Die Theosophische Gesellschaft: Vergangenheit und Gegenwart
Im Jahre 1877, zwei Jahre nachdem Blavatsky die Theosophische Gesellschaft gegründet hatte, veröffentlichte sie ihr erstes Hauptwerk, Isis Unveiled (Isis entschleiert) – zwei Bände, welche die Universalität der theosophischen Gedanken in den alten und modernen Religionen und ihre Grundlage in der Natur aufzeigen. Im folgenden Jahr reisten Blavatsky und Olcott von Amerika nach Indien, wo sie sich für die Anerkennung des Wertes der orientalischen Religionen und Philosophien einsetzten, besonders bei den gebildeten Gesellschaftsschichten, die ihre eigenen Überlieferungen angesichts der westlichen materialistischen Erziehung ablehnten. Sie versuchten auch, den religiösen Aberglauben und den Dogmatismus aufzuzeigen. Gleichzeitig ermutigte Blavatsky dazu, die westlichen mystischen Überlieferungen zu studieren wie den Gnostizismus, die Kabbala, die Freimaurerei und das Rosenkreuzertum.
Zu jener Zeit war Blavatskys Ruhm jedoch hauptsächlich durch die Berichte über die paranormalen Phänomene bekannt geworden, die sie jahrelang persönlich hervorgebracht hatte. Im Jahre 1884 veröffentlichte die Society for Psychical Research einen Bericht – er wurde seitdem von dieser Gesellschaft selbst missbilligt (siehe hierzu unser Buch von Dr. Vernon Harrison: H. P. Blavatsky und die SPR – Eine Untersuchung des Hodgson Berichts aus dem Jahre 1885) –, der Blavatsky als Schwindlerin und ihre Phänomene als Betrug erklärte. Blavatsky reiste schwerkrank nach Europa und ließ sich schließlich in London nieder. Dort veröffentlichte sie ihr Meisterwerk, The Secret Doctrine (Die Geheimlehre), die einen umfassenden Überblick über die kosmische und menschliche Entwicklung bietet und dabei mythisches, religiöses und wissenschaftliches Material aus vielen Kulturen zusammenfügt, um die Universalität der grundlegenden theosophischen Ideen zu zeigen. Als Antwort auf die vielen Anfragen von Suchenden veröffentlichte sie The Key to Theosophy (Der Schlüssel zur Theosophie) und für diejenigen, die bestrebt waren, die altruistischen Ideale der Theosophie in die Tat umzusetzen, The Voice of the Silence (Die Stimme der Stille), Aphorismen, die das Herz der Lehre des Mahayana-Buddhismus darstellen. Blavatsky gründete und verlegte auch die Zeitschrift Lucifer („Lichtbringer“) und erfüllte vor ihrem Tode im Jahre 1891 die theosophische Arbeit im Westen erneut mit Leben.
Ihr schriftstellerische Leistung war gewaltig. Ihr Gesamtwerd ist heute in den 14 Bänden plus Index umfassenden HPB: Collected Writings, gesammelt von Boris de Zirkoff im Buchhandel verfügbar.
Während der letzten hundert Jahre hat sich die moderne theosophische Bewegung in mehrere verschiedene Organisationen geteilt; jede von ihnen ist bestrebt, die Ziele der Gesellschaft auf ihre Weise mit ihrem eigenen Akzent zu erfüllen. Einige Jahre nach Blavatskys Tod spaltete sich die Gesellschaft in zwei Organisationen. Die Theosophische Gesellschaft Adyar wurde von H. S. Olcott und Annie Besant geführt während die Gesellschaft, die W. Q. Judge folgte, ihre internationale Hauptstelle in New York City und später dann in Kalifornien hatte – in Point Loma, Covina und seit 1950 in Pasadena. Im Jahre 1909 bildete eine Gruppe unter der Leitung von Robert Crosbie eine weitere grosse theosophische Organisation, die United Lodge of Theosophists, mit dem Sitz in Los Angeles, Kalifornien.
Die Theosophische Gesellschaft in Pasadena, Kalifornien, folgt unter ihrem Leiter Randell C. Grubb dem ursprünglichen Programm der Meister. Dazu fördern die Hauptstelle und ihre nationalen Abteilungen Büchereien, öffentliche Diskussionen und Studiengruppen über theosophische und verwandte Themen. In manchen Ländern werden auch Korrespondenz-Kurse angeboten; diese Idee wurde unter der Leitung von Katherine Tingley ins Leben gerufen. Das Verlagswesen der Gesellschaft – die Theosophical University Press mit ihren überseeischen Vertretungen – bringt theosophische Klassiker heraus.