Knurr, Peter, grrrrr!

Peter blieb an einem Flüsschen stehen, das bis auf ein kleines Rinnsal in der Mitte fest zugefroren war. Plötzlich hörte er eine raue Stimme, die sagte:

„Knurr, Peter, grrrrr!“

Ein großer, schwarzer Bär kam mit seinem komischen, schwerfälligen Gang auf ihn zu. Peter war so erschrocken, dass er nicht einmal fortlaufen konnte. Er stand nur da und wartete darauf, dass der Bär ihn am Stück verschlingen würde. „Grr!“, sagte der Bär wieder.

„Wie geht es dir?“, sagte Peter und versuchte, nicht zu ­zittern. Onkel Pfefferkorn hatte gesagt, dass er jeden alles fragen ­könne, aber er hatte nichts über große, schwarze Bären gesagt und wie man mit ihnen umgehen soll.

„Gut“, sagte der Bär, „aber ich bin müde.“

Da verstand Peter, dass der Bär gar nicht zornig war, er sagte „Grrmph!“ nur als eine Art Gruß.

Plötzlich gähnte der Bär schrecklich. Peter zuckte zusammen. Wollte ihn der Bär doch noch fressen?

„Ich bin gerade dabei, in meine Höhle zu kriechen, um zu überwintern“, gähnte der Bär. „Und was hast du vor?“

„Ich weiß nicht“, sagte Peter.

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„Für einen ist noch Platz“, knurrte der Bär. „Du kommst ­besser mit mir mit.“

Peter wusste nicht genau, ob er das wirklich wollte. Der Bär erschien ihm sehr grob. Aber draußen war es kalt, und so ­dachte er, er wolle wenigstens mitgehen und sehen, wo der Bär wohnt.

In einem Felsen war ein schönes, großes Loch, fast wie eine Höhle, dachte Peter. Es war trocken und sorgfältig mit Zweigen und trockenen Blättern ausgelegt, auf denen man weich liegen konnte.

Der Bär rollte sich in der Höhle zusammen und zeigte ­Peter, wo er sich neben ihn hinkuscheln könne. Peter setzte sich vorsichtig hin. Mit einem letzten „Grrmph!“ war der Bär fest eingeschlafen.

In der Höhle war es gemütlich. Peter drückte sich nahe an das raue, wollige Fell des Bären und bald war auch er fest eingeschlafen.

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Peter hatte lange geschlafen, als eine strenge Stimme ihn aufweckte und sagte: „Los, Peter, du kannst nicht dein ganzes Leben hierbleiben.“ Es war Onkel Pfefferkorn.

„Oh!“, sagte Peter und rieb sich die Augen. „Wie spät ist es?“

„Zeit, dass du aufstehst“, sagte Onkel Pfefferkorn. „Du hast fast eine Woche lang geschlafen.“ „Eine Woche!“, rief Peter. Der Bär bewegte sich unruhig und Peter dämpfte seine Stimme.

„Eine Woche!“, flüsterte er. „Aber warum schläft ER noch?“, fragte er. „Er schläft ein paar Monate lang“, sagte Onkel Pfeffer­korn. „Komm weiter!“ Peter kletterte so geräuschlos, wie er nur konnte, aus der Höhle des Bären. Als sie draußen waren, fragte er: „Warum schläft er so lange?“

„Er schläft den ganzen Winter hindurch. Das ist für ihn so lange wie eine Nacht.“

„Bleibt er dann den ganzen Sommer über wach?“, fragte ­Peter.

„Nicht ganz. Er schläft in der Nacht und ist am Tag wach, genauso wie du während deines Lebens.“

Peter dachte eine Weile nach. Dann sagte er:

„Ich glaube, das stimmt, wenn er etwas über die Erde weiß, die sich um die Sonne bewegt. Weiß er das, Onkel Pfefferkorn?“

„Nun“, sagte Onkel Pfefferkorn, „irgendwie weiß er es, aber nicht so wie du. Er fühlt es, du verstehst es.“

„Oh!“, sagte Peter und wusste nicht genau, ob er es wirklich verstand.

„Übrigens“, sagte Onkel Pfefferkorn, „du hattest Angst vor dem Bären, nicht wahr?“

„Ja“, sagte Peter und schämte sich etwas.

„Das brauchst du nicht“, sagte Onkel Pfefferkorn. „Solange du im GROSSEN JAHR bist, ist alles freundlich zu dir. Der Bär hat eine raue Stimme, aber er würde nie jemandem etwas zu Leide tun, der im GROSSEN JAHR ist.“

„Oh!“, sagte Peter, „dann brauche ich mich niemals zu fürchten.“

„Genau, so ist es“, sagte Onkel Pfefferkorn. „Wenn du dich fürchtest, verlierst du das GROSSE JAHR. Vorhin hättest du es beinahe verloren. Wärst du vor dem Bären davongelaufen, hätte er dir vielleicht etwas angetan.“

Peter dachte daran, wie er am liebsten davongelaufen wäre.

„Fürchte dich nie, Peter!“, sagte Onkel Pfefferkorn.

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