Natur und Charakteristiken des Devachan

Warum sollte man annehmen, dass Devachan ein gleichbleibender Zustand sei, nur weil irgend ein einzelner Moment irdischer Empfindung verewigt würde – sozusagen Äonen lang gedehnt? Es ist nicht so, es kann nicht so sein. …

Denn – wie können Sie glauben, dass „nur ein Moment irdischer Empfindung allein zur Fortdauer ausgewählt wird?“ Sehr wahr, dieser „Moment“ währt vom Anfang bis zum Ende; aber er währt nur als Grundton der ganzen Harmonie, als ein Ton von bestimmter Höhe, um den sich in fortschreitenden melodischen Variationen und als endlose Variationen über ein Thema alle Bestrebungen, Wünsche, Hoffnungen und Träume sammeln und entfalten, die im Zusammenhang mit jenem besonderen „Moment“ jemals durch das Gehirn des Träumers während seiner Lebenszeit gezogen sind, ohne je ihre Verwirklichung auf Erden gefunden zu haben, die er jetzt in all ihrer Lebendigkeit im Devachan voll verwirklicht findet, ohne jemals zu ahnen, dass diese ganze selige Wirklichkeit nur der von seiner eigenen Phantasie erzeugte Abkömmling ist, die Wirkungen von ihm selbst hervorgerufener mentaler Ursachen. Dieser besondere eine Augenblick, der der intensivste und wichtigste in den Gedanken seines sterbenden Gehirns zur Zeit der Auflösung ist, wird natürlich alle anderen „Augenblicke“ bestimmen.

The Mahatma Letters, S. 191192

Eines der Naturgesetze besagt, dass eine Wesenheit nicht immer gleich bleiben kann, denn durch den Austausch des Unvollkommenen gegen das immer Vollkommenere wachsen wir, und der Tod ist gerade eine solche Wandlung. Das Kind muss sterben, um ein erwachsener Mensch zu werden, und der Mensch muss häufig sterben, um ein Gott zu werden. Es gibt um uns herum viele wundervolle Dinge, deren wir uns die ganze Zeit bewusst sind, und dennoch sind es solche Alltäglichkeiten, dass wir daraus nicht die erforderlichen Schlussfolgerungen ziehen. Nur wenn der Same stirbt, kann die Pflanze ins Dasein treten. Nur wenn der Mensch stirbt, kann er die Nachtod-Beschaffenheit des Denkens und des Bewusstseins erfahren, die zu seinem inneren Wesen gehören, zu dem himmlischen Geist, der er in seiner Essenz ist.

Der Tod ist das alltäglichste Ding in der Natur, er wird jedoch am meisten gefürchtet, weil er am wenigsten verstanden wird. Wir alle traten durch das Tor der Geburt ins Leben und, weil die Geburt hinter uns liegt, fürchten wir sie nicht. Wir sehen aber mit Besorgnis dem Tag entgegen, an dem wir durch den feierlichen Übergang des Todes gehen und frei sein werden.

Nach dem Tode werden wir genau das sein, zu dem wir uns während des Lebens gemacht haben. Wenn wir ein anständiges Leben gelebt haben, werden wir nach dem Tode eine dementsprechende Wesenheit sein; und wenn wir wie ein Tier gelebt haben, werden wir eine tierische Wesenheit sein. Wir werden annehmen müssen, was auf uns zukommt. Wir werden weder von den Folgen unseres vergangenen Lebens erlöst, noch werden wir ewig verdammt werden. Es gibt keinen Himmel, es gibt keine Hölle im alten theologischen Sinn; aber es gibt nahezu unendlich viele Arten nachtodlicher Zustände; und weil die Natur harmonisch handelt, könnte kein menschliches Wesen jemals sterben und zu einem Zustand oder zu einem Ort hingezogen werden, wo es ihm unmöglich wäre zu sein. Es werden für uns beim Tode keine Wunder geschehen, keine unnatürlichen Dinge, weder gute noch schlechte werden sich für uns ereignen. Nichts kann uns außerhalb der unbeirrbaren Gesetze des Universums geschehen. Der Mensch geht zu den speziellen Lokas oder Talas in den inneren Welten, auf die er sich während seines Lebens auf Erden nach und nach vorbereitet hat, um in ihnen zu wohnen. Er bereitet für sich sein eigenes Nachtod-Schicksal: gut, schlecht oder indifferent.

Wenn der zweite Tod eintritt, wird die Zwischennatur des Menschen von ihrer Bindung befreit und die Geist-Seele kehrt in ihre heimatlichen Gefilde zurück, wobei die Zwischennatur in der Geist-Seele verbleibt, während sie einen Prozess der spirituellen Erholung, der Assimilierung und mentalen Verarbeitung der Lektionen, die in dem soeben gelebten Leben gelernt wurden, durchmacht. Geradeso, wie der physische Körper seine Energien während des Schlafes wieder aufbaut, genauso hat die menschliche Zwischennatur nach jeder Inkarnation gleichfalls ihren eigenen „Schlaf“ oder ihr eigenes Devachan. Weil es viele und verschiedene Bewusstseinszustände der entkörperten Wesenheiten gibt, kann das Devachan als eine hierarchische „Leiter“ betrachtet werden, die von den spirituellsten zu den am wenigsten spirituellen Zuständen herunterreicht und unmerklich in die höchsten oder etherischsten Bereiche von Kāma-Loka übergeht.

Tod ist das Abwerfen von Begrenzungen und Fesseln. Ein Körper nach dem anderen wird fallen gelassen, wobei jeder etherischer als der vorher­gehende ist. Der spirituellere Teil des reinkarnierenden Ego befreit sich von den etherischen Hüllen der inneren menschlichen Konstitution, und indem er in seinen göttlichen Elter, in das Herz der monadischen Essenz eintritt, wandert er weiter durch die heiligen Planeten und schließlich geht er durch die Tore der Sonne in Reiche und Sphären von unausprechlicher Herrlichkeit.

Was den göttlichen Funken anbetrifft, so ist er selbst während des Lebens, außer während seiner Verbindung mit den verschiedenen Trägern, durch die er wirkt, in Wirklichkeit immer frei. Er ist das zentrale erleuchtende Feuer im innersten Herzen der spirituellen Essenz des Menschen und sendet nur seinen Glanz durch einen verhüllenden Schleier nach dem anderen hernieder, bis die Spitze dieses herabkommenden Strahles das physische Gehirn berührt und ihm Licht und Leben gibt.

Das Devachan ist als eine Reihe von Bewusstseinszuständen in keiner Weise ein Loka oder eine besondere Welt oder Sphäre. Es befindet sich in der gleichen Kategorie wie die noch erhabeneren Bewusstseinszustände, die Nirvāṇa genannt werden, und in entgegengesetzter Richtung, wie der Avīci, der ebenfalls eine Reihe von Bewusstseinszuständen der darin befindlichen Wesen ist. Wir können uns eine Leiter oder eine Folge von Bewusstseinszuständen vorstellen, von der jede Stufe ein Bewusstseinszustand ist; und wir können diese Leiter in drei unterschiedliche Teile teilen. Der höchste Teil ist das Nirvāṇa, das wir, da es viele Arten von Nirvāṇis gibt, in sieben oder sogar zwölf Stufen oder Zustände einteilen können. Den zweiten Teil können wir das Devachan nennen, das seinerseits in seine Reihen von Bewusstseins­zuständen teilbar ist.23 Unterhalb dieses Letzteren kommen die sieben oder zwölf Bewusstseinszustände von Avīci.

Diese drei Teile der alles einschließenden Leiter von Bewusstseinszuständen vermischen sich untereinander, sodass der niederste Zustand von Nirvāṇa in den höchsten von Devachan übergeht; und in gleicher Weise geht der niederste devachanische Zustand unmerklich in den höchsten Bewusstseinszustand im Kāma-Loka über; und der niederste von den kāma-lokischen Bewusstseinszuständen geht wiederum in den höchsten von Avīci über. Wenn nun Kāma-Loka in die Reihe der Bewusstseinszustände einbezogen worden ist, so sollte das nicht in der Weise missverstanden werden, als ob Kāma-Loka nicht auch eine Reihe von Lokas wäre.1 Ich spreche hier von den Wesen im Kāma-Loka, deren Bewusstseinszustände, als eine Gruppe, das Glied zwischen den Avīci-Zuständen und den höheren Bewusstseinszuständen im Devachan bilden, in das die kāma-lokischen Wesenheiten übergehen, wenn ihr Bewusstsein nicht mehr länger im Kāma-Loka zurückgehalten wird.

Das Devachan ist eine Periode spirituellen und hochintellektuellen Aufblühens der immateriellen Energien, die während des Lebens keine entsprechende Selbstdarstellung finden konnten. Diese Energien wirken in der Charakterstruktur der träumenden Wesenheit, die diese Energien erlebt und sie auf diese Weise assimiliert und verarbeitet. In der Tat formen und ändern diese spirituellen und intellektuellen Bewusstseinserweiterungen den Charak­ter des entkörperten Ego sogar mehr als das Leben auf der Erde. In dieser Hinsicht kann daher das Letztere als eine „Welt der Ursachen“ angesehen werden, während das Devachan eine „Welt der Wirkungen“ ist.

Der devachanische Zustand ist für den Durchschnittsmenschen, der ein ehrenhaft strebendes und moralisches Leben führte, von unbeschreiblicher spiritueller und mentaler Schönheit und von Frieden. Jedes hohe Streben und jeder unerfüllte Wunsch, Gutes zu tun, finden ihre Ausdrucksmöglichkeit in seinem Bewusstsein, sodass sein Devachan mit einer Verherrlichung des Aller­edelsten, das er auf Erden tun wollte, erfüllt ist. Das schließt beinahe unend­liche Variationen von grundlegenden Gedankenthemen ein, in dem Maße, wie die schöpferischen Fähigkeiten des Ego auf diese einwirken.

Gibt es daher für das Ego im Devachan einen Fortschritt? Es hängt von der Bedeutung ab, die wir dem Wort beimessen. Wenn wir dabei an einen Prozess denken, in dem alles, was die Wesenheit in ihrem Bewusstsein während des Erdenlebens erfuhr und sammelte, nun schrittweise von ihr assimiliert und verarbeitet wird, dann kann man von einem „Fortschritt“ in den devachanischen Zuständen sprechen.2 Wird aber unter Fortschritt die Entwicklung der natürlichen Anlage und deren Anwendung verstanden, und dass das Devachan eine Sphäre sei, in der spirituelle Ursachen erzeugt werden, die die Wesenheit sofort oder später zu weiterer Entwicklung antreiben, dann gibt es dort keinen Fortschritt.

Der Grund, weshalb einige Sphären als Sphären der Ursachen bezeichnet werden und andere als Sphären der Wirkungen, beruht auf dem Unterschied zwischen den Handlungen des Wollens und des Denkens. Die Handlungen wurden einerseits von einer siebenfältigen Wesenheit, als vollständig inkarnierter Mensch, eingeleitet und werden andererseits vom Traumzustand des Devachani, der nur eine dreifache Wesenheit ist – bestehend aus der oberen Duade plus dem Aroma oder der spirituellen Blüte, mental und physisch gesprochen des gewesenen Menschen –, als Wirkung übernommen. Es bedarf einer vollständigen siebenfachen Wesenheit, um tatsächlich ein Verursacher von Wirkungen in seiner eigenen Welt zu werden, die, insofern die Wesenheit betroffen ist, die Sphäre der Ursachen ist. Dieselbe Regel kann auf die Wesen jeder und aller Ebenen, auf jede sichtbare oder unsichtbare Örtlichkeit im Kosmos angewendet werden. Wo auch immer eine siebenfache oder zwölffache Wesenheit tätig ist oder lebt, ist diese Sphäre für sie die Welt der Ursachen, und wenn ihre Zeit der Verkörperung vorüber ist, wird ihre Ruheperiode ihre Welt der Wirkungen.

Es ist klar, dass das menschliche Bewusstsein mit dem Spektrum einer siebenfachen Konstitution dadurch in einer ausgedehnteren Sphäre wirkt, als wenn es auf die Traumillusion der menschlichen Monade beschränkt ist, die in ihrem Devachan schläft. Mit anderen Worten, wenn wir auf Erden leben – obwohl wir uns in der Māyā der inkarnierten Existenz befinden –, haben wir die Möglichkeit, mit unserem spirituellen und manasischen schöpferischen Selbst in Berührung zu kommen. Als siebenfache Wesenheit können wir, wenn wir dies wollen, die Māyā abwerfen und in jedem beliebigen Teil unserer Konstitution als eine verursachende, intellektuell erwachte, vollständige Wesenheit wirken. Andererseits ist der Devachani nur eine dreifache Wesenheit; und, obwohl die meisten der devachanischen Erfahrungen māyāvisch sind, sind diese für das träumende Ego vollkommene Illusionen und haben daher den Anschein der Wirklichkeit, sodass er in der Vorstellung schwelgt, er würde wunderbare Resultate erzielen.

Die devachanischen Träume sind tatsächlich unvergleichlich wirklicher als irgendetwas, was uns unsere unvollkommenen physischen Sinne mitteilen können, weil das menschliche Ego, das diese Träume erlebt, in den Bereichen reinen Denkens und spirituellen Bewusstseins lebt, wo nahezu nichts die träumende Wahrnehmung von der Erfüllung seiner edelsten Ideale und Bestrebungen abhält. Daraus ergibt sich, dass das Devachan keine objektive Sphäre, sondern in jedem und in allen Fällen ein individueller Bewusstseinszustand ist, der stets genau dem beherrschenden Strom des menschlichen Bewusstseins während seines verkörperten Lebens entspricht.

So folgt das sich wiederverkörpernde Ego im Devachan in seinem Bewusstsein dem besonderen Lauf der spirituellen und intellektuellen Gedanken und Gefühle, die am meisten vorherrschten, aber in dem gerade beendeten Leben die geringste Aussicht auf Erfüllung hatten. Da jedoch die devachanischen Zustände Verhältnisse der Ruhe und Seligkeit sind, ohne die geringste Möglichkeit des Leidens oder der Schmerzen, sind alle „Träume“ des Ego von der erhabensten und ekstatisch schönsten Art, die aufgrund der innewohnenden Energien des dann aktiven Bewusstseins möglich sind.

Eine der größten Illusionen, die die meisten Menschen heute haben, ist die Ansicht, dass wir die Verbindung mit den geliebten Menschen verlieren, wenn sie sterben; und selbst viele, die glauben, dass sie ihre Geliebten in einem künftigen Erdenleben wieder treffen, leiden unter der gleichen Illusion. Nun ist es auf keinen Fall wahr, dass der Geist jemals nach dem Tode zurückkehren kann, um mit den Lebenden in irgendeiner Weise zu verkehren. Ganz abgesehen von der unzweifelhaften Grausamkeit sowohl für den Verstorbenen als auch für diejenigen, die er hinterließ, und ganz abgesehen von der außerordentlich materialistischen Tönung dieses Gedankens, sollte es einleuchtend sein, dass ein entkörperter Geist weder zu irgendeiner Zeit noch unter irgendwelchen Umständen auf die Erde „herunterkommen“ kann. Nach dem Tode und nachdem die prāṇischen Hüllen in verschiedenen Prozessen im Kāma-Loka abgeworfen worden sind, erhebt sich das menschliche Ego in seine devachanische Ruhe und ist danach für alles unerreichbar, ausgenommen für das, was von seinem eigenen Charakter oder seiner hohen spirituellen Art ist. Gerade in diesem letzten Satz liegt der Grund, warum wir niemals annehmen sollten, dass wir jede spirituelle Verbindung mit den Menschen verlieren, die wir geliebt haben; denn die höheren Teile unseres Wesens können in jedem Augenblick durch die gleichgestimmte Sympathie ihre Schwingungen mit denen des Devachani verbinden und so zeitweilig mit ihm eins werden. Wie HPB in The Key to Theosophy (S. 150) schreibt:

Wir sind mit denen, die wir in materieller Form verloren haben, verbunden und ihnen jetzt weit, weit näher, als wir es zu Lebzeiten waren. Das ist nicht nur in der Vorstellung des Devachanee so, wie es einige glauben mögen, sondern in Wirklichkeit. Denn reine göttliche Liebe ist nicht nur die Blüte des menschlichen Herzens, sie hat ihre Wurzeln auch in der Ewigkeit.

Ich möchte hinzufügen, dass man, wenn tatsächlich eine aufrichtige spirituelle Liebe vorhanden ist, sich nicht einmal bemühen muss, mit dem Verstorbenen in Verbindung zu treten, denn eine solche unpersönliche Liebe wird sich ganz automatisch zu dem Devachani erheben und wird dem, der sich auf Erden befindet, die innere Überzeugung geben, dass die Verbindung nicht abgebrochen ist.

Der Devachani wird durch die der Natur eigenen Gesetze beschützt. Nichts auf Erden kann ihn erreichen, denn der ākāśische Schleier, den die devachanische Wesenheit um sich gewebt hat, schirmt sie – wie der Kokon um den noch ungeborenen Schmetterling – gegen das Eindringen von allem, was unterhalb ihrer eigenen Bewusstseinshöhen ist, ab. Nur die spirituelle Liebe kann zu einer inneren Verbindung mit denjenigen, die uns vorausgingen, aufsteigen. Eine Liebe, die irgendetwas Selbstsüchtiges oder Persönliches in sich hat, kann niemals die devachanischen Zustände erreichen. Es ist jedoch meine tiefe Überzeugung, dass es unvergleichlich besser ist, nicht einmal zu versuchen, mit dem Devachani in Verbindung zu treten, weil die Liebe der wenigsten von uns von solch reinem und heiligem Charakter ist, dass sie geeignet oder auch nur imstande wäre, zu dieser hohen Ebene der Unpersönlichkeit aufzusteigen.

Der Devachani steht unter der Obhut von spirituellen Wesen, den Meistern der Natur, und kein Mensch, wie hoch sein Rang auch sein mag, könnte je dort eindringen; und in der Tat, je höher der Rang ist, desto geringer ist der Impuls, in das heilige Mysterium von Devachan widerrechtlich einzudringen.

Die Länge der devachanischen Periode

Im Devachan gibt es keine Uhren, keine Chronometer, … wenn auch der ganze Kosmos in einem Sinne ein gigantischer Chronometer ist. Auch nehmen wir Sterbliche – ici bas même (selbst hier unten) – in den Perioden von Glück und Seligkeit wenig, wenn überhaupt, Notiz von der Zeit, und wir finden sie immer zu kurz; eine Tatsache, die uns nicht im geringsten daran hindert, uns dennoch dieses Glücklichseins zu erfreuen – wenn es kommt. Haben Sie niemals an diese kleine Möglichkeit gedacht, dass der „Devachanee“ eben deshalb, weil sein Freudenbecher randvoll ist, „jeden Sinn für den Zeitablauf“ verliert; und dass dies etwas ist, was jene, die in Avitchi landen, nicht tun, obwohl der Devachanee ebensowenig wie der Avitchee weiß, was Zeit ist – d. h. dass er etwas von unseren irdischen Berechnungen der Zeitperioden weiß? Ich darf Sie in diesem Zusammenhang auch daran erinnern, dass die Zeit etwas ganz von uns Geschaffenes ist. … Begrenzte Vergleiche sind ungeeignet, das Abstrakte und Unbegrenzte auszudrücken; auch kann das Objektive niemals das Subjektive widerspiegeln. Um sich die Seligkeit im Devachan oder die Leiden im Avitchi zu vergegenwärtigen, müssen Sie diese in sich assimilieren – wie wir es tun.

The Mahatma Letters, S. 193194

Im Okkultismus gibt es ein Gesetz – das gänzlich auf dem Wirken der Natur basiert –, nach dem sich der Mensch normalerweise nach einer Zeit wiederverkörpert, die nicht unter hundert Mal der auf Erden gelebten Jahre liegt. Man sagt, dass gegenwärtig die durchschnittliche Lebensdauer etwa fünfzehn Jahre beträgt, aber das ist nur ein statistischer Durchschnitt. Natürlich gibt es Millionen Menschen, die viel älter werden und deren devachanische Periode daher entsprechend länger sein wird. Das Devachan eines jeden Ego ist jedoch für das Ego selbst, sowohl dem Charakter als auch der Länge nach, indivi­duell. Einige Menschen sind im Devachan viel länger als 1500 Jahre, wogegen andere mit stark materialistischen Neigungen und Eigenschaften möglicherweise ein Devachan von nur einigen hundert Jahren haben.3

So viele Jahre im Devachan zu verbringen, scheint eine Zeitverschwendung zu sein. Aber es ist eine Tatsache, dass uns Hunderttausende von Menschen umgeben, die sich in einem halbdevachanischen Zustand befinden, der so voll von Tagträumen ist, dass wir diese Menschen als unpraktisch, träumerisch, unrealistisch etc. bezeichnen. Der Grund für diesen Zustand liegt darin, dass schlafende Charaktersamen vorzeitig im Devachan als Samen für Impulse, Gedanken und Leidenschaften erwachen und zur Erde zurückkehren möchten. Dadurch verkürzen sie die devachanische Periode, bevor diese ihr volles karmisches Ende erreicht hat. Undeutliche Träume von der erfahrenen Herrlichkeit verbleiben bei dem reinkarnierenden Ego; und in dem Grade, in dem das Verstandesbewusstsein durch diese Erinnerungen beeinflusst wird, befindet sich die Wesenheit noch immer im Devachan. Dieser Zustand ist nicht gut, denn solche Menschen sind nicht voll erwacht und ihr teilweise devachanischer Zustand hindert das reinkarnierende Ego, wach zu sein, um seine Gelegenheiten wahrzunehmen, zu wachsen und sich auszudehnen, während es auf Erden ist. Wir sollten die Neigung, unser Leben zu verträumen, abschütteln, indem wir spirituell und mental aktiv sind, und dies mit dem Willen und dem Bestreben, immer edler zu werden. Das Bücherstudium allein reicht dafür nicht aus, obwohl es in seiner Art wertvoll ist. Die spirituelle Natur sollte unter allen Umständen, selbst in den schwierigsten Angelegenheiten der menschlichen Existenz, kultiviert werden.

Desgleichen leben auch Menschen auf Erden, deren Zahl jedoch viel geringer ist, die sich wirklich in einem der höheren Zustände von Avīci befinden. Sie werden sozusagen von immer wiederkehrenden „Träumen“ von Unglück und Schrecken heimgesucht. Andererseits gibt es aber auch edle Menschen, die sogar im Körper auf einer oder mehreren der niederen Ebenen von Nirvāṇa sind; aber diese sind sehr selten.

Der gewöhnliche Mensch würde, wenn er dem devachanischen Zustand durch irgendeine Zauberkraft entkommen könnte, wahrscheinlich als Halbidiot zur Erde zurückkehren, denn seine Zwischennatur wäre so müde und seine Energien wären so erschöpft, dass er sich in einem Zustand physischer Erschöpfung und mentaler Stumpfheit befinden würde, wie ein Mensch, der lange ohne Schlaf war. Trotzdem wird jedem Neophyten, der das spirituelle Verlangen hat, sich den großen Arbeiten der Hierarchie des Mitleids zu widmen, in jeder nur möglichen Weise geholfen, sich schnell zu entwickeln, sodass sein Devachan mit jeder Verkörperung kürzer und kürzer wird; und schließlich erreicht er den Punkt, an dem das Devachan nicht mehr wirklich nötig ist – ausgenommen für kurze Perioden. Doch selbst der Fortgeschrittenste muss wenigstens vorübergehend eine Unterbrechung und ein Vergessen haben, um sich psychisch und mental zu erholen. Die Zeit kommt, da die innere Konstitution keine Beanspruchung mehr aushalten kann.4

Das Devachan ist das streng mathematische Resultat des spirituellen Zustandes im Augenblick des Todes. Je spiritueller der Mensch bis zu einem gewissen Grade ist, desto länger dauert sein Devachan. Je materialistischer er ist, desto kürzer ist es. Es gibt jedoch einen Weg, durch den das Devachan tatsächlich sehr verkürzt werden kann: den Weg der Hingabe, der Entsagung des Selbst für die Sache der Buddhas des Mitleids. Die Wahl liegt bei uns – wenn wir genügend evolviert sind, liegt es an uns, diese Wahl mit der Willensstärke zu treffen, um sie erfolgreich zu machen. Schon die Wahl selbst wird die devachanische Periode verkürzen.24

Ein anderer Grund, warum die devachanischen Perioden für uns so lang sind, ist der, dass der Mensch ein verkörperter Strahl der spirituellen Monade ist, die ihre volle Zeit für die Zwecke der Nachtod-Wanderungen haben muss; und diese können nur stattfinden, wenn die Verbindung ihres ego­ischen Strahls mit der Erde (oder mit anderen Welten oder Globen) unterbrochen wurde, wodurch sie für Unternehmungen in anderen Sphären frei wird. Unsere Reinkarnationen sind sehr, sehr weit davon entfernt, das „ganze Bild“ zu zeigen – und wir sollten hier feststellen, dass die Perioden der Manifestation und die der Ruhe eines Globus einer Planetenkette von gleicher Dauer sind. Der Schlüssel zu diesem Geheimnis liegt in der Tatsache, dass das menschliche Ego eine Monade oder ein spirituelles Wesen in seinen eigenen Sphären ist, wo sein größeres Schicksal liegt, und es tritt mit diesen niederen Reichen der Materie nur während der Inkarnation durch Projektion eines egoischen Strahls in Verbindung, der den „uns bekannten Menschen“ ausmacht.5

Es ist ganz verständlich, dass aktive normale Menschen beinahe instinktiv die Vorstellung haben, dass sie nahezu hundertmal so lange in dem devachanischen Schlaf-Traum-Zustand verbringen wie in der selbstbewussten Wahrnehmung und Wirksamkeit des verkörperten Lebens. Der Devachani „vertrödelt“ jedoch seine Zeit nicht, denn die Befreiung der menschlichen Monade von den Banden des Erdenlebens gibt ihm – dem wahren Menschen – Zeit und Gelegenheit, seine höchst notwendigen und unvermeid­lichen Schicksalwanderungen auszuführen.

Das Leben des irdischen Menschen, das nur eine Phase der manvantarischen Existenz der menschlichen Monade ist, ist weder ein Vergleichsmaßstab, noch ist es die wichtigste Grundlage, von der aus die Wanderungen der menschlichen Monade ihren Anfang nehmen. Das genaue Gegenteil ist der Fall, denn der Strahl der menschlichen Monade, der den Erdenmenschen hervorbringt, ist nur die gelegentliche Projektion von Bewusstsein aus der menschlichen Monade, deren Tätigkeitsgebiet nicht nur unsere Planetenkette, sondern auch das Sonnensystem ist, weil sie mit der spirituellen Monade Verbindung hat. Daher sind die wiederholten Verkörperungen ihres Strahls auf Erden nur Phasen der periodisch wiederkehrenden Wanderung; ihre weit längere Lebensspanne findet in und auf den unsichtbaren Globen unserer Kette statt.

Auf lange Sicht macht die Natur keine großen Fehler und die im Devachan verbrachte Zeit entspricht durch die unveränderlichen Naturgesetze in jedem Fall den Bedürfnissen und der spirituellen und intellektuellen Gesundheit und Stabilität des evolvierenden Egos. Daher ist es philosophisch falsch, die Länge der Zeit, die von dem Ego im Devachan verbracht wurde, als überlang oder unnötig anzusehen. Solche längeren Zeiträume sind für die menschliche Monade absolut erforderlich, nicht nur für ihre Wanderungen, sondern auch für die Assimilierung der vergangenen Erfahrungen, die die devachanische Wesenheit als verkörperter Mensch machte.

Für den Devachani gibt es keine Wahrnehmung der vorübergehenden Zeit, wie der Erdenmensch diese erfährt. Für uns hier ist unser Zeitgefühl aufgrund der fortgesetzten Aufeinanderfolge von Ereignissen, die in unserem Bewusstsein unsere Wahrnehmung der Zeitperioden kennzeichnen und hervorrufen, sehr ausgeprägt. Solche Zeitperioden sind unsere Tage und Nächte, die Jahreszeiten und auch die Phasen des menschlichen Denkens und Fühlens, in die das Bewusstsein des projektierten Strahls gesunken und an die es psychologisch gebunden ist. Im Devachan verschwinden jedoch alle diese Dinge als äußere Einflüsse auf uns. Es ist sehr ähnlich dem, was einem Menschen passiert, der tief schläft. Dabei ist es gleich, ob er sich in dem starken Traumbewusstsein von Svapna befindet oder in dem traumlosen Schlaf von Sushupti. Er hat keinerlei irgendwie geartetes Empfinden für den Ablauf der äußeren Zeit, sodass er nach dem Erwachen kaum in der Lage ist zu sagen, ob er zwei oder acht Stunden geschlafen hat. Dies ist noch mehr der Fall beim Devachani. Für ihn gibt es keine Zeit mehr, ausgenommen in dem Traum­empfinden der Aufeinanderfolge von Gedankenbildern und glücklichen Vorstellungen, die sein Bewusstsein erfüllen. In den höheren und höchsten Bereichen von Devachan gehen selbst die unaussprechlich schönen Visionen in etwas noch Erhabeneres über, was für unser verkörpertes menschliches Bewusstsein „Bewusstlosigkeit“ ist – oder die wahre Sushupti.

Natürlich werden diese Ruheperioden in weit entfernter Zukunft, wenn die menschliche Rasse spirituell und intellektuell so hoch entwickelt sein wird, dass sie über die Notwendigkeit von Devachan hinausgegangen ist, nicht mehr vorkommen. Die Monade wird wahrscheinlich einfach fast ohne Unterbrechung des Selbstbewusstseins von einem zu der Zeit etherischen Erdenkörper in einen anderen eintreten.

Wir erwähnten bereits die vier allgemeinen Zustände, in denen das menschliche Bewusstsein sich befinden kann. Zuerst Jāgrat, das Wachbewusstsein; dann Svapna, der Schlaf mit Träumen; und der Grund, weshalb wir uns nicht besser an unsere Träume erinnern können, ist, dass diese für das Gehirn oft zu etherisch und zu intensiv sind, um nach dem Erwachen einen Eindruck davon in unserem Gehirn zu behalten. Dies kommt nicht daher, dass diese zu schwach wären. Nochmals, wenn ein Mensch schläft und völlig unbewusst ist, dann ist dieser Zustand Sushupti. Es ist ein so tiefes, so spirituelles und so weitreichendes Bewusstsein, dass das arme begrenzte Gehirn – sowohl seine physische Substanz als auch die Astralsubstanz des Gehirn-Verstandes – dieses nicht festhalten oder aufzeichnen kann.

Der vierte und höchste Zustand, den wir als Menschen erreichen können, ist Turīya-Samādhi, und das ist eigentlich das Bewusstsein des Göttlichen in uns. Wenn der Sushupti-Zustand so mächtig ist, dass sich unser Gehirn nicht daran erinnern kann, so kann dies tausendmal mehr von dem Turīya-Zustand gesagt werden. Es ist etwa so, als ob unser schwaches Gehirn versucht, das Bewusstsein des Hierarchen unseres Sonnenuniversums zu erkennen. Alle diese Bewusstseinszustände können und werden in äußerst seltenen Fällen von Menschen erfahren, selbst wenn sie auf Erden verkörpert sind.

Wenn nun ein Mensch stirbt, so geht er von Jāgrat in Svapna über, soweit sein Astralkörper in Betracht kommt. Seine menschliche Seele ist unbewusst in Sushupti; aber der Geist in ihm, der zu seiner elterlichen Quelle gegangen ist, bis er erneut zur Erde zurückgerufen wird, ist in Turīya-Samādhi. In künftigen Zeiten, wenn wir Halbgötter auf Erden sein werden, werden uns alle Schattierungen dieses göttlichen Bewusstseins vertraut sein. Wir werden dann verstehen, weil wir wissen werden. Und selbst heute gilt schon: Wo gibt es einen Menschen, der nicht eine Ahnung von dem Erhabenen hätte? Jeder normale Mensch kann, wenn er sich schult, sein Bewusstsein, sein wahres Selbst, erheben und es in dem höheren Teil seines Wesens konzentrieren; und wenn er dann spricht, ist sein Wort wahr und überzeugend.

Devachan und die Globen der Planetenkette

Er würde sagen: „Wahrlich, so weit, wie sich dieser Ākāśa erstreckt, so weit ist der Ākāśa innerhalb des Herzens. In diesem Ākāśa sind Himmel und Erde, Feuer (Agni) und Luft (Vāyu), Sonne und Mond, der Blitz und die Sterne enthalten sowie alles andere, was hier ist und nicht ist, – die Gesamtheit dieser Welt ist in jenem (Ākāśa) enthalten.“

Er würde sagen: „Jenes wird nicht gebrechlich mit dem hohen Alter, noch wird es beim Tode vernichtet. Jenes ist wahrlich der Sitz von Brahman (Brahmapura) – in ihm sind alle Wünsche enthalten. Es ist das Selbst (Ātman), frei von Übel, zeitlos, todlos, schmerzlos, ohne Hunger, ohne Durst, dessen Streben Wahrheit ist, dessen Entschluss Wahrheit ist.“

Chāndogya-Upanishad, VIII,i,3,5

Jeder einzelne der sieben manifestierten Globen unserer Planetenkette hat seinen eigenen charakteristischen Kāma-Loka oder seine astrale Atmos­phäre, die ihn umgibt. Wenn die verkörperten Wesen einer Lebenswoge auf einem Globus sterben, muss das, was sie in ihrer Verkörperung angezogen haben, im Kāma-Loka dieses Globus abgeworfen werden. Es liegt auf der Hand: Je niedriger der Globus in der Planetenkette steht, um so gröber und dichter ist sein Kāma-Loka; und je höher der Globus steht, um so etherischer ist seine Astralwelt.

Wenn daher ein Mensch stirbt, so hat er seinen zweiten Tod im Kāma-Loka der Erde, d. h. in der Aura der Erde. Während dieses Prozesses wirft die menschliche Monade, dem Individuum entsprechend schnell oder langsam, zuerst ihre gröbsten und schließlich die am wenigsten dichten Lebensatome und ähnliche Anziehungen, die sie im astralen Kāma-Loka festhalten, ab. Der Höhepunkt dieser Reinigung in einer Art Fegefeuer oder dieser Schwangerschaft6 ist der zweite Tod. Das bedeutet, dass die menschliche Monade an dem Punkt angekommen ist, an dem sie die letzten Reste ihrer astralen Hülle, oder was von ihrem Kāma-Rūpa verblieb, abwirft. Von diesem Moment an beginnt sie in den devachanischen Zustand überzugehen.

Wie der strahlende Glanz, der der Ausfluss aus dem sich wiederverkörpernden Ego ist, zu seinem Vater im Himmel, der spirituellen Monade, aufsteigt, so geht die menschliche Monade durch verschiedene Sphären des Seins in die inneren Welten. In jeder Sphäre hält sie für eine unterschiedlich lange Zeit an, um die in dieser Sphäre beheimateten Lebensatome abzustoßen, da sie von zu substanziellem Charakter sind, um in diese Strahlung einbezogen zu werden, sodass sie in immer erhabenere und spirituellere Sphären weiterwandern kann.

Diese Reise der wandernden Monade setzt sich entlang des aufsteigenden Bogens unserer Planetenkette fort, bis Globus G erreicht ist. (Genauso geht die Monade durch die Globen A, B und C auf dem absteigenden Bogen bei ihrer Rückkehr in eine neue Inkarnation auf unserem Erdglobus.) Auf jedem Globus verkörpert sie sich mindestens einmal, ehe sie weitergeht: eine Geburt, eine Reife, ein Tod. Die höheren Globen des aufsteigenden Bogens sind sowohl hinsichtlich ihres spirituellen Standes als auch der Arten von Wesenheiten, die dort leben, sehr viel höher als unser Globus D, sodass selbst die Tiere der Globen F und G und beinahe auch auf Globus E weit höher stehen als die Menschen auf dieser Erde.7

Einige Menschen treten erst vollständig in ihren devachanischen Zustand ein, wenn sie Globus G verlassen haben. Andere gleiten in das Devachan nach dem vorübergehenden Aufenthalt auf Globus E oder möglicherweise auf Globus F, während wieder andere, schon bevor sie Globus E erreichen, mehr oder weniger vollständig in ihr Devachan eintreten. Diese verschiedenen Arten, in Devachan einzutreten, erklären die unterschiedlichen Reifegrade der Schwangerschafts­perioden, welche die entkörperten Wesenheiten durchzumachen haben. Daher sind die einzelnen Fälle sehr verschieden, aber für die große Mehrheit der Menschen beginnt der devachanische Schlaf nach dem zweiten Tod im Kāma-Loka der Erde, wenn die Monade in die Sphäre des nächsten Globus eintritt; und dieser Schlaf wird ständig tiefer und verzückter, bis schließlich die Wesenheit alles andere außer ihren devachanischen Träumen völlig vergisst.

Im Hinblick auf die Art der Verkörperungen, denen die wandernde Monade auf Globus E, F und G des aufsteigenden Bogens unterliegt, und auf jene Wanderungen, die die zur Verkörperung zurückkehrende Monade auf den drei manifestierten Globen A, B, C des absteigenden Bogens machen muss, entsteht die Frage: Sind sie Verkörperungen verschiedener Egos, die die spirituelle Monade aus sich emaniert hat, oder sind sie tatsächlich, wenn auch vorübergehende, Verkörperungen der menschlichen Monade?8

Nun wird es unmöglich sein, die wahre Lehre in diesem Zusammenhang zu begreifen, wenn wir zu starr an der Vorstellung hängen, dass es innerhalb der menschlichen Konstitution nur eine Monade gibt. In Wirklichkeit ist sie aus mehreren Monaden verschiedener Grade der evolutionären Entfaltung aufgebaut. Wir haben es hier mit der feinen und fließenden Natur des Bewusstseins zu tun: eher mit der Monade als einem Bewusstseinszentrum als mit einem Wesen, das „Raum einnimmt“, so wie dieser Apfel hier auf dem Pult vor mir.

Wenn die menschliche Monade ihr Devachan im Kāma-Loka der Erde beginnt, fällt sie im Schoße der spirituellen Monade in Schlaf und wird so in ihrer Eltermonade aufwärts durch die Globen des aufsteigenden Bogens getragen. Schließlich verlässt sie unsere Kette, um sich auf ihre Wanderungen durch die verschiedenen Planetenketten in der äußeren Runde zu begeben. Hierfür muss sie selbstverständlich durch diese Globen wandern, denn jeder Globus ist eine Station auf ihrer äußeren Wanderung und sie kann keinen auslassen. Ein Reisender in einem Zug ist sich in der Nacht, während er schläft, nicht bewusst, welche Stationen er durchfährt, aber im Wachzustand weiß er, dass er einige Stationen durchfährt und an anderen anhält. Genauso wird auf den verschiedenen Globen, durch die die spirituelle Monade wandert, die menschliche Monade, die in ihr ruht, entweder ein relatives Erwachen haben – obgleich es immer nur sehr schwach sein wird – oder sie erwacht überhaupt nicht; jeder Fall hängt von ihrem Karma ab.

Wir sollten jedoch die Analogie nicht zu weit führen. Tatsache ist, dass diese monadischen Bewusstseinsqualitäten (und nicht das volle Bewusstsein der devachanischen Monade) auf den verschiedenen Globen relativ vollständig erwachen, wenn die allgemeine Lebenswoge die Globen erreicht, und zeitweilig werden diese Qualitäten beim Durchschreiten solcher Globen in ein illusorisches Bewusstsein erhoben. Diese Ausschüttungen von Bewusstseinsqualitäten werden wie Gedankenstrahlen projiziert und nehmen zeitweilig Verkörperungen auf diesen Globen an, die sie durch ihre Anziehungskraft erwecken. Eine solche Verkörperung ist natürlich sehr unvollkommen und in einem gewissen Sinne illusorisch, weil die Lebenswoge, zu der wir gehören, sich gegenwärtig auf der Erde befindet und nicht auf diesen höheren Globen.

Selbst im gewöhnlichen Leben können wir ein Beispiel dafür finden, dass das Bewusstsein teilweise ebenso funktioniert; denn es ist für einen Menschen nicht ungewöhnlich, dass er seine Pflichten erfüllt oder in seine Gedanken vertieft ist und dass doch zu gleicher Zeit seine Aufmerksamkeit von einem anderen Ereignis oder Gegenstand angezogen wird. Mehr oder weniger flüchtig wird ein Gedankenstrahl von seinem anderwärts beschäftigten Gehirn ausgesandt; er betrachtet den Gegenstand von allen Seiten und wird dann sehr bald wieder in das menschliche Bewusstsein zurückgezogen. Oder ein Mensch, der sich im Halbschlaf befindet, lebt für diese Zeit in zwei Aspekten seines Bewusstseins: teilweise im Jāgrat-Zustand, teilweise im Svapna-Zustand; und er ist sich nur undeutlich bewusst, dass er sich in beiden Zuständen befindet.

Nichts von dem Gesagten sollte dahingehend missverstanden werden, dass die devachanische Seligkeit des Hauptteils des Bewusstseins der menschlichen Monade gestört oder unterbrochen wird. Es ist sozusagen nur ein Gedankenstrahl, der durch diesen oder jenen Globus angezogen und nach einer solchen flüchtigen Projizierung erneut in das devachanische Bewusstsein eingezogen wird. Alle Nachtod-Zustände sind in Wirklichkeit Bewusstseins-Funktionen.

Während der Zeit, in der das menschliche Ego in seiner Eltermonade schläft und Letztere durch den aufsteigenden Bogen der Planetenkette geht, kann die erkennende Intelligenz des Durchschnittsmenschen das, was um sie herum vor sich geht, in keinem nennenswerten Grad wahrnehmen oder fühlen. Daher kann sie die Frucht der Erfahrungen auf anderen Globen der Kette nicht wiedererwecken. Die menschliche Monade als Ganzes ist sich der flüchtigen Einkörperungen eines Teiles ihres Bewusstseins auf den durch­laufenen Globen praktisch nicht bewusst. Soweit die menschliche Monade in Betracht kommt, ist es beinahe ein automatisches Ereignis; und wenn ich von der menschlichen Monade spreche, so beziehe ich mich auf den niederen Teil des reinkarnierenden Ego.

Von dieser Regel der unbewussten Erfahrungen auf den anderen Globen sollten wir die Sechstrunder ausnehmen und ebenso in Abstufungen, je nach den entsprechenden Menschen, diejenigen, die auf dem Weg sind, Fünft- und Sechstrunder zu werden. Diese Ausnahme trifft gleichermaßen für diejenigen zu, die erfolgreich durch das Tor der Initiation gehen; denn wenn dies jemandem gelingt, dann wird er ein lebender Jīvanmukta, obwohl er im Augenblick als ein Mensch existiert. Im Verlauf dieser Initiationen fliegt das innere Selbst des Initianden nicht nur zu den anderen Globen unserer Planetenkette, wo er aus erster Hand Erfahrungen sammelt, indem er eine Zeitlang dort lebt und tatsächlich ein Teil dieser Globen ist, sondern er wird auch entlang der magnetischen Bahnen des Universums zu anderen Planeten und zu der Sonne hinausgehen.

Beim Studium dieser Lehren sollten wir stets versuchen, unsere Denk­prozesse und unser Bewusstsein beweglich zu halten, und so die Gefahr der geistigen Kristallisation vermeiden oder die gefährliche Selbstzufriedenheit, indem wir glauben, dass „nicht mehr viel zu lernen“ sei. Dieses Gefühl entsteht in dem astral-materiellen Denken, das es gern hat, die Tatsachen beiseite zu legen, obgleich es zugegebenermaßen sehr notwendig ist, seine Gedanken in Ordnung zu haben. Der Versuch, den Geist beweglich zu halten – obgleich es oft unbequem für uns ist –, bringt das Verstandesdenken an seine richtige Stelle und macht es zum beweglichen Diener anstatt zum unbeug­samen Aufseher.

Nirvāṇa

Kein Wesen, sei es engelhaft oder menschlich, kann den Zustand Nirvanas oder der absoluten Reinheit erlangen, es sei denn durch Äonen des Leidens und durch die Erkenntnis sowohl des Bösen als auch des Guten, da andernfalls das Letztere unverständlich bleiben würde.

Die Geheimlehre, Bd. II, S. 91

Es gibt gewisse Analogien zwischen Nirvāṇa und Devachan: Beide sind Bewusstseinszustände, die erfahren werden, und keines ist ein Ort oder ein Platz. Wenn wir die mannigfachen Zustände betrachten, in denen sich die Bewusstseinsarten in einer Art hierarchischer Folge befinden mögen, dann können wir sagen, dass die höchsten Teile von Devachan in die untersten Grade von Nirvāṇa übergehen. Der Hauptunterschied zwischen ihnen kann mit wenigen Worten so ausgedrückt werden: Das Devachan ist mehr oder weniger eine Illusion, wohingegen Nirvāṇa der fundamentalen Wirklichkeit des kosmischen Lebens näher und damit relativ wirklich ist. Daher entspricht es ebensosehr einer Reihe nicht wirklich māyāvischer Zustände.

Wenn sich eine Monade von ihren Bewusstseinshüllen befreit hat, wird sie monadisch bewusst, d. h. mit ihrem eigenen innewohnenden oder angeborenen Bewusstsein voll selbstbewusst. Dann ist sie in einem Nirvāṇa, da sie in ihrer Essenz eine göttlich-spirituelle Wesenheit ist. Alle verhüllenden Schleier oder Gewänder wurden „weggeblasen“ oder abgeworfen, das enthüllte und befreite essenzielle spirituelle Feuer blieb übrig – ein Jīvanmukta, eine befreite Monade.

Nur die am höchsten entwickelten Monaden sind Jīvanmuktas oder voll erblühte Gottheiten; und jede Monade, die diesen Zustand von Moksha oder Mukti nicht erlangt hat, ist mehr oder weniger mit den Gedanken- und Gefühlshüllen bekleidet, die von den Substanzen ihres Aurischen Eies erzeugt werden. Als Menschen sind wir in den Schleier unserer menschlichen Individualität eingehüllt. Mit anderen Worten, wir sind noch keine Jīvanmuktas; wir leben noch nicht in dem hohen Bewusstsein unserer monadischen Essenz, und daher können wir nur flüchtige Intuitionen von Nirvāṇa haben. Die einzigen Ausnahmen sind jene großen Menschen, wie die Buddhas oder Bodhisattvas, die so weit auf dem Evolutionspfad evolviert sind, dass sie sich zeitweilig in die rein spirituellen Teile ihrer Konstitution erheben und sich darin – wenigstens vorübergehend – des einen oder anderen nirvāṇischen Grades des selbst­bewussten Seins erfreuen können.

Es gibt verschiedene Grade von Nirvāṇa. Es gibt einen Grad, der so hoch ist, dass er unmerklich in den Zustand des kosmischen Hierarchen unseres Universums übergeht, während die niederen Zustände von Nirvāṇa sehr oft von stark mystisch veranlagten Menschen erlangt werden, die eine spiri­tuelle Schulung erhalten haben.9 Gewöhnlich können sie nicht lange in dem nirvāṇischen Zustand bleiben. Diese Fähigkeit beweist jedoch einen hohen Grad des evolutionären Fortschritts, denn selbst die niederen Stufen von Nirvāṇa sind äußerst erhaben. In Nirvāṇa eintreten bedeutet, alle Interessen in der Menschenwelt zurückzulassen und aus der menschlichen in die gött­liche Existenz überzugehen.

Wir Menschen haben unsere segensreichen Ruheperioden nach dem Tode in dem einen oder anderen Grad der devachanischen Bewusstseinsskala. Wie hoch jedoch das Bewusstsein des Devachani gegenüber dem des verkörperten Menschen auch sein mag, es ist dennoch ein māyāvischer Zustand, weil das devachanische Bewusstsein nicht essenziell monadisch ist. Wenn wir sterben und in das Devachan eingehen, existiert die schwere Māyā unseres nur menschlichen Bewusstseinszustandes tatsächlich immer noch. Aber selbst während wir inkarniert sind, sind unsere Ātma-Buddhi und die höheren manasischen Teile in Nirvāṇa, wenn wir das Bewusstsein berücksichtigen, dessen sich die höheren Teile unserer Konstitution auf ihren eigenen entsprechenden Ebenen erfreuen. Somit kann sogar ein verkörperter Mensch mit einem hoch ent­wickelten Charakter wenigstens zeitweilig in Nirvāṇa eintreten, indem er sein wahrnehmendes Bewusstsein in die buddha- und christusgleichen Teile seines Wesens emporhebt.

Wenn wir daran denken, dass das Universum in eine im Grunde genommen endlose Reihe ineinander greifender und wirkender Hierarchien aufteilbar ist, die von der göttlichen bis herunter zur physischen Ebene reichen, dann erkennen wir, dass Wesenheiten, die zu viel höheren hierarchischen Systemen als unserem eigenen System gehören und daher in ihnen leben, dass sie also Devachane und Nirvāṇas haben werden, die unvergleichlich höher als unser devachanisches und nirvāṇisches System sind. Was für uns Nirvāṇa ist, wäre für Wesen, die auf einer höheren Stufenleiter leben, nur eine Art Devachan. So steigt die Stufenleiter der Werte längs des Hauptschemas der Hierarchie des Universums ständig an, sodass wir, wenn wir im Laufe von makro­kosmischen Zeitaltern unsere eigene Hierarchie verlassen und in eine höhere eintreten, dann unvergleichlich herrlichere Devachane und Nirvāṇas haben werden, als unsere jetzt sind.

Trotzdem ist für uns Menschen und für alle anderen, die wie wir, Bewohner unseres hierarchischen Systems des Universums sind, das vor uns liegende Nirvāṇa wahrlich die Wirklichkeit. Wenn wir nämlich dieses Nirvāṇa erlangt haben werden, haben wir den Gipfelpunkt unseres hierarchischen Systems erreicht und werden in dessen ātma-buddhischen Bewusstseinsbereichen leben.

Im Mahāyāna-Buddhismus25 gibt es eine Grundlehre, dass die Wahr­nehmung von Nirvāṇa10 niemals nur durch den Intellekt als solchen erreicht werden kann, weil der menschliche Intellekt die Dinge zergliedert und analysiert und etwas erschafft, was er fassen kann; er sieht dann dieses „Etwas“, als ob es ins Dasein treten und vergehen würde. Nirvāṇa kann jedoch nicht als etwas bezeichnet werden, was eine greifbare Form hat; weder gelangt es zur Existenz, noch hört es zu existieren auf. Nirvāṇa ist entsprechend der Mahāyāna-Ausdrucksweise ein Zustand der Leere (Śūnyatā), die der Natur der Dinge selbst innewohnt, und es ist ebenso ein Zustand der Selbstverwirklichung, der durch die Anwendung der erhabenen Weisheit erreicht wurde. Um Nirvāṇa zu erlangen, muss eine „Umkehr“ innerhalb der tiefsten Winkel unseres Bewusstseins, innerhalb des höheren Manas stattfinden, das selbst eine Schatzkammer ist, in der die ākāśischen Aufzeichnungen der gesamten intellektuellen und spirituellen Erfahrungen des Menschen aufbewahrt sind.

Der Mahāyāna-Anhänger betrachtet die Vorstellung von Sein und Nichtsein als eines der größten Hindernisse bei der Verwirklichung von Nirvāṇa und hebt die Tatsache hervor, dass, wenn Nirvāṇa erlangt ist und die „Umkehr“ stattgefunden hat, der dann erreichte Zustand völlig frei von allen Zuschreibungen, von allen Gegensatzpaaren ist. Solange man dem Dualismus verhaftet ist, solange Nirvāṇa intellektuell als das wesentliche Gegenteil von Saṃsāra (dem Zyklus von Geburt und Tod) oder als die Vernichtung der Sinnenwelt betrachtet wird, so lange besteht kein wahres Nirvāṇa. Letzteres steht jenseits und über aller Relativität, es verschmilzt in sich die Begriffe von Sein und Nichtsein und übersteigt beide.

Das Nirvāṇa des Menschen findet seine direkte analoge Anwendung im Nirvāṇa einer Planetenkette, welche am Ende ihres Manvantaras ihre manifestierte Existenz verlässt und in Pralaya übergeht. Das bedeutet nichts anderes, als dass ihre höheren Element-Prinzipien – oder diejenigen irgendeines ihrer Globen – in den entsprechenden nirvāṇischen Zustand eintreten. Beim Tod der Menschen tritt der manasische Teil genauso in die māyāvischen Zustände von Devachan ein, während sich die noch höheren oder höchsten Teile der menschlichen Konstitution gleichzeitig auf ihren eigenen Ebenen entwickeln und wirken. In ihren eigenen höchsten Bewusstseinsteilen sind sie jedoch sozusagen in ihrem Nirvāṇa – sie haben bewusste Erfahrungen in der unverschleierten Realität der Hierarchie, zu der jede derartige Monade gehört.

Somit ist der menschliche oder manasische Teil in seinem Devachan. Das spirituelle Ego vollführt seine Wanderungen auf den äußeren Runden durch die heiligen Ketten; aber der höchste Teil oder die monadische Essenz der spirituellen Monade ist, wie schon immer, in einem nirvāṇischen Zustand. Selbst der auf Erden verkörperte Mensch hat die höchsten Teile seiner Konstitution, die ātmische Essenz seines Wesens, in einem nirvāṇischen Zustand. Daher ist unser Bewusstsein während der Inkarnation auf Erden, so real es uns auch zu sein scheint, tatsächlich stark illusorisch, wenn es mit dem unverschleierten und intensiv aktiven Bewusstsein von Nirvāṇa verglichen wird.

Schlaf und Tod sind Brüder

… wenn wir die Existenz eines höheren oder beständigen Ego in uns annehmen – des Ego, das nicht mit jenem verwechselt werden darf, welches wir das „Höhere Selbst“ nennen, können wir verstehen, dass alles, was wir oft als Träume ansehen und allgemein als nichtige Phantasiegebilde akzeptieren, in Wirklichkeit vereinzelte, aus dem Leben und den Erfahrungen des inneren Menschen herausgerissene Seiten sind. Die schwache Erinnerung daran wird im Moment des Erwachens mehr oder weniger durch unser physisches Gedächtnis verzerrt. Letzteres erfasst mechanisch einige wenige Eindrücke der Gedanken, der beobachteten Tatsachen, und die durch den inneren Menschen ausgeführten Handlungen während der Stunden seiner völligen Freiheit, denn unser Ego lebt sein eigenes getrenntes Leben innerhalb seines Gefängnisses aus Lehm, wann immer es von den Fesseln der Materie frei wird, d. h. während des Schlafes des physischen Menschen. Dieses Ego ist der Handelnde, der wirkliche Mensch, das wahre menschliche Selbst. Der physische Mensch kann jedoch während der Träume weder fühlen noch bewusst sein; denn die Persönlichkeit, der äußere Mensch mit seinem Gehirn und Denkapparat, ist mehr oder weniger vollständig gelähmt.

Transactions of the Blavatsky Lodge, S. 50

Nach dem alten griechischen Sprichwort sind Schlaf und Tod Brüder. Sie sind jedoch nicht nur Brüder, geboren aus der gleichen Struktur des menschlichen Bewusstseins, sondern sie sind im wahrsten Sinne eins, identisch. Der Tod ist ein vollkommener Schlaf mit seiner Art zwischenzeitlichen Erwachens, wie zum Beispiel im Devachan, und einem vollen menschlichen Erwachen in der darauf folgenden Reinkarnation. Der Schlaf ist ein unvollständiger Vollzug des Todes, die Prophezeiung der Natur in Bezug auf den künftigen Tod. Nachts schlafen wir, und deshalb sterben wir nachts teilweise. Man kann tatsächlich noch weitergehen und sagen, dass der Schlaf und der Tod und alle die verschiedenen Prozesse und Realisationen der Initiation nur verschiedene Phasen oder Vorgänge des Bewusstseins sind, abgewandelte Formen derselben fundamentalen Sache. Der Schlaf ist größtenteils eine automatische Funktion des menschlichen Bewusstseins. Der Tod ist das Gleiche, aber in einem viel größeren Ausmaß. Er ist eine notwendige Verhaltensweise des Bewusstseins, damit sich der psychische Teil der Konstitution ausruhen und die Erfahrungen assimilieren kann.

Initiation ist eine Art zeitweiliger „Tod“ des gesamten niederen Menschen, ein „Schlaf“ der niederen psychischen Natur und ein magisches Erwachen zu einem intensiven Bewusstsein des höheren psychischen Teils, auf den dann das innere Licht des monadischen Bewusstseins des Menschen strahlt. Daher schließt Initiation sowohl den Schlaf als auch den Tod ein und benutzt diese Funktionen des Bewusstseins zur Befreiung des „inneren Menschen“ für die wunderbare Erfahrung, welche die Initiation auf den inneren Ebenen hervorbringt.

Wer einmal am Bett eines Sterbenden gestanden hat, muss von der außer­ordentlichen Ähnlichkeit zwischen dem Sterben und dem Einschlafen stark beeindruckt worden sein. Der einzige Unterschied zwischen Tod und Schlaf ist das Maß. Genauso wie im Tod wird das Bewusstsein während des Schlafs, nach einer kurzen Periode vollständiger Unbewusstheit, zum Sitz oder aktiven Brennpunkt bestimmter Formen innerer mentaler Aktivität, die wir Träume nennen.

Im Schlaf manifestiert sich der psychische oder persönliche Teil des Menschen nicht durch das physische Gehirn. Tatsächlich ist gerade diese Abwesenheit, diese zeitweilige Trennung der Zwischennatur, die wirksame Ursache des Schlafs. Der Körper schläft, weil der persönliche Mensch nicht mehr länger da ist. Wenn wir nachts schlafen gehen, gleiten wir nur deshalb in einen Zustand vollständiger Unbewusstheit, weil wir noch nicht gelernt haben, während der Tageszeit in unseren höheren Teilen selbstbewusst zu werden.

In der Regel wird der physische Körper während des Schlafs durch einen ākāśischen Schleier beschützt – eine Verdichtung der Substanz des Aurischen Eies, die auf natürliche Weise aus dem Körper herausgezogen wird, sobald er in Ruhe fällt. Hierdurch wird gewöhnlich eine Schädigung verhindert. Dies wird im Falle von Schlafwandlern gut veranschaulicht. Es gibt auch andere Kräfte, die mitwirken. Eine davon ist in der interessanten Tatsache zu sehen, dass die meisten belebten Wesen keinen ruhenden Körper berühren in der Absicht, ihn zu verletzen. Und selbst die „unbelebte“ Natur ist so aufgebaut, dass es in ihr anscheinend eine entsprechende Antwort auf Friede und Ruhe gibt. Noch andere Faktoren sind hier inbegriffen, aber der wichtigste ist der Schleier oder die Mauer aus Ākāśa, die den schlafenden Körper umgibt, der jedoch nur in dem Ausmaß wirksam wird, in dem das Leben rein ist.

Der vitale Lebens- und Bewusstseinsfaden vibriert im physischen Gehirn des Menschen auch noch während des Schlafs und bringt Träume hervor, die ihn teils erfreuen und teils quälen und verwirren. Der strahlende Faden bleibt jedoch ungebrochen, sodass das Ego, das die niedere Seele und den Körper zurückgelassen hat und in die Sphären hinausschwebt, in der Lage ist, längs dieses leuchtenden Fadens zurückzukehren, der die Monade mit dem astral-vitalen Gehirn des schlafenden Körpers verbindet. Wenn ein Mensch stirbt, dann ist es genauso, als würde er in einen sehr tiefen Schlaf fallen, in äußerste süße Unbewusstheit, es sei denn, dass das vitale Band abgerissen ist; dann ist die Seele, wie der Ton einer sanften goldenen Note, augenblicklich frei.

Was während des Schlafes geschieht, ist eine schwache Andeutung dessen, was mit einem Menschen beim Tode vor sich geht. Das persönliche Ego gerät in Vergessenheit und sein Bewusstsein wird in den spirituellen Teil zurückgezogen, wo es ruht und vorübergehend seinen Frieden findet. Während des Schlafs fliegen gewisse Teile von der inneren Konstitution des Menschen in die Räume des Sonnensystems. Die Wanderung ist natürlich sehr kurz und manchmal wie ein aufflackernder Blitz, wenn jemand nur einige wenige Augenblicke geschlafen hat. Die Zeit existiert für ein reines Bewusstsein jedoch nicht. Zeit gehört zum materiellen Dasein. Manche Menschen gehen zum Mond, wenn sie schlafen, manche zu ihrem Elterplaneten, andere zur Sonne. Und ein anderer Teil der Konstitution fliegt rasch hinaus zu seinem Vaterstern und wieder zurück. Bestimmte andere Menschen besuchen die Elementalwelt, sie gehen zum Beispiel zum Zentrum unseres eigenen Globus.

Während des Schlafs und nach dem Tode geht jeder Mensch zu den Plätzen, auf die er durch sein Denken und seine Bestrebungen (oder auch ohne diese) Anspruch hat. Anders ausgedrückt, es ist alles eine Frage der synchronen Vibration – der Mensch geht in sein natürliches Heim, sei dieses hoch oder niedrig. Der Grund für solche Wanderschaften liegt grundsätzlich in den psychomagnetischen Anziehungen zu diesen verschiedenen Örtlichkeiten in den Sonnen­systemen, die „Stationen“ entlang der weitschweifigen Zirkulationen des Kosmos sind. Und weil das Bewusstsein mit diesen Routen über lange Zeiten durch Gewohnheit vertraut ist, folgt jeder der verschiedenen Teile der menschlichen Konstitution seiner eigenen besonderen Richtung in diesen Kreisläufen.

Es besteht nicht nur eine große Ähnlichkeit, sondern auch eine völlige Gleichheit – im Ablauf und in den Umständen – zwischen den Träumen im Schlaf und den Träumen im Zustand nach dem Tod. Träume hängen von zwei Hauptfaktoren ab: (a) den Mechanismen des psychischen Bewusstseins, und (b) den zwei auf diese Mechanismen einwirkenden Arten von Kräften, welche die Richtung des psychischen Bewusstseins des Träumenden steuern und dessen Vorgänge lenken. Von diesen Kräften stehen an erster Stelle die solaren, lunaren und planetarischen Einflüsse, unter denen ein Mensch geboren ist, und die zweite ist die automatische Reaktion auf die Ereignisse und Erfah­rungen, die während des Wachzustandes geschehen waren bzw. gemacht wurden.

Die astrologischen Einflüsse, unter denen ein Mensch geboren wurde, sind die vereinigte Aktivität aller solaren, lunaren und planetarischen Kräfte im Sonnensystem. In jedem Fall überwiegen jedoch bestimmte Kräfte aufgrund ihres Svabhāva – dieser Svabhāva vereinigt sich mit dem besonderen Svabhāva des Menschen, weil sie den gleichen Ursprung haben. Und diese Identität des Ursprungs oder der Kräfte bewirkt, dass diese Kräfte oder Einflüsse sehr stark auf ihn einwirken. Deshalb hat jeder Mensch – obwohl alle Menschen mehr oder weniger ähnliche Träume haben – Träume seiner eigenen, charakteristisch einmaligen Art.

Um die Angelegenheit mit anderen Worten auszudrücken: Jeder Mensch ist in besonderer Weise der Abkömmling oder er steht unter dem Einfluss einer der zwölf logoischen Kräfte des Sonnensystems. Da nun jeder derartige Sonnenlogos seinen eigenen besonderen Brennpunkt der Aktivität in einem der zwölf heiligen Planeten findet, sehen wir, wie sich sowohl die planetarischen als auch die Sonneneinflüsse in dem psychischen Bewusstsein des schlafenden Menschen auswirken. Da alle Menschen einen „Mondkörper“ haben, d. h. eine „Mondschicht“ in ihrem Aurischen Ei, wirkt der Mond auch auf das Gemüt des Schläfers ein; tatsächlich sind in den meisten Fällen die lunaren Einflüsse auf den schlafenden Menschen die bei weitem mächtigsten.

Als HPB gefragt wurde, was Träume seien, gab sie zur Antwort, dass das von der Bedeutung abhinge, welche diesem Ausdruck gegeben würde:

Sie können „träumen“ oder, wie wir sagen, wachend oder schlafend Visionen erleben. Wenn das Astrallicht in einem Becher oder Metallgefäß durch Willenskraft gesammelt wird und die Augen auf irgendeinen Punkt darin fixiert sind, mit dem starken Wunsch, zu sehen, ist eine Wachvision oder ein „Traum“ das Resultat, wenn die Person überhaupt sensitiv ist. Die Reflexe im Astrallicht werden mit geschlossenen Augen besser gesehen, und im Schlaf noch genauer. Von einem klaren Zustand aus wird die Vision durchscheinend; vom normalen organischen Bewusstsein steigt sie zu einem trans­zendenten Zustand des Bewusstseins auf. …

Wie wir alle wissen, gibt es viele Arten von Träumen. Außer dem „verarbeitenden Traum“ gibt es Gehirnträume und Erinnerungsträume, mechanische und bewusste Visionen. Warnträume und Vorahnungsträume erfordern die aktive Mitarbeit des inneren Ego. Sie sind auch oft auf die bewusste oder unbewusste Mitarbeit des Gehirns von zwei lebenden Personen oder deren beiden Egos zurückzuführen. …

[Das, was träumt, ist] allgemein das physische Gehirn des persönlichen Ego, der Sitz des Gedächtnisses, das Funken ausstrahlt und von sich wirft wie die verlöschenden Gluten eines Feuers. Das Gedächtnis eines Schläfers ist wie eine siebensaitige Aeols-Harfe; und sein Gemütszustand kann mit dem Wind verglichen werden, der über die Saiten streicht.11

Die Art, wie sich die Träume eines Menschen gestalten, wird fast ganz – jedoch keinesfalls vollständig – durch sein waches Leben bestimmt. Das Kleinkind hat z. B. keine positiven Träume irgendwelcher Art, seine Erfahrungen sind noch zu gering. Sein Denken und Fühlen, aber auch sein Gehirn sind noch gar nicht bereit oder völlig geformt. Trotzdem wird das Kind gelegentlich schreckliche Träume haben, doch diese werden für gewöhnlich im schlafenden Gehirn des Kindes durch automatische psychische Reaktionen auf Erregungen, die es im Wachzustand erfahren hat, verursacht.

Die meisten von uns haben Träume, die weder sehr angenehm noch sehr schrecklich sind, oft aber sind sie vielgestaltig – unfertig und verworren. Der Grund hierfür ist offensichtlich, denn unsere Träume sind nur Nachwirkungen unserer wachen Stunden. Manchmal sind unsere Gedanken auf geistige Dinge sowie auf Pfade der Schönheit und Harmonie gerichtet, und zu anderen Zeiten haben wir vollständig entgegengesetzte Gedanken, die des Nachts (oder nach dem Tod im Kāma-Loka) in unseren Träumen zu uns zurückkehren.

Der Gedanke gestaltet alle Träume. Der üble Mensch, jemand, der so egoistisch ist und dessen Vorstellungskraft und Gefühle derart beschränkt und gefangen sind, dass ein freundlicher Impuls selten, wenn überhaupt, in sein Bewusstsein tritt, erfährt die unfehlbare Reaktion: Wenn er träumt, was häufig vorkommt, befindet er sich in einer emotionalen und mentalen Hölle. Seine Gedanken quälen sein Gehirn wie Rachegeister und peinigen sein Traum­bewusstsein. Andererseits hat der Mensch, der versucht seinen Mitmenschen zu helfen, der unpersönlich ist und edel denkt, sehr selten üble Träume. Wenn er überhaupt träumt, so hat er Träume, dass die Götter neidisch werden könnten.

Das Obige ist jedoch nicht nur auf die Träume des Devachani anwendbar, sondern auch auf jene des Kāma-Rūpa im Kāma-Loka. Die Ursache ist die gleiche: Mentale Ablagerungen oder Gedankenimpulse entstehen während des Lebens eines Menschen und beeinflussen seine mentale Struktur derart, dass sie automatisch auf sein Bewusstsein einzuwirken beginnen. Auf diese Weise formen Denken und Fühlen im Verlauf der vorüberziehenden Zeitalter nicht nur den Charakter, sondern sie bringen ebenso Glück und Frieden oder die Alpträume aus dem Kāma-Loka.

Alle Arten von Träumen sind die irdische Seite des menschlichen Charakters. Sie kommen in bildhafter Handlung wieder in das Denken und Fühlen, und deshalb sind sie „Wirkungen“ und nicht „Ursachen“. Daher wird das Devachan als Sphäre der Wirkungen bezeichnet, und unsere irdische Existenz, in der die verursachenden Lebensimpulse ihren Ursprung haben, als Sphäre der Ursachen.12 Das heißt aber nicht, dass das irdische Leben die einzige Sphäre der Ursachen sei. Die Feststellung bezieht sich nur auf die inkarnierten menschlichen Wesen und auf die Wirkungen nach dem Tode, die durch ihr Denken und Fühlen und durch ihre Handlungen im verkörperten Zustand verursacht wurden. Deshalb legt ein Mensch weder im Devachan noch wenn er nachts träumt den Grund für irgendwelche positiven oder schöpferischen Handlungsweisen, obwohl es gelegentlich zutrifft, dass die Träume des schlafenden Menschen durch die Reaktion auf das Denkvermögen bewusst oder unbewusst die Gedanken des wachen Menschen etwas beeinflussen können.

Es besteht jedoch eine gewisse Gefahr, wenn man den Träumen und ihrer Deutung einen zu hohen Stellenwert beimisst. Gelegentlich sind Träume prophetisch, aber in den meisten Fällen „bewahrheiten“ sie sich, weil sie die Vorahnungen des unwillkürlich arbeitenden Bewusstseins sind, d. h. dessen, was das Bewusstsein selbst aufgrund seiner Neigungen und Tendenzen in der Zukunft hervorbringen wird. Deshalb kann man sehr plausibel argumentieren, dass, wenn der Beobachter eines träumenden Menschen quasi allwissend wäre, er imstande wäre, in allen Träumen dieses Menschen dessen Zukunft wahrzunehmen. Offensichtlich gibt es jedoch sehr wenige solche perfekten Wahrsager oder Traumdeuter!

Echte prophetische Träume gibt es nicht im Devachan, sie können jedoch während des Schlafs auftreten, weil sie in dem gespeicherten Wissen des reinkar­nierenden Ego auftauchen. Letzteres versucht, das schlafende Gehirn mit einer Art „Bestrahlung“ prophetischer Voraussicht zu erfüllen. Dies geschieht bei sehr seltenen Gelegenheiten, doch sollte man solche Träume sehr sorgfältig prüfen und sie nicht automatisch als Richtschnur im Leben betrachten. Im Allgemeinen ist es viel besser, seine Träume zu ignorieren, denn nur sehr wenige Menschen sind innerlich wirklich genügend erwacht, um zu erkennen, ob ein Traum von prophetischer Art ist oder ob er nur eine gewöhnliche psychische Reaktion des in der Regel umherschweifenden und verwirrten Gehirn-Verstandes ist.13

Wenn ein Mensch sein Bewusstsein während des Tages beobachten kann – und es auch will – und dazu auch die Reaktionen auf die verschiedenen Eindrücke der täglichen Ereignisse auf seine wahrnehmende Seele, dann wird er einen Hauptschlüssel besitzen, um genau zu wissen, was ihm als einem Bewusstseinszentrum während des Schlafs und nach dem Tode geschehen wird. Wenn er wissen möchte, was er im Augenblick des Todes empfinden oder bemerken wird, so soll er sein Bewusstsein mit seinem Willen festhalten und beobachten, wie er in den Schlaf fällt – falls er es kann! Niemand weiß jedoch in diesem Augenblick, dass er in den Schlaf fällt! Eine Zeitlang glaubt er zu denken, und je intensiver er denkt, desto weiter ist der Schlaf von ihm entfernt – und dann ist er weg, er ist eingeschlafen! Bei der kritischen Übergangsstelle tritt sofort Bewusstlosigkeit ein, der Träume folgen können oder auch nicht.

Der Tod ist mit diesem Prozess des Einschlafens identisch. Es kommt dabei nicht darauf an, wie wir sterben: ob durch Alter, durch Krankheit oder durch Gewalt. Dem Augenblick des Todes folgt stets eine Zeit unaussprechlichen Friedens, der vollkommenen Unbewusstheit, was wie ein Gleiten in einen Anfang, sozusagen wie ein Vorgeschmack der devachanischen Glück­seligkeit ist. Für den aufmerksamen Beobachter ist es die gleiche Erfahrung wie beim Einschlafen.

Zum Schluss möchte ich noch einmal darauf aufmerksam machen, dass die Seele automatisch genau in den Gedankenrichtungen tätig sein wird, die dem Schlaf oder dem Tod vorausgingen. Daher ist es von äußerster Wichtigkeit, die Gedanken vor dem Schlafengehen oder vor dem Sterben – in Frieden und in Ordnung zu bringen und jeden unfreundlichen, hasserfüllten oder üblen Gedanken zurückzuweisen. Dies lehrte der große Pythagoras in den ihm von seinem Schüler Lysis zugeschriebenen Versen, die einen Teil der sogenannten Goldenen Verse des Pythagoras bilden:26

Erlaube nicht dem Schlaf, deine müden Augen zu überfallen,
bevor du noch einmal jede einzelne deiner täglichen Handlungen kritisch überprüft hast.
Worin habe ich versagt? Was tat ich?
Welche Pflicht habe ich nicht erfüllt?

Durch die Tore des Todes

Jede Monade in den unermesslichen Zeiträumen steigt durch alle Reiche auf der passiven Seite der Natur herab, sammelt in jedem Erfahrung, hält inne im Mineralreich und steigt von dort längs des aufsteigenden Bogens zu der Quelle auf, aus der sie ursprünglich kam. Auf diesem aufsteigenden Bogen evolviert sie die selbstbewussten Fähigkeiten und Eigenschaften immer weiter, die sie am Ende aus einer ursprünglich nichtselbstbewussten Monade zu einem selbstbewussten monadischen Gott werden lassen.

Im Zusammenhang mit der Nach-Tod-Existenz der zehn monadischen Hauptklassen oder Lebenswogen zeigt das nachfolgende Diagramm den Weg, den sie während ihrer Runden auf den Globen einer Planetenkette durch­laufen.

Wir sehen, dass die drei höchsten Reiche oder die drei dhyāni-chohanischen Klassen sowohl der Ursprung als auch das Ziel der anderen sieben sind. Das Diagramm zeigt ebenso einen Abstieg auf der linken Seite, das Gleichgewicht unten im Mineralreich und einen darauf folgenden Aufstieg durch die nächsten drei höheren Reiche, die erneut ihre wandernden Monaden aufwärts zu den dhyāni-chohanischen Reichen senden.14 Nun sind nicht nur die Tiere, sondern auch die Pflanzen, Mineralien und die drei Elementalreiche vollständig aus den entsprechenden Klassen von Monaden in verschiedenen Entwicklungsgraden gebildet. Alle diese Monaden sind evolvierende Wesen, sowohl als Klassen als auch als Individuen. Sie entfalten aus dem Inneren ruhende Kräfte, Fähigkeiten, Eigenschaften, Funktionen und die entsprechenden Organe, die diese Eigenschaften während der verkörperten Existenz zum Ausdruck bringen. Der Unterschied zwischen einem Tier und einem Menschen oder einem Menschen und einer Pflanze ist nicht ursprünglich oder schicksalhaft, sondern einzig der des evolutionären Wachsens oder Entfaltens.

Die Evolution, wie sie in der esoterischen Philosophie gesehen wird, entspricht ganz entschieden nicht der darwinistischen Hypothese (auch nicht irgendeiner veränderten Form derselben), das heißt, nicht der langsamen, zeitalterlangen, mechanischen Anhäufung winziger Modifikationen jedweder Art. Sie ist das genaue Gegenteil: das langsame Entfalten von innen, in einer Reihe fortschreitender Stufen immer größerer Ausströmungen der inneren Kraft und inneren Substanz.

Die Monade eines Tieres drückt sich zum Beispiel während ihres Aufenthalts im Tierreich als solche nur aus, weil das Enthüllen dieser besonderen Monade dieses Stadium erreicht hat; und die Monade eines Menschen drückt sich im Menschenreich aus, weil die Entfaltung aus dem Inneren der Monade selbstbewusste Ichheit erreicht hat. Der Körper eines Tieres entwickelt sich niemals zu einem menschlichen Körper. Wenn die sich jetzt im Tierreich manifestierenden Monaden dort ihr volles Maß an Erfahrung gehabt haben, werden ihre Körper einfach aussterben oder fallen gelassen, obwohl sie sich allmählich verfeinern und, wenn auch langsam, zu verschiedenen evolutionären Spezialisierungen voranschreiten. Die nun vom tierischen „Kreislauf der Notwendigkeit“ befreiten Monaden suchen danach menschliche Körper auf. Diese Körper werden vom allerniedrigsten Grad sein, weil sie bisher noch nicht genügend aus ihrem Inneren die Kräfte und Eigenschaften herausentwickelt haben, die sie in die Lage versetzen, in besseren menschlichen Trägern zu funktionieren.

Was in den Tieren reinkarniert, ist ein Strahl aus der spirituellen Monade, die sich in den Reichen der Materie als die Tiermonade ausdrückt. Da die Tiere kein erwachtes Denkvermögen haben, keine mānasaputrische Kraft abstrak­ten Denkens, so wie wir, haben sie bisher kein wirkliches Ego ent­wickelt, das ihnen erlauben würde, ein Devachan zu haben. Aus diesem Grunde verkörpern sich die Tiere, Pflanzen, Mineralien und die drei Elementalreiche beinahe sofort nach dem Tod ihrer physischen Körper wieder.

Bei den Tieren findet eine solche Verkörperung nach einem Zeitraum statt, der von wenigen Tagen bis möglicherweise zu einem Jahr variiert, denn bei den Tieren gibt es enorme Unterschiede, wie zum Beispiel zwischen dem treuen Hund und dem Regenwurm. Je niedriger in der Entwicklung, desto rascher erfolgt die Wiederverkörperung. Wenn Tiere sterben, haben sie kein Nachtodbewusstsein irgendwelcher Art, ausgenommen vielleicht, dass ein Hund, ein Pferd oder eine Katze, die ein enger Gefährte des Menschen waren, ein kurzes Astralbewusstsein sehr schattenhafter Art haben können, nachdem der Todesschock beendet ist; aber selbst dann findet die Wiederverkörperung sehr schnell statt.

Die Pflanzen haben sogar noch weniger Bewusstsein als die Tiere; und wenn eine Pflanze stirbt, ist infolgedessen sozusagen ihr befreites „Astrales“ für einige Momente oder Tage im Kāma-Loka, und dann verkörpert sich die Monade wieder bei der erstmöglichen Gelegenheit. In diesem Zusammenhang müssen der Wechsel der Jahreszeiten, die die Zeit der Aussaat bringen, dann die Monate der Ruhe, gefolgt vom Ausbruch der Saaten in Knospen und Blüten im Frühling und Sommer mit in Betracht gezogen werden. In gewissen Fällen verbleiben die Pflanzenmonaden in kristallisierter Untätigkeit sozusagen wie Eiszapfen, bis die Jahreszeit des Wachstums für ihre Art wiederkommt.

Da die Mineralien noch weniger „Bewusstsein“ haben als die Pflanzen – denn die Pflanzen haben tatsächlich eine vage Art von sensiblem Bewusstsein –, finden Tod und Wiederverkörperung einer Mineralmonade für uns Menschen mit unseren Begriffen von Zeitperioden praktisch gleichzeitig statt. Tatsächlich sind das, was wir chemische Verbindungen nennen, fast ausnahmslos Beispiele „sterbender“ und „sich wiederverkörpernder“ Monaden. Genau das Gleiche kann von den kleineren Wesenheiten im Mineralbereich, wie den Atomen und Elektronen, gesagt werden.

Es ist unnötig zu erwähnen, dass Wesenheiten unterhalb des menschlichen Reiches kein Devachan haben und nicht durch die inneren Reiche wandern – außer hin und wieder einem unbewussten Aufblitzen –, weil sie so eng mit den Welten der Materie verbunden sind, dass sie diese nicht lange genug verlassen können, um die geheimnisvollen und wunderbaren Wanderungen, die die spirituellen Monaden erleben, zu unternehmen. Tatsächlich gehört Devachan beinahe ausschließlich dem Menschenreich an, weil nur menschliche Egos aus ihrer Monade in ihrem Inneren genügend spirituelles Feuer und hohe intellektuelle Fähigkeiten entwickelt haben, sodass der devachanische Zustand zu einem Teil ihres Kreislaufs der Notwendigkeit wird. Selbstverständlich sind die einzelnen Monaden in den Reichen, die höher als das menschliche Reich sind, über die Notwendigkeit des „Träumens“ im Devachan hinausgegangen, und ihre Ruhezeiten sind eine oder mehrere der verschiedenen Stufen von Nirvāṇa.

Jede Monade besitzt ihre eigene Individualität, die ihr essenzieller Svab­hāva ist, sodass nicht nur die Dhyāni-Chohans Individualität aufweisen (in viel größerem Ausmaß als der Mensch), sondern auch jedes Tier, jede Pflanze, jedes Mineral und Elemental hat seinen eigenen Svabhāva. Folglich ist kein Tier identisch mit irgendeinem anderen Tier, keine Pflanze mit einer anderen Pflanze, keine Mineralmonade mit irgendeiner anderen Mineralmonade und kein Elemental mit irgendeinem anderen Elemental. Gerade dieses innewohnende Wunder der charakteristischen Individualität ist es, das nicht nur Reich von Reich, sondern auch Monade von Monade unterscheidet.

In theosophischen Schriften wird manchmal unter Bezugnahme auf die Monaden der Reiche unterhalb des menschlichen Reiches von Gruppen­seelen gesprochen. Dies ist ein bildhafter Ausdruck, der, wenn er mit Vorsicht angewandt wird und wenn wir seine Bedeutung richtig verstehen, bedeutet, dass diese Monaden so wenig von einer evolvierten manasischen Kraft oder Individualität besitzen, dass sie, obwohl sie tatsächlich monadische Individuen sind, dennoch einander ähnlicher sind als die Erbsen in einer Schote. Weil sie kein entwickeltes Ego haben, sind sie unvergleichlich mehr miteinander vereinigt, als dies bei Menschen der Fall ist, und daher schließen sie sich zusammen wie Wassertropfen im Ozean.

Außerdem, und das ist ein noch tieferer Grund, wirkt der hierarchische oder Gruppen-Svabhāva von jedem dieser niederen Reiche in und durch seine zugehörigen Individuen umfassender und einheitlicher als der Stille Wächter der menschlichen Hierarchie. Gerade hierin liegt ein höchst interessanter Widerspruch: Die Reiche, die höher stehen als das menschliche Reich, sind dem umfassenden Svabhāva ihrer Stillen Wächter oder Königs-Seelen treuer als wir im menschlichen Reich. In dieser Hinsicht ähneln die Reiche auf dem aufsteigenden Bogen merkwürdigerweise den Reichen auf dem absteigenden Bogen. Andererseits gibt es diesen Unterschied: Die Individuen der Reiche des aufsteigenden Bogens werden mit jeder bedeutenden Zeitperiode immer mehr selbstbewusste göttliche oder spirituelle Egos, und daher ist ihre Unterordnung unter ihren Hierarchen eine freiwillige; wohingegen die Individuen der Reiche des absteigenden Bogens blind und unbewusst dem entsprechenden Hierarchen ihres Reiches untertan sind, weil sie nicht genügend Egoität haben, um intellektuelle Rebellen zu werden, wie es die Menschen so oft sind. Dies zeigt, wie sich die Monade vom nichtselbstbewussten Zustand zu dem entwickelt, was oft als anmaßendes Selbstbewusstsein ist. In dem Maße, in dem die Monade langsam in der Evolution aufsteigt und nun zum Menschen wird, ändert sie ihr „rebellisches“ Selbstbewusstsein in göttliche und buddha­gleiche selbstvergessene Unterordnung unter den göttlichen Willen des Stillen Wächters unserer Hierarchie.

Nach dem irdischen Tod eines beliebigen Wesens werden die verschiedenen „Leben“ oder Lebensatome, die seine Konstitution zusammensetzen, früher oder später befreit und dann sofort zu ihrem ersten und stärksten Anziehungspunkt hingezogen. Im Falle eines Menschen wandern die Lebensatome seines Körpers während seiner Zersetzung oder sowie sie bei der Verbrennung fortfliegen, sofort zu dem Menschen, Tier, Pflanze oder Stein, zu dem sie sich psycho-magnetisch hingezogen fühlen. Sie erleben in einem solchen Brennpunkt eine kurze Verkörperung und folgen dann der nächsten Anziehung, die im Moment dominiert, und so fort die Zeitalter hindurch.

Die Lebensatome der anderen und höheren Teile der menschlichen Kon­stitution folgen genau den gleichen Richtungen, jedes auf seiner eigenen Ebene. Zum Beispiel werden die astralen Lebensatome, die Teile des Liṇga-Śarīra bilden, zu Menschen, zu Tieren oder Pflanzen und so weiter hingezogen. Die manasischen Lebensatome werden zu lebenden Menschen hingezogen und helfen, deren sogenannte „Mental-Körper“ zu ernähren oder aufzubauen. Ebenso finden die Lebensatome eines Tierkörpers nach seinem Tode ihren entsprechenden Weg zu den Naturreichen, zu denen sie am stärksten hingezogen werden, und so ist es auch mit den Pflanzen etc.

Es ist auch wahr, dass die Lebensatome, die dazu beitragen, das Gehirn eines Menschen zu formen, nach seinem Tode sicherlich von anderen verkörperten Wesen höherer Art angezogen werden als, sagen wir, die Lebensatome eines seiner Knochen. Es ist in der Tat ein großer Teil tiefer und hochokkulter Lehren mit den Wanderungen der Lebensatome verbunden, aber es würde ein dickes Buch erfordern, hier auch nur einen Umriss daraus zu geben.

Die oft schöne und faszinierende Welt, die uns umgibt, die aber zugleich so viele Aspekte einer schrecklichen und abstoßenden Art hat, ist aus den Lebensatomen von Wesen aufgebaut, die sowohl leben als auch gelebt haben, einschließlich selbstverständlich der Lebensatome, die wegen ihres primären Ursprungs zu den verkörperten Wesen gehören, die die verschiedenen Reiche bilden. So kann ein besonderes Lebensatom aufgrund des ihm innewohnenden Svabhāva zu einer giftigen Schlange hingezogen werden, und auch wegen des „zufälligen“ Svabhāva, der diesem Lebensatom durch das Wesen, von dem es zuletzt auswanderte, aufgedrückt wurde. Ein anderes Lebensatom kann angezogen werden, um den Körper einer lieblichen Blume zu bilden, oder es kann zum Wasser gehen, zu einem Stein, einem Tier oder zu einem Menschen.

In gewissem Umfang werden die psychischen, instinkthaften und astralen Teile der Tiere von Lebensatomen gebildet, die aus dem Menschenreich angezogen werden, und dies zeigt, wie wunderbar die Natur in allen ihren Funktionen ineinandergreift.15 Durch diese psychischen, astralen und anderen Kontakte mit dem Menschenreich wird dem Tier nach und nach geholfen, genauso wie auch uns durch die Lebensatome oder „Leben“ geholfen wird, die aus den dhyāni-chohanischen Klassen in unsere Konstitution eintreten.

Ich möchte hinzufügen, dass die vom Menschen abgeworfenen astralen Formen – die historischen Bilder, die durch ihn im Astrallicht geformt wurden und die für viele Äonen bestehen bleiben – die Formen liefern, in welche die sich entwickelnden Wesen der niederen Reiche im Verlauf der Evolution eintreten. Zum Beispiel spezialisieren sich die Tiere langsam in ihren Körperbildungen und versuchen, sich der menschlichen Form zu nähern; diese astralen menschlichen Formen reproduzieren mehr oder weniger vollkommen die Tierkörper. Auf diese Weise werden die affenähnlichen Formen – bestimmt keine Affen –, die die menschlichen Körper in der dritten Runde hatten und die ihre Formen im Astrallicht zurückließen, bei der Bildung von Körperformen benutzt werden, welche die sich entwickelnden Tiermonaden im nächsten planetarischen Ketten-Manvantara annehmen werden. Zu dieser Zeit werden die gegenwärtigen Tiere auf jener Kette die embryonischen Menschen sein. So „bahnt jedes Reich den Weg“ für das ihm folgende.

Der Prozess der Wiederverkörperung

Die „Seelen“ der Abgeschiedenen gehen durch viele andere Existenz­zustände, nachdem sie diesen Erdkörper verlassen haben, genauso wie sie in vielen anderen vor ihrer Geburt als Männer und Frauen hier waren. Die genaue Wahrheit über dieses Mysterium ist nur den höchsten Adepten bekannt; aber selbst der kleinste Neophyt kann sagen, dass jeder von uns seine künftigen Wiedergeburten in der Hand hat, wobei er die nächstfolgende entsprechend seinen gegenwärtigen Bemühungen und Verdiensten besser oder schlechter macht.

HPB in The Theosophist, Februar 1881, S. 103

Die Essenz der Lehre von der Wiedergeburt ist Kontinuität durch wiederholte Existenzen der sich wiederverkörpernden Monade in verschiedenen Vehikeln oder Rūpas.

Vor der Zeit der tatsächlichen physischen Reinkarnation auf diesem Erdglobus erreichen die psycho-spirituellen Energien, die das Ego während seiner Wanderungen nach dem Tode in den Schoß der spirituellen Monade zogen, einen Punkt, an dem sie verhältnismäßig erschöpft sind. Gleichzeitig beginnen neue Anziehungskräfte zu den niederen Sphären hin zu wirken und treiben das Ego zur Erde zurück. So, wie das reinkarnierende Ego seinen Strahl „abwärts“ lenkt, durch die wiedererwachenden Erinnerungen aus einer früheren Inkarnation unwiderstehlich angezogen, wird das Ego allmählich psychomagnetisch zu den Ebenen hingeleitet, auf denen es zuvor lebte. Schließlich betritt es den physischsten Teil der Planetenkette der Erde – gegenwärtig die atomare Welt des Globus D – einschließlich ihres interatomaren und inner­atomaren „Ethers“. Mit seinem allmählichen Abstieg aus den spirituellen Reichen beginnen die niederen Teile seines Aurischen Eies sich zu rühren. Gleichzeitig sinkt das Bewusstsein des Ego vom Träumen in Bewusstlosigkeit, und die Schwangerschaftsperiode vor der Wiedergeburt beginnt. Das ist die Zeit, in der das Aurische Ei, das automatisch und instinktiv unter dem treibenden Impuls des erwachenden Karma wirkt, nach und nach in sich die vagen Umrisse der Astralform bildet, die später langsam zu der Familie oder der Frau treibt, zu der die karmische psychomagnetische Anziehung am stärksten ist.

In diesem Zusammenhang sind die folgenden Ausführungen der E. S. Instructions (III), die von HPB herausgegeben wurden, wertvoll:

Nun bleibt das Linga-Sarîra beim physischen Körper und verschwindet mit ihm. Dann muss als Träger aller vergangenen Tanhas und des künftigen Karma eine astrale Wesenheit geschaffen, ein neues Linga-Sarîra geliefert werden. Wie geschieht das? Das mediumhafte Gespenst, der „dahin­geschiedene Engel“, verblasst und vergeht auch seinerseits16 als eine Wesenheit oder als ein volles Bild der gewesenen Persönlichkeit. Es hinterlässt in der Kâma-Lôka-Welt der Wirkungen nur die Aufzeichnung seiner Missetaten und sündigen Gedanken und Taten, die in der Ausdrucksweise der Okkultisten als tanhische oder menschliche Elementalwesen bekannt sind. Diese treten in die Zusammensetzung der Astralform des neuen Körpers ein, in die das Ego nach seinem Verlassen des Dêvâchân-Zustandes aufgrund des karmischen Gesetzes eintreten muss. Die Elementale bilden die neue astrale Wesenheit, die innerhalb der Aurischen Hülle geboren wird. Von ihr wird oft gesagt, dass „schlechtes Karma an der Schwelle von Dêvâchân mit seiner Armee von Skandhas wartet“. Denn nicht eher ist der Dêvâchânische Zustand der Belohnung beendet, als bis das Ego unlösbar mit der neuen Astralform vereinigt ist (oder vielmehr der Spur der neuen Astralform folgt). Beide werden karmisch zu der Familie oder der Frau getrieben, von der das fleischliche Kind geboren werden soll, und das durch Karma ausgewählt wurde, das Vehikel des Ego zu werden, das gerade aus dem Dêvâchânischen Zustand erwacht ist. Dann wird die neue Astralform, die teilweise aus der reinen Âkâsischen Essenz des Aurischen Eies und teilweise aus den irdischen Elementen der strafbaren Sünden und Misse­taten der letzten Persönlichkeit zusammen­gesetzt ist, in die Frau hineingezogen. Sobald sie dort ist, modelliert die Natur den Fötus aus Fleisch um das As­trale herum aus den wachsenden Materialien des männlichen Samens im weiblichen Boden. Auf diese Weise wächst aus der Essenz eines verfallenden Samens die Frucht oder das Eidolon des vergangenen Samens, die physische Frucht, die ihrerseits in sich weitere und andere Samen für künftige Pflanzen erzeugt.

Die tanhischen Elementale können andererseits als die emotionalen und mentalen Gedankenablagerungen beschrieben werden, wie Patañjali sagte. Sie werden nach dem zweiten Tod – und vor dem Eintritt des Ego in das Devachan – den verschiedenen Arten von Lebensatomen aufgeprägt, die auf allen niederen Ebenen der menschlichen Konstitution eine Rolle gespielt haben. Einige dieser tanhischen Elementale oder Lebensatome wandern und werden schließlich psychomagnetisch zu dem reinkarnierenden Ego zurückgezogen, während es eine neue Astralform vor der Wiedergeburt hervorbringt. Andere gehören zu den monadischen Substanzen des Aurischen Eies und verbleiben in der Folge in latentem Zustand darin, um erst zu erwachen, wenn der Devachani das Devachan verlässt. Dann bauen diese ruhenden tanhischen Elementale in Verbindung mit den anderen Lebensatomen, die umhergewandert sind, gemeinsam die neue Astralform auf, von der HPB spricht. Hauptsächlich sind es diese beiden Klassen von tanhischen Lebensatomen oder Elementalen, die die Skandhas17 des Menschen in seiner künftigen Inkarnation zusammen­setzen. Und diese Skandhas sind die verschiedenen Gruppen mentaler, emotio­naler, psychovitaler und physischer Merkmale, die, wenn sie alle miteinander versammelt sind, die neue Persönlichkeit bilden, durch die der höhere Mensch oder die egoische Individualität wirkt. Sie beginnen langsam, sich wieder­zuvereinigen, und fügen sich während der Schwangerschafts­periode wieder in ihre angemessenen Funktionen und Plätze ein. Sie setzen diese „Fixierung“ in der Gebärmutter fort und reifen schließlich nach der Geburt in dem Maße, in dem die Wesenheit zum Erwachsenen heranwächst.27

Daraufhin wird der Astralmensch innerhalb des Aurischen Eies des ehemaligen Devachani gebildet. Von dem Moment an, wenn das Ego den devachanischen Zustand verlässt, wird die Astralform in dem Maße immer vollständiger oder endgültiger, wie sich die werdende Wesenheit dem Eintritt in die Gebärmutter nähert. Der Strahl des reinkarnierenden Ego tritt mithilfe der wachsenden Astralform zuerst in die Aura und später in die Gebärmutter der künftigen Mutter ein. Die Astralform erhält ihr Entstehen in und aus dem geeignetsten Lebenszentrum oder Lebensatom, das im Aurischen Ei der eintretenden Wesenheit latent vorhanden ist.

Der Ausdruck Astralform beschreibt nicht so sehr einen tatsächlichen Körper (wie wir uns diesen in unserer physischen Welt vorstellen), da sie aus einem etherischen Agglomerat von Lebensatomen im Aurischen Ei besteht, das zuerst nur vage überschattet wird. Die Astralform nimmt jedoch nach und nach einen mehr oder weniger endgültigen menschlichen Umriss und gewöhnlich eine äußerst kleine Form an. Wir sollten jedoch unsere Aufmerksamkeit nicht so sehr auf Größe und Form konzentrieren als auf Kräfte und Energien im Aurischen Ei, die mehr oder weniger in einem Aktivitätsbrennpunkt vereinigt sind.

Auf diese Weise wird die Wesenheit vor der Wiedergeburt zu der Familie hingezogen, zu der sie ihr Karma hinzieht oder treibt; und wenn die geeigneten physiologischen Aktivitäten im richtigen Moment stattfinden, ereignet sich die Empfängnis und das Wachstum des Embryos beginnt.

Wenn der Strahl des reinkarnierenden Ego diese Ebene erreicht, ver­wickelt er sich fortschreitend in die physische Substanz und stellt dabei seine Verbindung mit der menschlichen Fortpflanzungszelle her. Diese Verbindung wird infolge elektromagnetischer oder vielmehr psychomagnetischer Affinität zwischen dem wiederverkörpernden Strahl und der lebenden Keimzelle hergestellt. Jede Keimzelle ist ein Bündel von inneren Kräften und Substanzen, die vom Göttlichen bis zum Physischen reichen, und ist daher auf unserer Ebene die „Ausfällung“ einer psycho-etherischen Strahlung. Mit anderen Worten, es ist eine Verkörperung der Spitze eines Strahls, der aus den unsichtbaren Welten stammt, mit der physischen Materie durch Affinität in Verbindung tritt und auf diese Weise eine molekulare Anhäufung lebender Substanz hervorbringt, die zu einer Keimzelle wird.

Diese molekulare Anhäufung ist die erste oder vorbereitende Ablagerung oder Erscheinung der Spitze des Strahls auf der physischen Aktivitätsebene. Wir sehen, dass die Keim- oder Fortpflanzungszellen nicht von den Körpern der Eltern „erzeugt“ werden, sondern aus der von „außen kommenden“ sich verkörpernden egoischen Kraft oder Wesenheit in ihnen erscheinen und sich durch sie formen, wobei die Eltern Wirt oder Übermittler sind. Die vitale Keimzelle eines Mannes oder einer Frau ist ursprünglich ein integraler Teil des Modellkörpers, der ein elektromagnetischer Körper aus Astralsubstanz ist und zu der Ebene gehört, die über der physischen liegt. Um diese Astralform herum wird der physische Körper Zelle um Zelle, Knochen um Knochen, Merkmal um Merkmal, aufgebaut.

Wenn das Lebensatom als die gewählte Strahlenspitze durch die absteigenden Energien des reinkarnierenden Strahls gestärkt wird, tritt es durch psychomagnetische Anziehung in den Astralkörper des Vaters ein und wird zu gegebener Zeit als eine astrale Ausfällung in seinem entsprechenden physischen Organ abgelagert. Auf diese Weise wird das Lebensatom als eine Keimzelle materialisiert. In der Mutter ist dieser Prozess astraler Ausfällung im allgemeinen Umriss der gleiche, wobei die Ausfällung in beiden Fällen von dem gleichen Strahl stammt: Tatsächlich enthält jeder Elternteil in seinem entsprechenden Organ Lebensatome, die zu dem reinkarnierenden Ego gehören und von ihm in vergangenen Leben benutzt wurden.

Der weibliche Elternteil ist Träger dessen, was als vegetative oder passive Seite der Strahlenspitze bezeichnet werden kann, und der männliche Elternteil ist der Träger für die positive oder aktive Seite. Die Spitze des Strahls scheint sich in zwei zu spalten, um sich später durch Vereinigung der positiven und negativen Seiten nach der Befruchtung der Keimzelle wieder zu vereinigen. Wir haben es hier mit feinen astralen Kräften zu tun, die ihren eigenen Gesetzen gehorchen und die in ihrer Tätigkeit durch die schwere physische Welt, in der unsere Körper leben, nicht behindert werden.

Um das Obige nochmals mit etwas anderen Worten zu wiederholen: Der materiellere Teil der neuen Astralform wird zuerst in die Aura der Frau gezogen und dann in die Gebärmutter, worin er die lebende Eizelle bildet und seine passende Umgebung findet. Zugleich strömt der innere und manasischere Teil der Astralform, welcher der etherischere Teil der Spitze des Strahles des reinkarnierenden Ego ist, zu dem männlichen Elternteil und bildet in seinem entsprechenden physiologischen Sitz den positiven Lebenskeim. Der Vater sät den Samen, die Mutter empfängt ihn, nährt und bringt ihn hervor.

Die auf die Inkarnation wartenden menschlichen Egos sind äußerst zahlreich, sodass es eine Menge von Wesenheiten gibt, die Kinder irgendeines Paares werden könnten. Es gibt jedoch immer ein Ego, dessen Anziehung zu der künftigen Mutter in irgendeinem besonderen physiologischen Moment am stärksten ist, und diese Astralform wird das Kind. Es gibt viele Fälle, in denen die in zwei Richtungen „gestrahlte“ Astralform an der physischen Geburt gehindert wird, weil der Mann und die Frau entweder ledig sind oder es vorziehen, keine Kinder zu haben, oder aus einem anderen Grund.18 In solchen Fällen versucht es die Astralform unter karmischem Zwang und Naturgesetz noch einmal. Sollte der Versuch in der ersten Umgebung misslingen, so kann das reinkarnierende Ego aufgrund der karmischen Verbindung in anderen Leben zu einem anderen Paar hingezogen werden.

In gewissem Sinn hat das reinkarnierende Ego sachlich in dieser Angelegenheit eine sehr geringe Wahl, wenn wir darunter ein freies Wählen der künftigen Familie verstehen. Eine solche Wahl, so wie wir sie verstehen, gibt es so gut wie nicht, weil das reinkarnierende Ego gerade erst das Devachan verlassen hat und in die relative Bewusstlosigkeit der Vorbereitungszeit, die der Geburt vorausgeht, gesunken ist. In diesem Zustand kann es nicht mit selbstbewusster Absicht wählen. Es ist Karma, das diese Dinge völlig kontrolliert; und Karma ist rein theoretisch in seiner Tätigkeit unfehlbar.

Jeder Mensch ist sowohl von seiner eigenen emotionalen und leidenschaftlichen als auch psychovitalen Atmosphäre umgeben, die tatsächlich ein Teil der niederen Schichten seines Aurischen Eies ist. Diese Atmosphäre ist lebendig, und da sie mit verschiedenen Intensitäten schwingt, hat sie ihre eigene psycho-aurische Individualität oder Schwingungsfrequenz. Es wird daher deutlich, dass die Spitze des Strahls, die ebenfalls ihre eigene Frequenz hat, mehr oder weniger auf der Linie der magnetischen Anziehung zu der Atmosphäre des Elternteils oder der Eltern hingezogen wird, deren Schwingungs­frequenz mit ihrer eigenen am meisten sympathisiert und mit der die karmischen Affinitäten die stärksten sind. Um das Bild abzurunden, möchte ich hinzufügen, dass sowohl Hass als auch intensive psychische Abneigung – von denen jedes eine Art invertierter Liebe ist – oft starke psycho-aurische Anziehungen hervorbringt, wodurch die Mitleid erregende Situation erklärt wird, in der Eltern und Kind sich gegenseitig abstoßen.

Wenn die Astralform sich endgültig mit der menschlichen Eizelle vereinigt hat, beginnt sie als Fötus zu wachsen. Die niederen oder gröberen Teile der Astralform werden in Verbindung mit den zwei allgemeinen Klassen tanhischer Elementale zum Liṇga-Śarīra des Kindes. Die höheren Teile, die Vehikel des „Strahls“ aus dem reinkarnierenden Ego, werden dagegen die Zwischenteile der menschlichen Konstitution (während der Embryo und später das Kind wächst).

Wir müssen immer an die wichtige Rolle denken, die das Aurische Ei des reinkarnierenden Ego bei allen verschiedenen Schritten, die der Wieder­geburt vorangehen, spielt. Die Astralform beginnt ihr erstes Wachstum innerhalb des sich wiederverkörpernden Aurischen Eies, bereitet sich in ihm vor und fährt fort, durch dessen Essenzen während der vorgeburtlichen Prozesse „genährt“, und zur gegebenen Zeit in die Stadien der Geburt, Kindheit und des Erwachsenseins geführt zu werden. Das Aurische Ei ist in Wirklichkeit der wahre manifestierte Mensch, wenn er als die vital-aurischen Prāṇas betrachtet wird, die aus den verschiedenen Brennpunkten der reinkarnierenden Monade herausströmen.

Wenn die Spitze des Strahls des sich wiederverkörpernden Ego, das selbst ein Strahl der spirituellen Monade ist, ihre eigene Zwischensphäre erreicht, steigt sie nicht weiter in die Materie hinab. Aber ihr psychomagnetischer Strahl, der eine stärkere Affinität zu den materiellen Welten hat, steigt noch weiter hinunter und erweckt die Lebensatome in jeder Ebene, die zwischen derjenigen des sich wiederverkörpernden Ego und der astral-physischen Materie unserer Erde liegt, zur Tätigkeit.

Gerade hier sehen wir, dass das „Leben“ oder das Merkmal eines jeden Teils dieser zusammengesetzten menschlichen Konstitution auf seiner eigenen Ebene bleibt, aber seinen Überschuss an Leben aus sich in die nächstniedere Schicht ausstößt, bis schließlich die physische Ebene erreicht ist. In dieser baut und formt die Strahlenspitze, die um sich Lebensatome dieser Ebene sammelt, die physische Keimzelle. Es wäre ganz falsch anzunehmen, dass das reinkarnierende Ego selbst in der Keimzelle ist oder auf einer Ebene, die nur etwas weniger physisch als die unsere ist. Der Prozess ist eine genaue Analogie zu dem, was beim Aufbau der Globen einer Planetenkette geschieht, wo der Überschuss an Leben entlang der und um die Substanzbereiche von einer kosmischen Ebene zur anderen übertragen wird.

Innere und äußere Runden

Dabei handelt es sich um die in den hermetischen Schriften geschilderten sieben Zonen des nach dem Tode erfolgenden Aufsteigens, wobei der „Sterbliche“ auf jeder von ihnen eine seiner „Seelen“ (oder Prinzipien) zurücklässt, bis er schließlich, auf der über all diesen Zonen liegenden Ebene angekommen, als die große formlose Schlange der absoluten Weisheit – oder Gottheit selbst – verbleibt.

Die Geheimlehre, Bd. I, S. 424

Da das Universum eine organische Wesenheit ist, reagiert jeder Teil spirituell und intellektuell, magnetisch und physisch auf jeden anderen Teil, wobei die äußere „Haut“ der Natur, die wir wahrnehmen, nur das Gewand ausgedehnter innerer Welten und Sphären ist. Daher ist das gesamte Sonnensystem in Wirklichkeit ein vollständig ausgefüllter Raum oder ein Pleroma, wie die alten Gnostiker lehrten. Mit anderen Worten, das Sonnensystem ist massiv, in dem Sinne, dass es von Substanzen und Kräften in vielen Graden und Phasen der Aktivität angefüllt ist. Sie beeinflussen sich gegenseitig und gehen ineinander über und setzen so eine lebende Wesenheit zusammen – einen grenzen­losen kosmischen Körper, durch den das voll-selbstbewusste, teilweise selbst­bewusste und nur bewusste Leben und die Vitalität der lenkenden kosmischen Gottheit oder des Hierarchen wirkt.

Dieser vollständig ausgefüllte Raum oder dieses Pleroma ist in Wirklichkeit das Aurische Ei des Universums, alles, was das Universum ist und enthält, und alle seine substanziellen Essenzen sind die vielfältigen und verschiedenartigen Schichten des kosmischen Aurischen Eies. Das Aurische Ei des Menschen ist eine genaue Analogie des wahren Individuums, so wie es sich während des Manvantaras manifestiert. Wenn das Manvantara eines Universums oder die Inkarnation eines Menschen zu ihrem Ende kommt, dann lösen sich die niederen Teile der Konstitution des Aurischen Eies auf. Die Lebensatome trennen sich und die höheren Prinzipien versammeln sich, während sich zugleich das Aurische Ei nach innen faltet und die spirituelle Individualität als deren Hülle umgibt.

Dies erklärt, warum die äußeren Formen eines Universums – die niederen Schichten des Aurischen Eies – aus der Manifestation verschwinden, und das, was einst der Ort eines Universums war, wird dann mit dem ausgefüllt, was als interstellarer Ether bezeichnet wird. Das Aurische Ei, das alle höheren Prinzipien des früheren Universums einhüllt, zieht seinen Weg durch die Räume, indem es den galaktischen Kreisläufen folgt, während diese höheren Prinzipien in ihrem Nirvāṇa sind.

Der gleiche Prozess findet in kleinerem Maßstab statt, wenn ein Mensch stirbt. Wenn es auch stimmt, dass jedes Prinzip des Menschen letzten Endes von einer der Planetenketten des Sonnensystems wie von einem Brennpunkt abgeleitet ist, sollten diese Strahlen von den verschiedenen planetarischen Rektoren, die gemeinsam die Konstitution eines Menschen bilden, nicht so gesehen werden, als ob sie sich außerhalb seines Aurischen Eies befinden, sondern vielmehr so, dass sie in ihm vereinigt sind. Es wäre z. B. völlig falsch anzunehmen, dass sich die Buddhi eines Menschen auf dem Planeten Merkur befindet, sein höheres Manas auf der Venus und sein Kāma auf dem Mars usw. Wesentlich ist, dass, obgleich diese planetarischen Leiter oder Wächter die spirituellen und psychomagnetischen, geistesverwandten Aufseher oder Beschützer der menschlichen Prinzipien sind, diese Prinzipien dennoch in und aus der Konstitution des Menschen sind. Alle zusammen lassen sie die verschiedenen Ströme der vitalen Essenzen ausströmen, die eigentlich das Aurische Ei bilden und es selbst sind.

Die spirituelle Monade des Menschen folgt während ihrer Wanderungen nach dem Tode den Kreisläufen des Kosmos durch das Pleroma, entweder in unserer Planetenkette oder im ganzen Sonnensystem. Diese Kreisläufe sind nicht nur poetische Metaphern, sie sind in dem inneren ökonomischen Wirken der sichtbaren und unsichtbaren Welten des Universums ebenso wirklich wie die Nerven und Blutgefäße im menschlichen Körper. Geradeso, wie die Blutadern die Kanäle für die Übertragung der intellektuellen, psychischen und nervlichen Impulse und Befehle sowie der vitalen Flüssigkeit oder des Blutes bilden, so liefern die Kreisläufe des Kosmos in entsprechender Form die Wege für die auf- und absteigenden Lebensströme. Sie sind sozusagen aus dem nie endenden Strom von Wesenheiten aller Klassen zusammengesetzt, die durch die universale Struktur wandern.

Das System des Universums ist von dieser Vitalessenz durchdrungen, denn das Universum, sei es ein Sonnen- oder ein galaktisches Universum, ist ein Organismus und daher in allen seinen Teilen lebendig, angefüllt mit Vitalität und innewohnender Intelligenz und Bewusstsein von seiner höchsten Ebene bis zu seiner niedrigsten oder von seinem höchsten Prinzip bis zu seinem niedrigsten. Dabei wird jedes Ding in ihm in der vitalen Essenz „gebadet“ und von der kosmischen Intelligenz durchdrungen.

Die zwei Hauptarten der Kreisläufe, denen die verschiedenen Klassen der Monaden, sowohl als Lebenswogen wie auch als Individuen, folgen, werden als die inneren und die äußeren Runden bezeichnet. Die inneren Runden werden ausgeführt: (a) gemeinsam von den Lebenswogen, die von Globus zu Globus rund um eine Planetenkette wandern; und (b) einzeln in gleicher Weise von dem Ego oder der menschlichen Monade nach dem Tode des physischen Körpers. Ebenso werden die äußeren Runden ausgeführt: (a) kollektiv von den monadischen Klassen oder Lebenswogen in ungeheuren Zeitabständen, wenn sie von Planetenkette zu Planetenkette wandern, und (b) ebenfalls einzeln, in gleicher Weise wie die spirituelle Monade des Menschen.

Wir sehen also, dass die inneren und äußeren Runden analog übereinstimmen. Sie sind jedoch insofern verschieden, als die Monade eines Menschen auf ihrer Reise nach dem Tode, während sie zwangsweise den gleichen Wanderungen der Monade im Laufe der äußeren Runden folgt, dies in unvergleichlich kürzeren Zeitabschnitten tut und sie nur zeitweilig in den verschiedenen planetarischen „Stationen“ unterbricht.

Daher kann sich der Ausdruck „äußere Runden“ auf zwei verschiedene Dinge beziehen: erstens auf die große oder äußere Hauptrunde, die den ganzen Zeitraum eines Sonnen-Manvantaras einschließt, während sich die spirituelle Monade auf jeder Planetenkette aufhält; und zweitens auf die Reise der spirituellen Monade nach dem Tode, auf der sie ebenfalls jede der sieben Planetenketten durchläuft. In diesem Falle ist ihr Aufenthalt in jeder einzelnen Kette jedoch nur von relativ kurzer Dauer und ihre verschiedenen Strahlenemissionen, die zu jedem der betreffenden Planeten gehören, sind ebenso kurz und vorübergehend. Wir können das die kleine äußere Runde nennen.

Um es zu wiederholen: Die äußeren Runden betreffen den Durchgang der spirituellen Monade durch das Sonnensystem, von Planetenkette zu Planetenkette, und dies siebenmal. Diese sieben Planetenketten sind die sieben heiligen Planeten der Alten. Die inneren Runden beziehen sich auf den langen manvantarischen Aufenthalt einer Monade auf jeder dieser Planetenketten, während die Monade ihre äonenlangen Reisen auf, in und durch die sieben (oder zwölf) Globen dieser Kette durchmacht.

Jene speziellen Monaden der menschlichen Konstitution, die besonders mit der einen oder anderen dieser Runden in Zusammenhang stehen, sind folgende: der irdische Mensch oder die menschlich-tierische Monade; die menschliche Monade an sich, der Brennpunkt aller echt menschlichen Eigenschaften; die spirituelle Monade, die Quelle aller wirklich spirituellen oder buddhagleichen Eigenschaften im Menschen; und die göttliche Monade oder der innere Gott, die der Ātman in seinem buddhischen Schleier ist. Nach dem Tode steigt jeder dieser verschiedenen Teile zu der Sphäre auf, zu der eine Anziehung besteht; mit anderen Worten, jeder Teil steigt so hoch, wie er kann. Die göttliche Monade, deren Reichweite über die ganze Galaxis, unser Heimat­universum, geht, fliegt von Stern zu Stern und von Sonnensystem zu Sonnensystem. Da die spirituelle Monade nicht stark genug ist, dies zu tun, geht ihre Reichweite von Planet zu Planet über das Sonnensystem und zum Herzen von Vater Sonne, während die menschliche Monade oder das reinkar­nierende Ego nur über die gesamten zwölf Globen unserer Planetenkette reicht.

Wenn der irdische Mensch stirbt, sinkt die menschlich-tierische Monade in vollständige Bewusstlosigkeit, wobei sie beinahe sofort in die menschliche Monade per se eingezogen wird. Nachdem die menschliche Monade ihrerseits den zweiten Tod im Kāma-Loka durchlaufen hat, wird sie in die spirituelle Monade eingezogen und erlebt darin ihr langes devachanisches Träumen, wobei das Devachan, je nach dem Karma des Einzelnen, zu verschiedenen Zeiten voll in Kraft tritt. Das nur irdische Ego, das Sie sind, das ich bin, kann nicht höher steigen als sein kleines Devachan, d. h. es kann nicht weiter gehen als sein eigentlicher Lebensraum, der die Erde ist. Darüber hinaus verliert das menschliche Ego das Bewusstsein und verharrt im reinkarnierenden Ego, das seinen Globenrunden folgt.

Wir sollten im Gedächtnis behalten, dass das, was jetzt unser monadischer Vater ist, in weit zurückliegenden Manvantaras ein menschliches Wesen war, ein Kind seines eigenen spirituellen Vaters, und dass unsere gegenwärtige spirituelle Monade ein reinkarnierendes Ego war, das im Schoße seines damaligen Vaters während der Zeiträume zwischen den Leben auf den materiellen Ebenen schlief. Wenn unser gegenwärtiges reinkarnierendes Ego aus sich selbst genügend von seinen eigenen inneren spirituellen Kräften und Energien herausentwickelt hat, um fähig zu sein, eine monadische Essenz zu werden, wird es ebenfalls durch die äußeren Runden gehen, wie dies seine gegenwärtige Vater-Monade jetzt tut. Es gibt keine Unterbrechung in dieser hierarchischen Kette.

So kommt es, dass vor uns Kindern dieser Erde das erhabene Schicksal liegt, Götter zu werden und die ganze Galaxis als unser Bewusstseinsfeld zu haben. Wenn dies eintritt, wird jeder von uns eine Sonne in dieser Milchstraße sein.

Die spirituelle Monade – welche die menschliche Monade in sich trägt, die ihrerseits die menschlich-tierische Monade in sich birgt, etwa in der Art von Gedankenablagerungen oder tanhischen Saaten, die den künftigen Menschen in seinem nächsten Erdenleben hervorbringen – steigt mehr oder weniger schnell durch die Globen unserer Planetenkette auf, bis sie den höchsten Globus erreicht, und ist dann bereit, ihre Flügel auszubreiten. Nach dem Verlassen des obersten Globus beginnt sie ihre Wanderungen, die den vorübergehenden Aufenthalt auf jedem einzelnen der sieben heiligen Planeten in regelmäßiger Reihenfolge einschließen, auf den vorbestimmten Wegen, die eng den Linien der kosmischen Kräfte entsprechen – den Kreisläufen des Kosmos. Man muss jedoch bedenken, dass die Reihenfolge, die allgemein von den Alten angegeben wird, d. h. Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur, Mond, nicht diejenige ist, der die wandernde Monade folgt.

Der Zweck der Reise, welche die Monade nach dem Tode durch die verschiedenen Planetenketten macht, ist es, sich auf jeder Kette von der Hülle oder dem Vehikel, das zu der vitalen Essenz dieser Planetenkette „gehört“, zu befreien. Auf diese Weise streift die Monade die sieben Hüllen, mit denen sie sich während ihrer früheren Rückreisen zur Reinkarnation auf Erden umkleidete, eine nach der anderen von sich ab. Dann ist sie bereit, in ihre ursprüng­liche spirituelle Heimat einzutreten. Wenn die Rückreise zur Erdkette beginnt, geht die Monade durch alle diese gleichen sieben Planeten­ketten, aber in umgekehrter Reihenfolge, und auf jedem Planeten hüllt sie sich erneut in die Lebensatome, die die Hüllen, die sie vorher abwarf, gebildet hatten.

Einfach gesagt: Auf ihrer Reise „aufwärts“ zu spiritueller Freiheit, entkleidet sie sich, und auf ihrem „Abstieg“ oder auf ihrer Rückreise nimmt sie erneut ihre früheren Lebensatome auf und ist dadurch bereit und fähig, die karmischen Folgen durchzuarbeiten, die außer Kraft gesetzt wurden, als der Tod das letzte Erdenleben des Menschen beendete.

Interplanetarische Wanderungen

Der planetarische Ursprung der Monade (Seele) und ihrer Fähigkeiten wurden von den Gnostikern gelehrt. Auf ihrem Weg zur Erde sowie auf ihrem Rückweg von der Erde musste jede in und aus dem „grenzenlosen Licht“ geborene Seele die sieben planetarischen Regionen in beiden Richtungen durchschreiten.

Die Geheimlehre, Bd. I, S. 597

In der alten Religion und Philosophie wurde ein großer Teil okkulter Wahrheit unter dem Stichwort „die sieben heiligen Planeten“ dargelegt. Unter dem zur gleichen Zeit häufig verwendeten Begriff „die sieben Himmel“ wurden sehr ähnliche Lehren beschrieben. Diese beiden Aspekte der zugrunde liegenden Lehre stimmten nicht ganz überein, obgleich sie eng beieinander lagen, denn die sieben heiligen Planeten gehörten zum Schicksal der wandernden Monaden nach dem Tode, während die sieben Himmel auf die Ruheperiode der sieben Hauptklassen der Monaden im Devachan hinwiesen.

Die heiligen Himmel, die, wenn die Lehren den Menschen auf Globus D betrafen, oft mit zehn oder sogar elf angegeben wurden, bezogen sich in Wirklichkeit auf die höheren Globen unserer eigenen Planetenkette. Der Gedanke war, dass der Mensch nach dem Tode durch eine Anzahl dieser Himmel aufstieg und durch andere abstieg, um sich schließlich erneut auf der Erde zu verkörpern. Da jedoch jeder Globus unserer Kette unter der direkten Aufsicht oder Leitung eines der sieben planetarischen Rektoren steht, sehen wir, wie eng die Lehre hinsichtlich der heiligen Planeten mit der Lehre von den sieben Himmeln verbunden ist; und gerade das ist ein sehr offener Hinweis in Bezug auf die äußeren Runden oder Wanderungen der spirituellen Monade nach dem Tode zu den und durch die sieben heiligen Planetenketten. Keine Monade, ganz gleich welche, ist aus eigenem Antrieb auf ihren Wande­rungen, weil sie nur den bestimmten, karmisch-vital miteinander in Verbindung stehenden Kanälen folgen kann, die zwischen den Himmelskörpern unseres Sonnensystems bestehen.

Die Scharen von Lebensatomen in der menschlichen Konstitution gehören nicht nur zu dieser Konstitution und setzen sie in ihren manifestierten Erscheinungen zusammen, sondern jedes einzelne Atom ist auch ein Pilger oder eine lernende Wesenheit. Die großen Mengen der Monaden im Sonnensystem gehören deshalb zu diesem Sonnensystem und bilden einen Teil von ihm, und dennoch sind sie zu gleicher Zeit einzelne Wanderer in ihm. In der Tat, genauso wie die verschiedenen Klassen von Lebensatomen im menschlichen Wesen durch psychomagnetische Anziehung in Massen gesammelt werden, um dieses oder jenes Organ (entweder in seiner inneren Konstitution oder in seinem physischen Körper) zu bilden, so werden die verschiedenen Klassen von Monaden im Sonnensystem zusammengezogen, um die Planetenketten zu bilden, die in einem sehr okkulten Sinne die „Organe“ des Sonnensystems sind – alle diese Organe sind in der umfassenden und umgrenzenden Sphäre des Aurischen Eies der Sonne enthalten.

Außerdem sind alle Ebenen oder Sphären des Sonnensystems und ihre verschiedenen zusammenhängenden Unterebenen und Unterwelten durch zahllose Verbindungspunkte verbunden. Es sind Zentren, durch welche die Kräfte und Substanzen einer Ebene oder Sphäre in die nächstfolgende übergehen. Dies sind die Laya-Zentren. Jeder himmlische Globus – und tatsächlich jedes Atom – ist in seinem zentralen Herzen oder seiner Essenz solch ein Laya-Zentrum oder Punkt der individuellen Verbindung, das der Ver­bindungsweg der einzelnen Wesenheit mit der nächsthöheren oder nächst­niederen inneren Ebene oder Welt ist.

Durch diese Laya-Zentren – sei es ein Laya-Zentrum eines Sonnen- oder Planetenglobus, eines menschlichen Wesens oder eines Atoms – kann die niedrigste oder dichteste Materie einer speziellen Ebene oder Welt auf die nächstniedere Ebene abwärtsgehen und sich dort als deren etherischste Kräfte manifestieren – diese Kräfte sind der hochetherischen Materie gleichwertig. Oder wenn man unsere eigene Ebene als ein Beispiel nimmt, so kann unsere etherischste Kraft oder Substanz durch diese Laya-Zentren auf die nächsthöhere Ebene steigen, wo sie mit der dichtesten Substanz dieser kosmischen Ebene eins wird.

Wenn wir darüber nachdenken, so erkennen wir, dass diese Kreisläufe auf zweierlei Art betrachtet werden können: erstens, diejenigen, die zwischen Ebene und Ebene oder Welt und Welt stattfinden, was wir „aufwärts“ und „abwärts“ oder „vertikal“ nennen können; und zweitens diejenigen Verbindungslinien, die wir uns als „horizontale“ Kreisläufe auf einer Ebene vorstellen können, die in und durch jede Ebene wirken.

So findet der Übergang von Ebene zu Ebene oder von Welt zu Welt nicht nur nach dem Tode statt, sondern auch während des verkörperten Lebens. Nachdem die Monade unsere Erdkette verlassen und den nächsten Planeten erreicht hat, bringt sie während ihres Durchgangs in und durch eine solche Planetenkette aus sich selbst einen Strahl oder egoischen Glanz hervor. Dieser Strahl ist eine psychomentale „Seele“ von vorübergehender Existenz, die dort eine Verkörperung in einem Träger von spiritueller, etherischer, astraler oder physischer Art annimmt, je nachdem auf welchen Globus der Kette er eintrat. In Wirklichkeit ist dieser Strahl ein Ausfluss des Aurischen Eies der wandernden Monade, der aus dem Busen der Monade durch die psychomagnetische Anziehung der Kette, in die sie kurzzeitig eintritt, herausgezogen wird. Und dieser Ausfluss der Strahlung, der ein Körper eigener Art ist, ermöglicht es ihr, sich mit entsprechenden Lebensatomen zu bekleiden, die durch die Kette übermittelt werden. Hierdurch kommt die kurze Verkörperung zustande.

Dieser Strahl, der in einem Sinne von der Planetenkette stammt, auf der er sich manifestiert, geht durch seine verschiedenen zyklischen Perioden monadischer Tätigkeit, bis er das Ende seiner Lebenszeit auf dieser Kette erreicht. Dann, genauso wie es zuvor auf der Erde geschah, wird er seinerseits in den Busen der Monade zurückgezogen, wo er in seinem Devachan verbleibt, wenn er eines hat. Und die höheren Prinzipien, die von der Grundmonade ausgehen, werden erneut von dieser Kette befreit, um noch auf eine andere Planetenkette weiterzugehen, zu der sie durch psychomagnetische karmische Anziehungen ihrer eigenen Art getragen werden. Diese psychomagnetischen karmischen Anziehungen folgen den kosmischen Bahnen, die für sie in den Zirkulationen des Kosmos angelegt sind.

Dieses Eintreten in die verschiedenen Ketten, nachdem die Monade unsere Erdkette verlässt, ist, mit nur wenigen Ausnahmen, von äußerst kurzer Dauer, weil die Monade während des gegenwärtigen kleinen Sonnen-Manvantaras ihr karmisches Hauptschicksal auf unserer Planetenkette erlebt. Wenn ein solches Schicksal zu einer bestimmten Zeit beendet ist, geht sie zur nächsten Planetenkette, mit der sie für ein weiteres kleines Sonnen-Manvantara durch Karma verbunden sein wird.

In dieser Weise handelt die Monade durch und auf jeder der sieben heiligen Planetenketten: Sie geht durch jede derselben der Reihe nach hindurch und erreicht endlich die Sonnenkette, in der sie ihre Runde durch die Sonnengloben macht. Wenn die spirituelle Monade an das Ende ihrer Wanderungen gelangt, beginnt sie ihre Rückreise. Dabei wird sie in die psychomagnetische Anziehungslinie gezogen, die sie entlang den Kreisläufen des Kosmos durch jede der sieben heiligen Planetenketten zu der Planetenkette der Erde zurücktreibt, aber in umgekehrter Reihenfolge wie die, in der sie aufgestiegen war. Wenn sie schließlich in unsere Planetenkette eintritt, beginnt sie ihren Abstieg durch die Globen A, B und C, bis sie wiederum unseren Globus D erreicht. Mittlerweile bereitet sich die menschliche Monade, auch das reinkarnierende Ego genannt, die ihr Devachan beinahe beendet hat, auf ihre neue Inkarnation vor.

Das sich wiederverkörpernde Ego, das in dieser Planetenkette der Erde entwickelt wurde, ist auf dieser Kette heimisch, weil es das geeignete Vehikel ist, durch das die spirituelle Monade sich in dieser besonderen Vielfalt von Materien und Energien des Kosmos zum Ausdruck bringen kann. Wenn unsere Erdkette ihren manvantarischen Lauf beendet haben wird und ihre Familie spiritueller Monaden zur nächsten Planetenkette geht, wird das sich wiederverkörpernde Ego dieser kommenden Kette die spirituelle Monade dominant beeinflussen, während das sich wiederverkörpernde Ego unserer gegenwärtigen Kette stagniert, d. h. es wird sich in seinem manvantarischen Nirvāṇa aufhalten.

Diese spirituellen und psychischen Prozesse sind durch die Naturgesetze so wunderbar abgestimmt und sie arbeiten alle so natürlich zusammen, dass die spirituelle Monade fast stets denjenigen Teil ihrer Wanderungen erreicht hat, der sie zu dem höchsten Globus der Erdkette bringt, wenn das wiederverkörpernde Ego am Ende seines devachanischen Schlafes angelangt ist. Infolgedessen hat ein Ego, das für längere oder kürzere Zeit im Devachan ruhte, keine Schwierigkeit, seinen wiedererwachenden Anziehungen erdwärts zu folgen, weil die spirituelle Monade mehr oder weniger stark durch den spirituellen Zustand oder die Qualität des wiederverkörpernden Ego beeinflusst wird, das in ihrem Busen ruhte. In dieser Weise werden die Wanderungen der spirituellen Monade auf der äußeren Runde weitgehend geregelt, soweit es die Dauer ihrer Wanderung betrifft.19

Damit ist die äußere Runde in Bezug auf eine individuelle spirituelle Monade beschrieben. Genau die gleiche Wanderung unternehmen auch die Lebenswogen oder monadischen Klassen, wenn sie am Ende unseres Planetenketten-Manvantaras für ihre äußeren Runden befreit sind. Was die inneren Runden angeht, so werden auch diese, wie gesagt, nicht nur von den verschiedenen Lebenswogen von Globus zu Globus unserer Planetenkette durchlaufen, sondern auch von den einzelnen Monaden, wenn der physische Körper stirbt.

Wir haben festgestellt, dass der Bereich unserer menschlich-tierischen Monade unser Erdglobus ist und derjenige der menschlichen Monade oder des reinkarnierenden Ego ist auf unsere Planetenkette begrenzt, soweit der Erfahrungsbereich reicht; und weiter, dass die Tätigkeitsfelder der spirituellen Monade unser Sonnensystem sind, besonders die sieben heiligen Planeten und unsere Erde wie auch noch vier weitere „geheime“ Planetenketten. Die Bereiche der göttlichen Monade sind die Galaxis oder unser Heimat-Universum. Daraus sollte klar hervorgehen, dass die menschlich-tierische Monade, wenn der Körper stirbt, von unserem Globus „befreit“ wird und dass unsere spiri­tuelle Monade von unserer Planetenkette „befreit“ wird – und hier spreche ich von den äußeren Runden der individuellen Monaden –, wenn sie den höchsten Globus unserer Planetenkette erreicht und verlassen hat und sich vorbereitet, auf die nächste Kette zu ziehen.

Keine Monade oder kein Bewusstseinszentrum – gerade weil es eine Kraft oder Energie aus Geistessenz ist – verharrt jemals während der langen Zeit des kosmischen Manvantaras in Ruhe. Die Monade wird überhaupt nicht berührt, wenn sich ein Strahl der Monade von der physischen Inkarnation zurückzieht. Es bedeutet nur, dass der Strahl in die Substanz oder in das Wesen der Monade eingezogen wird und, je nachdem, dort in seinem Devachan oder Nirvāṇa verbleibt.

Die Monade ist ein spirituelles lebendes Wesen. Sie ist immer auf ihre eigene Art und Weise in Bewegung und diese Bewegung ist nicht nur kontinuierlich, sondern sie ist, wenn wir sie genügend weit zurückverfolgen, von der wahren Substanz der kosmischen Intelligenz. Während des Lebens eines Menschen sowie während seiner Erfahrungen nach dem Tode ist die Monade in ihrem eigenen erhabenen Reich immer voll selbstbewusst. Wenn für das Individuum die Existenz nach dem Tode beginnt, geht die Monade von Sphäre zu Sphäre des Sonnensystems und „macht erneut die Runden“ auf ihren unaufhörlichen Wanderungen während des Sonnen-Mahā-Manvantaras. Sie geht nicht nur durch diese Sphären, weil sie auf allen beheimatet ist und daher zu diesen durch ihre eigenen spirituellen und psychomagnetischen Anziehungen und Impulse gezogen wird, sondern auch, weil sie selbst dies spirituell tun will, denn freier Wille ist eine gottgleiche Eigenschaft und ein eingeborenes und untrennbares Attribut der Monade.

Ein wichtiger Punkt ist hier, dass nach dem Tode des Menschen die spiri­tuelle Monade ihre äußeren Runden in und durch das Sonnensystem in genau der gleichen Weise macht, in der ein Lebensatom – obgleich natürlich auf seiner eigenen, viel niedrigeren Tätigkeitsebene –20 seine „Runden“ und Wanderungen in und durch die verschiedenen Schichten des Aurischen Eies des lebenden Menschen durchläuft. Wir sehen erneut das tatsächlich wunderbare, gleichartige Wirken aller Teile der Natur: Was in den makrokosmischen Sphären oder Ebenen vor sich geht, das wird in den mikrokosmischen Welten nachvollzogen.

Die Rückreise des sich wiederverkörpernden Ego

Von den Göttern zu den Menschen, von Welten zu Atomen, vom Stern zur Nachtkerze, von der Sonne bis zur Lebenswärme des geringsten organi­schen Wesens, ist die Welt der Form und des Daseins eine ungeheure Kette, deren Glieder alle zusammenhängen. Das Gesetz der Analogie ist der erste Schlüssel zum Weltenrätsel, und diese Glieder müssen in ihren okkulten Beziehungen zueinander koordiniert studiert werden.

Die Geheimlehre, Bd. I, S. 627

Die Reisen der spirituellen Monade durch die Sphären des Sonnensystems sind auf verschiedene Ursachen zurückzuführen. Eine der wichtigsten wird durch das alte Sprichwort ausgedrückt: „Gleiches zieht Gleiches an.“ Aus diesem Grunde ziehen die höheren Sphären den höheren Teil der menschlichen Natur an, der selbst einen entsprechenden inneren Drang ihnen gegenüber fühlt. So steigt die Monade ständig höher, wobei mit jedem Schritt aufwärts eine immer stärkere Anziehung zu noch spirituelleren, bewussteren Welten oder Sphären besteht. Auf diesen Reisen geht die Monade durch eine jede derartige Welt und verbleibt eine Weile auf und in ihr. Keine äußere Macht zwingt oder treibt die Monade zu dieser evolutionären Reise. Es sind nur ihre angeborenen Anziehungskräfte, die aus dem Stoff ihrer eigenen Essenz durch die spirituelle und intellektuelle Tätigkeit des Menschen während des Erdenlebens erweckt worden sind und nach dem Tod aktiv werden.

Wenn die Anziehungskräfte und antreibenden inneren Bestrebungen, die vorher dieses Aufsteigen der Monade durch die Sphären verursacht hatten, für den Augenblick ihre Energien erschöpft haben, kehrt die Monade um und geht denselben Weg zurück. Die latenten Gedanken- und Gefühlssaaten, welche die Phantasie, spirituelles Sehnen und hohe intellektuelle Bestrebungen in der Monade in früheren Leben aufgrund ihres Ursprungs in materiellen Sphären aufgespeichert hatten, beginnen nun, die Monade abwärtszuziehen, bis das sich wiederverkörpernde Ego seine Gelegenheit findet, seinen eigenen inkarnierenden Strahl oder sein menschliches Ego in die karmisch geeignete menschliche Samenzelle zu projizieren.

Jede kosmische Ebene oder Welt sowie jeder Planet stellt ihre bzw. seine eigenen geeigneten Träger für die Scharen der tatsächlich vorhandenen Monaden zur Verfügung, die auf- und abwärts längs der Kreisläufe des Kosmos wandern, damit sich diese selbst ausdrücken können. Infolgedessen kann kein solcher Träger oder Körper die Sphäre, zu der er gehört, oder den Planeten verlassen. Tod bedeutet das Abwerfen und Geburt das Wiederaufnehmen von Körpern. Alle derartigen Träger sind aus Lebensatomen aufgebaut. Die meisten dieser Lebensatome eines Individuums sind dessen eigene, psycho-spirituellen Abkömmlinge. Die Monade umhüllt sich in dieser Weise mit ihren eigenen Emanationen, die ihre Schichten oder Übermittler bilden, mit denen sie sich selbst ausdrücken kann.

Wir sehen hier wieder, dass das Aurische Ei zwar in gewissem Sinn der Mensch selbst ist, es aber auf der anderen Seite auch als der gesamte Ausfluss der verschiedenen Monaden betrachtet werden kann, welche die menschliche Konstitution enthält – oder die Konstitution einer beliebigen anderen Wesenheit. Mit anderen Worten, alle Lebensatome auf jeder Ebene der menschlichen Konstitution bauen das Aurische Ei auf und zirkulieren fortwährend in und durch dasselbe, verlassen es zu gewissen Zeiten für ihre eigenen individuellen Wanderungen, kehren aber schließlich zu ihm zurück. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass das Aurische Ei ebenfalls fortwährend der Wirt für andere kleinere Armeen wandernder Lebensatome ist, die in dieses als Gäste eintreten und es wieder verlassen – wobei diese Lebensatome aus der umgebenden Natur kommen und insbesondere von anderen Wesen, seien sie höher als der Mensch oder niedriger, wie die Tiere, Pflanzen, Mineralien oder Elementale.

So gibt es einen ständigen Kreislauf von vitalen Essenzen in und durch unsere Konstitution, der das Feld karmischen Geschehens erschließt, auf dem wir Ursachen schaffen und von „außen“ beeinflusst werden. So wird auch die Verbindung untereinander und das Hereinfließen von Vitalität zwischen Sonnensystem und Sonnensystem und zwischen Galaxis und Galaxis aufrechterhalten, wobei die verschiedenen Sonnensysteme nicht nur elektrisch und magnetisch miteinander in Verbindung stehen, sondern auch psychisch, intellektuell und spirituell mithilfe der Flüsse strömender Lebensatome, die in ihrem jeweiligen Aurischen Ei ein- und ausgehen.

Alle die zahllosen, auf den verschiedenen Ebenen der menschlichen Konstitution heimischen Lebensatome sind karmisch und für immer engstens mit der spirituellen Monade, ihrem ursprünglichen Vater, verbunden. Wenn die Monade am Ende ihrer langen Wanderung zur Erde zurückkehrt, zieht sie dieselben Lebensatome wieder an, die sie früher abgeworfen hatte, und mit ihrer Hilfe bildet sie für sich neue Hüllen, sodass man beinahe sagen könnte, dass das wiederverkörpernde Ego die alten Körper – intellektuell, psychisch, astral und physisch – wieder „auferstehen“ lässt, die es in seinem letzten Erdenleben hatte. Dies ist die esoterische Grundlage für die Lehre der christlichen Kirche von der „Auferstehung des Körpers (Fleisches)“.21

Schließlich erreicht die spirituelle Monade auf ihrer interplanetarischen Runde die spirituell-magnetische „Atmosphäre“ unserer Erdkette. An diesem Punkt beginnt das menschliche Ego, das bisher im Schoße der spirituellen Monade schlief, als Antwort auf die Einflüsse der psychomagnetischen Atmosphäre unserer Kette, wieder aufzuleben – zuerst äußerst schwach und langsam – und alte Erinnerungen, frühere Anziehungskräfte und Instinkte zu verspüren. Dies geschieht, weil tanhische Elementale der spirituellsten Art, die während des Devachan im Schlaf lagen, erwachen. Unbewusst durch diese alten Erinnerungen angetrieben, die etherisch in dem Bewusstsein des menschlichen Ego aufsteigen, sucht es die Kontakte mit seinen früheren Sphären zu erneuern und wird durch diese Kette angezogen, etwa wie ein Mensch, der lange in einem fremden Land lebte, sich danach sehnt, nach Hause zu kommen, und dessen Herz stärker schlägt, wenn er die alten, vertrauten Sehenswürdigkeiten sieht.

Vage und flüchtige Erinnerungen an Szenen früherer Erdenleben, die das eingezogene, sich wiederverkörpernde Ego zuvor kannte, beginnen als Panorama über sein Bewusstseinsfeld zu wandern, und diese ziehen es ständig abwärts zu den Sphären, die es einmal bewohnte. Diese Impulse werden in dem Maße immer stärker, in dem die Monade „sinkt“, bis sie endlich für ihre erneute Wiedergeburt auf unserem Erdglobus bereit und vorbereitet ist.

Da das sich wiederverkörpernde oder menschliche Ego zur Inkarnation durch die verschiedenen Ebenen unserer Planetenkette zurückkehrt, wobei jede Ebene zunehmend materieller ist, ist es ein natürliches „Absteigen“ oder ständiges Einhüllen oder Verkörpern des menschlichen Ego durch die Globen des absteigenden Bogens. Auf jedem dieser Globen gibt es einen vorüber­gehenden Aufenthalt, um die entsprechenden Lebensatome wieder einzusammeln, die von der Monade während ihrer früheren Durchgänge durch die Ebenen der Globen abgeworfen wurden. Diese Lebensatome befanden sich ihrerseits während dieser Zwischenzeit fortwährend auf ihrer entsprechenden Wanderung.

Die Lebensatome, die das menschliche Ego in seiner Konstitution bei diesen Abschnitten seiner Rückkehr erdwärts wieder einbaut, warten tatsächlich auf den Globen des absteigenden Bogens, weil diese Lebensatome zu den durch das Ego auf seinem Abstieg durchlaufenen Ebenen gehören. Das sind auch die Ebenen, auf denen sie das Ego auf seinem früheren Aufstieg abgeworfen hat. In dieser Weise baut der in die physische Wiedergeburt kommende Mensch für sich wieder eine Konstitution von sieben Element-Prinzipien auf, die praktisch mit denen seines vorhergehenden Erdenlebens identisch sind. Das ist es, was das reinkarnierende Ego in jeder Hinsicht praktisch zu dem gleichen Menschen macht, der er zuvor war, jedoch verbessert und verfeinert, aufgrund der Erfahrungen der Assimilation, die in den höheren Globen gemacht wurden, und nicht zuletzt, weil es die Erfahrungen des vorhergehenden Erdenlebens spirituell verarbeitete. Es bereitet sich wieder vor, die Ernte, die es selbst zuletzt säte, zu ernten. Dabei wird es durch die psychomagnetischen Wechselwirkungen zwischen den Feldern des Lebens und dem eigenen Charakter der menschlichen Monade angezogen.

Der wichtigste Aspekt dieser Lehre ist vielleicht das, was die Zeugungs- oder schöpferische Tätigkeit der fundamentalen oder spirituellen Monade genannt werden kann. Diese lässt aus sich im Verlaufe der Zeitalter ihre zahlreichen Bewusstseinszentren ausströmen, was für diese – in dem kosmischen Manvantara, in dem sie erscheinen – der Beginn der langen, langen evolutio­nären Wanderung ist, wodurch sie in Raum und Zeit in die Lage versetzt werden, vom frühesten Stadium unselbstbewusster Gottesfunken in das vollerblühte Bewusstsein der Götter überzugehen.

Auf diese Weise traten tatsächlich auch die Galaxien in den Abgründen des endlosen Raumes ursprünglich ins Dasein, denn jede solche Kindermonade ist dazu bestimmt, sich zu einem Universum weiterzuentwickeln, das sozusagen nur ein kosmischer Meilenstein auf ihren ewigkeitslangen Wanderungen ist. Zuerst ein unselbstbewusster Gottesfunke; dann, nach vielen Umläufen durch die niederen Naturreiche, manifestieren sich seine inneren Fähigkeiten und Kräfte im menschlichen Stadium; der Funke wird ein Mensch, später eine Gottheit; und eine herrliche Sonne mit ihrer begleitenden Planetenfamilie aus ihren eigenen nachfolgenden und teilweise erwachsenen Monaden; dann entsteht eine Galaxis und dann eine Anhäufung von Galaxien – und wo können wir ein begrenzendes Ende für das unendliche Wachstum der Grundmonade ansiedeln? Es gibt nie ein Ende, noch gab es tatsächlich je einen Anfang.

Lasst uns immer daran denken, dass der Mensch essenziell eins mit dem Universum ist, dass dessen Schicksal sein Schicksal ist, dass er für alles, was er ist, und für alles, was er tut, strikt zur Verantwortung gezogen wird; dass sein Wille über allen Energien des physischen Universums steht und dass er seinen eigenen Weg in die Zukunft bahnt. Wenn der Mensch das alles erkennt, es wirklich weiß, dann wird er tatsächlich beginnen, wie ein Gott zu denken und zu handeln, weil er die gottähnlichen Kräfte, die in ihm eingeschlossen sind, benutzen wird.

Der Hauptmangel der heutigen Zeit ist der Sinn für moralische Werte. Die Menschen sind ethisch und spirituell unwissend; sie haben die Kenntnis der inneren Vision verloren. Das alte Buch der Hebräer sagte: „Wo keine Vision ist, da gehen die Völker zugrunde.“ Der Mensch, der Musik in seiner Seele hat, spürt, dass er die kosmische Symphonie, die symmetrischen und harmonischen Beziehungen reflektiert, die überall existieren, und dass er daher moralisch dafür verantwortlich ist, dass diese Harmonie nicht gestört wird. Der Weg zu Frieden, der Weg zur Erkenntnis, zur Weisheit und zur Harmonie besteht in der Befolgung der universalen Gesetze. Wir werden dann Meister des Lebens sein. Das ist der Pfad.

Die spirituelle Seele des Menschen, das Herz seines Herzens, ist essen­ziell eins mit der Unendlichkeit. Gleich an Reichweite mit dem grenzenlosen Raum, geboren aus seiner Essenz, Leben von seinem Leben, Bewusstsein von seinem Bewusstsein, ist sie zeitlos und todlos, denn weder Zeit noch Tod haben Macht über die Unendlichkeit.

Fußnoten

1. Der Kāma-Loka besteht tatsächlich aus einer Reihe von Unter-Lokas und bildet einen Teil von Kāma-Dhātu. Die drei Dhātus in der aufsteigenden Linie, der Kāma-Dhātu, der Rūpa-Dhātu und der Arūpa-Dhātu sind in Wirklichkeit eine buddhistische Art, eine Reihe von sichtbaren oder unsichtbaren Welten oder Sphären zu bezeichnen, die in den brahmanischen Philosophien Lokas genannt werden. Das Devachan, das insgesamt eine Reihe von Bewusstseinszuständen ist, ist jedoch in keinem Sinne ein Loka oder Dhātu oder eine Reihe von tatsächlichen Welten oder Sphären. Gäbe es keine Wesenheiten in dem devachanischen Bewusstseinszustand, so würde es offensichtlich kein Devachan geben. [back]

2. In einem sehr allgemeinen Sinn kann man von dem devachanischen Ego sagen, dass es sich „entwickelt“, denn obwohl es sich in einem Zustand äußerster Ruhe befindet, besteht eine ununterbrochene Bewegung des träumenden Bewusstseins, und infolgedessen eine Bewegung der Teilchen des sich entfaltenden ākāśischen Vehikels – des devachanischen Schleiers oder des devachanischen Gewandes –, in der Tat derjenigen Teile des Aurischen Eies des sich wiederverkörpernden Ego, die ihre entsprechende Funktion in diesem Einhüllen des devachanisch träumenden Ego finden. [back]

3. Gewisse Menschen haben eine so geringe Verbindung mit ihrer spirituellen Natur hergestellt, dass in dem gerade vergangenen Leben nichts aufgebaut wurde, um, wenn der Tod kommt, den devachanischen Zustand herbeizuführen. Das hat zur Folge, dass sie dann in einen Zustand äußerster Bewusstlosigkeit sinken, in dem sie bis zur nächsten Inkarnation, die sehr schnell kommt, verbleiben.
Es wurde über mehrere Fälle von beinahe sofortiger Wiederverkörperung berichtet, die, wenn sie wahr sind, diese seltenen und außergewöhnlichen Fälle von anscheinend normalen Menschen darstellen würden, die aus dem einen oder anderen karmischen Grund möglicherweise innerhalb von einem oder zwei Jahren nach dem Tod reinkarnieren. Ver­glichen mit der großen Mehrheit der Durchschnittsmenschen, die sowohl Kāma-Loka als auch Devachan zwischen den Inkarnationen erfahren, sind es zahlenmäßig sehr wenige. Sie sind auf keinen Fall schlecht oder bösartig, sondern das, was man spirituell passiv oder neutral nennen könnte. Da sie während des Lebens noch nicht zu diesem charakteristischen spirituellen Leben erwacht waren, das die devachanische Erfahrung hervorruft, verbringen sie eine kurze Zeit im Kāma-Loka und reinkarnieren danach wieder. [back]

4. Es wurde die Frage gestellt, ob ein spiritueller Lehrer, der sich im Devachan befindet, direkt in den Körper eines Erwachsenen eintreten kann oder ob er zuerst in normaler Weise geboren werden muss und erst dann übertritt. Wenn ein Bote in das Devachan eintritt, ist es gewöhnlich eine sehr kurze Erfahrung für einen solchen Diener des Gesetzes und er muss diesen Ruhezustand verlassen, bevor er sein Werk auf Erden erneut aufnehmen kann. Es kommt praktisch nie vor, dass ein Bote Devachan verlässt und sofort in den Körper eines Erwachsenen inkarniert.
Außerdem ist es für jemanden wohl möglich, in das Devachan einzutreten und doch nicht durch das Tal des Todes zu wandern, wie dies gewöhnliche Menschen tun. Der physische Körper ist vergangen, das ist wahr; aber es gibt einen Weg, durch den bestimmten hohen Chelas geholfen wird, ihre devachanische Ruhe zu erhalten und dennoch genügend von der Form der gewesenen Individualität und der Persönlichkeit zu bewahren, um in die Körper lebender Erwachsener einzutreten. Es gibt aber auch Fälle, wo weder Nirvāṇa noch der devachanische Zustand erfahren wird, sondern nur eine sehr kurze Periode vollständiger Bewusstlosigkeit; und diese wird benützt, um den Boten in die Lage zu versetzen, sich zu erholen, ehe er seine Pflichten erneut aufnimmt. [back]

5. Als eine evolvierende Seele ist der Mensch weiter fortgeschritten als die Erde, auf der er lebt. Folglich erlebt er in höherem Maße als der Erdgeist schöne Träume, Bestrebun­gen der Selbstlosigkeit, wunderbare Intuitionen spiritueller und intellektueller Groß­artigkeit, für deren Erfüllung kein Menschenleben lang genug ist. Daher braucht er eine entsprechend längere Ruhezeit, um diese geistig zu verarbeiten und zu assimilieren. Ein Globus ist dagegen nicht so weit evolviert wie eine menschliche Monade. Er befindet sich fast zu gleichen Teilen auf der Linie zwischen den höheren und den niederen Welten der Materie, wodurch die Dauer seiner jeweiligen Ver- und Entkörperung praktisch gleich lang ist. Oder, wenn wir vom Manvantara und Pralaya sprechen, denken wir an die Lebens­perioden von sichtbaren und physischen Dingen, in denen die Waagschalen ausbalanciert sind. Im Manvantara und im Pralaya unseres Sonnensystems sind z. B. die Tage und Nächte gleich lang. [back]

6. Der Ausdruck Schwangerschaft wird in modernen theosophischen Schriften verwendet, um eine Vorbereitungszeit zu bezeichnen, in der die Wesenheit eine Reihe von Wandlungen durchmacht, um in den nächsten karmischen Zustand einzutreten – entweder in eine andere Welt oder Sphäre oder in eine Bewusstseinsveränderung oder beides. Auf diese Weise kann Schwangerschaft bedeuten: Entweder wirft die entkörperte Wesenheit die Hüllen und Lebensatome der gröberen Art ab, die sie in den materiellen Sphären zurückhalten – dieser Prozess stellt ein Aufsteigen aus Bereichen der Materie in spirituelle Bereiche dar –, oder sie kann den umgekehrten Prozess bedeuten: Bewusstseinsarten werden geändert und Hüllen gröberer Art werden angenommen. Dadurch wird sie vorbereitet, eine verkörperte Wesenheit in materiellen Sphären zu werden. Für den entkörperten Menschen gibt es zwei vorwiegende Schwangerschaftsperioden: a) Vorbereitung für seinen Eintritt in Devachan, d. h. vor dem zweiten Tod; und b) nach dem Verlassen von Devachan, um sich auf das neue Leben als ein verkörpertes Ego auf Erden vorzubereiten. [back]

7. Unsere menschliche Hierarchie erfährt sowohl ihre Himmel als auch ihre Höllen in den Globen der Erdkette. Die einzig wahren Höllen sind die materiellen Globen einer Kette, ganz gleich, ob diese sich in den höheren oder niederen kosmischen Ebenen befinden. Unsere Erde wäre zum Beispiel eine „Hölle“ für Monadenfamilien, die durch ihre Erfahrungsphasen in den höheren Globen unserer Kette gehen. [back]

8. Es gibt viele Arten von Verkörperungen. „Verkörperung“ bedeutet nicht immer ein Einhüllen in menschliches Fleisch. Es gibt auch feurige, luftige, wässrige, etherische und auch spirituelle Hüllen; und die Dauer solcher Verkörperungen kann sehr kurz oder sehr lang sein, entsprechend dem Karma des Einzelnen. [back]

9. Das Bewusstsein zu schulen, um in den nirvāṇischen Zustand einzutreten, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt abnorm. In der Tat geht das durch intensive spirituelle Schulung erreichte Bewusstsein, mit dem man ein Nirvāṇi wird, weit über das der siebenten Wurzelrasse auf Globus D in dieser vierten Runde hinaus. Tatsächlich ähnelt das Bewusstsein eines Nirvāṇi dem, was für den letzten Teil der sechsten Runde charakteristisch sein wird.. [back]

10. Der Ausdruck Nirvāṇa (Nibbana in Pali) tritt sehr häufig in den Schriften des Hinayāna-Buddhismus auf, aber weniger oft in den Mahāyāna-Schulen, wo die Idee der nirvāṇischen Bedingungen oder Zustände gewöhnlich durch verwandte Ausdrücke wie Prajñā, Sambodhi, Dharmakāya, Tathātā, Pratyātmajñāna und andere bezeichnet wird, von denen alle ihre besondere Bedeutung haben. [back]

11. Transactions of the Blavatsky Lodge, S. 589. [back]

12. Siehe The Mahatma Letters, S. 478. [back]

13. Viele Träume können jedoch, auch wenn sie nicht wirklich prophetisch sind, dem­jenigen, der seine eigenen mentalen und vitalen Prozesse studiert, wenigstens etwas, und möglicherweise auch viel über seinen Charakter mitteilen. Sehr häufig beein­flussen der Körper oder die Leidenschaften und Gefühle das schlafende Gehirn und erzeugen darin Bilder; und derjenige, der diese Träume nach sorgfältiger Selbstprüfung ohne Krankhaftigkeit zu lesen versteht, kann nützliche Warnungen oder Winke erhalten, dass sein Leben und seine Emotionen nicht gerade so sind, wie sie sein sollten.
Aber wie gesagt, es ist viel weiser, wenn man alle Träume, ganz gleich welcher Art, vergisst, es sei denn, sie sind von einer solchen Intensität und beeindrucken uns derartig, dass wir, wenn wir erwachen, die Intuition haben, es sei besser, uns solche Träume zu merken. [back]

14. Die verschiedenen Klassen oder Reiche, die in diesem Diagramm angegeben sind, werden von HPB „Familien“ oder manchmal „Menschheiten“ genannt, was nicht bedeutet, dass sie alle menschliche Egos oder menschliche Reiche sind, sondern Menschheiten in dem Sinn, dass in der Zukunft die Wesenheiten in den Reichen unterhalb des Menschen menschlich werden; oder von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachtet, diejenigen Wesen, die jetzt höher als unser Reich sind, waren in einem vergangenen kosmischen Manvantara Menschen.Die verschiedenen Klassen oder Reiche, die in diesem Diagramm angegeben sind, werden von HPB „Familien“ oder manchmal „Menschheiten“ genannt, was nicht bedeutet, dass sie alle menschliche Egos oder menschliche Reiche sind, sondern Menschheiten in dem Sinn, dass in der Zukunft die Wesenheiten in den Reichen unterhalb des Menschen menschlich werden; oder von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachtet, diejenigen Wesen, die jetzt höher als unser Reich sind, waren in einem vergangenen kosmischen Manvantara Menschen. [back]

15. Elementarwesen von Menschen, die in einem solchen Maße von der menschlichen Norm degenerierten, dass sie sich auf dem Abwärtspfad befinden, sind meistens so gierig und hungrig nach physischem Leben – ehe sie von einem ausfließenden Strom ergriffen werden, der sie in den Abgrund trägt –, dass diese unglücklichen Astralwesen entsprechend der inneren Minderwertigkeit der Elementarwesen selbst in die Gebärmütter von Tieren gezogen und zu Tieren werden. Tatsächlich sind einige Elementarwesen im Astrallicht so weit zerfallen, dass sie nicht einmal in die Gebärmutter eines Tieres eintreten können, sondern sich an üble Individuen der Pflanzenwelt hängen. [back]

16. Dies wird entsprechend dem Grad, in dem die Persönlichkeit (deren Rückstand er nun ist) spirituell oder materiell war, in kürzerer oder längerer Zeit vollendet. Wenn Spir­itualität vorherrschte, wird die Larve oder das Gespenst sehr bald vergehen. Wenn aber die Persönlichkeit sehr materialistisch war, kann das Kâma-Rûpa Jahrhunderte überdauern und – in einigen, jedoch sehr außergewöhnlichen Fällen – mithilfe einiger seiner verstreuten Skandhas überleben, die alle zur gegebenen Zeit in Elementale verwandelt werden. Siehe The Key to Theosophy, S. 141 ff. In diesem Werk war es unmöglich, auf Einzelheiten einzugehen, aber in ihm wird von den Skandhas als den Keimen der karmischen Wirkungen gesprochen. – HPB [back]

17. Ein Sanskrit-Wort, das Bündel oder Aggregate bedeutet. [back]

18. Ich möchte darauf hinweisen, dass, wenn einmal die Empfängnis stattgefunden und das Wachstum begonnen hat, jeder Versuch, gleich welcher Art, die Entwicklung des Em­bryo zu unterbrechen oder ihn zu zerstören, reiner Mord ist. In den Lehren der esoterischen Philosophie wird dies als nur etwas weniger schlimm als der Mord an einem erwachsenen Menschen angesehen – nur deshalb etwas weniger, weil eine solche Zerstörung oder Abtreibung stattfindet, ehe das Selbstbewusstsein des Opfers eine Chance hatte, sich zu entfalten. [back]

19. Vgl. The Esoteric Tradition, Kap. XXX, wo der Gegenstand ausführlicher beschrieben wird. [back]

20. Siehe „Transmigration of the Life Atoms“, von HPB in The Theosophist, August 1883. [back]

21. Wenn wir jedoch sagen würden, dass der neue Mensch mit dem Menschen des letzten Lebens identisch sei, so würden wir die alte Ketzerei bekräftigen, dass es eine unveränder­liche menschliche „Seele“ gebe, die für immer und ewig die gleiche bleibe. Die Seele befindet sich jedoch in einem fortwährenden Änderungsprozess; und es ist offensichtlich, dass ein Wesen, das sich fortwährend und ewig ändert, auch nicht nur für einen Augenblick identisch bleiben kann. Sonst wäre das Kind mit dem Erwachsenen identisch, der es schließlich wird.
Jede Inkarnation schafft aus den karmischen Ablagerungen des Charakters einen neuen Menschen, der die Zusammensetzung dessen ist, was von der letzten Inkarnation herübergebracht wurde, plus dem, was an Fähigkeiten und Eigenschaften neu hinzugekommen ist und durch die devachanische Assimilierung der Erfahrungen des letzten Lebens der Monade wirksam wurde. Der Charakter des neuen Menschen enthält ebenfalls Eigenschaften, und mögen sie noch so unvollkommen entwickelt sein, die in früheren Leben nicht voll funktionierten; und doch muss dieser neue Mensch die karmische Verantwortung des früheren Menschen tragen.
Gerade diese Lehre eines ständig sich verändernden und evolvierenden Brennpunktes des Bewusstseins war der Grund für Buddha Gautamas Ablehnung einer unveränderlichen und ewig dauernden „Seele“, die mehr oder weniger das gleiche Ego für immer bliebe. [back]