Evolution und Schöpfung wurde ursprünglich im Jahr 2003 als eine dreiteilige Artikelserie in der Zeitschrift SUNRISE publiziert und nun in einer etwas überarbeiteten Version neu herausgegeben. Hinter jeder Diskussion über die Evolution und Schöpfung und ihr zugrunde liegend steht eine Frage, die uns zum eigentlichen Herzen der Philosophie bringt: Warum gibt es überhaupt ein Universum? Gewiss spiegeln und definieren unsere Antworten die Bedeutung und Richtung unseres Lebens; und sie sind wichtig, weil unsere Glaubensvorstellungen ebenso das Leben anderer berühren – zutiefst. Schöpfung und Evolution beschäftigen sich grundsätzlich mit unserem Ursprung und unserer Abstammung und mit der Frage, wer wir sind und wohin wir gehen. Obwohl viele Menschen keine wesentliche Unvereinbarkeit erkennen, stellen Schöpfung und Evolution jedoch gegenwärtig zwei antagonistische, sich gegenseitig ausschließende Weltanschauungen dar, zum Großteil wegen einschränkender Definitionen, entweder/oder-Argumenten und stillschweigend beibehaltener Annahmen.

Evolution wird allgemein mit Darwinismus gleichgestellt, Schöpfung mit biblischem Kreationismus; das eine ist Physik, das andere Metaphysik und die beiden werden niemals zueinander finden. Dieses Denken ist so zur Gewohnheit geworden, dass wir uns vielleicht nicht bewusst sind, wie sehr es unsere Wahrnehmung und unser Verständis einengt; auch impliziert die Ablehnung der einen Weltanschauung nicht die Annahme der anderen. Der Mathematiker und Darwin-Kritiker David Berlinski schrieb vor einigen Jahren: „Es ist nicht notwendig zwischen den Doktrinen zu wählen. Die rationale Alternative zur Theorie Darwins ist intelligente Ungewissheit“ („The Deniable Darwin“[Der widerlegbare Darwin], Letters, 1996) …

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