Band 4: Die siebenfältige Konstitution des Menschen
Leonie L. Wriht
Die höhere Triade
Der Mensch selbst ist nicht nur eine Monade, die sich eines materiellen Körpers bedient. Er ist das Produkt verschiedener Evolutionslinien, vereint in der zusammengesetzten Natur, die uns allen so vertraut ist. Eine Monade könnte unmöglich direkt durch einen menschlichen Körper wirken. Die Monade ist reines Geist-Bewusstsein, der Körper aber aus grober Materie gebildet, die zu dicht und zu träge ist, um der Monade direkt als Arbeitsfeld dienen zu können. Sie würde den Körper sozusagen verzehren, ebenso wie elektrischer Strom den Körper vernichten kann. Deshalb sind vermittelnde Elemente zwischen der Monade und dem Körper notwendig. Diese Elemente müssen von einer ätherischeren und spirituell empfindlicheren Natur sein als die physische Materie, da sie als ‘Transformatoren’ fungieren müssen. Sie müssen die spirituellen Energien der Monade umsetzen und in den materiellen Organismus leiten. Dann kann die leitende Kraft der Monade durch die Erfahrungen in der menschlichen Existenz unsere Evolution beseelen und regeln. Man muss ebenso bedenken, dass die Monade, die durch einen Menschen wirkt, unendlich viel weiter evolviert und mächtiger ist als die verhältnismäßig unentwickelte Monade, die sich zum Beispiel in Form eines Atoms in einer Pflanze zum Ausdruck bringt.
Das Denken stellt eine dieser ätherischeren Formen der Energiesubstanz dar, welche die Monade als Vehikel benutzt, um ihre Energien auf unser irdisches Gebiet zu transformieren. Das Denken ist eine ganz bestimmte Linie, entlang derer sich die menschliche Evolution vollzieht. Unser Denkvermögen entwickelt sich fortwährend entlang seiner eigenen Linien, während unser Körper nach seinem speziellen Muster wächst und sich entwickelt. Die Evolution unseres Denkens vollzieht sich parallel zur geistigen Evolution der Monade ‘darüber’ und auch parallel zur Evolution des Körpers und seiner vitalen Energien ‘darunter’. Das Denkvermögen ist das Bindeglied zwischen Körper und Monade.
Das war es, was der Apostel Paulus meinte, als er die Natur des Menschen in Körper, Seele und Geist einteilte. Die Seele ist das Bindeglied in der Konstitution des Menschen; und eine der wichtigsten Funktionen dieser Seele oder dieses vermittelnden Teils unseres Wesens ist unter anderem die des Verstandes oder des Intellekts, der seinerseits auch wieder höhere und niedere Aspekte hat.
Alles, was wir als Menschen sind, verdanken wir letztlich der monadischen Essenz, die das Innerste einschließt. Unsere spirituelle Intelligenz, unsere Instinkte für edles Denken, für freundliches und brüderliches Handeln, die Impulse des Mitleids, die unser Herz erfüllen, die Liebe, die uns so ziert, die erhabensten Intuitionen, derer unsere Natur fähig ist – alles das leitet sich von der Monade ab und findet dort seine Wurzeln. …
Nun ist die Seele, ebenso wie die Monade, in Wirklichkeit eine zusammengesetzte Wesenheit. Sie ist lediglich die einkleidende oder psychomentale Hülle einer Monade, die durch jene besondere Phase ihrer immerwährenden Wanderschaft in bestimmter Zeit und durch den hierarchischen Raum geht. Die Ausdrucksform dieser Monade auf irgendeiner Ebene ist eine Seele. Die Seele wirkt ihrerseits durch ihr eigenes, ätherisches oder physisches Vehikel.
– G. DE PURUCKER, Quelle des Okkultismus, II:57/58
Woher stammen diese Elemente im Menschen? Wie bereits erklärt, hat die Monade ihren Ursprung im universalen kosmischen Leben oder dem allgegenwärtigen Geist und ist seine Emanation. In einem gewissen Sinn ist der Mensch sein unsterbliches Wurzelprinzip selbst. Aber was ist der Ursprung des Denkvermögens?
Das Denkvermögen ist in der Monade latent als Prinzip vorhanden. Da die Monade dem zentralen Feuer des kosmischen Geistes entspringt, das alle Dinge in sich enthält, bewahrt sie in sich selbst alle Möglichkeiten. Jeder Teil enthält in der Potenz alles, was das Ganze enthält. Ein Funke hat dieselbe Natur wie die Flamme, aus der er entstand. Ein Tropfen des Ozeans ist im Kleinen all das, was der Ozean ist. Hieraus folgt, dass jede Monade, als Teil des kosmischen Ganzen, alle Elemente, Potenzen und Möglichkeiten in sich enthält, welche die Evolution während der Lebensdauer unseres Universums zur Entwicklung bringen kann. Aber zu Beginn dieser universalen Lebensperiode sind die genannten Potenzen lediglich latent vorhanden; oder sie befinden sich in einem schlummernden, unentwickelten Zustand. Während die Äonen verstreichen und die Monade ihre evolutionäre Pilgerfahrt fortsetzt und sich aus den unsichtbaren spirituellen und ursächlichen Welten ‘nach außen’ in die sichtbare Welt der Formen und Folgen begibt, werden die latenten Potenziale – mineralische, pflanzliche und tierische – allmählich entfaltet und entwickelt. Schließlich kommt der Zeitpunkt, an dem die Monade das Stadium erreicht hat, in dem sie sich in das Kleid des Menschseins hüllen kann. Alle niedrigeren Fähigkeiten sind vollkommen entwickelt und jetzt ist der Punkt für die Evolution entlang der mentalen und intellektuellen Linien erreicht.
Vor Millonen von Jahren unserer Evolution fand das statt, was H. P. Blavatsky in der Geheimlehre als die Inkarnation der Mānasaputras bezeichnet. Wie bereits erklärt, steht die Monade weit über der menschlichen Ebene – zu hoch sogar, um in der Konstitution des Menschen das intellektuelle Prinzip zur Tätigkeit erwecken zu können. Das war der Grund, weshalb das manasische oder denkende Prinzip anfangs noch immer ‘schlief’. Dieser Umstand wird von W. Q. Judge in seinem Buch Das Meer der Theosophie folgendermaßen erklärt:
Die Evolution entwickelte die niederen Prinzipien und schuf schließlich die Gestalt des Menschen, mit einem Gehirn, das eine bessere und größere Kapazität aufwies als die jeden anderen Tieres. Dieser menschenförmige Mensch war jedoch noch kein denkender Mensch. Er benötigte das fünfte Prinzip, das Denkvermögen, das Wahrnehmungsvermögen, damit er die volle Trennung vom Tierreich herbeiführen und die Fähigkeit des Selbstbewusstseins erlangen konnte.
– S. 74
Der Intellekt des Wesens, das in diesem Moment beinahe ein Mensch war und von seiner Monade überschattet wurde, hatte deshalb einen Funken, einen Impuls nötig, um zu erwachen und sich seiner selbst bewusst zu werden.
Dieser ‘Funke’ oder erweckende Impuls wurde jenen evolvierten menschlichen Vehikeln der Monade von den ‘Söhnen des universalen Denkens’ überbracht. Sie werden in der Esoterischen Tradition die Mānasaputras oder die ‘Söhne des Denkens’ genannt. Diese Wesen, die Mānasaputras, bilden eine Hierarchie, Reihe oder Klasse von spirituellen Wesenheiten. Sie vollendeten ihre intellektuelle Evolution in einem längst vergangenen Zyklus. Die höchsten dieser Mānasaputras sind deshalb in ihrer Evolution so weit vorangeschritten, dass sie den Status von kosmischen Göttern erreicht haben. Sie sind große Bewusst-Seine, welche die Hierarchie des intellektuellen Selbstbewusstseins in unserem Universum bilden und darstellen. Als große Hierarchie oder Gruppe sind sie Mahat oder das universale Denkvermögen, gemäß H. P. Blavatskys Bezeichnung in der Geheimlehre.
Es waren die Mānasaputras oder die Söhne des kosmischen Denkens, die sozusagen den Funken, den schöpferischen Impuls überbrachten, der das Denkvermögen im menschlichen Vehikel erweckte, das inzwischen von der Monade für diesen Zweck entwickelt worden war. Dies erinnert an die bekannte griechische Legende von Prometheus, der das Feuer der Götter stahl und es den Menschen brachte. Daraufhin wurde er von Zeus zur Strafe an einen Felsen gekettet.
Dieser Prozess hat etwas mit dem Anzünden einer Kerze gemeinsam. Es kann keine Flamme entstehen, wenn der Brennstoff nicht so vorbereitet wurde, dass man die Kerze anzünden kann. Beim ‘Entflammen’ des Denkvermögens im evolvierten menschlichen Vehikel könnte man den Menschen mit einer Kerze vergleichen. Er hatte ein psychologisches Vehikel oder Instrument, das von der Monade entwickelt worden war, die ihn in langen Äonen überschattete. Auch die Naturkräfte trugen dazu bei, dass – als die Zeit reif war – der kreative ‘Lichtblitz’ durch die Mānasaputras gegeben werden konnte, um eine Flamme auflodern zu lassen, die nie mehr ausgelöscht werden kann. So wurde das, was nur der Form nach ein Mensch war, jetzt wirklich zu Manas, dem Denker. Und dieses denkende Prinzip verband die Monade mehr oder weniger direkt mit der tierischen Natur, wodurch die Evolution des Menschen enorm beschleunigt wurde.
Wie bereits gesagt wurde der Mensch zum wirklichen Menschen. Aber wodurch unterscheidet sich der Mensch vom Tier? Durch die Vernunft, das Vermögen zu denken, zu argumentieren und zu planen. Der Mensch wird nicht wie das Tier lediglich durch den Instinkt geleitet. Er ist selbstbewusst. Das Ego ist in ihm stark entwickelt, der Teil, der erkennt: ‘Ich bin ich und niemand anders. Ich bin ich selbst, nicht meine Umgebung. Ich bin getrennt von allen anderen Dingen. Ich bin imstande, diese anderen Dinge zu beeinflussen und sie meinen eigenen Zielen unterzuordnen und kann so meine Umgebung kontrollieren. So kann ich meiner Bestimmung die Form geben, die am besten zu mir passt.’
Nur der Mensch verfügt über die Kraft des selbstbewuss-ten, freien Willens. Er hat die Fähigkeit, frei zu wählen. Und diese Fähigkeit resultiert aus dem Manas, dem Ego, dem selbstbewussten Denker, den die Mānasaputras in ihm erweckten. Wenn das aber so ist, woher kommt es, dass der Mensch, zumindest gegenwärtig, die Kraft seines freien Willens über sich selbst und sein Schicksal nicht besser zum Ausdruck bringen kann? Die Widerstände, die einem freieren Gebrauch unseres Willens im Wege stehen, sind karmischer Natur und also eine Folge unseres eigenen Handelns in der Vergangenheit. Wir werden in der Ausübung unseres freien Willens nur scheinbar durch äußere Einflüsse behindert. Tatsächlich sind wir selbst und die Folgen unseres Handelns die Ursache dafür.
Die Kenntnis des karmischen Gesetzes kann wesentlich dazu beitragen, das Problem zu lösen. Manas, das Denkprinzip, ist in seinen höheren Aspekten ein Teil von dem, was wir die ‘Höhere Triade’ im Menschen nennen. Aber bevor wir mit dem Studium der beiden weiteren Prinzipien beginnen, die zu dieser höheren Triade gehören, betrachten wir zunächst einmal die gesamte zusammengesetzte Konstitution des Menschen.
Für die Beschreibung der verschiedenen Aspekte unserer siebenfachen Konstitution werden Sanskritausdrücke benützt. Dies ist notwendig, weil in den modernen Sprachen keine geeigneten Ausdrücke zur Verfügung stehen. Die westliche Wissenschaft, Religion und Philosophie haben die Kenntnis der metaphysischen und spirituellen Tatsachen des Seins seit so langer Zeit vergessen, dass die Bezeichnungen für diese höheren und niederen Bewusstseinszustände sich nicht entwickelten. Im Osten jedoch wurde die geheime Wissenschaft oder Esoterische Tradition am Leben erhalten. Deshalb gibt es im Sanskrit alle korrekten und notwendigen Bezeichnungen, um die sieben Prinzipien der menschlichen Konstitution auf einfache Art verständlich zu machen. Ein anderer Grund für die Verwendung des Sanskrit besteht darin, dass wir die Worte international verwenden können und sich dadurch lange Beschreibungen vermeiden lassen. Im folgenden Diagramm deuten die Klammern auf die gegenseitigen Zusammenhänge und einige Wechselbeziehungen hin.
Höhere Triade | { | Ātman Universales Selbst |
} | Die Monade |
Buddhi Spirituelles Selbst |
||||
Manas Denkvermögen |
} | Persönlichkeit | ||
Niedere Vierheit | { | Kāma Wunschprinzip |
||
Prāṇa Lebensprinzip |
||||
Linga-Śarīra Astralkörper |
||||
Sthūla-Śarīra Physischer Körper |
Aus diesem Diagramm können wir ersehen, dass das, was wir die Monade genannt haben, zweifältig ist – zusammengesetzt aus zwei Prinzipien, Ātman und Buddhi. Und trotzdem haben wir immer von der Monade als von einer Einheit von Bewusstsein gesprochen. Wenn man aber einmal begreift, was diese zwei Prinzipien sind, wird man auch ihre untrennbare Existenz in der menschlichen Evolution verstehen.
Das Sanskritwort Ātman bedeutet Selbst. Jedes Wesen, wie klein oder groß auch immer, ist ein Selbst. All diese vielen Myriaden von Selbsten sind aus dem einen kosmischen Selbst hervorgegangen, dem universalen Ātman oder dem kosmischen Leben, so wie Funken einer Flamme entspringen. Es gibt ein Selbst oder◊√ Ātman unseres Universums; diesem Ātman entnahm das lebenspendende Bewusstsein unseres Sonnensystems sein individuelles Ātman; und so immer weiter, die majestätische Leiter der evolvierenden Wesen hinab, bis wir zum Menschen kommen. Aus dem Ātman des Menschen sind die Funken aller Wesen in den unter uns stehenden Reichen entsprungen, auch die der Atome, Elektronen und Elementale, monadische Selbste, die letzten Endes auf das universale Ātman oder auf das Selbst des Universums zurückgehen.
An der Wurzel des Wesens des Menschen wohnt sein Ātman, das ICH BIN, sein Selbst – die Erkenntnis, dass er existiert, dass er lebt. Diese Empfindung des ICH BIN ist universal. Sie ist bei allen Wesen gleich. Sie ist universal in allem, was ist, weil das innerste spirituelle Bewusstsein eines jeden Organismus ein integraler Teil des universalen Selbstes oder Ātman ist, so wie der Tropfen ein integraler Teil des allumfassenden Ozeans ist. Jeder Tropfen ist dem Wesen und der Zusammensetzung nach jedem anderen Tropfen und dem Ozean selbst gleich.
Dieses ICH BIN ist für den Suchenden manchmal schwer zu verstehen, wenn er noch niemals darüber nachgedacht hat. Wir sind alle vertraut mit dem Ego, das eigentlich alles vergegenwärtigt, was wir von uns selbst wissen. Wir sind sozusagen durchdrungen von dem Bewusstsein, dass wir anders sind als all die anderen. Wir können vielleicht eine Ahnung davon haben, was gemeint ist, wenn wir ein sehr kleines Kind betrachten. Oder wir können es in uns selbst erfahren, wenn wir am Morgen erwachen, wenn wir uns bewusst sind, dass wir leben und uns behaglich fühlen, aber noch nicht auf die schwierigen Seiten des täglichen Lebens eingestellt sind.
Ātman, das Bewusstsein von ICH BIN in jedem von uns, ist universal und deshalb anders als das Ego oder Manas, dem die Empfindung ‘Ich bin ich’ entspringt. Dieses Ego-Bewusstsein ist in jedem Menschen verschieden, während, wie gesagt, das reine Selbstbewusstsein, die Empfindung zu leben und tätig zu sein, in allen Geschöpfen gleich ist – und zwar sowohl in menschlichen als auch in anderen Wesen. Wenn einmal dieses ‘Selbstbewusstsein’, das universalen Ursprungs ist und die Grundlage eines jeden Wesens bildet, allgemein akzeptiert wird, wird das zu wahrer spiritueller Bruderschaft führen und unsere höchsten, spirituellen Fähigkeiten zur Entfaltung bringen.
Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass Ātman, das Herz der Monade, zu weit über der menschlichen Ebene liegt, um hier direkt wirken zu können. Deshalb ist das erste Vehikel oder Gewand, womit er sich bekleidet, Buddhi. Das Wort Buddhi enthält den Gedanken des Erwachens. Die buddhische Fähigkeit im Menschen führt zu Erkenntnis, zum Schauen ‘in’ die Dinge, weil sie ihn erweckt oder sich seiner selbst bewusst macht. Etwas davon kann man bei all denjenigen beobachten, die sich allgemein um das Wohlergehen der Menschheit kümmern, die für die oft erschreckenden Umstände, in denen sich die Menschen manchmal noch befinden, ein Auge haben, und die nicht nur für ihre eigenen Belange leben. Der Mensch, der angefangen hat nachzudenken, der Fragen stellt und begonnen hat zu suchen, erwacht, besonders wenn sein Interesse für seine eigenen Probleme sich unaufhaltsam in das Interesse für die Probleme anderer verwandelt.
Buddhi als Prinzip in uns ist spirituelles Bewusstsein auf der höchsten Ebene, das auf der menschlichen Evolutionsleiter existiert. Vom universalen Standpunkt Ātmans aus betrachtet, ist Buddhi ein Gewand, ein Schleier oder Vehikel, das aus einer ursprünglichen Substanz besteht. Aber diese ‘Substanz’ ist dem Göttlichen so ähnlich, dass sie – mit unserem verhältnismäßig groben Denkvermögen betrachtet – reines Bewusstsein ist. Deshalb können wir Buddhi als spirituelles Bewusstsein umschreiben.
Im Okkulten Wörterbuch erklärt Dr. de Purucker dieses Prinzip folgendermaßen:
Buddhi ist das Prinzip oder Organ im Menschen, das ihm spirituelles Bewusstsein verleiht. Es bildet den Träger für den höchsten Teil des Menschen – für Ātman. Buddhi ist eine Fähigkeit im Menschen, die sich als Verstehen, Urteilsvermögen und Unterscheidungskraft äußert, und bildet einen untrennbaren Schleier, ein untrennbares Gewand des Ātman.
– S. 35
Der Gebrauch des Wortes ‘untrennbar’ erklärt, weshalb wir von unserem Standpunkt aus gesehen von der Monade als von einer Einheit sprechen können.
Buddhi ‘transformiert’ die Energien von Ātman und leitet sie weiter zu Manas, dem Ego. Vom Standpunkt des Ego ist Buddhi tatsächlich ein universales Prinzip. Sie ist deshalb der Sitz oder das Organ der unpersönlichen Liebe, ‘der Liebe zu allen Wesen’, die göttlich ist. Und in demselben Sinn ist Buddhi der Ursprung des menschlichen Gewissens, sein Gefühl für Rechtschaffenheit und Pflicht. Das Gewissen wurzelt in unserem Pflichtgefühl gegenüber anderen. Es ist gleichzeitig eine Empfidung für das, was richtig ist. Das Richtige ist das Universale – das, was ein jeder tun müsste, um in Übereinstimmung mit dem spirituellen Gesetz und der spirituellen Ordnung zu handeln. Das Ego ist eigensinnig – sucht sich selbst und geht seinen eigenen Weg. Buddhi befähigt uns dazu, unsere egoistischen Gefühle und Taten dem universalen Guten unterzuordnen.
Ein Studium der höheren Triade mit ihren verschiedenen Aspekten und ihrer tatsächlichen Verbindung zu unseren täglichen Problemen wäre ein ungemein wichtiger Beitrag zur Psychologie. Denn die alte Weisheit lehrt uns, wie wir die fast unbegrenzten spirituellen Kräfte, die in dieser höheren Triade existieren, finden und verwirklichen können. Sie zeigt uns, wie wir lernen können, mit diesen Kräften unsere niedere, tierische, selbstsüchtige Natur zu beherrschen, etwas, was viel nützlicher und inspirierender ist, als sich in der ‘Libido’ und anderen Nebenpfaden in den Tiefen der menschlichen Natur auszuleben. Und in dem Maße, in dem man sich in dieses Studium vertieft, lernt man den wesentlichen und wichtigen Unterschied zwischen dem spirituellen und dem persönlichen Willen kennen – eine Erkenntnis, die von unschätzbarem Wert ist. Hierauf werden wir noch näher eingehen.