Die Geheimlehre Band 2
Helena Petrovna Blavatsky
Über 130 Jahre sind seit dem Erscheinen des Werkes The Secret Doctrine im Jahr 1888 vergangen. Die erste deutsche Ausgabe in der Übersetzung von Hartmann/Froebe kam 1899 auf den Markt, 11 Jahre später. Übersetzt wurde damals verfügbare drei Bände plus Index umfassende Ausgabe der Secret Doctrine, wobei Band 3 und der Indexband nach Blavatskys Tod erschienen waren und somit nicht zur Originalausgabe gehören. Die Hartmann/Froebe-Übersetzung wurde in den nachfolgenden Jahren mehrere Male korrigiert, verändert und nachgedruckt.
Heute ist Die Geheimlehre das umfassendste Quellenbuch der Esoterischen Tradition, sie umreißt die fundamentalen „Geheimlehren der archaischen Zeitalter”. Herausfordernd und prophetisch zugleich, adressiert sie direkt die Fragen wer wir sind, wo wir herkamen und wohin wir gehen, und auch die Frage nach dem Warum. Auf der Grundlage der alten Stanzen des Dzyan (mit unterstützenden Zeugnissen aus hunderten von Quellen) entfalten die beiden Bände das Drama der kosmischen und menschlichen Evolution – vom Wiedererwachen der Götter am Ende der „Nacht des Universums” bis zur endgültigen Wiedervereinigung des Kosmos mit seinem göttlichen Ursprung. Ergänzende Kapitel diskutieren sowohl wissenschaftliche Gesichtspunkte als auch die Mysteriensprache der Mythen, Symbole und Allegorien und unterstützen die LeserInnen dabei, die oftmals abstruse Bildsprache der heiligen Literatur der Welt zu entschlüsseln.
DIE GEHEIMLEHRE
DIE SYNTHESE
VON
WISSENSCHAFT, RELIGION UND PHILOSOPHIE
VON
H. P. BLAVATSKY
autorin von „isis entschleiert“
„Keine Religion ist höher als die Wahrheit.“
Band II – ANTHROPOGENESIS
Copyright © 2022
Theosophischer Verlag
der Stiftung der Theosophischen Gesellschaft Pasadena
Dieses Werk
widme ich allen wahren Theosophen,
in jedem Land,
und von jeder Rasse,
denn sie haben es herbeigerufen,
und für sie wurde es aufgezeichnet.
Band II – TEIL I
Anthropogenesis
Stanze I – Anfänge des empfindungsfähigen Lebens
Die duale und dreifältige Natur des Menschen
Elternstern und Schwesterplaneten
Zwei vorsintflutliche Astronomen
Stanze II – Ohne Unterstützung versagt die Natur
Die geologische Zeitrechnung ist ungenau
Stanze III – Versuche, den Menschen zu erschaffen
Der Mensch, ein Gott in der Gestalt eines Tieres
„Feuer“, „Funken“ und „Flammen“
Stanze IV – Schöpfung der ersten Rassen
Die Pitris der Götter und Dämonen
Die Sonne, der Vater des Menschen
Stanze V – Die Evolution der zweiten Rasse
Die natürliche Entwicklung der Rassen
Stanze VI – Die Evolution der „Schweißgeborenen“
Die jungfräuliche dritte Rasse
Existiert die Menschheit seit 18.000.000 Jahren?
Der Mensch ist nicht das letzte Glied
Stanze VII – Von den Halbgöttlichen zu den ersten Menschenrassen
Stanze VIII – Die Evolution der Säugetiere – der erste Fall
Die Tiere trennten sich zuerst vom Menschen
Mögliche Einwände gegen diese Darstellung
Stanze IX – Die letzte Evolution des Menschen
Unfruchtbarkeit als Folge von Vermischungen
Paradiese, Schlangen und Drachen
Die „Söhne Gottes“ und die „Heilige Insel“
Stanze X – Die Geschichte der vierten Rasse
Der Mensch, ein blasser Schatten Gottes
Das trostlose Dogma von der Hölle
Archaische Lehren in den Puranas und in der Genesis
Kashyapaya – Vater aller Tierarten
Embryonen von Mensch und Tier gleichen sich
Eine panoramische Übersicht über die frühen Rassen
Natürliche Grenzen zwischen den Arten
Die Rassen mit dem „Dritten Auge“
Am Beginn des aufsteigenden Bogens
Die urzeitlichen Manus der Menschheit
Die esoterische Bedeutung des „Fisches“
Stanze XI – Zivilisation & Vernichtung der vierten und fünften Rasse
Atlantis ist heute Meeresboden
Zyklopische Ruinen und Kollossalsteine als Zeugen der Riesen
Es braucht einen Gott um Mensch zu werden
Stanze XII – Die fünfte Rasse und ihre göttlichen Instruktoren
Schlangen und Drachen in unterschiedlichen Symboliken
Siderische und kosmische Glyphen
Noah war ein Kabir, also muss er ein Dämon gewesen sein
Die ältesten persischen Überlieferungen über Kontinente
Der „Fluch“ aus philosophischer Sicht
Ergänzende Fragmente aus einem Kommentar zu Stanze XII
Die ältesten Aufzeichnungen über Atlantis
BAND II – TEIL II
Der archaische Symbolismus der Weltreligionen
Esoterische Lehren in allen Schriften bestätigt
XVII. Das „Allerheiligste“ und seine Degeneration
Die Stufe am Eingang der Königskammer
XVIII. Über den Mythos vom „Gefallenen Engel“
Die Götter des Lichts gehen aus den Göttern der
Die vielen Bedeutungen des „Krieges im Himmel“
XIX. Ist das Pleroma Satans Versteck?
Sind der Logos und Satan eins?
Manas – das dreimal geläuterte Gold
XXII. Die Symbolik der Mysteriennamen Iao und Jehovah
Der Fall des Kreuzes in die Materie
XXIII. Die Upanishaden in der gnostischen Literatur
Die Posaune des siebten Engels
XXIV. Das Kreuz und die pythagoreische Dekade
Über die Bedeutung des Kreuzes
XXV. Die Mysterien der Siebenheit
Saptaparna – die menschliche Pflanze
Die Tetraktis in Relation zur Siebenheit
Das siebenfältige Element in den Veden
Die Siebenheit in den esoterischen Werken
BAND II – TEIL III
ANHÄNGE
Wissenschaft und Geheimlehre
einander gegenübergestellt
I. Archaische oder moderne Anthropologie?
Okkultismus versus moderne Wissenschaft
II. Die von der Wissenschaft der Menschheit angebotenen Vorfahren
Plastidulseelen und bewusste Nervenzellen
Das universale Leben – eine Einheit
Das physische Gehirn und Bewusstsein
III. Die fossilen Überreste von Mensch und Affe
Unüberwindbare Schwierigkeiten
Ähnlichkeiten zwischen Mensch und Affe
Die Anthropoiden und ihre Ahnen
IV. Dauer der geologischen Perioden, Rassenzyklen und
das Alter des Menschen
Zerstörung der Alexandrinischen Bibliothek
(a) Spekulationen über das Alter des Globus
(b) Über Planetenketten und ihre Vielfältigkeit
Intelligentes Leben in anderen Welten
Wer waren die Könige von Edom?
(c) Esoterische geologische Chronologie
Gegenüberstellung der beiden Wissenschaften
Der astrale Mensch – die Lösung
V. Organische Evolution und schöpferische Zentren
(a) Ursprung und Evolution der Säugetiere
(b) Die paläolithischen Rassen Europas
VI. Spuren von Riesen, Zivilisationen und versunkenen
Kontinenten in der Geschichte
Die Frau in Purpur und Scharlach
Die „sieben Erden“ der Zoroastrier
(a) Erklärungen zu den Heiligen Inseln
VII. Wissenschaftliche und geologische Beweise für
die Existenz versunkener Kontinente
Vom Aussterben bestimmter Stämme
Atlantis zur Unterstützung der Ethnologie notwendig
Finaler und unwiderlegbarer Beweis
῾Η ἐμὴ διδαχὴ οὐκ ἔστιν ἐμή, ἀλλὰ τοῦ πέμφαντός με.
„Meine Lehre ist nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt hat.“
– Johannes 7,16
Die moderne Wissenschaft besteht auf die Evolutionslehre; dasselbe tun die menschliche Vernunft und die „Geheimlehre“. Die Idee wird von den alten Legenden und Mythen bekräftigt, selbst von der Bibel, wenn sie zwischen den Zeilen gelesen wird. Wir sehen eine Blume sich langsam aus einer Knospe entwickeln und die Knospe aus ihrem Samen. Aber woher kommt Letzterer mit all seinen vorherbestimmten physischen Transformationsprogrammen und mit seinen unsichtbaren und somit spirituellen Kräften, die allmählich Form, Farbe und Geruch der Pflanze entwickeln? Das Wort Evolution spricht für sich selbst. Der Keim der gegenwärtigen menschlichen Rasse muss schon vorher im Elter dieser Rasse existiert haben, so wie der Same, in dem die Blume des nächsten Sommers verborgen liegt, in der die Kapsel seiner elterlichen Blume entwickelt wurde; das Elter mag zwar nur geringfügig anders sein, unterscheidet sich aber dennoch von seiner zukünftigen Nachkommenschaft. Die vorsintflutlichen Vorfahren des heutigen Elefanten und der Eidechse waren vielleicht das Mammut und der Plesiosaurier; warum sollen nicht die „Riesen“ der Veden, der Völuspa und des Buches der Genesis die Vorfahren unseres Menschengeschlechts gewesen sein? Es ist geradezu absurd zu glauben, die „Transformation der Arten“ habe entsprechend der materialistischeren Anschauungen der Evolutionisten stattgefunden; die Überzeugung, von den Muscheln bis zum Menschen hätten die Gattungen ihre eigenen ursprünglichen und unverwechselbaren Formen verändert, ist natürlicher.
– „Isis Unveiled“, Band I, S. 153
[SD # 1]
VORBEMERKUNGEN
ÜBER DIE ARCHAISCHEN STANZEN
UND DIE VIER PRÄHISTORISCHEN KONTINENTE
„Facies totius Universi, quamvis infinitis modis variet,
Manet tamen semper eadem.”
– Spinoza
Die Stanzen mit den Kommentaren in diesem zweiten Band sind denselben archaischen Aufzeichnungen entnommen wie die Stanzen über die Kosmogonie im ersten Band; soweit wie möglich wurde die Übersetzung wortgetreu vorgenommen, doch sind einige dieser Stanzen zu dunkel, als dass sie ohne Erklärung verständlich sein könnten. Daher werden sie, ebenso wie im ersten Band, zuerst vollkommen unverändert gegeben, aber wenn sie Vers für Vers mit den zugehörigen Kommentaren versehen werden, wird der Versuch unternommen, sie im Vorgriff auf die ausführlicheren Erläuterungen des Kommentars durch in Klammern hinzugefügte Worte besser verständlich zu machen.
Was die Evolution der Menschheit anbelangt, stellt die Geheimlehre drei neue Lehrsätze auf, die in unmittelbarem Gegensatz zur modernen Wissenschaft und zu gängigen religiösen Dogmen stehen. Sie lehrt (a) die gleichzeitige Evolution von sieben Menschengruppen auf sieben verschiedenen Teilen unseres Globus, (b) die Geburt des astralen vor dem physischen Körper, indem Ersterer als Modell für Letzteren dient, und (c) dass der Mensch, in dieser Runde, allen Säugetieren – einschließlich den Anthropoiden – im Tierreich vorausging.1
[SD # 2] Nicht nur die Geheimlehre spricht von ursprünglichen Menschen, die gleichzeitig auf den sieben Teilen unseres Globus geboren wurden; im Göttlichen „Pymander“ des Hermes finden wir dieselben aus der Natur und dem „Himmlischen Menschen“ evolvierenden sieben ursprünglichen Menschen2, im kollektiven Sinn des Wortes, nämlich aus den schöpferischen Geistern; und auf den Fragmenten der chaldäischen Tontafeln (gesammelt von George Smith), in welche die babylonische Schöpfungslegende eingeritzt ist, werden in der ersten Spalte der Kutha-Tafel sieben menschliche Wesen mit Rabengesichtern (mit schwarzen, dunkelhäutigen Gesichtszügen) erwähnt, die von „den (sieben) großen Göttern erschaffen“ wurden. Oder, wie in den Zeilen 16 und 18 erklärt wird – „Inmitten der Erde wuchsen sie auf und wurden groß . . . . Sieben Könige, Brüder aus derselben Familie.“ Dies sind die sieben Könige von Edom, auf welche die Kabbala Bezug nimmt, die erste Rasse, die unvollkommen war, d. h. geboren wurde, bevor das „Gleichgewicht“ (Geschlechter) existierte, und die daher zerstört wurde („Zohar“, „Siphrah Dzeniouta“, „Idrah Suta“, 292b, „La Kabbalah“, S. 205). „Sieben Könige, Brüder, erschienen und zeugten Kinder, 6.000 war die Anzahl ihrer Völker („Hibbert Lectures“, S. 372). Der Gott Nergas (Tod) zerstörte sie.“ „Wie zerstörte er sie?“ „Indem er jene ins Gleichgewicht (oder in die Balance) brachte, die noch nicht existierten.“ (Siphrah Dzeniouta) Sie wurden als Rasse „zerstört“, indem sie in ihre eigenen Nachkommen (durch Ausschwitzen) aufgingen: d. h. die geschlechtslose Rasse reinkarnierte in der [SD # 3] (potenziell) zweigeschlechtlichen; Letztere in den Androgynen; diese wiederum in der geschlechtlichen, der späteren dritten Rasse (für weitere Erklärung, vide infra). Wären die Tontafeln weniger verstümmelt, würde man finden, dass sie Wort für Wort denselben Bericht enthalten wie er in den archaischen Aufzeichnungen und im Hermes überliefert ist, zumindest was die Grundtatsachen betrifft, wenn nicht sogar die kleinsten Einzelheiten; denn Hermes wurde durch schlechte Übersetzungen sehr entstellt.
Es ist ziemlich sicher, dass die scheinbare Übernatürlichkeit dieser Lehren, obwohl sie allegorisch sind, den buchstäblich aufgefassten Behauptungen der Bibel3 und den letzten Hypothesen der Wissenschaft derartig diametral entgegengesetzt ist, dass sie leidenschaftlichen Widerspruch hervorrufen wird. Die Okkultisten wissen aber, dass die Traditionen der Esoterischen Philosophie richtig sein müssen, einfach aus dem Grund, weil sie am logischsten sind und weil sie jede Schwierigkeit überwinden. Außerdem haben wir das ägyptische „Buch Thoth“ und das „Totenbuch“ sowie die Hindu-Puranas mit den sieben Manus, wie auch die chaldäisch-assyrischen Berichte, deren Tontafeln sieben ursprüngliche Menschen oder Adame erwähnen. Die wirkliche Bedeutung dieses Namens kann mit Hilfe der Kabbala festgestellt werden. Wer schon von den Samothrakischen Mysterien gehört hat, wird sich auch daran erinnern, dass der Geschlechtsname der Kabiren die „Heiligen Feuer“ war, die an sieben Stellen der Insel Elektria (oder Samothraki) den „auf der heiligen Lemnos geborenen Kabir“ (der Vulkan geweihten Insel) schufen.
Nach Pindar (siehe „Philosophumena“, Millers Ausgabe, S. 96) war dieser Kabir namens Adamas in den Traditionen von Lemnos der Typus der aus dem Schoß der Erde geborenen ursprünglichen Menschen. Er war der Archetypus der ersten männlichen Wesen in der Schöpfungsreihe und einer der sieben autochthonen Vorfahren oder Stammväter der Menschheit (ibid., S. 108). Wenn man die Tatsache damit in Verbindung bringt, dass Samothraki von den Phöniziern und vor ihnen von den aus dem Osten gekommenen mysteriösen Pelasgern kolonisiert war, erinnert man sich auch an die Identität der Mysterien-Götter der Phönizier, Chaldäer und Israeliten, und dann wird es leicht herauszufinden, woher der verworrene Bericht über die Noachische Flut stammt. In jüngster Zeit ist es unleugbar geworden, dass die Juden, die ihre ursprünglichen Ideen über die Schöpfung von Moses erhielten, der sie von [SD # 4] den Ägyptern bekommen hatte, ihre Genesis und ihre ersten kosmogonischen Traditionen – als sie von Esra und anderen umgeschrieben wurden – aus der chaldäisch-akkadischen Erzählung zusammentrugen. Es genügt daher, die babylonischen und assyrischen Keilschriften und andere Inschriften zu untersuchen, um auch darin hier und da verstreut nicht nur die ursprüngliche Bedeutung des Namens Adam, Admi oder Adami4 zu finden, sondern auch die Erschaffung der sieben Adame oder Wurzeln der Menschen, physisch geboren von Mutter Erde und spirituell oder astral vom göttlichen Feuer der Vorfahren. Von den nicht mit den esoterischen Lehren vertrauten Assyriologen kann schwerlich erwartet werden, dass sie der mysteriösen und immer wiederkehrenden Zahl sieben auf den babylonischen Zylindern mehr Aufmerksamkeit schenken würden als derselben Zahl in der Genesis und in der Bibel. Doch die Anzahl der Geister der Vorfahren und ihre sieben Gruppen menschlicher Nachkommenschaft sind vorhanden und trotz des maroden Zustandes der Bruchstücke ebenso deutlich im „Pymander“ und im „Buch der verborgenen Mysterien“, der Kabbala, zu finden. Im Letzteren ist Adam Kadmon der sephirothische Baum, oder auch der „Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen“. Um diesen „Baum“ herum, sagt Vers 32, „stehen sieben Säulen“ oder Paläste der sieben schöpferischen Engel, die in den Sphären der sieben Planeten auf unserem Globus wirken. Wie Adam Kadmon ist auch der Name des Menschen Adam ein kollektiver Name. George Smith sagt in seinem „Chaldean Account of Genesis“:
„Das Wort Adam, das in diesen Legenden auf das erste menschliche Wesen angewendet wird, ist offensichtlich kein Eigenname, sondern wird lediglich als eine Bezeichnung für die Menschheit benutzt. Adam erscheint als Eigenname in der Genesis, steht an einigen Stellen aber sicher nur in derselben Bedeutung wie das assyrische Wort.“ (S. 86)
Außerdem beruhen weder die chaldäische noch die biblische Sintflut (die Erzählungen über Ziusudra und Noah) auf der universalen oder sogar auf der atlantischen Sintflut, die in der indischen Allegorie von Vaivasvata Manu festgehalten ist. Sie sind auf den esoterischen Mysterien von Samothraki basierende exoterische Allegorien. Wenn die älteren Chaldäer die in den puranischen Legenden verborgene esoterische Wahrheit kannten, wussten die anderen Nationen doch nur vom Samothrakischen Mysterium und allegorisierten es. Sie passten es ihren astronomischen und anthropologischen oder vielmehr phallischen Begriffen an. Von Samothraki ist historisch bekannt, dass sie im Altertum berühmt war wegen einer Sintflut, die das Land überschwemmte und die Gipfel der höchsten Berge erreichte; ein Ereignis, das vor der Zeit der Argonauten stattfand. Sie wurde ganz [SD # 5] plötzlich von den Wassern des Schwarzen Meeres überflutet, das bis dahin als ein See betrachtet worden war.5 Die Israeliten hatten aber darüber hinaus noch eine weitere Legende, auf die sie ihre Allegorie begründeten: Die „Sintflut“, welche die gegenwärtige Wüste Gobi zum letzten Mal vor etwa 10.000-12.000 Jahren in einen See verwandelte und viele Noahs mit ihren Familien in die umliegenden Berge trieb. Da die babylonischen Berichte erst jetzt aus hunderttausenden von Bruchstücken wiederhergestellt wurden (der Hügel von Kuyunjik allein hat durch Layards Ausgrabungen mehr als zwanzigtausend Inschriftfragmente ergeben), sind die hier angeführten Beweise verhältnismäßig dürftig. Aber so wie sie sind, bestätigen sie nahezu jede unserer Lehren, drei zumindest bestimmt. Diese sind:
(1) Dass die Rasse, die als erste in die Zeugung fallen sollte, eine dunkle Rasse (Zalmat Gaguadi) war, die sie die Adami oder dunkle Rasse nennen, und dass Sarku oder die helle Rasse für lange Zeit danach rein blieb.
(2) Dass die Babylonier zwei Hauptrassen zum Zeitpunkt des Falles anerkannten, denen die Rasse der Götter (die etherischen Doppel der Pitris) diesen beiden vorausgegangen war. Das ist Sir H. Rawlinsons Meinung. Diese „Rassen“ sind unsere zweite und dritte Wurzelrasse.
(3) Dass diese sieben Götter, von denen jeder einen Menschen oder eine Gruppe von Menschen schuf, die „eingekerkerten oder inkarnierten Götter“ waren. Diese Götter waren: der Gott Zi; der Gott Ziku (edles Leben, Leiter der Reinheit); der Gott Mirku (edle Krone), „Erlöser vom Tod der (später) eingekerkerten Götter“ und der Schöpfer der „dunklen Rasse, die seine Hände erschufen“; der Gott Libzu, „weise unter den Göttern“, der Gott Nissi . . . . und der Gott Suhhab; und Hea oder Sa, ihre Synthese, der Gott der Weisheit und der Tiefe, identifiziert mit Oannes-Dagon, zur Zeit des Falles und (kollektiv) der Demiurg oder Schöpfer genannt (siehe „Chaldean Account Genesis“, S. 82-4).
In den babylonischen Fragmenten gibt es zwei sogenannte „Schöpfungen“, und da die Genesis sich daran hielt, finden wir ihre ersten beiden Kapitel als die elohistische und die jehovistische Schöpfung gekennzeichnet. Ihre korrekte Reihenfolge ist jedoch weder in diesen noch in irgendwelchen anderen exoterischen Berichten erhalten. Nach den okkulten Lehren beziehen sich diese „Schöpfungen“ vielmehr auf die Bildung der ursprünglichen sieben Menschen durch die Vorfahren (die Pitris oder Elohim): und auf die der menschlichen Gruppen nach dem Fall.
[SD # 6] All das wird im weiteren Verlauf im Licht der Wissenschaft und anhand von Vergleichen der Schriften aller alten Nationen, einschließlich der Bibel, untersucht werden. Bevor wir uns unterdessen der Anthropogenesis der prähistorischen Rassen zuwenden, mag es nützlich sein, sich über die Namen zu einigen, die den Kontinenten gegeben werden sollen, auf denen die großen, unserer adamischen vorangegangenen Rassen geboren wurden, lebten und starben. Ihre archaischen und esoterischen Namen waren zahlreich und variierten mit der Sprache der Nation, die sie in ihren Annalen und Schriften erwähnten. Was im „Vendidad“ z. B. als Airyanem Vaejah (siehe Bund 79, 12) bezeichnet wird, auf welcher der ursprüngliche Zoroaster6 geboren wurde, wird in der puranischen Literatur „Sveta-Dvipa“, „Berg Meru“, der Aufenthaltsort Vishnus etc. etc. genannt; und in der Geheimlehre heißt es unter ihren Führern, den „Geistern dieses Planeten“, einfach das Land der „Götter“.
Daher wird es in Anbetracht der möglichen und sogar sehr wahrscheinlichen Verwirrung, die entstehen kann, für zweckdienlicher gehalten, für jeden der vier ständig erwähnten Kontinente einen dem gebildeten Leser vertrauteren Namen zu wählen. Es wird daher vorgeschlagen, den ersten Kontinent oder vielmehr das erste terra firma, worauf die erste Rasse von den göttlichen Vorfahren evolviert wurde, wie folgt zu bezeichnen:
I. „Das unvergängliche Heilige Land“.
Die Wahl dieses Namens wird wie folgt begründet: Dieses „Heilige Land“, – später mehr darüber – teilte, wie gesagt wird, niemals das Schicksal der anderen Kontinente, weil es als einziges die Bestimmung hat, vom Anbeginn bis zum Ende des Manvantaras während aller Runden zu bestehen. Es ist die Wiege des ersten Menschen und die Wohnstätte des letzten göttlichen Sterblichen, der als Sishta zum zukünftigen Samen der Menschheit auserwählt ist. Über dieses mysteriöse und heilige Land kann sehr wenig gesagt werden, ausgenommen vielleicht, dass einem poetischen Ausdruck in einem der Kommentare zufolge „das wachsame Auge des Polarsterns von der Morgendämmerung bis zum Ende des Abenddämmerung ‘eines Tages’ des Grossen Atems7 auf ihm ruht“.
[SD # 7] II. „Hyperborea“ wird als Namen des zweiten Kontinents gewählt, das Land, das seine Vorgebirge süd- und westwärts vom Nordpol erstreckte, um die zweite Rasse zu empfangen und das alles umfasste, was heute als Nordasien bekannt ist. Das war der Name, den die ältesten Griechen der weit entfernten und mysteriösen Gegend gaben, wohin nach ihrer Tradition Apollo, der „Hyperboreer“, jedes Jahr reiste. Astronomisch ist Apollo natürlich die Sonne, die es liebte, ihre hellenischen Heiligtümer zu verlassen und jedes Jahr dieses weit entfernte Land zu besuchen, wo die Sonne während der einen Hälfte des Jahres niemals unterging, wie man sagte. Εγγὺς γὰρ νυκτός τε καὶ ἤματός εἰσι κέλευθοι, lautet ein Vers in der Odyssee (x 86).
Aber historisch oder besser vielleicht ethnologisch und geologisch ist die Bedeutung eine andere. Das Land der Hyperboreer, der sich jenseits des Boreas erstreckende Bereich des kaltherzigen Gottes des Schnees und der Orkane, der es liebte, auf dem Riphäengebirge tief zu schlafen, war weder ein eingebildetes Land, wie die Mythologen vermuten, noch ein Land in der Nähe von Skythien und der Donau.8 Es war ein wirklicher Kontinent, ein bona-fide-Land, das in jenen frühen Tagen keinen Winter kannte und dessen traurige Überreste selbst heute während des ganzen Jahres lediglich eine Nacht und einen Tag erleben. Die nächtlichen Schatten fallen niemals auf dieses Land, sagten die Griechen, denn es ist das Land der Götter, der Lieblingsaufenthalt Apollos, des Gottes des Lichts, und seine Einwohner sind seine geliebten Priester und Diener. Das mag jetzt als poetische Erdichtung betrachtet werden; aber damals war es dichterische Wahrheit.
III. Für den dritten Kontinent schlagen wir den Namen „Lemurien“ vor. Der Name ist eine Erfindung oder eine Idee von P. L. Sclater, der zwischen 1850 und 1860 aus zoologischen Gründen die tatsächliche Existenz eines Kontinentes in prähistorischen Zeiten behauptete, der sich von Madagaskar bis Ceylon und Sumatra erstreckte, wie er zeigte. Er umfasste auch einige Teile des heutigen Afrikas; aber im Übrigen ist dieser ungeheure Kontinent, der sich vom Indischen Ozean bis Australien erstreckte, jetzt gänzlich unter den Wassern des Pazifischen Ozeans verschwunden und lediglich hier und da sind einige seiner Hochlandspitzen als Inseln übriggeblieben. Laut dem Naturforscher A. R. Wallace „erstreckt sich das Australien des Tertiärs bis nach Neuguinea und zu den Salomon-Inseln und vielleicht bis Fidschi“, und auf der Grundlage seiner Beuteltier-Typen schließt er auf „eine Verbindung mit dem nördlichen Kontinent während der [SD # 8] sekundären Periode“, schreibt C. Gould in „Mythical Monsters“, S. 47. Der Gegenstand wird an anderer Stelle ausführlicher behandelt werden.9
IV. „Atlantis“ ist der vierte Kontinent. Er sollte das erste historische Land sein, wo die Traditionen der Alten größere Aufmerksamkeit erfahren würden, als es bis dahin der Fall war. Die berühmte Insel Platons mit diesem Namen war lediglich ein Bruchteil dieses großen Festlandes (siehe „Esoteric Buddhism“).
V. Der fünfte Kontinent war Amerika; da Amerika aber bei den Antipoden liegt, wird das annähernd gleichaltrige Europa und Kleinasien von den indoarischen Okkultisten allgemein als fünfter Kontinent genannt. Würde ihre Lehre dem Erscheinen der Kontinente in ihrer geologischen und geografischen Ordnung folgen, müsste diese Klassifikation geändert werden. Aber da die Reihenfolge der Kontinente der Evolutionsfolge der Rassen angepasst ist, von der ersten bis zur fünften, unserer arischen Wurzelrasse, muss Europa der fünfte große Kontinent genannt werden. Die Geheimlehre rechnet Inseln und Halbinseln nicht mit, und sie folgt auch nicht der heutigen geografischen Verteilung der Land- und Meeresmassen. Seit dem Tag ihrer frühesten Lehren und der Zerstörung des großen Atlantis hat sich das Antlitz der Erde mehr als einmal verändert. Es gab eine Zeit, da das Delta von Ägypten und Nordafrika zu Europa gehörten, bevor die Bildung der Straße von Gibraltar und eine weitere Hebung des Kontinents das Aussehen der Landkarte von Europa gänzlich veränderte. Die letzte größere Veränderung geschah vor etwa 12.000 Jahren,10 [SD # 9] und danach versank Platons kleine atlantische Insel, die er nach ihrem Elterkontinent Atlantis benennt. Geografie war in den Tagen des Altertums ein Teil der Mysterien. Der Zohar sagt (iii. fol. 10a): „Diese Geheimnisse (von Land und Meer) wurden den Männern der Geheimwissenschaft enthüllt, aber nicht den Geografen.“
Die Behauptung, der physische Mensch sei ursprünglich ein vortertiärer, kolossaler Riese gewesen und hätte vor 18.000.000 Jahren existiert, muss den Bewunderern und Gläubigen der modernen Gelehrsamkeit natürlich unsinnig erscheinen. Der gesamte Posse Comitatus der Biologen wird sich von der Vorstellung dieses Titanen der dritten Rasse aus dem Sekundärzeitalter abwenden, einem Wesen, das fähig war, gegen die damals riesenhaften Monster der Luft, des Meeres und des Landes erfolgreich zu kämpfen, gleich seinen Vorvätern, den ätherischen Prototypen der Atlantier, die sich kaum vor dem fürchten mussten, was sie nicht verletzen konnte. Der moderne Anthropologe darf ruhig über unsere Titanen lachen, so wie er über den biblischen Adam lacht und wie der Theologe über seinen affenartigen Vorfahren lacht. Die Okkultisten und ihre strengen Kritiker mögen zu dem Schluss kommen, dass sie derzeit kaum offene Rechnungen miteinander haben. Die okkulten Wissenschaften behaupten auf jeden Fall weniger und geben mehr als die darwinistische Anthropologie oder die biblische Theologie.
Die esoterische Chronologie sollte auch niemanden erschrecken; denn in Bezug auf Zahlen sind die größten Autoritäten heutzutage so unberechenbar und ungewiss wie die Wellen des Mittelmeeres. Allein in Bezug auf die Dauer der geologischen Perioden sind die Gelehrten der Royal Society alle hoffnungslos überfordert und springen mit größter Leichtigkeit von einer Million zu fünfhundert Millionen Jahren, wie sich im Lauf dieses Vergleiches mehrfach zeigen wird.
Man nehme für unseren gegenwärtigen Zweck ein Beispiel – die von Croll angestellten Berechnungen. Ob nach dieser Autorität vor 2.500.000 Jahren der Tertiär begann oder aber, wie ihn ein amerikanischer Geologe sagen lässt,11 das Eozän, oder ob wiederum Croll nach dem Zitat eines englischen Geologen12 „seit dem Beginn des Eozäns fünfzehn Millionen Jahre veranschlagt“ – beide Angaben decken [SD # 10] die von der Geheimlehre aufgestellten Behauptungen.13 Letztere gibt den Zeitraum zwischen der beginnenden und der schließlichen Evolution der vierten Wurzelrasse auf den lemuro-atlantischen Kontinenten mit fünf Millionen Jahren an; eine Million Jahre für die fünfte oder arische Rasse bis heute und ungefähr 850.000 Jahre seit dem Untergang der letzten mächtigen Halbinsel des großen Atlantis – so kann all das leicht innerhalb der von Croll für die Tertiärzeit eingeräumten 15.000.000 Jahre stattgefunden haben. Aber chronologisch gesprochen ist die Dauer der Periode von sekundärer Bedeutung, da wir letztendlich noch auf gewisse amerikanische Wissenschaftler zurückgreifen können. Unbeeindruckt von der Tatsache, dass ihre Behauptungen nicht nur zweifelhaft, sondern auch absurd genannt werden, halten diese Herren dennoch daran fest, dass der Mensch bereits in der sekundären Epoche existierte. Sie fanden im Gestein dieser Formation menschliche Fußstapfen, und des Weiteren findet M. de Quatrefages keinen stichhaltigen wissenschaftlichen Grund dafür, dass der Mensch während des Sekundärzeitalters nicht existiert haben sollte.
Nüchtern betrachtet sind die „Zeitalter“ und Perioden in der Geologie lediglich konventionelle Begriffe, da sie bis jetzt kaum abgegrenzt sind und außerdem [SD # 11] keine zwei Geologen oder Naturforscher in Bezug auf die Zahlen übereinstimmen. So verbleibt dem Okkultisten von der gelehrten Bruderschaft ein weiter Spielraum zur Auswahl. Sollten wir zu unserer Unterstützung T. Mellard Reade heranziehen? Dieser behauptet in einer von ihm im Jahr 1878 vor der Royal Society verlesenen Schrift über „Kalkstein als Maßstab geologischer Zeit“, dass der zur Bildung der Sedimentschichten und zur Ausscheidung von Kalkstoffen notwendige Zeitraum mindestens rund 600 Millionen Jahre betrage (siehe „Proceedings of Royal Society“, London, Vol. XXVIII, S. 281); oder sollten wir in Darwins Werken Unterstützung für unsere Chronologie finden, worin er entsprechend seiner Theorie für die organischen Umformungen zwischen 300 und 500 Millionen Jahre verlangt? Sir C. Lyell und Prof. Haughton begnügten sich damit, den Beginn der kambrischen Periode um 200, respektive um 240 Millionen Jahre zurückzuversetzen. Geologen und Zoologen beanspruchen die längste Zeitperiode, obwohl Huxley einstmals den Beginn der Verkrustung der Erde um 1.000 Millionen Jahre zurückversetzte und kein einziges Millenium davon aufgeben wollte.
Der Schwerpunkt liegt für uns nicht in der Frage, ob die Naturforscher in Bezug auf die Dauer der geologischen Perioden übereinstimmen oder nicht, sondern vielmehr auf ihrer vollkommenen Übereinstimmung, wunderbarerweise, in einem Punkt, und zwar in einem sehr wichtigen. Sie alle stimmen darin überein, dass im „Miozän“ – einerlei ob vor 1 oder 10 Millionen Jahren – Grönland und sogar Spitzbergen, die Überreste unseres zweiten oder hyperboreischen Kontinents, „ein nahezu tropisches Klima aufwiesen“. Nun hatten die vorhomerischen Griechen eine lebendige Tradition über dieses „Land der ewigen Sonne“ bewahrt, in das ihr Apollo jedes Jahr reiste. Die Wissenschaft sagt: „Im Miozän entwickelte Grönland (70 ° nördlicher Breite) eine Fülle von Bäumen wie die Eibe, das Rotholz, den Mammutbaum, der der kalifornischen Art verwandt ist, Buchen, Platanen, Weiden, Eichen, Pappeln und Walnussbäume sowie eine Magnolie und einen Zapfenfarn; kurz gesagt, in Grönland kamen südliche Pflanzen vor, die in den nördlichen Gegenden unbekannt sind.
Und jetzt kommt natürlich eine Frage auf. Wenn die Griechen in den Tagen Homers Kenntnis von einem hyperboreischen Land hatten, d. h. von einem gesegneten Land jenseits des Bereichs Boreas, des Gottes des Winters und der Orkane, einer idealen Region, welche die späteren Griechen und ihre klassischen Schreiber vergeblich jenseits von Skythien zu versetzen suchten, einem Land, wo die Nächte kurz waren und die Tage lang und jenseits davon einem Land, wo die Sonne niemals unterging und Palmen im Freien wuchsen – wenn sie von alledem Kenntnis hatten, wer hat ihnen dann davon erzählt? Zu [SD # 12] ihrer Zeit, und Zeitalter vorher, muss Grönland sicherlich bereits mit ewigem Schnee, mit niemals tauendem Eis bedeckt gewesen sein, geradeso wie heute. Alles deutet darauf hin, dass das Land mit den kurzen Nächten und den langen Tagen Norwegen oder Skandinavien war, jenseits dessen das gesegnete Land des ewigen Lichts und des Sommers lag. Damit die Griechen das alles wissen konnten, müssen sie ihre Tradition von einem Volk überliefert bekommen haben, das älter war als sie selbst, das vertraut war mit jenen klimatischen Einzelheiten, von denen die Griechen selbst nichts wissen konnten. Selbst in unseren Tagen vermutet die Wissenschaft, dass jenseits der Polarmeere am Rande des arktischen Pols ein Meer existiert, das niemals gefriert und ein Festland, das immer grün ist. Die archaischen Lehren und auch die Puranas – für jemanden, der ihre Allegorien versteht – enthalten dieselben Behauptungen. Für uns genüge somit die starke Wahrscheinlichkeit, dass während des Miozäns der modernen Wissenschaft, zu einer Zeit, da Grönland ein nahezu tropisches Land war, dort ein der heutigen Geschichte unbekanntes Volk lebte.
Anmerkung: Der Leser wird ersucht, im Gedächtnis zu behalten, dass das erste und die darauffolgenden Kapitel nicht genau der zeitlichen Abfolge entsprechen. Im ersten Kapitel werden die Stanzen, die das Gerüst der Darlegung bilden, gegeben und gewisse wichtige Punkte kommentiert und erklärt. In den folgenden Kapiteln werden verschiedene zusätzliche Einzelheiten zusammengetragen und eine vollständigere Erklärung des Gegenstandes versucht.
Fußnoten
1 Siehe Genesis 2,19. Adam wird im siebten Vers geformt, und im neunzehnten Vers wird gesagt: „Und Jehova Gott bildete aus dem Erdboden alles Getier des Feldes und alles Gevögel des Himmels, und er brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde.“ Somit wurde der Mensch vor den Tieren erschaffen; denn die im ersten Kapitel erwähnten Tiere sind die Tierkreiszeichen, wohingegen der Mensch, „Mann und Frau“, nicht der Mensch ist, sondern die Schar der Sephiroth; Kräfte oder Engel, „erschaffen ihm (Gott) zum Bilde, zum Bilde Gottes“. Adam, der Mensch, wurde nicht nach diesem Ebenbild erschaffen, noch wird das in der Bibel behauptet. Obendrein ist der zweite Adam esoterisch eine Siebenheit, die sieben Menschen oder vielmehr Menschengruppen darstellt. Denn der erste Adam – Kadmon – ist die Synthese der zehn Sephiroth. Von diesen verbleibt die obere Triade als zukünftige „Dreieinigkeit“ in der archetypischen Welt, während die sieben niederen Sephiroth die manifestierte materielle Welt erschaffen, und diese Siebenheit ist der zweite Adam. Die Genesis und die Mysterien, auf deren Grundlage sie erschaffen wurde, kamen aus Ägypten, der „Gott“ des ersten Kapitels der Genesis ist der Logos, und der Gott, der Herr“ des zweiten Kapitels stellt die schöpferischen Elohim dar, die niederen Mächte.
2 So sagt Pymander: „Dieses ist das Mysterium, das bis zum heutigen Tag verborgen war. Da die Natur mit dem Himmlischen Menschen (den Elohim oder Dhyanis) vermischt wurde, brachte sie ein Wunder hervor . . . . sieben Menschen, alle männlich und weiblich (hermaphroditisch) . . . der Natur der sieben Regenten entsprechend“ – (2. Buch, 29) – oder der sieben Scharen der Pitris oder Elohim, die ihn projizierten und erschufen. Das ist sehr klar, aber dennoch, schaut man sich nur die Erklärung selbst unserer modernen Theologen an, Männer, die angeblich gescheit und gelehrt sein sollen ! In den „Theologischen und philosophischen Werken des Hermes Trismegistos, des christlichen ( ?) Neoplatonikers“, einem Werk, das von John David Chambers vom Oriel College in Oxford zusammengestellt wurde, fragt sich der Übersetzer, „für wen die sieben Menschen bestimmt sind“. Er löst das Problem mithilfe der Schlussfolgerung, dass „der ursprüngliche Modellmensch (der Adam Kadmon der Genesis, Kap. I) männlich-weiblich war, die Sieben bedeuten vielleicht die darauffolgenden in der Genesis genannten Patriarchen“ (S. 9) . . . Eine wahre theologische Art, den Gordischen Knoten durchzuschlagen.
3 Da jetzt behauptet wird, dass die chaldäischen Tontafeln mit der allegorischen Beschreibung der Schöpfung, des Falles und der Flut, selbst bis hin zur Legende des Turms von Babylon „vor der Zeit von Moses“ (siehe G. Smith, „The Chaldean Account of Genesis“, S. 300) geschrieben wurden, wie kann da der Pentateuch eine Offenbarung genannt werden ? Er ist lediglich eine andere Lesart derselben Geschichte.
4 Siehe § „Adam-Adami“ in Teil II dieses Bandes.
5 Siehe Plinius, 4, Kap. 12; Strabo, 10; Herodot, 7, Kap. 108; Pausanias, 7. Kap. 4. etc.
6 Unter „ursprünglich“ meinen wir den „Amschaspand“, genannt „Zarathustra, der Herr und Lenker des von Yima in diesem Land gemachten Vara“. Es gab verschiedene Zarathustras oder Zertusts, der Dabistan allein zählt dreizehn; aber diese waren alle Reinkarnationen des ersten. Der letzte Zoroaster war der Begründer des Feuertempels von Azareksh und der Verfasser der Werke über die ursprüngliche heilige magische Religion, die Alexander zerstörte.
7 In Indien ein „Tag Brahmâs“ genannt.
8 Siehe Volcker, „Mythological Geography“, S. 145 bis 170.
9 Es ist jedoch zu bemerken, dass Wallace die Idee Sclaters nicht akzeptiert und ihr sogar entgegentritt. Sclater vermutet ein Land oder einen Kontinent, der früher Afrika, Madagaskar und Ceylon vereinte (jedoch ohne Australien und Indien). Und A. R. Wallace zeigt in seiner „Geographical Distribution of Animals“ und im „Island Life“, dass die Hypothese eines solchen Landes auf der Basis der angeführten zoologischen Gründe keinesfalls gerechtfertigt sei. Aber er gesteht zu, dass Indien und Australien sicherlich viel näher beieinander lagen und zwar vor derartig langer Zeit, dass sie „bestimmt prätertiär“ war und fügt in einem Privatbrief hinzu, dass „diesem angenommenen Land noch kein Name gegeben worden ist“. Doch das Land existierte und war natürlich prätertiär, weil „Lemurien“ (wenn wir diesen Namen für den dritten Kontinent akzeptieren) zugrunde gegangen war bevor sich Atlantis vollständig entwickelt hatte; und Letzteres war vor dem Ende des Miozäns versunken und seine Hauptteile verschwunden.
10 Ein weiterer „Zufall“:
„Nun ist es erwiesen, dass in jüngerer geologischer Zeit dieser Bereich von Nordafrika in der Tat eine Halbinsel von Spanien war und dass ihre Vereinigung mit (dem eigentlichen) Afrika im Norden durch den Durchbruch der Straße von Gibraltar bewirkt wurde, und im Süden durch eine Hebung, welcher die Sahara ihre Existenz verdankt. Die Küste des einstigen Saharameeres wird durch Schalen von derselben Gastropoda gekennzeichnet, die an den Küsten des Mittelmeers leben.“ (Prof. Oscar Schmidt, „Doctrine of Descent and Darwinism“, S. 244).
11 A. Winchell, Professor der Geologie, „World-Life“, S. 369.
12 Charles Gould, verstorbener geologischer Sachverständiger Tasmaniens, in den „Mythical Monsters“, S. 84.
13 Sir Charles Lyell, dem die „glückliche Erfindung der Ausdrücke Eozän, Miozän und Pliozän“ zur Bezeichnung der drei Unterteilungen der Tertiärzeit zugeschrieben wird, hätte sich eigentlich auf irgendein annäherndes Alter für seine „Geisteskinder“ festlegen sollen. Da er jedoch die Dauer dieser Perioden den Spekulationen der Spezialisten überlassen hat, ist das Resultat seiner glücklichen Gedanken die größte Verwirrung und Ratlosigkeit. Es scheint ein hoffnungsloses Unterfangen, eine einzige Zahlenreihe aus einem Werk anzuführen, ohne Gefahr zu laufen, derselben vom gleichen Verfasser in einem früheren oder nachfolgenden Buch widersprochen zu finden. Sir William Thomson, eine der hervorragendsten modernen Autoritäten, hat seine Meinung über das Alter der Sonne und die Zeit der Bildung der Erdkruste ungefähr ein halbes Dutzend Mal geändert. In Thomson und Taits „Natural Philosophy“ finden wir lediglich einen Zeitraum von zehn Millionen Jahre zugestanden, seit die Temperatur auf der Erde den Beginn pflanzlichen Lebens gestattete (App. D et seq., ebenso §§ 832; „Trans. Roy. Soc. Edin.“, xxiii Pt, I 157, 1862, wo 847 in der Glasgower Ansprache widerrufen wird). Darwin gibt Sir William Thomsons Schätzung mit „minimal 98 und maximal 200 Millionen Jahren seit der Bildung der Erdkruste an“ (siehe Ch. Gould). In demselben Werk („Nat. Phil.“) werden 80 Millionen Jahre für den Zeitraum von der beginnenden Verkrustung bis zum gegenwärtigen Zustand der Erde angegeben. Und in seiner letzten Vorlesung, wie an anderer Stelle gezeigt, erklärt Sir William Thomson (1887), die Sonne sei nicht älter als 15 Millionen Jahre ! Croll, dessen Argumente über die Grenzen des Alters der Sonnenwärme auf zuvor von Sir William Thomson aufgestellten Zahlen basieren, gibt unterdessen an, dass seit dem Beginn der kambrischen Periode 60 Millionen Jahre vergangen seien. Das macht den Liebhabern exakten Wissens Hoffnung. Welche Zahlen die okkulte Wissenschaft auch immer angeben wird, sie werden sicherlich durch irgendeine moderne wissenschaftliche Autorität bestätigt.
[SD # 13]
Band II, TEIL I
Anthropogenesis
Übersetzung der Stanzen
mit Kommentaren versehen
aus dem
Geheimen Buch des Dzyan
[SD # 14]
Zu Urzeiten, eine Jungfer,
Die schöne Tochter des Äthers,
Zeitalter hatte sie verbracht
In der großen Himmelsweite.
. . . . . . . .
Sieben hundert Jahre wandern,
Sieben hundert Jahre Arbeit,
Bis ihr Erstes war geboren.
. . . . . . . .
Schöne Ente sank herunter,
Eilte zur Wasser-Mutter gleich.
. . . . . . . .
Leise sitzt sie hin auf die Knie,
Findet einen Platz für ihr Nest,
Schutz für ihre Eier bietend,
Legt vergnüglich ihre Eier,
Sechs, sie legt die gold’nen Eier,
Das Siebte, ein eisernes Ei …..“
(Kalavala, Rune I)
[SD # 15]
Anthropogenesis in dem geheimen Band
(Wortgetreue Auszüge1)
Stanze I
1. Der Lha, der die Vierte dreht, dient dem Lha der Sieben, die kreisend ihre Wagen fahren um ihren Herrn, das Eine Auge. Sein Atem spendete Leben den Sieben; er gab Leben der Ersten.
2. Die Erde sprach: „Herr des Strahlenden Angesichts; mein Haus ist leer . . . . sende deine Söhne dieses Rad zu bevölkern. Du sandtest deine sieben Söhne zum Herrn der Weisheit. Er erblickt dich siebenmal näher bei sich, siebenmal mehr fühlt er dich. Deinen Dienern, den kleinen Ringen, hast du verboten, dein Licht und deine Wärme einzufangen, deine große Güte, es auf seinem Weg aufzuhalten. Sende dieselbe nun deiner Dienerin.“
3. Da sprach der „Herr des Strahlenden Angesichts“: „Ich werde dir ein Feuer senden, wenn dein Werk begonnen ist. Erhebe deine Stimme an andere Lokas; wende dich an deinen Vater, den Herrn des Lotus, um seine Söhne . . . . dein Volk soll unter der Führung der Väter stehen. Deine Menschen werden Sterbliche sein. Die Menschen des Herrn der Weisheit, nicht die Lunaren Söhne, sind unsterblich. Lass ab von deinen Klagen. Du trägst noch deine sieben Häute . . . . du bist noch nicht bereit. Deine Menschen sind nicht bereit.“
4. Nach großen Schmerzen warf sie ihre alten drei ab und zog ihre sieben neuen Häute an, und stand da in ihrer ersten.
Stanze II
5. Das Rad wirbelte weitere dreißig Crore. Es baute Rupas: weiche Gesteine, die aushärteten; harte Pflanzen, die weich wurden. Sichtbares aus Unsichtbarem, Insekten und kleine Leben. Wann immer sie die Mutter überrannten, schüttelte sie sie ab . . . . [SD # 16] Nach dreißig Croren drehte sie sich um. Sie lag auf ihrem Rücken; auf ihrer Seite . . . Sie würde die Söhne des Himmels nicht rufen, sie würde die Söhne der Weisheit nicht fragen. Sie erschuf aus ihrem eigenen Schoß. Sie brachte Wassermenschen hervor, schrecklich und böse.
6. Die Wassermenschen, schrecklich und böse, schuf sie selbst aus den Überresten von anderen, aus Schlacke und Schleim ihrer Ersten, Zweiten und Dritten bildete sie dieselben. Die Dhyanis kamen und sahen – Die Dhyanis aus dem hellen Vater-Mutter, aus den weißen Regionen kamen sie, aus den Wohnstätten der unsterblichen Sterblichen.
7. Sie waren unzufrieden. Unser Fleisch ist nicht da. Keine geeigneten Rupas für unsere Brüder von der Fünften. Keine Wohnstätten für die Leben. Reine Wasser, nicht trübe, müssen sie trinken. Lasst sie uns trocknen.
8. Die Flammen kamen. Die Feuer mit den Funken; die Nachtfeuer und die Tagfeuer. Sie trockneten die trüben dunklen Wasser aus. Mit ihrer Hitze schreckten sie dieselben ab. Die Lhas aus der Höhe und die Lhamayin aus der Tiefe kamen. Sie erschlugen die Formen, die zwei- und viergesichtig waren. Sie bekämpften die Ziegenmenschen und die hundsköpfigen Menschen und die Menschen mit Fischkörpern.
9. Mutter-Wasser, die große See, weinte. Sie erhob sich, sie verschwand in den Mond, der sie emporgehoben hatte, der sie geboren hatte.
10. Als sie zerstört waren, verblieb Mutter-Erde leer. Sie bat darum, getrocknet zu werden.
Stanze III
11. Der Herr der Herren kam. Von ihrem Körper trennte er die Wasser, und dies war der Himmel oben, der erste Himmel.
12. Die großen Chohans riefen die Herren des Mondes, der luftigen Körper: „Bringet Menschen hervor, Menschen eurer Art. Gebt ihnen ihre inneren Formen. Sie wird die äußeren Hüllen erbauen. Männlich-Weiblich werden sie sein. Auch Herren der Flamme . . . . “
13. Sie gingen ein jeder in sein angewiesenes Land: Sieben von ihnen, jeder auf seinen Platz. Die Herren der Flamme blieben zurück. Sie wollten nicht gehen, sie wollten nicht erschaffen.
[SD # 17]
Stanze IV
14. Die sieben Scharen, die „aus dem Willen geborenen Herren“, vom Geist des Leben-Schenkens getrieben, trennen die Menschen von sich selbst, jeder in seinem eigenen Bereich.
15. Siebenmal sieben Schatten der zukünftigen Menschen wurden geboren, ein jeder von seiner eigenen Farbe und Art. Ein jeder seinem Vater untergeordnet. Die Väter, die Knochenlosen, konnten den Wesen mit Knochen kein Leben schenken. Ihre Nachkommen waren Bhuta, ohne Form und Gemüt. Deshalb werden sie Chhaya genannt.
16. Wie werden die Manushya geboren? Die Manus mit Gemüt, wie werden sie gemacht? Die Väter riefen ihr eigenes Feuer zu ihrer Hilfe; welches das Feuer ist, das in der Erde brennt. Der Geist der Erde rief das Sonnenfeuer zu seiner Hilfe. In ihren gemeinsamen Anstrengungen brachten die drei einen guten Rupa hervor. Er konnte stehen, laufen, liegen und fliegen. Aber er war noch immer bloß ein Chhaya, ein Schatten ohne Gemüt . . . .
17. Der Atem brauchte eine Form; die Väter gaben sie. Der Atem brauchte einen grobstofflichen Körper; die Erde formte ihn. Der Atem brauchte den Lebensgeist; die Sonnen-Lhas hauchten ihn seiner Form ein. Der Atem brauchte einen Spiegel seines Körpers; „Wir gaben ihm unseren eigenen“, sagten die Dhyanis. Der Atem brauchte einen Träger der Begierden; „Er hat ihn“, sagte der Trockner der Wasser. Aber der Atem braucht ein Gemüt, um das Universum zu umfassen; „Das können wir nicht geben“, sagten die Väter. „Ich hatte es nie“, sagte der Geist der Erde. „Die Form würde verzehrt, gäbe ich ihm meines“, sagte das Große Feuer . . . . Der Mensch blieb ein leerer, vernunftloser Bhuta . . . . So gaben die Knochenlosen jenen Leben, die in der Dritten Menschen mit Knochen wurden.
Stanze V
18. Die Ersten waren die Söhne des Yogas. Ihre Söhne die Kinder des Gelben Vaters und der Weißen Mutter.
19. Die Zweite Rasse war das Produkt von Knospung und [SD # 18] Ausdehnung, die Ungeschlechtlichen der Geschlechtslosen.2 So ward, oh Lanu, die Zweite Rasse hervorgebracht.
20. Ihre Väter waren die Selbstgeborenen. Die Selbstgeborenen, die Chhaya aus den strahlenden Körpern der Herren, der Väter, der Söhne des Zwielichts.
21. Als die Rasse alt wurde, mischten sich die alten Wasser mit den frischeren Wassern. Als ihre Tropfen trübe wurden, vergingen sie und verschwanden in dem neuen Strom, in dem heißen Lebensstrom. Das Äußere der Ersten wurde das Innere der Zweiten. Der alte Flügel wurde der neue Schatten und der Schatten des Flügels.
Stanze VI
22. Dann evolvierte die Zweite die Eigeborene, die Dritte. Der Schweiß wuchs, seine Tropfen wuchsen, und die Tropfen wurden hart und rund. Die Sonne erwärmte ihn; der Mond kühlte und gestaltete ihn; der Wind nährte ihn bis zu seiner Reife. Der weiße Schwan aus dem Sternengewölbe überschattete den großen Tropfen. Das Ei der zukünftigen Rasse, der Menschenschwan der späteren Dritten. Zuerst männlich-weiblich, dann Mann und Frau.
23. Die Selbstgeborenen waren die Chhayas: die Schatten aus den Körpern der Söhne des Zwielichts.
Stanze VII
24. Die Söhne der Weisheit, die Söhne der Nacht, zur Wiedergeburt bereit, kamen herab. Sie sahen die abscheulichen Formen der ersten Dritten. „Wir können wählen“, sagten die Herren, „wir besitzen Weisheit“. Einige traten in die Chhayas ein. Einige projizierten den Funken. Einige warteten bis zur Vierten. Aus ihrem eigenen Rupa füllten sie Kama. Jene, die eintraten, wurden Arhats. Jene, die nur einen Funken erhielten, blieben ohne Erkenntnis; der Funke brannte schwach. Die Dritten blieben ohne Gemüt. Ihre Jivas waren nicht [SD # 19] bereit. Unter den Sieben wurden sie beiseite gesetzt. Sie wurden engstirnig. Die Dritten waren bereit. „In diesen werden wir wohnen“, sprachen die Herren der Flamme.
25. Wie handelten die Manasa, die Söhne der Weisheit? Sie lehnten die Selbstgeborenen ab. Sie sind nicht bereit. Sie verschmähten die Schweißgeborenen. Sie sind nicht ganz bereit. Sie wollten nicht eintreten in die ersten Eigeborenen.
26. Als die Schweißgeborenen die Eigeborenen hervorbrachten, die Zweifältigen und die Mächtigen, die Starken mit Knochen, da sprachen die Herren der Weisheit: „Nun werden wir erschaffen.“
27. Die Dritte Rasse wurde das Vahan der Herren der Weisheit. Sie erschuf „Söhne von Wille und Yoga“, durch Kriyashakti erschuf sie sie, die heiligen Väter, Vorfahren der Arhats.
Stanze VIII
28. Aus den Schweißtropfen; aus dem Rückstand der Substanz; Materie toter Körper von Mensch und Tier des vorangegangenen Rades; und aus abgeworfenem Staub wurden die ersten Tiere hervorgebracht.
29. Tiere mit Knochen, Drachen der Tiefe und fliegende Sarpas wurden den kriechenden Dingen hinzugefügt. Die auf dem Boden kriechen bekamen Flügel. Die mit den langen Hälsen im Wasser wurden die Vorfahren der Vögel der Lüfte.
30. Während der Dritten Rasse wuchsen und veränderten sich die knochenlosen Tiere; sie wurden zu Tieren mit Knochen, ihre Chhayas wurden fest.
31. Die Tiere trennten sich zuerst. Sie begannen sich fortzupflanzen. Der zweifältige Mensch teilte sich ebenfalls. Er sagte: „Tun wir es ihnen gleich; vereinigen wir uns und machen Geschöpfe.“ Sie taten es.
32. Und jene, die keinen Funken hatten, nahmen ungeheure weibliche Tiere zu sich. Sie zeugten stumme Rassen mit ihnen. Stumm waren sie selbst. Doch ihre Zungen lösten sich. Die Zungen ihrer Nachkommen blieben still. Monster brachten sie hervor. Eine Rasse von gebeugten, mit rotem Haar bedeckten Monstern, die auf allen Vieren liefen. Eine stumme Rasse, um die Schande unausgesprochen zu bewahren.
[SD # 20]
Stanze IX
33. Als sie das sahen, weinten die Lhas, die keine Menschen gebildet hatten und sagten:
34. „Die Amanasa haben unsere zukünftigen Wohnstätten entweiht. Das ist Karma. Lasst uns in den anderen wohnen. Lasst sie uns besser belehren, damit nicht Schlimmeres geschehe.“ Sie taten es . . . .
35. Da wurden alle Menschen mit Manas begabt. Sie sahen die Sünde jener Vernunftlosen.
36. Die Vierte Rasse entwickelte die Sprache.
37. Die Einen wurden Zwei; ebenso alle lebenden und kriechenden Wesen, die noch eins waren, riesige Fischvögel und Schlangen mit Muschelköpfen.
Stanze X
38. So brachte die Dritte Rasse in den sieben Zonen die Menschen der Vierten Rasse paarweise hervor; die Götter wurden Nicht-Götter; die Suras wurden A-suras.
39. Die Erste in jeder Zone war mondfarben; die Zweite gelb wie Gold; die Dritte rot; die Vierte braun, vor Sünde wurde sie schwarz. Die ersten sieben menschlichen Schößlinge waren alle von einer Farbe. Die nächsten sieben begannen sich zu vermischen.
40. Groß wurde die Vierte vor Stolz. Wir sind die Könige, sagten sie; wir sind die Götter.
41. Sie nahmen Frauen, schön anzusehen. Frauen von den Verstandlosen, den Schwachköpfigen. Sie brachten Monster hervor, bösartige Dämonen, männlich und weiblich, auch Khado (Dakini) mit beschränktem Verstand.
42. Sie erbauten Tempel für den menschlichen Körper. Das Männliche und Weibliche verehrten sie. Da war das Dritte Auge nicht mehr aktiv.
Stanze XI
43. Sie erbauten riesige Städte. Aus seltenen Erden und Metallen erbauten sie sie und aus den ausgespienen Feuern, aus dem weißen Stein [SD # 21] der Berge und aus dem schwarzen Stein hieben sie ihre eigenen Ebenbilder, so groß wie sie selbst und nach ihrem Bildnis, und sie beteten sie an.
44. Sie schufen große Bildnisse, neun Yatis hoch, in der Größe ihrer Körper. Innere Feuer hatten das Land ihrer Väter zerstört. Das Wasser bedrohte die Vierte.
45. Die ersten großen Wasser kamen. Sie verschlangen die sieben großen Inseln.
46. Alle Heiligen gerettet, die Nicht-Heiligen vernichtet. Mit ihnen die meisten der riesigen Tiere, hervorgebracht aus dem Schweiß der Erde.
Stanze XII
47. Wenige Menschen verblieben. Einige gelbe, einige braune und schwarze und einige rote verblieben. Die mondfarbenen waren für immer verschwunden.
48. Die Fünfte, hervorgebracht aus dem heiligen Stamm, verblieb; sie wurde von den ersten göttlichen Königen regiert.
49. . . . . Die erneut herabstiegen, die Frieden schlossen mit der Fünften, die sie lehrten und unterwiesen. . . . . .
[SD # 22]
Stanze I3
Anfänge des empfindungsfähigen Lebens
§§ (1) Der Lha, oder der Geist der Erde (2) Anrufung der Erde an die Sonne (3) Was die Sonne antwortet (4) Umwandlung der Erde
1. Der Lha (a), der die Vierte (den vierten Globus oder unsere Erde) dreht, dient dem (den) Lha(s) der Sieben (oder Planetengeistern) (b), die kreisend ihre Wagen fahren um ihren Herrn, das Eine Auge (Loka-Chakshus) unserer Welt. Sein Atem spendet Leben den Sieben (spendet den Planeten Licht). Er gab Leben der Ersten (c). „Sie alle sind Drachen der Weisheit“, fügt der Kommentar hinzu (d).
(a) Lha ist die alte Bezeichnung in den transhimalayischen Regionen für „Geist“, für ein beliebiges himmlisches oder übermenschliches Wesen, und er umfasst die ganze Reihe himmlischer Hierarchien, vom Erzengel oder Dhyani bis hinab zu einem Engel der Finsternis oder irdischen Geist.
(b) Dieser Ausdruck zeigt in klarer Sprache, dass der Schutzgeist unseres Globus, des vierten in der Kette, dem Hauptgeist (oder Gott) der sieben planetarischen Genien oder Geister untergeordnet ist. Wie bereits erklärt, hatten die Alten in ihrer Götterlitanei sieben Haupt-Mysteriengötter, deren Anführer exoterisch die sichtbare Sonne oder der achte war, und esoterisch der zweite Logos, der Demiurg. Die Sieben (die jetzt in der christlichen Religion zu den „sieben Augen des Herrn“ geworden sind) waren die Regenten der sieben Haupt-Planeten; diese aber wurden nicht [SD # 23] in derselben Reihenfolge aufgezählt wie sie später Menschen ersannen, welche die wirklichen Mysterien entweder vergessen oder eine unzutreffende Vorstellung von ihnen hatten und die weder Sonne noch Mond noch die Erde enthielten. Die Sonne war exoterisch das Haupt der zwölf großen Götter oder Tierkreiskonstellationen; und esoterisch der Messias, der Christos (das vom Großen Atem oder dem Einen gesalbte Subjekt), umgeben von seinen zwölf untergeordneten Mächten, und selbst auch wieder jedem der sieben „Mysteriengötter“ der Planeten unterstellt.
„Die sieben Höheren veranlassen die sieben Lhas, die Welt zu erschaffen“, sagt ein Kommentar. Das bedeutet, dass unsere Erde, um den Rest beiseite zu lassen, von irdischen Geistern geschaffen oder gestaltet wurde, während die „Regenten“ lediglich die Aufseher waren. Das ist der erste Keim, der Samen von dem, was später zum Baum der Astrologie und Astrolatrie heranwuchs. Die Höheren waren die Kosmokratoren, die Erbauer unseres Sonnensystems. Das bestätigen alle alten Kosmogonien: die von Hermes, die der Chaldäer, der Arier, der Ägypter und selbst die der Juden. Der Himmelsgürtel, die Zeichen des Tierkreises (die Heiligen Tiere) sind ebenso die Bne’ Alhim (Söhne der Götter oder der Elohim) wie die Geister der Erde, aber sie gehen diesen voraus. Soma und Sin, Isis und Diana, sind alle Mond-Götter oder -Göttinnen und werden die Väter und Mütter unserer Erde genannt, welche ihnen untergeordnet ist. Aber diese sind ihrerseits ihren „Vätern“ und „Müttern“ – Letztere sind austauschbar und jede Nation hat andere – untergeordnet, den Göttern und ihren Planeten, wie zum Beispiel Jupiter, Saturn, Bel, Brihaspati etc.
(c) „Sein Atem spendete Leben den Sieben“, bezieht sich ebenso auf die Sonne, die den Planeten Leben gibt, wie auf den „Hohen“, die spirituelle Sonne, die dem ganzen Kosmos Leben spendet. Die astronomischen und astrologischen Schlüssel, die das Tor zu den Geheimnissen der Theogonie eröffnen, können nur in den späteren, die Stanzen begleitenden Glossaren gefunden werden.
In den apokalyptischen Shlokas der archaischen Aufzeichnungen ist die Sprache ebenso symbolisch, wenn auch weniger mythisch als in den Puranas. Ohne die Hilfe der später von Generationen von Adepten zusammengetragenen Kommentare wäre es unmöglich, die Bedeutung richtig zu verstehen. In den alten Kosmogonien sind die sichtbaren und die unsichtbaren Welten die doppelten Glieder ein und derselben Kette. Wie der unsichtbare Logos mit seinen sieben Hierarchien (jede repräsentiert oder personifiziert durch ihren obersten Engel oder Rektor) eine Macht bildet, die innere und die unsichtbare; so bilden in der Welt der Formen die Sonne und die sieben Hauptplaneten die sichtbare und aktive Potenz; wobei letztere „Hierarchie“ sozusagen den sichtbaren und objektive Logos der unsichtbaren und der (ausgenommen auf den niedrigsten Stufen) immer subjektiven Engel darstellt.
So heißt es – um zur Anschauung ein wenig vorzugreifen –, dass jede Rasse in ihrer [SD # 24] Evolution unter dem unmittelbaren Einfluss einer der Planeten geboren wird: Die erste Rasse empfing ihren Lebensodem von der Sonne, wie wir später sehen werden; indes soll die dritte Menschheit – die in die Zeugung fiel oder bei der androgyne zu getrennten Wesenheiten wurden, die einen männlich und die anderen weiblich – unter dem unmittelbaren Einfluss von Venus stehen, „der kleinen Sonne, in welcher die Sonnenkugel ihr Licht aufspeichert“.
Die Übersicht der Stanzen in Band I zeigte, dass die Genesis4 der Götter und der Menschen in und von ein und demselben Punkt ausgeht, und zwar der einen universalen, unveränderlichen, ewigen und unbedingten Einheit. Wie wir gesehen haben, manifestierte sich ihr ursprünglicher Aspekt wie folgt: (1) in der Sphäre der Objektivität und Physik als ursprüngliche Substanz und Kraft (zentripetale und zentrifugale, positive und negative, männliche und weibliche etc. etc.; (2) in der Welt der Metaphysik als der Geist des Universums oder die kosmische Ideenbildung, von einigen als Logos bezeichnet.
Dieser Logos ist die Spitze des pythagoreischen Dreiecks. Wenn das Dreieck vollständig ist, wird es zur Tetraktys oder zum Dreieck im Quadrat, und das ist das duale Symbol des vierbuchstabigen Tetragrammatons im manifestierten Kosmos und seines wurzelhaften dreifachen Strahls im Unmanifestierten oder in seinem Noumenon.
Metaphysischer betrachtet ist die hier gegebene Klassifikation der kosmischen Höchsten eher bequem als philosophisch absolut genau. Am Beginn eines großen Manvantaras manifestiert sich Parabrahman als Mulaprakriti und dann als der Logos. Dieser Logos ist gleichbedeutend mit dem „unbewussten Universalgemüt“ etc. der westlichen Pantheisten. Er bildet die Grundlage der subjektiven Seite des manifestierten Daseins und ist die Quelle aller Manifestationen individuellen Bewusstseins. Mulaprakriti oder ursprüngliche kosmische Substanz ist die Grundlage der objektiven Seite der Dinge – die Grundlage aller gegenständlichen Evolution und Kosmogenesis. Die Kraft taucht also nicht mit der ursprünglichen Substanz aus der parabrahmanischen Latenz auf. Sie ist die Umwandlung des überbewussten Gedankens des Logos in Energie, eingegossen sozusagen in die Vergegenständlichung des Letzteren aus der potenziellen Latenz in der Einen Wirklichkeit. Daraus entspringen die wunderbaren Gesetze der Materie, daher die „Ur-Impression“, so vergeblich besprochen von Bischof Temple. Die Kraft ist somit nicht synchron mit der ersten Objektivierung von Mulaprakriti. Da aber Letztere außerdem unbedingt und notwendigerweise träge ist – eine bloße Abstraktion – ist es unnötig, in Bezug auf die Ordnung der Aufeinanderfolge der [SD # 25] kosmischen Urdinge ein allzu feines Spinnennetz von Spitzfindigkeiten auszuweben. Kraft folgt auf Mulaprakriti; aber ohne Kraft ist Mulaprakriti für alle praktischen Absichten und Zwecke nicht existent.5
Der „Himmlische Mensch“ (Tetragrammaton), der Protogonos ist, Tiqqun, Erstgeborener der passiven Gottheit und die erste Manifestation des Schattens dieser Gottheit, ist die universale Form und Idee, die den manifestierten Logos erzeugt, Adam Kadmon, oder das vierbuchstabige Symbol in der Kabbala, des Universums selbst, auch der zweite Logos genannt. Der Zweite entspringt dem Ersten und entwickelt das dritte Dreieck (siehe den sephirothischen Baum); aus welchem (der niederen Schar der Engel) die Menschen hervorgebracht werden. Mit diesem dritten Aspekt werden wir uns gegenwärtig zu beschäftigen haben.
Der Leser muss sich vor Augen halten, dass es einen großen Unterschied zwischen dem Logos und dem Demiurgen gibt, denn der eine ist Geist und der andere ist Seele; oder wie Dr. Wilder es darstellt: „Dianoia und Logos sind synonym, Nous ist höherstehend und verwandt mit Tὸ ἄγαθον, der eine ist das höhere Erfassen, die andere das Begreifen – der eine ist noetisch, die andere phrenisch.“
Außerdem wurde der Mensch in verschiedenen Systemen als der dritte Logos betrachtet. Die esoterische Bedeutung des Wortes Logos (Sprache oder Wort, Verbum) ist die Wiedergabe des verborgenen Gedankens in objektivem Ausdruck, einem Lichtbild gleich. Der Logos ist der Spiegel, der den Göttlichen Gedanken reflektiert, und das Universum ist der Spiegel des Logos, obwohl Letzterer das esse dieses Universums darstellt. Wie der Logos alles im Universum des Pleromas widerspiegelt, so spiegelt der Mensch in sich alles wieder, was er in seinem Universum, der Erde, sieht und findet. Das sind die drei Häupter der Kabbala: „Unum intra alterum, et alterum super alterum“ („Zohar“, Indra Suta, Abschnitt VII). „Jedes Universum (jede Welt oder jeder Planet) hat seinen eigenen Logos“, sagt die Lehre. Die Sonne wurde bei den Ägyptern immer das „Auge des Osiris“ genannt und war selbst der Logos, der Erstgeborene oder das der Welt offenbar gemachte Licht, „also das Gemüt und der göttliche Verstand des Verborgenen“. Nur durch den siebenfältigen Strahl dieses Lichts können wir uns des Logos durch den Demiurgen bewusst werden, indem wir Letzteren als den Schöpfer unseres Planeten und von allem, was zu diesem gehört, betrachten und Ersteren als die führende Kraft dieses „Schöpfers“ – gut oder böse gleichzeitig, der Ursprung des Guten und der Ursprung des Bösen. Dieser „Schöpfer“ ist per se weder gut noch böse, sondern seine differenzierten Aspekte in der Natur lassen ihn den einen oder den anderen Charakter annehmen. Mit den im Raum verstreuten unsichtbaren und unbekannten Universen hatte keiner der Sonnengötter irgend etwas zu tun. Die Idee ist in den „Büchern des Hermes“ und in jeder alten Volkssage sehr klar ausgedrückte. Sie wird gewöhnlich durch den Drachen und die Schlange versinnbildlicht – den Drachen Gottes und die Schlange des Bösen, auf der Erde repräsentiert durch die [SD # 26] Magie der rechten und der linken Hand. In dem epischen Gedicht Finnlands, der Kalevala,6 wird der Ursprung der Schlange des Bösen angegeben: Sie wurde aus dem „Speichel Syöjätärs geboren . . . . und von dem bösen Prinzip mit einer lebendigen Seele begabt“, Hiisi. Ein Streit wird beschrieben zwischen den beiden, dem „bösen Ding“ (der Schlange oder dem Zauberer) und Ahti, dem Drachen, dem Magier Lemminkäinen. Letzterer ist einer der sieben Söhne Ilmatars, der jungfräulichen „Tochter der Lüfte“, „die vom Himmel in das Meer sich niederließ“ vor der Schöpfung, d. h. der in die Materie des sinnlichen Lebens umgewandelte Geist. Es liegt eine ganze Welt von Bedeutung und okkulten Gedanken in diesen folgenden, wenigen Zeilen, wunderbar wiedergegeben von Dr. J. M. Crawford aus Cincinnati. Der Held Lemminkäinen, der gute Magier,
„Zerhaut die Mauer mit magischer Kraft,
Bricht die Palisade in Stücke,
Haut in Splitter sieben Pfähle,
Schlägt die Schlangenmauer in Trümmer.
. . . . . .
Als das Untier unbekümmert,
. . . . . .
Sich stürzt mit gift’gem Rachen
Auf das Haupt des Lemminkäinen.
Doch der Held, sich rasch erinnernd,
Spricht des Wissens Meisterworte,
Die aus fernen Zeiten kamen,
Welche die Ahnen ihn lehrten . . . . ”
(d) In China werden die Menschen des Fohi (oder des „Himmlischen Menschen“) die zwölf Tien-Hoang genannt, die zwölf Hierarchien von Dhyanis oder Engeln mit menschlichen Gesichtern und Drachenköpfen. Der Drache steht für Göttliche Weisheit oder Geist;7 und sie erschaffen Menschen, indem sie sich selbst in [SD # 27] sieben Figuren aus Lehm – Erde und Wasser – inkarnieren, die nach dem Vorbild dieser Tien-Hoang angefertigt wurden – eine dritte Allegorie (vgl. die „Symbols of the Bonzes“); die zwölf Asen der skandinavischen Edda tun dasselbe. In dem geheimen Katechismus der Drusen von Syrien – eine Wort für Wort von den ältesten Stämmen in der Nähe des Euphrats erzählten Legende – wurden die Menschen von den „Söhnen Gottes“ erschaffen, die zur Erde niederstiegen, und nachdem sie sieben Mandragoras gesammelt hatten, beseelten sie diese Wurzeln, die sodann zu Menschen wurden.8
All diese Allegorien deuten auf ein und denselben Ursprung hin – auf die doppelte und dreifache Natur des Menschen: doppelt als männlich und weiblich; dreifach – weil er aus einer spirituellen und psychischen Wesenheit innen und einem materiellen Gewebe außen besteht.
2. Die Erde sprach: „Herr des Strahlenden Angesichts (die Sonne) mein Haus ist leer . . . . Sende deine Söhne dieses Rad (die Erde) zu bevölkern. Du sandtest deine sieben Söhne zum Herrn der Weisheit (a). Er erblickt dich siebenmal näher bei Sich; siebenmal näher fühlt Er dich. Deinen Dienern, den kleinen Ringen, hast Du verboten, Dein Licht und Deine Wärme einzufangen, Deine große Güte, es auf seinem Weg aufzuhalten (b). Sende dieselbe nun Deiner Dienerin!“ (c)
(a) Der „Herr der Weisheit“ ist Merkur oder Budha.
(b) Der moderne Kommentar erklärt die Worte als eine Bezugnahme auf die wohlbekannte astronomische Tatsache, „dass Merkur siebenmal mehr [SD # 28] Licht und Wärme von der Sonne erhält als die Erde, oder selbst die schöne Venus, die nur das Doppelte von dem erhält, was auf unseren unbedeutenden Globus fällt“. Ob die Tatsache im Altertum bekannt war, möge aus dem Gebet des „Erdgeistes“ an die Sonne geschlossen werden, wie er im Text gegeben ist.9 Die Sonne jedoch weigert sich, den Globus zu bevölkern, da er noch nicht bereit sei, Leben zu empfangen.
Merkur, als astrologischer Planet, ist noch okkulter und geheimnisvoller als Venus. Er ist identisch mit dem altpersischen Mithra, dem Genius oder Gott, „zwischen die Sonne und den Mond gestellt, der beständige Begleiter der ‘Sonne’ der Weisheit“. Pausanias zeigt, dass Merkur mit Jupiter einen gemeinschaftlichen Altar teilt (Buch V). Er besaß Flügel, um zu zeigen, dass er die Sonne auf ihrem Lauf begleitet; und er wurde der Nuntis oder Sonnenwolf, „solaris luninis particeps“ genannt. Er war der Führer und Aufrufer der Seelen, der „große Magier“ und der Hierophant. Virgil zeichnet ihn wie er „seinen Stab nimmt, um die im Orkus versunkenen Seelen heraufzubeschwören“ – tum virgam capit, hac animas ille evocat Orco (siehe auch 21. Fargard des „Vendidad“ über die Himmelsmiliz). Er ist der goldfarbene Merkur, der χρυσοφαὴς ῾Ερμῆς, den zu nennen die Hierophanten verboten. Er ist in der griechischen Mythologie durch einen der Hunde (Wachsamkeit) symbolisiert, welche die himmlische Herde (okkulte Weisheit) bewachen, oder Hermes Anubis oder auch Agathodaimon. Er ist der Argus, der die Erde bewacht, und wird von Letzterer fälschlich für die Sonne selbst gehalten. Durch Vermittlung Merkurs betete Kaiser Julian jede Nacht die okkulte Sonne an; denn, wie Vossius sagt: „Alle Theologen behaupten, Merkur und die Sonne seien eins. . . . Er war der wortgewandteste und weiseste aller Götter, was nicht verwunderlich ist, da Merkur sich in derartiger Nähe zur Weisheit und zum Wort Gottes befindet (der Sonne), dass er mit beiden verwechselt wurde.“ („Idolatry“, Bd. II., 373) Vossius spricht hier eine größere okkulte Wahrheit aus, als er ahnte. Der Hermes-Sarameyas der Griechen ist eng verwandt mit der indischen Sarama und dem Sarameya, dem göttlichen Wächter, „der über der goldenen Herde der Sterne und Sonnenstrahlen wacht“.
In den klareren Worten des Kommentars:
„Der Globus, vorwärtsgetrieben vom Geist der Erde und seinen sechs Gehilfen [SD # 29] , erhält all seine Lebenskräfte, Leben und Macht durch die Vermittlung der sieben planetarischen Dhyanis aus dem Geist der Sonne. Sie sind seine Boten des Lichts und des Lebens.
Ebenso wie jede der sieben Regionen der Erde, erhält auch ein jeder der sieben10 Erstgeborenen (der ursprünglichen Menschengruppen) sein Licht und sein Leben von seinem eigenen besonderen Dhyani – im Spirituellen und aus dem Palast (Haus, dem Planeten) dieses Dhyanis im Physischen –, und so ist es mit den sieben großen Rassen, die darauf geboren werden sollen. Die erste wird unter der Sonne geboren; die zweite unter Brihaspati (Jupiter); die dritte unter Lohitanga (dem „Feuerleibigen“, Venus oder Shukra), der vierte unter Soma (dem Mond, unser Globus ebenfalls; der vierte Globus ist unter und aus dem Mond geboren) und Shani, Saturn,11 dem Krura-Lochana (Böseäugigen) und dem Asita (dem Dunklen); die fünfte unter Budha (Merkur).
So ist es auch mit dem Menschen und mit jedem ‘Menschen’ (jedem Prinzip) im Menschen. Jeder erhält seine besondere Eigenschaft von seinem Übergeordneten (dem Planetengeist), daher ist jeder Mensch eine Siebenheit (oder eine Kombination von Prinzipien, von denen jedes seinen Ursprung in einer Eigenschaft dieses besonderen Dhyani hat). Jede aktive Macht oder Kraft der Erde kommt von einem der sieben Herren zu ihr. Licht kommt von Shukra (Venus), dem die dreifache Menge zugeführt wird und der ein Drittel davon an die Erde abgibt. Daher werden die beiden ‘Zwillingsschwestern’ genannt, der Geist der Erde ist jedoch dem ‘Herren’ Shukras dienstbar. Unsere Weisen stellen die beiden Globen, der eine über, dar andere unter dem doppelten Zeichen dar (der ursprünglichen, ihrer vier Arme beraubten Swastika oder dem Kreuz ).“12
Das „doppelte Zeichen“ ist, wie jeder Schüler des Okkultismus weiß, das Symbol des männlichen und des weiblichen Prinzips in der Natur, des positiven und des negativen, denn die Swastika oder ist alles dieses und noch viel mehr. Seit der Geburt der Astronomie – welche der vierten Rasse von einem ihrer Könige der göttlichen Dynastie mitgeteilt worden war – [SD # 30] und auch der Astrologie, wurde die Venus während des gesamten Altertums in den astronomischen Tafeln als eine über einem Kreuz schwebende Kugel dargestellt und die Erde als eine Kugel unter einem Kreuz. Die esoterische Bedeutung davon ist folgende: „In die Fortpflanzung gefallene Erde, oder in die Hervorbringung ihrer Arten durch geschlechtliche Vereinigung.“ Doch die späteren westlichen Nationen versäumten nicht, das vollkommen anders zu interpretieren. Sie erklärten das Zeichen durch ihre vom Licht der Lateinischen Kirche geleiteten Mystiker seiner Bedeutung nach dahingehend, dass unsere Erde und alles, was sich darauf befindet, durch das Kreuz erlöst wurde, während Venus (anderweitig Luzifer oder Satan) dasselbe mit Füßen trat. Venus ist der okkulteste, mächtigste und geheimnisvollste aller Planeten, derjenige, dessen Einfluss auf die Erde und seine Verwandtschaft mit ihr am bedeutendsten sind. Im exoterischen Brahmanismus ist Venus oder Shukra – eine männliche Gottheit13 – der Sohn Bhrigus, einer der Prajapati und vedischen Weisen, Daitya-Guru oder der Priester-Lehrer der urzeitlichen Giganten. Die gesamte Erzählung über „Shukra“ in den Puranas bezieht sich auf die dritte und vierte Rasse.
„Durch Shukra geschah es, dass die ‘Doppelten’ (die Hermaphroditen) der Dritten (Wurzelrasse) von den ersten ‘Schweißgeborenen’ abstammten“, sagt der Kommentar. Daher wird es in der Dritten (Rasse) mit dem Symbol (Kreis und Durchmesser) und in der Vierten mit dargestellt.
Das bedarf einer Erklärung. Der einzeln in einem Kreis dargestellte Durchmesser steht für die weibliche Natur, für die erste ideale Welt, selbst erzeugt und selbst befruchtet vom allgemein ausgebreiteten Geist des Lebens – und bezieht sich somit auch auf die ursprüngliche Wurzelrasse. Sie wird androgyn, sobald sich die Rassen und alles Übrige auf der Erde in ihre physischen Formen entwickelt, und das Symbol verwandelt sich in einen Kreis mit einem Durchmesser, von welchem eine vertikale Linie nach unten führt, um das noch nicht getrennte Männliche und Weibliche darzustellen – das erste und früheste ägyptische Tau ; das danach zum wird oder männlich und weiblich getrennt14 (siehe die ersten Seiten von Band I) und in die Zeugung fällt. Venus (der Planet) wird durch das Zeichen eines Globus über einem Kreuz symbolisiert, das anzeigt, dass Erstere der natürlichen Zeugung des Menschen vorsteht. Die Ägypter symbolisierten Ankh, „Leben“, mit dem Ansatakreuz oder , das nur eine andere Form von Venus (Isis) ist und meinten damit esoterisch, dass die Menschheit und alles tierische Leben aus dem göttlichen, spirituellen Kreis hervorgetreten und in physische, männliche und weibliche Zeugung gefallen sind. Dieses Zeichen hat seit dem Ende der dritten Rasse dieselbe phallische Bedeutung wie der „Baum [SD # 31] des Lebens“ im Paradies. Anouki, eine Form der Isis, ist die Göttin des Lebens; und Ankh wurde von den Hebräern von den Ägyptern übernommen und von Moses, einem in der Weisheit der ägyptischen Priester Unterrichteten, zusammen mit vielen anderen mystischen Begriffen eingeführt. Das Wort Ankh bedeutet mit der persönlichen Endung im Hebräischen „mein Leben“, mein Sein, welcher „das Personalpronomen Anochi ist“ vom Namen der ägyptischen Göttin Anuket.15
In einem der ältesten Katechismen des südlichen Indiens, aus der Provinz Madras, trägt die hermaphroditische Göttin Ardhanari (siehe auch „Hindu Pantheon“) das Hakenkreuz, die Swastika, das „männliche und weibliche Symbol“, genau im mittleren Bereich, um den präsexuellen Zustand der dritten Rasse zu kennzeichnen. Vishnu, der jetzt mit einem aus seinem Nabel herauswachsenden Lotus dargestellt wird – oder das sich aus dem Mittelpunkt Nara heraus entwickelnde „Universum Brahmâs“ –, erscheint in einem der ältesten Schnitzwerke als doppelgeschlechtig (Vishnu und Lakshmi) auf einem auf dem Wasser schwimmenden Lotusblatt stehend, wobei sich das Wasser in einem Halbkreis erhebt und durch den Swastika strömt, die „Quelle der Erzeugung“ oder der Abstammung des Menschen.
Pythagoras nennt Shukra-Venus den Sol alter, die „andere Sonne“. Von den „sieben Palästen der Sonne“ ist der von Luzifer-Venus der dritte nach der christlichen und jüdischen Kabbala, und der Zohar macht aus ihm die Wohnung Samaels. Nach der okkulten Lehre ist er der Hauptplanet unserer Erde und ihr spirituelles Vorbild. Daher heißt es, dass Shukras (Venus-Luzifers) Wagen von einer Achterzahl „erdgeborener Rosse“ gezogen wird während die Pferde der Wagen der anderen Planeten sich davon unterscheiden.
„Ushana-Shukra fühlt jede auf der Erde verübte Sünde. Der Guru der Daityas ist der Schutzgeist der Erde und der Menschen. Jede Veränderung auf Shukra wird auf der Erde gefühlt und von ihr widergespiegelt.“
Shukra, oder Venus, wird daher als der Unterweiser der Daityas, der Riesen der vierten Rasse, dargestellt, die nach der indischen Allegorie einstmals die Herrschaft über die ganze Erde erlangten und die kleineren Götter besiegten. Die Titanen der westlichen Allegorie stehen ebenfalls in engem Zusammenhang mit Venus-Luzifer, der von den späteren Christen mit Satan identifiziert wurde. Und da Venus, ebenso wie Isis, mit Kuhhörnern auf ihrem Haupt dargestellt wurde, mit dem Symbol der mystischen Natur, das mit dem Mond vertauschbar ist und auch für ihn steht, da sie alle Mondgöttinnen waren, wird das Zeichen dieses Planeten jetzt von den Theologen zwischen die Hörner des mystischen Luzifer versetzt.16 Dies ist der fantasievollen Auslegung der [SD # 32] archaischen Überlieferung zu verdanken, die behauptet, Venus verändere sich synchron (geologisch) mit der Erde; was auch immer auf der einen stattfände, geschehe auch auf der anderen; und ihre gemeinsamen Veränderungen wären groß und zahlreich – deshalb wiederholt es der heilige Augustin, indem er die verschiedenen Veränderungen der Konfiguration, Farbe und selbst der Umlaufbahnen auf diesen theologisch ausgesponnenen Charakter Venus-Luzifers bezieht. In seiner frommen Fantasie geht er sogar so weit, die letzten Veränderungen des Planeten mit der noachischen und mythischen Flut in Verbindung zu bringen, die 1796 v. Chr. stattgefunden haben soll (siehe „City of God“, 1, xxi, Kapitel viii).
Da Venus keine Satelliten besitzt, besagt die Allegorie, dass „Asphujit“ (dieser „Planet“) die Erde adoptierte, den Nachkommen des Mondes, „die über ihren Elter hinauswuchs und ihm viele Beschwerden bereitete“, eine Bezugnahme auf die okkulte Verbindung zwischen den beiden. Der Regent (des Planeten) Shukra17 liebte sein Adoptivkind so sehr, dass er sich als Ushanas inkarnierte und ihm vollkommene Gesetze gab, die in späteren Zeitaltern missachtet und verworfen wurden. Eine weitere Allegorie aus dem Harivamsha besagt, dass Shukra zu Shiva kam und ihn bat, seine Schüler, die Daityas und Asuras, vor den kämpfenden Göttern zu beschützen, und dass er zur Förderung seiner Absicht einen Yogaritus vollzog, „mit nach unten gerichteten Haupt 1.000 Jahre lang den Rauch von Spreu einzusaugen“. Das bezieht sich auf die große Neigung der Venusachse (die sich auf fünfzig Grad beläuft) und darauf, dass Venus von ewigen Wolken umhüllt ist. Aber das bezieht sich lediglich auf die physische Konstitution des Planeten. [SD # 33] Die okkulte Mystik hat sich mit ihrem Regenten zu beschäftigen, dem beseelenden Dhyan Chohan. Die Allegorie behauptet, Vishnu sei von Shukra dazu verdammt worden, auf der Erde siebenmal wiedergeboren zu werden, zur Strafe dafür, dass er seine (Sukras) Mutter getötet hatte, und sie ist voller okkulter philosophischer Bedeutung. Sie bezieht sich nicht auf die Avataras Vishnus, denn deren gibt es neun, der zehnte soll erst noch kommen, sondern es bezieht sich auf die irdischen Rassen. Venus oder Luzifer (also Shukra und Ushanas), der Planet, ist der Lichtbringer unserer Erde – sowohl in seinem physischen als auch im mystischen Sinn. Die Christen wussten das wohl in den anfänglichen Zeiten, denn einer der frühesten Päpste von Rom trägt den Pontifexnamen Luzifer.
„Jede Welt hat ihren Vaterstern und ihren Schwesterplaneten. So ist die Erde das Adoptivkind und der jüngere Bruder der Venus, aber ihre Bewohner sind von eigener Art . . . Alle fühlenden, vollständigen Wesen (volle siebenfältige Menschen oder höhere Wesen) werden bei ihrem Anfang in voller Harmonie mit der Natur und dem Zustand der Sphäre, die sie bewohnen, mit Formen und Organismen ausgestattet.“18
„Es existieren zahllose Daseinssphären oder Lebenszentren, welche als isolierte Kerne ihre Menschen und Tiere hervorbringen. Nicht eines hat irgendwelche Ähnlichkeit mit seinem Schwesterbegleiter oder mit irgendeinem anderen in seiner eigenen besonderen Sippe.“19
„Alle besitzen eine doppelte physische und spirituelle Natur.“
„Die Urkerne sind ewig und immerwährend; die Kerne periodisch und endlich. Die Urkerne bilden einen Teil des Absoluten. Sie sind die Schießscharten jener schwarzen, undurchdringlichen Festung, die für immer dem menschlichen und selbst dem dhyanischen Blick verborgen ist. Die Kerne sind das daraus entkommende Licht der Ewigkeit.“
„Jenes Licht ist es, das sich zu den Formen der ‘Herren des Seins’ verdichtet – von denen die ersten und höchsten kollektiv Jivatman sind oder Pratyagatma (von denen bildlich gesprochen gesagt wird, sie gingen aus Paramatman hervor. Er ist der Logos der griechischen Philosophen – da er am Beginn eines jeden neuen Manvantaras erscheint). Von diesen abwärts – gebildet aus den sich beständig verdichtenden Wellen dieses Lichts, das auf der objektiven Ebene zur groben Materie wird – gehen die zahlreichen Hierarchien der schöpferischen Kräfte hervor, einige formlos, andere ihre [SD # 34] eigene charakteristische Form besitzend, wiederum andere, die niedrigsten (Elementale), ohne eigene Form, sondern jede Form entsprechend den sie umgebenden Bedingungen annehmend.“
„Somit besteht nur ein absoluter Upadhi (eine Basis) im spirituellen Sinn, aus, auf und in dem die zahllosen Basiszentren für manvantarische Zwecke aufgebaut werden, auf welchen die universellen, zyklischen und individuellen Evolutionen während der aktiven Periode vor sich gehen.“
„Die beseelenden Intelligenzen, die diese verschiedenen Seinszentren beleben, werden von den Menschen jenseits der großen Gebirgskette20 willkürlich als Manus, Rishis, Pitris,21 Prajapati und so fort bezeichnet und auf dieser Seite als Dhyani Buddhas, Chohans, Melhas (Feuergötter), Bodhisattvas22 und andere. Die wahrhaft Unwissenden nennen sie Götter, die gelehrten Profanen den einen Gott, und die Weisen, die Initiierten, ehren in ihnen nur die manvantarischen Manifestationen von Tat, über das weder unsere Schöpfer (die Dhyan Chohans) noch deren Geschöpfe jemals irgendetwas erörtern oder wissen können. Das Absolute lässt sich nicht definieren, und kein Sterblicher oder Unsterblicher hat es jemals während der Daseinsperioden gesehen oder erfasst. Das Veränderliche kann das Unveränderliche nicht kennen, noch kann das, was lebt, das absolute Leben wahrnehmen.“
„Daher kann der Mensch keine höheren Wesen kennen als seine eigenen ‘Vorfahren’“. „Noch soll er sie anbeten“, sondern er sollte lernen, wie er in die Welt kam.
(c) Die Zahl sieben, die Fundamentalzahl aller anderen Zahlen in sämtlichen nationalen religiösen Systemen, von der Kosmogonie abwärts bis zum Menschen, muss ihren raison d’être haben. Sie ist bei den alten Amerikanern ebenso bedeutsam wie bei den alten Ariern und Ägyptern. Die Frage wird im zweiten Teil dieses Bandes vollständig behandelt werden; bis dahin können hier einige Fakten gegeben werden. Der Verfasser von „Sacred Mysteries among the Mayas and Quiches“ (bezüglich einer Zeit vor 11.500 Jahren) sagt:23
[SD # 35] „Sieben scheint bei allen zivilisierten Nationen des Altertums die heilige Zahl par excellence gewesen zu sein. Warum? Jedes einzelne Volk hat eine andere Erklärung gegeben, je nach den besonderen Lehrsätzen seiner (exoterischen) Religion. Dass sie für die in die heiligen Mysterien Eingeweihten die Zahl der Zahlen gewesen ist, darüber kann kein Zweifel bestehen. Pythagoras . . . nennt sie das ‘Vehikel des Lebens’, das Körper und Seele enthält, da sie aus einer Vierheit gebildet ist, das ist: Weisheit und Intellekt, und aus einer Dreiheit oder Handlung und Materie. Kaiser Julian, ‘In matrem etc.‘, drückt sich folgendermaßen aus: ‘Wollte ich die Initiation in unsere geheimen Mysterien berühren, welche die Chaldäer in Bezug auf den siebenstrahligen Gott bacchantisch feierten, die Seele durch ihn erleuchtend, so hätte ich Dinge zu sagen, die dem gemeinen Volk unbekannt sind, ganz unbekannt, den gepriesenen Theurgisten aber wohlbekannt.’“ (S. 143)
Wer mit den Puranas, dem Totenbuch, dem Zendavesta, den assyrischen Ziegeln und schließlich mit der Bibel bekannt ist und das beständige Vorkommen der Zahl sieben in diesen Aufzeichnungen von Völkern, die seit den ältesten Zeiten ohne Verbindung untereinander und so weit voneinander entfernt leben – wie könnte er folgende, von demselben Erforscher der alten Mysterien mitgeteilte Tatsache als Zufall betrachten? Indem er von der Vorherrschaft der Sieben als einer mystischen Zahl bei den Einwohnern des „westlichen Kontinents“ (von Amerika) spricht, fügt er hinzu, dass das nicht weniger bemerkenswert ist, denn:
„Sie erscheint häufig im Popol Vuh . . . wir finden sie ferner in den sieben Familien, von denen Sahagún und Clavigero sagen, sie hätten die mystische Persönlichkeit namens Votan begleitet, den berühmten Begründer der großen Stadt Nachan, die von einigen mit Palenque identifiziert wird; in den sieben Höhlen24, aus welchen die Vorfahren der Nahua aufgetaucht sein sollen; in den sieben Städten von Cibola, beschrieben von Coronado und Niza. . . . In den sieben Antillen; in den sieben Heroen, die, wie uns gesagt wird, der Sintflut entronnen sind . . . .“
„Heroen“ außerdem, deren Anzahl sich in jeder Überlieferung von der „Sintflut“ als die gleiche erweist – von den sieben Rishis, die mit Vaivasvata Manu gerettet wurden, bis herab zu Noahs Arche, in die Vieh, Vögel, lebende Geschöpfe „siebenerweise“ aufgenommen wurden. So finden wir die Zahlen 1, 3, 5, 7 als perfekte, weil durchweg mystische Zahlen, die eine herausragende Rolle in jeder Kosmogonie und Evolution der Lebewesen spielen. In China werden 1, 3, 5, 7 im kanonischen „Buch der Veränderungen“ (Yi-King oder Transformation, wie auch in „Evolution“) als „himmlische Zahlen“ bezeichnet.
Die Erklärung dafür wird offenbar, wenn man die alten [SD # 36] Symbole untersucht: Alle haben als Grundlage und Ausgangspunkt die Zahlen, die nach dem archaischen Manuskript im Vorwort zum ersten Band gegeben wurden. , das Symbol der Evolution und des Falles in die Zeugung oder Materie, spiegelt sich wider in den alten mexikanischen Bildhauereien oder Malereien sowie in den kabbalistischen Sephiroth und dem ägyptischen Tau. Man untersuche die mexikanischen Manuskripte (Add MSS Brit. Mus. 9789),25 und man wird es finden in Gestalt eines Baumes, dessen Stamm mit zehn Früchten bedeckt ist, bereit gepflückt zu werden von einem Mann und einer Frau, auf beiden Seiten des Stammes stehend, während vom höchsten Punkt des Stammes zwei Äste horizontal nach rechts und links abzweigen und so ein vollständiges (Tau) bilden. Die Enden der beiden Äste tragen außerdem jeweils ein dreifaches Büschel und einen Vogel – den Vogel der Unsterblichkeit, Atman oder der göttliche Geist – der zwischen den beiden sitzt und so den Siebten darstellt. Das zeigt dieselbe Idee wie der sephirothische Baum, zehn im Ganzen, aber von seinem oberen Dreieck getrennt verbleiben sieben. Das sind die himmlischen Früchte, die zehn, oder 10, aus den beiden unsichtbaren männlichen und weiblichen Samen geboren. Gemeinsam machen sie die 12 oder das Dodekaeder des Universums aus. Das mystische System enthält den · , den Zentralpunkt; die 3 oder ; die 5, , und die 7 oder , oder wiederum ; das Dreieck im Viereck und den vereinigenden Punkt in dem verschränkten doppelten Dreieck. Soweit in Bezug auf die Welt der Archetypen. Die phänomenale Welt empfängt ihren Höhepunkt und den Widerschein von allem im Menschen. Daher ist er das mystische Quadrat – in seinem metaphysischen Aspekt – die Tetraktys; und auf der schöpferischen Ebene wird er zum Würfel. Sein Symbol ist der auseinandergefaltete Würfel26 und die 6, die zur 7 wird oder das , drei horizontal (das Weibliche) und vier vertikal. Das ist der Mensch, die Kulmination der Gottheit auf Erden, dessen Körper das Kreuz des Fleisches ist, auf, durch, und in dem er beständig den göttlichen Logos oder sein Höheres Selbst kreuzigt und hinrichtet.
„Das Universum“, sagt jede Philosophie und Kosmogonie, „hat einen ihm übergeordneten Lenker (kollektiv in der Mehrzahl), der das Wort (Logos) genannt wird; der erschaffende Geist ist seine Königin: diese beiden sind die erste Macht nach dem Einen.“
Geist und Natur sind die beiden, die unser illusorisches Universum bilden. Die beiden Unzertrennlichen verbleiben im Universum der Ideen, so lange es existiert, und tauchen dann wieder ein in Parabrahman, das Eine immer Unveränderliche. „Der Geist, dessen Essenz ewig ist, eins und selbst-existierend“, strahlt ein reines ätherisches Licht aus – ein doppeltes Licht, für die elementaren Sinne nicht wahrnehmbar – nach den Puranas, der Bibel, dem Sefer [SD # 37] Jezirah, den griechischen und lateinischen Hymnen, dem Buch des Hermes, dem chaldäischen Buch der Zahlen, der Esoterik Laotses, überall. In der Kabbala, welche die geheime Bedeutung der Genesis erklärt, ist dieses Licht der duale Mensch oder die androgynen (richtiger geschlechtslosen) Engel, deren Gattungsname Adam Kadmon ist. Sie sind es, die den Menschen vollständig machen, dessen ätherische Form aus anderen göttlichen, aber viel niedrigeren Wesen emaniert ist. Diese verfestigten den Körper mit Lehm oder mit dem „Staub der Erde“ – eine Allegorie in der Tat, aber ebenso wissenschaftlich wie jede Darwinistische Evolution und wahrer.
Der Verfasser von „The Source of Measures“ sagt, dass die Grundlage der Kabbala und all ihrer mystischen Bücher auf den zehn Sephiroth beruht, was eine fundamentale Wahrheit ist.27 Er zeigt diese zehn Sephiroth oder die zehn Zahlen in folgender Grafik:
Der Kreis ist die Null, sein vertikaler Durchmesser ist die erste oder ursprüngliche Eins (das Wort oder der Logos), aus der die Reihe der anderen Zahlen bis zur 9 entspringt, der Grenze der Ziffern. Die 10 ist die erste göttliche Manifestation,28 die „jede mögliche Macht umfasst, Proportion exakt auszudrücken“. Diese kabbalistische Spekulation lehrt uns, dass diese Sephiroth die „Zahlen oder Emanationen des himmlischen Lichts (Zahlen 20612 bis 6561) waren, sie waren die 10 ‘Worte’ dbrim, 41224; das Licht, dessen Ausfluss sie waren, war der Himmlische Mensch, der Adam kdm (die 144-144); und das Licht, nach dem Neuen Testament oder Bund (41224) schuf Gott, gerade so wie nach dem Alten Testament Gott (Alhim, 31415) das Licht (20612 zu 6561) erschafft.“
Nun gibt es im Okkultismus sowie in der Kabbala drei Arten von Licht. (1) Das abstrakte und absolute Licht, das Finsternis ist; (2) das Licht des Manifestierten-Unmanifestierten, von einigen der Logos genannt; und (3) die Reflexion letzteren Lichts in den Dhyan-Chohans, den kleineren Logoi (den Elohim, kollektiv), die ihrerseits dasselbe auf das objektive Universum ausschütten. Doch in der Kabbala – neu herausgegeben und von den Kabbalisten des 13. Jahrhunderts, den christlichen Lehrsätzen sorgfältig angepasst – werden die drei Lichter wie folgt beschrieben: (1) das klare und durchdringende, das Licht Jehovahs; (2) reflektiertes Licht; (3) Licht im Abstrakten. „Dieses Licht, abstrakt genommen (in einem metaphysischen oder symbolischen Sinn), ist Alhim (Elohim Gott), [SD # 38] während das klare und durchdringende Licht Jehovah ist. Das Licht der Alhim gehört der Welt im Allgemeinen an, in ihrer Gänze und allgemeinen Fülle, doch das Licht Jehovahs ist es, welches das Wichtigste hervorbrachte, den Menschen, in den dieses Licht eindrang und ihn erschuf.“ Der Verfasser von „Source of Measures“ verweist den Leser treffend auf Inmans „Ancient Faiths embodied in Ancient Names“, Bd. II, S. 648. Dort ist eine Abbildung zu finden von „der vesica piscis, Maria und das Symbol der Weiblichkeit, kopiert aus einem Rosenkreuz der seligen Jungfrau Maria . . . . gedruckt in Venedig, 1542“, und daher, wie Inman bemerkt, „mit Erlaubnis der Inquisition und infolge dessen orthodox“, die dem Leser zeigen wird, was die Lateinische Kirche unter dieser „eindringenden Kraft des Lichts und ihren Wirkungen“ verstand. Die edelsten und großartigsten, weil erhabensten Ideen der östlichen Philosophie von der Gottheit – wie bedauernswert wurden sie durch ihre Anwendung auf die rohesten anthropomorphischen Vorstellungen in der christlichen Auslegung entstellt!
Die Okkultisten im Osten nennen dieses Licht Daiviprakriti, und die im Westen das Licht des Christos. Es ist das Licht des Logos, die unmittelbare Widerspiegelung des immer Unerkennbaren auf der Ebene der universalen Manifestation. Aber hier ist die Erklärung dafür von den modernen Christen aus der Kabbala gegeben. Wie der soeben angeführte Schriftsteller bemerkt:
„Auf die Fülle der Welt im Allgemeinen mit ihrem hervorragendsten Inhalt, dem Menschen, bezieht sich der Ausdruck Elohim-Jehovah. Um zu beweisen, dass die Kabbala die Lehre von der Dreieinigkeit darlegt, führt Rev. Dr. Cassel (ein Kabbalist) in Auszügen aus dem Zohar unter anderem an: ‘Jehovah ist Elohim (Alhim) . . . in drei Schritten werden Gott (Alhim) und Jehovah dasselbe, und obwohl getrennt, sind sie für sich und zusammengenommen aus demselben Einen’.“ Auf ähnliche Weise wird Vishnu zur Sonne, dem sichtbaren Symbol der unpersönlichen Gottheit. Vishnu wird beschrieben als „die sieben Regionen des Weltalls mit drei Schritten durchmessend“. Für die Hindus ist das jedoch eine exoterische Erzählung, eine oberflächliche Lehre und Allegorie, während die Kabbalisten es für die esoterische und letzte Bedeutung ausgeben. Doch um fortzufahren:
„Nun ist das Licht“, erklärt der Autor, „wie gezeigt, mit 20612 zu 6561 die korrekte Formulierung des integralen und numerischen Verhältnisses vom Durchmesser zum Umfang eines Kreises. Gott (Alhim, d. h. 3,1415 zu eins, eine modifizierte Form des Obigen) ist die Reduktion desselben, um so eine Standardeinheit eins als allgemeine Grundlage für alle Berechnungen und Messungen zu erhalten. Aber für die Hervorbringung des tierischen Lebens sowie für besondere Zeitmessungen oder das lunare Jahr, der die Empfängnis und die embryonale Entwicklung verursachende Einfluss, müssen die Zahlen des Jehovahmaßes (des ‘Mensch gleich Jehovah’-Maßes), nämlich 113 zu 355, spezifiziert werden.29 Letzteres Verhältnis ist nichts anderes als eine modifizierte Form von Licht oder 20612 zu 6561, als ein ‘ π ’-Wert, lediglich eine Variation desselben (d. h. 20612 zu 6561 ist 31415 zu eins, oder Alhim oder Gott) – und auf solche Weise, dass [SD # 39] das eine in das andere überführt und vom anderen abgeleitet werden kann, und das sind die drei Schritte, mit deren Hilfe die Einheit und Gleichartigkeit der göttlichen Namen gezeigt werden können. Das heißt, die beiden sind lediglich Variationen desselben Verhältnisses, d. h. von ‘ π ’. Der Zweck dieses Kommentars ist es aufzuzeigen, dass die Kabbala, die drei Bünde der Bibel und, wie bereits angemerkt, die Symbole der Freimaurerei dasselbe Maßsystem verwenden.“
„Zuerst also werden die Sephiroth als Licht beschrieben, d. h. sie selber sind eine Funktion der oder tatsächlich dasselbe wie die Offenbarung des Ain Soph; und das ist so aufgrund der Tatsache, dass Licht das Verhältnis von 20612 zu 6561 repräsentiert, als Teil der ‘Worte’ dbrim, 41224, oder des Wortes, Dabar, 206 (=10 Ellen). Licht ist in so hohem Maß das Hauptthema der Kabbala bei der Erklärung der Sephiroth, dass das berühmteste Buch über die Kabbala Zohar oder Licht heißt. Darin finden sich Aussagen folgender Art: ‘Das Unendliche war vollständig unbekannt und verbreitete kein Licht, bis der leuchtende Punkt mit Gewalt zur Sichtbarkeit durchbrach . . . .'
'Als er die Form zum ersten Mal annahm (der Krone, oder der ersten Sephira), ließ er 9 glänzende Lichter von ihr ausgehen, die ein helles Licht in alle Richtungen aussandten, indem sie sie durchstrahlten’: das sind diese 9 plus sein eigenes (welches der Ursprung der 9 oben Genannten war), also zusammen die 10, das ist oder , oder die heilige Zehn (Zahlen oder Sephiroth), oder Jod – und diese Zahlen waren ‘das Licht’. Gerade so wie im Evangelium des Hl. Johannes Gott (Alhim, 31415 zu eins) jenes Licht (20612 zu 6561) war, durch welches (Licht) alle Dinge gemacht waren.“
Im Sefer Jezirah, oder der Zahlen der Schöpfung, wird der gesamte Prozess der Entwicklung mittels Zahlen wiedergegeben. In seinen „32 Pfaden der Weisheit“ wird die Zahl 3 viermal wiederholt und die Zahl 4 fünfmal. Daher liegt die Weisheit Gottes in Zahlen (Sepharim oder Sephiroth), denn Sefer (oder S-ph-r, unvokalisiert) bedeutet „berechnen“. Und deshalb stoßen wir auch bei Platon auf die Behauptung, die Gottheit geometrisiere bei der Errichtung des Universums.
Das kabbalistische Buch, der Sefer Jezirah, beginnt mit einer Aussage über die verborgene Weisheit Alhims in den Sepharim, d. h. der Elohim in den Sephiroth.
„In zweiunddreißig Pfaden, in verborgener Weisheit, verzeichnete Jah, jhvh, Zebaoth, Elohim von Israel, Alhim des Lebens, El der Gnade und Barmherzigkeit – erhabener, erhobener Bewohner der Höhe, und König des Immerwährenden, und sein Name – Heilig ist er! in drei Sepharim, nämlich: — B-S’ph-r, V-S’ph-r, V-Siph-o-r.”
„Dieser Kommentar legt „die ‘verborgene Weisheit’ des Urtextes mit Hilfe verborgener Weisheit dar, und zwar durch den Gebrauch von Worten, die eine spezielle Reihe von Zahlen und eine spezielle Phraseologie transportieren, die genau das Erklärungssystem ausführen, das wir für die hebräische Bibel so passend finden. . . . . In der Darlegung seines Schemas, um es zu bekräftigen und um seine detaillierte Ausarbeitung zu einem allgemeinen Postulat zu vollenden, nämlich das eine Wort [SD # 40] Sepharim (Sephiroth) der Zahl Jezirah, erklärt der Verfasser die Aufspaltung dieses Wortes in drei Untergeordnete, ein Spiel mit dem gewöhnlichen Wort s-ph-r, oder Zahl.“
Der Prinz Al-Chazari sagt zum Rabbi:30 „Ich wünsche jetzt, dass du mir einige der hauptsächlichsten oder leitenden Prinzipien der Naturphilosophie mitteilen mögest, die, wie du sagst, in früheren Zeiten von ihnen (den alten Weisen) ausgearbeitet wurden.“ Worauf der Rabbi antwortet: „Zu solchen Prinzipien gehört die Schöpfungszahl unseres Rassenvaters Abraham.“ – (Das ist Abram und Abraham, oder die Zahlen 41224 und 41252). Weiter sagt er, dieses Buch der Zahlen handle davon, die Alhim-heit und die Ein-heit durch „dbrim“ zu lehren, nämlich durch die Zahlen des Wortes „Worte“. Das bedeutet, es lehrt die Anwendung des Verhältnisses 31415 zu eins, durch 41224, wobei Letzteres bei der Beschreibung der Bundeslade durch die beiden steinernen Tafeln in zwei Teile geteilt wurde, auf denen diese dbrim oder 41224 geschrieben oder eingemeißelt waren – oder 20612 x 2. Er kommentiert sodann diese drei benutzten untergeordneten Worte und versäumt nicht, in Bezug auf eines von ihnen folgenden Kommentar anzubringen: „Und Alhim (31415 : 1) sagte: Es sei Licht (21612 zu 6561).“
Die drei Worte sind im Text folgendermaßen gegeben: רופים רפם רפם. Und der Rabbi sagt, dieselben kommentierend: „Sie lehren die Alhim-heit (31415) und die Einheit (der Durchmesser Alhims) durch Worte (dbrim, 41224), wodurch einerseits in heterogenen Schöpfungen unendliche Ausdrucksmöglichkeiten existieren und auf der anderen eine schließliche harmonische Tendenz zur Ein-heit“ (die, wie jedermann weiß, die mathematische Funktion vom „π “ der Schulen ist, welche die Sterne des Himmels misst, wägt und zählt und sie doch wieder auflöst zur schließlichen Einheit des Universums durch Worte). „Ihr schließlicher Akkord vervollkommnet sich selbst zu jener Ein-heit, die sie anordnet, und die besteht aus רופם רפם רפם (Buch von Al-Chazari), was bedeutet, dass der Rabbi in seinem ersten Kommentar das Jod oder i aus einem der Worte auslässt, um es hierauf wieder einzusetzen. Wenn wir die Werte dieser ungeordneten Worte nehmen, erhalten wir 340, 340 und 346; zusammen sind das 1026, und das war das erklärte Ziel der Teilung des allgemeinen Wortes, nämlich diese Zahlen zu erzeugen, die mit Hilfe von Temura auf unterschiedliche Arten zu verschiedenen Zwecken verändert werden können.“ (Kabbala)
Der Leser wird gebeten, sich der vierten Stanze des ersten Bandes und seinem vierten Kommentar zuzuwenden, und er wird finden, dass die 3, 4 – (7) und die dreimal sieben oder 1065 die Zahl Jehovahs ist, die Anzahl der im Mahabharata erwähnten 21 Prajapati oder der drei Sepharim (Worte in Ziffern oder Zahlen). Dieser Vergleich zwischen den schöpferischen Kräften der archaischen Philosophie und dem anthropomorphischen Schöpfer des exoterischen Judentums (nachdem deren Esoterik ihre Wesensgleichheit mit der Geheimlehre erkennen lässt), wird den Schüler zu der Wahrnehmung und Entdeckung führen, dass Jehovah in Wahrheit lediglich ein lunarer und [SD # 41] „Zeugungs“-Gott ist (siehe Band I, Teil 2, „Deus Lunus“). Jedem gewissenhaften Schüler der Kabbala – oder dessen, was davon übrig ist – ist die Tatsache wohl bekannt, dass er sich beim fortschreitenden Studium des Werkes immer mehr davon überzeugt fühlt, sie müsse im Lichte der östlichen Esoterischen Philosophie gelesen werden, da ihr Studium lediglich zu der Entdeckung führen wird, dass auf den Spuren des exoterischen Juden- und Christentums der Monotheismus beider nichts Erhabeneres ist als alter Astralkult, jetzt verteidigt von der modernen Astronomie. Die Kabbalisten hören niemals auf zu wiederholen, dass die ursprüngliche Intelligenz niemals verstanden werden kann. Sie kann nicht begriffen werden, noch kann sie lokalisiert werden, daher muss sie namenlos und negativ bleiben. Da sie nicht offenbar gemacht werden konnte, entwickelte man den Ain Soph – den „Unerkennbaren“ und „Unnennbaren“ – für die Emanation von Offenbarungskräften. Daher kommt es, dass sich der menschliche Intellekt allein mit seinen eigenen Emanationen beschäftigen muss und kann. Die christliche Theologie, welche die Lehre von den Emanationen ablehnt und dieselben durch unmittelbare, bewusste Schöpfung von Engeln und dem Übrigen aus dem Nichts ersetzt hat, findet sich jetzt hoffnungslos zwischen Supernaturalismus oder Wunder und Materialismus gestrandet. Ein außer-kosmischer Gott ist für die Philosophie fatal; eine inner-kosmische Gottheit – d. h. Geist und Materie sind voneinander nicht trennbar – ist eine philosophische Notwendigkeit. Man trenne sie, und das, was übrig bleibt, ist ein grober Aberglaube unter der Maske von Pathos. Aber warum „geometrisieren“, wie Platon es tat, warum diese Emanationen unter der Form einer ungeheuren arithmetischen Tafel darstellen? Die Frage wird von dem soeben angeführten Schriftsteller gut beantwortet. Seine Bemerkungen werden in Teil II im Abschnitt „Die Theogonie der schöpferischen Götter“ zitiert.
„Mentale Wahrnehmung“, sagt er, „muss, um zur physischen Wahrnehmung zu werden, das kosmische Prinzip des Lichts besitzen: Und so muss unser mentaler Kreis durch Licht sichtbar werden; oder, um sich vollständig zu manifestieren, muss dieser Kreis die physische Sichtbarkeit oder das Licht selbst sein. Derartige Begriffe wurden so zum Fundament der Philosophie des Göttlichen, das sich im Universum offenbart.“
Das ist Philosophie. Etwas anderes ist es, wenn wir den Rabbi im Al-Chazari sagen hören: „Unter s’ph-r ist Berechnung und Wägen der erschaffenen Körper zu verstehen. Denn die Berechnung, mit deren Hilfe ein Körper in Harmonie oder Symmetrie konstruiert wird, wodurch seine Konstruktion eine korrekte Anordnung aufweist und die Gestaltung zum vorgesehenen Objekt passt, besteht schließlich aus Zahl, Ausdehnung, Masse, Gewicht; abgestimmtes Verhältnis von Bewegungen, sodann Harmonie der Musik, sie alle müssen ganz und gar aus Zahl, d. h. (s’ph-r) bestehen. . . Unter Sippor (s’phor) sind die Worte Alhims zu verstehen, mit der sich die Gestaltung des Rahmens oder der Form der Konstruktion vereint oder an welche sich dieselbe anpasst; beispielsweise wurde gesagt ‘Es werde Licht’. Das Werk geschah, indem die Worte gesprochen wurden, d. h. indem die Zahlen des Werkes in Erscheinung traten. . . . .”
So wird das Spirituelle skrupellos materialisiert. Aber die Kabbala [SD # 42] war nicht immer so stark an die anthro-monotheistischen Begriffe angepasst. Vergleiche das mit jeder beliebigen der sechs Schulen Indiens. Zum Beispiel bleibt in Kapilas „Sankhya“-Philosophie Prakriti unvernünftig, wenn Purusha nicht, allegorisch gesprochen, auf ihren Schultern steht, während Purusha ohne sie untätig bleibt. Daher muss die Natur (im Menschen) eine Verbindung von Geist mit Materie werden, bevor er zu dem wird, was er ist; und der in der Materie verborgene Geist muss stufenweise zum Leben und zu Bewusstsein erweckt werden. Die Monade muss durch ihre mineralische, pflanzliche und tierische Form hindurchgehen, bevor das Licht des Logos im tierischen Menschen erweckt wird. Deshalb kann Letzterer bis dahin nicht als „Mensch“ bezeichnet werden, sondern ist als eine in immer wechselnde Formen eingekerkerte Monade zu betrachten. Evolution, nicht Schöpfung mit Hilfe von Worten, wird in den Philosophien des Ostens anerkannt, selbst in ihren exoterischen Aufzeichnungen. Ex oriente lux. Selbst der Name des ersten Menschen in der mosaischen Bibel hatte seinen Ursprung in Indien, trotz Professor Max Müllers Verneinung. Die Juden erhielten ihren Adam von Chaldäa; und Adam-Adami ist ein zusammengesetztes Wort, also ein mannigfaltiges Symbol, und beweist die okkulten Dogmen.
Es ist hier nicht der Ort für philologische Abhandlungen. Aber der Leser möge daran erinnert sein, dass die Worte Ad und Adi im Sanskrit „der Erste“ bedeuten; im Aramäischen „Ein“ (Ad-ad, „der Einzige“); im Assyrischen „Vater“, daher Ak-ad oder „Vater-Schöpfer“.31 Und sobald diese Behauptung als korrekt akzeptiert wird, ist es ziemlich schwer, Adam auf die mosaische Bibel allein zu beschränken und darin lediglich einen jüdischen Namen zu sehen. Siehe Teil II dieses Bandes, Kapitel „Adam-Adami“.
Häufig gibt es Verwirrung bei den Attributen und den Genealogien der Götter in ihren Theogonien, dem Alpha und dem Omega der Aufzeichnungen dieser Symbolwissenschaft, wie sie der Welt von den halbinitiierten brahmanischen und biblischen Schriftstellern gegeben sind. Eine solche Verwirrung konnte jedoch nicht von den frühesten Nationen, den Abkömmlingen und Schülern der göttlichen Unterweiser, angerichtet worden sein, denn sowohl die Attribute als auch die Genealogien waren untrennbar mit kosmogonischen Symbolen verknüpft, wobei die „Götter“ das Leben und das lebenspendende „Seelenprinzip“ der unterschiedlichen Regionen des Universums darstellen. Nirgends und bei keinem Volk wurde es der Spekulation erlaubt, über diese geoffenbarten Götter hinaus zu gehen. Die schrankenlose und unendliche Einheit blieb für alle Nationen ein jungfräulicher, verbotener Boden, von den Gedanken des Menschen nicht betreten, [SD # 43] von fruchtloser Spekulation unberührt. Die einzige Bezugnahme auf sie lag in der kurzgefassten Vorstellung von ihrer diastolischen und systolischen Eigenschaft, von ihrer periodischen Ausdehnung oder Erweiterung und Zusammenziehung. In dem Universum mit all seinen unzähligen Myriaden von Systemen und Welten, die in Ewigkeit verschwinden und wieder erscheinen, mussten die anthropomorphisierten Kräfte oder Götter, ihre Seelen zusammen mit ihren Körpern, aus dem Blickfeld verschwinden: „Der Atem, der zurückkehrt in den ewigen Schoß, der sie ausatmet und einatmet“, sagt unser Katechismus.
Die „ideale Natur“, der abstrakte Raum, in dem alles im Universum Befindliche geheimnisvoll und unsichtbar erzeugt wird, ist dieselbe weibliche Seite der zeugenden Kraft in der Natur, sowohl in der vedischen als auch in allen anderen Kosmogonien. Aditi ist Sephira und die Sophia-Achamoth der Gnostiker, und Isis, die jungfräuliche Mutter von Horus. In jeder Kosmogonie steht hinter der schöpferischen Gottheit und über ihr eine höhere Gottheit, ein Planer, ein Baumeister, dessen Schöpfer lediglich ein ausführender Agent ist. Und noch höher, darüber und rundherum, innen und außen, ist das Unerkennbare und das Unbekannte, die Quelle und Ursache all dieser Emanationen. . . . .
Somit ist es einfach den Grund anzugeben, warum sich in der chaldäischen Schrift „Adam-Adami“ findet, die sicherlich älter ist als die mosaischen Bücher. Im Assyrischen ist Ad der Vater, im Aramäischen ist Ad „Eins“ und Ad-ad der „Einzige“, während Ak im Assyrischen „Schöpfer“ bedeutet. So wurde Ad-am-ak-ad-mon in der Kabbala (Zohar) zum Adam Kadmon, und bedeutete tatsächlich der „eine (Sohn) des göttlichen Vaters, oder der Schöpfer“, denn die Worte „am“ und „om“ bedeuteten einstmals in fast jeder Sprache das Göttliche oder die Gottheit. Dadurch bekamen Adam Kadmon und Adam-Adami folgende Bedeutung: „Die erste Emanation von Vater-Mutter oder der göttlichen Natur“ und buchstäblich der „erste Göttliche“. Und es ist leicht zu sehen, dass Ad-Argat (oder Aster’t, die syrische Göttin, die Gemahlin des Ad-on, des Herrgottes Syriens oder des jüdischen Adonai), und Venus, Isis, Ister, Mylitta, Eva etc. etc. wesensgleich sind mit der Aditi und der Vach der Hindus. Sie alle sind „Mütter alles Lebendigen“ und „der Götter“. Anderseits – kosmisch und astronomisch – waren alle männlichen Götter zunächst „Sonnengötter“, danach theologisch „Sonnen der Gerechtigkeit“ und die Logoi, die alle durch die Sonne symbolisiert werden.32 Sie sind alle Protogonoi (Erstgeborene) und [SD # 44] Mikroprosopoi. Bei den Juden war Adam Kadmon derselbe wie Athamaz, Tamaz oder der Adonis der Griechen – „der Eine mit und von seinem Vater“ – welcher „Vater“ während der späteren Rassen zu Helios wird, zur Sonne, als Apollo Karneios,33 zum Beispiel, welcher der „Sonnengeborene“ war; Osiris, Ormazd und so fort hatten noch irdischere Typen als ihre Nachfolger und fanden sich später in sie verwandelt: wie Prometheus, den am Berg Kasbek Gekreuzigten, Herkules und so viele andere Sonnengötter und Heroen, bis sie alle dahin gelangten, nichts Besseres mehr zu bedeuten als phallische Symbole.
Im Zohar heißt es: „Der Mensch wurde von den Sephiroth (auch Elohim-Javeh) erschaffen, und sie erzeugten mit gemeinsamer Kraft den irdischen Adam.“ Daher sagen die Elohim in der Genesis: „Siehe, der Mensch ist geworden wie unser einer.“ Aber in der indischen Kosmogonie oder „Schöpfung“ erschafft Brahmâ-Prajapati spirituell Viraj und die Rishis. Daher werden Letztere ausdrücklich die „aus dem Gemüt geborenen Söhne Brahmâs“ genannt; und diese besondere Weise des Erzeugens schloss sämtliche phallizistischen Ideen aus, auf jeden Fall bei den früheren menschlichen Nationen. Dieses Beispiel veranschaulicht gut die betreffende Spiritualität der beiden Nationen.
3. Da sprach der „Herr des Strahlenden Angesichts“: „Ich werde dir ein Feuer senden, wenn dein Werk begonnen ist. Erhebe deine Stimme an andere Lokas; wende dich an deinen Vater, den Herrn des Lotus (Kumuda-Pati) (a), für seine Söhne . . . . Dein Volk soll unter der Führung der Väter (Pitri-Pati) stehen. Deine Menschen werden sterbliche sein. Die Menschen des Herrn der Weisheit (Budha, Merkur), nicht die Söhne Somas (des Mondes) sind unsterblich. Lass ab von deinen Klagen (b). Du trägst noch deine sieben Häute. . . . Du bist noch nicht bereit. Deine Menschen sind nicht bereit (c).“
(a) Kumuda-Pati ist der Mond, der Vorfahr der Erde, in seiner Region des Soma-Loka. Obwohl die Pitris (Pitar oder „Väter“) Söhne der Götter sind, andernorts Söhne Brahmâs oder selbst Rishis, sind sie allgemein als die „Mond“-Vorfahren bekannt.
(b) Pitri-Pati ist der Herr oder König der Pitris, Yama, der Gott des Todes und der Richter der Sterblichen. Die Menschen Budhas (des Merkur) sind aufgrund ihrer Weisheit [SD # 45] metaphorisch unsterblich. Daran glauben all jene, die aufgrund sowohl logischer als auch astronomischer Daten allen Sternen und Planeten Bewohner zuschreiben (es gibt Wissenschaftler, Flammarion unter anderen, die lebhaft daran glauben). Da der Mond selbst von der Erde aus betrachtet, geschweige denn von anderen Planeten aus gesehen, einen tiefer stehenden Körper darstellt, können die von seinen Söhnen – den Mondmenschen oder „Mondvorfahren“ – aus seiner Schale oder seinem Körper hervorgebrachten irdischen Menschen nicht unsterblich sein. Sie können nicht darauf hoffen, zu wirklich selbstbewussten und intelligenten Menschen zu werden, wenn sie nicht von anderen Schöpfern sozusagen fertiggestellt werden. In der puranischen Legende ist der Sohn des Mondes (Somas) deshalb der „intelligente“ und weise Budha (Merkur), und zwar weil er der Nachkomme Somas ist, des „Regenten“ des sichtbaren Mondes, und nicht Indus, des physischen Mondes. Somit ist Merkur der ältere Bruder der Erde, metaphorisch – ihr Stiefbruder, sozusagen, der Spross des Geistes – während sie (die Erde) der Spross des Körpers ist. Diese Allegorien haben eine tiefere und wissenschaftlichere Bedeutung (astronomisch und geologisch) als unsere modernen Physiker zuzugestehen willens sind. Der gesamte Zyklus des ersten „Krieges im Himmel“, des Taraka-Maya, ist ebenso voll von philosophischen wie von kosmogonischen und astronomischen Wahrheiten. Die Biografien aller Planeten können mithilfe der Geschichte ihrer Götter und Lenker darin verfolgt werden. Usanas (Shukra oder Venus), Somas Busenfreund und Feind von Brihaspati (Jupiter), des Unterweisers der Götter, dessen Weib Tara (oder Taraka) vom Mond mitgerissen worden war, von Soma – „der mit ihr den Budha zeugte“ – nahm ebenfalls an diesem Krieg gegen die „Götter“ aktiv teil und wurde sofort zu einer dämonischen (Asura-) Gottheit degradiert, und das blieb er bis zum heutigen Tag.34
Hier bezieht sich das Wort „Menschen“ auf die Himmlischen Menschen oder auf das, was man in Indien die Pitaras oder Pitris nennt, die Väter, die Vorfahren der Menschen. Das [SD # 46] beseitigt die im Lichte der modernen Hypothesen bestehenden scheinbaren Probleme der Lehre nicht, die besagt, diese Vorfahren oder Ahnen hätten die ersten menschlichen Adame aus ihren Seiten erschaffen: als astrale Schatten. Und obwohl das gegenüber der Rippe Adams eine Verbesserung darstellt, werden doch noch geologische und klimatische Schwierigkeiten vorgebracht werden. Das jedoch ist die Lehre des Okkultismus.
(c) Der Organismus des Menschen war in jeder Rasse seiner jeweiligen Umgebung angepasst. Die erste Wurzelrasse war so ätherisch wie unsere gegenwärtige materiell ist. Die Nachkommenschaft der sieben Schöpfer, welche die sieben ursprünglichen Adame evolvierten,35 bedurfte sicherlich keiner gereinigten Gase zum Atmen und Leben (siehe Teil III dieses Bandes). Daher behauptet der Okkultist, dass sich der dargestellte Sachverhalt vor Äonen von Jahren, sogar vor der Entwicklung der Lemurier, des ersten physischen Menschen vor 18.000.000 Jahren, zugetragen hat – unabhängig davon, wie stark auch die Unmöglichkeit dieser Lehre von den Verehrern der modernen Wissenschaft nachdrücklich vertreten werden mag.36
Die vorläufige Evolution wird in einem der Bücher des Dzyan und den entsprechenden Kommentaren wie folgt beschrieben:
Die archaischen Schriften lehren, dass die Erde zu Beginn eines jeden lokalen Kalpas oder einer Runde wiedergeboren wird; „so wie der menschliche Jiva (Monade) mit einem neuen Körper verhüllt wird sobald er in einen neuen Schoß eintritt, geschieht es auch mit dem Jiva der Erde. Er erhält in jeder Runde eine vollkommenere und festere Bedeckung, nachdem er aus dem Schoß des Raumes aufs Neue in die Gegenständlichkeit aufgetaucht ist“ (Kommentar). Dieser Vorgang wird natürlich von den Wehen der neuen Geburt oder von geologischen Umwälzungen begleitet.
So ist die einzige Bezugnahme hierauf in einem Vers des vor uns liegenden Bandes vom Buch des Dzyan enthalten, wo gesagt wird:
4. Nach großen Schmerzen warf sie (die Erde) ihre alten drei ab und zog ihre sieben neuen Häute an, und stand da in ihrer ersten (a).
(a) Das bezieht sich auf das Wachstum der Erde, während in der Stanze, die von der ersten Runde handelt (im Kommentar) gesagt wird:
„Nachdem die wandellose (Avikara) unveränderliche Natur (Wesenheit, Sadaikarupa) erwacht war und sich in (einen Zustand von) Kausalität (Avyakta) verwandelt (differenziert) hatte, und aus einer Ursache (Karana) zu ihrer eigenen abgesonderten Wirkung (Vyakta) geworden war, war sie nicht länger unsichtbar, sondern wurde sichtbar. Das Kleinste der Kleinen (das atomistischste der [SD # 47] Atome oder Aniyamsam Aniyasam) wurde zum Einen und den Vielen (Ekanekarupa); und indem es das Universum hervorbrachte, brachte es auch den vierten Loka (unsere Erde) in dem Blumengebinde der sieben Lotusse hervor. Das Achyuta wurde dann zum Chyuta.“37
Wenn von der Erde gesagt wird, sie hätte ihre drei alten Häute abgeworfen, bezieht sich das auf die bereits von ihr durchlaufenen vorangegangenen Runden. Die gegenwärtige Runde ist die vierte von sieben. Beim Beginn einer neuen Runde, nach einer Periode der „Verdunklung“, wirft die Erde (so wie es auch die anderen sechs „Erden“ tun) ihre alten Häute ab oder man vermutet, dass sie diese Häute wie die Schlange abwirft, daher wird sie im Aitareya-Brahmana die Sarpa-Rajni, die „Königin der Schlangen“ genannt, und „die Mutter von allem, was sich bewegt“. Die „sieben Häute“, deren erste sie jetzt trägt, beziehen sich auf die sieben geologischen Veränderungen, welche die Evolution der sieben Wurzelrassen der Menschheit begleiten und mit ihr korrespondieren.
Die zweite Stanze, die von dieser Runde spricht, beginnt mit einigen Worten, die in Bezug auf das Alter unserer Erde aufschlussreich sind. Die Chronologie wird an entsprechender Stelle gegeben werden. In dem der Stanze beigefügten Kommentar werden zwei Persönlichkeiten erwähnt: Narada und Asuramaya, insbesondere der Letztere. Alle Berechnungen werden dieser archaischen Berühmtheit zugeschrieben, und durch das Folgende wird der Leser mit einigen dieser Zahlen oberflächlich bekannt gemacht werden.
Zwei vorsintflutliche Astronomen
Für das Denken des östlichen Schülers des Okkultismus sind zwei Gestalten mit mystischer Astronomie, Chronologie und deren Zyklen unlösbar verbunden. Zwei erhabene und geheimnisvolle Gestalten, sich in der urzeitlichen Vergangenheit zwei Riesen gleich auftürmend, tauchen vor ihm auf, sobald er sich auf Yugas und Kalpas beziehen muss. Wann, in welchem Zeitalter der Vorgeschichte sie lebten, weiß mit Ausnahme einiger weniger Menschen auf der Welt niemand und kann es niemals mit der Sicherheit wissen, welche die exakte Chronologie erfordert. Es mag vor 100.000, es mag vor 1.000.000 Jahren gewesen sein, soweit die äußere Welt jemals wissen wird. Der mystische Westen und die Freimaurerei sprechen laut von Enoch und Hermes. Der mystische Osten spricht von Narada, dem alten vedischen Rishi, und von Asuramaya, dem Atlantier.
Es wurde bereits angedeutet, dass von allen unverständlichen Charakteren im Mahabharata und in den Puranas Narada, der Sohn Brahmâs im Matsya-Purana, der Spross Kashyapas und der Tochter Dakshas [SD # 48] im Vishnu-Purana, der Geheimnisvollste ist. Er wird von Parashara mit dem Ehrentitel eines Deva-Rishis (eines göttlichen Rishis vielmehr als eines Halbgottes) belegt, und doch wird er von Daksha und sogar von Brahmâ verdammt. Er benachrichtigt Kansa, dass Bhagavat (oder in der Exoterik Vishnu) sich im achten Kind Devakis inkarnieren wolle und bringt dadurch den Zorn des indischen Herod über Krishnas Mutter. Und dann, von einer Wolke herab, auf der er sitzt – unsichtbar wie ein echter Manasaputra – preist er Krishna, entzückt über die Heldentat des Avatars, das Ungeheuer Kesim zu töten. Narada ist hier, dort und überall; und trotzdem gibt keiner der Puranas die wahren Eigenschaften dieses großen Feindes der physischen Zeugung. Was immer jene Eigenschaften in der indischen Esoterik sein mögen, Narada – der im diesseitigen himalayischen Okkultismus Pesh-Hun genannt wird, der „Gesandte“, oder griechisch der Angelos – ist der einzige Vertraute und der Vollzieher der universalen Anordnungen Karmas und Adi-Budhs: eine Art aktiver und ständig inkarnierter Logos, der die menschlichen Angelegenheiten vom Anfang bis zum Ende des Kalpas leitet und lenkt.
„Pesh-Hun“ ist allgemein kein besonderes Eigentum der Hindus. Er ist die geheimnisvolle, lenkende, intelligente Kraft, die den Impuls zu den Zyklen, Kalpas und universalen Ereignissen gibt und ihren Anstoß regelt.38 Im Allgemeinen ist er Karmas sichtbarer Regulierer; ferner inspiriert und führt er die größten Helden dieses Manvantaras. In den exoterischen Werken wird er mit einigen sehr unschmeichelhaften Namen belegt; so zum Beispiel mit „Kali-Karaka“, Streitmacher, „Kapi-Vaktra“, der Affengesichtige, und selbst mit „Pisuna“, der Spion, obwohl er anderweitig Deva-Brahmâ genannt wird. Selbst Sir William Jones war stark beeindruckt von diesem geheimnisvollen Charakter, nach allem, was er bei seinen Sanskritstudien sammeln konnte. Er vergleicht ihn mit Hermes und Merkur und nennt ihn den „redegewandten Boten der Götter“ (siehe „Asiat. Res.“, I, 265). Neben der Tatsache, dass die Hindus ihn für einen großen Rishi halten, „der unaufhörlich auf der Erde umherwandelt und guten Rat gibt“, führte all das den verstorbenen Dr. Kenealy („The Book of God“) dahin, in ihm einen seiner zwölf Messiasse zu sehen. Er war vielleicht nicht so weit entfernt von der Wirklichkeit wie einige vermuten.
Was Narada wirklich ist, kann im gedruckten Worten nicht erklärt werden; die heutigen Generationen weltlicher Menschen könnten kaum etwas aus den Mitteilungen entnehmen. Aber eines mag erwähnt werden: Wenn im Hindu-Pantheon eine Gottheit existiert, die wie Jehova versucht, durch Gedanken-„Suggestion“ und „Verhärtung“ der Herzen jene zu verlocken, die er zu seinen Werkzeugen und Opfern machen will – dass es dann Narada wäre. Nur existiert beim Letzteren kein Verlangen, einen Vorwand für eine „Plage“ zu suchen und so zu zeigen „Ich bin Gott der Herr“. [SD # 49] Auch geschieht es nicht aus irgendeinem ehrgeizigen oder selbstsüchtigen Motiv; sondern wahrlich, um dem allgemeinen Fortschritt und der universalen Evolution zu dienen und sie zu leiten.
Von einigen Göttern abgesehen ist Narada einer der herausragenden Charaktere in den Puranas, welche die sogenannten unteren oder höllischen Regionen besuchen, Patala. Ob nun Narada alles, was er wusste, durch seinen Umgang mit der tausendköpfigen Sesha gelernt hat oder nicht – der Schlange, welche die sieben Patalas und die ganze Welt wie ein Diadem auf ihren Häuptern trägt und die die große Lehrerin der Astronomie ist39 – sicher ist, dass er Gargas Guru in Bezug auf seine Kenntnis zyklischer Verwicklungen übertrifft. Er ist es, der Sorge trägt für unseren Fortschritt und unser nationales Wohl und Wehe. Er ist es, der Kriege auslöst und ihnen ein Ende bereitet. In den alten Stanzen wird Pesh-Hun zugeschrieben, er hätte sämtliche astronomischen und kosmischen Zyklen der Zukunft berechnet und aufgezeichnet und den ersten Betrachtern des Himmelsgewölbes diese Wissenschaft gelehrt. Und Asuramaya soll all seine astronomischen Werke auf diesen Aufzeichnungen begründet und die Dauer aller vergangenen geologischen und kosmischen Perioden und die Länge aller zukünftigen Zyklen bis zum Ende dieses Lebenszyklus oder dem Ende der siebten Rasse bestimmt haben.
Es gibt unter den geheimen Büchern ein Werk namens „Spiegel des Zukünftigen“, in welchem alle Kalpas innerhalb von Kalpas und Zyklen im Schoße Seshas oder der unendlichen Zeit aufgezeichnet sind. Dieses Werk wird Pesh-Hun Narada zugeschrieben. Es gibt ein weiteres altes Werk, das verschiedenen Atlantiern zugeschrieben wird. Diese beiden Aufzeichnungen versehen uns mit den Zahlen unserer Zyklen und mit der Möglichkeit, die Daten zukünftiger Zyklen zu berechnen. Die chronologischen Berechnungen jedoch, die gegenwärtig mitgeteilt werden sollen, sind die der Brahmanen, wie später erläutert wird, aber die meisten von ihnen stimmen mit der Geheimlehre überein.
Die Chronologie und die Berechnungen der brahmanischen Initiierten beruhen auf den indischen Aufzeichnungen des Tierkreises und auf den Werken des obengenannten Astronomen und Magiere – Asuramaya. Die atlantischen Aufzeichnungen des Tierkreises können nicht irren, da sie unter der Anleitung jener zusammengestellt wurden, die der Menschheit unter anderem zum ersten Mal die Astronomie lehrten.
Aber auch hier stehen wir wieder absichtlich und unbekümmert vor einer neuen Schwierigkeit. Man wird uns sagen, dass unserer Behauptung von der Wissenschaft in der Person eines Mannes widersprochen wird, der (im Westen) in Bezug auf alle Gegenstände der Sanskritliteratur als große Autorität betrachtet wird – Professor Albrecht Weber aus Berlin. Das lässt sich zu unserem großen Bedauern nun einmal nicht vermeiden; und wir sind bereit das zu vertreten, was jetzt gesagt wird. Asuramaya, der den epischen Überlieferungen als frühester Astronom Aryavartas gilt, dem [SD # 50] „der Sonnengott selbst die Sternkunde ertheilt“ hat, in propria persona, wie Dr. Weber selbst bemerkt, wird von diesem auf eine sehr geheimnisvolle Weise mit dem „Ptolemaios“ der Griechen identifiziert. Für diese Identifikation wird kein gewichtigerer Grund angeführt als der Folgende: „. . . daß dieser Asura Maya identisch ist mit dem Ptolemaios der Griechen, insofern dieser letztere Name auf indisch, wie wir aus den Inschriften des Priyadarçin sehen, zu Tura maya ward, woraus sich jene Namensform mit der größten Leichtigkeit entwickeln konnte . . . “ Zweifellos „konnte“ das der Fall sein, aber die entscheidende Frage lautet: Gibt es irgendwelche stichfesten Beweise dafür, dass er so entstanden ist? Der einzige dafür gelieferte Beweis besteht darin, dass es so sein muss: weil die Tradition „. . . den Maya entschieden in die westlichen Länder nach Romakapura versetzt.“40 Die Maya ist offenkundig, nachdem keiner der europäischen Sanskritisten sagen könnte, wo sich diese Örtlichkeit „Romakapura“ befand, außer dass sie irgendwo „im Westen“ war. Jedenfalls, da kein Mitglied der Asiatischen Gesellschaft und auch kein westlicher Orientalist jemals auf brahmanische Lehren hören wird, ist es nutzlos, die Einwürfe der europäischen Orientalisten in Erwägung zu ziehen. „Romakapura“ war „im Westen“, gewiss, da es einen wesentlichen Bestandteil des verschwundenen Kontinents Atlantis bildete. Und es ist auch gewiss, dass es Atlantis war, wohin in den indischen Puranas der Geburtsort Asuramayas verlegt wurde, „der ein ebenso großer Magier wie ein großer Astrologe und Astronom war.“ Außerdem weigert sich Prof. Weber, dem indischen Tierkreis ein hohes Alter zuzuschreiben und fühlt sich geneigt zu glauben, dass die Inder überhaupt keinen Tierkreis kannten, „bevor sie nicht einen von den Griechen übernommen hatten“.41 Diese Behauptung widerspricht den ältesten Überlieferungen Indiens und muss daher übergangen werden (siehe „Der Tierkreis und sein hohes Alter“). Wir sind umso mehr berechtigt, über sie hinwegzugehen, als der gelehrte deutsche Professor uns in der Einleitung zu seinem Werk („The History of Indian Literature“) selbst sagt: „. . . zumal da zu den natürlichen Hindernissen, welche sich der Forschung (in Indien) entgegenstellen, noch ein dichter Nebel von Vorurtheilen und vorgefaßten Meinungen hinzukommt, der über der Gegend lagernd sie in Schleier gehüllt hält.“ Kein Wunder, wenn Dr. Weber selbst in diesem Schleier gefangen zu unwillkürlichen Irrtümern verleitet worden sein sollte. Hoffen wir, dass er jetzt besser unterrichtet ist.
Einerlei, ob Asuramaya als moderner Mythos zu betrachten ist, als eine zur Zeit der mazedonischen Griechen erblühende Persönlichkeit oder als das, wofür ihn die Okkultisten ausgeben, auf jeden Fall stimmen seine Berechnungen vollständig mit denen der geheimen Aufzeichnungen überein.
Aus Bruchstücken unermesslich alter, dem atlantischen Astronomen zugeschriebenen und in Südindien gefundener Werke wurde der an anderer Stelle erwähnte Kalender [SD # 51] von zwei sehr gelehrten Brahmanen42 in den Jahren 1884 und 1885 zusammengestellt. Das Werk wird von den besten Pandits als fehlerlos bezeichnet – vom brahmanischen Standpunkt aus betrachtet – und bezieht sich insoweit auf die Chronologie der orthodoxen Lehren. Wenn wir seine Behauptungen mit jenen vergleichen, die einige Jahre vorher in „Isis entschleiert“ gemacht wurden, ferner mit den von einigen Theosophen veröffentlichten bruchstückhaften Lehren und mit den vorliegenden Angaben, die aus den heiligen Büchern des Okkultismus stammen, wird sich das Ganze als vollkommen übereinstimmend erweisen, außer in einigen Einzelheiten, die nicht erklärt werden können, denn es müssten dabei Geheimnisse einer höheren Initiation – die der Schreiberin ebenso unbekannt sind wie dem Leser – enthüllt werden, und das kann nicht geschehen (siehe jedoch „Die Chronologie der Brahmanen“ am Schluss der 2. Stanze).
[SD # 52]
STANZE II
Ohne Unterstützung versagt die Natur
§§ (5) Nach enormen Perioden erschafft die Erde Ungeheuer. (6) Die „Schöpfer“ finden daran keinen Gefallen. (7) Sie trocknen die Erde auf. (8) Die Formen werden von ihnen zerstört. (9) Die ersten großen Gezeiten. (10) Der Beginn der Verkrustung.
5. Das Rad wirbelte weitere dreißig Crore (von Jahren, oder 300.000.000).43 Es baute Rupas (Formen). Weiche Gesteine, die aushärteten (Minerale); harte Pflanzen, die weich wurden (Vegetation). Sichtbares aus Unsichtbarem, Insekten und kleine Leben (Sarisripa, Svapada). Wann immer sie die Mutter überrannten, schüttelte sie sie ab (a). Nach dreißig Crore drehte sie (die Erde) sich um. Sie lag auf ihrem Rücken; auf ihrer Seite. . . . . Sie würde die Söhne des Himmels nicht rufen, sie würde die Söhne der Weisheit nicht fragen. Sie erschuf aus ihrem eigenen Schoß. Sie brachte Wassermenschen hervor, schrecklich und böse (b).
(a) Das bezieht sich auf eine Neigungsveränderung der Erdachse – von denen es einige gab – mit der Folge einer Sintflut und von Chaos auf der Erde (was jedoch keinen Bezug zum ursprünglichen Chaos hat), wobei halb menschliche und tierische Ungeheuer hervorgebracht wurden. Wir finden das im „Totenbuch“ erwähnt und auch im chaldäischen Schöpfungsbericht auf den Kutha-Tafeln, so sehr diese auch verstümmelt sind.
[SD # 53] Das ist noch nicht einmal eine Allegorie. Hier haben wir Tatsachen, die wir in Pymanders Erzählung wiederholt finden und auch auf den chaldäischen Schöpfungstafeln. Die Verse mögen größtenteils anhand der von Berossos gegebenen Kosmogonie geprüft werden, die zwar von Eusebius bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurde, von der aber einige Merkmale noch in Bruchstücken gefunden werden können, die alte griechische Schriftsteller wie Apollodorus, Alexander Polyhistor etc. etc. hinterließen. „Die schrecklichen und bösen Wassermenschen“, von der physischen Natur allein hervorgebracht, eine Folge des „Evolutionstriebes“ und des ersten Versuchs, den Menschen, die „Krone“ und das Streben und Ziel allen tierischen Lebens auf der Erde zu erschaffen – werden in unseren Stanzen als Fehlschläge dargestellt. Finden wir nicht dasselbe in der Kosmogonie von Berrosos, die mit einer derartigen Vehemenz als der Gipfel heidnischen Unsinns angeklagt wird? Und doch, wer von den Evolutionisten könnte behaupten, die Dinge hätten sich im Anbeginn nicht so ereignet, wie sie beschrieben werden? Dass nicht, wie in den Puranas, den ägyptischen und chaldäischen Bruchstücken und sogar in der Genesis behauptet wird, zwei und sogar noch mehr „Schöpfungen“ hätten vor der letzten Ausgestaltung des Globus stattgefunden, welcher bei der Veränderung seiner geologischen und atmosphärischen Zustände auch sein Pflanzenreich, sein Tierreich und seine Menschen modifizierte? Diese Behauptung stimmt nicht nur mit allen alten Kosmogonien überein, sondern auch mit der modernen Wissenschaft und sogar bis zu einem gewissen Grad mit der Evolutionslehre, wie mit wenigen Worten gezeigt werden kann.
In den frühesten Kosmogonien der Welt existiert keine „dunkle Schöpfung“, kein „böser Drache“, der von einem Sonnengott überwunden wird. Selbst für die Akkadier war die große Tiefe (der wässrige Abgrund oder Raum) der Geburtsort und Wohnsitz von Ea, der Weisheit, der unerkennbaren unendlichen Gottheit. Aber bei den Semiten und den späteren Chaldäern wird die unergründliche Tiefe der Weisheit zur groben Materie, zur sündhaften Substanz, und Ea verwandelt sich in Tiamat, den in den Astralwogen von Merodach oder Satan erschlagenen Drachen.
In den indischen Puranas beginnt Brahmâ, der Schöpfer, nach verschiedenen Misserfolgen genauso oft wieder de novo, und zwei große Schöpfungen werden erwähnt,44 die Padma- und die gegenwärtige Varahaschöpfung, in deren Verlauf die Erde von Brahmâ in der Gestalt eines Ebers, des „Varaha-Avataras“, aus dem Wasser emporgehoben wurde. Die Schöpfung wird als ein Spiel dargestellt, als eine Unterhaltung (Lila) des schöpferischen Gottes. Der Zohar spricht von ursprünglichen Welten, die ebenso schnell zugrunde gingen wie sie ins Dasein traten. Und ebenso heißt es im Midrasch, wo Rabbi Abahu ausdrücklich erklärt (im Bereschit Rabba, Parascha IX), „der Heilige“ hätte der Reihe nach verschiedene Welten erschaffen und [SD # 54] zerstört, bevor er mit der gegenwärtigen Welt erfolgreich war. Das bezieht sich nicht nur auf andere Welten im Raum, sondern auch auf ein in der Allegorie von den „Königen von Edom“ enthaltenes Geheimnis unseres eigenen Globus. Denn die Worte „Diese da gefällt mir“ werden in der Genesis 1,31 wiederholt, wenn auch in entstellter Ausdrucksweise, wie üblich. Die chaldäischen Bruchstücke über Kosmogonie in den Keilinschriften und an anderer Stelle zeigen zwei getrennte Schöpfungen von Tieren und Menschen, von denen die erste zerstört wurde, da sie ein Misserfolg war. Die kosmogonischen Tafeln weisen nach, dass unserer gegenwärtigen Schöpfung andere vorangingen (siehe „Hibbert Lectures“, S. 390). Und wie vom Verfasser von „The Qabbalah“ gezeigt wird, sagt die Kabbala dasselbe, ferner der Zohar, die Siphrah Dzeniouta, der Idra Rabba, 128a, 135b.
(b) Oannes (oder Dagon, der chaldäische „Mann-Fisch“) gliederte seine Kosmogonie und Genesis in zwei Teile. Zuerst der Abgrund der Wasser und Finsternis, in dem höchst scheußliche Wesen wohnten – Menschen mit Flügeln, vier- und zweigesichtige Menschen, menschliche Wesen mit zwei Köpfen, mit den Beinen und Hörnern eines Bockes (unsere „Ziegenmenschen“),45 Hippozentauren, Stiere mit Menschenköpfen und Hunde mit Fischschwänzen. Kurz Kombinationen verschiedener Tiere und Menschen, Fische, Kriechtiere und anderer ungeheuerlicher Tiere, die ihre Gestalten und Antlitze gegenseitig annahmen. Das von ihnen bewohnte weibliche Element wird durch Tiamat personifiziert – die See oder das „Wasser“ – die schließlich von Belus, dem männlichen Prinzip, besiegt wurde. Und Polyhistor sagt: „Belus kam und hieb das Weib auseinander: Und aus ihrer einen Hälfte bildete er die Erde und aus der anderen Hälfte die Himmel, und zu gleicher Zeit zerstörte er die Tiere in ihr.“ Wie von Isaac Myer treffend bemerkt wird, „hatte bei den Akkadiern jeder Gegenstand und jede Kraft in der Natur ihren Zi, Geist. Die Akkadier gestalteten ihre Gottheiten zu Dreiheiten, gewöhnlich zu männlichen (oder vielmehr geschlechtslosen?), die Semiten hatten ebenfalls triadische Gottheiten, führten aber das Geschlecht ein“ (S. 246) – oder den Phallizismus. Bei den Ariern und den ältesten Akkadiern sind alle Dinge Emanationen durch und nicht von einem Schöpfer oder Logos. Bei den Semiten wird alles gezeugt.
[SD # 55]
6. Die Wassermenschen, schrecklich und böse, schuf sie selbst aus den Überresten von anderen (aus den mineralischen, pflanzlichen und tierischen Überresten), aus der ersten, zweiten und dritten (Runde) bildete sie dieselben. Die Dhyanis kamen und sahen. . . . . Die Dhyanis aus dem hellen Vater-Mutter, aus den weißen (solar-lunaren) Regionen kamen sie,46 aus den Wohnstätten der unsterblichen Sterblichen (a).
(a) Die in unseren Stanzen gegebenen Erklärungen sind viel klarer als das, was die Schöpfungslegende nach der Kutha-Tafel ergeben würde, selbst wenn sie vollständig wäre. Was jedoch auf derselben erhalten ist, bestätigt Erstere. Denn laut der Tafel vernichtet „der Herr der Engel“ die Menschen im Abgrund, und nachdem sie niedergemetzelt waren, „blieben nicht einmal die Leichname und Abfälle zurück“. Hierauf schufen sie, die großen Götter, Menschen mit Körpern von Wüstenvögeln, menschliche Wesen, „sieben Könige, Brüder aus derselben Familie“ etc., was eine Bezugnahme auf die Fortbewegungsfähigkeiten der ursprünglich ätherischen Körper der Menschen ist, die ebenso gut fliegen wie auch gehen konnten.47 Sie wurden jedoch „vernichtet“, weil sie nicht „vollkommen“ waren, d. h. sie „waren geschlechtslos wie die Könige von Edom“.
Losgelöst von Metaphern und Allegorien, was wird die Wissenschaft zu dieser Idee von einer ursprünglichen Erschaffung der Art sagen? Sie wird widersprechen, dass „Engel“ und „Geister“ irgend etwas damit zu tun haben könnten. Aber auch wenn die Natur und das physische Evolutionsgesetz all das erschaffen haben, was heute auf der Erde existiert, warum könnte „kein solcher Abgrund“ existieren, in welchem eine Unzahl von ungeheuerlichen Wesen hervorgebracht wurde, da der Globus doch mit Wasser bedeckt war? Sind die „menschlichen Wesen“ und die Tiere mit Menschenköpfen und doppelten Antlitzen ein Angriffspunkt des Einwandes? Aber wenn der Mensch lediglich ein höheres Tier ist und sich in einer unendlichen Reihe von Umwandlungen aus den tierischen Arten entwickelt hat, warum könnten nicht die „fehlenden Glieder“ der ersten Bemühungen der Natur menschliche Köpfe auf Tierkörpern aufweisen, oder zwei Köpfe, Tierköpfe oder vice versa? Zeigt man uns nicht im Verlauf der geologischen Perioden, in den Zeitaltern der Reptilien und der Säugetiere, Eidechsen mit Vogelflügeln und Schlangenköpfe auf Tierkörpern?48 Und wenn wir vom Standpunkt der Wissenschaft aus argumentieren, liefert uns nicht selbst unsere moderne Menschenrasse gelegentlich monströse Exemplare: zweiköpfige Kinder, Tierkörper mit Menschenköpfen, hundsköpfige Babys etc. etc.? Wenn die Natur heute noch solche Launen aufweist, obwohl sich seit Zeitaltern die Ordnung ihres evolutionären Werkes beruhigt hat, beweist das doch, dass die von Berossos beschriebenen [SD # 56] Ungeheuer und andere eine Möglichkeit in ihrem Eröffnungsprogramm darstellten, eine Möglichkeit, die einstmals sogar als Gesetz existiert haben mag, bevor sie ihre Arten selektierte und regelmäßig mit ihnen zu arbeiten begann; und das erlaubt uns nun tatsächlich einen bestimmten Beweis aufgrund der bloßen Tatsachen des „Atavismus“, wie es die Wissenschaft nennt.
Das ist es, was die Lehre besagt und durch zahlreiche Beweise demonstriert. Aber wir werden weder auf die Zustimmung der dogmatischen Theologie noch auf die der materialistischen Wissenschaft warten, sondern mit den Stanzen fortfahren. Mögen diese mit Hilfe des auf sie durch die Kommentare und ihre Erklärungen geworfenen Lichts für sich selbst sprechen. Der wissenschaftliche Aspekt dieser Fragen wird später betrachtet.
So wurde gezeigt, dass die physische Natur versagte, als sie sich bei der Schöpfung von Tier und Mensch selbst überlassen war. Sie kann die ersten beiden Reiche und auch das der niederen Tiere hervorbringen, aber wenn die Reihe an den Menschen kommt, sind spirituelle, unabhängige und intelligente Kräfte zu seiner Erschaffung erforderlich, abgesehen von den „Röcken aus Fellen“ und dem „Atem des tierischen Lebens“. Die menschlichen Monaden vorangegangener Runden brauchen etwas Höheres als rein physische Materialien für den Aufbau ihrer Persönlichkeiten und wären sonst gestraft damit, selbst hinter irgendeinem „frankensteinartigen“ Tier zurückzubleiben.49
[SD # 57]
7. Sie waren unzufrieden. Unser Fleisch ist nicht da (sagten sie). Dies ist kein geeigneter Rupa für unsere Brüder von der fünften. Keine Wohnstätten für die Leben.50 Reine Wasser, nicht trübe, müssen sie trinken (a). Lasst sie (die Wasser) uns trocknen.
(a) Der Katechismus sagt (Kommentaren):
„Aus den materiellen Welten steigen sie herab, die den physischen Menschen zu den neuen Manvantaras modellieren. Sie sind untergeordnete Lha (Geister), im Besitz eines doppelten Körpers (einer astralen innerhalb einer ätherischen Form). Sie sind Bildner und Schöpfer unseres illusiven Körpers.“ . . . .
„In die von den Lha (Pitris) projizierten Formen steigen die zwei Buchstaben51 (die Monade, auch ‘der doppelte Drache’ genannt) herab aus den Sphären der Erwartung.52 Aber sie sind wie ein Dach ohne Mauer, noch ohne Pfeiler, auf welchen es ruhen kann.“ . . . .
„Der Mensch braucht vier Flammen und drei Feuer, um eins zu werden auf der Erde, und er braucht die Essenz der neunundvierzig Feuer,53 um vollkommen zu sein. Es sind jene, welche die höheren Sphären verlassen haben, die Götter des Willens,54 die den Manu der Illusion vollständig machen. Denn der ‘doppelte Drache’ hat keinen Halt an der bloßen Form. Er ist wie der Windhauch ohne Baum oder Zweig, um ihn zu empfangen und zu beherbergen. Er kann die Form nicht beeinflussen, wo kein Mittel der Übertragung (Manas, das „Denken“) vorhanden ist, und die Form kennt ihn nicht.“
„In den höchsten Welten sind die drei eins,55 auf der Erde wird (zuerst) die eins zur zwei. Sie sind wie die zwei (Seiten-) Linien eines Dreiecks, das seine Grundlinie verloren hat – die das dritte Feuer ist.“ (Katechismus, 3. Buch, Abteilung 9)
Nun erfordert das einige Erklärungen, bevor wir irgendwie weitergehen können. Um das insbesondere zum Besten unserer arischen Hindubrüder zu tun – [SD # 58] deren esoterische Auslegungen sich von unseren unterscheiden mögen – müssen wir ihnen das hier zitierte mit bestimmen Stellen aus ihren eigenen exoterischen Büchern erklären, d. h. aus den Puranas. In den Allegorien der Letzteren wird Brahmâ, der kollektiv die schöpferische Kraft des Universums ist, wie folgt beschrieben: „Am Anfang der Yugas (Zyklen). . . . Besessen von dem Wunsch und der Kraft zu schaffen und getrieben von den Kräften dessen, was erschaffen werden soll, lässt er beim Anbeginn eines Kalpas immer und immer wieder eine ähnliche Schöpfung emporsprießen.“ (Siehe „Vishnu-Purana“, Buch I, Kap. V, abschließender Shloka. Auch „Manava Dharma Shastra“ I, 30) Die Absicht ist jetzt, den exoterischen Bericht im Vishnu-Purana zu untersuchen und zu sehen, wie sehr oder wie wenig er mit unserer okkulten Darstellung übereinstimmt.
Schöpfungen göttlicher Wesen
laut den exoterischen Berichten
Im Vishnu-Purana – der sicherlich ältesten aller Schriften mit diesem Namen – finden wir, wie in allen anderen auch, wie Brahmâ als der männliche Gott für das Vorhaben der Schöpfung „vier Körper, ausgestattet mit drei Eigenschaften“ annimmt.56 Es heißt: „Solcherweise, Maitreya, sind Jyotsna (Morgendämmerung), Ratri (Nacht), Ahan (Tag) und Sandhya (Abenddämmerung) die vier Körper Brahmâs“ . . (S. 81, Bd 1., Wilsons Übersetzung). Parashara erklärt: Wenn Brahmâ die Welt aufs Neue erschaffen und mittels seines Willens eine Nachkommenschaft hervorbringen will, in vierfältigem Zustand (oder in den vier Ordnungen der Wesenheiten), und zwar Götter (Dhyan Chohans), Dämonen57 (d. h. eher materielle Devas), Vorfahren (Pitris) und Menschen, „sammelt er yogaartig (yuyuje) sein Gemüt in sich selbst.“
Seltsam zu sagen, dass er mit der Erschaffung der Dämonen beginnt, die so den Vorrang von den Engeln oder Göttern einnehmen. Das ist keine Unstimmigkeit, noch ist es einer Widersprüchlichkeit zuzuschreiben, sondern es hat, wie alles Übrige auch, eine tiefe esoterische Bedeutung, ziemlich offensichtlich für den, der keine christlich-theologischen Vorurteile hegt. Wer sich vor Augen hält, dass das Prinzip Mahat oder Intellekt, das „Universalgemüt“ (wörtlich „das Große“), das die Esoterische Philosophie als die „manifestierte Allwissenheit“ erklärt – die „erste Hervorbringung Pradhanas (der ursprünglichen Materie), wie das Vishnu-Purana sagt, aber der erste kosmische Aspekt von Parabrahman oder das esoterische Sat, die Universalseele,58 wie der Okkultismus [SD # 59] lehrt – an der Wurzel des Selbst-Bewusstseins steht, wird den Grund dafür verstehen. Die sogenannten „Dämonen“ – die (esoterisch) das sich selbst behauptende und (intellektuell) aktive Prinzip sind – sind sozusagen die positiven Pole der Schöpfung; daher das zuerst Hervorgebrachte. Das ist in Kürze der Vorgang wie er allegorisch in den Puranas erzählt wird.
„Nachdem Brahmâ sein Denken auf sich selbst konzentriert hatte und die Eigenschaft der Dunkelheit seinen angenommenen Körper durchdrang, wurden zuerst die Asuras hervorgebracht, die aus seinem Oberschenkel hervorgingen; daraufhin verließ er diesen Körper, welcher in Nacht umgewandelt wurde (siehe Teil II, „Die gefallenen Engel“).
Zwei wichtige Punkte sind hierin enthalten: – (a) Ursprünglich, im Rigveda, werden die „Asuras“ als spirituelle, göttliche Wesen dargestellt. Ihre Etymologie ist abgeleitet von Asu (Atem), dem „Atem Gottes“, und sie bedeuten dasselbe wie der höchste Geist oder die zoroastrischen Ahura. Aus theologischen und dogmatischen Gründen lässt man sie erst später aus Brahmâs Oberschenkel hervorgehen, und ihr Name wurde fortan abgeleitet von a, verneinend, und Sura, Gott (Sonnengottheiten) oder nicht-Gott, und sie wurden zu den Feinden der Götter. (b) Ausnahmslos sämtliche alten Theogonien – von der arischen und der ägyptischen bis hinab zu der Theogonie Hesiods – stellen die Nacht in der Reihenfolge der kosmogonischen Evolution vor den Tag; selbst die Genesis, wo „Finsternis ist auf dem Antlitz der Tiefe“ vor „dem ersten Tag“. Der Grund dafür ist der, dass alle Kosmogonien – mit Ausnahme der Geheimlehre – mit der sogenannten „zweiten Schöpfung“ beginnen, nämlich mit der des manifestierten Universums, dessen Schöpfungsgeschichte beginnen muss mit einer deutlichen Unterscheidung zwischen dem ewigen Licht der primären Schöpfung, dessen Geheimnis für immer „Finsternis“ bleiben muss für die neugierige, endliche Vorstellungskraft und den Intellekt des Profanen, und der sekundären Evolution der manifestierten, sichtbaren Natur. Der Veda enthält die ganze Philosophie dieser Einteilung, ohne jemals von unseren Orientalisten richtig erklärt worden zu sein, da es von ihnen niemals verstanden wurde.
Mit der Erschaffung fortfahrend, nimmt Brahmâ eine andere Form an, und zwar die des Tages, und er erschafft aus seinem Atem die Götter, die mit der Eigenschaft der Güte (Passivität) begabt sind.59 In seinem nächsten Körper herrscht die Eigenschaft großer Passivität vor, die ebenfalls (negative) Güte ist, und aus der Seite dieser Persönlichkeit gingen die Pitris hervor, die Vorfahren der Menschen, weil, wie der Text erklärt, „Brahmâ sich selbst (während des Vorganges) als den Vater der Welt dachte“.60 Das ist Kriyashakti – die an anderer Stelle erklärte geheimnisvolle Yoga-Kraft. [SD # 60] Als er abgelegt war, wurde dieser Körper Brahmâs zu Sandhya (der Abenddämmerung), dem Intervall zwischen Tag und Nacht.
Schließlich nahm Brahmâ seine letzte Form an, die von der Qualität der Verdorbenheit durchdrungen war. „Und daraus wurden diese Menschen hervorgebracht, in denen die Verdorbenheit und Leidenschaft vorherrscht.“ Als dieser Körper abgeworfen wurde, wurde er zur Dämmerung oder der Morgendämmerung – der Dämmerung der Menschheit. Hier steht Brahmâ esoterisch für die Pitris. Er ist kollektiv der Pitar, der „Vater“.
Die wahre esoterische Bedeutung dieser Allegorie muss jetzt erklärt werden. Brahmâ symbolisiert hier persönlich die kollektiven Schöpfer der Welt und der Menschen – das Universum mit seinen zahllosen Erzeugnissen beweglicher und (scheinbar) unbeweglicher Dinge.61 Er ist kollektiv die Prajapatis, die Herren des Seins; und die vier Körper versinnbildlichen die vier Klassen schöpferischer Mächte der Dhyan Chohans, die im Kommentar zur Stanze VII in Band I beschrieben sind. Die gesamte Philosophie der sogenannten „Schöpfung“ des Guten und Bösen in dieser Welt und des ganzen Zyklus der manvantarischen Ergebnisse resultiert daraus und beruht auf dem korrekten Verständnis dieser vier Körper Brahmâs.
Der Leser wird jetzt vorbereitet sein, die wirkliche, die esoterische Bedeutung des Folgenden zu verstehen. Darüber hinaus muss ein wichtiger Punkt aufgeklärt werden. Da die christliche Theologie willkürlich festgestellt und beschlossen hatte, Satan gehöre mit seinen gefallenen Engeln der frühesten Schöpfung an, da er der Erstgeschaffene, der weiseste und schönste von Gottes Erzengeln war, wurde das Wort ausgesprochen, der Grundton angeschlagen. Von da an ließ man alle heidnischen Schriften denselben Sinn ergeben, und alle wurden als dämonisch ausgewiesen, und es wurde und wird behauptet, Wahrheit und Fakt würden zum Christentum gehören und erst mit ihm beginnen. Selbst Orientalisten und Mythologen, von denen einige überhaupt keine Christen sind, sondern „Ungläubige“ oder Wissenschaftler, hieben in dieselbe theologische Kerbe, von der bloßen Kraft der Ideenassoziation und Gewohnheit gesteuert, sich dessen selbst nicht bewusst. Rein brahmanische Erwägungen, die auf Machtgier und Ehrgeiz beruhten, führten dazu, dass die Massen in Bezug auf große Wahrheiten unwissend blieben. Dieselben Gründe führten die Initiierten unter den ersten Christen dazu, still zu bleiben, während jene, welche die Wahrheit niemals gekannt hatten, die Ordnung der Dinge entstellten, indem sie die Hierarchie der „Engel“ nach ihrer exoterischen Form beurteilten. Demzufolge wurden die Asuras im populären Glauben zu den aufrührerischen, niederen Göttern, welche die höheren bekämpften, genau wie der höchste Erzengel, in Wahrheit der Agathodaimon, der älteste wohlwollende Logos, der in der Theologie zum „Widersacher“ oder Satan verkam. Aber wird das durch die richtige Auslegung irgendeiner alten Schrift bestätigt? Die Antwort lautet: ganz gewiss nicht. So wie die mazdäischen Schriften des [SD # 61] Zend-Avesta, der Vendidad und andere die spätere schlaue Vermischung der Götter im indischen Pantheon richtigstellen und entlarven und durch Ahura die Asuras wieder in ihre rechtmäßige Position in der Theogonie setzen, bestätigen auch die jüngsten Entdeckungen der Chaldäischen Tafeln den guten Ruf der ersten göttlichen Emanationen. Das ist leicht bewiesen. Die christliche Engellehre ist unmittelbar und ausschließlich hergeleitet von jener der Pharisäer, die ihre Lehrsätze aus Babylonien brachten. Die Sadduzäer, die wirklichen Hüter der Gesetze des Moses, wussten nichts von irgendwelchen Engeln, lehnten diese ab und bestritten sogar die Unsterblichkeit der menschlichen Seele (nicht des unpersönlichen Geistes). In der Bibel sind die einzigen „Engel“, von denen gesprochen wird, die in Genesis 6 erwähnten „Söhne Gottes“ (die jetzt als die Nephilim betrachtet werden, die gefallenen Engel) und verschiedene Engel in menschlicher Form, die „Boten“ des jüdischen Gottes, dessen eigener Rang eine eingehendere Untersuchung erfordert als bisher (vide supra Stanze I, Shlokas 2, 3 ff., wo gezeigt wurde, dass die alten Akkadier das als Ea bezeichneten, Weisheit, was von den späteren Chaldäern und Semiten entstellt wurde zur Tiamat, Tisalat und zum Thallath des Berossos, dem weiblichen Meeresdrachen, jetzt Satan). Wahrlich – „Wie bist du gefallen (durch die Hand des Menschen), oh heller Stern und Sohn des Morgens“!
Was sagen uns jetzt die auf den assyrischen Ziegelbruchstücken gefundenen babylonischen „Schöpfungs“-Berichte; eben jene Berichte, auf welchen die Pharisäer ihre Engelslehre begründeten? Man vergleiche G. Smiths „Assyrian Discoveries“, S. 398 und seinen „Chaldean Account of Genesis“, S. 107. Die „Tafel mit der Geschichte der sieben bösen Götter oder Geister“ hat folgenden Inhalt – wir drucken die wichtigen Stellen kursiv:
1. In den ersten Tagen, die bösen Götter,
2. die Engel, die rebellierten, die im niederen Bereich des Himmels
3. geschaffen worden waren,
4. sie führten ihr böses Werk aus
5. mit verruchten Häuptern ersonnen . . . . etc.
Auf einem erhalten gebliebenen Fragment, wodurch der Text unzweifelhaft gelesen werden kann, wird uns somit so klar als irgend möglich gezeigt, dass die „rebellischen Engel im niederen Bereich des Himmels“ geschaffen worden waren, d. h. dass sie einer materiellen Evolutionsebene angehörten und angehören, obwohl dieselbe, da es sich dabei nicht um die durch unsere Sinne vertraute Ebene handelt, im Allgemeinen für uns unsichtbar bleibt und daher als subjektiv betrachtet wird. Hatten die Gnostiker danach so Unrecht mit der Behauptung, unsere sichtbare Welt und insbesondere die Erde sei von niedrigeren Engeln erschaffen worden, den unteren Elohim, von welchen einer, wie sie lehrten, der Gott Israels war? Diese Gnostiker waren den Aufzeichnungen der archaischen Geheimlehre der Zeit nach näher, und man sollte ihnen daher eine bessere Kenntnis des Inhalts derselben zugestehen als den nicht initiierten Christen, die es Jahrhunderte später auf sich nahmen, [SD # 62] das, was gesagt war, umzugestalten und zu korrigieren. Aber schauen wir einmal, was dieselbe Tafel noch sagt:
7. Es waren ihrer sieben (die verruchten Götter) . . . . (Dann folgt die Beschreibung derselben. Der vierte ist eine „Schlange“, das phallische Sinnbild der vierten Rasse in der menschlichen Evolution).
15. Sieben von ihnen, Sendboten des Gottes Anu, ihres Königs.
Nun gehört Anu der chaldäischen Trinität an und ist in einem Aspekt identisch mit Sin, dem „Mond“. Und der Mond der hebräischen Kabbala enspricht der Argha des Samens allen materiellen Lebens. Kabbalistisch ist er noch enger mit Jehovah verbunden, der doppelgeschlechtig ist wie Anu. Beide sind in der Esoterik dargestellt und werden von einem doppelten Aspekt aus betrachtet: männlich oder spirituell, weiblich oder materiell, oder Geist und Materie, die zwei antagonistischen Prinzipien. Daher wird in den Versen 28 bis 41 gezeigt, wie die „Sendboten Anus“, (Sin, welcher der „Mond“ ist) schließlich von eben demselben Sin mit Hilfe von Bel (der Sonne) und Ishtar (der Venus) überwältigt werden. Das wird von den Assyriologen als ein Widerspruch angesehen, aber in der esoterischen Lehre handelt es sich dabei lediglich um Metaphysik.
Es gibt mehr als eine Auslegung, denn es gibt sieben Schlüssel für das Geheimnis des Falles. Außerdem existieren in der Theologie zwei „Fälle“: die Empörung der Erzengel und ihren „Fall“, und der „Fall“ Adams und Evas. So werden sowohl die niedrigeren als auch die höheren Hierarchien eines angeblichen Verbrechens beschuldigt. Das Wort „angeblich“ ist der wahre und richtige Begriff, denn in beiden „Fällen“ beruht es auf einem Missverständnis. Beide werden im Okkultismus als karmische Wirkungen betrachtet, und beide gehören dem Gesetz der Evolution an: intellektuell und spirituell auf der einen Seite, physisch und psychisch auf der anderen. Der „Fall“ ist eine universale Allegorie. Sie stellt die „Rebellion“, d. h. die Aktivität des nach Vereinigung mit der Materie trachtenden differenzierenden Denkens oder Bewusstseins auf seinen verschiedenen Ebenen an das eine Ende der Evolutionsleiter; und an das andere, das untere Ende, stellt sie die Rebellion der Materie gegen den Geist oder der Aktivität gegen die spirituelle Trägheit. Und hier liegt der Keim eines Irrtums, der mehr als 1800 Jahre lang so verderbliche Wirkungen auf die Intelligenz zivilisierter Gesellschaften hatte. In der ursprünglichen Allegorie wurde die Materie – also die eher materielleren Engel – als der Überwinder des Geistes oder der auf diese Ebene „gefallenen“ Erzengel betrachtet. „Die des flammenden Schwerts (oder der tierischen Leidenschaften) hatten die Geister der Finsternis in die Flucht geschlagen.“ Doch es waren Letztere, die für die Vorherrschaft der bewussten und göttlichen Spiritualität auf der Erde gekämpft hatten und verloren und der Macht der Materie unterlagen. Doch im theologischen Dogma sehen wir das Umgekehrte. Es ist Michael, „der wie Gott ist“, der Stellvertreter Jehovahs, des Leiters der himmlischen Scharen – in Miltons Fantasie ist Luzifer der Leiter der höllischen Scharen –, der das Beste von Satan hat. Es ist wahr, dass die Natur [SD # 63] Michaels von der seines Schöpfers und Meisters abhängt. Wer der Letztere ist, kann man durch sorgfältiges Studium der Allegorie des „Krieges im Himmel“ mit dem astronomischen Schlüssel herausfinden. Wie von Bentley gezeigt wurde, ist der „Kampf der Titanen gegen die Götter“ bei Hesiod und der Krieg der Asuras (oder der Tarakamaya) gegen die Devas in der puranischen Legende vollkommen identisch, mit Ausnahme der Namen. Die Aspekte der Sterne zeigen (Bentley nimmt das Jahr 945 v. Chr. als das nächstgelegene Datum für eine solche Konjunktion), dass „alle Planeten mit Ausnahme des Saturns auf derselben Seite der Himmel waren wie die Sonne und der Mond“. Und daher waren sie seine Gegner. Und doch ist es Saturn oder der jüdische „Mondgott“, der als der Vorherrschende gezeigt wird, von Hesiod wie von Moses, von denen keiner verstanden wurde. Auf diese Weise wurde die wirkliche Bedeutung verzerrt.
8. Die Flammen kamen. Die Feuer mit den Funken; die Nachtfeuer und die Tagfeuer (a). Sie trockneten die trüben dunklen Wasser aus. Mit ihrer Hitze schreckte sie dieselben ab. Die Lhas (Geister) aus der Höhe und die Lhamayin (jene) aus der Tiefe kamen (b). Sie erschlugen die Formen, die zwei- und viergesichtig waren. Sie bekämpften die Ziegenmenschen und die hundsköpfigen Menschen und die Menschen mit Fischkörpern.
(a) Die „Flammen“ sind eine Hierarchie von Geistern, vergleichbar, wenn nicht gar identisch, mit dem von Jesaja (6,2-6) erwähnten „brennenden“ feurigen Seraph (die Seraphim), welcher nach der hebräischen Theogonie dem „Thron des Allmächtigen“ dient. Melha ist der Herr der „Flammen“. Wenn er auf der Erde erscheint, nimmt er die Persönlichkeit eines Buddha an, sagt eine Volkslegende. Er ist einer der ältesten und verehrtesten Lhas, ein buddhistischer Hl. Michael.
(b) Das Wort „unten“ darf nicht in der Bedeutung von höllischen Regionen aufgefasst werden, sondern lediglich in der eines spirituellen oder vielmehr ätherischen Wesens eines niedrigeren Grades, weil näher zur Erde stehend oder eine Stufe über unserer irdischen Sphäre; während die Lhas Geister der höchsten Sphären sind – daher der Name der Hauptstadt von Tibet, Lhasa.
Neben einer der [SD # 64] Evolution des Lebens auf der Erde angehörenden Behauptung rein physischer Natur kann diesem Shloka auch noch ein anderer allegorischer Sinn beigelegt werden, oder tatsächlich weitere, wie gelehrt wird. Die Flammen oder „Feuer“ repräsentieren den Geist oder das männliche Element und „Wasser“ die Materie oder das entgegengesetzte Element. Und hier haben wir wieder, in der Aktivität des Geistes, der die rein materielle Form zerschlägt, eine Bezugnahme auf den ewigen Kampf auf der physischen und der psychischen Ebene zwischen Geist und Materie, außerdem eine wissenschaftliche kosmische Tatsache. Denn, wie im nächsten Vers gesagt wird:
9. Mutter-Wasser, die große See, weinte. Sie erhob sich, sie verschwand in den Mond, der sie emporgehoben hatte, der sie geboren hatte (a).
(a) Nun, was kann das bedeuten? Ist es nicht eine offenbare Bezugnahme auf den Gezeitenvorgang im frühen Zustand der Geschichte unseres Planeten in seiner vierten Runde? Die moderne Forschung hat in letzter Zeit eifrig über die paläozoischen Tidenhochwasser spekuliert. Darwins Theorie ging dahin, dass vor nicht weniger als vor 52.000.000 Jahren – und wahrscheinlich noch viel früher – der Mond aus der plastischen Masse der Erde entstand. Von dem Punkt ausgehend, an dem die Untersuchung von Helmholtz, Ferrel, Sir William Thomson und anderen endete, verfolgte er den Verlauf der durch die Gezeiten bewirkten Verzögerung der Rotationsbewegung der Erde weit zurück bis tief in die Nacht der Zeit, und er versetzte den Mond zur Zeit der Kindheit unseres Planeten in „einen Bruchteil seines jetzigen Abstandes“. Kurz gesagt, seine Theorie war, dass der Mond sich von der Erde abtrennte. Da das Tidenhochwasser mit dem Schwung der Kugelmasse zusammenfiel – die Tendenz der Zentrifugalkraft entsprach damals nahezu der Schwerkraft – wurde Letztere überwunden, und die flutartig angehobene Masse konnte sich vollständig von der Erde trennen.62
Die okkulte Lehre besagt das Gegenteil. Der Mond ist viel älter als die Erde, und wie im 1. Band erklärt, verdankt Letztere ihre Existenz dem Ersteren, wie auch immer Astronomie und Geologie die Sache erklären mögen. Daher die Gezeiten und die Anziehung zum Mond hin, wie aus dem beständigen Bestreben des flüssigen Teils des Globus ersichtlich ist, sich selbst zu seinem Vater zu erheben. Das ist die Bedeutung des Satzes, dass „Mutter-Wasser sich erhob und im Mond verschwand, der sie emporgehoben hatte, der sie geboren hatte“.
[SD # 65]
10. Als sie (die Rupas) zerstört waren, verblieb Mutter-Erde leer.63 Sie bat darum, getrocknet zu werden (a).64
(a) Die Zeit für ihre Verkrustung war gekommen. Die Wasser hatten sich getrennt, und der Vorgang war eingeleitet. Es war der Beginn eines neuen Lebens. Das offenbart der eine Schlüssel. Ein anderer Schlüssel lehrt uns den Ursprung des Wassers, seine Beimischung zum Feuer (flüssiges Feuer wird es genannt),65 und lässt sich auf eine alchemistische Beschreibung der Nachkommenschaft der beiden ein – der festen Materie, wie zum Beispiel Mineralien und Erden. Aus den „Wassern des Raumes“, den Nachkommen des männlichen Geist-Feuers und des weiblichen (gasförmigen) Wassers, entstand der über die Erde ausgebreitete Ozean. Varuna wird aus dem unendlichen Raum heruntergezogen, um als Neptun über die endlichen Meere zu herrschen. Wie immer ruht die Volksfantasie auf einer streng wissenschaftlichen Grundlage.
Wasser ist überall das Symbol des weiblichen Elementes; Mater, wovon der Buchstabe M kommt, ist bildmäßig hergeleitet von , einer Wasserhieroglyphe. Es ist die universale Matrix oder die „große Tiefe“. Venus, die große Mutter-Jungfrau, geht aus der Meereswelle hervor, und Kupido oder Eros ist ihr Sohn. Aber Venus ist die spätere mythologische Variante Gaias (oder Gäas), der Erde, die in ihrem höheren Aspekt die Natur (Praktriti) und metaphysisch Aditi ist, und sogar Mulaprakriti, die Wurzel Prakritis oder ihr Noumenon.
Somit ist Kupido oder Liebe im ursprünglichen Sinn Eros, der göttliche Wille oder das Verlangen, sich selbst durch die sichtbare Schöpfung zu manifestieren. Daher wird Fohat, der Prototyp von Eros, auf der Erde zu der großen Kraft der „Lebenselektrizität“ oder zum Geist des „Lebenspendens“. Erinnern wir uns der griechischen Theogonie und gehen in den Geist ihrer Philosophie ein. Die Griechen lehren uns (siehe „Ilias“ IV, 201, 246), dass alle Dinge einschließlich der Götter ihr Dasein dem Ozean und seinem Weib Tethys verdanken, wobei Letztere Gaia ist, die Erde oder Natur. Doch wer ist Ozean? Ozean ist der unermessliche Raum (der Geist im Chaos), der die Gottheit ist (siehe 1. Band); und Tethys ist nicht die Erde, sondern die ursprüngliche Materie im Prozess der Formung. In unserem Fall ist es nicht mehr Aditi-Gaia, die Ouranos oder Varuna hervorbrachte, den Hauptaditya der sieben Planetengötter, sondern Prakriti, materialisiert und lokalisiert. Der seinem theogonischen Charakter nach männliche Mond ist nur [SD # 66] in seinem kosmischen Aspekt das weibliche Zeugungsprinzip, so wie die Sonne das männliche Emblem davon ist. Wasser ist die Nachkommenschaft des Mondes, bei allen Nationen eine androgyne Gottheit.
Die Evolution folgt sowohl im Kosmos als auch bei der Bildung des kleinsten Globus den Gesetzen der Analogie. Angewendet auf den modus operandi jener Zeit, als das Universum in Erscheinung trat, bezieht sich das Obige damit auch auf die Bildung unserer Erde.
Diese Stanze beginnt mit der Erwähnung von dreißig Crore, 300.000.000 Jahren. Wir mögen gefragt werden: Was konnten die Alten von der Dauer geologischer Perioden wissen, wenn kein moderner Gelehrter oder Mathematiker imstande ist, ihre Dauer mit irgend einer annähernden Genauigkeit zu berechnen? Einerlei, ob sie bessere Mittel hatten oder nicht (und es wird behauptet, dass sie solche hatten, wie aus ihren Tierkreiszeichen hervorgeht), jedenfalls soll jetzt die Zeitrechnung der alten Brahmanen so getreu wie möglich gegeben werden.
Die Chronologie der Brahmanen
Kein größeres Rätsel existiert in der Wissenschaft, kein Problem ist hoffnungsloser unlösbar wie die Frage: Wie alt – auch nur annäherungsweise – sind Sonne und Mond, die Erde und der Mensch? Was weiß die moderne Wissenschaft von der Dauer der Weltzeitalter oder auch nur von der Länge der geologischen Perioden?
Nichts; absolut nichts.
Wenn man die Wissenschaft um chronologische Angaben ersucht, wird einem von jenen, die offen und ehrlich sind, z. B. von Pengelly, dem hervorragenden Geologen, gesagt: „Wir wissen es nicht.“66 Man wird lernen, dass bis jetzt keine verlässliche zahlenmäßige Abschätzung der Zeitalter der Welt und des Menschen angestellt werden konnte, und dass die Geologie und auch die Anthropologie im Uferlosen treiben. Wenn aber ein Schüler der Esoterischen Philosophie sich erkühnt, die Lehren der okkulten Wissenschaft vorzubringen, wird er sofort angegriffen. Warum soll das so sein, nachdem die größten Gelehrten, auf ihre eigenen physikalischen Methoden beschränkt, nicht imstande waren, auch nur eine annäherungsweise Übereinstimmung zu erreichen?
Es ist wahr, die Wissenschaft kann dafür kaum getadelt werden. In der Tat irren die Forscher in der kimmerischen Finsternis der prähistorischen Zeitalter in einem Labyrinth umher, dessen große Korridore türlos sind und keinen sichtbaren Ausgang in die vorzeitliche Vergangenheit gestatten. Im Irrgang ihrer eigenen widerstreitenden Spekulationen verloren, und, wie sie es immer getan haben, das Zeugnis der östlichen Überlieferung ablehnend, ohne irgendeinen Anhaltspunkt oder einen einzigen sicheren Meilenstein zu ihrer Führung, was könnten die Geologen oder Anthropologen anderes tun, als den dünnen [SD # 67] Ariadnefaden aufzunehmen, wo sie ihn zuerst wahrnehmen, und dann vollständig aufs Geratewohl vorzugehen? Daher sagt man uns zuerst, dass das entfernteste Datum, bis zu dem sich urkundliche Aufzeichnungen erstrecken, jetzt von der Anthropologie allgemein als lediglich „der früheste deutlich sichtbare Punkt der prähistorischen Zeit“ betrachtet wird („Encyclopaedia Britannica“).
Gleichzeitig wird zugestanden, dass „eine lange, unbestimmte Reihe von prähistorischen Zeitaltern über jenen Zeitpunkt hinaus reicht“. (Ibid.)
Beginnen wir mit diesen nicht näher bezeichneten „Zeitaltern“. Sie sind lediglich für das bloße Auge der Materie „prähistorisch“. Für das spirituelle Adlerauge des Sehers und Propheten aller Rassen erstreckt sich der Ariadnefaden über jene „geschichtliche Zeit“ hinaus, ohne Unterbrechung oder Fehler, sicher und stetig bis ganz in die Nacht der Zeit; und die Hand, die ihn hält, ist zu mächtig, um ihn fallen oder auch nur reißen zu lassen. Aufzeichnungen existieren, auch wenn sie von den Profanen als fantastisch abgelehnt werden; doch viele von ihnen werden tatsächlich von Philosophen und großen Gelehrten stillschweigend akzeptiert und begegnen lediglich von Seiten der offiziellen und kollektiven Gemeinschaft der orthodoxen Wissenschaft einer unveränderlichen Ablehnung. Und da diese es ablehnt, uns auch nur eine annähernde Vorstellung von der Dauer der geologischen Zeitalter zu geben – außer mit ein paar einander widerstreitenden und widersprechenden Hypothesen – sehen wir zu, was die arische Philosophie uns lehren kann.
Mit Ausnahme einiger unwichtiger und ganz offenbar absichtlicher Übertreibungen stimmen diese Berechnungen, wie bereits gesagt und wie sie im Manu und in den Puranas gegeben sind, nahezu überein mit den in der Esoterischen Philosophie gelehrten. Das kann aus dem Vergleich der beiden mit jedem beliebigen indischen Kalender der anerkannten Orthodoxie ersehen werden.
Der beste und vollständigste aller derartiger Kalender in der Gegenwart, wie die gelehrten Brahmanen Südindiens verbürgen, ist der bereits erwähnte tamilische Kalender namens „Tirukkanda Panchanga“, zusammengestellt aus und in voller Übereinstimmung mit geheimen Bruchstücken von Asuramayas Daten, wie man uns mitteilt. Und so wie Asuramaya der größte Astronom gewesen sein soll, so flüstert man sich auch zu, er sei der mächtigste „Zauberer“ gewesen von der „Weißen Insel, die schwarz geworden war vor Sünde“, d. h. der atlantischen Inseln.
Die „Weiße Insel“ ist ein symbolischer Name. Asuramaya soll (nach der Überlieferung des Jnana-Bhaskara) in Romakapura im Westen gelebt haben, denn der Name ist eine Anspielung auf das Land und die Wiege der „Schweißgeborenen“ der dritte Rasse. Dieses Land oder dieser Kontinent war schon Zeitalter vor Asuramayas Lebenszeit verschwunden, denn er war Atlantier; aber er war ein unmittelbarer Abkömmling der Weisen Rasse, der Rasse, die niemals stirbt. Zahlreich sind die Legenden über diesen Helden, den Zögling Suryas (des Sonnengottes) selbst, wie die indischen Berichte angeben. Es ist von geringer Bedeutung, ob er auf der einen oder der anderen Insel lebte, aber es gilt zu beweisen, dass er kein Mythos war, zu dem ihn Dr. Weber und andere machen wollen. [SD # 68] Die Tatsache, dass „Romakapura im Westen“ als Geburtsort dieses Helden der Vorzeit genannt wird, ist umso interessanter, weil das angesichts der esoterischen Lehre über die „Schweißgeborenen“ Rassen so ungemein bedeutsam ist, jener Menschen, die aus den Poren ihrer Eltern geboren wurden. „Romakupas“ bedeutet im Sanskrit „Haarporen“. Im „Mahabharata“, XII, 10308 heißt es von einem Volk namens Raumyas, dass es aus den Poren Virabhadras hervorgebracht worden sei, des schrecklichen Riesen, der das Opfer Dakshas zerstörte. Auch von anderen Stämmen und Menschen wird gesagt, sie seien auf diese Art geboren worden. All das sind Bezugnahmen auf die späte zweite und frühe dritte Wurzelrasse.
Die folgenden Zahlen stammen aus dem soeben angeführten Kalender. Eine Fußnote zeigt die Punkte der Nichtübereinstimmung mit den Zahlen der Arya-Samaj-Schule auf:
[SD # 69]
I. | Vom Beginn der kosmischen Evolution67 bis zum Hindujahr Tarana (oder 1887) |
1.955.884.687 Jahre |
II. | Das (astrale) Mineral-, Pflanzen- und Tierreich bis hinauf zum Menschen brauchten zur Entwicklung68 |
300.000.000 Jahre |
III. | Zeit seit dem ersten Erscheinen der „Menschheit“ (auf der Planetenkette)69 |
1.664.500.987 Jahre |
IV. | Zahl der vergangenen Jahre seit dem „Vaivasvata-Manvantara“70 – oder der menschlichen Periode – bis zum Jahr 1887 beträgt derzeit |
18.618.728 Jahre |
V. | Die volle Periode eines Manvantaras | 308.448.000 Jahre |
VI. | 14 „Manvantaras“ plus die Periode eines Satya-Yugas umfassen einen Tag Brahmâs oder ein vollständiges „Manvantara“ oder71 |
4.320.000.000 Jahre |
Deshalb umfasst ein Maha-Yuga | 4.320.000 Jahre | |
Vom Beginn des Kali-Yugas bis zum Jahr 1887 | 4.989 Jahre |
Um das in seinen Einzelheiten noch klarer zu machen, werden die folgenden Berechnungen von Rao Bahadur P. Sreenivas Row aus dem „Theosophist“ vom November 1885 mitgeteilt.
Jahre der Sterblichen
[SD # 70]
360 Tage der Sterblichen machen ein Jahr | 1 |
Krita-Yuga enthält | 1.728.000 |
Treta-Yuga enthält | 1.296.000 |
Dvapara-Yuga enthält | 864.000 |
Kali-Yuga enthält | 432.000 |
Die Summe der genannten vier Yugas ergibt 1 Maha-Yuga |
4.320.000 |
71 solcher Maha-Yugas bilden die Regierungszeit eines Manus |
306.720.000 |
Die Regierung von 14 Manus umfasst die Dauer von 994 Maha-Yugas und ist gleich |
4.294.080.000 |
Dazu die Sandhis d. h. die Intervalle zwischen den Regierungen der einzelnen Manus, die sich auf 6 Maha-Yugas belaufen, gleich |
25.920.000 |
Die Gesamtsumme dieser Reiche und Unterbrechungen von 14 Manus ist 1.000 Maha-Yugas, die ein Kalpa ausmachen, d. h. einen Tag Brahmâs |
4.320.000.000 |
Da Brahmâs Nacht von gleicher Dauer ist, würden ein Tag und eine Nacht Brahmâs enthalten |
8.640.000.000 |
360 solcher Tage und Nächte ergeben ein Jahr Brahmâs, gleich |
3.110.400.000.000 |
100 solcher Jahre bilden die ganze Periode des Zeitalters Brahmâs, d. h. das Maha-Kalpa |
311.040.000.000.000 |
Das sind die in ganz Indien akzeptierten exoterischen Zahlen, und sie decken sich ziemlich genau mit denen der Geheimwerke. Letztere erweitern sie jedoch durch eine Teilung in eine Anzahl von esoterischen Zyklen, die niemals in populären brahmanischen Schriften erwähnt werden – von denen eine, die Einteilung der Yugas in Rassenzyklen, anderweitig als Beispiel gegeben ist. Die Übrigen wurden natürlich niemals in ihren Einzelheiten veröffentlicht. Sie sind aber nichtsdestoweniger jedem „Zweimalgeborenen“ (Dvija oder Initiierten) Brahmanen bekannt. Und die Puranas enthalten Bezugnahmen auf einige von ihnen in verhüllten Redewendungen, die kein einziger sich lediglich an die Tatsachen haltender Orientalist bis jetzt herauszubringen versucht hat, noch herausbringen könnte, selbst wenn er es wollte.
Diese heiligen astronomischen Zyklen sind unermesslich alt, und die Berechnungen Naradas und Asuramayas betreffen die meisten von ihnen, wie festgestellt. Letzterer steht im Ansehen eines Riesen und eines Zauberers. Aber die vorsintflutlichen Riesen (die Gibborim der Bibel) waren nicht alle schlecht oder Zauberer, wie es die christliche Theologie haben möchte, die in jedem Okkultisten einen Knecht des Bösen sieht; noch waren sie schlechter als viele der „getreuen Söhne der Kirche“. Ein Torquemada und eine Katharina Maria Romola de’ Medici verübten zu ihrer Zeit und im Namen ihres Meisters sicherlich mehr Unrecht als jeder atlantische Riese oder ein Halbgott des Altertums es jemals getan hätte; ob er nun Zyklop hieß oder Medusa, ja nicht einmal der als Ephialtes bekannte orphische Titan, das schlangenfüßige Ungeheuer. Es gab gute „Riesen“ in der alten Zeit ebenso gut wie es heute böse „Zwerge“ gibt. Und die Rakshasas und Yakshas von Lanka waren nicht schlechter als unsere heutigen Sprengstoffattentäter oder gewisse christliche und zivilisierte Generäle der heutigen Kriege. Auch sind sie keine Erdichtungen. „Wer über Briareos und Orion zu lachen pflegt, sollte es bleiben lassen, nach Carnac oder Stonehenge zu gehen oder auch nur darüber zu sprechen“, bemerkt irgendwo ein moderner Schriftsteller.
Da die oben gegebenen brahmanischen Zahlen annähernd den grundlegenden Berechnungen unseres esoterischen Systems entsprechen, wird der Leser aufgefordert, sie sorgfältig im Gedächtnis zu behalten.
In der „Encyclopaedia Britannica“ finden wir das letzte Wort der Wissenschaft, nämlich dass sich die menschliche Vorzeit lediglich über „Zehntausende [SD # 71] von Jahren“ als Spielraum erstreckt.72 Es leuchtet ein, dass diese Zahlen sehr wenig, wenn überhaupt etwas bedeuten, da sie zwischen 10.000 und 100.000 liegen können und die die Frage umgebende Dunkelheit nur noch weiter vertiefen. Mehr noch, was hat es für eine Bedeutung, wenn die Wissenschaft die Entstehung des Menschen in die Zeit der „prä- oder postglazialen Moränenablagerungen“ verlegt und man uns im selben Augenblick sagt, dass die sogenannte „Eiszeit“ lediglich eine lange Abfolge von Zeiträumen darstellt, die „ohne plötzliche Wechsel irgendwelcher Art in das überging, was als die menschliche oder die gegenwärtige Periode bezeichnet wird . . . wo doch das Ineinandergreifen der geologischen Perioden seit dem Anbeginn der Zeit die Regel war?“ Letztere „Regel“ läuft nur auf die noch verwirrendere, wenn auch streng wissenschaftliche und richtige Mitteilung hinaus, dass „selbst der heutige Mensch ein Zeitgenosse der Eiszeit in den Alpentälern und in Finnland ist.73
Wären nicht die von der Geheimlehre und selbst vom exoterischen Hinduismus und seinen Überlieferungen gegebenen Lehren, würden wir bis heute in verwirrter Unsicherheit zwischen den unbestimmten Zeitaltern der einen Schule der Wissenschaft, den „Zehntausenden“ von Jahren der anderen und den 6.000 Jahren der Bibelausleger schwankend zurückbleiben. Das ist einer von mehreren Gründen, warum wir bei aller den Schlussfolgerungen der heutigen Gelehrten gebührenden Ehrerbietung dazu gezwungen sind, sie in sämtlichen Fragen des prähistorischen Altertums unbeachtet zu lassen.
Selbstverständlich können die moderne Geologie und die Anthropologie mit unseren Anschauungen nicht übereinstimmen. Aber der Okkultismus wird gegen diese beiden Wissenschaften ebenso viele Waffen finden wie er sie gegen astronomische und physikalische Theorien fand, trotz der Versicherungen Laings, dass74 „(chronologischen) Berechnungen dieser Art, ältere und jüngere Formationen betreffend, keine Theorie darstellen, sondern dass sie auf positiven Tatsachen begründet und lediglich von einer gewissen möglichen (?) beiderseitigen Fehlertoleranz begrenzt sind“. Der Okkultismus wird anhand wissenschaftlicher Bekenntnisse beweisen, dass sich die Geologie sehr irrt und sich häufig noch mehr im Irrtum befindet als die Astronomie. In eben diesem Abschnitt von Laing, welcher der Geologie in Bezug auf die Korrektheit den Vorrang vor der Astronomie zuspricht, finden wir eine Stelle, die mit den Eingeständnissen der besten Geologen selbst in offenbarem Widerspruch steht. Der Verfasser sagt:
„Kurz, die Schlussfolgerungen der Geologie, zumindest bis zum Silur,75 wo die gegenwärtige Ordnung der Dinge ungefähr ihren Anfang nahm, gibt es annähernde (wahrlich so) Tatsachen und nicht Theorien, indessen die astronomischen Schlussfolgerungen Theorien darstellen, die auf derartig unsicheren Daten fußen, dass sie in einigen [SD # 72] Fällen unglaublich kurze Resultate liefern, . . . und in anderen nahezu unglaublich lange.“
Danach wird dem Leser angeraten, dass der sicherste Kurs „zu sein scheint anzunehmen, die Geologie erbringe tatsächlich den Beweis, dass die Dauer der gegenwärtigen Ordnung der Dinge irgendwie über 100 Millionen Jahre“ liege, wohingegen die „Astronomie einen ungeheuren, jedoch unbekannten Zeitraum in der Vergangenheit und einer kommenden Zukunft angibt für Geburt, Wachstum, Reife, Verfall und den Tod des Sonnensystems, in welchem unsere Erde ein kleiner Planet ist, der gegenwärtig seine bewohnbare Phase durchläuft“ (S. 49).
Würde einmal die Aufgabe gestellt, „den abgeschmackten unwissenschaftlichen und unsinnigen Behauptungen der exoterischen (und esoterischen) arischen Chronologie“ entgegenzutreten, gehen wir aufgrund bisheriger Erfahrungen davon aus, dass sämtliche Naturwissenschaftler gleichermaßen dogmatisch wären, einer wie der andere – jener mit den „unglaublich kurzen Ergebnissen“, d. h. lediglich 15.000.000 Jahren, und jener, der „600.000.000 Jahre voraussetzt“, zusammen mit denen, die Huxleys Zahlen akzeptieren mit 1.000.000.000 Jahren „seit Beginn der Sedimentbildung in Europa („World Life“)“. Auch würden sie nicht versäumen den Okkultisten und Brahmanen daran zu erinnern, dass die modernen Wissenschaftler allein die exakte Wissenschaft repräsentieren, deren Pflicht es sei, Ungenauigkeit und Aberglauben zu bekämpfen.
Die Erde durchläuft ihre „bewohnbare Phase“ nur in Bezug auf die gegenwärtige Ordnung der Dinge und insoweit es unsere gegenwärtige Menschheit mit ihren tatsächlichen „Röcken aus Fellen“ und ihrem Phosphor für Knochen und Gehirn betrifft.
Wir sind bereit, die von der Geologie angebotenen 100 Millionen Jahre zuzugestehen, da man uns gelehrt hat, dass unsere gegenwärtige physische Menschheit – oder die Vaivasvata-Menschheit – erst vor achtzehn Millionen Jahren begann. Doch kann uns die Geologie über die Dauer der geologischen Perioden keine Tatsachen mitteilen, wie wir gezeigt haben, tatsächlich nicht mehr als die Astronomie. Der andernorts zitierte authentische Brief von W. Pengelly, F.R.S., sagt: „Es ist gegenwärtig und vielleicht für alle Zukunft unmöglich, die geologische Zeitrechnung auch nur annäherungsweise auf Jahre oder auch nur auf Jahrtausende zu bringen.“ Und nachdem sie bisher noch niemals einen fossilen Menschen von irgendeiner anderen als der gegenwärtigen Form ausgegraben hat – was weiß die Geologie von ihm? Sie hat Zonen und Schichten und damit das ursprüngliche Tierleben bis zum Silur hinab verfolgt. Sobald sie auf dieselbe Weise die Spur des Menschen bis hinab zu seiner ursprünglichen protoplasmischen Form verfolgt haben wird, werden wir zugestehen, dass sie etwas über den ursprünglichen Menschen wissen mag. Wenn es auch für den „Einfluss der modernen wissenschaftlichen Entdeckungen auf das moderne Denken“ nicht so wichtig ist, ob „der Mensch in einem Zustand stetigen, wenn auch langsamen Fortschreitens in den letzten 50.000 Jahren eines Zeitraums von 15 Millionen Jahren oder vielmehr während der letzten 500.000 Jahre eines Zeitraums von 150 Millionen Jahren existierte“ („Modern Science etc.“, S. 49), wie S. Laing seinen Lesern mitteilt, so trifft dies jedoch für die Behauptungen der Okkultisten ganz bestimmt zu. Wenn Letztere nicht zeigen, dass es möglich, wenn nicht vollkommen gewiss ist, dass der Mensch schon vor [SD # 73] 18 Millionen Jahren lebte, so hätte die Geheimlehre ebenso gut ungeschrieben bleiben können. Ein Versuch muss daher in dieser Richtung unternommen werden, und unsere modernen Geologen und die Wissenschaftler im Allgemeinen werden als Zeugen für diese Tatsache im dritten Teil dieses Bandes angeführt. Mittlerweile und ungeachtet der Tatsache, dass die indische Chronologie von den Orientalisten ständig als Fiktion hingestellt wird, die nicht auf tatsächlichen Berechnungen beruht,76 sondern lediglich eine „kindische Prahlerei“ sei, wird sie nichtsdestoweniger oft bis zur Unkenntlichkeit verdreht, um sie westlichen Theorien Rechnung tragen zu lassen und anzupassen. An keinen anderen Zahlen wurde mehr herumgepfuscht und sich vergangen als an den berühmten 4, 3, und 2 mit den darauffolgenden Nullen der Yugas und Maha-Yugas.
Da der gesamte Zyklus der prähistorischen Ereignisse, wie z. B. die Evolution und Umformung der Rassen und das ungemeine Alter des Menschen von der besagten Chronologie abhängt, ist es äußerst wichtig, diese Berechnungen mithilfe anderer existierender zu prüfen. Wird die östliche Chronologie abgelehnt, tröstet uns zumindest der Beweis, dass keine andere – weder mit den Zahlen der Wissenschaft noch mit denen der Kirchen – auch nur eine Spur verlässlicher ist. Wie Professor Max Müller es ausdrückt, ist es oft ebenso nützlich zu beweisen, was etwas nicht ist wie zu zeigen, was es sein könnte. Sobald es uns gelingt, die Fehler sowohl der christlichen als auch der wissenschaftlichen Berechnungen aufzuzeigen – indem wir ihnen eine faire Vergleichsmöglichkeit mit unserer Chronologie einräumen – wird keine von beiden mehr eine vernünftig zu rechtfertigende Grundlage haben, die esoterischen Zahlen als weniger verlässlich als ihre eigenen zu bezeichnen.
Wir können hier den Leser auf unser früheres Werk, „Isis Unveiled“, Bd. I, S. 32 verweisen, bezüglich einiger Anmerkungen zu den einige Seiten weiter oben angeführten Zahlen.
Heute mögen ein paar weitere, jedem Orientalisten bereits bekannte Tatsachen den dort gemachten Mitteilungen hinzugefügt werden. Die Heiligkeit des Zyklus von 4320 mit darauffolgenden Nullen liegt in dem Umstand, dass die ihn ausmachenden Zahlen einzeln oder in verschiedenen Kombinationen vereint jede und alle die größten Geheimnisse in der Natur symbolisieren. In der Tat, ob man nun die 4 einzeln nimmt oder die 3 für sich, oder die beiden zusammen, was 7 ergibt, oder die drei zusammen addiert und 9 erhält, alle diese Zahlen haben ihre Anwendung in den heiligsten und verborgendsten Dingen und erfassen die Funktionsweisen der Natur in ihren ewigen periodischen Phänomenen. Sie sind niemals irrende, beständig wiederkehrende Zahlen, die jenem, der die Geheimnisse der Natur studiert, ein wahrhaft göttliches System enthüllen, einen intelligenten Plan in der Kosmogonie, der die natürlichen kosmischen Einteilungen von Zeiten, Jahreszeiten, unsichtbaren Einflüssen und astronomischen Phänomenen zur Folge hat mit ihren Wirkungen und Rückwirkungen auf die irdische und selbst auf die moralische Natur, auf [SD # 74] Geburt, Tod und Wachstum, auf Gesundheit und Krankheit. Alle diese natürlichen Ereignisse basieren auf zyklischen Vorgängen im Kosmos selbst und hängen von ihnen ab, und sie erzeugen periodische Wirkungen, die von außen auf die Erde und auf alles einwirken, was auf ihr lebt und atmet, vom Anfang bis zum Ende eines jeden Manvantaras. Ursachen und Wirkungen sind esoterisch, exoterisch und endexoterisch, sozusagen.
In „Isis Unveiled“ schrieben wir, was wir jetzt wiederholen: – „Wir befinden uns am Grund eines Zyklus und offenbar in einer Übergangsphase.“ Platon teilt den intellektuellen Fortschritt des Universums in einem Zyklus in fruchtbare und unfruchtbare Perioden ein. In den sublunaren Regionen, sagt er, bleiben die Sphären der verschiedenen Elemente ewig in vollkommener Harmonie mit der göttlichen Natur. Infolge einer zu engen Nachbarschaft zur Erde und ihrer Vermischung mit dem Irdischen (das Materie ist und daher der Bereich des Bösen) ‘befinden sich ihre Teile jedoch manchmal in Übereinstimmung und manchmal im Gegensatz zur (göttlichen) Natur’. Unsere Erde und alles, was zu ihr gehört, erfreut sich einer fruchtbaren Periode, solange sich diese Kreisläufe – die Éliphas Levi ‘Ströme des Astrallichts’ nennt – im alle Elemente in sich enthaltenden universalen Äther in Harmonie mit dem göttlichen Geist vollziehen. Die okkulten Kräfte der Pflanzen, Tiere und Mineralien sympathisieren magisch mit den ‘höheren Naturen’ und die Göttliche Seele des Menschen mit vollkommener Intelligenz mit diesen ‘niederen’. Aber während der unfruchtbaren Perioden verlieren die Letzteren ihre magische Sympathie, und der spirituelle Blick der Mehrheit der Menschheit ist derartig geblendet, dass er jede Vorstellung von den höheren Kräften seines eigenen göttlichen Geistes verliert. Wir befinden uns in einer unfruchtbaren Periode. Das achtzehnte Jahrhundert, in dem das bösartige Fieber des Skeptizismus so unwiderstehlich ausbrach, hat dem neunzehnten Jahrhundert den Unglauben als Erbkrankheit aufgebürdet. Der göttliche Intellekt im Menschen ist verhüllt; sein tierisches Gehirn allein philosophiert.“ Und allein philosophierend, wie könnte es so die „Seelenlehre“ verstehen?
Um den Faden der Erzählung nicht zu unterbrechen, werden wir einige schlagende Beweise für diese zyklischen Gesetze im 2. Teil geben und fahren unterdessen mit unseren Erklärungen der geologischen und rassischen Zyklen fort.
[SD # 75]
STANZE III
Versuche, den Menschen zu erschaffen
§§ (11) Der Abstieg des Demiurgen. (12) Die Mondgötter werden angewiesen, zu erschaffen. (13) Die höheren Götter weigern sich.
11. Der Herr der Herren kam. Von ihrem Körper trennte er die Wasser, und dies war der Himmel oben, der erste Himmel (die Atmosphäre oder die Luft, das Firmament) (a).
(a) Hier fällt die Tradition wieder ins Universale, in der frühesten in den Puranas wiedergegebenen Darstellung und genauso in der letzten, dem mosaischen Bericht. In Ersterer heißt es: „Als die Welt ein einziger Ozean geworden war („Harivamsa“, I, 36), da schloss Er, der Herr“ (der Gott, der die Gestalt Brahmâs hat), „die Erde läge in den Wassern, und im Verlangen, sie emporzuheben“, sie zu trennen, „erschuf er sich selbst in einer anderen Gestalt. So wie er im vorangegangenen Kalpa (Manvantara) die Gestalt einer Schildkröte angenommen hatte, nahm er in diesem die Gestalt eines Ebers an etc. etc.“. In der elohistischen „Schöpfung“ (Genesis, 6-9) erschafft „Gott“ eine Feste zwischen den Wassern . . . . . und sagt: „Es erscheine trockenes Land“. Und nun folgt der traditionelle Nagel, an welchem der esoterische Teil der kabbalistischen Interpretation aufgehängt ist.
12. Die großen Chohans (Herren) riefen die Herren des Mondes, der luftigen Körper (a): „Bringet Menschen hervor (wurde ihnen gesagt), Menschen eurer Art. Gebt ihnen (d. h. den Jivas oder Monaden) ihre inneren Formen. Sie (Mutter Erde oder Natur) wird die äußeren Hüllen erbauen (äußere Körper). (Denn) Männlich-Weiblich werden sie sein. Auch Herren der Flamme.“
(a) Wer sind die Herren des Mondes? In Indien werden sie Pitris oder „Mondvorfahren“ genannt, aber in den hebräischen Rollen ist Jehovah selbst der „Herr des Mondes“, kollektiv als Schar und auch als einer der Elohim. Der Mond regulierte die Astronomie der Hebräer und ihre Einhaltung der Zeiten. Ein Kabbalist hat gezeigt, dass „Daniel . . . zu festgelegten Zeiten von Gottes Vorsehung sprach“ und dass die „Offenbarung“ des Johannes „von einer sorgfältig vermessenen kubischen Stadt spricht, die aus den Himmeln herniederfährt“ etc., und fügt hinzu:
[SD # 76] „Die vitalisierende Kraft des Himmels lag jedoch hauptsächlich beim Mond. . . . Er war der hebräische ה ו ה י (Jehovah), und der Hl. Paulus ermahnt: ‘So lasset uns nun niemand euch Gewissen machen über eure Einhaltung des siebten Tages und des Tages des Neumondes, welche ein Schatten sind von dem Kommenden; aber der Körper (oder die Substanz) ist von Christus“, oder Jehovah, jene Funktion dieser Kraft, die „das unfruchtbare Weib . . . zu einer Mutter machte . . . denn sie sind eine Gabe Jehovahs“ . . . was ein Schlüssel zu dem Einwand ist, den ihr Gemahl gegenüber der Schunemitin vorbrachte, da sie zu dem Mann Gottes ging: „Es ist weder Neumond noch Sabbat“. . . . (2 Könige 4,23). Die lebendigen spirituellen Kräfte der Konstellationen hatten durch die Bewegungen und Stellungen der Sterne und Planeten und insbesondere als Resultat der Konjunktion von Mond, Erde und Sonne mächtige Kriege markiert. Bentley merkt zum indischen „Krieg zwischen den Göttern und den Riesen“ an, er sei durch die Sonnenfinsternis im aufsteigenden Knoten des Mondes 945 v. Chr. (!!) bezeichnet, unter welcher Sri (Sarai, S-r-i, das Weib des hebräischen A-bram77) geboren78 oder aus dem Meer hervorgebracht wurde. Sri war auch Venus-Aphrodite, das westliche Emblem „des luni-solaren Jahres oder des Mondes (da Sri das Weib des Mondes ist; siehe die Fußnote), der Göttin des Wachstums79 . . .“ Daher . . . „war das große Monument und die Landmarke der exakten Periode des lunaren Jahres und Monats, wonach dieser Zyklus (von 19 Tropenjahren und 235 Mondumläufen) berechnet werden konnte, der Berg Sinai – auf den Jehovah der Herr herabstieg. . . . Paulus spricht (dann) als Mystagoge, wenn er in Bezug auf das freie und das unfreie Weib Abrahams sagt: ‘Denn Hagar (das unfreie Weib) ist der Berg Sinai in Arabien.’ Wie konnte ein Weib ein Berg sein? Und ein solcher Berg! Jedoch . . . war sie es . . . Ihr Name war Hagar, Hebräisch רגה, dessen Zahlen sich als 235 lesen oder, in exaktem Maß, genau der Anzahl der lunaren Monate in 19 Tropenjahren entsprechen, um diesen Zyklus zu vollenden . . . In der esoterischen Sprache dieser Weisheit ist der Berg Sinai die Landmarke der exakten Zeit des lunaren [SD # 77] Jahres und Monats, nach denen dieser spirituelle, belebende Zyklus berechnet werden konnte – und der in der Tat „der Berg des Mondes (Sin)“ genannt wurde (siehe Fuerst). So konnte Sarai (SRI), das Weib Abrams, sein Kind erst bekommen, als ihr Name geändert wurde zu Sarah, הרש, was ihr die Eigenschaft dieses lunaren Einflusses gab“.80
Das mag als eine Abschweifung vom Hauptgegenstand betrachtet werden, aber sie ist mit Rücksicht auf christliche Leser wirklich notwendig. Denn wer die betreffenden Legenden von Abram oder Abraham, Sarai oder Sarah, die „schön anzusehen war“, und die über Brahmâ und Sarasvati, oder Sri, Lakshmi-Venus, mit den Beziehungen aller zum Mond und zum Wasser objektiv studiert hat; und wer insbesondere die wirkliche kabbalistische Bedeutung des Namens Jehovah und seine Beziehung zu und seinen Zusammenhang mit dem Mond versteht – wer könnte daran zweifeln, dass die Geschichte Abrams auf der Brahmâs beruht, oder dass die Genesis nach denselben Umrissen verfasst wurde, die alle alten Nationen benutzten? Alles in den alten Schriften ist allegorisch – alles beruht auf und ist untrennbar verbunden mit Astronomie und Kosmolatrie.
13. Sie (die Mondgötter) gingen ein jeder in sein angewiesenes Land: sieben von ihnen, jeder auf seinen Platz. Die Herren der Flamme blieben zurück. Sie wollten nicht gehen, sie wollten nicht erschaffen (a).
(a) Die geheimen Lehren zeigen, dass die göttlichen Vorfahren die Menschen in sieben Bereichen des Globus erschufen, „jeden in seinem Gebiet“ – d. h. jede Menschenrasse äußerlich und innerlich unterschiedlich und in verschiedenen Bereichen. Diese polygenetische Behauptung wird anderweitig betrachtet (siehe Stanze VII). Aber wer sind „Sie“, die erschaffen, und die „Herren der Flamme“, „die es nicht tun“? Der Okkultismus teilt die „Schöpfer“ in zwölf Klassen ein; von denen vier bis zum Ende des „großen Zeitalters“ Befreiung erlangt haben werden. Die fünfte ist daran, sie zu erreichen, aber bleibt noch auf den intellektuellen Ebenen aktiv, während sieben noch unter unmittelbarem karmischen Gesetz stehen. Diese Letzteren wirken auf den menschentragenden Globen unserer Kette.
Die exoterischen Bücher Indiens erwähnen sieben Klassen von Pitris und darunter zwei verschiedene Arten von Vorfahren oder Ahnen: die Barhishad und die Agnishwatta; Erstere befinden sich im Besitz des „heiligen Feuers“ und Letztere sind ohne es. Der indische Ritualismus scheint sie mit Opferfeuern in Zusammenhang zu bringen und mit Grihastha-Brahmanen in früheren Inkarnationen; mit jenen, die ihre häuslichen heiligen Feuer in früheren Geburten unterhielten, wie es ihnen aufgetragen war, und mit jenen, die das nicht taten. Die Unterscheidung ist, wie gesagt, aus den Veden abgeleitet. Die erste und höchste Klasse (esoterisch), die Agnishwatta, [SD # 78] werden in der exoterischen Allegorie als Grihastha (brahmanische Haushälter) dargestellt, die es in vergangenen Geburten in anderen Manvantaras unterlassen hatten, ihre häuslichen Feuer zu unterhalten und Brandopfer darzubringen und damit jeden Anspruch darauf verloren hatten, sich Feueropfer darbringen zu lassen. Hingegen werden die Barhishad, jene Brahmanen, die ihre häuslichen heiligen Feuer unterhielten, bis zum heutigen Tag verehrt. Somit werden die Agnishwatta als die Feuer entbehrend und die Barhishad als in deren Besitz befindlich dargestellt.
Aber die Esoterische Philosophie erklärt, dass die ursprünglichen Qualifikationen durch die unterschiedlichen Eigenschaften der Naturen der beiden Klassen verursacht wird: Die Agnishwatta-Pitris entbehren das Feuer (d. h. den Zeugungstrieb), weil sie zu göttlich und rein sind (vida supra, Shloka 11). Indessen sind die Barhishad, welche die mit der Erde inniger verknüpften Mondgeister sind, die schöpferischen Elohim der Form oder des Adams aus dem Staub.
Die Allegorie besagt, dass Sanandana und andere Vedhas, Söhne Brahmâs, seine ersten Nachkommen, „ohne Begierde und Leidenschaft waren, von heiliger Weisheit inspiriert, dem Universum entfremdet und ohne Wunsch nach Nachkommen“ (Vishnu-Purana, Buch I, vii). Das ist es auch, was in Shloka 11 gemeint ist mit den Worten „Sie wollten nicht erschaffen“, und das wird wie folgt erklärt: „Die ursprünglichen Ausstrahlungen aus der schöpferischen Kraft sind der Unbedingten Ursache zu nahe. Sie sind einen Übergang bildende und latente Kräfte, die sich erst in den nächsten und den darauffolgenden Zwischenstufen entwickeln werden.“ Das verdeutlicht es. Daher heißt es, Brahmâ hätte Zorn empfunden als er sah, dass die „aus seinen Gliedern (Anga) hervorgebrachten verkörperten Geister sich nicht vermehren wollten“. Hierauf, in der Allegorie, erschafft er sieben weitere gemütgeborene Söhne (siehe „Moksha-Darma“ und „Mahabharata“), nämlich Marichi, Atri, Angiras, Pulastya, Pulaha, Kratu und Vasishtha, wobei Letzterer häufig durch Daksha ersetzt wird, den fruchtbarsten der Schöpfer. In den meisten Texten werden diese sieben Söhne Vasishta-Dakshas die sieben Rishis des dritten Manvantaras genannt; das Letztere bezieht sich sowohl auf die dritte Runde als auch auf die dritte Wurzelrasse ihre Unterrassen in der vierten Runde. Diese sind alle Schöpfer der verschiedenen Wesen auf dieser Erde, die Prajapati, und gleichzeitig erscheinen sie in verschiedenen Reinkarnationen in den frühen Manvantaras oder Rassen.
Die Agnishwattas besaßen das gröbere schöpferische Feuer nicht und waren deshalb nicht imstande, den physischen Menschen zu erschaffen, und da sie ohne jede Form waren, besaßen sie kein Ebenbild oder Astralkörper, den sie projizieren konnten. Damit wird klar, warum sie in den exoterischen Allegorien als Yogis, Kumaras (keusche Jünglinge) dargestellt werden, die zu „Rebellen“ wurden, Asuras, kämpfenden und Widerstand leistenden Göttern81 etc. etc. Und doch waren sie es [SD # 79] allein, die den Menschen vollständig machen konnten, d. h. zu einem selbstbewussten, beinahe göttlichen Wesen – einen Gott auf Erden. Die Barhishad, obwohl im Besitz des schöpferischen Feuers, entbehrten des höheren Mahat-mischen Elements. Auf einer Ebene mit den niederen Prinzipien stehend – mit jenen, die der groben objektiven Materie vorangehen – konnten sie lediglich den äußeren Menschen oder vielmehr das Vorbild des physischen hervorbringen, den astralen Menschen. Obwohl wir sie von Brahmâ mit der Aufgabe betraut sehen (dem kollektiven Mahat oder dem universalen göttlichen Gemüt), wiederholt sich somit das „Geheimnis der Schöpfung“ auf der Erde, nur in einem umgekehrten Sinn, wie in einem Spiegel. Diejenigen, die nicht imstande sind, den spirituellen, unsterblichen Menschen zu erschaffen, projizieren das unvernünftige Vorbild (das Astral) des physischen Wesens; und, wie zu sehen sein wird, es waren jene, die zu vermehren sich weigerten, die sich selbst zum Wohl und der Erlösung der spirituellen Menschheit opferten. Denn zur Vollendung des siebenfältigen Menschen sind zusätzlich zu seinen drei niederen Prinzipien und um dieselben an seine spirituelle Monade zu binden – die in einer solchen Form niemals anders als in einem absolut latenten Zustand wohnen könnte – zwei verbindende Prinzipien notwendig: Manas und Kama. Das erfordert ein lebendiges geistiges Feuer aus dem mittleren Prinzip vom fünften und dritten Zustand des Pleromas. Aber dieses Feuer ist der Besitz der Dreiecke, nicht der (vollkommenen) Würfel, welche die Engelwesen symbolisieren:82 Von der ersten Schöpfung an haben die Ersteren dieses Feuer besessen und sollen es für sich selbst verwendet haben, wie in der Allegorie von Prometheus. Diese sind die aktiven, und daher – im Himmel – nicht länger „reinen“ Wesen. Sie wurden die unabhängigen und freien Intelligenzen, die in jeder Theogonie so dargestellt sind, dass sie für diese Unabhängigkeit und Freiheit kämpfen, und sich daher – im gewöhnlichen Sinn – „gegen das göttliche passive Gesetz erheben“. Diese sind dann jene „Flammen“ (die Agnishwattas), die „zurückblieben“, wie im 13. Shloka gezeigt, anstatt sich mit den anderen gemeinsam daran zu machen, die Menschen der Erde zu erschaffen. Aber die wahre esoterische Bedeutung ist die, dass die meisten von ihnen dazu bestimmt waren, sich als die Egos der bevorstehenden Saat der Menschheit zu verkörpern. Das menschliche Ego ist weder Atman noch Buddhi, sondern das höhere Manas: die intellektuelle Frucht und Blüte des intellektuellen, selbstbewussten Egotismus – im höheren spirituellen Sinn. Die alten Werke beziehen sich darauf als auf das Karana Sarira auf der Ebene Sutratmans, welches der goldene Faden ist, auf dem, Perlen gleich, die verschiedenen Persönlichkeiten dieses höheren Egos aufgereiht sind. Würde dem Leser erzählt, wie in den halbesoterischen Allegorien, diese Wesen seien zurückkehrende Nirvanis aus vorangegangenen Maha-Manvantaras – Zeitalter von [SD # 80] unberechenbarer Dauer, vor einer noch unermesslicheren Zeit in der Ewigkeit dahinrollend, würde er die Texte schwerlich richtig verstehen; während einige Vedantisten sagen könnten: „Das stimmt nicht. Der Nirvani kann niemals zurückkehren.“ Das ist wahr während des Manvantaras, dem er angehört, und falsch, wo die Ewigkeit in Betracht kommt. Denn in den heiligen Shlokas heißt es:
„Der Faden des strahlenden Glanzes, der unvergänglich ist und sich nur in Nirvana auflöst, taucht in seiner Unversehrtheit an dem Tag wieder daraus auf, an dem das Große Gesetz alle Dinge zur Aktivität zurückruft. . . .“
Aus diesem Grund, weil die höheren „Pitris oder Dhyanis“ nicht an seiner physischen Schöpfung beteiligt waren, wird der ursprüngliche, aus den Körpern seiner spirituell feuerlosen Vorfahren hervorgegangene Mensch als luftförmig, der Dichte entbehrend und gemütlos beschrieben. Weil ihm Manas fehlte, besaß er kein mittleres Prinzip, das ihm als Vermittler zwischen dem Höchsten und dem Niedrigsten dienen konnte, zwischen dem spirituellen Menschen und dem physischen Gehirn. Die sich in diese leeren Schalen inkarnierenden Monaden blieben ebenso unbewusst wie zu der Zeit, als sie von ihren früheren, unvollständigen Formen und Trägern getrennt waren. In einem reinen Geist gibt es auf unserer Ebene keine Möglichkeit für Schöpfung oder Selbstbewusstsein, wenn nicht seine allzu homogene, vollkommene, weil göttliche Natur sozusagen vermischt und gekräftigt wird mit einer bereits differenzierten Essenz. Nur die untere Linie des Dreiecks – das die aus der universalen Monade hervorgehende erste Triade darstellt – kann dieses benötigte Bewusstsein auf der Ebene der differenzierten Natur liefern. Doch wie konnten diese reinen Emanationen, die nach diesem Prinzip ursprünglich selbst unbewusst (in unserem Sinn) gewesen sein müssen, bei der Beschaffung des erforderlichen Prinzips von irgendeinem Nutzen sein, da sie es ja selbst kaum besessen haben konnten? Die Antwort ist schwer zu verstehen, wenn man nicht wohl vertraut ist mit der philosophischen Metaphysik einer anfangs- und endlosen Abfolge kosmischer Wiedergeburten; und völlig durchdrungen und vertraut ist mit diesem unveränderlichen Naturgesetz, das Ewige Bewegung ist, zyklisch und spiralförmig, daher selbst in seiner scheinbar rückläufigen Bewegung voranschreitend. Das eine göttliche Prinzip, das namenlose Tat der Veden, ist das universale Ganze, das sich weder in seinen spirituellen Aspekten und Emanationen noch in seinen physischen Atomen jemals in „absoluter Ruhe“ befinden kann, ausgenommen während der „Nächte“ Brahmâs. Daher sind die „Erstgeborenen“ auch jene, die zu Beginn eines Manvantaras zuerst in Bewegung versetzt werden, und so sind sie die Ersten, die in die niederen Sphären der Materialität fallen. Sie, die in der Theologie „die Throne“ genannt werden und der „Sitz Gottes“ sind, müssen die ersten inkarnierten Menschen auf der Erde sein; wenn wir an die endlose Reihe der vergangenen Manvantaras denken, wird es begreiflich, warum die Letzten die Ersten sein mussten und die Ersten die Letzten. Kurz gesagt erkennen wir, dass die höheren Engel vor zahllosen Äonen die „sieben Kreise“ durchbrachen und ihnen so das heilige Feuer raubten; [SD # 81] was in klaren Worten bedeutet, dass sie in ihren vergangenen Inkarnationen alle Weisheit der niedrigeren sowie der höheren Welten assimiliert hatten – den Widerschein Mahats in seinen unterschiedlichen Intensitätsgraden. Kein Wesen, sei es engelhaft oder menschlich, kann den Zustand Nirvanas oder der absoluten Reinheit erlangen, es sei denn durch Äonen des Leidens und durch die Erkenntnis sowohl des Bösen als auch des Guten, da andernfalls das Letztere unverständlich bleiben würde.
Zwischen Mensch und Tier – deren Monaden (oder Jivas) im Grunde identisch sind – liegt der unüberwindbare Abgrund der Mentalität und des Selbstbewusstseins. Was ist das menschliche Gemüt in seinem höheren Aspekt, woher kommt es, wenn es nicht ein Teil der Essenz – und in einigen seltenen Inkarnationsfällen die eigentliche Essenz – eines höheren Wesens ist: von einer höheren und göttlichen Ebene? Kann der Mensch – ein Gott in der Gestalt eines Tieres – das von der materiellen Natur durch bloße Evolution erstellte Produkt sein, geradeso wie das Tier, das sich vom Menschen durch die äußere Gestalt, aber durchaus nicht durch die Materialien seines physischen Aufbaus unterscheidet und von derselben, wenn auch unentwickelten Monade beseelt ist – in Anbetracht dessen, dass sich die intellektuellen Fähigkeiten der beiden voneinander unterscheiden wie die Sonne von einem Glühwürmchen? Und was ist es, das einen solchen Unterschied hervorbringt, wenn nicht der Mensch ein Tier ist plus einem lebendigen Gott innerhalb seiner physischen Hülle? Halten wir inne und legen uns diese Frage selbst ernsthaft vor, ohne uns dabei um die Schrullen und Sophismen der materialistischen und der psychologischen modernen Wissenschaft zu kümmern.
Bis zu einem gewissen Grad, das geben wir zu, ist selbst die esoterische Lehre allegorisch. Um Letztere dem Durchschnittsverstand begreiflich zu machen, ist der Gebrauch in eine verständliche Form gebrachter Symbole erforderlich. Daher die allegorischen und halb-mystischen Erzählungen in den exoterischen und die (lediglich) halb-metaphysischen und objektiven Darstellungen in den esoterischen Lehren. Denn die rein und transzendental spirituellen Begriffe sind lediglich dem Wahrnehmungsvermögen jener angepasst, die „sehen ohne Augen, hören ohne Ohren und ohne Organe wahrnehmen“, nach der anschaulichen Ausdrucksweise des Kommentars. Dem allzu puritanischen Idealisten steht es frei, den Lehrsatz zu vergeistigen, während der moderne Psychologe lediglich versuchen würde, unsere „gefallene“, aber noch göttliche Menschenseele in ihrer Verbindung mit Buddhi wegzuzaubern.
Das Geheimnis, das mit den hochgeistigen Vorfahren des göttlichen Menschen im irdischen Menschen verbunden ist, ist sehr groß. Seine doppelte Erschaffung ist in den Puranas angedeutet, während man sich seiner esoterischen Bedeutung nur durch den gegenseitigen Vergleich der vielen verschiedenen Berichte und dadurch, dass sie in ihrem symbolischen und allegorischen Charakter gelesen werden, nähern kann. So ist es in der Bibel sowohl in der Genesis als auch selbst in den Paulus-Briefen. Denn dieser Schöpfer, der im zweiten Kapitel der Genesis „Gott der Herr“ genannt wird, ist im Original die Elohim oder Götter (die Herren) im Plural; und während einer von ihnen den irdischen Adam aus Staub macht, haucht ihm der Zweite den Atem des Lebens ein, und der Dritte macht aus ihm eine lebendige Seele (2,7), und alle diese Angaben [SD # 82] sind in der Mehrzahl Elohim gehalten.83 „Der erste Mensch ist von der Erde, von Staub; der zweite (der letzte oder vielmehr höchste) Mensch vom Himmel“, sagt Paulus in 1 Korinther 15,47.
In der arischen Allegorie werden die rebellischen Söhne Brahmâs alle als heilige Asketen und Yogis dargestellt. In jedem Kalpa wiedergeboren, suchen sie gewöhnlich das Werk der menschlichen Zeugung zu verhindern. Wenn Daksha, der Führer der Prajapatis (Schöpfer), 10.000 Söhne hervorbringt um die Welt zu bevölkern, tritt Narada – ein Sohn Brahmâs, der große Rishi und gewissermaßen ein „Kumara“, wenn auch nicht dem Namen nach – dazwischen und vereitelt das Vorhaben Dakshas zweimal, indem er die Söhne dazu überredet, heilige Asketen zu bleiben und die Ehe zu vermeiden. Dafür verdammt Daksha Narada, als Mensch wiedergeboren zu werden, wie Brahmâ ihn zuvor verdammt hatte wegen seiner Weigerung zu heiraten und Nachkommen zu bekommen, indem er sagte: „Gehe zugrunde in deiner gegenwärtigen (Deva- oder Engel-) Form, und nimm deinen Wohnsitz im Schoß“ – d. h. werde ein Mensch („Vayu-Purana“; „Harivamsha“, 170). Ungeachtet der verschiedenen einander widersprechenden Lesarten derselben Geschichte ist leicht zu erkennen, dass Narada zu jener Klasse von Brahmâs „Erstgeborenen“ gehört, die sich als aufrührerisch gegen das Gesetz der tierischen Zeugung erwiesen, wofür sie sich als Menschen inkarnieren mussten. Von allen vedischen Rishis ist Narada, wie bereits gezeigt, der unverständlichste, weil er mit den okkulten Lehren am engsten verbunden ist – insbesondere mit den geheimen Zyklen und Kalpas (vide supra).
Gewisse widersprüchliche Behauptungen über diesen Weisen beunruhigten die Orientalisten stark. So wird er dargestellt, wie er sich absolut weigert zu schaffen (Nachkommen zu haben) und seinen Vater Brahmâ sogar „einen falschen Lehrer“ nennt, weil er ihm zur Heirat rät („Narada-Pancha-Ratra“); nichtsdestoweniger wird er als einer der Prajapatis oder „Vorfahren“ erwähnt! Im Naradiya-Purana beschreibt er die Gesetze und die Pflichten der ehelosen Adepten, und da diese okkulten Pflichten zufälligerweise nicht in dem Bruchteil von ungefähr 3.000 Strophen enthalten sind, der sich im Besitz europäischer Museen befindet, werden die Brahmanen zu Lügnern erklärt; die Orientalisten vergessen, dass das Naradiya angeblich 25.000 Strophen umfasst und dass es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass sich solche Manuskripte in den Händen profaner Hindus befinden, die bereit sind, irgendeinen kostbaren Tonkrug für eine rote Gemüsesuppe zu verkaufen. Es genüge die Bemerkung, dass Narada [SD # 83] der Deva-Rishi des Okkultismus par excellance ist, und dass der Okkultist, der über Narada nicht in seinen sieben esoterischen Facetten nachsinnt, ihn analysiert und studiert, niemals imstande sein wird, gewisse anthropologische, chronologische und selbst kosmische Mysterien zu ergründen. Er ist eines der oben erwähnten Feuer und spielt in der Evolution dieses Kalpas vom Anbeginn seines Aufdämmerns bis zu seinem Endzustand eine Rolle. Er tritt in allen der aufeinander folgenden Akte (Wurzelrassen) des gegenwärtigen manvantarischen Dramas auf, in Allegorien der Welt, die den Grundton der Esoterik anschlagen und dem Leser jetzt vertrauter werden. Doch sollen wir uns mit anderen alten Schriften und Dokumenten beschäftigen, um die „Feuer“, die „Funken“ und „Flammen“ zu bestätigen? Sie werden häufig erwähnt, wenn man sie nur an den richtigen Stellen sucht. In dem Werk „Book of the Concealed Mystery“ sind sie klar verkündet, und so auch in der „Ha Idra Zuta Qadisha“ oder der kleineren heiligen Versammlung. Die Sprache ist sehr mystisch und verhüllt, aber doch noch verständlich. Zwischen den Funken vorangegangener Welten, „vibrierende Flammen und Funken“ aus dem göttlichen Feuerstein, macht sich der Arbeiter daran, den Menschen zu erschaffen, als „männlich und weiblich“ (427); von diesen „Flammen und Funken“ (Engel und ihre Welten, Sterne und Planeten) heißt es figürlich, dass „sie erlöschen und sterben“, d. h. sie bleiben unmanifestiert, bis ein bestimmter natürlicher Prozess abgeschlossen ist. Um zu zeigen, wie dicht verschleiert vor dem Blick der Öffentlichkeit die wichtigsten Tatsachen der Entstehung des Menschengeschlechts sind, werden jetzt zwei Stellen aus zwei kabbalistischen Büchern angeführt. Die erste stammt aus dem „Book of the Concealed Mystery“:
(429) Von einem Lichtträger (einem der sieben heiligen Planeten) unerträglicher Helligkeit ging eine strahlende Flamme aus, die wie ein riesiger und mächtiger Hammer jene Funken abschlug, welche die vorherigen Welten waren.
(430) Und mit feinstem Ether waren sie vermengt und wechselseitig miteinander verbunden, doch nur, wenn sie miteinander vereinigt waren, gleich dem Großen Vater und der Großen Mutter.
(431) Von Hoa, selbst, ist ab, der Vater; und von Hoa, selbst, ist Ruach, der Geist; die verborgen sind im Alten der Tage, und darin ist dieser Ether verborgen.
(432) Und er war verbunden mit einem Lichtträger (einem Planeten und seinem Engel oder Regenten), der hervorging aus diesem Lichtträger von unerträglicher Helligkeit, der im Schoß Aimas verborgen ist, der Großen Mutter.84
Nun beschäftigt sich der folgende Auszug aus dem Zohar85 mit demselben Mysterium: „Die voradamischen Könige. Wir haben in der Siphra D’Tzniutha gelernt: Dass der At-ti’kah D’At-ti’kin, der Alte der Alten, bevor Er seine Form bereitete, Könige bildete und [SD # 84] Könige prägte, und Könige skizzierte (Menschen, die Könige der Tiere), und sie konnten nicht existieren, bis er sie umstürzte und sie bis nach einer Zeit verbarg, weshalb geschrieben steht: ‘Und dies sind die Könige, die im Land Edom regierten’ . . . . Und sie konnten nicht existieren, bis Resha Hiv’rah, das weiße Haupt, der At’-ti’kah D’At’-ti’-kin, der Alte der Alten, Sich selbst ordnete . . . . und alle Formen oben und unten bildete. . . . Bevor Er sich selbst in Seiner Form ordnete, waren alle jene nicht geformt, die Er zu formen wünschte, und alle Welten waren zerstört . . . . sie blieben nicht an ihren Plätzen, weil die Form der Könige nicht geformt war wie sie hätte sein sollen und die Heilige Stadt noch nicht bereitet war.“ („Zohar“, iii, 135a; 292a, „Idrah Zootah“, Brody (Hrsg.) etc.)
Nun ist die klare Bedeutung dieser beiden allegorischen und metaphysischen Abhandlungen lediglich Folgende: Welten und Menschen wurden abwechselnd nach dem Evolutionsgesetz und aus bereits existierendem Material gebildet und wieder zerstört, bis die Planeten und ihre Menschen, in unserem Fall unsere Erde und ihre tierischen und menschlichen Rassen, zu dem wurden, was sie jetzt im gegenwärtigen Zyklus sind: entgegengesetzte polare Kräfte, eine ins Gleichgewicht gebrachte Verbindung von Geist und Materie, des Positiven und Negativen, des Männlichen und des Weiblichen. Bevor der Mensch physisch männlich und weiblich werden konnte, musste sein Vorbild, die schöpferischen Elohim, seine Form auf dieser geschlechtlichen Ebene astral einrichten. Das bedeutet sozusagen, die Atome und die organischen Kräfte, die auf die Ebene der gegebenen Differenzierung herabstiegen, mussten in die von der Natur beabsichtigte Ordnung gebracht werden, um dieses von der Kabbala als Gleichgewicht beschriebene Gesetz auf eine unbefleckte Weise dauerhaft zu gewährleisten, sodass alles, was in diesem gegenwärtigen Zustand von Materialität existiert, das in männlicher und weiblicher Form in ihrer schließlichen Vollendung vollbringt. Hokhmah, Weisheit, der männliche Sephiroth, musste sich in und durch Binah, die intelligente Natur oder den Verstand, ausbreiten. Daher musste die erste menschliche Wurzelrasse, geschlechtslos und vernunftlos, überworfen werden und „verborgen bis nach einer Zeit“; d. h. die erste Rasse, anstatt zu sterben, ging in der zweiten Rasse auf, wie das auch gewisse niedere Lebewesen und Pflanzen in ihrer Nachkommenschaft tun. Es war eine umfassende Umwandlung. Die erste wurde zur zweiten Wurzelrasse, ohne sie zu zeugen, hervorzubringen oder zu sterben. „Sie gingen vorüber miteinander“, wie es geschrieben steht: „Und er starb und ein anderer herrschte an seiner statt.“ (Genesis 26,31 et seq., „Zohar“ iii, 292a) Warum? Weil „die Heilige Stadt noch nicht bereitet war“. Und was ist die „Heilige Stadt“? Der Maqom (der geheime Ort oder der Schrein) auf der Erde: mit anderen Worten, die menschliche Gebärmutter, die mikrokosmische Kopie und der Widerschein der himmlischen Matrix, des weiblichen Raumes oder ursprünglichen Chaos, in dem der männliche Geist den Keim des Sohnes oder des sichtbaren Universums befruchtet.86 Und zwar derartig, dass im Abschnitt „Die Emanation des männlichen und weiblichen Prinzips“ im Zohar [SD # 85] (ibid.) gesagt wird, auf dieser Erde „scheine die Weisheit des ‘Heiligen Alten’ nicht, außer im Männlichen und Weiblichen“. „Hokhmah, Weisheit, ist der Vater und Binah, Verstand, die Mutter . . . . und wenn sie sich, das eine mit dem anderen, verbinden, so bringen sie die Wahrheit hervor, verbreiten und emanieren sie. Aus den Aussprüchen Rabbi Ye-yeva Sabahs, d. h. des Alten, lernten wir Folgendes: Was ist Binah Verstand? Aber wenn sie sich ineinander verbinden, das י (Yod) in dem ה (Heh), werden sie befruchtet und bringen einen Sohn hervor. Und daher heißt es Binah, Verstand. Es bedeutet BeN YaH, d. h. Sohn des YaH. Das ist die Vollständigkeit des Ganzen.“87
Das ist auch die „Vollständigkeit“ des Phallizismus bei den Rabbinern, seine vollkommene Apotheose, indem das Göttliche auf das Tierische herabgezogen wird, das Erhabene in die Rohheit des Irdischen. Im östlichen Okkultismus gibt es nichts vergleichbar anschauliches Rohes, auch nicht in der ursprünglichen Kabbala – dem „Chaldäischen Buch der Zahlen“. Wir haben bereits in „Isis Unveiled“ gesagt:
„Wir halten es für ziemlich unklug von Seiten der katholischen Schriftsteller, ihre Ampullen des Zorns in Sätzen wie diesem auszugießen: ‘In einer großen Anzahl von Pagoden, der phallische Stein, immer und jederzeit, wie der griechische Batylos, die brutal unanständige Form des Lingams annehmend . . . des Mahadeva’. Bevor sie ein Symbol mit Schmutz bewerfen, dessen tiefsinnige metaphysische Bedeutung zu hoch ist für das Begriffsvermögen der modernen Vorkämpfer jener Religion der Sinnlichkeit im wahrsten Sinn des Wortes, des römischen Katholizismus, sind sie verpflichtet, ihre ältesten Kirchen zu zerstören und die Form der Kuppeln ihrer eigenen Tempel zu verändern. Der Mahadeo von Elephanta, der Runde Turm von Bhagulpore, die islamischen Minarette – einerlei ob abgerundet oder zugespitzt – sind die Urbilder des Markusturms in Venedig, der Kathedrale von Rochester und des modernen Mailänder Doms. All diese Spitztürme, Türmchen, Kuppeln und christlichen Tempel sind Kopien der ursprünglichen Idee des Lithos, des aufgerichteten Phallus (Bd. II, S. 5).
Nichtsdestoweniger, und wie immer dem auch sein mag, die Tatsache, dass alle diese hebräischen Elohim, Funken und Cherubim identisch sind mit den Devas, Rishis und Feuern und Flammen, den Rudras und den neunundvierzig Agnis der alten Arier, ist hinlänglich durch und in der Kabbala bewiesen.88
[SD # 86]
STANZE IV
Schöpfung der ersten Rassen
§§ (14) Schöpfung der Menschen. (15) Sie sind leere Schatten. (16) Die Schöpfer sind in Verlegenheit, wie sie einen denkenden Menschen erschaffen sollen. (17) Was zur Bildung eines vollkommenen Menschen notwendig ist.
14. Die sieben Scharen. die „aus dem Willen (oder Gemüt) geborenen Herren“, vom Geist des Leben-Schenkens getrieben (Fohat), trennen die Menschen von sich selbst, jeder in seinem eigenen Bereich (a).
(a) Sie warfen ihre „Schatten“ oder Astralkörper ab – wenn ein derartig ätherisches Wesen wie ein „Mondgeist“ sich überhaupt eines Astralleibes erfreuen kann, neben einem kaum greifbaren Körper. In einem anderen Kommentar heißt es, dass die „Vorfahren“ den ersten Menschen ausatmeten, wie von Brahmâ erklärt wird, er habe die Suras (Götter) ausgeatmet, wodurch sie zu „Asuras“ (von Asu, Atem) wurden. In einem dritten heißt es, dass sie, die neu erschaffenen Menschen, die „Schatten der Schatten“ waren.
In Bezug auf diesen Satz – „Sie waren die Schatten der Schatten“ – mögen ein paar weitere Worte gesagt und eine vollständigere Erklärung versucht werden. Der erste Evolutionsvorgang der Menschheit ist viel leichter zu akzeptieren als der darauffolgende, obwohl der eine wie auch alle anderen derartigen Vorgänge abgelehnt und in Frage gestellt werden, selbst von einigen Kabbalisten, insbesondere den westlichen, welche die gegenwärtigen Wirkungen studieren, es aber unterlassen haben, deren erste Ursachen zu erforschen. Auch fühlt sich die Schreiberin nicht zur Erklärung einer Fortpflanzungsweise berufen, deren korrekte Würdigung so schwierig ist, ausgenommen für einen östlichen Okkultisten. Daher ist es nutzlos, in Bezug auf den Vorgang hier auf Einzelheiten einzugehen, obwohl derselbe in den geheimen Büchern genau beschrieben ist, denn es würde lediglich dazu führen, von bislang der profanen Welt unbekannten Tatsachen zu sprechen, weshalb sie missverstanden würden. Ein aus dem Staub der Erde gemachter „Adam“ wird einer gewissen Klasse von Schülern immer als annehmbarer erscheinen als einer, der aus dem ätherischen Körper eines Schöpfers projiziert wurde; obwohl man noch niemals etwas von ersterem Vorgang gehört hat, während der letztere, wie alle wissen, vielen Spiritualisten in Europa und Amerika wohlbekannt ist, die ihn vor allen anderen verstehen sollten. Denn wer jemals Zeuge des Phänomens einer sich materialisierenden Form wurde, die aus den Poren des Mediums oder ein andermal aus der linken Seite des Mediums heraussickerte, wie kann er daran scheitern, zumindest an die Möglichkeit einer solchen Geburt zu glauben? Wenn [SD # 87] im Universum solche Wesen wie Engel oder Geister existieren, deren unkörperliche Wesenheit ein intelligentes Wesen ausmacht, ungeachtet der Abwesenheit irgendeines (für uns) festen Organismus; und wenn es solche gibt, die daran glauben, dass ein Gott den ersten Menschen aus Staub erschuf und ihm eine lebendige Seele einhauchte – und es gibt viele Millionen, die an beides glauben – was ist dann an unserer Lehre so Unmögliches? Bald wird der Tag anbrechen, an dem die Welt zu wählen haben wird, was sie akzeptiert: die wunderbare Erschaffung des Menschen (und des Kosmos dazu) nach dem toten Buchstaben der Genesis aus dem Nichts, oder einen ersten Menschen, der von einem fantastischen Bindeglied geboren wurde – das bis jetzt vollständig „fehlt“ – dem gemeinsamen Ahnen des Menschen und des „wahren Affen“.89 Zwischen diese beiden Irrtümer90 tritt die okkulte Philosophie. Sie lehrt, dass der erste Menschenstamm von höheren und halbgöttlichen Wesen aus ihrer eigenen Wesenheit projiziert wurde. Wenn auch letzterer Vorgang als abnormal oder selbst unbegreifbar – weil in der Natur zur heutigen Zeit der Evolution überholt – zu betrachten ist, so ist er doch auf Grund gewisser „spiritualistischer“ Tatsachen als möglich erwiesen. Welche der drei Hypothesen oder Theorien, fragen wir, ist nun die vernünftigste und die am wenigsten absurde? Gewiss kann niemand – es sei denn ein seelenblinder Materialist – jemals etwas gegen die okkulte Lehre einwenden.
Nun entnehmen wir, wie aus der Letzteren gezeigt wurde, dass der Mensch nicht als das vollkommene Wesen „erschaffen“ wurde, das er jetzt ist, wie unvollkommen er auch noch immer sei. Es gab eine spirituelle, eine psychische, eine intellektuelle und eine animalische Evolution, vom Höchsten zum Niedersten, und eine physische Evolution – vom Einfachen und Gleichartigen hinauf zum Zusammengesetzteren und Verschiedenartigeren, wenn auch nicht ganz entsprechend der Linien, die uns von den modernen Evolutionisten aufgezeichnet werden. Diese doppelte Evolution in zwei entgegengesetzten Richtungen erforderte einige Zeitalter unterschiedlicher Natur sowie verschiedener Grade von Geistigkeit und Verstandeskraft, um das Wesen zu bilden, das jetzt als Mensch bekannt ist. Ferner das eine absolute, immer aktive und niemals irrende Gesetz, das [SD # 88] von einer Ewigkeit (oder einem Manvantara) zur nächsten nach denselben Regeln vorgeht – beständig eine aufsteigende Stufenleiter für das Manifestierte bietend, oder für das, was wir die große Illusion (Maha-Maya) nennen, den Geist jedoch immer tiefer und tiefer in die Materialität versenkend, auf der einen Seite – und ihn dann durch das Fleisch erlösend und befreiend – dieses Gesetz, sagen wir, benützt dafür Wesen von anderen und höheren Ebenen, Menschen oder Gemüter (Manus), in Übereinstimmung mit ihren karmischen Notwendigkeiten.
An dieser Stelle wird der Leser erneut aufgefordert, sich der hinduistischen Philosophie und Religion zuzuwenden. Die Esoterik der beiden steht in Übereinstimmung mit unserer Geheimlehre, wie sehr auch die Form verschieden und andersartig sein mag.
Über die Identität und die Unterschiede
der inkarnierenden Kräfte
Die Vorfahren des Menschen, in Indien „Väter“ genannt, Pitaras oder Pitris, sind die Schöpfer unserer Körper und niederen Prinzipien. Sie sind wir selbst als die ersten Persönlichkeiten, und wir sind sie. Hätten sie über einen Körper und Fleisch verfügt, wäre der ursprüngliche Mensch „Bein von ihrem Bein und Fleisch von ihren Fleisch“. Wie bereits festgestellt wurde, waren sie „lunare Wesen“.
Die „solaren Engel“ begabten den Menschen mit Bewusstsein, dem unsterblichen Ego – ob nun metaphorisch oder buchstäblich betrachtet. Die Geheimnisse des bewussten Egos oder der menschlichen Seele sind groß. Der esoterische Name dieser „solaren Engel“ bedeutet, dem Buchstaben nach, die „Herren“ (Nath) der „ausdauernden, unaufhörlichen Hingabe“ (Pranidhana). Daher scheinen jene des fünften Prinzips (Manas) mit dem System der Yogis, die aus Pranidhana ihre fünfte Vorschrift machten (siehe „Yoga Shastra“, II, 32), in Verbindung zu stehen oder es verursacht zu haben. Warum die transhimalayischen Okkultisten sie als offenbar wesensgleich mit den Kumaras, Agnishwattas und Barhishads Indiens ansehen, wurde bereits erklärt.
Wie präzise und wahr ist Platons Formulierung, wie tiefsinnig und philosophisch seine Bemerkung über die (menschliche) Seele oder das Ego, indem er es als „eine Zusammensetzung aus dem Gleichen und dem anderen“ definiert. Und doch, wie wenig wurde dieser Wink verstanden, verwendete die Welt ihn doch in dem Sinn, dass die Seele der Atem Gottes sei, der Atem Jehovahs. Es ist „das Gleiche und das andere“, wie der große initiierte Philosoph sagte; denn das Ego (das „Höhere Selbst“, wenn es mit der göttlichen Monade verschmolzen ist und in sie eintaucht) ist der Mensch, und doch ist er das Gleiche wie das „andere“, der in ihm inkarnierte Engel ist das Gleiche wie das universale Mahat. Die großen klassischen Schriftsteller und Philosophen fühlten diese Wahrheit, indem sie sagten: „Es muss etwas in uns sein, was unsere Gedanken hervorbringt. Etwas sehr Feines; es ist ein Atem; es ist ein Feuer; es ist Äther; [SD # 89] es ist Quintessenz; es ist ein zartes Bildnis; es ist eine Entelechie; es ist eine Zahl; es ist Harmonie. . . . . “ (Voltaire)
All das sind die Manasam und die Rajasas: die Kumaras, Asuras und andere Herrscher und Pitris, die sich in der dritten Rasse inkarnierten und auf diese und verschiedene andere Weisen die Menschheit mit dem Gemüt begabten.
Es gibt sieben Klassen von Pitris, wie unten gezeigt, drei unkörperliche und vier körperliche, sowie zwei Arten, die Agnishwatta und die Barhishads. So wie es zwei Arten von Pitris gibt, können wir hinzufügen, gibt es auch eine doppelte und eine dreifache Reihe von Barhishads und Agnishwattas. Nachdem sie ihre astralen Doppelgänger hervorgebracht haben, werden die Ersteren als Söhne Atris wiedergeboren und sind die „Pitris der Dämonen“ oder körperliche Wesen, aufgrund der Autorität Manus (III, 196); während die Agnishwattas als Söhne Marichis (eines Sohnes Brahmâs) wiedergeboren werden und die Pitris der Götter sind (wiederum Manu, Matsya- und Padma-Puranas und Kulluka in den Gesetzen Manavas, III, 195).91 Mehr noch, das Vayu-Purana erklärt, die sieben Ordnungen seien ursprünglich die ersten Götter gewesen, die Vairajas, die Brahmâ „mit dem Yogaauge in den ewigen Sphären schaute und welche die Götter der Götter sind“; der Matsya fügt hinzu, dass die Götter sie verehrten; das „Harivamsha“ (S. 1, 935) unterscheidet die Vairajas lediglich als eine Klasse der Pitris – eine Behauptung, die von den Geheimlehren bestätigt wird, welche die Vairajas jedoch mit den älteren Agnishwattas92 und den Rajasas oder Abhutarajasas identifizieren, die unkörperlich sind, sogar ohne astrales Phantom. In den meisten Manuskripten wird von Vishnu behauptet, er habe sich in und durch sie inkarniert. „Im Raivata-Manvantara wurde Hari, der beste aller Götter, als der göttliche Manasa von Sambhuti geboren – und trat mit den Rajasas genannten Gottheiten ins Dasein.“ Sambhuti war eine Tochter Dakshas und die Gattin Marichis, des Vaters der Agnishwattas, die gemeinsam mit den Rajasas immer mit den Manasas verbunden sind. Wie von Fitzedward Hall bemerkt wird, einem viel fähigeren Sanskritisten als Wilson, ist „Manasa kein ungeeigneter Name für eine mit den Rajasas verbundene Gottheit. Wir scheinen Manasam darin zu haben – dasselbe wie Manas – mit der für die männliche Personifikation notwendigen Anpassung der Endung“ („Vishnu-Purana“, Bd. III, Kap. I, S. 17 Fußn.). Alle Söhne Virajas sind Manasas, sagt Nilakantha. [SD # 90] Und Viraja ist Brahmâ, und daher werden die unkörperlichen Pitris Vairajas genannt, weil sie Söhne Virajas sind, sagt das Vayu-Purana.
Wir könnten unsere Beweise ad infinitum vervielfältigen, aber es ist nutzlos. Die Weisen werden unsere Bedeutung verstehen, die Unweisen brauchen das nicht. Es gibt dreiunddreißig Crore oder 330 Millionen Götter in Indien. Wie der gelehrte Vortragende über die Bhagavadgita jedoch anmerkt: „Sie mögen alle Devas sein, aber sie sind durchaus nicht alle ‘Götter’ in dem hohen geistigen Sinn, den man dem Ausdruck beilegt.“ Und er fügt hinzu: „Das ist ein unglücklicher, gewöhnlich von den Europäern begangener Fehler. Deva ist eine Art von geistigem Wesen, und weil dasselbe Wort im gewöhnlichen Sprachgebrauch in der Bedeutung Gott verwendet wird, folgt daraus auf gar keinen Fall, dass wir dreiunddreißig Crore Götter verehren müssen.“ Und er fügt vielsagend hinzu: „Wie natürlich geschlossen werden kann, besitzen diese Wesen eine gewisse Affinität zu einem der drei zusammensetzenden Upadhis (Grundprinzipien), in die wir den Menschen eingeteilt haben.“ (Vide „Theosophist“, Febr. 1887, et seq.)
Die Namen der Gottheiten einer gewissen mystischen Klasse ändern sich mit jedem Manvantara. Die zwölf großen Götter, die Jayas, von Brahmâ erschaffen, um ihm am Anbeginn des Kalpas in seinem Schöpfungswerk beizustehen, und die, in Samadhi verloren, es vernachlässigten zu erschaffen – worauf sie dazu verdammt wurden, in jedem Manvantara bis zum siebten wiederholt geboren zu werden – heißen wie folgt: Ajitas, Tushitas, Satyas, Haris, Vaikunthas, Sadhyas und Adityas: Sie sind Tushitas (im zweiten Kalpa) und Adityas in dieser Vaivasvata-Periode (siehe „Vayu-Purana“), von anderen Namen für die Zeitalter abgesehen. Aber sie sind identisch mit den Manasas oder Rajasas, und diese mit unseren Dhyan Chohans. Sie alle sind Klassen von Gnana-Devas.
Ja, abgesehen von Wesen wie den Yakshas, Gandharvas, Kinnaras etc. etc., welche in ihren Individualitäten betrachtet die Astralebene bewohnen, gibt es wirkliche Devagnanams, und zu diesen Klassen der Devas gehören die Adityas, die Vairajas, die Kumaras, die Asuras und all jene hohen himmlischen Wesen, welche die okkulte Lehre Manasvin nennt, die Weisen, zuallererst, die auch alle Menschen zu selbstbewussten, spirituell-intellektuellen Wesen gemacht hätten, wären sie nicht dazu „verdammt“ worden in die Zeugung zu fallen und für ihre Pflichtvernachlässigung selbst als Sterbliche wiedergeboren zu werden.
15. Siebenmal sieben Schatten (Chhaya) der zukünftigen Menschen (oder Amanasas) (a) wurden (so) geboren, ein jeder von seiner eigenen Farbe (Hautfarbe) und Art (b). Ein jeder (auch) unter seinem Vater (Schöpfer). Die Väter, die Knochenlosen, konnten den Wesen mit [SD # 91] Knochen kein Leben schenken. Ihre Nachkommen waren Bhuta (Phantome), ohne Form und Gemüt. Deshalb werden sie Chhaya (Bild oder Schatten) genannt (c).
(a) Wie bereits bemerkt, kommt Manu von der Wurzel „man“, denken, daher der „Denker“. Sehr wahrscheinlich entsprangen aus diesem Sanskritwort das lateinische „mens“, Verstand, der ägyptische „Menes“, der „Vordenker“, die pythagoreische Monas oder bewusst „denkende Einheit“, auch Gemüt, und selbst unser „Manas“ oder Denkvermögen, das fünfte Prinzip im Menschen. Daher heißen diese Schatten Amanasa, „ohne Denkvermögen“.
Bei den Brahmanen sind die Pitris sehr heilig, weil sie die Vorfahren93 oder Ahnen der Menschen sind – die ersten Manushyas auf dieser Erde – und wenn ein Sohn geboren wird, opfern die Brahmanen ihnen. Sie werden glühender verehrt und ihr Ritual ist bedeutender als die Verehrung der Götter (siehe die „Laws of Manu“, Buch III, S. 203).
Wollen wir jetzt nicht nach der philosophischen Bedeutung dieser dualen Gruppe von Vorfahren suchen?
Da die Pitris in sieben Klassen eingeteilt sind, finden wir hier wieder die mystische Zahl. Nahezu alle Puranas stimmen darin überein, dass drei dieser Klassen arupa, formlos, und vier körperlich sind; Erstere sind intellektuell und spirituell, Letztere materiell und besitzen keinen Intellekt. Esoterisch betrachtet sind es die Asuras, welche die drei ersten Klassen von Pitris bilden – „geboren im Körper der Nacht“ – während die anderen vier aus dem Körper des Zwielichts hervorgebracht werden. Nach dem Vayu-Purana waren ihre Väter, die Götter, dazu verdammt, als Narren auf der Erde geboren zu werden. Die Legenden sind absichtlich miteinander vermischt und dadurch stark verschleiert: In der einen sind die Pitris die Söhne der Götter und in einer anderen die Söhne Brahmâs; eine dritte macht sie zu Unterweisern ihrer eigenen Väter. Sie sind die Scharen der vier materiellen Klassen, welche die Menschen gleichzeitig in den sieben Bereichen erschaffen.
Nun, mit Bezug auf die sieben Klassen der Pitris, von denen eine jede wieder in sieben unterteilt ist, ein Wort an die Schüler und eine Frage an den Profanen. Die Klasse der „Feuer-Dhyanis“, die wir aus unbestreitbaren Gründen mit den Agnishwattas identifizieren, heißt in unserer Schule das „Herz“ des dhyan-chohanischen Körpers und soll sich in der dritten Menschenrasse inkarniert und diese vervollkommnet haben. Die esoterische Mystagogie spricht von einer geheimnisvollen Beziehung zwischen der siebenfältigen Wesenheit oder Substanz dieses engelhaften Herzens und dem des Menschen, von dem [SD # 92] jedes einzelne physische Organ und jede seelische und spirituelle Funktion eine Reflexion, sozusagen ein Abbild auf der irdischen Ebene des Modells oder Prototypen oben darstellt. Warum, wird gefragt, sollte sich eine solche Wiederholung der Zahl sieben in der anatomischen Struktur des Menschen finden? Warum sollte das Herz vier untere „Kammern und drei höhere Einteilungen“ haben, in so seltsamer Übereinstimmung mit der siebenfältigen Einteilung der menschlichen Prinzipien, die in zwei Gruppen getrennt sind, die höhere und die niedere; und warum sollte sich dieselbe Einteilung in den verschiedenen Klassen der Pitris und insbesondere unserer Feuer-Dhyanis finden? Weil, wie bereits festgestellt, diese Wesen in vier körperliche (oder gröbere) und in drei unkörperliche (oder feinere) „Prinzipien“ oder mit welchem beliebigen anderen Namen man sie bezeichnen mag, zerfallen. Warum senden die sieben Nervenplexus des Körpers sieben Strahlen aus? Warum gibt es diese sieben Plexus, und warum sieben verschiedene Schichten in der menschlichen Haut?
„Nachdem sie ihre Schatten ausgesendet und aus einem Element (Ether) Menschen gemacht haben, steigen die Vorfahren zu Maha-Loka empor, von wo sie periodisch herabsteigen, wenn die Welt erneuert wird, um neue Menschen hervorzubringen.
„Die feinen Körper bleiben ohne Verstand (Manas) bis zur Ankunft der Suras (Götter), die jetzt Asuras (Nicht-Götter) heißen“, sagt der Kommentar.
„Nicht-Götter“ vielleicht für die Brahmanen, aber die höchsten Atem für den Okkultisten; nachdem diese Vorfahren (Pitar), die formlosen und die intellektuellen, sich weigern, den Menschen aufzubauen, ihn aber mit Gemüt ausstatten; die vier körperlichen Klassen erschaffen lediglich seinen Körper.
Das wird in verschiedenen Texten des Rigvedas sehr klar gezeigt – der höchsten Autorität für Hindus jeglicher Sekte. Dort bedeutet Asura „spirituell-göttlich“, und das Wort wird als Synonym für den höchsten Geist benützt; im Sinn eines „Gottes“ wird „Asura“ auf Varuna und Indra und vorzugsweise auf Agni angewendet – welche drei in der alten Zeit die drei höchsten Götter darstellten, bevor die brahmanische Theo-Mythologie die wahre Bedeutung fast des gesamten Inhalts der archaischen Schriften verzerrte. Aber da der Schlüssel jetzt verloren ist, werden die Asuras kaum erwähnt.
Im Zend Avesta ist dasselbe zu finden. In der zoroastrischen oder der Religion der Magier ist „Asura“ der Asura Visvavedas, der „Alles-Kennende“ oder „allwissende Herr“; und Asura Mazda, der später Ahura Mazda wird, ist, wie Benfey zeigt, „der Herr, der Intelligenz verleiht“ – Asura Medha und Ahura-Mazdâo. An anderer Stelle in diesem Werk wird gezeigt, auf vergleichbar guter Autorität basierend, dass der indo-iranische Asura immer als siebenfältig betrachtet wurde. Diese Tatsache, verbunden mit dem Namen Mazda, wie oben, der aus dem siebenfältigen Asura den „Herrn“ oder kollektiv die „Herren“ macht, „die Intelligenz verleihen“, verbindet sowohl die Amschaspands mit den Asuras und unseren inkarnierenden Dhyan Chohans als auch mit den Elohim und den sieben beseelenden Göttern Ägyptens, Chaldäas und aller anderen Länder.
Der Grund für die Weigerung dieser „Götter“, den Menschen zu erschaffen, ist nicht der in den exoterischen [SD # 93] Berichten angegebene, sie seien zu stolz gewesen, die himmlische Kraft ihrer Wesenheit mit den Kindern der Erde zu teilen, sondern vielmehr die bereits angedeuteten Gründe. Die Allegorie gab jedoch endlosen Fantasien Raum, und das verschaffte den Theologien aller Länder den Vorteil, ihre Anklage gegen diese Erstgeborenen oder Logoi zu begründen und als Wahrheit in das Denken der Unwissenden und Leichtgläubigen einzuprägen (vergleiche auch, was über Makara und die Kumaras in Verbindung mit dem Zodiak gesagt wird).
Das christliche System hat nicht als einziges diese Götter zu Dämonen degradiert. Der Zoroastrismus und selbst der Brahmanismus nutzten dieselbe Chance, um den Verstand der Menschen in den Griff zu bekommen. Selbst in der chaldäischen Exoterik werden Wesen, die sich weigern zu erschaffen und dadurch angeblich dem Demiurgen entgegentreten, als Geister der Finsternis geschmäht. Die ihre intellektuelle Unabhängigkeit gewinnenden Suras bekämpfen jene Suras, die ihrer entbehren und so dargestellt werden, als würden sie ihr Leben auf blindem Glauben beruhend in nutzlosem Zeremoniendienst verbringen – ein Hinweis, der jetzt von den orthodoxen Brahmanen ignoriert wird – und sofort werden Erstere zu A-Suras. Die ersten und gemütgeborenen Söhne der Gottheit weigern sich, Nachkommenschaft zu erschaffen und werden von Brahmâ dazu verdammt, als Menschen geboren zu werden. Sie werden auf die Erde hinabgeschleudert, die später im theologischen Dogma in die höllischen Regionen umgewandelt wird. Ahriman vernichtet den von Ormazd geschaffenen Stier – der das Sinnbild des irdischen illusiven Lebens ist, des „Keimes der Sorge“ – und indem man vergisst, dass der vergängliche, endliche Same sterben muss, damit die Pflanze der Unsterblichkeit, die Pflanze des spirituellen ewigen Lebens sprießen und leben kann, wird Ahriman als der Feind, die widerstrebende Kraft, als der Teufel ausgerufen. Typhon schneidet Osiris in vierzehn Stücke, um ihn daran zu hindern, die Welt zu bevölkern und so das Elend zu erschaffen; und damit wird Typhon in der exoterischen theologischen Lehre zur Macht der Finsternis. Aber all das ist die exoterische Schale. Die Anhänger Letzterer sind es, welche die Bemühungen und Selbstaufopferung jener, die den Menschen durch selbstbewusste Anstrengungen zu ihrem ursprünglichen Zustand der Göttlichkeit verhelfen möchten, dem Ungehorsam und Aufruhr zuschreiben; und diese Anhänger der Form sind es, die aus den Engeln des Lichts Dämonen gemacht haben.
Die Esoterische Philosophie aber lehrt, dass ein Drittel94 der Dhyanis – d. h. die drei Klassen der Arupa-Pitris, begabt mit Intelligenz, „einem formlosen Atem, zusammengesetzt aus intellektuellen, nicht elementaren Substanzen“ (siehe „Harivamsha“, 932) – lediglich durch das karmische Gesetz und die Evolution dazu verurteilt waren, auf der Erde wiedergeboren (oder inkarniert) zu werden.95 Einige [SD # 94] von ihnen waren Nirmanakayas aus anderen Manvantaras. Daher sehen wir sie in allen Puranas auf diesem Globus im dritten Manvantara (sprich in der dritten Wurzelrasse) als Könige, Rishis und Helden wiedererscheinen. Dieser Lehrsatz, zu philosophisch und metaphysisch, um von den Massen verstanden zu werden, wurde, wie bereits gesagt, von der Priesterschaft entstellt, um die Ersteren durch abergläubische Furcht beherrschen zu können.
Die angeblichen „Rebellen“ waren also lediglich diejenigen, die unter dem Zwang des karmischen Gesetzes den Gallekelch bis zum letzten bitteren Tropfen auszutrinken, sich aufs Neue inkarnieren und so aus den von ihren niederen Brüdern projizierten astralen Statuen verantwortliche, denkende Wesen machen mussten. Einige sollen sich geweigert haben, da sie nicht über die notwendigen Materialien in sich verfügten – z. B. einen Astralkörper – denn sie waren Arupa. Die Weigerung anderer bezog sich darauf, dass sie in lange vergangenen früheren Manvantaras Adepten und Yogis gewesen waren; ein anderes Geheimnis. Später aber, als Nirmanakayas, opferten sie sich selbst zum Wohl und für die Erlösung der Monaden, die auf ihren Einsatz warteten und die im anderen Fall unzählige Zeitalter in tiergleichen, wenn auch der Erscheinung nach menschlichen Formen ohne Verantwortlichkeit hätten dahinschmachten müssen. Das mag eine Parabel und eine Allegorie innerhalb einer Allegorie sein. Ihre Lösung sei der Intuition des Schülers überlassen, wenn er nur das Folgende mit seinem geistigen Auge liest.
Was ihre Bildner oder „Vorfahren“ betrifft – jene Engel, die in den exoterischen Legenden dem Gesetz gehorchten – so müssen sie identisch sein mit den Barhishad-Pitris oder den Pitri-Devatas, d. h. mit den vom physisch schöpferischen Feuer Beherrschten. Sie konnten lediglich die menschlichen Monaden erschaffen oder sie vielmehr mit ihrem eigenen astralen Selbst bekleiden, aber sie konnten den Menschen nicht nach ihrem Ebenbild und ihrer Gestalt formen. „Der Mensch soll nicht sein wie unser einer“, sagen die schöpferischen Götter, beauftragt mit der Herstellung des niederen Tieres, jedoch höher (siehe Genesis und Platons „Timaios“). Dass sie das Ebenbild der Menschen aus ihrer eigenen göttlichen Wesenheit erschufen, bedeutet esoterisch, dass [SD # 95] sie es waren, die zur ersten Rasse wurden und auf diese Weise ihr Schicksal und ihre weitere Evolution teilten. Sie wollten dem Menschen jenen heiligen Funken nicht geben, der zur Blüte der menschlichen Vernunft und des Selbstbewusstseins aufflammt und sich ausbreitet, denn sie konnten es nicht, sie besaßen ihn nicht. Das war jener Klasse von Devas überlassen, die in Griechenland mit dem Namen Prometheus symbolisiert wurden, sie hatten mit dem physischen Körper nichts zu tun, aber alles mit dem rein spirituellen Menschen (siehe Teil II dieses Bandes, „Die gefallenen Engel“; auch „Die Götter des Lichts entspringen den Göttern der Finsternis“).
Jede Schöpferklasse begabt den Menschen mit dem, was sie zu geben hat: Die eine bildet seine äußere Form. Die andere gibt ihm ihre Wesenheit, die später infolge der persönlichen Anstrengung des Individuums zum menschlichen Höheren Selbst wird; doch sie konnten den Menschen nicht machen wie sie selbst waren – vollkommen, weil sündlos; sündlos, weil nur im Besitz der ersten, blassen, schattenhaften Umrisse von Eigenschaften, und diese alle vollkommen – vom menschlichen Standpunkt aus gesehen – weiß, rein und kalt, wie der jungfräuliche Schnee. Wo kein Kampf ist, ist auch kein Verdienst. Die Menschheit, „irdisch, von der Erde“, war nicht dazu bestimmt, von den Engeln des ersten göttlichen Atems erschaffen zu werden. Daher heißt es, dass sie sich weigerten es zu tun, und dass der Mensch von materielleren Schöpfern hervorgebracht werden musste,96 die ihrerseits lediglich das geben konnten, was sie in ihren eigenen Naturen besaßen, und nicht mehr. Dem ewigen Gesetz treu, konnten die reinen Götter aus sich selbst lediglich schattenhafte Menschen projizieren, etwas weniger ätherisch und spirituell, weniger göttlich und vollkommen als sie selbst – aber noch immer Schatten. Die erste Menschheit war daher ein blasses Abbild ihrer Vorfahren; zu materiell, selbst in ihrer Feinheit, um eine Hierarchie von Göttern zu sein, zu spirituell und rein, um Menschen zu sein – tatsächlich begabt mit jeder negativen (Nirguna) Vollkommenheit. Vollkommenheit, um ganz so zu sein, muss aus der Unvollkommenheit geboren sein, das Unzerstörbare muss aus dem Zerstörbaren hervorwachsen, indem es Letzteres als Träger, Grundlage und Kontrast hat. Absolutes Licht ist absolute Dunkelheit und vice versa. Tatsächlich gibt es in den Gefilden der [SD # 96] Wahrheit weder Licht noch Dunkelheit. Gut und Böse sind Zwillinge, die Nachkommen von Raum und Zeit, unter der Kontrolle von Maya. Trenne sie, indem du sie auseinanderschneidest, und sie werden beide sterben. Nichts besteht per se, da jedes aus dem anderen erzeugt und erschaffen werden muss, um ins Dasein zu treten; beide müssen bekannt und verstanden sein, bevor sie Gegenstände der Wahrnehmung werden, daher müssen sie im sterblichen Gemüt getrennt werden.
Da jedoch die illusive Unterscheidung besteht, bedarf es einer niedrigeren Ordnung schöpferischer Engel, um bewohnte Globen – insbesondere unseren – zu „erschaffen“ oder mit der Materie auf dieser irdischen Ebene umzugehen. In der historischen Zeit dachten die philosophischen Gnostiker als Erste so und erfanden aufgrund dieser Anschauung verschiedene Systeme. Daher findet man in ihren Schöpfungsplänen, dass ihre Schöpfer ihren Platz immer genau am Fuß der Leiter des spirituellen Seins einnehmen. Sie versetzten die Schöpfer unserer Erde und ihrer Sterblichen genau an die Grenze der mayavischen Materie, und ihre Anhänger wurden zum großen Unbehagen der Kirchenväter gelehrt zu denken, dass für die Schöpfung der im spirituellen und moralischen Sinn unseren Globus zierenden jämmerlichen Rassen keine hohe Gottheit verantwortlich gemacht werden könne, sondern nur Engel einer niederen Hierarchie,97 in welche Klasse sie den jüdischen Gott Jehovah verbannten.
In allen alten Kosmogonien werden Menschheiten erwähnt, die sich von unserer gegenwärtigen unterscheiden. Platon spricht im „Phaidros“ von einer geflügelten Menschenrasse. Aristophanes spricht (in Platons „Gastmahl“) von einer androgynen Rasse mit runden Körpern. Im „Pymander“ ist selbst das Tierreich zweigeschlechtig. So heißt es in § 18: „Als die Runde vollendet war, wurde der Knoten gelockert . . . und alle gleichermaßen androgynen Tiere wurden zusammen mit dem Menschen losgebunden (getrennt). . . . .“, denn . . . „die Ursachen mussten auf der Erde Wirkungen hervorbringen.“98 Und in dem alten Quiché-Manuskript, dem Popol Vuh – veröffentlicht von dem verstorbenen Abbé Brasseur de Bourbourg – werden die ersten Menschen wiederum als eine Rasse beschrieben, „denen Blick unbegrenzt war und die alles sofort wussten“: Und damit zeigten sie das göttliche Wissen der Götter, nicht der Sterblichen. Die Geheimlehre, die die unvermeidlichen Übertreibungen der volkstümlichen Fantasie richtigstellt, gibt die Fakten so, wie sie in den archaischen Symbolen aufgezeichnet sind.
[SD # 97] (b) Diese „Schatten“ wurden „ein jeder mit seiner eigenen Farbe und Art“ geboren, ein jeder auch „seinem Schöpfer untergeordnet“, da Letzterer ein vollständiges Wesen seiner Art war. Die Kommentare beziehen den ersten Satz auf die Farbe oder Hautbeschaffenheit einer jeden derart entwickelten Menschenrasse. Im „Pymander“ wurden die sieben ursprünglichen Menschen, von der Natur aus dem „Himmlischen Menschen“ erschaffen, alle an den Eigenschaften der „sieben Regenten“ oder Herrscher teilhabend, die den Menschen liebten – ihren eigenen Widerschein und ihre eigene Synthese.
In den nordischen Legenden erkennt man in Asgard, der Wohnung der Götter, sowie auch in den Asen selbst dieselben in die volkstümlichen „Mythen“ verwobenen Orte und Personifikationen wie in unserer Geheimlehre. Und wir finden sie in den Veden, den Puranas, den altpersischen Schriften und in der Kabbala. Die Asen Skandinaviens, die Beherrscher der unserer vorangegangenen Welt, deren Name wörtlich die „Säulen der Welt“ bedeutet, ihre „Stützen“, sind somit identisch mit den griechischen Kosmokratoren, den „sieben Arbeitern oder Rektoren“ Pymanders, den sieben Rishis und Pitris Indiens, den sieben chaldäischen Göttern und den sieben bösen Geistern, den sieben kabbalistischen Sephiroth, von der oberen Dreiheit synthetisiert, und selbst den sieben Planetengeistern der christlichen Mystiker. Die Asen erschaffen die Erde, die Meere, den Himmel und die Wolken, die ganze sichtbare Welt aus den Überresten des erschlagenen Riesen Ymir; doch sie erschaffen nicht den Menschen, sondern lediglich seine Form aus dem Ask oder dem Eschenbaum. Odin ist es, der ihn mit Leben und Seele begabt, nachdem Lodur ihm Blut und Knochen gegeben hat. Und schließlich ist es Hönir, der ihn mit seinem Intellekt (Manas) und seinen bewussten Sinnen versieht. Der nordische Ask, der hesiodische Eschenbaum, aus dem die Menschen des Bronzezeitalters hervorgingen, die dritte Wurzelrasse, und der Tzité-Baum des Popol Vuh, aus dem die mexikanische dritte Menschenrasse geschaffen wurde, sind alle eins.99 Das ist für jeden Leser deutlich erkennbar. Aber den okkulten Grund dafür, warum die nordische Yggdrasil, der indische Ashwattha, der Gogardbaum, der hellenische Baum des Lebens und der tibetanische Zampunbaum eins sind mit dem kabbalistischen sephirothischen Baum und selbst mit dem heiligen Baum, der von Ahura Mazda gemacht wurde, und dem Baum von Eden – wer von den westlichen Gelehrten kann ihn nennen?100 Nichtsdestoweniger sind die Früchte aller dieser „Bäume“, einerlei ob Pippala oder Haoma oder selbst der prosaischere Apfel, die „Pflanzen des Lebens“, tatsächlich und wirklich. Die Vorbilder unserer Rassen waren alle in dem mikrokosmischen Baum eingeschlossen, der in und unter dem großen makrokosmischen Weltenbaum wuchs und sich entwickelte;101 und das Geheimnis wird im Dirghatamas halb enthüllt, wo es heißt: „Pippala, die süße Frucht des Baumes, auf welchen [SD # 98] die Wissenschaft liebende Geister kommen und die Götter alle Wunder bewirken.“ Wie beim Gogardbaum wohnt unter den üppigen Zweigen aller dieser Weltenbäume die „Schlange“. Aber während der makrokosmische Baum die Schlange der Ewigkeit und der absoluten Weisheit selbst ist, sind die in dem mikrokosmischen Baum wohnenden Schlangen die Schlangen der geoffenbarten Weisheit. Die eine ist das Ein und Alles, die anderen sind ihre reflektierten Teile. Der „Baum“ ist natürlich der Mensch selbst, und die in einem jeden wohnende Schlange das bewusste Manas, das Verbindungsglied zwischen Geist und Materie, Himmel und Erde.
Es ist überall dasselbe. Die schöpferischen Kräfte bringen den Menschen hervor, aber sie verfehlen ihr Endziel. All diese Logoi streben, den Menschen mit bewusstem, unsterblichen Geist zu begaben, ausschließlich im Gemüt (Manas) reflektiert; sie versagen, und alle werden dargestellt als für den Misserfolg bestraft, wenn nicht schon für den bloßen Versuch. Was ist die Natur dieser Bestrafung? Eine Verurteilung zur Gefangenschaft in der unteren oder niederen Region, die unsere Erde ist; die niederste ihrer Kette; eine „Ewigkeit“ – im Sinne der Dauer des Lebenszyklus – in der Dunkelheit der Materie oder innerhalb des tierischen Menschen. Den halb unwissenden und halb intrigierenden Kirchenvätern gefiel es, das anschauliche Symbol zu entstellen. Sie machten sich die Metapher und Allegorie in allen alten Religionen zunutze und verkehrten sie zum Vorteil der neuen. So wurde der Mensch in die Finsternis einer materiellen Hölle verwandelt; sein göttliches Bewusstsein, von seinem innewohnenden Prinzip (dem Manasa) oder dem inkarnierten Deva erlangt, wurde zu den grellen Flammen der Region der Hölle; und unser Globus zu dieser Hölle selbst. Pippala, Haoma und die Frucht des Baumes der Erkenntnis wurden als verbotene Früchte verleumdet und die „Schlange der Weisheit“, die Stimme der Vernunft und des Bewusstseins, blieb für Zeitalter gleichbedeutend mit dem gefallenen Engel, der der alte Drache ist, der Teufel! (vide Teil II, „Der böse Geist, wer oder was?“)
Dasselbe gilt für die anderen hohen Symbole. Die Swastika, das heiligste und mystischste Symbol Indiens, das „Jaina-Kreuz“, wie es jetzt von den Freimaurern genannt wird, wurde trotz seines unmittelbaren Zusammenhangs und selbst seiner Identität mit dem christlichen Kreuz auf dieselbe Weise entehrt. Es ist das „Zeichen des Teufels“, sagen uns die indischen Missionare. „Scheint es nicht auf dem Haupt der großen Schlange Vishnus, auf dem tausendköpfigen Ananta Shesha, in den Tiefen Patalas, dem hinduistischen Naraka oder der Hölle?“ Wahrlich so, aber was ist Ananta? Als Shesha ist er der nahezu endlose manvantarische Zyklus der Zeit und wird unendliche Zeit, Ananta genannt, die große siebenköpfige Schlange, auf welcher Vishnu, die ewige Gottheit, während der pralayischen Untätigkeit ruht. Was hat Satan mit diesem höchst metaphysischen Symbol zu tun? Die Swastika ist das ausgeprägteste philosophisch-wissenschaftliche Symbol und auch das am besten verständliche. Mit einigen wenigen Linien fasst es das gesamte Schöpfungswerk oder die Evolution zusammen, wie man vielmehr sagen sollte, von der Kosmotheogonie abwärts zur [SD # 99] Anthropogonie, von dem unteilbaren, unbekannten Parabrahman bis zu den bescheidenen Moneren der materialistischen Wissenschaft, deren Genesis dieser Wissenschaft ebenso unbekannt ist wie die der All-Gottheit selbst. Die Swastika findet sich an der Spitze der religiösen Symbole einer jeden alten Nation. Sie ist der „Hammer des Arbeiters“ im chaldäischen Buch der Zahlen, der „Hammer“, wie oben erwähnt, im „Book of Concealed Mystery“, (Kap. I, §§ 2, 3, 4 ff.), „welcher Funken schlägt aus dem Feuerstein“ (dem Raum), die zu Welten werden. Er ist „Thors Hammer“, die von den Zwergen gegen die Riesen oder die präkosmischen titanischen Kräfte der Natur geschmiedete magische Waffe, die rebellieren und von den Göttern, den Agenten der universalen Harmonie, nicht unterworfen werden, solange sie in der Region der Materie wohnen, sondern zuerst vernichtet werden müssen. Das ist der Grund, warum die Welt aus den Überresten des erschlagenen Ymirs gebildet wurde. Die Swastika ist der Mjölnir, der „Sturmhammer“; und daher wird gesagt, dass die Asen, die heiligen Götter, sobald sie durch das Feuer (das Feuer der Leidenschaften und Leiden in ihren Lebensinkarnationen) gereinigt sind, bereit sein werden, in ewigem Frieden auf Ida zu wohnen und dass der Mjölnir sodann nutzlos werden wird. Das wird sein, wenn die Bande der Hel (der göttlichen Königin des Totenreiches) sie nicht länger binden werden, da das Reich des Bösen zerstört sein wird. „Surturs Flammen hatten sie nicht zerstört, auch nicht die tobenden Wasser“ der verschiedenen Sintfluten. . . . . “ Dann kamen die Söhne Thors. Sie brachten den Mjölnir mit sich, nicht mehr als Kriegswaffe, sondern als Hammer, um damit den neuen Himmel und die neue Erde einzuweihen. . . . .”102
Wahrhaftig, zahlreich sind seine Bedeutungen! Im Rahmen des makrokosmischen Werkes bezieht sich der „Schöpfungshammer“ mit seinen vier rechtwinklig gebogenen Armen auf die kontinuierliche Bewegung und Umwälzung des unsichtbaren Kosmos der Kräfte. In der des manifestierten Kosmos und unserer Erde deutet er auf die Rotation der Achsen der Welt und ihrer äquatorialen Gürtel in den Zyklen der Zeit; die beiden die Swastika bildenden Linien stehen für Geist und Materie, die vier Haken weisen auf die Bewegung in den umlaufenden Zyklen hin. Auf den Mikrokosmos angewendet, den Menschen, zeigt er ihn als Bindeglied zwischen Himmel und Erde: Die rechte Hand am Ende einer der horizontalen Arme ist erhoben, die linke zeigt zur Erde. Auf der Smaragdtafel des Hermes ist die erhobene rechte Hand mit dem Wort „Solve“ beschrieben, die linke mit dem Wort „Coagula“. Sie ist gleichzeitig ein alchemistisches, kosmogonisches, anthropologisches und magisches Zeichen mit sieben Schlüsseln für ihre innere Bedeutung. Es ist nicht zu viel gesagt, dass die zusammengesetzte Symbolik dieses universalen und bedeutsamsten aller Zeichen den Schlüssel zu den sieben großen Geheimnissen des Kosmos enthält. Geboren in den mystischen Vorstellungen der ersten Arier und von ihnen genau an die Schwelle der Ewigkeit gestellt, auf das Haupt der Schlange Ananta, fand es [SD # 100] seinen spirituellen Tod in den scholastischen Auslegungen der mittelalterlichen Anthropomorphisten. Es ist das Alpha und das Omega der universalen schöpferischen Kraft, die sich aus dem reinen Geist entwickelt und in grober Materie endet. Es ist auch der Schlüssel zum Zyklus der Wissenschaft, göttlich und menschlich; und wer seine volle Bedeutung versteht, ist für immer befreit von den Mühsalen der Maha-Maya, der großen Täuschung und Betrügerin. Das Licht, das unter dem göttlichen Hammer hervorscheint, der jetzt zum Schlegel oder Hämmerchen der Großmeister der Freimaurerloge herabgewürdigt ist, genügt, das Dunkel jeglicher menschlichen Intrigen oder Fiktionen zu vertreiben.
Wie prophetisch sind die Gesänge der drei nordischen Göttinnen, denen die Raben Odins von der Vergangenheit und der Zukunft zuraunen, während sie in ihrer kristallenen Wohnstatt unter dem strömenden Fluss herumflattern. Die Gesänge sind alle in den „Rollen der Weisheit“ niedergeschrieben, von denen viele verloren, aber einige noch erhalten sind: Und sie geben in poetischer Allegorie die Lehren der archaischen Zeitalter wieder. Wir wollen aus Dr. Wagners „Asgard and the Gods“ zusammenfassen, was die „Erneuerung der Welt“ betrifft, eine in der Vergangenheit erzählte Prophezeiung über die siebte Rasse unserer Runde.
Der Mjölnir hatte seine Pflicht in dieser Runde getan, und:
„. . . . Auf dem Idafeld, dem Feld der Auferstehung (für die fünfte Runde), versammelten sich die Söhne der höchsten Götter, und in ihnen stiegen ihre Väter wieder auf (die Egos aller ihrer vergangenen Inkarnationen). Sie sprachen von der Vergangenheit und der Gegenwart und erinnerten sich der Weisheit und der Prophezeiungen ihrer Ahnen, die alle in Erfüllung gegangen waren. Nahe bei ihnen, doch von ihnen unbemerkt, war der Starke, der Mächtige, der alle Dinge beherrscht. . . . und die ewigen, die Welt regierenden Gesetze anordnet. Sie alle wussten, dass er da war, sie fühlten seine Gegenwart und seine Kraft, doch sie kannten seinen Namen nicht. Auf seinen Befehl erhob sich die neue Erde aus den Wassern des Raumes. Nach Süden hin über dem Idafeld machte er einen anderen Himmel namens Audlang und weiter weg einen dritten, bekannt als Widblain. Über Gimlis Höhle wurde ein wundervoller Palast errichtet, mit Gold bedeckt und in der Sonne hell erstrahlend.“ Das sind die drei stufenweise aufsteigenden Globen unserer „Kette“. Dort thronten die Götter, wie sie es gewohnt waren. . . . Von Gimlis Höhe (dem siebten Globus, dem höchsten und reinsten) blickten sie auf die glücklichen Nachkommen von Lif und Lifthrasir herab (die zukünftigen Adam und Eva der geläuterten Menschheit) und machten es ihnen zur Bestimmung, höher zu klimmen, sich Stufe um Stufe in Kenntnis und Weisheit zu erheben, von einem „Himmel zum nächsten“, bis sie schließlich geeignet seien, im Haus des Allvaters mit den Gottheiten vereinigt zu werden (S. 305).
Wer die Lehren des esoterischen Budhismus (oder Weisheit) kennt, so unvollkommen sie auch bisher skizziert sind, wird die im Obigen enthaltene Allegorie klar erkennen.
Ihre eher philosophische Bedeutung ist besser zu verstehen, wenn der Leser den Mythos von Prometheus sorgfältig betrachtet. Im weiteren [SD # 101] Verlauf wird er im Licht des hinduistischen Pramantha untersucht. Einige Orientalisten erniedrigten ihn als rein physiologisches Symbol und brachten ihn lediglich mit dem irdischen Feuer in Zusammenhang, und damit stellt ihre Auslegung eine Beleidigung einer jeden Religion dar, einschließlich des Christentums, dessen größtes Geheimnis so in die Materie herabgezogen wird. Die „Reibung“ des göttlichen Pramantha und der Arani konnte sich unter diesem Bild nur von den brutalen Vorstellungen der deutschen Materialisten denken lassen – der schlechtesten, die es gibt. Es ist wahr, dass das göttliche Kindlein bei der Sanskrit sprechenden Rasse Agni war und bei den Lateinern zur Ignis wurde, und dass es während der Opferzeremonie aus der Vereinigung von Pramantha und Arani (der Swastika) geboren wird. Aber was hat es damit auf sich? Tvashtri (Vishvakarman) ist der „göttliche Künstler und Zimmermann“,103 und auch in den Veden ist er der Vater der Götter und des schöpferischen Feuers. So alt ist das Symbol und so heilig, dass schwerlich eine Ausgrabung alter Städte gemacht werden könnte, ohne es zu finden. Eine Anzahl von Terrakotta-Scheiben, Spinnwirtel genannt, wurden von Dr. Schliemann unter den Ruinen des alten Trojas gefunden. Beide Formen, und , wurden in großer Menge ausgegraben. Ihre Existenz ist ein weiterer Beweis dafür, dass die alten Trojaner und ihre Vorfahren reine Arier waren.
(c) Chhaya, wie bereits erklärt, ist das Astralbild. In Sanskritwerken hat es diese Bedeutung. So gibt es eine Darstellung Sanjnas (spirituelles Bewusstsein), dem Weib Suryas, der Sonne, wie sie sich in das Dickicht zurückzieht, um ein asketisches Leben zu führen und ihrem Gatten ihr Chhaya, ihren Schatten oder ihr Bild, zurücklässt.
[SD # 102] 16. Wie werden die (wirklichen) Manushya geboren? Die Manus mit Gemüt, wie werden sie gemacht (a)? Die Väter (Barhishad?) riefen ihr eigenes Feuer (das Kavyavahana, elektrisches Feuer) zu ihrer Hilfe; welches das Feuer ist, das in der Erde brennt. Der Geist der Erde rief das Sonnenfeuer zu seiner Hilfe (Suchi, der Geist in der Sonne). In ihren gemeinsamen Anstrengungen brachten die drei (die Pitris und die beiden Feuer) einen guten Rupa hervor. Er (die Form) konnte stehen, laufen, liegen und fliegen. Aber er war noch immer bloß ein Chhaya, ein Schatten ohne Gemüt . . . . (b)
(a) Hier ist wieder eine Erklärung notwendig im Licht und mit Hilfe der exoterischen Schriften, die den esoterischen beigefügt sind. Die „Manushya“ (Menschen) und die Manus sind hier gleichbedeutend mit dem chaldäischen „Adam“ – dieser Ausdruck bedeutet durchaus nicht wie bei den Juden den ersten Menschen oder ein einzelnes Individuum, sondern kollektiv die Menschheit wie bei den Chaldäern und den Assyriern. Die vier Ordnungen oder Klassen der Dhyan Chohans von den sieben, sagt der Kommentar, „waren die Vorfahren des verborgenen Menschen“, d. h. des feinen inneren Menschen. Wie bereits erwähnt, waren die „Lha“ des Mondes, die Mondgeister, lediglich die Ahnen seiner Form, d. h. des Musters, nach dem die Natur ihre äußere Einwirkung auf ihn begann. Somit war der ursprüngliche Mensch bei seinem Erscheinen lediglich ein verstandesloser Bhuta104 oder ein „Phantom“. Diese „Schöpfung“ war ein Misserfolg. Der Grund dafür wird im Kommentar zum 20. Shloka erklärt werden.
(b) Dieser Versuch war ein weiterer Misserfolg. Er versinnbildlicht die Anmaßung der physischen Natur, ohne Unterstützung auch nur ein vollkommenes Tier zu bilden – geschweige denn einen Menschen. Denn die „Väter“, die niederen Engel, sind alle Naturgeister, und die höheren Elementale besitzen auch eine ihnen eigentümliche Intelligenz; doch das reicht nicht aus, um einen denkenden Menschen hervorzubringen. „Lebendiges Feuer“ war notwendig, jenes Feuer, das dem menschlichen Gemüt seine Selbstwahrnehmung und sein Selbstbewusstsein gibt, oder Manas. Und Parvakas und Suchis Abkömmlinge sind das animalisch-elektrische und das solare Feuer, sie erschaffen Tiere und konnten deshalb für dieses erste Astralmodell des Menschen lediglich eine lebendige physische Konstitution beitragen. Die ersten Schöpfer also waren die Pygmalions des ursprünglichen Menschen: Es gelang ihnen nicht, die Statue zu beleben – intellektuell.
Diese Stanze ist sehr vielsagend, wie wir sehen. Sie erklärt das Geheimnis und schließt die Kluft zwischen dem beseelenden Prinzip im Menschen – dem [SD # 103] Höheren Selbst oder der menschlichen Monade – und der tierischen Monade, die beide ein und dasselbe sind, obwohl Erstere mit göttlicher Intelligenz begabt ist, Letztere lediglich mit instinktiver Fähigkeit. Wie ist der Unterschied zu erklären, und wie wird die Gegenwart des Höheren Selbstes im Menschen begründet?
„Die Söhne Mahats beleben die menschliche Pflanze. Sie sind die Wasser, die auf den dürren Boden des verborgenen Lebens fallen, und der Funke, der das menschliche Tier belebt. Sie sind die Herren des ewigen geistigen Lebens“ . . . . „Am Beginn (in der zweiten Rasse) hauchten lediglich einige (der Herren) ihre Wesenheit in die Manushya (Menschen) ein; und einige nahmen im Menschen ihre Wohnstatt.“
Das zeigt, dass nicht alle Menschen Inkarnationen der „göttlichen Rebellen“ wurden, sondern lediglich wenige von ihnen. Beim Rest wurde das fünfte Prinzip lediglich durch den hineingeworfenen Funken belebt, was den großen Unterschied zwischen den intellektuellen Fähigkeiten der Menschen und Rassen erklärt. Hätten die „Söhne Mahats“, allegorisch gesprochen, in ihrem Drang nach intellektueller Freiheit nicht die dazwischenliegenden Welten übersprungen, wäre der tierische Mensch niemals dazu imstande gewesen, von dieser Erde aus emporzudringen und durch eigene Anstrengung sein schließliches Ziel zu erreichen. Die zyklische Pilgerschaft hätte durch alle Ebenen des Daseins hindurch halb unbewusst vollbracht werden müssen oder gar vollständig unbewusst, wie im Fall der Tiere. Infolge dieser Rebellion des intellektuellen Lebens gegen die morbide Inaktivität des reinen Geistes sind wir, was wir sind – selbstbewusste, denkende Menschen mit den Fähigkeiten und Eigenschaften der Götter in uns, den guten ebenso sehr wie den bösen. Daher sind die Rebellen unsere Erlöser. Möge der Philosoph wohl darüber nachsinnen, und mehr als ein Geheimnis wird sich ihm offenbaren. Nur durch die Anziehungskraft der Unterschiede können die beiden Gegenpole – Geist und Materie – auf der Erde verankert werden, und, im Feuer der selbstbewussten Erfahrung und des Leidens geschmolzen, sich in Ewigkeit miteinander vermählt finden. Das wird die Bedeutung vieler törichterweise „Fabeln“ genannter, bislang unverständlicher Allegorien enthüllen (vide infra „Das Geheimnis Satans“).
Es erklärt, um einen Anfang zu machen, die im Pymander aufgestellte Behauptung, dass der „Himmlische Mensch“, der „Sohn des Vaters“, der an der Natur und der Wesenheit der sieben Regenten oder Schöpfer und Herrscher der materiellen Welt Anteil hatte, „die Harmonie durchschaute und die sieben Feuerkreise durchbrach und auf diese Weise die abwärts gerichtete Natur manifestierte“.105 Es erklärt jeden Vers dieser hermetischen Erzählung und auch die griechische Allegorie von Prometheus. Am wichtigsten von allem aber ist, dass es die vielen allegorischen Berichte über die „Kriege im Himmel“ erklärt, einschließlich des Krieges in der Offenbarung bezüglich des christlichen Dogmas der gefallenen Engel. Es erklärt die „Rebellion“ der ältesten und höchsten Engel und die Bedeutung davon, dass sie aus dem Himmel herabgeworfen wurden in die Tiefen der Hölle, [SD # 104] d. h. in die Materie. Es löst sogar die neuerliche Verwirrung der Assyriologen auf, die durch den verstorbenen George Smith ihre Verwunderung zum Ausdruck bringen.
„Meine erste Idee dieses Teils“ (der Rebellion), sagt er, „war, dass der Kampf mit den Mächten des Bösen der Schöpfung vorausging; jetzt glaube ich, dass er dem Bericht vom Fall folgte („Chaldean Account of Genesis“, S. 92). In demselben Werk bildet George Smith einen Stich eines frühen babylonischen Zylinders ab mit der Darstellung des Heiligen Baumes, der Schlange und Mann und Frau. Der Baum hat sieben Äste: drei auf der Seite des Mannes, vier auf jener der Frau. Diese Äste sind typisch für die sieben Wurzelrassen, in deren dritter, genau an ihrem Ende, die Trennung der Geschlechter und der sogenannte Fall in die Zeugung erfolgte. Die drei ältesten Rassen waren geschlechtslos, danach hermaphroditisch; die anderen vier unterscheiden sich in männlich und weiblich. „Der Drache“, sagt G. Smith, „der im chaldäischen Schöpfungsbericht den Menschen zur Sünde verleitet, ist das Geschöpf Tiamats, des lebendigen Prinzips des Meeres oder des Chaos . . . das bei der Schöpfung der Welt den Gottheiten entgegenstand.“ Das ist ein Irrtum. Der Drache ist das männliche Prinzip oder der Phallus, personifiziert oder vielmehr animalisiert; und das weibliche Prinzip, der Schoß, ist Tiamat, „die Verkörperung des Geistes des Chaos“, der Tiefe oder des Abgrundes. Der „Geist des Chaos und der Unordnung“ bezieht sich auf die mentale Verwirrung, zu der er führte. Er ist das sinnliche, anziehende, magnetische Prinzip, das blendet und verführt, das immer lebendige, aktive Element, das die ganze Welt in Unordnung, Chaos und Sünde wirft. Die Schlange verführt das Weib, aber Letzteres ist es, die den Mann verführt, und beide sind von der karmischen Verbannung betroffen, wenn auch lediglich als die natürliche Folge einer entstandenen Ursache. George Smith sagt: „Es ist klar, dass der Drache wegen des Falles in die Verdammung mit eingeschlossen ist, und dass die Götter“ (die Elohim, eifersüchtig auf den seinerseits zum Schöpfer werdenden Menschen aus Lehm, ebenso auf alle Tiere) „auf das Haupt des Menschengeschlechtes alle Übel herabrufen, welche die Menschheit treffen. Weisheit und Wissen sollen ihm schaden, er soll Familienzwistigkeiten ertragen, den Zorn der Götter erregen, Tyrannei unterworfen sein. . . . seine Begierden sollen unbefriedigt bleiben, er soll nutzlose Gebete ausstoßen, er soll zukünftige Sünden begehen. . . . Zweifellos geht das die nächsten Zeilen so weiter, aber dann ist unsere Erzählung wieder unterbrochen, und sie wird erst an der Stelle fortgesetzt, wo die Götter zum Krieg gegen die von Tiamat (dem Weib) angeführten Kräfte des Bösen rüsten. . . . “ („Babylonian Legend of Creation“, S. 92)
Dieser Bericht ist aus monotheistischen Erwägungen aus der Genesis ausgelassen. Aber es ist eine falsche Vorgehensweise – zweifelsohne aus der Furcht geboren und aus Rücksichtnahme auf die dogmatische Religion und ihre Aberglauben – zu versuchen, die chaldäischen Fragmente anhand der Genesis zu rekonstruieren, während Letztere, die viel jünger ist als alle Fragmente, anhand der Ersteren interpretiert werden sollte.
[SD # 105]
17. Der Atem (menschliche Monade) brauchte eine Form; die Väter gaben sie. Der Atem brauchte einen grobstofflichen Körper; die Erde formte ihn. Der Atem brauchte den Lebensgeist; die Sonnen-Lhas hauchten ihn in seine Form. Der Atem brauchte einen Spiegel seines Körpers (astralen Schatten); „Wir gaben ihm unseren eigenen“, sagten die Dhyanis. Der Atem brauchte einen Träger der Begierden (Kama-Rupa); „Er hat ihn“, sagte der Trockner der Wasser (Suchi, das Feuer der Leidenschaft und des tierischen Instinktes). Aber der Atem braucht ein Gemüt, um das Universum zu umfassen; „Das können wir nicht geben“, sagten die Väter. „Ich hatte es nie“, sagte der Geist der Erde. „Die Form würde verzehrt, gäbe ich ihm meines“, sagte das Große (Sonnen-)Feuer . . . . Der (werdende) Mensch blieb ein leerer, vernunftloser Bhuta . . . . So gaben die Knochenlosen jenen Leben, die (später) in der Dritten (Rasse) Menschen mit Knochen wurden (a).
Da sich im Kommentar zu Stanze V eine umfassende Erklärung befindet (siehe (a)), werden hier einige Anmerkungen ausreichen. Der „Vater“ des ursprünglichen physischen Menschen oder seines Körpers ist das in der Sonne beheimatete vitale elektrische Prinzip. Seine Mutter ist der Mond, wegen jener mysteriösen Kraft, welche einen ebenso deutlichen Einfluss auf die von ihm regulierte menschliche Schwangerschaft und Zeugung hat wie auf das Wachstum der Pflanzen und Tiere. Der in diesem Fall das Mittel der Übertragung darstellende „Wind“ oder Ether, mit dessen Hilfe alle Einflüsse von den beiden Himmelskörpern herabgebracht und über die Erde verbreitet werden, wird als der „Ernährer“ bezeichnet; wobei das „geistige Feuer“ allein aus dem Menschen eine göttliche und vollkommene Wesenheit macht.
Was aber ist nun dieses „geistige Feuer“? In der Alchemie ist es im Allgemeinen der Wasserstoff und in der esoterischen Wirklichkeit die Emanation oder der Strahl, der aus seinem Noumenon hervorgeht, dem „Dhyan des ersten Elements“. Wasserstoff ist lediglich auf unserer irdischen Ebene ein Gas. Aber selbst in der Chemie wäre Wasserstoff „die einzige existierende Form von Materie, in unserem Sinn des Begriffs“106 und ist sehr nahe verwandt mit dem Protyl, der unser Layam ist. Er ist der Vater und Erzeuger sozusagen oder vielmehr der Upadhi (die Basis) sowohl von Luft als auch von Wasser, und tatsächlich ist er „Feuer, Luft und Wasser“: eins in drei Aspekten, daher die chemische und alchemistische Dreieinigkeit. In der Welt der Manifestation oder der Materie ist er das gegenständliche Symbol und die materielle Ausstrahlung aus dem subjektiven und rein spirituellen, tatsächlich wesenhaften Dasein im Bereich des Noumenons. Mit Recht konnte Godfrey Higgins den Wasserstoff vergleichen und sogar identifizieren mit To on, dem „Einen“ der Griechen. Denn, wie er bemerkt, ist Wasserstoff nicht Wasser, obwohl er es erzeugt; Wasserstoff ist nicht Feuer, obwohl er es manifestiert oder erschafft; noch ist er Luft, obwohl die Luft als eine Folge der Vereinigung von Wasser und [SD # 106] Feuer betrachtet werden kann – da Wasserstoff in dem wässrigen Element der Atmosphäre gefunden wird. Er ist drei in einem.
Beim Studium vergleichender Theogonie wird leicht erkennbar, dass das Geheimnis dieser „Feuer“ in den Mysterien aller alten Völker gelehrt wurde, hauptsächlich auf Samothraki. Es herrscht nicht der geringste Zweifel, dass die Kabiren, die geheimnisvollsten aller alten Gottheiten, Götter und Menschen, große Gottheiten und Titanen, mit den Kumaras und Rudras identisch sind, an deren Spitze Kartikeya steht – ebenfalls ein Kumara. Das ist ganz einleuchtend, sogar exoterisch. Wie die Kabiren waren diese Hindu-Gottheiten die personifizierten heiligen Feuer der okkultesten Naturkräfte. Die verschiedenen Zweige der arischen Rasse, der asiatische und der europäische, der indische und der griechische, taten ihr Bestes, ihre wahre Natur, wenn nicht gar ihre Bedeutung, zu verbergen. Die Anzahl der Kumaras ist wie die der Kabiren unklar. Einige behaupten, es existierten ihrer nur drei oder vier, andere sagen sieben. Axieros, Axiokersa, Axiokersos und Kadmilos können sehr gut als Alter Ego der vier Kumaras stehen – Sanat-Kumara, Sananda, Sanaka und Sanatana. Erstere Gottheiten, deren angeblicher Vater Vulkan war, wurden oft mit den Dioskuren, Korybanten, Anaktes etc. verwechselt; geradeso wie der Kumara, dessen Vater angeblich Brahmâ sei (oder vielmehr die „Flamme seines Zornes“, die ihn drängte, die neunte oder Kumara-Schöpfung zu vollbringen, welche Rudra oder Nilalohita (Shiva) und die Kumaras hervorbrachte), mit den Asuras, den Rudras und den Pitris verwechselt wurde. Das geschah aus dem einfachen Grund, weil sie alle eins sind – d. h. korrelierende Kräfte und Feuer. Es ist hier kein Raum, diese „Feuer“ und ihre wirkliche Bedeutung zu beschreiben, obwohl wir es versuchen können, wenn der dritte und vierte Band dieses Werkes jemals veröffentlicht werden. Inzwischen mögen ein paar weitere Erklärungen hinzugefügt werden.
Das Vorstehende sind alles Geheimnisse, die viel besser der persönlichen Intuition des Schülers zur Lösung überlassen als beschrieben werden müssen. Wenn er etwas über das Geheimnis der Feuer lernen will, möge er sich an gewisse Werke der Alchemisten wenden, die das Feuer ganz richtig mit allen Elementen in Verbindung bringen, so wie die Okkultisten. Der Leser muss sich daran erinnern, dass die Alten die Religion und die Naturwissenschaften gemeinsam mit der Philosophie als eng und untrennbar miteinander verbunden betrachteten. Äskulap war Apollos Sohn – der Sonne oder des Lebensfeuers; gleichzeitig Helios, Pythios und der Gott der Orakelweisheit. In exoterischen Religionen und ebenso in der Esoterischen Philosophie werden die Elemente – insbesondere Feuer, Wasser und Luft – zu den Ahnen unserer fünf physischen Sinne gemacht und sind daher unmittelbar mit ihnen (auf okkulte Weise) verbunden. Diese physischen Sinne gehören sogar zu einer niedrigeren Schöpfung als zu jener, welche in den Puranas Pratisarga oder sekundäre Schöpfung genannt wird. „Flüssiges Feuer geht aus ungetrenntem Feuer hervor“, lautet ein okkulter Satz.
„Der Kreis ist der Gedanke; der Durchmesser (oder die Linie) ist das Wort; [SD # 107] und ihre Vereinigung ist das Leben“. In der Kabbala ist Bath Kol die Tochter der Göttlichen Stimme oder des ursprünglichen Lichts, Schekinah. In den Puranas und der Hindu-Exoterik ist Vach (die Stimme) der weibliche Logos Brahmâs – eine Permutation von Aditi, dem ursprünglichen Licht. Und wenn Bath Kol in der jüdischen Mystik eine artikulierte, das Natürliche übersteigende Stimme des Himmels ist, die dem „auserwählten Volk“ die heiligen Überlieferungen und Gesetze offenbart, dann nur deshalb, weil Vach vor dem Judentum die „Mutter der Veden“ genannt wurde, die in die Rishis eintrat und sie durch ihre Offenbarungen inspirierte; gerade so wie Bath Kol die Propheten von Israel und die jüdischen Hohepriester inspiriert haben soll. Und beide existieren bis zum heutigen Tag in ihren entsprechenden heiligen Symbologien, weil die Alten Ton oder Sprache mit dem Ether des Raumes in Verbindung brachten, dessen Merkmal der Ton ist. Daher sind Feuer, Wasser und Luft die ursprüngliche kosmische Dreieinigkeit. „Ich bin der Gedanke, dein Gott, älter als das feuchte Prinzip, das Licht, das in der Finsternis strahlt (dem Chaos), und das strahlende Wort Gottes (Ton) ist der Sohn der Gottheit.“ („Pymander“, § 6).107
Deshalb müssen wir die „erste Schöpfung“ gründlich untersuchen, bevor wir die zweite verstehen können. Die erste Rasse trug drei rudimentäre Elemente in sich; und noch kein Feuer; da laut den Alten die Evolution des Menschen und das Wachstum und die Entwicklung seiner spirituellen und physischen Sinne der Evolution der Elemente auf der kosmischen Ebene dieser Erde untergeordnet waren. Alles geht aus Prabhavapyaya hervor, die Evolution der schöpferischen und fühlenden Prinzipien in den Göttern und sogar die sogenannte schöpferische Gottheit selbst. Das findet sich in den Vishnu in den exoterischen Schriften gegebenen Namen und Beinamen. Wie der (orphische) Protologos, wird er Purvaja genannt, „prägenetisch“, und die anderen Namen verbinden ihn in ihrer absteigenden Ordnung mehr und mehr mit der Materie.
Die nachfolgende parallele Ordnung kann in der Evolution der Elemente und der Sinne gefunden werden; oder im kosmisch-terrestrischen „Menschen“ oder „Geist“ und im sterblichen physischen Menschen:
1. Ether | Gehör | Ton |
2. Luft | Tastsinn | Ton und Berührung |
3. Feuer oder Licht | Sehvermögen | Ton, Berührung und Farbe |
4. Wasser | Geschmackssinn | Ton, Berührung, Farbe und Geschmack |
5. Erde | Geruchssinn | Ton, Berührung, Farbe, Geschmack und Geruch |
Wie man sieht, fügt jedes Element sein eigenes Merkmal denen seines [SD # 108] Vorgängers hinzu, so wie jede Wurzelrasse der vorangegangenen Rasse ihren charakterisierenden Sinn hinzufügt. Dasselbe erweist sich auch für die siebenfältige Schöpfung des Menschen als wahr, der sich stufenweise in sieben Stadien entwickelt, und entsprechend derselben Prinzipien, wie im Folgenden gezeigt werden wird.
Während somit die Götter oder Dhyan Chohans (Devas) aus der Ersten Ursache hervorgehen, emaniert die Menschheit aus diesen aktiven Vermittlern im Kosmos. Die Erste Ursache ist nicht Parabrahman, da Letzteres die Allursache darstellt und nicht als die „Erste Ursache“ bezeichnet werden kann – sie wird in den brahmanischen Büchern Jagad-Yoni genannt, der „Schoß der Welt“. Doch während der ersten und zweiten Rasse waren die Menschen keine physischen Wesen, sondern bloße Rudimente der zukünftigen Menschen, Bhutas, die aus Bhutadi hervorgingen, dem „Ursprung“ oder dem „Ursprungsort, aus dem die Elemente hervorgingen“. Daher gingen sie mit allem Übrigen zusammen aus Prabhavapyaya hervor, „dem Ort der Entstehung und der Wiederauflösung aller Dinge“, wie von dem Kommentator erklärt wird. Daher auch unsere physischen Sinne. Daher selbst die höchste „erschaffene“ Gottheit unserer Philosophie. Eins mit dem Universum, ob wir sie Brahmâ, Iswara oder Purusha nennen, ist sie eine manifestierte Gottheit – somit erschaffen oder begrenzt und bedingt. Das ist leicht bewiesen, selbst aus den exoterischen Lehren.
Nachdem er das unerkennbare, ewige Brahman (Neutrum oder abstrakt) genannt wurde, wird der Pundarikaksha, die „höchste und unvergängliche Herrlichkeit“, sobald er nicht als Sadaika-Rupa bezeichnet wird, „wandellose“ oder „unveränderliche“ Natur, sondern als Ekaneka-Rupa, „einzeln und vielfältig zugleich“ – er, die Ursache, wird dann mit seinen eigenen Wirkungen verschmolzen; und seine Namen, wenn in esoterische Ordnung gebracht, zeigen folgende absteigende Stufenleiter:
1. Mahapurusha oder Paramatman | Höchster Geist |
2. Atman oder Purvaja (Protologos) | Der lebendige Geist der Natur |
3. Indriyatman oder Hrishikesa | Geistige oder intellektuelle Seele (eins mit den Sinnen) |
5. Bhutatman | Die lebendige oder Lebensseele |
6. Kshetrajna | Verkörperte Seele oder das Universum aus Geist und Materie |
7. Bhrantidarsanatah | Falsche Wahrnehmung – materielles Universum |
Der letzte Name bedeutet, dass etwas fälschlicherweise als materielle Form wahrgenommen oder vorgestellt wird, weil es falsch oder irrtümlich begriffen wird; tatsächlich handelt es sich bei der Form aber lediglich um eine Maya, eine Illusion, und das trifft in unserem physischen Universum auf alles zu.
Die Evolution der dhyan-chohanischen Wesenheiten läuft in der geistigen und in der materiellen Welt in strenger Analogie mit Seinen Attributen ab; die Merkmale der Letzteren werden ihrerseits kollektiv im Menschen und in allen seinen Prinzipien reflektiert; jedes von diesen enthält in sich selbst in derselben fortschreitenden Reihenfolge einen Teil ihrer verschiedenen „Feuer“ und Elemente.
[SD # 109]
STANZE V
die Evolution der zweiten Rasse
§§ (18) Die Söhne des Yogas. (19) Die geschlechtslose zweite Rasse. (20) Die Söhne der Söhne des Zwielichts. (21) Der „Schatten“ oder der Astralmensch zieht sich nach innen zurück, und der Mensch entwickelt einen physischen Körper.
18. Die Ersten (Rasse) waren die Söhne des Yogas. Ihre Söhne die Kinder des gelben Vaters und der weißen Mutter.
In dem späteren Kommentar wird der Satz wie folgt übersetzt:
„Die Söhne der Sonne und des Mondes, der Pflegling des Ethers (oder des Windes) (a) . . . . . . .
„Sie waren die Schatten der Schatten der Herren (b). Sie (die Schatten) dehnten sich aus. Die Geister der Erde bekleideten sie, die Sonnen-Lhas erwärmten sie (d. h. unterhielten das Lebensfeuer in den werdenden physischen Formen). Die Atem hatten Leben, aber keinen Verstand. Sie hatten kein eigenes Feuer noch Wasser (c).
(a) Man erinnere sich in diesem Zusammenhang der Tabula Smaragdina des Hermes, deren esoterische Bedeutung sieben Schlüssel besitzt. Der astro-chemische ist den Schülern wohlbekannt, der anthropologische kann jetzt gegeben werden. Das „eine Ding“, das darin erwähnt wird, ist der Mensch. Es heißt: „Der Vater jenes einen einzigen Dinges ist die Sonne; seine Mutter ist der Mond; der Wind trägt es in seinem Schoß, und seine Amme ist die geistige Erde.“ In der okkulten Wiedergabe desselben wird hinzugefügt: „Und geistiges Feuer ist sein Unterweiser (Guru).“
Dieses Feuer ist das Höhere Selbst, das spirituelle Ego, oder das, was sich ewig reinkarniert unter dem Einfluss seiner niedrigeren persönlichen Selbste, die mit jeder Wiedergeburt wechseln, voller Tanha oder dem Durst nach Leben. Es ist ein seltsames Naturgesetz, dass auf dieser Ebene die höhere (spirituelle) Natur sozusagen in den Banden der niedrigeren gefangen sein soll. Wenn das Ego nicht im Atman, dem All-Geist, Zuflucht nimmt und gänzlich in dessen Innerstem aufgeht, kann das persönliche Ego es bis zum bitteren Ende treiben. Das kann nicht vollständig verstanden werden, wenn der Schüler sich nicht mit dem Geheimnis der Evolution vertraut macht, die auf dreifacher Bahn voranschreitet – auf der spirituellen, psychischen und physischen.
Was zur Evolution antreibt und sie erzwingt, d. h. was das Wachstum und die Entwicklung des Menschen zur Vollkommenheit drängt, ist (a) die Monade [SD # 110] oder das, was darin unbewusst durch eine innewohnende Kraft wirkt, und (b) der niedere Astralkörper oder das persönliche Selbst. Unabhängig davon, ob Erstere in einem pflanzlichen oder tierischen Körper gefangen ist, ist sie mit jener Kraft begabt, ist sie in der Tat jene Kraft selbst. Da sie mit der innewohnenden All-Kraft identisch ist, welche, wie bereits gesagt, der Monade innewohnt, ist diese auf der Arupa- oder formlosen Ebene allmächtig. Auf unserer Ebene ist ihre Wesenheit zu rein, daher bleibt sie zwar allmächtig, wird aber individuell inaktiv: z. B. wählen die zum Wachstum der Pflanzenwelt beitragenden Sonnenstrahlen nicht die eine oder andere Pflanze aus, um sie zu bescheinen. Grabe die Pflanze aus und versetze sie an einen sonnenlosen Ort, und der Strahl wird ihr nicht nachfolgen. So ist es mit Atman. Wenn das Höhere Selbst oder Ego nicht auf seine Sonne zu gravitiert – die Monade – wird das niedere Ego oder das persönliche Selbst in jenem Fall die Oberhand behalten. Denn es ist dieses Ego mit seiner wilden Selbstsucht und seinen tierischen Begierden, ein sinnloses Leben zu leben (Tanha), das Buddha im „Dhammapada“ (xi, 153 und 154) den „Erbauer des Tabernakels“ nennt. Daher der Ausspruch, „die Geister der Erde umhüllten die Schatten und weiteten sie aus“. Zu diesen „Geistern“ gehören zeitweilig die menschlichen astralen Selbste; und diese sind es auch, die dem physischen Tabernakel des Menschen eine Wohnstatt für die Monade und ihr bewusstes Prinzip, Manas, geben oder erbauen. Aber die „Sonnen“-Lhas, Geister, erwärmen die Schatten. Das ist physisch und buchstäblich wahr. Metaphysisch oder auf der psychischen und geistigen Ebene ist es ebenso war, dass Atman allein den inneren Menschen erwärmt, d. h. er erleuchtet ihn mit dem Strahl des göttlichen Lebens und ist allein imstande, dem inneren Menschen oder dem reinkarnierenden Ego seine Unsterblichkeit mitzugeben. Somit werden wir finden, dass in den ersten dreieinhalb Wurzelrassen bis hinauf zum Mittel- oder Wendepunkt die astralen Schatten der „Vorfahren“, der lunaren Pitris, die gestaltenden Kräfte in den Rassen sind und die physische Form bilden sowie ihre Evolution allmählich zur Vollendung treiben – auf Kosten eines im entsprechenden Verhältnis stehenden Verlustes an Spiritualität. Dann, von diesem Wendepunkt an, ist es das Höhere Ego oder inkarnierende Prinzip, der Nous oder das Gemüt, das über das tierische Ego herrscht und es lenkt, solange es nicht vom Letzteren abwärts geführt wird. Kurz gesagt, die Spiritualität ist auf ihrem aufsteigenden Bogen, und das Animalische oder Physische hindert sie nur dann am stetigen Fortschreiten auf ihrem Evolutionspfad, wenn die Selbstsucht der Persönlichkeit den wirklichen, den inneren Menschen so stark mit ihren tödlichen Virus infiziert hat, dass die aufwärts gerichtete Anziehung jeden Einfluss auf den denkenden, vernünftigen Menschen verloren hat. In nüchterner Wahrheit: Laster und Gottlosigkeit sind abnormale und unnatürliche Manifestationen in der gegenwärtigen Phase unserer menschlichen Evolution – zumindest sollte es so sein. Die Tatsache, dass die Menschheit niemals selbstsüchtiger und lasterhafter war als sie es jetzt ist – schließlich haben zivilisierte Nationen erfolgreich aus den Ersteren ein ethisches Merkmal und aus Letzteren eine Kunst gemacht – ist ein weiterer Beweis für die außergewöhnliche Natur des Phänomens.
[SD # 111] Das gesamte System findet sich im „Chaldäischen Buch der Zahlen“ und selbst im Zohar, wenn man nur die Bedeutung der apokalyptischen Anspielungen versteht. Zuerst kommt Ain Soph, der „Verborgenste des Verborgenen“, dann der Punkt, Sephira und die späteren Sephiroth. Danach kommt die azilutische Welt, die Welt der Emanationen, die drei weitere Welten hervorbringt – genannt der Thron, die Wohnstatt der reinen Geister; die zweite ist die Welt der Formgebung oder Jezirah, die Wohnung der Engel, welche die dritte oder die Welt der Handlung hervorbrachten, die Assiah-Welt, welche die Erde oder unsere Welt ist. Und doch heißt es von dieser Welt, die auch Kliphoth genannt wird und die (sechs anderen) Sphären – מילכלכ – enthält und Materie, sie sei das Reich des „Fürsten der Finsternis“. Klarer kann es nicht gesagt werden, denn Metatron, der Engel der zweiten oder Briatischen Welt, bedeutet Sendbote, ἄγγελος, Engel, der große Lehrer genannt; unter ihm befinden sich die Engel der dritten Welt, Jezirah, deren zehn und sieben Klassen die Sephiroth sind.108 Von ihnen wird gesagt: „Sie bewohnen oder beleben diese Welt als essentielle Wesenheiten und Intelligenzen, und ihre Übereinstimmungen und Gegensätze bewohnen die dritte Welt, Assiah.“ Die „Gegensätze“ heißen „Schalen“, הדפילכ, oder Dämonen,109 welche die sieben Aufenthaltsorte namens Scheba Hachaloth bewohnen, wobei es sich lediglich um die sieben Zonen unseres Globus handelt. Ihr Fürst heißt in der Kabbala Samael, der Engel des Todes, er ist auch die verführende Schlange Satan; doch dieser Satan ist auch Luzifer, der helle Engel des Lichts, der Licht- und Lebensspender, die „Seele“, die von den anderen Engeln, den Heiligen, entfremdet ist, und zwar eine Zeitlang, und sie antizipieren den Zeitpunkt, an dem sie auf die Erde herabsteigen und sich ihrerseits inkarnieren müssen.
„Die Seelen (Monaden) sind präexistent in der Welt der Emanationen.“ („Book of Wisdom“, viii, 20) Und der Zohar lehrt, dass in der „Seele“ „der wirkliche Mensch ist, d. h. das Ego und das bewusste Ich bin, das ‘Manas’“.
Den Glauben der Essener formulierend sagt Josephus: „Sie (die Seelen) steigen aus der reinen Luft herab, um an die Körper gekettet zu werden.“ („De Bello Judaico“, 11, 12) „Die Luft ist voller Seelen,“ stellt Philo fest, „und sie steigen herab, um an sterbliche Körper gebunden zu werden, da sie voller Begierde sind, in ihnen zu leben“ („De Gignat.“, 222c; „De Somniis“, 455d);110 weil sie durch die menschlichen Formen und in ihnen zu progressiven Wesen werden, wohingegen die Natur des Engels rein intransitiv ist, weshalb der Mensch das Potenzial in sich trägt, die Fähigkeiten der Engel zu transzendieren. Deshalb sagen die Initiierten in Indien, dass der Brahmane, der Zweimalgeborene, die Götter oder Devas beherrsche; und Paulus wiederholte dasselbe in seinem [SD # 112] 1. Brief an die Korinther (6,3): „Wisset ihr nicht, dass wir (die Initiierten) Engel richten werden?“
Schließlich wird in jeder alten Schrift und Kosmogonie gezeigt, dass sich der Mensch ursprünglich als leuchtende, unkörperliche Form entwickelte, auf welche, dem geschmolzenen Messing um das Tonmodell des Bildhauers vergleichbar, der physische Rahmen seines Körpers aufgebaut wurde, und zwar von, durch und aus den niederen Formen und Typen des tierisch-irdischen Lebens. Der Zohar sagt: „Wenn sie auf die Erde herabsteigen, bekleiden sich die Seele und die Form mit einem irdischen Gewand.“ Sein protoplastischer Körper war nicht aus jener Materie gebildet, aus der unsere sterblichen Hüllen geformt werden. „Als Adam im Garten Eden weilte, war er in das himmlische Gewand gekleidet, das Gewand des himmlischen Lichts. . . . Licht von jenem Licht, das im Garten Eden verwendet wurde.“ („Zohar“, II, 229 B) Der Mensch (der himmlische Adam) wurde von den zehn Sephiroth der jezirahtischen Welt erschaffen, und mit gemeinsamer Kraft erzeugten sie (die sieben Engel einer noch niedrigeren Welt) den irdischen Adam . . . . Zuerst fiel Samael, und dann, den Menschen verführend (?), verursachte er auch dessen Fall.“
(b) „Sie waren die Schatten der Schatten der Herren“, d. h. die Vorfahren schufen den Menschen aus ihren eigenen Astralkörpern – diese Anmerkung erklärt einen universalen Glauben. Man glaubt im Osten von den Devas, dass sie keine eigenen Schatten besitzen. „Die Devas werfen keine Schatten“, und das ist das sichere Anzeichen für einen guten, heiligen Geist.
Warum hatten sie selbst „weder Feuer noch Wasser“?111 Weil:
(c) Was der Wasserstoff für die Elemente und Gase auf der objektiven Ebene ist, ist sein Noumenon in der Welt der mentalen oder subjektiven Phänomene; und zwar weil seine dreieinige verborgene Natur in ihren [SD # 113] drei aktiven Emanationen in den drei höheren Prinzipien des Menschen widergespiegelt wird, nämlich „Geist, Seele und Denken“ oder Atman, Buddhi und Manas. Er ist die spirituelle und auch die materielle Basis des Menschen. Der von der „Luft“ oder dem „Wind“ ernährte rudimentäre Mensch wird später zum vollkommenen Menschen; und zwar sobald er die ihm anfänglich noch fehlende Weisheit des Selbstbewusstseins von seinem inneren Selbst oder Unterweiser erhält, mit der Entwicklung des „spirituellen Feuers“, des Noumenons der „Drei in einem“, innerhalb seines eigenen Selbstes. Dementsprechend wird auch hier der Göttliche Geist durch die Sonne oder das Feuer symbolisiert; die Göttliche Seele durch das Wasser und den Mond, die beide für den Vater und die Mutter des Pneumas stehen, die menschliche Seele oder das Gemüt, symbolisiert durch den Wind oder die Luft, denn Pneuma bedeutet „Atem“.
Daher heißt es in der Smaragdtafel, durch christliche Hände entstellt:
„Das Obere stimmt mit dem Unteren überein; und das Untere mit dem Oberen; um dieses eine wahrhaft wundervolle Werk zu vollbringen“ – welches der Mensch ist. Denn das geheime Werk des Chiram, in der Kabbala König Hiram, „eins dem Wesen nach, aber dreifältig im Aspekt“, ist der universale Vermittler oder der Lapis Philosophorum. Die Krönung des geheimen Werkes ist der spirituelle, vollkommene Mensch am einen Ende der Linie; am anderen Ende steht die Vereinigung der drei Elemente, das okkulte Lösungsmittel in der „Seele der Welt“, der kosmischen Seele oder dem Astrallicht; und auf der materiellen Ebene ist es der Wasserstoff in seinem Verhältnis zu den anderen Gasen. Der To on fürwahr, der Eine; „den niemand außer dem Sohn gesehen hat“. Dieser Satz bezieht sich sowohl auf den metaphysischen und physischen Kosmos als auch auf den spirituellen und materiellen Menschen. Denn wie könnte der letztere To on den „einen Vater“ verstehen, wenn nicht sein Manas, der „Sohn“, „eins mit dem Vater“ wird (wie der Vater) und durch diese Absorption Erleuchtung von dem „göttlichen Unterweiser“ oder Guru erhält – Atman-Buddhi?
„Wenn du die Zweite (sogenannte „Schöpfung“) verstehen willst, oh Lanu, so solltest du zuerst ihre Beziehung zur Ersten studieren.“ (Kommentar, „Buch des Dzyan“, III, 19)
Die erste Rasse hatte drei Elemente, aber kein lebendiges Feuer. Warum? Weil:
„Wir sagen vier Elemente, mein Sohn, aber wir sollten drei sagen“, sagt Hermes Trismegistos. „Im Ersten Kreis (Schöpfung) wird, was mit angegeben ist, als „Wurzel“ gelesen, und in der Zweiten ebenso.
So finden wir in der Alchemie oder der westlichen Hermetik (einer Variante der östlichen Esoterik):
X | X. | |
Sulphur | Flamma | Spiritus |
Hydrargyum | Natura | Aqua |
Sal | Mater | Sanguis |
[SD # 114] Und mit ihrer Wurzel vervollständigt, Feuer, bestehen diese drei alle aus Vierheiten. Jenseits der manifestierten Natur ist der Geist der feurige Atem in seiner absoluten Einheit. Im manifestierten Universum ist er die zentrale spirituelle Sonne, das elektrische Feuer allen Lebens. In unserem System ist er die sichtbare Sonne, der Geist der Natur, der irdische Gott. Und in, auf und um die Erde herum ist er deren feuriger Geist – Luft, fluidisches Feuer; Wasser, flüssiges Feuer; Erde, festes Feuer. Alles ist Feuer – Ignis in seiner schließlichen Beschaffenheit, oder die 1, deren Wurzel in unseren Vorstellungen die 0 (Null) ist, das Alles in der Natur und deren Gemüt. Pro-Mater ist göttliches Feuer. Es ist der Schöpfer, der Zerstörer, der Erhalter. Die ursprünglichen Namen der Götter stehen alle in Zusammenhang mit Feuer, von dem arischen Agni bis zum jüdischen Gott, der ein „verzehrendes Feuer“ ist. In Indien wird Gott im Sanskrit in verschiedenen Dialekten Eashoor, Esur, Iswur und Iswara genannt, von Isa, aber das ist ursprünglich der Name Shivas, des Zerstörers; und die drei vedischen Hauptgottheiten sind Agni (Ignis), Vayu und Surya – Feuer, Luft und die Sonne, drei okkulte Grade des Feuers. Im Hebräischen bedeutet אזא (aza) erleuchten, und אשא (Asha) ist Feuer. Im Okkultismus ist „ein Feuer entzünden“ gleichbedeutend mit dem Hervorrufen einer der drei großen Feuerkräfte oder der „Anrufung Gottes“. Im Sanskrit ist die Wurzel Osch oder Asch Feuer oder Wärme; und das ägyptische Wort Osiris ist zusammengesetzt (wie Schelling zeigt) aus den beiden Bestandteilen Aisch und Asr, oder ein „Feuerzauberer“. Im alten Etruskischen bedeutete Aesar einen Gott (vielleicht vom vedischen Asura abgeleitet). Aeswar und Eswara sind analoge Ausdrücke, wie Dr. Kenealy dachte. In der Bhagavadgita lesen wir: „Iswara wohnt in jedem sterblichen Wesen und setzt mit seinen übernatürlichen Kräften alle Dinge in Bewegung, die das Rad der Zeit besteigen.“ Er ist fürwahr der Schöpfer und der Zerstörer. „Man nahm an, das ursprüngliche Feuer besitze eine unersättliche Begierde zu verschlingen. Maximos von Tyros erzählt, die alten Perser warfen brennbaren Stoff in das Feuer mit dem Ausruf: ‘Verschlinge, oh Herr!’ In der irischen Sprache bedeutet easam oder asam ‘erschaffen’, und Aesar war auch der Name eines alten irischen Gottes, was ‘ein Feuer entzünden’ bedeutet.“ (Kenealy) Die christlichen Kabbalisten und Symbologen, die den Pymander entstellten – unter ihnen ragte der Bischof von Ayre, François de Tours, im 16. Jahrhundert heraus – teilten die Elemente auf folgende Art ein:
Die vier Elemente, gebildet aus göttlichen Substanzen, und die Geister der Salze der Natur repräsentiert durch:
Hl. Matthäus | Engel-Mensch | Wasser | (Jesus-Christus, Engel-Mensch, Michael) | |
A - ω | Hl. Markus | Der Löwe | Feuer | |
E - Y | Hl. Lukas | Der Stier | Erde | |
I - O | Hl. Johannes | Der Adler | Luft112 |
[SD # 115]
H, die Quintessenz, Ἡ ΦΛΟΞ, Flamme-Virgo (Jungfernöl), Flamma Durissima, Virgo, Lucis Æterna Mater.
Die erste Menschenrasse bestand also lediglich aus den Abbildern, den astralen Doppelgängern ihrer Väter, den Pionieren oder den am meisten fortgeschrittenen Wesenheiten einer vorangegangenen, jedoch niedrigeren Sphäre, deren Schale unser heutiger Mond ist. Aber selbst diese Schale ist allvermögend, denn sie erzeugte die Erde, und damit ist sie das Phantom des Mondes, welcher durch magnetische Affinität angezogen wurde und versuchte, ihre ersten Bewohner zu formen, die vormenschlichen Ungetüme (vide supra 2. Stanze). Um sich dessen zu vergewissern, muss sich der Schüler wieder an die chaldäischen Fragmente wenden und lesen, was Berossos sagt. Berossos, so sagt er uns, erhielt sein Wissen von Ea, der männlich-weiblichen Gottheit der Weisheit. Während die Götter im androgynen Schoß (Svabhavat, Mutter-Raum) dieser Weisheit erzeugt wurden, wurden ihre irdischen Widerscheine zur weiblichen Omoroka, die der chaldäischen Tiamat entspricht, die griechische Thalassa, die Tiefe und die See, die esoterisch und selbst exoterisch der Mond ist. Es war der Mond (Omorka), welcher der ungeheuerlichen Schöpfung monströser Wesen vorstand, die von den Dhyanis erschlagen wurden (vide „Hibbert Lectures“, S. 370 ff; auch in Teil II, „Adam-Adami“).
Das Evolutionsgesetz zwang die lunaren „Väter“, alle Lebens- und Daseinsformen auf dem Globus in ihrem monadischen Zustand zu durchlaufen. Am Ende der dritten Runde jedoch waren sie in ihrer göttlichen Natur bereits menschlich und wurden deshalb berufen, zur Schöpfung der Formen zu werden, dazu bestimmt, die Tabernakel für die weniger fortgeschrittenen Monaden zu liefern, die an der Reihe waren, sich zu inkarnieren. Diese „Formen“ heißen „Söhne des Yogas“, weil Yoga (exoterisch die Vereinigung mit Brahmâ) der höchste Zustand der passiven unendlichen Gottheit ist, da er alle göttlichen Energien umfasst und die Wesenheit von Brahmâ darstellt, von dem es heißt, dass er (als Brahmâ) alles durch Yogakraft erschaffe. Brahmâ, Vishnu und Shiva sind die mächtigsten Energien Gottes, Brahman (neutrum), sagt ein [SD # 116] puranischer Text. Yoga ist hier dasselbe wie Dhyana. Dieses Wort ist wiederum synonym mit Yoga in tibetanischen Texten, wo die „Söhne des Yogas“ als „Söhne des Dhyana“ bezeichnet werden oder mit jener abstrakten Meditation, durch welche die Dhyani-Buddhas ihre himmlischen Söhne, die Dhyani-Bodhisattvas, erschaffen. Jedes Geschöpf dieser Welt hat über sich ein Höheres stehen. „Dieses Höhere, dessen inneres Vergnügen es ist, sich in jene zu emanieren, kann nicht in sie einfließen, bevor sie es nicht anbeten“ – d. h. darüber meditiert haben wie beim Yoga (Sepher „M’bo Sha-arim“, übersetzt von Isaac Myer, „Qabbalah“, S. 109-111).
19. Die zweite Rasse (war) das Produkt von Knospung und Ausdehnung; die Ungeschlechtlichen (Form) der Geschlechtslosen (Schatten). So ward, oh Lanu, die zweite Rasse hervorgebracht (a).
(a) Wissenschaftliche Autoritäten werden diese ungeschlechtliche Rasse, die zweite, die Väter der sogenannten „Schweißgeborenen“, und vielleicht sogar in noch größerem Maß die dritte Rasse, die „eigeborenen“ Androgynen, am heftigsten bestreiten. Diese beiden Zeugungsarten sind die am schwierigsten zu verstehenden, insbesondere für den westlichen Verstand. Es ist einleuchtend, dass nur für Schüler der okkulten Metaphysik eine Erklärung versucht werden kann. Die europäische Sprache hat keine Worte für die Beschreibung von Vorgängen, welche die Natur im gegenwärtigen Evolutionsstadium nicht mehr anwendet, Vorgängen also, welche für den Materialisten keinen Sinn ergeben können. Aber es gibt Analogien. Es wird nicht geleugnet, dass im Anbeginn der physischen Evolution in der Natur Vorgänge stattgefunden haben müssen, zum Beispiel die Urzeugung, die mittlerweile erloschen sind und sich heute in anderen Formen abspielen. So sagt man uns, dass mikroskopische Forschungen kein Beharren auf irgendeine besondere Art der Fortpflanzung des Lebens nachweisen. Denn „sie zeigen, dass derselbe Organismus im Verlauf seines Lebenszyklus verschiedene Metamorphosen durchlaufen und in einigen davon geschlechtlich und in anderen ungeschlechtlich sein kann; d. h. er kann sich abwechselnd reproduzieren durch das Zusammenwirken zweier Wesen entgegengesetzten Geschlechts oder auch durch Spaltung oder Knospung aus lediglich einem geschlechtslosen Wesen.113 „Knospung“ ist genau der in der Stanze verwendete Begriff. Wie hätten sich diese Chhaya selbst anders fortpflanzen können; sprich, die zweite Rasse erzeugen, da sie doch etherisch, ungeschlechtlich und selbst bis dahin ohne Begierdenträger oder Kama-Rupa waren, der sich erst in der dritten Runde entwickelte? Sie evolvierten die zweite Rasse unbewusst, wie einige Pflanzen. Oder vielleicht wie die Amöben, nur in einem etherischeren, eindrucksvolleren und größeren Maßstab. Wenn in der Tat die Zelltheorie in gleicher Weise auf die Botanik und die Zoologie Anwendung findet und sich auch auf die Morphologie sowie auf die Physiologie der Organismen ausweitet, [SD # 117] und wenn die mikroskopischen Zellen von der Naturwissenschaft als unabhängige Lebewesen angesehen werden – geradeso wie der Okkultismus die „feurigen Leben“ betrachtet114 –, gibt es keine Schwierigkeiten mehr mit der Idee des ursprünglichen Zeugungsprozesses.
Betrachtet man die ersten Stadien der Entwicklung einer Keimzelle, wächst ihr Kern, verändert sich und bildet einen Doppelkegel oder eine Kernspindel, etwa so , innerhalb der Zelle. Diese Kernspindel nähert sich der Zellwand, und eine Hälfte derselben wird in Form einer sogenannten „Polzelle“ ausgestoßen. Diese Polzellen sterben sodann, und der Embryo entwickelt sich aus dem Wachstum und der Segmentierung des verbliebenen Teils des Kerns, der von der Substanz der Zelle ernährt wird. Warum also könnten Wesen nicht so gelebt haben und auf diese Art hervorgebracht worden sein – am ersten Anbeginn der Evolution von Mensch und Säugetier?
Das mag vielleicht als Analogie dienen, um eine Idee von dem Vorgang zu vermitteln, wie die zweite aus der ersten Rasse gebildet wurde.
Die die Monade bekleidende Astralform war, wie sie es auch heute noch ist, von ihrer eiförmigen aurischen Sphäre umgeben, die hier der Substanz der Keimzellen oder des Ovums entspricht. Die Astralform selbst ist der Kern, heute so wie damals, vom Lebensprinzip durchdrungen.
Wenn die Zeit der Fortpflanzung naht, „treibt“ das Subastrale eine Miniatur seiner selbst aus dem Ei der es umgebenden Aura aus. Dieser Keim wächst und ernährt sich von der Aura, bis er voll entwickelt ist, worauf er sich allmählich von seinem Elter trennt und dabei seine eigene aurische Sphäre mitnimmt; das stimmt mit unserer Beobachtung überein, dass sich lebende Zellen durch Wachstum und darauffolgende Zweiteilung fortpflanzen.
Die Analogie mit den „Polzellen“ scheint sich gut zu bewähren, denn ihr Tod würde heute mit der durch die Trennung der Geschlechter verursachten Veränderung korrespondieren, mit der die Schwangerschaft in utero, d. h. in der Gebärmutter, zur Regel wurde.
„Die frühere zweite (Wurzel-) Rasse waren die Väter der ‘Schweißgeborenen’; die spätere zweite (Wurzel-) Rasse waren selbst ‘Schweißgeborene’.
Diese Passage des Kommentars bezieht sich auf das Evolutionswerk vom Anbeginn bis zum Ende einer Rasse. Die „Söhne des Yogas“, oder die ursprüngliche Astralrasse, durchliefen sieben Evolutionsstadien als Rassen, oder kollektiv; dasselbe gilt für jedes individuelle Wesen, damals und noch heute. Nicht nur Shakespeare teilte die Zeitalter des Menschen in eine Reihe von sieben ein, sondern auch die Natur selbst. So wurden die ersten Unterrassen der zweiten Rasse zunächst durch den nach dem Analogiegesetz beschriebenen Prozess geboren, während die letzten allmählich begannen, pari passu mit der Evolution des menschlichen Körpers, auf andere Weise gebildet zu werden. Der Fortpflanzungsvorgang hatte auch [SD # 118] innerhalb jeder Rasse sieben Stadien, die jeweils äonenlang andauerten. Welcher Physiologe oder Biologe kann sagen, ob die gegenwärtige Zeugungsart mit all ihren Schwangerschaftsphasen älter ist als eine halbe Million oder höchstens eine Million Jahre, begann doch ihr Beobachtungszyklus erst vor kaum einem Jahrhundert?
Uranfängliche menschliche Hermaphroditen sind eine den Alten wohlbekannte Tatsache der Natur, und für Darwin sind sie eine seiner größten Verwirrungen. Dass die Evolution der frühen Rassen Hermaphroditen hervorbrachte, ist sicherlich nicht unmöglich, sondern im Gegenteil sehr wahrscheinlich; aufgrund der Analogie und weil ein einziges die physische Evolution regelndes universales Gesetz existiert, das beim Aufbau von Pflanze, Tier und Mensch unterschiedslos wirkt, muss es sogar so sein. Die falschen Theorien der Monogenesis und der Abstammung des Menschen von den Säugetieren, anstatt umgekehrt, sind fatal für die Vollständigkeit der in den modernen Schulen gelehrten darwinistischen Evolutionslehre, und angesichts der unüberwindbaren Schwierigkeiten, die sich vor ihnen auftun, werden sie aufgegeben werden müssen. Wenn dem Altertum Wissenschaft und Erkenntnis in diesem Punkt abgesprochen werden, kann die okkulte Überlieferung allein die Unstimmigkeiten versöhnen und die Kluft überbrücken. Ein talmudischer Grundsatz sagt: „Wenn du das Unsichtbare kennen willst, so öffne deine Augen weit für das Sichtbare.“
In dem Buch „Descent of Man“115 findet sich folgende Stelle, die zeigt, wie nahe Darwin der Annahme dieser alten Lehre war.
„Seit langem ist bekannt, dass im Reich der Wirbeltiere das eine Geschlecht Rudimente verschiedener zum Fortpflanzungssystem gehörender Teile aufweist, die eigentlich zum entgegengesetzten Geschlecht gehören. . . . Irgendein entfernter Vorfahr des ganzen Wirbeltierreiches scheint hermaphroditisch oder androgyn gewesen zu sein116 . . . Aber hier stoßen wir auf eine einzigartige Schwierigkeit. In der Klasse der Säugetiere besitzen die Männchen Rudimente eines Uterus mit den angrenzenden Gängen der Vesiculae prostatica; sie weisen auch rudimentäre Mammae auf, und einige männliche Beuteltiere Spuren eines Beutelsacks. Andere analoge Fakten könnten hinzugefügt werden. Müssen wir deshalb annehmen, dass irgendein außerordentlich altes Säugetier androgyn geblieben ist, nachdem es die Hauptunterscheidungsmerkmale seiner Klasse erlangt und sich daher von den niederen Klassen des Wirbeltierreiches abgetrennt hatte? Das erscheint höchst unwahrscheinlich,117 denn wir müssen uns den Fischen zuwenden, der niedrigsten aller Klassen, um noch existierende androgyne Formen zu finden.“
Darwin ist offenbar sehr abgeneigt die Hypothese anzunehmen, welche die Faktenlage so deutlich aufdrängt, nämlich die Hypothese eines ursprünglich androgynen Stammes, [SD # 119] aus dem die Säugetiere hervorgingen. Seine Erklärung lautet: „Die Tatsache, dass verschiedene dem jeweiligen Geschlecht eigentümliche Nebenorgane sich beim entgegengesetzten Geschlecht im rudimentären Zustand vorfinden, kann dadurch erklärt werden, dass solche Organe allmählich vom einen Geschlecht erworben und dann in einem mehr oder weniger unvollkommenen Zustand auf das andere Geschlecht vererbt wurden.“ Er führt als Beispiel den Fall von „Sporen, Federn und leuchtenden Farben an, die für den Kampf oder zum Schmuck von männlichen Vögeln erworben“ und nur teilweise an ihre weiblichen Nachkommen vererbt wurden. Für dieses Problem ist jedoch offenbar eine befriedigendere Erklärung erforderlich, da dieser Sachverhalt einen viel herausragenderen und wichtigeren Charakter hat als die lediglich oberflächlichen Einzelheiten, anhand derer sie von Darwin verglichen werden. Warum nicht offen die Beweiskraft zugunsten des Hermaphroditismus zugestehen, der die alte Fauna charakterisiert? Der Okkultismus schlägt eine Lösung vor, die den Tatsachen auf höchst umfassende und einfache Art gerecht wird. Solche Überbleibsel eines früheren androgynen Stammes müssen in eine Reihe gestellt werden mit der Zirbeldrüse und anderen gleichermaßen geheimnisvollen Organen, die ein stilles Zeugnis für die Wirklichkeit von Funktionen liefern, die zwar im Verlauf des tierischen und menschlichen Fortschritts schon seit langem verkümmert sind, aber einst in der allgemeinen Ökonomie des ursprünglichen Lebens eine zentrale Rolle spielten.
Bei einem Vergleich mit den Theorien selbst der feinsinnigsten Wissenschaftler über den Ursprung des ersten Menschen ist die okkulte Lehre jedenfalls im Vorteil.
Lange vor Darwin stellte Naudin, der das Protoplasma der Darwinisten als Blastema bezeichnete, eine halb okkulte und halb wissenschaftlich-materialistische Theorie auf. Er ließ den ungeschlechtlichen Adam plötzlich aus dem Lehm entspringen, wie die Bibel es beschreibt, aus dem Blastema der Wissenschaft. „Die Evolutionskraft der Menschheit bewirkte die Vollendung der Art aus dieser Larvenform. Um dieses große Phänomen zu vollbringen, musste Adam durch eine Phase der Unbeweglichkeit und Unbewusstheit hindurchgehen, dem Nymphenzustand von Tieren sehr ähnlich, die eine Metamorphose durchlaufen“, erklärt Naudin. Für den hervorragenden Botaniker war Adam jedoch nicht ein einzelner Mensch, sondern die Menschheit, „die in einem temporären Organismus verborgen blieb . . . . bereits anders als alle anderen und nicht imstande, mit irgendeinem von ihnen eine Verbindung einzugehen“. Er zeigt, dass die Differenzierung der Geschlechter vollendet wurde durch „einen Keimungsprozess, welcher dem der Medusen und der Aszidien ähnelt“. Auf diese Weise physiologisch zusammengestellt, blieb der Menschheit „eine für die rasche Produktion der verschiedenen großen Menschenrassen ausreichende Entwicklungskraft erhalten“.
De Quatrefages kritisiert diese Stellungnahme in „The Human Species“. Sie sei unwissenschaftlich, sagt er, oder genauer gesagt, Naudins Ideen „stellen keine wissenschaftliche Theorie dar“, da das ursprüngliche Blastema in [SD # 120] seiner Theorie mit der ersten Ursache in Verbindung gebracht wird, welche seiner Auffassung nach mit dem Blastema potenziell alle vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Wesen hervorgebracht hat und diese Wesen somit tatsächlich massenhaft erschuf; obendrein ziehe Naudin nicht einmal die zweiten Ursachen oder ihre Tätigkeit in dieser Evolution der organischen Welt in Erwägung. Die Wissenschaft, die sich ausschließlich mit zweiten Ursachen beschäftigt, hat somit „zur Theorie Naudins nichts zu sagen“ (S. 125).
Noch wird sie irgendetwas Weiteres zu den okkulten Lehren zu sagen haben, denen Naudin bis zu einem gewissen Grad nahegekommen ist. Denn wenn wir sein „ursprüngliches Blastema“ als die dhyan-chohanische Wesenheit verstehen, die Chhaya oder die Doppelgänger der Pitris, welche in sich selbst die Potenzialität aller Formen vereint, befinden wir uns ganz in Übereinstimmung. Doch existieren zwischen unseren Lehren zwei wirkliche und gravierende Unterschiede. Naudin erklärt, die Evolution sei in plötzlichen Sprüngen und Stufen fortgeschritten und habe sich nicht langsam über Millionen von Jahren ausgedehnt; und sein ursprüngliches Blastema ist lediglich mit blinden Instinkten begabt – eine Art unbewusster erster Ursache im manifestierten Kosmos – was absurd ist. Stattdessen ist das Blastema unsere dhyan-chohanische Wesenheit – die Kausalität der primären Ursache, welche den physischen Menschen erschafft – die lebende, aktive und kraftvolle Materie, per se schwanger mit jenem tierischen Bewusstsein einer höheren Art, wie es sich bei den Ameisen und beim Biber findet, das die lange Reihe physiologischer Differenzierungen hervorbringt. Abgesehen davon ist sein „alter und allgemeiner Schöpfungsvorgang“ aus Proto-Organismen so okkult wie es jede beliebige Theorie von Paracelsus oder Khunrath nur sein könnte.
Ferner sind die kabbalistischen Werke voll von Beweisen dafür. Der Zohar zum Beispiel sagt, dass jeder Typus im sichtbaren seinen Prototypus im unsichtbaren Universum hat. „Alles, was in der unteren (unserer) Welt ist, findet sich auch in der oberen. Die untere und die obere Welt agieren und reagieren wechselseitig aufeinander.“ („Zohar“, Fol. 186) Vide infra Teil II, „Esoterische Lehrsätze in allen Heiligen Schriften bestätigt“.
20. Ihre Väter waren die Selbstgeborenen. Die Selbstgeborenen, die Chhaya aus den strahlenden Körpern der Herren, der Väter, der Söhne des Zwielichts (a).
(a) Die „Schatten“ oder Chhaya werden die Söhne der „Selbstgeborenen“ genannt, da der letztere Name auf alle durch den Willen geborenen Götter und Wesen angewendet wird, sei es durch den einer Gottheit oder den eines Adepten. Der Homunkulus von Paracelsus würde vielleicht auch so bezeichnet, obwohl der letztere Vorgang auf einer viel materielleren Ebene stattfindet. Die Bezeichnung als „Söhne des Zwielichts“ zeigt, dass die „selbstgeborenen“ Vorfahren unserer Lehre mit den Pitris [SD # 121] des brahmanischen Systems identisch sind, da sich dieser Titel auf die Art ihrer Geburt bezieht, von der gesagt wird, diese Pitris seien aus Brahmâs „Körper des Zwielichts“ hervorgegangen (siehe die Puranas).
21. Als die Rasse alt wurde, mischten sich die alten Wasser mit den frischeren Wassern (a). Als ihre Tropfen trübe wurden, vergingen sie und verschwanden in dem neuen Strom, in dem heißen Lebensstrom. Das Äußere der Ersten wurde das Innere der Zweiten (b). Der alte Flügel wurde der Schatten und der Schatten des Flügels (c).
(a) Die alte (ursprüngliche) Rasse ging in der zweiten Rasse auf und wurde eins mit ihr.
(b) Das ist der mysteriöse Vorgang der Umformung und Evolution der Menschheit. Das Material der ersten Formen – schattenhaft, ätherisch und negativ – wurde in die Formen der zweiten Rasse eingezogen oder absorbiert und ergänzte sie auf diese Weise. Der Kommentar erklärt das mit der Bemerkung, dass die erste Rasse niemals ausstarb, da sie lediglich aus den astralen Schatten der schöpferischen Vorväter bestand und selbstverständlich weder eigene astrale noch eigene physische Körper besaß. Ihre „Menschen“ schmolzen allmählich dahin, sie wurden von den Körpern ihrer eigenen „schweißgeborenen“ Nachkommenschaft absorbiert, die dichter waren als ihre eigenen. Die alte Form verging und wurde in die neue, menschlichere und physischere Form absorbiert, sie verschwanden darin. Es gab keinen Tod in jenen Tagen, die selbst glückseliger waren als das Goldene Zeitalter; das erste oder elterliche Material wurde jedoch zur Bildung des neuen Wesens benutzt, um den Körper und selbst die inneren oder niederen Prinzipien oder Körper der Nachkommen hervorzubringen.
(c) Wenn der Schatten sich zurückzieht, d. h. wenn der Astralkörper mit festerem Fleisch überdeckt wird, entwickelt der Mensch einen physischen Körper. Der „Flügel“ oder die ätherische Form, welche ihren Schatten und ihr Abbild hervorbrachte, wurde nun zum Schatten des Astralkörpers und zu seiner eigenen Nachkommenschaft. Die Ausdrucksweise ist seltsam, aber ursprünglich.
Da es später keine Gelegenheit mehr geben dürfte, auf dieses Mysterium Bezug zu nehmen, kann die doppelte Bedeutung der sich auf diese besondere Evolutionsphase beziehenden griechischen Mythe ebenso gut gleich erläutert werden. Sie findet sich in den verschiedenen Versionen der Allegorie von Leda und ihren beiden Söhnen Kastor und Pollux, wobei jede dieser Versionen eine besondere Bedeutung hat. So wird Leda im Buch XI der „Odyssee“ als Gemahlin des Tyndareos vorgestellt, die ihrem Gatten „zwei Söhne von mutigem Herzen“ gebar – Kastor und [SD # 122] Pollux. Jupiter verleiht ihnen ein wundervolles Geschenk und Vorrecht. Sie sind halb unsterblich; sie leben und sterben, immer nacheinander und jeden zweiten Tag; (ἑτερήμεροι).118 Als die Tyndariden sind die Zwillingsbrüder ein astronomisches Symbol und stehen für Tag und Nacht; ihre beiden Frauen, Phoebe und Hilaeira, die Töchter Apollos oder der Sonne, personifizieren die Morgendämmerung und das Zwielicht.119 In der Allegorie, in der Zeus als der Vater der beiden Heroen dargestellt ist – die aus dem Ei geboren sind, das Leda hervorbringt –, ist der Mythos wiederum ganz theogonisch. Er bezieht sich auf jene Gruppe kosmischer Allegorien, worin die Welt als aus einem Ei geboren beschrieben wird. Leda nimmt darin die Gestalt eines weißen Schwanes an, während sie sich mit dem göttlichen Schwan120 vereinigt. Leda ist dann der mythische Vogel, dem in den Überlieferungen der verschiedenen Völker der arischen Rasse verschiedene ornithologische Formen von Vögeln zugeschrieben werden, die alle goldene Eier legen.121 In der Kalevala (dem epischen Gedicht Finnlands) erschafft die schöne Tochter des Äthers, die „Wassermutter“, die Welt in Verbindung mit einer „Ente“ (einer anderen Form des Schwanes oder der Gans, Kalahansa), welche sechs goldene Eier und das siebte, ein „eisernes Ei“, in ihren Schoß legt. Doch nur bei Pindar122 findet sich diese Variante der Leda-Allegorie mit einem unmittelbaren Bezug zum mystischen Menschen, mit einer schwächeren Anspielung darauf in den Homerischen Hymnen.123 Kastor und Pollux sind darin nicht mehr die Dioskuren (des Apollodor, iii, 10, 7), sondern werden zum hochbedeutsamen Symbol des doppelten Menschen, des sterblichen und des unsterblichen. Und nicht nur das, wie man gleich sehen wird, denn sie sind auch das Symbol der dritten Rasse und ihrer Umformung aus dem Tiermenschen in einen Gottmenschen, der lediglich einen tierischen Körper besitzt.
Pindar zeigt Leda dabei, wie sie sich in derselben Nacht mit ihrem Gatten und auch mit dem Vater der Götter – Zeus – vereinigt. Auf diese Weise ist Kastor der Sohn des Sterblichen, Pollux der Nachkomme des Unsterblichen. In der für diesen Anlass geformten Allegorie heißt es, dass Pollux in einem Racheaufruhr gegen die Apharetiden124 Lynkeus tötet, „den, der von allen Sterblichen des schärfste Auge besitzt“ – dass aber Kastor von Idas verwundet wird, „der sieht und weiß“. Zeus macht dem Kampf ein Ende, indem er seinen Blitz schleudert und die letzten beiden Kämpfer tötet. Pollux findet seinen Bruder sterbend.125 In [SD # 123] seiner Verzweiflung ruft er Zeus an, auch ihn zu erschlagen. „Du kannst überhaupt nicht sterben“, antwortet der Meister der Götter; „du bist von göttlicher Abstammung“. Aber er lässt ihm die Wahl: Pollux wird entweder unsterblich bleiben und ewig im Olymp leben, oder, wenn er seines Bruders Schicksal in allen Dingen teilen will, muss er die Hälfte seines Daseins unter der Erde verbringen und die andere Hälfte in den goldenen himmlischen Wohnstätten. Diese Halbunsterblichkeit, die auch von Kastor geteilt werden soll, wird von Pollux akzeptiert.126 Und somit leben die Zwillingsbrüder abwechselnd, der eine am Tag und der andere nachts.127
Ist das lediglich eine poetische Dichtung? Eine Allegorie, eine jener Erklärungen der „Sonnenmythen“, die höher reichen als sich moderne Orientalisten bislang aufschwingen konnten? Es ist tatsächlich viel mehr. Hier haben wir eine Anspielung auf die „Eigeborenen“ der dritten Rasse; deren erste Hälfte ist sterblich, d. h. in ihrer Persönlichkeit unbewusst und nichts in sich besitzend, was überleben könnte;128 und ihre zweite Hälfte wird in ihrer Individualität unsterblich aufgrund ihres fünften Prinzipes, das von den beseelenden Göttern belebt wird und auf diese Weise die Monade mit der Erde verbindet. Das ist Pollux; Kastor jedoch repräsentiert den persönlichen, sterblichen Menschen, der, von der göttlichen Individualität losgelöst, ein Tier von nicht einmal höherer Art ist. „Zwillinge“ wahrhaftig; aber durch den Tod für immer voneinander getrennt, wenn nicht Pollux, angetrieben von der Stimme der Zwillingsschaft, seinem weniger begünstigten, sterblichen Bruder an seiner eigenen göttlichen Natur Anteil gewährt und ihn somit mit seiner eigenen Unsterblichkeit verbindet.
Das ist die okkulte Bedeutung des metaphysischen Aspekts der Allegorie. Ihre weitverbreitete moderne Erklärung – im Altertum als Symbol für brüderliche Hilfe gerühmt, wie uns Plutarch berichtet129 – nämlich, dass sie ein dem Schauspiel der Natur entlehntes Bild sei – ist schwach und unzureichend, um die geheime Bedeutung erklären zu können. Abgesehen von der Tatsache, dass der Mond bei den Griechen in der exoterischen Mythologie weiblich war und daher kaum als Kastor betrachtet und gleichzeitig mit Diana identifiziert werden konnte, würden alte Symbologen, welche die Sonne, den König aller Gestirne, für das sichtbare Bild der höchsten Gottheit hielten, ihn nicht mit Pollux personifiziert haben, der lediglich ein Halbgott war.130
[SD # 124] Wenn wir von der griechischen Mythologie zu den mosaischen Allegorien und der Symbolik übergehen, werden wir eine noch auffallendere Bestätigung derselben Lehren in einer weiteren Form finden. Ohne in der Genesis die „Eigeborenen“ nachweisen zu können, werden wir doch in ihren ersten vier Kapiteln unverkennbar die Androgynen und die ersten drei Rassen der Geheimlehre finden, verborgen unter einer äußerst raffinierten Symbologie.
Der göttliche Hermaphrodit
Nach dem Untergang der letzten Überreste der atlantischen Rasse vor ungefähr 12.000 Jahren wurde ein undurchdringlicher Schleier der Geheimhaltung über die okkulten und religiösen Mysterien geworfen, damit sie nicht von den Unwürdigen weitergegeben und auf diese Weise entweiht würden. Einige dieser Wissenschaften sind heute exoterisch geworden – wie zum Beispiel die Astronomie in ihren rein mathematischen und physikalischen Aspekten. Ihre Dogmen und Lehrsätze jedoch, alle in Symbole gefasst und der ausschließlichen Obhut von Parabeln und Allegorien überlassen, gerieten in Vergessenheit, und ihre Bedeutung wurde verdreht. Nichtsdestotrotz finden sich in den Schriften und Überlieferungen fast aller Völker Hinweise auf Hermaphroditen; und woher soll eine solch einmütige Übereinstimmung kommen, wenn das Behauptete lediglich erdichtet wurde?
Diese Geheimhaltung führte die fünfte Rasse dahin, die religiösen Mysterien einzuführen oder vielmehr wieder einzuführen, in denen alte Wahrheiten den kommenden Generationen unter dem Schleier von Allegorie und Symbolik gelehrt werden konnten. Man bedenke nur die ägyptische Sphinx, dieses Rätsel der Zeitalter, den unvergänglichen Zeugen der Evolution der Menschenrassen aus der göttlichen und insbesondere aus der androgynen Rasse! Die Göttliche Weisheit, die sich auf der Erde inkarniert und dazu gezwungen ist, die bittere Frucht der persönlichen Erfahrung von Schmerz und Leid zu kosten, die nur auf der Erde unter dem Schatten des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse hervorgebracht wird – ein zunächst nur den Elohim, den selbst initiierten „höheren Göttern“ bekanntes Geheimnis.131
Im Buch Enoch haben wir Adam,132 den ersten göttlichen Androgynen, [SD # 125] der sich in Mann und Frau trennt und in der einen Form zu Jah-Heva wird, oder Rasse – und in seiner anderen Form oder Rasse zu Kain und Abel133 (männlich und weiblich) – dem zweigeschlechtlichen Jehovah,134 ein Echo seines arischen Prototyps Brahmâ-Vach. Darauf folgen die dritte und die vierte Wurzelrasse der Menschheit135 – d. h. Rassen von Männern und Frauen oder Individuen entgegengesetzten Geschlechts, nicht länger geschlechtslose Halbgeister und Androgyne wie die beiden ihnen vorangegangenen Rassen. Diese Tatsache wird in jeder Anthropogonie angedeutet. Sie findet sich in Fabel und Allegorie, in Mythe und geoffenbarten Schriften, in Legende und Überlieferung. Denn von all den großen von Initiierten aus grauem Altertum ererbten Mysterien ist dieses eines der größten. Es erklärt das in jeder schöpferischen Gottheit zu findende zweigeschlechtliche Element – in Brahmâ-Viraj-Vach wie in Adam-Jehovah-Eva und auch in „Kain-Jehovah-Abel“, denn das „Buch von Adams Geschlechtern“ erwähnt Kain und Abel nicht einmal, sondern sagt nur: „Mann und Weib schuf er sie . . . und gab ihnen den Namen Mensch (Kap. 5,1-2). Dann fährt er fort: „Und Adam . . . zeugte einen Sohn in seinem Gleichnis . . . und gab ihm den Namen Seth“ (5,3); daraufhin zeugt er weitere Söhne und Töchter und beweist damit, dass Kain und Abel seine eigenen allegorischen Permutationen sind. Adam steht für die ursprüngliche menschliche Rasse, insbesondere in ihrem kosmo-siderischen Sinn. Nicht so jedoch in ihrer theo-anthropologischen Bedeutung. Der zusammengesetzte Name Jehovah oder Jah-Hovah bedeutet männliches und weibliches Leben – zuerst androgyn, dann in Geschlechter getrennt – und wird in der Genesis vom fünften Kapitel an in diesem Sinn verwendet. Wie der Verfasser von „The Source of Measures“ sagt (S. 159): „Diese beiden Worte, aus denen Jehovah zusammengesetzt ist, bilden die ursprüngliche Idee des Männlich-Weiblichen als Urheber der Geburt.“ Denn der hebräische Buchstabe Jod war das Membrum virile, und Hovah war Eva, die Mutter alles Lebendigen oder die Procreatix, Erde und Natur. Der Autor glaubt daher, dass „es erkennbar ist, dass die vollkommene Eins“ (der vollkommene weibliche Kreis oder die Yoni, numerisch 20612) „als Urheberin der Maße auch die Form des Urhebers der Geburt annimmt, als hermaphroditische eins; daher die phallische Form und Nutzung“.
Genau so. Nur kam „die phallische Form und Nutzung“ lange Zeitalter später; und die erste und ursprüngliche Bedeutung von Enos, dem Sohn von Seth, war die erste in der gegenwärtig üblichen Weise von Mann und Frau geborene Rasse, denn Seth ist kein Mensch, sondern eine Rasse. Vor ihm war die Menschheit hermaphroditisch. [SD # 126] Indem Seth das erste Ergebnis (physiologisch) nach dem Fall ist, ist er auch der erste Mensch; daher wird sein Sohn Enos als der „Sohn des Menschen“ bezeichnet (vide infra). Seth repräsentiert die spätere dritte Rasse.
Um den wirklichen Mysteriennamen des Ain Soph zu verbergen – des grenzen- und endlosen Nichtdings –, benutzten die Kabbalisten dafür den aus seinen Attributsbezeichnungen zusammengesetzten Namen eines der persönlichen schöpferischen Elohim; sein Name war Yah und Jah, wobei die Buchstaben i, j und y vertauschbar sind, oder Jah-Hovah, d. h. männlich und weiblich;136 Jah-Eva, ein Hermaphrodit oder die erste Form der Menschheit, der ursprüngliche Adam der Erde und nicht einmal Adam Kadmon, dessen „gemütgeborener Sohn“ mystisch der irdische Jah-Hovah ist. Und da er das wusste, hat der schlaue rabbinische Kabbalist daraus einen Namen gemacht, der geheim war, sodass er ihn später nicht veröffentlichen konnte, ohne das ganze Schema preiszugeben. Daher war er gezwungen, ihn als heilig zu bezeichnen.
Wie groß der Unterschied zwischen Brahmâ-Prajapati und Jehovah-Sephiroth ist, zwischen Brahmâ-Viraj und Jehovah-Adam, kann allein ein Vergleich zwischen der Bibel und den Puranas aufzeigen. Analysiert und im selben Licht gelesen, bieten sie einen zwingenden Beweis, dass die beiden Versionen vom selben Original abstammen – zu weit auseinander liegenden Zeitpunkten angefertigt. Man vergleiche noch einmal in Bezug auf diesen Gegenstand Genesis 4,26 und „Manu“, 1, und beide werden ihren Sinn ergeben. Brahmâ, der beides ist, sowohl Mensch als auch Gott, und der einen männlich-weiblichen Körper besitzt, steht im „Manu“ (Buch 1, 6) in seiner esoterischen Bedeutung, wie Jehovah oder Adam in der Bibel, für die symbolische Personifikation der schöpferischen und zeugenden Kraft, sowohl göttlich als auch menschlich. Der Zohar liefert einen noch überzeugenderen Beweis der Identität, indem einige Rabbiner gewisse puranische Bezeichnungen Wort für Wort wiederholen, z. B. wird die „Schöpfung“ der Welt in den brahmanischen Büchern als Lila betrachtet, die Lust oder das Spiel, die Unterhaltung des höchsten Schöpfers. „Vishnu, der somit getrennte und ungetrennte Substanz ist, Geist und Zeit, tollt zum Spaß herum wie ein verspielter Junge.“ („Vishnu-Purana“, Buch 1, Kap. ii) Man vergleiche das mit dem, was in dem Buch „Nobeleth Hokhmah“ gesagt wird: „Die Kabbalisten sagen, dass die Welten mittels des Entzückens ins Dasein traten, indem Ain Soph (?!) über sich selbst erfreut war und sich selbst anblitzte und anstrahlte . . . . was alles Entzücken genannt wird“ etc. (zitiert in Myers „Qabbalah“, S. 110). Somit ist das nicht eine „seltsame Idee der Kabbalisten“, wie der soeben angeführte Verfasser bemerkt, sondern eine rein puranische, arische Idee. Nur, warum aus Ain Soph einen Schöpfer machen?
Der „göttliche Hermaphrodit“ ist also Brahmâ-Vach-Viraj; und die Semiten, oder richtiger die Juden, haben Jehovah-Kain-Abel. Lediglich die „Heiden“ waren und sind aufrichtiger und offener als die [SD # 127] späteren Israeliten und Rabbis, die unbestritten die wirkliche Bedeutung ihrer exoterischen Gottheit kannten. Die Juden betrachten den ihnen gegebenen Namen – die Yehudi – als eine Schmähung. Doch sie haben, oder hätten, wenn sie es nur wollten, ein ebenso unbestreitbares Recht, sich die alten Yehudis zu nennen, die „Jah-hovier“, gleich den Brahmanen, die das Recht haben, sich selbst nach ihrer nationalen Gottheit Brahmanen zu nennen. Denn Jah-hova ist der generische Name jener Gruppe oder Hierarchie von schöpferischen Planetenengeln, unter deren Stern sich ihre Nation entwickelt hat. Er ist einer von den planetarischen Elohim der Regentengruppe des Saturns. Vers 26 des Kapitels 4 der Genesis, wenn richtig gelesen, würde ihnen schon allein ein solches Recht geben, denn er nennt die neue Menschenrasse, aus Seth und Enos entsprungen, Jehovah, ganz anders als die allgemein akzeptierte Übersetzung der Bibel: „Ihm ward auch geboren ein Sohn, Enos; da begannen die Menschen, sich selbst Jah oder Yah-hovah zu nennen“, nämlich Männer und Frauen, die „Herren der Schöpfung“. Man braucht den oben erwähnten Vers nur im hebräischen Originaltext und im Licht der Kabbala zu lesen, um zu erkennen, dass an Stelle der Worte, wie sie jetzt übersetzt stehen, die richtige Übersetzung lauten sollte: „Da begannen die Menschen, sich selbst Jehovah zu nennen“, und nicht: „Damals fing man an, den Namen Jehovas anzurufen.“ Letzteres ist ein Übersetzungsfehler, einerlei, ob absichtlich oder nicht. Und auch die wohlbekannte Stelle „Ich habe einen Menschen von dem Herrn bekommen“ sollte lauten: „Ich habe einen Menschen bekommen, Jehovah gleich.“137 Luther übersetzt die Stelle auf die eine Art, die römischen Katholiken ganz anders. Bischof Wordsworth übersetzt sie: „Kain – ich habe Kain bekommen, von Kanithi habe ich bekommen“. Luther: „Ich habe einen Menschen bekommen – gleich dem Herren“ (Jehovah); und der Verfasser von „The Source of Measures“: „Ich habe einen Menschen bemessen, Jehovah selbst.“ Die letzte ist die korrekte Übersetzung, weil (a) ein berühmter Rabbiner, ein Kabbalist, diese Stelle der Schreiberin auf genau dieselbe Art erklärte, und (b) diese Darstellung identisch ist mit der in der Geheimlehre des Ostens in Bezug auf Brahmâ enthaltenen. In „Isis Unveiled“138 wurde von der Schreiberin erklärt, dass „Kain . . . der Sohn des ‘Herrn’ ist, nicht Adams“ (Genesis 4,1). Der „Herr“ ist Adam Kadmon, der „Vater“ von Yod-heva, „Adam-Eva“, oder Jehovah, der Sohn des sündigen Gedankens, nicht der Nachkomme von Fleisch und Blut. Auf der anderen Seite ist Seth der Führer und der Vorfahr der irdischen Rassen; denn exoterisch ist er der Sohn Adams. Aber esoterisch ist er der Nachkomme von Kain und Abel, nachdem Abel oder Hebel etwas Weibliches ist, das Gegenstück und die weibliche Hälfte des männlichen Kain, und Adam ist der kollektive Name für Mann und Frau: „Männlich und weiblich (Zachar va Nekebah) schuf er sie . . . und nannte ihren Namen Adam.“ Die Verse in der Genesis, Kapitel 1-5, wurden für kabbalistische Zwecke absichtlich vermischt. Nach dem Menschen aus [SD # 128] Genesis 1,26 und Enos, dem Sohn des Menschen aus Vers 4,26; nach Adam, dem ersten Androgynen, nach Adam Kadmon, dem geschlechtslosen (ersten) Logos, sobald Adam und Eva erst einmal getrennt sind, kommen schließlich Jehovah-Eva und Kain-Jehovah. Sie stellen unterschiedliche Wurzelrassen dar, denn Millionen von Jahren sind zwischen ihnen vergangen.
Daher sind die arischen und semitischen Theo-Anthropografien zwei Blätter vom selben Stamm; ihre entsprechenden Personifikationen und symbolischen Persönlichkeiten stehen untereinander in folgender Beziehung.
I. Das Unerkennbare, das in den Versen des Rigveda auf unterschiedliche Weise erwähnt wird, etwa als „Nichts war“, später „Parabrahman“ genannt, der ןיא (Ain, Nichts, oder der „Ain Soph“ der Kabbalisten) und wiederum der „Geist“ (Gottes), der in der Genesis über dem Wasser schwebt. All diese sind identisch. Außerdem ist Genesis 1,2 in geheimen kabbalistischen Texten an die 1. Stelle gesetzt, wo auf diesen Vers die Elohim folgen, „die den Himmel und die Erde erschaffen“. Diese absichtliche Verschiebung der Reihenfolge der Verse war aufgrund monotheistischer und kabbalistischer Ziele notwendig. Jeremias Fluch gegen jene Elohim (Götter), die Himmel und Erde nicht erschaffen haben, Kap. 10, Vers 11, zeigt, dass es andere Elohim gab, die das erledigten.
II. Der „himmlische“ Manu Svayambhuva, der aus Svayambhu-Narayana entsprang, dem „Selbst-Existierenden“, der Adam Kadmon der Kabbalisten und der androgyne Mensch aus Genesis 1 sind ebenfalls identisch.
III. Manu Svayambhuva ist Brahmâ oder der Logos; und er ist Adam Kadmon, der sich in Genesis 4,5 in zwei Hälften trennt, männlich und weiblich, und so Jah-Hovah oder Jehovah-Eva wird; so wie auch Manu Svayambhuva und Brahmâ sich trennen, um „Brahmâ-Viraj und Vach-Viraj zu werden, männlich und weiblich. Alle anderen Texte und Versionen sind Blenden.
IV. Vach ist die Tochter Brahmâs und wird Satarupa genannt, „die Hundertförmige“, und Savitri, die „Erzeugende“, die Mutter der Götter und alles Lebendigen. Sie ist identisch mit Eva, „der Mutter (aller Herren oder Götter oder) alles Lebendigen“. Es existieren noch viele weitere okkulte Bedeutungen.
Was in „Isis“ steht, wenn auch verstreut und manchmal sehr vorsichtig ausgedrückt, ist korrekt.
Bei der esoterischen Erklärung von Hesekiels Rad139 heißt es über Jodhevah oder Jehovah:
„Der Ternär am Beginn des Tetragramms bringt die göttliche Schöpfung spirituell zum Ausdruck, d. h. ohne fleischliche Sünde; am entgegengesetzten Ende genommen besagt er das Folgende: Er ist weiblich. Der Name Eva ist aus drei Buchstaben zusammengesetzt, der Name des ursprünglichen oder himmlischen [SD # 129] Adam wird mit einem Buchstaben geschrieben, und zwar Jod oder Yod; daher darf er nicht als Jehovah gelesen werden, sondern Ieva oder Eva. Der Adam des ersten Kapitels ist der spirituelle, daher reine, androgyne Adam Kadmon. Wenn aus der Rippe des zweiten Adams (aus Staub) die Frau hervorgeht, ist die reine Jungfrau getrennt, fällt „in die Zeugung“ oder in den abwärts gerichteten Zyklus und wird zum Skorpion, dem Emblem von Sünde und Materie. Der aufwärts führende Zyklus weist auf die rein spirituellen Rassen hin oder die zehn vorsintflutlichen Patriarchen, und die Prajapatis und Sephiroth werden von der schöpferischen Gottheit selbst angeführt, die Adam Kadmon oder Yod-cheva ist. Der niedere (Jehovah) hingegen ist spirituell der Zyklus der irdischen Rassen, angeführt von Enoch oder der Waage, dem siebten; der, halb-göttlich und halb-irdisch, von Gott lebendig entrückt wurde, wie es heißt. Enoch, Hermes und die Waage sind eins.“
Das ist lediglich eine der verschiedenen Bedeutungen. Es ist nicht notwendig, den Schüler daran zu erinnern, dass der Skorpion das astrologische Zeichen der Zeugungsorgane ist. Wie die indischen Rishis, sind auch die Patriarchen in ihren Zahlenwerten sowohl konvertierbar als auch austauschbar. In Abhängigkeit von dem Gegenstand, auf welchen sie sich beziehen, sind es zehn, zwölf, sieben oder fünf und sogar vierzehn, und sie haben dieselbe esoterische Bedeutung wie die Manus oder Rishis.
Wie gezeigt werden kann, hat Jehovah verschiedene etymologische Ursprünge, jedoch sind lediglich die wahr, die sich in der Kabbala wiederfinden. הוהי (Jeve) ist der alttestamentarische Ausdruck und wurde Ya-va ausgesprochen. Inman vermutet, dass er zusammengefügt ist aus den beiden Worten היוהי , Yaho-Iah, Jaho-Jah oder Jaho ist Jah. Punktiert ist er ְַהֺוְהי , was jedoch eine rabbinische Grille ist, um ihn mit dem Namen Adoni oder ַי ִנֹדַא zu assoziieren, der dieselbe Punktierung aufweist. Es ist sonderbar und in der Tat schwer begreiflich, dass die Juden von alters her diesen Namen הוהי (Adoni) lasen, da sie doch so viele Namen dafür hatten, von denen Jeho und Jah und Iah nur einen Teil bildeten. Doch so war es; und Philon von Byblos, der uns das sogenannte Fragment des Sanchuniathon gab, schrieb ihn mit griechischen Buchstaben ᾽ ΙΕΥΩ, Javo oder Jevo. Theodoret sagt, dass die Samaritaner ihn Yahva aussprechen, und die Juden Yaho. Prof. Gibbs schlägt jedoch die folgende Punktierung vor: הֶו ֲהַי (Ye-hou-vih); und er durchtrennte damit den Gordischen Knoten mit seiner wahren okkulten Bedeutung. Denn in dieser letzten Form, als ein hebräisches Zeitwort, bedeutet er „er wird – sein“.140 Er wurde auch von dem chaldäischen Zeitwort א̳וֶה or הַ̳וְה eue (eve) oder eua (Eva), „sein“, abgeleitet. Und so war es, denn erst seit Enos, dem „Sohn des Menschen“, sollten die wahrhaft menschlichen Rassen als Männer und Frauen zu „sein“ beginnen. Diese Behauptung erhält weitere Bestätigung durch Parkhurst, der dem Verb הוה die Bedeutung zumisst: [SD # 130] (1) „herabfallen“ (d. h. in die Zeugung oder Materie); und (2) „sein, fortbestehen“ – als eine Rasse. Der Hauchlaut des Wortes eua (Eva), „sein“, הו Heve (Eve), der die weibliche Form ist von הוהי und deshalb mit Hebe übereinstimmt, der griechischen Göttin der Jugend und die olympische Braut von Herakles, lässt den Namen Jehovah noch klarer in seiner ursprünglichen doppelgeschlechtlichen Form erscheinen.
Da Rawlinson im Sanskrit auf Silben stieß wie Jah und Yah, z. B. Jah (navi) „Ganges“, und Jagannatha, „Herr der Welt“, wird klar, warum er in seinen Werken so sehr von einem arischen oder vedischen Einfluss auf die frühe Mythologie Babyloniens überzeugt ist. Auch ist es nicht allzu verwunderlich, dass die angeblichen zehn Stämme Israels während der Gefangenschaft verschwanden, ohne eine Spur zu hinterlassen, wenn wir dahingehend belehrt werden, dass die Juden de facto lediglich zwei Stämme darstellten – Juda und Levi. Außerdem waren die Leviten überhaupt kein Stamm, sondern eine priesterliche Kaste. Die Nachkommen folgten lediglich ihren Ahnen, den verschiedenen Patriarchen, in die dünne, siderische Luft. Es gab tatsächlich Brahms und A-Brahms in der alten Zeit, bevor der erste Jude geboren war. Alle Nationen hielten ihren ersten Gott und ihre ersten Götter für androgyn; und es konnte auch nicht anders sein, da sie ihre entfernten ursprünglichen Vorfahren, ihre doppelgeschlechtlichen Ahnen, als göttliche Wesen und Götter betrachteten, geradeso wie es die Chinesen bis zum heutigen Tag tun. Und in einem Sinn waren sie göttlich, wie es auch ihre erste menschliche Nachkommenschaft war, die „gemütgeborene“ ursprüngliche Menschheit, die sicherlich zweigeschlechtlich war, wie alle älteren Symbole und Überlieferungen zeigen. „Unter den emblematischen Kunstgriffen und der sonderbaren Ausdrucksweise der Priesterschaft der alten Zeit liegen Andeutungen auf Wissenschaften verborgen, die bis jetzt während des gegenwärtigen Zyklus noch unentdeckt sind. Wie sehr auch ein Gelehrter wohl mit der hieratischen Schrift und dem Hieroglyphensystem der Ägypter vertraut sein mag, muss er doch zuallererst lernen, ihre Aufzeichnungen sorgfältig zu studieren. Zirkel und Maßstab in der Hand, hat er sich zu vergewissern, dass die von ihm untersuchte Bilderschrift liniengetreu mit gewissen feststehenden geometrischen Figuren übereinstimmt, welche die verborgenen Schlüssel für solche Aufzeichnungen darstellen, ehe er sich auf eine Erklärung einlässt.“
„Doch es gibt Mythen, die für sich selbst sprechen. In diese Klasse können wir die doppelgeschlechtlichen ersten Schöpfer aller Kosmogonien einschließen. Den griechischen Zeus-Zen (Äther) und seine Frauen, Chthonia (die chaotische Erde) sowie Metis (Wasser); Osiris und Isis-Latona – der erstere Gott repräsentiert ebenfalls den Äther, die erste Emanation aus der höchsten Gottheit, Amun, die ursprüngliche Quelle des Lichts; und wiederum die Göttin Erde und Wasser; Mithras, den felsgeborenen Gott, das Symbol des männlichen Weltenfeuers oder das personifizierte ursprüngliche Licht, und Mithra, die Feuergöttin, gleichzeitig seine Mutter und Frau; das reine Element des Feuers (das aktive oder männliche Prinzip) als Licht und Wärme betrachtet in Verbindung mit Erde und Wasser, oder Materie, dem weiblichen oder passiven Element der kosmischen Zeugung“ – all das sind Berichte über den ursprünglichen göttlichen Hermaphroditen.
[SD # 131]
STANZE VI
Die Evolution der „Schweißgeborenen“
§§ (22) Die Fortsetzung der Evolution der drei Rassen. (23) Die zweite Rasse erschafft die dritte und vergeht.
22. Dann evolvierte die Zweite die Eigeborene, die Dritte (Rasse). Der Schweiß wuchs, seine Tropfen wuchsen, und die Tropfen wurden hart und rund. Die Sonne erwärmte ihn; der Mond kühlte und gestaltete ihn; der Wind nährte ihn bis zu seiner Reife. Der Weiße Schwan aus dem Sternengewölbe (der Mond) überschattete den großen Tropfen. Das Ei der zukünftigen Rasse, der Menschenschwan (Hamsa) der späteren Dritten (a). Zuerst männlich-weiblich, dann Mann und Frau (b).
(a) Der Text der Strophe impliziert deutlich, dass der menschliche Embryo ab extra von kosmischen Kräften ernährt wurde, und dass „Vater-Mutter“ offenbar den Keim lieferte, der dann heranreifte: aller Wahrscheinlichkeit nach ein „schweißgeborenes Ei“, das unabhängig von dem „doppelten“ Vorfahren auf irgendeine geheimnisvolle Weise ausgebrütet werden musste. Es ist verhältnismäßig leicht, sich eine Eier legende Menschheit vorzustellen, da der Mensch selbst heute noch in einem gewissen Sinn „eigeboren“ ist. Überdies erwähnt Magendie diesbezüglich in seinem „Précis Élémentaire de la Physiologie“ „einen Fall, wo die Nabelschnur gerissen und vollständig vernarbt war“ und das Kind dennoch lebend geboren wurde, und fragt vollkommen zu Recht: „Wie wurde der Kreislauf in diesem Organ weitergeführt?“ Auf der nächsten Seite sagt er: „Über die Verdauung des Fötus ist derzeit nichts bekannt.“ Und in Bezug auf seine Ernährung wirft er folgende Frage auf: „Was können wir also über die Ernährung des Fötus sagen? Die physiologischen Werke enthalten lediglich unbestimmte Mutmaßungen über diese Frage.“ „Ach was“, kann der Skeptiker sich ereifern, „das Buch von Magendie gehört der letzten, vergangenen Generation an, und die Wissenschaft hat seither solche Fortschritte gemacht, dass sein Stigma der Unwissenheit dem Berufsstand nicht länger angehängt werden kann.“ In der Tat; wenden wir uns also an eine sehr große Autorität der Physiologie, nämlich Sir Michael Foster („A Text Book Of Physiology“, 3. Ausg. 1879. S. 623); und wir hören ihn zum Nachteil der modernen Wissenschaft sagen: „In Bezug auf die Entstehung und Entwicklung der funktionalen Aktivitäten des Embryos ist unser Kenntnisstand nahezu Null. Wir wissen kaum etwas über die verschiedenen Stufen, in denen die ursprünglichen Grundeigenschaften des Protoplasmas des Eies in die komplexen Phänomene differenziert werden, die wir in [SD # 132] diesem Buch zu erklären versucht haben.“ Die Studenten des Trinity Colleges in Cambridge werden jetzt gütig einen Schleier über die Statue der Hygeia hängen und die Augen der Büsten von Galen und Hippokrates verbinden, damit sie nicht vorwurfsvoll auf ihre entarteten Nachkommen blicken. Eine weitere Tatsache müssen wir anmerken. Sir Michael Foster schweigt diskret über den Fall der gerissenen Nabelschnur, den sein großer französischer Confrère anführte.
(b) Nach den Kommentaren ist das eine sehr seltsame Behauptung. Um es zu verdeutlichen: Nachdem die erste Rasse die zweite durch „Knospung“ erschaffen hat, wie oben erklärt, bringt die zweite Rasse die dritte hervor – welche wiederum in drei verschiedene Abteilungen aus verschiedenartig erzeugten Menschen zerfällt. Die ersten beiden davon wurden ovipar hervorgebracht, eine der modernen Naturkunde vermutlich unbekannte Art der Reproduktion. Während die ersten Unterrassen der dritten Menschheit ihre Spezies durch eine Art Ausschwitzen von Feuchtigkeit oder Lebensflüssigkeit fortpflanzten, deren zusammenrinnende Tropfen eine eiförmige Kugel bildeten – oder sollen wir sagen ein Ei? –, welche als äußerer Träger für die darin stattfindende Zeugung eines Fötus und Kindes diente, änderte sich bei den späteren Unterrassen die Fortpflanzungsweise, jedenfalls was deren Folgen anbelangt. Die Kleinen der frühen Unterrassen waren vollständig geschlechtslos – formlos sogar, soweit uns bekannt ist,141 doch diejenigen der späteren Unterrassen wurden androgyn geboren. In der dritten Rasse fand die Trennung der Geschlechter statt. Die Menschheit war zuerst ungeschlechtlich, wurde dann ausgesprochen hermaphroditisch oder doppelgeschlechtlich; und schließlich begannen die menschentragenden Eier allmählich und entsprechend ihrer evolutionären Entwicklung nahezu unmerklich zuerst Wesen hervorzubringen, in denen ein Geschlecht das andere überwog, und dann schließlich männliche und weibliche. Und nun wollen wir nach einer Bestätigung dieser Behauptungen in den religiösen Überlieferungen des Ostens und Westens suchen. Nehmen wir zuerst die „eigeborene Rasse“. Nehmen wir Kashyapa, den vedischen Weisen und fruchtbarsten der Schöpfer. Er war der Sohn Marichis, Brahmâs gemütgeborener Sohn; und man ließ ihn zum Vater der Nagas oder Schlangen werden, neben anderen Wesen. Exoterisch sind die Nagas halbgöttliche Wesen, die ein menschliches Gesicht und den Schwanz einer Schlange haben. Doch gab es eine Rasse von Nagas, angeblich nur tausend an der Zahl, geboren oder vielmehr entsprungen aus Kadru, Kashyapas Weib, um Patala zu bevölkern, das unleugbar Amerika ist, wie gezeigt werden wird; und es gab einen Naga-Dvipa, einen der sieben Teile Bharata-Varshas in Indien, der von einem Volk bewohnt war, das denselben Namen trug, und von dem selbst einige Orientalisten zugeben, dass es historisch ist und bis zum heutigen Tag mancherlei Spuren hinterlassen hat.
Der wichtigste Punkt derzeit ist die Feststellung, dass unabhängig davon, welchen Ursprung man auch immer für den Menschen angeben möchte, sich seine Evolution in folgender Reihenfolge entwickelte: (1) geschlechtslos, wie alle ersten Formen sind; (2) dann wurde er durch einen natürlichen Übergang [SD # 133] zu einem „solitären Hermaphroditen“, einem zweigeschlechtlichen Wesen; und (3) schließlich teilte er sich und wurde zu dem, was er heute ist. Die Wissenschaft lehrt uns, dass alle ursprünglichen Formen, obwohl sie geschlechtslos sind, „doch die Kraft bewahrten, die Vorgänge einer ungeschlechtlichen Vermehrung umzusetzen“. Warum also sollte der Mensch von diesem Naturgesetz ausgeschlossen sein? Zweigeschlechtliche Fortpflanzung ist eine Entwicklung, die Vermehrung vermittels Geschlechtertrennung, eine spezialisierte und vervollkommnete Form auf der Stufenleiter der Materie. Die okkulten Lehren sind weitestgehend panspermisch, und die frühe Geschichte ist lediglich „den gewöhnlichen Sterblichen verborgen“. Für die Initiierten ist auch die Geschichte der ursprünglichen Rassen nicht im Grab der Zeit verschwunden wie sie es für die profane Wissenschaft ist. Auf der einen Seite von der Wissenschaft unterstützt, die uns als naturgesetzliche Voraussetzung für jede äußere Veränderung eine fortschreitende Entwicklung sowie eine innere Ursache angibt; und auf der anderen Seite von einem unbedingten Glauben an die Weisheit – wir könnten sogar sagen an die Pansophie – der universalen Überlieferungen, die von den Initiierten gesammelt und aufbewahrt und zu einem nahezu fehlerlosen System vervollkommnet wurden –, solchermaßen unterstützt können wir es also wagen, die Lehre klar darzustellen.
In einem vor ungefähr fünfzehn Jahren verfassten, gekonnten Aufsatz zeigt unser gelehrter und geschätzter Freund Prof. Alexander Wilder aus New York die unbedingte Logik und Notwendigkeit des Glaubens an Folgendes: „Die ursprüngliche Rasse war doppelgeschlechtlich“; und er stellt eine Anzahl wissenschaftlicher Belege dafür vor.142 Zunächst führt er an, „dass ein großer Teil der Schöpfung der Pflanzen das Merkmal der Zweigeschlechtlichkeit aufweist, die Linnésche Klassifizierung zählt darunter nahezu sämtliche Pflanzen auf. Das gilt für die höheren Familien der Pflanzenreiche ebenso sehr wie für die niedrigeren Formen, vom Hanf bis zur Pyramidenpappel und zum Götterbaum. Im Tierreich erzeugt die Motte einen Wurm, wie in den Mysterien das große Geheimnis ausgedrückt wurde: ‘Taurus Draconem genuit, et Taurum Draco.’ Die korallenbildende Familie, die nach Agassiz ‘viele Hunderttausende von Jahren während der gegenwärtigen geologischen Periode benötigt hat, um die Halbinsel Floridas aufzubauen . . . . bringt ihre Nachkommenschaft aus sich selbst hervor wie ein Baum die Knospen und Zweige’. Die Bienen verhalten sich einigermaßen nach derselben Regel . . . . Die Aphiden oder Blattläuse haushalten wie die Amazonen, und jungfräuliche Eltern pflanzen die Rasse zehn aufeinanderfolgende Generationen lang fort.“
Was sagen die alten Weisen, die Philosophen-Lehrer der Antike? Aristophanes sagt in Platons „Gastmahl“ Folgendes über das Thema: „Unsere Natur war in alter Zeit nicht dieselbe wie heute, sie war androgyn, Form und Name hatten etwas Männliches und Weibliches. . . . Ihre Körper waren rund, und sie liefen in einer [SD # 134] kreisförmigen Bewegung.143 Sie waren furchtbar an Kraft und Stärke und hatten gewaltigen Ehrgeiz. Daher teilte Zeus einen jeden von ihnen in zwei und schwächte sie auf diese Weise; Apollo schloss unter seiner Anleitung die Haut.“
Maschia und Maschiana waren bei den alten Persern lediglich ein einziges Individuum. „Sie lehrten auch, dass der Mensch das Produkt des Lebensbaumes war und in androgynen Paaren wuchs, bis sie bei einer späteren Abänderung der menschlichen Form getrennt wurden.“144
In dem Buch Toledot (Schöpfung) von Adam findet sich folgender Vers: „Und Gott schuf (bara, brachte hervor) den Menschen nach seinem Bilde, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn; Mann und Weib schuf er sie.“ Esoterisch gelesen ergibt sich der wahre Sinn: „Die Elohim (Götter) brachten aus sich selbst (durch Modifikation) den Menschen hervor nach ihrem Bild . . . schufen sie ihn (die kollektive Menschheit oder Adam), männlich und weiblich erschuf er (die kollektive Gottheit) sie.“145 Das zeigt den esoterischen Punkt auf. Die geschlechtslose Rasse war ihr erstes Werk, eine Modifikation ihrer selbst und aus sich selbst heraus, den rein spirituellen Existenzen; und das war Adam allein. Daraus folgte die zweite Rasse: Adam-Eva oder Jod-Heva, inaktive Androgyne; und schließlich die dritte oder der „sich teilende Hermaphrodit“, Kain und Abel, welche die vierte hervorbringen, Seth-Enos etc. Diese dritte, die letzte halbspirituelle Rasse, war auch der letzte Träger der göttlichen und angeborenen Weisheit, die den Enochs ureigen war, den Sehern dieser Menschheit. Die vierte, die von der Frucht des Baumes des Guten und Bösen gekostet hatte – Weisheit, bereits vereinigt mit irdischer und daher unreiner Intelligenz146 – musste infolgedessen jene Weisheit mithilfe von Initiation und großer Strebsamkeit erlangen. Und die Vereinigung von Weisheit und Intelligenz, wobei Erstere die Letztere beherrscht, heißt in den hermetischen Büchern „der Gott, der die doppelte Fruchtbarkeit beider Geschlechter besitzt“. Mystisch wurde Jesus für männlich-weiblich gehalten. So finden wir auch in den während der Mysterien gesungenen Orphischen Hymnen: [SD # 135] „Zeus ist ein Mann, Zeus ist eine unsterbliche Maid.“ Der ägyptische Amun war in seiner zweiten Hälfte die Göttin Neith. Jupiter hat weibliche Brüste, einige Statuen der Venus tragen Bärte, und die Göttin Ila ist auch Sudyumna, der Gott, als Vaivasvatas Nachkomme.
„Der Name Adam“, sagt Professor A. Wilder, „oder Mensch schließt in sich selbst diese doppelte Form des Daseins ein. Er ist wesensgleich mit Athamas oder Thomas (Tamil Tam), das durch das griechische Didymos, einen Zwilling, wiedergegeben wird; wenn daher die erste Frau nach dem ersten Mann geformt wurde, muss sie als eine logische Notwendigkeit ‘aus dem Menschen entnommen worden sein’ . . . Und die Seite, die der Elohim aus dem Menschen entnommen hatte, ‘machte er zum Weib’ (Gen. 2). Das hier gebrauchte hebräische Wort ist Tzala, welches die von uns gewählte Übersetzung unterstützt. Es ist leicht, die Legende bei Berossos zu finden, die besagt, dass Thalatth (die Omoroka oder Herrin von Urka) der Beginn der Schöpfung war. Sie war auch Mylitta, die Königin des Mondes. . . . Die beiden Zwillingsgeburten der Genesis, Kain und Abel sowie Esau und Jakob, deuten dieselbe Idee an. Der Name ‘Hebel’ bedeutet dasselbe wie Eva, und seine Charakteristik scheint weiblich zu sein“, fährt der Autor fort. „Zu dir soll sein Verlangen sein“, sagte der Herrgott zu Kain; „und du sollst über ihn herrschen“. Dieselben Worte waren zu Eva gesagt worden: „Dein Verlangen soll zu deinem Manne sein, und er soll über dich herrschen.“ . . .
Somit ist die ehemalige zweigeschlechtliche Einheit der menschlichen dritten Wurzelrasse ein Axiom der Geheimlehre, ihre jungfräulichen Individuen wurden zu „Göttern“ erhoben, da diese Rasse ihre „göttliche Dynastie“ repräsentierte. Die Modernen sind zufrieden damit, die männlichen Helden der vierten Rasse zu verehren, die Götter nach ihrem eigenen geschlechtlichen Bild schufen, während die Götter der ursprünglichen Menschheit „männlich und weiblich“ waren.
Wie bereits im ersten Band festgestellt, entwickeln sich die Menschheiten koordiniert und parallel mit den vier Elementen, indem jede neue Rasse der Begegnung mit dem hinzukommenden Element physiologisch angepasst wird. Unsere fünfte Rasse nähert sich rasch dem fünften Element – interstellarer Äther, wenn man es so nennen will – das jedoch mehr mit der Psychologie als mit der Physik zu tun hat. Wir Menschen haben gelernt, in jedem Klima zu leben, einerlei ob kalt oder tropisch, aber die ersten beiden Rassen hatten mit Klima nichts zu tun, noch waren sie von irgendeiner Temperatur oder von Temperaturschwankungen abhängig. Und so, wird uns gelehrt, lebten die Menschen bis zum Ende der dritten Wurzelrasse, als auf dem gesamten Globus ewiger Frühling herrschte, wie ihn jetzt die Bewohner des Jupiters genießen; „eine Welt“, sagt M. Flammarion, „die nicht dem Wechsel der Jahreszeiten und abrupten Temperaturschwankungen unterworfen ist wie unsere, sondern mit allen Schätzen eines ewigen Frühlings bereichert“ („La Pluralité des Mondes Habités“, S. 71). Jene Astronomen, nach deren Aussage sich Jupiter nach unseren Begriffen in einem geschmolzenen Zustand befindet, sind aufgefordert, ihren Streit mit diesem gelehrten französischen [SD # 136] Astronomen beizulegen.147 Man muss sich jedoch immer vor Augen halten, dass der eben erwähnte „ewige Frühling“ ein Zustand ist, der nur von den Jupiterbewohnern als solcher wahrgenommen wird. Aber es ist kein „Frühling“ wie wir ihn kennen. In diesem Vorbehalt liegt der Versöhnung zwischen den beiden hier angeführten Theorien. Beides sind Teilwahrheiten.
Es ist also eine universelle Überlieferung, dass sich die Menschheit aus einem nahezu transparenten Gewebezustand in ihre gegenwärtige Gestalt entwickelte, und zwar weder durch Wunder noch durch Geschlechtsverkehr. Außerdem steht das in voller Übereinstimmung mit den alten Philosophien Ägyptens und Indiens mit ihren göttlichen Dynastien bis herab zu der Philosophie Platons. Und alle diese universalen Überzeugungen müssen mit den „Ahnungen“ und „hartnäckigen Vorstellungen“ in eine Klasse gestellt werden, von denen einige sich im Volksglauben als unausrottbar erweisen. Wie Louis Figuier bemerkt, sind solche Überzeugungen „häufig das Ergebnis von Weisheit und Beobachtung über zahllose menschliche Generationen.“ Denn „eine Überlieferung, die eine einheitliche und universale Existenz aufweist, [SD # 137] hat das ganze Gewicht des wissenschaftlichen Beweises.“148 Und es gibt mehr als eine solche Überlieferung in den puranischen Allegorien, wie gezeigt worden ist. Außerdem wird die Lehre, dass die erste Rasse der Menschheit aus den Chhayas (Astralbildern) der Pitris gebildet wurde, vollständig im Zohar bestätigt: „Nach dem Tzalam (Schattenbild) der Elohim (der Pitris) wurde Adam (der Mensch) gemacht („Cremona“, Ausg. iii, 76a; „Brody“, Ausg, iii, 159a; „Qabbalah“, Isaac Myer, S. 420).
Wiederholt wurde der Einwand vorgebracht, dass die alten Ägypter nichts als groben Götzendienst und Tieranbetung vorzuweisen hatten, mit denen sie sich brüsten konnten, wie hoch auch immer der Grad des metaphysischen Denkens im alten Indien gewesen sei; Hermes, so wird behauptet, sei das Werk griechischer Mystiker gewesen, die in Ägypten lebten. Darauf kann geantwortet werden: Ein unmittelbarer Beweis für den Glauben der Ägypter an die Geheimlehre ist der, dass sie darin initiiert wurden. Mögen die Gegner die „Eclogæ Physicæ et Ethicæ“ von Stobaeus aufschlagen, dem griechischen Kompilator alter Fragmente, der im fünften Jahrhundert n. Chr. lebte. Das Folgende ist eine von ihm stammende Abschrift eines alten hermetischen Fragments, das die ägyptische Seelentheorie zeigt. Wort für Wort übersetzt lautet es:
„Von einer Seele, der Seele des Alles, entspringen alle Seelen, die sich ausbreiten als wären sie absichtlich über die Welt verteilt worden. Diese Seelen erfahren viele Umformungen; solche, die bereits kriechende Geschöpfe sind, verwandeln sich in Wassertiere; von ihnen stammen die Landtiere ab und von den Letzteren die Vögel. Von den Wesen, die droben in der Luft (Himmel) leben, sind die Menschen geboren. Sobald die Seelen diesen [SD # 138] Status des Menschen erreicht haben, empfangen sie das Prinzip der (bewussten) Unsterblichkeit, werden Geister und dann in den Chor der Götter aufgenommen.“
23. Die Selbstgeborenen waren die Chhayas, die Schatten aus den Körpern der Söhne des Zwielichts. Nicht Wasser noch Feuer konnte sie zerstören. Ihre Söhne wurden (so zerstört) (a).
(a) Dieser Vers kann nicht ohne die Hilfe der Kommentare verstanden werden. Er bedeutet, dass die erste Wurzelrasse, die „Schatten“ der Vorfahren, nicht verletzt oder durch Tod zerstört werden konnte. Da sie so ätherisch und ihrer Konstitution nach so wenig menschlich waren, konnten sie von keinem Element – weder Flut noch Feuer – beeinflusst werden. Doch ihre „Söhne“, die zweite Wurzelrasse, sehr wohl, und so wurden sie zerstört. So wie die „Vorfahren“ vollständig in ihren eigenen Astralkörpern aufgingen, die ihre Nachkommen waren; so wurden diese Nachkommen in ihren Abkömmlingen absorbiert, den „Schweißgeborenen“. Das war die zweite Menschheit – aus den verschiedenartigsten, riesigen halbmenschlichen Ungeheuern zusammengesetzt – den ersten Versuchen der materiellen Natur, menschliche Körper zu bilden. Die immer blühenden Länder (Grönland unter anderen) des zweiten Kontinents wurden nacheinander von Paradiesen mit ihrem ewigen Frühling in einen hyperboreischen Hades verwandelt. Diese Umwandlung war eine Folge der Lageveränderung der großen Wasser des Globus, indem die Meere ihre Betten verschoben; und die Hauptmasse der zweiten Rasse ging in diesen ersten großen Wehen der Evolution und Verfestigung des Globus in der menschlichen Periode zugrunde. Vier solcher Kataklysmen haben bereits stattgefunden.149 Und wir können für uns selbst eine fünfte zu gegebener Zeit erwarten.
Einige Worte über „Sintfluten“ und „Noahs“
Die Berichte in den verschiedenen Puranas über unsere Vorfahren sind in ihren Einzelheiten genauso widersprüchlich wie der ganze Rest auch. Während so im Rigveda Ida (oder Ila) als Unterweiserin Vaivasvata Manus bezeichnet wird, macht Sayana aus ihr eine der Erde vorstehende Göttin, und das Satapatha-Brahmana zeigt sie als Tochter Manus, ein Angebot, sich zu opfern und später als seine (Vaivasvatas) Frau, mit der er die Rasse der Manus zeugte. In den Puranas ist sie wiederum Vaivasvatas Tochter, jedoch die Frau Budhas (Weisheit), des illegitimen Sohnes des Mondes (Soma) und der Frau des Planeten Jupiter (Brihaspati), Tara. All das, was dem Profanen als Wirrwarr erscheint, ist für den Okkultisten voller philosophischer Bedeutung. Schon beim ersten Blick auf die Erzählung ist ein geheimer und heiliger Sinn [SD # 139] wahrnehmbar, sämtliche Einzelheiten sind jedoch absichtlich derartig vermischt, dass nur das erfahrene Auge eines Initiierten ihnen folgen und die Ereignisse in ihre richtige Reihenfolge setzen kann.
Die Geschichte, wie sie im „Mahabharata“ erzählt ist, schlägt den Grundton an, und doch bedarf sie einer Erklärung durch den geheimen Sinn, der in der Bhagavadgita enthalten ist. Sie ist der Prolog des Dramas unserer (fünften) Menschheit. Während Vaivasvata in Andacht versunken am Flussufer saß, ersehnt ein Fisch seinen Schutz vor einem größeren Fisch. Er rettet ihn und setzt ihn in einen Krug, worin er größer und größer wächst und ihm schließlich die Nachricht der bevorstehenden Sintflut mitteilt. Es ist der wohlbekannte „Matsya Avatara“, der erste Avatara Vishnus, der Dagon150 des chaldäischen Xisuthrus, und noch viele andere Dinge. Die Geschichte ist zu gut bekannt, als dass sie wiederholt werden müsste. Vishnu gibt den Auftrag, ein Schiff zu bauen, in dem Manu gemeinsam mit den sieben Rishis gerettet wird. Letzteres fehlt jedoch in anderen Texten. Hier stehen die sieben Rishis für die sieben Rassen, die sieben Prinzipien und verschiedene andere Dinge, denn auch in dieser vielschichtigen Allegorie steckt ein doppeltes Mysterium.
Wie bereits anderweitig gesagt wurde, hatte die Große Flut unterschiedliche Bedeutungen, und dass sie sich – wie auch der Fall – auf spirituelle wie auf körperliche, auf kosmische wie auf irdische Ereignisse bezog: wie oben, so ist es unten. Das Schiff oder die Arche – Navis – kurz gesagt, als das Symbol des weiblichen Zeugungsprinzips, wird am Himmel durch den Mond typisiert und auf der Erde durch den Schoß: Beide sind Gefäße und Träger der Samen des Lebens und des Seins, von der Sonne oder Vishnu, dem männlichen Prinzip, belebt und befruchtet.151 Die erste kosmische Flut bezieht sich auf die ursprüngliche Schöpfung oder die Entstehung von Himmel und Erde, wobei Chaos und die große Tiefe für die „Flut“ stehen und der Mond für die „Mutter“, die alle Lebenskeime hervorbringt.152 Doch auch die irdische Flut und [SD # 140] ihre Geschichte haben eine doppelte Anwendung. Im einen Fall nimmt sie auf jenes Mysterium Bezug, die Menschheit sei durch die sterbliche Frau vor ihrer vollständigen Zerstörung bewahrt worden, indem sie am Ende der dritten Rasse zum Gefäß des menschlichen Samens gemacht wurde,153 und in dem anderen Fall auf den wirklichen und historischen Untergang von Atlantis. In beiden Fällen wird die „Schar“ – oder der Manu, der die Saat rettete – Vaivasvata Manu genannt. Daher die Unterschiedlichkeit zwischen den puranischen und anderen Darstellungen; im Satapatha-Brahmana hingegen bringt Vaivasvata eine Tochter hervor und zeugt mit ihr die Manurasse; eine Bezugnahme auf die ersten menschlichen Manushyas, welche Frauen durch den Willen (Kriyashakti) erschaffen mussten, bevor sie auf natürliche Weise als unabhängiges Geschlecht von den Hermaproditen geboren wurden und deshalb als die Töchter ihres Schöpfers angesehen wurden. Die puranischen Berichte machen sie (Ida oder Ila) zur Frau Budhas (Weisheit). Diese Darstellung bezieht sich auf die Ereignisse der atlantischen Flut, als Vaivasvata, der große Weise auf Erden, die fünfte Wurzelrasse davor bewahrte, gemeinsam mit den Überresten der vierten zerstört zu werden.
Das kommt in der „Bhagavadgita“ sehr klar zum Ausdruck, indem sie Krishna sagen lässt:
„So wurden in längst vergangenen Tagen die sieben großen Rishis und die vier vorangegangenen Manus, die von meiner Natur sind, aus meinem Gemüt geboren: Aus ihnen entsprangen (wurden geboren) die Menschenrasse und diese Welt.“ (Kap. X, Vers 6)
Von den sieben „Manus“ entsprechen die vier vergangenen jenen vier Rassen,154 die bereits gelebt haben, denn Krishna gehört der fünften Rasse an, da sein Tod das Kali-Yuga eröffnete. Somit ist Vaivasvata [SD # 141] Manu, der Sohn Suryas (der Sonne) und der Heiland unserer Rasse, sowohl physisch als auch spirituell mit der Saat des Lebens verbunden. Aber gegenwärtig, während wir von allen sprechen, haben wir uns nur mit den ersten beiden zu befassen.
Die „Sintflut“ ist unabstreitbar eine universale Überlieferung. Es gab zahlreiche „Eiszeiten“ und ebenso aus unterschiedlichen Gründen auch „Sintfluten“. Stockwell und Croll zählen ungefähr ein halbes Dutzend Eiszeiten und darauffolgende Fluten auf – die früheste von ihnen soll vor 850.000 Jahren und die letzte vor 100.000 Jahre stattgefunden haben.155 Aber welche davon war unsere Sintflut? Sicherlich Erstere, die bis zum heutigen Tag in den Überlieferungen aller Völker vom entferntesten Altertum an aufgezeichnet wurde; diejenige, welche an ihrem Ende die letzten Halbinseln von Atlantis hinwegschwemmte, beginnend mit Ruta und Daitya und endigend mit der (verhältnismäßig) kleinen von Platon erwähnten Insel. Das zeigt sich in der Übereinstimmung gewisser Einzelheiten in allen Legenden. Sie war die letzte ihres gigantischen Charakters. Die kleine Flut, deren Spuren Baron Bunsen in Zentralasien fand und die er auf ungefähr 10.000 Jahre v. Chr. datiert, hatte weder mit der semi-universalen Flut oder Noahs Sintflut zu tun – Letztere ist eine rein mythische Wiedergabe alter Überlieferungen – noch selbst mit dem Untergang der letzten atlantischen Insel; oder sie hatte zumindest lediglich eine moralische Verbindung mit ihr.
Unsere fünfte Rasse (der nicht-initiierte Teil davon) hörte von vielen Sintfluten, verwechselte dieselben und weiß heute nur von einer. Und diese veränderte den ganzen Anblick des Globus, indem sie Land und Meer vertauschte und verschob.
Wir können damit die Überlieferung der Peruaner vergleichen: „Die Inkas, sieben an der Zahl, bevölkerten die Erde nach der Sintflut wieder“ (Joseph de Acosta, „Natural and Moral History of the Indies“, IV, S. 19), behaupten sie; Humboldt erwähnt die mexikanische Lesart derselben Legende, bringt jedoch die Einzelheiten der noch erhaltenen Legende vom amerikanischen Noah einigermaßen durcheinander. Nichtsdestoweniger erwähnt der hervorragende Naturforscher zweimal sieben Gefährten und den göttlichen Vogel, der dem Boot der Azteken voranflog und kommt so auf fünfzehn Auserwählte anstelle der sieben und der vierzehn. Das schrieb er wahrscheinlich mit irgendeiner unwillkürlichen Erinnerung an Moses, der Noahs fünfzehn Enkel erwähnt haben soll, die mit ihrem Großvater entkommen sein sollen. Dann wird wieder Xisuthrus, der chaldäische Noah, gerettet und lebendig in den Himmel erhoben – wie Enoch – mit den sieben Göttern, den Kabiren oder den sieben göttlichen Titanen; der chinesische Yao hat sieben Gestalten, die mit ihm segeln und die er nach der Landung beleben wird und als „menschliche Saat“ nutzt. Wenn Osiris die Arche oder das Sonnenboot betritt, hat er sieben Strahlen bei sich etc. etc.
Sanchuniathon macht die Aletae oder Titanen (die Kabiren) zu Zeitgenossen [SD # 142] Agruerus, des großen phönizischen Gottes, den Faber mit Noah156 zu identifizieren suchte. Ferner wird vermutet, dass der Name „Titan“ hergeleitet ist von Tit-Ain, – „die Quellen des chaotischen Abgrunds“157 (Tit-Theus oder Tityos ist die „göttliche Flut“); und so wird gezeigt, dass es zwischen den Titanen, sieben an der Zahl, und der Flut und den sieben von Vaivasvata Manu geretteten Rishis einen Zusammenhang gibt.158
Diese Titanen sind die Söhne von Kronos (Zeit) und Rhea (der Erde). Und da Agruerus, Saturn und Sydyk ein und dieselbe Persönlichkeit sind, und da auch von den sieben Kabiren gesagt wird, sie seien Söhne von Sydyk oder Kronos-Saturn, sind die Kabiren und die Titanen identisch. Denn der fromme Faber hatte einmal Recht in seinen Schlussfolgerungen, als er schrieb: „Ich zweifle nicht, dass die sieben Titanen oder Kabiren auch dasselbe sind wie die sieben Rishis der indischen Mythologie (?), von denen es heißt, sie seien gemeinsam mit Manu, dem Haupt (?) der Familie, in einem Boot entkommen.“
Doch mit seinen Spekulationen ist er weniger glücklich, wenn er hinzufügt: „Die Hindus haben in ihren wilden Legenden die Geschichte der Noachiden verschiedentlich verdreht (?!), doch es ist bemerkenswert, dass sie der Zahl sieben ehrfürchtig anhingen“.159 Daher bemerkt Kapt. (Col.) Wilford sehr scharfsinnig, dass vielleicht die sieben Manus und die sieben Brahmadicas zusammen mit den sieben Rishis ein und dieselben sind, und lediglich sieben individuelle Menschen ausmachen.160 Die sieben Brahmadicas waren Prajapatis oder Herren der ‘Prajas oder Kreaturen’. Von ihnen wurde die Menschheit hervorgebracht, und sie sind wahrscheinlich dasselbe wie die sieben Manus. . . . Diese sieben großen Vorfahren des Menschengeschlechts waren zu dem Zweck erschaffen, die Erde wieder mit Bewohnern zu bevölkern.“ („Asiatic Researches“, Bd. V, S. 246); und Faber fügt hinzu: „Die wechselseitige Ähnlichkeit der Kabiren, der Titanen, der Rishis und der noachischen Familie ist zu auffallend, als dass sie die Wirkung eines bloßen Zufalls sein könnte.“161
Faber wurde zu diesem Irrtum verleitet und baute in der Folge seine ganze Theorie über die Kabiren auf der Tatsache auf, dass der Name des biblischen [SD # 143] Japhet in einer Liste der Titanen vorkommt, die ein Vers der orphischen Hymnen enthält. Nach Orpheus waren die Namen der sieben „Arkite“-Titanen (Faber weigert sich, sie mit den gottlosen Titanen, ihren Nachkommen, zu identifizieren) Koios, Kreios, Phorkys, Kronos, Okeanos, Hyperion und Iapetos:
Κοῖὸν τε, Κροῖόν τε μέλαν, Φορκύν τε κραταιὸν,
Καὶ Κρὸνον, ᾽Ωκεανὸν δ᾽, ῾ Υπερίοα τε, ᾽ Ιαπετόντε
– Orph. apud Proclum. In „Tim.“, Bd. v., S. 295
Aber warum könnte nicht der babylonische Esra Iapetos’ Namen für einen der Söhne Noahs adoptiert haben? Die Kabiren, die die Titanen sind, werden auch Manen genannt, und ihre Mutter Mania, nach Arnobius („Adversum Gentes“, Bd. III, S. 124). Die Hindus können daher auf weit festerer Grundlage behaupten, dass die Manen ihre Manus bedeuten und dass Mania der weibliche Manu ist (siehe „Ramayana“). Mania ist Ila oder Ida, Frau und Tochter des Vaivasvata Manus, mit der er „das Geschlecht der Manus zeugte“. Wie Rhea, die Mutter der Titanen, ist sie die Erde (Sayana macht sie zur Göttin der Erde), und sie ist lediglich die zweite Ausgabe und Wiederholung der Vach. Beide, Ida und Vach, werden in Männer und Frauen verwandelt; Ida wird Sudyumna und Vach, der „weibliche Viraj“, verwandelt sich in eine Frau, um die Gandharvas zu bestrafen; eine Version bezieht sich auf eine kosmische und göttliche Theorie, die andere auf die spätere Periode. Die Manen und die Mania des Arnobius sind Namen indischen Ursprunges, von den Griechen und Römern aufgegriffen und entstellt.
So ist es kein Zufall, sondern das Ergebnis einer uralten, allen gemeinsamen Lehre, welche zuletzt die Israeliten durch Esra adaptiert hatten, den Verfasser der modernisierten mosaischen Bücher. Sie gingen derartig ungezwungen mit anderer Leute Eigentum um, dass Berossos zeigt („Antiquitates Libyae“, I, Bd. 8), dass Titaia – welche Diodoros zur Mutter der Titanen und der Sintflutler macht (siehe „Bibl. lib.“, Bd. III, S. 190) – die Frau Noahs war. Faber nennt ihn dafür den „Pseudo-Berossos“, akzeptiert seine Belehrung jedoch, um über einen weiteren Beweis gegen die Heiden zu verfügen, dass sie all ihre Götter von den Juden durch Transformation patriarchischen Materials entliehen hätten. Nach unserer bescheidenen Meinung ist das einer der bestmöglichen Beweise für genau das Gegenteil. Er zeigt so klar wie es Tatsachen nur zeigen können, dass sämtliche biblischen Pseudo-Persönlichkeiten aus heidnischen Mythen entlehnt sind, wenn es schon Mythen sein sollen. Es zeigt auf alle Fälle, dass sich Berossos des Ursprungs der Genesis wohl bewusst war und auch der Tatsache, dass die Genesis den gleichen kosmischen, astronomischen Charakter hatte wie die Allegorien über Isis-Osiris und die Arche und andere ältere zu Noahs Arche gehörende Symbole. Denn Berossos sagt, dass „Titaia Magna“ später Aretia genannt162 und mit der Erde zusammen verehrt wurde; und das [SD # 144] identifiziert „Titaia“, Noahs Weib, mit Rhea, der Mutter der Titanen, und mit Ida – beide sind Göttinnen, die der Erde vorstehen, und die Mütter der Manus und Manen (oder Ti-tan-Kabiren). Und „Titaia-Aretia“ wurde als Horchia verehrt, behauptet derselbe Berossos, und das ist ein Titel der Vesta, der Erdgöttin. „Sicanus deificavit Aretiam, et nominavit eam lingua Janigena Horchiam.“ (Ibid, Bd. V, fol. 64)
Kaum ein alter Dichter der historischen oder prähistorischen Zeit unterlässt es, den Untergang der beiden Kontinente – oft Inseln genannt – in der einen oder anderen Form zu erwähnen. Daher die Zerstörung, abgesehen von Atlantis, der phlygischen Inseln (siehe Pausanias und Nonnos, die uns sagen, wie das geschah:
„Der strenge Neptun erschüttert bis zum tiefsten Grund
die phlygische Insel, und begräbt ihre gottlosen Bewohner
unter den Wellen . . . . . . . . . . . . . . .”
– Nonnus, „Dionysiaca“, lib. xvi i i, S. 319
Faber war überzeugt, dass die „phlygische Insel“ Atlantis war. Aber alle derartigen Allegorien sind mehr oder weniger entstellte Echos der indischen Überlieferung von jener großen Umwälzung, die über die vierte, wirklich menschliche, wenn auch gigantische Rasse kam, die der arischen voranging. Jedoch wie alle anderen Legenden auch, hat, wie soeben gesagt, die Legende von der „Sintflut mehr als eine Bedeutung. In der Theogonie bezieht sie sich auf präkosmische Transformationen, auf spirituelle Korrelationen – wie absurd der Ausdruck für ein wissenschaftliches Ohr auch klingen mag – und auch auf die darauffolgende Weltentstehung; auf die große Flut der Wasser (Materie) im Chaos, erweckt und befruchtet von jenen Geist-Strahlen, die von der geheimnisvollen Differenzierung verschluckt wurden und in ihr untergingen – ein präkosmisches Mysterium, der Prolog zum Drama des Seins. Anu, Bel und Noah gingen dem Adam Kadmon, dem Roten Adam und Noah voraus; geradeso wie Brahmâ, Vishnu und Shiva dem Vaivasvata und den übrigen vorausgingen.“ (Siehe „Isis Unveiled“, Bd. II, 420 ff., wo ein oder zwei der sieben Bedeutungen angedeutet sind.)
All das zeigt, dass die der Geologie bekannte semiuniversale Flut (die erste Eiszeit) gerade zu der ihr von der Geheimlehre zugeschriebenen Zeit stattgefunden haben muss: nämlich 200.000 Jahre (gerundet) nach dem Beginn unserer fünften Rasse, oder ungefähr zu der Zeit, die Croll und Stockwell für die erste Gletscherperiode angeben; d. h. vor ungefähr 850.000 Jahren. Letztere Störung wird von Geologen und Astronomen einer „extremen Exzentrizität der [SD # 145] Erdbahn“ zugeschrieben, und da die Geheimlehre sie derselben Ursache zuschreibt, aber einen weiteren Faktor hinzufügt, und zwar die Verschiebung der Erdachse – wofür ein Beweis im Buch Enoch163 gefunden werden kann, wenn die verschleierte Sprache der Puranas nicht verstanden wird –, sollte all das helfen zu zeigen, dass die Alten bereits wussten, was die Wissenschaft als „moderne Entdeckungen“ bezeichnet. Enoch, der von „der großen Neigung der Erde“ spricht, die „in Geburtswehen ist“, ist ganz deutlich und klar.
Ist das nicht offenkundig? Nuah ist Noah, der auf den Wassern in seiner Arche treibt; Letztere ist das Emblem der Argha oder des Mondes, des weiblichen Prinzips; Noah ist der „Geist“, der in die Materie fällt. Sobald er auf die Erde herabsteigt, finden wir ihn, wie er einen Weingarten anlegt, den Wein trinkt und davon betrunken wird, d. h. der reine Geist wird berauscht, sobald er gänzlich in die Materie eingeschlossen ist. Das siebte Kapitel der Genesis ist nur eine weitere Version des ersten Kapitels. Während das Letztere lautet: „Und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern“, heißt es in Kap. 7: „. . . und die Wasser nahmen überhand . . . und die Arche (mit Noah, dem Geist) fuhr auf dem Antlitz der Wasser.“ Somit ist Noah, wenn er mit dem chaldäischen Nuah identisch ist, der die Materie belebende Geist, welche das Chaos ist, repräsentiert durch die Tiefe oder die Wasser der Flut. In der babylonischen Legende (wo das präkosmische mit dem irdischen Ereignis vermischt wird), ist es Ištar (Astaroth oder Venus, die Mondgöttin), die in die Arche eingeschlossen ist und eine „Taube aussendet, um trockenes Land zu suchen“ („Isis Unveiled“, Bd. II, S. 423 und 424).
George Smith notiert in den „Tablets“ zuerst die Schöpfung des Mondes und dann die der Sonne: „Seine Schönheit und Vollkommenheit wird gepriesen, und die Regelmäßigkeit seiner Bahn, was dazu führte, ihn als den Typus eines Richters und als den Leiter der Welt zu betrachten.“ Bezöge sich diese Geschichte lediglich auf eine kosmische Umwälzung – auch wenn sie universell wäre – warum sollte die Göttin Ištar oder Astaroth, der Mond, von der Schöpfung der Sonne nach der Sintflut sprechen? Die Wasser mögen so hoch gereicht haben wie der Berg Nimusch (in der chaldäischen Version) oder der Berg Dschudi (das Sintflutgebirge der arabischen Legende), oder auch der Ararat (der biblischen Erzählung) und selbst wie der Himalaya (die Hindu-Tradition) – aber bis zur Sonne wohl kaum: Die Bibel selbst hält inne angesichts eines solchen Wunders! Es ist offenbar, dass die Sintflut für das Volk, das sie zuerst aufzeichnete, eine andere, weniger problematische und viel philosophischere Bedeutung hatte als die einer universellen Flut, von der keinerlei geologische Spuren existieren.
Alle derartigen Umwälzungen finden periodisch und zyklisch statt, und da Manu Vaivasvata als unspezifischer Charakter unter unterschiedlichen Umständen und bei ebensolchen Ereignissen auftaucht (vide infra: „Die Sieben Manus der Menschheit“), scheint es keine [SD # 146] ernsten Einwände gegen die Annahme zu geben, die erste „Große Flut“ hätte sowohl eine allegorische als auch eine kosmische Bedeutung, und dass sie sich am Ende des Satya-Yugas ereignete, des „Zeitalters der Wahrheit“, als die zweite Wurzelrasse, „die Manu mit Knochen“, zum ersten Mal als die „Schweißgeborenen“ auftraten.164
Die zweite Flut – die sogenannte „universelle“, welche die vierte Wurzelrasse betraf (die von der Theologie zweckmäßigerweise als „die verfluchte Rasse von Riesen“ betrachtet wird, als die Kainiten und die „Söhne Hams“), ist die erste von der Geologie wahrgenommene Flut. Beim sorgfältigen Vergleich der Berichte in den verschiedenen Legenden der Chaldäer und anderen exotischen Werken der Nationen, wird erkennbar, dass sie alle mit den orthodoxen, in den brahmanischen Büchern gegebenen Erzählungen übereinstimmen. Dass im ersten Bericht noch „kein Gott und kein Sterblicher auf der Erde ist“, als Manu Vaivasvata auf dem Himavat landet; und im zweiten den sieben Rishis erlaubt wird, ihm Gesellschaft zu leisten, wird dann ebenfalls erkennbar: Das zeigt, dass sich einige Berichte auf die siderische und kosmische Flut vor der sogenannten Schöpfung beziehen, andere auf die große Flut der Materie auf der Erde und wieder andere auf eine wirkliche Sintflut aus Wasser. Im Satapatha-Brahmana findet Manu, dass „die Flut alle lebenden Kreaturen weggeschwemmte und er allein übrig blieb“ – d. h. der Same des Lebens allein verblieb nach der vorangegangenen Auflösung des Universums oder dem Mahapralaya nach einem „Tag Brahmâs“; und das Mahabharata bezieht sich lediglich auf die geologische Umwälzung, die fast die gesamte vierte Rasse hinwegschwemmte, um Raum zu schaffen für die fünfte. Daher wird Vaivasvata in unserer esoterischen Kosmogonie in drei verschiedenen Aspekten gezeigt:165 (a) als der „Wurzel-Manu“ [SD # 147] auf Globus A in der ersten Runde, (b) als der „Same des Lebens“ auf Globus D in der vierten Runde und (c) als der „Same des Menschen“ beim Beginn einer jeden Wurzelrasse – insbesondere in unserer fünften Rasse. Zu Beginn des Dvapara-Yugas166 findet die Vernichtung der verfluchten Zauberer „jener Insel (Platon spricht nur von ihrer letzten Insel) jenseits der Säulen des Herkules im Atlantischen Ozean statt, von der aus ein bequemer Übergang zu anderen Inseln in der Nachbarschaft eines anderen großen Kontinents (Amerika) bestand“. Das war das mit der „Weißen Insel“ verbundene „atlantische“ Land, und diese Weiße Insel war Ruta; doch es war nicht Oberst Wilfords Atala und der „Weiße Teufel“ (siehe „Asiatic Researches“, Bd. VIII, S. 280), wie bereits gezeigt. Es mag gut sein hier anzumerken, dass das Dvapara-Yuga den Sanskrittexten zufolge 864.000 Jahre dauert; und wenn das Kali-Yuga erst vor ungefähr 5.000 Jahren begonnen hat, geschah die Zerstörung gerade einmal vor 869.000 Jahren. Noch einmal, diese Angaben unterscheiden sich nicht wesentlich von denen der Geologen, die ihre „Eiszeit“ vor 850.000 Jahren datieren.
Dann wurde „eine Frau hervorgebracht, die zu Manu kam und sich als seine Tochter erklärte, mit der er lebte und die Nachkommenschaft Manus zeugte“. Das bezieht sich auf die physiologische Umwandlung der Geschlechter im Verlauf der dritten Wurzelrasse. Und die Allegorie ist so transparent, dass sie kaum einer Erklärung bedarf. Natürlich sollte, wie bereits bemerkt wurde, bei der Trennung der Geschlechter ein androgynes Wesen seinen Körper in zwei Hälften teilen (wie bei Brahmâ und Vach und selbst bei Adam und Eva), und deshalb ist die weibliche Hälfte in einem gewissen Sinn seine Tochter, genauso wie er ihr Sohn sein wird, „Fleisch von seinem (und ihrem) Fleisch und Bein von seinem (und ihrem) Bein“. Es sei auch daran erinnert, dass bis jetzt keiner unserer Orientalisten in diesen „Widersprüchen und diesem erstaunlichen Unsinn“, wie einige die Puranas charakterisieren, wahrzunehmen gelernt hat, dass eine Bezugnahme auf ein Yuga eine Runde bedeuten kann, eine Wurzelrasse und oft auch eine Unterrasse darstellen kann, selbst ein aus der prähistorischen Theogonie herausgerissenes Blatt. Diese doppelte und dreifache Bedeutung wird durch unterschiedliche Bezugnahmen auf scheinbar ein und dasselbe Individuum bewiesen, unter ein und demselben Namen, während sie sich in Wirklichkeit auf durch ganze Kalpas voneinander getrennte Ereignisse beziehen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Ila. Sie wird zuerst als eines dargestellt und dann als ein anderes. In den exoterischen Legenden heißt es, dass Manu Vaivasvata, in dem Verlangen Söhne zu zeugen, ein Opfer für Mitra und Varuna anordnete; durch ein Versehen des den Gottesdienst leitenden [SD # 148] Brahmanen wurde aber lediglich eine Tochter empfangen – Ila. Dann wird „durch die Gunst der Götter“ ihr Geschlecht geändert, und sie wird zu einem Mann, Sudyumna. Dann wird sie wieder in eine Frau verwandelt und so fort; die Fabel fügt hinzu, dass es Shiva und seiner Gattin beliebte, dass „sie im einen Monat ein Mann und im nächsten eine Frau sein sollte“. Das bezieht sich unmittelbar auf die dritte Wurzelrasse, deren Menschen androgyn waren. Aber einige sehr gelehrte Orientalisten (siehe „Hindu Classical Dictionary“) glauben und haben erklärt, dass „Ila ursprünglich Speise, Nahrung oder ein Trankopfer von Milch sei; daher ein Strom von Lobpreisungen, personifiziert als die Göttin des Sprechens“. Den „Profanen“ wird jedoch nicht der Grund gesagt, warum „ein Trankopfer von Milch“ oder „ein Strom von Lobpreisung“ abwechselnd männlich und weiblich sein sollte, wenn nicht in der Tat irgendeine „innere Offenkundigkeit“ existiert, welche die Okkultisten nicht erkennen.
In ihrer mystischsten Bedeutung steht die Vereinigung von Svayambhuva Manu mit Vach-Sata-Rupa, seiner eigenen Tochter (was der erste „Euhemerismus“ des dualen Prinzips ist, Vaivasvata Manu und Ila stellen eine zweite und dritte Form dar), in der kosmischen Symbolik für das Wurzelleben, den Keim, aus welchem alle Sonnensysteme, Welten, Engel und Götter hervorgehen. Denn, wie Vishnu sagt:
„Von Manu muss die ganze Schöpfung, die Götter, Asuras, der Mensch, hervorgebracht werden;
Von ihm muss die Welt erschaffen werden, was sich bewegt und was sich nicht bewegt. . . .“
Aber wir können schlechtere Gegner finden selbst als die westlichen Gelehrten und Orientalisten. Mögen auch die Brahmanen bezüglich der Frage der Zahlen mit unserer Lehre übereinstimmen, so sind wir uns dennoch nicht sicher, ob nicht einige von ihnen, orthodoxe Konservative, Einwendungen gegen die ihren Pitar Devatas zugeschriebenen Fortpflanzungsarten erheben werden. Man wird uns auffordern, die Werke vorzulegen, aus denen wir zitieren, und wir werden sie einladen, ihre eigenen Puranas etwas sorgfältiger und mit einem auf die esoterische Bedeutung gerichteten Auge zu lesen. Und dann, wir wiederholen es noch einmal, werden sie hinter dem Schleier mehr oder weniger durchsichtiger Allegorien jede hierin gemachte Behauptung durch ihre eigenen Werke bestätigt finden. Ein oder zwei Beispiele wurden bereits angeführt, und zwar in Bezug auf den Beginn der zweiten Rasse, die „Schweißgeborenen“. Diese Allegorie wird als ein Märchen angesehen, und doch verbirgt sie ein psycho-physiologisches Phänomen und eines der größten Mysterien der Natur.
Doch angesichts der darin aufgeworfenen chronologischen Angaben ist es natürlich zu fragen:
Konnten die Menschen vor 18.000.000 Jahren existieren ?
Das bestätigt der Okkultismus, allen wissenschaftlichen Gegnern zum Trotz. Außerdem umfasst diese Angabe lediglich die Vaivasvata-Manu-Menschen, d. h. die bereits in [SD # 149] unterschiedene Geschlechter getrennte männliche und weibliche Wesenheit. Die diesem Ereignis vorangegangenen zweieinhalb Rassen mögen bereits vor 300.000.000 Jahren gelebt haben, nach allem, was die Wissenschaft sagen kann. Denn die der Theorie entgegenstehenden geologischen und physikalischen Schwierigkeiten konnten für den ursprünglichen, ätherischen Menschen der okkulten Lehren nicht existieren. Das ganze Problem zwischen der profanen und der esoterischen Wissenschaft beruht auf dem Glauben an einen innerhalb des physischen Körpers existierenden Astralkörper und dessen Nachweis, wobei Letzterer vom Ersteren unabhängig ist. Adolphe d’Assier, der Positivist, scheint die Tatsache ziemlich eindeutig bewiesen zu haben,167 ganz zu schweigen von dem über Zeitalter angesammelten Zeugnis und von dem der modernen Spiritualisten und Mystiker. Es wird sich als schwierig erweisen, diese Tatsache in unserem Zeitalter des Beweisens, Prüfens und des sichtbaren Darstellens abzulehnen.
Die Geheimlehre steht zu ihrer Behauptung, dass die physische Menschheit bereits seit 18.000.000 Jahren168 existiert. Daran ändern auch die allgemeinen Kataklysmen und Unruhen unserer Erde nichts, die sich gegenwärtig in ihrer vierten Runde befindet, dem Mittelpunkt des ihr zugeteilten Lebens. Die drei vorangegangenen Runden (die Zyklen ihres früheren psychischen und spirituellen Lebens und ihrer halb-ätherischen Bedingungen) wiesen noch weitaus schrecklichere und intensivere Kataklysmen und Unruhen auf als die gegenwärtige Runde. Dieser Periode gingen 300.000.000 Jahre mineralischer und vegetabilischer Entwicklung voraus. Dem wird jeder widersprechen, der sich weigert, die Theorie eines „knochenlosen“, rein ätherischen Menschen zu akzeptieren. Die Wissenschaft, die nur von physischen Organismen weiß, wird entrüstet sein; und die materialistische Theologie noch mehr. Die Erstere wird logische und verstandesmäßige Argumente vorbringen, die auf der vorgefassten Meinung beruhen, dass alle belebten Organismen in allen Zeitaltern immer auf derselben Ebene der Materialität existierten; die Letztere mit einem Gewebe der absurdesten Fiktionen. Der von der Theologie gewöhnlich vorgebrachte lächerliche Anspruch beruht auf der falschen Annahme, dass die Menschheit (sprich die Christen) auf dieser Ebene die Ehre hat, die einzigen auf einem Globus wohnenden menschlichen Wesen im gesamten Universum darzustellen und folglich die Besten ihrer Art zu sein.169
[SD # 150] Die fest an die Lehren der Mutter-Philosophie glaubenden Okkultisten weisen die Einwände von beiden zurück, den Theologen und den Wissenschaftlern. Sie behaupten ihrerseits, dass selbst die Perioden unerträglicher Hitze, sogar an den beiden Polen, mit aufeinanderfolgenden Fluten, Aufwerfungen der Täler und beständiger Verschiebungen der großen Wasser und Meere – dass keiner dieser Umstände ein Hindernis für das menschliche Leben und seine Organisation darstellen konnte, wie sie es der frühen Menschheit zuschreiben. Weder die Verschiedenartigkeit der umgebenden Regionen, die voller schädlicher Gase waren, noch die Gefahren einer kaum gefestigten Kruste konnten die erste und die zweite Rasse daran hindern, schon während des Karbons und selbst des Silurs aufzutreten.
So waren die für die Beseelung der zukünftigen Rassen bestimmten Monaden bereit für die erneute Transformation. Sie hatten alle Phasen der Inmetallisierung des pflanzlichen und tierischen Lebens von der niedersten bis zur höchsten Stufe durchlaufen und warteten auf ihre menschliche, intelligentere Form. Doch was konnten die formengebenden Bildner anderes tun als den Gesetzen der evolutionären Natur zu folgen? Konnten sie „Herrgott“-gleich, wie vom toten Buchstaben der Bibel behauptet wird, oder dem Pygmalion in der griechischen Allegorie gleich, Adam-Galatea aus dem vulkanischen Staub formen und dem Menschen eine lebendige Seele einhauchen? Nein, denn die Seele war bereits da, verborgen in ihrer Monade, und sie benötigte lediglich eine Hülle. Pygmalion, dem es misslingt, seine Statue zu beseelen, und Bahak Zivo, der nazaräische Gnostiker, dem es auch nicht gelingt, „in dem Geschöpf eine menschliche Seele“ zu bilden, sind als Vorstellungen viel philosophischer und wissenschaftlicher als der buchstäblich verstandene Adam oder die biblischen Elohim-Schöpfer. Die Esoterische Philosophie lehrt die spontane Zeugung – nachdem die Sishtas und Prajapati den Lebenssamen auf die Erde geworfen hatten – und zeigt, dass die niederen Engel lediglich den physischen Menschen aufbauen konnten, selbst mit Hilfe der Natur. Dazu mussten die niederen Engel zunächst die ätherischen Formen aus sich selbst heraus evolvieren, woraufhin sie es den physischen Formen selbst überließen, sich aus ihrem ätherischen Modell heraus zu entwickeln, oder wie man es jetzt nennen würde, aus ihrem protoplasmischen Modell.
Auch dagegen wird es wieder Einwendungen geben: „Spontane Zeugung“ sei eine Theorie ohne Grundlage, werden wir hören. Pasteurs Experimente machten sie vor zwanzig Jahren zunichte und Professor Tyndall widerspricht ihr. Gut, nehmen wir an, das tut er. Er sollte wissen, dass [SD # 151] selbst ein erbrachter Nachweis der Unmöglichkeit der spontanen Zeugung in unserer gegenwärtigen Weltperiode unter ihren tatsächlichen Bedingungen – was die Okkultisten abstreiten – noch immer keinen Beweis dafür darstellt, dass sie nicht unter andersartigen kosmischen Bedingungen sowohl in den Meeren der laurentinischen Periode als auch auf der damals erschütterten Erde stattgefunden haben könnte. Es wäre interessant zu wissen, wie die Wissenschaft jemals das Erscheinen der Arten und des Lebens auf der Erde erklären will, insbesondere des Menschen, solange sie gleichzeitig die biblische Lehre und die spontane Zeugung ablehnt. Pasteurs Beobachtungen sind weit davon entfernt, umfassend oder gar beweiskräftig zu sein. Blanchard und Dr. Lutaud verweisen sie in die Bedeutungslosigkeit. Die Frage bleibt somit sub judice, wie auch diese: „Wann und in welcher Periode erschien das Leben auf der Erde ?“ Die Idee, dass Haeckels Monere – eine Prise Salz! – das Problem des Ursprungs des Lebens gelöst hat, ist einfach absurd. Diese Materialisten, welche die Theorie vom „Selbstexistierenden“, vom „selbstgeborenen Himmlischen Menschen“, der als ein ätherischer, astraler Mensch dargestellt wird, verwerfen, müssen einem Neuling des Okkultismus verzeihen, wenn er seinerseits über einige Spekulationen des modernen Denkens lachen muss. Nachdem höchst gelehrt bewiesen wurde, dass das ursprüngliche Protoplasmaklümpchen (Monere) weder Tier noch Pflanze ist, sondern beides, und dass es von keinem der beiden abstammt, weil eben diese Monere als Ausgangspunkt für jegliche organisierte Existenz dient, wird uns schließlich gesagt, dass die Moneren ihre eigenen Ahnen sind. Das mag sehr wissenschaftlich klingen, aber es ist auch sehr metaphysisch; zu sehr, selbst für einen Okkultisten.
Wenn die spontane Zeugung heutzutage ihre Methoden verändert hat, vielleicht infolge des vorhandenen angehäuften Materials, sodass sie der Entdeckung fast entschlüpft, war sie nichtsdestoweniger bei der Entstehung des irdischen Lebens in vollem Schwung. Selbst die einfache physische Form und die Evolution der Arten zeigen, wie die Natur vorgeht. Der schuppengepanzerte riesige Saurier, der geflügelte Pterodaktylus, der Megalosaurus und das hundert Fuß lange Iguanodon der späteren Periode sind Umbildungen der frühesten Repräsentanten des Tierreiches, die sich in den Sedimenten der frühesten Epoche finden. Es gab eine Zeit, da alle diese oben aufgezählten „vorsintflutlichen“ Ungeheuer als fadenartige Infusorien ohne Schale oder Kruste erschienen, ohne Nerven und Muskeln, Organe oder Geschlecht, und sie pflanzten sich durch Knospung fort, wie es auch mikroskopische Tiere tun, gemäß den Lehren der Wissenschaft die Erbauer und Bildner unserer Bergketten. Wenn das so ist, warum dann nicht auch der Mensch? Warum sollte er bei seinem Wachstum, d. h. seiner allmählichen Verdichtung, nicht demselben Gesetz gefolgt sein? Die ursprüngliche Menschheit besaß zuerst eine ätherhafte Form – oder, wenn man es vorzieht, eine gewaltige von Göttern oder natürlichen „Kräften“ entwickelte faden- und gallertartige Form, die wuchs und sich über Millionen von Zeitaltern verdichtete; und so wurde sie in ihrem physischen Impuls und in ihrer Tendenz riesenhaft, bis sie sich schließlich zur riesigen körperlichen Form des Menschen der vierten Rasse ausgestaltete. Das würde jeder vorurteilsfreie Mensch viel eher [SD # 152] glauben als dass er aus dem Staub der Erde (buchstäblich) erschaffen sein soll oder von irgendeinem unbekannten anthropoiden Ahnen abstammen würde.
Auch widerspricht unsere esoterische Theorie lediglich auf den ersten Blick den Daten der Wissenschaft, wie Dr. A. Wilson, F.R.S., in einem Brief an die „Knowledge“ (23. Dezember 1881) sagt. „Evolution – vielmehr die Natur im Licht der Evolution – wird erst seit ungefähr fünfundzwanzig Jahren studiert. Das ist natürlich nur ein Bruchteil der Geschichte des menschlichen Denkens.“ Und gerade deshalb verlieren wir nicht alle Hoffnung, dass die materialistische Wissenschaft ihre Wege verbessern und allmählich die esoterischen Lehren akzeptieren wird – wenn auch zuerst getrennt von ihren (für die Wissenschaft) allzu metaphysischen Elementen.
Wurde das letzte Wort über den Gegenstand der menschlichen Evolution bereits gesprochen? „Jede . . . . Antwort auf die große Frage (der wirkliche Platz des Menschen in der Natur) wird ausnahmslos von den Anhängern ihres Verkünders, wenn nicht von diesem selbst, für vollständig und endgültig erklärt; sie besteht mit hoher Autorität und Wertschätzung, vielleicht ein Jahrhundert lang, vielleicht zwanzig“, schreibt Prof. Huxley; „Aber ebenso ausnahmslos zeigt die Zeit, dass jede Antwort eine bloße Annäherung an die Wahrheit war – erträglich hauptsächlich aufgrund der Unwissenheit jener, von denen sie akzeptiert wurde, und gänzlich unerträglich, wenn sie vom größeren Wissen ihrer Nachfolger geprüft wird!!“ Räumt dieser hervorragende Darwinist die Möglichkeit ein, dass seine pithekoide Abstammung in die Liste der „völlig unvertretbaren Glaubenssätze“ im „größeren Wissen“ der Okkultisten aufgenommen werden kann?? Aber woher kommt der Urmensch? Ein bloßes „Erheben in den zivilisierten Zustand“ erklärt nicht die Entwicklung der Form.
In demselben Brief über „die Entwicklung des Menschen“ macht Dr. Wilson weitere seltsame Zugeständnisse. So bemerkt er bei der Beantwortung der von „G. M.“ an die „Knowledge“ gestellten Fragen:
„‘Hat die Evolution irgendwelche Veränderungen im Menschen bewirkt? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?’ . . . Wenn wir uns weigern zuzugestehen (wie es die Wissenschaft tut), dass der Mensch als vollkommenes Wesen erschaffen wurde und dann entartete, so bleibt lediglich eine andere Annahme – die der Evolution. Wenn der Mensch sich von einem urmenschlichen in einen zivilisierten Zustand erhoben hat, so ist das sicherlich der Evolution zuzuschreiben. Weil das schwer herauszufinden ist, wissen wir noch nicht, ob die menschliche Gestalt denselben Einflüssen unterworfen ist wie die der niederen Tiere. Es wird jedoch kaum angezweifelt, dass die Erhebung aus dem Urzustand zum zivilisierten Leben ‘Evolution’ bedeutet und in sich einschließt, und zwar in beträchtlichem Ausmaß. Die mentale Evolution des Menschen kann nicht angezweifelt werden; wie die Sprache selbst, ist die sich ständig erweiternde Gedankensphäre aus kleinen und rohen Anfängen entsprungen. Die Lebenswege des Menschen jedoch, seine Fähigkeit der Anpassung an seine Umgebung und zahllose andere Umstände haben zur Folge, dass es sehr schwierig ist, die Tatsachen und den Verlauf seiner ‘Evolution’ zu verfolgen.“
Diese große Problematik sollte die Evolutionisten in ihren Behauptungen vorsichtig machen. Warum aber sollte Evolution unmöglich sein, wenn „der Mensch als vollkommenes Wesen erschaffen wurde und dann entartet ist“? Das kann sich höchstens auf den äußeren, physischen Menschen beziehen. [SD # 153] Wie in „Isis entschleiert“ bemerkt, beginnt Darwins Evolution am Mittelpunkt, anstatt für den Menschen und alles andere vom Universalen auszugehen. Die auf Aristoteles und Bacon basierende wissenschaftliche Methode mag ihre Vorteile haben, aber unleugbar hat sie bereits auch Mängel bewiesen. Pythagoras und Platon, die vom Allgemeinen aus abwärts vorgingen, erweisen sich im Licht der modernen Wissenschaft im Vergleich zu Aristoteles als gelehrter. Denn dieser widersetzte sich der Idee der Erddrehung und verurteilte sie, ja selbst der Vorstellung, dass sie rund sei, indem er schrieb: „Nahezu alle, die versichern, sie hätten den Himmel und seine Regelmäßigkeit studiert, behaupten, die Erde stünde im Zentrum. Doch die Philosophen der italienischen Schule, auch als Pythagoreer bekannt, lehren durchaus das Gegenteil. . . .“ Und zwar weil (a) die Pythagoreer Initiierte waren und (b) die deduktive Methode befolgten. Aristoteles, der Vater des induktiven Systems, beschwerte sich hingegen über jene, die lehrten, „das Zentrum unseres Systems würde von der Sonne eingenommen und die Erde sei lediglich ein Stern, der durch eine rotierende Bewegung um eben dieses Zentrum Tag und Nacht hervorbringt“ (vide „De caelo“, Buch II, Kap. 13). Dasselbe gilt auch für den Menschen. Die in der Geheimlehre gelehrte und nun erläuterte Theorie ist die einzige, die das Erscheinen des Menschen erklären kann – ohne in die Absurdität eines „wundersamen“, aus dem Staub der Erde erschaffenen Menschen oder in die noch größere Täuschung, dass sich der Mensch aus einer Prise Kalksalz (die ex-protoplasmische Monere) entwickelt habe, zu verfallen.
Analogie ist das leitende Gesetz in der Natur, der einzig wahre Ariadnefaden, der uns durch die unentwirrbaren Pfade ihrer Domäne zu ihren ersten und letzten Mysterien führen kann. Die Natur ist unendliches schöpferisches Potenzial, und keine Generation von Naturwissenschaftlern wird sich jemals rühmen können, ihre Wege und Methoden vollständig erforscht zu haben, wie einheitlich die Gesetze auch sein mögen, nach denen sie agiert. Wenn wir uns vorstellen können, wie eine Kugel Feuernebel – über Äonen durch die interstellaren Räume ziehend – allmählich zu einem Planeten wird, eine selbstleuchtender Globus, um schließlich in den Zustand einer menschentragenden Welt oder Erde überzugehen, und so aus einem weichen, formbaren Körper ein felsiger Globus geworden ist; und wenn wir sehen, dass alles auf ihr sich aus einem kernlosen Gallertpartikel entwickelt, das zum Sarkod170 der Monere wird, dann aus seinem protistischen Zustand171 in die Form eines Tieres übergeht, um zu den riesigen, reptilienartigen Ungeheuern der mesozoischen Zeiten heranzuwachsen; und anschließend wieder zu dem heute lediglich in den tropischen [SD # 154] Regionen vorkommenden (verhältnismäßig) zwergartigen Krokodil zu schrumpfen und zur allgemein verbreiteten Eidechse172 – wenn wir uns all das vorstellen können, wie könnte dann der Mensch allein dem allgemeinen Gesetz entrinnen? „In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde“, sagt die Genesis, und wiederholt damit Aussagen aller anderen heiligen Schriften des Ostens; und für die Titanen sprechen anthropologische und physiologische Tatsachen.
Dem gepanzerten Schalentier gleich, das einmal aus einem Gallertpartikel, einem „vollkommen homogenen Teilchen aus Eiweiß in einem festen, adhäsiven Zustand“ hervorging, war einst die äußere Hülle des ursprünglichen Menschen, seine frühere „Röcke aus Fellen“. Zusätzlich enthielt diese Schale jedoch eine unsterbliche spirituelle Monade sowie eine temporäre psychische Form und entsprechenden Körper. Der moderne feste, muskulöse Mensch, nahezu unempfindlich gegenüber jedem Klima, war möglicherweise vor etwa 25.000.000 Jahren genau diese Haeckelsche Monere, streng genommen ein „Organismus ohne Organe“, eine vollständig homogene Substanz mit einem strukturlosen Eiweißkörper im Innern und lediglich äußerlich mit einer menschlichen Form.
Kein Wissenschaftler hat das Recht, in diesem Jahrhundert die Zahlen der Brahmanen in Sachen der Chronologie als grotesk zu bezeichnen, denn ihre eigenen Berechnungen gehen oft weit über die von der esoterischen Wissenschaft gemachten Behauptungen hinaus. Das kann leicht gezeigt werden.
Helmholtz berechnete, dass die Abkühlung unserer Erde von einer Temperatur von 2.000 ° C auf 200 ° C einen Zeitraum von nicht weniger als 350.000.000 Jahren eingenommen haben muss. Die westliche Wissenschaft (einschließlich der Geologie) scheint unserem Globus im Allgemeinen ein Alter von insgesamt 500.000.000 Jahren zuzugestehen. Sir William Thomson jedoch datiert das erste Auftreten pflanzlichen Lebens 100.000.000 Jahre zurück – eine Behauptung, der die archaischen Aufzeichnungen achtungsvoll widersprechen. In den Domänen der Wissenschaft scheinen sich Spekulationen täglich zu ändern. Unterdessen sind einige Geologen völlig gegen eine Begrenzung. „Volger . . . . berechnet, dass die für die Ablagerung der uns bekannten Schichten erforderliche Zeit mindestens 648 Millionen Jahre betragen haben muss . . . .“ Sowohl Zeit als auch Raum sind unendlich und ewig. „Die Erde, als materielle Existenz, ist in der Tat unendlich; lediglich die Veränderungen, denen sie unterworfen war, können mit endlichen Zeitperioden bestimmt werden.“ (Burmeister) „Wir müssen daher annehmen, dass der Sternenhimmel nicht nur räumlich, was kein Astronom anzweifelt, sondern auch zeitlich ohne Anfang und Ende ist; dass er niemals erschaffen wurde und dass er unvergänglich ist.“ (Siehe Czolbe)173
Czolbe spricht genau das aus, was auch die Okkultisten behaupten. Die arischen Okkultisten jedoch, kann uns gesagt werden, wussten nichts von diesen späteren Spekulationen. „Sie wussten nicht einmal von der Globenform unserer Erde.“ [SD # 155] (Coleman) Das Vishnu-Purana enthält eine Antwort darauf, die gewisse Orientalisten sehr irritierte.
. . . „Auf allen Dvipas (Kontinenten) steht die Sonne allezeit in der Mitte des Tages, gegenüber der Mitternacht, Maitreya! Doch Auf- und Untergang der Sonne sind beständig einander entgegengesetzt, und das gilt auch für alle Kardinalpunkte und auch für die Kreuzungspunkte, Maitreya; so sprechen die Menschen vom Sonnenaufgang, wo immer sie ihn beobachten, und wenn die Sonne wieder verschwindet, ist es für sie der Sonnenuntergang. Für die Sonne, die sich immer an ein und demselben Ort befindet, gibt es weder Untergang noch Aufgang. Denn was Aufgang und Untergang genannt wird, ist lediglich die Sichtbarkeit und Nichtsichtbarkeit der Sonne.“ („Vishnu-Purana“, Buch II, viii)
Dazu bemerkt Fitzedward Hall: „Die an dieser Stelle gelehrte Heliozentrizität ist bemerkenswert. Etwas weiter hinten wird ihr jedoch widersprochen.“ Absichtlich widersprochen, da es sich dabei um eine geheime Tempellehre handelte. Martin Haug fiel dieselbe Lehre an einer anderen Stelle auf. Es ist nutzlos, die Arier noch weiter zu verleumden.
Kehren wir zur Chronologie der Geologen und Anthropologen zurück. Wir fürchten, dass die Wissenschaft in dieser Hinsicht den Anschauungen der Okkultisten nichts Vernünftiges entgegenzusetzen hat. Dass „vom Menschen, dem höchsten organischen Wesen der Schöpfung, in den ältesten Schichten keine Spur zu finden war; lediglich in den obersten, den sogenannten alluvialen Lagerstätten“, ist alles, was vorgebracht werden könnte. Dass der Mensch aber nicht das letzte Glied in der Säugetierfamilie darstellt, sondern in dieser Runde das erste, ist etwas, was die Wissenschaft eines Tages anzuerkennen gezwungen sein wird. Eine ähnliche Anschauung wurde auch bereits in Frankreich von einer sehr hohen Autorität vertreten.
Es kann gezeigt werden, dass der Mensch im mittleren Tertiär und auch bereits in einem geologischen Zeitalter gelebt hat, in dem noch nicht eine einzige der heute bekannten Säugetierarten existierte; diese Behauptung kann die Wissenschaft nicht abstreiten, und sie wurde jetzt von de Quatrefages174 bewiesen. Aber selbst wenn wir annehmen, es existiere kein Beweis für seine Existenz im Eozän, wie viel Zeit ist seit der Kreidezeit vergangen? Wir wissen, dass es lediglich die kühnsten Geologen wagen, das erste Auftreten des Menschen weiter zurück zu versetzen als in das Miozän. Doch wie viel Zeit, fragen wir, ist in den Zeitaltern und Perioden seit dem Mesozoikum vergangen? Nach einer ordentlichen Portion Streit und Spekulation schweigt die Wissenschaft, und zur Beantwortung der Frage gezwungen sagen die größten Autoritäten für den Gegenstand: „Wir wissen es nicht“. Das sollte zeigen, dass die Wissenschaftler in dieser Sache keine größeren Autoritäten sind als die Profanen. Wenn nach Professor Huxley „der für die Kohlebildung notwendige Zeitraum allein sechs Millionen Jahre ausmacht“,175 wie viele weitere Millionen von Jahren wären erforderlich, [SD # 156] die Zeit auszufüllen zwischen dem Jura oder der Mitte des sogenannten „Reptilien“-Zeitalters (dem Zeitpunkt des Erscheinens der dritten Rasse) bis hinauf zum Miozän, als der Hauptteil der vierten Rasse überschwemmt wurde?176
Der Schreiberin ist durchaus bekannt, dass die furchtsame Mehrheit immer gegen jene Fachmänner stand, deren Berechnungen für das Alter des Globus und des Menschen die längsten Zeiträume erbrachten. Aber das beweist sehr wenig, da es selten so ausgeht, wenn überhaupt einmal, dass sich die Mehrheit dauerhaft als im Recht erweist. Harvey stand über viele Jahre allein. Die Fürsprecher der Überquerung des Atlantischen Ozeans per Dampfschiff liefen Gefahr, ihre Tage in einem Irrenhaus zu beenden. Mesmer wird bis zum heutigen Tag (in den Konversationslexika) als Marktschreier und Betrüger in eine Reihe gestellt mit Cagliostro und St. Germain. Und jetzt, nachdem die Herren Charcot und Richet die Behauptungen Mesmers rechtfertigten und der „Mesmerismus“ unter dem neuen Namen Hypnotismus – eine falsche Nase in einem sehr alten Gesicht – von der Wissenschaft akzeptiert wird, steigert das nicht gerade unsere Hochachtung vor dieser Mehrheit, insbesondere wenn wir die Leichtfertigkeit und Sorglosigkeit in Betracht ziehen, mit der sie mit dem „Hypnotismus“, den „telepathischen Beeinflussungen“ und seinen weiteren Erscheinungen umgehen. Kurz gesagt sprechen Sie darüber, als hätten sie seit den Tagen Salomons daran geglaubt und nicht noch vor wenigen Jahren ihre Anhänger als „Wahnsinnige und Betrüger“ abgetan!177
Dieselbe Umwälzung des Denkens dauert noch über lange Zeitperioden, die die Esoterische Philosophie als das Alter der geschlechtlichen und physiologischen Menschheit annimmt. Daher hat sogar die Stanze, die sagt: –
„Die Gemütgeborenen, die Knochenlosen, gaben Dasein den aus dem Willen Geborenen mit Knochen“; mit dem Zusatz, dass dies in der Mitte der dritten Rasse vor 18.000.000 Jahren stattgefunden hat – noch Aussicht, von zukünftigen Wissenschaftlern akzeptiert zu werden.
Was das Denken des 19. Jahrhunderts anbelangt: Selbst von einigen von einem abnormalen Respekt für die sich verändernden Schlussfolgerungen der Wissenschaft durchdrungenen persönlichen Freunden wird uns gesagt, dass eine solche Aussage absurd sei. Um wie viel unwahrscheinlicher wird unsere weitere Behauptung erscheinen, dass die erste Rasse noch um viele weitere Millionen von Jahren früher aufkam. Es steht außer Frage, ob die anfängliche Entwicklung der ursprünglichen göttlichen [SD # 157] Rassen mit Sicherheit entweder in das frühe sekundäre oder in das primäre geologische Zeitalter zu verweisen ist. Denn auch wenn die genauen Zahlen geheimgehalten werden, ist eine Sache klar, dass nämlich die Angabe von 18.000.000 Jahren für den geschlechtlichen physischen Menschen außerordentlich verlängert werden muss, wenn der gesamte Vorgang der spirituellen, astralen und physischen Entwicklung betrachtet wird. Viele Geologen sind in der Tat der Ansicht, dass bezüglich einer Schätzung der Dauer des Quartärs und des Tertiärs Zugeständnisse erforderlich sind. Und es ist ganz sicher, dass keine wie auch immer negativ gearteten irdischen Bedingungen die Hypothese eines Menschen im Eozän widerlegen, wenn ein Beweis für seine Existenz gefunden wird. Okkultisten, die behaupten, dass obige Angaben uns weit in das sekundäre oder „reptilische“ Zeitalter zurückführen, können sich zur Unterstützung der Möglichkeit der Existenz des Menschen in diesem fernen Altertum auf de Quatrefages berufen. In Bezug auf die frühesten Wurzelrassen liegt der Fall jedoch ganz anders. Wenn doch die dichten Schwaden aus mit Kohlensäure übersättigten Dämpfen, die seit Beginn der Sedimentation aus dem Boden entwichen oder sich in der Atmosphäre in der Schwebe hielten, für das Leben der menschlichen Organismen, wie sie jetzt bekannt sind, tödlich waren – dann wird man fragen, wie die ursprünglichen Menschen darin existieren konnten. Diese Überlegung ist jedoch nicht relevant. Die damals vorherrschenden irdischen Bedingungen berührten in keiner Weise jene Ebene, auf welcher die Evolution der ätherisch astralen Rassen vonstatten ging. Erst in verhältnismäßig jungen geologischen Zeiträumen warf der spiralförmige Verlauf des zyklischen Gesetzes die Menschheit auf die niedrigste Stufe der physischen Evolution – auf die Ebene grob materieller Kausalität. In den frühen Zeitaltern war die astrale Evolution allein im Gange, und die beiden Ebenen, die astrale und die physische,178 hatten keine unmittelbaren Berührungspunkte miteinander, obwohl sie sich auf parallelen Linien entwickelten. Es ist einleuchtend, dass ein schattenhaft ätherischer Mensch aufgrund seiner Struktur – wenn man das so nennen kann – nur zu der Ebene in Beziehung steht, welcher die Substanz seines Upadhi entnommen wurde.
Vielleicht existieren Dinge, die den weitblickenden, aber nicht allsehenden Augen unserer heutigen Naturforscher entgangen sein könnten. Die Natur selbst unternimmt es jedoch, die fehlenden Glieder zu liefern. Die agnostisch-spekulativen Denker müssen zwischen der von der östlichen Geheimlehre und den hoffnungslos materialistisch-darwinistischen und biblischen Berichten über den Ursprung des Menschen wählen, d. h. zwischen der Abwesenheit von Seele und von spiritueller Evolution und der okkulten Lehre, welche sowohl die „besondere Schöpfung“ als auch die „evolutionistische“ Anthropogenesis gleichermaßen zurückweist.
Um die Frage der „spontanen Zeugung“ wieder aufzunehmen, das Leben hat – wie die Wissenschaft zeigt – nicht immer auf dieser irdischen Ebene geherrscht. [SD # 158] Es gab eine Zeit, die selbst die Haeckelsche Monere – jenes einfache Protoplasmaklümpchen – noch nicht auf dem Meeresboden zu finden war. Woher kam der Impuls, der die Kohlenstoff-, Stickstoff- und Sauerstoff-Moleküle etc. dazu veranlasste, sich zu Okens Urschleim zusammenzufügen, dem neuerdings Protoplasma getauften organischen „Schleim“? Was waren die Vorbilder der Moneren? Zumindest konnten sie nicht von anderen bereits geformten Globen auf Meteoriten herabgefallen sein, ungeachtet Sir William Thomsons darauf abzielender wilder Theorie. Und selbst wenn sie auf diese Weise herabgefallen wären; wenn unsere Erde ihren Vorrat an Lebenskeimen von anderen Planeten erhalten hätte; wer oder was hat sie dann auf diese Planeten gebracht? Wenn die okkulte Lehre abgewiesen wird, sehen wir uns hier wieder gezwungen, uns einem Wunder zu stellen; und zwar die Theorie eines persönlichen, anthropomorphischen Schöpfers anzunehmen, dessen von Monotheisten behauptete Eigenschaften und Beschreibungen der Philosophie und der Logik ebenso widersprechen wie sie das Ideal einer unendlichen, universellen Gottheit herabsetzen, vor deren unfassbarer ehrfurchtgebietender Größe der höchste menschliche Intellekt sich nichtig fühlt. Es möge sich nicht herausstellen, dass sich der moderne Philosoph eigenmächtig auf den höchsten Gipfel bisher entwickelter menschlicher Intellektualität setzt und doch spirituell und intuitiv weit hinter den Vorstellungen selbst der alten Griechen zurücksteht, die wiederum selbst in dieser Hinsicht weit hinter den Philosophen des östlichen, arischen Altertums zurückblieben. Ein philosophisch aufgefasster Hylozoismus steht für den höchsten Aspekt des Pantheismus. Er ist das einzig mögliche Entkommen aus dem auf einer tödlichen Materialität fußenden idiotischen Atheismus und aus den noch idiotischeren anthropomorphischen Vorstellungen der Monotheisten; zwischen diesen beiden steht er auf seinem eigenen, vollständig neutralen Boden. Der Hylozoismus verlangt den absoluten Göttlichen Gedanken, der die zahllosen aktiven, schöpferischen Kräfte oder „Schöpfer“ durchdringt; deren Wesenheiten von dem Göttlichen Gedanken bewegt werden, ihre Existenz in, von und durch diesen haben; wobei Letzterer nichtsdestoweniger keinen persönlichen Anteil an ihnen und ihren Schöpfungen hat, nicht mehr als die Sonne an der Sonnenblume und ihren Samen oder an der Vegetation im Allgemeinen. Man weiß von der Existenz solcher aktiven „Schöpfer“, und man glaubt an sie, weil sie vom inneren Menschen des Okkultisten wahrgenommen und empfunden werden. So behaupten Letztere, dass es nicht möglich ist, eine absolute Gottheit, die unbedingt und ohne Beziehung sein muss, nicht gleichzeitig als aktiver, schöpferischer, einziger lebendiger Gott gedacht werden kann, ohne das Ideal unmittelbar herabzuwürdigen.179 Eine Gottheit, die sich in Raum und Zeit offenbart – welche lediglich Formen von Tat sind, dem absoluten All – kann nur ein Bruchteil des [SD # 159] Ganzen sein. Und da jenes „All“ in seiner Unbedingtheit nicht geteilt werden kann, kann dieser empfundene Schöpfer (wir meinen Schöpfer im Plural) im besten Fall nur ein bloßer Aspekt davon sein. Um dieselbe Metapher zu gebrauchen – ungeeignet zwar, die gesamte Idee auszudrücken, für den gegenwärtigen Fall aber gut passend – sind diese Schöpfer wie die zahlreichen Strahlen der Sonnenscheibe, die sich des Werkes nicht bewusst ist und sich nicht um es kümmert; indes werden ihre Vermittler, die Strahlen, jedes Frühjahr zum Instrumentalmedium – der manvantarischen Morgendämmerung der Erde –, um die der Natur und ihrer differenzierten Materie innewohnende, ruhende Vitalität zu befruchten und zu erwecken. Dieser Sachverhalt wurde im Altertum so gut verstanden, dass selbst der mäßig religiöse Aristoteles anmerkte, dass ein solches Werk der unmittelbaren Schöpfung für Gott ziemlich unangemessen sei – ἀπρεπὲς τῷ ϴεῷ. Platon und andere Philosophen lehrten dasselbe: Die Gottheit kann nicht selbst Hand an die Schöpfung legen – αὐτουρνεῖν ἅπαντα. Das nennt Cudworth „Hylozoismus“. Wie der alte Zeno laut Laertios gesagt haben soll: „Die Natur ist ein sich auf der Grundlage im Keim vorhandener Prinzipien selbst antreibender Habitus; sie vervollkommnet und enthält die unterschiedlichen, zu bestimmten Zeiten von ihr hervorgebrachten Dinge und handelt dabei in Übereinstimmung mit dem, von welchem sie abgetrennt wurde.“180
Kehren wir zu unserem Gegenstand zurück und halten inne, um darüber nachzudenken. Sollte in jenen Zeiten tatsächlich ein Pflanzenleben existiert haben, das sich trotz der damals giftigen Elemente ernähren konnte; und wenn es sogar ein Tierleben gab, dessen Organisation dem Wasser angepasst war und das sich trotz des raren Sauerstoffs entwickeln konnte, warum könnte da nicht auch menschliches Leben in einer beginnenden, physischen Form existiert haben, d. h. eine Rasse von Wesen, die dieser geologischen Periode und ihren Bedingungen angepasst war? Außerdem gesteht die Wissenschaft ein, dass sie über die tatsächliche Länge der „geologischen Perioden“ nichts weiß.
Die uns vorliegende Hauptfrage lautet jedoch, ob mit vollkommener Sicherheit behauptet werden kann, dass seit dem sogenannten „azoischen“ Zeitalter jemals eine solche Atmosphäre existierte, wie sie von den Naturforschern hypothetisch angenommen wird. Nicht alle Physiker stimmen mit dieser Idee überein. Wäre die Schreiberin höchst bemüht, die Lehren der Geheimlehre durch die exakte Wissenschaft zu bestätigen, könnte sie ganz einfach die Zugeständnisse mehrerer Physiker aufzeigen, dass sich die Atmosphäre seit der ersten Kondensation der Ozeane wenig, wenn überhaupt, verändert hat – d. h. seit der laurentinischen Periode, dem Pyrolitischen Zeitalter. Das ist zumindest die Ansicht von Blanchard, S. Meunier und selbst von Bischof – wie die Experimente des letztgenannten Wissenschaftlers mit Basalten gezeigt haben. Denn wenn wir der Mehrheit der Wissenschaftler Glauben schenken hinsichtlich der Menge tödlicher Gase und mit Kohlenstoff und Stickstoff vollständig gesättigter Elemente im Lebensraum des Pflanzen- und Tierreichs, die dort lebten, gediehen und sich entwickelten, wie gezeigt wurde, dann müsste man zu dem seltsamen Schluss gelangen, dass die Ozeane dieser Tage [SD # 160] mit flüssiger Kohlensäure anstelle von Wasser angefüllt waren. Es ist sehr zweifelhaft, ob die Ganoiden oder auch nur selbst die ursprünglichen Trilobiten in den Ozeanen des primären Zeitalters mit einem solchen Element leben konnten, geschweige denn im Silur, wie Blanchard zeigt.
Die für die früheste Rasse der Menschen notwendigen Bedingungen entstehen jedoch ohne jegliche Elemente, ob in einfacher oder in komplexer Form. Was zu Beginn festgestellt wurde, wird aufrecht erhalten. Die geistige, ätherische Wesenheit brauchte keine „Elemente“. Schon bevor sich das erste siderische „Gallertklümpchen“ im Ozean der groben, kosmischen Materie entwickelte, lebte sie in Räumen, welche der Erde unbekannt sind, Milliarden und Millionen von Jahren, bevor unser globales Stäubchen – Erde genannt – in der Unendlichkeit ins Dasein trat und die Moneren in ihren Tropfen – den Ozeanen – erzeugte. Der „Manu mit weichen Knochen“ war auf Kalziumphosphat wohl nicht angewiesen, da er keine Knochen hatte, außer in einem übertragenen Sinn. Und während selbst die Moneren, wie homogen ihr Organismus auch sein mag, auf gewisse physische Lebensbedingungen angewiesen sind, die ihre weitere Entwicklung unterstützen, waren die atmosphärischen Bedingungen in der Umwelt für jenes Wesen, das sich später zum ursprünglichen Menschen und zum „Vater des Menschen“ entwickelte, vollkommen gleichgültig, da es sich auf Daseinsebenen entwickelte, von der die Wissenschaft nicht zu träumen wagt. Der ursprüngliche Vorfahr in Brasseur de Bourbourgs „Popol Vuh“, der in den mexikanischen Legenden mit derselben Leichtigkeit unter der Erdoberfläche und dem Wasser agieren und leben konnte wie auf der Erde, entspricht lediglich der zweiten und anfänglichen dritten Rasse unserer Berichte. Und wenn sich die drei Naturreiche in den vorsintflutlichen Zeitaltern so stark von ihren heutigen Zuständen unterschieden, warum sollte nicht der Mensch aus Materialien und Atomverbindungen bestanden haben, die der Naturwissenschaft heute vollständig unbekannt sind? Wissenschaftlichen Hypothesen zufolge haben sich die heute nahezu zahllosen Unterarten und Arten bekannter Pflanzen und Tiere alle aus ursprünglichen und viel weniger zahlreichen organischen Formen entwickelt. Warum sollte nicht dasselbe auch im Fall des Menschen, der Elemente und alles Übrigen geschehen sein? „Die universale Genesis geht von der Eins aus, teilt sich in die Drei, dann in die Fünf und gipfelt schließlich in der Sieben, um in die Vier, Drei und Eins zurückzukehren.“ (Kommentar)
Für zusätzliche Beweise siehe Teil II dieses Bandes, „Die Siebenheit in der Natur“.
[SD # 161]
STANZE VII
Von den halbgöttlichen herab
zu den ersten menschlichen Rassen
§§ (24) Die höheren Schöpfer verwerfen in ihrem Stolz die von den „Söhnen des Yogas“ evolvierten Formen. (25) Sie weigern sich, in die ersten „Eigeborenen“ zu inkarnieren. (26) Sie wählen die späteren Androgynen. (27) Der erste mit Verstand begabte Mensch.
24. Die Söhne der Weisheit, die Söhne der Nacht (hervorgegangen aus Brahmâs Körper, als derselbe zur Nacht wurde), zur Wiedergeburt bereit, kamen herab. Sie sahen die (intellektuell) abscheulichen Formen der ersten Dritten (noch unvernünftigen Rasse) (a). „Wir können wählen“, sagten die Herren, „wir besitzen Weisheit“. Einige traten in die Chhayas ein. Einige projizierten den Funken. Einige warteten bis zur Vierten (Rasse). Aus ihrer eigenen Essenz füllten (intensivierten) sie Kama (den Träger der Begierde). Jene, die eintraten, wurden Arhats. Jene, die nur einen Funken erhielten, blieben ohne (die höhere) Erkenntnis. Der Funke brannte schwach (b). Die Dritten blieben ohne Gemüt. Ihre Jivas (Monaden) waren nicht bereit. Unter den Sieben (ursprünglichen Menschenarten) wurden sie beiseite gesetzt. Sie wurden engstirnig. Die Dritten waren bereit. „In diesen werden wir wohnen“, sprachen die Herren der Flamme (c).
Diese Stanze enthält den gesamten Schlüssel zu den Mysterien des Bösen in sich, des sogenannten Falles der Engel und die mannigfaltigen sich daraus ergebenden Probleme, welche die Philosophen verwirrten, seit der Mensch ein Gedächtnis besaß. Sie löst das Geheimnis der sich in der Folge zeigenden Ungleichheiten der intellektuellen Fähigkeiten, der Geburt oder gesellschaftlichen Stellung und gibt eine logische Erklärung für den unbegreiflichen Verlauf Karmas in den darauffolgenden Äonen. Die beste Erklärung, die angesichts der Schwierigkeit des Gegenstandes gegeben werden kann, wird jetzt versucht.
(a) Bis hinauf zur vierten Runde und selbst bis zum späteren Teil der dritten Rasse in dieser Runde besitzt der Mensch einstweilen lediglich die Intellektualität eines Tieres – wenn dieser irreführende Name den immer wechselnden Formen gegeben werden kann, welche die Monaden in den ersten drei Runden und den ersten zweieinhalb Rassen der gegenwärtigen Runde bekleideten. Erst in der gegenwärtigen Runde, in der Mitte des Weges, entwickelte er in sich das vierte Prinzip vollständig zu einem geeigneten Träger des [SD # 162] fünften. Manas wird aber erst in der folgenden Runde verhältnismäßig vollständig entwickelt sein, wenn es die Möglichkeit haben wird, bis zum Ende der Runden vollständig göttlich zu werden. Wie Christian Schöttgen in seinen „Horae Hebraicae“ etc. sagt, hatte der erste irdische Adam „lediglich den Lebensodem“, Nephesch, aber keine lebendige Seele.
(b) Hier sind die niederen Rassen gemeint, von denen noch einige Arten übrig sind – wie die (jetzt rasch aussterbenden) Ureinwohner Australiens sowie einige afrikanische und ozeanische Stämme. „Sie waren nicht bereit“ bedeutet, dass die karmische Entwicklung dieser Monaden sie noch nicht dazu befähigte, menschliche Formen zu bewohnen, die für eine Inkarnation in höheren intellektuelleren Rassen bestimmt war. Aber das wird später erklärt.
(c) Der Zohar spricht vom „schwarzen Feuer“, welches absolute Licht-Weisheit ist. Wer vom alten theologischen Vorurteil verleitet ist und sagen will: „Die Asuras sind aber die rebellierenden Devas, die Widersacher der Götter – und daher Teufel und Geister des Bösen“, erhält zur Antwort: Die Esoterische Philosophie lässt weder Gut noch Böse als etwas unabhängig in der Natur Existierendes per se zu. Die Ursache für beides liegt in Bezug auf den Kosmos in der Notwendigkeit der Gegensätze oder Kontraste und im Hinblick auf den Menschen in seiner menschlichen Natur, seiner Unwissenheit und seinen Leidenschaften. Es gibt keine Teufel oder das vollkommen Böse, genauso wenig existieren absolut vollkommene Engel, auch wenn es Geister des Lichts und der Dunkelheit geben mag; somit ist Luzifer – der Geist der intellektuellen Erleuchtung und Gedankenfreiheit – metaphorisch das rettende Leuchtfeuer, das dem Menschen seinen Weg um die Klippen und Sandbänke des Lebens zu finden hilft. Denn Luzifer ist in seinem höchsten Aspekt der Logos und in seinem niedrigsten der „Widersacher“ – und beide werden in unserem Ego reflektiert. Von der Natur Christi sprechend macht Lactantius den Logos, das Wort, zum erstgeborenen Bruder Satans, dem „ersten aller Geschöpfe“. („Inst. div.“, Buch II, Kap. viii, „Qabbalah“, S. 116)
Das Vishnu-Purana beschreibt diese ursprünglichen Geschöpfe (die Arvakshrotas) mit gewundenen Verdauungskanälen: Sie waren „mit inneren Offenbarungen begabt, doch untereinander wussten sie nichts über ihre Art und Natur“. Die achtundzwanzig Arten von Badhas oder Unvollkommenheiten beziehen sich nicht, wie Wilson dachte, auf die von ihm aufgezählten, heute bekannten Tiere, denn diese existierten in jenen geologischen Perioden noch gar nicht. Das wird im besagten Werk ganz deutlich formuliert, indem zuerst die „fünffältige unbewegliche Welt“ (auf diesem Globus) erschaffen wird, die Mineralien und Pflanzen; dann folgen jene Fabelwesen, die Tiryakshrotas (die von den „Herren“ vernichteten Ungeheuer des Abgrundes, siehe Stanzen II und III); dann die Urdhvashrotas, die glücklichen, himmlischen Wesen, die sich von Ambrosia ernähren, und zuletzt die Arvakshrotas, menschliche Wesen – Brahmâs sogenannte [SD # 163] siebte Schöpfung. Doch diese „Schöpfungen“, einschließlich Letzterer, geschahen nicht auf diesem Globus, wo immer sie auch sonst stattgefunden haben mögen. Nicht Brahmâ erschafft die Dinge und Menschen auf dieser Erde, sondern das Haupt und der Herr der Prajapatis, der Herren des Daseins und der irdischen Schöpfung.181 Dem Befehl Brahmâs gehorchend, machte Daksha (die Synthese oder das Aggregat der irdischen Schöpfer und Vorfahren, Pitris mit eingeschlossen) höhere und niedere (vara und avara) Dinge, „bezogen auf putra“, Nachkommen, und „Zweifüßler und Vierfüßler, und anschließend mit Hilfe seines Willens (die Söhne von Wille und Yoga) Frauen“ – d. h. er trennte die Androgynen. Hier haben wir wieder die vor den „Vierfüßlern“ erschaffenen „Zweifüßler“ oder Menschen, wie in den esoterischen Lehren (vide supra und Stanze XII, wie bereits erklärt).
In den exoterischen Erzählungen werden die Asuras als die ersten Wesen aus dem „Körper der Nacht“ erschaffen, während die Pitris aus dem Körper der Dämmerung hervorgehen; Parashara platziert (im Vishnu-Purana) die „Götter“ zwischen die beiden und erklärt, sie seien aus dem „Körper des Tages“ hervorgegangen. Das macht es einfach, einer bestimmten Absicht gewahr zu werden, nämlich die Abfolge der Schöpfung zu verschleiern. Der Mensch ist der Arvakshrota, der aus dem „Körper der Morgendämmerung“ kommt; an anderer Stelle wird nochmals auf ihn Bezug genommen, wenn von Brahmâ, dem Schöpfer der Welt, gesagt wird, dass er „grausame Wesen erschuf, die als Bhutas und Fleischfresser bezeichnet“ wurden, oder wie der Text es formuliert, „schreckliche Unholde, affenartig und fleischfressend“.182 Anderseits werden die Rakshasas gewöhnlich übersetzt mit „bösen Geistern“ und „Götterfeinde“, was sie mit den Asuras gleichsetzt. Als Hanuman im Ramayana den Feind in Lanka auskundschaftet, entdeckt er dort Rakshasas, einige scheußlich, „während andere schön anzusehen waren“, und im Vishnu-Purana wird unmittelbar darauf Bezug genommen, dass sie die Heilande der „Menschheit“ oder Brahmâs werden.
Die Allegorie ist sehr geschickt. Großer Intellekt und allzu viel Wissen sind eine zweischneidige Waffe im Leben und taugen als Werkzeug sowohl zum Bösen als auch zum Guten. Mit Selbstsucht verbunden, werden sie die gesamte Menschheit zu einem Fußschemel für die Erhebung dessen Besitzers machen und zu einem Werkzeug zur Erreichung seiner Ziele; wohingegen ihre Anwendung für selbstlose, altruistische Zwecke vielen zur Erlösung verhelfen kann. Auf jeden Fall wird ein Mensch ohne Selbstbewusstsein und Intellekt ein Idiot sein, ein Untier in menschlicher Form. Brahmâ ist Mahat – das Universalgemüt. Daher zeigen die allzu Selbstsüchtigen unter den Rakshasas das Verlangen, in den Besitz all dessen zu gelangen – Mahat zu „verschlingen“. Diese Allegorie ist transparent.
Jedenfalls identifiziert die Esoterische Philosophie die vorbrahmanischen [SD # 164] Asuras, Rudras,183 Rakshasas und all die anderen in den Allegorien vorkommenden „Widersacher“ der Götter mit den Egos, die den noch vernunftlosen Menschen der dritten Rasse wissentlich unsterblich machten, indem sie sich in ihn inkarnierten. Sie sind also im Inkarnationszyklus der wirklich duale Logos – das sich widerstreitende und doppelgesichtige göttliche Prinzip im Menschen. Der darauffolgende Kommentar und die Shlokas mögen ohne Zweifel mehr Licht auf diesen sehr schwierigen Lehrsatz werfen, doch die Schreiberin fühlt sich nicht dazu berechtigt, sie vollständig zu veröffentlichen. Über die Aufeinanderfolge der Rassen sagen sie jedoch:
„Zuerst erscheinen auf dieser Erde die Selbstexistierenden. Sie sind die ‘spirituellen Leben’, die in der Morgendämmerung einer jeden Wiedergeburt der Welten von dem absoluten Willen und Gesetz projiziert werden. Diese Leben sind die göttlichen ‘Sishtas’ (die Samen-Manus oder die Prajapatis und die Pitris).
Aus ihnen gehen hervor:
1. Die erste Rasse, die „Selbstgeborenen“. Sie sind die (astralen) Schatten ihrer Vorfahren.184 Der Körper war bar jeglichen Verstandes (Verstand, Intelligenz und Willenskraft). Das innere Wesen (das höhere Selbst oder die Monade) befand sich zwar innerhalb der irdischen Gestalt, war jedoch nicht mit ihr verbunden. Das Bindeglied, Manas, war noch nicht vorhanden.
2. Aus der Ersten (Rasse) ging die Zweite hervor, die „Schweißgeborenen“185 und [SD # 165] die „Knochenlosen“ genannt. Dies ist die zweite Wurzelrasse, von den Erhaltern (Rakshasas)186 und den inkarnierenden Göttern (den Asuras und die Kumaras) mit den ersten ursprünglichen und schwachen Funken (dem Keim der Intelligenz) ausgestattet . . Und aus diesen geht wiederum hervor:
3. Die dritte Wurzelrasse, die „Zweifältigen“ (die Androgynen). Die ersten Rassen derselben sind Schalen, bis schließlich die letzte von ihnen von den Dhyanis „bewohnt“ (d. h. beseelt) wurde.
Die zweite Rasse, wie oben festgestellt ebenfalls geschlechtslos, hat zu Beginn aus sich selbst heraus die dritte, androgyne Rasse entwickelt, mittels eines entsprechenden, aber bereits komplexeren Vorganges. Wie im Kommentar beschrieben, waren die Allerersten jener Rasse:
„Die ‘Söhne des passiven Yogas’.187 Sie gingen aus den zweiten Manushyas [SD # 166] (Menschenrasse) hervor und wurden Eier legend. Bei der Fortpflanzung schieden sie eiförmige Gebilde aus. Die kleinen, kugelförmigen Kerne entwickelten sich zu einem großen, weichen, einem Ei ähnelnden Träger, der allmählich erhärtete, worauf er, nach einer Reifungsperiode, zerbrach und das junge menschliche Tier ohne Hilfe aus ihm schlüpfte, so wie in unserer gegenwärtigen Rasse die Hühner.“
Das muss dem Leser lächerlich absurd erscheinen. Nichtsdestoweniger liegt es exakt auf der Linie der von der Wissenschaft für die Entwicklung der lebenden Tierarten wahrgenommenen evolutionären Analogie. Zuerst die monerenartige Fortpflanzung durch Selbstteilung (siehe Haeckel); dann, nach einigen weiteren Stadien die ovipare Fortpflanzung wie bei den Reptilien, welchen die Vögel folgen; und zuletzt die Säugetiere mit ihren ovoviviparen Arten der Hervorbringung ihrer Jungen.
Wird der Begriff ovovivipar auf einige Fische und Reptilien angewendet, die ihre Eier innerhalb des Körpers ausbrüten, warum sollte er dann nicht auch auf weibliche Säugetiere, einschließlich der menschlichen Frau, anwendbar sein? Das Ovulum, in dem nach der Befruchtung die Entwicklung des Fötus stattfindet, ist ein Ei.
Auf jeden Fall ist diese Vorstellung philosophischer als die von einer Eva mit einer plötzlich erschaffenen Plazenta, die wegen des Apfels den Kain hervorbringt, wenn selbst das Beuteltier, das früheste der Säugetiere, noch keine Plazenta aufweist.
Außerdem ist die von der Wissenschaft enthüllte progressive Reihenfolge der Fortpflanzungsmethoden eine glänzende Bestätigung der esoterischen Ethnologie. Die Daten müssen nur tabellarisch angeordnet werden, um unsere Behauptung zu beweisen (vgl. besonders Schmidts „Doctrine of Descent and Darwinism“, S. 39 et seq., und Laings „A Modern Zoroastrian“, S. 102-111).
I. Zellteilung
(a) Zu beobachten in der Zweiteilung des als Monere oder Amöbe bekannten Protoplasmakörnchens.
(b) Zu beobachten in der Teilung der mit einem Kern ausgestatteten Zelle, wobei sich der Kern in zwei Unterkerne spaltet, die sich entweder innerhalb der ursprünglichen Zellwand entwickeln oder sie zersprengen und sich außerhalb von ihr als unabhängige Wesenheiten vermehren (vgl. die erste Wurzelrasse).
II. Knospung
Ein kleiner Teil der elterlichen Struktur quillt aus der Oberfläche hervor, trennt sich schließlich ab und wächst zur Größe des ursprünglichen Organismus an, z. B. bei vielen Pflanzen, den Seeanemonen etc. (vgl. die zweite Wurzelrasse).188
[SD # 167] III. Sporen
Eine einzelne Zelle wird vom elterlichen Organismus ausgeworfen und entwickelt sich zu einem vielzelligen Organismus, der die Eigenschaften des Letzteren kopiert, z. B. Bakterien und Moose.
IV. Intermediärer Hermaphroditismus
Männliche und weibliche Organe gehören demselben Individuum an; z. B. die Mehrzahl der Pflanzen, Würmer und Schnecken etc.; der Knospung verwandt (vgl. zweite und frühe dritte Wurzelrasse).
V. Wirkliche geschlechtliche Vereinigung (vgl. die spätere dritte Wurzelrasse)
Wir kommen nun zu einem wichtigen Punkt bezüglich der doppelten Evolution des Menschengeschlechtes. Die Söhne der Weisheit oder die spirituellen Dhyanis waren durch ihren Kontakt mit der Materie „intellektuell“ geworden, da sie bereits in früheren Inkarnationszyklen diesen Grad von Intellektualität erreicht hatten, der es ihnen ermöglichte, auf dieser materiellen Ebene zu unabhängigen und selbstbewussten Wesenheiten zu werden. Sie wurden lediglich aufgrund karmischer Wirkungen wiedergeboren. Sie traten in jene ein, die „bereit“ waren, und wurden die oben angedeuteten Arhats oder Weisen. Das bedarf einer Erklärung.
Es bedeutet nicht, dass die Monaden in Formen eintraten, in denen sich bereits andere Monaden befanden. Sie waren „Wesenheiten“, „Intelligenzen“ und bewusste Geister; Wesenheiten, die durch Vereinigung mit weiter entwickelter Materie noch bewusster zu werden suchten. Ihre Wesenheit unterschied sich nicht von der Universalen Wesenheit, so rein war sie. Doch ihre „Egos“ oder ihr Manas (nachdem sie Manasaputra genannt werden, aus „Mahat“ oder „Brahmâ“ geboren), mussten irdische, menschliche Erfahrungen durchlaufen um allwissend zu werden und darauf vorbereitet sein, den zurückführenden aufsteigenden Zyklus beginnen zu können. Die Monaden sind keine separaten, begrenzten oder bedingten Prinzipien, sondern Strahlen des einen universellen, absoluten Prinzips. Wenn ein Sonnenstrahl hinter einem anderen durch dieselbe Öffnung in einen dunklen Raum eintritt, wird das nicht zwei Strahlen ergeben, sondern einen intensiveren Strahl. Es entspricht nicht dem Naturgesetz, dass der Mensch vor der siebten Rasse in der siebten Runde zu einem vollkommenen siebenfältigen Wesen wird. Und doch finden sich all diese Prinzipien seit seiner Geburt latent in ihm. Auch gibt das Evolutionsgesetz nicht vor, dass das fünfte Prinzip (Manas) seine vollständige Entwicklung vor der fünften Runde erlangen sollte. Alle derartigen vorzeitig entwickelten Intellekte (auf der spirituellen Ebene) in unserer Rasse sind abnormal; wir nennen sie „Fünftrunder“. Selbst in der kommenden siebten Rasse am Ende dieser vierten Runde wird Manas im Gegensatz zu unseren dann voll entwickelten vier niederen Prinzipien lediglich relativ entwickelt sein. Diese Beschränkung bezieht sich jedoch allein auf die spirituelle Entwicklung. Die intellektuelle Entwicklung auf der physischen Ebene wurde während der vierten Wurzelrasse erreicht. Diejenigen, die „halb fertig“ waren, die „nur einen Funken“ empfingen, stellen somit die Durchschnittsmenschheit dar, die ihre Intellektualität in der gegenwärtigen manvantarischen Evolution erlangen muss, [SD # 168] woraufhin sie im nächsten Manvantara zur vollen Aufnahme der „Söhne der Weisheit“ bereit sein wird. Jene, die überhaupt „nicht bereit waren“, die spätesten Monaden, die sich am Ende der dritten Runde noch kaum aus ihren letzten, den Übergang bildenden, niederen tierischen Formen entwickelt hatten, blieben währenddessen die „Engstirnigen“ der Stanze. Das erklärt die andernfalls unerklärlichen Abstufungen der Intellektualität zwischen den verschiedenen Menschenrassen – dem Naturvolk der Buschmänner und den Europäern – bis heute. Jene Stämme der Naturvölker, deren Verstandeskräfte nur wenig über die der Tiere hinausreichen, sind nicht ungerechterweise enterbt oder benachteiligt, wie einige denken mögen – nichts dergleichen. Sie sind lediglich die zuletzt angekommenen menschlichen Monaden, die nicht bereit waren: Sie müssen sich in der gegenwärtigen Runde wie auch auf den drei verbleibenden Globen entwickeln (somit auf vier verschiedenen Daseinsebenen), um den Rang der Durchschnittsklasse zu gelangen, bevor sie in die fünfte Runde eintreten. Eine Bemerkung mag sich als nützlich erweisen, um das Denken des Schülers in diesem Zusammenhang anzuregen. Als sie zum ersten Mal als Menschen geboren wurden, mussten die Monaden der niedrigsten Arten der Menschheit (der „schmalstirnigen“189 Ureinwohner der Südseeinseln, Afrikas und Australiens) nicht wie ihre intelligenteren Brüder Karma abarbeiten. Die Ersteren beginnen jetzt, ihr Karma zu weben, die Letzteren sind mit vergangenem, gegenwärtigem und zukünftigem Karma belastet. In dieser Beziehung ist der arme Ureinwohner glücklicher als der größte Genius zivilisierter Länder.
Halten wir inne, bevor wir weitere solcher seltsamen Lehren geben. Prüfen wir und finden heraus, inwieweit die alten Schriften und sogar die Wissenschaft die Möglichkeit solch wilder Vorstellungen, wie sie in unserer Anthropogenese zu finden sind, zulassen oder sogar eindeutig bestätigen.
Wiederholen wir, was gesagt worden ist, so finden wir: – Die Geheimlehre beansprucht für den Menschen (1) einen polygenetischen Ursprung. (2) Verschiedene Fortpflanzungsarten, bevor die Menschheit in die gewöhnliche Zeugungsmethode verfiel. (3) Dass die Evolution der Tiere – auf jeden Fall der Säugetiere – nach der Evolution des Menschen erfolgt, anstatt ihr vorauszugehen. Und genau das steht den jetzt allgemein akzeptierten Evolutions- und Abstammungstheorien des Menschen von einem tierischen Ahnen diametral gegenüber.
[SD # 169] Geben wir dem Kaiser, was des Kaisers ist und versuchen zuallererst herauszufinden, welche Chancen die polygenetische Theorie bei den Wissenschaftlern hat.
Nun neigt die Mehrheit der darwinistischen Evolutionisten zu einer polygenetischen Erklärung des Ursprungs der Rassen. In dieser besonderen Frage sind jedoch, wie in vielen anderen Fällen, die Gelehrten nicht einig; sie stimmen überein, dass sie nicht übereinstimmen.
„Stammt der Mensch von einem einzigen Paar oder von unterschiedlichen Gruppen ab – Mono- oder Polygenismus? Soweit man es wagen darf, sich über etwas zu äußern, was in Abwesenheit von Augenzeugen (?) niemals bekannt sein wird (?), ist die zweite Hypothese bei Weitem die wahrscheinlichste.“190 Abel Hovelacque kommt in seinem „Science of Language“ zu einem ähnlichen Schluss, indem er aus dem Beweismaterial folgert, das einem Sprachforscher zugänglich ist.
In einer vor der British Association gehaltenen Ansprache bemerkte Professor W. H. Flower zu dieser Frage:
„Die mit den heute bekannten Eigenschaften und der Verteilung der Menschenrassen am besten übereinstimmende Anschauung . . . . ist eine modifizierte monogenetische Hypothese (!). Ohne auf die schwierige Frage einzugehen, in welcher Weise der Mensch zuerst auf der Welt erschien, müssen wir dafür ein ungeheures Alter annehmen, zumindest am historischem Standard bemessen. Wären wir im Besitz irgendeiner Annäherung an eine vollständige paläontologische Aufzeichnung, könnte die Geschichte des Menschen rekonstruiert werden, aber nichts Derartiges ist verfügbar.“
Ein solches Zugeständnis muss für den Dogmatismus der physikalischen Evolutionisten als verhängnisvoll betrachtet werden, und es eröffnet einen weitreichenden Spielraum für okkulte Spekulationen. Die Gegner der Darwinistischen Theorie waren und bleiben noch immer Polygenisten. „Intellektuelle Giganten“ wie John Crawfurd und James Hunt erörterten die Frage und favorisierten die Polygenesis, und in ihren Tagen war die Stimmung eher zugunsten dieser Theorie als gegen sie. Erst im Jahr 1864 begannen die Darwinisten sich mit der Theorie der Einheit zu verbinden, deren erste Koryphäen Huxley und Lubbock wurden.
Was die andere Frage nach der Priorität des Menschen in der Abfolge der Evolution vor den Tieren angeht, ist die Antwort ebenso rasch gegeben. Wenn der Mensch wirklich der Mikrokosmos des Makrokosmos ist, dann hat die Lehre nichts so sehr Unmögliches an sich und ist nur logisch. Denn für die drei unter ihm stehenden niedrigeren Reiche wird der Mensch zum Makrokosmos. Wir können auch von einem physischen Standpunkt aus argumentieren; mit Ausnahme des Mineralreiches – welches das Licht selbst ist, kristallisiertes und inmetallisiertes Licht – wurden die physischen Strukturen in allen niedrigeren Reichen, von den Pflanzen bis zu jenen Geschöpfen, die den ersten Säugetieren vorangingen, mit Hilfe des „abgelagerten Staubes“ der Mineralien und der nicht angenommenen menschlichen Materie gefestigt, einerlei ob von lebenden oder toten [SD # 170] Körpern, von denen sie sich ernährten und die ihnen ihre äußeren Körper gaben. Seinerseits wurde auch der Mensch physischer, indem er das in sein System wiederaufnahm, was er zuvor herausgegeben hatte und was in den lebendigen Seelentiegeln, die es durchlaufen hatte, infolge der alchemistischen Transmutationen der Natur umgeformt worden war. Es gab Tiere in jenen Tagen, die sich unsere modernen Naturforscher nicht im Traum vorstellen könnten. Und je stärker der physische, materielle Mensch wurde, der Riese jener Zeit, desto mächtiger wurden seine Emanationen. Sobald sich diese androgyne „Menschheit“ in Geschlechter geteilt hatte, von der Natur in Kinder gebärende Maschinen verwandelt, beendete sie die Fortpflanzung mittels aus dem Körper austretender Tropfen von Lebensenergie. Doch als der Mensch noch nichts wusste über seine Fortpflanzungskräfte auf der menschlichen Ebene (vor seinem Fall, wie ein Anhänger Adams sagen würde), wurde die gesamte von ihm weit und breit verstreute Lebenskraft von der Natur zur Hervorbringung der ersten Säugetierformen benutzt. Die Evolution ist ein ewiger Zyklus des Werdens, wird uns gelehrt; und die Natur lässt nicht ein einziges Atom ungenutzt. Außerdem strebt vom Anbeginn der Runde an alles in der Natur dahin, Mensch zu werden. Sämtliche Impulse der dualen, zentripetalen und zentrifugalen Kräfte sind auf einen Punkt ausgerichtet – den Menschen. In der Abfolge der Wesen besteht der Fortschritt laut Agassiz „in einer wachsenden Gleichartigkeit der lebendigen Fauna und unter den Wirbeltieren, insbesondere in der zunehmenden Ähnlichkeit mit dem Menschen. Der Mensch ist der Abschluss, dem alle tierische Schöpfung seit dem ersten Auftreten der ersten paläozoischen Fische zustrebt.“191
So ist es; die „paläozoischen Fische“ stehen aber an der niederen Kurve des Evolutionsbogens der Formen; und diese Runde begann mit dem Astralmenschen, der Reflexion der Dhyan Chohans, der sogenannten „Bauleute“. Der Mensch ist das Alpha und das Omega der objektiven Schöpfung. Wie es in „Isis Unveiled“ heißt: „Alle Dinge hatten ihren Ursprung im Geist – indem die Evolution ursprünglich oben begann und nach unten fortschritt, anstatt anders herum, wie es die Darwinistische Theorie lehrt.“192 Daher wohnt die von dem oben angeführten hervorragenden Naturforscher angesprochene Tendenz sämtlichen Atomen inne. Wollte man das auf beide Seiten der Evolution anwenden, würden sich die Beobachtungen sehr störend auf die heute nahezu zum (darwinistischen) Gesetz gewordene moderne Theorie auswirken.
Wenn wir das Werk von Agassiz zustimmend zitieren, darf das deshalb nicht so verstanden werden als würden die Okkultisten der Theorie, die den Menschen vom Tierreich herleitet, irgendwelche Zugeständnisse machen. Die Tatsache, dass er in dieser Runde den Säugetieren vorausging, wird von der Überlegung, dass die Letzteren (Säugetiere) den Spuren des Menschen folgen, offensichtlich nicht angefochten.
[SD # 171]
25. Wie handelten die Manasa, die Söhne der Weisheit? Sie lehnten die Selbstgeborenen (die Knochenlosen) ab. Sie sind nicht bereit. Sie verschmähten die (ersten) Schweißgeborenen.193 Sie sind nicht ganz bereit. Sie wollten nicht eintreten in die (ersten) Eigeborenen.194
Für einen Theisten oder Christen dürfte dieser Vers eine ziemlich theologische Vorstellung andeuten: die vom Fall der Engel durch den Stolz. In der Geheimlehre jedoch scheinen die Gründe für die Weigerung, sich in halbfertige physische Körper zu inkarnieren, mehr mit physiologischen als mit metaphysischen Erwägungen verwoben zu sein. Nicht alle Organismen waren ausgereift. Die inkarnierenden Kräfte wählten die reifsten Früchte und verschmähten die übrigen.195
Durch einen sonderbaren Zufall wählte die Schreiberin bei der Auswahl eines vertrauten Namens für das Festland, auf dem die ersten Androgynen – die dritte Wurzelrasse – sich teilten, aus geografischen Erwägungen den von P. L. Sclater erfundenen Namen „Lemurien“. Erst später erwies sich beim Lesen von Haeckels „Pedigree of Man“, dass der deutsche „Animalist“ den Namen für seinen letzten Kontinent gewählt hatte. Er verlegt, wirklich treffend, das Zentrum menschlicher Evolution nach „Lemurien“, jedoch mit einer leichten wissenschaftlichen Abänderung. Lemurien als die „Wiege des Menschengeschlechtes“ bezeichnend malt er die allmähliche Umwandlung des anthropoiden Säugetieres in den ursprünglichen Ureinwohner aus!! Vogt wiederum ist der Ansicht, dass der Mensch in Amerika aus einem Zweig der Breitnasenaffen entsprang, unabhängig von der Entstehung afrikanischer und asiatischer Wurzelstämme der Schmalnasen der alten Welt. Die Anthropologen liegen sich in dieser sowie in vielen anderen Fragen wie gewöhnlich in den Haaren. Wir werden diese Behauptung in Stanze VIII im Licht der Esoterischen Philosophie untersuchen. Unterdessen wollen wir die Aufmerksamkeit einen Moment lang den verschiedenen gemäß der Evolutionsgesetze aufeinanderfolgenden Fortpflanzungsarten widmen.
Beginnen wir mit der Vermehrung der späteren Unterrassen der dritten menschlichen Rasse, bei denen, die mit dem heiligen Feuer der Funken höherer und damals unabhängiger Wesen ausgestattet wurden, den psychischen und spirituellen Vätern des Menschen, so wie die niederen Pitar Devatas (die Pitris) die Vorfahren seines physischen Körpers waren. Diese dritte und heilige Rasse bestand aus Menschen, die auf ihrem Höhepunkt [SD # 172] als „gewaltige Riesen von göttlicher Kraft und Schönheit und Verwahrer aller Geheimnisse von Himmel und Erde“ beschrieben wurden. Sind sie gleichermaßen gefallen, wenn die Inkarnation damals der Fall war?
Davon in Kürze. Dass die Hauptgötter und Heroen der vierten und fünften Rasse sowie des späteren Altertums die vergötterten Abbilder dieser Menschen der dritten sind, ist das Einzige, was jetzt beachtet werden muss. Die Tage ihrer physiologischen Reinheit und ihres sogenannten Falls sind gleichermaßen in den Herzen und im Gedächtnis ihrer Nachkommen lebendig geblieben. Daher die bei diesen Göttern auftretende doppelte Natur, sowohl Tugend als auch Sünde werden in den von der Nachwelt zusammengestellten Biografien in höchstem Maße verherrlicht. Sie waren die voradamische und die göttliche Rasse, mit der sich jetzt selbst die Theologie zu beschäftigen beginnt, in deren Anschauung sie alle „die verfluchten kainitischen Rassen“ darstellen.
Aber nun muss das Wirken der „spirituellen Vorfahren“ jener Rasse zunächst beiseite gestellt werden. Ein sehr schwieriger und verwickelter Punkt in Bezug auf die Verse 26 und 27 erfordert eine Erläuterung. Sie lauten:
26. Als die Schweißgeborenen die Eigeborenen hervorbrachten, die Zweifältigen (die androgyne dritte Rasse)196 und die Mächtigen, die Starken mit Knochen, da sprachen die Herren der Weisheit: „Nun werden wir erschaffen.“ (a)
Warum „jetzt“ – und nicht früher? Das erklärt der folgende Vers.
27. Die Dritte (Rasse) wurde (dann) das Vahan (Träger) der Herren der Weisheit. Sie erschuf „Söhne von Wille und Yoga“, durch Kriyashakti (b) erschuf sie sie, die heiligen Väter, Vorfahren der Arhats.
(a) Wie konnten sie erschaffen, wenn doch die „Herren der Weisheit“ identisch mit den indischen Devas sind, die verweigerten „zu schaffen“? Sie sind ganz klar die [SD # 173] Kumaras des indischen Pantheons und der Puranas, jene älteren Söhne Brahmâs, „Sanandana und die anderen Söhne der Vedhas“. Sie waren früher von ihm erschaffen worden, „blieben ohne Begierde oder Leidenschaft keusch und waren von heiliger Weisheit durchdrungen und ohne Wunsch nach Nachkommen.197
Die zuerst von ihnen benutzte Schöpferkraft ist dieselbe, die sie seither von ihrem hohen Stand in die Position böser Geister herabsinken ließ, zu Satan und seiner Schar, ihrerseits von der unreinen Fantasie exoterischen Glaubens hervorgebracht. Das geschah durch Kriyashakti, jene geheimnisvolle und göttliche Kraft, die im Willen eines jeden Menschen verborgen liegt. Wird sie nicht durch Yogaübungen aktiviert, angeregt und entwickelt, verbleibt sie in 999.999 von einer Million Menschen latent und verkümmert. Diese Kraft wird in den „Zwölf Tierkreiszeichen“198 wie folgt erklärt:
(b) „Kriyashakti – die geheimnisvolle Gedankenkraft, die denselben befähigt, mittels der ihm innewohnenden Energie äußere, wahrnehmbare, phänomenale Ergebnisse hervorzubringen. Die Alten waren der Ansicht, dass sich eine Idee äußerlich manifestieren wird, sobald jemandes Aufmerksamkeit (und Willen) tief auf sie konzentriert ist; auf ähnliche Weise wird das gewünschte Ergebnis einer intensiven Willensbewegung folgen. Ein Yogi bewirkt im Allgemeinen seine Wunder mit Hilfe von Icchashakti (Willenskraft) und Kriyashakti.“
Die dritte Rasse hatte auf diese Weise die sogenannten Söhne von Wille und Yoga oder die „Ahnen“ (die spirituellen Vorväter) aller darauffolgenden und gegenwärtigen Arhats oder Mahatmas auf wahrhaft unbefleckte Weise erschaffen. Sie wurden in der Tat erschaffen und nicht wie ihre Brüder in der vierten Runde gezeugt, die nach der Trennung der Geschlechter, dem Fall des Menschen, geschlechtlich erschaffen wurden. Schöpfung ist lediglich das Ergebnis des auf die phänomenale Materie einwirkenden Willens, das aus ihr das ursprüngliche göttliche Licht und das ewige Leben hervorruft. Sie waren die „heiligen Saatkörner“ der zukünftigen Erlöser der Menschheit.
Hier müssen wir wieder unterbrechen, um gewisse schwierige Punkte zu erklären, von denen es hier so viele gibt. Es ist nahezu unmöglich, solche Unterbrechungen zu vermeiden. Der Leser wird auf die Kapitel über „Die gefallenen Engel“ und „Die mystischen Drachen“ im zweiten Teil dieses Bandes verwiesen für weitere Erläuterungen und einen philosophischen Bericht über die Natur jener Wesen, die heute als die „bösen“ und aufrührerischen Geister angesehen werden, die Kriyashakti-Schöpfer.
Die Reihenfolge der Evolution der Menschenrassen steht wie folgt im fünften Buch der Kommentare und wurde bereits gegeben:
Die ersten Menschen waren Chhayas (1); die zweiten die „Schweißgeborenen“ (2); die dritten die „Eigeborenen“ und die durch die Kraft von Kriyashakti geborenen heiligen Väter (3); die vierten waren die Kinder Padmapanis (Chenresi) (4).
[SD # 174] Natürlich sind solche urzeitlichen Fortpflanzungsformen – die Evolution des eigenen Abbildes durch Schweißtropfen, danach durch Yoga und dann durch das, was die Menschen als Magie betrachten werden (Kriyashakti) – schon vorab dazu verdammt, als Märchen betrachtet zu werden. Dennoch, beginnend mit der ersten und mit der letzten endend, gibt es in ihnen nichts wirklich Wundersames, noch etwas, was nicht als natürlich gezeigt werden könnte. Das muss nachgewiesen werden.
(1) Chhaya-Geburt oder die ursprüngliche Art geschlechtsloser Fortpflanzung, die erste Rasse sickerte sozusagen aus den Körpern der Pitris heraus, wird in einer kosmischen Allegorie in den Puranas angedeutet.199 Es ist die wunderschöne Allegorie und Erzählung von Samjna, der Tochter Vishvakarmans, vermählt mit der Sonne. Samjna war „unfähig, die Glut ihres Herrn zu ertragen“, gab ihm ihre Chhaya (Schatten, Abbild oder Astralkörper) und begab sich in den Urwald, um religiöse Andachtsübungen oder Tapas zu verrichten. Die Sonne, in der „Chhaya“ ihre Ehefrau vermutend, zeugte Kinder mit ihr wie Adam mit Lilith – wie in der Legende ebenfalls ein ätherischer Schatten, jedoch ein tatsächlich lebendes weibliches Ungetüm vor Millionen von Jahren.
Aber vielleicht beweist dieses Beispiel kaum mehr als die überschwängliche Fantasie der Verfasser der Puranas. Wir haben jedoch einen weiteren Beweis parat. Könnten die materialisierten Formen, die manchmal aus den Körpern gewisser Medien heraussickern, anstatt zu verschwinden fixiert und verdichtet werden, wäre die Schöpfung der ersten Rasse vollständig verständlich. Diese Art von Fortpflanzung kann es nicht verfehlen, für den Schüler anregend zu sein. Sicherlich ist ein solche Fortpflanzungsart weder geheimnisvoller noch unmöglicher als die Empfängnis des Fötus, sein Heranreifen und seine Geburt als Kind, so wie wir es jetzt kennen. Für den Verstand des wahren metaphysischen Denkers ist Ersteres viel verständlicher als Letzteres.
Nun zu der seltsamen und wenig verstandenen Bestätigung in den Puranas betreffs der „Schweißgeborenen“.
(2) Kandu ist ein Weiser und ein Yogi und ragt durch heilige Weisheit und fromme Strenge heraus, was schließlich die Eifersucht der Götter erweckt, die sich in den indischen Schriften in einem niemals endenden Streit mit den Asketen befinden. Indra, der „König der Götter“200 sendet schließlich eine seiner weiblichen Apsaras, um den Weisen zu versuchen. Das ist nicht schlechter, als wenn Jehovah Sarah, Abrahams Frau, schickt, um den Pharao zu versuchen. Aber in Wahrheit sind es diese Götter (und dieser Gott), die immer versuchen, die Asketen zu stören und sie so um die Frucht ihrer Buße zu bringen. Es wäre besser, sie als die „versuchenden Dämonen“ zu betrachten, anstatt diesen Begriff auf die Rudras, Kumaras und Asuras anzuwenden, deren große Heiligkeit und Keuschheit den Don Juanischen Göttern des Pantheons wie ein beständiger Vorwurf vorkommen. In sämtlichen puranischen Allegorien finden wir jedoch genau [SD # 175] das Umgekehrte, und das nicht ohne einen guten esoterischen Grund.
Der König der Götter (oder Indra) sendet eine schöne Apsara (Nymphe) namens Pramlocha, um Kandu zu verführen und seine Buße zu stören. Sie hat mit ihrer unheiligen Absicht Erfolg, und „907 Jahre, sechs Monate und drei Tage“201 in ihrer Gesellschaft zugebracht erschienen dem Weisen wie ein einziger Tag. Sobald dieser psychologische oder hypnotische Zustand endet, verflucht der Muni bitterlich das Geschöpf, das ihn verführt und so seine Andachtsübungen gestört hat. „Hinweg, fort!“ ruft er, „nichtswürdiges Bündel von Blendwerken!“ . . . Und Pramlocha flieht entsetzt davon, indem sie den Schweiß mit den Blättern der Bäume von ihrem Körper wischt, indem sie durch die Lüfte geht. Sie ging von Baum zu Baum, und als sie mit den dunklen, die Baumwipfel krönenden Sprossen ihre Glieder abtrocknete, trat das von dem Rishi empfangene Kind als Schweißtropfen aus den Poren ihrer Haut hervor. Die Bäume empfingen die lebendigen Tautropfen, und die Winde sammelten sie zu einer Masse. „Diese“, sagte Soma (der Mond), „reifte ich mit meinen Strahlen. Und allmählich wuchsen sie an, bis die Ausdünstung, die auf den Baumwipfeln geruht hatte, zu dem lieblichen Mädchen namens Marisha wurde.“202
Nun steht Kandu hier für die erste Rasse. Er ist ein Sohn der Pitris, daher einer, dem der Verstand fehlt, was dadurch angedeutet wird, dass er nicht imstande ist, einen Zeitraum von nahezu tausend Jahren von einem einzigen Tag zu unterscheiden. Daher wird er so dargestellt, dass er leicht hintergangen und verblendet werden kann. Das stellt eine Variante der Allegorie in der Genesis von Adam dar, geboren als ein Abbild aus Ton, dem der „Herrgott“ den Lebensatem einhaucht, jedoch nicht den des Intellekts und der Unterscheidungsfähigkeit, die erst entwickelt wurden, nachdem er von der Frucht vom Baum der Erkenntnis gekostet hatte; mit anderen Worten, als er die Vernunft zu entwickeln begann und Manas in sich eingepflanzt hatte, dessen irdischer Aspekt von der Erde ist, obwohl seine höchsten Fähigkeiten es mit dem Geist und der Göttlichen Seele verbinden. Pramlocha ist die indische Lilith des arischen Adams. Und Marisha, die aus dem Schweiß ihrer Poren geborene Tochter, ist die „Schweißgeborene“, und als Symbol steht sie für die zweite Rasse der Menschheit.
Wie in der Fußnote (vide supra) angemerkt, ist es nicht Indra, der in diesem Fall in den Puranas genannt wird, sondern Kamadeva, der Gott der Liebe und des Verlangens, der Pramlocha auf die Erde schickt. Sowohl die Logik als auch die Geheimlehre zeigen, dass es so sein muss. Denn Kama ist der König und der Herr der Apsaras, von welchen eine Pramlocha ist; und wenn daher Kandu sie mit dem [SD # 176] Ausruf verdammt „Du hast die Aufgabe erfüllt, die Dir vom Herrscher der Götter zugewiesen war; geh!“, muss er damit Kama meinen und nicht Indra, welchem die Apsaras nicht dienstbar sind. Denn Kama ist wiederum im „Rigveda“ (x, 129) die Personifikation jener Empfindung, die zur Schöpfung führt und antreibt. Er war die erste Bewegung, die das Eine nach seiner Manifestation aus dem rein abstrakten Prinzip dazu anregte, zu erschaffen. „Das Verlangen regte sich zuerst in Ihm, dem ursprünglichen Keim des Gemüts; welches die Weisen, mit ihrem Intellekt suchend, als das Band entdeckt hatten, welches das Sein mit dem Nichtsein verbindet.“ Ein Hymnus im Atharvaveda erhebt Kama zu einem höchsten Gott und Schöpfer und sagt: „Kama war als Erster geboren, Ihm sind weder Götter noch Väter (Pitris) noch Menschen gleichgekommen. . . . . „Der Atharvaveda identifiziert ihn mit Agni, stellt ihn aber über diesen Gott. Das Taittiriya Brahmana macht ihn allegorisch zum Sohn Dharmas (moralisch religiöser Pflicht, Frömmigkeit und Gerechtigkeit) und der Sraddha (Glauben). Anderswo ist Kama aus dem Herzen Brahmâs geboren; daher ist er Atman-Bhu, „selbstexistierend“, und Aja, der „Ungeborene“. Dass er Pramlocha sandte, hat eine tief philosophische Bedeutung; von Indra gesandt – hat diese Erzählung keine. Wie Eros in der ersten griechischen Mythologie mit der Schöpfung der Welt in Verbindung gebracht und erst später zum sexuellen Amor wurde, so war Kama in seinem ursprünglich vedischen Charakter (Harivamsha macht aus ihm einen Sohn Lakshmis, die Venus ist). Wie bereits erwähnt, stellt die Allegorie dar, wie das psychische Element das physiologische entwickelt, vor der Geburt Dakshas, des Vorfahren der wirklichen physischen Menschen, von Marisha zur Geburt gebracht. Vor dieser Zeit wurden die lebenden Wesen und Menschen hervorgebracht „durch den Willen, durch den Blick, durch Berühren und durch Yoga“, wie gezeigt werden wird.
Das ist also die Allegorie über die Fortpflanzungsart der Zweiten oder der „Schweißgeborenen“. Dasselbe gilt für die dritte Rasse in ihrer schließlichen Entwicklung.
Durch die Vermittlung Somas, des Mondes, wird Marisha von den Prachetasas zur Frau genommen, ebenfalls eine Schöpfung der „aus dem Gemüt geborenen“ Söhne Brahmâs,203 die mit ihr den Patriarchen Daksha zeugen, in einem früheren Kalpa oder Leben [SD # 177] ebenfalls ein Sohn Brahmâs, fügen die Puranas erklärend hinzu, um irrezuführen, sie sagen jedoch die Wahrheit.
(3) Die frühe dritte Rasse wird dann aus „Schweiß“tropfen gebildet, die nach mancherlei Transformationen zu menschlichen Körpern heranwachsen. Das ist nicht weniger vorstell- oder begreifbar als das Heranwachsen des Fötus aus einem fast nicht wahrnehmbaren Keim und seiner darauffolgenden Entwicklung zu einem Kind und zu einem starken, schweren Menschen. Aber laut den Kommentaren ändert diese Rasse ihre Fortpflanzungsart noch einmal. Es heißt, dass sie eine vis formativa emanierte, welche die Schweißtropfen in größere Tropfen verwandelte. Diese wuchsen, dehnten sich aus und wurden zu eiförmigen Körpern – zu riesigen Eiern. In diesen reifte der menschliche Fötus mehrere Jahre lang heran. In den Puranas wird Marisha, die Tochter des Weisen Kandu, zur Frau der Prachetasas und zur Mutter Dakshas. Nun wurde Daksha, der Vater der ersten menschenartigen Vorfahren, auf diese Art geboren. Er wird später besprochen. Die Evolution des Menschen, des Mikrokosmos, verläuft analog zur Evolution des Universums, des Makrokosmos. Seine eigene Evolution steht zwischen der des Letzteren und der des Tieres, für welches der Mensch seinerseits einen Makrokosmos darstellt.
Dann entwickelt sich die Rasse:
(4) Zur androgynen oder hermaphroditischen. Dieser Vorgang des Austragens von Menschen erklärt vielleicht, warum Aristophanes204 die Natur der alten Rasse als androgyn beschreibt, die Form eines jeden Einzelwesens sei rundlich, „denn der Rücken und die Seiten bildeten einen Kreis“ und ihre „Laufweise war kreisförmig . . . . besaßen furchtbare Kraft und Stärke und waren von gewaltigem Ehrgeiz erfüllt“. Daher, um sie zu schwächen, „teilte Zeus sie (in der dritten Wurzelrasse) in zwei, und Apollo (die Sonne) schloss unter seiner Anleitung die Haut.“ Die Madegassen (die Insel gehörte zu Lemurien) besitzen eine Überlieferung bezüglich des ersten Menschen. Zuerst lebte er, ohne Nahrung zu sich zu nehmen, und nachdem er der Speise gefrönt hatte, bildete sich an seinem Bein eine Schwellung; als sie platzte, kam eine Frau aus ihr hervor, die zur Mutter ihrer Rasse wurde. Wahrlich, . . . „unsere Wissenschaften der Heterogenesis und der Parthenogenesis zeigen, dass das Feld noch offen ist . . . . Die Polypen . . . . bringen ihre Nachkommenschaft aus sich selbst hervor, wie die Knospen und Verzweigungen eines Baumes. . . .“ Warum nicht auch der ursprüngliche menschliche Polyp? Der sehr interessante Polyp Stauridium wechselt zwischen der Knospung und der geschlechtlichen Fortpflanzungsart hin und her. Sonderbar genug bringt er, obwohl er nur einem Polypen gleich aus einen Stock herauswächst, Knospen hervor, die sich schließlich zu einer Seenessel oder Meduse entwickeln. Die Meduse unterscheidet sich stark von ihrem elterlichen Organismus, dem Stauridium. Sie vermehrt sich auch anders, auf geschlechtliche Art, und aus den so entstandenen Eiern [SD # 178] erscheinen wieder einmal Stauridien. Diese auffallende Tatsache mag vielen das Verständnis dafür vermitteln, dass eine Form entwickelt werden kann, die – wie bei den geschlechtlichen Lemuriern hermaphroditischer Abstammung – sich von ihren unmittelbaren Vorfahren gänzlich unterscheidet. Es ist außerdem nicht zu bezweifeln, dass im Fall menschlicher Inkarnationen das Gesetz des rassischen oder individuellen Karmas die untergeordneten „Vererbungs“anlagen seines Dieners außer Kraft setzt.
Die Bedeutung des letzten Satzes in dem oben angeführten Kommentar zum Vers 27, nämlich dass die vierte Rasse die Kinder Padmapanis waren, kann ihre Erklärung in einem gewissen Brief des Inspirators des „Esoteric Buddhism“ auf Seite 68 zitiert finden. „Die Mehrheit der Menschheit gehört der siebten Unterrasse der vierten Wurzelrasse an – die oben erwähnten Chinesen und ihre Ableger und Verzweigungen (Malaien, Mongolen, Tibetaner, Ungarn, Finnen und selbst die Eskimos sind alle Überbleibsel dieser letzten Abzweigungen).“
Padmapani, oder im Sanskrit Avalokitesvara, heißt im Tibetischen Chenresi. Nun ist Avalokitesvara der große Logos in seinem höheren Aspekt und in den göttlichen Regionen. Doch auf den manifestierten Ebenen ist er, wie Daksha, der Vorfahr (in einem spirituellen Sinn) der Menschen. Padmapani-Avalokitesvara wird esoterisch Bodhisattva genannt (oder Dhyan Chohan), Chenresi Vanchug, „der Mächtige und Allsehende“. Heute wird er als der größte Beschützer Asiens im Allgemeinen und Tibets im Besonderen betrachtet. Um die Tibetaner und die Lamas in der Heiligkeit zu leiten und die großen Arhats in der Welt zu bewahren, manifestiert sich dieses himmlische Wesen von Zeitalter zu Zeitalter in menschlicher Form, sagt man. So oft der Glaube in der Welt auszusterben beginnt, sendet Padmapani Chenresi, der „Lotusträger“, einen glänzenden Lichtstrahl aus und inkarniert sich unverzüglich in einem der beiden großen Lamas, im Dalai oder im Taschi Lama, erzählt eine volkstümliche Legende. Schließlich, so glaubt man, wird er sich als der „vollkommenste Buddha“ in Tibet inkarnieren, anstatt in Indien, wo seine Vorgänger, die großen Rishis und Manus, zu Beginn unserer Rasse erschienen waren, aber jetzt nicht mehr erscheinen werden. Selbst die exoterische Erscheinung des Dhyani Chenresi ist eine Andeutung der esoterischen Lehre. Er ist offenbar, wie Daksha, die Synthese aller vorangegangenen Rassen und der Vorfahr aller menschlichen Rassen, die nach der dritten erschienen, der ersten vollständigen, und wird somit in seiner elfgesichtigen Form als der Höhepunkt der vier ursprünglichen Rassen dargestellt. Dabei handelt es sich um eine in vier Reihen aufgebaute Säule, jede Reihe trägt drei Gesichter oder Häupter von unterschiedlicher Hautfarbe: Die drei Gesichter für jede Rasse sind typisch für ihre drei fundamentalen physiologischen Transformationen. Das erste ist weiß (mondfarben); das zweite ist gelb, das dritte rotbraun, das vierte, in der sich nur zwei Gesichter befinden – das dritte Gesicht ist leer geblieben (eine Anspielung auf das frühzeitige Ende der Atlantier) – ist braunschwarz. Padmapani (Daksha) sitzt auf der Säule und bildet den Apex. Weitere Informationen hierzu [SD # 179] finden sich in Shloka 39. Der Dhyan Chohan wird mit vier Armen dargestellt, eine weitere Anspielung auf die vier Rassen. Denn während zwei der Hände gefaltet sind, hält die dritte Hand einen Lotus (Padmapani, der „Lotusträger“). Diese Blume versinnbildlicht die Zeugung, und die vierte hält eine Schlange, das Emblem der Weisheit in seiner Macht. Über seinem Nacken liegt ein Rosenkranz und auf seinem Haupt das Zeichen für Wasser – Materie, Sintflut – während auf seiner Stirn das Dritte Auge ruht (Shivas Auge, das Auge der spirituellen Einsicht). Sein Name ist „Beschützer“ (Tibets), „Heiland der Menschheit“. Bei anderen Gelegenheiten, wenn er nur zwei Arme hat, ist er der Dhyani und Bodhisattva Chenresi, Chakna-Padma-Karpo, „er, der einen weißen Lotus hält“. Sein anderer Name ist Chantong, „der mit den tausend Augen“, wenn er mit tausend Armen und Händen versehen ist, auf jeder der Handflächen ist ein Auge der Weisheit dargestellt. Diese Arme kommen aus seinem Körper wie ein Strahlenwald hervor. Weitere seiner Namen sind Lokapati oder Lokanatha (Sanskrit), „Herr der Welt“; und Jigten-gonpo (tibetanisch), „Beschützer und Heiland gegen Übel“ jeglicher Art.
Padmapani ist jedoch lediglich für die Profanen symbolisch der „Lotusträger“. Esoterisch steht er für den Träger der Kalpas, deren letztes, das gegenwärtige Maha-Kalpa (Varaha), Padma genannt wird und eine Hälfte von Brahmâs Leben repräsentiert. Obwohl es ein kleineres Kalpa ist, wird es Maha, „groß“ genannt, weil es das Zeitalter mit einschließt, in welchem Brahmâ aus einem Lotus entsprang. Theoretisch sind die Kalpas unendlich, aber praktisch werden sie in Raum und Zeit geteilt und unterteilt, wobei jede Einteilung – hinab bis zur kleinsten – ihren eigenen Dhyani als Schutzherrn oder Herrscher hat. Padmapani (Avalokitesvara) wird in China in seinem weiblichen Aspekt Kwan-Yin, „die nach Belieben jede Form annimmt, um die Menschheit zu erretten“. Die Kenntnis des astrologischen Aspekts der Konstellationen an den diesbezüglichen „Geburts-Tagen“ dieser Dhyanis – einschließlich Amitabha (den O-mi-to Fo von China), z. B. am 19. Tag des zweiten Monats etc. etc. – bedeuten für den Okkultisten die größte Erleichterung bei der Ausführung sogenannter „magischer“ Kunststücke. Die Zukunft eines Individuums, alle ihre zukünftigen Ereignisse der Reihe nach angeordnet, sind in einem magischen Spiegel zu sehen, der unter den Strahl gewisser Konstellationen gestellt ist. Doch – hütet euch vor der Kehrseite der Medaille, vor Zauberei.
[SD # 180]
STANZE VIII
Die EVOLUTION der Säugetiere –
Der erste Fall
§§ (28) Wie die ersten Säugetiere hervorgebracht wurden. (29) Eine quasi-Darwinistische Evolution. (30) Die Tiere erhalten feste Körper. (31) Ihre Trennung in Geschlechter. (32) Die erste Sünde der vernunftlosen Menschen.
28. Aus den Schweißtropfen (a); aus dem Rest der Substanz; aus Materie toter Körper von Mensch und Tier des vorangegangenen Rades (der vorherigen dritten Runde) und aus abgeworfenem Staub wurden die ersten Tiere (dieser Runde) hervorgebracht.
(a) Die okkulte Lehre behauptet, dass die Säugetiere in dieser Runde ein späteres Werk der Evolution waren als der Mensch. Die Evolution schreitet in Zyklen voran. Der große, sieben Runden umfassende manvantarische Zyklus beginnt in der ersten Runde mit Mineral, Pflanze und Tier; auf dem absteigenden Bogen gelangt er am Ende der ersten Hälfte der vierten Runde, in der Mitte der vierten Rasse in seinem Evolutionswerk, an einen Totpunkt. Auf unserer Erde nun (der vierten und niedrigsten Sphäre) wurde dieser Mittelpunkt in der gegenwärtigen Runde erreicht. Und nachdem die Monade nach ihrer „ersten Inmetallisierung“ auf Globus A mit den mineralischen, pflanzlichen und animalischen Welten sämtliche Abstufungen der drei Zustände der Materie durchschritten hatte, mit Ausnahme des letzten Grades des dritten oder festen Zustands, den sie erst am „Mittelpunkt der Evolution“ erreichte, ist es nur logisch und natürlich, dass der Mensch zu Beginn der vierten Runde auf Globus D als Erster erscheinen sollte; seine Gestalt sollte dann aus der feinsten Materie bestehen, die noch als gegenständlich bezeichnet werden kann. Um es noch klarer darzulegen: Beginnt die Monade ihren Zyklus von Inkarnationen durch die drei objektiven Reiche auf dem absteigenden Bogen, muss sie den aufsteigenden Bogen der Sphäre ebenfalls als Mensch beginnen. Auf dem absteigenden Bogen wird das Geistige allmählich in das Materielle umgewandelt. Auf der Mitte der Basis stehen Geist und Materie im Menschen im Gleichgewicht. Auf dem aufsteigenden Bogen kommt der Geist langsam auf Kosten des Physischen oder der Materie wieder zur Geltung, so dass die Monade sich am Ende der siebten Rasse der siebten Runde genauso [SD # 181] frei von der Materie und all ihren Eigenschaften finden wird, wie sie es zu Beginn war. Dabei hat sie die Erfahrung und Weisheit hinzugewonnen, die Frucht aller ihrer persönlichen Leben, ohne das Böse und die Versuchungen.
Diese Reihenfolge der Evolution findet sich auch in der Genesis (Kap. 1 und 2), wenn man sie in ihrem wahren esoterischen Sinn liest, denn Kap. 1 enthält die Geschichte der ersten drei Runden und der ersten drei Rassen der vierten Runde, bis zu dem Moment, als der Mensch von den Elohim der Weisheit zu bewusstem Leben berufen wird. Im Kapitel 1 werden Tiere, Wale und die Vögel der Luft vor dem androgynen Adam erschaffen.205 In Kapitel 2 kommt zuerst Adam (geschlechtslos), und die Tiere erscheinen nach ihm. Selbst der Zustand mentaler Stumpfheit und Unbewusstheit der ersten zwei Rassen und der ersten Hälfte der dritten Rasse ist im zweiten Kapitel der Genesis durch den tiefen Schlaf Adams versinnbildlicht. Der traumlose Schlaf der mentalen Untätigkeit, der Schlummer der Seele und des Gemüts ist mit diesem „Schlaf“ gemeint und ganz und gar nicht der physiologische Prozess der Differenzierung der Geschlechter, wie ein gelehrter französischer Theoretiker (Naudin) dachte.
Die Puranas, die chaldäischen und ägyptischen Fragmente und auch die chinesischen Überlieferungen zeigen alle eine Übereinstimmung mit der Geheimlehre in Bezug auf den Vorgang und die Reihenfolge der Evolution. Wir finden in ihnen nahezu unsere gesamte Lehre bestätigt, zum Beispiel die Behauptung der oviparen Fortpflanzungsart der dritten Rasse und sogar einen Hinweis auf eine weniger unschuldige Art der Fortpflanzung der ersten Säugetierformen. „Riesig, durchsichtig, stumm und ungeheuerlich waren sie“, sagt der Kommentar. Man untersuche die Erzählungen über die verschiedenen Rishis und ihrer mannigfaltigen Nachkommen; z. B. ist Pulastya der Vater aller Schlangen und Nagas – der Eier legenden Brut; Kashyapa ist durch seine Frau Tamra Urahn der Vögel und Garudas, des Königs des gefiederten Stammes; und durch seine Frau Surabhi war er der Vater der Kühe und Büffel etc. etc.
In der Geheimlehre werden die ersten Nagas – Wesen, klüger als die Schlangen – die „Söhne von Wille und Yoga“ – vor der vollständigen Trennung der Geschlechter geboren, „gereift in den menschentragenden Eiern,206 hervorgebracht von der Kraft (Kriyashakti) der heiligen Weisen der frühen dritten Rasse.207
[SD # 182] „. . . . . In ihr hatten sich die Herren der drei (oberen) Welten inkarniert, die verschiedenen Klassen der Rudras, die Tushitas gewesen waren, die Jayas gewesen waren, die Adityas sind“; denn, wie Parashara erklärt: „Es gibt Hunderte Namen für die unermesslich mächtigen Rudras.“
Einige der Nachfahren der ursprünglichen Nagas, die Schlangen der Weisheit, bevölkerten Amerika, als sich das amerikanische Festland in den glorreichen Tagen des großen Atlantis erhob (Amerika ist nämlich das Patala oder die Antipode von Jambudvipa, nicht von Bharatavarsha). Woher sonst die Überlieferungen und Legenden – Letztere immer wahrer als die Geschichte, wie Augustin Thierry sagt – und selbst die bis zum heutigen Tag in Mexiko existierenden übereinstimmenden Namen gewisser „Medizinmänner“ und Priester? Wir werden einiges über die Nargals und die Naguals zu sagen haben und auch über Nagualismus, der von den Missionaren als „Teufelsanbetung“ bezeichnet wird.
In nahezu allen Puranas wird die Geschichte vom „Opfer Dakshas“ erzählt, die früheste Erwähnung findet sich im Vayu-Purana. Trotz aller Allegorie enthält sie mehr Sinn und biologische Erkenntnisse für den Naturforscher bereit als in allen pseudowissenschaftlichen Eskapaden enthalten ist, die als gelehrte Theorien und Hypothesen gelten.
Der als Hauptvorfahre betrachtete Daksha wird in der „Sage“ außerdem als der Schöpfer des physischen Menschen bezeichnet, was dazu führt, dass in dem allgemeinen Krieg zwischen den Göttern und den Raumas sein Kopf vom Körper abgetrennt wird. Dieser Kopf wird im Feuer verbrannt und durch das Haupt eines Widders ersetzt (Kashi Khanda). Nun sind Haupt und Hörner des Widders immer das Sinnbild der zeugenden Macht und der Fortpflanzungskraft und damit phallisch. Wie wir gezeigt haben, ist es Daksha, der das Zeitalter des durch geschlechtlichen Verkehr erzeugten Menschen einleitet. Aber diese Fortpflanzungsart trat nicht plötzlich auf, wie man meinen möchte, sondern es bedurfte langer Zeiträume, bevor sie zur einzig „natürlichen“ Zeugungsart wurde. Daher wird Dakshas Opfer an die Götter so dargestellt, als sei es von Shiva gestört worden, die zerstörerische Gottheit, die Evolution und Fortschritt personifiziert und gleichzeitig den Erneuerer darstellt; der die Dinge in der einen Form lediglich zerstört, um sie in einem anderen, vollkommeneren Typus erneut ins Leben zu rufen. Shiva-Rudra erschafft den schrecklichen Virabhadra (aus seinem Atem geboren), das „tausendköpfige, tausendarmige“ (etc.) Monster, und beauftragt ihn, das von Daksha vorbereitete Oper zu zerstören. Daraufhin erschuf Virabhadra, „der in dem Bereich der Geister (ätherischer Menschen) wohnte . . . . [SD # 183] aus den Poren seiner Haut (Romakupas) mächtige Raumas208 (oder Raumyas).“ Wie mythisch die Allegorie nun auch sein mag, das Mahabharata, das ebenso viel Geschichte enthält wie die Ilias,209 lässt die Raumyas und andere Rassen auf dieselbe Art und Weise aus den Romakupas entspringen, den Haar- und Hautporen. Diese allegorische Beschreibung von Dakshas „Opfer“ ist für die Schüler der Geheimlehre, die von den „Schweißgeborenen“ wissen, sehr bedeutungsvoll.
Im Bericht aus dem Vayu-Purana über Dakshas Opfer wird außerdem gesagt, es sei in der Anwesenheit von Geschöpfen dargebracht worden, die aus dem Ei geboren wurden, aus dem Dunst, aus der Vegetation, aus den Hautporen und, erst zum Schluss, aus dem Schoß.
Daksha versinnbildlicht die anfängliche dritte Rasse, heilig und rein, noch eines individuellen Egos entbehrend und lediglich im Besitz passiver Fähigkeiten. Brahmâ befiehlt ihm daher zu schaffen (in den exoterischen Texten); dem Befehl folgend schuf er „niedere und höhere“ (avara und vara) Nachkommen (Putra), Zweifüßler und Vierfüßler; und durch seinen Willen brachte er die Weiblichen, . . . . die Götter, die Daityas (Riesen der vierten Rasse), die Schlangengötter, Tiere, Vieh und die Danavas (Titanen und dämonische Magier) und weitere Wesen hervor.
. . . . „Von dieser Zeit an wurden die Lebewesen durch geschlechtlichen Verkehr gezeugt. Vor der Zeit Dakshas pflanzten sie sich auf unterschiedliche Weise fort – durch Willenskraft, durch den Blick, durch Berührung und durch Yoga-Kraft.“210 Und nun folgt die einfache zoologische Lehre.
29. Tiere mit Knochen, Drachen der Tiefe und fliegende Sarpas (Schlangen) wurden den kriechenden Dingen hinzugefügt. Die auf dem Boden kriechen bekamen Flügel. Die mit den langen Hälsen im Wasser wurden die Vorfahren der Vögel der Lüfte (a).
(a) Das ist ein Punkt, über den die Lehren und die moderne biologische Spekulation vollkommen übereinstimmen. Die fehlenden Glieder, die diesen Übergangsprozess zwischen Reptil und Vogel repräsentieren, sind auch für den größten Frömmler erkennbar, insbesondere in den Ornithosceliden, im Hesperornis und in Vogts Archaeopteryx.
30. Während der Dritten (Rasse) wuchsen und veränderten sich die knochenlosen Tiere; sie wurden zu Tieren mit Knochen (a), ihre Chhayas wurden (ebenso) fest.
[SD # 184] 31. Die Tiere trennten sich zuerst (in männlich und weiblich) (b) . . . .
(a) Wirbeltiere und danach Säugetiere. Davor waren die Tiere ebenso ätherische Protoorganismen wie der Mensch.
(b) Die Existenz früherer hermaphroditischer Säugetiere und der darauffolgenden Trennung der Geschlechter ist jetzt selbst vom Standpunkt der Biologie aus gesehen unbestreitbar. Wie der sich offen als Darwinist bekennende Prof. Oscar Schmidt zeigt: „Gebrauch und Nichtgebrauch in Verbindung mit der Selektion erläutern (?) die Trennung der Geschlechter und das völlig unbegreifliche Vorhandensein rudimentärer Geschlechtsorgane. Insbesondere bei den Wirbeltieren weist jedes Geschlecht derartig auffällige Spuren der für das jeweils andere Geschlecht charakteristischen Zeugungsorgane auf, dass schon das Altertum den Hermaphroditismus als einen natürlichen Urzustand der Menschheit annahm. . . . Die Zähigkeit, mit der diese Rudimente der Geschlechtsorgane vererbt wurden, ist bemerkenswert. In der Klasse der Säugetiere ist echter Hermaphroditismus unbekannt. Obwohl sie ihre ganze Entwicklungsperiode hindurch die von ihrem unbekannten Vorfahren stammenden rudimentären Überbleibsel mit sich weitertragen, kann niemand sagen, wie lange das schon der Fall ist.“211
31. . . . . Sie (die Tiere) begannen sich fortzupflanzen. Der zweifältige Mensch teilte sich (sodann) ebenfalls. Er (der Mensch) sagte: „Tun wir es ihnen gleich; vereinigen wir uns und zeugen Geschöpfe.“ Das taten sie. . . .
32. Und jene, die keinen Funken hatten (die „Schmalköpfigen“)212, nahmen ungeheure weibliche Tiere zu sich (a). Sie zeugten stumme Rassen mit ihnen. Stumm waren sie (die „Schmalköpfigen“) selbst. Doch ihre Zungen lösten sich (b). Die Zungen ihrer Nachkommen blieben still. Monster brachten sie hervor. Eine Rasse von gebeugten, mit rotem Haar bedeckten Monstern, die auf allen Vieren liefen.213 Eine stumme Rasse, um die Schande unausgesprochen zu halten.214
(a) Die Tiere „trennten sich zuerst“, sagt Shloka 31. Man halte sich vor Augen, dass die Menschen dieser Zeit anders waren, selbst physiologisch, im Vergleich zu dem, [SD # 185] was sie heute sind, nachdem der Mittelpunkt der fünften Rasse bereits überschritten ist. Es wird uns nicht gesagt, was die „riesigen weiblichen Tiere“ waren. Aber sie waren sicherlich genauso verschieden von den uns heute bekannten wie es die Menschen waren.
Das war der erste physische „Fall in die Materie“ einiger der damals existierenden und niederen Rassen. Man erinnere sich an Shloka 24. Die „Söhne der Weisheit“ hatten die frühe, d. h. die noch nicht entwickelte dritte Rasse verschmäht, und werden so dargestellt, dass sie sich in der späteren dritten Rasse inkarnierten und sie auf diese Weise mit Intellekt begabte. So fiel die Sünde der gehirn- oder „vernunftlosen“ Rassen, die keinen „Funken“ hatten und unverantwortlich waren, auf jene, die ihre karmische Pflicht durch sie zu tun versäumt hatten.
(b) Siehe später den Beginn der menschlichen Sprache.
Mögliche Einwände gegen diese Darstellung
Folglich weist der Okkultismus die Idee zurück, die Natur hätte den Menschen aus dem Affen entwickelt oder auch nur aus einem beiden gemeinsamen Ahnen. Im Gegenteil führt er vielmehr einige der menschenähnlichen Affenarten auf den Menschen der dritten Rasse aus der frühen atlantischen Periode zurück. Da dieser Satz anderswo behauptet und verteidigt werden wird, so sind ein paar Worte mehr alles, was gegenwärtig notwendig ist. Der größeren Klarheit halber wollen wir kurz wiederholen, was vorher im 1. Band in der 4. Stanze gesagt wurde.
Unsere Lehren zeigen, dass die Behauptung zwar korrekt ist, die Natur hätte einstmals um die menschliche Astralform herum eine affenähnliche äußere Gestalt aufgebaut; dass aber genauso richtig ist, dass diese Gestalt genauso wenig das „fehlende Glied“ war wie es die vielfältigen Umhüllungen dieser Astralformen in ihrem Verlauf der natürlichen Evolution durch alle Naturreiche gewesen ist. Auch hat, wie an geeigneter Stelle gezeigt worden ist, eine solche Evolution nicht auf diesem Planeten der vierten Runde stattgefunden, sondern lediglich in der ersten, zweiten und dritten Runde, als der Mensch der Reihe nach „ein Stein, eine Pflanze und ein Tier“ war, bis er zu dem wurde, was er in der ersten Wurzelrasse der gegenwärtigen Menschheit war. Die wirkliche Evolutionsreihe unterscheidet sich von der darwinistischen, und die beiden Systeme sind unvereinbar, wenn nicht das letztgenannte von den Dogmen der „natürlichen Auslese“ und dergleichen getrennt wird. In der Tat liegt zwischen Haeckels Monere und Manus Sarisripa ein unüberbrückbarer Abgrund in Gestalt des Jivas; auch wenn die „menschliche“ Monade im Atom eines Steins inmetallisiert, in der Pflanze invegetabilisiert oder im Tier inanimalisiert ist, bleibt sie dennoch während der gesamten Zeit immer auch eine göttliche Monade – und damit auch immer eine menschliche Monade. Der menschliche Zustand endet erst dann, wenn sie absolut göttlich geworden ist. Die Ausdrucksweise der „mineralischen“, „vegetabilischen“ und „animalischen“ Monade beabsichtigt lediglich eine oberflächliche Unterscheidung zu bewirken: Es gibt nichts Derartiges wie eine Monade (einen Jiva), die etwas [SD # 186] anderes als göttlich wäre, und die nicht infolgedessen einmal menschlich gewesen oder in Zukunft menschlich werden müsste. Letzterer Ausdruck muss bedeutungslos bleiben, wenn dieser Unterschied nicht wohl verstanden wird. Die Monade ist ein Tropfen aus dem uferlosen Ozean jenseits, oder korrekter innerhalb der Ebene der ursprünglichen Differenzierung. Sie ist göttlich in ihrem höheren und menschlich in ihrem niederen Zustand – die Adjektive „höher“ und „niedriger“ werden in Ermangelung besserer Worte benutzt – sie bleibt immer eine Monade, unter jedweder Bedingung in jedweder äußeren Form, ausgenommen im nirvanischen Zustand. Wie der Logos das Universum im Göttlichen Gemüt reflektiert und das manifestierte Universum sich in jeder seiner Monaden widerspiegelt, wie Leibniz es in Wiederholung einer östlichen Lehre darstellte, muss die Monade im Zyklus ihrer Inkarnationen in sich jede Wurzelform eines jeden Reiches reflektieren. Daher sagen die Kabbalisten richtigerweise, dass der „Mensch ein Stein wird, eine Pflanze, ein Tier, ein Mensch, ein Geist und schließlich Gott, und so seinen Zyklus oder Kreislauf vollendet und zu dem Punkt zurückkehrt, von dem er als der Himmlische Mensch ausgegangen war.“ Aber unter „Mensch“ ist die göttliche Monade zu verstehen und nicht die denkende Wesenheit, noch weniger sein physischer Körper. Trotzdem sie ihre Existenz leugnen, versuchen die Wissenschaftler jetzt, die unsterbliche Seele durch eine Reihe von tierischen Formen von der niedersten bis zur höchsten zu verfolgen; in Wahrheit stammt jedoch die gesamte gegenwärtige Fauna von jenen ursprünglichen Monstern ab, von denen die Stanzen sprechen. Die Tiere – sowohl die im Wasser lebenden als auch die Kriechtiere, die dem Menschen in dieser vierten Runde vorangingen, und auch diejenigen, die während der Zeit der dritten Rasse lebten, und wiederum die Säugetiere, die der dritten und der vierten Rasse folgten – sind alle entweder direkt oder indirekt (physisch) das gegenseitige und korrelative Produkt des Menschen. Es ist korrekt zu sagen, dass der Mensch dieses Manvantaras, d. h. der drei vorangegangenen Runden, alle Reiche der Natur durchlaufen hat, dass er „ein Stein, eine Pflanze und ein Tier“ war. Doch (a) waren diese Steine, Pflanzen und Tiere die Prototypen jener der vierten Runde, filmartige Darstellungen sozusagen, und (b) waren sie selbst am Beginn der vierten Runde lediglich die astralen Schatten, wie die Okkultisten es ausdrücken, der gegenwärtigen Steine, Pflanzen und Tiere. Und schließlich waren die Formen und Gattungen weder des Menschen noch von Tier oder Pflanze jemals zuvor das, was sie später geworden sind. So waren die astralen Prototypen der niederen Wesen des Tierreiches der vierten Runde, die (den Chhayas) des Menschen vorausgingen, verfestigte, wenn auch noch sehr ätherische Hüllen von noch ätherischeren Formen oder Modellen, die am Ende der dritten Runde auf Globus D215 fertiggestellt waren. „Aus dem Rückstand der Substanz gemacht; Materie aus den toten Körpern von Menschen und (anderen ausgestorbenen) Tieren des vorangegangenen Rades“ oder der vorangegangenen dritten Runde – wie Shloka 24 uns sagt. Während so die nicht näher beschriebenen „Tiere“, [SD # 187] die dem Astralmenschen am Beginn seines Lebenszyklus auf unserer Erde vorangingen, sozusagen noch die Vorfahren des Menschen der dritten Runde waren, verdanken die Säugetiere dieser Runde ihr Dasein zum großen Teil wiederum dem Menschen. Außerdem ist der „Ahne“ des gegenwärtigen menschenähnlichen Tieres, des Affen, das unmittelbare Erzeugnis des noch vernunftlosen Menschen, der seine Würde dadurch schändete, dass er sich selbst physisch auf die Stufe eines Tieres stellte.
Das Obige erklärt einige der angeblichen physiologischen Beweise, die von den Anthropologen für die Abstammung des Menschen von den Tieren vorgebracht werden.
Der Punkt, auf den die Evolutionisten den größten Nachdruck legen, ist der, dass „die Geschichte des Embryos ein Abriss der Geschichte der Rasse ist“. Dass „jeder Organismus bei seiner Entwicklung aus dem Ei eine Reihe von Formen durchläuft, die seine Vorfahren in ähnlicher Abfolge im langen Verlauf der Erdgeschichte durchliefen.216 Die Geschichte des Embryos . . . . ist ein Abbild im Kleinen und ein Auszug der Geschichte der Rasse. Diese Vorstellung bildet den Kernpunkt unseres fundamentalen biogenetischen Grundgesetzes, das wir an die Spitze der Studien des fundamentalen Gesetzes der organischen Entwicklung stellen müssen“.217
Diese moderne Theorie war den Weisen und Okkultisten seit den entferntesten Zeitaltern als Tatsache bekannt und wurde von ihnen viel philosophischer ausgedrückt. Ein Auszug aus „Isis Unveiled“ soll hier angeführt werden, um einige Vergleiche anstellen zu können. In Band I, S. 388 wird gefragt, warum die Physiologen bei all ihrer großen Gelehrsamkeit nicht in der Lage sind, das Auftreten von Missbildungen zu erklären. Anatomen, die die Entwicklung und das Wachstum des Embryos „zum Gegenstand ihres speziellen Interesses“ gemacht haben, können uns ohne große Überlegung sagen, was ihnen ihre tägliche Erfahrung und der eigene Augenschein zeigen, nämlich dass der menschliche Embryo bis zu einem gewissen Zeitpunkt ein getreues Abbild eines jungen Froschlurchs auf seiner ersten Stufe nach dem Laichzustand ist – das Abbild einer Kaulquappe. Aber kein Physiologe oder Anatom scheint die Idee gehabt zu haben, auf die Entwicklung des Menschen – vom ersten [SD # 188] Augenblick seines physischen Erscheinens als Keim bis zu seiner schließlichen Ausgestaltung und Geburt – die pythagoreische esoterische Lehre von der Metempsychose anzuwenden, die von den Kritikern so falsch ausgelegt wird. Die Bedeutung des kabbalistischen Satzes: „Ein Stein wird eine Pflanze; eine Pflanze ein Tier; ein Tier ein Mensch“ etc., wurde an anderer Stelle in Beziehung zur spirituellen und physischen Evolution der Menschen auf dieser Erde erwähnt. Wir wollen jetzt einige weitere Worte hinzufügen, um die Sache weiter zu verdeutlichen.
Was ist die ursprüngliche Gestalt des zukünftigen Menschen? Ein Korn, eine Zelle, sagen einige Physiologen; ein Molekül, ein Ovum des Ovums, sagen andere. Wenn sie analysiert werden könnte – durch das Mikroskop oder auf andere Art – welche Zusammensetzung derselben sollten wir vorzufinden erwarten? Der Analogie folgend sollten wir sagen, einen Kern aus nicht-organischer Materie, von den Kreisläufen an der Keimstelle abgelagert und mit einer Lage organischer Stoffe vereinigt. Mit anderen Worten, dieser außerordentlich kleine Kern des zukünftigen Menschen ist aus denselben Elementen zusammengesetzt wie ein Stein – aus denselben Elementen wie die Erde, die der Mensch zu bewohnen bestimmt ist. Moses wird von den Kabbalisten als Autorität für die Bemerkung angeführt, dass es Wasser und Erde bedurfte, um ein Lebewesen zu schaffen, und daher kann gesagt werden, dass der Mensch zuerst in der Form eines Steines erscheint.
Nach drei bis vier Wochen hat das Ovum ein pflanzenartiges Aussehen angenommen. Das eine Ende ist kugelig geworden und das andere spitz zulaufend, wie eine Mohrrübe. Wird es zerteilt, zeigt sich ein zwiebelartiger Aufbau aus sehr zarten Blättchen oder Häuten, die eine Flüssigkeit einschließen. Die Blättchen nähern sich einander am unteren Ende, und der Embryo hängt an der Nabelwurzel nahezu wie eine Frucht an einem Zweig. Der Stein ist jetzt, durch „Metempsychose“, in eine Pflanze verwandelt. Dann beginnt das embryonale Geschöpf von innen nach außen seine Glieder auszutreiben und seine Anlagen zu entwickeln. Die Augen werden als zwei schwarze Punkte sichtbar. Ohren, Nase und Mund bilden Vertiefungen, wie die Fruchtknoten einer Ananas, bevor sie hervorzutreten beginnen. Der Embryo entwickelt sich zu einem tierartigen Fötus – in Gestalt einer Kaulquappe – und wie ein amphibisches Reptil lebt er im Wasser und entwickelt sich aus demselben. Seine Monade ist noch nicht menschlich oder unsterblich geworden, denn die Kabbalisten sagen uns, dass das erst in der „vierten Stunde“ geschieht. Allmählich nimmt der Fötus die Eigenschaften des Menschen an. Die erste Schwingung des unsterblichen Atems geht durch sein Wesen; er bewegt sich; und die göttliche Wesenheit lässt sich in der kindlichen Gestalt nieder, die sie bewohnen wird, bis zum Augenblick des physischen Todes, wenn der Mensch zu einem Geist wird.
Diesen geheimnisvollen Vorgang einer 9 Monate dauernden Entstehung nennen die Kabbalisten die Vollendung des „individuellen Zyklus der Evolution“. So wie sich der Fötus im Liquor amnii im Schoß entwickelt, keimen Erdgloben im universalen Äther oder in der Astralflüssigkeit im Schoß des Universums. Diese kosmischen Kinder sind, ihren zwergenhaften Bewohnern gleich, zunächst Kerne; dann kleine Eier; dann reifen sie allmählich; werden ihrerseits zu [SD # 189] Müttern und entwickeln mineralische, pflanzliche, tierische und menschliche Formen. Vom Mittelpunkt zum Umkreis, vom kaum wahrnehmbaren Bläschen bis zu den äußersten erfassbaren Grenzen des Kosmos verfolgen diese erhabenen Denker, die Okkultisten, Zyklus um Zyklus, in endloser Reihenfolge Zyklen in sich enthaltend und selbst in größeren Zyklen enthalten. Der Embryo entwickelt sich in seiner vorgeburtlichen Sphäre, das Individuum in seiner Familie, die Familie im Staat, der Staat in der Menschheit, die Erde in unserem System, unser System in seinem zentralen Universum, das Universum im Kosmos und der Kosmos in der einen Ursache . . . so sagt ihre Philosophie der Evolution, die, wie wir sehen, sich von Haeckels unterscheidet:
„Alle sind nur Teile eines gewaltigen Ganzen,
Die Natur ist sein Körper und (Parabrahman) seine Seele . . .”
Das sind die Beweise des Okkultismus, und sie werden von der Wissenschaft abgelehnt. Aber wie kann dann die Kluft zwischen dem Denkvermögen des Menschen und dem des Tieres überbrückt werden? Nehmen wir um des Beweises willen an, der menschenähnliche Affe und der Homo primigenius hätten einen gemeinsamen Ahnen (auf die Art, wie es die moderne Spekulation darstellt), warum entfernten sich die beiden Gruppen in Bezug auf ihre mentalen Fähigkeiten derartig weit voneinander? Tatsächlich kann dem Okkultisten gesagt werden, dass er ja nichts anderes macht als der Wissenschaftler, denn indem er den Affen aus dem ursprünglichen Menschen hervorgehen lässt, haben die beiden ja auch einen gemeinsamen Ahnen. Korrekt; doch dieser „ursprüngliche Mensch“ war lediglich seiner äußeren Form nach ein Mensch. In der Zeit, als er mit einem weiblichen Tiermonster den Vorvater einer Reihe von Affen zeugte, war er vernunft- und seelenlos. Diese Spekulation – wenn es denn eine Spekulation darstellt – ist zumindest logisch und füllt die Kluft zwischen dem Denkvermögen des Menschen und des Tieres aus. So begründet und erklärt sie das bisher Unergründbare und Unerklärbare. Die Tatsache, deren sich die Wissenschaft nahezu sicher ist, dass im gegenwärtigen Evolutionsstadium aus der Vereinigung von Mensch und Tier keine Nachkommen entstehen können, wird anderswo betrachtet und erklärt.
Was ist nun der fundamentale Unterschied zwischen der akzeptierten (oder nahezu akzeptierten) Schlussfolgerung wie sie in „The Pedigree of Man“ verkündet ist, nämlich dass Mensch und Affe einen gemeinsamen Urahnen besitzen einerseits und den Lehren des Okkultismus andererseits, welche dieser Schlussfolgerung entgegenstehen und die Tatsache postulieren, dass alle Dinge und alle Lebewesen aus einer gemeinsamen Quelle entsprangen? Die materialistische Wissenschaft lässt sich den Menschen stufenweise zu dem entwickeln, was er heute ist. Dabei geht seine Entwicklung vom ersten protoplasmatischen Klümpchen aus, der sogenannten Monere (das, wie uns gesagt wird, gleich dem Übrigen „im Verlauf unermesslicher Zeitalter aus einigen oder aus einer einzigen spontan entstandenen Urform entsprang, die dem einen Gesetz der Evolution gehorchte“). Von dort wird er durch „unbekannte und unerkennbare“ Typen hinauf bis zum Affen und von da bis zum Menschen emporgeführt. Wo die Übergangsformen entdeckt werden könnten, wird uns nicht gesagt, und zwar aus dem einfachen Grund, weil bis jetzt niemals „fehlende Glieder“ zwischen dem Menschen und den Affen gefunden wurden, obwohl diese Tatsache Männer wie Haeckel auf keinerlei Weise daran hindert, sie ad libitum zu erfinden.
[SD # 190] Man wird ihnen auch niemals begegnen. Und zwar aus dem einfachen Grund, weil jenes Glied, das den Menschen mit seinen wirklichen Ahnen vereint, auf der objektiven Ebene und in der materiellen Welt der Formen gesucht wird, wobei es innerhalb des tierischen Gehäuses des Menschen selbst vor dem Mikroskop und dem Seziermesser sicher verborgen ist. Wir wiederholen, was wir in „Isis Unveiled“ gesagt haben:
„ . . . . . . . Alle Dinge hatten ihren Ursprung im Geist – die Evolution begann ursprünglich von oben und schritt abwärts voran, und nicht umgekehrt, wie es in der Darwinistischen Theorie gelehrt wird. Mit anderen Worten, es fand eine allmähliche Materialisation der Formen statt, bis ein bestimmtes Maximum des Abstiegs erreicht wurde. Das ist der Punkt, an welchem die gegenwärtige Evolutionslehre die Arena der spekulativen Hypothese betritt. In dieser Zeitperiode angelangt, wird es einfacher, Haeckels Anthropogenie zu verstehen, die den Stammbaum des Menschen nachzeichnet ‘von seiner protoplastischen Wurzel, durchnässt vom Schlamm der Meere, die schon vor der Ablagerung der ältesten fossilienhaltigen Felsen existierten’, wie Huxley es darstellt. Es ist jedoch einfacher anzunehmen, der Mensch (der dritten Runde) hätte sich ‘durch allmähliche Transformation eines (astralen) Säugetiers mit einer affenartigen Organisation’ entwickelt, wenn wir uns daran erinnern, dass dieselbe Theorie (obwohl in einer gedrängteren und weniger eleganten, aber ebenso verständlichen Ausdrucksweise) nach der Erzählung von Berossos viele tausend Jahre vor seiner Zeit von dem Mann-Fisch Oannes oder Dagon, dem babylonischen Halbdämonen218 (wenn auch auf etwas andere Art) gelehrt wurde.
Doch was liegt jenseits der darwinistischen Abstammungslinie? Soweit Darwin in Betracht kommt, nichts als ‘unverifizierbare Hypothesen’, denn er betrachtet nach seiner eigenen Darstellung alle Wesen ‘als geradlinige Nachfahren einiger weniger Wesen, die weit vor der Ablagerung der ersten Schichten des Silurs existierten’.219 Er versucht nicht uns zu zeigen, was diese ‘wenigen Wesen’ gewesen sein könnten. Aber es dient unserem Zweck dennoch genauso gut, denn mit dem bloßen Zugeständnis ihrer Existenz erlangt die Zufluchtnahme zu den Alten, um die Idee bestätigen zu lassen und auszuarbeiten, den Stempel wissenschaftlicher Billigung. . . .“
Wahrhaftig, wie wir in unserem ersten Werk gesagt haben: „Wenn wir Darwins Theorie der Entwicklung der Arten akzeptieren, finden wir, dass ihr Ausgangspunkt vor einer offenen Tür liegt. Wir haben die Freiheit, entweder mit ihm darin zu bleiben oder die Schwelle zu überschreiten, hinter der das Unbegrenzte und das Unbegreifliche oder vielmehr das Unaussprechliche liegt. Sollte unsere sterbliche Sprache unzulänglich sein, das auszudrücken, was unser Geist – während er auf dieser Erde weilt – undeutlich in dem großen „Jenseits“ voraus ahnt, muss er es irgendwann in der zeitlosen Ewigkeit erkennen.“ Aber was liegt „jenseits“ von Haeckels Theorie? Wahrhaftig Bathybius Haeckelii, und nicht mehr!
Eine weitere Antwort wird im 3. Teil in den Anhängen gegeben.
[SD # 191]
STANZE IX
Die letzte Evolution des Menschen
§§ (33) Die Schöpfer bereuen. (34) Sie büßen für ihre Unterlassung. (35) Die Menschen werden mit Gemüt ausgestattet. (36) Die vierte Rasse entwickelt das Sprechvermögen vollständig. (37) Alle androgynen Einheiten trennen sich in zwei Geschlechter.
33. Als sie das (die mit den Tieren begangene Sünde) sahen, weinten die Lhas (die Geister, die „Söhne der Weisheit“), die keine Menschen gebildet hatten (die sich geweigert hatten, zu schaffen) und sagten:
34. „Die Amanasa (die ‘Vernunftlosen’) haben unsere zukünftigen Wohnstätten entweiht (a). Das ist Karma. Lasst uns in den anderen wohnen. Lasst sie uns besser belehren, damit nicht Schlimmeres geschehe.“ Sie taten es. . . .
35. Da wurden alle mit Manas (Gemüt) ausgestattet. Sie sahen die Sünde jener Vernunftlosen.
Doch sie hatten sich bereits getrennt, bevor der Strahl der göttlichen Vernunft den dunklen Bereich ihres bis dahin schlummernden Gemüts erleuchtet hatte, und sie hatten gesündigt. D. h. sie hatten unbewusst Böses verübt, indem sie eine Wirkung hervorbrachten, die unnatürlich war. Aber gleich den sechs anderen ursprünglichen Rassen, ihren Brüdern oder Mitrassen, wird sich selbst diese siebte, fortan entartete Rasse am letzten Tag auf einem der sieben Pfade befinden. Sie muss die Zeit für ihre schließliche Entwicklung wegen der begangenen Sünde abwarten. Denn: „Die Weisen220 bewachen das Haus der Naturordnung. Sie nehmen im Geheimen vortreffliche Formen an“.221 Aber wir müssen sehen, ob diese „Tiere“, mit denen sie sich abgegeben hatten, von derselben Art waren, wie die der Zoologie bekannten.
[SD # 192] (a) Den Worten der alten Weisheit und der alten Berichte zufolge ereignete sich der „Fall“, als Daksha (der reinkarnierte Schöpfer der Menschen und Dinge in der frühen dritten Rasse) verschwunden war, um für den Teil der Menschheit Platz zu schaffen, der sich „getrennt“ hatte. Der Kommentar erklärt die dem „Fall“ vorausgegangenen Einzelheiten folgendermaßen:
„In der Anfangsperiode der vierten Evolution des Menschen verzweigte sich das Menschenreich in mehrere unterschiedliche Richtungen. Die äußere Gestalt seiner ersten Vertreter war nicht einheitlich, denn bevor sich ihre Träger verfestigten (die eiförmigen äußeren Hüllen, in denen der zukünftige vollständige körperliche Mensch heranreifte), machten sich häufig riesige Tieren an ihnen zu schaffen, von Spezies, die heute unbekannt sind. Sie waren Teil der zaghaften Bemühungen der Natur. Das hatte zur Folge, dass monsterartige Zwischenrassen entstanden, halb Tier, halb Mensch. Doch sie waren Fehlschläge, und so war es ihnen nicht lange erlaubt, zu atmen und zu leben. Obwohl die ihnen innewohnende psychische Kraft weitaus mächtiger als die physische Natur war, noch kaum entwickelt und gefestigt, hatten die ‘eigeborenen’ Söhne sich mit verschiedenen Weibchen dieser Zwischenrassen gepaart und so weitere menschliche Monster gezeugt. Später, als die Tierarten und Menschenrassen allmählich ins Gleichgewicht kamen, trennten sie sich und paarten sich nicht weiter. Der Mensch erschuf nicht länger – er zeugte fortan. Doch in den alten Tagen zeugte er sowohl Tiere wie auch Menschen. Als die Weisen (oder weisen Menschen) Männer erwähnten, die ihre Nachkommen nicht mehr durch den Willen erschufen, sondern verschiedene Tiere und Danavas (Riesen) mit Weibchen anderer Arten zeugten, sprachen sie wahr und weise. Diese Tiere waren (oder etwas in der Art) vermeintlich ihre Söhne; doch sie (die menschlichen Männer) lehnten es mit der Zeit ab, als die (vermeintlichen) Väter der stummen Geschöpfe betrachtet zu werden. Da die Könige und Herren der letzten Rassen (der dritten und der vierten) dieses (diesen Zustand der Dinge) sahen, pressten sie das Verbotssiegel auf den sündigen Verkehr. Er störte das Karma, er schuf neues (Karma).222 Sie (die göttlichen Könige) bestraften die Schuldigen mit Unfruchtbarkeit. Sie zerstörten die rote und die blaue Rasse.223
In einem anderen finden wir:
„Selbst in späteren Zeiten existierten blau- und rotgesichtige Tiermenschen; nicht aus tatsächlichem Geschlechtsverkehr hervorgegangen (zwischen menschlichen und tierischen Arten), sondern durch Abstammung.“
Und eine weitere Stelle erwähnt:
„Rothaarige, dunkelhäutige Menschen, die auf allen Vieren gehen, die sich krümmen und wieder aufrichten (aufrecht stehen und wieder auf ihre Hände fallen), die wie ihre Vorväter sprechen und wie ihre riesenhaften Vormütter auf ihren Händen rennen.“
Vielleicht würden Haeckelianer dadurch zwar nicht [SD # 193] an den Homo primigenius erinnert, aber an einige der niederen Stämme, zum Beispiel an die australischen Ureinwohner. Nichtsdestoweniger stammen nicht einmal sie von den menschenähnlichen Affen ab, sondern von menschlichen Vätern und halbmenschlichen Müttern, oder, um es genauer zu sagen, von menschlichen Monstern – von den im ersten Kommentar erwähnten „Fehlschlägen“. Die wirklichen Anthropoiden, Haeckels Catarrhini und Platyrrhini, kamen viel später, in den letzten Phasen von Atlantis. Der Orang-Utan, der Gorilla, der Schimpanse und der Pavian sind die spätesten und rein physischen Entwicklungen aus niederen anthropoiden Säugetieren. Sie haben einen Funken rein menschlicher Essenz in sich. Der Mensch jedoch hat nicht einen Tropfen pithekoiden224 Blutes in seinen Adern. Das behauptet sowohl die alte Weisheit wie auch die universale Tradition.
Es wird gefragt, wie die Trennung der Geschlechter bewirkt wurde. Sollen wir an die alte jüdische Fabel glauben über Adams Rippe, aus der Eva hervorging? Selbst ein solcher Glaube ist logischer und vernünftiger als die vorbehaltlose Abstammung des Menschen von den Vierhändern; denn Ersterer verbirgt in einer fabelartigen Darstellung eine esoterische Wahrheit, während Letzterer keine tiefere Tatsache verbirgt, mit Ausnahme des Verlangens, der Menschheit eine materialistische Einbildung aufzuzwingen. Die Rippe ist ein Knochen, und wenn wir in der Genesis lesen, dass Eva aus der Rippe erschaffen wurde, bedeutet das lediglich, dass die Rasse mit Knochen erschaffen wurde und zwar aus einer vorangegangenen Rasse oder Rassen, die „knochenlos“ waren. Das ist ein weit verbreiteter esoterischer Lehrsatz, und in seinen unterschiedlichen Formen ist er nahezu universell. Eine Überlieferung Tahitis besagt, der Mensch sei aus Araä, aus „roter [SD # 194] Erde“ erschaffen worden. Ta’aroa, die schöpferische Kraft, der Hauptgott, „versetzte den Menschen für lange Jahre in den Schlaf, mehrere Leben lang“. Das bedeutet Rassenperioden und ist eine Bezugnahme auf seinen mentalen Schlaf, wie anderweitig gezeigt. In dieser Zeit zog die Gottheit einen Ivi (Knochen) aus dem Menschen, und der wurde zu einer Frau.225
Gleichwohl, was auch immer die Allegorie damit sagen mag, macht sie selbst in ihrer exoterischen Bedeutung einen göttlichen Erbauer des Menschen erforderlich – einen „Vorfahren“. Glauben wir also an solche „übernatürlichen“ Wesen? Wir sagen nein. Der Okkultismus hat noch niemals an irgendetwas außerhalb der Natur Stehendes geglaubt, sei es belebt oder unbelebt. Auch sind wir aufgrund unseres Glaubens an den „Himmlischen Menschen“ und an die göttlichen Menschen keine Weltanbeter oder Polytheisten, denn zu unserer Unterstützung verfügen wir über die über Zeitalter angesammelten Zeugnisse mit ihren unwandelbaren Beweisen für alle wesentlichen Punkte; die Weisheit der Alten und die universale Tradition. Wie dem auch sei, wir lehnen jedoch Überlieferungen ohne Grundlage und Basis ab, die der strengen Allegorie und Symbolik entwachsen sind, auch wenn sie im exoterischem Glauben angenommen sein mögen. Was aber in einmütiger Tradition aufbewahrt ist, könnte nur der vorsätzlich Blinde ablehnen. Daher glauben wir an Rassen von Wesen, in weit zurückliegenden geologischen Zeiten, die anders waren als unsere; an Rassen ätherischer Menschen, die auf die unkörperlichen „Arupa“ folgten, mit Form, doch ohne feste Substanz, Riesen, die uns Zwergen vorangingen; wir glauben an Dynastien göttlicher Wesen, an jene Könige und Unterweiser der dritten Rasse in den Künsten und Wissenschaften, in deren Vergleich unsere kleine, moderne Wissenschaft so unbedeutend ist wie die Grundrechenarten im Verhältnis zur Geometrie.
Nein, gewiss nicht. Wir glauben nicht an übernatürliche, sondern lediglich an übermenschliche oder vielmehr zwischenmenschliche Intelligenzen. Man kann das Gefühl des Bedauerns leicht begreifen, das einen gebildeten Menschen erfasste, würde er den Abergläubischen und Unwissenden zugerechnet; und er würde sogar die große von Renan ausgesprochene Wahrheit erfassen als er sagte: „Das Übernatürliche ist wie die Erbsünde geworden, ein Makel, dessen sich jedermann zu schämen scheint – selbst höchst religiöse Menschen, die sich in ihrer Unreife in unserer heutigen Zeit weigern, selbst nur ein Minimum an biblischen Wundern zu akzeptieren und sie deshalb in den entferntesten Ecken der Vergangenheit verstecken und verbergen, um sie auf das Minimum zu reduzieren.“226
Doch das „Übernatürliche“ Renans gehört zum Dogma und seinem toten Buchstaben. Es hat nichts zu tun mit seinem Geist, noch mit der Wirklichkeit der Tatsachen in der Natur. Wenn die Theologie uns auffordert zu glauben, die Menschen seien vor vier oder fünf Jahrtausenden 900 Jahre alt geworden und noch älter, dass ein Teil der Menschheit, ausschließlich Feinde des Volkes Israels, Riesen und [SD # 195] Ungeheuer gewesen seien, lehnen wir das ab, denn wir glauben nicht, etwas Derartiges hätte vor 5.000 Jahren in der Natur existiert. Die Natur verfährt niemals sprunghaft, und die Logik und der gesunde Menschenverstand haben sich mit Recht, ganz abgesehen von der Geologie, Anthropologie und Ethnologie, gegen solche Behauptungen aufgelehnt. Hätte jedoch dieselbe Theologie ihre fantastische Zeitrechnung aufgegeben und behauptet, die Menschen wären vor 5 Millionen Jahren 969 Jahre alt geworden – das Alter Methusalems –, so hätten wir nichts gegen diese Behauptung einzuwenden. Denn die physische Gestalt der Menschen jener Tage verhielt sich im Vergleich zum heutigen menschlichen Körper wie die eines Megalosaurus zum Körper einer gewöhnlichen Eidechse.
Ein Naturforscher weist auf eine weitere Schwierigkeit hin. Die menschliche Art ist die einzige, die sich untereinander fortpflanzen kann, wie unterschiedlich ihre Rassen auch sein mögen. „Zwischen den Menschenrassen findet keine Selektion statt“, sagen die Antidarwinisten, und kein Evolutionist kann dieses Argument widerlegen – ein Argument, das die spezifische Einheit sehr stark beweist. Wie kann der Okkultismus in diesem Fall jedoch darauf bestehen, dass ein Teil der Menschheit der vierten Rasse Nachkommen erzeugte mit Weibchen einer anderen, lediglich halbmenschlichen, wenn nicht gar insgesamt tierischen Rasse, und dass die aus dieser Vereinigung hervorgegangenen Hybriden sich nicht nur selbstständig fortpflanzten, sondern auch die Ahnen der heutigen Menschenaffen hervorbrachten? Die esoterische Wissenschaft erwidert darauf, dass das lediglich auf die Zeit des ersten Anbeginns des physischen Menschen zutraf. Seit damals hat die Natur ihre Verfahrensweise verändert, und Unfruchtbarkeit ist die einzige Folge des Verbrechens menschlicher Bestialität. Doch selbst heute noch sind wir im Besitz von Beweisen dafür. Die Geheimlehre postuliert, dass die spezifische Einheit der Menschheit selbst heute nicht ohne Ausnahme ist. Denn es gibt oder vielmehr gab noch bis vor wenigen Jahren Nachkommen dieser halbtierischen Stämme oder Rassen sowohl entfernt lemurischen als auch lemuro-atlantischen Ursprungs. Die Welt kennt sie als Tasmanier (inzwischen ausgestorben), Australier, Andamanen-Insulaner etc. Die Abstammung der Tasmanier kann durch eine Tatsache nahezu nachgewiesen werden, die Darwin in ziemliches Erstaunen versetzte, ohne dass er in der Lage gewesen wäre, sie irgendwie zu interpretieren. Diese Tatsache verdient Beachtung.
De Quatrefages und andere Naturforscher versuchen, die Monogenesis eben durch die Tatsache zu beweisen, dass sämtliche Menschheitsrassen sich untereinander kreuzen können; jedoch haben sie bei ihren Vermutungen Ausnahmen missachtet, die in diesem Fall die Regel nicht bestätigen. Menschliche Kreuzung mag seit der Zeit der Trennung der Geschlechter eine allgemeine Regel gewesen sein, doch das hindert ein weiteres Gesetz nicht daran, seine Gültigkeit zu bewahren, nämlich die Unfruchtbarkeit zwischen zwei Menschenrassen, gerade wie bei den Tieren unterschiedlicher Arten; die Rede ist hier von den seltenen Fällen, dass ein Europäer sich dazu herablässt, in einer Frau eines Stammes von Ureinwohnern eine Partnerin zu sehen und zufällig ein Mitglied eines solchen gemischten Stammes auswählt.227 Darwin berichtet [SD # 196] einen solchen Fall bei einem tasmanischen Stamm, dessen Frauen nach der Ankunft europäischer Kolonialisten plötzlich massenweise unfruchtbar wurden. Der große Naturforscher versuchte diese Tatsache durch eine Veränderung der Lebensweise, der Nahrung, der Situationen etc. zu erklären, gab aber schließlich die Lösung des Geheimnisses auf. Für den Okkultisten ist sie sehr klar. Die sogenannte „Kreuzung“ zwischen Europäern und Tasmanierinnen – d. h. Vertreterinnen einer Rasse, deren Vorfahren „seelenlose“228 und vernunftlose Monster waren und damit tatsächlich menschliche, wenn auch noch ebenso vernunftlose Menschen – verursachte die Unfruchtbarkeit. Und das nicht nur als Folge eines physiologischen Gesetzes, sondern auch als Ausdruck des Gesetzes der karmischen Evolution in der Frage des weiteren Überlebens der abnormalen Rasse. Keine einzige der vorstehenden Aussagen ist die Wissenschaft bis jetzt bereit zu glauben – aber auf Dauer wird sie es müssen. Die Esoterische Philosophie, daran wollen wir uns erinnern, füllt lediglich die von der Wissenschaft übrig gelassenen Lücken aus und korrigiert ihre falschen Prämissen.
In diesem speziellen Punkt unterstützen die Geologie und selbst die Botanik und Zoologie aber die esoterischen Lehren. Viele Geologen wiesen darauf hin, dass die australischen Ureinwohner – die tatsächlich in einer archaischen Fauna und Flora leben – in ein außerordentliches Altertum zurückreichen müssen. Die ganze Umgebung dieser geheimnisvollen Rasse, über deren Ursprung die Ethnologie schweigt, ist ein Zeugnis für die Wahrheit der esoterischen Behauptung.
„Es ist eine sehr seltsame Tatsache“, sagt Jukes,229 „dass nicht nur diese Beuteltiere (die im Schiefer von Stonesfield bei Oxfordshire gefundenen Säugetiere), sondern auch verschiedene Muscheln – wie zum Beispiel die Trigonias und selbst einige der Pflanzen, deren Fossilien im Oolith-Gestein gefunden wurden – den heute in Australien lebenden Formen viel ähnlicher sind als in jedem anderen Teil der Erdkugel. Das könnte aufgrund der Annahme erklärt werden, dass in Australien seit der oolithischen (jurassischen) Periode weniger Veränderungen stattgefunden haben als anderswo und dass die australische Flora und Fauna infolgedessen [SD # 197] etwas von dem oolithischen Typus bewahrt, während er auf der übrigen Erde vollständig verdrängt und ersetzt ist.“ (!!)
Nun, warum hat in Australien weniger Veränderung stattgefunden als anderswo? Wo ist der Raison d’être eines derartigen „Verzögerungsfluches“? Einfach deshalb, weil sich die Beschaffenheit der Umwelt parallel mit der betreffenden Rasse entwickelt. Es gibt überall Entsprechungen. Die Überlebenden jener letzten Lemurier, die der Vernichtung ihrer Mitmenschen beim Untergang des Hauptkontinents entgingen, wurden die Vorfahren eines Teils der gegenwärtigen Ureinwohnerstämme. Da sie eine sehr niedere Unterrasse waren, die ursprünglich von Tieren, von Monstern gezeugt wurde, deren bloße Überreste jetzt viele Meilen unter dem Meeresboden liegen, existierte ihr Stamm seither in einer Umgebung, die stark vom Verzögerungsgesetz beeinflusst wurde. Australien ist eines der ältesten heute über dem Wasser liegenden Länder, und ungeachtet seines „jungfräulichen Bodens“ befindet es sich im greisenhaften Verfall seines hohen Alters. Es kann keine neuen Formen hervorbringen, wenn ihm nicht neue und frische Rassen und künstliche Kultivierung und Züchtung zu Hilfe kommen.
Kommen wir jedoch noch einmal auf die Geschichte der dritten Rasse zurück, der „Schweißgeborenen“, der „Eier Tragenden“ und der „Androgynen“. Nahezu geschlechtslos in ihren ersten Anfängen, wurde sie doppelgeschlechtlich oder androgyn; ganz langsam, natürlich. Der Übergang von der ersten bis zur letzten Umformung erforderte zahllose Generationen, in denen die aus dem frühesten Vorfahren (den zwei in einem) hervorgegangene einfache Zelle sich zunächst zu einem doppelgeschlechtlichen Wesen entwickelte; und dann brachte die Zelle, zu einem regelrechten Ei geworden, ein eingeschlechtliches Geschöpf hervor. Die Menschheit der dritten Rasse ist die geheimnisvollste aller fünf bisher entwickelten Rassen. Das Geheimnis, wie die getrennten Geschlechter erschaffen wurden, muss natürlich hier sehr verborgen bleiben; es zu lösen muss die Aufgabe von Embryologen und Fachleuten bleiben. Das vorliegende Werk beschreibt den Vorgang lediglich in groben Umrissen. Doch es ist einleuchtend, dass die Einzelwesen der Menschheit der dritten Rasse begannen, sich in ihren vorgeburtlichen Schalen und Eiern230 zu trennen und aus denselben als unterschiedliche männliche und weibliche Kinder geboren zu werden, viele Zeitalter nach dem Auftreten ihrer frühen Vorfahren. Und im Verlauf geologischer Perioden verloren die neugeborenen Unterrassen ihre Geburtsfähigkeiten nach und nach. Gegen Ende der vierten Unterrasse verlor das Kind seine Fähigkeit, sofort nach der Befreiung aus seiner Schale laufen zu können. Und mit dem Ende der fünften Unterrasse wurde die Menschheit unter denselben Bedingungen und in einem unseren historischen Generationen entsprechenden Vorgang geboren. Das erforderte natürlich Millionen von Jahren. Der [SD # 198] Leser wurde mit den näherungsweisen Zahlen zumindest der exoterischen Berechnung in Stanze II bekannt gemacht.
Wir nähern uns dem Wendepunkt in der Evolution der Rassen. Sehen wir, was die okkulte Philosophie über den Ursprung der Sprache sagt.
36. Die vierte Rasse entwickelte die Sprache.
Die Kommentare erklären, dass die erste Rasse – die ätherischen oder astralen Söhne des Yogas, auch die „Selbstgeborenen“ genannt – in unserem Sinn sprachlos war, denn sie besaß auf unserer Ebene kein Denkvermögen. Die zweite Rasse hatte eine „Tonsprache“, nämlich gesangsartige Töne, ausschließlich aus Vokalen zusammengesetzt. Die dritte Rasse entwickelte am Anfang eine Art Sprache, welche lediglich einen geringen Fortschritt gegenüber den verschiedenen Lauten in der Natur war, wie dem Schrei der riesigen Insekten und der ersten Tiere, die jedoch zur Zeit der „Schweißgeborenen“ (der frühen dritten Rasse) kaum im Entstehen begriffen waren. In ihrer zweiten Hälfte, als die „Schweißgeborenen“ die „Eigeborenen“ (die mittlere dritte Rasse) hervorbrachten; und Letztere, anstatt als androgyne Wesen zu „brüten“ (der Leser möge den, wenn auf menschliche Wesen unseres Zeitalters angewendet, ziemlich lächerlich erscheinenden Ausdruck entschuldigen) sich in getrennte Männer und Frauen zu entwickeln begannen; und als dasselbe Evolutionsgesetz sie dahin führte, ihre Art geschlechtlich fortzupflanzen – eine Handlung, welche die schöpferischen Götter unter dem Antrieb des karmischen Gesetzes dazu zwang, sich in vernunftlose Menschen zu inkarnieren; erst dann begann die Entwicklung der Sprache. Aber selbst dann war sie noch nicht mehr als zaghafte Bemühungen. Das ganze Menschengeschlecht hatte zu jener Zeit „eine Sprache und einerlei Worte“. Das hinderte die letzten beiden Unterrassen der dritten Rasse231 nicht daran, unter der Führung ihrer göttlichen Unterweiser232 und ihres eigenen bereits erweckten Denkvermögens Städte zu erbauen und weit und breit die ersten Samen einer Zivilisation auszusäen. Der Leser möge sich auch vor Augen halten, dass wie jede der sieben Rassen auch jede kleinste ihrer Unterteilungen in vier Zeitalter eingeteilt wird – das Goldene, Silberne, Bronzene und Eiserne Zeitalter. Die Sprachen entwickelten sich laut der okkulten Lehre sodann in folgender Reihenfolge:
I. Einsilbige Sprache; die Sprache der ersten annäherungsweise vollständig entwickelten Menschenwesen am Ende der dritten Wurzelrasse, der „goldfarbenen“, gelbgesichtigen Menschen, nach ihrer Trennung der Geschlechter und dem vollen [SD # 199] Erwachen ihres Verstandes. Davor kommunizierten sie auf eine Art untereinander, die heute als „Gedankenübertragung“ bezeichnet würde, mit Ausnahme der als die „Söhne von Wille und Yoga“ bezeichneten Rasse – der ersten, in welcher sich die „Söhne der Weisheit“ inkarniert hatten – bei welcher das Denken in dem entstehenden physischen Menschen nur sehr schwach entwickelt war und die sich noch niemals über ein niedriges, irdisches Niveau erhoben hatte. Ihre physischen Körper gehörten der Erde an, ihre Monaden verblieben vollständig auf einer höheren Ebene. Die Sprache konnte erst voll entwickelt werden, nachdem sie ihr logisches Denkvermögen in vollem Umfang erlangt und entwickelt hatten. Diese einsilbige Sprache war sozusagen die vokalische Mutter der mit harten Konsonanten vermischten einsilbigen Sprachen, die bei den gelben Rassen noch in Gebrauch sind und die den Anthropologen bekannt sind.233
II. Diese linguistischen Charakteristika entwickelten sich zu den agglutinierenden Sprachen. Die Letzteren wurden von einigen atlantischen Rassen gesprochen, während andere Elternstämme der vierten Rasse die Muttersprache beibehielten. Und wie die Sprachen ihre zyklische Entwicklung haben, ihre Kindheit, Reinheit, Wachstum, Fall in die Materie, Vermischung mit anderen Sprachen, Reife, Verfall und schließlich Tod,234 so verfiel auch die ursprüngliche Sprache der am höchsten zivilisierten atlantischen Rassen – jene Sprache, die in alten Sanskritwerken als „Rakshasi Bhasa“ bezeichnet wird – und starb fast aus. Während die „Elite“ der vierten Rasse immer mehr und mehr auf den Gipfel physischer und intellektueller Evolution zustrebte und so der entstehenden fünften (der arischen) Rasse die flektierenden, hochentwickelten Sprachen als Erbe hinterließ, verfielen die agglutinierenden Sprachen und blieben als fragmentarisches fossiles Idiom zurück, das jetzt zerstreut und nahezu auf die Stämme der Ureinwohner Amerikas beschränkt ist.
[SD # 200] III. Die flektierende Sprache – die Wurzel des Sanskrit, das vollständig falsch als „ältere Schwester“ des Griechischen bezeichnet wird anstatt als seine Mutter – war die erste Sprache (jetzt die Mysteriensprache der Initiierten der fünften Rasse). Auf jeden Fall sind die „semitischen Sprachen“ das Resultat der Vermischung der ersten phonetischen Veränderungen der ältesten Abkömmlinge des frühen Sanskrit. Die okkulte Lehre erkennt keinerlei Unterteilungen zwischen dem Arischen und dem Semitischen an, sie akzeptiert selbst die turanische Sprache lediglich unter weitgehenden Vorbehalten. Die Semiten, insbesondere die Araber, sind die späteren Arier – mit degenerierter Spiritualität und vervollkommneter Materialität. Sämtliche Juden und Araber sind ihnen zugeordnet. Erstere sind ein Stamm, der von den Chandalas aus Indien abstammt, den Ausgestoßenen, viele von ihnen waren ehemalige Brahmanen, die in Chaldäa, in Sindh und Aria (Iran) Zuflucht suchten, und die tatsächlich von ihrem Vater A-Bram (Nicht-Brahmane) etwa 8.000 Jahre v. Chr. abstammten. Letztere, die Araber, sind die Abkömmlinge jener Arier, die zur Zeit der Zerstreuung der Völker nicht nach Indien gehen wollten. Einige von ihnen verblieben in den angrenzenden Ländern, in Afghanistan und Kabul235 und den Oxus entlang, während andere nach Arabien vor- und eindrangen.
Aber das geschah, als Afrika sich bereits als Kontinent erhoben hatte. Wir müssen im Weiteren so genau wie es der beschränkte Raum zulässt der weiteren Evolution der jetzt wahrhaft menschlichen Art folgen. In der plötzlich zum Stillstand gebrachten Evolution gewisser Unterrassen und in der durch künstliche Kreuzung erzwungenen und gewaltsamen Umleitung in die rein tierische Linie, müssen wir den Ursprung der menschenähnlichen Affen zu suchen. Diese künstliche Kreuzung ist wahrlich einer Hybridisierung vergleichbar, die wir uns heute im Pflanzen- und Tierreich nutzbar zu machen gelernt haben.
[SD # 201] Wie wir sehen, inkarnierten sich die „Herren der Weisheit“ nicht in diesen rothaarigen und haarbedeckten Monstern, die Frucht der unnatürlichen Verbindung zwischen Menschen und Tieren. So entsprang durch eine lange Reihe von Umwälzungen, die auf die widernatürliche Kreuzung (widernatürliche „geschlechtliche Selektion“) folgten, im entsprechenden Verlauf der Zeit die niedrigsten Individuen der Menschheit, während weitere Vermischungen und die Frucht ihrer ersten tierischen Fortpflanzungsanstrengungen eine Art erzeugte, die sich Zeitalter später zu den Säugetieren der Affen entwickelten.236
Was die Trennung der Geschlechter anbelangt, so geschah sie nicht plötzlich, wie man annehmen würde. In all ihren Werken schreitet die Natur langsam voran.
37. Die Einen (androgynen) wurden Zwei; ebenso alle lebenden und kriechenden Wesen, die noch eins waren, riesige Fischvögel und Schlangen mit Muschelköpfen (a).
(a) Das bezieht sich offensichtlich auf das sogenannte Zeitalter der amphibischen Reptilien, während dem, wie die Wissenschaft behauptet, der Mensch noch nicht existierte! Doch was konnten die Alten von vorsintflutlichen, vorgeschichtlichen Tieren und Monstern wissen! Nichtsdestoweniger findet sich in Buch VI der Kommentare eine Stelle, die frei übersetzt sagt:
„Als die Dritte sich trennte und durch die Zeugung von Menschen-Tieren in Sünde fiel, wurden diese (die Tiere) wild, und die Menschen und Tiere vernichteten sich gegenseitig. Bis dahin existierte keine Sünde, kein Leben war genommen. Danach (der Trennung) war das Satya (Yuga) zu Ende. Der ewige Frühling wurde zum beständigen Wechsel, und Jahreszeiten folgten. Die Kälte zwang die Menschen, Wohnungen zu bauen und Kleidung zu erfinden. Dann wendete sich der Mensch an die oberen Väter (die höheren Götter oder Engel). Die Nirmanakayas der Nagas, die weisen Schlangen und Drachen des Lichts kamen, und die Vorläufer der Erleuchteten (Buddhas). Göttliche Könige stiegen herab und lehrten die Menschen die Wissenschaften und Künste, denn der Mensch konnte nicht mehr in dem ersten Land (Adi-Varsha, dem Eden der ersten Rassen) leben, das sich in einen weißen, gefrorenen Leichnam verwandelt hatte.“
Das Obige ist vielsagend. Wir wollen sehen, was aus dieser kurzen Behauptung abgeleitet werden kann. Einige mögen geneigt sein zu vermuten, es liege mehr darin als auf den ersten Blick erkennbar ist.
[SD # 202]
Paradiese, Schlangen und Drachen
Woher stammt die Idee und was ist die wahre Bedeutung des Wortes „Eden“? Christen werden behaupten, dass der Garten Eden das heilige Paradies ist, der durch Adams und Evas Sünde entweihte Ort. Der Okkultist bestreitet diese buchstäbliche Interpretation und beweist das Gegenteil. Man braucht nicht an die Bibel zu glauben und in ihr eine göttliche Offenbarung zu sehen, um zu verstehen, dass dieses alte Buch, wenn es esoterisch gelesen wird, auf derselben universalen Überlieferung beruht. Was Eden ist, wird teilweise in Isis Unveiled237 gezeigt, wo es heißt:
„Der Garten Eden ist als Örtlichkeit durchaus kein Mythos. Er gehört zu jenen Landmarken der Geschichte, die dem Schüler gelegentlich offenbaren, dass die Bibel nicht ausschließlich allegorisch ist. Eden oder das hebräische ןדע־ןג Gan-Eden, was den Park oder den Garten von Eden bedeutet, ist ein archaischer Name für das vom Euphrat mit seinen zahlreichen Verzweigungen bewässerte Land, von Asien und Armenien bis zum Erythräischen Meer.“ (A. Wilder sagt, Gan-duniyas sei ein Name Babyloniens.) Im chaldäischen „Buch der Zahlen“ wird sein Ort in Zahlen bezeichnet, und in dem chiffrierten Manuskript der Rosenkreuzer, das vom Grafen St. Germain hinterlassen wurde, ist es vollständig beschrieben. Auf den assyrischen Tafeln ist es als Gan-duniyas wiedergegeben. „Siehe“, sagen die םיהלא (Elohim) der Genesis, „der Mensch ist geworden wie unsereiner“. Die Elohim können in einem Sinn als Götter oder Kräfte verstanden werden, und in einem anderen als Aleim oder Priester – die in das Gute und Böse dieser Welt initiierten Hierophanten; denn es gab ein Priesterkollegium mit Namen Aleim, während das Haupt ihrer Kaste oder der Führer der Hierophanten als Java-Aleim bekannt war. Anstatt ein Neophyt zu werden und allmählich sein esoterisches Wissen durch eine regelgerechte Initiation zu erlangen, benutzt Adam oder der Mensch seine intuitiven Fähigkeiten, und angetrieben von der Schlange (der Frau und der Materie) kostet er auf unrechtmäßige Weise vom Baum der Erkenntnis – der esoterischen oder Geheimlehre. Die Priester des Herkules oder Melkart, des „Herren von Eden“, trugen alle „Röcke aus Fellen“. Der Text sagt: „Und Java-Aleim machte Adam und seine Frau רוצתונתכ ‘Chitonuth our’.“ Das erste hebräische Wort, „Chiton“, ist der griechische χιτὼν, Chiton. Durch seine Adaption aus der Bibel wurde es zu einem slawischen Wort und bedeutet einen Rock oder ein Obergewand.
Obwohl die hebräische Schrift das gleiche Substrat esoterischer Wahrheit enthält wie jede andere frühe Kosmogonie auch, trägt sie die Spuren eines doppelten Ursprungs in ihrem Gesicht. Ihre Genesis ist eine Erinnerung an die babylonische Gefangenschaft. Die Namen der Orte, Menschen und selbst Gegenstände können vom Originaltext auf die Chaldäer und Akkadier zurückgeführt werden, die Vorfahren und arischen Unterweiser der Ersteren. Es wird heftig bestritten, dass die akkadischen Stämme Chaldäas, Babyloniens und Assyriens [SD # 203] irgendwie mit den Brahmanen Hindustans verwandt waren; doch es existieren mehr Beweise zugunsten dieser Ansicht als gegen sie. Die Semiten oder Assyrer hätten vielleicht Turanier genannt werden sollen, und die Mongolen wurden als Skythen bezeichnet. Doch wenn die Akkadier jemals nicht nur in der Einbildung einiger Philologen und Ethnologen existierten, wären sie gewiss niemals ein turanischer Stamm gewesen, wie einige Assyriologen uns glauben zu machen sich bemühten. Sie waren lediglich indische Auswanderer auf ihrem Weg nach Kleinasien, der Wiege der Menschheit, und ihre priesterlichen Adepten verweilten und zivilisierten und initiierten ein barbarisches Volk. Halévy bewies die Irreführung der turanischen Manie in Bezug auf das akkadische Volk, und andere Gelehrte bewiesen, dass die babylonische Zivilisation in jenem Land weder geboren noch entwickelt wurde. Sie wurde von Indien eingeführt, und die sie einführten, waren brahmanische Hindus.“
Und jetzt, zehn Jahre nachdem das geschrieben wurde, finden wir uns selbst durch Professor Sayce bestätigt, der in seiner ersten Hibbert-Vorlesung sagt, dass die Kultur der babylonischen Stadt Eridu ein Fremdimport war. Sie kam aus Indien.
„Vieles in der Theologie hatten die Semiten von den nicht-semitischen Akkadiern oder Protochaldäern entlehnt, die sie verdrängten und deren lokale Kulte auszumerzen sie weder den Willen noch die Kraft hatten. In der Tat lebten über eine lange Reihe von Zeitaltern die beiden Rassen, Semiten und Akkadier, Seite an Seite, und ihre Vorstellungen und ihre Götterverehrung vermischten sich unmerklich miteinander.“
Hier werden die Akkadier als „nicht-semitisch“ bezeichnet, was auch wir mit Nachdruck in der Isis Unveiled behaupten, und das ist eine weitere Bestätigung. Wir sind auch nicht weniger im Recht mit unserer Behauptung, die jüdische Bibelgeschichte sei eine Ansammlung historischer Tatsachen, in ein jüdisches Gewand arrangierte Geschichte anderer Völker – mit Ausnahme der Genesis, die reine und einfache Esoterik darstellt. Doch die Wissenschaft muss wirklich vom Schwarzen Meer bis nach Kaschmir und darüber hinaus nach der Wiege – oder vielmehr nach einer der Hauptwiegen – der Menschheit und der Söhne Ad-ahs suchen; insbesondere in späteren Zeiten, als der Garten von Ed-en am Euphrat zur Akademie der Astrologen und Magier wurde, der Aleim.
Doch diese „Akademie“ und dieses Eden gehörten der fünften Rasse an und stellen lediglich eine schwache Rückerinnerung dar an das Adi-Varsha der ursprünglichen dritten Rasse. Was ist die etymologische Bedeutung des Wortes Eden? Im Griechischen ist es ἡδονὴ und bedeutet Wollust. In diesem Aspekt ist es nicht besser als der Olymp der Griechen, Indras Himmel (Svarga) auf dem Berg Meru und selbst als das Paradies voller Horis, die den Gläubigen von Mohammed versprochen wurden. Der Garten Eden war niemals Eigentum der Juden; denn China, das kaum in den Verdacht geraten könnte, 2.000 v. Chr. irgendetwas von den Juden gewusst zu haben, hatte einen solchen ursprünglichen Garten in Zentralasien, von den „Drachen der Weisheit“ bewohnt, den Initiierten. Und Klaproth zufolge [SD # 204] verlegt die aus einer japanischen Enzyklopädie in dem Buch Foe-koue-ki kopierte hieroglyphische Karte ihren „Garten der Weisheit“ in das Hochland Pamirs zwischen die höchsten Gipfel der Himalayakette; sie beschreibt ihn als den höchsten Punkt Zentralasiens und lässt die vier Ströme – Oxus, Indus, Ganges und Silo – aus einer gemeinsamen Quelle entspringen, dem „Drachensee“.
Doch das ist nicht das Eden der Genesis; noch ist es der kabbalistische Garten Eden. Denn der Erstere – Eden Illah-ah – bedeutet in einem Sinn Weisheit, ein dem Nirvana vergleichbarer Zustand, ein Paradies der Wonne; in einem anderen Sinn bezieht es sich auf den intellektuellen Menschen selbst, der Behälter Edens, in welchem der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen wächst: Der Mensch ist der Erkenner desselben.
Renan und Jules Barthélemy Saint-Hilaire, die sich „auf die gründlichsten Induktionen“ stützen, halten es für unmöglich, noch länger zu zweifeln, und beide verlegen die Wiege der Menschheit „in die Gegend des Himalayas“. Letztendlich schließt das „Journal Asiatique“:238 „Sämtliche Traditionen des Menschengeschlechtes, die ihre Ursprungsfamilien in der Gegend ihrer Geburtsstätten verorten, zeigen sie uns gerade um jene Länder gruppiert, wohin die jüdische Tradition den Garten Eden platziert; und die Arier (Zoroastrier) ihren Airyana-vaêgô oder den Meru (?). Sie sind im Norden von den Ländern umgeben, die an den Aralsee grenzen und im Süden von Baltistan oder Kleintibet. Alles trägt zu dem Beweis bei, dass sich die Wohnstatt jener ursprünglichen Menschheit dort befand, auf die wir zurückgeführt werden müssen.“
Als der See, der „viermäulige Drache“, von dem heute nur sehr wenige Spuren übrig sind, die Wohnstatt der „Söhne der Weisheit“ war, der ersten aus dem Gemüt geborenen Söhne der dritten Rasse, befand sich diese „ursprüngliche Menschheit“ in ihrer fünften Rasse. Er war jedoch weder die einzige noch die ursprüngliche Wiege der Menschheit, obwohl er wahrhaftig das Abbild der Wiege der ersten denkenden, göttlichen Menschen war. Er war das Paradesa, das Hochland des ersten Sanskrit sprechenden Volkes, die Hedone, das Land der Wonne der Griechen; doch der „Garten der Wollust“ der Chaldäer war er nicht, denn Letzterer war lediglich eine Rückerinnerung daran; er befand sich auch wiederum nicht dort, wo der Fall des Menschen nach der „Trennung“ erfolgte. Das Eden der Juden war eine Kopie von der chaldäischen Kopie.
Dass der Fall des Menschen in die Zeugung in der frühesten Phase der von der Wissenschaft als mesozoische oder Reptilienperiode bezeichneten Zeit stattfand, geht aus der biblischen Ausdrucksweise betreffs der Schlange hervor, deren Natur im „Zohar“ erklärt wird. Die Frage ist nicht, ob Evas Erlebnis mit dem verführenden Reptil allegorisch oder wörtlich zu verstehen ist, denn niemand kann bezweifeln, dass Ersteres der Fall ist, sondern zu zeigen, dass das hohe Alter der Symbolik offensichtlich ist und dass sie keine jüdische, sondern eine universale Idee darstellt.
[SD # 205] Nun finden wir im „Zohar“ eine sehr seltsame Behauptung, die dazu angetan ist, den Leser durch ihre lächerliche Unsinnigkeit zu fröhlichem Lachen anzuregen. Er sagt uns, die Schlange, die von Schamael (dem angeblichen Satan) zur Verführung Evas benutzt wurde, sei eine Art fliegendes Kamel (καμηλόμορφον) gewesen.
Ein „fliegendes Kamel“ ist in der Tat auch für das feinsinnigste Mitglied der Royal Society zu viel. Nichtsdestoweniger war der „Zohar“, von dem man schwerlich den Gebrauch einer Cuvierschen Ausdrucksweise erwarten kann, mit seiner Beschreibung im Recht,239 denn wir finden, dass es in der alten zoroastrischen Handschrift Aschmogh genannt wird, es verlor nach der Darstellung des Avestas nach dem Fall „seine Natur und seinen Namen“ und wird als riesige Schlange mit einem Kamelhals beschrieben.
„Es gibt keine geflügelten Schlangen und keine wirklichen Drachen“, versichert Salverte240. . . Heuschrecken werden von den Griechen noch heute als geflügelte Schlangen bezeichnet, und diese Metapher mag verschiedene Erzählungen über die Existenz geflügelter Schlangen verursacht haben.“
Heute existieren keine; aber das ist kein Grund, warum sie nicht im mesozoischen Zeitalter existiert haben sollten. Und Cuvier, der ihre Skelette rekonstruierte, kann „fliegende Kamele“ bezeugen. Schon nach dem Fund einfacher Versteinerungen gewisser Saurier schrieb der große Naturforscher: „Wenn irgendetwas die Hydra und andere Ungeheuer rechtfertigen kann, deren Bilder von mittelalterlichen Geschichtsschreibern so oft wiedergegeben wurden, ist das unstreitig der Plesiosaurus.“241
Wir wissen nicht, ob Cuvier irgendetwas wie eine weitere mea culpa hinzugefügt, aber wir können uns seine Verwirrung wohl vorstellen, als er sich selbst einem fliegenden Saurier gegenüber fand, dem (in Deutschland gefundenen) „achtundsiebzig Fuß langen Pterodaktylus, der kräftige Flügel an seinem Reptilienkörper trug“. Dieses Fossil wird als Reptil beschrieben, dessen kleine Finger der Hand derart verlängert sind, dass sie einen langen, membranartigen Flügel tragen. Hier also wird das „fliegende Kamel“ des Zohars bestätigt. Denn sicherlich besteht zwischen dem langen Hals des Plesiosaurus und dem membranartigen Flügel des Pterodaktylus oder noch besser des Mosasaurus ausreichende wissenschaftliche Wahrscheinlichkeit, um darauf ein „fliegendes Kamel“ oder einen langhalsigen Drachen aufzubauen. Prof. Cope aus Philadelphia hat gezeigt, dass das Mosasaurus-Fossil in der Kreidezeit eine geflügelte Schlange dieser Art war. Es finden sich Eigenschaften seiner Wirbelsäule, die auf eine größere Verwandtschaft zu den Ophidia als zu den Lacertilia hinweisen.
Und nun zur Hauptfrage. Es ist wohlbekannt, dass Paläontografie und Paläontologie niemals zu den Künsten und Wissenschaften des Altertums zählten; und es gab auch keine Cuviers. Und doch hat auf den babylonischen Ziegeln, und insbesondere in alten chinesischen und japanischen Zeichnungen in den ältesten Pagoden und [SD # 206] Monumenten und in der kaiserlichen Bibliothek Pekings so mancher Reisende vollkommene Darstellungen der Plesiosaurier und Pterodaktylen in den vielfältigen Formen chinesischer Drachen gesehen und erkannt.242 Ferner sprechen die Propheten in der Bibel von den fliegenden feurigen Schlangen,243 und Hiob erwähnt den Leviathan.244 Nun werden die folgenden Fragen sehr direkt gestellt:
I. Wie konnten die alten Nationen irgend etwas von den ausgestorbenen Monstern des Karbon und der mesozoischen Zeit wissen und diese sogar mündlich und bildlich darstellen und beschreiben, wenn sie nicht entweder selbst diese Monster gesehen oder Beschreibungen von ihnen in ihren Überlieferungen besessen haben, stammen die Beschreibungen doch notwendigerweise von lebenden und intelligenten Augenzeugen?
II. Und wenn solche Augenzeugen einmal zugestanden sind (wenn nicht rückblickendes Hellsehen eingeräumt wird), wie ist es in diesem Fall möglich, dass die Menschheit und die ersten paläolithischen Menschen erst ungefähr zur Mitte des Tertiärs auftraten? Wir müssen uns vor Augen halten, dass die meisten Wissenschaftler den Menschen nicht vor dem Quartär zulassen und ihn damit aus dem Känozoikum ausschließen. Auf der einen Seite haben wir hier vor Millionen von Jahren vom Antlitz der Erde verschwundene ausgestorbene Tierarten, die Nationen bekannt waren und beschrieben wurden, deren Zivilisation angeblich vor kaum ein paar Jahrtausenden begann. Wie ist das möglich? Offenbar muss man entweder ein Überlappen der mesozoischen Zeit mit dem Quartär annehmen, oder der Mensch war ein Zeitgenosse des Pterodaktylus und des Plesiosaurus.
Die Okkultisten glauben an die alte Weisheit und Wissenschaft und verteidigen sie, selbst wenn geflügelte Saurier in den Übersetzungen des Zohars zu „fliegenden Kamelen“ werden; doch daraus folgt noch nicht, dass wir die Geschichten ebenso bereitwillig glauben, die uns das Mittelalter von solchen Drachen erzählt. Die Existenz der Pterodaktylen und Plesiosaurier endete gemeinsam mit dem größten Teil [SD # 207] der dritten Rasse. Wenn wir also von römisch-katholischen Autoren ernsthaft dazu aufgefordert werden, an Christoph Scherers und Pater Kirchers Ammenmärchen zu glauben, sie hätten in den Jahren 1619 und 1669 mit ihren eigenen Augen lebendige, feurige und fliegende Drachen gesehen, möge uns gestattet sein, ihre Behauptungen als Träume oder Flunkerei anzusehen.245 Auch die andere, von Petrarca erzählte Geschichte, werden wir nicht anders als eine poetische Freiheit betrachten; während er eines Tages seiner Laura in die Wälder folgte und nahe einer Höhle vorbeiging, will er einen Drachen gefunden haben, den er sofort mit seinem Dolch durchbohrte und tötete, wodurch er das Monster daran hinderte, die Dame seines Herzens zu verschlingen.246 Wir würden die Geschichte gerne glauben, hätte Petrarca in den Tagen von Atlantis gelebt, als solche vorsintflutlichen Monster noch existiert haben mögen. Wir streiten ab, dass sie in unserer gegenwärtigen Epoche jemals vorhanden waren. Die Seeschlange ist eine Sache, ein Drachen eine ganz andere. Erstere wird von der Mehrheit geleugnet, weil sie in den Tiefen des Ozeans lebt, sehr selten ist und nur dann an die Oberfläche kommt, wenn sie vielleicht vom Hunger dazu getrieben wird. Sich auf diese Weise unsichtbar haltend, kann sie existieren und doch geleugnet werden. Gäbe es aber ein derartiges Wesen wie einen Drachen gemäß obiger Beschreibung, wie könnte er der Entdeckung entgangen sein? Er ist ein zur Zeit der frühesten fünften Rasse lebendes Geschöpf und existiert heute nicht mehr.
[SD # 208] Der Leser kann fragen, warum wir überhaupt von Drachen sprechen? Wir antworten: Erstens, weil die Kenntnis solcher Tiere ein Beweis für das außerordentliche Alter des Menschengeschlechtes ist; und zweitens, um den Unterschied zwischen der wirklichen zoologischen Bedeutung der Worte „Drache“, „Naga“ und „Schlange“ und der metaphorischen Bedeutung, wenn sie symbolisch gebraucht werden, aufzuzeigen. Der von der Mysteriensprache nichts ahnende profane Leser ist bei der Erwähnung dieser Worte geneigt, sie buchstäblich aufzufassen. Daher die Verwechslungen und ungerechten Anklagen. Ein paar Beispiele werden genügen.
Sed et Serpens? Ja; aber was war die Natur der Schlange? Die Mystiker sehen in der Schlange der Genesis intuitiv ein tierisches Symbol und eine hohe spirituelle Wesenheit: eine kosmische Kraft, superintelligent, ein „großes, gefallenes Licht“, einen Geist, siderisch, luftig und irdisch zugleich, „dessen Einfluss den Erdball umkreist“ (qui circum ambulat terram), wie der christliche Eiferer des toten Buchstabens (de Mirville) es nennt, der sich lediglich unter dem physischen Emblem offenbarte, das am besten „mit seinen moralischen und intellektuellen Windungen übereinstimmte“: d. h. in der Schlangenform.
Aber was werden die Christen aus der ehernen Schlange machen, dem „göttlichen Heiler“, wenn die Schlange als das Sinnbild der List und des Übels betrachtet werden muss, als das „Böse“ selbst? Wie kann die Grenzlinie jemals übereinstimmend festgelegt werden, wenn sie willkürlich in einem sektiererischen theologischen Geist gezogen wird? Denn wenn den Anhängern der römischen Kirche beigebracht wird, Merkur und Äskulab, oder Asklepios, die in Wahrheit eins sind, seien „Teufel und Söhne von Teufeln“, und der Stab und die Schlange des Letzteren der „Stab des Teufels“; was ist dann mit der „ehernen Schlange“ von Moses? Jeder Gelehrte weiß, dass beide, der heidnische Stab und die jüdische „Schlange“, ein und dasselbe sind, nämlich der Merkurstab, Sohn von Apollo-Python. Es ist leicht zu verstehen, warum die Juden die Schlangengestalt für ihren „Verführer“ wählten. Für sie war sie rein physiologisch und phallisch; und wenn man mit der Mysteriensprache gut vertraut ist und die hebräischen Rollen numerisch liest, können ihr auch noch so viele haarspalterische Argumente der römisch-katholischen Kirche keine andere Bedeutung geben. Die Okkultisten wissen, dass die Schlange, der Naga und selbst der Drache jeweils eine siebenfältige Bedeutung haben; dass die Sonne z. B. das astronomische und kosmische Symbol der beiden entgegengesetzten Lichter und der beiden Schlangen der Gnostiker war, der guten und der bösen. Sie wissen auch, dass die Schlussfolgerungen sowohl der Wissenschaft als auch der Theologie zwei lächerliche Extreme darstellen, wenn sie verallgemeinert werden. Denn wenn Erstere uns sagt, es sei ausreichend, die Legenden der Schlangen zu ihrer ursprünglichen Quelle zurückzuverfolgen, zur astrologischen Legende, und ernsthaft über die Sonne, den Eroberer von Python, und die himmlische Jungfrau im Tierkreis, die den verschlingenden Drachen zurückdrängt, zu meditieren, wenn wir den Schlüssel zu all den nachfolgenden religiösen Dogmen hätten; es ist leicht erkennbar, dass der Verfasser [SD # 209] ausschließlich die christliche Religion und Offenbarung im Auge hat, anstatt zu verallgemeinern. Das nennen wir ein Extrem. Das andere sehen wir in Folgendem: dass die Theologie in Wiederholung der berühmten Entscheidung des Konzils von Trient die Massen zu überzeugen sucht, dass „vom Fall des Menschen an bis zur Stunde seiner Taufe der Teufel volle Gewalt über ihn hat und ihn rechtmäßig besitzt (diabolum dominationem et potestatem super homines habere et jure eos possidere)“. Darauf antwortet die okkulte Philosophie: Beweise zuerst die Existenz des Teufels als eine Wesenheit, und dann können wir an einen solchen angeborenen Besitz glauben. Ein wenig Beobachtung und Kenntnis der menschlichen Natur mögen genügen, die Falschheit dieses theologischen Dogmas zu beweisen. Hätte Satan irgendeine Wirklichkeit in der objektiven oder selbst in der subjektiven Welt (im kirchlichen Sinn), so wäre es der arme Teufel, der sich selbst andauernd von den Schlechten geplagt und sogar besessen sähe – somit von der großen Masse der Menschheit. Es ist die Menschheit selbst und insbesondere der Klerus, angeführt von der hochmütigen, gewissenlosen und intoleranten römischen Kirche, die den Bösen erschafft, geboren und liebevoll aufgezogen hat, aber das ist eine Abschweifung.
„Der gesamten Gedankenwelt wird von der Kirche vorgeworfen, sie hätte die Schlange angebetet. Die ganze Menschheit ‘spendete ihr Weihrauch und steinigte sie’. Das Zend Avesta spricht ebenso über sie wie die Könige und die Veden, wie die Edda und die Bibel. . . . Überall die Heilige Schlange, die Naga, und ihre Schreine und Priester; in Rom ist es die Vestalin, die ihr die Mahlzeit mit derselben Sorgfalt bereitet, mit der sie sich dem Heiligen Feuer widmet. In Griechenland kann Äskulap ohne ihren Beistand nicht heilen und überträgt ihr seine Kräfte. Jeder hat von der berühmten römischen Gesandtschaft gehört, die vom Senat an den Gott der Medizin gesendet wurde, und von ihrer Rückkehr mit der nicht weniger berühmten Schlange, die sich freiwillig und allein in den Tempel ihres Meisters auf einer der Inseln des Tibers begab. Es gab keine Bacchantin, die sie (die Schlange) nicht in ihr Haar band, keinen Auguren, der sie nicht orakelhaft befragte, keinen Nekromanten, in dessen Grüften sie nicht gegenwärtig ist! Die Kainiten und die Ophiten nennen sie Schöpferin, wobei sie wie Schelling zugeben, dass sie ‘substanziell das Böse und dessen Personifizierung ist’.“247
Ja, der Verfasser hat Recht, und wenn jemand eine vollständige Vorstellung von dem Ansehen bekommen will, dessen sich die Schlange bis zu unserem heutigen Tag erfreut, sollte er die Angelegenheit in Indien studieren und all das lernen, was in diesem Land über die Nagas (Kobras) geglaubt und ihnen noch immer zugeschrieben wird. Man sollte auch die Afrikaner Ouidahs, die Voodoos von Port-au-Prince und Haiti, die Nagals von Mexiko und die Pa oder Schlangen Chinas etc. besuchen. Aber warum sich wundern, dass die Schlange „angebetet“ und zugleich verdammt wird, wo wir doch [SD # 210] wissen, dass sie von Beginn an ein Symbol war?248 In allen alten Sprachen hatte das Wort Drache dieselbe Bedeutung wie heute im Chinesischen (lang), d. h. „das Wesen, das sich durch Intelligenz auszeichnet“, und im Griechischen δράκων oder „der, der sieht und wacht“. Ist es das Tier dieses Namens, auf das irgendeine dieser Beschreibungen angewendet werden kann? Ist es nicht einleuchtend, dass wo immer auch Aberglaube und die in Vergessenheit geratene ursprüngliche Bedeutung die Wilden jetzt hingeführt haben mag, die obigen, durch Schlangen und Drachen symbolisierten Eigenschaften auf die menschlichen Originale gemünzt waren? Diese „Originale“ – in China bis zum heutigen Tag „die Drachen der Weisheit“ genannt – waren die ersten Schüler der Dhyanis, die ihre Unterweiser waren; kurz gesagt, die ursprünglichen Adepten der dritten Rasse und später der vierten und fünften Rasse. Der Name wurde universal, und vor der christlichen Zeitrechnung hätte kein vernünftiger Mensch jemals den Menschen mit dem Symbol verwechselt.
Das Symbol von Chnoubis, oder der Weltseele, schreibt Champollion, „ist unter anderem das einer auf menschlichen Beinen stehenden enormen Schlange; dieses Reptil, das Emblem des guten Genius, ist ein wahrhafter Agathodaimon. Es wird oft bärtig dargestellt. . . . . Das heilige Tier, identisch mit der Schlange der Ophiten, findet sich auf zahlreichen gnostischen und basilidischen Steinen eingraviert . . . . Die Schlange weist mehrere Köpfe auf, sie wird aber dennoch immer als ΧΝΟΥΒΙΣ bezeichnet“.249 Der Agathodaimon war ausgestattet „mit der Kenntnis von Gut und Böse“, d. h. mit göttlicher Weisheit, denn ohne Letztere ist das Erstere nicht möglich.250 Iamblichos, wiederholend, zeigt Champollion, dass er „die Gottheit namens ‘Ειχτῶν ist (oder das Feuer der himmlischen Götter – der große Thot- [SD # 211] Hermes),251 dem Hermes Trismegistos die Erfindung der Magie zuschreibt.“252
Die „Erfindung der Magie“! Eine seltsame Anwendung einer Bezeichnung, als ob die Enthüllung der ewigen und wirksamen Geheimnisse der Natur erfunden werden könnte! Ebenso gut könnte man in späteren Jahrtausenden Prof. Crookes die Erfindung anstatt der Entdeckung der strahlenden Materie zuschreiben. Hermes war nicht der Erfinder oder auch nur der Entdecker, denn wie in der vorletzten Fußnote gesagt wird, ist Thot-Hermes ein Gattungsname, so wie Enoch (Enoïchion, das „innere, spirituelle Auge“), oder Nebo, der Prophet und Seher etc. Es handelt sich nicht um einen Eigennamen irgendeines lebenden Menschen, sondern um einen generischen Titel vieler Adepten. Ihre Verbindung mit der Schlange in den symbolischen Allegorien rührt von ihrer Erleuchtung durch die Sonnen- und Planetengötter während der frühesten intellektuellen Rasse her, der dritten. Sie alle sind die repräsentierenden Schutzherren der Geheimen Weisheit. Asklepios ist der Sohn des Sonnengottes Apollo – und er ist Merkur; Nebo ist der Sohn Bel-Merodachs; Vaivasvata Manu, der große Rishi, ist der Sohn Vivasvats – der Sonne oder Surya etc. etc. Und während die Nagas zusammen mit den Rishis, den Gandharvas, Apsarasen, Gramanis (oder Yakshas, niederen Göttern), Yatudhanas und Devas astronomisch während der zwölf Sonnenmonate die Diener der Sonne sind, sind sie in der Theogonie und auch in der anthropologischen Evolution Götter und Menschen – solange sie in der niederen Welt inkarniert sind. Der Leser möge in diesem Zusammenhang an die Tatsache erinnert werden, dass Apollonios in Kaschmir mit buddhistischen Nagas zusammentraf – die weder Schlangen im zoologischen noch auch die Nagas im ethnologischen Sinn sind, sondern „weise Menschen“.
Die Bibel ist von der Genesis bis zur Offenbarung lediglich eine Reihe geschichtlicher Aufzeichnungen des großen Kampfes zwischen der weißen und der schwarzen Magie, zwischen den Adepten des rechten Pfades, den Propheten, und jenen des linken, den Leviten, dem Klerus der rohen Massen. Selbst die Schüler des Okkultismus, obwohl einige von ihnen über zusätzliche archaische Handschriften und unmittelbare Belehrung verfügen, auf die sie sich verlassen können, finden es schwierig, eine Grenzlinie zwischen den Sodalen des rechten Pfades und jenen des linken zu ziehen. Die große Spaltung, die zwischen den Söhnen der vierten Rasse entstand, als die ersten Tempel und Initiationshallen unter der Leitung der „Söhne Gottes“ errichtet worden waren, ist in den Söhnen Jakobs allegorisiert. Dass zwei Schulen der Magie existierten, und dass die orthodoxen Leviten nicht der heiligen angehörten, zeigt sich in den vom sterbenden Jakob gesprochenen Worten. Und hier mag es gut sein, ein paar Sätze aus „Isis entschleiert“ anzuführen.
Der sterbende Jakob beschreibt also seine Söhne: „Dan“, sagt er, „wird eine Schlange sein am Wege, eine Kreuzotter am Pfade, die da beißt in die Fersen des Rosses, und rücklings fällt sein Reiter (d. h. er wird Kandidaten die schwarze Magie lehren) . . . . Auf deine Rettung harre ich, Jehovah!“ Über Schimon und Levi merkt der Patriarch an, dass sie „. . . Brüder sind, Werkzeuge der [SD # 212] Gewalt ihre Waffen. Meine Seele komme nicht in ihren geheimen Rat, meine Ehre vereinige sich nicht mit ihrer Versammlung.“253 Nun lauten im Urtext die Worte „ihr Geheimnis“ – „ihren Sod“.254 Und mit Sod wurden die großen Mysterien von Baal, Adonis und Bacchus bezeichnet, die alle Sonnengötter waren und mit Schlangen symbolisiert wurden. Die Kabbalisten erklären die Allegorie von den feurigen Schlangen so, dass es sich dabei um den Namen handelt, welcher dem Stamm Levi, kurz gesagt, allen Leviten gegeben wurde und dass Moses das Haupt der Sodalen war.255 Die ursprüngliche Bedeutung der „Drachentöter“ muss auf die Mysterien zurückgeführt werden, und die Frage wird später vollständig behandelt.
Daraus folgt, dass Moses, wenn er der Hierophant der Mysterien war, auch ihr Haupt gewesen sein muss, und zweitens, wenn wir gleichzeitig die Propheten gegen die „Gräuel“ des Volkes Israel donnern hören, dass es dort zwei Schulen gab. „Feurige Schlangen“ war somit lediglich der den Leviten der Priesterkaste gegebene Beiname, nachdem sie vom guten Gesetz abgewichen waren, den traditionellen Lehren von Moses, und all jener, die der schwarzen Magie folgten. Jesaja spricht von den Zauberern jener Länder, wenn er von den „abtrünnigen Kindern“ spricht, die ihre Reichtümer in die Länder werden bringen müssen, woher „Nattern und feurige fliegende Schlangen“ kommen (30,6) oder nach Chaldäa und Ägypten, dessen Initiierte zu seiner Zeit (700 v. Chr.) bereits sehr entartet waren.256 Aber diese Zauberer müssen von den „feurigen Drachen der Weisheit“ und den „Söhnen des Feuernebels“ sorgfältig unterschieden werden.
In dem Werk „Great Book of the Mysteries“ wird uns gesagt: „Sieben Herren schufen sieben Menschen; drei Herren (Dhyan Chohans oder Pitris) waren heilig und gut, vier weniger himmlisch und von Leidenschaft erfüllt. . . . Die Chhayas (Schattenbilder) der Väter waren wie sie.“
Das erklärt die Unterschiede in der menschlichen Natur, die in sieben Abstufungen von Gut und Böse eingeteilt ist. Sieben Tabernakel standen dazu bereit, von Monaden unter sieben unterschiedlichen karmischen Bedingungen bewohnt zu werden. Die Kommentare erklären auf dieser Grundlage, wie einfach sich das Böse verbreiten konnte, sobald die menschlichen Formen zu wirklichen Menschen geworden waren. In ihren genetischen Berichten ignorierten jedoch einige alte [SD # 213] Philosophen die sieben und gaben lediglich vier an. So beschrieb die lokale mexikanische Genesis „vier gute Menschen“ als die vier wirklichen Vorfahren des Menschengeschlechts, „die weder von den Göttern erzeugt noch von einer Frau geboren wurden“; ihre Erschaffung war ein von den schöpferischen Kräften vollbrachtes Wunder, erst nachdem „drei Versuche Menschen herzustellen fehlgeschlagen waren“. Die Ägypter hatten in ihrer Theologie lediglich „vier Gottessöhne“, während im Pymander sieben gegeben sind – und vermieden so jede Erwähnung der bösen Natur des Menschen; als jedoch Seth von einem Gott zu Set-Typhon herabsank, wurde er von da an der „siebte Sohn“ genannt. Daraus entstand wahrscheinlich der Glaube, dass „der siebte Sohn des siebten Sohnes“ immer ein naturgeborener Magier ist, obwohl zuerst nur ein Zauberer gemeint war. Apap, die das Böse symbolisierende Schlange, wird von Aker vernichtet, Sets Schlange;257 daher konnte Set-Typhon nicht dieses Böse sein. Im „Totenbuch“ wird befohlen (v. 13), Kapitel clxiii solle „in Gegenwart einer zweibeinigen Schlange“ gelesen werden, was einen hohen Initiierten bedeutet, einen Hierophanten; das besagen der Diskus und die Widderhörner,258 die das Haupt seiner „Schlange“ in den Hieroglyphen des Titels des genannten Kapitels schmücken. Über der „Schlange“ sind die zwei mystischen Augen Ammons259 dargestellt, des verborgenen „Mysteriengottes“. Diese Passage bestätigt unsere Behauptung und zeigt die wahre Bedeutung des Wortes „Schlange“ im Altertum.
Was aber die Nagals und Nargels betrifft, woher kam die Ähnlichkeit der Namen der indischen Nagas und der amerikanischen Nagals?
„Der Nargal war das chaldäische und assyrische Oberhaupt der Magier (Rab-Mag), und der Nagal war der oberste Zauberer der mexikanischen Indianer. Beide leiten ihre Namen von dem assyrischen Gott Nergal-Sharezer und von den indischen Nagas ab. Beide besitzen dieselben Fähigkeiten und die Macht, einen dienstbaren Dämon zu haben, mit dem sie sich selbst vollständig identifizieren. Die chaldäischen und assyrischen Nargals hielten ihre Dämonen in Gestalt irgendeines für heilig gehaltenen Tieres innerhalb des Tempels; der indianische Nagal hält ihn, wo immer er kann – in einem in der Nähe liegenden See oder Gehölz oder im Haus in Gestalt irgendeines Haustieres“.260
Eine solche Ähnlichkeit kann nicht dem Zufall zugeschrieben werden. Eine neue Welt wird entdeckt, und wir finden, dass sie für unsere Vorväter von der vierten Rasse [SD # 214] bereits eine alte war. D. h., dass Arjuna, Krishnas Begleiter und Chela, nach Patala, zu den „Antipoden“, hinabgestiegen sein soll und dort Ulupi,261 eine Naga (oder vielmehr Nagini) heiratete, die Tochter des Königs der Nagas Kauravya.262
Und damit ist hoffentlich die volle Bedeutung des Schlangenemblems belegt. Sie ist weder die des Bösen noch am allerwenigsten die des Teufels; vielmehr ist sie tatsächlich ΚΕΜΕΚ ΕΙΛΑΜ ΑΒΡΑΣΑΞ (die ewige Sonne Abrasax), die zentrale spirituelle Sonne aller Kabbalisten, in einigen Diagrammen durch den Kreis des Tiferet dargestellt.
Und hier können wir wieder aus unseren früheren Bänden zitieren und mit weiteren Erklärungen fortfahren.
„Aus dieser Region der unergründlichen Tiefe (Bythos, Aditi, Shekinah, der Schleier des Unbekannten) geht ein aus Spiralen gebildeter Kreis hervor. Das ist Tiferet, was in der Sprache der Symbolik einen großen Zyklus bedeutet, der aus kleineren zusammengesetzt ist. Darin eingerollt, so dass sie den Spiralen folgt, liegt die Schlange – das Sinnbild der Weisheit und Ewigkeit –, die duale Androgyne. Der Zyklus repräsentiert Ennoia oder das göttliche Denken (eine Kraft, die nicht erschafft, sondern assimilieren muss), und die Schlange den Agathodaimonen, den Ophis, den Schatten des Lichts (nicht-ewig, jedoch das größte göttliche Licht unserer Ebene). Beide stellten die Logoi der Ophiten dar; oder die Einheit als Logos, der sich selbst als doppeltes Prinzip von Gut und Böse offenbart.“
Würde es sich dabei allein um inaktives und absolutes Licht handeln, könnte es das menschliche Denken nicht schätzen oder sogar vergegenwärtigen. Schatten ist das, was das Licht befähigt, sich zu offenbaren und ihm gegenständliche Wirklichkeit gibt. Daher ist der Schatten nichts Böses, sondern er ist die notwendige und unentbehrliche Folge, die das Licht oder das Gute vollständig macht: Er ist auf der Erde sein Schöpfer.
Nach den Anschauungen der Gnostiker sind diese beiden Prinzipien unveränderliches Licht und Schatten. Gut und Böse sind praktisch eins und haben durch alle Ewigkeit existiert, sowie sie immer fortfahren werden zu existieren, solange es manifestierte Welten gibt.
Dieses Symbol erklärt die Anbetung, die diese Sekte der Schlange als dem Heiland entgegenbringt, wenn sie entweder eine Hostie oder das Tau, das phallische Emblem, umschlingt. Als eine Einheit sind Ennoia und Ophis der Logos. Wenn getrennt, ist die eine der Baum des (spirituellen) Lebens und der andere der Baum [SD # 215] der Erkenntnis des Guten und des Bösen. Aus diesem Grund finden wir, dass Ophis das erste Menschenpaar – welches materiell von Ildabaoth hervorgebracht wurde, sein spirituelles Prinzip jedoch Sophia-Achamoth verdankt – dazu verführt, von der verbotenen Frucht zu essen, obwohl Ophis die Göttliche Weisheit repräsentiert.
Die Schlange, der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen und der Baum des Lebens sind allesamt aus dem indischen Boden verpflanzte Symbole. Der Arasa-Maram, der Banyanbaum, der den Indern so heilig ist (nachdem Vishnu in einer seiner Inkarnationen unter seinem dichten Schatten ruhte und dort menschliche Philosophie und Wissenschaft lehrte), wird Baum der Erkenntnis und Baum des Lebens genannt. Unter dem schützenden Laub dieses Königs der Wälder übermitteln die Gurus ihren Schülern ihre ersten Lehren über die Unsterblichkeit und initiieren sie in die Geheimnisse von Leben und Tod. In der chaldäischen Überlieferung heißt es von den Java-Aleim des Priesterkollegiums, dass sie die Söhne der Menschen lehrten, ihnen gleich zu werden. Bis zum heutigen Tag bewirkt Foh-tchou,263 der in seinem Foh-Maeyu oder Buddhatempel auf dem Gipfel des großen Berges „Kouin-long-sang“264 lebt, seine größten religiösen Wunder unter einem Baum, der im Chinesischen Sung-Ming-Shú oder der Baum der Erkenntnis und der Baum des Lebens genannt wird, denn Unwissenheit ist Tod, und Wissen allein gibt Unsterblichkeit. Dieses wunderbare Schauspiel findet alle drei Jahre statt, und eine riesige Menge chinesischer Buddhisten versammeln sich im Pilgerzug an dem heiligen Ort.
Nun wird es verständlicher, warum die frühesten Initiierten und Adepten oder die „weisen Männer“ – von denen behauptet wird, dass sie vom Universalgemüt in die Geheimnisse der Natur initiiert worden seien, welches von den höchsten Engeln repräsentiert wird – „Schlangen der Weisheit“ und „Drachen“ genannt wurden; und auch, wie es dazu kam, dass die ersten physiologisch vollständigen Paare – nachdem sie durch Ophis, den manifestierten Logos und den Androgynen durch das Essen der Frucht der Erkenntnis in das Geheimnis der menschlichen Schöpfung initiiert worden waren – allmählich von dem materiellen Geist der Nachwelt angeklagt zu werden begannen, sie hätten eine Sünde begangen, sie seien „Gott dem Herrn“ gegenüber ungehorsam gewesen und von der Schlange verführt worden.
Die ersten Christen (welche die Juden ihrer Bibel beraubten) verstanden die ersten vier Kapitel der Genesis in ihrer esoterischen Bedeutung derartig schlecht, dass sie niemals erkannten, dass mit diesem Ungehorsam nicht nur keinerlei Sünde beabsichtigt wurde, sondern dass die „Schlange“ sogar „Gott der Herr“ selbst war, der als Ophis, der Logos oder der Träger der göttlichen schöpferischen Weisheit die Menschheit lehrte, ihrerseits Schöpfer zu werden.265 Sie [SD # 216] begriffen niemals, dass das Kreuz eine Entwicklung aus dem „Baum und der Schlange“ war und so zur Erlösung der Menschheit wurde. Auf diese Weise wurde es zum allerersten Grundsymbol der schöpferischen Ursache und bezog sich auf Geometrie, Zahlen, Astronomie, Maß und tierische Fortpflanzung. Laut der Kabbala kam mit der Erschaffung der Frau die Verdammung über den Menschen.266 Der Kreis wurde von seinem Durchmesser getrennt. „Vom Besitz des doppelten Prinzips im einen, d. h. aus dem androgynen Zustand, erfolgte die Trennung des dualen Prinzips, wodurch zwei Gegensätze vorlagen, deren Bestimmung es für alle Zukunft ist, ihre Wiedervereinigung im ursprünglich einen Zustand zu suchen. Der Fluch war, dass die Natur, zur Suche antreibend, den angestrebten Erfolg durch die Hervorbringung eines neuen Wesens vereitelte, das sich von dieser angestrebten Wiedervereinigung oder Einheit unterscheidet, wodurch das natürliche Verlangen, einen verlorenen Zustand wieder zurückzugewinnen, getäuscht wurde und für immer getäuscht wird. Durch diesen quälenden Prozess einer andauernden Verdammung lebt die Natur.“267 (Vide Abteilung II, „Kreuz und Kreis“)
Die Allegorie des vom „Baum des Lebens“ vertriebenen Adams bedeutet esoterisch, dass die soeben getrennte Rasse das Geheimnis des Lebens missbrauchte und in den Bereich der Animalität und Rohheit hinabzog. Denn, wie der „Zohar“ zeigt, ist Matronitha (Shekinah, symbolisch die Frau Metatrons) „der Weg zu dem großen Baum des Lebens, zu dem mächtigen Baum“, und Shekinah ist göttliche Gnade. Wie erklärt, erreicht dieser Baum das himmlische Tal und ist zwischen drei Bergen (der oberen Dreiheit der menschlichen Prinzipien) verborgen. Von diesen drei Bergen reicht der Baum hinauf (die Erkenntnis des Adepten strebt himmelwärts) und neigt sich dann wieder hinab (in das Ego des Adepten auf der Erde). Dieser Baum ist bei Tag offenbar und bei Nacht verborgen, d. h. dem erleuchteten Denken offenbar und der Unwissenheit, welche die Nacht ist, verborgen (siehe „Zohar“, I, 172a und b.) „Der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen wächst aus den Wurzeln des Baumes des Lebens.“ (Kommentar) Doch dann wieder auch: „In der Kabbala kann klar gefunden werden, dass der ‘Baum des Lebens’ das [SD # 217] Henkelkreuz in seinem geschlechtlichen Aspekt darstellt und dass der ‘Baum der Erkenntnis’ die Trennung und die Wiederzusammenführung zur Erfüllung der verderblichen Bedingung bezeichnete. Um das in Zahlen auszudrücken: Die Zahlenwerte der das Wort Otz (צע), Baum, zusammensetzenden Buchstaben sind 7 und 9, wobei die Sieben die heilige weibliche Zahl ist und die Neun die Zahl der phallischen oder männlichen Kraft. Das Henkelkreuz ist das Symbol des ägyptischen Weiblich-Männlichen, Isis-Osiris, des Keimprinzips in sämtlichen Formen, das auf der ursprünglichen Offenbarung beruht und in allen Richtungen und in jedem Sinn anwendbar ist.“268
Das ist die kabbalistische Anschauung der westlichen Okkultisten, und sie unterscheidet sich von den philosophischeren östlichen oder arischen Auffassungen von diesem Gegenstand.269 Die Trennung der Geschlechter war im Programm der Natur und der natürlichen Evolution vorgesehen, und die schöpferische Fähigkeit von Mann und Frau war eine Gabe der Göttlichen Weisheit. An die Wahrheit solcher Überlieferungen glaubte das gesamte Altertum, vom patrizischen Philosophen bis zum bescheidensten spirituell veranlagten Plebejer. Und während wir fortfahren, können wir erfolgreich aufzeigen, dass die relative Wahrheit solcher Legenden, wenn nicht gar ihre absolute Exaktheit – für die sich intellektuelle Riesen wie Solon, Pythagoras, Platon und andere verbürgten – mehr als einem modernen Wissenschaftler aufzudämmern beginnt. Er ist bestürzt; überrascht und verwirrt steht er vor den Beweisen, die sich täglich vor ihm anhäufen; er fühlt, dass es keinen Weg gibt, die vielen ihm entgegenstarrenden geschichtlichen Probleme zu lösen, wenn er nicht alte Überlieferungen zu akzeptieren beginnt. Wenn wir daher sagen, dass wir alten Aufzeichnungen und universale Legenden unbedingt Glauben schenken, so brauchen wir uns dafür vor dem unparteiischen Beobachter kaum schuldig zu bekennen, denn andere und viel gelehrtere der modernen wissenschaftlichen Schule angehörende Autoren glauben offenbar an vieles, an das auch die Okkultisten glauben: an „Drachen“ z. B., und nicht nur symbolisch, sondern auch an ihre tatsächliche frühere Existenz.
„Vor ungefähr dreißig Jahren wäre es für jedermann in der Tat ein kühner Schritt gewesen in Erwägung zu ziehen, die Öffentlichkeit mit einer Sammlung von Geschichten zu bedenken, die gewöhnlich als Fabeln gelten und für sie dieselbe Beachtung zu beanspruchen, die echten Wirklichkeiten gebührt, oder Geschichten, die als altehrwürdige Erdichtungen angesehen werden, als wirkliche Tatsachen auszugeben; und von Ammenmärchen zu behaupten, dass sie in vielen Fällen mehr oder weniger entstellte Legenden darstellen, die wirkliche Wesen oder Ereignisse beschreiben. Heutzutage ist das ein weniger gewagtes Unterfangen. . . . .“
So beginnt die Einleitung zu einem neuen (1886) und höchst interessanten Werk von Charles Gould mit Namen „Mythical Monsters“. Tapfer erklärt er, an die meisten dieser Monster zu glauben. Er stellt die Behauptung auf: „Viele der sogenannten mythischen Tiere, welche in langen Zeitaltern und bei allen Nationen fruchtbarer Gegenstand von Dichtung und Fabel waren, [SD # 218] zurecht in den Kreis der gewöhnlichen und auf Tatsachen beruhenden Naturgeschichte fallen, und dass sie nicht länger als Ergebnis einer überschwänglichen Fantasie betrachtet werden sollten, sondern als Geschöpfe, die einstmals wirklich existierten. Über viele von ihnen sind unglücklicherweise nur unvollkommene und ungenaue Beschreibungen zu uns vorgedrungen, von den Nebeln der Zeit vermutlich stark verzerrt. . . . Überlieferungen von einst mit dem Menschen gleichzeitig existierenden Geschöpfen, einige so unheimlich und schrecklich, dass sie auf den ersten Blick unmöglich erscheinen. Für mich handelt es sich beim größten Teil dieser Geschöpfe nicht um Chimären, sondern um vernünftige Studienobjekte. Der Drache ist nicht ein aus der Einbildung des arischen Menschen bei der Beobachtung von Blitzen entstandenes Geschöpf, die in den von ihm bewohnten Höhlen aufleuchteten, wie einige Mythologen glauben, sondern vielmehr ein Tier, das einstmals lebte und seine schwerfälligen Windungen dahinschleppte und vielleicht fliegen konnte. . . . . Die konkrete Existenz des Einhorns erscheint mir nicht unglaubwürdig, sondern tatsächlich wahrscheinlicher als die seinen Ursprung einem Mythos zuschreibende Theorie.270 . . . Ich für meinen Teil bezweifle die allgemeine Herleitung der Mythen von ‘der Beobachtung der sichtbaren Wirkungen der äußeren Natur’. Dass die lähmende Wirkung der Zeit den Ausdruck dieser oft erzählten Geschichten schwächte, bis ihre ursprüngliche Erscheinung nahezu nicht mehr wiederzuerkennen war, erscheint mir leichter zu vermuten als die Vorstellung, dass unkultivierte Wilde eine Vorstellungskraft und poetische Erfindungsgabe besessen haben sollen, die weit über die der am meisten unterwiesenen Nationen der Gegenwart hinausgeht; es erscheint mir einfacher zu glauben, dass diese wunderbaren Geschichten von Göttern und Halbgöttern, von Riesen und Zwergen, von Drachen und Monstern jeglicher Beschreibung Verwandlungen darstellen, als zu glauben, sie seien Erfindungen.“271
Von demselben Geologen wird gezeigt, dass der Mensch „erfolgreich auf Zeitperioden zurückverfolgt wurde, die verschiedentlich zwischen dreißigtausend und einer Million Jahre geschätzt wurden . . . . . , in welchen er mit Tieren zusammen existierte, die mittlerweile schon lange ausgestorben sind.“ (S. 20) Diese „fremdartigen und schreckenerregenden“ Tiere waren, um einige Beispiele zu geben – (1) „die Gattung Clidastes, deren riesigen Knochen und Wirbelsäule zeigen, dass sie eine Länge von nahezu zweihundert Fuß erreichten . . . . . .“ Die Überreste solcher Monster, nicht weniger als zehn an der Zahl, wurden von Professor Mudge in den Mauvaises Terres in Colorado über die Ebene verstreut gesehen; (2) der Titanosaurus montanus, er erreichte eine Länge von fünfzig oder sechzig Fuß; (3) die Dinosaurier (in den im Jura entstandenen Schichten der Rocky Mountains) von noch riesigeren Proportionen; (4) der Atlantosaurus immanis, dessen Oberschenkelknochen allein über sechs Fuß lang ist und der somit über hundert Fuß lang werden konnte! Aber selbst da ist die Grenze noch nicht erreicht, und wir hören von der Entdeckung von Überresten in so riesigen Proportionen, dass ein Schenkelknochen mehr als zwölf Fuß Länge besitzt (S. 37). Dann lesen wir von den monströsen Sivatherium im Himalaya, dem vierhörnigen Hirsch, so groß wie ein Elefant, aber höher als er; ferner von dem riesigen Megatherium; von gewaltigen fliegenden Eidechsen, den Pterodaktylen mit [SD # 219] Krokodilrachen an einem Entenkopf etc. etc. Sie alle koexistierten mit dem Menschen, griffen ihn höchstwahrscheinlich an, so wie umgekehrt auch. Und man mutet uns zu zu glauben, dass der Mensch damals nicht größer war, als er jetzt ist! Ist es möglich sich vorzustellen, dass der Mensch, in der Natur von solchen Geschöpfen umgeben, hätte überleben können, während alle seine Feinde zugrunde gingen, wäre er nicht selbst ein gewaltiger Riese gewesen? Soll er mit seiner Steinaxt ein Sivatherium oder einen riesigen fliegenden Saurier überwältigt haben? Halten wir uns immer vor Augen, dass mindestens ein großer Wissenschaftler, de Quatrefages, keine guten wissenschaftlichen Argumente dafür erkennen kann, warum der Mensch nicht „zeitgleich mit den frühesten Säugetieren und bereits in der Sekundärzeit gelebt haben sollte.272
Der sehr konservative Professor Jukes schreibt: „Es scheint, dass die fliegenden Drachen aus den Märchen in früheren Weltzeitaltern so etwas wie eine tasächliche Existenz hatten.“273 Und der Verfasser fährt fort mit der Frage: „Umfasst die aufgezeichnete Geschichte des Menschen mit ein paar Jahrtausenden den gesamten Verlauf seines intelligenten Daseins? Oder verfügen wir über schattenhafte Erinnerungen an den vorgeschichtlichen Menschen in den langen mythischen Zeitaltern, die sich über Hunderttausende von Jahren erstrecken und in den Chronologien von Chaldäa und China aufgezeichnet sind, die uns überliefert wurden? Vielleicht wurden diese Überlieferungen von wenigen Überlebenden aus Ländern, die gleich dem sagenhaften Atlantis Platons untergegangen sein mögen oder zum Schauplatz irgendeiner großen Katastrophe wurden, welche sie mitsamt ihrer ganzen Zivilisation vernichtete, in damals bereits existierende Länder gebracht?“ (S. 19)
Die wenigen verbliebenen Großtiere wie die Elefanten, die kleiner sind als ihre Vorfahren, die Mastodonten und die Flusspferde sind die einzigen überlebenden Relikte, und jeden Tag wird es wahrscheinlicher, dass sie vollständig verschwinden werden. Aber selbst bei ihren Vorfahren gab es bereits Vorläufer ihrer zukünftigen Gattung, und sie wurden im selben Maß kleiner, wie die Menschen. Die Überreste eines zwergenhaften Elefanten (Elephas Falconeri) wurden in Höhlenablagerungen auf Malta gefunden. Derselbe Verfasser behauptet, dass sie mit den Überresten von Zwergflusspferden in Verbindung standen; oder dem noch existierenden Hippopotamus (Choeropsis) liberiensis, dessen Höhe Henri Milne Edwards mit kaum mehr als zwei Fuß taxiert.“274
Skeptiker mögen lächeln und unser Werk als vollständigen Unsinn oder Märchen abtun. Aber wenn sie das tun, rechtfertigen sie nur die Weisheit des chinesischen Philosophen Chuang, der sagte, dass „die Dinge, die die Menschen wissen, zahlenmäßig gesprochen, keineswegs mit den Dingen verglichen werden können, die unbekannt sind.“275 Und so lachen sie nur über ihre eigene Unwissenheit.
[SD # 220]
Die „Söhne Gottes“ und die „Heilige Insel“
Die in Isis Unveiled vorgestellte Legende über einen Bereich des Erdglobus, den die Wissenschaft heute als die Wiege der Menschheit betrachtet – obwohl er in Wahrheit nur eine der sieben Wiegen war – lautet zusammengefasst und erläutert wie folgt:
„Die Überlieferung besagt, und die Aufzeichnungen des Großen Buches (des Buches Dzyan) erklären es, dass sich lange vor den Tagen Ad-ams und seiner neugierigen Frau He-va dort, wo jetzt nur Salzseen und trostlose Wüsten zu finden sind, ein weites, sich über Mittelasien ausbreitendes Inlandsmeer befand, nördlich der stolzen Himalayakette und ihrer westlichen Fortsetzung. Eine Insel darin, deren beispiellose Schönheit einzigartig war auf der ganzen Welt, wurde vom letzten Überrest jener Rasse bewohnt, welche der unseren vorausgegangen war.“
„Der letzte Überrest“ bedeutet die „Söhne von Wille und Yoga“, die mit ein paar Stämmen zusammen die große Umwälzung überlebten. Denn es war die dritte Rasse, die das große lemurische Festland bewohnte, und sie ging den echten und vollständigen menschlichen Rassen – der vierten und fünften – voran. Daher wurde in Isis gesagt:
„Diese Rasse konnte mit gleicher Leichtigkeit in Wasser, Luft oder Feuer leben, denn sie besaß unbegrenzte Macht über die Elemente. Sie waren die ‘Söhne Gottes’; nicht jene, welche die Menschentöchter sahen, sondern die wirklichen Elohim, die in der orientalischen Kabbala einen anderen Namen tragen. Sie waren es, die den Menschen die seltsamsten Geheimnisse der Natur vermittelten und ihnen das unaussprechliche und jetzt verlorene ‘Wort’ offenbarten.“
Diese „Insel“ existiert, wie geglaubt wird, bis zur Stunde als Oase, umgeben von der schrecklichen Wildnis der großen Wüste Gobi – deren Sand „seit Menschengedenken noch kein Fuß durchquert hat“.
„Dieses Wort, das kein Wort ist, hat einstmals die Reise um die Welt gemacht und verweilt noch heute als ein fern verklingendes Echo in den Herzen einiger bevorzugter Menschen. Die Hierophanten aller Priesterkollegien wussten von der Existenz dieser Insel. Aber das ‘Wort’ war nur dem Java Aleim (Maha Chohan in einer anderen Sprache) oder Obersten eines jeden Kollegiums bekannt und wurde seinem Nachfolger erst im Augenblick des Todes überliefert. Es gab viele derartiger Kollegien, und die alten klassischen Schriftsteller berichten von ihnen.
Es gab keine Seeverbindung mit der schönen Insel. Die Verbindungen wurden jedoch in allen Richtungen mittels ausschließlich den Häuptern bekannten unterirdischen Gängen hergestellt.“276
Die Überlieferung behauptet, und die Archäologie akzeptiert die Wahrheit der Legende, dass mehr als eine heute blühende Stadt in Indien existiert, die auf [SD # 221] mehreren anderen Städten aufgebaut wurde, die zusammen eine sechs- oder siebenstöckige unterirdische Stadt bilden. Delhi ist eine von ihnen, Allahabad eine weitere. Beispiele finden sich selbst in Europa; z. B. in Florenz, das auf verschiedenen erloschenen etruskischen und anderen Städten erbaut wurde. Warum also könnten nicht Ellora, Elephanta, Karli und Ajunta über unterirdischen Labyrinthen und Gängen erbaut worden sein, wie behauptet wird? Natürlich spielen wir nicht auf die Höhlen an, die jedem Europäer entweder vom Sehen oder vom Hörensagen bekannt sind, ungeachtet ihres außerordentlichen Alters, obwohl selbst das von der modernen Archäologie bestritten wird. Doch es ist eine den initiierten indischen Brahmanen und insbesondere den Yogis bekannte Tatsache, dass es keinen Höhlentempel im Land ohne in alle Richtungen verlaufende unterirdische Gänge gibt und dass diese unterirdischen Höhlen und endlosen Korridore ihrerseits Höhlen und Korridore besitzen. Wir fragten weiter:
„Wer kann sagen, ob nicht das verlorene Atlantis – das ebenfalls in dem Geheimen Buch erwähnt ist, aber wiederum unter einem anderen in der heiligen Sprache ausgesprochenen Namen – in jenen Tagen nicht noch existierte?“
Das war ganz sicher so, denn als der letzte der lemurischen Kontinente versank, näherte es sich gerade rapide dem Höhepunkt seiner Herrlichkeit und Zivilisation.
„Der große verschwundene Kontinent könnte sich vielleicht südlich von Asien befunden und von Indien bis Tasmanien erstreckt haben.277 Wenn die Hypothese (die jetzt so stark angezweifelt und von einigen gelehrten Schriftstellern, die sie für einen Scherz Platons halten, vollständig abgelehnt wird) jemals als richtig erkannt werden wird, dann vielleicht werden die Wissenschaftler daran glauben, dass die Beschreibung von dem von Göttern bewohnten Kontinent nicht ganz und gar eine Fabel war.278 Und sie mögen dann bemerken, dass Platons vorsichtige Andeutungen und auch, dass er die Erzählung Solon und den ägyptischen Priestern zuschreibt, lediglich eine kluge Art waren, die Tatsachen der Welt mitzuteilen und gleichzeitig durch geschickte Verbindung von Wahrheit und Dichtung sich selbst von einer Geschichte zu distanzieren, deren Preisgabe ihm bei der Initiation auferlegte Verpflichtungen verboten.
Um in der Überlieferung fortzufahren, müssen wir hinzufügen, dass die Klasse der Hierophanten in zwei getrennte Kategorien geteilt wurde,279 in jene, die von den ‘Gottessöhnen’ der Insel unterrichtet und in die göttliche Lehre der reinen Offenbarung initiiert wurden; und in die anderen, die das vergangene Atlantis – wenn das ihr Name sein sollte – bewohnten und einer anderen Rasse angehörten (geschlechtlich, aber von göttlichen Eltern hervorgebracht). Sie wurden mit einer Sehfähigkeit geboren, welche sämtliche verborgene Dinge wahrnahm und jegliche Entfernung sowie materielle Hindernisse überwand. Kurz gesagt, sie waren die im Popol Vuh erwähnte vierte Rasse der Menschen, deren Sehkraft unbegrenzt war und die alle Dinge sofort wussten.“
Mit anderen Worten, sie waren die Lemuro-Atlantier, die Ersten, die [SD # 222] eine Dynastie von Geist-Königen hatten, nicht von Manen oder „Gespenstern“, wie einige glauben (siehe „Pneumatologie“), sondern von wirklichen lebendigen Devas (oder wiederum Halbgöttern oder Engeln), die Körper angenommen hatten, um über sie zu herrschen und die sie ihrerseits in den Künsten und Wissenschaften unterrichteten. Nun, da sie Rupa oder materielle Geister waren, waren diese Dhyanis nicht immer gut. Ihr König Thevetat war einer der Letzteren, und unter dem bösen Einfluss dieses königlichen Dämonen wurde . . . . die atlantische Rasse zu einer Nation verruchter Zauberer.
„Infolgedessen wurde jener Krieg erklärt, dessen Geschichte zu lang sein würde, um sie zu erzählen. Der größte Teil der Geschichte ist in den entstellten Allegorien von der Rasse Kains, den Riesen und in jener Noahs und seiner rechtschaffenen Familie zu finden. Der Konflikt wurde mit dem Untergang von Atlantis beendet, was in den babylonischen und mosaischen Sintflutgeschichten seine Nachahmung findet. Die Riesen und Magier ‘ . . . und alles aus Fleisch starb . . . und alle Menschen’. Alle mit Ausnahme von Xisuthrus und Noah, die der Sache nach identisch sind mit dem großen Vater der Thlinkith im Popol Vuh oder dem heiligen Buch der Guatemalteken, die nach ihrer Aussage ebenfalls in einem großen Boot entkamen, gleich dem Noah der Hindus – Vaivasvata.
Wenn wir der Überlieferung überhaupt Glauben schenken, können wir eine weitere Geschichte nicht davon ausschließen, nämlich dass aus der Verheiratung der Nachkommenschaft der Hierophanten der Insel mit den Abkömmlingen des atlantischen Noahs eine Mischrasse von Selbstgerechten und Bösen hervorging. Auf der einen Seite hat die Welt ihre Enochs, Moses, verschiedene Buddhas, zahlreiche ‘Heilande’ und große Hierophanten. Auf der anderen Seite hat sie ihre ‘natürlichen Zauberer’, die mangels der begrenzten Kraft der eigenen spirituellen Erleuchtung . . . ihre Gaben für böse Zwecke pervertierten. . . .“
Wir können das durch das Zeugnis einiger Aufzeichnungen und Überlieferungen ergänzen. In seiner „Histoire des Vierges: Les Peuples et les Continents Disparus“, sagt der Autor:
„Eine der ältesten, durch mündliche und schriftliche Tradition in den Tempeln bewahrte Legende Indiens erzählt, dass vor mehreren hunderttausend Jahren im Stillen Ozean ein riesiger Kontinent existierte, der durch geologische Umwälzung zerstört wurde, und dessen Bruchstücke in Madagaskar, Ceylon, Sumatra, Java, Borneo und in den Hauptinseln von Polynesien zu suchen sind.
Nach dieser Hypothese wären die Hochplateaus von Hindustan und Asien in diesen entfernten Epochen lediglich durch große, dem Zentralkontinent benachbarte Inseln repräsentiert gewesen. . . . . Den Brahmanen zufolge hatte dieses Land eine hohe Zivilisation erreicht, und die Halbinsel von Hindustan, die durch die Lageveränderung der Gewässer zur Zeit der großen Umwälzung vergrößert worden war, hat die Kette der an dieser Stelle geborenen ursprünglichen Überlieferungen lediglich weitergeführt. In diesen Überlieferungen werden jene Völker als Rutas benannt, welche diesen riesigen Äquinoktialkontinent bewohnten, und von ihrer Sprache wurde das Sanskrit abgeleitet . . . . . Und die indo-hellenische Überlieferung, von der höchst intelligenten, von den Ebenen Indiens ausgewanderten Bevölkerung bewahrt, erzählt ebenfalls von der Existenz eines Kontinents und eines Volkes, denen sie die Namen Atlantis und Atlantier gibt und die sie in den nördlichen Teil der Tropen in den Atlantischen Ozean verlegt.
Abgesehen von dieser Tatsache ist es geografisch wahrscheinlich, dass in jenen Breiten ein alter Kontinent existierte, dessen Spuren in den vulkanischen Inseln und auf der [SD # 223] gebirgigen Oberfläche der Azoren, der Kanarischen und der Kapverdischen Inseln zu suchen sind. Die Griechen, die außerdem wegen ihrer Furcht vor dem geheimnisvollen Ozean niemals über die Säulen des Herkules hinauszugehen wagten, erschienen zu spät im Altertum, als dass die von Platon aufbewahrten Geschichten irgend etwas anderes als ein Echo der indischen Legende hätten sein können. Werfen wir ferner vor dem Hintergrund der Hypothese von bewohnten Kontinenten, die den unsrigen vorangingen, einen Blick auf eine Planisphäre, dann ist es angesichts der vom malayischen Archipel bis Polynesien und von der Sundastraße bis zur Osterinsel verstreuten Inseln und Inselchen unmöglich, den wichtigsten von allen nicht dorthin zu verlegen.
Ein religiöser Glaube, der in Malakka und Polynesien verbreitet ist, d. h. die beiden entgegengesetzten Enden der ozeanischen Welt, behauptet: ‘Alle diese Inseln formten einstmals zwei riesige Länder, die von gelben Menschen und von schwarzen Menschen bewohnt waren, welche sich immer im Krieg miteinander befanden; und die Götter, ihrer Streitigkeiten überdrüssig, hatten den Ozean beauftragt, sie miteinander zu versöhnen, worauf Letzterer die beiden Kontinente verschlang; seither war es unmöglich gewesen, ihn zur Herausgabe seiner Gefangenen zu bewegen. Durch die Macht der Götter, die den von ihnen begangenen Missgriff zu spät erkannten, entgingen lediglich noch die Bergspitzen und Hochebenen der Flut.’
Was auch immer an diesen Überlieferungen dran sein mag und wo auch immer der Ort gewesen sein könnte, an dem sich eine Zivilisation entwickelt hat, älter als die von Rom, Griechenland, Ägypten oder Indien – sicher ist, dass diese Zivilisation existierte, und dass es für die Wissenschaft höchst wichtig ist, ihre Spuren wiederzufinden, wie schwach und flüchtig sie auch sein mögen.“ (S. 13-15)
Diese letzte Überlieferung bestätigt jene aus den „Aufzeichnungen der Geheimlehre“. Der erwähnte Krieg zwischen den gelben und den schwarzen Menschen bezieht sich auf einen Kampf zwischen den „Söhnen Gottes“ und den „Söhnen der Riesen“ oder den Bewohnern und Zauberern von Atlantis.
Die letzte Schlussfolgerung des Verfassers, der sämtliche Inseln Polynesiens persönlich besuchte und der dem Studium der Religionen, der Sprachen und der Überlieferungen nahezu aller Völker Jahre widmete, lautet wie folgt:
„Was den polynesischen Kontinent anbelangt, der zur Zeit der letzten geologischen Umwälzungen verschwand, ist seine Existenz mit derartigen Beweisen untermauert, dass es nur logisch ist, dass wir nicht länger zweifeln können.
Die drei Gipfel dieses Kontinents, die Sandwichinseln, Neuseeland und die Osterinsel stehen fünfzehn- bis achtzehnhundert Meilen voneinander entfernt. Und die Gruppen der dazwischenliegenden Inseln Fiji, Samoa, Tonga, Futuna, Uvea, die Marquesas, Tahiti, Poumoutou und die Gambierinseln stehen selbst von diesen äußersten Punkten sieben- oder achthundert bis eintausend Meilen entfernt.
Alle Aussagen der Seefahrer stimmen darin überein, dass die äußersten und die zentralen Gruppen angesichts ihrer tatsächlichen geografischen Lage und der ungenügenden ihnen zu Verfügung stehenden Mittel niemals miteinander verkehrt haben konnten. Es ist physisch unmöglich, solche Entfernungen in einer Piroge zu durchqueren . . . ohne Kompass und monatelang ohne Vorräte zu reisen.
Vor der Ankunft der Europäer hatten andererseits die Aborigines der Sandwichinseln, von Fiji, von Neuseeland, von den zentralen Inseln, von Samoa, Tahiti etc. einander niemals gekannt und noch niemals voneinander gehört. Und doch behauptete jedes dieser Völker, dass seine Insel einstmals einen Teil eines [SD # 224] riesigen Landstriches gebildet habe, der sich gegen Westen, nach der asiatischen Seite hin erstreckte. Und von allen fand sich, als sie zusammengebracht wurden, dass sie dieselbe Sprache sprachen, dieselben Bräuche besaßen, dieselben Gewohnheiten, denselben religiösen Glauben. Und alle zeigten auf die Frage: ‘Wo ist die Wiege eures Geschlechts?’ als einzige Antwort mit ihrer Hand in die Richtung der untergehenden Sonne.“ (Ibid., S. 308)
Diese Beschreibung kollidiert ein wenig mit den geografischen Tatsachen der geheimen Aufzeichnungen; doch sie zeigt die Existenz solcher Überlieferungen, und das ist alles, worum es uns geht. Denn wie es keinen Rauch ohne Feuer gibt, muss eine Tradition auf irgendeiner annähernden Wahrheit beruhen.
An geeigneter Stelle werden wir zeigen, dass die moderne Wissenschaft die obigen und andere Überlieferungen der Geheimlehre in Bezug auf die beiden untergegangenen Kontinente vollständig bestätigt. Die Überreste auf der Osterinsel zum Beispiel sind die erstaunlichsten und beredtsten Denkmale der ursprünglichen Riesen. Sie sind so großartig wie geheimnisvoll. Und man braucht nur die Köpfe der Kolossalstatuen, die auf dieser Insel unzerbrochen geblieben sind, zu untersuchen, um auf einen Blick die Züge des Typus und der Eigenart zu erkennen, wie sie den Riesen der vierten Rasse zugeschrieben werden. Sie scheinen von einer Urform zu stammen, doch ihre Gesichtszüge sind unterschiedlich – von einem ausgesprochen sinnlichen Typus, wie ihn die Atlantier (die Daityas oder „Atalantier“) laut der esoterischen indischen Bücher aufgewiesen haben sollen. Man vergleiche diese mit den Gesichtern einiger anderer kolossaler Statuen in Zentralasien – z. B. denen bei Bamiyan – jener Porträtstatuen von Buddhas, die früheren Manvantaras angehörten, wie uns die Überlieferung sagt; d. h. von jenen Buddhas und Helden, die in den buddhistischen und indischen Werken als Menschen von fabelhafter Größe erwähnt werden,280 den guten und heiligen Brüdern der bösen, demselben Mutterschoß entsprungenen Brüder im Allgemeinen, geradeso wie Ravana, der Riesenkönig von Lanka, der Bruder Kumbhakarnas war; sie alle sind durch die Rishis Nachkommen der Götter und somit wie „Titan und sein Riesengeschlecht“ alle „Erstgeborene des Himmels“. Diese „Buddhas“, obwohl oft durch die symbolische Darstellung großer, herabhängender Ohren entstellt, zeigen im Vergleich zu den Statuen der Osterinsel einen auf den ersten Blick wahrnehmbaren bedeutsamen Unterschied in ihrem Gesichtsausdruck. Sie mögen von einer Rasse sein – doch Erstere sind „Söhne der Götter“, Letztere die Nachkommen mächtiger Zauberer. Sie alle sind jedoch Reinkarnationen, und von unvermeidlichen Übertreibungen in der volkstümlichen Fantasie und Tradition einmal abgesehen, sind sie historische Charaktere.281 Wann lebten sie? Vor wie langer Zeit lebten die [SD # 225] beiden Rassen, die dritte und vierte, und wie spät danach begannen die verschiedenen Stämme der fünften ihren Kampf, die Kriege zwischen Gut und Böse? Die Orientalisten versichern uns, dass die Chronologie in den Puranas und anderen hinduistischen Schriften sowohl hoffnungslos vermischt als auch unsinnig übertrieben ist. Wir sind vollkommen bereit, der Anklage zuzustimmen. Wenn aber die arischen Schriftsteller gelegentlich ihr chronologisches Pendel zu weit in der einen Richtung schwingen ließen, über die den Tatsachen gerechte Grenze hinaus, wird man durch den Vergleich mit der gegensätzlichen Abweichung der Angaben der Arier dennoch erkennen, dass die Brahmanen mäßiger übertrieben. Im Vergleich zum Sanskritisten wird der Pandit am Ende als wahrhafter und der Tatsache näherstehend empfunden werden. Sicherlich werden die Verkürzungen des Letzteren – wenn auch der Nachweis geliefert wird, dass er nur der Laune eines persönlichen Steckenpferdes zuliebe seine Zuflucht dazu genommen hat – von der öffentlichen Meinung des Westens als „eine vorsichtige Tatsachenannahme“ gewertet werden, während der Pandit im gedruckten Wort brutal als Lügner bezeichnet wird. Aber das ist kein Grund, warum sich jemand dazu gezwungen fühlen sollte, es genauso zu betrachten. Ein unvoreingenommener Beobachter mag anders urteilen. Er kann entweder beide zu gewissenlosen Historikern erklären oder jeden vor seinem eigenen Hintergrund rechtfertigen und sagen: Die indischen Arier schrieben für ihre Initiierten, welche die Wahrheit zwischen den Zeilen lasen, nicht für die Massen. Sollten sie absichtlich Ereignisse durcheinander gebracht und Zeitalter vermischt haben, so geschah das nicht mit dem Vorsatz, irgend jemanden zu täuschen, sondern um ihr Wissen vor dem neugierigen Auge des Fremden zu bewahren. Doch wer die Anzahl der Generationen aus den Manus und die Reihe von Inkarnationen, die für einzelne Helden angeführt sind, in den Puranas ermitteln kann,282 für den ist die Bedeutung und chronologische Ordnung sehr klar. Was den westlichen Orientalisten betrifft, ist er wegen seiner unbestreitbaren Unkenntnis der von der archaischen Esoterik angewandten Methoden zu entschuldigen.
Aber diese gegenwärtigen Vorurteile werden sehr bald Platz machen und vor dem Licht neuer Entdeckungen verschwinden müssen. Dr. Webers und Max Müllers Lieblingstheorien – nämlich dass das Schreiben in Indien selbst noch in den Tagen Paninis (!) unbekannt war; dass die Hindus alle ihre Künste und Wissenschaften – selbst den Tierkreis und ihre Architektur (Fergusson) – von den makedonischen Griechen hatten; diese und andere derartige märchenhafte Lügengeschichten sind bereits vom Untergang bedroht. Der Geist des alten Chaldäas kommt der Wahrheit zu Hilfe. In seiner dritten Hibbert- [SD # 226] Vorlesung (1887) spricht Professor Sayce aus Oxford von Neuentdeckungen assyrischer und babylonischer Zylinder. Er bezieht sich ausführlich auf Ea, den Gott der Weisheit, der jetzt mit dem Oannes von Berossos identifiziert wird, halb Mensch, halb Fisch; er lehrte die Babylonier Kultur und die Kunst des Schreibens. Von diesem Oannes, der bislang lediglich dank der biblischen Sintflut noch nicht einmal auf 1.500 v. Chr. datiert wurde, wird nun wie folgt gesprochen:
„Seine Stadt war Eridu, die vor 6.000 Jahren an den Ufern des Persischen Golfs lag. Der Name bedeutet ‘die gute Stadt’, ein besonders heiliger Fleck, da sie das Zentrum war, von dem die früheste chaldäische Zivilisation ihren Weg nach Norden nahm. Der Gott der Kultur wurde dargestellt als stamme er aus dem Meer, und das bedeutet, dass die Kultur Eridus möglicherweise aus der Fremde importiert worden war. Heute wissen wir, dass zu einer sehr frühen Zeit ein Verkehr zwischen Chaldaä und der Halbinsel Sinai sowie mit Indien bestand. Die von den Franzosen in Telloh entdeckten Statuen (die mindestens auf 4.000 v. Chr. zurück datieren) waren aus einem äußerst harten Stein hergestellt worden, der als Diorit bekannt ist, und die Inschriften darauf besagten, dass der Diorit aus Mangan – d. h. von der zu diesem Zeitpunkt von den Pharaonen beherrschten Halbinsel Sinai – hergebracht worden sei. Man weiß, dass die Statuen vom grundlegenden Stil der Dioritstatue Chephrens ähneln, des Erbauers der zweiten Pyramide, dieweil nach Petrie eine der Statuen von Telloh einen Stadtplan auf dem Sch0ß hält, auf welchem dieselbe Maßeinheit verzeichnet ist, die von den Pyramidenerbauern verwendet wurde. Im Mugheir oder Ur der Chaldäer wurde Teakholz gefunden, obwohl dieses Holz ein spezielles Erzeugnis Indiens ist; dazu kommt, dass eine alte babylonische Auflistung von Bekleidungsstücken Sindhu oder ‘Musselins’ erwähnt, das als ‘Pflanzentuch’ erklärt wird.“
Musselin, heute bestens bekannt als Dhaka-Musselin, in Chaldäa bekannt als indisch (Sindhu), und 4.000 Jahre v. Chr. verwendetes Teakholz; und doch waren die Inder, denen Chaldäa seine Zivilisation verdankt (wie von Oberst Vans Kennedy exakt bewiesen wurde), der Schreibkunst nicht mächtig, bevor die Griechen sie ihr Alphabet lehrten – wenn wir den Orientalisten glauben müssten!
[SD # 227]
STANZE X
Die Geschichte der vierten Rasse
§§ (38) Die Geburt der vierten, atlantischen Rasse. (39) Die Unterrassen der vierten Menschheit beginnen sich zu teilen und zu vermischen. Sie bilden die ersten gemischten Rassen verschiedener Farben. (40) Die Überlegenheit der atlantischen über die anderen Rassen. (41) Sie verfallen in Sünde und zeugen Kinder und Monster. (42) Die ersten Keime von Anthropomorphismus und Sexualreligion. Sie verlieren ihr „Drittes Auge“.
38. So brachte die Dritte (Rasse) in den sieben Zonen die Vierte (Rasse von Menschen) paarweise hervor; die Götter wurden Nicht-Götter (die Suras wurden A-suras) (a).
39. Die Erste (Rasse) in jeder Zone war mondfarben (gelblich-weiß); die Zweite gelb wie Gold; die Dritte rot; die Vierte braun, durch Sünde283 wurde sie schwarz. Die ersten sieben (menschlichen) Schösslinge waren am Anfang alle von einer Farbe. Die nächsten (sieben, die Unterrassen) begannen sich zu vermischen (b).
(a) Um diesen Vers 38 zu verstehen, muss man ihn in Verbindung mit den drei Shlokas der Stanze IX lesen. Bis zu diesem Punkt der Evolution gehört der Mensch mehr zur metaphysischen als zur physischen Natur. Erst nach dem sogenannten Fall begannen die Rassen sich rasch zu einer rein menschlichen Gestalt zu entwickeln. Damit der Schüler die volle Bedeutung des Falles, der in seiner wirklichen Bedeutung so mystisch und transzendental ist, richtig verstehen kann, müssen ihm gleichzeitig die Einzelheiten gezeigt werden, die [SD # 228] diesem Ereignis vorangingen. Die moderne Theologie hat aus diesem Ereignis einen Dreh- und Angelpunkt gemacht, um den sie sich ihre verderblichsten und absurdesten Dogmen und Vorstellungen drehen lässt.
Der Leser muss sich an die Erklärung der archaischen Kommentare erinnern, dass von der Schar der Dhyanis, die an der Reihe waren, sich als die Egos der Unsterblichen, aber auf dieser Ebene verstandeslosen Monaden zu inkarnieren – einige sofort „gehorchten“ (dem Evolutionsgesetz), da die Menschen der dritten Rasse physiologisch und physisch bereit waren, d. h. da sie sich in Geschlechter getrennt hatten. Das waren jene frühen bewussten Wesen, die nun zu der ihnen innewohnenden göttlichen Reinheit bewusste Erkenntnis und Willen hinzufügten und mittels Kriyashakti den halbgöttlichen Menschen schufen, der auf der Erde zum Samen künftiger Adepten wurde. Jene andererseits, die ängstlich besorgt waren um ihre intellektuelle Freiheit (die damals noch nicht von den Fesseln der Materie gebunden war), sagten: „Wir können wählen . . . wir haben Weisheit.“ (Siehe Shloka 24) Und so inkarnierten sie sich viel später und hatten ihre erste karmische Strafe selbst für sich vorbereitet. Sie erhielten Körper, die (physiologisch) niedriger standen als ihre Astralmodelle, weil ihre Chhayas den Vorfahren eines niedrigeren Grades der sieben Klassen angehört hatten. Jene „Söhne der Weisheit“, die ihre Inkarnation sogar bis zur vierten, bereits (physiologisch) mit Sünde und Unreinheit befleckten Rasse „verschoben“, verursachten damit eine schreckliche karmische Wirkung, die bis zum heutigen Tag auf ihnen lastet. Sie wurde in ihnen selbst erzeugt. Sie wurden die Träger dieses Samens der Bosheit für künftige Äonen, weil die Körper, die sie beseelen mussten, durch ihre Verzögerung verunreinigt worden waren. (Siehe Shlokas 32, 36)
Das war der „Fall der Engel“, entstanden als Folge ihrer Rebellion gegen das karmische Gesetz. Der „Fall des Menschen“ war kein Fall, denn der Mensch war noch unverantwortlich. Aber da die „Schöpfung“ nach dem dualistischen System als das „Vorrecht Gottes allein“ erfunden worden war, das von der Theologie im Namen einer von ihr selbst erschaffenen unendlichen Gottheit patentierte legitime Attribut, musste die Kraft als „satanisch“ und als eine Anmaßung göttlicher Rechte betrachtet werden. Somit muss im Licht einer derartig beschränkten Auffassung das Vorstehende natürlich als eine schreckliche Verunglimpfung des „nach dem Ebenbild Gottes erschaffenen“ Menschen betrachtet werden und in der Betrachtungsweise des dogmatischen toten Buchstabens als eine noch furchtbarere Gotteslästerung. „Eure Lehre“, wurde den Okkultisten bereits gesagt, „macht aus dem Menschen, der seinem Gott zum Gleichnis aus dem Staub geschaffen wurde, seit dem Anbeginn ein Gefäß des Teufels. „Warum machtet ihr aus eurem Gott einen Teufel – die beide außerdem nach eurem eigenen Bild erschaffen wurden?“, ist unsere Erwiderung. Die esoterische Erklärung der Bibel widerlegt diese verleumderische Erfindung der Theologie jedoch hinlänglich; die Geheimlehre muss eines Tages das gerechte Karma der Kirchen werden – die antichristlicher sind als die repräsentativen Versammlungen der überzeugtesten Materialisten und Atheisten.
Die alte Lehre über die wahre Bedeutung der „gefallenen Engel“ in ihrem anthropologischen und evolutionären Sinn ist in der Kabbala enthalten, und [SD # 229] die Bibel erklärt sie. Sie findet sich in der Genesis hervorragend dargestellt, wenn sie im Geist der Suche nach der Wahrheit gelesen wird, ohne Rücksicht auf Dogmen und unvoreingenommen. Das ist leicht zu beweisen. Enoch zufolge verlieben sich im 6. Kapitel der Genesis die „Söhne Gottes“ – B’ne Aleim – in die Töchter der Menschen, heiraten sie und enthüllen ihnen unrechtmäßigerweise die Geheimnisse, die sie im Himmel erlernt hatten, und das ist der „Fall der Engel“.284 Was aber ist das „Buch Enoch“ tatsächlich, aus dem der Verfasser der Offenbarung und sogar der Hl. Johannes des vierten Evangeliums so ausführlich zitierten? (Z. B. Vers 8, in Kap. 10 über alle, die vor Jesus gekommen sind und „Diebe und Räuber“ seien.) Es ist lediglich ein Initiationsbuch, das in Allegorie und vorsichtiger Ausdrucksweise das Programm gewisser archaischer, in den inneren Tempeln vollzogener Mysterien veröffentlicht. Der Verfasser des Buches „Sacred Mysteries among the Mayas and Quichés“ vermutet sehr richtig, dass sich Enochs sogenannte „Visionen“ auf sein eigenes Initiationserlebnis und das in den Mysterien erlernte Wissen beziehen; im Irrtum befindet er sich hingegen mit seiner Meinung, Enoch hätte die Visionen vor seiner Bekehrung [SD # 230] zum Christentum gehabt (!!); ferner glaubt er, dieses Buch sei „zu Beginn der christlichen Zeitrechnung, als . . . die Bräuche und die Religion der Ägypter zu verfallen begannen, geschrieben worden“! Das ist kaum möglich, denn Judas zitiert in seinem Brief aus dem „Buch Enoch“ (Vers 14); deshalb kann das „Buch Enoch“, wie Erzbischof Laurence bemerkt, der das Buch aus der äthiopischen Version übersetzte, „nicht von einem Autor verfasst worden sein, der nach . . . oder gleichzeitig mit“ den Schreibern des Neuen Testaments lebte: es sei denn, Judas und die Evangelien und alles Folgende seien tatsächlich ebenfalls der Autorenschaft der bereits gegründeten Kirche zuzuschreiben – was, wie einige Kritiker behaupten, nicht unmöglich sei. Doch jetzt kümmern wir uns vielmehr um Enochs „gefallene Engel“ als um ihn selbst.
In der indischen Exoterik werden diese Engel (Asuras) auch als „Götterfeinde“ geschmäht; jene, die sich dem den Devas dargebrachten heiligen Opferdienst widersetzen. In der christlichen Theologie werden sie weitläufig als die „gefallenen Geister“ bezeichnet, die aus heidnischen Quellen gesammelten Helden verschiedener widerstreitender und sich widersprechender Legenden. Der coluber tortuosus, die „flüchtige Schlange“, eine Bezeichnung, die bei den Juden entstanden sein soll, bezeichnete vor der Entstellung durch die römische Kirche etwas ganz anderes: – unter anderem hatte er eine rein astronomische Bedeutung.
Die aus der Höhe herabgefallene „Schlange“, „deorsum fluens“, soll im Besitz der Schlüssel zum Totenreich gewesen sein, τοῦ θανάτου ἀρχή, bis zu dem Tag, als Jesus sie „wie einen Blitz vom Himmel herabfallen“ sah (Lukas 10,18), ungeachtet der gegenteiligen römisch-katholischen Auslegung von cadebat ut fulgur. Es bedeutet in der Tat, dass selbst „die Teufel“ dem Logos „unterworfen sind“ – welcher Weisheit ist, gleichzeitig aber auch, als Gegner der Unwissenheit, Satan und Luzifer. Diese Bemerkung bezieht sich auf die Göttliche Weisheit, die bei jenen wie ein Blitz auf den Intellekt herabfällt und ihn erweckt, welche die Teufel der Unwissenheit und des Aberglaubens bekämpfen. Bis zu der Zeit, als die Weisheit in Gestalt der inkarnierenden Geister Mahats von oben herabstieg, um die dritte Rasse zu beseelen und zu wirklichem bewussten Leben zu rufen, war die Menschheit – wenn sie in ihrem damals tierischen, verstandeslosen Zustand so bezeichnet werden darf – natürlich zum moralischen wie zum physischen Tod verurteilt. Die in die Zeugung gefallenen Engel werden metaphorisch als Schlangen und Drachen der Weisheit erwähnt. Anderseits, im Licht des Logos betrachtet, kann gesagt werden, dass der christliche Heiland genau wie Krishna, sei es als Mensch oder Logos, jene vom „ewigen Tod“ erlöste, die an die geheimen Lehren glaubten und wie jeder Initiierte das Reich der Finsternis oder die Hölle überwanden. Das betrifft die menschliche, irdische Form der Initiierten, und auch, weil der Logos Christos ist, jenes Prinzip unserer inneren Natur, das sich in uns zum spirituellen Ego entwickelt – dem Höheren Selbst – das aus der unauflösbaren Vereinigung von Buddhi (dem sechsten) und der spirituellen Blüte von Manas, dem [SD # 231] fünften Prinzip, besteht.285 „Im Himmel ist der Logos passive Weisheit, und auf der Erde ist er bewusste, selbsttätige Weisheit“, wird uns gelehrt. Es ist die Vermählung des „Himmlischen Menschen“ mit der „Jungfrau der Welt“ – die im Pymander beschriebene Natur; deren Ergebnis ihr Nachkomme ist – der unsterbliche Mensch. Genau das wird in der Offenbarung des Johannes als die Hochzeit des Lammes mit seiner Braut bezeichnet (Offb 19,7). Diese „Braut“ wird in der willkürlichen Auslegung ihrer Anhänger heute mit der römischen Kirche identifiziert. Aber sie scheinen zu vergessen, dass ihr Leinen äußerlich rein und weiß erscheinen mag (wie ein „getünchtes Grab“), doch die Fäulnis, die sie innerlich erfüllt, entspricht nicht den „Gerechtigkeiten der Heiligen“, (Offb 19,8) sondern vielmehr dem Blut der Heiligen, die sie „auf der Erde geschlachtet“ hat. (Offb 18,24). So wurde die Bemerkung, die der große Initiierte (bei Lukas 10,18) macht, bis zur vollständigen Unkenntlichkeit entstellt (wie auch seine eigene Persönlichkeit) und mit einem der grausamsten und gefährlichsten aller theologischen Dogmen in Übereinstimmung gebracht (vide Ende von Stanze XII, „Der Ursprung des Mythos von Satan“). Ursprünglich bezieht sie sich jedoch allegorisch auf den Strahl der Erleuchtung und Vernunft, der blitzartig vom Himmel in die Herzen und das Denken jener fällt, die sich zur alten, damals von dem weisen Adepten286 aus Galiläa in einer neuen Form vorgebrachten Weisheitsreligion bekehrten.
Wenn die westliche Theologie das Patent und Urheberrecht an Satan auch ganz allein hält – in dem ganzen dogmatischen Schrecken dieser Fiktion – haben doch auch andere Nationalitäten und Religionen [SD # 232] ähnliche Irrtümer begangen durch ihre falsche Auslegung des Lehrsatzes, welcher eine der tiefsten philosophischen und idealen Vorstellungen alten Denkens darstellt. In ihren zahlreichen den Gegenstand berührenden Allegorien entstellten sie sowohl seine korrekte Bedeutung, deuteten sie andererseits aber auch an. Die halbesoterischen Dogmen des puranischen Hinduismus versäumten ebenfalls nicht, sehr bedeutsame Symbole und Allegorien betreffs der aufrührerischen und gefallenen Götter zu erschaffen. Die Puranas strotzen davon; einen unmittelbaren Hinweis auf die Wahrheit finden wir in den häufigen Anspielungen auf Parashara (im „Vishnu-Purana“), auf all jene Rudras, Rishis, Asuras, Kumaras und Munis, die in jedem Zeitalter geboren werden müssen und in jedem Manvantara reinkarnieren. Das kommt (esoterisch) dem Ausspruch gleich, dass die aus dem Universalgemüt (Mahat) geborenen Flammen infolge des geheimnisvollen Wirkens des karmischen Willens und eines Impulses des Evolutionsgesetzes – ohne irgendeinen stufenweisen Übergang – auf dieser Erde ankamen, nachdem sie, wie im Pymander dargestellt, die sieben Feuerkreise oder, kurz gesagt, die sieben Zwischenwelten durchbrochen hatten.
Es existiert ein ewiges, zyklisches Gesetz der Wiedergeburten, und bei jeder neuen manvantarischen Dämmerung kommen jene zuerst, die nach dem Ende ihrer Reinkarnationen in früheren Kalpas unzählige Äonen lang ihre Ruhe genossen, die höchsten und die frühesten Nirvanis. Diese „Götter“ waren an der Reihe, sich im gegenwärtigen Manvantara zu inkarnieren; daher ihre Gegenwart auf der Erde und die sich daraus ergebenden Allegorien; daher auch die Verdrehung der ursprünglichen Bedeutung.287 Die in die Zeugung gefallenen Götter, beauftragt, den göttlichen Menschen zu vollenden, finden sich später als Dämonen, böse Geister und Feinde dargestellt, in Fehde und Krieg mit den Göttern oder den unverantwortlichen Werkzeugen des einen ewigen Gesetzes. Doch niemals beabsichtigten diese tausendundeinen arischen Allegorien eine Vorstellung von Geschöpfen wie dem Teufel und dem Satan der christlichen, jüdischen und mohammedanischen Religion288 (siehe „Die gefallenen Engel“ und „Die mystischen Drachen“ in Teil II).
[SD # 233] Die wahrhaft esoterische Anschauung über „Satan“, welche das gesamte philosophische Altertum zu diesem Gegenstand vertrat, ist in einem „The Secret of Satan“ betitelten Anhang zur zweiten Ausgabe von Dr. A. Kingsfords „The Perfect Way“ in bewundernswerter Weise vorgebracht. Keine bessere und klarere Andeutung konnte dem intelligenten Leser geboten werden, und daher wird sie hier einigermaßen ausführlich zitiert:
1. „Und am siebten Tag (der siebten Schöpfung der Hindus)289 ging von der Gegenwart Gottes ein mächtiger Engel aus, voller Zorn und verzehrend, und Gott verlieh ihm die Herrschaft über die äußerste Sphäre.“290
2. „Die Ewigkeit brachte die Zeit hervor; das Grenzenlose gebar das Begrenzte; das Sein stieg herab in die Zeugung.“291
4. „Unter den Göttern ist keiner ihm gleich, in dessen Hände gelegt sind die Reiche, die Macht und die Herrlichkeit der Welten:“
5. „Throne und Reiche, die Dynastien der Könige,292 der Fall der Nationen, die Geburt der Kirchen, der Triumph der Zeit.“
Denn wie bei Hermes zu lesen ist: „Satan ist der Torwächter des Königstempels; er steht in Salomons Eingangstor; er verfügt über den Schlüssel des Heiligtums, damit niemand eintreten könne, außer dem Gesalbten, der das Geheimnis des Hermes besitzt.“ (Verse 20 und 21)
Diese bedeutsamen und majestätischen Verse verwiesen bei den alten Ägyptern und anderen zivilisierten Völkern des Altertums auf das schöpferische und fruchtbare Licht des Logos (Horus, Brahmâ, Ahura-Mazda etc. etc. als ursprüngliche Offenbarungen des ewig-ungeoffenbarten Prinzips, z. B. Ain Soph, Parabrahman oder Zeroana Akerne, grenzenlose Zeit – Kala), [SD # 234] doch in der Kabbala wird ihre Bedeutung herabgesetzt. Der „Gesalbte“, der die Geheimnisse und Mysterien des Hermes (Budha, Weisheit) besitzt und dem allein die Schlüssel zum „Heiligtum“ anvertraut sind, dem Schoß der Natur, um sie zu befruchten und den ganzen Kosmos zu aktivem Leben und Dasein aufzurufen, wurde bei den Juden zu Jehovah, dem „Gott der Zeugung“ auf dem Mondberg (Sinai, dem Berg des Mondes, „Sünde“). Das „Heiligtum“ wurde zum „Allerheiligsten“ und das Geheimnis tatsächlich anthropomorphisiert und phallisiert und in die Materie hinabgezogen. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, den „Drachen der Weisheit“ zur Schlange der Genesis zu machen; des bewussten Gottes, der wiederum zur Bekleidung seiner allzu subjektiven Göttlichkeit einen Körper benötigte, den Satan. Doch die „unzähligen Inkarnationen des Geistes“ und „das unaufhörliche Pulsieren und Strömen des Verlangens beziehen sich zum Ersten auf unsere Lehre über die karmischen und zyklischen Wiedergeburten, zum zweiten – auf Eros, nicht den späteren Gott der materiellen, physiologischen Liebe, sondern auf das göttliche Verlangen, sowohl in den Göttern als auch in der ganzen Natur, zu erschaffen und Wesen zu beleben. Das konnte die Strahlen der einen „dunklen“, weil unsichtbaren und unfassbaren Flamme nur erreichen, indem sie selbst in die Materie hinabstiegen. Daher fährt der Anhang fort:
12. „Viele Namen hatte Gott ihm (dem Satan) gegeben, Namen des Mysteriums, verborgen und schrecklich.“
13. „Der Widersacher, da die Materie dem Geist entgegensteht. Die Zeit beschuldigt selbst die Heiligen des Herrn.“
28., 29., 31. „Fürchtet ihn und sündigt nicht, bebend sprechet seinen Namen aus . . . Denn Satan ist der Richter der Gerechtigkeit Gottes (Karma); er hält die Waage und das Schwert . . . . Denn ihm sind anvertraut Gewicht und Maß und Zahl.“
Man vergleiche den letzten Satz mit dem, was der Rabbi Al-Chazari in dem gleichnamigen Buch sagt, als er dem Prinzen die Kabbala erklärt, und man wird finden, dass Gewicht und Maß und Zahl im Sefer Jezirah die Attribute der Sephiroth (der drei Sepharim oder Zahlen, Ziffern) sind, welche die ganze zusammengefasste Zahl 10 abdecken; und dass die Sephiroth der kollektive Adam Kadmon, der „Himmlische Mensch“ oder der Logos sind. In solcher Weise wurden Satan und der Gesalbte im alten Denken beschrieben. Daher:
33. „Satan ist der Diener Gottes, der Herr der sieben Wohnungen des Hades“ . . . .
Die Sieben oder das Sapta-Loka der Erde bei den Hindus; denn der Hades oder der Limbus der Täuschung, aus dem die Theologie ein Grenzland der Hölle macht, ist lediglich unser Globus, die Erde, und somit wird Satan bezeichnet als –
33. „. . . . der Engel der manifestierten Welten.“
Es ist „Satan, welcher der Gott unseres Planeten ist, und der einzige Gott“, und das ohne jegliche metaphorische Anspielung auf ihre Schlechtigkeit und Verkommenheit. Denn er ist eins mit dem Logos, „der erste Sohn und der älteste der Götter“ in der Reihenfolge [SD # 235] der mikrokosmischen (göttlichen) Evolution; astronomisch ist Saturn (Satan) „der Siebte und Letzte in der Reihe der makrokosmischen Emanation, da er der Umfang des Reiches ist, dessen Mittelpunkt Phoebus (das Licht der Weisheit, auch die Sonne) ist. „Die Gnostiker hatten Recht, als sie den jüdischen Gott einen „Engel der Materie“ nannten, oder den, der Adam (bewusstes) Leben einhauchte und dessen Planet der Saturn wäre.
34. „Und Gott hat einen Gürtel um seine Lende gelegt (die Ringe des Saturns), und der Name des Gürtels ist Tod.“
In der Anthropogonie ist dieser „Gürtel“ der menschliche Körper mit seinen zwei niederen Prinzipien. Diese drei sterben, wohingegen der innerste Mensch unsterblich ist. Und nun nähern wir uns dem „Geheimnis Satans“.
37., 38., 39. „. . . . Auf Satan allein ruht die Schande der Zeugung. Er hat seinen jungfräulichen Zustand verloren (wie die Kumara durch die Inkarnation): Indem er himmlische Geheimnisse enthüllte, geriet er in Knechtschaft. . . . Er umschließt mit Fesseln und begrenzt alle Dinge. . . .“
42., 43., 44. „Entzweit sind die Heerscharen Gottes: im Himmel die Scharen Michaels; im Abgrund (der manifestieren Welt) die Legionen Satans. Diese sind der Ungeoffenbarte und der Geoffenbarte; der Freie und der (in der Materie) Gebundene, der Jungfräuliche und der Gefallene. Und beide sind Diener des Vaters, die das Göttliche Wort erfüllen. . . .“ Daher –
55. „Heilig ist der Sabbat Gottes: Gesegnet und geheiligt ist der Name des Engels des Hades – Satan.
Denn „die Herrlichkeit Satans ist der Schatten des Herrn“: Gott in der manifestierten Welt; „der Thron Satans ist der Fußschemel Adonais“; wobei der Fußschemel der ganze Kosmos ist (siehe Teil II: „Ist das Pleroma Satans Versteck?“).
Wenn die Kirche Satan verflucht, verflucht sie also die kosmische Reflexion Gottes. Sie verbannt Gott, der sich in der Materie oder im Objektiven manifestiert. Sie schmäht Gott oder die ewig unfassbare Weisheit, die sich selbst als Licht und Schatten, als Gut und Böse in der Natur offenbart, in der einzigen für den beschränkten menschlichen Intellekt verständlichen Ausdrucksweise.
Das ist die wahre philosophische und metaphysische Auslegung Samaels oder Satans, des Widersachers in der Kabbala. Dieselben Lehrsätze und derselbe Geist finden sich auch in den allegorischen Auslegungen aller anderen alten Religionen. Diese philosophische Anschauung steht allerdings nicht im Widerspruch mit den mit ihr verbundenen historischen Urkunden. Wir sagen „historisch“, weil die Allegorie und die den Kern der Überlieferung umgebende mythische Ausschmückung auf keinen Fall ausschließen, dass dieser Kern eine Aufzeichnung tatsächlicher Ereignisse darstellt. Die einstmals universelle Geschichte unseres Globus und die Evolution ihrer Rassen wiedergebend, präsentierte die Kabbala die altehrwürdigen Offenbarungen in legendenhafter Form verschiedener Überlieferungen, welche die Bibel bildeten. Seine geschichtliche Grundlage, wie unvollkommen die Form auch sei, wird jetzt auf diesen Seiten aus der Geheimlehre des Ostens dargeboten; und so findet sich [SD # 236] die allegorische und symbolische Bedeutung der Schlange der Genesis erläutert als die „Söhne der Weisheit“ (oder Engel aus höheren Sphären, obwohl alle und jeder dem Reich Satans oder der Materie angehören), die den Menschen die Geheimnisse des Himmels enthüllen. Daher erweisen sich auch alle sogenannten Mythen des indischen, griechischen, chaldäischen und jüdischen Pantheons als auf Tatsachen und Wahrheit fußend. Die Riesen der Genesis sind die historischen Atlantier Lankas und die griechischen Titanen.
Wer könnte vergessen, dass Troja einst zu einem Mythos erklärt wurde und Homer zu einer Person, die niemals existiert hat, dass die Existenz solcher Städte wie Herculaneum und Pompeji geleugnet und als bloße Märchen dargestellt wurde? Doch Schliemann erbrachte den Beweis, dass Troja wirklich existiert hat, und auch die beiden letztgenannten Städte erlebten ihre Auferstehung und befinden sich, obwohl sie viele Zeitalter lang unter der Lava des Vesuvs begraben waren, wieder an der Erdoberfläche. Wie viele weitere in den Bereich der „Fabel“ verwiesene Städte und Orte könnten in Zukunft noch wiederentdeckt werden, wie viele weitere als Mythos293 angesehene Persönlichkeiten könnten eines Tages zu historischen werden – das können allein jene sagen, die die Schicksalsdekrete im Astrallicht lesen.
Da aber die Lehrsätze der östlichen Doktrin immer geheim gehalten worden sind und der Leser kaum hoffen kann, dass ihm die Originaltexte gezeigt werden, wenn er nicht ein angenommener Schüler wird, möge sich an die Originaltexte der hermetischen Literatur wenden, wer des Griechischen und Lateinischen mächtig ist. Er möge z. B. sorgfältig die Anfangsseiten des Pymanders von Hermes Trismegistos lesen, und er wird unsere Lehren darin bestätigt sehen, wie verschleiert der Text auch sein mag. Er wird auch die Evolution des Universums und unserer Erde (im Pymander als „Natur“ bezeichnet) finden, wie auch die aller anderen aus dem „feuchten Prinzip“ – oder der großen Tiefe, Vater-Mutter –, der ersten Differenzierung im manifestierten Kosmos. Zuerst das „Universalgemüt“, das die Hand des christlichen Übersetzers in den frühesten Wiedergaben in den Gottvater verwandelte; dann den „Himmlischen Menschen“,294 die große Gesamtheit jener Schar von Engeln, die zu rein war für die Erschaffung der unteren Welten oder der Menschen unseres Globus, die aber nichtsdestoweniger kraft derselben Evolution wie der zweite Logos des „Vaters“ in die Materie fielen.295
[SD # 237] In der Synthese ist jeder schöpferische Logos oder „der Sohn, der eins ist mit dem Vater“, die Schar der Rectores Mundi selbst. Selbst die christliche Theologie macht aus den sieben „Engeln der Gegenwart“ die Tugenden oder die personifizierten Attribute Gottes, die, von ihm erschaffen, Brahmâs Manus gleich zu Erzengeln wurden. Die römisch-katholische Theodizee selbst, die in ihrem schöpferischen Verbum Princeps das Haupt dieser Engel – caput angelorum – und den Engel des großen Rates – magni consilii angelus – anerkennt, erkennt damit auch die Identität Christi mit diesen Engeln an.
„Die Götter wurden Nicht-Götter, „die Sura – A-Sura“, sagt der Text, d. h. die Götter wurden zu Feinden – Satan, wenn buchstäblich gelesen. Aber jetzt wird gezeigt werden, dass Satan in den Lehren der Geheimlehre unter verschiedenen Namen mit dem Guten und dem Opfer sowie als Gott der Weisheit allegorisiert wird.
Die Kabbala lehrt, dass Stolz und Überheblichkeit – die beiden wichtigsten Urheber von Selbstsucht und Egoismus – die Ursachen darstellen, welche den Himmel mystisch betrachtet um ein Drittel seiner göttlichen Bewohner und astronomisch betrachtet um ein Drittel der Sterne entleerten; anders ausgedrückt ist die erste Behauptung eine Allegorie und die zweite eine Tatsache. Die Erstere steht dennoch, wie gezeigt wird, mit der Menschheit in enger Verbindung.
Andererseits behielten die Rosenkreuzer, die mit der geheimen Bedeutung der Überlieferung wohl vertraut waren, diese für sich und lehrten lediglich, dass die gesamte Schöpfung die Folge und das Ergebnis jenes legendären „Krieges im Himmel“ gewesen sei, der durch den Aufruhr der Engel296 gegen das schöpferische Gesetz oder den Demiurgen entstanden war. Die Behauptung ist korrekt, doch ihre innere Bedeutung ist bis zum heutigen Tag ein Geheimnis. Weiteren Erläuterungen der Problematik auszuweichen, indem man sich auf das göttliche Mysterium beruft oder auf die Sündhaftigkeit der Neugierde auf seine Verfahrensweise – bedeutet überhaupt nichts zu sagen. Das mag für die [SD # 238] Anhänger der Unfehlbarkeit des Papstes als zureichend erscheinen, doch das philosophische Denken wird es schwerlich befriedigen. Obwohl sie den meisten der höheren Kabbalisten bekannt war, wurde die Wahrheit jedoch niemals von einem von ihnen geäußert. Sämtliche Kabbalisten und Symbologen zeigten ein außerordentliches Widerstreben, die ursprüngliche Bedeutung des Falls der Engel einzugestehen. Bei einem Christen ist ein solches Schweigen nur natürlich. Weder ein Alchemist noch ein Philosoph hätten im Mittelalter das aussprechen können,297 was in den Augen der orthodoxen Theologie eine schreckliche Blasphemie war, denn es hätte unmittelbar durch das „heilige“ Amt der Inquisition zu Folter und zum Scheiterhaufen geführt. Für unsere modernen Kabbalisten und Freidenker liegt der Fall jedoch anders. Bei den Letzteren, fürchten wir, ist es lediglich menschlicher Stolz, Eitelkeit, die auf einem laut verworfenen, aber unausrottbaren Aberglauben beruhen. Seitdem die Kirche in ihrem Kampf mit dem Manichäismus den Teufel erfand und den großartigsten all ihrer Widersprüche – ein schwarzes und finsteres Licht – erschuf, indem sie [SD # 239] ein theologisches Lichthütchen über den strahlenden Sternengott stülpte, über Luzifer, den „Sohn des Morgens“, hat der Mythos seine Wurzel zu tief in den Boden des blinden Glaubens geschlagen, als dass in unserem Zeitalter auch nur jene, die sich mit ihren Dogmen nicht zufriedengeben und über ihren gehörnten und pferdefüßigen Satan nur lachen, in der Lage wären, mutig aufzutreten und das hohe Alter der ältesten Überlieferungen zu bekennen. Mit ein paar wenigen Worten ist es gesagt. Halb-exoterisch wurde den „Erstgeborenen“ des Allmächtigen – Fiat Lux – oder den Engeln des ursprünglichen Lichts befohlen, zu erschaffen; ein Drittel von ihnen lehnten sich auf und weigerten sich; und diejenigen, die wie „Fetahil gehorchten, scheiterten“ am deutlichsten.
Um die korrekte physische Bedeutung der Weigerung und des Scheiterns zu verstehen, muss man die östliche Philosophie studieren und verstehen; man muss mit den grundlegenden mystischen Lehrsätzen der Vedantisten in Bezug auf den völligen Irrtum, der unendlichen und unbedingten Gottheit irgendeine funktionelle Aktivität zuzuordnen, vertraut sein. Die Esoterische Philosophie behauptet, dass die „Zentralsonne“ während der Sandhyas ein schöpferisches Licht aussendet, sozusagen passiv. Die Kausalität ist latent. Nur während der aktiven Perioden des Daseins ruft sie einen Strom unaufhörlicher Energie hervor, deren Schwingungsströme bei ihrem Abstieg mit jeder Sprosse der siebenfältigen Leiter des Daseins mehr Aktivität und Kraft erlangen. Dadurch wird es verständlich, warum der Prozess des Erschaffens oder vielmehr der Bildung des organischen Universums mit all seinen die sieben Reiche bewohnenden Einheiten intelligenter Wesen bedurfte – die kollektiv zu einem Wesen oder einem schöpferischen Gott wurden – der von der einen unbedingten Einheit bereits differenziert ist, da Letztere zur bedingten Schöpfung in keinerlei Beziehung steht.298
Nun enthält das vatikanische Manuskript der Kabbala – dessen einziges Exemplar (in Europa) im Besitz des Grafen St. Germain gewesen sein soll – die vollständigste Darlegung der Lehre, einschließlich der sonderbaren Version, die von den Luziferianern299 und anderen Gnostikern akzeptiert wird; und in diesem Pergament werden die sieben Lebenssonnen in der Reihenfolge gegeben, in der sie im Saptasurya zu finden sind. In den in öffentlichen Bibliotheken verfügbaren Ausgaben der Kabbala werden jedoch nur vier erwähnt, und selbst diese nur in mehr oder weniger verschleierter Ausdrucksweise. Nichtsdestoweniger ist selbst diese geringere Anzahl vollständig ausreichend, den identischen Ursprung aufzuzeigen, da sie auf die vierfältige Gruppe der Dhyan Chohans hinweist und beweist, dass diese Spekulation ihren Ursprung in den geheimen Lehren der Arier hat. [SD # 240] Wie wohl bekannt ist, entstand die Kabbala nicht bei den Juden, denn Letztere empfingen ihre Ideen von den Chaldäern und den Ägyptern.
So sprechen selbst die inzwischen exoterischen kabbalistischen Lehren von einer Zentralsonne und von drei sekundären Sonnen in jedem Sonnensystem – einschließlich des unseren. Wie in dem klugen, aber allzu materialistischen Werk „New Aspects of Life and Religion“ gezeigt wird, das einen Überblick der kabbalistischen Anschauungen von einem tief durchdachten und assimilierten Standpunkt aus darstellt:
„Die Zentralsonne . . . war für sie (ebenso wie für die Arier) das Ruhezentrum; das Zentrum, auf das sich schließlich alle Bewegung beziehen musste. Rund um diese Zentralsonne . . . bewegte sich die erste der drei systemischen Sonnen . . . in einer Polarebene . . . die zweite in einer Äquatorialebene . . . und nur die dritte war unsere sichtbare Sonne. Diese vier solaren Körper waren ‘die Organe, von deren Aktivität das, was der Mensch die Schöpfung nennt, die Evolution des Lebens auf dem Planeten Erde abhängt’. Die Kanäle, durch die der Einfluss dieser Körper auf die Erde übertragen wurde, hielten sie (die Kabbalisten) für elektrisch.“ (S. 287). . . . „Die aus der Zentralsonne300 ausströmende strahlende Energie rief die Erde als einen wässrigen Globus ins Dasein“, der dazu tendierte, „als Kern eines planetaren Körpers zur (zentralen) Sonne zu eilen . . . . innerhalb der Sphäre, deren Anziehung ihn erschaffen hatte. Doch die strahlende Energie, die beide auf die gleiche Weise elektrisierte, hielt sie auf Abstand voneinander und wandelte so die gerade Bewegung in Richtung des Zentrums in eine Bewegung um das Zentrum der Anziehung herum, welches der sich drehende Planet (die Erde) zu erreichen suchte.
In der organischen Zelle fand die sichtbare Sonne ihre eigene korrekte Matrix und brachte durch sie das Tierreich hervor (während sie das pflanzliche zur Reife brachte) und setzte schließlich den Menschen an seine Spitze, in dem sie durch die beseelende Wirkung dieses Reiches die psychische Zelle entstehen ließ. Aber der so an die Spitze des Tierreiches, an die Spitze der Schöpfung gestellte Mensch war der tierische, der seelenlose, der vergängliche Mensch. . . . Daher würde der Mensch, obwohl scheinbar deren Krone, durch seine Ankunft das Ende der Schöpfung markieren; da die Schöpfung in ihm ihren Höhepunkt erreichte, bei seinem Tod zu verfallen begonnen hätte“ . . . (S. 289).
Diese kabbalistische Sichtweise wird hier zitiert, um ihre vollständige Identität, dem Geist nach, mit der östlichen Lehre zu zeigen. Erklärt oder vervollständigt man die Lehre von den sieben Sonnen mit den sieben Systemen der Daseinsebenen, deren Zentralkörper diese „Sonnen“ darstellen, hat man die sieben Ebenen der Engel, [SD # 241] deren „Schar“ kollektiv die Götter derselben sind (siehe Kommentar zur siebten Stanze, 1. Band). Es gibt die in vier Klassen unterteilte Hauptgruppe, von der unkörperlichen abwärts bis zur halbkörperlichen. Diese Klassen stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit unserer Menschheit, wenn auch in Bezug auf die fakultativen Verbindungen und Funktionen in unterschiedlicher Weise. In der kabbalistischen Lehre gibt es drei, und sie werden durch die vierte (die erste und höchste) vereint, die in der soeben angeführten kabbalistischen Lehre als „Zentralsonne“ bezeichnet wird. Das ist der große Unterschied zwischen der semitischen und der arischen Kosmogonie; die eine materialisiert, vermenschlicht die Geheimnisse der Natur; die andere spiritualisiert die Materie, und ihre Physiologie ist immer der Metaphysik unterstellt. Obwohl das siebte Prinzip den Menschen also während sämtlicher Phasen des Seins als ein ungetrenntes Element und als eine unpersönliche Einheit rein erreicht, geht es doch durch (die Kabbala lehrt aus) die zentrale spirituelle Sonne und die zweite Gruppe (die Polarsonne) hindurch, beide strahlen sein Atman auf den Menschen aus. Die dritte Gruppe (die Äquatorialsonne) verbindet Buddhi mit Atman und den höheren Attributen von Manas, während die vierte Gruppe (der Geist unserer sichtbaren Sonne) ihn mit seinem Manas und mit dessen Träger versieht, dem Kama-Rupa oder Körper der Leidenschaften und Begierden – den beiden Elementen von Ahamkara, welche das individualisierte Bewusstsein evolvieren – das persönliche Ego. Schließlich formt der Erdgeist in seiner dreifachen Einheit den physischen Körper, zieht die Lebensgeister zu ihm heran und formt den Linga Sarira.
Nun, da alles zyklisch abläuft, gilt das auch für die Evolution des Menschen. Der Ablauf seiner Erschaffung wird in den östlichen Lehren vollständig beschrieben, während er in der Kabbala nur angedeutet wird. Das Buch Dzyan sagt in Bezug auf den ursprünglichen Menschen, der zunächst von dem „Knochenlosen“ projiziert wurde, dem unkörperlichen Schöpfer: „Zuerst wurde der Atem, dann Buddhi und der Schattensohn (der Körper) ‘erschaffen’. Doch wo war der Angelpunkt (das mittlere Prinzip, Manas)? Der Mensch ist verdammt. Wenn das Nichtgetrennte (das undifferenzierte Element) und das Vahana (Buddhi) – die Ursache des Unverursachten – allein sind, brechen sie los vom manifestierten Leben“ – „es sei denn, sie werden vom mittleren Prinzip, dem Träger des persönlichen Bewusstseins des Jiva, verbunden und zusammengehalten“, erklärt der Kommentar. Mit anderen Worten, die beiden höheren Prinzipien können auf der Erde keine Individualität erlangen, können nicht Mensch sein, ohne (a) das Gemüt, das Manas-Ego, um sich selbst zu erkennen, und (b) die irdische falsche Persönlichkeit oder den Körper der selbstsüchtigen Begierden und des persönlichen Willens, um das Ganze wie um einen Angelpunkt (der er tatsächlich ist) mit der physischen Form des Menschen zu verbinden. Das fünfte und das vierte Prinzip301 – Manas und Kama-Rupa – enthalten die duale Persönlichkeit: das wirkliche, unsterbliche Ego (wenn es sich selbst in die beiden höheren assimiliert) und die falsche und vergängliche Persönlichkeit, den sogenannten Mayavi- oder Astralkörper, oder die tierisch-menschliche Seele – und die beiden [SD # 242] müssen zum Zweck einer umfassenden irdischen Existenz fest miteinander verbunden sein. Würden wir die spirituelle Monade eines Newton auf die des größten Heiligen der Erde aufpfropfen und in den vollkommensten physischen Körper inkarnieren, den wir uns vorstellen können – d. h. in einem aus zwei oder gar drei Prinzipien bestehenden Körper, Sthula Sarira, Prana (Lebensprinzip) und Linga Sarira – und das mittlere und das fünfte Prinzip fehlten, hätten wir einen Idioten erschaffen – im besten Fall eine schöne, seelenlose, leere und unbewusste Erscheinung. „Cogito – ergo sum“ – kann in dem Gehirn einer solchen Kreatur keinen Raum finden, zumindest nicht auf dieser Ebene.
Einige Gelehrte verstanden jedoch schon vor langer Zeit die der Allegorie von den gefallenen Engeln zugrundeliegende philosophische Bedeutung, welche von der römischen Kirche derartig misshandelt und entstellt wurde. „Das Reich der Geister und der aus der spirituellen Willenskraft ausströmenden und von ihr hervorgebrachten spirituellen Wirkung steht außerhalb, im Gegensatz und im Widerspruch zum Reich der (göttlichen) Seelen und der göttlichen Handlung.“302 Wie es im Text heißt:
„Bei der Genesis des Seins bringt Gleiches Gleiches hervor und nicht mehr, und die Evolution mit ihren begrenzten, bedingten Gesetzen folgt später. Die Selbstexistierenden303 werden Schöpfungen genannt, denn sie erscheinen in dem Geist-Strahl, manifestiert durch die Kraft, die seiner ungeborenen Natur innewohnt, die jenseits von Zeit und (begrenztem oder bedingtem) Raum ist. Irdische Erzeugnisse, ob beseelt oder unbeseelt, einschließlich der Menschheit, werden fälschlicherweise als Schöpfungen oder Geschöpfte bezeichnet. Sie stellen die Entwicklung (Evolution) der getrennten Elemente dar.“ (Kommentar xiv) Und wiederum:
„Das himmlische Rupa (Dhyan Chohan) erschafft (den Menschen) nach seiner eigenen Form; es stellt eine auf die erste Differenzierung und das Erwachen der universalen (manifestierten) Substanz folgende spirituelle Ideation dar; diese Form ist der ideale Schatten Ihrer selbst: Und das ist der Mensch der ersten Rasse.“
Um es in noch klarerer Form auszudrücken und dabei die Erklärung lediglich auf diese Erde zu beschränken: Es war die Pflicht der ersten „differenzierten Egos“ – die Kirche nennt sie Erzengel – die ursprüngliche Materie mit dem evolutionären Antrieb zu durchdringen und ihre Formungskräfte bei der Gestaltung ihrer Erzeugnisse zu leiten. Das ist es, worauf sich die sowohl in den östlichen als auch in den westlichen Traditionen enthaltenen Sätze beziehen: „Den Engeln wurde befohlen, zu erschaffen.“ Nachdem die Erde von den niederen und materielleren Kräften vorbereitet worden war und ihre drei Reiche auf dem Weg waren, „fruchtbar zu sein und sich zu vermehren“, wurden die höheren Kräfte, die Erzengel oder Dhyanis, vom Evolutionsgesetz verpflichtet, auf die Erde herabzusteigen, um die Krone ihrer Evolution – den Menschen – zu gestalten. So entsendeten die „Selbstgeschaffenen“ und [SD # 243] die „Selbstexistierenden“ ihre blassen Schatten. Die dritte Gruppe jedoch, die Feuerengel, rebellierten und verweigerten sich ihren Mitdevas anzuschließen.
Die hinduistische Exoterik stellt sie alle als Yogins dar, deren Frömmigkeit sie dazu inspirierte, sich zu weigern zu erschaffen, da sie ewig Kumaras bleiben wollten, „jungfräuliche Jünglinge“, um, wenn möglich, ihren Gefährten auf dem Weg ins Nirvana – der schließlichen Befreiung – zuvorzukommen. Entsprechend der esoterischen Auslegung stellte dies jedoch ein Selbstopfer zum Wohl der Menschheit dar. Die „Rebellen“ würden keine willenlosen, unverantwortlichen Menschen erschaffen, wie es die „gehorsamen“ Engel taten. Noch konnten sie die menschlichen Wesen auch nur mit vergänglichen Spiegelungen ihrer eigenen Eigenschaften begaben, denn selbst Letztere, die einer anderen und so viel höheren Bewusstseinsebene angehören, würden immer noch unverantwortliche Menschen erschaffen und somit jegliche Möglichkeit zu höherem Fortschritt beeinträchtigen. Wer jedenfalls auf dieser Ebene von Natur aus vollkommen ist und weder Verdienst noch Schuld anhäufen kann, für den ist auf der Erde keinerlei geistige und psychische Evolution möglich – der niedersten und materiellsten Ebene. Wäre der Mensch der blasse Schatten der inaktiven, unveränderlichen und unbeweglichen Vollkommenheit geblieben, des einen negativen und passiven Attributs des wahren Ich bin, der ich bin, wäre er dazu verurteilt gewesen, wie in einem schweren, traumlosen Schlaf durch das Erdenleben hindurchzugehen; und damit ein Fehlschlag auf dieser Ebene. Die Wesen, oder das Wesen, kollektiv Elohim genannt, das zuerst (wenn jemals) die grausamen Worte aussprach: „Siehe, der Mensch ist geworden wie unser einer, zu erkennen Gutes und Böses; und nun, dass er seine Hand nicht ausstrecke und nehme auch von dem Baume des Lebens und esse und lebe ewiglich . . .“ – muss in der Tat der Ildabaoth gewesen sein, der Demiurg der Nazarener, von Zorn und Neid gegen sein eigenes Geschöpf erfüllt, dessen Widerschein den Ophiomorphos erzeugt hatte. So gesehen ist es nur natürlich – selbst vom Standpunkt des toten Buchstabens aus – Satan, die Schlange der Genesis, als den wirklichen Schöpfer und Wohltäter zu betrachten, den Vater der spirituellen Menschheit. Denn er war der „Bote des Lichts“, der hell strahlende Luzifer, der dem angeblich von Jehovah erschaffenen Automaten die Augen öffnete; und er war es, der als Erster raunte: „Welches Tages ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan und werdet ihr sein wie Gott, erkennend Gutes und Böses.“ – Und deshalb kann er nicht anders als im Licht eines Heilands gesehen werden. Ein „Widersacher“ gegen Jehovah, den „personifizierten Geist“, bleibt er der esoterischen Wahrheit nach doch der ewig liebende „Sendbote“ (der Engel), die Seraphim und Cherubim, die beide wohl wussten, und noch mehr liebten, und die anstelle der physischen die spirituelle Unsterblichkeit auf uns übertrugen. Erstere wäre eine Art statischer Unsterblichkeit, die den Menschen in einen unsterblichen, „wandernden Juden“ verwandelt hätte.
Wie in Kings „The Gnostics and Their Remains“ erzählt wird, war „Ildaboath, den verschiedene Sekten als den Gott des Moses betrachteten, kein reiner Geist, er war ehrgeizig und stolz, und indem er das ihm von seiner Mutter Sophia-Achamoth angebotene spirituelle Licht des mittleren Raumes zurückwies, hatte er den Beschluss gefasst, eine eigene Welt zu erschaffen. Von seinen Söhnen unterstützt, den sechs Planetengeistern, erschuf er den Menschen, [SD # 244] doch dieser erwies sich als Fehlschlag. Er war ein Monster, seelenlos, unwissend und kroch wie ein materielles Ungeheuer auf allen Vieren auf der Erde herum. Ildaboath war gezwungen, seine spirituelle Mutter um Hilfe anzuflehen. Sie übermittelte ihm einen Strahl ihres göttlichen Lichts und belebte auf diese Weise den Menschen und stattete ihn mit einer Seele aus. Und damit begann die Feindseligkeit Ildaboaths gegenüber seiner eigenen Schöpfung. Der Mensch folgte dem Impuls des göttlichen Lichts und schwang sich in seinem Streben immer höher und höher auf; bald stellte der Mensch nicht mehr das Bild seines Schöpfers Ildaboath dar, sondern vielmehr das des Höchsten Wesens, des ‘Urmenschen’, Ennoia. Das erfüllte den Demiurgen mit Zorn und Neid; er fixierte sein eifersüchtiges Auge auf den Abgrund der Materie, und einem Spiegel gleich reflektierte der Abgrund plötzlich seine mit Leidenschaften vergifteten Blicke. Das Spiegelbild wurde lebendig, und aus dem Abgrund stieg der schlangenförmige Satan Ophiomorphos empor – ‘die Verkörperung von Neid und List. Er ist die Verbindung der niedersten Materie mit dem Hass, dem Neid und der List einer spirituellen Intelligenz.’“ So lautet die exoterische Darstellung der Gnostiker. Und die Allegorie, wenn auch eine sektiererische Version, ist anregend und erscheint lebensnah. Sie ist die natürliche Schlussfolgerung aus dem buchstabengetreuen Text des 3. Kapitels der Genesis.
Daher die Allegorie von Prometheus, der das göttliche Feuer raubt, um dem Menschen zu ermöglichen, auf dem Pfad der spirituellen Evolution bewusst fortzuschreiten, wodurch er das vollkommenste der irdischen Tiere in einen potenziellen Gott verwandelte und ihm die Freiheit schenkte, „das Himmelreich mit Gewalt zu nehmen“. Daher rühren also die von Zeus gegen Prometheus und von Jehovah-Ildaboath gegen seinen „rebellischen Sohn“, den Satan, ausgesprochenen Flüche. Die kalten, reinen Schneeflächen des Kaukasusgebirges und die unaufhörlich sengenden Feuer und Flammen einer unauslöschlichen Hölle. Zwei Pole, dennoch dieselbe Idee; der doppelte Aspekt einer raffinierten Folter: ein Feuererzeuger – das personifizierte Wahrzeichen von Φωσφόρος, des Astralfeuers und Lichts in der Anima Mundi – (das Element, von dem der deutsche materialistische Philosoph Moleschott sagte: „Ohne Phosphor kein Gedanke.“), in den gewaltigen Flammen seiner irdischen Leidenschaften brennend; die Feuersbrunst von seinem Denken entfacht, das jetzt zwischen Gut und Böse unterscheidet und doch Sklave der Leidenschaften seines irdischen Adams ist; der den Geier des Zweifels und des vollen Bewusstseins an seinem Herzen nagen fühlt – fürwahr ein Prometheus, weil ein bewusstes und daher verantwortliches Wesen.304 Der Fluch des Lebens wiegt schwer, und doch, mit Ausnahme einiger Hindu- und Sufi-Mystiker, würden nur wenige Menschen alle Qualen des bewussten Lebens, alle Übel eines verantwortlichen Daseins gegen die unbewusste Vollkommenheit eines passiven (objektiv) unkörperlichen Wesens oder selbst gegen die universale, statische Untätigkeit, personifiziert durch Brahmâ in seiner „nächtlichen“ Ruhe, tauschen wollen. Denn, um einen ausgezeichneten Aufsatz eines Mannes305 zu zitieren, [SD # 245] welcher der Verwechslung der Existenz- und Bewusstseinsebenen zum Opfer fiel:
„Satan oder Luzifer repräsentiert die aktive, oder, wie Jules Baissac es ausdrückt, die ‘zentrifugale Energie des Universums’ in einem kosmischen Sinn. Er ist Feuer, Licht, Leben, Kampf, Anstrengung, Gedanke, Bewusstsein, Fortschritt, Zivilisation, Freiheit, Unabhängigkeit. Gleichzeitig ist er Schmerz, der die Rückwirkung der Freude des Handelns ist, und Tod – welcher die Auflehnung des Lebens ist – Satan, der in seiner eigenen Hölle schmort, hervorgebracht von der Heftigkeit seines eigenen Impulses – die expansive Auflösung des Nebels, der sich zu neuen Welten verdichten soll. Und passenderweise wird er wieder und wieder von der ewigen Trägheit der passiven Energie des Kosmos verwirrt – vom unerbittlichen ‘Ich bin’ –, dem Feuerstein, aus dem die Funken herausgeschlagen werden. Und entsprechend werden er . . . und seine Anhänger . . . dem ‘Feuermeer’ übergeben, da die Sonne (in einer Hinsicht nur in der kosmischen Allegorie), die Quelle des Lebens in unserem System, der Ort ist, wo sie gereinigt (aufgelöst) und aufgewühlt werden, um sie für ein weiteres Leben (die Auferstehung) neu zu ordnen; jene Sonne ist, als Ursprung des aktiven Prinzips unserer Erde, gleichzeitig Heimat und Ursprung des weltlichen Satans. . . .“ Um des Weiteren die Richtigkeit von Baissacs allgemeiner Theorie (in Le Diable) zu beweisen, ist bekannt, dass Kälte eine ‘zentripetale’ Wirkung hat. „Unter dem Einfluss der Kälte zieht sich alles zusammen. . . . Unter ihr liegt das Leben im Winterschlaf oder stirbt aus, der Gedanke gefriert und Feuer erlischt. In seinem eigenen Feuermeer ist Satan unsterblich – nur im ‘Niflheim’ (der kalten Hölle der skandinavischen Eddas) des ‘Ich bin’ kann er nicht existieren. Aber trotz alledem existiert eine Art unsterblicher Existenz in Niflheim, und diese Existenz muss schmerzlos und friedvoll sein, weil sie unbewusst und inaktiv ist. In Jehovahs Reich (wenn dieser Gott all das wäre, was die Juden und Christen für ihn beanspruchen) gibt es kein Elend, keinen Krieg, keine Eheschließung, keine Scheidung, keine Veränderung, kein individuelles Bewusstsein.306 All das ist im Geist des Allmächtigen absorbiert. Es ist nachdrücklich ein Reich des Friedens und treuer Unterwerfung, so wie das des ‘Erzrebellen’ ein Reich des Krieges und der Revolution ist . . . Es (das [SD # 246] Erstere) ist tatsächlich das, was die Theosophie Nirvana nennt. Aber dann wiederum lehrt die Theosophie, dass nach der Trennung von der Urquelle die Wiedervereinigung ausschließlich mit Hilfe von Willen und Anstrengung erreicht werden kann – die im Sinn dieses Essays ausgesprochen satanisch ist.“
Vom Standpunkt des orthodoxen Romanismus ist sie „satanisch“, denn dank des Prototyps dessen, was mit der Zeit zum christlichen Teufel wurde – den strahlenden Erzengeln, den Dhyan Chohans, die sich weigerten zu schaffen, weil sie wünschten, dass der Mensch sein eigener Schöpfer werde und ein unsterblicher Gott –, können die Menschen Nirvana und den Hafen des himmlischen göttlichen Friedens erreichen.
Um diese ziemlich lange Ausführung zu beenden – die Geheimlehre besagt, dass die Feuer-Devas, die Rudras und die Kumaras, die „jungfräulichen Engel“ (zu denen die beiden Erzengel Michael und Gabriel gehören), die göttlichen „Rebellen“ – die von den alles materialisierenden und positivistischen Juden die Nahassh oder „Beraubten“ genannt werden – den Fluch der Inkarnation und die langen Zyklen irdischer Existenzen und Wiedergeburten vorzogen, um nicht (selbst wenn unbewusst) das Elend der mittels der semi-passiven Energie ihrer allzu spirituellen Schöpfer entwickelten Wesen (die als Schatten aus ihren Brüdern evolvierten) beobachten zu müssen. Wenn „der Mensch das Leben dazu nutzen soll, das Selbst weder zu animalisieren noch zu spiritualisieren, sondern zu vermenschlichen“,307 muss er, um dies überhaupt tun zu können, als Mensch und nicht als Engel geboren sein. Daher zeigt die Überlieferung, dass die himmlischen Yogis sich selbst als freiwilliges Opfer darbieten, um die Menschheit zu erlösen – die im Anbeginn gottähnlich und vollkommen erschaffen worden war – und sie mit menschlichen Neigungen und Aspirationen auszustatten. Dafür mussten sie ihren natürlichen Zustand aufgeben, auf unseren Globus herabsteigen und für den gesamten Zyklus des Maha-Yugas ihren Wohnsitz auf ihm nehmen, und so ihre unpersönlichen Individualitäten gegen individuelle Persönlichkeiten vertauschen – die Wonne himmlischer Existenz gegen den Fluch irdischen Lebens. Dieses freiwillige Opfer der feurigen Engel, deren Natur Wissen und Liebe war, wurde von den exoterischen Theologen zu der konstruierten Behauptung umgedeutet, „die aufrührerischen Engel seien vom Himmel in die Finsternis der Hölle“ – unsere Erde – „herabgestürzt“. Die hinduistische Philosophie deutet die Wahrheit mit der Lehre an, die von Shiva herab geschleuderten Asuras befänden sich lediglich ein einem Zwischenzustand, in welchem sie sich für höhere Grade der Reinigung und Erlösung aus ihrer [SD # 247] elenden Lage vorbereiten; doch die christliche Theologie – von sich behauptend, sie gründe auf dem Felsen der göttlichen Liebe, der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit dessen, den sie als ihren Heiland anruft – erfand zur widersprüchlichen Bekräftigung dieser Behauptung das trostlose Dogma von der Hölle, diesen archimedischen Hebel der römisch-katholischen Philosophie.
Die rabbinische Weisheit hingegen – die positivistischste, materialistischste oder grob irdischste von allen, da sie alles auf physiologische Mysterien herabsetzt – nennt diese Wesen das „Böse“; und die Kabbalisten nennen sie Nahasch, „Beraubte“, wie soeben gesagt, und Seelen, die sich, nachdem sie sich im Himmel vom Heiligen getrennt hatten, beim ersten Aufdämmern ihres Daseins selbst in einen Abgrund stürzten und so die Zeit vorwegnahmen, zu der sie auf die Erde herabsteigen sollten. („Zohar“, III, 61a und b)
Lassen Sie mich sofort erklären, dass sich unser Argument nicht gegen den „Zohar“ und die Kabbala in ihrer korrekten Interpretation wendet – denn Letztere stimmt mit unserer eigenen überein – sondern lediglich gegen die groben, pseudo-esoterischen Erklärungen der späteren und insbesondere der christlichen Kabbalisten.
„Unsere Erde und der Mensch“, sagt der Kommentar, „wurden von den drei Feuern erzeugt“ – im Sanskrit heißen die drei „elektrisches Feuer, Sonnenfeuer und durch Reibung erzeugtes Feuer“. Auf der kosmischen und der menschlichen Ebene erklärt, sind diese drei Feuer Geist, Seele und Körper, die drei großen Wurzelgruppen mit ihren vier ergänzenden Abteilungen. Sie variieren bei den unterschiedlichen Schulen und werden – je nach ihrer Anwendung – zu den Upadhis und zu den Trägern oder zu deren Noumena. In den exoterischen Erzählungen werden sie als die „drei Söhne unübertrefflichen Glanzes und Herrlichkeit“ von Agni Abhimanim personifiziert, des ältesten Sohnes Brahmâs, des kosmischen Logos, von Svaha, einer der Töchter Dakshas.308 Im metaphysischen Sinn bedeutet das „durch Reibung erzeugte Feuer“ die Vereinigung zwischen Buddhi, dem sechsten, und Manas, dem fünften Prinzip; sie werden vereinigt oder zusammengefügt, indem das fünfte teilweise in das sechste Prinzip verschmolzen und zu einem Teil der Monade wird; im Physischen bezieht es sich auf den schöpferischen Funken oder Keim, der das menschliche Wesen befruchtet und erzeugt. Es heißt, diese drei Feuer (deren Namen Pavaka, Pavamana, und Suchi sind) seien mit einem Fluch des großen Weisen Vasishta dazu verdammt worden, „immer und immer wieder geboren zu werden“ („Bhagavata-Purana“, IV, 24. 4). Das ist ausreichend deutlich.
Daher heißt es von den Flammen, deren Funktionen in den exoterischen Büchern verwechselt und die ohne Unterscheidung Prajapatis, Pitris, Manus, Asuras, [SD # 248] Rishis, Kumaras309 etc. etc. genannt wurden, sie hätten sich in der dritten Wurzelrasse persönlich inkarniert und würden deshalb „immer und immer wiedergeboren“. In der esoterischen Lehre werden sie im Allgemeinen Asuras genannt oder Asu-ra Devata oder Pitar-Devata (Götter), denn wie gesagt, sie waren zuerst Götter – und zwar die höchsten – bevor sie zu „Nicht-Göttern“ wurden und von Himmelsgeistern zu Erdgeistern herabgefallen waren310 – exoterisch, bitte beachten, im orthodoxen Dogma.
Kein Theologe oder Orientalist kann jemals die Genealogien der Prajapatis, der Manus und der Rishis oder ihren unmittelbaren Zusammenhang – oder eher ihre Korrelation – mit den Göttern verstehen, wenn er sich nicht im Besitz des Schlüssels zu der alten, ursprünglichen Kosmogonie und Theogonie befindet, über den ursprünglich alle Nationen gemeinsam verfügten. Alle diese Götter und Halbgötter werden in verschiedenen Kalpas und in ebenso verschiedenen Charakteren auf der Erde wiedergeboren; jeder folgte dabei seinem individuellen Karma und ordnete jede Wirkung ihrer Ursache zu.
Es ist verständlich, dass vor der Erläuterung weiterer Stanzen unbedingt gezeigt werden musste, dass die Söhne der „dunklen Weisheit“, obwohl identisch mit den Erzengeln, welche die Theologie die „Gefallenen“ zu nennen beliebt, ebenso göttlich und rein oder gar noch reiner sind als alle in den Kirchen so verherrlichten Michaels und Gabriels. Das „alte Buch“ geht auch auf verschiedene Einzelheiten des Astrallebens ein, die dem Leser gegenwärtig jedoch vollkommen unverständlich sein würden. Es muss daher späteren Erklärungen überlassen bleiben, und die erste und die zweite Rasse werden jetzt nur spärliche Beachtung finden. Nicht so die dritte Rasse – die Wurzelrasse, welche sich in die Geschlechter teilte und die als erste mit Vernunft begabt werden sollte. Die Menschen entwickelten sich gleichlaufend mit dem Globus, und Letzterer „verkrustete“ vor mehr als hundert Millionen Jahren – die erste menschliche Unterrasse hatte schon begonnen sich zu materialisieren oder sozusagen fest zu werden. Aber, wie die Stanze sagt: „Der innere Mensch (das bewusste Wesen) war nicht.“ Wie der Okkultismus sagt, stammt dieses „bewusste Wesen“ – nein, in vielen Fällen ist es die wirkliche Essenz und das Sein der hohen Intelligenzen, die durch das unwandelbare Gesetz der karmischen Evolution dazu verurteilt sind, sich in diesem Manvantara zu reinkarnieren.
[SD # 249] (b) Dieser Vers (der 39.) bezieht sich ausschließlich auf die Rasseneinteilungen. Streng gesprochen lehrt die Esoterische Philosophie eine modifizierte Polygenesis. Denn während sie der Menschheit einen einheitlichen Ursprung zuschreibt, insofern ihre Vorväter oder „Schöpfer“ sämtlich göttliche Wesen waren – wenn auch verschiedener Klassen oder Vollkommenheitsgrade in ihrer Hierarchie – lehrt sie doch, dass die Menschen nichtsdestoweniger in sieben verschiedenen kontinentalen Zentren dieser Periode geboren wurden. Obwohl alle einen gemeinsamen Ursprung besitzen, so unterschieden sich doch, aus gegebenen Gründen, ihre Möglichkeiten und mentalen Fähigkeiten, ihre äußeren und physischen Formen und zukünftigen Eigenschaften stark.311 Was ihre Hautfarbe anbelangt, wird im Linga-Purana eine bedeutsame Allegorie erzählt. Die Kumaras – die sogenannten Rudragötter (siehe weiter unten) – werden als Inkarnationen Shivas beschrieben, des Zerstörers (der äußeren Formen), auch Vamadeva genannt. Letzterer, als ein Kumara, der „ewig Ehelose“, der keusche jungfräuliche Jüngling, entspringt in jedem großen Manvantara aus Brahmâ und „wird wieder vier“. Das ist eine Bezugnahme auf die vier großen Abteilungen der menschlichen Rassen in Bezug auf Hautfarbe und Typus – und ihre drei Hauptvariationen. So wird im 29. Kalpa – das ist in diesem Fall eine Bezugnahme auf die Umwandlung und Evolution der menschlichen Form, die Shiva bis zu dem großen manvantarischen Wendepunkt herab, ungefähr um die Mitte der vierten (atlantischen) Rasse, periodisch immer wieder zerstört und neu formt – im 29. Kalpa also wechselt Shiva als Svetalohita, der Wurzel-Kumara, seine Hautfarbe von mondfarben zu weiß. In seiner nächsten Umwandlung ist er rothäutig (und darin unterscheidet sich die exoterische Version von der esoterischen Lehre). In der dritten – gelb; in der vierten schwarz.
Die Esoterik klassifiziert nun diese sieben Variationen, mit ihren vier großen Abteilungen, in lediglich drei unterschiedliche ursprüngliche Rassen – da sie die erste Rasse nicht in Betracht zieht, die weder Typus noch Farbe und eine kaum objektive, wenn auch riesige Form besaß. Die Evolution dieser Rassen, ihre Entstehung und Entwicklung, schritten pari passu und parallel mit der Evolution, Formation und Entwicklung dreier geologischer Schichten voran, von welchen sich die menschliche Hautfarbe ebenso ableitete wie sie das Klima dieser Zonen bestimmte. Die Esoterik nennt drei große Abteilungen, nämlich die rot-gelbe, die schwarze, und die braun-weiße.312 Die arischen Rassen zum Beispiel, deren Hautfarben heute von Dunkelbraun, beinahe Schwarz, Rotbraungelb bis zum hellsten Creme variieren, sind nichtsdestoweniger alle von ein und demselben Stamm – der fünften Wurzelrasse – und stammen von [SD # 250] einem einzigen Vorfahren ab, der in der hinduistischen Exoterik mit dem generischen Namen des Vaivasvata Manu benannt wird: Letzterer ist, um daran zu erinnern, jene generische Persönlichkeit, der Weise, der vor mehr als 18.000.000 Jahren gelebt haben soll und auch vor 850.000 Jahren – zur Zeit des Untergangs der letzten Überreste des großen Kontinents Atlantis313 (siehe „Die ursprünglichen Manus der Menschheit“, am Ende dieser Stanze) – und der auch heute noch in seiner Menschheit leben soll. Die Farbe der ersten festen menschlichen Rasse, die nach der Mitte der dritten Wurzelrasse erschien (nach ihrem Fall in die Zeugung – wie soeben erklärt) und die schließlichen Veränderungen mit sich brachte, war ein lichtes Gelb. Denn erst in jener Periode fand die letzte Umwandlung statt, die den Menschen so hervorbrachte, wie er heute ist, lediglich in einem vergrößerten Maßstab. Diese Rasse ließ die vierte Rasse entstehen; „Shiva“ verwandelte allmählich jenen Teil der Menschheit, der „schwarz vor Sünde“ geworden war, in Rotgelb (deren Abkömmlinge sind die roten Indianer und die Mongolen) und schließlich in braunweiße Rassen – die heute mit den gelben Rassen zusammen die große Masse der Menschheit bilden. Die Allegorie im Linga-Purana ist wunderlich, da sie das große ethnologische Wissen der Alten zeigt.
Wenn wir von der „letzten Umwandlung“ lesen, die vor 18.000.000 Jahren stattgefunden haben soll, möge der Leser in diesem Zusammenhang überlegen, wie viele Millionen mehr erforderlich gewesen sein müssen, um diesen schließlichen Zustand zu erreichen . Wenn sich der Mensch in seiner allmählichen Verdichtung im Gleichklang mit der Erde entwickelte, wie viele Millionen von Jahren müssen während der ersten, zweiten und der ersten Hälfte der dritten Rasse vergangen sein? Denn die Erde befand sich in einem verhältnismäßig ätherischen Zustand, bevor sie ihre letzte, feste Konstitution erlangte. Die archaischen Lehren sagen uns ferner, dass während der mittleren Periode der lemuro-atlantischen Rasse, dreieinhalb Rassen nach der Entstehung des Menschen, die Erde, der Mensch und alles auf dem Globus noch von gröberer und materiellerer Natur war, während sich beispielsweise Korallen und einige Muscheln in einem halb gallertartigen, astralen Zustand befanden. Die seit damals vergangenen Zyklen trugen uns weiter auf den entgegengesetzten, aufsteigenden Bogen, einige Schritte auf unsere Entmaterialisierung zu, wie die Spiritualisten sagen würden. Die Erde, wir selbst und alle Dinge sind seit damals elastischer geworden – ja selbst unsere Gehirne. Doch von einigen Theosophen wurde eingewendet, dass eine ätherische Erde selbst vor etwa 15 oder 20 Millionen Jahren nicht mit der Geologie übereinstimmt, die uns lehrt, dass die Winde wehten, der Regen fiel, die Wellen sich am Ufer brachen, die Sandmassen sich verlagerten und sammelten [SD # 251] etc. etc., kurz gesagt, dass sämtliche heute wirkenden natürlichen Ursachen auch schon damals aktiv waren, „in den allerfrühesten Weltaltern der geologischen Zeit, ja, in denen der ältesten paläozoischen Felsen“. Ihnen antworten wir wie folgt. Erstens, welchem Datum werden die „ältesten paläozoischen Felsen“ von der Geologie zugeordnet ? Und zweitens, warum konnten die Winde nicht blasen, der Regen nicht fallen und die Wellen (scheinbar aus Kohlensäure, wie die Wissenschaft andeutet) sich nicht an den Ufern brechen auf einer halbastralen, d. h. zähflüssigen Erde? Das Wort „astral“ bedeutet in der okkulten Phraseologie nicht notwendigerweise etwa so dünn wie Rauch, sondern vielmehr „sternenartig“, scheinend oder durchsichtig, in verschiedenen und zahlreichen Abstufungen, von einem ganz dünnen bis zu einem zähen Zustand, wie gerade angemerkt. Doch es gibt noch weitere Einwände: Wie konnte eine astrale Erde die anderen Planeten in diesem System beeinflussen? Würde nicht der ganze Vorgang in Unordnung geraten, wenn die Anziehung eines Planeten plötzlich entfiele? Dieser Einwand stellt offenbar keinen Beweis dar, denn unser System ist aus älteren und jüngeren Planeten zusammengesetzt, von denen einige tot sind (wie der Mond), andere sich in einem Entstehungsprozess befinden, trotz allem gegenteilig von der Astronomie Behaupteten. Letztere hat unseres Wissens nach noch nie den Standpunkt vertreten, alle Körper unseres Systems seien gleichzeitig ins Dasein getreten und hätten sich zur gleichen Zeit entwickelt. Die Geheimlehren des vorderen Himalayas unterscheiden sich in dieser Beziehung von den indischen. Der hinduistische Okkultismus lehrt, die Vaivasvata-Manu-Menschheit sei über 18.000.000 Jahre alt. Das bestätigen wir, aber nur insofern als der physische oder annähernd physische Mensch betrachtet wird, der zum Ende der dritten Wurzelrasse existierte. Jenseits dieser Periode könnte der Mensch oder sein zartes Bild über 300.000.000 Jahre existiert haben, soweit wir wissen; denn es werden uns keine Zahlen gelehrt, die geheim sind und bei den Meistern der okkulten Wissenschaften verborgen bleiben werden, wie im „Esoteric Buddhism“ richtig festgestellt wird. Während ferner die hinduistischen Puranas nur von einem Vaivasvata Manu sprechen, behaupten wir, dass es derer unterschiedliche gab, da der Name generisch ist. (Vide supra)
Wir müssen jetzt ein paar weitere Worte zur physischen Evolution des Menschen sagen.
Archaische Lehren in den Puranas und in der Genesis
Physische Evolution
Die Autorin kann nicht allzu viele Beweise dafür liefern, dass das beschriebene System der Kosmogonie und Anthropogonie tatsächlich existierte, dass seine Aufzeichnungen aufbewahrt werden und dass es sich selbst in der modernen Lesart der alten Schriften widerspiegelt.
Die Puranas auf der einen Seite und die jüdischen Schriften andererseits beruhen auf demselben Evolutionsschema, das sich als ebenso wissenschaftlich erweisen würde wie vieles von dem, was heute als das letzte Wort der neuesten Entdeckungen gilt, würde es esoterisch gelesen und in moderner Sprache formuliert. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Systemen ist der, dass [SD # 252] die Puranas, welche den Ursachen genauso viel oder vielleicht sogar noch mehr Aufmerksamkeit widmen wie den Wirkungen, sich stärker auf die präkosmischen und prägenetischen Perioden beziehen als auf die der sogenannten Schöpfung, während die Bibel, nachdem sie lediglich ein paar Worte über die frühere Periode verloren hat, sich sofort in die materielle Genesis stürzt und dann, die voradamischen Rassen beinahe überspringend, sofort mit ihren Allegorien über die fünfte Rasse fortfährt.
Wie auch immer sich der Ansturm auf die Abfolge der Schöpfung in der Genesis ausgewirkt hat, und ihre buchstäbliche Erzählung eignet sich ganz bestimmt in bewundernswertem Ausmaß für Kritik,314 wird die Lektüre der Hindu-Puranas trotz ihrer allegorischen Übertreibungen ergeben, dass sie mit der Naturwissenschaft in vollständiger Übereinstimmung stehen.
Selbst die auf den ersten Blick unsinnig erscheinende Allegorie, dass Brahmâ die Form eines Ebers annimmt, um die Erde aus dem Wasser zu retten, findet eine vollkommen wissenschaftliche Erklärung in den geheimen Kommentaren, da sie sich tatsächlich auf die vielen Hebungen und Senkungen bezieht, auf den beständigen Wechsel von Wasser und Land von den frühesten bis zu den spätesten geologischen Perioden unseres Globus; denn die Wissenschaft lehrt uns heute, dass neun Zehntel der geschichteten Formationen der Erdkruste allmählich unter Wasser auf dem Grund der Meere aufgebaut wurden. Man glaubt, dass die alten Arier nichts über Naturgeschichte, Geologie etc. wussten. Der jüdischen Rasse gesteht selbst ihr schärfster Kritiker, ein unnachgiebiger Bibelgegner (siehe „Modern Science and Modern Thought“, S. 337) andererseits den Verdienst zu, sie hätte die Idee des Monotheismus „früher konzipiert und stärker bewahrt als jede andere der weniger philosophischen und unmoralischeren Religionen (!!) der alten Welt.“ Nur, während wir in der biblischen Esoterik physiologische sexuelle Mysterien symbolisiert finden und kaum [SD # 253] mehr (wofür wenig echte Philosophie notwendig ist), ist in den Puranas der höchst wissenschaftliche und philosophische „Schöpfungsmorgen“ zu finden, der, unparteiisch analysiert und aus seinen märchenartigen Allegorien in einfache Sprache übersetzt, offenbaren würde, dass die moderne Zoologie, Geologie, Astronomie und nahezu alle anderen Zweige modernen Wissens von der alten Wissenschaft vorweggenommen wurden und den Philosophen zumindest in ihren grundlegenden Zügen oder gar in einigen Details bekannt waren!
Trotz aller absichtlichen Verhüllungen und Verwirrungen, um den Profanen von der wirklichen Spur abzubringen, wies selbst Bentley die puranische Astronomie als eine wirkliche Wissenschaft aus; und wer mit den Mysterien der hinduistischen astronomischen Abhandlungen vertraut ist, wird bestätigen, dass die modernen Theorien von der fortschreitenden Verdichtung der Nebelflecke, Sternennebel und Sonnen den Indern vollkommen bekannt waren und dass sie bezüglich der zyklischen Bewegungen der Sterngruppen über exaktestes Wissen verfügten, welches sie für chronologische und andere Zwecke nutzten; ihre Kenntnisse übertrafen die der heutigen Europäer bei weitem.
Wenn wir uns der Geologie und der Zoologie zuwenden, finden wir dasselbe. Die Mythen und endlosen Genealogien von den sieben Prajapatis, ihren Söhnen, den sieben Rishis oder Manus und ihren Frauen, Söhnen und Nachkommen – was sollten sie anderes sein als ein großer, ausführlicher Bericht über die fortschreitende Entwicklung und Evolution der tierischen Schöpfung, eine Art nach der anderen? Waren die hoch philosophischen und metaphysischen Arier – sie verfassten das vollkommenste philosophische System transzendentaler Psychologie, Gesetzbücher der Ethik, eine Grammatik wie Panini, das Sankhya- und das Vedanta-System, einen Moralkodex (des Buddhismus), welchen Max Müller zum vollkommensten der Erde erklärte – waren die Arier Narren oder kindisch genug, ihre Zeit damit zu verbringen, Feenmärchen zu schreiben, als welche die Puranas heute in den Augen jener dazustehen scheinen, die von ihrer geheimen Bedeutung auch nicht die geringste Ahnung haben? Die Fabel, die Genealogie und der Ursprung Kashyapas mit seinen zwölf Frauen, mit welchen er zahlreiche und verschiedenartige Nachkommen wie Nagas (Schlangen), Reptilien, Vögel und alle Arten lebendiger Dinge zeugte, was ihn also als Vater aller Arten von Tieren ausweist – was könnte das anderes bedeuten als eine verschleierte Aufzeichnung der Reihenfolge der Evolution der gegenwärtigen Runde? Bis jetzt können wir nicht erkennen, dass überhaupt ein Orientalist jemals auch nur die entfernteste Vorstellung von den hinter den Allegorien und Personifikationen verborgenen Wahrheiten hatte. „Das Satapatha-Brahmana“, behauptet jemand, „enthält einen nicht leicht verständlichen Bericht von Kashyapas Ursprung. . . . Er war der Sohn Marichis, der Sohn Brahmâs, Vivasvats Vater, Manus Vater, der Vorfahr der Menschheit. . . . Nachdem er die Form einer Schildkröte angenommen hatte, erschuf Prajapati Nachkommen. Was er erschuf, machte er (akarot); daher das Wort kurma (Schildkröte). Kashyapa bedeutet Schildkröte. Daher sagen die Menschen: ‘Alle Geschöpfe stammen von Kashyapa ab’“ etc. etc. („Hindu Class. Dict.“)
Er war all das. Er war auch der Vater des Vogels Garuda, [SD # 254] des „Königs des Stammes der Gefiederten“, der zum selben Stamm gehört wie die Reptilien, die Nagas, und von ihnen abstammt; er stellt ebenfalls einen Zyklus dar, eine Zeitperiode, deshalb wird er später zum Todfeind dieses Stammes, und zwar als sich die Vögel im Laufe der Evolution in ihrem „Kampf ums Dasein“ – „Überleben des Tauglichsten“ etc. etc. aus den Reptilien entwickelt hatten und nun vorzugsweise gegen die wandten, von denen sie ausgegangen waren, um sie zu verschlingen – vielleicht von einem Naturgesetz getrieben, um Platz für andere und vollkommenere Arten zu machen. (Vide Teil II, „Symbolik“)
In dem bewundernswerten Abriss „Modern Science and Modern Thought“ wird Gladstone eine Lektion über die Naturgeschichte angeboten, welche aufzeigt, dass sie eine völlige Abweichung zur Bibel darstellt. Der Verfasser bemerkt, dass die Geologie beginnt mit . . .
„. . . dem frühesten bekannten Fossil, dem laurentinischen Eozoon canadense, und sich dann in einer Kette fortsetzt, deren Glieder fest miteinander verschweißt sind, durch das Silur mit seinem Überfluss an Mollusken-, Crustacea und Wurmtierleben und den ersten Anzeichen von Fischen; durch das Devon mit seiner Vorherrschaft der Fische und dem ersten Auftreten der Reptilien; durch das Mesozoikum mit seinen Batrachia (der Familie der Frösche); durch die Formationen des Sekundärs, in welchen die Meeres-, Land- und Luftreptilien vorherrschten und die ersten niedrigen Formen der Landwirbeltiere zu erscheinen begannen; und schließlich durch das Tertiär, in dem die Säugetierwelt überreich geworden war und Typus auf Typus und Art auf Art folgte, die sich allmählich differenzierten und spezialisierten, durch die Eozän-, Miozän- und Pliozänperioden, bis wir schließlich bei der Eiszeit und der prähistorischen Periode ankommen und zum positiven Nachweis für die Existenz des Menschen.“
In den Kommentaren zu den Puranas im Allgemeinen und im Buch Dzyan im Besonderen findet sich dieselbe Reihenfolge und zusätzlich eine Beschreibung von Tieren, die der modernen Wissenschaft unbekannt sind. Der einzige Unterschied ist zweifelsohne gewichtig, da er eine von seinem physischen Körper unabhängige spirituelle und göttliche Natur des Menschen in dieser Scheinwelt voraussetzt, in der die falsche Persönlichkeit und ihre zerebrale Grundlage allein der orthodoxen Psychologie bekannt sind, und er lautet wie folgt: Da der Mensch in allen sogenannten „sieben Schöpfungen“ existierte, die allegorisch für die sieben evolutionären Veränderungen oder Unterrassen der ersten Wurzelrasse der Menschheit stehen, wie wir sie auch bezeichnen können – war er in dieser Runde von Anfang an auf der Erde. Nachdem seine den termischen Bedingungen dieser früheren Zeiten angepasste physische Gestalt in den vorangegangenen drei Runden alle drei Naturreiche durchlaufen hatte,315 war sie bereit, beim ersten Aufdämmern des menschlichen Lebens den göttlichen Pilger zu empfangen, d. h. vor 18.000.000 Jahren. Erst am [SD # 255] Mittelpunkt der dritten Wurzelrasse wurde der Mensch mit Manas ausgestattet. Miteinander vereinigt, wurden die zwei und dann die drei zu einem; denn obwohl die niederen Tiere, von der Amöbe bis zum Menschen, ihre Monaden empfingen, in welchen sämtliche höheren Eigenschaften potenziell vorhanden sind, müssen diese doch latent bleiben, bis das Tier seine menschliche Form erreicht, denn davor entwickelt sich Manas (das Denkvermögen) nicht in ihnen.316 Mit Ausnahme des zweiten (Lebenskraft), des dritten (das Astrale) und Rudimenten des vierten (Kama, Begierde und Instinkt) Prinzips, dessen Intensität und Entwicklung je nach Art variiert und sich verändert, sind in den Tieren alle Prinzipien paralysiert und befinden sich in einem fötusartigen Zustand. Für den mit der Darwinistischen Theorie vermählten Materialisten wird sich das wie ein Märchen anhören, eine Mystifikation; wer jedoch an einen inneren spirituellen Menschen glaubt, wird die Behauptung nicht unnatürlich empfinden.
Nun wird sich die Schreiberin sicherlich sogenannten unüberwindlichen Einwendungen gegenübergestellt sehen. Man wird uns sagen, dass der Vorstellung eines den Säugetieren vorausgehenden Menschen alles entgegensteht – die Linie der Embryologie, die allmähliche Entwicklung jedes individuellen Lebens und der Verlauf der bekannten Abfolge der fortschreitenden Spezialisierungsstufen. Der Mensch beginnt als die bescheidenste und primitivste wurmförmige Kreatur, „aus dem anfänglichen Protoplasmaklümpchen und aus der Kernzelle, in der alles Leben seinen Ursprung nimmt“ und „wird durch Stadien hindurch entwickelt, die von jenen der Fische, Reptilien und Säugetiere nicht unterschieden werden können, bis die Zelle schließlich die hochspezialisierte Entwicklung des Vierhänders und zu allerletzt des menschlichen Typus erreicht“. (Laing, 335)
Das ist wissenschaftlich vollkommen korrekt, und wir haben nichts dagegen einzuwenden; denn all das bezieht sich auf die Hülle des Menschen – auf seinen Körper, welcher in seinem Wachstum natürlich gleich jeder anderen (einst so bezeichneten) morphologischen Einheit derartigen Metamorphosen unterworfen ist. Es sind nicht jene, welche die Umformung des Mineralatoms durch Kristallisation lehren – was dieselbe Funktion und die gleiche Beziehung zu seinem anorganischen (sogenannten) Upadhi (oder Basis) hat wie die Bildung von Zellen zu ihren organischen Kernen, durch Pflanze, Insekt und Tier bis zum Menschen –, es sind nicht sie, die diese Theorie ablehnen werden, da sie schließlich zur Anerkennung einer Universalen Gottheit in der Natur führen wird, die seit jeher vorhanden war und wie immer unsichtbar und unerkennbar sein wird, und der innerkosmischen Götter, die alle Menschen waren.317
[SD # 256] Aber wir möchten fragen, welche Beweise die Wissenschaft und ihre exakten und jetzt axiomatischen Entdeckungen gegen unsere okkulte Theorie darstellen? Wer an das Gesetz der Evolution und allmählich fortschreitende Entwicklung aus einer Zelle glaubt (aus einer vitalen wurde eine morphologische Zelle, bis sie schließlich als reines und einfaches Protoplasma erwachte), kann seine Überzeugung sicherlich keinesfalls auf eine einzelne Evolutionslinie beschränken! Es gibt unzählige Arten von Leben, und außerdem schreitet die Evolution nicht bei allen Arten in derselben Geschwindigkeit voran. Die Konstitution der ursprünglichen Materie im Silurzeitalter – wir meinen die „ursprüngliche“ Materie der Wissenschaft – stimmt in jeder wesentlichen Einzelheit mit Ausnahme ihres gegenwärtigen Dichtegrades mit der lebendigen ursprünglichen Materie von heute überein. Auch können wir nicht finden, was zu finden sein sollte, wäre die jetzige orthodoxe Theorie der Evolution völlig korrekt, nämlich einen beständigen, immer weitergehenden Fortschritt in jeder Art von Wesen. Was beobachten wir anstelle dessen? Während die mittleren Gruppen der Tiere alle zu einem höheren Typus tendieren und die Spezialisierungen – mal des einen, mal des anderen Typus – sich im Laufe der geologischen Zeitalter entwickeln, die Formen verändern, neue Formen annehmen, mit kaleidoskopischer Geschwindigkeit in den Beschreibungen der Paläontologen von einer Periode zur anderen auftauchen und verschwinden, sind die beiden einsamen Ausnahmen von der allgemeinen Regel diejenigen an den beiden entgegengesetzten Polen des Lebens und der Art, und zwar – der Mensch und die unteren Gattungen des Seins!
„Gewisse bestens gekennzeichnete Formen lebender Wesen existierten enorm lange Epochen hindurch und überlebten dabei nicht nur Veränderungen der physischen Bedingungen, sondern bestanden auch beim Auftreten und Verschwinden anderer Lebensformen verhältnismäßig unverändert fort. Solche Formen können als ‘ausdauernde Lebensformen’ bezeichnet werden; und in der Tier- sowie in der Pflanzenwelt sind hinreichend Beispiele dafür vorhanden.“ (Huxley, „Proceed. of Roy, Inst.“, Bd. III, S. 151)
Nichtsdestoweniger wird uns kein einziger guter Grund dafür angegeben, warum Darwin Reptilien, Vögel, Amphibien, Fische, Mollusken etc. etc. als Nachkommen eines monerischen Ahnen zusammenfasst. Auch wird uns nicht gesagt, ob z. B. die Reptilien unmittelbar von den Amphibien abstammen, Letztere von den Fischen und die Fische von niedrigeren Formen – was sicherlich der Fall ist. Denn die Monaden durchliefen alle diese Daseinsformen bis hinauf zum Menschen, auf jedem Globus, in den drei vorangegangenen Runden; jede Runde, sowie auch jeder darauffolgende Globus, von A bis G, waren und müssen wieder zum Schauplatz derselben Evolution werden, lediglich jedes Mal auf einer festeren, materielleren Grundlage. Daher ist die Frage leicht zu beantworten: „Welche Beziehung besteht zwischen den astralen Prototypen der dritten Runde und der gewöhnlichen physischen Entwicklung im Verlauf der Entstehung der den Säugetieren vorausgehenden organischen Arten?“ Ersterer ist der schattenhafte Prototyp der Letzteren, die vorläufige, kaum ausgearbeitete und vergängliche Leinwandskizze von Gegenständen, die dazu bestimmt sind, ihre schließliche und lebendige [SD # 257] Form vom Pinsel des Malers zu erhalten. Der Fisch entwickelte sich in den Schatten der Teiche zu einer Amphibie – einem Frosch; der Mensch durchlief alle diese Verwandlungen in der dritten Runde auf diesem Globus, und der Fisch erlebt dasselbe jetzt in seinem vierten Zyklus. Die Arten der dritten Runde trugen zur Bildung der Arten in der gegenwärtigen Runde bei. Dieser Zyklus von sieben Runden in ihrem Werk der stufenweisen Bildung des Menschen durch alle Naturreiche spiegelt sich in strenger Analogie in einem mikroskopischen Maßstab in den ersten sieben Monaten der Schwangerschaft in einem zukünftigen Menschenwesen wider. Der Schüler möge diese Analogie überdenken und ausarbeiten. Das sieben Monate alte, noch ungeborene Baby ist zwar ganz fertig entwickelt, aber dennoch braucht es noch zwei weitere Monate, um Stärke zu erlangen und sich zu festigen; genauso verbleibt der Mensch, nachdem er seine Evolution durch die sieben Runden vollbracht hat, zwei weitere Perioden im Schoß von Mutter Natur, bevor er als Dhyani geboren oder vielmehr wiedergeboren wird, noch vollkommener als er war, bevor er sich als Monade in die neu gebildete Weltenkette hineinbegab. Möge der Schüler über dieses Geheimnis nachsinnen, und er wird sich leicht davon überzeugen, dass analog den zwischen vielen Klassen existierenden physischen Bindegliedern auch bestimmte Gebiete vorhanden sind, wo die astrale in die physische Evolution eintaucht. Darüber verliert die Wissenschaft kein Wort. Der Mensch hat sich mit und aus dem Affen entwickelt, sagt sie. Doch jetzt wird der Widerspruch deutlich erkennbar.
Huxley fährt fort mit einem Hinweis auf Pflanzen, namentlich Farne und Bärlapp; einige von ihnen existierten bereits im Karbon und gleichen im Allgemeinen den heute Vorkommenden, denn: „Der Zapfen der oolithischen Araucaria ist von dem der heute existierenden Art kaum zu unterscheiden. . . . . In Unterreichen bestimmter Tierarten können ähnliche Beispiele gefunden werden. Die Globigerina der atlantischen Tiefen ist wesensgleich mit der derselben Gattung angehörenden Art der Kreidezeit . . . die Tabulata-Korallen der Silurzeit sind so wunderbar wie die Korallen unserer Meere. . . . Die höchste Gruppe der Arachnida, die Skorpione, waren im Karbon durch eine Gattung vertreten, die sich von ihren heute lebenden Verwandten lediglich durch . . . die Augen unterscheidet etc. etc. Die Schlussfolgerung daraus möge Dr. Carpenters maßgebliche Darlegung betreffs der Foraminiferen ziehen. „Es existiert kein Beweis“, sagt er, „für irgendeine grundlegende Veränderung oder eine solche Entwicklung bei der Gattung der Foraminiferen von der paläozoischen Periode bis zur Jetztzeit. . . . Das Spektrum der heutigen Foraminiferen weist wahrscheinlich eine größere Diversität auf als jegliche frühere Periode; jedoch gibt es keinerlei Anzeichen irgendeiner Neigung zur Anhebung zu einem höheren Typus.“ („Introduction to the Study of the Foraminifera“, S. xi)
Wie wir gesehen haben, zeigt der auf der obersten Sprosse der Daseinsleiter stehende Mensch noch weniger Anzeichen für Veränderungen als die Foraminiferen, ein Protozoon des niedersten Lebenstypus, ohne Mund und Augen, mit Ausnahme ihres heute größeren Artenreichtums. Das Skelett seines paläolithischen Vorfahren erweist sich [SD # 258] in einigen Bereichen sogar dem Gerüst des heutigen als überlegen. Wo ist da also die behauptete Einheitlichkeit des Gesetzes, die absolute Regel, dass eine Art in eine andere übergeht und sich auf diese Weise in unmerklichen Schritten zu einem höheren Typus entwickelt? Wir sehen, dass Sir William Thomson der Erdgeschichte volle 400.000.000 Jahre einräumt, seit sich die Oberfläche des Globus hinlänglich abgekühlt hatte, um die Anwesenheit lebendiger Wesen zu erlauben;318 und während des ungeheuren Zeitraumes allein der oolithischen Periode, dem sogenannten „Reptilienzeitalter“, finden wir eine höchst außerordentliche Verschiedenheit und einen Reichtum an Saurierformen, in welchem der amphibische Typus seine höchste Entwicklungsstufe erreichte. Wir erfahren von Ichthyosauriern, von Plesiosauriern in den Seen und Flüssen und von geflügelten Krokodilen oder Eidechsen, die in der Luft fliegen. Im darauffolgenden Tertiär „bemerken wir, dass die Gattung der Säugetiere gegenüber früher existierenden Formen bemerkenswerte Unterschiede aufweist . . . . Mastodonten, Megatheriidae und andere schwerfällige Bewohner der alten Wälder und Ebenen; und im Anschluss daran“, so wird uns mitgeteilt, „die allmähliche Umwandlung einer der Verzweigungen der Gattung der Vierhänder in jene Wesen, aus welchen der ursprüngliche Mensch selbst entwickelt worden zu sein behaupten kann.“ („The Beginnings of Life“)
Er kann; aber mit Ausnahme eines Materialisten wird niemand verstehen, warum er das tun sollte; denn dafür besteht nicht die geringste Notwendigkeit, auch wäre eine solche Evolution nicht durch Tatsachen belegt, denn diejenigen, die am meisten an diesen Beweisen interessiert sind, räumen ein, nicht einen einzigen Fakt zur Unterstützung ihrer Theorie gefunden zu haben. Um die einzelnen Glieder einer fortschreitenden Serie zu repräsentieren, sind nicht zahllose individuelle Lebewesen notwendig. Sie sind „das Ergebnis unterschiedlicher und verschiedenartiger Abweichungen der Evolution, bald in die eine und bald in die andere Richtung“. Daher ist es weitaus gerechtfertigter zu behaupten, der Affe habe sich in die Ordnung der Vierhänder evolviert, als dass sich der ursprüngliche Mensch zusammen mit dem Affen aus einem gemeinsamen Ahnen entwickelt habe – ist er doch in seiner menschlichen Eigenart seit dem ersten, in den ältesten Schichten gefundenen Skelett unverändert geblieben, und mit Ausnahme der Farbe und des Gesichtstypus lassen sich keine Unterschiede feststellen.
Dass der Mensch wie andere Tiere in einer Zelle entsteht und „sich durch Stadien entwickelt, die von jenen der Fische, Reptilien und Säugetiere nicht zu unterscheiden sind, bis die Zelle die hochspezialisierte Entwicklung des vierfüßigen und schließlich des menschlichen Typus erreicht, ist ein Jahrtausende altes okkultes Axiom. Das kabbalistische Axiom: „Ein Stein, wird eine Pflanze; eine Pflanze ein Tier, ein Tier ein Mensch; ein Mensch ein Gott“ gilt seit allen Zeitaltern. Haeckel zeigt in seiner „Natürlichen Schöpfungsgeschichte“ eine doppelte Zeichnung, die zwei Embryonen nebeneinander darstellt – den eines Hundes im Alter von sechs Wochen und den eines Menschen von acht Wochen. Bis auf einen geringfügigen Unterschied am Kopf, der beim Menschen größer und im Bereich des Gehirns breiter ist, sind die beiden [SD # 259] nicht voneinander zu unterscheiden. „Wir können in der Tat sagen, dass jeder Mensch die Form eines Fisches und die eines Reptils durchläuft, bevor er die eines Säugetiers und schließlich des Menschen erreicht. In einem weiter fortgeschrittenen Stadium, wenn er die Form des Reptils bereits durchlaufen hat . . . entspricht die Entwicklungsrichtung eine beträchtliche Zeit lang der anderer Säugetiere. Die rudimentären Gliedmaßen sind genau gleich, die fünf Finger und Zehen entwickeln sich auf dieselbe Art. Und die Ähnlichkeit zwischen dem menschlichen Embryo und dem eines Hundes ist nach den ersten vier Entwicklungswochen derartig groß, dass es kaum möglich ist, sie zu unterscheiden. Selbst im Alter von acht Wochen gleicht der menschliche Embryo einem Tier mit einem Schwanz und ist von einem Hundeembryo kaum zu unterscheiden.“ („Modern Science and Modern Thought“, S. 171)
Warum also nicht den Menschen und den Hund aus einem gemeinsamen Ahnen sich entwickeln lassen oder aus einem Reptil – einem Naga, anstatt den Menschen mit den Vierhändern zu verkoppeln? Das eine wäre genauso logisch wie das andere, wenn nicht noch logischer. Die Gestalt und die Stadien des menschlichen Embryos bestehen unverändert seit historischen Zeiten, und diese Metamorphosen waren Asklepios und Hippokrates ebenso wohlbekannt wie Huxley. Nachdem es die Kabbalisten in vorgeschichtlichen Zeiten beobachteten, ist das keine neue Entdeckung. In „Isis Unveiled“, I, S. 389, wird das bemerkt und halb erklärt.
Da der Embryo des Menschen nicht mehr vom Affen als von jedem anderen Säugetier in sich trägt, sondern vielmehr die Gesamtheit der Naturreiche in sich selbst enthält, und nachdem er „eine beständige Lebensform“ zu sein scheint, viel mehr noch als selbst die Foraminiferen, erscheint es genauso unlogisch, ihn sich aus dem Affen evolvieren zu lassen wie seinen Ursprung auf den Frosch oder den Hund zurückzuführen. Die okkulte und die östliche Philosophie glauben beide an die Evolution, welche Manu und Kapila319 mit viel größerer Klarheit erklären als es irgendeinem Wissenschaftler gegenwärtig möglich wäre. Es ist nicht notwendig zu wiederholen, was in Isis entschleiert vollständig erörtert worden ist, da der Leser alle diese Argumente und die Beschreibung der Grundlage sämtlicher östlicher Evolutionslehren in unseren früheren Werken finden kann.320 Kein Okkultist kann die unvernünftige Aussage akzeptieren, dass alle heute existierenden Formen, „von der strukturlosen Amöbe bis zum Menschen“, unmittelbar geradlinig von Organismen abstammen, die Millionen und Abermillionen von Jahren vor der Geburt des Menschen in den vorsilurischen Epochen im Meer und dem Schlamm des Festlandes lebten. [SD # 260] Die Okkultisten glauben vielmehr an ein inneres Gesetz der fortschreitenden Entwicklung.321 Darwin tat das niemals, und er sagt es selbst.
Auf Seite 145 der 5. Ausgabe von „On the Origin of Species“ stellt er die Behauptung auf, die „natürliche Selektion“, die eine progressive Entwicklung nicht notwendigerweise mit einschließt, würde die mikroskopisch kleinen Tierchen und den Wurm (die „beständigen Arten“) nicht berühren, da es „den Infusorientierchen und einem Eingeweidewurm“ keinen Vorteil bringen könne, „. . . hochgradig organisiert zu werden“.
In einem solchen Naturverhalten zeigt sich scheinbar ein nicht allgemein gültiges Gesetz, es gleicht eher der selektiven Tätigkeit irgendeiner super-physischen Selektion; vielleicht könnte jener Aspekt Karmas, welchen die östlichen Okkultisten als das „Verzögerungsgesetz“ bezeichnen, etwas damit zu tun haben.
Aber es gibt allen Grund daran zu zweifeln, dass Darwin seinem Gesetz jemals eine solche Bedeutung beimaß wie seine atheistischen Nachfolger. Das Wissen über die verschiedenen lebenden Formen vergangener geologischer Perioden ist sehr mager. Die dafür von Dr. Bastian angeführten Gründe sind sehr bedeutsam: „(1) wegen der unvollkommenen Art und Weise, in der die unterschiedlichen Formen in den Schichten der entsprechenden Periode dargestellt werden können; (2) wegen der außerordentlich beschränkten Art von Nachforschungen, welche in diesen nicht ausreichend repräsentativen Schichten durchgeführt wurden; und (3), weil so viele Teile der Aufzeichnungen für uns ganz und gar unzugänglich sind – nahezu alles, was unter dem silurischen System liegt, wurde von der Zeit ausgelöscht, wohingegen jene zwei Drittel der Erdoberfläche, in denen die übrigen Schichten zu finden sind, jetzt von Meeren bedeckt sind.“ Daher sagt Darwin:
„Ich für meinen Teil betrachte die geologische Aufzeichnung entsprechend dem von Lyell stammenden Gleichnis als eine Geschichte der Welt, die unvollkommen erhalten und in einem wechselnden Dialekt verfasst wurde. Von dieser Geschichte besitzen wir lediglich den letzten Band, und der bezieht sich nur auf zwei oder drei Länder. Von diesem Band ist lediglich das eine oder andere kurze Kapitel erhalten und von jeder Seite nur hier und da ein paar Zeilen.“
Auf der Basis derartig magerer Daten kann sicherlich nicht das letzte Wort der Wissenschaft gesprochen werden. Der Okkultismus bestreitet, dass sämtliche vorangegangenen Formen des menschlichen Lebens Typen angehörten, die unter unserem eigenen standen, denn das ist nicht der Fall; der Grund dafür liegt nicht irgendwie in menschlichem Stolz oder unvernünftigem Glauben daran, dass der Mensch wenigstens hier auf der Erde (in unserer Periode vielleicht) den höchsten Typus des Lebens repräsentiert. Vielmehr werden die Paläontologen das die bestehende Theorie unleugbar beweisende „fehlende Glied“ niemals finden. Wenn man mit uns daran glaubt, dass der Mensch (während der vorangegangenen Runden) sich in den niedrigsten Formen allen pflanzlichen und tierischen Lebens entwickelt und sie auf der Erde durchlaufen hat, so ist kaum etwas Erniedrigendes an der Vorstellung, den Orang-Utan als einen Ahnen unserer physischen Form zu akzeptieren. Ganz im Gegenteil; diese Idee [SD # 261] würde die okkulte Lehre befördern, dass sich alles, was in der irdischen Natur evolviert, am Ende zum Menschen entwickeln wird. Man kann sogar fragen, wie es sein kann, dass die Biologen und Anthropologen, nachdem sie die Theorie über die Abstammung des Menschen vom Affen vollkommen akzeptierten – bislang die Frage der zukünftigen Evolution der heute existierenden Affen zum Menschen unberührt ließen? Das ist lediglich eine logische Folge der ersteren Theorie, wenn die Wissenschaft nicht aus dem Menschen ein bevorzugtes Wesen machen und seine Evolution als beispiellosen, ganz und gar speziellen Einzelfall darstellen will. Und das ist es genau, wohin all dies die Naturwissenschaft führt. Die Okkultisten lehnen jedoch die Hypothesen Darwins und insbesondere Haeckels ab, und der Grund dafür ist, dass der Mensch, und nicht der Affe, eine spezielle und einzigartige Instanz ist, und das ist die nüchterne Wahrheit. Der Pithekoide ist eine versehentliche Schöpfung, ein erzwungenes Wachstum, das Ergebnis eines unnatürlichen Prozesses.
Die okkulte Lehre ist unserer Überzeugung nach logischer. Sie lehrt ein zyklisches, sich niemals änderndes Gesetz in der Natur. Es hat jedoch keine persönliche, „besondere Absicht“, sondern wirkt nach einem gleichmäßigen Plan, welcher die gesamte manvantarische Periode hindurch vorherrscht und mit dem Regenwurm genauso verfährt wie mit dem Menschen. Weder der eine noch der andere haben darum gebeten, ins Dasein zu treten, daher stehen beide unter demselben Evolutionsgesetz, und beide müssen entsprechend dem karmischen Gesetz fortschreiten. Beide sind von demselben neutralen Lebenszentrum ausgegangen, und beide müssen bei der Vollendung des Zyklus wieder darin eintauchen.
Es wird nicht abgestritten, dass der Mensch in der vorangegangenen Runde ein riesiges affenartiges Geschöpf war. Und wenn wir vom „Menschen“ sprechen, sollten wir vielleicht hinzufügen, dass wir damit die grobe Form meinen, die sich lediglich für den Gebrauch durch den Menschen in dieser Runde entwickelte – deren Mittel- oder Übergangspunkt wir kaum erreicht haben. Auch war der Mensch während der ersten zweieinhalb Wurzelrassen nicht dasselbe, was er heute ist. Diesen Punkt erreichte er, wie oben gesagt, erst vor 18.000.000 Jahren, in der Sekundärperiode, behaupten wir.
Bis dahin war er der Überlieferung und der okkulten Lehre nach „ein auf der Erde wandelnder Gott, der in die Materie gefallen war“ oder in die Zeugung. Das mag akzeptiert werden oder nicht, da die Geheimlehre sich nicht als unfehlbares Dogma aufdrängt; und da, einerlei ob ihre vorgeschichtlichen Aufzeichnungen akzeptiert oder verworfen werden, das nichts mit der Frage des gegenwärtigen Menschen und seiner inneren Natur zu tun hat. Der oben erwähnte Fall hinterließ keine Erbsünde auf der Menschheit. Aber all das wurde ausreichend behandelt.
Ferner wird uns gelehrt, dass der Mensch Umwandlungen auf dem absteigenden Bogen durchläuft – der zentrifugal ist für den Geist und zentripetal für die Materie – und ebenso jetzt auf seinem vor ihm liegenden aufsteigenden Pfad, der die Richtung der beiden Kräfte umkehren wird – nämlich die Materie wird zentrifugal werden und der Geist zentripetal. Die Lehre besagt, dass all diese Umwandlungen demnächst auch die anthropoiden Affen erwarten: zumindest jene, welche die dem Menschen in dieser Runde am nächsten stehende Stufe erreicht haben – [SD # 262] denn sie werden in der fünften Runde alle Menschen sein, geradeso wie die gegenwärtigen Menschen in der vorangegangenen dritten Runde affenähnliche Formen bewohnten.
Die heutigen Bewohner der großen Wälder Sumatras erinnern an degradierte und zwergenhafte Muster – „verschwommene Kopien“ unserer selbst, sagt Huxley – so waren wir (der Großteil der Menschheit) in den frühesten Unterrassen der vierten Wurzelrasse während der Periode des sogenannten „Falls in die Zeugung“. Die uns heute bekannten Affen sind nicht das Ergebnis einer natürlichen Entwicklung, sondern ein Unfall, eine Kreuzung zwischen einem tierischen Wesen oder einer tierischen Form und dem Menschen. Wie im vorliegenden Band (Anthropogenesis) gezeigt wurde, hat das sprachlose Tier sich als Erstes geschlechtlich fortgepflanzt, da es sich als Erstes in männlich und weiblich trennen musste. Auch war es von der Natur nicht beabsichtigt, dass der Mensch diesem tierischen Vorbild folgen sollte – was sich daraus ergibt, dass diese Art der Fortpflanzung bei den Tieren relativ schmerzlos vonstatten geht, während sie den Frauen starke Schmerzen verursacht und mit großen Gefahren für sie verbunden ist. Wie es in „Isis Unveiled“ (Bd. II, S. 278) heißt, ist der Affe tatsächlich „eine umgewandelte Art, die ganz unmittelbar mit der menschlichen Familie verbunden ist – ein hybrider Zweig, welcher dem eigenen Stamm vor seiner schließlichen Vollendung aufgepfropft wurde“ – oder dem des Menschen. Die Affen sind Millionen von Jahren jünger als das sprechende Menschenwesen, und sie sind die jüngsten Zeitgenossen unserer fünften Rasse. Somit ist es höchst wichtig daran zu denken, dass die Egos der Affen Wesenheiten sind, die von ihrem Karma gezwungen wurden, sich in den aus der Bestialität der Menschen der letzten dritten und der frühesten vierten Rasse hervorgehenden tierischen Formen zu inkarnieren. Sie sind Wesenheiten, die das „menschliche Stadium“ bereits vor dieser Runde erreichten. Infolgedessen bilden sie eine Ausnahme von der allgemeinen Regel. Die zahllosen Überlieferungen über Satyren sind keine Fabeln, sondern stellen eine erloschene Rasse tierischer Menschen dar. Die tierischen „Evas“ waren ihre Vormütter und die menschlichen „Adame“ ihre Vorväter; daher stammt die kabbalistische Allegorie von Lilith oder Lilatu, Adams erster Gattin, die der Talmud als bezaubernde Frau mit langem welligen Haar beschreibt, d. h. – ein weibliches, haariges Tier heute unbekannter Art, aber dennoch ein weibliches Tier, das in den kabbalistischen und talmudistischen Allegorien der weibliche Widerschein Samaels genannt wird, Samael-Lilith oder das vereinte Mensch-Tier, ein Wesen, das Hayo Bischat genannt wird, die Bestie oder die böse Bestie (Zohar). Aus dieser unnatürlichen Vereinigung stammen die heutigen Affen ab. Letztere sind wahrhaft „sprachlose Menschen“ und werden in der fünften Runde zu sprechenden Tieren (oder Menschen einer niedrigeren Ordnung), wobei die Adepten einer bestimmten Schule hoffen, dass einige der Affen-Egos von höherer Intelligenz am Ende der sechsten Wurzelrasse wieder erscheinen werden. Wie ihre Form sein wird, ist dabei zweitrangig. Die Form bedeutet nichts. Arten und Gattungen der Flora, Fauna und des höchsten Tieres, ihrer Krone – des Menschen, wechseln und verändern sich in Abhängigkeit von ihrer Umgebung und den klimatischen Veränderungen, nicht nur mit jeder Runde, sondern ebenso mit jeder Wurzelrasse, sowie auch nach jeder geologischen [SD # 263] Umwälzung, die der Wurzelrasse ein Ende setzt oder einen Wendepunkt in ihr bewirkt. In der sechsten Wurzelrasse werden die Fossilien des Orang-Utans, des Gorillas und des Schimpansen solche von ausgestorbenen vierhändigen Säugetieren sein; und neue Formen – obwohl mit dem Fortschreiten der Zeitalter und dem herannahenden Ende des Manvantaras immer weniger davon auftreten werden und sie sich immer stärker voneinander unterscheiden – werden sich aus den „abgeworfenen“ Typen der menschlichen Rassen entwickeln, sobald sie aus dem Sumpf des physischen Lebens wieder in das astrale Leben zurückkehren. Vor dem Menschen gab es keine, und bevor die siebte Rasse sich entwickeln wird, werden sie erloschen sein. Karma wird die Monaden der nicht fortgeschrittenen Menschen unserer Rasse leiten und sie in den neu evolvierten menschlichen Formen des auf diese Weise physiologisch erneuerten Pavians unterbringen. (Siehe jedoch Teil III, „Anhänge“)
Das wird natürlich erst in Millionen von Jahren stattfinden. Aber das Bild dieses zyklischen Fortschreitens von allem, was jetzt auf der Erde lebt und atmet, jede Art für sich, ist korrekt und bedarf keiner „besonderen Schöpfung“ oder wunderbaren Formung von Mensch, Tier und Pflanze ex nihilo.
Auf diese Art erklärt die okkulte Wissenschaft, dass das Bindeglied zwischen Affe und Mensch fehlt und zeigt, dass Ersterer sich aus Letzterem entwickelte.
Eine panoramische Übersicht über die frühen Rassen
Zwischen der ersten, „vernunftlosen“ Rasse und den hochintelligenten und intellektuellen späteren „Lemuriern“ muss eine Periode von ein paar Millionen Jahren ausgefüllt werden und eine weitere zwischen der frühesten Zivilisation der Atlantier und der historischen Periode.
Als Zeugen der Lemurier sind nur ein paar schweigende Berichte in Gestalt eines halben Dutzends zerbrochener Kolosse und alter zyklopischer Ruinen übrig. Diese dürfen nicht beachtet werden, da sie die „Folge blinder Naturkräfte“ seien, wird uns von einigen versichert; dass sie „ziemlich modern“ seien, sagen uns andere. Verächtlich übergehen die Skeptiker und Materialisten die Überlieferung, und die allzu eifrigen Kirchenmänner machen sie jedenfalls der Bibel dienstbar. Wann immer jedoch eine Legende nicht in die noachische „Theorie von der Sintflut“ hineinpassen will, wird sie vom christlichen Klerus zu den „wahnsinnigen, deliriösen Ansichten alten Aberglaubens“ erklärt. Wenn es nicht mit Lemurien und anderen vergangenen Kontinenten verwechselt wird, wird Atlantis abgestritten, vielleicht weil Lemurien zur Hälfte eine Schöpfung der modernen Wissenschaft darstellt und daher geglaubt werden muss, während Platons Atlantis von den meisten Gelehrten als ein Traum angesehen wird.
Atlantis wird von denen, die Platon glauben, oft als eine Verlängerung Afrikas beschrieben. Es wird auch vermutet, dass an der Ostküste ein alter Kontinent existierte. Aber der afrikanische Kontinent war niemals Teil von Lemurien oder Atlantis, wie wir den dritten und den vierten Kontinent zu bezeichnen übereingekommen sind. Ihre archaischen Namen wurden in den [SD # 264] Puranas und auch sonst niemals erwähnt. Aber mit nur einem einzigen der esoterischen Schlüssel in der Hand ist es eine leichte Aufgabe, diese verschwundenen Länder in den zahllosen in den Puranas beschriebenen „Ländern der Götter“, Devas und Munis, in ihren Varshas, Dvipas und Zonen zu identifizieren. In den frühen Tagen Lemuriens ragte ihr Sveta-Dvipa wie eine riesige Bergspitze vom Grund des Meeres auf; das Gebiet zwischen dem Atlas und Madagaskar war bis ungefähr zur frühen Periode von Atlantis (nachdem Lemurien verschwunden war) überflutet, da Afrika vom Grund des Ozeans auftauchte und der Atlas halb versunken war.
Es ist natürlich unmöglich, innerhalb des Rahmens selbst einiger Bände einen zusammenhängenden und detaillierten Bericht über die Evolution und den Fortschritt der ersten drei Rassen zu versuchen – ausgenommen eines allgemeinen Überblicks darüber, der nun ausgeführt wird. Die erste Rasse hatte keine eigene Geschichte. Von der zweiten Rasse kann dasselbe gesagt werden. Wir haben daher nur den Lemuriern und den Atlantiern sorgfältige Aufmerksamkeit zu widmen, bevor die Geschichtsschreibung unserer eigenen Rasse (der fünften) versucht werden kann.
Was ist über andere Kontinente bekannt, von unserem eigenen abgesehen, und was weiß die Geschichte über die frühen Rassen und was davon akzeptiert sie? Alles, was außerhalb der abstoßenden Spekulationen der materialistischen Wissenschaft liegt, wird mit dem verächtlichen Ausdruck des „Aberglaubens“ beschmiert. Die weisen Menschen von heute wollen nichts glauben. Platons „beflügelte“ und hermaphroditischen Rassen und sein Goldenes Zeitalter unter der Herrschaft Saturns und der Götter werden von Haeckel in aller Stille auf ihren neuen Platz in der Natur gestellt: Unsere göttlichen Rassen werden als Nachfahren der Schmalnasenaffen dargestellt und unser Ahn als ein Klumpen Seeschleims.
Nichtsdestotrotz, wie Faber es formuliert, „wird man erkennen, dass die Erdichtungen der alten Poesie . . . . einen Anteil historischer Wahrheit enthalten.“ Wie einseitig auch die Bemühungen des gelehrten Verfassers der „Dissertation on the Mysteries of the Cabiri“ erscheinen – die über ihre gesamten beiden Bände darauf ausgerichtet ist, die klassischen Mythen und Symbole des alten Heidentums zu nötigen, „Zeugnis abzulegen für die Wahrheit der Schrift“ – haben die Zeit und weitere Untersuchungen diese „Wahrheit“ doch wenigstens teilweise gerächt, indem sie dieselbe unverhüllt zeigen. So sind es im Gegenteil die geschickten Bearbeitungen der Schrift, die als Beweis für die große Weisheit des archaischen Heidentums herangezogen werden. Und das trotz des unentwirrbaren Durcheinanders bezüglich der Wahrheit über die Kabiren – die geheimnisvollsten Götter des Altertums – entstanden durch die wilden und widersprüchlichen Spekulationen Bischof Cumberlands, Dr. Shuckfords, Cudworths, Vallanceys etc. etc. und zuletzt Fabers. Nichtsdestoweniger mussten alle diese Gelehrten, vom ersten bis zum letzten, zu einem gewissen Schluss kommen, der von Letzterem wie folgt gefasst wurde: „Wir haben keinen Grund zu der Annahme“, schreibt er, „der Götzendienst der heidnischen Welt sei eine rein willkürliche Erfindung gewesen. Im Gegenteil – er scheint nahezu durchgängig auf einer traditionellen Erinnerung an bestimmte tatsächliche Ereignisse aufgebaut worden zu sein. Diese Ereignisse identifiziere ich mit der Vernichtung [SD # 265] der ersten Menschheitsrasse (der vierten in der esoterischen Lehre) durch die Wasser der Sintflut“. (Kap. I, S. 9). Faber fährt fort:
„Ich bin überzeugt davon, dass die Überlieferung vom Untergang der phlegrischen Insel genau dieselbe ist wie die von der untergegangenen Insel Atlantis. Beide scheinen mir auf ein großes Ereignis anzuspielen, und zwar auf den Untergang der ganzen Welt in den Wassern der Sintflut, oder wenn wir annehmen, dass der Erdbogen in seiner ursprünglichen Lage verblieb, auf das Ansteigen des Wasserspiegels über denselben. M. Bailly bemüht sich in seinem Werk über Platons Atlantis, mit dem er offenbar die Autorität der Chronologie der Schrift zu entwerten bezweckt, tatsächlich zu beweisen, dass die Atlantier eine sehr alte nördliche Nation waren und lange vor den Indern, den Phöniziern und den Ägyptern existierten. („A Dissertation on the Kabiri“, Bd. II, S. 284).
Hier stimmt Faber mit Bailly überein, der sich als gelehrter und intuitiver erweist als diejenigen, die die biblische Chronologie akzeptieren. Auch hat Letzterer nicht Unrecht mit seiner Behauptung, die Atlantier seien die Titanen und die Giganten (siehe „Lettres sur L’Atlantide“). Faber adaptiert um so bereitwilliger die Ansicht seines Französischen confrére, da Bailly Kosmas Indikopleustes erwähnt, der eine alte Überlieferung über Noah aufbewahrte – derzufolge er „früher die Insel Atlantis bewohnte“ (ibid.). Es spielt keine große Rolle, ob es sich bei dieser Insel um die im „Esoteric Buddhism“ erwähnte „Poseidonis“ handelt oder um den Kontinent Atlantis. Die Überlieferung ist da, von einem Christen aufgezeichnet.
Kein Okkultist würde jemals daran denken, Noah seiner Vorrechte zu berauben, nur weil er als Atlantier bezeichnet wird; das würde ja lediglich zeigen, dass die Israeliten die Geschichte vom Vaivasvata Manu, von Xisuthrus und von so vielen anderen wiederholen und dabei lediglich den Namen änderten, und dazu hatten sie das gleiche Recht wie alle anderen Nationen und Stämme auch. Wir wenden uns nur gegen die buchstabengetreue Akzeptanz der biblischen Zeitrechnung, da sie unsinnig ist, und sie stimmt weder mit den geologischen Daten noch mit der Vernunft überein. Wenn Noah Atlantier war, dann war er ein Titan, ein Gigant, wie Faber zeigt; und wenn er ein Gigant war, warum wird er dann in der Genesis nicht als solcher angeführt?322
Baillys Irrtum war, den Untergang von Atlantis abzustreiten und die Atlantier lediglich als nördliche und nachsintflutliche Nation zu bezeichnen, die jedoch, wie er selbst sagt, bestimmt „vor der Gründung der hinduistischen, ägyptischen und phönizischen Reiche erblühte“. Auch das wäre richtig gewesen, hätte [SD # 266] er nur von der Existenz dessen gewusst, was wir Lemurien zu nennen übereingekommen sind. Denn die Atlantier waren gegenüber den Lemuriern nachsintflutlich, und Lemurien ging nicht unter wie Atlantis, sondern versank infolge von Erdbeben und unterirdischen Feuern in den Wogen, wie es auch Großbritannien und Europa eines Tages widerfahren wird. Infolge ihrer Ignoranz wollen unsere Wissenschaftler weder die Überlieferung über unterschiedliche bereits versunkene Kontinente akzeptieren noch das durch den gesamten manvantarischen Zyklus wirkende periodische Gesetz akzeptieren – diese Unwissenheit ist die Hauptursache aller Verwirrung. Auch hat Bailly nicht Unrecht, wenn er uns versichert, dass die Inder, Ägypter und Phönizier nach den Atlantiern kamen, denn Letztere gehörten der vierten Rasse an, während die Arier und ihr semitischer Zweig zur fünften Rasse gehören. Als Platon die Solon von den ägyptischen Priestern erzählte Geschichte wiedergibt, vermischt er absichtlich (wie jeder Initiierte es tun würde) die beiden Kontinente und schreibt alle Ereignisse der kleinen, zuletzt versunkenen Insel zu, die den beiden riesigen Kontinenten angehören, dem prähistorischen und dem überlieferten. Daher sagt er über das erste Paar, von dem die gesamte Insel bevölkert wurde, es sei aus Erde geformt. Mit diesen Worten meint er weder Adam und Eva noch seine eigenen hellenischen Vorväter. Seine Worte sind lediglich allegorisch, und wenn er auf die „Erde“ anspielt, so meint er die „Materie“, da die Atlantier in Wirklichkeit die erste rein menschliche und irdische Rasse waren – die ihr vorausgegangenen waren eher göttlich und ätherisch als menschlich und fest.
Platon muss jedoch von der Geschichte der dritten Rasse nach ihrem „Fall“ gewusst haben, wie jeder andere Initiierte auch, obwohl er als zu Schweigsamkeit und Geheimhaltung Verpflichteter sein Wissen niemals mit vielen Worten preisgab. Wenn man sich auch nur annähernd mit der Zeitrechnung der östlichen Nationen vertraut gemacht hat – die vollständig auf den frühen arischen Berechnungen beruhte und denselben folgte – kann es nichtsdestoweniger jetzt leichter fallen, die unermesslichen Zeitperioden zu verstehen, die seit der Trennung der Geschlechter vergangen sein müssen oder gar seit der ersten und selbst der zweiten Wurzelrasse. Da diese das Verständnis der im westlichen Denken geübten Menschen weiterhin übersteigen müssen, wurde es für nutzlos befunden, im Einzelnen über die erste, die zweite und selbst die dritte Rasse in ihrem Anfangszustand zu sprechen.323 Ein Anfang kann erst zu jenem Zeitpunkt gemacht werden, an dem Letztere vollständig ihre menschliche Periode erreicht hat, ohne dass sich der nicht initiierte Leser hoffnungslos verwirrt findet.
[SD # 267] Die dritte Rasse fiel – und erschuf nicht länger: sie zeugte ihre Nachkommen. Da sie zur Zeit der Trennung noch vernunftlos war, zeugte sie außerdem abnormale Sprösslinge, bis ihre physiologische Natur ihre Instinkte in die richtige Richtung gelenkt hatte. Den „Göttern“ der Bibel gleich, hatten die „Söhne der Weisheit“, die Dhyan Chohans, sie gewarnt, die von der Natur verbotene Frucht unberührt zu lassen: Die Warnung wurde jedoch ignoriert. Erst als es zu spät war, begriffen die Menschen die Untauglichkeit ihres Tuns – wir dürfen nicht von Sünde sprechen: nachdem sich die engelhaften Monaden aus höheren Sphären in ihnen inkarniert und sie mit Verstand begabt hatten. Bis zu jenem Tag waren sie lediglich physisch geblieben, wie die von ihnen erzeugten Tiere. Was ist aber der Unterschied? Die Lehre besagt, dass der einzige Unterschied zwischen beseelten und unbeseelten Dingen auf der Erde, zwischen einer tierischen und einer menschlichen Gestalt, darin besteht, dass in der einen die verschiedenen „Feuer“ latent sind und in der anderen aktiv. Die Lebensfeuer sind in allen Dingen, und kein Atom entbehrt sie. Kein Tier hat jedoch die drei höheren Prinzipien in sich erweckt; sie sind lediglich potenziell in ihnen, latent, und somit nicht existent. Und auch wir Menschen hätten bis zum heutigen Tag immer noch die tierischen Gestalten, wären sie so belassen worden wie sie aus den Körpern ihrer Stammväter hervorkamen, deren Schatten sie waren, um zu wachsen, lediglich von den der Materie innewohnenden Mächten und Kräften entfaltet. Aber wie es im Pymander heißt:
„Das ist ein Mysterium, das bis zum heutigen Tag versiegelt und verhüllt war. Die Natur,324 die mit dem Menschen325 vermengt wurde, brachte ein erstaunliches Wunder zustande, nämlich die harmonische Vermischung der Wesenheiten der Sieben (Pitris oder Lenker) und ihrer eigenen; von Feuer und Geist und Natur (dem Noumenon der Materie); das (die Vermischung) brachte unverzüglich sieben Menschen entgegengesetzten Geschlechts (negativ und positiv) hervor, den Wesenheiten der sieben Lenker entsprechend“. („Divine Pymander“, Kap. I, Sekt. 16).
So spricht Hermes, der dreimal große Initiierte,326 „die Macht des [SD # 268] Göttlichen Gedankens“. Der Hl. Paulus, ein weiterer Initiierter, nannte unsere Welt „den rätselhaften Spiegel der reinen Wahrheit“, und der Hl. Gregor von Nazianz bestätigte Hermes mit seiner Behauptung, „die sichtbaren Dinge seien lediglich der Schatten und Abriss der Dinge, die wir nicht sehen können“. Das ist ein ewiger Zusammenhang, und die Bilder der höheren Sprossen der Daseinsleiter wiederholen sich auf den niederen. Der „Fall der Engel“ und der „Krieg im Himmel“ wiederholen sich auf jeder Ebene, der niedrigere „Spiegel“ entstellt dabei das Bild des höheren, und jeder Spiegel reflektiert das Bild auf seine eigene Art. So sind die christlichen Dogmen lediglich Rückerinnerungen an Platons Paradigmen, der vorsichtig von diesen Dingen sprach, wie es jeder Initiierte tun würde. Aber es ist alles so, wie es der „Desatir“ in diesen wenigen Sätzen formuliert:
„Alles, was auf der Erde ist, sagt der Herr (Ormazd), ist der Schatten von etwas, was in den höheren Sphären ist. Dieses leuchtende Objekt (Licht, Feuer etc.) ist der Schatten dessen, das noch leuchtender ist als es selbst, und so fort, bis er mich erreicht, der ich das Licht der Lichter bin.“
In den kabbalistischen Büchern und insbesondere im Zohar ist der Gedanke sehr ausgeprägt, dass jedes gegenständliche Objekt auf der Erde oder in diesem Universum der Schatten – Diyyuqna’ – des ewigen Lichts oder der Gottheit ist.
Die dritte Rasse war zunächst vor allem der helle Schatten der Götter, welche die Überlieferung nach dem allegorischen Krieg im Himmel auf die Erde verbannt; welcher auf der Erde noch allegorischer wurde, denn es handelte sich um den Krieg zwischen Geist und Materie. Dieser Krieg wird andauern, bis der innere oder Göttliche Mensch sein äußeres, irdisches Selbst seiner eigenen spirituellen Natur angleicht. Bis dahin werden sich die dunklen und wilden Leidenschaften des Vorigen in ewiger Fehde mit seinem Meister befinden, dem Göttlichen Menschen. Doch eines Tages wird das Tier gezähmt sein, weil seine Natur verändert sein wird, und zwischen den beiden wird aufs Neue Harmonie herrschen wie vor dem „Fall“, als selbst der sterbliche Mensch von den Elementen geschaffen und nicht geboren wurde.
Das Obige wird in allen großen Theogonien verdeutlicht, insbesondere in den griechischen (siehe Hesiods „Theogonie“). Die Entmannung von Uranus durch seinen Sohn Kronos, der ihn damit zur Zeugungsunfähigkeit verurteilt, wurde von den modernen Mythenforschern niemals verstanden. Und doch ist sie sehr klar; und da sie universal war327 (siehe Fußnote), muss sie eine große abstrakte und [SD # 269] philosophische Idee enthalten haben, die unseren modernen Weisen verloren gegangen ist. Diese in der Allegorie enthaltene Bestrafung kennzeichnet in der Tat „eine neue Periode, eine zweite Phase in der Entwicklung der Schöpfung“, wie Decharme („Mythologie de la Grèce Antique“, S. 7) richtig bemerkt, jedoch lehnt er den Versuch ab, sie zu erklären. Uranus stellte sich gegen eine Behinderung dieser Entwicklung oder der natürlichen Evolution, indem er alle seine Kinder sofort nach ihrer Geburt vernichtete. Uranus personifiziert alle schöpferischen Mächte des Chaos (des Raumes oder der ungeoffenbarten Gottheit) und die darin enthaltenen, und er bezahlt in dieser Darstellung seine Strafe; denn es sind diese Mächte, welche die Pitris veranlassen, den ursprünglichen Menschen aus sich selbst heraus zu evolvieren – so wie diese Menschen später selbst ihre eigenen Nachkommen – ohne jeglichen Sinn für oder Wunsch nach Fortpflanzung. Das Werk der Erzeugung, für einen Augenblick unterbrochen, geht in die Hände von Kronos328 über, der Zeit, der sich mit Rhea (in der Esoterik der Erde, im Allgemeinen Materie) vereinigt und so nach dem himmlischen dann irdische Titanen hervorbringt. Die Gesamtheit dieser Symbolik bezieht sich auf die Evolutionsmysterien.
Diese Allegorie ist die exoterische Lesart der in diesem Teil unseres Werkes gegebenen esoterischen Lehre. Denn in Kronos sehen wir sich dieselbe Geschichte wiederholen. So wie Uranus seine Kinder von Gaia (in der Welt der Manifestation eines, und zwar von Aditi oder der großen kosmischen Tiefe) vernichtete, indem er sie in den Schoß der Erde einschloss, Titäa, vernichtete Krones, in diesem zweiten Stadium der Schöpfung, seine Kinder von Rhea – indem er sie verschlang. Das ist eine Anspielung auf die fruchtlosen Versuche der Erde oder der Natur, ohne Hilfe eine wirklich menschliche Menschheit zu erschaffen (siehe unsere Stanzen III – X et seq., und auch den Bericht von Berossos über die ursprüngliche Schöpfung). Die Zeit verschlingt ihr eigenes fruchtloses Werk. Dann kommt Zeus-Jupiter, der seinerseits seinen Vater entthront.329 Jupiter, der Titan, ist in einem Sinn Prometheus,330 und unterscheidet sich von Zeus, dem großen [SD # 270] „Vater der Götter“. Bei Hesiod ist er der „keine Ehre erweisende Sohn“. Hermes nennt ihn den „Himmlischen Menschen“ (Pymander). Und selbst in der Bibel findet er sich wieder unter dem Namen Adam, und später – durch Transmutation – unter dem von Ham. Doch all das sind Personifikationen der „Söhne der Weisheit“. Die notwendige Bestätigung dafür, dass Jupiter zu dem rein menschlichen, atlantischen Zyklus gehört – wenn die ihm vorausgegangenen Uranus und Kronos für unzureichend erachtet werden – kann bei Hesiod gefunden werden, der uns sagt, dass die Unsterblichen die Menschen erschufen und das Goldene und das Silberne Zeitalter (die erste und die zweite Rasse) kreierten; und Jupiter schuf die Generationen des Bronze-Zeitalters (eine Mischung aus zwei Elementen), der Heroen, sowie die Menschen des Eisernen Zeitalters. Hierauf sendet er mit Pandora sein verderbliches Geschenk an Epimetheus,331 was Hesiod als „fatale Gabe“ oder die erste Frau bezeichnet. Es war eine Bestrafung, erklärt er, die den Menschen „wegen des Diebstahls des göttlichen, schöpferischen Feuers“ geschickt wurde. Ihr Erscheinen auf der Erde ist das Signal für jede Art von Übel. Vor ihrem Auftreten lebten die Menschenrassen glücklich, ohne Krankheit und Leid – genauso werden dieselben unter der Herrschaft Yimas lebenden Rassen auch im mazdäischen „Vendidad“ dargestellt.
In der universalen Überlieferung lassen sich zwei Sintfluten erkennen, wenn man sorgfältig Hesiod, den Rigveda, den Zend Avesta etc. vergleicht, aber in keiner der Theogonien wird jemals ein erster Mensch erwähnt, ausgenommen in der Bibel.332 Überall erscheint der Mensch unserer Rasse nach einer durch Wasser bewirkten Umwälzung. Danach erwähnt die Überlieferung lediglich die verschiedenen Bezeichnungen von Kontinenten und Inseln, die zur entsprechenden Zeit in den Wellen des Meeres versanken.333 „Götter und Sterbliche haben einen gemeinsamen Ursprung“, sagt Hesiod (ibid., V. 108), und Pindar wiederholt die Behauptung („Nem.“, VI, I). Deukalion und Pyrrha entgehen der Flut, indem sie eine Arche erbauen, ähnlich der Noahs (siehe „Apollod.“, I, 7, 2; und Ovid, „Metam.“, I, 260 ff.), und sie bitten Jupiter, das Menschengeschlecht wieder zu beleben, das er unter den Wassern der Flut hatte zugrunde gehen lassen. In der slawischen Mythologie (Litauische Märchen, in Grimm, „Deutsche Myth.“, I, S. 545) werden alle Menschen ertränkt, lediglich zwei alte Leute, ein Mann und seine Frau, überlebten. Dann rät ihnen Pram-Gimas (der „Meister von allen“), siebenmal auf die Felsen der Erde zu springen, und sieben neue Rassen (Paare) wurden geboren, von denen die neun litauischen Stämme abstammen. Wie der Verfasser der „Mythologie de la Grèce Antique“ wohl verstand, [SD # 271] bedeuten die vier Zeitalter Zeitperioden und auch eine allegorische Anspielung auf die Rassen. Er sagt: „Die aufeinanderfolgenden Rassen, vernichtet und ohne jegliche Übergangszeit durch andere ersetzt, werden im Griechischen mit den Metallen gekennzeichnet, um ihren beständig abnehmenden Wert zu zeigen. Gold, das leuchtendste und kostbarste von allen, das Symbol der Reinheit . . . . bestimmt die erste Rasse. . . . . Die Menschen der zweiten Rasse, des Silbernen Zeitalters, stehen bereits weit unter der ersten. Träge und schwache Geschöpfe, ist ihr ganzes Leben nichts Besseres als eine lange, stumpfsinnige Kindheit. . . . Sie verschwinden. . . . Die Menschen des Bronze-Zeitalters sind kräftig und gewalttätig (die dritte Rasse); ihre Stärke ist außerordentlich. Sie hatten Waffen aus Bronze, Wohnungen aus Bronze; sie benutzten nichts anderes als Bronze. Eisen, das schwarze Metall, war noch unbekannt („Op. at D.“, 143-155). Die vierte Generation (Rasse) ist nach Hesiod die der Helden, die vor Theben fielen (siehe „Sieben gegen Theben“, Aischylos) oder unter den Mauern von Troja.
Da die vier Rassen von den ältesten griechischen Dichtern erwähnt werden, wenn auch sehr verworren und anachronistisch, sind unsere Lehren wieder einmal durch die Klassiker bestätigt. Aber das ist alles „Mythologie“ und Dichtung. Was kann die moderne Wissenschaft zu einem solchen Euhemerismus alter Erdichtungen sagen? Der Urteilsspruch ist nicht schwer vorauszusehen. Daher muss der Versuch gemacht werden, vorgreifend zu antworten und zu beweisen, dass ein derartig großer Bereich eben dieser Wissenschaft von Erdichtungen und empirischen Spekulationen gekennzeichnet ist, dass keiner der Gelehrten das geringste Recht hat, mit einem so schweren Balken in seinem eigenen Auge auf den Splitter im Auge des Okkultisten zu zeigen, selbst unter der Voraussetzung, dass dieser Splitter keine Erdichtung ihrer eigenen Einbildungskraft darstellt.
STANZE X
– Fortsetzung
40. Dann wuchsen die Dritte und die Vierte (Rasse) voller Stolz. Wir sind die Könige, wir sind die Götter (a).
41. Sie nahmen Frauen, schön anzusehen. Frauen von den „Verstandlosen“, den Schwachköpfigen. Sie brachten Monster hervor, bösartige Dämonen, männlich und weiblich, auch Khado (Dakini) mit beschränktem Verstand (b).
42. Sie erbauten Tempel für den menschlichen Körper. Das Männliche und Weibliche verehrten sie (c). Das Dritte Auge war nicht mehr aktiv (d).
(a) So waren die ersten wahrhaft physischen Menschen, ihre erste Eigenschaft war – der Stolz! Die [SD # 272] Erinnerung an die dritte Rasse und die riesigen Atlantier war es, die bis auf die Tage von Moses herab von einer Generation und Rasse zur nächsten erhalten blieb. Die vorsintflutlichen Riesen gaben dieser Erinnerung eine objektive Form, diese schrecklichen Zauberer und Magier, von denen die römische Kirche so lebendige und gleichzeitig so verzerrte Legenden bewahrt hat. Wer die Kommentare zur archaischen Lehre gelesen und studiert hat, wird mit Leichtigkeit in einigen dieser Atlantier die Prototypen Nimrods, der Erbauer des babylonischen Turms, der Hamiten und der gesamten Schar „verfluchter Erinnerungen“, wie die theologische Literatur sie bezeichnet, wiedererkennen; kurz gesagt jene, die der Nachwelt die orthodoxen Typen Satans lieferten. Und das führt uns naturgemäß zu der Frage nach der religiösen Ethik jener frühen Rassen, so mythisch sie auch sein mögen.
Was waren die Religionen der dritten und vierten Rasse? Im Vergleich zu dem, was für gewöhnlich unter Religion verstanden wird, hatten weder die Lemurier noch ihre Nachkommen, die Lemuro-Atlantier, irgendeine Religion, denn sie wussten nichts von Dogmen, und sie brauchten auch nicht irgendwas aus Glaubensgründen zu akzeptieren. Sobald das spirituelle Auge des Menschen sich dem Verstand geöffnet hatte, fühlte sich die dritte Rasse eins mit dem Allgegenwärtigen, dem immer unbekannten und unsichtbaren All, der Einen Universalen Gottheit. Mit göttlichen Kräften ausgestattet und ihren eigenen inneren Gott fühlend, verspürte ein jeder, dass er seiner Natur nach ein Mensch-Gott war, wenn auch seinem physischen Selbst nach ein Tier. Der Kampf zwischen den beiden begann an jenem Tag, da sie die Frucht vom Baum der Weisheit gekostet hatten, ein Kampf auf Leben und Tod zwischen dem Spirituellen und dem Psychischen, dem Psychischen und dem Physischen. Wer die Herrschaft über den Körper erlangt und damit die niederen Prinzipien besiegt hatte, vereinigte sich mit den „Söhnen des Lichts“. Wer seiner niederen Natur zum Opfer fiel, wurde zum Sklaven der Materie. Aus „Söhnen des Lichts und der Weisheit“ wurden sie schließlich die „Söhne der Finsternis“. Sie fielen in der Schlacht zwischen dem sterblichen und dem unsterblichen Leben, und die Gefallenen wurden zum Samen der zukünftigen atlantischen Geschlechter.334
In der Morgendämmerung seines Bewusstseins hatte der Mensch der dritten Wurzelrasse keinen Glauben, der als Religion bezeichnet werden könnte. D. h., er kannte nicht nur keine „heiteren, von Pracht und Gold erfüllten Religionen“, sondern überhaupt kein System des Glaubens oder der äußeren Anbetung. Wenn dieser Begriff jedoch als eine Verknüpfung der Massen in einer Form der Verehrung definiert werden soll für diejenigen, die wir als höher empfinden als uns selbst, als Frömmigkeit – der von einem Kind seinem geliebten Vater gegenüber zum Ausdruck gebrachten Empfindung gleichend – dann besaßen sogar die frühesten Lemurier vom ersten Anbeginn ihres intellektuellen Lebens an eine Religion – und zwar eine sehr schöne. Hatten sie nicht ihre glänzenden Götter der Elemente um sich herum [SD # 273] und sogar in sich selbst?335 Hatten sie nicht ihre Kindheit mit jenen verbracht, die sie pflegten und behüteten, nachdem sie ihnen das Leben geschenkt und sie zu einem intelligenten, bewussten Leben aufgerufen hatten? Es wird uns versichert, dass es so war, und wir glauben es. Denn die Evolution des Geistes in die Materie hätte niemals vollbracht werden können, noch hätte sie jemals ihren ersten Anstoß erhalten, hätten nicht die strahlenden Geister ihre eigenen entsprechenden überätherischen Wesenheiten geopfert, um den Menschen aus Lehm zu beseelen, indem sie jedes seiner inneren Prinzipien mit einem Teil oder vielmehr einem Widerschein jener Wesenheit ausstatteten. Die Dhyanis der sieben Himmel (der sieben Daseinsebenen) sind die Noumena der gegenwärtigen und der zukünftigen Elemente, geradeso wie die Engel der sieben Naturkräfte – deren gröbere Wirkungen wir in dem wahrnehmen, was die Wissenschaft „Bewegungsarten“ zu nennen beliebt – die unwägbaren Kräfte und so weiter – die noch höhere Noumena noch höherer Hierarchien sind.
Es war das „Goldene Zeitalter“ in jenen Tagen des Altertums, das Zeitalter, da die „Götter auf Erden wandelten und sich frei unter die Sterblichen mischten“. An seinem Ende zogen die Götter von dannen (d. h. wurden unsichtbar), und spätere Generationen begannen, ihre Reiche zu verehren – die Elemente.
Die Atlantier, die ersten Nachkommen des halbgöttlichen Menschen nach seiner Trennung der Geschlechter – daher die erstgezeugten und menschlich-geborenen Sterblichen – „opferten“ als Erste dem Gott der Materie. In nebelhafter, weit entfernter Vergangenheit, in mehr als prähistorischen Zeiten, stellen sie die Urform für das große Kainsymbol dar,336 als die ersten Anthropomorphisten, die Form und Materie verehrten. Diese Verehrung entartete sehr bald zur Selbstanbetung und führte von da zum Phallizismus, der bis heute in der Symbolik von Ritual, Dogma und Form aller exoterischen Religionen die Oberhand hat. Adam und Eva wurden Materie oder lieferten den Boden, nämlich Kain und Abel – Letzterer den Leben hervorbringenden Boden, Ersterer „der Besteller dieses Bodens oder Feldes“.
So trennten sich die ersten auf dem lemurischen Kontinent geborenen atlantischen Rassen von ihren frühesten Stämmen an in die Gerechten und die Ungerechten; in die, die den einen unsichtbaren Geist der Natur verehrten, dessen Strahl der Mensch in sich selbst verspürt – oder die Pantheisten; und in jene, die den Geistern der Erde fanatische Verehrung entgegenbrachten, den dunklen, kosmischen, anthropomorphischen Mächten, mit denen sie sich verbündeten. Sie waren die frühesten Gibborim, „die mächtigen Männer von Rang und Namen jener [SD # 274] Zeiten“ (Gen., 6), die in der fünften Rasse zu den Kabirim wurden, Kabiren bei den Ägyptern und den Phöniziern, Titanen bei den Griechen und Rakshasas und Daityas bei den indischen Rassen.
Dies war der geheime und geheimnisvolle Ursprung aller folgenden und modernen Religionen, insbesondere der Verehrung der späteren Hebräer für ihren Stammesgott. Gleichzeitig war diese Sexualreligion eng verbunden, begründet auf und sozusagen vermischt mit astronomischen Phänomenen. Die Lemurier zog es zum Nordpol oder dem Himmel ihrer Vorfahren (dem hyperboreischen Kontinent), die Atlantier zum Südpol, dem kosmischen und terrestrischen Schlund, aus dem die heißen Leidenschaften atmen, die von den kosmischen Elementalen, deren Wohnung er ist, zu Orkanen angefacht werden. Die beiden Pole wurden von den Alten als Drachen und Schlangen bezeichnet – und daher gute und böse Drachen und Schlangen und auch die den „Söhnen Gottes“ (Söhnen von Geist und Materie) gegebenen Namen: die guten und bösen Magier. Das ist der Ursprung der doppelten und dreifachen Natur des Menschen. Die Legende der „gefallenen Engel“ enthält in ihrer esoterischen Bedeutung den Schlüssel zu den vielfältigen Widersprüchen des menschlichen Charakters. Sie deutet auf das Geheimnis des Selbstbewusstseins des Menschen hin. Sie ist das Winkeleisen, um das sich sein gesamter Lebenszyklus dreht – die Geschichte seiner Evolution und seines Wachstums.
Um die esoterische Anthropogenesis korrekt zu erfassen, muss diese Lehre sicher verstanden werden. Sie gibt einen Anhaltspunkt für die Streitfrage über den Ursprung des Bösen. Sie zeigt, wie der Mensch selbst der Trenner des Einen in verschiedene entgegengesetzte Aspekte ist.
Der Leser wird daher jedenfalls nicht überrascht sein, wenn dem Versuch, diesen schwierigen und dunklen Gegenstand zu erklären, soviel Raum eingeräumt wird. Über seinen symbolischen Aspekt muss notwendigerweise ziemlich ausführlich gesprochen werden, weil der aufmerksame Schüler auf diese Art Hinweise für seine eigenen Untersuchungen erhält und so mehr Licht geboten werden kann als es in den technischen Ausdrücken einer eher formalen, philosophischen Darlegung zu übermitteln möglich wäre. Die sogenannten „gefallenen Engel“ sind die Menschheit selbst. Der Dämon des Stolzes, der Lust, der Rebellion und des Hasses existierte vor dem Erscheinen des physischen bewussten Menschen nicht. Der Mensch ist es, der den Feind erzeugte und nährte und es ihm erlaubte, sich in seinem Herzen zu entwickeln. Er ist es wiederum, der den ihm innewohnenden Gott beschmutzte, indem er den reinen Geist mit dem unreinen Dämonen der Materie verkettete. Und wenn der kabbalistische Ausspruch „Demon est Deus inversus“ seine metaphysische und theoretische Bestätigung in der dualen, manifestierten Natur findet, so findet sich seine praktische Anwendung nichtsdestoweniger in der Menschheit allein.
Nimmt man, wie wir es tun, als gegeben an, dass (a) der Mensch vor den anderen Säugetieren und selbst vor den Zeitaltern der großen Reptilien erschien, (b) dass periodische Fluten und Eiszeiten infolge karmischer Störungen der Achse eintraten und hauptsächlich (c), dass der Mensch [SD # 275] von einem höheren oder übernatürlichen Wesen abstammt, wie der Materialismus sagen würde, obwohl er lediglich übermenschlich ist – ist damit selbstverständlich geworden, dass unsere Lehren kaum Aussicht auf eine unparteiische Anhörung haben. Man füge die Behauptung hinzu, dass ein Teil der Menschheit der dritten Rasse – und zwar jene menschlichen Monaden, welche im vorangegangenen Manvantara den höchsten Punkt von Verdienst und Karma erreicht hatten – ihre psychischen und rationalen Naturen göttlichen Wesen verdankten, die in ihr fünftes Prinzip hypostasierten, und die Geheimlehre muss nicht nur in den Augen des Materialismus, sondern selbst in denen des dogmatischen Christentums ihre gesellschaftliche Stellung verlieren. Denn bevor Letztere lernen, dass diese Engel identisch sind mit ihren „gefallenen“ Geistern, wird der esoterische Lehrsatz für furchtbar ketzerisch und verderblich erklärt werden.337 Der Göttliche Mensch wohnte in dem tierischen, und deshalb, als im natürlichen Verlauf der Evolution die physiologische Trennung stattfand – und außerdem „die gesamte tierische Schöpfung entfesselt wurde“ und die Männchen zu den Weibchen hingezogen wurden – fiel diese Rasse: nicht weil sie von der Frucht der Erkenntnis gegessen hatte und Gut und Böse voneinander unterscheiden konnte, sondern weil sie es nicht besser wusste. Vom geschlechtslosen schöpferischen Instinkt angetrieben, hatten die frühen Unterrassen eine Zwischenrasse entwickelt, in welcher sich, wie es in den Stanzen angedeutet wird, die höheren Dhyan Chohans inkarniert hatten.338 „Wenn wir die Ausdehnung des Universums ermittelt und alles darin kennengelernt haben, werden wir unsere Rasse vermehren“, antworteten die Söhne von Wille und Yoga ihren Brüdern derselben Rasse, die sie dazu einluden, es ihnen gleich zu tun. Das bedeutet, dass die großen Adepten und initiierten Asketen „sich vermehren“ werden, d. h. sie werden noch einmal aus dem Gemüt geborene und unbefleckte Söhne hervorbringen – in der siebten Wurzelrasse.
So heißt es in den Puranas: im „Adi Parvan“ (S. 115) und im „Brahma-Purana“ etc. In einem Teil des „Pushkara Mahatmya“ wird außerdem die Trennung der Geschlechter durch Daksha allegorisiert. Als Daksha erkennt, dass seine gemütgeborenen Nachkommen (die „Söhne des passiven Yogas“) keine Menschen erschaffen wollen, „verwandelt er eine Hälfte von sich in eine Frau, mit welcher er Töchter zeugt“, die zukünftigen Frauen der dritten Rasse, welche die Riesen von Atlantis zeugten, [SD # 276] die sogenannte vierte Rasse. Im Vishnu-Purana wird lediglich erwähnt, dass Daksha, der Vater der Menschheit, den Geschlechtsverkehr als Mittel zur Bevölkerung der Welt etablierte.
Zum Glück für das Menschengeschlecht war die „auserwählte Rasse“ bereits zum Träger der Inkarnation der (intellektuell und spirituell) höchsten Dhyanis geworden, bevor die Menschheit ganz materiell geworden war. Als die letzten Unterrassen – mit Ausnahme einiger der niedrigsten – der dritten Rasse mitsamt dem großen lemurischen Kontinent untergegangen waren, hatten die „Samen der Dreifaltigkeit der Weisheit“ auf der Erde bereits das Geheimnis der Unsterblichkeit erlangt, jene Gabe, die derselben großen Persönlichkeit gestattet, ad libitum aus einem abgetragenen Körper in einen anderen einzutreten.
(b) Der erste Krieg, den die Erde sah, das erste Vergießen menschlichen Blutes, war die Folge davon, dass die Augen und die Sinne des Menschen geöffnet wurden; was ihn erkennen ließ, dass die Töchter seiner Brüder schöner waren als seine eigenen und ihre Frauen auch. Es gab Vergewaltigungen vor jener der Sabinerinnen, und mancher Menelaos raubte seine Helena, bevor die fünfte Rasse geboren wurde. Die Titanen und Riesen waren stärker, ihre Gegner weiser. Das geschah in der vierten Rasse – jener der Riesen.
Denn in den Tagen des Altertums „gab es Riesen“, in der Tat.339 Die Evolutionsreihe der Tierwelt ist ein Garant dafür, dass dasselbe Ereignis bei den Menschenrassen stattfand. In der Schöpfungsordnung noch weiter unten stehend finden wir Zeugen derselben verhältnismäßigen Größe in der Flora, die sich im Gleichschritt mit der Fauna entwickelte. Die hübschen Farnkräuter, die wir sammeln und zwischen den Blättern unserer Lieblingsbücher trocknen, sind Nachkommen der riesigen Farne aus dem Karbon.
Schriften und Fragmente von philosophischen und wissenschaftlichen Werken – kurz nahezu jede Aufzeichnung, die uns vom Altertum überliefert wurde – enthalten Verweise auf Riesen. Niemand kann verfehlen, die Atlantier der Geheimlehre in den Rakshasas von Lanka wiederzuerkennen – den von Rama besiegten Widersachern. Sind diese Berichte nichts Besseres als das Erzeugnis leerer Fantasie? Schenken wir dem Gegenstand einige Augenblicke der Beachtung.
[SD # 277]
Sind die Riesen eine Fiktion?
Hier geraten wir erneut in Widerspruch mit der Wissenschaft. Letztere bestreitet bis heute, dass der Mensch jemals viel größer gewesen sei als der Durchschnitt der großen und kräftigen Menschen, denen man heute gelegentlich begegnet. Dr. Henry Gregor schmäht die Überlieferung von Riesen, sie beruhe auf schlecht verdauten Tatsachen. Es werden Beispiele für falsche Beurteilungen vorgebracht. So fand man im Jahr 1613 an einem Ort, der seit undenklichen Zeiten das „Riesenfeld“ genannt wurde, in der unteren Dauphiné (in Frankreich, vier Meilen von St. Romans) tief in dem sandigen Boden vergraben riesige Knochen. Sie wurden menschlichen Überresten zugeschrieben, und sogar Teutobochus, dem von Marius erschlagenen Teutonenführer. Aber Cuviers spätere Untersuchung bewiesen sie als fossile Überreste des 18 Fuß langen Dinotherium giganteum. Alte Gebäude werden als Beweis dafür angeführt, dass unsere frühesten Vorfahren nicht viel größer waren als wir, da die Eingangstore nicht größer sind als heute. Der größte Mann des uns bekannten Altertums war, wie uns gesagt wird, der römische Kaiser Maximus, dessen Größe lediglich 7,5 Fuß betrug. Nichtsdestoweniger sehen wir in unserer modernen Zeit alljährlich größere Männer als diesen. Der sich im Londoner Pavillon zur Schau stellende Ungar war nahezu 9 Fuß groß. In Amerika wurde ein 9,5 Fuß großer Riese gezeigt. Der Montenegriner Danilo war 9 Fuß und 7 Zoll groß. In Russland und Deutschland treten in den niederen Schichten oft über 7 Fuß große Menschen auf. Da den Affentheoretikern von Darwin gesagt wird, dass die aus Kreuzungen hervorgegangenen Tierarten „immer eine Neigung zur Rückkehr zum Urtypus“ erkennen lassen, sollten sie dasselbe Gesetz auch auf den Menschen anwenden. Hätte es nicht in alten Tagen einen Typus von Riesen gegeben, würden jetzt keine vorkommen.
All das bezieht sich ausschließlich auf die historische Periode. Und wenn die Skelette prähistorischer Zeiten nach Ansicht der Wissenschaft bis heute (was eindeutig bestritten wird) die hier aufgestellte Behauptung noch nicht unwiderlegbar zu beweisen vermochten, ist das lediglich eine Frage der Zeit. Außerdem hat sich, wie bereits gesagt, die menschliche Statur seit dem letzten Rassenzyklus wenig verändert. Die Riesen der alten Zeit sind alle unter den Meeren begraben, und Hunderttausende von Jahren beständiger Reibung durch das Wasser würden selbst ein eisernes Skelett in Staub verwandeln, um wie viel mehr noch ein menschliches. Doch woher kommt das Zeugnis wohlbekannter klassischer Schriftsteller, von Philosophen und von Männern, die im Übrigen niemals als Lügner verdächtig waren? Halten wir uns ferner vor Augen, dass vor dem Jahr 1847, als Boucher de Perthes die Aufmerksamkeit der Wissenschaft darauf lenkte, kaum irgend etwas über den fossilen Menschen bekannt war, denn die Archäologie ignorierte selbstzufrieden seine Existenz. Von Riesen, die „auf der Erde waren zu den Zeiten“ des Altertums, hatte allein die Bibel den weisen Menschen des Westens erzählt. Der Tierkreis war der einzige Zeuge, der zur Bestätigung der Behauptung angerufen wurde, in Person von Atlas oder Orion, deren mächtige Schultern, wie es hieß, die Welt tragen.
[SD # 278] Nichtsdestoweniger blieben nicht einmal die „Riesen“ ohne Zeugen zurück, und beide Seiten der Frage können gleichermaßen untersucht werden. Die drei Wissenschaften – die geologische, die siderische und die biblische (Letztere in ihrem universalen Charakter) – können uns mit den nötigen Beweisen versorgen. Beginnen wir mit der Geologie. Sie hat schon eingestanden, dass die ausgegrabenen Skelette mit zunehmendem Alter einen größeren, höheren und mächtigeren Bau aufweisen. Damit verfügen wir bereits über einen sicheren Beweis. Frédéric de Rougemont, obwohl allzu fromm an Noahs Arche und die Bibel glaubend, ist aber nichtsdestotrotz ein wissenschaftlicher Zeuge; er schreibt: „Alle im Departement Gard, in Österreich, in Liége etc. etc. gefundenen Skelette . . . die Schädel, die alle an den Negertypus erinnern . . . und die auf Grund ihres Typus irrtümlich für Tiere gehalten werden könnten, gehörten allesamt Menschen von sehr großer Statur an“ . . . („Histoire de la Terre“, S. 154). Dasselbe wird von Lartet wiederholt, einer Autorität, die den in der Sintflut Untergegangenen (nicht notwendigerweise in der „Noahs“) eine große Statur zuschreibt und den in der Folgezeit lebenden Rassen eine kleinere.
Was den von den alten Schriftstellern gelieferten Nachweis anbelangt, brauchen wir uns mit dem von Tertullian nicht zu befassen. Er versichert uns, dass zu seiner Zeit eine Anzahl von Riesen bei Karthago gefunden worden sei – doch bevor sein Zeugnis akzeptiert werden könnte, müsste zunächst einmal seine eigene Identität nachgewiesen werden,340 wenn nicht seine tatsächliche Existenz. Wir können jedoch die wissenschaftlichen Magazine aus dem Jahr 1858 befragen; sie berichten von einem Riesensarkophagen, der in jenem Jahr an der Ausgrabung eben dieser Stadt gefunden wurde. Was die alten heidnischen Schriftsteller anbelangt, liegt uns das Zeugnis von Philostratos vor, der von einem 25 Meter großen Skelett eines Riesen spricht, sowie auch von einem anderen, 14 Meter großen, das er selbst bei Sigeus gesehen hatte. Dieses Skelett mag vielleicht nicht, wie Protesilaos glaubt, dem von Apollo bei der Belagerung Trojas getöteten Riesen gehört haben, nichtsdestoweniger war es das eines Riesen, wie es auch das andere, von Messekrates von Stira in Lemnos entdeckte – „schrecklich anzusehen“, nach Philostratos („Heroica“, S. 35). Ist es möglich, dass Vorurteile die Wissenschaft soweit bringen können, alle diese Männer entweder zu den Narren oder zu den Lügnern zu zählen?
Plinus spricht von einem Riesen, in dem er Orion zu erkennen glaubte, den Sohn von Ephialtes („Nat. Hist.“, Bd. VII, Kap. XVI). Plutarch erklärt, Sertorius hätte das Grabmal des Riesen Antäus gesehen. Pausanias bezeugt die tatsächliche Existenz der Grabmäler von Asterios und Geryon, und von Hyllos, dem Sohn von Herkules – allesamt Riesen, Titanen und mächtige Menschen. Schließlich versichert Abbé Pègues (zitiert in de Mirvilles „Pneumatologie“) in seinem merkwürdigen Werk „The Volcanoes of Greece“, dass „in der Nachbarschaft der Vulkane der Insel Thera Riesen mit ungeheuren Schädeln gefunden wurden, unter kolossalen Steinen gelagert, deren Aufrichtung überall [SD # 279] die Anwendung titanischer Kräfte erfordert haben muss, und in den Überlieferungen aller Länder werden sie mit der Vorstellung von Riesen, Vulkanen und Magie in Verbindung gebracht.“ (S. 48).
In dem oben zitierten Werk von Abbé Pègues wundert sich der Verfasser, warum in der Bibel und in der Überlieferung die Gibborim (die Riesen oder die Mächtigen), die Rafaïter, oder Gespenster (Phantome) und die Nephilim oder die Herabgestürzten – (irruentes) – so dargestellt werden, „als seien sie identisch, obwohl sie alle Menschen sind, nachdem die Bibel sie als die Ursprünglichen und Mächtigen bezeichnet“ – z. B. Nimrod. Die „Geheimlehre“ erklärt das Geheimnis. Diese Namen, die rechtmäßig nur den vier vorangegangenen Rassen und dem frühesten Anfang der fünften zugehören, spielen sehr deutlich auf die ersten beiden Phantomrassen (Astralrassen) an, auf die gefallene – die dritte; und auf die Rasse der atlantischen Riesen, die vierte, nach der „die Menschen begannen, an Größe abzunehmen“.
Bossuet („Élévations“, S. 56) sieht die Ursache für den nachfolgenden allgemeinen Götzendienst in der „Erbsünde“. „Ihr werdet sein wie die Götter“, sagt die Schlange der Genesis zu Eva und legt so den ersten Samen zur Verehrung falscher Gottheiten. Daher, so glaubt er, kam der Götzendienst oder die Verehrung und Anbetung von Bildern, von anthropomorphisierten oder menschlichen Figuren. Wird der Götzendienst jedoch damit begründet, dann sind die beiden Kirchen, die griechische und insbesondere die lateinische, so götzendienerisch und heidnisch wie jede beliebige andere Religion auch.341 Dass Menschen, die jedes Recht dazu verloren hatten, als göttlich angesehen zu werden, einem Körperkult huldigten, mit anderen Worten dem Phallizismus, kam erst in der vierten Rasse auf. Bis dahin waren sie wahrlich Götter gewesen, so göttlich und rein wie ihre Vorfahren. Und die Bezeichnung der allegorischen Schlange bezieht sich, wie auf den vorhergehenden Seiten hinlänglich gezeigt, überhaupt nicht auf den physiologischen Fall der Menschen, sondern darauf, dass sie die Erkenntnis von Gut und Böse erlangten. Und diese Erkenntnis hatten sie vor dem Fall. Es darf nicht vergessen werden, dass erst nach seiner gewaltsamen Vertreibung aus Eden „Adam seine Frau Eva erkannte“ (Genesis, 4). Wir werden jedoch nicht die Lehrsätze der Geheimlehre mit dem toten Buchstaben der hebräischen Bibel abgleichen, sondern vielmehr die großen Ähnlichkeiten zwischen den beiden in ihrer esoterischen Bedeutung aufzeigen.
Erst nachdem er von den Neuplatonikern abgefallen war, begann Clemens [SD # 280] von Alexandrien gigantes mit serpentes zu übersetzen, mit der Erklärung, dass „Schlangen und Riesen Dämonen bedeuten (Genesis, 5)342
Man kann uns auffordern, für die Existenz der Riesen der vierten Rasse einen besseren Beweis zu liefern als lediglich ihre Erwähnung in der Genesis, bevor wir zwischen unseren Lehrsätzen und denen der Bibel Parallelen ziehen. Darauf antworten wir, dass unsere Beweise zufriedenstellender sind als die von Noahs Sintflut es jemals sein werden, zumindest werden sie durch mehr literarische und wissenschaftliche Zeugnisse unterstützt. Selbst die historischen Werke Chinas sind voller solcher Erinnerungen an die vierte Rasse. In der französischen Übersetzung des „Shu-King“ (4. Teil, Kap. XXVII, S. 291) lesen wir: „Als die Miaotse“ („die vorsintflutliche, verdorbene Rasse“, erklärt der Kommentar, „die sich in der alten Zeit in Felsenhöhlen zurückzog, deren Nachfahren sich noch in der Nähe Kantons finden lassen sollen“),343 [SD # 281] „unseren alten Urkunden zufolge wegen der Täuschungen Chih Yus die gesamte Erde in Unruhe versetzt hatten, gab es viele Räuber. . . . .
Der Herr Chang-ty (ein König der göttlichen Dynastie) ließ seine Augen über das Volk schweifen und sah, dass es keine Spur von Tugend mehr besaß. Dann beauftragte er Tchong und Ly (zwei niedere Dhyan Chohans), jede Verbindung zwischen Himmel und Erde abzubrechen. Seither gab es keinen Auf- und Abstieg mehr!“344
„Auf- und Abstieg“ bedeutet eine freie Verbindung und freien Verkehr zwischen den beiden Welten. Da wir nicht in der Lage sind, eine vollständige und detaillierte Geschichte der dritten und vierten Rasse bekannt zu geben, müssen jetzt so viele einzelne, sie betreffende Tatsachen zusammengestellt werden wie zulässig; insbesondere solche, die in der alten Literatur und Geschichte zu finden sind oder sich daraus schlussfolgern lassen und auf diese Weise bestätigt sind. Als sich die „Röcke aus Fellen“ der Menschen verdichteten und die Menschen immer mehr in die physische Sünde verfielen, wurde der Verkehr zwischen dem physischen und dem ätherischen göttlichen Menschen unterbrochen. Der Schleier der Materie zwischen den beiden Ebenen wurde zu dicht, als dass selbst der innere Mensch ihn hätte durchdringen können. Die der dritten Rasse in den Tagen ihrer Reinheit von ihren himmlischen Lehrern geoffenbarten Geheimnisse von Himmel und Erde wurden zu einem großen Brennpunkt des Lichts, dessen Strahlen sich notwendigerweise abschwächten, als sie auf den ungleichartigen, allzu materiellen Boden trafen und zerstreut wurden. Bei den Massen entarteten sie zu Zauberei, nahmen später die Gestalt von exoterischen Religionen an, von Götzendienst voller Aberglauben und Menschen- oder Heldenverehrung. Nur eine Handvoll ursprünglicher Menschen – in denen der Funke der Göttlichen Weisheit hell brannte und mit jedem Zeitalter intensiver wurde, so wie er sich gleichermaßen in jenen abschwächte, die ihn für böse Zwecke verwendeten – blieben die auserlesenen Hüter der von den göttlichen Lehrern der Menschheit geoffenbarten Geheimnisse. Unter ihnen waren jene, die von Anbeginn an in ihrem Zustand als Kumaras verblieben waren; und die Tradition flüstert uns zu, was die geheimen Lehren bekräftigen, dass nämlich diese Auserlesenen der Keim einer Hierarchie waren, die seit jener Periode niemals ausgestorben ist:
„Der innere Mensch des ersten * * * verändert seinen Körper nur von Zeit zu Zeit; er bleibt immer derselbe, kennt weder Ruhe noch Nirvana, verschmäht Devachan und verbleibt zur Erlösung der Menschheit beständig auf der Erde. . . . .” „Von den sieben jungfräulichen Menschen (Kumara345) opferten sich vier für die Sünden der Welt und zur Unterweisung [SD # 282] der Unwissenden, um bis an das Ende des gegenwärtigen Manvantaras zu bleiben. Obwohl ungesehen, sind sie immer gegenwärtig. Wenn die Menschen von einem von ihnen sagen: „Er ist tot“; siehe, er ist am Leben und in einer anderen Form. Sie sind das Haupt, das Herz, die Seele und der Samen der unsterblichen Erkenntnis (Gnyana). Oh Lanu, von diesen Großen (Maha . . . ) sollst Du niemals sprechen vor einer Menge, und dabei ihren Namen erwähnen. Die Weisen allein werden verstehen.” . . .346 (Katechismus der inneren Schulen)
Diese heiligen „Vier“ sind es, die im „Linga-Purana“ allegorisiert und symbolisiert wurden, das erklärt, dass Vamadeva (Shiva) als Kumara in jedem Kalpa (in diesem Fall in jeder Rasse) in der Form von vier Jünglingen wiedergeboren wird – vier weiß, vier rot, vier gelb und vier dunkel oder braun. Erinnern wir uns daran, dass Shiva vorzugsweise und hauptsächlich ein Asket ist, der Schirmherr aller Yogis und Adepten, und die Allegorie wird ganz verständlich werden. Es ist der Geist der Göttlichen Weisheit und keuschen Askese selbst, der sich in diesen Auserwählten inkarniert. Erst nachdem er verheiratet und von den Göttern von seinem schrecklichen asketischen Leben weggezogen wurde, wird Rudra zum Shiva, einem Gott des indischen Pantheons von nicht sehr tugendhafter oder barmherziger Art. Nur Einer steht auf der Erde wie im Himmel über diesen „Vier“ – jenes in Band I beschriebene noch mysteriösere und noch einsamere Wesen.
Wir müssen nun die Natur der „Söhne der Flamme“ und der „dunklen Weisheit“ untersuchen sowie auch das Für und Wider der satanischen Anmaßung.
Die aus den Fragmenten der Ziegel zu gewinnenden bruchstückhaften Sätze, welche George Smith den „Fluch nach dem Fall“ nennt (siehe S. 81 seines „Chaldean Account of Genesis“), sind natürlich allegorisch. Doch sie bestätigen das, was in unseren Büchern über die wahre Natur des Falls der Engel gelehrt wird. So heißt es in Zeile 12: „Der Herr der Erde rief seinen Namen aus, der Vater Elu“ (Elohim), und er sprach seinen Fluch aus, was „der Gott Hea hörte, und seine Leber war verärgert, da sein Mensch (der engelhafte Mensch) seine Reinheit verdorben hatte“ (14 und 15), woraufhin Hea den Wunsch ausspricht, „‘Weisheit und Erkenntnis’ mögen ihn (den Menschen) feindselig schädigen.“
Der letzte Satz deutet auf den direkten Zusammenhang zwischen dem chaldäischen und dem biblischen Schöpfungsbericht. Der Mensch gewann Weisheit und Erkenntnis durch seine neu errungene intellektuelle und bewusste Fähigkeit, selbst zu erschaffen (wodurch er Gott (den Göttern) das Monopol der Schöpfung aus der Hand genommen hatte); Hea versucht, diese Fähigkeit zunichte zu machen, und im dritten Kapitel der Genesis tun die Elohim dasselbe. Deshalb verwiesen sie den Menschen aus dem Paradies.
Doch das war nutzlos. Denn der Geist der Göttlichen Weisheit, der [SD # 283] auf dem und im Menschen ist – fürwahr die Schlange der Ewigkeit und aller Erkenntnis, jener manasische Geist, der ihm das Geheimnis der Schöpfung auf der Ebene Kriyashaktis und das Geheimnis der Fortpflanzung auf der irdischen Ebene lehrte – führte ihn, ungeachtet aller Eifersucht der Götter, ebenso natürlich zur Entdeckung seines Weges zur Unsterblichkeit.
Die frühen Atlanto-Lemurier (göttliche Inkarnationen) werden beschuldigt, sich Frauen einer niedrigeren Rasse genommen zu haben, nämlich der Rasse der bis zu dem Zeitpunkt noch vernunftlosen Menschen. Jede alte Schrift enthält dieselbe Legende, mehr oder weniger entstellt. Der Fall der Engel, der die „Erstgeborenen“ Gottes in die Asuras verwandelte oder in den Ahriman oder Typhon der „Heiden“ (d. h., wenn die im Buch Enoch347, im Hermes, in den Puranas und in der Bibel gegebenen Berichte wörtlich genommen werden) hat esoterisch gelesen folgende einfache Bedeutung:
„In seinem (Satans) Ehrgeiz erhebt er seine Hand gegen das Heiligtum des himmlischen Gottes“ – eine solche Aussage sollte wie folgt verstanden werden: „Angetrieben von dem Gesetz der ewigen Evolution und Karma inkarnierte sich der Engel auf der Erde im Menschen; und da seine Weisheit und Erkenntnis noch immer göttlich sind, obwohl sein Körper irdisch ist, wird er (allegorisch) beschuldigt, die Geheimnisse des Himmels zu enthüllen.“ Er kombiniert und nutzt die beiden für die Zwecke der menschlichen anstelle der übermenschlichen Fortpflanzung. Fortan „wird der Mensch zeugen, nicht erschaffen“.348 Aber da er [SD # 284] seinen schwachen Körper zur Fortpflanzung benutzen muss, wird dieser Körper den Preis für die vom Himmel auf die Erde herabgebrachte Weisheit bezahlen; daher wird die Zerstörung der physischen Reinheit ein vorübergehender Fluch sein.
Die mittelalterlichen Kabbalisten wussten das wohl, nachdem einer von ihnen sich nicht fürchtete zu schreiben: „Die Kabbala wurde zuerst von Gott selbst einer Schar auserlesener Engel gelehrt, die eine theosophische Schule im Paradies bildeten. Nach dem Fall vermittelten die Engel diese himmlische Lehre gnädigerweise dem ungehorsamen Erdenkind, um die ersten Menschen mit den Mitteln auszurüsten, die sie für die Rückkehr zu ihrer ehemaligen Würde und Glückseligkeit benötigen“ (zitiert aus „The Kabbalah“ von Christian Ginsburg). Das zeigt, wie der Zwischenfall – die Söhne Gottes heirateten die Menschentöchter und teilten ihnen die göttlichen Geheimnisse des Himmels mit, wie es von Enoch und im sechsten Kapitel der Genesis allegorisch erzählt wird – von den christlichen Kabbalisten ausgelegt wurde. Diese Periode kann insgesamt als die vormenschliche betrachtet werden, als die des göttlichen Menschen, oder, wie es die plastische protestantische Theologie jetzt ausdrückt – die präadamische Periode. Aber selbst die Genesis beginnt ihre wirkliche Geschichte (Kap. 6) mit den Riesen „dieser Tage“ und den „Söhnen Gottes“, die sich mit den Töchtern der Menschen vermählten und sie belehrten.
Diese Periode entspricht der in den Puranas beschriebenen. Und da sie sich tatsächlich auf in uralten Zeiten vergangene und damit prähistorische Tage bezieht, wie kann irgendein Anthropologe sich sicher sein, dass die Menschheit dieser Zeit so war wie er sie jetzt kennt? Das gesamte Personal der Brahmanas und Puranas – die Rishis, Prajapatis, Manus, ihre Frauen und Nachkommen – gehören dieser vormenschlichen Periode an. Sie alle sind sozusagen die Samen der Menschheit. Rund um diese „Söhne Gottes“, „die gemütgeborenen“ astralen Kinder Brahmâs, wuchsen unsere physischen Gestalten und entwickelten sich zu dem, was sie heute sind. Denn die puranischen Erzählungen über all diese Menschen handeln von unseren Monaden in ihren verschiedenen, zahllosen Inkarnationen in dieser und anderen Sphären; sie sind Erzählungen von Ereignissen, die vom „Shiva-Auge“ der alten Seher (dem „Dritten Auge“ unserer Stanzen) wahrgenommen und allegorisch überliefert wurden. Später wurden sie aus sektiererischen Zwecken entstellt; verstümmelt wurden sie, dennoch wurde aber immer noch ein beträchtlicher Unterbau von Wahrheit in ihnen belassen. Die Philosophie in solchen Allegorien ist auch deshalb nicht weniger tiefsinnig, weil sie von der sie überwuchernden Fantasie so dicht verschleiert wird.
Mit der vierten Rasse jedoch erreichen wir die rein menschliche Periode. Die bisher halbgöttlichen Wesen, auch wenn sie sich selbst in lediglich dem Anschein nach menschliche Körper eingekerkert hatten, wurden physiologisch verändert und nahmen sich dann Frauen, die gänzlich menschlich und schön anzusehen waren. [SD # 285] In ihnen hatten sich aber niedrigere, materiellere, wenn auch siderische Wesen, verkörpert. Diese Wesen in weiblichen Formen (deren Urbild in den jüdischen Traditionen Lilith ist) werden in den esoterischen Berichten „Kadho“ (im Sanskrit Dakini) genannt. Allegorische Legenden nennen das Haupt dieser Liliths Sangye Kadho (Buddha Dakini im Sanskrit). Allen wird die Kunst zugeschrieben „durch die Luft zu wandeln“ und die größte Freundlichkeit gegenüber Sterblichen bescheinigt, jedoch besitzen sie keinen Verstand – lediglich tierischen Instinkt.349
(c) Das ist der Beginn einer Anbetung, welche Zeitalter später dazu verurteilt war, in Phallizismus und einen Geschlechterkult zu entarten. Sie begann mit der Verehrung des menschlichen Körpers – jenes „Wunders der Wunder“, wie ein englischer Schriftsteller ihn nennt – und endete mit der seiner beiden Geschlechter. Die Verehrer waren Riesen an Gestalt. Doch sie waren keine Riesen an Erkenntnis und Gelehrsamkeit, obwohl sie noch leichter zu ihnen kamen als zu den Menschen unserer modernen Zeit. Ihre Wissenschaft war ihnen angeboren. Der Lemuro-Atlantier brauchte nicht zu entdecken und in seinem Gedächtnis zu fixieren, was sein beseelendes Prinzip im Augenblick seiner Inkarnation wusste. Allein die Zeit und die immer größer werdende Abgestumpftheit der Materie, in die sich die Prinzipien gekleidet hatten, konnten zum einen die Erinnerung an ihr vorgeburtliches Wissen schwächen, zum anderen jeden Funken des Geistigen und Göttlichen in ihnen abstumpfen oder gar auslöschen. Darum waren sie vom Anbeginn ihren tierischen Naturen zum Opfer gefallen und brachten „Monster“ hervor – d. h. Menschen, die sich deutlich von ihnen unterschieden.
Von den Riesen sprechend, gab Creuzer eine gute Beschreibung von ihnen ab mit den folgenden Worten:
„Diese Kinder des Himmels und der Erde waren bei ihrer Geburt mit den Herrscherkräften begabt, die Urheber ihres eigenen Daseins, sie besaßen außerordentliche Fähigkeiten sowohl moralischer als auch physischer Art. Sie befahlen die Elemente, kannten die Geheimnisse des Himmels und der Erde, des Meeres und der ganzen Welt und lasen die Zukunft in den Sternen. . . . Wenn man über sie liest, entsteht tatsächlich der Eindruck, es nicht mit uns vergleichbaren Menschen zu tun zu haben, sondern mit Geistern der Elemente, aus dem Schoß der Natur entsprungen und volle Kontrolle über sie besitzend. . . . Alle diese Wesen kennzeichnet das Merkmal der Magie und Zauberei. . . .“
Und so waren sie, jene (heute) sagenhaften Helden der prähistorischen, aber einstmals wirklich existierenden Rassen. Creuzer war weise in seiner Generation, denn er verzichtete darauf, die endlose Reihe anerkannter Philosophen, die diese Rassen erwähnen und versichern, dass sie sogar in ihrer eigenen Zeit deren Fossilien gesehen hatten, der wissenschaftlichen Unkorrektheit, der Dummheit oder des Aberglaubens zu bezichtigen. In der alten Zeit gab es nicht weniger und ebenso große Skeptiker wie heute. Aber selbst Lukian, Demokrit und Epikur fügten sich dem Zeugnis der Fakten und zeigten die Einsicht wirklich [SD # 286] großer Intellekte, welche Dichtung von Tatsache und Wahrheit von Übertreibung und Betrug unterscheiden können. Die alten Schriftsteller waren nicht närrischer als unsere modernen weisen Männer, denn wie der Verfasser der „Notes on Aristotle’s Psychology in Relation to Modern Thought“ (in der Zeitschrift Mind) treffend bemerkt:
„Die gebräuchliche Einteilung in alte und moderne Geschichte ist . . . . irreführend. Die Griechen des vierten Jahrhunderts v. Chr. waren in vielerlei Hinsicht Moderne, insbesondere in ihrer Skepsis, können wir hinzufügen. Sie waren nicht sehr darauf aus, Fabeln so einfach zu akzeptieren . . . .“
Doch waren die „Lemurier“ und die Atlantier, jene „Kinder des Himmels und der Erde“, tatsächlich mit einem Merkmal der Zauberei gekennzeichnet; denn die esoterische Lehre bezichtigt sie genau dessen; würde es akzeptiert, wären die Probleme der Wissenschaft in Bezug auf den Ursprung des Menschen oder vielmehr seine anatomischen Ähnlichkeiten mit dem Menschenaffen geklärt. Sie klagt sie an, das (für uns) ungeheuerliche Verbrechen begangen zu haben, mit sogenannten „Tieren“ Nachkommen zu zeugen und auf diese Weise eine wirklich pithekoide Art hervorgebracht zu haben, die jetzt erloschen ist. Natürlich wird die Möglichkeit einer solchen Kreuzung zwischen dem Menschen und einem Tier jedweder Art abgestritten werden, ebenso wie die Frage der Urzeugung – an welche die esoterische Wissenschaft glaubt und die sie lehrt. Aber von der Überlegung abgesehen, dass in diesen frühen Tagen, wie bereits bemerkt, weder die menschlichen, atlantischen Riesen noch die „Tiere“ den uns heute bekannten physiologisch vollkommenen Menschen und Säugetieren vergleichbar waren, sind die modernen Vorstellungen über diesen Gegenstand – die der Physiologen mit eingeschlossen – zu unsicher und schwankend, als dass sie es ihnen erlauben würden, eine solche Tatsache a priori absolut abzustreiten.
Eine sorgfältige Prüfung der Kommentare würde die Vermutung stärken, dass das Wesen, mit dem die neu „Inkarnierten“ Nachkommen zeugten, nur aus dem Grund als „Tier“ bezeichnet wurde, weil es derartig wenig Ähnlichkeit hatte mit den physisch und mental vollkommeneren Rassen, die sich physiologisch in einer früheren Periode entwickelt hatten – und nicht weil es kein menschliches Wesen war. Man erinnere sich an Stanze VII und was in ihrem ersten Shloka (24) gesagt wird: Als sie sich erstmals zu inkarnieren begannen, inkarnierten einige der „Söhne der Weisheit“ vollkommen, andere entsendeten lediglich einen Funken in die Formen, und einige der Schatten mussten mit der Ausfüllung und Vervollkommnung bis zur vierten Rasse warten. Diese Rassen, die „bar jeder Erkenntnis blieben“, oder die anderen, die „vernunftlos“ zurückgelassen wurden, verblieben selbst nach der natürlichen Trennung der Geschlechter so wie sie waren. Sie waren es, die sozusagen die erste Kreuzung vornahmen und Monster hervorbrachten; und aus deren Nachkommen wählten die Atlantier ihre Frauen. Adam und Eva, mit Kain und Abel, sollten die einzige menschliche Familie auf der Erde bleiben. Und doch sehen wir Kain in das Land Nod ziehen und sich dort eine Frau nehmen. Offenbar wurde lediglich eine Rasse für ausreichend vollkommen erachtet, um als menschlich bezeichnet zu werden. Und selbst in unserer eigenen Zeit, während die Singhalesen [SD # 287] die Veddas in ihren Urwäldern als sprechende Tiere betrachten und nicht mehr, sind einige Engländer in ihrer Anmaßung tatsächlich fest davon überzeugt, dass jede andere menschliche Familie – insbesondere die dunkelhäutigen Inder – eine minderwertige Rasse darstellt. Außerdem gibt es Naturforscher, die ernsthaft die Frage erwogen, ob einige wilde Stämme – wie zum Beispiel die Buschmänner – überhaupt als Menschen betrachtet werden könnten. Der Kommentar sagt, diese „schön anzusehende“ Art (oder Rasse) von Tieren als Zweibeiner beschreibend: „Sie hatten menschliche Gestalt, aber die unteren Extremitäten, von der Taille an abwärts, waren mit Haaren bedeckt.“ Somit vielleicht die Rasse der Satyrn.
Wenn die Menschen vor zwei Millionen Jahren existierten, müssen sie – analog den Tieren – physisch und anatomisch ganz anders gewesen sein als was sie heute geworden sind und damals näher am Typus eines reinen Säugetiers gewesen sein als jetzt. Auf jeden Fall lernen wir, dass das Tierreich sich erst seit dem Auftreten der atlantischen Rasse auf dieser Erde streng untereinander paart, d. h. mit Partnern ihrer Gattung und Art. Wie vom Verfasser des ausgezeichneten Werkes „Modern Science and Modern Thought“ gezeigt wurde, scheint diese Vorstellung der Paarungsverweigerung mit einer anderen Art oder das ausschließliche Resultat unfruchtbarer Nachkommen aus einer solchen Kreuzung „vielmehr eine Schlussfolgerung prima facie zu sein als ein unbedingtes Gesetz“, selbst heute. Er zeigt: „Verschiedene Arten kreuzen sich tatsächlich häufig, wie in dem bekannten Beispiel von Pferd und Esel zu sehen ist. Es ist wahr, dass in diesem Fall das Maultier unfruchtbar ist. . . . Aber diese Regel ist nicht allgemeingültig, erst in jüngster Zeit wurde eine neue Hybridrasse gezüchtet, die Leporiden oder das Hasenkaninchen, die vollkommen fruchtbar ist.“ Die Nachkommen von Wolf und Hund werden ebenfalls als Beispiel angeführt, sowie eine Reihe weiterer, unterschiedlicher Haustiere (S. 101); ebenso Füchse und Hunde und das moderne Schweizer Rind, von dem Rütimeyer zeigte, dass es von „drei verschiedenen Arten fossiler Rinder abstammt, dem Bos primigenius, Bos longifrons und Bos frontosus“. Doch einige der Arten, wie die Familie der Affen, die dem Menschen in ihrer physischen Struktur so deutlich ähneln, enthalten, wie uns gesagt wird, „zahlreiche, ineinander abgestufte Zweige, deren Extreme sich stärker voneinander unterscheiden als der Mensch vom höchsten Vertreter der Reihe der Affen“ – dem Gorilla und dem Schimpansen beispielsweise (siehe Anhänge).
Darwins Bemerkung – oder sollen wir sagen, die Linnés? – natura non facit saltum, ist somit nicht nur von der esoterischen Wissenschaft bestätigt; hätte die wirkliche Lehre irgendwelche Aussicht, nicht nur von ihren unmittelbaren Anhängern akzeptiert zu werden, könnte sie die moderne Evolutionstheorie auf mehr als eine Art, wenn nicht vollständig, mit den Tatsachen versöhnen, unter anderem auch mit dem vollständigen Scheitern der Anthropologen, auf das „fehlende Glied“ in den geologischen Formationen unserer vierten Runde zu treffen.
Wir werden an anderer Stelle zeigen, dass die moderne Wissenschaft unsere Sache durch ihre eigenen Zugeständnisse untermauert, auch wenn ihr das nicht bewusst ist, und dass de Quatrefages vollkommen Recht hat mit der Andeutung in seinem letzten Werk, es sei viel wahrscheinlicher, dass sich der anthropoide Affe [SD # 288] als Nachfahre des Menschen herausstellen wird, als dass diese beiden Typen einen gemeinsamen fantastischen und nirgends zu findenden Ahnen haben sollen. Somit wird die Weisheit der Kompilatoren der alten Stanzen zumindest von einem hervorragenden Wissenschaftler gerechtfertigt, und der Okkultist zieht es vor, wie er es immer getan hat, zu glauben, dass „der Mensch das erste und höchste in dieser (vierten Runde) Schöpfung erschienene (Säuge-)Tier war. Dann kamen noch gewaltigere Tiere; und als Letzter von allen der auf allen Vieren gehende stumme Mensch“. Denn „die Rakshasas (Riesendämonen) und Daityas (Titanen) des ‘weißen Dvipa’ (Kontinent) verdarben seine (des stummen Menschen) Stammväter“ (Kommentar).
Wie wir sehen, gibt es ferner Anthropologen, die den Menschen bis zu einer Epoche zurückverfolgt haben, die weit über die scheinbar zwischen den Chronologen der modernen Wissenschaft und der archaischen Lehre bestehenden Grenze hinausgeht. Tatsächlich haben sich die englischen Wissenschaftler im Allgemeinen geweigert, sich dazu herabzulassen, die Hypothese auch nur des Tertiärmenschen zu übernehmen. Sie messen, jeder Einzelne für sich und alle gemeinsam, das Alter des Homo primigenius entsprechend ihrer eigenen Vorstellungen und Vorurteile. Huxley wagt es in der Tat, über einen möglichen Pliozän- oder Miozän-Menschen zu spekulieren. Prof. Seemann und Grant Allen haben seine Ankunft in das Eozän verwiesen, doch allgemein gesprochen glauben die englischen Gelehrten, dass wir nicht mit Sicherheit über das Quartär hinausgehen können. Unglücklicherweise passen sich die Fakten nicht ihrer allzu vorsichtigen Zurückhaltung an. Die Französische Schule der Anthropologie, die ihre Anschauungen auf die Entdeckungen von Abbé Bourgeois, Capellini und anderen begründet, akzeptiert fast ausnahmslos die Lehre, dass Spuren unserer Vorfahren sicherlich im Miozän zu finden sind, während A. de Quatrefages heute dazu neigt, einen Menschen der Sekundärzeit zu postulieren. Des Weiteren werden wir solche Schätzungen mit den Zahlen vergleichen, die in den exoterischen brahmanischen Büchern gegeben werden, sie kommen der esoterischen Lehre nahe.
(d) . . . . Dann „war das Dritte Auge nicht mehr aktiv“, sagt der Shloka, weil der Mensch zu tief in den Sumpf der Materie eingesunken war.
Was ist die Bedeutung dieses fremdartigen und seltsamen Satzes im 42. Shloka, das „Dritte Auge der dritten Rasse betreffend, das erloschen und nicht mehr aktiv war?“
Einige weitere okkulte Lehren müssen jetzt mit Bezug auf diesen Punkt sowie auf einige andere gegeben werden. Die Geschichte der dritten und vierten Rasse muss erweitert werden, damit sie etwas mehr Licht auf die Entwicklung unserer gegenwärtigen Menschheit werfen kann und zeigt, dass die durch okkulte Übungen hervorgerufenen Fähigkeiten den Menschen in die Stellung zurückversetzen, die er in Bezug auf spirituelle Wahrnehmung und Bewusstsein früher einnahm. Die Erscheinung des Dritten Auges muss jedoch zuerst geklärt werden.
[SD # 289]
Die Rassen mit dem „Dritten Auge“
Der Gegenstand ist so ungewöhnlich, die eingeschlagenen Pfade sind so verschlungen, voller gefährlicher, von gegensätzlichen Theorien und der Kritik aufgestellter Fallgruben, dass jeder Schritt wohlüberlegt sein will. Während wir auf fast jedem Zentimeter des von uns bereisten okkulten Geländes das Licht der Esoterik ins Visier nehmen, müssen wir seine Linse auch dazu benutzen, den von der exakten Wissenschaft erforschten Regionen eine größere Objektivität zu verleihen; dies nicht nur, um die beiden Positionen einander gegenüberzustellen, sondern auch um unsere eigene Position zu verteidigen.350
Es mag von einigen bedauert werden, dass zu wenig über die physische, menschliche Seite der erloschenen Rassen in der Geschichte ihres Wachstums und ihrer Evolution gesagt wird. Gewiss gäbe es mehr zu sagen, ließe uns die Vernunft nicht an der Schwelle jeder neuen Enthüllung zögern. Was immer der modernen Wissenschaft neue Möglichkeiten für Entdeckungen eröffnet und eine Orientierungshilfe darstellt, wird gegeben. Was die exakte Wissenschaft jedoch nicht weiß und worüber zu spekulieren sie nicht imstande ist – und es daher als Tatsachen in der Natur abstreitet, wird zurückgehalten.
Aber selbst solche Behauptungen wie z. B. der Mensch sei das erste aller Säugetiere gewesen, er sei der indirekte Vorfahr des Affen; und in alter Zeit wäre er eine Art Zyklop gewesen – all das wird bestritten. Die Gelehrten werden jedoch niemals imstande sein – außer um ihrer Selbstzufriedenheit willen – zu beweisen, dass es nicht so war. Auch können sie nicht zugestehen, dass die Konstitution, der Organismus und selbst die Gestalt der ersten beiden Menschenrassen zu ätherisch und phantomartig waren, um sie als körperliche Menschen bezeichnen zu können. Würden sie das tun, dann könnten sie herausfinden, dass dies einer der Gründe dafür ist, warum nicht zu erwarten ist, dass überhaupt Überreste dieser ersten Menschenrassen neben anderen Fossilien zu finden sind. Dennoch bleiben sie bei ihrer Haltung. Der Mensch ist sozusagen der Speicher aller Lebenskeime [SD # 290] dieser Runde, der vegetabilen und animalischen gleichermaßen.351 So wie Ain Soph „Einer ist, ungeachtet der unzähligen Formen, die in ihm sind“ („Zohar“, I, 21a), ist der Erdenmensch der Mikrokosmos des Makrokosmos. „Sobald der Mensch erschien, war alles vollständig. . . . denn alles ist im Menschen enthalten. Er vereinigt in sich alle Formen.“ (Ibid. III, 48a) „Das Mysterium des irdischen Menschen folgt dem Mysterium des Himmlischen Menschen.“ (II, 76a) Wie vom Verfasser der „Esoteric Studies“352 so intuitiv bemerkt wird, ist die menschliche Form – so bezeichnet, da sie der Träger (von welcher Gestalt auch immer) des göttlichen Menschen ist – der neue Typus am Beginn jeder Runde, denn „der Mensch wird niemals in einer dem Tierreich angehörenden Gestalt existieren können, tatsächlich hat er das auch noch niemals getan“. Der Verfasser fährt fort: „Er war niemals Teil des Tierreiches. Abgeleitet, lediglich abgeleitet von der am höchsten verfeinerten Klasse der Letzteren, muss der neue Typus des Zyklus immer eine neue menschliche Form gewesen sein. Die menschliche Gestalt in einem Ring (?) wird, wie ich mir vorstelle, im nächsten zu abgelegten Kleidern. Sie wird dann in dem darunter stehenden Diener-Reich von der höchsten Klasse übernommen.“
Wenn das so gemeint ist, wie wir es verstehen – denn die erwähnten „Ringe“ verwirren die Sache einigermaßen –, dann stellt er die korrekte esoterische Lehre dar. Nachdem er am ersten Anfang und an der Spitze des fühlenden und bewussten Lebens erschienen war, wurde der Mensch (der Astralmensch, oder die „Seele“ für den Zohar, worin dieser ausdrücklich mit der archaischen Lehre übereinstimmt, indem er sagt, dass „die Seele der wirkliche Mensch und seine materielle Gestalt nicht Teil von ihm ist“) zur lebendigen und tierischen Einheit, deren „abgelegte Kleider“ in dieser Runde die Gestalt sämtlicher Leben und Tiere bestimmten.353
So „erschuf“ er durch die Zeitalter die Insekten, Reptilien, Vögel und Säugetiere, ihm selbst jedoch unbewusst, aus seinen Überresten und Relikten der dritten und vierten Runde. Dieselbe Idee und Lehre ist im zoroastrischen „Vendidad“ eindeutig enthalten sowie auch in der chaldäischen und in der mosaischen Allegorie von der Arche, all das sind nationale Lesarten der ursprünglich in der hinduistischen Schrift gegebenen Legenden. Sie findet sich in der Allegorie Vaivasvata Manus und seiner Arche mit den sieben Rishis, von welchen jeder als der Vater und [SD # 291] Vorfahr besonderer Tiere, Reptilien und selbst Monster gezeigt wird (siehe „Vishnu-Purana“ und andere). Man schlage den zoroastrischen „Vendidad“ bei Fargard II., Vers 27 (73) auf und schaue, welchen Befehl Ormazd an Yima ausgibt, einen Erdgeist, der die drei Rassen symbolisiert, und ihn aufforderte, eine Vara zu bauen („eine Festung“, ein Argha oder Vehikel). . . .
„Dorthin (in die Vara) sollst du die Samen von Männern und Frauen der größten, besten und schönsten Arten auf dieser Erde bringen. Dorthin sollst du die Samen einer jeden Art von Vieh bringen“ etc. etc., und Vers 28 (74) . . . . „alle jene Samen sollst du bringen, zwei von jeder Art, damit sie dort unerschöpflich erhalten bleiben, so lange als jene Menschen in der Vara verweilen werden“. Diese „Menschen“ in der „Vara“ sind die „Vorfahren“, die Himmlischen Menschen oder Dhyanis, die zukünftigen Egos, die beauftragt sind, die Menschheit zu beseelen. Denn Vara oder Arche (oder wiederum Vehikel) bedeutet einfach den Menschen.354 Vers 30 lautet: . . . . „Du sollst die Vara versiegeln (nachdem du sie mit den Samen angefüllt hast), und du sollst eine Tür machen und ein selbst-leuchtendes Fenster darin“, was die Seele darstellt. Und wenn Yima bei Ahura-Mazda nachfragt, wie er die Anfertigung dieses Varas bewerkstelligen solle, wird ihm geantwortet: „Zermalme die Erde . . . und knete sie mit deinen Händen, wie es der Töpfer tut, wenn er die Tonerde knetet“ (31).
Der ägyptische widderköpfige Gott fertigt auf einer Töpferscheibe den Menschen aus Ton, und die Elohim erschaffen ihn in der Genesis exakt aus demselben Material.
Auf die Frage an den „Schöpfer der materiellen Welt“ (Ahura-Mazda), was „der von Yima erschaffenen Vara“ Licht spenden solle, antwortet er: „Es gibt unerschaffene Lichter und erschaffene Lichter. Dort (in Airyana-vaêgô, wo die Vara gebaut wird) sieht man die Sterne, den Mond und die Sonne nur einmal (im Jahr) auf- und untergehen“, und ein Jahr erscheint nur als ein Tag (und eine Nacht). Das ist eine klare Bezugnahme auf das „Land der Götter“ oder die (jetzige) Polarregion. Außerdem ist ein anderer Wink in diesem Werk enthalten: eine deutliche Anspielung auf die „unerschaffenen Lichter“, die den Menschen im Innern erleuchten – auf seine Prinzipien. Ein anderer Sinn oder etwas Vernünftiges könnte sonst nicht in der Antwort Ahura-Mazdas (Vers 40) gefunden werden. Sofort folgt Vers 41 mit der Aussage, dass „jedes vierzigste Jahr zu jedem Paar (Hermaphroditen) zwei geboren werden, ein Mann und eine Frau“.355 Das ist ein deutliches Echo der Geheimlehre, die in einer Stanze sagt:
[SD # 292]
„Nach dem Ablauf von je vierzig (jährlichen) Sonnen, am Ende eines jeden vierzigsten Tages, wird aus einem Doppel eine Vier; männlich und weiblich in einem, im ersten und zweiten und dritten. . . . . .”
Das ist klar, denn „jede Sonne“ bedeutet ein ganzes Jahr, welches damals aus einem Tag bestand, so wie es am Polarkreis heute aus sechs Monaten besteht. Nach der alten Lehre ändert die Erdachse allmählich ihre Neigung gegen die Ekliptik, und in der erwähnten Periode war diese Neigung so groß, dass ein Polartag die gesamte Periode des Umlaufs der Erde um die Sonne hindurch andauerte, nur unterbrochen von einer Art kurzer Dämmerung; danach nahm das Polarland seine Lage unmittelbar unterhalb der Sonnenstrahlen gleich wieder ein. Das mag der Astronomie, wie sie heute gelehrt und verstanden wird, entgegengesetzt sein. Aber wer kann behaupten, dass Schwankungen in der Bewegung der Erde, die heute nicht vorkommen, auch vor Millionen von Jahren nicht vorgekommen seien?
Wenn wir nochmals zu der Behauptung zurückkehren, dass Vara für den Menschen der vierten Runde steht sowie für die Erde jener Tage, den Mond und selbst für Noahs Arche, wenn man so will – wird diese Sichtweise durch den Dialog zwischen Ahura-Mazda und Zarathustra unterstützt. Zarathustra fragt:
Vers 42: „Oh Schöpfer der materiellen Welt, du Heiliger. Wer ist Er, der das Gesetz Mazdas in der Vara brachte, die Yima machte?“
„Ahura-Mazda antwortete: ‘Der Vogel Karshipta war es, oh heiliger Zarathustra.’ . . . .”
„Der Vogel Karshipta wohnt in den Himmeln: Lebte er auf Erden, wäre er der König der Vögel. Er brachte das Gesetz in den Vara des Yima und rezitiert den Avesta in der Sprache der Vögel.“ („Bund.“, xix und xxiv).
Das ist wieder eine Allegorie und ein Symbol, das lediglich von den Orientalisten missverstanden wird, die in diesem Vogel „eine Inkarnation des Blitzes“ sehen und sagen, dass sein Gesang „oft für die Äußerung eines Gottes und für eine Offenbarung gehalten wurde“ und was nicht alles. Karshipta ist die menschliche Gemüt-Seele und ihre Gottheit, die im alten Zoroastrismus durch einen Vogel symbolisiert wurde, so wie sie die Griechen durch einen Schmetterling symbolisierten. Sobald Karshipta in den Vara oder in den Menschen eingetreten war, verstand er Mazdas Gesetz oder das Gesetz der Göttlichen Weisheit. In dem „Buch der verborgenen Weisheit“ steht über dem Baum, welcher der Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen ist: „In seinen Zweigen (des Baumes) wohnen die Vögel und bauen ihre Nester“ (oder haben die Seelen und die Engel ihre Stätte!)356 Daher war es für die Kabbalisten ein ähnliches Symbol. „Vogel“ war ein chaldäisches und wurde zu einem hebräischen Synonym und Symbol für Engel, eine Seele, einen Geist oder Deva; und des „Vogels Nest“ war für beide der Himmel und ist im Zohar Gottes Schoß. Der vollkommene Messias tritt in Eden ein „an jenem Platz, der des Vogels Nest genannt wird“ („Zohar“, II, 8b). [SD # 293] „Einem Vogel gleich, der von seinem Nest auffliegt, und das ist die Seele, von der die Shekinah (Göttliche Weisheit oder Gnade) sich nicht fortbewegt“ („Zohar“, III, 278a; Myers „Qabbalah“, S. 217). „Das Nest des ewigen Vogels, dessen Schwingen durch ihr Flattern das Leben hervorbringen, ist der grenzenlose Raum“, sagt der Kommentar und meint Hamsa, den Vogel der Weisheit.
Es ist Adam Kadmon, welcher der (sephirothische) Baum ist, und er ist es, der zum „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“ wird, esoterisch. Und dieser „Baum hat um sich sieben Säulen (sieben Pfeiler) der Welt, oder Rektoren“; das sind erneut dieselben „Vorfahren“ oder „Sephiroth“, die „durch die betreffenden Ordnungen der Engel in den Sphären der sieben Planeten wirken“ etc., und eine dieser Ordnungen bringt auf der Erde die Riesen (Nephilim) hervor.
Das gesamte Altertum glaubte daran, Heiden wie Christen, dass die früheste Menschheit eine Rasse von Riesen war. Gewisse Ausgrabungen in Amerika in Grabhügeln und in Höhlen brachten bereits in einzelnen Fällen Gruppen von neun und zwölf Fuß großen Skeletten zutage.357 Sie gehören zu Stämmen der frühen fünften Rasse, die heute durchschnittlich nur noch zwischen fünf und sechs Fuß groß ist. Aber wir können leicht glauben, dass die Titanen und Zyklopen der alten Zeit tatsächlich der vierten (atlantischen) Rasse angehörten und alle späteren in den Hindu-Puranas und bei den Griechen Hesiod und Homer zu findenden Legenden und Allegorien auf verschwommenen Erinnerungen an wirkliche Titanen beruhen – an Menschen von furchtbarer, übermenschlicher physischer Kraft, die sie befähigte, sich zu verteidigen und die riesigen Ungeheuer der mesozoischen und der frühen känozoischen Zeit in Schach zu halten – und an tatsächlichen Zyklopen – dreiäugige Sterbliche.
Aufmerksame Schriftsteller bemerkten häufig, dass der „Ursprung beinahe aller volkstümlichen Mythen und Legenden unwandelbar auf eine Tatsache der Natur zurückgeführt werden kann“.
Diesen fantastischen Schöpfungen eines überschwänglichen Subjektivismus enthalten immer ein Element des Objektiven und Realen. Niemals hätte die Vorstellungskraft der Massen, so chaotisch und ungeregelt sie auch sein mag, derartig zahlreiche monströse Gestalten und einen solchen Reichtum an außerordentlichen Sagen aus dem Nichts ersinnen und gestalten können, hätten nicht fließende, dunkle und unbestimmte Erinnerungen als innerer Kern gedient, um die zerbrochenen Glieder der Zeitenkette miteinander zu verbinden und mit ihnen die mysteriöse Traumgrundlage unseres kollektiven Bewusstseins zu bilden.358
[SD # 294] Der Beweis für die Zyklopen – ein Volk von Riesen – wird in späteren Abschnitten aufgezeigt mittels der zyklopischen Überreste, die bis zum heutigen Tag so genannt werden. Im Verlauf ihrer Evolution und vor der finalen Anpassung des menschlichen Organismus, der erst in der fünften Rasse vollständig und symmetrisch wurde, könnte die frühe vierte Rasse dreiäugig gewesen sein, ohne notwendigerweise ein drittes Auge in der Mitte der Stirn aufgewiesen zu haben wie die legendären Zyklopen; eine Andeutung dafür liefert auch die Wissenschaft.
Für die Okkultisten, die glauben, dass die spirituelle und psychische Involution parallel zur physischen Evolution verläuft; dass die den ersten menschlichen Rassen angeborenen inneren Sinne im Verlauf des rassischen Wachstums und der materiellen Entwicklung der äußeren Sinne verkümmerten; für den Schüler der esoterischen Symbologie sind obige Behauptungen letztendlich keine Vermutung oder Möglichkeit, sondern stellen lediglich eine Phase des Wachstumsgesetzes dar, eine bewiesene Tatsache, kurz gesagt. Sie werden die Bedeutungen des folgenden Zitats aus den Kommentaren verstehen:
„Es waren vierarmige menschliche Geschöpfe in jenen frühen Tagen der Mannfrauen (Hermaphroditen), mit einem Haupt, aber drei Augen. Sie konnten vor sich und hinter sich sehen.359 Ein Kalpa später (nach der Trennung der Geschlechter), als die Menschen in die Materie gefallen waren, trübte sich ihre spirituelle Schau ein, und das dritte Auge begann, entsprechend seine Kraft zu verlieren. . . . Als die Vierte (Rasse) ihr mittleres Alter erreichte, musste die innere Vision erweckt und durch künstliche Stimuli erworben werden, ein Vorgang, der den alten Weisen bekannt war.360 . . . Auf dieselbe Weise verschwand das dritte Auge bald darauf, es versteinerte allmählich.361 Die Doppelgesichtigen wurden zu Eingesichtigen, und das Auge wurde tief in den Kopf eingezogen und ist jetzt unter dem Haar vergraben. Ist der innere Mensch aktiv (in Trance und bei spirituellen Visionen), schwillt das Auge an und dehnt sich aus. Der Arhat sieht und fühlt es und passt sein Wirken entsprechend an. . . . . . . . . . . . . . [SD # 295] Der unbefleckte Lanu (Schüler, Chela) braucht keine Gefahr zu fürchten. Wer sich selbst nicht rein hält (wer nicht keusch ist), wird von dem ‘Deva-Auge“ keine Hilfe empfangen.“
Unglücklicherweise nicht. Für die Mehrheit der Menschheit existiert das „Deva-Auge“ nicht mehr. Das Dritte Auge ist tot und wirkt nicht länger. Aber es hat einen Zeugen seiner Existenz hinterlassen. Dieser Zeuge ist heute die Zirbeldrüse. Was die „vierarmigen“ Menschen anbelangt, wurden sie zu den Prototypen der vierarmigen Hindu-Götter, wie in einer vorhergehenden Fußnote gezeigt wurde.
Das Geheimnis des menschlichen Auges zwang einige Gelehrte dazu, ihre Zuflucht zu okkulten Erklärungen zu nehmen, da ihre Versuche fehlschlugen, alle Schwierigkeiten im Zusammenhang mit seiner Funktion zu erklären und zu begründen. Die Entwicklung des menschlichen Auges unterstützt mehr die okkulte Anthropologie als die der materialistischen Physiologen. „Die Augen des menschlichen Embryos wachsen von innen nach außen“ aus dem Gehirn heraus, anstatt einen Teil der Haut zu bilden, wie bei den Insekten und beim Tintenfisch. Professor Lankester ist der Ansicht, das Gehirn sei ein sonderbarer Ort für das Auge und versucht, die Erscheinung darwinistischen Grundsätzen entsprechend zu erklären; er schlägt die seltsame Anschauung vor, „unser“ frühester mit Rückenwirbeln versehener Ahne sei ein transparentes Geschöpf gewesen, und deshalb sei es ohne Bedeutung gewesen, wo sich das Auge befand! Und so war der Mensch einstmals, lautet die Lehre, ein „transparentes Geschöpf“, und daher bewährt sich unsere Theorie. Aber wie stimmt Lankesters Hypothese mit den Ansichten Haeckels überein, dass das Auge der Wirbeltiere seinen Ursprung in Veränderungen der Epidermis nahm? Wenn es von innen ausging, ist diese Theorie obsolet. Das scheint durch die Embryologie erwiesen zu sein. Außerdem ist Professor Lankesters außerordentlicher Vorschlag – oder sollten wir sagen sein Zugeständnis? – vielleicht lediglich evolutionären Notwendigkeiten geschuldet. Der Okkultismus mit seiner Lehre von der allmählichen Entwicklung der Sinne „von innen nach außen“ aus astralen Prototypen ist viel befriedigender: Das dritte Auge zog sich nach innen zurück, als seine Laufbahn beendet war – ein weiterer Punkt zugunsten des Okkultismus.
Der allegorische Ausdruck der hinduistischen Mystiker, die vom „Auge Shivas“ sprechen, dem Tri-bochana („Dreiäugigen“), erhält so ihre Rechtfertigung und ihren Daseinsgrund – die Verlegung der Zirbeldrüse (einstmals das „Dritte Auge“) zur Stirn ist eine exoterische Freiheit. Das wirft auch Licht auf das Mysterium – für manche unbegreiflich – vom Zusammenhang zwischen abnormaler oder spiritueller Seherschaft und der physiologischen Reinheit des Sehers. Die Frage wird oft gestellt: „Weshalb soll Ehelosigkeit und Keuschheit eine sine-qua-non-Regel und Bedingung regulärer Chelaschaft oder der Entwicklung psychischer und okkulter Kräfte sein? Die Antwort ist im Kommentar enthalten. Wenn wir verstehen, dass das „Dritte Auge“ einstmals ein physiologisches Organ war, später infolge des allmählichen [SD # 296] Schwundes der Spiritualität und der Zunahme der Materialität verkümmerte (indem die spirituelle Natur durch das Physische ausgelöscht wurde) und heute von den Physiologen ebenso wenig verstanden wird wie die Milz – wenn wir das lernen, wird der Zusammenhang klar. Während des menschlichen Lebens ist das größte Hindernis auf dem Weg der spirituellen Entwicklung, und besonders für das Erlangen von Yoga-Kräften, die Aktivität unserer physiologischen Sinne. Da die sexuelle Aktivität durch Wechselwirkung auch eng mit dem Rückenmark und der grauen Gehirnsubstanz verknüpft ist, sind jegliche längeren Erklärungen überflüssig. Natürlich wirkt der normale und abnormale Zustand des Gehirns und der Umfang aktiver Tätigkeit im Medulla oblongata sehr stark auf die Zirbeldrüse zurück; denn wegen der hohen Anzahl von „Zentren“ in dieser Region, welche den weitaus größten Teil der physiologischen Aktivitäten der tierischen Ökonomie kontrolliert, und auch infolge der engen und innigen Nachbarschaft der beiden, muss von der Medulla eine sehr starke „induktive“ Einwirkung auf die Zirbeldrüse ausgehen.
All das ist dem Okkultisten ganz klar, in den Augen des gewöhnlichen Lesers jedoch sehr unbestimmt. Dem Letzteren muss also die Möglichkeit eines dreiäugigen Menschen in der Natur zu jener Zeit, als seine Gestaltung sich noch in einem verhältnismäßig chaotischen Zustand befand, aufgezeigt werden. Eine solche Möglichkeit kann vor allem aus anatomischer und zoologischer Erkenntnis geschlossen werden; und dann auf den Annahmen der materialistischen Wissenschaft selbst ruhen.
Es wird auf die Autorität der Wissenschaft und auf Beweise verwiesen, die diesmal nicht nur eine Fiktion theoretischer Spekulation sind, dass viele der Tiere – insbesondere der unteren Ordnungen der Wirbeltiere – ein drittes Auge haben, das heute verkümmert ist, ursprünglich aber notwendigerweise aktiv war.362 Die Art der Hatteriadae, eine Echse aus der Ordnung der Lacertilia, die vor Kurzem in Neuseeland (wohlgemerkt in einem Teil des alten sogenannten Lemuriens) entdeckt wurde, bietet diese Eigentümlichkeit auf eine höchst außerordentliche Weise, und nicht nur die Hatteria punctata, sondern auch das Chamäleon und gewisse Reptilien und selbst Fische. Man glaubte zuerst, es sei nichts Weiteres als die Verlängerung des Gehirns, die mit einem kleinen Auswuchs namens Epiphysis endete, ein vom Hauptknochen durch einen Knorpel getrennter kleiner Knochen, der bei jedem Tier zu finden sei. Doch bald kam heraus, dass es mehr als das war. Seine Entwicklung und sein anatomischer Aufbau wiesen eine derartig starke Analogie mit dem Auge auf, das man es für unmöglich hielt, irgendetwas [SD # 297] anderes darin zu erkennen. Es gab und gibt Paläontologen, die bis heute überzeugt sind, dieses „Dritte Auge“ hätte ursprünglich funktioniert, und sie haben sicherlich Recht. Denn Folgendes wird in Quains „Elements of Anatomy“ über die Zirbeldrüse gesagt (Bd. II., 9. Ausg., S. 830-851. „Thalamencephalon“ Interbrain):
„Aus diesem Teil, der zunächst den gesamten und später den hinteren Teil des vorderen primären Enzephalusbläschens bildet, entwickeln sich in der frühesten Periode die Sehnervenbläschen, und im Zusammenhang mit dem vorderen Teil werden die Gehirnhemisphären und die sie ergänzenden Teile gebildet. Der Thalamus opticus jeder Seite wird durch eine seitliche Verdickung der Markwand gebildet, während das Intervall dazwischen, zur Basis hin absteigend, den Hohlraum des dritten Ventrikels mit seiner Verlängerung im Infundibulum bildet. Die graue Kommissur erstreckt sich danach quer durch die Ventrikelhöhlung. . . . . Der hintere Teil des Daches entwickelt sich durch einen eigentümlichen, später zu beobachtenden Prozess zur Zirbeldrüse, die an den Seiten durch ihre Stiele mit dem Thalamus verbunden bleibt, und hinter diesen bildet sich ein Querband als hintere Kommissur.
Die Lamina terminalis (Lamina cinerea) verschließt weiterhin den dritten Ventrikel vorne, darunter bildet die optische Kommissur den Ventrikelboden, und weiter hinten senkt sich das Infundibulum ab, um sich in der Sella turcica mit dem an den Hypophysenhinterlappen angrenzenden Gewebe zu vereinigen.
Die beiden optischen Thalami, die aus dem hinteren und äußeren Teil des vorderen Vesikels gebildet werden, bestehen zunächst aus einem einzigen hohlen Sack aus Nervengewebe, dessen Hohlraum auf jeder Seite vorne mit dem der beginnenden Hirnhälften und hinten mit dem des Mittelhirn-Vesikels (Corpora quadrigemina) kommuniziert. Bald jedoch verfestigen sich die Thalami durch vermehrte Ablagerungen in ihrem Inneren, dahinter, darunter und seitlich, und gleichzeitig entsteht oben zwischen ihnen ein Spalt oder ein Einschnitt, der bis in den inneren Hohlraum eindringt, der sich im hinteren Teil gegenüber dem Eingang des Aquaeductus Sylvii weiter öffnet. Dieser Spalt oder diese Spalte ist das dritte Ventrikel. Dahinter setzen sich die beiden Thalami durch die hintere Kommissur, die etwa am Ende des dritten Monats erkennbar ist, und auch durch die Stiele der Zirbeldrüse zusammen. . . . .
Zu einem frühen Zeitpunkt können die Sehbahnen als hohle Verlängerungen vom äußeren Teil der Thalamuswand erkannt werden, solange sie noch blasenförmig sind. Im vierten Monat sind diese Bahnen deutlich ausgeprägt. Danach werden sie nach hinten in Verbindung mit der Corpora quadrigemina verlängert.
Die Bildung der Zirbeldrüse und des Hypophysenkörpers stellt einige der interessantesten Phänomene dar, die mit der Entwicklung des Thalamenzephalons verbunden sind.“
Würde sich der hintere Teil der Gehirnhemisphären nicht entwickeln, wäre die Zirbeldrüse nach Entfernung der Scheitelbeine vollkommen sichtbar, was in Anbetracht des oben Gesagten besonders interessant ist. Es ist auch sehr interessant, den unverkennbaren Zusammenhang zwischen den (ursprünglich) hohlen Sehbahnen und den Augen vorn und der Zirbeldrüse und ihren Stielen hinten und zwischen all [SD # 298] diesen und den Thalami zu verfolgen und betrachten. Somit haben die jüngsten Entdeckungen im Zusammenhang mit dem dritten Auge der Hatteria punctata einen sehr wichtigen Einfluss auf die Entwicklungsgeschichte der menschlichen Sinne und die okkulten Behauptungen im Text.
Es ist wohl bekannt (und wird jetzt von denen, die nicht mehr an die Existenz eines unsterblichen Prinzips im Menschen glauben, als Einbildung betrachtet), dass Descartes die Zirbeldrüse als den Sitz der Seele betrachtete. Obwohl die Seele mit allen Teilen des Körpers verbunden ist, sagte er, existiert doch ein besonderer Bereich im Körper, in dem die Seele ihre Funktionen spezieller als in allen anderen Körperteilen ausübt. Und da weder das Herz noch selbst das Gehirn die „spezielle“ Örtlichkeit sein könnten, schloss er, dass es die kleine mit dem Gehirn verbundene Drüse sei, welche dennoch eine von ihm unabhängige Aktivität besitze, da sie „von den die Schädelhöhlen in jedem Sinn durchkreuzenden animalischen Geistern“363 mit Leichtigkeit in eine Art schwingender Bewegung versetzt werden könne.
So unwissenschaftlich das in unserer Zeit der exakten Lehre erscheinen mag, war Descartes doch der okkulten Wahrheit viel näher als jeder Haeckel. Denn die Zirbeldrüse ist, wie gezeigt wurde, viel enger mit Seele und Geist verknüpft als mit den physiologischen Sinnen des Menschen. Hätten die tonangebenden Wissenschaftler auch nur einen Schimmer von den wirklichen vom evolutionären Impuls ausgelösten Prozessen und von dem gewundenen, zyklischen Verlauf dieses großen Gesetzes, dann würden sie wissen anstatt zu vermuten; und sie wären sich aufgrund der Kenntnis seiner vergangenen Formen über die zukünftigen physischen Umformungen des Menschengeschlechts im Klaren. Dann würden sie die Falschheit und Unsinnigkeit ihrer modernen „blinden Kraft“ und mechanischen Naturvorgänge einsehen; infolge einer solchen Erkenntnis würden sie verstehen, dass z. B. die besagte Zirbeldrüse im gegenwärtigen Stadium unseres Zyklus für den physischen Gebrauch nichts anderes als unbrauchbar werden konnte. Wenn das seltsame „Auge“ des Menschen jetzt verkümmert ist, stellt das einen Beweis dafür dar, dass es, ebenso wie im niederen Tier, einstmals aktiv gewesen sein muss, denn die Natur erschafft niemals auch nur die kleinste oder unbedeutendste Form ohne irgendeinen bestimmten Zweck und Nutzen. Es war ein aktives Organ, sagen wir, zu dem Zeitpunkt in der Evolution, als das spirituelle Element im Menschen die Oberherrschaft über die kaum im Entstehen begriffenen intellektuellen und psychischen Elemente innehatte. Und als der Zyklus auf den Punkt zusteuerte, an dem die physiologischen Sinne durch das Wachstum und die Festigung des physischen Menschen und im Gleichschritt mit den endlosen und komplexen Wechselfällen und Drangsalen der zoologischen Evolution entwickelt wurden, endete dieses mittlere „Auge“, indem es zusammen mit den frühen geistigen und rein psychischen Merkmalen des Menschen verkümmerte. Das Auge ist der Spiegel und auch das Fenster der Seele, sagt die volkstümliche Weisheit,364 und vox populi vox dei.
[SD # 299] Im Anbeginn waren sämtliche Klassen und Familien der lebenden Arten hermaphroditisch und objektiv einäugig. Ebenso wie beim Menschen, war beim Tier das Dritte Auge ursprünglich das einzige Sehwerkzeug; seine Form war genauso ätherisch (astral) wie die des Menschen, bevor die Körper der beiden ihre Röcke aus Fellen zu entwickeln begannen, d. h. sie begannen, mit ihrem inneren physiologischen Mechanismus die dichte Umhüllung aus physikalischer Substanz oder Materie von innen nach außen zu entwickeln. Die beiden physischen Stirnaugen entwickelten sich365 erst später, im Tier wie auch im Menschen, dessen physisches Sehorgan sich zu Beginn der dritten Rasse an derselben Stelle befand wie das einiger blinder Wirbeltiere heute, d. h. unter einer undurchsichtigen Haut.366 Nur sind die Stadien des überzähligen oder ursprünglichen Auges im Menschen und in den Tieren jetzt umgekehrt, da Ersterer den tierischen, nicht-rationalen Zustand bereits in der dritten Runde durchlaufen hat und der rein tierischen Schöpfung um eine ganze Bewusstseinsebene voraus ist. Während daher das „zyklopische“ Auge im Menschen das Werkzeug des spirituellen Schauens war und immer noch ist, war es im Tier das des gegenständlichen Sehens. Dieses Auge wurde, nachdem es ausgedient hatte, im Laufe der physischen Evolution vom Einfachen zum Komplexen durch zwei Augen ersetzt und auf diese Weise von der Natur für den weiteren Gebrauch in zukünftigen Äonen aufbewahrt und beiseite gelegt.
Das erklärt, warum die Zirbeldrüse ihre höchste Entwicklung zur Zeit der niedersten physischen Entwicklung erreichte. Bei den Vertebraten ist sie am prominentesten und objektivsten, während sie beim Menschen [SD # 300] höchst sorgfältig verborgen und unzugänglich ist, ausgenommen für die Anatomen. Damit wird nicht weniger Licht geworfen auf den zukünftigen physischen, spirituellen und intellektuellen Zustand der Menschheit in Zeiträumen, die mit anderen, vergangenen Perioden auf parallelen Linien korrespondieren, und immer auf den Linien der auf- und absteigenden zyklischen Evolution und Entwicklung verlaufen. So hieß es einige Jahrhunderte vor dem Kali-Yuga – dem Zeitalter, das vor nahezu 5.000 Jahren begann – (wenn in verständlichen Sätzen umschrieben):
„Wir (die fünfte Wurzelrasse) in unserer ersten Hälfte (der Dauer) aufwärts (auf dem jetzt aufsteigenden Bogen des Zyklus) sind im Mittelpunkt (oder zwischen) der ersten und zweiten Rasse – die hinab fielen (d. h. die Rassen befanden sich damals auf dem absteigenden Bogen des Zyklus). . . . . Rechne selbst, Lanu, und verstehe.“ (Kommentar XX)
Dieser Empfehlung folgend finden wir, dass in dieser Übergangsperiode – nämlich in der zweiten Hälfte der ersten spirituellen, ätherisch-astralen Rasse – die im Entstehen begriffene Menschheit noch über kein intellektuelles Gehirnelement verfügte. Da sie sich auf ihrem absteigenden Bogen befand und wir uns jetzt hier parallel dazu auf dem aufsteigenden Bogen entwickeln, fehlt uns daher das spirituelle Element, das jetzt durch das intellektuelle ersetzt ist. Wir sollten im Gedächtnis behalten, dass wir uns in der manasischen Periode unseres Rassenzyklus befinden oder in der fünften Rasse, und wir daher den Meridianpunkt des vollkommenen Ausgleichs von Geist und Materie oder den Gleichgewichtspunkt zwischen Gehirnintellekt und spiritueller Wahrnehmung überschritten haben. Ein wichtiger Punkt ist dabei jedoch zu beachten.
[SD # 301] Gegenwärtig befinden wir uns erst in der vierten Runde, und die volle Entwicklung von Manas zu einem unmittelbaren Strahl des Universalen Mahats – ein nicht durch Materie eingeschränkter Strahl – wird erst in der fünften endgültig erreicht werden. Nichtsdestoweniger, da alle Unterrassen und Nationen ihre Zyklen und Stadien der evolutionären Entwicklung in einem kleineren Maßstab wiederholen, muss das umso mehr für eine Wurzelrasse gelten. Unsere gegenwärtige Rasse hat somit als Wurzelrasse den Rassenmeridian überschritten und bewegt sich jetzt auf der spirituellen Seite im Zyklus aufwärts. Aber einige unserer Unterrassen befinden sich noch auf dem dunklen, absteigenden Bogen ihrer entsprechenden nationalen Zyklen; andere wiederum – die ältesten von ihnen – haben den kritischen Punkt überschritten, der allein darüber entscheidet, ob eine Rasse, eine Nation oder ein Stamm leben oder verschwinden werden, und sich auf dem Höhepunkt der geistigen Entwicklung als Unterrassen befinden.
Es wird jetzt verständlicher geworden sein, warum das „sonderbare Auge“ nach dem physischen Fall derer, die wir „Lemurier“ zu nennen übereingekommen sind, allmählich in eine einfache Drüse umgewandelt wurde.
Es ist eine seltsame Tatsache, dass sich speziell beim Menschen die Gehirnhemisphären und die Seitenventrikel entwickelten, während bei den Säugetieren die Thalami optici, Corpora quadrigemina und Corpora striata bei der Entwicklung des Gehirns im Vordergrund standen. Ferner wird behauptet, dass sich der Intellekt eines Menschen bis zu einem gewissen Grad nach der Entwicklung der zentralen Windungen und des vorderen Teils der Gehirnhemisphären bemisst. Wenn die Entwicklung und Vergrößerung der Zirbeldrüse als Indikator für die astralen Fähigkeiten und spirituellen Neigungen eines Menschen betrachtet werden kann, scheint sich als natürliche Schlussfolgerung daraus abzuleiten, dass eine entsprechende Entwicklung dieses Teils des Schädels oder eine Vergrößerung der Zirbeldrüse auf Kosten des hinteren Teils der Hirnhemisphären stattfindet. Das ist eine seltsame Spekulation und würde in diesem Fall eine Bestätigung erhalten. Darunter und dahinter ist das Kleinhirn zu sehen, das als Sitz aller tierischen Neigungen des Menschen gilt und von der Wissenschaft als das große Zentrum für alle physiologisch koordinierten Bewegungen des Körpers, wie Gehen, Essen etc. etc. angesehen wird; davor der vordere Bereich des Gehirns – der Gehirn-Hemisphären – der speziell mit der Entwicklung der intellektuellen Fähigkeiten des Menschen verbundene Bereich; und in der Mitte, sie beide beherrschend, und insbesondere die animalischen Funktionen, die entwickelte Zirbeldrüse, die mit dem höher evolvierten oder spirituellen Menschen verbunden ist.
Es muss daran erinnert werden, dass es sich dabei lediglich um physische Entsprechungen handelt, geradeso wie das gewöhnliche menschliche Gehirn das Aufzeichnungsorgan des Gedächtnisses ist, aber nicht das Gedächtnis selbst.
Das ist also das Organ, das die Grundlage so vieler Legenden und Überlieferungen ist, unter anderem auch jener von Menschen mit einem Haupt, aber zwei Gesichtern. Abgesehen von Erwähnungen in den [SD # 302] chaldäischen Fragmenten, sind diese Legenden in verschiedenen chinesischen Werken zu finden. Außer in dem bereits angeführten Werk – dem Shan Hai King, kompiliert von Kung Chia nach Gravuren auf neun von Kaiser Yu 2.255 v. Chr. gefertigten Urnen, tauchen sie in einem anderen Werk namens „Bambusbücher“ und in einem dritten „Rh Ya“ genannten auf – dessen Verfasser laut Ch. Gould in seinen „Mythical Monsters“ „nach der Überlieferung von Zhou Kung, Oheim von Wu Wang, erstem Kaiser der Zhou-Dynastie, 1.122 v. Chr. initiiert wurde“. Die Bambusbücher enthalten die alten Annalen Chinas, die 279 n. Chr. bei der Öffnung des Grabes von König Seang von Wei gefunden wurden, der 295 v. Chr. starb. Diese beiden Werke erwähnen Menschen mit zwei Gesichtern auf einem Haupt – eines vorn und eines hinten (S. 27).
Das „Dritte Auge“ ist unauflöslich mit Karma verbunden, das sollten Schüler des Okkultismus wissen. Der Lehrsatz ist so geheimnisvoll, dass nur sehr wenige von ihm gehört haben.
Das „Shiva-Auge“ verkümmerte vor dem Ende der vierten Rasse nicht gänzlich. Als die Spiritualität und alle göttlichen Kräfte und Eigenschaften des Deva-Menschen der dritten zu Bediensteten der neu erweckten physiologischen und psychischen Leidenschaften des physischen Menschen gemacht worden waren, anstatt umgekehrt, verlor das Auge seine Kräfte. Aber so war das Gesetz der Evolution, und streng genommen handelte es sich dabei um keinen Fall. Die Sünde lag nicht in der Benutzung der neu entwickelten Kräfte, sondern in deren Missbrauch; darin, dass aus dem Tabernakel, das einen Gott zu enthalten bestimmt war, der Tempel jeglicher spiritueller Lasterhaftigkeit gemacht wurde. Wenn wir von „Sünde“ sprechen, so geschieht das nur, damit jeder unsere Absicht verstehe, denn Karma367 wäre der korrektere in diesem Fall zu benutzende Ausdruck; ferner wird der Leser, der sich durch den Gebrauch des Ausdrucks „spiritueller“ anstelle von „physischer“ Lasterhaftigkeit verwirrt fühlen sollte, an die Tatsache erinnert, dass es keine physische Lasterhaftigkeit geben kann. Der Körper ist nur das unverantwortliche Organ, das Werkzeug des psychischen, wenn nicht des „geistigen Menschen“. Im Fall der Atlantier war es gerade das spirituelle Wesen, das sündigte, denn in jenen Tagen war das spirituelle Element noch das „Meister“-Prinzip im Menschen. Somit wurde in jenen Tagen von unseren Monaden das schwerste Karma der fünften Rasse geschaffen.
Da dieser Satz sich wieder als verwirrend erweisen kann, sollte er besser zum Nutzen des mit den theosophischen Lehren nicht vertrauten Lesers erklärt werden.
Fragen in Bezug auf Karma und Wiedergeburten werden ständig gestellt, und über den Gegenstand scheint große Verwirrung zu herrschen. Die im christlichen Glauben geboren und aufgewachsen und in der Idee geschult worden sind, [SD # 303] Gott erschaffe für jedes neugeborene Kind eine neue Seele, zählen zu den am stärksten Verwirrten. Sie fragen, ob die Anzahl der sich auf der Erde inkarnierenden Monaden begrenzt ist, was bejaht wird. Denn so unzählig in unseren Vorstellungen die Zahl der inkarnierenden Monaden auch sein mag – selbst wenn wir berücksichtigen, dass seit der zweiten Rasse, als ihre jeweiligen sieben Gruppen mit Körpern ausgestattet wurden, in den bereits vergangenen Äonen in jeder Sekunde mehrere Geburten und Todesfälle veranschlagt werden können –, muss es dennoch eine Grenze geben. Es wurde gesagt, dass Karma-Nemesis, deren Leibeigene die Natur ist, alles auf die harmonischste Art anordnete, und dass daher das frische Einströmen oder die Ankunft neuer Monaden versiegte, sobald die Menschheit ihre volle physische Entwicklung erreicht hatte. Seit dem Mittelpunkt der Atlantier inkarnierten sich keine neuen Monaden mehr. Erinnern wir uns also daran, dass mit Ausnahme von kleinen Kindern und Individuen, deren Leben durch irgendeinen Unfall gewaltsam abgebrochen wurde, sich keine spirituelle Wesenheit reinkarnieren kann, bevor ein viele Jahrhunderte umfassender Zeitraum vergangen ist, und solche Lücken allein müssen zeigen, dass die Anzahl der Monaden notwendigerweise endlich und limitiert ist. Darüber hinaus muss den anderen Tieren eine vernünftige Zeit für ihren Evolutionsfortschritt eingeräumt werden.
Daher die Behauptung, dass viele von uns jetzt die Wirkungen der schlimmen karmischen Ursachen abarbeiten, die von uns in atlantischen Körpern gelegt wurden. Das Karma-Gesetz ist unentwirrbar mit dem der Reinkarnation verwoben.
Ausschließlich das Wissen von den beständigen Wiedergeburten ein- und derselben Individualität durch den gesamten Lebenszyklus hindurch; und die Überzeugung, dass dieselben Monaden – unter ihnen viele Dhyan Chohans oder die „Götter“ selbst – den „Kreislauf der Notwendigkeit“ durchlaufen müssen und durch eine solche Wiedergeburt für die in einem früheren Leben erduldeten oder begangenen Verbrechen belohnt oder bestraft werden; ferner, dass eben jene Monaden, die in die leeren, vernunftlosen Schalen oder Astralgestalten der ersten von den Pitris emanierten Rasse eintraten, auch heute unter uns sind – ja, dass es sich dabei vielleicht um uns selbst handelt; nur diese Lehre, sagen wir, kann uns das mysteriöse Problem von Gut und Böse erklären und den Menschen mit der schrecklichen, scheinbaren Ungerechtigkeit des Lebens versöhnen. Nur eine solche Gewissheit kann unseren empörten Gerechtigkeitssinn beruhigen. Wenn jemand mit der edlen Lehre nicht vertraut ist und sich umsieht, und er erkennt die Ungleichheit von Geburt und Schicksal, von Intellekt und Fähigkeiten; wenn man sieht, wie Dummköpfen und Verschwendern Ehre erwiesen wird, auf die das Glück durch das bloße Privileg ihrer Geburt seine Gunst gehäuft hat, und deren nächster Nachbar mit all seinem Intellekt und seinen edlen Tugenden – die in jeder Hinsicht viel verdienter sind – an Entbehrung und fehlender Sympathie zugrunde geht; wenn jemand all das sieht und sich abwenden muss, ohne das unverdiente Leiden lindern zu können, wenn seine Ohren klingen und sein Herz blutet von den [SD # 304] Schmerzensschreien um ihn herum – dann bewahrt ihn allein jenes gesegnete Wissen über Karma davor, das Leben und die Menschen sowie ihren vermuteten Schöpfer zu verfluchen.368
Von all den schrecklichen Lästerungen und Anschuldigungen, die praktisch von den Monotheisten auf ihren Gott geschleudert werden, ist keine größer und unverzeihlicher als die (fast immer) falsche Demut, die den eingebildeten „frommen“ Christen in Verbindung mit jedem Übel und jedem unverdienten Schlag behaupten lässt, „das ist der Wille Gottes.“
Tölpel und Heuchler! Lästerer und gottlose Pharisäer, die von der unendlichen, huldvollen Liebe und Sorge ihres Gottes und Schöpfers für den hilflosen Menschen sprechen und im selben Atemzug von jenem Gott, der die Guten, die Allerbesten seiner Geschöpfe züchtigt und sie wie ein unersättlicher Moloch verbluten lässt! Sollen Congreves Worte uns darauf eine Antwort sein? –
„Wer wagt es, die Ewige Gerechtigkeit zu tadeln?“ Logik und einfacher, gesunder Menschenverstand, antworten wir: Wenn wir aufgefordert werden, an eine „Erbsünde“ zu glauben in nur einem Leben auf dieser Erde für jede Seele, und an eine anthropomorphische Gottheit, die einige Menschen nur dazu erschaffen zu haben scheint für das Vergnügen, sie in das ewige Höllenfeuer zu verdammen (und das einerlei ob sie gut oder böse sind, sagt der Anhänger der Vorbestimmungslehre),369 warum sollte nicht jeder von uns, der mit der Kraft der Vernunft begabt ist, seinerseits eine solch abscheuliche Gottheit verdammen? Das Leben wäre unerträglich, müsste man an den von der unreinen Fantasie des Menschen erschaffenen Gott glauben. Glücklicherweise existiert er lediglich in menschlichen Dogmen und in der ungesunden Einbildungskraft einiger Dichter, die das Problem gelöst zu haben glauben, wenn sie ihn anrufen als:
„Du große mysteriöse Macht, der Du einbezogen hast
Den Stolz der menschlichen Weisheit, zu verwirren
Das kühne Forschen und den Glauben zu prüfen
Deiner anmaßenden Geschöpfe ! . . . .”
Es ist wahrhaftig ein robuster „Glaube“ erforderlich, um zu glauben, dass es „Anmaßung“ ist, jemandes Gerechtigkeit in Frage zu stellen, der den hilflosen Menschen lediglich dazu erschafft, um ihn zu „verwirren“ und seinen Glauben zu prüfen, mit dem zu begaben ihn jene „Macht“ außerdem vergessen haben könnte, wenn sie es nicht gar unterlassen hat, wie es manchmal scheint.
Man vergleiche dieses blinde Glaubensbekenntnis mit dem philosophischen Glauben an Karma-Nemesis oder das Gesetz der Vergeltung, welches auf jedem vernünftigen Beweis und jeder Lebenserfahrung beruht. Dieses Gesetz – sei es bewusst oder [SD # 305] unbewusst – prädestiniert nichts und niemanden. Es existiert von und in Ewigkeit, wahrhaftig, denn es selbst ist Ewigkeit; und als solches, da keine Tätigkeit der Ewigkeit gleich sein kann, kann man von ihm nicht behaupten, es sei tätig, denn es selbst ist Tätigkeit. Es ist nicht die Welle, die einen Menschen ertränkt, sondern die persönliche Handlung des Unglücklichen, der vorsätzlich hingeht und sich der unpersönlichen Wirkung der Gesetze unterwirft, welche die Bewegung des Ozeans beherrschen. Karma erschafft nichts, noch gestaltet es etwas. Es ist der Mensch, der plant und Ursachen schafft, und das karmische Gesetz gleicht die Wirkungen aus. Dieser Ausgleich ist keine Tätigkeit, sondern universale Harmonie, die immer ihre ursprüngliche Lage wieder einzunehmen anstrebt, wie ein Ast, der, wenn er zu stark nach unten gebogen wird, mit entsprechender Kraft zurückfedert. Wenn er dabei eventuell jenen Arm ausrenkt, der versucht hat, ihn aus seiner natürlichen Form heraus zu verbiegen, sollen wir da sagen, dass es der Ast war, der unseren Arm gebrochen hat oder dass wir uns durch unsere eigene Torheit selbst Schaden zugefügt haben? Karma trachtet niemals danach, intellektuelle und individuelle Freiheiten zu zerstören, wie der von den Monotheisten erfundene Gott. Es hat seine Beschlüsse nicht absichtlich in Dunkel gehüllt, um den Menschen zu verwirren; noch wird es jenen strafen, der sein Mysterium zu erforschen wagt. Im Gegenteil, wer durch Studium und Meditation seine verschlungenen Pfade enthüllt und Licht auf die dunklen Wege wirft, in deren Windungen so viele Menschen wegen ihrer Unkenntnis des Lebenslabyrinths zugrunde gehen, wirkt zum Besten seiner Mitmenschen. Karma ist ein absolutes und ewiges Gesetz in der Welt der Manifestation; und da es nur ein Absolutes geben kann, als Eine ewige, immer gegenwärtige Ursache, können an Karma Glaubende nicht als Atheisten oder Materialisten betrachtet werden – noch weniger als Fatalisten:370 [SD # 306] Denn Karma ist in seinen Wirkungen in der Erscheinungswelt eins mit dem Unerkennbaren, von dem es ein Aspekt ist.
Das Gesetz der Wiedergeburt oder der Reinkarnation derselben spirituellen Individualität in einer langen, nahezu grenzenlosen Reihe von Persönlichkeiten ist dann also eng oder vielmehr unauflöslich mit Karma verbunden. Letztere gleichen unterschiedlichen, vom selben Schauspieler in verschiedenen Kostümen dargestellten Rollen, der sich einige Stunden lang mit jeder einzelnen von ihnen identifiziert und vom Publikum mit ihr identifiziert wird. Der diese Rollen personifizierende innere oder wirkliche Mensch weiß immer, dass er lediglich für die kurze Dauer von ein paar Akten Hamlet ist, welche auf der Ebene der menschlichen Illusion aber das gesamte Leben Hamlets darstellen. Er weiß auch, dass er am vorangegangenen Abend König Lear war, der sich wiederum aus dem Othello eines noch früheren Abends verwandelte; doch der äußere, sichtbare Charakter weiß nichts von dieser Tatsache. Im tatsächlichen Leben ist diese Unkenntnis unglücklicherweise nur allzu real. Nichtsdestoweniger ist die dauerhafte Individualität sich dessen voll bewusst, aber infolge der Verkümmerung des „spirituellen“ Auges im physischen Körper kann sich dieses Wissen dem Bewusstsein der unechten Persönlichkeit nicht einprägen.
Die Menschen der dritten Wurzelrasse erfreuten sich bis nahezu zum Mittelpunkt der dritten Unterrasse der vierten Wurzelrasse eines physischen dritten Auges; dann zog es sich durch die Verfestigung und Vervollkommnung der menschlichen Gestalt von der äußeren menschlichen Anatomie zurück. Wie auch immer, psychisch und spirituell hielten seine mentalen und visuellen Wahrnehmungen jedoch annähernd bis zum Ende der vierten Rasse an, wo seine Funktionen infolge der Materialität und des verkommenen Zustands der Menschheit vor dem Untergang des Großteils des atlantischen Kontinents vollständig ausstarben. Nun können wir zu den Sintfluten und ihren vielen „Noahs“ zurückkehren.
Der Schüler muss sich vor Augen halten, dass es viele Sintfluten wie die in der Genesis erwähnte gab, und drei bei Weitem bedeutendere, welche in dem Abschnitt über die prähistorischen Kontinente erwähnt und beschrieben werden. Um jedoch falsche Vermutungen zu vermeiden in Bezug auf die Behauptung, die esoterische Lehre enthalte viele der Legenden der Schriften der Hindus; und weiter, dass die Chronologie der Letzteren nahezu mit jener der Ersteren übereinstimme – lediglich erklärt und verdeutlicht; und ferner, dass schließlich der Glaube bestehe, dass „Vaivasvata Manu“ – in der Tat ein generischer Ausdruck! – der Noah der Arier und der Prototyp gewesen sei, all das, das auch zu den Überzeugungen der Okkultisten gehört, macht eine weitere Erklärung an dieser Stelle notwendig (vide Teil III, „Untergegangene Kontinente“).
Die urzeitlichen Manus der Menschheit
[SD # 307] Wer sich dessen bewusst ist, dass die mit dem Untergang eines ganzen Kontinents – mit Ausnahme dessen, was zu einigen wenigen Inseln wurde – endende „große Flut“ vor nicht mehr als 18.000.000 Jahren stattgefunden haben kann; und dass Vaivasvata Manu der mit dem Matsya- (oder Fisch-) Avatara Vishnus verbundene indische Noah ist – mag angesichts dieser Diskrepanz zwischen den angegebenen Fakten und der zuvor gegebenen Chronologie verwirrt sein. Doch ein solcher Widerspruch existiert in Wirklichkeit gar nicht. Der Leser wird ersucht, den Artikel über „Das siebenfältige Prinzip in der Esoterik“ im Theosophist vom Juli 1883 zu studieren, das wird die ganze Frage klären. In der dort gegebenen Erklärung unterscheiden sich, wie ich glaube, die Okkultisten von den Brahmanen.
Für diejenigen, die diese Ausgabe des „Theosophist“ nicht zur Hand haben, werden nun ein oder zwei Zitate daraus angeführt:
„Wer war Manu, der Sohn Svayambhuvas? Die Geheimlehre sagt uns, dieser Manu sei kein Mensch gewesen, sondern er repräsentierte die ersten Menschenrassen, die mit Hilfe der Dhyan Chohans (Devas) am Beginn der ersten Runde evolviert wurden. Aber in seinen Gesetzen („Buch I“, 80) wird uns mitgeteilt, es gebe vierzehn Manus in jedem Kalpa – oder Zeitraum von Schöpfung zu Schöpfung (sprich, der Zeitraum zwischen einem kleineren ‘Pralaya’ und dem nächsten)371 – und dass im gegenwärtigen göttlichen Zeitalter bislang sieben Manus vergingen. Diejenigen, die wissen, dass es sieben Runden gibt, von denen wir drei bereits durchlaufen haben und uns jetzt in der vierten befinden; [SD # 308] und denen gelehrt wurde, dass es sieben Morgen- und sieben Abenddämmerungen gibt oder vierzehn Manvantaras; ferner, dass es am Beginn und am Ende einer jeden Runde auf und zwischen den Planeten ein Erwachen zum illusiven Leben und ein „Erwachen zum wirklichen Leben“ gibt; und weiter, dass es Wurzel-Manus gibt und das, was wir plump mit Samen-Manus übersetzen müssen – die Samen für die menschlichen Rassen der bevorstehenden Runde (oder die Sishtas – die überlebenden Tauglichsten372; ein Mysterium, das nur jenen enthüllt wird, die in den dritten Grad initiiert wurden) – jene, die all das gelernt haben, werden besser vorbereitet sein, die Bedeutung des Folgenden zu verstehen. In den heiligen Schriften der Hindus wird uns gesagt, dass der erste Manu sechs weitere Manus hervorbrachte (sieben ursprüngliche Manus insgesamt), und diese brachten ihrerseits ein jeder sieben weitere Manus hervor373 („Bhrigu“, I, 61-63) – die Hervorbringung Letzterer findet sich als die 7 x 7 in den okkulten Abhandlungen wieder. Somit wird klar, dass Manu – der letzte, der Urahn unserer Menschheit der vierte Runde – der siebte sein muss, nachdem wir uns in unserer vierten Runde befinden374 und es einen Wurzel-Manu auf Globus A und einen Samen-Manu auf Globus G gibt. So wie jede planetarische Runde mit der Erscheinung eines ‘Wurzel-Manus’ (Dhyan Chohans) beginnt und mit einem ‘Samen-Manu’ schließt, erscheinen ein Wurzel- und ein Samen-Manu am Beginn und am Ende der menschlichen Periode jedes beliebigen bestimmten Planeten.375 Aus vorstehender Bemerkung wird leicht ersichtlich, dass eine Manu-antarische Periode, wie der Ausdruck impliziert, die Zeit zwischen dem [SD # 309] Auftreten zweier Manus oder Dhyan Chohans bedeutet; und daher ist die Dauer der sieben Rassen auf jedem beliebigen Planeten ein kleineres Manvantara. Und ein größeres Manvantara bezeichnet die Periode einer menschlichen Runde entlang der Planetenkette. Außerdem, da gesagt wird, dass jeder der sieben Manus 7 x 7 Manus erschafft, und dass es in jeder Runde auf den sieben Planeten 49 Wurzelrassen gibt, hat also jede Wurzelrasse ihren Manu. Der gegenwärtige siebte Manu wird ‘Vaivasvata’ genannt. Er steht in den exoterischen Texten für jenen Manu, der in Indien den babylonischen Xisuthrus und den jüdischen Noah repräsentiert. Aber in den esoterischen Büchern wird uns gesagt, dass Manu Vaivasvata, der Vorfahr unserer fünften Rasse – der sie aus der Flut rettete, welche die vierte (atlantische) nahezu vernichtete – nicht der siebte Manu ist, der im Namensverzeichnis der Wurzel- oder ursprünglichen Manus erwähnt wird, sondern er ist einer der 49 Manus, die aus diesem Wurzel-Manu emanierten.
„Für ein klareres Verständnis geben wir hier die Namen der 14 Manus in ihrer entsprechenden Reihenfolge und in ihrer Beziehung zu der jeweiligen Runde:
„Vaivasvata ist somit, obwohl er in der angegebenen Reihenfolge an siebter Stelle steht, der ursprüngliche Wurzel-Manu unserer vierten menschlichen Woge (der Leser muss sich immer vor Augen halten, dass der Manu kein Mensch, sondern eine kollektive Menschheit ist), während unser Vaivasvata lediglich einer der sieben kleineren Manus war, die den sieben Rassen unseres Planeten vorstehen sollen. Jeder von ihnen wird Zeuge einer der periodischen und immer wiederkehrenden Kataklysmen (durch Feuer und Wasser), die den Zyklus einer jeden Wurzelrasse abschließen. Und dieser Vaivasvata – die hinduistische ideale Verkörperung, jeweils mit Namen Xisuthrus, Deukalion, Noah und anderen – ist der allegorische Mensch. Letzterer errettete unsere Rasse, als nahezu die gesamte Bevölkerung einer Halbkugel durch Wasser zugrunde ging, während die andere Halbkugel aus ihrer zeitweisen Verdunkelung erwachte.“376
[SD # 310] Somit ist gezeigt, dass kein wirklicher Widerspruch darin besteht, die Zeit vor etwa 18.000.000 Jahren, als der physische oder wahrhaft menschliche Mensch zum ersten Mal in seiner vierten Runde auf dieser Erde erschien, als Vaivasvata-Manvantara (Manu-antara, wörtlich „zwischen zwei Manus“) zu bezeichnen; und von den anderen Vaivasvatas, d. h. dem Manu der großen kosmischen oder siderischen Flut (ein Mysterium) oder wieder dem Manu Vaivasvata des versunkenen Atlantis, als der rassische Vaivasvata die Auserwählten der Menschheit, die fünfte Rasse, vor ihrer vollständigen Vernichtung bewahrte. Da die verschiedenen (und ganz unterschiedlichen) Ereignisse im Vishnu- und anderen Puranas absichtlich in eine Erzählung verschmolzen sind, mag noch immer ein großes Maß an Verwirrung im Denken des profanen Lesers übrig bleiben. Daher müssen uns, weil eine beständige Aufklärung notwendig ist, unvermeidliche Wiederholungen vergeben werden. Die die wirklichen Mysterien der Esoterischen Philosophie verbergenden Blenden sind groß und verwirrend, und selbst jetzt kann das letzte Wort nicht gegeben werden. Der Schleier mag jedoch ein wenig mehr gelüftet und einige bislang verweigerte Erklärungen mögen jetzt dem ernsten Schüler angeboten werden.
Colonel Vans Kennedy, wenn wir uns nicht irren, bemerkt: „Das erste Prinzip in der hinduistischen Religionsphilosophie ist die Einheit in der Verschiedenheit“. Wenn alle Manus und Rishis mit einem einzigen Gattungsnamen benannt werden, so geschieht das infolge der Tatsache, dass sie einer und alle die manifestierten Energien ein und desselben Logos sind, sowohl die himmlischen als auch die irdischen Boten und Permutationen jenes sich immer in einem Zustand der Aktivität befindenden Prinzips; während der Periode der kosmischen Evolution bewusst (von unserem Gesichtspunkt aus), während der kosmischen Ruhe unbewusst, denn der Logos schläft im Schoß von Jenem, das „nicht schläft“ noch jemals wach ist, denn es ist Sat oder Sein-heit und nicht ein Wesen. Aus ihm geht der große, unsichtbare Logos hervor, der alle anderen Logoi evolviert; der ursprüngliche Manu, welcher den anderen Manus ihr Dasein schenkt, die kollektiv das Universum emanieren und alles, was darin ist und in ihrem Aggregat den manifestierten Logos repräsentieren.377 Daher lernen wir in den „Kommentaren“: Während kein Dhyan Chohan, nicht einmal der höchste, „den Zustand der vorangegangenen kosmischen Evolution“ vollständig erfassen kann, „behalten die Manus eine Kenntnis ihrer Erfahrungen in allen kosmischen Evolutionen für die Ewigkeit“. Das ist sehr klar: Der erste Manu wird Svayambhuva genannt, der [SD # 311] „Selbstmanifestierte“, der Sohn des unmanifestierten Vaters. Die Manus sind die Schöpfer der Schöpfer unserer ersten Rasse – der Geist der Menschheit – was die sieben Manus nicht daran hindert, die ersten „präadamischen“ Menschen auf der Erde gewesen zu sein.
Manu erklärt sich selbst als von Viraj378 oder Vaishvanara (dem Geist der Menschheit)379 erschaffen, was bedeutet, dass seine Monade am Beginn jeder neuer kosmischen Aktivitätsphase aus dem niemals ruhenden Prinzip emaniert: aus jenem Logos oder jener Universalmonade (kollektiv Elohim), die aus ihrem Inneren heraus all jene kosmischen Monaden ausstrahlt, welche zu den Aktivitätszentren werden – zu den Ahnen sowohl der zahllosen Sonnensysteme als auch der noch undifferenzierten menschlichen Monaden der Planetenketten sowie jedes anderen Wesens darauf auch. Jede einzelne kosmische Monade ist „Svayambhuva“, das Selbst-Geborene, und wird zu einem Kraftzentrum, aus dessen Innerem eine Planetenkette hervorgeht (von welchen es in unserem System sieben gibt) und dessen Ausstrahlungen wiederum zu ebenso vielen Manu Svayambhuvas (ein Gattungsname, mysteriös und weit mehr bedeutend, als es den Anschein hat) werden, von denen ein jeder Einzelne, als eine Schar, der Schöpfer seiner eigenen Menschheit wird (siehe „Manus und Manvantaras von einem westlichen Mystiker und Mathematiker erklärt“).
Was die Frage nach den vier verschiedenen Rassen der Menschheit anbelangt, die unserer fünften Rasse vorangegangen sind, gibt es nichts Mystisches an der Angelegenheit mit Ausnahme der ätherischen Körper der ersten Rassen; und das ist Gegenstand legendenhafter, nichtsdestoweniger aber sehr richtiger Historie. Die Legende ist universal. Wenn es den westlichen Gelehrten beliebt, lediglich einen Mythos darin zu sehen, macht das nicht den geringsten Unterschied. Die Mexikaner hatten und haben noch die Tradition von der vierfachen Zerstörung der Welt durch Feuer und Wasser, geradeso wie die Ägypter sie besaßen und die Hindus bis heute.
In dem Versuch, die von den Chinesen, Chaldäern, Ägyptern, Indern und Griechen im fernen Altertum bewahrte Sagenwelt zu erklären, ohne auf irgendwelche sicheren Spuren einer über 5.000 Jahre alten Zivilisation zurückgreifen zu können, bemerkt der Verfasser der „Mythical Monsters“, dass wir nicht überrascht sein dürfen, wenn wir die von einem Volk vor zehn-, fünfzehn- oder zwanzigtausend Jahren hinterlassenen Spuren nicht sofort entdecken. Bei einer schnell vergänglichen Architektur (wie in China) könnten die Gebiete selbst großer Städte innerhalb einiger tausend Jahre durch den natürlichen Verfall völlig in Vergessenheit geraten sein . . . und um wie viel mehr . . . wenn . . . kleinere Umwälzungen dazwischen auftraten wie örtliche Überschwemmungen, Erdbeben, Ablagerungen von vulkanischen Aschen, die Ausbreitung von Sandwüsten, Zerstörung des Lebens durch [SD # 312] tödliche Seuchen, durch Miasma oder durch ausströmende schwefelhaltige Dämpfe.“ („Mythical Monsters“, von Ch. Gould, S. 134)
Wie viele derartige Umwälzungen das gesamte Antlitz der Erde verändert haben mögen, kann aus der folgenden Stanze geschlossen werden:
„Während der ersten sieben Crore (70.000.000 Jahre) des Kalpas sind die Erde und ihre beiden Reiche (das mineralische und das pflanzliche), von denen das eine seinen siebten Kreis bereits erreicht hat, das andere kaum im Entstehen begriffen ist, leuchtend und halb ätherisch, kalt, leblos und durchsichtig. Im elften Crore380 wird die Mutter (Erde) undurchsichtig, und im vierzehnten381 ist die Zeit ihrer quälenden Pubertät. Diese Krämpfe der Natur (geologische Veränderungen) dauern bis zu ihrem zwanzigsten Crore ununterbrochen fort, wonach sie periodisch werden mit langen Zwischenräumen.“
Die letzte Veränderung fand vor nahezu zwölf Crore (120.000.000 Jahre) statt. Doch schon lange vorher war das Angesicht der Erde mit allem darauf kühl, hart und beständig geworden. (Kommentar, xxii)
Wenn wir den esoterischen Lehren glauben sollen, gab es also in den letzten 120 Millionen Jahren keine universalen geologischen Störungen und Veränderungen. Doch auch schon vor dieser Zeit war die Erde bereit, ihren Menschenstamm zu empfangen. Wie bereits festgestellt, trat er jedoch erst vor ungefähr 18.000.000 Jahren physisch voll entwickelt auf, nachdem der erste große Versuch der Natur gescheitert war, allein und ohne die Hilfe der göttlichen „Bildner“ Wesen zu erschaffen und daraufhin die schrittweise Entwicklung der ersten drei Rassen folgte (siehe weiter oben Stanzen III und folgende). Die tatsächliche Dauer der ersten zweieinhalb Rassen wird allen vorenthalten, mit Ausnahme der höheren Initiierten. Die Geschichte der Rassen beginnt mit der Trennung der Geschlechter, nachdem die vorangegangene eierlegende androgyne Rasse rasch verschwand und die folgenden Unterrassen der [SD # 313] dritten Wurzelrasse physiologisch als vollkommen neue Rasse erschienen. Diese „Zerstörung“ ist es, die allegorisch die große „Vaivasvata-Manu-Sintflut“ darstellt, welche in der Überlieferung Vaivaisvata Manu (oder die „Menschheit“) in der rettenden Arche allein auf der Erde zurückbleiben lässt, die von Vishnu in der Gestalt eines monströsen Fisches geschleppt wird, und die sieben Rishis „mit ihm“. Die Allegorie ist sehr deutlich:
In der Symbolik aller Nationen steht die „Flut“ für die chaotische ungeordnete Materie – das Chaos selbst; und das Wasser für das weibliche Prinzip – die „große Tiefe“. Wie das griechische Wörterbuch von Parkhurst es wiedergibt: „᾽Αρχὴ (Arche) entspricht dem hebräischen Rasit oder der Weisheit . . . . und (gleichzeitig) dem Emblem der weiblichen Zeugungskraft, der Arg oder Arca, in welcher der Keim der Natur (und der Menschheit) in der nach jedem Welten- (oder Rassen-) Zyklus stattfindenden Übergangszeit schwimmt oder über dem großen Abgrund der Wasser brütet.“ Arche ist auch der mystische Name des über dem Chaos brütenden göttlichen Geistes des Lebens. Nun ist Vishnu als abstraktes Prinzip der göttliche Geist und auch als Erhalter oder Erzeuger, oder als Lebensspender – die dritte Person der Trimurti (zusammengesetzt aus Brahmâ, dem Schöpfer, Shiva, dem Zerstörer, und Vishnu, dem Erhalter). Vishnu wird in der Allegorie in Form eines Fisches dargestellt, der Vaivasvata Manus Arche geschickt über die Wasser der Flut führt. Es ist unnötig, sich weitläufig über die esoterische Bedeutung des Wortes Fisch auszulassen (siehe Payne Knight, Inman, Gerald Massey etc.). Seine theologische Bedeutung ist phallisch, aber die metaphysische göttlich. Jesus wurde der „Fisch“ genannt, wie auch Vishnu und Bacchus. ΙΗΣ, der „Heiland“ der Menschheit, ist nichts als das Monogramm des Gottes Bacchus, der auch ΙΧϴΥΣ hieß, der Fisch.382 Ferner symbolisierten die sieben Rishis in der Arche die sieben Prinzipien, die im Menschen erst dann vollständig waren, als er sich getrennt hatte und zu einem menschlichen Geschöpf und deshalb nicht mehr göttlichen Wesen geworden war (weitere Einzelheiten siehe „Der siebte Manu“).
Wir kennen auch nicht viele Einzelheiten über den Untergang des von der zweiten Wurzelrasse bewohnten Kontinents. Die Geschichte des dritten, „Lemurien“, wurde erzählt, genau wie die von Atlantis. Die anderen jedoch werden nur andeutungsweise erwähnt. Lemurien soll ungefähr 700.000 Jahre vor Beginn des heute als Tertiär bezeichneten Zeitalters (das Eozän) zugrunde gegangen sein,383 und aus dieser Flut – diesmal eine tatsächliche, geologische Flut – rettete Vaivasvata Manu die Menschheit ebenfalls (allegorisch ist es die Menschheit oder ein Teil derselben, die vierte Rasse, welche gerettet wurde); geradeso wie er die fünfte Rasse während der Vernichtung der letzten Atlantier rettete, [SD # 314] deren Überreste vor 850.000 Jahren verschwanden,384 danach gab es bis zum heutigen Tag keinen weiteren großen Untergang mehr bis zu den Tagen von Platons Atlantis oder Poseidonis, was den Ägyptern nur deshalb bekannt war, weil sich dies in verhältnismäßig neuer Zeit ereignete.
Der Untergang des großen Atlantis ist der interessanteste. Das ist die Umwälzung, von der die alten Berichte (siehe das „Buch Enoch“) behaupten, „die Enden der Erde seien gelockert worden“, und auf der die Legenden und Allegorien über Vaivasvata, Xisuthrus, Noah, Deukalion und alle anderen zur Rettung Auserwählten gründen. Diese Überlieferung berücksichtigt den Unterschied zwischen siderischen und geologischen Ereignissen nicht und nennt beide unterschiedslos „Fluten“. Doch es gibt einen sehr großen Unterschied. Die das gewaltige Festland, von welchem Australien der größte Überrest ist, zerstörende Umwälzung war Folge einer Reihe von unterirdischen Erschütterungen und des Auseinanderbrechens des Meeresbodens. Die seinem Nachfolger – dem vierten Kontinent – ein Ende bereitende Umwälzung wurde von aufeinanderfolgenden Schwankungen der axialen Rotation verursacht. Sie begann während des frühesten Tertiärs und verwischte, lange Zeitalter fortdauernd, allmählich die letzten Spuren von Atlantis, mit Ausnahme vielleicht von Ceylon und einem kleinen Teil von dem, was jetzt Afrika ist. Sie veränderte das Antlitz des Globus, und in den Annalen der Geschichte blieb keine Erinnerung ihrer blühenden Festländer und Inseln, ihrer Zivilisationen und Wissenschaften übrig, ausgenommen in den heiligen Aufzeichnungen des Ostens.
Daher bestreitet die moderne Wissenschaft Atlantis und ihre Existenz. Sie bestreitet selbst jede gewaltsame Verschiebung der Erdachse und möchte die Veränderungen des Klimas anderen Ursachen zuschreiben. Doch diese Frage ist noch offen. Wenn Dr. Croll es so will, dass sämtliche derartigen Veränderungen als Auswirkungen der Nutation und der Präzession der Tagundnachtgleichen erklärt werden können, gibt es doch andere Wissenschaftler wie Sir Henry James („Athenæum“, 25. Aug. 1860), und Sir John Lubbock (ibid.), die eher zu der Vorstellung neigen, sie seien einer Lageveränderung der Rotationsachse zuzuschreiben. Dagegen stellt sich nun wieder die Mehrheit der Astronomen. Aber nun, was haben sie davor nicht alles bestritten, und was haben sie nicht geschmäht – nur um es später zu akzeptieren, sobald die Hypothese zur unabstreitbaren Tatsache wurde?
Inwieweit unsere Zahlen mit der modernen Wissenschaft übereinstimmen oder vielmehr nicht übereinstimmen, wird weiter unten in den Anhängen zu diesem Band zu sehen sein, wo die Geologie und Anthropologie unserer heutigen Zeit sorgfältig mit den Lehren der archaischen Wissenschaft verglichen werden. Auf jeden Fall scheint die von der Geheimlehre dem Untergang von Atlantis zugeschriebene Periode den Berechnungen der [SD # 315] modernen Wissenschaft nicht stark zu widersprechen, die Atlantis allerdings „Lemurien“ nennt, wann immer sie einen solchen untergegangenen Kontinent akzeptiert. In Bezug auf die vormenschliche Zeit ist alles, was gegenwärtig gesagt werden kann, dass die Erde selbst vor dem Erscheinen der „vernunftlosen“ ersten Rasse nicht unbewohnt war. Man kann noch mehr sagen: Das, was die Wissenschaft – die lediglich den physischen Menschen anerkennt – mit Recht als die vormenschliche Zeit betrachtet, kann sich von der ersten Rasse bis zur ersten Hälfte der atlantischen Rasse erstreckt haben, da der Mensch erst dann zu dem „vollständigen organischen Wesen wurde, das er heute ist“. Das würde bedeuten, der adamische Mensch wäre höchstens ein paar Millionen Jahre alt.385
Der Verfasser der „Qabbalah“ bemerkt richtig, dass „der Mensch heutzutage als Individuum lediglich eine Verkettung der Sein-heit seines vorangegangenen menschlichen Lebens“ oder vielmehr dieser Leben ist. „Laut der Kabbala kamen die in Adam (Rishoun) enthaltenen Seelenfunken in drei seinen Söhnen entsprechenden Hauptklassen, nämlich ‘Hesed, Habel, Ge’bur-ah, Qai-yin und Ra’h-min Seth. Diese drei wurden in 70 Arten geteilt, genannt die Hauptwurzeln des Menschengeschlechts.“ (S. 422)
„Rabbi Yehudah sagte: ‘Wie viele Gewänder (des unkörperlichen Menschen) sind die, die gekrönt sind (von dem Tag, da der Mensch ‘geschaffen’ war)?’ Rabbi Eleazar antwortete: ‘Die Berge der Welt (die großen Menschen der Generation) diskutieren darüber, aber es sind ihrer drei: eines, um in dieses Gewand den Rua’h-Geist zu kleiden, welcher in dem Garten (von Eden) auf Erden ist; eines, das kostbarer ist als alles, in das der Neshamah in dieses Bündel des Lebens zwischen den Engeln der Könige gekleidet ist . . . ; und ein äußeres Gewand, das existiert und nicht existiert, gesehen und nicht gesehen wird. In dieses Gewand ist die Nephesch gekleidet, und sie geht und fliegt darin hin und her in der Welt.“ („Zohar“, I, 119b, col. 475; „Qabbalah“, S. 412 f.)
Das bezieht sich auf die Rassen, (ihre „Gewänder“ oder Materialitätsabstufungen) und auf die drei Prinzipien des Menschen in ihren drei Vehikeln.
[SD # 316]
STANZE XI
Die Zivilisation und Vernichtung
der vierten und fünften Rasse
§§ (43) Die Lemuro-Atlantier bauen Städte und verbreiten die Zivilisation. Der beginnende Zustand des Anthropomorphismus. (44) Ihre Statuen, Zeugen der Größe der Lemuro-Atlantier. (45) Lemurien von Feuer zerstört, Atlantis von Wasser. Die Flut. (46) Die Vernichtung der vierten Rasse und der letzten vorsintflutlichen Tiermonster.
43. Sie (die Lemurier) erbauten riesige Städte. Aus seltenen Erden und Metallen erbauten sie sie und aus den ausgespieenen (Lava) Feuern, aus dem weißen Stein (Marmor) der Berge und aus dem schwarzen Stein (der unterirdischen Feuer) hieben sie ihre eigenen Ebenbilder, so groß wie sie selbst und nach ihrem Bildnis, und sie beteten sie an (a).
(a) An dieser Stelle müssen wir mit der voranschreitenden Geschichte der ersten beiden menschlichen Rassen – der letzten Rasse der Lemurier und der ersten der zukünftigen Atlantier – die beiden miteinander verbinden und sie eine Zeitlang gemeinsam betrachten.
Hier wird auch auf die göttlichen, den menschlichen Königen vorausgegangenen Dynastien Bezug genommen, wie die Ägypter, Chaldäer, Griechen etc. behaupteten; die Hindus glauben heute noch an sie, und in ihren heiligen Büchern werden sie aufgezählt. Darauf werden wir aber an anderer, entsprechender Stelle eingehen. Es bleibt zu zeigen, dass unsere heutigen Geologen jetzt gezwungen sind, die offensichtliche Existenz versunkener Kontinente einzuräumen. Doch ihre Existenz einzugestehen heißt nicht zuzugeben, dass sie in den frühen geologischen Perioden386 von Menschen bewohnt waren – [SD # 317] ja, von Menschen und zivilisierten Nationen, nicht bloß von paläolithischen Ureinwohnern, und sie bauten unter der Leitung ihrer göttlichen Herrscher große Städte, pflegten die Künste und Wissenschaften und waren mit der Astronomie, Architektur und Mathematik vollkommen vertraut. Die ursprüngliche Zivilisation folgte nicht unmittelbar auf ihre physiologische Umwandlung, wie man annehmen könnte. Zwischen der schließlichen Evolution und der ersten erbauten Stadt waren viele Hunderttausende von Jahren vergangen. In der sechsten Unterrasse finden wir die Lemurier ihre ersten Felsenstädte aus Stein und Lava erbauen.387 Eine dieser großen Städte von ursprünglicher Struktur wurde vollständig aus Lava erbaut, etwa dreißig Meilen westlich von der Stelle, wo sich jetzt der schmale Streifen unfruchtbaren Bodens der Osterinsel erstreckt, und wurde durch eine Reihe vulkanischer Ausbrüche vollständig zerstört. Die ältesten Überreste zyklopischer Bauten waren alle das Werk der letzten Unterrassen der Lemurier; und ein Okkultist ist daher nicht überrascht zu hören, dass die auf dem von Kapitän Cook Osterinsel getauften kleinen Stück Land gefundenen steinernen Überreste „den Mauern des Tempels von Pachacamac und den Ruinen von Tiahuanaco in Peru stark ähneln“ („The Countries of the World“, von Robert Brown, Bd. 4, S. 43), und dass auch sie im zyklopischen Stil erbaut wurden. Die ersten großen Städte wurden jedoch in jener Gegend des Festlandes gebaut, die heute als die Insel Madagaskar bekannt ist. Es gab in [SD # 318] jenen Tagen zivilisierte Menschen und Ureinwohner, damals wie heute. Die Evolution vollbrachte ihr Vervollkommnungswerk an den Ersteren, und Karma – sein Zerstörungswerk an den Letzteren. Die Australier und ihresgleichen sind die Nachfahren jener, die den von den „Flammen“ in sie gelegten Funken nicht belebten, sondern ihn durch viele Generationen der Rohheit verlöschten.388 Die arischen Nationen hingegen konnten ihre Abstammung über die Atlantier von den spirituelleren Rassen der Lemurier herleiten, in welchen sich die „Söhne der Weisheit“ persönlich inkarniert hatten.389
Mit der Ankunft der göttlichen Dynastien wurden die ersten Zivilisationen ins Leben gerufen. Während es ein Teil der Menschheit in einigen Gegenden der Erde vorzog, ein nomadisches und patriarchalisches Leben zu führen, und in anderen die Ureinwohner kaum lernten, ein Feuer zu entfachen und sich vor den Elementen zu schützen – erbauten seine von ihrem Karma begünstigteren und von der göttlichen Intelligenz durchdrungenen Brüder Städte und pflegten die Künste und Wissenschaften. [SD # 319] Nichtsdestoweniger erfreuten sich trotz aller Zivilisation ihre Hirtenbrüder ihres Geburtsrechtes auf die wunderbaren Kräfte, während die Erbauer selbst ihre Kräfte nur allmählich erlangen konnten; und selbst die so erreichten Kräfte nutzten sie für gewöhnlich zur Beherrschung der physischen Natur und zu selbstsüchtigen und unheiligen Zwecken. Die Zivilisation entwickelte schon immer das Körperliche und Intellektuelle auf Kosten des Psychischen und Spirituellen. Die Beherrschung und Lenkung der eigenen psychischen Natur, welche törichte Menschen jetzt mit dem Übernatürlichen in Verbindung bringen, war der frühzeitigen Menschheit eigen und angeboren und geschah beim Menschen so natürlich wie das Gehen und das Denken. „Es gibt nichts Derartiges wie Magie“, philosophiert „Sie“, wobei der Verfasser vergisst, dass „Magie“ in früherer Zeit noch die große Wissenschaft der Weisheit bedeutete und dass Ayesha unmöglich etwas darüber wissen konnte, wie sich das moderne Denken pervertierte – „obwohl so etwas wie eine Kenntnis der Geheimnisse der Natur existiert“ (S. 152). Sie wurden jedoch erst in unserer Rasse zu „Geheimnissen“, in der dritten war das alles allgemein bekannt.
Nach und nach verlor die Menschheit an Statur, denn noch vor dem wirklichen Aufkommen der vierten oder atlantischen Rasse war der Großteil der Menschheit der Bosheit und Sünde verfallen, ausgenommen allein die Hierarchie der „Auserwählten“, der Anhänger und Schüler der „Söhne von Wille und Yoga“ – später die „Söhne des Feuernebels“ genannt.
Dann kamen die Atlantier; die Riesen, deren körperliche Schönheit und Stärke in Übereinstimmung mit dem Evolutionsgesetz ihren Höhepunkt etwa in der Mitte ihrer vierten Unterrasse erreichten. Doch wie im Kommentar gesagt wird:
Die letzten Überlebenden des schönen Kindes von der Weißen Insel (ursprünglich die Sveta-Dvipa) waren vor Zeitaltern zugrunde gegangen. Ihre Auserwählten (von Lemurien) hatten Zuflucht gefunden auf der Heiligen Insel (jetzt dem „fabelhaften Shambhala in der Wüste Gobi), während einige ihrer verfluchten Rassen, die sich vom Hauptstamm getrennt hatten, jetzt in den Dickichten und unter der Erde („Höhlenmenschen“) lebten, als die goldgelbe Rasse (die vierte) ihrerseits „schwarz vor Sünde“ wurde. Die Erde hatte ihr Antlitz zum dritten Mal von Pol zu Pol verändert und war nicht länger bewohnt von den Söhnen Sveta-Dvipas, den Gesegneten, und Adbhitanya, Ost und West, der Erste, der Eine und Reine, war verdorben worden. . . . Die Halbgötter der dritten hatten den Halbdämonen der vierten Rasse Platz gemacht. Sveta-Dvipa, deren nördlicher Teil Toyambudhi nach der exoterischen Überlieferung von den sieben Kumaras (Sanaka, Sananda, Sanatana, Sanat-Kumara, Jata, Vodhu und Panchasikha) besucht worden war (siehe den Uttara Kanda aus dem Padma-Purana; „Asiatic Researches“, Bd. XI. S. 99); die Weiße Insel hatte ihr Antlitz verhüllt. Ihre Kinder lebten jetzt im schwarzen Land; dahin versetzten später Daityas aus der siebten Dvipa (Pushkara) und Rakshasas aus dem siebten [SD # 320] Klima die Sadhus und die Asketen des dritten Zeitalters, die „von anderen und höheren Regionen zu ihnen herabgestiegen waren“ . . . .
Es ist offensichtlich, dass sich die Puranas – buchstabengetreu gelesen – im Allgemeinen wie ein unsinniges Gewebe von Feenmärchen und sonst gar nichts lesen. Würde man die ersten drei Kapitel von Buch II (Bd. II) des Vishnu-Puranas lesen und die dort in der Erzählung von Priyavartas sieben Söhnen angeführte Geografie, Geodäsie und Ethnologie wörtlich nehmen, in welcher ihr Vater die sieben Dvipas (Kontinentalinseln) aufteilt; und dann weiterlesen, wie der älteste Sohn, Agnidhra, der König von Jambudvipa, das Land unter seinen neun Söhnen aufteilt; und wie danach Nabhi, sein Sohn, hundert Söhne hatte und diese Länder dann seinerseits an alle verteilt – er würde das Buch höchstwahrscheinlich fortwerfen und es für ein Sammelsurium von Unsinn halten. Doch der Schüler der Esoterik wird verstehen, dass dies die Absicht war, als die Puranas geschrieben wurden, ihre wahre Bedeutung war nur den initiierten Brahmanen klar, die diese Werke allegorisch verfassten und den Massen nicht die gesamte Wahrheit geben wollten. Den Orientalisten von Colonel Wilford bis Prof. Weber, die ein solches Chaos daraus anrichteten und das immer noch tun, wird er ferner erklären, dass die ersten drei Kapitel (siehe Wilsons Übersetzung des „Vishnu-Puranas“, Buch II ff.) folgende Dinge und Ereignisse absichtlich vermengen:
I. Die Reihenfolge der Kalpas oder Zeitalter (auch der Rassen) wurde niemals berücksichtigt; z. B. stehen in einem Kalpa vorgekommene Ereignisse mit solchen anderer Kalpas zusammen. Die chronologische Ordnung wird vollkommen ignoriert. Das zeigt sich bei verschiedenen Sanskritkommentatoren, sie erklären die Nichtvereinbarkeit von Ereignissen und Berechnungen und behaupten: „So oft in den verschiedenen Puranas irgendwelche Widersprüche auftreten, werden sie . . . den verschiedenen Kalpas und dergleichen zugeschrieben.“ (Vishnu- und Bhagavata-Purana)
II. Die unterschiedlichen Bedeutungen der Worte „Manvantara“ und „Kalpa“ oder Zeitalter werden vorenthalten, lediglich der allgemeine Sinn wird angegeben.
III. In der Genealogie und Geografie der Könige und ihrer Varshas (Länder) und Dvipas werden sämtliche Regionen als irdische betrachtet.
Ohne auf allzu kleine Details einzugehen, kann Folgendes tatsächlich zulässigerweise und einfach gezeigt werden:
(a) Die an Priyavartas sieben Nachkommen verteilten sieben Dvipas beziehen sich auf verschiedene Örtlichkeiten: vor allem auf unsere Planetenkette. Nur Jambudvipa repräsentiert dabei unseren Globus, während die anderen sechs die (für uns) unsichtbaren Begleitgloben dieser Erde darstellen. Das zeigt die eigentliche Natur der allegorischen und symbolischen Beschreibungen. Jambu(-Dvipa) „ist der Mittelpunkt all dieser“ (der sogenannten Inselkontinente) und ist umgeben „von einem Salzwasser-Meer“ (Lavana), während Plaksha, Shalmali, [SD # 321] Kusha, Krauncha, Shaka und Pushkara jeweils von „großen Meeren umgeben sind aus Zuckerrohrsaft, Wein, geklärter Butter, Quark, Milch“ etc. und ähnliche metaphorische Namen (Kap. II, Buch II). Das zeigt sich außerdem durch:
(b) Bhaskara Acharya, der bei seinen Beschreibungen der siderischen Positionen all dieser Dvipas Begriffe aus den Büchern der Geheimlehre verwendet, spricht vom „Milchmeer und vom Quarkmeer“ etc. in der Bedeutung der Milchstraße und verschiedener Nebelhaufen; umso mehr als er „das Land südlich des Äquators Bhur-Loka nennt, und die nördlichen Länder Bhuvar-Loka, Svar-, Mahar-, Jana-, Tapo- und Satya-Loka. Er fügt hinzu: „Diese Lokas werden durch zunehmende religiöse Verdienste stufenweise erlangt“, d. h. sie sind verschiedene Paradiese (siehe „Bibliotheca Indica“, Übers. des Goladhyaya des Siddhanta-Siromani, III, 21-44).
(c) Dass diese geografische Verteilung der sieben allegorischen Kontinente, Inseln, Meere und Länder nicht ausschließlich unserer Runde oder selbst nur unseren Rassen angehört (ungeachtet des Namens Bharatavarsha (Indien))wird in den Texten vom Erzähler des Vishnu-Puranas selbst erklärt, denn er schließt das erste Kapitel mit den Worten: „Bharata (der Sohn Nabhis, der Bharatavarsha oder Indien seinen Namen gab) vermachte das Königreich seinem Sohn Sumati – und gab sein Leben in Salagrama auf. Er wurde später wiedergeboren, als religiöser Brahmane in einer hervorragenden Familie von Asketen . . . . unter diesen Fürsten (Bharatas Nachfahren) wurde Bharatavarsha in neun Teile aufgetrennt; und ihre Nachkommen hielten das Land der Reihe nach einundsiebzig Zeitperioden lang in Besitz, die jeweils vier Zeitalter umfassten“, oder die Regierungszeit eines Manu lang, was ein Maha-Yuga mit 4.320.000 Jahren bedeutet.
Aber nachdem er so viel gesagt hatte, erklärt Parashara plötzlich, dass „es sich dabei um die Schöpfung des Svayambhuva Manu handelt, durch welches die Erde bevölkert wurde als er dem ersten Manvantara im Varaha-Kalpa vorstand“, d. h. die Eber-Inkarnation oder der Eber-Avatara. Nun weiß jeder Brahmane, dass unsere Menschheit auf dieser Erde (oder Runde) erst mit dem Vaivasvata Manu begann. Wenn der westliche Leser sich dem Unterkapitel „Die ursprünglichen Manus der Menschheit“ zuwendet, wird er sehen, dass Vaivasvata der siebte der vierzehn Manus ist, die unserer Planetenkette während ihres Lebenszyklus vorstehen. Aber da jede Runde zwei Manus hat (ein Wurzel- und ein Samen-Manu), ist er der Wurzel-Manu der vierten Runde und somit der siebte. Wilson findet darin nur „eine Nichtübereinstimmung“ (siehe sein „Vishnu Purana“, Bd. II, S. 108 Fußn.) und stellt die Betrachtung an, dass „die Genealogien der Patriarchen älter sind als das chronologische System der Manvantaras und Kalpas“, und wurden deshalb „ziemlich ungeschickt in die unterschiedlichen Perioden verteilt“. [SD # 322] Nichts davon trifft zu. Aber da die Orientalisten nichts von der Geheimlehre wissen, beharren sie darauf, alles buchstabengetreu zu interpretieren und sich dann gegen die Autoren zu wenden und sie für das zu schmähen, was sie nicht verstehen!
Diese Genealogien umfassen einen Zeitraum von dreieinhalb Runden; sie handeln von vormenschlichen Perioden und erklären für jeden Manu den Abstieg in die Zeugung – der ersten manifestierten Funken der Einen Einheit – und zeigen weiter, wie jeder dieser menschlichen Funken sich teilt und vervielfältigt, zuerst in die Pitris, die Vorfahren des Menschen, und dann durch die menschlichen Rassen. Kein Wesen kann Gott oder Deva werden, bevor es nicht die menschlichen Zyklen durchlaufen hat. Daher sagt die Stanze: „Glücklich sind jene, die als Menschen in Bharatavarsha geboren werden, selbst aus dem (latenten) Zustand der Götter; da das der Weg ist zu . . . endgültiger Befreiung.“ In Jambudvipa wird Bharata als die Beste seiner Unterabteilungen betrachtet, da es das Land der Werke ist. In ihm allein „finden die vier aufeinanderfolgenden Yugas (Zeitalter) – Krita-Yuga, Treta-Yuga, Dvapara-Yuga und Kali-Yuga statt“; es ist also lediglich eine Blende, wenn Parashara, auf die Bitte Maitreyas hin, „ihm die Beschreibungen der Erde zu geben“, erneut zur Aufzählung derselben Dvipas mit denselben Seen etc. zurückkehrt, die er bereits im Svayambhuva-Manvantara beschrieben hatte. Aber wer zwischen den Zeilen liest, kann die vier großen Rassen und die fünfte erkennen, ja selbst ihre Unterteilungen, Inseln und Kontinente, einige davon wurden mit den Namen himmlischer Lokas und mit den Namen anderer Globen versehen. Daher die Verwirrung.
Alle diese Inseln und Länder werden von den Orientalisten als „mythisch“ und „fabelhaft“ bezeichnet.390 Sehr wahr, einige sind nicht von dieser Erde, aber sie existieren doch. Die „Weiße Insel“ und Atala sind auf jeden Fall keine Mythen, da Atala der Name war, den die frühesten Pioniere der fünften Rasse verächtlich dem Land der Sünde gaben – Atlantis im Allgemeinen, nicht nur Platons Insel; und da die Weiße Insel (a) das Sveta-Dvipa der Theogonie war, und (b) Saka-Dvipa oder Atlantis (vielmehr seine frühesten Teile) in seinen Anfängen. Das war, als sie noch ihre „sieben heiligen Ströme besaß, die alle Sünde hinweg wuschen“, und ihre „sieben Gebiete, in welchen es keine Tugendlosigkeit gab, keinen Streit, keine Abweichung von der Tugend“, da sie damals von der Kaste der Magas bewohnt war – jener Kaste, für welche selbst die Brahmanen anerkannten, dass sie nicht unterhalb ihrer eigenen stehe – und welche die [SD # 323] Kinderstube des ersten Zarathustra war. Die Brahmanen werden dargestellt, wie sie sich mit Gauramukha besprechen, auf Naradas Rat hin, der ihnen auftrug, die Magas als Sonnenpriester in den von Samba erbauten Tempel einzuladen, dem (vermeintlichen) Sohn Krishnas, denn in Wirklichkeit hatte Krishna keinen Sohn. Darin sind die Puranas historisch – ungeachtet der Allegorie –, und der Okkultismus behauptet Fakten.
Die ganze Geschichte wird im Bhavishya-Purana erzählt. Es wird gesagt, dass Samba, da er durch Surya (die Sonne) von der Lepra geheilt worden war, einen Tempel erbaute und ihn der Sonne weihte. Er sah sich nach frommen Brahmanen um, welche die festgesetzten Riten darin verrichten und die dem Gott gewidmeten Schenkungen in Empfang nehmen sollten. Doch Narada (der jungfräuliche Asket, der sich in den Puranas in sämtlichen Zeitaltern findet) riet ihm, das nicht zu tun, da Manu den Brahmanen verbiete, für die Vollbringung religiöser Riten Einkünfte zu beziehen. Er verwies Samba an Gauramukha (Weißgesicht), den Purohita oder Hauspriester Ugrasenas, des Königs von Mathura, der ihm sagen würde, wen er am besten anstellen könne. Der Priester hieß Samba die Magas einzuladen, die Verehrer Suryas, das Amt zu übernehmen. Da er aber in Unkenntnis des Ortes war, wo sie lebten, weist Surya, die Sonne selbst, Samba den Weg nach Saka-Dvipa jenseits des Salzwassers. Dann vollbringt Samba die Reise, indem er Garuda (den großen Vogel, den Träger Vishnus und Krishnas) benützt, der ihn bei den Magas absetzt etc.
Nun stellen Krishna, der vor 5.000 Jahren lebte, und Narada, der in jedem Zyklus (oder Rasse) gemeinsam mit Garuda – dem esoterischen Symbol des Großen Zyklus – wiedergeboren wird, den Schlüssel zu der Allegorie dar; nichtsdestoweniger sind die Magas die Magier von Chaldäa, und ihre Kaste und Verehrung entstanden auf dem früheren Atlantis, im Saka-Dvipa, dem Sündlosen. Die Orientalisten stimmen alle darin überein, dass die Magas von Saka-Dvipa die Vorväter der das Feuer verehrenden Parsen sind. Unsere Meinungsverschiedenheit mit Ersteren beruht wie immer darauf, dass sie einen Zeitraum von Hunderttausenden von Jahren dieses Mal auf eine Spanne von lediglich einigen Jahrhunderten verringern: Trotz Narada und Samba ordnen sie das Ereignis lediglich auf die Zeit der Flucht der Parsen nach Guzerat ein. Das ist schlicht absurd, denn das geschah erst im achten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Obwohl das Bhavishya-Purana von den Magas behauptet, sie hätten noch zur Zeit von Krishnas Sohn im Saka-Dvipa gelebt, war der letzte Teil dieses Kontinents – Platons „Atlantis“ – schon 6.000 Jahre davor verschwunden. Sie waren Magas „des späten“ Saka-Dvipas und lebten damals in Chaldäa. Das ist eine weitere absichtliche Verwirrung.
Die ersten Pioniere der vierten Rasse waren nicht Altantier, noch waren sie bereits die menschlichen Asuras oder die Rakshasas, zu welchen sie später wurden. In jenen Tagen waren große Teile des zukünftigen Kontinents Atlantis noch fester Bestandteil des Meeresgrundes. „Lemurien“, wie wir den Kontinent der dritten Rasse genannt haben, war damals ein riesiges Land.391 Es bedeckte [SD # 324] den gesamten Bereich vom Fuß des Himalayas, der es von den Wellen des Binnenmeeres trennte, die über das hinweg rollten, was heute Tibet, die Mongolei und die große Schamowüste (Gobi) ist; von Chittagong westwärts bis Haridwar und östlich bis Assam; von da erstreckte es sich südwärts quer über das, was uns heute als Südindien, Ceylon und Sumatra bekannt ist; südwärts gehend, umfasste es dann Madagaskar zu seiner rechten Hand und Australien und Tasmanien zu seiner linken; es verlief hinab bis wenige Breitengrade vor den Antarktischen Kreis; und von Australien, damals eine inländische Region auf dem Mutterkontinent, erstreckte es sich weit in den Stillen Ozean, über Rapa Nui (Teapy oder die Osterinsel) hinaus, die jetzt in 26° südlicher Breite und 110° westlicher Länge liegt (siehe Anhänge zu diesem Band, Kapitel „Beweise für die versunkenen Kontinente“). Diese Behauptung scheint von der Wissenschaft bestätigt zu sein – wenn auch nur teilweise; bei der Diskussion von Kontinentaldrifts und dem Hinweis, dass infraarktische Massen sich gewöhnlich entlang des Meridians bewegen, werden verschiedene alte Kontinente erwähnt, wenn auch nur als Schlussfolgerung. Einer davon ist der „Maskarenen-Kontinent“, der Madagaskar einschloss, sich nach Norden und Süden erstreckte, und ein weiterer alter Kontinent, der „sich von Spitzbergen bis zur Straße von Calais erstreckte, als die meisten anderen Bereiche Europas noch Meeresgrund waren“.392 Das bestätigt die okkulte Lehre; sie behauptet, dass die (heutigen) Polarregionen ursprünglich die erste der sieben Wiegen der Menschheit war und auch das Grab des größten Teils der Menschheit dieser Gegend in der dritten Rasse ist, aus der Zeit, als sich der gewaltige lemurische Kontinent in kleinere Teile aufzuspalten begann. Nach der Erklärung des Kommentars war das einer Abnahme der Erdrotationsgeschwindigkeit zuzuschreiben:
„Wenn das Rad mit seiner üblichen Geschwindigkeit läuft, stimmen seine äußersten Punkte (die Pole) mit seinem mittleren Kreis (dem Äquator) überein. Wenn es langsamer läuft und in allen Richtungen schwankt, entstehen große Störungen auf der Oberfläche der Erde. Die Wasser strömen zu [SD # 325] den beiden Enden hin, und im mittleren Gürtel (Äquatorialländer) heben sich neue Länder, während die an den Enden in ihre Pralayas versinken. . . .“
Und weiter:
. . . „So ist das Rad (die Erde) dem Geist des Mondes unterworfen und wird von ihm geregelt mit dem Atem seiner Wasser (Gezeiten). Gegen Ende des Zeitalters (Kalpa) einer großen (Wurzel-) Rasse beginnen die Herrscher des Mondes (die Pitar-Väter oder Pitris) fester zu ziehen und so das Rad an seinem Gürtel abzuplatten, wenn er an einigen Stellen absinkt und an anderen anschwillt und die Schwellung auf die äußersten Punkte (Pole) zuläuft, werden sich neue Länder erheben und alte verschlungen.“
Wir brauchen nur astronomische und geologische Werke zu lesen, um die Bedeutung des Obigen sehr klar zu erkennen. Gelehrte (moderne Spezialisten) haben den Einfluss der Gezeiten auf die geologische Verteilung von Land und Wasser auf dem Planeten nachgewiesen, und sie haben die Verschiebung der Meere mit einer entsprechenden Senkung und Hebung der Kontinente und neuer Länder registriert. Die Wissenschaft weiß oder glaubt zu wissen, dass das periodisch geschieht.393 Professor Todd glaubt, die Reihe der Schwankungen bis zu den Perioden der ersten Verkrustung der Erde zurückverfolgen zu können (siehe „American Naturalist“, XVIII, 15-26), daher scheint es für die Wissenschaft leicht, die Wahrheit der esoterischen Behauptungen zu überprüfen. Wir schlagen vor, das in größerer Ausführlichkeit in den Anhängen zu behandeln (vide Abschnitte V und VI).
Einige Theosophen erkannten aus den wenigen Worten in „Esoteric Buddhism“, dass versunkene „alte Kontinente“ wieder auftauchen werden, und sie warfen die Frage auf: „Wie wird Atlantis aussehen, wenn es aufgetaucht sein wird?“ Hier gibt es erneut ein kleines Missverständnis. Sollte sich das untergegangene Atlantis genau in seiner alten Form wieder erheben, würde es tatsächlich einige Zeitalter lang unfruchtbar sein. Aber weil der atlantische Meeresgrund gegenwärtig mit einer etwa 1.500 Meter mächtigen Kalkschicht bedeckt ist und sich weiterer Kalk ablagert – tatsächlich eine neu entstandene „Kreideschicht“ – ist das kein Grund dafür, dass eine geologische Umwälzung und Anhebung des Meeresbodens diese 1.500 Meter Kalk nicht zur Bildung einiger Berge verwenden und weitere 1.500 Meter an die Oberfläche kommen sollten, wenn die Zeit für die Erscheinung eines neuen Kontinents gekommen ist. Die rassischen Umwälzungen sind keine vierzig Tage andauernde Sintflut Noahs und keineswegs eine Art von Bombay-Monsun.
[SD # 326] Das periodische Versinken und Wiederauftauchen der heute von den modernen Schriftstellern Atlantis und Lemurien genannten mächtigen Kontinente ist keine Fiktion; das wird in dem Abschnitt gezeigt werden, in dem alle Beweise dafür zusammengetragen wurden. Die allerältesten in Sanskrit und Tamil verfassten Werke strotzen nur so von Bezugnahmen auf die beiden Kontinente. Die sieben Heiligen Inseln (Dvipas) werden im Surya Siddhanta erwähnt, dem ältesten astronomischen Werk der ganzen Welt und in den Werken Asuramayas, des atlantischen Astronomen, der nach der Erklärung von Professor Weber als Ptolemäus reinkarnierte. Es ist jedoch falsch, diese „Heiligen Inseln“ – wie wir es tun – auf Atlantis zu beziehen, denn die Bezeichnung kann sich auf unterschiedliche Dinge beziehen, wie alles Übrige in den heiligen Büchern der Hindus auch. Das von Priyavrata, dem Sohn Svayambhuva Manus, seinen sieben Söhnen hinterlassene Erbe – war nicht Atlantis, wenn auch eine oder zwei dieser Inseln den Untergang ihrer Gefährten überstanden und Zeitalter später Atlantiern Zuflucht boten, deren Kontinent ihrerseits untergegangen war. Bei ihrer ersten Erwähnung durch Parashara (im Vishnu-Purana) beziehen sich die Sieben auf eine esoterische Lehre, die später erklärt werden wird. In diesem Zusammenhang ist von allen sieben Inseln Jambudvipa die einzige, die irdisch ist, denn sie ist unser Globus. In den Puranas steht jede Bezugnahme auf den Norden Merus in Zusammenhang mit jenem ursprünglichen Eldorado, heute der nördlichen Polarregion, die damals ein Kontinent war, auf dem die Magnolien blühten, wo wir heute eine unerforschte, endlose Eiswüste sehen. Die Wissenschaft spricht von einem alten Kontinent, der sich von Spitzbergen bis herab zur Straße von Calais erstreckte. Die Geheimlehre gibt an, dass jene Bereiche in den frühesten geologischen Perioden ein hufeisenförmiges Festland bildeten, dessen eines Ende, das östliche, viel weiter nördlich als der Norden Cornwalls, Grönland mit einschloss, und dessen anderes Ende die Behringstraße als einen Teil seines Inlandsbereiches enthielt, und südwärts in seinem natürlichen Verlauf bis herab zu den Britischen Inseln zog, die sich in jenen Tagen knapp unterhalb des unteren Bereiches des Halbkreises befunden haben müssen. Dieser Kontinent erhob sich gleichzeitig mit dem Untergang der äquatorialen Teile Lemuriens. Zeitalter später tauchten einige der lemurischen Überreste wieder über dem Meeresspiegel auf. Obwohl gesagt werden kann, ohne von der Wahrheit abzuweichen, dass Atlantis zu den sieben großen Inselkontinenten gehörte, seit die Atlantier der vierten Rasse in den Besitz einiger der lemurischen Überreste kamen und sie in ihre Länder und Kontinente einbezogen, sobald sie sich auf ihnen niederließen; es sollte jedoch ein Unterschied gemacht und eine Erklärung gegeben werden, sobald ein umfassenderer und genauerer Bericht versucht wird als im vorliegenden Werk. Auch die Osterinsel wurde auf diese Weise von einigen Atlantiern in Besitz genommen, die der ihr eigenes Land befallenden Umwälzung entrinnen konnten und sich auf diesem Überrest Lemuriens niederließen, jedoch nur, um dann ebenfalls dort zugrunde zu gehen, als die Insel eines Tages von vulkanischen Feuern und Lava zerstört wurde. Das mag von gewissen Geografen und Geologen als Fiktion betrachtet werden; für den [SD # 327] Okkultisten jedoch ist es Geschichte. Was wüsste die Wissenschaft Gegenteiliges? „Bis zum Erscheinen einer in Basel im Jahr 1522 veröffentlichten Karte, auf welcher der Name Amerika zum ersten Mal erschien, wurde das Letztere für einen Teil Indiens gehalten . . . . . Die Wissenschaft weigert sich auch, die abenteuerliche Hypothese gut zu heißen, dass die indische Halbinsel an einem Ende und Südamerika am anderen einstmals durch einen Gürtel von Inseln und Kontinenten verbunden waren. Das prähistorische Indien . . . . war doppelt mit den beiden Amerikas verbunden. Die Länder der Vorfahren jener, die Ammianus Marcellinus die ‘Brahmanen Vorderindiens’ nennt, erstreckten sich von Kaschmir weit in die (heutige) Schamowüste. Ein Fußgänger aus dem Norden hätte damals trockenen Fußes die Halbinsel Alaska erreichen können, durch die Mandschurei, den zukünftigen Tatarischen Golf durchquerend, über die Kurilen und die Aleuten, und ein anderer, mit einem Kahn ausgerüsteter und von Süden ausgehender Reisender, hätte von Siam ausgehend die Polynesischen Inseln durchqueren und an irgendeinem Punkt das Festland von Südamerika betreten können.“ (Siehe jedoch „Five Years of Theosophy“, Art. „Leaflets from Esoteric History“, S. 338-340) Das wurde nach den Worten eines Meisters verfasst – für Materialisten und Skeptiker eine ziemlich zweifelhafte Autorität. Aber hier haben wir einen aus ihrer eigenen Herde und aus demselben Nest – Ernst Haeckel, der in seiner Verteilung der Rassen die Behauptung nahezu wörtlich bestätigt: . . . . „Derjenige Teil der Erdoberfläche, auf dem die Evolution dieser Urmenschen aus dem eng verwandten Schmalnasenaffen (!!) erfolgte, scheint entweder in Süd-Asien oder in Ostafrika [das, nebenbei bemerkt, nicht einmal existierte, als die dritte Rasse blühte – H. P. B.] oder in Lemurien gesucht werden zu müssen. Lemurien ist ein alter, jetzt unter den Meeresspiegel des Indischen Ozeans versunkener Kontinent, der sich im Süden des jetzigen Asiens einerseits östlich bis nach Vorderindien und den Sundainseln, andererseits westlich bis nach Madagaskar und Afrika erstreckte.“ (siehe supra und vergleiche „The Pedigree of Man“, S. 80-81)
In der angesprochenen Epoche war der Kontinent „Lemurien“ bereits an vielen Stellen auseinandergebrochen und bildete neue, separate Kontinente. Nichtsdestoweniger existierten in jenen Tagen weder Afrika noch die beiden Amerikas und noch weniger Europa. Sie alle schlummerten noch am Grund des Ozeans. Auch von dem heutigen Asien war nicht viel vorhanden, denn die vorhimalayischen Bereiche waren von Meeren bedeckt, und jenseits derselben erstreckten sich die „Lotosblätter“ Sveta-Dvipas, jene Länder, die jetzt Grönland, Ost- und Westsibirien etc. heißen. Der unermessliche Kontinent, der einst den Indischen, den Atlantischen und den Pazifischen Ozean dominiert hatte, bestand jetzt aus gewaltigen Inseln, die eine nach der anderen langsam verschwanden, bis die endgültige Umwälzung die letzten Überreste davon verschlang. Die Osterinsel z. B. gehört der frühesten Zivilisation der dritten [SD # 328] Rasse an. Eine vulkanische und plötzliche Erhebung des Meeresbodens war es, die diese kleine Reliquie der archaischen Zeitalter emporhob, nachdem sie mit den Übrigen untergetaucht gewesen war, unberührt, mitsamt ihren Vulkanen und ihren Statuen, während der Champlain-Epoche der nordpolaren Absenkung, als dauerndes Zeugnis für die Existenz Lemuriens. Es heißt, einige der australischen Stämme seien die letzten Überreste der letzten Abkömmlinge der dritten Rasse.
Darin werden wir wiederum zu einem gewissen Teil von der materialistischen Wissenschaft bestätigt. Von Blumenbachs brauner oder malayischer Rasse und von den Australiern und Papuas sprechend, bemerkt Haeckel: „Es existiert eine große Übereinstimmung zwischen den Letzteren und den Aborigines Polynesiens oder der australischen Inselwelt, die vormals ein sehr großer und zusammenhängender Kontinent gewesen zu sein scheint.“ („Pedigree of Man“, S. 82. Siehe jedoch die Fußnote oben und die Anhänge.)
Ganz bestimmt war er das, denn während der dritten Rasse erstreckte er sich östlich und westlich bis dort, wo heute die beiden Amerikas liegen. Und das gegenwärtige Australien war lediglich ein Teil davon, und außer diesem gibt es einige hier und da über die Fläche der Südsee verstreute überlebende Inseln und einen großen Streifen Kaliforniens, der ebenfalls dazugehörte. Merkwürdigerweise betrachtet Haeckel in seinem fantastischen „Pedigree of Man“ „die heutigen Australier als die geradlinigen, kaum veränderten (?!) Nachfahren dieses zweiten Zweiges des Urmenschen . . . der sich zunächst besonders in Asien, in der Urheimat des Menschen, nordwärts ausbreitete und hier zur Stammform aller übrigen glatthaarigen Menschenarten geworden zu sein scheint. . . . Der eine wollhaarige Stamm migrierte teilweise Richtung Westen“ . . . (d. h. nach Afrika und in nördlicher Richtung nach Neu-Guinea, Länder, die damals noch nicht existierten, wie gesagt) . . . „der andere, glatthaarige Stamm entwickelte sich mehr in Richtung des nördlichen Asiens . . . . und bevölkerte Australien . . .“ (S. 81). Wie ein Meister schreibt: „Seht die Überreste jener einst großen Nation (Lemuriens, der dritten Rasse) in einigen der flachköpfigen Ureinwohner eures Australiens“ („Esoteric Buddhism“, S. 65). Aber sie gehören den letzten Überbleibseln der siebten Unterrasse der dritten an. Professor Haeckel muss geträumt und einmal eine wahre Vision gehabt haben!
In dieser Zeit müssen wir nach dem ersten Erscheinen der Vorfahren derer suchen, die von uns als die ältesten Völker der Welt bezeichnet werden – heute nennt man sie einerseits die arischen Hindus, die Ägypter und die ältesten Perser, andererseits die Chaldäer und Phönizier. Sie wurden von den göttlichen Dynastien beherrscht, d. h. Königen und Herrschern, die lediglich dieselbe physische Erscheinung besaßen wie die sterblichen Menschen ihrer Zeit. Doch diese Wesen stammten aus Sphären, die höher und himmlischer waren als unsere eigene Sphäre auch in vielen weiteren Manvantaras sein wird. Es ist natürlich nutzlos zu versuchen, Skeptiker von deren Existenz zu überzeugen. Ihr größter Stolz besteht darin, ihre patronymische Bezeichnung als Catarrhiniden zu rechtfertigen, eine Tatsache, die sie aufgrund der angeblichen [SD # 329] Autorität des ihrem Kreuzbein angehängten Steißbeins zu beweisen suchen, jenes rudimentären Schwanzes, mit dem sie, wenn er nur lang genug wäre, freudig und immerdar zu Ehren seines berühmten Entdeckers wedeln würden. Diese werden ihren Affen-Vorfahren weiterhin so gläubig anhängen wie die Christen dem schwanzlosen Adam. Die Geheimlehre jedoch klärt den Theosophen und den Schüler der okkulten Wissenschaften über diesen Punkt auf.
Wenn wir den zweiten Teil der dritten Rasse als die ersten Vertreter der wirklich menschlichen Rasse mit festen Knochen betrachten, dann ist Haeckels Vermutung, „die Evolution der Urmenschen . . . erfolgte entweder in Südasien oder . . . . in Lemurien“ – Afrika kommt nicht in Betracht, einerlei ob Ost oder West, hinlänglich, wenn nicht vollständig korrekt. Um jedoch genau zu sein, erfolgte die schließliche Umformung der dritten Rasse genau wie die Evolution der ersten (aus den Körpern der Pitars), die in sieben klar getrennten Gebieten am Nordpol der (damals) einzigen Erde stattfand: Sie begann in jenen nördlichen Regionen, die laut der bereits vor ein paar Seiten gegebenen Beschreibung die Behringstraße einschloss und den zu diesem Zeitpunkt trockenen Teil des zentralasiatischen Landes, als das Klima selbst in den arktischen Gegenden halb tropisch und den ursprünglichen Bedürfnissen der entstehenden physischen Menschen angepasst war. Seit der Mensch auftrat, wechselte diese Gegend jedoch mehr als einmal zwischen kalt und tropisch. Der Kommentar sagt uns, dass die dritte Rasse lediglich etwa am Mittelpunkt ihrer Entwicklung war, als Folgendes geschah:
„Die Achse des Rades neigte sich. Die Sonne und der Mond schienen nicht mehr über den Häuptern jenes Teils der Schweißgeborenen; die Menschen lernten Schnee, Eis und Frost kennen, und Menschen, Pflanzen und Tiere wurden in ihrem Wuchs zwergenhaft. Jene, die nicht zugrunde gingen, verblieben an Größe und Intellekt halbwüchsigen Babys gleich.394 Dies war das dritte Pralaya der Rassen.“ 395
Das bedeutet, dass unser Globus sieben periodischen und vollständigen Umwälzungen unterworfen ist, die parallel zu den Rassen ablaufen. Denn die Geheimlehre lehrt, dass während dieser Runde sieben terrestrische Pralayas stattfinden müssen, drei davon durch die Neigung der Erdachse. Es handelt sich dabei um ein Gesetz, das zu seiner ihm bestimmten Zeit wirkt und durchaus nicht blind ist, wie die Wissenschaft glauben möchte, sondern in strenger Übereinstimmung und Harmonie mit dem karmischen Gesetz. Im Okkultismus wird dieses unerbittliche Gesetz als der „große Ausgleicher“ erwähnt. Die Wissenschaft gesteht ihre Unkenntnis der Ursache ein, welche für die Klimaschwankungen verantwortlich ist und auch für die Schwankungen der Achsenneigung, auf welche diese Klimawechsel immer folgen. Auch scheint sie sich der Achsenschwankungen durchaus nicht sicher zu sein. Sich nicht in der Lage sehend, sie zu erklären, ist sie eher bereit, die Achsenphänomene vollständig in Abrede zu stellen als die intelligente Hand des karmischen [SD # 330] Gesetzes zuzugestehen, das allein die plötzlichen Veränderungen und die sie begleitenden Folgen vernünftig erklären kann. Sie versucht, sie mittels unterschiedlicher, mehr oder weniger fantastischer Spekulationen zu erklären; eine davon wäre der plötzliche und ebenso imaginäre Zusammenstoß unserer Erde mit einem Kometen (de Boucheporns Hypothese) als Ursache sämtlicher geologischer Umwälzungen. Wir ziehen es jedoch vor, an unserer esoterischen Erklärung festzuhalten, nachdem Fohat eine ebenso gute Erklärung darstellt wie jeder beliebige Komet und außerdem die ihn führende universale Intelligenz besitzt.
Seit Vaivasvata Manus Menschheit auf dieser Erde erschien, traten bereits vier solcher Achsenstörungen auf. Die alten Kontinente – mit Ausnahme des ersten – wurden von den Ozeanen verschlungen, andere Länder tauchten auf und gewaltige Bergketten erhoben sich, wo zuvor keine waren. Die Oberfläche des Globus wurde jedes Mal vollständig verändert. Das Überleben der tauglichsten Nationen und Rassen wurde durch rechtzeitige Unterstützung sichergestellt, und die Untauglichen – die Fehlschläge – wurden beseitigt, indem sie von der Erde weggefegt wurden. Eine solche Aussonderung und derartige Verschiebungen geschehen nicht über Nacht, wie man meinen möchte, sondern es nimmt mehrere Jahrtausende in Anspruch, bis das neue Haus eingerichtet ist.
Die Unterrassen werden ebenfalls demselben Reinigungsprozess unterworfen, und die Seitenzweige (Familienrassen) desgleichen. Möge jemand, der mit der Astronomie und der Mathematik wohl vertraut ist, zurückblicken in das Zwielicht und die Schatten der Vergangenheit. Möge er beobachten und sich notieren, was er von der Geschichte der Völker und Nationen weiß, und ihre entsprechenden Auf- und Abstiege mit dem vergleichen, was über die astronomischen Zyklen bekannt ist – insbesondere mit dem Siderischen Jahr, das 25.868 unserer Sonnenjahre entspricht.396 Wenn der Beobachter dann auch nur mit der geringsten Intuition begabt ist, wird er finden, wie eng das Wohl und Wehe der Nationen mit dem Beginn und dem Ende dieses siderischen Zyklus verknüpft ist. Es ist wahr, der Nichtokkultist hat den Nachteil, dass er nicht über so derartig große Zeiträume verfügt, auf die er sich stützen könnte. Von der exakten Wissenschaft weiß er nichts darüber, was sich vor annähernd 10.000 Jahren ereignete; aber er mag Trost finden in der Kenntnis von oder – wenn er es vorzieht – in der Spekulation über das Schicksal sämtlicher modernen Nationen, von denen er weiß – in etwa 16.000 Jahren von heute an gerechnet. [SD # 331] Unsere Meinung ist ganz klar. Mit jedem Siderischen Jahr entfernen sich bei jeder Umdrehung der Äquinoktialpunkte die Wendekreise um vier Grad vom Pol, da sich der Äquator durch die Tierkreiskonstellationen bewegt. Nun steht, wie jeder Astronom weiß, der Wendekreis gegenwärtig nur knapp 23½ Grad jenseits des Äquators. Bis zum Ende des Siderischen Jahres hat er deshalb noch weitere 2½ Grad zu wandern. Das gibt der Menschheit im Allgemeinen und unseren zivilisierten Rassen im Besonderen eine Frist von ungefähr 16.000 Jahren.397
Nach der großen Flut der dritten Rasse (der Lemurier) geschah Folgendes:
„Die Menschen wurden beträchtlich kleiner und ihre Lebensdauer verkürzte sich. Nachdem ihre Gottesfurcht vergangen war, vermischten sie sich mit tierischen Rassen und vermählten sich mit Riesen und Pygmäen (den verzwergten Rassen der Pole). . . Viele erlangten göttliches, mehr noch – unrechtmäßiges Wissen und folgten freiwillig dem Linken Pfad.“ (Kommentar xxxiii)
So näherten sich die Atlantier ihrerseits dem Untergang. Wer kann sagen, wie viele geologische Perioden für die Vollendung dieser vierten Zerstörung notwendig waren? – Folgendes wird uns jedoch gesagt:
(44.) Sie (die Atlantier) schufen große Bildnisse, neun Yatis (9 Meter) hoch, so groß wie ihre Körper (a). Lunare Feuer hatten das Land ihrer Väter (die Lemurier) zerstört. Das Wasser bedrohte die Vierte (Rasse) (b).
(a) Es ist bemerkenswert, dass die meisten der gigantischen Statuen, die auf der Osterinsel, einem Teil eines unbestreitbar untergetauchten Kontinents, entdeckt wurden – wie auch die am Rande der Gobi, einer Region, die vor unzähligen Jahren unter Wasser stand – alle zwischen 9 und 10 m hoch sind. Die von Cook auf der Osterinsel gefundenen Statuen waren fast alle 9 m hoch und wiesen eine Schulterbreite von 2,40 m auf (siehe das Kapitel „Steine und Zeugnisse der Riesen“ am Ende dieser Stanze). Die Schreiberin ist sich dessen wohl bewusst, dass die modernen Archäologen entschieden haben, „diese Statuen seien nicht sehr alt“, wie einer der hohen Beamten des Britischen Museums erklärte, wo sich einige davon jetzt befinden. Doch das ist eine dieser willkürlichen Entscheidungen der modernen Wissenschaft, die kaum Bedeutung haben.
Es wird uns gesagt, dass nach der Zerstörung „Lemuriens“ durch unterirdische Feuer die Menschen stetig kleiner wurden – ein Vorgang, der bereits nach ihrem physischen Fall begann – und dass ihre Größe schließlich, einige Millionen Jahre später, bis auf 1,80 - 2,10 m abnahm und sich heute (bei den älteren asiatischen Rassen) eher auf 1,50 m als [SD # 332] auf 1,80 m verkleinert hat. Wie Pickering zeigt, tritt bei der malayischen Rasse (einer Unterrasse der vierten Wurzelrasse) eine seltsam unterschiedliche Statur auf. Die Mitglieder der polynesischen Familie (Tahitier, Samoaner und Tongoinsulaner) sind von größerer Statur als die übrige Menschheit. Die Körpergröße der indischen Stämme und der Einwohner der indochinesischen Länder ist dagegen jedoch entschieden unter dem allgemeinen Durchschnitt. Das ist leicht zu erklären. Die Polynesier gehören den allerfrühesten der überlebenden Unterrassen an, die anderen dem allerspätesten und kurzlebigen Stamm. Da die Tasmanier jetzt vollständig verschwunden sind und die Australier rasch aussterben, werden die anderen alten Rassen bald folgen.
(b) Wie aber konnten diese Berichte nun erhalten bleiben? Mit dieser Frage könnten wir konfrontiert werden. Selbst die Tatsache, dass die Inder den Tierkreis kannten, wird von unseren freundlichen und gelehrten Orientalisten abgestritten. Sie schlussfolgern, das treffe auf die arischen Hindus nicht zu, denn erst die Griechen hätten ihn in das Land gebracht. Diese grundlose Verleumdung wurde von Bailly hinlänglich widerlegt, und was noch bedeutsamer ist, von der klaren Beweiskraft der Tatsachen, sodass sie keiner weiteren Widerlegungen bedarf. Während sich die Ägypter (siehe Denons „Reisen durch Ober- und Unter-Egypten“, Bd. II) im Besitz unwiderlegbarer Beweise für Aufzeichnungen über ihren Tierkreis befinden, die mehr als 3½ Siderische Jahre umfassen – oder ungefähr 87.000 Jahre – erstrecken sich die indischen Berechnungen über nahezu dreiunddreißig Siderische oder 850.000 Jahre. Die ägyptischen Priester versicherten Herodot, dass der Pol der Erde und der Pol der Ekliptik früher übereinstimmten. Aber, wie der Verfasser der „Sphinxiad“ bemerkt: „Diese armen, unwissenden Inder zeichneten seit der (letzten lokalen) Flut (in Asien) oder dem Zeitalter des Schreckens“ auf dem Breitengrad Indiens „über zehnmal 25.000 Jahre astronomisches Wissen auf.“ Sie besitzen dokumentierte Beobachtungen aus der Zeit der ersten großen Flut in den Erinnerungen der arischen Geschichte – jener Flut, welche vor 850.000 Jahren die letzten Teile von Atlantis zum Untergang brachte. Die ihr vorangegangenen Fluten sind natürlich eher volkstümlich als der Geschichte zuzuordnen.
Der Untergang und die Umwandlung Lemuriens begann fast am nördlichen Polarkreis (Norwegen), und die dritte Rasse beendete ihre Laufbahn in Lanka oder vielmehr an dem Ort, der bei den Atlantiern zu Lanka wurde. Der kleine, heute als Ceylon bekannte Überrest ist das nördliche Hochland des alten Lankas, während die ungeheure Insel dieses Namens in der lemurischen Periode der vorgehend beschriebene riesige Kontinent war. Wie ein Meister sagt (siehe „Esoteric Buddhism“, S. 65): „Warum sollten eure Geologen nicht bedenken, dass unter den von ihnen erforschten und ergründeten Kontinenten . . . . tief in den unergründlichen oder vielmehr unergründeten Meeresbetten weitere und möglicherweise viel ältere Kontinente verborgen sein könnten, deren Schichten niemals geologisch erforscht wurden; und dass sie eines Tages ihre gegenwärtigen Theorien vollständig über den Haufen werfen könnten? Warum nicht zugestehen, dass unsere gegenwärtigen Kontinente bereits [SD # 333] mehrere Male untergingen und die Zeit hatten, wieder aufzutauchen und neue Menschheiten und Zivilisationen zu tragen wie Lemurien und Atlantis; dass ferner bei der ersten großen geologischen Umwälzung des nächsten sich periodisch zum Anfang und Ende jeder Runde ereignenden Kataklysmus unsere bereits autopsierten Kontinente untergehen und die von Lemurien und Atlantis wieder auftauchen werden?“
Natürlich nicht genau dieselben Kontinente.
Hier ist jedoch eine Erklärung notwendig. In Bezug auf die Annahme eines nördlichen „Lemuriens“ braucht keine Verwirrung zu entstehen. Die Verlängerung dieses großen Kontinents in Richtung des Nordatlantiks untergräbt keineswegs die so weit verbreiteten Ansichten über die Lage des verschwundenen Atlantis, und das eine bestätigt das andere. Es ist anzumerken, dass das als die Wiege der dritten Wurzelrasse dienende Lemurien nicht nur im Stillen und im Indischen Ozean einen großen Raum einnahm, sondern sich auch hufeisenförmig an Madagaskar vorbei, rund um „Südafrika“ (das damals lediglich ein sich in seinem Entstehungsprozess befindendes Bruchstück war) durch den Atlantischen Ozean bis hinauf nach Norwegen erstreckte. Die große englische Süßwasserablagerung namens Wealden – von allen Geologen als Mündung eines ehemaligen großen Flusses betrachtet – ist das Bett des Hauptstroms, der das nördliche Lemurien im Sekundärzeitalter entwässerte. Die frühere Existenz dieses Flusses ist eine wissenschaftlich anerkannte Tatsache – werden ihre Anhänger die Notwendigkeit anerkennen, das nördliche Lemurien der Sekundärzeit zu akzeptieren, das ihre Daten fordern? Professor Berthold Seemann nahm nicht nur die Wirklichkeit eines solchen gewaltigen Festlandes an, sondern betrachtete Australien und Europa als frühere Teile eines Kontinents – womit er die gesamte bereits dargelegte „Hufeisen“-Lehre unterstützte. Es könnte keine schlagendere Bekräftigung unserer Behauptung geben als die Tatsache, dass der ungefähr zwei- oder dreitausend Meilen südwärts von einem den Britischen Inseln naheliegenden Punkt ausgehende 2.700 m hohe Rücken im Atlantischen Becken sich zunächst schräg in Richtung Südamerika erstreckt, dann seine Richtung nahezu im rechten Winkel ändert, um in einer südöstlichen Linie in Richtung der afrikanischen Küste einzuschwenken, woraufhin er südwärts nach Tristan da Cunha verläuft. Dieser Rücken ist ein Überrest eines atlantischen Kontinents und würde, könnte er weiterverfolgt werden, die Wirklichkeit einer submarinen hufeisenförmigen Verbindung mit einem ehemaligen Kontinent im Indischen Ozean darstellen (vgl. die auf der Grundlage der Lotungen der „Challenger“ und der „Dolphin“ in Donnellys „Atlantis, The Antediluvian World“, S. 47, zusammengestellte Karte).
Der atlantische Teil Lemuriens war die Grundlage von dem, was allgemein als Atlantis bekannt ist. Letzteres muss tatsächlich eher als eine Entwicklung der atlantischen Verlängerung Lemuriens betrachtet werden denn als eine für die besonderen Erfordernisse der vierten Wurzelrasse vollständig neu emporgehobene Landmasse. Wie bei der Evolution der Rassen kann auch bei den wiederholten Verschiebungen kontinentaler Landmassen keine scharfe und feste Grenzlinie zwischen dem Ende der einen und dem Anfang der nächsten Ordnung gezogen werden. Die Kontinuität in Abläufen der Natur wird niemals unterbrochen. So wurden die [SD # 334] Atlantier der vierten Rasse aus einem Kern nordlemurischer Menschen der dritten Rasse evolviert, dessen Mittelpunkt sich grob gesagt an einem Ort befand, der heute vom mittelatlantischen Ozean eingenommen wird. Ihr Kontinent wurde durch das Zusammengewachsen vieler Inseln und Halbinseln gebildet, die sich im ordnungsgemäßen Ablauf der Zeit erhoben und schließlich zur wahren Heimat der großen, als Atlantier bekannten Rasse wurden. Nachdem das erst einmal vollbracht war, sollte „Lemurien nicht noch mehr mit dem Kontinent Atlantis verwechselt werden als Europa mit Amerika“, wie die höchste „okkulte“ Autorität feststellte („Esoteric Buddhism“, S. 64-5).
Das Obenstehende stammt aus einer von der orthodoxen Wissenschaft als unzuverlässig erachteten Quelle und wird natürlich als eine mehr oder weniger glückliche Fiktion betrachtet werden. Selbst das bereits erwähnte kluge Werk von Donnelly wird unberücksichtigt bleiben, obwohl seine Behauptungen alle in einen Rahmen streng wissenschaftlicher Beweise eingeschlossen sind. Aber wir schreiben für die Zukunft. Neue Entdeckungen in dieser Richtung werden die Behauptung der asiatischen Philosophen rechtfertigen, dass die vor unzähligen Zeiten lebenden vorsintflutlichen Nationen die Wissenschaften pflegten, Geologie, Ethnologie und Geschichte inbegriffen. Zukünftige Funde werden die Richtigkeit der gegenwärtigen Beobachtungen so scharfsinniger Geister wie H. A. Taine und Renan rechtfertigen. Ersterer zeigt auf, dass die Zivilisationen solcher archaischer Nationen wie der Ägypter, der indischen Arier, der Chaldäer, Chinesen und Assyrer die Folge vorangegangener Zivilisationen sind, welche „Myriaden von Jahrhunderten“ andauerten.398 Und Letzterer weist auf die Tatsache hin, dass „Ägypten von Anbeginn an reif erscheint, alt und gänzlich ohne mythische und heroische Phasen dasteht, als ob das Land keine Jugend gekannt hätte. Seine Zivilisation hatte keine Kindheit, und seine Kunst keine archaische Periode. Die Zivilisation der alten Monarchie begann nicht mit der Kindheit. Sie war bereits voll entwickelt“.399 Professor R. Owen fügt dem hinzu, dass „Ägypten der Überlieferung zufolge schon vor der Zeit von Menes ein zivilisiertes und verwaltetes Gemeinwesen besaß“, und Winchell („Preadamites“, S. 120) sagt: „Zur Zeit von Menes waren die Ägypter bereits ein zivilisiertes und zahlreiches Volk. Manetho erzählt uns, dass Athothis, der Sohn des ersten Königs Menes, den Palast von Memphis erbaute; dass er Arzt war und anatomische Schriften hinterließ.“
Das ist ganz natürlich, wenn wir der Behauptung Herodots Glauben schenken dürfen, der in „Euterpe“ (§ 142) berichtet, dass die aufgezeichnete Historie der ägyptischen Priester ungefähr 12.000 Jahre vor seine Zeit zurückreichte. Aber was sind 12.000 oder selbst 120.000 Jahre im Vergleich zu den Millionen von Jahren, die seit der lemurischen Periode verstrichen? Doch auch Letztere blieb nicht ohne Zeugnisse, trotz ihres enormen Alters. Die vollständigen Aufzeichnungen des Wachstums, der Entwicklung, des sozialen und selbst des politischen Lebens der Lemurier werden in den [SD # 335] geheimen Annalen aufbewahrt. Unglücklicherweise gibt es nur wenige, die sie lesen können, und die es könnten, würden noch immer nicht imstande sein, die Sprache zu verstehen, wenn sie nicht mit allen sieben Schlüsseln ihrer Symbolik vertraut sind. Denn das Verständnis der okkulten Lehre beruht auf den Lehren der sieben Wissenschaften; und diese Wissenschaften finden ihren Ausdruck in den sieben verschiedenen Anwendungen der geheimen Urkunden auf die exoterischen Texte. So haben wir es mit Denkweisen auf sieben vollständig verschiedenen Ebenen der Idealität zu tun. Jeder Text bezieht sich auf einen der folgenden Standpunkte und muss von ihm ausgehend interpretiert werden:
1. die realistische Gedankenebene;
2. das Idealistische;
3. das rein Göttliche oder Spirituelle.
Die anderen Ebenen überschreiten das durchschnittliche Bewusstsein zu weit, insbesondere das eines materialistischen Gemüts, als dass sie auch nur ihre Symbolisierung in Begriffen der gewöhnlichen Sprache erlauben würden. In keinem einzigen der alten religiösen Texte existiert ein rein mythisches Element; es muss vielmehr die Denkart herausgefunden werden, in welcher sie ursprünglich verfasst wurden, und dann bei der Interpretation sorgfältig an dieser festgehalten werden. Denn sie ist entweder symbolisch (die archaische Denkweise), emblematisch (eine spätere, aber ebenso sehr alte Denkart), parabolisch (allegorisch), hieroglyphisch oder wiederum logografisch – die schwierigste Methode von allen, da jeder Buchstabe, wie in der chinesischen Sprache, ein ganzes Wort repräsentiert. So ist fast ein jeder Eigenname, einerlei ob in den Veden, dem „Totenbuch“ oder (bis zu einem gewissen Grad) in der Bibel, aus solchen Logogrammen zusammengesetzt. Wer nicht in das Geheimnis der okkulten religiösen Logografie initiiert ist, darf sich nicht einbilden zu verstehen, was ein Name in irgendeinem alten Fragment bedeutet, bevor er nicht die Bedeutung jedes einzelnen ihn zusammensetzenden Buchstabens gemeistert hat. Wie könnte erwartet werden, dass ein rein profaner Denker, wie groß seine Kenntnisse in der sozusagen orthodoxen Symbolik auch sein mögen – d. h. just in jener Symbolik, welche die alten Schienen des Sonnenmythos und der Sexualverehrung niemals verlassen kann – wie ist es zu erwarten, dass er in die Geheimnisse hinter dem Schleier eindringen kann? Wer sich mit der Hülse oder Schale des toten Buchstabens beschäftigt und der kaleidoskopartigen Umwandlung unfruchtbarer Wortsymbole hingibt, darf niemals erwarten, über die verrückten Einfälle moderner Mythologen hinauszukommen.
Vaivasvata, Xisuthrus, Deukalion, Noah etc. etc. – sämtliche Hauptfiguren der universellen und partiellen astronomischen oder geologischen Weltfluten – sie alle überbringen mit ihrem bloßen Namen das Wissen über die zu dem jeweiligen Ereignis führenden Ursachen und seinen Wirkungen, wenn man sie nur vollständig lesen kann. Alle diese Fluten beruhen auf in der Natur stattgefundenen Ereignissen und stellen daher historische Berichte dar, einerlei ob sie siderischer, geologischer oder selbst lediglich allegorischer Natur sind, oder moralische Ereignisse auf anderen und höheren Daseinsebenen. Das ist, wie wir glauben, jetzt hinlänglich gezeigt worden mit dieser ausführlichen Erklärung, die durch die allegorischen Stanzen notwendig wurde.
[SD # 336] Es ist ein eher ungewöhnlicher Vorgang, in einem Werk, das einen ernsthafteren wissenschaftlichen Charakter für sich beansprucht als beispielsweise die Geschichte von „Hans, dem Riesentöter“, von einer neun Yatis oder 9 m großen Rasse zu sprechen. „Wo sind eure Beweise?“, wird die Schreiberin gefragt werden. Die Antwort findet sich in der Geschichte und in Überlieferungen. Überlieferungen von einem Riesengeschlecht in alter Zeit sind allgemein verbreitet; sowohl in der mündlichen als auch in der schriftlichen Tradition. Indien hatte seine Danavas und Daityas; Ceylon seine Rakshasas, Griechenland seine Titanen; Ägypten seine kolossalen Helden; Chaldäa seine Izdubars (Nimrod); und die Juden hatten ihre Emims aus dem Land Moab, mit den berühmten Riesen, den Anakim (4 Moses 3,33). Moses spricht vom König Og, dessen Bett neun Ellen lang (6 m) und vier breit war (Dtn 3,2), und Goliath war „sechs Ellen und eine Spanne groß“ (oder 3,20 m) (1 Sam 17,4). Der einzige Unterschied zwischen der „geoffenbarten Schrift“ und dem uns von Herodot, Diodor, Homer, Plinius, Plutarch, Philostratus etc. gelieferten Beweismaterial ist folgender: Während die Heiden lediglich Skelette von vor unzähligen Zeitaltern verstorbenen Riesen erwähnen, die einige von ihnen persönlich gesehen hatten, verlangen die Bibelausleger unverschämterweise, Geologie und Archäologie sollten daran glauben, dass verschiedene Länder zur Zeit von Moses von solchen Riesen bewohnt waren; von Riesen, gegenüber denen die Juden wie Heuschrecken erschienen und die noch in den Tagen von Josua und David existierten. Unglücklicherweise steht ihre eigene Chronologie im Wege. Entweder die Letztere oder die Riesen müssen aufgegeben werden (siehe jedoch Teil III, Anhänge, letztes Kapitel).
Von den versunkenen Kontinenten und den sie bewohnenden riesenhaften Menschen existieren nur noch einige wenige Zeugen. Die Archäologie benennt einige davon auf der Erde, obwohl sie über die Frage hinaus, „was diese wohl sein mögen“, niemals irgendeinen ernsthaften Versuch gemacht hat, das Mysterium zu lösen. Abgesehen von den bereits erwähnten Statuen der Osterinsel, welcher Epoche gehören die noch aufrecht und unversehrt in der Nähe von Bamiyan stehenden Kolossalstatuen an? Die Archäologie verweist sie (wie gewöhnlich) in die ersten Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung und irrt darin ebenso wie bei vielen anderen Spekulationen. Ein paar beschreibende Worte werden den Lesern zeigen, was die Statuen sowohl der Osterinsel als auch von Bamiyan darstellen. Wir wollen zuerst untersuchen, was der orthodoxen Wissenschaft über sie bekannt ist. In „The Countries of the World“ von Robert Brown, Bd, IV, S. 43, wird Folgendes festgestellt:
„Teapi, Rapa-nui oder die Osterinsel ist ein einsamer Fleck ungefähr 2.000 Meilen vor der südamerikanischen Küste. . . . Sie ist ungefähr 19 km lang und 6,5 km breit . . . und in ihrer Mitte befindet sich ein 350 m tiefer erloschener Krater. Viele erloschene Krater befinden sich auf der Insel, und sie sind schon so lange erkaltet, dass keine Überlieferung mehr vorhanden ist, die von ihrer Tätigkeit berichtet. . . .
. . . Doch wer erstellte die großen Steinbilder (S. 44 etc.), die jetzt die Hauptattraktion der Insel für ihre Besucher darstellen? „Das weiß keiner“, sagt der Kritiker. „Es ist mehr als wahrscheinlich, dass sie schon existierten, als die gegenwärtigen Einwohner (eine Handvoll polynesischer Eingeborener) ankamen. . . . Ihre Verarbeitung ist [SD # 337] von hoher Qualität . . . und man glaubt, dass die Rasse, die sie erschuf, die Eingeborenen Perus und anderer Teile Südamerikas häufig besuchten . . . Selbst zur Zeit von Cooks Ankunft waren einige der umgestürzten Statuen 8,20 m hoch und wiesen eine Schulterbreite von 2,40 m auf, und einige der noch stehenden erschienen noch viel größer. Eine der Letzteren war so hoch, dass ihr Schatten ausreichte, eine Gesellschaft von dreißig Personen vor der Hitze der Sonne zu schützen. Die Plattformen, auf denen diese kolossalen Abbilder standen, waren durchschnittlich 10 – 13 m lang und 4 – 5 m breit . . . alle waren aus behauenem Stein im zyklopischen Stil erbaut und ähnelten den Mauern des Tempels von Pachacamac und den Ruinen von Tiahuanaco in Peru sehr stark.“ (Bd. III, S. 310, 311)
„Es gibt keinen Grund zu der Annahme, eine beliebige der Statuen könnte mit Hilfe von darum errichteten Gerüsten allmählich aufgestellt worden sein“ – fügt der Kritiker sehr bedeutsam hinzu – ohne zu erklären, wie sie anders hätten erbaut werden können, wenn nicht von Riesen von derselben Größe wie die Statuen selbst. Eine der besten dieser Kolossalbilder befindet sich jetzt im Britischen Museum. Die Bildnisse von Ronororaka – die einzigen, die jetzt aufrecht gefunden wurden – sind vier an der Zahl, drei tief in den Boden versunken und eine auf der Rückseite ihres Hauptes ruhend wie ein schlafender Mensch. Es handelt sich dabei um verschiedene Typen, obwohl sie alle langköpfig sind. Offensichtlich stellen sie Selbstbildnisse dar, da sich Nasen, Münder und Kinne in ihrer Form stark voneinander unterscheiden. Ihre Kopfbedeckung – eine Art von flacher Kappe mit einem hinten angesetzten Stück, um den hinteren Teil des Kopfes zu bedecken – zeigt ferner, dass die Urbilder keine Urmenschen aus der Steinzeit waren. Wahrlich, diese Frage kann gestellt werden: „Wer erschuf sie?“ – Aber wahrscheinlich werden weder die Archäologie noch die Geologie darauf antworten, auch wenn die Geologie die Insel für einen Teil eines versunkenen Kontinents hält.
Wer aber erschuf die noch kolossaleren Statuen von Bamiyan, die höchsten und riesenhaftesten der ganzen Welt – denn Bartholdis „Freiheitsstatue“ (jetzt in New York) ist im Vergleich mit den größten der fünf Bilder zwergenhaft. Burnes und verschiedene gelehrte Jesuiten, die den Ort besuchten, sprechen von einem „von riesigen Zellen ganz durchlöcherten“ Berg mit zwei gewaltigen, aus demselben Felsen ausgehauenen Riesen. Sie bezeichnen sie als die modernen Miaotse (siehe oben das Zitat aus dem Shu King), die letzten übriggebliebenen Zeugen der Miaotse, welche die „Erde in Unruhe versetzt“ hatten. Die Jesuiten haben Recht, und die Archäologen, welche die größten dieser Statuen als Buddhas betrachten, befinden sich im Irrtum. Denn all diese zahllosen gigantischen Ruinen, die der Reihe nach in unserer Zeit entdeckt werden, alle diese quer durch Nordamerika entlang und über die Rocky Mountains verlaufenden ungeheuren Steinalleen kolossaler Ruinen sind das Werk von Zyklopen, wirklicher und tatsächlicher Riesen der alten Zeit. „Massen ungeheurer menschlicher Knochen“ wurden „in Amerika in der Nähe von Misorte“ gefunden, sagt uns ein berühmter moderner Reisender, genau an der Stelle, auf welche die örtliche Überlieferung verweist als den [SD # 338] Landeplatz jener Riesen, die Amerika überfluteten, kaum als es sich aus den Wassern erhoben hatte (siehe „De la Vega“, Bd. ix, Kap. ix).400
Zentralasiatische Überlieferungen sagen dasselbe über die Statuen von Bamiyan. Was sind sie und was ist die Bedeutung des Fundortes, an dem sie unzählige Zeitalter standen, den Umwälzungen rund um sie herum trotzend, selbst der Hand des Menschen wie z. B. den Horden Timurs und den Vandalenkriegern des Nadir Schahs? Bamiyan ist eine kleine, elende, halb zerfallene Stadt in Zentralasien, auf halbem Weg zwischen Kabul und Balch, am Fuß des Koh-e Baba, eines großen Berges der paropamisischen (oder Hindukush-) Kette, etwa 2.600 m über dem Meeresspiegel. In alter Zeit war Bamiyan ein Teil der alten Stadt Ghulghula, die von Dschingis Khan im dreizehnten Jahrhundert in Trümmer gelegt und bis auf den letzten Stein zerstört wurde. Das gesamte Tal ist von riesigen Felsen umgeben, die voller teilweise natürlicher und teilweise künstlicher Höhlen und Grotten sind, einst die Wohnungen buddhistischer Mönche, die in ihnen ihre Viharas gegründet hatten. Auf solche Viharas trifft man bis zum heutigen Tag in Fülle in den Felsentempeln in Indien und in den Tälern von Dschalalabad. Vor dem Eingang dieser Höhlen wurden fünf riesige Statuen entdeckt, die als Buddhabilder betrachtet werden, oder vielmehr wiederentdeckt in unserem Jahrhundert. Der berühmte chinesische Reisende Hiuen-Thsang spricht davon, sie gesehen zu haben, als er Bamiyan im 7. Jahrhundert besuchte.
Wenn behauptet wird, es gäbe auf der gesamten Erde keine größeren Standbilder, so kann diese Tatsache leicht bewiesen werden durch das Zeugnis aller Reisenden, die sie besuchten und sie vermaßen. So ist das größte davon 173 Fuß hoch, oder siebzig Fuß höher als die jetzt in New York befindliche „Freiheitsstatue“, da Letztere lediglich 105 Fuß oder 34 Meter hoch ist. Der berühmte Koloss von Rhodos selbst, zwischen dessen Beinen die größten Schiffe jener Zeit mit Leichtigkeit passieren konnten, war lediglich 120 – 130 Fuß hoch. Die zweitgrößte Statue, ebenso wie Erstere in den Felsen gehauen, ist lediglich 120 Fuß hoch (15 Fuß höher als die erwähnte „Freiheitsstatue“).401 Die dritte Statue ist lediglich 60 Fuß hoch – zwei weitere sind noch kleiner, wobei die letzte nur ein wenig größer ist als ein durchschnittlich großer Mensch unserer gegenwärtigen Rasse. Der erste und größte der Kolosse stellt einen in eine Art von Toga gekleideten Mann dar; Marquis de Nadaillac meint (siehe unten), das allgemeine Aussehen der Gestalt, die Kopfbildung, die Gewandung und insbesondere die großen hängenden Ohren seien unabstreitbare Anzeichen dafür, dass ein Bildnis Buddhas beabsichtigt war. Aber das oben Gesagte beweist gar nichts. Trotz der Tatsache, [SD # 339] dass die meisten der heute existierenden Buddha-Figuren in der Samadhi-Haltung große, hängende Ohren aufweisen, ist dies eine spätere Neuerung und ein nachträglicher Einfall. Die ursprüngliche Idee entsprach der esoterischen Allegorie. Die unnatürlich großen Ohren symbolisieren die Allwissenheit der Weisheit und hatten die Absicht, an Seine Macht zu erinnern, alles zu wissen und zu hören, und dessen wohlwollender Liebe und Aufmerksamkeit für alle Geschöpfe sich nichts entziehen kann. „Der mitleidsvolle Herr, unser Meister, hört den Schmerzensschrei des Kleinsten der Kleinen, über Berg und Tal, und eilt zu seiner Erlösung“, sagt eine Stanze. Gautama Buddha war ein arischer Hindu, und eine Annäherung an solche Ohren findet sich nur bei den mongolischen Birmanen und Siamesen, die ihre Ohren, wie in Cochin, künstlich deformieren. Die buddhistischen Mönche, welche die Grotten der Miaotse in Viharas und Zellen verwandelten, kamen ungefähr zu Beginn oder im ersten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung nach Zentralasien. Daher sagt Hiuen-Thsang über die Kolossalstatue, dass „der Glanz der die Statue überziehenden Golddekoration“ damals „die Augen blendete“. Aber von einer solchen Vergoldung ist in neuerer Zeit keine Spur mehr übrig. Das Gewand ist im Gegensatz zur Gestalt selbst, die aus dem stehenden Felsen gehauen wurde, aus Stuck gefertigt und über das Steinbild modelliert. Talbot, der die sorgfältigste Untersuchung angestellt hat, fand heraus, dass dieses Gewand einer viel späteren Epoche angehörte. Die Statue selbst muss daher einer viel früheren Periode als dem Buddhismus zugeschrieben werden. Man könnte die Frage aufwerfen, wen sie wohl in diesem Fall darstellen würde?
Wieder beantwortet die durch schriftliche Aufzeichnungen bestätigte Überlieferung diese Frage und erklärt das Mysterium. Die buddhistischen Arhats und Asketen fanden die fünf Statuen und viele weitere, die heute zu Staub zerfallen sind, und als sie diese drei am Eingang ihres zukünftigen Wohnortes in kolossalen Nischen fanden, bedeckten sie die Figuren mit Gips und modellierten neue Statuen auf die alten, sie sollten Tathagata, den Herrn, darstellen. Die Innenmauern der Nischen sind bis zum heutigen Tag mit leuchtenden Gemälden menschlicher Figuren bedeckt, und das Heiligenbild des Buddhas ist in jeder Gruppe wiederholt. Diese an den byzantinischen Malstil erinnernden Fresken und Ornamente sind alle auf die Frömmigkeit der Mönchsasketen zurückzuführen, wie einige andere kleinere Figuren und Felszeichnungen auch. Aber die fünf Statuen sind Teil der Kunst der Initiierten der vierten Rasse, die nach dem Untergang ihres Kontinents an den festen Plätzen und auf den Gipfeln der zentralasiatischen Bergketten Zuflucht suchten. Mehr noch, die fünf Standbilder sind ein unvergängliches Zeugnis der esoterischen Lehre in Bezug auf die schrittweise Evolution der Rassen.
Das größte der Standbilder soll die erste Menschenrasse darstellen, deren ätherischer Körper zur Unterweisung zukünftiger Generationen im festen, immerwährenden Stein der Erinnerung bewahrt ist, da sonst das Andenken derselben [SD # 340] die atlantische Flut niemals überdauert hätte. Das zweite, 36 m hohe Standbild repräsentiert die Schweißgeborenen; und die dritte, 18 m messende Statue verewigt die Rasse, die fiel und dadurch die erste physische Rasse hervorbrachte, die von einem Vater und einer Mutter geboren wurde. Deren letzte Abkömmlinge sind in den auf der Osterinsel gefundenen Statuen dargestellt. Diese waren nur 6 – 8 m groß zu der Zeit, als Lemurien unterging, nachdem es nahezu von vulkanischen Feuern zerstört worden war. Die vierte Rasse war noch kleiner, obwohl riesig im Vergleich mit unserer gegenwärtigen fünften Rasse. Und die Reihe gipfelt schließlich in der fünften Rasse (siehe das folgende Unterkapitel über „Zyklopische Ruinen und Kolossalsteine als Zeugen der Riesen“).
Das sind also die „Riesen“ des Altertums, die vor- und nachsintflutlichen Gibborim der Bibel. Sie lebten und erblühten eher vor einer Million Jahre als vor nur drei oder vier Jahrtausenden. Die Enakiter Josuas, deren Scharen im Vergleich zu den Juden wie „Heuschrecken“ waren, sind also ein Stück israelitischer Einbildungskraft, außer das Volk Israel beansprucht für Josua tatsächlich ein Alter und einen Ursprung im Eozän- oder zumindest im Miozänzeitalter und verwandelt die Jahrtausende ihrer Zeitrechnung in Jahrmillionen.
Bei allem, was den vorgeschichtlichen Zeiten angehört, sollte sich der Leser die weisen Worte Montaignes vor Augen halten. Der große französische Philosoph sagt:
„. . . Es ist ein alberner Dünkel, das zu missachten und als falsch zu verdammen, was uns nicht den Anschein von Wahrscheinlichkeit oder Wahrheit zu haben dünkt: was ein gewöhnlicher Fehler bei jenen ist, die davon überzeugt sind, von größerer Befähigung zu sein als der gemeine Stand.
. . . Die Vernunft lehrte mich jedoch, dass ein Ding so entschieden als falsch und unmöglich zu verdammen für sich den Vorzug in Anspruch nehmen heißt, die Schranken und Grenzen des Göttlichen Willens und die Macht unserer gemeinsamen Mutter Natur im Ärmel zu haben, und dass es keine größere Torheit in der Welt gibt, als sie auf das Maß unserer Fähigkeit und die Grenzen unserer Kraft zu beschränken. . . .
. . . Wenn wir jene Dinge, die unsere Vernunft nicht erfassen kann, Ungeheuer und Wunder nennen, wie viele davon präsentieren sich jeden Tag unseren Blicken? Überlegen wir, durch welche Wolken und wie blindlings wir zu der Kenntnis der meisten durch unsere Hände gehenden Dinge geführt werden. Wahrlich, wir werden erkennen, dass es viel mehr die Gewohnheit als die Wissenschaft ist, die ihre Fremdheit für uns empfängt: und dass wir jene Dinge, würden sie nur neu vorgestellt, für ebenso oder noch unwahrscheinlicher und unglaublicher halten würden als alles andere.“ („Essays“, Kap. xxvi)
Ein ehrlicher Gelehrter sollte, bevor er die Möglichkeit der Existenz unserer Geschichte und Aufzeichnungen abstreitet, die moderne Geschichte sowie die in alter und neuer Literatur verstreuten universalen Überlieferungen nach Spuren dieser wunderbaren frühen Rassen durchforschen. Wenige der Ungläubigen haben eine Ahnung von der Fülle an bestätigenden Beweisen, die auch nur allein im Britischen Museum verstreut und begraben zu finden sind. [SD # 341] Der Leser wird nun ersucht, noch einen Blick auf den im folgenden Abschnitt behandelten Gegenstand zu werfen.
Zyklopische Ruinen und Kolossalsteine als Zeugen der Riesen
De Mirville hat in seinen umfangreichen Werken – „Mémoires addressées à l’Académie des Sciences“, die der Aufgabe dienen, die Wirklichkeit des Teufels zu beweisen und seine Wohnstatt in sämtlichen alten und neuen Idolen zu zeigen, einige hundert Seiten „historischer Beweise“ dafür gesammelt, dass in den Tagen der Wunder, sowohl heidnischer als auch biblischer, Steine wanderten, sprachen, orakelten und sogar sangen. Und dass schließlich der „Christusstein“ oder der Christus-Fels, „der spirituelle Fels“, der „Israel“ mitfolgte (1 Korinther 10,4), „zu einem Jupiter Lapis wurde“, der von seinem Vater Saturn „in der Gestalt eines Steines“ verschlungen wurde.402 Wir wollen uns nicht damit aufhalten, den offensichtlichen Missbrauch und die Materialisierung biblischer Metapher zu erörtern, die ausschließlich dem Zweck dienten, den Satanismus der Idole zu beweisen, obwohl ziemlich viel über diesen Gegenstand gesagt werden könnte.403 Aber ohne irgendwelche derartige Peripatetik und für unsere Steine irgendwelche ihnen innewohnenden psychischen Fähigkeiten zu beanspruchen, können wir unsererseits jedes zugängliche, zur Verfügung stehende Beweismaterial sammeln, um aufzuzeigen, dass: (a) wenn es keine Riesen gegeben hätte, um solche kolossalen Felsen in Bewegung zu versetzen, es auch niemals ein Stonehenge, ein Carnac (Bretagne) oder andere derartige zyklopische Bauten gegeben haben könnte; und (b), gäbe es nichts Derartiges wie Magie, könnte es niemals so viele Zeugnisse für orakelnde und sprechende Steine geben.
In den „Achaica“ (S. 81) finden wir, am Anfang seines Werks, das Geständnis von Pausanias, er hätte die Griechen „wegen der Verehrung der Steine“ für mächtig blöd gehalten. Aber nachdem er Arcadia erreicht, fügt er hinzu: „Ich habe heute eine andere Überzeugung.“ Auch ohne Steine zu verehren oder steinerne Idole und Statuen, was dasselbe ist – ein Verbrechen, das die römischen Katholiken den Heiden nicht vorwerfen sollten, da sie es ebenfalls begehen – muss es daher jedem erlaubt sein an das zu glauben, wovon auch so viele große Philosophen und heilige Männer überzeugt waren, ohne es zu verdienen, von modernen Pausanianern als „Idiot“ bezeichnet zu werden.
Der Leser wird auf Band VI der „Académie des Inscriptions“ („Mémoires“, S. 518 et seq.) verwiesen, wenn er die verschiedenen Eigenschaften von Feuersteinen und Kieseln aus der Sicht der Magie und der psychischen Kräfte studieren will. In einem Orpheus zugeschriebenen Gedicht über Steine werden diese in Ophite und Siderite eingeteilt, in „Schlangensteine“ und „Sternensteine“. „Der ‘Ophit’ [SD # 342] ist rau, hart, schwer, schwarz und besitzt die Gabe der Sprache; wenn man sich anschickt, ihn zu werfen, bringt er einen Ton ähnlich dem Schrei eines Kindes hervor. Mit Hilfe dieses Steins prophezeite Helenos den Untergang Trojas, seines Vaterlandes . . “ etc. (Falconnet).
Sanchuniathon und Philon von Byblos, sich auf diese Bätyle berufend, nennen sie „beseelte Steine“. Photios wiederholt, was Damaskios, Asklepiades, Isidor und der Arzt Eusebius vor ihm behauptet hatten. Insbesondere Letzterer (Eusebius) trennte sich niemals von seinen Ophiten, die er auf seiner Brust trug und von denen er Orakel empfing, die in einer dünnen Stimme, einem leisen Pfeifen ähnelnd, gegeben wurden.404 Arnobius (ein heiliger Mann, der „aus einem Heiden zu einer der Lichter der Kirche geworden war“, wie die Christen ihren Lesern sagen), gesteht, dass er niemals einem dieser Steine begegnen konnte, ohne ihm Fragen zu stellen, „die gelegentlich in einer klaren und scharfen dünnen Stimme beantwortet wurden“. Wo ist also der Unterschied zwischen dem christlichen und dem heidnischen Ophiten, fragen wir?
Es ist auch bekannt, dass der berühmte Stein von Westminster Lia Fáil genannt wurde – „der sprechende Stein“. Er erhob seine Stimme ausschließlich, um den König zu nennen, der gewählt werden sollte. Cambry („Monuments Celtiques“) sagt, dass er ihn sah, als er noch die Inschrift trug:405
„Ni fallat fatum, Scoti quocumque Locatum
Invenient lapidem, regnasse tenentur ibidem.“
Schließlich spricht Suidas von einem gewissen Heraklios, der mit einem Blick die unbelebten Steine von jenen unterscheiden konnte, die sich bewegen konnten; und Plinius erwähnt Steine, die „ausrissen, sobald sich eine Hand ihnen näherte“ (siehe „Dictionnaire des Religions par L’abbé Bertrand“; Artikel über Worte des Heraklios und Bätylen).
De Mirville – der die Bibel zu rechtfertigen sucht – fragt sehr treffend, warum die ungeheuren Steine von Stonehenge in alter Zeit Chior Gaur (von Cor, „Tanz“, daher Veitstanz, und gaur, ein Riese) oder der Tanz der Riesen genannt wurden? Dann schickt er den Leser zum Bischof St. Gildas, um die Antwort zu empfangen. Die Verfasser von „Voyage dans le Comté [SD # 343] de Cornouailles, sur les traces des Géants“ und verschiedener gelehrter Werke über die Ruinen von Stonehenge,406 Carnac und West Hoadley teilen jedoch weit vollständigere und verlässlichere Informationen über diesen sonderbaren Gegenstand mit. In jenen Gegenden – wahre Felsenwälder – finden sich ungeheure Monolithen, von denen „einige über 500.000 Kilogramm wiegen“ (Cambry). Diese „hängenden Steine“ auf der Ebene von Salisbury werden für die Überreste eines druidischen Tempels gehalten. Doch die Druiden waren historische Menschen und keine Zyklopen oder Riesen. Wer nun, wenn nicht Riesen, konnte jemals derartige Massen heben (insbesondere wie die von Carnac und West Hoadley) und sie derartig symmetrisch anordnen, dass sie die Planisphäre darstellen sollen, und sie in einem so wunderbaren Gleichgewicht aufstellen, dass sie kaum den Boden zu berühren scheinen und mit der zartesten Berührung eines Fingers in Bewegung versetzt werden können; und sich dennoch den Anstrengungen von zwanzig Männern widersetzen würden, die versuchen sollten, sie zu versetzen.
Wir behaupten, die meisten dieser Steine seien Relikte der verschwundenen Atlantier. Man wird uns antworten, sämtliche Geologen seien davon überzeugt, dass sie einen natürlichen Ursprung haben; dass ein „verwitternder“ Fels, d. h. wenn er unter dem Einfluss des Wetters Schuppe um Schuppe seiner Substanz verliert, diese Form annimmt; ferner, dass die „Felstürme“ in Westengland sonderbare Formen aufweisen, jedoch infolge derselben Ursache. Nachdem schließlich alle Gelehrten davon ausgehen, die „Wackelsteine seien auf rein natürliche Art entstanden, Wind, Regen etc. hätten eine schichtweise Zersetzung der Felsen zur Folge gehabt“ – wird unsere Behauptung begründet abgewiesen werden, insbesondere da „wir diesen Vorgang der Felsveränderung auch heute überall beobachten können“. Untersuchen wir den Fall also näher.
Doch zuerst schauen wir, was die Geologie darüber sagt, und wir werden sehen, dass diese riesigen Massen an ihren gegenwärtigen Positionen oft vollständige Fremdlinge sind und dass ihre geologisch gleichartigen Verwandten häufig Schichten angehören, die in diesen Ländern unbekannt und nur weit entfernt zu finden sind, jenseits der Meere. William Tooke (French trans., „Sépulture des Tartares“, Arch. VII, S. 222) spekuliert über die ungeheuren Granitblöcke, die über Südrussland und Sibirien verstreut sind und informiert den Leser darüber, dass an ihren gegenwärtigen Lagerstätten weder Felsen noch Berge existieren und dass sie „mit gewaltigem Kraftaufwand aus ungeheuren Entfernungen“ herbeigebracht worden sein müssen. Charton („Voyageurs Anciens et Modernes“, Vol. I, S. 230) schreibt über ein Exemplar eines solchen Felsens „in Irland“, das der Untersuchung eines hervorragenden englischen Geologen überwiesen wurde, der dasselbe einem fremden Ursprung zuschreibt, „höchst wahrscheinlich afrikanischem“.
Das ist ein seltsamer Zufall, denn die irische Überlieferung schreibt den Ursprung ihrer Steinkreise einem Zauberer zu, der sie aus Afrika brachte. De Mirville betrachtet diesen Zauberer als „einen verfluchten Hamiten“.407 Wir sehen in ihm einen [SD # 344] dunklen Atlantier oder vielleicht sogar einige frühe Lemurier, die bis zur Entstehung der Britischen Inseln überlebt hatten – unter allen Umständen waren sie aber Riesen.408
Cambry sagt naiv: „Menschen haben nichts damit zu tun . . . denn niemals könnte menschliche Kraft und Fleiß irgendetwas von dieser Art unternehmen. Die Natur allein hat das alles vollbracht (!!) und die Wissenschaft wird es eines Tages beweisen (!!) (S. 88). Nichtsdestoweniger war es eine menschliche, wenn auch riesige Kraft, die das vollbrachte, und nicht mehr die bloße „Natur“ als Gott oder Teufel.
Die „Wissenschaft“, die zu beweisen versucht, dass selbst das Gemüt und der Geist des Menschen lediglich von blinden Kräften hervorgebracht wurden, ist sehr gut in der Lage, diese Aufgabe zu übernehmen. Es kann sein, dass sie eines schönen Tages ankommt und zu beweisen versuchen wird, dass die Natur allein die riesigen Felsen von Stonehenge angeordnet, ihre Lage mit mathematischer Genauigkeit bestimmt, sie in der Form der Planisphäre von Dendera und der Tierkreiszeichen ausgerichtet und die mehr als 500.000 kg schweren Steine aus Afrika und Asien nach England und Irland gebracht hat!
Es ist wahr, Cambry widerrief später: „Ich glaubte lange, dass nur die Natur allein diese Wunder zustande bringen konnte . . . . aber ich widerrufe . . . . denn der Zufall ist nicht imstande, so wunderbare Kombinationen zu erschaffen . . . . und diejenigen, welche die besagten Steine im Gleichgewicht aufstellten, sind dieselben, welche die beweglichen Massen beim Teich in der Nähe von Huelgoat bei Concarneau aufstellten. . . . .“ Dr. John Watson, vom selben Verfasser („Antiquités Celtiques“, S. 99) zitiert, sagt bei der Besprechung der beweglichen Felsen oder Wackelsteine, die auf dem Abhang bei Golcar (der „Verzauberer“) zu finden sind: „Die erstaunliche Bewegung dieser im Gleichgewicht aufgestellten Masse ließ sie die Kelten mit Göttern vergleichen.“ . . . .
In „Stonehenge“ (Flinders Petrie) wird gesagt, „Stonehenge sei aus einem Stein aus dem Distrikt aufgebaut, einem roten Sandstein oder ‘Sarsenstein’, örtlich als ‘grauer Hammel’ bezeichnet. Aber einige der Steine, und zwar genau diejenigen, wie es heißt, welche astronomischen Zwecken gewidmet waren, wurden von weit hergebracht, wahrscheinlich aus Nordirland“.
Die in einem im Jahr 1850 in der „Revue Archéologique“ (S. 473) über diesen Gegenstand veröffentlichten Aufsatz angeführten Überlegungen eines Wissenschaftlers sind es wert, zum Schluss hier angeführt zu werden:
„Jeder Stein ist ein Block, dessen Gewicht die gewaltigsten Maschinen auf die Probe stellen würde. Kurz gesagt handelt es sich um über den gesamten Globus verstreute Massen, in deren Angesicht das Wort Baustoffe unzureichend zu sein scheint, bei deren Anblick die Einbildungskraft verwirrt wird und die mit einem derartig kolossalen Namen belegt werden müssten, der den [SD # 345] Dingen selbst entspräche. Davon abgesehen verraten diese ungeheuren Wackelsteine, manchmal als Fräser bezeichnet, die auf einer ihrer Seiten wie auf einem Punkt aufgestellt sind, wobei ihr Gleichgewicht so vollkommen ist, dass die leiseste Berührung genügt, sie in Bewegung zu versetzen . . . genaueste Kenntnisse der Statik. Reziproke Gegenbewegungen, Oberflächen, Ebenen, konvex und konkav, abwechselnd . . . all das verbündet sie mit den zyklopischen Denkmälern, von denen mit de la Vega aus gutem Grund behauptet werden kann, dass ‘die Dämonen mehr daran gearbeitet zu haben scheinen als die Menschen’.“409
Diesmal stimmen wir überein mit unseren Freunden und Feinden, den römischen Katholiken, und fragen, ob solche Wunder der Statik und des Gleichgewichts mit Massen, die Millionen von Kilogramm wiegen, das Werk paläolithischer Wilder sein kann, von Höhlenmenschen, die größer als der durchschnittlichen Mensch in unserem Jahrhundert waren, aber dennoch gewöhnliche Sterbliche wie wir? Es dient nicht unseren Zielen, die verschiedenen an die Wackelsteine geknüpften Überlieferungen zu erwähnen. Den englischen Leser können wir auch jederzeit an Giraldus Cambrensis erinnern, der von einem solchen Stein auf der Insel Mona erzählt, welcher immer wieder in seine ursprüngliche Position zurückkehrte, jeglicher Anstrengung trotzend, ihn an einer anderen Stelle zu fixieren. Zur Zeit der Eroberung Irlands durch Heinrich II. band ein gewisser Graf Hugo Cestrensis, der sich selbst von der Wirklichkeit dieser Tatsache zu überzeugen verlangte, den Monastein an einen viel größeren Felsen und ließ sie ins Meer werfen. Am nächsten Morgen fand man ihn an seinem gewohnten Platz. . . Der gelehrte Williams von Salisbury verbürgt die Tatsache, indem er sein Vorhandensein in einer Kirchenmauer bezeugt, wo er ihn im Jahr 1554 gesehen hatte. . . Das erinnert an das, was Plinius über den von den Argonauten in Cyzieum zurückgelassenen Stein sagte. Diesen Stein hatten die Cyziker in das Prytaneion gestellt, „von wo er verschiedene Male fortlief, sodass sie gezwungen waren, ihn mit Blei zu beschweren“ („Nat. Hist.“, XXXVI, S. 592). . . . Hier haben wir ungeheure Steine, die nach den Behauptungen des gesamten Altertums „lebendig waren, sich bewegten, sprachen und von allein herumwandelten“. Scheinbar waren sie auch dazu imstande, die Leute in die Flucht zu schlagen, da sie Router („in die Flucht treiben“, verjagen) genannt wurden. Und des Mousseaux zeigt, dass sie alle prophetische Steine waren und manchmal [SD # 346] als verrückte Steine bezeichnet wurden (siehe sein „Dieu et les Dieux“, S. 566). „Der Wackelstein ist wissenschaftlich akzeptiert. Aber warum schaukelt er? Was veranlasst ihn dazu? Man muss blind sein, um nicht zu sehen, dass diese Bewegung eines der vielen Mittel zum Wahrsagen war, und dass sie aus eben diesem Grund die ‘Steine der Wahrheit’ genannt wurden.“ (de Mirville, „Fétichisme“)410
Das ist Geschichte, die Vergangenheit prähistorischer Zeiten, die dasselbe für spätere Zeitalter verbürgt. Die dem Mond und der Schlange geweihten Drakontis waren die älteren „Schicksalsfelsen“ früherer Nationen, deren Bewegung oder Wackeln für die initiierten Priester einen klaren Code darstellte, da sie allein den Schlüssel zu dieser alten Lesart besaßen. Vormius und Olaus Magnus zeigen, dass die Könige Skandinaviens entsprechend den Anordnungen des Orakels, „dessen Stimme durch diese ungeheuren, mit den außerordentlichen Kräften der alten Riesen aufgerichteten Felsen“ sprach, gewählt wurden. Plinius sagt, „in Indien und Persien war es sie (die persische Otizoé), welche die Magier wegen der Wahl ihrer Herrscher befragen mussten“ („Nat. Hist.“, lxxxvii., Kap. liv), und er beschreibt (in ibid., ii, Kap. xxxviii) einen das asiatische Harpasa überschattenden Felsen in Asien, der so aufgestellt ist, dass „er mit einem Finger [SD # 347] bewegt werden kann, gegen den Widerstand seines gesamten Gewichts“. Warum sollten also nicht die Wackelsteine in Irland oder in Brimham in Yorkshire zur selben Art von Wahrsagerei oder orakelmäßigen Mitteilungen gedient haben? Die gewaltigsten von ihnen sind offenbar Überreste der Atlantier; die kleineren, wie die Brimham-Felsen, mit den kreisenden Steinen auf ihrer Spitze, sind Nachahmungen der älteren Lithoi. Hätten nicht die mittelalterlichen Bischöfe sämtliche Pläne der Drakonti, derer sie habhaft werden konnten, zerstört, wüsste die Wissenschaft mehr über sie.411 So wie es aussieht, wissen wir, dass sie während langer prähistorischer Zeitalter allgemein verwendet wurden, und zwar alle für die gleichen Zwecke der Wahrsagerei und der Magie. Éd. Biot, Mitglied des Französischen Instituts, veröffentliche in den „Antiquités de France“, Bd. ix einen Aufsatz, der zeigt, dass Chatam peramba (das Feld des Todes oder der alte Begräbnisplatz in Malabar) der Lage nach übereinstimmt mit den alten Gräbern von Carnac – „eine Berühmtheit und ein zentrales Grab“. . . „Knochen werden in ihnen gefunden (in den Gräbern)“, sagt er, „und Halliwell sagt uns, dass einige von ihnen so riesig sind, dass die Eingeborenen (Malabars) die Gräber die Wohnungen der Rakshasas (Riesen) nennen“. Verschiedene im Auftrag von Rajah Vassariddi geöffnete Steinkreise, „die für das Werk der Panch Pandavas (fünf Pandus) gehalten wurden, wie alle anderen derartigen Denkmäler in Indien, wo sie sich in so großer Anzahl finden“, hatten „menschliche Knochen zum Inhalt, die sehr groß waren“ (T. J. Wise in „History of Paganism in Caledonia“, S. 36).
Wieder hat de Mirville Recht in seiner Verallgemeinerung, wenn nicht gar in seinen Schlussfolgerungen. Da die lange in Ansehen gestandene Theorie jetzt zurückgewiesen wird, die Drakonti seien zumeist Zeugen „großer natürlicher geologischer Erschütterungen“ (Charton) und „das Werk der Natur“ (Cambry) gewesen, sind seine Bemerkungen sehr angemessen. „Bevor die Unmöglichkeit solch einer Theorie behauptet wird, raten wir der Wissenschaft, nachzudenken . . . . und vor allem Titanen und Riesen nicht länger zu den ursprünglichen Legenden zu zählen: denn ihre Werke sind da, vor unseren Augen, und diese wackelnden Steine werden bis zum Ende der Welt auf ihrer Basis schwingen, um ihr ein für allemal zu einem Verständnis zu verhelfen, dass einer durchaus nicht zum Kandidaten für das Irrenhaus wird, nur weil er an Wunder glaubt, die vom gesamten Altertum bestätigt werden („Des Esprits“, Du Fétichisme, S. 288).
Das genau ist es, was wir nicht oft genug wiederholen können, obwohl die Stimmen sowohl des Okkultismus als auch der römischen Katholiken in der Wüste erschallen. Nichtsdestoweniger kann niemand übersehen, dass die Wissenschaft in ihren modernen Spekulationen, um das Mindeste zu sagen, ebenso unbeständig ist wie die alte und mittelalterliche Theologie in ihren Erklärungen der sogenannten Offenbarung war. Die Wissenschaft möchte den Menschen von pithekoiden Affen abstammen lassen – eine Verwandlung, die Millionen von Jahren benötigt – und fürchtet sich doch, der Menschheit ein höheres Alter als 100.000 Jahre zuzugestehen! Die Wissenschaft lehrt die allmähliche Verwandlung der Arten, die [SD # 348] natürliche Selektion und die Evolution von der niedrigsten Form zur höchsten, vom Weichtier zum Fisch, vom Reptil zum Vogel und Säugetier. Und doch spricht sie dem Menschen, der physiologisch lediglich ein höheres Säugetier und Tier ist, eine solche Verwandlung seiner äußeren Form ab. Wenn aber das ungeheure Wealden-Iguanodon der Vorfahr des heutigen kleinen Leguans gewesen sein kann, warum sollte nicht der riesige Mensch der Geheimlehre zum modernen Menschen geworden sein – dem Bindeglied zwischen Tier und Engel? Gibt es irgendetwas Unwissenschaftlicheres in dieser „Theorie“ als dem Menschen ein spirituelles, unsterbliches Ich abzusprechen, aus ihm einen Automaten zu machen und ihn gleichzeitig als eine eigenständige Gattung in die natürliche Ordnung einzureihen? Die okkulten Wissenschaften mögen weniger wissenschaftlich sein als die gegenwärtigen exakten Wissenschaften, aber sie sind nichtsdestotrotz in ihren Lehren logischer und konsequenter. Die physischen Kräfte und die natürlichen Verwandtschaften der Atome mögen hinreichende Faktoren sein, um eine Pflanze in ein Tier zu verwandeln; aber es bedarf mehr als der bloßen Wechselwirkung zwischen gewissen materiellen Aggregaten und ihrer Umgebung, um einen vollständig bewussten Menschen ins Leben zu rufen; selbst wenn er tatsächlich nicht mehr wäre als eine Abzweigung zwischen zwei „Stiefkindern“ der Ordnung der Quadrumana. Die okkulten Wissenschaften gestehen mit Haeckel, dass das (objektive) Leben auf unserem Globus „ein logisches Postulat der wissenschaftlichen Naturgeschichte ist“, fügen jedoch hinzu, dass eine gleichermaßen spirituelle Involution, von innen nach außen, des unsichtbaren subjektiven Geist-Lebens – ewig, und ein Prinzip der Natur – nicht verworfen werden darf, weil das womöglich noch unlogischer ist als zu behaupten, das Universum und alles darinnen sei allmählich von blinden, der Materie innewohnenden Kräften ohne irgendwelche äußere Unterstützung aufgebaut worden.
Nehmen wir einmal an, ein Okkultist würde behaupten, die erste große Orgel in einer Kathedrale sei ursprünglich auf folgende Weise erschienen. Zuerst fand eine fortschreitende und allmähliche Ausarbeitung eines organisierbaren Materials im Raum statt, die in der Erzeugung eines Zustandes der Materie namens organisches Protein gipfelte. Nachdem dann unter dem Einfluss zufälliger Kräfte diese Zustände in eine Phase labilen Gleichgewichts versetzt wurden, entwickelten sie sich langsam und majestätisch zu neuen Kombinationen von geschnitztem und poliertem Holz, von Messingstiften und Röhrchen, von Leder und Elfenbein, Windröhren und Balgen, worauf die Orgel, nachdem all ihre Teile zu einer harmonischen und symmetrischen Maschine angepasst waren, plötzlich Mozarts Requiem ertönen ließ. Diesem folgte eine Sonate von Beethoven etc. ad infinitum; wobei die Tasten von selbst spielten und der Wind durch seine eigene ihm innewohnende Kraft und Fantasie in die Pfeifen blies. . . . . Was würde die Wissenschaft zu einer solchen Theorie sagen? Und doch sagen uns die materialistischen Gelehrten, dass das Universum genau auf solche Weise entstand, mit seinen Millionen von Wesen und dem Menschen, seiner geistigen Krone.
Was immer der wirkliche innere Gedanke Herbert Spencers gewesen sein mag, als er über den Gegenstand der allmählichen Verwandlung der [SD # 349] Arten schrieb, seine Worte passen auf unsere Lehre. „Übersetzt in Begriffe der Evolution, wird jede Art von Wesen als das Ergebnis von Modifikationen aufgefasst, die in unmerklichen Abstufungen an einer bereits existierenden Art von Wesen bewirkt wurden.“ („Principles of Biology“, I, S. 482, „Anhang“) Warum also sollte in diesem Fall nicht der historische Mensch das Produkt einer Modifikation einer vorangegangenen und prähistorischen Art von Menschen sein, selbst wenn um des Beweises willen akzeptiert würde, dass nichts in ihm ist, was seine physische Struktur überdauern oder unabhängig von ihr leben würde? Doch es ist nicht so! Denn wenn uns gesagt wird, dass „organische Materie im Labor durch einen Vorgang hervorgebracht wird, den wir buchstäblich künstliche Evolution nennen könnten“ (ibid.), so antworten wir dem ausgezeichneten englischen Philosophen, dass Alchemisten und große Adepten dasselbe leisteten, und in der Tat weit mehr, bevor die Chemiker jemals versuchten, „aus getrennten Elementen zusammengesetzte Verbindungen zu bilden“. Die Homunculi von Paracelsus sind eine Tatsache der Alchemie und werden sehr wahrscheinlich auch in der Chemie zu einer solchen werden. Für diesen Fall muss Mary Shelleys „Frankenstein“ als Prophezeiung betrachtet werden. Aber kein Chemiker und auch kein Alchemist wird jemals ein solches „Frankenstein-Monster“ mit mehr als tierischem Instinkt begaben, wenn er nicht in der Tat das tut, was den „Vorfahren“ zugeschrieben wird, nämlich seinen eigenen physischen Körper verlässt und sich in der „leeren Form“ inkarniert. Aber selbst das wäre ein künstlicher und nicht ein natürlicher Mensch, denn unsere „Vorfahren“ mussten im Lauf ewiger Evolution Götter werden, bevor sie zu Menschen wurden.
Die obenstehende Abschweifung, sollte sie tatsächlich eine solche darstellen, ist der Versuch einer Rechtfertigung vor den wenigen denkenden Menschen des kommenden Jahrhunderts, die das lesen mögen. Es gibt auch den Grund an, warum die besten und spirituellsten Menschen unserer gegenwärtigen Zeit weder von der Wissenschaft noch von der Theologie befriedigt werden können; und warum sie den dogmatischen Behauptungen der beiden irgendwelche „psychische Schrullen“ vorziehen, nachdem keine von ihnen in ihrer Unfehlbarkeit etwas Besseres als blinden Glauben zu bieten hat. Universale Überlieferung ist in der Tat der weitaus sicherere Führer im Leben. Und universale Überlieferung zeigt, dass der ursprüngliche Mensch durch Zeitalter gemeinsam mit seinen Schöpfern und ersten Unterweisern – den Elohim – im „Garten Eden“ der Welt oder in der „Wonne“ lebte. Wir werden die Göttlichen Unterweiser in Stanze XII behandeln.
45. Die ersten großen Wasser kamen. Sie verschlangen die sieben großen Inseln (a).
Alle Heiligen gerettet, die Nicht-Heiligen vernichtet. Mit ihnen die meisten der riesigen Tiere, hervorgebracht aus dem Schweiß der Erde (b).
[SD # 350]
(a) Da dieser Gegenstand – die vierte große Flut auf unserem Globus in dieser Runde – vollständig in den Kapiteln der letzten Stanze behandelt wird, würde als hier Gesagte lediglich eine Vorwegnahme darstellen. Die sieben großen Inseln (Dvipas) gehörten dem atlantischen Kontinent an. Die heiligen Lehren zeigen, dass die „Flut“ die Vierte, die Rasse der Riesen, nicht wegen ihrer Verkommenheit überraschte, noch weil sie „vor Sünde schwarz“ geworden war, sondern lediglich, weil dies das Schicksal eines jeden Kontinents ist, der – wie alles Übrige unter der Sonne – geboren wird, lebt, altersschwach wird und stirbt. Das geschah, als sich die fünfte Rasse in ihrer Kindheit befand.
(b) So gingen die Riesen zugrunde – die Magier und die Zauberer, fügt die Einbildung volkstümlicher Tradition hinzu. Aber „alle Heiligen gerettet“, und nur die „Nichtheiligen wurden vernichtet“. Das war jedoch ebenso sehr der Voraussicht der „Heiligen“ zuzuschreiben, die den Gebrauch ihres „Dritten Auges“ nicht verloren hatten, als dem Karma und den Naturgesetzen. Bei der Besprechung der folgenden Rasse (unserer fünften Menschheit) sagt der Kommentar:
„Lediglich eine Handvoll jener Auserwählten, deren göttliche Unterweiser gegangen waren, um jene Heilige Insel zu bewohnen – ‘von welcher der letzte Heiland kommen wird’ – bewahrte jetzt die Menschheit davor, dass ihre eine Hälfte die andere ausrottete [wie es die Menschheit jetzt tut – H. P. B.]. Sie (die Menschheit) wurde geteilt. Zwei Drittel von ihr wurden von Dynastien niederer, materieller Geister der Erde regiert, die von den leicht zugänglichen Körpern Besitz ergriffen; ein Drittel blieb treu und vereinigte sich mit der aufkommenden fünften Rasse – die fleischgewordenen Götter. Als sich die Pole (zum vierten Mal) bewegten, berührte das jene nicht, die beschützt waren, und die sich von der vierten Rasse getrennt hatten. Gleich den Lemuriern – gingen nur die gottlosen Atlantier zugrunde, und ‘wurden nicht mehr gesehen’. . . . .“
[SD # 351]
STANZE XII
DIE FÜNFTE RASSE UND
IHRE GÖTTLICHEN INSTRUKTOREN
§§ (47) Die Überreste der ersten beiden Rassen verschwinden für immer. Gruppen von verschiedenen atlantischen Rassen aus der Flut gerettet, gemeinsam mit den Vorvätern der fünften. (48) Der Ursprung unserer gegenwärtigen Rasse, der fünften. Die ersten göttlichen Dynastien. (49) Das erste Aufglühen der Geschichte, jetzt mit der allegorischen Chronologie der Bibel fest verknüpft, und die „universale“ Geschichte folgt ihr sklavisch. Die Natur der ersten Unterweiser und Kulturstifter der Menschheit.
47. Wenige (Menschen) verblieben. Einige gelbe, einige braune und schwarze und einige rote verblieben. Die mondfarbenen (vom ursprünglichen Göttlichen Stamm) waren für immer verschwunden. (a) . . . .
48. Die Fünfte Rasse, hervorgebracht aus dem Heiligen Stamm (verblieb). Sie wurde von den ersten Göttlichen Königen regiert.
49. Die „Schlangen“, die herabstiegen; die Frieden schlossen mit der Fünften (Rasse), die sie lehrten und unterwiesen (b) . . . .
(a) Dieser Vers (47) bezieht sich auf die fünfte Rasse. Die Geschichte beginnt nicht damit, wohl aber die lebendige und immer wiederkehrende Überlieferung. Die Geschichte – oder was Geschichte genannt wird – geht nicht weiter zurück als bis zu den fantastischen Ursprüngen unserer fünften Unterrasse, ein „paar Tausende“ von Jahren. Die Unterteilungen der ersten Unterrasse der fünften Wurzelrasse sind gemeint mit dem Satz „einige gelbe, einige braune und schwarze, und einige rote blieben übrig“. Die „mondfarbenen“ (d. h. die erste und die zweite Rasse) waren für immer verschwunden – ja, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen; und das schon bei der dritten „Flut“ der dritten lemurischen Rasse, jenem „Großen Drachen“, dessen Schweif ganze Nationen in einem Augenblick aus dem Dasein fegt. Das ist die wahre Bedeutung des Shlokas im Kommentar, der besagt:
„Der Große Drache hat nur Achtung vor den ‘Schlangen’ der Weisheit, den Schlangen, deren Höhlen sich jetzt unter den dreieckigen Steinen befinden“, d. h. „den Pyramiden an den vier Ecken der Welt“.
(b) Das sagt uns deutlich, was mehr als einmal an anderer Stelle in den Kommentaren erwähnt wird; nämlich, dass die Adepten oder „weisen“ Menschen der drei Rassen (der dritten, vierten und fünften) in unterirdischen Wohnungen weilten, gewöhnlich unter einer Art von pyramidalem Bau, wenn nicht [SD # 352] tatsächlich unter einer Pyramide. Denn solche „Pyramiden“ existierten in den vier Ecken der Welt und waren niemals das Monopol des Landes der Pharaonen, obwohl sie allgemein für das ausschließliche Eigentum Ägyptens gehalten wurden, bis sie über die gesamten beiden Amerikas verstreut gefunden wurden, unter und über der Erde, unterhalb und innerhalb von Urwäldern und in Ebenen und Tälern. Wenn auch in europäischen Gegenden keine echten, geometrisch korrekten Pyramiden mehr zu finden sind, stellen nichtsdestoweniger viele der vermeintlichen frühen neolithischen Höhlen, der kolossalen dreieckigen pyramidalen und konischen Menhire in Morbihan und in der Bretagne im Allgemeinen, viele der dänischen Tumuli und selbst der „Riesengräber“ Sardiniens mit ihren unzertrennlichen Begleitern, den Nuragen, ebenso viele mehr oder weniger plumpe Kopien der Pyramiden dar. Die Meisten davon sind das Werk der ersten Siedler auf dem neugeborenen Festland und den Inseln Europas, jener Rassen – „einige gelbe, einige braune und schwarze, und einige rote“ – die nach dem Untergang der letzten atlantischen Kontinente und Inseln (vor 850.000 Jahren) übrig blieben, mit Ausnahme Platons atlantischer Insel, und vor der Ankunft der großen arischen Rassen, während andere von den frühesten Einwanderern aus dem Osten erbaut wurden. Wer es kaum akzeptieren könnte, die Geburt des Menschengeschlechts vor 57.000 Jahren anzugeben – was der Altersangabe Dr. Dowlers für das von ihm auf den Sandbänken des Mississippis bei New Orleans gefundene Skelett entspricht – wird diese Tatsachen natürlich ablehnen. Doch sie werden ihren Irrtum eines Tages erkennen. Wir können die törichte Selbstverherrlichung der Arkadier herabsetzen, die sich als προσελήνοι stilisierten, älter als der Mond, und ebenso die des Volkes von Attika, das für sich beanspruchte, bereits existiert zu haben, bevor die Sonne am Himmel erschien, jedoch keinesfalls ihr unbestreitbar hohes Alter. Auch können wir nicht über den allgemeinen Glauben lachen, dass wir riesenhafte Ahnen hatten. Die Tatsache, dass Knochen von Mammut, Mastodon und in einem Fall von einem riesigen Salamander mit menschlichen Knochen verwechselt wurden, beseitigt nicht das Problem, dass der Mensch das einzige aller Säugetiere ist, dem die Wissenschaft nicht wie sonst allen anderen Tiergestalten zugestehen will, kleiner geworden zu sein, vom riesigen Homo Diluvii bis zu dem Geschöpf von 1,50 – 1,80 m Größe, das er heute ist.
Doch die „Schlangen der Weisheit“ bewahrten ihre Berichte wohl, und die Geschichte der menschlichen Evolution ist ebenso am Himmel verzeichnet wie auf unterirdischen Mauern. Die Menschheit und die Sterne sind unauflöslich miteinander verbunden, wegen der Intelligenzen, welche Letztere regieren.
Moderne Symbologen mögen darüber spotten und es „Einbildung“ nennen, aber wie Staniland Wake („The Great Pyramid“) schreibt: „Es steht außer Frage, dass die Sintflut in den Legenden einiger östlicher Völker (immer) nicht nur mit den Pyramiden, sondern auch mit den Konstellationen in Verbindung gebracht wurde.“ Der „Alte Drache“ ist identisch mit der „Großen Flut“, sagt Proctor (in „Knowledge“, Bd. I, S. 243): „Wir wissen, dass das Sternbild des Drachens in der Vergangenheit am Pol oder in der Nabe des Himmelsgewölbes stand. In Sternentempeln . . . wäre der Drache das [SD # 353] oberste oder herrschende Sternbild . . . es ist einzigartig, wie genau die Konstellationen . . . in der Abfolge und im Betrag der Rektaszension mit den bezüglich der (biblischen) Sintflut aufgezeichneten Ereignissen übereinstimmen.
Die Gründe für diese Einzigartigkeit wurden in diesem Werk deutlich dargelegt. Sie zeigt aber lediglich, dass im Gedächtnis und in den Überlieferungen der Unterrassen der fünften Rasse verschiedene Fluten miteinander vermischt wurden. Die erste große „Flut“ war astronomisch und kosmisch, einige andere waren irdisch. Unser sehr gelehrter Freund, Gerald Massey – wahrlich ein in die Mysterien des Britischen Museums Initiierter, wenn auch nur ein Selbstinitiierter – erklärte und vertrat jedoch nachdrücklich die Ansicht, beim Untergang von Atlantis und bei der atlantischen Flut handle es sich lediglich um anthropomorphisierte Einbildungen unwissender Leute; und Atlantis sei nichts Besseres als eine astronomische Allegorie. Nichtsdestotrotz beruht die große zodiakale Allegorie aber auf historischen Ereignissen, und die eine kann die andere kaum stören. Außerdem weiß jeder Schüler des Okkultismus, was diese astronomische und zodiakale Allegorie bedeutet. Smith zeigt die wirkliche Bedeutung der Allegorie im Nimrod-Epos der assyrischen Tafeln. Seine „zwölf Gesänge“ beziehen sich auf den jährlichen Lauf der Sonne durch die zwölf Monate des Jahres. Jede Tafel entspricht einem besonderen Monat und enthält eine ausdrückliche Bezugnahme auf die tierischen Formen in den Tierkreiszeichen; der elfte Gesang ist „Rimmon geweiht, dem Gott der Stürme und des Regens und harmoniert mit dem elften Tierkreiszeichen – Aquarius oder dem Wassermann“ („The Nineteenth Century“, 1882, S. 236). Aber in den alten Berichten geht dem noch die prä-astronomische kosmische Flut voraus, welche in der obigen zodiakalen oder noachischen Flut allegorisiert und symbolisiert wurde. Doch das hat nichts mit Atlantis zu tun. Die Pyramiden sind mit den Ideen (des Sternbildes) des Großen Drachens eng verbunden, des „Drachens der Weisheit“ oder der großen Initiierten der dritten und vierten Rasse, sowie mit den Fluten des Nils, der als göttlicher Erinnerer an die große atlantische Flut betrachtet wurde. Die astronomischen Aufzeichnungen der universalen Geschichte sollen jedoch bei der dritten Unterrasse der vierten Wurzelrasse oder bei den Atlantiern begonnen worden sein. Wann geschah das? Okkulte Daten zeigen, dass sich selbst seit dem Beginn regelmäßiger zodiakaler Berechnungen in Ägypten die Pole dreimal umkehrten.
Wir wollen bald zu dieser Behauptung zurückkehren. Symbole wie die mittels der Tierkreiszeichen dargestellten – eine Tatsache, die den Materialisten eine Handhabe bietet, ihre einseitigen Theorien und Meinungen daran aufzuhängen – haben eine zu tiefsinnige Bedeutung, und ihre Beziehung zu unserer Menschheit ist zu bedeutsam, als dass das Thema mit ein paar Worten erledigt werden könnte. Bis dahin müssen wir die Bedeutung des anderen Satzes (des 48. Shlokas) überlegen, und zwar in Bezug auf die ersten göttlichen Könige, von denen es heißt, dass sie „wieder herabstiegen“ und unsere fünfte Rasse nach der letzten Flut leiteten und unterwiesen! [SD # 354] Wir werden diese letzte Behauptung in den folgenden Kapiteln historisch untersuchen müssen, aber mit ein paar weiteren Einzelheiten über den Gegenstand „Schlangen“ schließen.
Die flüchtigen Kommentare zu den archaischen Stanzen müssen hier enden. Weitere Aufklärung erfordert Beweise, die aus alten, mittelalterlichen und modernen Werken zu entnehmen sind, welche diese Gegenstände behandeln. Alles derartige Beweismaterial muss jetzt gesammelt, verglichen und in besserer Ordnung zusammengestellt werden, um so die Aufmerksamkeit des Lesers auf diese Fülle historischer Beweise zu lenken. Und da die vielfältige Bedeutung des seltsamen Symbols – das im orthodoxen Licht der Kirche so oft erwähnt wird und auf den „Versucher des Menschen“ hinweist – niemals überbetont werden kann, erscheint es ratsamer, das Thema an dieser Stelle mit allen verfügbaren Beweisen zu erschöpfen, selbst auf die Gefahr einer Wiederholung hin. Die Titanen und Kabiren wurden von unseren Theologen und einigen frommen Symbologen unauflöslich mit der grotesken Persönlichkeit des sogenannten Teufels verknüpft, und jeder gegenteilige Beweis wurde bisher ebenso unwandelbar abgelehnt und unbeachtet gelassen. Der Okkultist darf daher nichts vernachlässigen, was dabei helfen kann, diese verleumderische Verschwörung zu vereiteln. Und so schlagen wir vor, die in diesen drei letzten Versen enthaltenen Gegenstände in mehrere Gruppen aufzuteilen und sie so sorgfältig und vollständig zu untersuchen, wie es der Raum gestattet. Ein paar weitere Einzelheiten können auf diese Weise dem allgemeinen Zeugnis des Altertums hinzugefügt werden, und zwar in Bezug auf die umstrittensten Lehrsätze des Okkultismus und der esoterischen Lehre – deren Hauptmasse jedoch im zweiten Teil des Bandes über die Symbologie zu finden ist.
Schlangen und Drachen in unterschiedlichen Symboliken
Der Name des Drachens wurde in Chaldäa nicht phonetisch geschrieben, sondern durch zwei Monogramme dargestellt, die den Orientalisten zufolge wahrscheinlich „der Schuppige“ bedeuten. „Diese Beschreibung“, bemerkt G. Smith sehr treffend, „passt natürlich sowohl auf einen fabelhaften Drachen wie auch auf eine Schlange oder einen Fisch“, und wir fügen hinzu, dass „sie sich in einem Aspekt auf Makara bezieht, das zehnte Tierkreiszeichen, was im Sanskrit für ein unbestimmtes amphibisches Tier steht, das für gewöhnlich als Krokodil bezeichnet wird, in Wirklichkeit aber etwas anderes bedeutet (siehe Teil II, „Die Mysterien der Siebenerzahl“). Das wirkt jedenfalls wie das Zugeständnis, dass die Assyriologen jedenfalls nichts Bestimmtes über den Stand des „Drachen“ im alten Chaldäa wissen. Die Hebräer erhielten ihre Symbolik von Chaldäa, nur um danach von den Christen derselben beraubt zu werden, die aus dem „Schuppigen“ eine lebende Wesenheit und eine bösartige Kraft machten.
Ein „beflügeltes und schuppiges“ Exemplar der Drachen kann im Britischen Museum besichtigt werden. Derselben Autorität zufolge befinden sich auch in dieser Darstellung der Ereignisse des Falles zwei Gestalten, die auf beiden Seiten eines Baumes sitzen und ihre Hände nach dem „Apfel“ ausstrecken, während sich die [SD # 355] Drachenschlange auf der Rückseite des „Baumes“ befindet. Esoterisch sind die beiden Gestalten zwei für die Initiation bereite „Chaldäer“, die Schlange symbolisiert den Initiator; die eifersüchtigen Götter, die alle drei verfluchen, stellen die exoterische profane Geistlichkeit dar. Da ist nicht so viel zu erkennen von dem buchstäblichen „biblischen Ereignis“, wie jeder Okkultist sehen kann.
„Der Große Drache achtet nur die Schlangen der Weisheit“, sagt die Stanze und beweist so die Korrektheit unserer Erklärung der beiden Figuren und der „Schlange“.
„Die Schlangen, die wieder herabstiegen . . . . lehrten und unterwiesen“ die fünfte Rasse. Welcher vernunftbegabte Mensch unserer Zeit ist tatsächlich fähig zu glauben, dass damit wirkliche Schlangen gemeint sind? Daher die für die heutigen Wissenschaftler fast zu einem Axiom gewordene grobe Vermutung: Wer im Altertum über verschiedene heilige Drachen und Schlangen schrieb, war entweder abergläubisch und leichtgläubig oder darauf aus, die zu betrügen, die noch unwissender waren als sie selbst. Doch seit Homer enthielt der Begriff etwas vor dem Profanen Verborgenes.
„Schrecklich sind die Götter, wenn sie sich selbst manifestieren“ – jene Götter, welche die Menschen Drachen nennen. Und der die Schlangensymbole in seinem Werk „De Natura Animalium“ behandelnde Aelianus macht gewisse Bemerkungen, die zeigen, dass er die Natur dieser ältesten der Symbole sehr gut verstand. So erklärt er in Bezug auf den oben angeführten Vers Homers höchst treffend: „Denn der Drache, während er heilig und zu verehren ist, trägt etwas von noch göttlicherer Natur in sich, worüber in Unkenntnis zu bleiben (für andere?) besser ist.“ (Buch xi, Kap. 17)
Dieser „Drache“ hat eine siebenfältige Bedeutung, von welchen die höchste und die niedrigste gegeben werden mögen. Erstere ist identisch mit dem „Selbstgeborenen“, dem Logos (dem hinduistischen Aja). Bei den christlichen Gnostikern, Naassener oder Schlangenverehrer genannt, war er die zweite Person der Dreieinigkeit, der Sohn. Sein Symbol war das Sternbild des Drachens.412 Seine sieben „Sterne“ sind die sieben Sterne in der Hand des „Alpha und Omega“ in der Offenbarung. In seiner irdischsten Bedeutung wurde auf diese weisen Menschen der Begriff des „Drachens“ angewandt.
Dieser Teil der religiösen Symbolik des Altertums ist sehr verwickelt und mysteriös und mag für den Profanen unverständlich bleiben. In unserer heutigen Zeit stellt er für christliche Ohren eine derartige Beleidigung dar, dass er ungeachtet aller Zivilisation schwerlich überhört werden kann und als unmittelbare Bedrohung des beliebtesten christlichen Dogmas betrachtet wird. Um einem solchen Gegenstand gerecht zu werden, erforderte es die Feder und den Genius eines Milton, dessen dichterische Fiktion in der Kirche heute als offenbartes Dogma Wurzeln geschlagen hat.
War der [SD # 356] Hl. Johannes und seine Offenbarung der Ursprung dieser Allegorie vom Drachen und seinem angenommenen Bezwinger im Himmel? Mit Nachdruck verneinen wir diese Frage. Sein „Drache“ ist Neptun, das Symbol der atlantischen Magie.
Der Leser wird ersucht, für eine Begründung dieser ablehnenden Haltung die Symbolik der Schlange oder des Drachens in ihren verschiedenen Aspekten zu prüfen.
Siderische und kosmische Glyphen
Jeder Astronom – neben den Okkultisten und Astrologen – weiß, dass im übertragenen Sinne das Astrallicht, die Milchstraße und auch der Weg der Sonne zu den Wendekreisen des Krebses und des Steinbocks sowie auch die Kreise des Siderischen oder Tropischen Jahres in der allegorischen und mystischen Ausdrucksweise der Adepten immer „Schlangen“ genannt wurden.
Und zwar sowohl kosmisch als auch metaphorisch. Poseidon ist ein „Drache“: „Chozzar, von den Profanen Neptun genannt“ (nach den peratischen Gnostikern), die „gute und vollkommene Schlange“, der Messias der Naassener, dessen Symbol am Himmel der Drache ist.
Aber man sollte zwischen den Charakteren dieses Symbols unterscheiden. Zum Beispiel stimmt die zoroastrische Esoterik mit jener der Geheimlehre überein; und wenn wir im Vendidad lesen, dass sich Klagen erhoben gegen die „Schlange“, deren Bisse den schönen, ewigen Frühling in Airyana-Vaêgô veränderten und in einen Winter verwandelten, Krankheit und Tod bringend und gleichzeitig mentalen und psychischen Genuss, weiß der Okkultist, dass die Anspielung mit der Schlange den Nordpol symbolisiert und auch den Himmelspol.413 Letzterer bewirkt die Jahreszeiten in Abhängigkeit von dem Winkel, in dem er das Zentrum der Erde durchdringt. Die beiden Achsen waren nicht mehr parallel; daher war der ewige Frühling von Airyana-Vaêgô durch den guten Fluss Dâitya verschwunden, und „die arischen Magier mussten nach Sogdien auswandern“ – sagen die exoterischen Berichte. Aber die esoterische Lehre stellt fest, dass der Pol den Äquator durchquert hatte und das „Land der Wonne“ der vierten Rasse, ihr Erbe von der dritten, jetzt zu einer von Kummer erfüllten, trostlosen Gegend geworden war. Das allein sollte ein unbestreitbarer Beweis für das hohe Alter der zoroastrischen Schriften sein. Die Neo-Arier der nachsintflutlichen Zeit konnten die Berge natürlich nur schwer erkennen, auf deren Gipfeln ihre Vorväter vor der Flut zusammengekommen waren und mit den reinen „Yazatas“ (himmlischen Geistern der Elemente) verkehrten, deren Leben und Nahrung sie einstmals geteilt hatten. Wie von D´Eckstein („Revue Archéologique“, 8. Jahrg., 1855) gezeigt wird, „scheint der Vendidad auf eine große Veränderung in der Atmosphäre Zentralasiens hinzuweisen; auf starke vulkanische Ausbrüche und den Zusammenbruch einer ganzen Reihe von Bergen in der Nachbarschaft der Karakorumkette“.
[SD # 357] Nach Eusebius, der (und das ist ein Wunder) einmal die Wahrheit schrieb, symbolisierten die Ägypter den Kosmos durch einen großen, feurigen Kreis mit einer auf seinem Durchmesser liegenden habichtköpfigen Schlange. „Hier sehen wir den Pol der Erde in der Ebene der Ekliptik, begleitet von all den feurigen Folgen, die aus einer solchen Lage der Himmel entstehen müssen: wenn sich der gesamte Tierkreis in (ca.) 25.000 Jahren durch die Sonnenglut gerötet und alle Zeichen zur Polarregion senkrecht gestanden haben müssen.“ (Siehe „Mackey’s Sphinxiad“)
Meru – der Wohnsitz der Götter – wurde, wie bereits erklärt, an den Nordpol versetzt, während Patala, die niedere Region, im Süden liegen sollte. Da jedes Symbol in der Esoterischen Philosophie sieben Schlüssel besitzt, haben Meru und Patala eine geografische Bedeutung und stellen Örtlichkeiten dar; während sie astronomisch eine andere aufweisen und die „beiden Pole“ bedeuten. Letzteres führte dazu, dass sie in exoterischer Sektiererei oft als „Berg“ und „Abgrund“ oder als Himmel und Hölle wiedergegeben wurden. Halten wir uns für den Augenblick lediglich an die astronomische und die geografische Bedeutung, dann können wir herausfinden, dass die Alten die Topografie und Natur der arktischen und antarktischen Regionen besser kannten als unsere modernen Astronomen; sie hatten Gründe dafür, und zwar gute, die eine Region als „Berg“ und die andere als „Abgrund“ zu bezeichnen. Wie der eben angeführte Verfasser zur Hälfte erklärt, bedeuten Helion und Acheron nahezu dasselbe: „Heli-on ist die Sonne in ihrem höchsten Punkt“ (Helios oder Heli-on, das „Allerhöchste“); und Acheron steht 32 ° über dem Pol und 32 ° darunter, damit wird angenommen, dass der allegorische Fluss den nördlichen Horizont im Breitengrad um 32 ° berührt. Die weite Wölbung, die für immer unserem Blick verborgen ist und den Südpol umgab, nannten die ersten Astronomen deshalb den Abgrund, während sie gegen den Nordpol hin bemerkten, dass über dem Horizont immer ein gewisser Umkreis am Himmel sichtbar blieb – und nannten ihn deshalb den Berg. Da Meru die hohe Wohnstatt der Götter ist, hieß es von ihnen, dass sie periodisch auf- und absteigen; darunter waren (astronomisch) die Götter des Tierkreises zu verstehen, der Übergang des ursprünglichen Nordpols der Erde zum Südpol des Himmels.“ „In diesem Zeitalter“, fügt der Verfasser der seltsamen Werke hinzu – die „Sphinxiad“ und von „Urania’s Key to the Revelations“ –, „war die Ekliptik mittags parallel zum Meridian, und ein Teil des Zodiaks stieg vom Nordpol zum nördlichen Horizont hinab; dabei kreuzte er die acht Windungen der Schlange (acht Siderische Jahre, oder über 200.000 Sonnenjahre), was wie eine imaginäre Leiter mit acht Sprossen aussehen würde, die von der Erde hinauf bis zum Pol reicht, d. h. bis zu Jupiters Thron. Diese Leiter nun stiegen die Götter, d. h. die Zeichen des Zodiaks, auf und ab (die Jakobsleiter und die Engel) . . . . Es ist mehr als 400.000 Jahre her, seit der Zodiak die Stufen dieser Leiter bildete.“ . . . .
Das ist eine geistreiche Erklärung, selbst wenn sie nicht ganz frei ist von okkulter Ketzerei. Sie ist der Wahrheit jedoch näher als viele andere eher wissenschaftlichen [SD # 358] und insbesondere theologischen Charakters. Wie gesagt, die christliche Dreieinigkeit war seit ihrem Anbeginn astronomisch, was Rutilius zu dem Ausspruch veranlasste – über jene, die sie euhemerisiert hatten: „Judaea gens, radix stultorum.“
Aber die Profanen, und insbesondere die christlichen Fanatiker, immer auf der Suche nach wissenschaftlicher Bestätigung ihrer nach dem toten Buchstaben gelesenen Texte, beharren darauf, im Himmelspol die wahrhaftige Schlange der Genesis zu sehen, den Satan, den Feind der Menschheit, anstatt das, was er tatsächlich ist – eine kosmische Metapher. Wenn es heißt, die Götter hätten die Erde verlassen, so bedeutet das nicht nur die Götter, die Beschützer und Unterweiser, sondern auch die kleineren Götter – die Herren der Tierkreiszeichen. Erstere, als tatsächliche und existierende Wesenheiten, welche die Menschheit hervorbrachten, aufzogen und in ihrer frühen Jugend unterrichteten, erscheinen in allen Schriften, sowohl bei den Zoroastriern als auch in den Evangelien der Hindus. Ormazd oder Ahura-Mazda, der „Herr der Weisheit“, ist die Synthese der Amshaspands (oder Ameschaspends – der „unsterblichen Wohltäter“),414 im Mazdeanismus jedoch das „Wort“ oder der Logos und seine sechs höchsten Aspekte. Diese „unsterblichen Wohltäter“ werden im Zamyad Yasht beschrieben als die „Amshaspands, die Strahlenden, die mit wirkungsvollen Augen, groß, hilfreich . . . . unvergänglich und rein . . . . alle sieben gleichen Gemüts und gleicher Sprache, alle sieben gleichsam handelnd . . . . die Schöpfer und Zerstörer der Geschöpfe Ahura-Mazdas sind, ihre Schöpfer und Beaufsichtiger, ihre Beschützer und Herrscher . . . .“
Diese wenigen Zeilen reichen aus, um den doppelten und selbst den dreifachen Charakter der Ameschaspends anzudeuten, unserer Dhyan Chohans oder der „Schlangen der Weisheit“. Sie sind identisch mit Ormazd (Ahura-Mazda) und doch getrennt. Sie sind auch die Engel der Sterne der Christen – die Stern-Yazatas der Zoroastrier – oder wieder die sieben Planeten (einschließlich der Sonne) aller Religionen.415 Der Beiname – „die Strahlenden, die mit wirkungsvollen Augen“ – beweist das. Und zwar auf der physischen und auf der siderischen Ebene. Auf der spirituellen Ebene sind sie die göttlichen Kräfte Ahura-Mazdas. Doch auf der astralen oder physischen Ebene sind sie wieder die „Bildner“, die „Wächter“, die Pitar (Väter) und die ersten Lehrmeister der Menschheit.
Wenn die Sterblichen ausreichend vergeistigt worden sind, wird es nicht mehr notwendig sein, sie zu einem korrekten Verständnis der alten Weisheit zu zwingen. Die Menschen werden dann wissen, dass es niemals einen großen Weltreformer gab, dessen Name auf unsere Generation herab gekommen war, der (a) nicht eine unmittelbare Ausstrahlung des Logos war (unter welchem Namen auch immer er uns bekannt sein mag), d. h. eine wesentliche Verkörperung eines der „Sieben“, des „göttlichen Geistes, der siebenfältig ist“; und (b) der nicht schon vorher in [SD # 359] vergangenen Zyklen erschienen wäre. Sie werden dann die Ursache erkennen, die gewisse Rätsel der Zeitalter in der Geschichte wie auch in der Chronologie zur Folge hat; z. B. den Grund dafür, warum es ihnen unmöglich ist, dem Zoroaster irgendein verlässliches Datum zuzuweisen, der sich im Dabistan mit zwölf und vierzehn multipliziert findet; warum die Zahlen und Individualitäten der Rishis und Manus so derartig untereinander vermischt wurden; ferner warum Krishna und Buddha sich selbst als Re-Inkarnationen bezeichnen, d. h. Krishna identifiziert sich selbst mit dem Rishi Narayana, und Gautama gibt eine Reihe seiner früheren Geburten an; und warum insbesondere der Erstere Amsamsavatara – „ein Teil eines Teils“ nur des Höchsten auf der Erde – genannt wird, obwohl er doch „der allerhöchste Brahmâ“ ist. Schließlich, warum Osiris ein großer Gott ist und gleichzeitig „ein Fürst auf der Erde“, der in Thoth Hermes wiederkehrt, und warum Jesus (im Hebräischen Joschua) von Nazareth kabbalistisch in Joschua, dem Sohn von Nun, wiedererkannt wird sowie in weiteren Persönlichkeiten. Die esoterische Lehre erklärt all das so, dass sie alle (und auch viele weitere) zuerst als eine der sieben Kräfte des Logos auf der Erde erschienen, individualisiert als Gott oder „Engel“ (Sendbote); dann, mit der Materie vermischt, erschienen sie der Reihe nach als die großen Weisen und Unterweiser, welche „die fünfte Rasse lehrten“, nachdem sie die beiden vorangegangenen Rassen unterrichtet hatten, auch während der göttlichen Dynastien hatten sie regiert und sich schließlich selbst geopfert, um in verschiedenen Umständen zum Heil der Menschheit wiedergeboren zu werden und in bestimmten kritischen Perioden zu ihrer Erlösung, bis sie in ihren letzten Inkarnationen wahrlich nur „die Teile eines Teils“ auf der Erde geworden waren, obwohl de facto das Eine Höchste in der Natur.
Das ist die Metaphysik der Theogonie. Nun hat jede „Macht“ der Sieben (sobald sie individualisiert ist) eines der Schöpfungselemente unter ihrer Obhut und herrscht darüber.416 Daher die vielen Bedeutungen in jedem Symbol, die, wenn sie nicht nach den esoterischen Methoden interpretiert werden, im Allgemeinen zu unauflöslicher Verwirrung führen.
Braucht der westliche Kabbalist – im Allgemeinen ein Gegner des östlichen Okkultisten – einen Beweis? Er möge Éliphas Lévis „Histoire de la Magie“, S. 53, aufschlagen und sein „Großes kabbalistisches Symbol“ aus dem Zohar sorgfältig untersuchen. Er wird da in der Eingravierung einen weißen Mann aufrecht und eine verkehrt herum platzierte schwarze Frau finden, d. h. auf ihrem Kopf stehend, ihre Beine gehen unter den ausgestreckten Armen der männlichen Gestalt hindurch und kommen hinter seinen Schultern hervor, während ihre Hände sich in einem Winkel auf beiden Seiten vereinigen. Éliphas Lévi macht aus diesem Symbol Gott und Natur; oder Gott, das „Licht“, umgekehrt widergespiegelt in „Natur und Materie“, der Finsternis. Kabbalistisch und symbolisch hat er Recht, aber nur soweit wie die emblematische Kosmogonie reicht. Auch hat er das Symbol nicht erfunden, noch [SD # 360] erfanden es die Kabbalisten: Die beiden Gestalten in weißem und schwarzem Stein existierten nach der Überlieferung und nach der Geschichte seit unvorstellbarer Zeit in den Tempeln Ägyptens – ununterbrochen seit dem Tag des Königs Kambyses, der sie persönlich sah. Daher gibt es das Symbol seit nahezu 2.500 Jahren. Das zum Allermindesten, denn dieser persische Herrscher, ein Sohn von Kyros dem Großen, folgte im Jahr 529 v. Chr auf seinen Vater. Sie waren die beiden Kabiren, welche die entgegengesetzten Pole personifizierten. Herodot („Thalia“, Nr. 77) erzählt der Nachwelt, dass Kambyses, als er in den Tempel der Kabirim eintrat, beim Anblick dessen, was er für einen aufrecht stehenden Mann und eine auf dem Scheitel ihres Kopfes vor ihm stehende Frau hielt, in ein nicht mehr zu beherrschendes Gelächter ausbrach. Es waren jedoch die Pole, deren Symbole an „den Übergang vom ursprünglichen Nordpol der Erde zum Südpol des Himmels“ erinnern sollten, wie Mackey bemerkte.417 Doch sie repräsentierten auch die infolge der großen Neigung der Erdachse invertierten Pole, woraus sich jedes Mal eine Lageveränderung der Ozeane, das Absinken der Polarländer und das sich daraus ergebende Aufsteigen neuer Kontinente in den Äquatorialgegenden ergab, und umgekehrt. Diese Kabirim waren die Götter der „Sintflut“.
Dies kann uns helfen, den Schlüssel für die scheinbar aussichtslose Verwirrung zwischen den zahlreichen Namen und Titeln, die ein und denselben Göttern und Götterklassen gegeben werden, zu finden. Faber zeigt bereits zu Beginn dieses Jahrhunderts die Wesensgleichheit der Korybanten, Kureten, Dioskuren, Anaktes, Dii Magni, Idei Dactyli, Laren, Penaten, Manen,418 Titanen und Aleten mit den Kabiren. Und wir haben gezeigt, dass Letztere dieselben waren wie die Manus, die Rishis und unsere Dhyan Chohans, die sich in den Auserwählten der dritten und vierten Rasse inkarnierten. Während die Kabiren-Titanen in der Theogonie sieben große Götter waren, wurden sie kosmisch und astronomisch Atlanten genannt, weil sie möglicherweise, wie Faber sagt, verknüpft waren [SD # 361] (a) mit At-al-as, der „göttlichen Sonne“, und (b) mit tit, der „Sintflut“. Aber das ist, wenn wahr, nur die exoterische Version, esoterisch hängt die Bedeutung ihrer Symbole von dem verwendeten Beinamen oder Titel ab. Die sieben geheimnisvollen, Ehrfurcht einflößenden großen Götter – die Dioskuren,419 die von der Dunkelheit der okkulten Natur umgebenen Gottheiten – werden bei den mittels Metallen heilenden Adepten zu den Idei Dactyli (oder den Idäischen Fingern). Die wahre Etymologie des Begriffs Laren (was heute für „Gespenster“ steht) muss in dem etruskischen Wort „Lars“ gesucht werden, „Führer“ oder „Leiter“. Sanchuniathon übersetzt das Wort Aletae als Feuerverehrer, und Faber glaubt, dass es von Al-Orit hergeleitet ist, dem „Gott des Feuers“. Beide haben Recht, denn beide Fälle beziehen sich auf die Sonne (den höchsten Gott), auf den die planetarischen Götter „hinzu gravitieren“ (astronomisch und allegorisch) und den sie verehren. Als Laren sind sie tatsächlich die Sonnengottheiten, obwohl Fabers Etymologie nicht wirklich korrekt ist, wenn sie die „Lar“ als Kontraktion der Sonnengottheit „El-Ar“ bezeichnet. Sie sind die „Laren“, die Führer und Leiter der Menschen. Als Aletae waren sie die sieben Planeten – astronomisch; und als Laren die Regenten derselben, unsere Beschützer und Beherrscher – mystisch. Zu Zwecken der exoterischen oder phallischen Verehrung und auch kosmisch waren sie die Kabiren, deren Attribute und doppelte Fähigkeiten mittels der Tempelnamen angedeutet wurden, zu denen sie jeweils gehörten, und auch durch die Namen ihrer Priester. Sie alle gehörten jedoch zu den siebenfältigen schöpferischen und beseelenden Gruppen von Dhyan Chohans. Die Sabäer verehrten die „Regenten der sieben Planeten“ geradeso wie die Hindus ihre Rishis, hielten Seth und seinen Sohn Hermes (Enoch oder Enos) für die höchsten der planetarischen Götter. Seth und Enos waren den Sabäern entlehnt und wurden dann von den Juden (exoterisch) entstellt. Die Wahrheit über sie kann jedoch immer noch entdeckt werden, selbst in der Genesis.420 Seth ist der „Urahn“ der frühen Menschen der dritten Rasse, in denen sich die „planetarischen“ Engel inkarniert hatten – er war selbst ein Dhyan Chohan und gehörte den beseelenden Göttern an; und Enos (Hanokh oder Enoch) oder Hermes, soll sein Sohn gewesen sein – Enos ist ein generischer Name für alle frühen Seher („Enoïchion“). Daher die Verehrung. Der arabische Schriftsteller Suyuti sagt, dass die ältesten Berichte Seth, oder Set, als den Begründer des Sabäismus erwähnen, und dass daher die Pyramiden, die das Planetensystem verkörpern, als die Begräbnisstätte sowohl von Seth als auch von Idris (Hermes oder Enoch) betrachtet wurden (siehe Vyse, „Operations“, Bd. II, S. 258); und ferner, dass die Sabäer dorthin [SD # 362] Wallfahrten unternahmen und täglich siebenmal Gebete sangen und sich dabei nordwärts (Berg Meru, Kaph, Olympos etc. etc.) wandten (siehe „Palgrave“, Bd. II, S. 264). Abd al-Latif erzählt sonderbare Dinge über die Sabäer und ihre Bücher. Dasselbe tut Eddin Ahmed Ben Yahya, der 200 Jahre später schrieb. Während Letzterer behauptet, dass „jede Pyramide einem Stern geweiht war“ (vielmehr dem Regenten eines Sterns), versichert uns Abd al-Latif, „er habe in alten sabäischen Büchern gelesen, dass die eine Pyramide das Grabmal des Agathodaimons war und die andere das von Hermes“ („Vyse“, Bd. II, S. 342). „Der Agathodaimon war niemand anderer als Seth, und einigen Schriftstellern zufolge war Hermes sein Sohn“, fügt Staniland Wake in „The Great Pyramid“ hinzu, S. 57.
Während die Kabiren somit in Samothraki und in den ältesten ägyptischen Tempeln die großen kosmischen Götter waren (die sieben und die neunundvierzig heiligen Feuer), wurden ihre Bräuche in den griechischen Tempelstätten meistens phallisch und daher für die Profanen unanständig. Im letzteren Fall waren es 3 und 4, also 7 – das männliche und weibliche Prinzip (das Crux ansata); diese Teilung erklärt, warum einige klassische Schriftsteller davon ausgingen, dass es lediglich drei gab und andere vier nannten. Und das waren Axieros (in seinem weiblichen Aspekt, Demeter); Axiokersa (Persephone);421 Axiokersos (Pluto oder Hades) und Kadmos oder Kadmilos (Hermes – nicht der von Herodot (II, 51) erwähnte ithyphallische Hermes, sondern „jener der heiligen Legende“, was nur in den samothrakischen Mysterien erklärt wurde). Diese Identifikation, die nach den Scholiasten Apollons („Rh.“, I, 917) einer Indiskretion von Mnaseas zuzuschreiben ist, ist in Wirklichkeit überhaupt keine Identifikation, da Namen alleine nicht viel enthüllen. Andere wiederum behaupteten, und hatten auf ihre Weise ebenfalls Recht, dass lediglich zwei Kabiren existierten. Esoterisch waren das die beiden Dioskuren Kastor und Pollux und exoterisch Jupiter und Bacchus. Die beiden personifizierten die irdischen Pole, geodätisch; den terrestrischen Pol, und den Himmelspol – astronomisch – wie auch den physischen und den spirituellen Menschen. Die Geschichte von Semele und Jupiter und die Geburt von Bacchus, dem Bimater, mit allen Begleitumständen, muss lediglich esoterisch gelesen werden, um die Allegorie zu verstehen. Die in den vielen verschiedenen Versionen des Ereignisses dem Feuer, dem Wasser, der Erde etc. zugewiesenen Rollen machen klar, dass der „Vater der Götter“ [SD # 363] und der „fröhliche Gott des Weins“ auch die beiden irdischen Pole personifizieren mussten. Die tellurischen, metallischen, magnetischen, elektrischen und feurigen Elemente sind alle ebenso viele Anspielungen und Bezugnahmen auf den kosmischen und astronomischen Charakter der Sintfluttragödie. In der Astronomie sind die Pole in der Tat das „himmlische Maß“ (siehe Fußnote zuvor); und die Kabiri-Dioskuren, wie gezeigt werden wird, und die Kabiri-Titanen, denen Diodor die Erfindung des Feuers422 zuschreibt und die Kunst, Eisen zu bearbeiten. Ferner zeigt Pausanias, dass die ursprüngliche kabirische Gottheit Prometheus war (I. ix, S. 751).
Dass die Titan-Kabiren astronomisch auch die Jahreszeiten erzeugten und regelten und kosmisch die großen vulkanischen Energien und die allen Metallen und irdischen Werken vorstehenden Götter, hindert sie nicht daran, in ihren ursprünglichen göttlichen Charakteren jene wohltätigen Wesenheiten zu sein, die der Welt das Licht brachten und die Menschheit mit Verstand und Vernunft begabten, symbolisiert in Prometheus. Sie sind vorzugsweise in jeder Theogonie – insbesondere in der hinduistischen – die heiligen göttlichen Feuer, 3, 7 oder 49, je nachdem, wie es die Allegorie erfordert. Selbst ihre Namen beweisen das, denn in Indien sie sind die Agni-Putra (die Söhne des Feuers), in Griechenland und anderweitig neben zahlreichen weiteren Namen die Genien des Feuers. Welcker, Maury und jetzt Decharme zeigen, dass der Name Kabeiron „den durch das Feuer Mächtige“ bedeutet, von dem griechischen Wort Καίω „brennen“. Das semitische Wort Kabirim, „die Kraftvollen, die Mächtigen und die Großen“, entsprechen den griechischen μεγάλοι δυνατοὶ, doch handelt es sich dabei um spätere Beinamen. Sie wurden allgemein verehrt, und ihr Ursprung ging in der Nacht der Zeit verloren. Ob sie aber in Phrygien, Phönizien, Troas, Thrakien, Ägypten, auf Limnos oder Sizilien verehrt wurden, ihr Kult war immer mit dem Feuer verbunden; ihre Tempel waren immer so nah wie möglich an Vulkanen erbaut, und im exoterischen Dienst zählten sie zu den Chthonischen Gottheiten. Daher machte das Christentum Götter der Hölle aus ihnen.
Sie sind wahrlich „die großen, wohltätigen und mächtigen Götter“, wie Cassius Hermone sie nennt (siehe „Macrob., Sat.“, I, iii, Kap. 4, S. 376). Kore und Demeter, die Kabirim, hatten in Theben ein Heiligtum („Pausan.“, IX, 22; 5). In Memphis hatten die Kabiren einen derartig heiligen Tempel, dass es mit Ausnahme der Priester niemandem erlaubt war, seinen heiligen Bezirk zu betreten (Herodot, I, iii, Kap. 37). Doch dürfen wir die Tatsache jetzt nicht aus den Augen verlieren, dass der Titel Kabiren generisch war; dass die Kabiren (sowohl die mächtigen Götter als auch die Sterblichen) beiden Geschlechtern angehörten und auch irdisch, himmlisch und kosmisch waren. Ferner [SD # 364] symbolisierten die in ihrer späteren Eigenschaft als Herrscher der siderischen und irdischen Kräfte mit ihren Personen rein geologische Phänomene (das wird heute so betrachtet); doch am Anbeginn der Zeiten herrschten sie auch über die Menschheit. Als sie als Könige der „göttlichen Dynastien“ inkarniert waren, gaben sie den ersten Anstoß zur Zivilisation und steuerten das Gemüt, mit dem sie die Menschen begabt hatten, auf die Erfindung und Vervollkommnung aller Künste und Wissenschaften hin. Damit wurde gesagt, dass die Kabiren als Wohltäter der Menschen erschienen, und als solche lebten sie viele Zeitalter lang im Gedächtnis der Nationen. Ihnen, den Kabiren oder Titanen, wird die Erfindung der Buchstaben zugeschrieben (des Devanagaris oder des Alphabets und der Sprache der Götter), der Gesetze und der Gesetzgebung; der Architektur sowie auch der verschiedenen Arten der sogenannten Magie; und der medizinischen Verwendung von Pflanzen. Hermes, Orpheus, Kadmos, Asklepios, alle jene Halbgötter und Heroen, denen die Offenbarung der Wissenschaften für den Menschen zugeschrieben wird und in denen Bryant, Faber, Bischof Cumberland und so viele andere christliche Schriftsteller – zu eifrig für eine einfache Wahrheit – die Nachwelt lediglich heidnische Kopien eines einzigen Vorbilds mit Namen Noah zu sehen zwingen möchten – sie sind alle Gattungsnamen.
Den Kabiren wird zugeschrieben, den großen Segen des Ackerbaus enthüllt zu haben, indem sie Getreide oder Weizen erzeugten. Was Isis-Osiris, die einst lebende Kabirin, in Ägypten tat, das soll Ceres in Sizilien vollbracht haben; sie alle gehören zur selben Klasse.
Dass Schlangen immer Embleme der Weisheit und Klugheit waren, demonstriert auch der Schlangenstab Merkurs, der auch Thot ist, der Gott der Weisheit, Hermes und so fort. Die beiden sich um den Stab windenden Schlangen sind phallische Symbole für Jupiter und andere Götter, die sich in Schlangen verwandelten, um Göttinnen zu verführen – aber nur in den unreinen Fantasien profaner Symbologen. Die Schlange war immer das Symbol des Adepten und seiner Kräfte der Unsterblichkeit und des göttlichen Wissens. Merkur mit seinem psychopompösen Charakter, der die Seelen der Toten mit seinem Schlangenstab zum Hades geleitet und führt und sie selbst damit zum Leben erweckt, ist einfach eine sehr klare Allegorie. Sie zeigt die doppelte Kraft der geheimen Weisheit: schwarze und weiße Magie. Sie zeigt, wie diese personifizierte Weisheit die Seele nach dem Tod führt und die Macht besitzt, was tot ist zum Leben zu rufen – eine sehr tiefe Metapher, wenn man nur über ihre Bedeutung nachdenkt. Alle Völker des Altertums verehrten dieses Symbol mit Ausnahme der Christen, die es vorzogen, die eherne Schlange des Moses zu vergessen und sogar die stillschweigende Anerkennung der großen Weisheit und Klugheit der Schlange durch Jesus selbst: „So seid nun klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben.“ Die Chinesen, eine der ältesten Nationen unserer fünften Rasse, machten aus ihr das Emblem ihrer Kaiser, die auf diese Weise zu den entarteten Nachfolgern der „Schlangen“ oder Initiierten wurden, welche die frühen Rassen der fünften Menschheit beherrschten. Der Thron des Kaisers ist der „Drachensitz“ und seine Staatsgewänder sind mit dem Bild des [SD # 365] Drachens bestickt. Die Aphorismen in den ältesten Büchern Chinas sagen außerdem deutlich, dass der „Drache“ ein menschliches, obwohl göttliches Wesen ist. Bei der Besprechung des „Gelben Drachens“, des Oberhauptes der anderen, sagt das Buch „Twan-ying-t’u“: „Seine Weisheit und Tugend sind unergründlich . . . er geht nicht in Gesellschaft und lebt nicht in Herden (er ist ein Asket). Er wandert durch die Einöden jenseits der Himmel. Er geht und kommt und erfüllt das Schicksal (Karma). Zu geeigneten Zeiten, wenn Vollkommenheit herrscht, tritt er hervor, wenn nicht, so bleibt er (unsichtbar).“ . . . Und Lü-lan lässt Kon-fu-tyu sagen: „Der Drache ernährt sich im reinen Wasser der Weisheit und vergnügt sich im klaren Wasser des Lebens.“
Unsere göttlichen Unterweiser
Nun sind Atlantis und die phrygische Insel nicht die einzigen Aufzeichnungen, welche die Flut überstanden. Auch China hat seine Überlieferung und die Geschichte einer Insel oder eines Kontinents, den es Ma-li-ga-si-ma nennt, Kaempfer und Faber bezeichnen ihn aus irgendwelchen geheimnisvollen eigenen phonetischen Gründen als „Maurigasima“. Kaempfer stellt in seinem Buch „Japan“ („Anhang“, S. 13) folgende Überlieferung vor: Die Insel sinkt infolge der Verruchtheit ihrer Riesen auf den Meeresgrund, und der König Peiruun, der chinesische Noah, allein entkommt mit seiner Familie infolge einer Warnung der Götter durch zwei Götterbilder. Dieser fromme Fürst und seine Nachkommen bevölkerten China. Die chinesischen Überlieferungen sprechen ebenso häufig von den Dynastien göttlicher Könige wie die aller anderen Nationen.
Dabei handelt es sich nicht um ein altes Fragment, sondern um den Glauben an eine vielgestaltige und sogar multigenerische Evolution der menschlichen Wesen – spirituell, psychisch, intellektuell und physisch – gerade so, wie es in dem vorliegenden Werk beschrieben ist. Einige dieser Behauptungen müssen an dieser Stelle betrachtet werden.
Sie alle zeigen, dass unsere Rassen aus göttlichen Rassen entsprangen, wie auch immer diese benannt sein mögen. Ob wir uns mit den indischen Rishis oder Pitris beschäftigen; mit den chinesischen Chim-nang und Tschan-gy – ihren „göttlichen Menschen“ – und Halbgöttern; mit den akkadischen Dingir und Mul-lil – dem schöpferischen Gott und den „Göttern der Geisterwelt“; mit den ägyptischen Isis-Osiris und Thot; mit den hebräischen Elohim oder wiederum mit Manco Capac und seinen peruanischen Nachkommen – die Geschichte ist überall dieselbe. Jede Nation hat entweder die sieben oder die zehn Rishis-Manus und Prajapatis; die sieben und zehn Ki-y; oder die zehn und sieben Amshaspands423 (exoterisch sechs); die zehn und sieben chaldäischen Annedoti; die [SD # 366] zehn und sieben Sephiroth etc. etc. Sie alle sind von den ursprünglichen Dhyan Chohans der esoterischen Lehre oder den „Bauleuten“ der Stanzen (Buch I) abgeleitet. Manu, Thot-Hermes, Oannes-Dagon und Idris-Enoch bis herab zu Platon und Panodorus – sie alle erzählen uns von sieben göttlichen Dynastien, von sieben lemurischen und sieben atlantischen Regionen der Erde; von den sieben ursprünglichen, dualen Göttern, die von ihrer himmlischen Wohnstatt424 auf die Erde herabsteigen und sie regieren, der Menschheit Astronomie, Architektur und alle anderen Wissenschaften lehren, die zu uns herab gekommen sind. Diese Wesen erscheinen zuerst als „Götter“ und Schöpfer; dann verschmelzen sie mit dem aufkommenden Menschen, um schließlich als „göttliche Könige und Herrscher“ aufzutreten. Diese Tatsache wurde jedoch allmählich vergessen. Wie Basnage zeigt, gaben die Ägypter selbst zu, dass die Wissenschaft in ihrem Land erst seit der Zeit von Isis-Osiris blühte, die sie weiterhin als Götter verehrten, „obwohl sie zu Fürsten in menschlicher Gestalt geworden waren“. Und er fügt über Osiris-Isis (den göttlichen Adrogynen) hinzu: „Es heißt, dieser Prinz (Isis-Osiris) baute in Ägypten Städte, verhinderte die Überflutungen des Nils und erfand den Ackerbau, die Nutzung der Rebe, Musik, Astronomie und Geometrie.“
Wenn Abul Feda in seiner „Historia Anteislamitica“ (Fleischer, S. 16) behauptet, die sabäische Sprache sei von Seth und Idris (Enoch) erschaffen worden, meint er mit der „sabäischen Sprache“ die Astronomie. In „Melelwa Nahil“ (Manuskript 47 in „Nic. Cat.“) wird Hermes der Schüler des Agathodaimon genannt. Und in einem anderen Bericht (siehe Col. Vyse, „Pyramids of Ghizeh“, Bd. 2, S. 364, „Manuskript“ 785, „Uris Katalog“) wird der Agathodaimon als ein „König Ägyptens“ erwähnt. Celepas Geraldinus führt einige seltsame Überlieferungen von Henoch an. Er nennt ihn den „göttlichen Riesen“. In dem „Book of the various names of the Nile“ erzählt uns derselbe Geschichtsschreiber (der Historiker Ahmed-Ben-Yusouf Eltiphas) von dem Glauben der semitischen Araber, Seth (der später zum ägyptischen Typhon wurde, Set) sei einer der sieben Engel (oder Patriarchen der Bibel) gewesen: Dann wurde er zu einem Sterblichen und Adams Sohn, woraufhin er die Gabe der Prophezeiung und der astronomischen Wissenschaft an Jared weitergab, der sie wiederum an seinen Sohn Enoch weiterreichte. Aber Enoch (Idris) „der Verfasser von dreißig Büchern, war von sabäischer Abstammung“ (d. h. er gehörte zu Saba, „einer Schar“); „Nachdem er die Bräuche und Zeremonien der ursprünglichen Verehrung eingeführt hatte, ging er nach Osten, wo er 140 Städte erbaute, von denen Edessa die unbedeutendste war, dann kehrte er nach Ägypten zurück und wurde dort dessen König.“ Damit ist er als Hermes identifiziert. Aber es gab fünf Hermes – oder vielmehr einen, der – wie es verschiedene Manus und Rishis taten – in mehreren unterschiedlichen Charakteren auftrat. Im Burhan-i Kati wird er als „Hormig“ erwähnt, ein Name des Planeten Merkur oder Budha; und der [SD # 367] Mittwoch war sowohl Hermes als auch Thot geweiht. Der Hermes der östlichen Überlieferung wurde von den Phineatern verehrt und soll nach Argus’ Tod nach Ägypten geflohen sein und das Land unter dem Namen Thoth zivilisiert haben. Aber unter welchem dieser Charaktere auch immer, es wird ihm immer zugeschrieben, er habe sämtliche Wissenschaften aus der latenten in die aktive Potenz gebracht, d. h. er sei der Erste gewesen, der Ägypten und Griechenland Magie lehrte, vor den Tagen der Magna Graecia und selbst bevor die Griechen Hellenen geworden waren.
Nicht nur Herodot – der „Vater der Geschichte“ – erzählt uns von den wunderbaren Dynastien der dem Reich der Sterblichen vorangegangenen Götter, welchen die Dynastien der Halbgötter, Heroen und schließlich der Menschen folgten, sondern sämtliche klassischen Autoren bestätigen ihn; Diodor, Eratosthenes, Platon, Manetho etc. geben dieselbe Geschichte wieder und weichen niemals von der gegebenen Reihenfolge ab.
„Tatsächlich“, zeigt Creuzer,
„steigt die Weisheit aus den Sphären der Sterne, in denen die Götter des Lichts wohnen, in die unteren Sphären herab.“ „In dem System der alten Priester (Hierophanten und Adepten) werden ausnahmslos alle Dinge, Götter, Genien, Manen (Seelen) und die gesamte Welt zusammen in Raum und Dauer entwickelt. Die Pyramide kann als das Symbol dieser großartigen Hierarchie der Geister betrachtet werden. . . .“425
Indem sie die alten Annalen der göttlichen Könige unterdrückten, unternahmen die modernen Geschichtsschreiber (insbesondere französische Akademiker wie Renan) streng genommen mehr Anstrengungen, die Wahrheit zu unterdrücken, als es mit Aufrichtigkeit vereinbar ist. Aber E. Renan hätte sich niemals widerstrebender zeigen können, die unangenehme Tatsache zu akzeptieren, als es Eratosthenes 260 v. Chr. war; und doch fand sich Letzterer dazu gezwungen, sie als wahr anzuerkennen. Dafür wird der große Astronom von seinen Kollegen 2.000 Jahre später mit großer Verachtung bestraft. Manetho wird für sie zu „einem abergläubischen Priester, geboren und aufgezogen in der Atmosphäre anderer verlogener Priester von Heliopolis“ (Freret). Wie der Dämonologe de Mirville richtig bemerkt: „Wenn sie Berichte über menschliche Könige und Menschen wiedergeben, werden all diese wahrheitsliebenden Historiker und Priester plötzlich äußerst misstrauisch, sobald sie zu ihren Göttern zurückkehren.“ . . . Aber da ist die synchronistische Tafel von Abydos, die Dank des Genius Champollions den guten Glauben der Priester Ägyptens (den Manethos vor allen anderen) und des Ptolemäus rechtfertigte. In dem Turiner Papyrus, dem bemerkenswertesten von allen, äußert sich dazu der Ägyptologe de Rougé wie folgt:
„ . . . Verwundert fand Champollion die gesamte Wahrheit vor seinen eigenen Augen liegen. . . . Es handelte sich um die Überreste einer Liste der Dynastien, die das Reich der Götter und Heroen und die entferntesten mythischen Zeiten umfasste. . . . Gleich am Anfang dieses sonderbaren [SD # 368] Papyrus müssen wir zu der Überzeugung gelangen, dass diese mythischen und heroischen Überlieferungen selbst in Bezug auf so ferne Zeiten wie die Periode von Ramses mit denen uns von Manetho übermittelten übereinstimmen; wir sehen in ihnen die Götter Seb, Osiris, Horus, Thoth-Hermes und die Göttin Ma als Könige von Ägypten auftreten, wobei jeder einzelnen Regierung von ihnen lange Perioden von mehreren Jahrhunderten zugeschrieben werden.“ („Ann. de Philosophie Chrétienne“, Bd. XXXII, S. 442).
Abgesehen von der Tatsache, dass Eusebius die synchronistischen Tafeln Manethos in unaufrichtiger Absicht entstellte, gingen sie niemals über Manetho hinaus. Ebenso wie das Alter der Menschheit verblieb auch die Chronologie der göttlichen Könige und Dynastien immer in den Händen der Priester und wurde vor der profanen Masse geheimgehalten.
Obwohl nun der afrikanische Kontinent angeblich vor dem europäischen erschien, stieg er dennoch erst nach dem lemurischen und dem frühesten Teil des atlantischen auf. Der gesamte Bereich des heutigen Ägyptens und der Wüsten war einstmals vom Meer bedeckt. Das wurde erstens durch Herodot, Strabo, Plinius und andere übermittelt und zweitens durch die Geologie. Abessinien war einstmals eine Insel; und das Delta war das erste Land, das von den Pionieremigranten besiedelt wurde, die mit ihren Göttern aus dem Nordosten kamen.
Wann geschah das? Über dieses Thema schweigt die Geschichte. Glücklicherweise haben wir den Zodiak von Dendera, die Planisphäre an der Decke eines der ältesten ägyptischen Tempel, welcher die Tatsachen aufzeichnet. Dieser Zodiak mit seinen mysteriösen drei Jungfrauen zwischen dem Löwen und der Waage hat seinen Ödipus gefunden, um das Rätsel seiner Zeichen verstehen zu können und die Wahrhaftigkeit der Priester zu rechtfertigen, die Herodot sagten, dass (a) die Pole der Erde und der Ekliptik früher zusammengefallen seien; und (b) dass die Pole sich seit dem Beginn ihrer zodiakalen Aufzeichnungen dreimal in der Ebene der Ekliptik befunden hätten, wie ihre Initiierten lehrten.
Bailly fehlten die Worte, um seiner Überraschung über die Gleichheit all dieser Überlieferungen über die göttlichen Rassen Ausdruck zu verleihen, und er rief aus: „Was sind schließlich all diese Reiche indischer Devas und persischer Peris? . . . . oder jene Herrschaften und Dynastien der chinesischen Legenden; diese Tien-hoang oder Könige des Himmels, die ganz anders sind als die Ti-hoang oder Könige auf Erden und die Gin-hoang, die Königsmenschen, eine Unterscheidung, die vollkommen damit übereinstimmt, wie Griechen und Ägypter ihre Dynastien von Göttern, Halbgöttern und Sterblichen aufzählen?“426
„Nun“, sagt Panodorus, „vor der Zeit (von Menes) bestand das Reich der sieben Götter, die über die Welt herrschten. In dieser Periode geschah es, dass diese Wohltäter der Menschheit auf die Erde herabstiegen und die [SD # 369] Menschen lehrten, den Lauf der Sonne und des Mondes durch die zwölf Zeichen der Ekliptik zu berechnen.“
Fast fünfhundert Jahre vor der gegenwärtigen Zeitrechnung zeigten die ägyptischen Priester Herodot die Statuen ihrer menschlichen Könige und Pontifex-Piromis (der Erzpropheten oder Maha-Chohans der Tempel), einer vom anderen geboren (ohne die Beteiligung einer Frau), die vor Menes regiert hatten, ihrem ersten menschlichen König. Diese Statuen, sagt er, waren 345 ungeheure hölzerne Kolosse, und jede einzelne hatte ihren Namen, ihre Geschichte und ihre Annalen. Sie versicherten Herodot427 (will man nicht den wahrheitsgetreuesten aller Geschichtsschreiber, den „Vater der Geschichte“, jetzt Geflunker unterstellen, lediglich in diesem Fall) – dass kein Geschichtsschreiber jemals einen Bericht über diese übermenschlichen Könige schreiben könnte, hätte er nicht die Geschichte der drei der menschlichen vorausgegangenen Dynastien studiert und gelernt – nämlich der Dynastien der Götter, der Halbgötter und der Heroen oder Riesen. Diese „drei Dynastien“ sind die drei Rassen.428
In die Sprache der esoterischen Lehre übersetzt, entsprechen diese drei Dynastien auch jenen der Devas, der Kimpurushas und der Danavas und Daityas – anders ausgedrückt Götter, himmlische Geister und Giganten oder Titanen. „Glücklich sind jene, die als Menschen in Bharatavarsha geboren werden, selbst aus dem Zustand der Götter!“ – rufen die inkarnierten Götter der dritten Wurzelrasse selbst. Bharata ist für gewöhnlich Indien, aber in diesem Fall symbolisiert es das gelobte Land jener Tage, das als die beste der Unterteilungen von Jambudvipa betrachtet wurde, da es das Land der aktiven (spirituellen) Werke schlechthin war; das Land der Initiation und der göttlichen Erkenntnis.
Kann man versäumen, Creuzers großartige Intuition zu erkennen? Obwohl ihm die seinerzeit wenig verbreitete arische Hinduphilosophie überhaupt nicht vertraut war, schreibt er:
„Wir modernen Europäer fühlen uns befremdet, wenn wir von den Geistern der Sonne, des Mondes etc. hören. Dennoch wiederholen wir erneut: Weder der natürliche gesunde Menschenverstand noch das rechtschaffene [SD # 370] Urteilsvermögen der alten Völker, das unseren gänzlich materiellen Ideen über Himmelsmechanik und Naturwissenschaften sehr fern steht . . . hätten Sterne und Planeten so betrachten können, als wären sie lediglich sich in einfachen Kreisbahnen im Sternenraum bewegende, bloß den Gesetzen der Anziehung und Abstoßung folgende einfache Lichtmassen oder undurchsichtige Körper. Sie sahen in ihnen lebendige Körper, von Geistern beseelt, so wie sie das auch in jedem anderen Naturreich erkannten. . . . Diese Lehre von den Geistern, so übereinstimmend und vereinbar mit der Natur, von der sie sich herleitete, bildete eine großartige und einzigartige Auffassung, welche die physischen, moralischen und politischen Aspekte miteinander verschmolz . . .“ („Religion de l’Égypte“, Bd. 1, S. 450-455)
Nur eine derartige Vorstellung kann den Menschen zu einer korrekten Schlussfolgerung über seinen Ursprung und die Entstehung von allem im Universum führen – von Himmel und Erde, zwischen denen er ein lebendiges Bindeglied darstellt. Ohne ein solches psychologisches Bindeglied und die Empfindung seiner Gegenwart kann keine Wissenschaft jemals weiterkommen, und der Bereich der Erkenntnis muss auf die Analyse der physikalischen Materie allein beschränkt bleiben.
Die Okkultisten glauben an „Geister“, weil sie sich von ihnen von allen Seiten umgeben fühlen (und einige auch sehen).429 Die Materialisten glauben nicht daran. Sie leben auf dieser Erde, geradeso wie einige Geschöpfe in der Welt der Insekten und selbst der Fische von Myriaden ihres eigenen Geschlechts umgeben leben, ohne sie zu sehen oder auch nur zu empfinden.430
Unter den Klassikern ist Platon der erste Weise, der ausführlich über die [SD # 371] göttlichen Dynastien spricht. Er verortet sie auf einem großen Kontinent, den er Atlantis nennt. Bailly war nicht der Erste und nicht der Letzte, der daran glaubte, Pater Kircher ging ihm voran und antizipierte diese Theorie. In seinem „Oedipus Aegyptiacus“ (Bd. I, S. 70) schrieb der gelehrte Jesuit Folgendes:
„Ich gestehe, dass ich all das (die Dynastien und Atlantis) lange lediglich für Märchen (meras nugas) hielt, bis zu dem Tag, als ich in den orientalischen Sprachen besser unterrichtet war und zu dem Urteil gelangte, dass all diese Legenden im Grunde nur die Entfaltung einer großen Wahrheit darstellen müssen. . . . .“
Wie de Rougemont zeigt, ließ Theopompos in seiner „Meropis“ die Priester von Phrygien und Kleinasien dasselbe sagen wie die Priester von Saïs, als sie Solon die Geschichte und das Schicksal von Atlantis enthüllten. Theopompos zufolge war Atlantis ein einziger Kontinent von unbestimmter Größe, der zwei Länder enthielt, die von zwei Rassen bewohnt wurden – von einer kämpfenden, kriegerischen und einer frommen, versonnenen Rasse,431 die Theopompos durch zwei Städte symbolisiert;432 die fromme „Stadt“ wurde beständig von den Göttern besucht. Die kriegerische „Stadt“ wurde von verschiedenen Wesen bewohnt, die von Eisen nicht verletzt werden konnten, lediglich Stein und Holz konnten sie tödlich verwunden.433 De Rougemont behandelt das als eine reine Fiktion von Theopompos („Peuple Primitif“, Bd. iii, S. 157) und sieht in der Behauptung der saïtischen Priester sogar einen Betrug (superchérie). Das wurde von den „Dämonologen“ als unlogisch gerügt. Mit den Worten de Mirvilles: „Ein superchérie, der auf einem Glauben basierte, welcher das Ergebnis der Gläubigkeit des gesamten Altertums war; eine Annahme, welche einer ganzen Bergkette (dem Atlas) ihren Namen gab; mit der größten Genauigkeit eine topografische Region spezifizierte (indem sie dieses Land in die Nähe von Cádiz und der Meerenge bei Calpe versetzte), die 2.000 Jahre vor Kolumbus das große transozeanische Land prophezeite, jenseits von Atlantis gelegen und dass sie, wie sie behauptete, „nicht über die Inseln der Seligen erreicht wird, sondern über die der Guten Geister“, ἐυδαιμόνια (unsere ‘Glücklichen Inseln’) – eine solche Erdichtung kann wohl nichts anderes sein als eine universale Chimäre.“ („Un Mot sur l’Atlantide”, S. 29)
Einerlei ob „Chimäre“ oder Wirklichkeit, sicher ist, dass die Priester der ganzen Welt aus ein und derselben Quelle schöpften: aus der universalen Überlieferung über den [SD # 372] dritten großen Kontinent, der vor ungefähr 850.000 Jahren zugrunde ging.434 Ein Kontinent, der von zwei getrennten Rassen bewohnt wurde; sich physisch und insbesondere moralisch deutlich voneinander unterscheidend; beide tief vertraut mit der ursprünglichen Weisheit und den Geheimnissen der Natur; und im Verlauf und Fortschreiten ihrer zweifachen Evolution gegenseitig im Kampf verfeindet. Woher stammen selbst die chinesischen Lehren über das Thema, wenn es lediglich eine Fiktion ist? Haben sie nicht einst die frühere Existenz einer heiligen Insel jenseits der Sonne (Tcheou) aufgezeichnet, hinter der die Länder der unsterblichen Menschen lagen? (Siehe de Rougemont, ebenda) Glauben sie nicht bis heute, dass die Reste jener unsterblichen Menschen – die überlebten, als die heilige Insel schwarz wurde vor Sünde und zugrunde ging – in der großen Wüste Gobi Zuflucht fanden, wo sie noch immer wohnen, unsichtbar für alle und durch Scharen von Geistern vor Annäherung geschützt?
„Wenn man auf die Überlieferungen vertrauen muss“, schreibt der sehr ungläubige Boulanger („Règne des Dieux“, „Einleitung“) . . . „setzen Letztere das Reich der Heroen und Halbgötter vor jenes der Könige; und noch früher zurück versetzen sie das wunderbare Reich der Götter und all die Fabeln des Goldenen Zeitalters. . . . Man ist überrascht, dass so interessante Annalen von nahezu all unseren Geschichtsschreibern abgelehnt wurden. Und doch waren die von ihnen übermittelten Ideen einstmals allgemein akzeptiert und wurden von allen Nationen verehrt; nicht Wenige verehren sie noch heute und machen sie zur Grundlage ihres täglichen Lebens. Diese Überlegungen scheinen ein weniger überstürztes Urteil zu erfordern. . . . Die Alten, von denen wir diese Überlieferungen erhielten, die wir nicht länger akzeptieren, weil wir sie nicht mehr verstehen, müssen Beweggründe gehabt haben, an die zu glauben ihnen ihre größere Nähe zu den ersten Zeitaltern ermöglichte, während der uns von ihnen trennende Abstand es uns verwehrt . . . . Platon sagt im vierten Buch seiner „Gesetze“, Saturn habe lange vor der Erbauung der ersten Städte auf der Erde eine gewisse Regierungsform eingerichtet, unter welcher der Mensch sehr glücklich war. Er bezieht sich dabei auf das Goldene Zeitalter oder das in den alten Fabeln so verherrlichte Reich der Götter. . . . und so wollen wir sehen, welche Vorstellungen er sich von diesem glücklichen Zeitalter machte und wie es dazu kam, dass er diese Fabeln in eine Abhandlung über Politik einflocht. Nach Platon muss man, um klare und genaue Vorstellungen über das Königtum, seinen Ursprung und seine Macht zu erhalten, auf die ersten Prinzipien der Geschichte und Überlieferung zurückgehen. Große Veränderungen, sagt er, seien in alter Zeit im Himmel und auf der Erde eingetreten, und der gegenwärtige Zustand der Dinge ist eines der Resultate (Karma) davon. Unsere Überlieferungen erzählen uns von vielen Wundern, von Veränderungen des Sonnenlaufs, vom Reich des Saturns und von tausend anderen Dingen, die im menschlichen Gedächtnis verstreut bleiben; doch niemals hört man etwas über das BÖSE, das [SD # 373] diese Umwälzungen hervorbrachte, noch vom Bösen, das unmittelbar auf sie folgte. Aber . . . . jenes Böse ist der Anfang, von dem man sprechen muss, um imstande zu sein, das Königtum und den Ursprung der Macht zu behandeln. . . .“
Dieses Übel scheint Platon in der Gleichartigkeit oder Wesensgleichheit der Natur der Herrscher und der Beherrschten zu erkennen, denn er behauptet, dass es im Goldenen Zeitalter, lange bevor der Mensch seine Städte erbaute, nichts anderes auf der Erde gab als Glück, denn es gab keine Bedürfnisse. Warum? Dass der Mensch den Menschen nicht beherrschen kann, ohne dass sofort die Ungerechtigkeit mit ihren Launen und Eitelkeiten das Universum erfülle, wusste Saturn wohl und wollte es deshalb keinem Sterblichen erlauben, Macht über seine Mitgeschöpfe zu erlangen. Um das zu tun, benutzte der Gott dieselben Mittel, die wir selbst bei unseren Herden anwenden. Wir stellen keinen Stier oder Widder über andere Stiere oder Widder, sondern geben ihnen einen Führer, einen Hirten, d. h. ein Wesen von einer Art, die ganz anders ist als ihre eigene, und von einer höheren Natur. Genau das tat Saturn. Er liebte die Menschheit und setzte als Herrscher über sie keinen sterblichen König oder Fürsten, sondern – „Geister und Genien (δαίμονες) von göttlicher Natur, die vollkommener war als die des Menschen“.
Es war Gott, der Logos (die Synthese der Schar), der auf diese Weise den Genien vorstehend, zum ersten Hirten und Führer der Menschen wurde.435 Als die Welt nicht mehr auf diese Weise regiert wurde und die Götter sich zurückzogen, „verschlangen wilde Tiere einen Teil der Menschheit“. „Auf ihre eigenen Ressourcen und Eifer angewiesen, erschienen der Reihe nach Erfinder unter ihnen und entdeckten das Feuer, den Weizen und den Wein, und die öffentliche Dankbarkeit vergötterte sie . . . .“ („De Legibus“, 1, iv; in „Crit.“ und in „Politic“).
Und die Menschheit hatte Recht, da das mittels Reibung erzeugte Feuer das erste Mysterium der Natur und die erste und wichtigste Eigenschaft der Materie war, die dem Menschen enthüllt wurde.
„Zur damaligen Zeit auf der Erde unbekannte Früchte und Getreide wurden von den ‘Herren der Weisheit’ zum Wohle der von ihnen Regierten aus anderen Lokas (Sphären) herangeschafft. . .“, sagen die Kommentare. Nun: „Die frühesten Erfindungen (?) der Menschheit sind die wunderbarsten, die die Rasse jemals gemacht hat. . . Der erste Gebrauch des Feuers und die Entdeckung der Methoden, mit deren Hilfe es entzündet werden kann; die Domestizierung der Tiere; und, vor allem anderen, die Prozesse, mit deren Hilfe die verschiedenen Getreidearten anfänglich aus einigen wilden Gräsern (?) entwickelt wurden – all das sind Entdeckungen, mit denen sich keine spätere Erfindung an Scharfsinn und Bedeutung vergleichen lässt. Sie alle sind der Geschichte unbekannt – verloren im Lichte einer strahlenden Morgenröte.“ („The Unity of Nature“, Argyll)
Das wird in unserer stolzen Generation bezweifelt und abgestritten werden. Aber wenn behauptet wird, dass auf der Erde keine unbekannten Getreidearten und Früchte existieren, dann können wir den Leser daran erinnern, dass der Weizen niemals in wildem Zustand gefunden wurde: Er ist kein Produkt der Erde. Alle anderen Getreidearten konnten auf ihre ursprünglichen Formen in Gestalt verschiedener Arten wilder Gräser zurückgeführt werden. Aber der Weizen [SD # 374] hat bisher allen Anstrengungen der Botaniker getrotzt, ihn auf seinen Ursprung zurückzuführen. Und halten wir uns in diesem Zusammenhang vor Augen, wie heilig dieses Getreide den ägyptischen Priestern war. Weizen wurde selbst ihren Mumien beigelegt und wurde Jahrtausende später in ihren Särgen gefunden. Man erinnere sich: „Die Diener des Horus sammeln den Weizen auf den Gefilden von Aanru ein, . . . Weizen, sieben Ellen hoch.“ („Ägyptisches Totenbuch“, Kap. xcix, 33; und clvi, 4)436 Der Leser wird auf Stanze VII, 3. Shloka in Band I verwiesen, wo dieser Shloka noch in einer anderen seiner Bedeutungen erklärt wird, und auch auf „Ägyptisches Totenbuch“, Kap. cix, Vers 4 und 5.
„Ich bin die Königin dieser Regionen“, sagt die ägyptische Isis; „ich habe zuerst den Sterblichen die Mysterien des Weizens und des Korns offenbart. . . . Ich bin es, die im Sternbild des Hundes aufgeht . . . (Sirius) . . . . Freue dich, oh Ägypten! Du, die du meine Amme warst.“ (Buch I, Kapitel XIV [Diodoros])437
Sirius wurde Hundsstern genannt. Er war der Stern Merkurs oder Budhas und wurde vor anderen Buddhas als der große Unterweiser der Menschheit bezeichnet.
Nach dem chinesischen I Ging ist die Erfindung des Ackerbaus der „den Menschen von himmlischen Genien gegebenen Unterweisung“ zuzuschreiben.
„Wehe, wehe den Menschen, die nichts wissen, nichts beobachten, noch sehen wollen. . . . Sie alle sind blind,438 denn sie verbleiben in Unkenntnis darüber, wie sehr die Welt von verschiedenartigen und unsichtbaren Geschöpfen erfüllt ist, selbst an den heiligsten Plätzen scharen sie sich.“ („Zohar“, Teil I, col. 177)
Die „Söhne Gottes“ existierten und existieren noch immer. Von den indischen Brahmaputras und Manasaputras (den Söhnen Brahmâs und den gemütgeborenen Söhnen) bis herunter zu den B’ne-aleim der jüdischen Bibel zwingen der Glaube der Jahrhunderte und die [SD # 375] universale Überlieferung die Vernunft dazu, einem solchen Zeugnis Gehör zu schenken. Von welchem Wert ist die sogenannte unabhängige Kritik oder der „innere Beweis“ (gewöhnlich auf den entsprechenden Steckenpferden der Kritiker beruhend) angesichts des universalen Zeugnisses, das sich in den historischen Zyklen niemals veränderte? Man lese das sechste Kapitel der Genesis, welches die Angaben der Geheimlehre bestätigt, obwohl es sie der Form nach leicht verändert und andere Schlussfolgerungen zieht, die selbst mit dem Zohar in Widerspruch stehen. „In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde, und auch nachher, als die ‘Söhne Gottes’ (B’ne-aleim) zu den Töchtern der Menschen eingingen und diese ihnen gebaren. Dieselben wurden zu mächtigen Männern, welche von alters her ruhmreiche Männer waren.“ (Oder Riesen)439
Was bedeutet dieses „und auch nachher“, wenn nicht Folgendes: „Es gab zuvor Riesen auf der Erde, d. h. vor den sündlosen Söhnen der dritten Rasse; und auch danach, als weitere Söhne Gottes von niedrigerer Natur die geschlechtliche Verbindung auf der Erde einführten (wie es Daksha tat als er sah, dass seine Manasaputras die Erde nicht bevölkern wollten).“ Und dann folgt zwischen den Versen 4 und 5 in diesem 6. Kapitel der Genesis eine große Lücke. Dass „Gott sah, dass des Menschen Bosheit groß war“, bezog sich bestimmt nicht auf böse Absichten oder auf die Bosheit der „mächtigen Männer“ und berühmten Männer, zu welchen Nimrod gezählt wird, der „gewaltige Jäger vor dem Herrn“, und auch nicht auf die Erbauer von Babel, denn das geschah erst nach der Sintflut, sondern auf die Nachkommen der Riesen, die monstra quædam de genero giganteo hervorbrachten, Monster, aus welchen die niederen Menschenrassen entsprangen, die auf der Erde heute von ein paar kläglichen, aussterbenden Stämmen und den großen menschenähnlichen Affen repräsentiert werden.
Und wenn wir von Theologen, einerlei ob protestantischen oder römisch-katholischen, zur Rede gestellt werden, brauchen wir sie lediglich buchstäblich auf ihre eigenen Texte zu verweisen. Der eben angeführte Vers ist immer ein Dilemma gewesen, nicht nur für die Wissenschaftler und Bibelgelehrten, sondern auch für Priester. Denn, wie Rev. Pater Péronne formuliert: „Entweder waren sie (die B’ne-aleim) gute Engel, und wie hätten sie in einem solchen Zustand dann fallen können? Oder sie waren böse (Engel), und in diesem Zustand hätten sie nicht B’ne-aleim oder „Söhne Gottes“ genannt werden können. („Praelectiones theol.“, Kap. ii) Dieses biblische Rätsel, „dessen wirklichen Sinn keiner der Schriftsteller jemals verstand“, wie Fourmont aufrichtig einräumt,440 kann lediglich die okkulte Lehre erklären, der Zohar für den Westen und das Buch Dzyan für den Osten. Was das Letztere sagt, haben wir gesehen; der Zohar sagt uns, dass B’ne-aleim ein Name war, der den Malachim (den guten Boten) und den Ishin (den „niedrigeren Engeln“) gemein war (Rabbi Parcha).
Wir können zum Besten der Dämonologen hinzufügen, dass ihr Satan, [SD # 376] der „Widersacher“, als Hiob zu den Söhnen Gottes oder B’ne-aleim gerechnet wird, die ihren Vater besuchen (Kapitel I). Aber dazu später mehr.
Nun sagt der Zohar, dass die Ishin, die schönen B’ne-aleim, nicht schuldig waren, sondern sich mit den sterblichen Menschen vermischten, weil sie mit diesem Auftrag auf die Erde gesandt worden waren („Buch Ruth“ und „Chadasch“, fol. 63, col. 3; Amsterdam-Ausgabe). An anderer Stelle zeigt dasselbe Buch, dass diese B’ne-aleim der zehnten Unterteilung der „Throne“ angehören („Zohar“, Teil II, col. 73. Siehe aber auch den 1. Band, 184). Es erklärt auch, dass die Ishin, „Männer des Geistes“, viri spirituales, nun, da die Menschen sie nicht mehr länger sehen können, den Magiern helfen, mit ihrer Wissenschaft Homunculi hervorzubringen, was nicht kleine Menschen bedeutet, sondern „Menschen, die kleiner (im Sinne von minderer) sind als Menschen“. Beide zeigen sich in der damals üblichen Form der Ishin, d. h. sie waren gasförmig und ätherisch. Ihr Oberhaupt ist Asasel.
Doch der vom Kirchendogma mit Satan in Verbindung gebrachte Asasel ist nichts dergleichen. Asasel ist ein Mysterium, wie anderweitig erklärt ist und von Maimonides in seinem Buch „More Nevochim“ (Kap. xxvi, S. 8) wie folgt ausgedrückt wird: „In der Erzählung über Asasel gibt es ein undurchdringliches Mysterium.“ Und das stimmt, wie der bereits schon vorher von uns angeführte Bibliothekar des Vatikans, Lanci, sagt – und er sollte es wissen: „Dieser ehrwürdige göttliche Name (nome divino e venerabile) wurde durch die Feder der Bibelgelehrten zu einem Teufel, einer Wüste, einem Berg und einem Bock.“ („Sagra Scrittura“) Daher erscheint es töricht, den Namen wie Spencer von Ajál (getrennt) und El (Gott) herzuleiten, also „ein von Gott Getrennter“, der Teufel. Im Zohar ist Asasel vielmehr das Opfertier als der „formelle Widersacher Jehovahs“, wie Spencer es wollte (II, S. 14, 29).
Der Umfang der seitens verschiedener fanatischer Schriftsteller dieser „Schar“ entgegengebrachten bösartigen Einbildungen und Fiktionen ist ganz außerordentlich. Asasel und seine „Schar“ sind lediglich der hebräische „Prometheus“ und sollten von demselben Standpunkt aus betrachtet werden. Der Zohar zeigt die Ishin an den Berg der Wüste gekettet, allegorisch; das spielt lediglich auf die „Geister“ an, die während des Inkarnationszyklus an die Erde gekettet sind. Asasel (oder Azazyel) ist einer der Häupter der „aufrührerischen“ Engel des Buches Enoch, die sich durch einen Treueschwur miteinander verbanden, als sie auf Ardis herabstiegen, die Spitze des Berges Armon. Es heißt, dass Azazyel den Menschen lehrte, Schwerter, Messer und Schilde anzufertigen und Spiegel (?) herzustellen, um es zu ermöglichen zu sehen, was sich hinter einem befindet (d. h. „magische Spiegel“). Amazarak lehrte alle Zauberer und Wurzelspalter; Armers lehrte das magische Lösungswort, Barkayal Astrologie; Akibil die Bedeutung der Vorzeichen und Zeichen, Tamiel Astronomie; und Asaradel lehrte die Bewegung des Mondes. „Diese sieben waren die ersten Unterweiser des vierten Menschen“ (d. h. der vierten Rasse). Aber warum sollte eine Allegorie immer gerade in der Bedeutung des toten Buchstabens verstanden werden?
[SD # 377] Es ist die symbolische Darstellung des großen Kampfes zwischen der Göttlichen Weisheit, dem Nous, und ihrem irdischen Widerschein, der Psyche, oder zwischen Geist und Seele, im Himmel und auf der Erde. Im Himmel, weil die göttliche Monade sich freiwillig selbst aus ihm verbannt hatte, um zum Zweck der Inkarnation auf eine niedrigere Ebene herabzusteigen und so das Tier aus Lehm in einen unsterblichen Gott zu verwandeln. Denn, wie Éliphas Lévi uns sagt: „Die Engel streben danach, Menschen zu werden; denn der vollkommene Mensch, der Gottmensch, steht selbst über den Engeln.“ Auf der Erde, weil der Geist, sobald er herabgestiegen war, sofort in den Schlingen der Materie erstickte.
Seltsamerweise kehrt die okkulte Lehre die Zeichen um; der anthropomorphische Erzengel der Christen und der menschengleiche Gott der Hindus repräsentieren in diesem Fall die Materie; und der Drache oder die Schlange den Geist. Die okkulte Symbolik liefert den Schlüssel zu diesem Mysterium; die theologische Symbolik verbirgt es nur noch mehr. Denn Erstere erklärt gar manche Aussprüche der Bibel und selbst des Neuen Testaments, die bisher unverständlich blieben; während Letztere infolge ihres Dogmas von Satan und seiner Auflehnung den Charakter und die Natur ihres angeblich unendlichen, absolut vollkommenen Gottes herabgesetzt hat und das größte Übel und den größten Fluch der Erde erzeugte – den Glauben an einen persönlichen Teufel. Der jetzt wiedererlangte Schlüssel zu seiner metaphysischen Symbolik lüftet dieses Mysterium; die Götter und Erzengel jedoch treten nach der theologischen Interpretation als Symbole der Religionen des toten Buchstabens und des Dogmas auf und als Gegner der reinen, unverhüllten und nicht mit Fantasie ausgeschmückten Wahrheiten des Geistes.
In „Isis entschleiert“ finden sich diesbezüglich zahlreiche Andeutungen, und eine noch größere Anzahl von Hinweisen bezüglich des Mysteriums kann in den vorliegenden Bänden verstreut gefunden werden. Um die Sache ein für allemal klar zu machen: Das, was die Priesterschaft aller dogmatischen Religionen – vorzugsweise der christlichen – als Satan bezeichnet, den Feind Gottes, ist in Wirklichkeit der höchste Göttliche Geist – (die okkulte Weisheit auf der Erde) – in ihrem natürlichen, gegenüber jeder weltlichen, vergänglichen Täuschung antagonistischen Charakter, die dogmatischen oder kirchlichen Religionen mit eingeschlossen. Die römische Kirche, intolerant, bigott und grausam gegen alle, die nicht ihre Sklaven sein wollen; die Kirche, die sich selbst die Braut Christi nennt und gleichzeitig der Treuhänder von Petrus, an welchen der Tadel des Meisters „Geh hinter mich, Satan!“ korrekterweise adressiert war; und andererseits die protestantische Kirche, die sich selbst christlich nennt, jedoch paradoxerweise das Neue Testament durch das alte „Gesetz von Moses“ ersetzt, das Christus offen verworfen hatte: Diese beiden Kirchen kämpfen somit gegen die göttliche Wahrheit, wenn sie den Drachen der esoterischen (weil göttlichen) Weisheit zurückweisen und schmähen. So oft sie den gnostischen solaren Knouphis – den Agathodaimon – Christos oder die theosophische Schlange der Ewigkeit oder selbst die Schlange der Genesis verfluchen – [SD # 378] sind sie von demselben Geist des finsteren Fanatismus angetrieben, der die Pharisäer dazu bewegte, Jesus zu verfluchen und zu sagen: „Sagen wir nicht recht, daß du ein Samariter bist und einen Dämon hast?“
Vergleichen wir die Erzählung von Indra (Vayu) im Rigveda, dem im wahrsten Sinn des Wortes okkulten Buch des Ariertums, mit der puranischen Version derselben Geschichte – der exoterischen Lesart davon, der absichtlich verstümmelten Erzählung der wahren Weisheitsreligion. Im Rigveda ist Indra der größte und höchste der Götter, und dass er Soma trinkt, symbolisiert allegorisch seine hochgeistige Natur. In den Puranas wird Indra zu einem Verschwender und säuft den Somasaft regelrecht auf die gewöhnliche irdische Art. Er ist der Bezwinger aller „Feinde der Götter“ – der Daityas, Nagas (Schlangen), Asuras, aller Schlangen-Götter und Vritras, der kosmischen Schlange. Indra ist der Hl. Michael des indischen Pantheons – der Anführer der kämpferischen Schar. Wenden wir uns der Bibel zu, finden wir wie Satan, einer der „Söhne Gottes“ (Hiob 1,6), in der exoterischen Auslegung zum Teufel und einem Drachen in seiner höllischen, bösen Bedeutung wird. In der Kabbala (dem „Buch der Zahlen“) jedoch wird gezeigt, dass Samael, welcher Satan ist, derselbe ist wie der Hl. Michael, der Drachentöter. Wie ist das zu verstehen, wenn gesagt wird, dass Tselem (das Ebenbild) gleichermaßen Michael und Samuel darstellt, die eins sind? Beide gehen, so wird gelehrt, aus Ruach (Geist), Neshamah (Seele) und Nephesch (Leben) hervor. Im „Chaldäischen Buch der Zahlen“ ist Samael die verborgene (okkulte) und Michael die höhere irdische Weisheit, die beide aus derselben Quelle hervorgehen, sich jedoch voneinander unterscheiden, nachdem sie die Weltenseele verlassen haben, welche auf der Erde Mahat ist (Intellekt oder Manas, der Sitz des Intellekts). Sie divergieren, weil der eine (Michael) von Neshamah beeinflusst wird, während der andere (Samael) unbeeinflusst bleibt. Dieser Lehrsatz wurde vom dogmatischen Geist der Kirche verzerrt; die den unabhängigen, von der äußeren Form (somit auch von Dogma) unbeeinflussten Geist verabscheute und sofort aus Samael-Satan (dem weisesten und spirituellsten Geist von allen) den Widersacher ihres anthropomorphischen Gottes und sinnlichen physischen Menschen machte, den Teufel!
Der Ursprung des Mythos von Satan
Loten wir diese Schöpfung der kirchenväterlichen Fantasie noch tiefer aus und suchen bei den Heiden nach ihrem Vorbild. Der Ursprung des neuen satanischen Mythos kann leicht zurückverfolgt werden. Die Überlieferung von dem Drachen und der Sonne findet in allen Teilen der Welt ihren Widerhall, sowohl in ihren zivilisierten als auch in ihren eher wilden Gegenden. Sie entstand in dem Geflüster der Profanen über geheime Initiationen und wurde allgemein durch die vormals universale Religion der Sonnenverehrung eingeführt. Es gab eine Zeit, da die vier Teile der Welt mit der Sonne und dem Drachen geweihten Tempeln bedeckt waren; [SD # 379] der Kult ist heute jedoch vorrangig in China und in buddhistischen Ländern erhalten, wobei „Bel und der Drache überall einheitlich miteinander verbunden sind und der Priester der ophitischen Religion einheitlich den Namen seines Gottes annimmt“ („Archaeologia“, Bd. xxv, S. 220, London). Unter den Religionen der Vergangenheit müssen wir in den ägyptischen nach seinem westlichen Ursprung suchen. Die Ophiten übernahmen ihre Riten von Hermes Trismegistos, und die Sonnenanbetung kam aus Indien mit ihren Sonnengöttern in das Land der Pharaonen. In den Göttern von Stonehenge erkennen wir die Gottheiten Delphis und Babylons wieder, und in denen der Letzteren die Devas der vedischen Nationen. Bel und der Drache, Apollo und Python, Krishna und Kaliya, Osiris und Typhon sind trotz verschiedener Namen eins – und die Letzten davon sind Michael und der rote Drache und der Hl. Georg und sein Drache. Da Michael „einer wie Gott“ ist, oder sein „Doppelgänger“ für irdische Zwecke, und da er einer der Elohim ist, der kämpferische Engel, ist er somit lediglich eine Permutation Jehovahs. Was immer das kosmische oder astronomische Ereignis gewesen sein mag, das die Allegorie vom „Krieg im Himmel“ zuerst hervorbrachte, sein irdischer Ursprung muss in den Initiationstempeln und archaischen Krypten gesucht werden. Das Folgende beweist das:
Wir sehen, dass (a) die Priester die Namen der Götter annahmen, denen sie dienten; (b) die „Drachen“ im gesamten Altertum als Symbole der Unsterblichkeit und Weisheit, der geheimen Erkenntnis und der Ewigkeit galten und (c) die Hierophanten Ägyptens, Babylons und Indiens sich gewöhnlich als die „Söhne des Drachens“ und „Schlangen“ bezeichneten; damit werden die Lehren der Geheimlehre untermauert.
Es gab zahlreiche Katakomben in Ägypten und Chaldäa, einige davon waren sehr groß. Am berühmtesten waren die unterirdischen Krypten von Theben und Memphis. Erstere grenzten an das Westufer des Nils, erstreckten sich in die libysche Wüste und waren als Katakomben oder Korridore der Schlangen bekannt. Dort fanden die heiligen Mysterien des Kyklos-Anagkes statt, des „unvermeidlichen Zyklus“, allgemein bekannt als der „Zyklus der Notwendigkeit“; das unerbittliche Los, dem alle Seelen nach dem körperlichen Tod folgen müssen, nachdem sie im Reich der Amenti gerichtet wurden.
In de Bourbourgs Buch beschreibt der mexikanische Halbgott Votan im Bericht über seine Expedition einen Gang im Erdreich, der unterirdisch verlief und an der Wurzel der Himmel endete, und er fügt hinzu, dieser Gang sei ein Schlangenloch gewesen, „un agujero de culebra“; und dass ihm Zugang gewährt wurde, weil er selbst „ein Sohn der Schlangen“ war oder eine Schlange (Movers, „Die Phönizier“, S. 70).
Das ist in der Tat sehr bedeutsam; denn seine Beschreibung des Schlangenlochs ist die einer alten ägyptischen Krypta, wie oben erwähnt. Ferner bezeichneten sich ägyptische und auch babylonische Hierophanten in der Zeit der Mysterien allgemein [SD # 380] als „Söhne des Schlangen-Gottes“ oder „Söhne des Drachens“.
„Der assyrische Priester trug immer den Namen seines Gottes“, sagt Movers. Die Druiden der keltisch-britannischen Regionen nannten sich ebenfalls Schlangen. „Ich bin eine Schlange, ich bin ein Druide“, riefen sie aus. Das ägyptische Karnak ist der Zwillingsbruder des Carnac der Bretagne, und das letztere Carnac bedeutet Schlangenberg. Einstmals bedeckten die Dracontia die Oberfläche der Erde, und diese Tempel waren dem Drachen lediglich aus dem einen Grund geweiht, weil er das Symbol der Sonne darstellte, die ihrerseits wiederum das Symbol des höchsten Gottes war – des phönizischen Elon oder Elion, den Abraham als El Elyon würdigte.441 Abgesehen von dem Beinamen der Schlange wurden sie auch als „Bildner“ oder „Architekten“ bezeichnet; denn ihre Tempel und Monumente wiesen eine derartige Größe auf, dass ihre zu Staub verfallenen Überreste selbst heute noch „furchteinflößend sind für die mathematischen Berechnungen unserer modernen Ingenieure“, wie Taliesin sagt.442
De Bourbourg deutet an, dass die Oberhäupter namens Votan, des Quetzalcoatl oder des Schlangengottes der Mexikaner Nachfahren von Ham und Kanaan sind. „Ich bin Hivim“, sagen sie. „Da ich ein Hivim bin, gehöre ich zu dem großen Geschlecht des Drachens (der Schlange). Ich bin selbst eine Schlange, denn ich bin ein Hivim.“ („Cartas“, 51; „Isis Unveiled“, Bd. 1, S. 553, et seq.)
Ferner wird gezeigt, dass sich der „Krieg im Himmel“ unter anderem auf die dem Kandidaten für die Adeptschaft bevorstehenden schrecklichen Kämpfe zwischen ihm selbst und seinen (durch Magie) personifizierten menschlichen Leidenschaften bezog, in welchen der erleuchtete innere Mensch sie entweder töten oder scheitern musste. Da er alle Versuchungen glücklich überwunden hatte, wurde er im ersteren Fall zu einem „Drachentöter“; und zu einem „Sohn der Schlange“ und selbst zu einer Schlange, da er seine alte Haut abgeworfen hatte und in einem neuen Körper geboren worden war und so in der Ewigkeit zu einem Sohn der Weisheit und Unsterblichkeit (siehe Teil II über den satanischen Mythos).
Seth, der angebliche Urvater Israels, ist lediglich eine jüdische Posse auf Hermes, den Gott der Weisheit, auch Thoth, Tat, Seth, Set und Satan genannt. Er ist auch Typhon – derselbe wie Apophis, der von Horus erschlagene Drache; denn Typhon wurde auch Seth genannt. Er ist lediglich die dunkle Seite seines Bruders Osiris, so wie Angra Mainyu der schwarze Schatten Ahura-Mazdas ist. Auf die Erde bezogen standen alle diese Allegorien im Zusammenhang mit den Prüfungen der Adeptschaft und Initiation. Astronomisch bezogen sie sich auf die Sonnen- und Mondfinsternisse, deren mythische Erklärungen wir bis zum heutigen Tag in Indien und Ceylon finden, wo jeder die allegorischen Erzählungen und Überlieferungen studieren kann, die sich viele Jahrtausende lang nicht veränderten.
[SD # 381] Rahu ist mythologisch ein Daitya – ein Riese, ein Halbgott, dessen untere Körperhälfte in einem Drachen- oder Schlangenschwanz endete. Während des Butterns des Ozeans, als die Götter das Amrita herstellten – das Wasser der Unsterblichkeit – stahl er etwas davon, und indem er es trank, wurde er unsterblich. Sonne und Mond, die seinen Diebstahl bemerkten, klagten ihn vor Vishnu an, welcher ihn in den Sternenraum versetzte, wobei der obere Teil seines Körpers des Haupt des Drachens und der untere (Ketu) den Drachenschwanz repräsentiert; die beiden Teile sind der aufsteigende und der absteigende Knoten. Seither übt Rahu Rache an Sonne und Mond, indem er sie gelegentlich verschlingt. Doch diese Fabel hatte noch eine weitere mystische Bedeutung, denn Rahu, das Drachenhaupt, spielte eine führende Rolle in den Mysterien der Sonnen- (Vikarttana-) Initiation, wo der Kandidat mit dem Drachen einen entscheidenden Kampf bestehen musste.
Die Höhlen der Rishis, die Wohnungen von Teiresias und der griechischen Seher, waren denen der Nagas nachgebildet – der indischen Königsschlangen, die in Felsenhöhlen unter der Erde wohnten. Von Shesha, der tausendköpfigen Schlange, auf der Vishnu ruht, bis herab zum Python, dem Drachen-Schlangenorakel, deuten alle auf die geheime Bedeutung des Mythos hin. In Indien finden wir die Tatsache in den frühesten Puranas erwähnt. Die Kinder Surasas sind die „mächtigen Drachen“. Das Vayu-Purana ersetzt die „Surasa“ (des Vishnu-Puranas) durch die Danayas oder Danavas – die Nachkommen Danus durch den weisen Kashyapa – und da diese Danavas gegen die Götter kämpfende Riesen (oder Titanen) waren, erwiesen sie sich dadurch als identisch mit den „Drachen“ und „Schlangen“ der Weisheit.
Beim Vergleich der Sonnengötter aller Länder wird erkennbar, dass ihre Allegorien vollkommen miteinander übereinstimmen; und je okkulter ein allegorisches Symbol ist, desto genauer stimmt sein entsprechendes Symbol in anderen Systemen mit ihm überein. Wenn wir also aus drei Systemen, die sich äußerlich stark voneinander unterscheiden – dem alten arischen, dem altgriechischen und dem modernen christlichen Schema – mehrere Sonnengötter und Drachen nach dem Zufallsprinzip auswählen, werden wir feststellen, dass diese voneinander kopiert wurden.
Nehmen wir den Feuergott Agni, das Firmament Indra und von den Hindus Kartikeya; den griechischen Apollo; und Michael, den „Engel der Sonne“, den Ersten der Äonen, von den Gnostikern der „Heiland“ genannt – und gehen der Reihe nach vor.
(1) Agni – der Feuergott – wird im Rigveda Vaishvanara genannt. Nun ist Vaishvanara ein Danava – ein Riesen-Dämon,443 dessen Töchter Puloma und Kalaka durch [SD # 382] Kashyapa zu den Müttern zahlloser Danavas (30 Millionen) wurden,444 und sie leben in Hiranyapura, der in der Luft schwebenden „Goldenen Stadt“. Als Sohn Kashyapas ist Indra deshalb gewissermaßen der Stiefsohn dieser beiden; und Kashyapa ist in diesem Sinn identisch mit Agni, dem Feuergott oder der Sonne (Kashyapa-Aditya). Zu derselben Gruppe gehört Skanda oder Kartikeya (der Kriegsgott, astronomisch der sechsgesichtige Planet Mars), ein Kumara oder jungfräulicher Jüngling, durch Agni445 geboren zum Zweck der Vernichtung Tarakas, eines Danavadämons, durch seinen Sohn Hiranyaksha ein Enkel Kashyapas.446 Tarakas Yogabußen waren so außerordentlich, dass sie für die Götter bedrohlich wurden, die einen solch mächtigen Nebenbuhler fürchteten.447 Während Indra, der strahlende Gott des Firmaments, den Schlangendämonen Vritra (oder Ahi) tötet – weshalb er Vritra-han genannt wird, „Vernichter Vritras“; er führt auch die Deva-Scharen (Engel oder Götter) gegen andere Götter, die sich gegen Brahmâ auflehnen, wofür er den Beinamen Jishnu erhält, „Führer der Himmlischen Schar“. Es erweist sich, dass Kartikeya dieselben Titel innehat. Da er Taraka tötete, den Danava, ist er Taraka-jit, der „Bezwinger Tarakas“,448 „Kumara Guha“, der „geheimnisvolle jungfräuliche Jüngling“, „Siddha-sena“ – „Führer der Siddhas“; und Shaktidhara – „Speerträger“.
(2) Nun ist durch den Vergleich der über Apollo vorhandenen mythischen Berichte zu prüfen, ob der griechische Sonnengott nicht sowohl [SD # 383] Indra als auch Kartikeya und selbst Kashyapa-Aditya entspricht und gleichzeitig Michael (als der engelhaften Form Jehovahs), dem „Engel der Sonne“, der „gleich“ und „eins mit Gott“ ist. Spätere raffinierte Auslegungen für monotheistische Zwecke, auch wenn sie zu nicht zu hinterfragenden kirchlichen Dogmen erhoben wurden, beweisen nichts, außer vielleicht den Missbrauch menschlicher Autorität und Macht.
Apollo ist Helios (die Sonne), Phoibos-Apollo („das Licht des Lebens und der Welt“449), der sich aus der mit goldenen Schwingen besetzten Schale (der Sonne) erhebt. Somit ist er der Sonnengott par excellence. Im Augenblick seiner Geburt verlangt er seinen Bogen, um Python, den Drachendämonen, zu töten, der vor seiner Geburt seine Mutter angriff450 und den zu vernichten er den göttlichen Auftrag hat – wie Kartikeya, der zu dem Zweck geboren wird, Taraka zu töten, den allzu heiligen und weisen Dämonen. Apollo wird auf einer siderischen Insel namens Asteria geboren – der „goldenen Sterneninsel“, der „in der Luft schwebenden Erde“, was dem goldenen Hiranyapura Indiens entspricht; „er wird der Reine genannt, ἁγνὸς, Agnus Dei“ (der indische Agni, wie Dr. Kenealy meint), und in dem ursprünglichen Mythos ist er frei „von aller sinnlichen Liebe“ („The Book of God“, S. 88). Er ist daher ein Kumara, wie Kartikeya es war und auch Indra in seinem früheren Leben und seinen früheren Biografien. Außerdem verbindet Python, der „Rote Drache“, Apollo mit Michael, der mit dem apokalyptischen Drachen kämpft, welcher die gebärende Frau (siehe Offenbarung 12) zu überfallen versucht, so wie Python Apollos Mutter angreift. Kann es irgendjemand versäumen, die Übereinstimmung zu erkennen? Hätte der sehr ehrenwerte W. E. Gladstone, der auf seine griechische Gelehrsamkeit und sein Verständnis des Geistes von Homers Allegorien stolz ist, jemals eine wirkliche Ahnung von der esoterischen Bedeutung der Ilias und der Odyssee gehabt, hätte er die „Offenbarung“ des Johannes und sogar den Pentateuch besser verstanden als es der Fall ist. Denn über Hermes, Bel und Homer führt der Weg zur Bibel, und der Weg zu den Letzteren durch die indischen und chaldäischen religiösen Symbole.
Im 12. Kapitel der Offenbarung des Johannes ist diese archaische Überlieferung wiedergegeben, und sie stammt zweifellos von den babylonischen Legenden ab, wenn die babylonische Geschichte auch ihrerseits ihren Ursprung in den Allegorien der Arier nahm. Das von dem verstorbenen George Smith gelesene Fragment (siehe „The Chaldean account of Genesis“, S. 304) reicht aus, um die Quelle dieses 12. Kapitels der Apokalypse aufzudecken. Der hervorragende Assyriologe schreibt hierzu:
„Unser . . . Fragment bezieht sich auf die Schöpfung der Menschheit, Adam genannt; wie (der Mensch) der Bibel wurde er vollkommen erschaffen . . . später jedoch vereinigt er sich [SD # 384] mit dem Drachen der Tiefe, dem Tier Tiamat, dem Geist des Chaos, und vergeht sich gegen seinen Gott, der ihn verflucht und alle Übel und Mühsale der Menschheit auf sein Haupt legt.451
Darauf folgt ein Kampf zwischen dem Drachen und den Kräften des Bösen oder des Chaos auf der einen Seite und den Göttern auf der anderen.
Die Götter verfügen über für sie geschmiedete Waffen,452 und Merodach (der Erzengel Michael in der Offenbarung) unternimmt es, die Himmlische Schar gegen den Drachen zu führen. Der Krieg, der geistreich beschrieben wird, endet natürlich mit dem Sieg der Prinzipien des Guten. . . . .“453
Dieser Krieg der Götter mit den Mächten der Tiefe bezieht sich in seiner letzten und irdischen Anwendung auch auf den Kampf zwischen den arischen Adepten der entstehenden fünften Rasse und den Zauberern von Atlantis, den Dämonen der Tiefe, den von Wasser umgebenen Bewohnern der in den Fluten versunkenen Inseln (siehe die letzten Seiten von Band 1, „Isis Unveiled“, Atlantis).
Die Symbole der Drachen und des „Krieges im Himmel“ haben, wie bereits festgestellt, mehr als eine Bedeutung; eine gemeinsame Allegorie umfasst religiöse, astronomische und geologische Ereignisse. Aber sie hatten auch eine kosmologische Bedeutung. In Indien stellen die Kämpfe zwischen Indra und Vritra eine der Versionen der Erzählung über den Drachen dar. In den Veden wird dieser Ahi-Vritra als der Dämon der Dürre bezeichnet, des schrecklichen heißen Windes. Indra wird so dargestellt, als befände er sich ständig im Krieg mit ihm; und mit Hilfe seines Donners und Blitzes zwingt der Gott Ahi-Vritra, im Regen auf die Erde herab zu strömen und erschlägt ihn alsbald. Daher wird Indra Vritra-han oder „Töter Vritras“ genannt, so wie Michael als Bezwinger und „Drachentöter“ bezeichnet wird. Diese beiden „Feinde“ sind dann der in die Tiefen der Erde geworfene Drache, in diesem einen Sinn.
Die Amshaspands der Zend Avesta sind eine Schar mit einem dem Hl. Michael gleichenden Führer über ihnen und scheinen mit den himmlischen Legionen übereinzustimmen, wenn man den Vendidad liest. So wird Zarathustra in „Fargard“, XIX, ii 13 (42) von Ahura-Mazda aufgetragen, „die Amschaspends anzurufen, die über die sieben Keshvar454 der Erde herrschen“; diese Keshvar beziehen sich in ihren sieben [SD # 385] Anwendungen gleichermaßen auf die sieben Sphären unserer Planetenkette, auf die sieben Planeten, die sieben Himmel etc., je nachdem ob sie sich sinngemäß auf eine physische, überirdische oder einfach eine siderische Welt beziehen. Im selben Fargard (II und III) wendet sich Zarathustra in seiner Anrufung gegen Angra Mainyu und seine Schar mit den folgenden Worten an sie: „Ich rufe die sieben hellen Sravah mit ihren Söhnen und ihren Herden an.“ (42 „Vendidad Sadah)“. Die „Sravah“ – ein Wort, das die Orientalisten als „von unbekannter Bedeutung“ aufgegeben haben – bedeutet dieselben Amshaspands, jedoch in ihrer höchsten okkulten Bedeutung. Die „Sravah“ sind die Noumena der phänomenalen Amshaspands, die Seelen oder Geister dieser manifestierten Kräfte; und „ihre Söhne und ihre Herden“ bezieht sich auf die Planetenengel und auf ihre siderischen Herden von Sternen und Konstellationen. „Amschaspend“ ist der lediglich in irdischen Zusammenhängen und Angelegenheiten verwendete exoterische Ausdruck – Zarathustra spricht Ahura-Mazda beständig an als „Du, Schöpfer der materiellen Welt“. Ormazd ist der Vater unserer Erde (Spenta Armaiti), die, wenn sie personifiziert wird, als „die schöne Tochter Ahura-Mazdas“ („Fargard“, XIX, ii) bezeichnet wird; er ist auch der Schöpfer des Baumes (der okkulten und spirituellen Erkenntnis und Weisheit), von dem das mystische und geheimnisvolle Barsom gewonnen wird. Der okkulte Name des hellen Gottes wurde jedoch außerhalb des Tempels niemals ausgesprochen.
Der Name des „Roten Drachens“ ist Samuel oder Satan, die verführerische Schlange der Genesis und einer der ursprünglichen, sich auflehnenden Engel. Er ist der Todesengel, denn der Talmud sagt, „der Todesengel und Satan sind dasselbe“. Er wird von Michael getötet, und dann noch einmal vom Hl. Georg, der ebenfalls ein Drachentöter ist; doch man beachte die Verwandlungen davon. Samuel ist identisch mit dem Samum, dem heißen Wüstenwind, oder wiederum als Vritra mit dem vedischen Dürredämonen; „Samum wird Atabutos genannt“ oder – Diabolos, der Teufel.
Typhon oder der Drache Apophis – der Ankläger des „Totenbuchs“ – wird von Horus besiegt, der das Haupt seines Gegners mit einem Speer durchbohrt; und Typhon ist der alles zerstörende Wüstenwind, das aufrührerische Element, das alles durcheinander wirft. Als Set ist er die nächtliche Finsternis, der Mörder von Osiris, welcher das Tageslicht und die Sonne ist. Die Archäologie beweist, dass Horus identisch ist mit Anubis,455 dessen Bildnis auf einem ägyptischen Denkmal mit Harnisch und Speer entdeckt wurde, wie Michael und der Hl. Georg. Auch Anubis wird [SD # 386] einen Drachen tötend dargestellt, der das Haupt und den Schwanz einer Schlange hat (siehe Lenoirs „Du Dragon de Metz“).
Kosmologisch stellen alle von ihren „Jägern“ besiegten Drachen und Schlangen ursprünglich die turbulent verwirrten Prinzipien im Chaos dar, die von den Sonnengöttern oder schöpferischen Kräften in eine Ordnung überführt werden. Im „Totenbuch“ werden diese Prinzipien die „Söhne der Rebellion“ genannt (siehe auch „Panthéon égypt.“, S. 20, 23). „In jener Nacht ruft der Unterdrücker, der Mörder von Osiris, auch als die täuschende Schlange bezeichnet (Vers 54) . . . . die Söhne der Rebellion in der Luft, und wenn sie im Osten der Himmel ankommen, beginnt der Krieg im Himmel und in der gesamten Welt.“ (V. 49, „Totenbuch“ xvii)
In den skandinavischen Eddas wird derselbe Mythos wiedergegeben mit dem „Kampf“ zwischen den Asen und den Hrimthursen (Frostriesen) sowie mit dem Kampf Asathors mit den Jöten, den Schlangen und Drachen und dem „Wolf“, der aus der „Finsternis“ kommt. Die „bösen Geister“,456 die anfangs lediglich die Embleme des Chaos waren, wurden vom Aberglauben des gemeinen Volkes solange vergöttert, bis sie schließlich in den angeblich zivilisiertesten und gelehrtesten Rassen dieses Globus – vermeintlich seit ihrer Erschaffung – das Bürgerrecht gewannen und bei den Christen zu einem Dogma wurden. Wie George Smith sagt: „Die bösen Prinzipien (Geister), Embleme des Chaos“ (in Chaldäa und Assyrien, sowie in Ägypten, wie wir sehen), . . „widerstehen dieser Veränderung und führen Krieg gegen den Mond, den ältesten Sohn Bels, und sie ziehen die Sonne, die Venus und den atmosphärischen Gott Vul auf ihre Seite („Assyrian Discoveries“, S. 403). Das ist lediglich eine weitere Lesart des indischen „Krieges im Himmel“ zwischen Soma, dem Mond, und den Göttern – Indra ist der atmosphärische Vul; was deutlich zeigt, dass es sich sowohl um eine kosmogonische als auch um eine astronomische Allegorie handelt, die mit der frühesten in den Mysterien gelehrten Theogonie verwoben und von ihr hergeleitet ist.
In den religiösen Lehren der Gnostiker können wir die wirkliche Bedeutung des Drachens, der Schlange, des Bocks und all jener Symbole von Kräften, die heute als böse betrachtet werden, am klarsten erkennen; denn sie waren es, die die esoterische Natur des jüdischen Stellvertreters für Ain Soph in ihren Lehren veröffentlichten. Die Rabbiner verheimlichten seine wahre Bedeutung, während die Christen bis auf wenige Ausnahmen nichts darüber wussten. Gewiss würde Jesus von Nazareth schwerlich seinen Aposteln geraten haben, sich als so weise zu erweisen wie die Schlange, wäre Letztere ein Symbol des Bösen gewesen, noch hätten die Ophiten, die gelehrten ägyptischen Gnostiker der „Bruderschaft der Schlange“, in ihren Zeremonien eine lebendige Schlange als das Emblem der Weisheit, der göttlichen Sophia (und als einen Typus des Allguten, nicht des Allbösen) verehrt, wäre dieses Reptil so eng mit Satan verbunden gewesen. Tatsache ist, dass sie selbst als gewöhnliche Schlange immer ein doppeltes Symbol darstellte; und [SD # 387] als Drache niemals etwas anderes gewesen ist als ein Symbol der manifestierten Gottheit in ihrer großen Weisheit. Der Draco Volans, der fliegende Drache der frühen Maler, mag eine übertriebene Abbildung des wirklichen, ausgestorbenen vorsintflutlichen Tieres sein, und wer den okkulten Lehren vertraut, glaubt an die Existenz derartiger Geschöpfe wie fliegender Drachen oder einer Art von Pterodaktylus in der alten Zeit, und dass diese riesigen geflügelten Eidechsen als Prototypen für den Seraphen von Moses und seine große, eherne Schlange dienten.457 Früher verehrten die Juden letzteres Idol selbst, aber nach den von Hiskija zustande gebrachten religiösen Reformen änderten sie ihre Meinung und bezeichneten das Symbol des großen oder höheren Gottes aller anderen Nationen – einen Teufel, und ihren eigenen Usurpator – den „Einen Gott“.458
Der Benennung Sa’tan, im Hebräischen Sâtân, „ein Widersacher“ (von dem Zeitwort shatana, „feindlich sein“, verfolgen) gebührt von Rechts wegen dem ersten und grausamsten „Widersacher aller anderen Götter“ – Jehovah, und nicht der Schlange, die nur Worte des Mitgefühls und der Weisheit sprach und im schlimmsten Fall, selbst im Dogma, der „Widersacher des Menschen“ ist. Dieses Dogma, wie es auf das dritte Kapitel der Genesis begründet wird, ist ebenso unlogisch und ungerecht wie paradox. Denn wer hat zuerst diese ursprüngliche und von da an allgemeine Versucherin des Menschen erschaffen – die Frau? Ganz bestimmt nicht die Schlange, sondern „Gott, der Herr“ selbst. Er schuf die Frau mit den Worten: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei“ – und „er brachte sie zu dem Menschen“. (Gen 2,18-22). Wenn der unangenehme kleine Zwischenfall wirklich als „Erbsünde“ zu betrachten war und noch ist, stellt er die göttliche Vorsehung des Schöpfers tatsächlich in einem armseligen Licht dar. Für den ersten Adam (aus Kapitel 1) wäre es viel besser gewesen, entweder „männlich und weiblich“ „oder „allein“ gelassen worden zu sein. Offenbar war Gott allein die wirkliche Ursache all des Unheils, der „Agent Provocateur“ und die Schlange – lediglich der Prototyp Asasels, des „Sündenbocks für die Sünde (des Gottes) von Israel“, wobei der arme Tragos die Buße für seines Meisters und Schöpfers Fehltritt zahlen muss. Das wendet sich natürlich nur an diejenigen, welche die Anfangsereignisse des Menschheitsdramas in der Genesis im Sinne des toten Buchstabens verstehen. Wer sie esoterisch liest, ist nicht auf fantasievolle [SD # 388] Spekulationen und Hypothesen beschränkt; sie wissen, wie sie die darin enthaltene Symbolik lesen müssen und können sich nicht irren.
Es ist gegenwärtig nicht notwendig, die mystische und mannigfaltige Bedeutung des Namens Jehovah in seinem abstrakten Sinn zu berühren, der von der Gottheit unabhängig ist, die fälschlicherweise mit diesem Namen benannt wurde. Es war eine absichtlich von den Rabbinern geschaffene Maske, ein Mysterium, das sie mit zehnfacher Sorgfalt bewahrten, nachdem die Christen sie dieses Gottesnamens beraubt hatten, der ihr Eigentum war.459 Folgendes muss jetzt jedoch gesagt werden. Die in den ersten vier Kapiteln der Genesis verschiedentlich als „Gott“, „Gott, der Herr“ und als der „Herr“ schlechthin bezeichnete Persönlichkeit ist nicht ein und dieselbe Person; und ganz bestimmt ist sie nicht Jehovah. In der Kabbala gibt es drei verschiedene Klassen oder Gruppen von Elohim, die als Sephiroth bezeichnet werden. Jehovah erscheint lediglich im vierten Kapitel, in dessen erstem Vers er Kain genannt wird, und im letzten wird er in die Menschheit verwandelt – männlich und weiblich, Jah-veh.460 Die „Schlange“ ist außerdem nicht Satan, sondern der helle Engel, einer der Elohim, in Glanz und Herrlichkeit gekleidet, der der Frau versprach, dass sie „nicht sterben würde“, wenn sie von der verbotenen Frucht esse, und sein Versprechen hielt, indem er den Menschen in seiner unvergänglichen Natur unsterblich machte. Er ist der Iao der Mysterien, das Haupt der androgynen Schöpfer der Menschen. Kapitel 3 beschreibt (esoterisch), wie der die Wahrnehmungen des nach dem Bild der „gebeinlosen“ Götter erschaffene Engelsmensch verhüllende Schleier der Unwissenheit gelüftet wurde und sein Bewusstsein für seine wahre Natur erwachte; damit lässt er den hellen Engel (Luzifer) so erscheinen, als würde er die Unsterblichkeit verleihen und als wäre er der „Erleuchter“; der wirkliche Fall in Zeugung und Materie muss im Kapitel 4 gesucht werden. Dort erschafft Jehovah-Kain, der männliche Teil des dualen Menschen Adam, nachdem er sich von Eva getrennt hat, in ihr „Abel“, die erste natürliche Frau,461 und vergießt jungfräuliches Blut. Nachdem der erste Vers (des 4. Kapitels der Genesis) im ursprünglichen hebräischen Text nun korrekt gelesen wurde und sich damit herausstellte, dass Kain derselbe ist wie Jehovah; und weil die Rabbiner lehren: „Kin (Kain), der Böse, war durch Samuel, den Teufel, der die Stelle Adams einnahm, der Sohn Evas“; und weil der Talmud hinzufügt, dass „der böse Geist, Satan und Samuel, der Engel des Todes, derselbe sind („Bavah Bathra“, 16a) – ist es leicht nachvollziehbar, dass Jehovah (Menschheit oder „Jah-hovah“) und Satan (daher die versuchende Schlange) [SD # 389] in jeder Einzelheit ein und dasselbe sind. Es gibt keinen Teufel, nichts Böses außerhalb der Menschheit, das einen Teufel hervorbringen könnte. Das Böse ist eine Notwendigkeit im manifestierten Universum und eine seiner Stützen. Es ist eine Notwendigkeit für den Fortschritt und die Evolution, so wie die Nacht notwendig ist für das Entstehen des Tages und der Tod für das des Lebens – damit der Mensch ewig leben kann.
Satan repräsentiert metaphysisch lediglich das Gegenteil oder das polare Gegenüber von allem in der Natur.462 Er ist der „Widersacher“, allegorisch der „Mörder“ und der große Feind von allem, weil es nichts im ganzen Universum gibt, das nicht zwei Seiten hätte – die Kehrseite derselben Medaille. In diesem Fall können aber Licht, Güte, Schönheit etc. ebenso zutreffend als Satan bezeichnet werden wie der Teufel, da sie die Widersacher von Dunkelheit, Bosheit und Hässlichkeit sind. Und nun wird die Philosophie und die Beweggründe gewisser frühchristlicher, als häretisch bezeichneter Sekten besser verständlich. Wir können verstehen wie es dazu kam, dass die Sekte der Satanianer erniedrigt und ohne jede Hoffnung auf eine zukünftige Ehrenrettung verbannt wurde, da sie ihre Lehrsätze geheim hielt. Wie es nach demselben Prinzip dazu kam, dass die Kainiten erniedrigt wurden und ebenso die (Judas) Ischarioten, nachdem der wahre Charakter des verräterischen Apostels vor dem Richterstuhl der Menschheit niemals korrekt dargestellt worden ist.
In unmittelbarer Konsequenz davon werden auch die Lehrsätze der gnostischen Sekten klar. Jede dieser Sekten war von einem Initiierten gegründet worden, und ihre Lehrsätze gründeten auf einer korrekten Kenntnis der Symbolik jeder Nation. So wird verständlich, warum Ildabaoth von den meisten von ihnen als der Gott des Moses betrachtet und für einen stolzen, ehrgeizigen und unreinen Geist gehalten wurde, der seine Macht dazu missbrauchte, sich die Stelle des höchsten Gottes anzumaßen, obwohl er nicht besser und in einigen Beziehungen sogar viel schlechter war als seine Brüder Elohim; Letztere repräsentierten lediglich die allumfassende manifestierte Gottheit in ihrer Gesamtheit, da sie die erste Differenzierung der ursprünglichen kosmischen Substanz für die Schöpfung des phänomenalen Universums gestalteten. Daher wurde Jehovah von den Gnostikern sowohl als der Schöpfer von Ophiomorphos, der Schlange, dem Satan oder dem Bösen angesehen als auch als eins mit ihm (siehe „Isis Unveiled“, Bd. II, S. 184). Sie lehrten, Iurbo und Adonai seien „Namen Iao-Jehovahs, der eine Emanation Ildaboaths ist“ („Codex Nazaraeus“); (siehe Teil II, „Die gefallenen Engel“). Das lief darauf hinaus, dass sie in ihrer eigenen Sprache dasselbe formulierten, was die Rabbiner auf eine stärker verhüllte Art zum Ausdruck brachten, indem sie sagten: „Kain wurde von Samuel oder Satan hervorgebracht.“
[SD # 390] In allen alten Systemen werden die gefallenen Engel zu den Prototypen der gefallenen Menschen gemacht – allegorisch, und sie sind diese Menschen selbst – esoterisch. So wurden die Elohim von der Stunde der Schöpfung an die „Beni-Elohim“, die Söhne Gottes, zu denen in den semitischen Überlieferungen Satan gehört. Burnouf zufolge endet der Krieg im Himmel zwischen Thraetaona und Azhi Dahaka, der zerstörerischen Schlange, auf der Erde, und zwar in der Schlacht der frommen Männer gegen die Macht des Bösen, „der Iraner gegen die arischen Brahmanen Indiens“. Und der Streit der Götter mit den Asuras wiederholt sich in dem Großen Krieg – dem Mahabharata. In der spätesten Religion von allen, dem Christentum, wurden sämtliche Kämpfer, Götter und Dämonen, die Widersacher in beiden Lagern, in Drachen und Satane verwandelt – einfach um das personifizierte Böse mit der Schlange der Genesis in Verbindung bringen und so das neue Dogma beweisen zu können.463
Noah war ein Kabir, also muss er ein Dämon gewesen sein
Es ist kaum von Belang, ob es Isis oder Ceres – die „Kabirien“ – oder wiederum die Kabiren waren, die den Menschen den Ackerbau lehrten. Aber es ist sehr wichtig, Fanatiker daran zu hindern, sämtliche Tatsachen in Geschichte und Legende zu monopolisieren und ihre Entstellungen der Wahrheit, Geschichte und Legende einem einzelnen Menschen zuzuschreiben. Noah ist entweder zusammen mit allen anderen ein Mythos oder seine Legende gründete sich auf der kabirischen oder titanischen Überlieferung, wie sie in Samothraki gelehrt wurde; weder Juden noch Christen haben deshalb einen Anspruch darauf, ihn zu monopolisieren. Wenn, wie Faber mit einem derartigen Aufwand von Gelehrsamkeit und Forschung zu beweisen suchte, Noah ein Atlantier und ein Titan ist und die Kabiren oder frommen Titanen seine Familie sind etc. – dann bricht die biblische Chronologie unter ihrer eigenen Last zusammen, und zusammen mit ihr alle Patriarchen – die vorsintflutlichen und voratlantischen Titanen. Wie jetzt entdeckt und bewiesen wurde, ist Kain Mars, der Gott der Kraft und Zeugung und des ersten (geschlechtlichen) Blutvergießens.464 Tubal-Kain ist ein Kabire, „ein Lehrer für jeden Handwerker in Bezug auf Erz und Eisen“, oder – wenn es besser gefällt – er ist eins mit Hephaistos oder Vulkan; Jabal wurde von den Kabiren entlehnt, den Unterweisern im Landbau, „solche, die Rinder halten“, und Jubal ist „der Vater all jener, welche die Harfe spielen“, er, oder sie, welche die Harfe für Kronos anfertigten und den Dreizack für Poseidon.465
[SD # 391] Die Geschichte oder die „Fabeln“ über die geheimnisvollen Telchinen – jede Einzelne davon gibt die archaischen Ereignisse unserer esoterischen Lehren wieder – liefern uns einen Schlüssel zu dem Ursprung von Kains Genealogie (Genesis 3); sie geben den Grund an, warum die römisch-katholische Kirche „das verfluchte Blut“ von Kain und Ham mit Zauberei identifiziert und für die Sintflut verantwortlich macht. Waren nicht die Telchinen – so wird argumentiert – die geheimnisvollen Hüttenleute von Rhodos; welche als Erste den Götter Statuen errichteten, sie mit Waffen versahen, und Menschen mit magischen Fertigkeiten? Und wurden nicht sie auf Befehl von Zeus von einer Flut vernichtet wie die Kainiten auf den Befehl Jehovahs?
Die Telchinen sind lediglich eine andere Form der Kabiren und Titanen. Sie sind auch die Atlantier. Decharme sagt: „Wie Limnos und Samothraki ist Rhodos, die Geburtsstätte der Telchinen, eine Insel vulkanischen Ursprungs.“ („Genii of Fire“, S. 271) Die Insel Rhodos erhob sich plötzlich aus dem Meer, nachdem sie zuvor vom Ozean verschlungen worden war, sagen die Überlieferungen. Samothraki (der Kabiren) gleich ist sie im Gedächtnis der Menschen mit den Flutlegenden verknüpft. Da jedoch genug über dieses Thema gesagt worden ist, können wir es momentan darauf beruhen lassen.
Wir können aber noch ein paar Worte über Noah in der einen oder anderen Gestalt hinzufügen, den jüdischen Vertreter fast aller heidnischen Götter. Die homerischen Gesänge enthalten in poetischer Form sämtliche späteren Fabeln über die Patriarchen, die allesamt siderische, kosmische und numerische Symbole und Zeichen darstellen. Der Versuch, die beiden Genealogien – von Seth und Kain466 – voneinander zu trennen, und der weitere, ebenso fruchtlose Versuch, sie als wirkliche, historische Menschen nachzuweisen, hat nur zu noch eingehenderen Untersuchungen über die Geschichte der Vergangenheit und zu Entdeckungen geführt, die der angeblichen Offenbarung für immer schadeten. Indem z. B. die Identität von Noah und Melchisedek festgestellt wurde, war damit auch die weitere Identität Melchisedeks oder Vater Sadiks mit Kronos-Saturn bewiesen.
Dass dem so ist, kann leicht gezeigt werden. Es wird von keinem der christlichen Schriftsteller bestritten. Bryant (siehe „A New System, Or, An Analysis of Antient Mythology“, Vol. III, S. 342 f.) stimmt mit jenen überein, die der Meinung sind, dass Sydik oder Sadik der Patriarch Noah war (wie auch Melchisedek); und dass [SD # 392] Sadik, der Name, mit dem er bezeichnet wird, dem ihm in Genesis 6,9 zugeschriebenen Charakter entspricht. „Er war הידצ, Sadik, ein gerechter Mann und in seiner Generation vollkommen. Alle Wissenschaften und nützlichen Künste wurden ihm zugeschrieben und durch seine Söhne der Nachwelt übermittelt.“ (Siehe „The Cyclopædia“ von Abraham Rees, F. R. S.)
Nun ist es Sanchuniathon, der der Welt mitteilt, dass die Kabiren die Söhne Sadiks oder Zedeks (Melchisedeks) waren. Nachdem diese Mitteilung durch Eusebius („Praeparatio Evangelica“) zu uns herabgekommen ist, muss sie tatsächlich mit einem gewissen Misstrauen betrachtet werden, da es mehr als wahrscheinlich ist, dass er mit Sanchuniathons Werken genauso umgegangen ist wie mit Manethos synchronistischen Tafeln. Aber nehmen wir an, die Übereinstimmung von Sydik, Kronos oder Saturn mit Noah und Melchisedek beruhe auf einer der frommen Hypothesen von Eusebius. Akzeptieren wir sie als eine solche zusammen mit Noahs Charakter eines gerechten Mannes und sein angebliches Gegenstück, den geheimnisvollen Melchisedek, König von Salem und Priester des höchsten Gottes nach „seiner eigenen Ordnung“ (siehe Hebräer 5,6 und 7,1 ff.). Und nachdem wir schließlich gesehen haben, was sie alle spirituell, astronomisch, psychisch und kosmisch waren, betrachten wir jetzt, was Rabbiner und Kabbalisten aus ihnen machten.
Bei der Besprechung von Adam, Kain, Mars etc. als Personifikationen finden wir den Verfasser der „Source of Measures“, wie er unsere esoterischen Lehren in seinen kabbalistischen Untersuchungen verkündet. So sagt er:
„Nun war Mars der Herr der Geburt und des Todes, der Zeugung und Zerstörung, des Pflügens, Bauens, der Bildhauerei oder des Steinmetzes, der Architektur, . . . . kurz und gut von allen . . . . Künsten. Er war das Urprinzip, das sich in der Modifikation zweier Gegenpole für die Produktion auflöste. Astronomisch467 nahm er auch die Geburtsstätte des Tages und Jahres ein, die Stelle des Wachstums an Stärke, Widder, und gleichermaßen die Stelle seines Todes, Skorpion. Er hatte das Haus der Venus inne und auch das des Skorpions. Als Geburt war er gut; als Tod war er böse. Gut war er als Licht; böse war er als Nacht. Als gut war er Mann; als böse war er Frau. Er hatte die Kardinalpunkte inne, und als Kain oder Vulkan,468 als Pater Sadik oder Melchisadek war er der Herr der Ekliptik oder des [SD # 393] Gleichgewichts oder der Ausgleichslinie, und daher war er der Gerechte. Die Alten waren der Ansicht, es gäbe sieben Planeten oder große Götter, die aus dem achten hervorwuchsen, und Pater Sadik, der Gerechte oder Richtige, war der Herr des achten, der Mater Terra war („The Source of Measures“, S. 186-70).
Das stellt ihre Funktionen nach ihrer Degradierung ausreichend klar dar und stellt die Wesensgleichheit fest.
Nachdem gezeigt wurde, dass Noahs buchstabengetreu innerhalb der Zeiträume der biblischen Chronologie beschriebene Flut niemals geschah, muss die fromme, sehr willkürlich vermutete Flut des Bischofs Cumberland derselben nur noch in das Land der Poesie nachfolgen. In der Tat erscheint es jedem unparteiischen Beobachter ziemlich fantastisch, wenn ihm gesagt wird: „Es gab zwei verschiedene Rassen von Kabiren“, die erste bestand aus Ham und Mizraim, welche er als Jupiter und Dionysos von Mnaseas auffasst; die zweite „aus den Kindern von Schem, welche die Kabiren von Sanchoniatho sind, während ihr Vater Sydyk folgerichtig der Schem der Schrift ist“ (Append. de „Cabiris ap. Orig. Gent.“, S. 364, 376, und letztere Behauptung auf S. 357).
Die Kabiren, die „Mächtigen“, sind identisch mit unseren ursprünglichen Dhyan Chohans, mit den körperlichen und unkörperlichen Pitris und mit allen Herrschern und Lehrern der ursprünglichen Rassen, die als die Götter und Könige der göttlichen Dynastien bezeichnet werden.
Die ältesten persischen Überlieferungen über den
polaren und die versunkenen Kontinente
Sagenhafte Überlieferungen konnten die Tatsachen nicht so wirksam verzerren, dass ihre Form nicht mehr erkennbar gewesen wäre. Zwischen den Überlieferungen Ägyptens und Griechenlands auf der einen Seite und Persiens auf der anderen – einem Land, das mit den Ersteren immer im Krieg lag – besteht eine zu große Ähnlichkeit von Zahlen und Fakten, als dass eine solche Koinzidenz dem bloßen Zufall zugeschrieben werden könnte. Das wurde von Bailly gut bewiesen. Halten wir einen Augenblick inne, um diese Überlieferungen aus jeder zugänglichen Quelle zu untersuchen, um auf diese Weise die Überlieferungen der Magier mit den sogenannten griechischen „Fabeln“ zu vergleichen.
Diese Legenden sind heute in volkstümliche Erzählungen übergegangen, in den Sagenschatz Persiens, wie so manche wirkliche Erdichtung ihren Weg in unsere Weltgeschichte gefunden hat. Die Geschichten von König Arthur und seinen Rittern der Tafelrunde sind allem Anschein nach ebenfalls Märchen; und doch beruhen sie auf Tatsachen und gehören der Geschichte Englands an. Warum sollte nicht der Sagenschatz des Irans einen festen Bestandteil der Geschichte und der vorgeschichtlichen Ereignisse von Atlantis bilden? Jene Sagen erzählen Folgendes:
[SD # 394] Vor der Erschaffung Adams lebten nacheinander zwei Rassen auf der Erde; die Devs, die 7.000 Jahre regierten, und die Peris (die Izeds), die nur 2.000 Jahre regierten, und zwar während die Ersteren noch existierten. Die Devs waren Riesen, stark und böse; die Peris waren kleiner an Gestalt, aber weiser und gütiger.
Hier erkennen wir die atlantischen Riesen und die Arier oder die Rakshasas des Ramayana und die Kinder Bharatavarshas oder Indiens, die Vor- und die Nachsintflutler der Bibel.
Gyan (oder vielmehr Gnan, wahre oder okkulte Weisheit und Erkenntnis), auch Gian ben Gian (oder Weisheit, Sohn der Weisheit) genannt, war der König der Peris.469 Er besaß einen Schild, der so berühmt war wie der von Achilles. Nur diente er nicht im Krieg gegen einen Feind, sondern er diente als Schutz gegen schwarze Magie, die Zauberei der Devs. Gian ben Gian hatte 2.000 Jahre regiert, als es Iblis, dem Teufel, von Gott gestattet wurde, die Deos zu schlagen und sie bis an das andere Ende der Welt zu zerstreuen. Selbst der nach astrologischen Prinzipien hergestellte magische Schild, das Zaubermittel, Hexereien und böse Zaubersprüche zunichte machte, vermochte gegen Iblis, der ein Werkzeug des Schicksals (oder Karmas) war, nichts auszurichten.470 Sie zählen zehn Könige in ihrer letzten Hauptstadt namens Khanum, und machen den zehnten, Kaimurath, identisch mit dem hebräischen Adam. Diese Könige entsprechen den zehn vorsintflutlichen Generationen von Königen, wie sie von Berossos angegeben werden.
Wie entstellt diese Legenden jetzt auch sein mögen, kann man doch kaum verfehlen, sie mit den chaldäischen, ägyptischen, griechischen und selbst hebräischen Überlieferungen zu identifizieren. Letztere verachtet in ihrer Ausschließlichkeit, von präadamischen Völkern zu sprechen, lässt diese aber klar erkennen, indem sie Kain – einen der beiden einzigen auf der Erde lebenden Männer – in das Land Nod aussendet, wo er heiratet und eine Stadt erbaut (Gen, 4) usw.
Wenn wir nun die in den persischen Erzählungen erwähnten 9.000 Jahre mit den 9.000 Jahren vergleichen, die nach Platons Erklärung seit dem Untergang des letzten Atlantis vergangen waren, so wird eine sehr seltsame Tatsache augenscheinlich. Bailly machte darauf aufmerksam, entstellte es aber durch seine Interpretation. Die Geheimlehre kann die Zahlen durch ihre wahre Bedeutung wiederherstellen. „An erster Stelle“, lesen wir im „Kritias“, „muss man sich daran erinnern, dass 9.000 Jahre vergangen sind seit dem Krieg der Nationen, der über und außerhalb der Säulen des Herkules wohnenden Völker gegen die Völker der Länder auf dieser Seite.“
[SD # 395] Im „Timaios“ sagt Platon dasselbe. Da die Geheimlehre erklärt, dass die meisten der späteren inselbewohnenden Atlantier in der Zeit vor 850.000 bis 700.000 Jahren zugrunde gingen und dass die Arier seit 200.000 Jahren existierten, als die erste große „Insel“ oder der erste große Kontinent versank, scheint irgendeine Verbindung der Zahlen kaum möglich. Doch tatsächlich gibt es diese Verbindung. Platon musste als Initiierter die verhüllte Sprache des Heiligtums benutzen, und dasselbe mussten die Magier von Chaldäa und Persien, durch deren exoterische Enthüllungen die persischen Legenden erhalten wurden und auf die Nachwelt übergingen. So finden wir, dass die Hebräer eine Woche „sieben Tage“ nennen, und von einer „Jahreswoche“ sprechen, wobei jeder ihrer Tage 360 Sonnenjahre repräsentiert und die ganze „Woche“ damit tatsächlich 2.520 Jahre umfasst. Sie hatten eine Sabbatwoche, ein Sabbatjahr etc. etc. und ihr Sabbat dauerte in den geheimen Berechnungen ihrer Sods unterschiedslos 24 Stunden oder 24.000 Jahre. In der heutigen Zeit nennen wir ein Zeitalter ein Jahrhundert. Die Menschen zu Platons Zeit, zumindest die initiierten Schriftsteller, verstanden unter einem Jahrtausend nicht 1.000, sondern 100.000 Jahre, während die Hindus, unabhängiger als alle anderen, ihre Chronologie niemals verheimlichten. So werden die Initiierten anstatt 9.000 Jahre 900.000 Jahre lesen; und in diesen Zeiträumen – d. h. vom ersten Auftreten der arischen Rasse an, als die pliozänen Teile des einstmals großen Atlantis allmählich zu sinken471 und andere Kontinente auf der Oberfläche zu erscheinen begannen, bis herab zum schließlichen Verschwinden von Platons kleiner Insel Atlantis – hatten die arischen Rassen niemals aufgehört, die Nachfahren der ersten Riesenrassen zu bekämpfen. Dieser Krieg dauerte nahezu bis zum Ende des dem Kali-Yuga vorangegangenen Zeitalters und wurde als der in Indiens Geschichte so berühmte Mahabharata-Krieg bekannt. Eine solche Vermischung der Ereignisse und Epochen und die Kürzung von Hunderttausenden in Tausende von Jahren beeinträchtigt nicht die Zahlenangabe der Jahre, die seit der Zerstörung des letzten Teils von Atlantis verstrichen sind, wie die ägyptischen Priester gegenüber Solon erklärten. Die angegebenen 9.000 Jahre waren die korrekte Angabe. Letzteres Ereignis wurde niemals geheim gehalten und war im Gedächtnis der Griechen lediglich verblasst. Aufgrund ihrer Abgesondertheit verfügten die Ägypter über vollständige Aufzeichnungen, denn sie waren von Meer und Wüste umgeben und wurden bis etwa ein paar Jahrtausende vor unserer Epoche von anderen Nationen in Ruhe gelassen.
Durch Herodot erhascht die Geschichte den ersten flüchtigen Blick auf Ägypten und seine großen Mysterien, wenn wir die Bibel und ihre wunderliche Zeitrechnung außer Betracht lassen.472 Und wie wenig er sagen durfte, [SD # 396] gesteht er selbst ein, als er ein geheimnisvolles Grab eines Initiierten im heiligen Bezirk der Minerva in Saïs erwähnt und dabei Folgendes sagt: „Hinter der Kapelle . . . befindet sich das Grabmal von einem, dessen Namen zu veröffentlichen ich für ehrfurchtslos erachten würde . . . In der Einfriedung stehen große Obelisken, und ein von einer kreisförmig angeordneten Steinmauer umgebener See befindet sich in der Nähe . . . Auf diesem See spielen sie bei Nacht die Abenteuer dieser Person, die sie Mysterien nennen; über diese Dinge muss ich jedoch diskretes Schweigen bewahren, obwohl ich mit ihren Einzelheiten genau vertraut bin.“ (ii, 170)
Andererseits ist es gut zu wissen, dass kein Geheimnis von den Alten so gut bewahrt wurde und ihnen so heilig war wie das ihrer Zyklen und Berechnungen. Von den Ägyptern herab bis auf die Juden wurde es für die größte Sünde gehalten, irgend etwas zu verbreiten, was die korrekte Zeitmessung betraf. Für die Verbreitung der Geheimnisse der Götter wurde Tantalos in die Unterwelt gestürzt. Für die Bewahrer der heiligen sibyllinischen Bücher galt für die Veröffentlichung eines Wortes aus den Werken die Todesstrafe. Sigalions (Bilder des Harpokrates) waren in allen Tempeln zu finden – insbesondere in den Isis- und Serapis-Tempeln – und jedes dieser Bildnisse zeigte einen auf die Lippen gedrückten Finger. Die Hebräer lehrten, was für die in die rabbinischen Geheimnisse Eingeweihten galt; nämlich dass die Veröffentlichung der Geheimnisse der Kabbala dem Verzehr der Frucht vom Baum der Erkenntnis gleichkam: sie war mit dem Tod zu bestrafen.
Und trotzdem übernahmen wir Europäer die exoterische Chronologie der Juden! Kein Wunder, dass sie seither immer alle unsere wissenschaftlichen Vorstellungen und Ideen von der Dauer der Dinge beeinflusst und gefärbt hat!
Die persischen Überlieferungen sind also erfüllt von zwei jetzt vollständig erloschenen Nationen oder Rassen, denken einige, wobei sie aber lediglich umgewandelt wurden. Diese Überlieferungen erwähnen immer wieder die Berge von Kaf (Kafaristan?) und erzählen von ihnen, die eine von dem Riesen Argenk erbaute Galerie beheimaten, in welcher Statuen der alten Menschen in allen ihren Formen aufbewahrt sind. Sie nennen sie Sulimans (Salomons) oder die weisen Könige des Ostens und zählen zweiundsiebzig Könige dieses Namens.473 Drei von ihnen regierten jeweils 1.000 Jahre lang („Herbelot“, S. 801).
Siamek, der geliebte Sohn Kaimuraths (Adams), ihr erster König, wurde von seinem Riesenbruder ermordet. Sein Vater unterhielt in dem seine Verbrennungsasche enthaltenden Grabmal ein ewiges Feuer; einige Orientalisten meinen, das sei der Ursprung der Feueranbetung gewesen!
Dann folgte Huschank, der kluge und weise. Es war seine Dynastie, welche die Metalle und kostbaren Steine wiederentdeckte, nachdem sie von den Devs oder Riesen in den Eingeweiden der Erde verborgen worden waren; und auch die Metallbearbeitung, das Anlegen von Kanälen und die Verbesserung des Ackerbaus. Üblicherweise wird Huschank die Verfassung des Werkes [SD # 397] „Ewige Weisheit“ zugeschrieben und sogar die Erbauung der Städte Luz, Babylon und Isfahan, obwohl sie tatsächlich erst viele Zeitalter später erbaut wurden. Aber so wie das moderne Delhi auf sechs anderen, älteren Städten erbaut wurde, können die eben genannten Städte an den Orten anderer Städte unermesslichen Alters erbaut worden sein. Was sein Datum betrifft, so kann es nur aus einer anderen Legende hergeleitet werden.
In derselben Überlieferung wird diesem weisen Prinzen zugeschrieben, auf einem zwölfbeinigen Pferd einen Kampf gegen die Riesen ausgetragen zu haben, dessen Geburt auf die Amouren eines Krokodils mit einem weiblichen Nilpferd zurückzuführen ist. Dieser Dodekaeder wurde auf der „trockenen Insel“ oder dem neuen Kontinent aufgefunden; viel Kraft und List mussten aufgewendet werden, um dieses wunderbare Tier einzufangen, aber sobald Huschank dasselbe bestiegen hatte, besiegte er jeden Feind. Kein Riese konnte seiner gewaltigen Kraft widerstehen. Schließlich jedoch wurde dieser König der Könige von einem ungeheuren Felsen getötet, den die Riesen vom großen Damawand-Gebirge auf ihn warfen.474
Tahmurath ist der dritte König Persiens, der Hl. Georg des Irans, der Ritter, der immer den Drachen überwindet und tötet. Er ist der große Feind der Devs, die zu seiner Zeit in den Kaf-Bergen wohnten und gelegentlich Raubzüge gegen die Peris unternahmen. Die alten französischen Chroniken der persischen Volkssage nennen ihn den Dev-bend, den Bezwinger der Riesen. Auch ihm wird die Gründung Babylons, Ninives, Diyarbakırs etc. etc. zugeschrieben. Wie sein Großvater Huschank hatte auch Tahmurath (Taimuraz) sein Ross, nur ein viel kostbareres und schnelleres – einen Vogel namens Simorgh-Anke. Wahrlich ein wundervoller Vogel, verständig, viele Sprachen sprechend und sogar sehr religiös (siehe „Bibliothèque Orientale“, S. 858). Was sagt dieser persische Phönix? Er beklagt sein hohes Alter, denn er wurde Zyklen um Zyklen vor den Tagen Adams (also Kaimuraths) geboren. Er war Zeuge der Umwälzungen langer Jahrhunderte. Er sah die Geburt und das Ende von zwölf jeweils 7.000 Jahre dauernden Zyklen, was esoterisch multipliziert wieder 840.000 Jahre ergibt475 („Orient Collect.“, ii, S. 199 ff.). Simorgh wurde zum Zeitpunkt der letzten präadamischen Flut geboren, sagt das „Heldengedicht von Simorgh und dem guten Kalifen“! („Tales of Derbent“)
Was sagt das „Buch der Zahlen“? Esoterisch ist Adam Rishoun der Mondgeist (Jehovah, in einem Sinn, oder die Pitris), und seine drei Söhne – Ka-yin, Habel und Seth – repräsentieren die drei Rassen, wie bereits erklärt. Noah-Xisuthrus stellt seinerseits (mit dem kosmogeologischen Schlüssel) die dritte Rasse getrennt dar, und seine drei Söhne wiederum ihre letzten drei Rassen. Ferner symbolisiert Ham jene Rasse, welche die „Nacktheit“ der elterlichen Rasse und der „Gemütlosen“ aufdeckte, d. h. welche sündigte.
[SD # 398] Tahmurath besucht auf seinem geflügelten Ross (Ahriman) die Koh-Kaf- oder Kaph-Berge. Dort findet er die von den Riesen misshandelten Peris und erschlägt Argen und den Riesen Demrusch. Dann befreit er die gute, von Demrusch gefangen gehaltene Peri Mergiana476 und nimmt sie mit sich hinüber auf die trockene Insel, d. h. auf den neuen europäischen Kontinent.477 Ihm folgt Giamschid, der Esikekar oder Persepolis erbaut. Dieser König regiert 700 Jahre lang; in seinem großen Stolz hält er sich für unsterblich und beansprucht göttliche Ehren. Das Schicksal bestraft ihn. Er wandert 100 Jahre durch die Welt unter dem Namen Dhu l-Qarnain, „der mit den zwei Hörnern“. Dieser Beiname steht jedoch in keinerlei Zusammenhang mit dem „zweigehörnten“ Gentleman mit dem gespaltenen Huf. In Asien, das ausreichend unzivilisiert ist, von den Attributen des Teufels nichts zu wissen, wird der Beiname des „Zweigehörnten“ jenen Eroberern zugewiesen, welche die Welt vom Osten bis zum Westen unterwarfen.
Dann kommt der Ursupator Zohac, und Feridan, einer der persischen Helden, der Ersteren besiegt und ihn im Damawand-Gebirge einsperrt. Nach ihnen folgen viele weitere, bis herab zu Kaikobad, der eine neue Dynastie gründete.
Das ist die sagenhafte Geschichte von Persien, und wir müssen sie untersuchen. Was sind überhaupt die Kaf-Berge?
Was immer ihre geografische Position sein mag, ob sie die kaukasischen oder die zentralasiatischen Berge sind, versetzt die Legende die Devs und die Peris weitab dieser Berge in den Norden; Letztere sind nebenbei die entfernten Vorfahren der Parsen oder Farsi. Die orientalische Überlieferung bezieht sich immer auf ein unbekanntes, eisiges und düsteres Meer und auf eine dunkle Region, in der sich nichtsdestoweniger die Glücklichen Inseln befinden, auf welchen seit dem Anbeginn des Lebens auf der Erde die Quelle des Lebens sprudelt („Herbelot“, S. 593, „Armenian Tales“, S. 35). Darüber hinaus besagt die Legende aber auch, dass ein Teil der ersten trockenen Insel (des Kontinents), nachdem er sich vom Hauptkörper abgetrennt hatte, seitdem jenseits der Berge von Koh-kaf als „der steinige Gürtel, der die Welt umgibt“ verblieb. Eine sieben Monate dauernde Reise wird den, der sich im Besitz von „Solimans Ring“ befindet, zu jener „Quelle“ bringen, wenn er immer weiter direkt Richtung Norden reist, dem Vogelflug folgend. Eine Reise von Persien direkt nach Norden wird einen also entlang dem sechzigsten Längengrad, wenn man sich westlich hält, nach Nova Zembla bringen; und vom Kaukasus ausgehend in Richtung des ewigen Eises jenseits des Polarkreises würde man zwischen dem 60. und dem 45. Längengrad oder zwischen Nova Zembla und Spitzbergen ankommen. Natürlich nur, wenn man das zwölfbeinige Pferd [SD # 399] Huschanks oder den geflügelten Simurgh des Tahmorath (oder Taimuraz) besitzt, um darauf den arktischen Ozean überqueren zu können.478
Nichtsdestoweniger werden die fahrenden Sänger Persiens und des Kaukasus bis zum heutigen Tag behaupten, dass sich weit jenseits der schneebedeckten Gipfel des Kap oder Kaukasus ein großer, jetzt vor allen verborgener Kontinent befindet. Dass er von jenen erreicht werden kann, welche die Dienste des zwölfbeinigen Sprosses des Krokodils und des weiblichen Flusspferdes erlangen können, dessen Beine sich nach Belieben in zwölf Flügel verwandeln können;479 oder von jenen, welche die Geduld besitzen, auf die Gefälligkeit der Simurgh-Anke zu warten, die versprochen hatte, dass sie vor ihrem Tod den verborgenen Kontinent allen offenbaren und ihn auch wieder sichtbar und mit Hilfe einer Brücke leicht erreichbar machen werde, welche die ozeanischen Devs zwischen diesem Teil der „trockenen Insel“ und ihren separierten Teilen erbauen werden.480 Das bezieht sich natürlich auf die siebte Rasse, da Simurgh der manvantarische Zyklus ist.
Der im sechsten Jahrhundert nach Chr. lebende Kosmas Indikopleustes behauptete kurioserweise immer wieder, der Mensch sei in einem Land jenseits des Ozeans geboren worden und habe zunächst dort gelebt, wofür ihm ein gelehrter Chaldäer in Indien einen Beweis überreicht hätte („Kosmas Indikopleustes“, in „Collect, Nova Patrum“, Bd. ii, S. 188; siehe auch „Journal des Savants“, Suppl. 1707, S. 20). Er sagt: „Die Länder, in denen wir leben, sind vom Ozean umgeben, aber jenseits dieses Ozeans liegt ein anderes Land, das die Mauern des Himmels berührt; und in diesem Land wurde der Mensch erschaffen und lebte dort im Paradies. Während der Sintflut wurde Noah in seiner Arche in das Land gebracht, das seine Nachkommenschaft heute bewohnt.“ (Ibid.) Das zwölfbeinige Ross Huschanks wurde auf diesem Kontinent namens trockene Insel gefunden (Vide supra, S. 154).
Die „christliche Topografie“ des Kosmas Indikopleustes und ihre Verdienste sind wohlbekannt; aber hier gibt der gute Vater eine universale Überlieferung wieder, die jetzt auch noch durch Tatsachen bestätigt wurde. Jeder Nordmeerreisende vermutet einen Kontinent oder eine „trockene Insel“ hinter der Grenze des ewigen Eises. Vielleicht mag jetzt die Bedeutung der folgenden Stelle aus einem der Kommentare klarer werden.
[SD # 400] „Im ersten Anbeginn des (menschlichen) Lebens befand sich das einzige trockene Land am rechten Ende481 der Sphäre, wo er (der Globus) bewegungslos ist.482 Die ganze Erde war eine weite Wasserwüste, und die Wasser waren lauwarm . . . . Dort wurde der Mensch geboren in den sieben Zonen des Unsterblichen, des Unzerstörbaren des Manvantaras.483 Dort war ewiger Frühling in der Finsternis. (Aber) das, was Finsternis ist für den heutigen Menschen, war Licht für den Menschen seiner Morgendämmerung. Dort ruhten die Götter, und Fohat484 herrscht seit damals . . . . So sagen die weisen Väter, dass der Mensch im Haupt seiner Mutter (Erde) geboren wurde, und dass ihre Füße am linken Ende die üblen Winde hervorbrachten (erzeugten), die aus dem Maul des niederen Drachens blasen . . . . Zwischen der ersten und zweiten (Rasse) wurde das ewige zentrale (Land) vom Wasser des Lebens geteilt.485
Es umströmt sie und belebt ihren (der Mutter Erde) Körper. Sein eines Ende geht von ihrem Haupt aus; es wird unrein an ihren Füßen (dem Südpol). Es wird gereinigt (auf seinem Rückweg) zu ihrem Herzen – das unter dem Fuß des heiligen Shambhalas schlägt, das damals (im Anbeginn) noch nicht geboren war. Denn im Gürtel der menschlichen Behausung (der Erde) liegt das Leben und die Gesundheit von allem, was lebt und atmet, verborgen.486 Während der ersten und zweiten (Rasse) war der Gürtel von den großen Wassern bedeckt. (Doch) unter den Wogen arbeitete sich die große Mutter ab und fügte dem ersten ein neues Land hinzu, unsere weisen Männer nennen es die Kopfbedeckung (die Kappe). Sie arbeitete noch härter für die dritte (Rasse), und ihre Gürtellinie und ihr Nabel erschienen über dem [SD # 401] Wasser. Das war der Gürtel, der heilige Himavat, der sich um die Welt erstreckt.487 Sie zerbrach von ihrem Hals488 an abwärts (nach Südwesten) auf die untergehende Sonne zu in viele Länder und Inseln, aber das ewige Land (die Kappe) brach nicht entzwei. Trockene Länder bedeckten nach den vier Seiten der Welt hin die Fläche der schweigenden Wasser. Alle diese gingen (der Reihe nach) zugrunde. Dann erschien die Wohnung der Verruchten (Atlantis). Das ewige Land war nun verborgen, denn die Wasser wurden fest (gefroren) unter dem Atem ihrer Nasenlöcher und den üblen Winden aus dem Maul des Drachens“ etc. etc.
Das zeigt, dass Nordasien ebenso alt ist wie die zweite Rasse. Man kann sogar sagen, dass Asien gleichzeitig mit dem Menschen erschien, da sein Wurzel-Kontinent sozusagen bereits seit dem ersten Anbeginn des menschlichen Lebens existierte, und jener Teil der Welt, der heute als Asien bekannt ist, lediglich in einem späteren Zeitalter von ihm abgeteilt und durch eisige Gewässer getrennt wurde.
Wenn also die Lehre richtig verstanden wird, überlagerte der erste Kontinent, der entstanden ist, den gesamten Nordpol wie eine durchgängige Kruste und besteht jenseits des Binnenmeeres, das den wenigen Nordpolarreisenden, die es je zu Gesicht bekamen, wie eine unerreichbare Luftspiegelung erschien, bis heute fort.
Einer halsartigen Verlängerung des „Hauptes“ gleich, tauchte in der Zeit der zweiten Rasse weiteres Land aus den Wassern empor. In beiden Hemisphären beginnend, in der [SD # 402] Mercator-Projektion auf unserer Seite auf der Linie oberhalb des nördlichsten Teils von Spitzbergen,489 und auf der amerikanischen Seite mag es die heute von der Baffin Bay und den benachbarten Inseln und Vorgebirgen eingenommenen Bereiche mit eingeschlossen haben. Dort erreichte es gegen Süden hin kaum den 70. Breitengrad; hier – bildete es den hufeisenförmigen Kontinent, von dem der Kommentar spricht; das eine der beiden Enden schloss Grönland ein mit einer Verlängerung, die den 50. Grad ein wenig südwestlich kreuzte und das andere Kamtschatka, die beiden Enden waren durch das verbunden, was heute den Nordrand der Küsten Ost- und Westsibiriens bildet. Dieser brach auseinander und verschwand. Im früheren Teil der dritten Rasse – wurde Lemurien gebildet (vide supra). Als es seinerseits zerstört wurde, erschien Atlantis.
Auf den griechischen und puranischen Überlieferungen
basierende westliche Spekulationen
Aufgrund der von den profanen Geschichtsschreibern erlangten mageren Daten ist es ganz natürlich zu sehen, dass der schwedische Gelehrte Rudbeck vor etwa zwei Jahrhunderten zu beweisen versuchte, Schweden sei Platons Atlantis. Er dachte sogar, in den Umrissen des alten Uppsalas die von dem griechischen Weisen angegebene Lage und die Maße der Hauptstadt von „Atlantis“ gefunden zu haben. Wie von Bailly bewiesen wurde, irrte sich Rudbeck; aber auch Bailly irrte sich, und zwar noch mehr, denn Schweden und Norwegen waren einst untrennbarer Teil des alten Lemuriens und auf der europäischen Seite auch von Atlantis, gerade so wie Ost- und Westsibirien und Kamtschatka auf der asiatischen Seite dazugehört hatten. Nur, noch einmal, wann war das? Wenn wir die Puranas studieren, d. h. wenn wir mit den Geheimlehren nichts zu tun haben wollen, können wir es nur näherungsweise herausfinden.
Ein dreiviertel Jahrhundert ist bereits vergangen, seitdem Wilford seine fantastische Theorie vorbrachte, die Britischen Inseln seien die „Weiße Insel“, das Atala der Puranas. Das war reiner Unsinn, denn Atala ist eine der zu den niederen Lokas gehörenden sieben Dvipas oder Inseln, eine der vielen Regionen Patalas (der Antipoden). Außerdem setzen, wie Wilford490 zeigt, die Puranas Atala „in [SD # 403] die siebte Zone oder das siebte Klima“ – vielmehr in den siebten Wärmegrad – womit sie zwischen dem 24. und 28. Grad nördlicher Breite liegt. Sie ist also im Bereich des Wendekreises des Krebses zu suchen, während England zwischen dem 50. und 60. Breitengrad liegt. Wilford bezeichnet Atala als Atlantis, die Weiße Insel. Und im 8. Band des „Journal of Asiatic Researches“, Bd. xiii, S. 280, wird sein Feind der „weiße Teufel“ genannt, der Dämon des Schreckens, denn er sagt: „In ihren (den indischen und mohammedanischen) Erzählungen sehen wir Cai-Caus zu dem Berg ‘As-Burj gehen, an dessen Fuß die Sonne untergeht’, um den Dev Sefid oder weißen Teufel, den Taradaitya der Puranas, zu bekämpfen, dessen Wohnstatt sich auf der siebten Stufe der Welt befand, was der siebten Zone der Buddhisten oder der Weißen Insel entspricht.“
Nun standen und stehen die Orientalisten hier noch vor dem Rätsel der Sphinx; können sie es nicht korrekt lösen, zerstört das in den Augen sämtlicher indischer Gelehrter, seien sie nun Initiierte oder nicht, für immer ihre Autorität, wenn nicht gar ihre Person. In den Puranas – auf deren widerspruchsvolle Einzelheiten Wilford seine Spekulationen begründete – existiert kein einziger Satz, der nicht unterschiedliche Bedeutungen aufweist und sich nicht sowohl auf die physische als auch auf die metaphysische Welt bezieht. Wenn die alten Inder die Erdoberfläche geografisch in sieben Zonen, Klimabereiche, Dvipas einteilten, und allegorisch in sieben Höllen und sieben Himmel, bezog sich das Siebener-Maß in den beiden letzteren Fällen nicht auf dieselben Örtlichkeiten. Der Nordpol, das Land „Merus“, ist die siebte Abteilung, da er dem siebten Prinzip (oder metaphysisch dem vierten) der okkulten Berechnung entspricht, denn er repräsentiert die Region Atmans, der reinen Seele und Spiritualität. Daher wird Pushkara als die siebte Zone oder Dvipa dargestellt, die im Vishnu-Purana (und in anderen) den Kshira-Ozean oder das Milchmeer (die immer gefrorene weiße Region) umgibt (Buch II, Kap. iv). Und Pushkara mit seinen zwei Varshas liegt unmittelbar am Fuße des Merus. Denn es heißt, dass „die beiden Länder nördlich und südlich des Merus wie ein Bogen geformt sind“ . . . und dass „eine Hälfte der Erdoberfläche südlich und die andere Hälfte nördlich des Merus liegt – jenseits dessen sich die Hälfte Pushkaras befindet („Vishnu-Purana“, „Journal of Asiatic Researches“ etc.). Geografisch ist Pushkara also Amerika, Nord- und Südamerika. Allegorisch ist es die Verlängerung Jambudvipas,491 in deren Mitte der [SD # 404] Berg Meru steht, denn dieses Land wird von Wesen bewohnt, die zehntausend Jahre leben und frei sind von Krankheit und Mangel; wo es weder Tugend noch Laster gibt, weder Kaste noch Gesetze, weil diese Menschen „von derselben Natur sind wie die Götter („Vishnu-Purana“, Buch II, Kap. iv). Wilford ist geneigt, den Berg Atlas mit Meru zu identifizieren und verlegt auch das Loka-Loka dorthin. Nur wird Meru, der, wie uns gesagt wird, das Svar-Loka ist, die Wohnstatt Brahmâs, Vishnus und der Olymp der exoterischen indischen Religionen beschrieben, geografisch „die Mitte des Erdglobus durchdringend und aus beiden Seiten hervortretend“ („Surya Siddhanta“, xii. 34, in: „Journal of the American Oriental Society“, Bd. 6, Whitneys Übers.). An seinem oberen Punkt sind die Götter, am unteren (oder am Südpol) befindet sich der Aufenthaltsort der Dämonen (die Höllen). Wie könnte also Meru der Berg Atlas sein? Abgesehen davon kann Taradaitya, ein Dämon, nicht in die siebte Zone versetzt werden, wenn Letztere mit der „weißen“ Insel identifiziert wird, die Sveta-Dvipa ist, aus den in einer Fußnote angegebenen Gründen (vide infra).
Wilford beschuldigt die modernen Brahmanen, „sie (die Inseln und Länder) durcheinander gewürfelt zu haben“ („Journal of Asiatic Researches“, Bd. iii, S. 300); er selbst jedoch hat sie noch viel mehr durcheinander gebracht. Weil das Brahmanda und die Vayu-Puranas den alten Kontinent in sieben angeblich von einem weiten Ozean umgebenen Dvipas teilen, hinter welchem der Bereich und die Berge von Atala (ibid.) liegen, glaubt er folglich, dass „höchstwahrscheinlich die Griechen das Volk von Atlantis unterteilten, das in ihren Augen durch irgendein Naturereignis zerstört worden sein musste, nachdem es nach seiner Entdeckung später nicht mehr gefunden werden konnte.“
Da wir gewisse Schwierigkeiten haben zu glauben, dass die ägyptischen Priester, Platon und sogar Homer alle ihre Vorstellungen über Atlantis auf Atala begründeten – eine niedere, am Südpol gelegene Region – ziehen wir es vor, uns an die in den heiligen Büchern gegebenen Behauptungen zu halten. Wir glauben an die sieben „Kontinente“, von denen vier bereits ihre Zeit hinter sich haben, der fünfte noch besteht, und zwei in der Zukunft erscheinen sollen. Wir glauben, dass sie alle streng genommen keine Kontinente im modernen Sinn des Wortes sind, sondern dass sich alle ihre Namen, von Jambu bis zu Pushkara,492 auf die ihnen gegebenen geografischen Bezeichnungen beziehen – (i) auf die trockenen Länder, welche im Zeitraum einer Wurzelrasse die Oberfläche der gesamten Erde im Allgemeinen bedecken; (ii) auf das, was von diesen nach einem geologischen (Rassen-) Pralaya übrig blieb – wie zum Beispiel „Jambu“; und (iii) auf jene Örtlichkeiten, die nach zukünftigen Umwälzungen in die Bildung neuer universaler „Kontinente“, Halbinseln oder Dvipas eintreten werden493 – indem jeder Kontinent in gewissem Sinn ein größeres oder kleineres Gebiet trockenen Landes darstellt, das von Wasser umgeben ist. Was immer für ein [SD # 405] „Durcheinander“ die Namensgebung derselben somit für den Profanen darstellen mag, für den, der den Schlüssel besitzt, existiert so etwas nicht.
Obwohl zwei der puranischen „Inseln“ – der sechste und der siebte „Kontinent“ – erst kommen sollen, glauben wir zu wissen, dass es nichtsdestoweniger Länder gegeben hat oder noch gibt, die Bestandteil der zukünftigen trockenen Länder werden, neuer Erden, deren geografischer Anblick vollständig verändert sein wird, so wie es auch in der Vergangenheit war. Daher finden wir in den Puranas, dass Sakadvipa ein Kontinent ist (oder sein wird) und dass Sankhadvipa, wie im Vayu-Purana gezeigt, nur „eine kleine Insel“ ist, eine von den neun Bereichen (welchen das Vayu sechs weitere hinzufügt) Bharatavarshas. Weil Sankhadvipa von „indische Gottheiten verehrenden Mlechchhas (unreinen Fremden)“ bevölkert war, wurde sie mit Indien in Verbindung gebracht.494 Das ist zurückzuführen auf Sankhasura, den König eines Teils von Sankhadvipa, der von Krishna getötet wurde; jenen König, der in einem Palast wohnte, „der eine Meeresmuschel war, und dessen Untertanen ebenfalls in Muscheln lebten“, sagt Wilford.
„An den Ufern des Nils495 (?) fanden häufig Kämpfe zwischen den Devatas (göttlichen Wesen, Halbgöttern) und den Daityas (Riesen) statt; da aber der letztere Stamm die Oberhand hatte, machte ihr im Ozean lebender König Sankhasura häufig nächtliche Überfälle“ („As. Res.“, Bd. iii, S. 325).
Diese Kämpfe fanden nicht an den Ufern des Nils statt, sondern an den Küsten Westafrikas, südlich des heutigen Marokkos. Es gab eine Zeit, da war die gesamte Wüste Sahara ein Meer, später war sie als Festland ebenso fruchtbar wie das Delta, und erst nach einer weiteren zeitweiligen Versenkung wurde sie zu einer Wüste, der anderen Einöde vergleichbar, der Wüste Schamo oder Gobi. Das zeigt die puranische Überlieferung, denn genau auf der bereits oben angeführten Seite heißt es: „Die Menschen gerieten zwischen zwei Feuer, denn Sankhasura verwüstete die eine Seite des Kontinents und Krauncha oder (Cracacha, König von Krauncha-Dvipa) pflegte die andere zu verwüsten. Die beiden Armeen . . . verwandelten so die fruchtbarsten Regionen in eine öde Wüste.“
Es ist sicher, dass Europa nicht nur die letzte Insel von Platons Atlantis vorausging, sondern ein großer Kontinent, der sich zuerst teilte und dann später in sieben Halbinseln und Inseln (Dvipas genannt) auseinanderbrach. Er bedeckte die gesamte nord- und südatlantische Region und Teile des nördlichen und südlichen Pazifischen Ozeans, und umfasste selbst im Indischen Ozean liegende Inseln (Überreste Lemuriens). Die Behauptung wird durch indische Puranas, griechische Schriftsteller und asiatische, persische und mohammedanische Überlieferungen bestätigt. Wilford, der die indischen und islamischen Legenden arg durcheinander wirft, zeigt das jedoch deutlich (siehe die Bände viii, x und xi der [SD # 406] „Asiatic Researches“). Und seine Tatsachen und Zitate aus den Puranas bieten ein unmittelbares und beweiskräftiges Zeugnis dafür, dass die arischen Hindus und andere alte Nationen frühere Navigatoren waren als die Phönizier, von denen man heute annimmt, sie seien in den nachsintflutlichen Zeiten die ersten Seefahrer gewesen. Folgendes lesen wir im „Journal“ der Asiatic Society, Bd. iii, S. 325, ff.:
„In dieser Trübsal erhoben die wenigen (den Krieg zwischen den Devatas und Daityas) überlebenden Völker ihre Hände und Herzen zu Bhagavan und riefen aus: ‘Lasset ihn, der uns befreien kann, . . . unseren König sein’, wobei sie das Wort i’t gebrauchten (ein magisches Wort, das offenbar von Wilford nicht verstanden wurde) und es im ganzen Land widerhallte.“
Dann kommt ein gewaltiger Sturm auf, die Wasser der Kali werden seltsam aufgewühlt, „als aus den Wogen . . . ein danach i’t genannter Mann erscheint, ‘abhayam’ sagend, keine Furcht, an der Spitze einer zahlreichen Armee“ . . . und zerstreute den Feind. „Der König i’t“, erklärt Wilford, „ist eine untergeordnete Inkarnation M’riras“ (oder Mrida, möglicherweise eine Form von Rudra?), der „in der gesamten Sankhadvipa, in Barbaradesa, Misrasthan und Arvasthan oder Arabien Friede und Wohlstand wiederherstellte . . .“ etc. etc.
Sicher, wenn die indischen Puranas Kriege auf jenseits von Westafrika im Atlantischen Ozean gelegenen Kontinenten und Inseln beschreiben; wenn ihre Schriftsteller von Barbaras und anderen Völkern sprechen, wie zum Beispiel von den Arabern – sie, von denen in den Tagen der phönizischen Schifffahrt nicht überliefert wurde, dass sie damals zu navigieren vermochten oder die Kala Pani (die schwarzen Wasser des Ozeans) durchquert hätten – dann müssen diese Puranas älter sein als diese Phönizier (die auf 2.000 bis 3.000 Jahre v. Chr. datiert werden). Diese Überlieferungen müssen aus folgendem Grund auf jeden Fall älter gewesen sein:496
„In den obigen Berichten“, schreibt ein Adept, „sprechen die Hindus von der Existenz dieser Insel und von ihrer großen Macht; es muss daher vor mehr als elftausend Jahren gewesen sein.“
Noch eine weitere Berechnung und ein Beweis können für das hohe Alter dieser indischen Arier angeführt werden, die von der letzten übrig gebliebenen Insel von Atlantis wussten (weil sie einst auf ihr gewohnt hatten) und sie beschrieben – oder vielmehr den Überrest des östlichen Teils dieses [SD # 407] bald nach der Hebung der beiden Amerikas,497 der beiden Varshas von Pushkara, zugrunde gegangenen Kontinents. Das kann außerdem auf der Basis einer astronomischen Berechnung eines Wilford kritisierenden Adepten gezeigt werden. Er erinnert daran, was jener Orientalist in Bezug auf den Berg Asburj vorbrachte, „an dessen Fuß die Sonne untergeht“, wo der Krieg zwischen den Devatas und den Daityas stattfand,498 und sagt:
„Wir wollen also die Breite und die Länge der verlorenen Insel und die des verbliebenen Berges Asburj betrachten. Sie befand sich in der siebten Region der Welt, d. h. im siebten Klima (das zwischen dem 24. und dem 28. Breitengrad im Norden liegt) . . . Diese Insel, die Tochter des Ozeans, wird häufig als im Westen liegend beschrieben; und die Sonne wird so dargestellt, dass sie am Fuß ihres Berges untergeht (As-burj, Atlas, Teneriffa oder Nila, der Name ist nicht von Bedeutung) und den weißen Teufel der ‘Weißen Insel’ bekämpft.“
Wenn wir nun diesen Satz von seinem astronomischen Aspekt aus betrachten und wissen, dass Krishna die inkarnierte Sonne (Vishnu) ist, ein Sonnengott; und da er Dev Sefid, den weißen Riesen, getötet haben soll – eine mögliche Personifizierung der alten Einwohner am Fuß des Atlas – könnte Krishna dann vielleicht lediglich eine Darstellung der senkrecht einfallenden Sonnenstrahlen sein? Diodoros beschuldigte diese Einwohner (die Atlantier), die Sonne und ihren Einfluss jeden einzelnen Tag zu verfluchen und ständig zu bekämpfen, wie wir gesehen haben. Das ist jedoch lediglich eine astronomische Auslegung. Es wird jetzt bewiesen, dass es sich bei Sankhasura und Sankhadvipa und ihrer ganzen Geschichte sowohl geografisch als auch ethnologisch um Platons „Atlantis“ in indischem Gewand handelt.
Soeben wurde festgestellt, dass diese Berichte älter sein müssen als die seit dem Untergang der Insel Sankha-Dvipa oder Poseidonis von Atlantis vergangenen 11.000 Jahre, nachdem die Insel in den puranischen Berichten noch existiert. Aber ist es nicht möglich, dass die Inder die Insel noch früher kannten? Wenden wir uns wieder den astronomischen Darlegungen zu, die das Ganze verdeutlichen, wenn man mit dem eben erwähnten Adepten in der Annahme übereinstimmt, dass „zu der Zeit, als der sommerliche tropische ‘Kolur’ die Plejaden durchlief, der Cor Leonis auf dem Äquator lag und der Löwe bei Sonnenuntergang senkrecht über Ceylon stand, befand sich der Stier mittags senkrecht über der Insel Atlantis.“
Das erklärt vielleicht, warum die Singhalesen, die Erben der [SD # 408] Rakshasas und Riesen Lankas und direkten Nachfahren Singhas oder des Löwen, mit Sankha-Dvipa oder Poseidonis (Platons Atlantis) in Verbindung gebracht wurden. Nur muss das, wie in Mackeys „Sphinxiad“ gezeigt wird, vor ungefähr 23.000 Jahren geschehen sein, astronomisch; zu dieser Zeit muss die Neigung der Ekliptik über 27 ° betragen haben und infolgedessen der Stier über „Atlantis“ oder „Sankha-Dvipa“ gewandert sein. Und dass das zutrifft, wird klar aufgezeigt:
„Der heilige Stier Nandi wurde von Bharata nach Sankha gebracht, um in jedem Kalpa Rishabha (Taurus) zu begegnen. Als sich aber jene der Weißen Insel (die ursprünglich von Sveta-Dvipa herabstiegen),499 die sich mit den Daityas (Riesen) aus dem Land des Frevels vermischt hatten und vor Sünde schwarz wurden, blieb Nandi für immer auf der ‘Weißen Insel’ (oder Sveta-Dvipa). ‘Jene der vierten Welt (Rasse) verloren AUM’“ – sagen die Kommentare.
Asburj (oder Azburj), ob er die Spitze Teneriffas war oder nicht, war ein Vulkan, als der Untergang des „westlichen Atala“ (oder Hölle) begann, und jene, die gerettet wurden, erzählten die Geschichte ihren Kindern. Platons Atlantis verging zwischen Wasser von unten und Feuer von oben. Die ganze Zeit spie der große Berg Feuer. „Das ‘feuerspeiende Monster’ allein überlebte in den Ruinen der unglücklichen Insel“.
Die Griechen wurden beschuldigt, eine hinduistische Fiktion (Atala) entlehnt und aus ihr eine andere (Atlantis) entwickelt zu haben; wird ihnen auch vorgeworfen, ihre geografischen Vorstellungen und die Zahl Sieben von ihnen bekommen zu haben? (Vide in Teil II die verschiedenen Abschnitte über die Siebenheit in der Natur.)
„Das berühmte Atlantis gibt es nicht mehr, aber wir können kaum bezweifeln, dass es einstmals existierte“, sagt Proklos, „denn Marcellus, der eine Geschichte der äthiopischen Verhältnisse verfasste, behauptet, eine solche und derartig große Insel hätte einstmals existiert. Das bezeugen jene, die Geschichten mit einem Bezug zum äußeren Meer verfassten. Denn sie erzählen, dass es zu dieser Zeit sieben Inseln im atlantischen Meer gab, die Proserpina geweiht waren; und daneben noch drei unermesslich große Inseln, Pluto . . . Jupiter . . . und Neptun geweiht. Und außerdem bewahrten die Bewohner der letzten Insel (Poseidonis) die Erinnerung an die ungeheure Größe der atlantischen Insel, wie ihre Vorfahren es ihnen berichtet hatten, und dass sie lange Zeit über sämtliche Inseln im atlantischen Meer regierten. Jenseits dieser Insel gelangt man zu weiteren großen [SD # 409] Inseln, nicht weit vom Festland entfernt, in dessen Nähe sich das wirkliche Meer befindet.“
„Diese sieben Dvipas (ungenau wiedergegeben mit Inseln) bilden nach Marcellus den Stamm des berühmten Atlantis“, schreibt Wilford selbst. . . . „Das zeigt offensichtlich, dass Atlantis der alte Kontinent ist. . . . Atlantis wurde nach einem gewaltigen Sturm (?) zerstört. Das ist den Puranikern wohlbekannt, denn einige von ihnen behaupten, infolge dieser schrecklichen Umwälzungen der Natur seien sechs der Dvipas verschwunden“ . . . (xi, 27-8).
Damit sind nun ausreichend Beweise aufgezählt, um selbst den größten Skeptiker zu befriedigen. Nichtsdestoweniger werden auch noch auf der exakten Wissenschaft beruhende unmittelbare Beweise hinzugefügt werden. Und doch, auch wenn ganze Bände geschrieben würden, wäre es zwecklos für jene, die weder sehen noch hören wollen, ausgenommen durch die Augen und Ohren ihrer entsprechenden Autoritäten.
Daher die Lehre der römisch-katholischen Gelehrten, Hermon, der Berg im Land Mizpeth – was „Bann“ oder „Vernichtung“ bedeutet – sei derselbe wie der Berg Armon. Als Beweis dafür wird oft Josephus angeführt, der behauptete, dass noch zu seiner eigenen Zeit jeden Tag ungeheure Knochen von Riesen auf diesem Berg gefunden wurden. Doch das war das Land des Propheten Balaam, den der „Herr sehr liebte“; und Fakten und Personen sind in den Gehirnen der erwähnten Scholiasten sehr verworren; wenn der Zohar erklärt, die Balaam inspirierenden „Vögel“ würden „Schlangen“ bedeuten, d. h. die weisen Männer und Adepten, in deren Schule er die Mysterien der Prophezeiung gelernt hatte – wird die Gelegenheit gleich dazu benutzt zu zeigen, dass der Berg Hermon von den „beflügelten Drachen des Bösen, deren Anführer Samael ist“ (der jüdische Satan) bewohnt war.
„Zu diesen in der Wüste an den Berg Hermon angeketteten unreinen Geistern wurde der Sündenbock Israels geschickt, der den Namen von einem von ihnen annahm (Asas(y)el).“ (Spencer)
Das bestreiten wir. Der Zohar hat folgende Erklärung für die im hebräischen Nehashim oder „Werke der Schlangen“ genannten magische Praktik. Er sagt (Teil III, col. 302): „Sie wird Nehashim genannt, weil die Magier (die praktischen Kabbalisten) vom Licht der ursprünglichen Schlange umgeben arbeiten, die sie am Himmel als einen leuchtenden, aus Myriaden kleiner Sterne zusammengesetzten Bereich wahrnehmen“ . . . was lediglich das Astrallicht bedeutet, das von den Martinisten so bezeichnet wird, von Éliphas Lévi und jetzt auch von allen modernen Okkultisten (siehe die Abschnitte zu diesem Thema).
Der „Fluch“ aus philosophischer Sicht
Die vorstehenden, mit universalen Überlieferungen ergänzten Lehren der Geheimlehre müssen jetzt gezeigt haben, dass die Brahmanas und die Puranas, die Yathas und andere mazdanische Schriften [SD # 410] bis herab zu den ägyptischen, griechischen und römischen und schließlich den jüdischen heiligen Aufzeichnungen alle denselben Ursprung haben. Keine von ihnen ist eine bedeutungslose und grundlose Geschichte, nur dazu erfunden, den unbedachten Profanen zu verführen: All diese Allegorien sollen die auf demselben Gebiet der prähistorischen Tradition gesammelten großen Wahrheiten unter einem mehr oder weniger fantastischen Schleier vermitteln. Der begrenzte Raum dieser beiden Bände erlaubt es uns nicht, in weitere und genauere Details in Bezug auf die vier Rassen einzugehen, die unserer eigenen vorangingen. Aber wir müssen einige weitere Tatsachen beleuchten, bevor wir dem Schüler die Geschichte der psychischen und spirituellen Evolution der unmittelbaren vorsintflutlichen Väter unserer fünften (arischen) Menschheit und ihre Beziehungen zu allen anderen aus demselben Stamm gewachsenen Seitenzweigen darlegen. Es hat sich anhand der Zeugnisse der gesamten antiken literarischen Welt und der intuitiven Spekulationen von mehr als einem Philosophen und Wissenschaftler der späteren Zeitalter gezeigt, dass die Grundsätze unserer esoterischen Lehre in fast allen Fällen sowohl durch schlussfolgernde als auch durch direkte Beweise unterstützt werden; dass weder die „sagenhaften“ Riesen noch die verschwundenen Kontinente und nicht einmal die Evolution der vorangegangenen Rassen vollkommen gegenstandslose Märchen darstellen. Bei den diesen Band abschließenden Anhängen wird die Wissenschaft sich mehr als einmal außerstande sehen, zu antworten; sie werden, so hofft man, schließlich jede skeptische Bemerkung in Bezug auf die heilige Zahl der Natur und auf unsere Zahlen im Allgemeinen beiseite legen (vide Kapitel über die Siebenerzahl).
Unterdessen bleibt eine Aufgabe unvollendet: Die Abwehr des gefährlichsten aller theologischen Dogmen – nämlich des Fluches, unter dem die Menschheit angeblich seit dem vermeintlichen Ungehorsam von Adam und Eva im Garten des Paradieses immer gelitten haben soll.
Schöpferische Kräfte im Menschen waren die Gabe göttlicher Weisheit, nicht das Resultat von Sünde. Das wird klar bewiesen durch das widersprüchliche Verhalten Jehovahs, der zuerst Adam und Eva (oder die Menschheit) wegen des angeblich begangenen Verbrechens verflucht und sein „auserwähltes Volk“ anschließend mit den Worten segnet: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde!“ (Gen 9,1) Der Fluch war nicht von der vierten Rasse über die Menschheit gebracht worden, denn die verhältnismäßig sündlose dritte Rasse, die noch riesigeren Vorsintflutler, war auf dieselbe Weise zugrunde gegangen. Daher war die Flut keine Bestrafung, sondern lediglich das Ergebnis eines periodischen und geologischen Gesetzes. Auch fiel Karmas Fluch nicht auf sie, weil sie die natürliche Vereinigung suchten, wie es die gesamte vernunftlose Tierwelt in den jeweiligen Jahreszeiten tut, sondern dadurch, dass sie die schöpferische Kraft missbrauchten, die göttliche Gabe entweihten und die Lebensessenz zu keinem anderen Zweck als zur animalischen persönlichen Befriedigung verschwendeten. Richtig verstanden nimmt das dritte Kapitel der Genesis Bezug auf Adam und Eva der auslaufenden dritten und beginnenden vierten Rasse. Zu Beginn war die Empfängnis für die Frau ebenso leicht wie für die gesamte tierische Schöpfung. Die Natur hatte niemals beabsichtigt, dass die Frau ihre Kinder „unter Schmerzen“ gebären solle. Seit jener Zeit jedoch, im Laufe der [SD # 411] Evolution der vierten Rasse, entstand Feindschaft zwischen dem Samen dieser Rasse und dem Samen der „Schlange“, dem Samen oder dem Ergebnis von Karma und göttlicher Weisheit. Denn der Same der Frau oder der Lust zerquetschte den Kopf des Samens der Frucht der Weisheit und Erkenntnis, indem er das heilige Geheimnis der Fortpflanzung in tierische Befriedigung verkehrte; deshalb „zerquetschte“ das Gesetz Karmas „die Ferse“ der atlantischen Rasse, indem es allmählich die gesamte Natur der vierten Menschheitsrasse physiologisch, moralisch, physisch und mental veränderte,500 bis der Mensch schließlich vom gesunden König der Tierschöpfung in der dritten Rasse in unserer gegenwärtigen fünften Rasse zu einem hilflosen, skrofulösen Wesen verkommen war und heute auf der Erde der reichste Erbe geworden ist in Bezug auf konstitutionelle und erbliche Krankheiten, zur bewusstesten und intelligentesten Bestie unter allen Tieren!501
Das ist vom physiologischen Standpunkt aus der wirkliche Fluch, nahezu der einzige, der in der kabbalistischen Esoterik berührt wird. Von diesem Aspekt aus betrachtet ist der Fluch unleugbar, denn er ist offenkundig. Die Hand in Hand mit der physischen voranschreitende intellektuelle Evolution war sicherlich ein Fluch und kein Segen – eine von den „Herren der Weisheit“ angeregte Gabe, die den frischen Tau ihres eigenen Geistes und ihrer Wesenheit in das menschliche Manas hinein gossen. Der göttliche Titan hat somit vergeblich gelitten, und man fühlt sich geneigt, seine der Menschheit erwiesene Wohltat zu bedauern und über jene Tage zu seufzen, die Aischylos so anschaulich in seinem „Gefesselten Prometheus“ schilderte, wo am Schluss des ersten titanischen Zeitalters (das auf das Zeitalter des ätherischen Menschen folgende Zeitalter der frommen Kandus und Pramlochas) die entstehende physische Menschheit, noch vernunftlos und (physiologisch) ohne Sinn, wie folgt beschrieben wird:
„Sie waren Blinde ja mit offenen Augen,
Und ob sie hörten, sie vernahmen nicht;
Traumbildern ähnlich mischten regellos
Sie lange Zeit noch alles durcheinander.“
Unsere Erlöser, die Agnishwattas und andere göttliche „Söhne des Feuers der Weisheit“ (bei den Griechen von Prometheus502 personifiziert), mögen in [SD # 412] der Ungerechtigkeit des menschlichen Herzens wohl unerkannt und ohne Dank bleiben. In unserer Unkenntnis der Wahrheit mögen wir sie gar indirekt für die Gabe der Pandora verfluchen; doch sich durch den Mund des Klerus als die Bösen verkündet und erklärt zu finden, ist ein allzu schweres Karma für „Ihn“, der „allein es wagte“, „jenes sterbliche Geschlecht“ vom Untergang zu erretten, als Zeus „brennend begehrte“, das gesamte Menschengeschlecht auszurotten, oder wie es dem leidenden Titanen in den Mund gelegt wird:
„Dass sie zerschmettert nicht zum Hades sank.
Drum duld’ ich nun in diesen Schmerzensbanden,
Traurig zu tragen, jämmerlich zu sein!
Da ich Erbarmen mit den Menschen hegte ! . . . .”
Der Chor antwortet völlig korrekt:
„Wie großes Heil den Menschen schenktest du ! . . . .”
Prometheus erwidert:
„Dann auch die Flamme teilt’ ich ihnen mit.
Chor : Die Glut des Feuers hüten sie nun stets?
Prom : Und viele Künste lernen sie dadurch. . . . .”
Zusammen mit den Künsten verwandelte sich jedoch das so empfangene Feuer in den größten Fluch: Das tierische Element und das Bewusstsein, dass wir es besitzen, verwandelten periodische Instinkte in chronischen Animalismus und Sinnlichkeit.503 Das hängt wie ein schweres Leichentuch über der Menschheit. Daraus ergibt sich die Verantwortlichkeit des freien Willens; die titanischen Leidenschaften, welche die Menschheit in ihrem dunkelsten Aspekt repräsentieren; „die nicht endende Unersättlichkeit der niederen Leidenschaften und Begierden, wenn sie sich mit selbstbewusster Anmaßung über die Schranken des Gesetzes hinweg setzen“.504
Da Platons „Protagoras“ zufolge Prometheus den Menschen mit der „dem körperlichen Wohl dienlichen Weisheit“ ausstattete, der niedere Aspekt vom tierischen Manas (Kama) jedoch unverändert blieb, [SD # 413] anstatt durch einen „unbefleckten Geist“ ersetzt zu werden, „der ersten Gabe des Himmels“ (Aischylos), war damit der ewige Geier der niemals befriedigten Begierde erschaffen, der Reue und Verzweiflung, gepaart mit der „traumartigen Schwäche, welche die blinde Rasse der Sterblichen fesselt“ (S. 556), bis zu dem Tag, an dem Prometheus durch seinen vom Himmel bestimmten Befreier Herakles erlöst wird.
Insbesondere die römisch-katholischen Christen versuchten nun, dieses Drama prophetisch mit der Ankunft Christi in Verbindung zu bringen. Einen größeren Fehler hätten sie damit nicht machen können. Der wahre Theosoph, der die Göttliche Weisheit sucht und die absolute Vollkommenheit verehrt – die unbekannte Gottheit, die weder Zeus noch Jehovah ist – wird eine solche Vorstellung ablehnen. Mit dem Verweis auf das Altertum wird er beweisen, dass die Erbsünde niemals existierte, sondern lediglich ein Missbrauch physischer Intelligenz – indem das psychische Wesen vom tierischen geführt wird und beide das Licht des Spirituellen auslöschen. Er wird sagen: „Ihr alle, die ihr zwischen den Zeilen lesen könnt, studiert die alte Weisheit in den alten Dramen – den indischen und den griechischen; lest sorgfältig den eben erwähnten ‘Gefesselten Prometheus’, der vor 2.400 Jahren in den Theatern Athens aufgeführt wurde.“ Der Mythos geht weder auf Hesiod noch auf Aischylos zurück, er ist vielmehr „älter als die Hellenen selbst“, denn er gehört in Wahrheit dem Aufdämmern des menschlichen Bewusstseins an, wie Bunsen sagt. Der gekreuzigte Titan ist das personifizierte Symbol des kollektiven Logos, der „Schar“ und der „Herren der Weisheit“ oder des Himmlischen Menschen, der sich in der Menschheit inkarnierte. Die psychologische Einsichtsfähigkeit war außerdem nicht die letzte der von ihm entwickelten und der Menschheit gelehrten Künste, wie sein Name zeigt505 – Pro-me-theus, „der voraussieht“ oder der die Zukunft sieht. Und so klagt er den Töchtern Okeanos’:
„ Ich gab
Der Seherkunst Gebräuche ihnen an,
Aus Träumen lehrt‘ ich sie das Künftige
Zuerst erfahren . . . all die schwere Kunst
Wies ich den Menschen. . . . . . . . . . . . . . .
Der Menschheit Künste sind Prometheus’ Werk. . . ”
[SD # 414] Wir verlassen den Hauptgegenstand für einige Seiten, halten inne und schauen, was die verborgene Bedeutung dieser sowohl ältesten als auch bedeutsamsten der traditionellen Allegorien sein mag. Da sie sich unmittelbar auf die frühen Rassen bezieht, ist das keine wirkliche Abschweifung.
Der Gegenstand von Aischylos’ Drama (die Trilogie ging verloren) ist allen gebildeten Lesern bekannt. Der Halbgott beraubt die Götter (die Elohim) ihres Geheimnisses – des Geheimnisses des schöpferischen Feuers. Für diese Freveltat wird er von Kronos506 niedergeschlagen und Zeus überstellt, dem Vater und Schöpfer einer Menschheit, die er sich intellektuell blind und tierisch gewünscht hätte, einer persönlichen Gottheit, die den Menschen nicht „wie unsereiner“ sehen will. Daher wird Prometheus, der „Feuer- und Lichtbringer“, am Kaukasusgebirge angekettet und dazu verdammt, Qualen zu erleiden. Doch die dreifachen Schicksale (Karma), deren Beschlüsse, wie der Titan sagt, selbst Zeus: —
„Was sein Geschick ist, dem entgeht er nicht. . . ”
– dass diese Leiden nur bis zu dem Tag andauern werden, an dem ein Sohn des Zeus geboren wird:
„Ein Kinde gebiert sie, mächtiger als er“ (787)
. . . . . . . . . .
„Von deinen (Ios) Sprossen Einer ist bestimmt. . . “ (791)
Dieser „Sohn“ wird Prometheus (die leidende Menschheit) von seiner eigenen verhängnisvollen Gabe befreien. Sein Name lautet „Er, der kommen muss. . . . “
Auf der Grundlage dieser wenigen Zeilen, die wie jeder beliebige andere allegorische Satz in annähernd jede Bedeutung verdreht werden kann – nämlich aufgrund der von Prometheus an Io, die von Zeus verfolgte Tochter des Inachos, gerichteten Worte – bauten einige katholische Schriftsteller eine ganze Prophezeiung auf. Der gekreuzigte Titan sagt:
„Und wo Dodanas hohe Statt das Wunder
Des heiligen Eichenwalds umrauscht, dich klar
Als Zeus‘ Gemahlin – schmeichelt Dir das Wort? – . . . .
Mit keinem falschen Rätselwort begrüßend,
. . . . . . . . . (853)
Und nur mit leichter Hand dich sanft berührend
Zeugt er mit dir den schwarzen Epaphos
So nach des Gottes sanfter That geheißen . . . . ” (870)
Das wurde von verschiedenen Fanatikern – unter anderen von des Mousseaux und [SD # 415] de Mirville – als klare Weissagung ausgelegt. Io – „ist die Mutter Gottes“, wird uns erzählt und der „schwarze Epaphos“ – Christus. Aber Letzterer entthronte weder seinen Vater, ausgenommen bildlich, wenn man Jehovah als diesen „Vater“ ansehen müsste; noch stürzte der christliche Heiland seinen Vater in den Hades. In Vers 930 sagt Prometheus, Zeus würde noch gedemütigt werden; was ihn betrifft:
„Ein Ehebündnis wirst du dir bereiten,
Das dir das Zepter deiner Macht zerknickt! –
Dann geht der ganze Vaterfluch des Kronos,
Den er, gestürzt vom alten Sitze, sprach,
Dir in Erfüllung . . . .507
. . . . So thront er denn
Mit seinem Donner durch die Lüfte prahlend
Und schüttelt keck sein feuriges Geschoss,
Nichts kann ihn vor dem schweren Fall bewahren,
In Schande sinkt er unaufhaltsam hin . . . . ” (980)
Der „schwarze Epaphos“ war der Dionysos-Sabazios, der Sohn des Zeus und der Demeter der sabazäischen Mysterien, in welchen der „Vater der Götter“ die Gestalt einer Schlange annahm, mit der Demeter Dionysos oder den solaren Bacchus zeugte. Io ist der Mond und gleichzeitig die Eva einer neuen Rasse, und dasselbe ist Demeter – im vorliegenden Fall. Der promethische Mythos ist in der Tat eine Weissagung. Aber er bezieht sich nicht auf irgendeinen der zyklischen Heilande, die in unterschiedlichen Ländern und unter verschiedenen Nationen periodisch in vorübergehenden Evolutionsbedingungen auftraten. Er deutet auf das letzte Geheimnis der zyklischen Umwandlungen hin, in deren Verlauf die Menschheit, nachdem sie vom ätherischen zum festen, körperlichen Zustand und von der spirituellen zur physiologischen Fortpflanzung übergegangen war, nun auf dem gegenüberliegenden Bogen des Zyklus in die zweite Phase ihres ursprünglichen Zustandes geführt wird, in welcher die Frau keinen Mann kannte und die menschliche Nachkommenschaft erschaffen und nicht gezeugt wurde.
Dieser Zustand wird für sie und für die Welt insgesamt erneut eintreten, sobald Letztere die diesem großen Geschlechtsproblem zugrundeliegenden Wahrheiten entdecken und tatsächlich erfassen wird. Es wird sein wie „das Licht, das noch niemals schien auf Meer und Land“, und muss durch die Theosophische Gesellschaft zu den Menschen kommen. Dieses Licht wird vor- und aufwärts führen zur wahren spirituellen Intuition. Dann wird (wie einstmals in einem Brief an einen Theosophen formuliert) „die Welt eine Rasse von Buddhas oder Christussen besitzen, denn sie wird dann entdeckt haben, dass es in der Macht des Einzelnen steht, buddhagleiche Kinder zu erschaffen – oder Dämonen“. „Sobald diese Erkenntnis reift, werden alle dogmatischen Religionen und die Dämonen mit ihnen aussterben.“
Wenn wir über die fortlaufende Entwicklung der Allegorie und den Charakter der Helden nachdenken, kann das Geheimnis enträtselt werden. Kronos, ist natürlich die „Zeit“ in ihrem zyklischen Verlauf. Er verschlingt seine Kinder – einschließlich der [SD # 416] persönlichen Götter der exoterischen Dogmen. Anstelle von Zeus verschlang er sein steinernes Abbild; doch das Symbol ist gewachsen und entwickelte sich lediglich in der menschlichen Fantasie, während sich die Menschheit in ihrem abwärts gerichteten Zyklus physisch und intellektuell vervollkommnete – aber nicht spirituell. Sobald sie in ihrer spirituellen Entwicklung ebenso weit vorangekommen ist, wird Kronos sich nicht länger täuschen lassen. Anstatt des steinernen Abbildes wird er dann die anthropomorphische Fiktion selbst verschlungen haben. Denn die Schlange der Weisheit, in den sabazäischen Mysterien durch den anthropomorphisierten Logos repräsentiert, die Einheit der spirituellen und physischen Kräfte, wird in der Zeit (Kronos) einen Nachkommen erschaffen haben – den Dionysos-Bacchus, oder den „schwarzen Epaphos“, den „Mächtigen“ – jene Rasse, die ihn zu Fall bringen wird. Wo wird er zur Welt kommen? Prometheus führt seinen Ursprung und Geburtsort in seiner Prophezeiung auf Io zurück. Io ist die Mondgöttin der Zeugung – denn sie ist Isis und sie ist Eva, die große Mutter.508 Er folgt dem Pfad der (rassischen) Wanderungen so klar, wie es Worte nur ausdrücken können. Die Rasse muss Europa verlassen und auf das Festland Asiens gehen, wo sie den höchsten Berg des Kaukasus erreicht (737), denn der Titan sagt ihr:
„Sobald den Scheidestrom durchschwommen Du hast,
Zwei Kontinente, vor dem flammenden Ost.“ (810)
So muss sie ostwärts reisen, nachdem sie den „Kimmerischen Bosporus“ passierte und das durchquert hat, was offenbar die Wolga und das jetzige Astrachan am Kaspischen Meer ist. Danach wird sie „schweren Stürmen aus dem Norden“ begegnen und sodann das Land des „Stammes der Arimaspen“ (östlich von Herodots Skythien) erreichen:
„Des Pluton gold’nen Strom. . . .” (825)
Professor Newman vermutet richtig, dass damit der Ural gemeint ist, da die Arimaspen Herodots „die anerkannten Bewohner dieser goldenen Region“ waren.
[SD # 417] Und hier kommt zwischen den Versen 825 und 835 ein Rätsel für alle europäischen Ausleger. Der Titan sagt:
„Bleib ihnen (den Arimaspen und Greifen) fern;
du kommst zum weiten Land
Des schwarzen Volks am Quell des Helios’
Der Äthiopienflut; an ihrem Ufer
Zieh’ weiter bis zum Wasserfall, wo hoch
Von Byblos’ Bergen seinen heil’gen Strom
Der segensreiche Nil ergießt . . .”
Dort sollte Io eine Kolonie für sich und ihre Söhne finden. Wir müssen jetzt sehen, wie die Stelle erklärt wird. Io wird angewiesen, ostwärts zu wandern, bis sie den Fluss Äthiops erreicht, dessen Lauf sie folgen muss, bis er sich in den Nil ergießt – daher die Verwirrung. „Nach den geografischen Theorien der frühesten Griechen“, wird uns von der Verfasserin dieser Version des „Gefesselten Prometheus“ mitgeteilt:
„Diese Bedingung wurde durch den Fluss Indus erfüllt. Arrian (vi, 1) erwähnt folgenden Sachverhalt: Als Alexander der Große sich vorbereitete, den Indus hinabzufahren (da er im Indusstrom Krokodile beobachtet hatte, was auf keinen anderen Strom zutraf mit Ausnahme des Nils . . . ), meinte er, die Quellen des Nils entdeckt zu haben, als ob der Nil, an irgendeinem Ort in Indien entspringend, durch viel Wüstenland fließend und dabei seinen Namen Indus verlierend, zunächst . . . durch bewohntes Land strömte, wobei er nun von den Äthiopiern dieser Gebiete und später von den Ägyptern Nil genannt werde. Virgil wiederholt im 4. „Georgica“ diesen absoluten Irrtum.“ (S. 197, Band II)
Beide, Alexander und Virgil, mögen sich in ihren geografischen Vorstellungen erheblich geirrt haben; doch Prometheus’ Prophezeiung hat nicht auf diese Weise gesündigt – zumindest nicht in ihrem esoterischen Geist. Wenn eine gewisse Rasse symbolisiert wird und ihre Geschichte betreffende Ereignisse allegorisch wiedergegeben werden, darf keine topografische Genauigkeit erwartet werden. Und doch ist der Fluss „Äthiops“ mit Sicherheit der Indus und auch der Nil oder Nila. Dieser Fluss nimmt seinen Ursprung auf dem 6.638 m hohen (Himmels-)berg Kailash, der Wohnstatt der Götter. Er war der Fluss Äthiops und wurde schon lange vor den Tagen Alexanders von den Griechen so bezeichnet, weil seine Ufer, von Attock hinab bis Sindh, von Stämmen besiedelt waren, die gewöhnlich als die östlichen Äthiopier bezeichnet wurden. Indien und Ägypten waren zwei verwandte Nationen, und die östlichen Äthiopier – die mächtigen Baumeister – kamen aus Indien, wie, so ist die Hoffnung, in „Isis entschleiert“ ziemlich gut nachgewiesen ist (Bd. I, S. 569-70).
Warum hätten also Alexander und auch der gelehrte Virgil die Bezeichnung Nil oder Neilos nicht verwenden sollen, wenn sie über den Indus sprachen, nachdem es einer seiner Namen ist? Bis heute wird der Indus in der Umgebung von Kalabagh Nil (Blau) und Nilah, der „blaue Fluss“, genannt. Das Wasser ist dort von so dunkelblauer Farbe, dass er seit unvordenklichen Zeiten so genannt wird. [SD # 418] Eine kleine Stadt an seinen Ufern ist mit demselben Namen so benannt und existiert bis zum heutigen Tag. Offenbar hat Arrian – der lange nach der Zeit Alexanders schrieb und dem der alte Name des Indus unbekannt war – den griechischen Eroberer unbewusst verleumdet. Auch unsere modernen Geschichtsschreiber liegen mit ihren Urteilen nicht viel besser. Lediglich auf den bloßen Anschein hin geben sie oft die abenteuerlichsten Erklärungen ab, gerade so wie es ihre früheren Kollegen in der alten Zeit zu tun pflegten, als noch keine Enzyklopädien für sie bereitlagen.
Die Rasse der Io, der „kuhhörnigen Magd“, ist dann lediglich die erste Pionier-Rasse der Äthiopier, die von ihr vom Indus an den Nil gebracht wurde (der seinen Namen in Erinnerung an den mütterlichen Fluss der indischen Kolonisten erhielt).509 Sagt denn nicht Prometheus zu Io,510 dass der heilige Neilos (der Gott, nicht der Fluss) –
. . . „sie zu dem drei-eckigen Land“, nämlich zu dem Delta „hinunter leiten werde, wo ihren Söhnen zu finden beschieden ist – . . . . . „jene weit entfernte Kolonie. . .” (830 ff.)
Dort wird eine neue Rasse (die Ägypter) ihren Anfang nehmen, und eine „weibliche Rasse“ (873), „die Fünfte ihrer Abstammung nach“ vom schwarzen Epaphos –
„Fünfzig an der Zahl werden nach Argos zurückkehren.“
Dann wird eine der fünfzig Jungfrauen aus Liebe scheitern und
„. . . Den Königsstamm von Argos gebären.
. . . . . . . .
Aus diesem Samen werden hehre Helden, für ihre Bogen
Berühmt, einst erblüh’n, die mich aus meinen Leiden erlösen.“
Doch wann diese Helden kommen werden, offenbart der Titan nicht und merkt an:
„Doch lange Zeit gebraucht’s, das Wie und Wann Euch zu erklären.“
[SD # 419] „Argos“ ist jedoch Arghya-Varsha, des Land des Trankopfers der alten Hierophanten, aus dem der Erlöser der Menschheit hervortreten wird, ein Name, der viele Zeitalter später der seines Nachbarlandes Indien wurde – des alten Aryavarta.
Dass dieses Thema in den sabazäischen Mysterien erwähnt wird, verbreiteten verschiedene frühere Schriftsteller: Cicero (in „Tuscui. Quaest.“, 1, ii, Nr. 20) und Klemens von Alexandrien („Strom.“, 1, ii, „oper. tom.“, 1, S. 647 – Ausg. Potters). Die beiden letzteren Schriftsteller schrieben als einzige die Tatsache, dass Aischylos von den Athenern der Gotteslästerung angeklagt und zum Tode durch Steinigung verurteilt wurde, der tatsächlichen Ursache zu. Sie behaupten, der selbst nicht initiierte Aischylos hätte die Mysterien profaniert, indem er sie in seinen Trilogien öffentlich auf der Bühne aufgeführt hätte.511 Aber er wäre genauso verurteilt worden, wäre er initiiert gewesen – was der Fall gewesen sein muss, da er sonst wie Sokrates einen Daimonion gehabt haben müsste, welcher ihm das geheime und heilige allegorische Drama der Initiation enthüllte. Auf jeden Fall war es nicht der „Vater der griechischen Tragödie“, der die Prophezeiung des Prometheus erfand; denn er gab lediglich das von den Priestern während der sabazäischen Mysterien Enthüllte in dramatischer Gestaltung wieder.512 Letztere stellten eines der ältesten heiligen Feste dar, dessen Ursprung der Geschichte bis heute unbekannt ist. Die Mythologen verbinden es durch Mithras (die auf einigen alten Monumenten Sabazios genannte Sonne) mit Jupiter und Bacchus. Es gehörte jedoch niemals den Griechen, sondern reicht zurück in unvordenkliche Zeiten.
Die Übersetzerin der Dramen wundert sich, warum sich Aischylos eines solchen „Widerspruchs schuldig machte zwischen dem im ’Gefesselten Prometheus’ und in den übrigen Dramen dargestellten Charakter des Zeus“ (Mrs. A. Swanwick). Das geschah eben deshalb, weil Aischylos, wie Shakespeare, die intellektuelle „Sphinx“ der Zeitalter war und immer bleiben wird. Zwischen Zeus, der abstrakten Gottheit des griechischen Denkens, und dem olympischen Zeus liegen Welten. Der Letztgenannte repräsentierte in den Mysterien kein höheres Prinzip als den niederen Aspekt der menschlichen physischen Intelligenz – das mit Kama vermählte Manas; während bei Prometheus der göttliche Aspekt mit Buddhi verschmolz – der Göttlichen Seele – und zu ihr hinstrebte. Wann immer er scheinbar seinen niederen Leidenschaften nachgab, stand Zeus für nichts anderes als die menschliche Seele – der eifersüchtige Gott, rachsüchtig und grausam in seiner Selbstsucht oder in seiner „Ich-bin-heit“. Daher wird Zeus als Schlange dargestellt – der intellektuelle Versucher des Menschen – die im Verlauf der [SD # 420] zyklischen Evolution nichtsdestoweniger den „Menschen-Erlöser“ zeugt, den solaren Bacchus oder „Dionysos“ – mehr als ein Mensch.
Dionysos ist eins mit Osiris, Krishna und Buddha (dem Himmlischen Weisen) und mit dem kommenden (zehnten) Avatara, dem verherrlichten spirituellen Christos, der den leidenden Chréstos (die Menschheit oder Prometheus in ihrer Prüfung) erlösen wird. Brahmanische und buddhistische Legenden, die in den zoroastrischen und jetzt in den christlichen Lehren (in den Letzteren nur gelegentlich) aufgegriffen werden, behaupten, das werde sich am Ende des Kali-Yugas ereignen. Erst nach der Erscheinung des Kalki Avataras oder Sosiosh wird der Mensch ohne Sünde von der Frau geboren werden. Dann werden Brahmâ, die indische Gottheit; Ahura-Mazda (Ormazd), die zoroastrische; Zeus, der griechisch-olympische Don Juan; Jehovah, der eifersüchtige, bereuende, grausame Stammesgott der Israeliten und alle anderen ihresgleichen im universalen Pantheon der menschlichen Fantasie vergehen – und sich in Luft auflösen. Und mit ihnen zusammen werden ihre Schatten vergehen, die dunklen Aspekte aller dieser Gottheiten, die in den exoterischen Legenden immer als ihre „Zwillingsbrüder“ und Geschöpfe dargestellt werden, als ihr eigener Widerschein auf der Erde – in der Esoterischen Philosophie. Die Ahrimans und Typhons, die Samaels und Satans, müssen alle an jenem Tag entthront werden, an dem jede dunkle, böse Leidenschaft überwunden sein wird.
Es existiert ein ewiges Gesetz in der Natur, eines, das immer versucht, die Gegensätze auszugleichen und schließlich Harmonie herzustellen. Wenn die spirituelle Entwicklung an die Stelle der physischen und rein intellektuellen getreten ist, wird die Menschheit infolge dieses Gesetzes von ihren falschen Göttern befreit werden und sich letztendlich – selbst-erlöst finden.
Der alte Mythos von Prometheus – dessen Proto- und Antitypen sich in allen alten Theogonien finden – steht in seiner schließlichen Offenbarung in all diesen Theogonien am ersten Ursprung des physischen Bösen, da an der Schwelle des menschlichen physischen Lebens. Kronos ist „Zeit“, deren erstes Gesetz ist, dass die Ordnung der aufeinanderfolgenden und harmonischen Phasen im Ablauf der Evolution während der zyklischen Entwicklung streng eingehalten werden soll – dessen Missachtung die schwere Strafe abnormen Wachstums mit allen seinen sich daraus ergebenden Konsequenzen zur Folge hat. Es war nicht das Programm der natürlichen Entwicklung, dass der Mensch – obwohl er ein höheres Tier sein mag – plötzlich intellektuell, spirituell und psychisch zu dem Halbgott wurde, der er auf der Erde ist, während sein körperliches Gerüst schwächer, hilfloser und vergänglicher bleibt als das nahezu eines jeden großen Säugetiers. Der Gegensatz ist zu grotesk und gewaltsam, der Tempel ist seines innewohnenden Gottes viel zu unwürdig. Die Gabe von Prometheus wurde so zum Fluch – obwohl von der in dieser Persönlichkeit personifizierten Schar vorher gewusst und vorhergesehen, wie ihr Name wohl zeigt.513 Darin liegen sowohl [SD # 421] ihre Sünde als auch ihre Erlösung. Denn die sich in einem Teil der Menschheit inkarnierende Schar, auch wenn sie von Karma oder Nemesis dahin geführt wurde, zog den freien Willen der passiven Sklaverei vor, dem intellektuellen selbstbewussten Schmerz und selbst der Qual – „indessen ungezählte Zeit verfließt“ – der leeren, schwachsinnigen, unwillkürlichen Seligkeit. In dem Bewusstsein, dass eine solche Inkarnation verfrüht war und dem Programm der Natur nicht entsprach, opferte sich die Himmlische Schar, „Prometheus“, doch selbst, um dadurch zumindest einem Teil der Menschheit zu nutzen.514 Aber während sie den Menschen aus seiner spirituellen Finsternis erlösten, luden sie die Qualen des Selbstbewusstseins seiner Verantwortlichkeit – das Resultat seines freien Willens – auf ihn, abgesehen von allen Übeln, dessen Erben der sterbliche Mensch und das Fleisch sind. Diese Qual nahm Prometheus auf sich, seit die Schar fortan mit dem für sie vorbereiteten Gehäuse verschmolz, das in jener Zeit der Formung noch unvollendet war.
Sobald ihre Homogenität durch die Beimengung unterbrochen war, konnte die spirituelle mit der physischen Evolution nicht mehr Schritt halten, und so wurde diese Gabe zur Hauptursache, wenn nicht zum einzigen Ursprung des Bösen.515 Die Allegorie ist hoch philosophisch, in der Kronos Zeus dafür verflucht, dass er ihn entthronte (in dem ursprünglichen, „goldenen“ Saturn-Zeitalter, da alle Menschen Halbgötter waren) und damit eine vergleichsweise schwache und hilflose physische Menschenrasse erschaffen hatte; und den Schuldigen, der die Götter ihres Schöpfungsvorrechts beraubt und dadurch den Menschen intellektuell und spirituell auf ihre Höhe emporgehoben hatte, dann seiner (Zeus’) Rache ausliefert. Im Fall von Prometheus repräsentiert Zeus die Schar der ursprünglichen Ahnen, der Pitar, der „Väter“, die den Menschen ohne Vernunft [SD # 422] und ohne irgendeine Denkfähigkeit erschufen, während der göttliche Titan für die spirituellen Schöpfer steht, für die Devas, die in die Zeugung „fielen“. Erstere stehen spirituell niedriger, sind den „Promethischen“ jedoch physisch überlegen, daher werden Letztere als besiegt dargestellt. „Die niedere Schar, deren Werk der Titan verdarb und damit Zeus’ Pläne vereitelte“, befand sich auf dieser Erde in ihrer eigenen Sphäre und Wirkungsebene; die höhere Schar war aus dem Himmel verbannt worden und hatte sich in die Schlingen der Materie verstrickt. Sie (die niedere „Schar“) beherrschten sämtliche kosmischen und niederen titanischen Kräfte; der höhere Titan besaß lediglich das intellektuelle und spirituelle Feuer. Dieses Schauspiel vom Kampf des Prometheus mit dem olympischen Gewaltherrscher und Despoten, dem sinnlichen Zeus, kann Tag für Tag in unserer gegenwärtigen Menschheit beobachtet werden: Die niederen Leidenschaften ketten die höheren Bestrebungen an den Felsen der Materie und erschaffen vielfach den Geier der Sorge, des Schmerzes und der Reue. In jedem derartigen Fall sieht man aufs Neue –
„. . . in Fesseln (den) verhaßten Gott,
Der Zeus’ und aller Sel’gen Zorn verdient. “
Ein selbst des höchsten Trostes des Prometheus beraubter Gott, der in Selbstaufopferung litt –
„Weil er zu treuer Freund den Menschen war“ –
da die Nächstenliebe den göttlichen Titanen bewegt, den sterblichen Menschen jedoch letztlich Selbstsucht und Egoismus.
Der moderne Prometheus ist jetzt zu einem Epi-metheus geworden, „einer, der zuerst auf das Geschehen achtet“, weil die allgemeine Menschenliebe des Ersteren schon lange in Selbstsucht und Selbstanbetung entartete. Der Mensch wird zu dem freien Titan der alten Zeit werden, aber nicht bevor die zyklische Evolution die unterbrochene Harmonie zwischen den beiden Naturen – der irdischen und der göttlichen – wiederhergestellt hat; danach wird er für die niederen titanischen Kräfte undurchdringlich, in seiner Persönlichkeit unverwundbar und in seiner Individualität unsterblich, aber das kann nicht geschehen, bevor nicht sämtliche animalischen Elemente aus seiner Natur ausgemerzt sind. Wenn der Mensch versteht, dass „Deus mortem non fecit“ („The Book of Wisdom“ [Liber Sapientiae], I, 13), sondern dass der Mensch den Tod selbst erschaffen hat, wird er erneut der Prometheus werden, der er vor seinem Fall war.
Wegen der vollständigen Symbolik des Prometheus und des Ursprungs dieses Mythos in Griechenland wird der Leser auf Teil II dieses Bandes verwiesen, Kapitel „Ein zweiter Schlüssel zu Prometheus“ etc. Dieses Kapitel stellt eine Art Ergänzung zu dem vorliegenden Abschnitt dar; es liefert weitere Informationen zu den umstrittensten und am meisten in Frage gestellten Lehrsätzen. Den anerkannten Normen der Theologie und der modernen Wissenschaft gegenübergestellt, ist dieses Werk derartig heterodox, dass kein Beweis vernachlässigt werden sollte, der darauf abzielt zu zeigen, dass sich diese Normen oft einer unrechtmäßigen Autorität anmaßen.
[SD # 423]
Ergänzende Fragmente aus einem Kommentar
zu den Versen der Stanze XII
Das Manuskript, welchem diese ergänzenden Erklärungen entnommen sind, gehört zu der „Tongshaktchi Sangye Songa“ genannten Sammlung oder zu den Berichten der „Fünfunddreißig Buddhas des Bekenntnisses“, wie sie exoterisch genannt werden. Diese Persönlichkeiten können jedoch, obwohl sie in der nördlichen buddhistischen Religion „Buddhas“ genannt werden, ebenso gut Rishis oder Avataras etc. genannt werden, da sie lediglich für die nördlichen Anhänger der von Gautama gepredigten Ethik „die dem Shakyamuni vorangegangenen Buddhas“ sind. Diese großen Mahatmas oder Buddhas sind allgemeines und gemeinsames Eigentum: Sie sind historische Weise – auf jeden Fall für alle Okkultisten, die an eine derartige Hierarchie von Weisen glauben und denen ihre Existenz von den Gelehrten der Bruderschaft bewiesen worden ist. Sie wurden aus einer Gruppe von etwa siebenundneunzig Buddhas auserwählt, und aus dreiundfünfzig in einer anderen516, zumeist imaginären Persönlichkeiten, die in Wirklichkeit Personifizierungen der Kräfte der Erstgenannten darstellen.517 Diese „Körbe“ der ältesten Schriften auf „Palmblättern“ werden streng geheim gehalten. Jedem Manuskript ist eine kurze Übersicht der Geschichte derjenigen Unterrasse beigefügt, welcher der einzelne „Buddha-Lha“ angehörte. Das eine besondere Manuskript, aus dem die folgenden Bruchstücke entnommen und dann in verständlicherer Sprache wiedergegeben wurden, soll von Steintafeln kopiert worden sein, die einem Buddha der frühesten Tage der fünften Rasse zugeordnet werden, der Zeuge der Flut und des Untergangs der Hauptkontinente der atlantischen Rasse war. Der Tag, an dem vieles, wenn nicht alles von dem, was hier aus den archaischen Berichten gegeben wird, bestätigt werden wird, ist nicht sehr weit entfernt. Dann werden die modernen Symbologen die Gewissheit erlangen, dass selbst Odin oder der Gott Wotan, der höchste Gott der germanischen und skandinavischen Mythologie, einer dieser fünfunddreißig Buddhas ist: einer der frühesten in der Tat, denn der Kontinent, zu dem er und seine Rasse gehörten, gehörte ebenfalls zu den frühesten. So früh tatsächlich, dass zu dieser Zeit tropische Natur zu finden war, wo heute ewige, niemals auftauende Schneemassen liegen und man nahezu trockenen Fußes von Norwegen über Island und Grönland zu den Ländern wandern konnte, die gegenwärtig die Hudson [SD # 424] Bay umgeben.518 Auf ähnliche Art konnte in den glorreichen Tagen der atlantischen Riesen, der Söhne der „Riesen aus dem Osten“, ein Pilger eine Reise ausführen von dem Bereich, der in unseren Tagen als die Wüste Sahara bezeichnet wird, in jene Länder, die heute in traumlosem Schlaf auf dem Grund der Gewässer des Golfes von Mexiko und des Karibischen Meeres liegen. Nur im menschlichen Gedächtnis festgehaltene Ereignisse, gewissenhaft von einer Generation zur anderen und von Rasse zu Rasse überliefert, können durch die beständige Überlieferung „im Buchband des Gehirns“ zahllose Äonen lang wahrhaftiger und genauer erhalten bleiben als in jedem beliebigen schriftlich verfassten Dokument oder Bericht. „Das, was an unseren Seelen teil hat, ist ewig“, sagt Thackeray; und was könnte unseren Seelen näher sein als das, was sich in der Morgendämmerung unseres Daseins ereignete? Zahllos sind diese Leben, doch die uns durch diese Myriaden von Existenzen belebende Seele oder der Geist ist derselbe. Und obwohl „das Buch und der Band“ des physischen Gehirns Ereignisse in einem einzigen irdischen Leben vergessen mag, kann der Großteil der gesammelten Erinnerungen die Göttliche Seele in uns niemals verlassen. Ihr Flüstern mag zu leise sein, der Klang ihrer Worte zu weit entfernt von der Ebene, die von unseren physischen Sinnen wahrgenommen wird; doch der Schatten der gewesenen ebenso wie der kommenden Ereignisse liegt innerhalb ihres Wahrnehmungsbereichs und ist vor dem Auge ihres Geistes immer gegenwärtig.
Vielleicht ist es diese Seelenstimme, die jenen sagt, die der Überlieferung mehr vertrauen als der aufgezeichneten Historie, dass das unten Gesagte alles wahr ist und sich auf prähistorische Tatsachen bezieht.
Folgendes steht an einer Stelle geschrieben:
„Die Könige des Lichts entfernten sich zornig. Die Sünden der Menschen waren so schwarz geworden, dass die Erde in ihrer großen Agonie erzitterte. . . . Die azurnen Sitze bleiben leer. Wer von den Braunen, wer von den Roten oder den bereits Schwarzen (Rassen) vermag die Sitze der Seligen einzunehmen, die Sitze der Erkenntnis und Barmherzigkeit? Wer vermag die Blume der Macht zu übernehmen, die Pflanze mit dem goldenen Stängel und der azurnen Blüte?“
[SD # 425] In den alten Aufzeichnungen werden die Herrscher aus den göttlichen Dynastien als die „Könige des Lichts“ bezeichnet. Die „azurnen Sitze“ werden in gewissen Schriftstücken mit „himmlischen Thronen“ übersetzt. Die „Blume der Macht“ ist heute der Lotus. Was sie zu jener Zeit gewesen sein mag, wer kann das sagen?
Der Schreiber fährt fort, dem späteren Jeremia gleich das Schicksal seines Volkes zu beklagen. Sie waren von ihren „azurnen“ (himmlischen) Königen hilflos zurückgelassen worden, und „die mit dem Devafarbton“ mit den mondfarbigen Gesichtern sowie „die mit dem strahlenden (goldenen) Gesicht“ waren „in das Land der Wonne gegangen, das Land von Metall und Feuer“; oder – den Regeln der Symbolik folgend – in die nördlich und östlich gelegenen Länder, aus welchen „die großen Wasser weggeschwemmt, von der Erde aufgesaugt und in die Luft verteilt worden waren“. Die weisen Rassen hatten „die von den Drachen der Weisheit herab gerufenen schwarzen Sturm-Drachen“ wahrgenommen – und „waren unter der Führung der strahlenden Beschützer des höchst ausgezeichneten Landes geflohen“ – das waren vermutlich die großen, alten Adepten; die Hindus bezeichnen sie als ihre Manus und Rishis. Einer von ihnen war Vaivasvata Manu.
Die „von der gelben Farbe“ sind die Vorväter, die von den Ethnologen heute in Turanier, Mongolen, Chinesen und weitere alte Nationen eingeteilt werden. Und das Land, wohin sie flohen, war kein anderes als Zentralasien. Dort wurden vollständig neue Rassen geboren; dort lebten und starben sie bis zur Trennung der Nationen. Doch geschah diese „Trennung“ weder an den von der modernen Wissenschaft dafür ausgewiesenen Örtlichkeiten noch auf die Weise, wie sich die Arier nach der Darstellung von Max Müller und anderen Arianisten geteilt und getrennt haben sollen. Seit damals sind nahezu zwei Drittel einer Million Jahre vergangen. Gezwungenermaßen auf einen bestimmten Teil dieser Welt beschränkt, hatten die gelbgesichtigen Riesen der postatlantischen Tage in dieser fast 700.000 Jahren andauernden Periode ausreichend Zeit, sich in die heterogensten und vielfältigsten Typen zu verzweigen, denn das Blut ihrer Rasse wurde weder aufgefrischt noch erhielt es irgendwelche Beimischungen. Dasselbe Bild ergibt sich in Afrika. Nirgends besteht eine außerordentlichere Verschiedenheit von Typen, von schwarzen bis nahezu weißen, von riesigen Menschen bis zu zwergenhaften Rassen, und das ausschließlich aufgrund ihrer erzwungenen Isolierung. Die Afrikaner verließen ihr Festland mehrere hunderttausend Jahre lang nicht. Sollte der europäische Kontinent morgen verschwinden und andere Länder an seiner Stelle auftauchen, und sollten die afrikanischen Stämme sich trennen und über die Erdoberfläche verstreuen, würden sie von heute an gerechnet in ungefähr hunderttausend Jahren die Hauptmasse der zivilisierten Nationen bilden. Und die Nachfahren unserer hoch kultivierten Nationen, die auf irgendeiner Insel überlebt hätten, ohne eine Möglichkeit, die neu entstandenen Meere zu durchqueren, würden in einen Zustand verhältnismäßiger Wildheit zurück verfallen. Somit wird der für die Einteilung der Menschheit in höhere und niedere Rassen gegebene Grund hinfällig und zum Trugschluss.
[SD # 426] Das sind also die in den archaischen Aufzeichnungen verzeichneten Tatsachen. Wenn wir sie mit einigen modernen Evolutionstheorien zusammenbringen und vergleichen, und die natürliche Selektion abziehen (siehe „Physiological Selection“, von G. J. Romanes, F. R. S.), erscheinen diese Aussagen ganz vernünftig und logisch.519 Während also die Arier die Nachfahren der gelben Adame sind, der riesigen und hochzivilisierten atlanto-arischen Rasse, sind die Semiten – und die Juden mit ihnen – die des roten Adams; und somit haben sowohl de Quatrefages als auch die Verfasser der mosaischen Genesis Recht. Denn könnte das fünfte Kapitel im ersten Buch Moses mit den in unserer archaischen Bibel zu findenden Genealogien verglichen werden, fände man die Zeitperiode von Adam bis Noah darin vermerkt, wenn auch natürlich unter anderen Namen, da die entsprechenden Jahre der Patriarchen in Perioden umgewandelt sind und das Ganze symbolisch und allegorisch ist. In dem in Betracht kommenden Manuskript finden sich viele und häufige Bezugnahmen auf das große Wissen und die Zivilisation der atlantischen Nationen, womit das Gemeinwesen einiger von ihnen und die Natur ihrer Künste und Wissenschaften dargestellt wird. Schon über die dritte Wurzelrasse, die Lemuro-Atlantier, wurde gesagt, sie seien „mitsamt ihren hohen Zivilisationen und ihren Göttern“ versenkt worden („Esoteric Buddhism“, S. 65), um wie viel mehr gilt dasselbe für die Atlantier!
Von der vierten Rasse erhielten die frühen Arier ihre Kenntnis von dem im Mahabharata erwähnten „Bündel wunderbarer Dinge“, der Sabha und der Mahasabha, dem Geschenk Mayasuras an die Pandavas. Aus ihnen lernten sie die Luftfahrt, Vimana Vidya (die „Kenntnis des Fliegens mit Luftmaschinen“), und daher ihre großen Künste der Wetteraufzeichnung und Meteorologie. Von ihnen erbten auch die Arier ihre höchst wertvolle Wissenschaft von den verborgenen Kräften kostbarer und anderer Steine, von der Chemie oder vielmehr Alchemie, der Mineralogie, Geologie, Physik und Astronomie.
Die Verfasserin hat sich einige Male gefragt: „Ist die Geschichte des Exodus – wenigstens in ihren Einzelheiten – wie sie im Alten Testament erzählt wird, ursprünglich? Oder ist sie wie die Geschichte von Moses selbst und viele weitere lediglich eine andere Lesart der von den Atlantiern erzählten Sagen?“ Denn wer, wenn er die über die Letzteren erzählte Geschichte hört, wird die große grundsätzliche Ähnlichkeit übersehen? Der Zorn „Gottes“ über die Halsstarrigkeit des Pharao, sein den „Auserwählten“ gegebener Befehl, die Ägypter vor der Abreise ihrer „silbernen und goldenen Gefäße“ zu berauben (Exodus 11) und schließlich die samt ihrem Pharao im Roten Meer ertränkten Ägypter (14). Denn hier ist ein Bruchstück der früheren Geschichte aus dem Kommentar:
[SD # 427]
. . . „Und der ‘Große König mit dem Strahlenden Antlitz’, das Oberhaupt aller Gelbgesichtigen, war traurig, da er die Sünden der Schwarzgesichtigen sah.
Er schickte seine Luftfahrzeuge (Vimana) an alle seine verbrüderten Oberhäupter (Oberhäupter anderer Nationen und Stämme) mit frommen Männern darin, sie sagten: ‘Bereitet euch vor. Erhebet euch, ihr Männer des guten Gesetzes, und durchquert das Land, solange es (noch) trocken ist.
Die Herren des Sturmes kommen heran. Ihre Wagen nähern sich dem Land. Eine Nacht und zwei Tage nur sollen die Herren des Dunklen Gesichts (die Zauberer) auf diesem geduldigen Land leben. Sein Schicksal ist besiegelt, und sie müssen mit ihm untergehen. Die niederen Herren der Feuer (die Gnomen und Feuerelementale) bereiten ihre magischen Agneyastra (durch Magie erzeugte Feuerwaffen) vor. Aber die Herren des Dunklen Auges („Bösen Auges“) sind stärker als sie (die Elementale), und sie sind Sklaven der Mächtigen. Sie sind bewandert in Ashtar (Vidya, des höchsten magischen Wissens).520 Kommt und gebraucht die euren (d. h. eure magischen Kräfte, um denen der Zauberer zu begegnen). Möge jeder Herr des Strahlenden Antlitzes (ein Adept der Weißen Magie) den Vimana eines jeden Herrn des Dunklen Gesichts in seine Hände (oder seinen Besitz) kommen lassen, damit keiner (der Zauberer) durch dieses Hilfsmittel den Wassern entkommt, der Rute der Vier (karmischen Gottheiten) entgehen und seine Schlechten (Anhänger oder Gefolgsleute) retten könne.
Möge jedes Gelbgesicht Schlaf von sich aussenden (mesmerisieren?) zu allen Schwarzgesichtern. Mögen selbst sie (die Zauberer) Schmerz und Leiden entgehen. Möge jeder den Sonnengöttern treue Mensch jeden unter den Mondgöttern stehenden Menschen binden (paralysieren), damit er nicht leide oder seinem Schicksal entrinne.
Und möge jedes Gelbgesicht dem sprechenden Tier eines Schwarzgesichts von seinem Lebenswasser (Blut) anbieten, damit es seinen Meister nicht aufwecke.521
Die Stunde hat geschlagen, die schwarze Nacht ist nahe etc. etc.
. . . . . . . . . . . . . . .
Ihr Schicksal sei erfüllt. Wir sind die Diener der Großen Vier.522 Mögen die Könige des Lichts zurückkehren.’ “
[SD # 428]
„Der große König fiel auf sein Strahlendes Antlitz und weinte. . . .
Als die Könige sich versammelten, hatten sich die Wasser bereits geregt. . . .
(Aber) die Völker hatten jetzt die trockenen Länder durchquert. Sie waren jenseits der Wassermarke. Ihre Könige erreichten sie in ihren Vimanas und führten sie hin zu den Ländern des Feuers und Metalls (Ost und Nord).“
. . . . . . . . . . . . . . .
An einer anderen Stelle wird noch gesagt:
„ . . . . Sterne (Meteore) hagelten auf die Länder der Schwarzgesichter; sie aber schliefen.
Die sprechenden Tiere (die magischen Wächter) blieben ruhig.
Die niederen Herren warteten auf Befehle, doch sie kamen nicht, denn ihre Meister schliefen.
Die Wasser erhoben sich und bedeckten die Täler von einem Ende der Erde bis zum anderen. Hochebenen blieben übrig. Der Grund der Erde (die Länder der Antipoden) blieb trocken. Dort wohnten jene, die entkamen; die Menschen mit den gelben Gesichtern und dem geraden Auge (die offenen und aufrichtigen Menschen).
Als die Herren der Dunklen Gesichter erwachten und sich an ihre Vimanas erinnerten, um den ansteigenden Wassern zu entrinnen, waren diese verschwunden.“
Dann schildert eine andere Stelle einige der mächtigeren Zauberer der „Dunklen Gesichter“ – die früher als die anderen erwachten und die jene verfolgten, die „sie zerstört“ hatten und die Nachhut bildeten, denn – „die hinweg geführten Völker waren so zahlreich wie die Sterne der Milchstraße“, sagt ein modernerer, ausschließlich in Sanskrit verfasster Kommentar.
„Wie eine Drachenschlange langsam ihren Körper entrollt, teilten die von den Söhnen der Weisheit angeführten Menschensöhne ihre Herde auf und breiteten sich aus, ausgegossen wie ein rinnender Strom Süßwassers. . . . . Viele der Mutlosen unter ihnen gingen auf ihrem Weg zugrunde. Doch die meisten wurden gerettet.“
Doch die Verfolger, „deren Haupt und Brust hoch über das Wasser emporragte“, jagten sie „drei Mondzeiten lang“, bis sie schließlich von den steigenden Wogen erfasst wurden und bis auf den letzten Mann zugrunde gingen, indem der Boden unter ihren Füßen versank und die von ihnen entweihte Erde sie verschlang.
Das klingt ganz erheblich nach dem ursprünglichen Material, auf dem die ähnlich verlaufende Erzählung im Exodus viele hunderttausend Jahre später aufbaute. Wie jetzt nachgewiesen wurde, stellt die Biografie von Moses, seine Geburt, Kindheit und Rettung aus dem Nil durch die Tochter des Pharaos eine Bearbeitung der chaldäischen Erzählung über Sargon dar. Und wenn dem so ist, dann sind die assyrischen Tontafeln im Britischen Museum ein guter Beweis dafür, und warum dann nicht auch die Erzählungen von den Juden, die den Ägyptern ihre Juwelen raubten, vom Tod des Pharao und seiner Armee und so fort? Die gigantischen Zauberer von Ruta und Daitya, die „Herren des Dunklen Gesichts“ können in der späteren Erzählung zu den ägyptischen Magiern geworden sein, und die gelbgesichtigen Völker [SD # 429] der fünften Rasse zu den tugendhaften Söhnen Jakobs, zum „Auserwählten Volk“. . . . Und noch etwas muss festgestellt werden: Es gab verschiedene göttliche Dynastien – ab der dritten eine Reihe für jede Wurzelrasse, jede Reihe ihrer jeweiligen Menschheit entsprechend und auf sie abgestimmt. Die letzten sieben in den ägyptischen und chaldäischen Aufzeichnungen erwähnten Dynastien gehörten der fünften Rasse an, die allgemein als die arische bezeichnet wird, obwohl das nicht ganz stimmt, da sie immer stark mit Rassen vermischt war, welchen die Ethnologie andere Namen gibt. Es wäre angesichts des uns zur Verfügung stehenden begrenzten Raumes nicht möglich, mit der Beschreibung der Atlantier weiter fortzufahren, an die der ganze Osten ebenso sehr glaubt, wie wir an die alten Ägypter glauben. Doch die Mehrheit der westlichen Gelehrten streitet deren Existenz ab, so wie sie manche Wahrheiten zuvor abstritten, von der Existenz Homers herab bis zu der Existenz der Brieftaube. Die Zivilisation der Atlantier war größer als selbst die der Ägypter. Ihre entarteten Nachfahren waren es, das Volk von Platons Atlantis, welche die ersten Pyramiden in dem Land erbauten, und das sicherlich vor der Ankunft der „östlichen Äthiopier“, wie Herodot die Ägypter nennt. Das kann wohl geschlossen werden aus der von Ammianus Marcellinus aufgestellten Behauptung, der von den Pyramiden sagt: „Da gibt es auch unterirdische Gänge und gewundene Verstecke, die angeblich von Männern, die mit den alten Mysterien vertraut waren und mit ihrer Hilfe das Herannahen einer Flut wahrsagten, an unterschiedlichen Stellen erbaut wurden, damit nicht die Erinnerung an all ihre heiligen Zeremonien verloren gehen sollte.“
Diese Menschen, die „herannahende Fluten vorhersagten“, waren keine Ägypter, denn die erlebten niemals eine Flut, mit Ausnahme des periodischen Ansteigens des Nils. Wer waren sie? Die letzten Überreste der Atlantier, behaupten wir, jene Rassen, die von der Wissenschaft vage vermutet werden und an die der wohlbekannte Geologe Charles Gould dachte, als er sagte: „Können wir vermuten, das große Museum der Natur überhaupt erschöpft zu haben? Sind wir in der Tat schon weiter als in seine Vorräume eingedrungen? Beinhaltet die ein paar Jahrtausende umfassende aufgezeichnete Historie des Menschen den vollständigen Verlauf seiner intelligenten Existenz? Oder finden wir in den langen, sich über Hunderttausende von Jahren erstreckenden und in den Chronologien von Chaldäa und China aufgezeichneten mythischen Zeitperioden schattenhafte Erinnerungen an den prähistorischen Menschen, die von der Tradition überliefert und vielleicht von einigen wenigen Überlebenden aus anderen Ländern in die bestehenden Länder weitergegeben wurden, welche untergingen oder Schauplatz irgendeiner großen Umwälzung wurden und dadurch einschließlich ihrer gesamten Zivilisation vernichtet worden sein könnten wie das sagenumwobene (?) Atlantis Platons? („Mythical Monsters“, S. 19).
In dieser Angelegenheit kann den Worten eines Meisters mehr vertraut werden, der einige Jahre, bevor Gould das schrieb, das Folgende zu Papier brachte: „Die vierte Rasse erlebte ihre Zeit der höchsten Zivilisation. [SD # 430] Mit den in der dritten Rasse nach ihrer Trennung aufgekommenen Zivilisationen sind die griechische, die römische und selbst die ägyptische nicht vergleichbar.
Werden die Kultur und die Beherrschung der Künste und Wissenschaften der dritten und vierten Rasse jedoch bestritten, kann dennoch niemand leugnen, dass sich zwischen der Zeit der großen Zivilisationen des Altertums wie Ägypten und Indien die dunklen Zeitalter einer krassen Unwissenheit und Barbarei seit dem Anbeginn der christlichen Ära bis zu unserer heutigen modernen Zivilisation erstreckten; in denen sämtliche Erinnerungen an diese Überlieferung verloren war. Wie es in „Isis Unveiled“ heißt: „Warum sollten wir vergessen, dass Zeitalter, bevor der Kiel des unerschrockenen Genuesen die westlichen Gewässer durchschnitt, die phönizischen Schiffe die Erdkugel umsegelt und Zivilisation in Gegenden verbreitet hatten, die heute still und verlassen sind? Welcher Archäologe wird es wagen zu behaupten, dass dieselbe Hand, welche die Pyramiden von Ägypten, Karnak und die tausend jetzt an den sandigen Ufern des Nils in Vergessenheit zerfallenden Ruinen entwarf, nicht auch das monumentale Angkor Wat in Kambodscha errichtete? Oder was ist mit den Hieroglyphen auf den Obelisken und Toren des verlassenen Indianerdorfes, das vor kurzem in Britisch-Kolumbien von Lord Dufferin entdeckt wurde? Oder jenen auf den Ruinen von Palenque und Uxmal in Zentralamerika? Sprechen nicht die Überreste, die wir in unseren Museen aufstapeln – letzte Andenken an die lange ‘verlorenen Künste’ – eine klare Sprache zugunsten einer alten Kultur? Und beweisen sie nicht immer und immer wieder, dass die Künste und Wissenschaften mit den Nationen und Kontinenten zusammen untergingen und weder von jenem ersten in einem mittelalterlichen Kloster erhitzten Schmelztiegel noch vom letzten von einem modernen Chemiker zerbrochenen wiederbelebt werden konnten noch jemals wiederbelebt werden – zumindest nicht im gegenwärtigen Jahrhundert?“
Und dieselbe damals aufgeworfene Frage können wir heute wieder stellen; es könnte erneut gefragt werden: „Wie kommt es, dass der fortschrittlichste Standpunkt, der in unserer Zeit erreicht wurde, es uns lediglich erlaubt, auf dem alpinen Pfad der Erkenntnis die von früheren Forschern in weiter Ferne hinterlassenen monumentalen Beweise zu erkennen, mit denen sie die von ihnen erreichten und bewohnten Hochebenen markierten?
Wenn die modernen Meister den Alten so weit voraus sind, warum stellen sie dann nicht die verlorenen Künste unserer nachsintflutlichen Vorväter wieder her? Warum geben sie uns nicht die nicht verblassenden Farben Luxors – den tyrischen Purpur, den hellen Zinnober und das leuchtende Blau, welche die Mauern jener Städte zierten und die heute noch so strahlen wie am ersten Tag, als sie aufgebracht wurden; den unzerstörbaren Mörtel der Pyramiden und der alten Aquädukte; die Damaszenerklinge, die in ihrer Scheide wie ein Korkenzieher verdreht werden kann, ohne zu brechen; die schimmernden, unvergleichlichen Tönungen farbigen Glases, das sich mitten im Schutt alter Ruinen findet und in den Fenstern alter Kathedralen leuchtet; und das Geheimnis des echten formbaren Glases? Und wenn die Chemie so wenig imstande ist, in einigen Bereichen auch nur mit dem frühen Mittelalter mitzuhalten, warum dann mit Errungenschaften prahlen, [SD # 431] die mit großer Wahrscheinlichkeit bereits vor Jahrtausenden genauestens bekannt waren? Je weiter Archäologie und Philologie fortschreiten, desto mehr demütigen die täglichen Entdeckungen unseren Stolz und legen ein umso lichteres Zeugnis zugunsten jener ab, die vielleicht aufgrund des großen zeitlichen Abstandes als im tiefsten Sumpf des Aberglaubens Versunkene betrachtet wurden, die sich in Unwissenheit abstrampelten.“
Neben anderen Künsten und Wissenschaften verfügten die Alten über die von den Atlantiern geerbte Astronomie und Symbolik, was die Kenntnis des Tierkreises mit einschloss.
Wie bereits erklärt, glaubte das gesamte Altertum mit gutem Grund, die Menschheit und ihre Rassen seien alle eng mit den Planeten verknüpft und diese wiederum mit den Tierkreiszeichen. Die gesamte Geschichte der Welt ist in den Letzteren aufgezeichnet. In den alten Tempeln Ägyptens wurde das mit dem Dendera-Tierkreis bewiesen; aber mit Ausnahme eines sich im Eigentum eines Sufis befindlichen arabischen Werkes ist die Schreiberin niemals einer fachgerechten Abschrift dieser wunderbaren Aufzeichnungen der vergangenen – und auch der zukünftigen – Geschichte unseres Globus begegnet. Die ursprünglichen Aufzeichnungen sind jedoch absolut unwiderlegbar vorhanden.
Die Europäer sind mit den wirklichen Tierkreiszeichen Indiens nicht vertraut, noch verstehen sie jene, von denen sie zufällig Kenntnis erlangten (wofür Bentley als Zeuge dient). Um die Wahrheit herauszufinden, wird dem Leser deshalb empfohlen, sich dem Werk Denons („Voyage dans le Basse et la Haute Égypte“, Bd. II) zuzuwenden, in welchem, wenn richtig verstanden, die beiden berühmten ägyptischen Tierkreise gefunden und untersucht werden können. Da die Schreiberin sie persönlich gesehen hat, braucht sie nicht länger auf das zu vertrauen, was andere Forscher – die beide sehr sorgfältig geprüft und untersucht haben – darüber zu sagen haben. Was die ägyptischen Priester Herodot versicherten, der wusste, dass der Erdpol und der Pol der Ekliptik früher zusammenfielen, fand Mackey523 und bestätigt es. Er stellt nämlich fest, dass die Pole in den Tierkreisen in beiden Lagen dargestellt werden; und „dass in dem Tierkreis, welcher die Pole (Polarachsen) im korrekten Winkel zeigt, Markierungen zu finden sind, die indizieren, dass ‘es nicht das letzte Mal war, dass sie sich in dieser Stellung befanden; sondern das erste Mal’ – nachdem die Tierkreise gezeichnet worden waren“. „Der Steinbock“, fügt er hinzu, „ist darin am Nordpol dargestellt, und der Krebs ist nahe seiner Mitte am Südpol geteilt; was eine Bestätigung dafür ist, dass bei ihnen ursprünglich Winter war, wenn die Sonne im Krebs stand. Löwe und Jungfrau sind das Hauptindiz dafür, dass dieses Denkmal daran erinnert, als sich der Pol das erste Mal in jener Lage befand.“ (Siehe Kapitel „Ein Mysterium des Tierkreises“ in Teil II)
Grob kalkuliert glauben die Ägyptologen, die große Pyramide sei 3.350 v. Chr. erbaut worden (siehe Proctor, „Knowledge“, Bd. I, S. 242, 400); und Menes und seine Dynastie hätten 750 Jahre vor der vierten [SD # 432] Dynastie gelebt (in deren Verlauf die Pyramiden angeblich erbaut wurden) („The Origin and Significance of the Great Pyramid“, Staniland Wake). Somit datiert das Menes zugeschriebene Zeitalter auf 4.100 Jahre v. Chr. Nun ist Sir J. Gardner Wilkinsons Erklärung sehr anregend, dass „alle Tatsachen zu dem Schluss führten, die Ägypter hätten bereits vor dem Zeitalter von Menes und vielleicht bevor sie in das Niltal eingewandert waren in den zivilisatorischen Künsten sehr große Fortschritte erzielt“ (Rawlinsons „History of Herodotus“, Bd. ii, S. 345), da sie diese Hypothese zerstört. Sie weist auf eine große Kultur in prähistorischen Zeiten und noch höherem Altertum hin. Es war das Volk der Schemsu-Hor (die „Diener des Horus“), das sich in Ägypten niedergelassen hatte; und wie M. G. Maspero bestätigt, gebührt dieser prähistorischen Rasse „die Ehre, . . . die Hauptstädte Ägyptens gegründet und die bedeutendsten Heiligtümer errichtet zu haben“. Das geschah vor der Epoche der Großen Pyramide, als Ägypten sich gerade aus den Wassern erhoben hatte. Doch: „Sie besaßen die den Ägyptern eigentümliche hieroglyphische Form der Schrift und müssen zivilisatorisch bereits beträchtlich fortgeschritten gewesen sein.“ Es war, wie Lenormant sagt, „das Land der großen prähistorischen Heiligtümer, der Sitze priesterlicher Herrschaft, dem für den Ursprung der Zivilisation die bedeutendste Rolle zukam.“ Welcher Zeit kann dieses Volk zugeschrieben werden? Wir hören von 4.000, höchstens 5.000 Jahren v. Chr. (Maspero). Nun wird behauptet, mit Hilfe des Zyklus von 25.868 Jahren (des Siderischen Jahres) könne das Jahr der Errichtung der Großen Pyramide annähernd ermittelt werden. „Von der Annahme ausgehend, der am Eingang beginnende lange und enge, abfallende Gang sei auf den Polarstern der Erbauer der Pyramide ausgerichtet gewesen, wiesen Astronomen nach, dass sich . . . . Alpha Draconis, der damalige Polarstern, sowohl im Jahr 3.350 v. Chr. als auch 2.170 v. Chr. (Proctor, zitiert von Staniland Wake) in der dafür erforderlichen Position befand. Es wird uns aber auch noch gesagt, dass „diese relative Lage von Alpha Draconis und Alkione außergewöhnlich ist . . . und ein ganzes Siderisches Jahr lang nicht mehr auftrat (ibid.). Das beweist, dass die Große Pyramide vor 78.000 Jahren erbaut worden sein muss, da der Dendera-Tierkreis den Ablauf von drei siderischen Jahren darstellt, oder dass diese Möglichkeit jedenfalls ebenso gut angenommen zu werden verdient wie das spätere Datum von 3.350 v. Chr.
Nun finden sich in dem Tierkreis eines gewissen Tempels im fernen Nordindien dieselben Merkmale wie in dem von Dendera. Wer mit den indischen Symbolen und Konstellationen gut vertraut ist, wird imstande sein, mit Hilfe der ägyptischen Beschreibung zu beurteilen, ob die Angaben der chronologischen Abläufe korrekt sind oder nicht. Im Tierkreis von Dendera, wie er von den modernen ägyptisch-koptischen und griechischen Adepten aufbewahrt und von Mackey etwas anders erklärt wird, steht der Löwe in der Hydra, und sein Schweif ist nahezu gestreckt und zeigt in einem Winkel von vierzig oder fünfzig Grad abwärts, was mit der ursprünglichen Gestaltung dieser Konstellationen übereinstimmt. Doch fügt [SD # 433] Mackey hinzu: „Aber an vielen Orten sehen wir den Löwen (Simha) mit einem über seinem Rücken aufgerichtetem und in einem Schlangenhaupt endenden Schweif dargestellt. Dadurch wird gezeigt, dass der Löwe ‘umgedreht’ war; was in der Tat mit dem gesamten Tierkreis und jeder anderen Konstellation auch geschehen sein muss, als der Pol kippte.“
Von dem kreisförmigen Tierkreis sprechend, den auch Denon zeigt, sagt er: Dort „steht der Löwe auf der Schlange, und sein Schwanz weist eine abwärtsgerichtete Krümmung auf. Daraus erkennen wir, dass sich trotz der Tatsache, dass sechs- oder siebenhunderttausend Jahre zwischen den beiden Positionen vergangen sein müssen, die Konstellationen Löwe und Hydra kaum oder gar nicht verändert hatten; wohingegen die Jungfrau auf den beiden sehr unterschiedlich dargestellt wird. Auf dem kreisförmigen Zodiak stillt die Jungfrau ihr Kind; aber es scheint, dass diese Vorstellung nicht existierte, als sich der Pol zum ersten Mal in der Ebene der Ekliptik befand; denn auf diesem Zodiak, wie er von Denon gegeben ist, sehen wir drei Jungfrauen zwischen dem Löwen und der Waage, von denen die letzte eine Kornähre in ihrer Hand hält. Es ist sehr zu bedauern, dass bei diesem Zodiak die Figuren im hinteren Teil des Löwen und am Anfang der Jungfrau abgebrochen sind, deshalb fehlt jedem Zeichen ein Dekan.“
Nichtsdestoweniger ist die Bedeutung klar, nachdem die drei Tierkreise drei verschiedenen Epochen angehören: nämlich den letzten drei Familienrassen der vierten Unterrasse der fünften Wurzelrasse, welche jeweils annähernd 25.000 bis 30.000 Jahre existiert haben müssen. Die ersten von ihnen (die „arischen Asiaten“) waren Zeugen des Schicksals der letzten Überreste der Völker der „riesigen Atlantier“,524 die vor etwa 850.000 Jahre gegen Ende des Miozäns zugrunde gingen (die Ruta- und Daitya-Insel-Kontinente).525 Die vierte Unterrasse bezeugte die Vernichtung des letzten Überrests der Atlantier – der arischen Atlantier auf der letzten Insel von Atlantis, und zwar vor etwa 11.000 Jahren. Um das verstehen zu können wird der Leser gebeten, [SD # 434] einen Blick auf das Diagramm des Stammbaums der fünften Wurzelrasse zu werfen – die allgemein, wenn auch kaum korrekt, als die arische Rasse bezeichnet wird – und auf die dazugehörigen Erläuterungen.
Möge der Leser sich gut an das erinnern, was über die Einteilungen der Wurzelrassen und die Evolution der Menschheit in diesem Werk gesagt und in Sinnetts „Esoteric Buddhism“ klar und deutlich festgestellt wird.
1. Es gibt sieben Runden in jedem Manvantara; wir befinden uns in der vierten davon und gegenwärtig in der fünften Wurzelrasse.
2. Jede Wurzelrasse hat sieben Unterrassen.
3. Jede Unterrasse wiederum weist sieben Verästelungen auf, welche Zweig- oder „Familien“-Rassen genannt werden können.
4. Die kleinen Triebe, Sprossen und Ableger der Letztgenannten sind zahllos und hängen von den karmischen Wirkungen ab. Prüfen Sie den hier abgebildeten „Stammbaum“, und Sie werden verstehen. Die Zeichnung ist rein diagrammatisch und soll den Leser lediglich dabei unterstützen, das Thema leicht zu erfassen, denn dass zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Begriffe für die Einteilung der Menschheit verwendet wurden, war verwirrend. Zum Zweck des Vergleichs wird hier auch versucht, die annähernden Zeitperioden anzugeben, was es möglich macht, die einzelnen Einteilungen definitiv voneinander zu unterscheiden. Jeglicher Versuch, auch nur einige wenige exakte Daten anzugeben, würde nur zu hoffnungsloser Verwirrung führen; denn die Rassen, Unterrassen etc. etc. greifen bis herab in ihre kleinsten Verzweigungen ineinander und sind ineinander verwoben, bis es nahezu unmöglich ist, sie voneinander zu trennen.
Das Menschengeschlecht wurde mit einem Baum verglichen, und das ist zur Illustration ausgezeichnet geeignet.
Der Hauptstamm eines Baumes steht für die Wurzelrasse (A).
[SD # 435] Seine größere Äste für die verschiedenen Unterrassen; sieben an der Zahl (B1, B2 etc.).
An jedem dieser Äste befinden sich sieben Zweige oder Familienrassen (C).
Demnach ist ein Kaktus die bessere Wahl für die Darstellung, denn seine fleischigen „Blätter“ sind mit spitzen Stacheln besetzt, von denen jeder eine Nation oder einen Menschenstamm repräsentieren kann.
Nun existiert unsere fünfte Wurzelrasse – als eigenständige Rasse und ganz unabhängig von ihrem väterlichen Stamm – schon seit ungefähr 1.000.000 Jahren; daraus erschließt sich, dass jede der vier vorangegangenen Unterrassen annähernd 210.000 Jahre gelebt hat; somit hat jede Familienrasse eine durchschnittliche Existenz von ungefähr 30.000 Jahren; und deshalb muss die „europäische Familienrasse“ noch gar manches Jahrtausend durchlaufen, obwohl sich die Nationen oder die unzähligen Stacheln mit jeder aufeinanderfolgenden drei- oder viertausend Jahre andauernden „Jahreszeit“ verändern. Was auffällt, ist die verhältnismäßig große Übereinstimmung der Lebensdauer einer „Familienrasse“ und eines „Siderischen Jahres“.
Das Wissen über das Vorstehende sowie die vollständig korrekte Einteilung bildete einen wesentlichen Teil der Mysterien, in welchen den Schülern diese Wissenschaften gelehrt und von Hierophant zu Hierophant weitergegeben wurden. Jeder weiß, dass die europäischen Astronomen (ziemlich willkürlich) die Erfindung des ägyptischen Tierkreises auf die Jahre 2.000 und 2.400 v. Chr. datieren (Proctor); und darauf bestehen, dass zu dieser Zeit auch die Große Pyramide erbaut wurde. Das muss einem Okkultisten und östlichen Astronomen vollkommen absurd erscheinen. Der Zyklus des Kali-Yugas soll zwischen dem 17. und 18. Februar des Jahres 3.102 v. Chr. begonnen haben. Nun behaupten die Hindus, dass im Jahr 20.400 vor dem Kali-Yuga der Beginn ihres Tierkreises mit dem Frühlingsäquinoktium zusammenfiel – unter einer Konjunktion von Sonne und Mond – und Bailly bewies durch eine langwierige und sorgfältige Berechnung jenes Datums, dass die Epoche, von der sie ausgegangen waren, um den Beginn ihres Kali-Yugas festzustellen, sehr real war, auch wenn sie fiktiv wäre. Diese „Epoche ist das Jahr 3.102 vor unserer Ära“, schreibt er (siehe Teil III, Band I, „Hindu Astronomy defended by an Academician“). Die Mondfinsternis, die sich gerade vierzehn Tage nach dem Beginn des dunklen Zeitalters ereignete, fand an einem zwischen der Kornähre der Jungfrau und dem Stern θ ( θ) desselben Sternbildes gelegenen Punkt statt. Einer ihrer esoterischsten Zyklen beruht auf gewissen Konjunktionen und den entsprechenden Stellungen der Jungfrau und der Plejaden – (Krittika). Da die Ägypter ihren Tierkreis aus Südindien und Lanka526 mitbrachten, stimmte die esoterische Bedeutung offensichtlich überein. Die drei „Jungfrauen“, oder Virgo in drei verschiedenen Positionen, standen bei beiden als Bericht über die drei ersten „göttlichen oder astronomischen Dynastien“, welche die dritte [SD # 436] Wurzelrasse unterrichteten; und die, nachdem sie die Atlantier ihrem Untergang überlassen hatten, im Verlauf der dritten Unterrasse der fünften Wurzelrasse zurückkehrten (oder vielmehr erneut herabstiegen), um der geretteten Menschheit die Geheimnisse ihres Geburtsortes – des Sternenhimmels – zu enthüllen. Dieselbe symbolische Aufzeichnung der menschlichen Rassen und der den rein menschlichen Königen vorangegangenen Dynastien (Götter, Manen – halbgöttliche Astrale der dritten und vierten und der „Heroen“ der fünften Rasse) spiegelt sich in der Anlage der Stockwerke und Gänge des ägyptischen Labyrinths. Da die drei Polsprünge naturgemäß das Aussehen des Tierkreises veränderten, musste er jedes Mal neu konstruiert werden. Die in Mackeys „Sphinxiad“ angeführten Spekulationen des kühnen Verfassers müssen dem orthodoxen Teil der Bevölkerung von Norwich Entsetzen eingejagt haben, als er ziemlich fantastisch behauptete:
„Aber schließlich ist die größte Zeitspanne, die von diesen Monumenten (Labyrinth, Pyramiden und Tierkreiszeichen) aufgezeichnet wurde, auf fünf Millionen Jahre begrenzt (was nicht stimmt);527 das bleibt hinter den Aufzeichnungen zurück, die uns sowohl von den (esoterischen) Chinesen als auch von den Hindus gegeben wurden; letztere Nation hat über mehr als sieben oder acht Millionen Jahre ein Wissen über die Zeit aufgezeichnet;528 was ich auf einem Talisman aus Porzellan gesehen habe. . . . “
Die ägyptischen Priester hatten die Tierkreise des Atlantiers Asuramaya, wie sie die modernen Hindus immer noch besitzen. Wie im „Esoteric Buddhism“ festgestellt wird, waren die Ägypter sowie die Griechen und die „Römer“ vor einigen tausend Jahren „Überreste der Atlanto-Arier“, d. h. die Ersteren gehörten zu den älteren oder Ruta-Atlantiern; die Letztgenannten waren die Nachfahren der letzten Rasse jener Insel, deren plötzliches Verschwinden Solon von den ägyptischen Initiierten erzählt wurde. Die menschliche Dynastie der älteren Ägypter, beginnend mit Menes, besaß das gesamte Wissen der Atlantier, obwohl sich in ihren Adern kein atlantisches Blut mehr befand. Nichtsdestoweniger hatten sie alle ihre archaischen Berichte aufbewahrt. All das wurde schon lange vorher gezeigt.529 Und gerade weil der ägyptische Tierkreis zwischen 75.000 und 80.000 Jahren alt ist, kam der Tierkreis der Griechen viel später. Volney hat in seinem „The Ruins, Or, Meditation on the Revolutions of Empires“ (S. 360) korrekt nachgewiesen, dass er nur 16.984 Jahre alt ist oder bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt 17.082 Jahre.530
[SD # 437]
Schlussfolgerung
Der Raum erlaubt es uns nicht, dem noch irgend etwas hinzuzufügen, und dieser Teil der „Geheimlehre“ muss abgeschlossen werden. Die neunundvierzig Stanzen und die wenigen Fragmente der bislang gegebenen Kommentare sind alles, was in diesen Bänden veröffentlicht werden kann. Diese und einige noch ältere Aufzeichnungen – zu denen mit Ausnahme der höchsten Initiierten niemand Zugang hat – sowie eine ganze Bibliothek voller Kommentare, Glossare und Erklärungen bilden die Synopsis der Genesis des Menschen.
Aus diesen Kommentaren haben wir bislang zitiert und die verborgene Bedeutung einiger der Allegorien zu erklären versucht und damit die wahren Anschauungen des esoterischen Altertums über Geologie, Anthropologie und selbst Ethnologie aufgezeigt. Im folgenden Abschnitt werden wir versuchen, einen noch engeren metaphysischen Zusammenhang zwischen den frühesten Rassen und ihren Schöpfern herzustellen, den göttlichen Menschen aus anderen Welten; indem wir die angebotenen Behauptungen mit den wichtigsten Beweisen aus der esoterischen Astronomie und der Symbolik belegen.
Im dritten Band dieses Werkes (der besagte und der vierte Band sind fast fertig) ist eine kurze Geschichte aller den Alten und den Modernen bekannten großen Adepten in ihrer chronologischen Reihenfolge enthalten, nebst einem allgemeinen Überblick über die Mysterien, ihre Geburt, ihren Aufstieg, ihren Niedergang und ihren schließlichen Tod – in Europa. Das konnte im gegenwärtigen Werk nicht untergebracht werden. Der vierte Band wird fast ausschließlich den okkulten Lehren gewidmet sein.
Die Zeiträume, welche die vierte und die fünfte Rasse in Raum und Zeit voneinander trennen – in den historischen531 und selbst in den sagenumwobenen Anfängen der Letzteren – sind zu gewaltig, als dass wir selbst einem Schüler der Theosophie einen detaillierteren Bericht darüber darlegen könnten. Im Verlauf der postdeluvianischen Zeitalter – die in bestimmten periodischen Epochen von den schrecklichsten Umwälzungen gekennzeichnet waren – wurden zu viele Rassen und Nationen geboren und sind wieder verschwunden, fast ohne eine Spur zurückzulassen, als dass irgendjemand auch nur eine Beschreibung von geringstem Wert über sie liefern könnte. Ob die Meister der Weisheit eine zusammenhängende und vollständige Geschichte unserer Rasse von ihrem Anfangsstadium bis herab in die gegenwärtige Zeit besitzen; ob sie die ununterbrochene Aufzeichnung über den Menschen besitzen, seitdem er sich zu einem vollständigen physischen Wesen entwickelte und dadurch zum König der Tiere und zum Meister auf dieser Erde wurde – kann die Schreiberin nicht sagen. Höchstwahrscheinlich verfügen sie über eine solche Aufzeichnung, [SD # 438] und das ist unsere persönliche Überzeugung. Aber wenn dem so ist, so ist diese Kenntnis nur für die höchsten Initiierten, die ihre Schüler nicht ins Vertrauen ziehen. Die Schreiberin kann daher nur das geben, was ihr selbst gelehrt wurde, und nicht mehr.
Aber selbst das wird dem profanen Leser eher als ein bizarrer, fantastischer Traum denn als eine mögliche Wirklichkeit erscheinen.
Das ist nur natürlich und so soll es sein, denn selbst die bescheidene Schreiberin dieser Seiten hatte jahrelang denselben Eindruck. Geboren und aufgezogen in nüchternen und vermeintlich zivilisierten europäischen Ländern, empfand sie das Vorstehende als höchst problematisch. Aber es gibt Beweise einer gewissen Art, die jedem ernsten und vorurteilsfreien Denken unwiderlegbar werden und auf die Dauer nicht abzustreiten sind. Einige Jahre lang wurden ihr derartige Beweise vorgelegt. Und heute ist sie sich vollkommen sicher, dass unser gegenwärtiger Globus und seine Menschenrassen so und nicht anders geboren wurden, aufgewachsen sind und sich entwickelt haben müssen.
Aber dies stellt die persönliche Ansicht der Schreiberin dar; und von ihrer Orthodoxie kann nicht erwartet werden, dass sie in den Augen derer, für die jede neue Theorie heterodox ist, bis zum Beweis des Gegenteils mehr Gewicht hat als jede andere „doxie“. Daher sind wir Okkultisten auf Fragen wie die folgende vollständig vorbereitet: „Woher wissen wir, dass die Schreiberin nicht das gesamte System erfunden hat? Und angenommen, sie hat es nicht, wie kann jemand wissen, dass das gesamte Vorstehende, wie es in den Stanzen gegeben wird, nicht das Erzeugnis der Einbildung der Alten ist? Wie könnten sie die Berichte eines derart unermesslichen, eines solch unglaublichen Altertums aufbewahrt haben?“
Die Antwort wird die Zweifler schwerlich befriedigen – nämlich dass die Geschichte dieser Welt von ihrer Entstehung bis zu ihrem Ende „in den Sternen geschrieben“ steht, d. h. im Tierkreis und in der universalen Symbolik, deren Schlüssel sich in der Obhut der Initiierten befinden. Das Altertum des ägyptischen Tierkreises wird stark angezweifelt und mit Bezug auf Indien schlichtweg geleugnet. „Ihre Schlussfolgerungen sind oft ausgezeichnet, Ihre Prämissen jedoch immer zweifelhaft“, wurde der Schreiberin einstmals von einem profanen Freund gesagt. Darauf kam die Antwort, das damit gegenüber den wissenschaftlichen Syllogismen zumindest ein Punkt gewonnen sei. Mit Ausnahme einiger weniger Probleme aus dem Bereich der rein physikalischen Wissenschaft sind sowohl die Prämissen als auch die Schlussfolgerungen der Wissenschaftler ebenso hypothetisch wie fast ausnahmslos falsch. Und wenn sie dem Profanen nicht so erscheinen, liegt der Grund einfach darin: Indem er ihre wissenschaftlichen Daten auf Treu und Glauben akzeptiert, ist er sich kaum der Tatsache bewusst, dass sowohl die Prämissen der Wissenschaftler als auch ihre Schlussfolgerungen im Allgemeinen das Produkt desselben Gehirns sind, das, wie gelehrt es auch sein mag, doch nicht unfehlbar ist; eine Binsenweisheit, die jeden Tag durch die vielfache Anpassung wissenschaftlicher Theorien und Spekulationen bewiesen wird.
Wie dem auch sei, sowohl die zodiakalen und traditionellen Aufzeichnungen der Tempel als auch die ideografischen Aufzeichnungen des Ostens, wie sie von den [SD # 439] Adepten der heiligen Wissenschaft und Vidya gelesen werden, sind gewiss nicht im Geringsten zweifelhafter als die sogenannte alte Geschichte der europäischen Nationen, wie sie jetzt herausgegeben, berichtigt und ein halbes Jahrhundert lang durch archäologische Entdeckungen erweitert wurde, und als die sehr problematischen Inschriften der assyrischen Tontafeln, Keilschriftfragmente und ägyptischen Hieroglyphen. So beruhen unsere Daten auf denselben Aufzeichnungen zusätzlich zu einer nahezu unerschöpflichen Anzahl geheimer Werke, von denen Europa nichts weiß – plus der vollkommenen Kenntnis der Initiierten betreffs der Symbolik eines jeden auf diese Art aufgezeichneten Wortes. Einige dieser Aufzeichnungen gehören einem unermesslichen Altertum an. Jeder Archäologe und Paläontologe ist mit den ideografischen Erzeugnissen gewisser halbzivilisierter Völker bekannt, die seit unvordenklichen Zeiten versuchten, ihre Gedanken symbolisch wiederzugeben. Das ist die älteste Art, Ereignisse und Ideen aufzuzeichnen. Und wie alt diese Kenntnis in der Menschenrasse ist, kann aus einigen offenbar ideografischen Zeichen geschlossen werden, die auf paläolithischen Äxten gefunden wurden. Die rothäutigen Stämme der Ureinwohner Amerikas richteten vor verhältnismäßig wenigen Jahren die Bitte an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, ihnen den Besitz von vier kleinen Seen zuzugestehen, und das Gesuch war auf die winzige Fläche eines mit kaum einem Dutzend Darstellungen von Tieren und Vögeln bedeckten Stofffetzens geschrieben (siehe Lubbock). Die amerikanischen Ureinwohner kennen verschiedene solcher Arten zu schreiben, doch ist bis heute keiner unserer Gelehrten damit vertraut oder würde gar die alte hieroglyphische Geheimschrift kennen, die noch in einigen Bruderschaften bewahrt und im Okkultismus Senzar genannt wird. Wer immer sich dazu entschlossen hat, solche Arten von Schrift als „Versuche der alten Menschenrassen“ zu betrachten, „ihre unbildeten Gedanken auszudrücken“, z. B. die Ideografien der rothäutigen Indianer und selbst die chinesischen Schriftzeichen, wird ganz sicher unserer Behauptung widersprechen, die Atlantier hätten das Schreiben erfunden und keinesfalls die Phönizier. Angesichts der Erklärung der Philologen, das Schreiben sei in Indien in den Tagen Paninis und auch bei den Griechen zur Zeit Homers unbekannt gewesen, wird die Behauptung, die Menschheit sei schon viele Hunderttausende von Jahren damit vertraut, auf allgemeine Missbilligung stoßen, wenn nicht gar auf stillschweigende Verachtung. Aller Ablehnung und allen Gespötts zum Trotz halten die Okkultisten jedoch an der Behauptung fest, und zwar aus folgendem Grund: Die Periode von Bacon bis zu unserer Royal Society war von den albernsten von der Wissenschaft begangenen Irrtümern gekennzeichnet, ein zu langer Zeitraum, als dass wir die modernen wissenschaftlichen Annahmen den Dementis unserer Lehrer vorziehen könnten. Das Schreiben, sagen unsere Gelehrten, war Panini unbekannt; nichtsdestoweniger verfasste dieser Weise eine Grammatik, die 3.996 Regeln umfasst und die vollkommenste aller jemals erstellten Grammatiken darstellt! Panini hat laut den liberalsten Wissenschaftlern kaum ein paar Jahrhunderte v. Chr. gelebt; und die Felsen in Iran und Zentralasien (woher die Vorfahren eben dieses Paninis, die Brahmanen, nach Indien kamen, wollen uns die Philologen und Historiker [SD # 440] glauben machen) sind mit Inschriften bedeckt, die zwei oder drei Jahrtausende alt sind (einigen furchtlosen Paläontologen zufolge 12.000 Jahre).
Grote zufolge war das Schreiben in den Tagen Hesiods und Homers eine ars incognita und den Griechen noch im Jahr 770 v. Chr. unbekannt; und die Phönizier, die es erfanden und frühestens bereits seit 1.500 v. Chr. kannten,532 lebten mitten unter den Griechen und verkehrten die ganze Zeit mit ihnen! Alle diese wissenschaftlichen und widersprüchlichen Schlussfolgerungen lösten sich jedoch in reine Luft auf, als Schliemann (a) die Stätte des alten Trojas entdeckte, dessen tatsächliche Existenz bis dahin als Fabel betrachtet worden war; und (b) dort Tongefäße ausgrub mit Inschriften in Schriftzeichen, die den Paläontologen und den alles abstreitenden Sanskritisten unbekannt waren. Wer möchte Troja oder diese archaischen Inschriften heute noch leugnen? Wie Professor Virchow bezeugt: „Ich war selbst Augenzeuge zweier solcher Funde und half, die Gegenstände einzusammeln. Die schon lange zum Schweigen gebrachten Verleumder schämten sich nicht, den Entdecker des Betruges zu beschuldigen.“533 Selbst die wahrheitsgetreuen Frauen wurden genauso wenig geschont wie die entsprechenden Männer. Du Chaillu, Gordon-Cumming, Madame Merian,534 Bruce und eine ganze Schar anderer wurden der Lüge bezichtigt.
Madame Merian – sagt der Verfasser von „Mythical Monsters“ in seiner Einleitung – wurde bezüglich ihrer Beschreibung einer Vogelspinne vor nahezu zweihundert Jahren einer absichtlichen Lüge bezichtigt. Heute jedoch konnten verlässliche Beobachter ihre Aussagen in Südamerika, Indien und anderweitig bestätigen. Audubon wurde von den Botanikern bezichtigt, die Gelbe Seeblume erfunden zu haben, die er in seinen „Birds of the South“ unter dem Namen Nymphaea Lutea abbildete, und nachdem der Vorwurf jahrelang aufrecht erhalten worden war, wurde er schließlich 1876 durch die Entdeckung der lange verlorenen Blume in Florida bestätigt („Pop, Sci. Monthly“, Nr. 60, April 1877). Und so wie Audubon dafür und für seinen Haliaetus Washingtonii535 als Lügner bezeichnet worden war, erging es Victor Hugo . . . ., der für seine wunderbare wortmalerische Beschreibung eines Teufelsfisches und eines Mannes, der zu seinem hilflosen Opfer wird, ausgelacht wurde. „Das Ding wurde als eine Unmöglichkeit verlacht, doch schon wenige Jahre später wurden an den Küsten Neufundlands Tintenfische mit bis zu dreißig Fuß langen Armen entdeckt, die ein [SD # 441] Boot von beträchtlicher Größe unter die Wasseroberfläche zu ziehen imstande waren; noch dazu wurden ihre Aktivitäten schon vor Jahrhunderten . . . . von japanischen Künstlern abgebildet.“ („Mythical Monsters“, S. 11, Einleitung)
Und wenn Troja abgestritten und für einen Mythos gehalten wurde; wenn die Existenz von Herculaneum und Pompeji zur Dichtung erklärt wurde; wenn die Reisen Marco Polos verspottet und als absurde Fabel bezeichnet wurden, einer Geschichte des Barons Münchhausen vergleichbar, warum sollte es dann der Schreiberin von „Isis entschleiert“ und der „Geheimlehre“ besser ergehen? Charles Gould, der Verfasser des oben angeführten Buches, zitiert in seinem ausgezeichneten Werk einige Zeilen aus Macmillan (1860), die so wahr sind wie das Leben und so zutreffend, als dass sie hier nicht wiedergegeben werden müssten: „Stößt ein Naturforscher, sei es durch den Besuch solcher noch nicht erschlossener Orte der Erde oder zufällig auf eine recht sonderbare Pflanze oder ein solches Tier, wird er beschuldigt, seine Geschichte erfunden zu haben. . . . . . Sobald man findet, das Geschöpf entspräche nicht der vorgefassten Meinung, lispelt der große (fehl?) leitende Geist namens a priori, der die Philosophen pro re nata mit ihrer Allwissenheit ausstattet, dass ein solches Ding nicht sein kann, und von diesem Zeitpunkt an besteht der Vorwurf einer Falschmeldung. Dem Himmel selbst wurde dasselbe vorgeworfen. Als es Le Verrier und Adams gelang, durch Berechnungen einen Planeten vorauszusagen, wurde in einigen Kreisen ernsthaft behauptet, der errechnete Planet sei ein anderer, welcher heimlich und ungehörig in die Nachbarschaft des wahren Gestirns geraten war. Die Neigung, einen Betrug zu unterstellen, ist stärker als die Neigung zu betrügen. Wer hat als Erster verkündet, die klassischen Schriften Griechenlands und Roms seien ein einziger riesiger Betrug, von den Mönchen in einer Zeit verübt, welche der Verkünder ebenso ungern oder gar noch unwilliger als Dr. Maitland als die dunklen Zeitalter bezeichnen würde?“ (S. 13)
Belassen wir es dabei. Kein Ungläubiger, der „Die Geheimlehre“ für einen „Betrug“ hält, ist gezwungen oder wird auch nur darum gebeten, unsere Behauptungen anzuerkennen. Schon bevor das Werk in den Druck ging, wurde es von gewissen sehr gescheiten amerikanischen Journalisten als Betrug bezeichnet.536
Schließlich ist es auch nicht notwendig, dass irgendjemand an die okkulten Wissenschaften und die alten Lehren glaubt, bevor er von [SD # 442] seiner eigenen Seele etwas weiß oder an sie glaubt. Keine große Wahrheit wurde jemals a priori akzeptiert, und im Allgemeinen vergingen ein oder zwei Jahrhunderte, bevor sie im menschlichen Bewusstsein als mögliche Wahrheit aufzudämmern begann; auszunehmen sind solche positiven Überraschungen, dass sich eine Behauptung als Tatsache herausstellt. Die Wahrheiten von heute sind die Falschheiten und Irrtümer von gestern und vice versa. Erst im zwanzigsten Jahrhundert werden Teile, wenn nicht das gesamte vorliegende Werk, als wahr erkannt werden.
Sir John Evans Behauptung, das Schreiben sei in der Steinzeit unbekannt gewesen, widerspricht unseren Aussagen daher nicht. Denn in dieser Periode der fünften arischen Rasse kann es durchaus unbekannt gewesen sein, während die Atlantier der vierten Rasse in der Blütezeit ihrer höchsten Zivilisation doch vollkommen damit vertraut waren. Die Zyklen des Auf- und Abstiegs der Nationen und Rassen können das erklären.
Wenn gesagt wird, dass es schon früher Fälle gegeben hat, wo den Leichtgläubigen gefälschte Pseudoschriften angedreht wurden, und dass unser Werk mit Jacolliots „Bible in India“ in eine Reihe gestellt werden kann (in diesem Werk finden sich, nebenbei bemerkt, neben seinen Irrtümern mehr Wahrheiten als in den Werken orthodoxer und anerkannter Orientalisten), wird uns diese Anschuldigung und der Vergleich kaum betroffen machen. Wir warten unsere Zeit ab. Selbst der berühmte „Ezour-Vedam“ des letzten Jahrhunderts, von Voltaire als „die kostbarste Gabe des Ostens an den Westen“ betrachtet und von Max Müller als „so ungefähr das albernste Buch, das man lesen kann“, ist nicht gänzlich ohne Tatsachen und Wahrheiten. Lediglich zu einem unbedeutenden Teil wurde die a-priori-Ablehnung der Spezialisten nachfolgend gerechtfertigt, der weitaus größere Anteil wurde zur großen Bestürzung der gelehrten Widersacher durch nachfolgende Entdeckungen vollständig bestätigt und bekräftigt. Der „Ezour-Vedam“ war ein sehr kleiner Zankapfel im Vergleich zu den Triumphen von Sir William Jones, Anquetil-Duperron und anderen in Fragen des Sanskrits und seiner Literatur. Solche Tatsachen werden von Professor Max Müller selbst festgehalten, der im Zusammenhang mit dem Unbehagen von Dugald Stewart und seinen Kollegen feststellt: „Dugald Stewart war zu klug, um nicht zu verstehen, dass die Schlussfolgerungen unvermeidlich waren, sollten sich die Fakten bezüglich des Sanskrits als wahr erweisen. Er bestritt daher die Existenz einer solchen Sprache wie des Sanskrits insgesamt und schrieb sein berühmtes Essay, um zu beweisen, das Sanskrit sei von diesen Erzfälschern und Lügnern, den Brahmanen, nach dem Vorbild des Griechischen und Lateinischen zusammengestellt worden und die gesamte Sanskritliteratur ein Betrug.“ („Lectures on the Science of Language“, S. 161) Die Schreiberin ist gerne bereit und stolz, sich in der Gesellschaft dieser Brahmanen und anderer in den Augen unserer modernen Dugald Stewarts historischen „Lügner“ zu befinden. Sie ist alt genug und verfügt über einen so vielfältigen und persönlichen Erfahrungsschatz, dass sie zumindest etwas mit der menschlichen Natur vertraut ist. „Wenn du zweifelst, halte dich zurück“, sagt der weise Zoroaster, [SD # 443] dessen kluger Aphorismus jedenfalls durch das tägliche Leben und durch Erfahrung bestätigt wird. Doch wie der Hl. Johannes der Täufer erweist sich dieser Weise aus vergangenen Zeiten als Prediger in der Wüste und befindet sich in der Gesellschaft eines moderneren Philosophen, nämlich Bacon, der mit folgenden Worten dasselbe wertvolle Stück praktischer Weisheit darbietet: „Wenn ein Mensch bei der Betrachtung (einer beliebigen Erkenntnisfrage, fügen wir hinzu) mit Gewissheiten beginnt, wird er mit Zweifeln enden; begnügt er sich jedoch damit, mit den Zweifeln zu beginnen, wird er mit Gewissheiten enden.“
Mit diesem Rat des Vaters der englischen Philosophie an die Vertreter des britischen Skeptizismus sollten wir die Debatte beenden. Aber unsere theosophischen Leser haben ein Anrecht auf ein letztes Stück okkulter Information.
Genug ist gesagt worden, um zu zeigen, dass sich die Evolution im Allgemeinen, die Ereignisse, die Menschheit und alles Übrige in der Natur in Zyklen entwickelt. Wir haben von sieben Rassen gesprochen, von denen fünf ihre irdische Laufbahn nahezu vollendet haben, und die Behauptung aufgestellt, dass sich jede Wurzelrasse mit ihren Unterrassen und zahllosen Familienabteilungen und Stämmen von den ihr vorangegangenen und den ihr nachfolgenden Rassen vollkommen unterscheidet. Dem wird aufgrund einer einheitlichen Erfahrung auf dem Gebiet der Anthropologie und Ethnologie widersprochen werden. Der Mensch wäre – mit Ausnahme der Hautfarbe und des Typus und vielleicht der Gesichtsmerkmale und des Schädelvolumens – in allen Klimazonen und in allen Teilen der Welt immer derselbe, behaupten die Naturforscher: ja selbst in Bezug auf die Gestalt. Und das, wo sie doch gleichzeitig darauf bestehen, dass der Mensch von demselben unbekannten Ahnen abstamme wie der Affe; eine Behauptung, die ohne eine unbegrenzte Veränderlichkeit der Gestalt und Form seit seiner ersten Entwicklung zu einem Zweifüßler eine logische Unmöglichkeit darstellt. Den so logischen, beide Sätze behauptenden Personen steht es offen, ihre widersprüchlichen Anschauungen zu pflegen. Einmal mehr wenden wir uns nur an diejenigen, die an der allgemeinen Ableitung der Mythen aus „der Betrachtung des sichtbaren Wirkens der äußeren Natur“ zweifeln . . . . und der Ansicht sind, es sei „einfacher zu glauben, diese wunderbaren Geschichten von Göttern und Halbgöttern, von Riesen und Zwergen, von Drachen und Ungeheuern aller Art beschrieben Veränderungen der Formen als sie für Erfindungen zu halten“. Ausschließlich solche „Veränderungen“ der physischen Natur sowie im Gedächtnis und den Vorstellungen unserer gegenwärtigen Menschheit lehrt die Geheimlehre. Sie stellt die rein spekulativen Hypothesen der auf der Erfahrung und den exakten Beobachtungen aus kaum ein paar Jahrhunderten beruhenden modernen Wissenschaft der ununterbrochenen Überlieferung und Aufzeichnung ihrer Heiligtümer gegenüber; und indem sie dieses in der Finsternis gewirkte spinnwebartige Theoriengespinst weg wischt, das einen Zeitraum von kaum ein paar Jahrtausenden betrifft, welche die Europäer ihre „Geschichte“ nennen, sagt uns die alte Wissenschaft: Höret nun meine Version der Memoiren der Menschheit.
Die Menschenrassen gehen auseinander hervor, wachsen, entwickeln sich, werden [SD # 444] alt und sterben. Ihre Unterrassen und Völker folgen derselben Regel. Wenn eure alles leugnende moderne Wissenschaft und sogenannte Philosophie es nicht bestreiten, dass die Menschenfamilie aus einer Verschiedenheit wohl definierter Typen und Rassen besteht, so geschieht das nur deshalb, weil die Tatsache unbestreitbar ist. Niemand würde behaupten, dass zwischen einem Engländer, einem afrikanischen Schwarzen und einem Japaner oder Chinesen kein äußerer Unterschied besteht. Andererseits wird es von den meisten Naturforschern förmlich geleugnet, dass gemischte Menschenrassen, d. h. die Samen für gänzlich neue Rassen, auch in unseren Tagen weiterhin gebildet werden. De Quatrefages und einige andere behaupten Letzteres jedoch aus guten Gründen.
Nichtsdestoweniger wird unser allgemeiner Lehrsatz nicht akzeptiert werden. Es wird erwidert werden, zukünftig stünden keinerlei Wandlungen mehr bevor (ausgenommen gewisse momentane Veränderungen), was für Formen auch immer der Mensch in der langen prähistorischen Vergangenheit durchlaufen haben mag. Daher seien unsere sechste und siebte Wurzelrasse Erdichtungen.
Auf das wird erneut geantwortet: Woher wisst ihr das? Eure Erfahrung ist auf ein paar Jahrtausende begrenzt, auf weniger als einen Tag in dem gesamten Zeitalter der Menschheit, und auf die gegenwärtigen Typen der bestehenden Kontinente und Inseln unserer fünften Rasse. Wie könnt ihr sagen, was sein oder nicht sein wird? Einstweilen ist das die Prophezeiung der geheimen Bücher und ihrer eindeutigen Aussagen.
Seit dem Beginn der atlantischen Rasse sind viele Millionen Jahre vergangen; doch die letzten Atlantier finden wir, vermischt mit dem arischen Element, noch vor 11.000 Jahren. Das zeigt die ungeheure Überlappung jeder Rasse über die ihr nachfolgende Rasse, obwohl die ältere – Charakter und Aussehen betreffend – ihre Eigenarten verliert und die neuen Züge der jüngeren Rasse annimmt. Das kann bei der Entstehung aller gemischten Menschenrassen beobachtet werden. Nun lehrt die okkulte Philosophie, dass eben jetzt, unter unseren Augen, die Entstehung einer neuen Rasse und Rassen im Gange ist, und dass die Umwandlung in Amerika stattfinden wird und bereits im Stillen begonnen hat.
Die Amerikaner der Vereinigten Staaten, vor kaum dreihundert Jahren noch reine Angelsachsen, sind bereits eine Nation für sich, und infolge einer starken Beimischung verschiedener Nationalitäten und durch Mischehen nahezu eine Rasse ihrer eigenen Art geworden, nicht nur mental, sondern auch physisch. De Quatrefages sagt: „Sobald sie homogen und gefestigt ist, ist jede Mischrasse dazu imstande gewesen, bei neuen Kreuzungen die Rolle einer ursprünglichen Rasse zu spielen. Die Menschheit in ihrem gegenwärtigen Zustand wurde somit sicherlich größtenteils durch die aufeinanderfolgende Kreuzung einer Anzahl derzeit unbestimmter Rassen gebildet.“ („The Human Species“, S. 274)
So sind die Amerikaner in nur drei Jahrhunderten pro tempore zu einer „ursprünglichen Rasse“ geworden, bevor sie zu einer gesonderten Rasse wird, die von allen anderen jetzt existierenden Rassen klar getrennt ist. Sie bilden, kurz gesagt, die Keime der sechsten Unterrasse, und in einigen Jahrhunderten werden sie [SD # 445] ganz bestimmt die Pioniere jener Rasse werden, die der gegenwärtigen europäischen oder fünften Unterrasse folgen muss, mit all ihren neuen charakteristischen Eigenschaften. Danach, in ungefähr 25.000 Jahren, werden sie mit den Vorbereitungen für die siebte Unterrasse beginnen; bis schließlich, infolge von Kataklysmen – der ersten Reihe derjenigen, die eines Tages Europa und noch später die gesamte arische Rasse zerstören müssen (und auf diese Weise auch die beiden Amerikas betreffen), sowie auch die meisten der mit den Grenzen unseres Kontinents und seiner Inseln unmittelbar verbundenen Länder – die sechste Wurzelrasse auf der Bühne unserer Runde erschienen sein wird. Wann wird das sein? Wer weiß das, außer vielleicht die großen Meister der Weisheit, und diese schweigen über den Gegenstand wie die schneebedeckten Gipfel, die über ihnen emporragen. Alles, was wir wissen, ist, dass es sich in der Stille ereignen wird. So still in der Tat, dass ihre Pioniere – die sonderbaren Kinder, die zu sonderbaren Männern und Frauen heranwachsen werden – jahrtausendelang als anomale Lusus naturae betrachtet werden, abnormale Sonderlinge im Physischen und Mentalen. Wenn dann immer mehr von ihnen auftreten, und ihre Anzahl wird mit jedem Zeitalter anwachsen, werden sie eines Tages erwachen und sich in der Mehrheit befinden. Dann sind es die gegenwärtigen Menschen, die zunehmend als ungewöhnliche Mischlinge betrachtet werden, bis sie ihrerseits in den zivilisierten Länder aussterben; und nur in kleinen Gruppen auf Inseln – den heutigen Bergspitzen – überleben, wo sie vor sich hin vegetieren, entarten und schließlich aussterben werden, vielleicht in Millionen von Jahren, so wie die Azteken ausgestorben sind und wie die Nyam-Nyam und die zwergartigen Mullu Kurumba der Nilgiri-Berge aussterben. Sie alle sind Überreste einstmals mächtiger Rassen, und die Erinnerung an ihre Existenz ist vollständig aus dem Gedächtnis der jetzigen Generationen verschwunden, so wie wir aus dem Gedächtnis der Menschheit der sechsten Rasse verschwinden werden. Die fünfte wird die sechste Rasse viele Hunderttausende von Jahren lang überlappen, und sich mit ihr langsamer verändern als ihre neue Nachfolgerin, sich aber dennoch in Gestalt, allgemeiner Körperbeschaffenheit und Mentalität anpassend, gerade so wie die vierte unsere arische Rasse überlappte, und die dritte die Atlantier.
Dieser Vorgang der Vorbereitung für die sechste große Rasse muss während der gesamten sechsten und siebten Unterrasse andauern (vide supra, das Diagramm des Stammbaumes der fünften Rasse). Die letzten Überreste des fünften Kontinents werden jedoch erst einige Zeit nach der Geburt der neuen Rasse verschwinden; wenn eine andere und neue Wohnstatt, der sechste Kontinent, aus den neuen Wassern der Oberfläche des Globus erschienen sein wird, um so den neuen Fremdling aufzunehmen. Dahin werden auch alle diejenigen auswandern und sich dort niederlassen, die glücklich genug sein werden, dem allgemeinen Untergang zu entkommen. Zu wissen, wann das sein wird, ist – wie bereits gesagt – nicht Sache der Schreiberin. Nur werden, da die Natur genauso wenig in plötzlichen Sprüngen und Anfängen fortschreitet wie der Mensch sich plötzlich aus einem Kind in einen Erwachsenen verwandelt, den schließlichen Umwälzungen viele kleinere Untergänge und Zerstörungen sowohl durch Wogen als auch durch vulkanische Feuer vorausgehen. [SD # 446] Im Herzen der jetzt im Bereich Amerikas befindlichen Rasse wird der jubelnde Puls laut schlagen. Aber es wird keine Amerikaner mehr geben, wenn die sechste Rasse beginnt; de facto nicht mehr als Europäer, denn sie werden jetzt zu einer neuen Rasse und zu vielen neuen Nationen geworden sein. Die fünfte Rasse wird noch nicht sterben, sondern sie wird eine Zeitlang überleben. Indem sie die neue Rasse viele Hunderttausende zukünftiger Jahre überlappen wird, wird sie mit ihr – langsamer – umgewandelt werden als ihre neue Nachfolgerin – doch wird sie in Mentalität, allgemeinem Körperbau und Gestalt vollständig verändert werden. Die Menschheit wird nicht wieder zu riesigen Körpern heranwachsen, wie es bei den Lemuriern und Atlantiern der Fall war. Während die Evolution der vierten Rasse die Atlantier in ihrer körperlichen Entwicklung bis zum tiefsten Grund der Materialität hinabführte, befindet sich die gegenwärtige Rasse auf ihrem aufsteigenden Bogen; und die sechste Rasse wird rasch aus ihren Fesseln der Materie und selbst des Fleisches herauswachsen.
So ist die Menschheit der Neuen Welt – die weit älter ist als unsere alte – Patala (die Antipoden oder die niedere Welt, wie Amerika in Indien genannt wird), deren Sendung und Karma es ist, die Samen für eine zukünftige, großartigere und weitaus herrlichere Rasse zu säen, als all jene, die wir gegenwärtig kennen. Den Zyklen der Materie werden Zyklen der Spiritualität und eines voll entwickelten Denkens folgen. Dem Gesetz parallel verlaufender Geschichte und Rassen zufolge wird die Mehrheit der zukünftigen Menschheit aus erhabenen Adepten bestehen. Die Menschheit ist das Kind der zyklischen Bestimmung, und keine ihrer Einheiten kann ihrer unbewussten Sendung entrinnen oder sich von der Bürde befreien, mit der Natur zusammenzuarbeiten. So wird die Menschheit, Rasse auf Rasse, ihre vorgezeichnete zyklische Pilgerfahrt vollbringen. Das Klima wird sich ändern und hat bereits damit begonnen, wobei jedes Tropische Jahr eine Unterrasse nach der anderen verwirft, aber nur, um in dem aufsteigenden Zyklus eine weitere höhere Rasse zu erzeugen; während eine Reihe anderer weniger begünstigter Gruppen – die Misserfolge der Natur – wie auch einige individuelle Menschen aus der Menschheitsfamilie verschwinden werden, ohne auch nur eine Spur zu hinterlassen.
Das ist der Lauf der Natur unter der Herrschaft des karmischen Gesetzes: der ewig gegenwärtigen und ewig werdenden Natur. Denn, mit den Worten eines Weisen, der nur wenigen Okkultisten bekannt ist: – „Die Gegenwart ist das Kind der Vergangenheit; die Zukunft das Erzeugnis der Gegenwart. Und doch, Oh gegenwärtiger Augenblick! Weißt du nicht, dass du keinen Elter hast, noch ein Kind haben kannst; dass du immer nur dich selbst erschaffst? Bevor du auch nur angefangen hast zu sagen: ‘Ich bin der Nachfahre des vergangenen Augenblicks, das Kind der Vergangenheit’, bist du jene Vergangenheit geworden. Bevor du die letzte Silbe aussprichst, siehe! Du bist nicht mehr die Gegenwart, sondern wahrlich jene Zukunft. So sind die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft die ewig lebende Dreifaltigkeit in der Einheit – die Maha-Maya des absoluten IST.“
Fußnoten
1 Von mehreren hundert Shlokas werden hier lediglich neunundvierzig gegeben. Nicht alle Verse sind wörtlich übersetzt. Zur Verbesserung der Klarheit und Verständlichkeit wurden Umschreibungen benutzt, wo eine wörtliche Übersetzung gänzlich unverständlich wäre.
2 Lediglich die Idee und der Geist des Satzes ist hier wiedergegeben, da eine wörtliche Übersetzung dem Leser nur sehr wenig sagen würde.
3 Alle Worte und Sätze, die in den Stanzen und Kommentaren in Klammern gesetzt sind, stammen von der Schreiberin. An einzelnen Stellen mögen sie vom Standpunkt der Hindus aus unvollständig und sogar unangemessen erscheinen; aber in dem ihnen in der transhimalayischen Esoterik beigelegten Sinn sind sie korrekt. In jedem Fall nimmt die Schreiberin allen Tadel auf sich. Da sie niemals persönliche Unfehlbarkeit beansprucht hat, mag das, was auf der Grundlage ihrer eigenen Autorität gegeben ist, vieles zu wünschen übrig lassen, insbesondere in den sehr verwickelten Fällen, wo allzu tiefe Metaphysik mitspielt. Die Lehre wird dargeboten wie sie verstanden wurde, und in Anbetracht der Tatsache, dass für jedes Symbol und jede Allegorie sieben Erklärungsschlüssel existieren, wird eine Bedeutung, die beispielsweise vom psychologischen oder astronomischen Standpunkt aus unzutreffend sein mag, sich nichtsdestoweniger vom physischen oder metaphysischen als ganz richtig erweisen.
4 Nach Dr. A. Wilders gelehrter Definition ist Genesis, γένεσις, nicht Schöpfung, sondern „ein Hervorkommen des Ewigen in den Kosmos und die Zeit“; „ein Kommen aus dem esse in das existere“, oder „aus Sein-heit in das ‘Sein’“ – wie ein Theosoph sagen würde.
5 Wegen einer näheren Erklärung der Ursprünge, wie sie die Esoterik der Bhagavadgita enthält, siehe die in „The Theosophist“, Ausg. Februar, März und Juni 1887, Madras, veröffentlichten Bemerkungen hierzu.
6 J. W. Alden, New York.
7 Es wurde wiederholt festgestellt, dass die Schlange das Symbol der Weisheit und okkulten Wissens ist. „Die Schlange ist seit den frühesten Zeiten, von denen wir irgendwelche historischen Überlieferungen besitzen, mit dem Gott der Weisheit in Verbindung gebracht worden“, schreibt C. Staniland Wake. „Dieses Tier war das besondere Sinnbild von Thoth oder Taut . . . und all jener Götter wie Hermes (?) und Seth, die mit ihr in Verbindung gebracht werden können. Das trifft auch auf die ursprüngliche chaldäische Dreiheit zu, Hea oder Hoa.“ Laut Sir Henry Rawlinson beziehen sich die wichtigsten Titel dieser Gottheit auf „seine Funktionen als Quelle allen Wissens und aller Wissenschaften.“ Er ist nicht nur „der intelligente Fisch“, sondern sein Name kann in den beiden Bedeutungen von „Leben“ und „Schlange“ (einen initiierten Adepten) gelesen werden, und er kann angesehen werden als „von der großen Schlange gemacht, welche einen so hervorragenden Platz einnimmt unter den Göttersymbolen auf den schwarzen Steinen, welche die babylonischen Wohltaten aufzählen“. Asklepios, Serapis, Pluto, Knoum und Kneph sind alle Gottheiten mit den Attributen der Schlange, sagt Dupuis. „Sie sind alle Heiler, verleihen spirituelle und körperliche Gesundheit und Erleuchtung.“ Die aus einer Aspis gebildete Krone, die Thermuthis, gehört zu Isis, der Göttin des Lebens und Heilens. Die Upanishaden umfassen eine Abhandlung über die Wissenschaft der Schlangen – mit anderen Worten, die Wissenschaft der okkulten Kenntnis; und die Nagas des exoterischen Buddhisten sind nicht „die fabelhaften Geschöpfe, von der Natur der Schlangen . . . über den Menschen stehend und als die Beschützer des Gesetzes des Buddhas betrachtet“, wie Schlagintweit glaubt, sondern tatsächlich lebende Menschen, einige durch ihr okkultes Wissen über den Menschen stehend und die Beschützer von Buddhas Gesetz, insofern sie seine metaphysischen Lehrsätze korrekt erklären, andere moralisch tieferstehend weil sie Schwarzmagier sind. Daher wird mit Recht erklärt, dass Gautama Buddha „wie es heißt, sie ein mehr philosophisches Religionssystem lehrte als die Menschen, die nicht ausreichend fortgeschritten waren, um ihn zur Zeit seines Erscheinens verstehen zu können“ (Schlagintweits „Buddhism in Tibet“).
8 Die Mandragora sind die Alraunen der Bibel, der Rachel und Lea. Die Wurzeln der Pflanze sind fleischig, haarig und gegabelt und stellen roh die Glieder, den Rumpf und sogar den Kopf eines Menschen dar. Ihre magischen und geheimnisvollen Eigenschaften wurden seit ältester Zeit in Fabel und Spiel verkündet. Von Rachel und Lea, die Hexerei damit trieben, bis herab zu Shakespeare, der von Kreischen spricht –
. . . . „Alraunen gleich, die aus der Erd’ gerissen,
Den Menschen, der sie hört, in den Wahnsinn jagen.“
– war die Mandragora die magische Pflanze par excellence.
Diese Wurzeln, ohne jeden Stiel, denen große Blätter einer gigantischen Haarpracht gleich aus dem Kopf wachsen, zeigen wenig Ähnlichkeit mit einem Menschen, soweit sie in Spanien, Italien, Kleinasien oder Syrien gefunden werden, aber auf der Insel Kreta und in Karamanien nahe der Stadt Adan haben sie eine wunderbar menschliche Gestalt und werden als Amulette sehr hoch geschätzt. Sie werden auch von Frauen als ein Zauber gegen Unfruchtbarkeit und zu anderen Zwecken getragen. Sie sind besonders wirksam in der schwarzen Magie.
9 Kopernikus schrieb seine Theorien über den „Umlauf der Himmelskörper“ im 16. Jahrhundert, und der Zohar, wenn auch erst im 13. Jahrhundert von Moses de Leon zusammengestellt, hält fest: „Im Buch von Hammannunah, dem Alten, lernen wir, . . . dass die Erde sich kreisförmig um sich selbst dreht; dass sich einige oben befinden, andere unten . . . . dass es einzelne Länder der Erde gibt, die hell sind und andere dunkel; bei den einen ist es Tag, während es bei den anderen Nacht ist. Und es gibt Länder, in denen es beständig Tag ist oder zumindest die Nacht nur wenige Augenblicke dauert.“ („Zohar“, iii, Fol. 10a, „Qabbalah“, S. 139 ff.).
10 Die Wissenschaft lehrt, dass die Venus von der Sonne doppelt so viel Licht und Wärme empfängt wie die Erde. So heißt es, dieser Planet, der Vorläufer der Morgendämmerung und des Zwielichts, der strahlendste aller Planeten, gäbe der Erde ein Drittel von dem weiter, was er empfängt, und behalte zwei Teile für sich selbst zurück. Das hat sowohl eine okkulte als auch eine astronomische Bedeutung.
11 „Wie es oben ist, so ist es unter“, ist der Hauptgrundsatz okkulter Philosophie. Da der Logos siebenfältig ist, das heißt durch den ganzen Kosmos als sieben Logoi in sieben verschiedenen Formen erscheint, oder, wie von gelehrten Brahmanen verkündet wird: „Jeder von ihnen ist die Zentralfigur einer der sieben Hauptzweige der alten Weisheitsreligion“, und da die sieben Prinzipien, die den sieben verschiedenen Zuständen von Prajna oder Bewusstsein entsprechen, mit den sieben Zuständen der Materie und mit den sieben Formen der Kraft zusammenhängen, muss die Einteilung die gleiche sein in allem, was die Erde betrifft.
12 Venus ist und die Erde .
13 In der Esoterischen Philosophie ist sie männlich und weiblich, oder hermaphroditisch, daher die bärtige Venus in der Mythologie.
14 Daher ist das christliche Kreuz, wenn man seinen religiös-metaphysischen Aspekt außer Acht lässt, symbolisch viel mehr phallisch als der heidnische Swastika.
15 Das Ansatakreuz ist das astronomische Planetenzeichen der Venus und „bedeutet die Existenz der Hervorbringungskraft im geschlechtlichen Sinn, und das war eines der Attribute von Isis, der Mutter, von Eva, Haurah oder Mutter Erde, und wird so von allen alten Völkern in der einer oder anderen Ausdrucksweise anerkannt.“ (Aus einem modernen kabbalistischen Manuskript).
16 Athenaios zeigt, dass der erste Buchstabe des Namens Satans in alter Zeit durch einen Bogen und eine Mondsichel dargestellt wurde; und einige Römische Katholiken, liebe und nette Menschen, wollten die Öffentlichkeit davon überzeugen, die Muselmänner hätten den Halbmond zu Ehren der mondsichelartigen Hörner Luzifers zu ihrem Nationalwappen erkoren. Venus ist seit der Aufstellung der römisch-katholischen Dogmatik immer mit Satan und Luzifer oder dem großen Drachen identifiziert worden, entgegen aller Vernunft und Logik. Wie von Symbologen und Astronomen gezeigt wird, hat die Assoziierung der Schlange mit der Idee der Dunkelheit eine astronomische Begründung. Die vom Sternbild des Drachens einstmals eingenommene Stellung zeigt, dass die Große Schlange der Herrscher der Nacht war. Dieses Sternbild stand früher genau im Mittelpunkt des Himmelsgewölbes, und ist so ausgedehnt, dass es der Große Drache genannt wurde. Seine Konstellation erstreckte sich über sieben Tierkreiszeichen; und Dupuis, der laut Staniland Wake „in dem Drachen der Apokalypse eine Bezugnahme auf die himmlische Schlange sieht“, bemerkt: „Es ist nicht verwunderlich, dass ein derartig ausgedehntes Sternbild vom Verfasser dieses Buches als großer Drache mit sieben Häuptern dargestellt wurde, der ein Drittel der Sterne vom Himmel nahm und sie auf die Erde warf.“ („Dupuis“, Bd. III, 255). Nur wusste Dupuis niemals, warum der Drache, einstmals der Polarstern – das Sinnbild des „Führers“, Gurus oder Lenkers – von der Nachwelt so erniedrigt wurde. „Die Götter unserer Väter sind unsere Teufel“, sagt ein asiatisches Sprichwort. Als der Drache nicht mehr der Leitstern, die führende Sternengottheit war, teilte er das Schicksal aller gefallenen Götter. Seth und Typhon war einstmals, wie Bunsen uns sagt, „ein großer Gott, in ganz Ägypten allgemein verehrt, der den Herrschern der 18. und 19. Dynastie die Symbole des Lebens und der Macht verlieh. Aber in der Folge, im Verlauf der 20. Dynastie, wird er plötzlich in einem solchen Ausmaß als böser Dämon behandelt, dass sein Bild und sein Name auf allen erreichbaren Denkmälern und Inschriften ausgelöscht wurden.“ Der wirkliche okkulte Grund wird auf diesen Seiten gegeben werden.
17 Shukra ist der Sohn Bhrigus, des großen Rishis, und einer der sieben Prajapati, des Begründers des Stammes der Bhargavas, aus welchem Parashurama geboren wurde.
18 Das ist ein offener Widerspruch gegen Swedenborg, der auf „der ersten Erde der Astralwelt“ Bewohner sah, die wie europäische Bauern gekleidet waren und auf der vierten Erde Frauen gekleidet wie Schäferinnen auf einem Maskenball. Selbst der berühmte Astronom Huygens arbeitete unter der irrtümlichen Vorstellung, dass andere Welten und Planeten Arten von Wesen haben, die den auf unserer Erde lebenden gleichen und dieselben Gestalten, Sinne, Intellekte, Künste, Wissenschaften, Wohnungen und selbst die gleichen Stoffe für ihre Kleidungsstücke besitzen! (Pluralité des Mondes Habités). Für eine klareres Verständnis der Behauptung, die Erde sei „der Nachkomme des Mondes“, siehe Bd. 1, Stanze VI.
19 Das ist eine moderne Glosse. Sie ist den alten Kommentaren zugefügt zum klareren Verständnis jener Schüler, welche die esoterische Kosmogonie studieren, nachdem sie die westliche Wissenschaft durchgearbeitet haben. Die älteren Glossen sind zu reich mit Adjektiven und Redewendungen versehen, um leicht aufgenommen werden zu können.
20 „Jenseits“ der großen Bergkette bedeutet in unserem Fall Indien, da Indien für die tibetanische Gegend die transhimalayische ist.
21 Der Ausdruck Pitris wird von uns in diesen Shlokas verwendet, um ihr Verständnis zu erleichtern, aber er wird in den ursprünglichen Stanzen so nicht gebraucht, wo sie nicht nur „Väter“ und „Vorfahren“ genannt werden, sondern auch eigene Benennungen besitzen.
22 Es ist ein Irrtum, die Verehrung der menschlichen Bodhisattvas oder Manjushri buchstäblich zu nehmen. Es ist wahr, dass die Mahayanaschule, exoterisch gesehen, die Anbetung derselben ohne Unterschied lehrt, und dass Xuanzang davon spricht, dass einige Schüler Buddhas verehrt wurden. Aber esoterisch wurden nicht die Schüler oder der gelehrte Manjushri persönlich verehrt, sondern die göttlichen Bodhisattvas und Dhyani Buddhas, welche die menschlichen Formen belebten (Amilakha, wie die Mongolen sagen).
23 Der Verfasser dieses Werkes ist Augustus Le Plongeon. Er und seine Frau sind in den Vereinigten Staaten wegen ihrer unermüdlichen Arbeit in Zentralamerika wohlbekannt. Sie entdeckten das Grabmal des königlichen Kan Coh bei Chichén Itzá. Der Verfasser scheint zu glauben und den Beweis dafür zu versuchen, dass das esoterische Wissen der Arier und Ägypter von den Mayas herstammte. Aber obwohl die Mayas sicherlich zur Zeit von Platons Atlantis lebten, gehörten sie dennoch dem fünften Kontinent an, dem Atlantis und Lemurien vorausgegangen waren.
24 Die sieben Höhlen, sieben Städte etc. etc. stehen in jedem Fall für die sieben Zentren oder Zonen, in welchen die sieben ursprünglichen Gruppen der ersten Wurzelrasse geboren wurden.
25 Als Stich wiedergegeben in den „Sacred Mysteries of the Mayas and Quiches“ auf S. 134 (engl.).
26 Siehe „Source of Measures“, S. 50-53, und auch Band II, Teil 2.
27 Siehe „Masonic Review“, Cincinnati, Juni 1886, Art. Cabbalah — VI.
28 Siehe „Isis Unveiled“, Band I I, S. 300 et seq. für einen Beweis des Alters des Dezimalsystems der Zahlen.
29 Siehe „Source of Measures“, S. 276 et seq., App. VII.
30 In dem „Buch Al-Chazari“ von Jehuda-ha-Levi, übersetzt von Dr. D. Cassel.
31 Die Bezeichnung Ak-ad (oder Akkadier) gehört derselben Klasse an wie Ad-m, Ha-va (Eva), Aeden (Eden); Ad-Ad bedeutet „Sohn von Ad“ (wie die Söhne von Ad im alten Arabien). Ad-ad, der „Einzige“ und der Erste, war der Ad-on oder „Herr“ von Syrien und Gatte der Ad-ar-gat oder Aster’t, der syrischen Göttin. Und Gan-Aeden (Garten Eden) oder Gandunia war Babylonien und Mesopotamien. Im Assyrischen bedeutete Ak Schöpfer, wobei der Buchstabe K gutteral als Kh (Ah) ausgesprochen wurde. Nach Swedenborgs Mystizismus war Adam kein Mensch sondern eine Kirche (?) ursprünglichen Lichts. In den Veden ist Ad-iti das ursprüngliche Licht, das Akasha der phänomenalen Welt.
32 Adam-Jehovah, Brahmâ und Mars sind in einem Sinn identisch; sie sind alle Sinnbilder der ursprünglichen oder anfänglichen Zeugungskräfte für den Zweck der menschlichen Fortpflanzung. Adam ist rot, und das sind auch Brahmâ-Viraj und Mars – Gott und Planet. Wasser ist das Blut der Erde; daher stehen alle diese Namen im Zusammenhang mit Erde und Wasser. „Es bedarf Erde und Wasser, um eine menschliche Seele zu erschaffen“, sagt Moses. Mars ist identisch mit Kartikeya, dem Kriegsgott (in einem Sinn) – und dieser Gott wurde aus dem Schweiß Shivas geboren, Sivâ-gharmaja, und der Erde. Im Mahabharata wird er dargestellt als einer, der ohne das Dazutun einer Frau geboren wurde. Und er wird auch „Lohita“, der Rote, genannt, wie Adam und die anderen „ersten Menschen“. Damit hat der Autor von „The Source of Measures“ ganz recht mit dem Gedanken, dass Mars (und alle anderen Götter mit ähnlichen Attributen) „als Gott des Krieges und Blutvergießens nur eine sekundäre Idee war, die aus der primären Idee des Blutvergießens bei der ersten Empfängnis entsprang.“ Daher wurde Jehovah später ein kämpfender Gott, „Herr der Heerscharen“, und einer, der Krieg führt. Es ist der aggressive Zodh – oder Kain, durch Permutation, der seinen (weiblichen) „Bruder“ erschlug, dessen „Blut vom Erdboden her schreit“, indem die Erde ihren Mund aufgetan hatte, das Blut zu empfangen (Genesis 4).
33 Apollo Karneios ist sicherlich eine griechische Umformung des indischen Krishna Karna. „Karna“ bedeutet strahlend von „carna“, „Strahl“, und Karneios, bei den Kelten wie bei den Griechen einer der Titel Apollos mit der Bedeutung „Sonnengeborener“.
34 Usanas-Shukra oder Venus ist natürlich unser „Luzifer“, der Morgenstern. Der Einfallsreichtum dieser Allegorie in ihren mannigfaltigen Bedeutungen ist in der Tat groß. So ist Brihaspati (der Planet Jupiter) oder Brahmanaspati im Rig Veda eine Gottheit, das Symbol und Vorbild der exoterischen oder rituellen Verehrung. Er ist der Priester, Opferer, Bittsteller und das Medium, durch welches die Gebete der Sterblichen die Götter erreichen. Er ist der Purohita (Familienpriester oder Hofprediger) des indischen Olymps und der geistliche Guru der Götter. Soma ist der Mysteriengott und steht der mystischen und okkulten Natur im Menschen und im Universum vor. Tara, des Priesters Weib, welche den Anbeter symbolisiert, zieht die esoterischen Wahrheiten ihrer bloßen Schale, der Exoterik, vor; daher die Darstellung, sie sei von Soma fortgerissen worden. Nun wird unter Soma auch der heilige Saft verstanden, der mystische Visionen und Offenbarungen in Trance ermöglicht, deren Resultat mit der Vereinigung und Hervorbringung Budhas einhergeht (Weisheit), Merkurs, Hermes etc. etc.; um es kurz zu sagen, jene Wissenschaft, die von den Brihaspatis der Theologie bis zum heutigen Tag als teuflisch und satanisch erklärt wird. Welches Wunder, dass wir durch die Erweiterung des Zyklus dieser Allegorie feststellen, dass die christliche Theologie den Streit der hinduistischen Götter unterstützt, und dass Usanas (Luzifer), der Soma gegen diese alte Verkörperung der rituellen Anbetung (Brahmanaspati, Herr der Brahmanen, wird nun „Jupiter-Jehova“) als Satan unterstützte, des „Feindes Gottes“!
35 Wie an anderer Stelle gezeigt, wird lediglich der „Himmlische Mensch“ des ersten Kapitels der Genesis, Adam Kadmon, „nach dem Ebenbild Gottes“ gemacht. Vom Adam des zweiten Kapitels heißt es nicht, er sei nach diesem Bild oder nach dem göttlichen Ebenbild erschaffen worden, solange er noch nicht von der verbotenen Frucht gegessen hatte. Ersterer Adam ist die sephirothische Schar, der zweite Adam ist die vernunftlose erste menschliche Wurzelrasse, der dritte Adam ist die Rasse, die sich teilte, deren Augen geöffnet sind.
36 Der Leser wird auf eine Besprechung der wissenschaftlichen Einwände betreffs der Ansichten und Zahlen, die hier vorgebracht werden, auf den Anhang des III. Teils dieses Bandes verwiesen.
37 Achyuta ist ein nahezu unübersetzbarer Ausdruck. Es bezeichnet das, was dem Fall oder dem Wandel zum Schlechteren nicht unterworfen ist: das Nichtfallende; und steht im Gegensatz zu Chyuta, „dem Gefallenen“. Die Dhyanis, die sich in den menschlichen Formen der dritten Wurzelrasse inkarnieren und diese mit Intellekt (Manas) begaben, werden die Chyuta genannt, weil sie in die Zeugung fallen.
38 Das ist vielleicht der Grund, warum uns in der Bhagavadgita gesagt wird, dass Narada von Brahmâ am Anbeginn mitgeteilt wurde, dass ausnahmslos alle Menschen, selbst Mlechchhas, Kastenlose und Barbaren, erlernen können, die wahre Natur von Vasudeva zu erkennen und an diese Gottheit zu glauben.
39 Sesha, der auch Ananta ist, der Unendliche, und in der Esoterik der „Zyklus der Ewigkeit“, soll sein astronomisches Wissen Garga mitgeteilt haben, dem ältesten Astronomen Indiens, der ihn günstig gestimmt hatte, und von da an alles über die Planeten wusste und wie Omen zu lesen sind.
40 Siehe Prof. A. Weber, „Akademische Vorlesungen über Indische Literaturgeschichte“, S. 225.
41 Selbst die Maya-Indianer Guatemalas hatten ihren Tierkreis seit unsagbar alter Zeit. Und „der ursprüngliche Mensch handelte in allen Zeitaltern unabhängig von Zeit und Ort auf gleiche Weise“, bemerkt ein französischer Schriftsteller.
42 „Tirukkanda Panchanga“ für das Kali-Yuga 4986, von Chintamany Raghanaracharya, Sohn des berühmten Staatsastronomen aus Madras, und Tartakamalla Venkata Krishna Rao.
43 300 Millionen Jahre oder drei okkulte Zeitalter. Der Rigveda hat dieselbe Einteilung. In dem „Hymnus des Arztes“ (X 97.1) heißt es, dass auf unserer Erde die „Pflanzen drei Zeitalter (Triyugam) vor den Göttern ins Dasein traten“ (siehe „Die Chronologie der Brahmanen“ am Ende dieser Stanze).
44 Diese beiden dürfen nicht mit den sieben Schöpfungen oder Abteilungen in einem Kalpa verwechselt werden (siehe Band I, „Die sieben Schöpfungen“). Hier sind die primäre und die sekundäre Schöpfung gemeint
45 Woher kommt die Übereinstimmung dieser Ideen? Die Chinesen haben dieselben Überlieferungen. Dem Kommentator Kwoh P’oh zufolge ist in dem Werk namens „Shan-Hai-King“, „Wonders by Sea and Land“, einem Werk, das von dem Geschichtsschreiber Chung Ku verfasst wurde auf der Grundlage von Inschriften, die Kaiser Yu (2.255 v. Chr.) auf neun Urnen angefertigt hatte, eine Begegnung mit Menschen erwähnt, die zwei verschiedene Gesichter auf ihren Köpfen tragen, vorn und hinten, und mit Monstern mit Ziegenkörpern und menschlichen Antlitzen etc. Gould erwähnt in seinem „Mythical Monsters“ auf S. 27 Shan-Hai-King bei seiner Auflistung einiger naturgeschichtlicher Schriftsteller. Nach Kwoh P’oh (276-324 n. Chr.) wurde dieses Werk dreitausend Jahre vor seiner Zeit zusammengestellt oder in einem Abstand von sieben Dynastien. Yang Sun aus der Ming-Dynastie (beginnend 1368 n. Chr.) bemerkt, dass das Werk von Kung Chia oder Chung Ku (wie oben festgestellt) zusammengestellt wurde. Zur Zeit des letzten Kaisers der Hia-Dynastie, 1.818 v. Chr., brachte Chung Ku aus Furcht, der Kaiser würde die von der alten Zeit handelnden Bücher vernichten, dieselben auf seiner Flucht nach Yin (siehe „Mythical Monsters“, von C. Gould, S. 27).
46 Götter und Planetengeister, insbesondere die Ribhus. „Die drei Ribhus“, die auch „dreimal sieben“ werden nach der Zahl ihrer Gaben.
47 Man erinnere sich an Platons „geflügelte Rassen“; und an die Berichte im Popol Vuh über die erste menschliche Rasse, die gehen und fliegen und Gegenstände selbst in großer Ferne sehen konnte.
48 Siehe „Mythical Monsters“ von Charles Gould.
49 Im ersten Band der kürzlich veröffentlichten „Introduction à l‘étude des races humaines“ von de Quatrefages findet sich ein Beweis dafür, dass sich die physische Struktur des Menschen seit der posttertiären Periode und selbst noch davor – nachdem während dieses Zeitalters bereits viele Rassen über die Erdoberfläche verstreut waren – auch nicht um ein Jota geändert hat. Und wenn der Mensch durch Zeitalter hindurch von einer Fauna umgeben war, die sich von einer Periode oder einem Zyklus zum anderen veränderte, die ausstarb, die in anderen Formen wiedergeboren wurde – so dass heute nicht ein einziges Tier, ob groß oder klein, auf der Erde existiert, das dasselbe Alter aufweist wie die Menschen dieser Zeiten – wenn also jedes Tier umgeformt wurde mit Ausnahme des Menschen selbst, so beweist diese Tatsache nicht nur sein hohes Alter, sondern auch, dass er ein eigenes Reich darstellt. Warum sollte er allein der Transformation entkommen sein? Weil, sagt de Quatrefages, die von ihm in seinem Kampf mit der Natur und den immer wechselnden geologischen Bedingungen und Elementen gebrauchte Waffe „seine psychische Stärke war und nicht seine physische Kraft oder sein Körper“, wie das bei den Tieren der Fall ist. Man gewähre dem Menschen nur jene Menge Verstand und Vernunft, mit der andere Säugetiere begabt sind, und mit seiner gegenwärtigen körperlichen Organisation wird er sich als das hilfloseste aller Geschöpfe der Erde erweisen. Und da alles auf den Beweis hinausläuft, dass der menschliche Organismus mit all seinen Eigenschaften, Eigenheiten und Eigentümlichkeiten auf unserem Globus bereits in jenen weit entfernten geologischen Perioden existierte, als noch nicht eine einzige Art der jetzt existierenden Säugetierformen vorhanden war – was ist dann die unvermeidliche Schlussfolgerung? Doch Folgende: Nachdem alle menschlichen Rassen ein und derselben Art angehören, folgt daraus, dass diese Art die Älteste aller jetzt lebenden Säugetier-Arten ist. Daher ist sie die Beständigste und Ausdauernste von allen. Sie war bereits ebenso voll entwickelt wie heute, als alle anderen jetzt bekannten Säugetiere noch nicht einmal im Ansatz auf dieser Erde in Erscheinung getreten sind. So lautet die Ansicht des großen französischen Naturforschers, der damit dem Darwinismus einen schrecklichen Schlag versetzt.
50 Die Monaden der Erscheinungen von Menschen aus der dritten Runde, die ungeheuren, affenartigen Formen.
51 Im esoterischen System werden die sieben Prinzipien im Menschen durch sieben Buchstaben repräsentiert. Die ersten beiden davon sind noch heiliger als die vier Buchstaben des Tetragrammatons.
52 Die Zwischensphären, in welchen die Monaden, die Nirvana noch nicht erreicht haben, zwischen den Manvantaras in unbewusster Inaktivität schlummern sollen.
53 Anderweitig erklärt. Die „drei Feuer“, Pavaka, Pavamana und Suchi, die fünfundvierzig Söhne hatten, was mit ihren drei Vätern und deren Vater Agni die 49 Feuer ausmacht. Pavamana (das durch Reibung hervorgebrachte Feuer) ist der Elter des Feuers der Asuras; Suchi (das Sonnenfeuer) ist der Elter des Feuers der Götter; und Pavaka (das elektrische Feuer) ist der Elter des Feuers der Pitris (siehe Vayu-Purana). Aber das ist eine Erklärung auf der stofflichen und der irdischen Ebene. Die Flammen verlöschen und sind nur periodisch; die Feuer – ewig in ihrer dreifachen Einheit. Sie entsprechen den vier niedrigen und den drei höheren menschlichen Prinzipien.
54 Die Suras, die später zu den A-Suras werden.
55 Atman, Buddhi und Manas. In Devachan ist das höhere Element von Manas erforderlich, um es für die entkörperte Monade in einen Zustand der Wahrnehmung und des Bewusstseins zu versetzen.
56 Das hat in der Esoterik einen unmittelbaren Bezug auf die sieben Prinzipien des manifestierten Brahmâs oder Universums, in derselben Ordnung wie im Menschen. Exoterisch sind es nur vier Prinzipien.
57 Dämonen ist ein sehr unbestimmt verwendeter Begriff, da er auf eine große Anzahl niederer – d. h. materieller – Geister oder kleinere Götter Anwendung findet, die so benannt werden, weil sie mit den höheren „Krieg führen“; sie sind aber keine Teufel.
58 Dieselbe Ordnung der Prinzipien im Menschen – Atman (Geist), Buddhi (Seele), sein Vehikel, wie die Materie das Vahan des Geistes ist, und Manas (Denkvermögen), das dritte oder fünfte mikrokosmisch. Auf der Ebene der Persönlichkeit ist Manas an erster Stelle.
59 Somit, sagt der Kommentar, ist der Ausspruch rein allegorisch, dass „am Tag die Götter am mächtigsten sind und bei Nacht die Dämonen“.
60 Dieses sich selbst vorstellen als dieses, jenes oder etwas anderes ist der Hauptfaktor in der Erzeugung jeder Art psychischer oder selbst physischer Phänomene. Folgendes sind keine leeren Worte: „Wer immer zu diesem Berg sagen wird: Entferne dich und stürze in das Meer, und er wird nicht zweifeln . . . . so wird es geschehen.“ Lediglich das Wort „Glauben“ sollte mit Willen übersetzt werden. Glaube ohne Wille gleicht einer Windmühle ohne Wind – ergebnislos.
61 Dieselbe Idee findet sich in den ersten vier Kapiteln der Genesis, mit ihrem „Herrn“ und „Gott“, welche die Elohim und der androgyne Eloha sind.
62 Siehe jedoch auch die später in den Werken verschiedener Geologen gegen diese Theorie angedeuteten Probleme. Vergleiche Sir R. S. Balls Artikel in der „Nature“, (1. Dezember 1881) und auch die Kommentare amerikanischer Geologen.
63 Die Göttin, welche diese ursprünglichen Ungeheuer gebar, war in dem Bericht des Berossos Thalatth, im Griechischen Thalassa, „die See“.
64 Siehe zum Vergleich den Schöpfungsbericht von Berossos (Alexander Polyhistor) und die scheußlichen Wesen, im Abgrund der ursprünglichen Schöpfung aus dem zweifältigen Prinzip (Erde und Wasser) geboren: Naras (Zentauren, Menschen mit Pferdebeinen und menschlichen Körpern) und Kimnaras (Menschen mit Pferdeköpfen), von Brahmâ am Beginn des Kalpas erschaffen.
65 Siehe den Kommentar zu Shloka 18.
66 Siehe Prof. Lefèvres „Philosophie,“ S. 481, für ein ähnliches Zugeständnis.
67 Die esoterische Lehre besagt, diese „kosmische Entwicklung“ beziehe sich lediglich auf unser Sonnensystem, während der exoterische Hinduismus einräumt, dass sich die Zahlen auf das gesamte System des Universums beziehen lassen, wenn wir nicht irren.
68 Ein weiterer Punkt der Nichtübereinstimmung. Der Okkultismus behauptet: „Die astralen Vorbilder des mineralischen, pflanzlichen und tierischen Reiches bis hinauf zum Menschen brauchten diesen Zeitraum (300 Millionen Jahre) für die Evolution, um sich neu zu entwickeln aus den abgestoßenen Materialien der vorangegangenen Runde, die in ihrem eigenen Zyklus zwar sehr dicht und physisch waren, im Vergleich zu der Materialität unserer gegenwärtigen mittleren Runde aber verhältnismäßig ätherisch. Im Verlauf dieser 300 Millionen Jahre, auf dem Weg in das Physische und Materielle, den absteigenden Bogen hinab, beginnt die Natur mit der Menschheit und wirkt abwärts gerichtet, indem sie auf ihrem Weg die Formen härtet oder materialisiert. So gehören die Versteinerungen, die in Schichten gefunden werden, welchen ein Alter nicht von achtzehn, sondern von vielen Hundert Millionen Jahren zugeschrieben werden muss, in Wirklichkeit Formen der vorangegangenen Runde an, die während ihrer Lebenszeit viel ätherischer waren als physisch, so wie wir das Physische kennen. Dass wir sie als greifbare Formen wahrnehmen und ausgraben, ist dem erwähnten Materialisations- oder Kristallisationsvorgang zuzuschreiben, der in der Folgezeit zu Beginn der vierten Runde stattfand und seinen Höhepunkt nach der Erscheinung des Menschen erreichte, indem er parallel zu seiner physischen Evolution fortschritt. Das allein erläutert die Tatsache, dass der Grad der Materialität auf der Erde sich mit der ihrer Bewohner pari passu ändert. Und so findet der Mensch jetzt als greifbare Versteinerungen, was einstmals die (für seine gegenwärtigen Sinne) ätherischen Formen der niederen Reiche waren. Die obigen brahmanischen Zahlen beziehen sich auf die auf Globus A in der ersten Runde beginnende Evolution. In diesem Band sprechen wir nur von unserer gegenwärtigen, der vierten Runde.“
69 Die Schreiberin kann diesen Unterschied und die Veränderung der Ziffern in den letzten drei Dreiergruppen von Zahlen nicht erklären. Nach jeglicher Berechnung sollten nach Abzug der dreihundert Millionen das Ergebnis wie folgt sein: 1.655.884.687. Aber sie sind so gegeben, wie in dem oben genannten Tamil-Kalender aufgestellt und wie sie übersetzt wurden. Die Schule des verstorbenen Pandit Dayanand Saraswati, des Begründers des Arya Samaj, gibt als Datum 1.960.852.987 an. Siehe „The Aryan Magazine“ von Lahore, dessen Umschlag die Worte trägt: „Arische Ära 1.960.852.987.“
70 Vaivasvata Manu ist das einzige menschliche Wesen – einige Darstellungen geben ihm noch die sieben Rishis bei – das in der Allegorie vom Matsya-Avatara in einem Boot aus der Flut gerettet wurde wie Noah in der Arche. Danach wäre dieses Vaisvasvata-Manvantara die „nachsintflutliche“ Zeit. Das bezieht sich jedoch nicht auf die spätere „atlantische“ oder Noahs Sintflut, auch nicht auf die kosmische Flut oder das unserer Runde vorangegangene Pralaya der Verdunkelung, sondern auf das Erscheinen der Menschheit in der letzteren Runde. Es wird jedoch ein großer Unterschied gemacht zwischen folgenden Pralayas: „Naimitika“, dem gelegentlichen oder zufälligen; „Prakritaka“, dem elementalen; „Atyantika“, dem absoluten; und „Nitya“, dem beständigen; Letzteres wird als „Brahmâs mögliche Wiederverschmelzung des Universums am Ende eines Tages Brahmâs“ beschrieben. Von einem gelehrten brahmanischen Theosophen wurde die Frage aufgeworfen: „Gibt es etwas Derartiges wie ein kosmisches Pralaya, denn dann müsste der Logos (Krishna) wiedergeboren werden, der doch Aja (ungeboren) ist?“ Wir können nicht sehen, warum. Vom Logos heißt es lediglich metaphorisch, dass er geboren wird; so wie die Sonne täglich geboren wird, oder vielmehr ein Strahl dieser Sonne morgens geboren wird und, wie man sagt, stirbt, wenn er verschwindet, während er doch lediglich wieder in die elterliche Essenz aufgenommen wurde. Das kosmische Pralaya existiert nur für die sichtbaren Dinge, nicht für die Arupa, die formlose Welt. Das kosmische oder universale Pralaya findet nur am Ende von einhundert Jahren Brahmâs statt; wenn, wie es heißt, die universale Auflösung geschieht. Dann, sagen die exoterischen Schriften, nimmt der Avyaya, das durch Vishnu symbolisierte ewige Leben, den Charakter Rudras an, des Zerstörers, tritt in die sieben Strahlen der Sonne ein und trinkt das Wasser des Universums vollständig aus. „So ernährt dehnen sich die sieben solaren Strahlen zu sieben Sonnen aus und setzen den ganzen Kosmos in Flammen. . . . . .“
71 Weil ein Maha-Yuga der 1.000. Teil eines Tages Brahmâs ist.
72 Siehe auch den Artikel „Geology“ in „Encyclopaedia Britannica“.
73 Dies lässt sogar der biblischen „Adam-Chronologie“ von 6.000 Jahren eine Chance (ebenda).
74 Siehe sein Buch „Modern Science and Modern Thought“.
75 Was die Mollusken und tierisches Leben im Silur betrifft – zugegeben; aber was wissen sie vom Menschen?
76 Wilsons Übersetzung des „Vishnu Puranas“, Bd. I., S. 50, 51.
77 Nun ist Sri die Tochter Bhrigus, einer der Prajapatis und Rishis, des Hauptes der Bhrigus, der „Verzehrer“, der Klasse der Luftgötter. Sie ist Lakshmi, das Weib Vishnus, und sie ist „die Braut Shivas“ (Gauri), und sie ist Sarasvati, die „Wässrige“, das Weib Brahmâs, weil die drei Götter und Göttinnen dieselben sind, in drei Aspekten. Man lese die Erklärung Parasharas im „Vishnu-Purana“ (I, viii, Wilsons Übers., S. 119), und man wird verstehen. „Der Herr Sris“ ist der Mond, behauptet er, und „Sri ist das Weib Narayanas, dem Gott der Götter“; Sri oder Lakshmi (Venus) ist Indrani wie auch Sarasvati, denn mit den Worten Parasharas: „Hari (oder Iswara, „der Herr“) ist alles im Universum, was männlich genannt wird; Lakshmi ist alles, was weiblich genannt wird. Es gibt nichts anderes als die beiden.“ Daher ist sie die „weibliche“ und „Gott“ ist die männliche Natur.
78 Nach der wunderbaren Chronologie von Bentley, der zu einer Zeit schrieb, als die biblische Chronologie noch unbestritten war; und auch nach der jener modernen Orientalisten, welche die indischen Daten verkleinern, so weit sie können.
79 Sri ist die Göttin von „Glück und Gedeihen“ und verkörpert es selbst.
80 „Masonic Review“, Cincinnati, Juni 1886. Art. „The Cabbalah“.
81 Weil, wie die Allegorie zeigt, die Götter, die ohne persönliche Verdienste waren, aus Furcht vor der Heiligkeit jener selbst-strebenden inkarnierten Wesen, die zu Asketen und Yogis geworden waren und so die Macht der Ersteren durch ihre selbsterworbenen Kräfte zu erschüttern drohten – dieselben anklagten. All das hat eine tiefe philosophische Bedeutung und bezieht sich auf die Evolution und die Erlangung göttlicher Kräfte durch Selbstbemühung. Einige Rishi-Yogis werden in den Puranas als weitaus mächtiger als die Götter dargestellt. Sekundäre Götter oder temporäre Mächte in der Natur (die Kräfte) sind dazu verdammt, zu verschwinden; allein die spirituelle Potenzialität des Menschen kann ihn dahin führen, eins zu werden mit dem Unendlichen und dem Absoluten.
82 Siehe Band I, Stanze III-IV. Das Dreieck wird auf der Erde zum Fünfeck (fünffältig).
83 Seth, wie Bunsen und andere gezeigt haben, ist nicht nur der ursprüngliche Gott der Semiten – einschließlich der ersten Juden –, sondern auch ihr „halbgöttlicher Vorfahr“. Bunsen zufolge aus folgendem Grund („God in History“, Bd. I, S. 233-4): „Der Seth der Genesis, Vater von Enoch (des Menschen), muss ursprünglich als gleichlaufend gedacht werden mit dem von den Elohim abgeleiteten Vater von Adam.“ „Nach Bunsen war die Gottheit (der Gott Seth) der Urgott Nordägyptens und Palästinas.“ (Staniland Wake, „Origin and Significance of the Great Pyramid“) Und Seth wurde in der späteren Theologie der Ägypter als „ein böser Dämon“ behandelt, sagt derselbe Bunsen, denn er ist eins mit Typhon und logisch folgerichtig eins mit den hinduistischen Dämonen.
84 Siehe Mathers „Kabbalah Unveiled“.
85 Übersetzt in I. Myers „Qabbalah“.
86 Siehe „Das Allerheiligste: seine esoterische Bedeutung“ in Teil II dieses Bandes.
87 „Zohar“, iii, 290a, angeführt in Isaac Myers „Qabbalah“, S. 387.
88 „Zohar“, iii, 290a, angeführt in Isaac Myers „Qabbalah“, S. 387.
89 „. . . Auf die am besten erwiesenen Entdeckungen der vergleichenden Anatomie gestützt, konnte Huxley den bedeutsamen Satz aussprechen, dass die anatomischen Verschiedenheiten zwischen dem Menschen und den höheren Affen geringer sind als diejenigen zwischen den Letzteren und den niederen Affen. Für unseren menschlichen Stammbaum aber folgt daraus unmittelbar der notwendige Schluss, dass das menschliche Geschlecht sich allmählich aus echten Affen entwickelt hat.“ („The Pedigree of Man“, von Ernst Haeckel, übersetzt von Ed. B. Aveling, S. 49)
Was könnten die wissenschaftlichen und logischen Einwendungen gegen den Umkehrschluss sein – möchten wir fragen? Die anatomischen Ähnlichkeiten zwischen dem Menschen und den Menschenaffen – die von den Darwinisten arg übertrieben wurden, wie de Quatrefages zeigt – „erklären“ sich einfach genug, wenn der Ursprung der Letzteren in Betracht gezogen wird.
„In den älteren Schichten findet sich nirgendwo ein dem Menschen nahestehender Affe oder ein dem Affen nahestehender Mensch . . . . . .“
90 „. . . . . Dieselbe Kluft, die sich heute zwischen dem Affen und Menschen findet, geht mit unverminderter Breite und Tiefe bis in das Tertiär zurück. Diese Tatsache allein genügt um klar zu machen, dass dies nicht haltbar ist.“ (Dr. F. Pfaff, Prof. der Naturwissenschaft an der Universität Erlangen)
91 Wir wissen ganz gut, dass das Vayu- und das Matsya-Purana (der westlichen Deutung sehr entgegenkommend) die Agnishwattas mit den Jahreszeiten identifizieren, und die Barhishad-Pitris mit den Monaten; sie fügen eine vierte Klasse hinzu – die Kavyas – zyklische Jahre. Aber identifizieren nicht die christlichen römischen Katholiken ihre Engel mit Planeten, und sind nicht die sieben Rishis zu den Saptarishis geworden – einem Sternbild? Sie sind Gottheiten, die allen zyklischen Einteilungen vorstehen.
92 Das Vayu-Purana besagt, die Viraja-Loka genannte Region sei von den Agnishwattas bewohnt.
93 Das wurde bereits in „Isis Unveiled“ angedeutet, Bd. 1, S. xxxviii, obwohl damals nicht die vollständige Erklärung gegeben werden konnte: „Die Pitris sind nicht die Vorfahren der gegenwärtig lebenden Menschen, sondern die der ersten menschlichen Art oder der adamischen Rasse; die Geister der menschlichen Rassen, die unseren Menschenrassen auf der großen Stufenleiter der absteigenden Evolution vorangingen und unseren modernen Pygmäen sowohl physisch wie auch spirituell weit überlegen waren. Im Manava Dharma Shastra heißen sie die lunaren Vorfahren.“
94 Daher die folgenden in seiner Apokalypse erwähnten Behauptungen der Vision des Hl. Johannes, dem erschien „ein großer, feuerroter Drache, welcher sieben Köpfe und zehn Hörner hatte, und auf seinen Köpfen sieben Diademe“, und sein „Schwanz zieht den dritten Teil der Sterne des Himmels mit sich fort; und er warf sie auf die Erde“ (Joh 12,3).
95 Der Satz „er warf sie auf die Erde“ zeigt klar seinen Ursprung aus der größten und ältesten Allegorie der arischen Mystiker, welche die Wahrheit nach der Vernichtung der atlantischen Riesen und Zauberer in verschiedenen Allegorien verbargen – die astronomische, die physikalische und die göttliche Wahrheit, da es sich dabei um eine Seite aus der präkosmischen Theogonie handelt. Ihre wahre esoterische Auslegung ist eine wahrhafte Theodizee der sogenannten „gefallenen Engel“; die Willigen und die Unwilligen, die Schöpfer und jene, die sich weigerten zu erschaffen, werden heute von den christlichen Katholiken höchst verwirrend durcheinander gemischt. Sie vergessen, dass ihr höchster Erzengel, der Hl. Michael, zwar so dargestellt wird, als hätte er den Drachen der Weisheit oder der göttlichen Selbstaufopferung (jetzt missbraucht und als Satan verleumdet) besiegt (bemeistert und assimiliert), sich doch als Erster weigerte, zu erschaffen! Das hat zu endloser Verwirrung geführt. Die christliche Theologie versteht die sonderbare Sprache des Ostens und seine Symbolik derartig unzureichend, dass sie sogar den chinesisch-buddhistischen und indischen exoterischen Ritus, während gewisser Finsternisse laut zu lärmen, nach seinem toten Buchstabensinn dahingehend erklärt, dass der „große rote Drache“ verscheucht werden solle, der geplant hätte, das Licht zu entführen! Aber hier bedeutet „Licht“ esoterische Weisheit, und wir haben die geheime Bedeutung der Begriffe Drache, Schlange etc. etc. hinlänglich erklärt, die sich alle auf Adepten und Initiierte beziehen.
96 Trotz aller gegenteiligen Anstrengungen kann die christliche Theologie – die sich mit der hebräischen esoterischen Überlieferung von der Schöpfung des Menschen beladen hat, welche sie buchstabengetreu interpretiert – keine vernünftige Entschuldigung für ihren „Gott, den Schöpfer“ finden, einen Menschen ohne Verstand und Sinn hervorgebracht zu haben; noch kann sie die Bestrafung für eine Tat rechtfertigen, bezüglich derer Adam und Eva sich für unzurechnungsfähig erklären könnten. Denn wenn man zugesteht, dass das Paar in Unwissenheit von Gut und Böse war, bevor es die verbotene Frucht aß, wie konnte man von ihm erwarten, dass es wisse, dass Ungehorsam böse ist? Wenn beabsichtigt war, dass der ursprüngliche Mensch ein halbverständiges oder vielmehr verstandloses Wesen bliebe, dann war seine Schöpfung zwecklos und sogar grausam, wenn von einem allmächtigen und vollkommenen Gott bewirkt. Aber Adam und Eva werden selbst in der Genesis so dargestellt, als wären sie von einer Klasse niedrigerer göttlicher Wesen erschaffen worden, den Elohim, die so eifersüchtig auf ihre persönlichen Vorrechte als vernünftige und intelligente Geschöpfe achten, dass sie dem Menschen nicht erlauben wollten, „wie unser einer“ zu werden. Das ist klar, selbst nach dem buchstäblichen Sinn der Bibel. Die Gnostiker hatten daher Recht, wenn sie den jüdischen Gott einer Klasse von niedrigeren, materiellen und nicht sehr heiligen Bewohnern der unsichtbaren Welt zuordneten.
97 In „Isis entschleiert“ werden verschiedene gnostische Systeme gegeben. Eines ist dem „Codex Nazaräus“ entnommen, der Schrift der Nazarener, die, obwohl sie lange vor den Tagen Christi und selbst vor den Gesetzen des Moses existierten, Gnostiker waren, und viele von ihnen Initiierte. Sie hielten ihre „Mysterien des Lebens“ in Nazara (dem alten und neuen Nazareth) ab, und ihre Lehren sind ein getreues Echo der Unterweisungen der Geheimlehre – von denen wir einige jetzt zu erklären unternehmen.
98 Siehe die Übersetzung aus dem Griechischen von François, Monsieur de Foix, Evesque d’Ayre: Das Werk ist Margarete von Valois, Königin von Navarra, gewidmet. Ausgabe von 1579, Bordeaux.
99 Siehe Max Müllers Besprechung des „Popol Vuh“.
100 James Darmesteter, der Übersetzer des Vendidad, spricht davon mit den Worten: „Der Baum, was immer er ist . . .“ (S. 209).
101 Platons „Timaios“.
102 Siehe „Asgard and the Gods“: „The renewal of the World“.
103 Der „Vater des heiligen Feuers“, schreibt Prof. Joly, „ist Tvashtri . . . seine Mutter war Maya. Er selbst wurde als Akta (Gesalbter, χριστὸς) bezeichnet, nachdem der Priester den spirituosen (?) Soma auf sein Haupt und durch Opfer gereinigte Butter auf seinen Körper gegossen hatte“ („Man before Metals“, S. 190). Die Quelle seiner Information hat der französische Darwinist nicht angegeben. Aber die Zeilen werden dennoch angeführt, um zu zeigen, dass selbst den Materialisten ein Licht aufzudämmern beginnt. Adalbert Kuhn identifiziert in seinem Buch „Die Herabkunft des Feuers“ die beiden Zeichen und mit Arani und bezeichnet sie mit diesem Namen. Er fügt hinzu: „Dieser Prozess des Feuerentzündens führte den Menschen natürlich zu der Idee geschlechtlicher Fortpflanzung“ etc. Warum konnte nicht eine würdigere und okkultere Idee den Menschen dahin geführt haben, dieses Symbol zu erfinden, insofern als es in einem seiner Aspekte mit der menschlichen Fortpflanzung in Zusammenhang steht? Aber seine Hauptsymbolik bezieht sich auf Kosmogonie.
„Agni, im Zustand von Akta oder dem Gesalbten, erinnert an Christus“, bemerkt Prof. Joly. „Maya an Maria, seine Mutter, Tvashtri an den Hl. Joseph, den Zimmermann der Bibel.“ Im Rigveda ist Vishvakarman der höchste und älteste der Götter und ihr „Vater“. Er ist der „Zimmermann oder Erbauer“, weil Gott selbst von den Monotheisten „der Architekt des Universums“ genannt wird. Doch ist die ursprüngliche Idee rein metaphysisch und hatte keinen Zusammenhang mit dem späteren Phallizismus.
104 Es ist nicht klar, warum „Bhutas“ von den Orientalisten in den Puranas als „böse Geister“ übersetzt werden sollen. Im „Vishnu-Purana“, Buch I, Kap. 5, sagt der Shloka lediglich: „Bhutas – Unholde, fürchterlich dadurch, dass sie affenfarbig und Fleischfresser sind“; und das Wort bedeutet jetzt in Indien Gespenster, ätherische oder astrale Phantome, während es in der esoterischen Lehre elementare Substanzen bedeutet, etwas, das aus verfeinerter, nicht zusammengesetzter Wesenheit gemacht ist und insbesondere den astralen Doppelgänger irgendeines Menschen oder Tieres. In diesem Fall sind diese ursprünglichen Menschen die Doppelgänger der ersten ätherischen Dhyanis oder Pitris.
105 Siehe „Pymander“, 2. Band, Verse 21-2.
106 Siehe „Genesis of the Elements“, von Prof. W. Crookes, S. 97.
107 Die Gegner des Hinduismus mögen das Obige Pantheismus, Polytheismus nennen oder wie es ihnen beliebt. Wenn die Wissenschaft nicht vollständig von Vorurteilen verblendet ist, wird sie in diesem Bericht eine tiefe Kenntnis der Naturwissenschaften und Physik sowie der Metaphysik und Psychologie erkennen. Aber um das herauszufinden, muss man die Personifikationen studieren und sie dann in chemische Atome übersetzen. Man wird dann finden, dass es mit der physischen und selbst mit der rein materialistischen Wissenschaft übereinstimmt, und auch jene zufriedenstellt, die in der Evolution das Werk der „großen Unbekannten Ursache“ in ihren phänomenalen und illusiven Aspekten sehen.
108 Siehe Bd. I, Teil III, „Götter, Monaden und Atome“. Symbolisch wird es repräsentiert durch das pythagoreische Dreieck, die zehn darin enthaltenen Punkte und die sieben Eckpunkte des Dreiecks und des Quadrats.
109 Daher wird die Astralform in der Kabbala Schalen genannt, genauer der als Kama-Rupa bezeichnete Körper. Er wird von den höheren Engeln in der Gestalt des höheren Manas bei dessen Eintritt in Devachan zurückgelassen, sobald es diesen Rückstand verlässt.
110 Was zeigt, dass die Essener an Wiedergeburt und viele Reinkarnationen auf der Erde glaubten, wie auch Jesus selbst, eine Tatsache, die wir mit dem Neuen Testament beweisen können.
111 Wie wir gezeigt haben, wird das aber von der Esoterik der Genesis bestätigt. Dort werden nicht nur die Tiere nach dem „Adam aus Staub“ erschaffen, sondern die Vegetation wird so beschrieben, dass sie sich bereits in der Erde befand, bevor „die Himmel und die Erde erschaffen waren“. „Jede Pflanze des Feldes davor (d. h. vor dem Tag, an dem die Himmel und die Erde erschaffen waren (Vers 4)) war in der Erde (Vers 5).“ Nun, wenn die okkulte Auslegung ausgeschlossen wird, die erklärt, dass der Globus bereits in dieser vierten Runde mit Vegetation bedeckt und die erste (astrale) Menschheit hervorgebracht worden war, bevor kaum irgendetwas darauf wachsen und sich entwickeln konnte, was könnte der tote Buchstabe dann bedeuten? Einfach dass das Gras dieses Globus sich bereits vor seiner Erschaffung auf der Erde befand? Doch ist die Bedeutung von Vers 6 klar genug, der sagt, „ein Dunst aber stieg auf von der Erde“ und befeuchtete die ganze Oberfläche des Erdbodens, bevor es regnete und ließ die Bäume etc. wachsen. Er zeigt auch, in welcher geologischen Periode das geschah und ferner, was mit „Himmel und Erde“ gemeint ist. Diese Begriffe standen für das Firmament und das trockene, verkrustete Land, getrennt und von seinen Dämpfen und Ausdünstungen überlagert. Darüber hinaus muss sich der Schüler vor Augen halten, dass mit den in diesem Kapitel nach dem buchstäblichen Text vor dem Menschen „erschaffenen“ Tieren nicht die Tiere gemeint waren, sondern die Zeichen des Zodiaks und andere Himmelskörper, genau wie beim Adam Kadmon, dem „männlichen und weiblichen Wesen“ aus dem 1. Kapitel der Genesis, der kein körperliches, menschliches Wesen bezeichnet, sondern die Schar der Elohim, zu denen Jehovah selbst gehörte.
112 Wer fragen möchte: „Was hat Wasserstoff mit Luft oder Oxidation zu tun?“, erhält zur Antwort: „Studiert zuerst das ABC der okkulten Chemie!“ Sie (die christlichen Symbologen) haben in ihrem eifrigen Bestreben, Pymander, den „Mund des Mysteriums“, prophetisch mit dem Hl. Johannes dem Täufer zu identifizieren, setzten sie damit gleichzeitig die 7 Kabiren und die assyrischen Stiere mit den Cherubim der Juden und den Aposteln gleich. Da sie außerdem eine Trennlinie zwischen den vier und den drei ziehen mussten – Letztere die gefallenen Engel; und ferner, um zu vermeiden, dieselben mit den „Sieben Geistern des Angesichts“, den Erzengeln, in Verbindung zu bringen, warfen sie ohne Förmlichkeit alle hinaus, die sie nicht anzuerkennen beliebten. Daher die Verdrehung in der Reihenfolge der Elemente, um dieselben mit der Reihenfolge der Evangelien in Übereinstimmung zu bringen und den Engel-Menschen mit Christus zu identifizieren. Bei den Chaldäern, den Ägyptern, von denen Moses Cherub (Cherubim in ihrer tierischen Form) übernahm, und bei den Ophiten – bei diesen allen wurden die Engel, die Planeten und die Elemente mystisch und alchemistisch symbolisiert durch den Löwen (Michael); den Stier (Uriel); den Drachen (Raphael); den Adler (Gabriel); den Bären (Thot-Sabaoth); den Hund (Erataoth); das Maultier (Uriel oder Thartharaoth). Sie alle haben eine qualitative Bedeutung.
113 Siehe Laings „Modern Science and Modern Thought“, S. 90.
114 Siehe Band I, Teil I, Stanze vii, Kommentar 10.
115 Zweite Ausgabe, S. 161.
116 Und warum nicht alle ersten Stammrassen, sowohl die menschlichen als auch die tierischen; und warum ein „entfernter Vorfahr“?
117 Offensichtlich so, den Regeln der Evolutionslehre zufolge, welche die Säugetiere auf irgendeinen amphibischen Ahnen zurückführt.
118 „Odyssee“, xi, 298-305; „Ilias“, iii, 243.
119 „Chants Cypriaques“, Hyg. Tal., 80, Ovid, „Fasti“ etc. Siehe Decharmes „Mythologie de la Grèce Antique“.
120 Siehe „Brahmâ Kalahansa“ im 1. Band, 3. Stanze, S. 78.
121 Siehe Decharmes „Mythologie“ etc. S. 652.
122 Nem, x, 80 ff. Theokras, xxiv, 131.
123 xxxiv, v. 5; Theokritus, xxii, 1.
124 „Apollodorus“, III, ii, 1.
125 Kastors Grab wurde in alter Zeit in Sparta gezeigt, sagt Pausanias (III, 13, 1); und Plutarch sagt, dass er in Argos der Halb-Sterbliche oder Halb-Held μιξαρχαγέτας genannt wurde (siehe Plutarch, „Quæstiones Græcæ“, 23).
126 „Pindar, Nem.“, x, 60, Dissen.
127 Schol. Eurip. „Orestes“, 463, Dindorf. Siehe Decharmes „Mythologie“ etc., S. 654.
128 Die Monade ist unpersönlich und ein Gott per se, wenn auch auf dieser Ebene unbewusst. Denn von ihrem dritten (oft sogenannten fünften) Prinzip getrennt, dem Manas, das die Horizontallinie des ersten manifestierten Dreieckes oder der Dreieinigkeit ist, kann sie auf dieser irdischen Ebene kein Bewusstsein und keine Wahrnehmung der Dinge haben. „Das Höchste sieht durch das Auge des Niedersten“ in der manifestierten Welt; Purusha (Geist) bleibt ohne die Hilfe von Prakriti (Materie) in den materiellen Sphären blind; dasselbe gilt für Atman-Buddhi ohne Manas.
129 „Moralia“, S. 484 f.
130 Diese seltsame Idee und Erklärung wird von Decharme in seinem Werk „Mythologie de la Grèce Antique“ akzeptiert. „Kastor und Pollux“, sagt er, „sind nichts anderes als die Sonne und der Mond, als Zwillinge vorgestellt. . . . Die Sonne, das unsterbliche und mächtige Wesen, das jeden Abend vom Horizont verschwindet und unter die Erde hinabsteigt, als ob sie dem mit der Nacht zum Leben erwachenden brüderlichen Gestirn Platz machen wolle, ist Pollux, der sich für Kastor aufopfert. Kastor, der geringer ist als sein Bruder, verdankt diesem seine Unsterblichkeit: Denn der Mond, sagt Theophrastus, ist nur eine weitere, jedoch schwächere Sonne.“ („De Ventis“, 17. Siehe Decharme, S. 655 f.)
131 Siehe „Buch Enoch“.
132 Adam (Kadmon) ist, wie Brahmâ und Mars, das Symbol der zeugenden und schöpferischen Kraft als Typus von Wasser und Erde – ein alchemistisches Geheimnis. „Es braucht Erde und Wasser, um eine menschliche Seele zu erschaffen“, sagt Moses. Mars ist der hinduistische Mangala, der Planet Mars identisch mit Kartikeya, dem „Kriegsgott“, geboren von Gharma-ja (Shivas Schweiß) und der Erde. Er ist Lohita, der Rote, wie auch Brahmâ und Adam. Der Mars der Hindus ist wie Adam von keiner Frau und Mutter geboren. Für die Ägypter war Mars das ursprüngliche Zeugungsprinzip, gleich Brahmâ in der exoterischen Lehre und Adam in der Kabbala.
133 Abel ist Chebel, bedeutend „Geburtswehen“, Empfängnis.
134 Siehe „Isis Unveiled“, Bd. II, S. 398, wo Adam und Eva vereinigt als Jehovah gezeigt werden und Hevah und Abel als die weibliche Schlange.
135 Siehe „Isis Unveiled“, Bd. I, S. 305, „Die Vereinigung dieser beiden Rassen brachte eine dritte hervor“ etc.
136 Jod hat in der Kabbala als Symbol die Hand, den Zeigefinger und den Lingam, indes ist es numerisch die vollkommene Eins; aber es ist auch die Zahl 10, männlich und weiblich, wenn geteilt.
137 Siehe „The Source of Measures“, S. 277.
138 Bd. II, S. 464 et seq.
139 „Isis Unveiled“, Bd. II, S. 462.
140 Siehe zum Vergleich „Hosea“, xii, 6 wo er so punktiert ist.
141 Siehe „Timaios“.
142 Siehe Auszüge aus diesem Aufsatz in „The Theosophist“, Februar 1883.
143 Vergleiche Hesekiels Vision (Kap. 1) von den vier göttlichen Wesen, „die gestaltet waren wie ein Mensch“ und doch das Ansehen eines Rades hatten, „wenn sie gingen, gingen sie auf ihren vier Seiten . . . . denn in den Rädern existierte ein lebendiger Geist.“
144 Siehe Prof. Wilders Essay „The Primeval Race Double-Sexed“.
145 Eugibinus, ein Christ, und die Rabbiner Samuel Menasse ben Israel und Maimonides lehrten, dass „Adam zwei Gesichter hatte und eine Person und von Anbeginn an zugleich männlich und weiblich war – männlich auf der einen Seite und weiblich auf der anderen (wie Manus Brahmâ), später jedoch wurden die beiden Teile getrennt“. Der einhundertneununddreißigste Psalm Davids wurde von Rabbi Jeremiah ben Eleazar als Beweis dafür angeführt: „Du hast mich geformt hinten und vorn“, nicht bedrängt, wie es in der Bibel heißt, was widersinnig und bedeutungslos ist, und das zeigt, wie Professor Wilder glaubt, „dass die ursprüngliche Form der Menschheit androgyn war“.
146 Siehe die Vereinigung von Hokhmah, Weisheit, mit Binah, Intelligenz oder Jehovah, dem Demiurgen, in den Sprüchen Salomons, Kap. 8, Verstand genannt. Den Menschen ruft die Weisheit (göttliche okkulte Weisheit) zu: „Oh ihr Einfältigen, verstehet die Weisheit; und ihr Narren, habt ein verständiges Herz.“ Es ist Geist und Materie, der Nous, und die Psyche; von Letzterer sagt der Hl. Jakob, sie sei „irdisch, sinnlich und teuflisch“.
147 Eine von Matthieu Williams im Jahr 1881 entwickelte Hypothese scheint nur wenig Eindruck auf die Astronomen gemacht zu haben. Der Verfasser von „Die Atmosphäre der Sonne“ behauptet in „Knowledge“, 4. April 1884: „Wenn ich jetzt die Untersuchungen von Dr. Andrews auf die Bedingungen der solaren Existenz anwende . . . schließe ich daraus, dass die Sonne keinen Kern hat, weder fest noch flüssig noch gasförmig, sondern aus dissoziierter Materie im kritischen Zustand zusammengesetzt ist, umgeben zuerst von einer flammenden Hülle, die der Wiederzusammenfügung der dissoziierten Materie zuzuschreiben ist, und außerhalb dieser von einer weiteren Hülle aus Dämpfen, die durch diese Wiederzusammenfügung entstehen.“
Das ist eine neue Theorie, die zu den anderen Hypothesen hinzugefügt werden soll, ganz wissenschaftlich und orthodox. Die Bedeutung des „kritischen Zustandes“ wird von Matthieu Williams in derselben Zeitschrift (9. Dez. 1881) in einem Aufsatz über „Feste Körper, Flüssigkeiten und Gase“ erklärt. Der Gelehrte spricht über ein Experiment Dr. Andrews mit Kohlensäure und führt aus: „Sobald 88 ˚ erreicht war, verschwand die Grenze zwischen flüssig und gasförmig; Flüssigkeit und Gas hatten sich zu einem mysteriösen, dazwischenliegenden Fluidum verbunden; ein unbestimmtes fluktuierendes Etwas erfüllt die ganze Röhre – eine ätherisierte Flüssigkeit oder ein sichtbares Gas. Man halte einen rotglühenden Schürhaken zwischen das Auge und das Licht; man wird eine aufwärts strömende Bewegungswelle wahrnehmen von etwas, das wie flüssige Luft erscheint. Die Erscheinung des Hybridfluidums in der Röhre ist dem ähnlich, aber merklich dichter, und steht offenbar zwischen dem flüssigen und dem gasförmigen Zustand der Materie, wie Pech oder Sirup zwischen fest und flüssig steht.“
Die Temperatur, bei der dieser Zustand eintritt, wurde von Dr. Andrews als „kritische Temperatur“ bezeichnet. Hier sind der gasförmige und der flüssige Zustand „kontinuierlich“, und es ist wahrscheinlich, dass alle anderen Substanzen, die in diesen beiden Zuständen bestehen können, ihre eigenen, besonderen kritischen Temperaturen haben.
Bei weiterer Spekulation über diesen „kritischen“ Zustand äußert Matthieu Williams einige ganz okkulte Theorien über Jupiter und andere Planeten. Er sagt: „Unsere Begriffe von festen Körpern, Flüssigkeiten und Gasen sind aus unseren Erfahrungen über den Zustand der Materie hier auf dieser Erde abgeleitet. Könnten wir auf einen anderen Planeten versetzt werden, würden sie seltsam verändert wirken. Auf dem Merkur würde das Wasser zu den kondensierbaren Gasen gehören; auf dem Mars zu den schmelzbaren festen Körpern; aber was auf dem Jupiter?“
„Neue Beobachtungen geben uns Recht, den Jupiter als eine kleine Sonne zu betrachten mit einer äußeren Hülle wolkiger Materie, anscheinend teilweise aus kondensiertem Wasser, aber im Innern rotglühend oder wahrscheinlich noch heißer. Seine Dampfatmosphäre ist offenbar von ungeheurer Tiefe, und da die Schwerkraft auf seiner sichtbaren äußeren Oberfläche zweieinhalb mal so groß ist wie auf unserer Erdoberfläche, muss der Atmosphärendruck bei einem Abstieg unter diese sichtbare Oberfläche bald den Betrag erreichen, bei dem der Wasserdampf in seinen kritischen Zustand versetzt wird. Wir können daher schließen, dass die Jupitermeere weder aus gefrorenem noch aus flüssigem noch aus gasförmigem Wasser bestehen, sondern Meere oder Atmosphären aus kritischem Wasser darstellen. Falls irgendwelche Fische oder Vögel darin schwimmen oder fliegen, so müssen sie sehr maßgeblich organisiert sein.“
Da die gesamte Masse des Jupiters 300 mal größer ist als die der Erde und seine nach dem Mittelpunkt gerichtete Kompressionsenergie proportional größer ansteigt, würden seine Materialien, wenn sie jenen auf der Erde ähnlich wären und nicht heißer, eine erheblich höhere Dichte aufweisen, und der Planet hätte eine höhere spezifische Gravitation; doch durch die Bewegungen seiner Satelliten wissen wir, dass seine spezifische Gravitation weniger als ein Viertel der irdischen beträgt. Das rechtfertigt den Schluss, dass er sehr heiß ist, denn selbst kalter Wasserstoff würde unter einem solchen Druck eine höhere Dichte aufweisen als der Jupiter.
„Da alle elementaren Substanzen fest, flüssig, gasförmig oder kritisch existieren können, je nach den Bedingungen von Temperatur und Druck, bin ich zu dem hypothetischen Schluss berechtigt, dass Jupiter weder ein fester noch ein flüssiger oder gasförmiger Planet ist, sondern ein kritischer Planet oder ein Gestirn, das innerlich aus assoziierten Elementen im kritischen Zustand zusammengesetzt ist und von einer dichten Atmosphäre ihrer Dämpfe und von einigen ihrer Verbindungen wie z. B. Wasser umgeben ist. Dieselbe Überlegung trifft auf Saturn und andere große und weniger dichte Planeten zu.“
Es ist befriedigend zu sehen, wie sich die wissenschaftliche Imagination jedes Jahr enger dem Grenzbereich unserer okkulten Lehren nähert.
148 „The Day after Death“, S. 23.
149 Die erste ereignete sich, als der heutige Nordpol von den späteren Kontinenten getrennt wurde.
150 Wir müssen uns daran erinnern, dass an der Spitze aller babylonischen Götter Ea, Anu und der ursprüngliche Bel standen; und dass Ea, der erste, der Gott der Weisheit war, der große „Gott des Lichts“ und der Tiefe, und dass er mit Oannes identifiziert wurde oder dem biblischen Dagon – dem Mann-Fisch, der sich aus dem persischen Golf erhob.
151 Siehe Teil II, § „Das Allerheiligste“.
152 Der Mond wurde erst viel später zu einem männlichen Gott. Bei den Hindus war er Soma; bei den Chaldäern Nanak oder Narar; und Sin, der Sohn Mul-lils, des älteren Bels. Die „Akkadier“ nannten ihn den „Herrn der Geister“; und er war der Gott von Nippur (Niffer) im nördlichen Babylonien. Mul-lil war es, der die Wasser der Flut vom Himmel auf die Erde fallen ließ, weshalb ihm Xisuthrus nicht gestatten wollte, sich seinem Altar zu nähern. Wie die modernen Assyriologen jetzt festgestellt haben, ist das nördliche Nippur das Zentrum, von dem aus sich die chaldäische (schwarze) Magie ausbreitete; und Eridu (das Südliche) der ursprüngliche Sitz der Verehrung des Kulturgottes, des Gottes der himmlischen Weisheit – und der Sonnengott war überall die höchste Gottheit. Bei den Juden ist der Mond mit Israels Jehovah und seinem Samen verknüpft, denn Ur war der Hauptsitz der Verehrung des Mondgottes, und von Abraham wird behauptet, er sei von Ur gekommen, wodurch er von einem A-bra(h)m zu einem Abraham wird.
153 Als Narada, der jungfräuliche Asket, dem Menschengeschlecht dadurch ein Ende zu bereiten drohte, dass er die Söhne Dakshas daran hinderte, es hervorzubringen.
154 Das wird von einem gelehrten Brahmanen bestätigt. In seinen ganz ausgezeichneten Vorlesungen über die Bhagavadgita (siehe „Theosophist“, April, 1887, S. 444) sagt der Vortragende: „Es gibt da eine Besonderheit, auf die ich Ihre Aufmerksamkeit lenken muss. Er (Krishna) spricht hier von vier Manus. Warum spricht er von vieren? Wir sind jetzt im siebten Manvantara – in dem Vaivasvatas. Wenn er von den vergangenen Manus spricht, so sollte er von sechs sprechen, erwähnt aber nur vier. In einigen Kommentaren wurde der Versuch unternommen, das auf eine eigentümliche Weise zu erklären. „Das Wort ‘Chatvarah’ wird von dem Wort ‘Manavah’ getrennt und auf Sanak, Sanandana, Sanat-Kumara und Sanat-Sujata bezogen, die auch zu den aus dem Gemüt geborenen Söhnen Prajapatis gehören. Aber diese Erklärung wird zu einem höchst widersinnigen Schluss führen und zur Folge haben, dass der Satz widersprüchlich ist. Die im Text angedeuteten Charaktere weisen in dem Satz einen näher bestimmenden Zusatz auf. Es ist wohl bekannt, dass Sanaka und die anderen drei sich weigerten, zu erschaffen, obwohl die anderen Söhne zugestimmt hatten; daher wäre es widersinnig, diese vier in die Liste der Charaktere aufzunehmen, von denen die Menschheit ihr Dasein herleitet. Diese Stelle muss ohne die Zerlegung des Kompositums in zwei Substantive erklärt werden. Die Anzahl der Manus wird in diesem Fall vier betragen, und die Behauptung steht damit im Widerspruch zu den puranischen Berichten, jedoch in Übereinstimmung mit der okkulten Theorie. Sie werden sich daran erinnern, dass (im Okkultismus) behauptet wird, dass wir uns gegenwärtig in der fünften Wurzelrasse befinden. Jede Wurzelrasse wird als die Santati eines besonderen Manus betrachtet. Nun, die vierte Rasse ist vergangen, oder mit anderen Worten, vier Manus sind vergangen. . . . .“
155 Stockwells „Smithsonian Contributions to Knowledge“, xviii; R. W. McFarland, „Amer. Jour. Sci.“, III, xi, 456; und Crolls „Climate and Time“. Lemurien wurde nicht von einer Flut ertränkt, sondern durch vulkanische Aktivität zerstört und versank danach.
156 Agruerus ist Kronos oder Saturn und das Vorbild des israelitischen Jehovahs. Noah ist mythologisch eins mit Saturn, denn er steht in Zusammenhang mit Argha, dem Mond oder der Arche der Erlösung. Doch dann kann sich das nicht auf die irdische Flut beziehen (siehe jedoch Fabers „Kabiri“, I, S. 35, 43 und 45).
157 Ebenda, Bd. II, S. 240.
158 Sanchuniathon sagt, dass die Titanen die Söhne von Kronos waren, und sieben an der Zahl; und er nennt sie Feueranbeter, Aletae (Söhne Agnis?) und Sintflutler. Al-ait ist der Gott des Feuers.
159 Von welcher sieben, wie wir bemerken wollen, die Arier und nicht die Semiten die Urheber waren, während die Juden diese Zahl von den Chaldäern erhielten.
160 Sieben individuelle Gottessöhne oder Pitaras und Pitris; in diesem Fall auch die Söhne von Kronos oder Saturn (Kala, „Zeit“) und Arkite, den Kabiren und Titanen gleich, wie ihr Name – „Mondvorfahren“ – zeigt, denn der Mond ist die Arche oder Argha auf dem wässrigen Abgrund des Raumes.
161 Siehe „Kabiri”, Vol. I, p. 131.
162 Aretia ist die weibliche Form von Artes (dem ägyptischen Mars). Daher das chaldäische (und jetzt hebräische) Wort ערא (Arets), „Erde“. Der Verfasser der „Beiträge zur Kenntniss“ (Art. unter „Artes“ Mars), zitiert: „Addit Cedrenus („Salem“, I, 3): Stella Martis ab Egyptiis vocatur Ertosi (plantare, generare). Significat autem hoc omnis generis procreationem et vivificationem, omnisque substantiæ et materiæ naturam et vim ordinantem atque procreantem.” Es ist die Erde als „Quelle des Seins“; oder wie der Verfasser von „The Source of Measures“ erklärt: Artes bedeutet im Hebräischen und Ägyptischen dasselbe, und beide verbinden die ursprüngliche Idee der Erde als Quelle; genau wie im Hebräischen selbst, in einer anderen Form, sind Adam und Madim (Mars) dieselben, und sie verbinden die Idee von der Erde mit Adam in Form von H-Adam-H.
163 Kap. lxiv, 1, 4, 6.
164 Dieser und vergleichbare Ausdrücke sind in der „Anthropogenesis“ dieses Werkes und an anderer Stelle erklärt.
165 Es ist wichtig sich zu vergegenwärtigen, dass in der indischen Philosophie jede differenzierte Einheit sich lediglich während der Zyklen der Maya in diesem Zustand befindet, da sie in ihrer Wesenheit mit dem Höchsten oder dem Einen Geist eins ist. Daraus entsteht die scheinbare Verwirrung und Widersprüchlichkeit in den verschiedenen Puranas und manchmal selbst innerhalb eines Puranas in Bezug auf dasselbe Individuum. Vishnu – als der vielgestaltige Brahmâ und als Brahma (neutrum) – ist eins, und doch heißt es von ihm, er sei alle 28 Vyasas (Vishnu-Purana). „In jedem Dvapara- (dritten) Zeitalter teilt Vishnu in der Gestalt Vyasas den Veda, der einer ist, in vier und viele Teile. Achtundzwanzigmal wurden die Veden von den großen Rishis während des Vaivasvata-Manvantaras im Dvapara-Yuga bearbeitet. . . . Folglich sind achtundzwanzig Vyasas dahingegangen. . . . Sie alle kamen in der Form von Veda-Vyasas, sie waren die Vyasas ihrer entsprechenden Zeitalter. . . .“ (Buch III, Kap. III) „Diese Welt ist Brahmâ in Brahmâ von Brahmâ . . . nichts weiter zu wissen.“ Dann wieder . . . „Im ersten Manvantara gab es die sieben berühmten Söhne Vasishtas, im dritten Manvantara waren sie Söhne Brahmâs (d. h. Rishis), die glänzende Nachkommenschaft Urjas.“ Das ist klar: Die Menschheit des ersten Manvantaras ist dieselbe wie die im siebten und auch in allen dazwischenliegenden. Die Menschheit der ersten Wurzelrasse ist die Menschheit der zweiten, dritten, vierten, fünften etc. Bis zuletzt bildet sie eine zyklische und beständige Reinkarnation der zu den Dhyan Chohans unserer Planetenkette gehörenden Monaden.
166 Das Dvapara-Yuga ist für jede Rasse anders. Alle Rassen haben ihre eigenen Zyklen, eine Tatsache, die große Unterschiede verursacht. Zum Beispiel befanden sich die Atlantier zum Zeitpunkt ihrer Vernichtung in ihrem Kali-Yuga in der vierten Unterrasse, während ihre fünfte in ihrem Satya- oder Krita-Yuga stattfand. Die arische Rasse ist jetzt in ihrem Kali-Yuga und wird noch weitere 427.000 Jahre darin verbleiben, während verschiedene „Familienrassen“, die semitische, hamitische etc., sich in ihren eigenen, besonderen Zyklen befinden. Die bevorstehende sechste Unterrasse – die sehr bald beginnen mag – wird in ihrem Satya- (goldenen) Zeitalter sein, indes wir selbst in unserem Kali-Yuga die Frucht unserer Bosheit ernten.
167 „Posthumous Humanity“ – ins Englische übersetzt von H. S. Olcott, London, 1887.
168 Professor Newcomb behauptet, „die durch Kontraktion frei werdende Wärme werde nur 18.000.000 Jahre anhalten“ („Popular Astronomy“, S. 509); aber „eine Temperatur, welche die Existenz von Wasser zulässt, könne nicht früher als vor 10.000.000 Jahren erreicht worden sein“ (Winchells „World-Life“, S. 356). Sir William Thomson behauptet hingegen, das Alter der Verkrustung der Erde betrage insgesamt 18.000.000 Jahre, obwohl er dieses Jahr seine Meinung geändert hat und nun lediglich 15.000.000 Jahre für das Alter der Sonne zulässt. Wie im Anhang gezeigt werden wird, sind die Unterschiede der wissenschaftlichen Meinungen derartig groß, dass in eine wissenschaftliche Spekulation niemals Vertrauen gesetzt werden kann.
169 Der Aufsatz über „The Plurality of Worlds“ (1853) – ein anonymes Werk, aber bekanntermaßen von Dr. Whewell verfasst – ist ein guter Beweis dafür. Kein Christ sollte an die Pluralität der Welten oder an das geologische Alter des Globus glauben, argumentiert der Verfasser; denn wenn behauptet wird, diese Welt sei lediglich eine von vielen ihrer Art und allesamt das Werk Gottes; dass alle belebt seien, alle der Bereich und die Wohnstatt intelligenter, mit Willen begabter Geschöpfe, dem Gesetz unterworfen und des freien Willens fähig; dass es dann doch vielleicht etwas überspannt sei zu glauben, unsere Welt sei Gegenstand der Gunst Gottes und Seiner besonderen Einwirkung, Seiner Mitteilungen und Seines persönlichen Besuches gewesen. . . . . . . Kann die Erde sich anmaßen, für den Mittelpunkt des moralischen und religiösen Universums gehalten zu werden, so fragt er, ohne sich auf eine mindeste Unterscheidung im physischen Universum stützen zu können? Ist es nicht ebenso absurd, eine solche Behauptung (von der Pluralität der bewohnten Welten) aufrecht zu erhalten, als es heute sein würde, die alte Hypothese des Ptolemäus aufrecht zu erhalten, der die Erde in den Mittelpunkt unseres Systems versetzte?. . . . Das Obige ist aus dem Gedächtnis zitiert, doch nahezu wörtlich. Der Verfasser versteht wohl nicht, dass er mit einer derartigen Verteidigung seine eigene Seifenblase zum Platzen bringt.
170 Allgemeiner bekannt als Protoplasma. Diese Substanz wurde vor langer Zeit von Prof. Dujardin-Beaumetz mit „Sarkod“ bezeichnet.
171 Die Moneren sind in der Tat Protisten. Sie sind weder Tiere „noch Planzen“, schreibt Haeckel; „. . . der ganze Körper der Monere stellt nichts weiter dar als ein einzelnes, vollkommen homogenes Eiweiß-Teilchen in einem festen, adhäsiven Zustand“ („Quarterly Journal of Microscopical Science“, Vol. 9, Jan. 1869, S. 28-9).
172 Man bedenke nur den Iguanodon des mesozoischen Zeitalters – das 100 Fuß lange Ungeheuer – heute verwandelt in die kleine Leguaneidechse Südamerikas. Es könnte sich eines Tages herausstellen, dass die volkstümlichen Überlieferungen über Riesen der alten Zeit und ihre Erwähnung in jeder Mythologie, einschließlich der Bibel, auf Tatsachen gründen. Die Logik der Analogie allein sollte uns dazu führen, dass wir diese Überlieferungen als wissenschaftliche Wahrheiten in der Natur akzeptieren.
173 „Force and Matter“ von L. Büchner, herausgegeben von J. F. Collingwood, F.R.S.L., S. 61.
174 „Introduction à l’Étude des Races Humaines“.
175 „Modern Science and Modern Thought“ von S. Laing, S. 32.
176 „Esoteric Buddhism“, S. 70.
177 Dasselbe Schicksal steht den spiritistischen Phänomenen und allen weiteren psychologischen Manifestationen des inneren Menschen bevor. Seit den Tagen Humes, dessen Untersuchungen in einem nihilistischen Idealismus gipfelten, hat die Psychologie ihre Position allmählich zu einem krassen Materialismus hin verschoben. Hume wird als Psychologe betrachtet, und doch leugnete er a priori die Möglichkeit von Phänomenen, an die jetzt Millionen glauben, selbst viele Wissenschaftler. Die Hylo-Idealisten sind heute reine Annihilationisten. Die Schulen von Spencer und Bain sind jeweils positivistisch und materialistisch und ganz und gar nicht metaphysisch. Sie stellen Psychismus und nicht Psychologie dar; sie erinnern ebenso wenig an die Vedantalehre wie der Pessimismus Schopenhauers, und von Hartmann erinnert an die Esoterische Philosophie, das Herz und die Seele des wahren Buddhismus.
178 Obwohl sich die astrale und die physische Ebene der Materie selbst in den frühesten geologischen Zeitaltern parallel zueinander entwickelten, muss beachtet werden, dass sie sich dennoch nicht in denselben Manifestationsphasen wie heute befanden. Die Erde erreichte ihren gegenwärtigen Dichtegrad erst vor 18.000.000 Jahren. Seit diesem Zeitpunkt haben sich beide verfestigt, sowohl die physische als auch die astrale Ebene.
179 Die Vorstellung und Definition des Absoluten von Kardinal Nikolaus von Kues kann lediglich einem westlichen Verstand genügen, der sich während langer Jahrhunderte scholastischer und theologischer Sophistik selbst unbewusst eingekerkert hat und gänzlich entartet ist. Diese „neue Philosophie des Absoluten“, die von Sir William Hamilton auf von Kues zurückgeführt wird, würde dem schärferen metaphysischen Verstand eines indischen Vedantisten niemals genügen.
180 Cudworths „The True Intellectual System of the Universe“, I, S. 328.
181 „Vishnu-Purana“, Buch I, Kap. xv, Bd. 2., S. 71.
182 Ebenda, Buch I, Kap. v.
183 Welche Manu „unsere Großväter väterlicherseits“ nennt (III, 284). Die Rudras sind die sieben Offenbarungen des Rudra-Shivas, des „zerstörenden Gottes“, und auch der große Yogi und Asket.
184 Siehe Bd. II, S. 92.
185 Angesichts der modernen Stammbäume des Menschen von der Entstehung des Lebens und vom Ursprung des Menschengeschlechts auf diese absurd unwissenschaftliche Weise zu sprechen, bedeutet die augenblickliche Vernichtung herauszufordern. Die esoterische Lehre setzt sich nichtsdestotrotz dieser Gefahr aus, und sie geht sogar so weit, den unparteiischen Leser aufzufordern, obige Hypothese (wenn sie denn eine ist) mit Haeckels Theorie zu vergleichen – die jetzt rasch ein Axiom für die Wissenschaft wird – und die wir folgendermaßen wörtlich zitieren:
„ . . . Wie entstand das Leben, die lebendige Welt der Organismen? Und zweitens die besondere Frage: ‘Wie entstand das Menschengeschlecht?’ Die erste dieser beiden Fragen über die erste Entstehung lebendiger Wesen kann empirisch (!!) ausschließlich durch den Nachweis der sogenannten Ur- oder Spontanzeugung oder der spontanen Entstehung von Organismen der denkbar einfachsten Art entschieden werden. Dazu zählen die Moneren (Protogene, Protoamöben etc.), vollkommen einfache, mikroskopische Protoplasmamassen ohne jegliche Struktur und Organisation, die sich ernähren und sich durch Teilung fortpflanzen. Eine solche Monere, nämlich die von dem berühmten englischen Zoologen Huxley entdeckte und Bathybius Haeckelii genannte Ur-Organismus bedeckt in Form einer zusammenhängenden, dicken protoplasmischen Schicht den Meeresboden in den größten Tiefen des Ozeans, zwischen 3.000 und 30.000 Fuß. Zwar ist die Urzeugung solcher Moneren bis jetzt nicht sicher beobachtet worden; aber an sich ist eine solche Form der Evolution nicht unwahrscheinlich.“ („The Pedigree of Man“, Avelings Übersetzung, S. 32-3)
Da sich neuerdings herausgestellt hat, dass das Bathybius-Protoplasma überhaupt keine organische Substanz ist, bleibt wenig dazu anzumerken. Noch braucht man nach der Lektüre dessen weitere Zeit mit der Widerlegung der folgenden Behauptung zu verbringen, dass . . . . „dann über jeden Zweifel erhaben der Mensch (in der Vorstellung Haeckels und seinesgleichen) ebenso aus niederen Säugetieren, Affen und früheren affenartigen Kreaturen und noch früheren Beuteltieren, Amphibien, Fischen etc. durch allmähliche Umbildung entstanden sei“, allesamt hervorgebracht von „einer Reihe von Naturkräften, die blind, . . . . . . . . zweck- und planlos arbeiten.“ (S. 34 und 36)
Die oben angeführte Stelle enthält ihre eigene Kritik in sich selbst. Man lässt die Wissenschaft das lehren, was bis zur gegenwärtigen Zeit „noch niemals sicher beobachtet worden ist“. Man lässt sie die Erscheinung einer intelligenten Natur und einer von Form und Materie unabhängigen Lebenskraft leugnen und es für wissenschaftlicher halten, die wunderbare Arbeitsleistung zu lehren von „blinden, zweck- und planlos arbeitenden Naturkräften“. Wenn dem so ist, dann werden wir dahingeführt zu denken, dass die physikalisch-mechanischen Gehirnkräfte gewisser hervorragender Wissenschaftler dieselben ebenso blind dahinführen, die Logik und den gesunden Menschenverstand auf dem Altar wechselseitiger Bewunderung zu opfern. Warum sollte die protoplasmische Monere, welche das erste lebendige Geschöpf durch Selbstteilung hervorbringt, für eine rein wissenschaftliche Hypothese gehalten werden und eine ätherische, vormenschliche Rasse, die die ursprünglichen Menschen auf dieselbe Art erzeugt, als unwissenschaftlicher Aberglaube verpönt sein? Oder hat der Materialismus in der Wissenschaft ein ausschließliches Monopol erlangt?
186 Die in der volkstümlichen indischen Theologie als Dämonen betrachteten Rakshasas werden jenseits des Himalayas als „Erhalter“ bezeichnet. Diese doppelte und widersprüchliche Bedeutung hat ihren Ursprung in einer philosophischen Allegorie, die in den Puranas auf unterschiedliche Weise wiedergegeben wird. Es wird behauptet, dass, als Brahmâ die Dämonen erschuf, die beiden Arten von Dämonen der Yakshas (von yaksh, essen) und der Rakshasas, sobald sie geboren waren, ihren Schöpfer verschlingen wollten und dass „jene von ihnen, die ausriefen ‘Nicht so: Oh! Möge er gerettet (erhalten) sein!’ Rakshasas genannt wurden.“ („Vishnu-Purana“, Buch I, Kapitel v) Das „Bhagavata-Purana“ (III, 20, 19-21) überliefert die Allegorie anders. Brahmâ verwandelte sich in Nacht (oder Unwissenheit), mit einem Körper bekleidet, welchen die Yakshas und Rakshasas mit dem Ausruf ergriffen: „Schont ihn nicht; verschlingt ihn.“ Brahmâ rief aus: „Verschlingt mich nicht, verschont mich.“ Das hat natürlich eine innere Bedeutung. Der „Körper der Nacht“ ist die Dunkelheit des Unwissens, und er ist die Dunkelheit der Stille und Verborgenheit. Nun werden die Rakshasas fast immer als Yogis dargestellt, fromme Sadhus und Initiierte, was für Dämonen eine eher untypische Beschäftigung darstellt. Die Bedeutung ist also, dass wir zwar die Macht haben, die Dunkelheit der Unwissenheit zu vertreiben, „sie zu verschlingen“, aber die Heilige Wahrheit davor bewahren müssen, entweiht zu werden. „Brahmâ ist nur für die Brahmanen“, sagt diese stolze Kaste. Die Moral der Fabel ist offensichtlich.
187 Die allmähliche Evolution des Menschen in der Geheimlehre zeigt, dass alle späteren (für den Profanen die frühesten) Rassen ihren physischen Ursprung in der frühen vierten Rasse haben. Als spirituelle Vorfahren unserer gegenwärtigen Generationen, und insbesondere der arischen, vedischen Rassen ist jedoch die Unterrasse zu betrachten, die der Unterrasse der Geschlechtertrennung vorausging. Webers Idee, dass die indo-germanische Rasse der arischen vedischen Rasse voranging, ist für den Okkultisten in höchsten Maße grotesk.
188 Jeder Heilungs- oder Vernarbungsprozess in den höheren Tiergruppen – selbst im Fall des Nachwachsens verstümmelter Glieder bei den Amphibien – wird durch Zellteilung oder Knospung der elementaren morphologischen Elemente bewirkt.
189 Der Begriff bedeutet hier weder Dolicho- noch Brachyzephalie, noch Schädel mit geringerem Volumen, sondern vielmehr Gehirne, denen es im Allgemeinen an Intellekt mangelt. Die Theorie, die intellektuelle Kapazität eines Menschen sei vom Volumen seines Schädels abhängig, erscheint jedem, der den Gegenstand studiert hat, unsinnig und unlogisch. Die Schädel aus der Steinzeit wie auch die der afrikanischen Rassen (einschließlich der Buschmänner) zeigen, dass Erstere vielmehr über als unter dem durchschnittlichen Gehirnvolumen des modernen Menschen stehen, und die Schädel der Letzteren sind im Ganzen (sowie auch im Fall der Papuas und der Polynesier im Allgemeinen) um einen Kubikzoll größer als die des Durchschnittsfranzosen. Die Schädelkapazität des heutigen Einwohners von Paris repräsentiert einen Mittelwert von 1.437 Kubikzentimetern im Vergleich zu den 1.523 Kubikzentimetern eines Bewohners der Auvergne.
190 A. Lefèvre, „Philosophy Historical and Critical“, S. 498.
191 „Principles of Zoology“, S. 238.
192 Bd. I, S. 154.
193 Dies wird in dem Abschnitt, der dieser Reihe von Stanzen folgt, in der Allegorie aus den Puranas über Kandu erklärt, des heiligen Weisen, und Pramlocha, der Nymphe, die ihn angeblich hypnotisierte (siehe Bd. II, S. 174-5). Eine wissenschaftlich bedeutsame Allegorie, da die von ihr abgesonderten Schweißtropfen die Sporen der Wissenschaft symbolisieren (vide infra).
194 Das wird im weiteren Verlauf erklärt werden. Der Unwille, Menschen zu formen oder zu erschaffen, wird in den Puranas durch Dakshas Benehmen gegenüber seinem Widersacher Narada, den „streitlustigen Asketen“, symbolisiert.
195 Vide Vers 24.
196 Der Evolutionist Professor Schmidt spielt auf „die Tatsache der Trennung der Geschlechter“ an, „wobei man sich wohl darüber einig ist (die Anhänger der Schöpfungslehre natürlich ausgenommen), dass sie aus den einstigen hermaphroditischen Arten hervorgingen“. Das besagt tatsächlich der unwiderlegbare Beweis der Anwesenheit rudimentärer Organe (vgl. seine „Doctrine of Descent and Darwinism“, S. 159). Von solchen greifbaren Spuren eines ursprünglichen Hermaphroditismus abgesehen möge die Tatsache beachtet werden, dass, wie Laing schreibt, „ein Studium der Embryologie . . . zeigt, dass bei der menschlichen und den höheren tierischen Arten der Geschlechterunterschied erst dann entwickelt wird, wenn das Wachstum des Embryos erheblich vorangeschritten ist“ („A Modern Zoroastrian“, S. 106). Das Gesetz der Verzögerung – gleichermaßen wirksam bei Menschenrassen, Tierarten etc., wenn erst einmal ein höherer Typus entwickelt worden ist – bewahrt den Hermaphroditismus noch als die Fortpflanzungsmethode der Mehrheit der Pflanzen und vieler niedriger Tiere.
197 Siehe „Vishnu-Purana“, Buch I, Kap. 7, Par. I.
198 Siehe „Five Years of Theosophy“, S. 111.
199 Vide „Vishnu-Purana“, Buch III, Kap. 2.
200 Im ältesten Manuskript des „Vishnu-Puranas“, das sich im Besitz eines Initiierten im südlichen Indien befindet, ist der Gott nicht Indra, sondern Kama, der Gott der Liebe und des Verlangens. Siehe den weiteren Text.
201 Das sind die exoterischen Zahlen, absichtlich verstellt und verzerrt, tatsächlich gibt die Zahl die Dauer des Zyklus zwischen der ersten und zweiten Menschenrasse an. Wenn auch alle Orientalisten das Gegenteil behaupten, so gibt es doch kein einziges Wort in irgendeinem der Puranas, das nicht eine besondere esoterische Bedeutung hat.
202 „Vishnu Purana“, I, Kap. 15, vgl. auch „Viviens Verführung Merlins“ (Tennyson), dieselbe Legende in irischer Tradition.
203 Der Text lautet: „Von Brahmâ wurden aus dem Gemüt geborene Nachkommen erschaffen, ihre Formen und Fähigkeiten waren aus seiner körperlichen Natur abgeleitet, verkörperte Geister, hervorgebracht aus den Gliedern (Gatra) Dhimats (der allweisen Gottheit).“ Alle diese Wesen waren die Wohnstatt der drei Qualitäten des Deva-Sargas (der göttlichen Schöpfung, welcher, wie auch der fünffältigen Schöpfung, die klare Wahrnehmung fehlt, ohne Reflexion, die von stumpfer Natur ist). Doch da sie sich nicht vermehrten, schuf Brahmâ „weitere aus dem Gemüt geborene Söhne wie er selbst“, nämlich die Brahmâ-Rishis und die Prajapatis (zehn und sieben). Sanandana und die anderen Söhne des Vedhas (Brahmâ) wurden vorher erschaffen. Aber, wie anderweitig gezeigt, waren sie „ohne Verlangen oder Leidenschaft, durchdrungen von heiliger Weisheit, dem Universum entfremdet und ohne Wunsch nach Nachkommen“ (Band I, Kap. 7). Sanandana und andere Kumaras sind dann jene Götter, die gezwungen werden, sich in verstandlose Menschen zu inkarnieren, nachdem sie sich verweigert hatten, „Nachkommenschaft hervorzubringen“. Der Leser möge unvermeidliche Wiederholungen angesichts der großen Anzahl mitgeteilter Tatsachen entschuldigen.
204 Siehe Platons „Symposium”.
205 Eine allegorische Bezugnahme auf die „Heiligen Tiere“ des Zodiaks und andere Himmelskörper. Einige Kabbalisten sehen in ihnen die Prototypen der Tiere.
206 Bei „Hesiod“ erzeugt Zeus die dritte Menschenrasse aus Eschen. Im „Popol Vuh“ wird die dritte Menschenrasse aus dem Baum Tzita und dem Mark des Schilfrohrs namens Sibac erschaffen. Aber Sibac bedeutet in der Mysteriensprache der Artufas (oder Initiationshöhlen) „Ei“. In einem 1812 von Don Baptista Pino für das spanische Parlament erstellten Bericht heißt es: „Alle Pueblos haben ihre Artufas – so nennen die Eingeborenen unterirdische Gemächer mit nur einem einzigen Tor, wo sie sich (heimlich) versammeln. . . . . Dabei handelt es sich um unzugängliche Tempel . . . . und die Tore sind den Spaniern immer verschlossen. . . . . Sie beten Sonne und Mond an . . . . das Feuer und die große Schlange (die schöpferische Kraft), deren Eier Sibac genannt werden.“
207 Zwischen den Worten Sarpa und Naga besteht esoterisch ein beachtlicher Unterschied, obwohl sie beide wahllos verwendet werden. Sarpa (Schlange) kommt von der Wurzel Srip, kriechen, (lateinisch) serpo; und sie werden „Ahi“ genannt, von Ha, verlassen, „Die Sarpas wurden aus Brahmâs Haar erschaffen, das infolge seines Entsetzens beim Anblick der Yakshas, die er selbst so schrecklich anzusehen erschaffen hatte, von seinem Haupt fielen, und jedes Haar verwandelte sich in eine Schlange. Sie werden Sarpa genannt, weil sie kriechen und Ahi, weil sie das Haupt verlassen hatten.“ (Wilson) Doch die Nagas der Allegorien kriechen nicht, ungeachtet ihres Schlangenschwanzes, sondern bringen es fertig zu gehen, zu laufen und zu kämpfen.
208 Wilson übersetzt das Wort mit „Halbgöttern“ (siehe sein „Vishnu-Purana“, I, S. 130); die Raumas oder Raumyas sind jedoch lediglich eine Rasse, ein Stamm.
209 xii, 10308.
210 „Vishnu-Purana“.
211 „Doctrine of Descent und Darwinism“, S. 186-7. Die „unbekannten Vorfahren“, auf die Bezug genommen wird, sind die ursprünglichen astralen Prototypen. Vgl. § II, S. 260 (a).
212 Siehe Vers 24.
213 Diese „Tiere“ oder Monster sind nicht die menschenähnlichen oder irgendwelche anderen Affen, sondern wahrhaftig das, was die Anthropologen als das „fehlende Glied“ bezeichnen wollen, der ursprüngliche, niedere Mensch; vide infra.
214 Die Schande ihres tierischen Ursprungs, den unsere heutigen Wissenschaftler hervorheben würden, wenn sie könnten.
215 Vide „Esoteric Buddhism“.
216 „Die Wissenschaft der Embryologie liefert ein sehr starkes Argument zugunsten der Variabilität. Ist nicht ein Mensch im Uterus . . . . . eine einfache Zelle, eine Pflanze mit drei oder vier Blättchen, eine Kaulquappe mit Kiemen, ein Säugetier mit einem Schwanz, schließlich ein Primat (?) und ein Zweifüßler? Es ist kaum möglich, in der embryonischen Entwicklung nicht eine zeitgeraffte Skizze, eine getreue Zusammenfassung der ganzen organischen Reihe zu erkennen.“ (Lefèvre, „Philosophy“, S. 484)
Die erwähnte Zusammenfassung betrifft jedoch lediglich den Vorrat von im Menschen, dem Mikrokosmos, gespeicherten Typen. Diese einfache Erklärung begegnet allen derartigen Einwänden wie dem Vorhandensein eines rudimentären Schwanzes am Fötus – eine Tatsache, die von Haeckel und Darwin triumphierend als endgültiger Beweis für die Theorie des Affens als Ahnen des Menschen dargestellt wurde. Es sei darauf hingewiesen, dass das Vorhandensein einer Pflanze mit Blättern in den Stadien der embryonischen Entwicklung nach gewöhnlichen evolutionistischen Prinzipien nicht erklärt ist. Die Darwinisten haben den Menschen nicht durch das Pflanzenreich zurückverfolgt, aber die Okkultisten taten das. Warum also diese Erscheinung beim Embryo, und wie erklären sie die Ersteren?
217 „The Proofs of Evolution“, eine Vorlesung von Haeckel.
218 Cory, „Ancient Fragments“.
219 „On the Origin of Species“, S. 448-9, erste Ausgabe.
220 Dieser Vers lautet im „Rigveda“ (X, 5.6): „Die sieben Weisen (Strahlen der Weisheit, Dhyanis) bilden sieben Pfade (oder Linien, und in einem anderen Sinn auch Rassen). Der trostlose Sterbliche kann auf einen diese Pfade kommen.“ Dieser Vers wird ausschließlich vom astronomischen und kosmischen Aspekt aus interpretiert, und in seiner okkulten Bedeutung stellt er einen der gehaltvollsten Verse dar. Die „Pfade“ können Linien (Maryada) bedeuten, doch ursprünglich sind sie Lichtstrahlen, die auf die zur Weisheit führenden Pfade fallen (siehe „Rigveda,“ IV, 5.13). Es bedeutet „Wege“ oder Pfade. Sie sind, kurz gesagt, die sieben Strahlen, die aus dem makrokosmischen Zentrum frei herabfallen, die sieben Prinzipien im metaphysischen, die sieben Rassen im physischen Sinn. Alles hängt von dem angewendeten Schlüssel ab.
221 „Rigveda“, X, 5.2.
222 Es ist nahezu unmöglich, einige dieser alten Kommentare wörtlich zu übersetzen. Wir sind oft gezwungen lediglich den Sinn zu erläutern und so die wörtliche Übersetzung zu erneuern.
223 Rudra, als ein Kumara, ist Nilalohita – rot und blau.
224 Das gilt ohne Rücksicht auf die moderne materialistische Evolution, die folgendermaßen spekuliert: „Die ursprüngliche Menschenform, als deren Nachfahren wir sämtliche Menschenarten betrachten, ist natürlich längst ausgestorben.“ (Das bestreiten wir. Sie ist lediglich kleiner geworden, und ihr Gewebe hat sich verändert.) „Viele Gründe berechtigen uns aber zur der Vermutung, dass es sich bei ihnen um behaarte Langschädel handelte.“ (Die afrikanischen Rassen sind selbst heute ausgeprägt langschädelig. Doch der paläolithische Schädel des Neandertalers, der älteste, den wir kennen, ist von bedeutender Größe, und sein Gehirnvolumen unterscheidet sich von dem des Gorillaschädels genauso wie das jedes anderen heute lebenden Menschen.) „Wir wollen diese hypothetische Spezies vorläufig als Homo primigenius bezeichnen. . . . Diese erste Spezies oder der Affenmensch, der zum Stammvater aller übrigen Arten wurde, entstand vermutlich in der Tropenzone der alten Welt aus anthropoiden Affen.“ Um Beweise ersucht, erwidert der Evolutionist vollkommen unerschüttert: „Von diesen sind uns bis jetzt noch keine Fossilen bekannt, sie standen aber wahrscheinlich den heutigen Orangs und Gorillas nahe.“ Und dann werden die Schwarzen Papuas als wahrscheinlich nächste Nachkommen erwähnt. („Pedigree of Man“, S. 80)
Haeckel hält an Lemurien fest, das er mit Ostafrika und Südasien als die mögliche Wiege der ursprünglichen Affenmenschen erwähnt; dasselbe gilt auch für viele Geologen. A. R. Wallace unterstützt in seinem Werk „The Geographical Distribution of Animals“ die Existenz Lemuriens, wenn auch in einem etwas anderen Sinn. Doch die Evolutionisten sollen nicht so leichtfertig über die verhältnismäßige Größe der Gehirne des Menschen und des Affen reden, denn das ist streng unwissenschaftlich, insbesondere wenn sie vorgeben, keinen Unterschied oder wenigstens einen nur sehr geringen zwischen den beiden zu sehen. Vogt selbst zeigte doch, dass das Gehirnvolumen des am niedrigsten stehenden australischen Ureinwohners 99,35 Kubikzoll erreicht, während der am höchsten stehende Affe, der Gorilla, ein Gehirnvolumen von lediglich 30,51 Kubikzoll aufweist. Letzteres ist damit „nicht einmal halb so groß wie das des Gehirns eines neugeborenen Babys“, sagt Pfaff.
225 Ellis „Polynesian Researches“, Bd. II, S. 38.
Die Missionare scheinen auf diesen Namen Ivi hereingefallen zu sein und daraus Eva gemacht zu haben. Aber, wie Professor Max Müller gezeigt hat, ist Eva kein hebräischer Name, sondern eine europäische Umformung von הַו ַח, Chavah, „Leben“, oder Mutter alles Lebendigen; „während der tahitische Ivi und das maorische Wheva Knochen bedeuteten und nur Knochen“. („On False Analogies in Comparative Theology“)
226 „La chaire d‘hébreu au Collège de France“, S. 29.
227 Derartige halbtierische Geschöpfe waren die einzigen der Ethnologie bekannten Überbleibsel der Tasmanier, ein Teil der Australier und ein Gebirgsstamm in China, dessen Männer und Frauen vollständig mit Haar bedeckt sind. Sie waren die letzten geradlinigen Abkömmlinge der erwähnten halbtierischen letzten Lemurier. Es existiert jedoch eine beträchtliche Menge gemischter lemuro-atlantischer Völker, die durch verschiedene Kreuzungen mit solchen halbmenschlichen Stämmen entstanden waren – z. B. die Ureinwohner Borneos, die von Prof. Flower als Arier (?) klassifizierten ceylonesischen Veddas, die meisten der verbliebenen Australier, die Buschmänner, die Negritos, Andamanen-Insulaner etc.
Die Australier am Golf St. Vincent und aus der Nachbarschaft von Adelaide sind stark behaart, und der braune Flaum auf der Haut der Jungen nimmt im Alter von fünf oder sechs Jahren ein pelzartiges Aussehen an. Sie sind degenerierte Menschen – nicht wirklich jedoch „pithekoide Menschen“, wie Haeckel so unbedingt versichert. Nur ein Teil dieser Menschen ist ein lemurischer Überrest (vgl. „Esoteric Buddhism“, S. 65).
228 Wenn wir die Tiere „seelenlos“ nennen, so sprechen wir dem Tier, von der niedrigsten bis zur höchsten Art, nicht eine „Seele“ ab, sondern lediglich eine bewusste, überlebende Ego-Seele, d. h. jenes Prinzip, das den Menschen überlebt und in einem ähnlichen Menschen reinkarniert. Das Tier besitzt einen Astralkörper, der die körperliche Form eine kurze Zeitlang überlebt; nichtsdestoweniger reinkarniert seine (tierische) Monade nicht in derselben, sondern in einer höheren Art und durchlebt natürlich kein „Devachan“. Es hat die Samen sämtlicher menschlicher Prinzipien in sich, sie sind aber latent.
229 „The School Manual of Geology“, S. 271.
230 Die „Fabeln“ und „Mythen“ von Leda und Jupiter und dergleichen hätten niemals in der Fantasie eines Volkes entstehen können, würde die Allegorie nicht auf eine natürliche Tatsache fußen. Die den Menschen allmählich in ein Säugetier umwandelnde Evolution vollbrachte in seinem Fall nur dasselbe, was sie in den anderen Tieren auch vollbrachte. Das schließt jedoch nicht aus, dass der Mensch immer an der Spitze der Tierwelt und anderer organischer Arten stand und dass er der Ersteren vorausging.
231 Um Verwirrungen zu vermeiden, sei der Leser daran erinnert, dass der Begriff der Wurzelrasse auf eine der sieben großen Rassen angewendet wird, der der Unterrasse auf eine ihrer großen Zweige und der der Familienrasse auf eine ihrer Unterabteilungen, was Nationen und große Stämme einschließt.
232 Die Natur dieser „Unterweiser“ wird im Kapitel über die göttlichen Dynastien erklärt.
233 Die gegenwärtigen gelben Rassen sind jedoch die Abkömmlinge der frühen Zweige der vierten Rasse. Die einzigen reinen und unmittelbaren Abkömmlinge der dritten Rasse sind, wie oben gesagt, ein Teil der versunkenen und entarteten Australier, deren weit entfernte Vorfahren einer Abteilung der siebten Unterrasse der dritten Rasse angehörten. Der Rest ist ein Gemisch lemuro-atlantischer Abstammung. Seitdem haben sie ihre Gestalt und ihre intellektuellen Fähigkeiten vollständig verändert.
234 Die Sprache ist sicher gleichaltrig wie die Vernunft und hätte sich niemals entwickeln können, bevor die Menschen mit den beseelenden Prinzipien in sich eins wurden – die das im ursprünglichen Menschen schlummernde manasische Element befruchteten und zum Leben erweckten. Denn, wie Prof. Max Müller uns in seinem „The Science of Thought“ sagt: „Gedanke und Sprache sind identisch.“ Dem jedoch die Überlegung hinzuzufügen, dass tatsächlich keinerlei Gedanken existieren, die für Worte zu tief seien, ist ziemlich gewagt, denn ein den Astraltafeln eingeprägter Gedanke existiert ewig, ob er nun zum Ausdruck gebracht wird oder nicht. Logos ist sowohl Vernunft als auch Sprache. Doch die sich zyklisch entwickelnde Sprache ist nicht immer geeignet, geistige Gedanken auszudrücken. Außerdem ist der griechische Logos in einem gewissen Sinn gleichwertig mit dem Sanskrit Vach, dem „unsterblichen (intellektuellen) Strahl des Geistes“. Und die Tatsache, dass Vach (als Devasena, ein Aspekt Sarasvatis, der Göttin der verborgenen Weisheit) die Gattin des ewig unverheirateten Kumara ist, enthüllt eine bedeutungsvolle, wenn auch verhüllte Bezugnahme auf die Kumaras, „die sich weigerten zu schaffen“, die aber später gezwungen waren, den göttlichen Menschen zu vervollständigen, indem sie sich in ihm inkarnierten. All das wird in den folgenden Kapiteln ausführlich erklärt werden.
235 Ptolemäus, der in seiner neunten Tafel über die Kaboliten (Stämme im Bereich von Kabul) spricht, nennt sie Αριστόφυλοι, Aristophyli, die aristokratischen oder edlen Stämme. Die Afghanen nennen sich selbst Ben-Issrael (Kinder von Is(sa)rael), von Issa, „Frau und auch Erde“, Söhne von Mutter Erde. Aber wenn ihr einen Afghanen Yahoudi (Jude) nennt, wird er euch töten. Der Gegenstand ist anderswo vollständig behandelt. Die Namen der angeblichen zwölf Stämme der Juden und die Namen der tatsächlichen zwölf Stämme der Afghanen sind identisch. Da die Afghanen viel älter sind (zumindest ihr arabischer Stamm) als die Israeliten, darf es niemanden erstaunen, bei ihnen Stammesnamen zu finden wie Youssoufzic, „Söhne Josefs“ in Punjcora und Boonere; Zablistani (Zebulon); Ben-Manasseh (Söhne Manassehs) unter den Khoja Tataren; Isagur oder Issachar, heute Ashnagar in Afghanistan etc. etc. Alle zwölf Namen der sogenannten zwölf Stämme sind Namen der Tierkreiszeichen, wie jetzt gut bewiesen ist. Auf jeden Fall ergeben die Namen der ältesten arabischen Stämme in einer Rückübersetzung die Namen der Tierkreiszeichen und ebenso die mythischen Söhne Jakobs. Wo sind die Spuren der zwölf jüdischen Stämme? Nirgends. Aber es existiert eine Spur, die zwar eine eindeutige, die den Versuch der Juden zeigt, die Menschen mit Hilfe dieser Namen zu täuschen. Denn siehe, was Zeitalter, nachdem die zehn Stämme vollständig aus Babylon verschwunden waren, geschieht. Ptolemäus Philadelphus verlangte, dass eine griechische Übersetzung des hebräischen Gesetzes für ihn angefertigt würde (die berühmte Septuaginta) und schrieb an Eleazar, den Hohepriester der Juden, er möge ihm aus einem jeden der zwölf Stämme sechs Männer schicken; und die zweiundsiebzig Repräsentanten (von denen sechzig augenscheinlich Gespenster waren) kamen zum König von Ägypten und übersetzten das Gesetz inmitten von Zeichen und Wundern. Siehe Butlers „Horae Biblicae“, Josephus und Philo Judaeus.
236 Der Kommentar erklärt, dass die Affen die einzige Tierart sind, die allmählich und mit jeder Generation und Variante mehr und mehr zum ursprünglichen Typus ihrer männlichen Vorfahren – des dunklen, riesigen Lemuriers und Atlantiers – zurückzukehren strebt.
237 Band I, S. 575 ff.
238 „Journal Asiatique”, siebter Jahrgang, 1855.
239 Siehe Moses Maimonides, „More Nevochim“.
240 „Sciences Occultes“, S. 646.
241 „Révolutions du Globe“, Bd. V, S. 464.
242 Wir lesen in „Mémoire á l’Académie“ (II, 431) von dem „naiven Erstaunen Geoffroy St. Hilaires, als de Paravey ihm in einigen alten chinesischen Werken und babylonischen Ziegeln Drachen zeigte, . . . . Ornithorhynchus und Saurier (ausschließlich in Australien zu findende Wassertiere) etc., ausgestorbene Tiere, „von denen er angenommen hatte, sie seien auf der Erde unbekannt gewesen . . . . bis zu seiner eigenen Zeit.“
243 Siehe Jesaja 30,6: „. . . Nattern und fliegenden, feurigen Schlangen . . .“, und die feurigen Schlangen, die von der ehernen Schlange des Moses besiegt wurden.
244 Die uns bekannten, von der Wissenschaft rekonstruierten Fossilien sollten eine ausreichende Gewähr darstellen selbst für die Möglichkeit eines Leviathans, nicht zu erwähnen Jesajas fliegende Schlangen oder Saraph mehophep – Worte, die in allen hebräischen Wörterbüchern übersetzt werden als „Saraph“, entflammtes oder feuriges Gift, und „mehophep“, fliegend. Aber, obwohl die christliche Theologie immer beide (Leviathan und Saraph mehophep) mit dem Teufel in Verbindung brachte, sind die Ausdrücke dennoch bildhaft und haben mit dem „Bösen“ nichts zu tun. Nichtsdestoweniger ist das Wort Drache jetzt zum Synonym für den Letzteren geworden. In der Bretagne bedeutet das Wort Drouk jetzt „Teufel“, und deshalb, wie uns Cambry („Monuments Celtiques“, S. 299) sagt, des Teufels Grabmal in England, das Draghedanum sepulcrum heißt. Im Languedoc werden die Meteorfeuer und die Irrlichter Drac genannt, und in der Bretagne Dreag, Wraie (oder wraith); das Schloss von Drogheda in Irland bedeutet des Teufels Schloss.
245 Die ultramontanen Schriftsteller nehmen die ganze Reihe von Pater Kircher erzählten Drachengeschichten („Oedipus Aegyptiacus“, „De Genesi Draconem“) vollkommen ernst. Dieser Jesuit sah nach seiner eigenen Erzählung selbst einen Drachen, der 1669 von einem römischen Bauern getötet wurde, da der Direktor des Museo Barberine ihm denselben sandte, damit er eine Zeichnung des Tieres anfertige, was Pater Kircher tat, und sie in einem seiner Folianten veröffentlichte. Darauf erhielt er einen Brief von Christoph Scherer, Präfekt vom Kanton Solothurn in der Schweiz, worin dieser Würdenträger bestätigt, dass er selbst mit seinen eigenen Augen in einer schönen Sommernacht des Jahres 1619 einen lebenden Drachen gesehen habe. Auf seinem Balkon geblieben, „um die vollkommene Reinheit des Firmaments zu betrachten“, schreibt er, „sah ich einen feurigen, glänzenden Drachen aus einer der Höhlen des Berges Pilatus aufsteigen und sich rasch gegen Fluelen am anderen Ende des Sees hinbewegen. Riesig an Größe, war sein Schweif noch länger, und sein Hals gestreckt. Sein Kopf und sein Rachen waren jene einer Schlange. Beim Fliegen schied er auf seinem Weg zahlreiche Funken aus (?!) . . . . Ich glaubte zuerst, einen Meteor zu sehen, aber bald, da ich aufmerksamer hinschaute, war ich durch sein Fliegen und durch seinen Körperbau überzeugt, dass ich einen wirklichen Drachen sah. Ich bin glücklich, auf diese Weise imstande zu sein, Euren Hochwürden über die sehr reale Existenz dieser Tiere aufzuklären.“ Im Traum, hätte der Schreiber hinzufügen sollen, von lang vergangenen Zeiten.
246 Ein römischer Katholik verweist den Leser auf das Bild jenes Ereignisses als überzeugenden Beweis der Wirklichkeit der Tatsache; Simon von Sienna, ein Freund des Dichters, malte es auf das Portal der Kirche Notre Dame du Don in Avignon und missachtete dabei das Verbot des obersten Bischofs, der „nicht erlauben wollte, dass dieser Triumph der Liebe an dem heiligen Ort thronen sollte“. Er fügt hinzu: „Die Zeit hat das Kunstwerk beschädigt, aber die Überlieferung nicht geschwächt. De Mirvilles „Drachenteufel“ unserer Zeit scheinen kein Glück zu haben, denn sie verschwinden höchst geheimnisvoll aus den Museen, wo sie gewesen sein sollen. So der von Ulysses Aldrovandi einbalsamierte und dem Senatsmuseum von Neapel oder Bologna geschenkte Drache, „der sich noch im Jahr 1700 dort befand“, aber jetzt nicht mehr. (Bd. 2, S. 427, „Pneumatologie“)
247 „Sacred Serpents“ auf S. 432 von Mirvilles „Mémoire“.
248 Es wäre ungefähr genauso ungerecht, wenn in ein paar Jahrtausenden ein Eiferer irgendeines zukünftigen neuen Glaubens darauf erpicht wäre, seine Religion auf Kosten des alten Christentums zu verherrlichen, und aus diesem Grund behauptete: „Überall wurde das vierfüßige Lamm angebetet. Die Nonne, die es Agnus nannte, trug es auf ihrer Brust; die Priester legten es auf den Altar. Es tauchte bei jedem Ostermahl auf und wurde in jedem Tempel laut gepriesen. Und doch fürchteten und hassten es die Christen, denn sie erschlugen und verschlangen es. . . .” Heiden essen ihre heiligen Symbole zumindest nicht auf. Wir kennen keine Schlangen- und Reptilienesser, außer in christlichen zivilisierten Ländern, wo sie mit Fröschen und Aalen beginnen und mit wirklichen Schlangen enden müssen, ebenso wie sie mit dem Lamm anfingen und mit Pferdefleisch aufhörten.
249 „Pantheon“, Text 3.
250 Der solare Chnoubis oder Agathodaimon ist der Christos der Gnostiker, wie jeder Gelehrte weiß. Er ist eng verbunden mit den sieben Söhnen Sophias (der Weisheit), den sieben Söhnen Aditis (der universalen Weisheit), deren achter Marttanda war, die Sonne; die sieben Söhne sind die sieben planetarischen Regenten oder Genien. Daher war Chnoubis die spirituelle Sonne der Erleuchtung, der Weisheit, und deshalb Beschützer aller ägyptischen Initiierten, wie es Bel-Merodach (oder Bel-Belitanus) später bei den Chaldäern wurde.
251 Hermes, oder vielmehr Thot, war ein Gattungsname. Abul Feda zeigt in seiner „Historia Anteislamitica“ fünf Hermesse, und die Namen Hermes, Nebo, Thot wurden in verschiedenen Ländern jeweils großen Initiierten gegeben. So gab Nebo, der Sohn von Merodach und Sarpanitu (den Herodot Zeus-Belos nennt) seinen Namen allen großen Propheten, Sehern und Initiierten. Sie alle waren „Schlangen der Weisheit“, da sie astronomisch mit der Sonne und spirituell mit der Weisheit verbunden waren.
252 „Pantheon“, Text 15.
253 Genesis 49.
254 In seiner Einleitung zu „Sod, the Mysteries of Adoni“, erklärt Dunlap das Wort „Sod“ als Arcanum, religiöses Mysterium, auf Grundlage der Autorität von Schindlers „Penteglott“. „Das Geheimnis Jehovahs ist für die, welche ihn fürchten“, sagt Psalm 25,14. Das ist eine falsche Übersetzung der Christen, denn es sollte heißen: „Sod Ihoh (die Mysterien des Ihoh) sind für jene, die ihn fürchten.“ (Dunlap, „Mysteries of Adoni“, S. 11). „Al (EL) ist schrecklich im großen Sod der Kdoshim (der Priester, der Heiligen, der Initiierten)“ – Psalm 89,7 (ebenda). Die Kedeschim waren weit entfernt von Heiligkeit. (Vide Teil II, „Das Allerheiligste“)
255 „Die Mitglieder der Priesterkollegien wurden Sodalen genannt“, sagt Freunds „Latin Dictionary“ (IV, 448). „Sodalitäten wurden in den Idaischen Mysterien der mächtigen Mutter gegründet“, schreibt Cicero in „De Senectute“ („Mysteries of Adonis“).
256 Die Baal-Priester sprangen über die Feuer. Aber das war ein hebräischer Ausdruck und zwar ein lokaler. „Saraph“ – „feuriges oder flammendes Gift“.
257 „Totenbuch“, xxxix.
258 Dieselben Widderhörner finden sich auf den Mosesköpfen, die die Schreiberin auf einigen alten Medaillen in Palästina sah, eine davon befindet sich noch in ihrem Besitz. Die Hörner auf Michelangelos Moses-Statue in Rom, die einen Teil der glänzenden Aureole bilden, sind nach oben ausgerichtet und nicht zu den Ohren hin gebogen, doch das Emblem ist dasselbe, folglich die eherne Schlange.
259 Siehe aber „Le papyrus magique Harris“, Nr. V; und der widderköpfige Ammon, der auf einer Töpferscheibe Menschen formt.
260 Brasseur de Bourbourg, „Histoire des Nations Civilisées du Mexique“, S. 135 und 574.
261 Ulupi klingt vollständig atlantisch. Wie Atlantis selbst ist es weder ein griechischer noch ein Sanskritname, sondern erinnert an mexikanische Namen.
262 Mahabharata, Adiparva, Shloka 7788, 7789. Das „Bhagavata-Purana“, ix, xx, 31, macht, nach der Erzählung des Kommentators Shridhara, Ulupi zur Tochter des Königs von Manipura; der verstorbene Pandit Dayanand Saraswati jedoch, sicherlich die größte Autorität Indiens bezüglich des Sanskrit und der Puranas in solchen Fragen, bestätigte persönlich, dass Ulupi vor 5.000 Jahren die Tochter des Königs der Nagas in Patala oder Amerika war und dass die Nagas Initiierte waren.
263 Foh-tchou bedeutet im Chinesischen wörtlich Buddhas Gebieter oder der Lehrer der Lehrsätze des Buddhas Foh.
264 Dieser Berg liegt südwestlich von China, ungefähr zwischen China und Tibet.
265 Der Leser möge darin erinnert sein, dass im „Zohar“ und auch in allen kabbalistischen Werken behauptet wird, dass „der mit Shekinah vereinigte Metatron“ (oder Shekinah als der Schleier (Gnade) von Ain Soph) den Logos repräsentiert, eben jenen Baum der Erkenntnis; Schamael jedoch – der dunkle Aspekt des Logos – nimmt lediglich die Rinde jenes Baumes ein und kennt nur das Böse. Wie Lacour, der die Darstellung des Falls (Genesis 3) als einen der ägyptischen Initiation zugehörigen Zwischenfall betrachtete, sagt: „Der Baum der Weissagung oder der Erkenntnis des Guten und des Bösen . . . . ist die Wissenschaft Tzyphons, des Genius des Zweifels, von tzy lehren und phon Zweifel. Tzyphon ist einer der Aleim. Wir werden ihn sogleich unter dem Namen Nach sehen, des Versuchers.“ („Les Aeloim“, Bd. II, S. 218) Den Symbologen ist er heute unter dem Namen Jehovah bekannt.
266 Diese ein- und angenommene Anschauungsweise teilen alle Kirchenväter, aber sie ist nicht die wirkliche esoterische Lehre. Die Verdammung begann weder mit der Bildung des Mannes noch der Frau, denn ihre Trennung war eine natürliche Evolutionsfolge, sondern mit dem Brechen des Gesetzes (vide supra).
267 „Durch welchen die (menschliche) Natur lebt“, nicht einmal das Tier, vielmehr die fehlgeleitete sinnliche und böse Natur, welche der Mensch erschaffen hat und nicht die Natur.
268 „The Source of Measures“.
269 Vide infra „Die Siebenheit“ in Teil II.
270 „The Unicorn: A Mythological Investigation“, Robert Brown jun. F.S.A.
271 S. 3 und 4, Einleitung zu „Mythical Monsters“.
272 „The Human Species“, S. 152.
273 „School Manual of Geology“, S. 270.
274 „Recherches sur les Mammifères“, Tafel I.
275 Vorrede zu „Wonders by Land and Sea“, (Shan Hai King).
276 Es gibt Archäologen, die wie James Fergusson keinem einzigen Monument Indiens ein hohes Alter zugestehen. In seinem Werk „Illustrations of the Rock-Cut Temples of India“ wagt er die sehr ungewöhnliche Meinung auszusprechen, dass „Ägypten als Nation aufhörte zu existieren, bevor der früheste Höhlentempel von Indien ausgehauen wurde“. Kurz gesagt, vor der Regierungszeit Ashokas räumt er die Existenz keines einzigen Höhlentempels ein und scheint den Beweis anzustreben, dass die meisten dieser Tempel in einer Periode in die Felsen gehauen wurden, die sich von der Zeit des frommen buddhistischen Königs bis zum Untergang der Andhradynastie von Magadha zu Beginn des fünften Jahrhunderts erstreckte. Wir glauben, dass eine solche Behauptung vollkommen willkürlich ist. Weitere Entdeckungen werden zeigen, dass sie irrtümlich und ungerechtfertigt ist.
277 Amerika wurde zur Zeit seiner Entdeckung von einigen eingeborenen Stämmen Atlanta genannt.
278 Mittlerweile ist Donnellys „Atlantis“ erschienen, und bald wird ihre wirkliche Existenz eine wissenschaftliche Tatsache geworden sein.
279 Sie wird bis zum heutigen Tag so eingeteilt, und Theosophen und Okkultisten, die zu ihren eigenen Ungunsten etwas von der okkulten, aber unwiderlegbaren Macht der Dugpaschaft gelernt haben, wissen das nur zu gut.
280 In der Nähe einer Niederlassung der Jainas im südlichen Indien findet sich ein ebenfalls 200 Fuß hoher Buddha, den Statuen von Bamiyan annähernd vergleichbar, und er scheint der einzige Überrest dieser Art in der Gegenwart zu sein.
281 Selbst Wilson gesteht zu, dass Rama und Ravana auf historischen Tatsachen beruhende Persönlichkeiten sind: „Die Traditionen Südindiens schreiben seine Zivilisation und die Niederlassung zivilisierter Hindus (der fünften Rasse) übereinstimmend der Eroberung Lankas durch Rama zu“ („Vishnu-Purana“, III, 317-8) – dem Sieg der „Göttersöhne“ über die atlantischen Zauberer, sagt die wahre Überlieferung.
282 So zeigt man uns, um ein Beispiel zu geben, einen Helden zuerst geboren als den „ungerechten, aber tapferen Monarchen“ (Purusha) der Daitya, Hiranykasipu, erschlagen von dem Avatara Narasinha (Mann-Löwe). Dann wurde er geboren als Ravana, der Riesenkönig von Lanka, und von Rama getötet. Hierauf wird er wiedergeboren als Shishupala, der Sohn des Rajarshi (königlicher Rishi) Damaghosha, und wird wieder getötet von Krishna, der letzten Inkarnation Vishnus. Diese gleichlaufende Evolution von Vishnu (Geist) mit dem Daitya, als Mensch, mag sinnlos erscheinen. Sie gibt uns jedoch den Schlüssel nicht nur zu den entsprechenden Daten von Rama und Krishna, sondern selbst zu einem gewissen psychologischen Geheimnis.
283 Streng genommen sollte man erst von der Zeit der atlantischen braunen und gelben Riesenrassen an von einem Menschen sprechen, weil erst die vierte Rasse als erste vollständig menschliche Art zählt, jedoch noch viel größer als wir es heute sind. In dem Buch „Man“ (von zwei Chelas) ist alles, was über die Atlantier gesagt ist, vollständig richtig. Hauptsächlich diese „vor Sünde schwarz“ gewordene Rasse brachte die göttlichen Namen der Asuras, Rakshasas und Daityas in Verruf und überlieferte sie ihren Nachkommen als die Namen von Unmenschen. Denn wie gesagt, sobald sich die Suras (Götter) und Devas in den weisen Menschen von Atlantis inkarniert hatten, wurden die Atlantier als Asuras und Rakshasas bezeichnet; die unaufhörlichen Kämpfe der Letzteren mit den letzten Überresten der dritten Rasse und den „Söhnen von Wille und Yoga“ führten dazu, dass ihre Namen sich in den späteren Allegorien über dieselben in den Puranas niederschlugen. „Asura war die Gattungsbezeichnung aller Atlantier, welche die Feinde der spirituellen Heroen der Arier (Götter) waren.“ („Man“, S. 77)
284 Im Allgemeinen sind die sogenannten orthodoxen christlichen Vorstellungen über die „gefallenen“ Engel oder Satan ebenso merkwürdig wie absurd. Ungefähr ein Dutzend in Bezug auf Einzelheiten unterschiedlichster Charaktere könnten angeführt werden, allesamt den Federn gebildeter Laienschriftsteller, „Hochschulabsolventen“ dieses gegenwärtigen Viertels unseres Jahrhunderts, entsprungen. So widmet der Verfasser von „Earth‘s Earliest Ages“, G. H. Pember M. A., einen dicken Band ausschließlich dem Beweis, Theosophen, Spiritualisten, Metaphysiker, Agnostiker, Mystiker, Dichter und sämtliche zeitgenössische Autoren orientalistischer Spekulationen seien ergebene Diener des „Fürsten der Lüfte“ und unwiderruflich verdammt. Satan und seinen Antichrist beschreibt er wie folgt:
„Satan ist der ‘gesalbte Cherub’ des Altertums. . . . Gott erschuf Satan, den schönsten und weisesten aller seiner Geschöpfe in diesem Teil Seines Universums und machte ihn zum Fürsten der Welt und der Macht der Luft. . . . Er wurde in ein Paradies versetzt, das sowohl viel früher war als das Paradies der Genesis. . . . als auch von einem ganz anderen und substanzielleren Charakter, dem Neuen Jerusalem vergleichbar. Da Satan somit an Weisheit und Schönheit vollkommen ist, ist Sein weites Reich unsere Erde, wenn nicht das gesamte Sonnensystem. . . . Sicherlich wurde uns keine andere Engelsmacht von größerer oder auch nur vergleichbarer Würde offenbart. Judas erwähnt, wie der Erzengel Michael selbst gegenüber dem Fürsten der Finsternis die einem Höherstehenden gebührende Achtung wahrt, wie verrucht er auch sein mag, bis Gott formell seine Absetzung befahl.“ Dann wird uns mitgeteilt, dass „Satan vom Augenblick seiner Schöpfung an von den Insignien der Königswürde umgeben war“ (!!): dass er „zum Bewusstsein erwachte, um die Luft erfüllt zu finden mit der Freudenmusik der von Gott ernannten. . . .” Dann geht der Teufel „von der Königswürde zu seiner priesterlichen Würde über“ (!!!): „Satan war auch ein Priester des Allerhöchsten“ etc. etc. Und jetzt – „wird der Antichrist der inkarnierte Satan sein“ (S. 56-59). Die Vorläufer des kommenden Apollyon sind bereits erschienen – es sind das die Theosophen, die Okkultisten, die Verfasser des „Perfekt Way“, der „Isis Unveiled“, des „Mystery of the Ages“ und selbst des Buches „Die Leuchte Asiens“ !! Der Verfasser bemerkt den „erklärten Ursprung“ (der Theosophie) von den „herabsteigenden Engeln“, von den „Nephilim“, oder den Engeln und Riesen aus dem 6. Kapitel der Genesis. Er sollte sich auch seiner eigenen Abstammung von denselben gewahr werden, wie unsere Geheimlehre aufzuzeigen versucht – sollte er nicht seine eigene Zugehörigkeit zur gegenwärtigen Menschheit abstreiten.
285 Es ist nicht korrekt, Christus mit Buddhi, dem sechsten Prinzip des Menschen, in Verbindung zu bringen, wie manche Theosophen es tun. Letzteres ist per se ein passives, latentes Prinzip, das spirituelle Vehikel Atmans, untrennbar von der manifestierten Universalseele. Buddhi wird ausschließlich in Vereinigung und in Verbindung mit Selbstbewusstsein zum Höheren Selbst und zur göttlichen, differenzierten Seele. Wenn überhaupt ist Christos das siebte Prinzip.
286 Um es zu verdeutlichen: Jeder, der die Stelle im Lukas liest, wird verstehen, dass die Bemerkung dem Bericht über die Siebzig folgt, die sich freuen, denn „auch die Dämonen (der Geist von Streit und Argumentation oder der gegnerischen Macht, da Satan lediglich „Widersacher“ und „Gegner“ bedeutet) sind uns untertan in Deinem Namen“ (Luk 10,17). Nun bedeutet „Dein Name“ den Namen Christos oder Logos oder den Geist der wahren Göttlichen Weisheit, im Unterschied zum Geist der intellektuellen und rein materialistischen Urteilskraft – kurz gesagt, das Höhere Selbst. Und wenn Jesus hierauf bemerkt, er „schaute den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen“, ist das lediglich eine Aussage über seine hellseherischen Kräfte; sie zeigt, dass er es bereits wusste und bezieht sich auf die Inkarnation des göttlichen Strahls (die Götter oder Engel), der in die Zeugung fällt. Denn auf keinen Fall profitieren alle Menschen von dieser Inkarnation, und bei einigen bleibt diese Kraft das ganze Leben lang latent und tot. Wahrlich, „niemand erkennt, wer der Sohn ist, als nur der Vater; und wer der Vater ist, als nur der Sohn“, wie Jesus damals und dort (Luk 10,22) hinzufügte – die „Kirche Christi“ noch weniger als sonst irgendjemand. Die Initiierten allein verstanden die geheime Bedeutung der Worte „Vater und Sohn“ und wussten, dass sie sich auf der Erde auf Geist und Seele bezogen. Denn die Lehren Christi waren okkult, und sie konnten nur bei der Initiation erklärt werden. Sie waren niemals für die Massen beabsichtigt, denn Jesus verbat den Zwölfen, zu den Heiden und zu den Samaritern zu gehen (Mat 10,5) und wiederholte gegenüber seinen Schülern, dass die „Geheimnisse des Reiches Gottes“ für sie allein sind, und nicht für die Menge (Mark 4,11).
287 So hatte zum Beispiel in den Puranas „Pulastya“, ein Prajapati oder Sohn Brahmâs – der Vorfahr der Rakshasas und der Großvater Ravanas, des großen Königs von Lanka (im Ramayana) – in einer früheren Geburt einen Sohn Namens Dattoli, „der heute bekannt ist als der Weise Agastya“ – sagt das „Vishnu-Purana“. Dieser Name Dattoli allein hat noch sechs weitere Varianten oder sieben Bedeutungen. So wird er angerufen als Dattoi, Dattali, Dattotti, Dattotri, Dattobhri, Dambhobhi und Dambholi. Jede dieser sieben Varianten hat einen geheimen Sinn und bezieht sich in den esoterischen Kommentaren auf verschiedene ethnologische Einteilungen und auch auf physiologische und anthropologische Geheimnisse der ursprünglichen Rassen. Denn sicherlich sind die Rakshasas keine Dämonen, sondern lediglich die ursprünglichen und wilden Riesen, die Atlantier, die verstreut auf der Erdoberfläche lebten wie jetzt die fünfte Rasse. Vasishta ist eine Gewähr dafür, wenn seine an Parashara gerichteten Worte überhaupt eine Bedeutung haben, der zur Vernichtung der Rakshasas ein bisschen Jadoo (Zauberei) versuchte, was er „Opfer“ nennt. Denn er sagt: „Vernichte nicht mehr diese harmlosen ‘Geister der Dunkelheit’.“ (Einzelheiten siehe Mahabharata, Adiparva, S. 176; auch Linga-Purana, „Purvardha“, S. 64).
288 Wir haben eine Passage aus einem Brief eines Meisters, die sich unmittelbar auf diese inkarnierenden Engel bezieht. Der Brief sagt: „Sowohl bei den ätherischen Rassen der vielen Klassen von Dhyan Chohans oder Devas (fortgeschrittene Wesenheiten einer früheren planetarischen Periode) als auch bei den Menschen gibt es Fehlschläge, und zwar notwendigerweise. Da diese Fehlschläge jedoch zu weit fortgeschritten und vergeistigt sind, als dass sie mit Gewalt aus ihrer Dhyan-Chohanschaft in den Strudel einer neuen, ursprünglichen Evolution durch die niederen Reiche geworfen werden könnten, geschieht Folgendes. Wo ein neues Sonnensystem entwickelt werden muss, strömen diese Dhyan Chohans ‘an der Spitze’ der Elementare ein (Wesen . . . die in jener zukünftigen Zeit zur Menschheit entwickelt werden sollen) und verbleiben als verborgene oder inaktive spirituelle Kraft in der Aura der entstehenden Welt . . . bis der Zustand der menschlichen Entwicklung erreicht ist. . . . Dann werden sie zu einer aktiven Kraft und vermischen sich mit den Elementalen, um allmählich den vollen Typus der Menschheit zu entwickeln.“ Das bedeutet, dass sie sich im Menschen entwickeln und ihn mit seinem selbstbewussten Denken oder Manas ausstatten.
289 Als die Erde mit ihrer Planetenkette und den Menschen erscheinen sollte.
290 Unsere Erde und die physische Bewusstseinsebene.
291 Als die reinen, himmlischen Wesen (Dhyan Chohans) und die großen Pitris der verschiedenen Klassen beauftragt wurden – die einen, ihre Bilder (Chhayas) zu entwickeln und aus ihnen den physischen Menschen zu erschaffen; die anderen, ihn zu beseelen und so mit göttlicher Intelligenz und dem Verständnis für die Geheimnisse der Schöpfung auszustatten.
292 Die „Dynastien der Könige“, die sich alle als „die Gesalbten“ betrachten, als durch „Gottes Gnaden“ herrschend, während sie in Wirklichkeit durch die Gnade der Materie herrschen, der großen Täuschung, der Betrügerin.
293 Siehe „Die urzeitlichen Manus der Menschheit“.
294 Der „Himmlische Mensch“ – achte bitte nochmals auf dieses Wort – ist „der Logos“ oder esoterisch der „Sohn“. Nachdem der Titel auf Christus angewendet wurde (der zum Gott und zum wahren Gott selbst erklärt wurde), hatte die christliche Theologie keine andere Wahl mehr. Um ihr Dogma der persönlichen Dreieinigkeit zu stützen, musste sie, wie sie es bis heute tut, verkünden, dass der christliche Logos der einzig wahre und alle Logoi der anderen Religionen falsch und nur das maskierte böse Prinzip seien, Satan. Schaut, wohin das die westliche Theologie geführt hat.
295 „Denn das Gemüt, eine in beiden Geschlechtern reichlich vorhandene Gottheit, nämlich Leben und Licht, erschuf mit seinem Wort ein weiteres Gemüt oder einen Arbeiter; den Gott des Feuers und des Geistes, und er bildete und formte sieben weitere Lenker, die in ihren Kreisen die Welt der Phänomene enthalten und deren Wesensart Bestimmung oder Schicksal genannt wird.“ (Abschnitt 9, Kap. 1, Ausg. 1579)
Hier ist es einleuchtend, dass das „Gemüt“ (der ursprüngliche universale Göttliche Gedanke) weder das unbekannte unmanifestierte Eine ist, das in beiden Geschlechtern (männlich und weiblich) existiert, noch auch der christliche Vater, da Letzterer männlich ist und nicht androgyn. Tatsache ist, dass Vater, Sohn und Mensch in den Übersetzungen Pymanders hoffnungslos durcheinandergebracht wurden.
296 Die Allegorie vom Prometheus-Feuer ist eine weitere Lesart des Aufruhrs des stolzen Luzifers, der in den bodenlosen Abgrund oder lediglich auf unsere Erde hinabgeschleudert wurde, um als Mensch zu leben. Der hinduistische Luzifer, der Mahasura, soll auch auf das glänzende Licht des Schöpfers eifersüchtig geworden sein und sich an der Spitze der niederen Asuras (nicht Götter, aber Geister) gegen Brahmâ aufgelehnt haben; wofür ihn Shiva nach Patala hinabschleuderte. Da aber in Hindu-Mythen die Philosophie mit der allegorischen Dichtung einhergeht, lässt sie den Teufel bereuen, und es wird ihm Gelegenheit zum Fortschritt gewährt: Esoterisch ist er ein sündiger Mensch und kann durch Yoga-Hingabe und Adeptschaft seinen Zustand des Einsseins mit der Gottheit wieder erreichen. Herkules, der Sonnengott, steigt in den Hades (die Initiationshöhle) herab, um die Opfer von ihren Qualen zu befreien etc. etc. Nur die christliche Kirche erschafft ewige Qualen für den Teufel und die Verdammten, die sie selbst erfunden hat.
297 Warum sollte z. B. der so furchtlose und freimütige Kabbalist Éliphas Lévi gezögert haben, das Geheimnis der sogenannten gefallenen Engel zu enthüllen? Dass er mit der Tatsache und der wirklichen Bedeutung der Allegorie vertraut war – sowohl in ihrem religiösen und mystischen als auch in ihrem physiologischen Sinn – beweisen seine umfangreichen Schriften und häufigen Anspielungen und Winke. Und doch sagt Éliphas, nachdem er hundert Mal in seinen früheren Werken darauf angespielt hatte, in seiner späteren „Histoire de la Magie“ auf S. 220: . . . „Wir protestieren mit all unserer Kraft gegen die Herrschaft und Allgegenwart des Satans. Wir geben hier weder vor, die Überlieferung vom Fall der Engel abzustreiten noch sie zu behaupten . . . Aber sollte sie zutreffen, dann könnte der Fürst der rebellischen Engel im besten Fall der letzte und machtloseste der Verdammten sein – jetzt, da er von der Gottheit getrennt ist – was das Prinzip jeglicher Macht ist. . . .“ Das ist ziemlich verschwommen und ausweichend. Aber sehen wir, was Hargrave Jennings in seinem sonderbaren Stakkato-haften Stil schreibt:
„Beide, der Hl. Michael und der Hl. Georg, sind Urbilder. Sie sind geheiligte Persönlichkeiten, ehrwürdige Helden oder vergöttlichte Kräfte. Jeder wird mit seinen speziellen Fähigkeiten und Attributen dargestellt. Diese werden reproduziert und finden sich vervielfältigt – unter verschiedenen Namen, in allen Mythologien. . . . (einschließlich der christlichen). . . . Die Idee zu jedem Einzelnen ist jedoch eine allgemeine. Diese Idee und Gedankenvorstellung ist die eines allmächtigen Kämpfers – kindgleich in seiner ‘jungfräulichen Unschuld’ – so mächtig, dass diese gotterfüllte Unschuld (die Seraphim ‘wissen am meisten’, die Cherubim ‘lieben am meisten’) die Welt zerschmettern kann (die artikuliert ist – um das Wort so zu gebrauchen – in der Magie Luzifers, jedoch verdammt), im Gegensatz zu den kunstvollen Konstruktionen (‘Neben-Leben’) des herrlichen Apostaten, des mächtigen Rebellen, aber doch gleichzeitig des ‘Lichtbringers’, des Luzifers, des ‘Morgensterns’, des ‘Sohnes des Morgens’ – ‘außerhalb des Himmels’ der allerhöchste Titel, denn im Himmel kann es ihn nicht geben, doch außerhalb des Himmels bedeutet er alles. Mit einer scheinbar unglaublichen Seite seines Charakters – Eigenschaften sind geschlechtslos – ist dieser Erzengel, der Hl. Michael, die unbesiegbare, geschlechtslose, himmlische ‘Energie’ – um ihn mit seinen herausragenden Charakteristiken zu würdigen – der unsichtbare, ‘jungfräuliche Kämpfer’, bekleidet . . . und gleichzeitig bewaffnet mit dem abweisenden Panzer der gnostischen ‘Weigerung zu erschaffen’. Das ist ein weiterer . . . ‘Mythos innerhalb von Mythen’ . . . ein erstaunliches ‘Geheimnis der Geheimnisse’, weil es so unmöglich und widersprüchlich ist. Unerklärlich wie die Apokalypse. Unoffenbar wie die ‘Offenbarung’.“ (S. 213).
Nichtsdestoweniger wird dieses unerklärliche und nicht zu offenbarende Geheimnis jetzt durch die Lehre des Ostens erklärt und enthüllt werden. Doch so, wie es der sehr gelehrte, aber noch rätselhaftere Verfasser des Buches „Phallicism“ darstellt, könnte freilich kein uninitiierter Sterblicher jemals die wirkliche Tendenz seiner Bemerkungen verstehen.
298 „Schöpfung“ – natürlich aus einer präexistierenden ewigen Substanz oder Materie, die unseren Lehren zufolge der grenzenlose, immer existierende Raum ist.
299 Die Luziferianer – die Sekte des vierten Jahrhunderts, die angeblich lehrten, dass die Seele ein fleischlicher Körper sei, der dem Kind von seinem Vater überliefert wird; und die Luzianisten, eine andere und sogar noch frühere Sekte des zweiten Jahrhunderts n. Chr., lehrten all das und ferner, dass die tierische Seele nicht unsterblich sei; sie philosophierten auf der Grundlage der wirklichen kabbalistischen und okkulten Lehren.
300 Diese „Zentralsonne“ der Okkultisten muss sogar die Wissenschaft akzeptieren, und zwar im astronomischen Sinn, denn sie kann die Gegenwart eines Zentralkörpers im Sternenraum der Milchstraße, eines unsichtbaren und geheimnisvollen Punktes, des immer verborgenen Anziehungszentrums unserer Sonne und unseres Systems nicht bestreiten – diese „Sonne“ wird von den Okkultisten des Ostens anders betrachtet. Während die westlichen und jüdischen Kabbalisten (und selbst einige fromme moderne Astronomen) behaupten, in dieser Sonne sei die Gottheit besonders gegenwärtig, und die Willensakte Gottes darauf zurückführen, behaupten die östlichen Initiierten, die „Zentralsonne“ sei lediglich das Zentrum der universalen Lebenselektrizität, da die übergöttliche Wesenheit des unbekannten Absoluten gleichermaßen in jedem Bereich und an jedem Ort existiert; das heißt sie sei der Behälter, in dem sich die bereits am Beginn einer jeden Schöpfung differenzierte göttliche Ausstrahlung wie in einem Brennpunkt sammelt. Obwohl noch in einem Laya- oder neutralen Zustand, ist sie doch nichtsdestoweniger das eine anziehende sowie das immer aussendende Lebenszentrum.
301 Das vierte und fünfte von unten, mit dem physischen Körper beginnend; das dritte und das vierte, wenn wir bei Atman zu zählen beginnen.
302 „New Aspects of Life and Religion“.
303 Engelhafte spirituelle Essenzen, unsterblich in ihrem Sein, weil unbedingt in der Ewigkeit; aber periodisch und bedingt in ihren manvantarischen Manifestationen.
304 Die Geschichte vom Prometheus, Karma und dem menschlichen Bewusstsein findet sich weiter unten.
305 Von einem Engländer, der von seinem unsteten Genius getötet wurde. Der Sohn eines protestantischen Geistlichen wurde Mohammedaner, dann wütender Atheist, und nachdem er einen Meister getroffen hatte, einen Guru, wurde er zum Mystiker; dann zum zweifelnden und verzweifelnden Theosophen; gab die weiße für die schwarze Magie auf, wurde wahnsinnig und trat der römischen Kirche bei. Dann kehrte er wieder um, verfluchte sie, wurde wieder zum Atheisten und starb, Menschheit, Wissen und Gott, an den zu glauben er aufgehört hatte, verfluchend. Mit allen esoterischen Daten versehen, um seinen „Krieg im Himmel“ zu schreiben, machte er einen halb politischen Artikel daraus, vermengte Malthus mit Satan und Darwin mit dem Astrallicht. Friede seiner – Hülle. Er ist eine Warnung für Chelas, die versagen. Sein vergessenes Grabmal ist heute auf einem mohammedanischen Friedhof in Junagadh, Kathiawar, in Indien zu sehen.
306 Der Verfasser spricht vom aktiven, streitenden, verdammenden Jehovah, als wäre er ein Synonym für Parabrahman! Wir haben diesen Aufsatz zitiert, um zu zeigen, wo er von den theosophischen Lehren abweicht; sonst würde er eines Tages gegen uns zitiert, wie es mit allem geschieht, was für gewöhnlich im „Theosophist“ veröffentlicht wird.
307 In Erklärung der Kabbala sagt Dr. H. Pratt: „Der Geist war für den Menschen (vielmehr für den jüdischen Rabbiner?) ein körperloses, entkörpertes oder beraubtes und erniedrigtes Wesen, und wurde daher mit dem Schriftzeichen Nahassh als ‘beraubt’ dargestellt, als dem Menschengeschlecht erscheinend und es verführend – den Mann durch die Frau. . . . In dem Bild von diesem Nahasch wurde dieser Geist durch eine Schlange dargestellt, weil die Schlange als beraubtes, verdorbenes und erniedrigtes Geschöpf betrachtet wurde, da sie der körperlichen Glieder entbehrte.“ („New Aspects of Life and Religion“, S. 235) Symbol für Symbol gilt, dass manche das der Schlange – das Symbol der Weisheit und Ewigkeit, wenn es auch seiner Glieder beraubt ist – dem Jod (י) vorziehen würden – dem poetischen Schriftzeichen Jehovahs in der Kabbala – des Gottes des männlichen Zeugungssymbols.
308 Daksha, der „Intelligente, der Kundige“. „Dieser Name trägt gewöhnlich die Vorstellung der schöpferischen Kraft in sich.“ Er ist ein Sohn Brahmâs und Aditis, und nach anderen Versionen eine selbstgeborene Kraft, die gleich Minerva aus dem Körper ihres Vaters entsprang. Er ist der Führer der Prajapati – der Herren oder Schöpfer des Seins. Im „Vishnu-Purana“ sagt Parashara über ihn: „In jedem Kalpa (oder Manvantara) werden Daksha und die Übrigen geboren und wieder vernichtet.“ Der „Rigveda“ sagt: „Daksha entsprang aus Aditi und Aditi aus Daksha“ – eine Bezugnahme auf die ewige zyklische Wiedergeburt derselben göttlichen Essenz.
309 Keine dieser Ordnungen unterscheidet sich von den Pitris oder Vorfahren. So sagt „Manu“ (III, 284): „Die Weisen nennen unsere Väter Vasus; unsere väterlichen Großväter Rudras; unsere väterlichen Urgroßväter Adityas; übereinstimmend mit einem vedischen Text“ oder laut einer anderer Übersetzung „dies ist ein immerwährender vedischer Text“.
310 Wie jetzt von dem verstorbenen G. Smith in den Schriften der babylonischen Zylinder entdeckt wurde, war es in der chaldäischen Theogonie genauso. Ishtar, „Ältester des Himmels und der Erde“. Unter ihm die Igaga oder Engel des Himmels und die Anunnaki oder Engel der Erde. Unter diesen wieder verschiedene Klassen von Geistern und „Genien“, Sadu, Vadukku, Ekimu und Gallu genannt – von denen einige gut waren, einige böse. (Siehe „Babylonian Mythology“)
311 Einige höher, einige niedriger, um zum Karma der verschiedenen reinkarnierenden Monaden zu passen, die in ihren letzten Geburten in anderen Welten nicht alle denselben Reinheitsgrad erreicht haben konnten. Das erklärt die Verschiedenheit der Rassen, den geringeren Stand von Urstämmen und weitere Varianten des Menschen.
312 „Es gibt“, sagt Topinard (in der englischen Ausgabe seiner „Anthropology“, mit einer Vorrede von Prof. Broca), „drei Grundfarben im menschlichen Organismus – nämlich Rot, Gelb und Schwarz. In unterschiedlichen Mengen mit dem Weiß der Gewebe vermischt, lassen sie die zahlreichen Schattierungen entstehen, welche in der Menschheitsfamilie vorkommen.“ Ohne Absicht unterstützt die Wissenschaft damit wieder einmal den Okkultismus.
313 Man muss sich daran erinnern, dass die „letzten Überreste“, von denen hier gesprochen wird, sich auf die noch übrig gebliebenen Teile des „großen Kontinents“ beziehen und nicht auf irgendeine der zahlreichen Inseln, die gleichzeitig mit dem Festland bestanden. Platons „Insel“ zum Beispiel war einer dieser Überreste. Die anderen waren bereits in unterschiedlichen früheren Perioden gesunken. Eine okkulte „Überlieferung“ lehrt, dass solche Untergänge immer stattfinden, wenn sich die „spirituelle Sonne“ verdunkelt.
314 Gladstones unglücklicher Versuch, den Bericht der Genesis mit der Wissenschaft zu versöhnen (siehe sein „Dawn of Creation and of Worship“ und „Proem to Genesis“ in „The Nineteenth Century“, 1886) brachte Huxley dazu, seinen jovischen Blitz auf ihn herab zu schleudern. Der buchstäbliche Bericht rechtfertigte keinen solchen Versuch; und seine vierfältige Ordnung oder Einteilung der belebten Schöpfung hat sich in einen Stein verwandelt, welcher anstelle der Fliege auf der Stirne des schlafenden Freundes den Mann selbst tötete. Gladstone tötete die Genesis endgültig. Aber das ist kein Beweis dafür, dass Letztere keine Esoterik enthält. Die Tatsache, dass die Juden und alle Christen, die modernen wie auch die frühen Sekten, die Erzählung zweitausend Jahre lang nach dem Buchstaben interpretierten, beweist lediglich ihre Unwissenheit; und es zeigt den großen Scharfsinn und die konstruktive Fertigkeit der initiierten Rabbiner, welche die beiden Berichte – den elohistischen und den jehovistischen – esoterisch aufbauten und die Bedeutung der unvokalisierten Glyphen oder Wortzeichen des Urtextes absichtlich verwirrten. Die sechs Tage der Schöpfung – Yom – bedeuten sechs Evolutionsperioden, und der siebte Tag ist der Höhepunkt der Vollendung (und nicht der Ruhe), und somit beziehen sie sich auf die sieben Runden und auf die sieben Rassen, jede davon mit einer eigenen „Schöpfung“, obwohl die Verwendung der Worte Boker, Dämmerung oder Morgen, und Ereb, Abenddämmerung – die esoterisch gleichbedeutend sind mit Sandhya, im Sanskrit Dämmerung – ihnen den Vorwurf der gröbsten Unwissenheit in Bezug auf die Reihenfolge der Evolution einbrachten.
315 „Folge dem Analogiegesetz“, lehren die Meister. Atman-Buddhi ist dual und Manas dreifältig; und zwar insofern als Ersteres zwei Aspekte besitzt und Letzteres drei, d. h. als Prinzip an sich, das in seinem höheren Aspekt zu Atman-Buddhi gravitiert und dessen niedere Natur Kama folgt, dem Sitz der irdischen und tierischen Begierden und Leidenschaften. Der Vergleich der Evolution der Rassen zeigt, dass die erste und die zweite von der Natur Atman-Buddhis sind, sie sind dessen passiver spiritueller Nachkomme, und die dritte Wurzelrasse zeigt physiologisch und psychisch drei verschiedene Einteilungen oder Aspekte; der früheste Teil ohne Sünde; der mittlere zur Intelligenz erwachend; und der dritte und letzte entschieden animalisch: d. h. Manas unterliegt den Versuchungen Kamas.
316 Die Menschen wurden erst gegen Ende ihres dritten, auf dem Weg zum vierten Zyklus (Rasse) vervollständigt. Sie werden erst als „Götter“ für Gut und Böse erschaffen und damit verantwortlich, wenn die beiden Bogen zusammentreffen (nach 3½ Runden gegen die fünfte Rasse hin). Sie wurden von den Nirmanakayas (spirituellen oder astralen Überresten) der Rudra-Kumaras so gemacht, dazu „verdammt, auf der Erde wiedergeboren zu werden“; das bedeutet, auf ihre natürliche Weise auf dem höheren, aufsteigenden Bogen des irdischen Zyklus zu reinkarnieren verurteilt.“ (Kommentar IX)
317 Die ganze Verwirrung ist wie folgt: Weder Physiologen noch Pathologen werden anerkennen, dass die zellentwickelnde Substanz (das Zytoplasma) und die Mutterlauge, aus welcher die Kristalle entstehen, ein und dieselbe Wesenheit besitzen, außer in der Differenzierung für bestimmte Zwecke.
318 „Transactions of the Geological Society of Glasgow“, Bd. III. Sehr sonderbarerweise jedoch hat er vor Kurzem seine Ansicht wieder geändert. Die Sonne, sagt er, sei lediglich 15.000.000 Jahre alt.
319 Daher die Philosophie in der Allegorie von den 7, 10 und schließlich 21 Prajapatis, Rishis, Manus etc., die alle zu den Vätern verschiedener Dinge und Wesen gemacht wurden. Die korrekte Sortierung der Reihenfolge der sieben Klassen oder Ordnungen von Pflanzen, Tieren und selbst unbelebten Dingen, wie sie aufs Geratewohl in den Puranas gegeben werden, findet sich in verschiedenen Kommentaren. So ist Prithu der Vater der Erde. Er melkt sie und lässt sie alle Arten von Getreiden und Pflanzen hervorbringen, alle aufgezählt und spezifiziert. Kashyapa ist der Vater aller Reptilien, Schlangen, Dämonen etc. etc.
320 Siehe Bd. I, S. 151 et seq. über den „Baum der Evolution“ – den „Weltenbaum“.
321 Die jedoch durch das Verzögerungsgesetz kontrolliert und angepasst wird, das den Fortschritt aller Arten einschränkt, sobald ein höherer Typus in Erscheinung tritt.
322 Das wird von Faber gezeigt, wieder einem frommen Christen, laut dem „auch die noachische Familie . . . Beinamen der Atlantier und der Titanen trug, und der große Patriarch selbst wurde vorzugsweise Atlas und Titan genannt.“ (Bd. II, S. 285) Und wenn das so ist, dann muss laut der Bibel Noah von den Söhnen Gottes abstammen, den gefallenen Engeln, nach derselben Autorität, und den „Töchtern der Menschen, die schön waren“ (siehe Genesis, 6). Und warum nicht, erschlug doch sein Vater Lamech einen Menschen und war mit allen seinen Söhnen und Töchtern (die in der Sintflut zugrunde gingen) genauso schlecht wie die übrige Menschheit.
323 In dem wunderbaren Buch von Donnelly – „Atlantis, the Antediluvian World“ – verkündet der Verfasser mutig, über die arischen Kolonien von Atlantis und die Künste und Wissenschaften sprechend – dem Vermächtnis unserer vierten Rasse –, dass „die Wurzeln der heutigen Einrichtungen bis ins Miozän zurückreichen“. Das ist insofern ein gewaltiges Zugeständnis, als es von einem modernen Gelehrten gemacht wird; doch die Zivilisation reicht noch weiter zurück als bis zu den Atlantiern des Miozäns. Der Mensch der „Sekundärzeit“ wird entdeckt werden und mit ihm seine lang vergessene Zivilisation.
324 Die Natur ist der natürliche Körper, der Schatten der Vorfahren; und —
325 Der Mensch ist der „Himmlische Mensch“, wie bereits gesagt.
326 Der „Pymander“ unserer Museen und Bibliotheken ist ein Auszug aus einem der Bücher Thoths, von einem alexandrinischen Platoniker erstellt. Im dritten Jahrhundert wurde er von einem jüdischen Kabbalisten nach alten hebräischen und phönizischen Handschriften umgearbeitet und die „Genesis des Enoch“ genannt. Doch selbst die entstellten Überreste zeigen, wie genau sein Text mit der archaischen Lehre übereinstimmt, was sich in der Schöpfung der sieben Schöpfer und der sieben ursprünglichen Menschen zeigt. Was Enoch, Thoth oder Hermes, Orpheus und Kadmos anbelangt, handelt es sich dabei um Gattungsnamen, Zweige und Sprossen der sieben ursprünglichen Weisen (inkarnierte Dhyan Chohans oder Devas in illusiven Körpern, nicht in sterblichen), welche der Menschheit alles beibrachten, was sie wusste, und ihre frühesten Schüler nahmen die Namen ihrer Meister an. Dieser Brauch ging von der vierten auf die fünfte Rasse über. Daher die Übereinstimmung der Überlieferungen über Hermes (von dem die Ägyptologen fünf zählen), Enoch etc.; sie alle erfanden die Buchstaben; keiner von ihnen stirbt, sie leben noch, und sie sind die ersten Initiatoren in die Mysterien und deren Begründer. Erst vor Kurzem verschwand die Genesis des Enoch aus dem Besitz der Kabbalisten. Wilhelm Postel sah sie. Sie war ganz sicherlich zum großen Teil eine Abschrift der Bücher des Hermes und viel älter als die Bücher des Moses, wie Éliphas Lévi seinen Lesern sagt.
327 Uranus ist ein modifizierter Varuna, der „universal Umschließende“, der Allumfassende und eine der ältesten der vedischen Gottheiten – der Raum, der Schöpfer von Himmel und Erde, da beide aus seinem Samen manifestiert wurden. Erst später wurde Varuna das Haupt der Adityas und eine Art Neptun, der auf dem Leviathan reitet – dem Makara, dem heute heiligsten und geheimnisvollsten der Tierkreiszeichen. Varuna, „ohne den kein Geschöpf auch nur blinzeln könnte“, wurde wie Uranus erniedrigt und fiel gleich ihm in die Zeugung, seine Funktionen, „die erhabensten kosmischen Funktionen“, wie Muir sie nennt, wurden durch exoterischen Anthropomorphismus vom Himmel auf die Erde erniedrigt. Wie derselbe Orientalist sagt: „Die Eigenschaften, die Varuna (in den Veden) zugeschrieben werden, verleihen seinem Charakter eine moralische Erhabenheit und Heiligkeit, die weit über das hinausgeht, was jeder anderen vedischen Gottheit zugeschrieben wird.“ Um aber den Grund für seinen und Uranus’ Fall richtig zu verstehen, muss man das unvollkommene und sündhafte Werk der menschlichen Einbildungskraft in jeder exoterischen Religion berücksichtigen und auch die Geheimnisse studieren, die Varuna angeblich Vasishta mitteilte. Nur . . . „dürfen seine und alle Geheimnisse Mitras den Törichten nicht enthüllt werden“.
328 Kronos ist nicht nur Χρόνος, Zeit, sondern bedeutet auch „machen, schaffen“, von der Wurzel Kar, wie Bréal in seinen „Hercule et Cacus“ (S. 57) zeigte. Ob Bréal und Decharme, der ihn zitiert, mit ihrer Behauptung ebenso Recht haben, der vedische Kronan sei ein schöpferischer Gott, bezweifeln wir. Bréal meinte möglicherweise Karma oder vielmehr Vishvakarman, den schöpferischen Gott, den „Allmächtigen“ und den „großen Architekten der Welt“.
329 Der Kampf der Titanen ist, zumindest in der Theogonie, der Kampf um die Vorherrschaft zwischen den Kindern von Uranus und Gaia (oder Himmel und Erde in ihrem abstrakten Sinn), den Titanen, und auf der anderen Seite den Kindern von Kronos, dessen Oberhaupt Zeus ist; dieser Kampf zwischen dem spirituellen, inneren Menschen und dem Menschen aus Fleisch dauert bis zum heutigen Tag an.
330 Gerade so wie „Gott der Herr“ oder Jehovah esoterisch Kain ist und ebenso die „verführende Schlange“, der männliche Teil der androgynen Eva vor ihrem „Fall“; der weibliche Teil Adam Kadmons; die linke Seite oder Binah von der rechten Seite Chokmah in der ersten sephirothischen Dreiheit.
331 In der ägyptischen Legende „Die zwei Brüder“, übersetzt von Maspero (dem früheren Direktor des Museums von Boulak), ist das Urbild der Pandora enthalten. Num, der berühmte himmlische Künstler, schafft eine wunderbare Schönheit, ein Mädchen, das er Batu sendet, worauf das Glück des Letzteren zerstört ist. Natürlich ist Batu der Mensch und das Mädchen Eva (siehe Masperos „Popular Stories of Ancient Egypt“ und auch Decharmes „Mythologie de la Grèce Antique“).
332 Yima ist im „Vendidad“ nicht der „erste Mensch“, sondern lediglich in den Theorien der Orientalisten – siehe weiter unten.
333 Böotia, das antike Athen, und Eleusis wurden überflutet.
334 Der Name ist hier im Sinne von „Zauberer“ gebraucht und als Synonym dafür. Es gab viele atlantische Rassen, und ihre Evolution dauerte Millionen von Jahren: Sie alle waren nicht böse. Sie wurden es erst gegen Ende, so wie wir (die fünfte) es jetzt rasch werden.
335 Die „Götter der Elemente“ sind durchaus nicht die Elementale. Letztere werden von ihnen bestenfalls als Träger benutzt und als Materialien, mit denen sie sich bekleiden können.
336 Kain opferte, wie zuerst im Kapitel 4 der Genesis gezeigt wird, die „Früchte des Feldes“, das er als Erster bestellte, während Abel dem Herrn „von den Erstlingen seiner Herde“ brachte. Kain ist das Symbol der ersten männlichen, Abel das der ersten weiblichen Menschheit, während Adam und Eva die Typen der dritten Rasse sind (siehe „The Mystery of Cain and Abel“). Das „Morden“ stellt ein Blutvergießen dar, bedeutet aber nicht, dass das Leben genommen wird.
337 Vielleicht im Hinblick auf diese Erniedrigung der höchsten und reinsten Geister, welche die Zwischenebenen des niederen Bewusstseins (die „sieben Feuerkreise“ Pymanders) durchbrachen, wurden dem Hl. Jakobus die Worte in den Mund gelegt: „Dies ist nicht die Weisheit (psüche im Original), die von oben herab kommt, sondern eine irdische, sinnliche, teuflische.“ Und psüche ist Manas, die „menschliche Seele“. Die spirituelle Weisheit oder Seele ist Buddhi. Doch Buddhi per se, die so nahe dem Absoluten ist, ist lediglich latentes Bewusstsein.
338 Das ist die „unsterbliche Rasse“, wie sie in der Esoterik genannt wird, und exoterisch die fruchtlose Generation der ersten Nachkommen Dakshas, der Narada verflucht, den göttlichen Rishi, weil er die Haryasvas und die Sabalasvas, die Söhne Dakshas, davon abgebracht hatte, ihre Art fortzupflanzen: „Werde geboren in dem Schoß; es soll keinen Ruheplatz für dich geben in allen diesen Regionen“; seitdem wird Narada, der Repräsentant jener Rasse fruchtloser Asketen, so heißt es, sofort in einem anderen Körper wiedergeboren, sobald er in einem stirbt.
339 Die Überlieferungen aller Länder und Völker deuten auf diese Tatsache hin. Donnelly zitiert aus Pater Durans „Historia Antigua de la Nueva España“ aus dem Jahr 1885, wo ein Eingeborener Cholulas, ein Hundertjähriger, die Erbauung der großen Pyramide von Cholula wie folgt erklärt: „Im Anbeginn, bevor das Sonnenlicht erschaffen worden war, lag dieses Land (Cholula) in Finsternis und Dunkelheit . . . . aber unmittelbar, nachdem das Licht der Sonne im Osten emporstieg, erschienen riesenhafte Menschen . . . . sie erbauten die sogenannte Pyramide, worauf ihre Erbauer in alle Teile der Welt zerstreut wurden.“
339„Die Taten einer alten Rasse von Riesen namens Quinames nimmt einen großen Teil der zentralamerikanischen Geschichte ein“, sagt der Verfasser von „Atlantis“ (S. 204).
340 Da sie mit Ausnahme der Schriften des Eusebius, des „Wahrhaften“, kein Zeugnis für die Existenz Tertullians finden können, sind manche Kritiker geneigt, dieselbe anzuzweifeln.
341 Und das trotz des förmlichen Verbots durch das große Kirchenkonzil von Elvira um das Jahr 303 n. Chr., wo erklärt wurde: „Die Gestalt Gottes, der unkörperlich und unsichtbar ist, soll nicht durch Bild oder Form begrenzt werden.“ Im Jahr 692 n. Chr. verbot das Konzil von Konstantinopel auf ähnliche Weise den Gläubigen, „Jesus als Lamm zu malen oder darzustellen“ sowie auch „beim Beten das Knie zu beugen, da das eine götzendienerische Handlung ist“. Das Konzil von Nicäa (787 n. Chr.) jedoch brachte diesen Götzendienst wieder zurück, und das Konzil von Rom (883 n. Chr.) exkommunizierte Johannes, den Patriarchen von Konstantinopel, weil er sich als Gegner der Bilderverehrung zeigte.
342 Bei der Besprechung des chinesischen Drachen und der Literatur Chinas schreibt Charles Gould in seinen „Mythical Monsters“ (S. 212): „Seine Mythologien, Geschichten, Religionen, volkstümliche Erzählungen und Sprichwörter wimmeln alle von Bezugnahmen auf ein geheimnisvolles Wesen, das eine physische Natur und spirituelle Eigenschaften besitzt. Es ist mit einem üblichen Äußeren ausgestattet und besitzt die übernatürliche Macht, diese äußere Form jederzeit zu verlassen und eine andere zu nutzen, und außerdem ist es in der Lage, das Wetter zu beeinflussen, Dürren oder befruchtenden Regen nach Belieben hervorzubringen, Stürme aufzubringen und sie zu besänftigen. Ganze Bücher könnten aus den verstreuten Legenden zusammengestellt werden, die in Bezug auf diesen Gegenstand überall reichlich vorhanden sind. . . .”
Dieses „geheimnisvolle Wesen“ ist der mythische Drache, d. h. das Symbol des historischen und tatsächlichen Adepten, des Meisters und Professors der okkulten Wissenschaften in der alten Zeit. Es wurde bereits anderweitig festgestellt, dass die großen „Magier“ der vierten und fünften Rasse allgemein nach ihren Stammvätern „Schlangen“ und „Drachen“ genannt wurden. Sie alle gehörten der Hierarchie der sogenannten „feurigen Drachen der Weisheit“ an, der Dhyan Chohans, die den Agnishwatta Pitris entsprechen, den Maruts und Rudras im Allgemeinen als Nachkommen ihres Vaters Rudra, der mit dem Gott des Feuers identifiziert wird. Und noch mehr wird im Text gesagt. Nun kannte Clemens, ein initiierter Neuplatoniker, natürlich den Ursprung des Wortes „Drachen“, und wusste, warum die initiierten Adepten so genannt wurden, da er das Geheimnis des Agathondaimonen kannte, des Christus, der siebenvokaligen Schlange der Gnostiker. Er wusste, dass das Dogma seines neuen Glaubens die Transformation aller Rivalen Jehovahs erforderte, d. h. der Engel, die angeblich gegen jene Elohim rebelliert hatten, gleich dem Titanen Prometheus, der gegen Zeus rebellierte, den Usurpator des Reiches seines Vaters, und dass „Drache“ die mystische Bezeichnung der „Söhne der Weisheit“ war. Aus dieser Erkenntnis kam seine Definition, die ebenso grausam wie willkürlich war: „Schlangen und Riesen bedeuten Dämonen“, d. h. nicht „Geister“, sondern Teufel, in der kirchlichen Interpretation.
343 „Was würden Sie zu unserer Behauptung sagen, die Chinesen – ich spreche jetzt von den inländischen, echten Chinesen, nicht von den Hybriden zwischen der vierten und der fünften Rasse, die heute den Thron einnehmen, sondern von den Ureinwohnern, die in ihrer ungebundenen Nationalität vollständig dem höchsten und letzten Zweig der vierten Rasse angehören – dass die Chinesen ihre höchste Zivilisation erreichten, als die fünfte gerade erst in Asien erschienen war?“ („Esoteric Buddhism“, S. 67) Und diese Handvoll von Inlandschinesen sind alle von sehr großer Statur. Könnten die sehr alten in der Sprache der Lolo (Ureinwohner Chinas) verfassten Handschriften erlangt und korrekt übersetzt werden, würde manches unschätzbare Beweisstück gefunden. Aber sie sind ebenso selten wie ihre Sprache unverständlich ist. Bis jetzt sind nur ein oder zwei europäische Archäologen imstande gewesen, Werke von solch unschätzbarem Wert zu erwerben.
344 Man erinnere sich an dieselbe Behauptung bei Enoch sowie an die Leiter, die Jakob in seinem Traum sah. Die „zwei Welten“ bedeuten natürlich die „zwei Bewusstseins- und Daseinsebenen“. Ein Seher kann mit Wesen verkehren, die auf höheren Ebenen als die der Erde verkehren, ohne seinen Sessel zu verlassen.
345 Vide supra den Kommentar zu den vier Rassen – und zu den „Söhnen von Wille und Yoga“, den unbefleckten Nachfahren der androgynen dritten Rasse.
346 In der Kabbala ist die Aussprache des vierbuchstabigen unaussprechlichen Namens „ein höchst geheimes Arkanum“ – „ein Geheimnis der Geheimnisse“.
347 Um nochmals auf dieses höchst wichtige Thema der archaischen Kosmogonie zurückzukommen, finden wir selbst in den nordischen Legenden, in den Heiligen Rollen der Göttin Saga, dass Loki, der Blutsbruder Odins (Typhon, Ahriman und anderen gleich, die Brüder von Osiris und Ormazd sind) erst später böse wird, da er sich zu lange mit der Menschheit vermischt hatte. Wie alle anderen Feuer- oder Lichtgötter – Feuer brennt und zerstört ebenso gut wie es wärmt und Leben gibt – wurde er schließlich als zerstörerisches „Feuer“ aufgefasst. Der Name Loki, erfahren wir (aus „Asgard and the Gods“, S. 250), wurde von dem alten Wort „liechan“ abgeleitet, erleuchten. Es hat damit denselben Ursprung wie das lateinische „Lux, Licht“. Daher ist Loki identisch mit Luzifer (Lichtbringer). Dieser den Fürsten der Finsternis gegebene Titel ist sehr bedeutsam und stellt an sich eine Rehabilitation von Verleumdungen der Theologen dar. Loki jedoch ist noch enger verwandt mit Prometheus, weil der an einen spitzen Felsen angekettet dargestellt wird, während Luzifer, welcher auch mit Satan identifiziert wird, unten in der Hölle angekettet wurde; ein Umstand, der jedoch keinen von beiden daran hinderte, auf der Erde vollkommen frei zu agieren, wenn wir das theologische Paradoxon in seiner ganzen Tragweite akzeptieren. Loki ist ein wohltätiger, großmütiger und mächtiger Gott am Anbeginn der Zeit und stellt in der frühen skandinavischen Theogonie das Prinzip des Guten dar und nicht des Bösen.
348 Der einige Seiten weiter oben angeführte griechische Mythos von der Entmannung des Uranus durch seinen Sohn Kronos in der griechischen Theogonie ist eine Anspielung auf diesen Diebstahl des göttlichen schöpferischen Feuers durch den Sohn von Erde und Himmel. Wenn Uranus, die Personifikation der himmlischen Kräfte, aufhören muss zu erschaffen (er wird von Kronos, dem Gott der Zeit, zeugungsunfähig gemacht), so ist es in der ägyptischen Kosmogonie Thot, der Gott der Weisheit, der diesen Kampf zwischen Horus und Seth schlichtet, wobei Letzterer vom Ersteren genauso behandelt wird wie Uranus von Kronos (siehe „Totenbuch“, Kap. XVII, V. 26). Im babylonischen Bericht ist es der Gott Zu, der den „Vater der Götter“ des Umsimis beraubt – des idealen Schöpfungsorgans, nicht der Krone (!), wie G. Smith glaubte (siehe S. 115 und 116, „The Chaldean Account of Genesis“). Denn in dem Fragment K. 3454 (Britisches Museum) wird sehr klar gesagt, dass Zu den „Ehrwürdigen des Himmels“ seiner Begierde beraubte und damit das Umsimi der Götter davontrug und das teroti (die Macht) aller anderen Götter verbrannte, damit „herrschte er über die Saat aller Engel“ (15). Da sich das Umsimi auf dem Sitz Bels befand, konnte es schwerlich die „Krone“ sein. Eine vierte Lesart findet sich in der Bibel. Ham ist der chaldäische Zu, und beide werden wegen desselben allegorisch beschriebenen Verbrechens verflucht.
349 Das sind die Wesen, deren sagenhafte Existenz die Grundlage darstellte für den Aufbau der rabbinischen Lilith, die Bibelgläubigen würden sie als die vorsintflutlichen Frauen bezeichnen und die Kabbalisten als die Frauen der präadamischen Rassen. Sie sind keine Erdichtung – das ist sicher, wie fantastisch das Ausmaß ihres späteren Wachstums auch anmuten mag.
350 Als Anregung möchten wir einen kurzen Aufsatz im Theosophist vom August 1887 empfehlen, mit dem Titel „Esoteric Studies“. Sein Verfasser legt darin eine genaue okkulte Theorie dar, auch wenn sie für die Welt eine neue Idee ist. „Der Fortschritt der Monade geht einher mit dem Rückschritt der Form“, sagt er (S. 666), d. h. „mit der Abnahme der vis formativa.“ Weiter sagt er: „Wer weiß, welche Gestalt dem Ego in früheren Ringen (Runden oder Rassen?) als Träger diente? . . . Kann nicht der Typus des Menschen Teil der Simiadae in ihrer Verschiedenartigkeit gewesen sein? Könnte das Affenkönigreich des Ramayanas nicht auf einer weit entfernten Tradition beruhen, die sich auf eine Zeit bezieht, in der dies das gemeinsame Los, oder besser der Aspekt des Menschen war?“ . . . Und der Verfasser schließt seine sehr scharfsinnige, wenn auch allzu kurze Darlegung seiner Theorie mit Worten, die jeder wahre Okkultist unterschreiben würde: „Beim physikalisch-ätherischen Menschen muss eine Involution der Geschlechter stattfinden. So wie der physikalisch-astrale Mensch bei der Wiedergeburt von Wesen aus der unterhalb vom Menschen stehenden Klasse (aus tierischen Prototypen evolviert) abhängig war, wird der physikalisch-ätherische Mensch bei den anmutigen, wohlgestalteten, aus der Luftebene hervorgegangenen Klassen eine oder mehrere finden, die für seine folgenden Verkörperungen passend entwickelt sein werden, wenn erzeugte Formen gegeben sind – ein Vorgang, der die gesamte Menschheit nur sehr allmählich umfassen wird. Die (prä-?)adamischen und post-adamischen Rassen waren Riesen. Ihre ätherischen Gegenstücke könnten möglicherweise Liliputaner sein – schön, leuchtend, durchsichtig – aber was das Denkvermögen anbelangt, werden sie sicherlich Riesen sein.“ (S. 671, Artikel von Visconde de Figanière, M. T. G.)
351 Es mag eingewendet werden, das sei ein Widerspruch, da die erste Wurzelrasse 300.000.000 Jahre nach der Entwicklung der Vegetation erschien und der Keim des vegetabilen Lebens nicht Teil der ersten Rasse sein konnte. Er konnte, behaupten wir; denn bis zum Auftreten des Menschen in dieser Runde war die Vegetation von einer ganz anderen Art als heute und vollkommen ätherisch. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass kein Gras und keine Pflanze physisch werden konnte, bevor es keine tierischen und andere Organismen gab, die Kohlendioxid ausatmeten – welche die Vegetation für ihre Entwicklung, ihre Ernährung und ihr Wachstum benötigt. In ihren physischen und bis dahin erreichten Formen sind sie wechselseitig voneinander abhängig.
352 „Visconde de Figanière, M. T. G.“ („The Theosophist“, Aug. 1887, S. 676).
353 Es wird im Zohar gesagt, dass die „ursprünglichen Welten“ (Funken) nicht fortbestehen konnten, weil der Mensch noch nicht war. „Die menschliche Form enthält alles. Und da sie noch nicht existierte, wurden die Welten zerstört.“
354 Das ist die Bedeutung, wenn die Allegorie und das Symbol geöffnet und mithilfe des menschlichen Schlüssels oder des Schlüssels zur irdischen Anthroposophie gelesen werden. Diese Interpretation der „Archen“-Symbolik widerspricht nicht im Geringsten ihrem astronomischen und selbst theogonischen Schlüssel; noch irgendeiner anderen der sechs Bedeutungen. Auch erscheint sie nicht weniger wissenschaftlich als die modernen Theorien über den Ursprung des Menschen. Wie gesagt, es gibt sieben Schlüssel dafür, wie beim Rest.
355 „Vendidad Sâdah“, siehe auch Bund XV; und J. Darmesteters Übersetzung der „Vendidad“, „Sacred Books of the East“.
356 Siehe „Kabbalah Unveiled“, von S. L. MacGregor Mathers, S. 103-4.
357 Darwinsche Evolutionisten, die sich so gerne auf die Beweise für die Rückwandlung zum Originaltypus beziehen – dessen volle Bedeutung im Fall der menschlichen Monster in der esoterischen Lösung des embryologischen Problems liegt –, täten gut daran, sich nach dem Auftreten moderner Riesen zu erkundigen, die oft 8, 9 und sogar 11 Fuß groß sind. Solche Rückwandlungen stellen unvollkommene, aber nicht zu leugnende Reproduktionen des ursprünglichen, hoch aufragenden Menschen der Urzeit dar.
358 Siehe „Mythical Monsters“ von Ch. Gould, aus dessen interessantem und wissenschaftlichem Buch weiter unten ein paar Stellen angeführt sind. Siehe auch in A. P. Sinnetts „Occult World“ die Beschreibung einer Höhle im Himalaya, die mit den Überresten riesiger Menschen- und Tierknochen angefüllt ist.
359 Das dritte Auge befand sich an der Rückseite des Kopfes. Die Behauptung, dass die späteste hermaphroditische Menschheit „vierarmig“ war, enträtselt wahrscheinlich das Mysterium all der Darstellungen und Idole der exoterischen Götter Indiens. Auf der Akropolis von Argos befand sich eine ξόανον, eine roh geschnittene Holzstatue (Dädalus zugeschrieben), die einen dreiäugigen Koloss darstellt, der Zeus Triopas (dem Dreiäugigen) geweiht war. Das Haupt des „Gottes“ hat zwei Augen im Gesicht und eines am höchsten Punkt der Stirn. Sie wird als die archaischste aller alten Statuen betrachtet („Schol. Vatic. ad Eurip. Troad.“, 14).
360 Die Innere Schau kann seitdem nur durch Übung und Initiation erlangt werden, außer in den Fällen „natürlicher und geborener Magier“, Sensitiver und Medien, wie sie heute genannt werden.
361 Dieser Ausdruck „versteinert“ anstatt „verknöchert“ ist merkwürdig. Das „Hinterauge“, das natürlich die heute sogenannte Zirbeldrüse ist, die an der Rückseite des dritten Gehirnventrikels angehängte kleine, erbsenähnliche Masse grauer Nervensubstanz, soll fast ausnahmslos mineralische Ablagerungen und Sand enthalten, und „sonst nichts“ (Vide infra).
362 „Tief im Inneren des Kopfes, von dicker Haut und Muskeln überzogen, finden wir bei gewissen Tieren verschiedener Klassen wirkliche Augen, die nicht sehen“, sagt Haeckel. „Unter den Wirbeltieren . . . gibt es blinde Maulwürfe und Wühlmäuse, blinde Schlangen und Eidechsen. . . . Sie meiden das Tageslicht und leben . . . unter der Erde. Sie waren ursprünglich nicht blind, sondern stammen von Vorfahren ab, die im Licht lebten und wohl entwickelte Augen besaßen. Bei diesen blinden Tieren ist das verkümmerte Auge in allen Graden der Rückbildung unter dem undurchsichtigen Fell zu finden“ („The Origin and the Development of the Sense-Organs“, Haeckel). Wenn bei niederen Tieren gleich zwei Augen derartig verkümmern konnten, warum dann nicht ein Auge – die Zirbeldrüse – beim Menschen, der seinem physischen Aspekt nach ein höheres Tier ist?
363 Dem „Nervenäther“ Dr. B. W. Richardsons, F.R.S.; der Nervenaura des Okkultismus. Die „animalischen Geister“ (?) sind gleichbedeutend mit den Strömungen des zusammengesetzten Kreislaufs der Nervenaura.
364 Erinnern wir uns daran, dass die erste Rasse in den okkulten Wissenschaften als innerlich spirituell und äußerlich ätherisch dargestellt wird; die zweite als mental psycho-spirituell und körperlich ätherisch-physisch; die dritte zu Beginn noch des Intellekts entbehrend, ist ihrem Körper nach astro-physisch und lebt ein inneres Leben, in dem das psycho-spirituelle Element von den kaum im Entstehen begriffenen physiologischen Sinne noch überhaupt nicht gestört wird. Seine beiden vorderen Augen blicken nach vorne, ohne in die Vergangenheit noch in die Zukunft zu sehen. Das „Dritte Auge“ jedoch „umfasst die EWIGKEIT“.
365 Aber auf eine völlig andere Art als die von Haeckel beschriebene „Evolution durch natürliche Selektion im Kampf ums Dasein“ („The Pedigree of Man“, „Sense Organs“, S. 344). Die bloße „Wärmeempfindung der Haut“ für hypothetische Lichtwellen ist absurd ungeeignet, die im Auge existierende schöne Verbindung von Adaptionen zu erklären. Wir haben gezeigt, dass „natürliche Selektion“ ein reiner Mythos ist, wenn man ihr die Entstehung von Veränderungen zuschreibt (vide infra, Teil III, „Über die darwinistische mechanische Verursachung“); da das „Überleben des Tauglichsten“ lediglich dann eintreten kann, wenn nützliche Mutationen gleichzeitig mit verbesserten Organismen entstanden sind. Woher stammten die „nützlichen Mutationen“, die das Auge entwickelten? Nur aus „blinden, zweck- und planlos wirkenden Naturkräften?“ Die Beweisführung ist kindisch. Die wahre Lösung des Mysteriums ist in der unpersönlichen Göttlichen Weisheit zu finden, in ihrer Ideenbildung – die durch die Materie reflektiert wird.
366 Die Paläontologie hat nachgewiesen, dass im Känozoikum bei den Tieren – insbesondere den Sauriern wie z. B. dem vorsintflutlichen Labyrinthodon, dessen fossiler Schädel eine nicht auf andere Ursachen zurückzuführende Perforation aufweist – das dritte oder überzählige Auge sehr stark entwickelt gewesen sein muss. Mehrere Naturforscher, unter anderen E. Korscheldt, sind davon überzeugt, dass ein solches Auge bei den Reptilien der heutigen Zeit, ungeachtet der es bedeckenden undurchsichtigen Haut, lediglich Licht und Dunkelheit unterscheiden kann (wie das menschliche Auge, wenn es mit einem Taschentuch verbunden oder auch fest geschlossen ist), während es bei den heute ausgestorbenen Tieren funktionierte und ein echtes Sehorgan war.
367 Karma ist ein Wort mit vielerlei Bedeutungen, und für nahezu jeden seiner Aspekte existiert ein besonderer Ausdruck. Als Synonym für Sünde bedeutet es die Vollbringung einer beliebigen Handlung zur Erlangung eines weltlichen Gegenstands und daher einen Akt selbstsüchtigen Begehrens, was nichts anderes sein kann als zum Nachteil irgendeines anderen. Karma ist Handlung, die Ursache. Und Karma ist wiederum das „Gesetz der ethischen Ursächlichkeit“, die Wirkung einer selbstsüchtig ausgeübten Handlung angesichts des großen Gesetzes der Harmonie, die vom Altruismus abhängt.
368 Die Gegner der Karma-Lehre sollten sich an die Tatsache erinnern, dass es absolut unmöglich ist, den Pessimisten mit anderen Daten zu antworten. Ein festes Verständnis der Grundzüge des karmischen Gesetzes verwirft die gesamte Basis des imposanten, von den Schülern Schopenhauers und v. Hartmanns aufgerichteten Gefüges.
369 Die Lehre und Theologie der Calvinisten. „Der Plan Gottes, sämtliche Ereignisse seit der Ewigkeit umfassend“ (der zum Fatalismus wird und den freien Willen und jeden Versuch, ihn zum Guten auszuüben, ertötet). . . . . „Er ist die Vorbestimmung oder Zuteilung der Menschen für immerwährende Seligkeit oder immerwährendes Elend“ (Katechismus). Was für eine edle und ermutigende Lehre das ist!
370 Um Karma dem westlichen Verstand leichter begreiflich zu machen, der besser mit der griechischen als mit der arischen Philosophie vertraut ist, versuchten einige Theosophen, es mit Nemesis zu übersetzen. Wäre Letztere den Profanen des Altertums so bekannt gewesen, wie sie von den Initiierten verstanden wurde, bestünden keine Einwände gegen diese Übersetzung des Ausdrucks. In Wirklichkeit aber wurde sie von der griechischen Fantasie allzu sehr anthropomorphisiert, als dass man sie ohne sorgfältig ausgearbeitete Erklärungen verwenden könnte. Bei den frühen Griechen, von „Homer bis Herodot, war sie keine Göttin, sondern vielmehr ein moralisches Empfinden“, sagt Decharme; der Schutzwall gegen das Böse und die Unsittlichkeit. Wer ihn überschreitet, begeht in den Augen der Götter einen Frevel und wird von Nemesis verfolgt. Aber mit der Zeit wurde jene „Empfindung“ vergöttlicht, und seine Personifikation wurde zu einer immer Verderben bringenden und strafenden Göttin. Wenn wir daher Karma mit Nemesis in Verbindung bringen wollen, müssen wir dabei ihren dreifachen Charakter als Nemesis, Adrasteia und Themis berücksichtigen. Denn, während Letztere die Göttin der universalen Ordnung und Harmonie ist, wie Nemesis damit beauftragt, jede Überschreitung zu unterdrücken und den Menschen unter strenger Strafe in die Schranken der Natur und Rechtschaffenheit zu verweisen, repräsentiert Adrasteia – die „Unentrinnbare“ – Nemesis als die unveränderliche Wirkung von Ursachen, die der Mensch selbst geschaffen hat. Als die Tochter der Dike ist Nemesis die gerechte Göttin, die ihren Zorn für jene allein aufspart, die vor lauter Stolz, Selbstsucht und Ruchlosigkeit rasend sind (siehe „Mesomed., Hymn. Nemes.“, Vers 2, aus Brunck, „Analecta“, II. S. 292; angeführt in „Mythologie de la Grèce Antique“, S. 304) Kurz gesagt, während Nemesis eine mythologische, exoterische Göttin oder Macht ist, personifiziert und anthropomorphisiert in ihren verschiedenen Aspekten, ist Karma eine höchst philosophische Wahrheit, ein höchst göttlicher, edler Ausdruck der ursprünglichen Intuition des Menschen bezüglich der Gottheit. Es ist eine Lehre, die den Ursprung des Bösen erklärt und unsere Vorstellungen von dem, was göttliche, unveränderliche Gerechtigkeit sein sollte, veredelt anstatt die unbekannte und unerkennbare Gottheit zu erniedrigen, indem sie aus ihr die launenhafte, grausame Tyrannin macht, die wir Vorsehung nennen.
371 Pralaya – der Begriff wurde bereits erläutert – bezieht sich nicht nur auf alle „Nächte Brahmâs“ oder auf die Auflösung der Welt, die einem jeden Manvantara folgt, was 71 Maha-Yugas entspricht. Er bezieht sich ebenso auf alle „Verdunklungen“ und selbst auf alle Kataklysmen, die sämtlichen Wurzelrassen ein Ende bereiten, abwechselnd durch Feuer und Wasser. Pralaya ist als Ausdruck vergleichbar mit dem Wort „Manu“ – dem Gattungsnamen der Sishtas, die unter der Bezeichnung „König“ in den Puranas als „mit dem Samen aller Dinge in einer Arche vor den Wassern dieser Sintflut“ bewahrt dargestellt werden (oder vor den Bränden einer allgemeinen vulkanischen Feuersbrunst, deren Beginn für unsere fünfte Rasse wir bereits in den schrecklichen Erdbeben und Eruptionen dieser letzten und insbesondere des gegenwärtigen Jahres sehen), . . . . „die sich zu Beginn eines Pralayas über die Welt (die Erde) ausbreitet“ (siehe Vorwort, s. lxxxi zu Wilsons „Vishnu Purana“). Zeit ist lediglich eine Form „Vishnus“ – wahrhaftig, wie Parashara im Purana sagt. In den indischen Yugas und Kalpas haben wir die regelmäßig absteigende Zahlenreihe 4 - 3 - 2, gefolgt von einer den jeweiligen Erfordernissen esoterischer Zwecke entsprechenden Anzahl von Nullen, aber nicht, wie Wilson und andere Orientalisten annahmen, „sektiererischer Verschönerungen“ wegen. Ein Kalpa kann ein Zeitalter oder ein „Tag“ Brahmâs oder ein siderisches Kalpa sein, astronomisch oder irdisch. Diese Berechnungen finden sich in allen Puranas, aber einige sind anders – wie z. B. „das Jahr der sieben Rishis, 3.030 Jahre der Sterblichen, und das Jahr Dhruvas, 9.090 Jahre der Sterblichen im Linga-Purana“; beide sind wiederum esoterisch und repräsentieren tatsächliche (geheime) Chronologie. Wie im „Brahmâ Vaivarta“ gesagt wird: „Die Chronologen berechnen das Kalpa mittels Brahmâs Leben. Es gibt zahlreiche kleinere Kalpas wie Samvarta und die Übrigen.“ „Kleinere Kalpas“ bedeutet hier jede Periode der Zerstörung, wie Wilson selbst korrekt verstand, der sie erklärt als „jene, in denen der Samvarta-Wind oder andere zerstörerische Kräfte wirken.“ („Vishnu-Purana“, S. 54, Bd. I)
372 Eine Intuition und eine Ahnung bezüglich der Sishtas findet sich in Sinnetts „Esoteric Buddhism“, 5. Auflage. Siehe „Annotations“ – die „Noah’s Ark Theory“, S. 146, 147.
373 Die Tatsache, dass Manu selbst die Worte in den Mund gelegt werden, er sei von Viraj erschaffen worden und hätte daraufhin die zehn Prajapatis hervorgebracht, die selbst wiederum 7 Manus erzeugten, welche ihrerseits wieder 7 weitere Manus ins Dasein brachten, („Manu“, I, 33-36) bezieht sich auf andere, noch ältere Mysterien und ist gleichzeitig eine Blende bezüglich der siebenfältigen Kette und der gleichzeitigen Evolution der sieben Menschheiten oder Menschen. Wie auch immer, das vorliegende Werk wurde auf der Grundlage der Geheimlehre des Vorhimalayas verfasst, und die brahmanische Esoterische Philosophie könnte heute eine andere Form haben, so wie die Kabbala auch. Doch im grauen Altertum waren sie identisch.
374 Dafür existiert noch ein weiterer esoterischer Grund. Ein Vaivasvata ist der siebte Manu, weil unsere gegenwärtige Runde, obwohl sie die vierte ist, im prä-siebenfältigen Manvantara ist und die Runde selbst sich in ihrem siebten Zustand der Materialität oder Physikalität befindet. Der Schluss am mittleren Rassenpunkt trat während der vierten Wurzelrasse ein, als der Mensch und die gesamte Natur ihren niedersten Zustand grober Materie erreichten. Seit jener Zeit, d. h. seit dem Ablauf der dreieinhalb Rassen, befinden sich die Menschheit und die Natur im aufsteigenden Bogen ihres Rassenzyklus.
375 Das jedem Yuga vorangehende Intervall wird Sandhya genannt und besteht aus derselben Anzahl von Jahrhunderten wie Jahrtausende in dem Yuga enthalten sind; und am Ende des Letzteren folgt ein Sandhyamsa, und es dauert ähnlich lang, wie uns im „Vishnu-Purana“ gesagt wird. „Das Intervall zwischen dem Sandhya und dem Sandhyamsa ist das Yuga; es wird mit Namen wie Krita, Treta etc. etc. bezeichnet. Die (vier) Krita, Treta, Dvapara und Kali bilden zusammen ein großes Zeitalter oder eine Zusammenfassung von vier Zeitaltern; eintausend solcher Zusammenfassungen sind ein Tag Brahmâs; und vierzehn Manus regieren in diesem Zeitabschnitt.“ Müssten wir das nun buchstäblich auffassen, gäbe es in jeweils 4.320.000.000 Jahren lediglich einen einzigen Manu. Da uns gelehrt wird, dass die zwei niederen Reiche für ihre Evolution 300 Millionen Jahre brauchten und dass unsere Menschheit gerade einmal knapp über 18 Millionen Jahre alt ist – wo waren dann die anderen erwähnten Manus, wenn nicht die Allegorie dieselbe Bedeutung hat wie die esoterische Lehre, nämlich dass jeder der 14 mit 49 multipliziert wird?
376 Die Worte ,,Schöpfung“, „Auflösung“, usw. geben die wahre Bedeutung von Manvantara und Pralaya nicht korrekt wieder. Das „Vishnu-Purana“ zählt verschiedene auf: „Die Dinge lösen sich auf viererlei Arten auf“, lässt es Parashara sagen: Naimittika (gelegentlich), wenn Brahmâ schlummert (seine Nacht, wenn ,,am Ende seines Tages eine Wiederverschmelzung des Universums stattfindet, Brahmâs gelegentliche Wiederverschmelzung genannt“, da Brahmâ dieses Weltall selbst ist); „Prakritika (elemental), wenn die Rückkehr dieses Weltalls in seine ursprüngliche Natur partiell und physisch ist; Atyantika (absolut), Identifikation des verkörperten mit dem unkörperlichen höchsten Geist – mahatmischer Zustand, entweder zeitweilig oder bis zum folgenden Maha-Kalpa: auch absolute Verdunklung – wie die einer ganzen Planetenkette etc.; und Nitya (beständig), das Maha-Pralaya des Universums, Tod – für den Menschen, Nitya ist die Auslöschung des Lebens, gleich der Löschung einer Lampe“, auch „im nächtlichen Schlaf“. Nitya-Sarga ist ,,fortwährende oder beständige Schöpfung“, während Nitya-Pralaya ,,fortwährende oder beständige Zerstörung alles Geborenen“ ist. „Was auf eine kleinere Auflösung folgt, wird als flüchtige Schöpfung bezeichnet. . . . Das ist Samyama.“ (Erschaffung, Existenz und Auflösung) („Vishnu-Purana“, I, Kap. vii) Der Gegenstand ist so schwierig, dass wir gezwungen sind, unsere Behauptungen zu wiederholen.
377 Siehe aber die vortreffliche Definition von Parabrahman und dem Logos in T. Subba Rows Vorlesungen über die Bhagavadgita in den ersten Ausgaben des „Theosophist“ aus dem Jahr 1887, Ausgaben Februar, März, April und Mai.
378 Siehe vorige Fußnote.
379 Siehe „Manu“, I, 32, 33. In einem anderen Sinn ist Vaisvanara das lebendige magnetische Feuer, welches das manifestierte Sonnensystem durchströmt. Es ist der objektivste (obwohl für uns das Gegenteil) und immer gegenwärtige Aspekt des einen Lebens, denn es ist das Vitalprinzip (siehe „Theosophist“, Juli 1883, S. 249). Es ist auch ein Name von Agni.
380 In der Periode der sogenannten sekundären Schöpfung. Über die primäre, in der die Erde über die drei Elementarreiche verfügt, können wir aus unterschiedlichen Gründen nicht sprechen; einer davon ist, dass außer einem großen Seher oder von Natur aus Intuitiven niemand dazu imstande sein wird zu verstehen, was niemals in irgendwelchen gegenwärtigen Begriffen formuliert werden kann.
381 Hippokrates sagte, die Zahl sieben „strebe durch ihre verborgenen Kräfte nach der Vollendung aller Dinge, sie sei die Lebensspenderin und die Quelle aller seiner Veränderungen“. Er teilte das Leben der Menschen in sieben Epochen (Shakespeare), denn „da der Mond seine Phasen alle sieben Tage ändert, beeinflusst diese Zahl auch alle sublunaren Wesen“ und selbst die Erde, wie wir wissen. Die Zähne eines Kindes erscheinen im siebten Monat und mit sieben Jahren kommen die zweiten; mit zweimal sieben Jahren beginnt die Pubertät, mit dreimal sieben sind seine mentalen und vitalen Kräfte entwickelt. Mit viermal sieben hat er seine volle Stärke erreicht. Im Alter von fünfmal sieben sind seine Leidenschaften am stärksten entwickelt etc. etc. So verhält es sich auch mit der Erde. Sie befindet sich jetzt in ihrem mittleren Alter, ist deshalb aber nur sehr wenig weiser. Das Tetragrammaton, der vierbuchstabige heilige Name der Gottheit, kann auf der Erde nur aufgelöst werden, indem es durch das aus der verborgenen Tetraktys hervorgehende manifestierte Dreieck siebenfältig wird. Daher muss auf dieser Ebene die Zahl sieben gewählt werden. Wie in der Kabbala, „Die größere heilige Versammlung“, V. 1161 geschrieben steht: „Denn sicherlich ist keine Dauerhaftigkeit in jenen sechs, außer dem (was sie herleiten) aus dem Siebten. Denn alle Dinge hängen vom Siebten ab.“
382 Der Hl. Augustin sagt über Jesus: „Er ist ein Fisch, der inmitten der Wasser lebt.“ Die Christen bezeichneten sich in ihren heiligen Mysterien selbst als „kleine Fische“ – Pisciculi. „So viele im Wasser aufgewachsene Fische und von einem großen Fisch errettet“, sagt Tertullian über die Christen und Christus und die Kirche.
383 „Esoteric Buddhism“, S. 65.
384 Dieses Ereignis, nämlich die Zerstörung der berühmten Insel Ruta und der kleineren Insel Daitya, das sich vor 850.000 Jahren im späten Pliozän ereignete, darf nicht mit dem Untergang des Hauptkontinents von Atlantis im Miozän verwechselt werden. Die Geologen können nicht das Miozän so verlegen, dass es vor lediglich 850.000 Jahren stattfand, wie sie es immer wieder machen; vielmehr ging der Hauptteil von Atlantis in Wirklichkeit vor mehreren Millionen Jahren unter.
385 Huxley teilt diese Rasse in die fünffältige Gruppe der Australoiden, Negroiden, Mongoloiden, Xanthochroer und Melanochroer – die alle aus eingebildeten Anthropoiden hervorgehen. Während er gegen jene protestiert, die sagen, „dass die strukturellen Verschiedenheiten zwischen Menschen und Affen klein und unbedeutend sind“, und hinzufügt, dass „jeder Knochen des Gorillas ein Merkmal trägt, durch das er von einem entsprechenden menschlichen Knochen unterschieden werden kann“, und dass „zumindest im gegenwärtigen Zustand der Schöpfung kein Zwischenwesen die Kluft ausfüllt, die den Menschen von dem Troglodyten trennt“ – fährt der große Anatom doch fort, von den affenartigen Merkmalen am Menschen zu sprechen! (Siehe de Quatrefages, „The Human Species“, S. 113)
386 Das ist vielleicht der Grund, warum selbst die Osterinsel mit ihren wundersamen gigantischen Statuen – eine sprechende Zeugin für einen versunkenen Kontinent mit einer zivilisierten Menschheit darauf – kaum irgendwo in modernen Enzyklopädien erwähnt wird. Ihre Erwähnung wird, ausgenommen in einigen Reiseführern, sorgfältig vermieden; die moderne Wissenschaft hat eine unabstreitbare Vorliebe, dem gebildeten Publikum auf persönlichen Steckenpferden beruhende Hypothesen als wohlbegründete Einsicht aufzuzwingen; Vermutungen an Stelle von Wissen zu bieten und sie „wissenschaftliche“ Schlussfolgerungen zu nennen. Ihre Spezialisten werden eher tausendundeine widersprüchliche Spekulationen entwickeln als eine einzige unangenehme, selbstverständliche Tatsache einzugestehen – und unter diesen Spezialisten ragen Haeckel und seine englischen Bewunderer und Mitdenker besonders hervor. Doch „sie sind Autoritäten“ – sollten wir uns ernsthaft erinnern. Was soll das? Der römische Papst ist auch eine Autorität, und zwar eine unfehlbare – für seine Anhänger; wobei die merkwürdige Fehlbarkeit der wissenschaftlichen Spekulation periodisch mit jedem Wechsel der Mondphasen bewiesen wird.
387 Die besten unserer modernen Novellisten beginnen, obwohl sie weder Theosophen noch Spiritualisten sind, nichtsdestoweniger sehr psychologische und bedeutsame okkulte Träume zu haben. Zeugnis dafür legt im okkulten Bereich Louis Stevenson mit seinem Dr. Jekyll und Mr. Hyde ab, einem der großartigsten psychologischen Aufsätze. Hatte auch der aufstrebende Novellist Rider Haggard einen prophetischen oder vielmehr einen rückblickenden hellseherischen Traum, bevor er „She“ schrieb? Sein kaiserliches Kôr, die große Stadt der Toten, deren überlebende Einwohner nach Norden segelten, nachdem die Pest nahezu die ganze Nation getötet hatte, scheint in seinen allgemeinen Umrissen aus den unvergänglichen Seiten der alten archaischen Berichte herauszutreten. Ayesha bemerkt, „dass die nach Norden gesegelten Menschen zu den Vätern der ersten Ägypter geworden sein könnten“. Er scheint dann eine Zusammenfassung gewisser im „Esoteric Buddhism“ angeführter Briefe eines Meisters zu versuchen, denn sie sagt: „Von Zeit zu Zeit schieden einige Nationen, und zwar reiche und starke und in den Künsten gelehrte Nationen, dahin und wurden vergessen, sodass keine Erinnerung an sie blieb. Diese (die Nation von Kôr) ist nur eine davon, denn die Zeit verzehrt das Werk des Menschen, wenn er nicht tatsächlich Höhlen gräbt wie das Volk von Kôr, und dann verschlingt sie vielleicht das Meer oder sie werden von Erdbeben verschüttet. . . . . Doch wurden diese Menschen nicht vollständig vernichtet, wie ich glaube. Einige wenige blieben in den anderen Städten übrig, denn sie besaßen viele Städte. Aber die Barbaren . . . fielen über sie her und nahmen ihre Frauen zu Gemahlinnen, und siehe da, das Geschlecht der Amahagger, heute eine entartete Sippe der mächtigen Söhne Kôrs, wohnt in den Gräbern bei den Gebeinen seiner Väter. . .“ (S. 180, 181).
Hier scheint der geschickte Romanschreiber die Geschichte aller heute entarteten und versunkenen Rassen der Menschheit wiederzugeben. Die Geologen und Anthropologen möchten den Affenmenschen als Nachfahren des Homo primigenius an die Spitze der Menschheit setzen, „von dem uns bis heute noch keine Fossilien bekannt sind“, der jedoch „möglicherweise dem heute noch lebenden Orang-Utan und dem Gorilla ziemlich nahestanden“ (Haeckel). Als Antwort auf sein „möglicherweise“ zeigen die Okkultisten auf eine andere und wahrscheinlichere Möglichkeit – nämlich auf das in unserem Text Veröffentlichte (siehe oben).
388 Siehe Stanze II, ante. Das würde die großen Unterschiede und die Verschiedenheit der intellektuellen Fähigkeiten von Rassen, Nationen und Individuen erklären. Die inkarnierenden Kräfte und Prinzipien mussten das vergangene Karma der Monaden, zu deren Körpern sie zukünftig als Zwischenglied agieren sollten, in Betracht ziehen und ihre Wahl treffen, als sie sich in die von der ersten, verstandeslosen (ohne Manas) Rasse evolvierten menschlichen Vehikel inkarnierten oder sie in anderen Fällen lediglich beseelten. Außerdem ist, wie im „Esoteric Buddhism“ (S. 30) richtig gesagt wird, „das fünfte Prinzip oder die menschliche (intellektuelle) Seele im Großteil der Menschheit selbst heute noch nicht vollständig entwickelt“.
389 Der inkarnierte Logos, Krishna, sagt in der „Bhagavadgita“: „So wurden in längst vergangenen Tagen die sieben großen Rishis und die vier vorhergehenden Manus, die von meiner Natur sind, aus meinem Gemüt geboren, und aus ihnen entstammt die Welt.“ (Kap. X, Vers 6)
Mit den sieben großen Rishis sind hier die sieben großen Rupa-Hierarchien oder Klassen von Dhyan Chohans gemeint. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Saptarishi (die sieben Rishis) die Regenten der sieben Sterne des großen Bären sind und daher von derselben Natur wie die Planetenengel oder die sieben großen Planetengeister. Sie alle wurden auf der Erde in verschiedenen Kalpas und Rassen als Menschen wiedergeboren. Ferner sind „die vier vorangegangenen Manus“ die vier Klassen der ursprünglichen Arupa-Götter – die Kumaras, die Rudras, die Asuras etc.: Von ihnen wird ebenso behauptet, sie hätten sich inkarniert. Sie sind nicht die Prajapati wie die Ersteren, sondern die sie beseelenden Prinzipien – einige von ihnen inkarnierten sich in Menschen, andere machten die Menschen lediglich zu Vehikeln ihres Widerscheins. Wie Krishna wahrhaftig sagt – dieselben Worte wurden später von einem anderen Vehikel des Logos wiederholt – „Ich bin derselbe für alle Wesen. . . . jene, die mich verehren (das sechste Prinzip oder die intellektuelle, Göttliche Seele, Buddhi, bewusst gemacht durch ihre Vereinigung mit den höheren Eigenschaften von Manas), sind in mir, und ich bin in ihnen“ (ebenda, 29). Der Logos, der keine Persönlichkeit ist, sondern das universale Prinzip, wird von allen aus seinem Gemüt geborenen göttlichen Kräften repräsentiert – von den reinen Flammen, oder den „intellektuellen Atem“, wie sie im Okkultismus genannt werden, – von jenen Engeln, von denen gesagt wird, sie hätten sich selbst unabhängig gemacht, d. h. sie gingen aus dem passiven und ruhenden in den aktiven Zustand des Selbstbewusstseins über. In dieser Weise betrachtet wird die wahre Bedeutung Krishnas verständlich. Siehe jedoch Subba Rows ausgezeichnete Vorlesung über die Bhagavadgita („Theosophist“, April, 1887, S. 444).
390 In einer Vorlesung zitiert Professor Pengelly, F.R.S., Professor Oliver in dem Sinn, „dass die gegenwärtige Flora der atlantischen Inseln keinen wirklichen Beweis für eine frühere unmittelbare Verbindung mit dem Festland der Neuen Welt liefert“, fügt aber gleichzeitig hinzu, dass „zu irgendeiner Zeit der Tertiärperiode das nordöstliche Asien mit dem nordwestlichen Amerika vereint war, möglicherweise durch die Linie, auf welcher sich jetzt die Inselkette der Aleuten erstreckt“. So kann die okkulte Wissenschaft allein die Widersprüche und Unschlüssigkeiten der modernen Wissenschaft schlichten. Darüber hinaus beruht das Argument für die Existenz von Atlantis sicherlich nicht nur auf der Botanik.
391 Wie in der Einleitung gezeigt liegt, es auf der Hand, dass weder der Name Lemuriens noch selbst der von Atlantis die wirklichen archaischen Namen der verschwundenen Kontinente sind. Wir nahmen sie lediglich der Klarheit wegen an. Der Name Atlantis wurde jenen Teilen des versunkenen Kontinents der vierten Rasse gegeben, die sich „jenseits der Säulen des Herkules“ befanden und sich nach der allgemeinen Umwälzung zufällig über Wasser halten konnten. Der letzte Überrest davon – Platons Atlantis, oder „Poseidonis“ (ein weiterer Ersatz oder vielmehr eine Übersetzung des wirklichen Namens) – war vor ungefähr 11.000 Jahren der letzte Bereich des Kontinents, der sich noch über Wasser befand. In den Puranas sind die meisten der korrekten Namen der Länder und Inseln beider Kontinente angegeben. Sie jedoch explizit anzuführen, wie sie sich in anderen Werken wie z. B. im Surya Siddhanta finden, würde allzu langwierige Erklärungen notwendig machen. Wenn die beiden in früheren Schriften zu schwach miteinander verbunden zu sein scheinen, muss dies auf eine unachtsame Lektüre und mangelnde Reflexion zurückzuführen sein. Wenn die Europäer vor Zeitaltern als Arier bezeichnet werden und der Leser sie dann mit den Hindus verwechselt und die Letzteren mit der vierten Rasse, da sie (einige von ihnen) auf dem alten Lanka lebten – wird die Schuld dafür wohl nicht der Schreiberin zufallen.
392 Siehe Professor Danas Aufsatz, „American Journal of Science“, III. v. 442, 443; Prof. Winchells „World-Life“; und andere geologische Werke.
393 Zum Thema der periodischen Hebung und Senkung der Äquatorial- und Polarregionen und der sich daraus ergebenden klimatischen Veränderungen sagt Winchell (Professor für Geologie in Michigan): „Da die hier betrachteten Bewegungen zyklisch sind, würden die gleichen Bedingungen immer wiederkehren; und dementsprechend könnte die gleiche Fauna immer wieder in die gleiche Region zurückkehren, mit Intervallen der Besetzung durch eine andere Fauna. Die fortschreitende Sedimentation würde die Aufzeichnungen solcher Veränderungen der Fauna bewahren; und im Versatz der vertikalen und horizontalen Verteilung der fossilen Überreste würden neben anderen Phänomenen ‚Kolonien‘ und ‚Wiedererscheinungen‘ der Fauna dargestellt. Dergleichen Erscheinungen sind den Geologiestudenten wohl bekannt.“ („Effects of Astronomical changes“)
394 „Halbwüchsige Babys“ im Vergleich mit ihren riesigen Brüdern in anderen Zonen. Das würde uns auch so ergehen.
395 Das bezieht sich auf Lemurien.
396 Es gibt natürlich noch andere Zyklen, Zyklen in Zyklen – und gerade das macht die Berechnungen der Rassenereignisse so schwierig. Der Umlauf der Ekliptik wird in 25.868 Jahren vollendet, und die Berechnungen für unsere Erde zeigen, dass der Äquinoktialpunkt jährlich 50' 10'' zurückläuft. Doch innerhalb dieses Zyklus existiert noch ein weiterer. Es wird gesagt: „Da ihm die Apsis jährlich um 11' 24'' entgegenläuft (siehe den Artikel über Astronomie in der „Encyklopaedia Brittanica“), vollendet sie eine komplette Umdrehung in einhundertfünfzehntausenddreihundertzwei Jahren (115.302).“ Die gegenseitige Annäherung des Äquinoktiums und der Apsis ist die Summe dieser Bewegungen, 61' 34''. Und deshalb kehrt das Äquinoktium nach 21.128 Jahren zur selben Position im Verhältnis zur Apsis zurück.“ In „Isis Unveiled“, Bd. I, erwähnten wir diesen Zyklus im Verhältnis zu anderen Zyklen. Jeder hat einen bestimmten Einfluss auf die zeitlich mit ihm zusammenfallende Rasse.
397 Siehe „Über die Dauer der Zeitalter und Zyklen“ am Ende dieser Stanze.
398 H. A. Taine, „History of English Literature“, S. 23.
399 Zitiert in „Atlantis“ etc., S. 132.
400 Siehe auch „Pneumatologie des Esprits“, Bd. III, S. 55, de Mirville.
401 Die erste und zweite besitzen, ebenso wie Bartholdis Statue, einen Eingang am Fuß, welcher durch eine in den Felsen gehauene Wendeltreppe in die Köpfe hinaufführt. Der hervorragende französische Archäologe und Anthropologe Marquis de Nadaillac bemerkt in seinem Werk mit Recht, dass niemals in alter und neuer Zeit eine kolossalere menschliche Figur gefertigt worden sei als die erste der beiden.
402 „Pierres Animées et parlantes.“, S. 283. „Théologie de la Pierre“, S. 270.
403 Saturn ist Kronos – „Zeit“. Dass er Jupiter Lapis verschlang, könnte sich eines Tages als Prophezeiung erweisen. „Petrus, (Kephas, Lapis) ist der Stein, auf dem die römische Kirche erbaut ist“, wird uns versichert. Doch wird Kronos ihn eines Tages ebenso „verschlingen“ wie er Jupiter Lapis und selbst noch größere Charaktere verschlang.
404 Dieselbe natürlich, wie das „stille, sanfte Sausen“, das von Elias nach dem Erdbeben an der Tür der Höhle gehört wurde. (1 Könige, 29,12.)
405 Die Wackel- oder Schaukelsteine haben verschiedene Namen; Clach Brath bei den Kelten, „Stein des Schicksals oder des Gerichts“; Wahrsagestein oder „Stein des Gottesgerichts“ und Orakelstein; der sich bewegende und beseelte Stein der Phönizier; der dröhnende Stein der Iren. Die Bretagne hat ihre „pierres branlantes“ von Huelgoat. Sie finden sich in der Alten und in der Neuen Welt; auf den Britischen Inseln, in Frankreich, Spanien, Italien, Russland, Deutschland etc., sowie auch in Nordamerika (siehe Hodsons „Letters from North America“, Bd. II. S. 440). Plinius spricht von verschiedenen in Asien („Hist. Nat. Lib. I“, Kap. 96); und Apollonios von Rhodos spricht weitläufig über die Schaukelsteine und sagt, sie seien die „auf die Spitze der Hügelgräber gestellten Steine und derartig empfindlich, dass sie selbst durch Gedanken bewegt werden könnten“ (Akerman, „Archæological Index“, S. 34), was sich zweifellos auf die alten Priester bezieht, die solche Steine durch Willenskraft aus der Entfernung bewegen konnten.
406 Siehe unter anderen „History of Paganism in Caledonia“ von Dr. Th. A. Wise, F.R.A.S. etc.
407 Wenn Ham ein Titan oder Riese war, dann nicht mehr als Sem und Japhet. Sie alle sind entweder kanaäische Titanen, wie Faber zeigt, oder Mythen.
408 Diodoros Siculus versichert, zur Zeit der Isis seien alle Menschen noch von großer Gestalt gewesen, und sie wurden von den Hellenen als Riesen bezeichnet. „Οἱ δ’εν Αἰγύπτῳ μυθολογοῦσι κατὰ τὴν ᾽Ισιδὸς ἡλικίαν γεγονέναι τίνας πολυσωμάτους.”
409 „Es ist schwer“, schreibt Creuzer, „in den Bauten von Tiryns und Mykene nicht angeblich von himmlischen Mächten bewegte planetarische Kräfte zu vermuten, analog den berühmten Daktylen“ („Pélasges et Cyclopes“). Bis zum heutigen Tag befindet sich die Wissenschaft in Bezug auf die Zyklopen in Unwissenheit. Man nimmt an, dass sie alle sogenannten „zyklopischen“ Werke erbauten, deren Aufrichtung mehrere Regimente von Riesen erfordert hätte. Und doch waren es ihrer im Ganzen lediglich siebenundsiebzig (oder ungefähr einhundert, wie Creuzer meint). Sie werden alle „Baumeister“ genannt, und der Okkultismus nennt sie die Initiatoren, die dadurch, dass sie einige Pélasger initiierten, den Grundstein zur wahren Maurerei legten. Herodot bringt die Zyklopen mit Perseus in Verbindung, „dem Sohn eines assyrischen Dämonen“ (I, VI, S. 54). Raoul Rochette fand, dass Palämonios, der Zyklop, dem ein Heiligtum errichtet wurde, der „Tyrische Herkules“ war. Auf jeden Fall erbaute er die mit geheimnisvollen Zeichen bedeckten heiligen Säulen von Gadir, für welche Apollonios von Tyana als einziger seiner Zeit den Schlüssel besaß; ebenso fanden sich Zeichen auf diesen Säulen, die auch auf den Mauern von Ellora gefunden werden können, den gigantischen Ruinen des Tempels von Vishvakarman, „des Baumeisters und Künstlers der Götter“.
410 Richardson und Barth sollen überrascht gewesen sein, in der Wüste Sahara dieselben trilithisch aufgerichteten Steine zu finden, die sie in Asien, Tscherkessien, Etruria und im gesamten nördlichen Europa gesehen hatten. Rivett-Carnac, B.C.S, aus Allahabad, der hervorragende Archäologe, zeigt dieselbe Überraschung über die von Sir J. Simpson gegebene Beschreibung der becherförmigen Zeichen auf Steinen und Felsen in England, Schottland und anderen westlichen Ländern – die eine „außerordentliche Ähnlichkeit darbieten“ mit „den Zeichen auf den die Hügel einfassenden Fallblöcken in der Nähe von Nagpur“ (der Schlangenstadt). Der hervorragende Gelehrte sah darin „eine weitere und ganz außerordentliche Ergänzung der Masse an Beweisen . . . dass ein Zweig der nomadischen Stämme, die in früher Zeit Europa überschwemmten, auch nach Indien vordrang“. Wir sagen Lemurien, Atlantis und seine Riesen und die frühesten Rassen der fünften Wurzelrasse hatten insgesamt alle etwas zu tun mit diesen Betylen, Lithois und „magischen“ Steinen. Die von Sir J. Simpson bemerkten tassenförmigen Vertiefungen und die von Rivett-Carnac gefundenen „in die Oberflächen“ von Felsen und Denkmälern „eingebrachten Vertiefungen unterschiedlicher Größe, von 152 mm bis 38 mm tief, . . . . . sind gewöhnlich in senkrechten Zeilen angeordnet und hinsichtlich Anzahl, Größe und Anordnung der Schalen in vielerlei Varianten vorhanden“; dabei handelt es sich lediglich um schriftliche Aufzeichnungen der ältesten Rassen. Wer auch immer die Abbildungen solcher Zeichen, die in den „Archæological Notes on Ancient Sculpturings on Rocks“ zu finden sind, aufmerksam untersucht, wird darin die ursprüngliche Art des Aufzeichnens oder Überlieferns erkennen; etwas Derartiges wurde von den amerikanischen Erfindern des Morsezeichenalphabets in die Telegrafenschrift übernommen, das uns an die Oghamschrift erinnert, eine Verbindung von „in Sandstein geritzten“ langen und kurzen Strichen, wie sie Rivett-Carnac beschreibt. Schweden, Norwegen und Skandinavien sind voller solcher schriftlicher Aufzeichnungen, denn die Runen folgten den Tassenzeichen und den langen und kurzen Strichen. In „Johannes Magnus in folio“ ist die Darstellung des Halbgottes zu sehen, des Riesen Starchaterus (Starkad, des Schülers Kroszharsgranis, des Magiers), der unter jedem Arm einen gewaltigen, mit Runen bedeckten Stein trägt. Dieser Starkad kam, der skandinavischen Legende zufolge, nach Irland und vollbrachte wunderbare Taten im Norden und Süden, im Osten und Westen (siehe „Asgard and the Gods“).
411 Charton, der Verfasser von „Voyageurs anciens et modernes“, angeführt von de Mirville.
412 Wie H. Lizeray in seiner „Trinité Chrétienne Dévoilée“ – zeigt, übermittelt der zwischen den unveränderlichen Vater (den Pol, den einen festen Punkt) und die veränderliche Materie gestellte Drache der Letzteren die Einflüsse, die er vom Ersteren empfängt, daher sein Name – das Verbum.
413 Von den Ägyptern in Form einer Schlange mit einem Habichtkopf symbolisiert.
414 Von Dr. W. Geiger auch übersetzt als die „glückseligen Unsterblichen“; doch die erste Übersetzung ist korrekter.
415 Diese „Sieben“ wurden die Acht, die Ogdoad der späteren materialisierten Religionen, da das siebte oder höchste Prinzip nicht mehr der durchdringende Geist war, die Synthese, sondern zu einer anthropomorphen Zahl oder zusätzlichen Einheit wurde.
416 Diese Elemente sind: das kosmische, das irdische, das mineralische, das vegetabile, das animalische, das wässrige und schließlich das menschliche – in ihren physischen, spirituellen und psychischen Aspekten.
417 Der hinzufügt, dass die Ägypter für die Darstellung der Pole über verschiedene Methoden verfügten. In Perrys „View of the Levant“ findet sich „ein Schaubild, das den Südpol der Erde im Sternbild der Leier darstellt“, in der die Pole wie zwei von Habichtschwingen gekrönte gerade Stäbe erscheinen. Doch das Symbol für die Pole ist oftmals eine Schlange mit Habichtköpfen, an jedem Ende einer.
418 Faber und Bischof Cumberland möchten aus ihnen allen die späteren heidnischen Personifikationen der „noachischen Arche, und nichts anderes als den Patriarchen (Noah) und seine Familie“ (!) machen. Siehe seine „Cabiri“, Bd. I, S. 136; weil, so wird uns erzählt, „die frommen Noachiden zur Erinnerung an das Ereignis nach der Sintflut ein religiöses Fest stifteten, das später von ihren unfrommen Nachfahren verfälscht wurde; Dämonen oder Heldengötter; und für lange Zeit riss die schamlose Obszönität den Namen und das Gewand der Religion an sich“ (Bd. I, S. 10). So etwas beeinträchtigt nun tatsächlich das menschliche Urteilsvermögen, nicht nur des Altertums, sondern selbst das unserer gegenwärtigen Generationen. Man kehre den Satz um und erkläre, was „Noah und seine Familie“ bedeutet, was mit diesem Patriarchen und seiner Familie gemeint ist, es handelt sich nämlich lediglich um eine jüdische Version des samotrakischen Mysteriums von Saturn oder Kronos-Sadik und seinen Söhnen, dazu können wir Amen sagen.
419 Die später bei den Griechen nur auf Kastor und Pollux beschränkt wurden. Doch in den Tagen Lemuriens waren die Dioskuren – die „Eigeborenen“ – die sieben Dhyan Chohans (Agnishwatta-Kumara), die sich in den sieben Auserwählten der dritten Rasse inkarnierten.
420 Clemens von Alexandria erkannte die astronomische Bedeutung der Kapitel xxv et seq. des Exodus. Er sagt, dass nach der mosaischen Lehre die sieben Planeten bei der Erschaffung irdischer Dinge mithelfen. Die beiden an den Seiten des heiligen Tetragrammatons stehenden Cherubim repräsentieren Ursa Major und Ursa Minor.
421 Die Theorie von Mackey, des selbsternannten Adepten von Norwich, in seiner „Mythological Astronomy“ ist eine sonderbare Idee – aber eine, die vielleicht nicht so weit von der Wahrheit entfernt ist. Er sagt, die Kabiren namens Axieros und Axiokersa leiteten ihre Namen (a) von Kab oder Cab her, ein Maß, und von Urim, die Himmel: dass die Kabiren somit „ein Maß der Himmel“ seien; und (b) dass sich ihre unterschiedlichen Namen, die das Zeugungsprinzip in sich einschließen, auf die Geschlechter bezogen. Denn „das Wort Sex lautete früher Ax; und ging . . . . in unserer Zeit in Sex über“. Und er bezieht sich auf den Eintrag zu dem Wort „aspiration“ in der „Encyclopaedia Londinen“. Würden wir nun Axieros aspiriert aussprechen, so würde er zu Saxieros, und der andere Pol zu Saxiokersa. Die beiden Pole würden sodann zu den Erzeugern der weiteren Naturkräfte – sie würden zu den Eltern der anderen Kräfte; daher die mächtigsten Götter.
422 Das Wort „Guebra“ stammt von Kabire, Gabire, und ist der Name der alten persischen Feuerverehrer oder Parsen. Die Kabiren wurden Gabiren und behielten diese Bezeichnung bei den Zoroastriern in Persien bei (siehe Hydes „De Religio Persarum“, Kap. 29).
423 Es gibt sechs Amshaspands – wenn Ormazd, ihr Führer und Logos, nicht mitgezählt wird. Doch in der Geheimlehre ist er der siebte und höchste, geradeso wie Ptah unter den Kabiren der siebte ist.
424 In den Puranas ist sie Vishnus oder Brahmâs Sveta-Dvipa auf dem Berg Meru.
425 Kap. iv von „Egypt“, S. 441.
426 „Histoire de l’Astronomie Ancienne“.
427 Siehe auch „Mémoires á l’Académie“ etc. von de Mirville, Bd. III, für eine Fülle von Beweisen.
428 Im „Vishnu-Purana“, Buch II, Kap. 3, 4 et seq. kann man bei sorgfältigem Lesen viele Bestätigungen derselben finden. Die Reiche der Götter, der niederen Götter und der Menschen werden alle in den Beschreibungen der von Königen beherrschten sieben Inseln, sieben Meere, sieben Berge etc. aufgezählt. Ausnahmslos wird von jedem König behauptet, er hätte sieben Söhne, eine Anspielung auf die sieben Unterrassen. Ein Beispiel wird genügen. Der König von Kusadvipa hatte sieben Söhne (hierauf folgen die Namen) . . . „nach denen die sieben Teile (Varsha) der Insel benannt wurden. Dort wohnt die Menschheit, zusammen mit den Daityas und Danavas sowie mit Geistern des Himmels (Gandharvas, Yakshas, Kimpurushas etc.) und Göttern (Kap. iv). Es gibt lediglich eine einzige Ausnahme im Fall des Königs Priyavrata, des Sohnes des ersten Manus, Svayambhuva – der zehn Söhne hatte. Aber drei von ihnen – Medha, Agnibahu und Putra – wurden Asketen und wiesen ihre Anteile zurück. Somit teilte Priyavrata die Erde wieder in sieben Kontinente.
429 In der Regel ist, da heute selbst die Natur des inneren Menschen ebenso blind geworden ist wie seine physische Natur, der Mensch auf dieser Erde wie der Amphioxus im Ozean. Von Millionen anderer ihn umgebender unterschiedlicher Fische und Geschöpfe wahrgenommen, kann die Spezies Amphioxus – die weder ein Gehirn noch irgendeinen der Sinne der anderen Arten besitzt – dieselben nicht sehen. Wer weiß, ob diese „Branchiostoma“ nicht nach der Darwinistischen Theorie die direkten Vorfahren unserer Materialisten sind.
430 Die Okkultisten wurden beschuldigt, Götter oder Teufel anzubeten. Wir streiten das ab. Unter den zahllosen Scharen von Geistern – Wesenheiten, die Menschen waren oder sein werden – stehen einige unermesslich erhaben über dem Menschengeschlecht, höher und geistiger als der höchste Heilige auf Erden und weiser als ausnahmslos jeder beliebige Sterbliche. Und dann gibt es wiederum jene, die nicht besser sind als wir und auch solche, die noch viel schlechter und niedriger sind als selbst der unterste Naturmensch. Letztere Klassen verfügen über die direkteste Verständigung mit unserer Erde, sie nehmen uns wahr und fühlen uns selbst so wie die Hellsehenden sie wahrnehmen und fühlen. Die direkte Nachbarschaft unserer entsprechenden Wohnstätten und Wahrnehmungsebenen begünstigen unglücklicherweise einen solchen wechselseitigen Verkehr, da sie immer bereit sind, sich zu unserem Wohl oder Wehe in unsere Angelegenheiten einzumischen. Wenn wir gefragt werden, wie es sein kann, dass lediglich sensitive, hysterische Typen, neuro- und psychopathische Menschen, „Geister“ sehen und gelegentlich mit ihnen kommunizieren können, beantworten wir diese Frage mit verschiedenen weiteren Fragen. Wir fragen: „Sind Sie mit der Natur der Halluzination vertraut, und können Sie ihre psychischen Prozesse definieren? Wie können Sie behaupten, alle derartigen Visionen seien lediglich physischen Halluzinationen zuzuschreiben? Wie können Sie so sicher sein, dass Geistes- und Nervenkrankheiten, während sie einen Schleier über unsere (sogenannten) normalen Sinne ziehen, nicht auch gleichzeitig Ausblicke eröffnen, die dem gesunden Menschen unbekannt sind, indem sie Tore aufreißen, die gewöhnlich für Ihre wissenschaftlichen Wahrnehmungen (?) verschlossen sind, oder dass der Verlust oder die zeitweilige Atrophie eines rein physischen Sinnes nicht sofort durch eine psycho-spirituelle Fähigkeit ersetzt wird? Krankheit oder Überfluss an Nervenflüssigkeit bringt Mediumschaft und Visionen hervor – Halluzinationen, wie Sie es nennen. Doch was weiß die Wissenschaft wirklich selbst nur über die Mediumschaft? Wahrlich, würden die modernen Charcots dem Delirium ihrer Kranken von einem psychischen Standpunkt aus mehr Aufmerksamkeit schenken, dürfte die Wissenschaft und insbesondere die Physiologie mehr Nutzen daraus ziehen als derzeit, und die Wahrheit hätte mehr Raum in ihren Erkenntnissen.
431 Das waren die früheren Arier, und sie machten den Hauptanteil der vierten Wurzelrasse aus – die Letztere fromm und versonnen (der Yogabetrachtung ergeben), die Erstere eine streitlustige Rasse von Zauberern, die infolge ihrer ungezügelten Leidenschaften rasch degenerierten.
432 Die nördlichen und südlichen Bereiche von Lemuria-Atlantis. Das hyperboreische und das äquatoriale Land der beiden Kontinente (siehe den Abschnitt über Lemurien und Atlantis in Geschichte).
433 Das ist okkult und bezieht sich auf die Eigenschaft des Eisens, das von magnetischen Elementen angezogen und von anderen abgestoßen wird, die durch einen okkulten Prozess so undurchlässig dafür gemacht werden wie Wasser für einen Stoß.
434 Der erste Kontinent oder die erste Insel, wenn man das vorzieht, „die Kappe des Nordpols“, ging niemals zugrunde; noch wird das vor dem Ende der sieben Rassen geschehen.
435 Die Geheimlehre erklärt und erläutert, was Platon sagt, denn sie lehrt, dass jene „Erfinder“ Götter und Halbgötter (Devas und Rishis) waren, die – einige freiwillig, andere von Karma getrieben – im Menschen inkarniert worden waren.
436 Das Symbol des göttlichen Weizens nimmt unmittelbar Bezug auf die esoterische Einteilung der menschlichen Prinzipien. Die im dritten Kapitel des Papyrus („Ägyptisches Totenbuch“, Kap. cx. 3) beschriebene Legende besagt: „Das ist die Region der Manen (entkörperten Menschen), sieben Ellen hoch“ – nämlich jener, die eben entrückt und als noch siebenfältig, mit allen ihren Prinzipien, angenommen wurden, selbst der Körper wurde im Kama-Loka oder Hades astral dargestellt, vor ihrer Trennung . . . . . „und dort gibt es drei Ellen hohen Weizen für Mumien in einem Zustand der Vollkommenheit“ (d. h. für jene, die bereits getrennt sind, deren drei höhere Prinzipien sich in Devachan befinden und „denen es erlaubt ist, ihn zu ernten“). Diese Region (Devachan) wird als „das Land der Wiedergeburt der Götter“ bezeichnet und als von Schu, Tefnut und Seb bewohnt dargestellt. Damit sind die Bezeichnungen so klar wie sie nur sein können – die „Region für sieben Ellen große Manen“ (für die noch unvollkommenen Mumien) und die Region für jene, die sich „in einem Zustand der Vollkommenheit“ befinden, welche „drei Ellen hohen Weizen ernten“. Die Ägypter besaßen dieselbe Esoterische Philosophie wie sie jetzt von den Adepten des Transhimalayas gelehrt wird, und über Letztere wird einst bei ihrem Begräbnis Korn und Weizen verstreut werden.
437 Einige Ägyptologen versuchten, Osiris mit Menes zu identifizieren, was ein vollkommener Irrtum ist. Bunsen datiert Menes auf 5.867 v. Chr. und wird dafür von den Christen gerügt. Aber „Isis-Osiris“ regierten in Ägypten, bevor der Zodiak an die Decke des Tempels von Dendera gemalt wurde, und das war vor mehr als 75.000 Jahren!
438 Im Text „verkorkt“ oder „zugeschraubt“.
439 Genesis 6,4.
440 „Réflexions Critiques Sur Les Histoires Des Anciens Peuples“.
441 Siehe Sanchuniathon in „Eusebius“, Pr. Ev., 36; Genesis 14.
442 „Society of Antiquaries of London“, Bd. xxv, S. 220.
443 Unter diesem Namen wird er im Vayu-Purana unter die Danavas eingereiht; der Kommentar des Bhagavata-Puranas bezeichnet ihn als einen Sohn Danus, der Name bedeutet jedoch auch „Geist der Menschheit“.
444 Kashyapa wird der Sohn Brahmâs genannt und ist der „Selbstgeborene“, dem ein großer Teil des Schöpfungswerks zugeschrieben wird. Er ist einer der sieben Rishis; exoterisch der Sohn Marichis, der Sohn Brahmâs; der Atharvaveda sagt jedoch: „Der selbstgeborene Kashyapa entsprang aus der Zeit“; und esoterisch – sind Zeit und Raum Formen der Einen unerkennbaren Gottheit. Indra ist als Aditya ein Sohn Kashyapas, dasselbe gilt für Vaivasvata Manu, unseren Urahnen. In dem im Text angeführten Beispiel ist Indra Kashyapa-Aditya, die Sonne und der Sonnengott, aus dem sämtliche „kosmischen“ Dämonen, Drachen (Nagas), Schlangen oder Schlangengötter und Danavas, die Riesen, geboren wurden. Die Bedeutung der oben gegebenen Allegorien ist rein astronomisch und kosmisch, wird aber dem Beweis der Wesensgleichheit aller dienen.
445 Alle derartigen Geschichten unterscheiden sich in den exoterischen Texten voneinander. Im Mahabharata ist Kartikeya, „der sechsgesichtige Mars“, der Sohn Rudras oder Shivas, ohne eine Mutter selbstgeboren aus dem ins Feuer geworfenen Samen Shivas. Doch für gewöhnlich wird Kartikeya Agnibhu genannt, der „Feuergeborene“.
446 Hiranyaksha ist der Herrscher oder König der fünften Region von Patala, ein Schlangengott.
447 Auch die Elohim fürchteten bei Adam die Kenntnis vom Guten und Bösen und werden deshalb so dargestellt, als hätten sie ihn aus dem Paradies vertrieben oder ihn spirituell getötet.
448 Die Überlieferung berichtet, dass Taraka (auch Kalabhana genannt) infolge seiner außerordentlichen Yogakräfte das gesamte göttliche Wissen der Yoga-Vidya und die okkulten Kräfte der Götter erlangt hatte, die sich gegen ihn verschworen. Hier sehen wir die „gehorsame“ Schar der Erzengel oder kleineren Götter sich gegen die (zukünftigen) gefallenen Engel verschwören, die Enoch des großen Verbrechens beschuldigt, der Welt alle „im Himmel vollbrachten geheimen Dinge“ enthüllt zu haben. Michael, Gabriel, Raphael, Suriel und Uriel waren es, die vor Gott jene ihrer Brüder anklagten, von denen es hieß, sie hätten die göttlichen Geheimnisse ausgespäht und den Menschen gelehrt: Dadurch entgingen sie selbst einer ähnlichen Bestrafung. Michael wurde beauftragt, den Drachen zu bekämpfen, und ebenso Kartikeya, und zwar unter denselben Umständen. Die beiden sind die „Führer der Himmlischen Schar“, beide jungfräulich, beide „Führer der Heiligen“, „Speerträger“ (Shaktidharas) etc. Kartikeya ist ebenso sicher die Vorlage für Michael und den Heiligen Georg wie Indra für Kartikeya.
449 Das „Leben und das Licht“ der materiellen physischen Welt, die Freude der Sinne – nicht der Seele. Apollo ist in hervorragender Weise der menschliche Gott, der Gott des prunkliebenden und theatralischen Kirchenrituals, das die Emotion mit Lichtern und Musik anspricht.
450 Siehe Offenbarung 12, wo wir Apollos Mutter vom Python, dem Roten Drachen, verfolgt sehen, der auch Porphyrion ist, der scharlachrote oder rote Titan.
451 Kein „Gott“ der sein (angeblich) eigenes Werk verflucht, weil er es unvollkommen erschuf, kann die Eine unendliche Absolute Weisheit sein – ob er nun Bel oder Jehovah heißt.
452 In der indischen Allegorie von Tarakamaya, dem Krieg zwischen den Göttern und den Asuras, an deren Spitze Soma (der Mond, der König der Pflanzen) stand, ist es Vishva-Karman, der Kunsthandwerker der Götter, der ihnen, wie Vulkan (Tubal-Kain), ihre Waffen schmiedet.
453 An anderer Stelle haben wir gesagt, die „Frau mit dem Kind“ in der Offenbarung 12 ist Aima, die Große Mutter, oder Binah, die dritte Sephira, „deren Name Jehovah ist“; und dass der „Drache“, der ihr kommendes Kind (das Universum) zu verschlingen versucht, der Drache der Absoluten Weisheit ist – jener Weisheit, die erkennt, dass das Universum und alles darin nichts anderes ist als das Absolute All, und sie betrachtet es nur als die große Illusion, Maha-Maya, und somit als die Ursache des Elends und Leidens.
454 Die „sieben Keshvar der Erde“ – die sieben Sphären unserer Planetenkette, die sieben Welten, die auch im Rigveda erwähnt sind, werden anderweitig ausführlich besprochen. Es gibt sechs Rajamsi (Welten) über Prithivi, der Erde, oder „Dieses“ (Idam), im Gegensatz zu dem, was Jenes ist (die sechs Globen auf den drei anderen Ebenen). (Siehe „Rigveda“, I, 34; III, 56; VII, 10411 und V, 60, 6. Siehe § über Chronologie.)
455 Vers 62, Kap. xvii, „Totenbuch“: Anubis ist Horus, der mit ihm, dem Augenlosen, verschmilzt.
456 Diese „bösen Geister“ können keineswegs mit Satan oder dem Großen Drachen gleichgestellt werden. Sie sind die durch Unwissenheit hervorgebrachten oder erzeugten Elementale – kosmische oder menschliche Leidenschaften – oder Chaos.
457 Siehe 4 Moses 21,8-9. Der Herr befielt Moses, eine eherne Schlange („Saraph“) zu fertigen; sie anzusehen heilt jene, die von der feurigen Schlange gebissen wurden. Die feurigen Schlangen waren die Seraphim, von denen jeder, wie Jesaja sagt (6,2) „sechs Flügel hatte“; sie sind die Symbole Jehovahs und aller anderen Demiurgen, die aus sich selbst sechs Söhne oder Ebenbilder – mit ihrem Schöpfer sieben – hervorbringen. Die eherne Schlange ist somit Jehovah, das Haupt der „feurigen Schlangen“. Und doch wird im Buch der Könige 18,2 gezeigt, dass König Hiskija, der wie sein Vater David „tat, was Recht war in den Augen Jehovas“ – „und zertrümmerte die eherne Schlange, welche Mose gemacht hatte . . . und man nannte sie Nehuschtan“, oder ein Stück Messing.
458 Und Satan stand wider Israel und reizte David, daß er Israel zählen ließe (1 Chronik 21,1). Und der Zorn des HERRN ergrimmte abermals wider Israel und er reizte David wider sie, daß er sprach: Gehe hin, zähle Israel und Juda! (2 Samuel 24,1). Die beiden sind somit identisch.
459 Dutzende der gelehrtesten Schriftsteller untersuchten die unterschiedlichen Bedeutungen des Namens J’hovah (mit und ohne die massoretische Punktierung) gründlich und zeigten ihre mannigfaltigen Bezüge. Das beste dieser Werke ist „The Source of Measures, the Hebrew Egyptian Mystery“ von Skinner.
460 In dem oben erwähnten Werk (S. 233, „Anhang“) wird Vers 26 des vierten Kapitels korrekt übersetzt: „Dann begannen die Menschen, sich selbst Jehovah zu nennen“; die Erklärung hierfür ist aber weniger korrekt, vielleicht weil Jehovah hier Jah (männlich) Hovah (weiblich) geschrieben werden sollte, um zu zeigen, dass dies der Startpunkt einer klar in Mann und Frau getrennten Rasse darstellte.
461 Siehe zur Erklärung die ausgezeichneten Seiten in Anhang vii desselben Werkes.
462 In der Dämonologie ist Satan in der Hölle der Führer der Opposition, deren Monarch Beelzebub war. Er gehört der fünften Art oder Klasse von Dämonen an (deren es nach der mittelalterlichen Dämonologie neun gibt), und er steht an der Spitze der Hexen und Zauberer. Aber siehe an anderer Stelle die wahre Bedeutung Baphomets, des bockköpfigen Satans, der eins ist mit Asasel, dem Sündenbock Israels. Die Natur ist der Gott Pan.
463 Für weitere Details über den satanischen Mythos siehe Teil II dieses Bandes über Symbolik.
464 Er ist auch Vulkan oder Vul-kain, der größte Gott bei den späteren Ägyptern und der größte Kabire. Der Gott der Zeit war in Ägypten Chium, oder Saturn, oder Seth, und Chium entspricht Kain.
465 Siehe Strabo, der sie mit den Zyklopen vergleicht, XIV, S. 653 ff. („Callim. in Del“, 31, „Stat. Silv.“, IV, 6, 47; etc. etc.).
466 Nichts könnte ungeschickter und kindischer sein, sagen wir, als dieser fruchtlose Versuch, die Genealogien von Kain und Seth voneinander zu trennen oder die Gleichheit der Namen hinter einer unterschiedlichen Schreibweise zu verbergen. So hat Kain einen Sohn namens Enoch, und Seth hat einen Sohn namens Enoch, auch (Enos, Ch’anoch, Hanokh; mit den unvokalisierten hebräischen Namen kann man machen, was man will). In der kainitischen Linie zeugt Enoch Irad, Irad Mehujaël, Letzterer Metuschaël und Metuschaël Lamech. In der Linie Seths zeugt Enoch Kainan, und der wiederum Mahalaleel (eine Variation von Mehujael), welcher Jared (oder Irad) zeugt, Jared den Enoch (Nummer drei), der Methuselem (von Metuschaël) zeugt, und schließlich beendet Lamech die Liste. Das alles sind lediglich Symbole (kabbalistisch) für Sonnen- und Mondjahre, astronomische Perioden und physiologische (phallische) Funktionen, geradeso wie in jedem beliebigen heidnischen symbolischen Glauben. Das wurde von einer Menge Schriftsteller bewiesen.
467 Der äolische Name von Mars war ῎Αρευς, und über die etymologische Bedeutung des griechischen Ares, ῎Αρης, mühen sich Philologen und Indologen, Griechisch- und Sanskritgelehrte bis heute vergeblich ab. Auf sehr sonderbare Weise verbindet Max Müller die beiden Namen Mars und Ares mit der Sanskritwurzel mar, auf die er ihre Ableitung zurückführt, und von der, wie er behauptet, der Name der Maruts (der Sturmgötter) herrühre. Welcker bietet jedoch korrektere Etymologien (siehe „Griechische Götterlehre“, Band I, S. 415). Wie immer dem auch sei, Etymologien von Wurzeln und Worten allein werden niemals die esoterische Bedeutung vollständig zeigen, obwohl sie zu nützlichen Vermutungen verhelfen können.
468 Wie derselbe Verfasser zeigt: „Eben der Name Vulcain erscheint in dieser Lesart; denn in den ersten Worten (Gen 4,5) findet sich V’elcain oder V’ulcain, entsprechend dem vertieften u-Laut des Buchstabens vau. Aus seinem unmittelbaren Zusammenhang heraus kann es als ‘und der Gott Kain’ oder Vulcain gelesen werden. Soll jedoch aus irgendeinem Grund die Kain-Vulcain-Idee unterstützt werden, sagt Fuerst: ‘ ןיק, Kain, die Eisenspitze einer Lanze, ein Schmied (Grobschmied), Erfinder von scharfen Eisenwerkzeugen und Schmiedewerk’.“ (S. 278).
469 Einige leiten das Wort von Paras her, aus dem Pars, Persien, Pars entstand. Es könnte aber auch von Pitar oder Pitris hergeleitet sein, den indischen Vorfahren der fünften Rasse – den Vätern der Weisheit oder den Söhnen von „Wille und Yoga“ – die den gleichen Namen trugen wie die göttlichen Pitar der ersten Rasse.
470 Siehe für diese Traditionen die „Collection of Persian Legends” in Russisch, Georgisch, Armenisch und Persisch; Herbelots Erzählung Legendes Persanes, „Bibliothèque Orientale”, S. 298, 387 etc., und D’Anvilles „Mémoire et Abrégé de Géographie Ancienne“. Wir geben in einer komprimierten Erzählung das wieder, was in Hunderten von Bänden in europäischen und asiatischen Sprachen sowie in mündlichen Überlieferungen verstreut zu finden ist.
471 Der Hauptkontinent ging im Miozän unter, wie bereits gesagt.
472 Seit Bede wichen sämtliche Chronologen der Kirche voneinander ab und widersprachen sich gegenseitig. „Die Chronologie des hebräischen Textes wurde grob verändert, namentlich in Bezug auf den der Sintflut unmittelbar folgenden Zeitraum“ – sagt Whiston („Essay Towards Restoring the True Text of the Old Testament“, S. 20).
473 Daher König Salomon, dessen Spuren sich nirgends außerhalb der Bibel finden. Die Beschreibung seines großartigen Palastes und seiner Stadt stimmen mit jenen der persischen Erzählungen überein, obwohl all jene heidnischen Reisenden, selbst Herodot, unbekannt waren.
474 „Bibliothèque Orientale“, S. 431. Siehe auch Baillys „Lettres sur l’Atlantide“, S. 154.
475 Die rabbinische Lehre, dass der Erdglobus sieben Mal nacheinander erneuert wurde, muss beachtet werden; dass jeder von ihnen 7.000 Jahre existieren wird, die Gesamtdauer also 49.000 Jahre beträgt (siehe Bereshith Rabba, Abschnitt oder Parsha ix, „Rad“; auch Kenealys „Book of God“, S. 176). Das bezieht sich auf sieben Runden, sieben Wurzelrassen und Unterrassen, die wahren okkulten Zahlen, wenn auch arg verworren.
476 Mergain oder Morgana, die feenhafte Schwester König Arthurs, erweist sich somit orientalischer Abstammung.
477 Wo wir sie im Roman von den Rittern der Tafelrunde tatsächlich finden – in Großbritannien. Woher kommt die Identität von Namen und Feenschaft, wenn nicht beide Heldinnen dasselbe geschichtliche Ereignis symbolisieren, das in eine Sage überging ?
478 Bis zum heutigen Tag nennen die kaukasischen Ureinwohner ihre Berge Kap-kaz, indem sie den Konsonanten p anstatt des gewöhnlichen v (Kav-kaz oder Kaukasus) verwenden. Ihre Barden sagen jedoch, dass ein schnelles Pferd sieben Monate brauche, um das „trockene Land“ jenseits des Kafs zu erreichen, wenn es sich nach Norden hält, ohne jemals von seinem Weg abzuweichen.
479 Bailly meinte, in diesem Pferd ein Schiff mit zwölf Rudern zu erkennen. Die Geheimlehre lehrt, dass die frühe dritte Rasse Boote und Flottillen erbaute, bevor sie mit dem Häuserbau begann. Das „Pferd“ hat jedoch, obwohl es ein viel späteres Tier ist, nichtsdestoweniger eine okkultere ursprüngliche Bedeutung. Das Krokodil und das Flusspferd wurden als heilig erachtet und repräsentierten göttliche Symbole, sowohl bei den alten Ägyptern als auch bei den Mexikanern. Poseidon ist bei Homer der Gott des Pferdes und nimmt selbst diese Form an, um Ceres zu gefallen. Arion, ihr Nachkomme, ist einer der Aspekte dieses „Pferdes“, das einen Zyklus darstellt.
480 Bei den separierten Teilen muss es sich um Norwegen und andere Länder in der Nachbarschaft des Polarkreises handeln.
481 Die beiden Pole werden das rechte und linke Ende unseres Globus genannt – das rechte Ende ist der Nordpol – oder auch das Haupt und die Füße unserer Erde. Jede wohltuende (astral und kosmisch) Handlung stammt vom nördlichen; jede tödliche Einwirkung geht vom südlichen Pol aus. Sie sind stark verbunden mit der Magie der „rechten“ und „linken“ Hand und beeinflussen sie.
482 Je mehr man sich den Polen nähert, desto weniger ist die Rotation spürbar; an den eigentlichen Polen ist die tägliche Umdrehung ziemlich neutralisiert. Daher der Ausdruck, dass die Sphäre „bewegungslos“ ist.
483 Der Okkultismus behauptet, dass das Land oder die Insel, welche den Nordpol einer Schädeldecke gleich krönt, das einzige ist, das während des ganzen Manvantaras unserer „Runde“ besteht. Alle zentralen Kontinente und Länder werden mehrmals abwechselnd aus dem Meeresboden auftauchen, dieses Land jedoch wird sich niemals verändern.
484 Man halte sich vor Augen, dass Apam Napat der vedische und avestische Name Fohats ist. Im Avesta steht er zwischen den Feuer- und den Wasser-Yazatas. Die wörtliche Bedeutung ist „Sohn der Wasser“, doch diese „Wasser“ sind nicht die uns bekannte Flüssigkeit, sondern der Äther – die feurigen Wasser des Raums. Fohat ist der „Sohn des Äthers“ in seinem höchsten Aspekt, Akasha, Mutter-Vater der ursprünglichen Sieben, und der Ton oder Logos. Fohat ist das Licht des Letzteren. Siehe Band I.
485 Dieses „Wasser“ ist das Blut oder das Lebensfluidum, das die Erde beseelt, hier verglichen mit einem lebendigen Körper.
486 Die okkulte Lehre bestätigt die volkstümliche Überlieferung, welche die Existenz einer Lebensquelle in den Eingeweiden der Erde und am Nordpol behauptet. Es ist das Blut der Erde, der elektromagnetische Strom, der durch alle Arterien zirkuliert und der im „Nabel“ der Erde gespeichert ist.
487 Der Okkultismus verweist in Bezug auf diesen „Gürtel“ auf die Himalayakette und behauptet, dass er die Erdkugel umgibt, einerlei ob unter oder über dem Wasser. Die Lage des Nabels wird in Richtung der untergehenden Sonne oder westlich des Himavats angegeben, in dem sich die Wurzeln des Berges Meru befinden, der nördlich vom Himalaya liegt. Meru ist nicht „der fabelhafte Berg im Nabel oder im Zentrum der Erde“, vielmehr befinden sich seine Wurzeln und Fundamente in diesem Nabel, obwohl er selbst im hohen Norden steht. Das verbindet ihn mit dem „zentralen“ Land, „das niemals vergeht“; dem Land, in der „ein Tag des Sterblichen sechs Monate andauert und eine Nacht weitere sechs Monate“. Wie das „Vishnu-Purana“ es ausdrückt: „Deshalb herrscht im Norden des Meru also immer Nacht, wenn es Tag in anderen Regionen ist, denn Meru befindet sich nördlich von allen Dvipas und Varshas“ (Inseln und Ländern) (Band II, Kap. viii). Meru ist daher weder auf dem Atlas, wie Wilford vorschlägt, noch, wie Wilson zu zeigen versuchte, „absolut im Zentrum der Welt“, nur weil er „aus der Sicht der Bewohner der verschiedenen Teile, für die die Sonne zuerst im östlichen Viertel erscheint, relativ nördlich liegt“.
488 Selbst die Kommentare verzichten nicht auf die orientalische Metapher. Der Globus wird mit dem Körper einer Frau verglichen, „Mutter Erde“. Von ihrem Hals abwärts bedeutet vom Binnenmeer, das jetzt jenseits des unüberschreitbaren Eiswalles liegt. Die Erde, sagt Parashara, „ist die Mutter und Amme, mit all den Geschöpfen und ihren Eigenschaften erweitert, sie enthält alle Welten“.
489 Denn die Stanzen benennen diese Örtlichkeit mit einem Ausdruck, der im Kommentar übersetzt wird als ein Ort ohne Breite (Niraksha), die Wohnung der Götter. Wie ein Scholiast der „Surya Siddhanta“ sagt:
489„Die Sonne läuft über sie (die Siddha), wenn sie sich in den Äquinoktien befindet; sie besitzen weder Äquinoktialschatten noch Polhöhe (akshonnati, V. 42). In beiden Richtungen von ihnen befinden sich zwei Polarsterne (Dhruvatara), die mitten am Himmel feststehen; für jene, die sich an den Orten ohne Breite befinden (Niraksha), stehen sie im Horizont. Daher gibt es (in diesem Land) keine Polhöhe, da die beiden Polarsterne in seinem Horizont stehen. Aber ihr Breitengrad (Lambaka) beträgt 90 °; das entspricht auch der Breite am Meru (Aksha).“ (V. 43 und 44)
490 Wilford irrt sich vielfach. Zum Beispiel hält er Sveta-Dvipa (die Weiße Insel), die „Insel im nördlichen Teil Toyambudhis“, für England und versucht sie dann mit Atala (einer niederen Region) und Atlantis zu identifizieren. Nun ist Ersteres die Wohnstatt Vishnus, exoterisch, und Atala die Hölle. Er versetzt sie auch in das euxinische oder Icshu- (Schwarze) Meer, und scheint sie dann an anderer Stelle mit Afrika und Atlas in Verbindung zu bringen.
491 In den Puranas muss jeder Name mindestens unter zwei Aspekten untersucht werden; geografisch und in seiner allegorischen Anwendung metaphysisch. Nila z. B., der (blaue) Berg, einer der nördlichen Begrenzungen des Merus, muss geografisch wiederum in einer Bergkette in Odisha gesucht werden, aber auch in einem sich von allen anderen gänzlich unterscheidenden Berg (in Westafrika). Jambudvipa ist Vishnus Bereich – die in den Puranas auf unseren Erdglobus begrenzte Welt, jene Region, die ausschließlich den Berg Meru enthält und andererseits so eingeteilt wird, dass sie Bharatavarsha (Indien) enthält, seinen besten und schönsten Bereich, wie Parashara sagt. Dasselbe gilt für Pushkara und alle anderen.
492 Jambu, Plaksha, Shalmali, Kusha, Krauncha, Saka und Pushkara.
493 So wie zum Beispiel Saka und Pushkara, die noch nicht existieren, in welche sich aber Bereiche wie einige Teile von Amerika, von Afrika und Zentralasien mit der Gobiregion einfügen werden. Halten wir uns vor Augen, dass Upadvipa „Wurzel“-Inseln oder das trockene Land im Allgemeinen bedeutet.
494 Aufgrund ihrer Verruchtheit wurden sie als Dämonen, Asuras, Riesen und Monster bezeichnet; und somit wurde ihr Land mit Atala – einer Hölle – gleichgesetzt.
495 Ganz bestimmt nicht am Nil, sondern in der Nähe der Nila-Berge der Atlaskette.
496 Die beiden Berichte und Priyavrata mit Medhatithi verwechselnd, sagt Wilford über die Einteilung von Atlantis und Bharata oder Indien: „Diese Einteilung wurde von Priyavrata gemacht . . . Er besaß zehn Söhne, und es war seine Absicht, die gesamte Welt aufzuteilen. Auf dieselbe Art teilte Neptun Atlantis unter seinen zehn Söhnen auf. . . . Einer von ihnen hatte . . . den äußersten Teil von Atlantis“ – was „wahrscheinlich der alte Kontinent ist. . . . Dieses Atlantis wurde von einer Flut überschwemmt. . . . und es scheint, dass wir unter Atlantis die vorsintflutliche Erde zu verstehen haben, über die zehn Prinzen zu herrschen geboren waren, der Mythologie des Westens (und auch des Ostens) zufolge, doch nur sieben von ihnen saßen auf dem Thron.“ (Bd. viii, S. 286) . . . Einige meinen auch, dass sechs der sieben Dvipas durch eine Flut zerstört wurden (Bd. iii, S. 375). Wilford geht davon aus, dass es sich dabei um „Gades, das Spanien einschloss“ handelt, aber es war wohl eher Platons Insel.
497 Amerika, die „Neue Welt“, ist somit zwar nicht viel älter; doch es ist älter als Europa, die „Alte Welt“.
498 Die Wohnstatt des Div oder Dev Sefid (des Taradaityas) befand sich in der siebten Region, weil er aus Pushkara, dem Patala (den Antipoden) Indiens oder aus Amerika kam. Letzteres berührte sozusagen die Mauern von Atlantis vor seinem schließlichen Untergang. Das Wort Patala, das sowohl die antipodischen Länder als auch die infernalen Regionen bedeutet, wurde so zum Synonym für Ideen und Attribute sowie für die Namen.
499 Weder Atlantis noch Sankha-Dvipa wurde jemals „Weiße Insel“ genannt. Wenn die Überlieferung behauptet, „die Weiße Insel sei wegen der Sünden des Volkes schwarz geworden“, so meint sie damit lediglich die Bewohner der „Weißen Insel“ oder von Siddhapura oder Sveta-Dvipa, die auf das Atlantis der dritten und vierten Rasse herabstiegen, um „Letztere zu beseelen; und die, nachdem sie sich inkarniert hatten, von Sünde schwarz“ wurden – eine Redewendung. Alle Avataras Vishnus sollen ursprünglich von der Weißen Insel gekommen sein. Nach tibetanischer Überlieferung ist die Weiße Insel die einzige Örtlichkeit, die dem allgemeinen Schicksal der anderen Dvipas entging. Sie kann weder durch Feuer noch durch Wasser zerstört werden, denn – sie ist das „ewige Land“.
500 Wie weise und erhaben, wie weitschauend und moralisch wohltätig sind die Gesetze Manus bezüglich des Ehelebens im Vergleich zu der Zügellosigkeit, die dem Menschen in zivilisierten Ländern stillschweigend erlaubt ist. Dass diese Gesetze in den letzten beiden Jahrtausenden vernachlässigt wurden, hindert uns nicht daran, ihre Vorsorglichkeit zu bewundern. Der Brahmane war ein Grihastha, ein Hausmann, bis zu einer gewissen Periode seines Lebens, wo er, nachdem er einen Sohn gezeugt hatte, mit dem Eheleben brach und zu einem keuschen Yogi wurde. Sein Eheleben selbst wurde durch seinen brahmanischen Astrologen in Übereinstimmung mit seiner Natur geregelt. Daher findet man in solchen Ländern wie zum Beispiel im Punjab, wo der verderbliche Einfluss mohammedanischer und später europäischer Ausschweifung die orthodoxen arischen Kasten kaum berührte, noch die schönsten Menschen des gesamten Erdballs – soweit Bau und körperliche Stärke in Betracht kommen; während die mächtigen Menschen der alten Zeit sich in Dekkan und insbesondere in Bengalen vermehrt durch Menschen ersetzt sehen, deren Generationen mit jedem Jahrhundert (und fast mit jedem Jahr) zwergenhafter und schwächer werden.
501 Krankheiten und Überbevölkerung sind Tatsachen, die niemals geleugnet werden können.
502 In Anna Swanwicks Buch „The Dramas of Æschylus“ heißt es über den „Gefesselten Prometheus“ (Band II, S. 146, 147), Prometheus erschiene darin tatsächlich „als Vorkämpfer und Wohltäter der Menschheit, deren Zustand . . . . als äußerst schwach und elend beschrieben wird. . . . Zeus, heißt es, beabsichtigte, diese schwächlichen Eintagsfliegen zu vernichten und an ihrer Stelle eine neue Rasse auf die Erde zu pflanzen.“ In den Stanzen (V et seq.) sehen wir die Herren des Seins genau das tun, sie rotten das erste Produkt der Natur und des Meeres aus. „Prometheus präsentiert sich so, dass er diese Absicht vereitelte und infolgedessen um der Sterblichen willen schmerzlichen Qualen ausgesetzt ist, die Zeus in unbarmherziger Grausamkeit über ihn verhängt. Wir haben damit den Titanen, das Symbol der endlichen Vernunft und des freien Willens (der intellektuellen Menschheit, oder des höheren Aspekts von Manas), dargestellt als erhabener Menschenfreund, während Zeus, die höchste Gottheit von Hellas, als der grausame und hartherzige Gewaltherrscher vorgestellt wird, ein für das athenische Empfinden besonders abstoßender Charakter.“ Der Grund dafür wird weiter unten erklärt. Die „höchste Gottheit“ weist in allen alten Pantheons – einschließlich dem jüdischen – einen dualen Charakter auf, und er umfasst Licht und Schatten.
503 Die lediglich von ihrem einfachen Instinkt geleitete Tierwelt hat bestimmte Fortpflanzungszeiten, und während des restlichen Teils des Jahres wird der Geschlechtstrieb neutralisiert. Daher kennt das freie Tier Krankheit nur einmal im Leben – bevor es stirbt.
504 Einleitung zu „Prometheus Bound“, S. 152.
505 Von πρὸ μῆτις, „vorausdenken“. „Professor Kuhn“, wird uns in den oben erwähnten Bänden „The Dramas of Aeschylus“ gesagt, „nimmt an, dass der Name des Titanen von dem Sanskritwort Pramantha hergeleitet ist, dem zum Entzünden eines Feuers verwendeten Instrument. Die Wurzel mand oder manth impliziert Drehbewegungen, und das Wort manthami (es bezeichnet den Vorgang des Feuermachens) bekam auch noch die Bedeutung des Wegreißens; deshalb finden wir ein weiteres Wort desselben Stammes, pramatha, mit der Bedeutung Diebstahl.“ Das ist sehr scharfsinnig, aber möglicherweise nicht ganz korrekt. Außerdem liegt ein sehr prosaisches Element darin. Zweifellos können sich in der physischen Natur die höheren Formen aus den niederen entwickeln, doch in der Welt der Gedanken ist das kaum der Fall. Und da uns gesagt wird, das Wort manthami sei in die griechische Sprache übergegangen und zu manthano geworden, lernen; das bedeutet, sich Wissen anzueignen; daher prometheia, Vorauswissen, Vorausdenken; wir können, wenn wir suchen, einen poetischeren Ursprung für den „Feuerbringer“ finden als den in seinem Sanskritursprung zutage tretenden. Die Swastika, das heilige Zeichen und das Werkzeug zur Entzündung heiligen Feuers, kann es besser erklären. „Prometheus, der Feuerbringer, ist der personifizierte Pramantha“, fährt die Verfasserin fort, „und findet sein Vorbild in dem arischen Matarishvan, einer göttlichen . . . . Persönlichkeit, die eng verknüpft ist mit Agni, dem Feuergott der Veden. . . . .“ Mati bedeutet im Sanskrit „Verstand“ und ist ein Synonym für Mahat und Manas, und es muss von einer gewissen Bedeutung für den Ursprung des Namens sein: Promati ist der Sohn Fohats und hat auch seine Geschichte.
506 Kronos ist „Zeit“, und dadurch wird die Allegorie sehr bedeutsam (siehe die letzten Seiten dieses Unterabschnitts).
507 Eine Erläuterung dieses Fluches findet sich auf den letzten Seiten dieses Unterabschnittes.
508 Die Autorin und Übersetzerin der vorliegenden Version des „Gefesselten Prometheus“ beklagt, dass bei der Betrachtung der Wanderungen Ios „keine Übereinstimmung mit unserer eigenen bekannten Geografie erzielbar ist“ (S. 191, Bd. II). Dafür mag es einen guten Grund geben. Vor allem handelt es sich dabei um die Reise oder Wanderung jener Rasse, aus welcher der „zehnte“ oder sogenannte Kalki Avatara hervorgehen soll, von einem Ort zum anderen. Er bezeichnet sie als den „Königsstamm von Argos“ (888). Aber Argos bezieht sich hier nicht auf Argos in Griechenland. Es kommt von arg oder arca – der im Mond symbolisierten weiblichen Zeugungskraft – der schiffförmige Argha der Mysterien, welche die Königin des Himmels bedeutet. Eustathius zeigt, dass im Dialekt der Arg-ier Jo für den Mond stand, während die Esoterik es als das göttliche Androgyne oder die mystische 10 erklärt. Im Hebräischen ist 10 die vollkommene Zahl oder Jehovah. Im Sanskrit ist Arghya die Opferschale, das schiffförmige oder bootförmige Gefäß, in welchem den Gottheiten Blumen und Früchte dargebracht werden. Arghyanath ist ein Titel des Maha-Chohans und bedeutet „der Herr der Trankopfer“; und Arghya Varsha – „das Land der Trankopfer“ – ist der Mysterienname jener Region, die sich vom Berg Kailash nahezu bis zur Wüste Schamo erstreckt – aus deren Innerem der Kalki Avatara erwartet wird. Das Airyana-Varsedya der Zoroastrier stimmt als Örtlichkeit damit überein. Heute heißt es, es wäre zwischen dem Aralsee, Baltistan und Kleintibet gelegen. In alten Zeiten war sein Gebiet jedoch um vieles größer, da es der Geburtsort der physischen Menschheit war, deren Mutter und Symbol Jo ist.
509 Alexander, der mit Attock besser vertraut war als mit Indien (wohin er nie ging), konnte nicht umhin, in der Nähe seiner Quellen für den Indus auch die Bezeichnungen Nil und Nilah gehört zu haben. Der Irrtum – wenn es denn einer war – ist dadurch leicht zu erklären.
510 Dass Io allegorisch für Isis und den Mond steht, zeigt sich dadurch, dass sie „Kuhhörner“ trägt. Die Allegorie erreichte Griechenland unabstreitbar aus Indien, wo Vach – die „melodische Kuh“ (Rigveda), „welche die Menschheit hervorbrachte“ (Bhagavata-Purana) – im Aitareya Brahmana dargestellt wird als von ihrem Vater Brahmâ verfolgt, der von einer unerlaubten Leidenschaft bewegt war und sie in eine Hirschkuh verwandelte. Daher wurde Io, da sie sich weigerte, der Leidenschaft Jupiters Folge zu leisten, „gehörnt“. Die Kuh war in jedem Land das Symbol der passiven Zeugungskraft der Natur, Isis, Vach, Venus – die Mutter des fruchtbaren Liebesgottes Kupido, aber gleichzeitig auch das Symbol des Logos, das bei den Ägyptern und den Indern – der Stier – wurde, was der Apis und die indischen Stiere in den ältesten Tempeln bezeugen. In der Esoterischen Philosophie ist die Kuh das Symbol der schöpferischen Natur und der Stier (ihr Kalb) der Geist, der sie belebt, oder der „Heilige Geist“, wie Dr. Kenealy zeigt. Daher das Symbol der Hörner. Diese waren auch den Juden heilig, sie stellten Hörner aus Shittim-Holz in der Nähe des Altars auf, und wenn Verbrecher sie berührten, konnten sie sich damit ihre Sicherheit gewährleisten.
511 Herodot und Pausanias vermuteten, dass die Ursache der Verurteilung darin lag, dass Aischylos unter Annahme der Theogonie der Ägypter Diana zur Tochter der Ceres, und nicht der Latona machte (siehe Aelianus, „Various History“, I, v. c. Kap. xviii, tom. 1, S. 433 Ausgabe Gronov). Aischylos war jedoch initiiert.
512 Die Sabazien waren eine periodische Festlichkeit und umfassten Mysterien, die zu Ehren einiger Götter aufgeführt wurden. Sie waren eine Variante der Mysterien des Mithras. Die gesamte Evolution der Rassen wurde in ihnen dargestellt.
513 Siehe die Fußnote betreffs der Etymologie von προμῆτις oder Vorbedacht. Prometheus gesteht es im Drama, indem er sagt:
„Oh, heiliger Äther! Leicht beschwingte Lüfte . . . .
Durch Götter duld’ ich, ein Gott, solches Leid.
. . . . . . . . .
Doch was sage ich ? Klar wusste ich voraus
Was geschehen muss . . . .
Nun darf ich auch zu schwer es nicht ertragen:
Unüberwindlich ist die Macht des Schicksals . . . . (105)
„Schicksal“ steht hier für Karma oder Nemesis.
514 Die Menschheit ist offenbar in gottbeseelte Menschen und in niedere menschliche Geschöpfe unterteilt. Der intellektuelle Unterschied zwischen den arischen und anderen zivilisierten Völkern und Urvölkern wie den Ureinwohnern der Südsee-Inseln ist nicht anders zu erklären. Kein noch so großer kultureller Reichtum noch Erziehung und Ausbildung über Generationen inmitten der Zivilisation könnte Menschenrassen wie die Buschmänner, die Veddas Ceylons und einige afrikanische Stämme auf dieselbe intellektuelle Ebene bringen wie die Arier, die Semiten und die sogenannten Turanier. Der „heilige Funke“ fehlt in ihnen, und sie sind die einzigen niederen Rassen auf der Erde, jetzt – infolge der weisen Anordnung der Natur, die immer in dieser Richtung arbeitet – glücklicherweise im raschen Aussterben begriffen. Wahrhaftig, die Menschheit ist „von einem Blut“, aber nicht von derselben Essenz. Wir sind die künstlich im Treibhaus der Natur gezüchteten Pflanzen, indem wir einen Funken in uns besitzen, der in ihnen latent ist.
515 Die philosophische Anschauung indischer Metaphysik versetzt die Wurzel des Bösen in die Differenzierung des Homogenen in das Heterogene, der Einheit in die Pluralität.
516 Gautama Buddha, genannt Shakya Thüb-pa, ist der siebenundzwanzigste der letzteren Gruppe, da die meisten dieser Buddhas den göttlichen Dynastien angehörten, welche die Menschheit unterwiesen.
517 Die weit entfernten Vorläufer des Buddhas Gautama stellten einst tatsächlich lebende Menschen dar, wird uns gelehrt. Diese „Buddhas“ oder „Erleuchteten“ waren große Adepten und Heilige, in denen sich die „Söhne der Weisheit“ inkarniert hatten, daher waren sie sozusagen kleinere Avataras der himmlischen Wesen. Lediglich elf von ihnen gehörten von Anfang an der atlantischen und 24 der fünften Rasse an. Sie sind identisch mit den Tirthankaras der Jainas.
518 Das kann die Ähnlichkeit der künstlichen Grabhügel in den Vereinigten Staaten von Amerika mit den Tumuli in Norwegen erklären. Diese Identität hat einige amerikanische Archäologen zu der Vermutung geführt, norwegische Seefahrer hätten Amerika vor ungefähr tausend Jahren entdeckt (siehe Holmboes „Traces de Bouddhisme en Norvège“, S. 23) Es besteht kein Zweifel, dass Amerika jenes „weit entfernte Land ist, in das fromme Männer und schwere Stürme die heilige Lehre überlieferten“, wie Neumann es aus der Beschreibung eines chinesischen Schriftstellers auffasste. Aber weder Professor Holmboe aus Stockholm noch die amerikanischen Archäologen haben das Alter der Grabhügel oder der Tumuli korrekt erraten. Die Tatsache, dass die Norweger das Land wiederentdeckt haben mögen, das ihre lang vergessenen Vorväter in dem allgemeinen Untergang vernichtet glaubten, widerspricht nicht der anderen Tatsache, dass die Geheimlehre jenes Landes, das die Wiege des physischen Menschen und der fünfte Rasse war, viele Zeitalter vor der „heiligen Lehre“ des Buddhismus ihren Weg in die sogenannte Neue Welt fand.
519 Vide die ersten Seiten von Teil III, „Wissenschaft und Geheimlehre einander gegenübergestellt“.
520 Der verstorbene Brahmachari Bawa, ein Yogi von großem Ruf und großer Heiligkeit, schrieb: „Über Ashtar Vidya und andere derartige Wissenschaften wurden zu verschiedenen Zeiten in den entsprechenden Sprachen umfangreiche Werke zusammengestellt. Die Sanskrit-Originale gingen jedoch zur Zeit der teilweisen Überflutung unseres Landes verloren.“ . . . (Siehe „Theosophist“, Juni 1880, „Einige Dinge, welche die Arier wussten.“) Wegen Agneyastra siehe Wilsons „Select Specimens of the Theatre of the Hindus“, I, S. 297).
521 Irgendwelche wunderbaren, künstlich erschaffenen Tiere, in gewisser Beziehung dem Geschöpf Frankensteins ähnelnd, das sprach und seinen Meister vor jeder sich nähernden Gefahr warnte. Der Meister war ein „Schwarzmagier“, das mechanische Tier war, laut den Berichten, von einem Dschinn beseelt, einem Elemental. Nur das Blut eines reinen Menschen konnte es vernichten. Vide Teil II, xxvii, „Die Sieben in Astronomie, Wissenschaft und Magie“.
522 Die vier karmischen Götter, in den Stanzen als die vier Maharajas bezeichnet.
523 „The Mythological Astronomy of the Ancients Demonstrated“, von einem seltsam intuitiven Symbologen und Astronomen, einer Art selbst erschaffenen Adepten von Norwich, der im ersten Viertel dieses Jahrhunderts lebte.
524 Der Ausdruck „Atlantier“ darf den Leser nicht dahingehend irreführen, sie lediglich als eine Rasse oder gar eine Nation zu betrachten. Es ist vielmehr so, wie man von „Asiaten“ spricht. Zahlreich, vielgestaltig und unterschiedlich waren die Atlantier, die mehrere Menschheiten und eine nahezu zahllose Menge von Rassen und Nationen repräsentierten, tatsächlich diverser als die „Europäer“, würde man diesen Namen unterschiedslos auf die bestehenden fünf Teile der Welt anwenden; was bei der Geschwindigkeit, mit der die Kolonisierung voranschreitet, vielleicht in weniger als zwei- oder dreihundert Jahren der Fall sein wird. Es gab braune, rote, gelbe, weiße und schwarze Atlantier; Riesen und Zwerge (wie es einige afrikanische Stämme vergleichsweise auch heute noch sind).
525 In „Esoteric Buddhism“ sagt ein Lehrer auf S. 64: „Im Eozän, schon in seinem allerersten Teil, hatte der große Zyklus der Menschen der vierten Rasse, der (Lemuro-) Atlantier, bereits seinen höchsten Punkt (der Zivilisation) erreicht, und der große Kontinent, der Vater nahezu aller gegenwärtigen Kontinente, zeigte die ersten Anzeichen des Versinkens. . . .“ Und auf S. 70 wird gezeigt, dass Atlantis als Ganzes während des Miozäns zugrunde ging. Um zu zeigen, wie Kontinente, Rassen, Nationen und Zyklen einander überlappen, braucht man nur an Lemurien zu denken, dessen letzte Landflächen ungefähr 700.000 Jahre vor dem Beginn des Tertiärs untergingen (siehe S. 65 desselben Werkes), und die letzten von „Atlantis“ erst vor 11.000 Jahren; somit überlappen sich also beide – das eine die atlantische, das andere die arische Periode.
526 Ceylon.
527 Die Vorväter der arischen Brahmanen hatten ihre Tierkreisberechnungen und ihren Tierkreis von den durch die Kriyashakti-Kraft Geborenen, von den „Söhnen des Yogas“, die Ägypter von den Atlantiern Rutas.
528 Die Ersteren können daher die Zeit sieben oder acht Millionen Jahre lang aufgezeichnet haben, die Ägypter jedoch nicht.
529 Diese Frage wurde bereits ausführlich besprochen und ebenso ausführlich erörtert und beantwortet. Siehe „Five Years of Theosophy“ (Art. „Sinnetts Esoteric Buddhism“, S. 325-46).
530 Volney behauptet, der Widder habe 1.447 v. Chr. im 15. Grad gestanden, woraus folgt, dass der erste Grad der „Waage“ nicht später als 15.194 Jahre v. Chr. mit der Frühlings-Tagundnachtgleiche hätte zusammenfallen können, und wenn man 1.790 Jahre seit Christi Geburt dazu addiert – das Jahr, in welchem Volney das schrieb – sind seit dem (griechischen oder vielmehr hellenischen) Ursprung des Tierkreises offensichtlich 16.984 Jahre verstrichen.
531 Das Wort „historisch“ wird verwendet, weil die Historiker zwar die Daten, die bestimmte Ereignisse von unserer heutigen Zeit trennen, in fast absurder Weise verkleinerten, aber sobald die Ereignisse einmal bekannt und akzeptiert sind, sind sie Teil der Geschichte. So ist der Trojanische Krieg ein geschichtliches Ereignis, das tatsächlich eher 6.000 als 5.000 v. Chr. stattgefunden hat, obwohl er frühestens auf nicht einmal 1.000 Jahre v. Chr. datiert wird.
532 Es ist eine historische Tatsache, dass Sanchuniathon 1.250 v. Chr. aus den Annalen und Staatsdokumenten in den Archiven der älteren phönizischen Städte eine vollständige Aufzeichnung ihrer Religion zusammenstellte und in phönizischen Schriftzeichen niederschrieb.
533 Prof. Virchow, im Anhang 1 zu Schliemanns „Ilios, Stadt und Land der Trojaner“, Murray, 1880.
534 Über Letztere schreibt Gosse: „Sie wird durch und durch als Ketzerin hingestellt, der man überhaupt nicht glauben darf, als stelle sie die Naturgeschichte falsch dar und erfinde falsche wissenschaftliche Tatsachen.“ („Romance of Natural History“, S. 227)
535 Dr. Cover schreibt: „Dieser berühmte Washington-Vogel war ein Mythos; entweder hat sich Audubon geirrt oder er hat gelogen, wie einige ohne zu zögern behaupten.“
536 Bereits im Juli 1888, zu einer Zeit, als das Manuskript dieses Werkes meinen Schreibtisch noch nicht verlassen hatte und Die Geheimlehre der Welt vollständig unbekannt war, wurde sie bereits als Produkt meines Gehirns und nichts weiter gebrandmarkt. Mit folgenden unschmeichelhaften Worten ging der amerikanische Evening Telegraph in seiner Ausgabe vom 30. Juli 1888 auf das noch unveröffentlichte Werk ein: „Zu den faszinierendsten Büchern für die Julilektüre gehört Frau Blavatskys neues Buch über Theosophie . . . (!) Die Geheimlehre . . . Aber dass sie sich in die brahmanische Unwissenheit zurückversetzen kann . . . (!?) ist noch kein Beweis dafür, dass alles, was sie sagt, wahr ist.“ In der irrtümlichen Ansicht, mein Buch sei bereits erschienen und der Rezensent habe es gelesen, wobei weder das eine noch das andere zutraf oder auch nur möglich gewesen wäre, sprach der Kritiker sein mit Vorurteilen behaftetes Urteil und wird jetzt, wo es tatsächlich erschienen ist, seine erste Behauptung aufrecht erhalten müssen, einerlei ob richtig oder falsch, und er wird sich wahrscheinlich durch eine noch vernichtendere Kritik als zuvor heraus manövrieren.
[SD # 447] [SD # 448]
Band II, TEIL II
Der Archaische Symbolismus
der Weltreligionen
[SD # 14]
„Die Erzählungen der Lehre sind ihr Schleier. Die Einfältigen blicken nur auf das Gewand – d. h. auf die Erzählung der Lehre; mehr kennen sie nicht. Die Unterrichteten jedoch sehen nicht nur den Schleier, sondern auch, was der Schleier verhüllt.“
– The Zohar, iii, 152; Franck, 119
„Die Geheimnisse des Glaubens (sollten) nicht allen enthüllt werden . . . . . Es ist notwendig, die gesprochene Weisheit in einem Mysterium zu verbergen.“
– Clemens von Alexandria, „Stromateis“, 12
[SD # 449]
Esoterische Lehren
in allen Schriften bestätigt
Angesichts der Fremdheit der Lehren und vieler Lehrsätze, die vom Standpunkt der modernen Wissenschaft betrachtet absurd erscheinen müssen, sind einige notwendige und ergänzende Bemerkungen zu machen. Die in den Stanzen des zweiten Bandes enthaltenen Theorien sind sogar noch schwerer aufzunehmen als die im Band I über die Kosmogenesis enthaltenen. Daher muss hier die Theologie befragt werden, so wie es in den Anhängen (Teil III) mit der Wissenschaft geschehen wird. Da sich unsere Lehren so stark von den gegenwärtigen Vorstellungen unterscheiden, sowohl von den materialistischen als auch von den theologischen, müssen sich die Okkultisten darauf einstellen, die Angriffe der beiden abzuwehren.
Der Leser kann nicht oft genug daran erinnert werden, dass, wie die zahlreichen Zitate aus verschiedenen alten Schriften beweisen, diese Lehren so alt sind wie die Welt selbst; und dass das vorliegende Werk lediglich einen Versuch darstellt, die archaische Genesis und Geschichte, wie sie in gewissen asiatischen Zentren esoterischer Gelehrsamkeit gelehrt werden, in moderner Sprache und in einer den wissenschaftlichen und gebildeten Schülern vertrauten Ausdrucksweise wiederzugeben. Diese müssen aufgrund ihrer eigenen Vorzüge vollständig oder teilweise akzeptiert oder abgelehnt werden; nicht jedoch, bevor sie sorgfältig mit den entsprechenden theologischen Dogmen und den modernen wissenschaftlichen Theorien und Spekulationen verglichen worden sind.
Man empfindet ernsthaften Zweifel daran, ob unser Zeitalter angesichts all des intellektuellen Scharfsinns dazu bestimmt ist, in allen westlichen Nationen auch nur einen einzigen nicht initiierten Gelehrten oder Philosophen ausfindig zu machen, der imstande ist, den Geist der archaischen Philosophie vollständig zu verstehen. Das kann auch von keinem der beiden erwartet werden, solange nicht die wirkliche Bedeutung des Alphas und Omegas der östlichen Esoterik, der Ausdrücke Sat und Asat – die im Rigveda und an anderer Stelle so großzügig verwendet werden –, vollständig assimiliert wird. Ohne diesen Schlüssel zur arischen Weisheit ist die Kosmogonie der Rishis und Arhats in Gefahr, für den gewöhnlichen Orientalisten ein toter Buchstabe zu bleiben. Asat ist nicht nur die Negation von Sat, noch ist es das „noch nicht Existierende“, denn Sat an sich ist weder das „Existierende“ noch das „Sein“. Sat ist die unveränderliche, die immer gegenwärtige, wandellose und ewige Wurzel, aus der und durch die alles hervorgeht. Aber es ist viel mehr als die potenzielle Kraft im Samen, die den Vorgang der Entwicklung oder dessen, was jetzt Evolution genannt wird, antreibt. Es ist das immer Werdende, sich jedoch niemals Manifestierende.1 Sat [SD # 450] wird aus Asat geboren, Asat wird durch Sat hervorgebracht: eine wahrlich ewige, kreisförmige Bewegung; ein Kreis, der aber nur in der höchsten Initiation an der Schwelle von Paranirvana zum Quadrat gemacht werden kann.
Barth regte einen Gedanken über den Rigveda an, der als scharfe Kritik beabsichtigt war, einen ungewöhnlichen Gedanken, und daher, wie man dachte, eine originelle Sichtweise dieses uralten Werkes. So ergab es sich, dass dieser Gelehrte in seiner Kritik eine Wahrheit offenbarte, ohne selbst ihre volle Bedeutung zu erkennen. Er schickt die Bemerkung voraus, dass er „weder in der Sprache noch in der Denkweise des Rigvedas diese Eigenschaft ursprünglicher, natürlicher Einfachheit zu entdecken imstande gewesen sei, die so viele darin zu sehen geneigt sind“. Barth hatte Max Müller im Auge, als er das schrieb. Denn der berühmte Oxforder Professor hat die Hymnen des Rigvedas durchaus als den ungekünstelten Ausdruck des religiösen Empfindens eines unschuldigen Hirtenvolkes charakterisiert. „In den vedischen Hymnen erscheinen die Ideen und Mythen in ihrer einfachsten und frischesten Form“ – meint der Sanskritgelehrte. Barth ist jedoch anderer Ansicht.
Die Ansichten der Sanskritisten über die Bedeutung und den inneren Wert des Rigvedas sind derartig gespalten und persönlich, dass sie ganz und gar einseitig gefärbt sind, in welche Richtung auch immer. So erklärt Professor Max Müller: „Die Kluft, welche die alten Gedichte Indiens von der ältesten Literatur Griechenlands trennt, wird nirgends deutlicher als beim Vergleich der Mythen des Vedas über das Wachstum mit den Mythen über die vollständige Entwicklung und den Zerfall, auf welchen die Dichtungen Homers gründen. Der Veda ist die wirkliche Theogonie der arischen Rassen, während Hesiods Theogonie eine entstellte Karikatur des ursprünglichen Bildes darstellt.“ Das ist eine umwerfende Behauptung und, allgemein angewendet, möglicherweise ziemlich ungerecht. Aber warum nicht versuchen, sie zu rechtfertigen? Die Orientalisten können das nicht, denn sie lehnen die Chronologie der Geheimlehre ab und können kaum die Tatsache zugestehen, dass zwischen den Hymnen des Rigvedas und der Theogonie Hesiods Zehntausende von Jahren vergangen sind. So können sie nicht erkennen, dass die griechischen Mythen nicht mehr die ursprüngliche symbolische Sprache der Initiierten sprechen, der Schüler der Gott-Hierophanten, der göttlichen alten „Opferer“, und dass sie heute Zerrbildern von Sternen gleichen, die sich in fließenden Wellen spiegeln, formlos geworden durch den großen Abstand und vom üppigen Wachstum der menschlichen weltlichen Fantasie behindert. Doch wenn Hesiods Kosmogonie und Theogonie als Karikaturen der ursprünglichen Bilder zu betrachten sind, um wie viel mehr gilt das für die Mythen der hebräischen Genesis in den Augen jener, für die sie nicht mehr göttliche Offenbarung oder das Wort Gottes sind als Hesiods Theogonie für Gladstone.
„Die in ihm (dem Rigveda) enthaltene Poesie“, sagt Barth, „scheint mir im Gegenteil von einem einzigartig feinen Charakter [SD # 451] und künstlich ausgearbeitet worden zu sein, voller Anspielungen und Verschwiegenheit, voller Anmaßungen (?) in Bezug auf Mystizismus und theosophische Erkenntnis. Und seine Ausdrucksweise ist von einer Art, die vielfach an die innerhalb gewisser kleiner Gruppen Initiierter in Gebrauch stehende Phraseologie erinnert, und eher nicht an die poetische Sprache eines großen Gemeinwesens.“ („The Religions of India“, S. xiii)
Wir wollen uns nicht damit aufhalten, den Kritiker zu fragen, was er über die unter den „Initiierten“ verwendete Phraseologie wissen kann, oder ob er selbst einer solchen Gruppe angehört, denn im letzteren Fall würde er sich kaum so geäußert haben. Aber das Obige zeigt die bemerkenswerte Nichtübereinstimmung zwischen den Gelehrten selbst in Bezug auf den äußeren Charakter des Rigvedas. Was kann dann irgendeiner der modernen Sanskritisten über seine innere oder esoterische Bedeutung wissen, abgesehen von der korrekten Schlussfolgerung Barths, dass diese Schrift von Initiierten zusammengestellt wurde?
Das gesamte vorliegende Werk stellt den Versuch dar, diese Wahrheit zu beweisen. Die alten Adepten haben die großen Probleme der Wissenschaft gelöst, wie wenig der moderne Materialismus auch gewillt sein mag, diese Tatsache zuzugestehen. Die Mysterien von Leben und Tod wurden von den großen Vordenkern des Altertums ergründet; und wenn sie diese Mysterien im Geheimen und in der Stille aufbewahrten, dann nur aus dem Grund, weil diese Probleme einen Teil der heiligen Mysterien bilden; und zweitens, weil sie für den großen Teil der Menschen, damals wie heute, unverständlich geblieben sein müssen. Wenn solche Lehren von unseren Gegnern in der Philosophie noch immer als Chimären betrachtet werden, mag es für die Theosophen tröstlich sein zu erkennen, auf der Grundlage guter Beweise, dass die Spekulationen moderner Psychologen – einerlei ob ernsthafter Idealisten wie Herbert Spencer oder zerstreuter Pseudo-Idealisten – noch viel chimärenhafter sind. In der Tat sind sie, anstatt auf der soliden Grundlage von Naturtatsachen zu beruhen, die ungesunden Irrlichter materialistischer Einbildung jener Gehirne, die sie entwickelten – und nicht mehr. Während sie leugnen, bejahen wir, und unsere Behauptung wird von nahezu allen Weisen des Altertums bestätigt. Aus guten Gründen an den Okkultismus und eine Schar unsichtbarer Kräfte glaubend, sagen wir: Certus sum, scio quod credidi; worauf unsere Kritiker antworten: Credat Judæus Apella. Keiner wird von anderen bekehrt, noch bewegt ein solches Ergebnis auch nur unseren kleinen Planeten. E pur se muove!
Es besteht auch keinerlei Bedürfnis nach Bekehrungen. Wie von dem weisen Cicero bemerkt wird: „Die Zeit vernichtet die Spekulationen des Menschen, doch sie bestätigt das Urteil der Natur.“ Warten wir unsere Zeit ab. Inzwischen liegt es nicht in der menschlichen Natur, der Vernichtung der eigenen Götter stillschweigend zuzusehen, seien sie wahr oder falsch. Und da sich die Theologie mit dem Materialismus zusammengeschlossen hat, um die alten Götter der Vorzeit zu vernichten und jede alte philosophische Vorstellung zu entstellen, ist es nur gerecht, dass die Liebhaber der alten Weisheit ihre Stellung mit dem Beweis verteidigen, dass das ganze Arsenal der beiden im besten Fall aus neuen Waffen besteht, die aus sehr altem Material gefertigt wurden.
[SD # 452]
§ XVI
Adam-Adami
Namen wie Adam-Adami, von Dr. Chwolsohn in seiner „Nabatäischen Landwirtschaft“2 verwendet und von M. Renan verspottet, mögen dem Profanen wenig beweisen. Für den Okkultisten jedoch beweist der Ausdruck sehr viel, sobald er in einem Werk auftaucht, das von derartig außergewöhnlichem Alter ist wie das oben angeführte. Er beweist zum Beispiel, dass Adami ein vielfältiges Symbol war, das seinen Ursprung beim Volk der Arier nahm, wie das Grundwort zeigt, von welchem es die Semiten und die Turanier übernahmen – wie so viele andere Dinge auch.
„Adam-Adami“ ist ein generischer, zusammengesetzter Name, so alt wie die Sprache selbst. Die Geheimlehre lehrt, dass Ad-i der Name war, den die Arier der ersten sprechenden Menschheitsrasse – dieser Runde – gaben. Daher die Bezeichnungen Adonim und Adonai (die alte Pluralform des Wortes Adon), welche die Juden ihrem Jehovah und ihren Engeln gaben, die lediglich die ersten spirituellen und ätherischen Söhne der Erde waren; und der Gott Adonis, der in seinen vielen Variationen für den „ersten Herrn“ stand. Adam ist im Sanskrit Ada-Nath, was auch erster Herr bedeutet, so wie Ad-Iswara, oder jedes beliebige Ad (Erstes), einem Adjektiv oder Substantiv vorangestellt. Der Grund dafür ist, dass derartige Wahrheiten ein gemeinsames Erbteil waren. Es war eine von der ersten Menschheit vor jener Zeit empfangene Offenbarung, die in biblischer Ausdrucksweise die Zeit „einer Sprache und einerlei Worte“ genannt wird; durch die eigene Intuition des Menschen erweiterte sich das Wissen später und wurde noch später unter einer passenden Symbologie vor der Entweihung geschützt. Der Verfasser der „Qabbalah, (gemäß den) philosophischen Schriften des Ibn Gabirol“, zeigt, dass die Israeliten „Adonai“ (Herr) an Stelle von Eh’ yeh (Ich bin) und YHVH verwendeten, und er fügt hinzu, dass „die niederste Bezeichnung oder die Gottheit in der Natur, der eher allgemeine Ausdruck Elohim, mit Gott übersetzt wird, während die Bibel Adonai mit ‘Herr’ wiedergibt.“ (S. 175)
Ein seltsames Werk wurde ungefähr im Jahr 1860 von dem Orientalisten Chwolsohn übersetzt, und dem immer ungläubigen und seichten Europa unter dem unschuldigen Titel „Die Nabatäische Landwirtschaft“ vorgelegt. Nach Ansicht des Übersetzers ist dieses archaische Buch „aufgrund unleugbar authentischer Dokumente eine vollständige Initiation in die Mysterien der voradamischen Nationen.“ Es ist ein „unschätzbares Kompendium, der vollständige Abriss der Lehren, Künste und Wissenschaften nicht nur der Chaldäer, sondern auch der Assyrer und Kanaaiten der prähistorischen Zeitalter.“ Diese [SD # 453] „Nabatäer“ seien – wie einige Kritiker dachten – lediglich die Sabäer oder chaldäischen Sternenanbeter gewesen. Das Werk ist eine Rückübersetzung aus dem Arabischen, in das es zuerst aus dem Chaldäischen übertragen worden war.
Al-Mas’udi, der arabische Geschichtsschreiber, spricht über die Nabatäer und erklärt ihren Ursprung folgendermaßen: „Nach der Sintflut (?) siedelten sich die Völker in verschiedenen Ländern an. Dazu gehörten die Nabatäer, welche die Stadt Babylon gründeten, und die Nachkommen Hams, die sich in derselben Provinz unter der Führung von Nimrod, dem Sohn Kuschs, der wiederum der Sohn Hams und ein Urenkel Noahs war, niederließen. . . . . Dies geschah zu der Zeit, als Nimrod die Gouverneurswürde Babyloniens verliehen bekam, als Delegierter von Zahhak namens Biurasp.“
Chwolsohn, der Übersetzer, ist der Ansicht, dass die Behauptungen dieses Geschichtsschreibers vollständig mit denen von Moses in der Genesis übereinstimmen; wohingegen respektlosere Kritiker die Meinung vertreten, ihnen solle aus eben diesem Grund misstraut werden. Es ist jedoch nutzlos, diesen Punkt zu erörtern, da er für die vorliegende Frage bedeutungslos ist. Das verwitterte, schon lange begrabene Problem und die Schwierigkeit, die phänomenale Abstammung von Millionen von Menschen unterschiedlicher Rassen, vieler zivilisierter Nationen und Stämme von lediglich drei Paaren (Noahs Söhnen) in einem Zeitraum von 346 Jahren3 nach der Sintflut auf einer irgendwie logischen Grundlage zu erklären, mag dem Karma des Verfassers der Genesis überlassen bleiben, ob er nun Moses oder Esra heißt. Das Interessante an dem Werk ist sein Inhalt, die darin verkündeten Lehren, die wiederum, esoterisch gelesen, fast alle mit den Geheimlehren übereinstimmen.
Quatremère vermutete, dieses Buch könne möglicherweise eine unter Nebukadnezar II. erstellte Kopie einer „unendlich älteren“ hamitischen Abhandlung gewesen sein, während der Verfasser aus „inneren und äußeren Beweisgründen“ behauptet, seine chaldäische Urschrift sei nach den mündlichen Diskursen und Lehren eines reichen babylonischen Grundbesitzers namens Qu-tamy aufgezeichnet worden, der für diese Vorträge noch ältere Materialien verwendet hatte. Die erste arabische Übersetzung wird von Chwolsohn bis in das dreizehnte Jahrhundert v. Chr. zurückversetzt. Auf der ersten Seite dieser „Offenbarung“ erklärt der Verfasser oder Amanuensis, Qu-tamy, „die darin vorgelegten Lehren seien ursprünglich dem Mond von Saturn erzählt worden, der sie seinem Idol mitteilte“, und das Idol enthüllte sie seinem Verehrer, dem Schreiber – dem Adept-Schreiber jenes Werkes – Qu-tamy.
Die von Gott zum Nutzen und zur Belehrung der Sterblichen gegebenen Einzelheiten weisen Perioden von unberechenbarer Dauer und eine Reihe von zahllosen Königreichen und Dynastien auf, die der Erscheinung [SD # 454] Adamis (der „Rot-Erde“) auf der Erde vorangingen. Diese Zeitangaben brachten die Vertreter der Zeitrechnung nach dem toten Buchstaben der Bibel erwartungsgemäß fast in Rage. De Rougemont erhob sich als Erster in Waffen gegen den Übersetzer. Er tadelt ihn,4 „Moses einem namenlosen Verfasser geopfert zu haben. Berossos, wendet er ein, „befand sich, so groß seine chronologischen Irrtümer auch gewesen sein mögen, in Bezug auf die ersten Menschen zumindest in vollkommener Übereinstimmung mit dem Propheten, da er von Alorus-Adam, von Xisuthrus-Noah und von Belus-Nimrod“ etc. spricht. „Deshalb“, fügt er hinzu, „muss das Werk ein Apokryph sein, das mit seinen Zeitgenossen in eine Reihe zu setzen ist – dem Vierten Buch Esras, dem Buch Enochs, den Sibyllinischen Orakeln und dem Buch Hermes – von denen keines älter ist als zwei oder drei Jahrhunderte v. Chr.“ Ewald griff Chwolsohn noch härter an, und schließlich E. Renan, der ihn in der „Revue Germanique“5 auffordert, einen Grund dafür anzugeben, warum seine „Nabatäische Landwirtschaft“ nicht das betrügerische Werk irgendeines Juden aus dem dritten oder vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung sein sollte. Es ist kaum anders möglich – argumentiert der Verfasser der Romanze „Life of Jesus“, nachdem wir in diesem Folianten über Astrologie und Zauberei „in den von Qu-tamy eingeführten Persönlichkeiten alle Patriarchen der biblischen Legenden erkennen wie Adam-Adami, Anouka-Noah und seinem Ibrahim-Abraham etc. etc.“
Das ist jedoch keine Begründung, nachdem Adam und andere Namen generisch sind. Währenddessen wird bescheiden behauptet, dass ein Apokryph – auch wenn er aus dem dritten Jahrhundert n. Chr. anstatt aus dem dreizehnten Jahrhundert v. Chr. stammt, wie von Quatremère angedeutet wird – nach reiflicher Überlegung alt genug ist, um als Dokument authentisch zu erscheinen und so den Anforderungen des strengsten Archäologen und Kritikers zu genügen. Denn selbst wenn man des Beweises halber gelten ließe, diese literarische Reliquie sei von „irgendeinem Juden des dritten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung“ kompiliert worden – was würde dann daraus folgen? Die Glaubwürdigkeit seiner Lehren für einen Augenblick beiseite gelassen, warum sollte das Werk weniger Anspruch auf Gehör erheben dürfen oder weniger lehrreich sein, weil es ältere Ansichten wiedergibt, als jedes andere religiöse Werk, das ebenfalls eine „Zusammenstellung alter Texte“ oder mündlicher Überlieferungen ist – aus demselben oder selbst aus einem späteren Zeitalter? In einem solchen Fall müssten wir auch den zwei Jahrhunderte älteren Koran verwerfen und zu den „Apokryphen“ zählen, obwohl wir wissen, dass er Minerva-gleich unmittelbar aus dem Gehirn des arabischen Propheten entsprang; wir müssten alle Belehrung geringschätzen, die wir aus dem Talmud gewinnen können, der in seiner gegenwärtigen Form auch aus älteren Materialien kompiliert wurde und nicht älter ist als das IX. Jahrhundert unserer Zeitrechnung.
Diese sonderbare „Bibel“ des chaldäischen Adepten und die verschiedenen Kritiken dazu (wie in Chwolsohns Übersetzung) werden erwähnt, weil das einen bedeutenden Bezug zum großen Teil des vorliegenden Werkes hat. [SD # 455] Von E. Renan einmal abgesehen, einem generellen Bilderstürmer – der von Jules Lemaître so treffend als „der Paganini des Nichts“ bezeichnet wurde – ist der schlimmste an dem Werk zu findende Fehler anscheinend der, dass der „Apokryph“ vorgibt, einem Adepten durch und von dem „Idol des Mondes“, das er von „Saturn“ erhalten hatte, als Offenbarung mitgeteilt worden zu sein. Daher ist es ganz natürlich „ganz und gar ein Märchen“. Darauf gibt es nur eine Antwort: Es ist genauso wenig ein Märchen wie die Bibel, und wenn das eine fällt, muss das andere folgen. Selbst die Methode des Wahrsagens durch „das Idol des Mondes“ stimmt mit der von David, Saul und den Hohepriestern des jüdischen Tabernakels mit Hilfe der Teraphim angewendeten überein. Im 2. Teil des 3. Bandes dieses Werkes können die praktischen Methoden solch alter Wahrsagerei gefunden werden.
Die „Nabatäische Landwirtschaft“ ist in der Tat eine Kompilation; sie ist kein Apokryph, sondern sie gibt die Lehrsätze der Geheimlehre wieder, „verschleiert“ in der exoterisch-chaldäischen Form nationaler Symbole, geradeso wie die Bücher des Hermes und die Puranas ähnliche Versuche der Ägypter und Hindus darstellen. Das Werk war im Altertum ebenso wohlbekannt wie im Mittelalter. Maimonides erwähnt es und bezieht sich mehr als einmal auf diese chaldäisch-arabische Handschrift, indem er die Nabatäer mit dem Namen ihrer Religionsgemeinschaft bezeichnet, z. B. „Sternenanbeter“ oder Sabäer, aber noch verfehlt, in dem entstellten Wort „Nabatäer“ den mythischen Namen der Nebo (dem Gott des geheimen Wissens) gewidmeten Kaste zu sehen. Er zeigt auf den ersten Blick, dass die Nabatäer eine okkulte Bruderschaft waren.6 Die Nabatäer, die den persischen Jesiden zufolge ursprünglich aus Busrah nach Syrien kamen, waren entartete Mitglieder dieser Bruderschaft. Dabei war ihre Religion, selbst in dieser späten Zeit, rein kabbalistisch.7 Nebo ist die Gottheit des Planeten Merkur, und Merkur ist der Gott der Weisheit, oder Hermes, und Budha, den die Juden ְכִכ (Kokab) nannten, „den Herrn in der Höhe, den Begeisternden“ . . . und die Griechen Nabo, Ναβώ, daher Nabatäer. Trotzdem Maimonides ihre Lehren als „heidnischen Unsinn“ und ihre archaische Literatur als „Sabaeorum foetum“ bezeichnet, stellt er doch ihre „Landwirtschaft“, die Bibel Qu-tamys, in die erste Reihe der archaischen Literatur. Und Abarbanel [SD # 456] preist sie in den höchsten Tönen. Spencer, der Letzteren anführt, spricht von ihr als von jenem „höchst ausgezeichneten orientalischen Werk“ und fügt dem hinzu (Bd. I, S. 354), dass unter den Nabatäern die Sabäer, die Chaldäer und die Ägypter, kurz gesagt alle jene Nationen zu verstehen seien, gegen die sich das Mosaische Gesetz am strengsten wandte.
Nebo, der älteste Gott der Weisheit Babyloniens und Mesopotamiens, war mit dem indischen Budha und dem Hermes-Merkur der Griechen identisch. Ein kleiner Wechsel bezüglich der Geschlechter der Eltern ist die einzige Veränderung. Wie Budha in Indien der Sohn Somas (des Mondes) und der Gattin Brihaspatis (Jupiter) war, so war Nebo der Sohn Sarpanitus (der Mond-Gottheit) und Merodachs, der Jupiter wurde, nachdem er ein Sonnengott gewesen war. Als der Planet Merkur war Nebo der „Aufseher“ unter den sieben Planetengöttern; und als die Personifizierung der geheimen Weisheit war er Nabin, ein Seher und Prophet. Die Tatsache, dass man Moses auf dem Nebo geweihten Berg sterben und verschwinden ließ, stellt ihn als Initiierten und Priester dieses Gottes unter einem anderen Namen dar; denn dieser Gott der Weisheit war die große schöpferische Gottheit und wurde als solche verehrt, nicht nur in Borsippa in seinem glänzenden Tempel oder Planetenturm. Er wurde auch von den Moabiten, den Kanaaniten, den Assyrern und in ganz Palästina angebetet: Warum also nicht von den Israeliten? „Der Planetentempel von Babylon“ hatte sein „Allerheiligstes“ in der Kapelle Nebos, des Prophetengottes der Weisheit. In den Hibbert-Vorlesungen wird uns gesagt: „Die alten Babylonier hatten einen Vermittler zwischen den Menschen und den Göttern . . . und Nabo war der ‘Verkünder’ oder ‘Prophet’, da er das Verlangen seines Vaters Merodach bekannt machte.“
Nebo ist ein Schöpfer, wie Budha, der vierten und auch der fünften Rasse. Denn Erstere lässt eine neue Rasse von Adepten erstehen und Letztere die Sonnen-Mond-Dynastie oder die Menschen dieser Rassen und Runde. Beide sind die Adame ihrer entsprechenden Geschöpfe. Adam-Adami ist eine Personifizierung des dualen Adams: des paradigmatischen Adam Kadmons, des Schöpfers, und des niederen Adams, des irdischen, der den syrischen Kabbalisten zufolge nur Nephesch besaß, den „Lebensatem“, jedoch bis nach seinem Fall keine lebendige Seele.
Sollte Renan weiter darauf bestehen, die chaldäischen Schriften – oder was von ihnen übrig ist – als apokryph zu betrachten, ist das für die Wahrheit und für die Tatsache unerheblich. Es gibt andere Orientalisten, die möglicherweise anderer Ansicht sein könnten, und selbst wenn sie es nicht wären, würde das tatsächlich doch sehr wenig ändern. Diese Glaubenssätze enthalten die Lehren der Esoterischen Philosophie, und das muss genügen. Für diejenigen, die nichts von Symbologie verstehen, mag es als reiner und einfacher Sternenkult erscheinen, und für jene, welche die esoterische Wahrheit verbergen möchten, sogar „heidnische Torheit“. Während Maimonides seiner Geringschätzung der Esoterik in den Religionen anderer Nationen Ausdruck verleiht, bekannte er sich in seiner eigenen zu dazu und zur Symbolik, predigte [SD # 457] Stillschweigen und Geheimhaltung betreffs der wahren Bedeutung der mosaischen Aussprüche und kam so zu Fall. Die Lehren des Chaldäers Qu-tamy sind, kurz gesagt, die allegorische Wiedergabe der Religion der frühesten Nationen der fünften Rasse.
Warum also sollte E. Renan den Namen „Adam-Adami“ mit solcher akademischen Verachtung behandeln? Der Verfasser der „Geschichte der Anfänge des Christentums“ weiß offenbar weder etwas von den „Ursprüngen der heidnischen Symbolik“ noch von dem der Esoterik, denn andernfalls hätte er gewusst, dass der Name eine Form eines universalen Symbols war, das sich selbst bei den Juden nicht auf einen einzelnen Menschen bezog, sondern auf vier verschiedene Menschheiten oder Menschengeschlechter. Das ist sehr leicht zu beweisen.
Die Kabbalisten lehren die Existenz von vier verschiedenen oder die Umwandlung von vier aufeinanderfolgenden Adamen, den Emanationen aus dem Dyooknah (dem göttlichen Phantom) des Himmlischen Menschen, einer etherischen Kombination von Neshamah, der höchsten Seele oder Geist: Dieser Adam verfügt natürlich weder über einen groben menschlichen Körper noch über einen Begierdenkörper. Dieser „Adam“ ist der Prototyp (der Tsurah) des zweiten Adams. Dass sie unsere fünf Rassen repräsentieren, ist sicher, wie jeder aus ihrer Beschreibung in der Kabbala erkennen kann: Der erste Adam ist der „vollkommene Heilige Adam“; . . . „ein Schatten, der verschwand“ (die Könige von Edom), hervorgebracht aus dem göttlichen Tzelem (Bild); der zweite ist der protoplastische, androgyne Adam des zukünftigen irdischen und getrennten Adams; der dritte Adam ist der aus dem „Staub“ gemachte Mensch (der erste, unschuldige Adam), und der vierte ist der vermeintliche Vorvater unserer Rasse – der gefallene Adam. Man beachte jedoch deren wunderbar klare Beschreibung in Isaac Myers „Qabbalah“, S. 418 ff. Er nennt lediglich vier Adame, zweifellos wegen der Könige von Edom. „Der vierte Adam“, schreibt er, „ . . . . war bekleidet mit Haut, Fleisch, Nerven etc. Das entspricht dem niederen Nephesch und Blendwerk, d. h. dem vereinigten Körper. Er hat die tierische Kraft der Fortpflanzung und Arterhaltung.“ Und das ist die menschliche Wurzelrasse.
Gerade an diesem Punkt weichen die modernen Kabbalisten – von vielen Generationen christlicher Mystiker in die Irre geführt, die an den kabbalistischen Aufzeichnungen herumzupfuschen versuchten, wo immer sie konnten – in ihrer Auslegung von den Okkultisten ab und nehmen den späteren Gedanken für die frühere Idee. Die ursprüngliche Kabbala war vollständig metaphysisch und hatte keine Beziehung zu tierischen oder irdischen Geschlechtern; die spätere Kabbala erstickte das göttliche Ideal unter dem schweren phallischen Element. Die Kabbalisten sagen: „Gott machte den Menschen männlich und weiblich.“ Der Verfasser der „Qabbalah“ sagt: „Bei den Kabbalisten wird die Notwendigkeit fortgesetzter Erschaffung und Existenz als Balance bezeichnet.“ Und da sie dieser „Balance“ entbehrt, verbunden mit Maqom (dem mysteriösen Ort),8 wird selbst die erste Rasse, [SD # 458] wie wir gesehen haben, von den Söhnen des fünften Adams nicht anerkannt. Vom höchsten Himmlischen Menschen, dem oberen Adam, der „männlich-weiblich“ oder androgyn ist, bis herab zu dem Adam aus Staub, sind diese personifizierten Symbole alle mit Geschlecht und Fortpflanzung verknüpft. Bei den östlichen Okkultisten ist es ganz entgegengesetzt. Sie betrachten die geschlechtliche Beziehung als ein „Karma“, das lediglich der weltlichen Beziehung des von der Täuschung beherrschten Menschen angehört, als etwas, das in dem Augenblick beiseite gelegt werden wird, wenn der Mensch „Weisheit“ erlangt. Sie betrachteten es als einen höchst glücklichen Umstand, wenn der Guru (Lehrer) in seinem Schüler eine Eignung für das reine Leben eines Brahmacharya entdeckte. Ihre dualen Symbole waren für sie lediglich die poetische Verbildlichung der erhabenen Wechselbeziehung der schöpferischen kosmischen Kräfte. Und diese ideale Vorstellung glänzt wie ein goldener Strahl über jedem noch so groben und wunderlichen Idol in den dicht gefüllten Galerien der düsteren Tempel Indiens und anderen Mutterländer der Kulte.
Das wird in der folgenden Abteilung gezeigt werden.
Unterdessen kann hinzugefügt werden, dass auch bei den Gnostikern der zweite Adam aus dem ursprünglichen Menschen hervorgeht, dem ophitischen Adamas, „nach dessen Bild er gemacht ist“: der dritte aus diesem zweiten – ein Androgyner. Dieser wird mit dem sechsten und siebten Paar der männlich-weiblichen Äonen symbolisiert – durch Amphain-Essumen und Vananin-Lamertade (Vater und Mutter; siehe die Valentianische Tafel bei Epiphanius) – während der vierte Adam oder die vierte Rasse durch ein priapisches Monster dargestellt ist. Das Letztere – eine nachchristliche Fantasie – ist eine entartete Kopie des vorchristlichen gnostischen Symbols vom „Guten“ oder „Ihm, der schuf, bevor irgendetwas existierte“, des himmlischen Priapus – der in Wahrheit von Venus und Bacchus geboren wurde, als jener Gott von seiner Expedition nach Indien zurückkehrte, denn Venus und Bacchus sind die Nachfolge-Typen von Aditi und dem Geist. Der spätere Priapus, der jedoch eins ist mit Agathodaimon, dem gnostischen Heiland und selbst mit Abrasax, ist nicht länger die Glyphe der abstrakten schöpferischen Kraft, sondern symbolisiert die vier Adame oder Rassen, die fünfte wird mit den fünf vom Baum des Lebens abgeschnittenen Zweigen dargestellt, auf welchen der alte Mann auf den gnostischen Gemmen steht. Die Anzahl der Wurzelrassen wurde in den alten griechischen Tempeln mittels der sieben Vokale festgehalten, von denen in einem Paneel in den Initiationshallen von Adyta fünf eingerahmt waren. Die ägyptische Glyphe dafür war eine Hand mit fünf gespreizten Fingern, wobei der fünfte oder kleine Finger nur halb ausgewachsen war, und auch fünf „N“-Hieroglyphen, die für diesen Buchstaben stehen. Die Römer verwendeten in ihren Tempeln die fünf Vokale A E I O V; und dieses archaische Symbol wurde im Mittelalter vom Hause Habsburg als Wahlspruch angenommen. Sic transit gloria mundi!
[SD # 459]
§ XVII
Das „Allerheiligste“ und seine Degeneration
Das Sanctum Sanctorum der Alten – auch als Adytum bezeichnet – die Nische an der westlichen Seite des Tempels, auf drei Seiten von glatten Mauern umschlossen und ihre einzige Öffnung oder Tür mit einem Vorhang verhängt, war allen alten Nationen gemein.
Gleichwohl existiert ein großer Unterschied zwischen der in der Esoterik der Heiden und in der des späteren Judentums angegebenen Bedeutung dieses symbolischen Ortes; obwohl seine Symbolik ursprünglich bei allen alten Rassen und Nationen übereinstimmte. Die Heiden stellten einen Sarkophag oder ein Grabmal (Taphos) in das Adytum, und den Sonnengott, dem der Tempel geweiht war, und als Pantheisten erwiesen sie ihm die größte Verehrung. Sie betrachteten es – in seiner esoterischen Bedeutung – als das Symbol der kosmischen, solaren (oder tageszeitlichen) und menschlichen Auferstehung. Es umfasste ein breites Spektrum periodischer und (zeitlich) punktueller Manvantaras oder des Wiedererwachens von Kosmos, Erde und Menschen in neue Existenzen; dabei ist die Sonne das poetischste und auch das großartigste Symbol solcher Zyklen am Himmel, und der Mensch – in seinen Reinkarnationen – auf der Erde. Die Juden – deren Realismus, wenn man ihn nach dem toten Buchstaben beurteilt, in den Tagen von Moses genauso praktisch und roh war, wie er heute ist9 – vollendeten im Verlauf ihrer Entfremdung von den Göttern ihrer heidnischen Nachbarn ein nationales und levitisches Gemeinwesen mithilfe der Idee, ihr Allerheiligstes als das feierlichste Zeichen ihres Monotheismus hinzustellen – exoterisch; während sie darin nichts als ein universales phallisches System sahen – esoterisch. Während die Kabbalisten nur Ain Soph und die „Götter“ der Mysterien kannten, hatten die Leviten kein Grabmal, keinen Gott in ihrem Adytum, außer der „sakralen“ Bundeslade – ihr „Allerheiligstes“.
Wenn jedoch die esoterische Bedeutung dieser Nische klar gemacht ist, wird der Profane besser imstande sein zu verstehen, warum David sich, vor der Arche des Bundes tanzend, „entblößte“ und so bestrebt war, gering zu erscheinen, um seines „Herrn“ willen und in seinen eigenen Augen niedrig (siehe 2 Samuel 6,16 und 20-22).
Die Arche ist die schiffsförmige Argha der Mysterien. Parkhurst, der darüber für sein griechisches Wörterbuch [SD # 460] eine lange Abhandlung verfasste und in seinem hebräischen Lexikon kein einziges Wort darüber verlauten lässt, erklärt sie folgendermaßen: „᾽Αρχὴ entspricht in dieser Anwendung der hebräischen Rasit oder Weisheit, . . . . ein Wort, das die Bedeutung des Symbols des weiblichen Zeugungsvermögens hatte, die Arg oder Arca, in welcher der Keim der gesamten Natur in den auf jeden Weltenzyklus folgenden Intervallen über dem großen Abgrund schwebte oder brütete.“ Ganz genau; und die jüdische Bundeslade hatte exakt dieselbe Bedeutung; mit dem weiteren Zusatz, dass sie anstelle des schönen und keuschen Sarkophages (dem Symbol des Schoßes der Natur und der Auferstehung), der sich im Sanctum Sanctorum der Heiden befand, die Arche ihrem Aufbau nach realistischer fertigten mit den beiden auf die Lade oder Bundeslade aufgebrachten, sich gegenüberstehenden Cherubim, die ihre Schwingen so ausgebreitet hatten, dass sie eine vollständige Yoni bildeten (wie man sie jetzt in Indien sieht). Abgesehen davon bekräftigte dieses Zeugungssymbol seine Bedeutung durch die vier mystischen Buchstaben des Namens Jehovah, nämlich הוה; oder mit der Bedeutung Jod (membrum Virile, siehe Kabbala); ה (Hé, die Gebärmutter; ו (Vau, einen Haken oder eine Klammer, einen Nagel), und wieder ה (Hé, auch mit der Bedeutung einer „Öffnung“); das Ganze bildete das vollkommene zweigeschlechtige Emblem oder Symbol oder Y (e) H (o) V (a) H, das männliche und weibliche Symbol.
Vergegenwärtigt man sich die wahre Bedeutung des Amtes und Titels der Kadesch Kadschim, der „Heiligen“, oder der „dem Tempel des Herrn Geweihten“ – könnte das „Allerheiligste“ dieser Letzteren auch einen sehr wenig erbaulichen Aspekt enthalten.
Iacchus wieder ist Iao oder Jehovah; und Baal oder Adon war, wie Bacchus, ein phallischer Gott. „Wer wird steigen auf den Berg (die hohe Stätte) Jehovahs“, fragte der heilige König David, „und wer wird stehen an seiner Kaduschu ושדק?“ (Psalm 24,3) Kadesch kann in einem Aspekt weihen, heiligen, für heilig erklären bedeuten und sogar initiieren oder absondern; doch es bedeutet auch den Dienst lasziver Riten (die Venusverehrung), und die korrekte Auslegung des Wortes Kadesch ist ungeschminkt wiedergegeben im Deuteronomium 23,17; Hosea 4,14; und Genesis 38,15-22. Die „heiligen“ Kadeshuth der Bibel waren den Pflichten ihres Amtes nach dasselbe wie die Tänzerinnen der späteren indischen Pagoden. Die hebräischen Kadeschim oder Galli lebten „im Hause Jehovahs, worin die Weiber Wandbehänge webten für Aschera“ oder die Büste der Venus-Astarte, sagt der 7. Vers im 23. Kapitel von 2 Könige.
Der Tanz, den David um die Bundeslade herum aufführte, war der „Reigentanz“, von dem behauptet wird, die Amazonen hätten ihn für die Mysterien vorgeschrieben. Dasselbe gilt auch für den Tanz der Töchter Silos (Richter 21,21, 23 und weitere) und die springenden Propheten Baals (1 Könige 18,26). Er war lediglich charakteristisch für den sabäischen Dienst, denn er stand für die Bewegung der Planeten um die Sonne. Dass der Tanz eine bacchische Raserei war, ist [SD # 461] augenscheinlich. Sistren wurden bei dieser Gelegenheit gebraucht, und der Spott Michals und die Antwort des Königs sind sehr bezeichnend. „Isis Unveiled“, Bd. II, S. 45.
„Die Arche, in der die Keime aller für die Wiederbevölkerung der Erde notwendigen lebendigen Dinge aufbewahrt sind, stellt das Überleben des Lebens und die Vorherrschaft des Geistes über die Materie durch den Konflikt der gegensätzlichen Kräfte der Natur dar. In der astro-theosophischen Charta des westlichen Ritus entspricht die Arche dem Nabel und ist auf die linke Seite versetzt, die Seite der Frau (des Mondes), der linke Pfeiler von Salomons Tempel – Boas – ist ein Symbol dafür. Durch die Plazenta ist der Nabel mit dem Gefäß verbunden, in welchem die Embryonen der Rasse befruchtet werden. . . Die Arche ist die heilige Argha der Hindus, und ihr Bezug zu Noahs Arche kann leicht durch Schlussfolgerung ermittelt werden, wenn wir erfahren, dass die Argha ein längliches Gefäß war, das von den Hohepriestern im Dienst für Isis, Astarte und Venus-Aphrodite als Opferkelch benützt wurde, allesamt Göttinnen der Fortpflanzungskräfte der Natur oder der Materie – und daher symbolisch die die Keime aller lebendigen Dinge enthaltende Arche.“ („Isis Unveiled“, Bd. II, S. 444) Wer die kabbalistischen Werke von heute und die rabbinischen Interpretationen des Zohars für die echte kabbalistische Lehre des Altertums hält, befindet sich im Irrtum!10 Denn heutzutage, wie schon zu Zeiten Friedrich Schellings, enthält die in Europa und Amerika zugängliche Kabbala kaum mehr als „Ruinen und Bruchstücke, stark entstellte Überreste jenes ursprünglichen Systems, das der Schlüssel zu allen religiösen Systemen ist“ (siehe Prof. Francks „La Kabbale“, Vorwort). Das älteste System und die [SD # 462] chaldäische Kabbala waren identisch. Die spätesten Wiedergaben des Zohars entstammen den Synagogen der frühen Jahrhunderte – d. h. der dogmatischen und unnachgiebigen Thora.
Die „Königskammer“ in der Cheopspyramide ist somit ein ägyptisches „Allerheiligstes“. Zur Zeit der Initiationsmysterien musste der Kandidat, der den Sonnengott darstellte, in den Sarkophag herabsteigen und den Energie verleihenden Strahl darstellen, der in den fruchtbaren Schoß der Natur eintritt. Am Morgen danach versinnbildlichte er, wieder aus ihm aufsteigend, die Auferstehung des Lebens nach der als Tod bezeichneten Veränderung. In den Großen Mysterien dauerte sein sinnbildlicher Tod zwei Tage, worauf er sich am dritten Morgen mit der Sonne erhob, nach einer letzten Nacht grausamer Prüfungen. Während der Postulant die Sonne darstellte – das alles belebende Gestirn, das jeden Morgen „wiederaufersteht“, nur um allem Leben zu spenden – stand der Sarkophag symbolisch für das weibliche Prinzip. Jedenfalls in Ägypten; seine Form und Gestalt waren in jedem Land unterschiedlich, doch es blieb immer ein Gefäß, ein symbolisches Navis oder bootförmiges Gefährt, und symbolisch ein Behälter der Keime oder des Lebenskeims. In Indien ist es die „goldene“ Kuh, durch die der brahmanistische Anwärter hindurchgehen muss, wenn er danach verlangt, ein Brahmane zu sein und ein Dvija („ein zweites Mal wiedergeboren“) zu werden. Die mondsichelförmige Argha der Griechen war das Sinnbild der Himmelskönigin – Dianas oder des Mondes. Sie war die große Mutter aller Existenzen, so wie die Sonne der Vater. Die Juden, sowohl vor als auch nach ihrer Metamorphose Jehovahs in einen männlichen Gott, beteten Astoreth an, was Jesaja zu der Erklärung veranlasste: „Eure Neumonde und eure Festzeiten hasst meine Seele“ (Jesaja 1,14); womit er offensichtlich ungerecht war. Als Form öffentlichen Dienstes hatten Astoreth und das Neumondfest (der zunehmenden Argha) keine schlechtere Bedeutung als der verborgene Sinn des Mondes im Allgemeinen, der kabbalistisch unmittelbar mit Jehovah verknüpft und ihm geweiht war, wie wohl bekannt ist; mit dem einzigen Unterschied jedoch, dass der eine der weibliche und der andere der männliche Aspekt des Mondes und des Sternes Venus war.
Die Sonne (der Vater), der Mond (die Mutter) und Merkur-Thot (der Sohn) waren die älteste Dreieinigkeit der Ägypter, die sie in Osiris, Isis und Thoth (Hermes) personifizierten. In der ΠΙΣΤΙΣ ΣΟΦΙΑ sind die in zwei Dreiheiten und den höchsten Gott (die Sonne) eingeteilten sieben großen Götter: die niederen Τριδυνάμεις, deren Kräfte jeweils in Mars, Merkur und Venus residieren; und die höhere Dreiheit („die drei unsichtbaren Götter“), die in Mond, Jupiter und Saturn wohnen (vide §§ 359 und 361 et seq.).
Das bedarf keines Beweises. Astoreth war in einem Sinn ein unpersönliches Natursymbol, das Schiff des Lebens, das die Keime allen Daseins durch den grenzenlosen Sternenozean trägt. Und wenn sie nicht mit Venus identifiziert wurde, der Opferkuchen und -brot dargebracht wurde wie allen anderen „Himmelsköniginnen“, war Astoreth der Widerschein der [SD # 463] chaldäischen „Nuah, der universalen Mutter“ (des weiblichen Noah, die mit der Arche identifiziert wird), und der weiblichen Dreiheit Ana, Belita und Davkina. Zu einer Einheit verschmolzen wurde sie zur „Höchsten Göttin, Herrscherin der tiefen Unterwelt, Mutter der Götter, Königin der Erde und Königin der Fruchtbarkeit“. Später wurde Belita oder Damti (die See), die Mutter der Stadt Erech (der großen chaldäischen Nekropole), zu Eva; und heute ist sie in der lateinischen Kirche die Jungfrau Maria, dargestellt als auf der Mondsichel stehend, und zeitweilig auf der Erdkugel, um das Programm zu variieren. Die Navis oder schiffförmige Form der Mondsichel, die all diese gemeinsamen Symbole des Lebensschiffes wie die Arche Noah, die Yoni der Hindus und die Bundeslade in sich vereint, ist das weibliche Symbol der universalen „Mutter der Götter“ und ist heute als ihr christliches Symbol in jeder Kirche als das Kirchenschiff (von navis, das Schiff) zu finden.11 Die Navis – das siderische Gefäß – wird vom Geist des Lebens befruchtet, dem männlichen Gott; oder, wie es der gelehrte Kenealy (in seiner „Apokalypse“) sehr treffend formuliert – dem Heiligen Geist. In der religiösen Symbologie des Westens war der Halbmond der männliche und der Vollmond der weibliche Aspekt dieses universalen Geistes. „Das mystische Wort Alm, das der Prophet Mohammed vielen Kapiteln des Korans voran setzte, spielt auf sie als Alm an, die unbefleckte Jungfrau der Himmel. Und – da das Erhabene immer in das Lächerliche übergeht – haben wir von dieser Wurzel Alm das Wort Almeh abzuleiten – die ägyptischen Tanzmädchen. Die Letzteren sind „Jungfrauen“ von derselben Art wie die Nautchis in Indien und die (weiblichen) Kadeschim, die Heiligen der jüdischen Tempel (Jehovah geweiht, der beide Geschlechter repräsentierte), deren heilige Funktionen in den israelitischen Heiligtümern identisch waren mit jenen der Nautchis.
Nun erklärt Eustathius, dass ( ΙΩ) IO den Mond bedeutet, im Dialekt der Argier; und auch in Ägypten war dies einer der Namen desselben. Jablonski aber erklärt: „ΙΩ, Ioh, Ægyptiis Lunam significat neque habent illi in communi sermonis usu, aliud nomen quo Lunam, designent præter I0.“ Der Pfeiler und Kreis (IO), die heute die erste Dezimalzahl bilden, standen bei Pythagoras für die in der Tetraktys12 enthaltene vollkommene Zahl – die später eine vorzugsweise phallische Zahl darstellte – vor allem bei den Juden, bei denen sie der männliche und weibliche Jehovah ist.
Ein Gelehrter erklärt das folgendermaßen:
[SD # 464] „Auf dem Rosettastein von Uhlemann finde ich das Wort muth, auch bei Seyffarth, den Namen des einen Zeitabschnitt bezeichnenden Mondes, somit des Mondmonats aus der Hieroglyphe mit und als Determinativen, also das koptische I O H, oder J V H. Das hebräische וה kann ebenfalls als I O H gebraucht werden, denn der Buchstabe yau oder ו wurde für o und für u sowie für v oder w benutzt. Und das vor der Massora, die den Punkt . so anwendete: וֹ = o, וּ = u und ו = v oder w. Nun hatte ich bei einer ursprünglichen Suche herausgefunden, dass die große unterscheidende Funktion des Gottesnamens Jehovah ist, den ursächlichen Einfluss des Mondes für die Zeugung zu benennen und seinen genauen Wert als das Mondjahr im natürlichen Maß der Tage festzulegen, wie Sie voll und ganz sehen werden. . . . Und hier ist das linguistisch gleiche Wort aus einer viel älteren Quelle; nämlich aus dem Koptischen oder vielmehr aus dem Altägyptischen zur Zeit des Koptischen.“ . . . . (aus einem Manuskript)
Das ist umso bemerkenswerter, wenn die Ägyptologie es mit dem Wenigen vergleicht, was sie von der thebanischen Dreiheit weiß – die sich aus Amun, Muth (oder Mut) und ihrem Sohn Khonsu zusammensetzte. Diese Dreiheit war, wenn vereint, im Mond als ihrem gemeinsamen Symbol enthalten; und wenn sie getrennt war, war Khonsu der Gott Lunus und wurde so mit Thoth und Ptah verwechselt. Seine Mutter Mut(h) – der Name bedeutet, nebenbei bemerkt, Mutter und nicht Mond, welcher lediglich ihr Symbol war – wird die „Himmelskönigin“ genannt; die „Jungfrau“ etc. etc., da sie ein Aspekt von Isis, Hathor und anderen Muttergöttinnen war. Sie war weniger die Frau als die Mutter Amuns, dessen eindeutiger Titel „Gemahl seiner Mutter“ lautet. In einer Statuette aus Bulaq, Kairo, ist diese Dreiheit als Mumiengott dargestellt (Nummer 1981 Seraphim, griechische Periode), der drei verschiedene Zepter in seiner Hand hält und die Mondscheibe auf seinem Haupt trägt, wobei die charakteristische Haartracht die Absicht zeigt, mit der Statuette einen kindlichen Gott, oder die „Sonne“, in der Dreiheit darzustellen. Er war in Theben der Gott der Schicksale und erscheint unter zwei Aspekten. 1. Als „Khonsu, der Mondgott und Herr von Theben, Nofir-hotpu – ‘der sich in vollkommener Ruhe befindet’; und 2. als Khonsu Iri-sokhru oder ‘Khonsu, der das Schicksal ausführt’: Ersterer bereitet die Ereignisse vor und entwirft sie für die, die unter seinem Zeugungseinfluss geboren sind; Letzterer setzt sie in Handlung um.“ (Siehe Masperos „Guide du Visiteur“) Durch theogonische Permutationen wird Amun zu Horus, Hor-Amun, und eine Statuette aus der saïtischen Periode zeigt, wie Mut(h)-Isis ihn säugt (Abydos). In dieser umgewandelten Dreiheit wird Khonsu seinerseits zu Thoth-Lunus, „der die Rettung bewirkt“. Seine Stirn ist mit dem Kopf eines Ibis gekrönt, der mit der Mondscheibe und dem Diadem namens Iotef dekoriert ist.
Nun spiegeln sich diese Symbole sicherlich alle im biblischen Yave oder Jehovah wieder (einige glauben, sie seien identisch mit ihm). [SD # 465] Das wird jedem klar, der „The Source of Measures“ oder „Hebrew-Egyptian Mystery“ liest und seine unabstreitbaren, klaren und mathematischen Beweise dafür versteht, dass die esoterischen Grundlagen, oder das für die Erbauung der Großen Pyramide genutzte System, mit den architektonischen Maßzahlen von Salomons Tempel (sei der Letztere mythisch oder wirklich), von Noahs Arche und der Bundeslade übereinstimmen. Wenn irgendetwas auf der Welt den Streit darüber beenden kann, ob die alten ebenso wie die späteren (nachbabylonischen) Juden, und insbesondere die Ersteren, ihre Theogonie und Religion auf eben derselben Grundlage aufbauten, wie alle Heiden es taten, dann ist es das fragliche Werk.
Und nun ist es vielleicht angebracht, den Leser an das zu erinnern, was wir in unserem Werk „Isis entschleiert“ über I A O gesagt haben.
„Keine andere Gottheit bietet derartig viele Etymologien wie Jaho, und es gibt keinen Namen, der auf so unterschiedliche Weise ausgesprochen werden kann. Allein durch die masoretische Vokalisation schafften es die späteren Rabbiner, Jehovah als ‘Adonai’ zu lesen, wie Philo von Byblos es in griechischen Buchstaben ΙΕΥΩ – IEVO schreibt. Theodoret sagt, dass die Samaritaner es Jahé (Yahva) aussprachen und die Juden Yaho; was es zu I – Ah – O machen würde, wie wir gezeigt haben. Diodoros stellt fest, dass ‘sie bei den Juden erzählen, Moses hätte den Gott Iao genannt’. Auf der Basis der Bibel selbst behaupten wir, dass Moses das Wort Jaho vor seiner Initiation durch seinen Schwiegervater Jethro niemals kannte.“13
Das Obige wird in einem privaten Brief von einem sehr gelehrten Kabbalisten bestätigt. In Stanze IV und anderswo wird gesagt, dass Brahman (Neutrum), das von den Orientalisten so leichthin und häufig verwechselt wird mit Brahmâ – männlich –, exoterisch manchmal als Kalahansa bezeichnet wird (Schwan in der Ewigkeit), und die esoterische Bedeutung von A-ham-sa ist gegeben (Ich – bin – er, so’ham entspricht also sah „Er“ und aham „Ich“ – ein mystisches Anagramm und eine Permutation. Es ist auch der „viergesichtige“ Brahmâ, der Chatur Mukha (der vollkommene Würfel), der sich innerhalb und aus dem unendlichen Kreis bildet, und das ist eine weitere Erklärung für die Verwendung der 1, 3, 5 und =14 für die esoterische Hierarchie der Dhyan Chohans. Dazu gibt der genannte Korrespondent den folgenden Kommentar:
„Ich denke, es kann überhaupt nicht daran gezweifelt werden, dass 1, 3, 5 und zweimal 7, und ganz besonders 13.514, das auf einem Kreis als 31415 (oder als der Wert von π) gelesen werden kann, damit zu tun haben; insbesondere im Hinblick auf Symbole wie Sacr,14 ‘Chakra’ oder auf den Kreis Vishnus.
Aber lassen Sie mich Ihre Beschreibung einen Schritt weiterführen: – Sie sagen, ‘die Eine aus dem [SD # 466] Ei, die Sechs und die Fünf (siehe Band I, Stanze IV), ergeben die Zahl 1.065, den Wert des Erstgeborenen’ . . . . . . Wenn das so ist, dann haben wir in 1.065 den berühmten Namen Jehovahs, Jve oder Jave, oder Jupiter, und durch Verwandlungen von ה in נ oder h in n erhalten wir dann ונ oder die lateinische Jun oder Juno, die Grundlage des Chinesischen Rätsels, die Schlüsselmaße von Sni (Sinai) und Jehovah, der auf diesen Berg herabsteigt, dessen Zahlen (1.065) nichts anderes darstellen als die Anwendung unseres Verhältnisses von 113 zu 355, weil 1.065 = 533 x 3, der Umfang eines Kreises mit dem Durchmesser von 113 x 3 = 339. So zeigt der Erstgeborene von Brahmâ-Prajapati (oder jedem beliebigen Demiurgen) die Vermaßung eines Kreisverhältnisses vom Chakra (oder Vishnu), und die göttliche Offenbarung nimmt die Form des Lebens und des Erstgeborenen an, wie bereits oben erläutert.
Es ist eine höchst einzigartige Angelegenheit: Am Eingang zur Königskammer beträgt der Abstand von der Oberfläche der Großen Stufe15 oder der großen Galerie bis zu ihrem höchsten Punkt den sorgfältigen Messungen Piazzi Smyths zufolge 339 Zoll. Zieht man einen Kreis mit diesem Radius um den Mittelpunkt A, wird der Durchmesser dieses Kreises 339 x 2 = 678 betragen, und diese Zahl ist das Ergebnis des Ausdrucks, und sie steht auch für den Raben in den Szenen und Bildern von Noahs Flut mit ‘Tauben und Raben’; (der Radius wird so gewählt, dass er die Hälfte von 1.065 beträgt), denn 113 (Mensch) x 6 = 678; und der Durchmesser eines Umfangs von 1.065 x 2 – so haben wir hier eine Andeutung des kosmischen Menschen auf diesem hohen Grad oder auf der Stufe am Eingang der Königskammer (des Allerheiligsten) – die der Schoß ist. Nun ist dieser Gang so niedrig, dass ein Mensch sich bücken muss, wenn er eintreten will. Ein aufrecht stehender Mensch ist 113, und gebrochen oder sich bückend wird er zu oder Jehovah. D. h., er personifiziert16 ihn beim Betreten des Allerheiligsten. Aber nach der hebräischen Esoterik war Jehovahs Hauptfunktion Kinder zu schenken etc., und das, weil er den Zahlen seines Namens zufolge das Maß des Mondjahres war, der Zeitzyklus, der aufgrund seines Faktors 7 (sieben) so stark mit den Perioden der Erweckung des Lebens, der Lebensfähigkeit und des Zeugungsvorgangs verknüpft war, dass er deshalb für seine Verursachung der Zeugungstätigkeit verehrt und angebetet wurde.“
Diese Entdeckung verbindet Jehovah noch stärker mit allen anderen solaren und lunaren Schöpfungs- und Zeugungsgöttern, und insbesondere mit „König“ Soma, dem indischen Deus Lunus, dem Mond, und zwar wegen des esoterischen Einflusses, der diesem Planeten im Okkultismus zugeschrieben wurde. Dafür existieren auch in der hebräischen Überlieferung selbst noch weitere Bestätigungen. Adam wird bei [SD # 467] Maimonides (More Nevochim, „Führer der Unschlüssigen“ – tatsächlich!) in zwei Aspekten besprochen; als Mensch, gleich allen anderen von einem Mann und einer Frau geboren und – als Prophet des Mondes. Der Grund dafür ist jetzt offenbar gemacht und muss erklärt werden.
Der für den großen „Vorfahren der menschlichen Rasse“ gehaltene Adam wurde, Adam Kadmon gleich, nach dem Bilde Gottes erschaffen – ein priapisches Bild also. Die hebräischen Worte Sacr und N’cabvah sind, wörtlich übersetzt, Lingam (Phallus) und Yoni (Kreis), trotzt der biblischen Übersetzung mit „Mann und Frau“ (Genesis 1,27). Dort ist zu lesen: „Und Gott schuf ‘den Menschen in seinem Bilde’ . . . . . im Bilde Gottes schuf er ihn, männlich und weiblich erschuf er sie“, den androgynen Adam Kadmon. Nun ist dieser kabbalistische Name nicht der eines lebenden Menschen, nicht einmal der eines menschlichen oder göttlichen Wesens, sondern vielmehr bezeichnet er die beiden Geschlechter oder Fortpflanzungsorgane, die im Hebräischen mit der üblichen Aufrichtigkeit der vorzugsweise biblischen Sprache Sacr und N’cabvah genannt werden;17 diese beiden sind also das Bild, in welchem „der Herrgott“ gewöhnlich seinem auserwählten Volk erschien. Dass es sich so verhält, wurde mittlerweile von nahezu alle Symbologen und hebräischen Gelehrten sowie auch durch die Kabbala unabstreitbar bewiesen. Daher ist Adam in einem Sinn Jehovah. Das macht eine andere allgemeine Überlieferung des Ostens klar, die in Gregories „Notes and Observations Upon several Passages in Scripture“ (1684, Bd. 1, S. 120-121) erwähnt und von Hargrave Jennings in seinem „Phallicism“ angeführt wird: „Dass Adam von Gott befohlen wurde, sein toter Körper solle über der Erde aufbewahrt werden, bis er von einem Priester des höchsten Gottes in die Mitte der Erde verbracht werde.“ Deshalb „betete Noah in der Arche jeden Tag vor Adams Leib“, oder vor dem Phallus in der Arche oder wiederum vor dem Allerheiligsten. Wer Kabbalist und mit der unaufhörlichen Umwandlung biblischer Namen vertraut ist, wird verstehen, was gemeint ist, sobald er sie numerisch und symbolisch interpretiert. Die zwei Worte, aus denen Jehovah zusammengesetzt ist, „bilden die ursprüngliche Idee des Männlich-Weiblichen als Urheber der Geburt, denn das war das Membrum virile, und Hovah war Eva“. Auf diese Weise . . . „nimmt die vollkommene Eins als Urheberin der Maße auch die Form des Geburtsursprungs an, als hermaphroditische Eins; daher die phallische Verwendung der Form.“ („Source of Measures“, S. 159) Außerdem zeigt derselbe Verfasser, und beweist es numerisch und geometrisch, dass (a) Arets, Erde, Adam, Mensch und H-adam-h miteinander verwandt und in der Bibel in einer Form personifiziert sind, und zwar als der ägyptische und der hebräische Mars, der Gott der Zeugung; und (b) dass Jehovah oder „Jah [SD # 468] Noah ist, oder Jehovah ist Noah wäre im Hebräischen חנ, oder im Englischen buchstäblich Inch“.
Das Obige liefert dann einen Schlüssel zu den erwähnten Überlieferungen. Noah, eine göttliche Permutation, der vermutete Heiland der Menschheit, der die Keime aller lebendigen Dinge in seiner Arche oder Argha (dem Mond) trägt, verehrt den „Leichnam Adams“, jenen Körper, der das Abbild des Schöpfers und selbst ein Schöpfer ist. Daher wird Adam der „Prophet des Mondes“ oder Argha oder des „Allerheiligsten“ des (Yod) genannt. Das zeigt auch den Ursprung des jüdischen Volksglaubens, das Gesicht von Moses sei im Mond zu erkennen – d. h. in der Form der Flecken. Denn Moses und Jehovah sind kabbalistisch wiederum Permutationen, wie gezeigt wurde. Der Verfasser von „Source of Measures“ sagt (S. 271): „In Bezug auf Moses und seine Werke ist eine Tatsache zu wichtig, als dass sie übergangen werden könnte. Wo er vom Herrn in Bezug auf seine Sendung unterwiesen wird, ist der von der Gottheit angenommene Kraftname Ich bin der ich bin, wobei die hebräische Worte lauten:
ההא־רשא־ההא
eine andere Lesart von הוה. Nun ist Moses השם, und hat den Wert 345. Dazu kommen noch die Werte der neuen Form des Namens Jehovah, 21 + 501 + 21 = 543, oder, rückwärts gelesen, 345; wodurch gezeigt wird, dass Moses in dieser Kombination eine Form Jehovahs ist. 21 ÷ 2 = 10,5 oder rückwärts 501, so dass das asher oder der in Ich bin der ich bin lediglich eine Anleitung ist für die Anwendung von 21 oder 7 × 3 ; 5012 = 251 +, eine sehr wertvolle Pyramidenzahl etc. etc.
Zum klareren Verständnis für Nichtkabbalisten stellen wir es wie folgt dar: „Ich bin der ich bin“ heißt im Hebräischen:
Addiere die Zahlwerte dieser einzelnen Worte und erhalte:
(Was sich auf die Herabkunft auf den Berg im Feuer bezieht, um den Menschen zu erschaffen etc. etc.); es wird dahingehend erklärt, dass es nichts anderes sei als eine Kontrolle und die Anwendung der Zahlwerte der Berge; denn: Auf der einen Seite haben wir 10 + 5 + 6 = 21, unten in der Mitte 501, und auf der anderen Seite 6 + 5 + 10 = 21 (vom selben Autor; siehe § XXII, „The Symbolism of the Mystery Name IAO and Jehovah“).
Somit ist der Beweis erbracht, dass sowohl das „Allerheiligste“ der Kabbalisten als auch das der Rabbiner ein internationales Symbol und Allgemeingut ist. Keines der beiden hat seinen Ursprung bei den Hebräern. Doch infolge des allzu fantasielosen Umgangs der halbinitiierten Leviten erlangte das Symbol bei ihnen eine Bedeutung wie bis zum heutigen Tag bei kaum einem anderen Volk, [SD # 469] die von den wahren Kabbalisten ursprünglich niemals beabsichtigt war. Der Lingam und die Yoni des modernen Durchschnittsinders sind auf den ersten Blick sicherlich nicht besser als das „Allerheiligste“ der Rabbiner – aber auch nicht schlechter; und das ist ein Gewinnpunkt gegen die christlichen Verleumder der asiatischen Religionsphilosophien. Denn in solchen religiösen Mythen, in der verborgenen Symbolik eines Glaubensbekenntnisses und einer Philosophie, sollte der Geist der vorgelegten Lehrsätze über ihren relativen Wert entscheiden. Und wer wird behaupten, diese auf die eine oder andere Art untersuchte und sich ausschließlich auf den Nutzen und Vorteil einer kleinen Nation beziehende sogenannte „Weisheit“ hätte in ihr jemals so etwas wie eine nationale Ethik entwickelt? Die Propheten sind dazu da, den Lebensweg des auserwählten, aber „halsstarrigen“ Volkes vor, während und nach den Tagen von Moses zu zeigen. Dass sie einstmals die Weisheitsreligion und den Gebrauch ihrer universalen Sprache und deren Symbole besaßen und zu ihrer Verfügung hatten, wird durch das Vorhandensein derselben Esoterik bewiesen, die bis zum heutigen Tag in Indien in Bezug auf das „Allerheiligste“ existiert. Das, wie bereits gesagt, war und ist immer noch der Durchgang durch die „goldene“ Kuh in derselben gebückten Haltung, welche die Galerie in der Pyramide erforderlich machte, was den Menschen in der hebräischen Esoterik mit Jehovah identifizierte. Der ganze Unterschied liegt im Geist der Auslegung. Bei den Indern wie auch bei den alten Ägyptern war und ist dieser Geist vollständig metaphysisch und psychologisch; bei den Hebräern war er reell und physiologisch. Er deutete auf die erste geschlechtliche Trennung der menschlichen Rasse hin (Eva, die Kain-Jehovah gebar, wie in „Source of Measures“ gezeigt wird); auf den Vollzug der irdischen physiologischen Vereinigung und Empfängnis (wie in der Allegorie von Kain, der Abels Blut vergießt – Habel, das weibliche Prinzip) und – auf das Gebären der Kinder; ein Prozess, der in der dritten Rasse begann, wie bereits gezeigt, oder mit Adams drittem Sohn, Seth, mit dessen Sohn Henoch die Menschen begannen, sich selbst Jehovah oder Jah-hovah zu nennen, den männlichen Jod und Havah oder Eva – nämlich männliche und weibliche Wesen.18 Somit liegt der Unterschied in dem religiösen und ethischen Empfinden, aber die beiden Symbole sind identisch. Es besteht kein Zweifel, dass bei den vollständig initiierten jüdischen Tannaim die innere Bedeutung der Symbolik in ihrer Abstraktion genauso heilig war wie bei den alten arischen Dvijas. Die Verehrung des „Gottes in der Bundeslade“ beginnt erst mit David; und ein Jahrtausend lang kannte Israel keinen phallischen Jehovah. Und nun wurde die alte, wieder und wieder bearbeitete Kabbala damit befleckt.
Für die alten Arier war die verborgene Bedeutung großartig, erhaben und poetisch, wie sehr auch die äußere Erscheinung ihres Symbols dieser Behauptung heute widersprechen mag. Die Zeremonie des Durchgangs durch [SD # 470] das Allerheiligste (heute durch die Kuh symbolisiert), anfänglich durch den Tempel Hiranyagarbha (das Goldene Ei) repräsentiert – der selbst ein Symbol der universalen, abstrakten Natur ist – bedeutete spirituelle Empfängnis und Geburt oder vielmehr die Wiedergeburt des Individuums und seine Erneuerung; der sich bückende Mensch am Eingang des Sanctum Sanctorum, bereit, die Matrix von Mutter Natur zu durchlaufen, oder das physische Geschöpf, bereit dazu, wieder zu dem ursprünglich spirituellen Wesen zu werden, dem vorgeburtlichen Menschen. Bei den Semiten stand dieser sich bückende Mensch für den Fall des Geistes in die Materie, und dieser Fall und die Erniedrigung wurden von ihnen verherrlicht, was zur Folge hatte, dass damit die Gottheit auf die menschliche Ebene herab gezerrt wurde. Für den Arier bedeutete das Symbol die Trennung des Geistes von der Materie, dass er zu seiner ursprünglichen Quelle zurückkehrte und in sie versank; für den Semiten die Vermählung des spirituellen Mannes mit der materiellen weiblichen Natur, wobei das Physiologische den Vorrang vor dem Psychologischen und dem rein Immateriellen einnahm. Die arischen Anschauungen über die Symbolik entsprachen jenen der gesamten heidnischen Welt; die semitischen Interpretationen gingen von einem kleinen Stamm aus und waren vor allem die eines kleinen Stammes, wodurch seine nationalen Merkmale und die eigentümlichen Mängel gekennzeichnet wurden, die bis heute auf viele Juden zutreffen – grober Realismus, Selbstsucht und Sinnlichkeit. Durch ihren Vater Jakob hatten sie einen Handel mit ihrer sich über alle anderen erhebenden Stammesgottheit abgeschlossen und einen Bund, dass sein „Same sein solle wie der Staub der Erde“; und von da an konnte es kein besseres Bild für diese Gottheit geben als das Zeugungssymbol sowie eine sie repräsentierende Zahl und Zahlen.
Carlyle fand weise Worte für diese beiden Nationen. Bei den indischen Ariern – dem metaphysischsten und spirituellsten Volk auf der Erde – ist seinen Worten zufolge die Religion immer Folgendes gewesen: „Ein immerwährender Leitstern, der umso heller am Himmel erstrahlt, je dunkler hier die Nacht auf Erden um ihn wird.“ Die Religion der Hindus löst ihn von dieser Erde; daher ist selbst heute noch das Symbol der Kuh in seiner inneren Bedeutung eines der großartigsten und philosophischsten von allen. Auf die „Meister“ und „Herren“ der europäischen Mächte – die Israeliten – treffen gewisse Worte Carlyles in noch wunderbarerer Weise zu; für sie „ist Religion eine weise, überlegte Empfindung, auf bloßer Berechnung basierend“ – und das war sie von Anfang an. Nachdem sie sich das aufgeladen hatten, fühlten sich die christlichen Nationen dazu verpflichtet, sie auf Kosten aller anderen Religion zu verteidigen und zu poetisieren.
Bei den alten Nationen war das nicht so. Für sie stand der Eingang der Passage und der Sarkophag in der Königskammer für Regeneration – und nicht für Zeugung. Es war das erhabenste Symbol, ein Allerheiligstes in der Tat, in welchem unsterbliche Hierophanten und „Söhne Gottes“ geschaffen wurden – niemals sterbliche Menschen und Söhne der Lust und des Fleisches – dem heutigen verborgenen Sinn der semitischen Kabbalisten entsprechend. Der Grund für die Verschiedenheit in den Anschauungen der beiden Rassen ist leicht zu erklären. Der arische Inder gehört den ältesten heute auf der Erde existierenden Rassen an, der semitische Hebräer den jüngsten. Die eine weist ein [SD # 471] Alter von ungefähr einer Million Jahre auf, die andere stellt eine kleine Unterrasse dar mit einem Alter von etwa 8.000 Jahren und nicht mehr.19
Der Phallusdienst entwickelte sich jedoch erst mit dem allmählichen Verlust der Schlüssel zu der inneren Bedeutung der religiösen Symbole; und es gab eine Zeit, da die Israeliten einen ebenso reinen Glauben besaßen wie die Arier. Aber jetzt ist der Judaismus, der einzig auf den Phallusdienst aufgebaut ist, zu einem der jüngsten Glaubensbekenntnisse Asiens geworden und theologisch eine Religion des Hasses und der Böswilligkeit gegen jeden und alles außerhalb ihrer selbst. Philo Judaeus zeigt, was der echte hebräische Glaube war. Die heiligen Schriften, sagt er, schreiben vor, was wir tun sollten . . . , die Heiden und ihre Gesetze und Institutionen zu hassen. Nach außen hassten sie den Baal- oder Bacchusdienst, im Geheimen ließen sie aber zu, dass seine schlechtesten Züge befolgt wurden; und bei den talmudischen Juden wurden die erhabenen Symbole der Natur am stärksten entweiht. Bei ihnen wurde, wie jetzt durch die Entdeckung des Schlüssels zur korrekten Interpretation der Bibel gezeigt wird, die Geometrie, die fünfte göttliche Wissenschaft („fünfte“, weil sie der fünfte Schlüssel in der Reihe der sieben Schlüssel zur universalen esoterischen Sprache und Symbologie ist) entweiht, und von ihnen wurde sie zur Verhüllung der höchst irdischen und grob geschlechtlichen Mysterien verwendet, in welchen sowohl die Gottheit als auch die Religion erniedrigt wurden.
Es wird uns gesagt, dass genau dasselbe auf unseren Brahmâ-Prajapati, auf Osiris und alle anderen schöpferischen Götter zutrifft. So ist es, wenn ihre Riten exoterisch und äußerlich beurteilt werden; das Gegenteil, wenn ihre innere Bedeutung entschleiert wird, wie wir sehen. Der indische Lingam ist identisch mit „Jakobs Pfeiler“ – das kann nicht bestritten werden. Der Unterschied scheint jedoch, wie gesagt, in der Tatsache zu bestehen, dass die esoterische Bedeutung des Lingams wahrhaftig zu heilig und metaphysisch war, als dass sie den Profanen und der Allgemeinheit hätte geoffenbart werden können. Daher wurde ihr oberflächlicher Schein den Spekulationen der Menge überlassen. Auch hätten sich der arische Hierophant und der Brahmane in ihrer stolzen Abgeschlossenheit und der Zufriedenheit ihres Wissens nicht der Mühe unterzogen, seine ursprüngliche Nacktheit unter schlau ersonnenen Fabeln zu verbergen; wohingegen der Rabbi, nachdem er das Symbol entsprechend seiner eigenen Neigungen interpretiert hatte, die rohe Bedeutung verschleiern musste; und das diente einem doppelten Zweck – dem, sein Geheimnis für sich selbst zu behalten und [SD # 472] sich in seinen angeblichen Monotheismus über die Heiden zu erheben, die zu hassen ihm sein Gesetz gebot.20 Ein Gebot, das jetzt auch von den Christen freudig angenommen wird, trotz eines anderen und späteren Gebotes – „Liebet einander“. Indien und auch Ägypten hatten und haben beide ihre heiligen Lotusse, die dasselbe „Allerheiligste“ symbolisieren – den im Wasser wachsenden Lotus, ein doppelt weibliches Symbol – den Träger seines eigenen Samens und die Wurzel von allem. Sowohl Viraj als auch Horus sind aus der androgynen Natur emanierende männliche Symbole, der eine aus Brahmâ und seinem weiblichen Gegenstück Vach, der andere aus Osiris und Isis – niemals aus dem einen unendlichen Gott. In den jüdisch-christlichen Systemen verhält es sich anders. Der Lotus, der Brahmâ enthält, das Universum, wird so dargestellt, als wachse er aus Vishnus Nabel hervor, dem zentralen Punkt in den Wassern des unendlichen Raumes, und Horus entspringt aus dem Lotus des himmlischen Nils – all diese abstrakten pantheistischen Ideen werden in der Bibel verkümmert und irdisch konkretisiert: Man ist beinahe geneigt zu behaupten, sie seien in ihrer esoterischen Darstellung gröber und noch anthropomorphischer als in ihrer exoterischen. Nimmt man beispielsweise ein und dasselbe Symbol, selbst in seiner christlichen Anwendung; die Lilien in der Hand des Erzengels Gabriel (Lukas 1,28). Im Hinduismus – ist das „Allerheiligste“ eine universale Abstraktion, dessen handelnde Personen der unendliche Geist und die Natur sind; im christlichen Judaismus ist es ein persönlicher Gott, außerhalb jener Natur, und der menschliche Schoß – Eva, Sarah etc. etc.; somit ein anthropomorphischer, phallischer Gott, und sein Bild – der Mensch.
Somit wird behauptet, dass im Hinblick auf den Inhalt der Bibel eine von beiden Hypothesen zugelassen werden muss. Entweder lag hinter dem symbolischen Stellvertreter – Jehovah – die unbekannte, unerkennbare Gottheit, der kabbalistische Ain Soph; oder die Juden sind von Anfang an nichts Besseres gewesen als die buchstabengetreuen Lingam21-Verehrer des heutigen Indiens. Wir behaupten, das Erstere sei der Fall gewesen, und dass daher die geheime oder esoterische Verehrung der Juden derselbe Pantheismus war, welcher den Vedanta-Philosophen heute zum Vorwurf gemacht wird; Jehovah war ein Stellvertreter für die Zwecke eines exoterischen nationalen Glaubens, und er besaß keine Bedeutung oder Wirklichkeit in den Augen der gebildeten Priester und Philosophen – der Sadduzäer, [SD # 473] der feinsten und gelehrtesten aller israelitischen Sekten, die mit ihrer verachtungsvollen Ablehnung sämtlicher Glaubensrichtungen mit Ausnahme des Gesetzes als lebendiger Beweis dastehen. Denn wie konnten jene, die das erstaunliche, heute als die Bibel bekannte System ersonnen hatten oder ihre Nachfolger, die wussten, so wie es alle Kabbalisten wissen, dass es als volkstümliche Blende ersonnen worden war – wie konnten sie, fragen wir, ein derartiges phallisches Symbol sowie eine Zahl verehren, als die Jehovah in den kabbalistischen Werken ganz unleugbar gezeigt wird? Wie konnte irgendeiner, der sich der Bezeichnung eines Philosophen als würdig erwies und die wirklich geheime Bedeutung ihres „Pfeilers Jakobs“ kannte, ihrer Bethels, ihrer ölgesalbten Phalli und ihrer „bronzenen Schlange“, ein derartig grobes Symbol verehren und ihm dienen, darin ihren „Bund“ sehend – den Herrn selbst! Möge sich der Leser an den Gemara Sanhedrin wenden und selbst urteilen. Wie verschiedene Schriftsteller zeigten und in Hargrave Jennings „Phallicism“ (S. 67) brutal festgestellt wird: „Wir wissen aus den jüdischen Aufzeichnungen, dass die Lade eine Steintafel enthielt. . . . dieser Stein war phallisch und doch identisch mit dem heiligen Namen Jehovah . . . der in nicht punktiertem Hebräisch mit vier Buchstaben geschriebene J-E-V-E oder JHVH ist (das H ist lediglich ein Hauchlaut und dasselbe wie E). Dieses Verfahren lässt uns die beiden Buchstaben I und V (oder in einer anderen Form U) übrig; wenn wir dann das I in das U setzen, haben wir das ‘Allerheiligste’; wir haben auch den Linga und die Yoni und Argha der Inder, den Iswara und ‘höchsten Herrn’; und hier haben wir das ganze Geheimnis seiner mystischen oder erzhimmlischen Bedeutung, in sich selbst bestätigt durch seine Wesensgleichheit mit dem Linyoni (?) der Bundeslade.“
Die biblischen Juden von heute stammen nicht von Moses ab, sondern von David – selbst wenn man die Identität der alten und echten mit den späteren und umgestalteten mosaischen Schriftrollen zugesteht. Vor jener Zeit ist ihre Nationalität in den Nebeln vorgeschichtlicher Finsternis verloren, von der wir jetzt den Schleier so weit lüften als Platz dafür zur Verfügung steht. Die nachsichtigsten Kritiker könnten das Alte Testament lediglich auf die Zeit der babylonischen Gefangenschaft beziehen, als die annähernd korrekten Ansichten, die über die Zeit von Moses aktuell waren. Selbst so fanatische Christen und Verehrer Jehovahs wie Ehrwürden Horne müssen die zahlreichen Wandlungen und Veränderungen zugestehen, die von den späteren Verfassern des „Buches Mose“ vorgenommen wurden, nachdem es von Hilkiah gefunden worden war (siehe „Einleitung zum Alten Testament“ und auch Bischof Colensos „elohistische und jehovistische Schriftsteller“); und dass „der Pentateuch mit Hilfe einer ERGÄNZENDEN aus den ursprünglichen oder älteren Urkunden entstand“. Die elohistischen Texte wurden 500 Jahre nach Moses neu verfasst; die jehovistischen 800 Jahre, aufgrund der Autorität der biblischen Zeitrechnung selbst. Daher wird behauptet, dass die Gottheit, in der Form des Pfeilers als das Zeugungsorgan dargestellt und als ein Symbol des doppelgeschlechtlichen Organs in dem Zahlenwert der Buchstaben seines Namens, oder das Yod (Phallus) und ה He (die Öffnung oder [SD # 474] der Schoß), dem kabbalistischen Gewährsmann zufolge – von viel späterem Datum ist als die Elohimsymbole sowie dass sie den heidnischen exoterischen Riten entlehnt sei; und somit steht Jehovah auf einer Stufe mit dem Lingam und der Yoni, die sich in Indien an jeder Ecke finden.
Gerade so, wie sich der Iao der Mysterien von Jehovah unterschied, war der spätere Iao und Abrasax einiger gnostischer Sekten identisch mit dem Gott der Hebräer, der derselbe war wie der ägyptische Horus. Das beweisen sowohl „heidnische“ als auch gnostische „christliche“ Gemmen unwiderlegbar. In Matters Sammlung solcher Gemmen befindet sich ein auf dem Lotus sitzender „Horus“ mit der Inschrift ΑΒΡΑΣΑΞΙΑΩ (Abrasax Iao) – einer Anrede, die genau dem so häufigen ΕΙΣ ΖΕΤΣ ΣΑΡΑΠΙ (Eis Zets Sarapi) auf den gleichzeitigen heidnischen Gemmen entspricht; und daher nur übersetzt werden kann mit „Abrasax ist der Eine Jehovah“ (Kings „Gnostics“, S. 327). Doch wer war Abrasax? Wie derselbe Verfasser zeigt: „Der zahlenmäßige oder kabbalistische Wert des Namens Abrasax bezieht sich unmittelbar auf den persischen Titel des Gottes ‘Mithras’, den Herrscher des Jahres, der von der ältesten Zeit an unter der Benennung Iao verehrt wurde.“ Somit war er die Sonne in einem Aspekt, in einem anderen der Mond oder der lunare Genius, jene Zeugungsgottheit, welche die Gnostiker wie folgt begrüßten: „Du, der Du den Geheimnissen des Vaters und des Sohnes vorstehst, der Du scheinst zur Nachtzeit und den zweiten Rang inne hast, erster Herr des Todes.“
Nur in seiner Eigenschaft als Genius des Mondes, der in der alten Kosmogonie für das Elter unserer Erde gehalten wurde, konnte Jehovah jemals als Schöpfer unseres Globus und dessen Himmels, nämlich des Firmaments, betrachtet werden.
Für den gewöhnlichen göttlichen Eiferer wird die Kenntnis von alledem jedoch keinen Beweis darstellen. Die Missionare werden mit den heftigsten Angriffen auf die Religionen Indiens fortfahren, und die Christen werden mit demselben zufriedenen Lächeln wie immer diese absurd ungerechten Worte Coleridges lesen: „Es ist in hohem Grad beachtenswert, dass die von den Christen empfangenen inspirierten Werke von allen anderen Inspiration vorgebenden Büchern unterschieden werden können, von den Büchern der Brahmanen und selbst vom Koran, und zwar durch ihre nachdrückliche und häufige Empfehlung der Wahrheit (!!). . . .”
[SD # 475]
§ XVIII
Über den Mythos vom „Gefallenen Engel“
in seinen unterschiedlichen Aspekten
A
Der böse Geist: wer und was?
Wir hadern gegenwärtig ausschließlich mit der Theologie. Die Kirche zwingt zu einem Glauben an einen persönlichen Gott und einen persönlichen Teufel, während der Okkultismus aufzeigt, dass ein derartiger Glauben falsch ist. Für Pantheisten und Okkultisten genauso wie für Pessimisten ist die Natur nichts Besseres als „eine anmutige Mutter, jedoch so kalt wie ein Stein“ – das stimmt jedoch lediglich in Bezug auf die äußere physische Natur. Sie sind beide der Ansicht, die Natur erscheine dem oberflächlichen Beobachter als nichts Besseres als ein ungeheures Schlachthaus, in welchem Schlächter zu Schlachtopfern und Schlachtopfer ihrerseits zu Henkern werden. Ist ein pessimistisch veranlagter weltlicher Mensch erst einmal von den zahlreichen Unzulänglichkeiten und Misserfolgen der Natur überzeugt, und insbesondere von ihrer Neigung, sich selbst zu verzehren, scheint es vollkommen natürlich, dass er das für den besten Beweis dafür hält, dass so etwas wie eine in der Natur verborgene Gottheit oder irgendetwas Göttliches in ihr überhaupt nicht existiert. Auch ist es nicht weniger natürlich, dass Materialisten und Physiker sich vorstellen können, dass alles blinder Kraft und dem Zufall sowie dem Überleben des Stärksten zuzuschreiben ist, noch häufiger selbst als dem des Tauglichsten. Aber die Okkultisten, die die physische Natur als ein Bündel der verschiedenartigsten Täuschungen auf der Ebene der trügerischen Wahrnehmung betrachten; die in jedem Schmerz und Leid nur die notwendigen Wehen unaufhörlicher Zeugung erkennen: eine Reihe von Entwicklungsstufen in Richtung einer immer umfassender werdenden Fähigkeit zur Vervollkommnung, die in dem stillen Einfluss des niemals irrenden Karmas oder der abstrakten Natur erkennbar ist – die Okkultisten, sagen wir, betrachten die Große Mutter auf eine andere Art. Wehe denen, die ohne Leiden leben. Stagnation und Tod ist die Zukunft von allem, was ohne Veränderung vegetiert. Und wie könnte es ohne angemessene Leiden im vorangegangenen Zustand irgendeine Veränderung zum Besseren geben? Sind nicht jene, die den trügerischen Wert irdischer Hoffnungen und die irreführenden Verlockungen der äußeren Natur kennen gelernt haben, allein dazu bestimmt, die großen Rätsel von Leben, Schmerz und Tod zu lösen?
Wenn unsere modernen Philosophen, den Spuren der mittelalterlichen Gelehrten folgend, sich nicht nur eine Grundidee des Altertums angeeignet haben, so gilt für die Theologen, dass sie sich ihren Gott und seine Erzengel, ihren Satan und seine Engel, zusammen mit dem Logos und seinem Stab, gänzlich aus den dramatis personae der alten heidnischen Pantheons zusammengestellt haben. Sie wären bei [SD # 476] ihnen damit willkommen gewesen, hätten sie die ursprünglichen Charaktere nicht schlau entstellt, ihre philosophische Bedeutung verkehrt und aus der Unwissenheit der Christenheit – entstanden in langen Zeitaltern mentalen Schlafes, in welchem der Menschheit das Denken lediglich durch Stellvertreter erlaubt war – ihren Vorteil gezogen und jedes Symbol vollkommen unauflösbar verwirrten. Eine ihrer größten Sünden in dieser Richtung war die Umwandlung des göttlichen Alter Egos in den grotesken Satan ihrer Theologie.
Da die ganze Philosophie des Problems des Bösen vom korrekten Verständnis der Konstitution des inneren Wesens von Natur und Mensch abhängt, des Göttlichen innerhalb des Tierischen, und somit auch die Richtigkeit des gesamten in diesen Blättern in Bezug auf die Krone der Evolution – den Menschen – gegebenen Systems, können wir gegenüber theologischen Ausflüchten nicht vorsichtig genug sein. Wenn der gute St. Augustin und der feurige Tertullian den Teufel als den „Affen Gottes“ bezeichnen, können wir das der Unwissenheit des Zeitalters zuschreiben, in dem sie lebten. Schwieriger ist es, in derselben Angelegenheit unsere modernen Schriftsteller zu entschuldigen. Die Übersetzung der zoroastrischen Literatur hat römisch-katholischen Schriftstellern den Vorwand geliefert, ihren Standpunkt in derselben Richtung erneut vorzubringen. Sie nutzten die doppelte Natur Ahura-Mazdas und seiner Amschaspands im Zend Avesta und im Vendidad als Chance, ihre wilden Theorien noch weiter hervorzuheben. Satan ist der Plagiator und der Kopist durch die Vorwegnahme der erst Jahrhunderte später auftretenden Religion. Das war einer der Meisterstreiche der lateinischen Kirche, ihre beste Trumpfkarte, nachdem der Spiritualismus in Europa aufkam. Obwohl im Allgemeinen lediglich ein succès d’estime, selbst bei jenen, die sich weder für Theosophie noch für Spiritualismus interessieren, wird diese Waffe dennoch oft von den christlichen (römisch-katholischen) Kabbalisten gegen die östlichen Okkultisten verwendet.
Nun sind selbst die Materialisten ganz harmlos und können als Freunde der Theosophie betrachtet werden, im Gegensatz zu einigen fanatischen „christlichen“ (wie sie sich selbst nennen, wir nennen sie „sektiererischen“) Kabbalisten auf dem Kontinent. Letztere lesen den Zohar nicht, um die alte Weisheit darin zu finden, sondern um in seinen Versen christliche Dogmen zu entdecken, die dort niemals angedeutet sein können, indem sie Texte und Bedeutungen entstellen; und nachdem sie dieselben mit der vereinten Unterstützung jesuitischer Spitzfindigkeit und Gelehrsamkeit herausgefischt haben, gehen die angeblichen „Kabbalisten“ daran, Bücher zu schreiben und die weniger weitsichtigen Schüler der Kabbala irrezuführen.22
[SD # 477] Sollte es uns da nicht gestattet sein, die tiefen Ströme der Vergangenheit auszugraben und dadurch die Wurzelidee ans Licht zu bringen, die zur Umwandlung des zuvor als den Schöpfer alles Existierenden betrachteten Weisheits-Gottes in einen Engel des Bösen geführt hat – einen lächerlichen gehörnten Zweifüßler, halb Bock und halb Affe, mit Hufen und Schwanz? Wir brauchen nicht vom Weg abzuweichen, um die heidnischen Dämonen Ägyptens, Indiens oder Chaldäas mit dem Teufel des Christentums zu vergleichen, denn ein solcher Vergleich ist nicht möglich. Aber wir können innehalten, um einen Blick auf die Biografie des christlichen Teufels zu werfen, eine Raubkopie der chaldäisch-jüdischen Mythologie.
Der erste Ursprung dieser Personifizierung beruht auf der akkadischen Vorstellung, dass die kosmischen Mächte – die Himmel und die Erde – in ewiger Feindschaft und in einem ewigem Kampf mit dem Chaos stehen. Ihr Silik-Muludag, „der Gott aller Götter“, der „barmherzige Hüter der Menschen auf der Erde“, war der Sohn Heas (oder Ea), des großen Gottes der Weisheit, von den Babyloniern Nebu genannt. Bei beiden Völkern – so wie es auch mit den indischen Göttern der Fall ist – waren ihre Gottheiten sowohl wohltätig als auch bösartig. Da das Übel und die Bestrafung die Werkzeuge Karmas im Sinne einer absolut gerechten Vergeltung sind, war das Böse der Diener des Guten („Hibbert Lect.“, 1887, S. 101-115). Die Lektüre der chaldäisch-assyrischen Ziegel hat dies nun zweifelsfrei bewiesen. Wir finden dieselbe Idee im Zohar. Satan war Sohn und Engel Gottes. Bei allen semitischen Nationen war der Geist der Erde gleichermaßen Schöpfer in seinem eigenen Bereich wie es der Geist der Himmel war. Sie waren Zwillingsbrüder und in ihren Tätigkeiten austauschbar, wenn nicht sogar zwei in einem. Nichts von dem, was wir in der Genesis finden, fehlt im chaldäisch-assyrischen religiösen Glauben, selbst in dem Wenigen, was bis jetzt entziffert ist. Das große „Antlitz der Tiefe“ der Genesis ist erkennbar im Tohuwabohu, der „Tiefe“ oder dem „ursprünglichen Raum“, oder im Chaos der Babylonier. Weisheit (der große unsichtbare Gott) – im 1. Kapitel der Genesis der „Geist Gottes“ – lebte in der Vorstellung der älteren Babylonier und der Akkadier im Meer des Raumes. In den von Berossos beschriebenen Tagen wurde dieses Meer zu den sichtbaren Wassern auf dem Antlitz der Erde – zur kristallenen Wohnstatt der Großen Mutter, der Mutter Eas und aller Götter, die noch später zum großen Drachen Tiamat wurde, zur Seeschlange. Sein letztes Entwicklungsstadium war Bels großer Kampf mit dem Drachen – dem Teufel!
Woher kommt die christliche Idee, dass Gott den Teufel verfluchte? Der Gott der Juden, wer immer er war, untersagt es, Satan zu verfluchen. Philo Judaeus und Josephus stellen beide fest, dass es das Gesetz (der Pentateuch und der Talmud) unentwegt verbietet, den Widersacher und auch die heidnischen Götter zu verfluchen. „Auf die Götter sollst du nicht fluchen“, sprach der Gott von Moses (Exodus 22,28), denn Gott war es, der (sie) „zugewiesen hat allen Völkern“ (Deuteronium 4,19); und jene, die über die [SD # 478] „Herrschaften“ (Götter) schlecht reden, werden von Judas (8) „schmutzige Träumer“ genannt. Denn selbst der Erzengel Michael wollte gegen ihn (den Teufel) keinen Vorwurf erheben, sondern er sagte: „Der Herr tadle dich.“ (Ibid., 9) Schließlich wurde dasselbe im Talmud wiederholt:23 „Satan erschien eines Tages einem Mann, der ihn täglich zu verfluchen pflegte, und sagte zu ihm: ‘Warum tust du das?’ Bedenke, dass Gott selbst mich nicht verfluchen wollte, sondern nur sagte: ‘Der Herr strafe dich, Satan’.“24
Dieses Stück talmudischer Lehre zeigt zwei Dinge klar auf: (a), dass der Hl. Michael im Talmud „Gott“ genannt wird, und irgendein anderer der „Herr“; und (b), dass Satan ein Gott ist, vor dem sich selbst der „Herr“ fürchtet. Alles, was wir im Zohar und anderen kabbalistischen Werken über Satan lesen, zeigt klar, dass diese „Persönlichkeit“ lediglich die Personifizierung des abstrakten Bösen ist, welche die Waffe des karmischen Gesetzes und Karmas darstellt. Sie ist unsere menschliche Natur und der Mensch selbst, denn es wird gesagt: „Satan ist immer nahe und unentwirrbar mit dem Menschen verwoben.“ Die Frage ist lediglich, ob diese Kraft in uns latent oder aktiv ist.
Es ist eine wohlbekannte Tatsache – jedenfalls für gelehrte Symbologen – dass in allen großen Religionen des Altertums der demiurgische Logos (der zweite Logos) oder die erste Ausstrahlung aus dem Gemüt (Mahat) sozusagen den Grundton von dem anschlägt, was in dem darauffolgenden Evolutionsschema zur Korrelation zwischen Individualität und Persönlichkeit werden kann. Es ist der Logos, der in der mystischen Symbolik der Kosmogonie, Theogonie und Anthropogonie gezeigt wird, der in dem Drama von Schöpfung und Sein zwei Rollen spielt – und zwar die der rein menschlichen Persönlichkeit und der göttlichen Unpersönlichkeit der sogenannten Avataras oder göttlichen Inkarnationen sowie die des Universalgeistes, bei den Gnostikern Christos genannt, und des Fravashi (oder Ferouer) des Ahura-Mazda in der zoroastrischen Philosophie. Auf den niederen Stufen der Theogonie hatte jedes der himmlischen Wesen der unteren Hierarchien einen Fravashi oder himmlischen „Doppelgänger“. Es ist dieselbe, lediglich noch mystischere Wiederholung des kabbalistischen Satzes „Deus est Demon inversus“; wobei das Wort „Dämon“ jedoch bei Sokrates und im Geist der ihm im gesamten Altertum gegebenen Bedeutung für den Schutzgeist stand, einen „Engel“, und nicht einen Teufel satanischer Herkunft, wie es die Theologie gerne hätte. Die römisch-katholische Kirche zeigt ihre übliche Logik mit Folgerichtigkeit, indem sie den Hl. Michael als den Ferouer Christi akzeptiert, der sein „Schutzengel“ war, wie der Hl. Thomas25 bewies, indem er die Prototypen Michaels und seine Synonyme, z. B. Merkur, Teufel nannte.
[SD # 479] Die Lehre, dass Christus wie jeder andere Gott oder Sterbliche seinen Ferouer hat, wird von der Kirche definitiv anerkannt. De Mirville schreibt: „Hier haben wir die beiden Helden des Alten Testaments, das Verbum (?) oder den zweiten Jehovah und sein Angesicht (‘Gegenwart’, wie es die Protestanten übersetzen), die beide nur eins und doch zwei sind, ein Mysterium, das uns unlösbar erschien, bevor wir die Lehre von den zoroastrischen Ferouers studiert und verstanden hatten, dass der Ferouer die spirituelle Potenz ist, gleichzeitig Bild, Angesicht und Hüter der Seele, welche den Ferouer schließlich assimiliert.“ („Des Esprits“, Bd. v, S. 516) Das ist nahezu richtig.
Neben anderen Absurditäten behaupten die Kabbalisten, dass das Wort Metatron, wenn es in μετά θρόνον geteilt wird, nahe dem Thron bedeute. Es bedeutet das glatte Gegenteil, da meta „darüber hinaus“ und nicht „nahe“ bedeutet. Das ist für unsere Beweisführung von großer Bedeutung. Der Hl. Michael, der quis ut Deus, ist also sozusagen der Übersetzer der unsichtbaren Welt in die sichtbare und objektive.
Ferner behaupten sie gemeinsam mit der römisch-katholischen Kirche, in der biblischen und christlichen Theologie existiere „über der Dreieinigkeit keine höhere himmlische Persönlichkeit als die des Erzengels oder Seraphs Michael“. Ihnen zufolge ist der Bezwinger des Drachens der „Truchsess der Heiligen Miliz, der Hüter der Planeten, der König der Sterne, der Bezwinger Satans und das mächtigste Oberhaupt“. In der mystischen Astronomie dieser Herren ist er der „Bezwinger Ahrimans, der sich an seiner statt in den Sonnenfeuern badet, nachdem er den Sternenthron des Usurpators gestürzt hat“; und als Verteidiger der Christus-Sonne nähert er sich seinem Meister so sehr, „dass er eins mit ihm zu werden scheint . . . . Infolge dieser Verschmelzung mit dem Wort (Verbum) verloren die Protestanten, unter ihnen Calvin, schließlich die Zweiheit ganz aus den Augen und sahen keinen Michael mehr, sondern nur seinen Meister“, schreibt der Abbé Caron. Die römischen Katholiken, und insbesondere ihre Kabbalisten, wissen es besser; und sie sind es, die der Welt diese Zweiheit erklären, die ihnen das Mittel liefert, die Auserwählten der Kirche zu verherrlichen und all jene Götter zu verwerfen und zu ächten, die ihren Dogmen im Wege stehen könnten.
So werden Gott und dem Erzengel abwechselnd dieselben Titel und Namen gegeben. Beide werden Metatron genannt, „beide wandten den Namen Jehovah auf sich an, wenn sie der eine im anderen sprechen“ (sic), denn dem Zohar zufolge bedeutet der Ausdruck gleichermaßen „den Meister und den Gesandten“. Beide sind der Engel des Angesichts, denn wie uns mitgeteilt wird, „war er ihr Erlöser“, weil einerseits das „Wort“ als „das Antlitz (oder die Gegenwart) und das Bild des Wesens Gottes“ bezeichnet wird und andererseits „Jesaja (?) ihnen sagt, [SD # 480] als er zu den Israeliten über den Heiland spricht“, „der Engel seiner Gegenwart rettete sie in ihrer Bedrängnis“.26 An anderer Stelle wird er (Michael) sehr deutlich als der „Fürst der Antlitze des Herrn, die Glorie des Herrn“ bezeichnet. Beide (Jehovah und Michael) sind „Führer Israels27 . . . Oberste der Heerscharen des Herrn, höchste Richter der Seelen und selbst der Seraphim“.28
Alles oben Stehende basiert auf der Grundlage verschiedener Werke römischer Katholiken und muss daher orthodox sein. Einige Begriffe wurden übersetzt, um zu zeigen, was spitzfindige Theologen und Wortverdreher unter dem Ausdruck Ferouer29 verstehen, einem Wort, wie gesagt, das von einigen französischen Schriftstellern aus dem Zend Avesta übernommen wurde und im römischen Katholizismus zu einem Zweck verwendet wurde, den noch nicht einmal Zoroaster hätte erahnen können. In Fargard XIX des „Vendidad“ (Vers 14) heißt es: „Rufe an, oh Zarathustra! meinen Fravashi, der ich bin, Ahura-Mazda, das größte, das beste, das schönste aller Wesen, das festeste, das intelligenteste, . . . . und dessen Seele das heilige Wort (Mathra Spenta) ist.“ Die französischen Orientalisten übersetzen Fravashi mit „Ferouer“.
Was ist nun ein Ferouer oder Fravashi? In einigen zoroastrischen Werken (z. B. „Ormazd Ahriman“, §§ 112, 113) ist klar angedeutet, dass Fravashi der innere, unsterbliche Mensch ist (oder das Ego, das sich reinkarniert); dass er vor dem physischen Körper existierte und alle Körper überlebt, mit denen er zufällig bekleidet ist. „Nicht nur der Mensch war mit einem Fravashi ausgestattet, sondern auch die Götter, und der Himmel, das Feuer, die Gewässer und die Pflanzen.“ (Einleitung zum „Vendidad“ von J. Darmsteter) Das zeigt so klar es nur möglich ist, dass der Ferouer das „spirituelle Gegenstück“ von entweder Gott, Tier, Pflanze oder selbst Element ist, d. h. der verfeinerte und reinere Teil der gröberen Schöpfung, die Seele des Körpers, was immer auch der Körper gerade sein mag. Daher empfiehlt Ahura-Mazda dem Zarathustra, seinen Fravashi anzurufen und nicht ihn selbst (den Ahura-Mazda); d. h. die unpersönliche und wahre Wesenheit der Gottheit, die mit Zoroasters eigenem Atman eins ist (oder Christos), nicht die falsche und persönliche Erscheinung. Das ist ziemlich klar.
Nun haben die römischen Katholiken sich dieses göttlichen und ätherischen Prototyps bemächtigt, um so den angeblichen Unterschied zwischen ihrem Gott und ihren Engeln und der Gottheit und ihren Aspekten oder den Göttern der alten Religionen aufzubauen. Während sie also Merkur, Venus und Jupiter (einerlei ob als Götter oder Planeten) als Teufel bezeichnen, machen sie aus demselben Merkur gleichzeitig den Ferouer ihres Christus. Diese Tatsache ist unabstreitbar. Vossius („De Idol.“, II, 373) [SD # 481] beweist, dass Michael der Merkur der Heiden ist, und Maury und andere französische Schriftsteller bestätigen ihn und fügen hinzu, dass „großen Theologen zufolge Merkur und die Sonne eins sind“ (?), und das ist nicht verwunderlich, denken sie, da „Merkur in seiner großen Nähe zur Weisheit des Verbums (der Sonne) von ihr absorbiert und mit ihr verwechselt werden muss“.
Diese „heidnische“ Anschauung wurde vom ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung an akzeptiert, wie in der ursprünglichen Apostelgeschichte (die englische Übersetzung ist wertlos) gezeigt wird. Michael war so eindeutig zum Merkur der Griechen und anderer Nationen geworden, dass die Bewohner von Lystra Paulus und Barnabas irrtümlich für Merkur und Jupiter hielten und sagten: „Die Götter sind den Menschen gleich geworden und sind zu uns herabgekommen“ – und dem fügt Vers 12 (xiv) hinzu: „Und sie nannten den Barnabas Zeus, den Paulus aber Hermes (oder Merkur), weil er das Wort (Verbum) führte“, und nicht „der Wortführer“ war, wie die Falschübersetzung in der autorisierten Bibel lautet, die selbst in der revidierten englischen Bibel wiedergegeben wird. In der Vision ist Michael der Engel, der Sohn Gottes, der „wie eines Menschen Sohn“ war. Er ist der Hermes-Christos der Gnostiker, der Anubis-Syrius der Ägypter, der Berater des Osiris in Amenti, der Michael leontoid ὀφιομορφὴ der Ophiten, der auf gewissen gnostischen Kleinodien das Haupt eines Löwen trägt wie sein Vater Ildabaoth (siehe Kings „The Gnostics and Their Remains“).
Nun stimmt die römisch-katholische Kirche stillschweigend mit all dem überein, viele ihrer Schriftsteller bekennen sich öffentlich dazu. Außerstande, die offenkundige „Ausleihe“ ihrer Kirche zu leugnen, die die Symbole ihrer Älteren „verdarb“, so wie die Juden die silbernen und goldenen Kleinode der Ägypter „zerstört“ hatten, erklären sie die Tatsachen ganz gleichgültig und ernsthaft. So wird den Schriftstellern, die bislang in dieser Wiederholung alter heidnischer Ideen mittels christlicher Dogmen zaghaft ein „von Menschen ausgeführtes Legendenplagiat“ zu sehen wagten, ernsthaft versichert, dass – weit entfernt von einer derartig primitiven Lösung – die nahezu vollständige Übereinstimmung einer ganz anderen Ursache zugeschrieben werden muss, und zwar „einem prähistorischen Plagiat übermenschlichen Ursprungs“.
Wenn der Leser Genaueres wissen will, muss er sich wieder freundlichst demselben 5. Band von de Mirvilles Werk zuwenden. Es ist anzumerken, dass de Mirville der offizielle und anerkannte Verteidiger der römischen Kirche war und von den Gelehrten aller Jesuiten unterstützt wurde. Auf Seite 518 lesen wir:
„Wir haben auf verschiedene Halbgötter und auch auf ausgesprochen historische Helden der Heiden hingewiesen, die vom Augenblick ihrer Geburt an dazu vorbestimmt waren, die Geburt des Helden nachzuäffen und zu entehren, jenes Helden, der ganz Gott war und vor dem sich die ganze Erde beugen musste; wir stellten fest, dass sie von einer unbefleckten Mutter geboren wurden, so wie er; wir sahen sie Schlangen erwürgen in ihren Wiegen, gegen Dämonen kämpfen, Wunder wirken, als Märtyrer sterben, in die Unterwelt hinabsteigen und wieder von den Toten auferstehen. Bitter beklagten wir, dass ängstliche und schüchterne Christen sich gedrängt fühlen sollten, all diese Individualitäten auf der Grundlage zufälliger [SD # 482] Übereinstimmung von Mythe und Symbol zu erklären. Anscheinend vergaßen sie die Worte des Heilands: ‘Alle, die irgend vor mir gekommen, sind Diebe und Räuber’, ein Wort, das alles ohne irgendwelche unsinnige Leugnung erklärt, und das ich mit folgenden Worten kommentierte: ‘Das Evangelium ist ein erhabenes Drama, das vor seiner ihm bestimmten Zeit von Witzbolden parodiert und gespielt wurde’!“
Die „Witzbolde“ (les drôles) sind natürlich die Dämonen, ihr Vorsteher ist Satan. Das ist wohl der leichteste, großartigste und einfachste Weg, aus den Schwierigkeiten herauszukommen! Reverend Dr. Lundy, ein protestantischer de Mirville, übernahm diesen glücklichen Vorschlag in seiner „Monumental Christianity“, und das Gleiche tat Dr. Sepp aus München in seinen Werken, die dazu verfasst wurden, die Gottheit Jesu und den satanischen Ursprung aller anderen Heilande zu beweisen. Um so mehr ist zu bedauern, dass ein systematisches und gemeinsames Plagiat, das einige Jahrhunderte lang in großartigstem Maßstab gültig war, mithilfe eines weiteren Plagiats erklärt werden sollte, dieses Mal im vierten Evangelium. Der daraus zitierte Satz „Alle, die vor mir gekommen“ etc. ist ein wörtliches Zitat aus dem „Buch Enoch“, lxxxix. In der Einleitung zu Erzbischof Laurences Übersetzung aus einem äthiopischen Manuskript der Bodleian Library bemerkt der Herausgeber, der Verfasser von „The Evolution of Christianity“:
„Bei der Revision der Korrekturbögen des Buchs Enoch . . . . . die Parabel von dem Schaf, das vom guten Hirten vor bezahlten Wächtern und grimmigen Wölfen bewahrt wurde, ist vom vierten Evangelisten offenbar bei Enoch lxxxix abgeschrieben, wo dessen Verfasser darstellt, wie die Schäfer das Schaf töten . . . vor der Ankunft ihres Herrn und damit die wahre Bedeutung dieser bislang mysteriösen Passage in der Parabel von Johannes enthüllt – ‘Alle, die irgend vor mir gekommen, sind Diebe und Räuber’ – eine Sprache, in der wir jetzt eine offenbare Bezugnahme auf die allegorischen Hirten Enochs entdecken.“
Es ist zu spät für die Behauptung, Enoch habe vom Neuen Testament abgeschrieben und nicht umgekehrt. Judas (14-15) führt eine lange Passage aus Enoch über die Ankunft des Herrn mit seinen zehntausend Heiligen wörtlich an und bestätigt die Quelle, indem er den Propheten ausdrücklich nennt. Diese „Übereinstimmung von Prophet und Apostel hat über jeden Streit erhoben, dass in den Augen des Autors einer als göttliche Offenbarung angenommenen Epistel das Buch Enoch ein inspiriertes Werk eines vorsintflutlichen Patriarchen war . . . “ und weiter, „ . . . die häufige Übereinstimmung der Sprache und Vorstellungen bei Enoch und den Verfassern der neutestamentlichen Schriften . . . zeigt klar, dass das Werk des semitischen Milton die unerschöpfliche Quelle war, aus welcher Evangelisten und Apostel, oder jene Männer, die in deren Namen schrieben, ihre Vorstellungen von Auferstehung, Gericht, Unsterblichkeit, Verdammnis und von der universalen Regentschaft der Gerechtigkeit unter der ewigen Leitung des Menschensohns entlehnten. Dieses evangelikale Plagiat gipfelt in der Offenbarung des Johannes, [SD # 483] welche Enochs Visionen dem Christentum anpasst, jedoch mit Änderungen versehen, in welchen wir die erhabene Einfachheit des großen Meisters apokalyptischer Vorhersage vermissen, der im Namen des vorsintflutlichen Patriarchen prophezeite.“ („Int.“, xxxv)
„Vorsintflutlich“, wahrlich; wenn aber die Ausdrucksweise des Textes höchstens ein paar Jahrhunderte oder auch Jahrtausende vor die historische Zeitrechnung zurückreicht, dann handelt es sich dabei nicht um die ursprüngliche Vorhersage der zukünftigen Ereignisse, sondern seinerseits, um eine Kopie irgendeiner Schrift einer vorgeschichtlichen Religion. . . . . „Im Krita-Yuga teilt Vishnu in der Form Kapilas und anderer (inspirierter Weiser) . . . der Welt die wahre Weisheit mit, wie Enoch es tat. Im Treta-Yuga wehrt er den Bösen in der Gestalt eines Weltherrschers (der Chakravartin, der ‘immerwährende König’ Enochs)30 ab und beschützt die drei Welten (oder Rassen). Im Dvapara-Yuga teilt er in der Person des Veda-Vyasa den einen Veda in vier auf und zerlegt ihn in hunderte (Sata) von Zweigen.“ Wahrlich so; der Veda der frühesten Arier verbreitete sich, bevor er niedergeschrieben wurde, in alle Nationen der Atlanto-Lemurier und säte die ersten Samen aller heute existierenden alten Religionen. Die Sprösslinge des niemals sterbenden Baumes der Weisheit verstreuten ihre verwelkten Blätter selbst über das Juden-Christentum. Und am Ende des Kali-Yugas, des gegenwärtigen Zeitalters, wird Vishnu oder der „immerwährende König“ als Kalki wiedererscheinen und die Gerechtigkeit auf Erden wiederherstellen. Die Gemüter der in dieser Zeit Lebenden werden erweckt und so rein wie Kristall. „Die durch diese besondere Zeit (der sechsten Rasse) veränderten Menschen werden gewissermaßen die Samen anderer menschlicher Wesen sein. Sie werden eine Rasse hervorbringen, die den Gesetzen der Reinheit des Krita-Yugas folgen wird“, d. h. sie werden die siebte Rasse sein, die Rasse der „Buddhas“, der „Söhne Gottes“, von unbefleckten Eltern geboren.
B
Die Götter des Lichts
gehen aus den Göttern der Finsternis hervor
Somit ist ziemlich klar, dass Christus, der Logos, oder der Gott im Raum und der Heiland der Erde, lediglich einer der Widerhalle derselben vorsintflutlichen und arg missverstandenen Weisheit ist. Die Geschichte beginnt mit dem Herabsteigen der sich in die Menschheit inkarnierenden „Götter“ auf die Erde, und das ist der Fall. Ob Brahmâ in der Allegorie von Bhagavant auf die Erde geschleudert wird oder Jupiter von Kronos, das alles sind Symbole der menschlichen Rassen. Einmal auf diesem Planeten aus dichter Materie gelandet und mit ihm in Berührung gekommen, können die schneeweißen Schwingen auch des höchsten Engels nicht länger fleckenlos bleiben oder der Avatara (oder die Inkarnation) vollkommen sein, da jeder solcher Avatara [SD # 484] den Fall eines Gottes in die Zeugung darstellt. Wenn sie esoterisch erklärt wird, ist die metaphysische Wahrheit nirgendwo klarer als in den Upanishaden, den esoterischen Glossaren zu den Veden, und nirgendwo bleibt sie verborgener vor der durchschnittlichen Verständnisfähigkeit derer, welche die Erhabenheit der Idee nicht erfassen und sie anstelle dessen nur erniedrigen können. Der Rigveda, wie ihn Guignault charakterisierte, „ist die erhabenste Vorstellung der hohen Pfade der Menschheit“. In der Esoterik des Vedanta und der Upanishaden sind die Veden und werden es immer bleiben, „der Spiegel der Ewigen Wahrheit“.
Mehr als sechzehn Jahrhunderte lang wurden die alten Götter von den ihren Gesichtern aufgezwängten neuen Masken vor der öffentlichen Neugierde abgeschirmt, doch am Ende erwiesen sie sich als unpassend. Der metaphorische Fall und die ebenso metaphorische Sühne und Kreuzigung führten die westliche Menschheit jedoch knietief durch Straßen voller Blut. Schlimmer als all das, sie führten diese Menschen dazu, an das Dogma vom bösen Geist zu glauben, der vom Geist alles Guten getrennt ist, wobei der Erstere in der gesamten Materie und besonders im Menschen lebt. Schließlich wurde dadurch das Gott verleumdende Dogma von der Hölle und der ewigen Verdammnis geschaffen; das breitete einen dichten Schleier zwischen die höheren Intuitionen des Menschen und die göttlichen Wahrheiten aus und ließ als die verderblichste aller Wirkungen die Menschen in Unkenntnis der Tatsache zurück, dass vor ihrem eigenen Auftreten keine Feinde und keine finsteren Dämonen im Universum und wahrscheinlich auch nicht auf anderen Erden existierten. Fortan wurde das Volk dazu gebracht, den Gedanken der Erbsünde als den problematischen Trost für die Sorgen dieser Welt zu akzeptieren.
Die Philosophie dieses Naturgesetzes, das dem Menschen und auch jedem Tier eine leidenschaftliche, innewohnende und instinktive Begierde nach Freiheit und Selbstleitung einpflanzt, gehört der Psychologie an und kann jetzt nicht berührt werden. Diese in höheren Intelligenzen existierende Empfindung zu beweisen, sie zu analysieren und eine natürliche Begründung dafür zu geben würde eine endlose philosophische Erklärung notwendig machen, für die hier kein Raum ist. Vielleicht findet sich die beste Zusammenfassung dieses Gefühls in drei Zeilen von Miltons „Verlorenem Paradies“. Der „Gefallene“ sagt:
„ Und wie mich dünkt, ist Herrschen würd’ger Lohn,
Und wär‘s auch in der Hölle; besser ist
Der Hölle Herr sein, als des Himmels Sklave . . . .”
Besser Mensch sein, die Krone irdischer Erzeugnisse, und König seines opus operatum, als verloren unter den willenlosen spirituellen Scharen im Himmel.
Wir haben an anderer Stelle gesagt, dass das Dogma vom ersten Fall auf einigen wenigen Versen der Offenbarung beruht, die jetzt von einigen Gelehrten als Plagiat von Enoch nachgewiesen wurden. Aus ihnen entstanden endlose Theorien und Spekulationen, die allmählich den Rang eines Dogmas und inspirierter Überlieferung erreichten. Alle versuchten, eine Erklärung für den Vers vom siebenköpfigen Drachen mit seinen zehn Hörnern und sieben Kronen zu finden, dessen Schwanz [SD # 485] „zieht den dritten Teil der Sterne des Himmels mit sich fort; und er warf sie auf die Erde“, und dessen Wohnstatt, einschließlich der seiner Engel, „nicht mehr in dem Himmel gefunden“ wurde. Was die sieben Häupter des Drachen (Zyklus) bedeuten, sowie auch seine fünf verruchten Könige, kann aus den Anhängen am Ende des dritten Teils dieses Bandes erlernt werden.
Christliche Gehirne ersannen von Newton bis Bossuet endlose sich auf diese dunklen Verse beziehende Spekulationen. . . . . „Der fallende Stern ist der Häresiarch Theodosius“ . . . . erklärt Bossuet. „Die Rauchwolken sind die Ketzereien der Montanisten. . . . . Der dritte Teil der Sterne sind die Märtyrer, und insbesondere die Doktoren der Theologie. . . . .“
Bossuet hätte aber wissen müssen, dass die in der Offenbarung beschriebenen Ereignisse nicht original waren, und, wie gezeigt wurde, in anderen Überlieferungen gefunden werden können, und zwar in heidnischen. In den vedischen Zeiten gab es weder Scholastiker noch Montanisten, auch nicht viel später in China. Die christliche Theologie musste jedoch geschützt und gerettet werden.
Das war ganz natürlich. Doch warum sollte die Wahrheit geopfert werden, nur um die mühevolle nächtliche Arbeit christlicher Theologen vor dem Untergang zu bewahren?
Der princeps aeris hujus, der „Fürst der Luft“ von Paulus, ist nicht der Teufel, sondern stellt die Wirkungen des Astrallichts dar, wie Éliphas Lévi korrekt erklärt. Der Teufel ist nicht „der Gott dieser Periode“, wie er sagt, denn es handelt sich um die Gottheit aller Zeitalter und aller Perioden, seit der Mensch auf der Erde erschien, und die Materie in ihren zahllosen Formen und Zuständen musste gegen andere, auflösende Kräfte um ihr vergängliches Dasein ringen.
Der „Drache“ ist lediglich das Symbol des Zyklus und der „Söhne der manvantarischen Ewigkeit“, die während einer bestimmten formativen Epoche auf die Erde herabgestiegen waren. Die „Rauchwolken“ stehen für geologische Phänomene. Der auf die Erde herabgeworfene „dritte Teil der Sterne des Himmels“ – bezieht sich auf die göttlichen Monaden (die Sternengeister der Astrologie), die auf unserem Globus wandeln; d. h. auf die menschlichen Egos, die dazu bestimmt sind, den gesamten Zyklus der Inkarnationen zu durchlaufen. Der Satz qui circumambulat terram wird in der Theologie jedoch wiederum auf den Teufel bezogen, da der mystische Vater des Bösen angeblich „wie ein Blitz herabfällt“. Zum Unglück für diese Erklärung wird bezüglich des „Menschensohns“ oder Christus aufgrund des persönlichen Zeugnisses Jesu erwartet, dass er auf dieselbe Weise auf die Erde herabsteigt, „gleichwie der Blitz ausfährt von Osten“,31 gerade in derselben Gestalt und unter demselben Symbol wie Satan, den man „wie einen Blitz vom Himmel fallen“32 sieht. Der Ursprung all dieser Metaphern und Redewendungen, die ihrem Charakter nach höchst orientalisch sind, muss im Osten gesucht werden. In allen alten Kosmogonien kommt das Licht aus der Finsternis. In Ägypten und auch anderswo war die Finsternis [SD # 486] „das Prinzip aller Dinge“. Daher kommt Pymander, der „Göttliche Gedanke“, als Licht aus der Finsternis. Behemoth33 ist das Prinzip der Finsternis oder, in der römisch-katholischen Theologie, Satan, und doch sagt Hiob über ihn: „Behemoth ist der Leiter (das Prinzip) der Wege Gottes“ (40,19) – „Principium viarum Domini Behemoth“!
Folgerichtigkeit scheint keine bevorzugte Tugend irgendeines Teils der sogenannten göttlichen Offenbarung zu sein – auf jeden Fall nicht so, wie sie von den Theologen erklärt wird.
Die Ägypter und die Chaldäer führten die Geburt ihrer göttlichen Dynastien auf die Periode zurück, als die schaffende Erde in den allerletzten Wehen ihre seither wieder verschwundenen prähistorischen Bergketten hervorbrachte, ihre Seen und Kontinente. Ihr Antlitz war bedeckt mit „tiefer Finsternis, und in diesem (sekundären) Chaos befand sich das Prinzip aller Dinge“, das sich später auf dem Globus entwickelte. Unsere Geologen haben jetzt festgestellt, dass sich ein derartiger irdischer Großbrand in den frühen geologischen Perioden vor einigen hundert Millionen Jahren ereignet hätte.34 Was die Überlieferung selbst anbelangt, besitzt jedes Land und Volk in seiner entsprechenden nationalen Form etwas Derartiges.
Nicht nur Ägypten, Griechenland, Skandinavien und Mexiko hatten ihren Typhon, Python, Loki und ihren „fallenden“ Dämonen, sondern auch China. Die Himmlischen verfügen über eine ganze Literatur über den Gegenstand. Im „King“ heißt es, dass infolge des Aufruhrs gegen Ti, seitens eines stolzen Geistes, der behauptete, er selbst sei Ti, sieben Chöre himmlischer Geister auf die Erde verbannt wurden. Das „bewirkte eine Veränderung in der gesamten Natur, indem sich der Himmel selbst herabbeugte und mit der Erde vereinigte“.
Und im „I-King“ liest man: „Der fliegende Drache, prächtig und aufrührerisch, leidet nun, und sein Stolz wird bestraft; er dachte, er werde im Himmel regieren, und er regiert nur auf der Erde.“
Das „Ch‘un Ch‘iu“ wiederum formuliert allegorisch: „Eines Nachts hörten die Sterne auf, in der Dunkelheit zu scheinen, verließen sie und fielen wie ein Regen auf die Erde herab, wo sie jetzt verborgen sind.“ Diese Sterne sind die Monaden.
Die chinesischen Kosmogonien haben ihren „Herrn der Flamme“ und ihre „Himmlische Jungfrau“, mit „kleinen Geistern, die sie unterstützen und ihr dienen; und großen Geistern, um jene zu bekämpfen, die Feinde anderer Götter sind“. Aber all das beweist nicht, dass die erwähnten Allegorien Darstellungen oder prophetische Schriften sind, die alle einen Bezug zur christlichen Theologie haben.
Der beste Beweis, den man christlichen Theologen anbieten kann, dass die [SD # 487] esoterische Bedeutung in der Bibel – in beiden Testamenten – die Behauptung derselben Idee war wie in unseren archaischen Lehren – nämlich dass der „Fall der Engel“ sich einfach auf die Inkarnation von Engeln bezog, „welche die sieben Kreise durchbrochen hatten“ – findet sich im Zohar. Nun ist die Kabbala Schimon ben Jochais die Seele und Essenz seiner Allegorie, so wie die spätere christliche Kabbala den „dunkel verhüllten“ mosaischen Pentateuch darstellt. Und sie sagt (im „Agrippa-Manuskript“):
„Die Weisheit der Kabbala beruht auf der Wissenschaft vom Gleichgewicht und der Harmonie.“
„Die Kräfte, die sich manifestieren, ohne zuvor ins Gleichgewicht gebracht worden zu sein, vergehen im Raum“ („ins Gleichgewicht gebracht“ bedeutet differenziert).
„So vergingen die ersten Könige (die göttlichen Dynastien) der alten Welt, die selbst hervorgebrachten Fürsten der Riesen. Sie fielen wie wurzellose Bäume und wurden nicht mehr gesehen: Denn sie waren der Schatten des Schattens“; nämlich die Chhaya der schattenhaften Pitris (vide die „Könige von Edom“).
„Aber die, die nach ihnen kamen, die wie Sternschnuppen herab schossen, wurden in die Schatten eingeschlossen – was gilt bis zum heutigen Tag“; Dhyanis, die die Ära der Menschheit einläuteten, indem sie sich in diese „leeren Schatten“ inkarnierten.
Für jene, die zwischen den Zeilen lesen können, entfaltet jeder Satz in den alten Kosmogonien die Identität der Ideen, wenn auch in unterschiedlichen Gewändern.
Die erste Lektion in der Esoterischen Philosophie ist, dass die Unerkennbare Ursache nicht die Evolution hervorbringt, weder bewusst noch unbewusst, sondern dass sie lediglich periodisch unterschiedliche Aspekte ihrer selbst der Wahrnehmung endlicher Gemüter darbietet. Nun ist das kollektive Bewusstsein – das Universale – das aus verschiedenen und zahllosen Scharen schöpferischer Kräfte zusammengesetzt ist, in der geoffenbarten Zeit zwar unbegrenzt, aber vor dem Hintergrund des ungeborenen, unvergänglichen Raums in seinem höchsten, essenziellen Aspekt immer noch begrenzt. Das, was endlich ist, kann nicht vollkommen sein. Daher gehören auch niedere Wesen zu diesen Scharen, aber es gab niemals irgendwelche Teufel oder „ungehorsamen Engel“, aus dem einfachen Grund, weil sie alle der Regierung des Gesetzes unterstehen. Die sich inkarnierenden Asuras (oder wie auch immer sie genannt werden) folgten dabei einem Gesetz, das so unerbittlich ist wie jedes andere auch. Sie manifestierten sich vor den Pitris, und als die Zeit (im Raum) zyklisch voranschritt, waren sie an die Reihe gekommen – daher die zahlreichen Allegorien (vide „Demon est Deus inversus“, Teil II, Bd. I). Die Brahmanen bezeichneten als Erste unterschiedslos jene als Asuras, die sich ihren Vermummungen und Opfern widersetzten, wie der große Asura mit Namen „Asurendra“. Wahrscheinlich muss der Ursprung der Vorstellung vom Dämonen als Widersacher und Gegner auf diese Zeitalter zurückgeführt werden.
Die das „Licht“ erschaffenden hebräischen Elohim – das Wort wird mit „Gott“ übersetzt – sind identisch mit den arischen Asuras. Sie werden auch [SD # 488] als die „Söhne der Finsternis“ bezeichnet, im philosophischen und logischen Gegensatz zum unveränderlichen und ewigen Licht. Die frühesten Zoroastrier glaubten nicht daran, dass das Böse oder die Finsternis mit dem Guten oder dem Licht gleichewig sei, und sie interpretieren das genauso. Ahriman ist der manifestierte Schatten Ahura-Mazdas (Asura-Mazdas), der wiederum aus Zeroana Akerne hervorging, dem „grenzenlosen (Kreis der) Zeit“ oder der Unbekannten Ursache. „Ihre Glorie“, sagten sie über Letztere, „sei zu erhaben, ihr Licht zu glänzend, als dass es ein menschlicher Intellekt oder ein sterbliches Auge erfassen und sehen könnte“. Ihre ursprüngliche Ausstrahlung ist ewiges Licht, das, nachdem es zuvor in der Finsternis verborgen gewesen war, aufgerufen wurde, sich zu offenbaren, und so wurde Ormazd geformt, der „König des Lebens“. Er ist der „Erstgeborene“ in der grenzenlosen Zeit, hat aber, seinem eigenen Gegenbild (der prä-existenten spirituellen Idee) gleich, schon seit aller Ewigkeit in der Finsternis existiert. Die sechs Amschaspands (sieben mit ihm selbst, dem Haupt von allen), die ursprünglichen spirituellen Engel und Menschen, sind kollektiv sein Logos. Auch die zoroastrischen Amschaspands erschaffen die Welt in sechs Tagen oder Perioden und ruhen am siebten; wobei dieser siebte in der Esoterischen Philosophie die erste Periode oder der erste „Tag“ ist (die erste Schöpfung in der arischen Kosmogonie). Er ist das Zwischen-Äon, das den Prolog zur Schöpfung darstellt und im Grenzland zwischen der unerschaffenen Ewigen Ursache und den hervorgebrachten endlichen Wirkungen steht; ein Zustand entstehender Aktivität und Energie als der erste Aspekt der ewig unveränderlichen Ruhe. In der Genesis, auf welche keinerlei metaphysische Energie verwendet wurde, sondern lediglich außerordentliche Schlauheit und Scharfsinnigkeit bei der Verschleierung der esoterischen Wahrheit, beginnt die „Schöpfung“ beim dritten Stadium der Manifestation. „Gott“ oder die Elohim sind Pymanders „Sieben Regenten“. Sie sind identisch mit allen anderen Schöpfern.
Aber selbst in der Genesis wird durch die Plötzlichkeit des Bildes und durch die „Finsternis“, die auf der Urflut lag, auf diese Periode hingewiesen. Die Alahim sind dargestellt, wie sie die zwei Himmel oder den „doppelten Himmel“ (nicht Himmel und Erde) „erschaffen“, d. h. bilden oder hervorbringen; das bedeutet soviel wie, dass sie den oberen, geoffenbarten (Engels-) Himmel, oder die Bewusstseinsebene, von der niederen oder irdischen Ebene trennten; die (für uns) ewigen und unveränderlichen Äonen jener Perioden, die in Raum, Zeit und Dauer sind; den Himmel von der Erde, das Unbekannte vom Bekannten – für den Profanen. Das ist die Bedeutung des Satzes im Pymander, der sagt: „Der Gedanke, der göttliche, der Licht ist und Leben (Zeroana Akerne), brachte durch sein Wort oder ersten Aspekt“ den anderen, wirkenden Gedanken hervor, welcher, indem er der Gott des Geistes und des Feuers ist, sieben Regenten bildete und in ihren Kreis die Welt der Sinne einschloss, „verhängnisvolles Schicksal“ genannt. Das Letztere bezieht sich auf Karma; die „sieben Kreise“ sind die sieben Planeten und Ebenen, sowie auch die sieben unsichtbaren Geister in den Engelssphären, deren sichtbare Symbole die sieben Planeten sind,35 die [SD # 489] sieben Rishis des Großen Bären und andere Glyphen. Wie Roth über die Adityas sagt: „Sie sind weder Sonne noch Mond, noch Sterne, noch Dämmerung, sondern die ewigen Erhalter dieses leuchtenden Lebens, das gewissermaßen hinter all diesen Phänomenen existiert.“
Sie sind es – die „Sieben Scharen“ – die, nachdem sie „in ihrem Vater (dem Göttlichen Gedanken) den Plan des Wirkenden betrachtet hatten“, wie Pymander sagt, gleichermaßen zu wirken begehrten (oder die Welt mit ihren Geschöpfen zu bilden); denn nachdem sie „in der Sphäre der Wirkung“ – dem sich manifestierenden Universum – geboren worden waren, ist das das Gesetz des Manvantaras. Und nun kommt der zweite Teil des Ablaufs oder vielmehr der zwei Abläufe, die in einen verschmolzen sind, um die volle Bedeutung zu verbergen. Die innerhalb der Sphäre der Wirkung Geborenen waren „die Brüder, die ihn sehr liebten“. Letzterer – „ihn“ – bezeichnet die ursprünglichen Engel: die Asuras, die Ahriman, die Elohim – oder „Söhne Gottes“, von welchen einer Satan war – alle als die „Engel der Finsternis“ bezeichneten spirituellen Wesen, weil jene Finsternis absolutes Licht ist, eine Tatsache, die heute in der Theologie vernachlässigt wird, wenn sie nicht vollständig vergessen ist. Nichtsdestoweniger muss die Spiritualität dieser vielgeschmähten „Söhne des Lichts“, das Finsternis ist, im Vergleich zu den im Rang nachstehenden Engeln offenbar so groß sein wie die Ätherhaftigkeit der Letzteren im Vergleich zur Dichte des menschlichen Körpers erschiene. Erstere sind die „Erstgeborenen“; und daher den Grenzen des reinen, ruhigen Geistes so nahe, dass sie lediglich „Negationen“ darstellen – im aristotelischen Sinn – die Ferouers oder die Idealtypen derer, die folgten. Sie konnten keine materiellen, körperlichen Dinge erschaffen; und deshalb hieß es im Laufe der Zeit, dass sie sich weigerten, zu erschaffen, wie ihnen von „Gott“ befohlen war – anders gesagt, dass sie rebellierten.
Vielleicht ist das aufgrund der wissenschaftlichen Theorie gerechtfertigt, welche uns im Zusammenhang mit Licht und Ton über die Auswirkungen des Zusammentreffens zweier Wellen von gleicher Länge belehrt. „Wenn die beiden Töne dieselbe Intensität aufweisen, bewirkt ihr Zusammentreffen eine Vervierfachung der Intensität jeder einzelnen, während ihre Interferenz absolute Stille zur Folge hat.“
Justin der Märtyrer zeigt im Rahmen der Erklärung einiger „Ketzereien“ seiner Zeit die Wesensgleichheit aller Weltreligionen an ihren Ausgangspunkten. Der erste Anfang beginnt ausnahmslos mit der unbekannten und passiven Gottheit, aus der eine gewisse aktive Macht oder Kraft ausstrahlt, das Mysterium, das manchmal Weisheit genannt wird, manchmal der Sohn, sehr oft Gott, Engel, Herr und Logos.36 Letzterer wird manchmal auf die allererste Emanation angewendet, in verschiedenen Systemen jedoch geht er aus dem ersten Androgynen oder doppelten Strahl hervor, der im Anbeginn vor dem Unsichtbaren hervorgebracht wurde. Philo beschreibt diese Weisheit als männlich und weiblich. Aber obwohl ihre erste Offenbarung [SD # 490] einen Anfang hatte, denn sie ging aus Olam37 (Äon, Zeit) hervor, dem Höchsten der Äonen, wenn sie vom Vater ausgestrahlt werden, war sie vor allen Schöpfungen bei ihm geblieben, denn sie ist ein Teil von ihm.38 Daher bezeichnet Philo Judaeus den Adam Kadmon mit dem Namen „Denken“ (die Ennoia des Bythos in dem gnostischen System). „Das Denken werde Adam genannt.“39
So wie die alten magischen Bücher es erklären, wird das ganze Geschehen deutlich. Ein Ding kann ausschließlich durch seinen Gegensatz existieren – lehrt uns Hegel. Und nur wenig Philosophie und Spiritualität sind notwendig, um den Ursprung des späteren, in seiner kalten und grausamen Verruchtheit so wahrhaftig satanischen und höllischen Dogmas zu begreifen. Die Magier erklärten auf diese Weise den Ursprung des Bösen in ihren exoterischen Lehren. „Licht kann nichts hervorbringen außer Licht, und es kann niemals der Ursprung des Bösen sein.“ Wie wurde also das Böse hervorgebracht, wenn nichts an seiner Erschaffung beteiligt war, was dem Licht glich oder ihm ähnlich war? Das Licht, sagen sie, brachte verschiedene Wesen hervor, die alle spirituell, leuchtend und mächtig waren. Einer der Großen (der „Große Asura“, Ahriman, Luzifer etc. etc.) hegte jedoch einen bösen Gedanken, der dem Licht entgegengesetzt war. Er zweifelte, und durch diesen Zweifel wurde er dunkel.
Das ist der Wahrheit ein wenig näher, aber noch immer weit vom Ziel entfernt. Es gab keinen „bösen Gedanken“, der die entgegenwirkende Kraft verursachte, sondern lediglich den Gedanken per se, etwas, das deshalb, weil es wahrnimmt und Plan und Zweck enthält, endlich ist und darum naturgemäß in Opposition stehen muss zur reinen Ruhe, dem natürlichen Zustand absoluter Spiritualität und Vollkommenheit. Es war lediglich das Gesetz der Evolution, das sich behauptete; der Prozess mentaler Entfaltung, vom Geist differenziert, bereits in die Materie involviert und verstrickt, in die er unwiderstehlich hineingezogen wird. Ideen sind – ihrer eigenen Natur und Wesenheit nach als sich auf Objekte beziehende Vorstellungen, einerlei ob zu wahren oder eingebildeten – dem Absoluten Gedanken entgegengesetzt, jenem unerkennbaren Allem, von dessen mysteriösem Wirken Spencer behauptet, dass nichts darüber gesagt werden könne, als dass „es keine Wesensverwandtschaft mit der Evolution besitze („Principles of Psychology“, S. 474) – was sicherlich zutreffend ist.40
Der Zohar sagt das in sehr anregender Weise. Als der „Heilige“ (der Logos) den Menschen zu erschaffen wünschte, berief er die höchste Schar der Engel und teilte ihnen seinen Wunsch mit, sie bezweifelten jedoch die Weisheit dieses Verlangens und antworteten: „Der Mensch wird nicht eine Nacht in seiner Herrlichkeit andauern“ – [SD # 491] wofür sie von dem „Heiligen“ Herrn verbrannt (vernichtet?) wurden. Dann berief er eine andere, niedrigere Schar und sagte dasselbe. Und sie widersprachen dem „Heiligen“: „Wozu ist der Mensch gut?“, wandten sie ein. Dennoch erschufen die Elohim den Menschen, und als der Mensch sündigte, kamen die Scharen von Uzza und Asasel und verhöhnten Gott: „Hier ist der Sohn des Menschen, den du gemacht hast“, sagten sie. „Siehe, er sündigte!“ Da antwortete der Heilige: „Wäret ihr unter ihnen (den Menschen) gewesen, wäret ihr noch schlechter gewesen als sie.“ Und er schleuderte sie von ihrem hohen Platz im Himmel ebenfalls hinab auf die Erde; und „sie wurden (in Menschen) verwandelt und sündigten mit den Frauen der Erde“ (Zohar I, 9b). Das ist sehr deutlich. In der Genesis findet sich kein Hinweis darauf, dass diese „Söhne Gottes“ (Kap. 6) bestraft wurden. Die einzige Bezugnahme darauf in der Bibel findet sich bei Judas (6): „Und Engel, die ihren ersten Zustand nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben, hat er zum Gericht des Großen Tages mit ewigen Ketten unter der Finsternis verwahrt.“ Und das bedeutet lediglich, dass die zur Inkarnation verurteilten „Engel“ sich in den Ketten von Fleisch und Materie befinden, in der Finsternis der Unwissenheit, bis zum „Großen Tag“, der wie immer nach der siebten Runde kommen wird, nach dem Ablauf der „Woche“, am siebten Sabbat oder in dem auf das Manvantara folgenden Nirvana.
Wie wahrhaft esoterisch und mit der Geheimlehre übereinstimmend der „Pymander, der Göttliche Gedanke“ des Hermes ist, kann nur aus seinen ursprünglichen und ersten Übersetzungen in das Lateinische und Griechische geschlossen werden. Wie sehr er anderseits später von Christen in Europa entstellt wurde, erkennt man an den Bemerkungen und unbewussten Geständnissen, die von de Saint Marc in seiner Vorrede und in seinem Brief an den Bischof von Ayre im Jahr 1579 gemacht wurden. Dort wird der gesamte Zyklus der Umwandlungen von einer pantheistischen und ägyptischen in eine mystische römisch-katholische Abhandlung dargelegt, und wir sehen, wie der Pymander zu dem geworden ist, was er jetzt ist. Doch selbst in St. Marcs Übersetzung finden sich Spuren des wahren Pymanders – des „Universalen Gedankens“ oder „Gemüts“. Folgendes ist eine wörtliche Übersetzung der alten französischen Übertragung, die im Original in der Fußnote41 in seinem wunderlichen Altfranzösisch gegeben ist:
„Sieben Menschen (Prinzipien) wurden im Menschen hervorgebracht.“ „Die Natur der Harmonie der Sieben des Vaters und des Geistes. Die Natur . . . . [SD # 492] brachte sieben Menschen entsprechend den Naturen der sieben Geister hervor“, „welche die zwei potenziellen Geschlechter in sich tragen.“
Metaphysisch sind der Vater und der Sohn das „Universalgemüt“ und das „periodische Universum“, der „Engel“ und der „Mensch“. Es ist gleichzeitig der Sohn und der Vater; im Pymander die aktive Idee und der passive Gedanke, der sie erzeugt, der wurzelhafte Grundton in der Natur, der die sieben Töne hervorbringt – die siebenfältige Leiter der schöpferischen Kräfte und die sieben prismatischen Aspekte der Farbe, die alle aus dem einen weißen Strahl oder Licht geboren sind – das sich selbst in der Finsternis erzeugt.
C
Die vielen Bedeutungen
des „Krieges im Himmel“
Die Geheimlehre stellt als selbstverständliche Tatsache dar, dass die Menschheit kollektiv und individuell mit der gesamten manifestierten Natur der Träger ist (a) des Atems des einen Universalen Prinzips in seiner ersten Differenzierung; und (b) der zahllosen „Atem“, die in seinen sekundären und weiteren Differenzierungen aus jenem einen Atem hervorgehen, so wie die Natur mit ihren vielen Menschheiten nach abwärts in die immer materielleren Ebenen fortschreitet. Auf den stetig absteigenden Ebenen beseelt der erste Atem die höheren Hierarchien; der zweite – die niederen.
Nun gibt es viele Stellen in der Bibel, die auf den ersten Blick beweisen, exoterisch, dass dieser Glaube einstmals universal war; und die überzeugendsten davon finden sich in den beiden Kapiteln Hesekiel 28 und Jesaja 1. Christlichen Theologen steht es frei, beides als Bezugnahme auf den großen Kampf vor der Schöpfung, das Epos über die Rebellion Satans etc. zu beziehen, wenn es ihnen so beliebt, die Unsinnigkeit dieser Idee ist jedoch zu offensichtlich. Hesekiel richtet seine Klagen und Vorwürfe an den König von Tyrus; Jesaja – an den König Ahas, der dem Götzendienst huldigte, so wie es der Rest der Nation tat, mit Ausnahme einiger weniger Initiierter (der sogenannten Propheten), die diesen Götzendienst auf seinem Wege in die Exoterik oder Götzenanbetung, was dasselbe ist, aufzuhalten suchten. Der Schüler möge selbst urteilen.
Bei Hesekiel 28,1-10 heißt es: „Menschensohn, sprich zu dem Fürsten von Tyrus. So spricht der Herr, Jehovah (nach unserem Verständnis der „Gott“ Karma): Weil dein Herz sich erhebt, und du sprichst: „Ich bin ein Gott . . . . “ (da du doch ein Mensch bist . . . . ) darum, siehe, werde ich Fremde . . . . über dich bringen – und sie werden ihre Schwerter ziehen wider die Schönheit deiner Weisheit . . . . In die Grube werden sie dich hinabstürzen . . . .“ oder in das Erdenleben.
Der Ursprung des „Fürsten von Tyrus“ ist auf [SD # 493] die „göttlichen Dynastien“ der bösartigen Atlantier, der großen Zauberer (siehe die letzten Kommentare zu Stanze XII, Shloka 47-49) zurückzuführen und dort zu finden. Die Worte Hesekiels stellen in diesem Fall keine Metapher dar, sondern tatsächliche Historie. Denn die Stimme in dem Propheten, die Stimme des „Herrn“, seines eigenen Geistes, sagte zu ihm: „Weil dein Herz sich erhebt und du sprichst: ‘Ich bin ein Gott, ich sitze auf einem Gottessitze im Herzen der Meere!’ (der göttlichen Dynastien), doch du bist nur ein Mensch . . . . siehe, du bist weiser als Daniel, nichts Verborgenes ist dunkel für dich; durch deine Weisheit . . . hast du dir Reichtum erworben, und dein Herz hat sich wegen deines Reichtums erhoben. Darum, siehe . . . sie werden ihre Schwerter ziehen wider die Schönheit deiner Weisheit . . . In die Grube werden sie dich hinabstürzen, und du wirst des Todes eines Erschlagenen sterben im Herzen der Meere.“ (Hesekiel 28,3-8) Alle derartigen Verwünschungen stellen keine Prophezeiungen, sondern lediglich Erinnerungen an das Schicksal der Atlantier dar, die „Riesen der Welt“.
Was kann die Bedeutung dieses letzten Satzes sein, wenn er nicht eine Erzählung des Schicksals der Atlantier ist? Vers 17 im „Pymander“ – „Hochmütig warst du geworden, weil du so schön warst“ – mag sich auf den „Himmlischen Menschen“ beziehen oder auf die gefallenen Engel, die beschuldigt werden, wegen ihres Stolzes auf die ihnen zuteil gewordene große Schönheit und Weisheit gefallen zu sein. Da gibt es keine Metapher, ausgenommen vielleicht in den vorgefassten Ideen unserer Theologen. Diese Verse beziehen sich auf die Vergangenheit und gehören mehr zum Wissen, das in den Initiationsmysterien erworben wird als zur retrospektiven Hellseherei! Die Stimme wiederum sagt:
„Du warst in Eden, dem Garten Gottes (im Satya-Yuga); allerlei Edelgestein war deine Decke . . . . Das Kunstwerk deiner Tamburine und deiner Pfeifen war bei dir; an dem Tage, da du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet. . . Du bist ein gesalbter Cherub . . . du wandeltest inmitten feuriger Steine. . . . Vom Tag deiner Schöpfung an warst du vollkommen, bis sich Ungerechtigkeit in dir fand. Darum werde ich dich vom Berg Gottes vertreiben und zerstören. . . . “
Der „Berg Gottes“ bedeutet den „Berg der Götter“ oder Meru, dessen Repräsentant in der vierten Rasse der Berg Atlas war, die letzte Form eines der göttlichen Titanen, in jenen Tagen so hoch, dass die Alten glaubten, die Himmel ruhten auf seiner Spitze. Unterstützte nicht Atlas die Giganten in ihrem Kampf gegen die Götter (Hyginus)? Eine andere Lesart lässt die Fabel aus Atlas’ (Sohn von Iapetus und Klymene) Vorliebe für die Astronomie entstehen, weil er aus diesem Grund auf den höchsten Bergspitzen verweilte. Die Wahrheit ist, dass Atlas, der „Berg der Götter“ und auch der Held dieses Namens, das esoterische Symbol der vierten Rasse ist, und seine sieben Töchter, die Atlantiden, die Symbole ihrer sieben Unterrassen. Der Berg Atlas war nach allen Legenden dreimal so hoch wie jetzt; denn er versank in zwei Phasen. Er ist vulkanischen Ursprungs, und daher sagt die Stimme [SD # 494] in Hesekiel: „Darum habe ich aus deinem Innern ein Feuer hervorgehen lassen, welches dich verzehren soll . . . “ etc. (Vers 18) Sicherlich unterscheidet sich das von der scheinbar von den Übersetzungen implizierten Bedeutung, das Feuer sei vom Fürsten von Tyrus ausgegangen oder von seinem Volk, vielmehr ging es vom Berg Atlas aus, der die stolze Rasse symbolisiert, in Magie gelehrt und in den Künsten und der Zivilisation hochstehend, deren letzter Überrest nahe des Fußes der Kette jener einst gigantischen Berge vernichtet wurde.
Wahrlich, „ein Schrecken bist du geworden, und bist dahin auf ewig . . . “; da selbst der Name der Rasse und ihr Schicksal aus dem menschlichen Gedächtnis entschwunden ist. Man halte sich vor Augen, dass fast jeder alte König und Priester ein Initiierter war; dass vom herannahenden Ende der vierten Rasse an eine Fehde zwischen den Initiierten des rechten und jenen des linken Pfades bestand; und schließlich, dass der Garten Eden von anderen Persönlichkeiten erwähnt wird als von den Juden der adamischen Rasse, denn selbst der Pharao wird von demselben Hesekiel mit dem schönsten Baum Edens verglichen, der zeigt: „Dann trösten sich alle Bäume von Eden, die erlesenen und besten Bäume des Libanons, in den niederen Teilen der Erde . . . denn sie stürzten zusammen mit ihm (dem Pharao)42 in die Unterwelt hinab“, in die niederen Bereiche, was tatsächlich der Boden des Ozeans ist, dessen Grund sich weit auftat, um die Länder der Atlantier und sie selbst zu verschlingen. Wenn man sich all das vor Augen hält und die verschiedenen Berichte vergleicht, wird man erkennen, dass sich Hesekiel 27 und 31 nicht auf Babylon, Assyrien und auch nicht auf Ägypten bezieht, da keines von ihnen auf diese Weise vernichtet wurde, sie fielen lediglich auf der Oberfläche in Trümmer – nicht unter der Erde – sondern auf Atlantis und die meisten seiner Nationen. Und man wird sehen, dass der „Garten Eden“ der Initiierten kein Mythos war, sondern eine jetzt versunkene Örtlichkeit. Dann wird einem ein Licht aufdämmern, und man wird Sätze wie die Folgenden nach ihrem wahren esoterischen Wert schätzen können: „ . . . du warst in Eden . . . du warst auf Gottes heiligem Berge“, denn jede Nation hatte, und viele haben immer noch, heilige Berge; einige die Gipfel des Himalayas, andere den Parnass und Sinai. Sie waren alle Initiationsstätten und der Aufenthaltsort der Häupter der Gemeinden alter und auch moderner Adepten. Und wiederum: „Siehe, Assur (warum nicht atlantischer Initiierter?) war eine Zeder auf dem Libanon. . . . Darum wuchs er höher als alle Bäume des Feldes. . . . Kein Baum im Garten Gottes kam ihm an Schönheit gleich . . . und es beneideten ihn alle Bäume Edens, die im Garten Gottes waren. (Hesekiel 31,3-9)
In ganz Kleinasien wurden die Initiierten und auch einige der Könige Israels die „Bäume der Gerechtigkeit“ und die Zedern des Libanons genannt. Das galt auch für die großen Adepten Indiens, jedoch nur für die Adepten der [SD # 495] linken Hand. Die Erzählung des Vishnu-Puranas, „die Welt sei vollständig mit Bäumen bedeckt gewesen“, während die Prachetas – die „im weiten Ozean 10.000 Jahre der Entbehrung zubrachten“ – in ihre Andachtsübungen versunken waren, so bezieht sich die Allegorie auf die Atlantier und die Adepten der frühen fünften Rasse – die Arier. Andere „Bäume (Adept-Zauberer) verbreiteten sich und überschatteten die ungeschützte Erde; und die Menschen gingen zugrunde . . . zehntausend Jahre lang unfähig zu arbeiten“. Dann wird gezeigt, wie die Weisen, die Prachetas genannten Rishis der arischen Rasse, „aus der Tiefe hervorkamen“,43 und durch aus ihren Mündern herausströmenden Wind und Flammen die schlechten „Bäume“ und das ganze Pflanzenreich vernichteten, bis Soma (der Mond), der Herrscher der Pflanzenwelt, sie besänftigt, indem er mit den Adepten des rechten Pfades ein Bündnis schließt, denen er Marisha als Braut anbietet, den „Sprössling der Bäume“.44 Das ist die Bedeutung dessen, was in den Stanzen und Kommentaren gegeben wird, und was auch im zweiten Teil des 1. Bandes unter „Die heilige Insel“ angegeben wird. Es deutet auf den großen Kampf zwischen den „Söhnen Gottes“ und den „Söhnen der dunklen Weisheit“ hin – unseren Vorvätern oder die atlantischen und arischen Adepten.
Die gesamte Geschichte dieser Periode ist im Ramayana allegorisiert, das die mystische Erzählung in epischer Form von dem Kampf zwischen Rama – dem ersten König der göttlichen Dynastie der frühen Arier – und Ravana ist, der symbolischen Personifizierung der atlantischen (Lanka-) Rasse. Erstere waren die Inkarnationen der Sonnengötter; Letztere die der Mond-Devas. Das war der große Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen weißer und schwarzer Magie, um die Vorherrschaft der göttlichen Kräfte oder der niederen irdischen oder kosmischen Kräfte. Wenn der Schüler den letzten Satz besser verstehen will, so möge er sich der „Anugita“-Episode im 5. Kapitel des „Mahabharatas“ zuwenden, wo der Brahmane seiner Frau sagt. „Ich habe mit Hilfe des Selbstes im Selbst den Ort wahrgenommen (den Sitz) – wo das Brahman wohnt, frei von den Gegensatzpaaren, und den Mond zusammen mit dem Feuer (oder der Sonne), (alle) Wesen aufrechterhaltend (als) Beweger des geistigen Prinzips.“ Der Mond ist die Gottheit des Denkvermögens (Manas), aber lediglich auf der niederen Ebene. „Manas ist dual – lunar im niederen, solar in seinem höheren Teil“, sagt ein Kommentar. D. h., es wird in seinem höheren Aspekt zur Buddhi hingezogen [SD # 496] und steigt in seinem niederen herab bis zu seiner animalischen Seele und lauscht auf deren Stimme, die voller selbstsüchtiger und sinnlicher Begierden ist; und darin liegt gleichsam das Mysterium des Lebens eines Adepten und eines profanen Menschen sowie auch das der nachtodlichen Trennung des göttlichen vom tierischen Menschen. Das Ramayana – dessen Verse allesamt esoterisch gelesen werden müssen – enthüllt in großartiger Symbolik und Allegorie die Beschwerlichkeiten sowohl des Menschen als auch der Seele. Der Brahmane sagt: „In dem Körper, inmitten all dieser Lebenswinde (? Prinzipien), die sich darin umher bewegen und sich gegenseitig verschlingen,45 lodert das Vaishvanara-Feuer46 siebenfältig,47 dessen Ziel ‘Ich’ bin.“
Die Haupt-„Seele“ aber ist Manas oder das Gemüt; daher wird Soma, der Mond, so dargestellt, dass er mit dem Sonnenteil in ihm ein Bündnis schließt, der mit den Prachetas personifiziert ist. Aber von den sieben Schlüsseln, welche die sieben Aspekte des Ramayanas öffnen, wie auch bei den Schlüsseln jeder anderen Schrift, ist das lediglich einer – der metaphysische.
Das Symbol des „Baums“, das für verschiedene Initiierte steht, war nahezu universal. Jesus wird der „Baum des Lebens“ genannt, ebenso wie alle Adepten des guten Gesetzes, während die des linken Pfads als die „verdorrten Bäume“ bezeichnet werden. Johannes der Täufer spricht von der „Axt“, die „an die Wurzel der Bäume gelegt“ ist (Matthäus 3,10), und die Heerscharen des Königs von Assyrien werden Bäume genannt (Jesaja 10,19).
Die wahre Bedeutung des Gartens Edens wurde hinlänglich in „Isis Unveiled“ gegeben.
Nun hörte die Schreiberin überraschenderweise mehr als einmal, die „Isis“ enthielte nur so wenig von den jetzt vorgebrachten Lehren. Das ist vollkommen falsch. Denn die Andeutungen derartiger Lehren sind im Überfluss vorhanden, selbst wenn die Lehren selbst vorenthalten wurden. Die Zeit war damals noch nicht gekommen, wie auch jetzt die Stunde noch nicht geschlagen hat, um alles zu sagen. „Die Atlantier, oder die vierte Rasse, die unserer fünften Rasse voranging, sind in ‘Isis Unveiled’ nicht erwähnt“, schrieb eines Tages ein Kritiker über den „Esoteric Buddhism“. Ich, die Verfasserin der „Isis Unveiled“, behaupte, dass die Atlantier als unsere Vorgänger erwähnt sind. Denn was kann klarer sein, als der folgende Satz in Band I, S. 133, wo vom Buch Hiob die Rede ist: „Im ursprünglichen Text ist anstelle von ‘toten Dingen’ die Rede von toten Rafaitern, Riesen oder mächtigen, ursprünglichen Menschen, von welchen die ‘Evolution’ eines Tages unsere gegenwärtige Rasse herleiten kann.“ Dazu wird jetzt eingeladen, nachdem dieser Hinweis ganz offen erklärt wurde; jedoch werden die Evolutionisten [SD # 497] heutzutage ebenso sicher ablehnen, wie sie es vor zehn Jahren taten. Wissenschaft und Theologie sind gegen uns, daher stellen wir beide in Frage und müssen das zur Selbstverteidigung tun. Verschwommene Gleichnisse, in den Propheten und in der Offenbarung des Johannes verstreut, einer großartigen, aber neu aufgelegten Version des Buches Enoch, das ist die unsichere Grundlage, auf welche die christliche Theologie ihr dogmatisches Epos vom Krieg im Himmel aufbaute. Aber sie tat noch mehr: Sie nutzte die lediglich Initiierten verständlichen symbolischen Visionen als Pfeiler, auf welchen das gesamte sperrige Bauwerk ihrer Religion ruht; und nun stellen sich die Pfeiler als sehr schwaches Schilf heraus, und das listige Gebilde versinkt. Das ganze christliche System beruht auf diesen Jachin und Boas – den beiden entgegengesetzten Kräften von Gut und Böse, Christus und Satan, der ἀγαθαὶ καὶ κακαὶ δυνάμεις. Nimm dem Christentum seine Hauptstütze mit den Gefallenen Engeln, und die paradiesische Laube löst sich samt Adam und Eva in Luft auf; und Christus mit seinem exklusiven Charakter als der Eine Gott und Erlöser und des Sühneopfers für die Sünde des Tiermenschen wird sofort zu einem nutzlosen, bedeutungslosen Mythos.
In einer alten Ausgabe der „Revue Archéologique“ des Jahres 1845 (S. 41) bemerkt ein französischer Schriftsteller, M. Maury: „Dieser universale Kampf zwischen guten und bösen Geistern scheint nur das Abbild eines anderen, älteren und schrecklicheren Kampfes zu sein, der sich nach einem alten Mythos vor der Schöpfung des Universums zwischen den getreuen und den rebellischen Legionen ereignete.“
Das ist wieder einmal eine einfache Frage der Prioritäten. Wäre die Offenbarung des Johannes in der vedischen Zeit verfasst worden, und stünde es jetzt nicht für jedermann fest, dass sie lediglich eine weitere Lesart des Buches Enoch und der Drachenlegenden des heidnischen Altertums darstellt – die Großartigkeit und die Schönheit der Bildersprache hätte die Ansicht des Kritikers zugunsten der christlichen Auslegung des ersten Krieges beeinflussen können, dessen Schlachtfeld der Sternenhimmel war und dessen erste Vernichter – die Engel. Wie die Sache aber jetzt steht, muss man die Offenbarung Ereignis um Ereignis auf andere und viel ältere Versionen zurückführen. Zum besseren Verständnis der apokalyptischen Allegorien und des esoterischen Epos ersuchen wir den Leser, sich die Offenbarung vorzunehmen und Kapitel 12 von Vers 1 bis 7 zu lesen.
Das hat verschiedene Bedeutungen, und in Bezug auf die astronomischen und numerischen Schlüssel dieses universalen Mythos wurde das meiste herausgefunden. Das, was jetzt gegeben werden kann, ist ein Fragment, einige wenige Andeutungen in Bezug auf seine geheime Deutung, als Verkörperung des Berichts über einen echten Krieg, den Kampf zwischen den Initiierten der beiden Schulen. Zahlreich und unterschiedlich sind die auf demselben Grundstein aufbauenden, noch existierenden Allegorien. Die wahre Erzählung, jene, die die volle esoterische Bedeutung gibt, findet sich in den Geheimen Büchern, aber die Verfasserin hatte keinen Zugriff darauf.
In den exoterischen Werken können jedoch möglicherweise die Episode vom Tarakakrieg und einige esoterische Kommentare Hinweise geben. In allen Puranas ist [SD # 498] das Ereignis mit größeren oder kleineren Abweichungen enthalten, die seinen allegorischen Charakter zeigen.
In der Mythologie der frühesten vedischen Arier, sowie in den späteren puranischen Erzählungen wird Budha, der „Weise“, erwähnt, ein „in der geheimen Weisheit Unterrichteter“, welcher euhemeristisch den Planeten Merkur darstellt. Das „Hindu Classical Dictionary“ schreibt dem Budha die Autorschaft eines Hymnus im Rigveda zu. Daher kann er durchaus keine „spätere Erdichtung der Brahmanen“ sein, sondern er ist tatsächlich eine sehr alte Personifizierung.
Durch die Untersuchung seiner Genealogie oder vielmehr Theogonie werden die folgenden Tatsachen enthüllt. Mythisch ist er der Sohn Taras, der Frau Brihaspatis, des „Goldfarbenen“, und „Somas“, des (männlichen) Mondes, der Paris-gleich diese neue Helena des indischen Sternenreiches ihrem Gatten entführt. Das verursacht einen großen Kampf und Krieg im Svarga (Himmel). Der Zwischenfall führt eine Schlacht zwischen den Göttern und den Asuras herbei. König Soma findet Mitstreiter in Usanas (Venus), dem Führer der Danavas; und die Götter werden von Indra und Rudra angeführt, die für Brihaspati Position beziehen. Letzterer wird von Shankara (Shiva) unterstützt, der, da er Angiras, den Vater Brihaspatis, zu seinem Lehrer hatte, dessen Sohn begünstigt. Indra ist hier das indische Vorbild Michaels, des Oberbefehlshabers und des Bezwingers der Engel des „Drachens“ – da einer seiner Namen Jishnu ist, „Führer der (Himmlischen) Schar“. Beide kämpfen gegeneinander, wie es auch einige Titanen tun, zur Verteidigung rachsüchtiger Götter, einer zur Verteidigung Jupiter Tonans (in Indien ist Brihaspati der Planet Jupiter, was ein merkwürdiges Zusammentreffen ist); der andere unterstützt den immer donnernden Rudra-Shankara. Während dieses Krieges wird Indra von seiner Leibwache verlassen, den Sturmgöttern (Maruts). Die Geschichte ist in einigen ihrer Einzelheiten sehr bedeutsam.
Untersuchen wir einige von ihnen und versuchen ihre Bedeutung zu verstehen.
Der vorstehende Genius oder „Regent“ des Planeten Jupiter ist Brihaspati, der betrogene Gatte. Er ist der Unterweiser oder spirituelle Lehrer der Götter, welche die Zeugungskräfte repräsentieren. Im Rigveda heißt er Brahmanaspati, ein Name mit der Bedeutung „die Gottheit, in der der Einfluss der Angebeteten auf die Götter personifiziert ist“. Daher repräsentiert Brahmanaspati sozusagen die Materialisation der göttlichen Gnade durch Ritual und Zeremonien, oder die exoterische Anbetung.
„Tara“48 – seine Frau – stellt anderseits die Personifizierung der Kräfte einer in die Gupta Vidya (das geheime Wissen) Initiierten dar, wie gezeigt werden wird.
Astronomisch ist Soma der Mond; in mystischer Ausdrucksweise ist Soma jedoch auch der Name des heiligen Getränks, das von den Brahmanen und Initiierten während ihrer Mysterien und Opferbräuche getrunken wird. Die „Soma“-Pflanze ist Asclepias acida, die einen Saft liefert, aus dem das mystische Getränk, [SD # 499] der Somatrunk, hergestellt wird. Nur die Nachkommen der Rishis, die Agnihotris (Feuerpriester) der großen Mysterien, kannten alle seine Kräfte. Aber die wirkliche Eigenschaft des wahren Somas war (und ist), aus dem Initiierten einen neuen Menschen zu machen, nachdem er wiedergeboren ist, nämlich sobald er beginnt, in seinem Astralkörper zu leben (siehe „The Elixir of Life“);49 denn, da seine spirituelle Natur die körperliche überwindet, würde er sie bald absprengen und selbst diese ätherische Form verlassen.50
Dem nicht initiierten Brahmanen – dem einfachen Grihastha oder Priester des exoterischen Rituals – wurde das Soma in alter Zeit niemals gereicht. Somit repräsentierte Brihaspati – obwohl er der „Guru der Götter“ war – dennoch die tote Buchstabenform der Verehrung. Tara, seine Frau, ist das Symbol von einer, die – obwohl sie der dogmatischen Verehrung sehr nahe steht – sich doch nach echter Wahrheit sehnt und dargestellt wird als von König Soma, dem Spender dieser Weisheit, in seine Mysterien initiiert. Die Allegorie lässt Soma sie also entführen. Das Ergebnis davon ist die Geburt des Budhas – der esoterischen Weisheit – (Merkur oder Hermes in Griechenland und Ägypten). Dieser wird als „derartig schön“ dargestellt, dass selbst der Gatte den „Neugeborenen“ als seinen Sohn beansprucht, die Frucht seiner ritualistischen und bedeutungslosen Formen,51 wohl wissend, dass der Budha nicht der Sprössling seiner Verehrung des toten Buchstabens ist. Das ist, in Kürze, eine der Bedeutungen der Allegorie.
Der Krieg im Himmel bezieht sich auf mehrere Ereignisse dieser Art auf verschiedenartigen und unterschiedlichen Daseinsebenen. Der erste ist eine rein astronomische und kosmische Tatsache, die der Kosmogonie angehört. John Bentley dachte, der Krieg im Himmel sei bei den Indern lediglich eine Zahl gewesen, die sich auf ihre Berechnungen von Zeitperioden bezog (siehe Bentleys „Hindu Astronomy“).52
[SD # 500] Seiner Ansicht nach diente das den westlichen Nationen als Prototyp, auf welchem sie ihren Krieg der Titanen aufbauten. Der Autor hat nicht ganz Recht, aber er liegt auch nicht vollkommen falsch. Wenn sich der siderische Prototyp in der Tat auch auf eine prämanvantarische Periode bezieht und vollständig auf dem Wissen beruht, das die arischen Initiierten von dem gesamten Programm und Fortschritt der Kosmogonie zu haben behaupten,53 so ist der Krieg der Titanen doch nur ein legendenhaftes und vergöttertes Abbild des wirklichen Krieges, der im himalayischen Kailasa (Himmel) anstatt in den Tiefen des kosmischen interplanetarischen Raums stattfand. Es ist der Bericht von dem schrecklichen Streit zwischen den „Söhnen Gottes“ und den „Söhnen des Schattens“, der vierten und der fünften Rasse. Auf diesen beiden Ereignissen, durch Legenden miteinander verschmolzen, welche dem exoterischen Bericht über den von den Asuras gegen die Götter geführten Krieg entnommen waren, wurden sämtliche späteren nationalen Überlieferungen über den Gegenstand aufgebaut.
Esoterisch sind die Asuras – die in der Folgezeit in böse Geister und niedere Götter umgewandelt wurden, die ewig im Streit liegen mit den großen Gottheiten – die Götter der geheimen Weisheit. In den ältesten Teilen des Rigvedas sind sie die Spirituellen und die Göttlichen, nachdem der Begriff Asura für den Höchsten Geist benutzt wurde und dieselbe Bedeutung hatte wie der große Ahura der Zoroastrier (siehe Darmesteters „Vendidad“). Es gab eine Zeit, in der die Götter Indra, Agni und Varuna selbst zu den Asuras zählten.
Im Aitareya Brahmana wurde der Atem (Asu) Brahmâ-Prajapatis lebendig, und aus diesem Atem erschuf er die Asuras. Später, nach dem Krieg, werden die Asuras die Feinde der Götter genannt, daher – „A-suras“, indem das anlautende „A“ ein negatives Präfix ist – oder „Nicht-Götter“, während die „Götter“ als „Suras“ bezeichnet werden. Das verknüpft nun die Asuras und ihre weiterhin aufgezählten „Scharen“ mit den „gefallenen Engeln“ der christlichen Kirchen, einer Hierarchie spiritueller Wesen, die sich in jedem Pantheon alter und selbst moderner Nationen findet – vom zoroastrischen herab bis zu den chinesischen. Sie sind die Söhne des ursprünglichen schöpferischen Atems am Beginn eines Maha-Kalpas oder Manvantaras, und haben denselben Rang wie die Engel, die „getreu“ geblieben waren. Das waren die Verbündeten Somas (dem Elter der Esoterischen Weisheit) gegen Brihaspati (der die ritualisierte oder zeremonielle [SD # 501] Anbetung repräsentiert). Offenbar wurden sie wegen ihrer Rebellion gegen Heuchelei, Scheinfrömmigkeit und den toten Buchstaben in Raum und Zeit von den Zeremonialisten zu feindlichen Kräften oder Dämonen erniedrigt.
Was ist nun der wirkliche Charakter aller derer, die mit ihnen zusammen kämpften? Sie sind: (1) Usanas, oder die „Schar“ des Planeten Venus, der jetzt im römischen Katholizismus – zu Luzifer geworden ist, dem Genius des „Morgensterns“ (siehe Jesaja 14,12), der Tsaba oder der Heerschar „Satans“. (2) Die Daityas und Danavas sind die Titanen, die Dämonen und Riesen, die wir in der Bibel (Genesis 6) finden – die Nachfahren der „Söhne Gottes“ und der „Töchter der Menschen“. Ihr Gattungsname zeigt ihren angeblichen Charakter und enthüllt gleichzeitig den geheimen Animus der Brahmanen, denn sie sind die Kratidvishas – die „Feinde der Opfergaben“ oder exoterischen Täuschungen. Sie sind die „Scharen“, die gegen Brihaspati kämpften, den Repräsentanten der exoterischen volkstümlichen und nationalen Religionen, und gegen Indra – den Gott des sichtbaren Himmels, des Firmaments, der im frühen Veda der höchste Gott des kosmischen Himmels ist, der geeigneten Wohnung für einen außerkosmischen und persönlichen Gott, über den sich keine exoterische Anbetung jemals erheben kann.
(3) Dann kommen die Nagas,54 die Sarpas (Schlangen oder Seraphim). Diese wiederum zeigen ihren Charakter durch die verborgene Bedeutung ihrer Glyphe. In der Mythologie sind sie halbgöttliche Wesen mit einem menschlichen Antlitz und dem Schwanz eines Drachens. Sie sind daher unabstreitbar die jüdischen Seraphim (von Serapis und Sarpa, Schlange), der Plural des Wortes Seraph, „brennend, feurig“ (siehe Jesaia 6,2-3). Die christliche und die jüdische Engelslehre unterscheidet zwischen den Seraphim und den Cherubim oder Cherubs, die an zweiter Stelle stehen; esoterisch und kabbalistisch sind sie identisch; Cherubim bezeichnet einfach die Bilder oder Gleichnisse jeder beliebigen Abteilung der himmlischen Scharen. Nun waren, wie zuvor gesagt, die Drachen und Nagas Namen, die den initiierten Einsiedlern wegen ihrer großen Weisheit und Spiritualität gegeben wurden, und weil sie in Höhlen wohnten. Wenn also Hesekiel dem König von Tyros das Beiwort Cherub hinzufügt und ihm sagt, es gäbe wegen seiner Weisheit und seines Verstandes kein Geheimnis, das vor ihm verborgen werden könne (28,3-4), zeigt er dem Okkultisten, dass er ein „Prophet“ ist, vielleicht immer noch ein Anhänger des exoterischen Gottesdienstes, der gegen einen Initiierten einer anderen Schule wettert und nicht gegen einen eingebildeten Luzifer, einen Cherub, der von den Sternen und dann aus dem Garten Eden herabgestürzt ist. Somit ist der sogenannte „Krieg“ in einer seiner vielen Bedeutungen auch eine allegorische Aufzeichnung des Kampfes zwischen den beiden Klassen von Adepten – denen des rechten und denen des linken Pfades. In Indien existierten drei Klassen von Rishis, welche [SD # 502] die frühesten bekannten Adepten waren; die Königlichen oder Rajarishis, Könige und Prinzen, die das asketische Leben annahmen; die Devarishis, die Göttlichen, oder die Söhne von Dharma oder Yoga; und die Brahmarshis, die Abkömmlinge jener Rishis, die die Gründer der brahmanischen Gotras oder Kasten-Rassen waren. Wenn wir nun den mythischen und astronomischen Schlüssel für einen Augenblick beiseite lassen, dann zeigen die geheimen Lehren, dass viele Atlantier diesen Abteilungen angehörten; und es gab Streit und Kriege zwischen ihnen, de facto und de jure. Narada, einer der größten Rishis, war ein Devarishi, und er wird in beständiger und immer andauernder Fehde mit Brahmâ, Daksha und anderen Göttern und Weisen dargestellt. Daher können wir mit Sicherheit behaupten, dass, was immer die astronomische Bedeutung dieser allgemein akzeptierten Legende sein mag, ihre menschliche Phase auf wirklichen und historischen Ereignissen beruht, die nur deshalb in ein theologisches Dogma entstellt wurde, um kirchlichen Zwecken zu dienen. Wie oben, so unten. Siderische Erscheinungen und das Verhalten der Himmelskörper am Himmel dienten als Muster, und der Plan wurde unten auf der Erde ausgeführt. So wurde der Raum in seinem abstrakten Sinn als der „Bereich der göttlichen Erkenntnis“ bezeichnet und von Chaldäern oder Initiierten Ab Soo, die Wohnstatt (oder der Vater, d. h. die Quelle) der Erkenntnis, weil im Raum die intelligenten Mächte wohnen, die unsichtbar das Universum leiten.55
Auf dieselbe Art und nach dem Plan des Tierkreises im oberen Ozean oder im Himmel wurde ein gewisser Bereich auf der Erde geweiht, ein Inlandsmeer, „Abgrund des Wissens“ benannt; zwölf Zentren darauf in Gestalt von zwölf kleinen Inseln, die Tierkreiszeichen repräsentierend – von denen zwei viele Zeitalter lang die „Mysterienzeichen“ blieben56 – und die Wohnstatt von zwölf Hierophanten und Meistern der Weisheit waren. Dieses „Meer der Erkenntnis“ oder des Wissens57 verblieb viele Zeitalter lang dort, wo sich jetzt die Schamo oder die Wüste Gobi erstreckt. Es existierte bis zur letzten großen Eiszeit, als ein [SD # 503] örtlicher Kataklysmus die Wasser nach Süden und Westen schwemmte und so die heutige, verödete Wüste entstehen ließ, lediglich eine gewisse Oase zurücklassend, mit einem See und einer Insel in seiner Mitte, als Überrest des Zodiakalrings auf der Erde. Viele Zeitalter lang war der wässrige Abgrund – der bei den den späteren Babyloniern vorangegangenen Nationen die Wohnstatt der „Großen Mutter“ war (das irdische Muster des „Chaos der Großen Mutter“ im Himmel), dem Elter von Ea (Weisheit), welcher wiederum selbst der frühe Prototyp von Oannes war, dem Mann-Fisch der Babylonier – viele Zeitalter lang war also der „Abgrund“ oder das Chaos die Wohnstatt der Weisheit und nicht des Bösen. Der Kampf Bels und dann Merodachs, des Sonnengottes, mit Tiamat, der See und ihrem Drachen – ein „Krieg“, der mit der Niederlage des Letzteren endete – hat eine rein kosmische und geologische Bedeutung wie auch eine historische. Er ist ein aus der Geschichte der geheimen und heiligen Wissenschaften herausgerissenes Blatt über ihre Evolution, ihr Wachstums und ihren Tod – für die profanen Massen. Er bezieht sich (a) auf das systematische und allmähliche Austrocknen unermesslicher Gebiete durch die brennende Sonne in einer gewissen vorgeschichtlichen Periode; eine der schrecklichen Dürren, die mit einer allmählichen Verwandlung einstmals fruchtbarer, wasserreicher Länder in Sandwüsten, die sie heute sind, endete; und (b) auf die ebenso systematische Verfolgung der Propheten des rechten Pfades durch jene des linken. Die Letzteren, die den Anstoß zur Entstehung und Evolution der Priesterkasten gegeben hatten, führten schließlich die ganze Welt in all die exoterischen Religionen, die erfunden wurden, um den entarteten Geschmack der „Hoi polloi“ und der Ignoranten an ritualistischem Pomp und der Materialisierung des ewig immateriellen und unerkennbaren Prinzips zu befriedigen.
Dies war eine gewisse Verbesserung gegenüber der atlantischen Zauberei, deren Erinnerung vom gesamten literarischen und Sanskrit sprechenden Teil Indiens sowie in den volkstümlichen Legenden im Gedächtnis gehalten wird. Dennoch stellte es eine Parodie und die Entweihung der Heiligen Mysterien und ihrer Wissenschaft dar. Der rasche Fortschritt des Anthropomorphismus und Götzendienstes führte die frühe fünfte wie bereits auch die vierte Rasse zur Zauberei, obwohl in einem geringeren Maßstab. Schließlich wurden selbst die vier „Adame“ (welche die vier hervorgehenden Rassen unter anderen Namen symbolisierten) vergessen; und beim Übergang von einer auf die nächste Generation wurde jeder mit einigen zusätzlichen Mythen beladen, um schließlich in jenem Ozean populärer Symbolik ertränkt zu werden, welcher die Pantheons genannt wird. Sie existieren jedoch bis zum heutigen Tag in den ältesten jüdischen Überlieferungen als der Tzelem, der „Schatten-Adam“ (die Chhayas unserer Lehre), ferner der „Modell“-Adam, die Kopie des ersten, und das „Mann und Weib“ der exoterischen Genesis (Kap. 1), der dritte, der „irdische Adam“ vor dem Fall, ein Androgyner; und der vierte – der Adam nach seinem Fall, d. h. in Geschlechter getrennt oder der reine Atlantier. Der Adam des Gartens Eden, oder der Vorvater unserer Rasse – der fünften – ist eine geschickte Zusammensetzung der obigen vier. Wie im „Zohar“ (III, fol. 4a, col. 14, Cremona-Ausgabe) festgestellt, ist Adam, der erste Mensch, [SD # 504] heute nicht auf der Erde zu finden, er „findet sich nicht in allem, unten“. Denn „woher kommt die niedere Erde? Von der Erdkette, und vom Himmel darüber“, d. h. von den höheren Globen, von denen, die unserer Erde vorausgehen und sich über ihr befinden. „Und aus ihr (der Kette) kamen Geschöpfe von jeglicher Art hervor. Einige von ihnen in (festen) Häuten, einige in Schalen (Qliphoth), . . . einige in roten Schalen, einige in schwarzen, einige in weißen und einige in anderen Farben . . .“ (siehe „Qabbalah“).
Wie die chaldäische Kosmogonie von Berossos und die soeben gegebenen Stanzen berichten einige Abhandlungen über die Kabbala von Geschöpfen mit zwei Gesichtern, von solchen mit vier und solchen mit einem Gesicht: Denn „der höchste Adam kam nicht in alle Länder herab oder brachte Nachkommen hervor und hatte viele Frauen“, sondern er ist ein Mysterium.
Ebenso ist der Drache ein Mysterium. Rabbi Schimon ben Jochai sagt korrekt, das Verständnis der Bedeutung des Drachens sei den „Gesellen“ (Schülern oder Chelas) nicht gegeben, sondern lediglich den „Kleinen“, d. h. den vollkommenen Initiierten.58 „Das Werk des Anfangs verstehen die Gesellen; aber nur die Kleinen verstehen die Parabel von dem Werk im Prinzipium durch das Mysterium der Schlange der Großen See“.59 Und die Christen, die das zufällig lesen, werden auch im Licht des obigen Satzes verstehen, wer ihr „Christus“ war. Denn Jesus erklärt wiederholt, dass derjenige, der „das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein kleines Kind, in dasselbe nicht eingehen wird“; und wenn einige seiner Sprüche ohne jede Metapher direkt auf die Kinder bezogen werden sollten, bezog sich das meiste, was in den Evangelien mit den „Kleinen“ im Zusammenhang steht, auf die Eingeweihten, von denen Jesus einer war. Paulus (Saulus) wird im Talmud als der „Kleine“ bezeichnet.
Das „Mysterium der Schlange“ war wie folgt: Unsere Erde, oder vielmehr das irdische Leben, wird in den heiligen Schriften oft als die Große See bezeichnet, das „Meer des Lebens“ ist bis zum heutigen Tag eine beliebte Metapher geblieben. Die „Siphrah Dzeniouta“ spricht vom ursprünglichen Chaos und der Evolution des Universums nach einer Zerstörung (Pralaya) und vergleicht das mit einer sich entrollenden Schlange: „Sich hier- und dorthin streckend, ihren Schwanz in ihrem Mund, den Kopf auf ihrem Hals drehend, ist sie wütend und zornig. . . Sie wacht und versteckt sich. Alle tausend Tage wird sie offenbar.“ (I, § 16)
[SD # 505] Ein Kommentar zu den Puranas sagte: „Ananta Shesha ist eine Form Vishnus, des Heiligen Geistes der Erhaltung und ein Symbol des Universums, auf dem es während des Intervalls der Tage Brahmâs schlafen soll. Die sieben Häupter des Sheshas stützen das Universum. . . . “
So „schläft“ oder „atmet“ (me’racha’pheth) der Geist Gottes vor jeder neuen „Schöpfung“ über dem Chaos der undifferenzierten Materie („Siphrah Dzeniouta“). Nun umfasst ein „Tag“ Brahmâs, wie bereits erklärt, eintausend Maha-Yugas, und da jede „Nacht“ oder Ruheperiode gleich lang dauert wie dieser „Tag“, ist leicht einzusehen, auf was sich dieser Satz in der Siphrah Dzeniouta bezieht, nämlich darauf, dass sich die Schlange „alle tausend Tage einmal“ offenbart. Es ist auch nicht schwerer zu erkennen, wohin uns der initiierte Schreiber der Siphrah führt, wenn er sagt: „Ihr Haupt ist zerbrochen in den Wassern der Großen See, da geschrieben steht: ‘Du teilest das Meer mit deiner Stärke, du zerbrachst die Häupter der Drachen in den Wassern’ (LXXIV, 13). Das bezieht sich auf die Prüfungen der Initiierten in diesem physischen Leben, dem „Sorgenmeer“, wenn mit einem Schlüssel gelesen. Es deutet die aufeinanderfolgende Zerstörung der sieben Sphären einer Weltenkette in der Großen See des Raumes an, wenn mit einem anderen Schlüssel gelesen; denn jeder siderische Globus oder jede Sphäre, jede Welt, Stern oder Sternengruppe wird in der Symbolik ein „Drachenhaupt“ genannt. Aber wie auch immer es gelesen werden möge, der Drache wurde niemals als böse betrachtet, und ebenso nicht die Schlange – im Altertum. In den Metaphern, sowohl den astronomischen als auch den kosmischen, theogonischen oder lediglich physiologischen, d. h. phallischen – wurde die Schlange immer als ein göttliches Symbol angesehen. Wenn gesagt wird, „die (kosmische) Schlange macht 370 Sprünge“ („Siphrah Dzeniouta“, § 33), bedeutet das die zyklischen Perioden des großen Tropischen Jahres (25.868 Jahre), in der esoterischen Berechnung in 370 Perioden oder Zyklen eingeteilt, so wie ein Sonnenjahr in 365 Tage unterteilt ist. Und wenn Michael von den Christen als der Bezwinger Satans, des Drachens, betrachtet wurde, so geschah das, weil diese kämpfende Persönlichkeit im Talmud als der Fürst der Gewässer dargestellt wird, dem sieben Geister unterstellt waren – ein guter Grund, warum die lateinische Kirche ihn zum Schutzheiligen eines jeden Vorgebirges in Europa machte. In der Kabbala („Siphrah Dezniouta“) fertigt die schöpferische Kraft „Skizzen und Spirallinien ihrer Schöpfung in der Form einer Schlange“. Sie „hält ihren Schwanz in ihrem Mund“, weil das das Symbol der endlosen Ewigkeit und der zyklischen Perioden ist. Wie auch immer, ihre Bedeutungen würden jedoch einen ganzen Band füllen, und wir müssen enden.
So mag nun der Leser für sich selbst entscheiden, was die verschiedenen Bedeutungen des „Krieges im Himmel“ und des „Großen Drachen“ sind. So schrumpft in den vielen Allegorien dieser prähistorischen Kämpfe das feierlichste und gefürchtetste Kirchendogma, das Alpha und Omega des christlichen Glaubens, und die Säule seines Falles und seiner Sühne, zu einem heidnischen Symbol zusammen.
[SD # 506]
§ XIX
Ist das Pleroma Satans Versteck?
Das Thema ist noch nicht erschöpft, weitere Aspekte müssen betrachtet werden.
Ob Miltons großartige Beschreibung des drei Tage währenden Krieges der Engel des Lichts gegen die Engel der Finsternis den Verdacht rechtfertigt, dass er von der entsprechenden östlichen Überlieferung gehört haben muss – kann unmöglich gesagt werden. Nichtsdestoweniger, wenn er nicht selbst in Verbindung mit irgendeinem Mystiker gestanden hat, muss es durch irgendjemand geschehen sein, der Zugang zu den geheimen Werken des Vatikans erlangt hatte. Darunter befindet sich eine auf die östliche Allegorie beziehende Überlieferung in Bezug auf die „Beni Shamash“ – die „Kinder der Sonne“ – die in ihrer dreifachen Version viel genauere Einzelheiten enthält als man dem Buch Enoch oder der viel jüngeren Johannes-Offenbarung in Bezug auf den „alten Drachen“ und seine verschiedenen Bezwinger entnehmen kann, wie soeben gezeigt wurde.
Es scheint unerklärlich, warum bis heute Autoren zu finden sind, die mystischen Gesellschaften angehören und trotzdem an ihren vorgefassten Zweifeln an der „angeblichen“ Antike des „Buches Enoch“ festhalten. Während also der Verfasser der „Sacred Mysteries Among the Mayas and the Quiches“ geneigt ist, in Enoch einen zum Christentum (!!) bekehrten Initiierten zu sehen (vide S. 16), vertritt der englische Kompilator von Éliphas Lévis Werken – „The Mysteries of Magic“ – eine ähnliche Ansicht. Er bemerkt: „Mit Ausnahme der Lehrmeinung Dr. Kenealys schreibt kein anderer moderner Gelehrter dem letzteren Werk (dem ‘Buch Enoch’) ein höheres Alter zu als das vierte Jahrhundert v. Chr. („Biograph. and Critical Essay“, S. xxxviii). Die moderne Gelehrtheit hat sich üblerer Irrtümer schuldig gemacht als er. Es scheint erst gestern gewesen zu sein, dass die größten Literaturkritiker Europas sogar die Echtheit dieses Werkes leugneten, zusammen mit der der orphischen Hymnen, und selbst des Buches von Hermes oder Thoth, bis ganze Verse aus dem Letzteren auf ägyptischen Denkmälern und Gräbern der frühesten Dynastien entdeckt wurden. Die Ansicht des Erzbischofs Laurence ist an anderer Stelle zitiert.
Der „alte Drachen“ und Satan, die jetzt einzeln und zusammengefasst das Symbol von und die theologische Bezeichnung für die „Gefallenen Engel“ geworden sind, sind so weder in der ursprünglichen Kabbala (dem chaldäischen „Buch der Zahlen“) noch in der modernen beschrieben. Denn der gelehrteste, wenn nicht der größte der modernen Kabbalisten, nämlich Éliphas Lévi, beschreibt Satan mit folgenden glühenden Worten: „Er ist der Engel, der stolz genug war, sich selbst für Gott zu halten: tapfer genug, seine Unabhängigkeit um den Preis ewiger Leiden und Qualen zu erkaufen; schön genug, sich selbst [SD # 507] im vollen göttlichen Licht angebetet zu haben; stark genug, noch immer inmitten von Pein in der Finsternis zu herrschen und sich selbst einen Thron aus seinem unlöschbaren Scheiterhaufen geschaffen zu haben. Das ist der Satan des republikanischen und ketzerischen Miltons. . . . . der Fürst der Anarchie, von einer Hierarchie reiner Geister bedient (!!) . . . .“ („Histoire de la Magie“, S. 16-17). Diese Beschreibung – die so geschickt theologisches Dogma und kabbalistische Allegorie versöhnt und es sogar zustande bringt, ein politisches Kompliment in ihre Phraseologie aufzunehmen – ist, wenn im rechten Geist gelesen, völlig korrekt.
Ja, in der Tat; es ist dieses großartigste aller Ideale, dieses ewig lebende Symbol – nein, die Apotheose – der Selbstaufopferung für die geistige Unabhängigkeit der Menschheit; diese immer aktive Energie, die gegen die statische Trägheit protestiert – das Prinzip, für das Selbstbehauptung ein Verbrechen ist und das Denken und das Licht der Erkenntnis abscheulich. Es ist – wie Éliphas mit unvergleichlicher Gerechtigkeit und Ironie sagt – „dieser vermeintliche Held der finsteren Ewigkeit, der, verleumderisch der Hässlichkeit bezichtigt, mit Hörnern und Krallen geschmückt ist, die viel besser zu seinem unerbittlichen Peiniger passen würden – er ist es, der schließlich in eine Schlange verwandelt wurde – den roten Drachen.“ Éliphas Lévi war jedoch seinen römisch-katholischen Autoritäten gegenüber noch zu dienstbeflissen; man kann hinzufügen, zu jesuitisch, um zu gestehen, dass dieser Teufel die Menschheit war und außerhalb dieser Menschheit niemals irgendein Dasein auf der Erde gehabt hätte.60
Darin ist die christliche Theologie, obwohl sie sklavisch in die Fußstapfen des Heidentums tritt, lediglich ihrer eigenen altehrwürdigen Politik treu geblieben. Sie musste sich isolieren und ihre Autorität behaupten. Daher konnte sie nichts Besseres tun, als jede heidnische Gottheit in einen Teufel zu verwandeln. Allein auf die nicht unterstützte Autorität des despotischen menschlichen Dogmas hin wurde jeder helle Sonnengott des Altertums – tagsüber glorreiche Gottheiten und nachts ihr eigener Opponent und Widersacher, Drachen der Weisheit genannt, weil man annahm, sie enthielten die Keime von Nacht und Tag – heute in den gegensätzlichen Schatten Gottes verwandelt, Satan. Danach wurden alle Erzeuger von Licht und Schatten, alle Sonnen- und Mondgötter, verflucht, und sodann wurden der eine aus den vielen ausgewählte Gott und der Satan anthropomorphisiert. Die Theologie scheint jedoch die menschliche Fähigkeit, alles, was künstlich ihrer Verehrung aufgezwungen wurde, zu unterscheiden und schließlich zu analysieren, aus den Augen verloren zu haben. Die Geschichte zeigt bei allen Rassen und Stämmen, insbesondere bei den semitischen Völkern, den natürlichen Impuls, ihre eigene Stammesgottheit [SD # 508] bis zur Hegemonie über alle anderen Götter zu erheben; und das beweist, dass der Gott der Israeliten ein solcher Stammesgott war, und nicht mehr, wenn es auch der der Führung des „auserwählten“ Volkes folgenden christlichen Kirche beliebt, die Verehrung der einen besonderen Gottheit zu erzwingen und alle anderen zu anathematisieren. Ob das ursprünglich ein bewusster oder unbewusster Missgriff war, spielt keine Rolle, auf jeden Fall war es einer. Jehovah war im Altertum immer nur „ein Gott inmitten der Götter“ (Psalm 82). Der Herr erscheint Abraham, und er sagt: „Ich bin Gott, der Allmächtige“; und er fügt doch noch hinzu: „Und ich will meinen Bund setzen zwischen mir und dir“ (Abraham) und deinem Samen nach dir (Gen. 17,7) – aber nicht für die arischen Europäer.
Aber dann war da noch die grandiose und ideale Gestalt des Jesus von Nazareth, die sich vor einem dunklen Hintergrund abhebt und durch den Kontrast heller zu glänzen scheint; und einen dunkleren Hintergrund konnte die Kirche schwerlich finden. Ihr fehlte die Symbologie des Alten Testaments, sie wusste nichts über die wahre Bedeutung des Namens Jehovah – des geheimen Stellvertreters der Rabbiner für den unausgesprochenen und unaussprechlichen Namen –, und so verwechselte die Kirche den schlau ersonnenen Schatten fälschlicherweise mit der Wirklichkeit, das vermenschlichte Zeugungssymbol mit der einen, zweitlosen Realität, der immer unerkennbaren Ursache von allem. In der logischen Folge musste die Kirche, um der Dualität willen, einen vermenschlichten Teufel erfinden, der, wie sie lehrt, von Gott selbst erschaffen wurde. Satan hat sich nun als das vom „Jehovah-Frankenstein“ hervorgebrachte Ungetüm entpuppt – seines Vaters Fluch und ein Dorn in der göttlichen Seite – ein Monster, für das kein irdischer Frankenstein ein lächerlicheres Schreckgespenst hätte erfinden können.
Der Verfasser der „New Aspects of Life and Religion“ beschreibt den jüdischen Gott sehr richtig vom kabbalistischen Standpunkt aus als „den Gott der Erde, der sich den Juden als Jehovah offenbarte“ (S. 209). „Es war wiederum dieser Geist, der nach dem Tod Jesu seine Form annahm und ihn als den auferstandenen Christus darstellte“ – die Lehre Kerinths und verschiedener gnostischer Sekten mit kleinen Abweichungen, wie zu sehen ist. Die Erklärungen und Schlussfolgerungen des Verfassers sind jedoch bemerkenswert: „Niemand wusste . . . besser als Moses . . . und so gut wie er, wie groß die Macht jener (ägyptischen Götter) war, mit deren Priestern er gestritten hatte“, . . . jene Götter, für die Jehovah als Gott behauptet wird (lediglich von den Juden). Der Verfasser fragt: „Was waren diese Götter, diese Achar, von welchen Jehovah, der Achad, wie behauptet wird, der Gott sein soll . . . indem er sie überwand?“ Worauf unser Okkultismus antwortet: „Diejenigen, welche die Kirche jetzt die Gefallenen Engel und kollektiv Satan nennt, den Drachen, der, wenn wir ihr Diktum akzeptieren müssen, von Michael und seiner Schar überwunden wurde, wobei Michael lediglich Jehovah selbst war, im besten Fall einer der untergeordneten Geister.“ Daher hat der Verfasser Recht, wenn er sagt: „Die Griechen glaubten an die Existenz von . . . Daimonen. . . . Die Hebräer waren ihnen jedoch zuvorgekommen, sie glaubten, [SD # 509] es existiere eine Klasse von darstellenden Geistern, die sie als Dämonen bezeichneten, ‘Darsteller’. Gestehen wir mit Jehovah, der es ausdrücklich behauptet, die Existenz anderer Göttern zu, die Darsteller des Einen Gottes waren, waren dann diese anderen Götter lediglich eine höhere Klasse von darstellenden Geistern, die größere Kräfte erlangt hatten und ausübten? Und ist die Darstellung an sich nicht der Schlüssel zum Mysterium der Stellung des Geistes? Aber sobald man diesen Standpunkt gelten lässt, wie können wir dann wissen, ob nicht Jehovah ein darstellender Geist war, ein Geist, der sich anmaßte, der Darsteller des einen unbekannten und unerkennbaren Gottes zu sein, und es auf diese Weise wurde? Nein, wie können wir wissen, dass der Geist, der sich Jehovah nennt, indem er sich seine Attribute anmaßt, damit nicht verursachte, dass seine eigene Bezeichnung dem Einen zugeschrieben wurde, der in Wirklichkeit ebenso namenlos wie unerkennbar ist?“ (S. 144-145)
Dann zeigt der Verfasser, dass „der Geist Jehovahs ein Darsteller ist“, laut seinem eigenen Eingeständnis. Er bestätigte Moses, „dass er den Patriarchen als der Gott Shaddai erschienen war“ . . . . und als der „Gott Helion“. . . . Mit demselben Atem nahm er den Namen Jehovah an. Und auf die Annahme der Behauptung dieser Darstellung hin wurden die Namen El, Eloah, Elohim und Shaddai in Gegenüberstellung mit Jehovah als „Gott, der Allmächtige“ gelesen und ausgelegt. Als der Name Jehovah dann unaussprechlich wurde . . . . wurde die Bezeichnung Adonai, „Herr“, damit substituiert, und „. . . . infolge dieser Ersatzes ging der ‘Herr’ aus dem jüdischen in das christliche ‘Wort’ und die ‘Welt’ über als eine Bezeichnung für Gott“ (S. 146). Und wie können wir wissen, könnte der Verfasser hinzufügen, ob nicht Jehovah aus vielen Geistern bestand, die selbst das scheinbar Eine darstellen – Jod oder Jod-He?
Wenn jedoch die christliche Kirche als Erste die Existenz Satans zum Dogma machte, so geschah das, weil, wie in Isis gezeigt wird, der Teufel – der mächtige Feind Gottes (?!!) zum Eckstein und Pfeiler der Kirche werden sollte. Denn wie der Theosoph Jules Baissac richtig in seinem „Satan ou le Diable“ (S. 9) anmerkt: „Man musste vermeiden, das Dogma vom doppelten Prinzip scheinbar gut zu heißen, indem man aus diesem Satan-Schöpfer eine wirkliche Kraft machte, und um die Erbsünde zu erklären, bringt man im Gegensatz zu Manes die Hypothese einer Erlaubnis des einzigen Allmächtigen vor.“61 Diese Wahl und diese Politik waren jedenfalls nicht glücklich. Entweder hätte der Darsteller des niederen Gottes Abrahams und Jakobs vom mystischen „Vater“ Jesu vollständig unterschieden werden sollen, oder – mittels weiterer Erdichtungen hätte vermieden werden sollen, die „Gefallenen“ Engel zu verleumden.
Jeder Gott der Heiden steht in Zusammenhang mit und in enger Beziehung zu [SD # 510] Jehovah – den Elohim; denn sie sind alle eine Schar, deren Einzelne in den esoterischen Lehren nur dem Namen nach verschieden sind. Es gibt überhaupt keinen Unterschied zwischen den „Gehorsamen“ und den „Gefallenen“ Engeln, ausgenommen in ihren respektiven Funktionen oder vielmehr in der Trägheit der einen und der Aktivität der anderen unter jenen „Dhyan Chohans“ oder Elohim, denen „aufgetragen war, zu erschaffen“, d. h. die manifestierte Welt aus dem ewigen Baumaterial zu erbauen.
Die Kabbalisten behaupten, der wahre Name Satans sei der umgekehrte Name Jehovahs, denn „Satan ist nicht ein schwarzer Gott, sondern die Verneinung der weißen Gottheit“ oder des Lichts der Wahrheit. Gott ist Licht, und Satan ist die notwendige Dunkelheit oder der Schatten, um das hervorzuheben, ohne welchen reines Licht unsichtbar und unfassbar wäre.62 „Für die Initiierten“, sagt Éliphas Lévi, „ist der Teufel keine Person, sondern eine schöpferische Kraft, sowohl zum Guten als auch zum Bösen“. Sie (die Initiierten) stellten diese Kraft, welche der körperlichen Zeugung vorsteht, unter der mysteriösen Form des Gottes Pan – oder der Natur – dar: daher die Hörner und Hufe der mythischen und symbolischen Figur, sowie auch der christliche „Bock beim Hexensabbat“. Auch mit Bezug darauf haben die Christen unklugerweise vergessen, dass der Bock auch das zur Buße für alle Sünden von Israel gewählte Opfer wurde, dass der Sündenbock tatsächlich der geopferte Märtyrer war, das Symbol des größten Mysteriums auf der Erde – des Falles in die Zeugung. Nur haben die Juden die wirkliche Bedeutung ihres (für die nicht Initiierten) lächerlichen Helden vergessen, der aus dem Lebensdrama in den großen Mysterien ausgewählt war, welche von ihnen in der Wüste aufgeführt wurden; und die Christen kannten sie niemals.
Éliphas Lévi versucht, das Dogma seiner Kirche durch Paradoxa und Metaphern zu erklären, hat aber angesichts der vielen Bände, die von frommen römisch-katholischen Dämonologen in diesem unserem neunzehnten Jahrhundert unter der Approbation und den Auspizien Roms verfasst wurden, sehr wenig Erfolg. Für den wahren römischen Katholiken ist der Teufel oder Satan eine Wirklichkeit; das Schauspiel, das sich nach Angabe des Sehers von Patmos – der vielleicht die Erzählung im „Buch Enoch“ zu verbessern beabsichtigte – im Sternenlicht abspielte, ist ebenso wirklich und eine ebenso historische Tatsache wie jede beliebige andere Allegorie oder jedes derartige symbolische Ereignis in der Bibel. Doch die Initiierten geben eine Erklärung, [SD # 511] die anders lautet als die von Éliphas Lévi, dessen Genius und verschlagener Verstand sich einem gewissen Kompromiss unterwerfen musste, der ihm von Rom diktiert wurde.
So gestehen die wahren und kompromisslosen Kabbalisten ein, dass es für sämtliche Zwecke der Wissenschaft und Philosophie ausreichend ist, wenn die Profanen wissen, dass das große magische Agens, von den Nachfolgern des Marquis de Saint Martin – den Martinisten – das Astrallicht genannt, von den mittelalterlichen Kabbalisten und Alchemisten die siderische Jungfrau und das Mysterium Magnum und von den östlichen Okkultisten der Äther, die Reflexion von Akasha – das ist, was die Kirche Luzifer nennt. Dass die lateinischen Scholastiker die Universalseele und das Pleroma, das Vehikel des Lichts und den Behälter aller Formen, eine Kraft, die im gesamten Universum verbreitet ist, mit ihren unmittelbaren und mittelbaren Wirkungen, erfolgreich in Satan und seine Werke verwandelt haben, ist für niemanden etwas Neues. Doch jetzt sind sie dazu bereit, den oben erwähnten Profanen selbst die Geheimnisse mitzuteilen, die von Éliphas Lévi angedeutet werden, ohne entsprechende Erklärung, denn die Politik der verhüllten Offenbarung des Letzteren konnte nur zu weiterem Aberglauben und Missverständnissen führen. Was in der Tat kann ein beginnender Schüler des Okkultismus aus den folgenden hochpoetischen Sätzen Éliphas Lévis entnehmen, die ebenso apokalyptisch sind wie die Schriften jedes anderen Alchemisten?
„Luzifer, das Astrallicht . . . . ist eine Zwischenkraft, die in der gesamten Schöpfung existiert, sie dient zum Erschaffen und zum Zerstören, und der Fall Adams war eine erotische Trunkenheit, die seine Generation zum Sklaven dieses verhängnisvollen Lichts machte . . . jede geschlechtliche Leidenschaft, die unsere Sinne überwältigt, ist ein Wirbelwind dieses Lichts, der uns in den Abgrund des Todes, des Wahns, zu ziehen versucht. Halluzinationen, Visionen, Ekstasen sind alles Formen sehr gefährlicher Erregung, die diesem inneren Phosphor (?) zuzuschreiben sind. Somit hat das Licht schließlich die Natur des Feuers, dessen intelligente Verwendung erwärmt und belebt, und dessen Übermaß hingegen auflöst und vernichtet. Somit ist der Mensch aufgerufen, ein souveränes Reich über diesem (Astral-)Licht einzunehmen und damit seine Unsterblichkeit zu erobern, und gleichzeitig ist er davon bedroht, von ihm berauscht, verschlungen und für ewig vernichtet zu werden. Dieses Licht wäre also, insofern es verschlingend, rachsüchtig und verderbend ist, solchermaßen tatsächlich das Höllenfeuer, die Schlange der Legende. Die folgenschweren Fehler, von denen es voll ist, die Tränen und das Zähneknirschen der Missgeburten, die es verschlingt, das Phantom des Lebens, das jenen entschlüpft und ihren Todeskampf zu verspotten und zu verhöhnen scheint, all das wäre in der Tat der Teufel oder der Satan. („Histoire de la Magie“, S. 197).
Hierin findet sich keine falsche Aussage; nichts außer einem Übermaß übel angewendeter Metaphern, wie bei der Bezugnahme auf Adam – einem Mythos – zur Illustration der astralen Wirkungen. Akasha – das Astrallicht63 kann in wenigen Worten definiert werden; es ist die Universalseele, die Matrix des Universums, das „Mysterium Magnum“, aus dem alles, was existiert, durch Trennung oder Differenzierung geboren wird. Es ist die Ursache der Existenz; [SD # 512] es erfüllt den gesamten unermesslichen Raum, ist der Raum selbst, in einem Sinn, oder sowohl sein sechstes als auch sein siebtes Prinzip.64 Aber als das Endliche im Unendlichen muss dieses Licht in Bezug auf die Manifestation seine Schattenseite haben – wie bereits bemerkt. Und da das Unendliche niemals geoffenbart werden kann, muss die endliche Welt mit dem Schatten allein zufrieden sein, dessen Aktivitäten sich auf den Menschen auswirken und ihn anziehen und zur Aktivität zwingen. Während daher das Astrallicht die universale Ursache in ihrer ungeoffenbarten Einheit und Unendlichkeit ist, wird es in Bezug auf die Menschheit lediglich zu den Wirkungen der Ursachen, die von den Menschen in ihren sündhaften Leben hervorgebracht wurden. Nicht seine strahlenden Bewohner – einerlei ob sie Geister des Lichts oder der Finsternis genannt werden – sind es, die Gut oder Böse hervorbringen, vielmehr ist es die Menschheit selbst, welche die unvermeidliche Aktion und Reaktion in dem großen magischen Agens bestimmt. Es ist die Menschheit, die zur „Schlange der Genesis“ geworden ist, und so täglich und stündlich den Fall und die Sünde „der Himmlischen Jungfrau“ verursacht – die so zur Mutter der Götter und Teufel gleichzeitig wird; denn sie ist die immer liebende, wohltätige Gottheit für all diejenigen, die ihre Seele und ihr Herz berühren, anstatt ihre schattenhafte geoffenbarte Wesenheit an sich zu ziehen, die von Éliphas Lévi – das „verhängnisvolle Licht“ genannt wird, das tötet und zerstört. Die Menschheit kann, in ihren Einheiten, seine Wirkungen besiegen und meistern; jedoch nur durch die Heiligkeit ihrer Leben und durch das Hervorbringen guter Ursachen. Es hat lediglich über die geoffenbarten niederen Prinzipien Macht – die Schatten der unbekannten und unerkennbaren Gottheit im Raum. Aber im Altertum und in Wirklichkeit ist Luzifer oder Luciferus der Name der engelhaften Wesenheit, die dem Licht der Wahrheit sowie dem Tageslicht vorsteht. In dem großen valentinianischen Evangelium „Pistis Sophia“ (§ 361) wird gelehrt, dass von den drei Kräften, die aus den heiligen Namen der Drei Τριδυνάμεις emanieren, die der Sophia (der Heilige Geist bei den Gnostikern – den Gebildetsten von allen) im Planeten Venus oder Luzifer wohnt.
So mag für den Profanen das Astrallicht Gott und Teufel gleichzeitig sein – [SD # 513] Demon est Deus inversus: D. h. jeder Punkt des unendlichen Raums wird von den magnetischen und elektrischen Strömen der belebten Natur durchdrungen, die Leben und Tod spendenden Wellen, denn Tod auf der Erde wird auf einer anderen Ebene zu Leben. Luzifer ist göttliches und irdisches Licht, der „Heilige Geist“ und „Satan“ gleichzeitig, indem der sichtbare Raum tatsächlich unsichtbar vom differenzierten Atem erfüllt ist; und das Astrallicht, die manifestierten Wirkungen der zwei, die eins sind, von uns selbst geleitet und angezogen, ist das Karma der Menschheit, sowohl eine persönliche als auch eine unpersönliche Entität: persönlich, weil es der mystische Name ist, den St. Martin der Schar göttlicher Schöpfer, Führer und Herrscher dieses Planeten gab; unpersönlich als die Ursache und Wirkung des universalen Lebens und Todes.
Der Fall war das Ergebnis der Kenntnis des Menschen, denn seine „Augen wurden aufgetan“. In der Tat wurde ihm von dem „Gefallenen Engel“ Weisheit und das verborgene Wissen gelehrt, denn Letzterer war von diesem Tag an sein Manas, Denkvermögen und Selbstbewusstsein, geworden. Seit dem Anbeginn unseres Erscheinens auf dieser Erde existiert in jedem von uns der goldene Faden kontinuierlichen Lebens – periodisch unterteilt in aktive und passive Zyklen sinnlicher Existenz auf der Erde und übersinnlicher in Devachan. Er ist der Sutratman, der leuchtende Faden der unsterblichen unpersönlichen Monadenschaft, auf dem unsere irdischen Leben oder vergänglichen Egos wie ebenso viele Perlen aufgereiht sind – nach dem schönen Ausdruck der Vedanta-Philosophie.
Und so ist jetzt bewiesen, dass Satan, oder der rote feurige Drache, „der Herr des Phosphors“ (Schwefel war eine theologische Verbesserung) und Luzifer, oder der „Lichtträger“, in uns ist: Er ist unser Denkvermögen – unser Versucher und Erlöser, unser intelligenter Befreier und Retter aus dem puren Animalismus. Ohne dieses Prinzip – die Emanation aus der eigentlichen Essenz des rein göttlichen Prinzips Mahat (Intelligenz), die unmittelbar aus dem Göttlichen Gedanken ausstrahlt – würden wir sicherlich nicht besser sein als die Tiere. Der erste Mensch, Adam, wurde lediglich als eine lebendige Seele (Nephesch) gemacht, der letzte Adam zu einem belebenden Geist65 – sagt Paulus, dessen Worte sich auf die Schaffung oder Schöpfung des Menschen beziehen. Ohne diesen belebenden Geist, oder das menschliche Denkvermögen oder die Seele, gäbe es keinen Unterschied zwischen Mensch und Tier; so wie tatsächlich zwischen den Tieren im Hinblick auf ihre Handlungen kein Unterschied besteht, der Tiger und der Esel, der Habicht und die Taube, sind eines so rein und unschuldig wie das andere, weil unverantwortlich. Ein jedes folgt seinem Instinkt. Der Tiger und der Habicht töten mit derselben Gleichgültigkeit wie der Esel eine Distel frisst oder die Taube ein Getreidekorn aufpickt. Hätte der [SD # 514] Fall die ihm von der Theologie gegebene Bedeutung; wäre er das Resultat einer niemals von der Natur beabsichtigten Handlung gewesen – einer Sünde, was ist dann mit den Tieren? Wenn uns gesagt wird, sie hätten ihre Spezies als Folge derselben „Erbsünde“ gezeugt, für welche Gott die Erde verfluchte – und alles auf ihr Lebende mit eingeschlossen –, so wollen wir eine andere Frage stellen. Es wird uns von der Theologie und von der Wissenschaft gesagt, das Tier sei lange vor dem Menschen auf der Erde erschienen. Wir fragen Erstere: Wie pflanzte es seine Art fort, bevor die Frucht vom Baum der Erkenntnis vom Guten und Bösen gepflückt worden war? Wie gesagt: „Die Christen – viel weniger klar sehend als der große Mystiker und Befreier, dessen Namen sie annahmen, dessen Lehren sie missverstanden und entstellten und dessen Andenken sie durch ihre Taten besudelten – nahmen den jüdischen Jehovah wie er war und strebten natürlich vergeblich danach, das Evangelium des Lichts und der Freiheit mit der Gottheit der Finsternis und Unterwürfigkeit zu versöhnen“. („The War in Heaven“)66
Doch es ist jetzt zur Genüge bewiesen, dass alle sogenannten bösen Geister, die mit den Göttern im Krieg gestanden haben sollen, als Persönlichkeiten identisch sind; dass ferner alle alten Religionen denselben Satz lehrten, mit Ausnahme der letzten Schlussfolgerung, welche sich von der christlichen unterscheidet. Die sieben ursprünglichen Götter weisen alle einen dualen Charakter auf, einer wesentlich, der andere nebensächlich. In ihrem wesentlichen Charakter waren sie alle die „Erbauer“ oder Gestalter, die Erhalter und die Herrscher dieser Welt, und in ihrem nebensächlichen Charakter stiegen sie, sich in sichtbare Körperlichkeit kleidend, auf die Erde herab und herrschten auf ihr als Könige und Unterweiser der niederen Scharen, die sich erneut als Menschen auf ihr inkarniert hatten.
[SD # 515] So zeigt die Esoterische Philosophie, dass der Mensch in Wahrheit die manifestierte Gottheit in ihren beiden Aspekten ist – dem Guten und dem Bösen, doch die Theologie kann diese philosophische Wahrheit nicht einräumen. Das zu tun – nachdem sie tatsächlich das Dogma von den gefallenen Engeln in seiner buchstäblichen Bedeutung lehrt, und aus Satan den Eckstein und Pfeiler des Dogmas von der Erlösung gemacht hat – wäre selbstmörderisch. Nachdem nun gezeigt wurde, dass sich die rebellischen Engel von Gott und dem Logos in ihren Persönlichkeiten unterscheiden, wäre das Eingeständnis, der Untergang der ungehorsamen Geister bedeute einfach ihren Sturz in die Zeugung und in die Materie, gleichbedeutend mit der Aussage, Gott und Satan seien identisch. Denn nachdem der Logos (oder Gott) das Aggregat der einstmals göttlichen Schar ist, die angeklagt ist, gefallen zu sein, würde natürlich folgen, dass der Logos und Satan eins sind.
Doch im Altertum war das tatsächlich die philosophische Anschauung des jetzt entstellten Lehrsatzes. Das Verbum, oder der „Sohn“, wurde von den heidnischen Gnostikern in einem dualen Charakter dargestellt – tatsächlich war er eine Dualität in vollkommener Einheit. Daher die endlosen und unterschiedlichen nationalen Versionen. Die Griechen hatten Jupiter, den Sohn von Kronos, dem Vater, der ihn in die Tiefen des Kosmos hinabstürzt. Die Arier hatten Brahmâ (in der späteren Theologie) von Shiva in den Abgrund der Finsternis gestürzt etc. etc. Doch der Fall all dieser Logoi und Demiurgen von ihrer ursprünglichen erhabenen Position enthielt in allen Fällen ein und dieselbe esoterische Bedeutung; den Fluch – in seinem philosophischen Sinn – auf dieser Erde inkarniert zu sein; eine unvermeidliche Sprosse auf der Leiter der kosmischen Evolution, ein hoch philosophisches und zutreffendes karmisches Gesetz, ohne welches die Existenz des Bösen auf der Erde für immer für das Verständnis wahrer Philosophie ein verschlossenes Mysterium bleiben müsste. Mit dem Verfasser der „Esprits Tombes, des Païens“ zu behaupten (S. 347), „das Christentum ist auf zwei Pfeiler gebaut, auf dem des Bösen (πονηρο͂υ) und auf dem des Guten (ἀγαθοῦ); kurz gesagt, auf zwei Kräften, ἀγαθαὶ καὶ κακαὶ δυναμεῖς: Wenn wir folglich die Bestrafung der bösen Kräfte unterdrücken, wird die schützende Bestimmung der guten Kräfte weder Wert noch Sinn haben“ – heißt die unphilosophischste Absurdität auszusprechen. Wenn das zum christlichen Dogma passt und es erklärt, verdunkelt es die Tatsachen und Wahrheiten der ursprünglichen Weisheit der Zeitalter. Paulus’ vorsichtige Andeutungen enthalten die gesamte wahre esoterische Bedeutung, und es bedurfte Jahrhunderte scholastischer Kasuistik, um ihnen in ihrer Auslegung die gegenwärtige falsche Färbung zu geben. Das Verbum und Luzifer sind in ihrem dualen Aspekt eins; und der „Fürst der Lüfte“ (princeps aeris hujus) ist nicht der „Gott dieser Periode“, sondern ein immerwährendes Prinzip. Wenn vom Letzteren behauptet wurde, dass es die Welt immer umkreise – qui circumambulat terram – bezog sich der große Apostel lediglich auf die unaufhörlichen Zyklen menschlicher Inkarnationen, in welchen das Böse immer vorherrschen wird, bis zu dem Tag, an dem die Menschheit durch die wahre göttliche Erleuchtung erlöst werden wird, welche die korrekte Auffassung der Dinge liefert.
Es ist leicht, in toten und lange vergessenen Sprachen [SD # 516] verfasste vage Formulierungen zu entstellen und sie den unwissenden Massen betrügerisch als Wahrheiten und geoffenbarte Tatsachen vorzusetzen. Die Übereinstimmung des Gedankens und der Bedeutung bei allen die Überlieferung von den gefallenen Geistern erwähnenden Religionen ist der eine Umstand, der dem Schüler auffällt, und unter den großen Religionen findet sich nicht eine, die darauf verzichten würde, sie in der einen oder anderen Form zu beschreiben. So sieht Hoang-Ty, der Große Geist, seine Söhne, welche aktive Weisheit erlangt hatten, in das Tal der Schmerzen fallen. Ihr Führer, der Fliegende Drache, der von der verbotenen Ambrosia getrunken hatte, stürzte auf die Erde mit seiner Schar (seinen Königen). Im Zend Avesta sucht Angra Mainyu (Ahriman), sich selbst in Feuer (die „Flammen“ – vide supra) hüllend, die Himmel zu erobern,67 während Ahura-Mazda, der vom festen Himmel, seiner Wohnstatt, herabsteigt, um die rotierenden Himmel (in Zeit und Raum, den manifestierten Welten der Zyklen, einschließlich jener der Inkarnation) zu unterstützen, und die Amschaspands, „die sieben hellen Sravah“, von ihren Sternen begleitet, bekämpfen Ahriman, und die besiegten Devas stürzen zusammen mit ihm auf die Erde („Acad. des Inscrip.“, Bd. xxxix, S. 690, siehe „Vendidad“, Farg. xix, iii). Im Vendidad werden die Daêvas „Übeltäter“ genannt, und dargestellt, wie sie „in die Tiefen der Höllenwelt“ oder Materie stürzen (47). Dies ist eine Allegorie, die zeigt, dass die Devas gezwungen sind, sich zu inkarnieren, sobald sie sich von ihrer Elternessenz getrennt haben, oder mit anderen Worten, nachdem die Einheit zur Vielheit geworden war, nach der Differenzierung und der Manifestation.
Typhon, der Ägypter, Python, die Titanen, die Suras und die Asuras gehören alle zur selben Legende von die Erde bevölkernden Geistern. Sie sind nicht „Dämonen, die beauftragt sind, dieses sichtbare Universum zu erschaffen und zu verwalten“, sondern die Gestalter (die „Baumeister“) der Welten und die Vorfahren des Menschen. Sie sind die Gefallenen Engel, metaphorisch – „die wahren Spiegel der ewigen Weisheit“.
Was ist die absolute und vollkommene Wahrheit sowie die esoterische Bedeutung in Bezug auf diesen universalen Mythos? Es ist nicht möglich, das ganze Wesen der Wahrheit von Mund zu Mund zu überliefern. Auch kann keine Feder es beschreiben, nicht einmal die des aufzeichnenden Engels, wenn der Mensch die Antwort nicht im Heiligtum seines eigenen Herzens findet, in den innersten Tiefen seiner göttlichen Intuition. Es ist das große SIEBTE MYSTERIUM der Schöpfung, das erste und das letzte; und diejenigen, die die Offenbarung des Johannes lesen, können seinen Schatten unter dem siebten Siegel schlummernd finden. . . . Es kann lediglich in seiner augenscheinlichen, gegenständlichen Form dargestellt werden, dem ewigen Rätsel der Sphinx gleich. Wenn Letztere sich selbst ins Meer warf und zugrunde ging, so geschah das nicht, weil Ödipus das Mysterium der Zeitalter enträtselt hatte, sondern weil er das immer Spirituelle und das Subjektive anthropomorphisiert und damit die große Wahrheit [SD # 517] für immer entehrt hatte. Daher können wir lediglich seine philosophischen und intellektuellen Ebenen geben, die jeweils mit drei Schlüsseln aufgeschlossen wird – denn die letzten vier der sieben Schlüssel, welche die Tore zu den Mysterien der Natur weit öffnen, sind in den Händen der höchsten Initiierten und können den großen Massen nicht bekannt gemacht werden – zumindest nicht in diesem Jahrhundert.
Der tote Buchstabe ist überall gleich. In der altpersischen Religion ging der Dualismus aus der exoterischen Auslegung hervor. Der heilige „Airyaman“, der in dem Gebet namens Airyama Ischyô angerufene „Wohltäter“, ist der göttliche Aspekt Ahrimans, „des tödlichen, des Daê der Daêvas“ (Farg. xx, 43), und Angra Mainyu ist der dunkle, materielle Aspekt des Ersteren. Die Anrufung und das Gebet „Bewahre uns vor unserem Hasser, oh Mazda und Armaita Spenta“ („Vendidad Sadah“) hat eine übereinstimmende Bedeutung mit „Führe uns nicht in Versuchung“ und wird vom Menschen an den schrecklichen Geist der Dualität im Menschen selbst gerichtet. Denn (Ahura) Mazda ist der spirituelle, göttliche und gereinigte Mensch, und Armaita Spenta, der Geist der Erde oder Materialität, entspricht in einem gewissen Sinn Ahriman oder Angra Mainyu.
Die Gesamtheit der magischen oder altpersischen Literatur – oder was jetzt davon übrig ist – ist magisch, okkult, daher allegorisch und symbolisch – selbst sein „Mysterium des Gesetzes“ (siehe den Gatha in „Yasna“ XLIV). Nun halten die Mobed und die Parseni während des Opfers ihren Blick auf Baresma gerichtet, – der göttliche Zweig vom „Baum“ des Ormazd war in ein Bündel metallener Stäbe verwandelt worden –, und wundern sich, warum weder die Amschaspands noch „die hohen und schönen goldenen Haomas, noch selbst ihre Vohu-Mano (guten Gedanken), noch ihre Rata (Opfergabe)“ ihnen viel helfen. Sie mögen über den „Baum der Weisheit“ meditieren und sich dessen Früchte eine nach der anderen durch Studium zu eigen machen. Der Weg zum Baum des ewigen Lebens, zum weißen Haoma, zum Gaokerena, führt von einem Ende der Erde zum anderen; und Haoma ist im Himmel sowie auf Erden. Um wiederum zum Priester desselben zu werden und zum Heiler, muss der Mensch sich selbst heilen, bevor er andere heilen kann.
Das beweist einmal mehr, dass die sogenannten „Mythen“, sollen sie zumindest mit annähernder Gerechtigkeit behandelt werden, in all ihren Aspekten genau untersucht werden müssen. Jeder der sieben Schlüssel muss wahrhaftig an der richtigen Stelle verwendet und darf niemals mit den anderen vermischt werden, wenn wir den gesamten Zyklus der Mysterien entschleiern wollen. In unserer Zeit des trostlosen, seelentötenden Materialismus wurden die alten Priester-Initiierten in den Augen unserer gelehrten Generationen gleichsam zu geschickten Betrügern, welche das Feuer des Aberglaubens anfachen, um leichter Herrschaft über das Denken der Menschen zu erlangen. Das ist eine unbegründete Verleumdung, von Skeptizismus und lieblosen Gedanken erschaffen. Niemand glaubte stärker als sie an Götter – oder, wie wir sie nennen könnten, die spirituellen und jetzt unsichtbaren Mächte oder Geister, [SD # 518] die Noumena der Phänomene, und sie glaubten einfach, weil sie wussten. Wenn sie in die Mysterien der Natur initiiert waren, zwang sie das dazu, den Profanen ihr Wissen vorzuenthalten, welche es sicherlich missbraucht hätten, eine solche Geheimhaltung war unbestreitbar ungefährlicher als die Politik ihrer Usurpatoren und Nachfolger. Erstere lehrten nur das, was sie gut wussten. Letztere, die lehrten, was sie nicht wussten, erfanden als sicheren Hafen für ihre Unwissenheit eine eifersüchtige und grausame Gottheit, die dem Menschen unter der Strafe der Verdammnis verbietet, in seine Mysterien zu spähen. Das ist auch gut so, denn seine Geheimnisse lassen sich bestenfalls vorbereiteten Ohren andeuten, können jedoch niemals beschrieben werden. Schlagt Kings „Gnostics“ auf, „Beschreibung der Tafeln“ (Tafel H), und seht selbst, was die Bundeslade ursprünglich laut dem Verfasser war, der behauptet: „Es existiert eine rabbinische Überlieferung, dass die über derselben angebrachten Cherubim männlich und weiblich dargestellt waren, miteinander kopulierend, um die große Lehre der Essenz von Form und Materie zum Ausdruck zu bringen, den beiden Prinzipien aller Dinge. Als die Chaldäer in das Heiligtum einbrachen und dieses höchst erstaunliche Emblem erblickten, riefen sie natürlich aus: ‘Ist das euer Gott, von dem ihr prahlt, dass Er die Reinheit so sehr liebt?’“ (S. 441).
King meint, diese Überlieferung schmecke „allzu sehr nach alexandrinischer Philosophie, als dass sie irgendeine Glaubwürdigkeit beanspruchen könnte“, was wir bezweifeln. Die Gestalt und die Form der Schwingen der beiden zur rechten und zur linken Seiten stehenden Cherubim berühren sich über dem „Allerheiligsten“ und sind schon für sich selbst ein sehr beredtes Emblem, nicht zu sprechen von dem „heiligen“ Jod in der Lade! Das Mysterium des Agathodaimons, dessen Legende sagt: „Ich bin Chnum, Sonne des Universums, 700“, „kann allein das Mysterium Jesu lösen, dessen Namenszahl 888 ist“. Es ist nicht der Schlüssel des heiligen Petrus oder das Kirchendogma, sondern der Narthex – der Stab des Initiations-Kandidaten – der dem Griff der lange schweigenden Sphinx der Zeitalter entwunden werden muss. Unterdessen:
Die Auguren, die sich die Zunge in die Wange stecken müssen, wenn sie einander begegnen, um einen Lachanfall zu unterdrücken, sind in unserer Zeit vielleicht zahlreicher als sie es in den Tagen von Sylla jemals waren.
[SD # 519]
§ XX
Prometheus, der Titan
Sein Ursprung im Alten Indien
In unserer modernen Zeit besteht in den Augen der besten europäischen Symbologen nicht der geringste Zweifel daran, dass der Name Prometheus im Altertum die größte und mysteriöseste Bedeutung besaß. Bei der Erzählung der Geschichte von Deukalion, den die Böotier als den Vorfahren der Menschengeschlechter betrachteten und der nach der bedeutsamen Legende Prometheus Sohn war, bemerkt der Verfasser der „Mythologie de la Grèce Antique“: „Somit ist Prometheus etwas mehr als das Urbild der Menschheit; er ist ihr Erzeuger. Auf dieselbe Art, wie wir Hephaistos die erste Frau (Pandora) formen und sie mit Leben ausstatten sahen, knetet Prometheus den feuchten Lehm, aus dem er den Körper des ersten Menschen bildet, welchen er mit dem Seelenfunken begaben will.“ („Apollodor“, I, 7, 1). Nach der deukalionischen Flut hatte Zeus, so wird erzählt, Prometheus und Athene aufgetragen, ein neues Menschengeschlecht aus dem von den Wassern der Sintflut zurückgelassenen Schlamm hervorzurufen (Ovid, „Metam.“, I, 81, „Etym. M.“, v. Προμηθεύς); und in den Tagen von Pausanias wurde der vom Heros zu diesem Zweck verwendete Schlamm noch immer in Phokaia gezeigt („Paus.“, x, 4, 4). „Auf verschiedenen archaischen Bildsäulen sehen wir den Prometheus noch einen menschlichen Körper formen, entweder allein oder mit Athenens Unterstützung.“ („Myth. Grèce Ant.“, 264)
Dieselben Autoren erinnern die Welt an eine weitere, gleichermaßen mysteriöse Person, wenn sie auch weniger bekannt ist als Prometheus, deren Legende bemerkenswerte Analogien mit der des Titanen aufweist. Der Name dieses zweiten Ahnen und Erzeugers ist Phoroneus, der Held eines alten Gedichts, das unglücklicherweise nicht mehr erhalten ist – der Phoroneiden. Seine Sage spielte in Argolis, wo auf seinem Altar ein ewiges Feuer unterhalten wurde zur Erinnerung daran, dass er der Überbringer des Feuers auf die Erde gewesen war („Pausanias“, II, 19, 5; vgl. 20, 3). Ein Wohltäter der Menschen, Prometheus gleich, hatte er sie zu Teilhabern einer jeden Glückseligkeit auf der Erde gemacht. Platon („Timaios“, S. 22) und Klemens von Alexandrien („Strom.“, 1, S. 380) sagen, Phoroneus sei der erste Mensch gewesen oder der „Vater der Sterblichen“. Seine Genealogie, die ihm den Fluss Inachos als seinen Vater zuteilt, erinnert uns an die von Prometheus, welche den Titanen zum Sohn der Okeanide Klymene machte. Die Mutter von Phoroneus war aber die Nymphe Melia, eine bedeutungsvolle Herkunft, die ihn von Prometheus unterscheidet.
Nach Decharme ist Melia die Personifizierung des Eschenbaums, aus welchem [SD # 520] laut Hesiod das Geschlecht des Bronzenen68 Zeitalters hervorging („Opera et Dies“, 142-145); und der bei den Griechen der Himmlische Baum ist, der in jeder arischen Mythologie vorkommt. Diese Esche ist die Yggdrasil des nordischen Altertums, welche die Nornen jeden Tag mit den Wassern der Quelle der Urd beregnen, damit sie nicht verwelke. Sie bleibt bis in die letzten Tage des Goldenen Zeitalters fruchtbar. Dann geben die Nornen – die drei Schwestern, die jeweils in die Vergangenheit, die Gegenwart und in die Zukunft blicken – den Beschluss des Schicksals (Karma, Orlog) bekannt, die Menschen jedoch sind sich lediglich der Gegenwart bewusst. Doch wenn Gullveig (das Golderz) kommt, „die betörende Zauberin, die, dreimal ins Feuer geworfen, jedes Mal schöner daraus hervor kommt als zuvor und die Seelen der Götter und Menschen mit unvergleichlichem Verlangen erfüllt, treten die Nornen . . . ins Dasein und der selige Friede des Kindheitstraums entschwindet, und die Sünde kommt ins Dasein mit allen ihren bösen Folgen . . .“ und Karma (siehe „Asgard and the Gods“, S. 10-12). Das dreimal geläuterte Gold ist – Manas, die bewusste Seele.
Bei den Griechen versinnbildlichte der „Eschenbaum“ dieselbe Idee. Seine üppigen Zweige sind der Sternenhimmel, golden bei Tag und bei Nacht mit Sternen übersät – die Früchte von Melia und Yggdrasil, unter deren schützendem Schatten die Menschheit während des Goldenen Zeitalters frei von Begierde und Furcht lebte. . . . „Dieser Baum hatte eine Frucht oder einen brennenden Zweig, welcher der Blitz war“, vermutet Decharme.
Und hier kommt der tödliche Materialismus des Zeitalters ins Spiel; jene sonderbare Verdrehung des modernen Denkens, die wie ein Nordsturm alles sich ihr in den Weg Stellende knickt und jede Intuition einfriert, indem sie ihr keinerlei Zugriff auf die physischen Erwartungen für den Tag erlaubt. Nachdem der gelehrte Verfasser der „Mythologie de la Grèce Antique“ in Prometheus nichts besseres erkennen konnte als durch Reibung erzeugtes Feuer, sieht er in dieser „Frucht“ eine Kleinigkeit mehr als nur eine Anspielung auf irdisches Feuer und seine Entdeckung. Es ist nicht länger das Feuer, vom einschlagenden Blitz entzündet, der etwas trockenes Brennmaterial in Brand setzt und damit den paläolithischen Menschen all seine unschätzbaren Wohltaten offenbart; dieses Mal handelt es sich um etwas Geheimnisvolleres, gleichwohl ebenso Irdisches. . . . „Ein göttlicher Vogel, der in den Ästen des himmlischen Eschenbaums nistete, stahl jenen Zweig (oder die Frucht) und trug ihn in seinem Schnabel auf die Erde hinab. Nun ist das griechische Wort Φ ορώνευς das genaue Äquivalent des Sanskritwortes Bhuranyu (‘der Eilige’, ein Beiname Agnis, als der Träger des göttlichen Funkens betrachtet. Phoroneus, Sohn der Melia oder der himmlischen Esche, entspricht somit wahrscheinlich einer viel älteren Vorstellung als jener, welche den Pramantha (der alten arischen Hindus) in den griechischen Prometheus verwandelte. Phoroneus ist der [SD # 521] (personifizierte) Vogel, der den himmlischen Blitz zur Erde bringt. Überlieferungen, die sich auf die Geburt und den Ursprung der Bronze-Rasse beziehen, und jene, die aus Phoroneus den Vater der Argier machten, stellen für uns einen Beweis dar, dass dieser Donnerschlag (oder Blitz), wie in den Legenden von Hephaistos oder Prometheus, der Ursprung des Menschengeschlechts war.“ (266).
Das bietet uns noch nicht mehr als die äußere Bedeutung der Symbole und der Allegorie. Es wird nun vermutet, der Name Prometheus sei enträtselt worden, und die modernen Mythologen und Orientalisten sehen ihn anders als ihre Väter ihn auf der Grundlage des gesamten klassischen Altertums einschätzten. Sie finden darin lediglich etwas, was dem Geist des Zeitalters viel angemessener ist, nämlich ein phallisches Element. Doch die Namen Phoroneus und Prometheus vereinen nicht nur eine, auch nicht nur zwei, sondern eine ganze Reihe esoterischer Bedeutungen. Beide beziehen sich auf die sieben himmlischen Feuer; auf Agni Abhimanin, seine drei Söhne und deren fünfundvierzig Söhne, die die neunundvierzig Feuer konstituieren. Beziehen sich all diese Zahlen nur auf die irdischen Arten des Feuers und auf die Flamme der sexuellen Leidenschaften? Erhob sich das indische arische Denken niemals über solche rein sinnlichen Vorstellungen? Jenes Denken, das von Prof. Max Müller zum spirituellsten und mystischsten auf dem ganzen Globus bezeichnet wird? Schon die Anzahl der Feuer allein sollte eine Spur der Wahrheit andeuten.
Es wird uns gesagt, es sei in diesem Zeitalter des rationalen Denkens nicht länger erlaubt, den Namen Prometheus im Sinne der alten Griechen zu erklären. Die Letzteren, wie es scheint, „sahen in ihm, sich dabei auf die irreführende Analogie von προμηθεύς mit dem Zeitwort προμανθάνειν berufend, den Typus des ‘voraussehenden’ Menschen, dem der Symmetrie halber ein Bruder beigegeben wurde – Epimetheus, oder ‘der, der nach dem Ereignis Rat annimmt’“. Die Orientalisten haben jetzt jedoch anders entschieden. Sie kennen die wirkliche Bedeutung der beiden Namen besser als deren Schöpfer.
Die Legende beruht auf einem Ereignis von universaler Bedeutung. Sie wurde erschaffen, „um an ein großes Ereignis zu erinnern, das die Vorstellungskraft der ersten Zeugen tief geprägt haben muss, und die Erinnerung daran ist seither niemals aus der Erinnerung des Volkes verschwunden“. Was war das? Legen wir jede poetische Erdichtung beiseite, all die Träume vom Goldenen Zeitalter, und stellen uns – so argumentieren die modernen Gelehrten – den anfänglichen, elenden Zustand der Menschheit in seiner ganzen rohen Wirklichkeit vor, dessen markantes Bild uns nach Aischylos von Lukrez gezeichnet wurde, und dessen exakte Wahrheit jetzt durch die Wissenschaft bestätigt wird; dann können wir besser verstehen, dass in Wirklichkeit ein neues Leben für den Menschen begann an dem Tag, an dem er den ersten Funken sah, durch die Reibung zweier Holzstücke oder aus den Adern eines Feuersteins hervorgebracht. Was konnten die Menschen anderes empfinden als Dankbarkeit für dieses mysteriöse und wunderbare Wesen, das sie von nun an nach Gutdünken erschaffen konnten, und das, kaum geboren, wuchs und sich ausbreitete und sich mit einzigartiger Kraft entwickelte? „Entsprach diese irdische Flamme [SD # 522] nicht ihrer Natur nach dem, was sie von oben herab empfingen oder dem anderen, welches sie im Blitzschlag erschreckte?“
„Stammt sie nicht aus derselben Quelle? Und wenn ihr Ursprung im Himmel war, muss sie eines Tages auf die Erde heruntergebracht worden sein. Wenn das so ist, wer war das mächtige Wesen, das wohltätige Wesen, Gott oder Mensch, der es erobert hatte? Fragen solcher Art warf die Wissbegierde der Arier in den frühen Tagen ihres Daseins auf, und sie fand ihre Antwort in dem Mythos von Prometheus.“ („Mythologie de la Grèce Antique“, S. 258).
Die Philosophie der okkulten Wissenschaft findet zwei Schwachpunkte in den obigen Überlegungen und hebt sie hervor. Der elende Zustand der Menschheit, wie ihn Aischylos und Prometheus beschreiben, war damals in den frühen Tagen der Arier nicht jämmerlicher als er jetzt ist. Dieser „Zustand“ war auf die Eingeborenenstämme beschränkt; und die jetzt existierenden Eingeborenen sind nicht eine Spur glücklicher oder unglücklicher als es ihre Vorväter vor einer Million Jahren waren.
Es ist in der Wissenschaft eine akzeptierte Tatsache, dass sich im Flusssand und in Höhlen, die geologisch „ein ungeheures Alter aufweisen“, „grobe Werkzeuge finden, die genau jenen gleichen, die bei den heutigen Eingeborenen in Gebrauch sind“. Das Ausmaß dieser Ähnlichkeit sei derartig groß, wie der Verfasser von „A Modern Zoroastrian“ uns sagt, „dass mit Ausnahme eines Sachverständigen niemand zwischen den Gegenständen unterscheiden könnte, würde man die in der Kolonialausstellung befindliche Sammlung sowie die von den Buschleuten in Südafrika benutzten steinernen Faustkeile und Pfeilspitzen neben ähnliche, im Britischen Museum gelagerte Gegenstände aus den Höhlen von Kent oder aus Höhlen der Dordogne legen.“ (S. 145) Und wenn es heute, in unserem Zeitalter der höchsten Zivilisation, Buschleute gibt, die intellektuell nicht höher stehen als die im Paläolithikum in Devonshire und Südfrankreich lebende Menschenrasse, warum könnte Letztere dann nicht gleichzeitig gelebt haben und Zeitgenossen gewesen sein von anderen Rassen, die ebenso hochzivilisiert für ihre Zeit waren, wie wir es für unsere sind? Es zeigt sich, dass sich die Summe des Wissens der Menschheit täglich vermehrt, „die intellektuelle Fähigkeit jedoch nicht mit ihm zunimmt“, wenn der Intellekt, wenn nicht gar das physische Wissen, der Euklide, Pythagorasse, Paninis, Kapilas, Platons und Sokratesse mit dem Intellekt der Newtons, Kants und der modernen Huxleys und Haeckels verglichen wird. Beim Vergleich der von dem Kraniologen Dr. J. Barnard Davis 1868 anlässlich der Vermessung des inneren Schädelvolumens erzielten Ergebnisse – seine Größe wird als das Maß und Kriterium zur Beurteilung der Verstandesfähigkeiten vermutet – („Trans. of the Royal Society“, London) findet Dr. Pfaff, dass das Fassungsvermögen bei den Franzosen (sicherlich im höchsten Rang der Menschheit) 88,4 Kubikzoll beträgt, und somit „merklich kleiner ist als bei den Polynesiern im Allgemeinen, wo es sich bei vielen Papuas und Alfuras der niedersten Stufe auf 89 und 89,7 Kubikzoll beläuft“; woraus hervorgeht, dass die Qualität und nicht die Quantität des Gehirns für die intellektuelle Fähigkeit verantwortlich ist. [SD # 523] Nachdem der mittlere Index der Schädel bei den verschiedenen Rassen jetzt als „eines der charakteristischsten Merkmale des Unterschieds zwischen unterschiedlichen Rassen“ anerkannt ist, ist der folgende Vergleich bedeutsam: „Der Breitenindex bei den Skandinaviern (liegt) bei 75; bei den Engländern bei 76; bei den Holsteinern bei 77, im Breisgau bei 80, Schillers Schädel zeigt sogar einen Breitenindex von 82 . . . bei den Maduresen auch 82!“ Schließlich bringt derselbe Vergleich zwischen den ältesten bekannten und den europäischen Schädeln die überraschende Tatsache ans Licht, „dass die meisten dieser alten Schädel aus der Steinzeit dem Volumen nach eher über als unter dem Durchschnitt des Gehirns des heute lebenden Menschen stehen“. Die Messungen der Höhe, Breite und Länge in Zoll ergeben für die verschiedenen Schädel in ihren Summen folgende Durchschnittswerte:
1. | Altnordische Schädel der Steinzeit | 18,877 Zoll |
2. | Durchschnitt von 48 Schädeln derselben Periode aus England | 18,858 Zoll |
3. | Durchschnitt von 7 Schädeln derselben Periode aus Wales | 18,649 Zoll |
4. | Durchschnitt von 36 Schädeln der Steinzeit aus Frankreich | 18,220 Zoll |
Der Durchschnitt beträgt bei den heute lebenden Europäern 18,579 Zoll; bei den Hottentotten 17,795 Zoll!
Diese Zahlen zeigen klar, „dass die Größe des Gehirns der ältesten uns bekannten Völker nichts ist, was sie auf eine niedere Stufe stellen würde als die heute lebenden Bewohner der Erde“. („The Age and Origin of Man“). Außerdem zeigen sie, dass sich das „fehlende Glied“ in Luft auflöst. Davon jedoch ein andermal mehr: Wir müssen zu unserem unmittelbaren Gegenstand zurückkehren.
Die Rasse, die Jupiter so eifrig „ausrotten und eine neue an ihrer Stelle erschaffen wollte“ („Aischylos“,69 241), erlitt mentales Elend, nicht körperliches. Der erste von Prometheus den Sterblichen überbrachte Segen war, wie er dem „Chor“ sagt, sie daran zu hindern, „den Tod vorauszusehen“. (256) Er wurde zum Retter der Menschheit, „dass nicht zerschmettert sie des Hades Nacht verschlang“. (244) Und dann erst, „außerdem“, gab er ihnen das Feuer (260). Das zeigt klar den in jedem Fall dualen Charakter des promethischen Mythos, wenn die Orientalisten auch nicht die im Okkultismus gelehrte Existenz von sieben Schlüsseln anerkennen wollen. Das bezieht sich auf das erste Öffnen der spirituellen Wahrnehmungen des Menschen, nicht auf seine erste Sichtung oder Entdeckung des Feuers. Denn das Feuer wurde niemals „entdeckt“, sondern existierte auf der Erde seit ihrem Anbeginn. Es existierte während der seismischen Aktivität der frühen Zeitalter, da vulkanische Ausbrüche in diesen Perioden ebenso häufig und beständig waren wie heute der Nebel in England. Und wenn uns gesagt wird, dass die Menschen so spät auf der Erde erschienen, dass mit Ausnahme einiger weniger bereits fast alle Vulkane erloschen waren, und dass geologische Störungen einem stabileren Zustand der Dinge gewichen waren, antworten wir: Lasst eine neue Menschenrasse – einerlei ob aus einem Engel oder einem Gorilla entwickelt – auf irgendeinem unbewohnten [SD # 524] Fleck der Erde auftreten, mit Ausnahme vielleicht der Sahara, und tausend zu eins wäre sie keine zwei Jahre alt bis zur Entdeckung des Feuers, indem ein Blitz das Gras oder irgend etwas anderes in Flammen setzte. Diese Vorstellung, dass der ursprüngliche Mensch Zeitalter lang auf Erde lebte, bevor er mit dem Feuer vertraut wurde, ist eine der peinlichst unlogischen von allen. Der alte Aischylos war jedoch ein Initiierter und wusste wohl, was er verkündete.70
Kein Okkultist, der mit der Symbologie und der Tatsache vertraut ist, dass die Weisheit aus dem Osten zu uns kam, wird auch nur einen Augenblick abstreiten, dass der Prometheus-Mythos Europa von Aryavarta aus erreichte. Auch wird er kaum leugnen, dass Prometheus in einem Sinn das mittels Reibung entstandene Feuer darstellt. Daher bewundert er den Scharfsinn F. Baudrys, der in „Les mythes du feu et du breuvage céleste chez les nations indo-européennes“ („Revue Germanique“, 1861, S. 358)71 einen der Aspekte von Prometheus und seinen indischen Ursprung darstellt. Er zeigt dem Leser das angeblich ursprüngliche Verfahren, Feuer zu entzünden, das in Indien noch heute für die Entzündung der Opferflamme verwendet wird. Er sagt Folgendes:
„Dieses Verfahren, wie es ausführlich in den vedischen Sutras beschrieben wird, besteht darin, einen Stab in einer in der Mitte eines Holzstücks gefertigten Höhlung rasch zu drehen. Die Reibung entwickelt intensive Hitze und setzt schließlich die in Berührung stehenden Holzteilchen in Flamme. Die Bewegung des Stabes ist keine beständige Drehung, sondern die mit Hilfe einer an der Mitte des Stabes angebrachten Schnur erzeugte Folge von Bewegungen in gegensätzlicher Richtung: Der Ausführende hält je eines der Schnurenden in den Händen und zieht abwechselnd daran. . . . Der gesamte Vorgang wird im Sanskrit mit dem Zeitwort manthami, mathnami bezeichnet; das bedeutet ‘reiben, hin- und herbewegen, schütteln und durch Reiben erhalten’, und wird insbesondere auf Rotationsreibung angewendet, wie durch das daraus abgeleitete Wort Mandala bewiesen ist, das einen Kreis bedeutet. . . . Jedes der Holzstücke, die zur Erzeugung des Feuers dienen, hat im Sanskrit einen eigenen Namen. Der Drehstab heißt Pramantha; die Scheibe, die ihn aufnimmt, wird Arani und Aranî genannt; „die beiden Aranîs bezeichnen die Gesamtheit des Instruments.“ (S. 358 et seq.)72
Es wird sich zeigen, was die Brahmanen dazu sagen werden. Aber selbst angenommen, Prometheus würde in einem der Aspekte seines [SD # 525] Mythos als der Hervorbringer des Feuers mittels des Pramantha oder als beseelter und göttlicher Pramantha angesehen, würde das dann heißen, dass die Symbolik außer der phallischen Bedeutung, welche ihr von den modernen Symbologen auferlegt wird, keine andere hatte? Decharme scheint auf jeden Fall einen echten Wahrheitsschimmer erhascht zu haben, denn unbewussterweise bestätigt er durch seine Bemerkungen alles, was die okkulten Wissenschaften in Bezug auf die Manasa-Devas lehren, die den Menschen mit dem Bewusstsein seiner unsterblichen Seele begabten: mit jenem Bewusstsein, das den Menschen daran hindert, „den Tod vorherzusehen“, und ihn wissen lässt, dass er unsterblich ist.73 „Wie kam Prometheus in den Besitz des (göttlichen) Funkens?“, fragt er. „Da das Feuer seine Wohnstatt im Himmel hatte, muss er dorthin gegangen sein, um es zu finden, bevor er es zu den Menschen hinab bringen konnte, und, um sich den Göttern nähern zu können, muss er selbst ein Gott gewesen sein.“ Die Griechen glaubten, er sei göttlichen Geschlechts gewesen; die Hindus, er sei ein Deva gewesen. Daher war er „bei den Griechen der Sohn des Titanen Iapetos“, ᾽ Iαπετονίδης („Theog.“, S. 528) . . . „Das himmlische Feuer aber gehörte im Anbeginn den Göttern allein; es war ein Schatz, den sie sich selbst vorbehielten . . . über den sie eifersüchtig wachten . . . ‘Der kluge Sohn von Iapetos’, sagt Hesiod, ‘täuschte Jupiter, indem er das unversiegbare Feuer der strahlenden Glut stahl und in der Höhlung eines Narthex verbarg’ („Theog.“, S. 565). . . So war Prometheus’ Geschenk an den Menschen eine im Himmel gemachte Eroberung. . .“ „Nun musste nach griechischen Vorstellungen“ (die hierin mit denen der Okkultisten übereinstimmen), „dieser dem Jupiter entrissene Besitz, dieser menschliche Übergriff in das Reich der Götter, von einer Sühne gefolgt werden. . . . Prometheus gehört außerdem jenem Geschlecht der Titanen an, das sich gegen die Götter erhoben hatte,74 und welches der Herr des Olymps in den Tartarus hinab gestürzt hatte; gleich ihnen ist er ein Genius des Bösen, zu grausamen Leiden verdammt etc. etc.“
Das Empörende in den darauffolgenden Erörterungen ist die einseitige Sichtweise dieses großartigsten aller Mythen. Die intuitivsten der modernen Schriftsteller können oder wollen sich in ihren Vorstellungen nicht über die Ebene der Erde und der kosmischen Phänomene erheben. Es wird nicht geleugnet, dass die moralische Idee der Mythe, wie sie in der hesiodschen Theogonie dargestellt ist, in der ursprünglichen griechischen Vorstellung eine gewisse Rolle spielt. Der Titan ist mehr als ein Dieb des himmlischen Feuers. Er ist die Verkörperung der Menschheit – aktiv, fleißig, verständig, aber gleichzeitig ehrgeizig, bestrebt, den göttlichen Mächten gleichzukommen. Daher wird die Menschheit in der Person des Prometheus bestraft, aber nur bei den Griechen. Bei ihnen ist Prometheus kein [SD # 526] Verbrecher, ausgenommen in den Augen der Götter. In seiner Beziehung zur Erde ist er im Gegenteil selbst ein Gott, ein Freund der Menschheit (φιλάνθρωπος), die er zur Zivilisation erhoben und in die Kenntnis aller Künste eingeführt hat; eine Vorstellung, die ihren poetischsten Vertreter in Aischylos gefunden hat. Doch was ist Prometheus bei allen anderen Nationen? Der gefallene Engel, der Satan, wie die Kirche es haben möchte? Überhaupt nicht. Er ist lediglich ein Bild der gefährlichen und gefürchteten Wirkungen des Blitzes. Er ist das „böse Feuer“ (mal feu) und das Symbol des göttlichen männlichen Fortpflanzungsorgans. „Auf einen einfachen Begriff zurückgeführt ist der Mythos, den wir zu erklären suchen, dann lediglich ein (kosmischer) Genius des Feuers.“ (S. 261) Die erste Vorstellung (die phallische) war vor allem arisch, wenn wir Adalbert Kuhn (in „Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks“) und Baudry glauben. Denn:
„Da das vom Menschen benutzte Feuer das Ergebnis der Wirkung des Pramanthas in der Aranî war, müssen die Arier dem himmlischen Feuer denselben Ursprung zugeschrieben haben (?), und sie müssen75 die Vorstellung gehegt haben (?), dass ein mit dem Pramantha bewaffneter Gott oder ein göttlicher Pramantha im Schoß der Wolken eine gewaltige Reibung verursachte, die Blitz und Donnerkeile hervorbrachte. . . . . Diese Idee wird durch die Tatsache unterstützt, dass die Stoiker nach Plutarchs Zeugnis („De Placit. Phil.“, III. 3) davon ausgingen, der Donner sei das Ergebnis des Kampfes der Gewitterwolken und der Blitz eine Zündung infolge der Reibung; während Aristoteles in dem Donnerschlag lediglich die Wirkung von aufeinander prallenden Wolken sah. Was war diese Theorie anderes als die wissenschaftliche Übersetzung der Hervorbringung des Feuers durch Reibung? . . . . . . Alles führt uns zu dem Gedanken, dass seit dem frühesten Altertum und vor der Verbreitung der Arier der Glaube vorherrschte, dass der Pramantha das Feuer ebenso in der Gewitterwolke zündete wie in den Aranîs.“ („Revue Germanique“, S. 368)
So lässt man Vermutungen und leere Hypothesen als entdeckte Wahrheiten dastehen. Die Verteidiger des toten Buchstabens der Bibel konnten die Verfasser von Missionstraktaten nicht wirksamer unterstützen als die materialistischen Symbologen, die es auf diese Weise für ausgemacht halten, dass die alten Arier ihre religiösen Vorstellungen auf keinem höheren Denken aufbauten als dem physiologischen.
Aber so stimmt es nicht, und der wahre Geist der vedischen Philosophie steht einer solchen Auslegung entgegen. Und wenn, wie Decharme selbst eingesteht, sich „diese Vorstellung von der schöpferischen Kraft des Feuers sowohl aus der antiken Gleichsetzung der menschlichen Seele mit einem himmlischen Funken als auch aus einem in den Veden häufig genutzten Vergleich erklärt“, bei welchem von Aranî die Rede ist, ginge es um etwas Höheres als lediglich eine rohe, geschlechtliche Vorstellung. Eine Hymne an Agni im Veda wird als Beispiel angeführt: „Hier ist der Pramantha, der Erzeuger ist bereit. Bringe die Herrin der Rasse (die weibliche Aranî). Lasset uns Agni hervorbringen durch Reibung, [SD # 527] nach altem Brauch.“ Das bedeutet nichts Schlechteres als eine abstrakte Idee, in der Sprache der Sterblichen zum Ausdruck gebracht. Die „weibliche Aranî“, die Herrin der Rasse, ist Aditi, die Mutter der Götter, oder Shekinah, das ewige Licht – in der Welt des Geistes, die „Große Tiefe“ und das Chaos; oder ursprüngliche Substanz auf ihrer dem Unbekannten nächsten Stufe, dem geoffenbarten Kosmos. Wenn Zeitalter später dasselbe Beiwort auf Devaki angewendet wird, Krishnas Mutter oder den inkarnierten Logos; und wenn auch dem Symbol infolge der allmählichen und unaufhaltsamen Ausbreitung der exoterischen Religionen jetzt eine geschlechtliche Bedeutung beigemessen werden mag, so beeinträchtigt das in keiner Weise die ursprüngliche Reinheit des Bildes. Das Subjektive war in das Objektive verwandelt worden; der Geist war in den Stoff gefallen. Die universale kosmische Polarität der Geist-Substanz war im menschlichen Gedanken zur mystischen, aber doch geschlechtlichen Vereinigung von Geist und Stoff geworden und hatte so eine anthropomorphische Färbung bekommen, die sie im Anfang niemals gehabt hatte. Zwischen den Veden und den Puranas liegt ein Abgrund, dessen Pole sie sind, genauso wie in der siebenfältigen menschlichen Konstitution das siebte Prinzip (atmanische) und das erste oder niederste Prinzip (der physische Körper). Die ursprüngliche und rein spirituelle Sprache der Veden, die viele Jahrtausende vor den puranischen Berichten verfasst wurden, fand seinen rein menschlichen Ausdruck, um damit Ereignisse zu beschreiben, die 5.000 Jahre früher stattgefunden hatten, dem Zeitpunkt von Krishnas Tod (der Tag, mit dem für die Menschheit das Kali-Yuga oder das Schwarze Zeitalter begann).
Wie Aditi Surarani (die Matrix oder „Mutter“ der Sura-Götter) genannt wird, wird Kunti, die Mutter der Pandavas im Mahabharata Pandavarani genannt – und der Ausdruck wird jetzt schon physiologisiert. Devaki aber, der Prototyp der römisch-katholischen Madonna, ist eine spätere, anthropomorphisierte Form Aditis. Letztere ist die Göttin-Mutter oder „Devamatri“ von sieben Söhnen (den sechs und den sieben Adityas der frühen vedischen Zeiten); Jagaddhatri (die „Amme der Welt“) legte sechs Embryos in Devakis Schoß, der Mutter Krishnas, während der siebte (Krishna, der Logos) in Rohinis Schoß übertragen wurde. Im Matthäus-Evangelium (Mt 13,55-56) hat Maria, die Mutter Jesu, sieben Kinder, fünf Söhne und zwei Töchter (eine spätere Umwandlung des Geschlechts). Keiner der Verehrer der römisch-katholischen Jungfrau würde sich weigern, ihr zu Ehren das Gebet zu sprechen, das die Götter an Devaki richteten. Der Leser möge selbst urteilen.
„Du bist jene Prakriti (Essenz), unendlich und zart, die Brahmâ in seinem Schoß trug. Du ewiges Wesen, das in deiner Substanz die Wesenheit aller erschaffenen Dinge umfasst, warst identisch mit der Schöpfung; du warst das Elter des dreiförmigen Opfers, das zum Keim aller Dinge wurde. . . . Du bist das Opfer, aus dem alle Frucht hervorgeht; du bist die Aranî, deren Reibung Feuer erzeugt“ . . . . („Schoß des Lichts“ und „Heiliges Gefäß“ sind Beinamen der Jungfrau). „Als Aditi bist du die Mutter der Götter. . . . Du bist Jyotsna (das Mondlicht).“ Die Jungfrau [SD # 528] wird oft als der „Morgenstern“ und als „Stern der Erlösung“ angerufen, aus welchem der Tag gezeugt wird. Du wirst Samnati (die Demut, eine Tochter Dakshas), die Mutter der Weisheit; du bist Niti, die Mutter der Harmonie (Naya); du bist die Bescheidenheit, die Stammmutter der Zuneigung (Prasraya oder Vinaya); du bist das Verlangen, aus dem die Liebe geboren wird. . . . Du bist die Mutter der Erkenntnis (Avabodha); du bist Stärke (Dhriti), die Mutter des Mutes (Dhairya) . . . . etc. etc.“
Somit wird Aranî hier als das römisch-katholische „auserwählte Gefäß“ gezeigt und nichts Geringeres. Was ihre ursprüngliche Bedeutung anbelangt, war sie rein metaphysisch. Kein unreiner Gedanke durchquerte diese Vorstellungen in dem alten Denken. Selbst im Zohar – der viel weniger metaphysisch ist als jede andere Symbolik – ist die Idee eine Abstraktion und nichts weiter. Somit sagt der „Zohar“ (III, 290a): „Alles, was existiert, alles, was von dem Alten geformt wurde, dessen Name heilig ist, kann nur durch ein männliches und weibliches Prinzip bestehen.“ Das bedeutet nicht mehr als dass „sich der göttliche Geist des Lebens immer mit der Materie vereinigt“. Es ist der Wille der Gottheit, der handelt, und die Idee geht ausschließlich auf Schopenhauer zurück. „Als Attikah Kadosha, das Alte und das Verborgene des Verborgenen alle Dinge zu formen wünschte, formte es alle Dinge männlich und weiblich. Diese Weisheit umfasst Alles, wenn es voranschreitet.“ Daher heißt es, dass Chokmah (männliche Weisheit) und Binah (weibliches Bewusstsein oder Intellekt) alles zwischen den beiden – dem aktiven und dem passiven Prinzip – erschaffen. Wie das Auge des erfahrenen Juweliers unter den rauen und groben Muschelschalen die in ihrem Innern eingeschlossene reine, unbefleckte Perle wahrnimmt und seine Hand die Schale nur berührt, um an ihren Inhalt zu gelangen, liest das Auge des wahren Philosophen zwischen den Zeilen der Puranas die erhabenen vedischen Wahrheiten und bereinigt die Form mit Hilfe der Vedanta-Weisheit. Unsere Orientalisten jedoch nehmen die Perle unter dem dicken Mantel der Schale niemals wahr und – handeln dementsprechend.
Aus allem, was in diesem Abschnitt gesagt worden ist, sieht man sehr deutlich, dass zwischen der Schlange von Eden und dem Teufel des Christentums ein Abgrund liegt. Nur der Vorschlaghammer der alten Philosophie kann dieses Dogma ertöten.
[SD # 529]
§ XXI
ENOÏCHION – ENOCH
Die Evolutionsgeschichte des Mythos von Satan wäre nicht vollständig, wenn wir es unterließen, den Charakter des mysteriösen und kosmopolitischen Enoch zu erwähnen, der verschiedentlich Enos, Hanokh und schließlich von den Griechen Enoïchion genannt wurde. Seinem Buch wurden die ersten Vorstellungen über die Gefallenen Engel von den frühen christlichen Schriftstellern entnommen.
Das „Buch Enoch“ wird zur Apokryphe erklärt. Aber was ist eine Apokryphe? Die bloße Etymologie des Begriffes zeigt, dass es sich lediglich um ein geheimes Buch handelt, d. h. das dem Bestand der unter der Obhut der Hierophanten und initiierten Priester stehenden Tempelbüchereien angehörte und niemals für die Profanen bestimmt war. Apokryphe stammt von dem Verb crypto, κρύπτω, „verbergen“. Durch Zeitalter hindurch wurde das Enoïchion (das Buch des Sehers) in der „Stadt der Buchstaben“ und geheimen Werken bewahrt – im alten Kirjat-Sepher, dem späteren Debir (siehe Josua 15,15).
Einige der Schriftsteller, die sich für den Gegenstand interessierten – insbesondere Freimaurer – versuchten, Enoch mit Thoth von Memphis zu identifizieren, dem griechischen Hermes, und selbst mit dem lateinischen Merkur. Als Individuen unterscheiden sich all diese voneinander; ihrer Profession nach – wenn man dieses Wort, das in seiner Bedeutung jetzt so beschränkt ist, gebrauchen darf – gehörten jedoch einer und alle zur selben Kategorie heiliger Schriftsteller, Initiatoren und Aufzeichner okkulter und alter Weisheit. Jene, die im Koran (siehe Sure XIX) allgemein Idris, oder der „Gelehrte“ (der Initiierte) genannt werden, trugen in Ägypten den Namen „Thoth“, des Erfinders der Künste, der Wissenschaften, des Schreibens oder der Buchstaben, der Musik und der Astronomie. Unter den Juden wurde Idris zu „Enoch“, der nach Bar-Hebraeus „der erste Erfinder des Schreibens war“, der Bücher, Künste und Wissenschaften, der Erste, der den Lauf der Planeten auf ein System reduzierte. In Griechenland wurde er Orpheus genannt, und so variierte sein Name in allen Nationen. Dass die Zahl sieben jedem dieser ursprünglichen Initiatoren76 beigegeben wurde und mit ihnen verbunden ist, sowie auch die 365, die Anzahl der Tage im Jahr, astronomisch, kennzeichnet die Sendung, den Charakter und das heilige Amt all dieser Männer, aber sicherlich nicht ihre Persönlichkeiten. Enoch ist der siebte Patriarch; Orpheus ist der Besitzer der Phorminx, der siebensaitigen Leier, die das siebenfältige Mysterium der Initiation ist. Thoth, mit der siebenstrahligen Sonnenscheibe auf seinem Haupt, reist die 365 Grad im Sonnenboot und steigt jedes vierte (Schalt-) Jahr für einen Tag aus. Schließlich ist Thoth-Lunus der siebenfältige [SD # 530] Gott der sieben Tage oder der Woche. Esoterisch und spirituell bedeutet Enoïchion den „Seher mit dem geöffneten Auge“.
Die von Josephus über Enoch erzählte Geschichte, dass er seine wertvollen Rollen oder Bücher unter den Säulen des Merkurs oder Seths verborgen habe, ist dieselbe wie die über Hermes erzählte, den „Vater der Weisheit“, der seine Bücher der Weisheit unter einer Säule verbarg, und dann, als er die beiden Steinsäulen entdeckte, darauf die Wissenschaft geschrieben fand. Josephus aber, trotz seiner beständigen Bemühungen in Richtung einer unverdienten Verherrlichung Israels und obwohl er jene Wissenschaft (der Weisheit) dem jüdischen Enoch beimisst – schreibt Geschichte. Er erzählt, dass diese Säulen noch zu seiner eigenen Zeit standen. Er sagt uns, dass sie von Seth erbaut worden waren; und das mag so gewesen sein, aber nicht von dem Patriarchen jenes Namens, dem fabelhaften Sohn Adams, noch von dem ägyptischen Gott der Weisheit – Teth, Set, Thoth, Tat, Sat, (der später Sat-an wurde) oder Hermes, die allesamt eins sind –, sondern von den „Söhnen des Schlangengottes“ oder den „Söhnen des Drachens“, unter welcher Bezeichnung die Hierophanten von Ägypten und Babylon vor der Flut bekannt waren, wie auch ihre Vorväter, die Atlantier.
Was Josephus uns sagt, muss daher allegorisch wahr sein, mit Ausnahme der Anwendung, die daraus gemacht wird. Nach seiner Version waren die beiden berühmten Säulen vollständig mit Hieroglyphen bedeckt, die nach ihrer Entdeckung abgeschrieben und in den heiligsten Winkeln der inneren Tempel von Ägypten nachgebildet und so zur Quelle der Weisheit und außergewöhnlichen Gelehrsamkeit Ägyptens wurden. Diese beiden „Säulen“ sind jedoch das Vorbild der zwei „Steintafeln“, die von Moses auf Anordnung des „Herrn“ ausgehauen wurden. Wenn er daher behauptet, alle großen Adepten und Mystiker des Altertums – wie Orpheus, Hesiod, Pythagoras und Platon – hätten die Grundbestandteile ihrer Theologie aus diesen Hieroglyphen entnommen, so hat er in einem Sinn Recht, und in einem anderen nicht; denn er verfehlt das Ziel. Die Geheimlehre lehrt uns, dass die Künste, Wissenschaften, Theologie und insbesondere die Philosophie aller Nationen, die der letzten universell bekannten, jedoch nicht universalen Flut vorangingen, nach den ursprünglichen, mündlichen Berichten der vierten Rasse ideografisch aufgezeichnet worden waren, und dass die Letzteren wiederum dieses Erbe vor dem allegorischen Fall von der frühen dritten Wurzelrasse erhalten hatten. Somit waren auch die ägyptischen Säulen, die Tafeln und selbst der „weiße orientalische Porphyrstein“ der freimaurerischen Legende – den Enoch aus Furcht, dass die wirklichen und kostbaren Geheimnisse verloren gehen würden, vor der Sintflut in den Eingeweiden der Erde verbarg – lediglich die mehr oder weniger symbolischen oder allegorischen Kopien der ursprünglichen Berichte. Das „Buch Enoch“ stellt eine dieser Kopien dar, und es ist außerdem ein chaldäisches und heute sehr unvollständiges Kompendium. Wie bereits gesagt, bedeutet Enoïchion im Griechischen das „innere Auge“ oder den Seher; im Hebräischen bedeutet es, mit Hilfe der masoretischen Punktierung, den Initiator und Unterweiser, וֹנֲה. Es ist eine Gattungsbezeichnung; und außerdem ist seine Legende auch die [SD # 531] verschiedener anderer jüdischer und heidnischer Propheten, mit Variationen der dazu gedichteten Einzelheiten, wobei die Wurzelform übereinstimmt. Elias wird ebenfalls lebendig in den Himmel aufgenommen. Und der Astrologe am Hof Isdubars, der Chaldäer Heabani, wird gleicherweise vom Gott Hea in den Himmel erhoben, der sein Patron war, so wie Jehovah der von Elias war (dessen Name im Hebräischen „Gott Jah“ bedeutet, Jehovah, ׇהְלֶא), und ebenso Elihu, welcher dieselbe Bedeutung hat. Diese Art des sanften Todes, oder der Euthanasia, hat eine esoterische Bedeutung. Er symbolisiert den Tod eines Adepten, der die Kraft und den Grad erreicht hat und auch die Reinheit, die ihm gestatten, lediglich in seinem physischen Körper zu sterben, und doch in seinem Astralkörper weiterzuleben und ein bewusstes Leben zu führen. Es gibt endlos viele Variationen zu diesem Thema, die geheime Bedeutung bleibt jedoch immer dieselbe. Der paulinische Ausdruck (Hebräer 11,5), „damit er den Tod nicht sehen solle“ – ut non videret mortem – hat somit eine esoterische Bedeutung, aber nichts Übernatürliches an sich. Die verstümmelte Erklärung, die aufgrund einiger biblischer Andeutungen in dem Sinne gegeben wird, dass Enoch, „dessen Jahre jenen der Welt gleichkommen werden“ (dem Sonnenjahr mit 365 Tagen), mit Christus und dem Propheten Elias die Ehre und die Seligkeit der letzten Ankunft und der Vernichtung des Antichristen teilen wird – bedeutet esoterisch, dass einige der großen Adepten in der siebten Rasse wiederkehren werden, wenn jeglicher Irrtum beseitigt und die Ankunft der Wahrheit durch jene Sishtas, die heiligen „Söhne des Lichts“, verkündet sein wird.
Die römische Kirche ist nicht immer logisch, noch ist sie klug. Sie erklärt das „Buch Enoch“ zur Apokryphe und ist sogar so weit gegangen, durch Kardinal Cajetan und andere Leuchten der Kirche zu verlangen, dass sogar das Buch Judas aus dem Kanon entfernt wird, der, obwohl ein inspirierter Apostel, daraus zitiert und das Buch Enoch, das angeblich ein apokryphes Werk ist, somit heiligt. Glücklicherweise bemerkten einige der Dogmatiker die Gefahr rechtzeitig. Hätten sie den Antrag Cajetas akzeptiert, wären sie gezwungen gewesen, gleichermaßen das vierte Evangelium zu verwerfen; denn der Hl. Johannes zitiert Enoch wörtlich und legt Jesu einen ganzen Satz von ihm in den Mund! (Vide supra, § XVIII, Unterabschnitt A, über das Schaf und die Räuber.)
Ludolph, der „Vater der äthiopischen Literatur“, der den Auftrag hatte, die verschiedenen von dem Reisenden Pereisc der mazarinischen Bibliothek übergebenen Enoch-Handschriften zu untersuchen, erklärte: „Bei den Abyssiniern könnte es kein Buch Enochs geben!“ Weitere Untersuchungen und Entdeckungen überwanden diese allzu dogmatische Behauptung, wie jeder weiß. Bruce und Ruppel fanden dasselbe Werk in Abessinien und brachten es einige Jahre später von dort mit, und Bischof Laurence übersetzte es. Bruce verachtete es jedoch und spottete über seinen Inhalt, wie auch alle anderen Gelehrten. Er erklärte es zu „einem gnostischen Werk“, welches „das Zeitalter der die Menschen verschlingenden Riesen“ darstellt . . . und damit eine weitere „Apokalypse“. Riesen! Ein weiteres Märchen.
[SD # 532] Das entsprach jedoch nicht der Ansicht der besten Kritiker. Dr. Haneberg stellt das Buch Enoch neben dem dritten Buch der Makkabäer an die Spitze der Liste jener Werke, deren Autorität jener der kanonischen Werke am nächsten kommt.
In der Tat, „wenn die Gelehrten sich nicht einig sind . . .“
Wie gewöhnlich haben jedoch alle Recht und Unrecht. Enoch als einen biblischen Charakter anzunehmen, als einen einzeln lebenden Menschen, ist dasselbe, wie Adam als den ersten Menschen anzunehmen. Enoch war eine Gattungsbezeichnung, die auf eine Menge von Individuen angewendet und von ihnen getragen wurde, zu allen Zeiten und Zeitaltern und in allen Rassen und Nationen. Das kann leicht aus der Tatsache geschlossen werden, dass die alten Talmudisten und Lehrer der Midraschim im Allgemeinen in ihren Anschauungen über Hanokh, den Sohn Jareds, nicht übereinstimmen. . . . Einige behaupten, Enoch wäre ein großer Heiliger gewesen, von Gott geliebt und lebendig in den Himmel aufgenommen worden (d. h. einer, der Mukti oder Nirvana auf Erden erreicht hat, so wie es Buddha tat und andere noch tun); und andere behaupten, er wäre ein Zauberer gewesen, ein verruchter Magier. Das zeigt nur, dass Enoch oder sein Äquivalent selbst während der Zeit der späteren Talmudisten ein Ausdruck war, der „Seher“, „Adept der Geheimen Weisheit“ etc. bedeutete, ohne irgendwelche Angaben in Bezug auf den Charakter des Trägers dieses Titels. Josephus, wo er von Elias und Enoch spricht („Antiquities“ ix,2), bemerkt: „Es steht geschrieben in den heiligen Büchern, dass sie (Elias und Enoch) verschwanden, aber so, dass niemand wusste, dass sie gestorben waren.“ Das bedeutet lediglich, dass sie in ihren Persönlichkeiten gestorben waren, so wie indische Yogis bis zum heutigen Tag für die Welt verscheiden, oder selbst einige christliche Mönche. Sie entschwinden dem Blick der Menschen und sterben – auf der irdischen Ebene – sogar für sich selbst. Eine scheinbar figürliche Redeweise, aber buchstäblich wahr.
„Enoch überlieferte die Wissenschaft der (astronomischen) Berechnung und der Bestimmung der Jahreszeiten an Noah“, sagt der Midrasch „Pirqe de Rabbi Eliezer“ (Kap. viii), wobei er das auf Enoch bezieht, was andere auf Hermes Trismegistos bezogen, denn die beiden sind ihrer esoterischen Bedeutung nach identisch. Hier also gehören „Hanokh“ und seine „Weisheit“ dem Zyklus der vierten atlantischen Rasse an,77 und Noah dem der fünften.78 In diesem Fall repräsentieren beide die Wurzelrassen, die gegenwärtige und die ihr vorausgegangene. In einem anderen Sinn verschwand Enoch, „er wandelte mit Gott; und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg“, wobei sich die Allegorie auf das Verschwinden der heiligen und geheimen Wissenschaft aus dem Bereich der Menschen bezieht; denn „Gott“ (oder die Java Aleim – die hohen Hierophanten, die Häupter des Kollegiums der initiierten Priester79) nahm ihn auf. Mit anderen Worten, die Enochs oder Enoïchions, die Seher und ihre Wissenschaft und Weisheit, wurden streng [SD # 533] in die geheimen Kollegien der Propheten bei den Juden und in die Tempel bei den Heiden eingeschlossen.
Lediglich mit Hilfe des symbolischen Schlüssels erklärt, ist Enoch der Typus der dualen Natur des Menschen – der spirituellen und der physischen. Daher nimmt er den Mittelpunkt des astronomischen Kreuzes ein (von Éliphas Lévi aus einem geheimen Werk übernommen), welches ein sechseckiger Stern ist, „der Adonai“. Im oberen Dreieck findet sich der Adler; in dem links unten steht ein Löwe; in dem rechten ein Stier; und zwischen dem Löwen und dem Stier, oberhalb von ihnen und unter dem Adler, steht das Gesicht Enochs oder des Menschen (vide die illustrierte Abbildung in „Isis Unveiled“, Bd. II, S. 452). Nun stellen die Figuren auf dem oberen Dreieck die vier Rassen dar, wobei die erste – die Chhayas oder Schatten – ausgelassen wurde, und der „Sohn des Menschen“, Enos oder Enoch, befindet sich im Mittelpunkt, wo er zwischen den beiden (der vierten und fünften) Rasse steht, denn er repräsentiert die geheime Weisheit der beiden. Das sind die vier Tiere Hesekiels und der Offenbarung. Dasselbe doppelte Dreieck, dem in „Isis Unveiled“ (Bd. II, S. 453) die hinduistische Adanari gegenübersteht, ist bei weitem das Beste. Denn bei Letzterer sind lediglich die drei (für uns) historischen Rassen symbolisiert: die dritte, androgyne, durch Ada-nari; die vierte durch den starken, mächtigen Löwen; und die fünfte – die arische – durch das, was bis zum heutigen Tag ihr heiligstes Symbol ist, durch den Stier (und die Kuh).
Ein Mann großer Belesenheit – ein französischer Gelehrter –, de Sacy, findet verschiedene höchst sonderbare Sätze im Buch Enoch „der ernsthaftesten Untersuchung wert“, wie er sagt. Zum Beispiel: „Der Verfasser (Enoch) lässt das Sonnenjahr aus 364 Tagen bestehen und scheint Perioden von drei, fünf und acht Jahren zu kennen, denen vier Schalttage folgen, die in seinem System die Tage der Äquinoktien und Sonnenwenden zu sein scheinen.“80 . . . . Dem fügt er später hinzu: „Ich sehe nur ein Mittel, sie (diese ‘Absurditäten’) abzumildern, und das ist anzunehmen, der Verfasser habe irgendein Fantasie-System dargelegt, das möglicherweise existierte, bevor die Ordnung der Natur in der Periode der universalen Flut geändert worden war.“
Genau so; und die Geheimlehre lehrt, dass diese „Ordnung der Natur“ auf diese Weise verändert wurde, und auch die Reihe der Menschheiten der Erde. Denn wie der Engel Uriel Enoch mitteilt: „Siehe, ich habe dir alle Dinge gezeigt, oh Enoch, und alle Dinge habe ich dir offenbart. Du siehst die Sonne, den Mond und jene, die die Sterne im Himmel leiten, die alle ihre Wirkungen, Jahreszeiten und Ankünfte wiederkehren lassen. In den Tagen der Sünder werden die Jahre verkürzt sein . . . . der Mond wird seine Gesetze ändern (Kap. lxxix). In jenen Tagen auch, Jahre bevor die große Flut die Atlantier weggeschwemmt und das Antlitz der ganzen Erde verändert hatte – weil „die Erde geneigt wurde (ihre Achse)“ – konnte die [SD # 534] Natur geologisch, astronomisch und kosmisch im Allgemeinen nicht dieselbe gewesen sein, eben weil sich die Erde geneigt hatte. Siehe Kap. lxiv. (Sekt. xi) . . . . „Und Noah rief mit bitterer Stimme: ‘Höre mich, höre mich, höre mich’; dreimal. Und er sagte: ‘Die Erde müht sich und neigt sich heftig; bestimmt werde ich mit ihr zugrunde gehen.’“
Nebenbei bemerkt, sieht das aus wie eine der vielen „Nichtübereinstimmungen“, wenn die Bibel buchstäblich gelesen wird. Denn, um das Mindeste zu sagen, ist das eine sehr sonderbare Furcht bei einem, der „Gnade gefunden hatte vor den Augen des Herrn“ und den Auftrag erhalten hatte, eine Arche zu bauen! Aber hier lesen wir, dass der verehrungswürdige Patriarch ebenso viel Furcht zeigt, als wenn er einer der Riesen gewesen wäre, die von der zornigen Gottheit verdammt waren, und nicht ein „Freund“ Gottes. Die Erde hatte sich bereits geneigt, und die Sintflut der Wasser war lediglich eine Frage der Zeit geworden, und doch scheint Noah nichts von seiner beabsichtigten Errettung zu wissen.
Eine Verfügung war in der Tat erlassen worden, die Verfügung der Natur und des Evolutionsgesetzes, dass die Erde ihre Rasse verändern und die vierte Rasse vernichtet werden solle, um für eine bessere Platz zu machen. Das Manvantara hatte nach dreieinhalb Runden seinen Wendepunkt erreicht und die physisch riesige Menschheit den Höhepunkt grober Materialität. Daher der apokalyptische Vers von einem Befehl, der ergangen sei, dass sie vernichtet werden solle, „dass ihr Ende kommen möge“ (das der Rasse); denn sie kannten wahrhaftig „jedes Geheimnis der Engel, jede tyrannische und geheime Kraft der Satane und jede Kraft derjenigen, die Zauberei betreiben, sowie auch derjenigen, die in der ganzen Erde Bilder gießen“.
Und jetzt eine natürliche Frage. Wer könnte den apokryphen Verfasser dieser mächtigen Vision (einerlei welchem Zeitalter vor den Tagen Galileos er zugeschrieben werden mag) darüber belehrt haben, dass die Erde gelegentlich ihre Achse neigen könnte? Woher leitete er solche astronomische und geologische Kenntnis her, wenn die Geheime Weisheit, von der die alten Rishis und Pythagoras tranken, lediglich eine Einbildung ist, eine Erfindung späterer Zeitalter? Hat Enoch in Frederick Klees’ Werk über die Sintflut die folgenden Zeilen (S. 79) vielleicht prophetisch gelesen: „Die Stellung der Erdkugel in Bezug auf die Sonne war in Urzeiten offenbar anders als heute; und dieser Unterschied muss durch eine Lageveränderung der Rotationsachse der Erde bewirkt worden sein“?
Das erinnert an diese andere unwissenschaftliche Behauptung der ägyptischen Priester gegenüber Herodot, dass nämlich die Sonne nicht immer dort aufgegangen sei, wo sie jetzt aufgeht, und dass die Ekliptik in früheren Zeiten den Äquator im rechten Winkel geschnitten habe.81
Es gibt viele solcher „dunklen Reden“ über die gesamten Puranas, die Bibel und die Mythologien verstreut, und dem Okkultisten enthüllen sie zwei Tatsachen: (a) dass die Alten die [SD # 535] Astronomie, Geognosie und Kosmografie im Allgemeinen ebenso gut oder vielleicht noch besser als die Modernen kannten; und (b) dass sich der Globus und sein Verhalten seit dem ursprünglichen Zustand der Dinge mehr als einmal verändert hat. Xenophanes – im blinden Glauben an seine „unwissende“ Religion, die lehrte, dass Phaeton in seiner Begierde, die verborgene Wahrheit zu erlernen, die Sonne von ihrem gewöhnlichen Lauf abweichen ließ – behauptet irgendwo, dass „die Sonne sich irgendeinem anderen Land zuwendete“; was eine Parallele zu Josua ist, ein wenig wissenschaftlicher zwar, wenn auch genauso kühn, der den Lauf der Sonne vollständig aufhält. Doch mag es die Lehre der nördlichen Mythologie (in Jeruskoven) erklären, dass die Sonne vor der gegenwärtigen Ordnung der Dinge im Süden aufging, was folglich die kalte Zone in den Osten verlegt, während sie sich heute im Norden befindet.
Das Buch Enoch ist, kurz gesagt, ein Resümee, eine Zusammensetzung der Hauptzüge der Geschichte der dritten, vierten und fünften Rasse; eine ganz geringe Anzahl der Prophezeiungen des gegenwärtigen Weltzeitalters; eine lange rückblickende, einblickende und prophetische Zusammenfassung universaler und ganz historischer – geologischer, ethnologischer, astronomischer und psychischer – Ereignisse, mit ein wenig Theogonie aus den vorsintflutlichen Aufzeichnungen. Das Buch dieser mysteriösen Persönlichkeit wird in der Pistis Sophia und auch im Zohar und seinem ältesten Midraschim erwähnt und ausführlich zitiert. Origenes und Klemens von Alexandrien hielten es in höchster Wertschätzung. Zu behaupten, es sei eine nachchristliche Fälschung, heißt daher Unsinn reden und sich eines Anachronismus schuldig zu machen, denn unter anderem erwähnt es Origenes, der im zweiten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung lebte, als altes und ehrwürdiges Buch. Der geheime und heilige Name und seine Kraft sind in dem alten Buch gut und klar beschrieben, wenn auch allegorisch. Vom achtzehnten bis zum fünfzigsten Kapitel sind Enochs Visionen Beschreibungen der Mysterien der Initiation, von denen eines das brennende Tal der „Gefallenen Engel“ ist.
Vielleicht hatte der Hl. Augustin ganz Recht mit der Behauptung, die Kirche habe das Buch Enoch wegen seines allzu hohen Alters, ob nimiam antiquitatem, aus ihrem Kanon verworfen.82 Es war kein Platz für die darin beschriebenen Ereignisse innerhalb der Grenze der 4.004 Jahre v. Chr., die der Welt seit ihrer „Erschaffung“ zugeteilt sind!
[SD # 536]
§ XXII
Die Symbolik der Mysteriennamen
Iao und Jehovah und ihre Beziehung
zu Kreuz und Kreis
Als Abbé Louis Constant – bekannt als Éliphas Lévi – in seiner „Histoire de la Magie“ behauptete, der „Sefer Jezirah, der Zohar und die Apokalypse (des Johannes) seien die Meisterstücke der okkulten Wissenschaften“, hätte er, wenn er korrekt und klar hätte sein wollen, hinzufügen müssen – „in Europa“. Es ist sehr wahr, dass diese Werke „mehr Bedeutung als Worte“ enthalten; und dass ihre „Ausdrucksweise poetisch ist, während sie in Bezug auf die Zahlen exakt sind“. Unglücklicherweise jedoch wird jemand, bevor er die Poesie der Begriffe oder die Exaktheit der Zahlen würdigen kann, sich mit der wirklichen Bedeutung und dem Sinn der verwendeten Worte und Symbole vertraut machen müssen. Aber der Mensch wird das so lange nicht zu erlernen vermögen, wie er in Unwissenheit über das Grundprinzip der Geheimlehre verbleibt, ob in der östlichen Esoterik oder in der kabbalistischen Symbologie: über den Schlüssel oder Wert der „Gottes-“, „Engels-“ und „Patriarchennamen“ in der Bibel in all ihren Aspekten – ihre mathematischen oder geometrischen Werte und ihre Beziehungen zur manifestierten Natur.
Wenn daher der Zohar (den Mystiker) einerseits „durch die Tiefe seiner Anschauungen und die große Einfachheit seiner Bilder in Erstaunen versetzt“, führt jenes Werk den Schüler anderseits mit Ausdrücken in die Irre wie z. B. den in Bezug auf Ain Soph und Jehovah verwendeten, trotz der Zusicherung, dass „das Buch bemüht ist zu erklären, dass die menschliche Form, mit der es Gott bekleidet, lediglich ein Bild des Wortes darstellt, und dass Gott durch keinen Gedanken und durch keine Form ausgedrückt werden solle“. Es ist wohl bekannt, dass Origenes, Klemens und die Rabbiner gestanden, dass die Kabbala und die Bibel verhüllte und geheime Bücher sind; aber wenige wissen, dass die Esoterik der kabbalistischen Bücher in ihrer gegenwärtigen, neu herausgegebenen Form einfach einen weiteren und noch geschickteren Schleier darstellt, welcher über die ursprüngliche Symbolik dieser geheimen Bände geworfen wurde.
Die Idee, die verborgene Gottheit durch die Umfangslinie eines Kreises und die schöpferische Kraft (männlich und weiblich, oder das androgyne Wort) mittels der Durchmesserlinie desselben darzustellen, stellt eines der ältesten Symbole dar. Auf dieser Vorstellung wurden alle großen Kosmogonien aufgebaut. Bei den alten Ariern, den Ägyptern und den Chaldäern war es vollständig, da es die Idee des ewigen und unbeweglichen Göttlichen Gedankens in seiner Absolutheit mit einschloss, vollständig getrennt von der (sogenannten) beginnenden [SD # 537] Schöpfung; und es umfasste die psychologische und selbst die spirituelle Evolution und ihr mechanisches Wirken, oder den kosmogonischen Aufbau. Bei den Hebräern findet sich jedoch zwar die erste Vorstellung deutlich im Zohar und im Sefer Jezirah – oder in dem, was von Letzterem übrig ist – was jedoch später im eigentlichen Pentateuch und insbesondere in der Genesis verkörpert wurde, ist einfach dieses zweite Stadium, um genau zu sein das mechanische Gesetz der Schöpfung oder vielmehr des Aufbaus; wohingegen die Theogonie nur schwach, wenn überhaupt, umrissen ist.
Lediglich in den ersten sechs Kapiteln der Genesis, in dem verworfenen Buch Enoch, und in dem missverstandenen und schlecht übersetzten Gedicht Hiobs, kann noch der wahre Widerhall der archaischen Lehre gefunden werden. Der Schlüssel dazu ist jetzt verloren, selbst bei den gelehrtesten Rabbinern, deren Vorfahren es in der frühen Periode des Mittelalters in ihrer nationalen Abgeschlossenheit und in ihrem Stolz, und insbesondere in ihrem tiefen Hass gegen das Christentum, vorzogen, ihn in das tiefe Meer der Vergessenheit zu versenken, anstatt ihr Wissen mit ihren unerbittlichen und grimmigen Verfolgern zu teilen. Jehovah war ihr eigenes Stammeseigentum, untrennbar vom mosaischen Gesetz, und nicht dazu geeignet, in irgendeinem anderen Gesetz eine Rolle zu spielen. Gewaltsam aus seinem ursprünglichen Rahmen herausgerissen, in welchen er hineinpasste und der ihm angemessen war, konnte der „Herrgott Abrahams und Jakobs“ schwerlich ohne Schaden und Bruch in den neuen christlichen Kanon hineingezwängt werden. Da sie die Schwächeren waren, konnten die Juden die Profanisierung nicht verhindern. Sie bewahrten jedoch das Geheimnis des Ursprungs ihres Adam Kadmons oder männlich-weiblichen Jehovahs, und das neue Tabernakel erwies sich als gänzlich unpassend für den alten Gott: Sie waren in der Tat gerächt!
Die Behauptung, Jehovah sei der Stammesgott der Juden gewesen und nichts Höheres, wird bestritten werden, wie vieles andere auch. Die Theologen sind jedoch nicht in der Lage, uns in diesem Fall die Bedeutung der Verse Deut 32,8-9 zu erläutern. Diese sagen ganz deutlich: „Als der Allerhöchste (weder der „Herr“ noch „Jehovah“) unter die Völker ihr Erbe verteilte, als er die Söhne Adams trennte, legte er die Grenze fest . . . nach der Zahl der Kinder Israels . . . Der Teil des Herrn (Jehovahs) ist sein Volk; Jakob ist das Los seines Erbes.“ Damit ist die Frage geklärt. So unverschämt waren die modernen Übersetzer der Bibel und der Schriften, und so gefährlich sind diese Verse, dass jeder Übersetzer, den ihm von seinen würdigen Kirchenvätern vorgezeichneten Fußstapfen folgend, diese Zeilen auf seine eigene Art wiedergab. Während das oben angeführte Zitat wörtlich aus der englischen autorisierten Version entnommen ist, finden wir in der französischen Bibel (der Protestantischen Bibelgesellschaft in Paris, nach der Version von Jean-Frédéric d’Ostervald, 1877) den „Allerhöchsten“ übersetzt mit Souverain (ein Souverän!!), die „Söhne Adams“ wiedergegeben als die „Kinder der Menschen“ und der „Herr“ wurde zum „Ewigen“. Mit diesem schamlosen Taschenspielertrick scheint die französische protestantische Kirche selbst das englische Kirchentum übertroffen zu haben.
[SD # 538] Nichtsdestoweniger ist eine Sache klar: Des „Herrn (Jehovahs) Teil“ ist sein „auserwähltes Volk“ und kein anderes, denn Jakob allein ist das Los seines Erbes. Was haben also andere Völker, die sich Arier nennen, mit dieser semitischen Gottheit zu tun, dem Stammesgott von Israel? Astronomisch ist der „Allerhöchste“ die Sonne, und der „Herr“ ist einer ihrer sieben Planeten, sei es Iao, der Genius des Mondes, oder Ildabaoth-Jehovah, der Genius des Saturns, laut Origenes und den ägyptischen Gnostikern.83 Möge der „Engel Gabriel“, der „Herr“ des Irans, über sein Volk wachen, und Michael-Jehovah über seine Hebräer. Das sind nicht Götter anderer Nationen, noch waren sie jemals die von Jesus. Wie jeder persische Dev an seinen Planeten gekettet ist (siehe Origenes’ Kopie der Tafel), hat jeder indische Deva (ein „Herr“) seinen ihm zugewiesenen Teil, eine Welt, einen Planeten, eine Nation oder eine Rasse. Eine Vielzahl von Welten impliziert eine Vielheit von Göttern. Wir glauben an die Ersteren und mögen die Letzteren anerkennen, werden sie aber niemals anbeten. (vide Teil III, „Über Weltenketten und ihre Pluralität“)
In diesem Werk wurde wiederholt behauptet, jedes religiöse und philosophische Symbol umfasse sieben Bedeutungen, von denen jede ihrer legitimen Gedankenebene angehört, d. h. entweder der rein metaphysischen oder astronomischen; psychischen oder physiologischen usw. Diese sieben Bedeutungen und ihre Anwendungen sind schon für sich genommen schwer genug zu erlernen; aber die Interpretation und das richtige Verständnis werden zehnmal rätselhafter, wenn, anstatt sie in Beziehung zueinander zu setzen oder sie aufeinander folgen zu lassen, jede oder irgendeine dieser Bedeutungen als die eine und einzige Erklärung der gesamten symbolischen Idee akzeptiert wird. Ein Beispiel soll gegeben werden, da es den Satz wunderbar illustriert. Hier sind zwei Erklärungen, die von zwei unterrichteten Kabbalisten und Gelehrten für ein und denselben Vers gegeben werden, und zwar Exodus 33,18-23. Moses fleht den Herrn an, ihm seine „Herrlichkeit“ zu zeigen. Offenbar ist nicht die rohe, buchstäbliche Ausdrucksweise anzunehmen, die sich in der Bibel findet. Es gibt sieben Bedeutungen in der Kabbala, von denen wir zwei geben wollen, wie sie von den genannten beiden Gelehrten interpretiert werden. Der eine von ihnen übersetzt und erklärt: „Du kannst nicht sehen mein Angesicht; . . . Ich werde Dich in eine Felsspalte stecken . . . werde Dich mit meiner Hand bedecken, während ich vorbeigehe. Und dann werde ich meine Hand wegnehmen, und du sollst meinen a’hoor sehen, d. h. meinen Rücken; . . .“ und erzählt uns in einer Glosse dazu: „Das bedeutet, ich werde dir „meinen Rücken“ zeigen, d. h. mein sichtbares Weltall, meine niederen Offenbarungen, aber als ein noch im Fleisch befindlicher Mensch kannst du [SD # 539] meine unsichtbare Natur nicht sehen. So fährt die Kabbala fort.“84 Das ist richtig, und das ist die kosmo-metaphysische Erklärung. Und nun spricht der andere Kabbalist, der die numerische Bedeutung gibt. Da sie eine große Anzahl anregender Ideen in sich einschließt und weit ausführlicher gegeben wäre, können wir ihr mehr Raum zuteilen. Diese Übersicht stammt aus einem unveröffentlichten Manuskript, und sie erklärt vollständiger, was in § XVII, auf S. 467 [am.] über das „Allerheiligste“ gegeben wurde.
Die Zahlwerte des Namens „Moses“ entsprechen jenen des „Ich bin der ich bin“, sodass die Namen Moses und Jehovah miteinander in Zahlenharmonie übereinstimmen. Das Wort Moses ist (5+300+40) und die Summe der Buchstabenwerte ist 345; Jehovah – vorzugsweise der Genius des Mondjahres par excellence – nimmt den Wert 543 an, oder die umgekehrte 345. . . . Im 3. Kapitel von Exodus im 13. und 14. Vers heißt es: „Und Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Kindern Israels komme und zu ihnen spreche: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie zu mir sagen werden: Welches ist sein Name? Was soll ich zu Ihnen sagen? Und Gott sprach zu Moses: Ich bin der ich bin.“
Die hebräischen Worte für diesen Ausdruck sind âhiye asher ahiyé, und die Summenwerte ihrer Buchstaben sind wie folgt:
. . . Das ist sein (Gottes) Name; die Summe der ihn zusammensetzenden Werte 21, 501 und 21 ist 543, oder einfach die Verwendung der einfachen Zahlwerte des Namens von Moses . . . aber jetzt so angeordnet, dass der Name von 345 umgekehrt ist und 543 lautet . . . Sodass, wenn Moses bittet, „lass mich dein Angesicht oder deine Herrlichkeit sehen“, der andere korrekt und wahr antwortet: „Mein Angesicht kannst du nicht sehen . . . aber du sollst mich hinten sehen“ (der wahre Sinn, wenn auch nicht die exakten Worte); denn das Ende und das Hinten von 543 ist das Antlitz von 345 – „zur Kontrolle und zur Einhaltung einer strengen Anwendung einer Reihe von Zahlen zur Entwicklung gewisser großartiger Resultate, zu welchem Zweck sie insbesondere eingesetzt werden.“ „Bei anderen Anwendungen der Zahlen“, fügt der gelehrte Kabbalist hinzu, „sahen sie einander von Angesicht zu Angesicht. Es ist sonderbar, dass wir, wenn wir 345 zu 543 addieren, 888 erhalten, was der gnostische kabbalistische Wert des Namens Christi ist, der Jehoshua oder Joshua war. Und diese Zahl ergibt auch die Einteilung der 24 Stunden des Tages, drei Achter als Quotienten. . . . Die Hauptabsicht dieses ganzen Systems von Zahlenkontrollen war, im natürlichen Maß der Tage den genauen Wert des Mondjahres für immerdar aufzubewahren.“
Das ist die astronomische und die numerische Bedeutung in der von den Chaldäo-Hebräern erfundenen geheimen Theogonie siderisch-kosmischer Götter [SD # 540] in zwei von sieben Bedeutungen. Die fünf anderen würden die Christen noch mehr in Staunen versetzen.
Die Reihe der Ödipusse, die es unternahmen, das Rätsel der Sphinx zu lösen, ist tatsächlich lang. Viele Zeitalter lang verschlang die Sphinx die hellsten und edelsten Intellekte des Christentums; nun aber ist sie besiegt. In dem großen intellektuellen Kampf, der mit dem vollständigen Sieg der Ödipusse der Symbolik geendet hat, hat sich jedoch nicht die Sphinx, in glühender Scham über die Niederlage, im Meer begraben lassen, sondern fürwahr das vielseitige Symbol namens Jehovah, den die Christen – die zivilisierten Nationen – als ihren Gott angenommen haben. Letzteres brach unter der allzu genauen Prüfung zusammen und – versank. Die Symbologen entdeckten bestürzt, dass ihre angenommene Gottheit lediglich eine Blende für viele andere Götter darstellt, im besten Fall einen euhemerisierten, erloschenen Planeten, bei den Juden den Genius des Mondes und des Saturns, bei den frühen Christen den der Sonne und des Jupiters; dass die Dreieinigkeit – wenn sie nicht in der ihr von den Heiden gegebenen abstrakteren und metaphysischen Bedeutung genommen wird – in Wahrheit lediglich eine astronomische Dreiheit war, bestehend aus der Sonne (Vater), den beiden Planeten Merkur (Sohn) und Venus (Heiliger Geist, Sophia, der Geist der Weisheit, Liebe und Wahrheit), und Luzifer, als Christus, die „Braut und der Morgenstern“; vide Offenbarung 22,16. Denn, wenn der Vater die Sonne ist (in der östlichen, inneren Philosophie der „ältere Bruder“), ist der ihr am nächsten stehende Planet Merkur (Hermes, Budha, Thoth), dessen Mutter auf der Erde den Namen Maia trägt; nun empfängt dieser Planet siebenmal mehr Licht als alle anderen; eine Tatsache, welche die Gnostiker dahin führte, ihren Christos, und die Kabbalisten ihren Hermes (in der astronomischen Bedeutung), als „das siebenfältige Licht“ zu bezeichnen (vide Schluss dieses §). Schließlich war dieser Gott Bel – die Sonne war „Bel“ bei den Galliern; „Helios“ bei den Griechen; „Baal“ bei den Phöniziern; „El“ im Chaldäischen, daher „El-ohim“; „Emanu-el“, und El, „Gott“ im Hebräischen. Doch in der rabbinischen Bearbeitung verschwand selbst der kabbalistische Gott, und man hat sich jetzt an den innersten metaphysischen Sinn des Zohars zu wenden, um etwas dem Ain Soph Entsprechendes zu finden, die Namenlose Gottheit und das Absolute, das so herrisch und laut von den Christen in Anspruch genommen wird. In den mosaischen Büchern ist es jedoch bestimmt nicht zu finden, auf jeden Fall nicht von jenen, die ohne einen Schlüssel versuchen zu lesen. Seit dieser verloren war, haben die Juden und Christen immer ihr Bestes versucht, diese beiden Vorstellungen zu vereinen – doch vergeblich. Sie haben lediglich den Erfolg zu verzeichnen, schließlich auch noch die universale Gottheit Ihres majestätischen Charakters und Ihrer ursprünglichen Bedeutung zu berauben.
In der „Isis Unveiled“ wird Folgendes gesagt:
Es würde daher nur natürlich erscheinen, einen Unterschied zu machen zwischen dem Mysteriengott Ι αω, der seit dem höchsten Altertum bei allen anerkannt ist, die am esoterischen Wissen der Priester teilhatten, und seinen phonetischen Gegenstücken, bei denen wir beobachten, dass sie von den Ophiten und anderen Gnostikern mit so wenig Ehrfurcht behandelt werden.
[SD # 541] In Kings ophitischen Gemmen („Gnostics“) finden wir ebenfalls den Namen IAO, häufig mit Jevo verwechselt, wobei es sich dabei einfach um einen jener Genien handelt, welche Abrasax entgegengesetzt sind. Der Ursprung des Namens IAO ist jedoch nicht jüdisch, noch gehörte er ausschließlich zu ihnen. Selbst wenn es Moses gefallen hätte, den Namen auf den schützenden „Geist“, den angeblichen Beschützer und Nationalgott des „auserwählten Volkes Israel“ anzuwenden, besteht doch durchaus kein Grund, warum andere Nationalitäten Ihn als den höchsten und einzigen lebendigen Gott anerkennen sollten. Wir lehnen diese Annahme jedoch vollständig ab. Zudem war Iaho oder Iao tatsächlich von Anfang an ein „Mysterienname“, denn הה und ח waren vor der Zeit des Königs David niemals gebräuchlich. Vor seiner Zeit wurden wenige oder keine Eigennamen mit Iah oder Jah zusammengesetzt. Es scheint vielmehr, als hätte David den Namen Jehovah mitgebracht, als er bei den Tyriern und Philistern (2 Samuel) zu Gast gewesen war. Er machte Zadok zum Hohepriester, von dem die Zadokiten oder Sadduzäer herstammten. Er lebte und regierte zuerst in Hebron ןרבה, Habir-on oder Kabir-Stadt, wo die Riten der vier (Mysteriengötter) gefeiert wurden. Weder David noch Salomon anerkannten Moses oder sein Gesetz. Sie trachteten danach, dem הוה einen Tempel zu erbauen, der den von Hiram für Herkules und Venus, Adon und Astarte errichteten Bauwerken gleichen sollte.
Fürst sagt: „Der sehr alte Name Gottes, Yaho, im Griechischen geschrieben Ι αω, scheint, abgesehen von seiner Ableitung, ein alter mystischer Name der höchsten Gottheit der Semiten gewesen zu sein. Daher wurde er dem Moses gesagt, als er am Hor-eb – der Höhle – unter der Anleitung Jethros, des kenitischen (oder kainitischen) Priesters von Midian initiiert wurde. In einer alten chaldäischen Religion, deren Überreste sich bei den Neuplatonikern finden, wurde die höchste Gottheit, die über den sieben Himmeln thronte und das geistige Lichtprinzip repräsentierte, . . . . und auch als der Demiurg85 dargestellt wurde, Ι αω (וה) genannt, welcher, dem hebräischen Yaha gleich, geheimnisvoll und unaussprechlich war, und dessen Name dem Initiierten mitgeteilt wurde. Die Phönizier hatten einen höchsten Gott, dessen Name dreibuchstabig und geheim war, und er war Ι αω.“86 („Isis Unveiled“, Bd. II, S. 297)
Das Kreuz, sagen die Kabbalisten, die Lektion der Okkultisten wiederholend, ist eines der ältesten aller Symbole – ja, vielleicht das älteste. Das ist gleich am Beginn der Vorrede zu finden (Bd. I). Die östlichen Initiierten weisen ihm dasselbe Alter zu wie dem Kreis der göttlichen Unendlichkeit und der ersten Unterscheidung der Essenz, der Vereinigung von Geist und Materie. Dies wurde verworfen, allein die astronomische Allegorie blieb anerkannt und wurde auf die listig ersonnenen irdischen Geschehnisse angepasst.
Lassen Sie uns diese Behauptung illustrieren. Wie bereits erläutert, ist in der Astronomie Merkur der Sohn von Coelus und Lux – des Himmels und des Lichts oder der Sonne; in der Mythologie ist er der Nachfahre von Jupiter und Maia; er ist der „Bote“ seines Vaters Jupiter, der Messias der Sonne; im Griechischen bedeutet sein Name „Hermes“ unter anderem den „Ausleger“ – die „mündliche“ Weitergabe; den Logos, oder das Verbum. Nun ist Merkur, außer auf dem Berg Kyllene unter Hirten geboren worden zu sein, der Schutz der [SD # 542] Letzteren. Als psychopompischer Genius führte er die Seelen der Toten zum Hades und brachte sie wieder zurück, ein Amt, das Jesus nach seinem Tod und seiner Wiederauferstehung zugeschrieben wurde. Die Symbole von Hermes-Merkur (Dii Termini) wurden entlang der Landstraßen und an den Wendepunkten aufgestellt (so wie heute in Italien Kreuze aufgestellt werden), und sie waren kreuzförmig.87 Jeden siebten Tag salbten die Priester diese Termini mit Öl, und einmal im Jahr behingen sie sie mit Kränzen, daher waren sie die Gesalbten. Durch sein Orakel sprechend, sagte Merkur: „Ich bin der, den ihr den Sohn des Vaters (Jupiter) und der Maia nennt. Den König des Himmels (die Sonne) verlassend, komme ich, um euch zu helfen, ihr Sterblichen.“ Merkur heilt die Blinden und stellt das spirituelle und körperliche Sehvermögen wieder her.88 Er wurde oft als dreihäuptig dargestellt und „Trikephalos“ oder „Triplex“ genannt, als eins mit der Sonne und der Venus. Schließlich wurde Merkur, wie Cornutus89 zeigt, manchmal in einer Würfelform dargestellt, ohne Arme, weil „die Kraft des Wortes und der Beredsamkeit ohne den Beistand von Armen oder Füßen gewinnen kann“. Diese Würfelform verbindet die Termini unmittelbar mit dem Kreuz. Und die Beredsamkeit oder die Macht der Sprache Merkurs veranlasste den schlauen Eusebius zu der Bemerkung: „Hermes ist das Emblem des Wortes, das alles schafft und auslegt“, denn er ist das schöpferische Wort; und er zeigt, dass Porphyrios lehrte, Hermes’ Sprache (im Pymander jetzt ausgelegt als das „Wort Gottes“ (!)) sei eine schöpferische Sprache (Verbum), welche das im gesamten Universum verbreitete Keimprinzip ist.90 In der Alchemie ist „Merkur“ das grundlegende Prinzip der Feuchtigkeit, das ursprüngliche oder elementare Wasser, welches den Keim des Universums bewahrt, von den Sonnenfeuern befruchtet. Um dieses befruchtete Prinzip zu beschreiben, wurde dem Kreuz (der Vereinigung des Männlichen und des Weiblichen oder des Vertikalen und des Horizontalen) von den Ägyptern oft ein Phallus beigegeben (siehe Ägyptische Museen). Die kreuzförmigen Termini repräsentierten auch diese duale Idee, die in Ägypten in dem kubischen Hermes gefunden wurde. Der Autor von „Source of Measures“ sagt uns, warum (siehe jedoch die letzte Seite von § XVI, über den gnostischen Priapus).
Wie von ihm gezeigt, stellt der auseinandergefaltete Würfel ein Kreuz in Form des Taus oder in der ägyptischen Form dar; und „das Tau mit dem ihm hinzugefügten Kreis ergibt das Henkelkreuz“ der alten Pharaonen. Das hatten sie seit Ewigkeiten von ihren Priestern und „initiierten Königen“ gewusst, und sie wussten auch, was darunter zu verstehen war, wenn „ein Mensch an das Kreuz befestigt“ wurde, eine Idee, welche „auf den Ursprung des menschlichen Lebens abgestimmt war und deshalb in der phallischen Form“. Nur dass letztere Idee erst Äonen und Zeitalter später als die vom Zimmermann und Werkmeister der Götter, [SD # 543] Vishvakarman, auftauchte, der den „Sonneninitiierten“ auf der kreuzförmigen Drehscheibe kreuzigt. Wie derselbe Verfasser schreibt: „Einen Menschen am Kreuz zu befestigen . . . wurde exakt in derselben Darstellungsform auch von den Indern beschrieben.“ Sie wurde jedoch „gleichgestellt“ mit der Idee einer neuen Wiedergeburt des Menschen durch spirituelle, und nicht durch körperliche Regeneration. Der Initiationskandidat wurde im Rahmen einer viel großartigeren und edleren Vorstellung am Tau oder astronomischen Kreuz angebracht als mit der vom Ursprung des rein irdischen Lebens.
Andererseits scheinen die Semiten keinen anderen oder höheren Zweck im Leben gehabt zu haben, als ihre Art fortzupflanzen. So ist geometrisch und nach der Lesart der Bibel mit Hilfe der numerischen Methode der Verfasser von „The Source of Measures“ ganz im Recht. Ihr ganzes (jüdisches) System . . .
„scheint von alters her als auf der Natur beruhend angesehen worden zu sein, das von der Natur, oder Gott, als die Grundlage des Gesetzes der praktischen Ausübung schöpferischer Kraft akzeptiert war – d. h. es war der Schöpfungsplan, dessen praktische Anwendung die Schöpfung darstellte. Das scheint durch die Tatsache belegt zu sein, dass unter dem dargelegten System die Dauer der Planetenzeiten gleichermaßen als Maßstab für die Größe der Planeten und die Besonderheit ihrer Gestalten dienen – d. h. in Bezug auf die Ausdehnung ihrer Äquatorial- und Polardurchmesser“ . . . etc. etc. (S. 3) . . . „Dieses System scheint der gesamten biblischen Struktur (des Schöpfungsplans) zugrunde zu liegen als Basis für ihren Ritualismus und für ihre Darstellung der Werke der Gottheit mit Hilfe der Architektur, durch die Verwendung der heiligen Maßeinheit beim Garten von Eden, der Arche Noah, dem Tabernakel und bei Salomons Tempel.“
So ist nach der eigenen Darstellung der Verfechter dieses Systems die jüdische Gottheit im besten Fall als die manifestierte Duade nachgewiesen, niemals als das Eine Absolute Alles. Geometrisch erklärt ist sie eine Zahl; symbolisch ein euhemerisierter Priapus; und das kann eine Menschheit kaum befriedigen, die es nach der Kundgebung echter spiritueller Wahrheiten dürstet und nach dem Besitz eines Gottes mit einer göttlichen und nicht mit einer anthropomorphischen Natur dürstet. Es ist seltsam, dass die gelehrtesten modernen Kabbalisten in Kreuz und Kreis nichts anderes sehen können als ein Symbol der manifestierten schöpferischen und androgynen Gottheit in ihrer Beziehung und ihren Einfluss auf diese phänomenale Welt.91 Einer der Autoren glaubt, „dass der Mensch (lies: der Jude und der Rabbi) die Kenntnis des praktischen Maßes erlangte, . . . . von dem man annahm, die Natur nutze es für die harmonische Anpassung der Größe der Planeten an die Notation ihrer Bewegungen“ . . . . und fügt hinzu: „Es hat den Anschein, dass er sie erlangte, und dass er ihren Besitz als Mittel für sein Verständnis der Gottheit schätzte – das heißt, er näherte sich so sehr der Vorstellung eines Wesens mit einem seinem eigenen gleichenden Verstand, lediglich unendlich mächtiger, dass er imstande war, ein von jenem Wesen aufgestelltes Schöpfungsgesetz zu begreifen, [SD # 544] das vor allen anderen Schöpfungen existiert haben muss (kabbalistisch als das Wort bezeichnet).“ („The Source of Measures“, S. 5)
Das mag das praktische semitische Gemüt befriedigt haben, der östliche Okkultist muss das Angebot eines derartigen Gottes jedoch ablehnen; tatsächlich ist eine Gottheit, ein Wesen, welches „einen dem des Menschen gleichenden Verstand besitzt, der lediglich unendlich mächtiger ist“, kein Gott, der irgendeinen Platz jenseits der Schöpfungsperiode hätte. Er hat nichts mit dem idealen Entwurf des ewigen Universums zu tun. Bestenfalls ist er eine der untergeordneten schöpferischen Kräfte, deren Gesamtheit die „Sephiroth“ genannt wird, der „Himmlische Mensch“, und Adam Kadmon, der zweite Logos der Platoniker.
Dieselbe Idee findet sich klar am Grund der fähigsten Definitionen der Kabbala und ihrer Mysterien, z. B. von John A. Parker, der in demselben Werk zitiert wird:
„Das geometrische Verhältnis der Fläche eines Quadrats zu seinem Inkreis oder das eines Kubus zu der in ihm enthaltenen Kugel, woraus sich das Verhältnis des Kreisdurchmessers zu seinem Umfang als numerischer Wert ermitteln lässt, ausgedrückt in Integralen, wird für den Schlüssel zur Kabbala gehalten. Das Verhältnis des Durchmessers zum Umfang ist übergeordneter Natur und umfasst alle anderen, es steht mit den Gottesnamen Elohim und Jehovah in Verbindung (diese Namen sind numerische Ausdrücke dieser Verhältnisse, der erste steht für den Umfang, der zweite für den Durchmesser). In der Bibel wird das Verhältnis des Umfangs zum Durchmesser in Integralen in zwei Formen benutzt: (1) der vollkommenen, und (2) der unvollkommenen. Eines dieser beiden Verhältnisse entspricht (1) um (2) vermindert, wobei die Differenz einen Ausdruck für die Einheit eines Durchmesserwertes darstellt oder den Umfangswert des vollkommenen Kreises bezeichnet, oder eine Einheitsgerade mit der perfekten Kreiszahl oder einem Faktor der Kreiszahl.“ (S. 12)
Solche Berechnungen können nicht weiter führen als bis zur Enträtselung der Geheimnisse des dritten Stadiums der Evolution oder der „dritten Schöpfung Brahmâs“. Die initiierten Hindus verstehen „die Quadratur des Kreises“ viel besser als alle Europäer. Aber davon ein andermal mehr. Tatsache ist, dass die westlichen Mystiker ihre Spekulationen erst bei dem Stadium beginnen, wo das Universum „in die Materie fällt“, wie die Okkultisten sagen. In der gesamten Reihe kabbalistischer Bücher sind wir nicht einem einzigen Satz begegnet, der auf die entfernteste Art die psychologischen und spirituellen Geheimnisse der „Schöpfung“ ebenso gut andeuten würde wie die mechanischen und physiologischen. Sollen wir also die Evolution des Universums lediglich als ein in einem riesigen Maßstab ausgeführten Prototyp des Zeugungsvorgangs betrachten, als „göttlichen“ Phallizismus, und darüber schwärmen wie es der bösartig inspirierte Verfasser eines vor Kurzem unter diesem Namen erschienenen Werks getan hat? Die Autorin ist nicht dieser Ansicht. Und sie fühlt sich berechtigt, dies zu sagen, da selbst die sorgfältigste Lektüre des Alten Testaments – sowohl esoterisch als auch exoterisch – die eifrigsten Fragesteller nicht weiter gebracht zu haben scheint als zu einer auf mathematischer Basis beruhenden Gewissheit, dass jede Szene, jeder Charakter oder jedes Ereignis direkt oder indirekt mit dem Ursprung der Geburt in ihrer rohesten und brutalsten Form in Zusammenhang steht – vom ersten bis zum letzten Kapitel des Pentateuchs. [SD # 545] Wie interessant und scharfsinnig also die rabbinischen Methoden auch sein mögen, muss die Schreiberin in Übereinstimmung mit anderen östlichen Okkultisten doch die der Heiden vorziehen.
Nach dem Ursprung von Kreuz und Kreis brauchen wir also nicht in der Bibel zu suchen, sondern jenseits der Flut. Zu Éliphas Lévi und dem Zohar zurückkehrend, antworten wir daher für die östlichen Okkultisten und sagen, dass sie, die Praxis auf das Prinzip anwendend, vollständig mit Pascal übereinstimmen, der sagt: „Gott ist ein Kreis, dessen Mittelpunkt überall und dessen Umfang nirgendwo ist“; während die Kabbalisten das Gegenteil lediglich infolge ihres Bestrebens behaupten, ihre Lehre zu verhüllen. Nebenbei bemerkt rührt die Definition der Gottheit mittels des Kreises überhaupt nicht von Pascal, wie Éliphas Lévi glaubte. Der französische Philosoph entlehnte sie entweder bei Merkur Trismegistos oder dem lateinischen Werk des Kardinals Cusa, „De docta ignorantia“, worin er davon Gebrauch macht. Sie wurde außerdem von Pascal entstellt, der den Begriff des „kosmischen Kreises“, in der ursprünglichen Aufzeichnung symbolisch verwendet, durch das Wort Theos ersetzte. Bei den Alten waren die beiden Worte Synonyme.
A
Kreuz und Kreis
Im Denken der alten Philosophen wurde der Gestalt des Kreises immer etwas Göttliches und Mysteriöses zugeschrieben. Die alte Welt, die in ihrer Symbolik mit ihren pantheistischen Intuitionen übereinstimmte, vereinigte die sichtbaren und die unsichtbaren Unendlichkeiten in eine einzige, stellte die Gottheit und ihren äußeren Schleier auf dieselbe Weise dar – durch einen Kreis. Dieses Verschmelzen der beiden in eine Einheit, und der Name Theos, der unterschiedslos auf beide angewendet wird, werden erklärt und dadurch noch wissenschaftlicher und philosophischer. Platons etymologische Definition des Wortes theos wurde bereits an anderer Stelle gegeben. In seinem Kratylos leitet er es von dem Zeitwort θεεῖν (siehe „Kratylos“) ab, „sich bewegen“, von der Bewegung der Himmelskörper angeregt, die er mit der Gottheit in Verbindung bringt. Der Esoterischen Philosophie zufolge ist diese Gottheit in ihren „Nächten“ und „Tagen“ (d. h. Zyklen der Ruhe oder Aktivität), „die ewige, unaufhörliche Bewegung“, „das Immer-Werdende sowie das immer universell Gegenwärtige und das immer Existierende“. Das Letztere ist die Wurzelabstraktion; das Erstere die einzige für den menschlichen Geist mögliche Vorstellung, wenn er diese Gottheit von jeder Gestalt oder Form trennt. Es ist eine beständige, niemals endende Evolution, die in ihrem Äonen andauernden unablässigen Fortschritt zu ihrem ursprünglichen Zustand zurück kreist – zur Absoluten Einheit.
Es waren nur die kleineren Götter, und man ließ sie die symbolischen Attribute der höheren tragen. So wurde der Gott Schu, die Personifizierung von Ra, welcher als die „große Katze im Perseus-Becken in An“ erscheint [SD # 546] (siehe „Totenbuch“, Ritual XVII, 42, 44-5), oft auf den ägyptischen Denkmälern sitzend abgebildet und ein Kreuz haltend, das Symbol der vier Weltgegenden oder der Elemente, die mit einem Kreis verbunden sind.
In dem sehr gelehrten Werk „The Natural Genesis“ von Gerald Massey, sind auf S. 408-455 (Bd. I) unter der Überschrift „Typologie des Kreuzes“ mehr Informationen über das Kreuz und den Kreis zu finden als in allen anderen uns bekannten Werken. Wer gerne Beweise für das Altertum des Kreuzes haben möchte, wird auf diese beiden Bände verwiesen. Der Verfasser sagt: „Der Kreis und das Kreuz sind untrennbar. . . . Die Crux Ansata vereinigt den Kreis mit dem viereckigen Kreuz. Von diesem Ursprung ausgehend, wurden sie teilweise austauschbar. Zum Beispiel ist das Chakra oder die Wurfscheibe Vishnus ein Kreis. Die Bezeichnungen bedeuten das Kreisen, Herumwirbeln, die Periodizität, das Rad der Zeit. Der Gott setzt sie als Waffe ein und schleudert sie auf den Feind. Auf dieselbe Weise wirft Thor seine Waffe, den Fylfot, eine vierfüßige Form des Kreuzes (Swastika) und ein Typus der vier Himmelsgegenden. So ist das Kreuz gleichbedeutend mit dem Jahreskreis. . . . Das Emblem des Rades vereinigt Kreuz und Kreis, ebenso wie der hieroglyphische Kuchen und das Ankh-te .
Die doppelte Glyphe war den Profanen auch nicht heilig, sondern lediglich den Initiierten. Denn Raoul-Rochette zeigt (ibid.) „das auf der Rückseite einer phönizischen Münze vorkommende Zeichen , mit einem Widder auf der Vorderseite. . . . . Dasselbe Zeichen, manchmal Venusspiegel genannt, da es die Fortpflanzung versinnbildlicht, wurde zur Bezeichnung des Hinterteils wertvoller Zuchtstuten korinthischer und anderer schöner Pferderassen verwendet.“ (Raoul-Rochette, Loc. cit., „De la Croix Ansée, Mém. de l’Académie des Sciences“, Pl. 2, Nos. 8, 9, auch 16, 2, S. 320 zitiert in „Nat. Gen.“). Das beweist, dass das Kreuz bereits in den frühen Tagen zum Symbol der menschlichen Zeugung geworden war, und dass das Vergessen des göttlichen Ursprungs von Kreis und Kreuz bereits eingesetzt hatte.
Eine andere Form des Kreuzes wird aus dem „Journal of the Royal Asiatic Society“ gegeben (Bd. xviii, S. 393, Abb. 4):
„An jeder der vier Ecken ist ein Viertelbogen einer eiförmigen Kurve angebracht, und wenn die vier zusammengesetzt werden, bilden sie ein Oval. So verbindet die Figur das Kreuz mit dem es umschreibenden vierteiligen Kreis, entsprechend den vier Ecken des Kreuzes. Die vier Segmente entsprechen den vier Füßen des Swastika-Kreuzes und Thors Fylfot. Die vierblättrige Lotusblüte Buddhas ist ebenfalls im Mittelpunkt dieses Kreuzes dargestellt, indem der Lotus ein ägyptisches und ein indisches Symbol für die vier Weltgegenden ist. Zusammengefügt würden die vier Viertelbögen eine Ellipse bilden, und die Ellipse ist auch auf jedem Arm des Kreuzes abgebildet. Diese Ellipse bezeichnet daher die Bahn der Erde . . . . Sir J. Y. Simpson kopierte das folgende, hier abgebildete Exemplar als das innerhalb einer Abbildung der Erdbahn platzierte Kreuz der beiden Äquinoktien und der beiden Solstitien. [SD # 547] Dieselbe ei- oder bootförmige Figur ist manchmal in indischen Zeichnungen mit sieben Stufen an jedem Ende als eine Form oder Art Merus zu finden.“
Das ist der astronomische Aspekt der doppelten Glyphe. Es gibt jedoch sechs weitere Aspekte, und es soll ein Versuch gemacht werden, einige von ihnen zu erklären. Der Gegenstand ist so umfangreich, dass er allein viele Bände füllen würde.
Das seltsamste dieser in dem oben angeführten Werk angesprochenen ägyptischen Kreuz- und Kreis-Symbole ist aber eines, das seine vollständige Erklärung und schließliche Färbung von arischen Symbolen gleicher Art erhält. Der Verfasser sagt:
„Das vierarmige Kreuz ist lediglich das Kreuz der vier Himmelsrichtungen, aber das Kreuzzeichen ist nicht immer einfach.92 Es gehört zu einem Typus, der sich aus einem identifizierbaren Anfang entwickelte, später jedoch angepasst wurde, um unterschiedliche Ideen auszudrücken. Das heiligste Kreuz Ägyptens, das die Götter, die Pharaonen und die mumifizierten Toten in den Händen hielten, ist das Ankh , das Zeichen des Lebens, des Lebenden, eines Eides, des Bundes . . . Dessen Spitze stellt die auf dem Taukreuz aufgerichtete Hieroglyphe Ru dar. Ru ist das Tor, die Pforte, der Mund, der Ausgangsort. Das bezeichnet den Geburtsort im nördlichen Viertel der Himmel, in welchem die Sonne wiedergeboren wird. Daher ist das Ru des Ankhzeichens der weibliche Typus des Geburtsortes, der für den Norden steht. Es geschah in den nördlichen Himmelsgegenden, dass die Göttin der sieben Sterne, die ‘Mutter der Umläufe’ genannt, im frühesten Jahreszyklus die Zeit gebar. Das erste Zeichen dieses ursprünglichen, im Himmel entstandenen Kreises und Zyklus ist die früheste Form des Ankhkreuzes, eine bloße Schleife, die einen Kreis und das Kreuz in einem Bild enthält. Diese Schleife oder Schlinge befindet sich an der Stirn der ältesten Erzeugerin, Typhon vom großen Bären, als ihre Arche, das Ideogramm einer Periode, eines Endes, einer Zeit, das einen Umlauf anzeigen soll.
Das repräsentiert dann am Nordhimmel den vom Großen Bären beschriebenen Kreis, der das früheste Jahr der Zeit bildete, eine Tatsache, aus der wir schließen, dass die Schleife oder das Ru des Nordens jene Himmelsgegend darstellt, die als der Geburtsort der Zeit gilt, wenn es zusammen mit dem Ankhsymbol abgebildet ist. Tatsächlich kann das bewiesen werden. Die Schlinge stellt einen Arche- oder Rak-Typus der Berechnung dar. Das Ru des Ankhkreuzes wurde fortgeführt in dem zyprischen und im koptischen Ro, .93 Das Ro wurde übertragen in das griechische Kreuz , das aus dem Ro und Chi oder R-K gebildet ist. . . . Das Rak oder die Arche war deshalb das Zeichen von allem Anfang (Arche), und die Archenschleife ist das Kreuz des Nordens, der hintere Teil des Himmels. . . .”
Nun ist das wieder vollständig astronomisch und phallisch. Die puranische Version Indiens gibt der ganzen Sache eine andere Färbung; [SD # 548] ohne die obige Erklärung zunichte machen zu wollen, beabsichtigt sie, einen Teil ihrer Mysterien mit Hilfe des astronomischen Schlüssels zu enthüllen und bietet auf diese Weise eine eher metaphysische Wiedergabe. Die „Ankhschlinge“ gehört nicht nur Ägypten allein. Sie existiert auch unter dem Namen Pasha, eine Schnur, die Shiva in der Hand seines rechten hinteren Arms hält (Shiva hat vier Arme).94 Der Mahadeva wird in der Haltung eines Asketen dargestellt, als Maha-Yogi, mit seinem dritten Auge , welches eine andere Form des „aufrecht auf dem Taukreuz stehenden Ru “ ist. Der Pasha wird so in der Hand gehalten, dass der erste Finger und die Hand nahe des Daumens ein Kreuz oder eine Schleife und die Überkreuzung formen. Und unsere Orientalisten hätten gerne, dass er eine Schnur zum Binden widerspenstiger Missetäter darstellt, weil ihn Kali, Shivas Gattin, zum Attribut hat!
Der Pasha hat eine doppelte Bedeutung, was auch für Shivas Trishula und jedes andere göttliche Attribut gilt. Diese Bedeutung liegt in Shiva, denn Rudra hat mit Sicherheit dieselbe Bedeutsamkeit wie das ägyptische Henkelkreuz in seinem kosmischen und mystischen Sinn. In Shivas Hand wird er lingamisch und yonisch. Damit ist gemeint: Shiva ist, wie zuvor gesagt, ein in den Veden unbekannter Name; im weißen Yajurveda erscheint er zum ersten Mal als der große Gott – Mahadeva – dessen Symbol der Lingam ist. Im Rigveda wird er Rudra genannt, der „Heuler“, die gleichzeitig wohltätige und die bösartige Gottheit, der Heiler und der Zerstörer. Im Vishnu-Purana ist er der aus Brahmâs Stirn entspringende Gott, der sich in männlich und weiblich teilt. Und er ist der Vater der Rudras oder Maruts, von denen eine Hälfte strahlend und sanft ist und die andere dunkel und wild. In den Veden ist er das göttliche Ich, das in seinen reinen, vergöttlichten Zustand zurückzukehren strebt, und gleichzeitig jenes göttliche, in irdische Form eingekerkerte Ich, dessen wilde Leidenschaften den „Brüller“, den „Schrecklichen“, aus ihm machen. Das kommt in der Brihadaranyaka-Upanishad gut zum Ausdruck, wo die Rudras, die Nachkommen des Feuergottes Rudra, die „zehn Lebensatem“ (Prana, Leben) genannt werden, mit Manas als elftem, während er als Shiva der Vernichter dieses Lebens ist. Brahmâ nennt ihn Rudra und gibt ihm außerdem sieben weitere Namen, welche die sieben Formen der Manifestation bedeuten und auch die sieben Kräfte der Natur, die zerstören, nur um wieder zu erschaffen oder erneut hervorzubringen.
Als Asket dargestellt, als der Mahayogi, hat die kreuzförmige Schlinge (Pasha) in seiner Hand deshalb keine phallische Bedeutung, und es bedarf tatsächlich einer stark in diese Richtung neigenden Einbildungskraft, um etwas Derartiges selbst in [SD # 549] einem astronomischen Symbol zu finden. Als ein Emblem von „Tor, Pforte, Mund, Auslassort“ bedeutet es viel mehr das in das Himmelreich führende „enge Tor“ als den „Geburtsort“ in einem physiologischen Sinn.
Es ist wahrhaftig ein Kreuz in einem Kreis und ein Crux Ansata; aber es ist ein Kreuz, auf das alle menschlichen Leidenschaften geschlagen werden müssen, bevor der Yogi das „enge Tor“ durchschreiten kann, den engen Kreis, der sich zu einem unendlichen erweitert, sobald der innere Mensch die Schwelle überschritten hat.
Was die mysteriösen sieben Rishis im Sternbild des Großen Bären anbelangt: Wenn Ägypten sie der „ältesten Genitrix, Typhon“ geweiht hat – so hat Indien diese Symbole vor Zeitaltern mit Zeit- oder Yuga-Umläufen in Zusammenhang gebracht, und die Saptarishis sind mit unserem gegenwärtigen Zeitalter eng verknüpft – dem dunklen Kali-Yuga.95 Der große Kreis der Zeit, auf dessen Fläche die indische Eingebung die Schildkröte (Kurma oder Shishumâra, einer von Vishnus Avataras) abgebildet hat, bildet durch seine Einteilungen und örtlichen Begrenzungen der Sterne, Planeten und Konstellationen von Natur aus ein Kreuz ab. Im „Bhagavata-Purana“, V, xxiii, heißt es: „Dhruva (der frühere Polarstern) ist am äußersten Ende des Schwanzes dieses Tieres platziert, dessen Kopf nach Süden gerichtet und dessen Körper ringförmig (kreisförmig) ist; entlang seines Schwanzes finden sich Prajapati, Agni, Indra, Dharma etc.; und quer über seine Lenden die sieben Rishis.“ Sie stellen dann das erste und früheste Kreuz und den Kreis dar, in deren Form die Gottheit eintritt (symbolisiert durch Vishnu), den ewigen Kreis der grenzenlosen Zeit, Kala, auf dessen Ebene sämtliche in Zeit und Raum geborenen Götter, Geschöpfe und Schöpfungen kreuzförmig liegen; die, wie die Philosophie es formuliert, beim Eintritt des Maha-Pralayas alle vergehen.
Unterdessen sind es die sieben Rishis, welche die Zeit und die Dauer der Ereignisse in unserem siebenfältigen Lebenszyklus bezeichnen. Sie sind so mysteriös wie ihre angeblichen Frauen, die Plejaden, von welchen sich lediglich eine als tugendhaft erwiesen hat – sie, die sich verborgen hält. Die Plejaden (Krittikas) sind die Ammen Kartikeyas, des Kriegsgottes (der Mars der westlichen Heiden), welcher der Befehlshaber der himmlischen Scharen oder vielmehr der Siddhas genannt wird – der „Siddha-sena“ (übersetzt die himmlischen Yogis und die heiligen Weisen auf der Erde) – was Kartikeya mit Michael identisch machen würde, dem „Anführer der himmlischen Scharen“ und, ihm gleich, ihn zu einem jungfräulichen Kumara.96 Er ist wahrhaftig der „Guha“, der Geheimnisvolle, den Saptarishis und den Krittikas gleich (die sieben Rishis und die Plejaden), denn die kombinierte Interpretation all dieser enthüllt dem Adepten die größten Geheimnisse okkulter Natur. Ein Punkt in dieser Frage von Kreuz und [SD # 550] Kreis ist der Erwähnung wert, da er einen starken Bezug zu den Elementen Feuer und Wasser besitzt, die in der Kreis- und Kreuzsymbolik eine so bedeutende Rolle spielen. Wie Mars, der laut Ovid ohne Zutun eines Vaters von einer Mutter (Juno) allein geboren wurde, oder wie die Avataras (z. B. Krishna) im Westen wie auch im Osten – wurde auch Kartikeya geboren, aber auf eine noch wunderbarere Weise, weder von einem Vater noch von einer Mutter gezeugt, sondern aus einem Samen Rudra-Shivas, durch Agni, welcher ihn in den Ganges warf. So wurde er aus Feuer und Wasser geboren – ein „Knabe, hell wie die Sonne und schön wie der Mond“. Daher heißt er Agnibhuva (Agnis Sohn) und Ganga-Putra (Gangas Sohn). Füge die Tatsache hinzu, dass die Krittika, seine Ammen, wie das Matsya-Purana zeigt, von Agni beherrscht werden, oder, in den authentischen Worten formuliert – „Die sieben Rishis stehen mit dem strahlenden Agni in einer Reihe“, und daher werden sie Agneya genannt – und der Zusammenhang ist leicht zu verfolgen.
Die Rishis sind es also, welche die Zeit und die Perioden des Kali-Yugas bezeichnen, des Zeitalters von Sünde und Sorge. Wie das „Bhagavata-Purana“, XII, II, 26-32, und das „Vishnu-Purana“. Letzteres sagt: „Als der Glanz Vishnus (Krishnas) zum Himmel fuhr, brach das Kali-Yuga über die Welt herein, in welchem sich die Menschen an der Sünde ergötzen. . . . . Als die sieben Rishis im Magha waren, begann das Kali-Yuga, das 1.200 (göttliche) Jahre (432.000 Jahre der Sterblichen) umfasst; und wenn sie von Magha aus Purvashadha erreichen werden, dann wird dieses Kali-Zeitalter sein Wachstum beginnen, unter Nanda und seinen Erben.97 Das ist der Umlauf der Rishis: „Wenn die beiden ersten der sieben Sterne der Rishis (des Großen Bärens) sich am Himmel erheben und ein Mondasterismus nachts in gleichem Abstand zwischen ihnen zu sehen ist, werden die sieben Rishis in dieser Konjunktion hundert Jahre lang unverändert bleiben“, lässt einer, der Nanda hasst, Parashara sagen. Nach Bentley entwickelten die Astronomen diesen Vergleich, um die Größe des Vorrückens der Tag- und Nachtgleichen zu zeigen. Er beruhte „auf einer gedachten Linie oder einem gedachten Großkreis, welcher die Pole der Ekliptik und den Anfang des Fixsterns Magha berührt, wobei dieser Kreis einige der Sterne im Großen Bären schneiden sollte. . . . Da die sieben Sterne des Großen Bären Rishis genannt wurden, wurde der so angenommene Kreis die Reihe der Rishis genannt . . . . und da er mit dem Anfang des Mondsternbilds Magha fest verbunden war, wäre die Präzession durch die Angabe des Winkels . . . . eines beweglichen Mondhauses, das von dieser Linie oder diesem Kreis geschnitten wird, als Index gegeben.“ („A Historical View of the Hindu Astronomy“, S. 65)
[SD # 551] Es bestand und besteht immer noch ein anscheinend endloser Streit über die Zeitberechnung der Inder. Hier ist jedoch ein Punkt, der uns helfen könnte – zumindest annäherungsweise – den Zeitpunkt zu bestimmen, welcher den Beginn der Symbolik der sieben Rishis und ihre Verknüpfung mit den Plejaden markiert. Als die Götter Kartikeya an die Krittikas übergaben, damit er versorgt werde, waren es ihrer nur sechs – weshalb Kartikeya mit sechs Häuptern dargestellt wird; als jedoch die poetische Vorstellung der frühen arischen Symbologen aus ihnen die Gattinnen der sieben Rishis machte, waren es sieben. Ihre Namen werden angegeben, und zwar mit Amba, Dula, Nitatui, Abryanti, Maghayanti, Vershayanti und Chupunika. Es gibt dafür jedoch noch weitere, davon abweichende Namensreihen. Auf jeden Fall ließ man vor dem Verschwinden der siebten Plejade die sieben Rishis die sieben Krittikas heiraten. Wie hätten die indischen Astronomen sonst von einem Stern sprechen können, der ohne Zuhilfenahme der stärksten Fernrohre nicht erkennbar ist? Das ist wahrscheinlich der Grund, warum jedenfalls die Mehrzahl der in den indischen Allegorien beschriebenen Ereignisse als „sehr junge Erfindung, sicherlich innerhalb der christlichen Zeitrechnung“ datiert wird.
Die ältesten in Sanskrit verfassten Manuskripte über Astronomie beginnen ihre Reihe der Nakshatras (der siebenundzwanzig Mondsternbilder) mit dem Zeichen Krittika, und das kann sie kaum älter erscheinen lassen als 2.780 v. Chr. (siehe den „Vedischen Kalender“, der selbst von den Orientalisten anerkannt wird); obwohl sie sich dieses Problems entledigen, indem sie versichern, der bezeichnete Kalender beweise nicht, dass die Inder zu dieser Zeit irgendetwas über Astronomie wussten, und sie versichern ihren Lesern, ungeachtet der Kalender, die indischen Pandits hätten ihre Kenntnis der Mondhäuser mit Krittikas an der Spitze von den Phöniziern erlangen können etc. Wie dem auch sei, die Plejaden sind die Zentralgruppe des Systems siderischer Symbologie. Sie finden sich am Hals des Sternbilds Stier und werden von Mädler und anderen in der Astronomie als die Zentralgruppe des Systems der Milchstraße betrachtet und in der Kabbala und der östlichen Esoterik als die siderische Siebenheit, geboren aus der ersten manifestierten Seite des oberen Dreiecks, des verborgenen . Diese manifestierte Seite ist der Stier, das Symbol der Eins (der Ziffer 1), oder des ersten Buchstabens des hebräischen Alphabets, Aleph א (Stier oder Ochse), dessen Synthese zehn (10) ist oder Yod, der vollkommene Buchstabe und die vollkommene Zahl. Die Plejaden (insbesondere Alkyone) werden somit selbst in der Astronomie als der Zentralpunkt betrachtet, um den sich unser Universum von Fixsternen dreht, jener Brennpunkt, aus dem und zu dem der Göttliche Atem, die Bewegung, während des Manvantaras unaufhörlich hinwirkt. Daher spielt – in den siderischen Symbolen der okkulten Philosophie – dieser Kreis mit dem Sternenkreuz auf seiner Fläche die herausragendste Rolle.
Die Geheimlehre lehrt uns, dass alles im Universum, wie auch das Universum selbst, während seiner periodischen Manifestationen geformt (erschaffen) wird – mittels beschleunigter Bewegung, innerhalb der phänomenalen Welt vom Atem [SD # 552] der ewig-unbekannten Kraft (jedenfalls der gegenwärtigen Menschheit) in Aktivität versetzt. Überall wurde der Geist des Lebens und der Unsterblichkeit mit einem Kreis symbolisiert: Daher repräsentiert die sich in ihren Schwanz beißende Schlange den Kreis der Weisheit in der Unendlichkeit; so wie das astronomische Kreuz – das Kreuz in einem Kreis – und die mit zwei Schwingen versehene Kugel, die dann zum heiligen Skarabäus der Ägypter wurde, dessen Name bereits die damit verbundene geheime Idee andeutet. Denn der Skarabäus heißt in Ägypten (in den Papyri) Khepra und Chepre, abgeleitet von dem Zeitwort cheper, „werden“, und wurde somit zum Symbol und Emblem des menschlichen Lebens und des aufeinanderfolgenden Werdens des Menschen durch die verschiedenen Wanderschaften und Metempsychosen (Reinkarnationen) der befreiten Seele gemacht. Dieses mystische Symbol zeigt klar, dass die Ägypter an Reinkarnation und an die aufeinanderfolgenden Leben und Existenzen der unsterblichen Wesenheit glaubten. Dass das jedoch eine esoterische Lehre war, welche die priesterlichen Hierophanten und königlichen Initiierten den Kandidaten ausschließlich während der Mysterien enthüllten, wurde geheim gehalten. Die unkörperlichen Intelligenzen (die Planetengeister oder schöpferischen Mächte) wurden immer in Form von Kreisen dargestellt. In der ursprünglichen Philosophie der Hierophanten waren diese unsichtbaren Kreise die prototypischen Ursachen und Erbauer aller Himmelskörper, welche ihre sichtbaren Körper oder Bedeckungen darstellten und deren Seelen sie waren. Im Altertum war das sicherlich eine allgemeine Lehre (siehe Hesekiel 1).
Wie Proklos (in „Quinto Libro“, Euclid) sagt: „Vor den mathematischen Zahlen gibt es die selbstbewegenden Zahlen. Vor den sichtbaren Gestalten – die Gestalten der Lebenskraft, und vor der Hervorbringung der materiellen Welten, die sich in einem Kreis bewegen, brachte die schöpferische Macht die unsichtbaren Kreise hervor.“
Deus enim et circulus est, sagt Pherekydes in seiner Hymne an Jupiter. Das war ein hermetisches Axiom, und Pythagoras schrieb eine solche kreisförmige Niederwerfung und Haltung während der Stunden der Kontemplation vor. „Der Andächtige muss der Form eines vollkommenen Kreises so nahe wie möglich kommen“, schreibt das Geheime Buch vor. Numa versuchte, dieselbe Angewohnheit im Volk zu verbreiten, erzählt Pierius98 seinen Lesern, und Plinius sagt: „Während unserer Anbetung rollen wir sozusagen unseren Körper ringartig auf – totum corpus circumagimur.99 Die Vision des Propheten Hesekiel erinnert [SD # 553] zwingend an diesen Mystizismus des Kreises, als er einen Wirbelwind sah, aus dem „ein Rad auf der Erde“ hervorkam, dessen Werk „wie wenn ein Rad inmitten eines Rades wäre (1,4, 16). . . “, „denn der Geist des lebendigen Wesens war in den Rädern.“ (20)
„Der Geist wirbelt beständig umher, und kehrt wieder zurück nach seinen Kreisen“ – sagt Salomon (Prediger, 1,6), den die englische Übersetzung vom „Winde“ sprechen lässt, der Urtext sich jedoch gleichermaßen auf den Geist und die Sonne bezieht. Der Zohar jedoch, das einzig wahre Glossar des kabbalistischen Predigers, sagt in Erklärung dieses Verses, der vielleicht etwas verschwommen und schwierig zu verstehen ist, „er scheint zu sagen, die Sonne bewege sich in Kreisen, während er sich auf den Geist unter der Sonne bezieht, den sogenannten Heiligen Geist, welcher sich im Kreis bewegt, nach beiden Seiten, damit sie (Er und die Sonne) in derselben Essenz vereint sind“ . . . („Zohar“, fol. 87, col. 346)
Das „Goldene Ei“ der Brahmanen, aus dessen Innerem sich Brahmâ erhebt, die schöpferische Gottheit, ist der „Kreis mit dem Mittelpunkt“ von Pythagoras und sein passendes Symbol. In der Geheimlehre findet sich die verborgene Einheit – ob sie nur Parabrahman repräsentiert oder die „großen Extreme“ von Konfuzius, oder die von Ptah verborgene Gottheit, das ewige Licht, oder wiederum den jüdischen Ain Soph – immer symbolisiert durch einen Kreis oder die „Null“ (das absolute Nichtding oder Nichts, weil es unendlich und das All ist); während der (durch seine Werke) geoffenbarte Gott als der Durchmesser dieses Kreises erwähnt wird. Die Symbolik der zugrundeliegenden Idee wird folgendermaßen deutlich: Die den Mittelpunkt des Kreises durchschneidende gerade Linie hat im geometrischen Sinn Länge, aber weder Breite noch Dicke; sie ist ein imaginäres, weibliches Symbol, welches die Ewigkeit durchquert und auf der Daseinsebene der Erscheinungswelt ruhend dargestellt wird. Sie ist dimensional, während ihr Kreis dimensionslos ist, oder, um einen algebraischen Ausdruck zu verwenden, sie ist die Dimension einer Gleichung. Eine andere Art der Symbolisierung der Idee findet sich in der pythagoreischen heiligen Dekade, die in ihrer dualen Zahl Zehn (der Eins und ein Kreis oder eine Null) das Absolute All zusammenfasst, das sich selbst in dem Wort oder der zeugenden Schöpfungskraft offenbart.
B
Der Fall des Kreuzes in die Materie
Wer sich geneigt fühlen sollte, über dieses pythagoreische Symbol zu diskutieren, mit dem Einwand, es sei bislang nicht festgestellt, in welcher Periode des [SD # 554] Altertums die Null zum ersten Mal vorkommt – insbesondere in Indien – wird auf „Isis Unveiled“, Bd. II, S. 299, 300 ff., verwiesen.
Nehmen wir einmal um des Argumentes willen an, die Antike hätte keine unserer Rechenarten oder arabischen Ziffern gekannt – obwohl wir wissen, dass sie damit vertraut war – existiert dennoch die Idee des Kreises und des Durchmessers, um zu demonstrieren, dass dies das erste Symbol in der Kosmogonie war. Vor den Trigrammen Fo Xis, Yang, der Einheit, und Yin, der Zweiheit, die geschickt von Éliphas Lévi erklärt wurden („Dogme et Rituel de la Haute Magie“, Bd. I, S. 124), hatte China seinen Konfuzius und seine Taoisten.100 Der Erstere umschreibt die „großen Extreme“ mit einem Kreis und seiner horizontalen Querlinie; die Letzteren setzen drei konzentrische Kreise unter den großen Kreis, während die Sung-Weisen die „großen Extreme“ in einem oberen Kreis zeigten, und Himmel und Erde in zwei kleineren darunter. Die Yangs und die Yins sind eine viel spätere Erfindung. Ungeachtet der vielen Beinamen, die Platon dem „Gott über allen“ (ὁ ἐπὶ πᾶσι θεός) gibt, fassten er und seine Schule die Gottheit niemals anders auf. Platon konnte, da er initiiert war, nicht an einen persönlichen Gott glauben, einen riesigen Schatten des Menschen. Seine Epitheta „Monarch“ und „Gesetzgeber des Universums“ haben eine abstrakte Bedeutung, die von jedem Okkultisten wohl verstanden wird, der nicht weniger als jeder Christ an das Eine, das Universum regierende Gesetz glaubt und es gleichzeitig als unveränderlich anerkennt. Wie er sagt: „Jenseits aller endlichen Existenzen und sekundären Ursachen, aller Gesetze, Ideen und Prinzipien, existiert eine Intelligenz oder ein Denken (νοῦς), das erste Prinzip aller Prinzipien, die Höchste Idee, auf der alle anderen Ideen gegründet sind . . . die ultimative Substanz, von welcher alle Dinge ihr Sein und Wesen herleiten, die erste und bewirkende Ursache aller Ordnung und Harmonie und Schönheit und Vortrefflichkeit und die das Universum durchdringende Güte.“ Dieses Denken wird aufgrund seiner Vorzüglichkeit und Exzellenz das Höchste101 Gute genannt, „der Gott“ ( ὁ θεός) und „der Gott über allem“. Diese Worte beziehen sich, wie Platon selbst zeigt, weder auf den „Schöpfer“ noch auf den „Vater“ unserer modernen Monotheisten, sondern auf die ideale und abstrakte Ursache. Denn, wie er sagt, „dieser θεός, der Gott über allem, ist nicht die Wahrheit oder das Denken, sondern ihr Vater“ und ihre Erste Ursache. Sollte Platon, der größte Schüler der archaischen Weisen und selbst ein Weiser, für den es nur ein einziges erstrebenswertes Ziel in diesem Leben gab – wirkliche Erkenntnis – jemals an eine Gottheit geglaubt haben, welche die Menschen bei der geringsten Herausforderung für ewig verflucht und verdammt?102 Er ganz bestimmt nicht, der nur jene als [SD # 555] echte Philosophen und Schüler der Wahrheit betrachtete, die im Besitz der Erkenntnis des wirklich Existierenden im Gegensatz zum nur Scheinbaren waren; des immer Existierenden im Gegensatz zum Vergänglichen; und des dauernd Existierenden im Gegensatz zu dem, das wächst, schwindet und abwechselnd entwickelt und zerstört wird.103 Speusippos und Xenokrates folgten seinen Fußstapfen. Das Eine, das Ursprüngliche, hatte keine Existenz in dem Sinn, der ihm von sterblichen Menschen beigelegt wird. „Das τίμιον (das Ehrwürdige) wohnt im Mittelpunkt sowie im Umkreis, doch es ist lediglich der Widerschein der Gottheit – der Weltseele“104 – die Ebene der Kreisfläche. Das Kreuz und der Kreis sind eine universale Vorstellung – so alt wie das menschliche Denken selbst. Sie stehen an erster Stelle der Liste der langen Reihe sozusagen internationaler Symbole, die neben ihrer unmittelbaren Beziehung auf psychologische und selbst physiologische Mysterien oftmals große wissenschaftliche Wahrheiten zum Ausdruck brachten; und dieses Symbol ist genau eines von dieser Art, und es gründet auf die älteste esoterische Kosmogonie.
Es stellt keine Erklärung dar, wie Éliphas Lévi zu behaupten, dass Gott, die universale Liebe, die Welt dadurch hervorbrachte, dass er die männliche Einheit dazu veranlasste, einen Abgrund in die weibliche Zweiheit oder das Chaos zu graben. Diese Vorstellung ist nicht nur genauso roh wie alle anderen, sie beseitigt auch nicht das Problem, dass wir ihr nicht anhängen können, ohne unsere Verehrung der allzu menschlichen Wege der Gottheit zu verlieren. Um derartige anthropomorphische Vorstellungen zu vermeiden, verwendeten die Initiierten zur Bezeichnung des einen und zweitlosen Prinzips im Universum niemals das Epithet „Gott“; und sie bestreiten – getreu den ältesten Überlieferungen der über die ganze Welt verbreiteten Geheimlehre –, dass die Absolute Vollkommenheit jemals ein so unvollkommenes und oft nicht sehr reines Werk hätte vollbringen können. Weitere, noch umfassendere metaphysische Probleme müssen hier gar nicht erwähnt werden. Zwischen spekulativem Atheismus und idiotischem Anthropomorphismus muss es einen philosophischen Mittelweg und eine Versöhnung geben. Nur die Gegenwart des Unsichtbaren Prinzips in der gesamten Natur und seine höchste Offenbarung auf der Erde – der Mensch – können das Problem lösen helfen, welches dem des Mathematikers gleichkommt, dessen x sich ständig dem Griff unserer irdischen Algebra entziehen muss. Die Hindus versuchten, es mit Hilfe ihrer Avataras zu lösen, die Christen meinen [SD # 556] es gelöst zu haben – durch ihre eine göttliche Inkarnation. Exoterisch – haben beide Unrecht; esoterisch sind alle beide der Wahrheit sehr nahe. Unter den Aposteln der westlichen Religion scheint Paulus allein das archaische Mysterium des Kreuzes ergründet zu haben – wenn nicht tatsächlich geoffenbart. Was den Rest derer anbelangt, welche die Universale Gegenwart durch Vereinen und Individualisieren zu einem Symbol synthetisierten – zum zentralen Punkt des Kruzifixes – sie beweisen damit lediglich, dass sie den wahren Geist der Lehre Christi niemals erfasst und durch ihre irrtümlichen Auslegungen auf mehr als eine Weise erniedrigt haben. Sie vergaßen den Geist des universalen Symbols und monopolisierten es selbstsüchtig – als ob das Grenzenlose und das Unendliche jemals begrenzt und auf eine in einem einzigen Menschen oder auch in einer Nation individualisierte Offenbarung beschränkt werden könnte!
Die in die vier Himmelsrichtungen deutenden Arme des „“, des dekussierten Kreuzes, und des „hermetischen“ Kreuzes – wurden von den mystisch denkenden Hindus, den Brahmanen und den Buddhisten wohl verstanden, Jahrtausende bevor man davon in Europa hörte; und dieses Symbol fand sich und findet sich auf der gesamten Welt. Sie bogen die Enden des Kreuzes um und machten aus ihm ihre Swastika , jetzt das Wan des buddhistischen Mongolen.105 Sie impliziert, dass der „Mittelpunkt“ nicht auf ein Individuum beschränkt ist, wie vollkommen er auch sein mag; dass das Prinzip (Gott) in der Menschheit ist und die Menschheit wie alles Übrige in ihr wie Wassertropfen im Ozean ist; die vier Enden in die vier Himmelsrichtungen weisen und sich deshalb in der Unendlichkeit verlieren.
Ein Isarim, ein Initiierter, soll in Hebron auf Hermes’ Leichnam die wohlbekannte Smaragdtafel gefunden haben, die, wie es heißt, den Hauptinhalt der hermetischen Weisheit enthielt . . . . „Trenne die Erde vom Feuer, das Feine vom Groben . . . . Steige von der Erde zum Himmel empor und dann wieder herab zur Erde“, wurde darauf gefunden. Das Rätsel des Kreuzes ist in diesen Worten enthalten, und sein doppeltes Mysterium ist gelöst – für den Okkultisten.
„Das philosophische Kreuz, dessen zwei Linien in entgegengesetzten Richtungen verlaufen, als Horizontale und Vertikale, als Höhe und Breite, das die geometrisierende Gottheit am Kreuzungspunkt teilt, und das sowohl die magische als auch die wissenschaftliche Vierheit bildet, ist, wenn es in das vollkommene Quadrat eingeschrieben ist, die Grundlage der Okkultisten. In seiner mystischen Domäne liegt der Hauptschlüssel, welcher das Tor aller Wissenschaften öffnet, sowohl der physischen als auch der spirituellen. Es symbolisiert unser menschliches Dasein, denn der Kreis des Lebens [SD # 557] umschreibt die vier Punkte des Kreuzes, die der Reihe nach Geburt, Leben, Tod und Unsterblichkeit darstellen.
‘Halte dich’, sagt der Alchemist, ‘an die vier Buchstaben des Tetragramms, die folgendermaßen angeordnet sind: Die Buchstaben des unaussprechlichen Namens sind da, obwohl du sie zuerst vielleicht nicht erkennen kannst. Das unaussprechliche Axiom ist kabbalistisch darin enthalten, und das ist es, was die Meister als das magische Arkanum bezeichnen.’ “ („Isis Unveiled“)
Noch einmal: „Das (Tau) und das astronomische Kreuz Ägyptens, sind in unterschiedlichen Öffnungen der Ruinen von Palenque unübersehbar. Auf der Westseite des Palasts von Palenque ist einem der Flachreliefs direkt unterhalb der sitzenden Figur die Hieroglyphe Tau eingemeißelt. Die stehende Figur, die sich über Erstere neigt, ist damit beschäftigt, ihr Haupt mittels der linken Hand mit dem Initiationsschleier zu bedecken, während sie mit dem Zeige- und dem Mittelfinger ihrer rechten Hand in Richtung des Himmels weist. Diese Haltung entspricht exakt der eines christlichen Bischofs, der seinen Segen gibt, oder jener, in der Jesus oft beim letzten Abendmahl dargestellt wird. . . . Der ägyptische Hierophant hatte eine quadratische Kopfbedeckung, welche er während seiner Verrichtungen immer tragen musste. . . . Das vollkommene Tau, aus der lotrechten (dem absteigenden männlichen Strahl) und der horizontalen Linie (der Materie, dem weiblichen Prinzip) gebildet, sowie der Weltenkreis waren ein Attribut der Isis, und das ägyptische Kreuz wurde der Mumie ausschließlich nach dem Tod auf die Brust gelegt. Diese quadratischen Hüte werden bis zum heutigen Tag von armenischen Priestern getragen. Die Behauptung, das Kreuz sei ein rein christliches Symbol, das erst nach unserer Zeitrechnung eingeführt wurde, ist in der Tat sonderbar, wenn wir bedenken, wie Hesekiel (9,4) mit dem signum Thau, wie es in der Vulgata übersetzt wird, die Stirn der Männer Judäas zeichnete. Im alten Hebräisch wurde dieses Zeichen so gebildet , aber in den ursprünglichen ägyptischen Hieroglyphen als ein vollkommenes christliches Kreuz (Tat, das Symbol der Stabilität). In der Offenbarung zeichnet „das Alpha und Omega“ (Geist und Materie), der Erste und der Letzte, ebenfalls den Namen seines Vaters auf die Stirn der Auserwählten.“ (S. 323, Bd. II). „Moses befiehlt seinem Volk in Exodus 12,22, ihre Türpfosten und -stürze mit Blut zu markieren, damit der „Herrgott“ nicht einen Fehler mache und einige seiner Auserwählten anstelle der dem Untergang geweihten Ägypter erschlage. Und dieses Zeichen ist ein Tau! Das identische ägyptische Henkelkreuz, der Talisman, mit dessen Hälfte Horus die Toten erweckte, wie auf einer verfallenen Ruine in Philae zu sehen ist.“ (S. 454, Bd. II)
In dem Text über die Swastika und das Tau wurde genug gesagt. Wahrlich, das Kreuz kann bis ganz in die Tiefen der unergründlichen archaischen Zeitalter zurückverfolgt werden! Sein Mysterium wird immer größer, anstatt sich aufzuklären, da wir es auf den Statuen der Osterinsel finden – im alten Ägypten, in Zentralasien, in Felsen geritzt als Tau und Swastika, im vorchristlichen Skandinavien, einfach [SD # 558] überall! Der Verfasser von „The Key to the Hebrew-Egyptian Mystery in the Source of Measures“ steht staunend vor dem endlosen Schatten, den es in das Altertum zurückwirft, und er ist nicht imstande, es auf irgendeine besondere Nation oder einen besonderen Menschen zurückzuführen. Er zeigt die von den Hebräern überlieferten Targume, durch die Übersetzung verdunkelt. Bei Josua 8,29, im Arabischen gelesen, und im „Targum Jonathan“ heißt es: „Den König von Ai kreuzigte er an einem Baum.“ Die Septuaginta-Darstellung zeigt die Aufhängung an einem Doppelholz oder Kreuz (Wordsworth über Josua) . . . Die sonderbarste Beschreibung dieser Art findet sich in Nummer xxv, 4, wo bei Onkelos (?) zu lesen ist: „Kreuzige sie vor dem Herrn (Jehovah) gegen die Sonne.“ „Das Wort hier ist עק, annageln, in der Vulgata korrekt wiedergegeben (J. Fürst) mit kreuzigen. Schon die Konstruktion dieses Satzes ist mystisch.“
Das ist er, aber sein Geist wurde immer missverstanden. „Vor der Sonne kreuzigen (nicht gegen sie)“ ist eine für die Initiation verwendete Ausdrucksweise. Sie kommt aus Ägypten und ursprünglich aus Indien. Das Rätsel kann nur gelöst werden, indem sein Schlüssel in den Mysterien der Initiation gesucht wird. Der initiierte Adept, der sämtliche Prüfungen erfolgreich abgeschlossen hatte, wurde festgemacht – nicht angenagelt, sondern lediglich an ein Lager in der Form eines Tau angebunden, (in Ägypten), einer Swastika ohne die vier zusätzlichen Verlängerungen (deshalb: , und nicht ), in einen tiefen Schlaf versunken (den „Schlaf von Siloam“, wie er bis heute unter den Initiierten in Kleinasien, in Syrien und selbst im oberen Ägypten genannt wird). Man ließ ihn drei Tage und drei Nächte lang in diesem Zustand verharren, während sich sein spirituelles Ego, wie es hieß, vertraulich mit den „Göttern“ unterhielt, in den Hades, die Amenti oder nach Patala (je nach Land) hinabstieg und barmherzige Werke für die unsichtbaren Wesen vollbrachte, sei es für Seelen der Menschen oder für Elementargeister; sein Körper verblieb die gesamte Zeit in einer Tempelkrypta oder in einer unterirdischen Höhle. In Ägypten wurde er in den Sarkophag in der Königskammer der Cheops-Pyramide gelegt, und in der Nacht beim Anbruch des dritten Tages an den Eingang einer Galerie getragen, wo zu einer bestimmten Stunde die Strahlen der aufgehenden Sonne voll auf das Gesicht des verzückten Kandidaten fielen. Dieser erwachte, um von Osiris und Thoth, dem Gott der Weisheit, initiiert zu werden.
Der Leser, der die Behauptung anzweifelt, möge die hebräischen Originalwerke einsehen, bevor er sie abstreitet. Er möge sich einigen der inspirierendsten ägyptischen Flachreliefs zuwenden. Insbesondere eines am Tempel von Philae stellt eine Initiationsszene dar. Zwei Gottes-Hierophanten, einer mit dem Haupt eines Habichts (der Sonne), der andere ibisköpfig (Merkur, Thoth, der Gott der Weisheit und des geheimen Wissens, Rangnächster der Osiris-Sonne), stehen über dem Körper eines soeben initiierten Kandidaten. Sie sind dabei, einen doppelten Wasserstrahl (die Wasser des Lebens und der Neugeburt) auf sein Haupt zu gießen, und die Strahlen sind in Form eines Kreuzes ineinander verschlungen und voll von kleinen Henkelkreuzen. Das ist allegorisch für das Erwachen des Kandidaten [SD # 559] (jetzt ein Initiierter), wenn die Strahlen der Morgensonne (des Osiris) den Scheitel seines Hauptes treffen (indem sein verzückter Körper auf sein hölzernes Tau gelegt war, um diese Strahlen so zu empfangen). Dann erschienen die Hierophant-Initiatoren, und die sakramentalen Worte wurden ausgesprochen, scheinbar an den Sonnen-Osiris gerichtet, in Wirklichkeit jedoch an die Geist-Sonne im Innern, die den neugeborenen Menschen erleuchtet. Der Leser möge über den seit dem entferntesten Altertum bestehenden Zusammenhang zwischen der Sonne und dem Kreuz nachdenken, sowohl in Bezug auf ihre generativen als auch spirituell regenerativen Fähigkeiten. Er möge das Grab von Beit-Oualy aus der Regierungszeit von Ramses II. untersuchen, wo er die Kreuze in jeder beliebigen Gestalt und Lage finden wird. So auch am Thron jenes Herrschers und schließlich auf einem Bruchstück, das die Anbetung Bakhan-Alenrés darstellt, aus der Ahnenhalle von Totmes III., heute aufbewahrt in der Nationalbibliothek in Paris.
Auf dieser außerordentlichen Skulptur und Malerei sieht man die Sonnenscheibe auf ein Henkelkreuz herabstrahlen, das auf einem Kreuz aufgestellt ist, von welchem die Kreuze des Kalvarienberges vollkommene Kopien darstellen. Die alten Handschriften erwähnen sie als die „harten Lager jener, die in dem Prozess der Selbstgeburt in (spirituellen) Wehen lagen“. In den unterirdischen Hallen der ägyptischen Tempel wurden nach ihrer Zerstörung eine Menge solcher kreuzförmiger „Lager“ gefunden, auf welche der in einen todesähnlichen Trancezustand versetzte Kandidat am Ende seiner höchsten Initiation gelegt und beschützt wurde. Die würdigen und heiligen Väter vom Charakter eines Cyrillus und eines Theophilos verwendeten sie offen, da sie annahmen, sie seien von einigen neu Bekehrten dorthin gebracht und verborgen worden. Nur Origenes, und nach ihm Clemens von Alexandria und andere Ex-Initiierte, wussten es besser. Aber sie zogen es vor, Stillschweigen zu bewahren.
Nochmals, der Leser möge die indischen „Fabeln“ lesen, wie sie von den Orientalisten bezeichnet werden, und sich an die Allegorie von Vishvakarman erinnern, der schöpferischen Kraft, dem großen Baumeister der Welt, der im Veda der „allsehende Gott“ genannt wird, der „sich selbst für sich selbst opfert“ (die spirituellen Egos der Sterblichen sind seine eigene Essenz, daher eins mit ihm). Man erinnere sich daran, dass er Deva-Vardhika genannt wird, „Baumeister der Götter“, und dass er es ist, der in der exoterischen Allegorie Surya (die Sonne), seinen Schwiegersohn, auf seine Drehscheibe bindet; in der esoterischen Überlieferung jedoch an die Swastika, denn auf der Erde ist er der Hierophant-Initiator, und er schneidet sich einen Teil seines Glanzes ab. Vishvakarman, man erinnere sich wieder, ist der Sohn Yoga-Siddhas, d. h. der heiligen Kraft des Yogas, und der Erbauer der „feurigen Waffe“, des magischen Agneyastras. Die Erzählung ist an anderer Stelle vollständiger wiedergegeben. Der Verfasser des so oft angeführten kabbalistischen Werks fragt:
„Die theoretische Anwendung der Kreuzigung muss daher irgendwie mit der Personifizierung dieses Symbols (der Struktur des Paradiesgartens, symbolisiert durch einen gekreuzigten Menschen) in Zusammenhang gestanden haben. Aber wie? Und um was zu zeigen? Das Symbol stand für den Ursprung der Maße, das schöpferische Gesetz oder den Plan dunkel andeutend. Was [SD # 560] könnte die Kreuzigung in Bezug auf die Menschheit tatsächlich bedeuten? Dass sie für ein Abbild eines geheimnisvollen Wirkens desselben Systems gehalten wurde, zeigt doch schon die Tatsache ihrer Anwendung. Es scheint tief unten zu liegen, in Richtung der geheimnisvollen Wirkungsweise der Zahlenwerte (der Symbolisierung der Beziehung von 113 : 355, mit 20.612 : 6.561, eines Gekreuzigten). Es wird nicht nur gezeigt, dass sie im Kosmos wirken, sondern . . . . sie scheinen mittels Zuneigung in Bezug auf eine unsichtbare und spirituelle Welt Bedingungen auszuarbeiten, und es scheint, als hätten die Propheten die verbindenden Glieder gekannt. . . . Die Betrachtung wird verwickelter, wenn man überlegt, dass die Möglichkeit, das Gesetz exakt auszudrücken, durch Zahlen, die ein System genau bestimmen, nicht ein sprachlicher Zufall, sondern ihre tatsächliche Essenz und Teil ihres ursprünglichen organischen Aufbaus war; deshalb konnten weder die Sprache noch das mathematisch damit verbundene System menschliche Erfindungen sein, wenn nicht beide auf einer früheren Sprache begründet waren, die später veraltete . . . “ (S. 205).
Der Autor belegt diese Punkte mit zusätzlichen Erläuterungen und enthüllt die geheime Bedeutung von mehr als einer buchstabengetreuen Erzählung, indem er zeigt, dass שא, Mensch, möglicherweise das ursprüngliche Wort war: „Das allererste Wort im Besitz der Hebräer, wer immer sie waren, um die Idee eines Menschen mit einem Laut zu übermitteln. Das Wesentliche dieses Wortes war vom Anbeginn an 113 (der Zahlenwert jenes Wortes), und es trug die Elemente des dargelegten kosmischen Systems in sich.“
Das zeigt der indische Vithoba – eine Form Vishnus –, wie bereits festgestellt wurde. Die Figur Vithobas entspricht, bis hin zu den Nagelmalen an den Füßen,106 der des gekreuzigten Jesus, in allen Details, mit Ausnahme des Kreuzes; dass der Mensch gemeint war, ist für uns ferner durch die Tatsache erwiesen, dass der Initiierte nach seiner Kreuzigung auf dem Baum des Lebens wiedergeboren wurde. Dieser „Baum“ ist jetzt exoterisch geworden, da ihn die Römer als Marterwerkzeug benutzten, und durch die Unkenntnis der frühen christlichen Verschwörer wurde er zum Baum des Todes!
Somit ist eine der sieben esoterischen Bedeutungen, die von den mystischen Erfindern des Systems mit diesem Mysterium der Kreuzigung beabsichtigt waren – dessen ursprüngliche Ausarbeitung und Annahme auf die erste Stiftung der Mysterien zurückdatiert – in den geometrischen Symbolen aufgedeckt, welche die Geschichte der Evolution des Menschen enthalten. Die Hebräer, deren Prophet Moses in der esoterischen Weisheit Ägyptens so bewandert war, und die ihr Zahlensystem von den Phöniziern übernahmen und später von den Heiden, von denen sie auch den größten Teil ihres kabbalistischen Mystizismus entlehnten, passten die kosmischen und anthropologischen Symbole der „heidnischen“ Völker ihren eigentümlichen, geheimen Berichten höchst raffiniert an. Wenn das christliche [SD # 561] Priestertum heute den Schlüssel dafür verloren hat, waren die frühen Kompilatoren der christlichen Mysterien wohl vertraut mit der Esoterischen Philosophie und der hebräischen okkulten Metrologie und wandten sie geschickt an. So nahmen sie das Wort Aisch (eine der hebräischen Wortformen für Mensch) und gebrauchten es in Zusammenhang mit dem Wort Schana oder dem „Mondjahr“, das so geheimnisvoll verbunden ist mit dem Namen Jehovahs, dem angeblichen „Vater“ von Jesus, und schlossen die mystische Idee in einen astronomischen Wert und eine Formel ein.
Die ursprüngliche Idee vom im Raum „gekreuzigten Menschen“ gehört sicherlich zu den alten Hindus, das zeigt Moor in seinem „Hindu Pantheon“ mit der Vithoba darstellenden Abbildung. Platon übernahm sie mit seinem dekussierten Kreuz im Raum, dem , dem „zweiten Gott, der sich dem Universum in Form eines Kreuzes einprägte“. Krishna wird gleichermaßen „gekreuzigt“ gezeigt (siehe Dr. Lundys „Monumental Christianity“, Abb. 72). Und im Alten Testament ist sie ebenfalls wiedergegeben mit der sonderbaren Verfügung, den Menschen vor dem Herrn zu kreuzigen, der Sonne – was durchaus keine Prophezeiung ist, sondern eine unmittelbare phallische Bedeutung hat. In § II desselben höchst anregenden Werkes über die kabbalistischen Bedeutungen „The Hebrew-Egyptian Mystery“ lesen wir wiederum:
„In dem Symbol weisen die Köpfe der Nägel des Kreuzes eine solide Pyramide auf sowie einen sich verjüngenden quadratischen Schaft in Form eines Obelisken, also ein phallisches Emblem für den Nagel. Nimmt man die Position der drei Nägel in den Gliedmaßen des Menschen und auf dem Kreuz, so bilden oder bezeichnen sie eine Dreiecksform mit jeweils einem Nagel an jeder Ecke. Die Wunden oder Stigmata an den Gliedmaßen sind notwendigerweise vier und bezeichnen das Quadrat. . . . Die drei Nägel mit den drei Wunden ergeben die Zahl 6, was die 6 Flächen des entfalteten Würfels bedeutet (die das Kreuz oder die Menschenform bilden, oder 7, wenn man die drei horizontalen und die vier vertikalen Quadrate zusammenzählt), auf welchen der Mensch gelegt ist; und das wiederum deutet auf die Kreiszahl, die auf die Kanten des Würfels übertragen ist. Die eine Wunde an den Füßen trennt sich in zwei, wenn die Füße getrennt werden, was drei ergibt für alle zusammen, und vier, wenn getrennt, oder 7 insgesamt – eine weitere höchst heilige (und bei den Juden) weibliche Grundzahl.“
Während also die phallische oder sexuelle Bedeutung der „Kreuzigungsnägel“ durch die geometrische und numerische Deutung bewiesen ist, wird ihre mystische Bedeutung durch die kurzen Anmerkungen, wie oben angegeben, in ihrer Verbindung mit und ihrem Bezug auf Prometheus klar. Er ist ein weiteres Opfer, denn er ist auf das Kreuz der Liebe geschlagen, auf den Felsen der menschlichen Leidenschaften, eine Opfergabe an seine Hingabe an die Sache des spirituellen Elements in der Menschheit.
Nun ist das ursprüngliche System, die dem Kreuz zugrunde liegende doppelte Glyphe, keine „menschliche Erfindung“, denn an seinem Fundament liegen die kosmische Ideenbildung und die spirituelle Darstellung des göttlichen Ego-Menschen. Später erweiterte es sich zu der schönen Idee, die von den Mysterien aufgenommen und in ihnen dargestellt wurde, des sich erneuernden Menschen, des Sterblichen, der, indem er den Menschen aus Fleisch und seine Leidenschaften auf dem Folterbett des [SD # 562] Prokrustes kreuzigte, als Unsterblicher wiedergeboren wurde. Indem sie den Körper, einer leeren Schmetterlingspuppe gleich, hinter sich ließen, den Tiermenschen an das Kreuz der Initiation banden, wurde die Ego-Seele so frei wie ein Schmetterling. Noch später war das Kreuz infolge des allmählichen Verlustes der Spiritualität in der Kosmogonie und in der Anthropologie nicht mehr als ein phallisches Symbol.
Bei den Esoterikern ist die Universalseele oder Anima Mundi seit undenklichen Zeiten der materielle Widerschein des immateriellen Ideals, die Quelle des Lebens aller Wesen und des Lebensprinzips der drei Reiche; sie war bei den hermetischen Philosophen siebenfältig, wie auch bei allen Alten. Denn sie wird als siebenfältiges Kreuz dargestellt, dessen Arme entsprechend Licht sind, Wärme, Elektrizität, irdischer Magnetismus, astrale Strahlung, Bewegung und Intelligenz, oder was einige als Selbstbewusstsein bezeichnen.
Wie wir bereits an anderer Stelle gesagt haben, wurde das Kreuz von den auch Chrestoi genannten (nach Chrestos, dem Mann der Trübsal und Sorge) Adepten und Neophyten als Erkennungszeichen genutzt, lange bevor die Christenheit das Kreuz und sein Zeichen als ihr Symbol übernahm. Éliphas Lévi sagt: „Das von den Christen angenommene Kreuzzeichen gehört ihnen nicht ausschließlich. Es ist auch kabbalistisch und stellt den Gegensatz und das vierfältige Gleichgewicht der Elemente dar. Aus dem okkulten Vers des Vaterunsers erkennen wir, dass es ursprünglich in zwei Arten ausgeführt wurde, oder zumindest zwei sehr verschiedene Formeln, um seine Bedeutung auszudrücken – eine den Priester-Initiierten vorbehalten; die andere den Neophyten und den Profanen gegeben. So sagte z. B. der Initiierte, die Hand an seine Stirn erhebend: Dein; dann fügte er hinzu: ist; und fuhr fort, die Hand zur Brust führend – das Reich; dann zur linken Schulter – Gerechtigkeit; zur rechten Schulter – und Gnade. Dann faltete er die Hände und fügte hinzu: in allen Zyklen der Erschaffung: ‘Tibi sunt Malchut et Geburah et Chesed per æonas’ – eine absolute und großartige kabbalistische Bekreuzigung, welche die streitbare und offizielle Kirche durch die Profanisierung des Gnostizismus gänzlich verlor.“ („Dogma et Ritual de la Haute Magie“ etc., Bd. II, S. 88)
Doch die „streitbare und offizielle Kirche“ tat noch mehr: Nachdem sie sich genommen hatte, was ihr niemals gehörte, nahm sie sich das Einzige, was die „Profanen“ hatten, nämlich die kabbalistische Bedeutung der männlichen und weiblichen Sephiroth. Deren innere und höhere Bedeutung verlor sie niemals, denn sie war niemals in ihrem Besitz – ungeachtet Éliphas Lévis Willfährigkeit gegenüber Rom. Das von der lateinischen Kirche angenommene Kreuzzeichen war von Anbeginn an phallisch, während das der Griechen das Kreuz der Neophyten war, der Chrestoi.
[SD # 563]
§ XXIII
Die Upanishaden
in der gnostischen Literatur
In Kings „The Gnostics and Their Remains“ werden wir daran erinnert, dass die griechische Sprache lediglich ein einziges Wort für Vokal und Stimme besitzt. Das führte bei den nicht Initiierten zu vielen irrtümlichen Auslegungen. Aufgrund der einfachen Erkenntnis dieser wohlbekannten Tatsache kann jedoch ein Vergleich versucht und eine Flut von Licht auf verschiedene mystische Bedeutungen geworfen werden. So können die Worte, die so oft in den Upanishaden und den Puranas gebraucht werden, „Ton“ und „Sprache“, mit den gnostischen „Vokalen“ und „Stimmen“ der Donner und Engel in der „Offenbarung“ verglichen werden. Sie finden sich auch in der Pistis Sophia und in anderen alten Bruchstücken und Manuskripten. Das wurde selbst von dem nüchternen Verfasser von „The Gnostics and their Remains“ bemerkt.
Von Hippolyt, einem der frühen Kirchenväter, erfahren wir, was Markus – vielmehr ein pythagoreischer denn ein christlicher Gnostiker, und ganz gewiss ein Kabbalist – in mystischer Offenbarung empfing. Es heißt, „Markus, dem offenbart wurde, dass ‘die sieben Himmel’107 . . . . jeweils einen Vokal ertönen lassen, die alle zusammen eine einzige Lobpreisung bilden“; und in klareren Worten: „Deren (von diesen sieben Himmeln) auf die Erde herabgebrachter Ton wurde offensichtlich zum Schöpfer und Vater aller Dinge, die auf Erden sind“ (siehe „Hippolytus“, iv, 48, und Kings „Gnostics“, S. 200). In der okkulten Ausdrucksweise in noch klarere Sprache übersetzt würde es heißen: „Nachdem der siebenfältige Logos sich in die sieben Logoi oder schöpferischen Kräfte (Vokale) differenziert hatte, erschufen diese (der zweite Logos oder „Ton“) alles auf Erden.
Wer mit der gnostischen Literatur vertraut ist, kommt sicherlich kaum umhin, in der Apokalypse des Johannes ein Werk derselben Schule des Denkens zu sehen. Denn wir finden, wie Johannes (10,3-4) sagt: „Und als die sieben Donner redeten, wollte ich schreiben; und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel sagen: ‘Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreibe dieses nicht.’ “ Dieselbe Anordnung wird Markus gegeben und auch allen anderen halb und ganz Initiierten. Gerade diese Übereinstimmung der verwendeten vergleichbaren Formulierungen und der zugrunde liegenden Ideen verrät immer einen Teil der Mysterien. Wir müssen in allen allegorisch offenbarten Mysterien immer nach mehr als einer Bedeutung suchen, insbesondere in jenen, wo die Zahl sieben und ihre Multiplikation sieben mal sieben oder neunundvierzig erscheint. Wenn nun der Rabbi Jesus (in der Pistis [SD # 564] Sophia) von seinen Jüngern gebeten wird, ihnen die „Mysterien des Lichts deines (seines) Vaters“ zu enthüllen (d. h. des durch Initiation und göttliche Erkenntnis erleuchteten Höheren Selbstes), antwortet Jesus: „Suchet ihr nach diesen Geheimnissen? Kein Geheimnis ist herrlicher als diese, die eure Seelen zu dem Licht der Lichter bringen sollen, zu dem Ort der Wahrheit und Güte, zu jenem Ort, wo es weder Mann noch Frau noch Form gibt, sondern immerwährendes, unsagbares Licht. Nichts ist daher herrlicher als die Mysterien, nach denen ihr sucht, ausgenommen lediglich das Mysterium der sieben Vokale und ihrer neunundvierzig Kräfte und deren Zahlen. Und kein Name ist herrlicher als all diese Vokale.“ „Die Sieben Väter und die Neunundvierzig Söhne leuchten in der Dunkelheit, aber sie sind das Leben und das Licht und die Fortsetzung davon durch das Große Zeitalter“ – sagt der Kommentar, von diesen „Feuern“ sprechend.
Nun wird offensichtlich, dass in sämtlichen esoterischen Interpretationen von in allegorischen Formen ausgedrücktem exoterischen Glauben dieselbe zugrunde liegende Idee vorkommt – die Grundzahl sieben, die Verbindung der drei und vier, welcher die göttliche Drei ( ) vorangeht, was die vollkommene Zahl zehn macht.
Diese Zahlen sind gleichermaßen auch auf Zeiteinteilungen, auf metaphysische und physische Kosmografie sowie auf den Menschen und alles andere in der sichtbaren Natur anwendbar. Somit sind diese sieben Vokale mit ihren neunundvierzig Kräften identisch mit den drei und den sieben Feuern der Hindus und mit ihren neunundvierzig Feuern; identisch mit den Zahlenmysterien des persischen Simorgh; identisch mit denen der jüdischen Kabbalisten. Letztere verkleinerten die Zahlen (ihre Art der Blenden), verkürzten die Dauer jeder einzelnen der sieben aufeinanderfolgenden Erneuerungen (was wir in esoterischer Interpretation eine Runde nennen) der Erdkugel auf lediglich 7.000 Jahre, anstatt, was wahrscheinlicher ist, 7.000.000.000 Jahre, und schrieben der gesamten Dauer des Universums lediglich 49.000 Jahre zu (vergleiche § über „Die Chronologie der Brahmanen“).
Die Geheimlehre liefert uns einen Schlüssel, der uns auf der unbestreitbaren Grundlage vergleichender Analogie enthüllt, dass Garuda, der allegorische und monströse Halbmensch und Halbvogel – das Vahana oder Vehikel, auf welchem Vishnu (als Kala oder „Zeit“) reitend dargestellt wird – der Ursprung aller derartigen Allegorien ist. Er ist der indische Phönix, das Emblem der zyklischen und periodischen Zeit, der „Mann-Löwe“ Singha, von dessen Darstellungen die sogenannten „gnostischen Gemmen“ so voll sind.108 „Über den sieben Strahlen der Krone des Löwen und entsprechend ihren Spitzen, stehen häufig die sieben Vokale des griechischen Alphabets, ΑΕΗΙΟΥΩ, die Zeugnis ablegen für die Sieben Himmel.“ Dies ist der Sonnenlöwe und das Emblem des Sonnenzyklus, so wie [SD # 565] Garuda109 das des Großen Zyklus ist, des „Maha-Kalpas“, gleichewig mit Vishnu, und natürlich auch das Emblem der Sonne und des Sonnenzyklus. Das wird durch die Einzelheiten der Allegorie gezeigt. Bei seiner Geburt wurde Garuda wegen seines „strahlenden Glanzes“ fälschlicherweise für Agni gehalten, den Gott des Feuers, und deshalb Gaganesvara genannt, „Herr des Himmels“. Dass er als Osiris dargestellt wird und in den Abrasax-Gemmen (den gnostischen Gemmen) durch viele Häupter allegorischer Ungeheuer, mit dem Kopf und Schnabel eines Adlers oder eines Habichts (beides Sonnenvögel), bezeichnet Garudas solaren und zyklischen Charakter. Sein Sohn ist Jatayu, der Zyklus von 60.000 Jahren. Wie von C. W. King gut bemerkt wird: „Was immer die ursprüngliche Bedeutung (der Gemme mit dem Sonnenlöwen und den Vokalen) gewesen sein mag, sie wurde wahrscheinlich in ihrer gegenwärtigen Gestalt aus Indien eingeführt, aus jener wahren Quelle gnostischer Ikonografie.“ („Gnostics“, S. 218)
Die Mysterien der sieben gnostischen Vokale, von den Donnern des Hl. Johannes ausgestoßen, können nur durch den anfänglichen und ursprünglichen Okkultismus Aryavartas enträtselt werden, der von den ersten Brahmanen nach Indien gebracht wurde, die in Zentralasien initiiert worden waren. Und das ist der Okkultismus, den wir studieren und von dem wir so viel wie möglich in diesem Werk zu erklären versuchen. Unsere Lehre von den sieben Rassen und sieben Runden des Lebens und der Evolution rund um unsere irdische Sphärenkette kann selbst in der Offenbarung110 gefunden werden. Als die sieben „Donner“ oder „Töne“ oder „Vokale“ – jeweils eine der sieben Bedeutungen für jeden dieser Vokale, die sich unmittelbar auf unsere eigene Erde und ihre sieben Wurzelrassen in jeder Runde beziehen – „gesprochen hatten“ – aber dem Seher verboten hatten, sie niederzuschreiben und ihn die „Dinge versiegeln“ ließen – was tat der „auf dem Meer und auf der Erde stehende“ Engel? Er hob seine Hand auf zum Himmel „schwur bei dem, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, . . . . dass hinfort keine Zeit mehr existieren wird“, „sondern in den Tagen der Stimme des siebten Engels, wenn er posaunen wird, wird auch das Geheimnis Gottes (des Zyklus) vollendet sein“ (10,7), was in der theosophischen Ausdrucksweise heißt, dass nach der Vollendung der siebten Runde die Zeit vergehen wird. „Es soll hinfort keine Zeit mehr existieren“, ganz natürlich, nachdem das Pralaya einsetzen und niemand auf der Erde übrigbleiben wird, um während der periodischen Auflösung und des Stillstands des bewussten Lebens eine Zeiteinteilung einzuhalten.
Dr. Kenealy und andere glaubten, dass ihnen diese Lehre der Rabbiner (ihre Berechnungen der zyklischen sieben und neunundvierzig) aus [SD # 566] Chaldäa überbracht worden war. Das ist mehr als wahrscheinlich. Doch die Babylonier, die über all diese Zyklen verfügten und sie nur in ihren großen Initiationsmysterien der astrologischen Magie lehrten, hatten ihre Weisheit und Gelehrsamkeit aus Indien erhalten. Es ist daher nicht schwer, darin unsere eigene esoterische Lehre wiederzuerkennen. Die Japaner verfügen in Bezug auf ihre Zyklen in ihren geheimen Berechnungen über dieselben Zahlen. Was die Brahmanen anbelangt, sind ihre Puranas und Upanishaden ein guter Beweis dafür. Die Letzteren sind vollständig in die gnostische Literatur übergegangen, und ein Brahmane braucht nur die Pistis Sophia111 zu lesen, um das Eigentum seiner Vorväter wiederzuerkennen, selbst bis hin zu den verwendeten Ausdrücken und Gleichnissen. Vergleichen wir: In der „Pistis Sophia“ sagt der Schüler zu Jesus: „Rabbi, enthülle uns die Mysterien des Lichts (d. h. das „Feuer der Erkenntnis oder Erleuchtung“) . . . da wir dich sagen hörten, dass es eine weitere Taufe des Rauches gibt und eine weitere Taufe des Geistes des heiligen Lichts“, d. h. des Geistes des Feuers. „Ich zwar taufe euch mit Wasser . . . . er wird euch mit Heiligem Geiste und Feuer taufen.“ So spricht Johannes über Jesus (Matthäus 3,11); und er meint das esoterisch. Die wirkliche Bedeutung dieses Satzes ist sehr tiefgründig. Er bedeutet, dass er, Johannes, ein nicht initiierter Asket, seinen Schülern keine größere Weisheit mitteilen kann als die mit dem materiellen Plan in Zusammenhang stehenden Mysterien (deren Symbol das Wasser ist). Seine Gnosis war die des exoterischen und ritualistischen Dogmas, die Orthodoxie des toten Buchstabens;112 wohingegen die Weisheit, welche Jesus ihnen offenbaren würde, ein Initiierter der Höheren Mysterien, von höherem Charakter war, denn sie war die „Feuer“-Weisheit der wahren Gnosis oder wirklichen spirituellen Erleuchtung. Die eine war das Feuer, die andere der Rauch. Für Moses das Feuer auf dem Berg Sinai und die dort vermittelte spirituelle Weisheit; für die Massen des „Volkes“ unten, für die Profanen, der Berg Sinai in (durch) Rauch, d. h. die exoterischen Hülsen des orthodoxen oder sektiererischen Ritualismus.
Man lese das Zwiegespräch zwischen den Weisen Narada und Devamata in der Anugita (einer Episode aus dem Mahabharata), deren hohes Alter und Bedeutung man in den von Prof. Max Müller herausgegebenen „Sacred Books of the East“ kennen lernen kann, angesichts des oben Stehenden.113 Narada erörtert die Atem oder die „Lebenswinde“, wie sie in [SD # 567] den unbeholfenen Übersetzungen solcher Worte wie Prana, Apana etc. genannt werden, deren volle esoterische Bedeutung und Anwendung auf individuelle Funktionen im Englischen kaum wiedergegeben werden können. Er sagt über diese Wissenschaft: „Es ist die Lehre des Veda, dass das Feuer tatsächlich alle Gottheiten ist, und das Wissen darüber entsteht bei Brahmanen, die vom Verstand begleitet werden.“ Unter „Feuer“, sagt der Kommentator, versteht er das Selbst. Unter „Verstand“, sagt der Okkultist, versteht Narada weder „Erörterung“ noch „Beweisführung“, wie Arjuna Miśra glaubt, sondern wahrhaft „Verstand“ oder die Anpassung des Feuers der Weisheit an den exoterischen Ritualismus für den Profanen. Das ist die Hauptbeschäftigung der Brahmanen (welche die Ersten waren und anderen Völkern beispielhaft darin vorangingen, die großartigsten metaphysischen Wahrheiten zu vermenschlichen und zu verfleischlichen). Narada zeigt das klar, und es sind ihm die Worte in den Mund gelegt: „Der Rauch jenes Feuers, das von ausgezeichneter Herrlichkeit ist, erscheint in der Gestalt von Dunkelheit (wahrhaftig so!); seine Asche (ist) die Leidenschaft; und die Güte ist das mit ihm in Verbindung Stehende, in welche das Opfer geworfen wird“; d. h. die Fähigkeit des Schülers, die himmelwärts entrinnende feine Wahrheit zu erfassen (die Flamme), während für den Profanen nur das gegenständliche Opfer als Beweis und Zeugnis der Frömmigkeit zurückbleibt. Denn was anderes kann Narada meinen, wenn er lehrt: „Jene, die das Opfer verstehen, verstehen den Samana und den Vyana als den Prinzipal (die Darbringung).“ „Prana und Apana sind nichts als Teile der Darbringung . . . und zwischen ihnen ist das Feuer . . . . Das ist der ausgezeichnete Sitz des Udanas, wie er von den Brahmanen verstanden wird. Was das betrifft, was von diesen Paaren verschieden ist, so höre mich darüber sprechen. Tag und Nacht sind ein Paar, zwischen ihnen ist das Feuer. . . Das, was existiert und das, was nicht existiert, sind ein Paar, zwischen ihnen ist das Feuer etc.“ Und nach jedem solchen Gegensatz fügt Narada hinzu: „Das ist der ausgezeichnete Sitz des Udanas, wie er von den Brahmanen verstanden wird.“
Nun kennen viele Menschen nicht die gesamte Bedeutung solcher Begriffe wie Samana und Vyana, Prana und Apana, die als „Lebenswinde“ erklärt (wir sagen „Prinzipien sowie die sich darauf beziehenden Fähigkeiten und Sinne“) und Udana dargebracht werden, dem angeblich hauptsächlichen „Lebenswind“ (?), der, wie es heißt, an allen Verbindungen wirkt. Und so wird der Leser, dem es unbekannt ist, dass das Wort „Feuer“ in diesen Allegorien sowohl das „Selbst“ als auch die höhere göttliche Erkenntnis bedeutet, nichts davon verstehen und den Punkt unserer Beweisführung vollständig verfehlen, so wie ihre Übersetzer und selbst der Herausgeber, der große Oxforder Sanskritist Max Müller, die wahre Bedeutung der Worte Naradas verfehlten. Exoterisch hat diese ganze Aufzählung der „Lebenswinde“ natürlich annähernd die in den Fußnoten vermutete Bedeutung, nämlich: „Der Sinn scheint folgender zu sein . . . . Der Verlauf des weltlichen Lebens ist eine Folge der Wirkungen der mit dem Selbst verbundenen Lebenswinde, welche seine Offenbarungen als individuelle Seelen (?) herbeiführen. Von diesen werden Samana und Vyana durch [SD # 568] Prana und Apana kontrolliert und im Zaum gehalten. . . . Die beiden Letzteren wiederum werden von Udana im Zaum gehalten, der damit alle kontrolliert. Und die Kontrolle von Letzterem, der alle fünf kontrolliert . . . . führt zum Höchsten Selbst.“ (S. 259, Anugita, „Sacred Books of the East“, Bd. VIII)
Das Obige ist als Erläuterung des Textes gegeben, der die Worte des Brahmanen aufzeichnet, welcher schildert, wie er die letzte Weisheit des Yogas und auf diese Weise Allwissen erlangte. Er sagte, er habe „mittels des Selbst den Sitz wahrgenommen, der im Selbst verweilt“, wo das von allem freie Brahman wohnt; und er erklärt, jenes unzerstörbare Prinzip befände sich vollständig jenseits der Wahrnehmung der Sinne (d. h. der fünf „Lebenswinde“) und fügt hinzu: „Inmitten all dieser (Lebenswinde), die sich im Körper hin und her bewegen und gegenseitig verschlingen, lodert das siebenfältige Feuer Vaishvanaras.“ Dieses „Feuer“ ist, laut Nilakanthas Kommentar, identisch mit dem „Ich“, dem Selbst, welches das Ziel des Asketen ist (das Selbst wird häufig Vaishvanara genannt). Dann fährt der Brahmane fort aufzuzählen, was mit dem Wort „siebenfältig“ gemeint sei und sagt: „Die Nase (oder der Geruch) und die Zunge (der Geschmack) und das Auge und die Haut und das Ohr als das fünfte, das Denkvermögen, und der Verstand, das sind die sieben Zungen der Flamme Vaishvanaras.114. . . . . Das sind die sieben (Arten von) Brennstoff für mich.115 . . . . . Das sind die sieben großen amtierenden Priester.“
Diese sieben Priester werden von Arjuna Miśra im Sinne folgender Bedeutung angenommen: „Die Seele, die im Hinblick auf diese verschiedenen Kräfte als so viele (Seelen oder Prinzipien) unterschieden wird“, und schließlich scheint der Übersetzer die Erklärung anzunehmen und gesteht widerwillig ein, dass „sie diese Bedeutung haben könnte“; obwohl er selbst den Sinn folgendermaßen auslegt: „Die Kräfte des Hörens etc. (kurz gesagt, die physischen Sinne), welchen die verschiedenen Gottheiten vorstehen.“ („Vide loc. cit.“, S. 259, Fußnote 6)
Aber was das auch immer in wissenschaftlichen oder orthodoxen Interpretationen bedeuten mag, diese Stelle auf Seite 259 erklärt Naradas Sätze auf Seite 276 und zeigt, dass sie sich auf exoterische und esoterische Methoden beziehen und einander gegenüber stehen. Obwohl sie dem Prana und dem Apana unterworfen sind und alle vier dem Udana, werden Samana und Vyana in Bezug auf die Erlangung von Pranayama (hauptsächlich des Hatha-Yogas oder der „niederen“ Yoga-Form) als das hauptsächliche Opfer bezeichnet, denn, wie der Kommentator zu Recht feststellte, ihre „Tätigkeiten sind für die Lebenskraft von größerer praktischer Bedeutung“, d. h. sie sind die gröbsten und werden in dem Opfer dargeboten, damit sie sozusagen in der Natur der Finsternis dieses Feuers oder seines Rauches (der bloßen exoterischen, ritualistischen Form) verschwinden mögen. Doch [SD # 569] Prana und Apana, obwohl sie als untergeordnet dargestellt werden (weil weniger grob oder reiner), haben das Feuer zwischen einander: das Selbst und die geheime Erkenntnis, welche dieses Selbst besitzt. Das gilt für das Gute und Böse, und für „das, was existiert, und das, was nicht existiert“; alle diese „Paare“116 haben Feuer zwischen sich, d. h. esoterische Erkenntnis, die Weisheit des Göttlichen Selbstses. Mögen diejenigen, die mit dem Rauch des Feuers zufrieden sind, verbleiben, wo sie sind, d. h. in der ägyptischen Finsternis der theologischen Fiktionen und Interpretationen nach dem toten Buchstaben.
Das Obige ist nur für die westlichen Schüler des Okkultismus und der Theosophie geschrieben. Die Schreiberin maßt sich weder an, diese Dinge den Hindus zu erklären, die ihre eigenen Gurus haben; noch den Orientalisten, die glauben, mehr zu wissen als alle Gurus und Rishis der Vergangenheit und Gegenwart zusammen. Diese ziemlich langatmigen Ausführungen und Beispiele sind notwendig, wenn auch nur, um dem Schüler die Werke zu zeigen, die er studieren muss, um so Nutzen und Wissen aus dem Vergleich zu ziehen. Er lese die Pistis Sophia im Licht der Bhagavadgita, der Anugita und anderer; und dann wird der von Jesus in dem gnostischen Evangelium gemachte Ausspruch klar werden, und die Blenden des toten Buchstabens werden sofort verschwinden. Man lese das Folgende und vergleiche es mit der soeben gegebenen Erklärung aus den hinduistischen Schriften.
. . . „Und kein Name ist herrlicher als alle diese (sieben) Vokale, ein Name, in dem alle Namen enthalten sind und alle Lichter und all die (neunundvierzig) Kräfte. Wenn ein Mensch in der Kenntnis dieses Namens diesen materiellen Körper verlässt,117 wird kein Rauch (d. h. keine theologische Täuschung),118 keine Finsternis und kein Herrscher der Sphäre (kein persönlicher Genius oder Planetengeist, der Gott genannt wird) des Schicksals (Karma) [SD # 570] imstande sein, die Seele, die jenen Namen kennt, zurückzuhalten. . . Wenn er diesen (Namen) in das Feuer sprechen wird, wird die Finsternis entfliehen. . . Und wenn er jenen Namen aussprechen wird vor. . . . all ihren Mächten, ja selbst vor Barbelo,119 dem Unsichtbaren Gott, und vor den dreifach mächtigen Göttern, sobald als er diesen Namen an jenen Orten ausgesprochen haben wird, werden sie alle durchgerüttelt und aufeinander geworfen, so dass sie alle bereit sein werden zu schmelzen, zu vergehen und zu verschwinden, und sie werden laut ausrufen: ‘Oh Licht aller Lichter, das in dem Grenzenlosen Licht ist, erinnere dich auch unser und reinige uns!’ “
Es ist leicht zu erkennen, was dieses Licht und dieser Name sind. Das Licht der Initiation und der Name des „Feuer-Selbstes“, welches kein Name ist, keine Handlung, sondern eine spirituelle, immer lebendige Kraft, die höher ist als selbst der „Unsichtbare Gott“, da diese Kraft sie selbst ist.
Wenn auch der fähige und gelehrte Verfasser der „Gnostics and their Remains“ den Geist der Allegorie und Mystik in den von ihm übersetzten und angeführten Bruchstücken im oben genannten Werk, der Pistis Sophia, nicht ausreichend berücksichtigt hat – haben andere Orientalisten weitaus Schlimmeres getan. Da sie weder seine intuitive Wahrnehmung des indischen Ursprungs der gnostischen Weisheit besitzen, und noch weniger die der Bedeutung ihrer „Gemmen“, haben sich die meisten von ihnen in Bezug auf fast alle Symbole höchst außergewöhnliche Missgriffe geleistet, beginnend mit Wilson und endend mit dem dogmatischen Weber. Sir M. Monier Williams und andere zeigen eine ganz entschiedene Verachtung für die „esoterischen Buddhisten“, wie die Theosophen jetzt genannt werden. Doch hat niemals ein Schüler der okkulten Philosophie einen Zyklus mit einer lebenden Persönlichkeit verwechselt oder vice versa, wie es sehr häufig bei unseren gelehrten Orientalisten der Fall war. Ein oder zwei Beispiele mögen das anschaulicher illustrieren. Wählen wir das Bekannteste.
Im Ramayana wird Garuda, „der Oheim mütterlicherseits von Sagaras 60.000 Söhnen“ genannt; und Amshumat, Sagaras Enkel, „der Neffe der 60.000 Oheime“, die in Asche verwandelt wurden von Kapilas Blick – „des Purushottama“ (oder unendlichen Geistes), der das Pferd verschwinden ließ, welches Sagara für das Ashvamedha-Opfer aufbewahrte. Garudas Sohn120 Jatayu – Garuda selbst ist der Maha-Kalpa oder Große Zyklus –, der König des gefiederten Stammes, sagt wiederum über sich selbst, kurz bevor er von Ravana erschlagen wird, der Sita entführt:
„Es ist 60.000 Jahre her, oh König, dass ich geboren wurde“, wonach er der Sonne seinen Rücken zukehrt – und stirbt.
Jatayu ist natürlich der Zyklus von 60.000 Jahren innerhalb des Großen Zyklus Garudas, daher wird er als sein Sohn oder Neffe dargestellt, ad libitum, [SD # 571] da die gesamte Bedeutung darauf beruht, dass er in der Linie der Nachkommen Garudas steht. Dann wiederum gibt es Diti – die Mutter der Maruts – deren Abkömmlinge und Nachkommenschaft der Zeit nach Hiranyaksha angehörten, „deren Anzahl 77 Crore (oder 770 Millionen) Menschen war“ (siehe „Padma-Purana“). Alle derartigen Erzählungen werden zu sinnlosen Erdichtungen und Torheiten erklärt. Aber – die Wahrheit ist die Tochter der Zeit, wahrhaftig; und die Zeit wird es zeigen.
Was könnte unterdessen leichter sein als zumindest den Versuch zu unternehmen, die puranische Chronologie zu verifizieren? Es gibt viele Kapilas; der Kapila jedoch, welcher die Nachkommenschaft von König Sagara erschlug – 60.000 Mann stark –, war unabstreitbar Kapila, der Gründer der Sankhya-Philosophie, da das in den Puranas behauptet wird; obwohl einer davon die Behauptung pauschal abstreitet, ohne jedoch ihre esoterische Bedeutung zu erklären. Es handelt sich dabei um das „Bhagavata-Purana“ (IX, viii, 12 und 13), das angibt: „Der Bericht, dass die Söhne des Königs vom bloßen Blick des Weisen zu Asche verbrannt wurden, stimmt nicht.“ „Denn“, so argumentiert es, „wie könnte die Eigenschaft der Dunkelheit, die Folge des Zorns, in einem Weisen existieren, dessen Güte die Essenz war, welche die Welt läuterte – der Staub der Erde sozusagen, der dem Himmel zugeschrieben wird! Wie sollte eine Unruhe des Geistes den Weisen ablenken, der mit dem Höchsten Geist identifiziert wird und hier (auf der Erde) das beständige Schiff des Sankhya (der Philosophie) lenkte, mit dessen Hilfe der nach Befreiung Strebende den gefürchteten Ozean der Existenz überquert, den Pfad zum Tod?
Das Purana spricht pflichtgemäß in dieser Weise. Es hat ein Dogma zu verkünden und eine Politik durchzuführen – die der großen Geheimhaltung in Bezug auf mystische, göttliche Wahrheiten, die zahllose Zeitalter lang lediglich bei der Initiation enthüllt wurden. Daher brauchen wir in den Puranas nicht nach einer Erklärung der mit verschiedenen transzendentalen Daseinszuständen verknüpften Geheimnisse zu suchen. Dass die Geschichte eine Allegorie ist, sieht man auf den ersten Blick: Die 60.000 rohen, lasterhaften und gottlosen Söhne personifizieren die menschlichen Leidenschaften, welche ein „bloßer Blick des Weisen“ – des Selbstes, das den höchsten Zustand der auf der Erde erreichbaren Reinheit darstellt – in Asche legt. Aber sie hat auch andere – zyklische und chronologische – Bedeutungen, sie ist auch eine Methode zur Bezeichnung von Perioden, in welchen bestimmte Weise erblühten, die sich auch in anderen Puranas finden.
Nun ist es so gut abgesichert, wie das mit einer Tradition überhaupt möglich ist, dass Kapila in Haridwar (oder Gangadvara, der „Tür oder Pforte des Ganges“) am Fuß des Himalayas einige Jahre lang meditierend saß. Nicht weit von den Siwaliks wird der „Haridwar-Pass“ bis zum heutigen Tag „Kapilas Pass“ genannt, und der Ort heißt bei den Asketen auch „Kapilasthen“. Dort taucht der Ganga (der Ganges) aus seiner Gebirgsschlucht auf und nimmt seinen Lauf durch die schwülen Ebenen Indiens. Es wurde auch im Rahmen geologischer Studien festgestellt, dass die Überlieferung, die behauptet, dass der [SD # 572] Ozean vor Urzeiten den Fuß des Himalayas umspülte – nicht ganz ohne Grund existiert, da es immer noch Spuren davon gibt.
Die Sankhya-Philosophie mag vom ersten Kapila heruntergebracht und gelehrt und vom letzten niedergeschrieben worden sein.
Nun ist Sagara bis zum heutigen Tag in Indien der Name des Ozeans und insbesondere der Bucht von Bengalen an der Mündung des Ganges (siehe Wilsons „Vishnu Purana“, Bd. III, S. 302). Haben die Geologen jemals die Anzahl von Jahrtausenden berechnet, die das Meer gebraucht haben muss, um sich so weit zurückzuziehen, von Haridwar, das gegenwärtig 1.024 Fuß über dem Meeresspiegel liegt? Hätten sie es getan, könnten jene Orientalisten, die Kapila zwischen dem ersten und neunten Jahrhundert n. Chr. erblühen lassen, ihre Ansichten ändern, wenn auch lediglich aus einem von zwei sehr guten Gründen: Die wahre Anzahl der seit den Tagen Kapilas vergangenen Jahre ist unübersehbar in den Puranas enthalten, wenn auch die Übersetzer verfehlen mögen, das zu erkennen; und zweitens – könnten der Kapila des Satya- und der des Kali-Yugas ein und dieselbe Individualität sein, ohne dieselbe Persönlichkeit darzustellen.
Abgesehen davon, dass Kapila der Name einer Person ist, des einstmals lebenden Weisen und Autors der Sankhya-Philosophie, stellt Kapila auch den generischen Namen der Kumaras dar, der himmlischen Asketen und Unberührten. Daher sollte die bloße Tatsache, dass das Bhagavata-Purana diesen Kapila – den es gerade zuvor als einen Teil Vishnus zeigte – als Autor der Sankhya-Philosophie bezeichnet, den Leser vor einer Blende gewarnt haben, welche eine esoterische Bedeutung enthält. Ob er nun der Sohn Vitathas war, zu welchem ihn Harivamsha macht, oder von irgendjemand anderem, der Autor des Sankhyas kann nicht derselbe sein wie der Weise des Satya-Yugas – am ersten Anfang des Manvantaras, als Vishnu in der Gestalt Kapilas „allein den Geschöpfen wahre Weisheit mitteilend“ dargestellt wird; denn das bezieht sich auf die ursprüngliche Periode, in welcher die „Söhne Gottes“ den neu erschaffenen Menschen jene Künste und Wissenschaften lehrten, die seitdem in den Heiligtümern von den Initiierten gepflegt und bewahrt wurden. In den Puranas gibt es verschiedene wohl bekannte Kapilas. Zuerst den ursprünglichen Weisen, dann Kapila als einen der drei „geheimen“ Kumaras; und Kapila als Sohn Kashyapas und Kadrus – der „vielköpfigen Schlange“ (siehe „Vayu-Purana“, das ihn auf die Liste der vierzig berühmten Söhne Kashyapas setzt); neben Kapila, dem großen Weisen und Philosophen des Kali-Yugas. Der Letztere, ein Initiierter, „eine Schlange der Weisheit“, ein Naga, wurde mit den Kapilas der früheren Zeitalter absichtlich vermischt.
[SD # 573]
§ XXIV
Das Kreuz und die Pythagoreische Dekade
Die frühen Gnostiker behaupteten, ihre Wissenschaft, die Gnosis, ruhe auf einem Quadrat, dessen Winkel entsprechend Sigè (Schweigen), Bythos (Tiefe), Nous (spirituelle Seele oder Denkvermögen) und Aletheia (Wahrheit) darstellen.
Sie waren die Ersten, die der Welt das enthüllten, was Zeitalter lang verborgen geblieben war: nämlich das Tau in Gestalt eines Prokrustesbettes, und den Christos, der sich in Chrestos inkarnierte, aus bestimmten Gründen wurde er ein williger Kandidat für eine Reihe mentaler und physischer Qualen.
In der Zahl 10, der pythagoreischen Dekade, war für sie das gesamte metaphysische und materielle Universum enthalten und konnte in diesen Ziffern formuliert und beschrieben werden.
Diese Dekade, die das Universum und seine Evolution aus dem Schweigen und den unbekannten Tiefen der spirituellen Seele oder Anima Mundi darstellte, bot dem Schüler zwei Seiten oder Aspekte. Sie konnte auf den Makrokosmos angewendet werden und wurde es zunächst auch, worauf sie zum Mikrokosmos oder dem Menschen herabstieg. Dort gab es dann die rein intellektuelle und metaphysische oder „innere Wissenschaft“ und die ebenso rein materialistische oder „oberflächliche Wissenschaft“, beide mit der Dekade erläuterbar und in ihr enthalten. Sie konnte, kurz gesagt, sowohl nach den Universalien Platons sowie nach der induktiven Methode von Aristoteles studiert werden. Ersterer ging von einem göttlichen Verständnis aus, wo die Vielheit aus der Einheit hervorging, oder die Ziffern der Dekade erschienen, nur um schließlich wieder aufgenommen zu werden, im unendlichen Kreis verloren. Letztere stützte sich lediglich auf die sinnliche Wahrnehmung, wo die Dekade entweder als Einheit, die sich vervielfältigt, oder als Materie, die sich differenziert, betrachtet werden konnte. Ihr Studium war beschränkt auf den oberflächlichen Plan; auf das Kreuz, oder die Sieben, die aus der Zehn – oder der vollkommenen Zahl hervorgeht, auf der Erde wie im Himmel.
Dieses doppelte System brachte Pythagoras zusammen mit der Dekade aus Indien mit. Dass es das System der Brahmanen und Iraner war, wie sie von den alten griechischen Philosophen genannt wurden, wird uns durch eine ganze Reihe Sanskritliteratur bestätigt, wie durch die Puranas und die Gesetze Manus. In diesen „Gesetzen“ oder „Verordnungen Manus“ heißt es, dass Brahmâ zuerst „die zehn Herren des Daseins“ erschafft, die zehn Prajapati oder schöpferischen Kräfte; diese zehn bringen „sieben“ weitere Manus hervor oder vielmehr, wie es einige Manuskripte darstellen, Munin anstatt Manun = „Ergebene“ oder heilige Wesen, die in den [SD # 574] westlichen Religionen die sieben Engel der Gegenwart sind. Diese mysteriöse Zahl sieben, aus dem oberen Dreieck geboren, , das Letztere wiederum aus seiner Spitze geboren oder den schweigenden Tiefen der unbekannten Universalseele (Sigè und Bythos), ist die siebenfältige Saptaparna-Pflanze, geboren und offenbart auf der Oberfläche des Bodens des Mysteriums, aus der dreifältigen Wurzel, die unter dem undurchdringlichen Boden begraben ist. Diese Idee ist vollständig ausgearbeitet in Band I, § „Ursprüngliche Substanz und Göttlicher Gedanke“, die der Leser sorgfältig beachten sollte, wenn er die in dem oben abgebildeten Symbol eingeschlossene metaphysische Idee erfassen will. Nach der vorhimalayischen Esoterischen Philosophie (die der ursprünglichen Manu-Kosmogonie entspricht) ist die siebenfältige Einteilung im Menschen sowie in der Natur das, was von der Natur selbst beabsichtigt ist. Genauer gesagt, ist das siebte Prinzip (Purusha) allein das göttliche Selbst; denn es heißt im Manu: „Nachdem er (Brahmâ) die feinen Teile jener sechs von unermesslicher Heiligkeit durchdrungen hatte“, erschuf er sie oder rief sie auf zu „Selbst“-Bewusstsein oder zum Bewusstsein des Einen Selbstes („Manu“, Vers 16, Kap. I). Von diesen sechs werden fünf Elemente (oder Prinzipien oder Tattvas, wie Medhatithi denkt, der Kommentator) „die atomischen, zerstörbaren Elemente genannt“ (Vers 27); diese sind im oben genannten Abschnitt beschrieben.
Wir müssen jetzt über die Mysteriensprache sprechen, und zwar über die der prähistorischen Rassen. Sie war keine phonetische, sondern eine rein bildliche und symbolische Sprache. Sie ist gegenwärtig in ihrer Vollständigkeit nur sehr wenigen bekannt, vor mehr als 5.000 Jahren wurde sie für die Massen eine vollständig tote Sprache. Die meisten der gelehrten Gnostiker, Griechen und Juden kannten und gebrauchten sie aber, wenn auch auf sehr unterschiedliche Art. Ein paar Beispiele können gezeigt werden.
Auf der oberen Ebene ist die Zahl keine Zahl, sondern eine Null – ein Kreis. Auf der unteren Ebene wird sie zur Eins – die eine ungerade Zahl ist. Jeder Buchstabe der alten Alphabete hatte philosophische Bedeutung und einen Daseinsgrund. Die Zahl eins bedeutete bei den alexandrinischen Initiierten einen aufrechten Körper, einen lebendigen, stehenden Menschen, das einzige Tier mit diesem Privileg. Und indem man zu dieser 1 einen Kopf hinzufügte, wurde sie in ein P verwandelt, einem Symbol der Paternität, der schöpferischen Potenz; R hingegen bedeutete einen „sich bewegenden Menschen“, einen Menschen auf seinem Pfad. Daher hatte Pater Zeus nichts Geschlechtliches oder Phallisches, weder in seinem Klang noch in der Buchstabenform; und ebenso nicht πατὴρ Δεύς (vide Ragon). Wenn wir uns nun dem hebräischen Alphabet zuwenden, so werden wir finden, dass, während 1 oder Aleph, א, einen Stier oder einen Ochsen zum Symbol hat, die 10, die vollkommene Zahl, oder die Eins der Kabbala, ein Yod ist (y, i oder j); und als der erste Buchstabe von Jehovah das Zeugungsorgan bedeutet et seq.
Die ungeraden Zahlen sind göttlich, die geraden Zahlen sind irdisch, teuflisch und unglücklich. Die Pythagoreer hassten die Zweiheit. Für sie war sie der Ursprung der Differenzierung, hiermit der Widersprüche, der Zwietracht oder der Materie, der Anfang des Bösen. In der valentinischen Theogonie sind Bythos und Sigè (Tiefe, Chaos, im Schweigen geborene Materie) die ursprüngliche Zweiheit. [SD # 575] Bei den frühen Pythagoreern hingegen war die Duade jener unvollkommene Zustand, in den das erste manifestierte Wesen fiel, als es sich von der Monade löste. Es war der Punkt, von dem die beiden Pfade abzweigen – der gute und der böse. Alles, was zweigesichtig oder falsch war, wurde von ihnen als „dual“ bezeichnet. Eins allein war gut und Harmonie, weil aus eins allein keine Disharmonie entstehen kann. Daher das lateinische Wort Solus, in Beziehung auf den einen und einzigen Gott, den Unbekannten des Paulus. Solus wurde jedoch sehr schnell zu Sol – der Sonne.
Die Dreiheit ist also die erste der ungeraden Zahlen, so wie das Dreieck die erste geometrische Fläche ist.121 Diese Zahl ist wahrlich das Mysterium in höchster Vollendung. Um sie auf exoterischer Grundlage zu studieren, muss man Ragons „Cours Inerprétatif des Initiations“ lesen; nach der esoterischen – die hinduistische Zahlensymbolik; denn die darauf angewendeten Kombinationen sind zahllos. Ragon gründete seine Studien auf den okkulten Eigenschaften der drei gleichen Linien oder Seiten des Dreiecks, und er gründete die berühmte freimaurerische Gesellschaft der Trinosophen (die drei Wissenschaften studieren; ein Fortschritt gegenüber den gewöhnlichen drei freimaurerischen Graden, die jenen erteilt werden, die bei ihren Logenbegegnungen nichts studieren außer Speisen und Getränke). Wie der Gründer schreibt: „Die erste Linie des Dreiecks, die dem Auszubildenden zum Studium dargeboten wird, ist das Mineralreich, symbolisiert durch Tubal-Kain. Die zweite Seite, über die der ‘Geselle’ nachdenken muss, ist das Pflanzenreich, symbolisiert durch Schibboleth. In diesem Reich beginnt die Erschaffung der Körper. Das ist der Grund, warum der Buchstabe G vor den Augen des Adepten strahlend (?!) gezeigt wird. Die dritte Seite ist dem Meister-Maurer überlassen, der seine Erziehung durch das Studium des Tierreiches vollenden muss. Es wird symbolisiert durch Macben (Sohn der Fäulnis)“ etc. etc.
Das erste räumliche Objekt ist die Vierheit, das Symbol der Unsterblichkeit. Es ist die Pyramide: Denn die Pyramide steht auf einer dreieckigen, quadratischen oder polygonalen Grundfläche und endet in einem Punkt an der Spitze, und sie bietet so die Dreiheit und die Vierheit oder die 3 und 4. Die Pythagoreer lehrten die Verbindung und die Beziehung zwischen den Göttern und den Zahlen in einer Wissenschaft namens Arithmomantie. Die Seele ist eine Zahl, sagten sie, die sich selbst bewegt und die Zahl 4 enthält. Und der spirituelle und physische Mensch ist die Zahl 3, da die Dreiheit für sie nicht nur die Oberfläche, sondern auch das Prinzip der Formbildung des physischen Körpers darstellte. So waren die Tiere nur Dreiheiten und der Mensch allein, wenn tugendhaft, eine Siebenheit; eine Fünfheit, wenn böse, denn:
Die Zahl 5 war zusammengesetzt aus einer Zweiheit und einer Dreiheit, wobei die Zweiheit alles in der vollkommenen Form in Unordnung und Verwirrung brachte. Der [SD # 576] vollkommene Mensch, sagten sie, war eine Vierheit und eine Dreiheit oder vier materielle und drei immaterielle Elemente; und diese drei Geister oder Elemente finden wie ebenso in der 5, wenn sie den Mikrokosmos darstellt. Letztere ist eine Zusammensetzung aus einer sich unmittelbar auf die grobe Materie beziehende Dualität und aus drei Geistern; „denn diese 5 ist die raffinierte Vereinigung der beiden griechischen Akzente – welche über Vokale gesetzt werden, die aspiriert werden müssen oder nicht aspiriert werden dürfen. Das erste Zeichen ‘ wird der ‘starke’ oder höhere Geist genannt, der von Gott aspirierte (spiratus) und vom Menschen geatmete Geist. Das zweite Zeichen ’ , das untere, ist der Geist der Liebe, der den zweiten Geist repräsentiert; das dritte umfasst den gesamten Menschen. Es ist die universale Quintessenz, das Lebensfluidum oder Leben.“ (Ragon)
Die eher mystische Bedeutung der Zahl 5 ist in einem ausgezeichneten Aufsatz von Subba Row in „Five Years of Theosophy“ (S. 106 et seq.) gegeben – in einem Aufsatz mit dem Titel „Die zwölf Zeichen des Zodiaks“, worin er einige Regeln angibt, die dem Fragesteller helfen können, „die tiefe Bedeutung alter Sanskritnomenklatur in den alten arischen Mythen und Allegorien“ zu ergründen. Mittlerweile sehen wir zu, was bisher über die Konstellation des Steinbocks in theosophischen Veröffentlichungen gesagt wurde und was davon allgemein bekannt ist. Jedermann weiß, dass das zehnte Zeichen des Tierkreises ist, in das die Sonne bei der Wintersonnenwende um den 21. Dezember eintritt. Aber nur sehr wenige gibt es – selbst in Indien, falls sie nicht initiiert sind –, die den wirklichen mystischen Zusammenhang kennen, der, wie uns gesagt wird, zwischen den Namen Makara und Kumara zu bestehen scheint. Ersterer bedeutet irgendein amphibisches Tier, leichtfertig ‘Krokodil’ genannt, wie einige Orientalisten denken, und Letzterer ist der Titel der großen Schutzherren der Yogins (siehe „Shiva-Purana“), der Söhne Rudras (Shivas) und sogar eins mit ihm; und er ist selbst ein Kumara. Es geschieht durch ihre Verbindung mit dem Menschen, dass die Kumaras ebenso mit dem Tierkreis verbunden sind. Versuchen wir, herauszufinden, was das Wort Makara bedeutet.
Der Verfasser der „Zwölf Zeichen des Zodiaks“ sagt, das Wort Makara „enthält den Schlüssel zu seiner richtigen Auslegung in sich selbst. Der Buchstabe Ma hat den Wert der Zahl 5 und kara bedeutet Hand. Nun bedeutet im Sanskrit Thribhujam ein Dreieck, wenn bhujam oder Karam (die beide synonym sind) im Sinn einer Seite verstanden werden. So bedeutet Makaram oder Panchakaram ein Fünfeck.“ Der fünfeckige Stern oder das Pentagon repräsentiert die fünf Glieder des Menschen.122 In dem alten System, so wird uns gesagt, war Makara das achte und nicht das zehnte Zeichen.123 Es ist dafür „vorgesehen, die Flächen des Universums darzustellen und deutet an, dass das Universum von Pentagonen begrenzt ist“, da die Sanskritschriftsteller „auch von [SD # 577] Ashtadisa oder acht Flächen sprechen, welche den Raum begrenzen“, und beziehen sich so auf die Lokapalas, die acht Punkte des Kompasses (die vier Haupt- und die vier dazwischen liegenden Punkte) . . . „Von einem objektiven Gesichtspunkt aus wird der Mikrokosmos durch den menschlichen Körper dargestellt. Makaram kann so aufgefasst werden, dass mit ihm gleichzeitig sowohl der Mikrokosmos als auch der Makrokosmos als äußere Gegenstände der Wahrnehmung repräsentiert werden.“ (S. 113, 115)
Aber der wahre esoterische Sinn des Wortes „Makara“ bedeutet in Wahrheit überhaupt nicht „Krokodil“, auch nicht dann, wenn er mit dem im hinduistischen Tierkreis abgebildeten Tier verglichen wird. Denn er hat den Kopf und die Vorderbeine einer Antilope und den Rumpf und den Schwanz eines Fisches. Daher wurde das zehnte Zeichen des Tierkreises schon als Hai, als Delfin etc. gedeutet; weil es das Vahana des Varuna ist, des Meeresgottes, und aus diesem Grund oft Jala-Rupa genannt wird, „Wasser-Form“. Bei den Griechen war der Delfin das Gefährt von Poseidon-Neptun, und esoterisch war er eins mit ihm; und dieser „Delfin“ ist genauso sehr der „Seedrache“ wie das Krokodil des heiligen Nils das Gefährt von Horus und Horus selbst ist. Der mumiengestaltige Gott mit dem Krokodilkopf (Kap. lxxxviii, 2, „Totenbuch“) sagt: „Ich bin der Fisch und Sitz des großen Horus von Kem-ur.“ Bei den peratischen Gnostikern ist es Chozzar (Neptun), der die zwölfeckige Pyramide in eine Kugel verwandelt „und ihr Tor in vielen Farben bemalt“. Er hat fünf androgyne Minister – er ist Makara, der Leviathan.
Da die aufgehende Sonne als die Seele der Götter betrachtet wurde, die ausgesendet war, sich den Menschen jeden Tag zu offenbaren, und da das Krokodil sich beim ersten Sonnenstrahl aus dem Wasser erhob, wurde das Tier in Indien schließlich zur Personifizierung von Verehrern des Sonnenfeuers, so wie es bei den Ägyptern das Feuer oder die höchste Seele personifizierte.
In den Puranas verändert sich die Anzahl der Kumaras entsprechend den Erfordernissen der Allegorie. Für okkulte Zwecke beträgt ihre Zahl an einer Stelle sieben, dann vier, dann fünf. Im „Kurma-Purana“ wird über sie gesagt: „Diese fünf (Kumaras), oh Brahmane, waren Yogins, welche die vollständige Befreiung von den Leidenschaften erlangten.“ Schon ihr Name zeigt ihren Zusammenhang mit der erwähnten Konstellation – Makara, und mit einigen anderen puranischen Charakteren, die mit den Tierkreiszeichen verknüpft sind. Das geschah, um eine der bedeutungsvollsten Glyphen der ursprünglichen Tempel zu verschleiern. Allgemein sind sie astronomisch, physiologisch und mystisch mit einer Anzahl puranischer Persönlichkeiten und Ereignisse vermischt. Kaum angedeutet im „Vishnu“-Purana, treten sie quer durch alle anderen Puranas und heilige Literatur in verschiedenen Dramen und Ereignissen auf; so müssen die Orientalisten, welche die Verbindungslinien hier und dort zusammensammeln müssen, schließlich erklärten, dass die Kumaras „hauptsächlich der Fantasie der Autoren der Puranas zuzuschreiben sind“. Aber:
Vom Verfasser der „Zwölf Zeichen des Zodiaks“ wird uns gesagt, dass Ma fünf ist; kara, eine Hand mit ihren fünf Fingern ist ebenso ein fünfseitiges Zeichen oder [SD # 578] ein Pentagon. Es gibt in der Esoterik 5 Kumaras (in diesem Fall ein Anagramm für okkulte Zwecke) als Yogins, da die Namen der beiden letzten immer geheim gehalten wurden; sie sind die fünfte Ordnung der Brahmadevas und die fünffältigen Chohans, welche die Seele der fünf Elemente in sich tragen, wobei Wasser und Äther vorwiegen, und daher waren ihre Symbole sowohl wässrig als auch feurig. „Die Weisheit liegt verborgen unter dem Lager dessen, der auf dem goldenen Lotus (Padma) ruht, welcher auf dem Wasser schwimmt.“ In Indien ist dies Vishnu (Buddha war einer seiner Avataras, wie in alter Zeit behauptet wurde). Die Prachetasas, die Verehrer Narayanas (der sich wie Poseidon über und nicht unter den Wassern bewegte und dort verweilte) versenkten sich für ihre Andachtsübungen in die Tiefe des Ozeans und blieben 10.000 Jahre lang darin; und von den Prachetasas sind zehn exoterisch, fünf jedoch esoterisch. „Prachetas“ ist im Sanskrit der Name Varunas, des Wassergottes, Nereus, eines Aspekts desselben wie auch Neptun. Die Prachetasas sind somit identisch mit den „fünf Ministern“ des ΧΩΖΖΑΡ (Poseidon) der peratischen Gnostiker. Sie heißen jeweils ΑΟΤ, ΑΟΑΙ, ΟΤΩ, ΟΤΩΑΒ, wobei der fünfte, ein dreifältiger Name (was zusammen sieben ergibt), verloren ist“124 – d. h. geheim gehalten wird. So viel zu dem „wässrigen Symbol“; das „feurige“ verbindet sie mit dem feurigen Symbol – spirituell. In Bezug auf ihre Identität erinnern wir uns daran, dass Savarna, die Tochter des Ozeans, die Mutter der Prachetasas war, genauso wie Amphitrite, die Mutter von Neptuns mystischen „Ministern“.
Nun wird der Leser daran erinnert, dass diese „fünf Minister“ sowohl in dem Delfin symbolisiert sind, der den Widerwillen der keuschen Amphitrite überwunden hatte, sich mit Poseidon zu vermählen, als auch in ihrem Sohn Triton. Letzterer, dessen obere Körperhälfte ein Mann und die untere ein Delfin ist, ein Fisch, steht wieder höchst mysteriös in Zusammenhang mit Oannes, dem babylonischen Dag, und ferner auch mit Matsya, dem (Fisch-) Avatara Vishnus, die beide den Sterblichen die Weisheit lehrten. Der Delfin wurde, wie jeder Mythologe weiß, für seinen Dienst von Poseidon unter den Sternbildern verewigt, und bei den Griechen wurde er zum Capricornus, dem Bock, dessen hinterer Teil von einem Delfin stammt und der somit identisch ist mit Makara, der ebenfalls den Kopf einer Antilope und den Rumpf und Schwanz eines Fisches hat. Das ist der Grund, warum das Zeichen Makaras auf das Panier Kamadevas gesetzt wurde, des hinduistischen Liebesgottes, der im Atharvaveda mit Agni (dem Feuergott), dem Sohn Lakshmis, identifiziert wird, wie Harivamsha korrekt angibt. Denn Lakshmi und Venus sind eins, und Amphitrite ist die frühe Form der Venus. Nun ist Kama (der Makara-Ketu) „Aja“ (der Ungeborene), und „Atman-Bhu“ (der Selbstexistierende), und Aja ist im Rigveda der Logos, da er darin als die erste Offenbarung des Einen dargestellt wird: Denn „als Erstes erhob sich das Verlangen in Jenem, was der ursprüngliche [SD # 579] Keim des Gemütes war“, das, „was Wesenheit mit Nichtwesenheit verbindet“ (oder esoterisch Manas, das fünfte, mit Atman, dem siebten), sagen die Weisen. Das ist das erste Stadium. Das zweite, auf der folgenden Ebene der Manifestation, zeigt Brahmâ (den wir als einen Repräsentanten für alle anderen ersten Götter der Nationen wählen), wie er aus seinem Körper seine aus dem Gemüt geborenen Söhne hervorgehen lässt, „Sanandana und weitere“, welche in der fünften „Schöpfung“ und in der neunten erneut (als Blende) zu den Kumaras werden. Schließen wir, indem wir den Leser daran erinnern, dass am Meeresufer Amphitrite und den Nereiden Böcke geopfert wurden, so wie bis zum heutigen Tag Durga Kali Böcke geopfert werden, die lediglich die schwarze Seite Lakshmis (Venus) ist, die weiße Seite Shaktis; und mit einer Andeutung, in welchem Zusammenhang diese Tiere mit Capricornus stehen könnten, der achtundzwanzig Sterne im Umriss eines Bocks umfasst, eines Bocks, der von den Griechen in Jupiters Pflegemutter verwandelt wurde – Amalthea. Pan, der Gott der Natur, hatte Bocksfüße und verwandelte sich selbst in einen Bock, als Typhon sich näherte. Aber das ist ein Mysterium, bei dem die Schreiberin nicht lange zu verweilen wagt, da sie nicht sicher ist, ob sie verstanden würde. So muss die mystische Seite der Interpretation der Intuition des Schülers überlassen bleiben. Beachten wir noch etwas anderes in Bezug auf die mysteriöse Zahl fünf. Sie symbolisiert gleichzeitig den Geist des ewigen Lebens und den Geist des irdischen Lebens und der irdischen Liebe – in der menschlichen Zusammensetzung; sie vereint göttliche und höllische Magie in sich, und die universelle und die individuelle Quintessenz des Seins. So sind die fünf von Brahmâ anlässlich der „Schöpfung“ ausgesprochenen mystischen Worte oder Vokale (vide infra), die sofort zu den Panchadasa wurden (gewisse diesem Gott zugeschriebene vedische Hymnen), in ihrer schöpferischen und magischen Kraft die weiße Seite der schwarzen tantrischen fünf „Makaras“ oder der fünf M. „Makara“, das Sternbild, ist ein scheinbar bedeutungsloser und unsinniger Name. Doch hat, von seiner anagrammatischen Bedeutung in Verbindung mit dem Ausdruck „Kumara“ einmal abgesehen, der Zahlenwert seiner ersten Silbe und seine esoterische Auflösung in fünf eine sehr große und okkulte Bedeutung in den Mysterien der Natur.
Es genügt zu sagen, dass, so wie das Zeichen Makara mit der Geburt des spirituellen „Mikrokosmos“ und mit dem Tod oder der Auflösung des physischen Universums (seinem Übergang in den Bereich des Spirituellen)125 in Zusammenhang steht, auch die in Indien Kumaras genannten Dhyan Chohans mit beidem verbunden sind. Außerdem sind sie in den exoterischen Religionen zu Synonymen der Engel der Finsternis geworden. Mara ist der Gott der Finsternis, der Gefallene und der Tod;126 und doch ist das einer der Namen Kamas, des ersten Gottes der Veden, des Logos, aus dem die Kumaras entsprangen, und das [SD # 580] verbindet sie noch mehr mit unserem „fabelhaften“ indischen Makara und dem krokodilköpfigen Gott Ägyptens.127 Im himmlischen Nil gibt es fünf Krokodile, und der Gott Tum, die ursprüngliche die Himmelskörper und lebendigen Wesen erschaffende Gottheit, bringt diese Krokodile in seiner fünften Schöpfung hervor. Wenn Osiris, die „erloschene Sonne“, bestattet wird und in Amenti eintritt, tauchen die heiligen Krokodile in den Abgrund der ursprünglichen Wasser – das „Große Grüne“. Wenn sich die Sonne des Lebens erhebt, tauchen sie wieder aus dem heiligen Fluss auf. All das ist hoch symbolisch und zeigt, wie die ursprünglichen esoterischen Wahrheiten ihren Ausdruck in identischen Symbolen fanden. Aber, wie T. Subba Row richtig erklärt: „Der Schleier, den die alten Philosophen so geschickt über gewisse Teile des Mysteriums in Zusammenhang mit diesen (zodiakalen) Zeichen warfen, wird niemals zur Unterhaltung oder Erbauung der nicht initiierten Öffentlichkeit gelüftet werden.“
Bei den Griechen war die Zahl fünf nicht weniger heilig. Die fünf Worte (Panchadasa) Brahmâs wurden bei den Gnostikern zu den „Fünf Worten“, die bei seiner Verklärung auf dem akasischen (strahlenden) Gewand Jesu zu lesen waren: ΖΑΜΑ ΖΑΜΑ ΩΖΖΑ ΡΑΧΑΜΑ ΩΖΑΙ, die von den Orientalisten wie folgt übersetzt werden: „Das Gewand, des herrliche Gewand meiner Stärke.“ Diese Worte waren ihrerseits die anagrammatische Maske der fünf mystischen Kräfte, dargestellt auf dem Gewand des nach seiner letzten Prüfung der dreitägigen Verzückung „wieder auferstandenen“ Initiierten; die fünf wurden erst nach seinem Tod sieben, als der Adept zum vollen Christos wurde, zum vollen Krishna-Vishnu, d. h. in Nirvana eintauchte. Das E Delphicum, ein heiliges Symbol, war wieder die Zahl fünf geworden; und wie heilig es war zeigt sich in der Tatsache, dass die Korinther (nach Plutarch) die hölzerne Zahl im delphischen Tempel durch eine bronzene ersetzten; und diese wurde von Livia Augusta in ein Faksimile aus Gold umgewandelt.
Es ist leicht, in den beiden Geistern – den griechischen Akzenten oder Zeichen( ), von welchen Ragon (vide supra) spricht – Atman und Buddhi oder den „Göttlichen Geist und seine Trägerin“ (die spirituelle Seele) wiederzuerkennen.
Die Sechs oder die „Sechsheit“ wird später besprochen, während die Siebenheit im Verlauf dieses Bandes vollständig behandelt werden wird (siehe die „Mysterien der Siebenheit“).
Die Achtheit oder 8 symbolisiert die ewige und spiralförmige Bewegung der Zyklen, die 8, , und wird ihrerseits durch den Caduceus symbolisiert. Sie zeigt den regelmäßigen Atem des Kosmos, dem die acht großen Götter vorstehen – die Sieben der ursprünglichen Mutter, die Eins und die Dreiheit.
Dann kommt die Zahl Neun oder die dreifache Dreiheit. Sie ist die Zahl, die sich selbst unaufhörlich in allen Formen und Figuren in [SD # 581] sämtlichen Multiplikationen reproduziert. Sie symbolisiert jeden Umfang, da sein in Grad angegebener Wert immer 9 ist, d. h. 3+6+0. Unter gewissen Umständen ist sie eine schlechte Zahl und sehr unglücklich. Ist die Zahl 6 das Symbol unseres Globus, der bereit ist, von einem göttlichen Geist beseelt zu werden, symbolisiert die Zahl 9 unsere von einem bösen oder üblen Geist beherrschte Erde.
Zehn, oder die Dekade, versetzt all diese Ziffern in die Einheit zurück und ist das Ende der pythagoreischen Tafel. Daher war dieses Symbol – , die Einheit in der Null – das Symbol der Gottheit, des Universums und des Menschen. Das ist die geheime Bedeutung des „starken Griffes der Löwenklaue, vom Stamm Judah“ zwischen zwei Händen (des „Meistergriffs des Freimaurers“), die insgesamt zehn Finger aufweisen.
Wenn wir unsere Aufmerksamkeit jetzt dem ägyptischen Kreuz oder dem Tau zuwenden, können wir entdecken, dass dieser Buchstabe, der bei den Ägyptern, Griechen und Juden so erhaben war, mit der Dekade in einem geheimen Zusammenhang steht. Das Tau ist das Alpha und das Omega der geheimen Göttlichen Weisheit, was durch den Anfangs- und den Endbuchstaben von Thot (Hermes) symbolisiert wird. Thot war der Erfinder des ägyptischen Alphabets, und der Buchstabe Tau schloss die Alphabete der Juden und der Samariter ein, die dieses Schriftzeichen das „Ende“ oder die „Vollendung“, den „Gipfel“ und die „Sicherheit“ nannten. Daher sind – wie Ragon uns sagt – die Worte Terminus (Ende) und Tectum (Dach) Symbole von Schutz und Sicherheit, was eine ziemlich prosaische Definition ist. Aber das ist das gewöhnliche Schicksal der Ideen und Dinge in dieser Welt des spirituellen Verfalls, wenn auch gleichzeitig des physischen Fortschritts. Pan war einst die absolute Natur, das Eine und Große All; doch als die Geschichte den ersten Schimmer von ihm erfasst, war Pan bereits zu einem Göttlein der Felder herabgesunken, zu einem ländlichen Gott; und die Geschichte will ihn nicht anerkennen, während die Theologie den Teufel aus ihm macht. Aber seine Flöte mit den sieben Pfeifen, das Symbol der sieben Naturkräfte, der sieben Planeten, der sieben Musiknoten, kurz gesagt, der gesamten siebenfältigen Harmonie, zeigt seinen ursprünglichen Charakter sehr gut. Genauso verhält es sich mit dem Kreuz. Lange bevor die Juden ihren goldenen Tempelleuchter mit drei Haltern auf der einen und vier auf der anderen Seite erdachten und die Zahl 7 zu einer weiblichen Zeugungszahl machten,128 und so das [SD # 582] phallische Element in die Religion einführten, hatten die spiritueller veranlagten Nationen aus dem Kreuz (als 3 + 4 = 7) ihr heiligstes göttliches Symbol gemacht. Tatsächlich sind Kreis, Kreuz und die Sieben – Letztere wurde zu einer Basis der Kreismessung gemacht – die ersten ursprünglichen Symbole. Pythagoras, der seine Weisheit aus Indien mitbrachte, hinterließ der Nachwelt einen flüchtigen Blick auf diese Wahrheit. Seine Schule betrachtete die Zahl 7 als Zusammensetzung der Zahlen 3 und 4, was sie auf doppelte Weise erklärten. Auf der Ebene der noumenalen Welt war das Dreieck als erste Vorstellung von der manifestierten Gottheit, ihr Bild: „Vater-Mutter-Sohn“; und die Vierheit, die vollkommene Zahl, war die noumenale, ideelle Wurzel aller Zahlen und Dinge auf der physischen Ebene. Einige Schüler, missverstehen bei der Betrachtung der Heiligkeit der Tetraktys und des Tetragrammatons die mystische Bedeutung der Vierheit. Letztere war bei den Alten lediglich eine sekundäre „Vollkommenheit“, sozusagen, weil sie sich nur auf die manifestierten Ebenen bezog. Hingegen war das Dreieck, das griechische Delta, Δ, der „Träger der unbekannten Gottheit“. Ein guter Beweis dafür liegt darin, dass der Name der Gottheit mit Delta beginnt. Zeus wurde von den Böotiern Δεύς geschrieben,129 daher der Deus der Lateiner. Dies in Beziehung zu der metaphysischen Vorstellung, mit Rücksicht auf die Bedeutung der Siebenheit in der phänomenalen Welt; für die Zwecke profaner oder exoterischer Interpretation änderte sich die Symbolik jedoch. Drei wurde zum Ideogramm der drei materiellen Elemente – Luft, Wasser, Erde; und vier wurde das Prinzip von allem, was weder physisch noch wahrnehmbar ist. Aber das wurde von den wirklichen Pythagoreern niemals akzeptiert. Als Zusammensetzung von 6 und 1 betrachtet, der Sechsheit und der Einheit, war die Zahl sieben das unsichtbare Zentrum, der Geist von allem (siehe die Erläuterungen der 6), da kein sechseckiger Körper ohne eine siebte Eigenschaft existiert, die sich in seinem Mittelpunkt befindet (siehe die Kristalle und Schneeflocken in der sogenannten unbelebten Natur). Außerdem hat, wie sie sagen, die Zahl sieben alle Vollkommenheit der Einheit – der Zahl der Zahlen. Denn ebenso wie die absolute Einheit unerschaffen und ungeteilt (daher zahllos) ist und keine Zahl sie hervorbringen kann, verhält es sich auch mit der Sieben: Keine der innerhalb der Dekade befindlichen Ziffern kann sie erzeugen oder hervorbringen. Und die Vier ist es, die eine arithmetische Teilung zwischen der Einheit und der Sieben bildet, da sie Erstere um dieselbe Zahl (drei) übertrifft wie sie selbst von der Sieben übertroffen wird, da vier um denselben Betrag über eins steht wie sieben über vier. (Aus einen angeblich von „St. Germain“ stammenden Manuskript)
„Bei den Ägyptern war die Zahl 7 das Symbol des ewigen Lebens“, sagt Ragon und fügt hinzu, dass das der Grund ist, warum der griechische Buchstabe Z, der nur eine doppelte 7 ist, der Anfangsbuchstabe von Zaô ist, „Ich lebe“, und von Zeus, dem „Vater alles Lebendigen“.
[SD # 583] Ferner war die Zahl 6 das Symbol der Erde in der Zeit der „schlafenden“ Monate im Herbst und Winter, und die Zahl 7 im Frühling und Sommer, da der Geist des Lebens, die siebte oder zentrale, beseelende Kraft, sie in dieser Zeit belebt. In dem ägyptischen Mythos und Symbol von Osiris und Isis finden wir dasselbe, da sie metaphysisch Feuer und Wasser personifizieren und physisch die Sonne und den Nil. Die Zahl des Sonnenjahres, 365 Tage, ist der Zahlenwert des Wortes Neilos (Nil). Das, zusammen mit dem Stier, dem Halbmond und dem Henkelkreuz zwischen seinen Hörnern sowie der Erde in ihrem astronomischen Symbol – – sind die höchsten phallischen Symbole des späteren Altertums.
„Der Nil war der Fluss der Zeit mit der Zahl eines Jahres, oder eines Jahres und eines Tages (364 + 1 = 365). Er war eine Darstellung des fruchtbaren Wassers der Isis, oder Mutter Erde, des Mondes, der Frau und der Kuh, auch der Werkstatt von Osiris, das Y’sod Olaum der Hebräer darstellend. Der alte Name dieses Flusses war Eridanus oder der hebräische Iadan mit dem koptischen oder altgriechischen Suffix. Das war das Tor des hebräischen Wortes Jared oder ‘Quelle’ oder Abstieg . . . des Flusses Jordan, der bei den Hebräern dieselbe mythische Anwendung besaß wie der Nil bei den Ägyptern.130 Er war die Quelle des Herabsteigens und enthielt die Wasser des Lebens.“ (Aus einer unveröffentlichten Handschrift) Er war, um es deutlich zu sagen, das Symbol der personifizierten Erde, oder Isis, als Schoß jener Erde betrachtet. Das ist klar genug gezeigt; und der Jordan – der den Christen heute so heilige Fluss – enthielt keine erhabenere oder poetischere Bedeutung als die der fruchtbaren Wasser des Mondes (der Isis oder Jehovahs in seinem weiblichen Aspekt). Wie jetzt von diesem Gelehrten gezeigt wird, war Osiris die Sonne und der Nil und das Tropische Jahr mit 365 Tagen, während Isis der Mond war, das Flussbett oder die Mutter Erde, „für deren fruchtbare Energien das Wasser eine Notwendigkeit darstellte“, sowie auch das Mondjahr mit 354 Tagen, „der Taktgeber der Schwangerschaftsperioden“. All das ist also geschlechtlich und phallisch, und unsere modernen Gelehrten scheinen in diesen Symbolen nichts außer einer physiologischen und phallischen Bedeutung zu finden. Nichtsdestoweniger braucht man die drei Ziffern 365 oder die Zahl der Tage in einem Sonnenjahr nur mit dem pythagoreischen Schlüssel zu lesen, um in ihnen eine hoch philosophische und moralische Bedeutung zu finden. Ein Beispiel wird genügen. Es kann folgendermaßen gelesen werden.
Die Erde | – | beseelt vom | – | Geist des Lebens |
3 | 6 | 5 |
Einfach weil 3 das Äquivalent des griechischen Gammas oder Γ ist, des Symbols von Gaia (der Erde); während die Ziffer 6 das Symbol des belebenden oder beseelenden Prinzips und die 5 die universale Quintessenz ist, die sich nach jeder Richtung ausbreitet und alle Materie bildet. (Manuskript von St. Germain)
[SD # 584] Diese wenigen hier vorgebrachten Fälle und Beispiele enthüllen lediglich einen kleinen Teil der Methoden, die zum Lesen der symbolischen Ideogramme und Zahlen des Altertums angewendet wurden. Da das System äußerst schwierig und komplex ist, meistern selbst unter den Initiierten nur sehr wenige alle sieben Schlüssel. Ist es dann verwunderlich, dass die metaphysische allmählich zur physischen Natur herabsank; dass die Sonne, einstmals das Symbol der Gottheit, mit den dahinfließenden Ä0nen lediglich zum Symbol ihrer schöpferischen Inbrunst wurde und danach zu einer Glyphe mit phallischer Bedeutung verkam? Wer methodisch (wie Platon) vom Allgemeinen auf das Besondere schloss, gehörte aber bestimmt nicht zu denen, die ihre Religionen mit geschlechtlichen Emblemen zu symbolisieren begannen! Auch wenn es von dem leibhaftigen Paradoxon Éliphas Lévi ausgesprochen wurde, ist es ganz richtig, dass der „Mensch auf der Erde Gott ist, und Gott ist der Mensch im Himmel“. Aber das konnte sich nicht auf die Eine Gottheit beziehen und bezog sich auch niemals darauf, sondern lediglich auf die Scharen ihrer inkarnierten Strahlen, die von uns Dhyan Chohans und von den Alten Götter genannt wurden, und die jetzt von der Kirche in den Teufel auf der linken und in den Heiland auf der rechten Seite verwandelt worden sind!
Doch das ganze Dogma wuchs aus einer Wurzel hervor, aus der Wurzel der Weisheit, die auf dem indischen Boden wächst und gedeiht. Es gibt keinen Erzengel, der nicht auf seinen Prototypen im heiligen Land Aryavarta zurückgeführt werden könnte. Diese „Prototypen“ sind alle verknüpft mit den Kumaras, die mit der Weigerung „Nachkommen zu erschaffen“, auf der Handlungsbühne erscheinen – wie Sanat-Kumara und Sananda. Und doch werden sie als „Schöpfer“ des (denkenden) Menschen bezeichnet. Mehr als einmal werden sie in Zusammenhang gebracht mit Narada – ein weiteres Bündel scheinbarer Widersprüche, aber ein Schatz philosophischer Lehren. Narada ist der Führer der Gandharvas, der himmlischen Sänger und Musikanten; esoterisch wird der Grund dafür durch die Tatsache erklärt, dass Letztere (die Gandharvas) „die Unterweiser der Menschen in den Geheimwissenschaften“ sind. Sie sind es, die „in Liebe zu den Frauen der Erde“ diesen die Mysterien der Schöpfung offenbarten; oder wie im Veda – wo der „himmlische Gandharva“ eine Gottheit ist, welche die Geheimnisse des Himmels und der göttlichen Wahrheiten im Allgemeinen kannte und enthüllte. Wenn wir an das erinnern, was über diese Klasse von Engeln von Enoch und in der Bibel berichtet wird, ist die Allegorie klar: Ihr Führer Narada weigert sich zu erschaffen, leitet aber die Menschen an, zu Göttern zu werden. Außerdem sind all diese, wie in den Veden festgestellt wird, Chhandajas (aus dem Willen Geborene) oder (in verschiedenen Manvantaras) aus ihrem eigenen Willen inkarniert; und der Darstellung in der exoterischen Literatur zufolge existieren sie Zeitalter um Zeitalter. Einige sind dazu „verflucht, wiedergeboren zu werden“, andere inkarnieren sich aus Pflicht. Schließlich stehen sie als die Sanakadikas – die sieben Kumaras, welche zum Besuch Vishnus auf die von den Maha-Yogins bewohnte „Weiße Insel“ (Sveta-Dvipa) kamen – in Zusammenhang mit Saka-Dvipa und den Lemuriern und Atlantiern der dritten und vierten Rasse.
[SD # 585] In der Esoterischen Philosophie sind die Rudras (Kumaras, Adityas, Gandharvas, Asuras etc.) in Bezug auf ihren Intellekt die höchsten Dhyan Chohans oder Devas. Sie sind diejenigen, die von den reinen Arupa-Devas unabhängig wurden, weil sie durch Selbstentwicklung die fünffältige Natur erlangten – somit die Heiligkeit der Zahl fünf. Das ist ein Mysterium, das sehr schwer zu erfassen und richtig zu verstehen ist. Denn wir sehen, dass diejenigen, die „dem Gesetz gehorchten“, ebenso wie die Rebellen dazu verdammt sind, in jedem Zeitalter wiedergeboren zu werden. Narada, der Rishi, wird von Brahmâ zu einer endlosen Wanderung auf der Erde verflucht, d. h. er wird ständig wiedergeboren werden. Er rebelliert gegen Brahmâ und hat doch kein schlechteres Schicksal als die Jayas – die zwölf großen schöpferischen Götter, die von Brahmâ als seine Assistenten bei den Schöpfungsaktivitäten hervorgebracht wurden. Denn Letztere verloren sich in der Meditation und vergaßen deshalb lediglich zu erschaffen, und dafür wurden sie von Brahmâ ebenfalls verflucht, in jedem Manvantara geboren zu werden. Und doch wurden sie – zusammen mit den Rebellen – als Chhandajas bezeichnet oder als jene, die aus eigenem Willen in menschlicher Form geboren werden!
All das ist sehr verwirrend für jemanden, der nicht imstande ist, die Puranas anders als in ihrem buchstäblichen Sinn zu lesen und zu verstehen.131 Und so erkennen wir, dass die Orientalisten bestreiten, verwirrt zu sein und den Gordischen Knoten der Probleme zerschlagen, indem sie das ganze System zu einer „Erdichtung“ „brahmanischer Einbildung und Liebe zur Übertreibung“ erklären. Doch für die Schüler des Okkultismus ist das Ganze reich an tiefer philosophischer Bedeutung. Wir überlassen gerne dem westlichen Sanskritisten die Schale, beanspruchen jedoch die Essenz der Frucht für uns selbst. Wir tun noch mehr: Wir geben zu, dass sich in einem gewissen Sinn vieles dieser sogenannten „Fabeln“ auf astronomische Allegorien über Konstellationen, Sternbilder, Sterne und Planeten bezieht. Während jedoch der Gandharva des Rigveda dazu bestimmt sein mag, das Feuer der Sonne zu personifizieren, sind die Gandharva-Devas Wesenheiten sowohl eines physischen als auch eines psychischen Charakters, während die Apsaras (mit anderen Rudras) sowohl Qualitäten als auch Quantitäten sind. Kurz gesagt, die Theogonie der vedischen Götter wird, wenn sie jemals entwirrt sein wird, unergründliche Mysterien der Schöpfung und des Daseins enthüllen. Parashara sagt korrekt: „Diese dreiunddreißig Gottheiten existieren Zeitalter um Zeitalter, und ihr Erscheinen und Verschwinden erfolgt auf dieselbe Art, wie die Sonne untergeht und wieder aufgeht. („Vishnu-Purana“, Buch I, xv)
Es gab eine Zeit, da das östliche Symbol vom Kreuz und Kreis, die Swastika, allgemein akzeptiert war. Bei den esoterischen (und was das betrifft auch bei den exoterischen) Buddhisten, den Chinesen und den Mongolen bedeutet es die „zehntausend Wahrheiten“. Diese Wahrheiten, sagen sie, gehören zu den [SD # 586] Mysterien des unsichtbaren Universums und der ursprünglichen Kosmogonie und Theogonie. „Seit Fohat den Kreis mit zwei Flammenlinien kreuzte (horizontal und vertikal), unterließen es die Gesegneten niemals, ihre Vertreter auf die Planeten zu entsenden, über die zu wachen ihre Bestimmung vom Anbeginn war.“ Das ist der Grund, warum die Swastika immer – so wie das Henkelkreuz in Ägypten – auf die Brust der verstorbenen Mystiker gesetzt wird. Sie findet sich auf dem Herzen der Bilder und Statuen des Buddhas in Tibet und in der Mongolei. Sie ist das Siegel, das über den Herzen lebender Initiierter platziert und bei einigen für immer in das Fleisch eingebrannt wird. Das geschieht, weil sie diese Wahrheiten unverletzt und unberührt in ewigem Stillschweigen und Geheimhaltung bis zu dem Tag bewahren müssen, an dem sie von ihren auserwählten Nachfolgern – neuen Initiierten – erkannt und gelesen werden, „würdig, mit den zehntausend Vollkommenheiten ausgestattet zu werden“. Inzwischen wurde die Swastika jedoch derartig herabgesetzt, dass sie häufig auf der Kopfbedeckung der „Götter“ zu finden ist, der scheußlichen Idole der gotteslästerlichen Böns, der Dugpas (Zauberer) der tibetanischen Grenzländer; bis er von einem Gelugpa entdeckt und zusammen mit dem Kopf des „Gottes“ abgerissen wird; obwohl es besser wäre, wenn es der des Anbeters wäre, der von seinem sündigen Körper getrennt würde. Trotzdem kann sie niemals ihre geheimnisvollen Eigenschaften verlieren. Werft einen Blick zurück, und ihr werdet erkennen, wie er genauso von den Initiierten und Sehern benützt wird wie von den Priestern Trojas (die von Schliemann an dem Ort der alten Stadt gefunden wurden). Man findet sie bei den alten Peruanern, den Assyrern, den Chaldäern und auch auf den Wällen der zyklopischen Gebäude der Alten Welt; in den Katakomben der Neuen Welt, und in denen der Alten (?), in Rom, wo sie – weil man annimmt, dass die ersten Christen sich selbst und ihre Religion verbargen – Crux Dissimulata genannt wird.
„Nach de Rossi war die Swastika schon früh eine beliebte Form des Kreuzes und wurde mit einer okkulten Bedeutung verwendet, was zeigt, dass das Geheimnis nicht zum christlichen Kreuz gehört. Ein Swastikakreuz in den Katakomben ist das Zeichen einer Inschrift, die lautet: ‘ΖΩΤΙΚΩ ΖΩΤΙΚΗ’, ‘Vitalis Vitalia’ oder ‘Leben des Lebens’.“132
Den besten Beweis für das hohe Alter des Kreuzes brachte jedoch der Verfasser der „Natural Genesis“ auf S. 433 selbst vor:
„Als christliches Symbol“, sagt Massey, „wird das Kreuz vermutlich seit der Zeit wertgeschätzt, da Jesus Christus gekreuzigt wurde. Und dennoch erscheint in den ersten sechs oder sieben Jahrhunderten in der ‘christlichen’ Ikonografie der Katakomben kein Kreuz mit einer menschlichen Gestalt darauf. Sämtliche Formen des Kreuzes sind dort zu finden, mit Ausnahme von diesem – der angebliche Ausgangspunkt der neuen Religion. Es war nicht die anfängliche, sondern die schließliche Form des Kruzifixes.133 In etwa sechs [SD # 587] Jahrhunderten der christlichen Ära existiert die Grundlage der christlichen Religion in Form eines gekreuzigten Erlösers in der christlichen Kunst überhaupt nicht! Die früheste bekannte Form der menschlichen Gestalt auf dem Kreuz ist das von Papst Gregor dem Großen der lombardischen Königin Theodolinde geschenkte Kruzifix, das sich jetzt in dem Johannes-Dom in Monza befindet, während sich in den römischen Katakomben kein Bild des Gekreuzigten finden lässt, das älter wäre als das von San Giulio, welches dem siebten oder achten Jahrhundert zuzurechnen ist. . . . Es gibt keinen Christus und keinen Gekreuzigten; das Kreuz ist Christus genauso wie das Stavros-Kreuz ein Typus und Name von Horus war, des gnostischen Christus. Das Kreuz, nicht der Gekreuzigte, ist der wesentliche Gegenstand der Darstellung in ihrer Kunst und der Anbetung in ihrer Religion. Der Keim des ganzen Wachstums und der ganzen Entwicklung kann auf das Kreuz zurückgeführt werden. Und dieses Kreuz ist vorchristlich, heidnisch und in einem halben Dutzend verschiedener Formen vorhanden. Der Kult begann mit dem Kreuz, und Julian hatte Recht zu sagen, er führe ‘Krieg mit dem X’; in seinen Augen hatten es sich die Agnostiker und Mytholatoren angeeignet, um eine unmögliche Bedeutung zu vermitteln.134 Jahrhunderte lang stand das Kreuz für den Christus und wurde angerufen, als ob es ein lebendes Wesen wäre. Es wurde zuerst vergöttlicht und am Ende vermenschlicht.“
Wenige Symbole dieser Welt sind reicher an echter okkulter Bedeutung als die Swastika. Sie wird symbolisiert durch die Zahl 6; gleich jener Zahl deutet sie in ihrer konkreten Bildsprache, wie auch das Ideogramm der Zahl, auf den Zenit und den Nadir, auf Norden, Süden, Westen und Osten; man findet diese Einheit überall, und die Reflexion dieser Einheit in jeder Einheit. Sie ist das Emblem der Aktivität Fohats, der beständigen Umdrehung der „Räder“ und der vier Elemente, der „heiligen Vier“, in ihrer mystischen, und nicht nur in ihrer kosmischen Bedeutung; ferner stehen seine vier Arme, in rechten Winkeln abgebogen, wie an anderer Stelle gezeigt, in enger Beziehung zur pythagoreischen und hermetischen Waage. Ein in die Mysterien der Bedeutung der Swastika Initiierter, sagen die Kommentare, „kann mit seiner Hilfe mit mathematischer Genauigkeit die Evolution des Kosmos und die gesamte Sandhya-Periode verfolgen“. Auch „die Beziehung des Sichtbaren zum Unsichtbaren“ sowie „das erste Auftreten des Menschen und der Arten“.
Für den östlichen Okkultisten wird der Baum der Erkenntnis im Paradies des eigenen Herzens des Menschen zum Baum des ewigen Lebens und hat nichts mit den tierischen Sinnen des Menschen zu tun. Er ist ein absolutes Mysterium, das sich nur durch die Bemühungen des gefangenen Manas und des Egos offenbart, sich aus der Knechtschaft der sinnlichen Wahrnehmung zu befreien und im Licht der einen, ewig gegenwärtigen Wirklichkeit zu sehen. Für den westlichen Kabbalisten, und jetzt noch viel mehr für den oberflächlichen Symbologen, der in der todbringenden Atmosphäre der materialistischen Wissenschaft aufgezogen wurde, ist die Haupterklärung der Mysterien des Kreuzes – sein sexuelles Element. Selbst der sonst spiritualistische moderne Kommentator beobachtet vor allem diese Eigentümlichkeiten beim Kreuz und bei der Swastika.
[SD # 588] „Das Kreuz wurde in Ägypten als schützender Talisman und als Symbol der rettenden Macht gebraucht. Typhon oder Satan findet man tatsächlich an das Kreuz gekettet und gebunden. Im Ritual ruft der Osirer: ‘Apophis ist gestürzt, ihre Stricke binden den Süden, Norden, Osten und Westen, ihre Stricke sind an ihm. Har-ru-bah hat ihn gefesselt.’135 Das waren die Stricke der vier Himmelsrichtungen oder das Kreuz. Von Thor heißt es, er hätte das Haupt der Schlange mit seinem Hammer zerschmettert . . . eine Form der Swastika oder des vierarmigen Kreuzes. . . . In den ersten Gräbern von Ägypten wies das Modell der Kammer die Form eines Kreuzes auf.136 Die Pagode von Mathura . . . der Geburtsort Krishnas, wurde in der Form eines Kreuzes erbaut . . . .137
Das ist vollkommen und niemand kann darin den „Geschlechtsdienst“ erkennen, mit dem die Orientalisten vorzugsweise den Kopf des Heidentums zertrümmern. Aber was ist mit den Juden und mit den exoterischen Religionen einiger hinduistischer Sekten, insbesondere mit den Riten der Vallabhacharyas? Denn, wie gesagt, der Shiva-Dienst mit seinem Lingam und seiner Yoni steht ungeachtet seiner modernen Entartung philosophisch zu hoch, als dass er als einfache phallische Anbetung bezeichnet werden könnte. Die Anbetung des Baumes oder des Kreuzes138 der Juden jedoch, die von ihren eigenen Propheten gebrandmarkt wurde, kann schwerlich diesem Vorwurf entgehen. Die „Kinder der Zauberin, Same des Ehebrechers“, wie Jesaja sie nennt (57), ließen niemals eine Gelegenheit aus, „für die Götzen zu entbrennen unter jedem grünen Baume“, was keine metaphysische Erholung andeutet. Von diesen monotheistischen Juden übernahmen die christlichen Nationen ihre Religion, ihren „Gott der Götter“, den „Einen lebendigen Gott“, während sie die Verehrung der Gottheit der alten Philosophen verachteten und verlachten. Mögen sie durchaus an die physische Form des Kreuzes glauben und sie verehren.
Für den Anhänger der wahren östlichen, archaischen Weisheit jedoch, für ihn, der im Geist nichts verehrt außer die absolute Einheit, dieses immer pulsierende große Herz, das überall und in jedem Atom der Natur schlägt, enthält jedes derartige Atom den Keim, aus welchem er einen Baum der Erkenntnis hervorwachsen lassen kann, dessen Früchte ewiges Leben geben und nicht nur physisches Leben. Das Kreuz und der Kreis, der Baum und das Tau, selbst nachdem jedes sich darauf beziehende Symbol zugewiesen und gelesen ist, eins nach dem anderen, bleiben für ihn noch immer ein tiefgründiges Mysterium in ihrer Vergangenheit, und auf diese Vergangenheit allein richtet er seinen aufmerksamen Blick. Es kümmert ihn wenig, ob es der Same ist, [SD # 589] aus dem der genealogische Lebensbaum hervorwächst, welcher das Universum genannt wird. Auch ist es nicht die Drei in Einem, der dreifache Aspekt des Samens – seine Form, Farbe und Substanz – was ihn interessiert, sondern vielmehr die sein Wachstum lenkende Kraft, immer mysteriös und ebenso immer unbekannt. Denn diese Lebenskraft, die den Samen keimen, aufbrechen und Schösslinge austreiben und dann den Stamm und die Äste bilden lässt, welche ihrerseits sich wie die Zweige des Ashwatthas, des heiligen Bodhibaumes, herab beugen, um ihren Samen auszuwerfen, Wurzeln zu fassen und andere Bäume hervorzubringen – ist die einzige Kraft, die für ihn Wirklichkeit besitzt, da sie der niemals erlöschende Atem des Lebens ist. Der heidnische Philosoph suchte nach der Ursache, der moderne ist schon mit den Wirkungen zufrieden und sucht Erstere in den Letzteren. Was darüber hinaus geht, weiß er nicht, noch interessiert es den modernen Agnostiker: Er verwirft damit die einzige Kenntnis, auf die er seine Wissenschaft mit voller Sicherheit aufbauen kann. Doch diese geoffenbarte Kraft hat eine Antwort für jene, die sie zu ergründen suchen. Wer im Kreuz den durchkreuzten Kreis des Heiden Platon erkennt und nicht den Antitypus der Beschneidung, wie es der christliche (Hl.) Augustinus tat,139 wird von der Kirche sofort als Heide betrachtet: und von der Wissenschaft als Wahnsinniger. Das deshalb, weil er sich weigert, den Gott der physischen Zeugung anzubeten, und dabei doch gesteht, dass er von der Ursache nichts wissen kann, die der sogenannten Ersten Ursache zugrunde liegt, von der ursachlosen Ursache dieser Ursache des Lebens. Während er die Allgegenwart des schrankenlosen Kreises stillschweigend zugesteht und daraus das universale Postulat macht, auf dem die Gesamtheit des manifestierten Universums gegründet ist, verharrt der Weise in ehrfurchtsvollem Stillschweigen in Bezug auf das, worüber zu spekulieren kein sterblicher Mensch wagen sollte. „Der Logos Gottes ist der Offenbarer des Menschen, und der Logos (das Verbum) des Menschen ist der Offenbarer Gottes“, sagt Éliphas Lévi in einer seiner Paradoxa. Darauf würde der östliche Okkultist antworten: „Unter der Bedingung jedoch, dass der Mensch stumm sein solle über die Ursache, die sowohl Gott als auch seinen Logos hervorgebracht hat. Denn sonst wird er ausnahmslos zum Verunglimpfer der unerkennbaren Gottheit, nicht zu ihrem ‘Offenbarer’.“
Wir müssen uns jetzt einem Mysterium nähern – der Siebenheit in der Natur. Vielleicht wird alles, was wir sagen können, dem Zufall zugeschrieben werden. Es mag uns gesagt werden, diese Zahl sei in der Natur ganz natürlich (wir behaupten dasselbe) und hätte keine größere Bedeutung als die Illusion der Bewegung, welche die sogenannten „stroboskopischen Kreise“ erzeugt. Diesen „einzigartigen Illusionen“ wurde keine große Bedeutung zugemessen, als Professor Silvanus Thompson sie bei der Versammlung der Britisch Association 1877 darlegte. Nichtsdestoweniger würden wir gerne die wissenschaftliche Erklärung dafür kennenlernen, warum sich die Sieben überhaupt als herausragende Zahl herausstellen sollte – sechs konzentrische Kreise rund um einen siebten, und sieben um einen Mittelpunkt ineinander liegender Ringe etc. etc. – in dieser mit einer kreiselnden Untertasse oder irgendeinem anderen Gefäß hervorgebrachten Illusion. Wir geben die von der Wissenschaft verweigerte Lösung im folgenden Abschnitt.
[SD # 590]
§ XXV
Die Mysterien der Siebenheit
Wir dürfen diesen Teil über die Symbolik der archaischen Geschichte nicht abschließen, ohne einen Versuch zu unternehmen, das beständige Wiederkehren dieser wahrhaft mystischen Zahl in jeder den Orientalisten bekannten Schrift zu erklären. Da jede Religion, von der ältesten bis zur jüngsten, ihre Gegenwart offenbart und sie entsprechend ihrer eigenen Begründung in Übereinstimmung mit ihren eigenen, besonderen Dogmen erklärt, ist das keine leichte Aufgabe. Wir können daher keine bessere oder aufklärendere Arbeit liefern, als einen Blick aus der Vogelperspektive auf alle zu geben. Die heiligen Zahlen (3, 4, 7) sind die heiligen Zahlen des Lichts, des Lebens und der Einheit – insbesondere in diesem gegenwärtigen Manvantara, unserem Lebenszyklus; dessen spezieller Repräsentant oder Faktor die Zahl sieben ist. Das muss jetzt gezeigt werden.
Würde man einen in den Upanishaden, die so viel von der geheimen Weisheit vergangener Zeiten enthalten, unterrichteten Brahmanen befragen, warum „er, dessen sieben Vorväter den Saft der Mondpflanze tranken, Trisuparna ist“ – ein Bopaveda zugeschriebener Ausspruch; und warum die Somapa-Pitris von dem brahmanischen Trisuparna verehrt werden sollten – so könnten sehr wenige nur die Frage beantworten, oder, wenn sie es wüssten, würden sie noch weniger jemandes Neugier befriedigen. Halten wir uns also an das, was die alte esoterische Lehre vermittelt.
„Als die ersten ‘Sieben’ auf der Erde erschienen, warfen sie den Samen von allem, was auf dem Land wächst, in den Boden. Zuerst kamen drei, und vier wurden diesen hinzugefügt, sobald der Stein in die Pflanze verwandelt war. Dann kamen die zweiten ‘Sieben’, welche, die Jivas der Pflanzen leitend, die mittleren (Zwischen-) Naturen zwischen Pflanzen und sich bewegenden, lebenden Tier erzeugten. Die dritten ‘Sieben’ evolvierten ihre Chhayas. . . . Die fünften ‘Sieben’ schlossen ihre Essenz ein. . . . So wurde der Mensch zu einem Saptaparna.“ (Kommentar)
A
Saptaparna
Das ist der in okkulter Ausdrucksweise dem Menschen gegebene Name. Er bedeutet, wie an anderer Stelle gezeigt, eine siebenblättrige Pflanze, und dieser Name hat in den buddhistischen Legenden eine tiefe Bedeutung. Das gilt auch für seine verkleidete Form in den griechischen „Mythen“. Das T oder (Tau), aus der Ziffer 7 und dem griechischen Buchstaben Γ (Gamma) gebildet, war (siehe § „Kreuz und Kreis“) das Symbol des Lebens [SD # 591] und des ewigen Lebens: des irdischen Lebens, weil Γ (Gamma) das Symbol der Erde (Gaia)140 ist; und des „ewigen Lebens“, weil die Ziffer 7 das Symbol desselben Lebens ist, das mit dem göttlichen Leben verbunden ist, da die doppelte Glyphe als geometrische Figur wie folgt aussieht: ein Dreieck und eine Vierheit, das Symbol des siebenfältigen Menschen.
Nun wurde die Zahl sechs in den alten Mysterien als Emblem der physischen Natur betrachtet. Denn sechs ist die Darstellung der sechs Dimensionen aller Körper – der sechs Linien, die ihre Form zusammensetzen, nämlich die vier sich in Richtung der Kardinalpunkte erstreckenden Linien, Nord, Süd, Ost und West, und die beiden Linien der Höhe und Dicke, welche auf den Zenit und den Nadir weisen. Während daher die Sechsheit von den Weisen auf den physischen Menschen angewendet wurde, war die Siebenheit das Symbol des Menschen plus seiner unsterblichen Seele.
Ragon gibt in seinem „Maçonnerie Occulte“ eine sehr gute Erläuterung der „hieroglyphischen Sechsheit“, wie er unser doppeltes gleichseitiges Dreieck nennt . Er präsentiert es als das Symbol der Vermengung der „philosophischen drei Feuer und drei Wasser, woraus die Erzeugung der Elemente aller Dinge resultiert“. Dieselbe Idee findet sich auch im indischen doppelten gleichseitigen Dreieck. Denn, obwohl es in diesem Land das Zeichen Vishnus genannt wird, ist es doch in Wahrheit das Symbol der Dreiheit (oder Trimurti). Denn selbst in der exoterischen Darstellung ist das untere Dreieck mit der Spitze nach unten dargestellt, das Symbol Vishnus, des Gottes des feuchten Prinzips und Wassers („Narayana“ oder das bewegende Prinzip in Nara, Wasser),141 während das mit der Spitze nach oben gerichtete Dreieck Shiva ist, das Prinzip des Feuers, durch die dreifache Flamme in seiner Hand symbolisiert. (Siehe die Bronzestatue des Tripurantaka-Shiva „Mahadeva vernichtet Tripurasura“ im Museum des India House.) Es sind diese beiden überlagerten Dreiecke – fälschlicherweise als „Salomons Siegel“ bezeichnet – die auch das Emblem unserer [SD # 592] Gesellschaft bilden – welche gleichzeitig die Siebenheit und die Dreiheit hervorbringen und die Zehnheit sind. Wie auch immer dieses untersucht wird, es sind alle zehn Zahlen darin enthalten. Denn mit einem Punkt in der Mitte oder im Zentrum ist es ein siebenfältiges Zeichen; seine Dreiecke bezeichnen die Zahl drei; die zwei Dreiecke zeigen die Gegenwart der Dualität an; die Dreiecke mit dem beiden gemeinsamen Mittelpunkt ergeben die Vierheit; die sechs Spitzen ergeben die Sechsheit; und der Mittelpunkt die Einheit; die Fünfheit ist durch die Kombination bezeichnet, als eine Zusammensetzung aus zwei Dreiecken, der geraden Zahl, und drei Seiten in jedem Dreieck, der ersten ungeraden Zahl. Das ist der Grund, warum Pythagoras und die Alten die Zahl sechs der Venus weihten, denn: „Die Vereinigung der beiden Geschlechter und die Spagyrik der Materie durch Triaden sind zur Entwicklung der Zeugungskraft notwendig, jener Fruchtbarkeit und Neigung zur Fortpflanzung, die allen Körpern innewohnt.“142
Der Glaube an „Schöpfer“ oder personifizierte Naturkräfte ist in Wahrheit kein Polytheismus, sondern eine philosophische Notwendigkeit. Gleich allen anderen Planeten unseres Systems hat die Erde sieben Logoi – die emanierenden Strahlen des einen „Vaterstrahls“ – des Protogonos oder geoffenbarten „Logos“, der sein Esse (oder sein Fleisch, das Universum) opfert, damit die Welt leben und jedes Geschöpf darin ein bewusstes Dasein haben könne.
Die Zahlen 3 und 4 sind entsprechend männlich und weiblich, Geist und Materie, und ihre Vereinigung ist das Emblem des ewigen Lebens im Geist auf seinem aufsteigenden Bogen, und in der Materie als dem immer wieder auflebenden Element – durch Zeugung und Fortpflanzung. Die spirituelle, männliche Linie ist vertikal , die differenzierte Materielinie ist horizontal. Beide bilden das Kreuz oder . Erstere (die 3) ist unsichtbar; Letztere (die 4) auf der Ebene der objektiven Wahrnehmung. Das ist der Grund, warum alle Materie des Universums, wenn sie von der Wissenschaft bis in ihre Grundbestandteile zerlegt wird, auf lediglich vier Elemente zurückgeführt werden kann – Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff; und warum die drei Ursprünge, die Noumena der vier, oder Geist oder Kraft in Abstufungen, für die exakte Wissenschaft eine terra incognita und lediglich Spekulation geblieben sind, nur Namen. Ihre Diener müssen zuerst an die ersten Ursachen glauben und sie studieren, bevor sie hoffen können, die Natur zu ergründen, und sich mit den Potenzialen der Wirkungen bekannt zu machen. Während also die westlichen Gelehrten die Vier oder die Materie hatten und noch haben, um damit zu spielen, steht den östlichen Okkultisten und ihren Schülern, den großen Alchemisten der ganzen Erde, die gesamte Siebenheit für ihr Studium zur Verfügung.143 Wie [SD # 593] sie sagen: „Wenn die Drei und die Vier einander küssen, vereinigt die Vierheit ihre mittlere Natur mit der des Dreiecks“ (oder der Dreiheit, d. h. die Fläche von einer ihrer ebenen Oberflächen wird die mittlere Fläche des anderen), „und wird zum Würfel; nur dann wird er (der entfaltete Würfel) zum Vehikel und der Zahl des Lebens, die Vater-Mutter Sieben.“
Das folgende Diagramm wird dem Schüler vielleicht helfen, diesen Parallelismus zu erfassen.
Menschliche Prinzipien |
Prinzipien der physischen Natur |
||||
VII. | . . . . Atman | ||||
VI. | . . . . Buddhi | ||||
V. | . . . . Manas | ||||
IV. | Kama-Rupa, das Prinzip des animalischen Verlangens, das während der materiellen Existenz heftig brennt, was eine Sättigung zur Folge hat; es ist nicht von der animalischen Existenz trennbar. | WASSER– STOFF |
Das leichteste aller Gase; er verbrennt im Sauerstoff und gibt dabei die größte Hitze aller Substanzen bei der Verbrennung ab, und er bildet Wasser, die stabilste aller Verbindungen; Wasserstoff tritt reichlich in alle organischen Verbindungen ein. | ||
III. | Linga-Sarira; das inerte Vehikel oder die Form, nach welcher der Körper modelliert ist; das Vehikel des Lebens. Es zerfällt nach der Zersetzung des Körpers sehr schnell. | STICK– STOFF |
Ein inertes Gas; der Träger, mit dem der Sauerstoff vermischt wird, um Letzteren für die tierische Atmung geeignet zu machen; er tritt ebenfalls reichlich in alle organischen Substanzen ein. | ||
II. | Prana, Leben, die aktive Kraft, die alle Lebensphänomene erzeugt. | SAUER– STOFF |
Unterstützt die Verbrennung; das Leben spendende Gas; das aktive chemische Agens im gesamten organischen Leben. | ||
I. | Grobe Materie des Körpers; Substanz, welche über den Linga Sarira (Chhaya) mittels Prana geformt und modelliert wird. | KOHLEN– STOFF |
Der Brennstoff par excellence; die Basis aller organischen Substanzen |
Nun wird uns gelehrt, dass alle diese frühesten Formen organischen Lebens auch in siebenfältigen Zahlengruppen auftreten. Von den Mineralien an oder den „weichen [SD # 594] Gesteinen, die erhärteten“ (Stanze), auf welche die „harten Pflanzen folgten, die weich wurden“ und das Produkt der Mineralien sind. Denn „aus dem Schoß des Gesteins wird die Vegetation geboren“ („Kommentar“, Buch IX, F. 19); und dann bis zum Menschen – alle ursprünglichen Modelle in allen Naturreichen beginnen als ätherische, transparente Schichten. Das findet natürlich nur im ersten Anbeginn des Lebens statt. In der folgenden Periode verfestigen sie sich, und mit der siebten beginnen sie sich in Arten zu verzweigen, alle bis auf den Menschen, das erste der Säugetiere144 in der vierten Runde.
Virgil, der wie alle alten Dichter mehr oder weniger in der Esoterischen Philosophie bewandert war, sang über die Evolution:
Principio cœlum, ac terras, camposque liquentes
Lucentemque globum Lunæ, Titania que astra
Spiritus intus alit ; totamque infusa per artus
Mens agitat molem, et magno se corpore miscet.
Inde hominum pecudumque genus etc.145 („Æneidos“, VI, 724-28)
„Zuerst kamen drei oder das Dreieck.“ Dieser Ausdruck hat im Okkultismus eine tiefe Bedeutung, und diese Tatsache wird in der Mineralogie, in der Botanik und selbst in der Geologie bestätigt, wie im Abschnitt über „Alte Chronologie“ gezeigt wurde, durch die zusammengesetzte Zahl Sieben und die darin enthaltenen Drei und Vier. Salz in Lösung ist ein Beweis dafür. Denn wenn seine Moleküle sich zusammenhäufen und als fester Körper absetzen, ist die erste Form, die sie annehmen, die von Dreiecken, von kleinen Pyramiden und Kegeln. Es ist die Figur des Feuers, daher das Wort „Pyramide“; wohingegen die zweite geometrische Figur in der manifestierten Natur das Quadrat oder der Würfel ist, 4 und 6; denn wahrlich: „Während die Teilchen der Erde kubisch sind, sind die des Feuers pyramidenförmig.“ – (Enfield) Die Kiefern nahmen eine pyramidenförmige Gestalt an – die allerersten Bäume nach der Farnzeit. So beginnen die beiden Gegensätze in der kosmischen Natur – Feuer und Wasser, Hitze und Kälte – ihre metrografischen Manifestationen, die eine nach einem trimetrischen, die andere nach einem hexagonalen System. Denn die Sternkristalle des Schnees bestehen, unter einem Mikroskop betrachtet, insgesamt aus doppelten oder dreifachen sechseckigen Sternen mit einem zentralen Kern, gleich einem Miniaturstern innerhalb eines größeren. [SD # 595] Darwin sagt in seiner „Abstammung des Menschen“, S. 164, wo er zeigt, dass die Bewohner des Meeresufers von den Gezeiten sehr beeinflusst werden:
„Die ältesten Ahnen im Reich der Wirbeltiere . . . bestanden anscheinend aus einer Gruppe von Seetieren. . . . Tiere, die entweder nahe der mittleren Hochwassermarke oder nahe der mittleren Niederwassermarke leben, durchlaufen innerhalb von vierzehn Tagen einen kompletten Gezeitenzyklus. . . . Nun ist es eine mysteriöse Tatsache, dass bei den höheren und jetzt das Land bewohnenden Wirbeltieren . . . viele normale und abnormale Vorgänge eine oder mehrere Wochen (Siebenheiten) als Periode aufweisen . . . wie z. B. die Tragezeit der Säugetiere, die Dauer des Fiebers“ etc. . . „Taubeneier werden in zwei Wochen (oder 14 Tagen) ausgebrütet; Hühnereier in drei; Enteneier in vier; Gänseeier in fünf; und die Eier des Vogelstraußes in sieben.“ (Barletts „Land and Water“)
Diese Zahl steht in engem Zusammenhang mit dem Mond, dessen okkulter Einfluss sich immer in siebenfältigen Perioden offenbart. Der Mond ist der Lenker der okkulten Seite der irdischen Natur, während die Sonne der Regler und Beeinflusser des manifestierten Lebens ist (siehe auch Bd. I, Teil II). Diese Wahrheit war den Sehern und Adepten immer offensichtlich. Jakob Böhme, der die Grundlehre der sieben Eigenschaften der immerwährenden Mutter Natur hervorhob, erwies sich dadurch als großer Okkultist.
Kehren wir jedoch zu der Betrachtung der Siebenheit in der alten religiösen Symbolik zurück. Dem metrologischen Schlüssel der Symbolik der Hebräer, der die geometrischen Verhältnisse des Kreises (der Allgottheit) zum Quadrat, Würfel, Dreieck und zu allen integralen Emanationen des göttlichen Bereiches numerisch enthüllt, kann der theogonische Schlüssel hinzugefügt werden. Dieser Schlüssel erklärt, dass Noah, der Patriarch der Sintflut, in einem Aspekt die Permutation der Gottheit (des universalen schöpferischen Gesetzes) zum Zweck der Bildung unserer Erde, ihrer Bevölkerung und der Fortpflanzung des Lebens auf ihr im Allgemeinen ist.
Wenn der Schüler sich nun die siebenfältige Einteilung der göttlichen Hierarchien sowie der Zusammensetzung des Kosmos und des Menschen vor Augen hält, so wird er leicht verstehen, dass Jah-Noah an der Spitze der niederen kosmischen Vierheit steht und ihre Zusammenfassung darstellt. Die obere sephirothische Dreiheit , deren linker, weiblicher Winkel Jehovah-Binah (Intelligenz) ist – emaniert die Vierheit . Letztere, die an sich den „Himmlischen Menschen“ symbolisiert und den geschlechtslosen Adam-Kadmon als abstrakte Natur betrachtet, wird wieder zu einer Siebenheit, indem sie die drei weiteren Prinzipien aus sich heraus emaniert, die niedere irdische oder manifestierte physische Natur, die Materie und unsere Erde (die siebte ist Malkuth, die „Braut des Himmlischen Menschen“). Mit der höheren Dreiheit oder Kether, der Krone, bildet sie auf diese Weise die volle Zahl des sephirothischen Baums – die 10, die Ganzheit in der Einheit oder das Universum. Getrennt von der höheren Triade, sind es sieben niedere schöpferische Sephiroth.
Obenstehendes gehört nicht unmittelbar zu unserem Thema, obwohl es notwendig ist, sich daran zu erinnern [SD # 596] , um das Verständnis des Folgenden zu erleichtern. Es geht darum zu zeigen, dass Jah-Noah oder der Jehovah der hebräischen Bibel, der angebliche Schöpfer unserer Erde, des Menschen und von allem darauf, Folgendes ist:
(a) Die niedrigste Siebenheit, die schöpferischen Elohim – in ihrem kosmischen Aspekt.
(b) Das Tetragrammaton oder Adam-Kadmon, der vierbuchstabige „Himmlische Mensch“ – in seinem theogonischen und kabbalistischen Aspekt.
(c) Noah – identisch mit dem indischen Sishta, dem Menschensamen, der zur Bevölkerung der Erde aus einer früheren Schöpfung oder Manvantara zurückgelassen wurde, wie es in den Puranas ausgedrückt wird, oder aus der vorsintflutlichen Periode, wie es allegorisch in der Bibel wiedergegeben wird – in seinem kosmischen Charakter.
Einerlei aber, ob eine Vierheit (Tetragrammaton) oder eine Dreiheit, ist der schöpferische Gott der Bibel nicht die universale 10, wenn er nicht mit Ain Soph (wie Brahmâ mit Parabrahman) vereinigt ist, sondern eine Siebenheit, eine der vielen Siebenheiten der universalen Siebenfältigkeit. Zur Erklärung der vorliegenden Frage kann seine Stellung und sein Stand als Noah am besten gezeigt werden, wenn die 3 und die 4 den „kosmischen“ und „menschlichen“ Prinzipien gegenübergestellt werden. Für Letztere wird die alte gebräuchliche Einteilung genutzt:
Menschlische Aspekte oder Prinzipien | Kosmische Aspekte oder Prinzipien | |||||
Dreifacher Aspekt der Gottheit | ||||||
1. | Universaler Geist (Atman) | 1. | Der unmanifestierte Logos | |||
2. | Spirituelle Seele (Buddhi) | 2. | Universale (latente) Ideation146 | |||
3. | Menschliche Seele, Gemüt (Manas) | 3. | Universale (oder kosmische) aktive147 Intelligenz | |||
Geist der Erde | ||||||
4. | Tierische Seele(Kama-Rupa) | 4. | Kosmische (chaotische) Energie | |||
5. | Astralkörper (Linga Sarira) | Jehovah148 Noah | 5. | Astrale Ideation, irdische Dinge reflektierend | ||
6. | Lebensessenz (Prana) | Das Leben enthaltender Raum – die Wasser der Flut | 6. | Lebensessenz oder Energie | ||
7. | Körper (Sthula Sarira) | Der Berg Ararat149 | 7. | Die Erde | ||
Für weitere Veranschaulichungen möge sich der Leser an wissenschaftliche Literatur halten. „Ararat = Der Berg des Abstiegs = דר־־רה, Hor-Jared. Hatho erwähnt ihn als eine Zusammensetzung mit Arath = תרא. Der Herausgeber [SD # 597] des „Moses Cherenensis“ sagt: ‘Damit, sagen sie, sei der erste Ort des Abstiegs (der Arche) angedeutet.’ („Bryant‘s Anal.“, Bd. IV, S. 5, 6, 15) Unter „Berge“ sagt Nork über den Ararat: ‘ טררא, da תרא (d. h. Ararat für Arath) Erde, aramäische Verdopplung.‘ Hier sieht man, dass Nork und Hatho von demselben Äquivalent Gebrauch machen, in Arath, mit der Bedeutung von Erde.“150
Noah symbolisiert somit sowohl den Wurzel-Manu als auch den Samen-Manu, oder die Kraft, welche die Planetenkette entwickelte und unsere Erde sowie die Samen-Rasse (die fünfte), die bewahrt wurde, während die letzten Unterrassen der vierten – des Vaivasvata Manus – verschwanden, und daher wird man sehen, dass die Zahl Sieben bei jedem Schritt wiederkehrt. Es ist Noah, als Permutation Jehovahs, welcher die siebenfältige Schar der Elohim repräsentiert, und er ist somit der Vater oder Schöpfer (der Erhalter) allen tierischen Lebens. Daher die Verse 2 und 3 in [SD # 598] Kapitel 7 der Genesis. „Von allem reinen Vieh sollst du sieben und sieben zu dir nehmen, ein Männliches (3) und ein Weibliches (4) . . . auch von dem Gevögel des Himmels sieben und sieben“ etc. etc., gefolgt von all den Siebenfachen der Tage und des Übrigen.
B
Die Tetraktys in Relation zur Siebenheit
Somit ist die Zahl sieben, aus 3 und 4 zusammengesetzt, in allen alten Religionen der elementare Faktor, weil sie der elementare Faktor der Natur ist. Ihre Einführung muss gerechtfertigt werden, und es muss gezeigt werden, dass sie die Zahl schlechthin ist, denn seit dem Erscheinen des „Esoteric Buddhism“ wurden in Bezug auf die Korrektheit dieser Behauptungen häufig Einwände und Zweifel vorgebracht.
Und hier muss dem Schüler sofort gesagt werden, dass bei allen derartigen Zahleneinteilungen das Eine universale Prinzip niemals in die Berechnungen einbezogen wird – obwohl es als (die) Eins bezeichnet wird, da es das Einzige ist. Es steht in seinem Charakter des Absoluten, des Unendlichen und der universalen Abstraktion vollständig für sich selbst und unabhängig von jeder anderen Macht, sei sie noumenal oder phänomenal. Es „ist weder Materie noch Geist; Es ist weder Ego noch Nicht-Ego; und Es ist weder Objekt noch Subjekt, sagt der Verfasser des Aufsatzes „Personal and Impersonal God“ und fügt hinzu:
„In der Sprache der indischen Philosophen ist sie die ursprüngliche und ewige Verbindung von Purusha (Geist) und Prakriti (Materie). Da die Anhänger des Advaita die Ansicht vertreten, dass ein äußeres Objekt lediglich das Ergebnis unserer mentalen Zustände ist, ist Prakriti nichts weiter als eine Täuschung, und Purusha ist die einzige Wirklichkeit; er ist die Eine Existenz, welche in dem Universum der Ideen bleibt. Das . . . ist also das Parabrahman der Anhänger des Advaita. . . . .“
„Selbst wenn es einen persönlichen Gott mit so etwas wie einem materiellen Upadhi (physische Basis irgendeiner Form) Gleichenden geben sollte, wird es aus der Sicht eines Anhängers des Advaita genauso gute Gründe dafür geben, seine noumenale Existenz anzuzweifeln wie bei jedem anderen Gegenstand auch. Ihrer Ansicht nach kann ein bewusster Gott nicht der Ursprung des Universums sein, da sein Ego die Wirkung einer vorangegangenen Ursache sein würde, wenn das Wort ‘bewusst’ lediglich seine gewöhnliche Bedeutung vermittelt. Sie können nicht zugestehen, dass die große Gesamtsumme aller Bewusstseinszustände im Universum ihre Gottheit ist, da sich diese Zustände beständig verändern, und die kosmische Ideenbildung während des Pralayas erloschen ist. Es gibt nur einen beständigen Zustand im Universum, und das ist der Zustand vollkommenen Unbewusstseins, in der Tat das Chidakasha allein (das Feld des Bewusstseins). Wenn meine Leser einmal die Tatsache begreifen, dass dieses gewaltige Universum in Wirklichkeit nur eine riesige Anhäufung von verschiedenen Bewusstseinszuständen ist, dann werden sie nicht überrascht sein herauszufinden, dass der letzte Zustand der Unbewusstheit von den Anhängern des Advaita als Parabrahman betrachtet wird.“151
Obwohl selbst vollständig außerhalb der menschlichen Einschätzung oder Ermittlung gelegen, ist diese „gewaltige Anhäufung von verschiedenen Bewusstseinszuständen“ dennoch eine Siebenheit, die [SD # 599] in ihrer Gesamtheit vollständig aus siebenfältigen Gruppen zusammengesetzt ist; lediglich weil „die Fähigkeit der Wahrnehmung in sieben verschiedenen Aspekten existiert, die den sieben verschiedenen Bedingungen der Materie entsprechen“ (ibid.) oder den sieben Eigenschaften oder Beschaffenheiten oder Zuständen der Materie. Und daher beginnt die Reihe von 1 hinab bis 7 in den esoterischen Berechnungen mit dem ersten manifestierten Prinzip, welches die Zahl Eins ist, wenn wir oben zu zählen beginnen und die siebte, wenn wir von unten oder dem niedrigsten Prinzip aus rechnen.
Die Vierheit wurde in der Kabbala ebenso wie bei Pythagoras als die vollkommenste oder vielmehr heiligste Zahl geschätzt, weil sie aus der Eins, der ersten geoffenbarten Einheit, oder vielmehr aus der Drei in Eins hervorging. Doch war Letztere immer unpersönlich, ungeschlechtlich und unbegreiflich, wenn auch im Bereich der höheren mentalen Wahrnehmungen.
Die erste Offenbarung der ewigen Monade wurde niemals so aufgefasst, als stehe sie als Symbol für ein anderes Symbol, das Ungeborene für das Elementgeborene oder der eine Logos für den Himmlischen Menschen. Das Tetragrammaton oder die Tetraktys der Griechen ist der zweite Logos, der Demiurg. Die Triade, wie Thomas Taylor glaubt (siehe „Pythagorean Triangle“), „ist jedoch das animalische Selbst Platons, der, wie Syrianos richtig bemerkt, der beste unter den Pythagoreern war. Sie steht am äußersten Ende der begreifbaren Triade, wie höchst befriedigend von Proklos im dritten Buch seiner Abhandlung über die Theologie Platons gezeigt wird. Und zwischen diesen beiden Triaden (dem doppelten Dreieck), die eine verständlich und die andere intellektuell, besteht eine andere Ordnung von Göttern, die an beiden Extremen teilhat.“ „Die pythagoreische Welt“, erzählt uns Plutarch (in „De Anim. Procr.“, 1027), „bestand aus einer doppelten Vierheit“. Dieser Satz bestätigt, was die exoterischen Theologien über die Wahl der niederen Tetraktys äußerten. Denn: „Die Vierheit der intellektuellen Welt (der Welt Mahats) ist T’Agathon, Nous, Psyche, Hyle; Feuer, Luft, Wasser und Erde bilden dahingegen die Vierheit der Sinnenwelt (der Materie), die eigentlich das ist, was Pythagoras unter dem Wort ‘Kosmos’ verstand. Die vier Elemente werden als Rhizomata bezeichnet, die Wurzeln oder Prinzipien aller gemischten Körper“, d. h., die niedere Tetraktys ist die Wurzel der Illusion der Welt der Materie; und das ist das Tetragrammaton der Juden, und die „geheimnisvolle Gottheit“, um welche die modernen Kabbalisten so viel Aufhebens machen!
„So bildet die Zahl Vier das arithmetische Mittel zwischen Monade und Siebenheit, da sie sämtliche Kräfte sowohl der produktiven als auch der produzierten Zahlen einschließt; denn sie ist aus einer gewissen Zahl von den Zahlen unter zehn gemacht; die verdoppelte Duade ergibt eine Vierheit, und die verdoppelte Vierheit ergibt oder entfaltet die Siebenzahl (die Siebenheit). Zwei mit sich selbst multipliziert ergibt vier; und auf sich selbst zurückgeführt den ersten Würfel. Dieser erste Würfel ist eine fruchtbare Zahl, die Grundlage für die Vielheit und Verschiedenheit, gebildet aus zwei und vier (von der Monade abhängend, der siebten). So strömen die beiden Prinzipien der temporären Dinge, die Pyramide und der [SD # 600] Würfel, Form und Materie, aus einer Quelle, dem Tetragon (auf der Erde), der Monade (im Himmel) . . . .” (siehe „Reuchlin und die Kabbala“, 1, II).
Hier zeigt Reuchlin, die große Autorität in Bezug auf die Kabbala, den Würfel als Materie, während die Pyramide oder die Triade „Form“ ist. Bei den Hermetikern wird die Zahl 4 lediglich dann zum Symbol der Wahrheit, wenn sie zu einem Würfel erweitert ist, der entfaltet sieben ergibt, was das männliche und das weibliche Element und das Element des Lebens symbolisiert.152
Einige Schüler haben Schwierigkeiten zu erklären, warum die vertikale Linie, die männlich ist, im Kreuz (vide infra) zu einer vierteiligen Linie wird – Vier ist eine weibliche Zahl –, während die horizontale (die Linie der Materie) dreiteilig wird. Aber das ist leicht zu erklären. Da die mittlere Fläche des entfalteten Würfels dem vertikalen sowie dem horizontalen Balken oder der Doppellinie gemein ist, wird sie sozusagen zu neutralem Boden und gehört keinem von beiden an. Die Geistlinie bleibt triadisch und die Materielinie zweifältig – indem zwei eine gerade und daher ebenfalls weibliche Zahl ist. Die Pythagoreer, die der Tetraktys den Namen Harmonie gaben, „da sie ein Diatessaron in Sesquitertia sei“, vertraten Theon zufolge die Ansicht: „Die Teilung des Kanons des Monochords geschah nach der Tetraktys in die Duade, Triade und Tetrade; denn er umfasst eine Sesquitertia, eine Sesquialtera, eine doppelte, eine dreifache und eine vierfache Proportion, deren Sektion 27 ist.“ „Im alten musikalischen Bezeichnungssystem bestand der Tetrachord aus drei Stufen oder Intervallen und vier Tongrenzen, die von den Griechen Diatessaron genannt wurden und von uns eine Quarte.“ Außerdem variierte die Vierheit, wenn auch eine gerade, daher eine weibliche („höllische“) Zahl, entsprechend ihrer Form. Das wird von William Stanley Jevons (in „Pythag.“, S. 61) gezeigt. Die Vier wurde von den [SD # 601] Pythagoreern als der Schlüsselverwalter der Natur bezeichnet; in Vereinigung mit der Drei jedoch, was sie zur Sieben machte, wurde sie die vollkommenste und harmonischste Zahl – die Natur selbst. Wenn sie das Kreuz bildete, war die Vier „das Maskuline der femininen Form“; und die Sieben ist der „Meister des Mondes“, weil dieser Planet gezwungen ist, sein Aussehen alle sieben Tage zu verändern. Auf der Basis der Zahl sieben entwarf Pythagoras seine Lehre über die Harmonie und die Musik der Sphären, indem er den Abstand des Mondes von der Erde 1 „Ton“ nannte; vom Mond zu Merkur ½ Ton, von da bis zur Venus dasselbe; von der Venus bis zur Sonne 1½ Töne; von der Sonne zum Mars 1 Ton; von da bis zum Jupiter ½ Ton; vom Jupiter zu Saturn ½ Ton; und von da bis zum Tierkreis 1 Ton; das machte 7 Töne – die Oktavenharmonie. Die gesamte Melodie der Natur ist in diesen sieben Tönen enthalten, und sie wird daher die „Stimme der Natur“ genannt.
Plutarch erklärt („De Plac. Phil.“, S. 878), dass die alten Griechen die Tetrade als die Wurzel und das Prinzip aller Dinge betrachteten, da sie die Anzahl der Elemente darstellte, von welchen alle sichtbaren und unsichtbaren erschaffenen Dinge hervorgebracht wurden. Bei den Brüdern des Rosenkreuzes bildete die Figur des Kreuzes oder des entfalteten Würfels den Gegenstand einer Erörterung in einem der Theosophischen Grade Peuvrets und wurde nach den Fundamentalprinzipien von Licht und Finsternis oder Gut und Böse behandelt.
„Die erkennbare Welt geht auf diese Weise aus dem göttlichen Gedanken (oder der Einheit) hervor. Die Tetraktys reflektiert über ihre eigene Essenz, die erste Einheit, die Hervorbringerin aller Dinge, und über ihren eigenen Anfang, sagt also: Einmal eins, zweimal zwei, unmittelbar entsteht eine Vierheit, welche die höchste Einheit an ihrer Spitze hat und zu einer Pyramide wird, deren Basis eine ebene Vierheit ist, eine Oberfläche, auf welcher das strahlende Licht der göttlichen Einheit die Form unkörperlichen Feuers erschafft, weil Juno (Materie) zu den niederen Dingen herabsteigt. Daraus entsteht das essenzielle Licht, nicht brennend, sondern erleuchtend. Das ist die Schöpfung der Mittelwelt, welche die Hebräer die Höchste nennen, die Welt der (ihrer) Gottheit. Sie wird als Olymp bezeichnet, ganz Licht, und voller getrennter Formen, wo die Wohnstatt der unsterblichen Götter ist, ‘deum domus alta’, deren Spitze die Einheit, deren Mauer die Dreiheit und deren Oberfläche die Vierheit ist.“ (Reuchlin, „Cabala“, S. 689)
Die „Oberfläche“ muss somit eine bedeutungslose Fläche bleiben, wenn sie sich selbst überlassen wird. Die Einheit „erleuchtet“ nur die Vierheit; die berühmte niedere Vier muss sich selbst ebenfalls eine Mauer aus der Dreiheit erbauen, wenn sie geoffenbart werden will. Ferner ist das Tetragrammaton oder der Mikroprosopus „Jehovah“, der sich ungehörigerweise das „War, Ist, Wird sein“ anmaßt, das jetzt übersetzt wird mit dem „Ich bin der ich bin“ und als die höchste abstrakte Gottheit interpretiert wird, wohingegen er esoterisch und der einfachen Wahrheit entsprechend lediglich für die periodisch chaotische, unruhige und ewige Materie mit allen ihren Möglichkeiten steht. Denn das Tetragrammaton ist eins mit der Natur oder Isis, und es ist die exoterische Reihe androgyner Götter, wie z. B. Osiris-Isis, Jove-Juno, Brahmâ-Vach oder das kabbalistische Jah-Hovah; allesamt männlich-weiblich. Die Namen sämtlicher anthropomorphischer Götter wurden bei den alten Nationen [SD # 602] mit vier Buchstaben geschrieben, wie Marsilio Ficino richtig bemerkte. So war er bei den Ägyptern Teut; bei den Arabern Alla; bei den Persern Sira; bei den Magiern Orsi; bei den Mohammedanern Abdi; den Griechen Theos; den alten Türken Esar; bei den Lateinern Deus; dem J. Lorenzo Anania das deutsche Gott hinzufügt; das sarmatische Bouh etc. etc.
Da die Monade eins ist und damit eine ungerade Zahl, sagten die Alten, die Ungeraden seien die einzig vollkommenen Zahlen; und – selbstsüchtig vielleicht, aber doch eine Tatsache – sie betrachteten sie alle als männlich und vollkommen, als für die himmlischen Götter verwendbar, während die geraden Zahlen, wie z. B. zwei, vier, sechs und insbesondere acht, als weiblich für unvollkommen gehalten und nur den irdischen und höllischen Göttern zugewiesen wurden. Virgil verzeichnet in seiner achten „Ecloque“ die Tatsache mit den Worten „Numero deus impare gaudet“, „die ungeraden Zahlen gefallen den Göttern“.
Die Zahl Sieben oder das Heptagon betrachteten die Pythagoreer jedoch als religiöse und vollkommene Zahl. Sie wurde „Telesphoros“ genannt, weil durch sie alles im Universum und in der Menschheit zu seinem Ende gebracht wird, d. h. zu seinem Höhepunkt (Philon, „De Opificio Mundi“). Die Lehre von den durch die sieben heiligen Planeten153 beherrschten Sphären zeigt, von Lemurien bis zu Pythagoras, dass die sieben Mächte der irdischen und sublunaren Natur sowie auch die sieben großen Kräfte des Universums in sieben Tönen fortschreiten und sich entwickeln, welche auch die sieben Noten der Tonleiter sind. Die Heptade (unsere Siebenheit) wurde betrachtet „als die Zahl einer Jungfrau, weil sie ungeboren ist“ (wie der Logos oder der „Aja“ der Vedantisten); „ohne Vater oder Mutter, jedoch unmittelbar aus der Monade hervorgehend, welche der Ursprung und die Krone aller Dinge ist.“ („The Pythagorean Triangle“, S. 174) Und wenn die Heptade als unmittelbar aus der Monade hervorgehend dargestellt wird, dann ist sie, wie die Geheimlehre der ältesten Schulen lehrt, die vollkommene und heilige Zahl unseres gegenwärtigen Maha-Manvantaras.
Die Siebenheit oder Heptade war in der Tat unterschiedlichen Göttern und Göttinnen geweiht: dem Mars mit seinen sieben Begleitern; Osiris, dessen Körper in sieben und zweimal sieben Teile geteilt wurde; Apollon (der Sonne) inmitten seiner sieben Planeten, wie er den Hymnus an die Siebenstrahlige auf seiner siebensaitigen Harfe spielt; der vaterlosen und mutterlosen Minerva; und weiteren.
Der vorhimalayische Okkultismus muss mit seiner Siebenerteilung, und eben wegen dieser Siebenerteilung, als der Älteste betrachtet werden, der Ursprung aller. Ihm stehen einige von den Neuplatonikern hinterlassene Bruchstücke entgegen; und die Bewunderer der Letzteren, die kaum verstehen, was sie verteidigen, sagen uns: „Sehet, eure Vorgänger glaubten nur an einen dreifachen Menschen, zusammengesetzt aus [SD # 603] Geist, Seele und Körper. Sehet, der Taraka-Raja-Yoga Indiens beschränkt diese Einteilung auf 3, wir auf 4 und die Vedantisten auf 5 (Koshas).“ Daraufhin fragen wir von der Archaischen Schule:
Warum sagt dann der griechische Dichter, „es sind nicht vier, sondern sieben, die das Lob der Spirituellen Sonne singen“, ῾ΕΠΤΑΜΕ ? Er sagt:
„Sieben klingende Laute verkünden mein Lob,
Der unsterbliche Gott, die allmächtige Gottheit“ . . .
Warum wiederum wird der dreieinige Iao (der Mysteriengott) als der „Vierfältige“ bezeichnet, und treten die Triade und die tetradischen Symbole bei den Christen dennoch unter einem einheitlichen Namen auf – dem Jehovah der sieben Buchstaben? Warum auch ist im hebräischen Scheba der Schwur (die pythagoreische Tetraktys) identisch mit der Zahl 7? Oder, wie Gerald Massey es ausdrückt: „Einen Eid zu schwören war synonym mit ‘zu siebt’, und die mit dem Buchstaben Jod ausgedrückte 10 war die volle Zahl des Iao-Sabaoth, des zehnbuchstabigen Gottes.“ In Lucians „Auction of the Philosophers“ fragt Pythagoras: „Wie zählst du?“ Die Antwort lautet: „Eins, zwei, drei, vier.“ Dann sagt Pythagoras: „Siehst du? In dem, was du als vier wahrnimmst, sind zehn; also ein vollkommenes Dreieck und unser Schwur (Tetraktys, vier!) oder sieben. Warum wieder sagt Proklos im „Timaios“, c. iii: „Der Vater der goldenen Verse feiert die Tetraktys als die Quelle der immerwährenden Natur“?
Einfach weil die westlichen Kabbalisten, die exoterischen Beweise gegen uns anführend, keine Vorstellung von der wirklichen esoterischen Bedeutung haben. Weil alle alten Kosmologien – die ältesten Kosmografien der beiden ältesten Völker der fünften Wurzelrasse, der indischen Arier und der Ägypter, zusammen mit denen der frühen chinesischen Rassen (der Überreste der vierten oder atlantischen Rasse) die Gesamtheit ihrer Mysterien auf die Zahl 10 begründeten: Das höhere Dreieck stand für die unsichtbare und metaphysische Welt, die niederen drei und vier, oder die Siebenheit, für den physischen Bereich. Nicht die jüdische Bibel war es, welche der Zahl sieben Ansehen verschaffte. Hesiod sprach davon, dass „der siebte der heilige Tag ist“, bevor man vom Sabbat des „Moses“ jemals gehört hatte. Der Gebrauch der Zahl sieben war niemals auf eine einzelne Nation beschränkt. Das ist gut dokumentiert durch die sieben Vasen im Sonnentempel in der Nähe der Ruinen von Babian in Oberägypten; die sieben Feuer, die Zeitalter lang auf den Altären des Mithras brannten; die sieben heiligen Tempel der Araber; die sieben Halbinseln, die sieben Inseln, sieben Meere, Berge und Flüsse Indiens und des Zohars (siehe Ibn Gabirol), die jüdischen Sephiroth der sieben Herrlichkeiten; die sieben gotischen Gottheiten; die sieben Welten der Chaldäer und ihre sieben Geister; die sieben von Hesiod und Homer erwähnten Konstellationen; und all die endlosen Siebenen, welche die Orientalisten in sämtlichen Manuskripten finden, die sie entdecken.
Was wir abschließend zu sagen haben, ist Folgendes: Genug wurde vorgebracht, um zu zeigen, warum in den [SD # 604] esoterischen Schulen die menschlichen Prinzipien in sieben eingeteilt wurden und werden. Mache vier daraus, und übrig bleibt der Mensch ohne seine niederen irdischen Elemente oder, von einem physischen Standpunkt aus betrachtet, macht es ein seelenloses Tier aus ihm. Die Vierheit muss entweder die höhere oder die niedere sein – die himmlische oder die irdische Tetraktys: Um verständlich zu werden, muss der Mensch nach den Lehren der alten esoterischen Schule als Siebenheit betrachtet werden. Das wurde so gut verstanden, dass selbst die sogenannten christlichen Gnostiker dieses altehrwürdige System annahmen (vide § über „Die sieben Seelen“). Das blieb lange Zeit geheim, denn obwohl man es ahnte, sprach doch kein Manuskript jener Zeit klar genug, um die Skeptiker zu überzeugen. Doch da kommt uns die literarische Neugier unseres Zeitalters zu Hilfe – das älteste und am besten erhaltene Evangelium der Gnostiker, die Pistis Sophia ΙΙΙCΤΙC CΟΦΙΑ. Um den Beweis zu vervollständigen, zitieren wir eine Autorität (C. W. King) – den einzigen Archäologen, der einen schwachen Schimmer von dieser sorgfältig ausgearbeiteten Lehre besaß und der beste Schriftsteller der Gegenwart über die Gnostiker und ihre Gemmen war.
Nach diesem außerordentlichen Stück religiöser Literatur – einem wahren gnostischen Fossil – ist die menschliche Wesenheit der siebenfältige Strahl aus der Eins,154 genauso wie es unsere Schule lehrt. Sie ist aus sieben Elementen zusammengesetzt, vier von ihnen wurden von den vier kabbalistischen manifestierten Welten entlehnt. Daher „bekommt sie von Asiah den Nephesch oder den Sitz der physischen Begierden (auch Lebensatem); von Jezirah den Ruach, oder den Sitz der Leidenschaften (?!); von Briah den Neshamah und von Aziluth erhält es die Chaiah oder das Prinzip des spirituellen Lebens“ (King). „Das sieht aus wie eine Adaption der platonischen Theorie von der Seele, die ihre entsprechenden Fähigkeiten von den Planeten auf ihrem fortlaufenden Abstieg durch deren Sphären erhält. Die „Pistis Sophia“ bringt in ihrer gewohnten Kühnheit diese Theorie jedoch in eine viel poetischere Gestalt (§ 282). „Der Innere Mensch ist auf ähnliche Weise aus vier Bestandteilen zusammengesetzt, doch diese werden von den aufrührerischen Äonen der Sphären geliefert, welche die Kraft sind – ein Teilchen des Göttlichen Lichts („Divinae particula aurae“), das noch in ihnen verblieben ist; die Seele (das fünfte) „aus den Tränen ihrer Augen und dem Schweiß ihrer Qualen gebildet“, das ᾽Αντίμιμον Πνεύματος, die Nachahmung des Geistes (anscheinend unserem Gewissen entsprechend) (das sechste), und schließlich die Μοῖρα, das Fatum155 (das karmische Ego), dessen [SD # 605] Aufgabe es ist, den Menschen zu dem ihm bestimmten Ende zu geleiten: Wenn er durch das Feuer sterben muss, ihn in das Feuer zu führen, wenn er durch ein wildes Tier sterben muss, ihn zu dem wilden Tier zu führen etc.156 – das Siebte!
C
Das siebenfältige Element in den Veden
Es bestätigt die okkulte Lehre in Bezug
auf die sieben Globen und die sieben Rassen
Wir müssen bis ganz an die Quelle historischer Informationen gehen, wenn wir unseren besten Beweis zur Bestätigung der verkündeten Tatsachen erbringen wollen. Denn, obwohl gänzlich allegorisch, sind die Hymnen des Rigvedas nicht weniger gehaltvoll. Die sieben Strahlen Suryas (der Sonne) stehen darin parallel zu den sieben Welten (jeder Planetenkette), zu den sieben Strömen von Himmel und Erde, wobei Erstere die sieben schöpferischen Scharen und Letztere die sieben Menschen oder ursprünglichen menschlichen Gruppen sind. Die sieben alten Rishis – die Vorfahren von allem, was auf der Erde lebt und atmet – sind die sieben Freunde Agnis, seine sieben „Rosse“ oder sieben „Häupter“. Das Menschengeschlecht entsprang aus Feuer und Wasser, besagt die Allegorie; von den Vätern oder den Opfer darbringenden Ahnen aus Agni geformt; denn Agni, die Ashvins, die Adityas („Rigveda“, III, 54, 16, II, 29, 3, 4), sind alle Synonyme für die „Opfernden“ oder Väter, verschiedentlich Pitaras (Pitris, Väter) genannt, Angiras157 (ibid., 1, 31, 17, 139, 9) und die Sadhyas, „Göttliche Opfernde“, die Okkultisten unter ihnen. Sie werden Devaputra Rishayah oder die „Söhne Gottes“ genannt (X, 62; 1, 4). Die „Opferer“ sind außerdem kollektiv der eine Opferer, der Vater der Götter, Vishvakarman, der die große Sarvamedha-Zeremonie vollbrachte und sich zum Schluss selbst opferte (siehe Hymnen des Rigveda).
[SD # 606] In diesen Hymnen wird der „Himmlische Mensch“ Purusha genannt, der „Mensch“ (X, 90, 1), von dem Viraj geboren wurde (X, 90, 5); und von Viraj der (sterbliche) Mensch. Varuna (aus seiner erhabenen Stellung heraus zum Führer der gebietenden Dhyanis oder Devas gemacht) ist es, der alle natürlichen Erscheinungen regelt, „einen Weg für die Sonne bahnt, um ihm zu folgen“. Die sieben Ströme des Himmels (die herabsteigenden schöpferischen Götter) und die sieben Ströme der Erde (die sieben ursprünglichen Menschheiten) stehen unter seiner Herrschaft, wie man sehen wird. Denn er, der Varunas Gesetze (die Vratani oder „Läufe der natürlichen Tätigkeit“, die aktiven Gesetze) bricht, wird von Indra (X, 113, 5), dem mächtigen vedischen Gott bestraft, dessen Vrata (Gesetz oder Macht) größer ist als die Vratani irgendeines anderen Gottes.
So lässt sich zeigen, dass der Rigveda, der älteste aller bekannten alten Berichte, die okkulten Lehren in fast jeder Hinsicht bestätigt. Seine Hymnen – die von den frühesten Initiierten der fünften (unserer) Rasse in Bezug auf die ursprünglichen Lehren niedergeschriebenen Berichte – sprechen von den sieben Rassen (von denen zwei noch kommen sollen), indem sie diese durch die „sieben Ströme“ allegorisieren (I, 35, 8), und von den fünf Rassen („Pancha Krishtayah“), die bereits diese Welt bewohnt haben (ibid.) in den fünf Regionen „Pancha Pradicah“ (IX, 86, 29), sowie auch von den vergangenen drei Kontinenten.158
Nur diejenigen Gelehrten, welche die geheime Bedeutung des Purusha Suktas beherrschen (worin die Intuition der modernen Orientalisten „einen der allerspätesten Hymnen des Rigveda“ zu sehen beliebt), können zu verstehen hoffen, wie harmonisch seine Lehren sind und wie sie die esoterischen Lehren bestätigen. Man muss in der ganzen Abstrusität ihrer metaphysischen Bedeutung die darin enthaltenen Beziehungen zwischen dem (Himmlischen) Menschen „Purusha“, der für die Herstellung des Universums und allem darin Enthaltenen geopfert wurde (siehe Vishvakarman) und dem irdischen sterblichen Menschen (Hymne X, 20, 1, 16) studieren, bevor man die verborgene Philosophie dieses Verses erkennt:
„15. Er (der ‘Mensch’, Purusha oder Vishvakarman) hatte sieben beigelegte Scheite Brennmaterial und dreimal sieben Schichten von Brennmaterial; als die Götter das Opfer vollbrachten, banden sie den Menschen als Opfer“ . . . . Das bezieht sich auf die drei siebenfältigen ursprünglichen Rassen und zeigt das hohe Alter der Veden, die wahrscheinlich in diesen frühesten mündlichen Lehren kein anderes Opfer kannten; und auch [SD # 607] auf die sieben ursprünglichen Gruppen der Menschheit, da Vishvakarman kollektiv die göttliche Menschheit repräsentiert.159
Dieselbe Lehre findet sich in den anderen alten Religionen widergespiegelt. Sie mag und sie muss zu uns entstellt und falsch ausgelegt herabgekommen sein, wie im Fall der Parsen, die sie in ihrem Vendidad und an anderer Stelle lesen, ohne jedoch die darin enthaltenen Anspielungen in irgend einer Weise besser zu verstehen als die Orientalisten; die Lehre ist in ihren alten Werken jedoch klar angeführt (siehe die Aufzählung der sieben Sphären – die nicht die „Keshvar der Erde“ sind, wie allgemein angenommen wird – in „Fargard“ XIX, 39). Siehe jedoch später.
Vergleicht man die esoterische Lehre mit den Interpretationen von James Darmesteter („Vendidad“, herausgegeben von Prof. Max Müller), kann man auf einen Blick erkennen, wo der Fehler gemacht wurde und was ihn verursachte. Der Abschnitt lautet folgendermaßen:
„Der indo-iranische Asura (Ahura) wurde häufig als siebenfältig vorgestellt; durch das Spiel mit gewissen mythischen (?) Formeln und aufgrund mythischer (?) Zahlen wurden die Vorfahren der Indo-Iraner dahin geführt, von sieben Welten zu sprechen,160 und der höchste Gott wurde oft siebenfältig dargestellt, ebenso wie die Welten, über die er herrschte“ (siehe die Fußnote). „Die sieben Welten wurden in Persien zu den sieben Keshvar der Erde: Die Erde ist in sieben Keshvar aufgeteilt, wovon nur einer bekannt und den Menschen zugänglich ist, der eine, auf dem wir leben, nämlich Hvaniratha; was darauf hinausläuft zu behaupten, dass sieben Erden existieren.161 Die parsische Mythologie kennt auch sieben Himmel. Hvaniratha selbst wird in sieben Klimazonen eingeteilt (Orm. Ahr. § 72. „Vendidad Einleitung“, S. lx). Dieselbe Einteilung und Lehre kann in der ältesten und verehrtesten der indischen [SD # 608] Schriften gefunden werden – im Rigveda. Dort sind neben unserer Erde sechs Welten erwähnt: die sechs Rajamsi über Prithivi – die Erde – oder „dieses“ (idam) dem gegenüber gestellt, was jenseits ist (d. h. die sechs Globen auf den drei anderen Ebenen oder Welten) (siehe „Rigveda“, I 34, 108. 9, 10; III 56; VII 104. 11 und V 60. 6).
Die Kursivschrift ist von uns, um die Identität der Texte mit denen der esoterischen Lehre aufzuzeigen und den Fehler hervorzuheben. Die Magier oder Anhänger des Zoroastrimus glaubten nur, woran auch andere Menschen glaubten; nämlich an sieben „Welten“ oder Globen unserer Erdkette, von welchen lediglich einer (momentan) dem Menschen zugänglich ist – unsere Erde; und auch an das aufeinanderfolgende Erscheinen und Vergehen von sieben Kontinenten oder Erden auf diesem unserem Globus; wobei jeder Kontinent, in Erinnerung an die sieben Globen (einer sichtbar, sechs unsichtbar) geteilt ist in sieben Inseln oder Kontinente, sieben „Klimazonen“ etc. Das war ein üblicher Glaube in jenen Tagen, als die jetzt geheime Lehre für alle offen zugänglich war. Die Vielheit der Örtlichkeiten in siebenfältigen Einteilungen führte dazu, dass sich die Orientalisten (die außerdem dadurch noch weiter in die Irre geführt wurden, dass die ursprünglichen Lehren bei den uninitiierten Hindus und Parsis in Vergessenheit gerieten) derartig verwirrt fühlten von dieser immer wiederkehrenden siebenfältigen Zahl, dass sie dieselbe als „mythisch“ betrachteten. Dieses Vergessen der ersten Anfänge hat die Orientalisten von der richtigen Spur abgebracht und sie die größten Fehler begehen lassen. Derselbe Fehler findet sich in der Definition der Götter. Diejenigen, die die esoterische Lehre der frühesten Arier nicht kennen, können sich die in diesen Wesen enthaltene metaphysische Bedeutung niemals zu eigen machen oder auch nur richtig verstehen.
Ahura-Mazda (Ormazd) war das Haupt und die Synthese der sieben Amesha Spentas (oder Amschaspands), und daher selbst ein Amschaspand. Geradeso wie „Jehovah-Binah-Elohim“ das Haupt und die Synthese der Elohim war und nicht mehr, war Agni-Vishnu-Surya die Synthese und das Haupt oder der Brennpunkt, woraus in der Physik und auch in der Metaphysik, sowohl aus der spirituellen wie auch der physischen Sonne, die sieben Strahlen, die sieben feurigen Zungen, die sieben Planeten oder Götter hervorgingen. Sie alle wurden höchste Götter und der Eine Gott, aber erst nach dem Verlust der ursprünglichen Geheimnisse, nach dem Untergang von Atlantis oder der „Flut“, und nach der Besitzergreifung Indiens durch die Brahmanen, die auf den Gipfeln des Himalayas Zuflucht gesucht hatten, denn selbst das Hochland des heutigen Tibets war eine Zeitlang überschwemmt. Ahura-Mazda wird im Vendidad nur als der „Seligste Geist, Schöpfer der körperlichen Welt“ angerufen. „Ahura-Mazda“ bedeutet in seiner buchstäblichen Übersetzung der „weise Herr“ (Ahura „Herr“ und Mazda „weise“). Ferner verknüpft ihn dieser Name Ahura, im Sanskrit Asura, mit den Manasaputras, den Söhnen der Weisheit, die den vernunftlosen Menschen beseelten und ihn mit seinem Gemüt (Manas) ausstatteten. Ahura (Asura) kann hergeleitet werden von der Wurzel ah „sein“, doch seine ursprüngliche Bedeutung entspricht der Darstellung der Geheimlehre.
[SD # 609] Wenn die Geologie herausgefunden haben wird, vor wie viel Tausenden von Jahren die aufgewühlten Wasser des Indischen Ozeans die höchsten Hochebenen Zentralasiens erreichten, als das Kaspische Meer und der Persische Golf mit ihm eine Einheit bildeten, erst dann wird man das Alter der arischen brahmanischen Nation kennen und auch die Zeit ihres Absteigens in die Ebenen Hindustans, was erst Jahrtausende später stattfand.
Yima, der sogenannte „erste Mensch“ im Vendidad, gehört ebenso wie sein Zwillingsbruder Yama, der Sohn Vaivasvata Manus, zwei Epochen der universalen Geschichte an. Er ist der „Vorfahr“ der zweiten Menschenrasse, somit die Personifizierung der Schatten der Pitris und der Vater der nachsintflutlichen Menschheit. Die Magier sagten „Yima“ wie wir „Mensch“ sagen, wenn wir von der Menschheit sprechen. Der „schöne Yima“, der erste Sterbliche, der mit Ahura-Mazda verkehrte, ist der erste „Mensch“, der stirbt oder verschwindet, nicht der erste, der geboren wird. Der „Sohn Vivanghats“ war, wie der Sohn Vaivasvatas, der symbolische Mensch, der in der Esoterik als der Repräsentant der ersten drei Rassen und als der kollektive Vorfahr derselben dargestellt wurde. Von diesen Rassen sind die ersten beiden niemals gestorben,162 sondern lediglich verschwunden, in ihre Nachkommenschaft aufgegangen. Und die dritte Rasse lernte den Tod erst gegen Ende kennen, nach der Trennung der Geschlechter und nach ihrem „Fall“ in die Zeugung. Darauf wird klar angespielt in Fargard II des „Vendidad“. Yima weigert sich, die Gesetze Ahura-Mazdas zu überbringen und sagt: „Ich wurde nicht geboren, ich wurde nicht gelehrt, um Priester und Überbringer deines Gesetzes zu sein.“ Und dann bittet ihn Ahura-Mazda, seine Menschen zu vermehren und über „seine Welt zu wachen“ (3 und 4).
Er weigert sich, der Priester Ahura-Mazdas zu werden, weil er sein eigener Priester und Opferer ist, doch den zweiten Vorschlag nimmt er an. Er antwortet, wie es heißt:
„Ja! . . . Ja, ich will über deine Welt herrschen und wachen. Solange ich König bin, soll weder kalter Wind sein noch heißer, weder Krankheit noch Tod.“
Dann bringt ihm Ahura-Mazda einen goldenen Ring und einen Dolch, die Hoheitssymbole, und unter der Herrschaft Yimas vergingen –
„dreihundert Winter, und die Erde füllte sich wieder mit Schwärmen und Herden, mit Menschen und Hunden und Vögeln und mit roten, lodernden Feuern“ etc. (300 Winter bedeuten 300 Perioden oder Zyklen).
„Füllte sich wieder“, wohlgemerkt; damit ist gesagt, dass all das schon vorher auf ihr gewesen ist. Und damit ist die Kenntnis der Lehre von den aufeinanderfolgenden Zerstörungen der Welt und ihren Lebenszyklen nachgewiesen. Sobald die „300 Winter“ vorüber waren, warnt Ahura-Mazda Yima, dass die Erde zu voll wird und dass die Menschen keinen Platz zum Leben haben. Da tritt Yima vor, und mit Hilfe der Spenta Armaiti (des weiblichen Genius oder Geistes der Erde) lässt er die Erde sich ausdehnen und [SD # 610] um ein Drittel größer werden, woraufhin „neue Herden und Schwärme und Menschen“ auf ihr erscheinen. Ahura-Mazda warnt ihn wieder, und Yima lässt die Erde durch dieselbe magische Kraft um zwei Drittel größer werden. „Neunhundert Winter“ vergehen, und Yima muss die Zeremonien zum dritten Mal ausführen. All das ist allegorisch. Die drei Ausdehnungsvorgänge der Erde beziehen sich auf die drei aufeinanderfolgenden Kontinente und Rassen, von denen eine nach und aus der anderen hervorgeht, wie an anderer Stelle ausführlich erklärt wird. Nach dem dritten Mal warnt Ahura-Mazda Yima in einer Versammlung „himmlischer Götter und hervorragender Sterblicher“, dass die verderblichen Winter im Begriff sind, auf die materielle Welt zu fallen, und dass alles Leben zugrunde gehen wird. Das ist die altpersische Symbolik für die „Flut“ und die bevorstehende Umwälzung von Atlantis, die jede Rasse der Reihe nach hinwegschwemmt. Gleich Vaivasvata Manu und Noah fertigt Yima eine Vara (eine Gondel, eine Arche) nach der Anleitung des Gottes und bringt Samen eines jeglichen lebenden Geschöpfes, der Tiere, und der „Feuer“ dort hin.
Für diese „Erde“ oder diesen neuen Kontinent wurde Zarathustra zum Gesetzgeber und Herrscher. Das war die vierte Rasse in ihren Anfängen, nachdem die Menschen der dritten auszusterben begannen. Bis dahin hatte es, wie (siehe oben, Fußnote) gesagt, noch keinen regelrechten Tod gegeben, sondern lediglich eine Umwandlung, denn die Menschen besaßen noch keine Persönlichkeit. Sie besaßen Monaden – Atem des Einen Atems, ebenso unpersönlich wie die Quelle, aus der sie hervorgingen. Sie besaßen Körper, oder vielmehr Schatten von Körpern, die sündlos waren, daher ohne Karma. Weil es noch kein Kama-Loka für die „Seelen“ der Menschen gab – und am allerwenigsten Nirvana oder auch nur Devachan –, die kein persönliches Ego besaßen, gab es auch keine Übergangsperioden zwischen den Inkarnationen. Wie der Phönix stand der ursprüngliche Mensch aus seinem alten in einem neuen Körper wieder auf. Jedes Mal, und mit jeder neuen Generation, wurde er fester, körperlich vollkommener, entsprechend dem Evolutionsgesetz, das das Gesetz der Natur ist. Der Tod kam mit dem vollständigen physischen Organismus, und mit ihm kam – der moralische Verfall.
Diese Erläuterung zeigt eine weitere alte Religion, die in ihrer Symbologie mit der universalen Lehre übereinstimmt.
Anderswo werden die ältesten persischen Überlieferungen gegeben, die Relikte des Zoroastrimus der noch älteren Magier, und einige von ihnen erklärt. Die Menschheit ging nicht aus einem einzigen Paar hervor. Auch gab es niemals einen ersten Menschen – weder Adam noch Yima –, sondern nur eine erste Menschheit.
Das mag eine Art „gemäßigter Polygenismus“ sein oder nicht. Sobald einmal sowohl die Schöpfung aus dem Nichts – eine Absurdität – als auch ein übermenschlicher Schöpfer oder Schöpfer im Plural – eine Tatsache – von der Wissenschaft beseitigt sind, bietet der Polygenismus nicht mehr Schwierigkeiten oder Unbequemlichkeiten (von einem wissenschaftlichen Gesichtspunkt aus gesehen eher weniger) als der Monogenismus.
In der Tat ist er so wissenschaftlich wie jede beliebige andere Behauptung. Denn in seiner Einleitung zu Notts und Gliddons „Typen der Menschheit“ erklärt Agassiz [SD # 611] seinen Glauben an eine unbestimmte Anzahl von „getrennt erschaffenen ursprünglichen Menschenrassen“; und merkt an, dass „während sich in jeder zoologischen Provinz Tiere von unterschiedlicher Art befinden, bildet der Mensch trotz der Mannigfaltigkeit seiner Rassen immer ein und dasselbe Menschenwesen“.
Der Okkultismus bestimmt und beschränkt die Zahl der ursprünglichen Rassen auf sieben, wegen der „sieben Vorfahren“ oder Prajapatis, der Entwickler der Wesen. Sie sind weder Götter noch übernatürliche Wesen, sondern fortgeschrittene Geister von einem anderen und niedrigeren Planeten, die auf diesem Planeten wiedergeboren wurden und ihrerseits in der gegenwärtigen Runde die gegenwärtige Menschheit hervorbrachten. Diese Lehre wird wiederum von einer ihrer Echos bestätigt – der gnostischen Lehre. In ihrer Anthropologie und Genesis des Menschen lehrt sie, dass „eine gewisse Schar von sieben Engeln“ die ersten Menschen bildeten, welche nichts Besseres waren als bewusstlose, riesige, schattenartige Formen – „lediglich ein sich windender Wurm“ (!), schreibt Irenäus (I, 24, 1), der üblicherweise die Metapher als Wirklichkeit nimmt.
D
Die Siebenheit in den exoterischen Werken
Wir können jetzt andere alte Schriften untersuchen und sehen, ob sie die siebenfältige Einteilung enthalten, und wenn es so ist, bis zu welchen Grad.
Verstreut in Tausenden von Sanskrittexten, von denen einige noch ungeöffnet, andere sogar noch unbekannt sind, genauso wie in allen Puranas, wenn nicht sogar noch viel umfassender als selbst in der jüdischen Bibel, spielen die Zahlen sieben und neunundvierzig (7 x 7) eine höchst herausragende Rolle. Sie finden sich als die sieben Schöpfungen im ersten Kapitel bis herab zu den sieben Strahlen der Sonne im schließlichen Pralaya, die sich zu sieben Sonnen erweitern und die Materie des gesamten Universums absorbieren. So steht im „Matsya-Purana“: „Um die Veden zu verkünden, erzählte Vishnu am Beginn eines Kalpas dem Manu die Geschichte des Narasinha und die Ereignisse von sieben Kalpas.“ Dann wieder zeigt dasselbe Purana, dass „in allen Manvantaras Rishis163 in sieben und sieben Klassen erscheinen, und nachdem sie eine Vorschriftensammlung für Gesetz und Moral aufgestellt haben, gehen sie in die Glückseligkeit ein“. Die Rishis repräsentieren neben lebenden Weisen noch viele andere Dinge.
Im Hymnus xix, 53 des „Atharva-Vedas“ (Dr. Muirs Übersetzung) lesen wir:
[SD # 612]
„1. Die Zeit trägt (uns) vorwärts, ein Ross mit sieben Strahlen, tausend Augen, unvergänglich, voller Fruchtbarkeit. Kluge Weise besteigen es; seine Räder sind all die Welten.
2. So vergeht die Zeit auf sieben Rädern; er hat sieben Naben; Unsterblichkeit ist seine Achse. Gegenwärtig ist er all diese Welten. Die Zeit treibt den ersten Gott voran.
3. Einen vollen Krug enthält die Zeit. Wir sehen ihn in vielen Formen existieren. Er ist all diese Welten der Zukunft. Man nennt ihn ‘Zeit im höchsten Himmel’ “. . . .
Dem füge man nun folgenden Vers aus den esoterischen Büchern hinzu:
„Raum und Zeit sind eins. Raum und Zeit sind namenlos, denn sie sind das unerkennbare Tat, das nur durch seine sieben Strahlen empfunden werden kann – welche die sieben Schöpfungen sind, die sieben Welten, die sieben Gesetze“ etc. etc. etc. . . .
Erinnert man sich daran, dass die Puranas die Identität Vishnus mit Zeit und Raum betonen;164 und dass selbst das rabbinische Symbol für Gott Maqom ist, der „Raum“, so wird klar, warum für den Zweck einer sich offenbarenden Gottheit – Raum, Materie und Geist – der eine Mittelpunkt zum Dreieck und zur Vierheit wurden (dem vollkommenen Würfel), und damit zur Sieben. Selbst der Pravaha-Wind (die mystische und okkulte Kraft, die den Lauf der Sterne und Planeten anstößt und ihn regelt) ist siebenfältig. Das Kurma- und das Linga-Purana zählen unter diesem Namen sieben Hauptwinde auf, die die Prinzipien des kosmischen Raums sind. Sie sind eng verknüpft mit Dhruva165 (jetzt Alpha), dem Polarstern, der seinerseits mit der Hervorbringung verschiedener Phänomene durch kosmische Kräfte verknüpft ist.
So hat die Zahl der sieben Schöpfungen, sieben Rishis, Zonen, Kontinente, Prinzipien etc. in den arischen Schriften indisches, ägyptisches, chaldäisches, griechisches, jüdisches, römisches und schließlich christliches mystisches Denken durchlaufen, bis sie in allen exoterischen Theologien angekommen war und ihnen unauslöschlich eingeprägt blieb. Die sieben alten Bücher, die von Ham aus der Arche Noah gestohlen und seinem Sohn Kusch gegeben wurden, und die sieben ehernen Säulen Hams und Cheirons sind ein Widerschein und eine [SD # 613] Erinnerung an die sieben ursprünglichen Mysterien, die entsprechend den „sieben geheimen Emanationen“, den „sieben Tönen“ und den sieben Strahlen errichtet wurden – den spirituellen und siderischen Modellen ihrer siebentausend mal sieben Kopien in späteren Äonen.
Die mysteriöse Zahl ist dann auch in den nicht weniger mysteriösen Maruts markant. Das Vayu-Purana zeigt, und Harivamsha bestätigt es in Bezug auf die Maruts – die ältesten sowie unbegreiflichsten aller sekundären oder niederen Götter im Rigveda –, „dass sie in jedem Manvantara (Runde) sieben mal sieben (oder 49) mal geboren werden; dass in jedem Manvantara vier mal sieben (oder achtundzwanzig) Befreiung erlangen, dass jedoch ihr Platz mit Personen wieder aufgefüllt wird, die in diesen Charakteren wiedergeboren werden.“ Was sind die Maruts in ihrer esoterischen Bedeutung, und wer sind diese Personen, die „in jenen Charakteren wiedergeboren“ werden? Im Rig- und anderen Veden werden die Maruts als die Sturmgötter und die Freunde und Verbündeten Indras dargestellt; sie sind die „Söhne des Himmels und der Erde“. Das führte zu einer Allegorie, die sie zu Kindern Shivas macht, des großen Schutzherrn der Yogis, zum „Maha-Yogi, dem großen Asketen, in welchem die höchste Vollkommenheit harter Buße und abstrakter Meditation vereinigt sind, wodurch vollkommen unbegrenzte Kräfte erlangt, Wunderdinge und -taten bewirkt, höchste spirituelle Erkenntnis erlangt und schließlich die Vereinigung mit dem Großen Geist des Universums gewonnen wird“. Im Rigveda ist der Name Shiva unbekannt, aber der entsprechende Gott wird Rudra genannt, ein Name, der für Agni benützt wird, den Feuergott, und die Maruts werden darin als seine Söhne bezeichnet. Im Ramayana und in den Puranas erhält ihre Mutter Diti – die Schwester oder das Gegenstück und eine Form von Aditi –, begierig, einen Sohn zu erhalten, der Indra vernichten soll, von dem Weisen Kashyapa die Auskunft, dass sie einen solchen Sohn haben wird, „wenn sie das Kind mit ganz und gar frommen Gedanken und vollständig rein hundert Jahre lang in ihrem Schoß trägt“. Indra vereitelt ihren Plan jedoch. Mit seinem Donnerschlag teilt er den Embryo in ihrem Schoß in sieben Stücke, und dann teilt er jedes davon noch einmal in sieben Stücke, welche zu den sich rasch bewegenden Gottheiten werden, den Maruts.166 Diese Gottheiten sind lediglich ein weiterer Aspekt oder eine Entwicklung der Kumaras, die patronymisch Rudras sind, wie viele andere auch.167
Diti, die Aditi ist, wenn uns nicht das Gegenteil bewiesen wird, Aditi, sagen wir, oder Akasha in seiner höchsten Form, ist der ägyptische siebenfältige Himmel. Jeder wahre Okkultist wird verstehen, was das bedeutet. Diti, wiederholen wir, ist das sechste [SD # 614] Prinzip der metaphysischen Natur, die Buddhi des Akashas. Diti, die Mutter der Maruts, ist eine ihrer irdischen Formen, dazu bestimmt, die Göttliche Seele im Asketen sowie das göttliche Streben der mystischen Menschheit nach Befreiung aus dem Gewebe Mayas und die daraus resultierende schließliche Seligkeit gleichzeitig darzustellen. Indra ist derzeit wegen des Kali-Yugas erniedrigt, in welchem solche Bestrebungen nicht mehr üblich, sondern abnormal geworden sind durch eine allgemeine Ausbreitung von Ahamkara (der Empfindung von Egoismus, des Selbstes oder der „Ich-bin-heit“) sowie durch Unwissenheit. Anfänglich war Indra jedoch einer der größten Götter des indischen Pantheons, wie der Rigveda zeigt. Suradhipa, der „Götterfürst“, fiel ab von Jishnu, „dem Führer der Himmlischen Schar“, dem indischen Hl. Michael, und wurde zum Widersacher der Askese, zum Feind eines jeden heiligen Strebens. Er erscheint vermählt mit Aindri (Indrani), die Personifizierung von Aindriyaka, der Evolution des Elements der Sinne, welche er „wegen ihrer wollüstigen Reize“ heiratete, worauf er begann, himmlische weibliche Dämonen auszusenden, um die Leidenschaften der heiligen Männer, der Yogis, zu erregen und „sie von den mächtigen Bußübungen abzuwenden, die er fürchtete“. Daher ist Indra, der jetzt als „der Gott des Firmaments, die personifizierte Atmosphäre“ beschrieben wird, in Wirklichkeit das kosmische Prinzip Mahat und das fünfte menschliche – Manas, in seinem doppelten Aspekt: das mit Buddhi verbunden ist; und das sich vom Kama-Prinzip (dem Körper der Leidenschaften und Begierden) herabziehen lässt. Das wird dadurch gezeigt, dass Brahmâ dem besiegten Gott sagt, dass seine häufigen Niederlagen Folgen des Karmas und eine Bestrafung für seine Zügellosigkeit und die Verführung verschiedener Nymphen waren. In letzterem Charakter versucht er, um sich selbst vor der Vernichtung zu bewahren, das zukünftige „Kindlein“ zu vernichten, das dazu bestimmt ist, ihn zu besiegen: Wobei das Kindlein natürlich den göttlichen und standhaften Willen des Yogis allegorisiert – der entschlossen ist, allen solchen Versuchungen zu widerstehen und so die Leidenschaften in seiner irdischen Persönlichkeit zu vernichten. Indra hat wiederum Erfolg, weil das Fleisch den Geist besiegt (nach dieser Darstellung wurde Diti im Dvapara-Yuga enttäuscht – in der Periode, als die vierte Rasse erblühte). Er teilt den „Embryo“ (der neuen göttlichen Adeptschaft, aufs Neue von den Asketen der arischen fünften Rasse erschaffen) in sieben Teile – eine Bezugnahme nicht nur auf die sieben Unterrassen der neuen Wurzelrasse, in jeder von ihnen wird ein „Manu“ sein,168 sondern auch auf die sieben Grade der Adeptschaft – und sodann jeden [SD # 615] Teil in sieben Stücke – eine Anspielung auf die Manu-Rishis einer jeden Wurzelrasse und selbst Unterrasse.
Es scheint nicht schwer zu erkennen, was damit gemeint ist, dass die Maruts in jedem „Manvantara“ „vier mal sieben“ Befreiungen erlangen und was diese Personen sind, die in diesem Charakter wiedergeboren werden (dem der Maruts in ihrer esoterischen Bedeutung) und „ihre Stellen ausfüllen“. Die Maruts repräsentieren (a) die Leidenschaften, die in der Brust eines jeden Kandidaten stürmen und wüten, wenn er sich auf ein asketisches Leben vorbereitet – und zwar mystisch; (b) die okkulten Kräfte, verborgen in den mannigfaltigen Aspekten der niederen Prinzipien Akashas – sein Körper oder Sthula Sarira repräsentiert die irdische niedere Atmosphäre eines jeden bewohnten Globus – und zwar mystisch und siderisch; (c) tatsächliche bewusste Existenzen, Wesen von kosmischer und psychischer Natur.
Gleichzeitig ist „Marut“ im okkulten Sprachgebrauch einer der Namen, die den Egos großer Adepten gegeben werden, die dahingegangen und auch als Nirmanakayas bekannt sind; jener Egos, für die es – da sie die Täuschung überwunden haben – kein Devachan gibt, die, nachdem sie entweder freiwillig zugunsten der Menschheit auf Nirvana verzichtet oder es noch nicht erreicht haben, unsichtbar auf der Erde verbleiben. Daher werden die Maruts169 zunächst als Söhne des Shiva-Rudras gezeigt, des „Schutzherrn der Yogis“, dessen „Drittes Auge“ mystisch von dem Asketen erlangt werden muss, bevor er ein Adept wird; dann wiederum, in ihrem kosmischen Charakter, als die Untergebenen Indras, und als seine Widersacher – auf verschiedene Weise. Die „vier mal sieben“ Befreiungen haben eine Beziehung zu den vier Runden und zu den vier Rassen, die unserer eigenen vorangingen, in welchen Marut-Jivas (Monaden) wiedergeboren wurden und schließlich Befreiung erlangten, wenn sie sich nur dazu entschlossen. Stattdessen ziehen sie das Wohl der Menschheit vor, die ohne diese fremde Hilfe noch hoffnungsloser in den Maschen der Unwissenheit und des Elends zappeln würde – und so werden sie „in diesem Charakter“ immer wieder neu geboren und „füllen so ihre eigenen Plätze aus“. Wer sie „auf der Erde“ sind – weiß jeder Schüler der okkulten Wissenschaft. Und er weiß auch, dass die Maruts Rudras sind, unter denen auch die Familie Tvashtris, ein Synonym Vishvakarmans – des großen Schutzherrn der Initiierten – inbegriffen ist. Das gibt uns eine umfassende Kenntnis über ihre wahre Natur.
[SD # 616] Dasselbe gilt für die siebenfältige Einteilung des Kosmos und der menschlichen Prinzipien. Die Puranas, wie andere heilige Texte, sind voll von Anspielungen darauf. Vor allem war das Weltenei, das Brahmâ enthielt, oder das Universum, „äußerlich mit sieben natürlichen Elementen bekleidet, die zunächst unbestimmt als Wasser, Luft, Feuer, Äther und drei geheime Elemente“ aufgezählt werden (Buch I); dann heißt es, die „Welt“ sei „auf jeder Seite umgeben“ von sieben Elementen, auch innerhalb des Eies – was wie folgt erklärt wird: „Das Universum ist an jeder Seite umgeben, und auch oben und unten, von Andakataha – der Schale von Brahmâs Ei.“ . . . Rund um die Schale fließt Wasser, das von Feuer umgeben ist; das Feuer von der Luft; die Luft vom Äther; der Äther vom Ursprung der Elemente (Ahamkara); der Letztere vom Universalgemüt („Verstand“ in den Texten) (Buch II, Kap. VII, „Vishnu-Purana“). Das bezieht sich ebenso sehr auf die Daseinssphären wie auf die Prinzipien. Prithivi ist nicht unsere Erde, sondern die Welt, das Sonnensystem und bedeutet Breite, Weite. In den Veden – den größten aller Autoritäten, obwohl sie eines Schlüssels bedürfen, um richtig gelesen zu werden – werden drei irdische und drei himmlische Erden erwähnt, die gleichzeitig mit Bhumi, unserer Erde, ins Dasein gerufen wurden. Es wurde uns oft gesagt, sechs scheine die Anzahl der Sphären, Prinzipien etc. zu sein, und nicht sieben. Wir antworten, dass tatsächlich lediglich sechs Prinzipien im Menschen existieren, da sein Körper kein Prinzip darstellt, sondern die Hülle, die Schale eines solchen. Genauso verhält es sich mit der Planetenkette; darin kann, esoterisch gesprochen, die Erde außer Betracht gelassen werden (genauso gut wie die siebte oder vielmehr vierte Ebene, die an der siebten Stelle steht, wenn wir beim ersten des dreifachen Elementalreiches zu zählen beginnen, welches mit der Formung der Erde beginnt), die (für uns) der einzige eindeutige Körper der sieben ist. Die Sprache des Okkultismus ist vielfältig. Aber nehmen wir an, dass in den Veden anstelle der sieben Erden lediglich drei gemeint sind, was sind diese drei dann, da wir doch lediglich von einer einzigen wissen? Offenbar muss der betrachtete Satz eine okkulte Bedeutung enthalten. Schauen wir einmal. Die auf dem universalen Ozean (des Raumes) „schwimmende Erde“, die Brahmâ in den Puranas in sieben Zonen teilt, ist Prithivi, die in sieben Prinzipien geteilte Welt; eine kosmische Teilung, die ausreichend metaphysisch erscheint, tatsächlich aber in ihren okkulten Wirkungen physisch ist. Viele Kalpas später wird unsere Erde erwähnt, und sie wird ihrerseits wieder in sieben Zonen geteilt,170 dem Gesetz der Analogie entsprechend, das die alten Philosophen leitete. Danach finden wir sieben Kontinente auf ihr, sieben Inseln, sieben Ozeane, sieben Meere und Flüsse, sieben Berge, sieben Klimazonen etc. etc.!171
[SD # 617] Ferner findet man nicht nur in den indischen Schriften und in der indischen Philosophie Bezugnahmen auf die sieben Erden, sondern auch in den persischen, phönizischen, chaldäischen und ägyptischen Kosmogonien und selbst in der rabbinischen Literatur. Der Phönix172 – von den Hebräern Onech genannt, קֶנע (von Phenoch, Enoch, dem Symbol eines geheimen Zyklus und der Initiation) und von den Türken Kerkes – lebt tausend Jahre, woraufhin er eine Flamme entzündet, welche ihn selbst verzehrt; und dann, aus sich selbst wiedergeboren – lebt er weitere tausend Jahre, und so fort, sieben mal sieben mal: bis zum Tag des Jüngsten Gerichts (siehe „Tale of the Three Sons of Pasha Ali“ – russische Übersetzung). Die „sieben mal sieben“ oder 49 sind eine durchsichtige Allegorie und eine Anspielung auf die neunundvierzig „Manus“, die sieben Runden und die sieben mal sieben menschlichen Zyklen in jeder Runde auf jedem Globus. Der Kerkes und der Onech stehen für einen Rassenzyklus, und der mystische Baum Ababel – der „Vaterbaum“ im Koran – treibt bei jeder Auferstehung des Kerkes oder Phönix neue Zweige und Vegetation aus; das „Jüngste Gericht“ bedeutet ein „kleineres Pralaya“ (siehe „Esoteric Buddhism“). Der Verfasser von „Book of God“ und „Apocalypse“ glaubt, dass „der Phönix ganz offenbar derselbe ist wie der Simorgh, der persische Roc; und der uns über den letzteren Vogel überlieferte Bericht begründet die Anschauung noch entschiedener, dass der Tod und die Wiederauferstehung des Phönix die aufeinanderfolgende Vernichtung und Wiederhervorbringung der Welt darstellen, was, wie viele glauben, die Auswirkungen einer feurigen Flut“ zustande bringt – (S. 175); wechselweise die einer Überflutung durch Wasser. „Als Simorgh nach ihrem Alter gefragt wurde, erzählte sie Caherman, dass diese Welt sehr alt sei, denn sie sei bereits sieben Mal wieder angefüllt worden mit Wesen, die sich von den Menschen unterschieden, und sie sei sieben Mal entvölkert worden;173 und dass das Zeitalter des Menschengeschlechts, in dem wir uns jetzt befinden, siebentausend Jahre dauern muss, und dass sie selbst zwölf dieser Umwälzungen gesehen habe und nicht wisse, wie viele weitere sie noch sehen müsse.“ („Oriental Collections“, ii, 119)
Das oben Stehende ist jedoch keine neue Behauptung. Von Bailly an im letzten Jahrhundert bis herab zu Dr. Kenealy im gegenwärtigen, wurden diese Tatsachen von einigen Schriftstellern erwähnt. Aber jetzt kann ein Zusammenhang zwischen [SD # 618] dem persischen Orakel und dem nazarenischen Propheten hergestellt werden. Der Verfasser von „Book of God“ sagt:
„Die Simorgh ist in Wirklichkeit dasselbe wie die geflügelte Singh der Hindus und der Sphinx der Ägypter. Es heißt, Erstere werde am Ende der Welt erscheinen . . . . als gewaltiger Löwenvogel. Von diesen entlehnten die Rabbiner ihren Mythos eines ungeheuren Vogels, der einmal auf der Erde steht und dann wieder im Ozean wandelt . . . während sein Kopf den Himmel trägt; und mit dem Symbol übernahmen sie auch die Lehre, auf die er sich bezieht. Sie lehren, dass sieben aufeinanderfolgende Erneuerungen des Globus stattfinden sollen, dass jedes erneut entstandene System sieben Jahrtausende (?) dauern wird, und dass die Gesamtdauer des Universums 49.000 Jahre sein wird. Diese Auffassung, welche sämtliche Lehren von der Vorexistenz eines jeden wiedergeborenen Geschöpfes in sich einschließt, können sie entweder während ihrer babylonischen Gefangenschaft gelernt haben, oder sie mag auch ein Teil der ursprünglichen Religion gewesen sein, welche ihre Priester aus fernen Zeiten aufbewahrt hatten.“ (S. 176). Das zeigt vielmehr, dass die initiierten Juden den Sinn entlehnten, und ihre nicht initiierten Nachfolger, die Talmudisten, denselben verloren, und die sieben Runden und die neunundvierzig Rassen etc. falsch interpretierten.
Nicht nur „ihre Priester“, sondern auch die jedes anderen Landes. Die Gnostiker, deren verschiedene Lehren zahlreiche Echos der einen, ursprünglichen und universalen Lehre darstellen, legen Jesus dieselben Zahlen in einer anderen Form in den Mund, in der sehr okkulten Pistis Sophia. Wir sagen noch mehr: Selbst der christliche Herausgeber oder Verfasser der Offenbarung hat diese Überlieferung bewahrt und spricht von den sieben Rassen, von denen vier mit einem Teil der fünften dahingegangen sind, und zwei noch kommen sollen. Das ist im Kap. 17,9-10 so klar festgestellt, wie es nur möglich ist. So sagt der Engel: „Hier ist der Verstand, der Weisheit hat: Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf welchen das Weib sitzt. Und es sind sieben Könige: fünf von ihnen sind gefallen, der eine ist, der andere ist noch nicht gekommen . . . .“ Wer mit der symbolischen Sprache der alten Zeit auch nur im mindesten vertraut ist, wird keinen Zweifel haben, in den fünf gefallenen Königen die vier vergangenen und einen Teil der fünften Wurzelrasse zu erkennen, die gegenwärtig ist; und in dem anderen, der „noch nicht gekommen ist“, die sechste und die siebte Wurzelrasse sowie die Unterrassen unserer gegenwärtigen Rasse. Eine weitere, noch zwingendere Anspielung auf die sieben Runden und die neunundvierzig Wurzelrassen in Levitikus wird in den Anhängen in Teil III zu finden sein.
E
Die Zahl sieben in der Astronomie,
Wissenschaft und Magie
Noch einmal, die Zahl sieben steht in engem Zusammenhang mit der okkulten Bedeutung der Plejaden, der sieben Töchter des Atlas, „sechs davon gegenwärtig, die [SD # 619] siebte verborgen“. In Indien stehen sie in Zusammenhang mit ihrem Pflegekind, dem Kriegsgott Kartikeya. Die Plejaden (im Sanskrit Krittika) gaben dem Gott diesen Namen, denn Kartikeya ist der Planet Mars, astronomisch. Als Gott ist er ein Sohn Rudras und wurde geboren, ohne dass eine Frau dazwischen trat. Er ist auch ein Kumara, ein „jungfräulicher Jüngling“, der im Feuer aus dem Samen Shivas – des Heiligen Geistes – erzeugt und daher Agni-Bhu genannt wurde. Der verstorbene Dr. Kenealy glaubte, dass in Indien Kartikeya das geheime Symbol des Naros-Zyklus ist, der aus 600, 666 und 777 Jahren zusammengesetzt ist, je nachdem, ob Sonnen- oder Mondjahre gezählt werden, oder göttliche oder sterbliche; und die sechs sichtbaren oder die sieben tatsächlich vorhandenen Schwestern, die Plejaden, sind zur Vollendung dieses geheimsten und mysteriösesten aller astronomischen und religiösen Symbole notwendig. Daher wurde, wenn die Erinnerung an ein besonderes Ereignis beabsichtigt war, Kartikeya von alters her als ein Kumara, ein Asket, mit sechs Häuptern dargestellt – je einer für jedes Jahrhundert des Naros. Wurde die Symbolik für ein anderes Ereignis gebraucht, sieht man, in Verbindung mit den sieben Himmelsschwestern, Kartikeya von Kaumara (oder Sena) begleitet, seinem weiblichen Aspekt. Er reitet dann auf einem Pfau – dem Vogel der Weisheit und okkulten Erkenntnis, und dem indischen Phönix, dessen griechische Beziehung zu den 600 Naros-Jahren wohlbekannt ist. Ein sechsstrahliger Stern (ein doppeltes Dreieck), eine Swastika, eine sechs- und gelegentlich siebenzackige Krone befindet sich auf seiner Stirn; der Pfauenschweif stellt die Sternenhimmel dar; und die zwölf Zeichen des Tierkreises sind an seinem Körper verborgen; deshalb heißt er auch Dvadashakara (der „Zwölfhändige“), und Dvadashakasha, der „Zwölfäugige“. Als Shaktidhara jedoch, als „Speerhalter“, und als Bezwinger Tarakas, „Tarakajit“, ist er am berühmtesten.
Da die Naros-Jahre (in Indien) auf zweierlei Arten gezählt werden, entweder „100 Jahre der Götter“ (göttliche Jahre) oder 100 sterbliche Jahre, können wir die ungeheuren Probleme für die nicht Initiierten verstehen, zu einem korrekten Verständnis dieses Zyklus zu gelangen, der in der Offenbarung des Johannes eine so bedeutsame Rolle spielt. Er ist der wahrhaft apokalyptische Zyklus; da er unterschiedlich lang andauert und sich auf unterschiedliche prähistorische Ereignisse bezieht, konnten wir in keiner der zahlreichen Spekulationen über ihn kaum mehr als ein paar annähernde Wahrheiten finden.
Gegen die von den Babyloniern behauptete Dauer ihrer göttlichen Zeitalter wurde eingewandt, dass Suidas zeigt, dass die Alten in ihren chronologischen Berechnungen Tage als Jahre zählten. In seinem scharfsinnigen Plagiat an den indischen Ziffern 432 in Angaben von Tausenden und Millionen von Jahren (die Dauer der Yugas) – das wir bereits aufgedeckt haben – appelliert Dr. Sepp an Suidas und seine Autorität – ließ sie jedoch auf 4.320 Mondjahre zusammenschrumpfen, „vor der Geburt Christi“ – wie in den siderischen (abgesehen von den unsichtbaren) Himmeln „vorherbestimmt“ und durch die „Erscheinung des Sterns von Bethlehem“ bewiesen ist. Doch Suidas hatte keine andere Bestätigung für seine Behauptung als seine eigenen Spekulationen, und er [SD # 620] war kein Initiierter. Er führt als Beweis Vulkan an und zeigt, der chronologischen Behauptung zufolge, dass er 4.477 Jahre regierte, d. h. 4.477 Tage, wie er meint, oder wiederum in Jahren ausgedrückt 12 Jahre, 3 Monate und 7 Tage; in seinem Original hat er jedoch 5 Tage – und macht so selbst in einer derartig einfachen Berechnung einen Fehler (siehe Suidas Art. Ηηλιος). Es ist wahr, auch andere alte Schriftsteller machten sich ähnlicher irrtümlicher Spekulationen schuldig – Kallisthenes z. B., der den astronomischen Beobachtungen der Chaldäer nur 1.903 Jahre zuschreibt, während Epigenes 720.000 Jahre anerkennt (Plinius, „Histor. Nat. Lib.“, VII, Kap. 56). Die Gesamtheit dieser von profanen Autoren zusammengestellten Hypothesen ist einem Missverständnis zuzuschreiben. Die Chronologie der westlichen Völker, der alten Griechen und Römer, war aus Indien entlehnt. Nun heißt es in der tamilischen Ausgabe des „Bhagavatam“, dass 15 Sonnentage ein Paccham ausmachen; 2 Paccham (oder 30 Tage) machen einen Monat der Sterblichen, welcher bei den Pitar Devata (Pitris) lediglich einen Tag darstellt. Wiederum bilden 2 dieser Monate einen Rudu, 2 Rudu ergeben ein Ayanam und 2 Ayanams ein Jahr der Sterblichen, welches lediglich einen Tag der Götter ausmacht. Aufgrund solcher missverstandener Lehren bildeten sich einige Griechen ein, dass alle initiierten Priester Tage in Jahre umgewandelt hätten!
Dieser Irrtum der alten griechischen und lateinischen Schriftsteller war in Europa folgenreich. Am Ende des vergangenen und zu Beginn des gegenwärtigen Jahrhunderts bauten Bailly, Dupuis und andere im Vertrauen auf die absichtlich verstümmelten Berichte indischer Chronologie, die von gewissen skrupellosen und übereifrigen Missionaren aus Indien gebracht worden waren, eine ganz fantastische Theorie über den Gegenstand auf. Da die Hindus aus dem halben Mondumlauf ein Zeitmaß gemacht hatten; und weil sich ein aus nur fünfzehn Tagen zusammengesetzter Monat – über welchen Quintus Curtius spricht („Menses in quìnos dies descripserunt dies.“, Quint. Curt, L. VIII, Kap. 9), – in der erwähnten indischen Literatur findet, wird es zu einer verifizierten Tatsache, dass ihr Jahr lediglich ein halbes Jahr war, wenn es nicht als Tag bezeichnet wurde. Auch die Chinesen teilten ihren Tierkreis in vierundzwanzig Teile und damit das Jahr in vierundzwanzig vierzehntägige Perioden. Doch eine solche Berechnung hinderte und hindert sie nicht, ein astronomisches Jahr zu haben, das genau dasselbe ist wie unseres. Sie haben auch bis zum heutigen Tag in einigen Provinzen eine Periode von 60 Tagen – den südindischen Rudu. Außerdem nennt Diodoros Siculus („Lib.“, I, § 26, S. 30) „dreißig Tage ein Ägyptisches Jahr“, oder die Periode, welche der Mond für einen vollständigen Umlauf benötigt. Plinius und Plutarch sprechen beide davon („Hist. Nat. Lib.“, VII, Kap. 48, Bd. III., S. 185, und „Life of Numa“, § 16); ist es aber vernünftig, dass der Mondmonat bei den Ägyptern, die die Astronomie ebenso gut verstanden wie jedes anderes Volk, aus 30 Tagen bestand, wenn er nur 28 Tage und einen Bruchteil dauert? Diese lunare Periode hatte sicherlich eben sowohl eine okkulte Bedeutung wie das Ayanam und der Rudu der Hindus. Das Jahr von zweimonatiger Dauer und auch die Periode von 60 Tagen waren im Altertum [SD # 621] ein allgemeines Zeitmaß, wie Bailly selbst in seinem „Traité de l’Astronomie orientale“ zeigt. Die Chinesen teilten ihren eigenen Büchern zufolge ihr Jahr in zwei Teile, von einer Tag- und Nachtgleiche zur anderen („Mem. Acad. Ins.“, Bd. XVI, S. 540); die Araber teilten das Jahr von alters her in sechs Jahreszeiten, von denen jede aus zwei Monaten bestand; in dem chinesischen astronomischen Werk namens Kiu-te heißt es, dass zwei Monde ein Zeitmaß ergeben, und sechs Maße ein Jahr; und bis zum heutigen Tag haben die Eingeborenen von Kamtschatka ihre sechs Monate dauernden Jahre wie damals, als Abbé Chappe sie besuchte („Voyage to Siberia“, Bd. III, S. 19). Aber ist all das ein Grund für die Behauptung, die indischen Puranas, wenn sie von „einem Sonnenjahr“ sprechen, meinten damit einen Tag der Sonne? Die Kenntnis der Naturgesetze macht die Sieben sozusagen zur Wurzelzahl der Natur in der manifestierten Welt – auf jeden Fall in unserem gegenwärtigen irdischen Lebenszyklus –, und das wunderbare Verständnis ihrer Wirkungen enthüllte den Alten so viele der Naturgeheimnisse. Es sind wiederum diese Gesetze und ihre Wirkungen auf der siderischen, irdischen und moralischen Ebene, welche die alten Astronomen in die Lage versetzten, die Dauer der Zyklen und ihre entsprechenden Auswirkungen auf den Lauf der Ereignisse korrekt zu berechnen; ihren Einfluss auf die zukünftige Laufbahn und die Entwicklung der Menschengeschlechter im Vorhinein aufzuzeichnen (zu prophezeien, wie es genannt wird). Da die Sonne, der Mond und die Planeten die niemals irrenden Zeitmesser sind, deren Kraft und Periodizität wohlbekannt waren, wurden sie zu den großen Beherrschern unseres kleinen Systems in allen seinen sieben Bereichen oder „Tätigkeitssphären“.174
Das war so offensichtlich und beachtlich, dass selbst viele moderne Wissenschaftler, sowohl Materialisten als auch Mystiker, ihre Aufmerksamkeit auf dieses Gesetz gelenkt sahen. Ärzte und Theologen, Mathematiker und Psychologen lenkten zum wiederholten Male die Aufmerksamkeit der Welt auf diese Tatsache der Periodizität im Verhalten der „Natur“. Diese Zahlen werden in den „Kommentaren“ mit folgenden Worten erklärt.
Der Kreis ist nicht das „Eine“, sondern das All.
In dem höheren [Himmel], dem undurchdringlichen Rajah [„Ad Bhutam“, siehe „Atharvaveda“, X, 105], wird er [der Kreis] Eins, weil [er ist] der unteilbare, und kein Tau in ihm sein kann.
In den zweiten [der drei „Rajamsi“ (Tritiye) oder den drei „Welten“] wird die Eins zur Zwei [männlich und weiblich], und drei [füge den Sohn oder Logos hinzu]; und zur Heiligen Vier [der „Tetraktys“ oder dem „Tetragrammaton“].
In der dritten [der niederen Welt oder unserer Erde] wird die Zahl zur Vier, und Drei, und Zwei. Nimm die ersten zwei und [SD # 622] du erhältst die sieben, die heilige Zahl des Lebens; vereinige [Letztere] mit dem mittleren Rajah, und du wirst die Neun haben, die heilige Zahl des Seins und werdens.175
Wenn die westlichen Orientalisten die wirkliche Bedeutung der Einteilungen der Welt aus dem Rigveda erfasst haben werden – die zweifältige, dreifältige, sechs- und siebenfältige, und insbesondere die neunfältige –, wird ihnen das Mysterium der auf Himmel und Erde, Götter und Menschen angewendeten zyklischen Einteilungen klarer werden, als es jetzt ist. Denn:
„In der gesamten Natur existiert eine Harmonie der Zahlen; in der Schwerkraft, in den Planetenbewegungen, in den Gesetzen von Wärme, Licht, Elektrizität und chemischer Verwandtschaft, in den Formen der Tiere und Pflanzen, in den Wahrnehmungen des Gemüts. Die moderne Naturwissenschaft und Physik zielt in der Tat in Richtung einer Verallgemeinerung, welche die Grundgesetze von allem mittels eines einfachen Zahlenverhältnisses ausdrücken soll. Wir möchten auf Professor Whewells ‘Philosophy of the Inductive Sciences’ hinweisen und auf Hays Untersuchungen über die Gesetze der harmonischen Färbung und Form. Diesen zufolge hat es den Anschein, dass die Zahl sieben in den die harmonische Wahrnehmung von Formen, Farben und Tönen regelnden Gesetzen vorherrscht und wahrscheinlich auch den Geschmack betreffen, wenn wir unsere Empfindungen dieser Art mit mathematischer Genauigkeit analysieren könnten.“ („British and Foreign Medical Review“, Juli 1844)
Das ist tatsächlich so deutlich der Fall, dass mehr als ein Arzt bestürzt vor der durch sieben teilbaren periodischen Wiederkehr der Zyklen in der Zu- und Abnahme unterschiedlicher Krankheiten stand, und dass sich die Naturforscher bei der Erklärung dieses Gesetzes in größter Verlegenheit befanden. „Geburt, Wachstum, Reife, Lebensfunktionen . . . . Veränderung, Krankheiten, Verfall und Tod bei den Insekten, Reptilien, Fischen, Vögeln und Säugetieren und selbst beim Menschen stehen mehr oder weniger unter der Herrschaft eines Gesetzes der Vollendung in Wochen“ oder sieben Tagen.176 Dr. Laycock („Lancet“, 1842-1843) stellt in einer Schrift über die Periodizität von Lebenserscheinungen eine „höchst bemerkenswerte Illustration und Bestätigung des Gesetzes bei den Insekten“ fest.177
[SD # 623] Zu alledem bemerkt Grattan Guinness, der Verfasser von „The Approaching End of the Age“, völlig stichhaltig, die biblische Chronologie verteidigend: „Und das Leben des Menschen . . . ist eine Woche, eine Woche von Jahrzehnten. ‘Die Tage unserer Jahre sind sechzig und zehn.’ Kombinieren wir das Zeugnis all dieser Tatsachen, so sind wir gezwungen einzugestehen, dass in der organischen Natur ein Gesetz der siebenfältigen Periodizität vorherrscht, ein Gesetz der Vollendung in Wochen.“ (S. 276) Ohne die Schlussfolgerungen und insbesondere die Voraussetzungen des gelehrten Begründers des „East London Institute for Home and Foreign Missions“ zu akzeptieren, nimmt die Schreiberin an und begrüßt seine Untersuchungen über die okkulte Chronologie in der Bibel. Geradeso wie wir uns vor den großen Errungenschaften der modernen Naturwissenschaft in der Welt des Physischen oder in allen kleineren Einzelheiten der materiellen Natur verbeugen, verwerfen wir ihre Theorien, Hypothesen und Verallgemeinerungen.
Es besteht ganz gewiss ein okkultes „chronologisches System in der hebräischen Schrift“ – wofür die Kabbala bürgt. Ferner besteht darin „ein System von [SD # 624] Wochen“ – das auf dem archaischen indischen System beruht, welches noch in dem alten Jyotisha gefunden werden kann.178 Und es gibt darin Zyklen der „Woche von Tagen“, der „Woche von Monaten“ und Jahren, von Jahrhunderten, und selbst von Jahrtausenden, von Zehntausenden Jahren und mehr noch, der „Woche von Jahren der Jahre“.179 Aber all das kann in der archaischen Lehre gefunden werden. Und wenn die gemeinsame Quelle der Chronologie in allen Schriften, wie sehr sie auch verschleiert seien, im Fall der Bibel abgestritten wird, dann können die sechs Tage und ein Sabbat, der siebte, die Genesis kaum von den puranischen Kosmogonien trennen. Denn die erste „Schöpfungswoche“ zeigt die Siebenförmigkeit ihrer Chronologie und verbindet sie so mit Brahmâs „sieben Schöpfungen“. Das vorzügliche Buch aus der Feder Grattan Guinness, in dem er auf etwa 760 Seiten alle Beweise dieser siebenförmigen Berechnungen gesammelt hat, ist ein guter Nachweis. Wenn die biblische Zeitrechnung, wie er sagt, „durch das Gesetz der Wochen geregelt ist“, und wenn sie siebenfältig ist, einerlei was die Maße der Schöpfungswoche und die Länge ihrer Tage sein mögen; und wenn schließlich „das biblische System Wochen mit sehr unterschiedlichen Maßstäben umfasst“, dann ist der Nachweis geführt, dass dieses System mit allen heidnischen Systemen übereinstimmt. Darüber hinaus ist der Versuch zu zeigen, dass 4.320 Jahre (in Mondmonaten) zwischen der „Schöpfung“ und Christi Geburt vergangen sind, eine klare und unverkennbare Verknüpfung mit den 4.320.000 der indischen Yugas. Warum sonst sollte man sich solche Mühe geben zu beweisen, dass diese Zahlen, die in erster Linie chaldäisch und indoarisch sind, im Neuen Testament eine derartige Rolle spielen? Das werden wir jetzt noch zwingender beweisen.
Der unparteiische Kritiker möge die beiden Berichte vergleichen – das Vishnu-Purana und die Bibel –, und er wird finden, dass die „sieben Schöpfungen“ Brahmâs die Grundlage der „Schöpfungswoche“ in Genesis i sind. Die beiden Allegorien sind unterschiedlich, ihre Systeme jedoch sind beide auf ein und demselben Grundstein aufgebaut. Die Bibel kann nur im Licht der Kabbala verstanden werden. Man nehme den Zohar, das „Buch des verborgenen Geheimnisses“, wie sehr es heute auch entstellt sein mag, und vergleiche. Die sieben Rishis und die vierzehn Manus der sieben Manvantaras – gehen aus Brahmâs Haupt hervor; sie sind seine „aus dem Gemüt geborenen Söhne“, und mit ihnen beginnt die Einteilung der Menschheit in ihre Rassen, angefangen vom Himmlischen Menschen, dem (geoffenbarten) „Logos“, der Brahmâ Prajapati ist. So sagt der „Ha Idra Rabba Quadisha“ (die Größere Heilige Versammlung) (Vers 70) über den Schädel (das Haupt) des [SD # 625] Makroprosopus, den Alten180 (Sanat ist eine Bezeichnung Brahmâs), in jedem seiner Haare sei eine „verborgene Quelle, die aus seinem verschleierten Gehirn hervorgeht“. „Und es leuchtet und geht durch dieses Haar hervor zum Haar des Mikroprosopus, und daraus (das ist die manifestierte Vierheit, das Tetragrammaton) wird sein Gehirn gebildet; und von da geht jenes Gehirn dreißig und zwei Pfade (oder die Dreiheit und die Zweiheit oder wiederum 432). Und wieder: (Vers 80) „Dreizehn Haarlocken gibt es auf der einen und auf der anderen Seite des Schädels“ – d. h. sechs auf der einen und sechs auf der anderen, während die dreizehnte auch die vierzehnte ist, da sie männlich-weiblich ist; „und durch sie beginnt die Einteilung der Haare“ (die Einteilung der Dinge, der Menschheit und der Rassen).
„Wir sechs sind Lichter, die hervorstrahlen aus einem siebten (Licht)“, sagt Rabbi Abba; „du bist das siebte Licht“ (die Zusammenfassung von uns allen, fügt er hinzu, und spricht dabei vom Tetragrammaton und seinen sieben „Genossen“, die er die „Augen des Tetragrammatons“ nennt).
„Tetragrammaton ist Brahmâ Prajapati, der vier Formen annahm, um vier Arten von überirdischen Geschöpfen zu erschaffen, d. h. sich selbst vierfältig oder zur geoffenbarten Vierheit machte (siehe „Vishnu-Purana“, Buch I, Kap. V). Danach wird er in den sieben Rishis wiedergeboren, seinen Manasaputras, den „aus dem Gemüt geborenen Söhnen“, die später 9, 21 und so weiter wurden und alle aus verschiedenen Teilen Brahmâs geboren sein sollen.181
[SD # 626] Es gibt zwei Tetragrammatons: den Makro- und den Mikroprosopus. Ersterer ist das absolute, vollkommene Quadrat oder die Tetraktys im Kreis, beides abstrakte Vorstellungen, und wird daher Ain genannt – das Nichtsein, d. h. unbegrenzbare oder absolute Sein-heit. Wird er aber als Mikroprosopus gezeigt oder als „Himmlischer Mensch“, der geoffenbarte Logos, ist er das Dreieck im Quadrat – der siebenfältige Kubus, nicht der vierfältige oder das ebene Quadrat. Denn es steht in der „Größeren Heiligen Versammlung“ geschrieben (83): „Und deswegen wünschen die Kinder Israels zu fragen in ihren Herzen (zu wissen in ihren Gemütern), gleichwohl geschrieben steht, (Exodus 17,7): ‘Ist das Tetragrammaton unter uns, oder das Nichtexistierende?’182 (Wo unterschieden sie zwischen dem Mikroprosopus, der Tetragrammaton genannt wird, und dem Makroprosopus, der Ain genannt wird, Ain, der Nichtexistierende?)“183
Daher ist das Tetragrammaton die zur „Vier gemachte Drei und die zur Drei gemachte Vier, und er wird auf dieser Erde von seinen sieben „Genossen“ oder „Augen“ repräsentiert – den „sieben Augen des Herrn“. Mikroprosopus ist im besten Fall lediglich eine sekundäre geoffenbarte Gottheit. Denn „Die Größere Heilige Versammlung“ (Kabbala) sagt in Vers 1.152:
„Wir haben gelernt, dass es zehn gab (Gefährten), die in das Sod eintraten (‘die mysteriöse Versammlung oder das Mysterium’), und dass nur sieben weiterkamen“184 (d. h. 10 für das unmanifestierte und 7 für das manifestierte Universum).
1.158. „Und als Rabbi Schimon das Arkanum offenbarte, fand sich niemand anwesend außer jenen (sieben Gefährten). . . . 1.159. Und Rabbi Schimon nannte sie die sieben Augen des Tetragrammatons, so wie es geschrieben steht, Sach. 3,9, ‘Diese sind die sieben Augen (oder Prinzipien) des Tetragrammatons’ “ – d. h. der vierfältige Himmlische Mensch oder reine Geist wird in dem siebenfältigen Menschen aufgelöst, reine Materie und Geist.
Somit ist die Tetrade der Mikroprosopus, und Letzterer ist das männlich-weibliche Chokmah-Binah, der 2. und der 3. Sephiroth. Das Tetragrammaton ist die wahre Essenz der Zahl sieben in ihrer irdischen Bedeutung. Sieben steht zwischen vier und neun – als Basis und Fundament (astral) unserer physischen Welt und des Menschen, im Reich Malkuths.
Für Christen und Gläubige sollte diese Bezugnahme auf Zacharias und [SD # 627] insbesondere auf die Apostelbriefe von Petrus (1 Petrus 2,2-5) entscheidend sein. In der alten Symbolik wird der Mensch, insbesondere der innere, spirituelle Mensch, als „Stein“ bezeichnet. Christus ist der Eckstein, und Petrus bezeichnet alle Menschen als „lebendige“ (lebende) Steine. Daher kann ein „Stein mit sieben Augen“ darauf nur bedeuten, was wir sagen, d. h. einen Menschen, dessen Konstitution (oder seine „Prinzipien“) siebenfältig ist.
Um die Sieben in der Natur noch deutlicher zu zeigen, kann hinzugefügt werden, dass die Zahl sieben nicht nur die Periodizität der Lebenserscheinungen regiert, sondern dass auch entdeckt wurde, dass sie die Reihe der chemischen Elemente beherrscht, und gleichermaßen die Welt des Tons, und die Welt der Farbe, wie sie uns durch das Spektrum enthüllt wird. Diese Zahl ist der Faktor, sine qua non, in der Hervorbringung okkulter, astraler Phänomene.
Wenn man die chemischen Elemente nach ihren Atomgewichten in Gruppen anordnet, wird man finden, dass sie eine Aufeinanderfolge von Siebenerreihen bilden; das erste, zweite etc. Glied der jeweiligen Reihe hat in all seinen Eigenschaften eine große Übereinstimmung mit dem entsprechenden Glied der nächsten Reihe. Die folgende Tabelle, die aus Hellenbachs „Die Magie der Zahlen“ übernommen wurde, verdeutlicht dieses Gesetz und rechtfertigt voll und ganz die Schlussfolgerung, die er mit den folgenden Worten zieht: „Wir sehen also, dass die chemische Vielfalt, insofern wir deren innere Natur erfasst haben, auf Zahlenverhältnissen beruht, und außerdem haben wir gefunden, dass in dieser Vielfältigkeit eine Gesetzmäßigkeit herrscht, welcher wir keine Ursache zuordnen können; wir finden ein Gesetz der Periodizität, welches unter der Herrschaft der Zahl sieben steht.“
Die achte Reihe in dieser Liste ist gewissermaßen die Oktave der ersten und so fort und enthält Elemente, die in ihren chemischen und anderen Eigenschaften mit jenen in der ersten nahezu identisch sind: eine Erscheinung, die das siebenfältige Gesetz der Periodizität hervorhebt. Für weitere Einzelheiten wird der Leser auf Hellenbachs Werk verwiesen, [SD # 628] wo auch gezeigt wird, dass diese Klassifizierung durch die spektroskopischen Eigenschaften der Elemente bestätigt wird.
Es ist überflüssig, im Einzelnen auf die Anzahl der Schwingungen einzugehen, welche die Noten der Tonskala bilden; sie entsprechen der Skala der chemischen Elemente analog, und auch der Farbskala, wie sie vom Spektroskop entfaltet wird, obwohl wir im letzteren Fall nur mit einer Oktave zu tun haben, während wir sowohl in der Musik als auch in der Chemie theoretisch eine Reihe von sieben Oktaven dargestellt finden, von welchen sechs fast vollständig sind und in beiden Wissenschaften regulär verwendet werden. Um Hellenbach zu zitieren:
„Sichergestellt ist, dass vom Standpunkte der phänomenalen Gesetzmässigkeit, auf welcher unser ganzes Wissen beruht . . . die Ton- und Lichtschwingungen auf eine gesetzmässige Weise steigen, dass sie in sieben Reihen zerfallen, und dass die in den Reihen unter einander stehenden Grössen nahe verwandt sind, d. h. nähere Beziehung zu einander haben, die sowohl einen ziffernmässigen Ausdruck hat, als auch praktisch in der Chemie ihre Bestätigung findet, ganz analog mit den Tönen, wo der ziffernmässige Ausdruck überdies noch durch das Ohr ratificirt wird. . . . . . Die unter der Herrschaft der Zahl 7 stehende Periodicität und Mannigfaltigkeit ist eine unleugbare und den Zufall überschreitende Thatsache für welche ein zureichender Grund angenommen und gesucht werden muss.“
Stimmt, denn wie Rabbi Abba sagte: „Wir sind sechs Lichter, die aus einem siebten (Licht) hervorleuchten; Du (Tetragrammaton) bist das siebte Licht (der Ursprung) von uns allen“; und: „Denn gewiss ist keine Beständigkeit in jenen sechs, ausgenommen das, (was) vom siebten (herrührt). Denn alle Dinge hängen vom siebten ab.“ („The Kabbalah Unveiled“, S. 255 „The Greater Holy Assembly“, xlv.1160-1)
Die (alten und modernen) westamerikanischen Zuñi-Indianer scheinen ähnliche Ansichten gehabt zu haben. Ihre gegenwärtigen Bräuche, ihre Überlieferungen und Aufzeichnungen, deuten alle auf die Tatsache hin, dass ihre politischen, sozialen und religiösen Einrichtungen seit unvordenklicher Zeit nach dem siebenfältigen Prinzip gestaltet waren (und noch sind). So wurden all ihre alten Städte und Dörfer in Sechsergruppen erbaut, rund um eine siebte. Immer ist es eine Siebenergruppe, oder eine Gruppe von Dreizehn, und immer umringen sechs die siebte. Auch ihre priesterliche Hierarchie besteht wiederum aus sechs „Hauspriestern“, die anscheinend in dem siebten synthetisiert sind, einer Frau, der „Priesterin-Mutter“. Vergleiche das mit den „sieben großen amtierenden Priestern“, von denen in der Anugita gesprochen wird; der Name wird exoterisch den „sieben Sinnen“ und esoterisch den sieben menschlichen Prinzipien gegeben. Woher diese Gleichheit der Symbolik? Sollen wir noch immer die Tatsache anzweifeln, dass Arjuna nach Patala ging (zu den Antipoden, nach Amerika) und dort Ulupi heiratete, die Tochter des Nagakönigs (oder vielmehr Nargal)? Nun aber zu den Zuñi-Priestern.
Bis zum heutigen Tag empfangen sie jedes Jahr einen siebenfarbigen Mais-Tribut. Von den anderen Indianern das ganze Jahr über nicht unterscheidbar, erscheinen sie an einem gewissen Tag (sechs Priester und eine Priesterin) in ihre [SD # 629] Priesterroben gekleidet, von denen jedes eine Farbe besitzt, die für den jeweiligen Gott heilig ist, welchem der Priester dient und ihn personifiziert; jeder von ihnen repräsentiert eine der sieben Weltgegenden, und jeder empfängt Mais von der Farbe, die jener Region entspricht. So versinnbildlicht die weiße Farbe den Osten, weil aus dem Osten das erste Sonnenlicht kommt; die gelbe entspricht dem Norden, nach der Farbe der von der Aurora Borealis gebildeten Flammen; die rote den Süden, da aus dieser Gegend die Hitze kommt; die blaue steht für den Westen als Farbe des Pazifischen Ozeans, der im Westen liegt; schwarz ist die Farbe der niederen unterirdischen Region – der Finsternis; Mais mit Körnern aller Farben an einem Kolben repräsentiert die Farben der höheren Region – des Firmaments mit seinen rosigen und gelben Wolken, strahlenden Sternen etc. Der „gesprenkelte“ Mais – bei dem jedes Korn alle Farben enthält – ist der Mais der „Priesterin-Mutter“: die in sich die Samen aller vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Rassen tragende Frau. Eva ist die Mutter alles Lebendigen.
Neben ihnen stand die Sonne – die Große Gottheit – deren Priester das spirituelle Haupt der Nation war. Diese Tatsachen wurden von F. Hamilton Cushing festgestellt, der, wie vielen bekannt ist, ein Zuñi-Indianer wurde, mit ihnen lebte, in ihre religiösen Mysterien eingeweiht wurde und mehr über sie erfuhr als jeder andere heute lebende Mensch.
Sieben ist auch die große magische Zahl. In den okkulten Aufzeichnungen heißt es, dass die in den Puranas und im Mahabharata erwähnte Waffe – das Agneyastra oder die „feurige Waffe“, die Aurva seinem Chela Sagara schenkte – aus sieben Elementen aufgebaut ist. Diese Waffe – die einige scharfsinnige Orientalisten für eine „Rakete“ (!) halten – ist einer der vielen Dornen in den Augen unserer modernen Sanskritisten. Wilson übt seinen Scharfsinn an ihr, an mehreren Stellen in seiner „Specimens of the Hindu Theatre“, und schließlich misslingt ihm die Erklärung. Er kann mit dem Agneyastra nichts anfangen.
„Diese Waffen“, urteilt er, „haben einen sehr unverständlichen Charakter. Einige von ihnen werden als Wurfgeschosse geschwungen, aber im Allgemeinen scheint es sich um vom Individuum ausgeübte mystische Kräfte zu handeln – wie z. B. einen Feind zu lähmen oder seine Sinne blitzschnell in Schlaf zu versetzen, oder Sturm und Regen und Feuer vom Himmel herabzubringen (siehe S. 427 und 428). . . . . Sie nehmen himmlische Gestalten an, die mit menschlichen Fähigkeiten ausgestattet sind. . . . . Das Ramayana nennt sie die Söhne Krisasvas.“ (S. 297)
Die Shastradevatas, die „Götter der göttlichen Waffen“, sind genauso wenig die Agneyastras, die Waffen, wie die modernen Artilleristen die Geschütze sind, die sie richten. Aber diese einfache Lösung scheint dem hervorragenden Sanskritisten nicht eingefallen zu sein. Nichtsdestoweniger ist, wie er selbst über die waffenartigen Nachkommen Krisasvas sagt, „der allegorische Ursprung der (Agneyastras) Waffen zweifellos älter.“185 Er ist der feurige Speer Brahmâs.
[SD # 630] Die siebenfältigen Agneyastras sind, wie die sieben Sinne und die „sieben Prinzipien“, die durch die sieben Priester symbolisiert werden, von unermesslichem Alter. Wie alt die Lehre ist, an die die Theosophen glauben, wird der folgende Abschnitt erläutern.
F
Die sieben Seelen der Ägyptologen
Wendet man sich der „Natural Genesis“ und den Vorträgen von Gerald Massey als Informationsquelle zu, werden die Beweise für das Alter der betrachteten Lehren wirklich positiv überwältigend. Dass sich der Glaube des Verfassers von unserem unterscheidet, kann die Tatsachen kaum entkräften. Er betrachtet das Symbol von einem rein natürlichen Standpunkt aus, der vielleicht ein wenig zu materialistisch ist, da er zu sehr der eines eifrigen Evolutionisten und Anhängers der modernen darwinistischen Dogmen ist. So zeigt er, dass „wer Böhmes Bücher studiert, in ihnen vieles bezüglich dieser sieben Quellgeister und Urkräfte finden wird, die in der alchemistischen und astrologischen Phase der mittelalterlichen Mysterien als sieben Eigenschaften der Natur behandelt werden“;186 und er fügt hinzu:
„Die Anhänger Böhmes betrachten etwas Derartiges als die göttliche Offenbarung seiner inspirierten Seherschaft. Sie wissen nichts von der natürlichen Genesis, der Geschichte und Fortdauer der Weisheit187 der Vergangenheit (oder von ihren zerbrochenen Verbindungen) und sind nicht imstande, die physischen Merkmale der Sieben Geister des Altertums unter ihrer modernen metaphysischen oder alchemistischen Maske zu erkennen. Ein zweites Bindeglied zwischen der Theosophie Böhmes und den physischen Ursprüngen ägyptischen Denkens ist in den Fragmenten von Hermes Trismegistos erhalten.188 Einerlei, ob diese Lehren illuminatisch, buddhistisch, kabbalistisch, gnostisch, freimaurerisch oder christlich genannt werden, die elementaren Typen können lediglich in ihren Anfängen wahrhaftig erkannt werden.189 Wenn die Propheten oder die visionären Schausteller des Wolkenlandes zu uns kommen und vorgeben, ursprüngliche Inspiration zu besitzen oder irgend etwas Neues zu sagen, dann beurteilen wir seinen Wert nach dem, was er an sich ist. Wenn wir jedoch finden, dass sie uns alten Stoff bringen, den sie nicht erklären können, und wir können ihn erklären, dann ist es natürlich, dass wir den Wert vielmehr nach seiner ursprünglichen Bedeutung beurteilen sollten und nicht nach den letzten Behauptungen.190 Es ist nutzlos für uns, unsere [SD # 631] späteren Gedanken in die frühesten Typen der Ausdrucksweise hineinzulegen und dann zu behaupten, die Alten hätten das gemeint.191 Spitzfindige Auslegungen, die in der Theosophie zu Lehren und Dogmen wurden, müssen heute auf ihren Ursprung in physikalischen Phänomenen geprüft werden, damit wir ihre falschen Anmaßungen eines übernatürlichen Ursprungs oder übernatürlichen Wissens zu Fall bringen können.192
Verfasser von „Book of the Beginnings“ und „The Natural Genesis“ macht – sehr zu unserem Glück – gerade das Gegenteil. Er beweist unsere esoterischen (buddhistischen) Lehren auf triumphale Weise, indem er ihre Identität mit den Lehren Ägyptens aufzeigt. Der Leser möge nach seiner gelehrten Vorlesung über „Die sieben Seelen des Menschen“ urteilen.193 Der Verfasser sagt:
„Die erste Form der mystischen Sieben fand man am Himmel, dargestellt durch die sieben Hauptsterne des Großen Bären, des Sternbildes, das von den Ägyptern der Mutter der Zeit und den sieben elementalen Kräften zugeschrieben wurde.“
Ganz genau, denn die Inder verorteten ihre sieben ursprünglichen Rishis im Großen Bären und nennen dieses Sternbild die Wohnstatt der Saptarishis, Riskhas und Chitra-Shikhandinas. Und ihre Adepten behaupten zu wissen, ob es sich dabei lediglich um einen astronomischen Mythos handelt oder ein ursprüngliches Mysterium, das eine tiefere Bedeutung hat als es auf seiner Oberfläche zur Schau trägt. Es wird uns auch gesagt: „Die Ägypter teilten die Himmelsfläche bei Nacht in sieben Teile. Der ursprüngliche Himmel war siebenfältig.“ So war es auch bei den Ariern. Man muss nur in den Puranas über die Anfänge Brahmâs und seines „Eies“ lesen, um das zu erkennen. Entlehnten also die Arier diese Idee von den Ägyptern?
„Die Anzahl der frühesten in der Natur erkannten Kräfte“, fährt der Vortragende fort, „wurde mit sieben angegeben. Diese wurden sieben Elementale, Teufel (?) oder später Gottheiten. Sieben Eigenschaften wurden der Natur zugeschrieben, nämlich [SD # 632] Materie, Kohäsion, Fluss, Gerinnung, Akkumulation, Stillstand und Teilung – und dem Menschen sieben Elemente oder Seelen“.
All das war Teil der Unterweisungen in die esoterische Lehre, aber ihre Mysterien wurden, wie bereits erwähnt, mit sieben und nicht mit zwei oder höchstens drei Schlüsseln ausgelegt und entschlüsselt; daher wirkten ihre Ursachen und Wirkungen sowohl in der unsichtbaren oder mystischen als auch in der psychischen Natur, und so konnte sich sowohl die Metaphysik als auch die Psychologie darauf beziehen, wie auch die Physiologie. „Das Siebenerprinzip“, wie der Autor sagt, „wurde eingeführt, und die Zahl sieben lieferte einen heiligen Typus, der für vielerlei Zwecke verwendet werden konnte“. Und so wurde er verwendet. Denn: „Die sieben Seelen des Pharaos werden in den ägyptischen Texten häufig erwähnt. . . . Unsere britischen Druiden identifizierten sieben Seelen oder Prinzipien im Menschen. . . . . Auch die Rabbiner ließen die Anzahl der Seelen bis zu sieben ansteigen; ebenso wie die Karen Indiens. . . .“
Und dann fertigt der Verfasser eine Tabelle der beiden Lehren an – die esoterische und die ägyptische – und zeigt, dass Letztere dieselbe Reihenfolge und Ordnung aufweist.
(Esoterisch) Indisch | Ägyptisch |
1. Rupa, Körper oder Element der Form | 1. Kha, Körper |
2. Prana, Lebensatem | 2. Ba, die Seele des Atems |
3. Astralkörper | 3. Khaba, der Schatten |
4. Manas, oder Intelligenz194 | 4. Akhu, Intelligenz oder Wahrnehmung |
5. Kama -Rupa oder animalische Seele | 5. Seb, Ahnenseele |
6. Buddhi, spirituelle Seele | 6. Putah, der erste intellektuelle Vater |
7. Atman, reiner Geist. . . . | 7. Atmu, eine göttliche oder ewige Seele |
Ferner formuliert der Vortragende diese sieben (ägyptischen) Seelen wie folgt: (1) Die Seele des Blutes – die formative; (2) die Seele des Atems – „die atmet“; (3) der Schatten oder die bedeckende Seele – die „umschließt“; (4) die Seele der Wahrnehmung – die „wahrnimmt“; (5) die Seele der Reife – „die zeugt“; (6) die intellektuelle Seele – „die intellektuell reproduziert“; und (7) die spirituelle Seele – „die dauerhaft aufrechterhalten wird“.
Vom exoterischen und physiologischen Standpunkt aus mag das ganz richtig sein; vom esoterischen Gesichtspunkt aus trifft das weniger zu. Das zu behaupten bedeutet keinesfalls, dass die „esoterischen Buddhisten“ die Menschen in eine Anzahl von Elementargeistern auflösen, was ihnen G. Massey in derselben Vorlesung unterstellt. Kein „esoterischer Buddhist“ hat sich jemals einer derartigen Absurdität schuldig gemacht. Auch hat man sich niemals vorgestellt, dass diese Schatten „in einer anderen Welt zu spirituellen Wesen werden“ oder „zu sieben potenziellen Geistern oder Elementaren eines anderen Lebens“. Die Behauptung umfasst lediglich, dass das unsterbliche Ego, so oft es sich inkarniert, im Ganzen eine [SD # 633] zusammengesetzte Einheit von Materie und Geist wird, die gemeinsam auf sieben verschiedenen Daseins- und Bewusstseinsebenen wirken. An anderer Stelle fügt Gerald Massey hinzu: „Die sieben Seelen (unsere ‘Prinzipien’) werden in den ägyptischen Texten häufig erwähnt. Der Mondgott, Thot-Eshmun, oder der spätere Sonnengott, stand für die sieben Naturkräfte, die bereits vor ihm existierten und in ihm als seine sieben Seelen (wir sagen ‘Prinzipien’) zusammengefasst waren . . . . Die sieben Sterne in der Hand Christi in der Offenbarung haben dieselbe Bedeutung“ etc.
Und sie haben sogar noch eine größere Bedeutung, da diese Sterne auch die sieben Schlüssel der sieben Kirchen oder kabbalistisch der sodalischen Mysterien darstellen. Wir wollen jedoch nicht bei der Erörterung verweilen, sondern fügen hinzu, dass andere Ägyptologen ebenfalls entdeckt haben, dass die siebenfältige Zusammensetzung des Menschen eine Hauptlehre der alten Ägypter war. In einer Reihe bemerkenswerter Artikel in der „Sphinx“ (München) gibt Franz Lambert einen unbestreitbaren Beweis für seine Schlussfolgerung aus dem „Totenbuch“ und anderen ägyptischen Aufzeichnungen. Für Einzelheiten muss der Leser auf die Aufsätze selbst verwiesen werden, aber das folgende Diagramm, das die Schlüsse des Verfassers zusammenfasst, ist ein anschaulicher Beweis für die Identität der ägyptischen Psychologie mit der siebenfältigen Einteilung in „Esoteric Buddhism“.
Auf der linken Seite sind die kabbalistischen Namen der entsprechenden menschlichen Prinzipien platziert, und rechts die hieroglyphischen Namen mit ihren Übersetzungen wie im Diagramm von Franz Lambert.
[SD # 634] Das ist eine ganz ordentliche Darstellung der Anzahl der „Prinzipien“ des Okkultismus, doch sehr verworren; und es ist das, was wir die 7 Prinzipien im Menschen nennen und was Massey mit „Seelen“ bezeichnet, indem er dem Ego oder der Monade, die sich reinkarniert und sozusagen bei jeder Wiedergeburt wiederaufersteht, denselben Namen gibt wie die Ägypter, nämlich – der „Erneuerte“. Aber wie kann Ruach (Geist) in Kama-Rupa untergebracht werden? Was sagt Böhme, der Fürst aller mittelalterlichen Seher?
„Wir finden sieben besondere Eigenschaften in der Natur, damit diese einzige Mutter alles wirket“ (die er Feuer, Licht, Ton (die oberen Drei) und Liebesbegierde, Bitterwehetun, Angst und Substanzialität nennt, und so die niederen auf seine eigene mystische Art analysiert), . . . „was immer die sechs Gestalten spirituell sind, das ist die siebte, der Körper (oder Substanzialität), im Wesen“. Das sind also die sieben Gestalten der Mutter aller Wesen, aus welcher alles geboren wird, was in dieser Welt ist.196 Und wiederum in „Aurora“ xxiv, S. 27 (zitiert in „Natural Genesis“): „So hat sich der Schöpfer im Leib dieser Welt gleich wie kreatürlich geboren in seinen befähigenden Ursprungsgeistern: Und alle Sterne sind nichts anderes als Kräfte Gottes, und der ganze Leib dieser Welt besteht in den sieben befähigenden oder Ursprungsgeistern.“
Das ist unsere theosophische Lehre, in mystischer Sprache wiedergeben. . . Doch wie könnten wir mit Gerald Massey übereinstimmen, wenn er sagt:
„Die sieben Menschenrassen, die durch den Geheimbuddhisms197 veredelt und planetarisch (?) gemacht wurden, sind im Bundahischn anzutreffen als (1) Erdmenschen; (2) Wassermenschen; (3) brustohrige Menschen; (4) brustäugige Menschen; (5) einbeinige Menschen; (6) fledermausflüglige Menschen; (7) Menschen mit Schwänzen“ . . . Jede dieser Beschreibungen, allegorisch und selbst in ihren späteren Form verfälscht, ist nichtsdestoweniger ein Echo der Lehren der Geheimlehre. Sie alle beziehen sich auf Millionen von Jahren andauernde vormenschliche Evolution von „schrecklichen und bösen“ Wassermenschen durch die nicht unterstützte Natur, wie zuvor beschrieben. Aber wir bestreiten rundweg die Behauptung, „sie seien niemals wirkliche Rassen gewesen“ und verweisen als unsere Antwort auf die archaischen Stanzen. Es ist leicht zu schlussfolgern und zu behaupten, unsere „Unterweiser hätten diese Schatten der Vergangenheit irrtümlich für menschliche und spirituelle Dinge gehalten“, aber dass „sie dies weder sind, noch jemals waren“, ist nicht so leicht zu beweisen. Die Behauptung muss immer auf gleicher Stufe mit der Behauptung Darwins bleiben, Mensch und Affe hätten einen gemeinsamen pithekoiden Ahnen. Was der Vortragende im ägyptischen Ritual für eine „Ausdrucksweise“ und nichts weiter hält, hat nach unserer Ansicht eine ganz andere, und zwar wichtige Bedeutung. Hier ist ein Beispiel. Das Ritual, das „Totenbuch“, sagt:
[SD # 635] „Ich bin die Maus.“ „Ich bin der Habicht.“ „Ich bin der Affe.“ . . . „Ich bin das Krokodil, dessen Seele vom Menschen kommt.“ „Ich bin die Seele der Götter.“ Der vorletzte Satz, „dessen Seele vom Menschen kommt“, wird vom Vortragenden erklärt, indem er beiläufig sagt: „Das heißt, als ein Typus der Intelligenz“; und der letzte, „Ich bin die Seele der Götter“, soll „den Horus, oder Christus, als das Ergebnis von allem“ bedeuten.
Die okkulte Lehre antwortet: „Er bedeutet weitaus mehr.“ . . .
Er bestätigt vor allem folgende Lehre: Während die menschliche Monade auf Globus A und anderen in der ersten Runde alle drei Reiche durchlief – das mineralische, das pflanzliche und das tierische –, entsprang in unserer gegenwärtigen vierten Runde jedes Säugetier aus dem Menschen, wenn das halb ätherische, vielgestaltige Geschöpf aus den ersten beiden Rassen mit der menschlichen Monade in ihm als Mensch betrachtet werden kann. Aber es muss so bezeichnet werden, denn in der esoterischen Sprache ist nicht die heute als Mensch bezeichnete Form aus Fleisch, Blut und Knochen in irgendeinem Sinn der Mensch, sondern die innere göttliche Monade mit ihren mannigfaltigen Prinzipien oder Aspekten.
So sehr er auch dem Buch „Esoteric Buddhism“ und seinen Lehren entgegentritt, ist der angeführte Vortrag dennoch eine beredte Antwort für jene, die versuchten, das Ganze als eine neumodische Lehre darzustellen. Und es gibt viele von ihnen in Europa, Amerika und selbst in Indien. Trotzdem scheint der Unterschied zwischen der Esoterik der alten Arhats und derjenigen, die jetzt in Indien bei den wenigen Brahmanen überlebte, die ihre geheime Philosophie ernsthaft studiert haben, nicht so groß zu sein. Er scheint sich mehr als alles andere auf die Frage nach der Reihenfolge der Evolution der kosmischen und anderen Prinzipien zu konzentrieren und darauf beschränkt zu sein. Jedenfalls ist es keine größere Abweichung als die andauernde Frage des Filioque-Dogmas, welche die römisch-katholische seit dem 12. Jahrhundert von der älteren griechischen östlichen Kirche trennt. Doch was immer die Unterschiede in den Darstellungsformen des siebenfältigen Dogmas sein mögen, der wesentliche Inhalt ist da, und seine Gegenwart und Bedeutung im brahmanischen System kann nach dem beurteilt werden, was einer der gelehrten Metaphysiker und Vedanta-Forscher Indiens darüber sagt:
„Die wirkliche esoterische siebenfältige Einteilung ist eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Einteilung, die ihre Anordnung von der mysteriösen Konstitution dieses ewigen Typus erhielt. Ich kann in diesem Zusammenhang auch erwähnen, dass die vierfältige Einteilung denselben Ursprung für sich in Anspruch nimmt. Das Licht des Lebens scheint sozusagen durch das dreiseitige Prisma der Prakriti gebrochen zu werden, das die drei Gunas als seine drei Flächen aufweist, und in sieben Strahlen geteilt zu werden, die im Laufe der Zeit die sieben Prinzipien dieser Einteilung entwickeln. Der Fortschritt der Entwicklung bietet einige Ähnlichkeiten mit der graduellen Entwicklung der Strahlen des Spektrums. Während die vierfältige Einteilung [SD # 636] für alle praktischen Zwecke vollkommen ausreicht, ist diese wirkliche siebenfältige Einteilung von großer theoretischer und wissenschaftlicher Bedeutung. Es wird notwendig sein, sie zur Erklärung gewisser von den Okkultisten bemerkter Klassen von Erscheinungen anzunehmen; und sie ist vielleicht besser geeignet, die Grundlage eines perfekten Systems der Psychologie zu sein. Sie ist nicht das besondere Eigentum der ‘transhimalayischen esoterischen Lehre’. In der Tat steht sie mit dem brahmanischen Logos in einem engeren Zusammenhang als mit dem buddhistischen. Um meine Ansicht klar zu machen, kann ich hier darauf hinweisen, dass der Logos sieben Formen hat. Mit anderen Worten, es gibt sieben Arten von Logoi im Kosmos. Jeder von ihnen wurde zur Zentralfigur einer der sieben Hauptzweige der alten Weisheitsreligion. Diese Einteilung ist nicht die siebenfältige Einteilung, die wir übernommen haben. Ich behaupte das ohne die geringste Furcht vor Widerspruch. Die wirkliche Einteilung hat alle Erfordernisse einer wissenschaftlichen Einteilung. Sie hat sieben verschiedene Prinzipien, die sieben verschiedenen Zuständen von Prajna oder Bewusstsein entsprechen. Sie überbrückt die Kluft zwischen dem Objektiven und dem Subjektiven und weist auf den mysteriösen Kreislauf hin, welchen die Ideenbildung durchläuft. Die sieben Prinzipien sind mit sieben Zuständen der Materie und sieben Formen der Kraft verbunden. Diese Prinzipien sind harmonisch zwischen zwei Polen angeordnet, welche die Grenzen des menschlichen Bewusstseins bezeichnen.“198
Das Obige ist vollkommen richtig, mit Ausnahme vielleicht eines einzigen Punktes. Die „siebenfältige Einteilung“ in dem esoterischen System wurde (so viel die Schreiberin weiß) niemals von irgendjemand, der ihr anhing, als „das besondere Eigentum der transhimalayischen esoterischen Lehre“ in Anspruch genommen, sondern nur, dass sie in dieser alten Schule allein fortgelebt hat. Sie ist nicht in größerem Maß das Eigentum der trans- als der vorhimalayischen esoterischen Lehre, sondern lediglich das gemeinsame Erbteil aller solcher Schulen, die den Weisen der fünften Wurzelrasse von den großen Siddhas199 der vierten hinterlassen wurde. Erinnern wir uns daran, dass die Atlantier, die jetzt in so vielen der ältesten Handschriften Indiens verherrlicht werden, erst kurz vor ihrem Fall zu den schrecklichen Zauberern wurden, was letztlich den Untergang ihres Kontinents zur Folge hatte. Was behauptet wird, ist lediglich, dass die von den „Göttlichen“ – mittels der kriyashaktischen Kräfte der dritten Rasse vor ihrem Fall und der Geschlechtertrennung geboren – den Adepten der frühen vierten Rasse mitgeteilte Weisheit in einer gewissen Bruderschaft in all ihrer ursprünglichen Reinheit erhalten blieb. Da die erwähnte [SD # 637] Schule oder Bruderschaft mit einer gewissen Insel eines Binnenmeeres in engem Zusammenhang steht, an das sowohl Hindus als auch Buddhisten glauben, das aber von den Geografen und Orientalisten als „mythisch“ bezeichnet wird, wird man um so weiser sein, je weniger man darüber spricht. Auch kann nicht davon ausgegangen werden, dass die erwähnte „siebenfältige Einteilung“ „einen engeren Zusammenhang mit dem brahmanischen als mit dem buddhistischen Logos“ hat, da beide identisch sind, ob man nun den einen „Logos“ Iswara nennt oder Avalokitesvara, Brahmâ oder Padmapani. Das sind jedoch sehr kleine, mehr eingebildete als tatsächliche Unterschiede. Brahmanismus und Buddhismus sind beide, von ihren orthodoxen Aspekten aus betrachtet, so feindlich und so unvereinbar wie Wasser und Öl. Jeder dieser großen Körper hat jedoch eine verwundbare Stelle in seiner Konstitution. Während beide selbst in ihrer esoterischen Interpretation lediglich darin übereinstimmen können, dass sie nicht übereinstimmen, muss jede Meinungsverschiedenheit fallen, sobald ihre entsprechenden verwundbaren Punkte einander gegenübergestellt werden, denn die beiden werden sich auf einer gemeinsamen Basis finden. Die „Achillessehne“ des orthodoxen Brahmanismus ist die Advaita-Philosophie, deren Anhänger von den Frommen als „verkleidete Buddhisten“ bezeichnet werden; und jene des orthodoxen Buddhismus ist die nördliche Mystik, wie sie von den Schülern der Philosophien Aryasanghas (der Yogacharya-Schule) und des Mahayana repräsentiert wird, die ihrerseits von ihren Religionsangehörigen als „verkleidete Vedantisten“ verhöhnt werden. Die Esoterische Philosophie dieser beiden kann nur eine sein, wenn man sie sorgfältig analysiert und vergleicht, denn Gautama Buddha und Shankaracharya sind aufs Engste miteinander verbunden, wenn man der Tradition und bestimmten esoterischen Lehren Glauben schenkt. So wird sich jeder Unterschied zwischen den beiden vielmehr auf die Form als auf die Substanz beziehen.
In der „Anugita“ ist ein höchst mystischer Vortrag voller siebenfältiger Symbolik zu finden.200 Dort erzählt der Brahmane von der Wonne, den Bereich der Täuschung überschritten zu haben: „Einbildungen, in denen sich Bremsen und Moskitos befinden, in denen Kummer und Freude, Kälte und Hitze sind, in denen Täuschung die blendende Finsternis ist, in denen Habsucht gleich den Raubtieren und Reptilien ist, in denen Begierde und Zorn die Behinderer sind“ . . . . Der Weise beschreibt den Eingang und Ausgang des Waldes (einem Symbol für die menschliche Lebenszeit) und auch diesen Wald selbst:201
„In diesem Wald gibt es sieben große Bäume (die Sinne, einschließlich des Verstandes und des Verstehens, oder Manas und Buddhi), sieben Früchte und sieben Gäste; sieben Einsiedeleien, sieben (Formen der) Konzentration, und sieben (Formen der) Initiation. Das ist die Beschreibung des Waldes. Der Wald ist voller Bäume, die herrliche Blüten und Früchte in fünf Farben hervorbringen.“
[SD # 638] „Die Sinne“, sagt der Kommentator, „werden Bäume genannt, da sie Früchte . . . . Vergnügen und Schmerzen hervorbringen; die Gäste sind die personifizierten Kräfte eines jedes Sinnes – sie empfangen die oben beschriebenen Früchte; die Einsiedeleien sind die Bäume, in denen die Gäste Zuflucht suchen. Die sieben Formen der Konzentration bedeuten den Ausschluss der sieben Funktionen der sieben Sinne etc. vom Selbst, wie bereits erwähnt. Die sieben Formen der Initiation beziehen sich auf die Initiation in das höhere Leben . . . indem man die Handlungen eines jeden Mitglieds der Gruppe von sieben abweist, da sie nicht die eigenen sind.“ (Siehe „Khandagya“, S. 219, und Kommentar)
Diese Erklärung ist harmlos, wenn auch unbefriedigend.
Seine Beschreibung fortsetzend, sagt der Brahmane:
„Dieser Wald ist voller Bäume, die Blüten und Früchte in vier Farben hervorbringen. Dieser Wald ist voller Bäume, die Blüten und Früchte in drei Farben hervorbringen, und in gemischten Farben. Dieser Wald ist voller Bäume, die Blüten und Früchte in zwei Farben hervorbringen, und in schönen Farben. Dieser Wald ist voller Bäume, die Blüten und Früchte von einer Farbe hervorbringen und duften. Dieser Wald ist erfüllt von zwei großen Bäumen (anstatt von sieben), die zahlreiche Blüten und Früchte in nicht zu unterscheidenden Farben hervorbringen (Verstand und Verstehen – die beiden höheren Sinne, oder theosophisch ‘Manas-Buddhi’). Es ist ein Feuer (das Selbst) hier, verbunden mit dem Brahman202 und im Besitz eines guten Verstandes (oder wahren Wissens, laut Arjuna Miśra). Und es gibt Brennstoff dort, nämlich die fünf Sinne (oder menschlichen Leidenschaften). Die sieben (Formen der) Befreiung aus diesen sind die sieben (Formen der) Initiation. Die Eigenschaften sind die Früchte. . . . Dort erfahren die großen Weisen Gastfreundschaft. Und wenn sie verehrt wurden und verschwunden sind, leuchtet ein weiterer Wald auf, in welchem Intelligenz der Baum ist und die Befreiung die Frucht, und er besitzt Schatten (in Form der) Ruhe, die von Erkenntnis abhängt, die Zufriedenheit als ihr Wasser hat und den Kshetrajna (das „Höchste Selbst“, sagt Krishna in der „Bhagavadgita“, S. 102 seq.) im Inneren als Sonne.“
Nun ist alles oben Stehende sehr klar, und kein Theosoph, nicht einmal der ungelehrteste, kann die Allegorie missverstehen. Und doch sehen wir, dass große Orientalisten in ihren Erklärungen alles durcheinander bringen. Die „großen Weisen“, die „Gastfreundschaft erfahren“, werden als die Sinne gedeutet, „die, nachdem sie tätig waren, ohne mit dem Selbst verbunden gewesen zu sein, schließlich [SD # 639] darin absorbiert werden“. Aber man kann nicht verstehen, auf welche Art die Sinne, wenn sie mit dem „Höheren Selbst nicht verbunden“ sind, „darin absorbiert“ werden können. Man würde im Gegenteil davon ausgehen, dass eben weil die persönlichen Sinne zu dem unpersönlichen Selbst gravitieren und danach streben, mit ihm verbunden zu werden, da es Feuer ist, die niederen fünf verbrennt und dadurch die höheren beiden reinigt, „Verstand und Verstehen“ oder die höheren Aspekte von Manas203 und Buddhi. Das geht augenscheinlich aus dem Text hervor. Die „großen Weisen“ verschwinden, nachdem sie „verehrt wurden“. Verehrt von wem, wenn sie (die angeblichen Sinne) „mit dem Selbst nicht verbunden“ sind? Vom Verstand natürlich; von Manas (in diesem Fall mit dem sechsten Sinn verschmolzen), welches nicht Brahman, das Selbst oder Kshetrajna ist – die spirituelle Sonne der Seele – und auch nicht sein kann. In diese Sonne muss Manas selbst mit der Zeit eingehen. Es hat „große Weise“ verehrt und irdischer Weisheit Gastfreundschaft geboten: Doch sobald darüber „der andere Wald hervorleuchtet“, ist es Intelligenz (Buddhi, der 7. Sinn, aber das 6. Prinzip), die in den Baum verwandelt wird – jenen Baum, dessen Frucht die Befreiung ist –, was schließlich selbst die Wurzeln des Ashwatthabaums zerstört, des Lebenssymbols und seiner trügerischen Freuden und Vergnügen. Und daher haben diejenigen, die den Zustand der Befreiung erlangen, nach den Worten des oben angeführten Weisen „hinfort keine Furcht“. In diesem Zustand „kann das Ende nicht wahrgenommen werden, weil es sich nach allen Seiten erstreckt“.
„Sieben Frauen haben dort immer ihre Wohnstatt“, fährt er fort und führt das Gleichnis weiter aus. Diese Frauen, die nach Arjuna Miśra Mahat, Ahamkara und die fünf Tanmatras sind, haben immer ihre Gesichter nach unten gerichtet, da sie auf dem Weg des spirituellen Aufstiegs Hindernisse sind.
„ . . . . In ihm (Brahman, dem ‘Selbst’) wohnen die sieben vollkommenen Weisen, gemeinsam mit ihren Häuptern, und kommen wieder aus ihm hervor. Herrlichkeit, Glanz und Größe, Erleuchtung, Sieg, Vollkommenheit und Kraft – diese sieben Strahlen folgen derselben Sonne (Kshetrajna, dem Höheren Selbst) nach. . . . Jene, deren Wünsche reduziert sind (selbstlos), . . . . deren Sünden (Leidenschaften) durch Beherrschung verbrannt sind, welche das Selbst in das Selbst eingehen lassen,204 weihen sich dem Brahman. Die Menschen, die den Wald der Erkenntnis (Brahman oder Selbst) verstehen, preisen die Ruhe. Und indem sie diesen Wald anstreben, werden sie (wieder-) geboren, damit sie den Mut nicht verlieren. [SD # 640] Solcherart ist dieser heilige Wald tatsächlich . . . . Und indem sie das verstehen, handeln sie (die Weisen) dementsprechend, geleitet von Kshetrajna. . . . “
Keiner der Übersetzer unter den westlichen Orientalisten hat bis jetzt in der voranstehenden Allegorie irgendetwas Höheres wahrgenommen als Mysterien, die mit Opferritualen, Buße oder asketischen Zeremonien und Hatha Yoga zusammenhängen. Wer jedoch die symbolische Bildsprache versteht, und die Stimme des Selbstes im Selbst vernimmt, wird darin etwas weitaus Höheres sehen als allein Ritualismus, wie oft er auch in kleineren Einzelheiten der Philosophie irren mag.
Und hier sei uns eine letzte Bemerkung erlaubt. Kein wahrer Theosoph, vom unwissenden aufwärts bis zum gelehrtesten, sollte für irgendetwas, das er über theosophische Dinge sagen oder schreiben mag, Unfehlbarkeit beanspruchen. Der Hauptpunkt ist einzugestehen, dass in vielerlei Hinsicht bei der Klassifizierung sowohl kosmischer als auch menschlicher Prinzipien neben den Fehlern in Bezug auf die Reihenfolge der Evolution und insbesondere hinsichtlich metaphysischer Fragen, diejenigen von uns, die vorgeben andere zu belehren, Unwissendere als wir selbst – alle dazu neigen, sich zu irren. Derartige Missgriffe wurden in Werken wir „Isis entschleiert“, „Esoteric Buddhism“, „Man“ und „Magic: White and Black“ etc. gemacht, und wahrscheinlich kann in dem vorliegenden Werk mehr als ein solcher Missgriff gefunden werden. Das lässt sich nicht vermeiden. Damit ein großes oder auch nur ein kleines Werk über so schwer verständliche Gegenstände vollständig frei von Irrtum und Fehler sein könnte, müsste es vom ersten bis zum letzten Blatt von einem großen Adepten, wenn nicht von einem Avatara geschrieben werden. Dann nur könnten wir behaupten: „Dies ist wahrlich ein Werk ohne Fehl und Tadel!“ Wie aber könnte das Werk vollkommen sein, solange der Künstler unvollkommen ist? „Endlos ist die Suche nach der Wahrheit!“ Lieben wir sie und streben wir nach ihr um ihrer selbst willen, und nicht wegen des Ruhms oder Nutzens, den ein winziger Teil ihrer Offenbarung uns verschaffen kann. Denn wer von uns kann sich anmaßen, selbst auch nur über eine kleine Lehre des Okkultismus die ganze Wahrheit in Händen zu halten?
Unser Hauptpunkt in dem vorliegenden Gegenstand war jedoch zu zeigen, dass die siebenfältige Lehre oder Einteilung der Konstitution des Menschen sehr alt ist und nicht von uns erfunden wurde. Das ist mit Erfolg geschehen, denn wir werden in dieser Auffassung bewusst und unbewusst von einer Anzahl alter, mittelalterlicher und moderner Schriftsteller unterstützt. Was die Ersteren sagten, war gut gesagt; was die Letzteren wiederholten, war generell verzerrt. Ein Beispiel: Man lese „Pythagorean Fragments“ und vergleiche damit den siebenfältigen Menschen, wie er von dem ehrwürdigen G. Oliver, dem gelehrten Freimaurer, in seinem „Pythagorean Triangle“ angegeben wird (Kap. über „Science of Numbers“, S. 179).
Er sagt Folgendes:
„Die theosophische Philosophie zählte sieben Eigenschaften (oder Prinzipien) im Menschen auf, nämlich:
(1) Der göttliche goldene Mensch
(2) Der innere heilige Körper aus Feuer und Licht, wie reines Silber
(3) Der elementare Mensch
[SD # 641] (4) Der launenhafte, paradiesische Mensch
(5) Der martialische, seelenartige Mensch
(6) Der leidenschaftliche Mensch der Begierden
(7) Der solare Mensch; Zeuge und Inspektor der Wunder des Universums. Sie hatten auch sieben Ursprungsgeister oder Naturkräfte.“
Man vergleiche diesen verwirrten Bericht und die Einteilung westlicher theosophischer Philosophie mit den jüngsten theosophischen Erklärungen seitens der Östlichen Schule der Theosophie und entscheide dann, was richtiger ist. Wahrlich:
„ Weisheit hat ihr Haus erbaut,
Ihre sieben Säulen behauen.” – (Prov. ix. 1.)
Was den Vorwurf anbelangt, unsere Schule hätte die siebenfältige Einteilung der Brahmanen nicht übernommen, sondern sie verwirrt, ist er ziemlich ungerecht. Zunächst ist die „Schule“ eine Sache, und ihre Vertreter (gegenüber den Europäern) eine ganz andere. Letztere müssen zuerst das ABC des praktischen Östlichen Okkultismus erlernen, bevor sie zu einem korrekten Verständnis der furchtbar schwierigen Einteilung gebracht werden können, die auf den sieben verschiedenen Zuständen von Prajna (Bewusstsein) beruht, und sie müssen vor allem vollständig verstehen, was Prajna in der östlichen Metaphysik ist. Einem westlichen Studenten diese Klassifizierung zu geben, ist der Versuch ihn glauben zu machen, er könne den Ursprung des Bewusstseins erklären, indem er den Prozess begründet, durch welchen ihn eine gewisse Erkenntnis durch lediglich einen der Zustände dieses Bewusstseins erreichte; mit anderen Worten, es heißt, ihn etwas, das er auf dieser Ebene kennt, durch etwas anderes begründen zu lassen, über das er auf den anderen Ebenen nichts weiß; d. h. ihn vom Spirituellen und Psychologischen unmittelbar zum Ontologischen zu führen. Das ist der Grund dafür, warum die Theosophen aus der großen Anzahl von Klassifikationen diese ursprüngliche, alte übernommen haben.
Sich mit einer weiteren Aufzählung aus theologischen Quellen zu beschäftigen, nachdem eine so gewaltige Anzahl unabhängiger Zeugen und Beweise vor die Öffentlichkeit gebracht worden ist, wäre vollkommen nutzlos. Die sieben Todsünden und die sieben Tugenden des christlichen Systems sind viel weniger philosophisch als selbst die sieben freien und die sieben verfluchten Wissenschaften – oder die sieben Zauberkünste der Gnostiker. Denn eine der Letzteren ist jetzt öffentlich und trägt Gefahren für die Gegenwart und die Zukunft in sich. Der moderne Name dafür ist Hypnotismus. In der Unkenntnis der sieben Prinzipien und von wissenschaftlichen und unwissenden Materialisten angewendet, wird er bald zum Satanismus in der vollen Bedeutung des Wortes werden.
Fußnoten
1 Die Hegelsche Lehre, die das Absolute Sein oder die „Seinheit“ mit dem „Nichtsein“ identifiziert und das Universum als ein ewiges Werden darstellt, ist mit der Vedanta-Philosophie identisch.
2 Vide infra.
3 Siehe Genesis und die autorisierte Chronologie. In Kapitel 9 „verlässt Noah die Arche” „2.348 v. Chr.”; in Kapitel 10 überwacht „Nimrod, der erste Monarch” „1.998 v. Chr.”.
4 „Annales de Philosophie“, Juni 1860, S. 415.
5 30. April 1860.
6 „Auch werde ich dir Schriften anführen . . . vom Glauben der Sabäer“, sagt er. „Die berühmteste unter ihnen ist das Buch ‘Nabatäische Landwirtschaft’, das von Ibn Wahschiyya übersetzt worden ist. Dies Buch ist voll von heidnischem Unsinn. . . . Es handelt von der Anfertigung von Talismanen, dem Herabziehen der Kräfte der Geister, Magie, Dämonen und Ghuls, die in den Wüsten ihre Wohnstatt haben.“ (Maimonides, zitiert von Dr. D. Chwolsohn, „Die Ssabier und der Ssabismus“, II, S. 458) Die Nabatäer des Libanon-Gebirges glaubten an die sieben Erzengel so wie ihre Vorväter an die sieben großen Sterne als die Wohnungen und Körper dieser Erzengel geglaubt hatten, welchen Glauben die römischen Katholiken bis heute teilen, wie anderwärts gezeigt wird.
7 Siehe „Isis Unveiled“, Bd. II, S. 197.
8 Einfach der Schoß, das „Allerheiligste“ bei den Semiten.
9 Aber in Wirklichkeit war er nicht so, wie ihre Propheten bezeugen. Die späteren Rabbiner und das talmudische Schema sind es, die jegliche Spiritualität aus dem Körper ihrer Symbole austrieben, und nur ihre Schriften zurückließen – eine tote Hülle, aus der die Seele verschwunden ist.
10 Der Verfasser der „Qabbalah“ unternimmt verschiedene Versuche, das hohe Alter des Zohars überzeugend zu beweisen. So zeigt er, dass Moses de Leon nicht der Verfasser oder Fälscher der zoharischen Werke im dreizehnten Jahrhundert gewesen sein kann, wie ihm unterstellt wird, da Ibn Gabirol diese philosophische Lehre 225 Jahre vor der Zeit von Moses de Leon herausgab. Diese Tatsache wird kein wahrer Kabbalist oder Gelehrter jemals leugnen. Sicher ist, dass Ibn Gabirol seine Lehren auf die ältesten kabbalistischen Quellen begründete, nämlich auf das „Chaldäische Buch der Zahlen“ sowie auf einige nicht mehr existierende Midraschim, zweifellos dieselben, die Moses de Leon benutzte. Während es zwar das außerordentliche Alter des esoterischen Systems beweist, deutet gerade die unterschiedliche Art des Umgangs der beiden mit denselben esoterischen Gegenständen auf eine deutliche Färbung der Kompilationen und Glossare des zoharischen Systems von Rabbi Moses durch talmudische und sogar christliche Sektiererei hin. Ibn Gabirol zitierte niemals aus den Schriften, um seine Lehren zu bekräftigen (siehe I. Myers „Qabbalah“, S. 7). Moses de Leon machte aus dem Zohar das, was er bis heute geblieben ist, „einen laufenden Kommentar zu den . . . Büchern des Pentateuchs“ (ebenda), mit einigen späteren Ergänzungen durch christliche Hände. Der eine folgt der archaischen Esoterischen Philosophie; der andere nur dem Teil, der den von Esra wiederhergestellten verlorenen Büchern des Moses angepasst war. Während somit das System oder der Stamm, auf den der erste ursprüngliche Zohar aufgepfropft war, von unermesslichem Alter ist, sind viele der (späteren) zoharischen Schösslinge durch die besonderen Ansichten stark gefärbt, die von christlichen (syrischen und chaldäischen) Gnostikern, den Freunden und Mitarbeitern von Moses de Leon, vertreten wurden, der ihre Interpretationen übernahm, wie von Munk gezeigt wurde.
11 Wo er von der Arka spricht, nennt Timaios von Lokroi sie „den Ursprung der besten Dinge“. Das Wort Arkanum, das „Verborgene“ oder Geheime, ist von Arka abgeleitet. „Keinem wird das Arkanum gezeigt, ausgenommen dem Allerhöchsten“ („Codex Nazaraeus“), auf die Natur als weibliche und den Geist als männliche Kraft anspielend. Alle Sonnengötter wurden „Archagethos“ genannt, „von der Archa geboren“, der göttlichen Jungfrau-Mutter der Himmel.
12 Weil aus zehn Punkten zusammengesetzt, die in einem Dreieck in vier Reihen angeordnet sind. Sie ist das Tetragrammaton der westlichen Kabbalisten.
13 Der Schüler muss darauf achten, dass Jethro nicht deshalb als „Schwiegervater“ von Moses bezeichnet wird, weil er tatsächlich mit einer seiner sieben Töchter verheiratet gewesen wäre. Wenn er je existierte, war Moses ein Initiierter, und als solcher ein Asket, ein Nazar, und konnte niemals verheiratet gewesen sein. Es handelt sich dabei um eine Allegorie, wie alles andere auch. Zippora (die Scheinende) ist eine der personifizierten okkulten Wissenschaften, die Reguel-Jitro, der midiane Priester-Initiator von Moses, seinem ägyptischen Schüler weitergab. Der „Brunnen“, an dem sich Moses auf seiner Flucht vor dem Pharao niederließ, symbolisiert die „Quelle des Wissens“.
14 Im Hebräischen das phallische Symbol des Lingams und der Yoni.
15 An dieser Stufe gelangt man auf die Ebene der Sohle oder des Bodens und offenen Eingangs zur Königskammer, dem ägyptischen „Allerheiligsten“.
16 Der Initiations-Kandidat personifizierte immer den Gott des Tempels, zu dem er gehörte, so wie der Hohepriester zu allen Zeiten Gott personifizierte, gerade so wie der Papst jetzt Petrus und selbst Jesus Christus personifiziert, wenn er das innere Heiligtum betritt – das christliche „Allerheiligste“.
17 Jehovah sagt zu Moses: „Die Summierung meines Namens ist Sacr, der Keimträger“ – Phallus. „Er ist der Träger des Ausdrucks und in den Zeitaltern ging der Sacr über zu dem Sacr-Factum des römischen Priesters und dem Sacrificium und Sacrament der englisch sprechenden Rasse.“ („Source of Measures“, S. 236) Daher ist die Ehe ein Sakrament in der griechischen und in der römischen Kirche.
18 Im vierten Kapitel der Genesis findet sich im Vers 26 folgende Fehlübersetzung: „ . . . und er gab ihm den Namen Enos (Mensch). Damals fing man an, den Namen Jehovahs anzurufen.“ Das macht keinen Sinn, da Adam und die anderen dasselbe getan haben müssen.
19 Streng genommen sind die Juden eine künstliche arische Rasse, in Indien geboren und zu der kaukasischen Abteilung gehörend. Wer mit den Armeniern und Parsen vertraut ist, kann niemals verfehlen, in den Dreien denselben arischen, kaukasischen Typus zu erkennen. Von den sieben ursprünglichen Typen der fünften Rasse sind heute auf der Erde nur noch drei übrig. Wie Prof. W. H. Flower im Jahr 1885 treffend formulierte: „Ich kann mich der Schlussfolgerung nicht widersetzen, zu der verschiedene Anthropologen so oft gelangt sind – dass sich der ursprüngliche Mensch, was immer er auch gewesen sein mag, im Verlauf der Zeitalter in drei extreme Typen geteilt habe, die repräsentiert werden durch den europäischen Kaukasier, den asiatischen Mongolen und den afrikanischen Äthiopier, und dass alle existierenden Individuen der Spezies um diese Typen herum angeordnet werden können. . . .“ (Ansprache des Präsidenten an das Anthrop. Inst. of Great Britain etc.) Wie könnte es in Anbetracht der Tatsache, dass unserer Rasse ihre fünfte Unterrasse erreicht hat, auch anders sein?
20 Wann immer auf solche Analogien zwischen den Nichtjuden und den Juden und später den Christen hingewiesen wurde, war es die unveränderliche Gewohnheit der Letzteren zu behaupten, dass es das Werk des Teufels war, der die Heiden dazu zwang, die Juden nachzuahmen, um die Religion des einen, wahren, lebendigen Gottes zu beschmutzen. Dazu sagt Faber sehr richtig: „Einige hatten die Vorstellung, die Nichtjuden seien sklavische Nachahmer der Israeliten gewesen und dass jegliche Ähnlichkeit den mosaischen Instituten entlehnt gewesen sei. Diese Theorie wird das Problem jedoch durchaus nicht lösen. Sowohl deshalb, weil wir eben dieselben Ähnlichkeiten in den Zeremonien von Nationen finden, die ganz anders sind als Palästina und auch in den Riten seiner unmittelbaren Nachbarn, als auch weil es nicht glaubhaft erscheint, dass alle von einer Religion entlehnt haben sollen, die allgemein nicht beliebt war und verachtet wurde.“ („The Origin of Pagan Idolatry“, I, S. 104)
21 Ihre von Abraham und Jakob errichteten geweihten Säulen (unbehauene Steine) waren Lingams.
22 Ein solcher Pseudokabbalist war der Marquis de Mirville in Frankreich, der den Zohar und andere alte Überreste jüdischer Weisheit unter „Chevalier“ Drach studierte, einem alten, zur römischen Kirche konvertierten Rabbiner-Kabbalisten – und mit seiner Unterstützung ein halbes Dutzend Bände voller Klatsch und Verleumdungen gegen sämtliche hervorragenden Spiritualisten und Kabbalisten schrieb. Von 1848 bis 1860 verfolgte er erbarmungslos den alten Graf d’Ourches, einen der frühesten östlichen Okkultisten in Frankreich, einen Mann, dessen weitreichendes okkultes Wissen von seinen Nachfahren niemals richtig gewürdigt werden wird, weil er seinen wirklichen Glauben und sein Wissen unter der Maske des Spiritismus verbarg.
23 Siehe „Isis Unveiled“, Bd. II, 487 et seq.
24 Traktat „Qidduschin“, 81. Siehe jedoch Myers „Qabbalah“, S. 92 und 94 sowie den in diesem Buch erwähnten Zohar.
25 In Marangonis Werk „Della grandezze del arcangelo Sancti Mikaele“ ruft der Schriftsteller aus: „Oh größter Stern, der du der Sonne folgst, die Christus ist! . . . Oh lebendiges Bild der Gottheit! Oh großer Wundertäter des alten Testaments! Oh unsichtbarer Stellvertreter Christi in seiner Kirche! . . .“ etc. etc. Das Werk wird in der lateinischen Kirche sehr in Ehren gehalten.
26 Jesaja 63,8-9.
27 Metator und ἡγεμών.
28 „La Face et le Représentant du Verbe“, S. 18, de Mirville.
29 Das, was im Vendidad „Fravashi“ genannt wird, ist der unsterbliche Teil eines Individuums, welcher den Menschen überlebt – das höhere Ego, sagen die Okkultisten, oder das göttliche Doppel.
30 Im „Buch Enoch“ 26,3 sagt Uriel: „All jene, die Gnade empfangen haben, sollen für immer Gott preisen, den immerwährenden König“, der über sie herrschen wird.
31 Matthäus 24,27.
32 Lukas 10,18.
33 Die protestantische Bibel definiert Behemoth unschuldig – als „das Nilpferd, wie einige denken“ (siehe Randbemerkung bei Hiob 40,15) in der autorisierten Übersetzung.
34 Die Astronomie weiß jedoch nichts über Sterne, die verschwunden sind, es sei denn aus der Sichtbarkeit, niemals aber aus der Existenz, seit die Wissenschaft der Astronomie bekannt wurde. Temporäre Sterne waren lediglich veränderliche Sterne, und man glaubt, dass selbst die neuen Sterne Keplers und Tycho Brahes gesehen werden können.
35 Ein weiterer Beweis, wenn überhaupt einer notwendig wäre, dass die alten Initiierten mehr als sieben Planeten kannten, kann im „Vishnu-Purana“ gefunden werden, Buch II, Kapitel xii, wo Parashara bei seiner Beschreibung der mit Dhruva (dem Polarstern) verbundenen Wagen von den mit Luftschnüren angehängten „Wagen der neun Planeten“ spricht.
36 Justin, „Dialogus cum Tryphone Judaeo“, S. 284.
37 Eine Einteilung, die sich auf Zeit bezieht.
38 Sanchuniathon nennt die Zeit den ältesten Äon, Protogonos, den „Erstgeborenen“.
39 Philo Judaeus, „Kain und seine Geburt“, S. xvii.
40 Es sagt viel über den in unseren Tagen so auffälligen Geist der paradoxen Verneinung, dass sowohl die Ewigkeit des Universums als auch die Präexistenz eines Universalen Bewusstseins von modernen Psychologen abgelehnt werden, während die Evolutionshypothese nach den Lehren Darwins und Haeckels in die Wissenschaft eingebürgert wurde. „Sollten die Idealisten Recht haben, ist die Lehre von der Evolution ein Traum“, sagt Herbert Spencer (siehe Fußnoten S. 1 und 2, Band II).
41 „Mercure Trismegiste-Pimandre“, Section 16 (Kap. 1): . . . . „O, ma pensée, que s’ensuit il? car ie desire grandement ce propos. Pimandre dist, cecy est un mystere celé, iusques à ce iourd’huy. Car nature, soy meslant auec l’hôme, a produict le miracle très merueilleux, aiant celluy qui ie t’ay dict, la nature de l’harmonie des sept du pere, & de l’esprit. Nature ne s’arresta pas la, mais incontinet a produict sept hômes, selon les natures des sept gouuerneurs, en puissance des deux sexes, et esleuez. . . . La generation . . . de ces sept, fust donnée en ceste maniere.”
Hier wurde in der Übersetzung eine Lücke gelassen, die teilweise ausgefüllt werden kann, wenn man auf den lateinischen Text von Apuleius zurückgreift. Der Kommentator, der Bischof, sagt: „Die Natur brachte in ihm (dem Menschen) sieben Menschen hervor (sieben Prinzipien).“
42 Der einzige Pharao, der nach der Darstellung der Bibel im Roten Meer unterging, war der König, der die Israeliten verfolgte, und der ungenannt blieb, vielleicht aus sehr guten Gründen. Die Geschichte wurde sicherlich aus der atlantischen Legende entwickelt.
43 „Vishnu-Purana“, Buch I, Kap. xv.
44 Das ist reine Allegorie. Die Wasser sind ein Symbol der Weisheit und des okkulten Wissens. Hermes repräsentierte die heilige Wissenschaft unter dem Symbol des Feuers; die nördlichen Initiierten unter dem das Wassers. Letzteres ist die Hervorbringung von Nara, dem „Geist Gottes“, oder vielmehr von Paramatman, der „Höchsten Seele“, sagt Kulluka Bhatta; Narayana bedeutet „er, der in der Tiefe wohnt“ oder in die Wasser der Weisheit versenkt ist – denn „Wasser ist der Körper Naras“ (Vayu). Daraus entsteht die Behauptung, dass sie 10.000 Jahre der Entbehrung „in dem weiten Ozean“ verbrachten; und dass sie dargestellt werden, wie sie daraus emportauchen. Ea, der Gott der Weisheit, ist der „Erhabene Fisch“, und Dagon oder Oannes ist der chaldäische Mann-Fisch, der aus den Wassern auftaucht, um Weisheit zu lehren.
45 Das wird von dem ausgezeichneten Übersetzer der Anugita in einer Fußnote (S. 258) mit folgenden Worten erklärt: „Der Sinn scheint folgender zu sein: Der Verlauf des weltlichen Lebens ist den Wirkungen der Lebenswinde zuzuschreiben, die mit dem Selbst verbunden sind und zu seinen Manifestationen als individuelle Seelen führen.“
46 „Vaishvanara (oder Vaishvanava) ist ein Wort, das oft verwendet wird, um das Selbst zu bezeichnen“ – erklärt Nilakantha.
47 Übersetzt von Kashinath Trimbak Telang, M. A., Bombay.
48 Siehe Dowsons „Classical Dictionary“.
49 Siehe „Five Years of Theosophy“.
50 Wer am Soma teilhat, findet sich sowohl mit seinem äußeren Körper verbunden als auch von ihm entfernt in seiner spirituellen Form. Befreit vom Ersteren, schwingt er sich für die betreffende Zeit in die ätherischen, höheren Regionen hinauf, indem er dem Wesen nach „den Göttern gleich“ wird, und doch in seinem physischen Gehirn das Gedächtnis dessen bewahrt, was er sieht und lernt. Klar formuliert ist Soma die Frucht des Baums der Erkenntnis, Adam und Eva oder Yah-ve von den eifersüchtigen Elohim verboten, „damit der Mensch nicht werde wie unser einer“.
51 Dasselbe sehen wir in den modernen exoterischen Religionen.
52 „Historical View of the Hindu Astronomy“. In einem Zitat aus dem Werk, das sich auf Aryachatta bezieht, von dem es heißt, unter den verschiedenen Angaben für die Berechnung von π hätte er einen genauen Näherungswert für das tatsächliche Verhältnis gegeben, gibt der Verfasser von „The Source of Measures“ eine seltsame Behauptung wieder. Bentley, heißt es, „war mit dem astronomischen und mathematischen Wissen der Inder sehr vertraut . . . Diese Behauptung von ihm kann also als authentisch angenommen werden: Dieselbe bei so vielen östlichen und alten Nationen zu findende bemerkenswerte Eigenschaft, Arkanen dieser Art von Wissen eifrig zu verbergen, ist bei den Hindus besonders ausgeprägt. Was herausgegeben wurde, um öffentlich gelehrt und der Beachtung der Allgemeinheit ausgesetzt zu werden, stellte lediglich eine Annäherung an eine exaktere, aber verborgene Wissenschaft dar. Und gerade diese Formulierung Bentleys wird die Behauptung in seltsamer Weise beispielhaft erläutern; und wird, wenn es erklärt ist, zeigen, dass sie (die exoterische Astronomie und Wissenschaften Indiens) aus einem System abgeleitet waren, das exakter war als das europäische, dem Bentley selbst natürlich als weit fortschrittlicher im Vergleich zur indischen Wissenschaft aller Zeiten und Generationen mehr vertraute.“
Das ist Bentleys Missgeschick und nimmt den alten indischen Astronomen, die alle Initiierte waren, nicht ihren Ruhm.
53 Jedes Ereignis von universaler Bedeutung – wie geologische Umwälzungen am Ende einer Rasse und am Beginn einer neuen, was jedes Mal eine große Veränderung in der Menschheit zur Folge hat, spirituell, moralisch und physisch – wurde sozusagen in den siderischen Regionen unseres Planetensystems vorgedacht und vorher vereinbart; dies lehrt die Geheimlehre. Die Astrologie ist vollständig auf diesen mystischen und engen Zusammenhang zwischen den Himmelskörpern und der Menschheit aufgebaut; und sie ist eines der großen Geheimnisse der Initiation und der okkulten Mysterien.
54 Die Nagas werden von den Orientalisten als ein mysteriöses Volk beschrieben, dessen Marksteine in Indien bis zum heutigen Tag in Fülle gefunden werden, und die in Naga-Dvipa wohnten, einer der sieben Kontinente oder Einteilungen Bharatavarshas (Altindien). Die Stadt Nagpur ist eine der ältesten Städte des Landes.
55 Nicht weniger bedeutsam sind die Eigenschaften, die Rudra Shiva zugeschrieben werden, dem großen Yogi, dem Vorvater aller Adepten – in der Esoterik einer der größten Könige der göttlichen Dynastien. Der „Früheste“ und der „Letzte“ genannt, ist er der Schutz der dritten, vierten und fünften Wurzelrasse. Denn in seinem frühesten Charakter ist er der Asket Digambara, „mit den Elementen bekleidet“, Trilochana, der „Dreiäugige“, Panchanana, der „Fünfgesichtige“, eine Anspielung auf die vergangenen vier und die gegenwärtigen fünfte Rasse, denn, obwohl fünfgesichtig, ist er doch nur „vierarmig“, da die fünfte Rasse noch existiert. Er ist der „Gott der Zeit“, Saturn-Kronos, wie seine Damaru (Trommel) in der Gestalt eines Stundenglases zeigt; und wenn er beschuldigt wird, Brahmâs fünftes Haupt abgeschlagen und ihn mit nur vier Häuptern zurückgelassen zu haben, ist das wiederum eine Anspielung auf einen gewissen Grad in der Initiation und auch auf die Rassen.
56 G. Seyffarths Idee, dass es in den alten Zeiten lediglich zehn Tierkreiszeichen gab, ist falsch. Den Profanen waren nur zehn bekannt; die Initiierten jedoch kannten sie alle seit der Zeit der Geschlechtertrennung der Menschheit, als Virgo-Scorpio in zwei geteilt wurde. Infolge der Hinzufügung eines geheimen Zeichens und der von den Griechen ersonnenen Waage anstelle eines geheimen Namens, der nicht gegeben wurde, ergab diese Trennung 12 (vide „Isis Unveiled“, Bd. 2, S. 456).
57 Das Obige ist vielleicht ein Schlüssel zu dem symbolischen Namen des Dalai Lama – der „Ozean“-Lama, was den Weisheitsozean bedeutet, Abbé Huc spricht darüber.
58 Das war der im alten Judäa den Initiierten gegebene Name, die auch die „Unschuldigen“ und die „Kinder“ genannt wurden, d. h. die noch einmal Wiedergeborenen. Dieser Schlüssel eröffnet einen Ausblick auf eines der Mysterien des Neuen Testaments, auf die Ermordung von 40.000 „Unschuldigen“ durch Herodes. Es existiert eine Legende zu diesem Thema, und das Ereignis, das fast ein Jahrhundert v. Chr. stattfand, zeigt den Ursprung der Überlieferung, die gleichzeitig vermischt ist mit der von Krishna und seinem Onkel Kansa. Im Fall des Neuen Testaments steht Herodes für Alexander Jannäus (von Lyda), dessen Verfolgung und Ermordung von Hunderten und Tausenden von Initiierten zur Annahme der Bibelgeschichte führte.
59 „Zohar“, II, 34.
60 Welcher Teufel könnte schlauer, listiger und grausamer sein als der „Whitechapel Mörder“, „Jack the Ripper“, aus dem Jahr 1888, dessen beispiellose, blutrünstige und eisige Verruchtheit ihn dahin führte, kaltblütig sieben unglückliche und im Übrigen unschuldige Frauen zu ermorden und zu verstümmeln! Man braucht nur die Tageszeitungen zu lesen, um darin jede Frau und Kinder prügelnde, betrunkene Unmenschen (Ehemänner und Väter!) zu finden, von denen jeden Tag ein kleiner Prozentsatz vor Gericht gebracht wird, die vollständigen Verkörperungen der Teufel der christlichen Hölle!
61 Dem polymorphen Pantheismus einiger Gnostiker zufolge kam der exoterische Dualismus von Manes, der beschuldigt wurde, das Böse darzustellen und aus dem Teufel einen Gott zu machen – den Nebenbuhler Gottes selbst. Wir können nicht erkennen, dass die christliche Kirche die exoterische Idee der Manichäer bedeutend verbessert hätte, denn sie nennt ihren Gott den König des Lichts und Satan den Fürsten der Finsternis, bis zum heutigen Tag.
62 Um in dieser Beziehung Laing zu zitieren, in seinem bewunderswerten Werk „Modern Science und Modern Thought“ (S. 222, 3. Ausg.): „Aus diesem Dilemma (der Existenz des Bösen in der Welt) gibt es kein Entrinnen, wenn wir nicht die Idee einer vermenschlichten Gottheit ganz und gar aufgeben und die wissenschaftliche Idee einer unerforschlichen und unergründlichen Ersten Ursache offen annehmen; und von einem Universum, dessen Gesetzen wir nachspüren können, von dessen wirklicher Wesenheit wir aber überhaupt nichts wissen, und dass wir lediglich vermuten oder undeutlich erkennen können, ob ein Grundgesetz existiert, welches die Polarität von Gut und Böse zu einer notwendigen Bedingung des Daseins erheben könnte.“ Würde die Wissenschaft „die wirkliche Wesenheit“ kennen, anstatt nichts über sie zu wissen, würde die undeutliche Vermutung sich in die Gewissheit der Existenz eines solchen Gesetzes und in die Kenntnis verwandeln, dass dieses Gesetz mit Karma verbunden ist.
63 Akasha ist nicht der Äther der Wissenschaft, wie einige Orientalisten es übersetzen.
64 Johannes Tritheim, der Abt von Sponheim, der größte Astrologe und Kabbalist seiner Zeit, sagte: „Die Kunst der göttlichen Magie besteht in der Fähigkeit, das Wesen der Dinge im Licht der Natur (Astrallicht) wahrzunehmen, und durch den Gebrauch der Seelenkräfte des Geistes materielle Dinge aus dem unsichtbaren Universum hervorzubringen, und in solchen Operationen müssen das Oben und das Unten zusammengebracht und zum harmonischen Wirken veranlasst werden. Der Geist der Natur (das Astrallicht) ist eine Einheit, die alles schafft und bildet, und indem sie durch das Werkzeug des Menschen wirkt, kann sie wunderbare Dinge hervorbringen. Solche Vorgänge finden entsprechend dem Gesetz statt. Ihr werdet das Gesetz kennen lernen, nach dem diese Dinge vollbracht werden, wenn ihr euch selbst kennenlernt. Ihr werdet es kennen durch die Kraft des Geistes, die in euch ist, und es vollbringen, indem ihr euren Geist mit der Wesenheit, die aus euch selbst kommt, vermischt. Wenn ihr wünscht, in einem solchen Werk Erfolg zu haben, so müsst ihr wissen, wie ihr Geist und Leben in der Natur, und ferner, wie ihr die Astralseele in euch selbst trennt und sie greifbar macht, und dann wird die Substanz der Seele sichtbar und greifbar erscheinen, objektiv gemacht durch die Macht des Geistes.“ (zitiert in Dr. Hartmanns „The Life of Paracelsus“).
65 Der wirkliche, ursprüngliche Text des ersten Briefs an die Korinther (Kap. 15, Verse 44 und 45) würde kabbalistisch und esoterisch wiedergegeben wie folgt lauten: „Es wird gesät ein Seelen-Leib (nicht ein ‘natürlicher’ Leib), es wird auferweckt ein geistiger Leib.“ Paulus war ein Initiierter, und seine Worte haben eine ganz andere Bedeutung, wenn sie esoterisch gelesen werden. Der Körper „wird gesät in Schwachheit (Passivität); es wird auferweckt in Kraft“ (43) – oder in Spiritualität und Intellekt.
66 Von Godolphin Mitford, im späteren Leben Murad Ali Bey. In Indien geboren, Sohn eines Missionars, wurde G. Mitford zum Islam bekehrt und starb im Jahr 1884 als Mohammedaner. Er war ein höchst außerordentlicher Mystiker von großer Gelehrsamkeit und bemerkenswerter Intelligenz. Doch er verließ den Rechten Pfad und fiel sofort unter die karmische Vergeltung. Wie vom Verfasser des angeführten Aufsatzes gut gezeigt wird: „Die Anhänger der besiegten Elohim, die zuerst von den siegreichen Juden (den Jehoviten) massakriert und dann von den siegreichen Christen und Mohammedanern gezwungen wurden, machten nichtsdestoweniger weiter. . . Einige dieser verstreuten Sekten verloren gar die Überlieferung der wahren Begründung ihres Glaubens – im Verborgenen und Geheimen das Prinzip von Feuer, Licht und Freiheit zu verehren. Warum rufen die sabäischen Beduinen (ihrem eigenen Bekenntnis nach Monotheisten, wenn sie in mohammedanischen Städten wohnen) in der Einsamkeit der Wüstennacht dennoch die ‘Himmelsschar’ der Sterne an? Warum verehren die Jesiden, die ‘Teufelsanbeter’, den ‘Melek Taus’ – den ‘Engel Pfau’ – das Emblem des Stolzes und der hundertäugigen Intelligenz (und auch der Initiation), der nach einer alten orientalischen Überlieferung mit Satan aus dem Himmel vertrieben wurde? Warum glauben die Golaiten und die ihnen verwandten mesopotamisch-iranischen mohammedanischen Sekten an den ‘Noor Ilahi’ – das Licht der Elohim – das in Anastasis von hundert prophetischen Führern nacheinander überliefert wurde? Weil sie in unwissendem Aberglauben die traditionelle Religion der ‘von Jahveh gestürzten Lichtgottheiten’ fortsetzten – (vielmehr angeblich gestürzt haben sollen); denn hätte er sie gestürzt, hätte er auch sich selbst gestürzt. Der ‘Melek Taus’ – ist Maluk – ‘Herrscher’, wie in der Fußnote gezeigt wird. Er ist lediglich eine neue Form von Moloch, Melek, Molech, Malayak und Malachim“ – Sendboten, Engel etc.
67 So handelt jeder Yogi und selbst jeder Christ: Man muss das Himmelreich mit Gewalt nehmen – wird uns gelehrt. Warum sollte also ein solches Verlangen irgendjemanden zum Teufel machen?
68 Der okkulten Lehre zufolge vergingen drei Yugas in der Zeit der dritten Wurzelrasse, und zwar das Satya-, das Treta- und das Dvapara-Yuga – entsprechend dem Goldenen Zeitalter in ihrer ersten Unschuld; dem Silbernen – als sie ihre Reife erlangte und dem Bronzezeitalter, als sie, sich in Geschlechter trennend, zu den mächtigen Halbgöttern der alten Zeit wurden.
69 „Prometheus Vinctus“.
70 Der moderne Versuch einiger Griechischgelehrter (in den Tagen des alten griechischen Schriftstellers wären sie als armselige und falsche Gelehrte angesehen worden!), die wirkliche Bedeutung von Aischylos’ Ideen zu erklären, der als unwissender, alter Grieche sich selbst nicht so gut auszudrücken vermochte, ist unsinnig albern!
71 Siehe auch „Mémoires de la Société de la Linguistique“, die nach den „Feuermythen“ kommen (Bd. 1, S. 337, et seq.).
72 Anlässlich von Opfern wird das obere und untere Holzstück zur Erzeugung dieses heiligen Feuers durch Reibung verwendet, und die Aranî enthält die Höhlung. Das wird bewiesen durch eine Allegorie im Vishnu- und in anderen Puranas, die uns sagen, dass Nimi, der Sohn Ikshvakus, keinen Nachfolger hinterlassen hatte und dass die Rishis, die sich davor fürchteten, die Erde ohne einen Herrscher zu lassen, den Körper des Königs in die Höhlung einer Aranî einführten – gleichsam als obere Aranî – und aus ihr einen Prinzen mit Namen Janaka hervorbrachten. „Wegen der besonderen Art, auf die er erzeugt wurde, wurde er Janaka genannt.“ (Siehe jedoch Goldstückers „Sanskrit Dictionary“ unter dem Wort Aranî.) Devaki, die Mutter Krishnas, wird in einem an sie gerichteten Gebet als „Aranî, deren Reibung Feuer erzeugt“ bezeichnet.
73 Die Monade des Tieres ist ebenso unsterblich wie die des Menschen, doch das Tier weiß davon nichts; sie führt ein Leben animalischer Empfindung, geradeso wie es die ersten Menschen getan hatten, beim Erreichen der körperlichen Entwicklung in der dritten Rasse, wären nicht die Agnishwatta und die Manasa Pitris gewesen.
74 Daher die gefallenen Engel; die Asuras des indischen Pantheons.
75 Die Kursivierungen sind von uns; sie zeigen, wie Annahmen heutzutage zu Gesetzen erhoben werden.
76 Khanoch oder Hanokh oder Enoch, bedeutet der „Initiator“ und „Lehrer“, sowie auch Enos, „Sohn des Menschen“, esoterisch. (Siehe Genesis 4,26)
77 Der „Zohar“ sagt, „Hanokh hatte ein Buch, das eins war mit dem Buch der Generationen Adams; das ist das Mysterium der Weisheit.“
78 Noah ist Enochs Erbe der Weisheit; mit anderen Worten, die fünfte ist die Erbin der vierten Rasse.
79 Vide „Isis Unveiled“, Bd. 1, S. 575 et seq.
80 Siehe Danielos Kritiken über de Sacy, in den „Annales de Philosophie“, S. 393.
81 „Astronomie Ancienne“, Bailly, Bd. I, S. 203, und Bd. II, S. 216.
82 „De Civitate Dei“, I, xv, Kap. xxiii.
83 Bei den ägyptischen Gnostikern war Thoth (Hermes) das Haupt der Sieben (vide das ‘Totenbuch’). Origenes gab ihnen die Namen Adonai (die Sonne), Iao (der Mond), Eloi (Jupiter), Sabao (Mars), Orai (Venus), Astaphoi (Merkur) und schließlich Ildabaoth (Saturn).
84 „Qabbalah“, von Isaac Myer.
85 Jedoch nur von sehr wenigen, denn die Schöpfer des materiellen Weltalls wurden immer als der allerhöchsten Gottheit untergeordnete Götter angesehen.
86 Lydus I., c. Ledrenus, I. c.
87 Montfaucons „L’Antiquité expliquée“. Siehe die Tafeln in Band I., Tafel 77. Die Schüler des Hermes gehen nach ihrem Tod zu seinem Planeten, dem Merkur – ihrem Königreich des Himmels.
88 Cornutus.
89 Lydus, „De Mensibus“, iv.
90 „Preaparat, Evang.“ I. iii. Kap. 2.
91 Siehe den Zohar und die beiden „Qabbalahs“ (von I. Myer und Mathers) mit Erläuterungen, wenn sich der Leser davon überzeugen will.
92 Sicherlich nicht; denn sehr oft wurden Symbole dazu erfunden, für andere Symbole zu stehen. Diese wiederum werden ihrerseits in Ideografien verwendet.
93 Das R des slawischen und des russischen Alphabets (des kyrillischen Alphabets) entspricht dem lateinischen P.
94 Siehe Moors „The Hindu Pantheon“, Tafel xiii.
95 In dem Werk „Mission des Juifs“ von Marquis Saint-Yves d’Alveydre, dem Hierophanten und Führer einer großen Gesellschaft französischer Kabbalisten, als das Goldene Zeitalter beschrieben!
96 Um so mehr so, da er der berühmte Bezwinger des Tripurasura und des Titanen Taraka ist. Michael ist der Überwinder des Drachens, und Indra und Kartikeya werden oft als identisch bezeichnet.
97 Nanda ist der erste buddhistische Herrscher, Chandragupta, gegen den alle Brahmanen aufgestellt waren; er stammte aus der Morya-Dynastie und war der Großvater Ashokas. Das ist eine von den Stellen, die in früheren puranischen Handschriften nicht vorkommen. Sie wurden von den Vaishnavas hinzugefügt, die aus sektiererischer Gehässigkeit nahezu ebenso viel hinzufügten wie die christlichen Kirchenväter.
98 Pierius Vale.
99 Die Göttin Bascht (oder Pascht) wurde mit einem Katzenkopf dargestellt. Dieses Tier wurde in Ägypten aus verschiedenen Gründen heilig gehalten: als Symbol des Mondes, das „Auge des Osiris“ oder der „Sonne“ in der Nacht. Die Katze war auch der Sokhit geweiht. Einer der mystischen Gründe dafür war, weil ihr Körper beim Schlafen kreisförmig eingerollt wird. Die Stellung ist zu okkulten und magnetischen Zwecken vorgeschrieben, um in gewisser Weise den Kreislauf der Vitalfluide zu regulieren, mit welchen die Katze hervorragend ausgestattet ist. Der Volksmund spricht von „den neun Leben einer Katze“, was auf einer guten physiologischen und okkulten Grundlage beruht. Gerald Massey gibt auch einen astronomischen Grund dafür an, der in § I „Symbolismus“ gefunden werden kann: „Die Katze sah die Sonne, und sie hatte sie nachts in ihrem Auge (sie war das Auge der Nacht), wenn sie für die Menschen sonst nicht sichtbar war (denn so wie der Mond das Sonnenlicht reflektiert, gilt das auch für die Katze mit ihren phosphoreszierenden Augen) . . . Wir könnten sagen, der Mond spiegelte das Sonnenlicht, weil wir Spiegel besitzen. Für sie war das Katzenauge der Spiegel.“
100 Auch in „T’sang-t-ung-ky“, von Wei-Pa-Yang.
101 Cockers „Christianity and Greek Philosophy“, xi, S. 377.
102 Der Verzweiflungsschrei, den der Graf von Montlosier in seinen „Mystéres de la Vie Humaine“, S. 117, ausstößt, ist eine Gewähr dafür, dass die Ursache der „Vortrefflichkeit und Güte“, von der Platon annahm, dass sie sich über das gesamte Universum erstreckt, weder seine Gottheit noch unsere Welt ist. „Beim Anblick einer solchen Größe, welcher so viel Elend gegenübersteht, denkt der Geist, der dieses große Ganze zu betrachten beginnt, an eine ich weiß nicht wie große Gottheit, die von einer noch größeren und stärkeren Gottheit gleichsam zerschmettert und in Stücke zerschlagen und über das gesamte Universum verstreut worden wäre.“ Die in Bezug auf den Gott dieser Welt, der für so „gut“ gehalten wird, „noch größere und noch anspruchsvollere Gottheit“ ist Karma. Und diese wahre Gottheit zeigt gut, dass die kleinere Gottheit, unser innerer Gott (persönlich für die gegenwärtige Zeit) die mächtigere Hand dieser größeren Gottheit nicht hemmen kann – die durch unsere Handlungen erweckte Ursache, welche kleinere Ursachen nach sich zieht –, die das Vergeltungsgesetz genannt wird.
103 Siehe „Isis Unveiled“, „Vor dem Schleier“, xii (Bd. I).
104 Platon, „Parmenides“, 141, E.
105 Die Swastika ist sicherlich eines der ältesten Symbole der alten Rassen. In unserem Jahrhundert, sagt Kenneth R. H. Mackenzie („Royal Masonic Cyclopaedia“), lebt sie (die Swastika) „in der Form des Hammers“ in der Bruderschaft der Freimaurer fort. Unter den vielen vom Verfasser gegebenen „Bedeutungen“ vermissen wir die wichtigste, welche den Freimaurern offenbar nicht bekannt ist.
106 Siehe Moors „Hindu Pantheon“, wo Vithobas linker Fuß der Figur seines Götterbildes Nagelmale aufweist.
107 Die „Himmel“ sind identisch mit den „Engeln“, wie bereits gesagt.
108 Wie von King, der großen Autorität für gnostische Altertümer, zugestanden wird, sind diese gnostischen Gemmen nicht das Werk der Gnostiker, sondern gehören vorchristlichen Perioden an und sind das Werk von Magiern (S. 241).
109 Der Mangel an Intuition bei Orientalisten und Altertumsforschern in Vergangenheit und Gegenwart ist bemerkenswert. So erklärt Wilson, der Übersetzer des „Vishnu-Puranas“, in seinem Vorwort, er habe im Garuda-Purana „keinen Bericht von der Geburt Garudas“ gefunden. Wenn man bedenkt, dass darin ein allgemeiner Bericht über die „Schöpfung“ enthalten ist und dass Garuda mit Vishnu, dem Maha-Kalpa oder Großen Lebenszyklus, der mit dem sich manifestierenden Vishnu beginnt und mit ihm endet, co-ewig ist, was für ein zusätzlicher Bericht über Garudas Geburt wäre dann noch zu erwarten?
110 Siehe Offenbarung 17,2 und 10; und Levitikus 23,15-18; die erste Stelle spricht von den „sieben Königen“, von denen fünf gegangen sind; und die zweite über die „sieben Sabbate“ etc.
111 Die Pistis Sophia ist ein außerordentlich wichtiges Dokument, ein echtes Evangelium der Gnostiker, das willkürlich Valentinus zugeschrieben wird, jedoch in Bezug auf seinen Ursprung viel wahrscheinlicher ein vorchristliches Werk ist. Ein koptisches Manuskript dieses Werkes wurde von Schwartze im Britischen Museum ganz zufällig entdeckt und von ihm ins Lateinische übersetzt; später wurden der Text und diese Version (die lateinische) von Petermann im Jahr 1853 veröffentlicht. Im Text selbst wird die Abfassung dieses Buches dem Apostel Philippus zugeschrieben, dem Jesus befiehlt, sich niederzusetzen und die Offenbarung zu schreiben. Er ist echt und sollte ebenso kanonisch sein wie jedes andere Evangelium. Unglücklicherweise gibt es bis zum heutigen Tag keine Übersetzung.
112 In dem sehr lang dauernden Initiationszyklus stellte das Wasser die ersten und niedrigsten Stufen zur Reinigung dar, während mit Feuer in Zusammenhang stehende Proben zuletzt kamen. Das Wasser konnte den materiellen Körper erneuern, das Feuer allein den inneren, spirituellen Menschen.
113 Siehe die Einleitung von Kashinath Trimbak Telang, M. A.
114 Im astronomischen und kosmischen Schlüssel ist Vaishvanara Agni, der Sohn der Sonne oder Vishvanaras, in der psycho-metaphysischen Symbolik ist er das Selbst im Sinne der Nichtgetrenntheit, d. h. gleichzeitig göttlich und menschlich.
115 Hier personifiziert der Sprecher das genannte göttliche Selbst.
116 Vergleiche diese „Gegensatzpaare“ in der Anugita mit den Äonen-„Paaren“ in dem von Valentinus ausgearbeiteten System, des höchst gelehrten und tiefsinnigen Meisters der Gnosis. Wie die „Gegensatzpaare“, männlich und weiblich, sich alle aus Akasha ableiten (unentwickelt und entwickelt, differenziert und undifferenziert oder Selbst oder Prajapati), werden die „Paare“ männlicher und weiblicher Äonen von Valentinus so dargestellt, dass sie aus Bythos emanieren, der vorexistierenden, ewigen Tiefe und in ihrer zweiten Emanation aus Ampsiu-Ouraan (oder der immerwährenden Tiefe und Schweigen), dem zweiten Logos. In der esoterischen Emanation gibt es sieben Haupt-„Gegensatzpaare“; und so gab es auch im valentinianischen System vierzehn oder zweimal sieben. Epiphanius kopierte nicht korrekt, er „kopierte ein Paar doppelt“, ist C. W. King überzeugt, „und fügte den eigentlichen fünfzehn Paaren ein weiteres hinzu“ („The Gnostics and Their Remains“ etc., S. 263-4). Hier verfällt King in den entgegengesetzten Irrtum; es sind nicht 15 Äonenpaare (eine Blende), sondern 14, da der erste Äon Jenes ist, aus dem die anderen emanieren, indem Tiefe und Schweigen die erste und einzige Emanation aus Bythos sind. Wie Hippolyt zeigt. „Die Äonen von Valentinus sind zugegebenermaßen die sechs Radikale Simons (Magus)“, mit dem siebten, dem Feuer, an ihrer Spitze. Und diese sind: Denkvermögen, Intelligenz, Stimme, Name, Vernunft und Gedanke, dem Feuer untergeordnet, dem Höheren Selbst, oder genau die „Sieben Winde“ oder die „Sieben Priester“ der Anugita.
117 Nicht notwendigerweise nur beim Tod, sondern auch in Samadhi oder mystischer Trance.
118 Alle Worte und Sätze in Klammern stammen von der Schreiberin. Das ist unmittelbar aus dem lateinischen Manuskript des Britischen Museums übersetzt. Kings Übersetzung in Gnostics stimmt zu sehr mit dem Gnostizismus überein, wie er von den Kirchenvätern ausgelegt wird.
119 Barbelo ist einer der drei „Unsichtbaren Götter“ und schließt, wie C. W. King meint, die „Göttliche Mutter des Heilands“ in sich mit ein, oder vielmehr Sophia Achamoth (vgl. S. 359).
120 In anderen Puranas ist Jatayu der Sohn Arjunas, der Bruder Garudas, beide die Söhne Kashyapas. Aber all das ist äußerliche Allegorie.
121 Der Grund dafür ist einfach und wurde in „Isis entschleiert“ gegeben. In der Geometrie kann eine gerade Linie keinen vollständigen Körper und keine vollständige Fläche darstellen, auch können zwei Linien keine schlüssige Fläche bilden. Erst das Dreieck ist die erste komplette Fläche.
122 Was ist die Bedeutung und die Begründung dieser Figur? Der Grund ist der, dass Manas das fünfte Prinzip ist, und dass das Fünfeck das Symbol des Menschen ist – nicht nur des fünfgliedrigen, sondern vielmehr des denkenden, bewussten Menschen.
123 Der Grund dafür wird offensichtlich, wenn die ägyptische Symbologie studiert wird, siehe weiter unten.
124 So heißt es, dass Brahmâs fünftes Haupt verloren gegangen sei, zu Asche verbrannt durch Shivas „mittleres Auge“, wobei Shiva auch panchanana ist, „fünfgesichtig“. So ist die Zahl bewahrt, und die Geheimhaltung der wahren esoterischen Bedeutung sichergestellt.
125 „Wenn die Sonne über den 30. Grad Makaras hinausgeht und das Zeichen Mena (Fische) nicht mehr erreichen wird, ist die Nacht Brahmâs angebrochen.“ . . .
126 Tod eines jeden physischen Dinges, wahrhaftig; unbewusst belebt Mara jedoch auch die Geburt des Spirituellen.
127 Osiris wird im „Totenbuch“ als „Osiris, das doppelte Krokodil“ bezeichnet (siehe das Kap. „Über den Namen des Osiris“, cxlii). „Er ist das gute und das böse Prinzip; die Tagessonne und die Nachtsonne, der Gott und der sterbliche Mensch.“ Und insofern der Makrokosmos und der Mikrokosmos.
128 Bei Betrachtung des Kreuzes zeigt der Verfasser von „Source of Measures“, dass dieser Leuchter im Tempel „so angeordnet war, dass er auf jeder der beiden Seiten vier Kerzenhalter zählte, während sich einer gemeinsam für beide Seiten an der Spitze befand, tatsächlich mussten auf der einen Seite drei und auf der anderen vier gezählt werden, was zusammen die Zahl 7 ergibt, nach eben derselben Idee wie bei der Darstellung des Kreuzes. Man nehme einen Streifen, eine Einheit breit und drei Einheiten lang, und stelle ihn schräg auf. Man nehme einen weiteren Streifen mit einer Länge von vier Einheiten und stelle ihn entgegengesetzt quer auf, so dass die vierte Einheit zur Spitze oder Ecke des Dreiecks wird. Das ist die Entfaltung des Leuchters. Nun nehme man den drei Einheiten langen Streifen und ordne ihn kreuzförmig mit dem vier Einheiten langen an, und es ergibt sich die Kreuzform. Dieselbe Idee wird mit den sechs Wochentagen in der Genesis zum Ausdruck gebracht, die vom siebten gekrönt werden, was wiederum als Grundlage für das Kreismaß benützt wurde.“ (S. 51)
129 Siehe Liddells „Greek-English Lexicon“
130 In den Anfängen hatte er nicht diese Bedeutung; auch nicht in den älteren Dynastien.
131 Doch wird sich dieser Sinn, wenn er einmal gemeistert ist, als sicherer Schrein für die Schlüssel zur Geheimen Weisheit erweisen. Wahrhaftig, ein Schrein, der so überreich ausgeschmückt ist, dass sein Zierwerk vollständig jede Feder zu seiner Öffnung versteckt und verbirgt, und so den Intuitionslosen glauben lässt, dass er überhaupt keine Öffnung hat und haben kann. Die Schlüssel sind jedoch da, tief vergraben, aber immer gegenwärtig für jenen, der nach ihnen sucht.
132 Zitiert in „The Natural Genesis“, (S. 427, Bd. I).
133 Bei den Christen vollkommen unbestreitbar. Bei den vorchristlichen Symbologen war es, wie gesagt, das Marterbett oder -lager während des Initiationsmysteriums, da das „Kruzifix“ horizontal auf den Boden gelegt und nicht aufgestellt wurde wie zu der Zeit, als es zum römischen Galgen wurde.
134 So war es, und anders konnte es nicht sein. Julian (der Kaiser) war ein Initiierter und war als solcher sowohl mit der metaphysischen als auch mit der physischen „Mysterienbedeutung“ vertraut.
135 Apophis oder Apap ist die Schlange des Bösen, das Symbol der menschlichen Leidenschaften. Die Sonne (Osiris-Horus) vernichtet ihn, und Apap wird gestürzt, gefesselt und angekettet. Der Gott Aker, „das Haupt des Tores zum Abgrund“ von Aker, dem Reich der Sonne (xv, 39), fesselt ihn. Apophis ist der Feind Ras (des Lichts), doch „der große Apap ist gefallen!“, ruft der Verstorbene aus. „Der Skorpion hat deinen Mund verletzt“, sagt er zu dem überwundenen Feind (xxxix, 7). Der Skorpion ist der „Wurm, der niemals stirbt“ der Christen. Apophis ist an das Tau oder an Tat gebunden, das „Emblem der Beständigkeit“. (Siehe die Aufrichtung des Tat in „Tatoo“, Ritual xviii)
136 Dieselbe Form haben die Krypten in den von Initiierten bewohnten vorhimalayischen Regionen, wo ihre Asche sieben Mondjahre lang aufbewahrt wird.
137 „The Natural Genesis“, Bd. I, S. 432.
138 In der Symbologie sind das Kreuz und der Baum identisch und Synonyme.
139 Die 160. Predigt.
140 Daher nannten die Initiierten in Griechenland das Tau Γαιήϊος, Sohn der Gaia, „der Erde entsprungen“, wie Tityos in der „Odyssee“, 7, 324.
141 Siehe das „Mahabharata“, z. B. III, 189, 3, wo Vishnu sagt: „Das Wasser nannte ich in alten Zeiten bei dem Namen Nara und werde daher Narayana genannt, denn das war immer die Wohnstatt, in welcher ich mich bewegte.“ (Ayana) In das Wasser (oder Chaos, das „feuchte Prinzip“ der Griechen und des Hermes) wurde der erste Same des Universums geworfen. „Der ‘Geist Gottes’ schwebte über den dunklen Wassern des Raumes“; deshalb macht Thales daraus das ursprüngliche Element, das vor dem Wasser ist, jedoch in jenem Geist verborgen war.
142 Die „Potenz der Pythagoreischen Dreiecke“ (Ragon).
143 Es gibt gelehrte Brahmanen, die sich gegen unsere siebenfältige Einteilung verwahrten. Von ihrem eigenen Standpunkt aus gesehen haben sie Recht, so wie wir von unserem aus. Sie lassen die drei Aspekte oder verbundenen Prinzipien außer Acht und nehmen nur vier Upadhis (Grundlagen) einschließlich des Egos – das widergespiegelte Bild des Logos im „Karana Sarira“ – und sogar, „genau gesagt . . . . nur drei Upadhis“ an. Für rein theoretisch-metaphysische Philosophie oder für Zwecke der Meditation mögen diese drei genügen, wie das Taraka-Yoga-System zeigt; für praktische okkulte Belehrung jedoch ist unsere siebenfältige Einteilung die beste und einfachste. Das ist jedoch eine Sache der Schule und der Wahl.
144 Protisten sind keine Tiere. Der Leser wird gebeten zu bedenken, dass ausschließlich die Säugetiere gemeint sind, wenn wir hier von „Tieren“ sprechen. Schalentiere, Fische und Reptilien sind Zeitgenossen des physischen Menschen in dieser Runde, und die meisten gingen ihm voraus. Vor dem Zeitalter der Säugetiere, im letzten Teil des sekundären oder mesozoischen Zeitalters, waren jedoch alle zweigeschlechtlich, jedoch näher dem paläozoischen als dem känozoischen Zeitalter. Kleinere Beutelsäugetiere waren Zeitgenossen der gewaltigen reptilartigen Ungeheuer der Sekundärzeit.
145 Der erste Göttliche Geist im Innern trägt den Himmel, die Erde und die wässrigen Ebenen, die Mondkugel und die leuchtenden Sterne, und das alle Bereiche der Natur durchdringende ewige Gemüt lenkt das gesamte gewaltige Gebilde und vermischt sich mit dem riesigen Körper des Universums. Daraus entstehen die Rassen der Menschen und der Tiere, die Lebensprinzipien der fliegenden Gattungen und die Ungeheuer, die der Ozean unter seiner glatten, kristallenen Ebene züchtet.“ „Alles geht aus dem Äther und seinen sieben Naturen hervor“ – sagten die Alchemisten. Die Wissenschaft kennt sie lediglich in ihren oberflächlichen Wirkungen.
146 Die advaitische Vedanta-Philosophie klassifiziert das als die höchste Dreieinigkeit, oder vielmehr als den trinitären Aspekt Chinmatras (Parabrahman), von ihnen erklärt als die „bloße Potenzialität Prajnas“ – jener Kraft oder Fähigkeit, welche die Wahrnehmung entstehen lässt, von Chidakasha, dem unendlichen Feld oder der Ebene des universalen Bewusstseins; und von Asat (Mulaprakriti) oder undifferenzierter Materie. (Siehe „Personal and Impersonal God“ in „Five Years of Theosophy“)
147 Im Sonnensystem (unterlassen wir es, den gesamten Kosmos zu behandeln) existiert differenzierte Materie in sieben verschiedenen Zuständen, und Prajna oder die Fähigkeit der Wahrnehmung existiert ebenfalls in sieben verschiedenen Aspekten entsprechend den sieben Zuständen der Materie, und so muss es im Menschen notwendigerweise sieben Bewusstseinszustände geben. Und entsprechend dem umfassenderen oder weniger umfassenden Entwicklungszustand dieser Systeme wurden die Religionen und Philosophien ausgearbeitet.
148 Jehovah wird dargestellt als der eifersüchtige, zornige, stürmische und immer aktive Gott, rachsüchtig, und nur dann gütig gegenüber seinem auserwähltes Volk, wenn er von ihm versöhnt wurde.
149 Noah und seine drei Söhne sind das kollektive Symbol dieser Vierheit in vielen und verschiedenartigen Anwendungen, wobei Ham für das chaotische Prinzip steht.
150 „Source of Measures“, S. 65. Der Autor erklärt: „Beachte, dass im Hebräischen Jared, der Vater Enochs, so als ‘der Berg des Abstiegs’ interpretiert wird und dass es von ihm heißt, er sei derselbe wir der Ararat, auf dem der kubische Bau Noahs oder das Fundamentmaß ruhte. Jared ist im Hebräischen דר־. Die Wurzelableitungen sind dieselben wie die von Ararat, aus acre, aus Erde.“ Was nach der hebräischen Metrologie „Jared דר־ ist, entspricht im Englischen buchstäblich Y R D; daher findet sich in Jared buchstäblich unser englisches Wort Yard, (und auch דר־, denn Jah oder Jehovah ist Rute). Es ist bemerkenswert, dass der Sohn Jareds, nämlich Enoch, 365 Jahre lebte, und bei rabbinischen Kommentatoren heißt es über ihn, er hätte die Jahresperiode von 365 Tagen entdeckt, was wiederum Zeit- und Entfernungswerte zusammenbringt, d. h. die Dauer des Jahres stieg durch die Koordination durch den Yard oder Jared herab, der somit ihr Vater war, in oder durch Enoch; und wirklich, 1.296 = Yard (oder Jared x 4 = 5.184, der charakteristische Wert des Sonnentages in Dritteln, was, wie gesagt, numerisch als der Elter des Sonnenjahres bezeichnet werden kann.“ (Ebenda, S. 65) Wie auch immer, das entspricht jedoch der astronomischen und numerischen kabbalistischen Methode. Esoterisch ist Jared die dritte Rasse und Enoch die vierte – aber da er lebendig entrückt wird, symbolisiert er auch die in der vierten geretteten Auserwählten, während Noah von Anfang an die fünfte ist – die vor den Wassern errettete Familie, ewig und physisch.
151 „Five Years of Theosophy“, Art. „Personal and Impersonal God“.
(Entfalteter
Würfel)
152 In „Hebrew-Egyptian Mystery, the Scource of Measures“ zeigt der Verfasser (auf S. 50), wie die Figur des entfalteten Würfels im Zusammenhang mit dem Kreis . . . . „zu einem echten Kreuz oder zu einem Tau-Kreuz wird, und die Hinzufügung des Kreises an Letzteres ergibt das Henkelkreuz der Ägypter . . . . während ein Würfel lediglich sechs Flächen aufweist, zeigt die Darstellung des Kreuzes als entfalteter Würfel, dass die beiden Balken an der Kreuzungsstelle eine gemeinsame Fläche aufweisen, die zu beiden Balken zählt . . . (d. h. sie wird einmal horizontal und einmal vertikal gezählt) . . . 4 für den senkrechten und 3 für den Querbalken ergibt zusammen sieben“. Und er fügt hinzu: „Hier haben wir die berühmten 4 und 3 und 7.“ Die Esoterische Philosophie erklärt, dass die Vier das Symbol des Universums in seinem potenziellen Zustand ist, oder der chaotischen Materie, und dass der Geist notwendig ist, um sie aktiv zu durchdringen, d. h. das ursprüngliche abstrakte Dreieck muss seine eindimensionale Qualität aufgeben und sich durch die Materie verbreiten und auf diese Weise im dreidimensionalen Raum eine manifestierte Grundlage bilden, damit das Universum sich verständlich offenbaren kann. Das wird durch den entfalteten Würfel erreicht. Daher das Ansatakreuz als das Symbol des Menschen, der Zeugung und des Lebens. In Ägypten bedeutete Ankh Seele, Leben und Blut. Es ist der beseelte, lebende Mensch, die Siebenheit.
153 Die sieben Planeten sind nicht deshalb auf diese Zahl beschränkt, weil die Alten keine weiteren kannten, sondern lediglich, weil sie die ursprünglichen oder anfänglichen Häuser der sieben Logoi waren. Es mögen neun oder neunundneunzig andere Planeten entdeckt werden – das ändert die Tatsache nicht, dass diese sieben allein heilig sind.
154 Die durch die Wirkung Fohats auf das Eine Element evolvierten oder objektiv gemachten sieben Energiezentren; oder tatsächlich das „siebte Prinzip“ der sieben Elemente, die im gesamten manifestierten Kosmos existieren. Wir können hier darauf verweisen, dass sie in Wahrheit die kabbalistischen Sephiroth sind; die „sieben Gaben des Heiligen Geistes“ im christlichen System; und in einem mystischen Sinn die sieben Kinder oder Söhne Devakis, die vor der Geburt Krishnas von Kamsa getötet wurden. Unsere sieben Prinzipien symbolisieren sie alle. Wir müssen sie verlassen oder uns davon trennen, bevor wir den Krishna- oder Christuszustand erreichen, den eines Jivanmuktas, und uns vollständig im höchsten, dem siebten oder dem Einen zentrieren.
155 Μοῖρα ist Schicksal, nicht „Fatum“ in diesem Fall, da es eine Bezeichnung ist und kein Eigenname (siehe Wolfs Übers., „Odyssee“, 22, 413). Moira, die Göttin des Schicksals, ist jedoch eine Göttin, „die gleich ᾽Αῖσα all ihren Teil an Gut und Böse gibt“, und daher ist sie Karma (vide Liddell). Mit dieser Abkürzung ist das Subjekt des Schicksals oder Karma gemeint, das Selbst oder das Ego, und das, was wiedergeboren wird. Auch ist das Αντίμιμον Πνεύματος nicht unser Gewissen, sondern unsere Buddhi. Auch ist es nicht das „Ebenbild des Geistes“, sondern „danach modelliert“ oder ein Gegenstück des Geistes – das Buddhi ist, das Vehikel Atmans. (Vide „Ar. Thesm.“, 17; und Liddells Definitionen)
156 C. W. Kings „Gnostics“, S. 38.
157 Prof. Roth (in Böhtlingk und Roth: „Grosses Petersburger Wörterbuch“) definiert die Angirasas als eine Zwischenrasse höherer Wesen zwischen den Göttern und den Menschen; Prof. Weber hingegen, seiner unveränderlichen Gewohnheit folgend, das Göttliche zu modernisieren und anthropomorphisieren, sieht in ihnen die ursprünglichen Priester der Religion, die den arischen Indern und Persern gemein war. Roth hat Recht, „Angirasas“ war einer der Namen der Dhyanis oder Deva-Unterweiser („Guru-Devas“), der Initiierten der späteren dritten, der vierten und selbst der fünften Rasse.
158 In der okkulten Lehre werden drei versunkene oder auf andere Art zerstörte Kontinente erwähnt – denn der erste „Kontinent“ der ersten Rasse existiert bis zum heutigen Tag und wird bis zum letzten herrschen –, der hyperboreische, der lemurische (wenn wir einen jetzt in der Wissenschaft bekannten Namen akzeptieren) und der atlantische. Der größte Teil Asiens stieg nach dem Untergang von Atlantis aus den Wassern auf; Afrika kam noch später, während Europa der fünfte und jüngste Kontinent ist – Teile der beiden Amerikas sind wesentlich älter. Aber von diesen ein anderes Mal mehr. Die Initiierten, welche die Veden aufzeichneten – oder die Rishis unserer fünften Rasse – schrieben sie zu einer Zeit, da Atlantis bereits versunken war. Atlantis ist der vierte Kontinent, der erschien, jedoch der dritte, der verschwand.
159 Diese archaische Lehre ist auch nicht so unwissenschaftlich, da einer der größten Naturforscher des Zeitalters – der verstorbene Professor Agassiz – die Vielfältigkeit der geografischen Ursprünge des Menschen einräumte und sie bis ans Ende seines Lebens verteidigte. Die Einheit des Menschengeschlechts wurde von dem berühmten Professor aus Cambridge (USA) in derselben Art aufgefasst wie von den Okkultisten – nämlich im Sinne ihrer wesentlichen und ursprünglichen Gleichartigkeit und ihres Ursprungs aus ein und derselben Quelle: d. h. Schwarze, Arier, Mongolen etc. nahmen alle auf dieselbe Art und von denselben Vorfahren ihren Ursprung. Die Letzteren waren alle von derselben Essenz und doch differenziert, weil sie sieben Ebenen angehörten, die sich zwar im Grad, aber nicht in der Art voneinander unterschieden. Der ursprüngliche physische Unterschied wurde später durch die unterschiedlichen geografischen und klimatischen Bedingungen lediglich etwas stärker betont. Das ist natürlich nicht die Theorie von Agassiz, sondern die esoterische Version. Sie wird in den Anhängen ausführlich erörtert werden (Teil III).
160 Die sieben Welten sind, wie gesagt, die sieben Sphären der Kette, welchen jeweils einer der „sieben großen Götter“ jeder Religion vorsteht. Als die Letztere erniedrigt und anthropomorphisiert und die metaphysischen Ideen nahezu vergessen wurden, wurde deren Synthese oder die höchste, die siebte, von den übrigen getrennt, und jene Personifizierung wurde zum achten Gott, den der Monotheismus zu vereinheitlichen suchte, aber – scheiterte. In keiner exoterischen Religion ist Gott in Wirklichkeit eins, wenn er metaphysisch analysiert wird.
161 Die sechs unsichtbaren Globen unserer Kette sind sowohl „Welten“ als auch „Erden“, so wie unser eigener, obgleich unsichtbar. Doch wo könnten die sechs unsichtbaren Erden auf diesem Globus sein?
162 Der Tod kam erst, nachdem der Mensch zu einem physischen Geschöpf geworden war, vide supra. Die Menschen der ersten Rasse, und auch die der zweiten, lösten sich auf und verschwanden in ihrer Nachkommenschaft.
163 Wie Parashara sagt: „Das sind die sieben Personen, von welchen die in den verschiedenen Manvantaras erschaffenen Wesen geschützt werden. Weil die ganze Welt von der Kraft der Gottheit durchdrungen ist, wird er Vishnu genannt von der Wurzel Vis, ‘eintreten’ oder ‘durchdringen’; denn all die Götter, die Manus, die sieben Rishis, die Söhne der Manus, die Indras – sie sind alle lediglich die verkörperten Kräfte (Vibhutayah) Vishnus.“ („Vishnu-Purana“) Vishnu ist das Universum; und das Universum selbst wird im Rigveda in sieben Regionen eingeteilt – was eine ausreichende Autorität darstellen sollte, jedenfalls für die Brahmanen.
164 Vishnu ist alles – die Welten, die Sterne, die Meere etc. „Vishnu ist alles, was ist, alles, was nicht ist . . . . Aber er ist nicht Vastubhuta“, „eine Substanz“. („Vishnu-Purana“, Buch II, Kap. xii) „Das, was die Menschen den höchsten Gott nennen, ist keine Substanz, sondern die Ursache derselben; nicht eine, die hier, dort oder anderwärts ist, nicht das, was wir sehen, sondern das, in welchem alles ist – der Raum.“
165 Daher heißt es in den Puranas, dass der nächtliche Anblick Dhruvas (des Polarsterns) und des himmlischen Delfins (Shishumara, eines Sternbildes) „jegliche Sünde tilgt, die während des Tages begangen wurde“. Tatsache ist, dass die Strahlen der vier Sterne im Kreis der ewigen Erscheinung – Agnis, Mahendras, Kasyapas und Dhruvas, die sich im Schwanz des Kleinen Bären (Shishumara) finden – auf eine gewisse Art und auf einen gewissen Gegenstand fokussiert, außerordentliche Resultate zustande bringen. Die Astromagier Indiens werden verstehen, was gemeint ist.
166 Im Ramayana ist es Balarama, Krishnas älterer Bruder, der das vollbringt.
167 In Bezug auf den Ursprung Rudras heißt es in verschiedenen Puranas, seine (spirituelle) Nachkommenschaft, die von Brahmâ in ihm erschaffen wurde, sei weder auf die sieben Kumaras noch auf die elf Rudras etc. beschränkt, sondern sie „umfasse eine unendliche Anzahl von Wesen, die ihrem (jungfräulichen) Vater in Person und Ausstattung entsprächen. Beunruhigt durch ihre Wildheit, Anzahl und Unsterblichkeit, begehrte Brahmâ, dass sein Sohn Rudra Geschöpfe von anderer und sterblicher Natur bilde.“ Indem Rudra sich weigert, zu erschaffen, sich enthält etc., ist er der erste Rebell. (Linga-, Vayu-, Matsya- und andere Puranas).
168 Trotz der schrecklichen und offenbar beabsichtigten Verwirrung der Manus, Rishis und ihrer Nachkommen in den Puranas, ist eine Sache klar: In jeder Wurzelrasse (die in den heiligen Büchern auch Manvantara genannt wird) gab es und wird es sieben Rishis geben, geradeso wie es in jeder Runde vierzehn Manus gibt, die „vorstehenden Götter, die Rishis und Söhne der Manus“ sind identisch (siehe „Vishnu-Purana“, Buch III, 1). „Sechs“ Manvantaras sind gegeben, das siebte im Vishnu-Purana ist unser eigenes. Das Vayu-Purana liefert die Nomenklatur der Söhne der vierzehn Manus in jedem Manvantara und die Söhne der sieben Weisen oder Rishis. Letztere sind die Nachfahren der Stammväter der Menschheit. Alle Puranas sprechen von den sieben Prajapatis dieser Periode (Runde).
169 „Chakshusha war der Manu der sechsten Periode (der dritten Runde und der dritten Rasse), in der Indra Manojava war.“ (Im Bhagavad-Purana ‘Mantradruma’) Da eine vollständige Analogie zwischen der „großen Runde“ (Maha-Kalpa), jeder der sieben Runden und jeder der sieben großen Rassen in jeder der Runden besteht – entspricht der Indra der sechsten Periode oder dritten Runde dem Ende der dritten Rasse (zur Zeit des Falles oder der Trennung der Geschlechter). Rudra, als der Vater der Maruts, hat viele Berührungspunkte mit Indra, dem Marutwan oder „Herrn der Maruts“. Von Rudra heißt es, er habe seinen Namen wegen seines Weinens erhalten. Daher nannte Brahmâ ihn Rudra; er weinte aber noch siebenmal mehr und erhielt so sieben weitere Namen – von welchen er in jeder „Periode“ einen nutzt.
170 Siehe die Puranas.
171 Im „Vishnu-Purana“, Buch II, Kap. iv, heißt es, die Erde habe „mit ihren Kontinenten, Bergen, Ozeanen und äußeren Schalen eine Ausdehnung von fünfzig Crore (fünfhundert Millionen) Yojanas“. Dazu merkt der Übersetzer an: „Das umfasst die planetarischen Sphären; denn der Durchmesser der sieben Zonen und Ozeane – wovon jeder denselben Durchmesser hat wie der Kontinent, den er umschließt, und jeder folgende Kontinent den doppelten Durchmesser besitzt vom vorangehenden – beläuft sich auf lediglich zwei Crore oder vierundfünfzig Lakh etc. . . . Sobald in verschiedenen Puranas irgendwelche Widersprüche beobachtet werden, sind sie . . . Unterschiede von Kalpas und dergleichen zuzuschreiben. „Dergleichen“ sollte lauten „der okkulten Bedeutung“, eine Erklärung, die vom Kommentator unterdrückt wurde, der für exoterische, sektiererische Zwecke schrieb und vom Übersetzer aus verschiedenen anderen Gründen missverstanden wurde, deren geringster – die Unkenntnis der Esoterischen Philosophie ist.
172 Der Phönix, mit dem Sonnenzyklus von 600 Jahren verbunden (dazu werden Ziffern zugefügt oder weggenommen, entsprechend des bezeichneten Zyklus), der westliche Zyklus der Griechen und anderer Nationen – ist ein allgemeines Symbol für unterschiedliche Arten von Zyklen. Weitere Details werden im Abschnitt über „Kalpas und Zyklen“ gegeben.
173 Die Zeitform ist die „Vergangenheit“, weil dieses Buch allegorisch ist und die es enthaltenden Wahrheiten verhüllen soll.
174 Die Tätigkeitssphären der verbundenen Kräfte von Evolution und Karma sind: (1) die überspirituelle oder noumenale; (2) die spirituelle; (3) die psychische; (4) die astro-etherische; (5) die subastrale; (6) die vitale und (7) die rein physische Sphäre.
175 Im Hinduismus, wie er von den Orientalisten aus dem Atharvaveda verstanden wird, beziehen sich die drei Rajamsi auf die drei Schritte Vishnus; seinen aufsteigenden, höheren Schritt setzte er in die höchste Welt („Atharvaveda“, VII, 99, 1; vgl. I, 155, 5). Das ist der Divo Rajah oder der „Himmel“, wie sie glauben. Doch im Okkultismus ist es außerdem noch etwas anderes. Der Satz páreshu, gúhyeshu, vratéshu [ferne und geheime Bereiche] – vgl. I, 155, 3, und IX, 75, 2; oder wieder X, 114, 2 im Atharvaveda muss erst noch erklärt werden.
176 H. Grattan Guinness, F.R.G.S., in seinem „Approaching End of the Age“.
177 Nachdem er eine Anzahl von Beispielen aus der Naturgeschichte angeführt hat, fügt der Doktor hinzu: „Die Tatsachen, die ich kurz angedeutet habe, sind allgemeine Tatsachen und können nicht aus bloßem Zufall oder einer Fügung in definierten Perioden Tag für Tag bei so vielen Millionen von Tieren jeder Art stattfinden, von der Larve oder dem Ei eines winzigen Insekts bis hinauf zum Menschen . . . Ich glaube, es ist unmöglich, zu irgendeiner weniger allgemeinen Schlussfolgerung zu kommen als der, dass bei Tieren Veränderungen alle dreieinhalb, sieben, vierzehn, einundzwanzig oder achtundzwanzig Tage eintreten oder in irgendeiner bestimmten Anzahl von Wochen“ oder siebenfältigen Zyklen. Noch einmal sagt Dr. Laycock: „Welchen Typus das Fieber auch darbieten mag, am siebten Tag wird ein Paroxysmus eintreten . . . der vierzehnte wird als ein Tag der Besserung bemerkenswert sein . . .“ (indem entweder Heilung oder Tod eintritt). „Wenn der vierte (Paroxysmus) schwer ist, und der fünfte leichter, wird die Krankheit mit dem siebten Paroxysmus enden, und . . . die Änderung zum Besseren . . . wird sich am vierzehnten Tag zeigen . . . nämlich ungefähr um drei oder vier Uhr morgens, wenn das System am schwächsten ist.“ (Siehe „Approaching End of the Age“, von H. Grattan Guinness, S. 258-269, wo dies zitiert wird.)
Das ist reine „Wahrsagerei“ mittels zyklischer Berechnungen und steht mit chaldäischer Astrolatrie und Astrologie im Zusammenhang. Somit wendet die materialistische Wissenschaft – in ihrer Medizin, der materialistischsten von allen – unsere okkulten Gesetze auf Krankheiten an, studiert mit ihrer Hilfe Naturgeschichte, akzeptiert ihre Gegenwart als eine Tatsache in der Natur, und muss dennoch notwendigerweise dieselbe archaische Kenntnis geringschätzig behandeln, wenn sie von den Okkultisten behauptet wird. Denn wenn der geheimnisvolle siebenfältige Zyklus ein Naturgesetz ist, und er ist eines, wie bewiesen; wenn sich findet, dass er sowohl Evolution als auch Involution (oder Tod) beherrscht in den Bereichen der Entomologie, Ichthyologie und Ornithologie sowie im Reich der Tiere, Säugetiere und Menschen – warum kann er nicht auch im Kosmos gegenwärtig und aktiv sein, im Allgemeinen, in seinen natürlichen (wenn auch okkulten) Einteilungen von Zeit, Rassen und mentaler Entwicklung? Und warum sollten ferner nicht die ältesten Adepten diese zyklischen Gesetze in all ihren Aspekten studiert und durchaus verstanden haben? In der Tat stellt Dr. Stratton als physiologische und pathologische Tatsache fest, dass „in der Gesundheit der menschliche Puls an sechs von sieben Tagen morgens rascher ist als abends; und dass er am siebten Tag langsamer ist“. (Ibid., „Edinb. Med. and Surg. Journal“, Jan. 1843) Warum also sollte ein Okkultist nicht dasselbe im kosmischen und irdischen Leben im Puls der Planeten und Rassen nachweisen? Dr. Laylock teilt das Leben in drei große siebenfältige Perioden ein; in eine erste und eine letzte, von denen sich jede über 21 Jahre erstreckt, und die mittlere Periode oder den Höhepunkt des Lebens mit einer Dauer von 28 Jahren oder vier mal sieben. Er unterteilt die erste weiter in sieben verschiedene Stadien, und die anderen beiden in drei kleinere Perioden und sagt: „Die Grundeinheit der größeren Perioden ist eine Woche von sieben Tagen, wobei jeder Tag zwölf Stunden umfasst“, und die „einfachen und zusammengesetzten Vielfachen dieser Einheit bestimmen die Länge dieser Perioden in demselben Verhältnis wie Vielfache der Einheit von zwölf Stunden die kleineren Perioden bestimmen. Dieses Gesetz verbindet alle periodischen Lebenserscheinungen und verknüpft die bei den niedrigsten Ringeltieren beobachteten Perioden mit denen des Menschen selbst, des höchsten der Wirbeltiere“. Wenn die Wissenschaft das kann, warum sollte sie die okkulte Information verachten, dass (um Dr. Laycoks Sprache zu gebrauchen) „eine Woche der manvantarischen (lunaren) zwei Wochen, von vierzehn Tagen (oder sieben Manus), die vierzehn Tage je zwölf Stunden am Tag, welche sieben Perioden oder sieben Rassen repräsentieren – jetzt vergangen sind?“ Diese Sprache der Wissenschaft passt ausgezeichnet zu unserer Lehre. Wir (die Menschheit) haben über eine „sieben Tage dauernde Woche gelebt, wovon jeder Tag zwölf Stunden hat“, nachdem jetzt drei und eine halbe Rasse für immer vergangen sind und die vierte versunken ist, und wir uns gegenwärtig in der fünften Rasse befinden.
178 Wegen der Länge solcher Zyklen oder Yugas siehe „Vriddha Garga“ und andere alte astronomische Abschnitte (im „Jyotisha“). Sie variieren vom Zyklus mit fünf Jahren – den Colebrooke den „Zyklus der Veden“ nennt, welcher in den Anweisungen Parasharas aufgeführt ist „und als Grundlage für die Berechnung größerer Zyklen“ bezeichnet wird („Miscell. Essays“, Bd. I, 106-8) – bis hinauf zum Maha-Yuga oder dem berühmten Zyklus von 4.320.000 Jahren.
179 Das hebräische Wort für „Woche“ ist sieben; und jegliche durch sieben teilbare Zeiteinheit wäre bei ihnen ein „Woche“ gewesen – selbst 49.000.000 Jahre, weil das sieben mal sieben Millionen sind. Ihre Berechnung ist jedoch durchweg siebenförmig.
180 Brahmâ erschafft im ersten Kalpa (am ersten Tag) verschiedene „Opfertiere“, Pashu, oder die Himmelskörper und die Tierkreiszeichen und die Pflanzen, welche er bei Opfern am Beginn des Treta-Yugas benutzt. Die esoterische Bedeutung zeigt, dass er zyklisch vorgeht und auf dem absteigenden spirituellen Bogen und dann auf dem aufsteigenden physischen Bogen astrale Vorbilder erschafft. Der Bogen ist die Unterteilung einer zweifältigen Schöpfung, wiederum in sieben absteigende und sieben aufsteigende Stufen des absteigenden Geistes und der aufsteigenden Materie unterteilt – der umgekehrte Vorgang findet (wie in einem Spiegel, der die rechte Seite auf die linke reflektiert) in unserem gegenwärtigen Manvantara statt. Esoterisch ist es in der elohistischen Genesis (Kap. 1) und in der jehovistischen Kopie davon sowie in der indischen Kosmogonie dasselbe.
181 Es ist sehr überraschend zu sehen, wie Theologen und Orientalisten ihren Unwillen über den „entarteten Geschmack der indischen Mystiker“ zum Ausdruck bringen, die nicht damit zufrieden sind, die aus dem „Gemüt geborenen“ Söhne Brahmâs erfunden zu haben und Rishis, Manus und Prajapatis aller Art aus verschiedenen Teilen des Körpers ihres ursprünglichen Vorfahren – Brahmâ – entspringen lassen (siehe Wilsons Fußnote in seinem „Vishnu Purana“, Bd. I, S. 102). Weil das gewöhnliche Publikum mit der Kabbala nicht vertraut ist, dem Schlüssel und Glossar für die dicht verschleierten mosaischen Bücher, glaubt die Geistlichkeit, die Wahrheit käme niemals heraus. Möge irgendjemand sich den englischen, hebräischen oder lateinischen Texten der Kabbala zuwenden, die jetzt von verschiedenen Gelehrten so vorzüglich übersetzt ist, und er wird finden, dass das Tetragrammaton, das hebräische IHVH, sowohl der „sephirothische Baum“ ist – d. h. alle Sephiroth enthält mit Ausnahme von Kether, der Krone – als auch der vereinigte Körper des „Himmlischen Menschen“ (Adam Kadmon), aus dessen Gliedern das Universum emaniert, mit allem, was darin enthalten ist. Ferner wird er finden, dass die Idee in den kabbalistischen Büchern (deren hervorragendste im Zohar das „Buch des verborgenen Geheimnisses“ sowie die „Größere“ und die „Kleinere Heilige Versammlung“ sind) vollständig phallisch und viel roher formuliert ist als der vierfältige Brahmâ in sämtlichen Puranas (siehe „Kabbalah Unveiled“ von S. L. MacGregor Mathers, Kap. xxii, betreffend die übrig bleibenden Glieder des Mikroprosopus). Denn dieser „Baum des Lebens“ ist auch der „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“, dessen Hauptgeheimnis das der menschlichen Fortpflanzung ist. Die Auffassung, die Kabbala erkläre die Mysterien des Kosmos oder der Natur, ist ein Irrtum; sie erklärt und enthüllt lediglich einige wenige Allegorien der Bibel und ist esoterischer als Letztere.
182 In der englischen Bibel vereinfacht zu: „Ist der Herr (!!) unter uns, oder nicht?“ (siehe Exodus 17,7).
183 Siehe „Kabbalah Unveiled“ von S. Liddell MacGregor Mathers, F.T.S., S. 121.
184 Übersetzer geben das Wort „Gefährte“ (Engel, auch Adept) mit „Rabbi“ wieder, geradeso wie die Rishis als Gurus bezeichnet werden. Der „Zohar“ ist, womöglich, noch okkulter als das Buch Moses; um das „Buch des verborgenen Mysteriums“ zu lesen, bedarf man der Schlüssel, die das echte „Chaldäische Buch der Zahlen“ liefert, das nicht mehr vorhanden ist.
185 So ist es. Agneyastra sind jedoch feurige „Wurfgeschosse“, keine „scharfen“ Waffen, da im Sanskrit ein gewisser Unterschied besteht zwischen Shastra und Astra.
186 „The Natural Genesis“, Bd. I, S. 318-319.
187 Doch gibt es einige, die etwas darüber wissen mögen, ganz außerhalb des Gebiets des Verfassers, so weit dasselbe auch unabstreitbar ist.
188 Dieses Bindeglied wurde – gleich anderen – von der Schreiberin neun Jahre vor dem Erscheinen des Werkes, aus dem das Obige zitiert ist, bezeichnet, nämlich in „Isis Unveiled“, einem Werk voll derartiger anleitender Verbindungen zwischen altem, mittelalterlichem und modernem Denken, aber leider zu grob redigiert.
189 Ja, aber wie kann der gelehrte Verfasser beweisen, dass diese „Anfänge“ gerade in Ägypten stattfanden, und nicht anderswo; und vor lediglich 50.000 Jahren?
190 Genauso: Und das ist genau das, was die Theosophen tun. Sie beanspruchten niemals „ursprüngliche Inspiration“, nicht einmal als Medien, sondern sie wiesen immer und auch jetzt noch auf die „ursprüngliche Bedeutung“ der Symbole hin, die sie auf andere Länder zurückführen, die selbst noch älter sind als Ägypten; Bedeutungen außerdem, die von einer Hierarchie (oder Hierarchien, wenn bevorzugt) von lebenden, weisen Menschen ausgehen, Sterbliche, trotz dieser Weisheit, die jede Annäherung an Übernatürlichkeit abweisen.
191 Doch wo ist der Beweis, dass die Alten nicht genau das meinten, was die Theosophen behaupten? Es existieren Aufzeichnungen für das, was sie sagen, genauso wie andere Aufzeichnungen für das existieren, was Gerald Massey sagt. Seine Interpretationen sind sehr korrekt, aber ebenso einseitig. Sicherlich hat die Natur mehr als einen physischen Aspekt; denn Astronomie, Astrologie und so weiter betreffen alle die physische und nicht die spirituelle Ebene.
192 Es ist zu befürchten, dass Massey erfolglos war. Wir haben unsere Anhänger ebenso wie er seine hat, und die materialistische Wissenschaft mischt sich ein und hält wenig von seinen und auch von unseren Spekulationen!
193 Die Tatsache, dass dieser gelehrte Ägyptologe in der Lehre von den „Sieben Seelen“, wie er unsere Prinzipien oder „metaphysischen ‘Begriffe’ “ nennt, nichts anderes als die primitive Biologie oder Physiologie der Seele erkennt, entkräftet unsere Beweisführung nicht. Der Vortragende berührt lediglich zwei Schlüssel, nämlich die, welche die astronomischen und die physiologischen Mysterien der Esoterik aufschließen und vergisst die fünf weiteren. Anderenfalls hätte er sofort verstanden, dass das, was er die physiologischen Einteilungen der lebendigen Seele des Menschen nennt, von den Theosophen auch als psychologische und spirituelle betrachtet werden.
194 Dies ist ein großer Fehler, der in der esoterischen Aufzählung gemacht wird. Manas ist das fünfte, nicht das vierte; und Manas entspricht exakt Seb, dem ägyptischen fünften Prinzip, denn der den beiden höheren Prinzipien folgende Teil von Manas ist tatsächlich die angestammte Seele, der helle, unsterbliche Faden des höheren Egos, an dem das spirituelle Aroma aller Leben oder Geburten anhaftet.
195 Hier scheint seit vielen Jahrhunderten eine Verwirrung im Denken der westlichen Kabbalisten zu bestehen. Sie nennen Ruach (Geist), was wir den Kama-Rupa nennen; wohingegen bei uns Ruach die „spirituelle Seele“ sein würde, Buddhi, und Nephesch das vierte Prinzip, das Vitalprinzip, die animalische Seele. Éliphas Lévi verfällt in denselben Irrtum.
196 „Signatura rerum“, xiv, § 10,15 et seq.
197 Das ist in der Tat eine Neuigkeit! Es lässt uns befürchten, dass der Dozent den „Esoterischen Buddhismus“ nie gelesen hat, bevor er ihn kritisierte, denn es gibt zu viele derartiger Missverständnisse in seinen Ausführungen.
198 „The Theosophist“, 1887 (Madras).
199 Der Shvetashvatara-Upanishad (357) zufolge sind die Siddhas diejenigen, die von Geburt an übermenschliche Kräfte besitzen, ebenso wie „Wissen und Gleichgültigkeit gegenüber der Welt“. Nach den geheimen Lehren jedoch sind die Siddhas Nirmanakayas oder die „Geister“ (im Sinne eines individuellen oder bewussten Geistes) großer Weiser aus Sphären einer höheren Ebene als unserer eigenen, die sich freiwillig in sterbliche Körper inkarnieren, um das Geschlecht der Menschen in seinem aufwärts gerichteten Fortschritt zu unterstützen. Daher deren angeborenes Wissen, Weisheit und Kräfte.
200 „The Sacred Books of the East“; Bd. viii, Anugita, Kap. 12, übers. Telang, S. 284 et seq.
201 Ich empfehle hier dem Text und den Kommentaren des Herausgebers zu folgen, der die buchstabengetreuen Erklärungen von Arjuna Miśra und Nilakantha akzeptiert. Unsere Orientalisten machen sich nie die Mühe zu überlegen, dass ein einheimischer Kommentator, wäre er kein Initiierter, es nicht richtig erklären könnte, und wäre er ein Initiierter, es nicht richtig erklären würde.
202 Der englische Herausgeber erklärt hier: „Ich vermute – dem Brahman ergeben.“ Das wäre in der Tat eine sehr armselige Ergebenheit in der Bewältigung des gradweisen Befreiungsprozesses des Yogas. Wir wagen zu sagen, dass das „Feuer“ oder das Selbst das höhere, wirkliche Selbst ist, das mit Brahmâ, der Einen Gottheit, „verbunden“ ist, d. h. es ist eins mit Brahmâ. Das „Selbst“ trennt sich nicht mehr vom universellen Geist.
203 Da Mahat (die Universale Intelligenz) zunächst als Vishnu geboren wird oder sich als Vishnu manifestiert, und dann, wenn es in die Materie fällt und Selbstbewusstsein entwickelt, Egoismus wird und Selbstsucht, hat Manas eine duale Natur. Es steht entsprechend unter der Sonne und dem Mond, denn wie Shankaracharya sagt: „Der Mond ist der Verstand und die Sonne ist das Verstehen.“ Sonne und Mond sind die Gottheiten unseres planetarischen Makrokosmos, und daher fügt Shankara hinzu: „Der Verstand und das Verstehen sind die entsprechenden Gottheiten der (menschlichen) Organe.“ (Siehe „Brihadaranyaka“, S. 521 et seq.) Das ist vielleicht der Grund, warum Arjuna Miśra sagt, dass der Mond und das Feuer (das Selbst, die Sonne) das Universum bilden.
204 „Den Körper in die Seele“, wie Arjuna Miśra gesagt haben soll, oder vielmehr „die Seele in den Geist“; und auf einer noch höheren Ebene der Evolution „das Selbst oder Atman in das Universale Selbst“.
[SD # 643]
BAND II – TEIL III
Anhänge
Wissenschaft und die Geheimlehre einander gegenübergestellt
„Das Wissen dieser nieder’n Welt ,
Sag, Freund — ist es falsch oder wahr?
Falsches, was Sterblicher ersehnt? —
Wahres, was er vormals wusste gar? ”
[SD # 644] [SD # 645]
Anhänge zum 2. Band
§ I
Archaische oder moderne Anthropologie?
Wann immer einem vorurteilslosen, ehrlichen und ernsthaften Wissenschaftler die Frage nach dem Ursprung des Menschen gestellt wird, kommt die Antwort: „Wir wissen es nicht.“ De Quatrefages mit seiner agnostischen Haltung ist einer dieser Anthropologen.
Das bedeutet nicht, die übrigen Wissenschaftler seien nicht aufrichtig oder unehrlich, da eine solche Bemerkung nicht sehr taktvoll wäre. Es wird jedoch geschätzt, dass 75 % der europäischen Gelehrten Evolutionisten sind. Machen sich diese Repräsentanten des modernen Denkens allesamt einer offenkundigen Verdrehung der Tatsachen schuldig? Niemand sagt das – aber es gibt ein paar stark herausragende Fälle. Die Wissenschaftler sind aber in ihrer antiklerikalen Begeisterung und in ihrer Hoffnungslosigkeit, dass es neben der Idee der „speziellen Schöpfung“ irgendeine Alternatividee zum Darwinismus gibt, unbewusst unaufrichtig, wenn sie eine Hypothese „erzwingen“, deren Elastizität unzulänglich ist und die den auf ihr lastenden hohen Druck verübelt. In kirchlichen Kreisen hingegen ist die Unaufrichtigkeit in Bezug auf denselben Gegenstand offenkundig. Bischof Temple tat sich in seiner „The Relations Between Religion and Science“ als entschiedener Unterstützer des Darwinismus hervor. Dieser kirchliche Schriftsteller geht so weit, die Materie – nachdem sie ihre „ursprünglichen Prägung“ erhalten hatte – als die alleinige Entwicklerin sämtlicher kosmischer Phänomene zu betrachten. Diese Anschauung unterscheidet sich von der Haeckels lediglich dahingehend, dass sie „hinter dem Jenseits“ eine hypothetische Gottheit verlangt, eine Gottheit, die vollständig jenseits des Wechselspiels der Kräfte steht. Eine solche metaphysische Wesenheit ist genauso wenig der theologische Gott wie jener von Kant. Bischof Temples Waffenstillstand mit der materialistischen Wissenschaft ist unserer Ansicht nach unpolitisch – abgesehen von der Tatsache, dass er eine vollständige Ablehnung der biblischen Kosmogonie in sich einschließt. Angesichts dieser zur Schau getragenen Unterwürfigkeit gegenüber dem Materialismus unseres „gelehrten“ Zeitalters können wir Okkultisten nur lächeln. Aber wie steht es mit der Loyalität gegenüber den Meistern, denen diese theologischen Schulschwänzer zu dienen vorgeben, nämlich Christus und der Christenheit im Allgemeinen?
Wir haben gegenwärtig aber kein Verlangen danach, dem Klerus den Fehdehandschuh hinzuwerfen. Wir haben jetzt nur mit der materialistischen Wissenschaft allein zu tun. Letztere antwortet in Person ihrer besten Vertreter auf unsere Frage: „Wir wissen es nicht.“ Doch die Mehrzahl der Wissenschaftler tut so, als wäre Allwissenheit ihr Erbe, und als wüssten sie einfach alles.
Tatsächlich hat diese negative Erwiderung nicht verhindert, dass die Mehrzahl der Wissenschaftler über diese Frage spekuliert und dabei jeder von ihnen versucht, seine [SD # 646] eigene spezielle Theorie durchzusetzen und damit alle anderen auszuschließen. So unterschieden sich die Theorien über den Ursprung des Menschengeschlechts von Maillet 1748 bis herab zu Haeckel 1870 genauso stark wie die Persönlichkeiten ihrer Erfinder. Buffon, Bory de Saint-Vincent, Lamarck, É. G. Saint-Hilaire, Gaudry, Naudin, Wallace, Darwin, Owen, Haeckel, Filippi, Vogt, Huxley, Agassiz etc. haben jeder Einzelne eine mehr oder weniger wissenschaftliche Hypothese der Genesis aufgestellt. De Quatrefages teilt diese Theorien in zwei Hauptgruppen ein – in der einen Hauptgruppe gehen die Theorien von einer raschen Umwandlung aus, in der anderen von einer sehr allmählichen; Erstere neigen zu der Ansicht eines neuen Typus (Menschen), welcher von einem gänzlich anderen Wesen hervorgebracht wurde; Letztere lehren die Evolution des Menschen durch fortschreitende Differenzierungen.
Merkwürdigerweise ging von der wissenschaftlichsten dieser Autoritäten die allerunwissenschaftlichste Theorie über den Ursprung des Menschen aus. Es ist so offenkundig, dass die Stunde rasch herannaht, in der die gegenwärtige Lehre von der Abstammung des Menschen von einem affenartigen Säugetier mit weniger Ehrfurcht betrachtet werden wird als die Entstehung Adams aus Lehm und Evas aus der Rippe Adams. Denn:
„Es ist einleuchtend, insbesondere zufolge der ersten fundamentalen Prinzipien des Darwinismus, dass ein organisiertes Wesen nicht ein Abkömmling eines anderen sein kann, dessen Entwicklung im Vergleich zu seiner eigenen in entgegengesetzter Reihenfolge abläuft. . . . Folglich kann in Übereinstimmung mit diesen Prinzipien der Mensch nicht als Abkömmling irgendeines beliebigen Affentypus betrachtet werden.“1
Lucaes Argument gegen die Affentheorie, das sich auf die unterschiedlichen Biegungen der Knochen stützt, die die Schädelachse beim Menschen und bei den Anthropoiden bilden, wird von Schmidt ausführlich diskutiert („The Doctrine of Descent and Darwinism“, S. 290). Er räumt ein, dass „der Affe in seinem Wachstum immer tierischer wird; der Mensch . . . immer menschlicher“ und scheint in der Tat einen Augenblick zu zögern, ehe er fortfährt: z. B. „die Biegung der Schädelachse mag daher im Gegensatz zu den Affen immerhin als menschliches Merkmal hervorgehoben werden; das besondere Merkmal einer Ordnung kann daraus jedoch schwerlich abgeleitet werden; und insbesondere in Bezug auf die Abstammungslehre scheint dieser Umstand nicht im Geringsten ausschlaggebend zu sein.“ Der Verfasser ist bezüglich seines eigenen Argumentes offenbar nicht besonders beunruhigt. Er versichert uns, jede Möglichkeit sei ausgeschlossen, dass die gegenwärtigen Affen die Vorfahren der Menschheit gewesen sein könnten. Aber negiert das nicht auch die Möglichkeit, dass der Mensch und der Anthropoide einen gemeinsamen – wenn auch bis jetzt nur einen absolut theoretischen – Vorfahren gehabt haben könnten?
[SD # 647] Selbst die „natürliche Selektion“ gerät mit jedem weiteren Tag noch stärker unter Druck. Es gibt viele Deserteure aus dem Darwinschen Lager, und diejenigen, die einst die eifrigsten Schüler waren, bereiten sich infolge neuer Entdeckungen langsam, aber stetig darauf vor, eine neue Seite aufzuschlagen. Im „Journal of the Royal Microscopical Society “ vom Oktober 1886 können wir Folgendes lesen:
„Physiologische Selektion – G. J. Romanes sieht gewisse Schwierigkeiten darin, die natürliche Selektion als Theorie über den Ursprung adaptiver Strukturen zu sehen. Er schlägt vor, sie durch die von ihm als physiologische Selektion oder Absonderung der Tauglichen zu ersetzen. Seine Ansicht beruht auf der außerordentlichen Empfindlichkeit des Fortpflanzungssystems gegenüber kleinsten Veränderungen in den Lebensbedingungen, und er glaubt, dass bei wilden Arten Variationen in Richtung umfassenderer oder begrenzter Sterilität häufig vorkommen müssen. Eine Variation, bei der das Fortpflanzungssystem fruchtbar bleibt, während es bei der elterlichen Form einen gewissen Grad von Sterilität aufweist, würde die Variation weder durch Kreuzung verdrängt werden noch infolge von Sterilität aussterben. Entwickelt sich eine Variation dieser Art, muss die physiologische Schranke die Spezies zweiteilen. . . . . Der Verfasser betrachtet gegenseitige Sterilität nicht als eine der Auswirkungen spezifischer Differenzierung, sondern als deren Ursache.“2
Es wird der Versuch unternommen, das Obige als Ergänzung und Folge der Darwinschen Theorie darzustellen. Das ist im besten Fall sehr plump. Die Öffentlichkeit wird bald aufgefordert werden zu glauben, dass C. Dixons „Evolution without Natural Selection“ ebenfalls Darwinismus ist – erweiterter, wie der Verfasser sicherlich behaupten wird!
Das ist jedoch dasselbe, als würde man den Körper eines Menschen in drei Stücke oder verschiedene Teile zerstückeln und dann behaupten, jedes davon sei derselbe Mensch wie zuvor, lediglich – erweitert. Doch der Verfasser sagt auf S. 79: „Man möge klar verstehen, dass nicht eine einzige Silbe der vorangehenden Seiten gegen Darwins Theorie von der natürlichen Selektion geschrieben wurde. Alles, was ich getan habe, war, gewisse Erscheinungen zu erklären. . . . Je mehr man Darwins Werke studiert, desto mehr wird man von der Wahrheit seiner Hypothese überzeugt.“ (!!)
Und zuvor spielt er auf S. 48 an auf „die überwältigende Reihe von Tatsachen, die Darwin zur Unterstützung seiner Hypothese auflistete, welche die natürliche Selektion triumphierend über sämtliche Hindernisse und Einwendungen hinwegtrug“.
Das hindert den gelehrten Verfasser jedoch nicht, diese Theorie ebenso „triumphierend“ umzustoßen und sein Werk sogar offen [SD # 648] „evolution without natural selection“ zu nennen oder mit ebenso vielen Worten Darwins Grundidee darin völlig zu zerlegen.
Was die natürliche Selektion selbst betrifft, herrscht heute bei vielen Denkern der größte Irrglaube darüber vor, weil sie die Schlussfolgerungen des Darwinismus stillschweigend akzeptieren. Es ist z. B. lediglich ein rhetorischer Kunstgriff, der „natürlichen Selektion“ die Kraft zuzuschreiben, Arten entstehen zu lassen. Die „natürliche Selektion“ ist keine Wesenheit, sondern eine bequeme Form, die Art und Weise zu beschreiben, wie das Überleben des Tauglichsten und die Eliminierung des Untauglichsten der Organismen im Überlebenskampf zustande kommt. Jede Gruppe von Organismen strebt danach, sich über die Selbsterhaltung hinaus zu vermehren; der beständige Überlebenskampf – der „Kampf um ausreichend Nahrung; und darum, selbst nicht gefressen zu werden“, neben den Umgebungsbedingungen – macht ein beständiges Ausjäten des Untauglichen erforderlich. Die Elite einer Art, die auf diese Art selektiert wird, pflanzt die Art fort und gibt ihre organischen Merkmale an ihre Nachkommen weiter. Alle nützlichen Mutationen werden so weitergeführt und eine fortschreitende Vervollkommnung bewirkt. Aber nach der bescheidenen Meinung der Verfasserin ist die natürliche Selektion, die „Selektion als eine Kraft“, in Wirklichkeit ein reiner Mythos; besonders wenn sie als Erklärung für den Ursprung der Arten herangezogen wird. Sie ist lediglich ein bildlicher Ausdruck zur Darstellung der Art und Weise, wie „nützliche Variationen“ stereotypisiert werden, wenn sie auftreten. Aus sich selbst kann „sie“ nichts hervorbringen, und bearbeitet lediglich das „ihr“ dargebotene rohe Material. Die wirkliche Frage, um die es sich dreht, ist folgende: Welche Ursache – in Verbindung mit anderen sekundären Ursachen – bringt die „Variationen“ in den Organismen selbst hervor? Viele dieser sekundären Ursachen sind rein physikalischer, klimatischer, nahrungsbedingter Natur etc. etc. Sehr gut. Hinter den sekundären Aspekten der organischen Evolution muss jedoch ein tieferes Prinzip gesucht werden. Die „spontanen Variationen“ und „zufälligen Abweichungen“ des Materialismus stellen in einem Universum von „Materie, Kraft und Notwendigkeit“ widersprüchliche Formulierungen dar. Ohne die beaufsichtigende Anwesenheit eines quasi intelligenten Antriebs ist die Veränderung des Typus an sich ohnmächtig, beispielsweise die erstaunliche Komplexität und die Wunder des menschlichen Körpers zu erklären. Die Unzulänglichkeit der mechanischen Theorie der Darwinisten wurde von Dr. v. Hartmann gründlich entlarvt, zusammen mit anderen rein negativen Denkern. Es ist eine Schmähung der Intelligenz des Lesers, wenn man wie Haeckel von blinden, indifferenten Zellen spricht, „die sich selbst zu Organen anordnen“. Die esoterische Erklärung des Ursprungs der Tierarten wird an anderer Stelle gegeben.
Diese rein sekundären Ursachen der Differenzierung, die unter der Überschrift der geschlechtlichen Selektion, natürliche Selektion, Klima, Isolierung etc. etc. zusammengefasst werden, führen den westlichen Evolutionisten irre und bieten überhaupt keine wirkliche Erklärung für das „Woher?“ der „Ahnentypen“, die als Ausgangspunkt für die physische Entwicklung dienten. Die Wahrheit ist, dass die der modernen Wissenschaft bekannten [SD # 649] differenzierenden „Ursachen“ erst nach der Verkörperung der ursprünglichen tierischen Wurzeltypen aus dem Astralen zu wirken beginnen. Der Darwinismus begegnet der Evolution erst auf der Mitte des Weges – d. h., wenn die astrale Evolution dem Spiel der gewöhnlichen physikalischen Kräfte Platz gemacht hat, mit denen unsere gegenwärtigen Sinne uns bekannt machen. Doch auch hier reicht die Darwinsche Theorie nicht aus, nicht einmal mit den jüngst versuchten „Erweiterungen“, den Tatsachen der Angelegenheit gerecht zu werden. Die der physiologischen Variation in Arten zugrundeliegende Ursache – die allen anderen Gesetzen untergeordnet und sekundär ist – ist eine unterbewusste, die Materie durchdringende Intelligenz, welche letztlich auf eine Reflexion der göttlichen und dhyan-chohanischen Weisheit zurückgeführt werden kann.3 Zu einer nicht ganz unähnlichen Schlussfolgerung gelangte ein so wohlbekannter Denker wie Ed. v. Hartmann, der an der Wirksamkeit der nicht unterstützten natürlichen Selektion verzweifelnd davon ausgeht, dass die Evolution intelligent geleitet wird, und zwar durch das Unbewusste (den kosmischen Logos des Okkultismus). Letzterer wirkt jedoch nur mittels Fohat, oder der dhyan-chohanischen Energie, und nicht ganz auf die unmittelbare Art, die der große Pessimist beschreibt.
Es ist diese Divergenz unter den Wissenschaftlern, ihre Widersprüche untereinander und häufig auch gegen sich selbst, die der Schreiberin der vorliegenden Bände den Mut gaben, andere und ältere Lehren ans Licht zu bringen – wenn auch nur als Hypothesen für zukünftige wissenschaftliche Würdigung. Die wissenschaftlichen Trugschlüsse und Lücken sind selbst für die bescheidene Aufzeichnerin dieser archaischen Lehre so augenscheinlich, obwohl sie in den modernen Wissenschaften durchaus nicht sehr gelehrt ist, dass sie sich entschlossen hat, all das zu berühren, um die beiden Lehren nebeneinander zu stellen. Für den Okkultismus ist es eine Frage der Selbstverteidigung und nichts weiter.
Bis jetzt hat sich „Die Geheimlehre“ mit reiner und einfacher Metaphysik beschäftigt. Sie ist jetzt auf der Erde angekommen und findet sich innerhalb des Bereichs der Naturwissenschaft und praktischen Anthropologie oder jener Studienzweige, welche die materialistischen Naturforscher als ihr rechtmäßiges Gebiet beanspruchen, wobei sie außerdem sehr kühn behaupten, das Wirken der Seele, je höher und vollkommener es ist, sei umso mehr der Untersuchung und den Erklärungen des Zoologen und des Physiologen allein zugänglich (Haeckel über „Zellseelen und Seelenzellen“). Diese fantastische Anmaßung kommt von einem, der, um seine pithekoide Abstammung zu beweisen, nicht gezögert hat, die Lemuren unter die Ahnen des Menschen einzureihen; sie wurden von ihm in den Rang von Halbaffen erhoben, von dezidualosen Säugetieren, denen er fälschlicherweise eine Dezidua [SD # 650] und eine scheibenförmige Plazenta zuschreibt.4 Dafür wurde Haeckel von de Quatrefages streng getadelt, und von seinen eigenen Brudermaterialisten und Agnostikern kritisiert, von Virchow und du Bois-Reymond, ebenso großen, wenn nicht größeren Autoritäten als er selbst.5
Ungeachtet einer solchen Opposition werden die wilden Theorien Haeckels bis heute von einigen noch immer als wissenschaftlich und logisch bezeichnet. Nachdem die mysteriöse Natur des Bewusstseins, der Seele und des Geistes im Menschen heute lediglich als Fortschritt der Tätigkeit der protoplasmischen Moleküle der lebendigen Protisten erklärt wird, und die allmähliche Evolution und das Wachstum des menschlichen Denkvermögens und der „sozialen Instinkte“ in Richtung der Zivilisation auf ihren Ursprung in den Zivilisationen von Ameisen, Bienen und anderen Geschöpfen zurückgeführt werden müssen, sind die verbleibenden Aussichten für eine unparteiische Anhörung der archaischen Weisheitslehren in der Tat sehr gering. Den gebildeten Profanen wird gesagt, „die sozialen Instinkte der niederen Tiere seien neuerdings von verschiedener Seite mit vollem Recht als der Urquell auch der menschlichen Moral (!) bezeichnet worden“, und dass sich unser göttliches Bewusstsein, unsere Seele, unser Intellekt und unsere Bestrebungen „von der niederen Stufe der einfachen Zellseele“ des gallertartigen Bathybius emporgearbeitet haben (siehe Haeckels „Present Position of Evolution“ in: „The Pedigree of Man“, Anmerkungen) – und sie scheinen es zu glauben. Auf solche Menschen muss die Metaphysik des Okkultismus den Effekt hervorbringen, welche unsere großartigsten Orchester- und Vokaloratorien auf die Chinesen haben: Klänge, die an ihren Nerven zerren.
Sind aber unsere esoterischen Lehren über „Engel“, über die ersten drei vortierischen Menschenrassen und über den Fall der vierten auf einer niedrigeren Stufe der Fiktion und des Selbstbetrugs angesiedelt als das Haeckelsche „Plastidul“ oder die anorganischen „Molekularseelen der Protisten“? Zwischen der Evolution der spirituellen Natur des Menschen aus den oben genannten Amöbenseelen und der behaupteten Entwicklung seiner körperlichen Gestalt aus dem protoplastischen Bewohner des Meeresschlamms liegt ein Abgrund, der von keinem sich im vollen Besitz seiner intellektuellen Fähigkeiten befindlichen Menschen leicht überschritten werden könnte. Die physische Evolution, wie die moderne Wissenschaft sie lehrt, ist Gegenstand einer offenen Kontroverse. Die spirituelle und moralische Entwicklung nach denselben Regeln ist der wahnsinnige Traum eines krassen Materialismus.
Außerdem lehrt die tägliche Erfahrung sowohl der Vergangenheit als auch der Gegenwart, dass von den Kreisen der Gelehrten noch niemals eine Wahrheit akzeptiert wurde, die nicht [SD # 651] mit den gewohnheitsmäßig vorgefassten Ideen ihrer Professoren innig übereinstimmte. „Die Krone des Erneuerers ist eine Dornenkrone“ – sagte G. St.-Hilaire. Es ist im Allgemeinen die Regel, dass nur das an Boden gewinnt, was den volkstümlichen Hobbys und akzeptierten Vorstellungen entspricht. Daher der Triumph der Haeckelschen Ideen, trotzdem sie von Virchow, du Bois Reymond und anderen als „Testimonium Paupertatis der Naturwissenschaft“ bezeichnet werden.
Wenn auch der Materialismus der deutschen Evolutionisten den spirituellen Vorstellungen der Esoterischen Philosophie diametral entgegengesetzt sein mag, so wie ihr akzeptiertes anthropologisches System mit den wirklichen Tatsachen der Natur streng unvereinbar ist – ist die heute das englische Denken färbende pseudo-idealistische Tendenz fast noch gefährlicher. Die rein materialistische Lehre erlaubt eine unmittelbare Widerlegung und einen Appell an die Logik der Tatsachen. Der Idealismus der Gegenwart schafft es nicht nur, sich einerseits die grundlegenden Negationen des Atheismus einzuverleiben, sondern er wirft seine Anhänger in ein unwirkliches Wirrwarr, das in einem praktischen Nihilismus gipfelt. Eine Auseinandersetzung mit solchen Schriftstellern kommt fast gar nicht in Betracht. Die Idealisten werden daher den jetzt gegebenen okkulten Lehren noch feindseliger gegenüberstehen als selbst die Materialisten. Aber da die Vertreter der esoterischen Anthropogenesis kein schlechteres Schicksal treffen könnte als von ihren Feinden öffentlich mit ihren alten und altehrwürdigen Namen als „Wahnsinnige“ und „Dummköpfe“ beschimpft zu werden, können die vorliegenden archaischen Theorien mit Sicherheit den vielen modernen Spekulationen hinzugefügt werden und die Zeit ihrer vollen oder auch teilweisen Anerkennung abwarten. Nur müssen wir, da die Existenz dieser „archaischen Theorien“ wahrscheinlich abgestritten werden wird, unsere besten Beweise darlegen und bis zum bitteren Ende zu ihnen stehen.
In seltenen Fällen befindet sich in unserer Rasse und Generation der eine „Tempel im Universum“ – in uns; aber unsere Körper und unser Denken sind zu sehr verunreinigt, sowohl von der Sünde als auch von der Wissenschaft, als dass sie äußerlich gegenwärtig irgend etwas Besseres sein könnten als eine Stätte des Lasters und des Irrtums. Und hier sollte unsere gegenseitige Position – die des Okkultismus und der modernen Wissenschaft – ein für alle Mal definiert werden.
Wir Theosophen sind gewillt, uns vor solchen gelehrten Wissenschaftlern wie dem verstorbenen Prof. Balfour Stewart, Crookes, de Quatrefages, Wallace, Agassiz, Butlerov und anderen zu verneigen, obwohl wir vom Standpunkt der Esoterischen Philosophie nicht mit allem übereinstimmen mögen, was sie sagen. Aber nichts wird uns dahin bringen, anderen Wissenschaftlern wie Haeckel, Carl Vogt oder Ludwig Büchner in Deutschland, oder auch Huxley und seine Geistesverwandten im Materialismus in England, auch nur Respekt für deren Meinung zu zollen – trotz der ungeheuren Gelehrsamkeit des Erstgenannten. Solche Männer sind lediglich die intellektuellen und moralischen Mörder zukünftiger Generationen; insbesondere Haeckel, dessen krasser Materialismus sich in seiner Beweisführung oft bis in die Höhe idiotischer Naivitäten aufschwingt. Man braucht nur sein Werk „The Pedigree of Man, and Other Essays“ (Avelings Übers.) zu lesen, um ein Verlangen zu empfinden, dass mit den Worten Hiobs sein [SD # 652] Gedächtnis vergehen möge im Lande, und dass er „keinen Namen haben soll auf der Gasse“. Man höre ihn die Idee von der Entstehung des Menschengeschlechts „als einen übernatürlichen (?) Vorgang“ verspotten, „der nicht lediglich durch mechanische Ursachen, durch physikalische und chemische Kräfte bewirkt werden könne, jedoch den unmittelbaren Eingriff einer schöpferischen Persönlichkeit erfordere. . . “
. . . . „Der Schwerpunkt von Darwins Lehre liegt nun aber darin“, . . fährt der Schöpfer der mythischen Sozura fort, „dass er die einfachsten, mechanisch wirkenden Ursachen, rein physikalisch-chemische Naturvorgänge, als vollkommen ausreichend nachweist, um die höchsten und schwierigsten aller Aufgaben zu lösen. Darwin setzt also an die Stelle einer bewussten Schöpferkraft, welche die organischen Körper der Tiere und Pflanzen nach einem entworfenen Plan aufbaut und arrangiert, eine Reihe von Naturkräften, die blind (oder wie wir sagen) ohne Zweck und Plan tätig sind. An die Stelle eines willkürlichen Schöpferaktes tritt ein notwendiges Evolutionsgesetz . . . .“ (das hatten Manu und Kapila auch, und gleichzeitig leitende, bewusste und intelligente Kräfte). . . „Darwin selbst hatte klugerweise . . . die Frage der ersten Entstehung des Lebens beiseite geschoben. Doch bald darauf wurde die bedeutendste und weitreichendste Schlussfolgerung von ausgezeichneten und mutigen Naturforschern öffentlich verkündet, namentlich Huxley, Carl Vogt und Ludwig Büchner. Ein mechanischer Ursprung der ersten Lebensform wurde als notwendige Ergänzung von Darwins Lehre betrachtet. Und uns interessiert gegenwärtig nur eine einzige Schlussfolgerung der Lehre, der natürliche Ursprung des Menschengeschlechts durch die allmächtige Evolution“ (S. 34, 37).
Darauf erwidert der Okkultismus, ohne sich von diesem wissenschaftlichen Mischmasch verwirren zu lassen: Im Verlauf der Evolution, als die physische über die spirituelle und mentale triumphierte und sie mit ihrem Gewicht fast erdrückte, war die große Gabe Kriyashakti6 in allen Zeitaltern das Erbe lediglich weniger auserwählter Menschen . . . . Der Geist bemühte sich vergebens, sich als Ganzes in rein organischen Formen zu manifestieren (wie im ersten Teil dieses Bandes erklärt wurde), und während die frühe Menschheit der dritten Rasse diese Fähigkeit noch als natürliches Attribut aufwies, wurde sie fortan von Spiritualisten und Okkultisten als lediglich phänomenal betrachtet und von Materialisten als wissenschaftlich unmöglich erachtet.
In unserer modernen Zeit ist schon allein die Behauptung der Existenz einer Kraft, welche menschliche Formen erschaffen kann – fertige Hüllen, in welche sich die „bewussten Monaden“ oder Nirmanakayas vergangener Manvantaras inkarnieren können – natürlich unsinnig, lächerlich! Im Gegensatz dazu wird es als vollkommen natürlich angesehen, dass ein Frankensteinsches Monster hervorgebracht wird, dazu moralisches Bewusstsein, religiöses Streben, Genius und eine Empfindung der eigenen unsterblichen Natur in sich selbst – von „physikalisch-chemischen Kräften, von der blinden allmächtigen Evolution gelenkt“ („The Pedigree of Man“). [SD # 653] Was den Ursprung des Menschen anbelangt, so ist er nicht aus einem Nichts entstanden, das von ein wenig rotem Lehm zusammengehalten wird, sondern von einer lebendigen göttlichen Wesenheit, die den Astralkörper mit den umgebenden Materialien verfestigt – diese Vorstellung ist zu absurd, um nach Meinung der Materialisten überhaupt erwähnt zu werden. Nichtsdestoweniger sind die Okkultisten und Theosophen bereit, ihre Behauptungen und Theorien – wie unwissenschaftlich und abergläubisch sie auch auf den ersten Blick hin erscheinen mögen – in Bezug auf ihren inneren Wert und ihre Wahrscheinlichkeit mit jenen der modernen Evolutionisten vergleichen zu lassen. Die esoterische Lehre ist also der Darwinschen Evolution vollkommen entgegengesetzt, wenn sie auf den Menschen und teilweise auch auf andere Arten angewendet wird.
Es wäre interessant, einen Blick auf die mentale Vorstellung von der Evolution im wissenschaftlichen Gehirn eines Materialisten werfen zu können. Was ist Evolution? Auf die Bitte, die ganze und vollständige Bedeutung des Begriffs zu erklären, würden weder Huxley noch Haeckel imstande sein, das irgendwie besser zu machen als Webster: „Der Akt der Entfaltung; der Prozess des Wachstums, der Entwicklung; wie die Evolution einer Blume aus einer Knospe, oder eines Tieres aus dem Ei.“ Aber die Knospe muss durch ihre mütterliche Pflanze auf den Samen zurückgeführt werden, und das Ei auf das Tier oder den Vogel, der es gelegt hat; oder auf jeden Fall das Protoplasmaklümpchen, aus dem es sich erweitert hat und hervorgewachsen ist. Und sowohl der Same als auch das Klümpchen müssen die latenten Möglichkeiten zur Reproduktion und stufenweisen Entwicklung in sich tragen, um tausendundeine Formen oder Phasen der Evolution entfalten zu können, durch die sie hindurchgehen müssen, bevor die Blume oder das Tier vollständig entwickelt ist. Daher muss der zukünftige Plan, wenn nicht ein Modell, existieren. Außerdem muss dieser Same zurückverfolgt und seine Natur ermittelt werden. Waren die Darwinisten darin erfolgreich? Oder wird uns die Monere vorgehalten? Dieses Atom der wässrigen Abgründe ist aber keine homogene Materie; und es muss etwas oder irgend jemand existieren, der es geformt und ins Dasein gebracht hat.
Hier wiederum ist die Wissenschaft schweigsam. Aber nachdem bis jetzt, sowohl den Materialisten als auch den Psychologen der modernen Schule zufolge, weder das Klümpchen, noch der Samen oder der Keim Selbstbewusstsein enthalten – worin die Okkultisten ausnahmsweise mit ihren natürlichen Feinden übereinstimmen – was leitet dann die Kraft oder die Kräfte so unfehlbar in diesem Evolutionsvorgang? Blinde Kraft? Genauso gut könnte man das Gehirn blind nennen, das Haeckel in seinen „The Pedigree of Man“ und anderen Publikationen entwickelte. Wir können uns leicht vorstellen, dass dem genannten Gehirn ein oder zwei wichtige Windungen fehlen: Denn wer immer irgend etwas über die Anatomie des menschlichen oder auch eines beliebigen tierischen Körpers weiß, und noch immer Atheist und Materialist ist, muss „hoffnungslos wahnsinnig“ sein, sagt Lord Herbert, der mit Recht in der Gestalt des menschlichen Körpers und im Zusammenhang seiner Teile etwas so Seltsames und Paradoxes sieht, dass er ihn für das „größte Naturwunder“ hält. Blinde Kräfte und „keinerlei Gestaltung“ in irgendetwas unter der Sonne; während kein zurechnungsfähiger Wissenschaftler zögern würde das zu sagen, selbst in Anbetracht des Wenigen, was er über die im Kosmos wirkenden Kräfte weiß und bisher entdeckt hat, sieht er sehr klar, [SD # 654] dass jeder Teil, jedes Pünktchen und Atom, sich mit seinen Mitatomen in Harmonie befindet, und diese mit dem Ganzen, indem jedes einzelne im gesamten Lebenszyklus seinen bestimmten Auftrag hat. Aber glücklicherweise beginnen die größten, die hervorragendsten Denker und Gelehrten von heute, sich gegen seinen „Stammbaum“ und auch gegen Darwins Theorie von der natürlichen Selektion aufzulehnen, obwohl ihr Urheber wahrscheinlich niemals so weitreichende Schlussfolgerungen in Betracht gezogen hat. Der russische Gelehrte N. J. Danilewski stürzt diesen Darwinismus in seinem bemerkenswerten Buch „Der Darwinismus, eine kritische Untersuchung“ vollkommen und ohne Einspruch, und dasselbe macht de Quatrefages in seinem letzten Werk. Wir empfehlen unseren Lesern, den gelehrten Vortrag von Dr. Bourgès zu prüfen, eines Mitglieds der Pariser Anthropologischen Gesellschaft, den er anlässlich einer kürzlich stattgefundenen Versammlung dieser Gesellschaft unter dem Titel „Evolutionäre Psychologie; die Evolution des Geistes etc.“ hielt. Darin vereinigt er die beiden Lehren vollständig – die von der physischen und von der spirituellen Evolution. Er erklärt den Ursprung der Vielfalt der organischen Formen, die so offensichtlich mit einer intelligenten Planung an ihre Umgebung angepasst sind, und zwar durch die Existenz und die gegenseitige Unterstützung und Interaktion zweier Prinzipien der (manifestierten) Natur, dem inneren, bewussten Prinzip, das sich der physischen Natur anpasst, und den angeborenen Möglichkeiten der Letzteren. So muss der französische Gelehrte auf unseren alten Freund – den Archaeus oder das Lebensprinzip – zurückgreifen, ohne es zu benennen, wie es Dr. Richardson in England mit seiner „Nervenkraft“ getan hat etc. Dieselbe Idee wurde kürzlich in Deutschland von Freiherr von Hellenbach in seinem bemerkenswerten Werk „Der Individualismus im Lichte der Biologie und Philosophie der Gegenwart“ entwickelt.
Dieselben Schlussfolgerungen finden wir auch noch in einem weiteren ausgezeichneten Werk eines anderen tiefgründigen Denkers, N. N. Strachof, der in seinem „Die Welt als Ganzes, Grundkonzepte der Physiologie und Psychologie“ sagt: „Der deutlichste sowie bekannteste Typus der Entwicklung findet sich in unserer eigenen spirituellen oder körperliche Evolution, die anderen zum Vorbild gedient hat . . . . Wenn Organismen Entitäten sind . . . dann ist es nur Recht zu schließen und zu behaupten, dass das organische Leben psychisches Leben zu erzeugen strebt. Aber es wäre noch richtiger und würde mit dem Geist dieser beiden Kategorien der Evolution noch besser übereinstimmen zu behaupten, die wahre Ursache des organischen Lebens sei das Bestreben des Geistes, sich in substanziellen Formen zu manifestieren und sich in eine substanzielle Wirklichkeit zu kleiden. Die höchste Form ist es, welche die vollkommene Erklärung der niedersten enthält, und niemals umgekehrt.“ Das heißt ebenso, wie es Bourgès in dem oben zitierten Mémoire getan hat, die Identität dieses mysteriösen, integral wirkenden und organisierenden Prinzips mit dem Selbstbewusstsein und dem inneren Subjekt zuzugestehen, das wir das Ego nennen, und die Welt insgesamt – die Seele. So nähern sich die besten Gelehrten und Denker in ihren allgemeinen Schlussfolgerungen allmählich den Okkultisten an.
Derartige metaphysisch veranlagte Wissenschaftler sind jedoch indiskutabel und werden schwerlich Gehör finden. Schiller lässt in seinem großartigen Gedicht über [SD # 655] den Schleier der Isis den jungen Sterblichen, der es gewagt hat, die undurchdringliche Hülle zu heben, ohnmächtig zu Boden fallen, nachdem er im Angesicht der strengen Göttin die nackte Wahrheit erschaut hatte. Haben einige unserer in natürlicher Selektion und geistiger Übereinstimmung so liebevoll miteinander vereinten Darwinisten ebenfalls die ihres Schleiers beraubte saïtische Mutter angestarrt? Man möchte das fast vermuten, wenn man ihre Theorien gelesen hat. Ihre großen Intellekte müssen zusammengebrochen sein, als sie das unbedeckte Antlitz der Natur zu nah erblickten, so dass nur die graue Substanz und die Ganglien in ihren Gehirnen verblieben, um auf die blinden physikalisch-chemischen Kräfte zu reagieren. Auf jeden Fall passen Shakespeares Verse wunderbar auf unseren modernen Evolutionisten, der den „stolzen Mann“ symbolisiert:
„Gehüllt in kleine, flücht’ge Wichtigkeit ;
Am dümmsten dort, wo er sich weise dünkt,
Sein starres Wesen – wie ein zorn’ger Aff,
Spielt tolle Possen vor dem Himmel,
Doch drüben Engel weinen ! . . . . ”
Diese haben nichts mit den „Engeln“ zu tun. Ihr einziges Anliegen ist der menschliche Vorfahr, der pithekoide Noah, der drei Söhne zeugte – den geschwänzten Zyno-Cephalus, den schwanzlosen Affen und den „Bäume bewohnenden“ paläolithischen Menschen. In diesem Punkt wird ihnen nicht widersprochen. Jeder darüber formulierte Zweifel wird sofort als Versuch betrachtet, die wissenschaftliche Forschung zu lähmen. Die unüberwindliche Schwierigkeit an der Basis der Evolutionstheorie, nämlich dass kein Darwinist in der Lage ist, eine auch nur annähernde Bestimmung der Zeitperiode und Form anzugeben, in welcher der erste Mensch erschien, wird zu einem geringfügigen, angeblich bedeutungslosen Hindernis abgemildert. Alle Wissenszweige befänden sich in derselben Verlegenheit, wird uns gesagt. Der Chemiker begründe seine höchst verwickelten Berechnungen lediglich „auf einer Hypothese über Atome und Moleküle, von denen nicht ein einziges jemals gesehen, isoliert, gewogen oder bestimmt worden sei. Der Elektriker spräche von magnetischen Fluiden, die sich niemals greifbar offenbarten. Ein bestimmter Ursprung könne weder den Molekülen noch dem Magnetismus zugeschrieben werden. Die Wissenschaft könne keine Kenntnis von den Anfängen des Gesetzes, der Materie oder des Lebens für sich in Anspruch nehmen und tut das auch nicht . . .“ etc. etc. („Knowledge“, Januar, 1882)
Nichtsdestotrotz kommt es einer unentschuldbaren Sünde gleich, eine wissenschaftliche Hypothese zu verwerfen, wie absurd auch immer sie sein mag! Wir riskieren es.
[SD # 656]
§ II
Die von der Wissenschaft
der Menschheit angebotenen Vorfahren
„Die Frage aller Fragen für die Menschheit – das Problem, das allen anderen zugrunde liegt und weit interessanter ist als sie – ist die Festlegung der Stellung des Menschen in der Natur und seiner Beziehungen zum Universum der Dinge.“
– Huxley
Geteilt und zögernd steht die Welt heutzutage zwischen den göttlichen Vorfahren – ob es sich dabei um Adam und Eva handelt oder die lunaren Pitris – und dem Bathybius Haeckelii, dem gallertartigen Einsiedler der salzigen Tiefe. Nachdem wir die okkulte Theorie erklärt haben, kann sie jetzt mit der des modernen Materialismus verglichen werden. Der Leser ist eingeladen, zwischen den beiden zu wählen, nachdem er sie nach ihren entsprechenden Verdiensten beurteilt hat.
Einigen Trost für die Ablehnung unserer göttlichen Vorfahren können wir aus der Beobachtung ableiten, dass die Spekulationen Haeckels von der streng exakten Wissenschaft keine bessere Behandlung erfahren als unsere eigenen. Die Feinde seiner fantastischen Evolution, andere und größere Gelehrte, lachen nicht weniger über Haeckels Phylogenesis als sie über unsere ursprünglichen Rassen lachen werden. Wie du Bois-Reymond es ausdrückt, können wir ihm gerne glauben, dass die „in der ‘Schöpfungsgeschichte’ entworfenen Stammbäume unserer Rasse etwa so viel wert sind wie die Stammbäume homerischer Helden in den Augen der historischen Kritik.“
Wenn das feststeht, wird jeder sehen, dass die eine Hypothese so gut ist wie die andere. Und da wir bei diesem deutschen Naturforscher (Haeckel) selbst das Eingeständnis finden, dass weder die Geologie (in ihrer Geschichte der Vergangenheit) noch die Stammesgeschichte der Organismen sich jemals „zu einer wirklich exakten Naturwissenschaft gestalten“ wird,7 ist der okkulten Wissenschaft ein breiter Rand für ihre Anmerkungen und Proteste gelassen. Die Welt hat die Wahl zwischen den Lehren von Paracelsus, des „Vaters der modernen Chemie“, und jenen Haeckels, des Vaters der mythischen Sozura. Mehr verlangen wir nicht.
Ohne uns anzumaßen, in dem Streit derartig gelehrter Naturforscher wie du Bois-Reymond und Haeckel über unsere Blutsverwandtschaft mit „jenen Ahnen (von uns), die von den einzelligen Klassen über die Würmer, die Schädellosen, die Fische, Amphibien und Reptilien zu den Vögeln emporgeführt haben“ Partei zu ergreifen, dürfen wir zur Information unserer Leser mit ein paar wenigen Worten eine oder zwei kurze Fragen aufwerfen. Indem wir uns die Gelegenheit zunutze machen und uns [SD # 657] Darwins Theorien von der natürlichen Selektion etc. vor Augen halten, wollen wir die Wissenschaft in Bezug auf den Ursprung des Menschen und der Tierarten fragen, welche der beiden folgenden Evolutionstheorien die wissenschaftlichere oder, wenn man es vorzieht, die unwissenschaftlichere ist.
(1) Handelt es sich um eine Evolutionslehre, die von Anfang an mit geschlechtlicher Fortpflanzung einsetzt?
(2) Oder um eine Lehre, welche die allmähliche Entwicklung der Organe zeigt; ihre Verfestigung und die Hervorbringung jeder Art zunächst durch einfache, leichte Trennung von einem in zwei oder auch mehrere Individuen; dann eine neue Entwicklung – der erste Schritt in Richtung einer Art mit getrennten, unterschiedlichen Geschlechtern – in den hermaphroditischen Zustand; dann wieder eine Art von Parthenogenese, „jungfräuliche Fortpflanzung“, wenn die im Körper gebildeten Eizellen in atomischen Emanationen aus ihm hervorgehen und außerhalb von ihm heranreifen; bis sich die Menschenwesen schließlich nach einer klaren Trennung in Geschlechter durch geschlechtliche Verbindung fortzupflanzen beginnen?
Von diesen beiden wird die erste „Theorie“ – oder vielmehr „geoffenbarte Tatsache“ – von allen exoterischen Bibeln (mit Ausnahme der Puranas) und insbesondere von der jüdischen Kosmogonie verkündet. Die zweite ist die, die von der okkulten Philosophie gelehrt wird, wie von Anfang an erklärt worden ist.
Eine Antwort auf unsere Frage findet sich in einem Werk, das soeben von Samuel Laing – dem besten Laien-Erklärer der modernen Wissenschaft8 – herausgegeben wurde. Im achten Kapitel seines letzten Werkes „A Modern Zoroastrian“ beginnt der Verfasser mit einem Tadel „aller alten Religionen und Philosophien“, weil sie „ein männliches und weibliches Prinzip als ihre Götter annehmen“. Auf den ersten Blick, sagt er, „erscheint diese Unterscheidung der Geschlechter ebenso grundlegend wie die von Pflanze und Tier“. . . . „Der über dem Chaos brütende und die Welt hervorbringende Geist Gottes“, fährt er mit seiner Beschwerde fort, „ist lediglich eine spätere, auf die monotheistischen Ideen angepasste Version der viel älteren chaldäischen Legende, welche die Schöpfung des Kosmos aus dem Chaos durch das Zusammenwirken großer männlicher und weiblicher Gottheiten beschreibt . . “ So werden wir im orthodoxen christlichen Glauben gelehrt, zu verbreiten: „Gezeugt, nicht erschaffen“, eine Phrase, die absoluter Unsinn ist, das heißt ein Beispiel dafür, dass Worte wie falsche Banknoten gebraucht werden, welche nicht über den soliden Wert einer dahinterstehenden Idee verfügen. Denn „gezeugt“ ist ein sehr bestimmter Ausdruck, der „die Verbindung von zwei entgegengesetzten Geschlechtern zur Hervorbringung eines neuen Individuums impliziert.“
Wie sehr wir auch mit dem gelehrten Verfasser in Bezug auf die Unratsamkeit der Benutzung falscher Worte und auf das schreckliche anthropomorphische und phallische Element in den alten Schriften – insbesondere in der orthodoxen christlichen Bibel – übereinstimmen mögen, könnte es in diesem Fall nichtsdestotrotz zwei mildernde Umstände geben. Erstens sind alle diese „alten Philosophien“ und „modernen [SD # 658] Religionen“ – wie in diesen beiden Bänden hinlänglich gezeigt worden ist – ein über das Antlitz der esoterischen Wahrheit geworfener exoterischer Schleier; und – als unmittelbares Resultat davon – sie sind allegorisch, d. h. der Form nach mythologisch. Aber dem Wesen nach sind sie dennoch unermesslich philosophischer als jede beliebige der neuen, sogenannten wissenschaftlichen Theorien. Zweitens war, von der orphischen Theogonie bis hinab zur Esras letzter Umarbeitung des Pentateuchs, jede alte Schrift, die in ihrem Ursprung Fakten aus dem Osten entlehnte, beständigen Veränderungen durch Freund und Feind unterworfen, bis von der ursprünglichen Version nur mehr der Name übrig war, eine tote Hülle, aus welcher der Geist allmählich eliminiert worden war.
Das allein sollte zeigen, dass keines der gegenwärtig existierenden Religionswerke ohne die Unterstützung der archaischen Weisheit verstanden werden kann, der ersten Grundlage, auf welcher sie alle errichtet sind.
Doch kehren wir zu der direkten Antwort zurück, die von der Wissenschaft auf unsere direkte Frage erwartet wird. Derselbe Verfasser gibt sie, indem er seinen Gedankengang über den unwissenschaftlichen Euhemerismus der Naturkräfte in den alten Glaubensrichtungen verfolgt und sie mit den folgenden Worten verdammt:
„Auf traurige Weise zerstört die Wissenschaft jedoch den Eindruck, die geschlechtliche Zeugung sei die ursprüngliche und einzige Fortpflanzungsart9 und das Mikroskop und Seziermesser des Naturforschers führe uns in neue und gänzlich unerwartete (?) Lebenswelten ein. . . .“
So „unerwartet“ tatsächlich, da die ursprünglich ungeschlechtlichen „Fortpflanzungsarten“ auf jeden Fall den alten Indern bekannt gewesen sein müssen – ungeachtet der gegenteiligen Behauptungen Laings. Angesichts der von uns und anderwärts angeführten Behauptungen des „Vishnu-Puranas“, dass Daksha „den Geschlechtsverkehr als Mittel zur Vermehrung einführte“, aber erst nach einer Reihe anderer „Methoden“, die alle darin aufgezählt werden (Bd. II, S. 12, 15, Wilsons Übers.), wird es schwierig, die Tatsache zu leugnen. Diese Behauptung findet sich außerdem, man bemerke das wohl, in einem exoterischen Werk. Zunächst fährt Samuel Laing fort, uns zu erklären, dass
. . . . „der weitaus größere Teil der Lebewesen, was die Anzahl betrifft . . . . ohne die Hilfe geschlechtlicher Fortpflanzung ins Dasein gekommen ist.“ Er führt dann als Beispiel Haeckels Monere an, die sich . . . . „durch Selbstteilung vermehrt“. Das nächste Stadium zeigt der Verfasser in der Kernzelle, „die genauso verfährt“. Im darauffolgenden Stadium „trennt sich der Organismus nicht in zwei gleiche Teile, sondern ein kleiner Teil desselben schwillt an . . . . und trennt sich schließlich ab und beginnt eine eigene Existenz, und wächst schließlich durch seine innewohnende Fähigkeit, frisches Protoplasma aus den umgebenden anorganischen Materialien zu erzeugen, bis zur Größe der Mutter heran.“10
[SD # 659] Daraus entsteht ein vielzelliger Organismus, gebildet aus „von der Mutter ausgesendeten Keimknospen, die auf Sporen oder Einzelzellen reduziert sind“ . . . . wenn „wir an der Schwelle des Systems geschlechtlicher Fortpflanzung sind, das (jetzt) in allen höheren Tierfamilien zur Regel geworden ist.“ . . . . Wenn ein „Organismus im Überlebenskampf Vorteile hat, etabliert er sich dauerhaft“ . . . . und besondere Organe werden entwickelt, um den geänderten Bedingungen zu entsprechen . . . . als sich ein Unterschied „fest etablierte zwischen einem das Ei oder die ursprüngliche Zelle enthaltenden weiblichen Organ oder Ovarium, aus welchem das neue Wesen entwickelt werden soll.“ . . . . „Das wird durch ein Studium der Embryologie bestätigt, die aufzeigt, dass bei den menschlichen und höheren tierischen Arten die unterschiedlichen Geschlechter nicht entwickelt sind, bevor ein beträchtlicher Fortschritt im Wachstum des Embryos erzielt worden war . . . . Bei der großen Mehrzahl der Pflanzen und bei einigen niederen Tierfamilien . . . werden die männlichen und weiblichen Organe innerhalb desselben Wesens entwickelt . . . . zu Hermaphroditen. Des Weiteren entwickeln sich in der jungfräulichen Fortpflanzung Keimzellen, die scheinbar in allen Beziehungen Eizellen ähnlich sind, ohne irgendwelche befruchtenden Elemente zu neuen Individuen“ etc. etc. (S. 103-107).
Das alles ist uns genauso wohlbekannt wie dass das Obige niemals von dem sehr gelehrten englischen Verbreiter der Huxley-Haeckelschen Theorien auf den Genus homo angewendet wurde. Er beschränkt das auf Protoplasmaklümpchen, Pflanzen, Bienen, Schnecken etc. Aber wenn er der Abstammungstheorie gerecht werden will, muss er auch der Ontogenie gerecht werden, in der das fundamentale biogenetische Gesetz, wie uns gesagt wird, folgendermaßen lautet: „Die Entwicklung des Embryos (Ontogenese) ist eine kondensierte und gekürzte Wiederholung der Evolution der Rasse (Phylogenese). Diese Wiederholung ist um so vollständiger, je stärker die wahre ursprüngliche Evolutionsfolge (Palingenese) durch beständige Vererbung beibehalten wird. Andererseits ist die Wiederholung um so unvollständiger, je stärker die spätere Scheinentwicklung (Zenogenese) durch wechselnde Anpassung eingetreten ist.“ („Anthrop.“, 3. Ausg., S. 11)
Das zeigt uns, dass sich jedes lebende Geschöpf und Ding auf der Erde, einschließlich des Menschen, aus einer gemeinsamen Urform entwickelt hat. Der körperliche Mensch muss dieselben Stadien des Entwicklungsprozesses in den verschiedenen Fortpflanzungsarten durchlaufen haben wie andere Tiere auch: Er muss sich selbst geteilt haben; als Hermaphrodit muss er dann seine Jungen parthenogenetisch (Jungfernzeugung) hervorgebracht haben; das nächste Stadium wäre das ovipare – zuerst „ohne irgendein befruchtendes Element“, dann „mit Hilfe der befruchtenden Spore“; und erst nach der endgültigen und eindeutigen Entwicklung der beiden Geschlechter konnte er individuell zu „Mann und Frau“ werden, als sich die Fortpflanzung mittels der geschlechtlichen Vereinigung zu einem universalen Gesetz formte. So weit ist alles wissenschaftlich bewiesen. Es bleibt nur eine Sache zu ermitteln: nämlich die klar und verständlich beschriebenen [SD # 660] Vorgänge einer solchen vorgeschlechtlichen Fortpflanzung. Das geschah in den okkulten Büchern, in Teil I dieses Bandes versuchte die Schreiberin einen schwachen Abriss davon zu geben.
Entweder das, oder – der Mensch ist ein besonderes Wesen. Die okkulte Philosophie kann ihn, wegen seiner besonderen dualen Natur, so nennen. Die Wissenschaft kann das nicht, sobald sie jede Beeinflussung mit Ausnahme der mechanischen Gesetze leugnet und außerhalb der Materie kein Prinzip zugesteht. Erstere – die archaische Wissenschaft – anerkennt, dass die physische Gestalt des Menschen alle Formen durchlaufen hat, von der niedrigsten bis zur allerhöchsten, ihrer gegenwärtigen, oder von der einfachen zur zusammengesetzten – um die anerkannten Begriffe zu verwenden. Sie behauptet aber, dass die Gestalt in diesem Zyklus (dem vierten), da sie bereits in den vorangegangenen Runden zu den Typen und Modellen der Natur gehörte, für den Menschen vom Anfang der gegenwärtigen Runde an vollständig bereitstand.11 Die Monade hatte lediglich in den Astralkörper der Vorfahren einzutreten, damit das Werk der physischen Verfestigung rund um den schattenhaften Prototyp beginnen konnte.12
Was würde die Wissenschaft dazu sagen? Sie würde natürlich sagen, dass der Mensch, weil er als das späteste Säugetier auf der Erde erschien, es nicht mehr als irgendeines dieser Säugetiere nötig hatte, die oben beschriebenen ursprünglichen Fortpflanzungsstadien zu durchlaufen. Seine Fortpflanzungsart war auf der Erde bereits eingerichtet, als er erschien. In diesem Fall können wir antworten: Nachdem bis zum heutigen Tag noch nicht die entfernteste Spur eines Bindegliedes zwischen Mensch und Tier gefunden worden ist, muss er (wenn die okkulte Lehre abgelehnt werden soll) durch ein Wunder in der Natur zum Vorschein gekommen sein wie Minerva, die in voller Rüstung aus Jupiters Gehirn entsprang. Und in solchen Fällen hat die Bibel Recht, wie andere nationale „Offenbarungen“ auch. So wird die wissenschaftliche Verachtung, die der Verfasser von „A Modern [SD # 661] Zoroastrian“ so freigiebig an alte Philosophien und exoterische Glaubensrichtungen verschwendet, voreilig und ungerechtfertigt. Auch würde die plötzliche Entdeckung eines Fossils in der Art des „fehlenden Gliedes“ die Sache nicht verbessern. Denn weder ein solches Einzelexemplar, noch die daraus gezogenen wissenschaftlichen Schlussfolgerungen könnten die Sicherheit geben, dass es sich dabei um das lange gesuchte Relikt handelt, d. h. das eines unentwickelten, aber doch einstmals sprechenden Menschen. Für einen endgültigen Beweis wäre etwas mehr erforderlich (vide infra, Anmerkung). Abgesehen davon, beginnt selbst die Genesis mit dem Menschen, ihrem Adam aus Staub, erst dort, wo die Geheimlehre ihre „Söhne von Gott und Weisheit“ verlässt und den physischen Menschen der dritten Rasse ansetzt. Eva wird nicht „gezeugt“, sondern sie wird aus Adam extrahiert, nach Art der „Amöbe A“, die sich in der Mitte zusammenzieht und Amöbe B abspaltet – durch Teilung (siehe S. 103, „A Modern Zoroastrian“). Auch hat sich die menschliche Sprache nicht aus den verschiedenen Tierlauten entwickelt.
Haeckels Theorie, dass „die Sprache erst allmählich aus wenigen einfachen, tierisch-rohen Lauten entstand . . . .“, wie sie „auch heute noch bei einigen Naturvölkern niederen Ranges existiert“ („The Darwinian Theory“ in „The Pedigree of Man“, S. 22), ist unhaltbar, wie unter anderem von Professor Max Müller bewiesen wurde. Er behauptet, dass bis jetzt noch keine einleuchtende Erklärung dafür gegeben wurde, wie die „Wurzeln“ der Sprache entstanden. Für die menschliche Sprache ist ein menschliches Gehirn notwendig. Und Zahlen, welche die verhältnismäßige Größe der Gehirne von Mensch und Affe darstellen, zeigen, wie tief die beide voneinander trennende Kluft ist. Vogt behauptet, dass das Gehirn des größten Affens, des Gorillas, nicht mehr als 30,51 Kubikzoll misst, während die Durchschnittsgehirne der flachköpfigen australischen Eingeborenen – jetzt die niederste Menschenrasse – sich auf 99,35 Kubikzoll belaufen! Zahlen sind lästige Zeugen und können nicht lügen. Wie daher von Dr. F. Pfaff richtig bemerkt wurde, dessen Voraussetzungen ebenso gesund und korrekt sind wie seine biblischen Schlussfolgerungen albern: „Das Gehirn der menschenähnlichsten Affen erreicht nicht ganz ein Drittel des Gehirns der niedrigsten Menschenrassen: es ist nicht halb so groß wie das Gehirn eines neugeborenen Kindes.“ („The Age and Origin of Man“) Aus dem Vorangehenden ist somit sehr leicht zu entnehmen, dass zum Beweis der Huxley-Haeckelschen Theorien von der Abstammung des Menschen nicht ein Einziges, sondern eine große Anzahl von „fehlenden Gliedern“ – eine wahre Leiter von fortschreitenden Entwicklungsstufen – zuerst aufgefunden und dann von der Wissenschaft der denkenden und überlegenden Menschheit vorgelegt werden müsste, bevor diese den Glauben an Götter und die unsterbliche Seele zugunsten der Anbetung vierfüßiger Ahnen aufgeben könnte. Bloße Mythen werden jetzt als „axiomatische Wahrheiten“ begrüßt. Selbst Alfred Russel Wallace behauptet mit Haeckel, dass der Urmensch ein sprachloses Affengeschöpf war. Darauf antwortet Professor Joly: „Der Mensch war meiner Ansicht nach niemals dieser Pithecanthropus alalus, dessen Porträt Haeckel so gezeichnet hat, als ob er ihn gesehen und gekannt hätte, dessen einzigartige und vollständig hypothetische Genealogie er ebenfalls angab, von der bloßen Anhäufung lebendigen Protoplasmas an bis zum Menschen, der mit Sprache und Zivilisation [SD # 662] analog der Australier und Papuas begabt ist.“ („Man Before Metals“, S. 320, N. Joly, Inter. Scient. Series)
Haeckel kommt unter anderem oft in direkten Konflikt mit der Sprachwissenschaft. Im Verlauf seines Angriffs auf den Evolutionismus (1873, „Three Lectures on Mr. Darwin’s Philosophy of Language“) brandmarkte Prof. Max Müller die Theorie Darwins als „vom Anfang bis zum Ende verwundbar“. Tatsache ist, dass es außer Zweifel steht, dass viele der sekundären „Gesetze“ des Darwinismus lediglich teilweise wahr sind – indem de Quatrefages offenbar die „Natürliche Selektion“, den „Überlebenskampf“ und die Umwandlung der Arten nicht als ein für allemal, sondern nur als zeitweilig erwiesen ansieht. Es mag vielleicht nicht unpassend sein, die sprachwissenschaftlichen Bedenken gegen die Theorie der „Affenvorfahren“ zusammenzufassen:
Sprachen haben ihre Wachstumsphasen etc., wie alles Übrige in der Natur. Es ist fast sicher, dass die großen Sprachfamilien drei Stadien durchlaufen:
(1) Alle Worte sind Wurzeln und werden nur nebeneinandergestellt (Wurzelsprachen).
(2) Eine Wurzel definiert die andere und wird zum determinierenden Element (agglutinierende Sprachen).
(3) Das determinierende Element (dessen determinierende Bedeutung längst vergessen ist) vereinigt sich mit dem formellen Element zu einem Ganzen (flektierende Sprachen).
Das Problem ist also dieses: Woher kommen diese Wurzeln? Max Müller argumentiert, dass die Existenz dieser vorgefertigten Sprachmaterialien ein Beweis dafür ist, dass der Mensch nicht die Krone einer langen, organischen Reihe sein kann. Diese Potenzialität der Wurzelbildung ist die große Schwierigkeit, der die Materialisten fast ausnahmslos ausweichen.
Von Hartmann erklärt sie als eine Offenbarung des „Unbewussten“ und lässt ihre zwingende Kraft versus den mechanischen Atheismus gelten. Von Hartmann ist ein gutes Beispiel des Metaphysikers und des Idealisten der heutigen Zeit.
Dieses Argument wurde von den nicht-pantheistischen Evolutionisten noch nie angeführt. Mit Schmidt zu sagen: „Wahrlich, sollen wir vor dem Ursprung der Sprache halt machen?“, ist ein Zugeständnis von Dogmatismus und rascher Niederlage (vergl. seine „Doctrine of Descent and Darwinism“, S. 304).
Wir achten die weisen Wissenschaftler ihrer Generation, die sagen: „Da die prähistorische Vergangenheit vollständig außerhalb unserer Möglichkeiten unmittelbarer Beobachtung liegt, sind wir zu ehrlich, und der Wahrheit – oder dem, was wir für die Wahrheit halten – zu sehr ergeben, als dass wir über das Unbekannte spekulieren und unsere unbewiesenen Theorien gleichzeitig mit in der modernen Wissenschaft absolut anerkannten Tatsachen herausgeben würden.“ . . . . „Das Grenzland der (metaphysischen) Erkenntnis wird daher am besten der Zeit überlassen, die der beste Prüfstein der Wahrheit ist.“ („A Modern Zoroastrian“, S. 136)
Das ist ein weiser und ehrlicher Ausspruch aus dem Mund eines Materialisten. Aber wenn Haeckel, nachdem er soeben gesagt hat, dass „die historischen Vorgänge der [SD # 663] Vergangenheit . .“ sich „vor vielen Millionen von Jahren vollzogen haben13 . . . und damit der direkten Beobachtung für immer verborgen sind“, und dass weder die Geologie noch die Phylogonie14 sich „in die Position einer wirklich exakten Naturwissenschaft erheben“ können oder werden, anschließend auf der Entwicklung aller Organismen – „vom niedersten bis zum höchsten Wirbeltier, vom Amphioxus bis zum Menschen“ – besteht, so verlangen wir einen gewichtigeren Beweis als er zu geben imstande ist. Die vom Verfasser der „Anthropogenie“ so gepriesenen „empirischen Erkenntnisquellen“ sind – auch wenn er mit deren Qualifikation für seine eigenen Ansichten zufrieden sein sollte – zur Lösung von außerhalb ihres Bereiches liegenden Problemen jedenfalls nicht geeignet; es liegt auch nicht in der Domäne der exakten Wissenschaft, irgendwelches Vertrauen auf sie zu setzen.15 Wenn sie „empirisch“ sind – und Haeckel selbst behauptet das wiederholt – sind sie in den Augen der exakten Forschung, wenn sie auf die entfernte Vergangenheit ausgedehnt werden, nicht besser und auch nicht verlässlicher als unsere okkulten Lehren des Ostens, weshalb beide auf ziemlich dieselbe Stufe gestellt werden müssen. Auch werden seine phylogenetischen und palingenetischen Spekulationen von den wirklichen Wissenschaftlern nicht günstiger behandelt als unsere zyklischen Wiederholungen der Evolution der großen Rassen in den kleineren, und die ursprüngliche Ordnung der Evolution. Denn der Bereich der exakten, wirklichen Wissenschaft, wie materialistisch sie auch sei, besteht darin, jede Vermutung sorgfältig zu vermeiden, Spekulationen, die nicht verifiziert werden können; kurz gesagt, jede suppressio veri und jede suggestio falsi. Das Geschäft der Wissenschaftler ist es, ein jeder in seiner gewählten Abteilung, die Naturerscheinungen zu beobachten, die Tatsachen aufzuzeichnen, zu tabulieren, zu vergleichen und zu klassifizieren, bis hinab in die kleinsten Einzelheiten, die sich der sinnlichen Beobachtung mit Hilfe der ganzen ausgezeichneten Mechanik darbieten, welche die moderne Erfindung liefert, und nicht mit Hilfe metaphysischer Höhenflüge. Alles, was er rechtmäßigerweise tun darf, ist, mit Unterstützung physikalischer Instrumente die [SD # 664] Mängel und Täuschungen seines normalen Seh- und Hörvermögens und anderer Sinne zu korrigieren. Er hat kein Recht, auf den Boden der Metaphysik und der Psychologie überzutreten. Seine Pflicht ist es, alle Fakten, die unter seine unmittelbare Beobachtung fallen, zu verifizieren und zu berichtigen; von den Erfahrungen und Fehlern der Vergangenheit zu profitieren, indem versucht wird, das Wirken einer bestimmten Verkettung von Ursache und Wirkung nachzuvollziehen, die ausschließlich aufgrund ihrer ständigen und unveränderlichen Wiederholung als Gesetz bezeichnet werden kann. Das ist die Tätigkeit, die von einem Wissenschaftler erwartet wird, wenn er ein Lehrer der Menschen werden und seinem ursprünglichen Programm der Naturwissenschaft oder Physik treu bleiben will. Jeder Seitenpfad von dieser Hauptstraße wird zur Spekulation.
Was aber macht so mancher sogenannte Wissenschaftler heutzutage, anstatt sich daran zu halten? Indem er sie verspottet, stürzt er sich in den Bereich der reinen Metaphysik. Er vergnügt sich mit übereilten Schlussfolgerungen und bezeichnet sie als „Deduktionsgesetz aus dem Induktionsgesetz“ einer Theorie, die in den Tiefen seines eigenen Bewusstseins gründet und daraus entnommen ist: jenes Bewusstsein, das durch einseitigen Materialismus verdreht und damit durchsetzt ist. Er versucht die „Entstehung“ von Dingen zu erklären, die bis jetzt doch lediglich in seine eigenen Vorstellungen eingeschlossen sind. Er greift Jahrtausende alte geistige Glaubensrichtungen und religiöse Überlieferungen an und schmäht mit Ausnahme seiner eigenen Steckenpferde alles als Aberglauben. Er stellt Theorien über das Universum auf, eine allein durch blinde mechanische Naturkräfte entwickelte Kosmogonie, die noch viel wunderbarer und unmöglicher ist als selbst jene, die auf dem Fiat Lux aus dem Nichts beruht – und versucht, die Welt mit seiner wilden Theorie in Staunen zu versetzen; da bekannt ist, dass diese Theorie einem wissenschaftlichen Gehirn entsprang, wird sie wohl in blindem Glauben für sehr wissenschaftlich gehalten und als wissenschaftliches Ergebnis betrachtet werden.
Sind das die Gegner, die der Okkultismus fürchten sollte? Ganz entschieden nicht. Denn solche Theorien werden von der wirklichen (nicht der empirischen) Wissenschaft nicht besser behandelt als unsere eigenen. Haeckel, von du Bois-Reymond in seiner Eitelkeit verletzt, wird niemals müde, sich öffentlich über den Angriff des Letzteren auf seine fantastische Abstammungstheorie zu beklagen. Indem er von dem „äußerst reichhaltigen Schatz empirischer Beweise“ schwärmt, nennt er die „anerkannten Physiologen“, die sich allesamt den aus seinem erwähnten „Schatz“ entnommenen Spekulationen widersetzen – unwissende Menschen. „Wenn aber manche Menschen“, erklärt er, „und darunter selbst einige namhafte Naturforscher, der Ansicht sind, die gesamte Phylogenie sei ein Luftschloss und die Stammbäume (von Affen?) leere Fantasiespielchen, bekunden sie damit nur ihre Unkenntnis der reichen empirischen Erkenntnisquellen, auf die bereits Bezug genommen wurde.“ („The Pedigree of Man“, S. 273)
Wir schlagen Websters Wörterbuch auf und lesen die Definitionen des Wortes „empirisch“: „Auf Erfahrung oder Beobachtung allein beruhend, ohne entsprechende Rücksichtnahme auf moderne Wissenschaft und Theorie.“ Das passt auf die Okkultisten, Spiritualisten, Mystiker etc. etc. Außerdem: „Empiriker – jemand, der sich darauf beschränkt, die Ergebnisse seiner eigenen Beobachtungen anzuwenden“ (lediglich) [SD # 665] (was auf Haeckel zutrifft); „einer, dem Wissenschaft mangelt . . . . ein unwissender und nicht zugelassener Praktiker, ein Quacksalber, ein Scharlatan.“
Kein Okkultist oder „Magier“ wurde jemals mit schlimmeren Bezeichnungen belegt. Doch bleibt der Okkultist auf seinem eigenen metaphysischen Boden und versucht nicht, seine Kenntnis, die Früchte seiner persönlichen Beobachtung und Erfahrung, in den Rang der exakten Wissenschaft der modernen Bildung zu erheben. Er bleibt innerhalb seiner rechtmäßigen Sphäre, in welcher er Meister ist. Aber was soll man von einem krassen Materialisten halten, dessen Pflicht ihm klar vorgezeichnet ist, und der sich folgendermaßen ausdrückt:
„Die Abstammung des Menschen von anderen Säugetieren, und am direktesten vom catarrhinen Affen, ist ein deduktives Gesetz, welches notwendigerweise dem induktiven Gesetz der Abstammungslehre folgt.“ („Anthropogenie“, S. 392)
Eine „Theorie“ ist lediglich eine Hypothese, eine Spekulation, und kein Gesetz. Etwas anderes zu behaupten ist eine von den vielen Freiheiten, die sich die Wissenschaftler heutzutage herausnehmen. Sie verkünden Unsinn, und dann verbergen sie ihn hinter dem Schild der Wissenschaft. Eine Schlussfolgerung aus einer theoretischen Spekulation ist nichts weiter als eine Spekulation über eine Spekulation. Sir W. Hamilton hat bereits gezeigt, dass der Begriff Theorie jetzt „in einem sehr verschwommenen und unzutreffenden Sinn“ verwendet wird . . . . „dass er gleichbedeutend ist mit Hypothese und dass Hypothese gewöhnlich als ein anderes Wort für Vermutung verwendet wird, während die Ausdrücke ‘Theorie’ und ‘theoretisch’ korrekt als Gegensatz zu den Begriffen Praxis und praktisch verwendet werden.“
Die moderne Wissenschaft setzt letzterer Behauptung jedoch einen Dämpfer auf und spottet über die Idee. Materialistische Philosophen und Idealisten aus Europa und Amerika mögen sich mit den Evolutionisten über den physischen Ursprung des Menschen einig sein – für den wahren Metaphysiker jedoch wird er niemals eine allgemeine Wahrheit werden, und Letzterer fordert die Materialisten heraus, ihre willkürlichen Annahmen zu beweisen. Dass das Thema der Affentheorie16 von Vogt und Darwin, über welche die Huxley-Haeckelianer jüngst so außerordentliche Variationen komponiert haben, viel unwissenschaftlicher ist – weil es mit den Fundamentalgesetzen dieses Themas selbst im Widerspruch steht – als unsere Theorie jemals bezeichnet [SD # 666] werden könnte, ist sehr einfach zu beweisen. Der Leser möge nur das ausgezeichnete Werk „The Human Species“ des großen französischen Naturforschers de Quatrefages einsehen, und unsere Behauptung wird sich sofort bewahrheiten.
Wenn er nicht gerade ein krasser Materialist ist, wird außerdem kein Mensch Schwierigkeiten haben, sich zwischen der esoterischen Lehre vom Ursprung des Menschen und Darwins Spekulationen zu entscheiden. Das Folgende ist die Beschreibung, die Darwin von den „frühen Vorfahren des Menschen gibt“:
„Sie waren zweifellos einst mit Haar bedeckt; beide Geschlechter hatten Bärte; ihre Ohren liefen wahrscheinlich spitz zu und waren beweglich, und ihre Körper waren mit einem mit der entsprechenden Muskulatur versehenen Schwanz ausgestattet. Auch ihre Glieder und Rümpfe wurden von vielen Muskeln bewegt, die im Menschen nur noch teilweise vorhanden sind, bei den Vierhändern jedoch regelmäßig vorkommen. . . . Nach dem Zustand der großen Zehen beim Fötus zu schließen, war der Fuß damals zum Greifen eingerichtet. Unsere Vorfahren lebten zweifellos gewöhnlich in den Bäumen in warmem, bewaldeten Land. Die Männchen hatten große Eckzähne, die ihnen als furchtbare Waffen dienten. . . .“17
Darwin verbindet ihn mit dem Typus der geschwänzten Catarrhini, „und rückt ihn infolgedessen auf der Evolutionsleiter um eine Stufe zurück. Der englische Naturforscher begnügt sich nicht damit, diesen Standpunkt auf der Grundlage seiner eigenen Lehre einzunehmen, und begibt sich wie Haeckel in diesem Punkt in unmittelbaren Widerspruch zu einem der den hauptsächlichen Zauber ausmachenden Grundgesetze des Darwinismus . . .“ Und dann fährt der gelehrte französische Naturforscher damit fort aufzuzeigen, wie dieses Grundgesetz gebrochen wird. Er sagt: „In der Tat finden in der Darwinistischen Theorie Umwandlungen weder zufällig noch in jeder Richtung statt. Sie werden durch gewisse Gesetze beherrscht, die eine Folge der Organisation selbst sind. Wenn ein Organismus einmal in einer gegebenen Richtung modifiziert wurde, kann er eine zweite oder dritte Umwandlung erfahren, wird aber immer den Eindruck des Originals bewahren. Es ist das Gesetz der permanenten Charakterisierung allein, das es Darwin ermöglicht, die Abstammung von Gruppen, ihre Merkmale und ihre zahlreichen Beziehungen zu erklären. Kraft dieses Gesetzes sind alle Nachkommen der ersten Molluske Mollusken gewesen; alle Nachkommen des ersten Wirbeltieres Wirbeltiere. Es ist klar, dass das eine der Grundlagen der Lehre ausmacht. . . . Es folgt, dass zwei Wesen, die zwei verschiedenen Typen angehören, auf einen gemeinsamen Ahnen zurückgeführt werden können, aber dass das eine nicht der Nachkomme des anderen sein kann.“ (S. 106)
„Nun bieten Mensch und Affe einen sehr auffallenden Gegensatz in Bezug auf ihren Typus. Ihre Organe entsprechen einander nahezu genau, eines um das andere: Doch die Anordnung dieser [SD # 667] Organe erfolgt nach einem sehr unterschiedlichen Plan. Im Menschen sind sie so angeordnet, dass er notwendigerweise ein Geher ist, während die Anordnung der Organe den Affen dazu zwingt, ein Kletterer zu sein. . . . Es besteht hier ein anatomischer und mechanischer Unterschied. . . . Ein Blick auf das Blatt, wo Huxley ein menschliches Skelett und die Skelette der am höchsten entwickelten Affen nebeneinander abgebildet hat, ist ein hinreichend überzeugender Beweis.“
Vom Standpunkt der logischen Anwendung des Gesetzes der permanenten Charakterisierung betrachtet ist die Folge dieser Tatsachen, dass der Mensch nicht von einem Ahnen abstammen kann, der bereits als Affe charakterisiert ist, nicht mehr als ein schwanzloser Schmalnasenaffe von Schmalnasenaffen mit Schwanz abstammen kann. Ein gehendes Tier kann nicht von einem kletternden abstammen.
„Vogt, der den Menschen bei den Primaten einreiht, erklärt ohne zu zögern, dass die niedrigste Klasse der Affen die Landmarke (den gemeinsamen Ahnen) überschritten hat, von der aus die verschiedenen Typen dieser Familie entsprangen und sich auseinander entwickelten.“ (Diesen Ahnen der Affen sieht die okkulte Wissenschaft in der atlantischen Periode in der niedrigsten Menschengruppe, wie bereits gezeigt wurde.) . . .
„Wir müssen also den Ursprung des Menschen hinter den letzten Affen zurückversetzen“, fährt de Quatrefages fort und bestätigt so unsere Lehre, „wenn wir an einem unverzichtbar notwendigen Gesetz der Theorie Darwins festhalten wollen. Wir kommen so zu Haeckels Prosimiae, den Loris, Indris etc. Aber auch diese Tiere sind Kletterer; wir müssen daher auf der Suche nach unserem ersten unmittelbaren Ahnen noch weiter gehen. Die Genealogie Haeckels bringt uns von den Letzteren jedoch zu den Marsupialia. . . . Vom Menschen zum Känguru ist der Abstand gewiss beträchtlich. Nun zeigt weder die lebende noch die erloschene Fauna die Zwischentypen, die als Landmarken dienen sollten. Diese Schwierigkeit bringt Darwin kaum in Verlegenheit.18 Wir wissen, dass er den Mangel an Informationen in ähnlichen Fragen als Beweis zu seinen Gunsten betrachtet. Haeckel gerät zweifellos ebenso wenig in Verlegenheit. Er gibt die Existenz eines absolut theoretischen pithekoiden Menschen zu.“
„Wird nun, nachdem bewiesen wurde, dass der Ursprung des Menschen nach dem Darwinismus selbst vor dem achtzehnten Stadium angeordnet werden muss, und nachdem es infolgedessen notwendig wird, die Lücke zwischen den Marsupialia und dem Menschen auszufüllen, wird nun Haeckel die Existenz von vier unbekannten Zwischengruppen an Stelle von einer zugestehen?“, fragt de Quatrefages. „Wird er seine Genealogie auf diese Art vervollständigen? Es ist nicht meine Aufgabe, darauf zu antworten.“ („The Human Species“, S. 107-108)
Aber man betrachte die berühmte Genealogie Haeckels in „The Pedigree of Man“, die er den „Stammbaum des Menschen“ nennt. In der „zweiten Abteilung“ [SD # 668] (achtzehntes Stadium) beschreibt er Prosimiae ähnlich den noch heute lebenden Loris (Stenops) und Makis (Lemuridae) ohne Beutelknochen, ohne Kloake, jedoch mit Plazenta.“ Und nun wenden wir uns zu de Quatrefages „The Human Species“, S. 109-110, und prüfen seine auf die jüngsten Entdeckungen beruhenden Beweise, die zeigen sollen, dass „die Prosimiae Haeckels keine Dezidua und eine diffuse Plazenta aufweisen“. Einem Grundgesetz der Theorie Darwins zufolge können sie nicht einmal die Vorfahren der Affen sein, geschweige denn des Menschen, wie der große französische Naturforscher zeigt. Doch das schreckt die „Tiertheoretiker“ nicht im Geringsten, denn Widersprüchlichkeit und Paradoxa sind die eigentliche Seele des modernen Darwinismus. Der Zeuge – Huxley. Nachdem er in Bezug auf den fossilen Menschen und das „fehlende Glied“ selbst aufgezeigt hat, dass „weder im Quartär noch gegenwärtig irgendein Zwischenwesen die Kluft ausfüllt, die den Menschen vom Troglodyten trennt“; und dass es „ebenso tadelnswert wie absurd wäre, die Existenz dieser Kluft abzustreiten“, verleugnet der große Wissenschaftler seine eigenen Worte in actu, indem er mit dem ganzen Gewicht seiner wissenschaftlichen Autorität die „absurdeste“ aller Theorien unterstützt – die Abstammung des Menschen vom Affen!
„Diese Genealogie“, sagt de Quatrefages, „ist ganz und gar falsch, und sie basiert auf einem wesentlichen Irrtum“. In der Tat begründet Haeckel seine Abstammung des Menschen auf dem 17. und 18. Stadium (siehe Avelings „The Pedigree of Man“, S. 77), die Marsupialia und Prosimiae – (Genus Haeckelii?). Indem er letzteren Begriff auf die Lemuridae anwendet – und damit Tiere mit einer Plazenta aus ihnen macht – begeht er zoologisch einen groben Fehler. Denn nachdem selbst er die Säugetiere entsprechend ihrer anatomischen Unterschiede in zwei Gruppen eingeteilt hat, in die Indeziduaten, die keine Dezidua (oder besondere Membran, welche die Plazenta vereint) besitzen, und in die Deziduaten, die eine solche aufweisen, fügt er die Prosimiae letzterer Gruppe hinzu. Wir haben bereits an anderer Stelle gezeigt, was andere Wissenschaftler darüber dachten. Wie de Quatrefages sagt: „Die anatomischen Untersuchungen dieser Tiere . . . von Milne Edwards und Grandidier . . . stellen über jeden Zweifel erhaben fest, dass Haeckels Prosimiae über keine Dezidua, sondern über eine diffuse Plazenta verfügen. Sie sind Indeziduaten. Weit entfernt von jeder Möglichkeit, die Vorfahren der Affen sein zu können, entsprechend den von Haeckel selbst aufgestellten Prinzipien, können sie nicht einmal als Vorfahren der Säugetiere mit einer Zonoplazenta gelten . . . und sollten mit den Pachydermata, den Edentata und den Cetacea in Zusammenhang gebracht werden.“ (S. 110) Und doch gelten Haeckels Erfindungen bei einigen als exakte Wissenschaft!
Obiger Fehler, sollte er tatsächlich einer sein, ist in Avelings Übersetzung von Haeckels „The Pedigree of Man“ nicht einmal angedeutet. Wenn die Entschuldigung gelten darf, dass zu der Zeit, als die berühmten „Genealogien“ angefertigt wurden, „die Embryogenesis der Prosimiae noch nicht bekannt war“, so ist sie jetzt doch wohlbekannt. Wir werden sehen, ob die nächste Ausgabe von Avelings Übersetzung diesen bedeutenden Fehler korrigieren wird, oder ob das 17. und 18. Stadium als eines der wirklichen Zwischenglieder unverändert erhalten bleiben, [SD # 669] um den Profanen zu blenden. Aber, wie der französische Naturforscher bemerkt, „ihre (Darwins und Haeckels)Vorgehensweise ist immer gleich, indem sie das Unbekannte als einen Beweis zugunsten ihrer Theorie betrachten“. (Ibid.)
Darauf läuft es hinaus. Gesteht dem Menschen einen unsterblichen Geist und eine Seele zu; begabt die gesamte belebte und unbelebte Schöpfung mit dem monadischen Prinzip, das sich allmählich aus latenter und passiver zu aktiver und positiver Polarität entwickelt – und Haeckel wird keine Chance mehr haben, was immer seine Bewunderer auch sagen mögen.
Aber selbst zwischen Darwin und Haeckel gibt es unterschiedliche Ansichten. Während uns Ersterer von den geschwänzten Catarrhini abstammen lässt, führt Haeckel unseren hypothetischen Ahnen auf den schwanzlosen Affen zurück, obwohl er ihn gleichzeitig auf ein hypothetisches „Stadium“ zurückversetzt, welches dem Affen unmittelbar vorangeht: den „geschwänzten Menocerca“ (19. Stadium).
Nichtsdestotrotz haben wir eine Sache mit der Schule Darwins gemeinsam: Das ist das Gesetz der allmählichen und außerordentlich langsamen Evolution, die viele Millionen Jahre umfasst. Der Hauptstreit bezieht sich, wie es scheint, auf die Natur des ursprünglichen „Ahnen“. Man wird uns sagen, dass der Dhyan Chohan oder der „Vorfahr“ des Manus ein hypothetisches, auf der physischen Ebene unbekanntes Wesen ist. Wir antworten, dass das ganze Altertum daran glaubte und dass neun Zehntel der gegenwärtigen Menschheit daran glauben; wohingegen nicht nur der pithekoide Mensch oder der „Affenmensch“ ein rein hypothetisches Geschöpf Haeckelscher Schöpfung ist, unbekannt und auf dieser Erde nicht nachweisbar, sondern dass vielmehr auch dessen Genealogie – wie er sie selbst erfunden hat – wissenschaftlichen Tatsachen und allen bekannten Daten der modernen zoologischen Forschung widerspricht. Sie ist einfach absurd, selbst als Fiktion. Wie de Quatrefages mit wenigen Worten zeigt, räumt Haeckel „die Existenz eines absolut theoretischen pithekoiden Menschen“ ein – die hundertmal schwieriger zu akzeptieren ist als jeglicher Deva-Vorfahr. Und das ist nicht das einzige Beispiel für ähnliche Vorgehensweisen zur Ergänzung seines Stammbaums; und er räumt seine Erfindungen ganz naiv selbst ein. Bekennt er nicht, dass seine Sozuren (14. Stadium) gar nicht existieren – der Wissenschaft vollständig unbekannte Geschöpfe – indem er mit seiner eigenen Unterschrift bestätigt: „Der Beweis für ihre Existenz ergibt sich aus der Notwendigkeit eines Zwischentyps zwischen dem 13. und 14. Stadium“!
Wenn das zutrifft, könnten wir mit demselben wissenschaftlichen Recht behaupten, der Beweis für die Existenz unserer drei ätherischen Rassen und der dreiäugigen Menschen der dritten und vierten Wurzelrasse „ergäbe sich ebenfalls aus der Notwendigkeit eines Zwischentyps“ zwischen dem Tier und den Göttern. Welchen Grund könnten die Haeckelianer haben, in diesem besonderen Fall zu protestieren?
Natürlich liegt eine Antwort bereit: „Weil wir die Gegenwart der monadischen Wesenheit nicht zugeben.“ Die Manifestation des Logos als individuelles Bewusstsein in der tierischen und menschlichen Schöpfung wird [SD # 670] von der exakten Wissenschaft nicht akzeptiert und deckt natürlich auch nicht das gesamte Feld ab. Aber die Misserfolge der Wissenschaft und ihre willkürlichen Annahmen sind insgesamt viel umfangreicher19 als jegliche „extravagante“ esoterische Lehre es jemals sein könnte. Selbst Denker aus der Schule v. Hartmanns wurden von der allgemeinen Epidemie angesteckt. Sie akzeptieren die Anthropologie Darwins (mehr oder weniger), obwohl sie auch das individuelle Ich als eine Manifestation des Unbewussten postulieren (die westliche Darstellung des Logos oder des ursprünglichen Göttlichen Gedankens). Sie sagen, die Evolution des physischen Menschen erfolgt aus dem Tier, das Denkvermögen in seinen verschiedenen Phasen sei jedoch ein von materiellen Tatsachen vollständig getrenntes Ding, obwohl ein Organismus (als Upadhi) für seine Manifestation erforderlich ist.
Plastidulseelen und bewusste Nervenzellen
Das Ende solcher Wunder ist jedoch niemals absehbar bei Haeckel und seiner Schule, die Haeckelianer werden von den Okkultisten und Theosophen mit vollem Recht als materialistische Tramps betrachtet, die metaphysischen Privatgrund unbefugt betreten. Nicht zufrieden mit der Vaterschaft für den Bathybius (Haeckelii), erfindet man jetzt auf der Grundlage rein blinder mechanischer Kräfte der Materie „Plastidul-“20 und „Atomseelen“. Wir werden folgendermaßen belehrt: „Das Studium der Evolution des Seelenlebens zeigt, wie sich dasselbe von den niederen Stadien der einfachen Zellseele über eine erstaunliche Reihe allmählicher Evolutionsstufen bis zur Menschenseele emporgearbeitet hat.“ („Present Position of Evolution“, S. 296, „The Pedigree of Man“)
„Erstaunlich“ – wahrhaftig, wie diese wilde Spekulation auf das Bewusstsein der „Nervenzellen“ begründet wird. Denn wie er uns sagt: „So wenig wir heute auch imstande sind, das Wesen des Bewusstseins vollständig zu erklären,21 lässt die vergleichende und genetische Betrachtung des Bewusstseins doch klar erkennen, dass es sich dabei lediglich um eine höhere und komplexere Funktion der Nervenzellen handelt.“ (Ibid., Anmerkung 22)
[SD # 671] Wie es scheint, ist Herbert Spencers Gesang vom Bewusstsein verklungen und kann fortan in der Rumpelkammer veralteter Spekulationen sicher verwahrt werden. Wie auch immer, wohin führen die „komplexen Funktionen“ seiner wissenschaftlichen „Nervenzellen“ Haeckel? Wieder einmal direkt in die okkulten und mystischen Lehren der Kabbala über den Abstieg der Seelen als bewusste und unbewusste Atome; zur pythagoreischen Monade und den Monaden von Leibniz – und den „Göttern, Monaden und Atomen“ unserer esoterischen Lehre;22 in den toten Buchstaben der okkulten Lehren, der den Amateur-Kabbalisten und den Professoren der zeremoniellen Magie überlassen ist. Denn er sagt Folgendes zur Erklärung seiner neu geprägten Terminologie:
„Plastidulseelen; die Plastidule oder Protoplasma-Moleküle, die kleinsten gleichartigen Teile des Protoplasmas, sind nach unserer Plastidultheorie als die aktiven Faktoren aller Lebensfunktionen zu betrachten. Die Plastidulseele unterscheidet sich von der anorganischen molekularen Seele durch den Besitz des Gedächtnisses.“ („The Pedigree of Man“, Anmerkung, S. 296)
Das entwickelt er in seinem wunderbaren Vortrag über die „Perigenesis der Plastidule oder Wellenbewegungen der Lebensteilchen“. Gegenüber Darwins Theorie von der „Pangenesis“ stellt er eine Verbesserung dar und eine weitere Annäherung, einen vorsichtigen Schritt hin zur „Magie“. Erstere ist die Annahme, dass einige der tatsächlichen und identischen Atome, welche zu den Körpern der Ahnen gehörten, „auf diese Art von ihren Nachkommen Generationen für Generation übertragen werden, so dass wir buchstäblich ‘Fleisch vom Fleisch’ des Urgeschöpfes sind, das sich in der späteren . . . Periode zum Menschen entwickelt hat“ – erklärt der Verfasser von „A Modern Zoroastrian“ (in „Primitive Polarities“ etc.). Letzterer (der Okkultismus) lehrt – (a) dass die Lebensatome unseres (Prana) Lebensprinzips niemals ganz verlorengehen, wenn ein Mensch stirbt. Die am stärksten mit dem Lebensprinzip (ein unabhängiger, ewiger, bewusster Faktor) durchtränkten Atome werden zum Teil durch Vererbung vom Vater auf den Sohn übermittelt, zum Teil werden sie bei jeder neuen Inkarnation [SD # 672] der Monaden erneut zusammengezogen und zum belebenden Prinzip des neuen Körpers. Weil (b), ebenso wie die individuelle Seele immer dieselbe ist, auch die Atome der niederen Prinzipien (des Körpers, seines astralen oder Lebensdoppelgängers etc.) immer dieselben sein werden, durch Verwandtschaft und karmisches Gesetz in einer Reihe von verschiedenen Körpern immer zu derselben Individualität hingezogen werden etc. etc.23
Um gerecht und zumindest logisch zu sein, sollten unsere modernen Haeckelianer den Beschluss fassen, dass die „Perigenesis der Plastidule“ und ähnliche Vorträge fortan mit solchen über „esoterischen Buddhismus“ und „die sieben Prinzipien im Menschen“ verknüpft sein müssen. So wird die Öffentlichkeit auf jeden Fall Gelegenheit haben, die beiden Lehren zu vergleichen und danach vom Standpunkt der materialistischen und exakten Wissenschaft aus zu urteilen, welche der beiden am meisten oder am wenigsten absurd ist!
Die Okkultisten nun, die jedes Atom im Universum, einerlei ob zusammengesetzt oder einfach, auf die Eine Einheit zurückführen, das Universale Leben; die nicht anerkennen, dass irgendetwas in der Natur anorganisch sein kann; die nichts Derartiges wie tote Materie kennen – sie befinden sich in Übereinstimmung mit ihrer Lehre von Geist und Seele, wenn sie bei jedem Atom von Gedächtnis sprechen, von Wille und Empfindung. Was aber kann ein Materialist unter dieser Kennzeichnung verstehen? Das biogenetische Gesetz in dem ihm von den Haeckelianern beigelegten Sinn – „ist auf Seiten der Wissenschaftler das Ergebnis von Unwissenheit in Bezug auf die okkulte Physik“. Wir wissen und sprechen von „Lebensatomen“ – und von „schlafenden Atomen“ – weil wir diese beiden Formen der Energie – die kinetische und die potenzielle – als von ein und derselben Kraft oder dem Einen Leben hervorgebracht und Letzteres als Quelle und Beweger von allem ansehen. Aber was ist es, das die „Plastidulseelen“ Haeckels mit Energie und insbesondere mit Gedächtnis ausstattet? Die „Wellenbewegung der Lebensteilchen“ wird auf der Grundlage der Theorie des spirituellen Einen Lebens verständlich, eines von unserer Materie unabhängigen universalen Lebensprinzips, und sich lediglich auf unserer Bewusstseinsebene als atomische Energie manifestiert. Sie ist das, was im menschlichen Zyklus individualisiert vom Vater auf den Sohn übertragen wird.
Nun hält Haeckel es als Modifikation der Theorie Darwins für „überaus plausibel“, wie der Verfasser von „A Modern Zoroastrian“ meint, „dass nicht die identischen Atome, sondern ihre eigentümlichen Bewegungen und Aggregatzustände auf diese Weise übertragen wurden“ (durch Vererbung).
Wüssten Haeckel oder irgendein anderer Gelehrter mehr von der Natur des Atoms, als es der Fall ist, hätte er die Sache nicht auf diese Weise verbessert. Denn er sagt ein und dasselbe wie Darwin, lediglich in einer metaphysischeren Sprache. Das Lebensprinzip oder die Lebensenergie, [SD # 673] das allgegenwärtig, ewig und unzerstörbar ist, ist eine Kraft und ein Prinzip als Noumenon, während es als Atom ein Phänomen darstellt. Es ist ein und dasselbe Ding und kann nicht als etwas Getrenntes betrachtet werden, ausgenommen im Materialismus.24
Ferner verkündet Haeckel im Bezug auf die Atomseelen etwas, das auf den ersten Blick ebenso okkult erscheint wie die Monade von Leibniz: „Der jüngste Wettbewerb um die Natur der Atome, die wir in irgendeiner Form als letzte Faktoren aller physikalischen und chemischen Prozesse anerkennen müssen“, erzählt er uns – „scheint am einfachsten durch die Annahme gelöst zu werden, dass diese kleinsten Masseteilchen als Kraftzentren eine konstante Seele besitzen, dass jedes Atom mit Empfindung und Bewegung ausgestattet ist.“
Nicht ein Wort verliert er über die Tatsache, dass diese Theorie von Leibniz stammt und besonders okkult ist. Auch versteht er den Begriff „Seele“ nicht wie wir; denn für Haeckel ist sie lediglich, wie auch das Bewusstsein, das Produkt der grauen Gehirnsubstanz, ein Ding, das ebenso wie die „Zellseele unzertrennlich an seinen Protoplasmaleib gebunden (ist) wie die menschliche Seele an das Gehirn und das Rückenmark“ (ibid.). Er verwirft die Schlussfolgerungen von Kant, Herbert Spencer, du Bois-Reymond und Tyndall. Letzterer bringt die Ansicht aller großen Wissenschaftler sowie der größten Denker dieses sowie der vergangenen Zeitalter mit folgenden Worten zum Ausdruck: „Der Übergang von der Physik des Gehirns zu den entsprechenden Tatsachen des Bewusstseins ist unvorstellbar. Wären unser Denkvermögen und unsere Sinne so . . . erleuchtet, dass sie uns befähigten, die einzelnen Moleküle des Gehirns zu sehen und zu fühlen; wären wir imstande, all ihre Bewegungen, all ihre Gruppierungen . . . und elektrischen Entladungen zu verfolgen . . . wir wären genauso weit wie zuvor von der Lösung des Problems entfernt . . . Die Kluft zwischen den beiden Klassen von Phänomenen bliebe intellektuell noch immer unpassierbar.“ Doch die komplexe Funktion der Nervenzellen des großen deutschen Empirikers, oder mit anderen Worten sein Bewusstsein, wird ihm nicht erlauben, den Schlüssen der größten Denker unseres Globus zu folgen. Er ist größer als sie. Er behauptet das und protestiert gegen alle: „Niemand ist zu der Behauptung berechtigt, [SD # 674] dass wir (Haeckel) die heute unüberschreitbar scheinenden Erkenntnisschranken in Zukunft nicht doch überschreiten werden.“ Und er zitiert die folgenden Worte aus Darwins Einleitung zu „Die Abstammung des Menschen“, die er bescheiden auf seine wissenschaftlichen Gegner und auf sich selbst bezieht: „Es sind immer nur die, die wenig wissen, und nicht die, die viel wissen, die positiv bestätigen, dass dieses oder jenes Problem von der Wissenschaft niemals gelöst werden wird.“
Die Welt kann beruhigt sein. Der Tag ist nicht fern, an dem der „dreimal große“ Haeckel (zu seiner eigenen Befriedigung) gezeigt haben wird, dass das Bewusstsein Sir I. Newtons, physiologisch gesprochen, lediglich der von der Perigenesis der Plastidule unseres gemeinsamen Ahnen und alten Freundes, des Moneron Haeckelii, verursachte Reflex war (oder minus Bewusstsein). Obwohl der erwähnte „Bathybius“ als Hochstapler ausgeforscht und entlarvt wurde, der organische Substanz heuchelt, die er nicht ist, und obwohl unter den Menschenkindern einzig Lots Weib (und selbst diese nur nach ihrer unerfreulichen Metamorphose in eine Salzsäule) die Prise Salz, die sie ist, als ihren Vorvater für sich in Anspruch nehmen konnte, wird ihn all das nicht im Mindesten erschrecken. Er wird fortfahren, ebenso kühl wie er es immer getan hat, zu behaupten, dass lediglich die besondere Art und Bewegung des Gespenstes der längst entschwundenen Atome unseres „Vaters Bathybius“ über das Meer der Zeit in das Zellgewebe der grauen Substanz der Gehirne aller großen Männer übermittelt, Sophokles und Aischylos und ebenso auch Shakespeare ihre Tragödien schreiben ließ, Newton seine „Principia“, Humboldt seinen „Kosmos“ etc. Das hat auch Haeckel angetrieben, drei Zoll lange griechisch-lateinische Namen zu erfinden, die eine Menge zu sagen vorgeben, und – nichts bedeuten.
Natürlich wissen wir ganz gut, dass der wahre, ehrliche Evolutionist mit uns übereinstimmt; und dass er der Erste ist, der erklärt, dass die geologische Aufzeichnung nicht nur unvollkommen ist, sondern dass auch in den Reihen der bisher entdeckten Fossilien ungeheure Lücken existieren, die niemals geschlossen werden können. Er wird uns ferner sagen, dass „kein Evolutionist davon ausgeht, dass der Mensch von irgendeinem existierenden oder auch von irgendeinem ausgestorbenen Affen abstammt“, sondern dass Mensch und Affe möglicherweise vor Äonen aus irgendeinem gemeinsamen Wurzelstamm entsprangen. Dennoch wird er, wie de Quatrefages ausführt, eben sowohl als Beweis zur Bestätigung seiner (des Evolutionisten) Behauptung diesen Überfluss an fehlenden Nachweisen geltend machen, indem er sagt: „Nicht alle lebenden Formen wurden in der Reihe der Fossilien aufbewahrt, da die Aussichten auf Bewahrung gering waren.“ Selbst der Urmensch „begrub oder verbrannte seine Toten“ (A. Wilson). Das ist genau das, was wir auch sagen. Es ist genauso gut möglich, dass die Zukunft für uns die Entdeckung des Riesenskeletts eines dreißig Fuß hohen Atlantiers bereithält wie das Fossil eines pithekoiden „fehlenden Gliedes“, nur ist das Erstere wahrscheinlicher.
[SD # 675]
§ III
Die fossilen Überreste
von Mensch und Menschenaffe
A
Geologische Tatsachen bezüglich der Frage ihrer Verwandtschaft
Die aus wissenschaftlichen Untersuchungen in Bezug auf den „Urmenschen“ und den Affen gewonnenen Ergebnisse unterstützen die Theorien nicht, welche Ersteren von Letzterem herleiten. „Wo also müssen wir nach dem Urmenschen Ausschau halten?“, fragt noch Huxley, nachdem er vergeblich selbst in den Tiefen der quartären Schichten geforscht hat. „Stammt der älteste Homo sapiens aus dem Pliozän oder aus dem Miozän, oder ist er noch älter? Warten in noch älteren Schichten die versteinerten Knochen eines noch anthropoideren Affen oder eines noch pithekoideren Menschen als alle bislang bekannten auf die Forschungsarbeit irgendeines noch ungeborenen Paläontologen? Die Zeit wird es zeigen. . . .“ („Evidence as to Man’s Place in Nature“, S. 184)
Das wird sie – unbestreitbar – und damit die Anthropologie der Okkultisten rechtfertigen. Unterdessen glaubt Boyd Dawkins in seinem Eifer, Darwins Abstammung des Menschen dadurch zu verteidigen, dass er das „fehlende Glied“ so gut wie gefunden hat – in der Theorie. Es war mehr den Theologen als den Geologen zuzuschreiben, dass bis annähernd 1860 die menschlichen Überreste für nicht älter gehalten wurden als die adamischen orthodoxen 6.000 Jahre. Als ob es Karma so gewollt hätte, blieb es einem französischen Abbé – l’abbé Bourgeois – vorbehalten, dieser bequemen Theorie einen noch härteren Schlag zu versetzen als es die Entdeckungen von Boucher de Perthes vermochten. Jedermann weiß, dass der Abbé einen guten Beweis entdeckte und ans Licht brachte, dass der Mensch bereits während des Miozäns existierte; von menschlicher Hand bearbeitete Feuersteine wurden aus miozänen Schichten ausgegraben. Mit den Worten des Verfassers von „Modern Science and Modern Thought“:
„Sie müssen entweder vom Menschen bearbeitet worden sein, oder, wie Boyd Dawkins vermutet, vom Dryopithecus oder irgendeinem anderen menschenähnlichen Affen, der eine umso größere Dosis von Intelligenz besaß als der Gorilla oder der Schimpanse, sodass er imstande war, Werkzeuge anzufertigen. Aber in diesem Fall wäre das Problem gelöst und das fehlende Glied entdeckt, denn ein solcher Affe könnte ganz gut als Vorfahr des paläolithischen Menschen passen.“
Oder – der Nachkomme des eozänen Menschen, was eine zu dieser Theorie vorgeschlagene Variante ist. Unterdessen muss der mit so schönen geistigen Gaben ausgestattete Dryopithecus erst entdeckt werden. Andererseits, nachdem der neolithische und selbst der paläolithische Mensch eine absolute Gewissheit geworden sind – und, wie derselbe Verfasser richtig bemerkt: „Wenn 100.000.000 Jahre vergangen sind, seit [SD # 676] die Erde ausreichend verfestigt war, um pflanzliches und tierisches Leben zu tragen, könnte das Tertiär 5.000.000 Jahre angedauert haben; oder auch 10.000.000 Jahre, wenn die von Lyell angenommene lebenserhaltende Ordnung der Dinge mindestens 200.000.000 Jahre angedauert hätte“ – warum sollte dann nicht noch eine weitere Theorie versucht werden? Führen wir den Menschen hypothetisch auf das Ende des mesozoischen Zeitalters zurück, und gestehen wir argumenti causa zu, dass die (viel jüngeren) höheren Affen damals existierten! Das würde dem Menschen und dem modernen Affen ausreichend Zeit lassen, sich von dem mythischen, „eher anthropoiden Affen“ abzuzweigen und Letzteren sogar zu solchen entarten zu lassen, die den Menschen nachahmen, indem sie „Äste als Keulen gebrauchen und Kokosnüsse mit Hammer und Steinen knacken“.25 Einige Urstämme in den Bergen Indiens erbauen ihre Häuser auf Bäumen, geradeso wie die Gorillas ihre Nester errichten. Die Frage, welches von den beiden, das Tier oder der Mensch, der Nachahmer des anderen geworden ist, wirft sich wohl kaum auf, selbst wenn man Boyd Dawkins Theorie zustimmt. Allgemein anerkannt ist jedoch der fantastische Charakter seiner Hypothese. Es wird angeführt, dass in der Pliozän- und Miozän-Periode zwar wahre Affen und Paviane existierten und dass der Mensch unleugbar ein Zeitgenosse der Erstgenannten war – obwohl, wie wir sehen, die orthodoxe Anthropologie angesichts der Fakten immer noch zögert, ihn in die Ära des Dryopithecus zu versetzen; Letzterer „wurde von einigen Anatomen in manchen Beziehungen als dem Schimpansen oder Gorilla überlegen erachtet“ – dass jedoch aus dem Eozän keine Fossilien anderer Primaten ausgegraben und keine pithekoiden Stämme gefunden wurden, mit Ausnahme einiger erloschener lemurischer Formen. Und wir finden auch Hinweise, dass der Dryopithecus das „fehlende Glied“ gewesen sein könnte, obwohl das Gehirn des Geschöpfes diese Theorie nicht mehr rechtfertigt als das Gehirn des modernen Gorillas. (Siehe auch Gaudrys Spekulationen)
Nun möchten wir fragen, wer unter den Wissenschaftlern bereit ist, den Beweis zu führen, dass im frühen Tertiär noch kein Mensch existierte? Was verhinderte seine Gegenwart? Vor kaum dreißig Jahren wurde seine Existenz vor mehr als 6.000 oder 7.000 Jahren mit Entrüstung abgestritten. Nun wird ihm der Eintritt in das Eozän verweigert. Im nächsten Jahrhundert mag es eine Frage werden, ob der Mensch nicht Zeitgenosse der „fliegenden Drachen“ war, des Pterodaktylus, des Plesiosauriers und Iguanodon etc. Hören wir jedoch das Echo der Wissenschaft.
[SD # 677] „Nun ist klar, dass überall, wo anthropoide Affen lebten, genauso gut der Mensch oder jegliches Geschöpf, das der Ahne des Menschen gewesen war, gelebt haben könnte, sowohl in Bezug auf die Anatomie als auch auf Klima und Umgebung. Anatomisch gesprochen sind Affen und Meerkatzen ebenso spezielle Variationen des Säugetiertypus wie der Mensch, dem sie Knochen um Knochen und Muskel um Muskel ähneln, und der physische tierische Mensch ist lediglich ein Exemplar vom Typus des Vierhänders, besonders entwickelt für den aufrechten Gang und ein größeres Gehirn.26 . . . . Wenn er, wie wir von ihm wissen, die widrigen Bedingungen und außerordentliche Wechselhaftigkeit der Eiszeit überleben konnte, gibt es keinen Grund, warum er nicht auch im halbtropischen Klima des Miozäns hätte leben können, in welchem ein angenehmes Klima selbst bis Grönland und Spitzbergen vorherrschte . . .“ („Modern Science and Modern Thought“, S. 152)
Während die meisten Wissenschaftler kompromisslos an die Abstammung des Menschen von einem „ausgestorbenen anthropoiden Säugetier“ glauben, akzeptieren sie nicht einmal die bloße Vertretbarkeit irgendeiner anderen Theorie als der von einem gemeinsamen Vorfahren des Menschen und des Dryopithecus, und da ist es erfrischend, in einem Werk von wirklichem wissenschaftlichen Wert einen derartigen Spielraum für einen Kompromiss zu finden. In der Tat geht dieser so weit, wie er unter den gegebenen Umständen gehen kann, d. h. ohne unmittelbare Gefahr, von der Flutwelle der „Wissenschaftsverherrlichung“ niedergerissen zu werden. Es ist die Meinung des Verfassers, dass es nicht so schwierig ist zu begründen, „wie der Intellekt und die Moralität durch die Evolution entwickelt wurden“, sondern viel problematischer, „die sich zwischen dem Menschen und dem höchsten Tier entwickelnden Unterschiede der physischen Struktur27 zu erklären“, sagt der Verfasser. Weiter führt er aus:
„Aber es ist nicht so leicht zu erkennen, wie dieser Unterschied der physischen Struktur entstand, und wie ein Wesen mit einem derartigen Gehirn und einer solchen Hand und mit derartigen noch nicht entwickelten Fähigkeiten für nahezu unbegrenzten Fortschritt ins Dasein trat. Die Schwierigkeit ist folgende: Der Unterschied zwischen seinem Körperbau und dem des niedrigsten Affen ist zu groß, als dass der eine der unmittelbare Nachfahre des anderen sein könnte. Der Schwarze weist in einigen Beziehungen leichte Ähnlichkeiten zum Affentypus auf. Sein Schädel ist kleiner, sein Gehirn hat eine kleinere Kapazität, sein Mund springt deutlicher hervor, sein Arm ist länger als beim [SD # 678] durchschnittlichen europäischen Menschen. Dennoch ist er im Wesentlichen ein Mensch und durch eine weite Kluft vom Schimpansen oder Gorilla getrennt. Selbst ein Idiot oder Schwachkopf, dessen Gehirn nicht umfangreicher und dessen Intelligenz nicht größer ist als das des Schimpansen, ist ein in der Entwicklung gehemmter Mensch und kein Affe.
Wenn daher die Theorie Darwins über den Menschen und den Affen Gültigkeit hat, müssen wir auf einen gemeinsamen Ahnen zurückgehen, von dem beide abstammen könnten . . . . Um aber das als eine Tatsache und nicht als eine Theorie hinstellen zu können, müssen wir die Ahnenform finden, oder zumindest einige Zwischenformen, die auf sie hinzielen . . . . mit anderen Worten . . . . das fehlende Glied! Nun muss zugestanden werden, dass bis jetzt nicht nur keinerlei solcher fehlenden Glieder entdeckt wurden, sondern dass die ältesten bekannten menschlichen Schädel und Skelette, die aus der Eiszeit stammen und wahrscheinlich mindesten 100.000 Jahre alt sind, keine deutliche Annäherung an irgendeinen derartigen vormenschlichen Typus aufweisen. Im Gegenteil, einer der ältesten Typen, der Mensch aus der Begräbnishöhle von Cro-Magnon,28 ist der einer schönen Rasse von hoher Gestalt, mit einem großem Gehirn und insgesamt vielen der gegenwärtigen Menschenrassen überlegen. Die Antwort ist natürlich, dass die Zeit nicht ausreicht und dass, wenn der Mensch und der Affe einen gemeinsamen Ahnen hatten, ein solcher Ahne, da er sicherlich ein hoch entwickelter anthropoider Affe sein muss, und da der Mensch wahrscheinlich bereits im Miozän existierte, viel früher gesucht werden muss, in einem derartig großen Abstand, dass das gesamte Quartär im Vergleich dazu zur Bedeutungslosigkeit verkommt . . . . All das ist wahr, und es kann uns wohl zögern lassen zuzugestehen, dass der Mensch . . . allein eine Ausnahme darstellt: Das ist umso schwieriger zu glauben, da die Affenfamilie, die dem Menschen (?) an Körperbau so sehr ähnelt . . . . zahlreiche Zweige enthält, die sich jeweils abstufen, deren Extreme jedoch derartig weit voneinander entfernt sind wie der Mensch von dem höchsten der Affenreihe. Wenn eine besondere Schöpfung für den Menschen notwendig ist, müssen da nicht besondere Schöpfungen für den Schimpansen, den Gorilla, den Orang und für mindestens 100 verschiedene Arten von Affen und Meerkatzen, die alle einen ähnlichen Bau aufweisen, existiert haben?“ (S. 182, „Modern Science and Modern Thought“)
Es gab eine „besondere Schöpfung“ für den Menschen, und eine „besondere Schöpfung“ für den Affen, seinen Nachfahren; nur auf andere Art, als jemals von der Wissenschaft erwartet werden konnte. Albert Gaudry und andere geben einige gewichtige Gründe an, warum der Mensch nicht als die Krone eines Affenstammes betrachtet werden kann. Wenn man findet, dass nicht nur der „ursprüngliche Wilde“ (?) im Miozän eine Realität war, sondern dass, wie de Mortillet zeigt, die Überreste der von ihm hinterlassenen Feuersteine in jenen fernen Zeiten mittels Feuer gespalten worden waren; wenn wir erfahren, dass der Dryopithecus als einziger der Anthropoiden in diesen Schichten erscheint, was ist dann die natürliche Folgerung? Dass sich die Darwinisten in Verlegenheit befinden. Der sehr menschliche Gibbon steht heute noch auf derselben niedrigen Entwicklungsstufe wie damals, als er mit dem Menschen am Ende der Eiszeit koexistierte. Er hat sich seit dem Pliozän nicht merklich verändert. Nun besteht nur ein kleiner Unterschied zwischen dem Dryopithecus und den bestehenden Anthropoiden – dem Gibbon, Gorilla etc. Wenn also die Theorie Darwins vollständig ausreicht, wie sollen wir dann die Evolution dieses Affen [SD # 679] in der ersten Hälfte des Miozäns zum Menschen „erklären“? Die Zeit ist viel zu kurz für eine derartige theoretische Umwandlung. Die außerordentliche Langsamkeit, mit der eine Variation der Arten eintritt, macht die Angelegenheit unbegreiflich – ganz besonders nach der Hypothese von der natürlichen Selektion. Der enorme geistige und strukturelle Abstand zwischen einem Urmenschen, der mit dem Feuer vertraut ist und weiß, wie es entzündet wird, und einem tierischen Anthropoiden ist zu groß, als dass er auch nur in der Vorstellung in einem derartig kurzen Zeitraum überbrückt werden könnte. Die Evolutionisten mögen den Vorgang in das vorhergehende Eozän zurück verlegen, wenn sie es vorziehen; sie mögen selbst den Menschen und den Dryopithecus auf einen gemeinsamen Ahnen zurückführen. Die unangenehme Überlegung kann trotzdem nicht übersehen werden, dass in den Schichten des Eozäns die anthropoiden Fossilien ebenso durch Abwesenheit glänzen wie der fabelhafte Pithecanthropus Haeckels. Lässt sich ein Ausgang aus dieser cul de sac durch einen Appell an das „Unbekannte“ finden und mit Darwin durch einen Hinweis auf die „Unvollständigkeit der geologischen Aufzeichnung“? Sei dem so; aber das gleiche Recht auf Einspruch muss dann ebenso den Okkultisten zugestanden werden, anstatt das Monopol des in Verlegenheit gebrachten Materialismus zu bleiben. Der physische Mensch, sagen wir, existierte, bevor die erste Schicht der Kreidefelsen abgelagert wurde. Im frühen Teil des Tertiärs erblühte die glänzendste Zivilisation, die die Welt jemals gekannt hat, in einer Zeit, in der man sich den Haeckelschen Menschen-Affen durch die Urwälder streifend vorstellt, und ebenso Grant Allens vermeintlichen Vorfahren, wie er sich von Zweig zu Zweig schwingt mit seinen haarigen Genossinnen, den entarteten Liliths des Adams der dritten Rasse. Doch in den schöneren Tagen der Zivilisation der vierten Rasse existierten keine Affen; Karma aber ist ein geheimnisvolles Gesetz, das keine Rücksicht auf Personen nimmt. Die in Sünde und Schande von den atlantischen Riesen gezeugten Ungeheuer, „entstellte Abbilder“ ihrer tierischen Väter und daher des modernen Menschen (Huxley) führen den spekulativen Anthropologen der europäischen Wissenschaft heute in die Irre und überhäufen ihn mit Irrtümern.
Wo lebten die ersten Menschen? Einige Darwinisten sagen im westlichen Afrika, einige im südlichen Asien, andere glauben wieder an einen unabhängigen Ursprung menschlicher Stämme in Asien und Amerika aus einem Affengeschlecht (Vogt). Haeckel jedoch geht fröhlich zum Angriff über. Er geht von seinem „Halbaffen“ . . . „der allgemeinen Stammform aller übrigen Schmalnasen einschließlich des Menschen“ aus – einem „Bindeglied“, das jetzt freilich durch neue anatomische Entdeckungen für immer abgetan ist! Er versucht, für seinen ursprünglichen Pithecanthropus alalus eine Heimat zu finden. „Aller Wahrscheinlichkeit nach aber fand sie (die Transformation vom Tier zum Menschen) in Südasien statt, einer Gegend, auf die so zahlreiche Anhaltspunkte als die Urheimat der verschiedenen Menschenarten hindeuten. Vielleicht war nicht Südasien selbst die älteste Wiege des Menschengeschlechts, sondern Lemurien, ein südlich von Asien gelegener Kontinent, der später unter den Spiegel des Indischen Ozeans versank.“ (Vide infra, „Wissenschaftliche und geologische Beweise für die frühere Existenz verschiedener [SD # 680] untergegangener Kontinente“) „Die Periode, in der die Evolution der menschenähnlichen Affen zu den affenähnlichen Menschen stattfand, war vermutlich der letzte Abschnitt des Tertiärs, das Pliozän, vielleicht schon das vorangegangene Miozän.“ („The Pedigree of Man“, S. 73)
Von den obenstehenden Spekulationen ist die einzige irgendwie wertvolle jene, die sich auf Lemurien bezieht, das die Wiege des Menschengeschlechts war – des physischen, geschlechtlichen Geschöpfs, das sich durch lange Äonen aus den ätherischen Hermaphroditen materialisierte. Nur wenn es bewiesen wird, dass die Osterinsel tatsächlich ein Überrest Lemuriens ist, müssen wir glauben, dass nach Haeckel die „dummen Affen-Menschen“, die gerade nur einen Schritt von einem rohen Säugetierungeheuer entfernt sind, die riesigen Statuen als Selbstbildnisse erbauten, von denen sich jetzt zwei im Britischen Museum befinden. Die Kritiker sind im Irrtum, wenn sie Haeckels Lehren „abscheulich, revolutionär, unmoralisch“ nennen – obwohl der Materialismus das folgerichtige Ergebnis des Mythos vom Affenahnen ist – sie sind lediglich zu absurd, um nach einem Gegenbeweis zu verlangen.
B
Westlicher Evolutionismus: Die vergleichende Anatomie des Menschen und
der Anthropoiden ist in keiner Weise eine Bestätigung des Darwinismus
Man sagt uns, unsere Ablehnung der Theorie Darwins in ihrer Anwendung auf den Menschen sei eine „unverzeihliche“ Sünde, während jede andere Ketzerei gegen die moderne Wissenschaft ignoriert werden kann. Die Evolutionisten stehen felsenfest auf dem Zeugnis der strukturellen Ähnlichkeit von Affe und Mensch. Der anatomische Beweis, darauf wird bestanden, ist in diesem Fall ganz überwältigend; er gilt Knochen für Knochen und Muskel für Muskel, selbst die Gehirnbildung entspricht sich in hohem Maß.
Gut, na und? All das war schon vor König Herodes bekannt; und die Schreiber des Ramayana, jene Dichter, welche die Tapferkeit und den Mut Hanumans besangen, des Affengottes, „der groß an Taten, an Weisheit unschlagbar war“, müssen von seinem anatomischen Bau und seinem Gehirn ebenso viel gewusst haben wie jeder Haeckel oder Huxley in unserer modernen Zeit weiß. Bücher um Bücher wurden über diese Ähnlichkeit verfasst, im Altertum wie in neueren Zeiten. Daher erfährt die Welt oder die Philosophie in solchen Bänden wie Mivarts „Man and Apes“ oder in der Verteidigung des Darwinismus durch Fiske und Huxley nichts Neues. Was jedoch sind die zwingenden Beweise für die Abstammung des Menschen von einem pithekoiden Ahnen? Wenn die Theorie Darwins nicht die wahre ist – wird uns gesagt – wenn Mensch und Affe nicht von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen, dann müssen wir den Grund dafür erklären:
(I) Die Ähnlichkeit der Struktur zwischen den beiden; die Tatsache, dass die [SD # 681] höhere Tierwelt – Mensch und Tier – körperlich von einem und demselben Typus oder Muster ist.
(II) Die Anwesenheit von rudimentären Organen im Menschen, d. h. von Spuren früherer Organe, die heute wegen Nichtgebrauchs atrophiert sind. Einige dieser Organe, so wird behauptet, konnten keinen Verwendungszweck haben, außer bei einem halb tierischen, halb Bäume bewohnenden Monster. Warum finden wir im Menschen jene „rudimentären“ Organe wieder (die so nutzlos sind wie die rudimentären Flügel des australischen Apteryx), den Wurmfortsatz des Blinddarms, die Ohrenmuskeln,29 den „rudimentären Schwanz“ (mit dem Kinder noch manchmal geboren werden) etc. etc.?
So klingt das Kriegsschrei; und das Gegacker der weniger Bedeutsamen unter den Darwinisten ist, wenn möglich, noch lauter als selbst das der wissenschaftlichen Evolutionisten!
Außerdem sind Letztere – mit ihrem großen Führer Huxley und so hervorragenden Zoologen wie Romanes und anderen – bei der Verteidigung der Theorie Darwins die Ersten, welche die nahezu unüberwindlichen Schwierigkeiten auf dem Weg eines endgültigen Nachweises eingestehen. Und es gibt ebenso große Wissenschaftler wie die oben genannten, die mit größtem Nachdruck die nicht gerechtfertigte Annahme ablehnen und die verwerflichen Übertreibungen in Bezug auf die Frage dieser angenommenen Ähnlichkeit laut rügen. Es genügt, die Werke von Broca, Gratiolet, Owen, Pruner-Bey einzusehen, und endlich das letzte große Werk von de Quatrefages, „Introduction à l’Etude des Races Humaines, Questions Générales“, um den Irrtum der Evolutionisten aufzudecken. Wir können noch mehr sagen: Die Übertreibungen betreffs dieser Ähnlichkeit der Struktur zwischen dem Menschen und dem anthropomorphen Affen sind in jüngster Zeit so offenkundig und absurd geworden, dass selbst Huxley sich gezwungen sah, gegen die allzu zuversichtlichen Erwartungen zu protestieren. Der große Anatom war es persönlich, der die „kleineren Fische“ zur Ordnung rief, indem er in einem seiner Aufsätze erklärte, dass die Unterschiede zwischen der Struktur des menschlichen Körpers und dem des höchsten menschenähnlichen Pithekoiden durchaus nicht unbedeutend und unwichtig, sondern im Gegenteil sehr groß und bedeutungsvoll sind: „Jeder Knochen eines Gorillas hat seine eigene besondere Einprägung, durch die er vom entsprechenden Knochen eines Menschen unterschieden werden kann.“ Es gibt unter den gegenwärtig existierenden Geschöpfen nicht eine einzige Zwischenform, welche die Lücke zwischen Mensch und Affe ausfüllen könnte. Diese Lücke zu ignorieren, fügt er hinzu, „wäre genauso unangebracht wie absurd.“30
[SD # 682] Schließlich ist die Absurdität einer solchen unnatürlichen Abstammung des Menschen angesichts all der Beweise und des Augenscheins in Bezug auf den pithekoiden Schädel im Vergleich zum menschlichen derartig greifbar, dass de Quatrefages unbewusst zu unserer esoterischen Theorie Zuflucht nahm, indem er sagte, dass eher die Affen eine Abstammung vom Menschen für sich in Anspruch nehmen können als umgekehrt. Wie Gratiolet in Bezug auf die Ventrikel des Gehirns der Anthropoiden bewiesen hat – bei denen sich dieses Organ in einem umgekehrten Verhältnis entwickelt wie es der Fall wäre, wären die entsprechenden Organe beim Menschen wirklich das Produkt der Entwicklung der genannten Organe bei den Affen gewesen –, nehmen die Größe des menschlichen Schädels und seines Gehirns sowie die Hohlräume mit der individuellen Entwicklung des Menschen zu. Sein Intellekt entwickelt sich und wächst mit dem Alter, während seine Gesichtsknochen und Kiefer sich verkleinern und strecken, und so mehr und mehr vergeistigt werden; während beim Affen das Umgekehrte der Fall ist. In seiner Jugend ist der Anthropoide viel intelligenter und gutartiger, während er mit zunehmendem Alter unbeholfener wird. Und während sein Schädel zurückweicht und sich mit seinem Wachstum zu verringern scheint, entwickeln sich seine Gesichtsknochen und Kiefer, wodurch das Gehirn schließlich erdrückt und zurückgeschoben wird, um mit jedem Tag dem tierischen Typus mehr Raum zu geben. Das Organ des Denkens – das Gehirn – schwindet und wird weniger, vollständig überwältigt und ersetzt durch das Organ des wilden Tieres – den Kieferapparat.
Somit könnte, wie in dem französischen Werk witzig bemerkt wird, ein Gorilla mit vollem Recht einen Evolutionisten ansprechen und sein Recht, von ihm abzustammen, beanspruchen. Er würde zu ihm sagen: „Wir anthropoiden Affen bilden eine rückschreitende Abzweigung von dem menschlichen Typus, und daher sind unsere Entwicklung und Evolution ausgedrückt durch einen Übergang von einer menschenartigen in eine tierartige Struktur des Organismus. Aber auf welche Art könnt ihr, Menschen, von uns abstammen – wie könnt ihr eine Fortsetzung unserer Gattung bilden? Denn um das möglich zu machen, müsste sich eure Organisation noch mehr als die unsrige von der menschlichen Struktur unterscheiden, sie müsste sich noch mehr dem Tier annähern als unsere; und in diesem Fall verlangt es die Gerechtigkeit, dass ihr eure Stelle in der Natur an uns abtretet. Ihr steht unter uns, wenn ihr darauf besteht, eure Abstammung auf unser Geschlecht zurückzuführen; denn die Struktur unserer Organisation und ihre Entwicklung sind solcherart, dass wir nicht imstande sind, Formen einer höheren Organisation als unsere eigene zu erzeugen.“
Darin stimmen die okkulten Wissenschaften mit de [SD # 683] Quatrefages vollkommen überein. Gerade wegen des Typs seiner Entwicklung kann der Mensch weder von einem Affen abstammen noch von einem gemeinsamen Ahnen, sondern er zeigt, dass er aus einem viel höheren Typus abstammt, als er selbst ist. Und dieser Typus ist der des „Himmlischen Menschen“ – der Dhyan Chohans, oder der sogenannten Pitris, wie im ersten Teil dieses Buches gezeigt wird. Demgegenüber können die Pithekoiden, der Orang Utan, der Gorilla und der Schimpanse von der animalisierten vierten menschlichen Wurzelrasse abstammen, und wie die okkulten Wissenschaften lehren, ist das der Fall, weil sie das Erzeugnis des Menschen und einer ausgestorbenen Säugetierart sind – deren entfernte Ahnen selbst das Erzeugnis der lemurischen Bestialität waren – die im Miozän lebte. Die Abstammung dieses halb-menschlichen Ungeheuers wird in den Stanzen dahingehend erklärt, dass sie aus der Sünde der „vernunftlosen“ Rassen der mittleren Periode der dritten Rasse entsprangen.
Wenn man sich vor Augen hält, dass sämtliche heute die Erde bevölkernden Formen derartig viele Variationen von Grundtypen darstellen, die ursprünglich vom Menschen der dritten und vierten Rasse abgeworfen wurden, verliert ein evolutionistisches Argument wie jenes, das auf einen alle Wirbeltiere charakterisierenden „einheitlichen Strukturplan“ besteht, seine Schärfe. Im Vergleich zur Vielheit der Organismen, die sie schließlich entstehen ließen, war die Anzahl der erwähnten Grundtypen sehr gering. Aber eine allgemeine Einheit des Typus blieb nichtsdestoweniger die gesamten Zeitalter hindurch erhalten. Die Ökonomie der Natur erlaubt nicht das gleichzeitige Bestehen unterschiedlicher, vollständig entgegengesetzter „Grundpläne“ organischer Entwicklung auf ein und demselben Planeten. Sobald jedoch die allgemeine Tendenz der okkulten Erklärung formuliert ist, können die Schlussfolgerungen bezüglich der Details durchaus dem intuitiven Leser überlassen werden.
Ähnliches gilt für die wichtige Frage der von den Anatomen im menschlichen Organismus entdeckten „rudimentären“ Organe. Zweifellos erwies sich diese Beweisführung, von Darwin und Haeckel gegen ihre europäischen Widersacher geführt, als von großem Gewicht. Anthropologen, welche die Herleitung des Menschen von einem tierischen Ahnen zu bestreiten wagten, waren in arger Verlegenheit darüber, wie sie mit dem Auftreten der Kiemenspalte, dem „Schwanz“-Problem und so weiter umgehen sollten. Hier kommt uns wieder der Okkultismus mit den notwendigen Angaben zu Hilfe.
Wie bereits festgestellt wurde, ist es eine Tatsache, dass der menschliche Typus die Fundgrube aller potenziellen organischen Formen ist, und der Mittelpunkt, von welchem die Letzteren ausstrahlen. In diesem Postulat finden wir eine wahre „Evolution“ oder „Entfaltung“ – eine Sinnhaftigkeit, welche der mechanischen Theorie der natürlichen Selektion nicht zugeschrieben werden kann. Darwins Schlussfolgerung aus „Rudimenten“ kritisierend, schreibt ein kompetenter Autor Folgendes: „Warum stellt die Annahme nicht eine ebenso wahrscheinliche Hypothese dar, der Mensch sei mit den rudimentären Entwürfen in seiner Organisation erschaffen worden und diese seien in den niederen Tieren, in welche der Mensch dann degenerierte, zu nützlichen Anlagen geworden, wie die Annahme, diese Dinge hätten bereits vollständig entwickelt in den niederen Tieren existiert, aus denen dann der Mensch entstand?“ („Creation or Evolution?“, Geo. T. Curtis, S. 76)
[SD # 684] Anstelle von „in welche der Mensch dann degenerierte“ könnte auch gesagt werden „die vom Menschen im Verlauf seiner astralen Entwicklung abgeworfenen Prototypen“, dann liegt ein Aspekt der wahren esoterischen Lösung vor uns. Doch jetzt muss eine weitreichendere Verallgemeinerung formuliert werden.
Soweit die irdische Periode unserer gegenwärtigen vierten Runde in Betracht kommt, kann lediglich für die Säugetierfauna angenommen werden, sie sei auf die vom Menschen abgeworfenen Prototypen zurückführbar. Amphibien, Vögel, Reptilien, Fische etc. sind Ergebnisse der dritten Runde, astrale Fossilformen, die in der aurischen Hülle der Erde aufbewahrt und nach der Ablagerung der ersten laurentinischen Felsen in physische Objektivität projiziert wurden. „Die Evolution“ hat sich mit den fortschreitenden Modifikationen zu beschäftigen, welche das niedere Tier- und Pflanzenreich im Verlauf der geologischen Zeit betroffen haben, wie die Paläontologie zeigt. Sie berührt die Frage nach den vor-physischen Typen nicht, die als Grundlage für die zukünftigen Differenzierungen dienten, und kann das entsprechend der Natur der Dinge auch nicht. Die allgemeinen Gesetze, welche die Entwicklung der physischen Organismen steuern, kann sie sicherlich auflisten, und bis zu einem gewissen Grad hat sie diese Aufgabe auch gut erfüllt.
Kehren wir zum unmittelbaren Thema der Diskussion zurück. Die Säugetiere, deren erste Spuren mit den Marsupialia in den Felsen des Trias der Sekundärzeit entdeckt wurden, wurden aus rein astralen Vorfahren entwickelt, die gleichzeitig mit der zweiten Rasse existierten. Sie kamen somit nach dem Menschen, und infolgedessen ist es leicht, die allgemeine Ähnlichkeit zwischen ihren Embryonalstadien und denen des Menschen zu erklären, da er notwendigerweise die Merkmale der von ihm hervorgebrachten Gruppe in sich enthält und in seiner Entwicklung verkörpert. Mit dieser Erklärung ist ein Teil der darwinistischen Argumentation erledigt. „Aber wie soll das Vorhandensein von Kiemenspalten beim menschlichen Fötus erklärt werden, die das Stadium repräsentieren, in welchem bei den Fischen die Kiemen entwickelt werden;31 oder das dem Herzen der niederen Fische entsprechende pulsierende Gefäß, welches das fötale Herz darstellt; oder die ganze Analogie, die durch die Zellteilung des menschlichen Eies, die Bildung der Keimhaut und das Auftreten der ‘Gastrulation’ mit entsprechenden Lebensstadien bei den niederen Wirbeltieren und selbst den Schwämmen; oder die verschiedenen Typen niederen animalischen Lebens, dessen Form das entstehende Kind in seinem Wachstumszyklus dunkel andeutet?“ „Wie kommt es, dass sich Stadien im Leben der Fische, deren Vorfahren“ – Äonen vor der Epoche der ersten Wurzelrasse – „ [SD # 685] in den Meeren der silurischen Periode schwammen, und ebenso Stadien der späteren amphibischen und reptilischen Fauna in der ‘versinnbildlichten Geschichte’ der menschlichen fötalen Entwicklung widerspiegeln?“
Diesem plausiblen Einwand wird mit der Erwiderung begegnet, dass die irdischen Tierformen der dritten Runde sich ebenso auf die vom Menschen der dritten Runde abgeworfenen Typen beziehen wie dieser Neuimport in den Bereich unseres Planeten – der Säugetierbestand – auf die Menschheit der vierten Runde in der zweiten Wurzelrasse. Der Vorgang des menschlichen fötalen Wachstums gibt nicht nur die allgemeinen Kennzeichen des irdischen Lebens der vierten Runde verkürzt wieder, sondern auch die der dritten. Die Stufenleiter des Typus wird in Kurzform durchlaufen. Die Geburt von Kindern mit einem tatsächlichen Schwanz als Anhang zu „erklären“ oder die Tatsache, dass der Schwanz beim menschlichen Fötus in einer Phase doppelt so lang ist wie die in der Entstehung begriffenen Beine, bringt die Okkultisten also nicht in Verlegenheit. Die Potenzialität sämtlicher für das tierische Leben nützlichen Organe ist im Menschen – dem Mikrokosmos des Makrokosmos – enthalten, und abnormale Bedingungen mögen manchmal die seltsamen Erscheinungen zur Folge haben, welche die Darwinisten als eine „Rückkehr zu Formen der Vorfahren“ betrachten.32 Eine Rückkehr, gewiss, aber schwerlich in dem Sinn, wie sie von unseren modernen Empirikern betrachtet wird!
C
Darwinismus und das Alter des Menschen:
Die Anthropoiden und ihre Ahnen
Die Öffentlichkeit wurde von mehr als einem hervorragenden modernen Geologen und Wissenschaftler unterrichtet, dass „jede Schätzung geologischer Zeiträume nicht nur unmöglich, sondern notwendigerweise unvollkommen ist; denn wir erkennen die Ursachen nicht, obwohl sie existiert haben müssen, die den Vorgang der sedimentären Ablagerungen beschleunigten oder verlangsamten“.33 Und da nun ein anderer, ebenso wohlbekannter Wissenschaftler (Croll) berechnet, dass das Tertiär entweder vor fünfzehn oder vor zweieinhalb Millionen Jahren begann – die erste Angabe ist nach der Geheimlehre korrekter als die zweite – scheint zumindest in diesem Fall keine sehr große Nichtübereinstimmung zu bestehen. Der exakten Wissenschaft, die sich weigert, im Menschen eine „besondere Schöpfung“ zu sehen (bis zu einem gewissen Grad tun die Geheimwissenschaften dasselbe), steht es frei, die ersten drei, oder vielmehr zweieinhalb Rassen unserer Lehren – die spirituelle, die halbastrale und die [SD # 686] halb-menschliche – zu ignorieren. Doch im Fall der dritten in ihrer Erdperiode, der vierten und fünften Rasse kann sie kaum dasselbe tun, nachdem sie die Menschheit bereits in einen paläolithischen und einen neolithischen Menschen teilt.34 Frankreichs Geologen versetzen den Menschen in das mittlere Miozän (Gabriel de Mortillet), und einige sogar in die Sekundärzeit, wie de Quatrefages vorschlägt; wobei die englischen Gelehrten im Allgemeinen kein so hohes Alter für ihre Art annehmen. Eines Tages mögen sie es jedoch besser wissen. Denn, wie Charles Lyell in „Antiquity of Man“, S. 249, sagt:
„Wenn wir das Fehlen oder die außerordentliche Seltenheit menschlicher Knochen und Kunstwerke in sämtlichen Schichten sowohl des Meeres als auch des Süßwassers betrachten, selbst in denen, die in unmittelbarer Nähe eines von Millionen menschlicher Wesen bewohnten Landes entstanden, werden wir auf den allgemeinen Mangel an menschlichen Andenken in glazialen Formationen vorbereitet sein, ob in den heutigen oder pleistozänen, oder selbst in denen älteren Datums. Wenn Wanderer über von Gletschern bedeckten Länder oder von Eisbergen unsicher gemachte Meere ziehen, und einige von ihnen würden ihre Knochen oder Waffen in den Moränen oder Meerestiefen zurücklassen, dürfte die Wahrscheinlichkeit gegen Null gehen, dass ein Geologe ein paar tausend Jahre später etwas davon auffindet.“
Die Wissenschaftler vermeiden es, sich durch genaue Angaben betreffs des Alters des Menschen festzulegen, was sie auch kaum schaffen können, und lassen dadurch einen außerordentlichen Spielraum für kühnere Spekulationen. Dennoch, während die Mehrheit der Anthropologen die Existenz des Menschen lediglich bis zur Periode des postglazialen Driftes oder bis zum sogenannten Quartär zurückverlegt, zeigen jene von ihnen, die als Evolutionisten den Menschen auf einen gemeinsamen Ursprung mit dem Affen zurückführen, keine maßgebliche Folgerichtigkeit in ihren Spekulationen. Die Hypothese Darwins fordert tatsächlich ein viel höheres Alter für den Menschen, als von oberflächlichen Köpfen auch nur ansatzweise vermutet wird. Das wird durch die größten Autoritäten in Bezug auf diese Frage bewiesen – z. B. durch Huxley. Daher halten die Unterstützer von Darwins Evolutionstheorie eben deshalb sehr hartnäckig an einem [SD # 687] derartig hohen Alter des Menschen fest, dass es tatsächlich kaum unter der okkultistischen Schätzung liegt.35 Die bescheidenen Jahrtausende der „Encyclopaedia Britannica“ und die 100.000 Jahre, auf welche die Anthropologie das Alter der Menschheit im Allgemeinen beschränkt, erscheinen mikroskopisch im Vergleich zu den Zahlen, die aus Huxleys kühnen Spekulationen hervorgehen. Erstere macht in der Tat aus der ursprünglichen Menschenrasse affenartige Höhlenbewohner. In seinem Wunsch, den pithekoiden Ursprung des Menschen nachzuweisen, besteht der große englische Biologe darauf, dass die Umwandlung des ursprünglichen Affen in ein menschliches Wesen vor Millionen von Jahren stattgefunden haben muss. Denn bei der Kritik des außerordentlichen durchschnittlichen Schädelinhalts des Neandertalschädels geht Huxley trotz seiner Behauptung, dieser sei von „Mauern pithekoider Knochen“ überlagert, mit Grant Allans Versicherung konform, dieser Schädel „besäße große Buckel auf der Stirn, die auffallend (?) an jene erinnern, welche dem Gorilla sein besonders wildes Aussehen verleihen“36 („Fortnightly Review“, 1882); dennoch sieht sich Huxley gezwungen zuzugestehen, dass seine Theorie mit dem erwähnten Schädel einmal mehr geschlagen wird von den „vollkommen menschlichen Proportionen der begleitenden Gliederknochen, zusammen mit der schönen Entwicklung des Engis-Schädels“. Infolgedessen erzählt uns all das, dass diese Schädel „klar darauf hinweisen, dass jene, die eine beliebige Form der Lehre von der fortschreitenden Entwicklung vertreten, die ersten Spuren des Urstammes, aus dem der Mensch hervorging, nicht weiter in der neuesten Tertiärzeit suchen dürfen; sondern dass man sich in einer Epoche nach ihnen umschauen muss, die vom Zeitalter des Elephas primigenius weiter entfernt ist als dieses von uns.“37 (Huxley)
[SD # 688] Ein unermessliches Alter des Menschen ist somit die sine qua non für die Wissenschaft in der Frage der Evolutionstheorie Darwins, nachdem der älteste paläolithische Mensch noch keine erkennbare Abweichung von seinem modernen Nachkommen zeigt. Erst in jüngster Zeit hat die moderne Wissenschaft begonnen, den Abgrund mit jedem Jahr zu vergrößern, das sie von der alten Wissenschaft trennt, z. B. von Plinius und Hippokrates. Keiner der alten Schriftsteller hätte die archaischen Lehren in Bezug auf die Evolution der Menschenrassen und Tierarten verspottet, wie es der heutige Wissenschaftler – der Geologe oder Anthropologe – sicherlich macht.
Wenn wir, was tatsächlich der Fall ist, daran festhalten, dass der Säugetiertypus ein nachmenschliches Produkt der vierten Runde war, kann das folgende Diagramm – so wie die Schreiberin die Lehre versteht – den Vorgang verdeutlichen:
Die unnatürliche Vereinigung war unterschiedslos fruchtbar, weil die damaligen Säugetiertypen sich von ihrem Wurzeltypus38 – dem ursprünglichen astralen [SD # 689] Menschen – noch nicht weit genug entfernt hatten, um die nötige Schranke zu entwickeln. Die medizinische Wissenschaft verzeichnet solche Fälle von Missbildungen, die aus menschlichen und tierischen Elternteilen resultieren, selbst in unserer Zeit. Die Möglichkeit ist daher nur eine graduelle Frage, nicht eine generelle. Auf diese Art löst der Okkultismus eines der merkwürdigsten Probleme, die sich dem Anthropologen stellen.
Das Gedankenpendel schwingt zwischen Extremen. Nachdem die Wissenschaft sich jetzt von den Fesseln der Theologie befreit hat, ist sie dem entgegengesetzten Irrtum anheim gefallen; und in dem Versuch, die Natur aus rein materialistischer Sichtweise zu erklären, hat sie die extravaganteste Theorie der Zeitalter aufgebaut – die Ableitung des Menschen von einem wilden und tierischen Affen. Diese Theorie ist jetzt, in der einen oder anderen Form, so verwurzelt, dass die übermenschlichsten Anstrengungen notwendig sein werden, ihre endgültige Zurückweisung herbeizuführen. Die Anthropologie Darwins ist der Alptraum des Ethnologen, ein derbes Kind des modernen Materialismus, das aufwuchs und zunehmende Kraft erlangte, so wie die Albernheit der theologischen Legenden von der „Schöpfung“ des Menschen mehr und mehr offenbar wurde. Es gedieh auf der Grundlage des seltsamen Irrtums, dass, wie ein angesehener Gelehrter es formuliert, – „sämtliche Hypothesen und Theorien in Bezug auf die Entstehung des Menschen auf zwei zurückgeführt werden können (die evolutionistische und den exoterischen Bericht der Bibel). . . Eine andere Hypothese ist nicht vorstellbar . . .“!!! Die Anthropologie der Geheimen Bände ist jedoch die bestmögliche Antwort auf eine solche wertlose Behauptung.
Die anatomische Ähnlichkeit zwischen dem Menschen und dem höheren Affen, die von den Darwinisten so häufig als Hinweis auf einen früheren, beiden gemeinsamen Ahnen angeführt wird, stellt ein interessantes Problem dar, dessen korrekte Lösung in der esoterischen Lehre der Entstehung der pithekoiden Stämme gesucht werden muss. Wir haben sie mitgeteilt, soweit es nützlich erschien. Wir haben festgestellt, dass die Bestialität der ursprünglichen vernunftlosen Rassen die Zeugung gewaltiger menschenähnlicher Ungeheuer – der Nachkommen menschlicher und tierischer Eltern – zur Folge hatte. Im Verlauf der Zeit und mit der Verfestigung der noch halb-astralen zu körperlichen Formen wurden die Nachkommen dieser Geschöpfe durch äußere Einflüsse verändert, bis die Rasse, kleiner werdend, in den niederen Affen des Miozäns gipfelte. Mit diesen erneuerten die späteren Atlantier die Sünde der „Vernunftlosen“ – diesmal in voller Verantwortlichkeit. Das Ergebnis ihres Frevels sind die heute als Anthropoiden bekannten Affen.
Es mag nützlich sein, diese sehr einfache Theorie – und wir sind willens, sie den Ungläubigen lediglich als Hypothese darzubieten – mit dem System Darwins zu vergleichen, das so voller unüberwindlicher Hindernisse ist, dass, sobald eines von ihnen durch eine mehr oder weniger geschickte Hypothese überwunden ist, hinter dem eben beseitigten sofort zehn noch schlimmere Probleme entdeckt werden.
[SD # 690]
§ IV
Dauer der geologischen Perioden,
Rassenzyklen und das Alter des Menschen
Millionen von Jahren sind in Lethe versunken und haben im Gedächtnis des Profanen in Bezug auf den Ursprung des Menschen und die Geschichte der ursprünglichen Rassen nicht mehr Erinnerungen hinterlassen als ein paar Jahrtausende orthodoxer westlicher Chronologie.
Alles hängt von den für das hohe Alter des Menschengeschlechts gefundenen Beweisen ab. Wenn sich der Homo primigenius als der noch strittige Mensch des Pliozäns und selbst des Miozäns erweist, mag die Wissenschaft (argumenti causa) im Recht sein, ihre gegenwärtige Anthropologie – in Bezug auf die Zeit und die Art des Ursprungs des „Homo sapiens“ – auf die Theorie Darwins39 zu begründen. Sollten jedoch in den Schichten des Eozäns jemals menschliche Skelette, aber kein fossiler Affe gefunden und damit nachgewiesen werden, dass der Mensch bereits vor den Anthropoiden existierte – werden die Darwinisten ihren Scharfsinn in einer anderen Richtung betätigen müssen. Und in wohl unterrichteten Kreisen wird davon gesprochen, dass sich das 20. Jahrhundert noch in seiner beginnenden Pubertät befinden wird, wenn ein solcher unabstreitbarer Beweis der Priorität des Menschen zum Vorschein kommen wird.
Bereits jetzt wird viel Material angeführt, um zu beweisen, dass die bisher für die Gründung von Städten, Zivilisationen und verschiedene andere geschichtliche Ereignisse angesetzten Daten unsinnig verkürzt wurden. Das geschah als Friedensangebot an die biblische Chronologie. Der wohlbekannte Paläontologe Ed. Lartet schreibt: „Kein Datum ist in der Genesis zu finden, das einen Zeitpunkt festlegt für die Geburt der ursprünglichen Menschheit.“ Die Chronisten haben dennoch fünfzehn Jahrhunderte lang versucht, die biblischen Tatsachen mit ihren Systemen in eine Übereinstimmung zu zwängen. So wurden nicht weniger als einhundertvierzig verschiedene Meinungen über das einzige Datum der „Schöpfung“ gebildet. „Und zwischen den äußersten Varianten besteht eine Differenz von 3.194 Jahren bei der Berechnung der Periode zwischen dem Beginn der Welt und der Geburt Christi.40 Innerhalb der letzten Jahre mussten die Archäologen auch die Anfänge der babylonischen Zivilisation um nahezu 3.000 Jahre zurückversetzen. Auf dem vom babylonischen König Nabonid, der von Kyros besiegt wurde, errichteten [SD # 691] Fundamentzylinder finden sich die Aufzeichnungen des Ersteren, in denen er von seiner Entdeckung des Grundsteins spricht, der zum ursprünglichen, von Naram-Sin erbauten Tempel gehörte, dem Sohn Sargon von Akkads, des Eroberers Babyloniens, der laut Nabonid 3.200 Jahre vor seiner eigenen Zeit lebte.“
Wir haben in der Isis gezeigt, dass diejenigen, die ihre Geschichte auf die Chronologie der Juden gründeten (einer Rasse, die keine eigene Geschichte besaß und die westliche bis zum zwölften Jahrhundert verwarf), sich verlieren würden, denn dem jüdischen Bericht kann nur mithilfe der kabbalistischen Berechnung gefolgt werden, und auch dann nur mit dem Schlüssel in der Hand. . . Wir haben die Chronologie des verstorbenen Georg Smith über die Chaldäer und Assyrer, die er in Übereinstimmung mit der mosaischen gebracht hatte, als ganz und gar fantastisch charakterisiert. Und jetzt haben spätere Assyriologen, wenigstens in dieser Hinsicht, unseren Widerspruch bestätigt. Dann während G. Smith Sargon I. (das Vorbild für Moses in seiner Legende) ungefähr 1.600 v. Chr. in der Stadt Akkad regieren lässt – wahrscheinlich aus verborgenem Respekt vor Moses, den die Bibel 1.571 v. Chr. erblühen lässt – erfahren wir nun aus der ersten von Professor A. H. Sayce aus Oxford im Jahr 1887 gehaltenen sechs Hibbert-Vorlesungen, dass „alte Anschauungen über die frühen Annalen von Babylonien und seine Religionen durch neue Entdeckungen stark modifiziert wurden. Das erste semitische Reich war, nach jetziger übereinstimmender Anschauung, das Sargons von Akkad, der eine große Bibliothek gründete, die Literatur förderte und seine Eroberungen über das Meer bis nach Zypern ausdehnte. Es ist jetzt bekannt, dass er bereits 3.750 v. Chr. regierte.“ „Die von den Franzosen in Telloh gefundenen akkadischen Denkmäler müssen sogar noch älter sein, ungefähr bis 4.000 v. Chr. zurückreichen.“ Mit anderen Worten: nach der biblischen Chronologie bis ins vierte Jahr der Weltschöpfung, als Adam noch in seinen Windeln steckte. Vielleicht werden in ein paar Jahren die 4.000 Jahre noch weiter ausgedehnt. Der wohlbekannte Oxforder Vortragende bemerkte in seinen Untersuchungen über „Ursprung und Entwicklung der Religion, dargelegt an der Religion der alten Babylonier“, dass „die Schwierigkeiten beträchtlich waren, den Ursprung und die Geschichte der babylonischen Religion systematisch zu verfolgen. Die Quellen unserer Kenntnis des Gegenstandes waren fast ausschließlich Monumente, von klassischen und orientalischen Schriftstellern war nur sehr wenig Hilfe zu erwarten. In der Tat war es eine unabstreitbare Tatsache, dass die babylonische Priesterschaft das Studium der religiösen Texte absichtlich in einen Wust fast unüberwindlicher Schwierigkeiten hüllten.“ Dass sie die Daten und insbesondere die Reihenfolge der Ereignisse „absichtlich“ verwirrten, ist nicht abzustreiten, und zwar aus einem sehr guten Grund: Ihre Schriften und Aufzeichnungen waren alle esoterisch. Die babylonischen Priester taten nicht mehr als die Priester anderer alter Nationen. Ihre Berichte waren nur für die Initiierten und ihre Schüler gedacht, und nur die Letzteren wurden mit den Schlüsseln zu der wahren Bedeutung ausgestattet. Aber Professor [SD # 692] Sayces Bemerkungen sind vielversprechend. Denn er erklärt die Schwierigkeit mit folgenden Worten: „Die Bibliothek von Ninive enthielt meistens Kopien älterer babylonischer Texte, und die Kopisten wählten nur solche Tafeln, die für die assyrischen Eroberer von besonderem Interesse waren und einer verhältnismäßig späten Epoche angehörten, was viel zu der größten unserer Schwierigkeiten beitrug – nämlich dass wir so oft über das Alter unserer dokumentarischen Urkunden und über den genauen Wert unserer Materialien für die Geschichte im Dunkeln blieben.“ Somit ist es rechtens zu schließen, dass eine noch neuere Entdeckung es möglicherweise nochmals notwendig machen wird, die babylonischen Daten so weit vor das Jahr 4.000 v. Chr. zurück zu verlegen, das sie dadurch nach dem Urteilsvermögen aller Bibelanhänger präkosmisch werden.
Und wie viel mehr hätte die Paläontologie gelernt, wären nicht Millionen von Werken zerstört worden! Wir sprechen von der Alexandrinischen Bibliothek, die dreimal zerstört wurde, nämlich durch Julius Caesar 48 v. Chr., dann 390 n. Chr. und zuletzt im Jahr 640 n. Chr. durch den General des Kalifen Omar. Was ist das im Vergleich zu den Werken und Aufzeichnungen, welche in den ursprünglichen atlantischen Bibliotheken vernichtet wurden, zu welchen Aufzeichnungen gehört haben sollen, die auf den gegerbten Häuten riesiger vorsintflutlicher Ungeheuer niedergeschrieben waren? Oder im Vergleich mit der Vernichtung unzähliger chinesischer Bücher im Jahr 212 v. Chr. durch Qin Shi Huang Di, dem Gründer der kaiserlichen Qin-Dynastie? Sicherlich haben die Tonziegeltafeln der kaiserlich babylonischen Bibliothek und die unermesslichen Schätze der chinesischen Sammlung niemals derartige Informationen enthalten wie eine der vorerwähnten „atlantischen“ Häute der unwissenden Welt hätte verschaffen können.
Aber selbst anhand der außerordentlich mageren Daten war die Wissenschaft imstande, die Notwendigkeit einzusehen, nahezu jedes babylonische Datum zurückzuversetzen, und sie hat das großmütig getan. Wir lernen von Professor Sayce, dass selbst die archaischen Statuen von Tello in Unterbabylonien plötzlich einem der vierten Dynastie in Ägypten entsprechenden Zeitraum zugeschrieben wurden. Unglücklicherweise teilen Dynastien und Pyramiden das Schicksal der geologischen Perioden. Ihre Daten sind willkürlich und hängen von den Launen der betreffenden Wissenschaftler ab. Die Archäologen wissen jetzt, wie es heißt, dass die oben erwähnten Statuen aus grünem Diorit gefertigt sind, der nur auf der Halbinsel Sinai gefunden werden kann, und „sie stimmen im Kunststil und in der angewendeten Maßeinheit mit den ähnlichen Dioritstatuen der Pyramidenbauer der dritten und vierten ägyptischen Dynastie überein. . . . . Ferner muss die einzig mögliche Periode für eine babylonische Besetzung der Steinbrüche des Sinais kurz nach dem Ende der Epoche angesetzt werden, in der die Pyramiden erbaut wurden. Und nur so können wir verstehen, wieso der Name Sinai von dem Namen Sin, des ursprünglichen babylonischen Mondgottes, abgeleitet sein konnte.“ Das ist sehr logisch, aber wie lautet das für diese „Dynastien“ angesetzte Datum? Sanchuniathons und Manethos synchronistische Tafeln und ihre Zahlen, oder was immer von diesen [SD # 693] übrig blieb, nachdem der heilige Eusebius sie in Behandlung gehabt hatte, wurden verworfen; und noch immer müssen wir zufrieden sein mit den vier oder fünf Jahrtausenden v. Chr., die Ägypten so freigiebig zugemessen wurden. Ein Punkt ist auf jeden Fall gewonnen. Es gibt endlich eine Stadt auf der Erdoberfläche, der mindestens 6.000 Jahre zugestanden werden, und das ist Eridu. Die Geologie hat sie entdeckt. Wiederum Professor Sayce:
„Sie sind jetzt auch imstande, den Zeitpunkt für die Verlandung der Spitze des Persischen Golfes zu bestimmen, was einen Ablauf von 5.000 bis 6.000 Jahren seit der Zeitperiode erfordert, als Eridu, das jetzt fünfundzwanzig Meilen landeinwärts liegt, der Seehafen an der Mündung des Euphrats und der Sitz des babylonischen Handels mit Südarabien und Indien war. Mehr als alles andere verschafft die neue Chronologie Raum für die lange Reihe von Sonnenfinsternissen, die in dem großen astronomischen Werk mit dem Titel ‘Die Beobachtungen Bels’ aufgezeichnet wurden. Und wir sind auch imstande, die sonst verblüffende Veränderung der Lage des Frühlingsäquinoktiums zu verstehen, die sich entwickelt hat, seit unsere gegenwärtigen Tierkreiszeichen von den frühesten babylonischen Astronomen benannt worden waren. Als der akkadische Kalender aufgestellt und die akkadischen Monate benannt wurden, stand die Sonne zum Frühlingsäquinoktium nicht wie heute in den Fischen, oder auch nur im Widder, sondern im Stier. Da die Geschwindigkeit des Vorrückens der Tagundnachtgleichen bekannt ist, erfahren wir, dass sich von ungefähr 4.700 Jahren v. Chr. an die Sonne beim Frühlingsäquinoktium im Stier befand, und wir erlangen so astronomische Grenzen für das Datum, die nicht anfechtbar sind.“41
Es mag unsere Position verdeutlichen, wenn wir gleich anmerken, dass wir für die Angabe von Zeitaltern und Perioden Sir Ch. Lyells Nomenklatur verwenden, und dass, wenn wir von der Sekundär- und Tertiärzeit, von der eozänen, miozänen und pliozänen Periode sprechen – das nur geschieht, um unsere Angaben verständlicher zu machen. Nachdem diesen Zeitaltern und Perioden noch keine feste und bestimmte Dauer zuerkannt wurde, nachdem ein und derselben Epoche (dem Tertiär) zu verschiedenen Zeiten 2½ und 15 Millionen Jahre zugeschrieben wurden – und nachdem nicht zwei Geologen oder Naturforscher über diesen Punkt übereinzustimmen scheinen – können die esoterischen Lehren bezüglich des Erscheinens des Menschen in der Sekundär- oder der Tertiärzeit ganz gleichgültig bleiben. Wenn letzteren Zeitaltern sogar 15 Millionen Jahre Dauer zugestanden werden können – schön und gut; denn die okkulte Lehre, die ihre wirklichen und richtigen Zahlen, insoweit die erste, die zweite und zwei Drittel der dritten Wurzelrasse in Betracht kommen, streng behütet – gibt nur über einen Punkt klare Auskunft – über das Zeitalter der „Vaivasvata-Manu-Menschheit“ (Vide 2. Band, Teil I, „Die Chronologie der Brahmanen“).
Eine weitere definierte Erklärung lautet folgendermaßen: dass sich im sogenannten eozänen Zeitalter der Kontinent, zu dem die vierte Rasse gehörte und auf dem sie lebte und zugrunde ging, die ersten Anzeichen eines Untergangs zeigten, und dass er im Miozän endgültig zerstört wurde; mit Ausnahme der kleinen, von Platon erwähnten Insel. Diese Punkte müssen jetzt durch wissenschaftliche Daten überprüft werden.
[SD # 694]
A
Moderne wissenschaftliche Spekulationen
über das alter der Erde, die Evolution der Tiere und des Menschen
Ist es uns nicht erlaubt, einen Blick in die Werke von Experten zu werfen? Das Buch „World-Life, or Comparative Geology“ von Prof. A. Winchell liefert uns seltsame Daten. Hier schlägt ein Gegner der Nebulartheorie mit der ganzen Kraft des Hammers seines odium theologicum ein auf die ziemlich widersprüchlichen Hypothesen der großen Berühmtheiten der Wissenschaft in der Sache der siderischen und kosmischen Phänomene auf der Basis ihrer jeweiligen Beziehung zu irdischen Zeiträumen. Die „allzu fantasievollen Physiker und Naturforscher“ haben es nicht leicht angesichts dieses Reigens ihrer eigenen nebeneinander aufgelisteten spekulativen Zahlen und spielen eine ziemlich traurige Rolle. So schreibt er:
„Sir William Thomson schließt aufgrund der beobachteten Prinzipien der Abkühlung, dass nicht mehr als 10 Millionen Jahre (anderswo macht er daraus 100 Millionen) vergangen sein können, seitdem die Temperatur der Erde sich hinlänglich abgekühlt hat, um pflanzliches Leben zu tragen.42 Helmholtz berechnet, dass 20 Millionen Jahre ausreichen würden, damit sich der Urnebel zu den gegenwärtigen Dimensionen der Sonne verdichtete. Prof. S. Newcomb braucht lediglich 10 Millionen Jahre, um eine Temperatur von 212 ° F zu erhalten.43 Croll schätzt 70 Millionen Jahre für die Diffusion der Wärme etc.44 Bischof berechnet, dass 350 Millionen Jahre notwendig wären, um die Erde von einer Temperatur von 2.000 ° C auf 200 ° C abzukühlen. Reade, der seine Schätzung auf die beobachtete Zeitdauer der Denudation begründet, fordert 500 Millionen Jahre seit dem Beginn der Sedimentbildung in Europa.45 Lyell ließ sich auf eine grobe Schätzung von 240 Millionen Jahre ein; Darwin glaubte, dass 300 Millionen Jahre für die organische Umwandlung erforderlich sind, mit der sich seine Theorie beschäftigt, und Huxley ist geneigt 1.000 Millionen Jahre zu verlangen.“ (!!)
Dazu bemerkt Prof. Winchell, dass „einige Biologen . . . . ihre Augen fest zu verschließen scheinen, um mit einem Satz in den Abgrund von Millionen von Jahren zu springen, für die sie über keine angemessenere Schätzung verfügen als für die Unendlichkeit“.46 Dann fährt er fort und stellt die von ihm als korrekter angesehenen geologischen Zahlen vor – ein paar werden genügen.
Nach Sir W. Thomson benötigte „die Welt für ihre Verkrustung insgesamt 80.000.000 Jahre“, und in Übereinstimmung mit Prof. Haughtons Berechnungen einer unteren Grenze für die seit der Anhebung [SD # 695] Europas und Asiens verstrichene Zeit werden drei hypothetische Zeitalter für die drei möglichen und unterschiedlichen Arten des Emporhebens angegeben, die von der bescheidenen Zahl von 640.730 Jahren über 4.170.000 Jahren bis zu der ungeheuren Zahl von 27.491.000 Jahren variieren!!
Das reicht aus, wie man sehen kann, um unsere eigenen Forderungen für die vier Kontinente und selbst die Zahlen der Brahmanen abzudecken.
Weitere Berechnungen, deren Einzelheiten der Leser in Prof. Winchells Werk finden kann,47 bringen Haughton zu einem Näherungswert für das sedimentäre Zeitalter des Globus – 11.700.000 Jahre. Diese Zahl wird von dem Verfasser als zu niedrig erachtet und sofort auf 37.000.000 vergrößert.
Nochmals, laut Croll,48 repräsentieren 2.500.000 Jahre „die Zeit seit dem Anbeginn des Tertiärs“ – in einem Werk; und nach einer weiteren Abänderung seiner Anschauung sind lediglich 15.000.000 Jahre seit dem Beginn des Eozäns vergangen,49 was, da es sich dabei um die erste der drei tertiären Perioden handelt, den Schüler unschlüssig zwischen 2½ und 15 Millionen Jahren zurücklässt. Muss man sich jedoch an die zuvor genannten niedrigen Angaben halten, würde das gesamte Verkrustungsalter der Welt 131.600.000 Jahre betragen.50
Da sich die Gletscherperiode über die Zeit vor 240.000 bis 80.000 Jahren erstreckte (nach Prof. Crolls Anschauung), muss der Mensch vor 100.000 bis 120.000 Jahren auf der Erde erschienen sein. Aber wie Prof. Winchell in Bezug auf das Alter der mediterranen Rasse sagt: „Nach allgemeiner Auffassung erschien sie während des späteren Zurückweichens der kontinentalen Gletscher.“ Doch, fügt er hinzu, „bezieht sich das nicht auf das Alter der schwarzen und der braunen Rasse, da sich zahlreiche Beweise für ihre Existenz in südlicheren Regionen in weit vor der Eiszeit liegenden Zeiten vorfinden“. (S. 379)
Als Beispiel geologischer Sicherheit und Übereinstimmung mögen auch die folgenden Zahlen hinzugefügt werden. Drei Autoritäten – T. Belt, F.G.S.; J. Croll, F.R.S.; und Robert Hunt, F.R.S. – geben bei der Schätzung der seit der Gletscherepoche vergangenen Zeit absolut unterschiedliche Zahlen an, nämlich:
Belt | 20.000 Jahre |
J. Croll | 240.000 Jahre |
R. Hunt | 80.000 Jahre |
[SD # 696] (Siehe jedoch „The Ice Age — Climate and Time“, „Popular Science Review“, Vol. xiv, S. 242.)
Kein Wunder, dass Pengelly gesteht: „Es ist gegenwärtig und vielleicht für immer unmöglich, geologische Zeiträume auch nur näherungsweise auf Jahre oder auch nur auf Jahrtausende zu reduzieren.“ (Vide supra, Fußnote) Ein weiser Ratschlag seitens der Okkultisten an die Herren Geologen: Sie sollten das vorsichtige Vorbild der Freimaurer nachahmen. Da die Chronologie, wie sie sagen, die Schöpfungsära nicht bemessen kann, benutzt „der alte und ursprüngliche Ritus“ 000.000.000 als die nächste Annäherung an die Wirklichkeit.
Dieselbe Unsicherheit, Nichtübereinstimmung und dieselben Widersprüche herrschen auch in Bezug auf alle übrigen Gegenstände vor.
Die wissenschaftlichen Autoritäten hinsichtlich der Abstammung des Menschen stellen für jeden praktischen Zweck eine Wahnvorstellung und einen Fallstrick dar. Es gibt viele Antidarwinisten in der British Association, und die „natürliche Selektion“ beginnt an Boden zu verlieren. Obwohl sie einstmals der Heiland war, der die gelehrten Theoretiker vor einem schließlichen intellektuellen Sturz in den Abgrund der unfruchtbaren Hypothese zu erretten schien, beginnt man ihr jetzt zu misstrauen. Selbst Huxley zeigt Anzeichen von Untreue bezüglich der „Selektion“ und denkt, „die natürliche Selektion sei nicht der einzige Faktor“:
„Wir haben einen starken Verdacht, dass sie (die Natur) dann und wann auf dem Weg der Variation beträchtliche Sprünge macht, und dass diese Sprünge einige von den Lücken verursachen, die in der Reihe der bekannten Formen zu existieren scheinen.“ (Stellungnahme zu Köllikers „Criticisms on ‘The Origin of Species’ “)
Wiederum folgert C. R. Bree, M. D. in „Fallacies in the Hypothesis of Mr. Darwin“, S. 160):
„Es muss erneut ins Gedächtnis gerufen werden, dass es eine sehr große Anzahl von Zwischenformen gewesen sein muss. . . . . St. George Mivart glaubt, die Änderungen in der Evolution könnten rascher von statten gehen als gewöhnlich angenommen; Darwin aber hält tapfer an seinem Glauben fest und sagt uns wieder ‘natura non facit saltum’ “, – worin die Okkultisten mit Darwin übereinstimmen.
Die esoterische Lehre bestätigt die Vorstellung von der Langsamkeit und dem würdevollen Fortschreiten der Natur vollständig. Alle „planetarischen Antriebe“ sind periodisch. Doch stimmt diese Theorie Darwins, so korrekt sie in kleineren Einzelheiten sein mag, nicht mehr mit der okkulten Weltanschauung überein als mit Wallace, der in seinen „Contributions to the Theory of Natural Selection“ ziemlich überzeugend nachweist, dass etwas mehr als „natürliche Selektion“ erforderlich ist, um den physischen Menschen hervorzubringen.
Prüfen wir indessen die wissenschaftlichen Einwendungen gegen diese wissenschaftliche Theorie und sehen zu, was sie darstellen.
St. George Mivart argumentiert wie folgt:
„ . . . Es wird eine vorsichtige Schätzung sein, 25.000.000 Jahre für die Ablagerung der Schichten bis zum oberen Silur herunter, einschließlich desselben, einzukalkulieren. Wenn [SD # 697] nun das während dieser Ablagerung vollbrachte Evolutionswerk nur den hundertsten Teil der gesamten Summe repräsentiert, werden wir 2.500.000.000 Jahre für die vollständige Entwicklung des gesamten Tierreichs bis zu seinem gegenwärtigen Zustand benötigen. Aber selbst ein Viertel davon würde die Zeit weitaus überschreiten, welche Physik und Astronomie für die Vollendung des Prozesses zugestehen zu können scheinen. Schließlich besteht eine Schwierigkeit in Bezug auf den Grund der Abwesenheit reicher fossilienführender Ablagerungen in den ältesten Schichten – wenn das Leben damals so reich und mannigfaltig war, wie es nach der Darwinschen Theorie gewesen sein muss. Darwin selbst räumt ein: ‘Der Fall muss gegenwärtig unerklärlich bleiben’; und das drängt sich wirklich als starkes Argument gegen die in seinem eigenen Buch vertretenen Anschauungen auf. . . . .
So finden wir also eine bemerkenswerte (und nach den Prinzipien Darwins beinahe unerklärliche) Abwesenheit der genauen Übergangsformen. Alle besonders markierten Gruppen . . . . . erscheinen plötzlich am Schauplatz. Selbst das Pferd, das Tier, dessen Stammbaum vielleicht am besten erhalten geblieben ist, bietet keinen zwingenden Beweis für einen spezifischen Ursprung durch sehr kleine, zufällige Variationen, während von einigen Formen, wie den Labyrinthodontia und Trilobiten, die eine allmähliche Veränderung aufzuweisen schienen, durch weitere Forschung gezeigt wurde, dass nichts Dergleichen zu finden ist. . . . All diese Schwierigkeiten werden vermieden, wenn wir zugestehen, dass neue Formen tierischen Lebens aller Grade von Verzweigtheit von Zeit zu Zeit verhältnismäßig plötzlich erscheinen, indem sie nach Gesetzen entwickelt werden, die zum Teil von den umgebenden Bedingungen abhängen, zum Teil innerer Natur sind – ähnlich der Art, wie sich Kristalle (und vielleicht, neuesten Untersuchungen zufolge, auch die niedersten Lebensformen) entsprechend den inneren Gesetzen der sie zusammensetzenden Substanz in Harmonie und Übereinstimmung mit allen Einflüssen und Bedingungen der Umgebung aufbauen.“ („On the Genesis of Species“, S. 162)
„Die inneren Gesetze der sie zusammensetzenden Substanz.“ Das sind weise Worte, und das Eingeständnis dieser Möglichkeit ist klug. Aber wie können diese inneren Gesetze jemals erkannt werden, wenn die okkulte Lehre abgelehnt wird? Wie ein Freund schreibt, als er unsere Aufmerksamkeit auf die vorstehenden Spekulationen lenkt: „Mit anderen Worten, die Lehre der planetarischen Lebensimpulse muss anerkannt werden. Warum sonst würden viele Arten jetzt stereotypisiert, und warum bilden sich selbst gezähmte Taubenarten und andere Tiere auf ihre Ahnen-Typen zurück, sobald sie sich selbst überlassen werden?“ Aber die Lehre von den planetarischen Lebensimpulsen muss klar umschrieben und ebenso klar verstanden werden, wenn die gegenwärtige Verwirrung nicht noch vergrößert werden soll. All diese Schwierigkeiten würden wie die Schatten der Nacht vor dem Licht der aufgehenden Sonne verschwinden, würden die folgenden esoterischen Axiome zugestanden: (a) das außerordentliche Alter (und die Existenz) unserer Planetenkette; (b) die Tatsache der sieben Runden; (c) die Trennung der Menschenrassen (außer der rein anthropologischen Einteilung) in sieben verschiedene Wurzelrassen, von denen unsere gegenwärtige europäische Menschheit die fünfte ist; (d) das hohe Alter des Menschen in dieser (vierten) Runde, und schließlich (e) dass ebenso, wie sich diese Rassen von der Ätherhaftigkeit zur Materialität entwickeln und von der Letzteren wieder zurück in verhältnismäßig physische Feinheit der Struktur, sich jede lebende (sogenannte) organische Art von Lebewesen, einschließlich der Vegetation, mit jeder neuen Wurzelrasse verändert. Würde das eingeräumt, wenn auch nur [SD # 698] gleichzeitig mit anderen, und sicherlich, bei reiflicher Überlegung, nicht weniger absurden Annahmen, wenn die okkulten Theorien gegenwärtig als „absurd“ betrachtet werden müssen, wäre jede Schwierigkeit ausgeräumt. Sicherlich sollte die Wissenschaft versuchen, logischer zu sein als gegenwärtig, da sie schwerlich die Theorie von der Abstammung des Menschen von einem anthropoiden Ahnen aufrechterhalten und mit demselben Atem einem solchen Menschen jedes vernünftige hohe Alter absprechen kann! Wenn Huxley einmal über „den großen intellektuellen Abgrund zwischen Affe und Mensch“ spricht und von der „gegenwärtigen enormen Kluft zwischen den beiden“,51 und die Notwendigkeit zugesteht, die von der Wissenschaft für das Alter des Menschen auf der Erde angesetzte Angabe aufgrund dieser langsamen und fortschreitenden Entwicklung zu vergrößern, dann sollten wenigstens alle Wissenschaftler, die seine Denkweise teilen, zumindest einige Näherungszahlen festlegen und über die wahrscheinliche Dauer des Pliozäns, Miozäns und Eozäns übereinstimmen, von denen so viel gesprochen wird und über die doch nichts Bestimmtes bekannt ist – wenn sie ihr Glück schon nicht darüber hinaus zu versuchen wagen. Aber keine zwei Wissenschaftler scheinen übereinzustimmen. Jede Periode scheint ihrer Dauer nach ein Mysterium und den Geologen ein Dorn im Auge zu sein. Und wie soeben gezeigt wurde, sind sie nicht imstande, ihre Schlussfolgerungen auch nur mit Bezug auf die verhältnismäßig jungen geologischen Gestaltungen miteinander in Einklang zu bringen. So kann man auf ihre Zahlen, wenn sie überhaupt welche angeben, nicht vertrauen, denn für sie besteht alles entweder aus Jahrmillionen oder einfach aus Jahrtausenden!
Das Gesagte kann durch die von ihnen selbst gemachten Bekenntnisse und die Zusammenfassung in der „Encyclopaedia Britannica“, dem „Circle of Sciences“, bekräftigt werden, aus dem hervorgeht, welche Mittelwerte bei den geologischen und anthropologischen Rätseln akzeptiert wurden. In dem Werk wird die Sahne der autoritativsten Ansichten abgeschöpft und dargeboten. Nichtsdestoweniger erkennen wir darin eine Verweigerung, irgendein bestimmtes chronologisches Datum auch nur derartig jungen Epochen, verhältnismäßig gesprochen, wie der der neolithischen Ära zuzuschreiben, obwohl wunderlicherweise eine Zeit für die Anfänge gewisser geologischer Perioden angesetzt wird, zumindest für einige wenige, deren Dauer kaum irgendwie mehr abgekürzt werden könnte, ohne sofort mit den Tatsachen in Konflikt zu geraten.
So wird in der großen „Encyclopaedia“ (Bd. X, Art. „Geology“, S. 227) vermutet: „100 Millionen Jahre waren vergangen . . . . . seit der Verfestigung unserer Erde, als die ersten Lebensformen auf ihr erschienen.“52
Doch es erscheint ebenso hoffnungslos zu versuchen, die modernen Geologen und Ethnologen zu bekehren, wie es hoffnungslos ist, dass die darwinistischen Naturforscher ihre Irrtümer einsehen. Über die arische Wurzelrasse und ihre Ursprünge weiß die [SD # 699] Wissenschaft ebenso wenig wie über die Menschen anderer Planeten. Mit Ausnahme von Flammarion und ein paar Mystikern unter den Astronomen, streitet man zumeist selbst die Bewohnbarkeit anderen Planeten ab. Dagegen waren die Wissenschaftler der frühesten Rassen des arischen Stammes solch große Adept-Astronomen, dass sie weit mehr über die Rassen auf Mars und Venus gewusst zu haben scheinen als der moderne Anthropologe über die der frühen Stadien der Erde weiß.
Legen wir die moderne Wissenschaft für einen Augenblick beiseite und wenden uns der alten Erkenntnis zu. Da uns die archaischen Wissenschaftler versichern, dass alle derartigen geologischen Umwälzungen – von der Anhebung der Ozeane, den Sintfluten und der Verschiebung der Kontinente, bis herab zu den gegenwärtigen Zyklonen, Orkanen, Erdbeben, vulkanischen Ausbrüchen, Flutwellen und selbst dem außerordentlichen Wetter und der anscheinenden Verschiebung der Jahreszeiten, die alle europäischen und amerikanischen Meteorologen in Verlegenheit bringen – dem Mond und den Planeten zuzuschreiben sind und von ihnen abhängen. Ja, dass selbst untergeordnete und vernachlässigte Konstellationen den größten Einfluss auf die meteorologischen und kosmischen Veränderungen auf und innerhalb unserer Erde haben, wollen wir unseren siderischen Despoten, den Beherrschern unseres Globus und der Menschen, einen Augenblick Aufmerksamkeit schenken. Die moderne Wissenschaft leugnet jeden derartigen Einfluss, die archaische Wissenschaft behauptet ihn. Wir werden sehen, was beide in Bezug auf diese Frage sagen.
B
Über Planetenketten und ihre Vielfältigkeit
Kannten die Alten andere Welten außer ihrer eigenen? Auf welche Daten gründen die Okkultisten ihre Behauptung, jeder Globus sei eine siebenfältige Weltenkette – wovon lediglich ein Glied sichtbar sei – und dass diese „von Menschen bewohnt“ sind, waren oder sein werden wie auch jeder andere sichtbare Stern oder Planet? Was verstehen sie unter einem „moralischen und physischen Einfluss“, der von den Sternenwelten auf unseren Globus ausgeübt wird?
Fragen solcher Art werden uns oft gestellt, und sie müssen von allen Seiten betrachtet werden. Auf die erste der beiden Fragen lautet die Antwort: Wir glauben daran, weil das erste Gesetz der Natur die Einheitlichkeit in der Vielfältigkeit ist, und das zweite – die Analogie. „Wie oben, so unten“. Die Zeit ist für immer vorbei, in der unsere frommen Vorfahren glaubten, dass sich unsere Erde im Mittelpunkt des Universums befindet, und die Kirche und ihre anmaßenden Diener darauf bestehen konnten, dass die Meinung, irgendein anderer Planet könnte bewohnt sein, als Gotteslästerung betrachtet werden sollte. Adam und Eva, die Schlange und die Erbsünde, gefolgt von der Versöhnung durch das Blut, sind allzu lange dem Fortschritt im Wege gestanden, und die universale Wahrheit wurde auf diese Weise dem wahnsinnigen Dünkel uns kleiner Menschen geopfert.
[SD # 700] Welche Beweise existieren dafür? Abgesehen von Schlussfolgerungen und logischen Überlegungen gibt es für den Profanen keine. Für die Okkultisten, die an die durch zahllose Generationen von Sehern und Initiierten erlangte Erkenntnis glauben, reichen die in den Geheimen Büchern angebotenen Angaben vollständig aus. Die allgemeine Öffentlichkeit braucht jedoch andere Beweise. Es gibt einige Kabbalisten und sogar einige östliche Okkultisten, die zögern, die Lehre zu akzeptieren, da sie in alten mystischen Werken der Nationen keinen übereinstimmenden Beweis für diesen Punkt finden können. Aber selbst ein solcher „übereinstimmender Beweis“ wird bald zum Vorschein kommen. Unterdessen können wir uns dem Gegenstand von seinem allgemeinen Aspekt aus nähern und sehen, ob der Glaube daran gar so unsinnig ist wie einige Wissenschaftler zusammen mit anderen Nikodemussen es gerne hätten. Wenn wir an eine Vielzahl von bewohnten „Welten“ denken, stellen wir uns vielleicht unbewusst vor, dass sie dem Globus ähneln, den wir selbst bewohnen, und dass sie mit Wesen bevölkert sind, die mehr oder weniger uns selbst gleichen. Und wenn wir das tun, folgen wir nur einem natürlichen Instinkt. In der Tat können wir, solange sich die Untersuchung auf die Lebensgeschichte dieses Globus beschränkt, über die Frage mit einigem Nutzen spekulieren, und uns mit einiger Hoffnung, zumindest eine intelligente Frage zu stellen, überlegen, was die „Welten“ sind, von denen in allen alten Schriften der Menschheit gesprochen wird. Aber wie wissen wir, (a) welche Art von Wesen die Globen im Allgemeinen bewohnen, und (b) ob diejenigen, die höhere Planeten als unseren eigenen regieren, nicht denselben Einfluss auf unsere Erde bewusst ausüben, den wir unbewusst, sagen wir auf lange Sicht, auf die kleinen Planeten (Planetoiden oder Asteroiden) ausüben mögen, indem wir die Erde in Stücke schneiden, Kanäle eröffnen und dadurch unser Klima vollständig verändern? Natürlich, genau wie Cäsars Frau können die Planetoiden nicht von unserem Verdacht getroffen werden. Sie sind zu weit entfernt etc. etc. Wenn wir jedoch an esoterische Astronomie glauben, sind wir dessen nicht so sicher.
Aber wenn wir unsere Spekulationen über unsere Planetenkette hinaus ausdehnen und die Grenzen des Sonnensystems zu überschreiten versuchen, handeln wir in der Tat wie anmaßende Narren. Denn – wenn wir auch das alte hermetische Axiom „wie oben so unten“ annehmen – ebenso wie wir glauben können, dass die Natur auf der Erde die sorgfältigste Sparsamkeit entwickelt, indem sie jedes geringe und überflüssige Ding bei ihren wunderbaren Umwandlungen benützt und sich dennoch niemals wiederholt – ebenso können wir mit Recht schlussfolgern, dass in allen ihren unendlichen Systemen kein weiterer Globus existiert, der dieser Erde so ähnlich wäre, dass ein mit gewöhnlichen Fähigkeiten ausgestatteter Mensch fähig wäre, sich ihren Anschein und Umgebungsraum vorzustellen und wiederzugeben.53
[SD # 701] Und in der Tat finden wir sowohl in den romantischen Erzählungen als auch in allen sogenannten wissenschaftlichen Fiktionen und spiritistischen Offenbarungen über Mond, Sterne und Planeten lediglich neue Verbindungen oder Varianten jener Menschen und Dinge, Leidenschaften und Lebensformen, mit denen wir vertraut sind, obwohl sich selbst auf den anderen Planeten unseres eigenen Systems die Natur und das Leben vollständig von dem unterscheidet, was auf unserem eigenen vorherrscht. Swedenborg war hervorragend im Einprägen solch eines irrtümlichen Glaubens.
Aber damit nicht genug. Der gewöhnliche Mensch hat keine Erfahrung in irgendeinem anderen Bewusstseinszustand als jenem, an den ihn die physischen Sinne binden. Die Menschen träumen, sie schlafen den Tiefschlaf, der zu tief ist, als dass seine Träume einen Eindruck auf das physische Gehirn machen könnte; und in diesen Zuständen muss es dennoch Bewusstsein geben. Wenn diese Mysterien unerforscht bleiben, wie können wir dann hoffen, daraus Nutzen zu ziehen, wenn wir über die Natur von Globen spekulieren, die in der Ökonomie der Natur notwendigerweise Bewusstseinszuständen angehören, die anders und ganz verschieden sind von allen, die der Mensch hier erlebt?
Und das ist buchstäblich wahr. Denn selbst große Adepten (natürlich die Initiierten), so geübte Seher sie auch sein mögen, können nur dann vollständige Vertrautheit mit der Natur und der Erscheinung von Planeten und deren Bewohnern behaupten, wenn sie unserem Sonnensystem angehören. Sie wissen, dass nahezu alle Planetenwelten bewohnt sind, aber sie können – selbst im Geist – nur zu denen unseres eigenen Systems Zutritt haben. Und sie wissen auch, wie schwierig es ist, selbst für sie, sich mit voller Kontrolle auch nur in die Bewusstseinsebenen innerhalb unseres Systems zu versetzen, da diese sich tatsächlich von den auf diesem Globus möglichen Bewusstseinszuständen unterscheiden, wie z. B. die auf den drei Ebenen jenseits der auf unserer Erde existierenden Sphärenketten. Eine solche Erkenntnis und ein solcher Verkehr sind für sie möglich, weil sie gelernt haben in Bewusstseinsebenen vorzudringen, die für die Wahrnehmungen gewöhnlicher Menschen verschlossen sind. Aber sollten sie ihre Erkenntnis mitteilen, würde das die Welt nicht weiser machen, weil den Menschen die Erfahrung anderer Wahrnehmungsformen mangelt, die allein sie befähigen könnte, das zu verstehen, was ihnen gesagt würde.
Doch bleibt die Tatsache bestehen, dass die meisten Planeten, ebenso wie die Sterne jenseits unseres Systems, bewohnt sind, eine Tatsache, die von den Wissenschaftlern selbst eingeräumt wurde. Laplace und Herschell glaubten daran, obwohl sie sich wohlweislich unkluger Spekulationen enthielten. Zur selben Schlussfolgerung gelangte der wohlbekannte französische Astronom C. Flammarion, unterstützt durch eine Reihe von ihm ausgearbeiteter wissenschaftlicher Erwägungen. Die von ihm vorgebrachten Argumente sind streng wissenschaftlich und solcherart, dass sie für ein materialistisches Denken geeignet sind, was von Gedanken des berühmten Physikers Sir David Brewster nicht gesagt werden könnte, der schreibt:
„Diese ‘unfruchtbaren Geister’ oder ‘einfachen Seelen’, wie der Dichter sie nennt, die sich veranlasst sahen zu glauben, die Erde sei der einzige bewohnte Körper im Universum, hätten kein Problem mit der Vorstellung, auch [SD # 702] die Erde sei nicht bevölkert gewesen. Und was noch schlimmer ist: Wären diese Denker mit den Schlussfolgerungen der Geologie vertraut, würden sie einräumen, dass sie Myriaden von Jahren unbewohnt war. Und hier kommen wir zu dem unmöglichen Schluss, dass sich in diesen Myriaden von Jahren nicht ein einziges intelligentes Geschöpf in den weiten Reichen des universellen Königs fand und dass von den protozoischen Formationen in der gesamten Unendlichkeit des Raumes weder Pflanze noch Tier existierte!“54
Flammarion zeigt außerdem, dass alle Lebensbedingungen – selbst die uns gegenwärtig bekannten – wenigstens auf einigen der Planeten vorhanden sind, und weist auf die Tatsache hin, dass diese Bedingungen dort viel günstiger sein müssen als hier auf unserer Erde.
Bei der Erklärung, dass Leben – intelligentes, bewusstes Leben – außerhalb der unseren auch auf anderen Welten existieren muss, stimmen auf diese Weise die wissenschaftlichen Schlussfolgerungen und beobachteten Tatsachen mit den Behauptungen des Sehers und der angeborenen Stimme im eigenen Herzen des Menschen überein.
Doch das stellt die Grenze dar, über welche hinaus die gewöhnlichen Fähigkeiten des Menschen ihn nicht tragen können. Zahlreich sind die Romane und Geschichten, einige rein fantastisch, andere vor wissenschaftlicher Kenntnis strotzend, die versuchen, das Leben auf anderen Globen vorzustellen und zu beschreiben. Doch ausnahmslos alle erschaffen lediglich Zerrbilder von dem Lebensdrama um uns herum. Bei Voltaire sind es Menschen unserer eigenen Rasse unter einem Mikroskop, oder bei de Bergerac ein anmutiges Spiel der Fantasie und Satire. Aber immer finden wir, dass im Grunde genommen die neue Welt bloß die ist, auf der wir selbst leben. So stark ist diese Neigung, dass selbst große natürliche, aber nicht initiierte Seher ihr zum Opfer fallen, wenn sie nicht geübt sind. Ein Beispiel ist Swedenborg, der so weit geht, die Bewohner von Merkur, denen er in der Geisterwelt begegnet, in Gewänder zu kleiden, wie sie in Europa getragen werden.
Diese Neigung erläuternd, sagt Flammarion in seinem Werk „La Pluralité des Mondes Habités“: „Es hat den Anschein, als ob in den Augen der über dieses Thema schreibenden Autoren die Erde der Typus des Universums wäre, und der irdische Mensch der Typus der Himmelsbewohner. Da die Natur anderer Planeten sich jedoch deutlich unterscheidet und ihre Umgebungs- und Existenzbedingungen wesentlich von unseren abweichen, während die der Schöpfung dieser Wesen und Substanzen vorstehenden Kräfte, die in ihre gegenseitige Konstitution eintreten, im Wesentlichen anders sind, würde im Gegenteil sehr viel wahrscheinlicher daraus folgen, dass unsere eigene Art der Existenz auf keinerlei Weise als für andere Globen passend betrachtet werden dürfte. [SD # 703] Die über diesen Gegenstand geschrieben haben, haben sich von irdischen Ideen beherrschen lassen und sind daher dem Irrtum verfallen.“ (S. 439)
Flammarion verfällt jedoch selbst in denselben Irrtum, den er hier verdammt, denn stillschweigend nimmt er die Lebensbedingungen auf der Erde als Standard, womit der Grad bestimmt wird, inwieweit andere Planeten für „andere Menschheiten“ als Wohnort geeignet sind.
Lassen wir jedoch diese nutzlosen und leeren Spekulationen. Obwohl sie unsere Herzen mit einer Glut der Begeisterung zu erfüllen und unser mentales und geistiges Fassungsvermögen zu erweitern scheinen, verursachen sie in Wirklichkeit nur eine künstliche Erregung und lassen uns durch unsere Unwissenheit nicht nur in Bezug auf die Welt, die wir bewohnen, sondern auch in Bezug auf die Unendlichkeit, die in uns selbst enthalten ist, immer weiter erblinden.
Wenn wir daher sehen, dass in den Bibeln der Menschheit von „anderen Welten“ gesprochen wird, können wir mit Sicherheit schließen, dass sich das nicht nur auf andere Zustände unserer Planetenkette und Erde bezieht, sondern auch auf andere bewohnte Welten – Sterne und Planeten; wobei über Letztere übrigens niemals spekuliert wird. Das gesamte Altertum glaubte an die Universalität des Lebens. Aber kein wirklich initiierter Seher irgendeiner zivilisierten Nation lehrte jemals, dass das Leben auf anderen Sternen nach den Standards irdischen Lebens beurteilt werden kann. Was gewöhnlich unter „Erden“ und Welten verstanden wird, bezieht sich (a) auf die „Wiedergeburten“ unseres Globus nach jedem Manvantara und einer langen Periode der „Verdunklung“, und (b) auf die periodischen und durchgreifenden Veränderungen der Erdoberfläche, wenn Kontinente verschwinden, um Ozeanen Raum zu machen, und Ozeane und Meere gewaltsam versetzt und gegen die Pole gedrängt werden, um ihren Platz für neue Kontinente zu räumen.
Wir können mit der Bibel – der jüngsten der Weltschriften – beginnen. In Prediger, Kap. 1, lesen wir die folgenden Worte des königlichen Initiierten: „Ein Geschlecht geht, und ein Geschlecht kommt; aber die Erde besteht ewiglich.“ Und weiter: „Das, was gewesen, ist das, was sein wird; und das, was geschehen, ist das, was geschehen wird. Und es ist gar nichts Neues unter der Sonne.“ Es ist nicht leicht, in diesen Worten die Bezugnahme auf die aufeinanderfolgenden Umwälzungen zu erkennen, welche die Rassen der Menschheit hinwegschwemmen, oder, noch weiter zurückgehend, auf die verschiedenen Übergänge des Globus während seines Entstehungsprozesses. Aber wenn uns gesagt wird, dass sich das lediglich auf unsere Welt bezieht, so wie wir sie jetzt kennen – verweisen wir den Leser auf das Neue Testament, wo der Apostel Paulus (in Hebräer 1) vom Sohn (der manifestierten Macht) spricht, den (Gott) eingesetzt hat als Erbe aller Dinge und durch den er auch die Welten (Plural) gemacht hat.55 [SD # 704] Diese „Macht“ ist Hokhmah oder (Chochmah), die Weisheit und das Wort. Es wird uns wahrscheinlich gesagt werden, dass mit dem Ausdruck „Welten“ die Sterne, Himmelskörper etc, gemeint waren. Aber abgesehen von der Tatsache, dass die „Sterne“ den unwissenden Verfassern der Episteln nicht als „Welten“ bekannt waren, auch wenn sie Paulus als solche bekannt gewesen sein müssen, der ein Initiierter (ein „Baumeister“) war, können wir an diesem Punkt einen hervorragenden Theologen zitieren, Kardinal Wiseman. In Bd. I, S. 192 seines Werkes, das von der unbestimmten Periode der sechs Tage – oder sollten wir sagen: von der „allzu bestimmten“ Periode der sechs Tage? – der Schöpfung und von den 6.000 Jahren handelt, räumt er ein, dass wir uns in vollständiger Dunkelheit über die Bedeutung dieses Satzes des Hl. Paulus befinden, wenn es uns nicht erlaubt ist zu vermuten, dass dies eine Anspielung auf den zwischen dem ersten und dem zweiten Vers des 1. Kapitels der Genesis verstrichenen Zeitraum darstellt und damit auf die ursprünglichen Umwälzungen, d. h. die Zerstörungen und die Wiederherstellungen (der Welt), die im Buch Kohelet, Kap. I angedeutet sind; oder, mit so vielen anderen, diese Stelle (Hebr 1,1) anzuerkennen, und zwar in ihrem buchstäblichen Sinn, die von der Schöpfung der Welten spricht – im Plural. . . . Es ist sehr seltsam, fügt er hinzu, dass alle Kosmogonien darin übereinstimmen sollen, dieselbe Idee anzudeuten, und die Überlieferung einer ersten Reihe von Umwälzungen zu bewahren, infolge derer die Welt zerstört und wieder erneuert wurde.
Hätte der Kardinal den Zohar studiert, wären seine Zweifel in Gewissheit verwandelt worden. So sagt Idra Suta (in „Zohar“, III, 292b): „Es gab alte Welten, die ebenso bald zugrunde gingen als sie ins Dasein traten; Welten mit und ohne Form, die Scintillae genannt wurden – denn sie waren wie die unter dem Hammer des Schmieds in alle Richtungen sprühenden Funken. Einige waren die ursprünglichen Welten, die nicht lange andauern konnten, weil der ‘Alte’ – geheiligt sei sein Name – seine Form noch nicht angenommen hatte,56 der Arbeiter noch nicht der ‘Himmlische Mensch’ war.“57 Im „Midrasch“, der lange vor der Kabbala Schimon ben Jochais geschrieben wurde, erklärt Rabbi Abahu: „Der Heilige, gepriesen sei sein Name, hat vor dieser eine Reihe verschiedener Welten erschaffen und zerstört.58 . . . Nun bezieht sich das sowohl auf die ersten Rassen (die „Könige von Edom“) als auch auf die zerstörten Welten.“59 „Zerstört“ bedeutet hier das, was wir [SD # 705] „Verdunklungen“ nennen. Das wird einleuchtend, wenn wir die gegebene Erklärung weiter lesen: „Wenn gesagt wird, dass sie (die Welten) untergingen, dann ist damit jedoch lediglich gemeint, dass sie (ihre Menschheiten) der wahren Form entbehrten, bis die menschliche (unsere) Form ins Dasein trat, in der alle Dinge enthalten sind und die alle Formen enthält. . . .60 – das bedeutet nicht den Tod, sondern es zeigt lediglich ein Herabsinken aus ihrem Status an . . .“ (aus dem Status von aktiven Welten).61
Wenn wir also von der Zerstörung der Welten lesen, so hat dieses Wort vielerlei Bedeutungen, die in einigen der Kommentare zum Zohar und in kabbalistischen Abhandlungen sehr klar sind. Wie anderwärts gesagt, bedeutet es nicht nur die Zerstörung vieler Welten, die ihren Lebenslauf beendet haben, sondern auch die Zerstörung verschiedener Kontinente, die verschwunden sind, sowie auch ihren Untergang oder ihre geografische Ortsveränderung.
Die mysteriösen „Könige von Edom“ werden manchmal als die „Welten“ bezeichnet, die zerstört wurden; das ist jedoch ein „Tarnmantel“. Die Könige, die in Edom regierten, bevor in Israel ein König herrschte, oder die „edomitischen Könige“, konnten niemals die „früheren Welten“ symbolisieren, sondern nur die „Versuche zur Erschaffung des Menschen“ auf diesem Globus: die „voradamischen Rassen“, von denen der Zohar spricht, die wir als die erste Wurzelrasse bezeichnen. Denn wenn von den sechs Erden (die sechs „Glieder“ des Mikroprosopus) gesprochen wird, heißt es, dass die siebte (unsere Erde) bei der Erschaffung der sechs nicht mitgezählt wurde (der sechs über unserem Globus stehenden Sphären der Erdkette), dann wurden die ersten sieben Könige von Edom in der Genesis nicht mitgezählt. Dem Gesetz der Analogie und Permutation zufolge bedeuten im „Chaldäischen Buch der Zahlen“ sowie auch im „Buch der Erkenntnis“ und der „Weisheit“ die „sieben ursprünglichen Welten“ auch die „sieben ursprünglichen“ Rassen (Unterrassen der ersten Wurzelrasse der Schatten); und, noch einmal, die Könige von Edom sind die Söhne „Esaus, des Vaters der Edomiter“ (Gen. 36,9), d. h. Esau repräsentiert in der Bibel jene Rasse, die zwischen der vierten und der fünften steht, der atlantischen und der arischen. „Zwei Völker sind in deinem Leib“, sprach der Herr zu Rebekka; und Esau war rot und haarig. Die Verse 21 bis 34 des Kapitels 25 der Genesis enthalten die allegorische Geschichte der Entstehung der fünften Rasse.
Die „Siphrah Dzeniouta“ (3) sagt: „Und die Könige der alten Zeit starben und ihre Führer (Kronen) wurden nicht mehr gefunden.“ . . . Und der „Zohar“ (III) erklärt: „Das Haupt einer Nation, das nicht am Anbeginn nach dem Ebenbild des Weißen Hauptes geformt wurde: Sein Volk wird nicht von dieser Form sein. . . . Bevor es (das [SD # 706] Weiße Haupt, die fünfte Rasse oder der Alte der Alten) sich selbst in seiner (eigenen oder gegenwärtigen) Form einrichtete . . . wurden alle Welten zerstört. Darum steht geschrieben: Bela, der Sohn Beors, regierte in Edom (Gen. 36). Hier stehen die „Welten“ für Rassen. „Und er (dieser oder ein anderer König von Edom) starb, und ein anderer regierte an seiner Stelle.“ (Ibid., 31 et seq.)
Kein Kabbalist, der bisher die unter diesen „Königen von Edom“ verborgene Symbolik und Allegorie behandelt hat, scheint mehr als einen Aspekt von ihr erfasst zu haben. Sie sind weder die „Welten, die zerstört wurden“ noch die „Könige, die starben“ allein; sondern beides und noch viel mehr, wovon zu berichten gegenwärtig kein Raum vorhanden ist. Daher wollen wir die mystischen Parabeln des Zohars verlassen und zu den harten Fakten der materialistischen Wissenschaft zurückkehren; wir wollen zuerst jedoch aus der langen Liste der großen Denker einige anführen, die an die Vielzahl bewohnter Welten im Allgemeinen und an unserer Welt vorangegangene glaubten. Das sind die großen Mathematiker Leibniz und Bernoulli, Isaac Newton selbst, wie in seiner „Optik“ zu lesen ist; der Naturforscher Buffon, der Skeptiker Condillac, Bailly, Lavater, Bernadin de Saint-Pierre und, als Gegensatz zu den beiden Letztgenannten – am wenigsten im Verdacht des Mystizismus stehend – Diderot und die meisten Schriftsteller der „Encyclopaedia“. Auf sie folgt Kant, der Begründer der modernen Philosophie, die Dichterphilosophen Goethe, Krause, Schelling; und viele Astronomen, von Bode, Fergusson und Herschell bis Lalande und Laplace, mit ihren zahlreichen Schülern in heutiger Zeit.
Eine großartige Liste angesehener Namen, in der Tat. Aber die Tatsachen der physikalischen Astronomie sprechen noch eindringlicher zugunsten der Existenz von Leben und selbst von organisiertem Leben auf anderen Planeten. So wurde in vier Meteoriten, die in Alais in Frankreich, am Kap der guten Hoffnung, in Ungarn und nochmals in Frankreich niedergingen, bei der Analyse Graphit gefunden, eine Form des Kohlenstoffs, von der man weiß, dass sie auf unserer Erde unwandelbar mit organischem Leben verbunden ist. Und dass die Anwesenheit dieses Kohlenstoffes nicht irgendwelcher Einwirkungen innerhalb unserer Atmosphäre zuzuschreiben ist, zeigt die Tatsache, dass Kohlenstoff gerade im Kern eines Meteoriten gefunden wurde; in einem in Argueil in Südfrankreich im Jahr 1857 heruntergekommenen Meteoriten wurden Wasser und Torf gefunden, welcher Letztere immer aus der Zersetzung pflanzlicher Substanzen entsteht.
Wenn weiter die astronomischen Bedingungen anderer Planeten untersucht werden, ist es leicht zu zeigen, dass einige von ihnen viel besser für die Entwicklung von Leben und Intelligenz eingerichtet sind als unsere Erde – selbst unter für den Menschen vertrauten Bedingungen. Zum Beispiel schwanken auf dem Planeten Jupiter die Jahreszeiten nicht zwischen weiten Grenzen wie bei uns, sondern ändern sich in fast unmerklichen Abstufungen, und sie dauern zwölf mal [SD # 707] so lang wie unsere. Infolge seiner Achsenneigung sind die Jahreszeiten auf dem Jupiter fast ausschließlich eine Folge der Exzentrizität seiner Bahn und ändern sich daher langsam und regelmäßig. Man wird uns sagen, dass kein Leben auf dem Jupiter möglich ist, da er sich in einem glühenden Zustand befindet. Aber nicht alle Astronomen stimmen damit überein. Zum Beispiel wird das, was wir sagen, von Flammarion behauptet, und er sollte es wissen.
Andererseits wäre Venus für das menschliche Leben, so wie es auf der Erde existiert, weniger geeignet, da ihre Jahreszeiten extremer und ihre Temperaturschwankungen plötzlicher eintreten; wobei es sonderbar ist, dass die Dauer eines Tages auf den vier inneren Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars nahezu übereinstimmt.
Auf dem Merkur sind die Hitze und das Licht der Sonne siebenmal so stark wie auf der Erde, und die Astronomie zeigt, dass er von einer sehr dichten Atmosphäre umhüllt ist. Und da wir sehen, dass das Leben auf der Erde im Verhältnis zum Licht und der Wärme der Sonne aktiver zu werden scheint, erscheint es mehr als wahrscheinlich, dass seine Intensität auf dem Merkur weitaus größer ist als hier.
Venus hat, wie Merkur, eine sehr dichte Atmosphäre, wie auch der Mars, und die Schneemassen, die ihre Pole bedecken, die Wolken, die ihre Oberfläche verbergen, die geografische Konfiguration ihrer Meere und des Festlandes, der Wechsel der Jahreszeiten und des Klimas, sind alle sehr ähnlich – zumindest in den Augen des materialistischen Astronomen. Aber solche Tatsachen und die Überlegungen, die sie verursachen, haben nur Bezug auf die Möglichkeit, dass auf diesen Planeten menschliches Leben existiert, wie es auf der Erde bekannt ist. Dass einige von den Lebensformen, wie wir sie kennen, auf diesen Planeten möglich sind, ist seit langer Zeit vollständig bewiesen, und es scheint durchaus nutzlos, auf Einzelfragen über die Physiologie etc. etc. dieser hypothetischen Bewohner einzugehen, da der Leser am Ende doch nur zu einer imaginären Erweiterung der ihm vertrauten Umgebung gelangen kann. Es ist besser, sich mit den drei Schlussfolgerungen zu begnügen, die der von uns so ausführlich zitierte N. C. Flammarion als strenge und exakte Ableitungen von bekannten Tatsachen und Gesetzen der Wissenschaft aufstellt.
I. Die unterschiedlichen, beim Beginn der Evolution aktiven Kräfte ließen auf den verschiedenen Welten eine große Vielfalt von Wesen entstehen, sowohl in den organischen als auch in den anorganischen Reichen.
II. Die belebten Wesen wurden von Anfang an mit Rücksicht auf Formen und Organisationen in Wechselbeziehung mit dem physiologischen Zustand eines jeden bewohnten Globus gebildet.
III. Die Menschheiten der anderen Welten unterscheiden sich von uns ebenso sehr in ihrer inneren Organisation als nach ihrem äußeren physischen Typus.
Endlich kann der Leser, der die Stichhaltigkeit dieser Schlussfolgerungen in Frage stellen möchte, da sie der Bibel entgegengesetzt sind, auf einen Anhang in Flammarions Werk verwiesen werden, der diese Frage in den Einzelheiten behandelt, da es unnötig erscheint, in einem Werk wie dem vorliegenden die [SD # 708] Absurdität der Logik jener Kirchenführer aufzuzeigen, welche aus solchen Gründen ablehnen, dass eine Vielzahl von Welten existiert.
In diesem Zusammenhang können wir uns wohl an jene Tage erinnern, in denen die ursprüngliche Kirche der Lehre von der Kugelgestalt der Erde mit flammendem Eifer entgegentrat, und zwar mit der Begründung, dass die Völker der Antipoden dann außerhalb des Gebietes der Erlösung stehen würden; und auch daran, wie lange die entstehende Wissenschaft brauchte, um die Vorstellung eines festen Firmaments zu durchbrechen, in dessen Fugen sich die Sterne zur besonderen Erleuchtung der irdischen Menschheit bewegten.
Die Theorie der Erdrotation stieß auf einen ähnlichen Widerstand – selbst bis zum Martyrium ihrer Entdecker – weil die Theorie unser Gestirn nicht nur seiner erhabenen Zentralstellung im Raum beraubte, sondern die Ideen in Bezug auf die Himmelfahrt entschieden verwirrte – indem sie die Begriffe „aufwärts“ und „abwärts“ als lediglich relativ nachwies, was wiederum die Frage nach der Örtlichkeit des Himmels nicht wenig verkomplizierte.62
Nach den besten modernen Berechnungen befinden sich nicht weniger als 500.000.000 Sterne verschiedener Größen innerhalb des Sichtbereichs der stärksten Fernrohre. Was die Abstände zwischen ihnen betrifft, so sind sie unberechenbar. Ist also unsere mikroskopisch kleine Erde – ein „Sandkorn an einem unendlichen Meeresufer“ – das einzige Zentrum intelligenten Lebens? Unsere eigene Sonne, selbst 1.300 mal größer als unser Planet, versinkt neben der Riesensonne – Sirius – in der Bedeutungslosigkeit, und Letzterer wird seinerseits von anderen Gestirnen im unendlichen Raum übertroffen. Die selbstzentrierte Vorstellung von Jehovah als dem besonderen Beschützer eines kleinen und unbedeutenden halbnomadischen Stammes ist erträglich im Vergleich zu der Idee, empfindungsfähige Existenz auf unseren mikroskopischen Globus zu beschränken. Die ursprünglichen Gründe dafür waren zweifellos: (1) die astronomische Unkenntnis auf Seiten der ersten Christen verbunden mir einer übertriebenen Wertschätzung der eigenen Wichtigkeit des Menschen – eine rohe Form der Selbstsucht; und (2) die Furcht, dass der Anerkennung der Hypothese von Millionen weiterer bewohnter Welten die niederschmetternde Erwiderung folgen würde: „Gab es dann für jede einzelne Welt eine Offenbarung?“ Das impliziert die Idee, dass der Sohn Gottes gewissermaßen ewig „die Runde machte“. Glücklicherweise ist es jetzt unnötig, Zeit und Energie mit dem Beweis der Möglichkeit der Existenz solcher Welten zu verschwenden. Alle intelligenten Menschen räumen sie ein. Was jetzt noch zu beweisen übrig bleibt, ist Folgendes: Wenn einmal bewiesen ist, dass es außer der unseren weitere bewohnte Welten gibt, mit Menschheiten, die sich ebenso vollständig voneinander unterscheiden wie von uns – wie in den okkulten [SD # 709] Wissenschaften behauptet wird – dann ist damit auch die Evolution der vorangegangenen Rassen zur Hälfte bewiesen. Denn welcher Physiker oder Geologe möchte behaupten, die Erde habe sich innerhalb den im Verlauf ihrer Existenz verflossenen Millionen von Jahren nicht häufig verändert; und dass die Erde beim Wechseln ihrer „Haut“, wie es im Okkultismus genannt wird, nicht jedes Mal ihre besonderen, den atmosphärischen und klimatischen Bedingungen angepassten Menschheiten gehabt hätte, die ein solcher Wechsel mit sich brachte? Und wenn dem so ist, warum sollten dann nicht unsere vier vorangegangenen und vollständig andersartigen Menschheiten vor unserer adamischen (fünften Wurzel-) Rasse existiert haben und gediehen sein?
Bevor wir jedoch unsere Erörterung schließen, müssen wir die sogenannte organische Evolution näher untersuchen. Wir wollen genau forschen und sehen, ob es ganz unmöglich ist, unsere okkulten Angaben und Zeitbestimmungen bis zu einem gewissen Punkt mit denen der Wissenschaft in Übereinstimmung zu bringen.
C
Ergänzende Anmerkungen
zur esoterischen geologischen Chronologie
Es erscheint jedoch möglich, die annähernde Dauer der geologischen Perioden aus den uns jetzt vorliegenden kombinierten Daten der Wissenschaft und des Okkultismus zu berechnen. Die Geologie ist natürlich imstande, eine Sache mit nahezu vollständiger Sicherheit zu bestimmen – und zwar die Mächtigkeit der verschiedenen Ablagerungen. Nur ist es auch einleuchtend, dass die zur Ablagerung irgendeiner Schicht am Meeresgrund erforderliche Zeit in einem genauen Verhältnis zu der Mächtigkeit der auf diese Weise gebildeten Masse stehen muss. Zweifellos hat die Erosionsrate des Landes und der Ausscheidung des Materials auf dem Meeresgrund sich von Zeitalter zu Zeitalter geändert. Und kataklysmische Übergänge verschiedener Art haben die „Gleichförmigkeit“ der gewöhnlichen geologischen Vorgänge unterbrochen. Vorausgesetzt jedoch, wir haben eine beliebige eindeutige, numerische Grundlage, auf der wir arbeiten können, ist unsere Aufgabe weniger problematisch als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Mit einem entsprechenden Spielraum für Veränderungen der Ablagerungsgeschwindigkeit gibt uns Professor Lefèvre die relativen Zahlen, welche die geologische Zeit ausmachen. Er versucht nicht, den Verlauf der Jahre zu berechnen, seit die erste Schicht der laurentinischen Felsen abgelagert wurde, sondern indem er jene Zeit = X setzt, zeigt er die relativen Proportionen auf, in welchen die verschiedenen Perioden zu ihr stehen. Schicken wir unserer Schätzung die Angabe voraus, dass, grob gesprochen, die Mächtigkeit der primordialen Felsen 70.000 Fuß beträgt, der primären 42.000 Fuß, der sekundären 15.000 Fuß, der tertiären 5.000 Fuß und der quartären etwa 500 Fuß:
„Teilen wir die Zeit, wie groß ihre Dauer tatsächlich auch immer gewesen sein mag, die seit dem Aufdämmern des Lebens auf dieser Erde (den unteren laurentinischen Schichten) vergangen ist, in hundert Teile, so führt uns das dahin, der Primordialzeit mehr als die Hälfte der gesamten Dauer zuzuschreiben, nämlich 53,5 %; der primären 32,2 %; [SD # 710] der sekundären 11,5 %; der tertiären 2,3 %; der quartären 0,5 % oder ein halbes Prozent.“ („Philosophy, S. 481)
Da es nun nach okkulten Angaben sicher ist, dass die seit den ersten sedimentären Ablagerungen vergangene Zeit 320.000.000 Jahre beträgt, sind wir imstande, die folgende Tabelle zu erstellen:
Derartige Schätzungen harmonieren mit den Behauptungen der esoterischen Ethnologie in nahezu allen Einzelheiten. Der tertiäre atlantische Teilzyklus, vom „Gipfel der Glorie“ dieser Rasse im frühen Eozän bis zur großen Umwälzung im mittleren Miozän, hätte anscheinend etwa 3,5 bis 4 Millionen Jahre gedauert. Wenn die Dauer des Quartärs nicht eher überschätzt ist (was wahrscheinlich zutrifft), wäre der Untergang Rutas und Daityas posttertiär. Es ist wahrscheinlich, dass die hier angegebenen Ergebnisse sowohl dem Tertiär als auch dem Quartär etwas zu große Zeiträume einräumen, da die dritte Rasse sehr weit in die Sekundärzeit zurückreicht. Nichtsdestoweniger sind die Zahlen höchst bedeutsam.
Aber da das geologische Beweismaterial lediglich für 100.000.000 Jahre spricht, wollen wir unsere Behauptungen und Lehren mit denen der exakten Wissenschaft vergleichen.
Edward Clodd63 bemerkt in Bezug auf G. de Mortillets Werk „Matériaux pour l’Histoire de l’Homme“, das den Menschen in das mittlere Miozän versetzt:64 „Es würde gegen alles verstoßen, was die [SD # 711] Evolutionslehre lehrt, und außerdem von jenen nicht unterstützt, die an eine besondere Schöpfung und die Unveränderlichkeit der Arten glauben, würde man in einem frühen Stadium der Lebensgeschichte des Globus nach einem so hochspezialisierten Säugetier wie dem Menschen suchen.“ Hierauf könnte man antworten: (a) Die Lehre von der Evolution, wie sie von Darwin ins Leben gerufen und von späteren Evolutionisten entwickelt wurde, ist nicht nur das Gegenteil von unfehlbar, sondern sie wird auch von verschiedenen großen Wissenschaftlern zurückgewiesen, z. B. von de Quatrefages in Frankreich, von Dr. Weismann, einem früheren Evolutionisten aus Deutschland, und von vielen anderen, und die Reihen der Antidarwinisten wachsen mit jedem Jahr ständig weiter;65 und (b) Wahrheit, die dieses Namens würdig ist und Wahrheit und Tatsache bleiben soll, braucht kaum irgendeine Klasse oder Sekte um Unterstützung zu bitten. Und sollte sie unterstützt werden von jenen, die an eine besondere Schöpfung glauben, könnte sie niemals die Gunst der Evolutionisten gewinnen – und umgekehrt. Die Wahrheit muss auf ihren eigenen Grundfesten der Tatsachen beruhen und es auf Anerkennung ankommen lassen, wenn jegliches Vorurteil aus dem Weg geräumt ist. Obwohl der Hauptaspekt der Frage bereits vollständig erörtert ist, scheint es nichtsdestoweniger ratsam, jeder sogenannten „wissenschaftlichen“ Einwendung in unserem weiteren Fortschreiten zu begegnen, wenn wir Behauptungen aufstellen, die als ketzerisch und „wissenschaftsfeindlich“ betrachtet werden.
Werfen wir einen kurzen Blick auf die Abweichungen zwischen der orthodoxen und der esoterischen Wissenschaft in Bezug auf die Frage nach dem Alter des Globus und des Menschen. Mit den beiden entsprechend synchronisierten Spalten vor sich wird der Leser imstande sein, die Wirklichkeit dieser Abweichungen mit einem Blick zu erfassen und gleichzeitig wahrzunehmen, dass es nicht unmöglich ist – ja, sogar höchst wahrscheinlich –, dass weitere Entdeckungen in der Geologie und Funde fossiler Überreste des Menschen die Wissenschaft zwingen werden einzugestehen, dass nach alledem die Esoterische Philosophie im Recht ist oder zumindest näher an der Wahrheit.
[SD # 712] [SD # 713]
PARALLELItät des Lebens
Wissenschaftliche Hypothese | Esoterische Theorie | ||||||||||
Die Wissenschaft teilt nach Haeckel die Perioden der Geschichte des Globus seit dem Beginn des Lebens auf der Erde (oder dem azoischen Zeitalter) in fünf Hauptteile oder Perioden.66 | Die Esoterische Philosophie überlässt die Klassifikation der geologischen Perioden der westlichen Wissenschaft, und teilt auf dem Globus lediglich die Lebensperioden ein. Im gegenwärtigen Manvantara wird die tatsächliche Periode in sieben Kalpas und sieben große Menschenrassen zerlegt. Ihr erstes, der „primordialen Epoche” entsprechende Kalpa ist das Zeitalter der – | ||||||||||
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Die primordiale Epoche war, wie die Wissenschaft sagt, durchaus nicht ohne jedes pflanzliche und tierische Leben. In den laurentinischen Ablagerungen finden sich Exemplare von Eozoon canadense – einer in Kammern geteilten Schale. Im Silur entdeckt man Seegras (Algen), Mullusken, Crustacea und niedrigere Meeresorganismen sowie die erste Spur der Fische. Die primordiale Epoche zeigt Algen, Mollusken, Crustacea, Polypen und Meeresorganismen etc. etc. Die Wissenschaft lehrt daher, dass das Meeresleben vom ersten Anbeginn der Zeit vorhanden war, überlässt es uns jedoch selbst darüber zu spekulieren, wie das Leben auf der Erde erschien. Wenn sie die biblische „Schöpfung“ ablehnt (was wir genauso tun), warum gibt sie uns dann nicht eine alternative, annähernd plausible Hypothese? | Die Esoterische Philosophie stimmt mit den Behauptungen der Wissenschaft überein (siehe linke Spalte), erhebt jedoch in einem Punkt Einspruch. Den „Göttlichen Menschen“ oder Vorfahren gingen 3.000.000.000 Jahre pflanzlichen Lebens (siehe „Brahmanische Chronologie“) voran. Auch bestreitet keine Lehre, dass es in der primordialen Epoche in der Erde Spuren von Leben gab, abgesehen von der Eozoon canadense. Nur sind, während die besagte Vegetation dieser Runde angehörte, die jetzt im laurentinischen, kambrischen und silurischen System gefundenen zoologischen Überreste Relikte der dritten Runde. Anfangs waren sie astral, wie das Übrige, dann verfestigten und materialisierten sie sich pari passu mit der neuen Vegetation. | ||||||||||
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Das Zeitalter der Reptilien, der riesigen Megalosaurier, Ichthyosaurier, Plesiosaurier etc. Die Wissenschaft verneint die Anwesenheit des Menschen in dieser Periode. Aber sie muss noch erklären, wie die Menschen dazu kamen, noch vor dem Zeitalter Cuviers von diesen Monstern zu wissen und sie zu beschreiben. Die alten Annalen Chinas, Indiens, Ägyptens und selbst Judäas sind voll von ihnen, wie an anderer Stelle gezeigt wurde. In dieser Periode erscheinen auch die ersten (Beutel-) Säugetiere71, insekten-, fleisch- und pflanzenfressende; und ein kräuterfressendes Hufsäugetier (wie Prof. Owen glaubt). Die Wissenschaft räumt das Erscheinen des Menschen nicht vor dem Ende des [SD # 714] Tertiärs ein.72 Warum? Weil der Mensch jünger dargestellt werden muss als die höheren Säugetiere. Aber die Esoterische Philosophie lehrt uns das Gegenteil. Und da die Wissenschaft ganz unfähig ist, zu irgendetwas Derartigem wie einer annähernden Übereinkunft über das Alter des Menschen oder auch nur über die geologischen Perioden zu kommen, ist die okkulte Lehre eben deshalb logischer und vernünftiger, auch wenn sie lediglich als Hypothese akzeptiert wird. | Das ist also das Zeitalter der dritten Rasse, in welchem eventuell auch die Ursprünge der frühen vierten zu entdecken sein könnten. Wir sind hier jedoch vollständig auf Mutmaßungen angewiesen, da bislang von den Initiierten noch keine bestimmten Daten veröffentlicht wurden. Die Analogie ist eher schwach ausgeprägt, dennoch kann man argumentieren, dass die frühen Säugetiere und Vorsäugetiere in ihrer Entwicklung von einer Art in eine höhere übergehen, anatomisch, so verhält es sich auch mit den menschlichen Rassen in ihren Fortpflanzungsprozessen. Eine Parallele könnte sicher zwischen den Monotremata, den Didelphinae (oder Marsupialien) und den Säugetieren mit Plazenta gefunden werden, die ihrerseits in drei Ordnungen eingeteilt werden,73 sowie die erste, zweite und dritte Wurzelrasse des Menschen.74 Aber das würde mehr Raum erfordern, als dem Gegenstand hier zugeteilt werden kann. | ||||||||||
Bis heute wurde noch nicht eingeräumt, dass der Mensch in dieser Periode gelebt haben könnte:
E. Clodd sagt in „Knowledge“: „Obwohl die Plazentatiere und die Ordnung der Primaten im Tertiär auftreten, denen der Mensch artverwandt ist, und das Klima seine Anwesenheit vor dem Ende des Tertiärs begünstigte – tropisch im Eozän, warm im Miozän, gemäßigt im Pliozän – werden die Beweise seiner Existenz in Europa . . . . hier nicht allgemein akzeptiert.“ |
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[SD # 715] |
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Während der nicht kannibalische paläolithische Mensch, der dem kannibalischen neolithischen Menschen sicherlich um Hundertausende von Jahren vorangegangen ist,79 als bemerkenswerter Künstler dargestellt wird, wird der neolithische [SD # 716] Mensch fast als erbärmlicher Wilder aufgefasst, ungeachtet seiner Pfahlbauten – ist es nicht verwunderlich, das zu sagen?80 Man staune, was ein gelehrter Geologe, Charles Gould, dem Leser in seinem „Mythical Monsters“ mitteilt: „Diesen paläolithischen Menschen waren die Töpferei und die Kunst des Webens unbekannt, und sie hatten anscheinend keine Haustiere und kein Agrarsystem; die neolithischen Seebewohner der Schweiz hatten hingegen Webstühle, Töpferwaren, Getreide, Schafe, Pferde“ etc. etc.
Doch obwohl Geräte aus Horn, Knochen und Holz bei beiden Rassen allgemein im Gebrauch waren . . . unterscheiden sich die der älteren häufig dadurch, dass sie mit großer Geschicklichkeit geschnitzt und mit naturgetreuen Gravierungen verschiedener zeitgenössischer Tiere geschmückt sind, während es den Anschein hat, dass den neolithischen Menschen jegliche ähnliche künstlerische Geschicklichkeit81 fehlte.“ Geben wir die Gründe dafür an.
(1) Der älteste fossile Mensch, der ursprüngliche Höhlenmensch der alten paläolithischen und der präglazialen Periode (egal, wie lang sie waren und wie weit sie zurücklagen), gehört immer zur selben Gattung Mensch, und es gibt keine fossilen Überreste, die denselben Beweis für ihn erbringen wie „das Hipparion und das Anchitherium für die Gattung des Pferdes – nämlich eine allmählich fortschreitende Spezialisierung von einem einfachen Ahnentypus zu komplizierteren existierenden Formen“ („Modern Science and Modern Thought“, S. 181).
(2) Was die sogenannten paläolithischen Äxte betrifft: . . . „Wenn sie neben die gröbsten Formen der tatsächlich von den australischen und anderen Urvölkern verwendeten Steinäxte gelegt werden, ist es schwierig, irgendeinen Unterschied festzustellen.“ (Ebenda, S. 112) Das läuft auf den Beweis hinaus, dass es zu allen Zeiten Urmenschen gab; und daraus ließe sich folgern, dass es in jenen Tagen ebenso wohl auch zivilisierte Menschen gegeben haben könnte, kultivierte Nationen, die zur selben Zeit wie diese rohen Urmenschen lebten. Wir sehen etwas Derartiges in Ägypten vor 7.000 Jahren.
[SD # 717] (3) Eine Schwierigkeit, die unmittelbare Folge der beiden Vorangegangenen: Wenn der Mensch nicht älter ist als die paläolithische Periode, konnte er tatsächlich unmöglich die notwendige Zeit für seine Umwandlung gehabt haben aus dem „fehlenden Glied“ in das, was er selbst in jener entfernten geologischen Zeit bekanntermaßen war, d. h. sogar zu einem schöneren Exemplar der Menschheit als viele der heute existierenden Rassen.
Das Obige eignet sich naturgemäß zu folgendem Syllogismus: (1) Der ursprüngliche Mensch (wie er der Wissenschaft bekannt ist) war in einigen Beziehungen sogar ein schöneres Exemplar seiner Gattung als der heutige Mensch. (2) Der früheste bekannte Affe, der Lemur, war weniger anthropoid als die modernen pithekoiden Arten. (3) Schlussfolgerung: Selbst wenn ein fehlendes Glied gefunden würde, würde das eher dafür sprechen, dass der Affe ein entarteter Mensch ist, der durch irgendwelche Umstände stumm wurde,82 und nicht zugunsten der Abstammung des Menschen von einem pithekoiden Ahnen. Die Theorie ist zweischneidig.
Wenn andererseits davon ausgegangen wird, dass Atlantis existiert hat, und angenommen würde, dass im Eozän, „selbst in seinem allerersten Teil, der große Zyklus der Menschen der vierten Rasse, der Atlantier seinen Höhepunkt bereits erreicht hatte . . . .“ („Esoteric Buddhism“, S. 64), würde das einige der gegenwärtigen Probleme der Wissenschaft einfach eliminieren. Die grobe Bearbeitung der paläolithischen Werkzeuge stellt keinen Beweis gegen die Idee dar, dass hochzivilisierte Nationen Seite an Seite mit deren Herstellern lebten. Es wird uns gesagt, „lediglich ein sehr kleiner Teil der Erdoberfläche sei durchforscht worden, und nur ein sehr kleiner Teil davon bestehe aus alten Landoberflächen oder Süßwasseransammlungen, wo wir allein erwarten dürfen, auf Spuren der höheren Formen tierischen Lebens zu stoßen“, . . . und dass „selbst diese so unvollkommen erforscht worden seien, dass dort, wo wir jetzt auf Tausende und Zehntausende von menschlichen Überresten stoßen, die fast unter unseren Füßen liegen, ihre Existenz erst seit den letzten dreißig Jahren auch nur vermutet wurde“ (S. 98). Es gilt auch viel darüber nachzudenken, dass die Forscher bei den groben Äxten des niedersten Urmenschen auf Exemplare von derart künstlerisch wertvoller Bearbeitung stießen, wie sie kaum bei einem modernen Bauern aus irgendeinem europäischen Land gefunden oder erwartet werden könnten – bis auf Ausnahmefälle. Das „Bildnis“ der „Rentierfütterung“ aus der Höhle bei Thayngen in der Schweiz, und das des laufenden Mannes mit zwei unmittelbar neben ihm gezeichneten Pferdeköpfen – ein Werk aus der Rentierperiode, d. h. mindestens 50.000 Jahre alt – sind in den Worten Laings nicht nur außerordentlich gut ausgeführt, sondern insbesondere die Rentierfütterung wird als ein Bild beschrieben, das „jedem modernen Tiermaler zur Ehre gereichen würde“ – [SD # 718] ein durchaus nicht übertriebenes Lob (vide infra). Nachdem wir nun unsere größten europäischen Maler Seite an Seite mit den modernen Eskimos haben, die ebenso wie ihre paläolithischen Vorfahren aus der Rentierperiode, das rohe und wilde Menschengeschlecht, dazu tendieren, mit ihren Messerspitzen ständig Umrisse von Tieren, Jagdszenen etc. zu zeichnen, warum hätte sich das nicht auch in jenen Tagen ereignen können? Verglichen mit den Beispielen ägyptischer Zeichnungen und Skizzen – „7.000 Jahre alt“ – sind die „frühesten Bildnisse“ von Menschen, Pferdeköpfen und Rentieren, die vor 50.000 Jahren angefertigt wurden, sicherlich überlegen. Nichtsdestoweniger weiß man von den Ägyptern jener Perioden, dass sie eine hochzivilisierte Nation waren, während die paläolithischen Menschen Urmenschen von niedersten Typus genannt werden. Das ist anscheinend ziemlich bedeutungslos, und doch sehr suggestiv, indem es zeigt, dass jede neue geologische Entdeckung den bestehenden Theorien angepasst wird, anstatt umgekehrt. Jawohl; Huxley hat Recht, wenn er sagt: „Die Zeit wird es zeigen.“ Sie wird es, und sie muss dem Okkultismus Recht geben.
Unterdessen werden die unnachgiebigsten Materialisten notwendigerweise zu höchst okkult klingenden Zugeständnissen getrieben. So seltsam es klingen mag, kommen gerade die materialistischsten – die der deutschen Schule – in Bezug auf die physische Entwicklung den Lehren der Okkultisten am nächsten. So glaubt Professor Baumgärtner, dass „die Keime der höheren Tiere nichts anderes als die Eier der niederen Tiere sein konnten“; und „abgesehen vom Entwicklungsfortschritt der Pflanzen- und Tierwelt lief in dieser Periode die Bildung neuer ursprünglicher Keime ab“, welche die Grundlage von neuen Metamorphosen etc. bildeten. Er glaubt auch, dass „die ersten aus den Keimen der unter ihnen stehenden Tiere hervorgegangenen Menschen zunächst in einem Larvenzustand lebten“.
Genau so, in einem Larvenzustand, das behaupten auch wir; nur nicht aus einem „tierischen“ Keim. Und diese „Larve“ war die seelenlose Astralform der präphysischen Rassen. Und wir glauben, so wie der deutsche Professor jetzt auch neben verschiedenen weiteren europäischen Wissenschaftlern, dass die Menschenrassen „nicht von einem einzigen Paar abstammen, sondern gleich in zahlreichen Rassen auftraten“ („Anfänge zu einer Physiologischen Schöpfungsgeschichte der Pflanzen- und Thierwelt“, 1885). Wenn wir also „Kraft und Stoff“ lesen und erkennen, dass der Kaiser der Materialisten, Büchner, nach Manu und Hermes wiederholt, dass „die Pflanze unvermeidlich in das Tier, das Tier in den Menschen übergeht“ (S. 85), brauchen wir lediglich noch hinzuzufügen „und der Mensch in einen Geist“, um das kabbalistische Axiom zu vervollständigen. Das umso mehr, nachdem wir auf Seite 82 desselben Werkes das folgende Bekenntnis lesen: „. . . Auf dem Weg der spontanen Zeugung . . . konnte sich mithilfe natürlicher Vorgänge und in endlosen Zeiträumen die gesamte reiche und unendlich modifizierte organische Welt fortschreitend entwickeln, von der wir heute umgeben sind.“ . . . Und (S. 84): „Die Spontanzeugung spielte in der urzeitlichen Epoche zweifellos [SD # 719] eine bedeutendere Rolle als gegenwärtig; es kann auch nicht in Abrede gestellt werden, dass auf diese Weise Wesen einer höheren Organisation als heute geschaffen wurden.“83 Denn das behauptet der Okkultismus.
Der ganze Unterschied liegt darin: Die moderne Wissenschaft stellt ihre materialistische Theorie der Urkeime auf der Erde und des letzten Keims des Lebens auf diesem Globus, des Menschen und von allem anderen, zwischen zwei leere Räume. Woher kam der erste Keim, wenn sowohl die spontane Entstehung als auch die Einflussnahme äußerer Kräfte jetzt absolut abgelehnt werden? Keime organischen Lebens, wird uns von W. Thomson gesagt, gelangten durch irgendeinen Meteoriten auf unsere Erde. Das hilft uns in keiner Weise und verschiebt das Problem lediglich von dieser Erde auf den vermuteten Meteoriten.
Das sind unsere Übereinstimmungen und Nichtübereinstimmungen mit der Wissenschaft. Über die endlosen Perioden sind wir natürlich mit der materialistischen Wissenschaft einig, denn wir glauben an Evolution, wenn auch nach anderen Grundsätzen. Professor Huxley sagt sehr weise: „Wenn irgendeine Form der Lehre von der fortschreitenden Entwicklung richtig ist, dann müssen wir die bis heute vorgelegte liberalste Schätzung des Alters des Menschen um lange Perioden erweitern.“ Wird uns jedoch gesagt, dieser Mensch sei das Resultat der der Materie innewohnenden Naturkräfte – Kraft, die entsprechend neuer Anschauungen lediglich eine Eigenschaft der Materie ist, eine „Bewegungsart“ etc.; und wenn wir finden, dass Sir W. Thomson im Jahr 1885 das wiederholt, was von Büchner und seiner Schule schon dreißig Jahre früher behauptet wurde, so fürchten wir, dass sich unsere gesamte Achtung für die wirkliche Wissenschaft in Luft auflöst! Man kommt kaum umhin zu denken, dass der Materialismus in gewissen Fällen eine Krankheit ist. Denn wenn Wissenschaftler über magnetische Erscheinungen und die Anziehung von Eisenteilchen durch isolierende Substanzen wie Glas behaupten, diese Anziehung sei die Folge von „Molekularbewegung“ oder von der „Rotation der Moleküle des Magneten“, dann ist diese Lehre gleichermaßen lächerlich, ob sie nun von einem „leichtgläubigen“ Theosophen kommt, der von Physik keine Ahnung hat, oder von einem hervorragenden Wissenschaftler. Wer solche Theorien den Tatsachen zum Trotz behauptet, ist nur ein weiterer Beweis für den Satz: „Wenn die Leute in ihren Köpfen keine Nische haben, um die Tatsachen darin einzuschließen, um so schlimmer für die Tatsachen.“
Gegenwärtig ruht der Streit zwischen den Anhängern der Urzeugung und ihren Gegnern, nachdem er mit dem vorläufigen Sieg der Letzteren geendet hat. Aber selbst sie sind gezwungen zuzugestehen, wie Büchner es tat und wie es Tyndall und Huxley noch tun – dass die Urzeugung einmal stattgefunden haben muss, unter „besonderen thermischen Bedingungen“. Virchow verweigert, die Frage auch nur zu erörtern; sie muss irgendwann einmal in der Geschichte unseres Planeten stattgefunden haben – und damit ist die Sache erledigt. Das scheint natürlicher zu sein als die soeben angeführte Hypothese Sir W. Thomsons, dass die Keime des organischen Lebens mit irgendeinem Meteoriten auf die Erde fielen; oder diese andere [SD # 720] wissenschaftliche Hypothese gepaart mit der jüngst akzeptierten Ansicht, dass überhaupt kein „Lebensprinzip“ besteht, sondern lediglich Lebenserscheinungen, die alle auf die Molekularkräfte des ursprünglichen Protoplasmas zurückgeführt werden können. Aber das verhilft der Wissenschaft nicht zur Lösung des noch größeren Problems – vom Ursprung und der Abstammung des Menschen, denn hier herrscht noch ärgeres Jammern und Wehklagen.
„Während wir die Skelette der eozänen Säugetiere in den aufeinanderfolgenden Perioden des Tertiärs durch die Spezialisierung in unterschiedliche Richtungen verfolgen können, bietet der Mensch die Erscheinung eines unspezialisierten Skeletts, das kaum mit irgendeiner dieser Richtungen in Verbindung gebracht werden kann („The Origin of the World“, S. 393, von Sir J. W. Dawson, LL.D. F.R.S.).
Das Geheimnis könnte bald erzählt werden, nicht nur vom esoterischen Standpunkt aus, sondern auch von dem aller Religionen der ganzen Welt, ohne die Okkultisten zu erwähnen. Das „spezialisierte Skelett“ wird an der falschen Stelle gesucht, wo es niemals gefunden werden kann. Man erwartet, es in den physischen Überresten des Menschen zu entdecken, in irgendeinem pithekoiden „fehlenden Glied“, mit einem Schädel, der größer ist als der des Affen, und mit einer Schädelkapazität, die geringer ist als die des Menschen, anstatt in der superphysischen Wesenheit seiner inneren astralen Konstitution nach der Spezialisierung zu suchen, die kaum aus irgendwelchen geologischen Schichten ausgegraben werden könnte! Ein solch hartnäckiges, hoffendes Festhalten an einer sich selbst zersetzenden Theorie ist das Wundersamste, was es heute gibt.
Von einem paläolithischen Menschen
auf ein Geweih graviertes Rentier (nach Geikie)
Indes ist die Abbildung oben ein Beispiel einer von einem paläolithischen „Urmenschen“ angefertigten Gravierung: Paläolithisch bedeutet den Menschen der „älteren Steinzeit“, von dem man annimmt, dass er ebenso unzivilisiert und tierisch war wie die Tiere, mit denen er lebte.
[SD # 721] Lassen wir den modernen Südseeinsulaner und auch alle asiatischen Rassen beiseite. Wir bestreiten, dass irgendein erwachsener Schuljunge, oder selbst ein europäischer Jugendlicher, der niemals zeichnen gelernt hat, eine solche Gravierung oder auch nur eine derartige Bleistiftskizze ebenso gut hätte ausführen können. Hier haben wir eine wahrhaft künstlerische Skizze mit korrekten Lichtern und Schatten, ohne dass der Künstler irgendeine ebene Vorlage besaß, er zeichnete unmittelbar von der Natur ab und stellte somit seine Kenntnis von Anatomie und Proportion dar. Der Künstler, der dieses Rentier gravierte, gehörte, wie wir zu glauben aufgefordert werden, zu den ursprünglichen „halbtierischen“ Wilden (Zeitgenossen des Mammuts und des Wollnashorns), die einige übereifrige Evolutionisten uns einstmals als ausgesprochene Annäherung an den Typus ihres hypothetischen „pithekoiden Menschen“ auszumalen suchten!
Dieses eingravierte Geweih beweist so beredt wie keine andere Tatsache, dass die Evolution der Rassen immer in einer Reihe von Auf- und Abstiegen verläuft, dass der Mensch vielleicht ebenso alt ist wie die verkrustete Erde und – wenn wir seinen göttlichen Vorfahren als „Menschen“ bezeichnen können – noch viel älter.
Auch de Mortillet selbst scheint ein unbestimmtes Misstrauen in die Schlussfolgerungen der modernen Archäologen zu verspüren, wenn er schreibt: „Die Prähistorie ist eine neue Wissenschaft, die weit, sehr weit davon entfernt ist, ihr letztes Wort gesprochen zu haben.“ („Le Préhistorique: Origine et Antiquité de l‘Homme“, 1883) Nach Lyell, eine der höchsten Autoritäten bezüglich dieses Themas und der „Vater“ der Geologie, „beruht die Erwartung, einen umso niedrigeren Typus des menschlichen Schädels zu finden, je älter die untersuchte Formation ist, auf der Theorie von der fortschreitenden Entwicklung, und das mag sich als gültig erweisen; nichtsdestoweniger müssen wir uns daran erinnern, dass wir noch über keinen eindeutigen geologischen Beweis dafür verfügen, dass die sogenannten niederen Rassen der Menschheit den höheren Rassen immer chronologisch vorangingen“ („Geological Evidences of the Antiquity of Man“, S. 95). Bis heute wurde kein derartiger Beweis gefunden. Die Wissenschaft bietet somit die Haut des Bären zum Kauf an, obwohl ihn bis jetzt kein sterbliches Auge je gesehen hätte!
Dieses Zugeständnis Lyells liest sich am suggestivsten, wenn folgende Äußerung Professor Max Müllers hinzugefügt wird, dessen Angriff auf die Anthropologie Darwins aus Sicht der Sprache, nebenbei bemerkt, niemals befriedigend beantwortet wurde:
„Was wissen wir über das letzte Kapitel ihrer Geschichte hinaus über die Urvölker?“ (Man vergleiche das mit der esoterischen Anschauung über die Australier, Buschmänner sowie über den paläolithischen europäischen Menschen, die atlantischen Ableger, die einen Überrest einer verlorenen Kultur zurückbehielten, die erblühte, als die elterliche Wurzelrasse sich in ihrer Jugend befand.) „Bekommen wir jemals einen Einblick in ihre Vorgeschichte . . . . Wie sind sie zu dem geworden, was sie jetzt sind? . . . . Ihre Sprache beweist in der Tat, dass diese sogenannten Heiden, mit ihren verwickelten mythologischen Systemen, mit ihren künstlichen Gewohnheiten, ihren unverständlichen Launen und Grausamkeiten, den Geschöpfen von heute oder gestern nicht gleichen. Wenn wir den Urvölkern nicht eine besondere Schöpfung zugestehen, müssen sie ebenso alt sein wie die Inder, Griechen und Römer (viel älter). . . . [SD # 722] Sie mögen noch so viele Wechselfälle durchlaufen haben, und was wir als primitiv ansehen, mag nach allem, was wir wissen, ein Rückfall in die Wildheit sein oder ein Verfall in etwas, das in früheren Stadien vernünftiger und verständlicher gewesen war.“ („India, What Can It Teach Us?“, 1883, F. Max Müller)
„Der urzeitliche Wilde ist in der modernen Literatur ein gewöhnlicher Ausdruck“, bemerkt Professor Rawlinson. „Aber es gibt keinen Beweis dafür, dass er jemals existierte. Vielmehr deuten sämtliche Beweise in die entgegengesetzte Richtung.“ („The Antiquity of Man Historically Considered“) In seinem „Origin of Nations“, S. 10-11, fügt er mit Recht hinzu: „Die mythischen Überlieferungen nahezu aller Nationen setzen eine Zeit des Glücks und der Vollkommenheit an den Anfang der menschlichen Geschichte, ein ‘Goldenes Zeitalter’, das nicht die Züge von Grobheit oder Barbarei, sondern viele Züge von Zivilisation und Verfeinerung zeigt.“ Wie geht der moderne Evolutionist mit dieser Übereinstimmung des Beweismaterials um?
Wir wiederholen die in „Isis Unveiled“ gestellte Frage: „Beweist die Entdeckung der Überreste in der Höhle von Devon nicht, dass damals zur selben Zeit Rassen existierten, die hochzivilisiert waren? Wenn die gegenwärtige Bevölkerung der Erde verschwunden sein wird, und irgendein der ‘kommenden Rasse’ angehörender Archäologe in der fernen Zukunft die Hausgeräte eines unserer Indianerstämme oder Stämme der Andamaneninsel ausgräbt, wird er dann zu dem Schluss berechtigt sein, dass die Menschheit im neunzehnten Jahrhundert ‘gerade aus der Steinzeit auftauchte’?“
Ein anderer seltsamer Widerspruch in den wissenschaftlichen Theorien ist der, dass der neolithische Mensch dargestellt wird, als hätte er viel mehr vom ursprünglichen Urmenschen als der paläolithische. Entweder muss Lubbocks „vorgeschichtlicher Mensch“ oder Evans „altes Steinwerkzeug“ falsch liegen – oder beide. Denn Folgendes lernen wir aus diesen und anderen Werken:
(1) Wenn wir vom neolithischen zum paläolithischen Menschen übergehen, werden die Steinwerkzeuge zu rohen, schwerfälligen Notbehelfen anstelle der zierlich gestalteten und polierten Instrumente. Töpferei etc. verschwinden, sowie wir die Stufenleiter hinabsteigen. Und doch konnte der Letztere ein derartiges Rentier gravieren!
(2) Der paläolithische Mensch lebte in Höhlen, die er mit Hyänen und Löwen teilte,84 wohingegen der neolithische Mensch in Dörfern auf dem Wasser und in Gebäuden wohnte.
Wer die geologischen Entdeckungen unserer Zeit auch nur oberflächlich verfolgt, weiß von der allmählichen Fortentwicklung der Art und Weise der handwerklichen Bearbeitung, von dem unbeholfenen Behauen und rohen Spalten der frühen paläolithischen Äxte bis zu den verhältnismäßig zierlichen Steinmeißeln des der Metallbearbeitung unmittelbar vorangehenden Teils der neolithischen Periode. Aber das geschah in Europa, zur [SD # 723] Zeit der höchsten atlantischen Zivilisationen hatte sich noch kaum etwas davon aus dem Wasser erhoben. Es gab damals, ebenso wie jetzt, rohe Urvölker und hochzivilisierte Menschen. Wenn in 50.000 Jahren zwergartige Buschmänner aus irgendeiner afrikanischen Höhle gemeinsam mit viel älteren zwergartigen Elefanten ausgegraben werden, wie die in den Höhlenablagerungen auf Malta von Milne Edwards gefundenen, wird das dann ein Grund sein zu behaupten, in unserem Zeitalter seien alle Menschen und alle Elefanten zwergwüchsig gewesen? Oder wenn die Waffen der ceylonesischen Veddhas gefunden werden, werden dann unsere Nachkommen berechtigt sein, uns alle zu paläolithischen Urmenschen zu erklären? Alle von den Geologen heute in Europa ausgegrabenen Gegenstände können sicherlich nicht älter sein als vom Ende des Eozäns, nachdem sich die europäischen Länder vor dieser Periode noch nicht einmal über dem Wasserspiegel befanden. Auch kann dass, was wir gesagt haben, nicht im Mindesten von Theoretikern entkräftet werden, die behaupten, diese vom paläolithischen Menschen angefertigten originellen Skizzen von Tieren und Menschen seien erst gegen Ende der Rentierperiode erstellt worden, denn diese Erklärung würde angesichts der Unkenntnis der Geologen auch nur über die annähernde Dauer der Zeiträume tatsächlich sehr hinken.
Die esoterische Lehre betont ausdrücklich das Dogma vom Aufstieg und Abstieg der Zivilisation. Und jetzt lernen wir Folgendes: „Es ist eine merkwürdige Tatsache, dass der Kannibalismus mit dem zivilisatorischen Fortschritt des Menschen häufiger aufzutreten scheint, seine Spuren sind in neolithischen Zeiten häufiger anzutreffen . . . . und verschwinden im Zeitalter des Mammuts und des Rentiers vollständig.“ („Modern Science and Modern Thought“, S. 164)
Ein weiterer Beweis für das zyklische Gesetz und die Wahrheit unserer Lehren. Die esoterische Geschichte lehrt, dass die Götzenbilder und ihre Verehrung mit der vierten Rasse ausstarben, bis die Überlebenden der Mischrassen der Letzteren (Chinesen, afrikanische Schwarze etc.) die Verehrung allmählich erneut aufnahmen. Die Veden begünstigen die Götzen nicht; alle modernen indischen Schriften hingegen sehr wohl.
„In den alten ägyptischen Gräbern und in den von Dr. Schliemann ausgegrabenen vorhistorischen Städten finden sich Bilder von eulen- und rinderköpfigen Göttinnen und eine Fülle weiterer symbolisierter Figuren oder Götzenbilder. Rücken wir jedoch in die neolithischen Zeiträume vor, sind solche Götzen nicht mehr zu finden . . . . Die Einzigen, von denen man mit einiger Sicherheit sagen könnte, dass es sich um Götzenbilder handelt, sind ein oder zwei der von de Braye in einigen künstlichen Höhlen der neolithischen Periode entdeckte . . . die scheinbar als lebensgroße weibliche Figuren dienen sollten“ . . . . (S. 199, ibid.).
Sie könnten auch einfache Statuen gewesen sein. Immerhin ist das alles lediglich einer von vielen Beweisen für das zyklische Auf- und Absteigen der Zivilisationen und Religionen. Die Tatsache, dass bis heute keine Spuren menschlicher Überreste oder Skelette jenseits der posttertiären oder „quarternären“ Zeit gefunden wurden – obwohl Abbé Bourgois Feuersteine als Warnung dienen könnten85 – scheint auf die Korrektheit einer weiteren esoterischen Aussage hinzudeuten, die [SD # 724] folgendermaßen lautet: „Suche die Überreste deiner Vorfahren an den hohen Orten. Die Täler sind zu Bergen angewachsen, und die Berge sind bis auf den Meeresboden herunter zerfallen.“ . . . Die nach dem letzten Kataklysmus um zwei Drittel ihrer Bevölkerung geschrumpfte Menschheit der vierten Rasse siedelte sich nicht auf den neuen Kontinenten und Inseln an, die wieder auftauchten, nachdem ihre Vorgänger den Boden neuer Ozeane bildeten, sondern sie verließ das heutige Europa und Teile Asiens und Afrikas, um sich auf den Gipfeln gigantischer Gebirge niederzulassen, von denen sich die Meere, die einige von ihnen umgaben, inzwischen „zurückgezogen“ und Platz für die Tafelländer Zentralasiens gemacht hatten.
Das interessanteste Beispiel dieses fortlaufenden Pfades bietet vielleicht die berühmte Kents Cavern in Torquay. In diesem seltsamen, von Wasser ausgehöhlten Versteck in devonischem Kalk finden wir in den für uns aufbewahrten geologischen Erinnerungen der Erde einen höchst merkwürdigen Bericht. Unter den Kalksteinblöcken, die am Boden der Höhle aufgehäuft waren, wurden, eingebettet in eine Ablagerung schwarzer Erde, zahlreiche Werkzeuge der neolithischen Periode in wirklich ausgezeichneter Ausführung entdeckt, mit ein paar Bruchstücken von Töpferware – möglicherweise zurückführbar auf die Zeit der römischen Besiedlung. Hier ist keine einzige Spur eines paläolithischen Menschen vorhanden; keine Feuersteine oder Spuren ausgestorbener Tiere aus der Quartärzeit. Wenn wir jedoch durch die dichte stalagmitische Schicht unter dem Humusboden noch tiefer in die rote Erde eindringen, die natürlich selbst einst den Boden des Zufluchtsorts bildete, zeigen die Dinge einen ganz anderen Aspekt. Nicht ein einziges Werkzeug ist zu sehen, das dem Vergleich mit den in der darüberliegenden Schicht gefundenen, schön bearbeiteten Waffen standhalten könnte; lediglich eine Anzahl roher und schwerfälliger kleiner Äxte (mit denen der kleine Mensch die gewaltigen Riesen der Tierwelt besiegt und getötet hat, sollen wir glauben?) und Schabwerkzeuge des paläolithischen Zeitalters durcheinandergeworfen mit den Knochen von Arten, die jetzt entweder ausgestorben oder ausgewandert sind, vom Klimawandel vertrieben. Der Schöpfer dieser hässlichen kleinen Äxte war es, der das Rentier am Bach in das Geweih schnitzte, wie oben gezeigt wurde! In allen Fällen stoßen wir auf dieselbe Gewissheit, dass vom historischen zum neolithischen und vom neolithischen zum paläolithischen Menschen die Dinge auf einer ansteigenden Ebene abwärts liefen, von den Rudimenten einer Zivilisation bis zur ärgsten Barbarei – wiederum in Europa.
Wir sehen uns auch mit dem „Mammutzeitalter“ konfrontiert – dem äußersten oder frühesten Teil des paläolithischen Zeitalters – in dem die Grobheit der Werkzeuge ihren Höhepunkt erreicht, und das tierartige (?) Aussehen der damaligen Schädel, wie der aus dem Neandertal, was auf einen sehr niedrigen Typus der Menschheit hindeutet. Sie könnten aber auch auf etwas ganz anderes hindeuten; auf eine von unserer Menschheit (der fünften Rasse) ganz verschiedene Menschenrasse.
[SD # 725] Ein Anthropologe äußerte sich in „Modern Thought“ (Art. „The Genesis of Man“) wie folgt: „Die Theorie von Peyrère, sei sie nun wissenschaftlich begründet oder nicht, kann als gleichwertig angesehen werden mit jener, die den Menschen in zwei Arten einteilte. Paul Broca, Virey und eine Anzahl französischer Anthropologen haben erkannt, dass die niedere Menschenrasse, welche die Australier, Tasmanier und die schwarze Rasse umfasst, die Kaffer und die Nordafrikaner ausgenommen, gesondert betrachtet werden sollte. Die Tatsache, dass bei dieser Art oder vielmehr Unterart die jeweils dritten unteren Molaren gewöhnlich größer sind als die zweiten, und die Schläfenbeinschuppe mit dem Stirnbein gewöhnlich durch eine Naht verbunden ist, stellt den Homo sapiens afer auf eine Stufe, dass er ebenso gut eine eigene Art sein könnte wie viele der Finkenarten. Ich verzichte bei dieser Gelegenheit auf die Erwähnung der Fakten der Hybridität hinzuweisen, die der verstorbene Professor Broca so erschöpfend kommentierte. Die Geschichte dieser Rasse in den vergangenen Zeitaltern dieser Welt ist sonderbar. Sie hat niemals ein eigenes System der Baukunst oder eine Religion hervorgebracht.“ (Dr. C. Carter Blake) Sie ist in der Tat sonderbar, wie wir im Fall der Tasmanier gezeigt haben. Wie immer es auch sein mag, der fossile Mensch Europas kann das hohe Alter des Menschen auf dieser Erde weder beweisen noch widerlegen, und auch nicht das Alter seiner frühesten Zivilisationen.
Es ist an der Zeit, dass die Okkultisten alle Versuche missachten, sie zu verspotten, und das von der Wissenschaft aufgefahrene schwere Geschütz der Satire ebenso geringschätzen wie die Spielzeugpistolen der Profanen, da es bis jetzt unmöglich ist, einen Beweis oder einen Gegenbeweis zu erhalten, während die Theorien der Okkultisten die Probe auf jeden Fall besser bestehen können als die Hypothesen der Wissenschaftler. Was den Beweis für das hohe Alter angeht, das sie für den Menschen beanspruchen, haben sie Darwin selbst und Lyell auf ihrer Seite. Letzterer räumt ein, dass sie (die Naturforscher) „den Beweis bereits erhalten haben für die Existenz des Menschen in einer so entfernten Periode, dass für viele hervorragende Säugetiere, seine damaligen Zeitgenossen, zum Aussterben ausreichend Zeit zur Verfügung stand, und das sogar vor der Zeit der frühesten historischen Berichte“.86 Das ist eine Behauptung, die von einer der größten Autoritäten Englands in Bezug auf diese Frage aufgestellt wurde. Die beiden folgenden Sätze sind ebenso bedeutsam und mögen von Schülern des Okkultismus wohl im Gedächtnis behalten werden, denn mit allen anderen sagt er: „Trotz des langen Verlaufs prähistorischer Zeitalter, während der er (der Mensch) auf der Erde aufgeblüht sein muss, findet sich kein Beweis für irgendwelche merklichen Veränderungen in seinem Körperbau. Wenn er also jemals von irgendeinem unvernünftigen tierischen Vorfahren abzweigte, müssen wir davon ausgehen, dass er in einer viel entfernteren Epoche existierte, möglicherweise auf irgendwelchen Kontinenten oder Inseln, die jetzt unter dem Ozean versunken sind.“
Somit werden verschwundene Kontinente offiziell vermutet. Dass Welten (auch Rassen) periodisch abwechselnd durch Feuer (Vulkane und Erdbeben) und Wasser vernichtet und wieder erneuert werden, ist eine Lehre, die so alt ist wie der Mensch. Manu, Hermes, die Chaldäer, das ganze Altertum glaubte daran. Zweimal bereits [SD # 726] hat sich die Oberfläche des Globus durch Feuer und zweimal durch Wasser verändert, seitdem der Mensch auf ihm erschien. So wie das Land Ruhe und Erneuerung braucht, neue Kräfte, und eine Veränderung für seinen Boden, braucht es auch das Wasser. Daraus entsteht eine periodische Neuverteilung von Land und Wasser, ein Wechsel des Klimas etc., alles verursacht durch geologische Umwälzungen und in einer schließlichen Veränderung der Erdachse endend. Astronomen mögen die Vorstellung einer periodischen Veränderung im Verhalten der Erdachse verächtlich abtun und das im Buch Enoch gegebene Zwiegespräch zwischen Noah und seinem „Großvater“ Enoch belächeln; die Allegorie ist nichtsdestoweniger eine geologische und astronomische Tatsache: Es existiert eine säkulare Änderung in der Neigung der Erdachse, und die ihr bestimmte Zeit ist in einem der großen geheimen Zyklen aufgezeichnet. Wie in vielen anderen Fragen bewegt sich die Wissenschaft allmählich in die Richtung unserer Denkweise. Dr. Henry Woodward, F.R.S., F.G.S, schreibt in der „Popular Science Review“ (New Series in Bd. I, S. 115, Art. „Evidences of the Age of Ice“): . . . . „Wenn es notwendig sein sollte, außerweltliche Ursachen zur Erklärung der umfangreichen Zunahme des Eises in dieser Gletscherperiode hinzuzuziehen, würde ich die von Dr. Robert Hooke im Jahr 1688, seither von Sir Richard Phillips und anderen und zuletzt von Thomas Belt, C.E., F.G.S. aufgestellte Theorie vorziehen; nämlich eine geringfügige Zunahme der gegenwärtigen Neigung der Ekliptik, ein Vorschlag, der in vollkommener Übereinstimmung mit anderen bekannten astronomischen Tatsachen steht und dessen Einführung für unseren kosmischen Zustand als eine Einheit in dem großen Sonnensystem wesentlich ist.“
Das Folgende, das aus einem im März 1855 über „The Extinct Lake of Bovey Tracey“ gehaltenen Vortrag von W. Pengelly, F.R.S., F.G.S., angeführt wurde, zeigt das Zögern, diese Tatsache angesichts aller Beweise zugunsten von Atlantis zu akzeptieren. Es handelt sich um ein Zitat aus dem Hauptteil des Vortrags:
„Immergrüne Feigen, Lorbeeren, Palmen und Farne mit riesigen Wurzelstöcken haben ihre jetzigen Verwandten in einem subtropischen Klima, das in miozänen Zeiten zweifellos in Devonshire existierte, und sind daher eine Mahnung, Vorsicht walten zu lassen, wenn das gegenwärtige Klima irgendeiner Region als normal angesehen wird.
Wenn ferner auf der zwischen 69° 20’ und 70° 30’ N liegenden Diskoinsel an der Westküste Grönlands miozäne Pflanzen gefunden werden; wenn wir erfahren, dass sich darunter zwei Arten befanden, die auch bei Bovey gefunden wurden (Sequoia Couttsiæ, Quercus Lyelli); wenn wir, um Professor Heer zu zitieren, finden, dass „das ‘herrliche Immergrün’ (Magnolia Inglefieldi) ‘seine Früchte im hohen Norden am 70. Grad zur Reife brachte’ “ („Phil. Trans.“, clix, 457, 1869); wenn die schiere Anzahl, die Verschiedenheit und die Üppigkeit der grönländischen Miozänpflanzen zeigen, dass einige von ihnen aller Wahrscheinlichkeit nach auch am Pol selbst geblüht hätten, wenn sich das Land bis dort hin erstreckt hätte – wird das Problem der Klimaschwankungen auf hervorragende Weise vor Augen geführt, aber nur, um gleich wieder aufgegeben zu werden, anscheinend mit dem Gefühl, die Zeit für seine Lösung sei noch nicht gekommen.
[SD # 727] Es scheint allgemein anerkannt zu sein, dass die Pflanzen des Miozäns in Europa ihre nächsten und zahlreichsten Entsprechungen in Nordamerika haben, und daraus ergibt sich die Frage: Wie wurde deren Wanderung vom einen Gebiet zum anderen bewerkstelligt? War da, wie einige glaubten, ein Atlantis? Ein Kontinent, oder ein Archipel großer Inseln, der das Gebiet des nördlichen Atlantiks einnahm? Es liegt vielleicht nichts Unwissenschaftliches in dieser Hypothese, denn nachdem, wie die Geologen sagen, ‘die Alpen seit dem Beginn des Eozäns 4.000 und an einigen Stellen sogar über 10.000 Fuß ihrer gegenwärtigen Höhe erreichten’ (Lyells „Principles of Geology“, 11. Aufl., S. 256, 1872), könnte eine postmiozäne (?) Senkung das hypothetische Atlantis in beinahe grundlose Tiefen versenkt haben. Ein Atlantis ist jedoch augenscheinlich unnötig und ungerechtfertigt. Nach Professor Oliver: ‘Eine enge und sehr seltsame Analogie besteht zwischen der Flora der amerikanischen Staaten und dem Gebiet von Japan; eine Analogie, die viel enger und tiefgreifender ist als die zwischen der tertiären und der gegenwärtigen Flora Europas nachweisbare. Wir finden das tertiäre Element der Alten Welt in Richtung ihres äußersten östlichen Randes hin verstärkt . . . Dieser Anstieg des tertiären Elements verläuft eher allmählich und taucht nicht nur abrupt auf den japanischen Inseln auf. Obwohl es dort ein Maximum erreicht, können wir es doch vom Mittelmeer über die Levante, den Kaukasus und Persien verfolgen . . . dann entlang des Himalayas und durch China. . . . Wir erfahren auch, dass während des Tertiärs Pendants der mitteleuropäischen miozänen Gattungen mit Sicherheit im nordwestlichen Amerika wuchsen. . . . Wir bemerken ferner, dass die gegenwärtige atlantische Inselflora keinen zwingenden Beweis für eine frühere unmittelbare Verbindung mit dem Hauptland der Neuen Welt liefert. . . . Die Erwägung dieser Tatsachen führt mich zu der Ansicht, dass das Zeugnis der Botanik nicht zugunsten der Hypothese eines Atlantis spricht. Andererseits begünstigt es nachdrücklich die Ansicht, dass in irgendeiner Periode des Tertiärs das nordöstliche Asien mit dem nordwestlichen Amerika vereinigt war, vielleicht durch die Linie, auf der sich jetzt die aleutische Inselkette erstreckt’.“ („Nat. Hist. Rev.“, ii, 164, 1862) Siehe aber auch „Wissenschaftliche und geologische Beweise für die Existenz mehrerer versunkener Kontinente“ (GL II, § VII).
Aber nichts außer einem pithekoiden Menschen wird die nach dem dreimal hypothetischen „fehlenden Glied“ suchenden Unglücklichen jemals zufrieden stellen. Würden auch auf den weiten Böden des Atlantischen Ozeans vom Pic von Teneriffa bis Gibraltar, dem alten Ort des versunkenen Atlantis, alle submarinen Schichten meilenweit aufgerissen, könnte kein derartiger Schädel gefunden werden, der die Darwinisten befriedigen würde. Wie Dr. C. R. Bree bemerkt („Fallacies in the Hypothesis of Mr. Darwin“), konnten die fehlenden Glieder zwischen Menschen und Affen in verschiedenen Sandbänken und Formationen über den tertiären Schichten nicht entdeckt werden; wären sie mit den heute vom Meer bedeckten Kontinenten untergegangen, könnte man [SD # 728] sie noch „in den Schichten der heutigen Geologie finden, die nicht auf den Meeresgrund hinabgesunken sind“. Aber leider fehlen sie in den Letzteren ebenso wie in den Ersteren. Würden sich die Vorurteile nicht wie Vampire an das Denkvermögen des Menschen heften, hätte der Verfasser von „Antiquity of Man“ einen Schlüssel zu diesem Problem in eben seinem eigenen Werk gefunden, wenn er zehn Seiten zurückgegangen wäre (auf S. 530) und sein eigenes Zitat aus Professor G. Rollestons Werk durchgelesen hätte. Dieser Physiologe merkte an, sagt er, dass die menschliche Gestalt nicht nur in der Jugend und während des Wachstums eine beträchtliche Plastizität aufweist, sondern selbst beim Erwachsenen, und dass wir es deshalb nicht immer als erwiesen akzeptieren sollten, wie es einige Befürworter der Entwicklungstheorie zu tun scheinen, dass jeder Fortschritt an physischer Kraft von einer Verbesserung im Körperbau abhängt, denn warum sollte nicht die Seele oder die höheren intellektuellen und moralischen Fähigkeiten in einem fortschreitenden System die erste Rolle spielen und nicht die zweite?
Diese Hypothese ist in Bezug auf eine Evolution aufgestellt, die nicht vollständig von „natürlicher Selektion“ abhängig ist, aber sie passt ebenso gut auf die vorliegende Angelegenheit. Denn auch wir behaupten, dass es die „Seele“ ist, oder der innere Mensch, der zuerst auf die Erde herabsteigt, das psychische Astral, die Form, nach welcher der physische Mensch allmählich gebildet wird – sein Geist, seine intellektuellen und moralischen Fähigkeiten erwachen später mit dem Wachstum und der Entwicklung dieser physischen Körperstruktur.
„So reduzierten die unkörperlichen Geister ihre Gestalt immens in kleinere Formen“ . . . und wurden die Menschen der dritten und vierten Rasse. Noch später, Zeitalter danach, erschienen die Menschen unserer fünften Rasse, die im Vergleich zu der noch riesigen (in unserem modernen Sinn) Gestalt ihrer ursprünglichen Vorfahren nur halb so groß sind.
Der Mensch ist sicherlich keine besondere Schöpfung, er ist das Ergebnis des allmählichen Vervollkommnungswerkes der Natur, so wie jede andere lebende Einheit dieser Erde auch. Aber das trifft lediglich auf die menschliche Hülle zu. Das, was im Menschen lebt und denkt und jene Gestalt überlebt, das Meisterstück der Evolution – ist der „Ewige Pilger“, die proteusartige Differenzierung in Raum und Zeit des Einen Absoluten „Unerkennbaren“.
„In seinem „Antiquity of Man“ zitiert Sir C. Lyell – vielleicht in etwas spöttischem Sinn – was Hallam in seiner „Introduction to the Literature of Europe“ (Bd. iv, S. 162) sagt:
„Wäre der Mensch nach dem Ebenbild Gottes erschaffen worden, wäre er auch nach dem Ebenbild eines Affen gemacht. Das Körpergerüst dessen, der die Sterne wog und den Blitz zu seinem Sklaven machte, gleicht dem eines sprachlosen Tieres, das die Wälder Sumatras durchwandert. Da er so auf der Grenze zwischen tierischer und engelhafter Natur steht, was Wunder, dass er an beiden teilhaben soll?“
Ein Okkultist hätte das anders formuliert. Er würde sagen, dass der Mensch in der Tat nach dem Ebenbild eines Typus gemacht wurde, der von seinen Vorfahren projiziert wurde, der schöpferischen Engelskraft oder den Dhyan Chohans, während der Wanderer in Sumatras Wäldern nach dem Ebenbild des Menschen erschaffen wurde, da der [SD # 729] Körperbau des Affen, wir wiederholen es, die tatsächliche Form des Menschen der dritten Runde und ebenso später der vierten Runde durch abnormale Mittel erneut aufgreift und wiederbelebt. Nichts geht in der Natur verloren, nicht ein Atom: Letzteres ist zumindest aufgrund wissenschaftlicher Daten gesichert. Die Analogie scheint danach zu verlangen, dass die Form ebenfalls mit Beständigkeit ausgestattet sein muss.
Und doch, was sehen wir:
„Es ist vielsagend“, sagt Sir W. Dawson, F.R.S., „dass Professor Huxley in seinen Vorlesungen in New York, während er seine Position in Bezug auf die niederen Tiere hauptsächlich auf die angenommene Genealogie des Pferdes stützt, die, wie oft gezeigt worden ist, nicht den Wert eines sicheren Beweises hat, die Erörterung der Abstammung der Menschen von den Affen gänzlich vermeidet. Sie ist jetzt unverkennbar mit derartigen Problemen behaftet, dass sowohl Wallace als auch Mivart darüber verblüfft sind. Professor Thomas gesteht in seinen jüngsten Vorträgen (‘Nature’, 1876), dass kein niedrigerer Mensch bekannt ist als der Australier, und dass kein bekanntes Bindeglied zum Affen existiert. Und Haeckel muss zugestehen, dass das vorletzte Glied in seiner Phylogenie, der affenähnliche Mensch, gänzlich unbekannt ist. (‘History of Creation’) . . . . Die zusammen mit den Knochen paläokosmischer Menschen in europäischen Höhlen gefundenen und in den bewundernswerten Werken von Christy und Lartet illustrierten sogenannten ‘Kerbstöcke’ zeigen, dass die ältesten der Archäologie und Geologie bekannten Menschenrassen sogar die Grundzüge des Schreibens kannten.“ (Siehe Wilsons „Prehistoric Man“, op. cit., Bd. ii, S. 54; „The Origin of the World“, S. 393)
Außerdem lesen wir in Dr. C. R. Brees „Fallacies in the Hypothesis of Mr. Darwin“ auf S. 160:
„Darwin behauptet mit Recht, dass der Unterschied zwischen der niedrigsten Form des Menschen und dem höchsten menschenähnlichen Affen im Physischen und noch spezieller im Spirituellen enorm ist. Daher muss auch die Zeit – die in der Darwinschen Evolution fast unwahrnehmbar langsam vergehen muss – für die Entwicklung des Menschen aus dem Affen auch enorm gewesen sein.87 Daher muss die Wahrscheinlichkeit, dass einige dieser Variationen in den verschiedenen Kiesschichten oder Süßwasserformationen über jenen aus dem Tertiär gefunden werden, sehr groß sein. Und dennoch wurde nicht eine einzige Variation, nicht ein einziges Exemplar eines Wesens zwischen einem Affen und einem Menschen jemals gefunden. Weder im Kies, noch im Treiblehm, noch in den Süßwasserbetten, noch in den darunterliegenden tertiären Schichten wurden jemals Überreste irgendeines Mitglieds der fehlenden Familien zwischen dem Affen und dem Menschen entdeckt, wie sie nach Darwins Vermutung existiert haben müssen. Gingen sie mit der absinkenden Erdoberfläche unter und sind jetzt vom Meer bedeckt? Sollte das zutreffen, ist es vollkommen unwahrscheinlich, dass sie nicht auch in den nicht auf den Meeresgrund versunkenen Schichten gleichzeitiger geologischer Ablagerungen gefunden werden sollten; noch unwahrscheinlicher ist es, dass nicht einige Teile aus dem Meeresbett heraus gebaggert worden sein sollten wie die Überreste von Mammuts und Nashörnern, die auch in Süßwasserschichten sowie in Kies und Geröll gefunden werden! . . . . . . Der berühmte Neandertal-Schädel, über den schon so viel gesagt wurde, gehört anerkanntermaßen dieser entfernten Periode (dem Bronze- und Steinzeitalter) an und zeigt doch, obwohl er der Schädel eines Idioten gewesen sein könnte, ungeheure Unterschiede zu dem höchsten bekannten menschenähnlichen Affen.“
[SD # 730] Da unser Globus jedes Mal eine Umwälzung durchläuft, wenn er zu einer neuen Periode der Aktivität wiedererwacht, so wie ein Feld umgegraben oder gepflügt werden muss, bevor der frische Same für eine neue Ernte in den Boden gelegt wird – erscheint es ganz und gar hoffnungslos, dass ihren früheren Runden angehörende Fossilien in den Schichten ihrer ältesten oder jüngsten geologischen Ablagerungen gefunden werden sollten. Jedes Manvantara bringt die Erneuerung der Formen, Typen und Arten mit sich; jeder Typus der vorangegangenen organischen Formen – pflanzlich, tierisch und menschlich – verändert sich und wird im folgenden Manvantara vervollkommnet, selbst das Mineral, das in der gegenwärtigen Runde seine schließliche Undurchdringlichkeit und Härte erlangte; seine weicheren Bestandteile bildeten die gegenwärtige Vegetation; die astralen Überreste der früheren Vegetation und Fauna wurden bei der Bildung der niederen Tiere und bei der Festsetzung des Aufbaus der ursprünglichen Wurzeltypen der höchsten Säugetiere verwendet. Und schließlich wurde durch die menschliche Bestialität die Form des riesigen Affen-Menschen der früheren Runde in der gegenwärtigen wieder hervorgebracht und in die elterliche Form des modernen Anthropoiden umgestaltet.
Diese Lehre, so unvollkommen sie auch durch unsere unzulängliche Feder dargestellt sein mag, ist sicherlich logischer, stimmt mit den Tatsachen besser überein, und sie ist sehr viel wahrscheinlicher als viele „wissenschaftliche“ Theorien; als jene zum Beispiel, dass der erste organische Keim auf einem Meteoriten auf unsere Erde kam – wie Ain Soph auf seinem Gefährt, Adam Kadmon. Nur ist letztere Herabkunft allegorisch, wie jedermann weiß, und die Kabbalisten haben diese Redewendung niemals in ihrer buchstäblichen Form zur Annahme empfohlen. Der Keim der Meteoriten-Theorie ist jedoch, da sie von so hochwissenschaftlicher Seite stammt, ein wählbarer Kandidat für die unumstößliche Wahrheit und das Gesetz, eine Theorie, deren Annahme Ehrenpflicht für alle ist, wenn sie mit der modernen Wissenschaft auf einer Stufe stehen wollen. Was die nächste durch die materialistischen Prämissen notwendig gemachte Theorie sein wird, kann niemand sagen. Unterdessen stehen die gegenwärtigen Theorien, wie jedermann sehen kann, untereinander in viel größerem Widerspruch als selbst mit den Theorien der Okkultisten außerhalb des heiligen Geheges der Gelehrsamkeit. Denn was kommt als Nächstes an die Reihe, nun, da die exakte Wissenschaft sogar das Lebensprinzip zu einem leeren Wort, zu einem sinnlosen Ausdruck gemacht hat; und nun darauf besteht, dass das Leben die Wirkung der Molekularvorgänge des ursprünglichen Protoplasmas ist! Die neue Lehre der Darwinisten kann mit den wenigen Worten Herbert Spencers definiert und zusammengefasst werden: „Die Hypothese von den speziellen Schöpfungen . . . erweist sich als wertlos. Wertlos aufgrund ihrer Ableitung; wertlos in ihrer inneren Zusammenhangslosigkeit; wertlos, weil sie vollständig unbewiesen ist; wertlos, da sie keinem intellektuellen Bedürfnis dient; wertlos, da sie keinem moralischen Mangel abhilft. Wir müssen sie daher so betrachten, dass sie im Gegensatz zu allen anderen Hypothesen in Bezug auf den Ursprung organischer Wesen nicht zählt.“ („Principles of Biology“, Bd. I, S. 345)
[SD # 731]
§ V
Organische Evolution
und schöpferische Zentren
Es wird behauptet, die universale Evolution, also die allmähliche Entwicklung der Arten in allen Reichen der Natur, liefe nach einheitlichen Gesetzen ab. Dazu bekennen wir uns, und dieses Gesetz wird in der esoterischen Wissenschaft mit viel größerem Nachdruck vertreten als in der modernen. Wir werden jedoch auch darauf hingewiesen, dass noch ein weiteres Gesetz existiert: „Die Entwicklung geschieht durch an sich kleine, sich aber beständig in der erforderlichen Richtung kumulierende unaufhörliche Modifikationen vom Unvollkommenen zum Vollkommenen und vom Einfachen zum Komplexen.“ Aus dem winzig Kleinen werden die vergleichsweise riesigen Arten hervorgebracht.
Die esoterische Wissenschaft stimmt damit überein, fügt aber hinzu, dass dieses Gesetz nur auf das, was sie unter der Ersten Schöpfung versteht, Anwendung findet – auf die Evolution von Welten aus primordialen Atomen und bei der ersten Differenzierung der Erstgenannten aus dem prä-primordialen Atom; und dass dieses Gesetz in der Periode der zyklischen Evolution in Raum und Zeit beschränkt und lediglich in den niederen Reichen wirksam ist. Auf diese Weise wirkte es während der ersten geologischen Perioden vom Einfachen zum Komplexen auf das rohe, von den Überresten der dritten Runde noch vorhandene Material, Überreste, die in die Objektivität projiziert werden, wenn die irdische Aktivität wieder beginnt.
Die Esoterische Philosophie lässt einen Plan oder eine „spezielle Schöpfung“ nicht mehr als die Wissenschaft zu. Sie verzichtet vollständig auf das „Übernatürliche“ und akzeptiert nichts außerhalb der gleichförmigen und unveränderlichen Gesetze der Natur. Sie lehrt jedoch ein zyklisches Gesetz, einen doppelten Strom der Kraft (oder des Geistes) und der Materie, der sich, ausgehend von dem neutralen Zentrum des Seins, durch seinen zyklischen Fortschritt und durch unaufhörliche Umwandlungen entwickelt. Da sich der ursprüngliche Keim, aus dem sich das gesamte Wirbeltierleben evolvierte, von jenem Urkeim unterscheidet, aus welchem das pflanzliche und das tierische Leben evolvierte, existieren Nebengesetze, deren Tätigkeit von den Bedingungen bestimmt wird, unter welchen sie die zu bearbeitenden Materialien vorfinden; von ihnen scheint die Wissenschaft wenig zu wissen, insbesondere die Physiologie und die Anthropologie. Ihre Anhänger sprechen von diesem „ursprünglichen Keim“ und behaupten, der Nachweis sei zweifelsfrei erbracht, dass „der Plan“ und der „Planer“, wenn überhaupt einer existiert, in Anbetracht des Menschen mit dem wundervollen Bau seiner Glieder und insbesondere seiner Hand – „um sehr viel weiter zurück datiert werden muss und (der Plan) tatsächlich im ursprünglichen Keim involviert ist“, aus dem sich gewiss nicht nur das gesamte Wirbeltierleben, sondern „wahrscheinlich auch das ganze tierische und pflanzliche Leben langsam entwickelt hat“. (S. 94 in „Modern Science and Modern Thought“)
[SD # 732] So sehr das in Bezug auf den „ursprünglichen Keim“ zutrifft, so falsch ist es, dass dieser „Keim“ nur „um sehr viel weiter zurück datiert werden muss“ als der Mensch; denn er befindet sich in einer unermesslichen und unfassbaren Entfernung (in der Zeit, wenn auch nicht im Raum) selbst vom Ursprung unseres Sonnensystems. Wie die indische Philosophie vollkommen korrekt lehrt, kann das aus dem Einen hervorgegangene „Aniyamsam Aniyasam“ lediglich mittels falscher Vorstellungen erkannt werden. Es sind die „Vielen“, die aus dem Einen hervorgehen – die lebendigen, spirituellen Keime oder Kraftzentren, jedes in siebenfältiger Form, die das Gesetz der Evolution und allmählichen langsamen Entwicklung zunächst erschaffen und ihm dann den ursprünglichen Impuls geben.
Beschränken wir die Lehre streng auf unsere Erde, kann gezeigt werden, dass ebenso, wie die ätherischen Formen der ersten Menschen zunächst von sieben dhyan-chohanischen Kraftzentren in sieben Regionen projiziert werden, auch für jede Wurzel- oder Mutterspezies der Schar von Formen des pflanzlichen und tierischen Lebens Zentren schöpferischer Kraft existieren. Auch das ist wiederum keine „besondere Schöpfung“, noch liegt darin irgendein „Plan“, mit Ausnahme des vom Universalen Gesetz ausgearbeiteten „Grundplans“. Aber es gibt sicherlich „Planer“, obwohl diese in der Absolutheit des Ausdrucks weder allmächtig noch allwissend sind. Sie sind lediglich Bauleute oder Maurer, die unter dem ihnen von dem (auf unserer Ebene) immer unbekannt bleibenden Baumeister gegebenen Antrieb tätig sind – dem Einen Leben und Gesetz. Da sie dieser Sphäre angehören, haben sie an keiner anderen teil und deshalb keine Möglichkeit, an irgendeiner anderen zu arbeiten, zumindest nicht im gegenwärtigen Manvantara. Dass sie in Zyklen und nach einer streng geometrischen und mathematischen Stufenleiter wirken, wird durch die ausgestorbenen Tierarten ausführlich demonstriert; dass sie bezüglich der Details der kleineren Leben (Aspekte tierischer Abzweigungen etc.) nach einem Plan arbeiten, kann die Naturgeschichte hinlänglich beweisen. Bei der Schöpfung neuer Arten, die sich manchmal sehr weit vom väterlichen Stamm entfernen, wie z. B. bei der großen Verschiedenheit der Gattung Felis – mit dem Luchs, dem Tiger, der Katze etc. – lenken die „Planer“ die neue Evolution, indem sie jeder Art gewisse Eigenschaften hinzufügen oder andere entfernen, je nachdem, ob sie in der neuen Umgebung notwendig oder nutzlos sind. Wenn wir daher behaupten, die Natur trage für jedes Tier und für jede Pflanze Sorge, seien sie groß oder klein, ist das korrekt. Denn diese irdischen Naturgeister bilden die kollektive Natur; die, wenn sie in ihrem Plan gelegentlich Fehler macht, weder als blind erachtet noch des Fehlers bezichtigt werden darf; da sie einer differenzierten Summe von Eigenschaften und Attributen angehört, ist sie schon aus diesem Grund allein bedingt und unvollkommen.
Würde nichts Derartiges existieren wie Evolutionszyklen, ein ewiges, spiralförmiges Fortschreiten in die Materie mit einer verhältnismäßigen Verdunklung des Geistes – obwohl die beiden eins sind – gefolgt von einem entgegengesetzten Aufstieg in den Geist und von der Überwindung der Materie – abwechselnd aktiv und passiv – wie könnten wir dann die Entdeckungen der Zoologie und der Geologie erklären? Wie kommt es, dass man nach dem Diktum der maßgebenden Wissenschaft das Tierleben von der Molluske bis zu dem großen Meeresdrachen, [SD # 733] vom kleinsten Bodenwurm bis zu den riesigen Tieren der Tertiärperiode verfolgen kann; und dass Letztere einstmals gekreuzt wurden wie die Tatsache zeigt, dass alle diese Arten sich verkleinern, schrumpfen und verzwergen? Wäre der anscheinende Entwicklungsvorgang, vom Unvollkommenen zum Vollkommenen und vom Einfachen zum Komplexen wirkend, tatsächlich ein universales Gesetz, anstatt lediglich eine sehr unvollständige Verallgemeinerung einer lediglich sekundären Natur in dem großen kosmischen Vorgang dazustellen, und sollten keine derartigen wie die behaupteten Zyklen existieren, dann sollten die miozäne Fauna und Flora Plätze tauschen mit den spätesten neolithischen. Wir müssten feststellen, dass sich die Plesiosaurier und die Ichthyosaurier aus den gegenwärtigen Meeres- und Flussreptilien entwickelten, anstatt dass Erstere ihren zwergartigen modernen Entsprechungen Platz machten. Wieder würde unser alter Freund, der gutmütige Elefant, der fossile antediluvianische Vorfahr sein, und das Mammut der Pliozänzeit fände sich in der Manege; das Riesenfaultier und das riesige Megatherium würden anstelle des schläfrigen Faultieres in den Wäldern Südamerikas gefunden, in denen die kolossalen Farne der Steinkohleperiode die Stelle der Moose und der gegenwärtigen Bäume einnähmen – die im Vergleich zu den titanischen Bäumen der vergangenen geologischen Perioden zwergenhaft wären, selbst die kalifornischen Riesen. Die Organismen der gewaltigen Welt des tertiären und des mesozoischen Zeitalters müssen sicherlich komplexer und vollkommener gewesen sein als die der kleinen Pflanzen und Tiere des gegenwärtigen Zeitalters. Der Dryopithecus zum Beispiel ist anatomisch vollkommener und für eine bessere Entwicklung der Gehirnleistung geeigneter als der moderne Gorilla oder Gibbon. Wie kommt das also? Sollen wir glauben, dass der Körperbau all jener kolossalen Land- und Meeresdrachen, der riesigen fliegenden Reptilien, nicht weit entwickelter und komplexer war als die Anatomie der Eidechsen, Schildkröten, Krokodile und selbst der Wale – kurz gesagt als all der uns vertrauten Tiere?
Nehmen wir jedoch um des Argumentes willen an, all diese Zyklen, Rassen, siebenfältigen Formen der Evolution und alle derartigen esoterischen Lehren seien nichts Besseres als eine Täuschung und eine Falle. Stimmen wir der Wissenschaft zu und behaupten, der Mensch sei lediglich ein weiter entwickeltes Tier, dessen Urform aus ein und demselben ursprünglichen Keim auf dieser Erde entstand wie der fliegende Drache und die Mücke, wie der Wal und die Amöbe, das Krokodil und der Frosch etc. etc. – und nicht, dass er ein eingekerkerter „Geist“ und sein Träger, die Schale oder der Körper, ein allmählich für materielle und irdische Zwecke vervollkommneter und jetzt vollständiger Organismus sei, wie von den Theosophen behauptet wird. In diesem Fall muss er dieselben Entwicklungen und Wachstumsprozesse durchlaufen haben wie alle anderen Tiere auch. Wenn der Mensch ein Tier ist und nicht mehr, eine hochintellektuelle Ex-Bestie, sollte zumindest zugestanden werden, dass er in seinen Tagen ein riesiges Säugetier seiner Art war, ein Meganthropus. [SD # 734] Das ist genau das, was nach der Darstellung der esoterischen Wissenschaft in den ersten drei Runden geschah, und hierin, wie in den meisten anderen Dingen, ist sie logischer und folgerichtiger als die moderne Wissenschaft. Sie reiht den menschlichen Körper in die Tierschöpfung ein und platziert ihn von Anfang bis Ende auf den Pfad der tierischen Evolution, während die Wissenschaft den Menschen als einen von unbekannten Vorfahren abstammenden Waisen, wahrlich als „unspezifiziertes Skelett“ zurücklässt! Und dieser Irrtum folgt aus einer hartnäckigen Ablehnung der Theorie der Zyklen.
A
Der Ursprung und die Evolution der Säugetiere:
Wissenschaft und die esoterische Phylogenie
Nachdem wir uns in der vorstehenden Kritik der westlichen Evolutionslehre fast ausschließlich mit der Frage nach dem Ursprung des Menschen beschäftigt haben, mag es nicht unpassend sein, die Position der Okkultisten in Bezug auf die Differenzierung der Arten zu erklären. Die vormenschliche Fauna und Flora wurden im Allgemeinen bereits im Kommentar zu den Stanzen behandelt, und die Korrektheit eines großen Teils der modernen biologischen Spekulation wurde eingeräumt, z. B. die Abstammung der Vögel von den Reptilien, die teilweise Richtigkeit der „Natürlichen Selektion“ und der Umwandlungstheorie im Allgemeinen. Es bleibt nun, das Mysterium vom Ursprung der ersten Säugetierfauna aufzuklären, deren gleichzeitiges Auftreten mit dem Homo Primigenius zur Sekundärzeit de Quatrefages so glänzend zu beweisen versucht.
Das etwas komplizierte Problem in Bezug auf den „Ursprung der Arten“ – spezieller der verschiedenen Gruppen fossiler und bestehender Säugetierfaunen – wird mit Hilfe eines Diagramms etwas entschleiert. Es wird damit klarer, bis zu welchem Umfang die „Faktoren der organischen Evolution“, auf welche die westlichen Biologen vertrauen,88 als den Tatsachen gerecht werdend angesehen werden können. [SD # 735] Zwischen der ätherisch-spirituellen, astralen und physischen Evolution muss eine Trennungslinie gezogen werden. Wenn die Darwinisten sich vielleicht dazu herablassen würden, die Möglichkeit des zweiten Prozesses in Betracht zu ziehen, müssten sie nicht mehr länger die Tatsache beklagen, sie seien „hinsichtlich des Ursprungs der Säugetiere lediglich auf Vermutungen und Schlussfolgerungen angewiesen“!! („Doctrine of Descent and Darwinism“, S. 268, von Professor O. Schmidt) Gegenwärtig bildet die eingestandene Kluft zwischen den Fortpflanzungssystemen der oviparen Wirbeltiere und der Säugetiere ein hoffnungsloses Problem für jene Denker, die mit den Anhängern der Evolutionslehre alle existierenden organischen Formen in eine kontinuierliche Abstammungslinie zu verknüpfen suchen.
Nehmen wir zum Beispiel die Huftiere. Es wird behauptet, „wir besitzen in keiner anderen Abteilung derartig überreiches fossiles Material“. In dieser Richtung wurde so großer Fortschritt erzielt, dass in einigen Fällen sogar die verbindenden Glieder zwischen den heutigen und den eozänen Huftieren ausgegraben wurden; ein hervorragendes Beispiel ist das des vollständigen Beweises für die Abstammung des gegenwärtigen einzehigen Pferdes vom dreizehigen Anchitherium des alten Tertiärs. Dieser Vergleichsmaßstab zwischen der westlichen Biologie und der östlichen Lehre könnte daher nicht besser sein. Die generellen Ansichten der Gelehrten sind in diesem Stammbaum von Schmidt dargestellt, begründet auf die erschöpfenden Untersuchungen von Rütimeyer. Seine annähernde Genauigkeit – vom Standpunkt des Evolutionismus – lässt wenig zu wünschen übrig:
Huftiere
[SD # 736] Der Mittelpunkt der Evolution. Hier kommt die Wissenschaft zu einem Stillstand. „Die Wurzel, auf welche die beiden Familien zurückführen, ist unbekannt.“ (Schmidt)
Nr. I repräsentiert das von den westlichen Evolutionisten erforschte Reich, jenes Gebiet, in dem klimatische Einflüsse, „Natürliche Selektion“ und alle übrigen physischen Ursachen der organischen Differenzierung existieren. Biologie und Paläontologie finden ihren Wirkungskreis bei der Erforschung der vielen physikalischen Agentien, die, wie von Darwin, Spencer und anderen gezeigt wurde, so viel zur Teilung der Arten beitragen. Aber selbst in diesem Bereich liegen an der Wurzel des ganzen „unaufhörlichen Strebens nach Vervollkommnung“ die unterbewussten Einwirkungen der dhyan-chohanischen Weisheit, obwohl ihr Einfluss durch die rein materiellen Ursachen, die de Quatrefages das „Milieu“ und Spencer die „Umwelt“ nennt, stark modifiziert wird.
Der „Mittelpunkt der Evolution“ ist jenes Stadium, wo die astralen Prototypen definitiv in das Physische überzugehen beginnen und so den differenzierenden Agentien unterworfen werden, die jetzt rund um uns wirksam sind. Die physikalische Verursachung tritt unmittelbar ein bei der Annahme der „Röcke aus Fellen“ – d. h. der physiologischen Ausrüstung im Allgemeinen. Vor der Trennung der Geschlechter89 sind die Formen der Menschen und Säugetiere aus astraler Materie gewoben und besitzen eine Struktur, die mit jener der physischen Organismen, die essen, trinken, verdauen etc. nicht vergleichbar ist. Die bekannten, für diese Abläufe erforderlichen physiologischen Einrichtungen in den Organismen wurden fast vollständig nach der beginnenden Verkörperlichung der 7 Wurzeltypen aus dem Astralen evolviert – während des „Stillstands auf halben Wege“ zwischen den beiden Existenzebenen. Kaum war der „Grundplan“ der Evolution in diesen Ahnentypen fertig gezeichnet, kam der Einfluss der uns vertrauten irdischen Gesetze hinzu, woraus sämtliche Generationen der Säugetierarten resultierten. Äonen langsamer Differenzierung waren jedoch erforderlich, um dieses Ziel zu erreichen.
[SD # 737] Nr. II repräsentiert das Reich der rein astralen Prototypen vor ihrem Abstieg in die (grobe) Materie. Die Astralmaterie, das ist zu beachten, ist Materie des vierten Stadiums, die ebenso wie unsere grobe Materie ihr eigenes „Protyl“ besitzt. Es gibt verschiedene Arten von „Protylen“ in der Natur, entsprechend den verschiedenen Ebenen der Materie. Die beiden subphysikalischen elementalen Reiche, die Ebene des Denkvermögens (Manas oder Materie im fünften Zustand) sowie auch die Ebene Buddhis (Materie im sechsten Stadium) sind aus einem von sechs „Protylen“ entwickelt, welche die Grundlage des gegenständlichen Universums bilden. Die sogenannten drei „Zustände“ unserer irdischen Materie, bekannt als der „feste“, „flüssige“ und „gasförmige“, sind streng genommen lediglich Sub-Zustände. Was die frühere Wirklichkeit des Abstiegs in das Körperliche anbelangt, das im physiologischen Menschen und Tier gipfelte, haben wir ein greifbares Zeugnis dafür in der Tatsache der sogenannten spiritistischen „Materialisationen“.
In all diesen Fällen findet ein vollständiges zeitweiliges Verschmelzen des Astralen in das Physische statt. Die Entwicklung des physiologischen Menschen aus den astralen Rassen der frühen lemurischen Zeit – der Juraperiode der Geologie – findet ihre exakte Parallele in der „Materialisation“ der „Geister“ (?) bei einer Séance. In Fall von Professor Crookes „Katie King“ wurde die Anwesenheit eines physiologischen Vorgangs – Herz, Lungen etc. – unzweifelhaft nachgewiesen!!
In einer Hinsicht ist das Goethes Archetyp. Lauschen wir seinen Worten: „Das also hätten wir gewonnen . . . dass alle neun vollkommenen organischen Wesen . . . nach einem Archetypen geformt seien, das nur in seinen sehr beständigen Teilen mehr oder weniger hin- und herweicht und sich noch täglich durch Fortpflanzung aus- und umbildet.“ Das ist eine anscheinend unvollkommene Ahnung der okkulten Tatsache der Differenzierung der Arten aus den ursprünglichen astralen Wurzeltypen. Was immer der ganze Landsturm der „natürlichen Selektion“ etc. etc. bewirken mag, die fundamentale Einheit des strukturellen Plans bleibt von allen folgenden Modifikationen praktisch unberührt. Die „Einheit des Typus“, die in einem gewissen Sinn allen Tier- und Menschenreichen gemein ist, ist nicht, wie Spencer und andere zu glauben scheinen, ein Beweis für die Blutsverwandtschaft aller organischen Formen, sondern ein Zeugnis für die wesentliche Einheit des „Grundplans“, den die Natur bei der Bildung ihrer Geschöpfe befolgt hat.
Um die Sache zusammenzufassen, können wir uns nochmals einer tabellarischen Zusammenstellung der bei der Differenzierung der Arten beteiligten wirksamen Faktoren bedienen. Die Stadien des Prozesses selbst bedürfen hier keines weiteren Kommentars, denn sie folgen den der organischen Entwicklung zugrunde liegenden Grundprinzipien, und wir brauchen das Gebiet der Experten der Biologie nicht zu betreten.
[SD # 738]
An der Entstehung der Tier- und Pflanzenarten beteiligte Faktoren
Grundlegende astrale Prototypen gehen ins Physische über
Der dhyan-chohanische Impuls, der Lamarcks „inhärentes und notwendiges” Entwicklungsgesetz konstituiert. Er steht hinter jedem niederen Agens. | 1. | Durch Vererbung vermittelte Variationen | |
2. | Natürliche Selektion | ||
3. | Geschlechtliche Selektion | ||
4. | Physiologische Selektion | ||
5. | Isolation | ||
6. | Wechselwirkungen beim Wachstum | ||
7. | Anpassungen an die Umwelt (im Gegensatz zur mechanischen Verursachung intelligent) | ||
B
Die paläolithischen Rassen Europas –
woher sie kamen und wie sie sich verbreiteten
Stellt sich die Wissenschaft gegen jene, die behaupten, die Verteilung der Menschenrassen sei bis hinab ins Quartär gänzlich anders gewesen als heute? Und gegen jene, die auch noch behaupten, die in Europa gefundenen fossilen Menschen unterschieden sich immer noch, manchmal sehr stark, von dem Typus der heute lebenden Bevölkerung – obwohl sie in Bezug auf die fundamentalen physiologischen und anthropologischen Aspekte einen bis heute gültigen Plan der Gleichheit und Einheitlichkeit nahezu erreicht hatten? Der verstorbene Littré räumt das in einem Artikel ein, der von ihm über eine Denkschrift mit dem Titel Antiquités Celtiques et Antédiluviennes von Boucher de Perthes in der „Revue des Deux Mondes“ (1. März 1849) veröffentlicht wurde. Er stellt darin Folgendes fest: (a) In den Perioden, als die dort zusammen mit Äxten ausgegrabenen Mammuts in der Picardie lebten, muss ein ewiger Frühling auf dem gesamten Erdglobus geherrscht haben90; die Natur war damals das Gegenteil von dem, was sie heute ist – was für das Alter dieser „Perioden“ einen enormen Spielraum eröffnet. Und dann fügt er hinzu: [SD # 739] (b) „Professor Spring an der medizinischen Fakultät in Liège fand in einer Höhle bei Namur im Chauvauxgebirge zahlreiche Menschenknochen ‘von einer sich von unserer Rasse stark unterscheidenden Art’ “.
In Österreich ausgegrabene Schädel wiesen eine große Analogie auf mit jenen von schwarzen Rassen in Afrika, behauptet Littré, während andere, an den Ufern der Donau und des Rheins entdeckte, den Schädeln der Kariben und jenen der alten Bewohner Perus und Chiles glichen. Doch die Sintflut, egal ob die biblische oder atlantische, wird weiterhin abgestritten. Weitere geologische Entdeckungen brachten Gaudry jedoch dazu zu schreiben: „Unsere Vorväter waren bestimmt Zeitgenossen des Rhinoceros tichorrhinus und des Hippopotamus major.“ Und er fügte hinzu, dass der in der Geologie als vorsintflutlich bezeichnete Boden „zumindest teilweise nach der Erscheinung des Menschen auf der Erde gebildet wurde“. Daraufhin äußert sich Littré. Er zeigte die Notwendigkeit auf, angesichts „der Wiederauferstehung so vieler alter Zeugen“ sämtliche Ursprünge und alle Zeitangaben erneut zu überprüfen und fügt hinzu, dass ein bislang unbekanntes Zeitalter existiere, „entweder am Anbeginn der gegenwärtigen Epoche, oder, wie ich glaube, am Beginn der Epoche, die ihr voranging.“
Die Typen der in Europa gefundenen Schädel sind, wie wohlbekannt ist, von zweierlei Art: Der orthognathe und der prognathe, oder der kaukasische und der schwarze Typus, wie er sich jetzt nur unter den afrikanischen und den niederen Urstämmen findet. Professor Heer, der den Standpunkt vertritt, die Tatsachen der Botanik machten die Hypothese eines Atlantis notwendig – hat gezeigt, dass die Pflanzen der neolithischen Seebewohner vorwiegend afrikanischen Ursprungs sind. Wie können diese Pflanzen in Europa auftreten, wenn zwischen Europa und Afrika früher keine Verbindung bestand? Vor wie vielen Jahrtausenden lebten die siebzehn Menschen, deren Skelette im Département Haute-Garonne ausgegraben wurden, nahe den Überresten eines Kohlefeuers hockend, mit einigen Amuletten und zerbrochenen Töpfen um sich, und in Gesellschaft des Bärs spelaeus, des Elephas primigenius, des Auerochsen (der von Cuvier als eine besondere Art betrachtet wird) und des Megaceros bibernicus – lauter vorsintflutliche Säugetiere? Sicherlich müssen sie in einer sehr weit entfernten Epoche gelebt haben, aber in keiner, die uns vor das Quartär bringt. Ein viel größeres Alter für den Menschen muss noch bewiesen werden. Dr. James Hunt, der verstorbene Präsident der Anthropologischen Gesellschaft, setzt es auf 9.000.000 Jahre an. Dieser Wissenschaftler nähert sich auf jeden Fall einigermaßen unserer esoterischen Berechnung, wenn wir die Berechnung der ersten zwei halbmenschlichen ätherischen Rassen und der frühen dritten Rasse nicht mit einbeziehen.
Die Frage kommt jedoch hoch – wer waren die paläolithischen Menschen des Quartärs in Europa? Waren sie Ureinwohner, oder waren sie die Folge einer Zuwanderung? Letztere ist die einzige haltbare Hypothese, da alle Wissenschaftler darin übereinstimmen, Europa aus der Reihe der möglichen „Wiegen der Menschheit“ zu streichen. Von wo gingen dann die unterschiedlichen aufeinanderfolgenden Ströme der „ursprünglichen“ Menschen aus?
[SD # 740] Die frühesten paläolithischen Menschen Europas – über deren Ursprung die Ethnologie schweigt und deren charakteristische Eigenschaften nur unvollkommen bekannt sind, obwohl sich fantasievolle Schriftsteller wie Grant Allen über dieselben als „Affenartige“ weitläufig auslassen – waren von rein atlantischer und „afrikanisch“-atlantischer Herkunft.91 (Man muss sich vor Augen halten, dass der atlantische Kontinent selbst zu dieser Zeit schon ein Traum der Vergangenheit war.) Europa war im Quartär noch völlig anders als heute, da es sich damals noch in einem Prozess des Entstehens befand. Es war mit Nordafrika vereinigt – oder vielmehr mit dem, was heute Nordafrika ist – durch eine Landzunge, die quer über die jetzige Straße von Gibraltar verlief – Nordafrika bildete gewissermaßen eine Art von Erweiterung des gegenwärtigen Spaniens, während ein weites Meer das große Saharabecken umspülte. Von dem gewaltigen Atlantis, dessen Hauptmasse im Miozän versank, blieben in etwa lediglich Ruta, Daitya und eine verirrte Insel übrig. Die atlantischen Beziehungen der Vorväter92 der paläolithischen Höhlenmenschen sind durch den Fund fossiler Schädel (in Europa) nachgewiesen, die sehr genau in die Typen der westindischen Kariben und alten Peruaner zurückfallen – tatsächlich ein Mysterium für alle, die sich weigern, die „Hypothese“ eines früheren atlantischen Kontinents zur Überbrückung des jetzigen Ozeans anzuerkennen (vgl. „Wissenschaftliche und geologische Beweise für die Existenz mehrerer versunkener Kontinente“). Was sollen wir auch aus der Tatsache machen, dass einerseits de Quatrefages darauf hinweist, dass die „erhabene Rasse“, die großen Cro-Magnon-Höhlenmenschen und die Guanchen der Kanarischen Inseln Repräsentanten eines einzigen Typus seien, und andererseits Virchow auch die Basken mit Letzteren auf ähnliche Weise verbindet? Professor Retzius beweist unabhängig die Verwandtschaft der eingeborenen langköpfigen amerikanischen Stämme mit eben denselben Guanchen. Auf diese Weise sind die verschiedenen Glieder der Beweiskette sicher aneinandergefügt. Jede Menge ähnlicher Tatsachen könnte hinzugefügt werden. Über die afrikanischen Stämme – die sich selbst aufgrund klimatischer und umweltbedingter Einflüsse von den Atlantiern abspalteten – kann gesagt werden, dass sie über die das Mittelmeer zu einem Binnensee machende Halbinsel nach Europa wanderten. Viele dieser europäischen Höhlenmenschen waren schöne Rassen, wie z. B. die von Cro-Magnon. Aber, wie zu erwarten war, gab es in der enormen Zeitperiode, welche die Wissenschaft dem Zeitalter der Steingeräte in der Steinzeit zuerkennt, fast überhaupt keinen Fortschritt.93 [SD # 741] Der zyklische, abwärts gerichtete Impuls lastet schwer auf den so verpflanzten Stämmen – der Alp des atlantischen Karmas liegt auf ihnen. Schließlich macht der paläolithische Mensch seinem Nachfolger Platz – und verschwindet fast vollständig vom Schauplatz. Professor André Lefévre fragt in diesem Zusammenhang:
„Ist die Periode der polierten Steine unmerklich in die der behauenen übergegangen, oder wurde das von einer Invasion kurzschädeliger Kelten verursacht? Ob jedoch die in der Bevölkerung von La Vézère hervorgebrachte Degeneration das Ergebnis gewaltsamer Kreuzungen oder eines allgemeinen Rückzugs nordwärts war, den Spuren des Rentieres folgend, ist für uns ohne Belang.“ Er fährt fort:
„Unterdessen wurde das Bett des Ozeans angehoben, Europa ist jetzt vollständig ausgestaltet, seine Flora und Fauna haben sich stabilisiert. Mit der Zähmung des Hundes beginnt das Hirtenleben. Wir treten in die Zeiträume der polierten Steine und der Bronze ein, welche in ungleichmäßigen Intervallen aufeinander folgen, die einander sogar überlappen, inmitten ethnischer Vereinigungen und Völkerwanderungen. . . . Die ursprünglichen europäischen Bevölkerungen werden in ihrer besonderen Evolution unterbrochen und, ohne daran zugrunde zu gehen, von anderen Rassen absorbiert, verschlungen . . . von den aufeinanderfolgenden Migrationswogen, die aus Afrika hereinströmen, möglicherweise aus einem untergegangenen Atlantis [??viel zu spät, um Äonen von Jahren] und aus dem fruchtbaren Asien . . . alles Vorläufer der grossen arischen Invasion“ (der fünften Rasse).
[SD # 742]
§ VI
Spuren von Riesen, Zivilisationen und
versunkenen Kontinenten in der Geschichte
Wenn Behauptungen wie in der obenstehenden Überschrift vorgebracht werden, wird von der Schreiberin natürlich erwartet, dass sie anstelle von legendärem Beweismaterial historisches zur Unterstützung liefert. Ist das möglich? Ja, denn es existieren zahlreiche Zeugnisse solcher Art, sie müssen lediglich gesammelt und zusammengestellt werden, um in der Augen der Vorurteilslosen überwältigend zu wirken.
Sobald der scharfsinnige Schüler den leitenden Faden ergriffen hat, kann er derartiges Beweismaterial selbst ausfindig machen. Wir geben Fakten und zeigen Wegweiser: Der Wanderer mag ihnen folgen. Was hier gegeben wird, ist mehr als genug für dieses Jahrhundert.
In einem Brief an Voltaire findet es Bailly ganz natürlich, dass die Sympathien des „großen alten Invaliden von Ferney“ den „Vertretern von Erkenntnis und Wahrheit“, den Brahmanen Indiens, zugeneigt zu sein scheinen. Er fügt dann einen merkwürdigen Satz hinzu. Er sagt: „Aber ihre Brahmanen sind sehr jung im Vergleich zu ihren archaischen Unterweisern.“94
Bailly, der nichts von den esoterischen Lehren oder von Lemurien wusste, nichtsdestotrotz rückhaltlos an das versunkene Atlantis und auch an verschiedene vorgeschichtliche und zivilisierte Nationen glaubte, die verschwanden, ohne irgendwelche unabstreitbare Spuren zu hinterlassen. Er hatte die alten Klassiker und Traditionen ausführlich studiert, und er sah, dass die Künste und Wissenschaften, die den heute von uns als die „Alten“ bezeichneten bekannt waren, „nicht die Errungenschaften irgendeiner der heute oder selbst der damals existierenden Nationen, noch irgendeines der historischen Völker Asiens waren“. Und dass, ungeachtet der Gelehrsamkeit der Inder, ihr unabstreitbarer Vorrang in der Vorzeit ihrer Rasse auf ein Volk oder eine Rasse zurückzuführen war, welche noch älter und noch gelehrter war als die Brahmanen selbst.95
Voltaire, der größte Skeptiker seiner Zeit, der Materialist par excellence, teilte Baillys Ansichten. Er hielt es für ziemlich wahrscheinlich, „dass lange vor dem chinesischen und vor dem indischen Reich kultivierte, gelehrte und mächtige Nationen existierten, die von einer Sintflut von Barbaren übermannt wurden und dadurch wieder in ihren ursprünglichen Zustand der Unwissenheit und Wildheit zurückfielen, oder in das, was man den reinen Naturzustand nennt“.96 („Lettres sur l’Atlantide“, S. 15)
[SD # 743] Was bei Voltaire eine scharfsinnige Mutmaßung eines großen Intellekts darstellte, war bei Bailly eine „Frage historischer Fakten“. Denn er schrieb: „Ich habe großartige Argumente alter Überlieferungen, die über eine lange Reihe von Generationen aufbewahrt wurden.“ (Ibid.) Seiner Ansicht nach war es möglich, dass eine fremde Nation spurenlos verschwinden konnte, nachdem sie eine andere Nation unterrichtet hatte. Auf die Frage, wie es geschehen konnte, dass diese alte oder vielmehr archaische Nation nicht zumindest einige Erinnerungen im menschlichen Gedächtnis zurückgelassen habe, antwortete er, die Zeit sei eine unbarmherzige Verschlingerin von Fakten und Ereignissen. Doch die Geschichte der Vergangenheit war niemals ganz verloren, denn die Weisen des alten Ägyptens hatten sie aufbewahrt, und „sie wird bis zum heutigen Tag anderswo aufbewahrt“. Laut Platon sagten die Priester von Saïs zu Solon: „Ihr wisst nicht, welches das trefflichste und edelste Geschlecht der Menschen war, das auf dieser Erde lebte. Nur ein schwacher Same davon, dessen Nachkommen ihr (die Griechen) seid, ist alles, was davon übrig blieb.“97 „Ihre Bücher“, fügten sie hinzu, „bewahrten die Aufzeichnungen von einer großen Nation, die aus dem atlantischen Meer auftauchte und in Europa und Asien eindrang (Timaios). Die Griechen waren lediglich der verkümmerte und schwache Überrest der einstmals herrlichen Nation. . . .“98
Was war diese Nation? Die Geheimlehre lehrt, dass sie die letzte Unterrasse der Atlantier war, die siebte, bereits von einer der frühen Unterrassen des arischen Stammes verschlungen, der sich allmählich über das Festland und die Inseln Europas ausbreitete, sobald sie begonnen hatten, sich aus den Meeren zu erheben. Von den Hochebenen Asiens herabsteigend, wo die beiden Rassen in den Tagen des Todeskampfes von Atlantis Zuflucht gesucht hatten, hatten sie sich langsam niedergelassen und die frisch aufgetauchten Länder besiedelt. Die eingewanderte Unterrasse hatte sich auf dem jungfräulichen Boden rasch vermehrt und vervielfacht. Sie hatte sich in viele Familien geteilt, und diese wiederum in Nationen. Ägypten und Griechenland, die Phönizier und die nördlichen Stämme waren auf diese Art aus dieser einen Unterrasse hervorgegangen. Jahrtausende später begannen weitere Rassen – die Überreste der Atlantier – „gelb und rot, braun und schwarz“, in den neuen Kontinent einzufallen. Es gab Kriege, in denen die Neuankömmlinge besiegt wurden. Sie flohen, einige von ihnen nach Afrika, andere in entfernte Länder. Einige dieser Länder wurden im Laufe der Zeit – infolge weiterer geologischer Umwälzungen – zu Inseln. [SD # 744] Da sie dadurch gewaltsam von den Kontinenten getrennt waren, ergab es sich, dass die unentwickelten Stämme und Familien des atlantischen Stammes allmählich in einen noch elenderen und urtümlicheren Zustand hinabsanken.
Begegneten die Spanier auf den Cibola-Expeditionen nicht weißen Häuptlingen von Urvölkern; und gilt nicht das Vorkommen afrikanischer schwarzer Typen im Europa der prähistorischen Zeit als nachgewiesen? Die Existenz eines Typus, der mit dem des Schwarzen und dem des Mongolen verwandt ist, ist der Stolperstein der Anthropologie. Jenes Individuum, das in einer unkalkulierbar fernen Zeit bei La Naulette in Belgien lebte, ist ein Beispiel (siehe Dr. Carter Blakes Arbeit „On the Naulette Jaw“, „Anthropological Review“, Sept. 1867). Dieser Anthropologe sagt: „Die Höhlen an den Böschungen der Lesse im südöstlichen Belgien geben Zeugnis für den vielleicht niedrigsten Menschen, wie der Kiefer von Naulette zeigt. Ein solcher Mensch besaß jedoch steinerne Amulette, die zur Verzierung durchbohrt waren. Sie waren aus einem Psammit angefertigt, der heute im Becken der Gironde gefunden wird.“
Somit war der belgische Mensch extrem alt. Dieser Mensch, der vor der großen Flut lebte – die das Hochland Belgiens mit einer das Niveau der gegenwärtigen Flüsse um 30 Meter überragenden Ablagerung von Lehm und Hochlandkies bedeckte – muss die Charaktere des Turaniers und des Schwarzen in sich vereint haben. Der Mensch von Cannstatt oder La Naulette kann schwarz gewesen sein und hatte nichts mit dem arischen Typus zu tun, dessen Überreste aus derselben Zeit stammen wie die des Höhlenbärs von Engis. Die Bewohner der aquitanischen Knochenhöhlen gehören einer viel späteren Geschichtsperiode an und könnten jünger sein als der Erstere.
Wenn diese Aussage aufgrund dessen infrage gestellt wird, dass die Wissenschaft das Alter nicht bestimmen kann, auch wenn sie nicht bestreitet, dass der Mensch bereits seit außerordentlich langer Zeit auf der Erde anwesend ist, da diese Anwesenheit durch die nicht feststellbare Dauer geologischer Perioden bestimmt wird; wenn angeführt wird, dass die Wissenschaftler ganz entschieden Behauptungen widersprechen, z. B. der Mensch sei den Tieren vorangegangen oder die Zivilisation datiere auf die frühesten Perioden des Eozäns, oder wiederum, dass jemals Riesen, dreiäugige und vierarmige und vierbeinige Menschen, Androgyne etc. existiert hätten, dann werden die Gegner ihrerseits gefragt: „Woher wollt ihr das wissen? Welchen Beweis habt ihr außer eure persönlichen Hypothesen, von welchen jede einzelne jeden Tag durch neue Entdeckungen verworfen werden kann?“ Und diese zukünftigen Entdeckungen werden sicherlich beweisen, dass, was auch immer dieser den Anthropologen bekannte frühe Typus des Menschen dem Antlitz nach gewesen sein mag, es in keinerlei Hinsicht affenartig war. Der Cannstatt- und der Engis-Mensch besaßen gleichermaßen wesentliche menschliche Attribute (siehe de Quatrefages und Hamy, „Les Crânes de races humaines“). Die Menschen haben das fehlende Glied am falschen Ende der Kette gesucht; und der Neandertaler wurde vor langer Zeit in die „Rumpelkammer aller voreiligen Missgriffe“ verabschiedet (ibid.). Disraeli teilte den Menschen in die Genossen der Affen und der Engel ein. [SD # 745] Im Text werden Argumente zugunsten einer „Engeltheorie“ angegeben – wie die Christen sagen würden – da sie zumindest auf einige Menschenrassen anwendbar ist. Selbst von der Annahme ausgehend, der Mensch existiere erst seit dem Miozän, könnte die Menschheit insgesamt auf keinen Fall aus den elenden Wilden des paläolithischen Zeitalters bestehen, wie sie jetzt von den Wissenschaftlern dargestellt werden. Alles, was sie behaupten, ist willkürliche, spekulative Vermutung, von ihnen erfunden, um ihren eigenen fantastischen Theorien zu entsprechen und sich in dieselben einzufügen.
Wir sprechen von Ereignissen, die Hunderttausende von Jahren, ja sogar Millionen von Jahren zurückliegen – wenn der Mensch aus den geologischen Perioden stammt99 – nicht von irgendwelchen Ereignissen, die sich in den wenigen tausend Jahren der prähistorischen Zeitspanne ereigneten, welche die ängstliche und stets vorsichtige Geschichtsschreibung zulässt. Doch gibt es Wissenschaftler, die annähernd unsere Denkart teilen. Von dem tapferen Geständnis des Abbé Bourbourg, der sagt, dass „Überlieferungen, deren Spuren auch in Mexiko, in Zentralamerika, in Peru und in Bolivien zu finden sind, auf die Idee hinweisen, dass der Mensch in diesen verschiedenen Ländern zur Zeit der riesigen Hebung der Anden bereits existierte, und dass er die Erinnerung daran bewahrte“ – bis herab zu den spätesten Paläontologen und Anthropologen unterstützt die Mehrheit der Wissenschaftler gegenwärtig ein derartig hohes Alter des Menschen. Apropos Peru – wurde irgendein befriedigender Versuch unternommen, die ethnologischen Verwandtschaften und Eigenschaften der Rasse zu bestimmen, welche die zyklopischen Bauten errichtete, deren Ruinen die Überreste einer großen Zivilisation zur Schau stellen? Bei Kuelap z. B. sind solche Ruinen zu finden, bestehend „aus einem Wall bearbeiteter Steine, 3.600 Fuß lang, 560 Fuß breit und 150 Fuß hoch, der eine kompakte Masse mit einer abgeflachten Spitze bildet. Auf dieser Masse befand sich eine weitere, 600 Fuß lang, 500 Fuß breit und 150 Fuß hoch, was zusammen eine Höhe von 300 Fuß ausmacht. Darin befanden sich Räume und Zellen (vgl. die Fülle der von Donnelly gesammelten Beweise, die zeigen, dass die peruanische Kolonie ein Zweig der Atlantier war). Eine Tatsache, die viel zu denken gibt, ist die überraschende Ähnlichkeit zwischen der Architektur dieser Großbauten und jener der archaischen europäischen Nationen. Fergusson betrachtet die Analogien zwischen den Ruinen der „Inka“-Zivilisation und den zyklopischen Überresten der Pelasger in Italien und Griechenland als eine Übereinstimmung, und zwar „die bemerkenswerteste in der Geschichte der Architektur“. „Es ist schwer, der Schlussfolgerung zu widerstehen, es könnte irgendeine Beziehung zwischen ihnen bestehen.“ Diese „Beziehung“ wird einfach durch die Abstammung der Stämme erklärt, die diese Bauten erdachten, [SD # 746] von einem gemeinsamen Zentrum auf einem atlantischen Kontinent. Ausschließlich diese Annahme kann uns zur Annäherung an eine Lösung dieses und ähnlicher Probleme in nahezu jedem Zweig der modernen Wissenschaft verhelfen.
Dr. Lartet erledigt bei der Behandlung des Gegenstandes die Frage mit der Erklärung, „die so lange bestrittene Wahrheit der Koexistenz des Menschen mit den großen ausgestorbenen Arten (Elephas primigenius, Rhinoceros tichorrhinus, Hyaena spelaea, Ursus spelaeus etc.) scheint mir für alle Zukunft unerschütterlich und endgültig von der Wissenschaft erobert worden zu sein“ („Cavernes du Périgord“, S. 35).
Es wird anderwärts gezeigt, dass das auch die Ansicht von de Quatrefages ist. Er sagt: „Der Mensch hat aller Wahrscheinlichkeit nach das Miozän100 und infolge dessen auch das gesamte Pliozän gesehen. Es gibt Gründe zu glauben, dass „seine Spuren noch weiter zurück gefunden werden können . . . .“, fügt er hinzu („The Human Species”, S. 152).
Ägypten ist viel älter als Europa, wie es jetzt auf der Landkarte dargestellt wird. Atlanto-arische Stämme begannen sich darauf niederzulassen, als die Britischen Inseln101 und Frankreich noch nicht einmal existierten. Es ist gut bekannt, dass „die Zunge des ägyptischen Meeres“ oder das unterägyptische Delta nur sehr allmählich Festland wurde und dem Hochland Abessiniens folgte; ungleich dem Letzteren, das sich vergleichsweise plötzlich erhob, wurde das unterägyptische Festland nur sehr langsam gebildet, in langen Zeitaltern durch aufeinanderfolgende Schichten von Meeresschlamm und von dem von einem großen Fluss mitgeführten und jedes Jahr abgesetzten Schlamm, dem heutigen Nil. Aber selbst das Delta wurde als festes und fruchtbares Land mehr als 100.000 Jahre bewohnt. Spätere Stämme, mit noch mehr arischem Blut als ihre Vorgänger, kamen aus dem Osten und eroberten ein Volk, von welchem selbst der Name für die Nachwelt verloren ist, ausgenommen in den Geheimen Büchern. Diese natürliche Schlammbarriere, die langsam und sicher jedes Boot verschlang, das sich den ungastlichen Ufern näherte, war bis einige Jahrtausende v. Chr. der beste Schutz der späteren Ägypter, die es fertig gebracht hatten, über Arabien, Abessinien und Nubien dorthin zu gelangen, angeführt von Manu Vina zur Zeit Vishvamitras (siehe in „Isis Unveiled“, Bd. I, S. 627, was Kulluka Bhatta sagt).
Das hohe Alter des Menschen wird mit jedem Tag einleuchtender, sodass sich selbst die Kirche auf eine ehrenvolle Übergabe und den Rückzug vorbereitet. Der gelehrte Abbé Fabre, Professor an der Sorbonne, erklärte kategorisch, [SD # 747] dass die prähistorische Paläontologie und Archäologie in den Schichten des Tertiärs . . . . . so viele Spuren des voradamischen Menschen entdecken könne, wie es ihr beliebe, ohne den Schriften irgendwelchen Schaden zuzufügen. „Da sie mit Ausnahme einer einzigen (die laut dem Abbé das Diluvium hervorbrachte) sämtliche der vorletzten Sintflut vorangegangenen Schöpfungen außer Acht lässt, stellt es uns die biblische Offenbarung frei, die Existenz des Menschen im alten Diluvium, im Pliozän und selbst in den eozänen Schichten einzuräumen. Andererseits stimmen jedoch nicht alle Geologen darin überein, die den Globus in den ursprünglichen Zeitaltern bewohnenden Menschen als unsere Vorfahren zu betrachten.102
Der Tag, an dem die Kirche erkennen wird, dass ihre einzige Erlösung in der okkulten Auslegung der Bibel liegt, mag nicht so fern sein, wie einige annehmen. So mancher Abbé und Geistliche wurde zu einem begeisterten Kabbalisten, und ebenso viele erscheinen öffentlich in der Arena und brechen mit Theosophen und Okkultisten zusammen eine Lanze in der Unterstützung der metaphysischen Auslegung der Bibel. Aber zu ihrem Unglück beginnen sie am falschen Ende. Wir raten ihnen, bevor sie über das Metaphysische in ihren Schriften zu spekulieren beginnen, zuerst das zu studieren und zu beherrschen, was sich auf das rein Physische bezieht – z. B. ihre Hinweise in Bezug auf die Geologie und die Ethnologie. Denn derartige Anspielungen auf die siebenfältige Beschaffenheit der Erde und des Menschen, auf die sieben Runden und Rassen, existieren im Neuen wie im Alten Testament, und sie sind für den, der beide symbolisch liest, so sichtbar wie die Sonne am Himmel. Auf was beziehen sich die Gesetze in Levitikus 23,15? Was ist der philosophische Grund für alle derartigen siebenzahligen Opfer und symbolischen Berechnungen wie: „Und ihr sollt euch zählen vom anderen Tage nach dem Sabbat, von dem Tage, da ihr die Webgarbe gebracht habt: Es sollen sieben volle Wochen sein“ (15), „. . . . zu dem Brote darbringen sieben einjährige Lämmer ohne Fehl“ (18). Man wird uns ohne Zweifel widersprechen, wenn wir behaupten, all diese „Web-“ und „Friedens“-Gaben dienten zur Erinnerung an die sieben „Sabbate“ der Mysterien, welche die sieben Pralayas darstellen zwischen den sieben Manvantaras, welche wir als Runden bezeichnen; denn „Sabbbat“ ist ein dehnbares Wort, das eine Ruheperiode beliebiger Art bedeutet, wie an anderer Stelle erklärt wird (Teil II, Kapitel über „Die Mysterien der Siebenerzahl“). Und wenn das nicht ausreichend überzeugt, dann können wir uns Vers (16) zuwenden, der hinzufügt: „Bis zum anderen Tage nach dem siebten Sabbat sollt ihr fünfzig Tage zählen, (neunundvierzig, 7 x 7 Stadien der Aktivität und neunundvierzig Stadien der Ruhe auf den sieben Globen der Kette, [SD # 748] und dann folgt die Sabbat-Ruhe, des fünfzigsten); nach welchem ihr Jehovah ein neues Fleischopfer darbringen sollt“, d. h. ein Opfer darbringen von eurem Fleisch oder euren „Röcken aus Fell“, und, indem ihr eure Körper ablegt, sollt ihr reine Geister bleiben. Dieses Opfergesetz, das im Laufe der Zeiten erniedrigt und materialisiert wurde, war eine von den frühesten Atlantiern herrührende Institution; sie kam über die Hebräer zu den „Chaldäern“, welche die „weisen Männer“ einer Kaste waren, nicht einer Nation, einer Gemeinde großer Adepten, die aus ihren „Schlangenhöhlen“ gekommen waren und sich viele Zeitalter vorher in Babylonien niedergelassen hatten. Und wenn diese Auslegung des Levitikus (der voller entstellter Gesetze Manus ist) als zu weit hergeholt befunden wird, wenden wir uns der Offenbarung zu. Welche Auslegung auch immer die profanen Mystiker dem berühmten siebzehnten Kapitel geben mögen, mit seinem Rätsel von der Frau in Purpur und Scharlach; ob nun die Protestanten die römischen Katholiken bestätigen mit ihrer Lesart: „Und an ihrer Stirn geschrieben einen Namen, ein Geheimnis: Die große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden“; oder ob die römischen Katholiken auf die Protestanten starren, die Okkultisten erklären in ihrer Unparteilichkeit, dass sich diese Worte von Anfang an auf alle und jede exoterische Kirchentümelei bezogen, auf die „zeremonielle Magie“ des Altertums mit ihren schrecklichen Wirkungen und auf die heute harmlose (weil entstellte) Posse der rituellen Verehrung. Das „Mysterium“ des Weibes und des Tieres sind die Symbole des seelenmordenden Kirchentums und des Aberglaubens. „Das Tier, das war und nicht ist, und da sein wird.“ „Hier ist der Verstand, der Weisheit hat: Die sieben Köpfe sind sieben Berge (sieben Kontinente und sieben Rassen), auf welchen das Weib sitzt“, das Symbol allen exoterischen, barbarischen, götzendienerischen Glaubens, die das Symbol mit dem „Blut der Heiligen und der Märtyrer“ bedeckten, die protestierten und protestieren. „Und es sind sieben Könige (sieben Rassen); fünf von ihnen sind gefallen (einschließlich unserer fünften Rasse), der eine ist (die fünfte dauert an), der andere (die sechste und die siebte Rasse) ist noch nicht gekommen; und wenn er (der Rassen-„König“) kommt, muß er eine kleine Weile bleiben.“ (10) Es gibt viele derartige apokalyptische Anspielungen, aber der Schüler soll sie selbst erforschen. Diese fünf Könige wurden bereits zuvor erwähnt.
Wenn sich die Bibel mit der Archäologie und der Geologie verbindet, um zu zeigen, dass die menschliche Zivilisation zumindest in Europa drei mehr oder weniger ausgeprägte Stadien durchlaufen hat; und wenn der Mensch, sowohl in Amerika als auch in Europa, ebenso sehr wie in Asien, aus geologischen Epochen stammt – warum sollten die Behauptungen der Geheimlehre nicht in Erwägung gezogen werden? Ist es philosophischer oder logischer und auch wissenschaftlicher mit Albert Gaudry nicht an einen miozänen Menschen zu glauben, wohingegen man davon überzeugt ist, dass die berühmten Feuersteine aus Thenay103 „von dem Dryopithecus-Affen bearbeitet wurden“, [SD # 749] oder mit dem Okkultisten zu glauben, dass der anthropomorphe Affe viele Zeitalter nach dem Menschen kam? Denn wenn einmal eingeräumt und sogar wissenschaftlich bewiesen wird, dass „in der Mitte des Miozäns keine einzige Säugetierart existierte, die mit einer heute lebenden Art identisch wäre“ (Albert Gaudry, „Les Enchaînements du Monde Animal dans les Temps Géologiques“, S. 240); und dass der Mensch damals ebenso war, wie er heute ist, lediglich größer und athletischer als wir104 – was ist dann das Problem? Dass er kaum von den Affen abstammen kann, die selbst nicht vor dem Miozän nachgewiesen sind,105 wird anderseits von verschiedenen berühmten Naturforschern bestätigt:
„So finden wir bei dem Urmenschen des Quartärs, der mit Steinwaffen gegen das Mammuth kämpfen musste, alle jene kraniologischen Merkmale, die allgemein als das Zeichen großer intellektueller Entwicklung betrachtet werden.“ (de Quatrefages, „The Human Species“, S. 312)
Wenn der Mensch, mit seinem ganzen Intellekt und seiner Weisheit begabt, nicht spontan aus einem gehirnlosen katarrhinen Ahnen hervorging, könnte er ein solches Gehirn innerhalb der Grenzen des Miozäns nicht erlangt haben, wenn wir dem gelehrten Abbé Bourgeois glauben dürfen (vide infra, Fußnote 2).
Was die Riesen betrifft, könnten, obwohl der größte bisher in Europa unter Fossilien gefundene Mensch der „Menton-Mensch“ ist (6 Fuß, 8 Inch), noch andere ausgegraben werden. Nilson, von Lubbock zitiert, stellt fest, dass „im Jahr 1807 in einem neolithischen Grab . . . . ein Skelett von außerordentlicher Größe gefunden wurde“, und dass es dem schottischen König Albus McGaldus zugeschrieben wurde.
Und wenn wir in unserer heutigen Zeit gelegentlich Männer und Frauen von 7 bis selbst 9 und 11 Fuß Größe finden, so beweist das nur – nach dem Gesetz des Atavismus oder des Wiederauftretens von charakteristischen Zügen der Ahnen – dass es eine Zeit gab, da 9 und 10 Fuß die durchschnittliche Größe der Menschen selbst in unseren spätesten indoeuropäischen Rassen war.
Aber da der Gegenstand anderwärts ausreichend behandelt worden ist, können wir zu den Lemuriern und den Atlantiern übergehen und sehen, was die alten Griechen über diese frühen Rassen wussten und was die modernen heute wissen.
Die von den ägyptischen Priestern erwähnte große Nation, von der die Vorväter der Griechen der trojanischen Zeit abstammen, und die, wie beteuert wird, von der atlantischen Rasse zerstört wurde, war damals, wie wir sehen, sicher keine Rasse paläolithischer Wilder. Nichtsdestoweniger scheint selbst in den Tagen Platons mit Ausnahme der Priester und Initiierten niemand irgendeine bestimmte Erinnerung an die vorhergegangenen Rassen bewahrt zu haben. [SD # 750] Die frühesten Ägypter waren von den spätesten Atlantiern um viele Zeitalter getrennt. Sie stammten selbst von einer fremden Rasse und hatten sich in Ägypten vor etwa 400.000 Jahre niedergelassen,106 ihre Initiierten hatten jedoch alle Aufzeichnungen bewahrt. Sogar noch zur Zeit von Herodot hatte sie die Statuen von 341 Königen in ihrem Besitz, die über ihre kleine atlanto-arische Unterrasse regiert hatten (vide über Letztere „Esoteric Buddhism“, S. 66, fünfte Ausgabe). Wenn wir nur zwanzig Jahre als eine Durchschnittszahl für die Regierung eines jeden Königs annehmen, muss der Beginn des ägyptischen Reiches von den Tagen Herodots ausgehend um ungefähr 17.000 Jahre zurückverlegt werden.
Bunsen räumt der großen Pyramide ein Alter von 20.000 Jahren ein. Modernere Archäologen wollen ihr nicht mehr als 5.000 oder höchstens 6.000 Jahre schenken, und bewilligen dem hunderttorigen Theben großmütig 7.000 Jahre seit der Zeit seiner Gründung. Und doch gibt es Berichte, die zeigen, dass ägyptische Priester – Initiierte – in nordwestlicher Richtung auf dem Landweg reisten über das, was später zur Straße von Gibraltar wurde. Dann kehrten sie nordwärts und reisten durch die zukünftigen phönizischen Niederlassungen des südlichen Galliens; dann noch weiter nach Norden, bis sie Carnac (Morbihan) erreichten, wo sie sich wieder nach Westen wandten, und, noch immer über Land reisend, auf dem nordwestlichen Vorgebirge des neuen Kontinents anlangten.107
Was war das Ziel ihrer langen Reise? Und wie weit müssen wir die Zeit solcher Besuche zurückverlegen? Die archaischen Berichte zeigen, dass sich die Initiierten der zweiten Unterrasse der arischen Familie von einem Land zum anderen begaben, um die Errichtung von Menhiren und Dolmen zu beaufsichtigen, von kolossalen Tierkreiszeichen aus Stein und von Beerdigungsstätten, die als Behälter zur Aufnahme der Asche künftiger Generationen dienen sollten. Wann geschah das? Die Tatsache, dass sie auf dem Landweg von Frankreich nach Großbritannien gelangten, kann eine Vorstellung von dem Zeitraum geben, wann eine solche Reise auf dem Festland ausgeführt worden sein konnte.
[SD # 751] Es war wie folgt:
„Als der Wasserspiegel des baltischen Meeres und der Nordsee 400 Fuß höher war als er heute ist; das Tal der Somme noch nicht bis zu der Tiefe ausgegraben war, die es jetzt erreicht hat; Sizilien mit Afrika vereinigt war, die Berberei mit Spanien; Karthago, die Pyramiden von Ägypten, die Paläste von Uxmal und Palenque noch nicht existierten und die kühnen Seefahrer von Tyrus und Sidon, die zu einer späteren Zeit ihre gefahrvollen Reisen entlang der Küsten Afrikas unternehmen sollten, noch nicht geboren waren. Was wir mit Sicherheit wissen ist, dass der europäische Mensch ein Zeitgenosse der ausgestorbenen Arten des Quartärs war, . . . . dass er Zeuge der Hebung der Alpen108 und des Vorrückens der Gletscher war, mit einem Wort, dass er Jahrtausende vor dem Aufdämmern der entferntesten geschichtlichen Überlieferungen lebte . . . . Es ist sogar möglich, dass der Mensch Zeitgenosse ausgestorbener Säugetiere noch älterer Art war . . . . des Elephas meridionalis aus dem Sand von St. Prest . . . . des Elephas antiquus, von denen man annimmt, dass sie älter sind als der Elephas primigenius, da ihre Knochen in einigen englischen Höhlen neben bearbeiteten Feuersteinen gefunden wurden, vereint mit denen des Rhinoceros haemitechus und selbst des Machairodus latidens, der noch früheren Datums ist. . . . E. A. Lartet ist auch der Ansicht, dass es tatsächlich nicht unmöglich ist, dass der Mensch bereits im Tertiär existierte.“109
Wenn die Idee wissenschaftlich „nicht unmöglich“ ist und zugestanden werden kann, dass der Mensch bereits im Tertiär existierte, kann man den Leser ebenso wohl daran erinnern, dass Croll den Beginn jener Periode vor 2.500.000 Jahren sieht (siehe Crolls „Climate and Time in their Geological Relations“). Aber es gab auch eine Zeit, wo er ihm 15.000.000 Jahre zuschrieb.
Und wenn all das über den europäischen Menschen gesagt werden kann, wie alt ist dann der lemuro-atlantische und der atlanto-arische Mensch? Jeder den Fortschritt der Wissenschaft verfolgende gebildete Mensch weiß, wie alle Spuren des Menschen aus dem Tertiär interpretiert werden. Die Verleumdungen, mit denen Desnoyers im Jahr 1863 überschüttet wurde, als er dem französischen Institut ankündigte, dass er eine Entdeckung gemacht habe „in den unberührten pliozänen Sandablagerungen von St. Prest bei Chartres, welche die Koexistenz des Menschen mit dem Elephas meridionalis beweise“ –, waren der Gelegenheit angemessen. Die spätere Entdeckung (1867) von Abbé Bourgeois, dass der Mensch in der Miozänepoche lebte, und die Aufnahme, die ihr auf dem im Jahr 1872 in Brüssel abgehaltenen Prähistorischen Kongress zuteil wurde, [SD # 752] beweist, dass der durchschnittliche Wissenschaftler nur das sehen wird, was er sehen will.110
Die moderne Archäologie spekuliert zwar endlos über die Dolmen und ihre Erbauer, tatsächlich weiß sie aber gar nichts über sie und ihren Ursprung. Diese unheimlichen und oft kolossalen Denkmäler bestehen aus unbearbeiteten Felsen – die gewöhnlich aus vier oder sieben riesigen zusammengestellten Blöcken bestehen – und finden sich über Asien, Europa, Amerika und Afrika in Gruppen oder Reihen verstreut. Steine von enormer Größe finden sich horizontal und auf unterschiedliche Art über zwei, drei, vier und, wie in Poitou, über sechs und sieben Blöcke gelegt. Das Volk nennt sie „Teufelsaltäre“, Druidensteine und Riesengräber. Die Steine von Carnac in Morbihan in der Bretagne – 11.000 Steine über eine Strecke von einer Meile und in elf Reihen angeordnet – sind die Zwillingsschwestern derer von Stonehenge. Der konische Menhir von Locmariaquer, in Morbihan, misst zwanzig Ellen in der Länge und nahezu zwei Ellen in der Breite. Der Menhir von Champ-Dolent (bei St. Malo) erhebt sich dreißig Fuß über den Boden und erreicht eine Tiefe von fünfzehn Fuß. Auf derartige Dolmen und vorgeschichtliche Denkmäler trifft man auf nahezu jedem Breitengrad. Sie finden sich im Mittelmeerbecken; in Dänemark (zwischen den lokalen, etwa siebenundzwanzig bis fünfundvierzig Fuß hohen Tumuli); in Shetland und in Schweden, wo sie Ganggriften (oder Gräber mit Gängen) genannt werden; ferner in Deutschland, wo sie als Riesengräber (Hünengräber) bekannt sind; in Spanien (siehe den Dolmen von Antequera bei Malaga) und in Afrika; in Palästina und Algerien; in Sardinien (siehe den Nuraghe und Sepolture dei Giganti, oder die Riesengräber); im indischen Malabar, wo sie die Gräber der Daityas (Riesen) und der Rakshasas genannt werden, der Menschendämonen von Lanka; in Russland und Sibirien, wo sie als Kurgan bekannt sind; in Peru und Bolivien, wo sie als Chullpas oder Begräbnisplätze bezeichnet werden etc. etc. etc.
Es gibt kein Land, in dem sie nicht zu finden wären. Wer errichtete sie? Warum werden sie alle mit Schlangen und Drachen in Verbindung gebracht, mit Alligatoren und Krokodilen? Weil Überreste „paläolithischer Menschen“, wie man glaubt, in einigen von ihnen gefunden wurden, und weil in den Begräbnishügeln Amerikas Körper von späteren Rassen mit der üblichen Ausstattung von Knochenhalsbändern, Waffen und Stein- und Kupferurnen etc. entdeckt wurden, deshalb sind sie alte Gräber! Ganz bestimmt jedoch waren die beiden berühmten Hügel – der eine im Mississippital und der andere in Ohio – die jeweils als „Alligatorhügel“ und „Großer Schlangenhügel“ bekannt sind, [SD # 753] niemals als Gräber gedacht111 (vide infra). Dennoch wird mit Nachdruck behauptet, die Hügel und die Errichter der Hügel oder Dolmen in Europa seien alle „pelasgisch“, früher als die Inkas in Amerika und doch „nicht aus sehr ferner Vorzeit“. Sie wurden „nicht von einer Rasse von Dolmenerrichtern“ erbaut, die niemals existierte (meinen de Mortillet, Bastian, und Westropp), außer in der früheren archäologischen Fantasie. Schließlich wird jetzt Virchows Ansicht über die Hünengräber in Deutschland als Axiom akzeptiert: „Lediglich die Gräber sind gigantisch, nicht aber die sich in ihnen befindenden Skelette“, sagt der deutsche Biologe; und die Archäologie kann sich nur beugen und der Entscheidung unterwerfen.112
Dass bisher noch keine riesigen Skelette in den „Gräbern“ gefunden wurden, ist kein Grund dafür zu behaupten, es hätten sich niemals Überreste von Riesen darin befunden. Die Totenverbrennung war bis zu einer verhältnismäßig jungen Periode vor etwa 80.000 oder 100.000 Jahren allgemein verbreitet. Die echten Riesen waren außerdem fast alle mit Atlantis ertrunken. Nichtsdestoweniger sprechen klassische Schriftsteller, wie wir an anderer Stelle gezeigt haben, häufig von riesigen Skeletten, die zu ihrer Zeit gefunden wurden. Außerdem können menschliche Fossilien bis jetzt an den Fingern abgezählt werden. Kein bis jetzt jemals gefundenes Skelett ist älter als 50.000 oder 60.000 Jahre,113 und die Größe des Menschen verringerte sich seit der Zeit der dritten Unterrasse des arischen Stammes, die – in Europa und Kleinasien unter neuen Klimaten und Bedingungen geboren und entwickelt – europäisch geworden war, von 15 auf 10 oder 12 Fuß. Seit damals hat sie, wie wir gesagt haben, stetig abgenommen. Es ist daher richtiger zu sagen, die Gräber sind ausschließlich archaisch, und nicht notwendigerweise die menschlichen Körper, die gelegentlich in ihnen gefunden wurden; und dass diese Gräber, da sie ja eine enorme Größe aufweisen, auch Riesen enthalten haben müssen,114 oder vielmehr die Asche von Generationen von Riesen.
[SD # 754] Nicht alle derartigen zyklopischen Bauten waren als Gräber gedacht. Die Reise der oben erwähnten Initiierten hatte mit den sogenannten druidischen Überresten wie Carnac in der Bretagne und Stonehenge in Großbritannien zu tun. Diese gigantischen Denkmäler sind alle symbolische Aufzeichnungen der Weltgeschichte. Sie sind nicht druidisch, sondern universal. Auch wurden sie nicht von den Druiden erbaut, denn diese waren lediglich die Erben der zyklopischen Lehre, die ihnen von Generationen mächtiger Baumeister und „Magier“, sowohl guter als auch böser, hinterlassen worden war.
Es wird immer ein bedauernswerter Gegenstand bleiben, dass die die tatsächliche Existenz von Riesen a priori verwerfende Geschichte uns so wenig von den Berichten des Altertums über sie überlieferte. Doch spielen die Riesen in nahezu jeder Mythologie – die schließlich alte Geschichte ist – eine bedeutsame Rolle. In der alten nordischen Mythologie waren die Riesen, Skrymir und seine Brüder, welche die Söhne der Götter bekämpften, mächtige Faktoren in den Erzählungen über Gottheiten und Menschen. Die moderne Auslegung, die diese Riesen zu den Brüdern der Zwerge macht und die Kämpfe der Götter auf die Geschichte der Entwicklung der arischen Rasse reduziert, wird lediglich bei den Anhängern der arischen Theorie Anklang finden wie sie von Max Müller dargelegt wird. Zugestanden, dass die turanischen Rassen durch die Zwerge (Dwergar) versinnbildlicht wurden und dass eine dunkle, rundköpfige und zwergartige Rasse von den hellhäutigen Skandinaviern, oder den Asen, da die Götter den Menschen gleichen, nordwärts getrieben wurden, existiert noch immer kein anthropologischer Beweis für die Existenz einer Rasse von Riesen in Zeit oder Raum, weder in der Geschichte noch in irgendeinem anderen wissenschaftlichen Werk. Dass sie aber existieren, weitgehend und de facto Seite an Seite mit Zwergen, kann Schweinfurth bezeugen. Die Nyam-Nyam Afrikas sind regelrechte Zwerge, während ihre direkten Nachbarn (verschiedene Stämme verhältnismäßig hellfarbiger Afrikaner) im Vergleich zu den Nyam-Nyam Riesen sind und selbst für Europäer sehr groß, da ihre Frauen alle mehr als 6½ Fuß groß sind (vide Schweinfurths neueste Werke).
In Cornwall und im alten Britannien sind die Überlieferungen von diesen Riesen andererseits absolut normal. Man sagt über sie, dass sie selbst bis in die Zeit von König Arthur lebten. All das zeigt, dass unter den keltischen Völkern Riesen bis zu einer späteren Zeit lebten als unter den teutonischen Völkern.
Wenn wir uns der Neuen Welt zuwenden, finden wir Überlieferungen von einer Rasse von Götter und Menschen bekämpfenden Riesen in Tarija an den östlichen Hängen der Anden und in Ecuador. Diese alten Überzeugungen bezeichnen gewisse Örtlichkeiten als „Los Campos de los Gigantes“ – die „Felder der Riesen“; sie stehen immer in einem Zusammenhang mit dem Vorkommen pliozäner Säugetiere und im Pliozän erhöhter Gestade. „Nicht alle Riesen liegen unter dem Berg Ossa“, und tatsächlich wäre es eine armselige Anthropologie, welche die Überlieferungen von Riesen auf die griechische und biblische Mythologie beschränken wollte. Slawische Länder, insbesondere Russland, sind voll von Legenden über die Bogatyri (mächtige Riesen) der alten Zeit; [SD # 755] und ihre Folklore, deren größter Teil als Grundlage der nationalen Erzählungen diente, ihre ältesten Gesänge und ihre archaischsten Überlieferungen sprechen von den Riesen der alten Zeit. So können wir mit Sicherheit die moderne Theorie ablehnen, die aus den Titanen lediglich Symbole machen will, die für kosmische Zwecke stehen. Sie waren wirkliche, lebendige Menschen, einerlei ob zwanzig oder nur zwölf Fuß groß. Selbst die homerischen Helden, die in der Geschichte der Rassen natürlich einer viel jüngeren Periode angehören, scheinen Waffen von einer Größe und einem Gewicht geschwungen zu haben, welche die Kraft der stärksten Menschen der modernen Zeit übersteigen.
„Nicht zweimal zehn konnten die mächt‘ge Masse erheben,
Männer, wie sie in diesen degenerierten Tagen leben.”
Wenn die fossilen Fußabdrücke von Carson bei Nevada in den USA menschlich sind, deuten sie auf riesige Menschen hin. An ihrer Echtheit kann kein Zweifel bestehen. Es ist zu bedauern, dass die modernen und wissenschaftlichen Beweise für riesenhafte Menschen lediglich auf Fußabdrücken mutmaßlicher Riesen basieren. Immer und immer wieder wurden Skelette angenommener Riesen als von Elefanten und Mastodonten stammend identifiziert. Aber alle derartigen Irrtümer vor der Zeit der Geologie, und selbst die Reisemärchen Sir John Mandevilles – der behauptet, er habe in Indien 56 Fuß große Riesen gesehen – zeigen lediglich, dass der Glaube an die Existenz von Riesen niemals, zu gar keiner Zeit, aus der Erinnerung der Menschen verschwunden ist.
Bekannt und akzeptiert ist, dass verschiedene Rassen riesiger Menschen existierten und deutliche Spuren zurückgelassen haben. Im „Journal of the Anthropological Institute“ (Bd. 1, Aufsatz von Dr. C. Carter Blake, 1871) wird gezeigt, dass eine solche Rasse in Palmyra und möglicherweise in Midian existierte, deren Schädelformen sich von den jüdischen vollkommen unterschieden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass eine weitere derartige Rasse in Samaria existierte, und dass das mysteriöse Volk, das die Steinkreise in Galiläa aufrichtete, die neolithischen Feuersteine im Jordantal bearbeitete und eine alte semitische Sprache bewahrte, die sich von der hebräischen Quadratschrift vollkommen unterschied, von sehr hoher Statur gewesen ist. Die englischen Übersetzungen der Bibel sind niemals verlässlich, auch nicht in ihren modernen revidierten Formen. Sie erzählen von den Nephilim, übersetzen das Wort mit „Riesen“, und fügen ferner hinzu, dass sie „haarige“ Menschen waren, wahrscheinlich die großen und mächtigen Prototypen der späteren Satyrn, die von der kirchenväterlichen Fantasie so wortgewandt beschrieben wurden; einige dieser Kirchenväter versichern ihren Bewunderern und Anhängern, dass sie diese „Satyrn“ selbst gesehen haben – einige lebendig, andere eingepökelt und konserviert. Nachdem das Wort „Riesen“ einmal als Synonym für Nephilim akzeptiert war, identifizierten sie die Kommentatoren seither mit den Söhnen Enaks. Die Freibeuter, die sich des Gelobten Landes bemächtigten, trafen eine dort bereits siedelnde Bevölkerung an, die ihre eigene Körpergröße bei Weitem übertraf, und sie bezeichneten sie als ein Geschlecht von Riesen. Die Rassen wirklich riesiger Menschen waren jedoch bereits Zeitalter vor der Geburt von Moses verschwunden. Diese großen Menschen existierten in Kanaan [SD # 756] und ebenso in Baschan, und sie mögen bei den Nabathäern von Midian Vertreter gehabt haben. Sie waren von viel größerer Statur als die untersetzten Juden. Vor viertausend Jahren unterschieden sie sich von den Kindern Hebers durch ihre Schädelbildung und ihre große Statur. Vor vierzigtausend Jahren mögen ihre Vorfahren von noch gewaltigerer Größe gewesen sein, und vierhunderttausend Jahre früher müssen sie im Verhältnis zum heutigen Menschen im gleichen Größenverhältnis gestanden haben wie die Brobdingnagier zu den Liliputanern. Die Atlantier der mittleren Periode wurden die Großen Drachen genannt, und das erste Symbol ihrer Stammesgottheiten, als die „Götter“ und die göttlichen Dynastien sie verlassen hatten, war das einer riesigen Schlange.
Das den Ursprung und die Religion der Druiden verschleiernde Mysterium ist für den modernen Symbologen ebenso groß wie das ihrer mutmaßlichen Heiligtümer, nicht jedoch für die initiierten Okkultisten. Ihre Priester waren die Nachfahren der letzten Atlantier, und was von ihnen bekannt ist, reicht aus den Schluss zu erlauben, dass sie den Chaldäern und Indern verwandte östliche Priester waren, aber nicht viel mehr. Es kann daraus geschlossen werden, dass sie ihre Gottheit genauso symbolisierten wie die Hindus ihren Vishnu, wie die Ägypter ihren Mysteriengott und wie die Erbauer des Great Serpent Mound von Ohio ihren verehrten – und zwar in Form der „Mächtigen Schlange“, des Emblems der ewigen Gottheit Zeit (der indische Kala). Plinius nannte sie die „Magier der Gallier und Britannier“. Doch sie waren mehr als das. Der Verfasser der „Indian Antiquities“ findet große Verwandtschaft zwischen den Druiden und den indischen Brahmanen. Dr. Borlase weist auf eine große Ähnlichkeit zwischen ihnen und den persischen Magiern hin;115 andere werden eine Identität zwischen ihnen und der orphischen Priesterschaft von Thrakien erkennen: Lediglich darum, weil sie in ihren esoterischen Lehren mit der universalen Weisheitsreligion im Zusammenhang standen und somit Affinitäten mit dem exoterischen Gottesdienst aller aufwiesen.
Wie die Inder, die Griechen und die Römer (wir sprechen von den Initiierten), die Chaldäer und die Ägypter, glaubten die Druiden an die Lehre aufeinanderfolgender Welten und auch der sieben „Schöpfungen“ (neuer Kontinente) und Umwandlungen der Erdoberfläche, und an eine siebenfältige Nacht und einen ebensolchen Tag für jede Erde oder jeden Globus (siehe „Esoteric Buddhism“). Wo immer die Schlange mit dem Ei gefunden wird, ist dieser Lehrsatz mit Sicherheit vorhanden. Ihre Dracontia sind ein Beweis dafür. Dieser Glaube war so universal, dass wir ihn überall entdecken werden, wenn wir in der Esoterik der verschiedenen Religionen nach ihm suchen. Wir werden ihn bei den arischen Hindus und Anhängern des Zoroastrismus finden, bei den Griechen, bei den Lateinern und selbst bei den alten Juden und frühen Christen, deren moderne Stämme jetzt kaum verstehen, [SD # 757] was sie in ihren Schriften lesen. Sehen wir, was Seneca sagt in „Epistel“, 9 und „Quaest. Nat.“ III, c, ult.: „Wenn die Welt geschmolzen und wieder in Jupiters Schoß eingetreten ist, verharrt dieser Gott eine Zeitlang vollständig in sich selbst gesammelt, und bleibt verborgen, gewissermaßen vollständig versunken in die Betrachtung seiner eigenen Ideen. Hernach sehen wir eine neue Welt aus ihm entspringen. . . . Ein unschuldiges Geschlecht von Menschen und Tieren wird von Neuem gebildet. . . . etc.“ Und wieder, bei der Besprechung dessen, dass eine Weltauflösung die Zerstörung oder den Tod von allem in sich einschließt, lehrt er (Seneca) uns: „Wenn die Gesetze der Natur dem Untergang anheimfallen, und der letzte Tag der Welt kommt, wird der Südpol bei seinem Sturz alle Regionen Afrikas zertrümmern, und der Nordpol wird alle Länder unterhalb seiner Achse vergraben. Die erschrockene Sonne wird ihres Lichts beraubt sein; der zusammenstürzende Himmelspalast wird zugleich sowohl Leben als auch Tod hervorbringen, und eine Art von Auflösung wird gleichermaßen alle Gottheiten ergreifen, die so in ihr ursprüngliches Chaos zurückkehren werden.“ (Zitat in „The Book of God: The Apocalypse of Adam-Oannes“, S. 160)
Man könnte meinen, darin den puranischen Bericht von Parashara über das große Pralaya zu lesen. Es sagt beinahe dasselbe, Idee um Idee. Gibt es im Christentum nichts Derartiges? Sehr wohl, meinen wir. Möge der Leser irgendeine englische Bibel aufschlagen und in Kapitel 3:3-14 den zweiten Brief von Petrus lesen, und er wird dort dieselben Ideen finden: . . . „In den letzten Tagen werden Spötter kommen . . . und sagen: Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? . . . . seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so [wie] von Anfang der Schöpfung an. Denn nach ihrem eigenen Willen ist ihnen dies verborgen, daß von alters her Himmel waren und eine Erde, entstehend aus Wasser und im Wasser durch das Wort Gottes, durch welche die damalige Welt, vom Wasser überschwemmt, unterging. Die jetzigen Himmel aber und die Erde sind durch sein Wort aufbewahrt, für das Feuer behalten . . . . dessentwegen die Himmel, in Feuer geraten, werden aufgelöst . . . . und die Elemente im Brande zerschmelzen werden . . . . Wir erwarten aber . . . . neue Himmel und eine neue Erde . . . . “ Wenn es den Interpreten beliebt, darin eine Bezugnahme auf die Schöpfung, die Sintflut und die verheißene Ankunft Christi zu sehen, wonach sie in einem neuen Jerusalem im Himmel leben werden, so ist das nicht die Schuld von „Petrus“. Was der Verfasser der Epistel meinte, war die Vernichtung dieser unserer fünften Rasse durch unterirdische Feuer und Überschwemmungen und das Erscheinen neuer Kontinente für die sechste Wurzelrasse. Denn die Verfasser der Epistel waren alle in der Symbologie unterrichtet, wenn nicht sogar in den Wissenschaften.
An anderer Stelle wurde bereits erwähnt, dass der Glaube an die siebenfältige Konstitution unserer „Kette“ der älteste Lehrsatz der frühen Iraner war, die ihn von dem ersten Zarathustra empfingen. Es ist an der Zeit, das jenen Parsen zu beweisen, die den Schlüssel zur Bedeutung ihrer Schriften verloren haben. Im Avesta wird die Erde gleichzeitig als sieben- und dreifältig angesehen. Das hält Dr. Geiger für eine Inkongruenz, und zwar aus folgenden Gründen, die er als Widersprüche bezeichnet; [SD # 758] das Avesta spricht von drei Dritteln der Erde, weil der Rigveda „drei Erden“ erwähnt . . . . „Drei übereinanderliegende Schichten oder Ebenen, eine über der anderen, sollen damit gemeint sein.“116 Aber er befindet sich im Irrtum, ebenso wie alle profanen exoterischen Übersetzer. Das Avesta hat die Idee nicht aus dem Rigveda entlehnt, sondern gibt lediglich die esoterische Lehre wieder. Die „drei Schichten oder Ebenen“ beziehen sich nicht allein auf unseren Globus, sondern auch auf die Ebenen der Globen unserer Erdkette – welche auf jeder Ebene paarweise angeordnet sind, der eine auf dem absteigenden, der andere auf dem aufsteigenden Bogen. Im Hinblick auf die Sphären oder Globen oberhalb unserer Erde, der siebten und der vierten, ist die Erde siebenteilig, und in Bezug auf die Ebenen oberhalb unserer Ebene – dreiteilig. Diese Bedeutung wird im Text des Avestas und Vendidads ausgeführt und bestätigt, selbst durch die Spekulationen – höchst mühsame und unbefriedigende Vermutungen – der Übersetzer und Kommentatoren. Es folgt somit, dass die Einteilung der „Erde“, oder vielmehr der Erdkette, in sieben Karshvars nicht in Widerspruch mit den drei „Zonen“ steht, wenn dieser Begriff als „Ebenen“ verstanden wird. Wie Geiger bemerkt, ist diese siebenfältige Einteilung sehr alt – die älteste von allen – da bereits die Gathas von der „siebenteiligen Erde“ sprechen (Bumi haptaiti, „Yasna“, xxxii, 3). Denn „den Angaben der parsischen Schriften zufolge müssen die sieben Karshvars als gänzlich getrennte Teile der Erde betrachtet werden“, was sie auch sicherlich sind. Denn „zwischen ihnen fließt der Ozean, so dass es unmöglich ist, wie an verschiedenen Stellen gesagt wird, von einem Karshvar zum anderen zu gelangen“.117 Der „Ozean“ ist natürlich der Raum, denn Letzterer wurde als „die Wasser des Raumes“ bezeichnet, bevor er als Äther bekannt war. Außerdem wird das Wort Karshvar konsequent mit Dvipa wiedergegeben, und besonders Qaniratha mit Jambudvipa („Neryosangh, Übersetzer des Yasnas“).118 Diese Tatsache wird von den Orientalisten jedoch nicht berücksichtigt, und so müssen wir feststellen, das selbst ein so gelehrter Zoroastrier und gebürtiger Parse wie der Übersetzer von Geigers Werk achtlos und ohne einen einzigen Kommentar über die vielfältigen Anmerkungen des Ersteren bezüglich „Inkongruenzen“ dieser Art in den altpersischen Schriften hinweggeht. Eine dieser „Inkongruenzen“ und „Koinzidenzen“ betrifft die Ähnlichkeit der zoroastrischen mit der indischen Lehre in Bezug auf die sieben Dvipas (Inseln oder vielmehr Kontinente), wie man ihnen in den Puranas begegnet, nämlich: „Die Dvipas bilden durch den Ozean getrennte konzentrische Ringe, welche Jambudvipa umgeben, die im Mittelpunkt gelegen ist“ (S. 130, Bd. I), und, „der iranischen Überzeugung zufolge liegt der Karshvar Qaniratha gleichermaßen in der Mitte der anderen . . . ., jeder von ihnen (die sechs anderen Karshvars) ist ein besonderer, für sich existierender Raum, und so gruppieren sie sich rund um (oberhalb) Qaniratha (ibid., S. 131). [SD # 759] Nun ist Qaniratha nicht, wie Geiger und sein Übersetzer annehmen, „das von den iranischen Stämmen bewohnte Land“, und die anderen Namen bedeuten nicht „die angrenzenden Gebiete fremder Völker im Norden, Süden, Westen und Osten“ (S. 132), sondern sie bezeichnen unseren Globus oder unsere Erde. Denn was ist mit dem Satz gemeint, der dem zuletzt angeführten folgt – „zwei, Vorubarshti und Voruzarshti, liegen im Norden; zwei, Vidadhafshu und Fradadhafshu im Süden; Savahi und Arzahi im Osten und Westen“? Es handelt sich dabei lediglich um eine sehr anschauliche und genaue Beschreibung unserer Planeten“kette“, der Erde, welche im „Buch Dzyan“ (11) wie folgt dargestellt wird:
Die oben angegebenen mazdäischen Namen brauchen lediglich durch die in der Geheimlehre verwendeten ersetzt werden, um einen orthodoxen Lehrsatz zu formulieren. Die „Erde“ (unsere Welt) ist deshalb „dreiteilig“, weil die Weltenkette auf drei verschiedenen Ebenen über unserem Globus gelegen ist; und aufgrund der sieben die Kette zusammensetzenden Globen oder Sphären ist sie siebenteilig. Folglich ist die weitere Bedeutung im „Vendidad“, XIX, 39 angegeben, der zeigt: „Qaniratha allein ist verbunden mit imat, ‘diesem’ (dieser Erde), während alle anderen Keshvar mit dem Wort ‘avat’, ‘jenem’ oder jenen kombiniert werden – den oberen Erden.“ Es könnte nicht deutlicher dargestellt werden.
Dasselbe kann über das moderne Verständnis aller anderen alten Glaubensrichtungen gesagt werden.
Ebenso wie die Magier und die modernen Zoroastrier verstanden die Druiden also die Bedeutung der Sonne im Stier, deren heilige und unauslöschliche Feuer allein übrig blieben, um den Horizont zu erleuchten, wenn am ersten November alle anderen Feuer verloschen waren. Und wie die frühe fünfte Rasse und die späteren Chaldäer, wie die Griechen und wiederum auch die Christen, die bis heute dasselbe tun, ohne die wirkliche Bedeutung zu verstehen, grüßten sie den Morgenstern – die schöne Venus-Luzifer.119 [SD # 760] Strabo spricht von einer Insel in der Nähe Britanniens, „auf welcher Ceres und Persephone mit denselben Riten verehrt wurden wie in Samothraki (Buch iv), und diese Insel war die Heilige Jerna“, wo ein immerwährendes Feuer entzündet worden war. Die Druiden glaubten an die Wiedergeburt des Menschen, nicht wie Lucian erklärt, „dass derselbe Geist einen neuen Körper beleben werde, nicht hier, sondern in einer anderen Welt“, sondern an eine Reihe von Reinkarnationen in dieser Welt; denn, wie Diodor sagt, sie erklärten, die Seelen der Menschen gingen nach bestimmten Perioden in andere Körper über.120
Diese Lehrsätze wurden den Ariern der fünften Rasse von ihren Vorgängern der vierten Rasse überliefert, den Atlantiern. Fromm hatten sie die Lehren aufbewahrt, die ihnen erklärten, wie ihre elterliche Wurzelrasse allmählich abglitt, als sie sich ihrem Ende näherte, weil sie durch den Erwerb übermenschlicher Kräfte mit jeder Generation anmaßender wurde. Diese Berichte erinnerten ebenso wohl an den enormen Intellekt der vorangegangenen Rassen wie an ihre riesige Größe. Wir finden in jedem Zeitalter der Geschichte eine Wiedergabe dieser Berichte, in fast jedem alten Bruchstück, das uns vom Altertum überliefert wurde.
Aelian verwahrte einen von Theophrastus in der Zeit Alexanders des Großen verfassten Auszug. Es handelt sich um einen Dialog zwischen Midas, dem Phrygier, und Silenus. Ersterem wird von einem Kontinent erzählt, der in alter Zeit existiert hatte und so unermesslich war, dass Asien, Europa und Afrika im Vergleich mit ihm wie armselige Inseln erschienen. Er war der Letzte, der Tiere und Pflanzen von enormer Größe hervorbrachte. Dort wuchsen, sagte Silenus, die Menschen zur doppelten Größe des größten Mannes in seiner (des Erzählers) Zeit heran, und sie wurden doppelt so alt. Sie hatten reiche Städte mit Tempeln. In einer von diesen (Städten) lebten mehr als eine Million Einwohner, und Gold und Silber waren dort in großem Überfluss zu finden. . . .
Grotes Anregung, Atlantis sei lediglich ein Mythos gewesen, der aus einer Luftspiegelung entstand – indem Wolken auf einem blendend hellen Himmel das Aussehen von Inseln auf einem goldenen Meer annahmen – ist zu unaufrichtig, um weiter beachtet zu werden.
A
Esoterische Erklärung einiger Angaben über die
heiligen Inseln und Kontinente in den Klassikern
All das Vorhergehende war Platon und vielen anderen bekannt. Aber da kein Initiierter das Recht hatte, alles, was er wusste, zu veröffentlichen und zu verkünden, erhielt die Nachwelt nur Andeutungen. In dem Bestreben, mehr als Moralist denn als Geograf und Ethnologe oder Historiker zu unterrichten, verschmolz der griechische Philosoph die sich über mehrere Millionen von Jahren erstreckende Geschichte von Atlantis zu einem einziges Ereignis, [SD # 761] das er auf eine verhältnismäßig kleine Insel verlegte. Diese Insel war 3.000 Stadien lang und 2.000 breit (oder ungefähr 350 x 200 engl. Meilen, was ungefähr der Größe Irlands entspricht); wohingegen die Priester von Atlantis als von einem Kontinent sprachen, so groß wie „ganz Asien und Libyen“ zusammen. Platons Erzählung, so sehr sie auch in ihrem allgemeinen Aspekt verändert ist, trägt jedoch den Eindruck der Wahrheit in sich.121 Auf jeden Fall hatte nicht er sie erfunden, nachdem Homer, der ihm um viele Jahrhunderte voranging, in seiner Odyssee von den Atlantäern spricht (die unsere Atlantier sind) und von ihrer Insel. Deshalb war die Überlieferung älter als der Sänger des Odysseus. Die Atlanten und die Atlantiden der Mythologie beruhen auf den Atlanten und den Atlantiden der Geschichte. Sowohl Sanchuniathon als auch Diodor bewahrten die Geschichten jener Helden und Heldinnen auf, wie sehr ihre Berichte auch mit dem mythischen Element vermischt worden sein mögen.
In unserer Zeit erleben wir die außerordentliche Tatsache, dass verhältnismäßig neue Persönlichkeiten wie Shakespeare und Wilhelm Tell fast geleugnet werden, indem man versucht zu zeigen, dass der eine ein Pseudonym und der andere eine Person war, die niemals existierte. Was Wunder daher, dass die beiden mächtigen Rassen – die Lemurier und die Atlantier – im Laufe der Zeit mit ein paar halbmythischen Völkern verschmolzen und identifiziert wurden, die alle denselben Geschlechtsnamen trugen?
Herodot spricht von den Atlanten – einem Volk in Westafrika – die ihren Namen dem Berg Atlas gaben, Vegetarier waren, und „deren Schlaf nie von Träumen gestört wurde“, und die außerdem „die Sonne beim Aufgang und Untergang jeden Tag verfluchten, weil ihre übermäßige Hitze sie versengte und quälte“.
Diese Angaben beruhen auf moralischen und psychischen Tatsachen und nicht auf einer physiologischen Störung. Die Geschichte von Atlas (vide supra) gibt den Schlüssel dazu. Wenn die Atlantier ihren Schlaf niemals durch Träume gestört sahen, dann ist der Grund dafür, dass sich diese besondere Überlieferung mit den frühesten Atlantiern befasste, deren Körperbau und Gehirn noch nicht ausreichend gefestigt waren, im physiologischen Sinn, um den Nervenzentren eine Tätigkeit im Schlafzustand zu ermöglichen. Was die andere Behauptung betrifft – dass sie „die Sonne jeden Tag verfluchten“ – [SD # 762] hat das wiederum nichts mit der Hitze zu tun, sondern mit der moralischen Entartung, die mit der Rasse fortschritt. Das wird in unseren Kommentaren erklärt. „Sie (die sechste Unterrasse der Atlantier) gebrauchten magische Beschwörungen selbst gegen die Sonne“ – und da sie darin keinen Erfolg hatten, verfluchten sie sie. Den Zauberern von Thessalien wurde die Macht zugeschrieben, den Mond herabzuziehen, wie die griechische Geschichte uns versichert. Die Atlantier der späteren Periode waren berühmt für ihre magischen Kräfte und ihre Verruchtheit, wegen ihres Ehrgeizes und ihrer Herausforderung der Götter. Daher kommen dieselben Überlieferungen über die vorsintflutlichen Riesen und den Turm von Babel, die in der Bibel Form annehmen, auch im „Buch Enoch“ vor.
Diodor berichtet noch eine oder zwei weitere Tatsachen: Die Atlantier rühmten sich, das Land zu besitzen, in dem alle Götter geboren wurden; sowie auch Uranus als ihren ersten König gehabt zu haben, der auch der Erste war, der sie in Astronomie unterrichtete. Kaum mehr als das wurde uns vom Altertum her überliefert.
Der Atlasmythos ist eine leicht zu verstehende Allegorie. Atlas steht für die alten Kontinente Lemurien und Atlantis und vereint und personifiziert sie in einem Symbol. Die Dichter schreiben Atlas ebenso wie Proteus eine höhere Weisheit und eine universale Erkenntnis zu, und insbesondere eine vollständige Vertrautheit mit den Tiefen des Ozeans: Denn beide Kontinente trugen Rassen, die von göttlichen Meistern unterrichtet wurden. Beide wurden auf den Grund des Meeres versenkt, wo sie jetzt bis zu ihrem nächsten Wiedererscheinen über den Wassern schlummern. Atlas ist der Sohn einer Meeresnymphe, und seine Tochter ist Kalypso – die „wässrige Tiefe“ (siehe Hesiods „Theogonie“, 507-509 und „Odyssee“, I, 51): Atlantis wurde unter die Wasser des Ozeans versenkt, und ihre Nachkommen schlafen jetzt ihren ewigen Schlaf auf dem Grund des Meeres. Die Odyssee macht ihn zum Wächter und zum „Träger“ gewaltiger Pfeiler, welche die Himmel von der Erde trennen (I, 52-53). Er ist ihre „Stütze“. Und da sowohl das durch Unterwasserfeuer zerstörte Lemurien wie auch das von den Wogen verschlungene Atlantis in den Tiefen des Meeres zugrunde ging,122 heißt es, Atlas sei gezwungen gewesen, die Erdoberfläche zu verlassen und sich in den Tiefen des Tartarus zu seinem Bruder Iapetos zu gesellen. Sir Theodore Martin hat Recht, wenn er dieser Allegorie folgenden Sinn gibt: Atlas „steht auf dem festen Grund der unteren Halbkugel des Universums und trägt so gleichzeitig die Erdscheibe und das Himmelsgewölbe – die feste Hülle der oberen Halbkugel“ . . . („Mémoires de l’Académie des Inscriptions“, S. 176). [SD # 763] Denn Atlas ist gleich Atlantis, welches die neuen Kontinente und deren Horizonte auf seinen „Schultern“ trägt.
Decharme bezweifelt in seiner „Mythologie de la Grèce Antique“ die Richtigkeit von Pierrons Übersetzung des homerischen Wortes ἔχει mit sustinet, da es nicht möglich sei einzusehen, „wie Atlas gleichzeitig verschiedene Säulen unterstützen oder tragen könnte, die sich an verschiedenen Örtlichkeiten befinden“. Wäre Atlas ein Individuum, würde es sich um eine ungeschickte Übersetzung handeln. Da er jedoch einen Kontinent im Westen personifiziert, von dem es heißt, er trage Himmel und Erde gleichzeitig (Aischylos, „Prometheus Vinctus“, S. 351, 429 etc.) – d. h. die Füße des Riesen stehen auf der Erde, während seine Schultern das Himmelsgewölbe tragen, eine Anspielung auf die riesigen Bergspitzen des lemurischen und atlantischen Kontinents – wird das Attribut „Träger“ sehr zutreffend. Der Ausdruck „Bewahrer“ für das griechische Wort ἔχει, das Decharme, Sir Theodore Martin folgend, in der Bedeutung von φυλάσσει und ἐπιμελεῖται versteht, gibt nicht denselben Sinn wieder.
Die Vorstellung war sicherlich verursacht durch die riesige, entlang der Festlandgrenze (oder der Scheibe) verlaufende Bergkette. Diese Bergspitzen senkten ihre Wurzeln bis in den Meeresgrund hinab, während sie ihre Häupter himmelwärts erhoben, sodass sich ihre Spitzen in den Wolken verloren. Die alten Kontinente hatten mehr Berge als Täler. Der Atlas und der Pico del Teide Teneriffas, jetzt zwei der verkümmerten Überreste der beiden vergangenen Kontinente, strebten in den Tagen Lemuriens dreimal so hoch in den Himmel und in den Tagen von Atlantis zweimal so hoch. So nannten die Libyer laut Herodot (IV, 184) den Berg Atlas die „Säule des Himmels“, und Pindar bezeichnete den späteren Ätna als den „himmlischen Pfeiler“ (Pyth., I, 20; Decharme, S. 315). Atlas war zur Zeit Lemuriens ein unzugänglicher Inselgipfel, als der afrikanische Kontinent sich noch nicht erhoben hatte. Er ist der einzige eigenständige westliche Überrest des Kontinents, auf welchem die dritte Rasse geboren wurde, sich entwickelte und stürzte,123 denn Australien ist heute ein Teil des östlichen Kontinents. Nachdem der stolze Atlas, nach der esoterischen Überlieferung, zu einem Drittel seiner Größe in die Gewässer versunken war, verblieben zwei Drittel von ihm als das Erbe von Atlantis.
Das wiederum war den ägyptischen Priestern und Platon selbst bekannt, und allein der feierliche Eid der Geheimhaltung, der sich sogar auf die neuplatonischen Mysterien erstreckte, verhinderte, dass die ganze Wahrheit gesagt wurde.124 [SD # 764] Tatsächlich war das Wissen über die letzten Inseln von Atlantis derartig geheim – wegen der übermenschlichen Kräfte, die ihre Bewohner besaßen, die letzten unmittelbaren Nachkommen der Götter oder göttlichen Könige, wie man dachte – dass die Veröffentlichung ihrer Wohnorte und ihrer Existenz mit dem Tod bestraft wurde. Von den Phöniziern sprechend, welche die einzigen Seefahrer auf den die Westküste Afrikas umspülenden Meeren seien, behauptet Theopompos dies über sein immer verdächtigtes Meropis; sie waren dabei so geheimnisvoll, dass sie sehr oft ihre eigenen Schiffe versenkten, damit alle neugierigen Fremden jede Spur von ihren verlören.
Es gibt Orientalisten und Historiker – und sie befinden sich in der Mehrheit – die sich von der etwas rohen Sprache der Bibel und einigen darin erzählten Ereignissen zwar vollkommen unberührt fühlen, jedoch einen großen Widerwillen gegen die in den indischen und griechischen Pantheons zur Schau gestellten Unsittlichkeiten hegen.125 Es mag uns gesagt werden, dass vor ihnen Euripides, Pindar und selbst Platon dasselbe zum Ausdruck bringen, und dass sie sich auch durch die erfundenen Erzählungen verletzt fühlten – von „den elenden Geschichten der Poeten“, wie Euripides sie nennt (ἀοιδῶν ὅιδε δυστήνοι λόγοι, Hercules furens, 1346, Dindorf s Ausgabe).
Aber es mag vielleicht noch einen anderen Grund dafür gegeben haben. Jene, die wussten, dass mehr als ein Schlüssel für theogonische Symbolik existiert, empfanden es als Missgriff, sie in einer derartig rohen und irreführenden Sprache ausgedrückt zu sehen. Wenn auch der gebildete und gelehrte Philosoph den Kern der Weisheit unter der rauen Schale der Frucht wahrnehmen konnte und wusste, dass Letztere die größten Gesetze und Wahrheiten der psychischen und physischen Natur und auch den Ursprung aller Dinge verbarg – galt das nicht für die Uneingeweihten. Für ihn war der tote Buchstabe Religion; die Interpretation – ein Frevel. Und dieser tote Buchstabe konnte ihn weder erbauen noch vollkommener machen, da seine Götter ihm ein solches Beispiel gegeben hatten. Für den Philosophen jedoch – [SD # 765] insbesondere für den Initiierten – ist Hesiods Theogonie ebenso geschichtlich wie Geschichte überhaupt sein kann. Platon fasst sie als solche auf und gibt so viel von ihren Wahrheiten preis, als seine Gelöbnisse es ihm erlauben.
Die Tatsache, dass die Atlantier Uranos als ihren ersten König beanspruchten und dass Platon seine Geschichte von Atlantis mit der Teilung des großen Kontinents durch Neptun beginnt, den Enkel von Uranos, zeigt, dass es schon vor Atlantis Kontinente und Könige gab. Denn Neptun, dem der große Kontinent zufiel, findet auf einer kleinen Insel nur ein einziges aus Lehm gemachtes Menschenpaar (d. h. das erste physische, menschliche Wesen, das seinen Ursprung in den letzten Unterrassen der dritten Wurzelrasse nahm). Deren Tochter Clito heiratet der Gott, und sein ältester Sohn Atlas empfängt als seinen Anteil den Berg und den Kontinent, die nach seinem Namen benannt waren.
Nun waren alle Götter sowohl des Olymps als auch des indischen Pantheons und die Rishis die siebenförmigen Personifizierungen (1) der Noumena der intelligenten Kräfte der Natur; (2) der kosmischen Kräfte; (3) der Himmelskörper; (4) der Götter oder Dhyan Chohans; (5) der psychischen und spirituellen Kräfte; (6) der göttlichen Könige auf der Erde (oder der Inkarnationen der Götter); und (7) der irdischen Heroen oder Menschen. Wie unter diesen sieben Formen die eine beabsichtigte zu erkennen sei, diese Wissenschaft gehörte zu allen Zeiten den Initiierten, deren früheste Vorgänger dieses symbolische und allegorische System erschaffen hatten.
Während somit Uranus (oder die durch diese Schar repräsentierte himmlische Gruppe) über die zweite Rasse und ihren (damaligen) Kontinent herrschte und regierte, beeinflusste Kronos oder Saturn die Lemurier; über Atlantis, welches zur Zeit der vierten Rasse die gesamte Erde umfasste, herrschten laut der Allegorie Jupiter, Neptun126 und andere. Poseidonis oder die (letzte) Insel von Atlantis – in der mystischen Sprache der geheimen Bücher „der dritte Schritt Idaspatis“ (oder Vishnus) – existierte bis vor etwa 12.000 Jahren.127 Die Atlantier Diodors hatten Recht mit der Behauptung, ihr Land, die Umgebung des Berges Atlas, sei der Ort gewesen, wo „die Götter geboren wurden“ – d. h. „inkarnierten“. Aber erst nach ihrer vierten Inkarnation wurden sie zum ersten Mal menschliche Könige und Herrscher.
Diodor spricht von Uranus als dem ersten König von Atlantis, und vermischt entweder bewusst oder unbewusst die Kontinente. Aber wie wir gezeigt haben, stellt Platon den Satz indirekt richtig. Der erste astronomische Lehrer der Menschen war Uranus, weil er einer der sieben Dhyan Chohans der zweiten Periode oder Rasse war. Auch im zweiten Manvantara (in dem Swarochishas) [SD # 766] finden wir demnach unter den sieben Söhnen Manus, den herrschenden Göttern oder Rishis dieser Klasse, Jyotis,128 den Unterweiser in der Astronomie (Jyotisha), einen der Namen Brahmâs. Und so verehren auch die Chinesen Tien (oder den Himmel, Ouranos), und nennen ihn ihren ersten Lehrer der Astronomie. Uranus brachte die Titanen der dritten Rasse hervor, und sie (personifiziert durch Saturn-Kronos) waren es, die ihn verstümmelten. Denn die Titanen fielen in die Zeugung, als „die Erschaffung durch den Willen von der physischen Fortpflanzung abgelöst wurde“, sie brauchten Uranus nicht mehr.
Und hier muss eine kurze Abschweifung erlaubt und entschuldigt werden. Infolge des letzten gelehrten Werkes von Gladstone im Nineteenth Century, „The Greater Gods of Olympos“, wurden die Vorstellungen eines Großteils des Publikums über griechische Mythologie noch verdrehter und voreingenommener. Homer wird ein innerer Gedanke zugeschrieben, der von Gladstone als „der wahre Schlüssel zur homerischen Auffassung“ betrachtet wird, während dieser „Schlüssel“ lediglich eine Blende ist. Poseidon „ist in der Tat essenziell von der Erde, irdisch . . . . stark und anmaßend, sinnlich und außerordentlich eifersüchtig und rachsüchtig“, das aber kommt daher, dass er den Geist der vierten Wurzelrasse symbolisiert, den Herrscher der Meere, jener Rasse, die oberhalb der Meeresoberfläche lebt (λίμνη, II, xxiv, 79), aus Riesen bestehend, den Kindern Eurymedons, jenes Geschlechtes, das der Vater des Titanen Polyphem und der einäugigen Zyklopen ist. Auch wenn Zeus über die vierte Rasse regiert, ist es Poseidon, der herrscht und der wahre Schlüssel zur Dreiheit der kronidischen Brüder und zu unseren menschlichen Rassen ist. Poseidon und Nereus sind eins: der Erstere als Herrscher oder Geist von Atlantis vor dem Beginn seines Untergangs, der Letztere danach. Neptun ist die titanische Stärke der lebendigen Rasse; Nereus sein inkarnierter Geist in der folgenden fünften oder arischen Rasse: Und das ist es, was der griechische Gelehrte aus England bis jetzt noch nicht entdeckt oder auch nur dunkel geahnt hat. Und doch macht er viele Beobachtungen über die „Redegewandtheit“ Homers, der Nereus niemals erwähnt und zu dessen Bezeichnung wir ausschließlich über den Familiennamen der Nereiden gelangen!
Somit neigen selbst die gelehrtesten Hellenisten dazu, ihre Spekulationen auf die exoterischen Bilder der Mythologie zu beschränken und ihre innere Bedeutung aus den Augen zu verlieren: Und ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist der Fall des ehrenwerten W. E. Gladstone, wie wir gezeigt haben. Er ist als Staatsmann fast die auffälligste Figur unseres Zeitalters, und gleichzeitig einer der kultiviertesten Gelehrten, die England jemals hervorgebracht hat. Sein ganzes Leben lang studierte er am liebsten die griechische Literatur, und er fand inmitten der Wirren öffentlicher Angelegenheiten Zeit dazu, die zeitgenössische Literatur mit Beiträgen zur griechischen Gelehrsamkeit zu bereichern, welche seinen Namen in den kommenden Generationen berühmt machen werden. Gleichzeitig kann die Schreiberin des Vorliegenden als seine aufrichtige Bewunderin nur tiefes Bedauern darüber verspüren, [SD # 767] dass die Nachwelt, obwohl sie seine tiefe Gelehrsamkeit und glänzende Bildung anerkennen wird, dennoch in dem größeren Licht, das dann auf die ganze Frage der Symbolik und Mythologie scheinen muss, das Urteil fällen wird, dass es ihm nicht gelungen ist, den Geist des religiösen Systems zu erfassen, das er so oft vom dogmatisch christlichen Standpunkt aus kritisierte. In der zukünftigen Zeit wird man wahrnehmen, dass die Geheimlehre der prähistorischen Nationen der esoterische Schlüssel zu den Mysterien, sowohl der christlichen als auch der griechischen Theogonie und Wissenschaft ist, was er zusammen mit anderen abstritt. Diese Lehre allein kann die Verwandtschaft aller religiösen Spekulationen der Menschen oder selbst der sogenannten Offenbarungen aufzeigen, sie ist die Lehre, die den Lebensgeist in die Gliederpuppen auf den Bergen Meru, Olymp, Walhalla oder Sinai eingießt. Wäre Gladstone ein jüngerer Mann, könnten seine Bewunderer darauf hoffen, dass seine gelehrten Studien durch die Entdeckung dieser grundlegenden Wahrheit gekrönt würden. Wie die Dinge aber liegen, verschwendet er die goldenen Stunden seiner zur Neige gehenden Jahre in nutzlose Dispute mit dem gigantischen Freidenker Oberst Ingersoll, wobei jeder mit den Waffen exoterischer Natur kämpft, die den Arsenalen unwissenden Buchstabenglaubens entstammen. Diese beiden großen Polemiker sind gleichermaßen blind für die wahre esoterische Bedeutung der Texte, die sie sich gegenseitig wie Eisenkugeln an den Kopf schleudern, wobei die Welt an solchen Streitigkeiten nur leidet, da der eine die Reihen der Materialisten zu verstärken hilft und der andere die des blinden Sektierertums und des toten Buchstabens. Und nun können wir wieder zu unserem unmittelbaren Gegenstand zurückkehren.
Häufig wird unter einem anderen Namen über Atlantis gesprochen, und zwar unter einem unseren Kommentatoren unbekannten. Groß ist die Macht der Namen, und das war bekannt, seit die ersten Menschen von den göttlichen Meistern unterrichtet wurden. Da Solon sie studiert hatte, übersetzte er die „atlantischen“ Namen durch von ihm selbst erdachte. In Bezug auf den Kontinent von Atlantis ist es erstrebenswert sich vor Augen zu halten, dass die von den alten griechischen Schriftstellern auf uns überlieferten Berichte verwirrte Angaben enthalten. Einige beziehen sich auf den großen Kontinent und andere auf die letzte kleine Insel Poseidonis. Es ist üblich geworden, sie alle so zu verstehen, dass sie sich lediglich auf Letztere beziehen, aber dass das unrichtig ist, geht schon aus der Unvereinbarkeit der unterschiedlichen Angaben über die Größe etc. von „Atlantis“ hervor.
So sagt Platon im Timaios und Kritias, dass die die Stadt umgebende Ebene selbst wiederum von Bergketten umgeben war . . . . und dass die Ebene glatt und eben und von länglicher Form war, sich von Norden nach Süden dreitausend Stadien in die eine und zweitausend in die andere Richtung erstreckte . . . . Man umgab die Ebene mit einem ungeheuren Kanal oder Graben, 101 Fuß tief, 606 Fuß breit und 1.250 Meilen lang.
Nur wurde die Gesamtlänge der Insel Poseidonis an anderen Stellen etwa genauso angegeben wie hier allein die „die Stadt umgebende Ebene“. [SD # 768] Offenbar bezieht sich eine Reihe der Angaben auf den großen Kontinent, und die andere auf seinen letzten Überrest – Platons Insel.
Das stehende Heer von Atlantis wurde wiederum mit mehr als einer Million Mann angegeben; ihre Marine mit 1.200 Schiffen und 240.000 Mann; derartige Zahlen sind für einen kleinen Inselstaat etwa von der Größe Irlands ganz und gar unpassend!
Die griechischen Allegorien geben dem Atlas oder Atlantis sieben Töchter (sieben Unterrassen), deren Namen Maia, Elektra, Taygeta, Asterope, Merope, Alkyone und Celaeno lauten. Das ist ethnologisch, da ihnen zugeschrieben wird, Götter geheiratet und die Mütter berühmter Helden geworden zu sein, Begründer vieler Nationen und Städte. Astronomisch sind die Atlantiden zu den sieben Plejaden (?) geworden. In der okkulten Wissenschaft sind die beiden mit dem Schicksal von Nationen verbunden, da diese Schicksale durch die vergangenen Ereignisse ihrer früheren Leben entsprechend dem karmischen Gesetz gestaltet sind.
Drei große Nationen des Altertums nahmen eine Abstammung unmittelbar vom Reich des Saturns oder Lemurien für sich in Anspruch (das schon mehrere tausend Jahre vor unserer Ära mit Atlantis verwechselt wurde), und das waren die Ägypter, die Phönizier (vide Sanchuniathon) und die alten Griechen (vide Diodor, nach Platon). Aber von Indien, dem ältesten zivilisierten Land Asiens, kann ebenso gezeigt werden, dass es dieselbe Abstammung behauptet. Unterrassen, vom karmischen Gesetz oder Schicksal geleitet, wiederholen unbewusst die ersten Schritte ihrer betreffenden Mutterrassen. So wie die verhältnismäßig hellen Brahmanen – die zusammen mit ihren dunkelhäutigen Draviden in Indien einfielen – aus dem Norden gekommen sind, muss auch die arische fünfte Rasse ihren Ursprung aus den nördlichen Regionen herleiten. Die okkulten Wissenschaften zeigen, dass die Gründer (die entsprechenden Gruppen der sieben Prajapatis) der Wurzelrassen alle mit dem Polarstern in Verbindung gebracht wurden. Im Kommentar finden wir:
„Wer das Zeitalter des Dhruvas129 versteht, das 9.090 sterbliche Jahre misst, wird die Zeiträume der Pralayas verstehen, des schließlichen Schicksals der Nationen, oh Lanu.“
Des Weiteren muss es einen guten Grund dafür gegeben haben, dass eine asiatische Nation ihre großen Vorfahren und Heiligen in den Großen Bären verlegen sollte, ein nördliches Sternbild. Es sind jedoch 70.000 Jahre vergangen, seit der Erdpol auf das entferntere Ende des Schwanzes des Kleinen Bären ausgerichtet war; und noch viele Jahrtausende mehr, seit die sieben Rishis mit dem Sternbild des Großen Bären identifiziert worden sein können.
Die arische Rasse wurde im hohen Norden geboren und entwickelte sich dort, obwohl ihre Stämme nach dem Untergang des Kontinents von Atlantis weiter südwärts nach Asien auswanderten. Daher ist Prometheus der Sohn Asiens, und sein Sohn Deukalion, der griechische Noah – der die Menschen aus den Steinen von Mutter Erde erschuf – [SD # 769] wird von Lukian als nördlicher Skythe bezeichnet, und Prometheus wird zum Bruder von Atlas gemacht und mitten im Schnee an den Berg Kaukasus gefesselt.130
Griechenland hatte seinen hyperboreischen wie auch seinen südlichen Apollo. Somit sind nahezu alle Götter Ägyptens, Griechenlands und Phöniziens und anderer Pantheons nördlicher Herkunft und haben ihren Ursprung in Lemurien, gegen Ende der dritten Rasse, nachdem ihre physische und physiologische Evolution vollständig abgeschlossen war.131 Alle „Fabeln“ Griechenlands würden sich als auf historische Tatsachen aufgebaut erweisen, wäre diese Erzählung lediglich rein durch Mythen auf die Nachwelt überliefert worden. Die „einäugigen“ Zyklopen, die Giganten, die der Fabel nach die Söhne von Coelus und Terra waren – drei an der Zahl, laut Hesiod – waren die letzten drei Unterrassen der Lemurier, wobei das „eine Auge“ sich auf das Weisheitsauge bezog;132 denn die beiden Stirnaugen wurden erst zu Beginn der vierten Rasse vollständig als physische Organe entwickelt. Die Allegorie von Odysseus, dessen Gefährten verschlungen wurden, während der König Ithakas selbst dadurch errettet wurde, dass er das Auge des Polyphems mit einer Fackel blendete, fußt auf der psycho-physiologischen Verkümmerung des „Dritten Auges“. Odysseus gehört dem Zyklus der Heroen der vierten Rasse an und muss, obwohl er in den Augen der Letzteren ein „Weiser“ war, nach Ansicht der pastoralen Zyklopen doch lasterhaft gewesen sein.133 Sein Abenteuer mit den Letzteren – einem wilden Riesengeschlecht, das Gegenteil zivilisierter Gesinnung in der Odyssee, ist ein allegorischer Bericht von dem allmählichen Übergang der zyklopischen Zivilisation der Stein- und der Kollosalbauten zu der mehr sinnlichen und körperlichen Kultur der Atlantier. Letztere ließ schließlich den Rest der dritten Rasse ihr alles durchdringendes spirituelles Auge verlieren. [SD # 770] Die andere Allegorie, nach der Apollo die Zyklopen töten lässt, um den Tod seines Sohnes Asklepios zu rächen, bezieht sich nicht auf die drei Unterrassen, die durch die drei Söhne von Himmel und Erde repräsentiert werden, sondern auf die hyperboreischen arimaspen Zyklopen, die letzten der mit dem „Weisheitsauge“ ausgestatteten Rasse. Die Ersteren ließen überall Überreste ihrer Gebäude zurück, im Süden ebenso wie im Norden; die Letzteren waren lediglich auf den Norden beschränkt. Apollo – in erster Linie der Gott der Seher, dessen Pflicht es ist, Entweihung zu bestrafen – tötete sie also – wobei seine Pfeile die wilden und tödlichen menschlichen Leidenschaften repräsentieren – und verbarg seinen Pfeil hinter einem Berg in den hyperboreischen Regionen (Hyginus, „Astron. Poétique“, Buch II, c. 15). Kosmisch und astronomisch ist dieser hyperboreische Gott die personifizierte Sonne, welche im Verlauf eines siderischen Jahres (25.868 Jahre) das Klima auf der Erdoberfläche verändert, indem sie tropische Regionen in kalte verwandelt und umgekehrt. Psychisch und spirituell ist seine Bedeutung viel wichtiger. Wie Gladstone in seinen „The Greater Gods of Olympos“ trefflich bemerkt: „Die Eigenschaften Apollos (zusammen mit denen von Athene) sind unmöglich zu erklären, ohne auf Quellen zurückzugreifen, die jenseits des Bereichs der meisten zur Erklärung der griechischen Mythologie erforschten Überlieferungen liegen.“ („Nineteenth Century“, Juli 1887)
Die Geschichte von Latona (Leto), der Mutter Apollos, ist überreich an unterschiedlichen Bedeutungen. Astronomisch ist Latona die Polarregion und die Nacht, welche die Sonne, Apollo, Phöbus etc. hervorbringt. Sie wurde in den hyperboreischen Ländern geboren, wo alle Bewohner Priester ihres Sohnes waren, die alle neunzehn Jahre bei der Erneuerung des Mondzyklus seine Wiederauferstehung und seinen Abstieg in ihr Land feierten („Diod. Sic.“, II, 307). Latona ist der hyperboreische Kontinent und seine Rasse – geologisch.134
[SD # 771] Wenn die astronomische Bedeutung der spirituellen und der göttlichen weicht – wobei Apollo und Athene sich als Symbol und Glyphe der höheren Gottheiten und Engel in die Gestalt von Vögeln verwandeln – erlangt der strahlende Gott göttliche schöpferische Kräfte. Apollo wird die Personifizierung der Seherschaft, wenn er das astrale Doppelbild von Äneas auf das Schlachtfeld sendet („Ilias“, 431-53), und hat die Gabe, seinen Sehern zu erscheinen, ohne anderen anwesenden Personen sichtbar zu sein („Ilias“, xvii, 322-35) – eine Gabe, die jeder hohe Adept besitzt.
Der König der Hyperboreer war daher der Sohn von Boreas, des Nordwindes, und Apollos Hohepriester. Der Streit zwischen Latona und Niobe (der atlantischen Rasse) – der Mutter von sieben Söhnen und sieben Töchtern, welche die sieben Unterrassen der vierten Rasse und ihre sieben Zweige (siehe Apollodor für diese Zahl) personifizieren – allegorisiert die Geschichte der zwei Festländer. Der Zorn der „Söhne Gottes“ oder von „Wille und Yoga“ beim Anblick der andauernden Erniedrigung der Atlantier war groß (siehe „The Sons of God and the Sacred Island“) und die Vernichtung von „Niobes Kindern“ durch Latonas Kinder – durch Apollo und Diana, die Gottheiten des Lichts, der Weisheit und Reinheit, oder astronomisch durch Sonne und Mond, deren Einfluss Änderungen der Erdachse, Sintfluten und andere große Umwälzungen verursacht – ist somit sehr klar.135 Die Fabel von den unaufhörlichen Tränen Niobes, [SD # 772] deren Gram Zeus veranlasst, sie in einen Brunnen zu verwandeln – Atlantis ist vom Wasser bedeckt – ist als Symbol nicht weniger anschaulich. Man erinnere sich daran, dass Niobe die Tochter einer der Plejaden (oder Atlantiden) ist, daher die Enkelin von Atlas (siehe Ovid, „Metamorphosen“, Buch VI), weil sie die letzten Generationen des verfluchten Kontinents repräsentiert.
Baillys Anmerkung, Atlantis habe einen enormen Einfluss auf das Altertum gehabt, war richtig. Er fügt hinzu: „Wenn diese Namen lediglich Allegorien sind, dann kommt alles, was sie an Wahrheit in sich tragen, von Atlantis; wenn die Fabel eine wirkliche Überlieferung darstellt – wie verändert sie auch sein mag – dann ist die alte Geschichte durchaus ihre Geschichte.“ („Lettres sur l’Atlantide“, S. 137)
Und zwar so sehr, dass alle Schriften – Prosa und Poesie – voll sind von Erinnerungen an die Lemuro-Atlantier, die ersten physischen Rassen, obwohl sie die dritte und die vierte Rasse in Folge darstellen. Hesiod berichtet die Überlieferung von den Menschen der Bronzezeit, die Jupiter aus Eschenholz gemacht hatte, mit Herzen härter als Diamant. Von Kopf bis Fuß in Bronze gekleidet, verbrachten sie ihr Leben mit Kämpfen. Monströs an Größe, mit schrecklicher Kraft ausgestattet, hingen unbesiegbare Arme und Hände von ihren Schultern herab, sagt der Dichter (Hesiod in „Werke und Tage“, Vers 143). So werden die Riesen der ersten physischen Rassen geschildert. Die Iraner haben eine Bezugnahme auf die späteren Atlantier in „Yasna“, IX, 15. Die Überlieferung behauptet, dass die „Söhne Gottes“ oder die großen Initiierten der Heiligen Insel die Flut dazu benutzten, die Erde von allen Zauberern unter den Atlantiern zu befreien. Der betreffende Vers ruft Zarathustra als einen der „Söhne Gottes“ an. Er lautet wie folgt: „Du, oh Zarathustra, bewirktest, dass alle Dämonen (d. h. Zauberer), die zuvor in menschlichen Formen auf der Welt herumschwärmten, sich in der Erde verbargen.“ (D. h. er half ihnen, unterzutauchen.)
Die Lemurier und auch die frühen Atlantier waren in zwei getrennte Klassen geteilt – die „Söhne der Nacht“ oder Finsternis und die „Söhne der Sonne“ oder des Lichts. Die alten Bücher erzählen uns von schrecklichen Schlachten zwischen den beiden, als die Ersteren ihr Land der Dunkelheit verließen, von welchem sich die Sonne lange Monate entfernte, aus ihren unfreundlichen Gegenden herabstiegen und versuchten, ihren besser gestellten Brüdern in den Äquatorialregionen „den Herrn des Lichts zu entreißen“. Es könnte uns erzählt werden, dass die Alten von der langen, sechs Monate dauernden Nacht in den Polarregionen nichts wussten. Selbst Herodot, der gelehrter war als die Übrigen, [SD # 773] erwähnt lediglich ein Volk, das sechs Monate im Jahr schlief und die andere Hälfte wach blieb. Doch wussten die Griechen gut, dass im Norden ein Land existiert, wo das Jahr in einen Tag und eine Nacht von je sechsmonatiger Dauer geteilt ist, denn Plinius sagt das klar in seinen 4. Buch, c. 12. Sie sprechen von den Kimmeriern und den Hyperboreern, und unterscheiden zwischen den beiden. Die Ersteren wohnten am Palus Maeotis (zwischen dem 45. und dem 50. Breitengrad). Plutarch erklärt, dass sie lediglich ein kleiner Teil einer großen Nation waren, die von den Skythen vertrieben wurden, eine Nation, die nahe Tanais blieb, nachdem sie Asien durchquert hatte. „Diese kriegerischen Massen lebten früher an den Meeresufern, in dichten Wäldern und unter einem düsteren Himmel. Dort berührt der Pol nahezu das Haupt, dort teilen lange Nächte und Tage das Jahr.“ (In Plutarch, „Caius Marius“) Was die Hyperboreer anbelangt, lässt sich Solins „Polyhistor“ (c. 16) über diese Völker folgendermaßen aus: „Sie säen am Morgen, reifen am Mittag, sammeln ihre Früchte am Abend und speichern sie während der Nacht in ihren Höhlen.“
Selbst die Verfasser des Zohar kannten diese Tatsache (wie in III, fol. 10a gezeigt), denn dort ist zu lesen: „Im Buch des Hammannunah, des Alten, lernen wir . . . . dass einzelne Länder der Erde beleuchtet werden, während andere sich in Dunkelheit befinden; diese haben den Tag, während bei den Letzteren die Nacht herrscht; und es gibt Länder, in denen es beständig Tag ist oder zumindest die Nacht nur wenige Augenblicke andauert.“ (Isaac Myers „Qabbalah“, S. 139)
Die Insel Delos, in der griechischen Mythologie Asteria, befand sich niemals in Griechenland, denn dieses Land existierte zu dieser Zeit noch gar nicht, nicht einmal in seiner Molekularform. Verschiedene Schriftsteller haben gezeigt, dass sie ein Land oder eine Insel repräsentierte, die viel größer als die kleinen Landflecken war, die zu Griechenland wurden. Sowohl Plinius als auch Diodoros Siculus versetzten sie in die nördlichen Meere. Der eine nennt sie Basilea oder die „Königliche“ (Diod., Bd. II, S. 225); der andere, Plinius, nennt sie Osericta (Buch xxxvii, c. 2), ein Wort, das nach Rudbeck (Bd. I, S. 462-464) „in den nördlichen Sprachen eine Bedeutung hatte wie in etwa die Insel der göttlichen Könige oder Gottkönige“, oder wieder die „königliche Insel der Götter“, weil die Götter dort geboren waren, d. h. die göttlichen Dynastien der Könige von Atlantis gingen daraus hervor. Mögen die Geografen und Geologen bei der von Nordenskiöld auf seiner Vega-Reise in die arktischen Regionen entdeckten Inselgruppe danach suchen.136 Die geheimen Bücher teilen uns mit, dass sich das Klima in diesen Gegenden mehr als einmal geändert hat, seitdem die ersten Menschen diese nunmehr fast unzugänglichen Breitengrade bewohnten. Sie waren ein Paradies, [SD # 774] bevor sie zur Hölle wurden; der dunkle Hades der Griechen und das kalte Schattenreich, wo die skandinavische Hel, die Gott-Königin des Totenlandes, „tief unten in Helheim und Niflheim herrscht“. Und doch war sie der Geburtsort Apollos, der sowohl der hellste der Götter am Himmel war – astronomisch – als auch, in seiner menschlichen Bedeutung, der erleuchtetste der über die frühen Nationen herrschenden göttlichen Könige. Letztere Tatsache wird in der „Ilias“, IV, 239-62, vide Gladstone, „The Greater Gods of Olympos“, bestätigt, wo es von Apollo heißt, dass er viermal in seiner eigenen Form (als der Gott der vier Rassen) erschien, und sechsmal in menschlicher Form, d. h. im Zusammenhang mit den göttlichen Dynastien der früheren, noch nicht getrennten Lemurier.
Diese frühen mysteriösen Völker, ihre Länder (die heute unbewohnbar sind) sowie auch der Name, der einerseits dem toten, andererseits dem lebenden Menschen gegeben wurde, haben den unwissenden Kirchenvätern die Gelegenheit geboten, eine Hölle zu erfinden, die sie aus einem frostigen in einen brennenden Ort verwandelten.137
Es ist natürlich einleuchtend, dass unsere Atlantier weder die mit den Griechen vertrauten und verkehrenden Hyperboreer, die Kimmerier, die Arimaspen, noch die Skythen waren. Sie waren jedoch alle Abkömmlinge ihrer letzten Unterrassen. Die Pelasger waren sicherlich eine der Wurzelrassen des zukünftigen Griechenlands, und sie waren ein Überrest einer Unterrasse von Atlantis. Von Letzteren sprechend, deutet Platon etwa dasselbe an, dass deren Name, wie behauptet, sich von pelagos ableitet, dem großen Meer. Noahs Sintflut ist astronomisch und allegorisch, aber sie ist nicht mythisch, denn die Geschichte beruht auf derselben archaischen Überlieferung von Menschen – oder vielmehr von Nationen – die während der Umwälzungen in Kanus, Archen und Schiffen gerettet wurden. Niemand würde es wagen zu behaupten, der chaldäische Xisuthrus, der indische Vaivasvata, der japanische Peirum – der „Liebling der Götter“, die ihn in einem Kanu aus der Flut retteten – oder der schwedische Bergelmir, für den die Götter dasselbe im Norden taten, seien allesamt als Persönlichkeiten identisch. Ihre Legenden jedoch entsprangen alle aus der Katastrophe, die sowohl den Kontinent als auch die Insel von Atlantis betraf.
Die Allegorie über die vorsintflutlichen Riesen und ihre Errungenschaften in der Zauberei ist kein Mythos. Es werden tatsächlich biblische Ereignisse offenbart. Aber weder durch die Stimme Gottes unter Donner und Blitz auf dem Berg Sinai, noch durch einen göttlichen Finger, [SD # 775] der den Bericht in Steintafeln ritzte, sondern einfach durch die Überlieferung heidnischer Quellen. Es war sicher nicht der Pentateuch, den Diodor wiedergab, als er über die Titanen schrieb – die Riesen, geboren von Himmel und Erde, oder vielmehr geboren von Söhnen Gottes, die sich die schönen Töchter der Menschen als Frauen nahmen. Auch zitierte Pherekydes nicht aus der Genesis, als er Details über diese Riesen nannte, die sich in den jüdischen Schriften nicht finden. Er sagt, die Hyperboreer stammen vom Geschlecht der Titanen, einer von den frühesten Riesen abstammenden Rasse, und dass die hyperboreische Region der Geburtsort der ersten Riesen war. Die Kommentare zu den heiligen Büchern erklären, dass die erwähnte Region der hohe Norden war, die heutigen Polarländer, der früheste vorlemurische Kontinent, der einstmals das gegenwärtige Grönland, Spitzbergen, Schweden, Norwegen etc. umfasste.
Aber wer waren die Nephilim der Genesis 6,4? In Palästina existierten Zeitalter vor den im Buch der Anfänge berichteten Ereignissen paläolithische und neolithische Menschen. Die theologische Überlieferung identifiziert diese Nephilim mit haarigen Menschen oder Satyrn, Letztere sind ein Mythos der fünften Rasse, und die Ersteren sowohl in der vierten als auch in der fünften Rasse historisch. Wir haben anderswo festgestellt, was die Prototypen dieser Satyrn waren, und haben von der Bestialität der frühen und späteren atlantischen Rasse gesprochen. Was ist die Bedeutung von Poseidons Liebesabenteuern inmitten einer solchen Vielfalt tierischer Formen? Er verwandelte sich in einen Delfin, um Amphitrite zu gewinnen; in ein Pferd, um Ceres zu verführen; in einen Widder, um Theophane zu hintergehen etc. Poseidon ist die Personifizierung nicht nur des Geistes und der Rasse von Atlantis, sondern auch der Laster dieser Riesen. Gesenius und andere widmen der Bedeutung des Wortes Nephilim einen außerordentlichen Raum und erklären sehr wenig. Aber die esoterischen Berichte zeigen, dass diese stark behaarten Geschöpfe die letzten Abkömmlinge der lemuro-atlantischen Rassen sind, die mit weiblichen Tieren einer jetzt längst ausgestorbenen Art Kinder zeugte; so brachten sie stumme Menschen hervor. „Monster“, wie die Stanzen sie bezeichnen.
Nun spricht die auf Hesiods Theogonie aufbauende Mythologie, ein lediglich dichterisch ausgeführter Bericht tatsächlicher Ereignisse oder mündlich überlieferter Geschichte, von drei Rassen namens Briareos, Kottos und Gyges, die in einem dunklen Land lebten, wo sie von Kronos eingesperrt werden, weil sie gegen ihn aufbegehrten. Die Sage stattet alle drei mit hundert Armen und fünfzig Häuptern aus. Letztere repräsentieren Rassen, und die Ersteren Unterrassen und Stämme. Hält man sich vor Augen, dass fast jede Person in der Mythologie einen Gott oder einen Halbgott repräsentiert, und in seinem zweiten Aspekt138 auch einen König oder einen einfachen Sterblichen; [SD # 776] und dass beide als Symbole für Länder, Inseln, Naturkräfte, Elemente, Nationen, Rassen und Unterrassen stehen, wird der esoterische Kommentar verständlich. Er besagt, die drei Riesen seien drei Polarländer, die mehrere Male ihre Form änderten, bei jeder weiteren Umwälzung oder dem Verschwinden eines Kontinents, um einem anderen Platz zu machen. Der gesamte Globus erfährt periodische Erschütterungen; und seit dem Auftreten der ersten Rasse geschah das vier Mal. Obwohl jedoch das gesamte Antlitz der Erde jedes Mal verwandelt wurde, wurde die Gestalt des arktischen und des antarktischen Pols nur wenig modifiziert. Die Polarländer vereinigen sich oder sie zerfallen zu Inseln und Halbinseln, doch sie bleiben immer dieselben. Daher wird Nordasien das „ewige und immerwährende Land“ genannt und die Antarktis das „ewig lebende“ und das „verborgene“; wohingegen die mediterranen, atlantischen, pazifischen und andere Gegenden abwechselnd in den großen Wassern verschwinden und wieder über denselben auftauchen.
Seit dem ersten Erscheinen des großen Kontinents Lemurien waren die drei Polarriesen von Kronos in ihrem Kreis eingekerkert. Ihr Gefängnis ist von einem ehernen Wall umgeben, und der Ausgang führt durch von Poseidon (oder Neptun, also durch die Meere) angefertigte Tore, die sie nicht durchschreiten können; und in dieser nebligen Region, wo ewige Dunkelheit herrscht, schmachten die drei Brüder. Die „Ilias“ (viii, 13) macht daraus den Tartarus. Als sich die Götter und Titanen ihrerseits gegen Zeus – die Gottheit der vierten Rasse – erhoben, erinnerte sich der Vater der Götter an die eingeschlossenen Giganten, auf dass sie ihn unterstützen könnten, die Götter und Titanen zu besiegen und die Letzteren in den Hades zu stürzen; oder, mit klareren Worten, Lemurien unter Donner und Blitz auf den Meeresgrund zu versenken, um so Platz zu schaffen für Atlantis, das wiederum dann versinken und zu Grunde gehen sollte, wenn es an der Reihe wäre.139 Die geologische Hebung und Flut von Thessalien war eine Wiederholung der großen Umwälzung in einem kleineren Maßstab. Und da sie sich dem Gedächtnis der Griechen eingeprägte, wurde sie von ihnen mit dem allgemeinen Schicksal von Atlantis verschmolzen und vermischt. So wurden auch der Krieg zwischen den Rakshasas von Lanka und den Bharatern, das Hin und Her zwischen Atlantiern und Ariern in ihrem Entscheidungskampf oder der Streit zwischen Devs und Izeds (oder Peris) Zeitalter später zum Kampf der in zwei feindliche Lager getrennten Titanen, und noch später zum Krieg zwischen den Engeln Gottes und den Engeln Satans. Historische Tatsachen wurden zu theologischen Dogmen. Ehrgeizige Scholiasten, Männer einer kleinen, erst kurz zuvor geborenen Unterrasse, jene der letzten Nachkommen des arischen Stammes, unternahmen es, das religiöse [SD # 777] Denken der Welt umzukehren, und hatten Erfolg damit. Nahezu zweitausend Jahre lang prägten sie der denkenden Menschheit den Glauben an die Existenz des Satans ein.
Nachdem aber heute mehr als ein Gelehrter des Griechischen zur Überzeugung gelangt ist – wie Bailly und Voltaire – dass Hesiods Theogonie auf geschichtlichen Tatsachen fußt (siehe Decharmes „Mythol. de la Grèce Antique“), wird es für die okkulten Lehren einfacher, ihren Weg in die Gemüter aufmerksamer Menschen zu finden, und deshalb werden diese Zitate aus der Mythologie in unserer Erörterung der modernen Gelehrsamkeit in diesen Anhängen vorgebracht.
Derartige sich in allen exoterischen Glaubensrichtungen findende Symbole sind auch Landmarken prähistorischer Wahrheiten. Das sonnige, glückliche Land, die ursprüngliche Wiege der frühesten Menschenrassen, wurde seit damals mehrere Male hyperboreisch und saturnisch;140 und auf diese Weise wurden unterschiedliche Aspekte des Goldenen Zeitalters und des Reichs von Saturn gezeigt. Es hatte in der Tat einen vielseitigen Charakter – klimatisch, ethnologisch und moralisch. Denn die dritte, lemurische Rasse muss physiologisch in die frühere androgyne und in die spätere zweigeschlechtliche geteilt werden; und das Klima ihrer Wohnorte und Kontinente in das eines ewigen Frühlings und eines ewigen Winters, in Leben und Tod, Reinheit und Unreinheit. Der Zyklus der Legenden wird auf seiner Reise durch die Fantasie des Volkes beständig umgewandelt. Aber er kann von den Unreinheiten, die er auf seinem Weg durch viele Nationen und durch die zahllosen Gemüter aufgelesen hat, die seine eigenen überschwänglichen Zutaten zu den ursprünglichen Tatsachen hinzugefügt haben, befreit werden. Verlassen wir eine Weile die griechischen Auslegungen, damit wir in den wissenschaftlichen und geologischen Beweisen weitere Bestätigungen für die Letzteren suchen können.
[SD # 778]
§ VII
wissenschaftliche und geologische Beweise für
die Existenz mehrerer versunkener Kontinente
Es mag nicht verkehrt sein – zum Nutzen jener, die die Überlieferung eines verschwundenen miozänen Atlantis in einen „antiquierten Mythos“ auflösen – ein paar wissenschaftliche Eingeständnisse zu diesem Punkt beizufügen. Die Wissenschaft, das ist wahr, steht solchen Fragen sehr gleichgültig gegenüber. Aber es gibt Wissenschaftler, die bereitwillig einräumen, dass auf jeden Fall ein vorsichtiger Agnostizismus in Bezug auf die ferne Vergangenheit betreffende geologische Probleme viel philosophischer ist als eine a priori ablehnende Verneinung oder eine voreilige Verallgemeinerung aufgrund ungenügender Daten.
Inzwischen möge auf zwei sehr interessante Beispiele hingewiesen werden, auf die wir unlängst gestoßen sind, da sie gewisse Stellen in dem Brief eines Meisters, der im „Esoteric Buddhism“ veröffentlicht wurde, „unterstützen“. Die Bedeutung der Autoritäten wird nicht in Frage gestellt werden:
Auszug aus „Esoteric Buddhism”, S. 70 Nr. 1 „Der Untergang von Atlantis (die Gruppe der Kontinente und Inseln) begann im Eozän . . . . und gipfelte im Miozän, erstens im endgültigen Verschwinden des größten von ihnen, ein Ereignis, das mit der Anhebung der Alpen zusammenfiel, und zweitens im Untergang der letzten der von Platon erwähnten schönen Inseln.“ |
Auszug aus einem Vortrag von W. Pengelly, F.R.S., F.G.S. Nr. 1 „Gab es, wie einige glaubten, ein Atlantis – einen Kontinent oder ein Archipel großer Inseln im Bereich des Nordatlantiks? Vielleicht ist gar nichts Unphilosophisches an dieser Hypothese. Denn wie Geologen behaupten, ‘haben die Alpen seit dem Beginn des Eozäns 4.000 und an einigen Stellen sogar mehr als 10.000 Fuß ihrer heutigen Höhe erlangt’ (Lyells „Principles of Geology“, 2. Ausgabe, S. 256) – eine post-miozäne Senkung könnte das hypothetische Atlantis in fast abgründige Tiefen versetzt haben.“141 |
Nr. 2 „Lemurien kann ebenso wenig mit dem Kontinent Atlantis verwechselt werden wie Europa mit Amerika. Die beiden Ersteren versanken und wurden mitsamt all ihren ‘Göttern’ ertränkt; und doch verging zwischen den beiden Perioden ein Zeitraum von ungefähr 700.000 Jahren; Lemurien blühte auf und beendete seine Karriere genau in diesem unbedeutenden Zeitabschnitt vor dem frühen Eozän, da seine Rasse die dritte war. Schauen Sie sich die Überreste dieser einst großen Rasse in einigen der flachköpfigen Ureinwohner Ihres Australiens an.“ („Esoteric Buddhism“, S. 64-65) |
Nr. 2 „Es wäre verfrüht, dies zu behaupten, denn bisher ist nicht bewiesen, dass im Eozän keine Menschen existiert haben könnten, zumal nachgewiesen werden kann, dass eine Menschenrasse, die niedrigste uns bekannte, mit jenen Überresten der Flora des Eozäns koexistierte, die immer noch auf dem Kontinent und den Inseln Australiens überleben.“ (Auszug aus einem Artikel in der „Popular Science Review“, Band V, S. 18, von Professor Seemann, Ph.D. F.L.S., P.A.S.) Haeckel, der die Realität eines früheren Lemuriens vollkommen akzeptiert, betrachtet ebenfalls die Australier als direkte Nachkommen der Lemurier. „Persistente Formen (seiner beiden Lemurierstämme) sind aller Wahrscheinlichkeit nach noch vorhanden . . . Papuas und Hottentotten . . . Australier . . . ein Teil der Malaien.“ |
[SD # 779] In Bezug auf eine frühere Zivilisation, deren letzter verbliebener Spross ein Teil dieser schwächer gewordenen Australier bildet, ist die Ansicht Gerlands sehr bedeutsam. Über die Religion und Mythologie der Stämme schreibt er: „Nirgends zeigt sich die Behauptung, die australische Zivilisation (?) weise auf eine höhere Stufe hin, klarer wie hier, wo alles wie verhallende Stimmen aus früherer, reicherer Zeit herüberschallt. Daher ist diese Idee, die Australier besäßen keine Spur von Religion und Mythologie, völlig falsch. Aber diese Religion ist sicherlich ziemlich verfallen.“ (Zitiert in Schmidts „The Doctrine of Descent and Darwinism“, S. 300-1) Was seine andere Feststellung betrifft, nämlich die Australier seien „ein Abteilung der Malaien“ (vide seine ethnologischen Theorien in „The Pedigree of Man“), irrt sich Haeckel, wenn er die Australier mit den Übrigen in eine Reihe stellt. Die Malaien und Papuas sind ein gemischter Stamm und aus den Mischehen der niederen atlantischen Unterrassen mit der siebten Unterrasse der dritten Wurzelrasse hervorgegangen. Gleich den Hottentotten stammen sie indirekt von den Lemuro-Atlantiern ab. Es ist eine höchst bedeutende Tatsache – für die konkreten Denker, die einen physischen Beweis für Karma verlangen – dass die niedersten Menschenrassen jetzt rasch aussterben; ein Phänomen, das größtenteils auf eine außerordentliche, sich bei den Frauen einstellende Sterilität zurückzuführen ist, die mit der Zeit begann, als sie zum ersten Mal mit den Europäern in Kontakt kamen. Auf der ganzen Erde findet ein Prozess der Dezimierung statt bei jenen Rassen, [SD # 780] deren „Zeit abgelaufen ist“ – gerade unter den Stämmen, wohlgemerkt, welche die Esoterische Philosophie als die abgelebten Vertreter verlorener archaischer Nationen betrachtet. Es ist ungenau zu behaupten, das Aussterben einer niederen Rasse sei ausnahmslos eine Folge der von Kolonisten verübten Grausamkeiten oder Misshandlungen. Veränderung der Lebensweise, Alkoholsucht etc. etc. haben viel dazu beigetragen. Aber diejenigen, die sich auf solche Daten als vollständige, ausreichende Erklärung der Probleme berufen, können nicht der Phalanx von Tatsachen standhalten, die jetzt so dicht geschart sind. Selbst der Materialist Lefèvre sagt: „Nichts kann jene retten, die ihre Bahn durchlaufen haben. . . . Ihr vorbestimmter Zyklus müsste erweitert werden. . . . Die Völker, die verhältnismäßig am meisten verschont blieben . . . die Hawaiianer und die Maori, wurden nicht minder dezimiert als die massakrierten oder durch die europäischen Eindringlinge verdorbenen Stämme.“ („Philosophy: Historical and Critical “, S. 508)
Korrekt; ist das hier bestätigte Phänomen aber nicht ein Beispiel für die Wirkung des zyklischen Gesetzes, welches nach materialistischen Grundsätzen schwer zu erklären ist? Woher kommt der „vorbestimmte Kreislauf“ und die hier bezeugte Ordnung? Warum erfasst diese (karmische) Unfruchtbarkeit gewisse Rassen in der ihr „bestimmten Stunde“ und löscht sie aus? Die Antwort, das sei eine Folge des „mentalen Missverhältnisses“ zwischen der kolonisierenden und der eingeborenen Rasse, ist offensichtlich ausweichend, da sie nicht das plötzliche „Ende der Fruchtbarkeit“ erklärt, das so häufig auftritt. Das Aussterben der Hawaiianer, zum Beispiel, ist heute eines der mysteriösesten Probleme. Die Ethnologie wird früher oder später in Übereinstimmung mit den Okkultisten erkennen müssen, dass die wahre Lösung in einem Verständnis der Wirkung Karmas gesucht werden muss. Wie Lefèvre bemerkt: „Die Zeit naht heran, wo nur mehr drei große Menschentypen übrig bleiben“ (vor dem Aufdämmern der sechsten Wurzelrasse), die weiße (die arische fünfte Wurzelrasse), die gelbe und der afrikanische schwarze Typus, sowie ihre Kreuzungen (atlanto-europäische Unterteilungen). Die amerikanischen Ureinwohner, Eskimos, Papuas, Australier, Polynesier etc. etc. – sie alle werden aussterben. Wer begreift, dass jede Wurzelrasse eine Stufenleiter von sieben Unterrassen mit je sieben Zweigen etc. durchläuft, wird das „Warum“ verstehen. Die Flutwelle der inkarnierenden Egos ist an ihnen vorbeigerollt, um in weiter entwickelten und weniger greisenhaften Stämmen Erfahrung zu sammeln; und ihr Verlöschen ist daher eine karmische Notwendigkeit. Einige außerordentliche und unerklärte statistische Daten bezüglich des Aussterbens von Rassen wurden von de Quatrefages in „The Human Species“, S. 428 gegeben. Sie können bislang ausschließlich auf der Ebene des Okkulten erklärt werden.
Aber wir sind von unserem eigentlichen Thema abgewichen. Sehen wir jetzt, was Professor Huxley über diese Frage des früheren atlantischen und pazifischen Kontinents zu sagen hat.
Er schreibt in der Zeitschrift „Nature“ vom 4. Nov. 1880: „Soweit mir bekannt ist, existiert kein biologischer oder geologischer Beweis, der die Hypothese unhaltbar machen würde, dass ein Bereich des mittelatlantischen oder pazifischen Meeresbodens von der Größe Europas nach dem Paläozoikum auf die Höhe des Mont Blanc angehoben wurde und wieder absank, [SD # 781] wenn überhaupt einen Grund existierte, diese Hypothese zu vertreten.“
Es gibt also nichts, was gegen einen positiven Beweis für die Tatsache sprechen könnte; und daher auch nichts gegen die geologischen Postulate der Esoterischen Philosophie. Dr. Seemann versichert uns Folgendes in der „Popular Science Review“ (Bd. V, S. 19), Artikel „Australia and Europe formerly One Continent“:142
„Die Tatsachen, welche die Botaniker zur Rekonstruktion dieser verlorenen Landkarten des Globus sammelten, sind ziemlich umfassend. Sie unterließen es auch nicht, die frühere Existenz großer Festlandstriche in heute von großen Meeren eingenommenen Bereichen nachzuweisen. Die vielen auffälligen Berührungspunkte zwischen der gegenwärtigen Flora der Vereinigten Staaten und derjenigen Ostasiens führten sie zu der Annahme, dass innerhalb der gegenwärtigen Ordnung der Dinge zwischen Südostasien und Westamerika eine kontinentale Verbindung bestanden haben muss. Die einzigartige Entsprechung der gegenwärtigen Flora der Südstaaten Amerikas mit jener der Flora der europäischen Karbonzeit veranlasst sie zu dem Glauben, Europa und Amerika seien im Miozän durch einen Landweg verbunden gewesen, von welchem Island, Madeira und weitere atlantische Inseln Überbleibsel darstellten; dass es sich bei der von einem ägyptischen Priester Solon erzählten Geschichte von Atlantis nicht um reine Fantasie handele, sondern dass sie auf einer soliden geschichtlichen Grundlage beruhe. . . . Das Europa des Eozäns empfing die Pflanzen, die sich über Berge und Ebenen, Täler und Flussufer verbreiteten (im Allgemeinen von Asien her), weder ausschließlich aus dem Süden noch aus dem Osten. Auch der Westen lieferte Beiträge, und wenn sie in dieser Periode auch sehr spärlich waren, zeigen sie doch auf alle Fälle, dass sich die Brücke bereits bildete, die zu einer späteren Periode die Verbindung zwischen den beiden Kontinenten in so merkwürdiger Weise erleichtern sollte. In dieser Zeit begannen einige Pflanzen des westlichen Kontinents, Europa über die damals wahrscheinlich gerade (?) aus dem Ozean auftauchende Insel Atlantis zu erreichen.“
In einer anderen Ausgabe derselben Review (Bd. 16, S. 151) spielt Duppa Crotch, M.A., F.L.S., in einem Aufsatz mit dem Titel „The Norwegian Lemming and its Migrations“ auf denselben Gegenstand an:
„Ist es wahrscheinlich, dass es dort Land gegeben haben könnte, wo heute der breite Atlantische Ozean rollt? Alle Überlieferungen behaupten das: Wie Strabo und andere uns erzählten, sprachen die alten ägyptischen Berichte von Atlantis. Die Sahara selbst ist der Sand eines alten Meeres, und die auf ihrer Oberfläche gefundenen Muscheln beweisen, dass ein Meer über die jetzige Wüste wogte, frühestens vom Miozän an. [SD # 782] Die Reise der ‘Challenger’ erbrachte den Nachweis dreier langer Rücken143 im Atlantischen Ozean,144 einer davon mehr als dreitausend Meilen lang, und seitliche Ausläufer könnten durch die Verbindung dieser Rücken die wundersame Ähnlichkeit der Fauna der atlantischen Inseln erklären.145 . . . . Der versunkene Kontinent Lemurien im jetzigen Indischen Ozean wird als Lösung für viele Probleme in der Erklärung der Verteilung organischen Lebens erachtet, und ich denke, die Existenz eines Atlantis im Miozän wird sich als bedeutender, aufklärender Einfluss erweisen in Bezug auf Gegenstände von größerem Interesse (wahrlich so!) als die Wanderung der Lemminge. Wenn nachgewiesen werden kann, dass in früheren Zeiten dort Land existierte, wo sich heute der Nordatlantik befindet, ist damit nicht nur ein Beweggrund für diese augenscheinlich selbstmörderischen Wanderungen gefunden, sondern auch ein starker Nebenbeweis dafür, dass das, was wir Instinkte nennen, lediglich das blinde und manchmal sogar schädliche Erbe früher erlangter Erfahrung darstellt.“
(In bestimmten Zeiten, lernen wir, schwimmen Unmengen dieser Tiere in das Meer und gehen zugrunde. Sie kommen tatsächlich aus allen Teilen Norwegens, und ein mächtiger Instinkt, der schon seit Zeitaltern als Erbe ihrer Vorfahren fortbesteht, treibt sie an, einen einstmals existierenden Kontinent zu suchen, der jetzt unter den Ozean versunken ist, und damit im Wasser ein Grab zu finden.)
In einem Artikel, der eine Kritik von A. R. Wallaces „Island Life“ enthält – einem Werk, das sich der Frage der Verteilung der Tiere etc. ausführlich widmet – schreibt Starkie Gardner („Subsidence and Elevation“, „Geological Magazine“, Juni 1881):
„Mit Hilfe der von einer umfassenden Reihe von Tatsachen unterschiedlicher Art unterstützten Argumentation kommt er zu dem Schluss, dass die Verteilung des Lebens auf dem Land, wie wir sie jetzt sehen, ohne die Hilfe bedeutender Modifikationen der gegenseitigen Positionen der Kontinente und Meere vollbracht wurde. Akzeptieren wir seine Anschauungen, müssen wir jedoch glauben, dass Asien und Afrika, Madagaskar und Afrika, Neuseeland und Australien, Europa und Amerika in einer nicht allzu fernen geologischen Periode jeweils miteinander vereinigt waren, und dass Meere bis zur Tiefe von 1.000 Faden überbrückt wurden; wir müssen aber die Annahme als völlig grundlos und im völligen Widerspruch zu allen uns zur Verfügung stehenden Beweisen (!!) [SD # 783] ansehen, das gemäßigte Europa und das gemäßigte Amerika sowie Australien und Südamerika seien jemals miteinander verbunden gewesen, außer über den arktischen oder antarktischen Kreis, und Länder, die heute durch mehr als 1.000 Faden tiefe Meere voneinander getrennt sind. Wallace, das muss zugestanden werden, war erfolgreich in der Erklärung der Hauptzüge der bestehenden Lebensverteilung ohne Überbrückung des Atlantischen oder des Pazifischen Ozeans mit Ausnahme in den Polargegenden. Doch kann ich nicht umhin zu denken, einige der Tatsachen könnten möglicherweise einfacher erklärt werden, wenn man die frühere Existenz einer Verbindung der Küsten von Chile und Polynesien146 sowie von Großbritannien und Florida annimmt, die durch die sich zwischen ihnen erstreckenden submarinen Bänke angedeutet sind. Es wurde noch nichts vorgebracht, was diese direkteren Landbrücken unmöglich machen würde, und kein physikalischer Grund dafür angegeben, warum das Bett des Ozeans nicht aus irgendeiner beliebigen Tiefe hätte angehoben werden können. Die Route, über welche sich (laut der anti-atlantischen und der anti-lemurischen Hypothese Wallaces) die Flora Südamerikas und diejenige Australiens angenommenerweise vermischt haben sollen, ist mit nahezu unüberwindlichen Schwierigkeiten gespickt, und das scheinbar plötzliche Auftreten einer Anzahl subtropischer amerikanischer Pflanzen in der Flora unseres Eozäns setzen eine südlichere Verbindung voraus als die gegenwärtige 1.000-Faden-Linie . . . . Unaufhörlich sind Kräfte am Werk, und es gibt keinen Grund, warum eine einmal im Zentrum eines Ozeans in Tätigkeit gesetzte anhebende Kraft wieder ausgesetzt werden sollte, bevor sich ein Kontinent geformt hat. In verhältnismäßig junger geologischer Zeit waren derartige Kräfte aktiv und hoben die höchsten Berge der Erde aus dem Meer. Wallace selbst räumt wiederholt ein, dass sich Seebecken um 1.000 Faden und Inseln aus Tiefen von 3.000 Faden anhoben. Die Annahme, die hebenden Kräfte seien ihrer Stärke nach begrenzt, ist, wie mir scheint, ‘durchaus unbegründet und steht allen uns zu Gebote stehenden Zeugnissen vollständig entgegen’.“
Der „Vater“ der englischen Geologie – Sir Charles Lyell – war in seinen Anschauungen über die Bildung von Kontinenten Uniformitarist. Auf S. 492 seiner „Geological Evidences of the Antiquity of Man“ hören wir ihn sagen:
„Die Professoren Unger („Die versunkene Insel Atlantis“) und Heer („Flora Tertiaria Helvetiae“) vertraten auf Grundlage botanischer Argumente die frühere Existenz eines atlantischen Kontinents in Teilen des Tertiärs, was sie als einzige annehmbare Erklärung für die Analogie zwischen der miozänen Flora Zentraleuropas und der gegenwärtigen Flora Ostamerikas angaben. Nachdem er gezeigt hat, wie viele der amerikanischen, in Europa fossil gefundenen Typen in Japan verbreitet vorkommen, neigt Professor Oliver andererseits der zuerst von Dr. Asa Gray aufgestellten Theorie zu, die Wanderung der Arten, welche aus der Übereinstimmung der Typen der östlichen Staaten Nordamerikas und der miozänen Flora Europas zu folgern ist, habe stattgefunden, als zwischen Amerika und Zentralasien zwischen dem fünfzigsten und sechzigsten Breitengrad oder südlich der Behringstraße eine Überlandverbindung in Richtung der Aleuten bestand. Auf diesem Weg könnten sie in irgendeiner miozänen, pliozänen oder pleistozänen Epoche vor der Eiszeit ihren Weg in das Amurgebiet an der Ostküste Nordasiens gefunden haben.“
Es ist wirklich kaum zu übersehen, wie hier unnötige Probleme und Verwicklungen erschaffen werden, um die Hypothese eines atlantischen Kontinents zu vermeiden [SD # 784] . Stünden die botanischen Zeugnisse für sich allein, wäre die Skepsis teilweise begründet. Aber in diesem Fall laufen alle Zweige der Wissenschaft auf einen Punkt zusammen. Die Wissenschaft hat Fehler gemacht und sich größeren Irrtümern ausgesetzt, indem sie unsere beiden heute nicht erkennbaren Kontinente nicht zuließ. Sie hat selbst das Unleugbare abgestritten, seit den Tagen des Mathematikers Laplace bis heute, bis vor ein paar Jahren.147 Wir haben die Autorität von Professor Huxley, der sagt, dass die diese Sichtweise unterstützenden Beweise nicht a priori unwahrscheinlich sind (vide supra). Doch wird der hervorragende Gelehrte, nachdem der positive Beweis nun erbracht ist, die Schlussfolgerung anerkennen?
Dieses Problem betreffend sagt Sir Charles Lyell an einer anderen Stelle („Principles of Geology“, S. 12-13): „In Bezug auf die Kosmogonie der ägyptischen Priester erhalten wir viele Informationen von den Schriftstellern der griechischen Sekten, die fast all ihre Lehrsätze von Ägypten entlehnt hatten, darunter auch diejenigen von der früheren Zerstörung und darauffolgenden Wiedererneuerung der Welt (kontinentale, nicht kosmische Katastrophen). Wir lernen von Plutarch, dass sie das Thema einer der Hymnen über Orpheus waren, der in den legendären Zeiten Griechenlands so berühmt war. Er hatte sie von den Ufern des Nils mitgebracht, und wir finden sogar in seinen Versen, so wie in den indischen Systemen, dass der Dauer jeder der aufeinanderfolgenden Welten ein bestimmter Zeitraum zugeschrieben wird. Die Wiederkehr der großen Katastrophen war durch die Periode des Annus Magnus oder Großen Jahres bestimmt – ein aus den Umläufen der Sonne, des Mondes und der Planeten zusammengesetzter Zyklus, der dann endet, wenn sie alle wieder zusammen in dasselbe Zeichen zurückkehren, von dem sie angenommenerweise in einer fernen Epoche ausgingen. Wir lernen insbesondere aus Platons Timaios, dass die Ägypter glaubten, die Welt sei gelegentlichen Feuern und Fluten unterworfen. Die Sekte der Stoiker übernahm das System von Katastrophen vollständig, die dazu bestimmt sind, die Welt in bestimmten Intervallen zu zerstören. Dieselben sind, wie sie lehrten, von zweierlei Art – der Kataklysmus oder die Zerstörung durch eine Flut und die Ekpyrosis oder die Zerstörung durch Feuer (Unterwasservulkane). Den Ägyptern verdankten sie die Lehre vom allmählichen Abstieg des Menschen aus einem Zustand der Unschuld“ (ursprüngliche Einfachheit der ersten Unterrassen einer jeden Wurzelrasse). [SD # 785] „Gegen Ende einer jeden Ära konnten die Götter die Verruchtheit der Menschen nicht länger ertragen, und eine Erschütterung der Elemente oder eine Flut versenkte sie (siehe Entartung zu magischen Praktiken und grober Animalität der Atlantier); nach diesem Unglück stieg Asträa wieder auf die Erde herab, um das Goldene Zeitalter zu erneuern“ (Aufdämmern einer neuen Wurzelrasse).
Asträa, die Göttin der Gerechtigkeit, verlässt als letzte der Gottheiten die Erde, wenn die Götter, wie es heißt, sie aufgeben und von Jupiter wieder in den Himmel aufgenommen werden. Aber Zeus trägt Ganymed nicht früher von der Erde weg (das personifizierte Objekt der Lust) als der Vater der Götter Asträa wieder auf sie hinabgeworfen hat, wo sie auf ihrem Kopf landet. Asträa ist das Tierkreiszeichen Jungfrau. Astronomisch hat es eine sehr klare Bedeutung, und eine, die den Schlüssel zum okkulten Sinn ergibt. Aber es ist untrennbar vom Löwen, dem ihm vorangehenden Zeichen, und von den Plejaden und von ihren Schwestern, den Hyaden, deren strahlender Führer Aldebaran ist. Sie alle stehen mit den periodischen Erneuerungen der Erde in Verbindung, mit Bezug auf ihre Kontinente – selbst Ganymed, der astronomisch der Wassermann ist. Es wurde bereits gezeigt, dass der Südpol der Abgrund ist (oder die höllischen Regionen, figürlich und kosmologisch), und der Nordpol geografisch der erste Kontinent; wohingegen astronomisch und metaphorisch der Himmelspol, mit seinem Polarstern im Himmel, Meru ist oder der Sitz Brahmâs, der Thron Jupiters etc. Denn zu der Zeit, als die Götter die Erde verließen und, wie es hieß, in den Himmel aufstiegen, verlief die Ekliptik parallel zum Meridian, und ein Teil des Tierkreises schien vom Nordpol zum nördlichen Horizont hinabzusteigen. Aldebaran befand sich damals in Konjunktion zur Sonne, wie vor 40.000 Jahren bei den großen Festlichkeiten zur Erinnerung an den Annus Magnus, von dem Plutarch sprach. Seit diesem Jahr (vor 40.000 Jahren) fand eine rückläufige Bewegung des Äquators statt, und vor ungefähr 31.000 Jahren war Aldebaran in Konjunktion mit dem Punkt der Frühlingstagundnachtgleiche. Die dem Stier zugeschriebene Rolle, selbst im christlichen Mystizismus, ist zu gut bekannt, um einer Wiederholung zu bedürfen. Der berühmte orphische Hymnus über die große periodische Umwälzung verkündet die gesamte Esoterik des Ereignisses. Pluto (im Abgrund) entführt die von der (Polar-) Schlange gebissene Eurydike. Dann ist Leo, der Löwe, besiegt. Wenn nun der Löwe im Abgrund ist oder unter dem Südpol, dann folgt ihm als nächstes Zeichen die Jungfrau. Wenn sie vom Haupt bis zur Hüfte unter dem südlichen Horizont ist – steht sie auf dem Kopf. Andererseits sind die Hyaden die Regen- oder Flutgestirne; und Aldebaran (der den Töchtern des Atlas oder den Plejaden folgt oder nachfolgt) blickt aus dem Auge des Stiers herab. Von diesem Punkt der Ekliptik aus wurden die Berechnungen des neuen Zyklus begonnen. Der Schüler muss sich auch daran erinnern, dass wenn Ganymed (der Wassermann) in den Himmel (oder über den Horizont des Nordpols) erhoben wird, [SD # 786] die Jungfrau oder Asträa, die Venus-Luzifer ist, kopfüber unter den Horizont des Südpols oder den Abgrund hinab steigt; jenen Abgrund oder Pol, der auch der Große Drache oder die Flut ist. Der Schüler möge seine Intuition üben, indem er diese Tatsachen zusammenstellt; mehr kann nicht gesagt werden.
„Diese Verbindung“, bemerkt Lyell, „zwischen der Lehre der aufeinanderfolgenden Katastrophen und der sich wiederholenden Degeneration des moralischen Charakters des Menschengeschlechts ist inniger und natürlicher als man zunächst glauben möchte. Befindet sich eine Gesellschaft in einem Zustand der Verrohung, werden sämtliche großen Übel von den Menschen als Strafe Gottes für die Verruchtheit des Menschen angesehen. . . . Entsprechend finden wir in der Solon von den ägyptischen Priestern mitgeteilten Erzählung über den Untergang der Insel Atlantis unter die Wasser des Ozeans, in der Folge von wiederholten Erschütterungen durch Erdbeben, dass das Ereignis stattfand, als Jupiter die moralische Verkommenheit der Bewohner erkannt hatte.“
Stimmt; aber war es nicht eine Folge der Tatsache, dass alle esoterischen Wahrheiten der Öffentlichkeit von den Initiierten der Tempel unter dem Deckmantel von Allegorien mitgeteilt wurden? „Jupiter“ ist lediglich die Verkörperung jenes unveränderlichen zyklischen Gesetzes, das den Abwärtstrend jeder Wurzelrasse aufhält, nachdem sie den Zenit ihrer Herrlichkeit überschritten hat.148 Oder wir schließen uns der einzigartig dogmatischen Meinung von Prof. John Fiske an,149 jeder Mythos sei „eine Erklärung irgendeines Naturphänomens durch einem ungebildeten Verstand; keine Allegorie, kein esoterisches Symbol, denn es ist eine Verschwendung von Scharfsinn (!!) zu versuchen, in den Mythen die Überreste einer kultivierten urzeitlichen Wissenschaft zu entdecken – aber eine Erklärung. Die ursprünglichen Menschen verfügten über keine tiefe Wissenschaft, um sie mittels der Allegorie zu verewigen (woher will Fiske das wissen?), noch waren sie so traurige Pedanten, dass sie in Rätseln sprachen, wenn klare Sprache ihrem Zweck hätte dienen können.“ Wir wagen zu behaupten, die Sprache der wenigen Initiierten sei viel „klarer“ gewesen und ihre Naturwissenschaft-Philosophie viel umfassender und gleichermaßen befriedigender für die physikalischen [SD # 787] wie für die spirituellen Bedürfnisse des Menschen als selbst die von Fiskes Meister – Herbert Spencer – ausgearbeitete Terminologie und sein System. Was aber ist Sir Charles Lyells „Erklärung“ des „Mythos“? Ganz bestimmt unterstützt er in keiner Weise die Idee seines „astronomischen“ Ursprungs, der von einigen Schriftstellern behauptet wird.
Die beiden Interpreten stehen völlig im Widerspruch zueinander, Lyells Lösung ist wie folgt. Da er aufgrund der Nichtexistenz (?) irgendwelcher verlässlicher historischer Daten über den Gegenstand und auch wegen einer starken Voreingenommenheit zugunsten der uniformitarischen Auffassungen der geologischen Veränderungen nicht an kataklysmische Veränderungen glaubt,150 versucht er, die atlantische „Tradition“ auf folgende Quellen zurückzuführen:
(1) Barbarische Stämme bringen Katastrophen mit einem rächenden Gott in Zusammenhang, von dem sie annehmen, dass er auf diese Art unmoralische Rassen bestrafe.
(2) Daher ist der Beginn einer neuen Rasse logischerweise ein tugendhafter.
(3) Die ursprüngliche Quelle der geologischen Grundlage der Überlieferung war Asien – ein Kontinent, der heftigen Erdbeben unterworfen ist. Übertreibende Berichte würden so über Zeitalter weitergereicht.
(4) Ägypten, selbst von Erdbeben verschont, begründete dennoch sein nicht unbeträchtliches geologisches Wissen auf diese Überlieferungen von Umwälzungen.
Eine scharfsinnige „Erklärung“, wie alle anderen auch. Doch eine Negation zu beweisen, ist sprichwörtlich eine schwierige Aufgabe. Die mit den wirklichen Talenten der ägyptischen Priesterschaft vertrauten Schüler der esoterischen Wissenschaft benötigen keine derartig künstlichen Hypothesen. Während ein fantasiereicher Theoretiker immer imstande sein wird, eine leidliche Lösung für Probleme zu liefern, die in einem Wissenschaftszweig die Hypothese periodischer kataklysmischer Veränderungen auf der Oberfläche unseres Planeten notwendig zu machen scheint, [SD # 788] wird der nicht spezialisierte unparteiische Kritiker die unermessliche Schwierigkeit erkennen, die gebündelten Beweise zugunsten früherer, jetzt versunkener Kontinente in Abrede zu bringen – nämlich die archäologischen, ethnologischen, geologischen, traditionellen, botanischen und selbst die biologischen. Kämpft jede der Wissenschaften für sich allein, wird die gebündelte Beweiskraft fast ausnahmslos aus den Augen verloren.
In „The Theosophist“ (August 1880) schrieben wir: „Als Beweis führen wir die ältesten Überlieferungen verschiedener und weit voneinander getrennter Völker an – Legenden in Indien, im alten Griechenland, auf Madagaskar, Sumatra, Java und allen Hauptinseln Polynesiens, sowie die Legenden beider Amerikas. Unter den Ureinwohnern und in den Überlieferungen der reichsten Literatur in der Welt – der Sanskritliteratur Indiens – findet sich eine Übereinstimmung in der Behauptung, dass vor Zeitaltern im Pazifischen Ozean ein großer Kontinent existierte, welcher durch eine geologische Umwälzung vom Meer verschlungen wurde151 (Lemurien). Und es ist unsere feste Überzeugung . . . dass die meisten, wenn nicht alle Inseln vom Malaiischen Archipel bis Polynesien, Bruchstücke jenes einstmals gewaltigen, versunkenen Kontinents sind. Sowohl Malakka als auch Polynesien, die an den beiden Enden des Ozeans liegen und seit Menschengedenken niemals Verkehr miteinander oder auch nur Kenntnis voneinander hatten oder auch nur haben konnten, besitzen dennoch eine allen Inseln und Inselchen gemeinsame Überlieferung, dass ihre Länder sich weit, weit hinaus in die See erstreckten; dass es in der Welt nur zwei gewaltige Kontinente gab, der eine bewohnt von gelben, der andere von dunklen Menschen; und dass der Ozean sie auf Befehl der Götter verschlang, um ihre unaufhörliche Streiterei zu bestrafen. Unbeschadet der geografischen Tatsache, dass Neuseeland und die Sandwich- sowie die Osterinseln 800 bis 1.000 Seemeilen voneinander entfernt liegen, und dass allen Beweisen zufolge weder sie noch irgendwelche anderen dazwischen liegenden Inseln, z. B. die Marquesas-, Gesellschafts-, Fiji-, Tahiti-, Samoa- und weitere, jemals vor der Ankunft der Europäer miteinander verkehrt haben konnten, seit sie zu Inseln geworden waren, da ihre Menschen den Kompass nicht kannten; behaupten sie dennoch alle, dass sich ihre jeweiligen Länder weit zur asiatischen Seite nach Westen hin erstreckten. Ferner sprechen offenbar alle sich nur wenig voneinander unterscheidende Dialekte ein und derselben Sprache, und sie verstehen einander ohne große Probleme, haben dieselben religiösen Überzeugungen und Aberglauben und ziemlich ähnliche Bräuche. Und da wenige der Polynesischen Inseln früher entdeckt wurden als vor einem Jahrhundert und der Pazifische Ozean selbst den Europäern bis zur Zeit von Kolumbus unbekannt war, und da diese Inselbewohner niemals aufgehört haben, dieselben alten Überlieferungen wiederzugeben, seitdem die Europäer zum ersten Mal den Fuß auf ihre Ufer setzten, [SD # 789] scheint es uns eine logische Schlussfolgerung zu sein, dass unsere Theorie der Wahrheit näher ist als alle anderen. Der Zufall müsste seinen Namen und seine Bedeutung ändern, wäre all das ihm allein zuzuschreiben.“
Prof. Schmidt schreibt zur Verteidigung der Hypothese eines früheren Lemuriens und erklärt: „Eine große Reihe tiergeografischer Tatsachen kann nur durch die Annahme des einstigen Bestehens eines südlichen Kontinents erklärt werden, von dem Australien ein Überbleibsel ist. . . . .“ (Die Verteilung der Arten) „deutet auf das verschwundene Südland, wo vielleicht auch die Heimat der Vorfahren der Makis von Madagaskar zu finden sein könnte.“152
A. R. Wallace kommt in seinem „The Malay Archipelago“ nach einer Prüfung der zu Gebote stehenden Fülle an Beweismaterial zu folgendem Schluss: „Aus diesen Tatsachen müssen wir ohne Zweifel die Folgerung schließen, dass die gesamten Inseln östlich von Borneo und Sumatra dem Wesen nach einen Teil eines früheren australischen oder pazifischen Kontinents bilden . . . Dieser Kontinent muss sich früher geteilt haben, als der äußerste südöstliche Teil Asiens über die Wasser des Ozeans angehoben wurde, denn ein Großteil der Landmasse von Borneo und Java ist bekanntlich geologisch eine ziemlich junge Formation.“
Nach Haeckel: „Südasien selbst war nicht die älteste Wiege des Menschengeschlechts, sondern Lemurien, ein südlich davon gelegener Kontinent, der später unter den Spiegel des Indischen Ozeans versank.“ („The Pedigree of Man“, S. 73) In einem Sinn hat Haeckel damit Recht, dass Lemurien „die Wiege des Menschengeschlechts“ war. Dieser Kontinent war die Heimat des ersten physischen Menschenstammes – der späteren Menschen der dritten Rasse. Vor der Epoche waren die Rassen viel weniger gefestigt und physiologisch ganz verschieden. (Laut Haeckel erstreckte sich Lemurien von den Sundainseln bis nach Afrika und Madagaskar und ostwärts bis Oberindien.)
Der hervorragende Paläontologe Professor Rütimeyer fragt: „Muss die Vermutung, die fast ausschließlich Gras und Insekten fressenden Beutel-, Faul-, Gürtel- und Schuppentiere sowie die Ameisenbären und die Strauße hätten einst auf einem südlichen Kontinent einen tatsächlichen Vereinigungspunkt besessen, von welchem die heutigen Floren Feuerlands und Australiens Überreste darstellen müssten – muss diese Vermutung zu einem Zeitpunkt Fragen aufwerfen, in welchem Heer aus ihren fossilen Überresten die früheren Wälder von Smithsund und Spitzbergen wieder zum Vorschein bringt?“ (Angeführt im Schmidts „The Doctrine of Descent and Darwinism“, S. 237)
Nachdem wir uns jetzt mit der verbreiteten Haltung der Wissenschaft zu den beiden Fragen allgemein auseinandergesetzt haben, wird es vielleicht zu einer angenehmen Kürze beitragen, wenn wir die auffälligeren Einzelfakten zugunsten dieser grundlegenden Behauptung der esoterischen Ethnologen zusammenfassen – der Wirklichkeit von Atlantis. Lemurien ist weit und breit akzeptiert, [SD # 790] sodass eine weitere Erörterung des Themas unnötig ist. Mit Bezug auf Ersteres findet man jedoch Folgendes:
(1) Die miozäne Flora Europas weist die zahlreichsten und auffallendsten Entsprechungen in den Vereinigten Staaten auf. In den Wäldern Virginias und Floridas findet man Magnolien, Tulpenbäume, immergrüne Eichen, Platanen etc. etc. etc., die den europäischen Pflanzen des Tertiärs Stück für Stück entsprechen. Wie wurde die Wanderung bewirkt, wenn wir die Theorie von einem atlantischen Kontinent ausschließen, der den Ozean zwischen Amerika und Europa überbrückte? Die vorgeschlagene „Erklärung“, der Übergang sei über Asien und die Aleuten erfolgt, ist bloß eine unangebrachte Theorie, die offensichtlich von der Tatsache widerlegt wird, dass eine große Anzahl dieser Pflanzen ausschließlich östlich der Rocky Mountains vorkommen. Das macht auch die Idee einer transpazifischen Wanderung zunichte. Sie wurde jetzt durch den europäischen Kontinent und die Inseln im Norden ersetzt.
(2) An den Ufern der Donau und des Rheins ausgegrabene Schädel zeigen eine auffallende Ähnlichkeit mit denen der Kabiren und der alten Peruaner (Littré). In Mittelamerika wurden Denkmäler ausgegraben, die zweifelsfrei Darstellungen von Köpfen und Gesichtern Schwarzer aufweisen. Wie können derartige Tatsachen erklärt werden, wenn nicht durch die Hypothese von Atlantis? Was jetzt Nordwestafrika ist, war einst durch ein Netzwerk von Inseln mit Atlantis verbunden, von denen heute nur noch Wenige übrig sind.
(3) Nach Farrar („Families of Speech“) hat die „isolierte Sprache“ der Basken keine Verwandtschaft mit den anderen europäischen Sprachen,153 sondern mit „den Ursprachen des großen gegenüberliegenden Kontinents (Amerika), und zwar mit diesen allein“. Professor Broca vertritt diese Meinung ebenfalls.
Der paläolithische europäische Mensch der Miozän- und Pliozänzeit war ein reiner Atlantier, wie wir bereits zuvor festgestellt haben. Die Basken sind natürlich viel jünger als er, aber ihre Verwandtschaft ist, wie hier gezeigt wurde, ein weitgehender Beweis für den ursprünglichen Auszug ihrer entfernten Ahnen. Die „mysteriöse“ Verwandtschaft zwischen ihrer Sprache und der der dravidischen Rassen Indiens wird verstehen, wer unserer Skizze der Bildung und des Kontinentaldrifts gefolgt ist.
(4) Auf den Kanarischen Inseln wurden Steine mit eingemeißelten Symbolen gefunden, die den Funden vom Ufer des Oberen Sees ähneln. Bertholet sah sich durch dieses Beweismaterial veranlasst, [SD # 791] die Rasseneinheit der frühen Menschen der Kanarischen Inseln und Amerikas zu postulieren. (Vgl. Benjamin, „The Atlantic Islands“, S. 130)
Die Guanchen der Kanarischen Inseln waren direkte Nachfahren der Atlantier. Diese Tatsache wird die große Statur erklären, von welcher ihre alten Skelette ebenso zeugen wie die ihrer europäischen Verwandten, der paläolithischen Menschen von Cro-Magnon.
(5) Jeder erfahrene Seemann muss nur den unmessbar tiefen Ozean entlang den Kanarischen Inseln befahren, um sich bald die Frage zu stellen, wann oder wie diese Gruppe vulkanischer und felsiger kleiner Inseln gebildet wurde, die von allen Seiten von gewaltigen Wasserflächen umgeben sind. Häufige Fragen dieser Art führten schließlich zu der Expedition des berühmten Leopold von Buch, die im ersten Viertel des gegenwärtigen Jahrhunderts stattfand. Einige Geologen behaupteten, die vulkanischen Inseln hätten sich direkt vom Grund des Meeres erhoben, dessen Tiefe in unmittelbarer Nachbarschaft der Insel zwischen 6.000 und 18.000 Fuß variiert. Andere waren geneigt, in diesen Gruppen, einschließlich Madeira, den Azoren und den Kapverdischen Inseln, die Überreste eines riesigen, aber versunkenen Kontinents zu sehen, der einstmals Afrika mit Amerika verband. Letztere Wissenschaftler unterstützen ihre Hypothese mit einer Masse von aus alten „Mythen“ entnommenem Beweismaterial zu ihren Gunsten. Uralter „Aberglaube“, wie z. B. das märchenhafte Atlantis Platons, der Garten der Hesperiden, Atlas, der die Welt auf seinen Schultern trägt – alles Mythen, die mit dem Pico del Teide von Teneriffa in Verbindung gebracht wurden, hatten nicht viel Einfluss auf die skeptische Wissenschaft. Die Identität der Tier- und Pflanzenwelt – die beide einen früheren Zusammenhang zwischen Amerika und den verbliebenen Inselgruppen zeigen – (die Hypothese, sie seien von den Wellen von der Neuen zur Alten Welt getrieben worden, war zu unsinnig, um sich lange zu halten) – fand ernstere Beachtung. Aber erst ganz spät, und nachdem Donnellys Buch schon jahrelang veröffentlicht war, hat die Theorie größere Aussicht als je zuvor, als Tatsache akzeptiert zu werden. Es wurde jetzt nachgewiesen, dass an der Ostküste Südamerikas aufgefundene Fossilien Juraformationen angehören, und sie sind nahezu identisch mit den jurassischen Fossilien des westlichen Europas und des nördlichen Afrikas. Der geologische Bau der beiden Küsten ist ebenfalls nahezu identisch; die Ähnlichkeit zwischen den kleineren Seetieren, die in den seichteren Gewässern der südamerikanischen, westafrikanischen und südeuropäischen Küsten leben, ist ebenfalls sehr groß. Alle derartigen Tatsachen sind dazu bestimmt, die Naturforscher zu der Schlussfolgerung zu führen, dass in entfernten prähistorischen Zeiten ein Kontinent bestand, der sich von der Küste Venezuelas quer über den Atlantischen Ozean bis zu den Kanarischen Inseln und nach Nordafrika erstreckte, und von Neufundland bis nahezu an die Küste Frankreichs.
(6) Die große Ähnlichkeit zwischen den jurassischen Fossilien Südamerikas, [SD # 792] Nordafrikas und Westeuropas ist an sich eine ausreichend auffällige Tatsache und lässt keine Erklärung zu, wenn der Ozean nicht durch ein Atlantis überbrückt wurde. Aber warum existiert auch eine derartige Ähnlichkeit in der Fauna (tierisches Leben) der – jetzt – isolierten atlantischen Inseln? Warum sind die von Sir C. Wyville Thomson mit dem Schleppnetz gefangenen Exemplare der brasilianischen Fauna der von Westeuropa so ähnlich? Warum besteht eine Ähnlichkeit zwischen vielen der westafrikanischen und westindischen Tiergruppen? Und wiederum:
„Wenn man die Tiere und Pflanzen der Alten und Neuen Welt vergleicht, kann man nicht umhin von ihrer Gleichheit beeindruckt zu sein. Alle, nahezu alle, gehören denselben Gattungen an, während sogar viele Arten beiden Kontinenten gemeinsam sind, . . . was darauf hindeutet, dass sie aus einem gemeinsamen Zentrum (Atlantis) ausstrahlten.“ („Westminster Review“, Jan. 1872)
Das Pferd hatte laut der Wissenschaft seinen Ursprung in Amerika. Zumindest wurde ein Großteil der einstmals „fehlenden Glieder“, die es mit den niederen Formen verbinden, aus amerikanischen Schichten ausgegraben. Wie kam das Pferd nach Europa und Asien, wenn keine Landverbindung die ozeanischen Zwischenräume überbrückte? Oder wenn behauptet wird, dass das Pferd seinen Ursprung in der Neuen Welt hatte, wie kamen dann in erster Linie Formen wie das Hipparion etc. der Wanderungshypothese zufolge nach Amerika?
Und wiederum: „Buffon hatte . . . diese Wiederholung der afrikanischen in der amerikanischen Fauna bemerkt, z. B. ist das Lama eine jüngere und schwächere Ausgabe des Kamels, der Puma der Neuen Welt repräsentiert den Löwen der Alten (Schmidt, „The Doctrine of Descent and Darwinism“, S. 223).
(7) Das folgende Zitat hängt mit Nr. 2 zusammen, aber seine Bedeutung ist so groß und der angeführte Verfasser so maßgeblich, dass es einen eigenen Platz verdient:
„In Bezug auf die ursprünglichen Langschädel von Amerika ziehe ich eine noch kühnere Hypothese in Erwägung, nämlich dass sie nahe verwandt sind mit den Guanchen der Kanarischen Inseln und mit den atlantischen Bevölkerungen von Afrika, den Mauren, Tuareg und Kopten, die Latham unter der Bezeichnung Ägypto-Atlantiden zusammenfasst. Wir finden ein und dieselbe Schädelform auf den Kanarischen Inseln, vor der Küste von Afrika und auf den Karibischen Inseln, an der gegenüberliegenden Küste, die auf Afrika blickt. Auf beiden Seiten des Atlantischen Ozeans wird die Hautfarbe dieser Bevölkerungen als rötlichbraun beschrieben.“ (Professor Retzius, „Smithsonian Report“, 1859, S. 266)
Wenn also die Basken und die Höhlenmenschen von Cro-Magnon derselben Rasse angehören wie die kanarischen Guanchen, folgt daraus, dass die Ersteren auch mit den amerikanischen Ureinwohnern verwandt sind. Das ist die Schlussfolgerung, welche die unabhängigen Untersuchungen von Retzius, Virchow und de Quatrefages notwendigerweise verlangen. Die atlantischen Verwandtschaften dieser drei Typen werden offensichtlich.
(8) Die von der „HMS Challenger“ und vom „Dolphin“ unternommenen Tiefseelotungen haben die Tatsache festgestellt, dass sich eine aus den abgrundartigen Tiefen des Atlantischen Ozeans hochragende gewaltige Erhebung [SD # 793] von einem Punkt nahe den Britischen Inseln über 3.000 Meilen in der Länge in Richtung Süden erstreckt, dann nach Kap Verde abbiegt, und in südöstlicher Richtung entlang der westafrikanischen Küste verläuft. Diese Erhebung weist eine Durchschnittshöhe von 9.000 Fuß auf und überragt in den Azoren, in Ascension und an anderen Stellen den Wasserspiegel. In den ozeanischen Tiefen in der Umgebung der Ersteren wurden Rippen einer einstmals massiven Landmasse entdeckt (siehe die Forschungen des Schiffes der Vereinigten Staaten „Dolphin“ und anderer). „Die Unebenheiten, die Berge und Täler seiner Oberfläche, konnten auf keinen Fall in Übereinstimmung mit irgendwelchen bekannten Gesetzen der Ablagerung von Sedimenten oder der Unterwassererhebung entstanden sein; sondern sie müssen im Gegenteil durch Kräfte eingeschnitten worden sein, die über dem Meeresspiegel wirksam sind.“ („Scientific American“, 28. Juli 1877) Es ist höchst wahrscheinlich, dass früher eine Landzunge existierte, die Atlantis mit Südamerika verband, irgendwo oberhalb der Mündung des Amazonas; und auf der Seite Afrikas nahe dem Kap Verde, wobei ein ähnlicher Verbindungspunkt mit Spanien nicht unwahrscheinlich ist, wie Donnelly behauptet (siehe seine Karte, in „Atlantis: The Antediluvian World“, S. 47, engl. Ausg. 1882, obwohl er sich lediglich mit einem Bruchstück des tatsächlichen Kontinents befasst). Ob letztere Verbindung existierte ober nicht, ist angesichts der Tatsache belanglos, dass das (heutige) Nordwest-Afrika – vor der Erhebung der Sahara und vor dem Bruch der Verbindung von Gibraltar – eine Verlängerung von Spanien war. Deshalb kann in Bezug auf die Art und Weise, wie die Wanderung der europäischen Fauna (etc.) stattfand, kein Problem aufgezeigt werden.
Vom rein wissenschaftlichen Standpunkt aus wurde jetzt genug gesagt, und angesichts der Art und Weise, wie der Gegenstand bereits entlang der Linien esoterischen Wissens entwickelt worden ist, macht es überflüssig, immer weitere Zeugnisse zu präsentieren. Zum Schluss mögen die Worte eines der intuitivsten Schriftsteller unserer Zeit angeführt werden, da sie auf bewundernswerte Weise die Anschauungen eines Okkultisten illustrieren, der die Morgendämmerung des folgenden Tages geduldig erwartet:
„Wir beginnen gerade erst, die Vergangenheit zu verstehen; vor hundert Jahren wusste die Welt nichts von Pompeji und Herculaneum, nichts von dem Band der Sprachen, das die indoeuropäischen Nationen miteinander verbindet, nichts von der Bedeutung des großen Buches der Inschriften auf den Gräbern und Tempeln Ägyptens, nichts vom Sinn der babylonischen Keilschriften, nichts von den wunderbaren Zivilisationen, die in den Ruinen von Yukatan, Mexiko und Peru offenbar werden. Wir stehen an der Schwelle. Die wissenschaftliche Forschung schreitet mit Riesenschritten voran. Wer könnte behaupten, dass nicht in hundert Jahren von heute an die großen Museen der Welt mit Gemmen, Statuen, Waffen und Geräten aus Atlantis geschmückt sein könnten, und dass die Bibliotheken der Welt Übersetzungen ihrer Schriften enthielten, die neues Licht auf die gesamte vergangene Geschichte des Menschengeschlechts werfen, und auf alle großen Probleme, die jetzt die Denker von heute in Verlegenheit versetzen?“154
[SD # 794]
Und nun wollen wir zusammenfassen.
Wir haben uns mit den alten Berichten der Völker befasst, mit den Lehren chronologischer und psychischer Zyklen, für welche diese Berichte der greifbare Beweis sind, und mit vielen anderen Gegenständen, die auf den ersten Blick in diesem Band unangebracht erscheinen mögen.
Sie sind jedoch tatsächlich notwendig. Wenn man sich mit den geheimen Annalen und Traditionen so vieler Völker befasst, deren eigentlicher Ursprung niemals auf einer sichereren Grundlage, als lediglich auf Vermutungen beruht, wenn man den Glauben und die Philosophie von mehr als prähistorischen Rassen darlegt, ist es nicht ganz so einfach, mit dem Thema umzugehen, wie es wäre, würde es sich um die Philosophie lediglich einer speziellen Rasse und deren Entwicklung handeln. Die Geheimlehre ist das gemeinsame Eigentum der zahllosen Millionen von Menschen, die in unterschiedlichen Klimazonen geboren werden, in Zeiten, mit denen zu befassen die Geschichte sich weigert und denen die esoterischen Lehren Daten zuschreiben, die mit den Theorien der Geologie und der Anthropologie unvereinbar sind. Die Geburt und Entwicklung der Heiligen Wissenschaft der Vergangenheit sind in der Nacht der Zeit verloren; und selbst dem, was historisch ist – d. h. was sich hier und dort in der alten klassischen Literatur verstreut findet – wird fast immer von der modernen Kritik ein Mangel an Beobachtung seitens der alten Schriftsteller unterstellt oder ein aus der Unwissenheit des Altertums geborener Aberglauben. Es ist daher unmöglich, diesen Gegenstand so zu behandeln wie die gewöhnliche Entwicklung einer Kunst oder Wissenschaft bei irgendeinem breit anerkannten historischen Volk behandelt würde. Nur dadurch, dass man dem Leser eine Fülle von Beweisen vorlegt, alle darauf abzielend aufzuzeigen, dass sich in allen Zeitaltern, unter allen Bedingungen der Zivilisation und Erkenntnis, die gebildeten Klassen aller Nationen zu den mehr oder weniger getreuen Echos eines identischen Systems und seiner fundamentalen Überlieferungen machten – nur dadurch kann er dahin gebracht werden einzusehen, dass so viele Ströme desselben Wassers eine gemeinsame Quelle gehabt haben müssen, aus welcher sie entsprangen. Was war diese Quelle? Wenn es heißt, zukünftige Ereignisse würden ihre Schatten vorauswerfen, müssen auch vergangene Ereignisse ihren Eindruck hinterlassen haben. Mittels der Schatten jener grauen Vergangenheit und ihrer fantastischen Umrisse auf dem äußeren Schirm aller Religionen und Philosophien können wir also, indem wir sie im Vorübergehen untersuchen und vergleichen, schließlich den Körper zurückverfolgen, der sie hervorbrachte. Wahrheit und Fakten müssen sich in dem finden, was alle Völker des Altertums annahmen und zur Grundlage ihrer Religionen und ihres Glaubens machten. Außerdem, wie Haliburton sagte: „Hört eine Seite, und ihr werdet im Dunklen sein; hört beide Seiten, und alles wird klar sein.“ Die Öffentlichkeit hat bisher nur eine Seite kennengelernt und gehört – oder vielmehr die zwei einseitigen Ansichten zweier diametral entgegengesetzter Klassen von Menschen, deren prima facie Behauptungen oder entsprechenden Prämissen sich auf den ersten Blick stark voneinander unterscheiden, ihre schlussendlichen Folgerungen jedoch dieselben sind – Wissenschaft und Theologie. [SD # 795] Und nun haben unsere Leser die Gelegenheit, die Rechtfertigung der anderen zu hören – der Angeklagten – und die Art unserer Argumente zu erfahren.
Bliebe die Öffentlichkeit ihren alten Ansichten überlassen, nämlich einerseits, dass Okkultismus, Magie, die alten Legenden etc. allesamt das Ergebnis von Unwissenheit und Aberglauben sind; und andererseits, dass alles außerhalb der orthodoxen Linie Teufelswerk sei, was würde daraus folgen? Mit anderen Worten, wäre in den letzten Jahren keinerlei theosophischer und mystischer Literatur Gehör geschenkt worden, hätte das vorliegende Werk lediglich geringe Aussicht auf unparteiische Betrachtung gehabt. Man hätte es zu einem Märchen erklärt – und viele werden es immer noch tun –, aus abstrusen Problemen gewoben, auf Luft gebaut, aus Seifenblasen, die bei der leisesten Berührung durch ernsthafte Überlegungen zerplatzten, und das, wie man behaupten würde, keine Grundlage hätte, auf der es stehen könnte. Selbst „die alten abergläubischen und leichtgläubigen Klassiker“ enthielten kein Wort in klaren und unmissverständlichen Formulierungen, das sich darauf bezöge, und die Symbole selbst verfehlten, einen Hinweis auf die Existenz eines solchen Systems zu geben. So würde das Urteil aller lauten. Wird jedoch unwiderlegbar bewiesen, dass der Anspruch der heutigen asiatischen Völker auf eine Geheimwissenschaft und eine esoterische Weltgeschichte auf Tatsachen beruht; dass diese zwar den Massen bisher unbekannt und selbst für die Gelehrten ein verschleiertes Geheimnis waren (weil sie niemals den Schlüssel zu einem rechten Verständnis der zahlreichen, von den alten Klassikern verbreiteten Andeutungen besaßen), aber kein Märchen ist, sondern die Wirklichkeit; dann wird das vorliegende Werk lediglich der Vorläufer vieler weiterer derartiger Bücher werden. Die Behauptung, bis jetzt hätten sich selbst die von einigen großen Gelehrten gefundenen Schlüssel für den Gebrauch als zu rostig erwiesen, und dass sie lediglich schweigende Zeugen dafür seien, dass hinter dem Schleier sehr wohl Mysterien existieren, die ohne einen neuen Schlüssel unerreichbar seien – wird von zu vielen Beweisen unterstützt, als dass sie einfach verworfen werden könnte. Zur Illustration möge ein Beispiel aus der Geschichte der Freimaurerei gegeben werden.
In seinem „Orthodoxie Maçonnique: suivie de la Maçonnerie occulte et de l‘initiation“ tadelt Ragon, ein berühmter und gelehrter belgischer Freimaurer, berechtigt oder unberechtigt, die englischen Brüder, die einst auf den Alten Mysterien aufbauende Freimaurerei materialisiert und entehrt zu haben, indem sie aufgrund einer irrtümlichen Vorstellung über den Ursprung der Zunft den Namen Freie Maurerei und Freie Maurer annahmen. Der Irrtum, sagt er, ist denen anzurechnen, die die Maurerei mit der Erbauung des Salomonischen Tempels in Verbindung bringen und ihren Ursprung daraus herleiten. Er verspottet die Idee und sagt: . . „Der Franc Mason (der nicht maçon libre oder Freimaurerei ist) wusste bei der Annahme des Titels genau, dass es sich nicht darum handelte, eine Mauer zu erbauen, sondern darum, in die alten Mysterien initiiert zu werden, die unter dem Namen der Francmaçonnerie (Freimaurerei) verschleiert sind; dass seine Arbeit lediglich die Fortsetzung oder Erneuerung der alten Mysterien sein solle und dass er ein Maurer nach der Art Apollos oder Amphions werden sollte. Und wissen wir nicht, dass die alten initiierten Dichter, wenn sie von der Gründung einer Stadt sprachen, [SD # 796] damit die Aufstellung einer Lehre meinten? So stellten sich Neptun, der Gott des logischen Denkens, und Apollo, der Gott der verborgenen Dinge, Priams Vater Laomedon als Maurer vor, um ihm zu helfen, die Stadt Troja zu erbauen – das heißt, die trojanische Religion zu stiften.“ („Orthodoxie Maconnique“, S. 44)
Derartig verschleierte zweideutige Sätze sind bei den alten Schriftstellern häufig zu finden. Wäre daher ein Versuch gemacht worden, z. B. zu zeigen, dass Laomedon einen Zweig der archaischen Mysterien gründete, in welchem die erdgebundene materielle Seele (das vierte Prinzip) durch Menelaos untreue Frau (die schöne Helena) personifiziert war, und Ragon nicht gekommen wäre, unsere Behauptungen zu bekräftigen, hätte man uns vielleicht gesagt, dass kein klassischer Autor etwas Derartiges geäußert hätte und dass Homer Laomedon eine Stadt erbauen ließ und nicht einen esoterischen Kult oder Mysterien! Abgesehen von einigen Initiierten, wer wäre heute noch fähig, die Sprache und korrekte Bedeutung derartiger symbolischer Begriffe zu verstehen?
Doch obwohl wir auf so manches missverstandene Symbol hingewiesen haben, das sich auf unsere Thesen bezieht, bleiben doch noch viele Schwierigkeiten zu überwinden. Das wichtigste dieser Hindernisse ist die Chronologie. Aber das ist kaum zu ändern.
Eingekeilt zwischen theologischer Chronologie und Geologen, unterstützt von allen materialistischen Anthropologen, die dem Menschen und der Natur Zeiträume zuschreiben, die einzig zu ihren eigenen Theorien passen – was hätte die Schreiberin noch mehr tun können, als sie getan hat? Nachdem die Theologie die Sintflut auf 2.448 v. Chr. ansetzt und die Erschaffung der Welt vor lediglich 5.890 Jahren; und nachdem die genauen Forschungen nach den Methoden der exakten Wissenschaft die Geologen und Physiker dahin geführt haben, die Krustenbildung unseres Globus zwischen 10 Millionen und 1.000 Millionen Jahren anzusetzen155 (ein geringfügiger Unterschied, fürwahr!); und die unterschiedlichen Meinungen der Anthropologen über das Erscheinen des Menschen schwanken – zwischen 25.000 und 500.000 Jahren – was kann jemand, der die okkulte Lehre studiert, anderes tun, als die esoterischen Berechnungen der Welt tapfer vorzulegen?
Aber um das zu tun, war eine Bestätigung durch „historische“ Belege notwendig, wenn auch nur durch wenige, obwohl alle den wirklichen Wert der sogenannten „historischen Beweise“ kennen. Denn ob der Mensch vor 18.000 oder 18.000.000 Jahren auf der Erde erschien, kann für die profane Geschichte keinen Unterschied machen, da sie kaum ein paar tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung beginnt, und sie setzt sich hoffnungslos dem Kriegslärm von sich widersprechenden und gegenseitig zerstörenden Meinungen aus, die sie umgeben. Wie auch immer, angesichts des Respekts, welcher dem gewöhnlichen Leser für die exakte Wissenschaft anerzogen wurde, würde selbst diese kurze Vergangenheit bedeutungslos bleiben, würden die esoterischen Lehren nicht an Ort und Stelle bestätigt und untermauert – wann immer möglich – durch Verweise auf historische Namen der sogenannten historischen Periode. [SD # 797] Das ist der einzige Führer, der dem Anfänger gegeben werden kann, bevor ihm erlaubt wird, in die (für ihn) ungewohnten Windungen des dunklen Labyrinths einzutreten, das die prähistorischen Zeitalter genannt wird. Dieser Notwendigkeit wurde Genüge getan. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Wunsch, so zu handeln, der die Schreiberin dahin geführt hat, andauernd alte und neue Zeugnisse zur Bestätigung der archaischen und ziemlich unhistorischen Vergangenheit vorzubringen, ihr nicht die Anklage einbringen wird, die verschiedenen, weit auseinanderliegenden Perioden der Geschichte und Überlieferung ohne Ordnung und Methode heillos durcheinandergeworfen zu haben. Die literarische Form und Methode musste jedoch der größeren Klarheit der allgemeinen Darlegung geopfert werden.
Um die vorgenommene Aufgabe zu vollenden, musste die Schreiberin zu dem ziemlich ungewöhnlichen Mittel Zuflucht nehmen, jeden Band oder jedes Buch in drei Abschnitte zu teilen, von welchen lediglich der erste die fortlaufende, wenn auch sehr fragmentarische Geschichte der Kosmogonie und der Evolution des Menschen auf diesem Globus darstellt. Diese beiden Bände mussten jedoch als Prolog dienen und das Gemüt des Lesers auf jene vorzubereiten, die jetzt folgen sollen. Bei der Behandlung der Kosmogonie und anschließend der Anthropologie des Menschen war es notwendig zu zeigen, dass keine Religion, von der allerfrühesten an, jemals vollständig auf Fiktion beruhte, dass keine von ihnen Gegenstand einer besonderen Offenbarung war; und dass es einzig und allein das Dogma war, welches seit jeher die ursprüngliche Wahrheit tötete. Schließlich, dass keine vom Menschen erschaffene Lehre, kein Glaube, wie sehr er auch durch Brauch und Alter geheiligt ist, sich an Heiligkeit mit der Religion der Natur messen kann. Der Schlüssel der Weisheit, der die gewaltigen Tore aufschließt, die zum Arkanum der innersten Heiligtümer führen, kann nur in ihrem Schoß verborgen gefunden werden: und dieser Schoß befindet sich in Ländern, auf die der große Seher des vergangenen Jahrhunderts, Emanuel Swedenborg, hingewiesen hat. Dort liegt das Herz der Natur, jener Schrein, aus dem die frühen Rassen der ursprünglichen Menschheit hervorgingen und der die Wiege des physischen Menschen ist.
So weit die groben Umrisse der Glaubensvorstellungen und Lehren der archaischen, frühesten Rassen, die in ihren bisher geheimen biblischen Aufzeichnungen enthalten sind. Unsere Erklärungen sind jedoch durchaus unvollständig, und sie behaupten auch nicht, den vollständigen Wortlaut herauszugeben oder mit Hilfe von mehr als drei oder vier Schlüsseln des siebenfachen Bundes der esoterischen Interpretation gelesen zu haben; und selbst das ist nur teilweise geschehen. Die Arbeit ist für eine Person zu umfangreich, um bewältigt zu werden. Unser Hauptbestreben war lediglich, den Boden vorzubereiten. Wir sind zuversichtlich, das erreicht zu haben. Diese beiden Bände stellen nur die Arbeit eines Pfadfinders dar, der sich den Weg in das beinahe undurchdringliche Dickicht der jungfräulichen Urwälder des okkulten Landes erzwungen hat. Ein Anfang wurde gemacht mit dem Fällen und Entwurzeln der todbringenden Upasbäume des Aberglaubens, des Vorurteils und der anmaßenden Unwissenheit, so dass diese beiden Bände dem Schüler ein geeignetes Präludium zu Band III und IV bilden sollen. Bis der Müll der Zeitalter aus den Gemütern der Theosophen, denen diese Bände gewidmet sind, weggeräumt ist, ist es unmöglich, dass die im dritten Band enthaltene praktischere Lehre verstanden werden kann. Deshalb hängt es vollständig von der Aufnahme ab, welche Band I und II in den Händen der Theosophen und Mystiker finden wird, ob die beiden letzten Bände jemals veröffentlicht werden, obwohl sie beinahe vollendet sind.
Satyat Nasti paro dharmah
KEINE RELIGION IST HÖHER ALS DIE WAHRHEIT
Ende des zweiten Bandes
Fußnoten
1 „The Human Spezies“, S. 111 von de Quatrefages. Er bezieht sich auf die entsprechende Entwicklung des Menschen- und des Affengehirns. „Beim Affen erscheinen die spheroidalen Falten im Schläfenbereich, die den mittleren Lappen bilden, früher und werden vor den vorderen Windungen fertiggestellt, die den Stirnlappen bilden. Beim Menschen erscheinen im Gegensatz dazu die Stirnwindungen zuerst, und die des Mittellappens werden später gebildet.“ (Ibid.)
2 Eine Bemerkung des Herausgebers fügt dem hinzu, dass ein gewisser „F. J. B.“ im „Antenaeum“ – (Nr. 3069, Aug. 21, 1886, S. 242-243) darauf hinweist, die Naturforscher hätten lange erkannt, dass es „morphologische“ und „physiologische“ Arten gibt. Die Ersteren haben ihren Ursprung im Denken der Menschen, die Letzteren in einer Reihe von Veränderungen, die hinreichend sind, sowohl die inneren als auch die äußeren Organe einer Gruppe verwandter Individuen zu beeinflussen. Die „physiologische Selektion“ der morphologischen Spezies stellt eine Verwirrung von Ideen dar; die der physiologischen Spezies „eine Begriffsredundanz“.
3 Nägelis „Prinzip der Vervollkommnungsfähigkeit“; von de Baers „Streben nach dem Zweck“; Brauns „Göttlicher Hauch als innerer Antrieb in der Evolutionsgeschichte der Natur“; Professor Owens „Trieb nach Vervollkommnungsfähigkeit“ etc. – das sind allesamt Formulierungen für die verschleierten Manifestationen des universalen, leitenden Fohats, von göttlichem und dhyan-chohanischem Gedanken erfüllt.
4 Vide infra, M. de Quatrefages Exposé über Haeckel, in § ii, „Die Wissenschaft bietet eine Ahnenmenschheit an“.
5 Genau gesagt ist du Bois-Reymond ein Agnostiker und kein Materialist. Er hat sehr stark gegen die Behauptung der materialistischen Lehre protestiert, spirituelle Phänomene seien lediglich das Ergebnis von Molekularbewegung. Die genaueste physiologische Kenntnis des Aufbaus des Gehirns ließe uns „nichts anderes übrig als in Bewegung befindliche Materie“, behauptet er; „wir müssen weiter gehen, und die vollständig unbegreifbare Natur des psychischen Prinzips zugestehen, die unmöglich lediglich als das Ergebnis materieller Ursachen betrachtet werden kann.“
6 Für die Erklärung des Begriffs Kriyashakti siehe Kommentar 2 zu Stanze 26.
7 „The Pedigree of Man“ – „The Proofs of Evolution“, S. 273.
8 Verfasser von „Modern Science and Modern Thought“.
9 Vide Teil II dieses Bandes, Stanze VIII, S. 211-2.
10 Hierin wurde, wie in Teil I, die moderne Wissenschaft weit über ihre eigenen Spekulationen in dieser Richtung hinaus von der archaischen Wissenschaft vorweggenommen.
11 Theosophen werden sich daran erinnern, dass gemäß der okkulten Lehre sogenannte zyklische Pralayas lediglich Verdunklungen sind, Perioden, in welchen die Natur, d. h. alles Sichtbare und Unsichtbare auf einem ruhenden Planeten, im Status quo verbleibt. Die Natur ruht und schlummert, es gibt keine Zerstörung auf dem Globus, auch wenn kein aktives Werk getan wird. Alle Formen sowie ihre astralen Typen verbleiben so, wie sie im letzten Augenblick ihrer Aktivität sind. Die „Nacht“ eines Planeten tritt ohne nennenswerte vorangehende Dämmerung ein. Er wird von ihr erfasst wie ein gewaltiges Mammut von einer Lawine, und verbleibt schlummernd und gefroren bis zur nächsten Dämmerung seines neuen Tages – der sehr kurz ist im Vergleich zu einem „Tag Brahmâs“.
12 Das wird geringschätzig behandelt werden, weil es von unseren modernen Wissenschaftlern nicht verstanden werden wird; aber jeder Okkultist und Theosoph wird den Vorgang leicht verstehen. Weder auf der Erde (noch im Universum) kann es eine objektive Form geben, ohne dass ihr astraler Prototyp zuvor im Raum gebildet worden wäre. Von Phidias herunter bis zum bescheidensten Töpfer – muss jeder Bildhauer zunächst in seinen Gedanken ein Modell erschaffen, dann dasselbe in ein- oder zweidimensionalen Linien skizzieren, und erst dann kann er es in einer dreidimensionalen oder objektiven Figur reproduzieren. Und wenn das menschliche Gemüt ein lebendiges Beispiel solcher aufeinanderfolgender Stadien im Evolutionsvorgang ist – wie könnte es anders sein, wenn das Gemüt der Natur und ihre schöpferischen Kräfte in Betracht kommen?
13 Es scheint somit, dass die Haeckelsche Schule in ihrem ängstlichen Bestreben, unsere edle Abstammung von dem schmalnasigen „Pavian“ zu beweisen, die Zeiten des prähistorischen Menschen um Jahrmillionen zurückverlegt hat (siehe „The Pedigree of Man“, S. 273). Die Okkultisten danken der Wissenschaft für eine derartige Bestätigung unserer Behauptungen!
14 Das scheint ein armseliges Kompliment an die Geologie zu sein, die nicht eine spekulative, sondern eine ebenso exakte Wissenschaft ist wie die Astronomie – mit Ausnahme vielleicht ihrer allzu gewagten chronologischen Spekulationen. Sie ist vorwiegend eine „deskriptive“ im Gegensatz zu einer „abstrakten“ Wissenschaft.
15 Solche neu geprägten Begriffe wie „Perigenesis der Plastidule“, „Plastidulseelen“ (!), und weitere weniger gelehrte und anmutige, von Haeckel erfunden, mögen sehr richtig sein, insofern sie die Idee in seiner eigenen lebendigen Fantasie sehr anschaulich ausdrücken können. Als Fakten jedoch bleiben sie für seine weniger fantasievollen Kollegen schmerzhaft zenogenetisch – um seine eigene Terminologie zu benutzen; d. h. für die wahre Wissenschaft sind sie unberechtigte Spekulationen, solange sie aus „empirischen Quellen“ hergeleitet werden. Wenn er daher zu beweisen versucht, dass „die Abstammung des Menschen von anderen Säugetieren, und am direktesten vom catarrhinen Affen, ein deduktives Gesetz ist, welches notwendigerweise dem induktiven Gesetz der Abstammungslehre folgt“ („Anthropogenie“, S. 392) – haben seine nicht weniger gelehrten Gegner (du Bois-Reymond, zum Beispiel) ein Recht, diesen Satz als bloßes Wortspiel zu betrachten; ein „testimonium paupertatis der Naturwissenschaft“ – wie er selbst beklagt, während er sie umgekehrt als ignoramuses bezeichnet (siehe „The Pedigree of Man“, Anmerkungen).
16 Die mentale Barriere zwischen Mensch und Affe, von Huxley als eine „enorme Kluft, ein praktisch unermesslicher Abstand“!! charakterisiert, ist in der Tat in sich schlüssig. Sicherlich bildet sie eine beständige Schwierigkeit für den Materialisten, der sich an den schwachen Strohhalm der „natürlichen Selektion“ klammert. Trotz einer seltsamen Gemeinsamkeit gewisser Züge sind die physiologischen Unterschiede zwischen Mensch und Affe tatsächlich ebenso auffällig. Dr. Schweinfurth, einer der wichtigsten und erfahrensten Naturforscher, behauptet: „Kein Tier hat in jüngster Zeit die Aufmerksamkeit wissenschaftlicher Studenten stärker auf sich gezogen als die großen Quadrumana (die Anthropoiden), die eine derartig verblüffende Ähnlichkeit mit der menschlichen Gestalt aufweisen, dass es gerechtfertigt ist, sie als anthropomorph zu bezeichnen. . . . . Doch alle Untersuchungen führen die menschliche Intelligenz gegenwärtig zum Eingeständnis seiner Unzulänglichkeit; und nirgends ist größere Vorsicht geboten, nirgends ein voreiliges Urteil mehr abzulehnen als beim Versuch, die mysteriöse Kluft zu überbrücken, die Mensch und Tier voneinander trennt.“ („Heart of Africa“, 1, 519-20.)
17 Ein Beispiel lächerlicher evolutionistischer Widersprüche leistet sich Schmidt („The Doctrine of Descend and Darwinism“, auf S. 292). Er behauptet: „Die Verwandtschaft des Menschen mit dem Affen wird durch die bestialische Stärke des Gebisses des ausgewachsenen männlichen Orangs oder Gorillas nicht angefochten.“ Darwin begabt im Gegenteil dieses fabelhafte Wesen mit Zähnen, die als Waffen benützt werden!
18 Selbst einem Mitdenker zufolge, Professor Schmidt, hat Darwin „gewiss kein schmeichelhaftes und in vielen Punkten vielleicht nicht korrektes Porträt unseres angenommenen Vorfahren in der Morgendämmerung der Menschheit entwickelt“. („The Doctrine of Descent and Darwinism“, S. 284)
19 Natürlich ist das esoterische System der Evolution in der vierten Runde viel verwickelter als es dieser Absatz und die erwähnten Zitate kategorisch behaupten. Es stellt tatsächlich eine Umkehrung der landläufigen westlichen Vorstellungen dar – sowohl der embryologischen Schlussfolgerungen als auch der zeitlichen Aufeinanderfolge der Arten.
20 Laut Haeckel gibt es auch Zellseelen; eine „anorganische Molekülseele“ ohne und eine „Plastidulseele mit (oder im Besitz von) Gedächtnis“. Was sind unsere esoterischen Lehren im Vergleich dazu? Angesichts einer derartig wunderbaren Offenbarung muss die göttliche und menschliche Seele der sieben Prinzipien im Menschen verblassen und das Feld räumen!
21 Das ist ein wertvolles Geständnis. Nur lässt es den Versuch, die Abstammung des Bewusstseins im Menschen, ebenso wie die seines physischen Körpers, vom Bathybius Haeckelii herzuleiten, noch humoristischer und im Sinne von Websters zweiter Definition empirischer erscheinen.
22 Diejenigen, die den entgegengesetzten Standpunkt einnehmen und die Existenz der menschlichen Seele „für eine übernatürliche Erscheinung halten, ein spirituelles Phänomen, das von vollständig anderen als den physischen Kräften der Natur bestimmt wird“, . . . „spotten“, wie er meint, „jeder rein naturwissenschaftlichen Erklärung“. Wie es scheint, haben sie kein Recht zu behaupten, „die Psychologie sei teilweise oder insgesamt eine Geisteswissenschaft und keine Naturwissenschaft“ . . . Die neue Entdeckung Haeckels (die jedoch seit Jahrtausenden in allen östlichen Religionen gelehrt wird), dass Tiere über eine Seele, Wille und Empfindung verfügen und somit über Seelenfunktionen, führt ihn dahin, die Psychologie zu einer Wissenschaft der Zoologen zu machen. Die uralte Lehre, dass die „Seele“ (die tierische und die menschliche Seele, oder Kama und Manas) ihre „Entwicklungsgeschichte“ hat – wird von Haeckel als seine eigene Entdeckung und Erneuerung auf einem „unbetretenen (?) Pfad“ für sich in Anspruch genommen! Er (Haeckel) wird die vergleichende Evolution der Seele im Menschen und in anderen Tieren ausarbeiten. . . . „Die vergleichende Morphologie der Seelenorgane und die vergleichende Physiologie der Seelenfunktionen, beide gestützt auf die Evolution, werden so zur psychologischen (in Wirklichkeit materialistischen) Aufgabe des Naturforschers.“ („Cell-Souls and Soul-Cells“, S. 137, „The Pedigree of Man“)
23 (Siehe „Transmigration of the Life-Atoms“ in „Five Years of Theosophy“, S. 533-539). Das kollektive Aggregat dieser Atome bildet so die Anima Mundi unseres Sonnensystems, die Seele unseres kleinen Universums, von dem jedes Atom natürlich eine Seele ist, eine Monade, ein kleines Universum, das mit Bewusstsein begabt ist, somit mit Gedächtnis. (Bd. I, Teil III, „Götter, Monaden und Atome“)
24 In „The Transmigration of the Life-Atoms“ sagen wir, um eine nur allzu häufig missverstande Stelle besser zu erklären: „Es ist allgegenwärtig . . . . obwohl (auf dieser Ebene der Manifestation) im Schlafzustand – wie im Stein . . . . Die Definition, die besagt, dass diese unzerstörbare Kraft, wenn sie von einem Aggregat von Atomen (Moleküle hätte man sagen sollen) getrennt wird, sofort von anderen angezogen wird; das bedeutet aber nicht, dass sie das erste Aggregat vollständig verlässt (weil die Atome in diesem Fall selbst verschwinden würden), sondern lediglich, dass sie ihre Vis viva oder Lebenskraft – die Bewegungsenergie – auf ein anderes Aggregat überträgt. Aber daraus, dass sie sich im nächsten Aggregat als sogenannte kinetische Energie offenbart, folgt nicht, dass das erste Aggregat ihrer vollständig beraubt ist; denn sie ist noch darin, als potenzielle Energie oder latentes Leben“ etc. etc. Was kann nun Haeckel mit seinen „nicht identischen Atomen, sondern ihren eigentümlichen Bewegungen und Aggregationszuständen“ meinen, wenn nicht dieselbe kinetische Energie, die wir erklärt haben? Er muss Paracelsus gelesen und „Five Years of Theosophy“ studiert haben, ohne die Lehren richtig zu verdauen, bevor er solche Theorien entwickelt hat.
25 Muss der primitive Mensch auf diese Art agiert haben? Wir kennen in unserem Zeitalter keine Menschen, nicht einmal Wilde, von denen man wüsste, dass sie die Affen nachgeahmt hätten, die Seite an Seite mit ihnen in den Wäldern Amerikas und auf den Inseln lebten. Aber wir kennen große Affen, die gezähmt und in Häusern lebend die Menschen bis zum Anlegen von Hüten und Röcken nachahmen. Die Schreiberin besaß einstmals persönlich einen Schimpansen, der, ohne dass es ihm beigebracht worden wäre, eine Zeitung öffnete und den Anschein gab, darin zu lesen. Die nachkommenden Generationen, die Kinder, ahmen ihre Eltern nach – nicht umgekehrt.
26 Es wird gefragt, ob es ein Jota an der im obigen Satz enthaltenen wissenschaftlichen Wahrheit und Tatsache ändern würde, lautete er wie folgt: „Der Affe ist lediglich ein Exemplar des Typus des Zweifüßlers, besonders dafür entwickelt, im Allgemeinen auf allen Vieren zu gehen, und mit einem kleineren Gehirn.“ Esoterisch gesprochen ist das die tatsächliche Wahrheit, und nicht umgekehrt.
27 Wir können Laing hier nicht folgen. Wenn erklärte Darwinisten wie Huxley auf „die große Kluft an intellektueller Kraft zwischen dem niedersten Affen und dem höchsten Menschen“, hinweisen, auf die „enorme Kluft . . . zwischen ihnen“, auf die „unermessliche und praktisch unendliche Abweichung des menschlichen vom Affengeschlecht“ („Evidence as to Man’s Place in Nature“, S. 122 f.); wenn selbst die physische Grundlage des Denkvermögens – das Gehirn – an Größe das der höchsten existierenden Affen derartig weit überragt; wenn Männer wie Wallace gezwungen sind, die Tätigkeit außerirdischer Intelligenzen anzurufen, um die Erhebung eines Geschöpfes wie des Pithecanthropus alalus oder sprachlosen Urmenschen Haeckels auf die Stufe des großhirnigen und moralischen Menschen von heute zu erklären – so ist es müßig, evolutionistische Rätsel so leicht abzutun. Wenn der strukturelle Beweis so wenig überzeugend ist und dem Darwinismus insgesamt so feindlich gegenübersteht, sind die Schwierigkeiten in Bezug auf das „wie“ der Evolution des menschlichen Denkvermögens durch natürliche Selektion noch zehnmal größer.
28 Eine Rasse, die de Quatrefages und Hamy als einen Zweig desselben Stammes betrachten, von dem die Guanchen der kanarischen Inseln entsprangen – Nachfahren der Atlantier, kurz gesagt.
29 Professor Owen glaubt, dass diese Muskeln – der Attolens, der Retrahens und der Attrahens aurem – bei den Menschen der Steinzeit in Funktion waren. Das mag der Fall sein oder nicht. Die Frage fällt unter die gewöhnliche „okkulte“ Erklärung und bedarf für ihre Lösung keinen „tierischen Vorfahren“ als Voraussetzung.
30 Von de Quatrefages zitiert bei der Rezension von „Introduction à l’Etude des Races Humaines“. Wir haben Huxleys Werk nicht zur Hand, um daraus zu zitieren. Oder um eine andere gute Autorität anzuführen: „Wir finden einen der menschenähnlichsten Affen (den Gibbon) im Tertiär, und diese Art steht noch immer auf derselben niedrigen Stufe, und Seite an Seite mit ihm findet man am Ende der Eiszeit den Menschen auf derselben hohen Stufe wie heute, sodass sich der Affe dem Menschen nicht angenähert und der moderne Mensch sich nicht weiter vom Affen entfernt hat als der erste (fossile) Mensch. . . diese Tatsachen widersprechen einer Theorie der beständig fortschreitenden Entwicklung.“ (Pfaff) Wenn nach Vogt das durchschnittliche Gehirn des Australiers = 99,35 Kubikzoll misst, das des Gorillas 30,51 Kubikzoll und das des Schimpansen nur 25,45 Kubikzoll, wird die vom Verteidiger der „natürlichen Selektion“ zu überbrückende enorme Kluft offensichtlich.
31 „In dieser Periode“, schreibt Darwin, „verlaufen die Arterien in bogenähnlichen Zweigen, als ob sie das Blut zu Kiemen führen wollten, die bei den höheren Wirbeltieren nicht vorhanden sind, obwohl die Spaltungen an der Seite des Halses noch verbleiben und ihre frühere (?) Lage andeuten.“
31Es ist bemerkenswert, dass ihr Auftreten im Rahmen der fötalen Entwicklung der Wirbeltiere regelmäßig bemerkt wird, obwohl Kiemenspalten für alle vollkommen nutzlos sind, mit Ausnahme der Amphibien und Fische etc. Selbst Kinder werden manchmal mit einer Öffnung am Hals geboren, die einer der Spalten entspricht.
32 Wer mit Haeckel die Kiemenspalten mit ihren Begleiterscheinungen als Illustration einer aktiven Funktion bei unseren amphibischen und fischartigen Ahnen (siehe seine XII. und XIII. Stufe) betrachten, sollten erklären, warum die im „fötalen Wachstum auftretende „Pflanze mit Blättern“ (Lefèvre) bei seinen 22 Stufen nicht erscheint, durch die die Monere bei ihrem Aufstieg zum Menschen hindurchgegangen ist. Haeckel postuliert keinen pflanzlichen Ahnen. Das embryologische Argument ist somit ein zweischneidiges Schwert und verwundet hier seinen Besitzer.
33 „Philosophy: Historical and Critical“, Lefèvre, S. 480.
34 Wir gestehen, dass wir keine guten Gründe für E. Clodds Behauptung in der „Knowledge“ sehen können. Bei der Besprechung des Menschen der neolithischen Zeit, „von welchen Grand Allen . . . eine lebhafte und genaue Skizze gegeben hat“ und die „direkte Vorfahren von Völkern sind, von denen es noch Überbleibsel in abgelegenen Ecken Europas gibt, wo sie zusammengequetscht wurden oder strandeten“, fügt er hinzu: „Die Menschen der paläolithischen Zeit können jedoch mit keiner der existierenden Rassen identifiziert werden; sie waren Wilde eines niedrigeren Typus als alle, die heute existieren; groß, doch kaum aufrecht stehend, mit kurzen Beinen und krummen Knien, mit prognathen, d. h. vorstehenden affenartigen Unterkiefern und kleinen Gehirnen. Woher sie kommen, können wir nicht sagen, und ‘bis heute weiß niemand, wo sie begraben sind‘.“
Von der Möglichkeit einmal abgesehen, dass es Menschen geben kann, die wissen, woher sie kamen und wie sie zugrunde gingen – ist es nicht korrekt zu behaupten, dass die paläolithischen Menschen oder ihre Fossilienfunde alle „kleine Gehirne“ aufweisen. Der älteste aller bisher gefundenen Schädel, der „Neandertal-Schädel“, ist von durchschnittlichem Fassungsvermögen, und Huxley war gezwungen einzugestehen, dass er überhaupt keine wirkliche Annäherung an das „fehlende Glied“ darstellte. Es gibt Stämme von Ureinwohnern in Indien, deren Gehirne viel kleiner sind und dem des Affen näher stehen als alle bislang vom paläolithischen Menschen gefundenen Schädel.
35 Die tatsächlich benötigte Zeit für eine solche theoretische Verwandlung ist notwendigerweise enorm. „Wenn“, sagt Professor Pfaff, „in den Hunderttausenden von Jahren, die ihr (die Evolutionisten) zwischen dem Auftreten des paläolithischen Menschen und unserer heutigen Zeit annehmt, ein größerer Abstand des Menschen vom Tier nicht nachweisbar ist (der älteste Mensch war ebenso weit vom Tier entfernt wie der heute lebende), welcher vernünftige Grund könnte dann für die Vermutung vorgebracht werden, dass sich der Mensch aus dem Tier entwickelt und in unendlich kleinen Zeitabschnitten und in unendlich kleinen Abstufungen von ihm entfernt hat?“. . . . „Je größer das zwischen unsere Zeit und die sogenannten paläolithischen Menschen gelegte Intervall ist, um so verhängnisvoller und verderblicher ist das erklärte Resultat für die Theorie von der allmählichen Entwicklung des Menschen aus dem Tierreich.“ Huxley schreibt („Man‘s Place in Nature“, S. 184), dass die großzügigsten Schätzungen für das Alter des Menschen noch weiter vergrößert werden müssen.
36 Die Haltlosigkeit dieser Behauptung wie auch vieler anderer Übertreibungen des fantasievollen Grant Allen wurde von dem bedeutenden Anatomen Professor R. Owen im „Longman´s Magazine“ Nr. 1 treffend dargelegt. Muss außerdem wiederholt werden, dass der paläolithische Cro-Magnon-Typus einer großen Anzahl existierender Rassen überlegen ist?
37 Es ist somit logisch, dass die Wissenschaft niemals von einem vortertiären Menschen träumen würde und dass de Quatrefages sekundärer Mensch jeden Akademiker und „F.R.S.“ vor Schreck in Ohnmacht fallen lässt, weil die Wissenschaft, um die Affentheorie zu retten, den Menschen nach dem Sekundär platzieren muss. Genau deswegen hat de Quatrefages die Darwinisten verhöhnt, indem er hinzufügt, dass insgesamt mehr wissenschaftliche Gründe für die Ableitung des Affen vom Menschen existieren als für die des Menschen vom Anthropoiden. Von dieser Ausnahme abgesehen, hat die Wissenschaft nicht ein einziges starkes Argument gegen das hohe Alter des Menschen anzubieten. Aber in diesem Fall verlangt die moderne Evolution aus zwei sehr einfachen, aber guten Gründen viel mehr als die von Croll geforderten fünfzehn Millionen Jahre für die Tertiärtzeit: (a) Vor dem Miozän wurde kein anthropoider Affe gefunden; (b) Die Feuersteinrelikte des Menschen wurden auf die pliozänen Schichten zurückgeführt und ihre Gegenwart in den miozänen Schichten vermutet, wenn auch nicht von allen akzeptiert. Nochmal, wo ist in diesem Fall dann das „fehlende Glied“? Und wie konnte selbst ein paläolithischer Wilder, ein „Cannstatt-Mensch“, sich in so kurzer Zeit aus dem wilden Dryopithecus des Miozäns in einem denkenden Menschen entwickeln? Warum Darwin die Theorie verwarf, dass seit dem Kambrium erst 60 Millionen Jahre verflossen sein sollen, ist jetzt erkennbar. „Er urteilt aufgrund der kleinen Anzahl organischer Veränderungen seit der Gletscherperiode und fügt hinzu, dass die vorangegangenen 140 Millionen Jahre für die Entwicklung der verschiedenartigen Lebensformen, die sicherlich gegen Ende der kambrischen Periode existierten, kaum als ausreichend betrachtet werden können.“ (Ch. Gould.)
38 Erinnern wir uns in diesem Zusammenhang an die esoterische Lehre, die besagt, dass der Mensch in der dritten Runde auf der astralen Ebene eine riesige, affenartige Form aufwies. Und ähnlich war es am Ende der dritten Rasse in dieser Runde. Auf diese Art erklärt sie die menschlichen Züge der Affen, insbesondere der späteren Anthropoiden – abgesehen von der Tatsache, dass die Letzteren durch Vererbung eine Ähnlichkeit mit ihren atlantisch-lemurischen Vätern bewahren.
39 Es mag hier angemerkt werden, dass jene Darwinisten, die mit Grant Allen unsere „haarigen, Bäume bewohnenden“ Vorfahren bis ins Eozän zurückversetzen, in ein ziemlich unangenehmes Dilemma geraten sind. Kein fossiler anthropoider Affe – noch viel weniger der fabelhafte, dem Menschen und dem Pithekoiden zugeschriebene gemeinsame Ahne – taucht in den eozänen Schichten auf. Erst im Miozän tritt zum ersten Mal ein anthropoider Affe auf.
40 Ed. Lartet, „Nouvelles Recherches sur la coexstence de l’homme et des Grand Mammifèrres Fossils de la dernière pèriode Géologique“, „Anales des Sienc. Nat“, t. XV, S. 256.
41 Aus einem Bericht der „Hibbert Lectures, 1887. Vorlesungen über Ursprung und Entwicklung der Religion, dargelegt an der Religion der alten Babylonier“. Von A. H. Sayce. (London; Williams and Norgate)
42 „Nat. Philos.“, Anhang D, Trans. Royal Soc., Edin.
43 „Popular Astronomy“ S. 509.
44 „Climate and Time“, S. 335.
45 Reade, Ansprache an die „Geologische Gesellschaft von Liverpool, 1876“.
46 „World-Life“, S. 180.
47 „World-Life“, S. 367-368.
48 „Climate and Time“.
49 Angeführt in Ch. Goulds „Mythical Monsters“, S. 84.
50 Nach Bischof waren 1.004.177 Jahre und nach Chaevandiers Berechnungen 672.788 Jahre notwendig für die sogenannte Steinkohlebildung. „Die Tertiärschichten, etwa 1.000 Fuß mächtig, benötigten für ihre Entstehung ungefähr 350.000 Jahre.“ Siehe „Force and Matter“, Büchner, J. F. Collingwoods Ausgabe.
51 „Evidence as to Man’s Place in Nature“, S. 122, Fußn.
52 „100.000.000 Jahre sind wahrscheinlich völlig ausreichend für alle Erfordernisse der Geologie“, sagt der Text. In Frankreich finden es einige Gelehrte nicht einmal annähernd „ausreichend“, Le Couturier beansprucht 350 Millionen Jahre; Buffon war zufrieden mit 34 Millionen Jahren – aber andere in den moderneren Schulen werden nicht mit weniger als 500 Millionen Jahren zufrieden sein.
53 Es wird uns gelehrt, dass die höchsten Dhyan Chohans oder Planetengeister (abgesehen von der Kenntnis des Gesetzes der Analogie) in Unkenntnis über das sind, was jenseits der sichtbaren Planetensysteme liegt, da ihre Wesenheit sich nicht in jenen Welten assimilieren kann, die jenseits unseres Sonnensystems liegen. Wenn sie einen höheren Zustand der Evolution erreichen, werden ihnen diese anderen Universen offen stehen. Unterdessen haben sie vollständige Kenntnis von allen Welten innerhalb und außerhalb der Grenzen unseres Sonnensystems.
54 Nachdem kein einziges Atom im ganzen Kosmos ohne Leben und Bewusstsein ist, um wie viel mehr müssen seine mächtigen Globen mit beiden erfüllt sein? – Gleichwohl sie für uns Menschen, die wir kaum auch nur in das Bewusstsein der uns nächststehenden Lebensformen eindringen können, versiegelte Bücher bleiben müssen?
55 Das bezieht sich auf den Logos jeder Kosmogonie. Das unbekannte Licht – mit dem er, wie gesagt wird, gleich ewig und gleichzeitig ist – wird im „Erstgeborenen“, dem Protogonos, reflektiert; und der Demiurg oder das Universalgemüt richtet sein Göttliches Denken auf das Chaos, das unter der Gestaltung der kleineren Götter in die sieben Ozeane geteilt werden wird – Sapta Samudras. Purusha, Ahura-Mazda, Osiris etc. und schließlich der gnostische Christos sind in der Kabbala Hokhmah oder Weisheit, das „Wort“.
56 Die Form des Tikkun oder Protogonos, des „Erstgeborenen“, d. h. die universale Form und Idee hat sich noch nicht im Chaos gespiegelt.
57 Der „Himmlische Mensch“ ist Adam Kadmon – die Synthese der Sephiroth, so wie „Manu Svayambhuva“ die Synthese der Prajapatis ist.
58 „Bereshith Rabba“, Parsha IX.
59 Das bezieht sich auf die drei Runden, die unserer vierten vorangingen.
60 Dieser Satz enthält einen doppelten Sinn und ein tiefes Mysterium der okkulten Wissenschaften, dessen Geheimnis, wenn und wann es verstanden wird – dem Adepten gewaltige Kräfte verleiht, seine sichtbare Form zu wechseln.
61 „Idra Suta“, Zohar, III, 135b. „Ein Herabsinken aus ihrem Status“ – ist klar; von aktiven Welten sind sie gefallen in zeitweilige Verdunklung – sie ruhen und sind daher vollständig verändert.
62 In dem gelehrten und witzigen Werk „God and His Book“ von dem gefürchteten „Saladin“ mit seinem agnostischen Ruf, erinnert seine amüsante Berechnung lebhaft an die Vergangenheit: nämlich dass Christus, wäre er mit der Geschwindigkeit einer Kanonenkugel aufgefahren, noch nicht einmal den Sirius erreicht hätte. Sie erregt vielleicht den nicht ganz unbegründeten Verdacht, dass selbst unser Zeitalter der wissenschaftlichen Erleuchtung in seinen materialistischen Verneinungen ebenso grob absurd sein kann wie die Menschen des Mittelalters in ihren religiösen Behauptungen absurd und materialistisch waren.
63 „Knowledge“, 31. März 1882.
64 Und der vor etwa 20 Jahren dennoch, in einem anderen Werk, „La Préhistorique Antiquité de l’Homme“, unserer Menschheit großmütig lediglich 230.000 Jahre zugestand! Da wir jetzt erfahren, dass er den Menschen in das „mittlere Miozän“ versetzt, müssen wir sagen, dass der sehr verehrte Professor der prähistorischen Anthropologie (in Paris) in seinen Anschauungen etwas widersprüchlich und unbeständig, wenn nicht gar naiv ist.
65 Die Wurzel und Grundidee der Entstehung und Umwandlung der Arten – die Vererbung (der erlangten Fähigkeiten) scheint in jüngster Zeit sehr ernste Gegner in Deutschland gefunden zu haben. Die Physiologen du Bois-Reymond und Dr. Pflüger, abgesehen von anderen ebenso herausragenden Wissenschaftlern, erkennen unüberwindliche Probleme und sogar Unmöglichkeiten in der Lehre.
66 „Natürliche Schöpfungsgeschichte“, S. 20.
67 Dieselben Bezeichnungen wurden so beibehalten, wie sie von der Wissenschaft gegeben sind, um die Parallelität zu verdeutlichen. Wir haben ganz andere Begriffe dafür.
68 Der Schüler möge sich daran erinnern, dass es sieben Grade von Devas oder „Vorfahren“ gibt oder sieben Klassen, von den vollkommensten bis zu den weniger erhabenen.
69 Es könnte behauptet werden, wir seien inkonsequent, wenn wir in diese Tabelle nicht einen Menschen des Primärzeitalters einführen. Die hier angenommene Parallelität der Rassen und geologischen Perioden ist, insofern der Ursprung der ersten und zweiten in Betracht kommt, rein versuchsweise, da keine unmittelbare Auskunft zu erhalten ist. Nachdem wir schon früher die Frage einer in der Karbonzeit möglichen Rasse erörtert haben, ist es unnötig, die Debatte erneut zu führen.
70 In einer Zwischenzeit zwischen zwei Runden verbleibt der Globus und alles auf ihm im Status quo. Man erinnere sich, dass die Vegetation in ihrer ätherischen Form vor der sogenannten Primordialzeit begann, die Primärzeit durchlief und sich in ihr verdichtete, und dass sie ihr physisches Leben in der Sekundärzeit voll erreichte.
71 Die Geologen sagen uns, „die einzigen (bis jetzt) in Europa entdeckten Säugetiere aus der Sekundärzeit sind die fossilen Überreste eines kleinen Marsupials oder Beuteltieres“. („Knowledge“, Bd. 1, 31 März 1882, S. 464) Sicherlich kann das Beuteltier oder Didelphis (das einzige überlebende Tier aus dieser Familie, die zur Zeit des androgynen Menschen auf der Erde anwesend war), nicht das einzige Tier gewesen sein, das damals auf der Erde war. Seine Gegenwart spricht deutlich für die Anwesenheit weiterer (obwohl unbekannter) Säugetiere, abgesehen von den Kloaken- und den Beuteltieren, und zeigt somit, dass die Bezeichnung „Zeitalter der Säugetiere“, wenn es ausschließlich dem Tertiär zugewiesen wird, irreführend und fehlerhaft ist, da das die Schlussfolgerung erlaubt, dass es in den mesozoischen Zeitaltern – der Sekundärzeit – keine Säugetiere, sondern lediglich Reptilien, Vögel, Amphibien und Fische gab.
72 Wer sich geneigt fühlt, über die Lehre der esoterischen Ethnologie zu lächeln, welche die Existenz des Menschen in der Sekundärzeit annimmt, wird gut daran tun die Tatsache zu beachten, dass einer der hervorragendsten Anthropologen der Gegenwart, de Quatrefages, ernsthaft in diesem Sinn argumentiert. Er schreibt: „Die Idee erscheint dann nicht unmöglich zu sein, dass er (der Mensch) mit den ersten Repräsentanten des Typus, wozu er vermöge seiner Organisation gehört, auf der Erde erschienen sei.“ Dieser Satz nähert sich sehr bedeutend unserer Grundbehauptung, dass der Mensch den anderen Säugetieren voranging.
72Prof. Lefèvre räumt ein, dass die „Arbeiten von Boucher de Perthes, Lartet, Christy, Bourgeois, Desnoyers, Broca, de Mortillet, Gaudry, Capelline und hundert anderen alle Zweifel überwunden und die fortschreitende Entwicklung des menschlichen Organismus und seiner Aktivität sich seit der miozänen Epoche des Tertiärzeitalters deutlich gefestigt haben” („Philosophy“, S. 499, Kap. über die organische Evolution). Warum verwirft er die Möglichkeit der Existenz des Menschen in der Sekundärzeit? Lediglich, weil er in die Maschen der darwinistischen Anthropologie verstrickt ist!! „Der Ursprung des Menschen ist mit dem der höheren Säugetiere verknüpft“; er erschien „erst mit den letzten Typen seiner Klasse“!! Das ist keine Beweisführung, sondern Dogmatismus. Die Theorie kann niemals die Tatsache exkommunizieren. Muss den bloßen Arbeitshypothesen der westlichen Evolutionisten alles weichen? Sicherlich nicht!
73 Diese Plazentatiere der dritten Unterklasse werden scheinbar eingeteilt in Villiplacentalia (Plazenta zusammengesetzt aus vielen getrennten zerstreuten Zotten), in Zonoplazentalia (mit gürtelförmiger Plazenta) und in Discoplazentalia (mit scheibenförmiger). Haeckel sieht in der Marsupialia Didelphis eines der genealogischen Bindeglieder zwischen dem Menschen und dem Moneron!!
74 Diese Einbeziehung der ersten Rasse in die Sekundärzeit ist notwendigerweise bloß eine vorläufige Arbeitshypothese – da die tatsächliche Chronologie der ersten, zweiten, und frühen dritten Rasse von den Initiierten fest verhüllt wird. Nach allem, was über den Gegenstand gesagt werden kann, könnte die erste Wurzelrasse vorsekundär gewesen sein, wie in der Tat gelehrt wird (vide supra).
75 Die obenstehenden Parallelen gelten nur dann, wenn Professor Crolls frühere Berechnungen akzeptiert werden, nämlich 15.000.000 Jahre seit dem Beginn des Eozäns (siehe Charles Goulds „Mythical Monsters“, S. 84), und nicht die Angaben in seinem „Climate and Time“, die dem Tertiär lediglich 2½ oder höchstens 3 Millonen Jahre zugestehen. Das würde jedoch die gesamte Dauer des Verkrustungszeitalters der Welt auf lediglich 131.600.000 Jahre reduzieren, nach Professor Winchell, während laut der esoterischen Lehre die Schichtenbildung in dieser Runde annähernd vor mehr als 320 Millionen Jahren begann. Doch widersprechen diese Berechnungen unseren in Bezug auf die Epochen der Gletscherperioden im Tertiär nicht sehr, die in unseren esoterischen Büchern das Zeitalter der „Pygmäen“ genannt wird. Mit Bezug auf die der Sedimentation zugeschriebenen 320.000.000 Jahre ist zu beachten, dass während der Vorbereitung dieses Globus für die vierte Runde vor der Entstehung der Schichten sogar noch mehr Zeit vergangen ist.
76 Obwohl wir den Ausdruck „wahrhaft menschlich“ nur auf die vierte atlantische Wurzelrasse anwenden, ist die dritte Rasse in ihrem spätesten Teil doch nahezu menschlich, da sich die Menschheit in ihrer fünften Unterrasse geschlechtlich teilte und der erste Mensch auf die gegenwärtig übliche Weise geboren wurde. Dieser „erste Mensch“ entspricht in der Bibel (Genesis 4) dem Enos oder Enoch, dem Sohn Seths.
77 Die Geologie verzeichnet die frühere Existenz eines universalen Ozeans, und Schichten eines überall gleichförmig vorhandenen Meeressediments bestätigen das; doch das ist noch nicht einmal die Epoche, auf die in der Allegorie Vaivasvata Manus Bezug genommen wird. Letzterer ist ein Deva-Mensch (oder Manu), der in einer Arche (dem weiblichen Prinzip) die Keime der Menschheit rettet, und auch die sieben Rishis – die hier als die Symbole für die sieben menschlichen Prinzipien stehen – von welcher Allegorie wir an anderer Stelle gesprochen haben. Die „Universale Flut“ ist der wässrige Abgrund des Ursprünglichen Prinzips von Berossos (siehe Stanzen 2 bis 8, in Teil I). Wenn Croll einräumt, seit dem Eozän seien 15 Millionen Jahre verflossen (was wir aufgrund der Autorität eines Geologen, Ch. Goulds, feststellen), wieso vermutet er dann, dass „seit dem Beginn der kambrischen Periode in der Primordialzeit“ lediglich 60 Millionen vergangen sein sollen – das übersteigt das Begriffsvermögen. Die sekundären Schichten sind doppelt so mächtig wie die tertiären, und die Geologie zeigt damit, dass das Sekundärzeitalter allein doppelt so lang dauerte wie das Tertiär. Sollen wir also nur 15 Millionen Jahre für beide annehmen, das Primär- und das Primordialzeitalter? Kein Wunder, dass Darwin die Berechnung verwarf.
78 Wir hoffen, alle wissenschaftlichen Daten dafür an anderer Stelle besorgt zu haben.
79 Die Geologie räumt ein, es „stehe außer Zweifel, dass nach dem Abgang des paläolithischen Menschen und vor der Ankunft seines neolithischen Nachfolgers eine beträchtliche Zeitspanne vergangen sein muss” (siehe James Geikies „Prehistoric Europe“, und Ch. Goulds „Mythical Monsters“, S. 98).
80 Die den Pfahldörfern des nördlichen Borneo einigermaßen ähnlich sind.
81 „Der geschickteste Bildhauer unserer Zeit wäre wahrscheinlich auch nicht erfolgreicher, würde ein Feuersteinsplitter seinen Stichel darstellen und Stein und Knochen die zu behauenden Materialien“!! (Prof. Boyd Dawkins, „Cave Hunting“, S. 344) Es ist unnötig, nach einem solchen Zugeständnis noch auf die Aussagen von Huxley, Schmidt, Laing und anderen Nachdruck zu legen, die dahin gehen, dass der paläolithische Mensch nicht so aufgefasst werden kann, dass er uns irgendwie zu einer pithekoiden Menschenrasse zurückführe. Auf diese Art zerstören sie die Fantasien vieler oberflächlicher Evolutionisten. Der Überrest von künstlerischem Wert, der hier bei den Menschen des Zeitalters der bearbeiteten Steine wieder erscheint, lässt sich auf ihre atlantischen Vorfahren zurückführen. Der neolithische Mensch war ein Vorläufer der großen arischen Invasion und wanderte aus einer ganz anderen Himmelsgegend ein – aus Asien und zu einem gewissen Maß aus Nordafrika. (Die Stämme, die Letzteres im Nordwesten bevölkerten, waren sicherlich atlantischen Ursprungs – sie datierten etwa hunderttausend Jahre vor der neolithischen Periode in Europa – aber sie waren vom Typus ihrer Vorväter so stark abgewichen, dass sie keine der demselben eigentümlichen eindeutigen Merkmale aufwiesen.) Was den Gegensatz zwischen neolithischen und paläolithischen Menschen betrifft, ist es eine bemerkenswerte Tatsache, dass, wie Carl Vogt ausführt, der Erstere ein Kannibale war, während das auf den viel früheren Menschen des Mammutzeitalters nicht zutraf. Die menschlichen Tugenden und Bräuche scheinen sich also mit der Zeit nicht zu verbessern? In diesem Beispiel jedenfalls nicht.
82 Auf der Grundlage der Daten der modernen Wissenschaft, Physiologie und natürlichen Selektion wäre es sogar möglich – und das ganz ohne zu irgendeiner übernatürlichen Schöpfung Zuflucht suchen zu müssen –, dass zwei schwarze menschliche Exemplare von niedrigster Intelligenz – sagen wir stumm geborene Idioten – durch Züchtung eine stumme Pastrana-Art hervorbringen, die den Beginn einer neuen, veränderten Rasse markiert und so im Verlauf der geologischen Zeit den gewöhnlichen anthropoiden Affen erzeugt.
83 „Kraft und Stoff“, von Dr. Ludwig Büchner, übersetzt und herausgegeben von J. Frederick Collingwood, F.R.S., F.G.S., 1864.
84 Der paläolithische Mensch müsste zu seiner Zeit in diesem Fall mit dreifacher Herkuleskraft und mit magischer Unverletzbarkeit ausgestattet gewesen sein, oder der Löwe war zu dieser Zeit so schwach wie ein Lamm, denn beide teilten dieselbe Wohnstatt. Wir könnten genauso gut aufgefordert werden zu glauben, dieser Löwe oder die Hyäne hätten das Wild in das Geweih eingeritzt als dass dieses Kunstwerk von einem derartigen Wilden angefertigt worden sei.
85 Mehr als zwanzig Exemplare fossiler Affen wurden allein an einem Ort in miozänen Schichten (in Pikermi bei Athen) gefunden. Wenn der Mensch damals noch nicht existierte, ist die Periode für seine Verwandlung zu kurz – man möge sie dehnen, wie man will. Und wenn er schon da war und kein früherer Affe gefunden wird, was folgt daraus?
86 „Geological Evidence of the Antiquity of Man“, S. 540.
87 Und um wie viel noch „enormer“, wenn wir die Angelegenheiten umkehren und sagen: während der Entwicklung des Affen aus dem Menschen der dritten Rasse.
88 Die Theorie Darwins ist derartig übertrieben, dass selbst Huxley einmal gezwungen war, es ausdrücklich zu missbilligen, dass sie in „Fanatismus“ ausarte. Oscar Schmidt liefert ein gutes Beispiel für einen denkenden Menschen, der eine Hypothese unbewusst überbewertet. Er gesteht zu („Doctrine of Descent and Darwinism“, S. 158), dass die „Natürliche Selektion“ . . . „in einigen Fällen . . . nicht ausreichend . . . in anderen . . . unnötig ist, da die Lösung der Artenbildung in anderweitigen, natürlichen Bedingungen zu finden ist“. Er behauptet auch, dass „alle Zwischenstufen fehlen, die mit Sicherheit auf den direkten Übergang von plazentalosen zu plazentalen Säugern schließen lassen“ (S. 271); dass „wir hinsichtlich des Ursprungs der Säuger ganz auf Vermutungen und Schlussfolgerungen angewiesen sind“ (S. 268); und er spricht von den wiederholten Misserfolgen der Gestalter „hypothetischer Stammbäume“, insbesondere von Haeckel. Nichtsdestoweniger behauptet er (S. 194), „was wir mit der durch die Selektionstheorie begründeten Abstammungslehre gewinnen, ist die Erkenntnis des Zusammenhangs der Organismen als ‘blutsverwandte Wesen’ “. Ist angesichts der oben zitierten Zugeständnisse Erkenntnis also gleichbedeutend mit Vermutung und Theorie?
89 Es wird darum gebeten sich vor Augen zu halten, dass die Tiere – einschließlich der Säugetiere – zwar alle entsprechend und teilweise aus den abgeworfenen Geweben des Menschen entwickelt wurden, dass jedoch das Säugetier als viel niedrigeres Wesen viel früher als der Mensch plazental wurde und sich abtrennte.
90 Die Wissenschaftler räumen jetzt ein, dass sich Europa im Miozän eines warmen, im Pliozän oder dem späteren Tertiär eines gemäßigten Klimas erfreute. Littrés Behauptung in Bezug auf die milden Frühlinge im Quartär – dem die Ablagerungen zuzurechnen sind, in welchen de Perthes Werkzeuge aus Feuerstein entdeckte (seit die Somme das Tal viele Meter tiefer ausgewaschen hatte) – muss mit großer Zurückhaltung aufgenommen werden. Die Relikte des Sommetals sind postglazial und deuten möglicherweise auf die Einwanderung von Wilden in einer der gemäßigteren Perioden hin, die zwischen den kleineren Eiszeiten auftraten.
91 „Woher sie (die alten Höhlenmenschen) kamen, können wir nicht sagen“ (Grant Allen). „Die paläolithischen Jäger des Sommetals hatten ihren Ursprung nicht in dem ungastlichen Klima, sondern zogen aus irgendeiner milderen Gegend nach Europa ein.“ (Dr. Southall, „Epoch of the Mammoth“, S. 315)
92 Die rein atlantischen Typen – von welchen die großen Höhlenmenschen des Quartärs teilweise direkte Nachkommen waren – immigrierten lange vor der Eiszeit nach Europa; in der Tat tatsächlich bereits im Pliozän und im Miozän des Tertiärs. Die bearbeiteten Feuersteine von Thenay aus dem Miozän und die von Prof. Capellini in Italien entdeckten menschlichen Spuren aus dem Pliozän bestätigen diese Tatsache. Diese Kolonisten waren Teile einer einst glorreichen Rasse, deren Zyklus seit dem Eozän ablief.
93 Die Kunstfertigkeit der alten Höhlenmenschen macht die Hypothese, die sie an den „Pithecanthropus alalus“ annähert – dieses mythische Haeckelsche Ungeheuer –, zu einer Absurdität, für deren Entlarvung es weder eines Huxleys noch eines Schmidts bedarf. „Wir erkannten in ihrer Geschicklichkeit beim Gravieren einen Schimmer atlantischer Kultur atavistisch wieder erscheinen.“ Man wird sich daran erinnern, dass Donnelly die moderne europäische Zivilisation als eine Renaissance der atlantischen betrachtet. („Atlantis“, S. 237-264)
94 „Lettres sur l’Atlantide“.
95 „Histoire de l’Astronomie Ancienne“, S. 25 ff.
96 Diese Vermutung ist halb erraten. In der fünften Rasse gab es solche „Sintfluten von Barbaren“. Was die vierte Rasse anbelangt, war es eine redliche Sintflut durch Wasser, die sie hinweg spülte. Weder Voltaire noch Bailly wussten jedoch irgendetwas von der Geheimlehre des Ostens.
97 Eine vollständige Erörterung der Beziehungen zwischen den alten Griechen und den Römern und den atlantischen Kolonisten findet sich in „Five Years of Theosophy“.
98 Die Geschichte von Atlantis und alle Überlieferungen darüber werden, wie jederman weiß, von Platon in seinen „Timaios“ und „Kritias“ erzählt. Platon erfuhr sie als Kind von seinem Großvater Kritias, damals neunzig Jahre alt, dem in seiner Jugend Solon davon erzählt hatte, der Freund seines Vaters Dropides – Solon, einer der Sieben Weisen Griechenlands. Wir glauben, es könnte keine verlässlichere Quelle gefunden werden.
99 Haeckels „Menschenaffe“ des Miozäns ist der Traum eines Monomanen, den de Quatrefages (siehe sein „The Human Species“, S. 105-113) geschickt eliminierte. Es ist nicht klar, warum die Welt die nächtlichen Ausführungen eines psychophoben Materialisten (dessen Theorie nur akzeptiert werden kann, wenn man an verschiedene der Wissenschaft und der Natur unbekannte Tiere glaubt, z. B. die Sozura, die Amphibien, die niemals irgendwo anders als in der Einbildung Haeckels existierten) eher akzeptieren sollte als die Überlieferung des Altertums.
100 Der scharfsinnige Verfasser von „Atlantis: The Antediluvian World“ gibt bei der Besprechung des Ursprungs der verschiedenen griechischen und römischen Einrichtungen seiner Überzeugung Ausdruck, dass „die Wurzeln der heutigen Einrichtungen bis ins Miozän zurückreichen“. Jawohl, und noch weiter, wie bereits festgestellt wurde.
101 Aber nur wie wir sie kennen. Denn die Geologie beweist nicht nur, dass die Britischen Inseln viermal versanken und wieder angehoben wurden, sondern auch, dass der Kanal zwischen ihnen und Europa in einer entfernten früheren Epoche trockenes Land war.
102 „Les Origines de la Terre et de l’Homme“, S. 454. Prof. N. Joly aus Toulouse, der den Abbé in seinem „Man before Metals“ zitiert, bringt seine Hoffnung darüber zum Ausdruck, dass M. Fabre ihm erlauben wird, „bezüglich dieses letzten Punktes anderer Meinung zu sein als er“, S. 186. Das tun auch die Okkultisten; denn obwohl sie große Unterschiede in der Physiologie und in der äußeren Erscheinung der bisher evolvierten fünf Rassen sehen, halten sie doch daran fest, dass das gegenwärtige Menschengeschlecht von ein und demselben ursprünglichen Stamm herrührt, der aus den „Göttlichen Menschen“ evolvierte – unseren gemeinsamen Vorfahren und Stammvätern.
103 „Die Feuersteine aus Thenay tragen unverkennbare Spuren der Bearbeitung durch Menschenhand.“ (G. de Mortillet, „Promenades au Musée de Saint-Germain“, S. 76)
104 Über die Rentierjäger von Périgord sprechend sagt Joly, dass „sie groß gewachsen und athletisch waren, mit einem starken Skelett . . .“ etc. („Man before Metals“, S. 353).
105 „An den Ufern des Sees von Beauce“, sagt der Abbé Bourgeois, „lebte der Mensch inmitten einer Fauna, die vollständig verschwunden ist (Aceratherium, Tapir, Mastodon). Mit dem Flusssand aus Orléanais kam der anthropomorphe Affe (Pliopithecus antiquus); deshalb nach dem Menschen.“ (Siehe die „Comptes Rendus“ des Prähistorischen Kongresses von 1867 in Paris.)
106 „Bei Bohrungen im schlammigen Grund des Niltals wurden zwei gebrannte Ziegel entdeckt, der eine in einer Tiefe von 20, der andere von 24 Yard. Wenn wir die Mächtigkeit der von dem Fluss gebildeten jährlichen Ablagerungen auf 8 Zoll pro Jahrhundert schätzen (sorgfältigere Berechnungen haben gezeigt, dass es nicht mehr als drei oder fünf pro Jahrhundert sind), müssen wir dem ersten dieser Ziegel ein Alter von 12.000 Jahren und dem zweiten von 14.000 Jahren zuschreiben. Aufgrund ähnlicher Berechnungen vermutet Burmeister, dass seit dem ersten Auftreten des Menschen auf ägyptischem Boden 72.000 Jahre vergangen sind, und Draper schreibt dem europäischen Menschen, der Zeuge der letzten Eiszeit war, ein Alter von mehr als 250.000 Jahren zu.“ („Man before Metals“, S. 183 f.) Der ägyptische Zodiak umfasst mehr als 75.000 Jahre Beobachtungszeit! (Siehe weiter unten) Es muss ferner gut beachtet werden, dass Burmeister lediglich von der Bevölkerung des Deltas spricht.
107 Oder auf dem, was heute die Britischen Inseln sind, die in jenen Tagen noch nicht vom Hauptkontinent getrennt waren. „Der altertümliche Bewohner der Pikardie konnte nach Großbritannien gehen, ohne den Kanal zu durchqueren. Die Britischen Inseln waren mit Gallien durch eine Landzunge verbunden, die seither versunken ist.“ („Man before Metals“, S. 184)
108 Er war Zeuge und erinnerte sich auch daran, da „der schließliche Untergang des größten Kontinents von Atlantis mit der Hebung der Alpen zusammenfiel“, wie einer der Meister schreibt. (Siehe „Esoteric Buddhism“, S. 70) Pari passu, sowie ein Teil des trockenen Landes unserer Hemisphäre verschwand, tauchte irgendein Land des neuen Kontinents aus den Meeren auf. Auf diese kolossale Umwälzung, die über einen Zeitraum von 150.000 Jahren andauerte, bauen alle Überlieferungen von „Fluten“ auf, während die Juden ihre Version auf einem Ereignis gründeten, das sich später auf „Poseidonis“ ereignete.
109 Das Alter des Menschengeschlechts in „Man before Metals“, von M. Joly, Professor an der Science Faculty of Toulouse, S. 184.
110 Die wissenschaftliche „Jury“ war wie gewöhnlich uneins; während de Quatrefages, de Mortillet, Worsaë, Engelhardt, Waldemar, Schmidt, Capellini, Hamy und Cartailhac die Spuren menschlicher Handarbeit auf den Feuersteinen erkannten, weigerten sich Steenstrup, Virchow und Desor, das anzuerkennen. Die Mehrheit ist noch immer, wenn wir einige englische Gelehrte ausnehmen, für Bourgeois.
111 Die folgende Beschreibung entnehmen wir einem wissenschaftlichen Werk. „Das erste dieser Tiere (der Alligator), der mit beträchtlicher Geschicklichkeit entworfen ist, ist nicht weniger als 250 Fuß lang. . . . . Das Innere ist aus einem Haufen von Steinen gebildet, worüber die Form aus einem feinem, steifen Lehm modelliert ist. Die große Schlange ist mit offenem Rachen dargestellt, im Begriff, ein Ei zu verschlingen, dessen Durchmesser an der dicksten Stelle 100 Fuß beträgt. Der Körper des Tieres ist in anmutigen Windungen gekrümmt und der Schweif in einer Spirale aufgerollt. Die Gesamtlänge des Tieres beträgt 1.100 Fuß. Dieses Werk ist einzigartig . . . . und auf dem alten Kontinent existiert nichts, was irgendeine Analogie dazu bietet.“ Mit Ausnahme der Symbolik der Schlange – dem Zyklus der Zeit – die das Ei, den Kosmos, verschlingt.
112 Es wäre vielleicht besser, wir hätten für die Fakten mehr Spezialisten in der Wissenschaft und weniger „Autoritäten“ über allgemeine Fragen. Niemand hat je vernommen, dass Humboldt autoritative und endgültige Entscheidungen über die Natur von Polypen oder einer Wucherung getroffen hätte.
113 57.000 Jahre ist das Alter, das Dr. Dowler den Überresten des menschlichen Skeletts zuschreibt, das in New Orleans an den Ufern des Mississippis unter vier alten Wäldern begraben gefunden wurde.
114 Murray behauptet von den Barbaren des Mittelmeers, sie hätten die Tapferkeit der Atlantier bewundert. „Ihre körperliche Kraft war außerordentlich (ihre zyklopischen Bauten bezeugen das in der Tat), die Erde erbebte manchmal unter ihren Füßen. Was immer sie taten, geschah rasch. . . . . . Sie waren weise und teilten ihre Weisheit mit den Menschen.“ („Mythology“, S. 4)
115 Die Magier Persiens waren aber niemals Perser – nicht einmal Chaldäer. Sie kamen aus einem weit entfernten Land. Die Orientalisten meinen, es handle sich dabei um Medien. Dem mag so sein, aber aus welchem Teil Mediens? Darauf bekommen wir keine Antwort.
116 „Civilization of the Eastern Iranians in Ancient Times“, S. 129.
117 Vgl. z. B. Bd. I, 4 der Pablavi-Übersetzung; Bdh. xxi, 2-3.
118 Fußnote von Darab Dastur Peshotan Sanjana, B. A., dem Übersetzer von Dr. Wilhelm Geigers Werk über die „Civilization of the Eastern Iranians“.
119 Dr. Keneally zitiert in seinem „Book of God“ Vallancey, der sagt: „Ich war noch keine Woche in Irland gelandet, von Gibraltar herkommend, wo ich bei Juden aus verschiedenen Ländern Hebräisch und Chaldäisch studiert hatte, als ich ein Landmädchen zu einem neben ihr stehenden Bauern sagen hörte: „Teach an Maddin Nag“ (siehe, der Morgenstern), wobei sie auf den Planeten Venus zeigte, die Maddina Nag der Chaldäer.“ („Book of God“, S. 162-163)
120 Es gab eine Zeit, in der die ganze Welt, die gesamte Menschheit, eine Religion hatte und von „einer Zunge“ war. Alle Religionen der Erde waren zuerst eine und gingen von einem Mittelpunkt aus“, sagt Faber sehr richtig.
121 Platons Wahrhaftigkeit wurde bei der Erörterung der „Geschichte von Atlantis“ selbst von so freundlichen Kritikern wie Professor Jowett derartig ungerechtfertigt in Zweifel gezogen, dass es angebracht scheint, das Zeugnis eines Experten über diesen Gegenstand anzuführen. Es ist hinreichend, um literarische Nörgler in eine sehr lächerliche Lage zu bringen:
121„Wäre unsere Kenntnis von Atlantis gründlicher, würde es zweifellos so aussehen, dass in sämtlichen Fällen, wo die Menschen Europas mit den Menschen Amerikas übereinstimmen, sich beide mit dem Volk von Atlantis in Übereinstimmung befänden. . . . . Es wird ersichtlich sein, dass diese Übereinstimmung in allen Fällen existiert, wo Platon uns beliebige Informationen in Bezug auf Atlantis gibt. Sie bestand in der Architektur, Bildhauerei, Schifffahrt, Gravierkunst, Schrift, in einem etablierten Priestertum, in der Art der Verehrung, des Ackerbaus und im Bau von Straßen und Kanälen; und es ist vernünftig anzunehmen, dass sich dieselbe Übereinstimmung bis hinab in alle kleineren Einzelheiten erstreckte.“ (Donnelly, „Atlantis, The Antediluvian World “, S. 164)
122 Die Christen sollten dieser Lehre von der periodischen Zerstörung der Kontinente durch Feuer und Wasser nicht widersprechen; denn der Hl. Petrus spricht von der Erde, die „entstehend aus Wasser und im Wasser, und dass diese Erde, die mit Wasser überflutet war, untergegangen ist“, dass sie aber „jetzt vor dem Feuer bewahrt wird“. (Siehe auch „The Lives of Alchemystical Philosophers“, S. 4, London 1815)
123 Das soll nicht heißen, der Atlas sei die Gegend, wo sie stürzte, denn das geschah im nördlichen und zentralen Asien; sondern dass der Atlas einen Teil des Kontinents bildete.
124 Hätte nicht Diokletian im Jahr 296 die esoterischen Werke der Ägypter verbrannt, zusammen mit ihren Büchern über Alchemie – „περὶ χυμείας αργύρον καὶ χρυσοῦ“; Caesar 700.000 Rollen zu Alexandrien; und Leo, der Isaurer, 300.000 zu Konstantinopel (im achten Jahrhundert); und die Mohammedaner alles, woran sie ihre frevelhaften Hände legen konnten – die Welt würde mehr von Atlantis wissen als sie jetzt weiß. Denn die Alchemie nahm während der vierten Rasse auf Atlantis ihren Anfang, und erlebte in Ägypten lediglich ihre Renaissance.
125 Professor Max Müllers Vorlesungen – „Über die Philosophie der Mythologie“ – liegen uns vor. Wir lesen seine Zitate von Heraklit (460 v. Chr.), der erklärte, Homer verdiene es, „aus den öffentlichen Versammlungen ausgestoßen und ausgepeitscht zu werden“, und jene von Xenophanes, der „Homer und Hesiod für den volkstümlichen Aberglauben Griechenlands verantwortlich machte . . . “, und dafür, dass sie „den Göttern all das zuschrieben, was bei den Menschen als entehrend und anstößig gilt . . . gesetzeswidrige Handlungen wie Diebstahl, Ehebruch und Betrug“. Schließlich zitiert der Oxforder Professor aus Professor Jowetts Übersetzung von Platon, wo Letzterer Adeimantos (Republik) erklärt, „dem jungen Mann (im Staat) solle nicht gesagt werden, er sei weit davon entfernt, etwas Schändliches zu tun, wenn er die übelsten Verbrechen begehe, und dass er seinen Vater züchtigen könne (wie es Zeus mit Kronos tat), . . . auf welche Art er wolle, und damit lediglich dem Vorbild des ersten und größten der Götter folge. . . Nach meiner Ansicht sind diese Geschichten nicht dazu geeignet, erzählt zu werden“. Dazu merkt Professor Max Müller an: „Die griechische Religion gehörte offenbar zu den nationalen und traditionellen Religionen, und als solche teilte sie gleichzeitig die Vor- und Nachteile dieser Form religiösen Glaubens“; wohingegen die christliche Religion „eine historische und eine in hohem Maß individuelle Religion darstellt, welche den Vorteil eines autorisierten Kodex und eines festgelegten Glaubenssystems aufweist“. (S. 349) Um so schlimmer, wenn sie „historisch“ ist, denn bezüglich Lots Vorfall mit seinen Töchtern wäre es sicherlich vorteilhaft, wäre er „allegorisch“.
126 Neptun oder Poseidon ist der indische Idaspati, identisch mit Narayana (dem sich auf den Wassern Bewegenden) oder Vishnu, und gleich diesem indischen Gott wird er dargestellt, wie er den gesamten Horizont mit drei Schritten durchmisst. Idaspati bedeutet auch „Meister der Wasser“.
127 Baillys Behauptung, die von den ägyptischen Priestern erwähnten 9.000 Jahre seien keine „Sonnenjahre“, ist grundlos. Bailly wusste nichts von der Geologie und ihren Berechnungen; sonst hätte er sich anders geäußert.
128 Siehe „Matsya-Purana“, das ihn unter die sieben Prajapatis der Periode einreiht.
129 Das Äquivalent dieses Namens wird in dem Original gegeben.
130 Deukalion soll die Verehrung für Adonis und Osiris nach Phönizien gebracht haben. Nun gilt diese Verehrung der verlorengegangenen und wiedergefundenen Sonne in ihrer astronomischen Bedeutung. Lediglich am Pol stirbt die Sonne für den gesamten Zeitraum von sechs Monaten, denn auf dem 68. Breitengrad bleibt sie nur vierzig Tage lang tot, wie in der Osirisfeier. Die beiden Kulte entstanden im Norden Lemuriens oder auf jenem Kontinent, von dem Asien eine Art abgeknickte Verlängerung darstellte und der sich bis in die Polregionen hoch erstreckte. Das wird in de Gébelins „Allégories d’Orient“, S. 246 gut gezeigt, und von Bailly; obwohl weder Herkules noch Osiris Sonnenmythen darstellen, außer in einem ihrer sieben Aspekte.
131 Die Hyperboreer, heute als mythisch betrachtet, werden als die geliebten Priester und Diener der Götter und hauptsächlich Apollons beschrieben (Herod., IV, 33-35, Pausanias, 1, 31, 2; V, 7, 8; ad X, 5, 7, 8).
132 Die Zyklopen sind in der Überlieferung nicht die einzigen „einäugigen“ Repräsentanten. Die Arimaspen waren ein skytisches Volk, und auch ihnen wurde nur ein Auge zugeschrieben (d´Anville, Géographie ancienne, Bd. II, S. 321). Sie waren es, die von Apollo mit seinen Pfeilen vernichtet wurden (siehe supra).
133 Odysseus erlitt Schiffbruch an der Insel Aiaia, wo Kirke alle seine Gefährten wegen deren Lüsternheit in Schweine verwandelte; danach wurde er nach Ogygia verschlagen, der Insel der Kalypso, wo er etwa sieben Jahre mit der Nymphe in einer unerlaubten Verbindung lebte (Odyssee und anderswo). Nun war Kalypso eine Tochter von Atlas („Odyssee“, Buch XII), und alle traditionellen alten Versionen behaupten, sobald sie von der Insel Ogygia sprechen, sie wäre sehr weit entfernt von Griechenland und liege genau in der Mitte des Ozeans, somit identifizieren sie dieselbe mit Atlantis.
134 Um zwischen Lemurien und Atlantis zu unterscheiden, bezeichneten die alten Schriftsteller Letzteres als das nördliche oder hyperboreische Atlantis und Ersteres als das südliche. So sagt Apollodor („Mythologische Bibliothek“, Buch II): „Die von Herkules davongetragenen goldenen Äpfel sind nicht, wie einige glauben, aus Libyen; sie sind aus dem hyperboreischen Atlantis.“ Die Griechen naturalisierten alle Götter, die sie entlehnten, und machten aus ihnen Hellenen, und die Modernen unterstützten sie dabei. So versuchten auch die Mythologen, aus dem Eridanus den Fluss Po in Italien zu machen. Im Mythos von Phaeton heißt es, dass seine Schwestern bei seinem Tod heiße Tränen vergossen, die in den Eridanus fielen und in Bernstein verwandelt wurden! Nur wird Bernstein ausschließlich in den nördlichen Meeren gefunden, in der Ostsee. Phaeton, der seinen Tod findet, als er den gefrorenen Sternen der nördlichen Regionen Wärme bringt, den vor Kälte erstarrten Drachen am Pol erweckt und in den Eridanus hinabgeschleudert wird, ist eine Allegorie, die sich unmittelbar auf die Veränderungen des Klimas in diesen weit zurückliegenden Zeiten bezieht, als sich die polaren Länder von einer kalten Zone in ein Land mit einem gemäßigten und warmen Klima verwandelt hatten. Dass der Usurpator der Funktionen der Sonne, Phaeton, durch Jupiters Donnerschlag in den Eridanus gestürzt wird, ist eine Anspielung auf die zweite Veränderung, die in diesen Gegenden stattfand, als das Land, in dem „die Magnolie blühte“, sich erneut in das abstoßende Land des fernsten Nordens und des ewigen Eises verwandelte. Die Allegorie umfasst die Ereignisse von zwei Pralayas und sollte, wenn sie recht verstanden würde, ein Beweis für das außerordentliche Alter der Menschengeschlechter sein.
135 So okkult und mystisch ist einer der Aspekte Latonas, dass sie sogar in der Offenbarung (xii) als ein mit der Sonne (Apollo) bekleidetes Weib erscheint, und der Mond (Diana) war unter ihren Füßen, sie war schwanger und „schreit in Geburtswehen und -schmerzen.“ Ein großer, feuerroter Drache etc. steht vor dem Weibe, bereit, das Kind zu verschlingen. Sie gebiert das Knäblein, das mit eisernem Zepter über alle Völker herrschen soll, und das entrückt ward zu Gott und seinem Throne (der Sonne). Die Frau entfloh in die Wüste, noch immer von dem Drachen verfolgt, der wiederum flieht, und aus seinem Mund schießt ein Wasser wie ein Strom, wobei die Erde der Frau half und den Strom verschlang. Und der Drache ging hin zu streiten mit den Übrigen ihres Samens, die da Gottes Gebote hielten etc. (siehe xii, 1-17). Wer die Allegorie der von der Rache der eifersüchtigen Juno verfolgten Latona liest, wird die Identität der beiden Lesarten erkennen. Juno entsendet den Drachen, Python, damit er Latona verfolge und töte und ihr Kind verschlinge. Letzteres ist Apollo, die Sonne, denn das „Knäblein“ der Offenbarung, „der über alle Völker mit eisernem Zepter herrschen wird“, ist sicher nicht der sanftmütige „Sohn Gottes“, Jesus. Der Drache ist der Nordpol, der allmählich die frühen Lemurier aus den Ländern trieb, die mehr und mehr hyperboreisch und ungeeignet wurden, von denen bewohnt zu werden, die sich rasch zu physischen Menschen entwickelten, denn sie mussten nun auf die klimatischen Veränderungen Rücksicht nehmen. Der Drache wird Latona nicht erlauben, „zu gebären“ – (der Sonne zu erscheinen). „Sie wurde aus dem Himmel vertrieben und fand keinen Ort, wo sie gebären könnte“, bis Neptun (der Ozean) mitleidsvoll die schwimmende Insel Delos (die Nymphe Asteria, die sich bislang unter den Wogen des Ozeans vor Jupiter verborgen hatte) unbeweglich macht, auf der Latona Zuflucht findet und wo der strahlende Gott Δήλιος geboren wird, der Gott, der sofort nach seinem Erscheinen Python tötet, die Kälte und den Frost der arktischen Region, in dessen todbringenden Windungen alles Leben erlischt. Mit anderen Worten, Latona-Lemuria wird in Niobe-Atlantis verwandelt, über die ihr Sohn Apollo oder die Sonne regiert – mit einem eisernen Zepter fürwahr, da Herodot die Atlantier ihre allzu große Hitze verfluchen lässt. Diese Allegorie wird in ihrer anderen mystischen Bedeutung (einem anderen von den sieben Schlüsseln) in den eben angeführten Kapiteln der Apokalypse wiederholt. Latona wurde in der Tat eine mächtige Göttin und sah, wie ihr Sohn in nahezu jedem Heiligtum des Altertums verehrt wurde (Sonnenverehrung). In seinem okkulten Aspekt ist Apollo der Patron der Zahl 7. Er wurde am siebten des Monats geboren, und die Schwäne von Myorica schwimmen siebenmal um Delos herum und besingen das Ereignis; sieben Saiten werden ihm für seine Leier gegeben – die sieben Strahlen der Sonne und die sieben Kräfte der Natur. Aber das betrifft lediglich die astronomische Bedeutung, während das Obenstehende rein geologischer Natur ist.
136 Diese Inseln wurden „mit Fossilien von Pferden, Schafen, Ochsen etc. zwischen Knochen von Elefanten, Mammuts, Nashörnern etc. bedeckt vorgefunden“. Wenn in dieser Periode auf der Erde noch kein Mensch vorkam, „wie kann es dann sein, dass Pferde und Schafe in Gesellschaft der großen Vorsintflutler gefunden werden?“, fragt ein Meister in einem Brief („Esoteric Buddhism“, S. 67). Die Antwort ist oben im Text gegeben.
137 Ein guter Beweis dafür, dass alle Götter und religiösen Überzeugungen und Mythen aus dem Norden kamen, der auch die Wiege des physischen Menschen war, liegt in verschiedenen bedeutsamen Worten, die ihren Ursprung bei den nördlichen Stämmen haben und bei ihnen bis heute in ihrer ursprünglichen Bedeutung existieren; aber obwohl es eine Zeit gab, in der alle Nationen „eine Sprache“ hatten, haben diese Worte bei den Griechen und Lateinern eine andere Bedeutung erlangt. Ein solches Wort ist Mann, man, ein lebendes Wesen, und Manes, tote Menschen. Die Lappländer nennen ihre Leichname bis heute manee („Voyage de Renard en Laponie“, I, 184). Mannus ist der Vorfahr der germanischen Rasse; der indische Manu, das denkende Wesen, von man; der ägyptische Menes; und Minos, der König von Kreta, nach seinem Tod der Richter der unterweltlichen Regionen – alle gehen aus derselben Wurzel oder demselben Wort hervor.
138 So ist z. B. Gyges ein hundertarmiges und fünfzigköpfiges Monster, einmal ein Halbgott und anderes Mal ein Lydier, der Nachfolger des Königs des Landes, Kandaules. Dasselbe findet sich im indischen Pantheon, wo die Rishis und die Söhne Brahmâs als Sterbliche wiedergeboren werden.
139 Die Kontinente gehen abwechselnd durch Feuer und Wasser zugrunde: entweder durch Erdbeben und vulkanische Ausbrüche oder durch Versinken und die große Verschiebung der Gewässer. Unsere Kontinente müssen durch den Ersteren der Kataklysmen zugrunde gehen. Die unaufhörlichen Erdbeben der letzten Jahre mögen eine Warnung sein.
140 Der Geograf Denis sagt uns, dass das große Meer nördlich von Asien als Eismeer oder Saturnisches Meer bezeichnet wurde (V. 35). Orpheus (V. 1077) und Plinius (Buch iv, c. 16) bestätigen die Aussage, indem sie zeigen, dass ihm seine riesigen Bewohner diesen Namen gaben. Und die Geheimlehre erklärt beide Behauptungen, indem sie uns sagt, dass alle Kontinente von Norden nach Süden ausgebildet wurden; und dass, wenn der plötzliche Klimawechsel die darauf geborene Rasse verkleinerte, indem er ihr Wachstum hemmte, einige Grade südwärts die veränderten Bedingungen in jeder neuen Menschheit die größten Menschen oder Rassen hervorbrachten. Wir sehen das bis zum heutigen Tag. Die größten Menschen werden jetzt in den nördlichen Ländern gefunden, während die kleinsten die Südasiaten, Hindus, Chinesen, Japaner etc. sind. Man vergleiche die großen Sikhs und Punjabis, die Afghanen, Norweger, Russen, Norddeutschen, Schotten und Engländer mit den Bewohnern von Zentralindien und dem durchschnittlichen Kontinentaleuropäer. So sind auch die Riesen von Atlantis, und daher auch Hesiods Titanen, alle Nordländer.
141 Nachdem wir bereits einige Beispiele für die Launen der Wissenschaft gegeben haben, ist es wunderbar, in diesem besonderen Fall eine solche Übereinstimmung zu finden. In Zusammenhang mit dem wissenschaftlichen Zugeständnis (das an anderer Stelle zitiert wurde) der Unkenntnis der Geologen auch nur über die annähernde Dauer der Perioden, ist folgende Stelle höchst lehrreich: „Wir sind noch nicht imstande, auch nur ein annäherndes Datum für die neueste Epoche zu geben, in der unsere nördliche Halbkugel mit Gletschern bedeckt war. Nach Wallace könnte diese Epoche vor siebzigtausend Jahren stattgefunden haben, während andere ihr ein Alter von mindestens zweihunderttausend Jahren zuschreiben würden und noch andere starke Argumente zugunsten der Meinung anführen, dass eine Million Jahre kaum ausreichend sei, die Veränderungen zustande zu bringen, die seit diesem Ereignis stattgefunden haben.“ (Fiske, „Outlines of Cosmic Philosophy“, Bd. I, S. 304) Prof. Lefèvre wiederum gibt uns als seine Schätzung 100.000 Jahre an. Es ist also klar, dass die moderne Wissenschaft, wenn sie nicht imstande ist, den Zeitraum einer verhältnismäßig jungen Ära wie der Eiszeit abzuschätzen, schwerlich die esoterische Chronologie der Rassenperioden und geologischen Zeitalter anfechten kann.
142 Unzweifelhaft eine Tatsache und eine Bestätigung der esoterischen Vorstellung von Lemurien, welches ursprünglich nicht nur große Gebiete im Indischen und Pazifischen Ozean umfasste, sondern sich rund um Südafrika bis zum Nordatlantik hin erstreckte. Sein atlantischer Teil wurde in der Folge die geologische Grundlage der zukünftigen Heimat der Atlantier der vierten Rasse.
143 Vergleiche die veröffentlichten Berichte der „Challenger“-Expedition; und auch Donnellys „Atlantis: The Antediluvian World“, S. 468 und S. 46-56, Kapitel „The Testimony of the Sea“.
144 Selbst der vorsichtige Lefèvre spricht von der Existenz des Menschen im Tertiär auf „angehobenen Ländern, Inseln und Kontinenten, die damals blühten, aber seither in den Wassern versanken“. Anderwärts führt er ein „mögliches Atlantis“ zur Erklärung ethnologischer Tatsachen an. Vergleiche seine „Philosophy: Historical and Critical“, S. 478 und 504. Donnelly bemerkt mit seltener Intuition: „Die moderne Zivilisation ist atlantisch . . . . die ‘Erfindungskraft’ des gegenwärtigen Zeitalters nimmt das große übertragene Schöpfungswerk dort wieder auf, wo es Atlantis vor Jahrtausenden zurückließ.“ („Atlantis“, S. 177) Er führt auch den Ursprung der Kultur auf das Miozän zurück. Der ist jedoch in den Lehren zu suchen, die den Menschen der dritten Rasse von ihren Göttlichen Herrschern gegeben wurde – in einer weit früheren Periode.
145 Eine gleichermaßen „seltsame“ Ähnlichkeit lässt sich zwischen einem Teil der westindischen und der westafrikanischen Fauna nachweisen.
146 Der pazifische Teil des großen lemurischen Kontinents, von dem Anthropologen Dr. Carter Blake „Pacificus“ genannt.
147 Als Howard vor der Royal Society von London einen Vortrag über die ersten ernsthaften Untersuchungen der Aerolithen hielt, war der Genfer Naturforscher Pictet im Publikum; nach seiner Rückkehr nach Paris teilte er die von Howard berichteten Erkenntnisse der Französischen Akademie der Wissenschaften mit. Er wurde jedoch sofort von dem großen Astronomen Laplace unterbrochen, der ausrief: „Halt! Wir haben genug von solchen Fabeln und wissen alles darüber“, woraufhin Pictet sehr kleinlaut wurde. Kugelblitze oder Donnerkeile wurden von der Wissenschaft erst anerkannt, nachdem Arago ihre Existenz bewiesen hatte. De Rochas sagt („Les Forces Non Définies“, S. 4): „Alle erinnern sich an Dr. Bouillands Missgeschick an der Medizinischen Akademie, als er Edisons Phonographen zu ‘einem Bauchrednertrick’ erklärte!“
148 Das zyklische Gesetz der Rassenevolution ist den Gelehrten höchst unwillkommen. Die Tatsache „einer ursprünglichen Zivilisation“ zu erwähnen reicht aus, um die Darwinisten zur Raserei zu bringen. Denn es ist einleuchtend, dass die Grundlage der Theorie eines Affen als Ahnen um so sicherer wird, je weiter Kultur und Wissenschaft zurückverlegt werden. Wie Jacolliot jedoch sagt: „Was immer an jenen Überlieferungen (versunkenen Kontinenten etc.) dran sein mag, und wo immer auch der Ort gewesen sein mag, an dem sich eine Zivilisation entwickelte, älter als jene von Rom, Griechenland, Ägypten oder Indien – sicher ist, dass diese Zivilisationen existierten und dass es für die Wissenschaft höchst wichtig ist, ihre Spuren wieder zu finden, wie schwach und flüchtig sie auch sein mögen.“ („Histoire des Vierges; les Peuples et les continents disparus“, S. 15) Donnelly hat diese Tatsache aus den klarsten Prämissen bewiesen, die Evolutionisten wollen jedoch nicht hören. Eine miozäne Zivilisation wirft die Theorie einer „universalen Steinzeit“ über den Haufen, und auch die von einem stetigen Aufstieg des Menschen aus dem Animalismus! Und doch durchkreuzt Ägypten zumindest die landläufigen Hypothesen. Dort ist kein Steinzeitalter bemerkbar, sondern eine um so herrlichere Kultur taucht auf, je weiter wir zurückblicken können. (Verb. Sap.)
149 „Myths and Myth-Makers“, S. 21.
150 In den Annalen der meisten, wenn nicht aller Nationen, finden sich Berichte über intensive kleinere Umwälzungen und gewaltige Erdbeben. Hebungen und Senkungen von Kontinenten finden ständig statt. Die gesamte Küste Südamerikas hat sich innerhalb einer Stunde um 10 bis 15 Fuß angehoben und wieder abgesenkt. Huxley hat gezeigt, dass die Britischen Inseln viermal unter den Ozean versanken und in der Folge wieder angehoben und bevölkert wurden. Die Alpen, der Himalaya und die Kordilleren waren alle das Ergebnis von auf die Meeresgründe geschwemmten Ablagerungen, welche von titanischen Kräften in ihre gegenwärtige Höhe angehoben wurden. Die Sahara war das Becken eines miozänen Meeres. Innerhalb der letzten fünf- oder sechstausend Jahre hoben sich die Ufer Schwedens, Dänemarks und Norwegens um 200 Fuß bis 600 Fuß an; in Schottland gibt es angehobene Ufer mit sie überragenden Felsen und Klippen, die inzwischen von den hungrigen Wogen abgetragen wurden. Der Norden Europas hebt sich noch immer aus dem Meer, und Südamerika bietet die Erscheinung von erhöhten Uferlinien von mehr als 1.000 Meilen Länge, deren Höhe jetzt zwischen 100 und 1.300 Fuß über dem Meeresspiegel variiert. Andererseits ist die Küste Grönlands in raschem Sinken begriffen, so rasch, dass die Grönländer die Ufer nicht bebauen möchten. All diese Erscheinungen sind gewiss. Warum also sollte nicht eine allmähliche Veränderung in entfernten Epochen einer plötzlichen Umwälzung Platz gemacht haben? Zumal derartige Umwälzungen in kleinerem Maßstab selbst heute stattfinden (z. B. der Fall der Sundainsel mit der Vernichtung von 80.000 Malaien).
151 Bezüglich der Ansichten Jacolliots, nach langen Reisen über die Polynesischen Inseln und wegen seiner Beweise für eine frühere große geologische Umwälzung im Stillen Ozean, siehe seine „Histoire des Vierges; les Peuples et les Continents Disparus“, S. 308.
152 „The Doctrine of Descent and Darwinism“, S. 236. (Vlg. auch seine ausführlichen Argumente zu diesem Thema, S. 231-7)
153 Für weitere Tatsachen in Bezug auf die Isolierung der Basken in Europa und ihre ethnologischen Beziehungen, siehe Joly, „Man before Metals“, S. 316. J. B. Davis ist aufgrund einer Untersuchung der Schädel der Guanchen der Kanarischen Inseln und der modernen Basken dazu geneigt einzuräumen, dass beide einer Rasse angehören, welche die alten Inseln bewohnte, deren Überreste die Kanaren sind!! Das ist in der Tat ein Schritt nach vorn. Sowohl de Quatrefages als auch Hamy schreiben die südfranzösischen Cro-Magnon-Menschen und die Guanchen einem einzigen Typus zu – eine Feststellung, die eine gewisse Schlussfolgerung in sich einschließt, zu der sich zu bekennen die beiden Autoren wenig geneigt sein könnten.
154 Donnelly, „Atlantis: The Ante-Diluvian World“, S. 480.
155 Vide Sir W. Thomson und Huxley.