erbauten, deren Aufrichtung mehrere Regimente von Riesen erfordert hätte. Und doch waren es ihrer im Ganzen lediglich siebenundsiebzig (oder ungefähr einhundert, wie Creuzer meint). Sie werden alle „Baumeister“ genannt, und der Okkultismus nennt sie die Initiatoren, die dadurch, dass sie einige Pélasger initiierten, den Grundstein zur wahren Maurerei legten. Herodot bringt die Zyklopen mit Perseus in Verbindung, „dem Sohn eines assyrischen Dämonen“ (I, VI, S. 54). Raoul Rochette fand, dass Palämonios, der Zyklop, dem ein Heiligtum errichtet wurde, der „Tyrische Herkules“ war. Auf jeden Fall erbaute er die mit geheimnisvollen Zeichen bedeckten heiligen Säulen von Gadir, für welche Apollonios von Tyana als einziger seiner Zeit den Schlüssel besaß; ebenso fanden sich Zeichen auf diesen Säulen, die auch auf den Mauern von Ellora gefunden werden können, den gigantischen Ruinen des Tempels von Vishvakarman, „des Baumeisters und Künstlers der Götter“.

410 Richardson und Barth sollen überrascht gewesen sein, in der Wüste Sahara dieselben trilithisch aufgerichteten Steine zu finden, die sie in Asien, Tscherkessien, Etruria und im gesamten nördlichen Europa gesehen hatten. Rivett-Carnac, B.C.S, aus Allahabad, der hervorragende Archäologe, zeigt dieselbe Überraschung über die von Sir J. Simpson gegebene Beschreibung der becherförmigen Zeichen auf Steinen und Felsen in England, Schottland und anderen westlichen Ländern – die eine „außerordentliche Ähnlichkeit darbieten“ mit „den Zeichen auf den die Hügel einfassenden Fallblöcken in der Nähe von Nagpur“ (der Schlangenstadt). Der hervorragende Gelehrte sah darin „eine weitere und ganz außerordentliche Ergänzung der Masse an Beweisen . . . dass ein Zweig der nomadischen Stämme, die in früher Zeit Europa überschwemmten, auch nach Indien vordrang“. Wir sagen Lemurien, Atlantis und seine Riesen und die frühesten Rassen der fünften Wurzelrasse hatten insgesamt alle etwas zu tun mit diesen Betylen, Lithois und „magischen“ Steinen. Die von Sir J. Simpson bemerkten tassenförmigen Vertiefungen und die von Rivett-Carnac gefundenen „in die Oberflächen“ von Felsen und Denkmälern „eingebrachten Vertiefungen unterschiedlicher Größe, von 152 mm bis 38 mm tief, . . . . . sind gewöhnlich in senkrechten Zeilen angeordnet und hinsichtlich Anzahl, Größe und Anordnung der Schalen in vielerlei Varianten vorhanden“; dabei handelt es sich lediglich um schriftliche Aufzeichnungen der ältesten Rassen. Wer auch immer die Abbildungen solcher Zeichen, die in den „Archæological Notes on Ancient Sculpturings on Rocks“ zu finden sind, aufmerksam untersucht, wird darin die ursprüngliche Art des Aufzeichnens oder Überlieferns erkennen; etwas Derartiges wurde von den amerikanischen Erfindern des Morsezeichenalphabets in die Telegrafenschrift übernommen, das uns an die Oghamschrift erinnert, eine Verbindung von „in Sandstein geritzten“ langen und kurzen Strichen, wie sie Rivett-Carnac beschreibt. Schweden, Norwegen und Skandinavien sind voller solcher schriftlicher Aufzeichnungen, denn die Runen folgten den Tassenzeichen und den langen und kurzen Strichen. In „Johannes Magnus in folio“ ist die Darstellung des Halbgottes zu sehen, des Riesen Starchaterus (Starkad, des Schülers Kroszharsgranis, des Magiers), der unter jedem Arm einen gewaltigen, mit Runen bedeckten Stein trägt. Dieser Starkad kam, der skandinavischen Legende zufolge, nach Irland und vollbrachte wunderbare Taten im Norden und Süden, im Osten und Westen (siehe „Asgard and the Gods“).

411 Charton, der Verfasser von Voyageurs anciens et modernes“, angeführt von de Mirville.

412 Wie H. Lizeray in seiner „Trinité Chrétienne Dévoilée“ – zeigt, übermittelt der zwischen den unveränderlichen Vater (den Pol, den einen festen Punkt) und die veränderliche Materie gestellte Drache der Letzteren die Einflüsse, die er vom Ersteren empfängt, daher sein Name – das Verbum.

413 Von den Ägyptern in Form einer Schlange mit einem Habichtkopf symbolisiert.

414 Von Dr. W. Geiger auch übersetzt als die „glückseligen Unsterblichen“; doch die erste Übersetzung ist korrekter.

415 Diese „Sieben“ wurden die Acht, die Ogdoad der späteren materialisierten Religionen, da das siebte oder höchste Prinzip nicht mehr der durchdringende Geist war, die Synthese, sondern zu einer anthropomorphen Zahl oder zusätzlichen Einheit wurde.

416 Diese Elemente sind: das kosmische, das irdische, das mineralische, das vegetabile, das animalische, das wässrige und schließlich das menschliche – in ihren physischen, spirituellen und psychischen Aspekten.

417 Der hinzufügt, dass die Ägypter für die Darstellung der Pole über verschiedene Methoden verfügten. In PerrysView of the Levant“ findet sich „ein Schaubild, das den Südpol der Erde im Sternbild der Leier darstellt“, in der die Pole wie zwei von Habichtschwingen gekrönte gerade Stäbe erscheinen. Doch das Symbol für die Pole ist oftmals eine Schlange mit Habichtköpfen, an jedem Ende einer.

418 Faber und Bischof Cumberland möchten aus ihnen allen die späteren heidnischen Personifikationen der „noachischen Arche, und nichts anderes als den Patriarchen (Noah) und seine Familie“ (!) machen. Siehe seine „Cabiri“, Bd. I, S. 136; weil, so wird uns erzählt, „die frommen Noachiden zur Erinnerung an das Ereignis nach der Sintflut ein religiöses Fest stifteten, das später von ihren unfrommen Nachfahren verfälscht wurde; Dämonen oder Heldengötter; und für lange Zeit riss die schamlose Obszönität den Namen und das Gewand der Religion an sich“ (Bd. I, S. 10). So etwas beeinträchtigt nun tatsächlich das menschliche Urteilsvermögen, nicht nur des Altertums, sondern selbst das unserer gegenwärtigen Generationen. Man kehre den Satz um und erkläre, was „Noah und seine Familie“ bedeutet, was mit diesem Patriarchen und seiner Familie gemeint ist, es handelt sich nämlich lediglich um eine jüdische Version des samotrakischen Mysteriums von Saturn oder Kronos-Sadik und seinen Söhnen, dazu können wir Amen sagen.

419 Die später bei den Griechen nur auf Kastor und Pollux beschränkt wurden. Doch in den Tagen Lemuriens waren die Dioskuren – die „Eigeborenen“ – die sieben Dhyan Chohans (Agnishwatta-Kumara), die sich in den sieben Auserwählten der dritten Rasse inkarnierten.

420 Clemens von Alexandria erkannte die astronomische Bedeutung der Kapitel xxv et seq. des Exodus. Er sagt, dass nach der mosaischen Lehre die sieben Planeten bei der Erschaffung irdischer Dinge mithelfen. Die beiden an den Seiten des heiligen Tetragrammatons stehenden Cherubim repräsentieren Ursa Major und Ursa Minor.

421 Die Theorie von Mackey, des selbsternannten Adepten von Norwich, in seiner „Mythological Astronomy“ ist eine sonderbare Idee – aber eine, die vielleicht nicht so weit von der Wahrheit entfernt ist. Er sagt, die Kabiren namens Axieros und Axiokersa leiteten ihre Namen (a) von Kab oder Cab her, ein Maß, und von Urim, die Himmel: dass die Kabiren somit „ein Maß der Himmel“ seien; und (b) dass sich ihre unterschiedlichen Namen, die das Zeugungsprinzip in sich einschließen, auf die Geschlechter bezogen. Denn „das Wort Sex lautete früher Ax; und ging . . . . in unserer Zeit in Sex über“. Und er bezieht sich auf den Eintrag zu dem Wort „aspiration“ in der „Encyclopaedia Londinen“. Würden wir nun Axieros aspiriert aussprechen, so würde er zu Saxieros, und der andere Pol zu Saxiokersa. Die beiden Pole würden sodann zu den Erzeugern der weiteren Naturkräfte – sie würden zu den Eltern der anderen Kräfte; daher die mächtigsten Götter.

422 Das Wort „Guebra“ stammt von Kabire, Gabire, und ist der Name der alten persischen Feuerverehrer oder Parsen. Die Kabiren wurden Gabiren und behielten diese Bezeichnung bei den Zoroastriern in Persien bei (siehe Hydes „De Religio Persarum“, Kap. 29).

423 Es gibt sechs Amshaspands – wenn Ormazd, ihr Führer und Logos, nicht mitgezählt wird. Doch in der Geheimlehre ist er der siebte und höchste, geradeso wie Ptah unter den Kabiren der siebte ist.

424 In den Puranas ist sie Vishnus oder Brahmâs Sveta-Dvipa auf dem Berg Meru.

425 Kap. iv von „Egypt“, S. 441.

426Histoire de l’Astronomie Ancienne“.

427 Siehe auch „Mémoires á l’Académie“ etc. von de Mirville, Bd. III, für eine Fülle von Beweisen.

428 Im Vishnu-Purana“, Buch II, Kap. 3, 4 et seq. kann man bei sorgfältigem Lesen viele Bestätigungen derselben finden. Die Reiche der Götter, der niederen Götter und der Menschen werden alle in den Beschreibungen der von Königen beherrschten sieben Inseln, sieben Meere, sieben Berge etc. aufgezählt. Ausnahmslos wird von jedem König behauptet, er hätte sieben Söhne, eine Anspielung auf die sieben Unterrassen. Ein Beispiel wird genügen. Der König von Kusadvipa hatte sieben Söhne (hierauf folgen die Namen) . . . „nach denen die sieben Teile (Varsha) der Insel benannt wurden. Dort wohnt die Menschheit, zusammen mit den Daityas und Danavas sowie mit Geistern des Himmels (Gandharvas, Yakshas, Kimpurushas etc.) und Göttern (Kap. iv). Es gibt lediglich eine einzige Ausnahme im Fall des Königs Priyavrata, des Sohnes des ersten Manus, Svayambhuva – der zehn Söhne hatte. Aber drei von ihnen – Medha, Agnibahu und Putra – wurden Asketen und wiesen ihre Anteile zurück. Somit teilte Priyavrata die Erde wieder in sieben Kontinente.

429 In der Regel ist, da heute selbst die Natur des inneren Menschen ebenso blind geworden ist wie seine physische Natur, der Mensch auf dieser Erde wie der Amphioxus im Ozean. Von Millionen anderer ihn umgebender unterschiedlicher Fische und Geschöpfe wahrgenommen, kann die Spezies Amphioxus – die weder ein Gehirn noch irgendeinen der Sinne der anderen Arten besitzt – dieselben nicht sehen. Wer weiß, ob diese „Branchiostoma“ nicht nach der Darwinistischen Theorie die direkten Vorfahren unserer Materialisten sind.

430 Die Okkultisten wurden beschuldigt, Götter oder Teufel anzubeten. Wir streiten das ab. Unter den zahllosen Scharen von Geistern – Wesenheiten, die Menschen waren oder sein werden – stehen einige unermesslich erhaben über dem Menschengeschlecht, höher und geistiger als der höchste Heilige auf Erden und weiser als ausnahmslos jeder beliebige Sterbliche. Und dann gibt es wiederum jene, die nicht besser sind als wir und auch solche, die noch viel schlechter und niedriger sind als selbst der unterste Naturmensch. Letztere Klassen verfügen über die direkteste Verständigung mit unserer Erde, sie nehmen uns wahr und fühlen uns selbst so wie die Hellsehenden sie wahrnehmen und fühlen. Die direkte Nachbarschaft unserer entsprechenden Wohnstätten und Wahrnehmungsebenen begünstigen unglücklicherweise einen solchen wechselseitigen Verkehr, da sie immer bereit sind, sich zu unserem Wohl oder Wehe in unsere Angelegenheiten einzumischen. Wenn wir gefragt werden, wie es sein kann, dass lediglich sensitive, hysterische Typen, neuro- und psychopathische Menschen, „Geister“ sehen und gelegentlich mit ihnen kommunizieren können, beantworten wir diese Frage mit verschiedenen weiteren Fragen. Wir fragen: „Sind Sie mit der Natur der Halluzination vertraut, und können Sie ihre psychischen Prozesse definieren? Wie können Sie behaupten, alle derartigen Visionen seien lediglich physischen Halluzinationen zuzuschreiben? Wie können Sie so sicher sein, dass Geistes- und Nervenkrankheiten, während sie einen Schleier über unsere (sogenannten) normalen Sinne ziehen, nicht auch gleichzeitig Ausblicke eröffnen, die dem gesunden Menschen unbekannt sind, indem sie Tore aufreißen, die gewöhnlich für Ihre wissenschaftlichen Wahrnehmungen (?) verschlossen sind, oder dass der Verlust oder die zeitweilige Atrophie eines rein physischen Sinnes nicht sofort durch eine psycho-spirituelle Fähigkeit ersetzt wird? Krankheit oder Überfluss an Nervenflüssigkeit bringt Mediumschaft und Visionen hervor – Halluzinationen, wie Sie es nennen. Doch was weiß die Wissenschaft wirklich selbst nur über die Mediumschaft? Wahrlich, würden die modernen Charcots dem Delirium ihrer Kranken von einem psychischen Standpunkt aus mehr Aufmerksamkeit schenken, dürfte die Wissenschaft und insbesondere die Physiologie mehr Nutzen daraus ziehen als derzeit, und die Wahrheit hätte mehr Raum in ihren Erkenntnissen.

431 Das waren die früheren Arier, und sie machten den Hauptanteil der vierten Wurzelrasse aus – die Letztere fromm und versonnen (der Yogabetrachtung ergeben), die Erstere eine streitlustige Rasse von Zauberern, die infolge ihrer ungezügelten Leidenschaften rasch degenerierten.

432 Die nördlichen und südlichen Bereiche von Lemuria-Atlantis. Das hyperboreische und das äquatoriale Land der beiden Kontinente (siehe den Abschnitt über Lemurien und Atlantis in Geschichte).

433 Das ist okkult und bezieht sich auf die Eigenschaft des Eisens, das von magnetischen Elementen angezogen und von anderen abgestoßen wird, die durch einen okkulten Prozess so undurchlässig dafür gemacht werden wie Wasser für einen Stoß.

434 Der erste Kontinent oder die erste Insel, wenn man das vorzieht, „die Kappe des Nordpols“, ging niemals zugrunde; noch wird das vor dem Ende der sieben Rassen geschehen.

435 Die Geheimlehre erklärt und erläutert, was Platon sagt, denn sie lehrt, dass jene „Erfinder“ Götter und Halbgötter (Devas und Rishis) waren, die – einige freiwillig, andere von Karma getrieben – im Menschen inkarniert worden waren.

436 Das Symbol des göttlichen Weizens nimmt unmittelbar Bezug auf die esoterische Einteilung der menschlichen Prinzipien. Die im dritten Kapitel des Papyrus („Ägyptisches Totenbuch“, Kap. cx. 3) beschriebene Legende besagt: „Das ist die Region der Manen (entkörperten Menschen), sieben Ellen hoch“ – nämlich jener, die eben entrückt und als noch siebenfältig, mit allen ihren Prinzipien, angenommen wurden, selbst der Körper wurde im Kama-Loka oder Hades astral dargestellt, vor ihrer Trennung . . . . . „und dort gibt es drei Ellen hohen Weizen für Mumien in einem Zustand der Vollkommenheit“ (d. h. für jene, die bereits getrennt sind, deren drei höhere Prinzipien sich in Devachan befinden und „denen es erlaubt ist, ihn zu ernten“). Diese Region (Devachan) wird als „das Land der Wiedergeburt der Götter“ bezeichnet und als von Schu, Tefnut und Seb bewohnt dargestellt. Damit sind die Bezeichnungen so klar wie sie nur sein können – die „Region für sieben Ellen große Manen“ (für die noch unvollkommenen Mumien) und die Region für jene, die sich „in einem Zustand der Vollkommenheit“ befinden, welche „drei Ellen hohen Weizen ernten“. Die Ägypter besaßen dieselbe Esoterische Philosophie wie sie jetzt von den Adepten des Transhimalayas gelehrt wird, und über Letztere wird einst bei ihrem Begräbnis Korn und Weizen verstreut werden.

437 Einige Ägyptologen versuchten, Osiris mit Menes zu identifizieren, was ein vollkommener Irrtum ist. Bunsen datiert Menes auf 5.867 v. Chr. und wird dafür von den Christen gerügt. Aber „Isis-Osiris“ regierten in Ägypten, bevor der Zodiak an die Decke des Tempels von Dendera gemalt wurde, und das war vor mehr als 75.000 Jahren!

438 Im Text „verkorkt“ oder „zugeschraubt“.

439 Genesis 6,4.

440 „Réflexions Critiques Sur Les Histoires Des Anciens Peuples“.

441 Siehe Sanchuniathon in „Eusebius“, Pr. Ev., 36; Genesis 14.

442 „Society of Antiquaries of London“, Bd. xxv, S. 220.

443 Unter diesem Namen wird er im Vayu-Purana unter die Danavas eingereiht; der Kommentar des Bhagavata-Puranas bezeichnet ihn als einen Sohn Danus, der Name bedeutet jedoch auch „Geist der Menschheit“.

444 Kashyapa wird der Sohn Brahmâs genannt und ist der „Selbstgeborene“, dem ein großer Teil des Schöpfungswerks zugeschrieben wird. Er ist einer der sieben Rishis; exoterisch der Sohn Marichis, der Sohn Brahmâs; der Atharvaveda sagt jedoch: „Der selbstgeborene Kashyapa entsprang aus der Zeit“; und esoterisch – sind Zeit und Raum Formen der Einen unerkennbaren Gottheit. Indra ist als Aditya ein Sohn Kashyapas, dasselbe gilt für Vaivasvata Manu, unseren Urahnen. In dem im Text angeführten Beispiel ist Indra Kashyapa-Aditya, die Sonne und der Sonnengott, aus dem sämtliche „kosmischen“ Dämonen, Drachen (Nagas), Schlangen oder Schlangengötter und Danavas, die Riesen, geboren wurden. Die Bedeutung der oben gegebenen Allegorien ist rein astronomisch und kosmisch, wird aber dem Beweis der Wesensgleichheit aller dienen.

445 Alle derartigen Geschichten unterscheiden sich in den exoterischen Texten voneinander. Im Mahabharata ist Kartikeya, „der sechsgesichtige Mars“, der Sohn Rudras oder Shivas, ohne eine Mutter selbstgeboren aus dem ins Feuer geworfenen Samen Shivas. Doch für gewöhnlich wird Kartikeya Agnibhu genannt, der „Feuergeborene“.

446 Hiranyaksha ist der Herrscher oder König der fünften Region von Patala, ein Schlangengott.

447 Auch die Elohim fürchteten bei Adam die Kenntnis vom Guten und Bösen und werden deshalb so dargestellt, als hätten sie ihn aus dem Paradies vertrieben oder ihn spirituell getötet.

448 Die Überlieferung berichtet, dass Taraka (auch Kalabhana genannt) infolge seiner außerordentlichen Yogakräfte das gesamte göttliche Wissen der Yoga-Vidya und die okkulten Kräfte der Götter erlangt hatte, die sich gegen ihn verschworen. Hier sehen wir die „gehorsame“ Schar der Erzengel oder kleineren Götter sich gegen die (zukünftigen) gefallenen Engel verschwören, die Enoch des großen Verbrechens beschuldigt, der Welt alle „im Himmel vollbrachten geheimen Dinge“ enthüllt zu haben. Michael, Gabriel, Raphael, Suriel und Uriel waren es, die vor Gott jene ihrer Brüder anklagten, von denen es hieß, sie hätten die göttlichen Geheimnisse ausgespäht und den Menschen gelehrt: Dadurch entgingen sie selbst einer ähnlichen Bestrafung. Michael wurde beauftragt, den Drachen zu bekämpfen, und ebenso Kartikeya, und zwar unter denselben Umständen. Die beiden sind die „Führer der Himmlischen Schar“, beide jungfräulich, beide „Führer der Heiligen“, „Speerträger“ (Shaktidharas) etc. Kartikeya ist ebenso sicher die Vorlage für Michael und den Heiligen Georg wie Indra für Kartikeya.

449 Das „Leben und das Licht“ der materiellen physischen Welt, die Freude der Sinne – nicht der Seele. Apollo ist in hervorragender Weise der menschliche Gott, der Gott des prunkliebenden und theatralischen Kirchenrituals, das die Emotion mit Lichtern und Musik anspricht.

450 Siehe Offenbarung 12, wo wir Apollos Mutter vom Python, dem Roten Drachen, verfolgt sehen, der auch Porphyrion ist, der scharlachrote oder rote Titan.

451 Kein „Gott“ der sein (angeblich) eigenes Werk verflucht, weil er es unvollkommen erschuf, kann die Eine unendliche Absolute Weisheit sein – ob er nun Bel oder Jehovah heißt.

452 In der indischen Allegorie von Tarakamaya, dem Krieg zwischen den Göttern und den Asuras, an deren Spitze Soma (der Mond, der König der Pflanzen) stand, ist es Vishva-Karman, der Kunsthandwerker der Götter, der ihnen, wie Vulkan (Tubal-Kain), ihre Waffen schmiedet.

453 An anderer Stelle haben wir gesagt, die „Frau mit dem Kind“ in der Offenbarung 12 ist Aima, die Große Mutter, oder Binah, die dritte Sephira, „deren Name Jehovah ist“; und dass der „Drache“, der ihr kommendes Kind (das Universum) zu verschlingen versucht, der Drache der Absoluten Weisheit ist – jener Weisheit, die erkennt, dass das Universum und alles darin nichts anderes ist als das Absolute All, und sie betrachtet es nur als die große Illusion, Maha-Maya, und somit als die Ursache des Elends und Leidens.

454 Die „sieben Keshvar der Erde“ – die sieben Sphären unserer Planetenkette, die sieben Welten, die auch im Rigveda erwähnt sind, werden anderweitig ausführlich besprochen. Es gibt sechs Rajamsi (Welten) über Prithivi, der Erde, oder „Dieses“ (Idam), im Gegensatz zu dem, was Jenes ist (die sechs Globen auf den drei anderen Ebenen). (SieheRigveda“, I, 34; III, 56; VII, 10411 und V, 60, 6. Siehe § über Chronologie.)

455 Vers 62, Kap. xvii, „Totenbuch“: Anubis ist Horus, der mit ihm, dem Augenlosen, verschmilzt.

456 Diese „bösen Geister“ können keineswegs mit Satan oder dem Großen Drachen gleichgestellt werden. Sie sind die durch Unwissenheit hervorgebrachten oder erzeugten Elementale – kosmische oder menschliche Leidenschaften – oder Chaos.

457 Siehe 4 Moses 21,8-9. Der Herr befielt Moses, eine eherne Schlange („Saraph“) zu fertigen; sie anzusehen heilt jene, die von der feurigen Schlange gebissen wurden. Die feurigen Schlangen waren die Seraphim, von denen jeder, wie Jesaja sagt (6,2) „sechs Flügel hatte“; sie sind die Symbole Jehovahs und aller anderen Demiurgen, die aus sich selbst sechs Söhne oder Ebenbilder – mit ihrem Schöpfer sieben – hervorbringen. Die eherne Schlange ist somit Jehovah, das Haupt der „feurigen Schlangen“. Und doch wird im Buch der Könige 18,2 gezeigt, dass König Hiskija, der wie sein Vater David „tat, was Recht war in den Augen Jehovas“ – „und zertrümmerte die eherne Schlange, welche Mose gemacht hatte . . . und man nannte sie Nehuschtan“, oder ein Stück Messing.

458 Und Satan stand wider Israel und reizte David, daß er Israel zählen ließe (1 Chronik 21,1). Und der Zorn des HERRN ergrimmte abermals wider Israel und er reizte David wider sie, daß er sprach: Gehe hin, zähle Israel und Juda! (2 Samuel 24,1). Die beiden sind somit identisch.

459 Dutzende der gelehrtesten Schriftsteller untersuchten die unterschiedlichen Bedeutungen des Namens J’hovah (mit und ohne die massoretische Punktierung) gründlich und zeigten ihre mannigfaltigen Bezüge. Das beste dieser Werke ist „The Source of Measures, the Hebrew Egyptian Mystery“ von Skinner.

460 In dem oben erwähnten Werk (S. 233, „Anhang“) wird Vers 26 des vierten Kapitels korrekt übersetzt: „Dann begannen die Menschen, sich selbst Jehovah zu nennen“; die Erklärung hierfür ist aber weniger korrekt, vielleicht weil Jehovah hier Jah (männlich) Hovah (weiblich) geschrieben werden sollte, um zu zeigen, dass dies der Startpunkt einer klar in Mann und Frau getrennten Rasse darstellte.

461 Siehe zur Erklärung die ausgezeichneten Seiten in Anhang vii desselben Werkes.

462 In der Dämonologie ist Satan in der Hölle der Führer der Opposition, deren Monarch Beelzebub war. Er gehört der fünften Art oder Klasse von Dämonen an (deren es nach der mittelalterlichen Dämonologie neun gibt), und er steht an der Spitze der Hexen und Zauberer. Aber siehe an anderer Stelle die wahre Bedeutung Baphomets, des bockköpfigen Satans, der eins ist mit Asasel, dem Sündenbock Israels. Die Natur ist der Gott Pan.

463 Für weitere Details über den satanischen Mythos siehe Teil II dieses Bandes über Symbolik.

464 Er ist auch Vulkan oder Vul-kain, der größte Gott bei den späteren Ägyptern und der größte Kabire. Der Gott der Zeit war in Ägypten Chium, oder Saturn, oder Seth, und Chium entspricht Kain.

465 Siehe Strabo, der sie mit den Zyklopen vergleicht, XIV, S. 653 ff. („Callim. in Del“, 31, „Stat. Silv.“, IV, 6, 47; etc. etc.).

466 Nichts könnte ungeschickter und kindischer sein, sagen wir, als dieser fruchtlose Versuch, die Genealogien von Kain und Seth voneinander zu trennen oder die Gleichheit der Namen hinter einer unterschiedlichen Schreibweise zu verbergen. So hat Kain einen Sohn namens Enoch, und Seth hat einen Sohn namens Enoch, auch (Enos, Ch’anoch, Hanokh; mit den unvokalisierten hebräischen Namen kann man machen, was man will). In der kainitischen Linie zeugt Enoch Irad, Irad Mehujaël, Letzterer Metuschaël und Metuschaël Lamech. In der Linie Seths zeugt Enoch Kainan, und der wiederum Mahalaleel (eine Variation von Mehujael), welcher Jared (oder Irad) zeugt, Jared den Enoch (Nummer drei), der Methuselem (von Metuschaël) zeugt, und schließlich beendet Lamech die Liste. Das alles sind lediglich Symbole (kabbalistisch) für Sonnen- und Mondjahre, astronomische Perioden und physiologische (phallische) Funktionen, geradeso wie in jedem beliebigen heidnischen symbolischen Glauben. Das wurde von einer Menge Schriftsteller bewiesen.

467 Der äolische Name von Mars war ῎Αρευς, und über die etymologische Bedeutung des griechischen Ares, ῎Αρης, mühen sich Philologen und Indologen, Griechisch- und Sanskritgelehrte bis heute vergeblich ab. Auf sehr sonderbare Weise verbindet Max Müller die beiden Namen Mars und Ares mit der Sanskritwurzel mar, auf die er ihre Ableitung zurückführt, und von der, wie er behauptet, der Name der Maruts (der Sturmgötter) herrühre. Welcker bietet jedoch korrektere Etymologien (sieheGriechische Götterlehre“, Band I, S. 415). Wie immer dem auch sei, Etymologien von Wurzeln und Worten allein werden niemals die esoterische Bedeutung vollständig zeigen, obwohl sie zu nützlichen Vermutungen verhelfen können.

468 Wie derselbe Verfasser zeigt: „Eben der Name Vulcain erscheint in dieser Lesart; denn in den ersten Worten (Gen 4,5) findet sich V’elcain oder V’ulcain, entsprechend dem vertieften u-Laut des Buchstabens vau. Aus seinem unmittelbaren Zusammenhang heraus kann es als ‘und der Gott Kain’ oder Vulcain gelesen werden. Soll jedoch aus irgendeinem Grund die Kain-Vulcain-Idee unterstützt werden, sagt Fuerst: ‘ ןיק, Kain, die Eisenspitze einer Lanze, ein Schmied (Grobschmied), Erfinder von scharfen Eisenwerkzeugen und Schmiedewerk’.“ (S. 278).

469 Einige leiten das Wort von Paras her, aus dem Pars, Persien, Pars entstand. Es könnte aber auch von Pitar oder Pitris hergeleitet sein, den indischen Vorfahren der fünften Rasse – den Vätern der Weisheit oder den Söhnen von „Wille und Yoga“ – die den gleichen Namen trugen wie die göttlichen Pitar der ersten Rasse.

470 Siehe für diese Traditionen die „Collection of Persian Legends” in Russisch, Georgisch, Armenisch und Persisch; Herbelots Erzählung Legendes Persanes, „Bibliothèque Orientale”, S. 298, 387 etc., und D’Anvilles „Mémoire et Abrégé de Géographie Ancienne“. Wir geben in einer komprimierten Erzählung das wieder, was in Hunderten von Bänden in europäischen und asiatischen Sprachen sowie in mündlichen Überlieferungen verstreut zu finden ist.

471 Der Hauptkontinent ging im Miozän unter, wie bereits gesagt.

472 Seit Bede wichen sämtliche Chronologen der Kirche voneinander ab und widersprachen sich gegenseitig. „Die Chronologie des hebräischen Textes wurde grob verändert, namentlich in Bezug auf den der Sintflut unmittelbar folgenden Zeitraum“ – sagt Whiston („Essay Towards Restoring the True Text of the Old Testament“, S. 20).

473 Daher König Salomon, dessen Spuren sich nirgends außerhalb der Bibel finden. Die Beschreibung seines großartigen Palastes und seiner Stadt stimmen mit jenen der persischen Erzählungen überein, obwohl all jene heidnischen Reisenden, selbst Herodot, unbekannt waren.

474 Bibliothèque Orientale“, S. 431. Siehe auch Baillys „Lettres sur l’Atlantide“, S. 154.

475 Die rabbinische Lehre, dass der Erdglobus sieben Mal nacheinander erneuert wurde, muss beachtet werden; dass jeder von ihnen 7.000 Jahre existieren wird, die Gesamtdauer also 49.000 Jahre beträgt (siehe Bereshith Rabba, Abschnitt oder Parsha ix, „Rad“; auch Kenealys „Book of God“, S. 176). Das bezieht sich auf sieben Runden, sieben Wurzelrassen und Unterrassen, die wahren okkulten Zahlen, wenn auch arg verworren.

476 Mergain oder Morgana, die feenhafte Schwester König Arthurs, erweist sich somit orientalischer Abstammung.

477 Wo wir sie im Roman von den Rittern der Tafelrunde tatsächlich finden – in Großbritannien. Woher kommt die Identität von Namen und Feenschaft, wenn nicht beide Heldinnen dasselbe geschichtliche Ereignis symbolisieren, das in eine Sage überging ?

478 Bis zum heutigen Tag nennen die kaukasischen Ureinwohner ihre Berge Kap-kaz, indem sie den Konsonanten p anstatt des gewöhnlichen v (Kav-kaz oder Kaukasus) verwenden. Ihre Barden sagen jedoch, dass ein schnelles Pferd sieben Monate brauche, um das „trockene Land“ jenseits des Kafs zu erreichen, wenn es sich nach Norden hält, ohne jemals von seinem Weg abzuweichen.

479 Bailly meinte, in diesem Pferd ein Schiff mit zwölf Rudern zu erkennen. Die Geheimlehre lehrt, dass die frühe dritte Rasse Boote und Flottillen erbaute, bevor sie mit dem Häuserbau begann. Das „Pferd“ hat jedoch, obwohl es ein viel späteres Tier ist, nichtsdestoweniger eine okkultere ursprüngliche Bedeutung. Das Krokodil und das Flusspferd wurden als heilig erachtet und repräsentierten göttliche Symbole, sowohl bei den alten Ägyptern als auch bei den Mexikanern. Poseidon ist bei Homer der Gott des Pferdes und nimmt selbst diese Form an, um Ceres zu gefallen. Arion, ihr Nachkomme, ist einer der Aspekte dieses „Pferdes“, das einen Zyklus darstellt.

480 Bei den separierten Teilen muss es sich um Norwegen und andere Länder in der Nachbarschaft des Polarkreises handeln.

481 Die beiden Pole werden das rechte und linke Ende unseres Globus genannt – das rechte Ende ist der Nordpol – oder auch das Haupt und die Füße unserer Erde. Jede wohltuende (astral und kosmisch) Handlung stammt vom nördlichen; jede tödliche Einwirkung geht vom südlichen Pol aus. Sie sind stark verbunden mit der Magie der „rechten“ und „linken“ Hand und beeinflussen sie.

482 Je mehr man sich den Polen nähert, desto weniger ist die Rotation spürbar; an den eigentlichen Polen ist die tägliche Umdrehung ziemlich neutralisiert. Daher der Ausdruck, dass die Sphäre „bewegungslos“ ist.

483 Der Okkultismus behauptet, dass das Land oder die Insel, welche den Nordpol einer Schädeldecke gleich krönt, das einzige ist, das während des ganzen Manvantaras unserer „Runde“ besteht. Alle zentralen Kontinente und Länder werden mehrmals abwechselnd aus dem Meeresboden auftauchen, dieses Land jedoch wird sich niemals verändern.

484 Man halte sich vor Augen, dass Apam Napat der vedische und avestische Name Fohats ist. Im Avesta steht er zwischen den Feuer- und den Wasser-Yazatas. Die wörtliche Bedeutung ist „Sohn der Wasser“, doch diese „Wasser“ sind nicht die uns bekannte Flüssigkeit, sondern der Äther – die feurigen Wasser des Raums. Fohat ist der „Sohn des Äthers“ in seinem höchsten Aspekt, Akasha, Mutter-Vater der ursprünglichen Sieben, und der Ton oder Logos. Fohat ist das Licht des Letzteren. Siehe Band I.

485 Dieses „Wasser“ ist das Blut oder das Lebensfluidum, das die Erde beseelt, hier verglichen mit einem lebendigen Körper.

486 Die okkulte Lehre bestätigt die volkstümliche Überlieferung, welche die Existenz einer Lebensquelle in den Eingeweiden der Erde und am Nordpol behauptet. Es ist das Blut der Erde, der elektromagnetische Strom, der durch alle Arterien zirkuliert und der im „Nabel“ der Erde gespeichert ist.

487 Der Okkultismus verweist in Bezug auf diesen „Gürtel“ auf die Himalayakette und behauptet, dass er die Erdkugel umgibt, einerlei ob unter oder über dem Wasser. Die Lage des Nabels wird in Richtung der untergehenden Sonne oder westlich des Himavats angegeben, in dem sich die Wurzeln des Berges Meru befinden, der nördlich vom Himalaya liegt. Meru ist nicht „der fabelhafte Berg im Nabel oder im Zentrum der Erde“, vielmehr befinden sich seine Wurzeln und Fundamente in diesem Nabel, obwohl er selbst im hohen Norden steht. Das verbindet ihn mit dem „zentralen“ Land, „das niemals vergeht“; dem Land, in der „ein Tag des Sterblichen sechs Monate andauert und eine Nacht weitere sechs Monate“. Wie das Vishnu-Purana“ es ausdrückt: „Deshalb herrscht im Norden des Meru also immer Nacht, wenn es Tag in anderen Regionen ist, denn Meru befindet sich nördlich von allen Dvipas und Varshas“ (Inseln und Ländern) (Band II, Kap. viii). Meru ist daher weder auf dem Atlas, wie Wilford vorschlägt, noch, wie Wilson zu zeigen versuchte, „absolut im Zentrum der Welt“, nur weil er „aus der Sicht der Bewohner der verschiedenen Teile, für die die Sonne zuerst im östlichen Viertel erscheint, relativ nördlich liegt“.

488 Selbst die Kommentare verzichten nicht auf die orientalische Metapher. Der Globus wird mit dem Körper einer Frau verglichen, „Mutter Erde“. Von ihrem Hals abwärts bedeutet vom Binnenmeer, das jetzt jenseits des unüberschreitbaren Eiswalles liegt. Die Erde, sagt Parashara, „ist die Mutter und Amme, mit all den Geschöpfen und ihren Eigenschaften erweitert, sie enthält alle Welten“.

489 Denn die Stanzen benennen diese Örtlichkeit mit einem Ausdruck, der im Kommentar übersetzt wird als ein Ort ohne Breite (Niraksha), die Wohnung der Götter. Wie ein Scholiast der „Surya Siddhanta“ sagt:

489„Die Sonne läuft über sie (die Siddha), wenn sie sich in den Äquinoktien befindet; sie besitzen weder Äquinoktialschatten noch Polhöhe (akshonnati, V. 42). In beiden Richtungen von ihnen befinden sich zwei Polarsterne (Dhruvatara), die mitten am Himmel feststehen; für jene, die sich an den Orten ohne Breite befinden (Niraksha), stehen sie im Horizont. Daher gibt es (in diesem Land) keine Polhöhe, da die beiden Polarsterne in seinem Horizont stehen. Aber ihr Breitengrad (Lambaka) beträgt 90 °; das entspricht auch der Breite am Meru (Aksha).“ (V. 43 und 44)

490 Wilford irrt sich vielfach. Zum Beispiel hält er Sveta-Dvipa (die Weiße Insel), die „Insel im nördlichen Teil Toyambudhis“, für England und versucht sie dann mit Atala (einer niederen Region) und Atlantis zu identifizieren. Nun ist Ersteres die Wohnstatt Vishnus, exoterisch, und Atala die Hölle. Er versetzt sie auch in das euxinische oder Icshu- (Schwarze) Meer, und scheint sie dann an anderer Stelle mit Afrika und Atlas in Verbindung zu bringen.

491 In den Puranas muss jeder Name mindestens unter zwei Aspekten untersucht werden; geografisch und in seiner allegorischen Anwendung metaphysisch. Nila z. B., der (blaue) Berg, einer der nördlichen Begrenzungen des Merus, muss geografisch wiederum in einer Bergkette in Odisha gesucht werden, aber auch in einem sich von allen anderen gänzlich unterscheidenden Berg (in Westafrika). Jambudvipa ist Vishnus Bereich – die in den Puranas auf unseren Erdglobus begrenzte Welt, jene Region, die ausschließlich den Berg Meru enthält und andererseits so eingeteilt wird, dass sie Bharatavarsha (Indien) enthält, seinen besten und schönsten Bereich, wie Parashara sagt. Dasselbe gilt für Pushkara und alle anderen.

492 Jambu, Plaksha, Shalmali, Kusha, Krauncha, Saka und Pushkara.

493 So wie zum Beispiel Saka und Pushkara, die noch nicht existieren, in welche sich aber Bereiche wie einige Teile von Amerika, von Afrika und Zentralasien mit der Gobiregion einfügen werden. Halten wir uns vor Augen, dass Upadvipa „Wurzel“-Inseln oder das trockene Land im Allgemeinen bedeutet.

494 Aufgrund ihrer Verruchtheit wurden sie als Dämonen, Asuras, Riesen und Monster bezeichnet; und somit wurde ihr Land mit Atala – einer Hölle – gleichgesetzt.

495 Ganz bestimmt nicht am Nil, sondern in der Nähe der Nila-Berge der Atlaskette.

496 Die beiden Berichte und Priyavrata mit Medhatithi verwechselnd, sagt Wilford über die Einteilung von Atlantis und Bharata oder Indien: „Diese Einteilung wurde von Priyavrata gemacht . . . Er besaß zehn Söhne, und es war seine Absicht, die gesamte Welt aufzuteilen. Auf dieselbe Art teilte Neptun Atlantis unter seinen zehn Söhnen auf. . . . Einer von ihnen hatte . . . den äußersten Teil von Atlantis“ – was „wahrscheinlich der alte Kontinent ist. . . . Dieses Atlantis wurde von einer Flut überschwemmt. . . . und es scheint, dass wir unter Atlantis die vorsintflutliche Erde zu verstehen haben, über die zehn Prinzen zu herrschen geboren waren, der Mythologie des Westens (und auch des Ostens) zufolge, doch nur sieben von ihnen saßen auf dem Thron.“ (Bd. viii, S. 286) . . . Einige meinen auch, dass sechs der sieben Dvipas durch eine Flut zerstört wurden (Bd. iii, S. 375). Wilford geht davon aus, dass es sich dabei um „Gades, das Spanien einschloss“ handelt, aber es war wohl eher Platons Insel.

497 Amerika, die „Neue Welt“, ist somit zwar nicht viel älter; doch es ist älter als Europa, die „Alte Welt“.

498 Die Wohnstatt des Div oder Dev Sefid (des Taradaityas) befand sich in der siebten Region, weil er aus Pushkara, dem Patala (den Antipoden) Indiens oder aus Amerika kam. Letzteres berührte sozusagen die Mauern von Atlantis vor seinem schließlichen Untergang. Das Wort Patala, das sowohl die antipodischen Länder als auch die infernalen Regionen bedeutet, wurde so zum Synonym für Ideen und Attribute sowie für die Namen.

499 Weder Atlantis noch Sankha-Dvipa wurde jemals „Weiße Insel“ genannt. Wenn die Überlieferung behauptet, „die Weiße Insel sei wegen der Sünden des Volkes schwarz geworden“, so meint sie damit lediglich die Bewohner der „Weißen Insel“ oder von Siddhapura oder Sveta-Dvipa, die auf das Atlantis der dritten und vierten Rasse herabstiegen, um „Letztere zu beseelen; und die, nachdem sie sich inkarniert hatten, von Sünde schwarz“ wurden – eine Redewendung. Alle Avataras Vishnus sollen ursprünglich von der Weißen Insel gekommen sein. Nach tibetanischer Überlieferung ist die Weiße Insel die einzige Örtlichkeit, die dem allgemeinen Schicksal der anderen Dvipas entging. Sie kann weder durch Feuer noch durch Wasser zerstört werden, denn – sie ist das „ewige Land“.

500 Wie weise und erhaben, wie weitschauend und moralisch wohltätig sind die Gesetze Manus bezüglich des Ehelebens im Vergleich zu der Zügellosigkeit, die dem Menschen in zivilisierten Ländern stillschweigend erlaubt ist. Dass diese Gesetze in den letzten beiden Jahrtausenden vernachlässigt wurden, hindert uns nicht daran, ihre Vorsorglichkeit zu bewundern. Der Brahmane war ein Grihastha, ein Hausmann, bis zu einer gewissen Periode seines Lebens, wo er, nachdem er einen Sohn gezeugt hatte, mit dem Eheleben brach und zu einem keuschen Yogi wurde. Sein Eheleben selbst wurde durch seinen brahmanischen Astrologen in Übereinstimmung mit seiner Natur geregelt. Daher findet man in solchen Ländern wie zum Beispiel im Punjab, wo der verderbliche Einfluss mohammedanischer und später europäischer Ausschweifung die orthodoxen arischen Kasten kaum berührte, noch die schönsten Menschen des gesamten Erdballs – soweit Bau und körperliche Stärke in Betracht kommen; während die mächtigen Menschen der alten Zeit sich in Dekkan und insbesondere in Bengalen vermehrt durch Menschen ersetzt sehen, deren Generationen mit jedem Jahrhundert (und fast mit jedem Jahr) zwergenhafter und schwächer werden.

501 Krankheiten und Überbevölkerung sind Tatsachen, die niemals geleugnet werden können.

502 In Anna Swanwicks Buch „The Dramas of Æschylus“ heißt es über den „Gefesselten Prometheus“ (Band II, S. 146, 147), Prometheus erschiene darin tatsächlich „als Vorkämpfer und Wohltäter der Menschheit, deren Zustand . . . . als äußerst schwach und elend beschrieben wird. . . . Zeus, heißt es, beabsichtigte, diese schwächlichen Eintagsfliegen zu vernichten und an ihrer Stelle eine neue Rasse auf die Erde zu pflanzen.“ In den Stanzen (V et seq.) sehen wir die Herren des Seins genau das tun, sie rotten das erste Produkt der Natur und des Meeres aus. „Prometheus präsentiert sich so, dass er diese Absicht vereitelte und infolgedessen um der Sterblichen willen schmerzlichen Qualen ausgesetzt ist, die Zeus in unbarmherziger Grausamkeit über ihn verhängt. Wir haben damit den Titanen, das Symbol der endlichen Vernunft und des freien Willens (der intellektuellen Menschheit, oder des höheren Aspekts von Manas), dargestellt als erhabener Menschenfreund, während Zeus, die höchste Gottheit von Hellas, als der grausame und hartherzige Gewaltherrscher vorgestellt wird, ein für das athenische Empfinden besonders abstoßender Charakter.“ Der Grund dafür wird weiter unten erklärt. Die „höchste Gottheit“ weist in allen alten Pantheons – einschließlich dem jüdischen – einen dualen Charakter auf, und er umfasst Licht und Schatten.

503 Die lediglich von ihrem einfachen Instinkt geleitete Tierwelt hat bestimmte Fortpflanzungszeiten, und während des restlichen Teils des Jahres wird der Geschlechtstrieb neutralisiert. Daher kennt das freie Tier Krankheit nur einmal im Leben – bevor es stirbt.

504 Einleitung zu „Prometheus Bound“, S. 152.

505 Von πρὸ μῆτις, „vorausdenken“. „Professor Kuhn“, wird uns in den oben erwähnten Bänden „The Dramas of Aeschylus“ gesagt, „nimmt an, dass der Name des Titanen von dem Sanskritwort Pramantha hergeleitet ist, dem zum Entzünden eines Feuers verwendeten Instrument. Die Wurzel mand oder manth impliziert Drehbewegungen, und das Wort manthami (es bezeichnet den Vorgang des Feuermachens) bekam auch noch die Bedeutung des Wegreißens; deshalb finden wir ein weiteres Wort desselben Stammes, pramatha, mit der Bedeutung Diebstahl.“ Das ist sehr scharfsinnig, aber möglicherweise nicht ganz korrekt. Außerdem liegt ein sehr prosaisches Element darin. Zweifellos können sich in der physischen Natur die höheren Formen aus den niederen entwickeln, doch in der Welt der Gedanken ist das kaum der Fall. Und da uns gesagt wird, das Wort manthami sei in die griechische Sprache übergegangen und zu manthano geworden, lernen; das bedeutet, sich Wissen anzueignen; daher prometheia, Vorauswissen, Vorausdenken; wir können, wenn wir suchen, einen poetischeren Ursprung für den „Feuerbringer“ finden als den in seinem Sanskritursprung zutage tretenden. Die Swastika, das heilige Zeichen und das Werkzeug zur Entzündung heiligen Feuers, kann es besser erklären. „Prometheus, der Feuerbringer, ist der personifizierte Pramantha“, fährt die Verfasserin fort, „und findet sein Vorbild in dem arischen Matarishvan, einer göttlichen . . . . Persönlichkeit, die eng verknüpft ist mit Agni, dem Feuergott der Veden. . . . .“ Mati bedeutet im Sanskrit „Verstand“ und ist ein Synonym für Mahat und Manas, und es muss von einer gewissen Bedeutung für den Ursprung des Namens sein: Promati ist der Sohn Fohats und hat auch seine Geschichte.

506 Kronos ist „Zeit“, und dadurch wird die Allegorie sehr bedeutsam (siehe die letzten Seiten dieses Unterabschnitts).

507 Eine Erläuterung dieses Fluches findet sich auf den letzten Seiten dieses Unterabschnittes.

508 Die Autorin und Übersetzerin der vorliegenden Version des „Gefesselten Prometheus“ beklagt, dass bei der Betrachtung der Wanderungen Ios „keine Übereinstimmung mit unserer eigenen bekannten Geografie erzielbar ist“ (S. 191, Bd. II). Dafür mag es einen guten Grund geben. Vor allem handelt es sich dabei um die Reise oder Wanderung jener Rasse, aus welcher der „zehnte“ oder sogenannte Kalki Avatara hervorgehen soll, von einem Ort zum anderen. Er bezeichnet sie als den „Königsstamm von Argos“ (888). Aber Argos bezieht sich hier nicht auf Argos in Griechenland. Es kommt von arg oder arca – der im Mond symbolisierten weiblichen Zeugungskraft – der schiffförmige Argha der Mysterien, welche die Königin des Himmels bedeutet. Eustathius zeigt, dass im Dialekt der Arg-ier Jo für den Mond stand, während die Esoterik es als das göttliche Androgyne oder die mystische 10 erklärt. Im Hebräischen ist 10 die vollkommene Zahl oder Jehovah. Im Sanskrit ist Arghya die Opferschale, das schiffförmige oder bootförmige Gefäß, in welchem den Gottheiten Blumen und Früchte dargebracht werden. Arghyanath ist ein Titel des Maha-Chohans und bedeutet „der Herr der Trankopfer“; und Arghya Varsha – „das Land der Trankopfer“ – ist der Mysterienname jener Region, die sich vom Berg Kailash nahezu bis zur Wüste Schamo erstreckt – aus deren Innerem der Kalki Avatara erwartet wird. Das Airyana-Varsedya der Zoroastrier stimmt als Örtlichkeit damit überein. Heute heißt es, es wäre zwischen dem Aralsee, Baltistan und Kleintibet gelegen. In alten Zeiten war sein Gebiet jedoch um vieles größer, da es der Geburtsort der physischen Menschheit war, deren Mutter und Symbol Jo ist.

509 Alexander, der mit Attock besser vertraut war als mit Indien (wohin er nie ging), konnte nicht umhin, in der Nähe seiner Quellen für den Indus auch die Bezeichnungen Nil und Nilah gehört zu haben. Der Irrtum – wenn es denn einer war – ist dadurch leicht zu erklären.

510 Dass Io allegorisch für Isis und den Mond steht, zeigt sich dadurch, dass sie „Kuhhörner“ trägt. Die Allegorie erreichte Griechenland unabstreitbar aus Indien, wo Vach – die „melodische Kuh“ (Rigveda), „welche die Menschheit hervorbrachte“ (Bhagavata-Purana) – im Aitareya Brahmana dargestellt wird als von ihrem Vater Brahmâ verfolgt, der von einer unerlaubten Leidenschaft bewegt war und sie in eine Hirschkuh verwandelte. Daher wurde Io, da sie sich weigerte, der Leidenschaft Jupiters Folge zu leisten, „gehörnt“. Die Kuh war in jedem Land das Symbol der passiven Zeugungskraft der Natur, Isis, Vach, Venus – die Mutter des fruchtbaren Liebesgottes Kupido, aber gleichzeitig auch das Symbol des Logos, das bei den Ägyptern und den Indern – der Stier – wurde, was der Apis und die indischen Stiere in den ältesten Tempeln bezeugen. In der Esoterischen Philosophie ist die Kuh das Symbol der schöpferischen Natur und der Stier (ihr Kalb) der Geist, der sie belebt, oder der „Heilige Geist“, wie Dr. Kenealy zeigt. Daher das Symbol der Hörner. Diese waren auch den Juden heilig, sie stellten Hörner aus Shittim-Holz in der Nähe des Altars auf, und wenn Verbrecher sie berührten, konnten sie sich damit ihre Sicherheit gewährleisten.

511 Herodot und Pausanias vermuteten, dass die Ursache der Verurteilung darin lag, dass Aischylos unter Annahme der Theogonie der Ägypter Diana zur Tochter der Ceres, und nicht der Latona machte (siehe Aelianus,Various History“, I, v. c. Kap. xviii, tom. 1, S. 433 Ausgabe Gronov). Aischylos war jedoch initiiert.

512 Die Sabazien waren eine periodische Festlichkeit und umfassten Mysterien, die zu Ehren einiger Götter aufgeführt wurden. Sie waren eine Variante der Mysterien des Mithras. Die gesamte Evolution der Rassen wurde in ihnen dargestellt.

513 Siehe die Fußnote betreffs der Etymologie von προμῆτις oder Vorbedacht. Prometheus gesteht es im Drama, indem er sagt:

„Oh, heiliger Äther! Leicht beschwingte Lüfte . . . .
Durch Götter duld ich, ein Gott, solches Leid.
. . . . . . . . .
Doch was sage ich ? Klar wusste ich voraus
Was geschehen muss . . . .
Nun darf ich auch zu schwer es nicht ertragen:
Unüberwindlich ist die Macht des Schicksals . . . . (105)

„Schicksal“ steht hier für Karma oder Nemesis.

514 Die Menschheit ist offenbar in gottbeseelte Menschen und in niedere menschliche Geschöpfe unterteilt. Der intellektuelle Unterschied zwischen den arischen und anderen zivilisierten Völkern und Urvölkern wie den Ureinwohnern der Südsee-Inseln ist nicht anders zu erklären. Kein noch so großer kultureller Reichtum noch Erziehung und Ausbildung über Generationen inmitten der Zivilisation könnte Menschenrassen wie die Buschmänner, die Veddas Ceylons und einige afrikanische Stämme auf dieselbe intellektuelle Ebene bringen wie die Arier, die Semiten und die sogenannten Turanier. Der „heilige Funke“ fehlt in ihnen, und sie sind die einzigen niederen Rassen auf der Erde, jetzt – infolge der weisen Anordnung der Natur, die immer in dieser Richtung arbeitet – glücklicherweise im raschen Aussterben begriffen. Wahrhaftig, die Menschheit ist „von einem Blut“, aber nicht von derselben Essenz. Wir sind die künstlich im Treibhaus der Natur gezüchteten Pflanzen, indem wir einen Funken in uns besitzen, der in ihnen latent ist.

515 Die philosophische Anschauung indischer Metaphysik versetzt die Wurzel des Bösen in die Differenzierung des Homogenen in das Heterogene, der Einheit in die Pluralität.

516 Gautama Buddha, genannt Shakya Thüb-pa, ist der siebenundzwanzigste der letzteren Gruppe, da die meisten dieser Buddhas den göttlichen Dynastien angehörten, welche die Menschheit unterwiesen.

517 Die weit entfernten Vorläufer des Buddhas Gautama stellten einst tatsächlich lebende Menschen dar, wird uns gelehrt. Diese „Buddhas“ oder „Erleuchteten“ waren große Adepten und Heilige, in denen sich die „Söhne der Weisheit“ inkarniert hatten, daher waren sie sozusagen kleinere Avataras der himmlischen Wesen. Lediglich elf von ihnen gehörten von Anfang an der atlantischen und 24 der fünften Rasse an. Sie sind identisch mit den Tirthankaras der Jainas.

518 Das kann die Ähnlichkeit der künstlichen Grabhügel in den Vereinigten Staaten von Amerika mit den Tumuli in Norwegen erklären. Diese Identität hat einige amerikanische Archäologen zu der Vermutung geführt, norwegische Seefahrer hätten Amerika vor ungefähr tausend Jahren entdeckt (siehe Holmboes „Traces de Bouddhisme en Norvège“, S. 23) Es besteht kein Zweifel, dass Amerika jenes „weit entfernte Land ist, in das fromme Männer und schwere Stürme die heilige Lehre überlieferten“, wie Neumann es aus der Beschreibung eines chinesischen Schriftstellers auffasste. Aber weder Professor Holmboe aus Stockholm noch die amerikanischen Archäologen haben das Alter der Grabhügel oder der Tumuli korrekt erraten. Die Tatsache, dass die Norweger das Land wiederentdeckt haben mögen, das ihre lang vergessenen Vorväter in dem allgemeinen Untergang vernichtet glaubten, widerspricht nicht der anderen Tatsache, dass die Geheimlehre jenes Landes, das die Wiege des physischen Menschen und der fünfte Rasse war, viele Zeitalter vor der „heiligen Lehre“ des Buddhismus ihren Weg in die sogenannte Neue Welt fand.

519 Vide die ersten Seiten von Teil III, „Wissenschaft und Geheimlehre einander gegenübergestellt“.

520 Der verstorbene Brahmachari Bawa, ein Yogi von großem Ruf und großer Heiligkeit, schrieb: „Über Ashtar Vidya und andere derartige Wissenschaften wurden zu verschiedenen Zeiten in den entsprechenden Sprachen umfangreiche Werke zusammengestellt. Die Sanskrit-Originale gingen jedoch zur Zeit der teilweisen Überflutung unseres Landes verloren.“ . . . (Siehe „Theosophist“, Juni 1880, „Einige Dinge, welche die Arier wussten.“) Wegen Agneyastra siehe Wilsons „Select Specimens of the Theatre of the Hindus“, I, S. 297).

521 Irgendwelche wunderbaren, künstlich erschaffenen Tiere, in gewisser Beziehung dem Geschöpf Frankensteins ähnelnd, das sprach und seinen Meister vor jeder sich nähernden Gefahr warnte. Der Meister war ein „Schwarzmagier“, das mechanische Tier war, laut den Berichten, von einem Dschinn beseelt, einem Elemental. Nur das Blut eines reinen Menschen konnte es vernichten. Vide Teil II, xxvii, „Die Sieben in Astronomie, Wissenschaft und Magie“.

522 Die vier karmischen Götter, in den Stanzen als die vier Maharajas bezeichnet.

523 „The Mythological Astronomy of the Ancients Demonstrated“, von einem seltsam intuitiven Symbologen und Astronomen, einer Art selbst erschaffenen Adepten von Norwich, der im ersten Viertel dieses Jahrhunderts lebte.

524 Der Ausdruck „Atlantier“ darf den Leser nicht dahingehend irreführen, sie lediglich als eine Rasse oder gar eine Nation zu betrachten. Es ist vielmehr so, wie man von „Asiaten“ spricht. Zahlreich, vielgestaltig und unterschiedlich waren die Atlantier, die mehrere Menschheiten und eine nahezu zahllose Menge von Rassen und Nationen repräsentierten, tatsächlich diverser als die „Europäer“, würde man diesen Namen unterschiedslos auf die bestehenden fünf Teile der Welt anwenden; was bei der Geschwindigkeit, mit der die Kolonisierung voranschreitet, vielleicht in weniger als zwei- oder dreihundert Jahren der Fall sein wird. Es gab braune, rote, gelbe, weiße und schwarze Atlantier; Riesen und Zwerge (wie es einige afrikanische Stämme vergleichsweise auch heute noch sind).

525 In „Esoteric Buddhism“ sagt ein Lehrer auf S. 64: „Im Eozän, schon in seinem allerersten Teil, hatte der große Zyklus der Menschen der vierten Rasse, der (Lemuro-) Atlantier, bereits seinen höchsten Punkt (der Zivilisation) erreicht, und der große Kontinent, der Vater nahezu aller gegenwärtigen Kontinente, zeigte die ersten Anzeichen des Versinkens. . . .“ Und auf S. 70 wird gezeigt, dass Atlantis als Ganzes während des Miozäns zugrunde ging. Um zu zeigen, wie Kontinente, Rassen, Nationen und Zyklen einander überlappen, braucht man nur an Lemurien zu denken, dessen letzte Landflächen ungefähr 700.000 Jahre vor dem Beginn des Tertiärs untergingen (siehe S. 65 desselben Werkes), und die letzten von „Atlantis“ erst vor 11.000 Jahren; somit überlappen sich also beide – das eine die atlantische, das andere die arische Periode.

526 Ceylon.

527 Die Vorväter der arischen Brahmanen hatten ihre Tierkreisberechnungen und ihren Tierkreis von den durch die Kriyashakti-Kraft Geborenen, von den „Söhnen des Yogas“, die Ägypter von den Atlantiern Rutas.

528 Die Ersteren können daher die Zeit sieben oder acht Millionen Jahre lang aufgezeichnet haben, die Ägypter jedoch nicht.

529 Diese Frage wurde bereits ausführlich besprochen und ebenso ausführlich erörtert und beantwortet. Siehe „Five Years of Theosophy“ (Art. „Sinnetts Esoteric Buddhism“, S. 325-46).

530 Volney behauptet, der Widder habe 1.447 v. Chr. im 15. Grad gestanden, woraus folgt, dass der erste Grad der „Waage“ nicht später als 15.194 Jahre v. Chr. mit der Frühlings-Tagundnachtgleiche hätte zusammenfallen können, und wenn man 1.790 Jahre seit Christi Geburt dazu addiert – das Jahr, in welchem Volney das schrieb – sind seit dem (griechischen oder vielmehr hellenischen) Ursprung des Tierkreises offensichtlich 16.984 Jahre verstrichen.

531 Das Wort „historisch“ wird verwendet, weil die Historiker zwar die Daten, die bestimmte Ereignisse von unserer heutigen Zeit trennen, in fast absurder Weise verkleinerten, aber sobald die Ereignisse einmal bekannt und akzeptiert sind, sind sie Teil der Geschichte. So ist der Trojanische Krieg ein geschichtliches Ereignis, das tatsächlich eher 6.000 als 5.000 v. Chr. stattgefunden hat, obwohl er frühestens auf nicht einmal 1.000 Jahre v. Chr. datiert wird.

532 Es ist eine historische Tatsache, dass Sanchuniathon 1.250 v. Chr. aus den Annalen und Staatsdokumenten in den Archiven der älteren phönizischen Städte eine vollständige Aufzeichnung ihrer Religion zusammenstellte und in phönizischen Schriftzeichen niederschrieb.

533 Prof. Virchow, im Anhang 1 zu Schliemanns „Ilios, Stadt und Land der Trojaner“, Murray, 1880.

534 Über Letztere schreibt Gosse: „Sie wird durch und durch als Ketzerin hingestellt, der man überhaupt nicht glauben darf, als stelle sie die Naturgeschichte falsch dar und erfinde falsche wissenschaftliche Tatsachen.“ („Romance of Natural History“, S. 227)

535 Dr. Cover schreibt: „Dieser berühmte Washington-Vogel war ein Mythos; entweder hat sich Audubon geirrt oder er hat gelogen, wie einige ohne zu zögern behaupten.“

536 Bereits im Juli 1888, zu einer Zeit, als das Manuskript dieses Werkes meinen Schreibtisch noch nicht verlassen hatte und Die Geheimlehre der Welt vollständig unbekannt war, wurde sie bereits als Produkt meines Gehirns und nichts weiter gebrandmarkt. Mit folgenden unschmeichelhaften Worten ging der amerikanische Evening Telegraph in seiner Ausgabe vom 30. Juli 1888 auf das noch unveröffentlichte Werk ein: „Zu den faszinierendsten Büchern für die Julilektüre gehört Frau Blavatskys neues Buch über Theosophie . . . (!) Die Geheimlehre . . . Aber dass sie sich in die brahmanische Unwissenheit zurückversetzen kann . . . (!?) ist noch kein Beweis dafür, dass alles, was sie sagt, wahr ist.“ In der irrtümlichen Ansicht, mein Buch sei bereits erschienen und der Rezensent habe es gelesen, wobei weder das eine noch das andere zutraf oder auch nur möglich gewesen wäre, sprach der Kritiker sein mit Vorurteilen behaftetes Urteil und wird jetzt, wo es tatsächlich erschienen ist, seine erste Behauptung aufrecht erhalten müssen, einerlei ob richtig oder falsch, und er wird sich wahrscheinlich durch eine noch vernichtendere Kritik als zuvor heraus manövrieren.

 

[SD # 1]

Vorwort
Blätter aus einer vorgeschichtlichen Epoche

Vor dem Auge der Schreiberin befindet sich ein archaisches Manuskript – eine Sammlung von Palmblättern, durch ein besonderes, unbekanntes Verfahren unempfindlich gemacht gegen Wasser, Feuer und Luft. Auf der ersten Seite befindet sich eine makellose weiße Scheibe auf einem stumpfen, schwarzen Grund. Auf der folgenden Seite dieselbe Scheibe, aber mit einem Punkt in der Mitte. Die erste, so weiß der Schüler, bedeutet den Kosmos in der Ewigkeit, vor dem Wiedererwachen der noch schlummernden Energie, der Emanation des Wortes in späteren Systemen. Der Punkt in der bis jetzt makellosen Scheibe, Raum und Ewigkeit in Pralaya, bezeichnet die Dämmerung der Differenzierung. Es ist der Punkt im Weltenei (siehe Teil II, „Das Weltenei“), der Keim in Letzterem, der zum Universum, zum All, zum grenzenlosen, periodischen Kosmos werden wird. Dieser Keim ist periodisch abwechselnd latent und aktiv. Der eine Kreis ist göttliche Einheit, aus der alles hervorgeht, in welche alles zurückkehrt. Sein Umfang – ein gezwungenermaßen eingeschränktes Symbol angesichts der Begrenzungen des menschlichen Verstandes – steht für die abstrakte, immer unerkennbare Gegenwart, und seine Fläche für die Universalseele, obwohl die beiden eins sind. Dass nur die Fläche der Scheibe weiß und der Grund ringsum schwarz ist, zeigt klar, dass ihre Fläche, obwohl noch dunkel und unklar, das gesamte Wissen ist, das der Mensch erreichen kann. Es ist diese Ebene, auf der die manvantarischen Manifestationen beginnen; denn in dieser Seele schlummert während des Pralayas der Göttliche Gedanke26, in welchem der Plan jeder zukünftigen Kosmogonie und Theogonie verborgen liegt.

[SD # 2]Es ist das Eine Leben, ewig, unsichtbar, doch allgegenwärtig, ohne Anfang oder Ende, doch periodisch in seinen regelmäßigen Manifestationen, zwischen welchen das dunkle Mysterium des Nichtseins herrscht; unbewusst, und doch absolutes Bewusstsein; unrealisierbar, doch die eine, selbstexistierende Wirklichkeit; wahrhaftig „ein Chaos für den Verstand, ein Kosmos für die Vernunft“. Sein einziges absolutes Merkmal, welches es selbst ist, ist ewige, unaufhörliche Bewegung, im esoterischen Sprachgebrauch der „Große Atem“27 genannt, welcher die beständige Bewegung des Universums ist im Sinne von grenzenlosem, allgegenwärtigem Raum. Das, was bewegungslos ist, kann nicht göttlich sein. Aber tatsächlich und in Wirklichkeit existiert innerhalb der Universalseele nichts absolut Bewegungsloses.

Nahezu fünf Jahrhunderte v. Chr. behauptete Leukippos, der Lehrer von Demokrit, der Raum sei ewig mit Atomen angefüllt, durch unaufhörliche Bewegung in Tätigkeit versetzt, die im Laufe der Zeit, wenn sie sich sammeln, kreisförmige und durch wechselseitige Zusammenstöße Querbewegungen hervorbringen. Epikur und Lukretius lehrten dasselbe, nur fügten sie zu der seitlichen Bewegung der Atome die Idee der Affinität hinzu – eine okkulte Lehre.

Seitdem der Mensch sein Erbe antrat, seit dem ersten Erscheinen der Architekten des von ihm bewohnten Globus, wurde die ungeoffenbarte Gottheit unter ihrem einzigen philosophischen Aspekt erkannt und betrachtet – als universale Bewegung, als das Erbeben des schöpferischen Atems in der Natur. Der Okkultismus fasst die „Eine Existenz“ folgendermaßen zusammen: „Göttlichkeit ist ein verborgenes, lebendiges (oder sich bewegendes) Feuer, und die ewigen Zeugen dieser unsichtbaren Gegenwart sind Licht, Wärme, Feuchtigkeit“ – diese Dreiheit umfasst und verursacht sämtliche Phänomene in der Natur.28 Innerkosmische Bewegung ist ewig und unaufhörlich; kosmische Bewegung (die sichtbare oder die Gegenstand der Wahrnehmung seiende) ist endlich und periodisch. Als ewige Abstraktion ist sie das ewig Gegenwärtige; in der Manifestation ist sie sowohl in der kommenden als auch in der entgegengesetzten Richtung endlich, beide sind das Alpha und das Omega der aufeinanderfolgenden Rekonstruktionen. Kosmos – das Noumenon – hat nichts mit den kausalen Beziehungen der phänomenalen Welt zu tun. Lediglich in Bezug auf die intrakosmische Seele, den idealen Kosmos im unveränderlichen Göttlichen Gedanken, können wir sagen: „Sie hatte niemals einen Anfang noch wird sie jemals enden.“ In Bezug auf ihren Körper oder ihre kosmische Organisation kann zwar nicht gesagt werden, dass sie eine anfängliche Konstruktion besaß oder je eine letzte besitzen wird, doch mit jedem neuen Manvantara kann ihre Organisation als die erste und letzte ihrer Art betrachtet werden, da sie sich jedes Mal auf einer höheren Ebene entfalten wird. . . .

[SD # 3]Noch vor wenigen Jahren wurde Folgendes dargelegt:

„Die esoterische Lehre lehrt – wie der Buddhismus und der Brahmanismus und selbst die Kabbala –, dass die eine unendliche und unbekannte Essenz seit aller Ewigkeit existiert und in regelmäßigen und harmonischen Folgen entweder passiv oder aktiv ist. In der poetischen Ausdrucksweise des Manu werden diese Zustände die „Tage“ und die „Nächte“ Brahmâs genannt. Letzterer ist entweder „wach“ oder „schlafend“. Die Svabhavikas oder Philosophen der ältesten Schule des Buddhismus (die noch in Nepal existiert) spekulieren nur über den aktiven Zustand dieser „Essenz“, die sie Svabhavat nennen, und halten es für töricht, über die abstrakte und „unerkennbare“ Macht in ihrem passiven Zustand zu theoretisieren. Daher werden sie sowohl von den christlichen Theologen als auch von den modernen Wissenschaftlern als Atheisten bezeichnet, denn beide sind außerstande, die tiefgründige Logik ihrer Philosophie zu verstehen. Die Ersteren erlauben keinen anderen Gott als die personifizierten sekundären Mächte, die das sichtbare Universum ausarbeiteten und bei ihnen zu dem anthropomorphen Gott der Christen wurden – dem mit Donner und Blitz heranbrausenden männlichen Jehovah. Andererseits begrüßt die rationalistische Wissenschaft die Buddhisten und Svabhavikas als die „Positivisten“ der archaischen Zeitalter. Wenn wir einen einseitigen Blick auf die Philosophie der Letzteren werfen, könnten unsere Materialisten auf ihre Weise Recht haben. Die Buddhisten behaupteten, es gäbe keinen Schöpfer, sondern nur eine Unendlichkeit schöpferischer Kräfte, die in ihrer Gesamtheit die eine, ewige Substanz bilden, deren Essenz unergründlich ist – und folglich für keinen wahren Philosophen Gegenstand der Spekulation. Sokrates weigerte sich beharrlich, über das Geheimnis des universalen Seins zu diskutieren, und dennoch wäre es niemals jemandem eingefallen, ihn des Atheismus zu bezichtigen, außer denen, die auf seinen Untergang aus waren. Mit der Einleitung einer aktiven Periode, sagt die Geheimlehre, geschieht nach ewigem und unveränderlichem Gesetz eine Ausdehnung dieser göttlichen Essenz von außen nach innen und von innen nach außen. Und das phänomenale oder sichtbare Universum ist das letztendliche Resultat der langen Reihe kosmischer Kräfte, die so aufeinanderfolgend in Bewegung versetzt wurden. Auf dieselbe Weise findet, am erneuten Beginn des passiven Zustands, eine Zusammenziehung der göttlichen Essenz statt, und das vorherige Schöpfungswerk wird stufenweise und fortschreitend aufgelöst. Das sichtbare Universum wird zersetzt, sein Material zerstreut; und ‘Finsternis’, einsam und allein, schwebt wieder einmal über dem Antlitz der ‘Tiefe’. Um eine Metapher aus den geheimen Büchern zu gebrauchen, welche die Idee noch klarer übermitteln wird: Ein Ausatmen der ‘unbekannten Essenz’ bringt die Welt hervor, und ein Einatmen verursacht ihr Verschwinden. Dieser Vorgang findet seit aller Ewigkeit statt, und unser gegenwärtiges Universum ist nur eines in einer unendlichen Reihe, die keinen Anfang hatte und kein Ende haben wird (sieheIsis entschleiert“; sowieDie Tage und Nächte Brahmâs“ in Teil II).

[SD # 4]Diese Passage wird, so weit wie möglich, im vorliegenden Werk erklärt werden. Obwohl sie in ihrer jetzigen Form für den Orientalisten nichts Neues enthält, kann ihre esoterische Interpretation vieles aufweisen, was dem westlichen Schüler bislang gänzlich unbekannt war.

Die erste Illustration stellt eine einfache Scheibe dar, die zweite in dem archaischen Symbol zeigt eine Scheibe mit einem Punkt darin – die erste Differenzierung in den periodischen Manifestationen der immer-ewigen Natur, geschlechtsloses und unendliches „Aditi in Jenem“ („Rigveda“), den Punkt in der Scheibe oder potenziellen Raum im abstrakten Raum. In seinem dritten Stadium wird der Punkt in einen Durchmesser verwandelt. Das symbolisiert jetzt eine göttliche, unbefleckte Mutter-Natur in der allumfassenden, absoluten Unendlichkeit. Wenn die Durchmesserlinie von einer vertikalen durchkreuzt wird , wandelt es sich zum Weltenkreuz. Die Menschheit hat ihre dritte Wurzelrasse erreicht; es ist das Zeichen für den Beginn der Entstehung menschlichen Lebens. Wenn der Umkreis verschwindet und nur das zurücklässt, ist dies ein Zeichen dafür, dass der Fall des Menschen in die Materie vollendet ist, und die vierte Rasse beginnt. Das Kreuz innerhalb eines Kreises symbolisiert reinen Pantheismus; als dem Kreuz der Umkreis genommen wurde, wurde es phallisch. Es hatte die gleiche und doch auch andere Bedeutungen wie das Tau in einem Kreis oder wie „Thors Hammer,“ das sogenannte Jaina-Kreuz oder einfach die Swastika innerhalb eines Kreises .

[SD # 5]Das dritte Symbol – der durch die horizontale Linie des Durchmessers zweigeteilte Kreis – bedeutete die erste Manifestation der schöpferischen (noch passiven, weil weiblichen) Natur. Die erste schattenhafte Vorstellung des Menschen in Verbindung mit Fortpflanzung ist weiblich, weil der Mensch seine Mutter besser kennt als seinen Vater. Daher waren weibliche Götter heiliger als männliche. Die Natur ist deshalb weiblich und bis zu einem gewissen Grad objektiv und greifbar, und das sie befruchtende geistige Prinzip ist verborgen. Durch Hinzufügen einer senkrechten Linie zu dem Kreis mit der horizontalen Linie entstand das Tau – die älteste Form des Buchstabens. Das war das Symbol der dritten Wurzelrasse bis zum Tag ihres symbolischen Falls – d. h. der Trennung der Geschlechter infolge natürlicher Evolution –, als die Illustration sich in veränderte, den Kreis, oder geschlechtsloses Leben, modifiziert oder getrennt – eine doppelte Glyphe oder Symbol. Mit den Rassen unserer fünften Rasse wurde es in der Symbologie zum Sacr’ und im Hebräischen zum N’cabvah der zuerst gebildeten Rassen.29 Dann veränderte es sich in das ägyptische (Emblem des Lebens), und noch später in das Zeichen der Venus . Dann kommt die Swastika (Thors Hammer oder jetzt das „Hermetische Kreuz“), gänzlich getrennt von seinem Kreis und somit rein phallisch werdend. Das esoterische Symbol des Kali-Yuga ist der auf dem Kopf stehende fünfzackige Stern – das Zeichen menschlicher Zauberei mit seinen zwei himmelwärts gerichteten Spitzen (Hörnern), eine Stellung, die jeder Okkultist der „linken Hand“ zuordnen wird und die in der zeremoniellen Magie verwendet wird.30

[SD # 6]Es ist zu hoffen, dass sich mit der Lektüre dieses Werkes die falschen Vorstellungen der Öffentlichkeit über den Pantheismus allgemein verändern werden. Es ist falsch und ungerecht, die Buddhisten und Advaita-Okkultisten als Atheisten anzusehen. Auch wenn sie nicht alle Philosophen sind, sind sie doch auf jeden Fall alle Logiker, deren Einwände und Argumente auf strengem, logischem Denken beruhen. In der Tat, wenn das Parabrahman der Hindus die verborgenen und namenlosen Gottheiten anderer Nationen repräsentieren darf, wird dieses absolute Prinzip als Prototyp erkannt, nach dessen Vorbild alle anderen kopiert wurden. Parabrahman ist nicht „Gott“, denn Es ist kein Gott. „Es ist das, was das Höchste und nicht das Höchste (Paravara) ist“, erklärt die „Mandukya-Upanishad“ (2.28). Es ist das „Höchste“ als Ursache, nicht aber als Wirkung. Als eine „zweitlose Wirklichkeit“ ist Parabrahman einfach der allumfassende Kosmos – oder vielmehr der unendliche kosmische Raum – im höchsten spirituellen Sinne natürlich. Brahma (Neutrum) als die unveränderliche, reine, freie, unvergängliche höchste Wurzel, „die eine wahre Existenz, Paramarthika“ und das absolute Chit und Chaitanya (Intelligenz, Bewusstsein) kann kein Erkenner sein, „denn Jenes kann kein Subjekt der Erkenntnis haben“. Kann die Flamme die Wesenheit des Feuers genannt werden? Diese Wesenheit ist „das Leben und das Licht des Universums, das sichtbare Feuer und die Flamme sind Zerstörung, Tod und Übel“. „Feuer und Flamme zerstören den Körper eines Arhats, ihre Essenz macht ihn unsterblich.“ (Bodhi-mur, Buch II) „Die Kenntnis des absoluten Geistes ist, wie der Glanz der Sonne oder die Hitze im Feuer, nichts anderes als die absolute Wesenheit selbst“, sagte Shankaracharya. ES – ist „der Geist des Feuers“, nicht das Feuer selbst; daher „sind die Attribute des Letzteren, Hitze oder Flamme, nicht die Merkmale des Geistes, sondern dessen, wovon dieser Geist die unbewusste Ursache ist“. Ist nicht obiger Satz der wahre Grundton der späteren Rosenkreuzer-Philosophie? Parabrahman ist, kurz gesagt, das kollektive Aggregat des Kosmos in seiner Unendlichkeit und Ewigkeit, „Jenes“ und „Dieses“, auf das teilbare Aggregate nicht angewandt werden können.31 „Am Anfang war Dieses das Selbst, eines allein“ (Aitareya Upanishad); der große Shankaracharya erklärt, dass sich „Dieses“ auf das Universum (Jagat) bezog; und „am Anfang“ bedeutete vor dem erneuten Hervorbringen des phänomenalen Universums.

[SD # 7]Wenn daher die Pantheisten die Upanishaden wiederholen und wie die Geheimlehre feststellen, dass „Dieses“ nichts erschaffen kann, so leugnen sie damit nicht einen Schöpfer, oder vielmehr ein kollektives Aggregat von Schöpfern, sondern sie weigern sich lediglich sehr logisch, einem unbegrenzten Prinzip etwas Endliches wie „Schöpfung“ und besonders deren Entstehung, zuzuschreiben. Für sie ist Parabrahman eine passive, weil absolute Ursache, das unbedingte Mukta. Nur begrenzte Allwissenheit und Allmacht werden dem Letzteren abgesprochen, weil sie noch immer (in den menschlichen Vorstellungen reflektierte) Attribute darstellen; und weil Parabrahman, als das „höchste All“, der immer unsichtbare Geist und die Seele der Natur – unveränderlich und ewig – keine Attribute besitzen kann; Absolutheit schließt ganz natürlich jegliche Vorstellung des Verbundenseins mit dem Endlichen oder Bedingten aus. Und wenn der Vedantist behauptet, dass Attribute lediglich seiner Emanation angehören, die er „Iswara plus Maya“ und Avidya (eher Agnostizismus und Nichtwissen als Unwissenheit) nennt, ist es schwer, in dieser Vorstellung irgendetwas Atheistisches zu finden.32 Da es weder zwei Unendlichkeiten noch zwei Absolutheiten in einem Universum geben kann, das als grenzenlos angenommen wird, kann man sich kaum vorstellen, dass diese Selbst-Existenz persönlich schöpferisch tätig ist. In der Wahrnehmung und der Vorstellung endlicher „Wesen“ ist Jenes Nicht-„Sein“ in dem Sinn, dass es die eine Sein-heit ist; denn in diesem Allem verborgen liegt seine gleichewige und gleichaltrige Emanation oder innewohnende Ausstrahlung, die – wenn sie sich periodisch in Brahmâ (der männlich-weiblichen Potenzialität) verwandelt – zum manifestierten Universum wird oder sich in dieses ausdehnt. Der sich auf den (abstrakten) Wassern des Raumes bewegende Narayana wird in die von ihm bewegten Wasser konkreter Substanz verwandelt und wird jetzt zum manifestierten Wort oder Logos.

[SD # 8]Jene orthodoxen Brahmanen, die sich am meisten gegen die Pantheisten und Advaitis erheben und sie als Atheisten bezeichnen, sind dazu gezwungen – wenn Manu in dieser Sache irgendeine Autorität hat – den Tod Brahmâs, des Schöpfers, nach Ablauf eines jeden „Zeitalters“ dieser (schöpferischen) Gottheit anzunehmen (nach 100 göttlichen Jahren – eine Periode, die in unseren Jahren gemessen mittels einer 15-stelligen Zahl ausgedrückt wird). Doch wird kein Philosoph unter ihnen diesen „Tod“ in irgendeinem anderen Sinne verstehen als dem zeitweiligen Verschwinden von der manifestierten Ebene der Existenz, oder als eine periodische Ruhe.

Die Okkultisten stimmen daher mit den Advaita-Vedanta-Philosophen in Bezug auf den obigen Lehrsatz überein. Sie zeigen die Unmöglichkeit, auf philosophischer Grundlage die Vorstellung zu akzeptieren, dass das absolute All das „Goldene Ei“ erschaffe oder sogar evolviere, in das es, wie es heißt, eintritt, um sich selbst in Brahmâ zu verwandeln – den Schöpfer, der sich selbst später in die Götter und das gesamte sichtbare Universum ausdehnt. Sie sagen, dass absolute Einheit nicht in Unendlichkeit übergehen könne; denn Unendlichkeit setzt die grenzenlose Ausdehnung von etwas voraus und die Dauer von diesem „Etwas“, und das eine All ist wie der Raum – der dessen einzige mentale und physische Repräsentation auf dieser Erde oder unserer Existenzebene ist – weder Objekt noch Subjekt der Wahrnehmung. Könnte man annehmen, das ewige, unendliche All, die allgegenwärtige Einheit, existiere nicht in der Ewigkeit, sondern mittels periodischer Manifestationen als ein mannigfaltiges Universum oder eine vielfältige Persönlichkeit, würde diese Einheit aufhören, eine Einheit zu sein. Lockes Idee, dass „reiner Raum weder des Widerstands noch der Bewegung fähig sei“, ist nicht korrekt. Raum ist weder eine „grenzenlose Leere“ noch eine „bedingte Fülle“, sondern beides: Auf der Ebene der absoluten Abstraktion ist er die ewig-unerkennbare Gottheit, leer nur für das endliche Gemüt33, und auf der Ebene mayavischer Wahrnehmung der angefüllte Raum, der absolute Behälter all dessen, was ist, ob manifestiert oder unmanifestiert: Er ist daher dieses absolute All. Es gibt keinen Unterschied zwischen dem „In Ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ des christlichen Apostels und dem „das Universum lebt in, geht hervor aus und wird zurückkehren zum Brahman (Brahmâ)“ des Hindu-Rishis: denn Brahman (Neutrum), das Unmanifestierte, ist dieses Universum in abscondito, und Brahmâ, das Manifestierte, ist der Logos, in den symbolischen orthodoxen Dogmen männlich-weiblich34 gemacht. Der Gott des Apostel-Initiierten und des Rishis sind sowohl der unsichtbare als auch der sichtbare Raum. Raum wird in der esoterischen Symbolik „das siebenhäutige ewige Mutter-Vater“ genannt. Von seiner undifferenzierten bis zu seiner differenzierten Oberfläche ist er aus sieben Schichten zusammengesetzt.

[SD # 9]Was ist jenes, welches war, ist und sein wird, ob da ein Universum ist oder nicht, ob da Götter sind oder nicht?“, fragt der esoterische Senzar-Katechismus. Und die Antwort darauf lautet – Raum.

Es ist nicht der eine unbekannte, immer gegenwärtige Gott in der Natur oder die Natur in abscondito, der zurückgewiesen wird; sondern der Gott des menschlichen Dogmas und sein vermenschlichtesWort“. In seiner unendlichen Eingebildetheit, seinem angeborenen Stolz und seiner Eitelkeit formte ihn der Mensch mit seiner frevelhaften Hand aus dem Material, das er in seinen eigenen kleinen Gehirnwindungen vorfand und zwang ihn der Menschheit als eine direkte Offenbarung des einen, ungeoffenbarten Raums35 auf. Der Okkultist akzeptiert, dass Offenbarung von göttlichen, aber immer noch endlichen Wesen herrührt, den manifestierten Leben – niemals von dem unmanifestierbaren einen Leben, sondern von solchen Wesenheiten wie dem uranfänglichen Menschen, den Dhyani-Buddhas oder Dhyani-Chohans, den „Rishi-Prajapati“ der Hindus, den Elohim oder „Söhnen Gottes“ und den Planetengeistern aller Nationen, die für den Menschen zu Göttern wurden. Adi-Shakti, die direkte Emanation Mulaprakritis, ewige Wurzel von Jenem und weiblicher Aspekt der schöpferischen Ursache, Brahmâ, in ihrer akasischen Form der Universalseele – betrachtet der Okkultist philosophisch ebenso als Maya und als Ursache der menschlichen Maya. Aber diese Auffassung hindert ihn nicht daran, an ihre Existenz, solange sie dauert, zu glauben, nämlich ein Maha-Manvantara; auch nicht daran, Akasha, die Ausstrahlung von Mulaprakriti36, auf praktische Dinge anzuwenden, da die Weltseele mit allen natürlichen Phänomenen verbunden ist – ob der Wissenschaft bekannt oder nicht.

[SD # 10]Die ältesten Religionen der Welt – exoterisch, denn die esoterische Wurzel oder Grundlage ist ein und dieselbe – sind die indische, die zoroastrische und die ägyptische. Als deren Folge kommt dann die chaldäische, die bis auf den entstellten Sabäismus, wie er gegenwärtig von den Archäologen wiedergegeben wird, der heutigen Welt gänzlich verloren gegangen ist. Überspringen wir ein paar weitere Religionen, die später erwähnt werden sollen, dann schließt sich die jüdische an, die esoterisch, wie in der Kabbala, der Linie des babylonischen Magismus folgt; und exoterisch, wie in der Genesis und dem Pentateuch, einer Sammlung allegorischer Legenden. Im Lichte des „Zohar“ gelesen, sind die vier Anfangskapitel der Genesis das Fragment einer hoch philosophischen Seite in der Weltkosmogonie (siehe Buch III, „Gupta Vidya und der Zohar“). In ihrer symbolischen Verkleidung belassen, sind sie ein Ammenmärchen, ein unangenehmer Dorn im Auge der Wissenschaft und Logik, eine offensichtliche Wirkung von Karma. Sie für das Christentum als Prolog dienen zu lassen, war eine grausame Rache von Seiten der Rabbiner, die besser wussten, was ihr Pentateuch bedeutete. Es war ein schweigender Protest gegen ihre Plünderung; und die Juden haben jetzt sicherlich ihre traditionellen Verfolger überwunden. Die oben genannten exoterischen Glaubensbekenntnisse werden im Lichte der Universallehre erklärt werden, so wie wir mit derselben vorankommen.

[SD # 11]Der okkulte Katechismus enthält folgende Fragen und Antworten:

Was ist das, das immer ist?“ „Raum, das ewige Aupapaduka.“37Was ist das, das immer war?“ „Der Keim in der Wurzel.“ „Was ist das, das immer kommt und geht?“ „Der große Atem.“ „Dann gibt es drei Ewige?“ „Nein, die drei sind eins. Das, was immer ist, ist eins; das, was immer war, ist eins; das, was immer seiend und werdend ist, ist auch eins: Und dieses ist Raum.“

„Erkläre, oh Lanu (Schüler).“ – „Das Eine ist ein geschlossener Kreis (Ring) ohne Umfang, denn es ist nirgends und überall; das Eine ist die grenzenlose Ebene des Kreises, der nur während der manvantarischen Perioden einen Durchmesser manifestiert; das Eine ist der unteilbare Punkt, der während jener Perioden nirgends gefunden und überall wahrgenommen wird; es ist die Vertikale und die Horizontale, der Vater und die Mutter, der Gipfel und die Basis des Vaters, die beiden Gliedmaßen der Mutter, die in Wirklichkeit nirgendwo hinreichen, denn das Eine ist sowohl der Ring als auch die Ringe, die innerhalb dieses Ringes sind. Licht in der Dunkelheit und Dunkelheit im Licht: der ‘Atem, welcher ewig ist’. Es verfährt von außen nach innen, wenn es überall ist, und von innen nach außen, wenn es nirgends ist (d. h. Maya38, eines der Zentren39). Es dehnt sich aus und zieht sich zusammen (Ausatmen und Einatmen). Wenn es sich ausdehnt, verbreitet und zerstreut sich die Mutter; wenn es sich zusammenzieht, zieht sich die Mutter zurück und sammelt sich ein. Dies verursacht die Perioden der Evolution und Auflösung, Manvantara und Pralaya. Der Keim ist unsichtbar und feurig; die Wurzel (die Ebene des Kreises) ist kühl; aber während der Evolution und des Manvantaras ist ihr Gewand kalt und strahlend. Heißer Atem ist der Vater, der die Nachkommenschaft des vielgesichtigen (heterogenen) Elements verschlingt und die Eingesichtigen (Homogenen) belässt. Kühler Atem ist die Mutter, die empfängt, formt, hervorbringt und sie wieder in ihrem Schoß aufnimmt, um sie mit der Dämmerung (des Tages von Brahmâ oder Manvantaras) neu zu formen. . . . .“

[SD # 12]Für ein besseres Verständnis seitens des gewöhnlichen Lesers muss erklärt werden, dass die okkulte Wissenschaft sieben kosmische Elemente kennt – vier vollständig physisch und das fünfte (Ether) halbmateriell, welches gegen Ende unserer vierten Runde in der Luft sichtbar werden und in der gesamten fünften Runde als höchstes über die anderen herrschen wird. Die beiden anderen befinden sich bis jetzt vollständig außerhalb des Bereichs menschlicher Wahrnehmung. Diese Letzteren werden sich jedoch während der 6. und 7. Rasse dieser Runde darstellen und während der 6. beziehungsweise 7. Runde bekannt werden.40 Diese sieben Elemente mit ihren zahllosen Unterelementen (viel zahlreicher als die der Wissenschaft bekannten) sind lediglich bedingte Modifikationen und Aspekte des einen und einzigen Elements. Dieses Letztere ist nicht Ether,41 nicht einmal Akasha, sondern die Quelle von diesen. Das fünfte, jetzt von der Wissenschaft ziemlich offen vertretene Element ist nicht der von Sir Isaac Newton hypothetisch aufgestellte Ether – obwohl er ihm diesen Namen gibt, wahrscheinlich in einer Ideenassoziation mit dem Äther, dem „Vater-Mutter“ des Altertums. Wie Newton intuitiv sagt: „Die Natur arbeitet in einem beständigen Kreislauf. Sie erzeugt Flüssigkeiten aus Festkörpern, feste Dinge aus flüchtigen und flüchtige aus festen, feine aus groben und grobe aus feinen. . . . . Deshalb könnten vielleicht alle Dinge aus Ether entstanden sein“ („Hypoth“, 1675).

[SD # 13]Der Leser hat sich vor Augen zu halten, dass die gegebenen Stanzen lediglich die Kosmogonie unseres eigenen Planetensystems behandeln und dessen, was rund um dasselbe sichtbar ist – nach einem solaren Pralaya. Die geheimen Lehren in Bezug auf die Evolution des universalen Kosmos können nicht gegeben werden, da nicht einmal die größten Denker dieses Zeitalters sie verstehen könnten; und selbst unter den Größten der Initiierten scheint es lediglich sehr Wenigen erlaubt zu sein, über diesen Gegenstand zu spekulieren. Überdies sagen die Lehrer offen, dass nicht einmal die höchsten Dhyan Chohans jemals die Geheimnisse jenseits dieser Grenzen durchdrungen haben, die die Milliarden von Sonnensystemen von der „Zentralsonne“ – wie sie genannt wird – trennen. Daher bezieht sich das, was herausgegeben wird, nur auf unseren nach einer „Nacht Brahmâs“ sichtbaren Kosmos.

Es ist unerlässlich, dass der Leser mit den wenigen fundamentalen Vorstellungen vertraut gemacht wird, welche dem gesamten Gedankensystem, zu dessen Beachtung er eingeladen ist, zugrunde liegen und es durchdringen, bevor er mit der Betrachtung der die Basis des vorliegenden Werkes bildenden Stanzen des Buchs Dzyan fortfährt. Es handelt sich nur um eine kleine Anzahl grundlegender Vorstellungen, doch das Verständnis alles Folgenden hängt davon ab, dass sie klar erfasst werden; aus diesem Grund muss die an den Leser gerichtete Bitte, sich zunächst selbst mit ihnen vertraut zu machen, bevor er das eigentliche Werk eingehend prüft, nicht entschuldigt werden.

[SD # 14]Die Geheimlehre stellt drei fundamentale Lehrsätze auf:

(a) Ein allgegenwärtiges, ewiges, grenzenloses und unveränderliches Prinzip, das über jegliche Spekulation erhaben ist, da es die Kraft menschlicher Vorstellung übersteigt und durch jegliche menschliche Ausdrucksweise oder jeden beliebigen menschlichen Vergleich nur verringert werden könnte. Es ist jenseits des Bereichs und der Reichweite des Gedankens – mit den Worten des Mandukya „undenkbar und unaussprechlich“.

Um dem gewöhnlichen Leser diese Ideen klarer zu machen, kann er von dem Postulat ausgehen, dass eine, allem manifestierten, bedingten Sein vorangehende absolute Wirklichkeit existiert. Diese unendliche und ewige Ursache – in der gegenwärtigen europäischen Philosophie andeutungsweise als das „Unbewusste“ und „Unerkennbare“ formuliert – ist die Wurzellose Wurzel von „allem, was war, ist und jemals sein wird“. Sie besitzt natürlich keinerlei Eigenschaften und ist in ihrem Wesen ohne jegliche Beziehung zum manifestierten, endlichen Sein. Sie ist „Sein-heit“ vielmehr als Sein (Sat in Sanskrit) und steht über allem Denken und Spekulieren.

Diese „Sein-heit“ wird in der Geheimlehre unter zwei Aspekten symbolisiert. Auf der einen Seite als absoluter, abstrakter Raum, reine Subjektivität darstellend – die eine Sache, welche das menschliche Gemüt weder aus irgendeiner beliebigen Vorstellung ausschließen noch sich selbst ausdenken kann. Auf der anderen Seite als absolute abstrakte Bewegung, unbedingtes Bewusstsein darstellend. Selbst unsere westlichen Denker haben gezeigt, dass Bewusstsein für uns ohne Veränderung nicht vorstellbar ist, und dass Bewegung am besten mit der Veränderung – ihrem wesentlichen Merkmal – symbolisiert wird. Dieser letztere Aspekt der einen Realität wird auch durch den Ausdruck „der Große Atem“ symbolisiert, ein ausreichend anschauliches Symbol, das keiner weiteren Erläuterung bedarf. So ist denn das erste Axiom der Geheimlehre dieses metaphysische Eine Absolute – Sein-heit –, von endlicher Intelligenz als die theologische Dreieinigkeit symbolisiert.

Es mag für den Schüler dennoch hilfreich sein, wenn hier einige weitere Erklärungen gegeben werden.

Herbert Spencer hat in letzter Zeit seinen Agnostizismus insofern modifiziert als dass er behauptet, dass die Natur der „ersten Ursache“,42 welche der Okkultist mit größerer Logik von der „ursachlosen Ursache“, dem „Ewigen“ und dem „Unerkennbaren“ ableitet, essenziell der Natur des in uns aufsteigenden Bewusstseins entsprechen könnte: kurz, dass die den Kosmos durchdringende unpersönliche Wirklichkeit das Noumenon des Gedankens ist. Dieser Fortschritt seinerseits bringt ihn sehr nahe heran an die esoterische und vedantische Lehre.43

[SD # 15]Parabrahman (die eine Wirklichkeit, das Absolute) ist das Feld absoluten Bewusstseins, jene Essenz also, die außerhalb jeglicher Beziehung zu bedingter Existenz steht und deren bedingtes Symbol die bewusste Existenz ist. Aber sobald wir in Gedanken von dieser (für uns) absoluten Negation fortschreiten, kommt durch den Kontrast von Geist (oder Bewusstsein) und Materie, von Subjekt und Objekt, die Dualität hinzu.

Geist (oder Bewusstsein) und Materie sind jedoch nicht als unabhängige Wirklichkeiten zu betrachten, sondern als die zwei Facetten oder Aspekte des Absoluten (Parabrahman), welche die Grundlage des bedingten Seins bilden, ob subjektiv oder objektiv.

Wenn wir diese metaphysische Triade als die Wurzel betrachten, aus welcher alle Manifestation entspringt, so nimmt der Große Atem den Charakter präkosmischer Ideenbildung an. Er ist der fons et origo der Kraft und allen individuellen Bewusstseins, und sein Beitrag zum gewaltigen Vorhaben der kosmischen Evolution ist die leitende Intelligenz. Andererseits ist präkosmische Wurzelsubstanz (Mulaprakriti) der Aspekt des Absoluten, welcher allen objektiven Ebenen der Natur zugrunde liegt.

Gerade so wie die präkosmische Ideenbildung die Wurzel allen individuellen Bewusstseins ist, stellt die präkosmische Substanz die Grundlage der Materie in den verschiedenen Graden ihrer Differenzierung dar.

Daher ist es offensichtlich, dass der Gegensatz dieser zwei Aspekte des Absoluten für die Existenz des „manifestierten Universums“ essenziell ist. Von der kosmischen Substanz getrennt könnte sich die kosmische Ideenbildung nicht als individuelles Bewusstsein manifestieren, da sich dieses Bewusstsein lediglich mittels eines materiellen Vehikels44 als „Ich bin ich“ manifestieren kann. Eine physische Basis ist notwendig, um einen Strahl des Universalgemüts in einem bestimmten Komplexitätsstadium zu konzentrieren. Nochmals: Von der kosmischen Ideenbildung getrennte kosmische Substanz müsste eine leere Abstraktion bleiben, und das Bewusstsein könnte nicht erscheinen.

Das „manifestierte Universum“ ist daher von Dualität durchdrungen, die sozusagen die wahre Essenz seiner ex-istenz als „Manifestation“ ist. Aber gerade so wie die einander gegenüberstehenden Pole Subjekt und Objekt, Geist und Materie, nichts anderes als Aspekte der einen Einheit darstellen, in welcher sie zur Synthese gebracht sind, ist es im manifestierten Universum „Jenes“, das Geist mit Materie, Subjekt mit Objekt, verbindet.

[SD # 16]Dieses Etwas, der westlichen Spekulation gegenwärtig unbekannt, wird von den Okkultisten Fohat genannt. Es ist die „Brücke“, mittels derer die im „Göttlichen Gedanken“ existierenden „Ideen“ der kosmischen Substanz als die „Naturgesetze“ eingeprägt werden. Fohat ist somit die dynamische Energie der kosmischen Ideenbildung; oder, von der anderen Seite aus betrachtet, ist es das intelligente Medium, die leitende Kraft aller Manifestation, der durch die Dhyan Chohans45 – die Architekten der sichtbaren Welt – übertragene und manifestierte „Göttliche Gedanke“. So entspringt unser Bewusstsein dem Geist oder der kosmischen Ideenbildung; aus der kosmischen Substanz entstehen die verschiedenen Vehikel, in welchen dieses Bewusstsein individualisiert wird und Selbst- oder reflexives Bewusstsein erlangt; und Fohat ist in seinen verschiedenen Manifestationen das geheimnisvolle Band zwischen Gedanke und Materie, das alle Atome zum Leben elektrisierende, beseelende Prinzip.

Die folgende Zusammenfassung wird dem Leser eine klarere Vorstellung erlauben.

(1) Das Absolute; das Parabrahman der Vedantisten oder die eine Wirklichkeit, Sat, die – wie Hegel sagt – zugleich absolutes Sein und Nichtsein ist.

(2) Die erste Manifestation, der unpersönliche und in der Philosophie unmanifestierte Logos, der Vorläufer des „manifestierten“. Dieser ist die „erste Ursache“, das „Unbewusste“ der europäischen Pantheisten.

(3) Geist-Materie, Leben; der „Geist des Universums“, der Purusha und die Prakriti oder der zweite Logos.

(4) Kosmische Ideenbildung, Mahat oder Intelligenz, die universale Weltseele, das kosmische Noumenon der Materie, die Grundlage der intelligenten Wirkungen in und seitens der Natur, auch Maha-Buddhi genannt.

Die eine Wirklichkeit; ihre dualen Aspekte in dem bedingten Universum.

Ferner behauptet die Geheimlehre:

(b) Die Ewigkeit des Universums in toto als eine grenzenlose Ebene, welche periodisch „die Bühne von zahllosen, sich unaufhörlich manifestierenden und wieder verschwindenden Universen“ ist, die „manifestierten Sterne“ und die „Funken der Ewigkeit“ genannt. „Die Ewigkeit des Pilgers“46 ist wie ein Augenzwinkern der Selbst-Existenz (Buch Dzyan). „Das Erscheinen und Verschwinden von Welten gleicht den regelmäßigen Gezeiten von Ebbe und Flut.“ (Siehe Teil II, „Tage und Nächte Brahmâs“)

[SD # 17]Diese zweite Behauptung der Geheimlehre ist die absolute Universalität des Gesetzes der Periodizität, Fluss und Rückfluss, Ebbe und Flut, von der Naturwissenschaft auf allen Gebieten der Natur beobachtet und registriert. Wechselfolgen wie Tag und Nacht, Leben und Tod, Schlafen und Wachen, stellen eine so allgemeine, so vollkommen universale und ausnahmslose Tatsache dar, dass es leicht nachvollziehbar ist, warum wir in diesem Gesetz eines der absolut fundamentalen Gesetze des Universums erkennen.

Außerdem lehrt die Geheimlehre:

(c) Die fundamentale Identität aller Seelen mit der universalen Oberseele, welche wiederum selbst ein Aspekt der unbekannten Wurzel ist; und die für alle Seelen – jede ein Funke der Letzteren – zwingend erforderliche Pilgerschaft durch den Inkarnationszyklus (oder „Notwendigkeit“) in Übereinstimmung mit dem zyklischen und karmischen Gesetz während der gesamten Zeit. Mit anderen Worten kann keine rein spirituelle Buddhi (Göttliche Seele) eine unabhängige (bewusste) Existenz besitzen, bevor der aus der reinen Essenz des universalen sechsten Prinzips – oder der Oberseele – entsprungene Funke (a) alle elementalen Formen der phänomenalen Welt jenes Manvantaras durchlaufen und (b) Individualität erlangt hat – zuerst durch natürlichen Antrieb und dann durch selbstbewirkte und selbsterdachte Anstrengungen (dabei von seinem Karma geprüft) und so durch sämtliche Intelligenzgrade vom niedersten bis zum höchsten Manas, von Mineral und Pflanze bis zum heiligsten Erzengel (Dhyani-Buddha) emporgestiegen ist. Die zentrale Lehre der Esoterischen Philosophie gesteht dem Menschen keinerlei Privilegien oder besondere Gaben zu, mit Ausnahme jener, die er mittels seines eigenen Egos durch persönliche Anstrengung und Verdienst während einer langen Reihe von Metempsychosen und Reinkarnationen gewonnen hat. Aus diesem Grunde sagen die Hindus, dass das Universum Brahman und Brahmâ ist, denn Brahman ist in jedem Atom des Universums. Sämtliche sechs Prinzipien in der Natur sind das Ergebnis – die unterschiedlich differenzierten Aspekte – des siebten und einen, der einzigen Wirklichkeit im Universum, ob kosmisch oder mikrokosmisch; auf der Ebene der Manifestation und Form werden deshalb auch die Veränderungen (psychisch, spirituell und physisch) des sechsten Prinzips (Brahmâs, des Vehikels von Brahman) in metaphysischer Antiphrase als illusorisch und mayavisch betrachtet. Denn obwohl die Wurzel eines jeden Atoms individuell und von jeder Form kollektiv dieses siebte Prinzip oder die eine Realität ist, so ist dies doch in seiner manifestierten phänomenalen und vorübergehenden Erscheinung nichts Besseres als eine flüchtige Illusion unserer Sinne (eine klarere Definition findet sich im Anhang „Götter, Monaden und Atome“ und auch in „Theophania“, „Bodhisattvas und Reinkarnation“ etc. etc.).

[SD # 18]In seiner Absolutheit ist das Eine Prinzip in seinen beiden Aspekten (als Parabrahman und Mulaprakriti) geschlechtslos, unbedingt und ewig. Ferner ist seine periodische (manvantarische) Emanation – oder ursprüngliche Ausstrahlung – eins, androgyn und phänomenal endlich. Wenn die Aus­strahlung ihrerseits strahlt, so sind alle ihre Ausstrahlungen ebenfalls androgyn, um in ihren niederen Aspekten zu männlichen und weiblichen Prinzipien zu werden. Nach dem Pralaya – sei es ein größeres oder kleineres (das Letztere belässt die Welten im Satus quo,47 ist es das plastische Akasha, Vater-Mutter, der Geist und die Seele des Ethers oder die Ebene auf der Oberfläche des Kreises, was als Erstes wieder zum aktiven Leben erwacht. Raum wird vor seiner kosmischen Aktivität die „Mutter“ und auf der ersten Stufe des Wiedererwachens Vater-Mutter genannt (siehe Kommentare zur zweiten Stanze). In der Kabbala ist er auch Vater-Mutter-Sohn. Während diese in der östlichen Lehre das siebte Prinzip des manifestierten Universums darstellen oder sein „Atman-Buddhi-Manas“ (Geist, Seele, Intelligenz) – die sich verzweigende und in die sieben kosmischen und sieben menschlichen Prinzipien teilende Triade –, stehen sie in der westlichen Kabbala der christlichen Mystiker für die Triade oder Dreieinigkeit und bei ihren Okkultisten für den männlich-weiblichen Jehovah, Ja-Havah. Darin liegt der ganze Unterschied zwischen der esoterischen und der christlichen Dreieinigkeit. Die Mystiker und die Philosophen, die östlichen und westlichen Pantheisten, synthetisieren ihre prägenetische Dreiheit in der rein göttlichen Abstraktion. Die Orthodoxen vermenschlichen sie. Hiranyagarbha, Hari und Shankara – die drei Hypostasen des sich manifestierenden „Geistes des höchsten Geistes“ (mit diesem Titel begrüßt Prithivi – die Erde – Vishnu in Gestalt seines ersten Avataras) – sind die rein metaphysischen, abstrakten Qualitäten der Erschaffung, Erhaltung und Zerstörung. Sie sind auch die drei göttlichen Avasthas (lit. Hypostasen) dessen, was „mit den erschaffenen Dingen nicht vergeht“ (oder Achyuta, ein Name Vishnus); während der orthodoxe Christ seine persönliche, schöpferische Gottheit in die drei Personen der Dreieinigkeit trennt und keine höhere Gottheit zulässt. Die Letztere ist im Okkultismus das abstrakte Dreieck; bei den Orthodoxen der vollkommene Würfel. Der schöpferische Gott oder die Gesamtheit der Götter werden von östlichen Philosophen als Bhrantidarsanatah betrachtet – „falsches Verständnis“, etwas, was man sich „infolge trügerischer Erscheinungen als eine materielle Form vorstellt“, und es wird so erklärt, dass es in der illusorischen Vorstellung der selbstgefälligen, persönlichen und menschlichen Seele (niederes fünftes Prinzip) entsteht. Das wird in einer neuen Übersetzung des Vishnu-Purana“ wunderschön ausgedrückt. „Jener Brahmâ besitzt in seiner Gesamtheit essenziell den Aspekt der Prakriti, sowohl evolviert als auch nicht evolviert (Mulaprakriti), und auch den Aspekt des Geistes und den der Zeit. Geist, oh Zweimalgeborener, ist der leitende Aspekt des höchsten Brahman.48 Der nächste Aspekt ist zweifältig – Prakriti, sowohl evolviert als auch nicht evolviert – und ist die Dauer.“ Kronos wird in der orphischen Theogonie auch als ein erschaffener Gott oder Agent dargestellt.

[SD # 19]Der heilige Symbolismus stellt das Universum auf dieser Stufe des Wiedererwachens als einen vollkommenen Kreis mit dem (Wurzel-) Punkt in der Mitte dar. Dieses Zeichen war universal, daher finden wir es auch in der Kabbala. Die westliche Kabbala jedoch – jetzt in den Händen christlicher Mystiker – ignoriert es vollständig, obwohl es im „Zohar“ klar gezeigt wird. Diese Sektierer fangen von hinten an, zeigen das Zeichen als das Symbol des prägenetischen Kosmos und nennen es „die Vereinigung von Rose und Kreuz“, das große Geheimnis der okkulten Erschaffung, daher der Name – Rosenkreuzer !

Wie jedoch anhand eines der wichtigsten und wohlbekanntesten Rosenkreuzersymbole beurteilt werden kann, existiert ein Symbol, das bis jetzt nicht einmal von den modernen Mystikern verstanden wurde. Es ist das des „Pelikans“, der seine Brust aufreißt, um seine sieben Jungen zu nähren – der wahre Glaube der Brüder vom Rosenkreuz und direkt aus der östlichen Geheimlehre entstanden. Brahman (Neutrum) wird Kalahansa genannt, was laut den westlichen Orientalisten den ewigen Schwan oder die Gans symbolisiert (siehe dritte Stanze, Kommentar 8); und so nennt man auch Brahmâ, den Schöpfer. Ein großer Irrtum macht sich da bemerkbar; es ist Brahman (Neutrum), auf das als Hansa-Vahana (Er, der den Schwan als sein Vehikel benützt) Bezug genommen werden sollte, und nicht Brahmâ, der Schöpfer, welcher der wirkliche Kalahansa ist, während Brahman (Neutrum) Hamsa und „A-hamsa“ ist, wie im Kommentar erklärt werden wird. Es sollte verstanden werden, dass die Begriffe Brahmâ und Parabrahman hier nicht deshalb verwendet werden, weil sie unserer esoterischen Nomenklatur angehören, sondern lediglich deshalb, weil sie den westlichen Schülern vertrauter sind. Beide sind die perfekten Äquivalente für unsere ein-, drei- und sieben-vokalischen Bezeichnungen, die für das Eine Alles und das Eine „Alles in allem“ stehen.

[SD # 20]Das sind die Grundvorstellungen, auf welchen die Geheimlehre beruht.

Es wäre hier fehl am Platz, in irgendeine Verteidigung oder Beweisführung ihrer innewohnenden Plausibilität einzutreten; auch kann ich mich nicht damit aufhalten zu zeigen, wie sie – obwohl allzu oft in irreführendem Gewand – tatsächlich in jedem Denk- oder Philosophiesystem enthalten sind, das den Namen verdient.

Sobald der Leser ein klares Verständnis von ihnen gewonnen und das Licht erkannt hat, das sie auf jedes Problem des Lebens werfen, werden sie in seinen Augen keiner weiteren Rechtfertigung bedürfen, weil ihre Wahrheit ihm so offensichtlich sein wird wie die Sonne am Himmel. Ich gehe daher zum Inhalt der in diesem Band gegebenen Stanzen über und füge einen skizzenhaften Überblick derselben hinzu – in der Hoffnung, dem Schüler die Aufgabe dadurch zu erleichtern, dass ich ihm in wenigen Worten die in den Stanzen enthaltene allgemeine Idee umreiße.

Stanze I. Die in den Stanzen aufgezeichnete Geschichte der kosmischen Evolution ist sozusagen die abstrakte algebraische Formel dieser Evolution. Folglich darf der Schüler nicht erwarten, hier eine Aufzählung aller Entwicklungsstufen und Wandlungen zu finden, die zwischen den ersten Anfängen der „universalen“ Evolution und unserem gegenwärtigen Zustand liegen. Eine solche Aufzählung zu geben wäre ebenso unmöglich wie unverständlich für die Menschen, die nicht einmal die Natur der Existenzebene erfassen können, die sich direkt neben jener Ebene befindet, auf welche ihr Bewusstsein im Augenblick begrenzt ist.

Die Stanzen geben daher eine abstrakte Formel, die mutatis mutandis auf jegliche Evolution anwendbar ist: auf die unserer winzigen Erde, auf die der Planetenketten, von welchen die Erde eine darstellt, bis zum solaren Universum, zu welchem diese Kette gehört, und so weiter in aufsteigender Reihe, bis der Verstand taumelt und vor Anstrengung erschöpft ist.

[SD # 21]Die sieben in diesem Band vorgelegten Stanzen repräsentieren die sieben Glieder dieser abstrakten Formel. Sie beziehen sich auf und beschreiben die sieben großen Abschnitte des Evolutionsprozesses, in den Puranas als die „sieben Schöpfungen“ bezeichnet und in der Bibel als die „Tage“ der Schöpfung.

Die erste Stanze beschreibt den Zustand des einen Alls während des Pralayas, vor dem ersten Aufflackern der wiedererwachenden Manifestation.

Ein kurzes Nachdenken macht klar, dass ein solcher Zustand nur symbolisiert werden kann; ihn zu beschreiben ist unmöglich. Er kann auch nur mithilfe von Negativbegriffen symbolisiert werden, denn da er der Zustand der Absolutheit per se ist, kann er keines jener bestimmten Attribute besitzen, mit deren Hilfe wir Gegenstände mit Positivbegriffen beschreiben. Folglich kann dieser Zustand nur durch die Negativbegriffe aller jener höchst abstrakten Merkmale angedeutet werden, welche die Menschen, eher fühlend als begreifend, an den entferntesten Grenzen ihrer Vorstellungskraft erreichen können.

Das in Stanze II beschriebene Stadium ist für den westlichen Verstand nahezu identisch mit dem in der ersten erwähnten, sodass es eine Abhandlung für sich erfordern würde, eine Vorstellung über den Unterschied zu vermitteln. Daher muss es der Intuition und den höheren Fähigkeiten des Lesers überlassen bleiben, die Bedeutung der verwendeten allegorischen Ausdrücke zu erfassen, so weit es ihm möglich ist. Es muss in der Tat daran erinnert werden, dass alle diese Stanzen vielmehr an die inneren Fähigkeiten appellieren als an das gewöhnliche Verständnis des physischen Gehirns.

Stanze III beschreibt, wie das Universum nach dem Pralaya wieder zum Leben erwacht. Sie vermittelt ein Bild vom Auftauchen der „Monaden“ aus ihrem Zustand der Absorption in dem Einen; das früheste und höchste Stadium in der Entstehung der „Welten“, wobei der Ausdruck Monade gleichermaßen auf das ausgedehnteste Sonnensystem wie auch auf das winzigste Atom angewendet werden kann.

Stanze IV beschreibt die Differenzierung des „Keims“ des Universums in die siebenfache Hierarchie bewusster göttlicher Kräfte, welche die aktiven Manifestationen der einen, höchsten Energie sind. Sie sind die Planer, die Gestalter und schließlich die Schöpfer des gesamten manifestierten Universums, aber ausschließlich in dem Sinn, in welchem der Name „Schöpfer“ verständlich ist; sie prägen und lenken es. Sie sind die intelligenten Wesen, welche die Evolution regulieren und überwachen, indem sie in sich jene Manifestationen des Einen Gesetzes verkörpern, das wir als „die Naturgesetze“ kennen.

[SD # 22]Allgemein sind sie als die Dhyan Chohans bekannt, obwohl jede der unterschiedlichen Gruppen in der Geheimlehre ihre eigene Bezeichnung hat.

Die Hindu-Mythologie bezeichnet dieses Evolutionsstadium als die „Erschaffung“ der Götter.

In Stanze V wird der Vorgang der Weltenbildung beschrieben: erstens diffuse kosmische Materie, dann der feurige „Wirbelwind“, das erste Stadium der Entstehung eines Nebels. Dieser Nebel verdichtet sich und bildet, nachdem er verschiedene Umformungen durchlaufen hat, ein Sonnenuniversum, eine Planetenkette oder einen einzelnen Planeten, wie es der Fall sein mag.

Die darauffolgenden Stadien in der Bildung einer „Welt“ werden in Stanze VI aufgezeigt, welche die Evolution einer solchen Welt bis zu ihrer vierten großen Periode abwärts behandelt, was unserer gegenwärtigen Periode entspricht.

Stanze VII setzt die Geschichte fort, indem sie das Herabsteigen des Lebens bis zum Erscheinen des Menschen beschreibt; und damit schließt der erste Band der Geheimlehre.

Die Entwicklung des „Menschen“ von seinem ersten Erscheinen auf dieser Erde in dieser Runde bis zu unserem gegenwärtigen Status wird das Thema des zweiten Bandes bilden.

 

 

ANMERKUNG

Die Stanzen, welche die These einer jeden Abteilung bilden, werden durchweg in ihrer modernen, übersetzten Version gegeben, denn es wäre mehr als nutzlos, den Gegenstand durch Einführung der archaischen Ausdrucksweise des Originals mit ihrem verwirrenden Stil und Worten noch weiter zu erschweren. Auszüge aus den chinesischen, tibetanischen und Sanskritübersetzungen der ursprünglichen Senzar-Kommentare und Erläuterungen zum Buch Dzyan werden gegeben – sie werden jetzt zum ersten Mal in einer europäischen Sprache wiedergegeben. Es ist nahezu unnötig anzumerken, dass hier nur Teile der sieben Stanzen gegeben sind. Ihre vollständige Veröffentlichung würde für alle unverständlich bleiben, von den wenigen höheren Okkultisten abgesehen. Es ist auch nicht nötig dem Leser zu versichern, dass die Schreiberin, oder vielmehr die bescheidene Aufzeichnerin, diese nicht erlaubten Passagen nicht besser versteht als die meisten Profanen. Um die Lektüre zu erleichtern und allzu häufige Verweise auf Fußnoten zu vermeiden, hielt man es für das Beste, Texte und Anmerkungen zusammenzufügen und die passenden Bezeichnungen aus dem Sanskrit und dem Tibetanischen der Urfassung vorzuziehen, wann immer sie nicht vermeidbar sind. Das gilt umso mehr, als diese Bezeichnungen anerkannte Synonyme darstellen und die Erstgenannten ausschließlich zwischen einem Meister und seinen Chelas (oder Schülern) verwendet werden.

[SD # 23]Wollte man den ersten Vers ins Englische übertragen und dabei einer der ausschließlich Substantive und technische Ausdrücke enthaltenden tibetanischen oder Senzar-Versionen folgen, würde sich das etwa wie folgt lesen: „Tho-ag in Zhi-gyu schlief sieben Khorlo. Zodmanas zhiba. Alles Nyug Schoß. Konch-Hog nicht; Thyan-Kam nicht; Lha-Chohan nicht; Tenbrel Chugnyi nicht; Dharmakaya aufgehört; Tgenchang nicht geworden; Barnang und Ssa in Ngovonyidj; allein Tho-og Yinsin in Nacht von Sun-Chan und Yong-Grüb (Paranishpanna) etc. etc.“ und wie reines Abrakadabra klingen.

Da dieses Buch zur Instruktion der Schüler des Okkultismus und nicht für die Zwecke der Philologen geschrieben wurde, können wir derartig fremde Begriffe wohl vermeiden, wo immer es möglich ist. Nur die unübersetzbaren Ausdrücke wurden belassen, deren Bedeutungen ohne Erklärung unverständlich bliebe. Sie alle sind in ihrer Sanskritform wiedergegeben. Unnötig ist es den Leser daran zu erinnern, dass diese Begriffe fast in jedem Fall neue Entwicklungen der späteren Sprache sind und der fünften Wurzelrasse angehören. Das heute bekannte Sanskrit wurde von den Atlantiern nicht gesprochen, und die meisten philosophischen Ausdrücke, wie sie in den Systemen Indiens in der postmahabharatischen Periode verwendet wurden, finden sich nicht in den Veden, noch begegnet man ihnen in den Originalstanzen, sondern lediglich in ihren Äquivalenten. Der Leser, der kein Theosoph ist, wird nochmals dazu eingeladen, alles Folgende, so es ihm gefällt, als Märchen zu betrachten; im besten Fall als eine der noch unerwiesenen Spekulationen von Träumern; und schlimmstenfalls als eine zu den vielen wissenschaftlichen Hypothesen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft neu hinzugekommene Hypothese, von denen einige bereits verworfen wurden und andere noch fortbestehen. Sie ist in keiner Hinsicht schlechter als so viele der sogenannten wissenschaftlichen Theorien, und sie ist auf jeden Fall philosophischer und glaubhafter.

[SD # 24]Angesichts der reichlichen Kommentare und Erklärungen sind die Fußnoten auf die gewöhnliche Art eingebunden, während die zu kommentierenden Sätze mit Zeichen bezeichnet sind. Weiteres Material kann in den Kapiteln über Symbolik, in Teil II und auch in Teil III gefunden werden, die oft mehr Informationen enthalten als der Text.

Fußnoten

26 Es ist kaum nötig, den Leser nochmals daran zu erinnern, dass der Ausdruck „Göttlicher Gedanke“ ebenso wenig wie der Ausdruck „Universalgemüt“ auch nur andeutungsweise einem intellektuellen Vorgang des Menschen vergleichbar ist. Das „Unbewusste“ erlangte den gewaltigen Schöpfungs- oder vielmehr Evolutionsplan nach von Hartmann „durch hellsehende Weisheit, höher als alles Bewusstsein“, was in der Sprache der Vedanta Absolute Weisheit bedeuten würde. Nur jene, die erkennen, wie hoch die Intuition sich über die trägen Prozesse des vernunftmäßigen Denkens emporschwingt, können sich eine sehr vage Vorstellung von dieser absoluten Weisheit machen, welche die Vorstellungen von Zeit und Raum überschreitet. Das Gemüt, wie wir es kennen, lässt sich in Bewusstseinszustände von variierender Dauer, Intensität, Komplexität etc. aufteilen – die alle letztlich auf Empfindungen beruhen, welche selbst wiederum Maya sind. Empfindung wiederum setzt notwendigerweise Begrenzung voraus. Der persönliche Gott des orthodoxen Theismus nimmt wahr, denkt und wird durch Emotionen berührt; er bereut und fühlt „grimmigen Zorn“. Die Vorstellung solch seelischer Zustände involviert jedoch die undenkbare Voraussetzung der Externalität der erregenden Reize, ganz zu schweigen von der Unmöglichkeit, einem Wesen Unveränderlichkeit zuzuschreiben, dessen Emotionen mit den Ereignissen in den von ihm geleiteten Welten schwanken. Die Vorstellungen von einem persönlichen Gott als unveränderlich und unbegrenzt sind also unpsychologisch und, was schlimmer ist, unphilosophisch.

27 Platon erweist sich als Initiierter, wenn er im Kratylos behauptet, dass θεὸς von dem Verb θέειν, „sich bewegen“, „laufen“, abgeleitet ist, so wie die ersten Astronomen, welche die Bewegungen der Himmelskörper beobachteten, die Planeten θεοί nannten, die Götter (siehe Band II, „Symbolik des Kreuzes und des Kreises“). Später brachte das Wort einen anderen Begriff hervor: ἀλήθεια – „der Atem Gottes“.

28 Nominalisten, die mit Berkeley behaupten, dass „es unmöglich sei . . . die abstrakte Idee einer Bewegung unabhängig von einem sich bewegenden Körper zu entwickeln“ („Prin. of Human Knowledge“, Einleitung, Par. 10), mögen die Frage aufwerfen: „Was ist der Körper, der Erzeuger dieser Bewegung? Ist er eine Substanz? Dann glaubt ihr an einen persönlichen Gott?“ etc. etc. Dies wird später im Anhang zu diesem Band beantwortet werden. Unterdessen beanspruchen wir unsere Rechte als Konzeptualisten entgegen Roscelinis materialistischen Ansichten von Realismus und Nominalismus. „Hat die Wissenschaft“, sagt einer ihrer fähigsten Befürworter, Edward Clodd, „irgendetwas aufgedeckt, was die alten Worte entkräftet oder widerlegt, in denen die Essenz aller Religionen der Vergangenheit, Gegenwart und der noch kommenden gegeben wird: Handle recht, liebe das Mitleid, wandle in Demut vor deinem Gott?“ Wir stimmen dem zu unter der Voraussetzung, dass wir mit dem Wort Gott nicht den rohen Anthropomorphismus meinen, der noch immer das Rückgrat unserer landläufigen Theologie darstellt, sondern die symbolische Vorstellung von dem, was Leben und Bewegung des Universums bedeuten, was zu kennen in physischer Hinsicht die Kenntnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in der Existenz der Aufeinanderfolge von Phänomenen bedeutet, was zu kennen in moralischer Hinsicht das Wissen bedeutet, was innerhalb des menschlichen Bewusstsein gewesen ist, was ist und was sein wird. (Siehe „Science and the Emotions“ – ein in der South Place Chapel in Finsbury, London, am 27. Dezember 1885 gehaltener Vortrag.)

29 Siehe das anregende Werk „The Source of Measures“, in dem der Autor die wahre Bedeutung des Wortes „Sacr’“ erklärt, von dem „sacred“ [heilig] und „Sakrament“ [Heilszeichen] abgeleitet sind, die jetzt Synonyme von „Heiligkeit“ geworden sind, obwohl rein phallisch!

30 Westliche Mathematiker und einige amerikanische Kabbalisten sagen uns, dass in der Kabbala auch „der Wert von Jehovahs Namen dem des Kreisdurchmessers entspricht.“ Fügt man die Tatsache hinzu, dass Jehovah der Dritte der Sephiroth ist, Binah, ein weibliches Wort, hat man den Schlüssel zu dem Geheimnis. Durch gewisse kabbalistische Transformationen wird dieser Name, der in den ersten Kapiteln der Genesis androgyn ist, in seinen Transformationen gänzlich männlich, kainitisch und phallisch. Die Tatsache, dass einer der heidnischen Götter ausgewählt und aus ihm ein besonderer Nationalgott gemacht wird, um ihn als den „einen lebendigen Gott,“ den „Gott der Götter“ anzurufen, und dann diese Verehrung für monotheistisch zu erklären, verwandelt ihn noch nicht in das eine Prinzip, dessen „Einheit weder Vervielfältigung, noch Veränderung oder Form zulässt“, besonders nicht im Falle einer priapischen Gottheit, als die Jehovah jetzt erwiesen ist.

31 Siehe „The Vedantasara“ von Major G. A. Jacob; ebenso „The Aphorisms of Sandilya“, übersetzt von E. B. Cowell, S. 42.

32 Nichtsdestoweniger möchten vorurteilsvolle und ziemlich fanatische christliche Orientalisten dies als reinen Atheismus beweisen. Als Beweis dafür siehe Major Jacobs Vedantasara“. Doch das gesamte Altertum gibt diesen vedantischen Gedanken wieder: „Omnis enim per se divom natura necesse est Immortali ævo summa cum pace fruatur.“

33 Allein die Namen der beiden Hauptgottheiten, Brahmâ und Vishnu, hätten schon lange ihre esoterische Bedeutung erkennen lassen sollen. Denn die Wurzel von einem, Brahman oder Brahm, wird von einigen von dem Wort Brih, „wachsen“ oder „sich ausdehnen“, abgeleitet (siehe „Calcutta Review“, Bd. LXVI, S. 14); und Vishnu von der Wurzel Vis, „durchdringen“, in die Natur der Wesenheit eintreten; Brahmâ-Vishnu ist dieser unendliche Raum, von welchem die Götter, die Rishis, die Manus und alles in diesem Universum lediglich Potenzen sind, Vibhutayah.

34 Siehe Manus Bericht über Brahmâ, der seinen Körper in Mann und Frau teilt, wobei Letzterer zur weiblichen Vach wird, in welcher er Viray erschafft; und vergleiche das mit der Esoterik der Kapitel II, III und IV der Genesis.

35 Am Ende dieses 19. Jahrhunderts liegt der Okkultismus tatsächlich in der Luft. Unter vielen anderen, kürzlich veröffentlichten Werken möchten wir jenen Schülern des theoretischen Okkultismus, die sich nicht über den Bereich unserer speziellen menschlichen Ebene hinaus wagen wollen, besonders eines empfehlen. Es heißt „New Aspects of Life and Religion“ von Dr. med. Henry Pratt. Es ist voll von esoterischen Dogmen und esoterischer Philosophie, Letztere jedoch in den Schlusskapiteln ziemlich beschränkt durch etwas, was ein Geist von bedingtem Positivismus zu sein scheint. Dennoch verdient das, was über den Raum als „die unbekannte erste Ursache“ gesagt wird, zitiert zu werden. „Dieses unbekannte Etwas, dadurch als die erste Verkörperung einfacher Einheit erkannt und identifiziert, ist unsichtbar und nicht greifbar“ – (abstrakter Raum, zugegebenermaßen); „und, da unsichtbar und nicht greifbar, unerkennbar. Und diese Unerkennbarkeit hat zu dem Irrtum geführt, es für eine einfache Leere, eine bloße Aufnahmefähigkeit, zu halten. Aber selbst wenn er als eine absolute Leere angesehen wird, muss eingeräumt werden, dass Raum entweder selbstexistent, unendlich und ewig ist, oder dass er eine erste Ursache gehabt hat, außerhalb, hinter und jenseits von ihm.

Und selbst wenn eine solche Ursache noch gefunden und bestimmt werden könnte, würde das doch nur dazu führen, die Attribute, die sonst dem Raum zukämen, auf diese Ursache zu übertragen, und lediglich die Schwierigkeit der Entstehung einen Schritt weiter zurückzuwerfen, ohne weiteres Licht bezüglich der ersten Ursache zu gewinnen.“ (S. 5)

Das entspricht exakt dem, was seitens der an einen anthropomorphen Schöpfer, einen außerkosmischen anstatt einen innerkosmischen Gott Glaubenden, geschehen ist. Viele – ja die meisten von Pratts Themen, können wir sagen – sind alte kabbalistische Ideen und Theorien, die er in einem ziemlich neuen Gewand vorführt: „Neue Aspekte“ des Okkulten in der Natur, in der Tat. Raum jedoch als eine „substanzielle Einheit“ – die „lebendige Quelle des Lebens“ – betrachtet, ist als die „unbekannte ursachlose Ursache“ das älteste Dogma des Okkultismus, Jahrtausende älter als der Vater Äther der Griechen und Römer. Damit sind „Kraft und Materie als Potenzen des Raumes untrennbar und die unbekannten Enthüller des Unbekannten“. In der arischen Philosophie sind sie als Vishvakarman, Indra, Vishnu etc. etc. personifiziert zu finden. Doch werden sie in dem angeführten Werk sehr philosophisch und unter vielen ungewöhnlichen Aspekten zum Ausdruck gebracht.

36 Im Gegensatz zum manifestierten, materiellen Universum wird der Ausdruck Mulaprakriti (von Mula, „die Wurzel“, und Prakriti, „Natur“) oder die unmanifestierte Urmaterie – von den westlichen Alchemisten Adams Erde genannt – von den Vedantisten auf Parabrahman angewendet. In der religiösen Metaphysik ist die Materie dual und in den esoterischen Lehren siebenfältig, wie alles andere im Universum auch. Als Mulaprakriti ist sie undifferenziert und ewig; als Vyakta wird sie laut der Svetasvatara-Upanishad I.8 und des Devi-Bhagavata-Puranas differenziert und bedingt. Über Mulaprakriti sprechend, sagt der Verfasser der vier Vorlesungen über die Bhagavadgita: „Von seinem (des Logos) objektiven Standpunkt aus erscheint Parabrahman als Mulaprakriti. . . . Natürlich ist diese Mulaprakriti für ihn materiell, wie uns jedes materielle Objekt materiell erscheint. . . . Parabrahman ist eine unbedingte und absolute Realität, und Mulaprakriti ist eine Art darüber geworfener Schleier.“ („Theosophist“, Band VIII, Seite 304)

37 Bedeutet „elternlos“ – siehe weiter hinten.

38 Die Esoterische Philosophie muss, da sie jedes endliche Ding als Maya (oder die Illusion des Unwissens) betrachtet, notwendigerweise jeden intrakosmischen Planeten und Körper in demselben Licht sehen, als etwas Organisiertes und somit Endliches. Die Aussage „es verläuft von außen nach innen etc.“ bezieht sich im ersten Teil des Satzes daher auf das Heraufdämmern der Periode des Maha-Manvantaras oder auf die große, erneute Evolution, die jeder der vollständigen periodischen Auflösungen aller zusammengesetzten Form der Natur (vom Planeten bis zum Molekül) in ihre letzte Essenz oder ihr letztes Element folgt; und im zweiten Teil auf das partielle oder lokale Manvantara, bei dem es sich um ein solares oder sogar um ein planetarisches handeln kann.

39 „Zentrum“ bedeutet hier ein Energiezentrum oder einen kosmischen Brennpunkt; wenn die sogenannte „Schöpfung“ oder Formung eines Planeten durch diese Kraft vollendet ist, die von den Okkultisten als Leben und von der Wissenschaft als „Energie“ bezeichnet wird, findet der Prozess von innen nach außen statt. Jedes Atom, so heißt es, enthält in sich selbst die schöpferische Energie des Göttlichen Atems. Während dagegen nach einem absoluten Pralaya, oder wenn das vorher existierende Material nur aus einem Element besteht und der Atem „überall ist“, der Letztere von außen nach innen wirkt. Nach einem kleineren Pralaya dagegen, in dem alles im Status quo verblieben ist – in einem gefrorenen Zustand sozusagen, wie der Mond –, beginnen beim ersten Vibrieren des Manvantaras der Planet oder die Planeten ihre Wiederauferstehung zum Leben von innen nach außen.

40 Es ist auffallend, wie sich in den evolutionären Ideenzyklen altes Gedankengut in modernen Überlegungen widerzuspiegeln scheint. Hat Herbert Spencer alte Hindu-Philosophen gelesen und studiert, als er eine gewisse Stelle in seinen „First Principles“ (S. 482) schrieb, oder ist es ein selbstständiges Aufblitzen innerer Wahrnehmung, das ihn – halb richtig, halb falsch – sagen ließ: „Da sowohl Bewegung als auch Materie der Quantität nach festgelegt sind (?), würde es scheinen, dass eine durch Bewegung bewirkte Veränderung in der Verteilung der Materie an eine Grenze stößt, in welche Richtung sie auch bewegt worden ist (?), woraufhin die unzerstörbare Bewegung eine umgekehrte Verteilung notwendig macht. Augenscheinlich bewirken die universal nebeneinander bestehenden Kräfte der Anziehung und Abstoßung, wie wir gesehen haben, in sämtlichen kleineren Veränderungen im Universum einen Rhythmus, und sie müssen auch in der Gesamtheit seiner Veränderungen einen Rhythmus hervorbringen. Einmal bewirken sie ein unermesslich langes Vorherrschen der Anziehungskräfte und verursachen damit eine universale Konzentration, und dann wieder eine unermesslich lange Zeit, in der die abstoßenden Kräfte vorherrschen und eine universale Ausbreitung verursachen – abwechselnde Zeitalter der Evolution und der Auflösung.“

41 Was immer die Ansichten der Naturwissenschaft über diesen Gegenstand sein mögen, die okkulte Wissenschaft lehrt seit Zeitaltern, dass Akasha – dessen gröbste Form der Ether darstellt – das fünfte universale kosmische Prinzip ist (welchem das menschliche Manas entspricht und aus dem es hervorgeht), kosmisch eine strahlende, kühle, wärmedurchlässige plastische Materie, schöpferisch in ihrer physischen Natur, korrelativ in ihren gröbsten Aspekten und Teilen, unveränderlich in ihren höheren Prinzipien. In seinem vorherigen Zustand wird Akasha die Unter-Wurzel genannt; und in Verbindung mit strahlender Hitze erweckt es „tote Welten zum Leben“. In seinem höheren Aspekt ist es die Seele der Welt; in seinem niederen – der Zerstörer.

42 Das „Erste“ setzt notwendigerweise etwas voraus, welches das „zuerst Hervorgebrachte“ darstellt, das „Erste in Zeit, Raum und Rang“ – und daher endlich und bedingt ist. Das „Erste“ kann nicht das Absolute sein, denn es ist eine Manifestation. Daher bezeichnet der östliche Okkultismus das abstrakte All als die „ursachlose, eine Ursache“, die „Wurzellose Wurzel“, und beschränkt die „erste Ursache“ auf den Logos in der Bedeutung, die Platon diesem Ausdruck gibt.

43 Siehe T. Subba Rows vier treffliche Vorlesungen über die Bhagavadgita, „Theosophist“, Februar 1886.

44 In Sanskrit „Upadhi“ genannt.

45 Von der christlichen Theologie Erzengel, Seraphim etc. etc. genannt.

46 „Pilger“ ist die Bezeichnung für unsere Monade (die zwei in einem) während ihres Zyklus von Inkarnationen. Sie ist das einzige unsterbliche und ewige Prinzip in uns, weil sie ein unteilbarer Teil des integralen Ganzen ist – des Universalgeistes, aus dem sie hervorgeht und in den sie am Ende des Zyklus absorbiert wird. Wenn gesagt wird, sie emaniere aus dem einen Geist, ist die unbeholfene und inkorrekte Ausdrucksweise auf den Mangel an geeigneten Worten in unserer Sprache zurückzuführen. Die Vedantisten nennen sie Sutratman (Faden-Seele), doch auch ihre Erklärung unterscheidet sich leicht von jener der Okkultisten; die Erläuterung dieses Unterschieds sei jedoch den Vedantisten selbst überlassen.

47 Es sind nicht die physischen Organismen, die während der großen kosmischen oder gar solaren Pralayas im Status quo verbleiben, am allerwenigsten ihre psychischen Prinzipien, sondern lediglich ihre akasischen oder astralen „Fotografien“. Aber während der kleineren Pralayas bleiben die Planeten, einmal von der „Nacht“ ereilt, intakt, obwohl tot, wie ein riesiges Tier – vom Polareis gefangen und darin eingeschlossen – für Zeitalter unverändert.

48 So formuliert Spencer verehrungsvoll das großartige Geheimnis, wobei er dennoch, wie Schopenhauer und von Hartmann, lediglich einen Aspekt der alten esoterischen Philosophen widerspiegelt und daher seine Leser am schwarzen Ufer agnostischer Verzweiflung an Land setzt; „das, was in unveränderlicher Quantität, aber in steter Änderung der Form besteht, unter diesen sinnlichen Erscheinungen, die das Universum uns bietet, ist eine unerkannte und unerkennbare Kraft, die wir im Raum als grenzenlos und in der Zeit als anfang- und endlos anerkennen müssen“. Es ist ausschließlich die kühne Theologie, die das Unendliche zu messen und das Unergründliche und Unerkennbare zu entschleiern versucht, jedoch niemals die Wissenschaft oder die Philosophie.

Die Geheimlehre und ihr Studium1

Es handelt sich um Auszüge von Notizen aus privaten Unterweisungen, die H. P. Blavatsky in den Jahren 1888-1891 vertrauten Schülern gab. Diese Unterweisungen waren in einem großen, handgeschriebenen Manuskript enthalten, das mir mein Vater, einstmals einer dieser Schüler, hinterließ.

– P. G. B. Bowen

Letzte Woche hat „HPB“ besonders interessant über die Geheimlehre gesprochen. Es ist wohl am besten, wenn ich alles ordne und sicher zu Papier bringe, solange ich es noch frisch im Gedächtnis habe. Wie sie selbst sagte, könnte das vielleicht in dreißig oder vierzig Jahren jemandem hilfreich sein.

Zunächst: Die Geheimlehre stellt lediglich einen ganz kleinen Ausschnitt der den höheren Mitgliedern der Okkulten Bruderschaften bekannten esoterischen Lehre dar. Sie enthält, so behauptet sie, gerade soviel, wie die Welt während dieses kommenden Jahrhunderts aufnehmen kann. Dadurch wurde eine Frage aufgeworfen – die sie folgendermaßen beantwortete:

Die Bezeichnung „Die Welt“ steht für den Menschen, der in seiner persönlichen Natur lebt. Diese „Welt“ findet in den beiden Bänden der GL alles, was ihr höchstes Verständnis erfassen kann, aber nicht mehr. Das bedeutet jedoch nicht, dass ein nicht in dieser „Welt“ lebender Schüler in dem Buch nicht mehr finden könnte, als die „Welt“ darin zu finden vermag. Jede Form, so unfertig sie auch sein mag, enthält im Inneren verborgen das Bild ihres „Schöpfers“. Genauso enthält das Werk eines Schriftstellers, ganz gleich, wie unverständlich es auch sein mag, das verborgene Abbild des Wissens des Schriftstellers. Aus diesem Ausspruch schließe ich, dass die GL alles enthalten muss, was HPB selbst weiß, und noch viel mehr als das, in Anbetracht dessen, dass vieles darin von Menschen kommt, deren Wissen unermesslich größer ist als ihres. Weiter deutet sie unmiss­verständlich an, dass ein anderer durchaus Wissen darin finden kann, das ihr eigenes übersteigt. Dass ich in HPBs Worten Wissen finden könnte, dessen sie sich selbst nicht bewusst ist, ist ein stimulierender Gedanke. Sie verweilte ziemlich lange bei dieser Idee. X sagte hinterher: „HPB verliert den Überblick“, vermutlich meinte er das Vertrauen in ihr eigenes Wissen. Doch …, … und auch ich selbst verstehen meiner Meinung nach besser, was sie sagen will. Zweifellos teilt sie uns mit, dass wir uns nicht auf sie als die letzte Autorität verlassen sollen, auch nicht auf jemand anderen, sondern ausschließlich auf unsere eigenen, wachsenden Erkenntnisse.

(Spätere Notiz zu dem Vorstehenden: Ich hatte recht. Ich fragte sie direkt, und sie nickte und lächelte. Es bedeutet etwas, ihr zustimmendes Lächeln zu erhalten!) – (Unterzeichnet) Robert Bowen.

Endlich ist es uns gelungen, HPB dazu zu bringen, uns beim Studium der GL zu korrigieren. Ich will es niederschreiben, solange ich es noch frisch im Gedächtnis habe.

Die GL Seite für Seite zu lesen wie jedes beliebige Buch (sagt sie), wird uns nur verwirren. Als Erstes muss man – selbst wenn es Jahre dauert – etwas von den im Vorwort dargelegten „drei fundamentalen Lehrsätzen“ verstehen. Dem sollte die Rekapitulation folgen – die nummerierte Aufzählung in der Zusammenfassung zu Band I (Teil 1). Dann nehme man sich die Einleitenden Bemerkungen (Band II) und die Schlussfolgerung (Band II) vor.

HPB war sehr bestimmt hinsichtlich der Bedeutung der Lehren (in der Zusammenfassung) in Bezug auf die Zeiten der kommenden Rassen und Unterrassen. Deutlicher als sonst drückte sie aus, dass es in Wirklichkeit so etwas wie ein künftiges „Kommen“ von Rassen nicht gibt. „Es gibt weder ein Kommen noch ein Gehen, sondern nur ein ewiges Werden“, sagt sie. Die vierte Wurzelrasse ist noch lebendig; ebenso die dritte und die zweite und die erste – d. h., ihre Manifestationen sind auf unserer gegenwärtigen Substanz-Ebene noch existent. Ich glaube ich weiß, was sie meint. Aber ich bin außerstande, es in Worte zu fassen. So ist auch die sechste Unterrasse hier anwesend und die sechste und die siebte Wurzelrasse und sogar Menschen der kommenden Runden. Das ist schließlich begreiflich. Schüler und Brüder und Adepten können nicht Menschen der gewöhnlichen fünften Unterrasse sein, denn eine Rasse stellt ein Evolutionsstadium dar.

Aber sie lässt keinen Zweifel daran, dass – soweit es die Menschheit im Allgemeinen betrifft – wir noch Hunderte von Jahren (in Zeit und Raum) selbst von der sechsten Unterrasse entfernt sind. Ich fand, dass HPB mit ihrem Beharren auf diesem Punkt eine merkwürdige Besorgnis zeigte. Sie wies auf „Gefahren und Täuschungen“ hin, die durch die Vorstellung entstehen, die Neue Rasse hätte auf dieser Welt bereits endgültig begonnen. Nach ihrer Darstellung fällt die Dauer einer menschlichen Unterrasse im Allgemeinen mit einem Siderischen Jahr zusammen (der Kreisbewegung der Erdachse – etwa 25.000 Jahre). Dies rückt die neue Rasse noch in weite Ferne.

Während der letzten drei Wochen hatten wir bemerkenswerte Diskussionsrunden über das Studium der GL. Ich muss meine Notizen ordnen und das Ergebnis festhalten, bevor ich es verliere.

Sie sprach ausführlich über das „fundamentale Prinzip“. Sie sagte: Wer erwartet, aus der GL ein ausreichendes Bild von der Konsti­tution des Universums zu bekommen, wird in seinen Studien nur Ver­wirrung ernten. Es war nicht geplant, irgendeine solche definitive Erklärung über die Existenz zu geben, sondern zur Wahrheit hinzuführen. Sie wiederholte diesen letzten Satz viele Male.

Es hat überhaupt keinen Sinn zu Menschen zu gehen, die wir für fortgeschrittene Schüler halten (sagte sie) – und sie zu bitten, uns eine „Interpretation“ der GL zu geben. Das können sie nicht. Wenn sie es versuchen, wird alles, was sie sagen, verstümmelte, trockene, exoterische Auslegung sein, die der Wahrheit nicht im Entferntesten entspricht. Eine solche Auslegung anzunehmen bedeutet, sich auf starre Vorstellungen festzulegen, während die Wahrheit jenseits jeglicher Ideen liegt, die man in Worte fassen oder damit ausdrücken könnte. Exoterische Interpretationen sind schön und gut; sie verwirft sie nicht, solange sie als Hinweise für Anfänger betrachtet und von ihnen nicht für mehr gehalten werden. Viele Menschen, die zur TG gehören oder ihr in Zukunft angehören werden, sind natürlich möglicherweise nicht in der Lage, über die Reichweite der gewöhnlichen exoterischen Begriffe hinauszukommen. Es gibt aber andere, und es wird andere geben, und für diese zeigt sie den folgenden, richtigen Weg auf, sich der GL zu nähern.

Nehmt die GL zur Hand (sagt sie), ohne jegliche Hoffnung darauf, darin die letzte Wahrheit über die Existenz zu finden, oder mit irgendeiner anderen Vorstellung, außer jener zu erkennen, wie weit sie zur Wahrheit hinführt. Seht im Studium ein Mittel, jene geistigen Fähigkeiten zu üben und zu entwickeln, die von anderen Studien nie berührt werden. Beachtet die folgenden Regeln:

I. Ganz gleich, was man in der GL studiert, an folgenden Gedanken muss man als Grundlage für seine Ideenbildung festhalten:

(a) Die fundamentale Einheit allen Seins. Diese Einheit ist etwas ganz anderes als das, was man sich gewöhnlich unter Einheit vorstellt – wenn wir zum Beispiel sagen, ein Volk oder eine Armee bilde eine Einheit; oder dieser Planet sei mit einem anderen durch Linien magnetischer Kraft oder Ähnliches verbunden. Das ist nicht die Lehre. Es geht darum, dass die Existenz eine einzige Sache ist und nicht eine Ansammlung miteinander verbundener Dinge. Grundsätzlich gibt es nur ein Sein. Dieses Sein hat zwei Aspekte: einen positiven und einen negativen. Der positive Aspekt ist der Geist oder das Bewusstsein. Der negative ist Substanz, das Subjekt des Bewusstseins. Dieses Sein ist das Absolute in seiner ursprünglichen Manifestation. Da es absolut ist, gibt es nichts außerhalb davon. Es ist All-Sein. Es ist unteilbar, sonst wäre es nicht absolut. Könnte ein Teil davon getrennt sein, könnte das Verbleibende nicht absolut sein, weil sich sofort die Frage nach dem Vergleich zwischen ihm und dem getrennten Teil stellen würde. Vergleich ist mit jeglicher Idee von Absolutheit unvereinbar. Daher ist es klar, dass diese grundlegende Eine Existenz oder dieses Absolute Sein die Wirklichkeit in sämtlichen existierenden Formen sein muss.

Obwohl ich mir sicher war, sagte ich, dass ich nicht davon ausginge, dass viele in der Loge das begreifen würden. „Theosophie ist“, sagte sie, „für jene Menschen, die denken können, oder für die, die alles daran setzen, zu denken, nicht für mentale Faulpelze.“ HPB ist in letzter Zeit sehr sanft geworden. Als „Dummköpfe“ bezeichnete sie für gewöhnlich die durchschnittlichen Schüler.

Das Atom, der Mensch, der Gott (sagt sie) sind sowohl jeder für sich als auch kollektiv in der letzten Analyse Absolutes Sein – das ist ihre wirkliche Individualität. Diese Vorstellung muss immer im Hintergrund des Denkens bewahrt werden, um die Basis für jede Vorstellung zu bilden, die aus dem Studium der GL entsteht. In dem Augenblick, da man sie aufgibt (und das geht sehr schnell, wenn man sich mit einem der komplizierten Aspekte der Esoterischen Philosophie beschäftigt), gewinnt der Gedanke des Sonderseins die Vorherrschaft und das Studium verliert seinen Wert.

(b) Der zweite festzuhaltende Gedanke ist der, dass es keine tote Materie gibt. Jedes kleinste Atom lebt. Es kann nicht anders sein, da jedes Atom im Grunde Absolutes Sein ist. Daher gibt es nichts ­Der­artiges wie ‘Bereiche’ im Äther oder Akasha, oder wie man es nennen will, in welchen sich Engel und Elementale wie Forellen im Wasser tummeln. Das entspricht der allgemeinen Vorstellung. Die richtige Vorstellung ist, dass jedes Materie-Atom, ganz gleich auf welcher Ebene, in sich selbst ein Leben ist.

(c) Die dritte festzuhaltende Grundvorstellung ist, dass der Mensch der Mikrokosmos ist. Da es so ist, existieren sämtliche himmlischen Hierarchien in ihm. Aber in Wahrheit gibt es weder Makrokosmos noch Mikrokosmos, sondern nur Eine Existenz. Groß und Klein erscheinen nur so, wenn sie von einem begrenzten Bewusstsein aus betrachtet werden.

(d) Der vierte und letzte festzuhaltende Grundgedanke ist im großen Hermetischen Axiom formuliert. Er fasst alle anderen zusammen und bringt sie zu einer Synthese.

Wie das Innere, so das Äußere; wie das Große, so das Kleine; wie oben, so unten; es gibt nur Ein Leben und Gesetz, und er, der damit arbeitet, ist Einer. Nichts ist innen und nichts ist außen; nichts ist groß und nichts ist klein; nichts ist hoch und nichts ist niedrig in der ­göttlichen Ökonomie.

Ganz gleich, was man in der GL zum Studium wählt, man muss es zu diesen Grundideen in Beziehung setzen.

Ich legte nahe, dass das eine Art mentaler Übung sei, die außer­ordentlich ermüdend sein muss. HPB lächelte und nickte. Man darf kein Narr sein (sagte sie) und sich dadurch, dass man gleich von Anfang an zuviel versucht, ins Irrenhaus bringen. Das Gehirn ist das Instrument des Wachbewusstseins; und jedes bewusste mentale Bild, das geformt wird, bedeutet für die Atome des Gehirns Veränderung und Zerstörung. Die gewöhnliche intellektuelle Tätigkeit bewegt sich im Gehirn auf gut ausgetretenen Pfaden und erzwingt keine plötzlichen Anpassungen und Zerstörungen in seiner Substanz. Aber diese neue Art mentaler Anstrengung erfordert etwas ganz anderes – die Ausbildung neuer „Gehirnpfade“, das Aneinanderreihen der kleinen Gehirnleben in einer anderen Ordnung. Wenn es unüberlegt erzwungen wird, kann es dem Gehirn ernsthaften physischen Schaden zufügen.

Diese Art des Denkens (sagte sie) ist das, was die Inder Jñana-Yoga nennen. Wenn man im Jñana-Yoga geübter ist, bemerkt man, dass Vorstellungen auftauchen, die man – obwohl man sich ihrer bewusst ist – nicht zum Ausdruck bringen oder auch nur in irgendeiner Art von mentalem Bild formulieren kann. Erst mit der Zeit werden sich diese Begriffe zu mentalen Bildern formen. Das ist eine Zeit, in der man auf der Hut sein muss und sich nicht von dem Gedanken täuschen lassen darf, dieses neu gefundene wunderbare Bild stelle die Wirklichkeit dar. Dem ist nicht so. Arbeitet man weiter, wird man finden, dass das zuerst bewunderte Bild langweilig und unbefriedigend wird und schließlich verblasst oder abgelegt wird. Das ist ein weiterer Gefahrenpunkt, denn man bleibt für den Moment in einer Leere zurück, ohne jegliche Vorstellung, die einen stützen könnte, und man kann versucht sein, das abgelegte Bild in Ermangelung eines besseren wiederzubeleben. Der wahre Schüler wird jedoch unbeirrt weiterarbeiten, und alsbald werden weitere formlose Lichtschimmer auftauchen, die ihrerseits mit der Zeit ein größeres und schöneres Bild als das vorangegangene entstehen lassen. Aber der Lernende wird nun wissen, dass kein Bild jemals die Wahrheit darstellen kann. Das letzte herrliche Bild wird langweilig werden und verschwinden wie die anderen. So geht der Prozess weiter, bis der Lernende schließlich über den Verstand und seine Bilder hinausschreitet und in die Welt der Nicht-Form eintritt, deren eingeschränkte Widerspiegelungen jedoch sämtliche Formen darstellen.

Der wahre Schüler der Geheimlehre ist ein Jñana-Yogi; und dieser Yoga-Pfad ist für den westlichen Schüler der wahre Pfad. Um den Schüler auf diesem Pfad mit Wegweisern auszustatten, wurde die Geheimlehre geschrieben.

(Spätere Anmerkung: Ich habe HPB diese Wiedergabe ihrer Belehrungen vorgelesen und gefragt, ob ich sie richtig verstanden hätte. Sie nannte mich einen dummen Schwachkopf, wenn ich mir einbilde, dass irgendetwas jemals in Worten richtig ausgedrückt werden könne. Aber sie schmunzelte und nickte dabei auch und sagte, ich hätte es tatsächlich besser zustande gebracht als irgendjemand zuvor, und besser als sie es selbst machen könnte.)

Ich frage mich, warum mir das alles mitgeteilt würde. Es sollte der Welt weitergegeben werden, aber ich bin zu alt, um das noch zu tun. Ich fühle mich HPB gegenüber wie ein Kind, und dabei bin ich doch zwanzig Jahre älter als sie.

Sie hat sich sehr verändert, seit ich ihr vor zwei Jahren begegnete. Es ist erstaunlich, wie sie sich angesichts der schrecklichen Krankheit aufrecht hält. Wenn man nichts wüsste und nichts glaubte, könnte HPB einen davon überzeugen, dass sie nicht mehr irdisch sei und jenseits von Körper und Gehirn. Ich empfinde – besonders während dieser letzten Zusammenkünfte, seit sie körperlich so hilflos geworden ist –, dass wir Lehren aus einer anderen und höheren Sphäre erhalten. Wir scheinen eher zu fühlen und zu wissen, was sie sagt, als es mit unseren physischen Ohren zu hören. X sagte gestern Abend annähernd dasselbe.

(Unterzeichnet), Robert Bowen, Cmdr. R.N.

19. April 1891

Fußnoten

1. Nachdruck aus Theosophy in Ireland, II:1, Januar-März 1932. [back]