Ist der Mensch die Krone der Evolution?

Es gibt keinen Hinweis in der Evolutionstheorie, dass der Mensch das Endprodukt der Evolution ist; vielleicht ist er die jüngste, aber nicht notwendigerweise die letzte Entwicklung. Wenn wir annehmen, der Mensch habe sich aus niedrigeren Arten durch einen bestimmten Prozess oder durch eine unbekannte Ursache entwickelt, dann können wir daraus mit Recht schließen, dass auf diese Weise ebenso Wesen hervorgebracht werden können, die weiter evolviert sind als der Mensch. Und wenn wir davon ausgehen, dass die menschliche Intelligenz sich aus einem sehr rudimentären Anfang entwickelt hat – welche Grenze können wir dann für die Möglichkeiten der Zukunft ziehen? Welche Höhe kann der menschliche Intellekt nicht erreichen? Wer kann wissen, welche glänzenden Fähigkeiten ein künftiges Wesen, das sich dann aus uns entwickelt haben wird, einmal haben wird? Wenn solche Spekulationen manchen Menschen als Unsinn erscheinen, kann man uns das nicht vorwerfen. Wir versuchen lediglich, die logischen Folgen der uns vorgebrachten Argumente zu zeigen. Wenn die gesamte existierende und beseelte Schöpfung aus einem kleinen Körnchen geleeartiger Substanz in einem Urmeer hervorgekommen ist, sehen wir keinen einzigen Grund, weshalb mit dem Fortschreiten der Zeit nicht noch viel mehr zum Vorschein kommen könnte.

Es ist tatsächlich wahr, dass sich das spirituelle Wesen – das sich jetzt in einem Vehikel, welches wir als den gewöhnlichen Menschen kennen, manifestiert – höhere Evolutionsstadien aneignet. Bei solchen höheren Stadien denken wir an Bezeichnungen wie Adepten, Meister der Weisheit, Eingeweihte, Götter, Planetengeister …; unsere Sprache ist darauf nicht eingestellt, deshalb klingen diese Wörter vielleicht vage.

Wenn wir unser eigenes Bewusstsein studieren, erkennen wir, dass in uns noch viel mehr vorhanden ist, als bisher entwickelt wurde. Es gibt keinen Grund, um den in dieser Richtung erreichbaren Möglichkeiten Grenzen zu setzen. Wie im Leben eines Kindes der Moment kommt, da sein Selbstbewusstsein – das Gefühl, ein Einzelwesen zu sein und die Fähigkeit, über die eigene Existenz nachzudenken –, zum ersten Mal zu dämmern beginnt, so erwartet uns vielleicht ein neues Erwachen zu einer noch vollständigeren Selbstwerdung. Wir werden dann durch die Tore der Einweihung gegangen sein und das ‘Himmelreich’ betreten haben. Die Kräfte in unserer Natur, denen wir jetzt noch unterworfen sind, werden uns nicht länger beherrschen. Und wenn wir dann Meister in unserem eigenen Haus geworden sind, werden wir über Kräfte außerhalb unseres Selbstes verfügen – in einer Weise, zu der wir jetzt nicht imstande sind. Wir werden dann im Besitz von dem sein, was wir ‘okkulte Kräfte’ nennen. Dies ist ein Schritt in einer höheren Evolution. Unsere bewusste Wahrnehmung wird dann nicht mehr von den Grenzen der materiellen Sinne begrenzt sein. Unsere Gedanken werden sich nicht mehr um das Selbst drehen, denn der Irrglaube des Sonderseins wird überwunden sein. Vielleicht wird ein materieller Körper für uns nicht länger erforderlich sein; und wir werden als Vehikel einen Körper benützen, der aus Materie in einem höheren Zustand gebildet wird.

Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass diese höhere Evolution nicht in der Zukunft stattfindet – davon ausgenommen sind jene Wesen, die dieses höhere Evolutionsstadium noch nicht erreicht haben. Denn die Evolution hat bereits in vergangenen Zyklen Wesen zu diesen höheren Stadien geführt. Und diese Wesen können wir mit Recht als unsere älteren Brüder bezeichnen. Es ist auch nicht richtig anzunehmen, es habe eine Zeit gegeben, in der nur niedere Tierarten existierten – gefolgt von einer Periode, in der die höheren Tiere auftraten; und noch später sei zum ersten Mal der Mensch erschienen. In der großen Evolutionsperiode, in der wir uns jetzt befinden und die wir im vorigen Kapitel als die vierte Globenrunde bezeichneten, haben die erwähnten Arten von Wesen gleichzeitig existiert – jede in ihrem eigenen Evolutionsstadium.