Einleitende Anmerkungen

Die drei in diesem Buch enthaltenen Fragmente tragen jeweils den Titel (1) Die Wildnis des Menschlichen Verstandes; (2) Der Pfad zum Menschsein; und (3) Die Vision vom Tempel und vom Teich. Es handelt sich dabei um Übersetzungen von Kapiteln oder Lektionen aus einem Band mystischer Schriften des Berberphilosophen und Lehrers Mehlo Moya. Mit Ausnahme einiger Erläuterungen in Berber und Arabisch ist der Band fast vollständig in Isinzu verfasst, einer der Philologie unbekannten archaischen Form des Bantu, auf dessen Grundlage sich vermutlich alle modernen Bantu-Dialekte entwickelten. Dieses Isinzu-Werk stellt seinerseits eine Übersetzung einiger sehr alter Aufzeichnungen dar, welche Mehlo Moya eigenen Angaben zufolge in einer unterirdischen Kammer in einer der alten zerstörten Städte des südlichen Afrikas fand. Ob es sich dabei um das bekannte Simbabwe handelt oder um eine andere, weniger bekannte Stadt, von denen es viele gibt, insbesondere in der Kalahari-Region, kann ich nicht sagen, denn mein Freund Mehlo Moya ist in dieser Angelegenheit sehr zurückhaltend. Mit ziemlicher Sicherheit kann gesagt werden, dass die Stadt demselben Zivilisationszyklus angehörte wie Simbabwe. Die Original­aufzeichnungen, die ich gesehen habe, sind für mich bedeutungslos, da sie auf Blättern aus pergamentartiger Haut, auf Tafeln aus Elfenbein und Knochen sowie auf Fragmenten aus Stein und Keramik in Symbolen und Hieroglyphen aufgezeichnet wurden, und ich kann daher nicht für die Richtigkeit der Übersetzung meines Freundes bürgen, obwohl ich nicht daran zweifle, dass sie im Wesentlichen korrekt ist.

Die Isinzu-Übersetzung ist in einer alphabetischen Schrift verfasst, mit der ich vertraut bin, nachdem ich sie vor vielen Jahren unter Anleitung eines anderen Lehrers, eines Kollegen von Mehlo Moya, erlernte.1 In ihrer gegenwärtigen Form hat sie einen Umfang von etwa einer halben Million Worten, und ins Englische übertragen würde sie eine ganze Million Worte umfassen. Sie besteht aus mehreren verschiedenen Abschnitten. Mehrere Hundert sehr kurze Kapitel machen etwa ein Viertel ihres Umfangs aus. Soweit ich sie verstehen kann, stellen sie eine Beschreibung der Geburt des Universums und des Menschen, deren Entwicklung und Schicksal in einer sehr mystischen Ausdrucksweise dar. Die Ausdrucksweise ist außerordentlich verschleiert, und das Verständnis wird durch die Tatsache noch weiter erschwert, dass in fast jeder Zeile Worte durch Symbole ersetzt wurden. Die Absicht ist tatsächlich, wie Mehlo Moya offen zugab, es jemandem wie mir unmöglich zu machen, die Kapitel in eine europäische Sprache zu übersetzen.

Ein weiteres Viertel des Bandes besteht aus Kommen­taren eines Lehrers – möglicherweise verschiedener Lehrer – zu den genannten Kapiteln. Teile dieses Kommentars sind einigermaßen verständlich, aber insgesamt betrachtet fast genauso schwierig wie die Kapitel selbst.

Der größte Teil der verbleibenden Hälfte des Bandes besteht aus verschiedenen okkulten und mystischen Lehren, hauptsächlich in Form von Gleichnissen und Allegorien, Mysterien-Dramen und Dialogen. Die in dem vorliegenden Buch übersetzten Fragmente sind ziemlich typisch dafür.

Der Band schließt mit einem Abschnitt, der eine Geschichte der Zivilisation zu sein scheint, zu der die ursprünglichen Aufzeichnungen gehörten.

Während Mehlo Moya mir gestattete, seine gesamte Übersetzung durchzulesen, durfte ich lediglich einige ausgewählte Teile kopieren oder übersetzen; und von diesen erlaubte er mir, lediglich die drei in diesem Buch enthaltenen zu veröffentlichen. Ob er in Zukunft die Veröffentlichung weiterer Teile zulassen wird, weiß ich nicht, aber ich denke, es wird davon abhängen, wie die gegenwärtigen Lektionen von Mystikern, Okkultisten und Theosophen aufgenommen werden.

Eine kurze Zusammenfassung des vermeintlich historischen Abschnitts könnte von Interesse sein:

Die Stadt oder Nation, zu der die ursprünglichen Aufzeichnungen gehören, soll in der Zeit „des Ersten Sonnenkreises in der Ersten Generation der Baumeister“ gegründet worden sein. Sie wurde von den ursprüng­lichen Menschen im „Einundzwanzigsten Sonnenkreis in der Einhundertsten Generation der Baumeister“ verlassen. Über die Aussage hinaus, dass der „Ort verbraucht war“, wird kein Grund für seine Aufgabe angegeben.

Es ist unmöglich zu entscheiden, wann diese Zivili­sation florierte, aber es gibt eine Reihe wichtiger Hinweise, die eine plausible Vermutung ermöglichen. Folgende sind typisch:

„Der Mächtige Altar, der die Mündung des Nordflusses in die Nordsee bewacht.“

„Das Nordland und sein Großer Altar.“

„Die Weisen, welche Weisheit von den Steinen des Altars des Nordens sammeln.“

„Im Ersten Sonnenkreis, in der Neunundvierzigsten Generation der Baumeister, gaben die Weisen dem Altar seine Gewänder und hoben den Schleier von seinen Augen.“

Sollten diese und zahlreiche ähnliche Sprüche nicht rein mystischer Natur sein, was zugegebenerweise höchst wahrscheinlich ist, können sie sich meines Erachtens auf nichts anderes als auf Ägypten und die Große Pyramide beziehen. Unter der Annahme, dass dies zutrifft, gibt das letzte Zitat einen Hinweis auf das Zeitalter, in dem die Zivilisation der „Baumeister“ florierte. Ihre „Generation“ scheint eine Zeitspanne von vierzig Jahren umfasst zu haben, denn obwohl ein „Neununddreißigster Sonnenkreis“ mehrfach erwähnt ist, wird nirgends eine höhere Zahl angegeben.

Einer Generation vierzig Jahre zugestehend und von dem allgemein akzeptierten Datum für die Fertigstellung der Pyramide ausgehend, nämlich 3350 v. Chr., wäre das Datum der Gründung der „Baumeister“-Stadt das Jahr 5310 v. Chr.; und 1390 v. Chr. wäre das seiner Evaku­ierung. Das ist natürlich reine Spekulation.

Die Aufzeichnung endet nicht mit dem Abgang der „Baumeister“. Als sie gingen, ließen sie eine „Familie von Weisen“ zurück, und diese und ihre Nachkommen oder Nachfolger fügten von Zeit zu Zeit neue Geschichten hinzu. Die späteren Einträge sind stark beschädigt und unvollständig, aber so wie sie sind, erwecken sie den Anschein, dass die Stadt oder die Städte der „Baumeister“ in den darauffolgenden etwa zweitausend Jahren von vielen verschiedenen Völkern besetzt und wieder bewohnt wurde, für welche die „Weisen“ Lehrer oder Priester waren. Die letzten Einträge sprechen von der Ankunft „Wilder, Dunkler Krieger aus dem Norden“ und von zunehmend gewaltigen Angriffen, die sie auf die Städte verübten. Dies scheint auf die frühen Einfälle von Bantu-Kriegerstämmen in das südliche Afrika hinzuweisen, und wenn das zutrifft, stammen die letzten Einträge aus vergleichsweise jüngerer Zeit. Die Berichte der Zulus über die Anzahl der Könige, die über sie herrschten seit ihre Vorfahren den Sambesi überquerten, und über die Dauer aller Regierungszeiten sind absolut eindeutig und genau; und sie zeigen, dass die Bantus aus dem Osten Südafrika nicht vor der Mitte des 17. Jahrhunderts erreicht haben konnten. Frühe portu­giesische Kolonialaufzeichnungen unterstützen meine Einschätzung, da das „Reich von Monomotapa“ vielfach erwähnt wird, welches sich in Simbabwe befand. Wer Monomotapa und sein Volk waren, ist nicht näher bekannt, aber sie waren sicherlich keine Bantus.

Den „Dunklen Kriegern“ gelang es schließlich, die Städte einzunehmen, und sie zwangen die „Weisen“, sich „nach Osten und Norden“ zurückzuziehen, nachdem sie zunächst ihre Aufzeichnungen verborgen hatten, die sie nicht mehr sicher transportieren konnten.

Die von mir angefertigten Übersetzungen geben nicht vor, mehr als eine grobe Annäherung an die Originale zu sein. Eine echte Übersetzung derartig schwer verständ­licher und deutbarer Ideen ins Englische oder in eine andere europäische Sprache aus einer Sprache, deren Struktur so fremdartig ist wie die des Isinzu, ist fast unmöglich. Neben den Sprachschwierigkeiten gibt es noch weitere Probleme: In dem gesamten Werk wurden Worte und Phrasen häufig durch Symbole ersetzt, und ein Großteil des Werkes, einschließlich der Teile, mit denen ich mich befasste, ist Poesie oder hochpoetische Prosa.

Ich habe mich, glaube ich, mit bescheidenem Erfolg bemüht, durch die Verwendung einfacher, fast biblischer Prosa etwas vom Rhythmus und von der Atmosphäre des Originals zu vermitteln oder zumindest anzudeuten und seine Weisheit somit zu bewahren. In Bezug auf Letzteres bin ich zufrieden, dass es mir gelungen ist, so weit es möglich war; und wenn auch nur ein schwacher Geschmack des Ersteren den Leser erreicht, werde ich damit ebenfalls zufrieden sein.

Fußnoten

1. Siehe den Artikel „Africa’s White Race“ von P. G. Bowen in The Theosophical Path, Vol. XLII, Nr. 2, Oktober 1932, S. 179-185. [back]