[SD # 25]
TEIL I

KOSMISCHE EVOLUTION

IN SIEBEN STANZEN MIT KOMMENTAREN

ÜBERSETZT AUS DEM

GEHEIMEN BUCH DES DZYAN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

[SD # 26]

 

„Nicht Etwas war, nicht Nichts, das Firmament
War nicht, nicht wölbte sich des Himmels Dach.
Was umhüllte alles? Was schützte? Was verbarg?
War es des Wassers bodenloser Schlund?
Da war kein Tod – doch war unsterblich nichts
Und keine Grenze zwischen Tag und Nacht
Das einzig Eine alleine atmete atemlos,
Anderes als Es inzwischen gab es nicht.
Es herrschte Dunkelheit, und alles erst gehüllt
In tiefes Düster – ein Ozean ganz ohne Licht –
Der Keim, von seiner Hülle noch bedeckt,
Brach durch, aus feur’ger Hitze, als Natur.
. . . . . . . .
Wer kennt, wer kündet das Geheimnis hier?
Woher, woher entsprang die mannigfache Schöpfung?
Die Götter traten später erst ins Sein –
Wer weiß, woher die große Schöpfung stammt?
Das, woher all diese Schöpfung kam,
Ob dessen Wille schöpferisch, ob stumm,
Der höchste Seher in des Himmels Höh’,
Er weiß es – oder weiß selbst Er es nicht?“


„In die Ewigkeit blickend . . .
Bevor der Erde Feste war’n gelegt,
. . . . . . . .
Warst Du. Und wenn die unterird’sche Flamm’
Aus ihrem Kerker bricht und das Gerüst verzehrt . . .
Wirst Du noch sein, der Du vorher warst,
Und keinen Wechsel kanntest, wenn Zeit nicht mehr ist.
Oh! Endloser Gedanke, göttliche Ewigkeit.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

[SD # 27]

 

 

KOSMISCHE EVOLUTION

in sieben Stanzen, übersetzt aus dem Buch des Dzyan

Stanze I

1. Die ewige Mutter, gehüllt in ihre immer unsichtbaren Gewänder, hatte wieder einmal sieben Ewigkeiten lang geschlummert.

2. Es gab keine Zeit, denn sie lag schlafend in dem unendlichen Schoss der Dauer.

3. Es gab kein Universalgemüt, denn es gab keine Ah-hi, es zu enthalten.

4. Die sieben Wege zu Glückseligkeit existierten nicht. Die grossen Ursachen des Leidens waren nicht, denn es war niemand da, sie hervorzubringen oder in sie verstrickt zu werden.

5. Dunkelheit allein erfüllte das grenzenlose All, denn Vater, Mutter und Sohn waren wieder einmal eins, und der Sohn war noch nicht zu dem neuen Rad und seiner Pilgerschaft darauf erwacht.

6. Die Sieben erhabenen Herren und die sieben Wahrheiten hatten aufgehört zu sein, und das Universum, der Sohn der Notwendigkeit, war versunken in Paranishpanna, auf dass es ausgeatmet werde von dem, das ist und dennoch nicht ist. Nichts war.

7. Die Ursachen des Daseins waren beseitigt; das Sichtbare, das war, und das Unsichtbare, das ist, ruhten im ewigen Nichtsein – dem einen Sein.

8. Allein erstreckte sich die eine Form der Existenz grenzenlos, unendlich, ursachlos, in traumlosem Schlaf; und Leben pulsierte unbewusst im universalen Raum, in jener All-Gegenwart, die das „geöffnete Auge“ des Dangma wahrnimmt.

9. Aber wo war der Dangma, als die Alaya des Universums in Paramartha und das große Rad Aupapaduka war?

[SD # 28]
Stanze II

1. . . . Wo waren die Baumeister, die leuchtenden Söhne des aufdämmernden Manvantaras? . . . In dem unbekannten Dunkel in ihrem Ah-hi Paranishpanna. Die Erschaffer der Form aus der Nichtform – die Wurzel der Welt – die Devamatri und Svabhavat ruhten in der Seligkeit des Nichtseins.

2. . . . Wo war die Stille? Wo die Ohren, sie wahrzunehmen? Nein ! Es gab weder Stille noch Klang; nichts außer unaufhörlichem, ewigem Atem, der sich selbst nicht kennt.

3. Noch hatte die Stunde nicht geschlagen; der Strahl war noch nicht in den Keim geblitzt; die Matripadma war noch nicht angeschwollen.

4. Ihr Herz hatte sich dem einen Strahl noch nicht geöffnet, damit dieser eindringen könne, um daraufhin als Drei in die Vier in den Schoss Mayas zu fallen.

5. Die Sieben Söhne waren noch nicht aus dem Gewebe des Lichts geboren. Das Dunkel allein war Vater-Mutter, Svabhavat; und Svabhavat war im Dunkel.

6. Diese beiden sind der Keim, und der Keim ist eins. Noch lag das Universum verborgen im Göttlichen Gedanken und im Göttlichen Busen. . . .

Stanze III

1. . . . Das letzte Vibrieren der siebten Ewigkeit durchschauert die Unendlichkeit. Die Mutter schwillt an und breitet sich aus – von innen nach außen, gleich der Lotusknospe.

2. Das Vibrieren breitet sich aus und berührt mit seinem raschen Flügel das gesamte Universum und den Keim, der in der Dunkelheit weilt: der Dunkelheit, die über den schlummernden Wassern des Lebens atmet. . .

3. Dunkelheit strahlt Licht aus, und das Licht sendet einen einzelnen Strahl in die mütterliche Tiefe. Der Strahl durchdringt das jungfräuliche Ei; der Strahl lässt das ewige Ei erzittern und so den nicht-ewigen Keim hervorbringen, der sich zum Weltenei verdichtet.

[SD # 29] 4. Dann fallen die Drei in die Vier. Die strahlende Essenz wird sieben im Inneren, sieben im Äußeren. Das leuchtende Ei, das in sich selbst drei ist, gerinnt und verteilt sich in milchweißen Flocken überall in den Tiefen der Mutter, der im Ozean des Lebens heranwachsenden Wurzel.

5. Die Wurzel bleibt, das Licht bleibt, die Flocken bleiben; und Oeaohoo ist noch immer eins.

6. Die Wurzel des Lebens war in jedem Tropfen des Ozeans der Unsterblichkeit, und der Ozean war strahlendes Licht, welches Feuer und Hitze und Bewegung war. Die Dunkelheit verschwand und war nicht mehr; sie verschwand in ihrer eigenen Essenz, dem Körper von Feuer und Wasser oder Vater und Mutter.

7. Siehe, oh Lanu ! Das strahlende Kind der beiden, die unvergleichlich glänzende Herrlichkeit: der Helle Raum, Sohn des Dunklen Raums, der sich aus den Tiefen der grossen dunklen Wasser erhebt. Es ist Oeaohoo, der Jüngere, der * * * . Fortan erstrahlt er als die Sonne; er ist der feurige Göttliche Drache der Weisheit; das Eine ist Vier, und Vier nimmt Drei1 zu sich, und die Vereinigung bringt Sapta hervor, welche die Sieben enthält, die zu Tridasa werden (oder zu den Heerscharen und Vielheiten). Siehe, wie er den Schleier hebt und ihn von Osten nach Westen entfaltet. Er verschließt das Obere und lässt das Untere als die große Illusion sichtbar werden. Er bezeichnet die Plätze für die Strahlenden und verwandelt das Obere in ein uferloses Feuermeer und das manifestierte Eine in die grossen Wasser.

8. Wo war der Keim, und wo war jetzt die Dunkelheit? Wo ist der Geist der Flamme, welche in deiner Lampe brennt, oh Lanu? Der Keim ist Jenes, und Jenes ist Licht; der weiße, strahlende Sohn des dunklen, verborgenen Vaters.

9. Licht ist kalte Flamme, und Flamme ist Feuer, und Feuer erzeugt Hitze, welche Wasser hervorbringt: das Wasser des Lebens in der grossen Mutter.

10. Vater-Mutter spinnen ein Gewebe, dessen oberes Ende am Geist befestigt ist – dem Licht der einen Dunkelheit – und das untere an der Materie, seinem schattenhaften Ende; und dieses Gewebe ist das Universum, gesponnen aus den beiden Substanzen, die zu einer verbunden sind – und zwar Svabhavat.

[SD # 30] 11. Wenn der Atem des Feuers auf ihm ist, breitet es sich aus; berührt vom Atem der Mutter, zieht es sich zusammen. Dann trennen und zerstreuen sich die Söhne, um am Ende des grossen Tages in den Schoss der Mutter zurückzukehren und wieder eins zu werden mit ihr. Wenn es abkühlt, beginnt es zu strahlen, und durch sich selbst und ihre eigenen Herzen dehnen sich die Söhne aus und ziehen sich zusammen; sie umfassen die Unendlichkeit.

12. Dann sendet Svabhavat Fohat aus, um die Atome zu härten. Jedes ist ein Teil des Gewebes. Jedes reflektiert, einem Spiegel gleich, den „selbst-existierenden Herrn“ und verwandelt sich wiederum in eine Welt.

Stanze IV

1. . . . Hört, ihr Söhne der Erde, auf eure Lehrer – die Söhne des Feuers. Lernt, dass es weder Erstes noch Letztes gibt; denn alles ist eins: Zahl, hervorgegangen aus Nichtzahl.

2. Erlernet, was wir, von den Ursprünglichen Sieben abstammend, aus der Urflamme Geborenen, von unseren Vätern lernten. . . .

3. Aus dem Glanz des Lichts – dem Strahl der immerwährenden Dunkelheit – entsprangen im Raum die wiedererwachten Energien: die Eins aus dem Ei, die Sechs und die Fünf. Dann die Drei, die Eins, die Vier, die Eins, die Fünf – die zweimal Sieben, die Gesamtsumme. Und diese sind die Essenzen, die Flammen, die Elemente, die Baumeister, die Zahlen, das Arupa, das Rupa und die Kraft des Göttlichen Menschen – die Gesamtsumme. Und aus dem Göttlichen Menschen gingen die Formen hervor, die Funken, die heiligen Tiere und die Boten der heiligen Väter in den heiligen Vier.

4. Dies war die Heerschar der Stimme – die göttliche Mutter der Sieben. Die Funken der Sieben sind Untergebene und Diener des Ersten, Zweiten, Dritten, Vierten, Fünften, Sechsten und des Siebten der Sieben. Diese „Funken“ werden Kugeln, Dreiecke, Würfel, Linien und Bildner genannt; denn dafür steht das Ewige Nidana – das Oeaohoo, welches ist:

[SD # 31] 5. „Dunkelheit“, das Grenzenlose oder die Nichtzahl, Adi-Nidana Svabhavat:

I. Adi-Sanat, die Zahl, denn er ist Eins.

II. Die Stimme des Herrn Svabhavat, die Zahlen, denn er ist Eins und Neun.

III. Das „Formlose Quadrat“.

Und diese drei, eingeschlossen in dem , sind die heiligen Vier; und die Zehn sind das Arupa-Universum. Dann folgen die „Söhne“, die sieben Kämpfer, der Eine, der ausgelassene Achte und sein Atem, welcher der Erzeuger des Lichts ist.

6. Dann die zweiten Sieben, welche die Lipika sind, von den Dreien hervorgebracht. Der ausgestoßene Sohn ist Einer. Zahllos sind die „Sonnensöhne“.

Stanze V

1. Die Ursprünglichen Sieben, die Ersten Sieben Atemzüge des Drachens der Weisheit, erschaffen ihrerseits aus ihrem heiligen, rotierendem Atem den Feurigen Wirbelwind.

2. Sie machen ihn zum Boten ihres Willens. Der Dzyu wird Fohat; der Göttlichen Söhne rascher Sohn, dessen Söhne die Lipika sind – vollbringt kreisend seine Aufträge. Fohat ist das Ross, und der Gedanke ist der Reiter. Blitzartig durchquert er die feurigen Wolken; mit drei und fünf und sieben Schritten durchmisst er die sieben oberen und die sieben unteren Regionen. Er erhebt seine Stimme, ruft die unzähligen Funken und fügt sie zusammen.

3. Er ist ihr führender Geist und Leiter. Sein Werk beginnend, trennt er die Funken des Unteren Reichs, die vor Freude erzitternd in ihre strahlenden Wohnungen schweben, und bildet aus ihnen die Keime der Räder. Er ordnet sie in die sechs Richtungen des Raumes an und Einen in die Mitte – das zentrale Rad.

4. Fohat zieht Spirallinien, um das Sechste mit dem Siebten zu vereinigen – die Krone; in allen Winkeln stehen Heerscharen der Söhne des Lichts und im mittleren Rad die Lipika. Sie sagen: Das ist gut, die [SD # 32] erste Göttliche Welt ist fertig, die erste ist nun die zweite. Sodann spiegelt sich das „Göttliche Arupa“ im Chhaya-Loka, dem ersten Gewand des Aupapaduka.

5. Fohat schreitet fünf Schritte voran und erbaut in jeder Ecke des Quadrats ein beflügeltes Rad für die vier Heiligen und ihre Heerscharen.

6. Die Lipika umschreiben das Dreieck, das Erste, den Würfel, den Zweiten und das Pentagramm in dem Ei. Es ist der Ring, der „Überschreite-mich-nicht“ genannt wird für jene, die ab- und aufsteigen, und für jene, die während des Kalpas dem grossen Tag „Sei-mit-uns“ entgegen schreiten. So wurden das Arupa und das Rupa gebildet: sieben Lichter aus einem; von jedem der Sieben siebenmal sieben Lichter. Die Räder hüten den Ring. . . . .

Stanze VI

1. Mit der Macht der Mutter der Barmherzigkeit und Erkenntnis – Kwan-Yin – der „Dreiheit“ von Kwan-Shai-Yin, die in Kwan-Yin-Tien wohnt, hat Fohat, der Atem ihrer Nachkommen, der Sohn der Söhne, die illusive Form von Sien-Tchan und die sieben Elemente aus dem unteren Abgrund wachgerufen:2

2. Der Rasche und Strahlende Eine bringt die Sieben Laya- Zentren hervor – gegen die sich bis zum grossen Tag „Sei-mit-uns“ niemand behaupten kann – und stellt das Universum auf diese Ewigen Fundamente, die Sien-Tchan mit den Elementaren Keimen ummanteln.

3. Von den Sieben – zuerst eines manifestiert, sechs verborgen, zwei manifestiert, fünf verborgen; drei manifestiert, vier verborgen; vier erzeugt – drei verborgen; vier und ein Tsan enthüllt, zweieinhalb verborgen; sechs noch zu manifestieren, eins beiseite gelegt. Schließlich drehen sich sieben kleine Räder; eines bringt das nächste hervor.

[SD # 33] 4. Er erbaut sie nach dem Vorbild älterer Räder und stellt sie auf die Unvergänglichen Zentren.

Wie erbaut Fohat sie? Er sammelt den feurigen Staub. Er formt Kugeln aus Feuer, durchströmt und umrundet sie und flößt ihnen Leben ein, dann versetzt er sie in Bewegung; manche in diese, andere in jene Richtung. Sind sie kalt – wärmt er sie. Sind sie trocken – befeuchtet er sie. Leuchten sie – umweht und kühlt er sie. So wirkt Fohat von einer Dämmerung zur nächsten, Sieben Ewigkeiten lang.

5. In der Vierten wird den Söhnen befohlen, ihre Ebenbilder zu erschaffen. Ein Drittel weigert sich – zwei gehorchen.

Der Fluch ist ausgesprochen: Sie werden in der Vierten geboren werden, leiden und Leiden verursachen. Das ist der erste Krieg.

6. Die älteren Räder kreisten ab- und aufwärts. . . . Der Laich der Mutter erfüllte das Ganze. Zwischen den Schöpfern und den Zerstörern gab es Kämpfe, und um den Raum wurden Kämpfe ausgetragen; ohne Unterlass erschien der Samen immer wieder neu.

7. Mache deine Berechnungen, Lanu, wenn du das genaue Alter deines kleinen Rades erfahren willst. Seine vierte Speiche ist unsere Mutter. Erlange die vierte „Frucht“ des vierten Pfades der Erkenntnis, der zu Nirvana führt, und du wirst verstehen, denn du wirst sehen. . . . . .

Stanze VII

1. Siehe den Anfang des fühlenden, formlosen Lebens.

Zuerst das Göttliche, das Eine vom Mutter-Geist; dann das Geistige; die Drei von dem Einen, die Vier von dem Einen und die Fünf, von welchem die Drei, die Fünf und die Sieben. Das sind die Dreifältigen und die Vierfältigen abwärts; die „aus dem Gemüt geborenen“ Söhne des ersten Herrn, die leuchtenden Sieben.

Sie sind es, die du, ich, er sind, oh Lanu; sie, die über dich und deine Mutter Erde wachen.

[SD # 34] 2. Der eine Strahl vervielfältigt die kleineren Strahlen. Leben geht der Form voran, und Leben überdauert der Form letztes Atom. Durch die zahllosen Strahlen zieht sich der Lebensstrahl, der Eine, wie ein Faden durch viele Juwelen.

3. Wenn das Eine zwei wird – erscheint das „Dreifältige“. Die Drei sind eins; und das ist unser Faden, oh Lanu, das Herz der Menschenpflanze, Saptasarma genannt.

4. Die Wurzel ist es, die niemals stirbt, die dreizüngige Flamme der vier Dochte. Die Dochte sind die Funken, entfacht von den dreizüngigen Flammen, welche aus den Sieben herausschießen – ihre Flamme –, die Strahlen und Funken eines Mondes, der sich in den fließenden Wellen aller Flüsse der Erde spiegelt.

5. Der Funke hängt mit Fohats feinstem Faden an der Flamme. Er durchwandert Mayas Sieben Welten. Er verweilt in der ersten und ist Metall und Stein; er wandert in die zweite und siehe – eine Pflanze; die Pflanze wirbelt durch sieben Formen und wird zu einem heiligen Tier. Aus den vereinten Eigenschaften dieser wird Manu, der Denker, geformt. Wer formt ihn? Die sieben Leben und das eine Leben. Wer vollendet ihn? Der fünffältige Lha. Und wer vervollkommnet den schließlichen Körper? Fisch, Sünde und Soma. . . . .

6. Von den Erstgeborenen an wird der Faden zwischen dem stillen Wächter und seinem Schatten mit jeder Veränderung stärker und strahlender. Das morgendliche Sonnenlicht hat sich in die Herrlichkeit des Mittags verwandelt. . . . .

7. Dies ist dein gegenwärtiges Rad, sagte die Flamme zum Funken. Du bist ich selbst, mein Ebenbild und mein Schatten. Ich habe mich in dich gekleidet, und du bist mein Vahan bis zum Tage „Sei-mit-uns“, wenn du wieder ich und andere werden wirst, du und ich. Dann steigen die Baumeister, in ihr erstes Gewand gehüllt, zur strahlenden Erde herab und herrschen über die Menschen –, welche sie selbst sind. . . .

 

 

So endet dieser Teil der archaischen Erzählung, dunkel, verworren, nahezu unverständlich. Es wird nunmehr der Versuch unternommen, Licht in dieses Dunkel zu bringen und den Sinn dieses scheinbaren Un-Sinns zu verstehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

[SD # 35]
KOMMENTARE

zu den sieben Stanzen und ihren Begriffen,
nach ihrer Nummerierung in Stanzen und Shlokas.

 

 

 

 

Stanze I

1. Die ewige Mutter (Raum), gehüllt in ihre immer unsichtbaren Gewänder, hatte wieder einmal sieben Ewigkeiten lang geschlummert (a).

Der „Mutter-Raum“ ist die ewige, immer gegenwärtige Ursache von allem – die unbegreifliche Gottheit, deren „unsichtbare Gewänder“ die mystische Wurzel aller Materie und des Universums sind. Raum ist das eine ewige Ding, das wir uns am leichtesten vorstellen können, unbeweglich in seiner Abstraktion und weder von der Anwesenheit noch der Abwesenheit eines in ihm enthaltenen objektiven Universums beeinflusst. Er ist in jedem Sinne dimensionslos und selbst-existierend. Geist ist die erste Differenzierung von Jenem, der ursachlosen Ursache sowohl von Geist als auch von Materie. Er ist – wie im esoterischen Katechismus gelehrt wird, weder grenzenlose Leere noch bedingte Fülle, sondern beides. Er war und wird immer sein (siehe „Einleitung“, S. 2 ff.).

So stehen die „Gewänder“ für das Noumenon undifferenzierter, kosmischer Materie. Es handelt sich nicht um die uns bekannte Materie, sondern um die spirituelle Essenz der Materie. Sie ist gleich-ewig und sogar eins mit dem Raum in seiner abstrakten Bedeutung. Die Wurzelnatur ist auch der Ursprung der subtilen unsichtbaren Eigenschaften sichtbarer Materie. Sie ist sozusagen die Seele des einen unendlichen Geistes. Die Hindus nennen sie Mulaprakriti und behaupten, sie sei die Ursubstanz, welche die Grundlage des Upadhi oder Vehikels jeglichen Phänomens darstellt – ob physisch, mental oder psychisch. Sie ist die Quelle, von der Akasha ausstrahlt.

(a) Mit den sieben „Ewigkeiten“ sind Äonen oder Perioden gemeint. Das Wort „Ewigkeit“, wie es in der christlichen Theologie verstanden wird, hat für das asiatische Ohr keine Bedeutung, außer wenn es auf die Eine Existenz angewendet wird; ebenso ist [SD # 36] die Bezeichnung des Immerwährenden – was Ewigkeit lediglich für die Zukunft bedeutet – nichts anderes als unzutreffend.3 Derartige Worte können in keiner philosophischen Metaphysik existieren und werden dort nicht verwendet – sie waren bis zum Aufdämmern des kirchlichen Christentums unbekannt. Die erwähnten sieben Ewigkeiten sind die sieben Perioden, oder eine Periode, die in ihrer Dauer den sieben Perioden eines Manvantaras entspricht. Sie erstrecken sich über ein Maha-Kalpa oder das „Große Zeitalter“ – 100 Jahre Brahmâs – und dauern 311.040.000.000.000 Jahre; jedes Jahr Brahmâs besteht aus 360 „Tagen“ und derselben Anzahl von „Nächten“ Brahmâs (nach dem Chandrayana oder Mondjahr gerechnet); und ein „Tag Brahmâs“ besteht aus 4.320.000.000 unserer irdischen Jahre. Diese „Ewigkeiten“ gehören zu den geheimsten Berechnungen, in welchen, um die richtige Endsumme zu erhalten, jede Zahl ein Exponent zur Basis 7 (7x, 7 hoch x) sein muss; x variiert entsprechend der Art des Zyklus in der subjektiven oder realen Welt; und jede Zahl oder Angabe, welche sich auf die einzelnen Zyklen bezieht oder sie repräsentiert, vom größten bis zum kleinsten – in der objektiven oder nicht realen Welt – muss notwendigerweise ein Vielfaches von sieben sein. Der Schlüssel dazu kann nicht gegeben werden, denn hierin liegt das Geheimnis esoterischer Berechnungen; und für den Zweck gewöhnlicher Berechnungen ist er sinnlos. „Die Zahl sieben“, sagt die Kabbala, „ist die große Zahl der Göttlichen Mysterien“. Die Zahl zehn ist die aller menschlichen Erkenntnis (die pythagoreische Dekade); 1.000 ist die Zahl 10 in der dritten Potenz, und deshalb ist die Zahl 7.000 ebenfalls symbolisch. In der Geheimlehre ist die Ziffer und Zahl 4 lediglich auf der höchsten Abstraktionsebene das männliche Symbol. Auf der Ebene der Materie ist die 3 das Männliche und die 4 das Weibliche: die Vertikale und die Horizontale im vierten Stadium des Symbolismus, wo die Symbole zu Glyphen der schöpferischen Kräfte auf der physischen Ebene wurden.

2. Es gab keine Zeit, denn sie lag schlafend in dem unendlichen Schoss der Dauer (a).

[SD # 37] (a) Zeit ist lediglich eine Illusion, die durch die Abfolge unserer Bewusstseinszustände entsteht, während wir durch die ewige Dauer reisen. Wo kein Bewusstsein ist, in welchem die Illusion hervorgebracht werden kann, existiert keine Zeit, sondern sie „liegt schlafend“. Die Gegenwart ist lediglich eine mathematische Linie, die jenen Teil der ewigen Dauer, den wir die Zukunft nennen, von dem Teil trennt, den wir die Vergangenheit nennen. Nichts auf der Erde ist wirklich dauerhaft, denn nichts bleibt auch nur für den milliardsten Teil einer Sekunde unverändert oder gleich; die Wahrnehmung der Wirklichkeit der uns als Gegenwart vertrauten Teilung der „Zeit“ rührt von der Unschärfe einzelner oder aufeinanderfolgender flüchtiger Sinnes­eindrücke von Dingen her, welche aus der Region der Ideale, die wir die Zukunft nennen, in den Bereich der Erinnerungen übergehen, die wir die Vergangenheit nennen. Auf dieselbe Weise nehmen wir einen blitzschnellen elektrischen Funken aufgrund des unscharfen und nachwirkenden Eindrucks auf der Retina als länger andauernd wahr. Die wirkliche Person oder Sache besteht nicht allein aus dem, was in irgendeinem besonderen Augenblick zu sehen ist, sondern ist die Summe aller ihrer unterschiedlichen und wechselnden Zustände – vom Moment ihres Erscheinens auf der Erde in ihrer materiellen Form bis zu ihrem Verschwinden. Es sind diese „Gesamtsummen“, die schon immer in der „Zukunft“ existieren und die Materie gradweise durchwandern, um damit für immer in der „Vergangenheit“ zu existieren. Von einem ins Meer fallenden Metallbarren könnte niemand behaupten, seine Existenz beginne mit dem Verlassen der Luft und ende mit dem Eintritt in das Meer oder dass der Barren selbst nur aus dem zu einem beliebigen Zeitpunkt durch die mathematische Ebene gebildeten Querschnitt bestünde, welche die Atmosphäre und den Ozean gleichzeitig trennt und verbindet. Dasselbe gilt für Personen und Dinge. Sie sinken aus der Zukunft in die Vergangenheit – aus dem, was sein wird, in das, was gewesen ist – und bieten unseren Sinnen vorübergehend sozusagen einen Querschnitt ihres gesamten Selbst, während sie auf ihrem Weg Zeit und Raum (als Materie) von einer Ewigkeit in die nächste durchmessen: Und diese beiden bilden jene „Dauer“, in der allein irgendetwas eine wirkliche Existenz haben kann, wären unsere Sinne nur fähig, sie dort zu erkennen.

3. . . . Es gab kein Universalgemüt, denn es gab keine Ah-hi (himmlische Wesen), es zu enthalten (also zu manifestieren) (a).

[SD # 38] (a) Gemüt ist eine Bezeichnung für die Summe der Bewusstseinszustände Denken, Wille und Gefühl. Während des Tiefschlafs pausiert auf der physischen Ebene die Ideenbildung, und das Gedächtnis befindet sich in der Schwebe; somit „existiert das Gemüt nicht“ während dieser Zeit, da das Organ, durch welches das Ego Ideenbildung und Gedächtnis auf der materiellen Ebene manifestiert, seine Funktion temporär aussetzt. Ein Noumenon kann auf einer beliebigen Existenzebene nur dann zu einem Phänomen werden, wenn es sich auf dieser Ebene mithilfe einer geeigneten Basis oder eines entsprechenden Vehikels manifestiert; und während der Pralaya genannten langen Nacht der Ruhe, wenn alle Existenzen aufgelöst sind, verbleibt das „Universalgemüt“ als permanente Möglichkeit mentaler Aktivität oder als jener abstrakte absolute Gedanke, dessen konkrete relative Manifestation das Gemüt darstellt. Die Ah-hi (Dhyan Chohans) sind die kollektiven Scharen spiritueller Wesen – die Engelscharen des Christentums, die Elohim und „Boten“ der Juden –, welche das Vehikel der Manifestation des Göttlichen oder Universalen Gedankens und Willens darstellen. Sie sind die intelligenten Kräfte, welche der Natur ihre „Gesetze“ geben und sie in Kraft setzen, während sie selbst wiederum nach Gesetzen handeln, die ihnen auf ähnliche Weise von noch höheren Mächten eingeprägt wurden; aber sie sind nicht „Personifizierungen“ der Naturkräfte, wie irrtümlicherweise geglaubt wird. Diese Hierarchie spiritueller Wesen, durch welche das Universalgemüt in Tätigkeit tritt, gleicht einer Armee – wahrlich einer „Heerschar“ –, mittels derer sich die Kampfkraft einer Nation manifestiert und die aus Streitkräften, Divisionen, Brigaden, Regimentern und so fort zusammengesetzt ist, jedes Einzelne davon mit seiner eigenen Individualität oder seinem eigenen Leben, seiner beschränkten Handlungsfreiheit und seiner begrenzten Verantwortung; jedes ist selbst wiederum in einer größeren Individualität enthalten, welcher seine eigenen Interessen untergeordnet sind, und jedes enthält in sich kleinere Individualitäten.

4. Die sieben Wege zu Glückseligkeit (Moksha4 oder Nirvana) existierten nicht (a). Die grossen Ursachen des Leidens (Nidana5 und Maya) waren nicht, denn es war niemand da, sie hervorzubringen oder in sie verstrickt zu werden (b).

[SD # 39] (a) Es gibt sieben „Pfade“ oder „Wege“ zur Seligkeit der Nichtexistenz, die absolute Wesenheit, Sein und Bewusstsein ist. Diese Wege waren nicht, weil das Universum noch leer war und nur im Göttlichen Gedanken existierte. Denn es ist . . .

(b) Die zwölf Nidanas oder Ursachen des Seins. Jedes stellt die Wirkung seiner vorangehenden Ursache und gleichermaßen die Ursache seines Nachfolgers dar. Die Gesamtsumme der Nidanas beruht auf den vier Wahrheiten, einer für das Hinayana-System besonders charakteristischen Lehre6. Sie gehören zum Konzept des bedingten Entstehens, das Lohn und Strafe bewirkt und Karma schließlich umfassend zur Wirkung bringt. Das Konzept beruht auf der großen Wahrheit, dass Reinkarnation gefürchtet werden muss, da die Existenz auf dieser Welt dem Menschen nur Leid, Elend und Schmerz aufbürdet; der Tod selbst ist außerstande, den Menschen davon zu befreien, da er nichts als das Tor ist, über dessen Schwelle er nach einer kurzen Rast – Devachan – in ein weiteres Erdenleben eintritt. Der Ursprung des Hinayana-Systems oder der Schule des „Kleinen Fahrzeugs“ ist uralt, während das Mahayana einer späteren Periode angehört, da es nach Buddhas Tod entstand. Doch sind die Lehrsätze des Letzteren so alt wie die Hügel, auf denen solche Schulen seit unvorstellbaren Zeiten stehen, und die Hinayana- und Mahayana-Schule (Letztere das „Große Fahrzeug“) lehren beide in Wirklichkeit dieselbe Lehre. Yana oder Fahrzeug (im Sanskrit Vahan) ist ein mystischer Ausdruck, und beide „Fahrzeuge“ schärfen uns ein, dass der Mensch den Leiden der Wiedergeburten und selbst der falschen Glückseligkeit Devachans dadurch entrinnen kann, dass er Weisheit und Erkenntnis erlangt, welche allein die Frucht der Täuschung und des Nichtwissens vertilgen können.

Maya oder Illusion ist ein alle endlichen Dinge ergreifendes Element, denn alles, was existiert, hat lediglich eine relative und keine absolute Realität, da die von dem verborgenen Noumenon angenommene Erscheinung von der Erkenntniskraft des jeweiligen Beobachters abhängt. Für das ungeübte Auge des Unkultivierten ist ein Gemälde zunächst einmal ein sinnloses Durcheinander von Farbstrichen und Klecksen, während das geschulte Auge sofort ein Gesicht oder eine Landschaft erkennt. Mit Ausnahme der einen verborgenen absoluten Existenz, welche sämtliche Noumena aller Realitäten in sich enthält, gibt es nichts Dauerhaftes. Die zu jeder Daseinsebene gehörenden Existenzen – bis hinauf zu den höchsten Dhyan Chohans – gleichen ihrer Natur nach gewissermaßen den von einer magischen Laterne auf eine farblose Leinwand geworfenen Schatten; dennoch besitzen alle Dinge eine relative Wirklichkeit, denn der Erkennende ist selbst auch eine Reflexion, und daher sind die erkannten Dinge für ihn ebenso wirklich wie er selbst. Die den Dingen innewohnende Realität muss in ihnen gesucht werden, [SD # 40] bevor oder nachdem sie blitzartig durch die materielle Welt gegangen sind; die direkte Erkenntnis einer solchen Existenz entzieht sich uns jedoch solange, wie wir lediglich Sinnesinstrumente besitzen, welche allein die materielle Existenz in das Gesichtsfeld unseres Bewusstseins bringen. Auf welcher Ebene auch immer unser Bewusstsein tätig sein mag, wir selbst und die dieser Ebene angehörenden Dinge sind für den betreffenden Zeitraum unsere einzigen Wirklichkeiten. Die Stufenleiter der Entwicklung emporsteigend bemerken wir, dass wir in den von uns durchlebten Zuständen Schatten fälschlicherweise für Wirklichkeiten hielten und dass eine Abfolge fortschreitenden Erwachens die aufsteigende Entwicklung des Egos ist; jeder Fortschritt bringt die Vorstellung mit sich, dass wir jetzt endlich die „Wirklichkeit“ erlangt haben; aber erst, wenn wir das absolute Bewusstsein erreicht und mit unserem eigenen verschmolzen haben, werden wir von den Täuschungen Mayas befreit sein.

5. Dunkelheit allein erfüllte das grenzenlose All (a), denn Vater, Mutter und Sohn waren wieder einmal eins, und der Sohn war noch nicht zu dem neuen Rad7 und seiner Pilgerschaft darauf erwacht (b).

(a) „Dunkelheit ist Vater-Mutter: Licht ihr Sohn“, sagt ein altes Sprichwort des Ostens. Ohne eine es verursachende Quelle ist Licht nicht vorstellbar; und da im Fall des uranfänglichen Lichts diese Quelle unbekannt ist, obwohl Vernunft und Logik entschieden nach ihr verlangen, nennen wir sie von einem intellektuellen Standpunkt aus „Dunkelheit“. Aus welcher Quelle auch immer, reflektiertes oder sekundäres Licht kann nur von temporärem, mayavischem Charakter sein. Dunkelheit ist also die ewige [SD # 41] Matrix, in der die Lichtquellen erscheinen und verschwinden. Auf dieser unserer Ebene wird nichts zur Finsternis hinzugefügt, um Licht daraus zu machen, oder zum Licht, um Finsternis daraus zu machen. Sie sind austauschbar, und wissenschaftlich ist Licht lediglich eine Art Finsternis und vice versa. Und doch sind beide Phänomene desselben Noumenons – welches für den wissenschaftlichen Verstand absolute Dunkelheit, für die Wahrnehmung eines Durchschnittsmystikers nur graues Zwielicht, für das spirituelle Auge des Initiierten jedoch absolutes Licht ist. Wie weit wir das in der Dunkelheit scheinende Licht wahrnehmen, hängt von unserem Vorstellungsvermögen ab. Was für uns Licht ist, ist für manche Insekten Finsternis, und das Auge des Hellsehers sieht Helligkeit, wo das normale Auge nur Dunkel wahrnimmt. Als das ganze Universum in Schlaf versunken lag – in sein eines Urelement zurückgekehrt –, existierte weder ein Lichtzentrum noch ein Auge, das Licht wahrzunehmen, und notwendigerweise erfüllte Dunkelheit das grenzenlose All.

(b) Vater-Mutter sind das männliche und das weibliche Prinzip der Wurzelnatur, die sich in allen Dingen auf sämtlichen Ebenen des Kosmos manifestierenden gegensätzlichen Pole oder, in einem weniger allegorischen Aspekt, Geist und Substanz, welche das Universum oder den Sohn hervorbringen. Sie sind „wieder einmal Eins“, wenn in „Brahmâs Nacht“, im Pralaya, alles im objektiven Universum in seine eine, ursprüngliche und ewige Ursache zurückgekehrt ist, nur um in der darauffolgenden Dämmerung wieder zu erscheinen – wie es periodisch geschieht. „Karana“ – die ewige Ursache – war allein. Um es klarer auszudrücken: In „Brahmâs Nächten“ ist Karana allein. Das vorangegangene objektive Universum hat sich in seine eine, ursprüngliche und ewige Ursache aufgelöst und wird sozusagen in einem aufgelösten Zustand im Raum gehalten, um sich bei der folgenden manvantarischen Dämmerung erneut zu differenzieren und herauszukristallisieren, die den Beginn eines neuen „Tages“ oder einer neuen Tätigkeit Brahmâs markiert – das Symbol des Universums. Im esoterischen Sprachgebrauch ist Brahmâ Vater-Mutter-Sohn, oder zugleich Geist, Seele und Körper; dabei symbolisiert jede der Figuren ein Attribut; und jedes Attribut oder jede Qualität ist ein stufenweises Hervorströmen des Göttlichen Atems in seiner zyklischen Differenzierung – involutionär und evolutionär. Im kosmisch-physischen Sinne ist Brahmâ das Universum, die Planetenkette und die Erde; im rein spirituellen die unbekannte Gottheit, der Planetengeist und der Mensch. Als Sohn dieser zwei – ein Geschöpf aus Geist und Materie – ist er in seinen periodischen Erscheinungen auf der Erde während der „Räder“ oder Manvantaras eine Manifestation der beiden (siehe Teil II, „Die Tage und Nächte Brahmâs“).

[SD # 42]

6. Die sieben erhabenen Herren und die sieben Wahrheiten hatten aufgehört zu sein (a), und das Universum, der Sohn der Notwendigkeit, war versunken in Paranishpanna (b) (absolute Vollkommenheit, Paranirvana, welches Yong-Grüb ist), auf dass es ausgeatmet werde von dem, das ist und dennoch nicht ist. Nichts war (c).

(a) Die sieben erhabenen Herren sind die sieben schöpferischen Geister, die Dhyan Chohans, die den hebräischen Elohim entsprechen. Es ist dieselbe Hierarchie von Erzengeln, zu welcher der Hl. Michael, der Hl. Gabriel und andere in der christlichen Theogonie gehören. Während jedoch beispielsweise der Hl. Michael in der dogmatischen lateinischen Theologie über sämtliche Gipfel und Schluchten wachen darf, wachen im esoterischen System die Dhyanis jeweils über eine der Runden und die großen Wurzelrassen unserer Planetenkette. Es heißt ferner, dass sie in jeder Runde und Rasse ihre Bodhisattvas aussenden, die menschlichen Entsprechungen der Dhyani-Buddhas (dazu s. u.). Von den sieben Wahrheiten und Offenbarungen, oder vielmehr geoffenbarten Geheimnissen, wurden uns nur vier ausgehändigt, da wir noch in der vierten Runde sind und die Welt bisher auch nur vier Buddhas gehabt hat. Das ist eine sehr komplizierte Frage, sie wird später eine ausführlichere Behandlung erfahren.

So behaupten die Hindus und Buddhisten bis heute: „Es gibt lediglich vier Wahrheiten und vier Veden.“ Aus einem ähnlichen Grund bestand Irenäus auf der Notwendigkeit von vier Evangelien. Da aber jede neue Wurzelrasse zu Beginn einer Runde ihre Offenbarung und ihre Offenbarer braucht, wird die nächste Runde die fünfte, die folgende die sechste und so weiter bringen.

(b) „Paranishpanna“ ist die absolute Vollkommenheit, die sämtliche Existenzen am Ende einer großen Aktivitätsperiode oder eines Maha-Manvantaras erreichen und in der sie während der anschließenden Erholungsphase ruhen. Im Tibetanischen wird sie Yong-Grüb genannt. Bis zu den Tagen der Yogacharya-Schule wurde die wahre Natur Paranirvanas öffentlich gelehrt, aber seitdem wurde sie gänzlich esoterisch; deshalb existieren derartig viele widersprüchliche Interpretationen. Nur ein wahrer Idealist mag es verstehen. Wer diesen Zustand begreifen und ein Verständnis darüber erlangen will, warum Nichtego, Leere und Dunkelheit drei in einem, einzig selbstexistent und vollkommen sind, muss alles als Ideal betrachten, mit Ausnahme von Paranirvana. Es ist jedoch nur in einem relativen [SD # 43] Sinn absolut, da es in der folgenden Aktivitätsperiode einer noch größeren absoluten Vollkommenheit Platz machen muss, einem noch höheren Grad der Vortrefflichkeit entsprechend – gerade so wie eine vollkommene Blüte aufhören muss eine vollkommene Blüte zu sein und stirbt, um zu einer vollkommenen Frucht heranzuwachsen – wenn eine etwas irisch anmutende Ausdrucksweise erlaubt sei.

Die Geheimlehre lehrt die fortschreitende Entwicklung von allem – sowohl von Welten als auch von Atomen; und diese beeindruckende Entwicklung hat weder einen denkbaren Anfang noch ein vorstellbares Ende. Unser „Universum“ ist nur eines von einer unendlichen Anzahl von Universen. Alle sind „Söhne der Notwendigkeit“, weil sie Glieder der großen kosmischen Kette von Universen sind und jedes von ihnen zu seinem Vorgänger in der Beziehung einer Wirkung und zu seinem Nachfolger in der einer Ursache steht.

Das Erscheinen und Vergehen des Universums werden als ein Aus- und Einatmen des „Großen Atems“ geschildert, der ewig und als Bewegung einer der drei Aspekte des Absoluten ist – die beiden anderen sind abstrakter Raum und Dauer. Wenn der „Große Atem“ projiziert wird, wird er der Göttliche Atem genannt und als das Atmen der Unerkennbaren Gottheit angesehen – die Eine Existenz – welche sozusagen einen Gedanken ausatmet, der zum Kosmos wird (siehe „Isis Unveiled“). Desgleichen verschwindet mit dem Einatmen des Göttlichen Atems das Universum wieder in den Schoß der „Großen Mutter“, die dann „in ihre unsichtbaren Gewänder gehüllt“ schläft.

(c) Mit dem, „das ist und dennoch nicht ist“, ist der Große Atem selbst gemeint, von dem wir nur als von absoluter Existenz sprechen können, den wir uns aber nicht als irgendeine Existenzform, die wir von Nichtexistenz unterscheiden könnten, in unserer Imagination ausmalen können. In der Esoterischen Philosophie bilden drei Perioden – die Gegenwart, die Vergangenheit und die Zukunft – eine verflochtene Zeit, denn die drei bilden nur in Beziehung auf die phänomenale Ebene eine zusammengesetzte Zahl, haben aber im Bereich der Noumena keine abstrakte Geltung. Einer Regel der Prasanga-Madhyamika-Lehre folgend, deren Dogmen seit ihrer Trennung von den rein esoterischen Schulen immer bekannt waren, besagt die Schrift:8 „Die vergangene Zeit ist die gegenwärtige Zeit, so auch die Zukunft, die, obwohl noch nicht ins Dasein getreten, doch ist.“ Kurz gesagt sind unsere Vorstellungen von Dauer und Zeit allesamt assoziativ von unseren [SD # 44] Empfindungen abgeleitet. Unentwirrbar mit der Relativität des menschlichen Erkennens verknüpft, können sie gleichwohl keine Existenz haben, außer in der Erfahrung des individuellen Egos, und sie werden verschwinden, wenn ihr evolutionärer Fortschritt die Maya der phänomenalen Existenz zerstreut. Was ist Zeit beispielsweise anderes als die panoramaartige Aufeinanderfolge unserer Bewusstseinszustände? Mit den Worten eines Meisters: „Ich fühle mich irritiert, diese drei unbeholfenen Worte – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – verwenden zu müssen; als erbärmliche Auffassungen der objektiven Phasen des subjektiven Ganzen sind sie für die Sache in etwa so ungeeignet wie eine Axt für eine feine Schnitzerei.“ Ein philosophisches Axiom besagt, dass man Paramartha erlangen muss, will man nicht allzu leichte Beute Samvritis werden.9

7. Die Ursachen des Daseins waren beseitigt (a); das Sichtbare, das war, und das Unsichtbare, das ist, ruhten im ewigen Nichtsein – dem einen Sein (b).

(a) „Die Ursachen des Daseins“ bedeuten nicht nur die der Wissenschaft bekannten physischen Ursachen, sondern die metaphysischen Ursachen, deren oberste das Verlangen nach Dasein ist, resultierend aus Nidana und Maya. Dieses Verlangen nach fühlendem Leben ist in allem erkennbar, vom Atom bis zur Sonne, es ist eine in objektives Dasein getriebene Spiegelung des Göttlichen Gedankens, in ein Gesetz, dass das Universum existieren solle. Nach der esoterischen Lehre bleibt die wirkliche Ursache dieses angenommenen Verlangens und allen Daseins für immer verborgen, und ihre ersten Emanationen sind die vollkommensten Abstraktionen, die das Denken überhaupt erfassen kann. Diese Abstraktionen müssen notwendigerweise als die Ursache des materiellen Universums, wie es sich den Sinnen und dem Intellekt darbietet, vorausgesetzt werden; sie liegen den sekundären und untergeordneten Kräften der Natur zugrunde, welche von der breiten Masse eines jeden Zeitalters anthropomorphisiert als Gott und Götter verehrt wurden. Sich etwas ohne Ursache vorzustellen, ist nicht möglich; es doch zu versuchen, macht den Verstand leer. [SD # 45] Gewissermaßen muss der Verstand schließlich diesen Zustand der Leere erreichen, wenn wir versuchen wollen, die Kette der Ursachen und Wirkungen zurückzuverfolgen; aber sowohl Wissenschaft als auch Religion wechseln viel rascher in diesen Zustand der Leere als notwendig, denn sie ignorieren die metaphysischen Abstraktionen, welche die einzige vorstellbare Ursache physischer Verdichtungen sind. Je näher die Abstraktionen unserer Daseinsebene kommen, desto konkreter werden sie, bis sie schließlich in der Form des materiellen Universums in Erscheinung treten. Analog der Kondensation von Dampf zu Wasser und der Verfestigung von Wasser zu Eis, geschieht das durch einen Prozess der Verwandlung des Metaphysischen ins Physische.

(b) Die Idee ewigen Nichtseins, welches das Eine Sein ist, wird jedem als ein Paradoxon erscheinen, der vergisst, dass unser gegenwärtiges Existenzbewusstsein unsere Vorstellungen vom Sein einschränkt und wir die Idee ewigen Nichtseins dadurch spezifisch und nicht allgemein auffassen. Wenn ein ungeborenes Kind in unserem Verständnis des Worts in der Lage wäre zu denken, würde es seine Vorstellung des Daseins notwendigerweise auf ähnliche Weise auf das intrauterine Leben beschränken, da es nichts anderes kennt; und sollte es den Versuch unternehmen, in seinem Bewusstsein eine Vorstellung vom Leben nach der Geburt (seinem Tod) zu machen, so würde es mangels Informationen, auf die es sich stützen könnte, und mangels der Fähigkeit, derartige Informationen zu interpretieren, dieses Leben wahrscheinlich als „Nichtsein, welches das wirkliche Sein ist“ bezeichnen. In unserem Fall ist das Eine Sein das Noumenon aller Noumena, von welchem wir wissen, dass es den Phänomenen zugrunde liegen muss und ihnen allen den ihnen entsprechenden Schatten von Realität verleiht; gegenwärtig besitzen wir aber weder Sinne noch Intellekt, dieses Noumenon erkennen zu können. Die in einer Tonne goldhaltigen Quarzes kaum wahrnehmbaren verstreuten Goldatome mögen für das bloße Auge des Bergmannes nicht wahrnehmbar sein, und doch weiß er nicht nur, dass sie da sind, sondern auch, dass sie allein sein Quarz wertvoll machen; und dieses Verhältnis des Goldes zum Quarz mag eine schwache Andeutung vom Verhältnis des Noumenons zum Phänomen darstellen. Doch der Bergmann weiß, wie das Gold aussehen wird, wenn es aus dem Quarz gewonnen ist, während der gewöhnliche Sterbliche sich keine Vorstellung von der Wirklichkeit der Dinge machen kann, wenn sie von der Maya getrennt sind, die sie verhüllt und in der sie verborgen sind. Der Initiierte allein – an Wissen reich, das zahllose Generationen seiner Vorgänger erworben haben – richtet das „Auge des Dangma“ auf die Essenz der Dinge, auf welche keine Maya irgendeinen Einfluss haben kann. Hier werden die Lehren der Esoterischen Philosophie in Bezug auf die Nidanas und die vier Wahrheiten höchst wichtig; sie sind jedoch geheim.

[SD # 46]´

8. allein erstreckte sich die eine Form der Existenz grenzenlos, unendlich, ursachlos, in traumlosem Schlaf (a); und Leben pulsierte unbewusst im universalen Raum, in jener All-Gegenwart, die das „geöffnete Auge“10 des Dangma11 (b) wahrnimmt.

(a) Das moderne Denken tendiert dazu, auf die archaische Vorstellung einer homogenen Grundlage für scheinbar ganz verschiedene Dinge zurückzugreifen – sich aus Homogenität entwickelnde Heterogenität. Biologen suchen heute nach ihrem homogenen Protoplasma und Chemiker nach ihrer Ursubstanz, während die Naturwissenschaftler nach der Kraft forschen, deren verschiedene Differenzierungen Elektrizität, Magnetismus, Wärme und so weiter sind. Die Geheimlehre überträgt diese Vorstellung auf das Gebiet der Metaphysik und setzt die „eine Form der Existenz“ als Grundlage und Quelle aller Dinge voraus. Doch ist diese Bezeichnung vielleicht nicht ganz korrekt. Die Sanskritbezeichnung für die „eine Form der Existenz“ ist Prabhavapyaya, „der Ort oder vielmehr die Ebene, aus welcher der Ursprung hervorgeht und in welche sich alle Dinge auflösen“, sagt ein Kommentator. Sie ist nicht die „Weltenmutter“, wie Wilson übersetzt (siehe Buch I, Vishnu-Purana“); denn Jagad Yoni ist (wie Fitzedward Hall zeigt) weniger „die Mutter der Welt“ oder „der Schoß der Welt“, sondern vielmehr die „materielle Ursache des Universums“. Die Kommentatoren der Puranas bezeichnen sie als Karana – „Ursache“ –, die Esoterische Philosophie aber als den idealen Geist dieser Ursache. In einem sekundären Stadium ist sie das Svabhavat der buddhistischen Philosophen, ewige Ursache und Wirkung, allgegenwärtig und doch abstrakt, die selbstexistente plastische Essenz und die Wurzel aller Dinge; im selben dualen Licht betrachtet der Vedantist sein Parabrahman und seine Mulaprakriti – das eine in zwei Aspekten. Es erscheint in der Tat seltsam, große Gelehrte über die Möglichkeit spekulieren zu sehen, dass der Vedanta und insbesondere die Uttara-Mimansa „von den Lehren der Buddhisten evoziert worden seien“; [SD # 47] im Gegensatz dazu ist es der Buddhismus (von Gautama, dem Buddha), der „evoziert“ und gänzlich auf den Lehren der Geheimlehre errichtet wurde, die zu skizzieren hier teilweise versucht wird; und auf ihr fußen gleichermaßen auch die Upanishaden12. Nach den Lehren des Sri Shankaracharya13 ist das Obige unbestreitbar.

(b) Traumloser Schlaf ist einer von den in der orientalischen Esoterik bekannten sieben Bewusstseinszuständen. In jedem dieser Zustände tritt ein anderer Teil des Denkvermögens in Tätigkeit; oder, wie ein Vedantist es ausdrücken würde, das Individuum ist auf einer anderen Ebene seines Seins bewusst. Der Begriff „traumloser Schlaf“ wird in diesem Fall allegorisch auf das Universum angewendet, um einen Zustand auszudrücken, der diesem Bewusstseinszustand im Menschen analog ist, der deshalb, weil der Mensch sich im Wachzustand nicht daran erinnert, leer erscheint, gerade so wie der Schlaf des hypnotisierten Subjekts demselben als eine bewusstlose Leere erscheint, wenn es in seinen normalen Zustand zurückkehrt, obwohl es doch wie ein bewusstes Individuum gesprochen und gehandelt hat.

9. Aber wo war der Dangma, als die Alaya des Universums (Seele als die Grundlage von allem, Anima Mundi) in Paramartha (a) (absolutes Sein und Bewusstsein, die absolutes Nichtsein und Unbewusstsein sind) und das große Rad Aupapaduka war (b)?

[SD # 48] (a) Vor uns liegt der Gegenstand Jahrhunderte andauernder akademischer Dispute. Mehr als alle anderen mystischen Ausdrücke waren die beiden Bezeichnungen „Alaya“ und „Paramartha“ die Ursache für Aufspaltungen von Schulen und den Zerfall der Wahrheit in unterschiedliche Aspekte. Alaya bedeutet wörtlich „Weltseele“ oder Anima Mundi, Emersons „Überseele“, welche nach der esoterischen Lehre ihre Natur periodisch verändert. Obwohl ihrem inneren Wesen nach auf den sowohl für den Menschen als auch für die kosmischen Götter (Dhyani-Buddhas) unerreichbaren Ebenen ewig und unveränderlich, verändert sich Alaya während der aktiven Lebensperiode auf den niederen Ebenen – unsere mit eingeschlossen. Während dieser Zeit sind nicht nur die Dhyani-Buddhas in Seele und Essenz eins mit Alaya, sondern sogar der (in mystischer Meditation) fortgeschrittene Yogi „ist in der Lage, seine Seele darin aufgehen zu lassen“ (Aryasangha, die Bumapa-Schule). Das ist nicht Nirvana, sondern ein diesem sehr nahe kommender Zustand. Daher die Meinungsverschiedenheiten. Während also die Yogacharyas (der Mahayana-Schule) sagen, Alaya (Nyingpo und Tsang im Tibetischen) sei die Personifikation der Leere und doch gleichzeitig die Grundlage jedes sichtbaren und unsichtbaren Dinges, und dass Alaya sich doch, obwohl seiner Essenz nach ewig und unveränderlich, in jedem Gegenstand des Universums spiegele „wie der Mond in klarem, ruhigem Wasser“, bestreiten andere Schulen diese Behauptung. Dasselbe gilt für Paramartha: Die Yogacharyas interpretieren den Ausdruck als das, was auch von anderen Dingen (paratantral) abhängt; und die Madhyamikas sagen, dass Paramartha auf Paranishpanna oder absolute Vollkommenheit beschränkt sei; d. h. in der Auslegung dieser „zwei Wahrheiten“ (von vier) glauben und behaupten die Ersteren, dass (auf dieser Ebene wenigstens) nur Samvriti-Satya oder relative Wahrheit existiert. Die Letzteren lehren die Existenz Paramartha-Satyas, der „absoluten Wahrheit“.14 „Kein Arhat, oh Bettelmönche, kann vollkommene Erkenntnis erreichen, bevor er eins geworden ist mit Paranirvana. Parikalpita und Paratantra sind seine beiden großen Feinde“ („Aphorismen der Bodhisattvas“). Parikalpita (im Tibetanischen Kun-ttag) ist Irrtum, von jenen begangen, die unfähig sind, die Leere und die illusorische Natur von allem zu erkennen, die an die Existenz von etwas glauben, das nicht existiert – z. B. an das Nichtego. Und [SD # 49] Paratantra ist das, welches – was immer es auch sei – lediglich durch ein Abhängigkeits- oder Kausalverhältnis existiert und verschwinden muss, sobald seine Entstehungsursache entfernt wird – z. B. die Flamme am Docht. Vernichte oder lösche sie – und das Licht verschwindet.

Die Esoterische Philosophie lehrt, dass alles lebt und bewusst ist, aber nicht, dass auch alle Lebens- und Bewusstseinsformen denen der menschlichen oder auch tierischen Wesen ähnelt. Wir betrachten das Leben als „die eine Form der Existenz“, die sich in dem manifestiert, was Materie genannt wird; oder was wir, wie beim Menschen, irrtümlich trennen und Geist, Seele und Materie nennen. Materie ist das Vehikel für die Manifestation der Seele auf dieser Daseinsebene, und die Seele ist auf einer höheren Ebene das Vehikel für die Manifestation des Geistes, und diese drei sind eine Dreifaltigkeit, die durch das Leben, das sie alle durchströmt, synthetisiert wird. Das universale Leben ist eine jener alten Vorstellungen, welche infolge der Befreiung des menschlichen Gemüts von der anthropomorphisierten Theologie in diesem Jahrhundert zurückgekehrt sind. Es ist wahr, die Wissenschaft begnügt sich damit, die Anzeichen eines universalen Lebens zu verfolgen oder zu postulieren und war bis jetzt noch nicht kühn genug, „Anima Mundi“ auch nur zu flüstern ! Die Vorstellung von „kristallinem Leben“, der Wissenschaft heute vertraut, wäre noch vor einem halben Jahrhundert verfolgt worden. Botaniker forschen heute nach den Nerven der Pflanzen: Nicht etwa, weil sie annehmen, dass die Pflanzen wie Tiere fühlen oder denken können, sondern weil sie glauben, dass zur Erklärung von Wachstum und Ernährung in der Pflanzenwelt eine gewisse Struktur notwendig sei, welche dieselbe funktionelle Bedeutung für das pflanzliche Leben wie die Nerven für das tierische Leben besitzt. Es scheint kaum möglich, dass sich die Wissenschaft viel länger durch den bloßen Gebrauch von Begriffen wie „Kraft“ und „Energie“ der Tatsache verschließen kann, dass Dinge, die Leben aufweisen, ob es sich um Atome oder Planeten handelt, lebendig sind.

Der Leser mag die Frage aufwerfen, was denn nun die Überzeugung der inneren esoterischen Schulen sei. Welche Lehren über diesen Gegenstand besitzen die esoterischen „Buddhisten“? Bei ihnen hat „Alaya“ eine doppelte und sogar dreifache Bedeutung. Im Yogacharya-System der kontemplativen Mahayana-Schule ist Alaya sowohl die Universalseele (Anima Mundi) als auch das Selbst eines fortgeschrittenen Adepten. „Wer im Yoga fortgeschritten ist, kann mithilfe der Meditation seine Alaya nach Belieben in die wahre Natur der Existenz eingehen lassen.“ Die „Alaya hat eine absolute, ewige Existenz“, sagt Aryasangha – der Rivale Nagarjunas.15 In einem Sinne ist sie Pradhana, [SD # 50] welcher im Vishnu-Purana“ folgendermaßen erklärt wird: „Jene unevolvierte Ursache wird von den hervorragendsten Weisen mit Nachdruck Pradhana genannt, die Ur-Grundlage, die subtile Prakriti, nämlich jene, die ewig ist und zugleich ist (oder versteht), was ist und was nicht ist, oder die einen bloßen Prozess darstellt.“ „Prakriti“ ist jedoch ein unkorrektes Wort, Alaya würde es besser erklären, denn Prakriti ist nicht das „unerkennbare Brahman“16. Wer über die seit der Wiege der menschlichen Rassen fortdauernde Universalität der okkulten Lehren nichts weiß, insbesondere jene Gelehrten, welche die Vorstellung einer „ursprünglichen Offenbarung“ ablehnen, liegt falsch, wenn er lehrt, dass die Anima Mundi, das Eine Leben oder die „Universalseele“, erst von Anaxagoras oder während seiner Zeit verbreitet wurde. Dieser Philosoph machte die Lehre lediglich bekannt, um Demokrits allzu materialistischen Vorstellungen über die Kosmogonie entgegenzutreten, die auf seiner exoterischen Theorie der blind angetriebenen Atome basierten. Anaxagoras von Klazomenae hatte diese Lehre jedoch nicht erfunden, er verbreitete sie lediglich, wie Platon auch. Das, was er Weltintelligenz nannte, den Nous (νοῦς), das Prinzip, das seiner Auffassung nach absolut getrennt, von Materie frei und nach einem Plan17 tätig ist, wurde lange vor dem Jahr 500 v. Chr. in Indien Bewegung genannt, das Eine Leben oder Jivatman. Nur maßen die arischen Philosophen dem Prinzip, das für sie unendlich ist, niemals das endliche „Attribut“ des „Denkens“ bei.

Das führt den Leser naturgemäß zum „Absoluten Geist“ Hegels und der deutschen Transzendentalisten, ein Kontrast, auf den hinzuweisen nützlich sein könnte. Die Schulen von Schelling und Fichte entfernten sich weit von dem ursprünglichen, archaischen Begriff eines absoluten Prinzips und spiegelten lediglich einen Aspekt der Grundidee des Vedantas wider. Selbst der von von Hartmann in seiner pessimistischen Philosophie des Unbewussten dunkel angedeutete „absolute Geist“ bleibt hinter der Wirklichkeit ähnlich weit zurück, wenn er auch vielleicht die engste Annäherung der europäischen Spekulation an die Hindu-Advaita-Lehren darstellt.

[SD # 51] Nach Hegel hätte das „Unbewusste“ niemals die gewaltige und mühevolle Aufgabe der Evolution des Universums unternommen, es sei denn in der Hoffnung, klares Selbstbewusstsein zu erlangen. In diesem Zusammenhang muss bedacht werden, dass die europäischen Pantheisten den von ihnen als Äquivalent zu Parabrahman benutzten Geist als unbewusst bezeichnen und ihm damit nicht die übliche Bedeutung beimessen. Geist wird mangels eines besseren Ausdrucks verwendet, um ein tiefes Geheimnis zu symbolisieren.

Das „absolute Bewusstsein“, so sagen sie uns, „hinter“ den Phänomenen, das lediglich dann als Unbewusstsein bezeichnet wird, wenn sämtliche persönlichen Elemente fehlen, übersteigt das menschliche Begriffsvermögen. Unfähig, sich auf andere Weise als über empirische Phänomene einen Begriff zu machen, ist der Mensch infolge der Konstitution seines Wesens nicht in der Lage, den Schleier zu lüften, welcher die Erhabenheit des Absoluten verbirgt. Nur der befreite Geist ist fähig, die Natur der Quelle, aus welcher er entsprang und in die er schließlich zurückkehren muss, undeutlich zu erkennen. . . . Aber da selbst der höchste Dhyan Chohan sich vor dem ehrfurchtgebietenden Geheimnis des absoluten Wesens nur in Unwissenheit verbeugen kann; und da selbst am Höhepunkt der bewussten Existenz, „dem Eintauchen des individuellen in das universale Bewusstsein“, um Fichtes Worte zu gebrauchen, das Endliche das Unendliche weder begreifen noch an dasselbe den Maßstab seiner eigenen mentalen Erfahrungen anlegen kann, wie könnte man da behaupten, dass das „Unbewusste“ und das Absolute einen auch nur instinktiven Impuls oder die Hoffnung haben könnten, klares Selbstbewusstsein zu erlangen?18 Ein Vedantist würde diese Hegelsche Idee niemals gelten lassen; und der Okkultist würde sagen, dass sie vollkommen zutrifft auf das erwachte Mahat, das Universalgemüt, welches bereits als erster Aspekt des unwandelbaren Absoluten in die phänomenale Welt projiziert wurde, aber niemals auf das Absolute selbst. „Geist und Materie oder Purusha und Prakriti sind lediglich die beiden ursprünglichen Aspekte des Einen und Zweitlosen“, hat man uns gelehrt.

Der die Materie bewegende Nous, die allen Atomen innewohnende belebende Seele, im Menschen manifestiert und latent im Stein, besitzt verschiedene Grade der Kraft; und diese pantheistische Idee einer allgemeinen, die gesamte Natur durchdringenden Geist-Seele ist die älteste aller philosophischen Vor­stellungen. Auch war der Archaeus weder eine Entdeckung des Paracelsus noch seines Schülers Van Helmont, sondern es handelt sich dabei, in einer lokalen Version, wieder um denselben Archaeus oder „Vater-Ether“ – die manifestierte Grundlage [SD # 52] und Quelle der unzähligen Phänomene des Lebens. Die ganze Reihe zahlloser Spekulationen dieser Art sind nur Variationen dieses Themas, dessen Grundton in dieser Uroffenbarung angeschlagen wurde (siehe Teil II, „Ursubstanz“).

(b) Der Ausdruck Aupapaduka, „elternlos“, oder ohne Vorfahren, ist eine mystische Bezeichnung, die in der Philosophie unterschiedliche Bedeutungen hat. Generell sind damit die himmlischen Wesen, die Dhyan Chohans oder die Dhyani-Buddhas, gemeint. Da zwischen diesen und den menschlichen Buddhas und Bodhisattvas, bekannt als die „Manushya (oder menschlichen) Buddhas“, eine mystische Entsprechung besteht, werden Letztere ebenfalls als „Aupapaduka“ bezeichnet, sobald ihre gesamte Persönlichkeit in ihrem zusammengesetzten sechsten und siebten Prinzip – oder Atman-Buddhi – aufgegangen ist und sie zu „Diamantseelen“ (Vajra-Sattvas)19 – den vollen Mahatmas – geworden sind. Der „verborgene Herr“ (Sangbai Dag-po) – „der mit dem Absoluten verschmolzene Eine“ – kann keine Eltern haben, da er selbst-existent und mit dem Universalgeist (Svayambhu) eins ist,20 Svabhavat im höchsten Aspekt. Das Mysterium in der Hierarchie der Aupapadukas ist großartig, ihre Spitze ist die universale Geist-Seele, und die untere Sprosse der Manushya-Buddha; und selbst jeder seelenbegabte Mensch ist ein Aupapaduka in einem latenten Zustand. Daher stammt – wenn vom Universum in seinem formlosen, ewigen oder absoluten Zustand gesprochen wird, bevor es von den „Baumeistern“ gestaltet wurde – der Ausdruck: „Das Universum war Aupapaduka.“ (Siehe Teil II, „Ursubstanz“)

 

 

 

 

 

 

 

 

[SD # 53]
STANZE II
Kommentare

1. . . . Wo waren die Baumeister, die leuchtenden Söhne des aufdämmernden Manvantaras? (a) . . . In dem unbekannten Dunkel in ihrem Ah-hi (chohanisch, Dhyani-buddhisch) Paranishpanna, die Erschaffer der Form (Rupa) aus der Nichtform (Arupa) – die Wurzel der Welt – die Devamatri21 und Svabhavat ruhten in der Seligkeit des Nichtseins (b).

(a) Die „Baumeister“, die „Söhne des aufdämmernden Manvantaras“, sind die wahren Schöpfer des Universums; und in dieser Lehre, welche lediglich unser eigenes Planetensystem betrifft, werden sie als die Architekten des Letzteren auch die „Wächter“ der sieben Kugeln genannt, die exoterisch die sieben Planeten und esoterisch auch die sieben Erden oder Globen (Planeten) unserer Kette sind. Der Anfangssatz der Stanze I bezieht sich, wenn „sieben Ewigkeiten“ erwähnt werden, sowohl auf das Maha-Kalpa oder „das (große) Zeitalter Brahmâs“, als auch auf das solare Pralaya und das darauf folgende Wiedererwachen unseres Planetensystems auf einer höheren Ebene. Es gibt viele Arten von Pralaya (Auflösung eines sichtbaren Dinges), wie an anderer Stelle gezeigt werden wird.

(b) Paranishpanna ist, man erinnere sich, das summum bonum, das Absolute, somit dasselbe wie Paranirvana. Abgesehen davon, dass dies der Endzustand ist, bedeutet es auch jenen Zustand der Subjektivität, welcher zu nichts in Beziehung steht als zu der einen absoluten Wahrheit (Paramartha-Satya) auf seiner eigenen Ebene. Dieser Zustand führt uns dazu, die volle Bedeutung des Nichtseins zu erfassen, welches, wie bereits erläutert, absolutes Sein ist. Früher oder später wird alles, was jetzt scheinbar existiert, in Wirklichkeit und tatsächlich im Zustand von Paranishpanna sein. Zwischen bewusstem und unbewusstem „Sein“ besteht jedoch ein großer Unterschied. Der Zustand von Paranishpanna ohne Paramartha, dem selbstanalysierenden [SD # 54] Bewusstsein (Svasamvedana), ist keine Glückseligkeit, sondern bloße Auslöschung (sieben Ewigkeiten andauernd). So wird eine den brennenden Sonnenstrahlen ausgesetzte Eisenkugel zwar durch und durch erhitzt, im Gegensatz zum Menschen die Wärme jedoch nicht fühlen oder zu schätzen wissen. Nur „mit einem klaren und nicht von der Persönlichkeit verdunkelten Gemüt sowie durch die Assimilation von Verdiensten aus mannigfachen Existenzen, die dem Sein in seiner Gesamtheit (dem ganzen lebenden und fühlenden Universum) gewidmet sind“, wird man von persönlicher Existenz befreit, taucht in das Absolute22 ein und wird eins mit ihm und bleibt in vollem Besitz von Paramartha.

2. . . . Wo war die Stille? Wo die Ohren, sie wahrzunehmen? Nein! Es gab weder Stille noch Klang (a). Nichts außer unaufhörlichem, ewigem Atem (Bewegung), der sich selbst nicht kennt (b).

(a) Die Vorstellung, dass Dinge aufhören zu existieren und doch noch sein können, stellt eine fundamentale Idee der östlichen Psychologie dar. Hinter diesem scheinbaren Widerspruch der Begriffe versteckt sich eine Naturtatsache, welche zu verstehen sehr viel wichtiger ist als über ihre Worte zu diskutieren. Ein bekanntes Beispiel eines ähnlichen Paradoxons liefern uns chemische Verbindungen. Die Frage, ob Wasserstoff und Sauerstoff zu existieren aufhören, sobald sie sich zu Wasser verbinden, ist noch strittig; die einen argumentieren, die Elemente müssten immer vorhanden sein, da sie nach der Zerlegung des Wassers wieder erscheinen; andere wiederum behaupten, sie müssten ihre eigenständige Existenz aufgegeben haben, da sie sich ja tatsächlich in etwas gänzlich Verschiedenes verwandelt hätten; keine der Parteien ist jedoch imstande, sich auch nur die entfernteste Vorstellung vom wirklichen Zustand eines Dinges zu machen, das sich in etwas anderes verwandelt hat und doch nicht aufgehört hat, es selbst zu sein. Man kann sagen, dass für Sauer- und Wasserstoff die Existenz als Wasser ein Zustand von Nichtsein ist, welcher im Vergleich zu ihrer Existenz als Gase eine „größere Wirklichkeit“ darstellt; und das kann den [SD # 55] Zustand des Universums andeuten, wenn es zur Ruhe geht oder während der „Nächte Brahmâs“ aufgehört hat zu sein – um zu erwachen und wieder zu erscheinen, sobald es von dem aufdämmernden neuen Manvantara erneut zu dem aufgerufen wird, was wir Existenz nennen.

(b) Die archaische Esoterik wendet die Bezeichnung des „Atems“ der Einen Existenz lediglich auf den spirituellen Aspekt der Kosmogonie an; ansonsten wird er durch sein Äquivalent auf der materiellen Ebene ersetzt – Bewegung. Das eine ewige Element oder das dieses Element enthaltende Vehikel ist der in jeglichem Sinn dimensionslose Raum; zusammen mit ihm existieren die endlose Dauer, ursprüngliche (und somit unzerstörbare) Materie sowie Bewegung – absolute, „beständige Bewegung“, welche der „Atem“ des „einen“ Elements ist. Wie wir gesehen haben, kann dieser Atem niemals aufhören, nicht einmal in den Ewigkeiten der Pralayas (sieheChaos, Theos, Kosmos“ in Teil II).

Doch der „Atem der Einen Existenz“ bezieht sich trotzdem nicht auf die eine Ursachlose Ursache oder die „All-Seinheit“ (im Gegensatz zum All-Seienden, welcher Brahmâ oder das Universum ist). Brahmâ (oder Hari), der viergesichtige Gott, welcher „die Schöpfung vollbrachte“, nachdem er die Erde aus den Wassern gehoben hatte, gilt lediglich als die unterstützende und nicht als die ideale Ursache, wie klar impliziert. Kein Orientalist scheint bisher den wirklichen Sinn der von der „Schöpfung“ handelnden Verse der Puranas vollständig erfasst zu haben.

In ihnen ist Brahmâ die Ursache der Mächte, die anschließend für das Werk der „Schöpfung“ erschaffen werden sollen. Wenn ein Übersetzer sagt: „Und von ihm gehen die zu erschaffenden Kräfte aus, sobald sie zur wirklichen Ursache geworden sind“, würde es vielleicht korrekter heißen: „Und von es gehen die Mächte aus, die schöpfen werden, indem sie zur wirklichen Ursache (auf der materiellen Ebene) werden.“ Außer dieser einen (ursachlosen) idealen Ursache gibt es keine andere, auf welche das Universum bezogen werden könnte. „Würdigster der Asketen! Durch ihre Macht – d. h. durch die Macht dieser Ursache – entsteht jedes erschaffene Ding aus seiner ihm innewohnenden oder eigentlichen Natur.“ Wenn laut dem Vedanta und dem Nyaya die wirkende Ursache Nimitta ist und nicht die materielle Ursache Upadana (im Sankhya vereint Pradhana die beiden Funktionen in sich), so kann in der alle diese Systeme miteinander in Übereinstimmung bringenden Esoterischen Philosophie, welche den von den Advaita-Vedantisten dargestellten Vedanta am besten auslegt, über nichts anderes als Upadana spekuliert werden. Was im Sinne der Vaishnavas (dem Visishtadvaita) dem Realen als das Ideale – oder Parabrahman und Iswara – gegenübersteht, darüber kann nicht öffentlich spekuliert werden, da [SD # 56] dieses Ideal selbst eine Fehlbezeichnung darstellt, wenn es auf das angewendet wird, worüber sich kein menschlicher Verstand – nicht einmal der eines Adepten – eine Vorstellung machen kann.

Dass etwas sich selbst erkennen kann, erfordert Bewusstsein und Wahr­nehmung (beide stellen im Verhältnis zu einem beliebigen Subjekt begrenzte Fähigkeiten dar, mit Ausnahme von Parabrahman). Daher der „Ewige Atem, der sich selbst nicht kennt“. Unendlichkeit kann Endlichkeit nicht erfassen. Das Grenzenlose kann keine Beziehung zum Begrenzten und Bedingten haben. In den okkulten Lehren ist der unbekannte und unerkennbare Beweger oder das Selbstexistierende die absolute Göttliche Essenz. Und da sie also Absolutes Bewusstsein und Absolute Bewegung ist, bedeutet sie für die begrenzten Sinne derer, die dieses Unbeschreibliche beschreiben, Unbewusstsein und Bewegungslosigkeit. Konkretes Bewusstsein kann nicht aus abstraktem Bewusstsein vorausbestimmt werden, nicht mehr als die Eigenschaft der Feuchtigkeit aus dem Wasser – Feuchtigkeit ist ein selbständiges Attribut und die Ursache der Eigenschaft der Feuchtigkeit in anderen Dingen. Bewusstsein impliziert Begrenzungen und Einschränkungen, nämlich ein Objekt, dessen man sich bewusst ist, und jemanden, der sich des Objektes bewusst ist. Absolutes Bewusstsein schließt aber den Erkenner, das Erkannte und das Erkennen in sich ein, alle drei in sich selbst und alle drei als eines. Das Bewusstsein eines Menschen übersteigt niemals den Teil seines Wissens, den er sich zu einem beliebigen Zeitpunkt gerade ins Gedächtnis gerufen hat. Zugleich haben wir wegen der Begrenzungen unserer Sprache keine Begriffe, um zwischen dem Wissen, das gerade nicht aktiv gedacht wird, und dem Wissen, das wir uns nicht ins Gedächtnis rufen können, unterscheiden zu können. Zu vergessen ist ein Synonym dafür, sich nicht zu erinnern. Um wie viel schwieriger muss sich die Suche nach Begriffen gestalten, um abstrakte metaphysische Tatsachen oder Verschiedenheiten beschreiben oder unterscheiden zu können. Es darf auch nicht vergessen werden, dass wir die Dinge nach den Erscheinungen, die sie für uns annehmen, benennen. Wir nennen Absolutes Bewusstsein „Unbewusstheit“, da es uns scheint, als müsste es notwendigerweise so sein, gerade so wie wir das Absolute „Dunkelheit“ nennen, weil es unserem begrenzten Verständnis völlig undurchdringlich erscheint. Doch erkennen wir deutlich, dass unsere Wahrnehmung solcher Dinge diesen selbst nicht gerecht wird. In unserem Gemüt unterscheiden wir beispielsweise unwillkürlich zwischen unbewusstem absolutem Bewusstsein und Unbewusstheit, indem wir Ersteres insgeheim mit irgendeiner unbestimmten Qualität ausstatten, die auf einer für unsere Gedanken höheren, unerreichbaren Ebene dem entspricht, was wir in uns selbst als Bewusstsein kennen. Aber wir sind nicht in der Lage, diese Art von Bewusstsein von dem zu unterscheiden, was uns als Unbewusstheit erscheint.

[SD # 57]

3. Noch hatte die Stunde nicht geschlagen; der Strahl war noch nicht in den Keim geblitzt (a); die Matripadma (Mutter-Lotus) war noch nicht angeschwollen (b).23

(a) Der Strahl aus dem „immer Dunklen“ wird, sobald emittiert, ein Strahl glänzenden Lichts oder Lebens und blitzt in den „Keim“ – den Punkt im Weltenei, repräsentiert von der Materie in ihrem abstrakten Sinn. Aber der Begriff „Punkt“ darf nicht so verstanden werden, als ob damit irgendein bestimmter Punkt im Raum gemeint sei, denn im Zentrum eines jeden Atoms existiert ein Keim, und diese Keime bilden in ihrer Gesamtheit „den Keim“; oder vielmehr, da Atome für unser physisches Auge nicht sichtbar gemacht werden können, bildet deren Gesamtheit (wenn der Ausdruck für etwas gebraucht werden kann, das grenzenlos und unendlich ist) das Noumenon ewiger und unzerstörbarer Materie.

(b) Eine der symbolischen Zeichen der dualen schöpferischen Kraft der Natur (Materie und Energie auf der materiellen Ebene) ist Padma, die indische Wasserlilie. Der Lotus ist das Produkt von Hitze (Feuer) und Wasser (Dampf oder Ether). Das Feuer symbolisiert in jedem philosophischen und religiösen System den Geist der Gottheit24, das aktive, männliche, hervorbringende Prinzip; und Ether, oder die Seele der Materie, das Licht des Feuers, symbolisiert das weibliche Prinzip, aus dem alles in diesem Universum emanierte. Somit ist Ether oder Wasser die Mutter und Feuer der Vater. Sir W. Jones (und vor ihm die archaische Botanik) zeigte, dass die Lotussamen – selbst bevor sie keimen – vollkommen geformte Blätter enthalten, die Miniaturgestalt dessen, was sie eines Tages als ausgewachsene Pflanzen werden: Auf diese Weise gibt uns die Natur ein Muster für die Vorgestaltung ihrer Erzeugnisse . . . die Samen sämtlicher richtige Blüten hervorbringender Phanerogame enthalten ein fertig ausgebildetes embryonales Pflänzchen25 (siehe Teil II, „Die Lotusblume als ein universales Symbol“). Das erklärt den Satz: „Die Mutter war noch nicht angeschwollen“ – in der archaischen Symbolik wird für gewöhnlich die Form der inneren oder Grundidee geopfert.

Der Lotus oder Padma ist übrigens ein sehr altes und beliebtes [SD # 58] Symbol für den Kosmos selbst und auch für den Menschen. Die darauf häufig angeführten Gründe sind erstens die eben erwähnte Tatsache, dass der Lotussamen eine vollkommene Miniatur der zukünftigen Pflanze enthält, was die Tatsache versinnbildlicht, dass die geistigen Prototypen aller Dinge in der immateriellen Welt existieren, bevor diese Dinge auf der Erde materialisiert werden. Zweitens die Tatsache, dass die Lotuspflanze durch das Wasser emporwächst, während sie in der Ilys oder dem Schlamm wurzelt und ihre Blüte nach oben in die Luft ausbreitet. Der Lotus versinnbildlicht somit das Leben des Menschen und auch des Kosmos, denn die Geheimlehre lehrt, dass die Elemente beider dieselben sind und dass beide sich in dieselbe Richtung entwickeln. Die im Schlamm versenkte Wurzel des Lotus stellt das materielle Leben dar; der durch das Wasser aufsteigende Stengel versinnbildlicht das Dasein in der Astralwelt; und die auf dem Wasser schwimmende und sich zum Himmel öffnende Blüte symbolisiert das geistige Sein.

4. Ihr Herz hatte sich dem einen Strahl noch nicht geöffnet, damit dieser eindringen könne, um daraufhin als Drei in die Vier in den Schoss Mayas zu fallen (a).

(a) Die Ursubstanz war noch nicht aus ihrer präkosmischen Latenz in differenzierte Objektivität getreten, ja nicht einmal zu dem (für den Menschen bislang) unsichtbaren Protyl der Wissenschaft geworden. Aber wenn die Zeit gekommen ist, öffnet sie ihr Herz für die Einprägung des Göttlichen Gedankens (des Logos oder des männlichen Aspekts der Anima Mundi, Alayas) durch Fohat. Sie differenziert sich, und die Drei (Vater, Mutter, Sohn) werden in die Vier transformiert. Hierin liegt der Ursprung des doppelten Mysteriums der Dreieinigkeit und der unbefleckten Empfängnis. Der erste und fundamentale Lehrsatz des Okkultismus ist universale Einheit (oder Homogenität) in drei Aspekten. Das machte das Göttliche vorstellbar, welches als absolute Einheit dem endlichen Intellekt jedoch für immer unverstehbar bleiben muss. „Willst du an die in der Wurzel einer Pflanze tätige Kraft glauben oder dir die in der Erde verborgene Wurzel vorstellen, dann musst du über ihren Stengel oder Stamm nachdenken und über ihre Blätter und Blüten. Du kannst dir diese Kraft nicht unabhängig von diesen Objekten vorstellen. Das Leben kann nur durch den Baum des Lebens erkannt werden . . . “ (Yogaregeln). Die Idee absoluter Einheit [SD # 59] würde in unserer Vorstellung gänzlich zusammenfallen, hätten wir nichts Konkretes vor Augen, das diese Einheit enthält. Und da das Göttliche absolut ist, muss Es allgegenwärtig sein, daher gibt es kein Atom, das Es nicht in sich enthielte. Die Wurzeln, der Stamm und seine vielen Äste sind drei verschiedene Objekte, und doch sind sie ein Baum. Die Kabbalisten sagen: „Das Göttliche ist eines, weil Es unendlich ist. Es ist dreifach, weil es sich ewig manifestiert.“ Diese Manifestation ist dreifach in ihren Aspekten, denn jeder natürliche Körper bedarf nach Aristoteles dreier Prinzipien, um objektiv zu werden: Privation, Form und Materie26. Privation bedeutete im Sinne des großen Philosophen das, was die Okkultisten die dem Astrallicht eingeprägten Prototypen nennen – der niedrigsten Ebene und der Welt der Anima Mundi. Die Vereinigung dieser drei Prinzipien hängt von einem vierten ab – dem Leben, das von den Höhen des Unerreichbaren ausstrahlt, um auf den manifestierten Daseinsebenen zu einer universal verbreiteten Essenz zu werden. Und diese Vierheit (Vater, Mutter, Sohn als eine Einheit, und eine Vierheit als eine lebende Manifestation) führt zu der sehr archaischen Idee von der unbefleckten Empfängnis – jetzt schließlich zu einem Dogma der christlichen Kirche kristallisiert, die diese metaphysische Idee entgegen jedem gesunden Menschenverstand verfleischlicht hat. Denn es braucht einer nur die Kabbala zu lesen und ihre numerischen Erklärungsmethoden zu studieren, um den Ursprung dieses Dogmas zu finden. Er ist rein astronomischer, mathematischer und besonders metaphysischer Natur: Das männliche Element in der Natur (personifiziert in den männlichen Gottheiten und Logoi – Viraj oder Brahmâ; Horus oder Osiris etc. etc.) wird geboren durch eine und nicht aus einer unbefleckten Quelle, personifiziert als die „Mutter“, denn da die abstrakte Gottheit geschlechtslos und nicht einmal Sein sondern Sein-heit oder Leben selbst ist, kann dieses Männliche, das eine Mutter hat, keinen „Vater“ haben. Wir wollen das in der mathematischen Sprache des Verfassers von „The Source of Measures“ wiedergeben. Vom „Maß eines Menschen“ und seinem numerischen (kabbalistischen) Wert sprechend, schreibt er über die Genesis, Kap. IV, Vers 1: „Dieses [SD # 60] Maß heißt ‘Mensch gleich Jehovah’, und es wird wie folgt errechnet: 113 × 5 = 565, und der Wert 565 kann in der Form 56,5 × 10 = 565 ausgedrückt werden. Hier wird die Menschenzahl 113 zu einem Faktor von 56,5 × 10 und die (kabbalistische) Lesart des letzteren Zahlenausdrucks ist Jod, He, Vau, He oder Jehovah. . . . Die Zerlegung von 565 in 56,5 × 10 hat den Zweck, die Emanation des männlichen (Jod) aus dem weiblichen (Eva) Prinzip zu zeigen; oder sozusagen die Geburt eines männlichen Elementes aus einer unbefleckten Quelle – mit anderen Worten eine unbefleckte Empfängnis.“

So wiederholt sich auf der Erde das Mysterium, welches den Sehern zufolge auf der göttlichen Ebene aufgeführt wird. Der „Sohn“ der unbefleckten himmlischen Jungfrau (oder des undifferenzierten kosmischen Protyls, Materie in ihrer Unendlichkeit) wird auf der Erde als der Sohn der irdischen Eva wiedergeboren – unserer Mutter Erde, und wird zur Menschheit als Ganzem – zur vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen –, denn Jehovah oder Jod-He-Vau-He ist androgyn oder männlich und weiblich zugleich. Oben ist der Sohn der ganze Kosmos, unten ist er die Menschheit. Die Triade oder das Dreieck wird zur Tetraktys, der heiligen pythagoreischen Zahl, dem vollkommenen Viereck und einem sechsseitigen Würfel auf Erden. Der Makroprosopus (das große Angesicht) ist jetzt der Mikroprosopus (das kleinere Angesicht); oder, wie die Kabbalisten es ausdrücken, er wird zum „Alten der Tage“, indem er auf Adam Kadmon herabsteigt, um ihn als Vehikel für seine Manifestation zu benutzen, in Tetragrammaton verwandelt. Er ist jetzt im „Schoß der Maya“, der großen Illusion, und zwischen ihm und der Wirklichkeit steht das Astrallicht, der große Täuscher der begrenzten Sinne des Menschen, wenn nicht Erkenntnis durch Paramartha-Satya zu seiner Errettung erscheint.

5. Die Sieben (Söhne) waren noch nicht aus dem Gewebe des Lichts geboren. Das Dunkel allein war Vater-Mutter, Svabhavat; und Svabhavat war im Dunkel (a).

(a) Die Geheimlehre beschäftigt sich in den hier gegebenen Stanzen hauptsächlich, wenn nicht ausschließlich, mit unserem Sonnensystem und speziell mit unserer Planetenkette. Die „Sieben Söhne“ sind daher die Schöpfer der Letzteren. Diese Lehre wird später ausführlicher erklärt werden (siehe Teil II, „Theogonie der schöpferischen Götter“).

[SD # 61] Svabhavat, die das Universum ausfüllende „plastische Essenz“, ist die Wurzel aller Dinge. Svabhavat ist im Buddhismus sozusagen jener konkrete Aspekt der Abstraktion, welcher in der Hindu-Philosophie Mulaprakriti genannt wird. Es ist der Körper der Seele und das, was Ether im Verhältnis zu Akasha wäre, denn Letzteres ist das beseelende Prinzip des Ersteren. Chinesische Mystiker machten es zu einem Synonym von „Sein“. In dem Ekashloka-Shastra des Nagarjuna (des Lung-shu von China), von den Chinesen Yih-shu-lu-kia-lun genannt, heißt es, dass der Wortursprung von Yeu „Sein“ oder „Subhava“ ist, „die Substanz, welche sich selbst Substanz gibt“, auch von ihm erklärt mit der Bedeutung „ohne Handlung und mit Handlung“, „die Natur, die keine eigene Natur besitzt“. Subhava – und daraus Svabhavat – ist aus zwei Worten zusammengesetzt: Su „schön“, „ansehnlich“, „gut“ und Sva, „selbst“; und Bhava „Sein“ oder „Daseins-Zustände“.

6. Diese beiden sind der Keim, und der Keim ist – eins. Noch lag das Universum verborgen im Göttlichen Gedanken und im Göttlichen Busen. . . .

Der „Göttliche Gedanke“ impliziert nicht die Vorstellung eines göttlichen Denkers. Das Universum, nicht nur als vergangenes, gegenwärtiges und zukünftiges – was eine menschliche und endliche Idee darstellt, durch einen endlichen Gedanken zum Ausdruck gebracht –, sondern in seiner Gesamtheit, das Sat (ein unübersetzbarer Ausdruck), das absolute Wesen, mit Vergangenheit und Zukunft in einer ewigen Gegenwart kristallisiert, ist jener in einer sekundären oder manifestierten Ursache reflektierte Gedanke selbst. Wie das Mysterium Magnum des Paracelsus ist Brahman (Neutrum) für den menschlichen Verstand ein absolutes Geheimnis. Brahmâ, männlich-weiblich, sein Aspekt und die anthropomorphische Reflexion, ist den Empfindungen blinden Glaubens vorstellbar, was aber vom menschlichen Intellekt verworfen wird, sobald er die Oberhand gewinnt (siehe Teil II, „Ursubstanz und Göttlicher Gedanke“).

Daher rührt die Behauptung, dass sozusagen während des Prologs des Schöpfungsdramas oder des Anbeginns der kosmischen Evolution das Universum oder der „Sohn“ noch „im Göttlichen Gedanken“ verborgen liegt, der noch nicht in den „Göttlichen Schoß“ eingedrungen ist. Diese Idee – man beachte das wohl – ist die Wurzel und bildet den Ursprung sämtlicher Allegorien über die von unbefleckten Jungfrauen geborenen „Söhne Gottes“.

[SD # 62] STANZE III
Kommentare

1. . . . Das letzte Vibrieren der siebten Ewigkeit durchschauert die Unendlichkeit (a). Die Mutter schwillt an und breitet sich aus – von innen nach außen, gleich der Lotusknospe (b).

(a) Der scheinbar paradoxe Gebrauch des Ausdrucks „siebte Ewigkeit“, das Unteilbare teilend, ist in der Esoterischen Philosophie geheiligt. Letztere teilt die grenzenlose Dauer in eine unbedingte, ewige und universale Zeit sowie in eine bedingte (Khandakala). Erstere ist die Abstraktion oder das Noumenon der unendlichen Zeit (Kala), Letztere deren periodisch als Wirkung von Mahat (die von der manvantarischen Dauer begrenzte universale Intelligenz) erscheinendes Phänomen. Nach den Lehren einiger Schulen ist Mahat „das Erstgeborene“ Pradhanas (undifferenzierte Substanz oder der periodische Aspekt von Mulaprakriti, der Wurzel der Natur), welches (Pradhana) Maya genannt wird, die Illusion. In dieser Hinsicht, glaube ich, weicht die esoterische Lehre von den Vedanta-Lehren ab, und zwar sowohl von der Advaita- als auch von der Visishtadvaita-Schule. Denn sie besagt, dass im Gegensatz zu Mulaprakriti, das selbstexistierend, ursprungslos ist – kurz gesagt elternlos, Noumenon, Aupapaduka (eins mit Brahman) –, sein Phänomen Prakriti periodisch ist und lediglich ein Scheinbild des Ersteren. So ist Mahat bei den Okkultisten der Erstgeborene von Gnana (oder Gnosis), Erkenntnis, Weisheit oder der Logos – ein vom Absoluten Nirguna (Parabrahman, die eine Realität, „bar von Attributen und Qualitäten“; siehe Upanishaden) reflektiertes Scheinbild, während Mahat für einige Vedantisten eine Manifestation Prakritis oder der Materie darstellt.

(b) Daher war das „letzte Vibrieren der siebten Ewigkeit vorbestimmt“ – von keinem besonderen Gott, sondern es geschah Kraft des ewigen und unveränderlichen Gesetzes, welches die so anschaulich und zugleich poetisch als „Tage und Nächte Brahmâs“ bezeichneten großen Perioden von Aktivität und Ruhe verursacht. Die „von innen nach außen“ voranschreitende Ausbreitung der Mutter – an anderer Stelle als die „Wasser des Raumes“, die „universale Matrix“ etc. bezeichnet – deutet nicht eine von einem kleinen Zentrum oder Brennpunkt ausgehende Ausdehnung an, sondern bedeutet vielmehr die Entwicklung grenzenloser Subjektivität in ebenso grenzenlose Objektivität, ohne sich dabei auf Größe, Begrenzung oder Raum zu beziehen. „Die (für uns) ewig unsichtbare und immaterielle Substanz, ewig vorhanden, warf ihren periodischen Schatten von ihrer eigenen Ebene in den Schoß [SD # 63] Mayas.“ Daraus ergibt sich, dass es sich bei dieser Ausbreitung nicht um einen Größenzuwachs dreht – da unendliche Ausdehnung nicht noch größer werden kann –, sondern um eine Zustandsveränderung. Sie „breitete sich gleich der Knospe des Lotus aus“; denn die Lotuspflanze existiert nicht nur als ein Miniaturembryo in ihrem Samen (eine physische Charakteristik), sondern ihr Prototyp ist im Astrallicht während der gesamten manvantarischen Periode von der „Morgendämmerung“ bis zur „Nacht“ als ideale Form gegenwärtig, wie tatsächlich alles Übrige in diesem objektiven Universum: vom Menschen bis zum Würmchen, von Riesenbäumen bis zu den winzigsten Grashalmen.

All das, so lehrt uns die verborgene Wissenschaft, ist nur die vorübergehende Reflexion, der Schatten des ewigen idealen Prototyps im Göttlichen Gedanken; das Wort „ewig“, man beachte nochmals genau, steht hier lediglich im Sinn von „Äon“ – von Dauer lediglich während des von uns Manvantara genannten, scheinbar endlosen, aber doch begrenzten Aktivitätszyklus. Denn was ist die wirklich esoterische Bedeutung von Manvantara oder genauer Manu-Antara? Esoterisch bedeutet es „zwischen zwei Manus“, und jeder „Tag Brahmâs“ hat 14 davon. Ein solcher Tag besteht aus 1.000 Gruppen von jeweils vier Zeitaltern oder 1.000 „großen Zeitaltern“, den Maha-Yugas. Wir wollen jetzt den Begriff oder Namen Manu analysieren. Die Orientalisten und ihre Wörterbücher sagen uns, dass der Ausdruck „Manu“ von der Wurzel man, „denken“, abgeleitet ist und daher „der denkende Mensch“ bedeutet. Esoterisch ist jeder Manu jedoch – als anthropomorphisierter Schutzherr seines eigenen Zyklus (oder Runde) – lediglich die personifizierte Idee des „Göttlichen Gedankens“ (wie der hermetische „Pymander“); jeder der Manus ist daher der besondere Gott, der Schöpfer und Gestalter alles dessen, was während seines jeweiligen Seinszyklus oder Manvantaras erscheint. Fohat führt die Aufträge der Manus (oder der Dhyan Chohans) aus und veranlasst die idealen Prototypen, sich von innen nach außen auszudehnen – das bedeutet, dass sie in einer herabsteigenden Stufenfolge sämtliche Ebenen durchlaufen, vom Noumenon bis zum niedersten Phänomen, um schließlich auf der letzten, dem Gipfel der Illusion oder der dichtesten Materie, in die volle Objektivität zu erblühen.

2. Das Vibrieren breitet sich aus und berührt mit seinem raschen Flügel (gleichzeitig) das gesamte Universum und den Keim, der in der Dunkelheit weilt: der Dunkelheit, die über den schlummernden Wassern des Lebens atmet (sich bewegt). . . (a)

[SD # 64] (a) Auch über die pythagoreische Monade wird gesagt, dass sie gleich dem „Keim“ in Einsamkeit und Dunkelheit weilt. Die Idee des „Atems“ der Dunkelheit, welcher sich über „den schlummernden Wassern des Lebens“ bewegt, was die Urmaterie mit dem latenten Geist in ihr symbolisiert, erinnert an das erste Kapitel der Genesis. Ihr Ursprung geht auf den brahmanischen Narayana (der sich über die Wasser bewegt) zurück, die Personifikation des ewigen Atems des unbewussten Alls (oder Parabrahman) der östlichen Okkultisten. Die Wasser des Lebens oder das Chaos – in der Symbolik das weibliche Prinzip – stellen (in unserer mentalen Sichtweise) das Vakuum dar, in welchem Geist und Materie latent vorhanden sind. Das war es, was Demokrit im Namen seines Lehrers Leukippos behauptete, nämlich dass die Urprinzipien aller Dinge Atome und ein Vakuum seien, und zwar im Sinne von Raum, aber nicht von leerem Raum, da nach den Peripatetikern und allen alten Philosophen „die Natur vor der Leere zurückschreckt“.

Wasser“ spielt in allen Kosmogonien dieselbe wichtige Rolle. Es ist die Grundlage und die Quelle aller materiellen Existenz. Wissenschaftler, die das Wort irrtümlicherweise buchstäblich auffassten und damit die konkrete chemische Verbindung von Sauerstoff und Wasserstoff meinten, gaben dem Ausdruck damit eine spezifische Bedeutung, wobei es von den Okkultisten in einem allgemeinen Sinn gebraucht wird und in der Kosmogonie eine metaphysische und mystische Bedeutung hat. Eis ist kein Wasser, Dampf auch nicht, obwohl alle drei genau dieselbe Zusammensetzung chemisch aufweisen.

3. Dunkelheit strahlt Licht aus, und das Licht sendet einen einzelnen Strahl in die Wasser, in die mütterliche Tiefe. Der Strahl durchdringt das jungfräuliche Ei; der Strahl lässt das ewige Ei erzittern und so den nicht-ewigen (periodischen) Keim hervorbringen, der sich zum Weltenei verdichtet (a).

(a) Der in die mütterliche Tiefe gesenkte einzelne Strahl kann als Göttlicher Gedanke oder Intelligenz aufgefasst werden, welche das Chaos befruchtet. Das geschieht jedoch auf der Ebene metaphysischer Abstraktion, oder vielmehr auf jener Ebene, auf der die von uns so bezeichnete metaphysische Abstraktion eine Wirklichkeit ist. Das jungfräuliche Ei – in einem Sinne die abstrakte Ei-heit oder die Fähigkeit, durch Befruchtung entwickelt zu werden – ist ewig und für immer dasselbe. Und geradeso wie das Ei vor dem Legen be­fruchtet wird, enthält auch der nicht-ewige, periodische Keim, der später in der [SD # 65] Symbolik zum Weltenei wird, mit dem Auftauchen aus diesem Symbol in sich selbst „das Versprechen und die Potenz“ des gesamten Universums. Obwohl die Idee per se natürlich eine Abstraktion darstellt, eine symbolische Ausdrucksweise, ist sie doch wahrlich ein Symbol, das auf einen endlosen Kreis als Vorstellung der Unendlichkeit hindeutet. Sie lässt vor dem geistigen Auge das Bild des sich aus dem und im grenzenlosen Raum erhebenden Kosmos entstehen, eines in seiner Größe uferlosen Universums, wenn es auch in seiner objektiven Manifestation nicht gleichermaßen endlos ist. Der Vergleich mit dem Ei hebt auch die im Okkultismus gelehrte Tatsache hervor, dass die Kugel die ursprüngliche Form alles Manifestierten ist, vom Atom bis zum Glo­bus, vom Menschen bis zum Engel, bei allen Völkern versinnbildlicht sie Ewigkeit und Unendlichkeit – eine Schlange, die ihren Schwanz verschlingt. Um die Bedeutung jedoch erfassen zu können, muss die Kugel von ihrem Mittelpunkt aus betrachtet werden. Das Gesichts- oder Gedankenfeld gleicht einer Kugeloberfläche, deren Radien vom eigenen Selbst in alle Richtungen ausstrahlen, sich in den Raum hinaus ausdehnen und dadurch ringsum grenzenlose Ausblicke eröffnen. Es ist der symbolische Kreis Pascals und der Kabbalisten, „dessen Mittelpunkt überall und dessen Umfang nirgends ist“, eine Vorstellung, welche in die zusammengesetzte Idee dieses Sinnbilds eingeht.

Das höchst anschauliche „Weltenei“ ist gleichermaßen im spirituellen, physio­logischen und auch kosmologischen Sinne vielleicht eines der am universalsten übernommenen Symbole. Daher findet es sich auch in allen Theogonien der Welt, wo es größtenteils mit dem Schlangensymbol in Zusammenhang gebracht wird. Letzteres ist überall, sowohl in der Philosophie als auch in der religiösen Symbolik, ein Sinnbild der Ewigkeit, Unendlichkeit, der Regeneration und Verjüngung und auch der Weisheit (siehe Teil II, „Baum-, Schlangen- und Krokodilverehrung“). Die Wahl dieses grafischen Symbols ist durch das Mysterium offensichtlicher Selbsterzeugung und Evolution aus eigener schöpferischer Kraft dadurch absolut gerechtfertigt, da sich der Prozess der kosmischen Evolution im Kleinen im Ei wiederholt und beide Prozesse gleichermaßen während des Ausströmens des unsichtbaren schöpferischen Geistes durch Hitze und Feuchtigkeit verursacht werden. Das „jungfräuliche Ei“ ist das mikrokosmische Symbol des makrokosmischen Prototyps – der „jungfräulichen Mutter“ – des Chaos oder der Ursprünglichen Tiefe. Der männliche Schöpfer (unter welchem Namen auch immer) entspringt dem jungfräulichen Weiblichen, der vom Strahl befruchteten unbefleckten Wurzel. Wer auch immer in der Astronomie und den Naturwissenschaften bewandert ist, wie könnte er diese Andeutungen übersehen? Als die empfangende Natur ist der Kosmos ein befruchtetes Ei – jedoch unbefleckt; seit er als grenzenlos angesehen wurde, konnte er nicht mehr anders als durch eine Kugel repräsentiert werden. Das Goldene Ei war umgeben von sieben natürlichen Elementen (Ether, Feuer, Luft, Wasser), „vier fertig, drei geheim“. Diese Behauptung kann im Vishnu-Purana“ gefunden werden [SD # 66] , wo die Elemente mit dem Wort „Hüllen“ übersetzt sind und ein geheimes hinzugefügt ist: „Aham-Kara“ (siehe Wilsons Vishnu-Purana“, Buch I, S. 40). Im Originaltext gibt es kein „Aham-Kara“; es listet sieben Elemente auf, ohne die drei Letzteren zu spezifizieren (siehe Teil II über „Das Weltenei“).

4. Die Drei (das Dreieck) fallen (dann) in die Vier (Vierheit). Die strahlende Essenz wird sieben im Inneren, sieben im Äußeren (a). Das leuchtende Ei (Hiranyagarbha), das in sich selbst drei ist (die dreifachen Hypostasen Brahmâs oder Vishnus, die drei „Avasthas“), gerinnt und verteilt sich in milchweißen Flocken überall in den Tiefen der Mutter, der im Ozean des Lebens heranwachsenden Wurzel (b).

(a) Der Gebrauch geometrischer Flächen und die häufigen Anspielungen auf Zahlen in sämtlichen alten Schriften (siehe Puranas, ägyptische Papyrusrollen, das „Totenbuch“ und sogar die Bibel) müssen erklärt werden. Im „Buch Dzyan“ ebenso wie in der Kabbala sind zwei Arten von Zahlen zu untersuchen – die Zahlen selbst, oftmals reine Blenden, und die heiligen Zahlen, deren Werte den Okkultisten durch Initiation bekannt sind. Erstere sind lediglich konventionelle Zeichen, Letztere die grundlegenden Symbole von allem. Die einen sind also rein physisch, die anderen rein metaphysisch, und beide stehen im selben Verhältnis zueinander wie Materie zu Geist – die äußersten Pole der einen Substanz.

Der unbewusste Okkultist der französischen Literatur, Balzac, sagt irgendwo, die Zahl sei für den Verstand dasselbe wie für die Materie: „ein unbegreiflicher Vermittler“ (das mag vielleicht für den profanen Verstand gelten, aber niemals für den initiierten). Eine Zahl ist, wie der große Schriftsteller dachte, eine Entität und zugleich ein aus dem von ihm als Gott und von uns als das All bezeichneten hervorströmenden Atem; der Atem, welcher allein den physischen Kosmos organisieren konnte, „wo nichts seine Form erhält außer durch die Gottheit, was eine Wirkung der Zahl ist“. Es ist lehrreich, Balzacs Worte über diesen Gegenstand anzuführen:

„Die kleinsten wie die unermesslichsten Schöpfungen, unterscheiden sie sich nicht durch ihre Quantitäten, ihre Qualitäten, ihre Dimensionen, ihre Kräfte und Eigenschaften, alle von der Zahl erzeugt? Die Unendlichkeit der Zahlen ist für unseren Verstand eine bewiesene Tatsache, für welche die Materie selbst keinen Beweis [SD # 67] liefern kann. Der Mathematiker wird uns sagen, dass die Unendlichkeit der Zahlen existiert, aber nicht bewiesen werden kann. Gott ist eine mit Bewegung begabte Zahl, die empfunden, aber nicht bewiesen wird. Als Einheit steht sie am Anfang aller Zahlen, mit denen sie nichts gemein hat. . . . . Die Existenz der Zahl hängt von der Einheit ab, die, ohne selbst eine Zahl zu sein, sie doch alle erschafft. . . . . Wie? Ihr vermögt diese, euch von der Gottheit überlassene erste Abstraktion weder zu messen noch zu erfassen und hofft doch, das Mysterium der Geheimlehren, welches jene Gottheit hervorbringt, eurem Maßstab zu unterwerfen? . . . . Wie würde es sich für euch anfühlen, würde ich euch nun in die Abgründe der Bewegung hinabstoßen, jener Kraft, welche die Zahl ordnet? Wie wäre es, wenn ich noch hinzufügte, Bewegung und Zahl27 seien durch das Wort erzeugt worden, dieser Obersten Ursache der Seher und Propheten, die einst den mächtigen Atem Gottes verspürten, dessen Zeugnis die Apokalypse ist?“

(b) „Die strahlende Essenz gerann und verteilte sich überall in den Tiefen“ des Raumes. Von einem astronomischen Standpunkt aus ist das leicht zu erklären: Es ist die „Milchstraße“, der Weltenstoff oder die Urmaterie in ihrer ersten Form. Schwieriger ist es jedoch, es vom Standpunkt der okkulten Wissenschaft und Symbolik aus mit wenigen Worten oder auch Zeilen zu erklären, da es das komplizierteste Zeichen ist. Es vereint mehr als ein Dutzend Symbole in sich. Durch das allegorische „Buttern des Ozeans“ durch die Hindu-Götter wurde zunächst einmal das gesamte Pantheon rätselhafter Gegenstände28 extrahiert, von welchen jeder einzelne eine ganz bestimmte okkulte Bedeutung hat. Neben Amrita, dem Wasser des Lebens oder der Unsterblichkeit, wurde „Surabhi“, die „Kuh des Überflusses“, als „die Quelle von Milch und Quark“ bezeichnet, aus diesem „Milchmeer“ extrahiert. Daher die universale Anbetung von Kuh und Stier, die eine die produktive, der andere die zeugende Kraft in der Natur: Symbole, die sowohl mit den solaren als auch den kosmischen Gottheiten verbunden sind. Die spezifischen Eigenschaften der „vierzehn kostbaren Dinge“ für okkulte Zwecke werden erst in der vierten Initiation erklärt und können hier nicht gegeben werden; Folgendes mag jedoch angemerkt werden. Im „Satapatha-Brahmana“ wird erklärt, dass das Buttern des „Milchmeeres“ im Satya-Yuga stattfand, dem ersten unmittelbar auf die „Sintflut“ folgenden Zeitalter. Da weder „Rigveda“ noch [SD # 68] Manu – die beide der „Sintflut“ Vaivasvatas vorausgingen, der Sintflut des größten Teils der vierten Rasse – diese „Sintflut“ erwähnen, ist es offensichtlich, dass es sich hier weder um die „große Flut“ handelt noch um jene, die Atlantis zum Untergang brachte, und auch nicht um die Sintflut Noahs. Dieses „Buttern“ bezieht sich auf eine Periode vor der Formung der Erde und steht in direktem Zusammenhang mit jener anderen universalen Legende, deren unterschiedliche und widersprüchliche Versionen im christlichen Dogma vom „Kampf im Himmel“ und dem Fall der Engel gipfelten (siehe 2. Band, auch Offenbarungen, Kap. XII). Die Brahmanas, denen die Orientalisten vorwerfen, dass ihre Darstellungen über dieselben Gegenstände einander vielfach widersprechen, sind unübertroffene okkulte Werke und benutzten folglich absichtlich Blenden. Man hat sie zum öffentlichen Gebrauch und Eigentum nur deswegen fortbestehen lassen, weil sie für die Massen absolut unverständlich waren und sind. Andernfalls wären sie seit Akbars Tagen aus dem öffentlichen Umlauf verschwunden.

5. Die Wurzel bleibt, das Licht bleibt, die Flocken bleiben; und Oeaohoo (a) ist noch immer eins (b).

(a) Oeaohoo wird in der Kommentaren bezeichnet als Vater-Mutter der Götter“ oder die sechs in einem oder als die siebenfältige Wurzel, aus welcher alles hervorgeht. Alles hängt von der Betonung ab, die man diesen sieben Vokalen gibt, die als eine, drei oder selbst als sieben Silben ausgesprochen werden können, wenn man ein e hinter dem Buchstaben „o“ anfügt. Dieser mystische Name wurde veröffentlicht, da er ohne vollständige Beherrschung seiner dreifachen Aussprache auf ewig wirkungslos bleibt.

(b) Das bezieht sich auf die Nichtgetrenntheit von allem, was lebt und sein Dasein hat, ob in aktivem oder passivem Zustand. In einem Sinn ist Oeaohoo die „Wurzellose Wurzel von allem“, daher eins mit Parabrahman; in einem anderen Sinn steht sein Name für das manifestierte Eine Leben, die ewig lebende Einheit. Wie bereits erläutert steht die „Wurzel“ für reine Erkenntnis (Sattva)29, [SD # 69] ewige (Nitya) unbedingte Wirklichkeit oder Sat (Satya), ob wir es Parabrahman oder Mulaprakriti nennen, denn diese beiden stellen die beiden Aspekte des Einen dar. Das „Licht“ ist derselbe allgegenwärtige spirituelle Strahl, der in das Göttliche Ei eingetreten ist und es nunmehr befruchtet hat und nun die kosmische Materie zu ihrer langen Reihe von Differenzierungen aufruft. Die Flocken stellen die erste Differenzierung dar und beziehen sich wahrscheinlich ebenfalls auf die vermutlich als Ursprung der „Milchstraße“ geltende kosmische Materie – die uns bekannte Materie. Gemäß der von den ursprünglichen Dhyani-Buddhas erhaltenen Offenbarung ist diese „Materie“ während des periodischen Schlafs des Universums von derartiger Feinheit, dass das Auge des vollkommenen Bodhisattva sie gerade noch wahrnehmen kann. Diese Materie, strahlend und kühl, wird beim ersten Wiedererwachen der kosmischen Bewegung im Raum verstreut; von der Erde aus betrachtet erscheint sie in Haufen und Klumpen, Flocken gleich in dünner Milch. Sie sind die Samen der zukünftigen Welten, der „Sternenstoff“.

6. Die Wurzel des Lebens war in jedem Tropfen des Ozeans der Unsterblichkeit (Amrita)30, und der Ozean war strahlendes Licht, welches Feuer und Hitze und Bewegung war. Die Dunkelheit verschwand und war nicht mehr.31 Sie verschwand in ihrer eigenen Essenz, dem Körper von Feuer und Wasser, Vater und Mutter (a).

(a) Da die Essenz der Dunkelheit absolutes Licht ist, wird sie als die geeignete allegorische Darstellung des Zustands des Universums während des Pralaya verwendet, oder für das, was unserem endlichen Verstand als Periode absoluter Ruhe oder Nichtseins erscheint. Die hier angesprochenen Begriffe „Feuer“, „Wärme“ und „Bewegung“ meinen natürlich nicht das Feuer, die Wärme und die Bewegung der Naturwissenschaft, sondern die ihnen jeweils zugrunde liegenden Abstraktionen, die Noumena oder die Seele der Essenz dieser materiellen Manifestationen – die „Dinge an sich“, die mit den [SD # 70] Laborinstrumenten überhaupt nicht nachweisbar sind, wie die moderne Wissenschaft zugibt. Selbst der Verstand kann sie nicht erfassen, obwohl er andererseits auch der Schlussfolgerung nicht ausweichen kann, dass diese den Dingen zugrunde liegenden Essenzen existieren müssen. Feuer und Wasser oder Vater32 und Mutter könnten hier die Bedeutung des Göttlichen Strahls und des Chaos annehmen. „Chaos, welches aus dieser Vereinigung mit dem Geist Sinn erhält, strahlte vor Freude, und so wurde Protogonos (der Erstgeborene) hervorgebracht“, sagt ein Fragment des Hermeias. Damascius nennt es in „Die Theogonien“ Dis – „den Lenker aller Dinge“ (siehe Corys „Ancient Fragments“, S. 314).

Nach den Lehrsätzen der Rosenkreuzer, wie sie von den Profanen ausnahmsweise, wenn auch teilweise korrekt behandelt und erklärt werden, „sind Licht und Dunkelheit an sich identisch und können nur im menschlichen Denken getrennt werden“. Nach Robert Fludd „nahm Dunkelheit das Licht an, um sich selbst sichtbar zu machen“ (Über Rosenkranz). Nach den Lehren des östlichen Okkultismus ist Dunkelheit die einzige wahre Wirklichkeit, die Grundlage und Wurzel des Lichts, ohne welche sich das Letztere niemals offenbaren, ja nicht einmal existieren könnte. Licht ist Materie und Dunkelheit reiner Geist. Dunkelheit in ihrer grundlegenden metaphysischen Basis ist subjektives und absolutes Licht, während Letzteres in all seinem scheinbaren Glanz und seiner Pracht lediglich eine Menge von Schatten ist, da es niemals ewig sein kann und lediglich ein Illusion oder Maya darstellt.

Selbst in der den Verstand verwirrenden und die Wissenschaft drang­salierende Genesis wird das Licht aus der Dunkelheit geschaffen, „und Finsternis war über dem Angesicht der Tiefe“ (Gen 1,2) – und nicht vice versa. „In ihm (in der Dunkelheit) war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“ (Joh 1,4) Der Tag mag kommen, an dem die Augen der Menschen geöffnet sein werden, und dann mögen sie den Vers im Johannes-Evangelium besser als heute verstehen, der besagt: „Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfaßt.“ Sie werden dann sehen, dass das Wort „Finsternis“ sich nicht auf das spirituelle Sehvermögen des Menschen bezieht, sondern tatsächlich auf „Finsternis“, auf das Absolute, welches das flüchtige Licht nicht begreift (nicht erkennen kann), wie transzendent es auch für menschliche Augen sein mag. Demon est Deus inversus. Der Teufel wird jetzt von der Kirche Finsternis genannt, während er in der Bibel der „Sohn Gottes“ (siehe Hiob), der helle Stern des frühen Morgens, Luzifer, genannt wird (siehe Jesaja). Es liegt eine ganze Philosophie dogmatischer Geschicklichkeit in dem Argument, warum der erste Erzengel, der aus den Tiefen des Chaos entsprang, Lux (Luzifer), der „leuchtende Sohn des Morgens“ oder der man [SD # 71] vantarischen Dämmerung genannt wurde. Er wurde von der Kirche in Luzifer oder Satan umgewandelt, weil er höher und älter als Jehovah ist und dem neuen Dogma geopfert werden musste (siehe 2. Band).

7. Siehe, oh Lanu! 33 Das strahlende Kind der beiden, die unvergleich­lich glänzende Herrlichkeit: der Helle Raum, Sohn des Dunklen Raumes, der sich aus den Tiefen der grossen dunklen Wasser erhebt. Es ist Oeaohoo, der Jüngere, der * * * (welchen du jetzt als Kwan-Shai-Yin kennst – Kommentar) (a). Fortan erstrahlt er als die Sonne. Er ist der feurige Göttliche Drache der Weisheit. Das Eka ist Chatur (vier), und Chatur nimmt Drei zu sich, und die Vereinigung bringt Sapta (sieben) hervor, welche die Sieben enthält, die zu Tridasa34 (den dreimal zehn) werden, den Heerscharen und Vielheiten (b). Siehe, wie er den Schleier hebt und ihn von Osten nach Westen entfaltet. Er verschließt das Obere und lässt das Untere als die große Illusion sichtbar werden. Er bezeichnet die Plätze für die Strahlenden (Sterne) und verwandelt das Obere (Raum) in ein uferloses Feuermeer und das manifestierte Eine (Element) in die grossen Wasser (c).

(a) „Heller Raum, Sohn des dunklen Raums“, entspricht dem Strahl, der beim ersten Erzittern der neuen „Dämmerung“ in die großen kosmischen Tiefen ausgesandt wurde, aus welchen er differenziert wieder auftaucht als Oeaohoo der Jüngere (das „neue Leben“), um am Ende des Lebenszyklus der Keim aller Dinge zu werden. Er ist der „unkörperliche Mensch, der die Göttliche Idee in sich trägt“ – der Erzeuger von Licht und Leben, um einen Ausdruck von Philo Judaeus zu gebrauchen. Er wird der „flammende Drache der Weisheit“ [SD # 72] genannt: erstens weil er der von den griechischen Philosophen so bezeichnete Logos ist, das Wort des Göttlichen Gedankens; und zweitens, weil in der Esoterischen Philosophie diese erste Manifestation als die Synthese oder das Aggregat der universalen Weisheit, Oeaohoo, „der Sohn des Sohnes“, die sieben schöpferischen Heerscharen (die Sephiroth) in sich enthält und somit die Essenz der manifestierten Weisheit ist. „Wer in Oeaohoos Licht badet, wird niemals durch Mayas Schleier getäuscht werden.“

Kwan-Shai-Yin ist identisch mit dem Sanskritwort Avalokitesvara und ein Äquivalent davon und als solches eine androgyne Gottheit, gleich dem Tetragrammaton und sämtlichen Logoi35 des Altertums. Lediglich von einigen chinesischen Sekten wird er anthropomorphisiert und mit weiblichen Attributen dargestellt36, wenn er in seinem weiblichen Aspekt zu Kwan-Yin wird, der Göttin der Gnade, die „Göttliche Stimme“37 genannt. Letztere ist die Schutzgottheit Tibets und der Insel Puto in China, wo beiden Gottheiten eine Anzahl von Klöstern gewidmet ist38 (siehe Teil II, Kwan-Shai-Yin und Kwan-Yin).

[SD # 73] (b) „Der Drache der Weisheit“ ist der Eine, das „Eka“ (Sanskrit) oder Saka. Es ist merkwürdig, dass Jehovahs Name im Hebräischen auch Eins, Echod, sein sollte. „Sein Name ist Echod“, sagen die Rabbiner. Die Philologen sollen entscheiden, welches der beiden vom anderen abgeleitet ist, linguistisch wie symbolisch: sicherlich nicht das Sanskrit? Der „Eine“ und der Drache sind Begriffe, welche die Alten in Zusammenhang mit ihren jeweiligen Logoi gebrauchten. Jehovah – esoterisch (als Elohim) – ist auch die Schlange oder der Drache, welcher Eva versuchte. Und der „Drache“ ist ein altes Symbol für das „Astrallicht“ (das Ursprüngliche Prinzip), „welches die Weisheit des Chaos ist“. Die archaische Philosophie, die weder Gut noch Böse als fundamentale oder unabhängige Macht anerkennt, sondern vom absoluten All (ewige universale Vollkommenheit) ausgeht, verfolgt beides durch den Lauf der natürlichen Evolution bis hin zum reinen Licht, welches sich allmählich zur Form verdichtet und dadurch in Materie oder Übel wandelt. Es fiel den ersten und unwissenden Kirchenvätern zu, die philosophische und hoch wissenschaftliche Idee dieses Emblems (des Drachens) in den unsinnigen Aberglauben vom „Teufel“ zu degradieren. Sie übernahmen es von den späteren Zoroastriern, welche in den Hindu-Göttern den Teufel oder das Böse sahen, und auf diese Weise wurde das Wort „Evil“ durch eine doppelte Umwandlung in allen Sprachen zu D’Evil (Diabolos, Diable, Diavolo, Teufel). Die Heiden zeigten jedoch immer philosophisches Unterscheidungsvermögen in ihren Symbolen. Das ursprüngliche Symbol der Schlange stand für die Göttliche Weisheit und Vollkommenheit und repräsentierte immer die psychische Erneuerung und Unsterblichkeit. Daher bezeichnete Hermes die Schlange als das spirituellste aller Wesen. Moses, in die Weisheit des Hermes initiiert, folgte dem in der Genesis; die gnostische Schlange mit den sieben Vokalen über ihrem Haupt war das Sinnbild der sieben Hierarchien der siebenfachen oder planetarischen Schöpfer. Daher auch die Hindu-Schlange Sesha oder Ananta, „die Unendliche“, ein Name Vishnus, dessen erstes Vahana oder Fahrzeug auf den Urgewässern diese Schlange ist.39 Alle unterschieden jedoch zwischen der guten und der bösen Schlange (dem Astrallicht der [SD # 74] Kabbalisten) – zwischen Ersterer, der Verkörperung Göttlicher Weisheit in der Region des Spirituellen, und Letzterer, dem Bösen auf der Ebene der Materie.40 Jesus ließ die Schlange als ein Synonym für Weisheit gelten, und das prägte einen Teil seiner Lehre: „So seid nun klug wie die Schlangen“, sagt er. „Im Anfang, bevor die Mutter zu Vater-Mutter wurde, bewegte sich der feurige Drache allein in den Unendlichkeiten.“ („Buch des Sarparajni“) Das Aitareya-Brahmana nennt die Erde Sarparajni, „die Schlangenkönigin“, und „die Mutter von allem, was sich bewegt“. Bevor unser Globus eiförmig wurde (wie auch das Universum), „bewegte und schlängelte sich einer Schlange gleich ein langer Schweif kosmischen Staubes (oder Feuernebel) durch den Raum“. Der „über dem Chaos schwebende Geist Gottes“ wurde bei allen Nationen durch eine feurige Schlange symbolisiert, welche Feuer und Licht auf die Urgewässer hauchte, bis sie die kosmische Materie ausgebrütet und in die Form einer ringförmig liegenden Schlange gebracht hatte, welche den eigenen Schwanz in ihrem Mund hat – womit nicht nur Ewigkeit und Unendlichkeit symbolisiert wird, sondern auch die kugelförmige Gestalt sämtlicher im Universum aus diesem Feuernebel gebildeten Körper. Das Universum, die Erde und der Mensch werfen schlangengleich periodisch ihre alten Häute ab, um nach einer Zeit der Ruhe neue anzunehmen. Die Schlange ist sicherlich kein weniger gefälliges oder unpoetischeres Bild als die Raupe und die Puppe, aus welcher der Schmetterling schlüpft, das griechische Sinnbild der Psyche, der menschlichen Seele. Der „Drache“ war sowohl bei den Ägyptern als auch bei den Gnostikern ein Symbol des Logos. Im „Buch des Hermes“ erscheint Pymander – der älteste und spirituellste der Logoi des westlichen Kontinents – dem Hermes in Gestalt eines feurigen Drachens aus „Licht, Feuer und Flamme“. Pymander, der personifizierte „Göttliche Gedanke“, sagt: „Das Licht bin ich, ich bin der Nous (der Geist oder Manu), ich bin dein Gott, und ich bin weit älter als das menschliche Prinzip, das sich aus dem Schatten löst (der „Dunkelheit“ oder der verborgenen Gottheit). Ich bin der Same des Gedankens, das strahlende Wort, der Sohn Gottes. Was immer also in dir sieht und hört, ist das Wort des Meisters, es ist der Gedanke (Mahat), welcher Gott ist, der Vater.41 [SD # 75] Der himmlische Ozean, der Äther . . . . ist der Atem des Vaters, das lebenspendende Prinzip, die Mutter, der Heilige Geist, . . . . denn diese sind nicht getrennt und ihre Vereinigung ist Leben.“

Hier erkennen wir das unmissverständliche Echo der archaischen Geheimlehre, wie sie heute dargelegt wird. Nur setzt Letztere den erst an dritter Stelle kommenden „Vater“, welcher der „Sohn der Mutter“ ist, nicht an die Spitze der Evolution des Lebens, sondern den „ewigen und unaufhörlichen Atem des Alls“. Bevor er sich als Brahmâ oder Shiva manifestiert, sagt Sankhya Sara (S. 16), erscheint Mahat (Verständnis, Universalgemüt, Gedanke etc.) als Vishnu; folglich besitzt Mahat, wie der Logos, verschiedene Aspekte. Mahat wird in der ersten Schöpfung der Herr genannt und ist in diesem Sinne universale Erkenntnis oder Göttlicher Gedanke. Aber „dieser Mahat, der zuerst hervorgebracht wurde, wird (später) Ego-ismus genannt, wenn er als „Ich“ geboren wird, was als die zweite Schöpfung bezeichnet wird“ („Anugita“, Kap. XXVI). Und der Übersetzer (ein fähiger und gelehrter Brahmane, kein europäischer Orientalist) erklärt in einer Fußnote (6): „Das heißt, dass Mahat Egoismus heißt, sobald es sich zur Empfindung des Selbstbewusstseins – des Ichs – entwickelt“, was in unsere esoterische Ausdrucksweise übersetzt bedeutet, wenn sich Mahat in das menschliche Manas (oder selbst in das der endlichen Götter) transformiert und zur Aham-heit wird. Warum er der Mahat der zweiten Schöpfung (oder der neunten, im Vishnu-Purana“ der von Kumara) genannt wird, wird in Band II erklärt werden. Das „Feuermeer“ ist sodann das superastrale (d. h. das noumenale) Licht, die erste Ausstrahlung aus der Wurzel, Mulaprakriti, der undifferenzierten kosmischen Substanz, die zur astralen Materie wird. Sie wird auch die „feurige Schlange“ genannt, wie oben beschrieben. Der Schüler muss sich klar machen, dass es lediglich ein universales Element gibt, unendlich, ungeboren und unsterblich. Alles Übrige – in der phänomenalen Welt – stellt nichts anderes dar als die vielen verschiedenen differenzierten Aspekte und Umwandlungen (Wechselbeziehungen nennt man sie jetzt) des Einen, vom Kosmischen herab bis zu den mikrokosmischen Wirkungen, von übermenschlichen Wesen bis herab zu den menschlichen und untermenschlichen, kurz die Gesamtheit der objektiven Existenz. Wenn der Schüler dies im Blick behält, wird die erste und hauptsächlichste Schwierigkeit überwunden sein, und die okkulte Kosmologie kann gemeistert werden.42 Alle Kabbalisten und Okkultisten des Ostens und des Westens anerkennen (a) [SD # 76] die Identität von „Vater-Mutter“ mit dem ursprünglichen Äther oder Akasha (Astrallicht)43; und (b) bis zur Evolution des „Sohnes“ seinen homogenen Zustand – kosmisch Fohat, denn er ist kosmische Elektrizität. „Fohat härtet und zerstreut die sieben Brüder“ („III. Buch Dzyan“); das bedeutet, dass die ursprüngliche elektrische Entität – denn die östlichen Okkultisten bestehen darauf, dass Elektrizität eine Entität ist – in das Leben fließt und die Ursubstanz oder prägenetische Materie in die Atome trennt, welche selbst die Quelle allen Lebens und Bewusstseins sind. „Es existiert ein universaler Agent unique aller Formen und des Lebens mit Namen Od44, Ob und Aour, aktiv und passiv, positiv und negativ, wie Tag und Nacht: Es ist das erste Licht in der Schöpfung“ (Éliphas Lévis „Qabbalah“): – das erste Licht der ursprünglichen Elohim – der Adam, „männlich und weiblich“ – oder (wissenschaftlich) Elektrizität und Leben.

(c) Die Alten stellten ihn als Schlange dar, denn „zischend gleitet Fohat hin und her“ (im Zickzack). Die Kabbala bezeichnet ihn mit dem hebräischen Buchstaben Teth ט, dessen Symbol die Schlange ist, die in den Mysterien eine so herausragende Rolle spielte. Sein universaler Wert ist neun, denn er ist der neunte Buchstabe des Alphabets, und das neunte der fünfzig Portale oder Tore, welche zu den verborgenen Geheimnissen des Seins führen. Er ist der magische Agent par excellence und bezeichnet in der hermetischen Philosophie „das der Urmaterie eingeflößte Leben“, jene Essenz, welche alle Dinge zusammensetzt, und den Geist, der deren Form bestimmt. Es existieren jedoch zwei geheime hermetische Vorgänge, einer spirituell, der andere die materielle Entsprechung, und für immer vereinigt. „Du sollst die Erde vom Feuer, das Feine vom Festen trennen . . . das, welches von der Erde zum Himmel aufsteigt und wiederum vom Himmel zur Erde herabsteigt. Es (das subtile Licht) ist die Stärke einer jeden Kraft, denn es bezwingt selbst das feinste Ding und durchdringt auch das festeste. So wurde die Welt geformt.“ (Hermes)

Zenon, der Gründer der Stoiker, lehrte nicht als Einziger, dass das [SD # 77] Universum evolviert, indem seine Ursubstanz aus dem Zustand des Feuers in den der Luft transformiert wird, dann in den des Wassers und so weiter. Heraklit von Ephesus behauptete, dass das Eine Prinzip, das allen Erscheinungen in der Natur zugrunde liegt, das Feuer ist. Die Intelligenz, die das Universum bewegt, ist Feuer, und Feuer ist Intelligenz. Und während Anaximenes dasselbe von der Luft sagte und Thales von Milet (600 v. Chr.) vom Wasser, versöhnt die esoterische Lehre alle diese Philosophen, indem sie zeigt, dass, obwohl ein jeder Recht hatte, doch keines der Systeme vollständig war.

8. Wo war der Keim, und wo war jetzt die Dunkelheit? Wo ist der Geist der Flamme, welche in deiner Lampe brennt, oh Lanu? Der Keim ist Jenes, und Jenes ist Licht; der weiße, strahlende Sohn des dunklen, verborgenen Vaters (a).

(a) Die Antwort auf die erste Frage wird in der zweiten Frage angedeutet, der Erwiderung des Lehrers an den Schüler; sie enthält in einem einzigen Satz eine der wesentlichsten Wahrheiten der okkulten Philosophie. Sie weist auf die Existenz von Dingen hin, die für unsere physischen Sinne unerkennbar sind und weitaus wichtiger, realer und dauerhafter sind als jene, welche die Sinne selbst ansprechen. Bevor der Lanu hoffen kann, das in der ersten Frage enthaltene transzendental-metaphysische Problem zu verstehen, muss er fähig sein, die zweite zu beantworten, denn die Antwort auf die zweite Frage gibt ihm den Schlüssel für die richtige Beantwortung der ersten.

Im Sanskritkommentar zu dieser Stanze werden viele Ausdrücke für das verborgene und nicht geoffenbarte Prinzip gebraucht. In den ältesten Manuskripten der indischen Literatur hat diese ungeoffenbarte, abstrakte Gottheit keinen Namen. Sie wird generell „Jenes“ (im Sanskrit Tat) genannt, und bedeutet alles, was ist, war und sein wird, oder was solcherart vom menschlichen Gemüt aufgenommen werden kann.

Neben weiteren, natürlich nur in der Esoterischen Philosophie verwendeten Beinamen wie „unergründliche Dunkelheit“, „Wirbelwind“ etc. wird sie auch wie folgt bezeichnet: „Es des Kalahansa, des Kala-ham-sa“ und sogar der „Kali Hamsa“ (der schwarze Schwan). Hier sind m und n austauschbar, und [SD # 78] sie klingen beide wie das nasale französische an oder am oder auch en oder em (Ennui, Embarras etc.). Wie in der hebräischen Bibel, so bedeutet auch im Sanskrit mancher geheimnisvolle heilige Name dem profanen Ohr nichts weiter als ein gewöhnliches und vielfach vulgäres Wort, weil er anagrammatisch oder auf andere Art verborgen ist. Dieser Begriff Hansa oder esoterisch „Hamsa“ ist genau so ein Fall. Hamsa ist gleich dem A-ham-sa, drei Worte mit der Bedeutung „Ich bin er“, wobei mit einer weiteren Anordnung der Silben „So-ham“, „Er (ist) ich“, zu lesen ist – Soham ist gleich Sah, „Er“, und Aham, „Ich“, oder „Ich bin Er“. Wer die Sprache der Weisheit versteht, für den ist allein darin das universale Mysterium enthalten, die Lehre von der Identität der Essenz des Menschen mit der Essenz Gottes. Daraus folgt das Zeichen und die Allegorie von Kalahansa (oder Hamsa) und der Name, der dem Brahman Neutrum (und später dem männlichen Brahmâ) gegeben wurde, nämlich „Hansa-Vahana“, er, der Hansa als sein Vehikel benützt. Dasselbe Wort kann auch „Kalaham-sa“ gelesen werden, oder „Ich bin ich“ in der Ewigkeit der Zeit, was dem biblischen oder vielmehr zoroastrischen „Ich bin, der ich bin“ entspricht. Dieselbe Lehre findet sich in der Kabbala, was folgender Auszug aus einem unveröffentlichten Manuskript des gelehrten Kabbalisten S. Liddell McGregor Mathers bezeugt: „Die drei Pronomina א י ה, ה ת א und י נ א, Ha, Atah, Ani; Er, Du, Ich – werden gebraucht, um in der hebräischen Kabbala die Vorstellungen des Makroprosopus und des Mikroprosopus zu symbolisieren. Hoa, „Er“, wird auf den versteckten und verborgenen Makroprosopus angewendet; Atah, „Du“, auf den Mikroprosopus; und Ani, „Ich“, auf den Letzteren, wenn er als sprechend dargestellt wird (sieheLesser Holy Assembly“, S. 204 ff). Es ist zu beachten, dass jeder dieser Namen aus drei Buchstaben besteht, von denen der Buchstabe Aleph א, A, den Schluss des ersten Wortes Hoa und den Anfang von Atah und Ani bildet, als ob er das Bindeglied zwischen ihnen wäre. Aber א ist das Symbol der Einheit und infolgedessen der unveränderlichen Idee des Göttlichen, das durch sie alle wirkt. Aber in dem Namen Hoa befinden sich hinter dem א die Buchstaben י und ה , die Symbole der Zahlen sechs und fünf, des Männlichen und des Weiblichen, des Hexagramms und des Pentagramms. Und nach der Kabbala der neun Kammern, welche eine Form der exegetischen Regel der Temura ist, sind die Zahlenwerte dieser drei Worte – Hoa, Atah, Ani – 12, 406 und 61, welche in den Schlüsselzahlen 3, 10 und 7 wieder aufgenommen werden.“

Der Versuch, das Geheimnis vollständig zu erklären, wäre nutzlos. Materialisten und die modernen Wissenschaftler werden es niemals verstehen, da man, um [SD # 79] eine klare Vorstellung davon zu erhalten, zuallererst den Grundsatz einer universal ausgebreiteten, allgegenwärtigen, ewigen Gottheit in der Natur anzuerkennen hat; zweitens das Mysterium der wahren Essenz der Elektrizität ergründet haben muss; und drittens den Menschen als das siebenfältige Symbol der einen großen Einheit (dem Logos) auf der irdischen Ebene anzusehen hat, welcher Selbst wiederum das siebenvokalige Zeichen ist, der zum Wort kristallisierte Atem.45 Wer an das alles glaubt, muss auch an die vielfältige Kombination der sieben Planeten des Okkultismus und der Kabbala glauben, mit den zwölf Tierkreiszeichen; außerdem, wie wir auch, muss er jedem Planeten und jeder Konstellation einen Einfluss zuschreiben, der nach den Worten von Ely Star (einem französischen Okkultisten) „demselben eigen ist, wohltuend oder schädlich, und das in Abhängigkeit von dem ihn regierenden Planetengeist. Dieser ist seinerseits imstande, Menschen und Dinge zu beeinflussen, die sich in Harmonie mit ihm befinden und zu welchen er irgendeine Affinität hat.“ Aus diesen Gründen, und weil nur wenige an das Vorstehende glauben, kann jetzt lediglich mitgeteilt werden, dass in beiden angeführten Fällen das Symbol von Hansa (einerlei ob „Ich“, „Er“, Gans oder Schwan) ein wichtiges Symbol darstellt, das zum Beispiel Göttliche Weisheit bedeutet – Weisheit in der Dunkelheit, für den Menschen unerreichbar. Für alle exoterischen Zwecke ist Hansa, wie jeder Hindu weiß, ein Fabeltier, ein Vogel, welcher die ihm (nach der Allegorie) als Nahrung angebotene mit Wasser vermischte Milch wieder vom Wasser trennte, nur die Milch trank und das Wasser übrig ließ. Er zeigte somit inhärente Weisheit – Milch symbolisiert Geist und Wasser Materie.

Dass diese Allegorie sehr alt ist und ihren Ursprung in der frühesten archaischen Periode hat, wird durch die Erwähnung einer gewissen Kaste (im „Bhagavata-Purana“) gezeigt, „Hamsa“ oder „Hansa“ genannt, welche die „eine Kaste“ par excellence war; zu jener Zeit, als weit zurück in den Nebeln einer vergessenen Vergangenheit unter den Hindus lediglich „ein Veda, eine Gottheit, eine Kaste“ existierte. Es gibt auch eine Gebirgskette in den Himalyabergen, die laut der Beschreibung alter Bücher nördlich des Berges Meru liegt, welche den Namen „Hamsa“ trägt, sie steht mit Episoden in Zusammenhang, die zur Geschichte der religiösen Mysterien und Initiationen gehören. Was den Namen Kala-Hansa betrifft, das angebliche Vehikel Brahmâ-Prajapatis, liegen die exoterischen Texte und Übersetzungen der [SD # 80] Orientalisten ziemlich falsch. Brahman, das Neutrum, wird von ihnen Kala-Hansa genannt; und Brahmâ, der Männliche, Hansa-Vahana, denn wahrlich „sein Fahrzeug oder Vahana ist ein Schwan oder eine Gans“ (vide „Hindu Classical Dictionary“). Das ist eine rein exoterische Auslegung. Esoterisch und logisch betrachtet: Wenn Brahman, das Unendliche, all das ist, was von den Orientalisten behauptet wird – nämlich in Übereinstimmung mit den Vedantatexten eine auf keinerlei Weise mit irgendwelchen menschlichen Attributen charakterisierte abstrakte Gottheit, und die Behauptung aufrecht erhalten wird, dass er oder es Kala-Hansa genannt wird – wie kann es dann jemals Brahmâs Vahana werden, zu dem manifestierten, endlichen Gott? Es verhält sich genau umgekehrt. „Schwan oder Gans“ (Hansa) ist das Symbol jener männlichen oder temporären Gottheit, wohingegen er, die Emanation des ursprünglichen Strahls, dazu bestimmt ist, dem göttlichen Strahl als Vahana oder Vehikel zu dienen. Er könnte sich sonst nicht im Universum manifestieren, da er im gegenteiligen Wortsinn selbst eine Emanation der „Dunkelheit“ ist – wenigstens für unseren menschlichen Intellekt. Somit ist Brahmâ Kala-Hansa, und der Strahl ist Hansa-Vahana.

Was das gewählte seltsame Symbol anbelangt, so ist es gleichermaßen suggestiv. Die wahre mystische Bedeutung ist die Idee einer universalen Matrix, dargestellt durch die ursprünglichen Wasser der „Tiefe“ oder der Öffnung für die Aufnahme und in der Folge für die Aussendung jenes einen Strahls (des Logos), der die anderen sieben zeugenden Strahlen oder Kräfte (die Logoi oder Bildner) in sich enthält. Daher wählten die Rosenkreuzer den Wasservogel – sei es ein Schwan oder ein Pelikan46 mit sieben Jungen zum Symbol, das für die Religionen aller Länder modifiziert und an sie angepasst wurde. Ain Soph wird im Buch der Zahlen die „Feurige Seele des Pelikans“ genannt47 (siehe Teil II, „Die verborgene Gottheit und ihre Symbole und Glyphen“). Er erscheint mit jedem Manvantara als Nararyan oder Svayambhuva (der [SD # 81] Selbstexistierende), und, in das Weltenei eindringend, taucht er am Ende der göttlichen Brutperiode als Brahmâ oder Prajapati, Ahn des künftigen Universums, daraus hervor und dehnt sich in es aus. Er ist Purusha (Geist), aber er ist auch Prakriti (Materie). Daher kann Prajapati erst dann zum männlichen Brahmâ werden, wenn er sich in zwei Hälften geteilt hat – in Brahmâ-Vach (die weibliche) und Brahmâ-Viraj (die männliche).

9. Licht ist kalte Flamme, und Flamme ist Feuer, und Feuer erzeugt Hitze, welche Wasser hervorbringt, das Wasser des Lebens in der grossen Mutter (Chaos) (a).

(a) Es muss sich daran erinnert werden, dass die in den Stanzen gebrauchten Worte „Licht“, „Feuer“ und „Flamme“ von den Übersetzern dem Wörterbuch der alten „Feuerphilosophen“48 entnommen wurden, um die Bedeutung der im Original angewendeten Begriffe und Symbole klarer wiederzugeben. Sonst wären sie einem europäischen Leser völlig unverständlich geblieben. Einem Schüler des Okkulten jedoch werden die verwendeten Begriffe vollkommen klar sein.

„Licht“, „Flamme“, „heiß“, „kalt“, „Feuer“, „Hitze“, „Wasser“ und das „Wasser des Lebens“ sind allesamt auf unserer Ebene Nachkommen oder – wie ein moderner Physiker sagen würde – Korrelationen der Elektrizität. Mächtiges Wort und ein noch mächtigeres Symbol ! Heiliger Erzeuger einer nicht minder heiligen Nachkommenschaft; des Feuers – dem Schöpfer, dem Erhalter und dem Zerstörer; des Lichts – der Essenz unserer göttlichen Vorfahren; der Flamme – der Seele der Dinge. Elektrizität, das Eine Leben auf der oberen Sprosse des Seins, und astrales Fluid, der Athanor der Alchemisten, auf seiner untersten; Gott und Teufel, Gut und Böse. . . .

[SD # 82] Warum wird nun Licht in den Stanzen als die „kalte Flamme“ bezeichnet? Weil in der Abfolge der kosmischen Entwicklung (wie sie von den Okkultisten gelehrt wird) die Energie, welche die Materie nach ihrer ersten Formung in Atome in Bewegung versetzt, auf unserer Ebene durch kosmische Wärme erzeugt wird; und weil vor dieser Periode kein Kosmos im Sinn von ungebundener Materie bestand. Die erste ursprüngliche Materie, ewig und so alt wie der Raum, „der weder Anfang noch Ende hat“, ist „weder heiß noch kalt, sondern von ihrer eigenen, besonderen Natur“, sagt der Kommentar (Band II). Hitze und Kälte sind relative Qualitäten und gehören den Bereichen der manifestierten Welten an. Sie alle gehen aus der manifestierten Hyle hervor, die in ihrem absolut latenten Aspekt als die „kalte Jungfrau“ und, wenn zum Leben erwacht, als die „Mutter“ bezeichnet wird. Die alten westlichen kosmogonischen Mythen besagen, dass es zuerst nur kalten Nebel gab, den Vater, und fruchtbaren Schlamm (die Mutter, Ilys oder Hyle), woraus die Weltenschlange der Materie hervorkroch („Isis Unveiled“, Band I, S. 146). Bevor sie aus der Ebene des sich niemals Manifestierenden emportaucht und durch den Impuls Fohats in pulsierende Aktivität verfällt, ist die Urmaterie nur „eine kalte Strahlung, farblos, formlos, geschmacklos und bar jeder Qualität und jeden Aspekts“. Genauso verhält es sich mit ihren Erstgeborenen, den „vier Söhnen“, die „eins sind und sieben werden“ – jenen Entitäten, mit deren Eigenschaften und Namen die alten östlichen Okkultisten vier der sieben ursprünglichen „Kraftzentren“ oder Atome bezeichneten. Diese wiederum entwickeln sich später zu den großen kosmischen „Elementen“, welche heute in die ungefähr siebzig der Wissenschaft bekannten Unterelemente aufgeteilt sind. Die ursprünglichen Beschaffenheiten der vier ersten Dhyan Chohans sind (in Ermangelung besserer Begriffe) „akasisch“, „etherisch“, „wässrig“ und „feurig“ und entsprechen damit, in der Terminologie des praktischen Okkultismus, wissenschaftlichen Definitionen von Gasen, welche als parahydrogen49, para­oxygen, oxyhydrogen und ozonartig oder vielleicht nitro-ozonartig definiert werden können, um sowohl Okkultisten als auch Laien eine klare Vorstellung zu vermitteln; letztere Kräfte oder Gase (im Okkultismus übersinnliche, jedoch atomische Substanzen) sind die wirkungsvollsten und aktivsten, wenn sie auf der Ebene der gröber differenzierten Materie wirken.50 Diese Elemente sind elektrisch gleichzeitig positiv und negativ.

[SD # 83]

10. Vater-Mutter spinnen ein Gewebe, dessen oberes Ende am Geist (Purusha) befestigt ist – dem Licht der einen Dunkelheit – und das untere an der Materie (Prakriti), seinem (des Geistes) schattenhaften Ende; und dieses Gewebe ist das Universum, gesponnen aus den beiden Substanzen, die zu einer verbunden sind – und zwar Svabhavat (a).

(a) In der „Mandukya-Upanishad“ (Mundaka-) steht geschrieben: „Wie eine Spinne ihr Gewebe auswirft und wieder einzieht, wie Kräuter aus dem Boden hervorsprießen . . . so stammt das Universum aus dem Unvergänglichen.“ (I. 1, 7) Brahmâ als „der Keim der unbekannten Dunkelheit“ ist das Material, aus dem sich alles evolviert und entwickelt „wie das Netz aus der Spinne, wie der Schaum aus dem Wasser“ etc. Das ist nur anschaulich und wahr, wenn Brahmâ der „Schöpfer“ ist, als Begriff von der Wurzel brih abgeleitet, anwachsen oder sich ausbreiten. Brahmâ „breitet sich aus“ und wird zum Universum, das aus seiner eigenen Substanz gewoben ist.

Dieselbe Idee wurde von Goethe wunderbar ausgedrückt. Er sagt:

„So schaff’ ich am sausenden Webstuhl der Zeit,
Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid.”

11. Wenn der Atem des Feuers (Vater) auf ihm (dem Gewebe) ist, breitet es sich aus; berührt vom Atem der Mutter (der Wurzel der Materie), zieht es sich zusammen. Dann trennen und zerstreuen sich die Söhne (die Elemente mit ihren entsprechenden Kräften oder Intelligenzen), um am Ende des „grossen Tages“ in den Schoss der Mutter zurückzukehren und wieder eins zu werden mit ihr (a). Wenn es (das Gewebe) abkühlt, beginnt es zu strahlen, und durch ihr eigenes Selbst und ihre eigenen Herzen dehnen sich die Söhne aus und ziehen sich zusammen; sie umfassen die Unendlichkeit (b).

Im Licht der „Feuernebel“-Periode betrachtet, über welche die moderne Wissenschaft so viel spricht und in Wirklichkeit so wenig weiß, ist die Ausbreitung des Universums durch den Atem des Feuers sehr bedeutsam.

Große Hitze bricht die zusammengesetzten Elemente auf und führt die [SD # 84] Himmelskörper in ihr ursprüngliches, eines Element zurück, erklärt der Kommentar. „Sobald ein lebendiger oder toter Körper in den Anziehungs- und Wirkungsbereich eines Brennpunkts oder Hitzezentrums (Energie) gerät, von welchen einige im Raum umhertreiben, wird er in sein ursprüngliches Element vaporisiert und im ‘Schoß der Mutter’ geborgen bis Fohat, einige Anhäufungen kosmischer Materie (Nebulae) einsammelnd, ihn durch seinen Anstoß aufs Neue in Bewegung versetzt, die notwendige Wärme entwickelt und es dann ihm selbst überlässt, seinem eigenen neuen Wachstum zu folgen.“

Das sich ausbreitende und zusammenziehende Gewebe – d. h. des Weltenstoffs oder der Atome – bringt hier die pulsierende Bewegung zum Ausdruck; denn es ist die regelmäßige Kontraktion und Expansion des unendlichen und uferlosen Ozeans dessen, was wir das aus Svabhavat emanierte Noumenon der Materie nennen können, welches die universale Schwingung der Atome verursacht. Doch es weist noch auf etwas anderes hin. Es zeigt, dass die Alten mit Dingen vertraut waren, welche viele Wissenschaftler und insbesondere Astronomen heute verwirren: die Ursache der ersten Zündung der Materie oder des Weltenstoffs, das Paradoxon der durch Abkühlung erzeugten Kontraktion, welche Wärme produziert und andere derartige kosmische Rätsel. Der Hinweis auf ein Wissen der Alten über solche Phänomene ist unmissverständlich. „In jedem Atom gibt es innere und äußere Wärme“, sagen die handschriftlichen Kommentare, die der Schreiberin zugänglich waren; „den Atem des Vaters (oder Geistes) und den Atem (oder die Wärme) der Mutter (Materie)“; und ihre Erklärungen zeigen, dass die moderne Theorie darin irrt, dass das Sonnenfeuer erlöscht, weil es seine Wärmeenergie verstrahlt hat. Dass das falsch ist, gestehen sogar die Wissenschaftler selbst ein. Denn Professor Newcomb („Popular Astronomy“, S. 506-8) führt aus: „Durch den Verlust von Wärme zieht sich ein gasförmiger Körper zusammen, doch die Kontraktion erzeugt mehr Wärme als der Körper verlieren muss, damit er sich zusammenzieht.“ Dieses Paradoxon, dass ein Körper um so heißer wird, je größer die durch eine Abkühlung bewirkte Kontraktion ist, hat zu langen Auseinandersetzungen geführt. Der Überschuss an Wärme, wurde argumentiert, gehe durch Strahlung verloren, und anzunehmen, dass die Temperatur nicht pari passu mit einer Abnahme des Volumens bei gleichbleibendem Druck sinke, hieße das Gesetz von Charles (Nebulartheorie, Winchell) außer Kraft setzen. Kontraktion bewirkt Wärme, das ist wahr. Aber (durch Abkühlung hervorgebrachte) Kontraktion ist nicht dazu in der Lage, die gesamte zu einem beliebigen Zeitpunkt in der Masse existierende Wärmemenge zu entwickeln oder auch nur einen Körper auf einer konstanten Temperatur zu halten und so weiter. Professor Winchell versucht, das Paradoxon – welches tatsächlich nur scheinbar existiert, wie [SD # 85] J. Homer Lanes bewiesen hat – aufzulösen, indem er andeutet, dass „neben der Wärme“ ein weiterer Faktor existieren könnte. „Kann es sich nicht“, so fragt er, „lediglich um eine Abstoßung der Moleküle handeln, welche sich nach irgendeinem Abstandsgesetz reguliert?“ Aber auch das wird sich als unvereinbar erweisen, wenn nicht dieser „neben der Wärme“ existierende Faktor als „ursachlose Wärme“, der „Atem des Feuers“, als die allschöpferische Kraft plus absolute Intelligenz bezeichnet wird, was die Physik kaum annehmen wird.

Wie dem auch sei, das Studium dieser Stanze zeigt, dass sie trotz ihrer archaischen Ausdrucksweise wissenschaftlicher ist als die moderne Wissenschaft selbst.

12. Dann sendet Svabhavat Fohat aus, um die Atome zu härten. Jedes (die Atome) ist ein Teil des Gewebes (des Universums). Jedes reflektiert, einem Spiegel gleich, den „selbst-existierenden Herrn“ (ursprüngliches Licht) und verwandelt sich wiederum in eine Welt.51 . . .

„Fohat härtet die Atome“; d. h. indem er ihnen Energie zuführt, zerstreut er die Atome oder Urmaterie. „Er zerstreut sich selbst, indem er die Materie in Atome zerstreut.“ (Manuskripte Kommentare)

Durch Fohat werden der Materie die Ideen des Universalgemüts eingeprägt. Ein vage Vorstellung von der Natur Fohats kann aus der manchmal verwendeten Bezeichnung „kosmische Elektrizität“ gewonnen werden. Doch müssen in diesem Fall den allgemein bekannten Eigenschaften der Elektrizität noch andere hinzugefügt werden, einschließlich der Intelligenz. Es ist interessant zu bemerken, dass die moderne Wissenschaft zu dem Schluss gekommen ist, dass jeder Denkprozess und jede Gehirntätigkeit von elektrischen Erscheinungen begleitet wird (weitere Details in Bezug auf „Fohat“ siehe Stanze V und Kommentare).

[SD # 86] STANZE IV
Kommentare

1. Höret, ihr Söhne der Erde, auf eure Lehrer – die Söhne des Feuers (a). Lernt, dass es weder Erstes noch Letztes gibt; denn alles ist eine Zahl, hervorgegangen aus Nichtzahl (b).

(a) Begriffe wie „Söhne des Feuers“, „Söhne des ­­Feuer­nebels“ und dergleichen bedürfen einer Erklärung. Sie hängen mit einem großen, ursprünglichen und universalen Mysterium zusammen; und es ist nicht leicht, es verständlich zu machen. Es gibt eine Stelle in der „Bhagavadgita“ (Kap. VIII), wo Krishna, symbolisch und esoterisch sprechend, sagt: „Ich werde Dir nun die Zeiten (Bedingungen) angeben, . . . zu welchen der Tod eines Gottergebenen zur Freiheit (nicht mehr wiedergeboren zu werden) oder zur Wiederkehr (erneute Inkarnation) führt. Das Feuer, das Licht, der Tag, die zwei Wochen des zunehmenden (glücklichen) Mondes, die sechs Monate der nördlichen Sonnenwende – in diesen zu scheiden (zu sterben), und jene, welche das Brahman (Yogis) kennen, werden zum Brahman gehen. Jener Gottergebene aber, der im Zeichen von Rauch, der Nacht, des abnehmenden (unglücklichen) Mondes und der südlichen Sonnenwende scheidet (stirbt), wird noch einige Zeit auf dem Pfad des Mondes (oder auch dem Haus des Astrallichts) fortfahren und zurückkehren (wiedergeboren werden). Dies sind die beiden immerwährenden Pfade des Lichts und der Finsternis (oder das große Kalpa, ‘Zeitalter’), die der Mensch im Sinne der Freiheit oder der Wiederkehr zur Erde beschreitet.“ Nun sind diese Begriffe wie „Feuer“, „Flamme“, „Tag“, „die Zeit des zunehmenden Mondes“ etc. sowie „Rauch“, „Nacht“ und so weiter, „die nur zum Ende des Mondpfades führen“ – ohne esoterische Kenntnisse nicht verstehbar. Sie alle sind Namen verschiedener Gottheiten, welche die kosmo-psychischen Kräfte leiten. Wir sprechen oft von der Hierarchie der „Flammen“ (siehe Band II), von den „Söhnen des Feuers“ und so weiter. Shankaracharya, der größte der esoterischen Meister Indiens, sagt, dass Feuer eine die Zeit (Kala) leitende Gottheit sei. Dr. Kashinath Trimbak Telang aus Bombay, fähiger Bhagavadgita-Übersetzer, gesteht ein, dass er „über den Sinn dieser Verse keine klare Vorstellung habe“ (S. 81, Fußnote). Dagegen erscheinen sie denjenigen, welche die okkulte Lehre kennen, ziemlich klar. Die mystische Bedeutung der Sonnen- und Mondsymbole sind mit diesen Versen verknüpft: Die Pitris sind lunare Gottheiten und unsere Vorfahren, weil sie den physischen Menschen erschufen. [SD # 87] Die Agnishwattas, die Kumaras (die sieben mystischen Weisen) sind solare Gottheiten, wenngleich die Erstgenannten auch Pitris sind; und diese sind die „Gestalter des inneren Menschen“ (siehe Band II). Sie sind:

„Die Söhne des Feuers“ – da sie die ersten Wesen sind (in der Geheimlehre „Gemüter“ genannt), welche aus dem Ursprünglichen Feuer evolviert wurden. „Denn der Herr . . . ist ein verzehrendes Feuer . . . “ (Dtn 4,24); „. . . bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel, mit den Engeln seiner Macht in flammendem Feuer . . .“ (2 Thess 1,7-8). Der Heilige Geist ließ sich auf den Aposteln nieder als „zerteilte Zungen wie von Feuer“ (Apg 2,3). Als der letzte Avatara wird Vishnu einst inmitten von Feuer und Flammen auf Kalki, dem weißen Pferd, wiederkehren. Ebenfalls auf einem weißen Pferd wird Sosiosh in einem „Wirbelsturm aus Feuer“ herabgebracht werden. „Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß . . . heißt: das Wort Gottes“ (Offb 19,11-13) inmitten von loderndem Feuer. Feuer ist Äther in seiner reinsten Form und wird daher nicht als Materie betrachtet, aber es ist die Einheit des Äthers – der zweiten, manifestierten Gottheit – in seiner Universalität. Aber es existieren zwei „Feuer“, und in den okkulten Lehren werden sie unterschieden. Das erste oder das rein formlose und unsichtbare, in der zentralen spirituellen Sonne verborgene Feuer wird als „dreifach“ bezeichnet (metaphysisch); während das Feuer des manifestierten Kosmos siebenfältig ist – überall im Universum und in unserem Sonnensystem. „Das Feuer der Erkenntnis verbrennt alle Tätigkeit auf der Ebene der Illusion“, sagt der Kommentar. „Daher werden alle, die es erlangt haben und dadurch befreit sind, ‘Feuer’ genannt.“ Indem er von den sieben Sinnen spricht, symbolisiert als Hotris, Priester, sagt der Brahmana in der Anugita: „Somit sind diese sieben (Sinne, Geruch und Geschmack und Farbe und Ton etc. etc.) die Ursachen der Befreiung“; und der Kommentar fügt hinzu: „Eben von diesen sieben muss das Selbst befreit werden. ‘Ich’ (bin hier frei von Eigenschaften) muss das Selbst bedeuten, nicht den Brahmana, welcher spricht.“ („Sacred Books of the East“, Ausg. von Max Müller, Vol. VIII, S. 278)

(b) „Alles ist eins: Zahl, hervorgegangen aus Nichtzahl“ – diese Formulierung bezieht sich wiederum auf jenen universalen und philosophischen Lehrsatz, der soeben in Stanze III (Kommentar 4) erklärt wurde. Das, was absolut ist, ist natürlich Nichtzahl; in ihrer späteren Bedeutung jedoch wird Nichtzahl sowohl auf den Raum als auch auf die Zeit angewendet. Sie bedeutet, dass nicht nur jeder Zeitabschnitt Teil eines größeren Abschnitts ist, bis hinauf zu der am unbegrenztesten anhaltenden Dauer, die der menschliche Intellekt sich vorstellen kann – sondern auch, dass nichts Manifestiertes [SD # 88] unabhängig von einem größeren Ganzen gedacht werden kann: Das Gesamtaggregat ist das eine manifestierte Universum, das aus dem Unmanifestierten oder Absoluten hervorgeht – das Nichtsein oder „Nichtzahl“ genannt wird, um es von Sein oder der „einen Zahl“ zu unterscheiden.

2. Erlernet, was wir, von der Ursprünglichen Sieben abstammend, aus der Urflamme Geborenen, von unseren Vätern lernten (a).

(a) Das wird in Band II erklärt werden; und die Bezeichnung „Urflamme“ bekräftigt das im ersten Abschnitt des vorigen Kommentars zu Stanze IV Gesagte.

Der Unterschied zwischen den „Ursprünglichen“ und den späteren sieben Baumeistern ist folgender: Die Ersteren sind der Strahl und die direkte Emanation der ersten „Heiligen Vier“, der Tetraktys, d. h. des ewig selbstexistierenden Einen (wohlgemerkt ewig in der Essenz und nicht in der Manifestation, und ungleich des universalen Einen). Im Pralaya latent und im Manvantara aktiv, gehen die „Ursprünglichen“ aus „Vater-Mutter“ (Geist-Hyle oder Ilys) hervor; während die andere, manifestierte Vierheit und die Sieben aus der Mutter allein hervorgehen. Letztere ist die unbefleckte, jungfräuliche Mutter, die von dem universalen Mysterium nicht befruchtet, sondern überschattet wird – wenn sie aus ihrem Laya-Zustand oder ihrer Undifferenziertheit emportaucht. In Wirklichkeit sind sie natürlich alle eins; aber ihre Aspekte auf den verschiedenen Daseinsebenen sind verschieden (siehe Teil II, „Theogonie der schöpferischen Götter“).

Die ersten „Ursprünglichen“ sind auf der Stufenleiter der Existenz die höchsten Wesen. Sie sind die Erzengel des Christentums, jene, die sich weigern, zu erschaffen oder vielmehr sich zu vermehren – wie Michael im letzteren System und wie die ältesten „gemütgeborenen Söhne“ Brahmâs (Veddhas).

3. Aus dem Glanz des Lichts – dem Strahl der immerwährenden Dunkelheit – entsprangen im Raum die wiedererwachten Energien (Dhyan Chohans): die Eins aus dem Ei, die Sechs und die Fünf (a). Dann die Drei, die Eins, [SD # 89] die Vier, die Eins, die Fünf – die zweimal Sieben, die Gesamtsumme (b). Und diese sind die Essenzen, die Flammen, die Elemente, die Baumeister, die Zahlen, das Arupa (Formlose), das Rupa (Formhafte) und die Kraft des Göttlichen Menschen – die Gesamtsumme (b). Und aus dem Göttlichen Menschen gingen die Formen hervor, die Funken, die heiligen Tiere und die Boten der heiligen Väter (die Pitris) innerhalb der heiligen Vier52 (c).

(a) Das bezieht sich auf die heilige Wissenschaft der Zahlen: so heilig in der Tat und so wichtig für das Studium des Okkultismus, dass der Gegenstand selbst in einem so umfangreichen Werk wie dem vorliegenden kaum gestreift werden kann. Auf den Hierarchien und den korrekten Zahlen dieser (für uns) bis auf sehr seltene Ausnahmen unsichtbaren Wesen fußt das Geheimnis des gesamten Universums. Obwohl in Wirklichkeit sieben an der Zahl, heißen die Kumaras zum Beispiel die „Vier“, weil Sanaka, Sananda, Sanatana und Sanatkumara die wesentlichen Vaidhatra (die Namen ihrer Väter) sind und dem „vierfachen Mysterium“ entstammen. Um das Ganze verständlicher zu machen, müssen wir uns an die brahmanischen Lehrsätze halten, die einigen unserer Leser vertrauter sein dürften.

Hiranyagarbha ist Brahmâ, laut dem Manu, der erste Männliche, von der nicht wahrnehmbaren Ursachlosen Ursache in ein „wie die Sonne strahlendes goldenes Ei“ geformt, wie das „Hindu Classical Dictionary“ sagt. „Hiranyagarbha“ bedeutet den goldenen oder vielmehr „strahlenden Schoß“ oder das Ei. Die Bedeutung stimmt jedoch kaum mit dem Attribut „männlich“ überein. Sicherlich ist die esoterische Bedeutung des Satzes klar genug. Im „Rigveda“ heißt es: „Jenes, der eine Herr aller Wesen . . . . das eine belebende Prinzip der Götter und des Menschen“ erhob sich im Anbeginn in dem goldenen Schoß, Hiranyagarbha – der das Weltenei oder die Kugel unseres Universums ist. Jenes Wesen ist sicherlich androgyn; und die Allegorie von Brahmâ, der sich in zwei teilt und sich in einer seiner Hälften (der weiblichen Vach) als Viraj selbst erzeugt, ist ein Beweis dafür.

„Die Eins aus dem Ei, die Sechs und die Fünf“ ergeben die Zahl 1.065, den Wert des Erstgeborenen (später das männlich/weibliche Brahmâ-Prajapati), der den Zahlen 7 entspricht, und 14, beziehungsweise 21. Gleich den Sephiroth gibt es nur sieben Prajapatis, einschließlich der [SD # 90] synthetischen Sephira der Triade, aus der sie entspringen. So emanieren aus Hiranyagarbha oder Prajapati, den Dreieinigen (der ursprünglichen vedischen Trimurti, Agni, Vayu und Surya), die anderen sieben, oder wiederum zehn, wenn wir die ersten drei davon abtrennen, welche in einem und eines in allen dreien existieren. In jenem einen „höchsten“ Parama, das Guhya oder „Geheimnis“ heißt und Sarvatman, die „Überseele“, sind jedoch alle zusammengefasst. „Die sieben Herren des Seins liegen in Sarvatman verborgen gleich den Gedanken in einem Gehirn.“ Ebenso verhält es sich mit den Sephiroth. Von der oberen, von Kether gekrönten Dreiheit aus gezählt ist die Zahl entweder sieben oder zehn – exoterisch. Im Mahabharata finden sich 21 Prajapatis, oder zehn, sechs und fünf (1.065), dreimal sieben.53

(b) „Die Drei, die Eins, die Vier, die Eins, die Fünf“ (zusammen – zweimal sieben) repräsentieren 31415 – die numerische Hierarchie der Dhyan Chohans verschiedener Ränge und der inneren oder begrenzten Welt.54 An den Rand des großen Rings „Überschreite-mich-nicht“ (siehe Stanze V) gestellt – auch Dhyani-Pasa, das „Seil der Dhyanis“ genannt, jenes „Seil“, das den phänomenalen vom noumenalen Kosmos trennt (der nicht in den Bereich unseres gegenwärtigen objektiven Bewusstseins fällt) – ist diese Zahl, wenn nicht durch Vertauschung und Erweiterung vergrößert, immer 31415, anagrammatisch und kabbalistisch, da sie sowohl die Zahl des Kreises als auch der mystischen Swastika ist, wiederum die zweimal sieben; denn von welcher Seite auch immer die beiden Ziffernfolgen gezählt werden, wenn man sie getrennt addiert, eine Ziffer nach der anderen, egal ob quer, von rechts oder von links, ergeben sie immer vierzehn. Mathematisch repräsentiert diese Ziffernfolge die wohlbekannte Berechnung des Verhältnisses eines Kreisdurchmessers zu seinem Umfang und entspricht damit 1 zu 3,1415 oder dem Wert von π (Pi), welcher für dieses Verhältnis steht. In mathematischen Formeln steht anstelle [SD # 91] der Zahl immer das Symbol π. Diese Ziffernfolge muss dieselbe Bedeutung haben, denn die Verhältnisse 1 : 314.159 und wiederum 1 : 3 : 1.415.927 stehen in den geheimen Berechnungen für verschiedene Zyklen und Zeitalter des „Erstgeborenen“, oder für 311.040.000.000.000 und Bruchteile davon, und ergeben mithilfe eines Prozesses, mit dem wir uns gegenwärtig nicht zu beschäftigen haben, dasselbe 13.415. Und es kann gezeigt werden, dass Ralston Skinner, der Autor von „The Source of Measures“, das hebräische Wort Elohim mit denselben Zahlenwerten liest, indem er, wie gesagt, die Nullen weglässt und Ziffern tauscht – 13.514 : denn א (a) ist 1 : ל (l) ist 3 (oder 30) ; ה (h) ist 5 ; י (i) 1 für 10 ; und ם (m) ist 4 (40), und anagrammatisch – 31.415 – wie er es erklärt.

Während somit in der metaphysischen Welt der Kreis mit dem einen Mittelpunkt darin keine Zahl hat und Aupapaduka (eltern- und zahllos) genannt wird – d. h. er kann keiner Berechnung unterliegen –, ist in der manifestierten Welt das Weltenei oder der Weltenkreis mit folgender Gruppe beschrieben: die Linie, das Dreieck, das Fünfeck, die zweite Linie und der Würfel (oder 13514). Und wenn der Punkt eine Linie erzeugt hat und so zum für den androgynen Logos stehenden Durchmesser wird, dann verändert sich die Ziffernfolge in 31415 oder in ein Dreieck, eine Linie, einen Würfel, die zweite Linie und ein Fünfeck. „Wenn sich der Sohn von der Mutter trennt, wird er zum Vater“, wobei der Durchmesser für die Natur oder das weibliche Prinzip steht. Daher wird gesagt: „In der Welt des Seins befruchtet der eine Punkt die Linie – die jungfräuliche Matrix des Kosmos (die eiförmige Null) – und die unbefleckte Mutter gebiert die Form, die alle Formen vereinigt.“ Der erste zeugende Männliche wird Prajapati und „der Gemahl seiner Mutter“ genannt.55 Das ist die Schlüsselnote für alle späteren göttlichen Söhne unbefleckter Mütter. Das wird durch die bedeutsame Tatsache bekräftigt, dass Anna (der Name der Mutter der Jungfrau Maria), welche nach der jetzigen Darstellung der römisch-katholischen Kirche ihre Tochter auf unbefleckte Weise gebar („Maria empfing ohne Sünde“), sich vom chaldäischen Ana ableitet, Himmel oder Astrallicht, Anima Mundi; daher wird Anaitia, Devi-Durga, die Frau Shivas, auch Annapurna [SD # 92] oder Kanya, die Jungfrau, genannt; „Uma-Kanya“ ist ihr esoterischer Name und bedeutet die „Jungfrau des Lichts“, Astrallicht in einem seiner vielfachen Aspekte.

(c) Die Devas, Pitris, Rishis; die Suras und die Asuras; die Daityas und Adityas; die Danavas und Gandharvas und so weiter und so weiter, haben in unserer Geheimlehre alle ihre Synonyme, wie auch in der Kabbala und in der hebräischen Engelslehre. Aber es ist nutzlos, ihre alten Namen anzugeben, da dadurch nur Verwirrung gestiftet würde. Viele von ihnen sind heute selbst in der christlichen Hierarchie der göttlichen und himmlischen Kräfte zu finden. Alle diese Throne und Herrschaften, Tugenden und Fürstentümer, Cherubim, Seraphim und Dämonen, die verschiedenen Bewohner der siderischen Welt, sind moderne Kopien archaischer Prototypen. Allein die Symbolik ihrer Namen, wenn sie in Griechisch und Latein übertragen und arrangiert sind, zeigt das zur Genüge, wie es später in verschiedenen Fällen bewiesen wird.

Die „Heiligen Tiere“ finden sich in der Bibel ebenso wie in der Kabbala, und ihre Bedeutung (und eine sehr profunde noch dazu) ist auf der Seite über die Ursprünge des Lebens zu finden. Im Sefer Jezirah heißt es, „Gott gravierte in die Heiligen Vier den Thron seiner Herrlichkeit, die Ophanim (die Räder oder Weltsphären), die Seraphim56, die Heiligen Tiere und die dienenden Engel, und aus diesen drei (Luft, Wasser und Feuer oder Ether) formte er seine Wohnung“. So wurde die Welt gemacht „durch drei Seraphim – Sepher, Sephar und Sipur“ oder „durch Zahl, Zahlen und Gezählte“. Mit dem astronomischen Schlüssel werden diese „Heiligen Tiere“ zu den Tierkreiszeichen.

[SD # 93]

4. Dies war die Heerschar der Stimme – die Göttliche Siebenheit. Die Funken der Sieben sind Untergebene und Diener der Ersten, Zweiten, Dritten, Vierten, Fünften, Sechsten und der Siebten der Sieben (a). Diese („Funken“) werden Kugeln, Dreiecke, Würfel, Linien und Bildner genannt; denn dafür steht das Ewige Nidana – das Oi-Ha-Hou (die Umstellung von Oeaohoo) (b).57

(a) Dieser Shloka gibt eine weitere kurze Analyse der Hierarchien der Dhyan Chohans, welche in Indien Devas (Götter) oder die bewussten, intelligenten Kräfte der Natur genannt werden. Die gegenwärtigen Typen, in welche sich die Menschheit einteilen lässt, korrelieren mit diesen Hierarchien, denn tatsächlich ist die Menschheit insgesamt ein materialisierter, jedoch noch unvollkommener Ausdruck derselben. Die „Heerschar der Stimme“ ist ein Ausdruck, welcher eng mit dem Geheimnis von Ton und Sprache verknüpft ist, als Wirkung und Begleiterscheinung der Ursache – des Göttlichen Gedankens. P. Christian, der gelehrte Verfasser von „The History of Magic“ und „L’Homme Rouge des Tuileries“, bringt es wundervoll zum Ausdruck indem er sagt, dass die von jedem Individuum ausgesprochenen Worte sowie der Name des Individuums in hohem Ausmaß sein künftiges Schicksal bestimmen. Warum? Weil –

Wenn unsere Seele (das Gemüt) einen Gedanken erschafft oder hervorruft, prägt sich das symbolische Zeichen dieses Gedankens der Astralflüssigkeit ein, welche das Gefäß und sozusagen der Spiegel aller Manifestationen des Seins ist.“

„Das Zeichen bringt das Ding zum Ausdruck: Das Ding ist die (verborgene oder okkulte) Kraft des Zeichens.

Ein Wort aussprechen heißt, einen Gedanken hervorrufen und ihn gegenwärtig machen: Die magnetische Kraft der menschlichen Sprache ist der Anfang einer jeden Manifestation in der okkulten Welt. Einen Namen aussprechen heißt nicht nur, ein Wesen (eine Entität) zu definieren, sondern auch es durch das Aussprechen des Wortes (Verbum) unter den Einfluss einer oder mehrerer okkulter Kräfte zu stellen und zu verdammen. Für jeden von uns stellen die Dinge das dar, was das von uns geäußerte Wort aus ihnen macht. Das Wort (Verbum) oder die Sprache eines jeden Menschen ist, obwohl ihm das selbst nicht bewusst ist, Segen oder Fluch; deshalb ist unsere gegenwärtige Unkenntnis sowohl der Eigenschaften oder Attribute der Idee als auch der Eigenschaften und Attribute der Materie häufig fatal für uns.“

[SD # 94] Ja, Namen (und Worte) sind entweder wohltuend oder schädlich; in gewissem Sinne sind sie entweder giftig oder heilsam, entsprechend den verborgenen Einflüssen, welche von der höchsten Weisheit in ihre Elemente gelegt wurden, das heißt in die Buchstaben, die sie zusammensetzen, und in die Zahlen, die diesen Buchstaben entsprechen.“

Das ist als eine von allen östlichen Schulen des Okkultismus akzeptierte esoterische Lehre vollkommen richtig. Im Sanskrit, wie auch im Hebräischen und in allen anderen Alphabeten, besitzt jeder Buchstabe eine okkulte Bedeutung sowie sein Grundprinzip; er stellt eine Ursache dar und die Wirkung einer vorangegangenen Ursache, und die Kombination dieser beiden bringt oft die höchste magische Wirkung hervor. Insbesondere die Vokale enthalten die okkultesten und gewaltigsten Kräfte. Die Mantras (esoterisch, vielmehr magisch als religiös) werden von den Brahmanen gesungen, und ebenso die Veden und andere Schriften.

Die „Heerschar der Stimme“ ist der Prototyp der „Schar des Logos“ oder des „Wortes“ des Sefer Jezirah, das in der Geheimlehre „die eine Zahl, hervorgegangen aus Nichtzahl“ heißt, das eine ewige Prinzip. Die esoterische Theogonie beginnt mit dem Einen, manifestiert, daher nicht ewig in seiner Gegenwart und seinem Dasein, wenngleich ewig in seiner Essenz; die Zahl der Zahlen und des Gezählten – Letzteres geht aus der Stimme hervor, der weiblichen Vach, Satarupa „der hundert Formen“ oder Natur. Aus dieser Zahl 10 oder der schöpferischen Natur – der Mutter (die okkulte Null oder „Nichts“, welche in Vereinigung mit der Einheit „I“, eins, oder dem Geist des Lebens, immer hervorbringt und multipliziert) – entspringt das gesamte Universum.

In der Anugita (Kap. VI, 15) wird ein Gespräch zwischen einem Brahmana und seiner Frau über den Ursprung der Sprache und ihre okkulten Eigenschaften wiedergegeben.58 Die Frau fragt, wie die Sprache ins Dasein kam, und was von beiden früher war, die Sprache oder der Verstand. Der Brahmana antwortet ihr, dass Apana (der beseelende Atem), sobald er die Kontrolle gewinnt, jeden der Sprache oder des Wortes nicht mächtigen Verstand in den Zustand von Apana verwandelt und ihn dadurch öffnet. Dann erzählt er ihr eine Geschichte, ein Zwiegespräch zwischen Sprache und Verstand. „Beide begaben sich zum Selbst des Seins (d. h. zum individuellen höheren Selbst, wie Nilakantha glaubt, dem Kommentator Arjuna Miśra zufolge aber zu Prajapati) und baten es, ihre Zweifel zu zerstreuen und zu entscheiden, wer von beiden den Vorrang hätte und dem anderen überlegen [SD # 95] sei. Darauf sprach der Herr: ‘Der Verstand steht höher’. Die Sprache aber antwortete dem Selbst des Seins und sagte: ‘Ich gewähre (euch) wahrhaftig eure Wünsche’, womit sie meinte, dass er, was immer er sich wünsche, durch die Sprache erlange. Daraufhin sagte ihr das Selbst, es existierten zweierlei Arten von Verstand, der ‘bewegliche’ und der ‘unbewegliche’. ‘Der unbewegliche ist bei mir’, sprach es, ‘über den beweglichen gebietest du (d. h. die Sprache) auf der materiellen Ebene. Du stehst über ihm. Doch, oh Schöne, weil du selbst gekommen bist, um mit mir zu sprechen (in der Art, wie du es tatest, d. h. stolz), deshalb sollst du, oh Sarasvati, niemals nach einem (tiefen) Ausatmen sprechen.’“ „Die Göttin Sprache“ (Sarasvati, eine spätere Form oder ein späterer Aspekt von Vach, auch die Göttin des geheimen Studierens oder der esoterischen Weisheit) „verweilte tatsächlich immer zwischen Prana und Apana. Oh Edle, sie zog aber mit dem Apana-Wind (der Lebensluft) los und eilte, obwohl sie ohne Prana (mit stillstehendem Atem) in Not war, zu Prajapati (Brahmâ) und sprach: ‘Sei gnädig, oh ehrwürdiger Herr !’ Nun begann Prana wieder zu fließen und nährte die Sprache. Und daher spricht die Sprache niemals nach einem (tiefen oder beseelenden) Ausatmen. Sie ist immer lauthaft oder lautlos. Von diesen beiden steht die lautlose höher als die lauthafte (Sprache). . . . . Die (Sprache), welche vom Körper mithilfe von Prana hervorgebracht wird, dann in Apana übergeht (verwandelt wird), anschließend von Udana (den physischen Organen der Sprache) assimiliert wird . . . verweilt schließlich in Samana (‘beim Nabel, in der Form des Tones als der materiellen Ursache aller Worte’, sagt Arjuna Miśra). So äußerte sich die Sprache früher. Daher ist der Verstand dadurch gekennzeichnet, dass er unbeweglich ist, und die Göttin (Sprache) dadurch, dass sie beweglich ist.“

Diese Allegorie liegt der Wurzel des okkulten Gesetzes zugrunde, welches Stillschweigen über die Kenntnis gewisser geheimer und unsichtbarer Dinge vorschreibt, die nur dem spirituellen Verstehen (dem 6. Sinn) wahrnehmbar sind und die nicht „lauthaft“ oder durch das gesprochene Wort ausgedrückt werden können. Dieses Kapitel der Anugita erklärt – sagt Arjuna Miśra – Pranayama oder die Regulierung des Atems durch Yogaübungen. Diese Methode gehört jedoch vielmehr zum niederen Yoga, solange die beiden höheren Sinne, von welchen insgesamt sieben existieren, wie noch gezeigt werden wird, noch nicht erlangt wurden oder zumindest vollauf verstanden werden. Der sogenannte Hatha wurde und wird noch immer von den Arhats missbilligt. Er ist der Gesundheit schädlich und kann sich allein niemals zum Raja-Yoga entwickeln. Die Geschichte wird zitiert, um zu zeigen, wie untrennbar in der Metaphysik des Altertums mit Verstand begabte Wesen oder vielmehr „Intelligenzen“, ob körperlich oder mental, mit jedem Sinn und [SD # 96] jeder Funktion verbunden sind. Die Behauptung des Okkultismus, im Menschen und in der Natur existierten analog zu den sieben Bewusstseinszuständen auch sieben Sinne, wird später in diesem Werk in Kapitel VII über Pratyahara (die Beherrschung und Regulierung der Sinne, während Pranayama jene der „Lebenswinde“ oder des Atems ist) untermauert werden. Der Brahmana spricht dort „über die Institution der sieben Opferpriester (Hotris)“. Er sagt: „Die Nase und die Augen und die Zunge und die Haut und das Ohr als fünfter (oder Riechen, Sehen, Schmecken, Tasten und Hören), Denken und Verstehen sind die sieben einzeln aufgestellten Opferpriester.“ Obwohl „sie auf sehr engem Raum leben, nehmen sie einander (doch) nicht wahr“ auf dieser Sinnesebene, mit Ausnahme des Denkens. Denn das Denken sagt: „Die Nase riecht nicht ohne mich, das Auge nimmt keine Farbe wahr und so weiter und so weiter. Ich bin das ewige Oberhaupt aller Elemente (d. h. Sinne). Ohne mich leuchten die Sinne niemals: gleich einer leeren Wohnung oder gleich Feuern, deren Flammen erloschen sind. Selbst wenn sich die Sinne darum bemühten, schafft es kein Wesen – halb trockenem, halb nassem Brennstoff gleich – ohne mich, Qualitäten oder Objekte wahrzunehmen.“59

Das bezieht sich natürlich nur auf das Denken auf der sinnlichen Ebene. Das spirituelle Verstehen (der obere Teil oder Aspekt des unpersönlichen Manas) nimmt von den Sinnen im physischen Menschen keine Kenntnis. Wie gut die Alten mit der Wechselbeziehung der Kräfte und all den neuerdings entdeckten Phänomenen der mentalen und körperlichen Fähigkeiten und Funktionen und mit vielen anderen Geheimnissen bekannt waren – kann man beim Lesen der Kapitel VII und VIII dieses (über Philosophie und mystisches Wissen) unschätzbaren Werkes erfahren. Man beachte den Streit der Sinne um ihre jeweilige Überlegenheit und wie sie Brahman, den Herrn aller Geschöpfe, zu ihrem Schiedsrichter nehmen. „Ihr seid alle die Größten und auch wieder nicht“ oder den Dingen überlegen, wie A. Miśra sagt; keiner ist unabhängig von den anderen. „Ihr alle seid von den Eigenschaften der anderen beherrscht. Alle sind in ihren eigenen Sphären die Größten, und alle unterstützen sich gegenseitig. Es gibt einen Unbeweglichen (Lebenswind oder Atem, das sogenannte ‘Einatmen des Yogas’, welcher der Atem des Einen oder höheren Selbstes ist). Dieser ist das (oder mein) eigene(s) Selbst, in zahlreichen (Formen) angesammelt.“

Dieser Atem, diese Stimme, dieses Selbst oder dieser „Wind“ (Pneuma?) ist die Synthese der sieben Sinne, noumenal alle niederen Gottheiten und esoterisch – die Siebenfältigkeit und die „Heerschar der Stimme“.

[SD # 97] (b) Als Nächstes sehen wir kosmische Materie, die sich ausbreitet und zu Elementen formt; im fünften Element zu den mystischen vier gruppiert – Ether, die Auskleidung von Akasha, der Anima Mundi oder Mutter des Kosmos. „Punkte, Linien, Dreiecke, Würfel, Kreise“ und schließlich „Kugeln“ – warum oder wie? Weil es, heißt es im Kommentar, das erste Gesetz der Natur ist und weil die Natur in all ihren Manifestationen universal geometrisch vorgeht. Es gibt ein inhärentes Gesetz – nicht nur in der ursprünglichen, sondern auch in der manifestierten Materie unserer phänomenalen Ebene – demgemäß die Natur ihre geometrischen Formen und später ihre zusammengesetzten Elemente in Wechselbeziehung bringt; und in diesem Gesetz ist kein Platz für Zufall oder Glück. Ein Grundgesetz des Okkultismus besagt, dass Ruhe oder das Aufhören von Bewegung in der Natur nicht existiert.60 Was wie Ruhe aussieht, ist lediglich die Veränderung von einer Form in eine andere; die Veränderung von Substanzen geht mit der Veränderung der Formen einher – wie uns die okkulte Physik lehrt, die auf diese Art die Entdeckung der „Erhaltung der Materie“ um eine beträchtliche Zeit vorweggenommen zu haben scheint. Der alte Kommentar61 zu Stanze IV sagt:

„Die Mutter ist der feurige Fisch des Lebens. Sie verstreut ihren Laich, und der Atem (Bewegung) erwärmt und belebt ihn. Die Körner (des Laichs) werden bald zueinander hingezogen und bilden die Flocken im Ozean (des Raumes). Die größeren Klumpen vereinigen sich und empfangen neuen Laich – in feurigen Punkten, Dreiecken und Würfeln, welche reifen, und zur vorbestimmten Zeit trennen sich einige der Klumpen selbst ab und nehmen kugelförmige Gestalt an – ein Vorgang, den sie nur dann durchführen, wenn sie nicht von den anderen gestört werden. Hierauf tritt Gesetz Nr. * * * in Kraft. Bewegung (der Atem) wird zum Wirbelwind und versetzt sie in Rotation.“62

[SD # 98]

5. . . . . . welche ist:
„Dunkelheit“, das Grenzenlose oder die Nichtzahl, Adi-Nidana Svabhavat: der (für x, Anzahl unbekannt):

I. Adi-Sanat, die Zahl, denn er ist Eins (a).

II. Die Stimme des Wortes, Svabhavat, die Zahlen, denn er ist Eins und Neun.63

III. Das „Formlose Quadrat“ (Arupa) (b).

Und diese drei, eingeschlossen in dem (grenzenlosen Kreis), sind die heiligen Vier; und die Zehn sind das Arupa-Universum (subjektiv, formlos) (c). Dann folgen die „Söhne“, die sieben Kämpfer, der Eine, der ausgelassene Achte und sein Atem, welcher der Erzeuger des Lichts ist (Bhaskara) (d).

(a) Wörtlich übersetzt bedeutet „Adi-Sanat“ den Ersten oder den „ursprünglichen“ Alten, ein Name, der den kabbalistischen „Alten der Tage“ und den „Heiligen Alten“ (Sephira und Adam Kadmon) mit Brahmâ, dem Schöpfer, identifiziert, welcher neben anderen Namen und Titeln auch Sanat hieß.

Svabhavat ist die mystische Essenz, die plastische Wurzel der physischen Natur – „Zahlen“, wenn manifestiert; die Zahl in ihrer Einheit der Substanz auf der höchsten Ebene. Der Name wird von den Buddhisten benutzt und ist ein Synonym für die vierfältige Anima Mundi, die kabbalistische „Archetypische Welt“, aus welcher die „schöpferischen, formenden und [SD # 99] materiellen Welten“ hervorgehen; Fünkchen oder Funken – die in den letzteren drei enthaltenen unterschiedlichen anderen Welten. Alle Welten sind Herrschern oder Regenten unterworfen – Rishis und Pitris bei den Hindus, Engeln bei den Juden und Christen, Göttern bei den Alten im Allgemeinen.

(b) Das bedeutet, dass der „grenzenlose Kreis“ (Null) nur dann zu einer Ziffer oder Zahl wird, wenn eine der neun anderen Ziffern ihm voransteht und so seinen Wert und seine Macht offenbart. Das Wort oder der Logos in Vereinigung mit Stimme und Geist64 (dem Ausdruck und der Quelle des Bewusstseins) steht für die neun Ziffern und bildet so mit der Null die Dekade, die in sich selbst das ganze Universum enthält. Die Triade bildet innerhalb des Kreises die Tetraktys oder die Heilige Vier, das Quadrat innerhalb des Kreises ist die mächtigste aller magischen Flächen.

(c) Der „eine Verstoßene“ ist die Sonne unseres Systems. Die exoterische Version kann in den ältesten Sanskritschriften gefunden werden. Im „Rigveda“ ist es Aditi, „die Grenzenlose“ oder der unendliche Raum, nach der Übersetzung von Max Müller „die sichtbare Unendliche, mit dem bloßen Auge Erkennbare (!!); die unendliche Ausdehnung jenseits der Erde, jenseits der Wolken, jenseits des Himmels“ – gleichbedeutend mit „Mutter-Raum“, gleichaltrig wie „Dunkelheit“. Sie wird sehr zutreffend „die Mutter der Götter“ genannt, Devamatri, da aus ihrer kosmischen Matrix sämtliche Himmelskörper unseres Systems geboren wurden – Sonne und Planeten. Daher wird sie allegorisch auf folgende Weise beschrieben: „Acht Söhne wurden aus dem Körper der Aditi geboren; sie nahte sich den Göttern mit sieben, aber stieß den achten hinweg, Marttanda“, unsere Sonne. Die sieben Aditya genannten Söhne sind kosmisch oder astronomisch die sieben Planeten; und dass die Sonne nicht dazu zählt zeigt klar, dass die Hindus einen siebten Planeten kennen konnten und auch tatsächlich kannten, ihn aber nicht Uranus65 nannten. Esoterisch und theologisch [SD # 100] sind die Adityas, sozusagen in ihrer ursprünglichen, ältesten Bedeutung, jedoch die acht und die zwölf großen Götter des Hindu-Pantheons. „Die Sieben erlauben den Sterblichen, ihre Wohnungen zu sehen, sich selbst aber zeigen sie nur den Arhats“, sagt ein altes Sprichwort. „Ihre Wohnungen“ bedeuten hier die Planeten. Der alte Kommentar gibt eine Allegorie und erklärt es:

„Acht Häuser wurden von der Mutter erbaut. Acht Häuser für ihre acht göttlichen Söhne; vier große und vier kleine. Acht glänzende Sonnen, ihrem Alter und Verdienst entsprechend. Bal-ilu (Marrtanda) war nicht zufrieden, obwohl sein Haus das größte war. Er begann (zu handeln) wie die großen Elefanten es tun. Er atmete (sog ein) die vitale Luft seiner Brüder in seinen Magen ein. Er versuchte, sie zu verschlingen. Die vier größeren waren weit weg, weit außen an der Grenze ihres Königreiches.66 Sie wurden nicht beraubt (betroffen) und lachten. Tu dein Schlechtestes, Herr, du kannst uns nicht erreichen, sagten sie. Die Kleineren jedoch weinten. Sie beklagten sich bei der Mutter. Sie verbannte Bal-ilu in den Mittelpunkt ihres Königreiches, von wo er sich nicht wegbewegen konnte. (Seit damals) beobachtet und droht er (nur). Er verfolgt sie, indem er sich langsam um sich selbst dreht. Sie wenden sich rasch von ihm, und er folgt von ferne der Richtung, in der sich seine Brüder auf dem ihre Häuser umgebenden Pfad bewegen.67 Von diesem Tag an nährt er sich vom Schweiß des Körpers der Mutter. Er füllt sich mit ihrem Atem und ihrem Unrat. Daher verstieß sie ihn.“

Da somit unsere Sonne der „verstoßene Sohn“ ist, beziehen sich die „Sonnen-Söhne“ offenbar, wie oben gezeigt, nicht nur auf unsere Planeten, sondern auch auf die Himmelskörper im Allgemeinen. Surya, selbst nur eine Widerspiegelung der zentralen geistigen Sonne, ist der Prototyp all jener Körper, die sich nach ihm entwickelten. In den Veden heißt er Loka-Chakshus, „das Auge der Welt“ (unserer [SD # 101] Planetenwelt). Und er ist eine der drei Hauptgottheiten. Er wird gleichermaßen der Sohn des Dyaus und der Aditi genannt, weil in Bezug auf die esoterische Bedeutung weder ein Unterschied gemacht noch ein Spielraum zugelassen wird. Daher wird er sowohl als von sieben Pferden gezogen dargestellt als auch mit einem siebenköpfigen Pferd; Ersteres bezieht sich auf seine sieben Planeten, Letzteres auf ihren gemeinsamen Ursprung aus dem einen kosmischen Element. Dieses „Eine Element“ wird figürlich „Feuer“ genannt. Die Veden (auch die „Aitareya-Brahmana“ von Haug, S. 1) lehren, „dass das Feuer wahrhaftig alle Gottheiten ist“ (Narada in der Anugita).

Die Bedeutung der Allegorie ist klar, denn wir haben zu ihrer Erklärung sowohl den Kommentar des Dzyan als auch die moderne Wissenschaft, obwohl die beiden sich in mehr als einer Einzelheit unterscheiden. Die okkulte Lehre lehnt die aus der Nebulartheorie entstandene Hypothese ab, dass die (sieben) großen Planeten aus der Zentralmasse der Sonne hervorgegangen seien, auf jeden Fall entsprangen sie nicht aus unserer sichtbaren Sonne. Die erste Verdichtung kosmischer Materie fand natürlich um einen zentralen Kern statt, um ihre Eltern-Sonne. Unsere Sonne jedoch, so wird gelehrt, trennte sich lediglich während der Kontraktion der rotierenden Masse früher ab als all die anderen. Sie ist daher deren älterer, größerer Bruder und nicht ihr Vater. Die acht Adityas, „die Götter“, sind alle aus der ewigen Substanz (der Kometenmaterie68 – der Mutter) geformt oder aus dem „Weltenstoff“, der zugleich das fünfte und sechste kosmische Prinzip, der Upadhi oder die Grundlage der Universalseele ist, so wie im Menschen, dem Mikrokosmos, Manas69 der Upadhi von Buddhi70 ist.

(d) Es gibt eine ganze Dichtung über die prägenetischen Kämpfe, welche von den heranwachsenden Planeten vor der endgültigen Formung des Kosmos ausgefochten wurden und die die scheinbar gestörten Positionen der Systeme verschiedener Planeten erklären. Beispielsweise sind die Satellitenebenen einiger Planeten (z. B. Neptun und Uranus, von denen die Alten angeblich nichts wussten) gekippt, sodass sich ihre Satelliten scheinbar rückläufig bewegen. Diese Planeten werden die Krieger und die Architekten genannt und von der [SD # 102] römischen Kirche als die Führer der himmlischen Heerscharen angenommen, was auf dieselben Überlieferungen hinweist. Als sie sich aus dem kosmischen Raum entwickelt hatte, zog die Sonne vor der schließlichen Formung der Urplaneten und der Ringbildung des Planeten-Nebels in die Tiefen ihrer Masse so viel kosmische Vitalität ein, wie sie nur konnte, und drohte ihre schwächeren „Brüder“ zu verschlingen, bis das Gesetz der Anziehung und Abstoßung endgültig stabilisiert war, so wird uns gelehrt; danach begann sie sich vom „Abfall und Schweiß der Mutter“ zu nähren; mit anderen Worten von den Teilen des Ethers (des „Atems der Universalseele“), von deren Existenz und Konstitution die Wissenschaft bis jetzt absolut nichts weiß. Sir William Grove stellte eine ähnliche Theorie auf (sieheCorrelation of Physical Forces“, 1843, S. 81 und „Address to the British Association, 1866“). Er theoretisierte, dass die Systeme „sich durch atmosphärische Zuwächse oder Entziehungen oder durch von nebelartigen Substanzen herrührende Zu- und Abnahmen allmählich verändern“ . . . und wiederum, dass „die Sonne auf ihrem Weg durch den Raum gasförmige Materie verdichten könne, wodurch Wärme erzeugt würde“ – die archaische Lehre scheint wissenschaftlich genug zu sein, selbst in diesem Zeitalter.71 W. Mattieu Williams regte den Gedanken an, dass die zerstreute Materie oder der die Wärmestrahlung des Universums empfangende Ether dadurch in die Tiefen der Sonnenmasse gezogen würde. Indem der schon vorher kondensierte und thermisch erschöpfte Ether von dort ausgestoßen wird, wird er verdichtet und gibt seine Wärme ab, um seinerseits wieder in einem verdünnten und abgekühlten Zustand hinausgetrieben zu werden, um dort erneut Wärme zu absorbieren. Seiner Meinung nach wird die Wärme auf diese Art vom Ether aufgenommen und von den Sonnen des Universums wiederum verdichtet und verteilt.72

Das ist so ziemlich eine der größten Annäherungen an die okkulten Lehren, welche die Wissenschaft jemals ersonnen hat; denn der Okkultismus erklärt es mittels des von Marttanda zurückgegebenen „toten Atems“ und damit, dass er sich vom „Schweiß und Abfall“ aus dem „Raum der Mutter“ ernährt. Was Neptun,73 Saturn und Jupiter [SD # 103] nur wenig beeinflussen könnte, hätte so verhältnismäßig kleine „Häuser“ wie Merkur, Venus und Mars vernichtet. Da Uranus vor dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts nicht bekannt war, muss der Name des vierten in der Allegorie erwähnten Planeten für uns vorläufig ein Geheimnis bleiben.

Der „Atem“ aller „sieben“ soll Bhaskara (Licht erschaffend) sein, weil sie (die Planeten) ursprünglich alle Kometen und Sonnen waren. Aus dem ursprünglichem Chaos (jetzt das Noumenon der unauflöslichen Nebelflecke) evolvierten sie durch Ansammlung und Anhäufung der ursprünglichen Differenzierungen der ewigen Materie zu manvantarischem Leben – in der schönen Ausdrucksweise des Kommentars: „So kleideten sich die Söhne des Lichtes in das Gewebe der Dunkelheit.“ Sie werden allegorisch „die himmlischen Schnecken“ genannt, weil ihre (für uns) formlosen Intelligenzen ihre Sternen- und Planetenhäuser ungesehen bewohnen und auf ihrem Umlauf sozusagen wie Schnecken mit sich herumtragen. Die Lehre eines gemeinsamen Ursprungs aller Himmelskörper und Planeten wurde, wie wir sehen, von den archaischen Astronomen noch vor Kepler, Newton, Leibniz, Kant, Herschel und Laplace eingeprägt. Wärme (der Atem), Anziehung und Abstoßung – die drei großen Faktoren der Bewegung – sind die Bedingungen, unter denen sämtliche Mitglieder dieser ursprünglichen Familie geboren werden, sich entwickeln und sterben, um nach einer „Nacht Brahmâs“ wiedergeboren zu werden, während der die ewige Materie periodisch in ihren ursprünglichen, undifferenzierten Zustand zurückfällt. Selbst die verdünntesten Gase können dem modernen Physiker keine Vorstellung von der Natur jener ewigen Materie vermitteln. Zuerst Kraftzentren, differenzieren sich die unsichtbaren Funken der Uratome zu Molekülen und werden zu Sonnen – indem sie allmählich in die Objektivität treten – gasförmig, strahlend, kosmisch. Der eine „Wirbelwind“ (oder die Bewegung) gibt schließlich den Anstoß zur Form und zur Anfangsbewegung, welche von dem niemals ruhenden Atem geregelt und erhalten wird – den Dhyan Chohans.

6. . . . . Dann die zweiten Sieben, welche die Lipika sind, von den Drei (Wort, Stimme und Geist) hervorgebracht. Der ausgestoßene Sohn ist einer, zahllos die „Sonnensöhne“.

Die Lipi-ka, von dem Wort lipi, „schreiben“, bedeuten [SD # 104] wörtlich die „Schreiber“74. Mystisch stehen diese göttlichen Wesen mit Karma, dem Gesetz der Vergeltung in Zusammenhang, denn sie sind die Aufzeichner oder Chronisten, welche den (uns) unsichtbaren Tafeln des Astrallichts, „der großen Bildergalerie der Ewigkeit“, einen getreuen Bericht jeder Handlung und sogar jeden Gedankens des Menschen einprägen, von allem, was im phänomenalen Universum war, ist oder jemals sein wird. Wie es in der „Isis“ heißt, ist diese göttliche und unsichtbare Leinwand das Buch des Lebens. Der ideale Plan des Universums, welcher nach jedem Pralaya den „Baumeistern“ als Vorlage für die Wiedererrichtung des Kosmos dient, wird von den Lipika aus dem passiven universalen Gemüt in die Objektivität projiziert. Deshalb entsprechen sie den sieben Engeln der Gegenwart, welche die Christen in den sieben „Planetengeistern“ oder den „Geistern der Sterne“ erkennen. Somit sind sie die unmittelbaren Aufzeichner der ewigen Ideenbildung – oder, wie Platon sie nennt, der „Göttliche Gedanke“. Die Ewige Aufzeichnung ist kein fantastischer Traum, denn wir begegnen in der Welt der groben Materie denselben Aufzeichnungen. „Ein Schatten fällt niemals auf eine Wand, ohne eine dauernde Spur darauf zurückzulassen, welche durch die Anwendung geeigneter Prozesse sichtbar gemacht werden könnte“, sagt Dr. Draper. . . . „Die Abbilder unserer Freunde oder Landschaften auf der empfindlichen Fläche mögen dem Auge verborgen bleiben, aber sie liegen bereit, unter der Anwendung geeigneter Entwickler sofort zu erscheinen. Ein Gespenst ist auf einer Silber- oder Glasfläche verborgen, bis wir es durch unsere Nekromantie in die Welt des Sichtbaren treten lassen. Wir gehen davon aus, dass die Wände unserer privatesten Gemächer für jedes neugierige Auge unerreichbar bleiben und dass unsere Zurückgezogenheit niemals entweihbar sei – und doch existieren dort die Spuren unserer sämtlichen Handlungen, die Silhouetten von allem, was wir jemals getan haben.“75 Die Doktoren Jevons und Babbage glauben, dass jeder Gedanke, indem er die Partikel des Gehirns verschiebt und sie in Bewegung versetzt, diese überall im Universum verstreut; und sie glauben, dass „jedes einzelne Partikel der existierenden Materie ein Verzeichnis von allem jemals Geschehenen sein muss“ („Principles of Science“, Band II, S. 455). So hat die alte Lehre angefangen, in den Spekulationen der wissenschaftlichen Welt ein Existenzrecht zu erlangen.

Die vierzig in der Region von Amenti als Ankläger der Seele vor Osiris stehenden „Beisitzer“ gehören derselben Klasse von Gottheiten an wie die Lipika und würden als mit ihnen übereinstimmend gelten, würden die ägyptischen Götter [SD # 105] in ihrer esoterischen Bedeutung nicht so schlecht verstanden. Der hinduistische Chitra-Gupta, welcher den Bericht eines jeden Seelenlebens aus seiner Agra-Sandhana genannten Aufzeichnung verliest; ferner die „Assessoren“, die ihren Bericht vom Herzen des Verstorbenen ablesen, was dadurch vor allen zu einem offenen Buch wird, (ob) Yama, Minos, Osiris oder Karma – sie alle sind Kopien und Varianten der Lipika und ihren astralen Aufzeichnungen. Aber dennoch sind die Lipi-ka nicht mit dem Tod in Verbindung stehende Gottheiten, sondern mit dem ewigem Leben.

Da die Lipika mit dem Schicksal eines jeden Menschen und mit der Geburt eines jeden Kindes zusammenhängen, dessen Leben bereits im Astrallicht vorgezeichnet ist – nicht fatalistisch, sondern nur, weil Zukunft wie Vergangenheit immer in der Gegenwart lebendig sind – kann von ihnen auch gesagt werden, dass sie einen Einfluss auf die Wissenschaft der Horoskopie ausüben. Ob wir wollen oder nicht, müssen wir das als Wahrheit anerkennen. Denn, wie einer der modernen Adepten der Astrologie bemerkt: „Nun, da uns die Photographie die chemische Auswirkung des siderischen Systems enthüllt hat, indem sie auf die empfindlich gemachte Platte des Apparates Milliarden von Sternen und Planeten fixiert, die bisher den Entdeckungsbemühungen der stärksten Teleskope trotzten, wird es leichter zu verstehen, wie unser Sonnensystem bei der Geburt eines Kindes dessen Gehirn – bis dato von jeglichem Eindruck unberührt – auf bestimmte Art und entsprechend der Anwesenheit dieser oder jener Konstellation des Zodiaks am Zenit beeinflussen kann.“76

[SD # 106] STANZE V

1. Die Ursprünglichen Sieben, die ersten sieben Atemzüge des Drachens der Weisheit, erschaffen ihrerseits aus ihrem heiligen, rotierendem Atem den Feurigen Wirbelwind (a).

Kommentare

(a) Von allen Stanzen ist diese vielleicht am schwierigsten zu erklären. Ihre Sprache ist nur jenen verständlich, die in der östlichen Allegorie und ihrer absichtlich dunklen Ausdrucksweise vollkommen bewandert sind. Folgende Frage wird sicherlich aufgeworfen werden: „Verstehen die Okkultisten unter all diesen ‘Baumeistern’, ‘Lipika’ und ‘Söhnen des Lichts’ Wesenheiten oder sind das lediglich Sprachbilder?“ Darauf erfolgt ebenso klar die Antwort: „Unter gebührender Berücksichtigung der Sprachbilder für personifizierte Kräfte müssen wir die Existenz solcher Wesenheiten zugestehen, wollten wir nicht die Existenz einer spirituellen innerhalb der physischen Menschheit verwerfen. Denn die Scharen dieser Söhne des Lichts und der ‘aus dem Gemüt geborenen Söhne’ des ersten manifestierten Strahls des unbekannten Alls stellen die Wurzel des geistigen Menschen dar.“ Wenn wir nicht an das unphilosophische Dogma einer für jede menschliche Geburt speziell erschaffenen Seele glauben wollen, die seit der Zeit „Adams“ jeden Tag neu einströmen, müssen wir den okkulten Lehren zustimmen. Das wird an entsprechender Stelle erklärt werden. Wir wollen nun betrachten, was die okkulte Bedeutung dieser Stanze sein kann.

Die Lehre besagt, dass die spirituellen, ursprünglichen Intelligenzen den menschlichen Zustand durchlaufen müssen, um zu einem göttlichen, voll bewussten Gott werden zu können, ja, selbst die höchsten Götter. Und wenn wir menschlich sagen, bezieht sich das nicht nur auf unsere irdische Menschheit, sondern auf die Sterblichen sämtlicher Welten, d. h. auf jene Intelligenzen, die das geeignete Gleichgewicht zwischen Materie und Geist erreicht haben wie wir, seit wir den Mittelpunkt der vierten Wurzelrasse der vierten Runde überschritten haben. Jede Wesenheit muss durch Selbsterfahrung für sich selbst das Recht erwerben, göttlich zu werden. Hegel, der große deutsche Denker, muss diese Wahrheit gekannt oder intuitiv erahnt haben als er sagte, das Unbewusste habe das Universum nur evolviert „in der Hoffnung, klares Selbstbewusstsein zu erlangen“, mit anderen Worten, um Mensch zu werden; das entspricht auch der geheimen Bedeutung der üblichen puranischen Phrase, [SD # 107] dass Brahmâ beständig „von dem Verlangen bewegt wird zu erschaffen“. Das erklärt auch die verborgene kabbalistische Bedeutung des Ausspruchs: „Der Atem wird zum Stein; der Stein zur Pflanze; die Pflanze zum Tier; das Tier zum Menschen; der Mensch zum Geist; und der Geist zum Gott.“ Die aus dem Gemüt geborenen Söhne, die Rishis, die Baumeister etc. waren allesamt einst Menschen – in welcher Form und Gestalt auch immer – in anderen Welten während der vorangegangenen Manvantaras.

Dieser Gegenstand, der so überaus mystisch ist, ist deshalb in all seinen Einzelheiten und Bedeutungen höchst schwierig zu erklären; denn das ganze Mysterium der evolutionären Schöpfung ist darin enthalten. Ein oder zwei der Sätze erinnern lebhaft an Ähnliches in der Kabbala und der Ausdrucksweise des königlichen Psalmisten (CIV), da beide Gott, wenn von ihm gesprochen wird, den Wind zu seinem Boten machen lassen und seine „Diener zu flammendem Feuer“. In der esoterischen Lehre jedoch wird das figürlich gebraucht. Der „feurige Wind“ ist der weißglühende kosmische Staub, welcher dem leitenden Gedanken der „schöpferischen Kräfte“ nur magnetisch folgt, wie die Eisenspäne dem Magneten. Dieser kosmische Staub ist jedoch etwas mehr; denn jedes Atom im Universum trägt das Potenzial des Selbstbewusstseins in sich und ist – gleich den Monaden von Leibniz, ein Universum in sich und für sich selbst. Es ist ein Atom und ein Engel.

In diesem Zusammenhang sollte beachtet werden, dass A. R. Wallace, eine der Leuchten der modernen evolutionistischen Schule, bei der Diskussion der Unzulänglichkeit des Arguments der „natürlichen Selektion“ als einzige Begründung für die Entwicklung des physischen Menschen praktisch den gesamten hier besprochenen Punkt aufführt. Er behauptet, dass die Entwicklung des Menschen von höheren Intelligenzen geleitet und gefördert wurde, deren Vermittlung im Plan der Natur ein notwendiger Faktor sei. Sobald die Tätigkeit dieser Intelligenzen aber in einem Bereich eingeräumt wird, ist es nur eine logische Schlussfolgerung, sie auch auf weitere Bereiche auszudehnen. Eine feste und klare Grenze kann nicht gezogen werden.

2. Sie machen ihn zum Boten ihres Willens (a). Der Dzyu wird Fohat; der Göttlichen Söhne rascher Sohn, dessen Söhne die Lipika sind – vollbringt kreisend seine Besorgungen. Er ist das Ross, und [SD # 108] der Gedanke ist der Reiter (d. h. er steht unter dem Einfluss ihres leitenden Gedankens). Blitzartig durchquert er die feurigen Wolken (die kosmischen Nebel) (b); mit drei und fünf und sieben Schritten durchmisst er die sieben oberen und die sieben unteren Regionen (die zukünftige Welt). Er erhebt seine Stimme, ruft die unzähligen Funken (Atome) und fügt sie zusammen (c).

(a) Das zeigt, dass die „Ursprünglichen Sieben“ Fohat als ihr Vahana (Vehikel oder das manifestierte Subjekt, das zum Symbol der es leitenden Kraft wird) benützen. Infolgedessen wird Fohat der „Bote ihres Willens“ genannt – der feurige Wirbelwind.

„Dzyu wird Fohat“ – der Ausdruck ist selbsterklärend. Dzyu ist die eine wirkliche (magische) Erkenntnis oder okkulte Weisheit; indem sie sich mit ewigen Wahrheiten und ersten Ursachen befasst, wird sie, in der richtigen Weise angewendet, nahezu zur Allmacht. Ihre Antithese ist Dzyu-mi – das, was sich nur mit Illusion und trügerischen Erscheinungen befasst, wie unsere exoterischen modernen Wissenschaften. In diesem Fall steht Dzyu für die gesamte Weisheit der Dhyani-Buddhas.

(b) Da der Leser wahrscheinlich nicht mit den Dhyani-Buddhas vertraut ist, sollte sogleich erwähnt werden, dass den Orientalisten zufolge fünf Dhyanis existieren, die die „himmlischen“ Buddhas sind, deren Manifestationen in der Welt der Form und Materie die menschlichen Buddhas sind. Esoterisch jedoch gibt es sieben Dhyani-Buddhas, von denen sich bisher nur fünf manifestiert haben77 und zwei in der sechsten und siebten Wurzelrasse kommen sollen. Sie sind sozusagen die ewigen Prototypen der auf dieser Erde erscheinenden Buddhas, von welchen ein jeder seinen bestimmten göttlichen Prototyp hat. So ist zum Beispiel Amitabha der Dhyani-Buddha von Gautama Shakyamuni, und er manifestiert sich durch ihn, so oft sich diese große Seele auf der Erde inkarniert, so wie Er es in Tsongkhapa78 tat. Als die Synthese der sieben Dhyani-Buddhas war Avalokitesvara der erste Buddha (der Logos); und so ist Amitabha der innere „Gott“ Gautamas, welcher in China Amita(-Buddha) genannt wird. [SD # 109] Im Verhältnis zu allen irdischen, sterblichen Buddhas, den befreiten Manushi-Buddhas – welche dazu bestimmt sind, die Erde in dieser Runde zu regieren – stellen die sieben Dhyani-Buddhas „deren glorreiche Ebenbilder in der mystischen Welt dar, frei von den erniedrigenden Bedingungen dieses materiellen Lebens“, wie Rhys Davids korrekt feststellt. Sie sind die „Buddhas der Kontemplation“ und alle Aupapaduka (elternlos), d. h. selbstgeboren aus göttlicher Essenz. Die exoterische Lehre besagt, dass jeder Dhyani-Buddha die Fähigkeit hat, aus sich selbst heraus einen gleichermaßen himmlischen Sohn zu erschaffen – einen Dhyani-Bodhisattva, welcher nach dem Dahinscheiden des Manushi-Buddhas (des menschlichen Buddhas) das Werk des Letzteren zu Ende führen muss. Diese Lehre beruht auf folgender Tatsache: In der höchsten Initiation, welche von einem durchgeführt wird, der vom „Geiste des Buddhas“ – (welchem die Orientalisten die Erschaffung der fünf Dhyani-Buddhas zuschreiben!) – überschattet ist, verwandelt sich ein Kandidat praktisch in einen vom hohen Initiator hervorgebrachten Bodhisattva.

(c) Fohat, einer der wichtigsten Charaktere der esoterischen Kosmogonie überhaupt, wenn nicht gar der allerwichtigste, sollte genauestens beschrie­ben werden. Wie in der sich von späterer Mythologie stark unterscheidenden ältesten griechischen Kosmogonie stellt Eros die dritte Person der ursprünglichen Trinität dar: Chaos, Gaia, Eros; das entspricht dem kabbalistischen Ain Soph (denn Chaos ist Raum, χαὶνο, „leer“), dem grenzenlosen All, Shekinah und dem Alten der Tage oder dem Heiligen Geist. So ist Fohat in dem noch unmanifestierten Universum eine Sache und in der phänomenalen und kosmischen Welt eine andere. In Letzterer ist er jene okkulte, elektrische, vitale Kraft, welche den Willen des schöpferischen Logos erfüllend alle Formen vereinigt und zusammenbringt, indem er ihnen den später zum Gesetz werdenden ersten Impuls gibt. In dem unmanifestierten Universum ist Fohat jedoch etwas anderes, vergleichbar mit Eros, der später zum strahlenden, beflügelten Kupido oder zur Liebe wird. Fohat hat bis dahin noch nichts mit Kosmos zu tun, da der Kosmos noch nicht geboren ist und die Götter noch im Schoß von „Vater-Mutter“ schlafen. Er ist eine abstrakte philosophische Idee. Er selbst erzeugt noch nichts; er ist lediglich jene potenzielle schöpferische Kraft, aufgrund deren Aktivität sich das Noumenon aller zukünftigen Phänomene sozusagen teilt, nur um sich dann in einer übersinnlichen, mystischen Handlung wiederzuvereinigen und den schöpferischen Strahl auszusenden. Wenn der „Göttliche Sohn“ hervorbricht, dann wird Fohat die treibende Kraft, die aktive Macht, welche das Eine zu Zwei und Drei werden lässt – auf der kosmischen Ebene der Manifestation. Das dreifache Eine differenziert sich in die Vielen, und dann wird Fohat in jene Kraft verwandelt, welche die elementalen Atome zusammenführt und sich ansammeln und miteinander verbinden lässt. Wir finden ein Echo dieser ursprünglichen Lehre [SD # 110] in der frühen griechischen Mythologie. Erebos und Nyx werden aus dem Chaos geboren und bringen unter der Einwirkung von Eros ihrerseits Aither und Hemera hervor, das Licht der höheren und das Licht der unteren oder irdischen Regionen. Dunkelheit erschafft Licht. Vergleiche damit Brahmâs „Willen“ oder seine Begierde zu erschaffen in den Puranas; und in der phönizischen Kosmogonie des Sanchuniathon die Lehre, dass die Begierde, πόθος, das Prinzip der Schöpfung sei.

Fohat ist eng verwandt mit dem „Einen Leben“. Aus dem unbekannten Einen emaniert die unendliche Totalität, das manifestierte Eine oder die periodische manvantarische Gottheit; das ist das Universalgemüt, welches, von seiner Urquelle getrennt, den Demiurgen oder den schöpferischen Logos der westlichen Kabbalisten und den viergesichtigen Brahmâ der Hindureligion darstellt. Vom Standpunkt des manifestierten Göttlichen Gedankens aus betrachtet, repräsentiert er in den esoterischen Lehren in seiner Gesamtheit die Scharen der höheren schöpferischen Dhyan Chohans. Parallel zur Entwicklung des Universalgemüts manifestiert sich die verborgene Weisheit Adi-Buddhas – des Einen Höchsten und ewigen – als Avalokitesvara (oder manifestierter Iswara), der Osiris der Ägypter, der Ahura-Mazda der Zoroastrier, der Himmlische Mensch der hermetischen Philosophen, der Logos der Platoniker und der Atman der Vedantisten.79 Durch die Aktivität der von diesen zahllosen Zentren geistiger Energie im Kosmos repräsentierten manifestierten Weisheit oder Mahat, wird die Reflexion des Universalgemüts, welches die kosmische Ideenbildung und die eine solche Ideenbildung begleitende intellektuelle Kraft ist, objektiv zum Fohat des buddhistischen esoterischen Philosophen. Fohat wirkt durch die sieben Prinzipien Akashas auf die manifestierte Substanz oder das Eine Element ein, wie oben erklärt, und indem Fohat es in verschiedene Energiezentren differenziert, setzt er das Gesetz der kosmischen Evolution in Bewegung, was der Ideenbildung des Universalgemüts gehorchend im manifestierten Sonnensystem all die verschiedenen Daseinszustände hervorruft.

Das durch diese Kräfte ins Dasein gerufene Sonnensystem ist, wie alles andere innerhalb dieser Zentren, aus sieben Prinzipien aufgebaut. Das ist die Lehre der transhimalayischen Esoterik. Doch hat jede Philosophie ihre eigene Art, diese Prinzipien einzuteilen.

[SD # 111] Auf den unsichtbaren wie auch auf den manifestierten Ebenen ist Fohat also die personifizierte elektrische Lebenskraft, die transzen­den­tale, alle kos­mischen Energien verbindende Einheit. Die Wirkung Fohats gleicht – in einem unermesslichen Maßstab – der willentlich hervorgebrachten lebendigen Energie in jenen Phänomenen, in welchen das scheinbar Subjektive auf das scheinbar Objektive wirkt und es zur Tätigkeit antreibt. Fohat ist nicht nur das lebendige Symbol und das Gefäß jener Kraft, sondern wird von den Okkultisten als Entität betrachtet – die Kräfte, auf die Fohat einwirkt, sind kosmischer, menschlicher und irdischer Natur und üben ihren Einfluss auf all diesen Ebenen entsprechend aus. Auf der irdischen Ebene wird der Einfluss Fohats in der magnetischen und aktiven Kraft spürbar, die vom starken Verlangen des Magnetiseurs hervorgerufen wird. Auf der kosmischen Ebene ist er in der ausführenden, konstruktiven Kraft gegenwärtig, welche bei der Formung der Dinge – vom Planetensystem bis herab zum Glühwürmchen oder schlichten Gänseblümchen – den im Gedächtnis der Natur oder im Göttlichen Gedanken liegenden Plan für die Entwicklung und das Wachstum des besonderen Dinges ausführt. Metaphysisch ist er der objektivierte Gedanke der Götter; auf einer niedrigeren Stufe das „Fleisch gewordene Wort“ und der Bote der kosmischen und menschlichen Ideenbildung: die aktive Kraft im universalen Leben. In seinem sekundären Aspekt ist Fohat die Sonnenenergie, das elektrische, vitale Fluidum80 und das erhaltende [SD # 112] vierte Prinzip, die Tierseele der Natur sozusagen oder – Elektrizität. In Indien ist Fohat mit Vishnu und Surya im früheren Charakter des (ersteren) Gottes verbunden; denn Vishnu zählt im „Rigveda“ nicht zu den hohen Göttern. Der Name Vishnu stammt von der Wurzel vish ab, „durchdringen“, und Fohat heißt der „Durchdringer“ und der Erzeuger, weil er die Atome aus roher Materie formt.81 In den heiligen Texten des „Rigveda“ ist Vishnu auch „eine Manifestation der Sonnenenergie“, und es wird über ihn gesagt, dass er die sieben Regionen des Universums mit drei Schritten durchmisst. Der vedische Gott Vishnu hat somit wenig mit dem Vishnu der späteren Zeiten gemein. Die beiden stimmen also in dieser speziellen Eigenschaft überein, und einer stellt eine Kopie des anderen dar.

Die „drei und sieben“ Schritte beziehen sich nach der esoterischen Lehre sowohl auf die sieben vom Menschen bewohnten Sphären als auch auf die sieben Regionen der Erde. Trotz der häufigen Einwendungen der Möchtegern-Orientalisten wird in den exoterischen Schriften der Hindus deutlich auf die sieben Welten oder Sphären unserer Planetenkette Bezug genommen. Aber wie sonderbar all diese Zahlen mit ähnlichen Zahlen anderer Kosmogonien und mit ihren Symbolen verbunden sind, kann aus Vergleichen und Parallelen ersehen werden, die Gelehrte der alten Religionen anstellten. Die „drei Schritte Vishnus“ durch die „sieben Regionen des Universums“ des „Rigveda“ wurden von den Kommentatoren unterschiedlich erklärt; kosmisch stehen sie danach für „Feuer, Blitz und Sonne“; in anderen Kommentaren werden sie zu den drei Schritten auf der Erde, in der Atmosphäre und im Himmel; auch als die „drei Schritte“ des Zwerges (Vishnus Inkarnation) werden sie interpretiert, derweil sie auch philosophischer – und im astronomischen Sinne sehr korrekt – von Aurnavabha als die verschiedenen Stellungen der Sonne angegeben werden: Sonnenaufgang, Zenit und Sonnenuntergang. Die Esoterische Philosophie allein erklärt sie eindeutig, und der „Zohar“ legte sie sehr philosophisch und verständlich aus. Darin wird gesagt und klar veranschaulicht, dass die Elohim (Elhim) im Anbeginn Echod genannt wurden, „Eins“ oder die „Gottheit ist eins in den Vielen“, eine sehr einfache Vorstellung eines pantheistischen Konzepts (in seinem philosophischen Sinn natürlich). Dann kam der Wechsel: „Jehovah ist Elohim“, womit die Vielheit vereinigt und der erste Schritt zum Monotheismus gemacht wurde. Nun zu der Frage: „Wie kann Jehovah die Elohim sein?“ Die Antwort lautet: „Durch drei Schritte“ von unten. [SD # 113] Die Bedeutung ist klar.82 Sie stehen symbolisch und sinnbildlich, wechselseitig und ergänzend, für Geist, Seele und Körper (Mensch); für den Kreis, der in Geist, die Seele der Welt und ihren Körper (oder Erde) umgewandelt wurde. Ain Soph (das kabbalistische Synonym für Parabrahman, für den Zeroana Akerne der Mazdaisten oder jedes andere „Unerkennbare“) tritt aus dem Kreis der Ewigkeit heraus, die kein Mensch begreift, und wird das „Eine“ – das Echod, das Eka, das Ahu – dann wird er (oder es) durch Evolution zu dem Einen in den Vielen, zu den Dhyani-Buddhas oder den Elohim oder auch zu den Amschaspands umgewandelt, während er mit der Erzeugung des Fleisches oder des „Menschen“ seinen dritten Schritt macht. Und vom Menschen oder Jah-Hova, „männlich-weiblich“, wird die innere Göttliche Wesenheit auf der metaphysischen Ebene noch einmal zu den Elohim.

Die kabbalistische Idee ist identisch mit der Esoterik der archaischen Periode. Diese Esoterik ist das gemeinsame Eigentum aller und gehört weder der arischen fünften Rasse noch irgendeiner ihrer zahlreichen Unterrassen. Sie kann weder von den sogenannten Turaniern in Anspruch genommen werden noch von den Ägyptern, Chinesen, Chaldäern oder von sonst einer der sieben Abteilungen der fünften Wurzelrasse, sondern sie gehört tatsächlich zu den dritten und vierten Wurzelrassen, deren Abkömmlinge wir im Samen der fünften, den frühesten Ariern, finden. Der Kreis war bei allen Nationen das Symbol des Unbekannten – des „grenzenlosen Raumes“, des abstrakten Gewands einer ewig gegenwärtigen Abstraktion – der Unerkennbaren Gottheit. Er repräsentiert grenzenlose Zeit in Ewigkeit. Zeroana Akerne ist auch der „grenzenlose Kreis der unbekannten Zeit“, aus welchem das strahlende Licht hervorströmt – die universale Sonne oder Ormazd83 – und der Letztere [SD # 114] ist identisch mit Kronos in seiner äolischen Form, der eines Kreises. Denn der Kreis ist Sar und Saros oder Zyklus und war der babylonische Gott, dessen kreisförmiger Horizont das sichtbare Symbol des Unsichtbaren war, während die Sonne der eine Kreis war, aus dem die kosmischen Himmelskörper hervorgingen, als deren Führer er angesehen wurde. Zero-ana ist das Chakra oder der Kreis des Vishnu, das mysteriöse Sinnbild, das nach der Definition eines Mystikers „ein Kreisbogen solcher Art ist, dass er, wenn er von einem beliebigen auch noch so kleinen Teil seiner selbst in beliebiger Richtung verlängert wird, sich immer weiter erstreckt und schließlich zu seinem Ursprung zurückkehrt und ein und denselben Bogen bildet – oder das, was wir einen Kreis nennen“. Es könnte keine bessere Definition von dem natürlichen Symbol und der offensichtlichen Natur des Göttlichen geben, das seinen Umkreis überall hat (das Grenzenlose) und daher auch seinen Mittelpunkt; mit anderen Worten, es befindet sich in jedem Punkt des Universums. Die unsichtbare Gottheit ist also auch die Dhyan Chohans oder die Rishis, die Ursprünglichen Sieben und die Neun ohne sowie die Zehn einschließlich ihrer sie vereinigenden Einheit; von welcher Es zum Menschen schreitet. Wenn der Leser zu Kommentar (4) der Stanze IV zurückgeht, wird er nun besser verstehen, warum der kabbalistische Kreis der Elohim, wenn die Buchstaben des Wortes (Alhim oder Elohim) numerisch gelesen werden, die berühmten Ziffern 13514 oder anagrammatisch 31415 offenbart – das astronomische π (Pi) als Zahl geschrieben oder die verborgene Bedeutung der Dhyani-Buddhas, der Geber, der Gewaltigen, der Kabiren und der Elohim, die alle „große Menschen“, „Titanen“, „Himmlische Menschen“ und auf der Erde „die Riesen“ bedeuten, während das transhimalayische Chakra die Inschrift trägt (Dreieck, erste Linie, Würfel, zweite Linie und ein Pentagramm mit einem Punkt in der Mitte, so: ; und einige weitere Variationen).

Die Sieben war in allen Nationen eine heilige Zahl; aber niemand wendete sie physiologisch gesehen in einer materialistischeren Weise an als die Hebräer. Für sie stand die Sieben vorzugsweise für die Fruchtbarkeit und die Neun für das männliche Verursachende, und sie bildeten, wie die Kabbalisten zeigen, den oder otz – „den Baum des Gartens Eden“84, die „doppelte hermaphroditische Rute“ der vierten Rasse. Bei den Hindus und Ariern hingegen wurden diese Zahlen ganz allgemein unterschiedlich gewertet und bezogen sich fast ausschließlich auf rein metaphysische und [SD # 115] astronomische Wahrheiten.85 Ihre Rishis und Götter, ihre Dämonen und Heroen haben historische und ethische Bedeutungen. Und die Arier stützten ihre Religion niemals ausschließlich auf philosophische Symbole, wie es die alten Hebräer taten. Das ist in den exoterischen hinduistischen Schriften zu finden. Dass diese Erzählungen Blenden sind, zeigt sich darin, dass sie sich gegenseitig widersprechen, indem fast in jedem Purana und epischen Gedicht ein anderes Gedankenbild zu finden ist. Esoterisch gelesen ergeben sie jedoch alle dieselbe Bedeutung. So zählt eine Geschichte sieben Welten auf, ohne die niederen Welten zu erwähnen, von welchen ebenfalls sieben existieren. Diese vierzehn oberen und unteren Welten haben [SD # 116] nichts mit der Gliederung der siebenfältigen Kette zu tun, sondern gehören vielmehr den rein ätherischen, unsichtbaren Welten an. Über diese Welten wird an anderer Stelle berichtet werden. Für den Augenblick sollte der Hinweis genügen, dass sie absichtlich als zu dieser Kette gehörend dargestellt werden. „Eine andere Aufzählung nennt die sieben Welten – Erde, Firmament, Himmel, mittlere Region, Ort der Geburt, Wohnung der Gepriesenen und Wohnsitz der Wahrheit. Sie stellt die ‘Söhne Brahmâs in die sechste Abteilung und behauptet, dass die fünfte oder Jana-Loka jene sei, in welcher die in der großen Feuersbrunst zerstörten Tiere wiedergeboren werden.“ (Siehe „Hindu Classical Dictionary“) Einige wirklich esoterische Lehren sind in der „Symbolik“ zu finden. Wer dafür vorbereitet ist, wird die verborgene Bedeutung verstehen.

3. Er ist ihr führender Geist und Leiter. Sein Werk beginnend, trennt er die Funken des Unteren Reiches (die mineralischen Atome), die vor Freude erzitternd in ihren strahlenden Wohnungen (gasartigen Wolken) schweben, und bildet aus ihnen die Keime der Räder. Er ordnet sie in die sechs Richtungen des Raumes an und einen in die Mitte – das zentrale Rad (a).

(a) „Räder“ sind, wie bereits erklärt, die Kraftzentren, um die sich die ursprüngliche kosmische Materie ausbreitet, und, indem sie sämtliche sechs Zustände der Verdichtung durchläuft, sphäroid und schließlich in Globen oder Gestirne umgeformt wird. Eine der fundamentalen Lehren der esoterischen Kosmogonie besagt, dass die während der Ruheperioden „in jedem schlummernden Atom pulsierende und vibrierende“86 (Kommentar über Dzyan) Bewegung in den Kalpas (oder Äonen) des Lebens vom ersten Erwachen des Kosmos zu einem neuen „Tag“ an eine immer stärkere [SD # 117] Neigung zu rotierender Bewegung aufweist. Die „Gottheit wird zum Wirbelwind“. Sie werden auch Rotae genannt – die sich bewegenden Räder der Himmelskörper, welche an der Erschaffung der Welt teilnehmen –, wenn sich deren Bedeutung auf das beseelende Prinzip der Sterne und Planeten bezieht; in der Kabbala werden sie durch die Ophanim repräsentiert, die Engel der Sphären und Sterne, deren belebende Seelen sie sind (siehe „Kabbala Denudata“, „De Anima“, S. 113).

Dieses Gesetz der wirbelförmigen Bewegung der Urmaterie ist eines der ältesten Konzepte der griechischen Philosophie, deren erste historischen Weisen nahezu allesamt in die Mysterien Initiierte waren. Die Griechen hatten es von den Ägyptern übernommen und diese wiederum von den Chaldäern, welche die esoterische Schule der Brahmanen besucht hatten. Leukipp und Demokrit von Abdera – der Schüler der Magier – lehrten, dass diese kreisförmige Bewegung der Atome und Sphären seit ewig existiert.87 Hiketas, Heraklit, Ekphantos, Pythagoras und alle seine Schüler lehrten die Rotation der Erde. Und Aryabhata von Indien, Aristarchos, Seleukos und Archimedes berechneten ihren Umlauf ebenso wissenschaftlich wie die Astronomen von heute; die Theorie der elementaren Wirbelbewegungen war gleichermaßen Anaxagoras bekannt und wurde von ihm 500 Jahre v. Chr. behauptet, etwa 2.000 Jahre bevor sie Galileo, Descartes, Swedenborg und schließlich, mit geringen Modifikationen, Sir W. Thomson (siehe seine „Vortical Atoms“) erneut aufgriffen. Alle derartige Erkenntnis ist, wenn man ihr nur gerecht werden will, ein Echo der archaischen Lehre, ein heute vorgebrachter Erklärungsversuch. Wie die Menschen der letzten paar Jahrhunderte zu denselben Ideen und Schlussfolgerungen gekommen sind, die bereits vor Dutzenden von Jahrtausenden in der Verborgenheit des Allerheiligsten als unumstößliche Wahrheiten [SD # 118] gelehrt wurden, ist eine Frage, die gesondert behandelt werden wird. Einige wurden vom natürlichen Fortschritt der Naturwissenschaft und durch unabhängige Beobachtung dabei geleitet. Trotz ihrer großen Gelehrsamkeit verdankten andere wie Kopernikus, Swedenborg und einige mehr ihre Kenntnis vielmehr intuitiv erfassten als selbst erarbeiteten Ideen, welche üblicherweise im Verlauf eines Studiums entwickelt werden88 (siehe „A Mystery about Buddha“).

Mit den „sechs Richtungen des Raumes“ ist hier das „doppelte Dreieck“ gemeint, die Vereinigung und Verschmelzung von reinem Geist und Materie, von Arupa und Rupa – deren Symbol die Dreiecke sind. Dieses doppelte Dreieck ist ein Zeichen Vishnus. Es ist ebenso das Siegel Salomons und das Sri-Antara der Brahmanen.

4. Fohat zieht Spirallinien, um das Sechste mit dem Siebten zu vereinigen (a) – der Krone; in allen Winkeln stehen Heerscharen der Söhne des Lichts (und) die Lipika – im mittleren Rad. Sie (die Lipika) sagen: „Das ist gut“ (b), die erste Göttliche Welt ist fertig, die erste (ist jetzt), die zweite (Welt), sodann spiegelt sich das „Göttliche Arupa“ (das formlose Universum [SD # 119] des Gedankens) im Chhaya-Loka, dem ersten Gewand des Aupapaduka (c).

(a) Das Ziehen von „Spirallinien“ bezieht sich sowohl auf die Evolution der Prinzipien des Menschen als auch der Natur; eine Evolution, die stufenweise voranschreitet (wie man in Band II im Abschnitt „Der Ursprung der menschlichen Rassen“ sehen wird), ebenso wie auch alles andere in der Natur. Das sechste Prinzip des Menschen (Buddhi, die Göttliche Seele) ist, obwohl es unserer Auffassung nach bloßer Atem ist, im Vergleich zum Göttlichen „Geist“ (Atman), dessen Träger oder Vehikel es ist, immer noch etwas Materielles. In seiner Eigenschaft als Göttliche Liebe (Eros), als elektrische Kraft der Anziehung und Sympathie, wird Fohat allegorisch so dargestellt, dass er versucht, den reinen Geist, den vom Einen Absoluten untrennbaren Strahl, mit der Seele zu vereinen; die beiden bilden im Menschen die Monade und in der Natur das erste Bindeglied zwischen dem ewig Unbedingten und dem Manifestierten. „Die Erste ist jetzt die Zweite“ (Welt) – der Lipika – bezieht sich darauf.

(b) Die in jedem Winkel bereitstehenden „Heerscharen“ sind die Schar der Engelwesen (Dhyan Chohans), dazu bestimmt, jede zugehörige Region vom Anfang bis zum Ende des Manvantaras zu führen und zu überwachen. Sie sind die „mystischen Wächter“ der christlichen Kabbalisten und Alchemisten und beziehen sich sowohl symbolisch als auch kosmogonisch auf das Zahlensystem des Universums. Die Zahlen, mit denen diese himmlischen Wesen in Zusammenhang stehen, sind außerordentlich schwierig zu erklären, da sich jede Zahl auf unterschiedliche Gruppen bestimmter Ideen bezieht, entsprechend der von ihnen repräsentierten besonderen Gruppe von „Engeln“. Das ist der Nodus beim Studium der Symbolik, welchen durch Entwirren zu lösen so viele Gelehrte unfähig waren und es vorzogen, damit zu verfahren wie Alexander mit dem Gordischen Knoten – daraus folgten unmittelbar falsche Vorstellungen und Lehren.

Die „Erste ist die Zweite“, weil die „Erste“ in Wirklichkeit nicht als Erste gezählt oder betrachtet werden kann, denn sie ist der Bereich des Noumenons in seiner Urmanifestation: die Schwelle zur Welt der Wahrheit oder Sat, über welche die aus der einen Wirklichkeit – der Namenlosen Gottheit – direkt ausstrahlende Energie uns erreicht. Hier wiederum kann der unübersetzbare Ausdruck Sat (Sein-heit) leicht zu einer irrtümlichen Vorstellung führen, weil das Manifestierte nicht Sat sein kann, sondern vielmehr etwas Phänomenales ist, etwas nicht Unvergängliches, ja in Wahrheit nicht einmal etwas Immerwährendes. Es ist gleich alt und [SD # 120] koexistent mit dem Einen Leben, „Zweitlos“, aber als Manifestation ist es doch eine Maya – wie das Übrige auch. Diese „Welt der Wahrheit“ kann mit den Worten des Kommentars nur beschrieben werden als „heller Stern, der aus dem Herzen der Ewigkeit herabfiel; der Leitstern der Hoffnung, an dessen sieben Strahlen die sieben Welten des Seins hängen“. Wahrlich, so ist es; denn das sind die sieben Lichter, deren Reflexionen die menschlichen, unsterblichen Monaden darstellen – das Atman oder der ausstrahlende Geist eines jeden Geschöpfs der menschlichen Familie. Zuerst dieses siebenfältige Licht; dann:

(c) Die „Göttliche Welt“ – die zahllosen, an dem ursprünglichen Licht entzündeten Lichter – die Buddhis oder formlosen Göttlichen Seelen der letzten Arupa-Welt (formlos); in der geheimnisvollen Sprache der alten Stanze die „Gesamtsumme“. Im Katechismus wird der Meister veranlasst, den Schüler zu fragen:

„Erhebe dein Haupt, oh Lanu, siehst du am dunklen Mitternachtshimmel über dir eines oder zahllose Lichter brennen?“

„Ich fühle eine Flamme, oh Guru-Deva, ich sehe zahllose ungetrennte Funken in ihr scheinen.“

„Du sprichst wohl. Und nun blicke umher und in dich selbst. Das Licht, das in dir brennt – fühlst du es als irgendwie verschieden von dem Licht, das in deinen Menschenbrüdern scheint?“

„Es ist in keiner Weise verschieden, obwohl der Gefangene von Karma in Ketten gehalten wird, und obwohl seine äußeren Gewänder den Unwissenden ‘deine Seele und meine Seele’ zu sagen verleiten.“

Die fundamentale Einheit der letzten Essenz eines jeden Bestandteils der zusammengesetzten Dinge in der Natur – vom Stern bis zum mineralischen Atom, vom höchsten Dhyan Chohan bis zum kleinsten Infusorium, in der vollsten Bedeutung des Wortes, und einerlei, ob auf spirituelle, intellektuelle oder physische Welten angewendet – dies ist das eine fundamentale Gesetz in der okkulten Wissenschaft. „Die Gottheit ist grenzenlose und unendliche Ausdehnung“, sagt ein okkultes Axiom: daher der Name Brahmâ,89 wie bereits bemerkt. Der Verehrung der Sonne und des Feuers, der ältesten Verehrung der Welt, liegt eine tiefe Philosophie zugrunde. Von allen der Naturwissenschaft bekannten Elementen ist Feuer dasjenige, das sich beständig einer genauen Analyse entzogen hat. Es wird überzeugend behauptet, [SD # 121] dass Luft ein Gemisch der Gase Sauerstoff und Stickstoff ist. Wir betrachten das Universum und die Erde als aus bestimmten chemischen Molekülen zusammengesetzte Materie. Wir sprechen von den ursprünglichen zehn Erden und geben jeder einen griechischen oder lateinischen Namen. Wir sagen, Wasser sei eine chemische Verbindung von Sauerstoff und Wasserstoff. Aber was ist Feuer? Es wird durch die Verbrennung hervorgebracht, wird uns gewichtig geantwortet. Es ist Wärme und Licht und Bewegung, und eine Wechselwirkung von physischen und chemischen Kräften im Allgemeinen. Und diese wissenschaftliche Definition wird philosophisch ergänzt durch die in Websters Dictionary“ zu findende theologische Definition, welche das Feuer als „das Werkzeug der Bestrafung oder der Bestrafung der Reuelosen in einem anderen Zustand“ erklärt – einem „Zustand“, nebenbei bemerkt, der als spiritueller angenommen wird; aber leider scheint die Gegenwart des Feuers einen überzeugenden Beweis für seine materielle Natur darzustellen. Und doch, sagt Professor Bain, kann man sich leicht täuschen, wenn man Phänomene aufgrund ihrer Alltäglichkeit für zu einfach hält („Logic“, Teil II): „Allgemein bekannte Tatsachen scheinen selbst keiner Erklärung zu bedürfen und alles zu erklären, was auch immer mit ihnen verglichen werden kann. So hält man das Kochen und Verdampfen einer Flüssigkeit für ein sehr einfaches, keinerlei Erklärung bedürfendes Phänomen, das zugleich für seltenere Phänomene befriedigende Erklärungen liefert. Dass Wasser trocknet, ist für den ungeschulten Verstand vollkommen verständlich; wobei dem mit der Naturwissenschaft vertrauten Menschen der flüssige Zustand anomal und unerklärbar ist. Mit einer Flamme ein Feuer zu entzünden ist wissenschaftlich gesehen ein großes Problem, aber nur wenige Menschen denken so.“ (S. 125)

Was sagt die esoterische Lehre in Bezug auf das Feuer? „Feuer“, sagt sie, „ist im Himmel wie auf der Erde die vollkommenste und reinste Reflexion der Einen Flamme. Es ist Leben und Tod, der Ursprung und das Ende jeglichen materiellen Dings. Es ist Göttliche ‘Substanz’.“ Somit zeigen nicht nur die Feueranbeter, die Parsen, sondern sogar die wandernden wilden Stämme Amerikas, die sich „aus dem Feuer geboren“ nennen, mehr Wissenschaft in ihrem Glauben und mehr Wahrheit in ihrem Aberglauben als sämtliche Spekulationen der modernen Physik und Gelehrsamkeit. Der Christ, der sagt, „Gott ist ein lebendiges Feuer“ und zu Pfingsten von „feurigen Zungen“ und vom „brennenden Dornbusch“ des Moses spricht, ist ebenso sehr ein Feueranbeter wie jeder anderer „Heide“ auch. Unter allen Mystikern und Kabbalisten definierten die Rosenkreuzer das Feuer auf die richtige und korrekteste Art. Nimm eine billige Lampe, achte nur darauf, dass sie ausreichend mit Öl befüllt ist, und du bist imstande, an ihrer Flamme die Lampen, Kerzen [SD # 122] und Feuer der ganzen Welt zu entzünden, ohne die Flamme zu verringern. Wenn die Gottheit, das grundlegende Eine, ewige und unendliche Substanz ist („der Herr, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer“) und niemals aufgezehrt wird, dann scheint es nicht vernünftig zu sein, die okkulte Lehre für unphilosophisch zu halten, wenn sie behauptet: „So wurden die Arupa- und Rupa-Welten geformt: sieben Lichter aus einem Licht; aus jedem der sieben siebenmal sieben“ etc. etc.

5. Fohat schreitet fünf Schritte voran (nachdem er bereits die ersten drei gemacht hat) (a) und erbaut in jeder Ecke des Quadrats ein beflügeltes Rad für die vier Heiligen . . . . . und ihre Heerscharen (b).

(a) Wie bereits erläutert (siehe Kommentar zu Stanze IV) beziehen sich die „Schritte“ sowohl auf die kosmischen als auch auf die menschlichen Prinzipien – Letztere bestehen nach der exoterischen Einteilung aus drei (Geist, Seele und Körper) und nach der esoterischen Zählung aus sieben Prinzipien – drei Strahlen aus der Essenz und vier Aspekte.90 Wer Sinnetts „Esoteric Buddhism“ studiert hat, kann die Nomenklatur leicht erfassen. Es gibt zwei esoterische Schulen jenseits der Himalayas – oder vielmehr eine zweigeteilte Schule –, eine für die inneren Lanus, die andere für die äußeren oder Halblaien-Chelas. Die erste lehrt eine siebenfältige, die andere eine sechsfältige Einteilung menschlicher Prinzipien.

Von einem kosmischen Gesichtspunkt aus beziehen sich die „fünf Schritte“ Fohats hier auf die fünf oberen Ebenen des Bewusstseins und Seins, wobei die sechste und siebte (abwärts gezählt) die astrale und die irdische oder die beiden niederen Ebenen sind.

(b) „In jeder Ecke des Quadrats ein beflügeltes Rad für die vier Heiligen und ihre Heerscharen“ . . . . . Das sind die „vier Maharajas“ oder großen Könige der Dhyan Chohans, die Devas, von denen jeder einer der vier Himmelsrichtungen vorsteht. Sie sind die Regenten oder Engel, die über die kosmischen Kräfte von Nord, Süd, [SD # 123] Ost und West herrschen, Kräfte, von welchen jede eine bestimmte okkulte Eigenschaft besitzt. Diese Wesen haben auch einen Bezug zu Karma, da Karma für die Ausführung seiner Beschlüsse sowohl physische als auch materielle Werkzeuge benötigt, wie zum Beispiel die vier Arten des Windes, offenkundig von der Wissenschaft eingeräumt, welche ihre entsprechenden üblen und wohltuenden Einflüsse auf die Gesundheit der Menschheit und jedes Lebewesen ausüben. In der römisch-katholischen Lehre existiert eine okkulte Philosophie, welche die Katastrophen der Menschheit wie Krankheitsepidemien und Kriege und so fort auf die unsichtbaren „Sendboten“ des Nordens und Westens zurückführt. „Die Herrlichkeit Gottes kommt aus dem Osten“, sagt Hesekiel; wobei Jeremias, Jesaja und der Psalmist ihren Lesern versichern, dass alles Übel unter der Sonne vom Norden und Westen kommt – was, auf die jüdische Nation angewendet, wie eine nicht zu leugnende Prophezeiung für sie selbst klingt. Und das trifft auch auf die Erklärung des Hl. Ambrosius zu („Über Amos“, Kap. IV), dass wir genau aus diesem Grund „den Nordwind verfluchen und dass wir uns zu Beginn der Taufzeremonie nach Westen (siderisch) wenden, um jenem, welcher ihr bewohnt, umso besser abschwören zu können, wonach wir uns dann gegen Osten wenden“.

Der Glaube an die „vier Maharajas“ – die Regenten der vier Himmelsrichtungen – war universal und wird heute auch von den Christen91 geteilt, die sie bei der Aufzählung nach dem Hl. Augustinus „engelhafte Tugenden“ und „Geister“ nennen; die Heiden nennen sie „Teufel“. Doch worin besteht in dieser Angelegenheit der Unterschied zwischen Heiden und Christen? Laut Platon erklärte Aristoteles, dass der Ausdruck στοιχεῖα lediglich in der Bedeutung unkörperlicher Prinzipien verstanden wurde, welche in jede der vier großen Abteilungen unserer kosmischen Welt eingesetzt wurden, um sie zu überwachen. So verehren und beten sie nicht mehr als die Christen die Elemente und die (imaginären) Himmelsrichtungen an, sondern die „Götter“, die diese jeweils beherrschten. Für die Kirche existieren zwei Arten siderischer Wesen, die [SD # 124] Engel und die Teufel. Für den Kabbalisten und Okkultisten existiert dahingegen lediglich eine Art; und keiner von ihnen macht irgendeinen Unterschied zwischen den „Rektoren des Lichts“ und den Kosmokratoren oder „Rectores tenebrarum harum“, welche sich die römische Kirche vorstellt und in einem „Rektor des Lichts“ entdeckt, sobald er mit einem anderen Namen als dem von ihr verwendeten bezeichnet wird. Es ist nicht der „Rektor“ oder „Maharaja“, der bestraft oder belohnt, mit oder ohne „Gottes“ Erlaubnis und Auftrag, sondern der Mensch selbst – seine Taten oder Karma, die individuell und kollektiv (wie manchmal im Falle von ganzen Nationen) alle Arten von Übel und Katastrophen anziehen. Wir schaffen Ursachen, und diese erwecken in der siderischen Welt die entsprechenden Kräfte; die Verursacher dieser Kräfte ziehen die Kräfte magnetisch und unwiderstehlich an, und so wirken sie auf sie zurück, ohne Rücksicht darauf, ob einer der Übeltäter selbst ist oder ob er sie sich lediglich ausgedacht und ausgebrütet hat. Gedanke ist Materie,92 lehrt uns die moderne Wissenschaft, und „jedes Teilchen der vorhandenen Materie muss ein Verzeichnis alles Geschehenen sein“, wie die Herren Jevons und Babbage den Profanen in ihren „Principles of Science“ erzählen. Die moderne Wissenschaft wird „mit jedem Tag tiefer in den Malstrom des Okkultismus gezogen, zweifelsohne unbewusst, aber doch sehr spürbar. Die beiden Haupttheorien der Wissenschaft – die Beziehungen zwischen Geist und Materie betreffend – sind Monismus und Materialismus. Mit Ausnahme der quasi-okkulten Anschauungen der deutschen pantheistischen Schulen decken diese beiden das gesamte Feld negativer Psychologie ab.93

[SD # 125] Laut Clemens von Alexandria trennte in den ägyptischen Tempeln ein riesiger Vorhang den Tabernakel vom Platz für die Gemeinde ab. Bei den Juden war es genauso. Bei beiden wurde der Vorhang über fünf Säulen (das Pentagramm) gespannt, die esoterisch unsere fünf Sinne und die fünf Wurzelrassen symbolisierten, während die vier Farben des Vorhangs die vier Himmelsrichtungen und die vier irdischen Elemente darstellten. Das Ganze war ein allegorisches Symbol. Durch die vier hohen Regenten der vier Richtungen und Elemente können unsere fünf Sinne von den verborgenen Wahrheiten der Natur Kenntnis erlangen; und es ist durchaus nicht so wie Clemens es darstellen möchte, dass es die Elemente per se waren, die die Heiden mit göttlichem Wissen oder dem Wissen Gottes ausstatteten.94 Während das ägyptische Emblem spirituell war, war das jüdische rein materialistisch und verehrte in der Tat nur die blinden Elemente und die imaginären „Himmelsrichtungen“. Denn was war die Bedeutung des viereckigen Tabernakels, den Moses in der Wildnis errichtete, hätte er nicht dieselbe kosmische Bedeutung gehabt? „Du sollst einen Vorhang machen . . . von Blau, Purpur und Scharlach“ und „fünf Säulen von Akazienholz für den Vorhang . . . vier bronzene Ringe in den vier Ecken . . . Bretter von feinem Holz für die vier Seiten, Nord, Süd, West und Ost . . . des Tabernakels . . . mit geschickt gefertigten Cherubim“ (Exodus, Kapitel 26 und 27). Der Tabernakel und der quadratische Hof, die Cherubim und alles Übrige entsprachen exakt jenen in den ägyptischen Tempeln. Die quadratische Form des Tabernakels bedeutete genau dasselbe, was sie bis zum heutigen Tage in der exoterischen Verehrung der Chinesen und Tibetaner bedeutet – die vier Himmelsrichtungen, die dasselbe bedeuten wie die vier Seiten der Pyramiden, Obelisken und anderer solcher quadratischer Bauwerke. Josephus bemüht sich, das Ganze zu erklären. Er bemerkt, dass die Säulen des Tabernakels dieselben waren wie jene, [SD # 126] die in Tyrus für die vier Elemente errichtet wurden, auf Sockeln ruhend, deren vier Ecken in die vier Himmelsrichtungen zeigten; und er fügt hinzu, dass „sich auf den Ecken der Sockel gleichermaßen die vier Zeichen des Tierkreises befanden“, welche dieselbe Orientierung repräsentierten (Antiquities I“, VIII, Kap. XXII).

Die Idee kann in den zoroastrischen Höhlen gefunden werden, in den in Felsen gehauenen Tempeln Indiens, wie auch in allen bis heute erhaltenen quadratischen heiligen Gebäuden des Altertums. Das wird eindeutig von Layard nachgewiesen, der die vier Himmelsrichtungen und die vier Urelemente in der Religion eines jeden Landes in Gestalt quadratischer Obelisken, der vier Seiten der Pyramiden etc. etc. wiederfindet. Die vier Maharajas waren die Regenten und Leiter dieser Elemente und ihrer Himmelsrichtungen.

Will der Schüler mehr über sie wissen, braucht er lediglich die Vision Hesekiel (Kap. 1) mit dem, was vom chinesischen Buddhismus (selbst in der exoterischen Darstellung) bekannt ist, zu vergleichen und die äußere Gestalt dieser „großen Könige“ zu untersuchen. Nach Meinung von Rev. Joseph Edkins sind sie „die Devas, von denen jeder einem der vier Kontinente vorsteht, in welche die Hindus die Welt einteilen“.95 Jeder führt eine Heerschar spiritueller Wesen an, um die Menschheit und den Buddhismus zu schützen. Abgesehen von der Bevorzugung des Buddhismus, sind die vier himmlischen Wesen genau das. Sie sind die Beschützer der Menschheit und auch Karmas Agenten auf der Erde, während die Lipika mit der Zukunft der Menschheit zu tun haben. In der Vision Hesekiels sind sie zugleich die vier lebendigen Geschöpfe, „die nach dem Ebenbilde des Menschen gestaltet sind“ und die von den Übersetzern der Bibel „Cherubim“, „Seraphim“ und so weiter genannt werden. Von den Okkultisten werden sie „geflügelte Kugeln“, „feurige Räder“ und im Hindu-Pantheon mit einer Anzahl verschiedener Namen bezeichnet. All diese Gandharvas, die „süßen Sänger“, die Asuras, Kinnaras und Nagas, sind allegorische Beschreibungen der „vier Maharajas“. Die Seraphim sind die feurigen Schlangen des Himmels, und wir finden sie an einer Stelle, an welcher der Berg Meru als „das erhabene Massiv der Herrlichkeit, der verehrungswürdige Lieblingsplatz der Götter und himmlischen Chorsänger . . . . beschrieben wird, unerreichbar für sündige Menschen . . . . da von Schlangen bewacht“. Sie heißen die Rächer und die „geflügelten Räder“.

Nachdem ihre Mission und ihr Charakter erklärt sind, wollen wir sehen, was die [SD # 127] Ausleger der christlichen Bibel über die Cherubim sagen: „Das Wort bedeutet im Hebräischen die Fülle des Wissens; diese Engel heißen so wegen ihres ausgezeichneten Wissens und wurden daher zur Bestrafung von Menschen gebraucht, die göttliches Wissen vortäuschten“ (nach der Interpretation von Cruden in seiner Konkordanz, nach Gen 3,24). Sehr gut; und so vage die Information auch ist, zeigt sie doch, dass der Cherub, der nach dem „Fall“ an das Tor des Gartens von Eden gestellt wurde, den ehrwürdigen Interpreten die Idee einer Bestrafung in Zusammenhang mit verbotener Wissenschaft oder göttlichem Wissen nahelegte – was gewöhnlich zu einem anderen „Fall“ führt, nämlich nach der Einschätzung des Menschen zum Fall der „Götter“ oder „Gottes“. Da der gute alte Cruden jedoch nichts von Karma wusste, sei ihm verziehen. Die Allegorie jedoch ist bedeutsam. Von Meru, dem Wohnsitz der Götter, ist die Entfernung nach Eden sehr gering, und von den Schlangen der Hindus zu den ophitischen Cherubim, deren dritter von insgesamt sieben der Drache war, ist der Abstand noch geringer, denn beide bewachten den Eingang zum Reich des geheimen Wissens. Aber Hesekiel beschreibt die vier kosmischen Engel klar und deutlich: „Ich sah: Und siehe, ein Sturmwind kam, eine große Wolke und ein Feuer, sich ineinander schlingend . . . und aus seiner Mitte hervor erschien die Gestalt von vier lebendigen Wesen . . . sie hatten die Gestalt eines Menschen. Und jedes hatte vier Angesichter und vier Flügel . . . eines Menschen Angesicht und eines Löwen Angesicht, eines Stiers Angesicht und eines Adlers Angesicht . . . („Mensch“ stand hier als Ersatz für „Drachen“. VergleicheOphite Spirits“)96 . . . Und ich sah die lebendigen Wesen, und siehe, da war ein Rad auf der Erde mit seinen vier Angesichten . . . wie ein Rad inmitten eines Rades . . . denn der Geist des lebendigen Wesens war in den Rädern . . . ihr Aussehen war wie brennende Feuerkohlen . . . “ und so weiter (Hesekiel, Kap. 1).

Es gibt jeweils drei Hauptgruppen von Baumeistern, Planetengeistern und Lipika; und jede Gruppe teilt sich wieder in sieben Untergruppen. Selbst in einem so umfangreichen Werk wie diesem ist es unmöglich, auf eine genaue Untersuchung auch nur der drei Hauptgruppen einzugehen, da das einen weiteren Band erfordern würde. Die „Baumeister“ sind die Repräsentanten der ersten „aus dem Gemüt geborenen“ Wesenheiten, daher der ursprünglichen Rishi-Prajapatis; auch der sieben großen Götter Ägyptens, deren Haupt Osiris ist; der sieben Amschaspands der Zoroastrier, mit [SD # 128] Ormazd an ihrer Spitze; oder der „sieben Geister des Angesichts“; der sieben Sephiroth, von der ersten Triade getrennt etc. etc.97

Sie erbauen oder vielmehr wiedererrichten alle „Systeme“ am Ende der „Nacht“. Die zweite Gruppe der Baumeister stellt ausschließlich den Architekten unserer Planetenkette dar; und die dritte, den Vorfahren unserer Menschheit – den makrokosmischen Prototyp des Mikrokosmos.

Die Planetengeister sind die beseelenden Geister der Sterne im Allgemeinen und der Planeten im Besonderen. Sie regeln die Schicksale der Menschen, die alle unter der einen oder anderen ihrer Konstellationen geboren sind. Die zu anderen Systemen gehörenden zweiten und dritten Gruppen haben dieselben Funktionen; und alle herrschen über verschiedene Bereiche in der Natur. Im exoterischen Hindu-Pantheon sind sie die Schutzgottheiten, welche den acht Richtungen des Kompasses vorstehen – den vier Haupthimmelsrichtungen und den vier dazwischen liegenden Himmelsrichtungen. Sie werden Lokapalas genannt, „Stützen oder Hüter der Welt“ (in unserem sichtbaren Kosmos), von denen Indra (Ost), Yama (Süd), Varuna (West) und Kuvera (Nord) die Wichtigsten sind; ihre Elefanten und ihre Gattinnen gehören natürlich dem Reich der Fantasie an und sind spätere Einfälle, obwohl sie alle eine okkulte Bedeutung haben.

Die Lipika (deren Beschreibung im Kommentar 6 zu Stanze IV gegeben wurde) sind die Geister des Universums, während die Baumeister nur unsere eigenen planetarischen Gottheiten darstellen. Die Ersteren gehören dem okkultesten Teil der Kosmogenesis an, der hier nicht gegeben werden kann. Ob die Adepten (selbst die höchsten) diese Rangordnung der Engel vollständig in ihrer dreifachen Abstufung kennen oder lediglich die unterste, welche mit den Aufzeichnungen unserer Welt zusammenhängt, ist die Schreiberin nicht vorbereitet zu sagen, doch möchte sie sich eher der letzteren Ansicht zuneigen. Über ihren höchsten Grad wird lediglich eines gelehrt: Die Lipika stehen in Verbindung mit Karma – sie sind die direkten Aufzeichner desselben.98

[SD # 129]

6. Die Lipika umschreiben das Dreieck, das Erste (die vertikale Linie oder die Ziffer I), den Würfel, den Zweiten und das Pentagramm in dem Ei (Kreis) (a). Es ist der Ring, der „Überschreite-mich-nicht“ genannt wird für jene, die ab- und aufsteigen, (ebenso für jene) die während des Kalpa dem grossen Tag „Sei-mit-uns“ entgegen schreiten (b). So wurden das Arupa und das Rupa (die formlose Welt und die Welt der Formen) gebildet: sieben Lichter aus einem; von jedem der sieben siebenmal sieben Lichter. Die „Räder“ hüten den Ring.

Die Stanze geht weiter mit einer minuziösen Klassifizierung der Ordnung der Hierarchie der Engel. Aus der Gruppe der Vier und Sieben emaniert die „gemütgeborene“ Gruppe der Zehn, der Zwölf, der Einundzwanzig und so weiter; sie alle sind wieder in Untergruppen von sieben, neun und zwölf und so weiter geteilt, bis sich der Verstand in der endlosen Aufzählung von himmlischen Scharen und Wesen verliert, von denen jedes während der Existenz des sichtbaren Kosmos bei der Leitung seine bestimmte Aufgabe hat.

(a) Die esoterische Bedeutung des ersten Satzes der Stanze ist die, dass die sogenannten Lipika, die Schreiber des karmischen Hauptbuchs, eine unpassierbare Schranke zwischen dem persönlichen Ego und dem unpersönlichen Selbst, dem Noumenon und der Elter-Quelle des Ersteren, errichten. Daher die Allegorie. Sie umschreibt die manifestierte, materielle Welt innerhalb des Rings „Überschreite-mich-nicht“. Diese Welt ist das Symbol (objektiv) des Einen, das auf den Ebenen der Illusion in die Vielen geteilt ist, von Adi (dem „Ersten“) oder Eka (dem „Einen“); und dieses Eine ist das kollektive Aggregat oder die Gesamtheit der Hauptschöpfer oder Architekten dieses sichtbaren Universums. Im hebräischen Okkultismus ist ihr Name sowohl Achath, feminin, „Eine“, als auch Achod, maskulin, „Einer“. Die Monotheisten nutzten (und tun das immer noch) die tiefgründige Esoterik der Kabbala, indem sie den Namen, unter welchem die eine höchste Essenz in ihrer Manifestation bekannt ist, die Sephiroth-Elohim, anwenden und sie Jehovah nennen. Aber das ist [SD # 130] die reine Willkür und widerspricht aller Vernunft und Logik, da das Wort Elohim ein Nomen pluralis ist, identisch mit dem Plural Chiim, oft mit den Elohim99 verbunden. Obendrein gibt es in der okkulten Metaphysik genau gesagt zwei „Eine“ – das Eine der unerreichbaren Ebene der Absolutheit und Unendlichkeit, über welche keinerlei Spekulation möglich ist, und das zweite „Eine“ auf der Ebene der Emanationen. Ersteres kann weder emanieren noch geteilt werden, da es ewig, absolut und unveränderlich ist. Das zweite, sozusagen die Reflexion des ersten Einen (denn das ist der Logos oder Iswara im illusiven Universum), kann all das Vorgenannte.100 Die obere sephirothische Triade emaniert die niederen sieben Sephiroth aus sich selbst heraus, und genauso strömen aus dem vorgenannten zweiten „Einen“ die sieben Strahlen oder Dhyan Chohans hervor; mit anderen Worten: Das Homogene wird zum Heterogenen, das „Protyl“ differenziert sich in die Elemente. Aber diese können niemals – es sei denn, sie kehren in ihr Urelement zurück – den Laya- oder Nullpunkt überschreiten.

Daher die Allegorie. Die Lipika scheiden die Welt (oder die Ebene) des reinen Geistes von jener der Materie ab. Jene, die „ab- und aufsteigen“ – die sich inkarnierenden Monaden und die nach Reinigung und „Aufstieg“ strebenden Menschen, die das Ziel jedoch noch nicht ganz erreicht haben, können den „Ring Überschreite-mich-nicht“ nur am Tag „Sei-mit-uns“ überwinden. An jenem Tag, an dem der Mensch sich von den Banden der Unwissenheit befreit und die [SD # 131] Nichtgetrenntheit des Egos in seiner Persönlichkeit – die er fälschlich für seine eigene hielt – vom universalen Ego (Anima Supra-Mundi) vollständig erkennt, geht er dabei in diese Eine Essenz ein, nicht nur um eins zu werden „mit uns“ (die manifestierten universalen Leben, die „einLeben sind), sondern mit diesem eigentlichen Leben selbst.

Astronomisch zeigt der von den Lipika um das Dreieck gezeichnete „Ring Überschreite-mich-nicht“, die erste Eins, der Würfel, die zweite Eins und das Fünfeck, um diese Flächen einzufassen, somit erneut, dass er das Symbol 31415 in sich birgt oder den in mathematischen Tafeln ständig gebrauchten Koeffizienten (den Wert π, Pi), wobei die geometrischen Flächen hier für die numerischen Ziffern stehen. Nach den allgemeinen philosophischen Lehren befindet sich dieser Ring jenseits der Regionen der sogenannten Nebel der Astronomen. Diese Vorstellung ist jedoch ebenso falsch wie die in den puranischen und anderen exoterischen Schriften über die 1.008 Welten der Devaloka-Ebenen und der Firmamente gegebenen Topografien und Beschreibungen. Es gibt natürlich Welten, nach den esoterischen wie nach den profanen wissenschaftlichen Lehren, in so unberechenbaren Entfernungen, dass das Licht der nächsten von ihnen, das soeben unsere modernen Chaldäer erreicht hat, seinen Himmelskörper lange vor dem Tag verlassen hatte, an dem die Worte „Es werde Licht“ ausgesprochen wurden; dabei handelt es sich aber nicht um Welten der Devaloka-Ebene, sondern um Welten in unserem Kosmos.

Der Chemiker geht bis zum Laya- oder Nullpunkt der materiellen Ebene, mit der er sich beschäftigt, und bleibt dort stehen. Der Physiker oder der Astronom rechnet mit Milliarden von Meilen jenseits der Nebel und bleibt dann ebenfalls stehen; der halbinitiierte Okkultist stellt sich vor, dass dieser Layapunkt auf irgendeiner Ebene liegt, die dem menschlichen Intellekt noch fassbar ist, wenn auch nicht auf der physischen Ebene. Der voll Initiierte weiß jedoch, dass der Ring „Überschreite-mich-nicht“ weder eine Lokalität ist noch nach der Entfernung gemessen werden kann, sondern dass er in der Absolutheit der Unendlichkeit existiert. In dieser „Unendlichkeit“ des voll Initiierten gibt es weder Höhe noch Breite oder Tiefe, sondern alles ist unergründliche Tiefsinnigkeit, die hinabreicht vom Physischen bis zum „Para-Para-Metaphysischen“. Mit dem Wort „hinab“ ist essenzielle Tiefe gemeint – „nirgends und überall“ – und nicht die Tiefe physischer Materie.

Wenn man die exoterischen und grob anthropomorphen Allegorien volkstümlicher Religionen sorgfältig durchforscht, kann man selbst in diesen die Lehre, welche in dem von den Lipika bewachten Ring „Überschreite-mich-nicht“ verkörpert ist, vage wahrnehmen. So findet man ihn selbst in den Lehren [SD # 132] der vedantistischen Sekte der Visishtadvaita, der am hartnäckigsten anthropomorphen in ganz Indien. Dort lesen wir über die erlöste Seele:

Nachdem sie Moksha (einen Zustand der Wonne mit der Bedeutung „Erlösung von Bandha“ oder Gebundensein) erreicht hat, genießt sie die Wonne an einem Ort namens Paramapadha, welcher nicht materieller Natur ist, sondern aus Shuddha-Sattva gebildet ist (der Essenz, die den Körper Iswaras bildet, „des Herrn“). Dort sind die Muktas oder Jivatmans (Monaden), welche Moksha erlangt haben, niemals wieder den Qualitäten der Materie oder Karma unterworfen. „Aber wenn sie wählen, Gutes auf der Welt zu bewirken, können sie auf der Erde inkarnieren.101 Der Weg von dieser Welt zum Paramapadha oder den immateriellen Welten heißt Devayana. Wenn ein Mensch Moksha erlangt hat und der Körper stirbt:

„Der Jiva (die Seele) geht mit Sukshma-Sarira102 vom Herzen des Körpers zum Brahmarandhra am Scheitel des Hauptes, indem er Sushumna durchläuft, einen Nerv, welcher das Herz mit dem Brahmarandhra verbindet. Der Jiva durchbricht den Brahmarandhra und geht zur Region der Sonne (Suryamandala) durch die Sonnenstrahlen. Dann geht er, durch einen dunklen Fleck in der Sonne, zum Paramapadha. Der Jiva wird auf seinem Weg durch die höchste durch Yoga erlangte Weisheit geleitet.103 Der Jiva schreitet weiter zu Paramapadha mithilfe der Athivahikas (Überbringer), bekannt unter dem Namen Archi-Ahas . . . Aditya, Prajapati etc. Die hier erwähnten Archis sind gewisse reine Seelen etc. etc.“ (Visishtadvaita Catechism von Pandit Bhashyacharya, MTG).

Kein Geist mit Ausnahme der „Aufzeichner“ (Lipika) hat jemals seine verbotene Grenze überschritten, noch wird irgendjemand sie vor dem Tag des nächsten Pralayas überschreiten, denn sie ist die Grenze, die das Endliche – wie unendlich es auch immer aus menschlicher Sicht sein möge – vom wahrhaftig Unendlichen trennt. Die als „auf- und absteigend“ bezeichneten Geister sind daher die „Scharen“, die wir frei die „himmlischen Wesen“ nennen. Aber tatsächlich sind sie das nicht. [SD # 133] Sie sind Wesenheiten der höheren Welten in der Hierarchie des Seins, so unermesslich hoch, dass sie uns als Götter und kollektiv als – Gott – erscheinen müssen. Aber ebenso müssen wir sterblichen Menschen den mit dem Maßstab ihrer eigenen Fähigkeiten urteilenden Ameise erscheinen. Die Ameise mag auch – nach allem, was wir wissen – den rächenden Finger eines persönlichen Gottes in der Hand des kleinen Bengels erblicken, der gerade dem Impuls folgt, etwas anstellen zu wollen und in einem einzigen Augenblick die Arbeit vieler Wochen an ihrem Ameisenhügel zerstört – langer Jahre in der Chronologie der Insekten. Die Ameise, die das schmerzlich empfindet, mag auch, wie der Mensch, die unverdiente Katastrophe einer Verkettung von Vorsehung und Sünde zuschreiben und darin die Folge der Sünde ihres ersten Vorfahrs erblicken. Wer weiß es, und wer kann es bestätigen oder abstreiten? Die Weigerung, im ganzen Sonnensystem auf der menschlichen Ebene irgendwelche anderen vernünftigen und intellektuellen Wesen außer uns selbst gelten zu lassen, ist der größte Eigendünkel unserer Zeit. Die Wissenschaft kann lediglich das Recht für sich in Anspruch nehmen zu behaupten, dass es keine unter denselben Umständen wie wir selbst lebenden, unsichtbaren Intelligenzen gibt. Sie kann nicht rundheraus die Möglichkeit abstreiten, dass es Welten innerhalb von Welten geben könnte mit Bedingungen, die sich von den Verhältnissen in unserer Natur gänzlich unterscheiden; noch kann sie abstreiten, dass es eine gewisse eingeschränkte Kommunikation104 zwischen einigen dieser Welten und unserer eigenen geben kann. Der höchsten dieser Welten, so werden wir gelehrt, gehören die sieben Klassen der rein göttlichen Geister an; den sechs niedrigeren gehören Hierarchien an, welche gelegentlich von Menschen gesehen und gehört werden können, und sie stehen mit ihrer Nachkommenschaft auf der Erde in Verbindung; und diese Nachkommenschaft ist unauflöslich mit ihnen verbunden, weil jedes einzelne Prinzip im Menschen seinen direkten Ursprung in der Natur dieser großen Wesen hat, welche uns auf diese Weise mit den entsprechenden unsichtbaren Elementen in uns ausstatten. Die Naturwissenschaft ist willkommen, über den physiologischen Mechanismus der Lebewesen zu spekulieren und ihre fruchtlosen Anstrengungen in dem Versuch fortzusetzen, unsere Gefühle, unsere Empfindungen – mentale und spirituelle – in Funktionen ihrer anorganischen Träger aufzulösen. Nichtsdestoweniger wurde alles, was auch immer in dieser Richtung jemals erreicht werden wird, bereits vollendet; und die Wissenschaft wird nicht weiterkommen. [SD # 134] Sie steht vor einer leblosen Mauer, an deren Wand sie vermeintlich große physiologische und psychische Entdeckungen aufspüren kann, wobei sie sich später allesamt als nichts Besseres als ein von ihren wissenschaftlichen Fantasien und Illusionen gesponnenes Netz erweisen werden. Bei den Untersuchungen und der Analyse der physiologischen Wissenschaft sind lediglich die Gewebe unseres objektiven Rahmenwerkes dienlich.105 Ihre sechs höheren Prinzipien werden jedem von Feindseligkeit geleiteten Versuch spotten, welcher absichtlich die okkulten Wissenschaften ignoriert und verwirft.

(b) Der „große Tag Sei-mit-uns“ also ist ein Begriff, dessen einziger Wert in seiner buchstäblichen Übersetzung liegt. Seine Bedeutung kann einer mit den mystischen Grundlagen des Okkultismus oder vielmehr der esoterischen Weisheit oder „Budhismus“ nicht vertrauten Öffentlichkeit nur schwer enthüllt werden. Es handelt sich dabei um einen dem Letzteren eigenen Ausdruck, der dem Profanen ebenso verschwommen erscheint wie der „Tag Komme-zu-uns106 der Ägypter, was [SD # 135] dasselbe bedeutet wie Ersterer, obwohl das Verb „sei“ in diesem Sinne durch einen der beiden Ausdrücke „Bleibe“ oder „Ruhe-mit-uns“ noch besser ausgedrückt werden könnte, da es sich auf Paranirvana bezieht, jene lange Periode der Ruhe. Wie in der exoterischen Interpretation der ägyptischen Riten die Seele jedes verstorbenen Menschen – vom Hierophanten bis hinab zum heiligen Stier Apis – ein Osiris wurde, osirifiziert wurde; wobei die Geheimlehre immer gelehrt hat, dass die wirkliche Osirifizierung erst nach 3.000 Existenzzyklen das Schicksal aller Monaden war; so auch in diesem Fall. Die aus der Natur und eben der Essenz der „Sieben“ (wobei ihr höchstes Prinzip sofort in das siebte kosmische Element eingeschlossen wird) geborene „Monade“ hat ihren siebenfältigen Kreislauf durch den Zyklus des Seins und der Formen zu vollbringen, vom höchsten bis zum niedersten; und dann wiederum vom Menschen zum Gott. An der Schwelle von Paranirvana nimmt sie ihre ursprüngliche Essenz wieder an und wird wieder einmal das Absolute.

[SD # 136]
STANZE VI

1. Mit der Macht der Mutter der Barmherzigkeit und Erkenntnis (a) – Kwan-Yin107, der „Dreiheit“ von Kwan-Shai-Yin, die in Kwan-Yin-Tien wohnt (b) – hat Fohat, der Atem ihrer Nachkommen, der Sohn der Söhne, aus dem unteren Abgrund (Chaos) die illusive Form von Sien-Tchan (unserem Universum) und die sieben Elemente wachgerufen:108

(a) Die Mutter der Barmherzigkeit und Erkenntnis heißt die „Dreiheit“ von Kwan-Shai-Yin, weil sie in ihren Wechselbeziehungen – metaphysisch und kosmisch – „die Mutter, die Frau und die Tochter“ des Logos ist, gerade so, wie sie in späteren theologischen Übersetzungen zur Essenz der Drei wurde, „dem Vater, dem Sohn und dem (weiblichen) Heiligen Geist“ – die Shakti oder Energie. So ist in der Esoterik der Vedantisten das durch Iswara, den Logos,109 manifestierte Licht, Daiviprakriti, gleichzeitig die Mutter und auch die Tochter des Logos oder des Verbum Parabrahmans; wobei es in der Esoterik der transhimalayischen Lehren – in der Hierarchie allegorischer und metaphysischer Theogonie – „die Mutter“ ist oder abstrakte, ideale Materie, Mulaprakriti, die Wurzel der Natur; vom metaphysischen Standpunkt aus ist sie ein Zusammenwirken Adi-Bhutas, manifestiert im Logos, Avalokitesvara; und vom rein okkulten [SD # 137] und kosmischen Standpunkt aus Fohat110 – der „Sohn des Sohnes“, die androgyne Energie, die aus diesem „Licht des Logos“ resultiert und sich der Ebene des objektiven Universums sowohl als die verborgene als auch als die offenbare Elektrizität manifestiert – die Leben ist.

(b) Kwan-Yin-Tien bedeutet „der melodische Himmel des Klangs“, der Wohnort von Kwan-Yin, oder buchstäblich die „Göttliche Stimme“. Diese „Stimme“ ist ein Synonym des Verbums oder des Wortes: „Sprache“ als Ausdruck des Gedankens. So kann die Verbindung mit der hebräischen Bath Kol zurückverfolgt werden, und selbst ihr Ursprung, der „Tochter der Göttlichen Stimme“, oder des Verbums oder des männlichen und weiblichen Logos, des „Himmlischen Menschen“, oder Adam Kadmons, der zur selben Zeit Sephira ist. Letztere wurde sicherlich von der hinduistischen Vach, der Göttin der Sprache oder des Wortes, vorweggenommen. Denn Vach – die Tochter und der weibliche Teil Brahmâs, wie behauptet wird, eine „von den Göttern Erzeugte“ – ist gemeinschaftlich mit Kwan-Yin, Isis (ebenfalls Tochter, Frau und Schwester des Osiris) und mit anderen Göttinnen sozusagen der weibliche Logos, die Göttin der aktiven Kräfte der Natur, das Wort, die Stimme oder der Klang und die Sprache. Wenn Kwan-Yin die „wohlklingende Stimme“ ist, so gilt das auch für Vach; „die Nahrung und Wasser spendende, wohlklingende Kuh“ (das weibliche Prinzip), „die uns ernährt und unterhält“ als Mutter Natur. Im Schöpfungswerk ist sie mit Prajapati verbunden. Sie ist ad libitum männlich und weiblich, so wie Eva mit Adam. Und sie ist eine Form des in Akasha über dem Ether stehenden Prinzips Aditi, der Synthese aller Kräfte der Natur. Somit entsprechen Vach und Kwan-Yin beide der magischen Kraft des okkulten Klangs in der Natur und im Ether. Diese „Stimme“ ruft Sien-Tchan, die illusive Form des Universums, aus dem Chaos und den sieben Elementen hervor.

Nach der Darstellung im Manu teilt Brahmâ (ebenfalls der Logos) daher seinen Körper in zwei Teile, einen männlichen und einen weiblichen, und erzeugt im Letzteren, der Vach ist, Viraj, die er selbst ist oder wiederum Brahmâ. Von dieser „Göttin“ sprechend erklärt ein gelehrter Vedanta-Okkultist auf dieselbe Weise, warum Iswara (oder Brahmâ) Verbum oder Logos genannt wird; warum er tatsächlich Sabda Brahman genannt wird:

[SD # 138] „Die Erklärung, die ich Ihnen nun gebe, wird gänzlich mystisch erscheinen; wenn sie aber mystisch ist, so hat sie – wenn richtig verstanden – eine gewaltige Bedeutung. Unsere alten Schriftsteller sagten, dass Vach von viererlei Art ist (siehe den „Rigveda“ und die Upanishaden). Vaikhari-Vach ist, was wir aussprechen. Jede Art von Vaikhari-Vach existiert in ihrer Madhyama-, weiter in ihrer Pashyantî- und schließlich in ihrer Para-Form.111 Der Grund, warum dieser Pranava-Vach genannt wird, ist der, dass die vier Prinzipien des großen Kosmos diesen vier Formen von Vach entsprechen. Nun existiert das gesamte manifestierte Sonnensystem in seiner Sukshma-Form im Licht oder in der Energie des Logos, weil dessen Energie aufgefangen und auf die kosmische Materie übertragen wird . . . Der ganze Kosmos in seiner objektiven Form ist Vaikhari-Vach; das Licht des Logos ist die Madhyama-Form und der Logos selbst die Pasyanti-Form; und Parabrahman die Para-Form oder der -Aspekt jener Vach. Im Licht dieser Erklärung müssen wir versuchen, gewisse Behauptungen zu verstehen, die von verschiedenen Philosophen dahingehend gemacht wurden, dass der manifestierte Kosmos das als Kosmos manifestierte Verbum ist.“ (Siehe Vorlesung über die Bhagavadgita“, oben zitiert)

2. Der Rasche und Strahlende Eine bringt die Sieben Laya- Zentren (a) hervor – gegen die sich bis zum grossen Tag „Sei-mit-uns“ niemand behaupten kann – und stellt das Universum auf diese ewigen Fundamente, die Sien-Tchan mit den Elementaren Keimen ummanteln (b).

(a) Die sieben Laya-Zentren sind die sieben Nullpunkte, wobei das Wort Null dieselbe Bedeutung hat wie bei den Chemikern und einen Punkt andeutet, von welchem in der Esoterik der Berechnungsmaßstab der Differenzierung ausgeht. Von den Zentren aus – jenseits derer uns die Esoterische Philosophie die schattenhaften metaphysischen Umrisse der „Sieben Söhne“ des Lebens und des Lichts, die sieben Logoi der hermetischen und aller anderen Philosophen erkennen lässt – beginnt [SD # 139] die Differenzierung der in die Konstitution unseres Sonnensystems eintretenden Elemente. Es wurde oft gefragt, wie Fohat und seine Kräfte und Funktionen exakt zu definieren seien, da er in der Auffassung der populären Religionen oft die Rolle eines persönlichen Gottes auszuüben scheint. Die Antwort wurde gerade im Kommentar zu Stanze V gegeben. Wie in den Bhagavadgita-Vorlesungen treffend zum Ausdruck gebracht wird, „muss der ganze Kosmos notwendigerweise in der einen Energiequelle existieren, aus welcher dieses Licht (Fohat) emaniert“. Ob wir sieben oder nur vier Prinzipien im Kosmos und im Menschen zählen – es gibt sieben Kräfte der physischen Natur und in der physischen Natur; und von derselben Autorität wird erklärt, dass „Pragna oder die Fähigkeit der Wahrnehmung in sieben verschiedenen Aspekten existiert, den sieben Zuständen der Materie entsprechend“ (persönlicher und unpersönlicher Gott). Denn „geradeso wie ein Mensch aus sieben Prinzipien zusammengesetzt ist, existiert differenzierte Materie im Sonnensystem in sieben verschiedenen Zuständen“ (ebenda). Das gilt auch für Fohat.112 Er ist Eins und Sieben; und auf der kosmischen Ebene steht er hinter sämtlichen Manifestationen wie Licht, Wärme, Ton, Adhäsion etc. etc., und er ist der „Geist“ der Elektrizität, die das Leben des Universums ist. Als eine Abstraktion nennen wir es das Eine Leben; als eine objektive und offensichtliche Realität sprechen wir von einer siebenfältigen Stufenleiter der Manifestation, welche an der obersten Sprosse mit der Einen Unerkennbaren Ursächlichkeit beginnt und als das jedem Atom der Materie innewohnende allgegenwärtige Gemüt und Leben endet. Während die Wissenschaft die Evolution als von grober Materie, blinder Kraft und gefühlloser Bewegung hervorgebracht ansieht, weisen die Okkultisten auf intelligentes Gesetz und fühlendes Leben hin und fügen hinzu, dass Fohat der leitende Geist all dessen ist. Doch ist er durchaus kein persönlicher Gott, sondern die Emanation jener anderen, hinter ihm stehenden Kräfte, welche die Christen die „Sendboten“ ihres Gottes (der in Wirklichkeit lediglich die Elohim ist oder vielmehr einer der sieben als Elohim bezeichneten Schöpfer) und wir die „Sendboten der ursprünglichen Söhne des Lebens und des Lichts“ nennen.

(b) Die „elementaren Keime“, mit denen er Sien-Tchan (das „Universum“) aus Tien-Sin (dem „Himmel des Gemüts“, buchstäblich, oder dem, was absolut ist) erfüllt, sind die Atome der Wissenschaft und die Monaden von Leibniz.

3. Von den sieben (Elementen) – zuerst eines manifestiert, sechs verborgen, zwei manifestiert – fünf verborgen; drei manifestiert – vier verborgen; vier erzeugt – drei verborgen; vier und ein Tsan (Bruchteil) enthüllt – zweieinhalb verborgen; sechs noch zu manifestieren – eins beiseite gelegt (a). Schließlich drehen sich sieben kleine Räder; eines bringt das nächste hervor (b).

(a) Obwohl sich diese Stanzen auf das gesamte sich am Ende eines Maha-Pralayas (universale Zerstörung) befindende Universum beziehen, bezieht sich dieser Satz mithilfe der Analogie auch auf die Evolution und die schließliche Bildung der ursprünglichen (obwohl zusammengesetzten) sieben Elemente unserer Erde, wie jeder Schüler des Okkultismus sehen kann. Von diesen sind jetzt vier Elemente vollständig manifestiert, das fünfte – Ether – jedoch nur teilweise, da wir gerade erst die zweite Hälfte der vierten Runde erreicht haben und sich das fünfte Element erst in der fünften Runde vollständig manifestieren wird. Natürlich wurden die Welten, einschließlich unserer eigenen, ursprünglich als Keime aus dem einen Element in seiner zweiten Phase („Vater-Mutter“, die differenzierte Weltseele, nicht das, was Emerson „Oberseele“ nannte) evolviert, einerlei, ob wir sie mit der modernen Wissenschaft kosmischen Staub und Feuernebel nennen oder mit dem Okkultismus – Akasha, Jivatman, göttliches Astrallicht oder die „Weltseele“. Aber dieser ersten Phase der Evolution folgte nach entsprechender Zeit die nächste. Wären die Elemente nicht bereits in ausreichendem Umfang aus ihrer ursprünglichen, in Laya ruhenden Ilys differenziert worden, könnte auf der objektiven Ebene keine einzige Welt und auch kein Himmelskörper gebildet werden. Laya ist ein Synonym für Nirvana. Es ist in der Tat die nirvanische Auflösung aller Substanzen, die nach einem Lebenszyklus in die Latenz ihrer ursprünglichen Zustände eintauchen. Es ist der leuchtende, aber körperlose Schatten der gewesenen Materie, das Reich der Negativität – in welchem die aktiven Kräfte des Universums während ihrer Ruheperiode in einem latenten Zustand vorliegen. Wo von Elementen die Rede ist, wird den Alten beständig vorgeworfen, dass sie „ihre Elemente für einfach und nicht zerlegbar halten“.113 Nochmals, dies ist eine ungerechtfertigte Behauptung; [SD # 141] ihren initiierten Philosophen kann dieser Vorwurf auf keinen Fall gemacht werden, da sie die Allegorien und religiösen Mythen vom Anbeginn an ersannen. Wären sie sich der Heterogenität ihrer Elemente nicht bewusst gewesen, hätten sie für Feuer, Luft, Wasser, Erde und Äther keine Personifizierungen gehabt; ihre kosmischen Götter und Göttinnen wären niemals mit derartig vielen Nachkommen gesegnet gewesen, mit so vielen Söhnen und Töchtern, aus und in dem jeweiligen Element geborene Elemente. Alchemie und okkulte Phänomene wären selbst in der Theorie Wahnvorstellungen und Fallen gewesen, hätten die Alten nicht die Potenzialitäten, korrelativen Funktionen und Eigenschaften eines jeden Elements gekannt, das sich aus Luft, Wasser, Erde und selbst Feuer zusammensetzt – wovon Letzteres bis zum heutigen Tag für die moderne Wissenschaft eine terra incognita geblieben ist und sie deshalb dazu gezwungen ist, es Bewegung, Evolution von Licht und Wärme, Zündungszustand zu nennen – kurz, es nach seinen äußeren Aspekten zu definieren und in der Unkenntnis über seine Natur zu verharren. Von der [SD # 142] modernen Wissenschaft scheinbar unbemerkt, bezeichnete die archaische Philosophie diese differenzierten, einfachen chemischen Atome als „die Schöpfer ihrer jeweiligen Eltern“, Väter, Brüder, Gatten ihrer Mütter, und diese Mütter als die Töchter ihrer eigenen Söhne, wie zum Beispiel Aditi und Daksha. So differenziert diese Elemente anfänglich auch gewesen sein mögen, waren sie doch nicht die der Wissenschaft bekannten zusammengesetzten Elemente in ihrem heutigen Zustand. Weder Wasser, noch Luft oder Erde (ein Synonym für feste Körper im Allgemeinen), welche die drei von der Wissenschaft anerkannten Aggregatzustände repräsentieren, existierten in ihrer gegenwärtigen Form. Diese drei Elemente, und selbst das Feuer, waren in den Anfangsperioden der Erde etwas vollständig sui generis; sie wurden von den Atmosphären vollständig geformter Globen erneut zu Produkten zusammengesetzt. Die in unserem Sonnensystem herrschenden Bedingungen und Gesetze sind jetzt voll entwickelt, und die Atmosphäre unserer Erde und die eines jeden anderen Globus ist inzwischen sozusagen ihr eigener Schmelztiegel geworden. Die okkulte Wissenschaft lehrt, dass aus diesem Grund im Raum ein beständiger Austausch von Molekülen oder vielmehr von Atomen stattfindet, welche mit jedem Planeten in bestimmten Wechselbeziehungen stehen und dementsprechend ihre zusammengesetzten Äquivalente auf jedem davon verändern. Einige Wissenschaftler und die größten Physiker und Chemiker beginnen, diese den Okkultisten seit ewigen Zeiten bekannte Tatsache zu vermuten. Das Spektroskop zeigt nur die wahrscheinliche Ähnlichkeit (äußeren Anzeichen nach) zwischen irdischer und siderischer Substanz; es ist nicht in der Lage, irgendwie weiter zu gehen oder zu zeigen, ob Atome einander auf dieselbe Weise und unter denselben Bedingungen anziehen, wie sie es auf unserem Planeten tun sollten – physikalisch und chemisch. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Temperaturskala vom höchsten bis zum niedrigsten vorstellbaren Wert im gesamten und für das gesamte Universum gleichermaßen gültig ist; nichtsdestotrotz sind ihre Eigenschaften auf jedem Planeten unterschiedlich, die Aufspaltung und erneute Verbindung ausgenommen; so gehen die Atome in neue Existenzformen über, welche die Naturwissenschaft weder erkennen noch sich erträumen könnte. Wie bereits in „Five Years of Theosophy“ zum Ausdruck gebracht, ist zum Beispiel die Essenz der Kometenmaterie „gänzlich verschieden von allen chemischen und physikalischen Merkmalen, welche selbst die größten Chemiker und Physiker der Erde kennen“ (S. 242). Und selbst diese Materie erfährt während ihres raschen Durchgangs durch unsere Atmosphäre eine gewisse Veränderung ihrer Natur. Die Verbindungen der Elemente unseres Planeten unterscheiden sich genauso stark von jenen auf allen seinen Schwestern in unserem Sonnensystem wie von den Verbindungen der kosmischen Elemente jenseits unserer [SD # 143] solaren Grenzen.114 Daher können sie für den Vergleich mit den Elementen in anderen Welten nicht als Maßstab dienen.115 In seinem jungfräulichen, frühesten Zustand im Schoß der Ewigen Mutter eingeschlossen, ist jedes Atom, sobald es jenseits der Schwelle ihres Bereichs geboren wird, zu unaufhörlicher Differenzierung verurteilt. „Die Mutter schläft, doch sie atmet fortwährend.“ Und jeder Atemzug sendet ihre proteischen Produkte hinaus in die Manifestationsebene. Sie werden von der ausströmenden Welle weitergetragen und von Fohat verstreut; und so treiben sie zur einen oder anderen planetaren Atmosphäre oder über sie hinaus. Einmal von dieser eingefangen, ist das Atom verloren; seine ursprüngliche Reinheit ist für immer dahin, wenn es nicht vom Schicksal dissoziiert wird, indem es zu einem „ausfließenden Strom“ (ein okkulter Ausdruck, dessen Bedeutung einen ganz anderen als den für gewöhnlich darunter verstandenen Prozess meint) hingeleitet wird; dann kann es in das Grenzgebiet zurückgebracht werden, aus dem es verschwunden war; und wenn es sich nicht in den Raum darüber, sondern in den Raum darin flüchtet, wird es in einen Zustand eines ausgeglichenen Gleichgewichts gebracht und glücklich reabsorbiert. Sollte ein wahrhaft gelehrter Okkultist-Alchemist das „Leben und die Abenteuer eines Atoms“ beschreiben, würde er sich damit den ewigen Spott jeden modernen Chemikers sichern, allerdings vielleicht auch [SD # 144] dessen spätere Dankbarkeit.116 Wie dem auch immer sei – der Kommentar sagt: „Der Atem von Vater-Mutter tritt kalt und strahlend hervor und wird heiß und unrein, um erneut abzukühlen und im ewigen Schoß des inneren Raums gereinigt zu werden.“ Der Mensch zieht auf dem Berggipfel kalte, reine Luft ein und atmet sie unrein, heiß und umgewandelt wieder aus. Da die höhere Atmosphäre eines jeden Globus dessen Mund und die niedere seine Lunge ist, atmet der Mensch unseres Planeten nur den Unrat der „Mutter“, daher „ist er dazu verdammt, daran zu sterben“.117

(b) Der mit den Worten „die kleinen Räder, die einander gebären“ beschriebene Vorgang findet in der sechsten Region von oben und auf der Ebene der materiellsten aller Welten im manifestierten Kosmos statt – auf unserer irdischen Ebene. Diese „sieben Räder“ sind unsere Planetenkette (siehe Kommentare Nr. 5 und 6). Mit den „Rädern“ sind gewöhnlich die verschiedenen Sphären und Kraftzentren gemeint; in diesem Fall beziehen sie sich jedoch auf unseren siebenfältigen Ring.

4. Er erbaut sie nach dem Vorbild älterer Räder (Welten) und stellt sie auf die Unvergänglichen Zentren (a).

Wie erbaut Fohat sie? Er sammelt den feurigen Staub. Er fertigt aus Feuer Kugeln, durchströmt und umrundet sie und flößt ihnen Leben ein, dann versetzt er sie in Bewegung; manche in diese, andere in jene Richtung. Sind sie kalt – wärmt er sie. Sind sie trocken – befeuchtet er sie. Leuchten sie – umweht und kühlt er sie (b).

So wirkt Fohat von einer Dämmerung zur nächsten, Sieben Ewigkeiten lang.118

(a) Die Welten werden „nach dem Ebenbild älterer Räder“ erbaut – d. h. nach dem Ebenbild der in früheren Manvantaras existierenden und in Pralaya eingegangenen Welten, [SD # 145] denn das Gesetz für alles im Kosmos, von der Sonne bis zum Glühwürmchen im Gras, für die Geburt, das Wachstum und den Verfall, ist Eins. Mit jedem neuen Erscheinen nimmt das immerwährende Werk der Vervollkommnung seinen Lauf, doch die Substanz-Materie und die Kräfte sind alle ein und dieselben. Auf sämtlichen Planeten bringt sich dieses Gesetz durch kleinere und variierende Gesetze zum Ausdruck. Die „unvergänglichen Laya-Zentren“ sind von großer Wichtigkeit, und ihre Bedeutung muss vollständig verstanden werden, wenn wir eine klare Vorstellung von der archaischen Kosmogonie haben wollen, deren Theorien jetzt in den Okkultismus übergegangen sind. Zum jetzigen Zeitpunkt kann eines festgestellt werden: Die Welten werden weder auf noch über noch in den Laya-Zentren erbaut, da der Nullpunkt ein Zustand ist und nicht ein mathematischer Punkt.

(b) Es muss bedacht werden, dass von Fohat, der schöpferischen Kraft der kosmischen Elektrizität, metaphorisch gesagt wird, er sei wie der aus Brahmâ entsprungene Rudra „aus dem Intellekt des Vaters und dem Schoß der Mutter“ hervorgegangen und hätte sich anschließend in einer Metamorphose selbst in männlich und weiblich verwandelt, d. h. in positive und negative Elektrizität polarisiert. Er hat sieben Söhne, welche seine Brüder sind; und Fohat wird gezwungenermaßen von Zeit zu Zeit geboren, so oft zwei seiner Söhne-Brüder sich einander zu stark annähern – sei es in einer Umarmung oder in einem Kampf. Um das zu vermeiden, vereinigt und verbindet er jene von ungleicher Natur und trennt jene mit ähnlichen Temperamenten. Wie leicht zu erkennen ist, bezieht sich das natürlich auf durch Reibung erzeugte Elektrizität und auf das Gesetz der Anziehung zweier Gegenstände mit ungleichnamiger Polarität und der Abstoßung von Gegenständen mit gleichnamiger Polarität. Wie auch immer, die sieben „Söhne-Brüder“ repräsentieren und personifizieren die sieben Formen des kosmischen Magnetismus, welche im praktischen Okkultismus die „sieben Wurzeln“ genannt werden, deren zusammenwirkende und aktive Nachkommenschaft neben anderen Energien Elektrizität, Magnetismus, Ton, Licht, Wärme, Kohäsion etc. umfasst. Die okkulte Wissenschaft definiert sie alle in ihrem verborgenen Tun als übersinnliche Wirkungen und in der Sinnenwelt als objektive Phänomene; die Ersteren wahrzunehmen erfordert abnormale Fähigkeiten – die Letzteren unsere gewöhnlichen physischen Sinne. Alle diese Energien sind Emanationen noch übersinnlicherer spiritueller Qualitäten und diesen zugeordnet, wobei Letztere ihrerseits zu den realen und bewussten Ursachen zu zählen sind, jedoch nicht durch sie personifiziert werden. Eine Beschreibung solcher Wesenheiten zu versuchen, wäre weniger als nutzlos. Der Leser muss sich vor Augen halten, dass nach unserer Lehre, die dieses phänomenale Universum als eine große Illusion betrachtet, ein Körper der Unbekannten Substanz um so mehr gleicht, je näher er sich der Wirklichkeit annähert, da er sich dabei gleichzeitig um so weiter [SD # 146] von dieser Welt der Maya entfernt. Diese Körper besitzen allerdings (vom Standpunkt eines Adept-Okkultisten) eine bestimmte objektive, wenn nicht gar materielle Struktur in dem relativ noumenalen – im Gegensatz zum phänomenalen – Universum, auch wenn ihre molekulare Zusammensetzung nicht von ihren Manifestationen auf dieser Bewusstseinsebene hergeleitet werden kann. Wissenschaftler mögen sie als Kraft oder von der Materie erzeugte Kräfte oder als „ihre Bewegungsarten“ bezeichnen, wenn sie wollen; der Okkultismus erkennt in den Wirkungen „Elementale“ (Kräfte) und in den direkten, sie erzeugenden Ursachen intelligente göttliche Arbeiter. Die enge Verbindung dieser Elementale (von der unfehlbaren Hand der Herrscher geleitet) – wir könnten sie als ihre Wechselbeziehungen bezeichnen – mit den Elementen der reinen Materie hat unsere irdischen Phänomene wie Licht, Wärme, Magnetismus etc. etc. zur Folge. Natürlich werden wir niemals mit den amerikanischen Substanzialisten119 übereinstimmen, die alle Kräfte und Energien – sei es Licht, Wärme, Elektrizität oder Kohäsion – eine „Entität“ nennen; denn das hieße die Fahrgeräusche einer rollenden Wagens ebenfalls eine Entität zu nennen – und jenes „Geräusch“ so mit dem Fahrer außerhalb und der leitenden Meisterintelligenz innerhalb des Vehikels zu verwechseln und zu identifizieren. Wir aber bezeichnen die „Fahrer“ und diese leitenden Intelligenzen als die herrschenden Dhyan Chohans, wie bereits gezeigt wurde. Wenn sie auch nicht sichtbar oder vielmehr nicht wahrnehmbar sind, stellen die „Elementale“, die Kräfte der Natur, die handelnden sekundären Ursachen und in sich die Wirkungen primärer, hinter dem Schleier aller irdischen Phänomene stehender Ursachen dar. Elektrizität, Licht, Wärme etc. wurden trefflich als die „Geister oder Schatten der bewegten Materie“ bezeichnet, d. h. als übersinnliche Zustände der Materie, und wir können lediglich ihre Wirkungen beobachten. Um nun das oben angebrachte Gleichnis weiter auszuführen: Die Wahrnehmung von Licht ist mit dem Fahrgeräusch vergleichbar – eine rein phänomenale Wirkung ohne jegliche Existenz außerhalb des Beobachters; die die Wahrnehmung unmittelbar auslösende Ursache ist mit dem Fahrer vergleichbar – ein übersinnlicher Zustand bewegter Materie, eine Naturkraft oder ein Elemental. So wie der Fahrer jedoch seine Anweisungen vom Besitzer aus dem Inneren des Fahrzeugs erhält, stehen auch hinter diesen Naturkräften oder Elementalen die höheren oder noumenalen Ursachen, die Intelligenzen, aus deren Essenzen diese Zustände der „Mutter“ ausstrahlen und damit die zahllosen Milliarden von Elementalen oder psychischen Naturgeistern erzeugen, geradeso wie jeder Wassertropfen seine physisch [SD # 147] winzigsten Infusorien erschafft (siehe „Götter, Monaden und Atome“ in Teil III). Fohat ist es, der die Übertragung der Prinzipien leitet: vom einen Planeten zum anderen, vom einen Stern zu einem anderen – Kindstern. Wenn ein Planet stirbt, werden seine beseelenden Prinzipien in ein Laya- oder schlafendes Zentrum übertragen, welches potenzielle, aber latente Energie enthält. Dadurch wird es zum Leben erweckt und beginnt, sich zu einem neuen siderischen Körper zu formen (vide infra „Einige theosophische Missverständnisse“ etc.).

Es ist höchst bemerkenswert, dass die Physiker, wobei sie doch ihre vollständige Unkenntnis der wahren Natur auch nur der irdischen Materie eingestehen – die ursprüngliche Substanz mehr als einen Traum denn als nüchterne Realität betrachten – und sich nichtsdestotrotz zu Richtern über sie erheben und für sich beanspruchen zu wissen, was diese Materie in unterschiedlichen Kombinationen tun kann und was nicht. Die Wissenschaftler kennen sie (die Materie) noch nicht einmal oberflächlich, und doch dogmatisieren sie schon. Sie ist „eine Bewegungsart“, und sonst nichts. Aber die Kraft, welche dem Atem einer lebenden Person innewohnt, wenn diese ein Stäubchen vom Tisch bläst, ist ebenso und unbestreitbar eine „Bewegungsart“; sie stellt genauso unbestreitbar keine Eigenschaft von Materie oder den Teilchen jenes Stäubchens dar, und sie emaniert aus der lebenden, denkenden und atmenden Wesenheit, einerlei ob der Impuls bewusst oder unbewusst entstand. In der Tat, die Materie – etwas, über das bislang nichts bekannt ist – mit einer innewohnenden Eigenschaft auszustatten und Kraft zu nennen, über deren Natur noch weniger bekannt ist, heißt ein noch viel ernsthafteres Problem zu erschaffen als das der Annahme einer Vermittlung unserer „Naturgeister“ bei jedem natürlich auftretenden Phänomen.

Kein Okkultist lehrt, wenn er sich korrekt ausdrückt, die Unzerstörbarkeit der Materie, sondern vielmehr die Unzerstörbarkeit der Substanz oder der Essenz der Materie (das ist die Wurzel von allem, Mulaprakriti). Er stellt vielmehr fest, dass alle sogenannten Naturkräfte, Elektrizität, Magnetismus, Licht, Wärme etc. etc. weit davon entfernt sind, Bewegungsarten materieller Teilchen zu sein, in esse, d. h. in ihrer endgültigen Konstitution, die differenzierten Aspekte der universalen Bewegung, sind, die auf den ersten Seiten dieses Bandes besprochen und erklärt wird (siehe Vorwort). Wenn von Fohat behauptet wird, er erzeuge „sieben Laya-Zentren“, so bedeutet das, dass das Große Gesetz (Theisten mögen es Gott nennen) zum Zweck der Formgebung und Schöpfung seine beständige Bewegung an sieben unsichtbaren Punkten im Bereich des manifestierten Universums anhält oder vielmehr modifiziert. „Der Große Atem gräbt durch den Raum sieben Löcher in Laya, um sie während des Manvantaras kreisen zu lassen.“ („Okkulter Katechismus“) Wir [SD # 148] haben gesagt, Laya sei das, was die Wissenschaft den Nullpunkt oder die Nulllinie nennen könnte; das Reich absoluter Negativität oder der einen, wirklichen, absoluten Kraft, das Noumenon des siebten Zustands dessen, was wir in Unwissenheit als „Kraft“ bezeichnen und erkennen; oder wiederum das Noumenon der undifferenzierten kosmischen Substanz, welches seinerseits ein für die endliche Wahrnehmung unerreichbares und unerkennbares Objekt darstellt; die Wurzel und Basis aller Zustände der Objektivität und ebenso der Subjektivität; die neutrale Achse, nicht einer der vielen Aspekte, sondern ihr Zentrum. Es mag zur Erhellung der Bedeutung beitragen, wenn wir versuchen, uns ein neutrales Zentrum vorzustellen – den Traum jener, die das Perpetuum mobile entdecken möchten. Ein „neutrales Zentrum“ ist, in einem Aspekt, der Grenzpunkt einer beliebigen gegebenen Gruppe von Sinnen. Man stelle sich also zwei aufeinanderfolgende, bereits geformte Ebenen der Materie vor; jede der beiden Ebenen korrespondiert mit einer zugehörigen Gruppe von Wahrnehmungsorganen. Wir müssen zugeben, dass zwischen diesen beiden Materieebenen eine unaufhörliche Zirkulation besteht; und wenn wir den Atomen und Molekülen (sagen wir) der niederen Ebene bei ihrer aufwärts gerichteten Umwandlung folgen, werden sie an einen Punkt gelangen, an welchem sie die Reichweite der von uns auf der niederen Ebene benutzten Fähigkeiten überschreiten. Tatsächlich entschwindet die Materie der niederen Ebene hier unserer Wahrnehmung in das Nichts – oder sie tritt vielmehr auf die höhere Ebene über; und der einem solchen Übergangspunkt entsprechende Zustand der Materie weist bestimmt besondere und nicht leicht zu entdeckende Eigenschaften auf. „Sieben neutrale Zentren“120 dieser Art werden nun also von Fohat erzeugt, welcher – wie Milton sagt – wenn

„Geeignete Voraussetzungen gelegt (sind), um darauf zu bauen . . .”

die Materie zur Tätigkeit und Evolution anregt.

Das Uratom (Anu) kann weder in seinem prägenetischen Zustand noch in seinem Urstamm vervielfältigt werden; daher heißt es die „Gesamtsumme“, natürlich im übertragenen Sinn, weil jene „Gesamtsumme“ grenzenlos ist (siehe Anhänge in diesem Band). Das, was für den Physiker, der nur die Welt der sichtbaren Ursachen und Wirkungen kennt, der Abgrund des Nichts ist, ist für den Okkultisten der grenzenlose Raum des göttlichen Plenums. Neben vielen anderen Einwendungen gegen die Lehre einer endlosen Evolution und Re-Involution (oder Re-Absorption) des Kosmos, einem Prozess, der nach der brahmanischen und esoterischen Lehre ohne Anfang oder Ende ist, wird dem Okkultisten vorgehalten, dass das nicht zutreffen könne, da es „nach allen Zugeständnissen der [SD # 149] modernen wissenschaftlichen Philosophie eine Notwendigkeit der Natur ist, sich zu erschöpfen“. Wenn das Bestreben der Natur „sich zu erschöpfen“ ein derartig starker Einwand gegen die okkulte Kosmogonie sein soll, können wir fragen: „Wie erklären eure Positivisten, Freidenker und Wissenschaftler die Phalanx aktiver Sternensysteme um uns herum?“ Sie hatten eine Ewigkeit, sich „zu erschöpfen“; warum ist der Kosmos dann nicht eine riesige, träge Masse? Selbst der Mond wird nur hypothetisch für einen toten Planeten gehalten, „erschöpft“; und der Astronomie scheinen nicht viele solcher toter Planeten bekannt zu sein.121 Die Frage kann nicht beantwortet werden. Aber abgesehen davon ist zu beachten, dass die Vorstellung, die Menge „transformierbarer Energie“ könnte in unserem kleinen System zu Ende gehen – lediglich auf der falschen Idee einer „weißglühenden, heißen Sonne“ beruht, welche beständig und ohne Ausgleich ihre Wärme in den Raum ausstrahlt. Darauf antworten wir, dass die Natur sich erschöpft und von der objektiven Ebene verschwindet, nur um nach einer Ruhephase wieder aus der subjektiven Ebene aufzutauchen und von Neuem emporzusteigen. Unser Kosmos und unsere Natur werden sich nur erschöpfen, um nach jedem Pralaya auf einer vollkommeneren Ebene wieder zu erscheinen. Die Materie der östlichen Philosophen entspricht nicht der „Materie“ und Natur der westlichen Metaphysiker. Denn was ist Materie? Und vor allem, was ist unsere wissenschaftliche Philosophie anderes als das, was Kant so gerecht und höflich als „die Wissenschaft von den Grenzen unserer Erkenntnis“ definiert? Wohin haben die vielen Versuche der Wissenschaft geführt, alle Phänomene des organischen Lebens als bloße physikalische und chemische Manifestationen zu fassen, zu verknüpfen und zu definieren? Zu Spekulation im Allgemeinen – zu bloßen Seifenblasen, die eine nach der anderen zerplatzten, bevor die Wissenschaftler wirkliche Tatsachen entdecken durften. All das wäre vermieden worden, und der Fortschritt der Erkenntnis wäre mit Riesenschritten voran gegangen, hätten nur die Wissenschaft und ihre Philosophie davon abgesehen, ihre Hypothesen lediglich auf der Grundlage der einseitigen Kenntnis ihrer Materie zu errichten.122

[SD # 150] Wenn kein physischer Intellekt dazu imstande ist, die Sandkörner an einem ein paar Meilen langen Meeresstrand zu zählen; oder die fundamentale Natur und Essenz dieser Körner zu ergründen, obwohl sie doch greifbar und sichtbar auf der Hand des Naturforschers liegen, wie kann dann irgendein Materialist die Gesetze begrenzen, welche die Zustände und das Dasein der Atome im ursprünglichen Chaos verändern oder irgendetwas sicher über die Fähigkeiten und Möglichkeiten ihrer Atome und Moleküle vor und nach der Zeit wissen, als aus ihnen Welten gebildet wurden? Diese unveränderlichen und ewigen Moleküle – weitaus zahlreicher vorhanden im Raum als Sandkörner am Ufer des Ozeans – können in Abhängigkeit ihrer jeweiligen Existenzebene unterschiedliche Konstitutionen aufweisen, so wie die Seelensubstanz sich von ihrem Vehikel, dem Körper, unterscheidet. Jedes Atom hat sieben Seins- oder Existenzebenen, wird uns gelehrt; und jede Ebene wird von ihren spezifischen Gesetzen der Evolution und Absorption regiert. Die Unkenntnis jeglicher chronologischer Daten, welche auch nur annähernd als Ausgangspunkt dienen könnten, das Alter unseres Planeten oder den Ursprung unseres Sonnensystems zu bestimmen, lässt Astronomen, Geologen und Physiker mit jeder neuen Hypothese weiter und weiter wegtreiben von den Ufern der Tatsachen in die unergründlichen Tiefen der spekulativen Ontologie.123 Das Gesetz der Analogie im Strukturplan zwischen den transsolaren Systemen und den intrasolaren Planeten bezieht sich nicht notwendigerweise auf die endlichen Bedingungen, denen jeder sichtbare Körper auf dieser unserer Daseinsebene unterworfen ist. In der okkulten Wissenschaft ist dieses Gesetz der erste und wichtigste Schlüssel zur kosmischen Physik. Aber er muss bis ins kleinste Detail studiert [SD # 151] und „siebenmal umgedreht“ werden, bevor man versteht. Okkulte Philosophie ist die einzige Wissenschaft, welche ihn vermitteln kann. Wie kann man da die Frage nach dem Wahrheitsgehalt des Grundsatzes der Okkultisten, dass „der Kosmos in seiner unbedingten Gesamtheit ewig und lediglich in seinen bedingten Manifestationen endlich ist“, abhängig machen von dieser einseitigen physikalischen Aussage, „es sei eine Notwendigkeit der Natur, sich zu erschöpfen “?

Mit diesen Versen – dem vierten Shloka der VI. Stanze – endet der Teil der Stanzen, der sich auf die universale Kosmogonie nach dem letzten Maha-Pralaya oder der letzten universalen Auflösung bezieht, die bei ihrem Eintritt alle differenzierten Dinge wie viele dürre Blätter aus dem Raum hinausfegt, Götter wie Atome. Von diesem Vers an beschäftigen sich die Stanzen nur mit unserem Sonnensystem im Allgemeinen und im Zusammenhang damit mit den darin enthaltenen Planetenketten, sowie mit der Geschichte unseres Globus (des 4. und seiner Kette) im Speziellen. Sämtliche in diesem Band I folgenden Stanzen und Shlokas beziehen sich ausschließlich auf die Evolution von und auf unserer Erde. In Bezug auf Letztere wird ein seltsamer Lehrsatz aufgestellt, der bekannt gemacht werden sollte, der natürlich lediglich vom Standpunkt der modernen Wissenschaft aus seltsam anmutet.

Aber bevor dem Leser gänzlich neue und ziemlich überraschende Theorien vorgesetzt werden, müssen diese mit ein paar erklärenden Worten eingeleitet werden. Das ist unbedingt notwendig, da diese Theorien nicht nur zur modernen Wissenschaft in Widerspruch stehen, sondern auch in gewissen Punkten früheren Behauptungen anderer Theosophen widersprechen, welche denselben Anspruch erheben wie wir, nämlich dass ihre Erklärungen und Wiedergaben dieser Lehren auf der gleichen Autorität basieren.124

Das könnte die Vorstellung hervorrufen, dass zwischen den Verbreitern derselben Lehre ein deutlicher Widerspruch bestehe, wobei der Unterschied tatsächlich auf der Unvollständigkeit der den früheren Schreibern gegebenen Mitteilungen beruht. Diese zogen in ihrem Bemühen, der Öffentlichkeit ein vollständiges System vorzulegen, einige irrtümliche Schlussfolgerungen und gaben sich voreiligen Spekulationen hin. So darf der Leser, der bereits Schüler der Theosophie ist, nicht überrascht sein, in diesen Blättern die Richtigstellung gewisser in verschiedenen theosophischen Werken gemachter Behauptungen zu finden und ebenso die Erklärung gewisser bislang dunkel gebliebener Punkte, die notwendigerweise unvollständig belassen werden mussten. Zahlreich sind die Fragen, die selbst der Verfasser von „Esoteric Buddhism“ [SD # 152] (dem besten und genauesten aller dieser Werke) nicht berührt hat. Andererseits hat selbst er verschiedene falsch aufgefasste Begriffe eingeführt, die jetzt in ihrem wahren mystischen Licht dargestellt werden müssen, soweit die gegenwärtige Schreiberin das zu tun imstande ist.

Machen wir also eine kurze Unterbrechung zwischen den soeben erklärten und den darauffolgenden Shlokas, denn die sie voneinander trennenden kosmischen Zeiträume sind von unermesslicher Dauer. Das wird uns genügend Zeit geben, aus der Vogelperspektive einen Blick auf einige zur Geheimlehre gehörende Punkte zu werfen, die der Öffentlichkeit in einem mehr oder weniger ungewissen und manchmal missverstandenen Licht dargestellt wurden.

EINIGE FRÜHE THEOSOPHISCHE MISSVERSTÄNDNISSE
BEZÜGLICH PLANETEN, RUNDEN UND DEM MENSCHEN

Eine der elf ausgelassenen Stanzen125 enthält eine vollständige Beschreibung der Bildung der Planetenketten, eine nach der anderen, nachdem die erste kosmische und atomistische Differenzierung im primitiven Akosmismus begonnen hatte. Es ist müßig, über „Gesetze zu sprechen, die in der Vorbereitung der Gottheit zur Schöpfung entstehen“, denn (a) Gesetze oder vielmehr das Gesetz ist ewig und unerschaffen; und (b) jene Gottheit ist Gesetz und vice versa. Darüber hinaus entfaltet das eine ewige Gesetz alles in der (kommenden) manifestierten Natur nach einem siebenfältigen Prinzip; darunter die zahllosen ringförmigen Weltenketten, aus sieben Globen zusammengesetzt, stufenweise auf den vier niederen Ebenen der formbildenden Welt angeordnet (die drei anderen gehören dem archetypischen Universum an). Von diesen sieben befindet sich lediglich ein einziger, der niederste und materiellste dieser Globen, auf unserer Ebene oder im Bereich unserer Wahrnehmungsmöglichkeiten, die sechs anderen liegen außerhalb davon und sind daher für das irdische Auge nicht sichtbar. Jede derartige Weltenkette ist der Nachkomme und die Schöpfung einer anderen, niedrigeren und verstorbenen Kette – sie ist sozusagen ihre Reinkarnation. Um es klarer zu machen: Es wird uns gesagt, dass jeder der Planeten – von denen lediglich sieben für heilig gehalten wurden, weil sie von den höchsten Regenten oder Göttern regiert werden, und keineswegs weil die Alten nichts von den anderen wussten126 – einerlei, ob bekannt oder unbekannt, dass jeder der Planeten eine Siebenheit ist, genauso wie die Kette, der die Erde angehört (siehe „Esoteric [SD # 153] Buddhism“). Zum Beispiel sind alle Planeten wie Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn etc. etc. oder unsere Erde für uns so sichtbar wie unser Globus wie für die Bewohner der anderen Planeten, soweit vorhanden, da die Globen alle auf der gleichen Ebene liegen, wobei sich die höheren Mitgloben dieser Planeten auf anderen Ebenen befinden, gänzlich außerhalb der Reichweite unserer irdischen Sinne. Da ihre relative Position weiter unten angegeben wird und auch in dem den Kommentaren zu Vers 7 der Stanze VI hinzugefügten Diagramm, sind ein paar erklärende Worte alles, was gegenwärtig notwendig ist. Diese unsichtbaren Begleiter entsprechen merkwürdigerweise dem, was wir die „Prinzipien des Menschen“ nennen. Die sieben befinden sich auf drei materiellen und einer spirituellen Ebene und entsprechen den drei Upadhis (materiellen Grundlagen) und einem spirituellen Vehikel (Vahana) unserer sieben Prinzipien in der menschlichen Einteilung. Wenn wir uns zum Zweck eines einfacheren Verständnisses die menschlichen Prinzipien nach dem folgenden Schema angeordnet vorstellen, erhalten wir das unten stehende Diagramm von Entsprechungen:

Fußnoten: Geist 127 | Physischer Körper 128

[SD # 154] Die dunklen Horizontallinien der niederen Ebenen stellen auf der einen Seite die Upadhis dar und auf der anderen die Ebenen der Planetenkette. Natürlich stellt das Diagramm die menschlichen Prinzipien nicht ganz korrekt auf, doch demonstriert es die Entsprechungen und Analogien, um die es hier geht. Wie zu erkennen, geht es um den Abstieg in die Materie, um eine Anpassung der beiden sowohl im mystischen als auch im physischen Sinn; und um die Vermischung der beiden Wesenheiten für den sie zukünftig erwartenden großen „Lebenskampf“. Die Verwendung des Wortes „Wesenheit“ mag in der Anwendung auf einen Globus merkwürdig erscheinen; aber die alten Philosophen, welche die Erde als ein mächtiges „Tier“ ansahen, waren zu ihrer Zeit weiser als unsere modernen Geologen; Plinius nannte die Erde unsere gütige Amme und Mutter, das einzige Element, das dem Menschen nicht feindlich gegenüberstehe, und lag damit näher an der Wahrheit als Watts, der sie in seiner Fantasie als den Fußschemel Gottes ansah. Denn die Erde ist nur der Fußschemel des Menschen bei seinem Aufstieg in höhere Regionen; dem Vorhof –

„. . . . . . . zu erhab’nen Hallen,
Durch die die Menge wogend stets sich drängt.”

Aber das zeigt nur, wie wunderbar die okkulte Philosophie allen Dingen in der Natur gerecht wird; und um wie viel logischer ihre Lehrsätze sind als die leblosen, hypothetischen Spekulationen der Naturwissenschaft.

Wenn der Mystiker das verstanden hat, wird er besser vorbereitet sein, die okkulte Lehre zu verstehen, obwohl sie jeder herkömmliche Student der modernen Wissenschaft für grotesken Unsinn halten mag und wahrscheinlich auch wird. Der Schüler des Okkultismus behauptet jedoch, dass die gegenwärtig diskutierte Theorie viel philosophischer und wahrscheinlicher ist als jede andere. Sie ist auf jeden Fall logischer als die kürzlich aufgestellte Theorie, welche den Mond zu einer Abspaltung eines Teils unserer Erde macht, die zu der Zeit weggeschleudert wurde, als Letztere nichts war als ein sich verdichtender Globus, eine flüssige, plastische Masse.129

Es wird gesagt, dass die Planetenketten ihre „Tage“ und [SD # 155] „Nächte“ haben – d. h. Perioden der Aktivität oder des Lebens und der Passivität oder des Todes – und sich am Himmel so verhalten wie die Menschen auf der Erde: Sie erzeugen ihresgleichen, altern und verlöschen als Persönlichkeiten, wobei ihre spirituellen Prinzipien lediglich in ihren Nachkommen überleben.

Ohne die sehr schwierige Aufgabe zu versuchen, den ganzen Prozess in allen seinen kosmischen Einzelheiten zu veröffentlichen, ist hinreichend gesagt worden, um eine ungefähre Idee davon zu vermitteln. Wenn sich eine Planetenkette in ihrer letzten Runde befindet, sendet ihr Globus 1 oder A vor seinem schließlichen Absterben seine gesamten Energien und „Prinzipien“ in ein neutrales Zentrum latenter Kraft, in ein „Laya-Zentrum“, und belebt dadurch einen neuen Kern undifferenzierter Substanz oder Materie, d. h. er erweckt ihn zur Aktivität oder schenkt ihm Leben. Nehmen wir an, ein solcher Prozess habe in der lunaren „Planeten“-Kette stattgefunden; nehmen wir weiterhin um des Beweises willen an (obwohl die unten zitierte Theorie Darwins in letzter Zeit wieder verworfen wurde, wenn die Tatsache auch noch nicht durch Berechnungen abgesichert ist), dass der Mond viel älter ist als die Erde. Stellen wir uns die sechs Mitgloben des Mondes vor – Äonen bevor der erste unserer sieben Globen evolviert war – genau in derselben Position zueinander stehend wie die Mitgloben unserer Kette gegenwärtig in Bezug auf unsere Erde (siehe in „Esoteric Buddhism“, „Die Konstitution des Menschen“ und die „Planetenkette“). Nunmehr kann man sich leicht vorstellen, dass Globus A der Mondkette den Globus A der Erdkette belebt und – stirbt; dass Globus B der Ersteren danach seine Energie auf Globus B der neuen Kette überträgt; dass sodann Globus C der Mondkette die Sphäre seines Nachkommens C der terrestrischen Kette hervorbringt; dass dann der Mond (unser Satellit130) sein gesamtes Leben, seine Energie und seine Kräfte in den [SD # 156] niedersten Globus unseres Planetenrings ausgießt – Globus D, unsere Erde; und nachdem er sein Leben und seine Energie einem neuen Zentrum übertragen hat, praktisch ein toter Planet ist, dessen Rotation seit der Geburt unseres Globus fast vollständig zum Stillstand kam. Der neue Körper, auf welchen die Lebenskräfte und „Prinzipien“ übertragen worden sind, zieht jetzt den Mond als kaltes Überbleibsel oder Schatten hinter sich her. Er ist für lange Zeitalter dazu verdammt, der Erde immer zu folgen, von seinem Nachkommen angezogen zu werden und ihn anzuziehen. Beständig vampirisiert von seinem Kind, rächt er sich dadurch an ihm, dass er es durch und durch mit dem aus der okkulten Seite seiner Natur emanierenden verderblichen, unsichtbaren und vergifteten Einfluss durchtränkt. Denn er ist ein toter, aber dennoch lebendiger Körper. Die Teilchen seines zerfallenden Leichnams sind von aktivem und destruktivem Leben erfüllt, obwohl der von ihnen gebildete Körper seelen- und leblos ist. Daher sind seine Emanationen gleichzeitig wohltuend und verderblich – ein Umstand, der seine Parallele auf der Erde in der Tatsache findet, dass Gras und Pflanzen nirgends saftiger und üppiger wachsen als auf Gräbern; wobei der Friedhof oder die Emanationen der Leichen gleichzeitig töten. Und gleich allen Ghuls oder Vampiren ist der Mond der Freund der Zauberer und der Feind der Unachtsamen. Von den archaischen Äonen und späteren Zeiten der thessalischen Hexen bis zu einigen der gegenwärtigen Tantrikas in Bengalen sind seine Natur und seine Eigenschaften zwar jedem Okkultisten bekannt, den Physikern jedoch ein geschlossenes Buch geblieben.

Das ist der Mond vom astronomischen, geologischen und physikalischen Standpunkt aus. Was seine metaphysische und psychische Natur anbelangt, muss sie in diesem Werk ebenso ein okkultes Geheimnis bleiben wie in dem Buch „Esoteric Buddhism“, trotz der darin ziemlich zuversichtlich gemachten Behauptung auf Seite 113 (5. Auflage): „Vom Rätsel der achten Sphäre ist jetzt nicht mehr viel Mysteriöses übrig.“ Das sind in der Tat Themen, „bezüglich welcher die Adepten in ihren Mitteilungen gegenüber nicht initiierten Schülern sehr zurückhaltend sind“; und nachdem sie obendrein noch niemals irgendwelche Veröffentlichungen darüber sanktioniert oder gestattet haben, ist es um so besser, je weniger darüber gesagt wird.

Ohne den verbotenen Boden der „Achten Sphäre“ zu betreten, mag es dennoch von Nutzen sein, einige zusätzliche Tatsachen in Bezug auf die früheren Monaden der Mondkette – die „lunaren Vorfahren“ – darzulegen, da sie in der folgenden Anthropogenesis eine [SD # 157] führende Rolle spielen werden. Das bringt uns unmittelbar zur siebenfältigen Konstitution des Menschen; und da in letzter Zeit Diskussionen über die am besten anzuwendende Klassifikation zur Einteilung der mikrokosmischen Wesenheit aufgekommen sind, werden hier zwei Systeme mit der Absicht hinzugefügt, einen Vergleich zu erleichtern. Der unten angefügte kurze Artikel stammt aus der Feder von T. Subba Row, einem gelehrten Vedantisten. Er zieht die brahmanische Einteilung des Raja-Yoga vor, und von einem metaphysischen Gesichtspunkt aus hat er völlig Recht. Da es aber eine Frage einfacher Wahl und Zweckmäßigkeit ist, halten wir uns in diesem Werk an die „altehrwürdige“ Klassifikation der transhimalayischen „Arhat Esoteric School“. Die folgende Tabelle und ihr erklärender Text sind ein Nachdruck aus „The Theosophist“ aus Madras, ebenfalls in „Five Years of Theosophy“ enthalten.

Die siebenfältige Einteilung
in die verschiedenen indischen Systeme

„Wir geben unten in tabellarischer Form die von den Buddhisten und Vedantalehrern adoptierten Klassifikationen der Prinzipien des Menschen:

* Kosha ist wörtlich „Hülle“, die Hülle eines jeden Prinzips.

† „Leben”.

‡ Der Astralkörper oder Linga Sarira.

§ Sthula-Upadhi oder die Grundlage des Prinzips.

|| Buddhi.

[SD # 158] Aus der vorstehenden Tabelle ist zu ersehen, dass das dritte Prinzip der buddhistischen Klassifikation in der vedantischen Einteilung nicht getrennt erwähnt wird, da es lediglich Pranas Vehikel ist. Ebenso ersichtlich ist, dass das vierte Prinzip im dritten Kosha (Hülle) eingeschlossen ist, da dieses Prinzip nur das Vehikel der Willenskraft ist, welche lediglich eine Energie des Denkprinzips darstellt. Es muss ferner beachtet werden, dass der Vignanamaya Kosha als vom Manomaya Kosha getrennt betrachtet wird, da nach dem Tod sozusagen eine Trennung vorgenommen wird zwischen dem niederen Teil des Denkprinzips, welcher eine größere Affinität zum vierten als zum sechsten Prinzip aufweist, und seinem höheren Teil, welcher sich Letzterem anschließt und tatsächlich die Grundlage für die höhere spirituelle Individualität des Menschen darstellt.

Wir können unsere Leser hier auch darauf aufmerksam machen, dass die in der letzten Spalte erwähnte Klassifikation die beste und einfachste für alle mit dem Raja-Yoga in Zusammenhang stehenden praktischen Zwecke ist. Obwohl es im Menschen sieben Prinzipien gibt, existieren doch nur drei verschiedene Upadhis (Vehikel); in jedem von ihnen kann sein Atman unabhängig von den übrigen wirken. Diese drei Upadhis können von einem Adepten getrennt werden, ohne dass er sich selbst tötet. Die sieben Prinzipien kann er nicht voneinander trennen, ohne seine Konstitution zu zerstören.“

Der Schüler wird jetzt besser darauf vorbereitet sein zu erkennen, dass zwischen den drei Upadhis des Raja-Yoga und deren Atman und unseren drei Upadhis, Atman und den zusätzlichen drei Unterteilungen tatsächlich nur ein sehr geringer Unterschied besteht. Da außerdem jeder Adept im sub- und transhimalayischen Indien verpflichtet ist, an den Patanjali-, Aryasangha- oder Mahayana-Schulen ein Raja-Yogi zu werden, muss er infolgedessen die Taraka-Raja-Klassifikation dem Prinzip und der Theorie nach annehmen, einerlei welcher Klassifikation er sich für praktische und okkulte Zwecke bedient. So macht es sehr wenig aus, ob man von den drei Upadhis mit ihren drei Aspekten und Atman spricht, der ewigen und unsterblichen Synthese, oder sie als die „sieben Prinzipien“ bezeichnet.

Wer die Lehre von den siebenfältigen Weltenketten im solaren Kosmos in den theosophischen Schriften noch nicht gelesen oder zwar gelesen, aber nicht klar verstanden hat, für denjenigen sei sie zu seiner Unterstützung kurz wie folgt zusammengefasst:

1. Alles, sowohl im metaphysischen als auch im physischen Universum, ist siebenfältig. Daher werden jedem siderischen Körper, jedem Planeten, sei er sichtbar [SD # 159] oder unsichtbar, sechs begleitende Globen zugeschrieben (siehe Diagramm Nr. 3 nach Shloka 6 dieses Kommentars). Die Evolution des Lebens durchläuft diese sieben Globen oder Körper, vom ersten bis zum siebten, in sieben Runden oder sieben Zyklen.

2. Diese Globen werden durch einen Prozess gebildet, welchen die Okkultisten die „Wiedergeburt von Planetenketten (oder Ringen)“ nennen. Wenn die siebte und letzte Runde eines solchen Ringes begonnen hat, beginnt der höchste oder erste Globus „A“ zu sterben, gefolgt von allen anderen bis hinab zum letzten, anstatt wie in seinen früheren Runden in eine gewisse Ruhephase einzutreten – oder „Verdunklung“. Die „planetarische“ Auflösung (Pralaya) ist nahe, und ihre Zeit ist gekommen. Jeder Globus muss sein Leben und seine Energie auf einen anderen Planeten übertragen (siehe Diagramm Nr. 2, infra: „Der Mond und die Erde“).

3. Unsere Erde als die sichtbare Repräsentantin ihrer unsichtbaren höheren Mitgloben, ihrer „Herren“ und „Prinzipien“ (siehe Diagramm Nr. 1), hat sieben Runden zu durchleben, gleich den anderen. Während der ersten drei bildet und verdichtet sie sich; während der vierten wird sie beständiger und härter; während der letzten drei kehrt sie stufenweise in ihre ursprüngliche, etherische Form zurück: Sie ist sozusagen spiritualisiert.

4. Ihre Menschheit entwickelt sich erst in der vierten, unserer gegenwärtigen Runde, vollständig. Bis zu diesem vierten Lebenszyklus wird sie lediglich in Ermangelung eines geeigneteren Ausdrucks als „Menschheit“ bezeichnet. Gleich der Larve, die zur Puppe und dann zum Schmetterling wird, durchläuft der Mensch, oder vielmehr das, was später zum Menschen wird, während der ersten Runde alle Formen und Reiche und während der beiden folgenden Runden alle menschlichen Formen. Am Beginn der gegenwärtig vierten Reihe von Lebenszyklen und Rassen auf unserer Erde angekommen, ist der Mensch die erste hier erscheinende Form; lediglich das Mineral- und das Pflanzenreich gehen ihm voraus – selbst Letzteres muss seine Entwicklung danach durch den Menschen fortsetzen. Das wird in Band II erklärt werden. Während der drei künftigen Runden werden die Menschheit und der von ihr bewohnte Globus immer danach streben, ihre ursprüngliche Form wieder anzunehmen – die einer dhyan-chohanischen Schar. Der Mensch neigt dazu, ein Gott und dann – Gott zu werden, gleich jedem anderen Atom im Universum.

„Bereits von der zweiten Runde an beginnt die Evolution nach einem ganz anderen Plan abzulaufen. Nur während der ersten Runde geschieht es, dass der (himmlische) Mensch ein menschliches Wesen auf Globus A wird, (erneut) ein Mineral, eine Pflanze, ein Tier, auf Globus B und C etc. Der Vorgang ändert sich [SD # 160] gänzlich von der zweiten Runde an; aber Sie sind klüger geworden . . . und ich rate Ihnen, nichts zu sagen, bevor die Zeit gekommen ist, es zu sagen . . .“ (Auszug aus den Briefen des Lehrers zu verschiedenen Themen).

5. Jeder Lebenszyklus auf Globus D (unserer Erde)131 setzt sich aus sieben Wurzelrassen zusammen. Auf der Doppellinie der physischen und der moralischen Evolution beginnen sie mit der etherischen und enden mit der spirituellen – vom Beginn der irdischen Runde an bis zu ihrem Schluss. (Die eine ist eine „Planetenrunde“ von Globus A bis Globus G, dem siebten; die andere die „Globenrunde“ oder die irdische.)

Das ist in „Esoteric Buddhism“ sehr gut beschrieben und bedarf gegenwärtig keiner weiteren Erläuterung.

6. Die erste Wurzelrasse, d. h. die ersten „Menschen“ auf der Erde (von der Form abgesehen), waren die Nachkommen der „Himmlischen Menschen“, in der indischen Philosophie mit Recht die „Mondvorfahren“ oder Pitris genannt, von denen es sieben Klassen oder Hierarchien gibt. Da all das in den folgenden Abschnitten und in Band II ausreichend erklärt werden wird, braucht an dieser Stelle nicht noch mehr dazu gesagt zu werden.

Aber die beiden bereits erwähnten Werke, welche beide Gegenstände aus der okkulten Lehre behandeln, bedürfen besonderer Beachtung. „Esoteric Buddhism“ ist in theosophischen Kreisen und selbst der äußeren Welt viel zu gut bekannt als dass es notwendig wäre, hier länger auf seine Verdienste einzugehen. Es ist ein ausgezeichnetes Buch und hat noch ausgezeichnetere Arbeit geleistet. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es einige Missverständnisse enthält und bei vielen Theosophen und Laienlesern zu falschen Vorstellungen über die östlichen Geheimlehren geführt hat. Weiter wirkt es vielleicht ein wenig zu materialistisch.

Später veröffentlicht wurde „Man“ und war ein Versuch, die archaische Lehre von einem eher idealen Standpunkt aus darzustellen, einige Visionen im und aus dem Astrallicht zu übersetzen und einige Lehren wiederzugeben, die zum Teil aus den Gedanken eines Meisters gesammelt, unglücklicherweise jedoch missverstanden worden waren. Dieses Werk behandelt auch die Evolution der frühen Menschenrassen auf der Erde und enthält einige ausgezeichnete Passagen philosophischen Charakters. Aber so weit ist es nur eine interessante, kleine, mystische Erzählung. Es hat seine Mission nicht erfüllt, weil die Bedingungen, die für eine richtige Übersetzung solcher Visionen erforderlich sind, nicht gegeben waren. Der Leser darf sich daher nicht wundern, wenn unsere Bände diesen früheren Beschreibungen in verschiedenen Einzelheiten widersprechen.

[SD # 161] Esoterische „Kosmogonie“ im Allgemeinen und die Evolution der menschlichen Monade im Besonderen unterscheiden sich so essenziell in diesen beiden Büchern und in anderen, unabhängig von Anfängern verfassten theosophischen Werken, dass es unmöglich ist, mit dem gegenwärtigen Werk fortzufahren, ohne diese beiden früheren Bände speziell zu erwähnen, denn beide haben eine Anzahl von Bewunderern – insbesondere „Esoteric Buddhism“. Die Zeit für die Erklärung einiger in dieser Richtung gelegener Dinge ist gekommen. Fehler müssen jetzt anhand der ursprünglichen Lehren geprüft und korrigiert werden. Wenn das eine der genannten Werke eine allzu ausgesprochene Vorliebe für die materialistische Wissenschaft hat, ist das andere entschieden zu idealistisch und teilweise fantastisch.

Die ersten Verwirrungen und Missverständnisse brachte die für das westliche Denken ziemlich unverständliche Lehre der periodischen „Verdunklungen“ und aufeinanderfolgender „Runden“ der Globen entlang ihrer kreisförmigen Ketten hervor. Eines davon bezieht sich auf die „Fünft-“ und sogar „Sechstrunder“. Es war bekannt, dass jeder Runde ein langes Pralaya vorausgeht und ihr ein weiteres folgt, eine Ruhepause, die einen unüberschreitbaren Abgrund zwischen zwei Runden darstellt, bis die Zeit für einen neuen Lebenszyklus anbricht. Daher ging man von einer „Täuschung“ aus, als über die Existenz von „Fünft- und Sechstrundern“ in unserer vierten Runde gesprochen wurde. Gautama Buddha, so sagt man, war ein „Sechstrunder“. Platon und einige andere große Philosophen und Denker waren „Fünftrunder“. Wie war das möglich? Ein Meister lehrte und bestätigte, dass es selbst jetzt solche „Fünftrunder“ auf der Erde gäbe; und obwohl er so verstanden wurde zu behaupten, dass die Menschheit noch „in der vierten Runde“ sei, schien er an einer anderen Stelle zu sagen, wir befänden uns in der fünften. Darauf wurde von einem anderen Lehrer eine „apokalyptische Antwort“ gegeben: „Ein paar Regentropfen machen noch keinen Monsum, obwohl sie ihn ankündigen“ . . . „Nein, wir sind nicht in der fünften Runde, aber Fünftrunder sind in den letzten paar Jahrtausenden angekommen.“ Das war schlimmer als das Rätsel der Sphinx! Schüler des Okkultismus setzten ihren Verstand den wildesten Spekulationen aus. Eine beträchtliche Zeit hindurch versuchten sie, Ödipus zu überbieten und die beiden Behauptungen in Übereinstimmung zu bringen. Und da die Meister Schweigen bewahrten wie die steinerne Sphinx, wurden sie der Inkonsequenz, des „Widerspruchs“ und der „Diskrepanz“ beschuldigt. Aber sie ließen den Spekulationen einfach ihren Lauf, um eine Lektion zu erteilen, welche das westliche Denken bitter nötig hatte. In ihrer Eitelkeit und Arroganz und in ihrer Gewohnheit, jede metaphysische Auffassung und Bezeichnung zu materialisieren, ohne irgendwelchen Spielraum für östliche [SD # 162] Metapher und Allegorie zuzulassen, machten die Orientalisten einen Wirrwarr aus der hinduistischen exoterischen Philosophie, und die Theosophen taten nun das Gleiche in Bezug auf esoterische Lehren. Es ist einleuchtend, dass es Letzteren bis heute gänzlich misslang, die Bedeutung des Ausdrucks „Fünft- und Sechstrunder“ zu verstehen. Aber es ist ganz einfach so: Jede „Runde“ bewirkt eine neue Entwicklung und sogar eine völlige Veränderung der mentalen, psychischen, spirituellen und physischen Konstitution des Menschen. Alle diese Prinzipien evolvieren auf einer beständig ansteigenden Stufenleiter. Daraus folgt, dass die Menschen, die wie Konfuzius und Platon psychisch, mental und spirituell den höheren Ebenen der Evolution angehörten, in unserer vierten Runde bereits so waren, wie der Durchschnittsmensch in der fünften Runde sein wird, deren Menschheit dazu bestimmt ist, auf dieser Stufenleiter der Evolution unermesslich höher zu stehen als unsere derzeitige Menschheit. Ähnlich war Gautama Buddha – die inkarnierte Weisheit – noch höher und größer als sämtliche als Fünftrunder erwähnte Menschen, und so werden Buddha und Shankaracharya allegorisch als Sechstrunder bezeichnet. Daraus ergibt sich wiederum die verborgene Weisheit der damals als „ausweichend“ empfundenen Bemerkung „ein paar Regentropfen machen noch keinen Monsum, obwohl sie ihn ankündigen“.

Und nun wird die Wahrheit der von seinem Verfasser angebrachten Bemerkung in „Esoteric Buddhism“ vollständig offensichtlich:

„Es ist unmöglich, einem ungeschulten Verstand die komplexen Tatsachen einer gänzlich unbekannten Wissenschaft zum ersten Mal mit all ihren entsprechenden Beschaffen­heiten . . . und anormalen Entwicklungen vorzulegen. . . . Wir müssen uns zuerst mit den allgemeinen Regeln begnügen und die Ausnahmen später behandeln. Insbesondere trifft das auf ein Studium zu, bei welchem die traditionellen, allgemeinen Lehrmethoden darauf abzielen, dem Gedächtnis neue Ideen einzuprägen, indem sie zunächst Verwirrung erzeugt, um sie am Ende aufzulösen.

Der Verfasser dieser Bemerkung besaß, wie er selbst anmerkt, einen im Okkultismus „nicht geschulten Verstand“, und seine Kenntnisse der modernen astronomischen Spekulationen übertrafen sein Wissen über die archaischen Lehren bei weitem, und so kam er natürlich und ohne sich dessen bewusst zu sein bei einigen Details zu falschen Schlussfolgerungen, jedoch nicht in Bezug auf „allgemeine Regeln“. Ein solcher Irrtum wird jetzt angeführt. Obwohl er unbedeutend ist, gereicht er doch dazu, manchen Neuling zu falschen Vorstellungen zu verleiten. Aber so wie die missverstandenen Bemerkungen der früheren Auflagen in den Anmerkungen zur fünften Auflage verbessert wurden, kann auch die sechste überarbeitet und weiter vervollkommnet werden. Es gab verschiedene Gründe [SD # 163] für diese Irrtümer. (1) Die Lehrer befanden sich manchmal in der Zwickmühle; zu hartnäckig gestellte Fragen wurden daher zu „ausweichend beantwortet“, da sie aus diesem Grund nicht unbeachtet bleiben durften, aber andererseits nur teilweise beantwortet werden konnten. (2) Gleichwohl wurde das Geständnis, dass „ein halber Laib besser ist als gar kein Brot“, nur zu oft missverstanden und kaum in angemessener Weise gewürdigt. Ein Resultat davon war, dass sich europäische Laienchelas manchmal grundlosen Spekulationen hingaben. Unter diesen waren (a) das „Mysterium der Achten Sphäre“ in seiner Beziehung zum Mond; und (b) die irrtümliche Behauptung, dass zwei der höheren Globen der Erdkette zwei unserer wohlbekannten Planeten wären: „Außer der Erde . . . gibt es lediglich zwei weitere Welten unserer Kette, die sichtbar sind . . . Mars und Merkur . . .“ („Esoteric Buddhism“, S. 136).

Das war ein großer Irrtum. Aber die Schuld daran ist ebenso sehr der Unbestimmtheit und Unvollständigkeit der Antwort des Meisters beizumessen wie der Frage des Schülers selbst, die gleichermaßen vage und unbestimmt war.

Es wurde gefragt: „Welche der Planeten, die der gewöhnlichen Wissenschaft neben Merkur bekannt sind, gehören unserem Weltensystem an?“ Nun, wenn der Fragesteller unter „Weltensystem“ unsere Erdkette oder „Schnur“ verstand, anstelle des – wie es richtig gewesen wäre – „solaren Weltensystems“, dann war die Antwort natürlich dazu geeignet, missverstanden zu werden. Denn die Antwort lautete: „Mars etc. und vier weitere Planeten, von welchen die Astronomie nichts weiß; weder A, B, noch Y, Z sind bekannt, noch können sie mittels physikalischer Instrumente beobachtet werden, seien diese auch noch so vervollkommnet.“ Folgendes ist klar: (a) Die Astronomie weiß bis jetzt in Wirklichkeit nichts von den Planeten, weder von den alten noch von den in neuerer Zeit entdeckten. (b) Die Begleitplaneten von A bis Z, d. h. die höheren Globen jeder beliebigen Kette des Sonnensystems, sind nicht sichtbar.132 Was Mars, Merkur und die „vier anderen Planeten“ anbelangt, so stehen sie [SD # 164] zur Erde in einer Beziehung, von der kein Meister oder hoher Okkultist jemals sprechen wird, noch weniger wird er deren Natur erklären.133

Es ist also eindeutig, dass die aufgeworfene Theorie unmöglich ist, unabhängig von dem von der modernen Astronomie zur Verfügung gestellten zusätzlichen Beweismaterial. Die Naturwissenschaft kann unterstützende, wenn auch sehr unsichere Beweise bieten, aber nur in Bezug auf Himmelskörper, welche sich auf derselben materiellen Ebene wie unser objektives Universum befinden. Mars und Merkur, Venus und Jupiter, sowie jeder bisher entdeckte (oder noch zu entdeckende) Planet, sind alle per se Repräsentanten dieser Ketten auf unserer Ebene. Wie es ausdrücklich in einem der zahlreichen Briefe von Sinnetts „Lehrer“ heißt: „Es gibt noch weitere, unzählbar viele manvantarische Globenketten, die intelligente Wesen tragen, sowohl innerhalb als auch außerhalb unseres Sonnensystems.“ Aber weder Mars noch Merkur gehören zu unserer Kette. Sie sind, neben den anderen Planeten, siebenfältige Einheiten in der großen Schar von „Ketten“ unseres Systems; und alle sind ebenso sichtbar wie ihre höheren Globen unsichtbar sind.

Wenn weiter argumentiert wird, dass gewisse Ausdrücke in den Briefen des Lehrers zu Irrtümern verleiten könnten, so lautet die Antwort: Amen, so war es. Der Autor von „Esoteric Buddhism“ hatte das wohl verstanden, denn er schrieb, dass „die traditionellen Lehrmethoden . . . darauf beruhen, Verwirrung hervorzurufen“ . . . welche nachlässt, oder nicht – je nachdem. Wenn jedenfalls angeführt wird, dass das und die wahre Natur der Planeten früher erklärt und so veröffentlicht hätten werden können, wie es jetzt geschieht, lautet die Antwort: „Man hielt es damals nicht für ratsam, das zu tun, da es den Weg zu einer Reihe von weiteren Fragen eröffnet hätte, die ihrer esoterischen Natur halber aber niemals hätten beantwortet werden können, was nichts anderes als nur weitere Verlegenheiten verursacht hätte.“ Es wurde von Anfang an erklärt und seither wiederholt versichert: (1) Dass kein Theosoph, nicht einmal als angenommener Chela – geschweige denn als Laienschüler – erwarten könne, dass ihm die geheimen Lehren erklärt werden, grundlegend und umfassend, bevor er sich nicht der Bruderschaft durch ein unwiderrufliches Gelöbnis verpflichtet und mindestens eine Initiation abgeschlossen hat, weil der Öffentlichkeit keine Zahlen und Fakten gegeben werden können, denn Zahlen und Fakten sind Schlüssel zum esoterischen System. (2) Das, [SD # 165] was enthüllt wurde, war nur der esoterische Umriss von dem, was in nahezu allen exoterischen Schriften der Weltreligionen enthalten ist – vorwiegend in den Brahmanas und den Upanishaden der Veden und selbst in den Puranas. Es war ein kleiner Teil von dem, was jetzt in den vorliegenden Bänden viel vollständiger veröffentlicht wird; und selbst das ist sehr unvollständig und bruchstückhaft.

Als das gegenwärtige Werk begonnen wurde, wandte sich die Schreiberin in dem sicheren Gefühl, dass die Spekulationen über Mars und Merkur falsch seien, brieflich an die Lehrer und bat um Aufklärung und eine maßgebliche Darstellung. Beides kam zur rechten Zeit, und wörtliche Auszüge daraus werden hier gegeben.

„. . . Es ist vollkommen richtig, dass Mars sich gegenwärtig in einem Zustand der Verdunklung befindet und Merkur eben beginnt, daraus zu erwachen. Sie können hinzufügen, dass sich Venus in ihrer letzten Runde befindet. . . . . . . . . . . Wenn weder Merkur noch Venus Satelliten haben, so hat das folgende Gründe . . . (vide die Fußnote oben mit Angabe der entsprechenden Gründe) und auch weil Mars zwei Satelliten hat, auf welche er kein Anrecht besitzt. . . . . Phöbus, der angebliche innere Satellit, ist überhaupt kein Satellit. Wie lange zuvor von Laplace und jetzt von Faye bemerkt wurde (siehe comptes rendus, Tome XC, S. 569), hat Phöbus eine zu kurze Umlaufzeit; und es ‘muss daher irgendein Fehler in der Grundtheorie liegen’, wie Faye richtig bemerkt. . . . . Wiederum sind beide (Mars und Merkur) siebenfältige Ketten, ebenso unabhängig von den siderischen Herren und Oberen der Erde wie Sie unabhängig sind von den ‘Prinzipien’ des kleinen Daumesdicks – welche womöglich seine sechs Brüder waren, mit oder ohne Schlafmützen. . . . . . . . . . ‘Befriedigung der Neugierde ist für manche Menschen das Ende der Erkenntnis’, sagte Bacon, der ebenso Recht hatte, diese Binsenwahrheit vorauszusetzen wie jene, die vor ihm damit vertraut waren, Recht hatten, die WEISHEIT vom Wissen abzutrennen und Grenzen dafür festzulegen, was zu einer bestimmten Zeit veröffentlicht werden soll. . . . Bedenken Sie:

‘. . . . . . . . . . . Wissen weilt
In Köpfen erfüllt von Gedanken and’rer
Weisheit im Gemüt, das den eig’nen lauscht. . . .’

Das können Sie den Gemütern jener nicht tief genug einprägen, denen sie etwas über die esoterischen Lehren vermitteln. . .“

Hier sind noch weitere Auszüge aus einem anderen, von derselben Autorität verfassten Brief. Dieser Brief ist eine Antwort auf einige den Lehrern vorgelegte Einwendungen. Sie beruhen auf äußerst wissenschaftlichen und ebenso [SD # 166] sinnlosen Schlussfolgerungen über die Ratsamkeit des Versuches, die esoterischen Theorien mit den Spekulationen der modernen Wissenschaft zu vereinbaren. Sie wurden von einem jungen Theosophen als eine Warnung vor der „Geheimlehre“ und in Bezug auf denselben Gegenstand geschrieben. Er behauptete, dass solche Erdbegleiter „lediglich ein kleines bisschen weniger materiell sein könnten als unser Globus“, wenn sie überhaupt existierten. Wie war es dann möglich, dass sie unsichtbar sind? Die Antwort lautete:

„. . . . Würden psychische und spirituelle Lehren besser verstanden, wäre es kaum möglich, sich eine solche Unvereinbarkeit auch nur vorzustellen. So lange man nicht weniger Energie darauf verwendet, das Unvereinbare zu vereinbaren – d. h. die metaphysischen und spirituellen Wissenschaften mit der Physik- oder Naturphilosophie, wobei „Natur“ für sie (die Wissenschaftler) ein Synonym für die in die Wahrnehmung ihrer körperlichen Sinne fallende Materie ist – kann kein wirklicher Fortschritt erzielt werden. Unser Globus befindet sich, wie von Anfang an gelehrt wurde, am tiefsten Punkt des absteigenden Bogens, wo sich die Materie unserer Wahrnehmung in ihrer gröbsten Form darstellt. . . . . . . Daher ist es nur logisch, dass sich die unsere Erde überschattenden Globen auf anderen, höheren Ebenen befinden müssen. Kurz gesagt, als Globen sind sie zwar miteinander verbunden, bestehen aber nicht aus der gleichen Substanz wie unsere Erde und gehören somit einem ganz anderen Bewusstseinszustand an. Unser Planet ist (wie alle, die wir sehen können) dem besonderen Zustand seines menschlichen Stammes ­ange­passt, und dieser Zustand befähigt uns, die Himmelkörper mit bloßem Auge zu sehen, welche essenziell mit der Ebene unserer Erde und ihrer Substanz übereinstimmen, geradeso wie ihre jeweiligen Bewohner, die Jupitermenschen, die Marsmenschen und andere unsere kleine Welt wahrnehmen können. Weil unsere Bewusstseinsebenen – zwar dem Grade nach verschieden, der Art nach aber gleich – in derselben Schicht der differenzierten Materie liegen. . . . . Was ich schrieb, war: ‘Das kleinere Pralaya betrifft nur unsere kleinen Globenschnüre(in jenen Tagen der Sprachverwirrung nannten wir die Ketten „Schnüre“). . . . ‘Zu einer solchen Schnur gehört unsere Erde.’ Das hätte klar zeigen sollen, dass die anderen Planeten auch ‘Schnüre’ oder KETTEN sind. . . Wenn er (der den Einwand erhob) auch nur die schwache Silhouette eines solchen ‘Planeten’ auf den höheren Ebenen wahrnehmen wollte, müsste er zunächst einmal selbst die zwischen ihm und der nächsten Ebene liegenden dünnen Wolken von Astralmaterie vertreiben. . . . .“

So wird offensichtlich, wieso wir selbst mit unseren besten irdischen Teleskopen das außerhalb unserer materiellen Welt Liegende nicht wahrnehmen können. Jene allein, die wir Adepten nennen, die wissen, wie sie ihr mentales Sehvermögen zu dirigieren und ihr Bewusstsein – sowohl physisch als auch psychisch – auf [SD # 167] andere Seinsebenen übertragen können, sind dazu imstande, mit Autorität über solche Dinge zu sprechen. Und sie sagen uns eindeutig:

„Führe das Leben, das zur Erlangung solcher Erkenntnis und solcher Kräfte notwendig ist, und die Weisheit wird natürlich zu dir kommen. Wann immer du fähig bist, dein Bewusstsein mit einer der sieben Saiten des Universalen Bewusstseins in Einklang zu bringen, mit jenen Saiten, die über das Schallbrett des Kosmos gespannt sind, von einer Ewigkeit zur anderen schwingend; wenn du die Musik der Sphären gründlich studiert hast, dann erst wirst du völlig frei werden, dein Wissen mit jenen zu teilen, mit denen das auf sichere Weise getan werden kann. Unterdessen sei klug. Gib die großen Wahrheiten, das Erbe der künftigen Rassen, nicht unserer jetzigen Generation. Versuche nicht, das Geheimnis von Sein und Nichtsein jenen zu entschleiern, die unfähig sind, die verborgene Bedeutung von Apollos Heptachord zu verstehen –, der Leier des strahlenden Gottes, von deren sieben Saiten jede einzelne von dem Geist, der Seele und dem Astralkörper des Kosmos bewohnt wird, von welchen jetzt lediglich die Schalen in die Hände der modernen Wissenschaft gefallen sind. . . . . . Sei klug, sagen wir, klug und weise, und achte vor allem darauf, woran jene glauben, die von dir lernen; damit sie nicht, indem sie sich selbst täuschen, andere täuschen . . . . denn das ist das Schicksal einer jeden Wahrheit, mit der die Menschen noch nicht vertraut sind. . . . . Lieber lasse die Planetenketten und andere super- und subkosmische Mysterien für jene ein Traumland bleiben, die weder sehen noch glauben, dass andere es können. . . .

Dass nur wenige von uns den weisen Rat befolgt haben, ist zu bedauern; und dass so manche unschätzbare Perle, so manches Juwel der Weisheit, einem Feind hingeworfen wurde, der unfähig war, dessen Wert zu verstehen und sich abwendete und uns zerfleischte.

„‘Stellen wir uns vor’ – schrieb derselbe Meister an seine beiden ‘Laien-Chelas’, wie er den Verfasser von ‘Esoteric Buddhism’ und einen anderen Herrn nannte, der für einige Zeit sein Mitschüler war – ‘Stellen wir uns vor, dass unsere Erde eine aus einer Gruppe von sieben Planeten oder Menschen-tragenden Welten ist. . . . . . (die sieben Planeten sind die heiligen Planeten des Altertums, und alle sind siebenfältig). Nun erreicht der Lebensimpuls A oder vielmehr das, was dazu bestimmt ist, zu A zu werden, und das bis dahin nur kosmischer Staub (ein „Laya-Zentrum“) ist . . . etc.’

In diesen frühen Briefen, in welchen die Begriffe erfunden und die Worte geprägt werden mussten, wurden die „Ringe“ sehr oft zu „Runden“ und die „Runden“ zu Lebenszyklen und vice versa. Einem Korrespondenten, der eine „Runde“ einen „Weltring“ nannte, schrieb der Lehrer: „Ich glaube, das wird zu noch mehr Verwirrung führen. Wir sind übereingekommen, den [SD # 168] Durchgang einer Monade von Globus A zu Globus G oder Z eine Runde zu nennen. . . . Der ‘Weltring’ ist korrekt. . . Raten Sie Herrn . . . dringend, sich erst über eine Nomenklatur zu verständigen, bevor er noch weiter geht . . .“

Trotz dieser Übereinkunft schlichen sich infolge dieser Verwirrung in die frühesten Lehren zahlreiche Irrtümer ein. Selbst die Rassen wurden gelegentlich mit den „Runden“ und „Ringen“ verwechselt und führten zu ähnlichen Irrtümern in „Man“. Von Anbeginn an hatte der Meister geschrieben:

„Da mir nicht erlaubt ist, Ihnen die ganze Wahrheit zu geben oder die Anzahl isolierter Bruchteile zu enthüllen . . . bin ich nicht imstande, Sie zufriedenzustellen.“

Das stand in der Beantwortung der Fragen: „Wenn wir recht verstehen, so ist die Anzahl der Existenzen vor der menschlichen Periode 637“ etc. etc. Auf alle die Zahlen betreffenden Fragen lautete die Antwort: „Versuchen Sie das Problem von 777 Inkarnationen zu lösen. . . . Obwohl ich verpflichtet bin, die Information zurückzuhalten . . . so wird es doch meine Pflicht sein, es Ihnen bestätigen zu müssen, sollten Sie das Problem selbst gelöst haben.“

Aber sie wurden niemals so gelöst, und die Resultate waren – nie endende Verworrenheit und Irrtümer.

Selbst die Lehre von der siebenfältigen Konstitution der siderischen Körper und des Makrokosmos – aus welchem die siebenfältige Einteilung des Mikrokosmos oder des Menschen entspringt – gehört bis jetzt zu den esoterischsten. In alten Zeiten wurde sie gewöhnlich nur bei der Initiation zusammen mit den heiligsten Zahlen der Zyklen mitgeteilt. Wie in einer der theosophischen Zeitschriften134 festgestellt, wurde seinerzeit im Rahmen der Beantwortung einiger Briefe des Verfassers von „Esoteric Buddhism“, der eine Menge Fragen stellte, lediglich ein paar spärliche Informationen gegeben, die Enthüllung des gesamten Systems der Kosmogonie wurde jedoch überhaupt nicht in Erwägung gezogen, ja sie wurde nicht einmal für einen Augenblick überhaupt für möglich gehalten. Unter den Fragen fanden sich Probleme in der Art, dass kein Meister, wie hoch und unabhängig er auch sein möge, das Recht hätte, zu antworten und damit der Welt die altehrwürdigsten und archaischsten Mysterien der alten Tempelschulen zu enthüllen. Daher wurden lediglich einige wenige Lehren in groben Umrissen bekannt gegeben, während die Einzelheiten immer wieder zurückgehalten wurden; und sämtliche Anstrengungen, weitere Informationen über sie herauszulocken, wurden von Anfang an systematisch vereitelt. Das ist vollkommen natürlich. Von den vier Vidyas – von den sieben in den Puranas erwähnten Erkenntniszweigen – nämlich „Yajna-Vidya“ (die Ausführung religiöser Riten in der Absicht, [SD # 169] gewisse Resultate hervorzubringen); „Maya-Vidya“, das große (magische) Wissen, jetzt zur Tantrikaanbetung degradiert; „Guhya-Vidya“, die Wissenschaft von den Mantras und ihrem richtigen Rhythmus oder Gesang, von mystischen Beschwörungen etc. – kann ausschließlich die Letzte, „Atman-Vidya“ oder die wahre spirituelle und Göttliche Weisheit, absolutes und endgültiges Licht auf die Lehren der drei zuerst Genannten werfen. Ohne die Unterstützung der Atman-Vidya bleiben die anderen drei nicht mehr als oberflächliche Wissenschaften, geometrische Größen, welche Länge und Breite aufweisen, aber keine Tiefe haben. Sie gleichen der Seele, den Gliedern und dem Gemüt eines schlafenden Menschen: zu mechanischen Bewegungen fähig, zu chaotischen Träumen und selbst zum Schlafwandeln, zur Hervorbringung sichtbarer Wirkungen, aber lediglich von instinktiven und nicht von intellektuellen Ursachen stimuliert, und am allerwenigsten von voll bewussten spirituellen Impulsen. Ein guter Teil der drei zuerst genannten Wissenschaften kann veröffentlicht und erklärt werden. Aber wenn nicht die Atman-Vidya den Schlüssel zu ihren Lehren liefert, werden sie für immer wie die Fragmente eines verstümmelten Textbuches bleiben, wie die Andeutungen großer Wahrheiten, undeutlich wahrgenommen von den Spirituellsten, aber in allen Proportionen verzerrt von jenen, die jeden Schatten an die Wand nageln würden.

Eine weitere große Verwirrung im Denken der Schüler wurde durch die unvollständige Darstellung der Lehren über die Evolution der Monaden hervorgerufen. Um vollständig erfasst zu werden, müssen sowohl dieser Prozess wie auch der der Geburt der Globen viel mehr von ihrem metaphysischen Aspekt aus untersucht werden als von dem, was man einen statistischen Standpunkt nennen könnte, der Zahlen und Fakten in sich einschließt, deren allgemeine Verwendung aber nur selten gestattet wird. Unglücklicherweise sind nur wenige geneigt, diese Lehren nur metaphysisch zu behandeln. In seinem Werk von der Evolution der Monaden sprechend („Esoteric Buddhism“, Seite 46), erklärt selbst der Beste der westlichen Autoren unserer Lehre, dass „wir uns mit reiner Metaphysik jener Art jetzt nicht befassen“. Und wenn das so ist, wie der Lehrer in einem Brief an ihn bemerkt: „Wozu dann dieses Predigen unserer Lehren, all dieses Bergaufsteigen und Gegen-den-Strom-Schwimmen? Wozu sollte der Westen . . . vom Osten . . . lernen . . . das, was niemals den speziellen Anforderungen der Ästhetik entsprechen kann?“ Und er lenkt die Aufmerksamkeit seines Korrespondenten „auf die enormen Schwierigkeiten, auf die wir (die Adepten) bei jeglichem von uns unternommenen Versuch stoßen, unsere Metaphysik dem westlichen Denken zu erklären“.

Und das mag er wohl; weil außerhalb der Metaphysik keine okkulte Philosophie, keine Esoterik möglich ist. Es ist so, als wollte man versuchen, die Sehnsüchte und Zuneigungen, die Liebe und den Hass, das verborgenste und heiligste Wirken in [SD # 170] Seele und Gemüt eines lebenden Menschen durch eine anatomische Beschreibung des Brustkastens und des Gehirns seines toten Körpers zu erklären.

Wir wollen nun zwei Lehrsätze untersuchen, die oben erwähnt, in „Esoteric Buddhism“ jedoch kaum gestreift wurden, und sie – soweit es in unserer Macht liegt – ergänzen.

 

 

 

 

Weitere TATSACHEN UND ERKLÄRUNGEN
in Bezug auf die GLOBEN UND die MONADEN

Zwei in „Esoteric Buddhism“ aufgestellte Behauptungen müssen beachtet und die Ansichten des Verfassers angeführt werden. Auf Seite 49 (fünfte Aus­gabe) wird gesagt:

„. . . die spirituellen Monaden . . . vollenden ihre mineralische Existenz auf Globus A nicht komplett, sie vollenden sie auf Globus B und so fort. Sie durchlaufen mehrmals den gesamten Kreislauf als Minerale, und dann wieder mehrmals als Pflanzen und mehrmals als Tiere. Wir unterlassen es dieses Mal absichtlich, auf Zahlen einzugehen.“ etc. etc.

Angesichts der in Bezug auf Zahlen und Fakten gepflegten großen Geheimhaltung war es weise, diesen Weg einzuschlagen. Diese Verschwiegenheit wurde jetzt teilweise aufgegeben; aber es wäre vielleicht besser gewesen, die wirklichen Zahlen in Bezug auf die Runden und Evolutionskreisläufe damals entweder vollständig zu enthüllen oder gänzlich zurückzuhalten. Sinnett begriff diese Schwierigkeit wohl, als er sagte (S. 140): „Aus Gründen, die für den Außenstehenden nicht leicht zu erahnen sind, sträuben sich die Besitzer okkulten Wissens besonders, Fakten in Bezug auf die Kosmogonie herauszugeben, obwohl es für den Uninitiierten schwer zu verstehen ist, warum sie zurückgehalten werden sollten.“

Dass es dafür solche Gründe gab, ist offensichtlich. Nichtsdestoweniger sind dieser Verschwiegenheit die meisten konfusen Ideen einiger östlicher wie auch westlicher Schüler zuzuschreiben. Die Schwierigkeiten, die der Annahme der beiden besonderen in Betracht kommenden Lehrsätze im Wege standen, erschienen groß, gerade weil alle Angaben fehlten, auf die man sich hätte stützen können. Aber so war es eben. Denn die zu den okkulten Berechnungen gehörenden Zahlen können außerhalb des Kreises der Chelas, die ein Gelöbnis abgelegt haben, nicht gegeben werden – wie die Meister vielfach erklärten –, und selbst sie können die Regeln nicht brechen.

Ohne die mathematischen Aspekte der Lehre zu berühren, kann die gegebene Lehre erweitert und einige unklare [SD # 171] Punkte aufgehellt werden, um die Dinge klarer zu machen. Da die Evolution der Globen und der Monaden so eng miteinander verwoben sind, fügen wir die beiden Lehren zu einer einzigen zusammen. In Bezug auf die Monaden wird der Leser ersucht sich vor Augen zu halten, dass die östliche Philosophie das westliche theologische Dogma einer für jedes neugeborene Kind neu erschaffenen Seele ablehnt, weil das ebenso unphilosophisch ist wie es in der Ökonomie der Natur unmöglich ist. Es muss eine begrenzte Anzahl von Monaden geben, welche durch ihre Assimilation vieler aufeinander folgender Persönlichkeiten – in jedem neuen Manvantara – zu immer größerer Vollkommenheit evolvieren und wachsen. Angesichts der Lehren von Wiedergeburt, Karma und der stufenweisen Rückkehr der menschlichen Monade zu ihrer Quelle, der absoluten Gottheit, ist dies bedingungslos erforderlich. Obwohl also die Schar der mehr oder weniger fortgeschrittenen Monaden fast unzählbar ist, ist ihre Anzahl dennoch begrenzt wie alles in diesem Universum der Differenzierung und Endlichkeit.

Wie in dem doppelten Diagramm der menschlichen „Prinzipien“ und der aufsteigenden Globen der Weltenketten dargestellt, existiert eine ewige Verkettung von Ursachen und Wirkungen und eine perfekte Analogie, welche durch alle Evolutionslinien hindurch fortbesteht und sie miteinander verbindet. Eines erzeugt das andere – Globen wie Persönlichkeiten. Aber beginnen wir mit dem Anfang.

Der allgemeine Umriss des Prozesses, durch welchen die aufeinander­folgenden Planetenketten gebildet werden, wurde soeben aufgezeigt. Um zukünftigen Missverständnissen vorzubeugen sollen einige weitere Einzelheiten angeboten werden, die auch Licht auf die Geschichte der Menschheit unserer eigenen Kette werfen werden, dem Nachkommen der Mondkette.

In den Diagrammen auf Seite 177 stellt Abbildung 1 die „Mondkette“ von sieben Planeten zu Beginn ihrer siebten oder letzten Runde dar; Abbildung 2 repräsentiert die „Erdkette“, die einmal sein wird, gegenwärtig aber noch nicht existiert. Die sieben Globen einer jeden Kette sind in ihrer zyklischen Reihenfolge unterschieden durch die Buchstaben A bis G; die Globen der Erdkette sind ferner bezeichnet mit einem Kreuz „+ “, dem Symbol der Erde.

Nun muss daran erinnert werden, dass die Monaden in ihren Kreisläufen um eine beliebige siebenfältige Kette, in Abhängigkeit von ihrem jeweiligen Stadium hinsichtlich ihrer Evolution, ihres Bewusstseins und ihrer Verdienste in sieben Klassen oder Hierarchien aufgeteilt sind. Beobachten wir nun in der ersten Runde die Reihenfolge ihres Erscheinens auf Planet A. Die Zeiträume zwischen dem Erscheinen dieser Hierarchien auf einem beliebigen Globus sind so angepasst, dass wenn die Klasse 7, die letzte, auf Globus A erscheint, die Klasse 1, die erste, gerade auf Globus B übergegangen ist, und so weiter, Schritt für Schritt, rund um die ganze Kette.

Nochmals, in der siebten Runde der Mondkette, sobald Klasse 7, die [SD # 172] letzte, Globus A verlässt, beginnt dieser Globus zu sterben (in seinen planetarischen Pralaya einzugehen),135 anstatt in Schlaf zu versinken, wie er es in früheren Runden getan hat; und im Sterben überträgt er der Reihe nach, wie soeben gesagt, seine „Prinzipien“ oder Lebenselemente und Energie und so weiter, eines nach dem anderen auf ein neues „Laya-Zentrum“, welches mit der Bildung von Globus A der Erdkette beginnt. Ein ähnlicher Prozess findet auf jedem der Globen der „Mondkette“ statt, auf einem nach dem anderen, wobei jeder einen neuen Globus der „Erdkette“ bildet. Unser Mond war der vierte Globus der Reihe, und er befand sich auf derselben Wahrnehmungsebene wie unsere Erde. Globus A der Mondkette ist jedoch nicht vollständig „tot“, bevor nicht die ersten Monaden der ersten Klasse von Globus G oder Z, dem letzten der „Mondkette“, in [SD # 173] das sie zwischen den beiden Ketten erwartende Nirvana eingegangen sind. Ähnliches gilt, wie gesagt, für alle anderen Globen auch; ein jeder bringt den entsprechenden Globus der „Erdkette“ zur Geburt.

Wenn ferner Globus A der neuen Kette bereit ist, inkarniert sich die erste Klasse oder Hierarchie von Monaden der Mondkette im niedersten Reich; und so weiter, der Reihe nach. Das hat zur Folge, dass in der ersten Runde lediglich die erste Klasse der Monaden den menschlichen Entwicklungszustand erreicht, da die später ankommende zweite Klasse auf keinem Planeten ausreichend Zeit hat, diese Stufe zu erreichen. Somit erreichen die Monaden der zweiten Klasse die anfängliche menschliche Stufe erst in der zweiten Runde und so fort bis hinauf zur Mitte der vierten Runde. Aber an diesem Punkt – und in dieser vierten Runde, in welcher die menschliche Stufe vollständig entwickelt sein wird – schließt sich das „Tor“ zum Menschenreich; von da an bleibt die Anzahl der „menschlichen“ Monaden, d. h. der Monaden auf der menschlichen Entwicklungsstufe, konstant. Die Monaden, welche die menschliche Stufe bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht erreicht haben, werden aufgrund der menschlichen Evolution an sich so weit zurückgeblieben sein, dass sie die menschliche Stufe erst am Schluss der siebten und letzten Runde erreichen werden. Sie werden daher auf dieser Kette keine Menschen sein, sondern die Menschheit eines zukünftigen Manvantaras bilden und dadurch belohnt, dass sie die „Menschen“ einer insgesamt höheren Kette werden und damit ihre karmische Entschädigung erhalten. Hierfür gibt es nur eine einzige Ausnahme – aus sehr guten Gründen, über die wir später sprechen werden. Das aber erklärt die Unterschiede zwischen den Rassen.

Es zeigt sich somit deutlich, wie vollkommen die Analogie zwischen den natürlichen Vorgängen im Kosmos und im individuellen Menschen ist. Letzterer durchlebt seinen Lebenszyklus und stirbt. Seine „höheren Prinzipien“, welche in der Entwicklung einer Planetenkette den zirkulierenden Monaden entsprechen, gehen in Devachan ein, welches mit „Nirvana“ und den zwischen zwei Ketten liegenden Ruhephasen korrespondiert. Die niederen „Prinzipien“ des Menschen werden mit der Zeit aufgelöst und von der Natur wieder zur Bildung neuer menschlicher Prinzipien verwendet; derselbe Vorgang findet auch bei der Auflösung und Bildung von Welten statt. Die Analogie ist somit der sicherste Führer zum Verständnis der okkulten Lehren.

Das ist eines der „sieben Mysterien des Mondes“; und es ist jetzt enthüllt. Die sieben „Mysterien“ heißen bei den Japanern Yamabushis, bei den Mystikern der Laotse-Sekte und den asketischen Mönchen von Kyoto die Dzenodu – die „sieben Juwelen“. Nur sind die japanischen und chinesischen [SD # 174] buddhistischen Asketen und Initiierten bei der Herausgabe ihres „Wissens“ womöglich noch zurückhaltender als die Hindus.

Aber der Leser darf nicht die Monaden aus den Augen verlieren; und er muss über ihre Natur aufgeklärt werden, soweit das erlaubt ist, ohne das Gebiet der höchsten Mysterien zu betreten, deren letztes und endgültiges Wort zu kennen die Schreiberin in keiner Weise behauptet.

Die monadische Schar kann grob in drei große Klassen eingeteilt werden:

1. Die am höchsten entwickelten Monaden (die lunaren Götter oder „Geister“, in Indien die Pitris genannt), deren Funktion es ist, in der ersten Runde den ganzen dreifachen Zyklus der mineralischen, pflanzlichen und tierischen Reiche in ihren etherischsten, zartesten und rudimentärsten Formen zu durchlaufen, um sich in die Natur der neugebildeten Kette zu kleiden und sie zu assimilieren. Sie sind es, die als Erste in der ersten Runde auf Globus A die menschliche Form erreichen (wenn man im Bereich des nahezu Subjektiven überhaupt von einer Form sprechen kann). Sie sind es daher auch, die während der zweiten und dritten Runde das menschliche Element leiten und repräsentieren und schließlich am Beginn der vierten Runde ihre Schatten für die zweite Klasse evolvieren, oder für jene, die ihnen nachfolgen.

2. Jene Monaden, die in den dreieinhalb Runden als Erste die menschliche Stufe erreichen und zu „Menschen“ werden.136

[SD # 175] 3. Die Nachzügler; die Monaden, die zurückgeblieben sind und aufgrund karmischer Hindernisse die menschliche Stufe in diesem Zyklus oder dieser Runde überhaupt nicht erreichen werden, mit einer einzigen Ausnahme, von der an anderer Stelle die Rede sein wird, wie bereits versprochen.

Nun bewirken die irdischen Kräfte die Entwicklung der äußeren Form oder des Körpers, die astrale umschließend, wie das auch in den niederen Reichen geschieht; die Evolution des inneren oder wirklichen Menschen ist jedoch rein spirituell. Die unpersönliche Monade durchwandert jetzt nicht mehr eine Vielzahl verschiedener materieller Formen, wie sie das während der äußeren Evolution tat – im besten Fall mit Instinkt und Bewusstsein auf einer ganz anderen Ebene begabt –, sondern sie befindet sich jetzt auf einer Reise der „Pilgerseele“ durch verschiedene Zustände nicht nur materieller Natur, sondern des Selbstbewusstseins und der Selbstwahrnehmung oder des Erkennens aus bewusster Wahrnehmung (sieheGötter, Monaden und Atome“).

Die Monade taucht aus ihrem Zustand spiritueller und intellektueller Unbewusstheit empor; die beiden ersten Ebenen überspringend – die dem Absoluten zu nahe sind, um irgendwelche Wechselbeziehungen mit irgendetwas auf einer niederen Ebene zuzulassen –, begibt sie sich direkt auf die Mentalebene. Es gibt im gesamten Universum keine Ebene mit einem größeren Spielraum oder Tätigkeitsfeld als diese Ebene mit ihrer fast endlosen Bandbreite an Wahrnehmungs- und Erkenntnisqualitäten. Die Mentalebene weist selbst für jede einzelne „Form“ eine passende kleinere Ebene auf, von der „mineralischen“ Monade aufwärts bis zu der Zeit, in der diese Monade durch Evolution zu einer Göttlichen Monade erblüht. Aber dennoch bleibt die Monade die ganze Zeit über ein und dieselbe und unterscheidet sich lediglich während ihrer Inkarnationen, wenn sie in ihren beständig aufeinanderfolgenden Zyklen teilweiser oder gänzlicher Verdunklung des Geistes oder teilweiser oder gänzlicher Verdunklung der Materie – zwei polare Antithesen – in die Bereiche mentaler Spiritualität empor- oder in die Tiefen der Materialität hinabsteigt.

Kehren wir zurück zu „Esoteric Buddhism“. Hier wird bezüglich des enormen Zeitraums, der zwischen der mineralischen Epoche auf Globus A und der menschlichen137 Epoche liegt, Folgendes festgestellt: „Die volle Entwicklung der [SD # 176] mineralischen Epoche auf Globus A bereitet den Weg für die pflanzliche Entwicklung, und sobald diese beginnt, strömt der mineralische Lebensimpuls auf Globus B über. Dann, wenn die pflanzliche Entwicklung auf Globus A vollendet ist und die tierische Entwicklung beginnt, strömt der pflanzliche Lebensimpuls auf Globus B über und der mineralische geht auf Globus C weiter. Schließlich erreicht der menschliche Lebensimpuls Globus A“ (S. 49).

Und so geht es drei Runden lang weiter, um sodann nachzulassen und schließlich an der Schwelle unseres Globus in der vierten Runde zu enden, weil die menschliche Periode (die des wahren physischen Menschen der Zukunft), die siebte, jetzt erreicht ist. Das ist einleuchtend, denn wie gesagt „. . . existieren dem Mineralreich vorangehende Evolutionsprozesse, und so geht eine Evolutionswoge, tatsächlich sogar mehrere Evolutionswogen, der mineralischen Woge auf ihrem Pfad durch die Sphären voran“ (ebenda).

Und nun müssen wir aus einem anderen Artikel zitieren, und zwar aus „The Mineral Monad“ in „Five Years of Theosophy“, S. 273 ff:

„Es existieren sieben Reiche. Die erste Gruppe umfasst drei Klassen von Elementalen oder im Entstehen begriffene Kraftzentren – vom ersten Stadium der Differenzierung von (aus) Mulaprakriti (oder vielmehr Pradhana, ursprünglicher homogener Materie) an bis zu ihrem dritten Grad –, d. h. von vollständiger Unbewusstheit bis zur halbbewussten Wahrnehmung; die zweite oder höhere Gruppe umfasst die Reiche von den Pflanzen bis zum Menschen; das Mineralreich bildet somit den Zentral- oder Wendepunkt in den Abstufungen der „monadischen Essenz“, wenn sie als eine sich entfaltende Energie betrachtet wird. Drei Stufen (sub-physisch) auf der elementalen Seite; das Mineralreich; drei Stufen auf der objektiven physischen138 Seite – das sind die (ersten oder vorläufigen) sieben Glieder der Evolutionskette.“

Vorläufig“ heißen sie, weil sie vorbereitender Natur sind. Und obwohl sie tatsächlich der natürlichen Entwicklung angehören, würden sie korrekter als sub-natürliche Evolution bezeichnet. Dieser Prozess macht auf seiner dritten Stufe an der Schwelle zur vierten Halt, wenn er – auf der Ebene der natürlichen Evolution – zur ersten wirklich menschwärts gerichteten Stufe wird; mit den drei elementalen Reichen bildet er somit die Zehn, die sephirothische Zahl. An diesem Punkt beginnt:

„Ein Abstieg des Geistes in die Materie, dem ein Aufstieg in der physischen [SD # 177] Evolution entspricht; ein Wiederaufstieg aus den tiefsten Tiefen der Materialität (des Minerals) in Richtung auf den Status quo ante, mit einer entsprechenden Auflösung des konkreten Organismus – aufwärts zu Nirvana, dem Punkt, wo die differenzierte Materie verschwindet.“ („Five Years of Theosophy“, S. 276)

Nun ist also klar, warum das, was in Esoteric Buddhism treffend als „Evolutionswoge“ und als Mineral-, Pflanzen-, Tier- und Menschen-„Impuls“ bezeichnet wird, vor der Tür unseres Globus in seinem vierten Zyklus oder seiner vierten Runde zum Stillstand kommt. An diesem Punkt wird die kosmische Monade (Buddhi) mit dem atmanischen Strahl vermählt und zu seinem Vehikel; d. h. sie (Buddhi) erwacht und nimmt ihn (Atman) bewusst wahr. Sie betritt damit die erste Sprosse einer neuen siebenfältigen Evolutionsleiter, die sie schließlich zur zehnten (von der niedersten aufwärts gezählt) des sephirothischen Baumes führen wird – der Krone.

Alles im Universum folgt der Analogie. „Wie oben, so unten“; der Mensch ist der Mikrokosmos des Universums. Was auf der spirituellen Ebene stattfindet, wiederholt sich auf der kosmischen Ebene. Das Konkrete folgt der Spur des Abstrakten; dem Höchsten muss das Niederste entsprechen; das Materielle dem Spirituellen. Solcherart der sephirothischen Krone (oder der oberen Triade) entsprechend, existieren die drei dem mineralischen vorangehenden elementalen Reiche (siehe Diagramm auf S. 277 in „Five Years of Theosophy“). Diese entsprechen, um die Sprache der Kabbalisten zu gebrauchen, in der kosmischen Differenzierung den Welten der Form und Materie, vom Superspirituellen bis zum Archetypischen.

Was ist nun eine „Monade“? Und in welcher Beziehung steht sie zu einem Atom? Die folgende Antwort beruht auf den Erklärungen, die als Antwort auf diese Fragen in dem oben zitierten von der Verfasserin geschriebenen Artikel „Die mineralische Monade“ gegeben wurde.

Auf die zweite Frage wurde geantwortet: „In überhaupt keiner Beziehung zu einem Atom oder Molekül, wie es die Wissenschaft sich gegenwärtig vorstellt. Sie kann weder mit den mikroskopischen Organismen verglichen werden, die einst zu den polygastrischen Infusorien zählten und heute als pflanzlich betrachtet und unter die Algen klassifiziert werden; noch entspricht sie exakt der Monas der Peripatetiker. Physisch oder konstitutionell unterscheidet sich die mineralische Monade natürlich von der menschlichen Monade; sie ist weder physisch noch kann ihre Konstitution durch chemische Symbole und Elemente dargestellt werden.“ Kurz gesagt: Ebenso wie die spirituelle Monade eins, universal, grenzenlos und ungeteilt ist und ihre Strahlen nichtsdestoweniger das bilden, was wir in unserer Unwissenheit die „individuellen Monaden“ der Menschen nennen, [SD # 178] ist die mineralische Monade am gegenüberliegenden Punkt des Kreises ebenfalls eins, und aus ihr strömen die zahllosen physischen Atome hervor, welche die Wissenschaft als individualisiert zu betrachten beginnt.

Wie sonst könnte man den evolutionären und spiralförmigen Fortschritt der vier Reiche begründen und mathematisch erklären? Die „Monade“ ist die Verbindung der beiden letzten „Prinzipien“ des Menschen, des sechsten und siebten, und genau gesagt bezieht sich der Ausdruck „menschliche Monade“ nur auf die duale Seele (Atman-Buddhi) und nicht allein auf ihr spirituell höchstes, belebendes Prinzip, Atman. Von Letzterem (Atman) getrennt hat die spirituelle Seele jedoch keine selbständige Existenz, kein Sein, und deshalb wurde sie so benannt . . . . Nun unterscheidet sich die monadische oder vielmehr die kosmische Essenz (wenn ein solcher Ausdruck erlaubt ist) im Mineralischen, Pflanzlichen und Tierischen auf der Fortschrittsskala, wenngleich sie doch während sämtlicher Zyklenreihen dieselbe bleibt, vom niedersten Elementalen bis zum Devareich. Es wäre sehr irreführend, sich die Monade als eine getrennte Wesenheit vorzustellen, die sich langsamen Schrittes auf einem bestimmten Pfad durch die niederen Reiche dahinschleppt und nach unermesslich vielen Reihen von Transformationen zu einem menschlichen Wesen erblüht; kurz, dass die Monade eines Humboldt zurückgeht auf die Monade eines Hornblende-Atoms. Statt von einer „mineralischen Monade“ zu sprechen, wäre die korrektere Ausdrucksweise der jedes einzelne Atom differenzierenden Naturwissenschaft natürlich gewesen, sie wie folgt zu beschreiben: „Sich in der Form von Prakriti manifestierende Monade, die das Mineralreich genannt wird.“ Das Atom, wie es in der üblichen wissenschaftlichen Annahme dargestellt wird, ist nicht ein Teilchen von einem Etwas, das von einem psychischen Etwas belebt wird, mit der Bestimmung, nach Äonen als Mensch zu erblühen. Es ist vielmehr eine konkretisierte Manifestation der universalen Energie, die selbst noch nicht individualisiert wurde; eine aufeinanderfolgende Manifestation der einen Universalen Monas. Das Meer (der Materie) teilt sich nicht in seine potenziellen und es zusammensetzenden Tropfen, bevor nicht der Schwung des Lebensimpulses das Evolutionsstadium der Geburt des Menschen erreicht hat. Die Neigung zur Trennung in individuelle Monaden entsteht allmählich und wird in den höheren Tieren annähernd erreicht. Die Peripatetiker wendeten das Wort Monas auf den gesamten Kosmos an, im pantheistischen Sinn; und während die Okkultisten diesen Gedanken der Bequemlichkeit halber übernehmen, unterscheiden sie die fortschreitenden Stadien der Evolution des Konkreten aus dem Abstrakten mithilfe von Begriffen wie beispielsweise „mineralische, pflanzliche, animalische (und so weiter) Monade“. Der Ausdruck bedeutet lediglich, dass die Flutwelle der spirituellen Evolution diesen Bogen ihres Umlaufs durchläuft. Im Pflanzenreich beginnt die „monadische [SD # 179] Essenz“ unmerklich, sich in Richtung auf individuelles Bewusstsein zu differenzieren. Da die Monaden nicht zusammengesetzt sind, wie Leibniz richtig definierte, werden sie in ihren verschiedenen Differenzierungsgraden von der spirituellen Essenz belebt und genau genommen aus ihr gebildet – und nicht aus ihrer Ansammlung atomarer Teilchen, welche lediglich das von den niederen und höheren Graden der Intelligenz durchdrungene Vehikel und die Substanz darstellen.

Leibniz stellte sich die Monaden als elementare und unzerstörbare Einheiten vor, mit der Fähigkeit ausgestattet, anderen Einheiten zu geben und von ihnen zu empfangen und auf diese Weise sämtliche geistigen und physischen Phänomene zu bestimmen. Er war es, der den Ausdruck Apperzeption erfand, welcher zusammen mit den Nervenempfindungen (nicht mit der Wahrnehmung der Nerven, sondern vielmehr mit den Empfindungen) den monadischen Bewusstseinszustand durch all die Reiche bis hinauf zum Menschen bezeichnet.

So mag es im streng metaphysischen Sinn falsch sein, Atman-Buddhi als Monade zu bezeichnen, da sie vom materialistischen Standpunkt aus dual und daher zusammengesetzt ist. Da Materie jedoch Geist ist und vica versa; und da das Universum und die es beseelende Gottheit nicht getrennt voneinander vorstellbar sind, gilt dies auch für Atman-Buddhi. Da Letzteres das Vehikel von Ersterem ist, steht Buddhi im selben Verhältnis zu Atman wie Adam Kadmon, der kabbalistische Logos, zu Ain Soph oder Mulaprakriti zu Parabrahman.

Und jetzt noch einige Worte in Bezug auf den Mond.

Was sind, so mag gefragt werden, die „lunaren Monaden“, von denen eben die Rede war? Die Beschreibung der sieben Klassen der Pitris wird später folgen, aber jetzt können einige allgemeine Erklärungen gegeben werden. Es muss jedem klar sein, dass sie Monaden sind. Nachdem sie ihren Lebenszyklus auf der Mondkette beendet hatten, inkarnierten sie sich auf der über der Mondkette stehenden Erdkette. Aber es können noch einige weitere Einzelheiten hinzugefügt werden, obwohl sie zu nahe an verbotenes Gebiet angrenzen, als dass sie vollständig behandelt werden könnten. Das letzte Wort des Mysteriums wird ausschließlich Adepten enthüllt. Es kann aber festgestellt werden, dass unser Satellit nur der grobe Körper seiner unsichtbaren Prinzipien ist. Wenn wir dann verstehen, dass es sieben Erden gibt, so gibt es auch sieben Monde, von welchen nur der Letzte sichtbar ist. Dasselbe gilt für die Sonne, deren sichtbarer Körper eine Maya genannt wird, eine Reflexion, gerade so wie es der Körper des Menschen ist. „Die wirkliche Sonne und der wirkliche Mond sind ebenso unsichtbar wie der wirkliche Mensch“, sagt eine okkulte Maxime.

En passant mag auch angemerkt werden, dass nach alledem die Alten nicht so dumm gewesen sein können, da sie es ja waren, die die Idee der „sieben Monde“ als Erste in Umlauf brachten. Denn obwohl [SD # 180] diese Vorstellung heute lediglich in einer sehr materialisierten Form als astronomisches Zeitmaß betrachtet wird, können doch unter der Schale noch die Spuren einer tief philosophischen Idee gefunden werden.

In Wirklichkeit ist der Mond nur in einer Hinsicht ein Satellit der Erde, nämlich weil er sie physisch umkreist. Aber in jeder anderen Beziehung ist die Erde der Satellit des Mondes, und nicht vice versa. So verblüffend die Behauptung erscheinen mag, erhält sie doch auch von der Wissenschaft Unterstützung. Die Behauptung wird durch die Gezeiten und durch die mit den Mondphasen zusammenfallenden zyklischen Veränderungen bei vielen Krankheitsformen bewiesen; ihre Richtigkeit kann beim Wachstum der Pflanzen beobachtet werden, und sie ist bei der menschlichen Schwangerschaft und Empfängnis sehr offensichtlich. Sämtliche alten Religionen anerkannten die Bedeutung des Mondes und seinen Einfluss auf die Erde, insbesondere die jüdische; und dieser Einfluss wurde von vielen Beobachtern psychischer und physischer Phänomene registriert. Nach dem Kenntnisstand der Wissenschaft beschränkt sich der Einfluss der Erde auf den Mond jedoch auf die physikalische Anziehung, welche ihn in ihrer Umlaufbahn kreisen lässt. Sollte ein Gegner einwenden, diese Tatsache allein sei schon ein ausreichender Beweis dafür, dass der Mond wahrhaftig auch auf anderen Wirkungsebenen der Satellit der Erde sei, so kann man ihm mit der Frage antworten, ob eine ihr Kind hütende Mutter, die dabei die Wiege immer wieder umkreist, ihrem Kinde untergeordnet oder von ihm abhängig ist. Obwohl sie in einem Sinn sein Satellit ist, so ist sie doch sicherlich älter und vollständiger entwickelt als das von ihr behütete Kind.

Die größte und wichtigste Rolle sowohl bei der Bildung der Erde selbst als auch bei ihrer Besiedlung mit Menschen spielt also der Mond. Die „lunaren Monaden“ oder Pitris, die Vorfahren des Menschen, wurden in Wirklichkeit selbst zum Menschen. Sie sind die auf Globus A in den Evolutionskreislauf eintretenden „Monaden“, und, wie soeben gezeigt wurde, sie evolvieren die menschliche Form, indem sie die Kette der Planeten umlaufen. Am Beginn der menschlichen Stufe der vierten Runde dieses Globus „schwitzten“ sie aus den in dritten Runde evolvierten „affenähnlichen“ Formen ihre astralen Doppel „aus“. Und diese subtile, feinere Form dient als Modell, um welches herum die Natur den physischen Menschen aufbaut. Diese „Monaden“ oder „Göttlichen Funken“ sind somit die „lunaren“ Vorfahren, die Pitris selbst. Denn diese „lunaren Geister“ müssen zu „Menschen“ werden, damit ihre „Monaden“ eine höhere Ebene von Aktivität und Selbstbewusstsein erreichen können, d. h. die Ebene der Manasaputras, welche [SD # 181] die von den Pitris erschaffenen und beseelten „vernunftlosen“ Hüllen im letzten Teil der dritten Wurzelrasse mit einem „Denkvermögen“ ausstatten.

Sobald sich unsere eigenen Globen A, B, C, D und so weiter mit ihrer Lebensenergie aufgelöst und damit andere Layazentren ins Leben gerufen und beseelt haben werden, deren Bestimmung es ist, auf einer höheren Daseinsebene tätig zu sein und zu existieren, werden die „Monaden“ oder Egos der Menschen der siebten Runde dieser Erde, also die irdischen „Vorfahren“, auf dieselbe Weise jene erschaffen, die wiederum über ihnen stehen werden.

Es wird nunmehr klar, dass für die Bildung der drei periodischen Upadhis in der Natur ein dreifältiges evolutionäres Schema existiert; oder vielmehr drei verschiedene Evolutionsmuster, die in unserem System überall unentwirrbar miteinander verwoben und vermengt sind. Dabei handelt es sich um die monadische (oder spirituelle), die intellektuelle und die physische Evolution. Diese drei stellen auf dem Feld der kosmischen Illusion die endlichen Aspekte oder die Reflexionen Atmans dar, des siebten, der einen Wirklichkeit.

1. Wie der Name impliziert, betrifft die monadische Evolution das Wachstum und die Entwicklung der Monade zu noch höheren Tätigkeitsphasen in Verbindung mit:

2. der intellektuellen Evolution, repräsentiert durch die Manasa-Dhyanis, (die solaren Devas oder die Agnishwatta Pitris), die „Geber von Intelligenz und Bewusstsein“139 für den Menschen, und

3. der physischen Evolution, repräsentiert durch die Chhayas der lunaren Pitris, um welche die Natur den gegenwärtigen physischen Körper verdichtet hat. Dieser Körper dient als das Vehikel für das „Wachstum“ (um ein irreführendes Wort zu gebrauchen) und die Transformationen durch Manas und – im Hinblick auf das Sammeln von Erfahrungen – des Endlichen in das Unendliche, des Vergänglichen in das Ewige und Absolute.

Jedes dieser drei Evolutionssysteme hat seine eigenen Gesetze und wird von verschiedenen Gruppen der höchsten Dhyanis oder „Logoi“ regiert und geleitet. Jedes ist in der Konstitution des Menschen repräsentiert, dem Mikrokosmos des großen Makrokosmos; und es ist die Vereinigung dieser drei Ströme in ihm, was ihn zu dem komplexen Wesen macht, das er jetzt ist.

Die „Natur“, die physische evolutionäre Kraft, könnte ohne Unterstützung niemals selbst Intelligenz entwickeln – sie kann lediglich „vernunftlose Formen“ erschaffen, wie in unserer „Anthropogenesis“ zu sehen sein wird. Die „lunaren Monaden“ können nicht vorwärtsschreiten, denn sie haben bislang noch nicht ausreichend Berührung mit den von der [SD # 182] „Natur“ erschaffenen Formen gehabt, um mit ihrer Hilfe Erfahrungen sammeln zu können. Es sind die Manasa-Dhyanis, welche die Kluft ausfüllen, und sie repräsentieren die evolutionäre Kraft der Intelligenz und das Gemüt, das Bindeglied zwischen „Geist“ und „Materie“ – in dieser Runde.

Man muss sich auch vor Augen halten, dass die in den evolutionären Zyklus auf Globus A eintretenden Monaden sich in der ersten Runde in einem ganz anderen Entwicklungsstadium befinden. Dadurch wird die Angelegenheit noch komplizierter. . . . Wir fassen kurz zusammen.

Die am höchsten entwickelten Monaden (die lunaren) erreichen das menschliche Keimstadium in der ersten Runde; sie werden gegen Ende der dritten Runde zu irdischen, wenn auch noch sehr etherischen Menschen, bleiben während der „Verdunklung“ als Samen der zukünftigen Menschheit der vierten Runde auf ihm (dem Globus) und werden auf diese Weise am Anfang dieser vierten Runde zu ihren Pionieren. Andere erreichen die menschliche Stufe erst in späteren Runden, nämlich in der zweiten, dritten oder in der ersten Hälfte der vierten Runde. Und schließlich werden jene, die am spätesten eintreffen, d. h. die nach dem mittleren Wendepunkt der vierten Runde noch tierische Formen bewohnen, während des gegenwärtigen Manvantaras gar nicht mehr zu Menschen. Sie werden erst am Schluss der siebten Runde die Grenze zur Menschheit erreichen, um ihrerseits nach dem Pralaya in eine neue Kette eingeführt zu werden – von älteren Pionieren, den Vorfahren der Menschheit oder der Samenmenschheit (Sishta) – nämlich von den Menschen, die am Ende dieser Runden an der Spitze aller stehen werden.

Der Schüler wird kaum weitere Erklärungen über die Rolle des vierten Globus und die vierte Runde im Evolutionsschema brauchen.

Aus den vorhergehenden Diagrammen, die mutatis mutandis auf Runden, Globen und Rassen anwendbar sind, ist zu erkennen, dass das vierte Glied einer Reihe eine einzigartige Stellung einnimmt. Im Gegensatz zu den übrigen, hat der vierte Globus auf derselben Ebene keine „Schwester“ neben sich und bildet somit den Drehpunkt der „Waage“, welche durch die gesamte Kette symbolisiert wird. Er ist die Sphäre der letzten evolutionären Anpassungen, die Welt der karmischen Waagschale, die Halle der Gerechtigkeit, wo Bilanz gezogen und die zukünftige Laufbahn der Monade während des Rests ihrer Inkarnationen in diesem Zyklus bestimmt wird. Und daher kommt es, dass nach der Überschreitung dieses mittleren Wendepunkts in dem großen Zyklus – d. h. nach dem Mittelpunkt der vierten Rasse in der vierten Runde auf unserem Globus – keine Monaden mehr in das Menschenreich eintreten können. Das Tor ist für diesen Zyklus geschlossen und die Bilanz gezogen. Denn wäre es anders – wäre [SD # 183] für jeden der zahllosen Milliarden verstorbener Menschen eine neue Seele erschaffen worden und hätte es keine Reinkarnation gegeben –, würde es in der Tat schwierig, für die entkörperten „Geister“ Raum zu schaffen; auch könnten der Ursprung und die Ursache des Leidens niemals erklärt werden. Die Unkenntnis der okkulten Lehren und die Durchsetzung falscher Vorstellungen unter der Maske religiöser Erziehung brachten den Materialismus und den Atheismus als Protest gegen die erklärte Göttliche Ordnung der Dinge hervor.

Die einzige Ausnahme dieser soeben dargestellten Regel stellen die „stummen Rassen“ dar, deren Monaden sich bereits auf der menschlichen Stufe befinden, da diese „Tiere“ später kamen als der Mensch und sogar halb von ihm abstammen. Ihre letzten Abkömmlinge sind die Anthropoiden und andere Affen. Diese „menschlichen Abbilder“ sind in Wahrheit lediglich verzerrte Kopien der frühen Menschheit. Doch dem wird im folgenden Band volle Aufmerksamkeit zuteil werden.

In groben Umrissen sagt der Kommentar:

1. „In seinen Bemühungen nach Selbstformung streben alle Formen auf der Erde und jedes Stäubchen (Atom) im Raum danach, dem ihnen als Muster vorliegenden ‘Himmlischen Menschen’ zu folgen. . . . Seine (des Atoms) Involution und Evolution, sein äußeres und inneres Wachstum und seine Entwicklung haben alle ein und dasselbe Ziel – den Menschen; den Menschen als die höchste physische und letzte Form auf dieser Erde; die Monade in ihrer absoluten Totalität und im erwachten Zustand – als den Gipfelpunkt der göttlichen Inkarnationen auf der Erde.“

2. „Die Dhyanis (Pitris) sind jene, die ihre Bhutas (Doppel) aus sich selbst heraus entwickelt haben, deren Rupa (Form) das Vehikel der Monaden (siebtes und sechstes Prinzip) geworden ist, welche ihren Transmigrationszyklus in den drei vorhergehenden Kalpas (Runden) vollendet hatten. Dann wurden sie (die astralen Doppel) die Menschen der ersten menschlichen Rasse der Runde. Aber sie waren nicht vollkommen und ohne Vernunft.“

Das wird in den nachfolgenden Bänden erklärt werden. Inzwischen existierte der Mensch – oder vielmehr seine Monade – seit dem ersten Anfang dieser Runde auf dieser Erde. Bis hinauf zu unserer eigenen fünften Rasse veränderten und verdichteten sich jedoch die äußeren Formen, welche die göttlichen, astralen Doppel in jeder Unterrasse umhüllten; parallel dazu veränderte sich die Form und die physische Struktur der Fauna, um sich den ständig wechselnden Lebensbedingungen auf diesem Globus während der geologischen Perioden ihres formbildenden Zyklus anzupassen. Und so werden sie fortfahren, sich mit jeder [SD # 184] Wurzelrasse und jeder Haupt-Unterrasse bis herab zur letzten, der siebten in dieser Runde, zu modifizieren.

3. „Der innere, jetzt verborgene Mensch war damals (in den Anfängen) der äußere Mensch. Als Nachkomme der Dhyanis (Pitris) war er ‘der Sohn, der seinem Vater gleicht’. Wie der Lotus, dessen äußere Gestalt stufenweise die Form des in ihm befindlichen Modells annimmt, entwickelte sich am Anfang die Form des Menschen von innen nach außen. Nachdem der Mensch begonnen hatte, sich auf dieselbe Weise wie das gegenwärtige Tierreich fortzupflanzen, kehrte sich das um. Der menschliche Fötus durchläuft jetzt in seinen Umwandlungen sämtliche vom physischen Gerüst des Menschen im Verlauf der drei Kalpas (Runden) angenommenen Formen, welche in den schrittweisen Bemühungen entstanden, aus vernunftloser, weil unvollkommener, blind umherwandernder Materie eine plastische Gestalt um die Monade herum zu entwickeln. Im gegenwärtigen Zeitalter ist der physische Embryo eine Pflanze, ein Reptil und ein Tier, bevor er schließlich zum Menschen wird, der seinerseits in sich sein eigenes etherisches Gegenstück entwickelt. Am Anfang war es dieses Gegenstück (der Astralmensch), das sich, weil es vernunftlos war, in die Maschen der Materie verstrickte.“

Aber dieser „Mensch“ gehört zur vierten Runde. Wie gezeigt wurde, hatte die Monade während der drei vorangegangenen Runden sämtliche Übergangsformen aller Naturreiche durchlaufen, war durch sie hindurchgegangen und in sie eingesperrt. Aber die menschlich werdende Monade ist nicht der Mensch. In dieser Runde werden aus keinem der Reiche irgendwelche Einheiten mehr von Monaden beseelt, deren Bestimmung es ist, in ihrem nächsten Stadium menschlich zu werden, dies geschieht nur noch durch niedere Elementale ihrer entsprechenden Reiche – mit Ausnahme der höchsten dem Menschen nachfolgenden Säugetiere; die Anthropoiden sind dazu bestimmt, in unserer gegenwärtigen Rasse auszusterben, wenn ihre Monaden befreit werden und in die astralen menschlichen Formen (oder die höchsten Elementale) der sechsten140 und siebten Rassen übergehen und dann, in der fünften Runde, in die niedersten menschlichen Formen.141

Die letzte menschliche Monade inkarnierte vor dem Beginn [SD # 185] der 5. Wurzel­rasse.142 Der Zyklus der Metempsychose ist für die menschliche Monade geschlossen, denn wir befinden uns in der vierten Runde und der fünften Wurzelrasse. Der Leser muss berücksichtigen – wenigsten wenn er mit „Esoteric Buddhism“ vertraut ist –, dass die in diesem Band und die in Band II folgenden Stanzen nur von der Evolution in unserer vierten Runde handeln. Letztere ist der Zyklus des Wendepunktes, nach dem die sich [SD # 186] in ihren tiefsten Tiefen befindende Materie aufwärts zu streben beginnt, um mit jeder neuen Rasse und mit jedem frischen Zyklus spiritualisiert zu werden. Der Schüler muss sich also davor hüten, einen Widerspruch zu sehen, wo keiner ist, denn in „Esoteric Buddhism“ wird von Runden im Allgemeinen gesprochen, während hier nur die vierte oder unsere gegenwärtige Runde gemeint ist. Früher handelte es sich um die Formbildung; jetzt geht es um Neugestaltung und evolutionäre Vollendung.

Zum Schluss müssen wir uns, um dieses Kapitel bezüglich verschiedener unvermeidbarer Missverständnisse zum Abschluss zu bringen, auf eine Behauptung in „Esoteric Buddhism“ zu sprechen kommen, die einen sehr verhängnisvollen Eindruck auf das Denken vieler Theosophen hinterlassen hat. Ein einziger unglücklicher Satz aus dem eben erwähnten Werk wird beständig vorgebracht, um den Materialismus der Lehre zu beweisen. Der Verfasser sagt auf Seite 48 der 5. Auflage in Bezug auf den Fortschritt der Organismen auf den Globen, dass „das Mineralreich genauso wenig das Pflanzenreich entwickeln wird . . . wie die Erde fähig war, den Menschen aus den Affen zu entwickeln, bis sie einen Impuls empfing“.

Ob dieser Satz die Überzeugung des Verfassers buchstäblich wiedergibt oder lediglich (wie wir glauben) ein lapsus calami ist, mag eine offene Frage bleiben.

Mit Verwunderung haben wir die Tatsache registriert, dass „Esoteric Buddhism“ von einigen Theosophen so wenig verstanden wurde, dass sie durch das Buch zu dem Glauben verführt wurden, es unterstütze die darwinistische Evolutionslehre und insbesondere die Theorie der Abstammung des Menschen von einem affenähnlichen Ahnen. So schreibt ein Mitglied: „Ich vermute, Sie sind sich dessen bewusst, dass drei Viertel der Theosophen und selbst Außenstehende die Vorstellung hegen, dass – soweit es die Evolution des Menschen betrifft – Darwinismus und Theosophie vollkommen übereinstimmen.“ Nichts dergleichen ist der Fall, noch gibt es nach unserem Dafürhalten irgendeine Rechtfertigung dafür in „Esoteric Buddhism“. Es wurde wiederholt erklärt, dass die Evolution, wie sie von Manu und Kapila gelehrt wurde, die Grundlage der modernen Lehren war; weder Okkultismus noch Theosophie haben jedoch jemals die wilden Theorien der heutigen Darwinisten unterstützt – am allerwenigsten die Abstammung des Menschen vom Affen. Hierüber später mehr. Aber man muss nur Seite 32 der 5. Auflage von „Esoteric Buddhism“ aufschlagen, um dort die Erklärung zu finden, dass „der Mensch einem Reich angehört, das vom Tierreich klar getrennt ist“. Es ist sehr sonderbar, dass sich, mit einer so klaren und unzweideutigen Feststellung vor Augen, überhaupt irgendein aufmerksamer Schüler hätte irreführen lassen können, hätte er nicht darauf gewartet, den Verfasser eines groben Widerspruchs beschuldigen zu können.

[SD # 187] Jede Runde wiederholt das Evolutionswerk der vorangegangenen Runde auf einer höheren Stufe. Mit Ausnahme einiger höherer Anthropoiden, wie eben erwähnt, ist das Einströmen der Monaden oder die innere Evolution bis zum nächsten Manvantara abgeschlossen. Es kann nicht oft genug wiederholt werden, dass die voll erblühten menschlichen Monaden zuerst abgetreten sein müssen, bevor zu Beginn des nächsten Zyklus die neue Ernte von Kandidaten auf diesem Globus erscheint. Somit gibt es eine Ruhepause. Das ist der Grund, warum der Mensch in der vierten Runde vor allen Tierschöpfungen auf der Erde erscheint, wie noch beschrieben werden wird.

Aber es wird immer noch darauf gepocht, der Verfasser von „Esoteric Buddhism“ habe die ganze Zeit „Darwinismus gepredigt“. Gewisse Stellen scheinen diesen Rückschluss zweifellos zu unterstützen. Außerdem sind die Okkultisten selbst bereit, der darwinistischen Hypothese in Teilen Recht zu geben: in späteren Einzelheiten, in Nebengesetzen der Evolution und nach der Halbzeit der vierten Rasse. Von dem, was stattgefunden hat, kann die Naturwissenschaft tatsächlich gar nichts wissen, denn solche Dinge liegen gänzlich außerhalb ihres Untersuchungsbereichs. Doch die Okkultisten haben niemals anerkannt, noch werden sie es jemals tun, dass der Mensch in der gegenwärtigen oder irgendeiner anderen Runde ein Affe war; oder dass er jemals trotz aller möglichen „Affenähnlichkeit“ einer gewesen sein könnte. Das wird von genau derselben Autorität verbürgt, von welcher der Verfasser von „Esoteric Buddhism“ seine Informationen erhielt.

Nun zu jenen, welche die Okkultisten mit folgenden Zeilen aus dem oben genannten Buch konfrontieren: „Es genügt zu zeigen, dass wir aus gutem Grund einen Lebensimpuls, der die mineralische Lebensform hervorbringt, mit einem Impuls, der eine Rasse von Affen zu einer Rasse rudimentärer Menschen anhebt“, vergleichen können – und müssen, wenn wir überhaupt über diese Dinge reden wollen. Wer dieses Zitat als ein Anzeichen von „entschiedenem Darwinismus“ vorbringt, bekommt als Antwort der Okkultisten einen Hinweis auf die Erklärung des Meisters (Herrn Sinnetts „Lehrer“), welche im Widerspruch zu diesen Zeilen stünde, wären sie in dem ihnen unterstellten Sinn verfasst worden. Vor zwei Jahren (1886) erhielt die Schreiberin zusammen mit anderen Briefen eine mit zusätzlichen Randbemerkungen versehene Kopie dieses Schreibens, um daraus in der „Geheimlehre“ zitieren zu können. Der Brief beginnt mit einer Betrachtung der Schwierigkeiten, welchen sich der westliche Schüler gegenüber sieht, wenn er einige früher mitgeteilte Tatsachen mit der Evolution des Menschen aus den tierischen, d. h. aus den mineralischen, pflanzlichen und tierischen Reichen in Übereinstimmung zu bringen versucht. Er rät dem Schüler, sich an die Lehre der Analogie und der Entsprechungen zu halten. Dann berührt er das Mysterium der Devas und selbst das der Götter, [SD # 188] die Zustände durchschreiten müssen, die nach Übereinkunft als „Inmetallisierung, Inbotanisierung, Inzoologisierung und endlich Inkarnation“ bezeichnet wurden; und er erklärt das, indem er auf die Notwendigkeit des Scheiterns selbst in den etherischen Rassen der Dhyan Chohans hinweist. Diesbezüglich sagt er:

„Dennoch sind diese ‘Scheiternden’ zu weit fortgeschritten und spiritualisiert, um gewaltsam aus der Dhyan Chohanschaft in den Wirbel einer erneuten ursprünglichen Evolution durch die niederen Reiche zurückgeworfen zu werden. . . . .“ Danach wird lediglich eine Andeutung auf das in der Allegorie der gefallenen Asuras enthaltene Mysterium gemacht, das in Band II weiter ausgeführt und erklärt werden wird. Wenn Karma sie im Stadium der menschlichen Evolution erfasst, „werden sie es aus der bitteren Schale der Vergeltung bis auf den letzten Tropfen austrinken müssen. Danach werden sie zu einer aktiven Kraft und vermischen sich mit den Elementalen, den fortgeschrittenen Wesenheiten des rein tierischen Reiches, um nach und nach den vollständigen Menschentypus zu entwickeln.“

Diese Dhyan Chohans, wie wir sehen, gehen nicht durch die drei Reiche, wie es die niederen Pitris tun; vor der dritten Wurzelrasse inkarnieren sie sich auch nicht im Menschen. Die Lehre lautet folgendermaßen:

„In der ersten Runde und der ersten Rasse auf Globus D, unserer Erde, war der Mensch ein etherisches Wesen (ein lunarer Dhyani, als Mensch), nicht mit Intelligenz begabt, aber superspirituell; und dem Gesetz der Analogie folgend, galt das auch für die erste Rasse der vierten Runde. In jeder der folgenden Rassen und Unterrassen . . . wird er mehr und mehr zu einem umhüllten oder inkarnierten Wesen, ist aber vorwiegend noch etherisch . . . Er ist geschlechtslos und entwickelt, den Tieren und Pflanzen gleich, ungeheure, der gröberen Umgebung entsprechende Körper.

II. Runde. Er (der Mensch) ist immer noch gigantisch und etherisch, aber sein Körper wird fester und verdichteter – ein körperlicherer Mensch. Aber noch immer weniger intelligent als spirituell (1), denn die Evolution des Verstandes geht langsamer vonstatten und ist schwieriger als die der physischen Gestalt . . .

III. Runde. Er hat jetzt einen vollkommen verdichteten oder kompakten Körper, zunächst in der Form eines riesigen Affen, und ist jetzt intelligenter oder vielmehr schlauer als spirituell. Denn er hat jetzt auf dem abwärtsführenden Bogen einen Punkt erreicht, an dem seine ursprüngliche Spiritualität von der auftauchenden Verstandestätigkeit verdunkelt und überschattet wird (2). In der letzten Hälfte der dritten Runde verkleinert sich seine riesenhafte Gestalt, das Gewebe seines Körpers wird vollkommener, und er wird ein vernunftbegabteres Wesen, obwohl immer noch mehr Affe als [SD # 189] Deva. . . . (Das Ganze wiederholt sich fast identisch in der dritten Wurzelrasse der vierten Runde).

IV. Runde. Der Intellekt macht eine enorme Entwicklung in dieser Runde. Auf diesem Globus erlangen die (bisher) stummen Rassen unsere (gegenwärtige) menschliche Sprache, und von der vierten Rasse an wird die Sprache vervollkommnet, und das Wissen nimmt zu. An diesem Punkt, auf halbem Weg in der vierten Runde (wie der vierten oder atlantischen Rasse) überschreitet die Menschheit den Wendepunkt des kleineren manvantarischen Zyklus . . . . die Welt ist erfüllt von den Ergebnissen intellektueller Aktivität und der Abnahme der Spiritualität . . . .

Das stammt aus dem authentischen Brief. Was folgt, sind die späteren Bemerkungen und zusätzlichen Erklärungen, von derselben Hand als Fußnoten angefügt.

(1.) „. . . Der Originalbrief enthielt die generelle Lehre – einen ‘Blick aus der Vogelperspektive’ – keine Einzelheiten. . . . Von einem ‘physischen Menschen’ zu sprechen und die Aussage dabei auf die anfänglichen Runden zu beschränken hieße zu den wundersamen und unmittelbaren ‘Röcken aus Fellen’ zurückzukehren. . . . Die erste ‘Natur’, der erste ‘Körper’, das erste ‘Gemüt’ auf der ersten Wahrnehmungsebene, auf dem ersten Globus in der ersten Runde – das war gemeint. Denn Karma und Evolution haben –

‘. . . in unserer Form solch nicht vertraute Extreme vereinigt!
Aus verschiedenen Naturen143 wunderbar gemischt . . .’

(2.) „Fügen Sie hinzu: Er hat jetzt den Punkt erreicht (gemäß der Analogie und als die dritte Wurzelrasse in der vierten Runde), an welchem sich seine (des „Engels“menschen) ursprüngliche Spiritualität verdunkelt und überschattet wird von der auftauchenden menschlichen Verstandestätigkeit, und Sie haben die richtige Version in Kurzform . . .“

Das sind die Worte des Lehrers – Text, Worte und Sätze in Klammern und erklärende Fußnoten. Es ist einleuchtend, dass Worte wie „Objektivität“ und „Subjektivität“, „Materialität“ und „Spiritualität“ eine ganz unterschiedliche Bedeutung annehmen müssen, wenn sie auf unterschiedliche Ebenen des Daseins und der Wahrnehmung angewendet werden. Dies alles muss in seinem relativen Sinn verstanden werden. Und es verwundert daher kaum, dass ein in diesen schwer verständlichen Lehren vollkommen unerfahrener und seinen eigenen Spekulationen überlassener Autor – wie lernbegierig er auch immer gewesen sein mag –, [SD # 190] einem Irrtum verfallen war. Weder war der Unterschied zwischen den „Runden“ und „Rassen“ in den bis dahin erhaltenen Briefen ausreichend ausgeführt, noch war irgendetwas dieser Art jemals vorher verlangt worden, da der gewöhnliche östliche Schüler den Unterschied zwischen den beiden Begriffen augenblicklich bemerkt hätte. Um aus einem Brief des Meisters (188-) zu zitieren, „wurden die Lehren unter Protest mitgeteilt. . . . Sie waren sozusagen geschmuggelte Güter . . . und als ich nur noch mit einem der beiden Korrespondenten persönlich korrespondierte, hatte der andere Herr ––––– bereits alle Karten derart durcheinander geworfen, dass kaum mehr etwas gesagt werden konnte, ohne das Gesetz zu übertreten“. Die „betroffenen“ Theosophen werden verstehen, was gemeint ist.

Um all das zusammenzufassen: Nichts von dem in den „Briefen“ Gesagten könnte die Aussage rechtfertigen, dass die okkulte Lehre jemals die absurde moderne Theorie von der Abstammung des Menschen und des Affen von einem gemeinsamen Vorfahren, einem Menschenaffen der eigentlichen Tierart, gelehrt oder irgendein Adept daran geglaubt hätte, ausgenommen metaphorisch. Bis zum heutigen Tag ist die Welt eher mit „affenartigen Menschen“ angefüllt als die Wälder von „menschenartigen Affen“. Der Affe ist in Indien heilig, weil sein Ursprung, obwohl unter einem dichten Schleier der Allegorie verborgen liegend, den Initiierten wohl bekannt ist. Hanuman ist der von Anjana, einem Ungeheuer mit Namen Kesarî, geborene Sohn des Pavana (Vayu, der „Gott des Windes“), obwohl seine Genealogie unterschiedlich angegeben wird. Der Leser, der sich das vor Augen hält, wird in Band II die ganze Erklärung dieser genialen Allegorie passim finden. Die „Menschen“ der dritten Rasse (die sich trennten) waren dank ihrer Spiritualität und Reinheit „Götter“ und entbehrten bis dahin den Verstand und waren noch vernunftloser als die Menschen.

Diese „Menschen“ der dritten Rasse – die Vorfahren der Atlantier – waren genauso affenartige, intellektuell vernunftlose Riesen wie die Wesen, welche die Menschheit in der dritten Runde repräsentierten. Sie waren eben diese „Menschen“ der dritten Rasse, welche in ihrer moralischen Unverantwortlichkeit durch promiskuitive Beziehungen mit den unter ihnen stehenden Tierarten dieses fehlende Glied schufen, das Zeitalter später (erst in der Tertiärperiode) zum entfernten Ahnen des wirklichen Affen wurde, wie wir ihn heute in der Familie der Pithekoiden finden.144

[SD # 191] Somit verkündeten die früheren Lehren, wie unbefriedigend, unbestimmt und bruchstückhaft auch immer, doch nicht die Evolution des „Menschen“ aus dem „Affen“. Auch behauptet der Verfasser von „Esoteric Buddhism“ das nirgends in seinem viele Worte enthaltenden Werk; aber infolge seiner Vorliebe für moderne Wissenschaft bedient er sich einer Sprache, die vielleicht eine solche Schlussfolgerung rechtfertigen mag. Der der vierten, atlantischen Rasse vorangehende Mensch war, so sehr er auch körperlich einem „gigantischen Affen“ geglichen haben mag, „ein Imitat des Menschen ohne die Lebensweise desselben“ – und doch ein denkender und bereits sprechender Mensch. Die „Lemuro-Atlantier“ waren eine hoch zivilisierte Rasse, und wenn man die Tradition gelten lässt, die geschichtlich zuverlässiger ist als die sich heute unter diesem Namen im Umlauf befindende spekulative Fiktion, stand er höher als wir heutzutage mit all unseren Wissenschaften und der heutigen degradierten Zivilisation. Das gilt auf jeden Fall für die Lemuro-Atlantier am Ende der dritten Rasse.

Und jetzt können wir zu den Stanzen zurückkehren.

STANZE VI – Fortsetzung

5. In der Vierten (Runde oder Umlauf des Lebens und Seins entlang „der sieben kleineren Räder“) (a) wird den Söhnen befohlen, ihre Ebenbilder zu erschaffen. Ein Drittel weigert sich – zwei (Drittel) gehorchen.

Die volle Bedeutung dieses Shlokas kann erst nach der Lektüre der detaillierten zusätzlichen Erklärungen in der „Anthropogenesis“ und ihrer Kommentare in Band II erfasst werden. Zwischen diesem und dem 4. Shloka in eben dieser Stanze erstrecken sich lange Zeitalter; und dort erstrahlt nun die Dämmerung und der Sonnenaufgang eines neuen Zeitalters. Das auf unserem Planeten inszenierte Drama steht am Anfang seines vierten Aktes. Aber um das ganze Stück klarer zu verstehen, wird sich der Leser zurückwenden müssen, bevor er weiter vorwärts schreiten kann. Denn dieser Vers gehört der in den archaischen Bänden gegebenen allgemeinen Kosmogonie an, während Band II einen ins Detail gehenden Bericht über die „Schöpfung“ oder vielmehr die Entstehung der ersten Menschen geben wird, von der zweiten und dann von der dritten Menschheit gefolgt; oder „die erste, zweite und die dritte Wurzelrasse“, wie sie genannt werden. Wie die feste Erde ihr Dasein als Kugel aus flüssigem Feuer, aus feurigem Staub und ihrem protoplasmischen Phantom begann, so begann auch der Mensch.

[SD # 192] (a) Was unter der Bezeichnung die „Vierte“ zu verstehen ist, kann lediglich auf der Grundlage der Kommentare als die „vierte Runde“ erklärt werden. Sie kann aber ebenso gut wie die „vierte Runde“ auch die vierte „Ewigkeit“ meinen, oder selbst den (unseren) vierten Globus. Denn sie ist, wie wiederholt gezeigt werden wird, die vierte Sphäre auf der vierten oder niedersten Ebene des materiellen Lebens. Und so geschieht es, dass wir uns in der vierten Runde befinden, an deren Mittelpunkt sich das vollkommene Gleichgewicht zwischen Geist und Materie einstellen musste.145 Der Kommentar erklärt den Vers wie folgt:

„Die heiligen Jünglinge (die Götter) weigerten sich, sich zu vermehren und Gattungen nach ihrem Vorbild, nach ihrer Art, zu erschaffen. Sie sind keine geeigneten Formen (Rupas) für uns. Sie müssen wachsen. Sie weigern sich, in die Chhayas (Schatten oder Ebenbilder) der unter ihnen Stehenden einzugehen. So herrschten selbstsüchtige Empfindungen von Anfang an vor, selbst unter den Göttern, und sie gerieten in das Blickfeld der karmischen Lipika.“

In späteren Geburten mussten sie dafür leiden. In Band II wird zu sehen sein, wie die Strafe die Götter erreichte.

5. Der Fluch ist ausgesprochen (a): Sie werden in der Vierten (Rasse) geboren werden, leiden und Leiden verursachen (b). Das ist der erste Krieg (c).

(a) Es ist eine universale Überlieferung, dass die Fortpflanzung der Arten, seien sie menschlich oder tierisch, bis zum physiologischen „Fall“ durch einen Willensakt der Schöpfer oder ihrer Nachkommen erfolgte. Das war der Fall des Geistes in die Zeugung und nicht der Fall des sterblichen Menschen. Um zu wiederholen: Um zu einem selbstbewussten Geist zu werden, muss Letzterer jeden Daseinszyklus durchlaufen, um auf der Erde seinen höchsten Punkt im Menschen zu erreichen. [SD # 193] Per se ist Geist eine unbewusste, negative Abstraktion. Seine Reinheit wohnt ihm inne und ist nicht durch Verdienst erworben; um zum höchsten Dhyan Chohan zu werden, ist es daher – wie bereits gezeigt wurde – für jedes Ego notwendig, als Mensch volles ­Selbstbewusst­sein zu erlangen, d. h. bewusstes Sein, das für uns im Menschen synthetisiert wird. Mit ihrem Argument, dass ein Geist solange nicht zur göttlichen Hierarchie gehören könne wie Ruach (Geist) nicht mit Nephesch (lebende Seele) vereinigt wurde, geben die jüdischen Kabbalisten lediglich die östlichen esoterischen Lehren wieder. „Ein Dhyani muss ein Atman-Buddhi sein; sobald Buddhi-Manas von seinem unsterblichen Atman losbricht, dessen Vehikel es (Buddhi) ist, geht Atman in Nichtsein über, was absolutes Sein ist.“ Das bedeutet, der rein nirvanische Zustand stellt einen Durchgang des Geistes dar, welcher zur idealen Abstraktion der Sein-heit zurückführt, die keine Beziehung zu der Ebene hat, auf der unser Universum seinen Zyklus vollbringt.

(b) „Der Fluch ist ausgesprochen“ bedeutet in diesem Fall nicht, dass irgendein persönliches Wesen, ein Gott oder ein höherer Geist ihn aussprach, sondern lediglich, dass die Ursache erzeugt worden war, die nur schlechte Wirkungen hervorbringen konnte, und dass diese Wirkungen einer karmischen Ursache die „Wesen“, welche die Gesetze der Natur brachen und so deren rechtmäßigen Fortschritt verhinderten, nur zu schlechten Inkarnationen führen konnten und somit zu Leid.

(c) „Es gab viele Kämpfe“: Das weist auf verschiedene geistige, kosmische und astronomische Abstimmungskämpfe hin, aber hauptsächlich auf das Mysterium der Evolution des Menschen, wie er jetzt ist. Die Kräfte – reine Essenzen –, „die angewiesen wurden zu erschaffen“: Dieser Satz bezieht sich auf ein Mysterium, das, wie bereits gesagt, anderweitig erklärt werden wird. Es handelt sich dabei nicht nur um eines der verborgensten Geheimnisse der Natur – nämlich um das der Zeugung, um dessen Lösung sich die Embryologen vergebens bemüht haben –, sondern zugleich um eine göttliche Funktion, welche das andere religiöse oder richtiger gesagt dogmatische Mysterium betrifft, den sogenannten „Fall“ der Engel. Würde die Bedeutung der Allegorie erklärt, lieferten Satan und seine rebellische Schar damit den Beweis, dass sie sich nur deshalb weigerten, den physischen Menschen zu erschaffen, damit sie die unmittelbaren Heilande und Schöpfer des „göttlichen Menschen“ werden konnten. Die symbolische Lehre ist mehr als mystisch und religiös, sie ist rein wissenschaftlich, wie später zu sehen sein wird. Denn anstatt lediglich ein blind funktionierendes, von dem unergründlichen Gesetz getriebenes und geleitetes Medium zu bleiben, beanspruchte und erzwang der „rebellische“ Engel sein Recht auf unabhängiges Urteilsvermögen und Willen, [SD # 194] sein Recht auf Entscheidungsfreiheit und Verantwortlichkeit, da Mensch und Engel gleichermaßen dem karmischen Gesetz unterstehen.146

„Und es entstand ein Kampf in dem Himmel. . . . Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel; und sie siegten nicht ob, auch wurde ihre Stätte nicht mehr in dem Himmel gefunden. Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, welcher Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis verführt.“

Die kabbalistische Version derselben Geschichte findet sich im Codex Nazaräus, der heiligen Schrift der Nazarener, der wirklich mystischen Christen Johannes des Täufers und der Christos-Initiierten. Bahak Zivo, dem „Vater der Genien“, wird aufgetragen, Geschöpfe zu erschaffen (zu schöpfen). Da er aber „den Orkus nicht kennt“, misslingt ihm das, und er ruft Fetahil, einen noch reineren Geist, zu Hilfe, dem es noch mehr misslingt. Das ist eine Wiederholung des Fehlers der „Väter“, der Herren des Lichts, die einer nach dem anderen versagen (Band II, Shloka 17).

Wir wollen jetzt aus unseren früheren Bänden zitieren:

„Dann tritt der Geist147 (der Erde, wie er genannt wird, oder der Seele, Psyche, welche der Hl. Jakob ‘teuflisch’ nennt) auf die Bühne der Schöpfung, der niedere Teil der Anima Mundi oder des Astrallichts (siehe den Schluss dieses Shlokas). Bei den Nazarenern und den Gnostikern war dieser Geist [SD # 195] weiblich. Als der weibliche Geist der Erde sah, dass für Fetahil148, den neuesten Menschen (den spätesten), der Glanz ‘verändert’ und damit ‘vermindert und beschädigt’ worden war, erweckte sie Karabtanos149, ‘der rasend und ohne Verstand und Urteilskraft war’, und sprach zu ihm: ‘Erhebe dich, siehe, der Glanz (das Licht) des neuesten Menschen (Fetahil) hat versagt (den Menschen hervorzubringen oder zu erschaffen), der Glanz ist sichtlich vermindert. Erhebe dich, komme mit deiner Mutter (dem Lebenshauch) und befreie dich von den Begrenzungen, welche dich binden und über die gesamte Welt hinaus reichen.’ Von den Einflüsterungen des Geistes geleitet (nicht des Göttlichen Atems, sondern des astralen Geistes, der durch seine duale Essenz bereits mit Materie befleckt ist), folgt hierauf die Vereinigung der rasenden und blinden Materie; und da das Angebot der Mutter angenommen wird, empfängt der Lebenshauch „sieben Formen“ und die sieben Sternenhaften (Planeten), welche auch die sieben Todsünden repräsentieren, die Nachkommenschaft einer von ihrer göttlichen Quelle (dem Geist) und der Materie, dem blinden Dämon der Begehrlichkeit, getrennten Astralseele. Als er das sah, streckte Fetahil seine Hand nach dem Abgrund der Materie aus und sprach: ‘Lasst die Erde existieren, geradeso wie die Wohnstatt der Kräfte existierte.’ Indem er seine Hand in das Chaos taucht und es verdichtet, erschafft er unseren Planeten.“150

„Der Codex fährt dann fort zu erzählen, wie Bahak Zivo vom Lebenshauch und die Genien oder Engel von den Rebellen abgeschieden wurden.151 Der beim größten Ferho verweilende Mano152 (der Größte) ruft dann Kebar-Zivo (auch unter dem Namen Nebat-Iavar bar Iufin Ifafin bekannt), die Spitze und den Weinstock der Nahrung des Lebens153, der das dritte Leben ist und mit den trotzigen und dummen Genien wegen des Ausmaßes ihres Ehrgeizes mitfühlt und sagt: ‘Herr der Genien154 (Äonen), siehe, was die Genien, die [SD # 196] rebellischen Engel, tun und worüber sie beraten.’155 Sie sagen: „Lasst uns die Welt aufrufen, und lasst uns die ‘Kräfte’ ins Dasein rufen.“ Die Genien sind die Ursprünge, die „Söhne des Lichts“, du aber bist der „Bote des Lebens“.156

Und um dem Einfluss der sieben „böse veranlagten“ Prinzipien ent­gegenzuwirken, bringt der Nachkomme des Geistes, Cabar-Zio, der mächtige Herr des Glanzes, sieben weitere Leben (die Kardinaltugenden) hervor, welche in ihrer eigenen Form und ihrem eigenen Licht „von der Höhe herab“157 strahlen und so das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis, wiederherstellen.

Das stellt eine Wiederholung der früheren allegorischen, dualen Systeme dar, wie des zoroastrischen, und deckt einen Keim der dogmatischen und dualistischen Religionen der Zukunft auf, einen Keim, der in der kirchlichen Christenheit zu einem so üppigen Baum herangewachsen ist. Es ist bereits der Umriss der beiden „Höchsten“ – Gott und Satan. Aber in den Stanzen findet sich keine vergleichbare Vorstellung.

Ihrem Wunsch entsprechend, die okkulten Wissenschaften mit den kirchlichen Dogmen in Einklang zu bringen, versuchten die meisten der westlichen christlichen Kabbalisten – insbesondere Éliphas Lévi –, das „Astrallicht“ einzig und hauptsächlich zum Pleroma der frühen Kirchenväter zu machen, zum Aufenthaltsort der Scharen der gefallenen Engel, der „Archonten“ und „Kräfte“. Wenn das Astrallicht auch lediglich den niederen Aspekt des Absoluten darstellt, so ist es dennoch dual. Es ist die Anima Mundi und sollte niemals anders betrachtet werden, es sei denn für kabbalistische Zwecke. Seher und „Hellsichtige“ sollten sich des zwischen seinem „Licht“ und seinem „lebendigen Feuer“ bestehenden Unterschieds immer bewusst sein. Der höhere Aspekt, ohne welchen lediglich materielle Kreaturen jenes Astrallichts hervorgebracht werden können, ist dieses lebendige Feuer, und es ist das siebte Prinzip. In „Isis Unveiled“ wird in einer vollständigen Beschreibung gesagt:

„Das Astrallicht oder die Anima Mundi ist dual und zweigeschlechtig. Der (ideale) männliche Teil desselben ist rein göttlich und spirituell. Er ist Weisheit, er ist Geist oder Purusha; während der weibliche Teil (der Geist der Nazarener) in einem Sinn mit Materie befleckt ist, tatsächlich Materie und daher bereits böse ist. Es ist das Lebensprinzip eines jeden lebenden Geschöpfs und liefert Menschen, Tieren, den Vögeln der Lüfte und allem Lebenden die Astralseele, den fluiden Geist. Tiere tragen lediglich den verborgenen Keim der höchsten unsterblichen Seele in sich. . . . . Diese Letztere wird sich [SD # 197] erst nach einer Reihe endloser Evolutionen entwickeln. Die Lehre dieser Evolution ist in dem kabbalistischen Axiom enthalten: ‘Ein Stein wird zu einer Pflanze, eine Pflanze zu einem Tier, ein Tier zu einem Menschen, ein Mensch zu einem Geist und der Geist zu einem Gott’.“ (Band I, S. 301, Fußnote)

Als die „Isis“ geschrieben wurde, waren die sieben Prinzipien der östlichen Initiierten noch nicht erklärt worden, sondern lediglich die drei kabbalistischen Gesichter der halb exoterischen Kabbala.158 Letztere enthalten jedoch die Beschreibung der mystischen Naturen der ersten Gruppe der Dhyan Chohans in dem regimen ignis, der Region und „Herrschaft (oder Regierung) des Feuers“. Die in drei Klassen eingeteilte Gruppe wird durch die Erste synthetisiert, was vier oder die „Tetraktys“ ausmacht (siehe Kommentare zu Stanze VII, Band I). Wer die Kommentare aufmerksam studiert, wird bei den Engel-Naturen dieselbe Abfolge wiederfinden, nämlich von den passiven hinunter zu den aktiven, wobei die Letzteren dieser Wesen dem Ahamkara-Element (der Region oder der Ebene, wo die Ichheit oder die Empfindung der Ich-bin-heit sich abzuzeichnen beginnt) ebenso nahe stehen wie die Ersteren der undifferenzierten Essenz. Erstere sind Arupa, unkörperlich, Letztere Rupa, körperlich.

In Band II der „Isis“ (S. 183 ff.) werden die philosophischen Systeme der Gnostiker und der ursprünglichen jüdischen Christen, der Nazarener und der Ebioniten vollständig betrachtet. Sie zeigen die in jenen Tagen außerhalb des Kreises der mosaischen Juden vorherrschenden Ansichten über Jehovah. Von allen Gnostikern wurde er eher mit dem bösen als mit dem guten Prinzip identifiziert. Für sie war er Ildabaoth, „der Sohn der Finsternis“, und seine Mutter war Sophia Achamoth, die Tochter der Sophia, der Göttlichen Weisheit (des weiblichen Heiligen Geistes der frühen Christen) – Akasha159; Sophia Achamoth personifizierte das niedere Astrallicht oder den Ether. Ildabaoth160, oder Jehovah, ist lediglich einer der Elohim, der sieben [SD # 198] schöpferischen Geister, und einer der niederen Sephiroth. Er erzeugt aus sich selbst sieben weitere Götter, „stellare Geister“ (oder die Mondvorfahren161), denn die sind alle dasselbe.162 Sie wurden alle nach seinem Ebenbild (die „Geister des Angesichts“) erschaffen und sind Reflexionen voneinander; und je mehr sie sich in der Folge von ihrem Urheber zurückziehen, desto dunkler und materieller wurden sie. Sie bewohnen auch sieben wie eine Leiter angeordnete Regionen, deren Sprossen auf der Skala von Geist und Materie auf- und abwärts führen.163 Bei Heiden und Christen, Hindus und Chaldäern, griechischen und römischen Katholiken – mit leichten Textvariationen in den Interpretationen – waren sie alle die Genien der sieben Planeten und der sieben planetarischen Sphären unserer siebenfältigen Kette, von denen die Erde die niederste ist (siehe „Isis“, Band II, S. 186). Das verbindet die „stellaren“ und „lunaren“ Geister mit den höheren Planetenengeln und den Saptarishis der Hindus (den sieben Rishis der Sterne) – als untergeordnete Engel (Boten) dieser „Rishis“, den Emanationen der vorherigen auf der absteigenden Leiter. So waren Gott und die Erzengel, die heute von den Christen angebetet werden, nach Auffassung der philosophischen Gnostiker beschaffen! Die „gefallenen Engel“ und die Legende vom „Kampf im Himmel“ sind somit ihrem Ursprung nach rein heidnisch und kommen über Persien und Chaldäa aus Indien. Der einzige Hinweis darauf im christlichen Kanon findet sich in Offenbarung 12, wie weiter oben zitiert.

So wächst „Satan“, sobald er nicht mehr in dem abergläubischen, dogmatischen, unphilosophischen Kirchengeist betrachtet wird, zu dem großartigen Bild empor von einem, der aus einem irdischen einen göttlichen Menschen macht, der ihm durch den langen Zyklus des Maha-Kalpas das Gesetz des Geistes des Lebens gab und ihn von der Sünde der Unwissenheit befreite und somit vom Tod (siehe den Abschnitt Über Satan in Teil II, Band II).

6. Die älteren Räder kreisten auf- und abwärts (a). . . .

Der Laich der Mutter erfüllte das Ganze (den Kosmos).164 Zwischen den Schöpfern und den Zerstörern gab es Kämpfe, und um den Raum wurden Kämpfe ausgetragen; ohne Unterlass erschienen die Samen immer wieder neu (b).165

(a) Nachdem wir unsere Nebenthemen einstweilen abgehandelt haben, die für die Erklärung des ganzen Schemas notwendig sind, so sehr sie auch den Fluss der Erzählung unterbrechen mögen –, muss der Leser wieder zur Kosmogonie zurückkehren. Der Ausdruck „Ältere Räder“ bezieht sich auf die Welten oder Globen unserer Kette in ihrem Zustand in den „vorangegangenen Runden“. Die esoterische Erklärung der vorliegenden Stanze findet sich vollständig in kabbalistischen Werken wieder. Dort ist die eigentliche Geschichte der Evolution jener zahllosen Globen zu finden, die sich nach einem periodischen Pralaya entwickeln und aus altem Material in neuen Formen wieder aufgebaut werden. Die vorherigen Globen lösen sich auf und erscheinen aufs Neue, verwandelt und vervollkommnet für eine neue Lebensphase. In der Kabbala werden die Welten mit Funken verglichen, die unter dem Hammer des großen Architekten hervorsprühen – Gesetz, das Gesetz, das alle kleineren Schöpfer beherrscht.

Das folgende vergleichende Diagramm zeigt die Übereinstimmung der beiden Systeme, des kabbalistischen und des östlichen. Die drei oberen sind die drei höheren Bewusstseinsebenen, die in beiden Schulen nur den Initiierten enthüllt und erklärt werden; die unteren stellen die vier niedrigeren Ebenen dar – die niederste ist unsere Ebene oder das sichtbare Universum.

Diese sieben Ebenen entsprechen den sieben Bewusstseinszuständen des Menschen. Es bleibt ihm überlassen, die drei höheren Zustände in sich mit den drei höheren Ebenen im Kosmos in Einklang zu bringen. Aber bevor er den Versuch unternehmen kann, sie in Einklang zu bringen, muss er die drei „Sitze“ zum Leben und zur Aktivität erwecken. Und wie viele sind fähig, sich auch nur ein oberflächliches Verständnis von Atman-Vidya (Geist-Wissen) zu verschaffen, oder dessen, was die Sufis Rohani nennen! In Abschnitt VII dieses Bandes, in Unterabschnitt 3, [SD # 200] wird der Leser eine klarere Erklärung über das Obige im Kommentar über Saptaparna – die Menschenpflanze – finden. Siehe auch den gleichnamigen Abschnitt in Teil II.

 

* Arupa oder das „Formlose“; dort, wo die Form auf der objektiven Ebene zu existieren aufhört.

† Der Begriff „archetypisch“ darf hier nicht in dem ihm von den Platonikern gegebenen Sinn verstanden werden, d. h. im Sinn der Welt, wie sie im Denken der Gottheit existierte; sondern im Sinn einer Welt, welche als ein erstes Modell erschaffen wurde, gefolgt und verbessert von den Welten, welche ihm physisch nachfolgen – auch wenn sie nicht mehr so rein sind wie das Modell.

‡ Das sind die vier niederen Ebenen kosmischen Bewusstseins, die drei höheren Ebenen sind dem menschlichen Intellekt in seinem gegenwärtigen Entwicklungszustand unzugänglich. Die sieben Zustände des menschlichen Bewusstseins gehören in ein ganz anderes Kapitel.

 

(b) „Der Same erscheint und verschwindet kontinuierlich.“ „Same“ steht hier für „Weltenkeim“, was die Wissenschaft als materielle Teilchen in hochgradig verdünntem Zustand betrachtet, die okkulte Physik hingegen als „spirituelle Teilchen“ ansieht, d. h. in einem Zustand ursprünglicher [SD # 201] Differenzierung existierende übersinnliche Materie.166 In der Theogonie ist jeder Samen ein etherischer Organismus, aus dem in der Folge ein himmlisches Wesen evolviert, ein Gott.

Im „Anfang“ evolviert das, was in der mystischen Ausdrucksweise „kosmisches Verlangen“ genannt wird, zu absolutem Licht. Nun wäre Licht ohne jeden Schatten absolutes Licht – mit anderen Worten absolute Finsternis – wie die Physik zu beweisen versucht. Jener Schatten erscheint in der Form ursprünglicher Materie, allegorisiert – wenn man so will – in der Gestalt des Geistes schöpferischen Feuers oder der Wärme. Wenn die Wissenschaft, die poetische Form und Allegorie von sich weisend, es vorzieht, darin den ursprünglichen Feuer-Nebel zu sehen, steht ihr das frei. Wie dem auch sei, ob Fohat oder die berühmte Kraft der Wissenschaft, namenlos und ebenso schwierig zu definieren wie unser Fohat – dieses Etwas hat „das Universum dazu veranlasst, sich in eine kreisförmige Bewegung zu versetzen“, wie Platon sagt; oder wie die okkulte Lehre es ausdrückt:

„Die Zentralsonne veranlasst Fohat, ursprünglichen Staub kugelförmig zu sammeln, die Kugeln auf konvergierenden Bahnen voranzutreiben, sich schließlich einander anzunähern und zusammenzuballen.“ (Buch Dzyan) . . . . . „Im Raum zerstreut, ohne Ordnung und System, prallen die Weltenkeime häufig aufeinander, bis sie sich schließlich vereinigen, wonach sie zu Wanderern (Kometen) werden. Dann beginnen die Kämpfe und Streite. Die älteren (Körper) ziehen die jüngeren an, während andere sie abstoßen. Verschlungen von ihren stärkeren Gefährten, gehen viele zugrunde. Jene, welche entkommen, werden zu Welten.“ 167

[SD # 202] Man hat uns versichert, dass es über derartige Daseinskämpfe am Sternenhimmel verschiedene moderne Werke der spekulativen Fantasie gibt, insbesondere in der deutschen Sprache. Es freut uns, das zu hören, denn unsere okkulte Lehre verliert sich im Dunkel archaischer Zeiten. Wir haben sie in „Isis Unveiled“ ausführlich behandelt; und die Idee einer dem Darwinismus ähnelnden Evolution, des Daseinskampfes und des Kampfes um das Supremat und das „Überleben des Tauglichsten“ bei den Scharen oben wie unten durchzieht beide Bände unseres früheren, 1876 verfassten Werkes (siehe Index in „Isis entschleiert“ unter den Worten „Evolution“ – „Darwin“ – „Kapila“ – „Kampf ums Dasein“ etc. etc.). Aber es war nicht unsere Idee, sondern es ist eine altertümliche. Selbst die puranischen Schriftsteller verwoben erfindungsreich Allegorie mit kosmischen Tatsachen und menschlichen Ereignissen. Jeder Symbologe kann die astrokosmischen Anspielungen erkennen, selbst wenn er nicht fähig sein sollte, die volle Bedeutung zu erfassen. Die großen „Kriege im Himmel“ in den Puranas; die Titanenkämpfe bei Hesiod und anderen klassischen Schriftstellern; die „Kämpfe“ zwischen Osiris und Typhon in der ägyptischen Legende und selbst jene in den skandinavischen Legenden – sie alle beziehen sich auf denselben Gegenstand. Die nordische Mythologie bezieht sich darauf als die Schlacht der Flammen, der Muspellsöhne, die auf dem Feld von Wigrid kämpften. Alle diese Kämpfe beziehen sich auf Himmel und Erde und haben eine doppelte, oft sogar eine dreifache Bedeutung und eine esoterische Beziehung zu den Dingen oben sowie zu den Dingen unten. Gesondert beziehen sie sich auf astronomische, theogonische und menschliche Kämpfe; auf die Anordnung der Gestirne und die Vorherrschaft von Nationen und Stämmen. Der „Kampf ums Dasein“ und das „Überleben des Tauglichsten“ herrschten von dem Moment an vor, als der Kosmos ins manifestierte Sein trat, und sie konnten dem wachsamen Auge der alten Weisen schwerlich entgehen. Daher die unaufhörlichen Kämpfe Indras, des Gottes des Firmaments, mit den Asuras – zu kosmischen Dämonen degenerierte hohe Götter; und mit Vritra oder Ah-hi; die zwischen Sternen und Konstellationen, zwischen Monden und Planeten ausgetragenen Kämpfe – welche später als Könige und Sterbliche inkarnierten. Daher auch der von Michael und seiner Schar gegen den Drachen (Jupiter und Luzifer-Venus) geführte Kampf im Himmel, bei dem ein Drittel der Sterne der rebellischen Schar in den Raum hinausgeschleudert wurde; und „auch wurde ihre Stätte nicht mehr in dem Himmel gefunden“. Wie vor langer Zeit gesagt wurde: „Das ist der Grundstein und das Fundament der geheimen Zyklen. Es zeigt, dass die Brahmanen und Tannaiten . . . über die Schöpfung und Entwicklung der Welt ganz nach der Art Darwins spekulierten und damit in Bezug auf die natürliche Selektion der Arten, das Überleben des Tauglichsten [SD # 203] und die Transformation sowohl ihm selbst als auch seiner Schule zuvorkamen. . . . Es gab alte Welten, die, von den neuen besiegt, vergingen, “ etc. etc. („Isis Unveiled“, Band II, S. 260). Die Behauptung, dass alle Welten (Sterne, Planeten etc.) – sobald ein Kern ursprünglicher Substanz im (undifferenzierten) Laya-Zustand von den freigewordenen Prinzipien eines soeben verstorbenen Himmelskörpers beseelt wird – zuerst Kometen werden und dann Sonnen, um sich zu bewohnbaren Welten abzukühlen, stellt eine Lehre dar, die so alt ist wie die Rishis.

So lehren die geheimen Bücher, wie wir sehen, ausdrücklich eine Astronomie, die nicht einmal die moderne Spekulation verwerfen würde, könnte Letztere ihre Lehren vollkommen verstehen.

Die archaische Astronomie und die alte Physik und Mathematik brachten Ansichten zum Ausdruck, die mit denen der modernen Wissenschaft übereinstimmen und von denen viele von weitaus größerer Tragweite waren. Ein „Kampf ums Dasein“ und ein „Überleben des Tauglichsten“ in den oberen Welten und hier unten auf unserem Planeten werden ausdrücklich gelehrt. Doch würde diese Lehre von der Wissenschaft zwar nicht „vollständig verworfen“, aber sicherlich als integrales Ganzes zurückgewiesen werden. Denn sie stellt als Tatsache hin, dass es lediglich sieben Selbstgeborene ursprüngliche „Götter“ gibt, die aus dem dreieinigen Einen hervorgingen. Mit anderen Worten bedeutet das, dass nach der Vollendung der ursprünglichen Manifestation am Beginn des „Großen Zeitalters“ alle Welten oder Himmelskörper (immer in strikter Analogie) einer aus dem anderen heraus gebildet werden. Die Geburt der Himmelskörper im Raum wird mit einer Gruppe oder Schar von „Pilgern“ beim Fest der „Feuer“ verglichen. Sieben Asketen erscheinen an der Schwelle des Tempels mit sieben brennenden Weihrauchstäben. An deren Flammen entzündet die erste Reihe der Pilger ihre Weihrauchstäbchen. Danach beginnen alle Asketen, ihre Stäbchen um ihren Kopf im Raum herumzuwirbeln und versorgen so die Übrigen mit Feuer. So ist es auch mit den Himmelskörpern. Ein Laya-Zentrum wird durch die Feuer eines anderen „Pilgers“ entzündet und zum Leben erweckt, worauf das neue „Zentrum“ in den Raum hinauseilt und zu einem Kometen wird. Erst wenn er seine Geschwindigkeit und damit seinen feurigen Schweif verliert, lässt sich der „Feurige Drache“ zu ruhigem und stetem Leben nieder, als regulärer, respektabler Bürger der siderischen Familie. Daher heißt es:

In den unergründlichen Tiefen des Raumes aus dem die Weltseele genannten homogenen Element geboren, beginnt jeder Kern kosmischer Materie, plötzlich ins Dasein geworfen, sein Leben unter widrigsten Umständen. Eine endlose Reihe von Zeitaltern muss er [SD # 204] sich einen Platz in den Unendlichkeiten erobern. Er dreht sich im Kreis zwischen dichteren und bereits gefestigten Körpern, bewegt sich ruckweise, drängt auf einen bestimmten Punkt oder ein Zentrum zu, von welchem er angezogen wird, und versucht, einem in eine von Riffen und versunkenen Felsen durchsetzte Fahrrinne geratenen Schiff gleich, sich von anderen Körpern fernzuhalten, die ihn wechselweise anziehen und abstoßen; viele gehen unter, ihre Masse wird durch stärkere Massen in ihre Bestandteile zerlegt; und wenn sie innerhalb eines Systems geboren werden, dann hauptsächlich in den unersättlichen Bäuchen verschiedener Sonnen (siehe Kommentar zu Stanze IV). Jene, die sich langsamer bewegen und in eine elliptische Bahn getrieben werden, fallen früher oder später der Vernichtung anheim. Andere, die sich in parabolischen Bahnen bewegen, entgehen allgemein aufgrund ihrer Geschwindigkeit der Zerstörung.

Einige besonders kritische Leser werden vielleicht annehmen, dass diese Lehre des von allen Himmelskörpern durchlaufenen Kometenstadiums in Widerspruch zu der soeben gemachten Behauptung steht, der Mond sei die Mutter der Erde. Sie bilden sich vielleicht ein, es sei Intuition notwendig, um beide Lehren miteinander in Einklang zu bringen. Tatsächlich wird aber keine Intuition gebraucht. Was weiß die Wissenschaft von Kometen, ihrer Entstehung, ihrem Wachstum und ihrem schließlichen Verhalten? Nichts – absolut nichts! Und was ist so unmöglich daran, dass ein Laya-Zentrum – ein Klumpen kosmischen Protoplasmas, homogen und latent, wenn es plötzlich beseelt oder entfacht wird – aus seinem Bett im Raum wegeilt und durch die unergründlichen Tiefen dahinwirbelt, um seinen homogenen Organismus durch eine Anhäufung und Aufnahme differenzierter Elemente zu verstärken? Und warum sollte ein solcher Komet nicht sesshaft werden, leben und zu einem bewohnten Globus werden!

„Fohat hat viele Wohnungen“, heißt es. „Er stellt seine vier feurigen (elektropositiven) Söhne in die ‘Vier Kreise’“; diese Kreise sind der Äquator, die Ekliptik und die zwei Parallelen zur Deklination oder die Wendekreise – um den Klimazonen vorzustehen, in welche die vier mystischen Wesenheiten gestellt werden. Dann weiter: „Weitere sieben (Söhne) werden beauftragt, über die sieben heißen und die sieben kalten Lokas (die Höllen der orthodoxen Brahmanen) an beiden Enden des Eies aus Materie (unsere Erde mit ihren Polen) zu herrschen.“ Diese sieben Lokas werden an anderer Stelle auch als „Ringe“ und „Kreise“ bezeichnet. Die Alten kannten sieben Polarkreise anstatt zwei wie die Europäer; denn es heißt, dass sieben goldene und sieben silberne Stufen auf den Berg Meru hinaufführen, welcher der Nordpol ist.

In einer der Stanzen wird eine sonderbare Behauptung aufgestellt: „Die Gesänge Fohats und seiner Söhne strahlten wie die Mittagssonne und der Mond zusammen“; und dass die vier Söhne auf dem mittleren vierfachen [SD # 205] Kreis „die Gesänge ihres Vaters sahen und seine solar-mondhafte Strahlung hörten“. Das wird im Kommentar mit folgenden Worten erklärt: „Die Bewegungen der fohatischen Kräfte an den beiden kalten Enden (Nord- und Südpol) der Erde, welche nachts eine vielfarbige Strahlung zur Folge haben, umfassen unterschiedliche Eigenschaften von Akasha (Ether), Farbe und ebenso Ton.“ . . . . . . „Ton ist das Charakteristikum von Akasha (Ether): Er erzeugt Luft, deren Eigenschaft das Tasten ist, das (durch Reibung) Farbe und Licht erzeugt.“ . . . . . . (Vishnu-Purana“).

Vielleicht wird das Obige für archaischen Unsinn gehalten werden, aber es wird besser verständlich, wenn sich der Leser an die Aurora Borealis und Australis erinnert, die beide genau in den Zentren der erdelektrischen und -magnetischen Kräfte auftreten. Es heißt, dass die beiden Pole die Speicher der kosmischen und irdischen Lebenskraft (Elektrizität) sind, sie empfangen und freisetzen; hätte die Erde nicht diese beiden natürlichen „Sicherheitsventile“, wäre sie von diesem Überschuss schon längst in Stücke gerissen worden. Es gibt inzwischen aber auch eine zum Axiom gewordene Theorie, dass das Phänomen der Polarlichter von starken Geräuschen wie Pfeifen, Zischen und Knacken begleitet ist und diese hervorbringt (siehe jedoch auch Prof. Trumholdts Werke über die Aurora Borealis und seinen Briefwechsel bezüglich dieser strittigen Frage).

7. Mache deine Berechnungen, Lanu, wenn du das genaue Alter deines kleinen Rades (Kette) erfahren willst. Seine vierte Speiche ist unsere Mutter (Erde) (a). Erlange die vierte „Frucht“ des vierten Pfades der Erkenntnis, der zu Nirvana führt, und du wirst verstehen, denn du wirst sehen (b).

(a) Das „kleine Rad“ ist unsere Globenkette, und die vierte Speiche ist unsere Erde, die vierte in der Kette. Sie ist eine jener, auf welche der „heiße (positive) Atem der Sonne“ eine direkte Auswirkung hat.168

[SD # 206] Ihr Alter zu berechnen, wozu der Schüler in dieser Stanze aufgefordert wird, ist dennoch ziemlich schwierig, da uns die Zahlen des großen Kalpas nicht gegeben sind und es uns mit Ausnahme ihrer ungefähren Dauer nicht erlaubt ist, die Zahlen unserer kleineren Yugas zu veröffentlichen. „Die älteren Räder drehten sich eine Ewigkeit und eine halbe Ewigkeit“, heißt es. Wir wissen, dass unter „Ewigkeit“ der siebte Teil von 311.040.000.000.000 Jahren oder einem Zeitalter Brahmâs verstanden wird. Aber was heißt das? Um von den obigen Zahlen als Grundlage ausgehend auf die mystische Kombination von 14 × 7 zu kommen, müssen wir von den 100 Jahren Brahmâs (oder von den 311.040.000.000.000 Jahren) zunächst einmal zwei Jahre abziehen, die von den Sandhyas (Dämmerungen) in Anspruch genommen werden, wonach 98 verbleiben. Wann genau die Evolution und Bildung unserer kleinen Erde begann, wissen wir aber nicht. Somit ist es nicht möglich, ihr Alter zu berechnen, außer der Zeitpunkt ihrer Geburt würde genannt –, was die Lehrer bis jetzt jedoch verweigern. Am Schluss dieses Bandes und in Band II sind aber einige chronologische Andeutungen zu finden. Des Weiteren müssen wir uns daran erinnern, dass das Gesetz der Analogie für Welten genauso gültig ist wie für Menschen; und dass „die Eins (Gottheit) zur Zwei (Deva oder Engel) wird und die Zwei zur Drei (oder Mensch)“ etc. etc., und so wird uns gelehrt, dass die Flocken (der Weltenstoff) zu Wanderern (Kometen) werden, diese zu Sternen und die Sterne (die Zentren der Wirbel) zu unserer Sonne und zu Planeten – um es kurz zu sagen.169

(b) In den exoterischen Werken werden vier Initiationsgrade genannt, die im Sanskrit der Reihe nach als „Shrotapanna“, „Sagardagan“, „Anagamin“, und „Arhan“ bekannt sind – die vier Pfade zu Nirvana, die auch in unserer gegenwärtigen vierten Runde so bezeichnet werden. Der Arhan ist, obwohl er Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sehen kann, doch nicht der höchste Initiierte; denn der Adept selbst, der initiierte Kandidat, wird zum Chela (Schüler) eines höheren Initiierten. Drei weitere höhere Grade müssen von dem Arhan errungen werden, der die Spitze der Leiter der Arhatschaft erreichen will. Einigen ist dies sogar schon in unserer gegenwärtigen fünften Rasse gelungen, jedoch werden die zur Erlangung dieser höheren [SD # 207] Grade notwendigen Fähigkeiten beim durchschnittlichen Asketen erst am Ende der gegenwärtigen und in der sechsten und siebten Wurzelrasse vollständig entwickelt sein. So wird es bis zum Ende dieses kleineren Manvantaras, des gegenwärtigen Lebenszyklus, immer Initiierte und Weltliche geben. Die Arhats des „Feuernebels“ der 7. Stufe stehen nur einen Schritt von der Wurzel-Basis ihrer Hierarchie entfernt – der höchsten auf der Erde und auf unserer irdischen Kette. Diese „Wurzel-Basis“ hat einen Namen, welcher nur mittels verschiedener zusammengesetzter Worte in unsere Sprache übersetzt werden kann – der „ewig-lebende-menschliche-Banyanbaum“. Dieses „Wunderbare Wesen“ stieg in der Anfangszeit des dritten Zeitalters aus einer „hohen Region“ herab, sagen sie, noch vor der Trennung der Geschlechter in der dritten Rasse.

Diese dritte Rasse insgesamt wird manchmal als die „Söhne des passiven Yoga“ bezeichnet, d. h. sie wurde von der zweiten Rasse unbewusst hervorgebracht, von der man wegen ihrer intellektuellen Inaktivität annimmt, dass sie beständig in eine Art leerer oder abstrakter Kontemplation versunken war, den für den Yogazustand erforderlichen Bedingungen entsprechend. Im ersten oder früheren Teil der Existenz dieser dritten Rasse, als sie sich noch in einem Zustand der Reinheit befand, erzeugten die „Söhne der Weisheit“, die, wie wir sehen werden, sich in dieser dritten Rasse inkarnierten, mittels Kriyashakti Nachkommen, welche die „Söhne von Ad“ oder „des Feuernebels“ genannt wurden, die „Söhne von Wille und Yoga“ und so weiter. Sie wurden bewusst hervorgebracht, da ein Teil der Rasse bereits mit dem göttlichen Funken spiritueller, höherer Intelligenz beseelt war. Diese Nachkommenschaft war keine Rasse. Sie war zuerst ein wunderbares Wesen, „Initiator“ genannt, und dann eine Gruppe halb-göttlicher und halb-menschlicher Wesen. In der archaischen Genesis für bestimmte Zwecke „abgesondert“, waren sie jene, von denen gesagt wird, dass sich die höchsten Dhyanis, „Munis und Rishis aus früheren Manvantaras“ in ihnen inkarnierten – um den Hort künftiger menschlicher Adepten zu gründen, auf dieser Erde und im gegenwärtigen Zyklus. Diese sozusagen auf eine unbefleckte Art geborenen „Söhne von Wille und Yoga“ blieben von der übrigen Menschheit gänzlich getrennt, wie erklärt wurde.

Das eben erwähnte „Wesen“, das namenlos bleiben muss, ist der Baum, von dem in späteren Zeitaltern sämtliche großen historisch bekannten Weisen und Hierophanten wie Rishi Kapila, Hermes, Enoch, Orpheus etc. etc. abzweigten. Als objektiver Mensch ist er die geheimnisvolle (für den Profanen – die immer unsichtbare), aber immer gegenwärtige physische Erscheinung, über welche im Osten zahlreiche Legenden weit verbreitet sind, besonders unter den Okkultisten und den Schülern der Heiligen Wissenschaft. Er ist es, der die Form wechselt, aber immer derselbe bleibt. Und er ist es auch, der die spirituelle Herrschaft über die [SD # 208] initiierten Adepten auf der ganzen Welt inne hat. Er ist, wie gesagt, der „Namenlose Eine“, der so viele Namen hat, und dessen Namen und wahre Natur trotzdem unbekannt sind. Er ist der „Initiator“, genannt das „Große Opfer“. Denn an der Schwelle des Lichtes sitzend, blickt er aus dem Kreis der Dunkelheit, den er nicht überschreiten wird, in das Licht; vor dem letzten Tag dieses Lebenszyklus wird er seinen Posten nicht verlassen. Warum bleibt der einsame Wächter auf seinem selbsterwählten Posten? Warum sitzt er an der Quelle der ursprünglichen Weisheit, von der er nicht länger trinkt, weil er nichts mehr zu lernen hat, das er nicht schon wüsste – ja, weder auf dieser Erde noch in ihrem Himmel? Weil die einsamen Pilger mit wunden Füßen auf ihrer Rückreise in ihre Heimat bis zum letzten Augenblick niemals sicher sind, dass sie ihren Weg in dieser grenzenlosen Wüste der Illusion und Materie, Erdenleben genannt, nicht verlieren. Weil er gerne jedem Gefangenen, der sich erfolgreich von den Banden des Fleisches und der Illusion befreit hat, den Weg zu dieser Region der Freiheit und des Lichts zeigen würde, aus welcher er sich selbst freiwillig verbannt hat. Weil er, kurz gesagt, sich selbst zum Wohle der Menschheit geopfert hat, obwohl nur wenige Auserwählte von dem ­Grossen Opfer profitieren können.

Vom ersten Erwachen des menschlichen Bewusstseins an wurden alle anderen weniger göttlichen Lehrer und Unterweiser des Menschengeschlechts unter der direkten, stillen Leitung dieses Maha-(großen)-Gurus zu Führern der frühen Menschheit. Von diesen „Söhnen Gottes“ erhielt die kindliche Menschheit ihre erste Ahnung sowohl von allen Künsten und Wissenschaften als auch vom spirituellen Wissen; und sie sind es, die den ersten Grundstein jener alten Zivilisationen legten, welche unsere moderne Generation von Schülern und Gelehrten zutiefst verblüffen.170

[SD # 209] Obwohl diese Gegenstände in „Isis Unveiled“ lediglich angedeutet wurden, wird es doch gut sein, den Leser an das in Band I, Seiten 587-593, über eine gewisse Heilige Insel in Zentralasien Gesagte zu erinnern und ihn bezüglich weiterer Einzelheiten auf das Kapitel über „Die Söhne Gottes und die Heilige Insel“ in Band II hinzuweisen. Einige weitere Erklärungen können dem Schüler jedoch behilflich sein, einen kleinen Einblick in das vorliegende Mysterium zu erlangen, wenn sie auch nur bruchstückhaft hingeworfen sind.

Wenigstens ein Detail über diese mysteriösen „Söhne Gottes“ soll in klaren Worten mitgeteilt werden. Die hohen Dvijas, die initiierten Brahmanen des Altertums, behaupten zu Recht, von ihnen, diesen Brahmaputras, abzustammen, während der moderne Brahmane die niedersten Kasten buchstäblich daran glauben lassen möchte, sie selbst seien unmittelbar aus dem Munde Brahmâs hervorgegangen. Das ist die esoterische Lehre, die außerdem noch hinzufügt, dass jene Nachkommen (selbstverständlich geistiger Art) der „Söhne von Wille und Yoga“ trotz ihrer Abstammung mit der Zeit in getrennte Geschlechter geteilt wurden, wie es später auch ihre „Kriyashakti“-Ahnen selbst bewerkstelligten; doch selbst ihre entarteten Nachkommen haben bis zum heutigen Tag Verehrung und Achtung für den [SD # 210] Zeugungsakt bewahrt und betrachten ihn noch immer im Licht einer religiösen Zeremonie, während die zivilisierteren Nationen ihn für eine rein tierische Funktion halten. Man vergleiche die westlichen Anschauungen und Gewohnheiten bei diesen Dingen mit den Bräuchen Manus in Bezug auf die Gesetze von Grihastha und das eheliche Leben. Der wahre Brahmane ist somit tatsächlich „jener, dessen sieben Vorväter den Saft der Mondpflanze (Soma) tranken“, und der ein „Trisuparna“ ist, denn er hat das Geheimnis der Veden verstanden.

Und bis zum heutigen Tag wissen solche Brahmanen, dass ganz am Anfang, als der psychische und physische Intellekt schlief und das Bewusstsein noch unentwickelt war, die spirituellen Vorstellungen jener Rasse weitgehend ohne Verbindung zu ihrer physischen Umgebung existierten. Dass jener Göttliche Mensch in seiner tierischen – wenn auch äußerlich menschlichen – Form wohnte; und dass, obwohl Instinkt in ihm vorhanden war, kein Selbstbewusstsein kam, um die Finsternis des latenten fünften Prinzips zu erhellen. Als die vom Gesetz der Evolution in Bewegung gesetzten Herren der Weisheit ihm den Funken des Bewusstseins einflößten, war die erste von diesem Funken zu Leben und Aktivität erweckte Regung ein Gefühl der Solidarität, des Einsseins mit seinen geistigen Schöpfern. Wie die erste Regung des Kindes einer Mutter und Amme gilt, so richteten sich die ersten Bestrebungen des erwachenden Bewusstseins im ursprünglichen Menschen jenen zu, deren Element er in sich verspürte und die doch außerhalb und von ihm unabhängig waren. Aus dieser Empfindung entsprang Hingabe und wurde zur ersten und vornehmsten Triebkraft in seiner Natur; denn sie ist die Einzige, die in unserem Herzen natürlich und uns angeboren ist und die wir ebenso beim Menschenbaby wie beim Tierjungen finden. Dieses Gefühl unbezähmbarer instinktiver Sehnsucht im ursprünglichen Menschen wird von Carlyle wunderschön, und man kann sagen intuitiv, beschrieben. „Das große antike Herz“, ruft er aus, „wie gleicht es dem eines Kindes in seiner Einfachheit, wie dem eines Mannes in seiner aufrichtigen Feierlichkeit und Tiefe! Der Himmel ruht über ihm, wo immer er auf Erden geht oder steht; und macht ihm die ganze Erde zu einem mystischen Tempel und jede irdische Tätigkeit zu einer Art Gottesdienst. Flüchtige Schimmer strahlender Kreaturen blitzen auf im gewöhnlichen Sonnenlicht; Engel schweben noch und tragen Gottes Botschaften unter die Menschen. . . . . Wunder umgeben den Menschen; er lebt in einem Element des Wunders171 . . . . Ein großes Gesetz der Pflicht, erhaben wie diese beiden Unendlichkeiten (Himmel und Hölle), das alles andere in den Schatten stellt und vernichtet – es war eine Wirklichkeit und ist es noch immer: sein Gewand [SD # 211] allein ist vergangen, seine Essenz lebt durch alle Zeiten und durch alle Ewigkeit!“

Es lebt unbestreitbar und hat sich seit der dritten Rasse direkt durch seine ersten „aus dem Gemüt geborenen“ Söhne – die Früchte von Kriyashakti – mit all seiner unausrottbaren Stärke und Kraft im asiatischen, arischen Herzen gefestigt. Während die Zeit dahin rollte, brachte die heilige Kaste der Initiierten nur selten, von Zeitalter zu Zeitalter, solche vollkommenen Geschöpfe hervor: Wesen, die innerlich anders waren, obwohl äußerlich dieselben wie die, von denen sie hervorgebracht wurden.

Es geschah in der Kindheit der dritten ursprünglichen Rasse:

„Ein Geschöpf erhabenerer Art,
Noch ermangelnd, und ward daher geplant;
Bewusst im Denken, und mit weit’rem Herzen
Für das Reich geformt und geeignet,
über die Übrigen zu herrschen. . . . .“

Dieses Geschöpf wurde als ein bereites und vollkommenes Vehikel ins Dasein gerufen für sich inkarnierende Bewohner höherer Sphären, die fortan in diesen Formen ihren Aufenthalt nahmen, vom spirituellen Willen und der natürlichen göttlichen Kraft im Menschen geboren. Es war ein Kind reinen Geistes, mental von keinerlei Beimischung irdischer Elemente getrübt. Nur seine körperliche Hülle gehörte der Zeit und dem Leben an, denn seine Intelligenz bezog es unmittelbar von oben. Es war der lebendige Baum göttlicher Weisheit und kann daher mit dem Weltenbaum der nordischen Legenden verglichen werden, der nicht welken und sterben kann, ehe die letzte Schlacht des Lebens geschlagen ist, während seine Wurzeln die ganze Zeit vom Drachen Nidhogg zernagt werden; denn auch der Körper des ersten und heiligen Sohnes Kriyashaktis wurde vom Zahn der Zeit zerfressen, während die Wurzeln seines inneren Wesens für immer unverweslich und stark blieben, weil sie im Himmel wuchsen und sich ausbreiteten und nicht auf der Erde. Er war der Erste der Ersten, und er war der Same aller anderen. Es gab noch weitere „Söhne Kriyashaktis“, in einer zweiten spirituellen Anstrengung hervorgebracht. Aber der Erste ist bis zu diesem Tag der Same der göttlichen Erkenntnis, der Eine und Höchste unter den irdischen „Söhnen der Weisheit“ geblieben. Über diesen Gegenstand können wir nicht mehr sagen, sondern nur hinzufügen, dass es in jedem Zeitalter – ja sogar in unserem eigenen – große Intellekte gab, die dieses Problem richtig verstanden.

Wie konnte sich unser physischer Körper in den vollkommenen Zustand entwickeln, in welchem man ihn jetzt vorfindet? Durch Millionen Jahre andauernde Evolution natürlich, jedoch niemals durch oder von Tieren, wie der Materialismus lehrt. Denn wie Carlyle sagt: „. . . Die Essenz unseres Seins, das Mysterium in uns, das sich selbst ‘Ich’ nennt – welche Worte haben wir für solche Dinge? Es ist ein Atem des Himmels; [SD # 212] das höchste Wesen offenbart sich selbst im Menschen. Dieser Körper, diese Fähigkeiten, dieses unser Leben, ist es nicht alles ein Gewand des Namenlosen?“

Der Atem des Himmels oder vielmehr der Atem des Lebens, in der Bibel Nephesch genannt, ist in jedem Tier, in jedem belebten Stäubchen und in jedem mineralischen Atom. Aber keines von diesen hat, wie der Mensch, ein Bewusstsein von der Natur dieses höchsten Wesens172, weil keines diese göttliche Harmonie in seiner Form hat, wie sie der Mensch besitzt. Es ist so, wie Novalis es sagte; und keiner hat es seither besser gesagt, und Carlyle wiederholt es wie folgt:

„Es gibt nur einen Tempel im Universum, und das ist der Körper des Menschen. Nichts ist heiliger als diese hohe Form. . . . Wir berühren den Himmel, wenn wir unsere Hand auf einen menschlichen Körper legen!“ „Das klingt wie eine bloße, blumige Redensart“, fügt Carlyle hinzu, „aber es ist nicht so. Wenn man tief nachsinnt, wird es sich als eine wissenschaftliche Tatsache erweisen; als der Ausdruck . . . der tatsächlichen Wahrheit der Sache. Wir sind das Wunder der Wunder – das große, unergründliche Mysterium.“

[SD # 213]
STANZE VII

1. Siehe den Anfang des fühlenden, formlosen Lebens (a).
Zuerst das Göttliche (Vehikel) (b), das eine von dem Mutter-Geiste (Atman); dann das Geistige (Atman-Buddhi, Geist-Seele)173 (c); (wiederum) die Drei von dem Einen (d), die Vier von dem Einen (e) und die Fünf (f), von ihnen die Drei, die Fünf und die Sieben (g). Das sind die Drei- und die Vierfältigen abwärts; die „aus dem Gemüt geborenen“ Söhne des ersten Herrn (Avalokitesvara), die leuchtenden Sieben (die „Baumeister“).174 Sie sind es, die du, ich, er sind, oh Lanu; sie, die über dich und deine Mutter, Bhumi (die Erde), wachen.

(a) Innerhalb der in den zwölf Zeichen des Tierkreises aufgezeichneten großen Ordnungen wird die Hierarchie der schöpferischen Kräfte esoterisch in sieben (oder 4 und 3) geteilt; die sieben der sich manifestierenden Stufenleiter stehen ferner mit den sieben Planeten in Zusammenhang. All das wird weiter unterteilt in zahllose Gruppen göttlich-geistiger, halb-geistiger und etherischer Wesen.

Die Haupthierarchien unter ihnen werden dabei exoterisch mit der großen Vierheit oder als die „vier Körper und drei Fähigkeiten“ Brahmâs angedeutet; und im buddhistischen System als der Panchasyam, die fünf Brahmâs oder die fünf Dhyani-Buddhas.

Die höchste Gruppe setzt sich aus den sogenannten göttlichen Flammen zusammen, die auch als die „feurigen Löwen“ und die „Löwen des Lebens“ bezeichnet werden, deren Esoterik im Tierkreiszeichen des Löwen sicher verborgen liegt. Sie ist die Nukleole der oberen Göttlichen Welt (siehe Kommentar auf den ersten Seiten des Anhangs). Sie sind die formlosen feurigen Atem, in einem Aspekt identisch mit der oberen sephirothischen Triade, die von den Kabbalisten in die „Archetypische Welt“ gelegt wird.

Dieselbe Hierarchie, mit denselben Zahlen, findet sich auch im japanischen System, und zwar in den sowohl von den Shinto als auch von den buddhistischen Sekten gelehrten „Anfängen“. In diesem System geht die Anthropogenesis der Kosmogenesis voraus, da sich das Göttliche in das Menschliche eingliedert und – [SD # 214] inmitten seines Abstieges in die Materie – das sichtbare Universum erschafft. Die legendären äußeren Erscheinungsformen – bemerkt Omoie ehrfürchtig – „sind als die stereotype Verkörperung der höheren (geheimen) Lehre und ihrer erhabenen Wahrheiten zu verstehen“. Das in vollem Umfang darzulegen, würde zu viel von unserem Raum einnehmen, aber ein paar Worte über das alte System können nicht unangebracht sein. Das Folgende ist eine kurze Übersicht über diese Anthropo-Kosmogenesis und zeigt, wie ähnlich selbst die unterschiedlichsten Begriffe ein und dieselbe archaische Lehre wiedergaben.

Als alles noch Chaos (Konton) war, erschienen drei spirituelle Wesen auf der Bühne der künftigen Schöpfung: (1) Ame no ani naka nushi no Kami, „Göttlicher Monarch des Zentralhimmels“; (2) Taka mi onosubi no Kami, „Erhabener, kaiserlich göttlicher Nachkomme von Himmel und Erde“; und (3) Kamu mi musubi no Kami, einfach „Nachkomme der Götter“.

Diese waren ohne Form oder Substanz (unsere Arupa-Triade), da sich weder die himmlische noch die irdische Substanz bereits differenziert hatte, „noch die Essenz der Dinge geformt war“.

Der heute vorliegende „Zohar“, von Moses de Leon mithilfe syrischer und chaldäischer christlicher Gnostiker im 13. Jahrhundert geordnet und neu herausgegeben und danach noch von vielen christlichen Händen korrigiert und revidiert, ist nur graduell weniger exoterisch als die Bibel selbst. Dieses göttliche „Vehikel“ wird nicht mehr länger wie im „Chaldäischen Buch der Zahlen“ dargestellt. Wahr genug, Ain Soph, das Absolute Endlose Nichtding, benutzt auch die Form des Einen, des manifestierten „Himmlischen Menschen“ (der Ersten Ursache) als seinen Streitwagen (im Hebräischen Merkabah, im Sanskrit Vahana) oder Vehikel, um in die phänomenale Welt hinabzusteigen und sich in ihr zu manifestieren. Aber die Kabbalisten erklären weder, wie das Absolute überhaupt irgendetwas benutzen oder irgendeine Eigenschaft besitzen kann, da es als das Absolute aller Eigenschaften bar ist; noch sagen sie, dass es in Wirklichkeit die Erste Ursache (Platons Logos), die ursprüngliche und ewige Idee ist, die sich sozusagen durch Adam Kadmon, den Zweiten Logos, manifestiert. Im „Buch der Zahlen“ wird erklärt, dass En (oder Ain, Aior) das einzige Selbstexistierende ist, während seine „Tiefe“ (der Bythos oder Buthon der Gnostiker, Propator genannt) lediglich periodisch ist. Letzterer ist Brahmâ im Unterschied zu Brahman oder Parabrahman. Er ist die Tiefe, die Quelle des Lichts oder der Propator, der nicht manifestierte Logos oder die abstrakte Idee, und nicht Ain Soph, dessen Strahl Adam Kadmon oder den manifestierten Logos (das objektive Universum) „männlich und weiblich“ als seinen Streitwagen benutzt, um sich durch ihn zu manifestieren. Jedoch lesen wir im „Zohar“ folgende Unstimmigkeit: „Senior [SD # 215] occultatus est et absconditus; Microprosopus manifestus est, et non manifestus.“ (Rosenroth, „Liber Mysterii“, IV, 1). Das ist ein Irrtum, weil Mikroprosopus oder der Mikrokosmos nur während seiner Manifestationen existieren kann und während der Maha-Pralayas vernichtet ist. Rosenroths Kabbala ist keine Richtschnur, sondern sehr häufig ein Rätsel.

(b) Wie im japanischen System, in der ägyptischen und jeder alten Kosmogonie – an dieser göttlichen Flamme, der „Einen“, werden die drei absteigenden Gruppen entzündet. Während sich ihr potenzielles Sein in der höheren Gruppe befindet, werden sie jetzt zu bestimmten und getrennten Wesenheiten. Diese werden die „Jungfrauen des Lebens“ genannt, die „große Illusion“ etc. etc.; und kollektiv der „sechszackige Stern“. Der Letztere ist in fast jeder Religion das Symbol des Logos in seiner ersten Emanation. In Indien ist er das Zeichen Vishnus (das Chakra oder Rad); und die Glyphe des Tetragrammaton, der „Er der vier Buchstaben“ oder – metaphorisch – die „Glieder des Mikroprosopus“ in der Kabbala, jeweils zehn und sechs. Die späteren Kabbalisten jedoch, insbesondere die christlichen Mystiker, haben an diesem großartigen Symbol175 traurige Verwüstungen angerichtet. Denn die „zehn Gliedmaßen“ des Himmlischen Menschen sind die zehn Sephiroth; der erste Himmlische Mensch ist aber der unmanifestierte Geist des Universums und sollte niemals zum Mikroprosopus erniedrigt werden – dem kleineren Gesicht oder Antlitz, dem Prototyp des Menschen auf der irdischen Ebene.176 Doch davon später mehr. Der sechszackige Stern bezieht sich auf die sechs Kräfte oder Mächte der Natur, die sechs Ebenen, Prinzipien etc. etc., die alle in dem siebten oder dem Mittelpunkt des Sterns zusammengefasst sind. Alle diese, einschließlich der oberen und unteren Hierarchien, emanieren aus der „Wunderbaren oder Himmlischen Jungfrau“,177 der großen Mutter aller Religionen, die Androgyne, die [SD # 216] Sephira-Adam-Kadmon. In seiner Einheit ist das ursprüngliche Licht das siebte oder höchste Prinzip, Daivi-Prakriti, das Licht des unmanifestierten Logos. Aber in seiner Differenzierung wird es zu Fohat oder den „Sieben Söhnen“. Ersteres wird durch den Mittelpunkt des doppelten Dreiecks symbolisiert; die Letzteren durch das Hexagon selbst oder die „sechs Gliedmaßen“ des Mikroprosopus, deren siebtes Malkuth ist, die „Braut“ der christlichen Kabbalisten oder unsere Erde. Daher die Ausdrucksweise:

„Das Erste nach dem ‘Einen’ ist göttliches Feuer; das Zweite Feuer und Äther; das Dritte ist zusammengesetzt aus Feuer, Äther und Wasser; das Vierte aus Feuer, Äther, Wasser und Luft.“178 Das Eine ist nicht mit den Menschen tragenden Globen befasst, sondern mit den inneren, unsichtbaren Sphären. Die ‘Erstgeborenen’ sind das Leben, das Herz und der Pulsschlag des Universums; die Zweiten sind sein Gemüt oder Bewusstsein“,179

wie es in dem Kommentar heißt.

(c) Die zweite Ordnung der Himmlischen Wesen, jener aus Feuer und Äther (Geist und Seele entsprechend oder Atman-Buddhi), deren Namen Legion sind, sind noch formlos, aber ausgeprägter „substanziell“. Sie sind die erste Differenzierung in der Zweiten Evolution oder „Schöpfung“ – ein irreführendes Wort. Wie der Name zeigt, sind sie die Prototypen der sich inkarnierenden Jivas oder Monaden und aus dem Feurigen Geist des Lebens zusammengesetzt. Ein dem Sonnenlicht gleicher Strahl durchdringt sie und wird von ihnen mit seinem zukünftigen Vehikel versehen, der Göttlichen Seele, Buddhi. Sie haben unmittelbar mit den Scharen der höheren Welt unseres Systems zu tun. Aus diesen zweifältigen Einheiten emanieren die Dreifältigen.

In der japanischen Kosmogonie ist es der eben genannte „Dreifältige“, der sich differenziert, wenn aus der chaotischen Masse ein eiförmiger Kern hervorgeht, der den Keim und die Potenz des gesamten universalen sowie terrestrischen Lebens in sich birgt. „Das männliche ätherische“ (Yo) Prinzip [SD # 217] steigt empor, und das weibliche, gröbere und materiellere Prinzip (In) wird in das Substanz-Universum ausgeschüttet, wenn die Trennung zwischen dem Himmlischen und dem Irdischen eintritt. Daraus wird das Weibliche, die Mutter, das erste rudimentäre objektive Wesen geboren. Es ist etherisch, ohne Form oder Geschlecht, und doch werden aus ihm und der Mutter die Sieben Göttlichen Geister geboren, aus denen die sieben Schöpfungen emanieren werden, gerade so wie im Codex Nazaräus aus Karabtanos und dem mütterlichen Spiritus die sieben böse veranlagten (materiellen) Geister geboren werden. Es wäre zu langwierig, hier die japanischen Namen wiederzugeben, aber einmal übersetzt stehen sie in folgender Reihenfolge:

(1) Der „unsichtbare Junggeselle“, welcher der schöpferische Logos des nicht erschaffenden „Vaters“ ist; oder die schöpferische Potenzialität des Letzteren in manifestierter Form.

(2) „Der Geist (oder der Gott) der strahlenlosen Tiefen“ (des Chaos), der zur differenzierten Materie oder zum Weltstoff wird; auch das Mineralreich.

(3) „Der Geist des Pflanzenreichs“, der „üppigen Vegetation“.

(4) Diese hat eine duale Natur, da sie gleichzeitig „der Geist der Erde“ und „der Geist des Sandes“ ist. Der Erstere trägt die Potenzialität des männlichen Elementes, der Letztere die des weiblichen Elementes in sich, die beiden bilden eine gemeinsame Natur.

Diese beiden waren eins; sie waren sich noch nicht bewusst, zwei zu sein.

In dieser Dualität waren enthalten (a) das männliche, dunkle und muskulöse Wesen Isu no gai no Kami; und (b) Eku gai no Kami, das weibliche, schöne und schwächere oder zartere Wesen. Dann:

(5 und 6) Die Geister, die androgyn oder zweigeschlechtig waren, und schließlich:

(7) Der siebte Geist, als Letzter aus der „Mutter“ emaniert, erscheint als die erste göttlich-menschliche Form, eindeutig männlich und weiblich. Er war die siebte Schöpfung, wie in den Puranas, wo der Mensch die siebte Schöpfung Brahmâs ist.

Diese, Tsanagi-Tsanami, stiegen über die himmlische Brücke (die Milchstraße) in das Universum hinab, und als „Tsanagi tief unten eine chaotische Anhäufung von Wolken und Wasser sah, schleuderte er seinen juwelenbesetzten Speer in die Tiefen, und trockenes Land erschien“. Dann trennten sich die beiden, um Onokoro, die neu erschaffene Inselwelt, zu erforschen; etc. etc. (Omoie).

[SD # 218] Das sagen die japanischen exoterischen Fabeln – die Schale, die den Kern derselben einen Wahrheit der Geheimlehre verbirgt. Um zu den esoterischen Erklärungen in allen Kosmogonien zurückzukehren:

(d) Die Dritte Ordnung entspricht Atman-Buddhi-Manas: Geist, Seele und Intellekt und wird die „Triaden“ genannt.

(e) Die Vierten sind substanzielle Wesenheiten. Sie sind die höchste Gruppe der Rupas (atomistische Formen180). Sie ist der Hort der menschlichen, bewussten, spirituellen Seelen. Sie werden die „unvergänglichen Jivas“ genannt und bilden mittels der ihnen unterliegenden Ordnung die erste Gruppe der ersten siebenfältigen181 Schar – das große Mysterium des menschlichen bewussten und [SD # 219] intellektuellen Wesens. Letzteres stellt das Feld dar, in welchem in seiner Entbehrung der Keim verborgen liegt, der in die Zeugung fallen wird. Dieser Keim wird in der physischen Zelle zur spirituellen Potenz, welche die Entwicklung des Embryos leitet und die Ursache der erblichen Übertragung von Fähigkeiten und aller dem Menschen inhärenten Qualitäten ist. Die Darwinsche Theorie von der Übertragung erworbener Fähigkeiten wird jedoch vom Okkultismus weder gelehrt noch angenommen. Evolution geht ihm zufolge nach ganz anderen Regeln vonstatten; nach der esoterischen Lehre evolviert das Physische allmählich aus dem Spirituellen, Mentalen und Psychischen. Diese innere Seele der physischen Zelle – dieses „spirituelle Plasma“, welches das Keimplasma beherrscht – ist der Schlüssel, der eines Tages die Tore zur Terra incognita des Biologen öffnen muss, die jetzt das dunkle Mysterium der Embryologie genannt wird (siehe Text und Anmerkung weiter unten).

(f) Die fünfte Gruppe ist sehr geheimnisvoll, da sie mit dem mikrokosmischen Pentagon in Zusammenhang steht, mit dem den Menschen darstellenden fünfzackigen Stern. In Indien und Ägypten wurden diese Dhyanis mit dem Krokodil in Verbindung gebracht, und ihr Aufenthaltsort befindet sich im Steinbock. Das sind aber in der indischen Astrologie vertauschbare Bezeichnungen, denn dieses (zehnte) Zeichen des Tierkreises wird Makara genannt, frei mit „Krokodil“ zu übersetzen. Das Wort selbst wird okkult auf verschiedene Weise interpretiert, wie später gezeigt werden wird. In Ägypten wurde der Verstorbene – dessen Symbol das Pentagramm oder der fünfzackige Stern ist, wobei seine Zacken für die Glieder des Menschen stehen – sinnbildlich als in ein Krokodil verwandelt dargestellt: Sebakh oder Sevekh „oder der Siebte“ ist – wie Gerald Massey sagt, der nachweist, dass der Siebte von intelligenter Art war – in Wirklichkeit aber ein Drache, kein Krokodil. Er ist der „Drache der Weisheit“ oder Manas, die „menschliche Seele“, das Gemüt, das Intelligenzprinzip, das in unserer Esoterischen Philosophie das „fünfte“ Prinzip genannt wird.

In Kapitel LXXXVIII des „Totenbuches“ oder Rituals spricht der verstorbene „Osirifizierte“ unter der Glyphe eines mumifizierten Gottes mit einem Krokodilkopf:

(1) „Ich bin der Gott (das Krokodil), der Verwalter der Furcht . . . bei der Ankunft seiner Seele unter den Menschen. Ich bin der Krokodilgott, herbeigebracht zur Zerstörung“ (eine Anspielung auf die Zerstörung der göttlichen spirituellen Reinheit, [SD # 220] wenn der Mensch die Erkenntnis von Gut und Böse erlangt; auch auf die „gefallenen“ Götter oder Engel aller Theogonien).

(2) „Ich bin der Fisch des großen Horus (wie Makara das „Krokodil“ ist, das Vehikel des Varuna). Ich bin verschmolzen mit Sekhem.“

Dieser letzte Satz bestätigt und wiederholt die Lehre des esoterischen Buddhismus, denn er spielt unmittelbar auf das fünfte Prinzip (Manas) an, oder vielmehr auf den spirituellsten Teil seiner Essenz, der nach dem Tod des Menschen mit Atman-Buddhi verschmolzen, von ihm absorbiert und mit ihm eins gemacht wird. Denn Sekhem ist die Residenz oder der Loka des Gottes Khem (Horus-Osiris oder Vater und Sohn), daher Atman-Buddhis „Devachan“. Im Ritual des Todes wird der Verstorbene dargestellt, wie er mit Horus-Thot in Sekhem eingeht und „als reiner Geist daraus auftaucht“ (lxiv., 29). So sagt der Verstorbene (V. 130): „Ich sehe die Formen von (meiner selbst als verschiedene) Menschen, die sich ewig verwandeln . . . Ich kenne dieses (Kapitel). Wer es kennt . . . nimmt alle Arten von lebenden Formen an.“ . . .

Und in Vers 35 sagt der Verstorbene, indem er das in der ägyptischen Esoterik sogenannte „Herz der Vorfahren“ oder das reinkarnierende Prinzip, das permanente Ego, mit einer magischen Formel anruft:

„Oh mein Herz, Herz meiner Vorfahren, das du notwendig bist für meine Verwandlungen, . . . . . . trenne dich nicht von mir vor dem Hüter der Waage. Du bist meine Persönlichkeit innerhalb meiner Brust, göttlicher Gefährte, der du über mein Fleisch (Körper) wachst. . . . . . . “

In Sekhem liegt das „geheimnisvolle Angesicht“ oder der wirkliche Mensch, unter der falschen Persönlichkeit verborgen, das dreifache Krokodil Ägyptens, das Symbol der höheren Dreieinigkeit oder der menschlichen Triade, Atman, Buddhi und Manas.182 In allen alten Papyri wird das Krokodil Sebek (Siebtes) genannt, während das Wasser esoterisch das fünfte Prinzip ist; und wie bereits erwähnt, zeigt Gerald Massey, dass das Krokodil die „siebte Seele, die höchste von sieben – der unsichtbare Seher“ war. Selbst exoterisch ist Sekhem die Residenz des Gottes Khem, und Khem ist Horus, der den Tod seines Vaters Osiris rächt und somit die Sünden des Menschen bestraft, wenn er zu einer entkörperten Seele wird. So wurde der verstorbene [SD # 221] „Osirifizierte“ zum Gott Khem, der „das Feld von Aanru aufliest“, d. h., er sammelt entweder seinen Lohn oder seine Strafe ein, denn dieses Feld ist der himmlische Ort (Devachan), wo dem Verstorbenen Weizen gegeben wird, die Nahrung der göttlichen Gerechtigkeit. Von der fünften Gruppe der himmlischen Wesen wird angenommen, dass sie in sich die dualen Attribute sowohl der spirituellen als auch der physischen Aspekte des Universums enthält; sozusagen die beiden Pole Mahats, der universalen Intelligenz, und die duale Natur des Menschen, die spirituelle und die physische. Daher ist ihre Zahl Fünf, die – multipliziert und zu zehn gemacht – sie mit Makara verbindet, dem 10. Zeichen des Tierkreises.

(g) Die sechste und siebte Gruppe haben Anteil an den niederen Eigenschaften der Vierfältigkeit. Ebenso unsichtbar wie der Ether selbst, sind sie bewusste etherische Wesenheiten, die wie die Äste eines Baumes aus der ersten zentralen Gruppe der Vier hervorkommen und ihrerseits zahllose Seitengruppen austreiben, deren niedrigere die zahllosen Arten und Spielarten der Naturgeister oder Elementale darstellen; von den formlosen und nichtsubstanziellen – den idealen Gedanken ihrer Schöpfer – bis hinab zu den atomaren, wenn auch für die menschliche Wahrnehmung unsichtbaren Organismen. Letztere werden als die „Geister der Atome“ betrachtet, denn sie stehen den physischen Atomen am Nächsten (rückwärts) – fühlende, wenn nicht intelligente Geschöpfe. Sie sind alle Karma unterworfen und müssen es in jedem Zyklus abarbeiten. Weder in unserem noch in anderen Systemen, weder in den äußeren noch in den inneren Welten,183 so vermittelt es die Lehre, gibt es im Universum gleichermaßen bevorzugte Wesen wie die Engel der westlichen und der jüdischen Religion. Ein Dhyan Chohan muss zu einem solchen werden; er kann nicht als ein voll erblühter Engel geboren werden oder als solcher plötzlich auf der Ebene des Lebens erscheinen. Die Himmlische Hierarchie des gegenwärtigen Manvantara wird sich im nächsten Lebenszyklus in höhere, übergeordnete Welten versetzt finden und einer neuen Hierarchie Platz machen, welche aus den Auserwählten unserer Menschheit zusammengesetzt sein wird. Das Sein ist ein endloser Kreislauf innerhalb der einen, absoluten Ewigkeit, innerhalb welcher zahllose endliche und bedingte Zyklen ablaufen. Göttern, als solche erschaffen, würde ihr Gottsein keinen persönlichen Verdienst bringen. Eine solche Klasse von Wesen, vollkommen nur vermöge der besonderen, ihnen innewohnenden unbefleckten Natur, würde der leidenden und ringenden Menschheit und selbst der niederen Schöpfung gegenüber das [SD # 222] Symbol einer ewigen Ungerechtigkeit sein, ihrem Charakter nach ziemlich satanisch, ein immer gegenwärtiges Verbrechen. Sie wäre eine Anomalie und eine Unmöglichkeit in der Natur. Daher müssen die „Vier“ und die „Drei“ ebenso inkarnieren wie alle anderen Wesen. Diese sechste Gruppe bleibt obendrein nahezu untrennbar mit dem Menschen verbunden, der alles von ihr bezieht, mit Ausnahme seiner höchsten und niedrigsten Prinzipien oder seinem Geist und seinem Körper. Die fünf mittleren menschlichen Prinzipien sind die eigentliche Essenz jener Dhyanis.184 Der Göttliche Strahl (der Atman) allein geht unmittelbar aus dem Einen hervor. Wenn gefragt wird, wie kann das sein? Wie ist es möglich sich vorzustellen, dass jene „Götter“ oder Engel gleichzeitig ihre eigenen Emanationen und ihre persönlichen Selbste sein können? Verhält es sich in der materiellen Welt in gleicher Weise, wo der Sohn (auf eine Art) sein Vater ist, da er sein Blut, Bein von seinem Bein und Fleisch von seinem Fleisch ist? Darauf antworten die Lehrer: „Wahrhaftig, so ist es.“ Aber man muss tief in das Mysterium des Seins eindringen, bevor man diese Wahrheit völlig erfassen kann.

2. Der eine Strahl vervielfältigt die kleineren Strahlen. Leben geht der Form voran, und Leben überdauert das letzte Atom (der Form, des Sthula-Sarira, des äußeren Körpers). Durch die zahllosen Strahlen zieht sich der Lebensstrahl, der eine, wie ein Faden durch viele Perlen (a).

(a) Diese Stanze beschreibt die Vorstellung – eine rein vedantische, wie bereits an anderer Stelle erklärt – eines Lebensfadens, Sutratman, der aufeinanderfolgende Generationen durchzieht. Wie kann das nun erklärt werden? Indem wir auf ein Gleichnis, auf ein vertrautes Bild zurückgreifen, das allerdings notwendigerweise unvollkommen ist, was für alle uns zu Gebote stehenden Analogien gilt. Bevor wir darauf zurückgreifen, möchte ich jedoch fragen, ob irgendjemandem von uns der Vorgang des Heranwachsens und die Entwicklung eines Fötus zu einem gesunden, mehrere Pfund schweren Baby unnatürlich erscheint, oder gar „übernatürlich“ – entwickelt woraus? Aus der Zellteilung eines außerordentlich kleinen Eies und eines Spermatozoons; und danach beobachten wir, wie sich das Baby zu einem über 1,80 Meter großen Mann entwickelt! Das bezieht sich auf die atomare und physische [SD # 223] Expansion vom mikroskopisch Kleinen zu etwas sehr Großem, vom – für das bloße Auge – Unsichtbaren zum Sichtbaren und Objektiven. Die Wissenschaft hat für all das gesorgt, und ich wage zu behaupten, dass ihre embryologischen, biologischen und physiologischen Theorien ausreichend korrekt sind, soweit es die exakte Beobachtung des Materials betrifft. Nichtsdestoweniger sind die beiden Hauptschwierigkeiten der Embryologie niemals richtig beantwortet worden – nämlich welche Kräfte bei der Bildung des Fötus am Werk sind und was die Ursache der „erblichen Übertragung“ physischer, moralischer und intellektueller Ähnlichkeit ist; auch werden sie bis zu dem Tag nicht gelöst werden, an dem sich die Wissenschaftler dazu herablassen, die okkulten Theorien185 anzuerkennen. Wenn jedoch dieses physische [SD # 224] Phänomen niemanden in Erstaunen versetzt, abgesehen davon, dass es die Embryologen in Verlegenheit bringt, warum sollte unser intellektuelles und inneres Wachstum, die Evolution des Menschlich-Spirituellen zum Göttlich-Spirituellen, für unmöglicher gehalten werden oder unmöglicher erscheinen als das andere? Nun zu dem Gleichnis.

Ergänzen Sie das in der letzten Fußnote erwähnte physische Plasma, die „Keimzelle“ des Menschen, mit seinem gesamten materiellen Potenzial, sozusagen mit dem „spirituellen Plasma“ oder mit dem Fluidum, das die fünf niedrigeren Prinzipien der aus sechs Prinzipien bestehenden Dhyanis enthält – und Sie haben das Geheimnis, wenn Sie spirituell genug sind, es zu verstehen.

Wenn der Same des männlichen in den Boden des weiblichen Tieres eingepflanzt wird, kann dieser Same nur dann keimen, wenn er von den fünf Qualitäten (dem Fluidum oder der Emanation aus den Prinzipien) des sechsfältigen Himmlischen Menschen befruchtet worden ist. Daher wird der Mikrokosmos als ein Pentagon innerhalb des hexagonalen Sterns, des „Makrokosmos“, dargestellt („῎Ανθρωπος“, ein Werk über okkulte Embryologie, Buch I). Weiter: „Die Funktionen des Jiva auf dieser Erde sind von fünffältigem Charakter. Im mineralischen Atom ist er mit den niedrigsten Prinzipien der Erdgeister (der sechsfältigen Dhyanis) verbunden; im pflanzlichen Teilchen mit ihrem zweiten – Prana (Leben); im Tier mit all diesen plus dem dritten und vierten; im Menschen muss der Keim die Früchte von allen fünf erhalten. Sonst wird er nicht über der animalischen Stufe geboren werden“, sondern von Geburt an als Idiot. Somit ist der Jiva allein im Menschen vollständig. Was sein siebtes Prinzip anbelangt, handelt es sich dabei lediglich um einen der Strahlen der universalen Sonne. Jedes vernunftbegabte Geschöpf erhält nur eine zeitlich begrenzte Anleihe dessen, was zu seiner Quelle zurückkehren muss; sein physischer Körper hingegen wird von den niedersten irdischen Lebensformen durch physikalische, chemische und physiologische Evolution gestaltet. „Die Gesegneten haben nichts zu tun mit den Reinigungen der Materie.“ („Kabbala“, „Chaldäisches Buch der Zahlen“)

Daraus ergibt sich Folgendes: In ihrer ersten prototypischen, schattenhaften Form ist die Menschheit die Nachkommenschaft der Elohim des Lebens (oder der Pitris); in ihrem qualitativen und physischen Aspekt stellt sie die unmittelbaren Nachkommen der „Vorfahren“ dar, der niedrigsten Dhyanis oder Erdgeister. Ihre moralische, psychische und spirituelle Natur verdankt sie einer Gruppe von göttlichen Wesen, deren Namen und Eigenschaften in Band II gegeben werden. Kollektiv sind die Menschen das Werk von Scharen unterschiedlicher Geister; individuell die Tabernakel dieser Scharen; und gelegentlich und einzeln die Vehikel einiger von ihnen. In unserer gegenwärtigen gänzlich materiellen fünften Rasse ist der irdische Geist der [SD # 225] vierten noch stark in uns; wir nähern uns aber der Zeit, in der das Pendel der Evolution seine Bewegung entschieden nach aufwärts wenden und die Menschheit in ihrer Spiritualität auf eine mit der ursprünglichen dritten Wurzelrasse parallele Linie zurückschwingen wird. In ihrer Kindheit war die Menschheit vollständig aus dieser Engelsschar zusammengesetzt, die ihnen innewohnenden Geister, welche die monströsen und gigantischen Tabernakel aus Ton der vierten Rasse beseelten – aufgebaut (wie bis heute) und zusammengesetzt aus zahllosen Myriaden von Leben.186 Dieser Satz wird weiter hinten im vorliegenden Kommentar erklärt werden. Die Beschaffenheit und Symmetrie der Form der „Tabernakel“ hat sich vervollkommnet, indem sie mit dem Globus, der sie gebar, wuchsen und sich entwickelten. Aber die physische Vervollkommnung fand auf Kosten des spirituellen inneren Menschen und der Natur statt. Die drei mittleren Prinzipien der Erde und des Menschen wurden mit jeder Rasse zunehmend materieller; die Seele trat zurück, um Raum zu schaffen für den physischen Intellekt; die Essenz der Elemente wurde zu den heute bekannten materiellen und zusammengesetzten Elementen.

Der Mensch ist weder das vollkommene Produkt von „Gott, dem Herrn“, noch könnte er es jemals sein; aber er ist das Kind der Elohim, die so willkürlich in die Einzahl gesetzt und maskulin gemacht wurden. Die ersten Dhyanis, denen aufgetragen war, den Menschen nach ihrem Ebenbild zu „erschaffen“, konnten nur ihre Schatten abwerfen, wie ein zartes Modell, an welchem die Naturgeister der Materie arbeiten konnten (siehe Band II). Der Mensch ist ohne jeden Zweifel physisch aus dem Staub der Erde geformt, seine Schöpfer und Gestalter jedoch waren viele. Man kann auch nicht behaupten, dass „Gott, der Herr, ihm den Odem des Lebens in seine Nase blies“, außer jener Gott stellt das „Eine Leben“ dar, allgegenwärtig, wenn auch unsichtbar, und wenn „Gott“ nicht außerdem unterstellt wird, dass er mit jeder lebendigen Seele genauso verfährt – oder mit Nephesch, der vitalen Seele, die nicht der göttliche Geist oder Ruach ist, der allein dem Menschen einen göttlichen Grad von Unsterblichkeit gewährleisten kann, welchen kein Tier als solches in diesem Inkarnationszyklus jemals erlangen könnte. Es handelt sich um eine von den Juden und jetzt auch von unseren westlichen Metaphysikern vorgebrachte unangemessene Unterscheidung. Sie sind nicht imstande, einen mehr als dreieinigen Menschen – Geist, Seele, Körper – zu verstehen und anzunehmen [SD # 226] und verwechseln deshalb den „Atem des Lebens“ mit dem unsterblichen Geist.187 Das bezieht sich auch unmittelbar auf die protestantischen Theologen, die bei der Übersetzung von Vers 8, Kap. III im vierten Evangelium den Sinn vollständig verdreht haben. Diese Übersetzung lautet „Der Wind weht, wo er will“, anstelle von „Der Geist weht, wo er will“, wie es im Original und auch in der Übersetzung der griechisch-orthodoxen Kirche heißt.

So befindet sich die Philosophie über die psychischen, spirituellen und mentalen Beziehungen des Menschen zu seinen körperlichen Funktionen in einer fast unauflösbaren Verwirrung. Weder die alte arische noch die ägyptische Psychologie werden heute korrekt verstanden. Ohne die Annahme der esoterischen siebenfältigen oder wenigstens der vedantistischen fünffältigen Einteilung der inneren Prinzipien des Menschen können sie auch überhaupt nicht assimiliert werden. Ohne diese Einteilungen wird es niemals möglich sein, die metaphysischen und rein psychischen, ja selbst die physiologischen Beziehungen zwischen den Dhyan Chohans oder Engeln auf der einen Ebene und der Menschheit auf der anderen zu verstehen. Bis jetzt wurden keinerlei östliche (arische) esoterische Werke veröffentlicht, aber wir besitzen die ägyptischen Papyri, die klar [SD # 227] von den sieben Prinzipien oder den „Sieben Seelen des Menschen“ sprechen.188 Das Totenbuch gibt eine vollständige Liste der von den Verstorbenen beim schrittweisen Ablegen dieser Prinzipien zu durchlaufenden „Wandlungen“; diese Prinzipien sind um der Verständlichkeit willen zu etherischen Wesenheiten oder Körpern materialisiert. Jene, die zu beweisen versuchen, dass die alten Ägypter die Reinkarnation nicht kannten und lehrten sowie dass die „Seele“ (das Ego oder das Selbst) des Verstorbenen angeblich in Ewigkeit lebt, müssen wir darüber hinaus an Folgendes erinnern: Sie ist „so alt wie die Sonnenbarke und wird zusammen mit ihr verschwinden“, d. h. während des Zyklus der Notwendigkeit ist sie unsterblich. Diese „Seele“ taucht aus dem Tiaou auf (dem Bereich der Ursache des Lebens) und vereinigt sich bei Tag mit den auf der Erde Lebenden, um jede Nacht nach Tiaou zurückzukehren. Das stellt die periodischen Existenzen des Egos dar („Totenbuch“, cvxliii).

Der Schatten, die Astralform, wird ausgelöscht, „vom Uräus verschlungen (cxlix, 51). Die Manen werden ausgelöscht, die beiden Zwillinge (das 4. und 5. Prinzip) auseinandergetrieben; aber der Seelenvogel, „die göttliche Schwalbe – und der Uräus der Flamme“ (Manas und Atman-Buddhi), werden in Ewigkeit leben, denn sie sind Gatten ihrer Mütter.189

Gleiches allein erzeugt Gleiches. Die Erde gibt dem Menschen seinen Körper, die Götter (Dhyanis) geben ihm seine fünf inneren Prinzipien, den psychischen Schatten, von dem diese Götter oft das beseelende Prinzip sind. Der Geist (Atman) ist eins – und ungetrennt. Er ist nicht in Tiaou.

Denn was ist der Tiaou? Die häufigen Verweise darauf im „Totenbuch“ enthalten ein Mysterium. Tiaou ist der Pfad der Nacht-Sonne, die untere Hemisphäre oder die Höllen-Region der Ägypter, welche für sie auf der verborgenen Seite des Mondes liegt. Das menschliche Wesen entsprang in ihrer [SD # 228] Esoterik aus dem Mond (ein dreifaches Mysterium – astronomisch, physiologisch und psychologisch zugleich); er durchschritt den gesamten Zyklus der Existenz und kehrte dann zu seinem Geburtsort zurück, bevor er erneut aus ihm hervorging. So wird der Verstorbene im Westen ankommend dargestellt, empfängt sein Urteil von Osiris, aufersteht anschließend als der Gott Horus und umkreist den Sternenhimmel, was eine allegorische Anpassung an Ra darstellt, an die Sonne; wenn er dann Nut (den himmlischen Abgrund) durchquert hat, kehrt er wieder nach Tiaou zurück – eine Anpassung an Osiris, der als der Gott des Lebens und der Fortpflanzung den Mond bewohnt. Plutarch („Isis und Osiris“, Kap. xliii) zeigt, dass die Ägypter ein Fest feiern mit Namen „Osiris‘ Eintritt in den Mond“. In Kapitel xli wird Leben nach dem Tod versprochen; und die Erneuerung des Lebens wird unter den Schutz von Osiris-Lunus gestellt, weil der Mond das Symbol der Erneuerungen des Lebens oder der Reinkarnationen war – infolge seines allmonatlichen Zunehmens, Abnehmens, seiner Auslöschung und seines Wiedererscheinens. Im „Dankmoe“ (iv. 5) heißt es: „Oh Osiris-Lunus! Der du deine Erneuerung für dich erneuerst.“ Und Safekh sagt zu Seti I. (Mariettes „Abydos“, Tafel 51): „Du erneuerst dich wie der Gott Lunus als kleines Kind.“ Noch besser wird es erklärt in einem Papyrus des Louvre (P. Pierret, „Etudes Egyptologiques“): „Paarung und Empfängnis im Überfluss, wenn er (Osiris-Lunus) an diesem Tag am Himmel gesichtet wird.“ Osiris sagt: „Oh alleinig glänzender Strahl des Mondes! Ich gehe hervor aus den kreisenden Scharen (von Sternen) . . . . . . Öffne mir den Tiaou für Osiris N. Ich will hervorgehen bei Tag, um zu vollbringen, was ich unter den Lebenden auszuführen habe“ („Totenbuch“, Kap. ii) – d. h. die Empfängnis zu bewirken.

Osiris war der „in der Zeugung manifestierte Gott“, denn die Alten kannten die wirklichen okkulten Einflüsse des Mondkörpers auf die Mysterien der Empfängnis viel besser als die Menschen der Neuzeit.190 Später, als der Mond mit weiblichen Gottheiten191 in Verbindung gebracht wurde – mit Diana, Isis, Artemis, [SD # 229] Juno etc. – rührte diese Verbindung ebenfalls von einer vollständigen Kenntnis der Physiologie und der weiblichen Natur in physischer wie auch psychischer Hinsicht her. Ursprünglich waren jedoch Sonne und Mond die einzigen sichtbaren und sozusagen greifbaren [durch ihre Wirkungen] psychischen und physiologischen Gottheiten – der Vater und der Sohn –, während der Raum und die Luft im Allgemeinen oder der von den Ägyptern als Nut bezeichnete Bereich des Himmels den verborgenen Geist oder Atem der beiden darstellte. „Vater und Sohn“ waren in ihren Funktionen austauschbar und wirkten in ihren Einflüssen auf die irdische Natur und Menschheit harmonisch zusammen. Daher wurden sie als eins betrachtet, obwohl sie als personifizierte Wesenheiten zwei waren. Sie waren beide männlich, und beide hatten sowohl verschiedene als auch gemeinschaftliche Aufgaben bei der ursprünglichen Zeugung der Menschheit. So viel vom astronomischen und kosmischen Standpunkt aus betrachtet und in symbolischer Sprache zum Ausdruck gebracht – was in unseren späteren Rassen theologisch und dogmatisch wurde. Aber hinter diesem Schleier kosmischer und astrologischer Symbole standen die okkulten Mysterien der Anthropografie und der ursprünglichen Genesis des Menschen. Und was sie betrifft, wird und kann sämtliche Kenntnis der Symbole nicht weiterhelfen – nicht einmal der Schlüssel zu der nachsintflutlichen symbolischen Sprache der Juden –, ausgenommen in Bezug auf das, was in nationalen Schriften für exoterischen Gebrauch niedergelegt wurde; die Summe dessen, wie klug auch immer verschleiert, war nur der kleinste Teil der wirklichen ursprünglichen Geschichte eines jeden Volks und bezog sich darüber hinaus in vielen Fällen – wie in den hebräischen Schriften – lediglich auf das irdisch menschliche, nicht auf das göttliche Leben jener Nation. Dieses psychische und spirituelle Element gehörte den Mysterien und der Initiation an. Es gab Dinge, die niemals auf Rollen aufgezeichnet wurden, aber auf Felsen und in unterirdischen Krypten, wie in Zentralasien.

Nichtsdestoweniger gab es eine Zeit, als die ganze Welt „mit einer Zunge sprach und ein Wissen teilte“; und der Mensch mehr über seinen Ursprung wusste als jetzt, und so Kenntnis davon hatte, dass Sonne und Mond doch nicht die unmittelbaren Ursachen seines Erscheinens auf der Erde waren, unabhängig davon, welch wichtige Rolle sie in der Konstitution, beim Wachstum und bei der Entwicklung des menschlichen Körpers auch immer spielen mögen; [SD # 230] denn diese Ursachen sind in Wahrheit die lebendigen intelligenten Kräfte, die von den Okkultisten als Dhyan Chohans bezeichnet werden.

Darüber erzählt uns ein sehr gelehrter Bewunderer der jüdischen Esoterik, dass „die Kabbala ausdrücklich feststellt, dass Elohim eine ‘allgemeine Abstraktion’ ist; etwas, das wir in der Mathematik als ‘konstanten Koeffizienten’ oder ‘allgemeine Funktion’ bezeichnen, die in sämtliche Konstruktionen eingehen und nicht speziell sind; nach dem allgemeinen Verhältnis von 1 zu 31.415 sind das die (astro-dhyanischen und) elohistischen Zahlen.“ Hierauf antwortet der östliche Okkultist: Ganz recht, sie sind eine Abstraktion für unsere physischen Sinne. Für unsere spirituelle Wahrnehmung jedoch und für unser inneres spirituelles Auge sind die Elohim oder Dhyanis ebenso wenig eine Abstraktion wie unsere Seele und unser Geist es für uns sind. Verwirf das eine und du verwirfst das andere mit – denn das, was die überlebende Wesenheit in uns ist, ist zum einen Teil eine unmittelbare Emanation aus jenen himmlischen Wesenheiten und zum anderen diese himmlischen Wesen selbst. Eines aber ist sicher: Die Juden waren mit Zauberei und verschiedenen verderblichen Kräften vollkommen vertraut; aber mit Ausnahme einiger ihrer großen Propheten und Seher, wie Daniel und Hesekiel (Enoch gehörte als Charaktertypus einer weit entfernten Rasse und überhaupt keiner besonderen Nation an, sondern vielmehr allen), wussten sie nur wenig vom wirklichen, göttlichen Okkultismus, noch wollten sie sich damit beschäftigen. Der Charakter ihrer Nation stand allem entgegen, was nicht mit eigenen ethnischen, stammesmäßigen und individuellen Vorteilen in Zusammenhang stand – Zeugen dafür sind ihre eigenen Propheten und die Flüche, die diese gegen die „halsstarrige Rasse“ schleuderten. Aber selbst die Kabbala zeigt die unmittelbare Beziehung zwischen den Sephiroth oder Elohim und den Menschen klar auf.

Wenn es daher für uns erwiesen ist, dass die kabbalistische Identifikation von Jehovah mit Binah, einem weiblichen Sephiroth, noch eine andere, eine subokkulte Bedeutung hat, dann, und nur dann, wird der Okkultist bereit sein, dem Kabbalisten die Palme der Vollendung zu überreichen. Bis zu diesem Zeitpunkt bestehen wir – da Jehovah im abstrakten Sinn „eines lebendigen Gottes“ eine einzelne Zahl ist, eine metaphysische Erdichtung und nur dann eine Wirklichkeit, wenn er als eine Emanation und ein Sephiroth an seinen richtigen Platz gestellt wird – weiterhin auf dem Recht zu behaupten, dass der „Zohar“ (wie auf jeden Fall im Buch der Zahlen bezeugt wird) ursprünglich, bevor die christlichen Kabbalisten ihn entstellt hatten, dieselbe Lehre verkündete und noch verkündigt wie wir es tun; d. h. er lässt den Menschen nicht aus einem Himmlischen Menschen emanieren, sondern aus einer siebenfältigen Gruppe von Himmlischen Menschen oder Engeln, gerade so wie im „Pymander, der Göttliche Gedanke“.

[SD # 231]

3. Wenn das Eine zwei wird – erscheint das „Dreifältige“ (a). Die drei sind (verbunden zu) eins; und das ist unser Faden, oh Lanu, das Herz der Menschenpflanze, Saptasarma genannt (b).

(a) „Wenn das Eine zur Zwei wird, erscheint das Dreifältige“: Nämlich, wenn das Eine Ewige seine Reflexion in die Region der Manifestation fallen lässt, differenziert diese Reflexion, „der Strahl“, die „Wasser des Raumes“; oder mit den Worten des „Totenbuches“: „Das Chaos wird vom glänzenden Strahl des Urlichts beendet, welches die vollkommene Finsternis mithilfe der großen magischen Kraft des Wortes der (zentralen) Sonne vertreibt.“ Chaos wird männlich-weiblich und dann vom Licht ausgebrütetes Wasser, und „das dreifältige Wesen geht als sein Erstgeborenes hervor“. „Osiris-Ptah (oder Ra) erschafft seine eigenen Glieder (wie Brahmâ), indem er die Götter erschafft, die während des Zyklus (xvii., 4) bestimmt sind, seine Phasen zu personifizieren.“ Der ägyptische Ra, der aus der Tiefe hervorgeht, ist die göttliche Universalseele in ihrem manifestierten Aspekt, und dasselbe ist Narayana, der Purusha, „im Akasha verborgen und im Ether gegenwärtig“.

Das ist die metaphysische Erklärung und bezieht sich auf die Uranfänge der Evolution oder, wie wir eher sagen sollten, der Theogonie. Von einem anderen Standpunkt aus in ihrer Beziehung zum Mysterium des Menschen und seines Ursprungs erklärt, ist die Bedeutung der Stanze noch schwerer zu verstehen. Um sich eine klare Vorstellung von dem zu machen, was unter dem Einen zu verstehen ist, das zwei und dann in das „Dreifältige“ verwandelt wird, muss sich der Schüler mit dem, was wir „Runden“ nennen, vollständig vertraut machen. Wenn er sich an „Esoteric Buddhism“ wendet – den ersten Versuch, den Umriss der archaischen Kosmogonie grob zu skizzieren –, wird er finden, dass unter einer „Runde“ eine schrittweise Evolution der aufkeimenden materiellen Natur der sieben Globen unserer Kette192 mit ihren mineralischen, [SD # 232] pflanzlichen und tierischen Reichen (der Mensch gehört zum Letzteren dieser Reiche und steht an dessen Spitze) durch die gesamte Periode eines Lebenszyklus hindurch verstanden wird. Die Brahmanen würden Letztere als „einen Tag Brahmâs“ bezeichnen. Es ist, kurz gesagt, eine Umdrehung des „Rades“ (unserer Planetenkette), das aus sieben Globen besteht (oder aus sieben getrennten „Rädern“, hier in einem anderen Sinn). Wenn die Evolution in die Materie abgestiegen ist, von Planet A zu Planet G oder Z, wie die westlichen Schüler sagen würden, so ist das eine Runde. In der Mitte der vierten Umdrehung, unserer gegenwärtigen „Runde“, „hat die Evolution in der physischen Entwicklung ihren Höhepunkt erreicht und ihr Werk durch den vollständigen physischen Menschen gekrönt, und beginnt von da an ihre Arbeit dem Spirituellen entgegen“. All das muss nicht ausführlich wiederholt werden, da es in „Esoteric Buddhism“ gut erklärt wird. Was aber kaum berührt wurde und von dem das Wenige, das gesagt wurde, viele in die Irre geleitet hat, ist der Ursprung des Menschen; und darauf soll nun ein wenig mehr Licht geworfen werden, gerade genug, um die Stanze verständlicher zu machen, da der Vorgang erst an seinem rechtmäßigen Platz in Band II vollständig erklärt werden wird.

Nun ist jede „Runde“ (auf der absteigenden Skala) nur eine Wiederholung der ihr vorangegangenen Runde in konkreterer Form, so wie jeder Globus – bis herunter zu unserer vierten Sphäre (der derzeitigen Erde) – eine gröbere und materiellere Kopie der schattenhafteren Sphäre darstellt, welche ihr auf den drei höheren Ebenen der Reihe nach vorausging (siehe Diagramm in Stanze VI, Kommentar 6). Auf ihrem Weg den aufsteigenden Bogen hinauf vergeistigt und etherisiert sozusagen die Evolution die allgemeine Natur von allem, indem sie sie auf eine Ebene stellt mit dem Zwillingsglobus auf dem entgegengesetzten Bogen; das Ergebnis davon ist, dass beim Erreichen des siebten Globus (in welcher Runde auch immer) die Natur von allem, was sich entwickelt, in den Zustand an ihrem Ausgangspunkt zurückkehrt – bei jedem Durchlauf zuzüglich eines neuen und höheren Grades von Bewusstseinszuständen. Somit wird klar, dass der sogenannte „Ursprung des Menschen“ in unserer gegenwärtigen [SD # 233] Runde oder unserem Lebenszyklus auf diesem Planeten denselben Platz in derselben Ordnung einnehmen muss wie in der vorangegangenen Runde, von orts- und zeitbedingten Einzelheiten einmal abgesehen. Es muss erneut erklärt und in Erinnerung gebracht werden, dass gesagt wird, das Werk einer jeden Runde werde einer separaten Gruppe von sogenannten „Schöpfern“ oder „Architekten“ zugeteilt, und das Gleiche sei für jeden Globus gültig; d. h. er stehe unter der Aufsicht und Leitung von besonderen „Bauherren“ und „Wächtern“ – den verschiedenen Dhyan Chohans.

Es wurde also eine besondere Gruppe der Hierarchie mit der Aufgabe befasst, die Menschen zu „erschaffen“193. Doch sie evolvierte den schattenhaften Menschen im gegenwärtigen Zyklus genauso wie eine höhere und spirituellere Gruppe ihn zuvor in der dritten Runde entwickelte. Da es sich aber auf der absteigenden Leiter der Spiritualität um die sechste handelt – die letzte und siebte sind die Erdgeister (Elementale), die seinen physischen Körper stufenweise formen, bilden und verdichten – evolviert diese sechste Gruppe nichts als eine schattenhafte Form des zukünftigen Menschen, ein hauchdünnes, kaum sichtbares, durchsichtiges Abbild ihrer selbst. Die Aufgabe der fünften Hierarchie – die dem Sternbild Steinbock, Makara oder „Krokodil“ in Indien oder Ägypten vorstehenden mysteriösen Wesen – wird sein, die leere und etherische tierische Form zu beseelen und aus ihr den vernunftbegabten Menschen zu formen. Das ist einer jener Gegenstände, über welche der allgemeinen Öffentlichkeit nur sehr wenig gesagt werden kann. Es ist wahrhaftig ein Mysterium, aber nur für jene, die geneigt sind, die Existenz intellektueller und bewusster spiritueller Wesen im Universum abzulehnen und volles Bewusstsein allein dem Menschen zuzugestehen – und das auch noch lediglich in Form einer „Gehirnfunktion“. Viele dieser spirituellen Wesenheiten haben sich seit dem erstem Auftreten des Menschen körperlich in ihm inkarniert, und trotz alledem existieren sie dennoch ebenso unabhängig wie zuvor in den Unendlichkeiten des Raumes. . . .

Um es zu verdeutlichen: Die unsichtbare Wesenheit kann auf der Erde körperlich anwesend sein, ohne ihren Status und ihre Funktionen in übersinnlichen Regionen aufzugeben. Wenn das einer Erklärung bedarf können wir nichts Besseres tun, als den Leser auf ähnliche Fälle im Spiritismus zu verweisen, obwohl sie sehr selten sind, zumindest was die Natur der sich inkarnierenden194 [SD # 234] oder das Medium zeitweilig in Besitz nehmende Entität anbelangt. Geradeso wie bestimmte Personen – Männer und Frauen, um auf entsprechende Fälle lebender Personen zurückzukommen – entweder mithilfe einer besonderen Einrichtung oder der Macht erworbenen mystischen Wissens an einem Ort in ihrem „Doppel“ gesehen werden können, während ihr Körper doch meilenweit entfernt ist; so ist dasselbe im Fall höherer Wesen möglich.

Der Mensch ist, philosophisch betrachtet, seiner äußeren Form nach lediglich ein Tier, das kaum vollkommener ist als sein affenartiger Vorfahre der dritten Runde. Er ist ein lebender Körper, nicht ein lebendes Wesen, da die Erkenntnis der Existenz, das „Ego-Sum“, Selbstbewusstsein voraussetzt, und ein Tier kann nur unmittelbares Bewusstsein oder Instinkt haben. Die Alten verstanden das so gut, dass selbst die Kabbalisten aus Seele und Körper zwei voneinander unabhängige Leben machten.195 Die Seele, deren körperliches Vehikel die astrale, etherisch-substanzielle Hülle ist, könnte sterben und der Mensch doch auf der Erde leben – d. h. die Seele könnte sich selbst befreien und aus unterschiedlichen Gründen das Tabernakel verlassen – wie zum Beispiel bei Wahnsinn, geistiger und physischer Entartung und so weiter.196 Daher können die Dhyanis ohne den sie behindernden physischen Körper alles, was lebende Menschen (Initiierte) [SD # 235] zu tun vermögen, noch weitaus besser vollbringen. Davon gingen schon die vorsintflutlichen Menschen aus, von der modernen intellektuellen Gesellschaft wird sie im Spiritismus rasch übernommen, und auch die griechische und die römische Kirche lehren die Allgegenwart ihrer Engel. Die Zoroastrier betrachteten ihre Amschaspands als duale Wesenheiten (Ferouer) und schrieben diese Dualität – zumindest in der Esoterischen Philosophie – sämtlichen spirituellen und unsichtbaren Bewohnern der zahllosen unserem Auge sichtbaren Welten des Raumes zu. In einer Bemerkung des Damaskios (sechstes Jahrhundert) über die chaldäischen Orakel finden wir einen dreifachen Beweis für die Universalität dieser Lehre, denn er sagt: „In diesen Orakeln gibt es die auch vom Hl. Paulus erwähnten sieben Kosmokratoren der Welt (‘die Weltenpfeiler’) zweifach – eine Gruppe ist damit beauftragt, die oberen, spirituellen und siderischen Welten zu verwalten und die zweite die Welten der Materie zu leiten und zu überwachen.“ Dieser Ansicht ist auch Iamblichos, der einen klaren Unterschied zwischen den Erzengeln und den „Archonten“ macht (siehe „De Mysteriis“, ii, 3). Das Obige kann natürlich auf die zwischen den Graden oder Ordnungen der spirituellen Wesen gemachten Unterscheidungen angewendet werden, und in diesem Sinn versucht die römisch-katholische Kirche den Unterschied zu interpretieren und zu lehren; während also die Erzengel nach ihrer Lehre göttlich und heilig sind, denunziert sie ihre Doppel als Teufel.197 Der Begriff „Ferouer“ ist aber nicht in diesem Sinn zu verstehen, denn er bedeutet lediglich die umgekehrte oder die entgegengesetzte Seite einer Eigenschaft oder Qualität. Wenn daher der Okkultist sagt, dass der „Dämon die Schattenseite Gottes ist“ (das Böse, die Kehrseite der Medaille), meint er nicht zwei getrennte [SD # 236] Wirklichkeiten, sondern die beiden Aspekte oder Facetten ein und derselben Einheit. Jedoch würde selbst der beste Mensch der Welt an der Seite eines Erzengels, wie er in der Theologie beschrieben wird, als Teufel erscheinen. Es gibt deshalb also guten Grund dafür, ein niedrigeres, im Vergleich zu seinem Original viel tiefer in die Materie eingetauchten „Doppel“, herabzuwürdigen. Aber es gibt immer noch genauso wenig Grund dazu, diese Doppel als Teufel zu betrachten; und gerade das ist es, was die römischen Katholiken gegen alle Vernunft und Logik tun.

(b) Der Schlusssatz dieser Stanze zeigt, wie archaisch der Glaube und die Lehre vom in seiner Konstitution siebenfältigen Menschen ist. Der Faden des Seins, welcher den Menschen beseelt und seine sämtlichen Persönlichkeiten oder Wiedergeburten auf dieser Erde durchläuft (eine Anspielung auf den Sutratman), jener Faden, an dem obendrein alle seine „Geister“ aufgereiht sind – ist aus der Essenz der „Dreifältigen“, „Vierfältigen“ und „Fünffältigen“ gesponnen, die sämtliche Vorhergehenden enthalten. In Übereinstimmung mit dem „Bhagavata-Purana“ (V. XX. 25-28) ist Panchasikha einer der sieben Kumaras, die nach Sveta-Dvipa gehen, um Vishnu zu verehren. Wir werden später sehen, welcher Zusammenhang zwischen den „ehelosen“ und keuschen Söhnen Brahmâs besteht, die sich weigern „sich zu vermehren“ – und den irdischen Sterblichen. Einstweilen ist es offensichtlich, dass sich die „Menschenpflanze“ Saptaparna auf die sieben Prinzipien bezieht, und dass der Mensch mit der siebenblättrigen Pflanze dieses Namens198 verglichen wird, die den Buddhisten so heilig ist.

Für weitere Einzelheiten über Saptaparna und die Bedeutung der Zahl sieben im Okkultismus wie auch in der Symbologie wird der Leser auf Teil II, Band II über Symbolik verwiesen: Abschnitte über „Saptaparna“, „Die Siebenfältigkeit in den Veden“ und so weiter.

[SD # 237]

4. Die Wurzel ist es, die niemals stirbt, die dreizüngige Flamme der vier Dochte199 (a) . . . Die Dochte sind die Funken, entfacht von den dreizüngigen Flammen (ihrer oberen Dreiheit), welche aus den Sieben herausschießen – ihre Flamme –, die Strahlen und Funken eines Mondes, der sich in den fließenden Wellen aller Flüsse der Erde spiegelt („Bhumi“ oder „Prithivi“)200 (b).

(a) Die „Dreizüngige Flamme“, die niemals stirbt, ist die unsterbliche spirituelle Triade – Atman-Buddhi und Manas –, die Verwirklichung des Letzteren, von den beiden Ersteren nach jedem irdischen Leben assimiliert. Die „vier Dochte“, die ausgehen und ausgelöscht werden, sind die vier niederen Prinzipien, einschließlich des Körpers.

„Ich bin die dreidochtige Flamme und meine Dochte sind unsterblich“, sagt der Verstorbene. „Ich gehe ein in das Reich von Sekhem (der Gott, dessen Arm den von der entkörperten Seele hervorgebrachten Samen der Handlungen aussät); und ich gehe ein in die Region der Flammen, die ihre Widersacher vernichtet haben“, d. h. von den Sünde erzeugenden „vier Dochten“ befreit worden sind (siehe Kap. I, VII, „Totenbuch“ und „Die Mysterien von Ro-stan“).

(b) Ebenso wie Milliarden heller Funken auf den Wassern des Ozeans tanzen, über dem ein und derselbe Mond scheint, so funkeln und tanzen unsere vergänglichen Persönlichkeiten – die illusiven Hüllen des unsterblichen Monaden-Egos – auf den Wogen von Maya. So wie Tausende von den Mondstrahlen hervorgebrachte Funken, dauern und erscheinen sie nur so lange, wie die Königin der Nacht ihren Glanz auf die dahineilenden Wasser des Lebens ausstrahlt: den Zeitraum eines Manvantaras. Und dann verschwinden sie; die Strahlen allein – die Symbole unseres ewigen spirituellen Egos – überleben, wieder verschmolzen mit der Mutter-Quelle und mit ihr eins seiend, wie sie es zuvor waren.

[SD # 238]

5. Der Funke hängt mit Fohats feinstem Faden an der Flamme. Er durchwandert Mayas sieben Welten (a). Er verweilt in der ersten (im ersten Reich) und ist Metall und Stein; er wandert in die zweite (in das zweite Reich) und siehe – eine Pflanze; die Pflanze wirbelt durch sieben Formen und wird zu einem heiligen Tier (der erste Schatten des physischen Menschen) (b).

Aus den vereinten Eigenschaften dieser wird Manu (Mensch), der Denker, geformt.

Wer formt ihn? Die sieben Leben und das eine Leben (c). Wer vollendet ihn? der fünffältige Lha. Und wer vervollkommnet den schließlichen Körper? Fisch, Sünde und Soma (der Mond) (d).

(a) Die Formulierung „Mayas sieben Welten“ bezieht sich hier auf die sieben Globen der Planetenkette und auf die sieben Runden oder die 49 Stationen aktiver Existenz, die dem „Funken“ oder der Monade am Beginn eines jeden „großen Lebenszyklus“ oder Manvantaras bevorstehen. „Fohats Faden“ ist der vorher erwähnte Lebensfaden.

Das bezieht sich auf das größte Problem der Philosophie – der physische und substanzielle Charakter des Lebens, dessen unabhängige Natur von der modernen Wissenschaft geleugnet wird, weil diese Wissenschaft unfähig ist, sie zu verstehen. Nur die von Reinkarnation und Karma Überzeugten erkennen vage, dass das ganze Geheimnis des Lebens in der ununterbrochenen Reihe ihrer Manifestationen liegt: ob im physischen Körper oder außerhalb davon. Wenn Folgendes gilt:

„Leben, einem Dom vielfarbigen Glases gleich,
Trübt den weißen Glanz der Ewigkeit“ –

. . . dann ist es doch selbst ein fester Bestandteil jener Ewigkeit; denn Leben allein kann Leben verstehen.

Was ist dieser „Funke“, der „an der Flamme hängt“? Es ist Jiva, die Monade, in Verbindung mit Manas oder vielmehr mit dessen Aroma – das, was von jeder Persönlichkeit, falls sie würdig ist, übrig bleibt und durch den Lebensfaden mit Atman-Buddhi, der Flamme, verbunden ist. Auf welche Art auch immer interpretiert und in welche Zahl von Prinzipien der Mensch auch immer unterteilt wird, es kann leicht gezeigt werden, dass diese Lehre von allen alten [SD # 239] Religionen bestätigt wird, von der vedischen bis zur ägyptischen, von der zoroastrischen bis zur jüdischen. Was Letztere anbelangt, liefern die kabbalistischen Werke reichlich Beweise für diese Behauptung. Das ganze System der kabbalistischen Zahlen beruht auf der göttlichen Siebenheit, die von der Triade herabhängt (und so die Dekade bildet) und deren Permutationen 7, 5, 4 und 3, die schließlich alle in das Eine eingehen: einen end- und grenzenlosen Kreis.

„Die Gottheit (die immer unsichtbare Gegenwart)“, sagt der „Zohar“, „manifestiert sich selbst durch die zehn Sephiroth, ihre strahlenden Zeugen. Die Gottheit gleicht dem Meer, aus dem ein Strom namens Weisheit ausfließt, dessen Wasser in einen See namens Intelligenz münden. Sieben Kanälen gleich, entspringen aus dem Becken die sieben Sephiroth. . . . . Denn zehn ist gleich sieben: die Dekade enthält vier Einheiten und drei Zweiheiten“. Die zehn Sephiroth entsprechen den Gliedmaßen des Menschen. „Als ich Adam Kadmon formte“, lässt man die Elohim sagen, „schoss der Geist des Ewigen aus seinem Körper hervor – wie der Blitzschlag, der zugleich die Wogen der sieben Millionen Himmel überstrahlte; und meine zehn Glorien waren seine Gliedmaßen.“ Aber weder der Kopf noch die Schultern Adam Kadmons sind sichtbar; daher lesen wir in der Siphrah Dezniouta (dem „Buch des verborgenen Mysteriums“):

Im Anbeginn der Zeit, nachdem die Elohim (die „Söhne des Lichts und Lebens“ oder die „Bauleute“) aus der ewigen Essenz die Himmel und die Erde gestaltet hatten, formten sie die sechs mal sechs Welten, die siebte ist Malkuth, unsere Erde (siehe „Mantuan Codex“) auf ihrer Ebene, auf allen anderen Ebenen bewusster Existenz ist sie die niederste. Das „Chaldäische Buch der Zahlen“ enthält eine detaillierte Erklärung all dessen. „Die erste Triade von Adam Kadmons Körper (die drei oberen Ebenen der sieben201) ist nicht sichtbar, bevor die Seele sich nicht in der Gegenwart des Alten der Tage befindet“. Die Sephiroth dieser oberen Triade sind: „1. Kether (die Krone), dargestellt durch den Scheitel des Makroprosopus; 2. Chochmah (Weisheit, ein männliches Prinzip) durch seine rechte Schulter“; und 3. Binah (Intelligenz, ein weibliches Prinzip) durch seine linke Schulter“. Dann folgen die sieben Gliedmaßen (oder Sephiroth) auf den Ebenen der Manifestation. Die Gesamtheit dieser vier Ebenen wird durch den Mikroprosopus (das kleinere Gesicht) [SD # 240] oder Tetragrammaton, das „vierbuchstabige“ Mysterium dargestellt. „Die sieben manifestierten und die drei verborgenen Gliedmaßen sind der Körper der Gottheit.“

Somit ist unsere Erde, Malkuth, sowohl die siebte als auch die vierte Welt, Erstere, wenn man von dem ersten oberen Globus an zählt, Letztere, wenn man nach Ebenen rechnet. Sie wird vom sechsten Globus oder Sephiroth mit dem Namen Yezod erzeugt, „Fundament“, oder, wie es im Buch der Zahlen heißt, „durch Yezod befruchtet Er (Adam Kadmon) die ursprüngliche Heva“ (Eva oder unsere Erde). In mystischer Sprache wiedergegeben ist das die Erklärung, warum Malkuth – „die untergeordnete Mutter“, Matrona, Königin und das Reich des Fundaments genannt – als die Braut des Tetragrammaton oder Mikroprosopus (des 2. Logos), des Himmlischen Menschen, dargestellt wird. Wenn sie von aller Unreinheit befreit ist, wird sie mit dem spirituellen Logos vereint werden, d. h. in der 7. Rasse der 7. Runde – nach der Wiederherstellung, am Tage des „Sabbat“. Der „siebte Tag“ wiederum hat eine okkulte Bedeutung, von der unsere Theologen nicht zu träumen wagten.

Wenn Matronitha, die Mutter, getrennt und von Angesicht zu Angesicht vor den König gebracht wird, in der Vortrefflichkeit des Sabbat, werden alle Dinge zu einem Körper“, sagt Vers 746 in Kap. xxii von „Ha Idra Zuta Kadisha“. „Zu einem Körper werden“ bedeutet, dass wieder einmal alles in das Eine Element absorbiert wird, wobei die Geister der Menschen zu Nirvanis werden und die Elemente alles anderen sich erneut in das verwandeln, was sie vormals waren – Protyl oder undifferenzierte Substanz. „Sabbat“ bedeutet Ruhe oder Nirvana. Er ist nicht der siebte Tag nach sechs Tagen, sondern ein Zeitraum, der sieben „Tage“ dauert oder so lange wie jede beliebige andere siebenteilige Periode. So dauert ein Pralaya genau so lang wie ein Manvantara, oder eine Nacht Brahmâs ist gleich lang wie dieser „Tag“. Wenn die Christen jüdischen Bräuchen folgen wollen, sollten sie dabei deren Geist und nicht den toten Buchstaben befolgen: d. h. sie sollten eine sieben Tage dauernde Woche arbeiten und sieben Tage ruhen. Dass das Wort „Sabbat“ eine mystische Bedeutung hatte, ergibt sich aus der Geringschätzung, die Jesus für den Sabbattag zeigte, und aus dem in Lukas 18,12 Gesagten. Der Sabbat steht dort für die ganze Woche (siehe den griechischen Text, in welchem die Woche Sabbat genannt wird. „Ich faste zweimal im Sabbat.“). Paulus, ein Initiierter, wusste das wohl, als er die ewige Ruhe und Glückseligkeit im Himmel als Sabbat bezeichnete; „Und ihre Seligkeit wird ewig sein, denn sie werden immer (eins) mit dem Herrn sein, und sich eines ewigen Sabbat erfreuen.“ (Hebräer 4,2)

[SD # 241] Wenn man die Kabbala so nimmt, wie sie im chaldäischen „Buch der Zahlen“ enthalten ist und nicht verfälscht wie in der nun entstellten Kopie, der Kabbala der christlichen Mystiker, ist der Unterschied zwischen den beiden Systemen, der Kabbala und der archaischen esoterischen Vidya, tatsächlich sehr gering und beschränkt sich auf unbedeutende Abweichungen in Form und Ausdruck. So bezeichnet der östliche Okkultismus unsere Erde als die vierte Welt, als die niederste der Kette, über der auf ihren beiden Seiten die sechs Globen aufwärts laufen, drei auf jeder Seite. Der „Zohar“ andererseits bezeichnet die Erde als die untere oder die siebte und fügt hinzu, dass von den sechs alle Dinge abhängen, welche in ihr enthalten sind, dem „Mikroprosopus“. Das „kleinere Gesicht“ – kleiner, weil es manifestiert und endlich ist – „wird aus sechs Sephiroth“ gebildet, sagt dasselbe Werk. „Sieben Könige kommen und sterben in der dreimal zerstörten Welt“ – (Malkuth, unsere Erde, die nach jeder der drei von ihr durchlaufenen Runden zerstört wurde). „Und ihre Herrschaft (die der sieben Könige) wird gebrochen werden.“ („Buch der Zahlen“, l. viii, 3). Das bezieht sich auf die sieben Rassen, von denen fünf bereits erschienen sind und noch zwei Weitere in dieser Runde erscheinen müssen.

Die allegorischen Shinto-Berichte über Kosmogonie und den Ursprung des Menschen in Japan deuten denselben Glauben an.

Hauptmann C. Pfoundes studierte in den Klöstern Japans fast neun Jahre lang die den verschiedenen Sekten des Landes zugrunde liegende Religion. . . . . . „Die Shintovorstellung von der Schöpfung“, sagt er, „ist Folgende: Aus dem Chaos (Konton) wurde die Erde (In) als Sediment ausgefällt, und die Himmel (Yo), die aufsteigenden etherischen Essenzen: Maa (Jin) erschien zwischen den beiden. Der erste Mensch wurde Kuni no tokotachi no mikoto genannt, und fünf weitere Namen wurden ihm gegeben; und dann erschien die menschliche Rasse, männlich und weiblich. Isanagi und Isanami zeugten Tenshoko doijin, den ersten der fünf Götter der Erde.“ Diese „Götter“ sind einfach unsere fünf Rassen, Isanagi und Isanami sind die beiden Arten von „Vorfahren“, die beiden vorangegangenen Rassen, welche den tierischen und den vernunftbegabten Menschen hervorbringen.

Es wird gezeigt werden (2. Teil des 2. Bandes), dass die Zahl sieben sowie die Lehre von der siebenfältigen Konstitution des Menschen in allen geheimen Systemen herausragte. Sie spielt eine ebenso wichtige Rolle in der westlichen Kabbala wie im östlichen Okkultismus. Éliphas Lévi nennt die Zahl sieben „den Schlüssel zur mosaischen Schöpfung und zu den Symbolen aller Religionen“. Er zeigt, dass die Kabbala selbst getreulich die siebenfältige Einteilung des Menschen einhält, denn das in seinem „Clef des Grands Mystères“ gegebene Diagramm ist siebenfältig. Mit [SD # 242] einem einzigen Blick kann man auf Seite 389 erkennen – „Une prophetie et diverses pensées de Paracelse“ –, wie geschickt der richtige Gedanke verschleiert ist. Man braucht auch nur das Diagramm (Tafel VII in Mathers Kabbala) – „die Bildung der Seele“202 – aus demselben „Schlüssel der großen Mysterien“ von Lévi anzusehen, um dasselbe zu finden, wenn auch mit einer anderen Interpretation.

Und so sieht das Diagramm aus, das sowohl die kabbalistischen als auch die okkulten Namen angibt:

 

 

[SD # 243] Wir wollen jetzt in tabellarischer Form aufstellen, was der sehr vorsichtige Éliphas Lévi zur Erläuterung seines Diagramms sagt; und was die esoterische Lehre sagt – und die beiden miteinander vergleichen. Lévi macht auch einen Unterschied zwischen kabbalistischer und okkulter Pneumatologie (sieheHistoire de la Magic“, S. 388, 389).

Éliphas Lévi, der Kabbalist, sagt:

Der Theosoph sagt:

   

Kabbalistische Pneumatologie

Esoterische Pneumatologie

1. Die Seele (oder Ego) ist ein umkleidetes Licht; und dieses Licht ist dreifach.

1. Dito; denn sie ist Atman-Buddhi-Manas.

2. Neshamah – „reiner Geist“.

2. Dito.203

3. Ruach – die Seele oder Geist.

3. Spirituelle Seele.

4. Nephesch – plastischer Mittler.204

4. Mittler zwischen Geist und seinem Menschen, der Sitz der Vernunft, das Denkvermögen im Menschen.

5. Das Gewand der Seele ist die Schale (Körper) des Abbilds (astrale Seele).

5. Richtig.

6. Das Abbild ist doppelt, weil es das Gute wie das Böse reflektiert.

6. Allzu nutzlos apokalyptisch. Warum nicht sagen, dass das Astrale ebenso den guten wie den bösen Menschen reflektiert; den Menschen, der entweder immer nach dem oberen Dreieck strebt oder im anderen Fall mit der Vierheit verschwindet.

7. Abbild, Körper.

7. Dito, das irdische Abbild.

Okkulte Pneumatologie
nach Éliphas Lévi

Okkulte Pneumatologie
nach den Okkultisten

1. Nephesch ist unsterblich, weil er sein Leben durch die Zerstörung von Formen erneuert. [Nephesch, der „Atem [SD # 244] des Lebens“, ist jedoch eine falsche Bezeichnung und verwirrt den Schüler unnötiger­weise.]

1. Manas ist unsterblich, weil es nach jeder neuen Inkarnation etwas von sich selbst zu Atman-Buddhi hinzufügt; und so, indem es sich der Monade angleicht, an der Unsterblichkeit derselben teilhat.

2. Ruach schreitet durch die Evolution von Ideen voran (!?).

2. Buddhi wird bewusst durch das, was ihr am Ende jeder Inkarnation und nach dem Tod des Menschen von Manas zugefügt wird.

3. Neshamah schreitet ohne Ver­gessen und Zerstörung voran.

3. Atman entwickelt sich weder weiter, noch vergisst oder erinnert er sich. Er gehört nicht dieser Ebene an: Er ist nur der Strahl des ewigen Lichts, das auf und durch die Dunkelheit der Materie scheint – wenn Letztere willens ist.

4. Die Seele hat drei Wohnstätten.

4. Die Seele (kollektiv als die obere Triade) lebt auf drei Ebenen, abgesehen von ihrer vierten, der irdischen Sphäre; und sie existiert ewig auf der höchsten von den dreien.

5. Diese Wohnstätten sind: die Ebene der Sterblichen; das höhere Eden; und das niedere Eden.

5. Diese Wohnstätten sind: die Erde für den physischen Menschen oder die tierische Seele; Kama-Loka (Hades, Limbus) für den entkörperten Menschen oder seine Hülle; Devachan für die höhere Triade.

6. Das Abbild (der Mensch) ist eine Sphinx, die das Rätsel der Geburt aufgibt.

6. Richtig.

7. Das verhängnisvolle Abbild (das astrale) stattet Nephesch mit seinen Neigungen aus; aber Ruach ist imstande, diesem (verdorbenen) Nephesch das Abbild zu ersetzen, das in Übereinstimmung mit den Eingebungen von Neshamah errungen wurde.

7. Der Astralkörper zieht mittels Kama (Begierde) Manas ständig in die Sphäre der materiellen Leidenschaften und Begierden hinab. Aber wenn der bessere Mensch [SD # 245] oder Manas versucht, der fatalen Anziehung zu entkommen und seine Bestrebungen Atman – dem Geist – zuwendet, dann siegt Buddhi (Ruach) und trägt Manas mit sich in das Reich des ewigen Geistes.

Es ist vollkommen klar, dass der französische Kabbalist die wirkliche Lehre entweder nicht in ausreichendem Maß kannte oder sie verzerrte, damit sie ihm und seinen Zwecken entspräche. Denselben Gegenstand behandelnd stellt er des Weiteren Folgendes fest – und wir Okkultisten antworten dem verstorbenen Kabbalisten und seinen Bewunderern wie folgt:

1. Der Körper ist Nepheschs Form; Nephesch die Form von Ruach; Ruach die Form des Gewandes von Neshamah.

1. Der Körper folgt den Launen – gut oder böse – von Manas; Manas versucht, dem Licht von Buddhi zu folgen, aber scheitert oft. Buddhi ist die Form der „Gewänder“ von Atman, weil Atman weder Körper noch Gestalt ist, noch irgendetwas anderes, und weil Buddhi nur bildlich gesprochen sein Vehikel ist.

2. Licht (die Seele) personifiziert sich, indem es sich bekleidet (mit einem Körper); und Persönlich­keit ist nur dann von Dauer, wenn das Gewand vollkommen ist.

2. Die Monade wird ein persönliches Ego, wenn sie inkarniert; und durch Manas verbleibt etwas von dieser Persönlichkeit, wenn jenes vollkommen genug ist, um Buddhi zu assimilieren.

3. Die Engel streben danach, zu Menschen zu werden; ein voll­kommener Mensch, ein Gott­-Mensch, steht über allen Engeln.

3. Richtig.

4. Alle 14.000 Jahre verjüngt sich die Seele und ruht im Freudenschlaf des Vergessens.

4. 14 Manus regieren eine Periode – „ein großes Zeitalter“ oder einen Tag Brahmâs; darauf folgt Pralaya, wenn sämtliche Seelen in Nirvana ruhen (Seelen = Egos).

[SD # 246] In dieser Weise werden die esoterischen Lehren in der Kabbala verzerrt wiedergegeben. Siehe aber auch „Die ursprünglichen Manus der Menschheit“ in Band II.

Kehren wir zurück zu Stanze VII.

(b) Der wohlbekannte kabbalistische Aphorismus lautet: „Ein Stein wird eine Pflanze; eine Pflanze ein Tier; das Tier ein Mensch; ein Mensch ein Geist; und der Geist ein Gott.“ Der „Funke“ belebt der Reihe nach alle Reiche, bevor er in den göttlichen Menschen eintritt und ihn beseelt. Zwischen Letzterem und seinem Vorgänger, dem tierischen Menschen, liegen Welten. Die Genesis beginnt ihre Anthropologie am falschen Ende (offenbar um zu verschleiern) und landet nirgendwo.205 Hätte sie am richtigen Ende begonnen, wäre dort zuerst der himmlische Logos zu finden, der „Himmlische Mensch“, welcher als eine zusammengesetzte Einheit von Logoi evolviert, aus welchen nach ihrem pralayischen Schlaf – einem Schlaf, der die auf der mayavischen Ebene verstreuten Zahlen in Eins sammelt, gerade wie die auf einer Platte verstreuten Quecksilberkügelchen sich zu einer Masse zusammenfügen – die Logoi in ihrer Gesamtheit als das erste „Männliche und Weibliche“ erscheinen oder als Adam Kadmon, das „Fiat Lux“ der Bibel, wie wir bereits gesehen haben. Aber diese Verwandlung fand nicht auf unserer Erde statt, noch auf irgendeiner anderen materiellen Ebene, sondern in den räumlichen Tiefen der ersten Differenzierung der ewigen Wurzelmaterie. Auf unserem in der Entstehung begriffenen Globus verlaufen die Dinge anders. Wie in „Isis Unveiled“, Band I, S. 302 bereits gesagt, wird die Monade oder der Jiva dem Evolutionsgesetz folgend zunächst einmal in die niederste Form der Materie hinab geschossen – in das Mineral. Nachdem sie einen siebenfachen Kreislauf lang in den Stein (oder in das, was in der vierten Runde zum Mineral oder Stein werden wird) eingeschlossen war, kriecht sie daraus hervor als, sagen wir, eine Flechte. Nachdem sie von dort aus durch sämtliche Formen der vegetabilen Materie hindurchgegangen ist und in das, was als tierische Materie bezeichnet wird, eintritt, hat sie nunmehr den Punkt erreicht, an welchem sie sozusagen zum Keim des [SD # 247] Tieres geworden ist, welcher zum physischen Menschen werden wird. All dies ist bis zur dritten Runde formlos, als Materie und als Bewusstsein empfindungslos. Denn Monade oder Jiva per se kann noch nicht einmal Geist genannt werden: Sie ist ein Strahl, ein Atem des Absoluten oder vielmehr der Absolutheit, und die absolute Homogenität ist auf unserer Ebene unbewusst, da sie keine Beziehungen zur bedingten und relativen Endlichkeit hat. Daher benötigt die Monade, abgesehen von dem Material, das für ihre künftige menschliche Form notwendig sein wird, (a) ein spirituelles Modell oder einen Prototyp für dieses Material, um sich danach zu gestalten; und (b) ein intelligentes Bewusstsein für die Leitung ihrer Evolution und ihres Fortschritts; die homogene Monade verfügt über keines von beiden, dasselbe gilt für die empfindungslose Materie, auch wenn sie lebendig ist. Dem aus Staub geformten Adam muss die Seele des Lebens eingehaucht werden: die beiden mittleren Prinzipien, nämlich das fühlende Leben des unvernünftigen Tieres und die menschliche Seele, denn ohne die Letztere ist das Erstere vernunftlos. Erst wenn der potenziell androgyne Mensch sich in einen männlichen und einen weiblichen geteilt hat, wird er mit dieser bewussten, vernunftbegabten, individuellen Seele (Manas) ausgestattet, „dem Prinzip oder der Intelligenz der Elohim“. Um sie zu empfangen, muss er die Frucht der Erkenntnis vom Baum des Guten und Bösen essen. Wie kann er das alles erreichen? Parallel mit der in zyklischen Kreisen in die Materie hinabsteigenden Monade entwickeln sich eben diese Elohim – oder Pitris, die niederen Dhyan Chohans – pari passu auf einer höheren und spirituelleren Ebene und steigen dort ebenfalls auf ihrer eigenen Bewusstseinsebene, relativ gesehen, in die Materie hinab – so die okkulte Lehre. Dort treffen sie, nachdem sie einen gewissen Punkt erreicht haben, die inkarnierende, empfindungslose Monade an, in die niederste Materie eingeschlossen. Die beiden Potenzen Geist und Materie vermischend, bringt ihre Vereinigung jenes irdische Symbol des „Himmlischen Menschen“ im Raum hervor – den vollkommenen Menschen. In der Sankhya-Philosophie wird Purusha (Geist) als etwas Machtloses bezeichnet, wenn er sich nicht auf Prakritis (Materie) Schultern stellt, welche allein – empfindungslos ist. In der geheimen Philosophie werden sie jedoch als abgestuft betrachtet. Obwohl in ihrem Ursprung ein und dasselbe, beginnen Geist und Materie ihre evolutionäre Entwicklung in jeweils entgegengesetzter Richtung, sobald sie sich auf der Ebene der Differenzierung befinden – Geist fällt allmählich in die Materie, und Letztere steigt zu ihrem ursprünglichen Zustand empor, dem einer rein spirituellen Substanz. Beide sind untrennbar, aber dennoch immer getrennt. In Bezug auf die Polarität werden sich auf der physischen Ebene zwei gleiche Pole immer abstoßen, während der negative und der positive sich gegenseitig anziehen, und so stehen auch Geist und Materie zueinander – die zwei Pole derselben homogenen Substanz, das Wurzelprinzip des Universums.

[SD # 248] Wenn also für den Purusha der Moment gekommen ist, zur Erschaffung des vollkommenen Menschen auf Prakritis Schultern zu steigen – der rudimentäre Mensch der ersten 2½ Rassen ist lediglich das Erste der Säugetiere, das sich allmählich zum vollkommensten Säugetier entwickelt – treten die himmlischen „Vorfahren“ (Wesenheiten aus vorangegangenen Welten, in Indien die Sishtas genannt) genauso in diese unsere Ebene ein, wie es die Pitris zur Bildung des physischen oder Tier-Menschen vor ihnen taten und inkarnieren in Letzterem. So sind die beiden Vorgänge – für die beiden Schöpfungen: des Tieres und des göttlichen Menschen – sehr unterschiedlich. Die Pitris sondern aus ihren etherischen Körpern noch etherischere und schattenhaftere Ebenbilder ihrer selbst ab – oder was wir jetzt „Doppel“ oder „Astralformen“ nennen sollten, ihrer eigenen Gestalt entsprechend.206 So erhält die Monade ihre erste Wohnstätte und die blinde Materie ein Modell, um und auf das von da an aufgebaut werden kann. Aber der Mensch ist immer noch unvollständig. Die Lehre von Svayambhuva Manu (in „Manu“, Buch I), von dem die sieben ursprünglichen Manus oder Prajapatis abstammten, von welchen wiederum ein jeder eine der ursprünglichen Menschenrassen entstehen ließ, bis herab zum „Codex Nazaräus“, in welchem Karabtanos oder Fetahil (blinde, lüsterne Materie) mit seiner Mutter, „Spiritus“, sieben Gestalten zeugt, von welchen eine jede als der Ahnherr einer der sieben ursprünglichen Rassen erscheint, hat in sämtlichen archaischen Schriften Spuren hinterlassen.

Wer formt Manu (den Menschen) und wer formt seinen Körper? Das Leben und die Leben. Sünde207 und der Mond.“ Hier steht Manu für den spirituellen, Himmlischen Menschen, das wirkliche und nicht sterbliche Ego in uns, das die unmittelbare Emanation des „Einen Lebens“ oder der absoluten Gottheit ist. Was unsere äußeren, physischen Körper anbelangt, das Haus des Tabernakels der Seele, erteilt die Lehre eine sonderbare Lektion; so sonderbar, dass, wenn sie nicht vollständig erklärt und ebenso richtig verstanden wird, nur die exakte Wissenschaft der Zukunft dazu bestimmt ist, die Theorie in vollem Umfang zu bestätigen.

Es wurde schon früher festgestellt, dass der Okkultismus im Kosmos nichts Anorganisches akzeptiert. Der von der Wissenschaft angewendete Ausdruck „anorganische Substanz“ bedeutet lediglich, dass das in den Molekülen der sogenannten „trägen Materie“ schlummernde verborgene Leben unerkennbar ist. Alles ist Leben, und jedes Atom ist ein Leben, selbst des mineralischen Staubes, wenn auch jenseits unseres Erkenntnis- und Wahrnehmungsvermögens, weil es den Bereich [SD # 249] der Gesetze übersteigt, welche jenen bekannt sind, die den Okkultismus verwerfen. „Selbst die Atome“, sagt Tyndall, „scheinen mit einem Verlangen nach Leben erfüllt zu sein“. Woher nun, möchten wir fragen, stammt die Neigung dazu, „in organische Form überzugehen“? Lässt sich das auf irgendeine andere Art erklären als mit den Lehren der okkulten Wissenschaft?

„Für den Profanen sind die Welten“, so sagt ein Kommentar, „aus den bekannten Elementen aufgebaut. Im Verständnis eines Arhats sind diese Elemente selbst kollektiv göttliches Leben; einzeln betrachtet, auf der Ebene der Manifestationen, sind sie die zahllosen und unzählbaren Millionen von Leben.208 Feuer allein ist EINS auf der Ebene der einen [SD # 250] Wirklichkeit: Auf der Ebene des manifestierten und daher illusiven Seins sind seine Teilchen feurige Lebewesen, die leben und ihr Dasein auf Kosten jedes anderen Lebens fristen, das sie verzehren. Daher heißen sie die „VERSCHLINGER“. . . . „Jedes sichtbare Ding in diesem Universum wurde aus solchen LEBEN aufgebaut, vom bewussten und göttlichen ursprünglichen Menschen hinab bis zu den unbewussten Mittlern, welche die Materie aufbauen.“ . . . „Aus dem EINEN LEBEN, formlos und unerschaffen, geht das Universum des Lebens hervor. Zuerst wurde aus der Tiefe (dem Chaos) kalt leuchtendes Feuer (gasartiges Licht?) manifestiert, welches im Raum die Flocken (vielleicht die unauflösbaren Nebelflecke?) bildete.“ . . . . . . . . . . Diese kämpften, und große Hitze entwickelte sich durch das Aufeinanderprallen und Aneinanderstoßen und erzeugte Rotation. Dann kam der erste manifestierte STOFF, Feuer, die heißen Flammen, die Himmelswanderer (Kometen); Hitze erzeugt feuchten Dunst; dieser bildet festes Wasser (?), dann trockenen Nebel, dann flüssigen Nebel, wässrig, der den leuchtenden Glanz der Pilger (Kometen?) auslöscht und feste, wässrige Räder (Globen aus MATERIE) bildet. Bhumi (die Erde) erscheint mit sechs Schwestern.209 Diese erzeugen durch ihre beständige Bewegung das niedere Feuer, Hitze, und einen wässrigen Nebel, der das dritte Weltelement – WASSER – hervorbringt. Und aus dem Atem von allen wird die (atmosphärische) LUFT geboren. Diese vier sind die vier Leben der ersten vier Perioden (Runden) des Manvantaras. Die drei Letzten werden folgen.“

Das bedeutet, dass jede neue Runde eines der zusammengesetzten Elemente entwickelt, wie sie jetzt der Wissenschaft bekannt sind, welche die ursprüngliche Nomenklatur verwirft und es vorzieht, sie in ihre Bestandteile zu zerlegen. Wenn die Natur auf der manifestierten Ebene das „ewig Werdende“ ist, dann müssen diese Elemente in demselben Licht betrachtet werden: Sie müssen bis zum Ende des Manvantaras evolvieren, fortschreiten und zunehmen. Wie man uns lehrt, entwickelte die erste Runde lediglich ein einziges Element sowie eine Natur und eine Menschheit; zu etwas, was als ein Aspekt der Natur bezeichnet werden kann – der von einigen sehr unwissenschaftlich, wenn es auch de facto richtig sein mag, „eindimensionaler Raum“ genannt wird.

[SD # 251] Die zweite Runde brachte zwei Elemente hervor – Feuer und Erde, und entwickelte sie; und ihre Menschheit, die diesem Zustand der Natur angepasst war, wenn wir solche unter uns heute unbekannten Bedingungen lebenden Wesen als Menschheit bezeichnen können –, um den vertrauten Ausdruck im streng übertragenen Sinn (dem einzigen, in dem er korrekt verwendet werden kann) erneut anzuwenden – „eine zweidimensionale Spezies“. Die von uns hier betrachteten Vorgänge natürlicher Entwicklung verdeutlichen die Art der Spekulation über die Eigenschaften des zwei-, drei- und vier- oder mehr-„dimensionalen Raums“ und bringen diese Spekulation gleichzeitig in Misskredit; aber nebenbei ist es die Mühe wert, die wirkliche Bedeutung der korrekten, aber unvollständigen Intuition hervorzuheben, welche den Gebrauch des modernen Begriffs der „vierten Dimension des Raumes“ unterstützt – unter Spiritualisten, Theosophen und verschiedenen großen Wissenschaftlern, was das betrifft.210 Kaum Auswirkungen hat zunächst einmal natürlich die oberflächliche Absurdität der Annahme, dass der Raum selbst in irgendeiner Richtung messbar sei. Die gebräuchliche Ausdrucksweise kann nur eine Abkürzung der vollständigeren Form sein – die „vierte Dimension der Materie im Raum“.211 Wenngleich es vollkommen wahr sein mag, dass der Fortschritt der Evolution dazu bestimmt ist, uns mit neuen Merkmalen der Materie vertraut zu machen, ist die Formulierung aber selbst in dieser Erweiterung unglücklich, denn die uns bereits bekannten Charakteristika übersteigen die drei Dimensionen bei weitem. Die Eigenschaften, oder was vielleicht der bestmögliche Ausdruck ist, die Charakteristika der Materie, müssen ganz klar eine unmittelbare Beziehung zu den Sinnen des Menschen besitzen. Materie hat Ausdehnung, Farbe, Bewegung (Molekularbewegung), Geschmack und Geruch, entsprechend den bestehenden Sinnen des Menschen, und wenn die Zeit kommt, dass sie die nächste Eigenschaft voll entwickelt – nennen wir es für den Augenblick Permeabilität – wird dieses Charakteristikum dem nächsten Sinn des Menschen entsprechen, den wir „normales Hellsehen“ nennen wollen; wenn also einige kühne Denker nach einer vierten Dimension dürsteten, um den Durchgang von Materie durch Materie zu erklären und die Frage, wie eine endlose Schnur geknotet werden kann, war es ein sechstes Charakteristikum der Materie, das ihnen tatsächlich fehlte. Die drei Dimensionen gehören tatsächlich nur einem einzigen Attribut oder Charakteristikum der Materie an – der Ausdehnung; [SD # 252] der gewöhnliche gesunde Menschenverstand sträubt sich mit Recht gegen die Vorstellung, dass irgendein beliebiger Zustand der Dinge mehr als drei derartige Dimensionen wie Länge, Breite und Tiefe aufweisen könnte. Diese Begriffe sowie der Ausdruck „Dimension“ selbst gehören alle einer einzigen Gedankenebene an, einem Evolutionszustand, einem Charakteristikum der Materie. Solange Zollstöcke zu den Hilfsmitteln zur Vermessung der kosmischen Materie gehören, wird man lediglich in der Lage sein, auf drei Arten oder nicht mehr zu messen; und von dem Zeitpunkt an, da die Idee des Messens zum ersten Mal einen Platz im menschlichen Verständnis einnahm, war es nur noch möglich, in drei Richtungen zu messen und nicht mehr. Doch diese Überlegungen widerstreiten in keiner Weise der Gewissheit, dass sich im Verlauf der Zeit – mit der Erweiterung der Fähigkeiten der Menschheit – die Charakteristika der Materie ebenso vermehren werden. Inzwischen ist der Terminus noch weitaus unzutreffender als selbst die bekannte Redensart von der „auf- oder untergehenden“ Sonne.

Wir kehren nun zurück zur Betrachtung der materiellen Evolution im Verlauf der Runden. In der zweiten Runde kann Materie, wie bereits gesagt, bildlich gesprochen als zweidimensional bezeichnet werden. Aber hier muss eine weiterer Einspruch eingelegt werden. Diese nachlässige und bildliche Ausdrucksweise kann – auf einer Gedankenebene, wie wir soeben gesehen haben – als Äquivalent für das zweite Charakteristikum der Materie angesehen werden, das der zweiten Wahrnehmungsfähigkeit oder dem zweiten Sinn des Menschen entspricht. Diese beiden verbundenen Evolutionsstufen betreffen jedoch die innerhalb der Grenzen einer einzigen Runde stattfindenden Prozesse. Wie bereits angedeutet, hat die Aufeinanderfolge ursprünglicher Aspekte der Natur, welche die Aufeinanderfolge der Runden betreffen, mit der Entwicklung der „Elemente“ (im okkulten Sinn) zu tun – Feuer, Luft, Wasser,212 Erde. Wir befinden uns erst in der vierten Runde, und unser Katalog bricht daher hier ab. Die Bewusstseinszentren der dritten Runde (dazu bestimmt, sich zur Menschheit zu entwickeln, wie wir sie kennen) erreichten die Wahrnehmung des dritten Elements – Wasser.213 Die Elemente der vierten Runde fügten ihrem Bestand sowie den drei anderen Elementen in ihrer gegenwärtigen Transformation [SD # 253] Erde als weiteren Materiezustand hinzu. Kurz gesagt, keines der drei sogenannten Elemente hatte in den drei vorangegangenen Runden dieselbe Beschaffenheit wie gegenwärtig. Nach allem, was wir wissen, könnte Feuer reines Akasha gewesen sein, die erste Materie des Magnum Opus der Schöpfer und „Bauleute“, jenes Astrallicht, das der paradoxe Éliphas Lévi in einem Atemzug den „Körper des Heiligen Geistes“ nennt und im nächsten „Baphomet“, den „androgynen Widder von Mendes“214; Luft, einfach [SD # 254] Stickstoff, „der Atem der Träger des himmlischen Doms“, wie ihn die mohammedanischen Mystiker nennen; Wasser, jene ursprüngliche Flüssigkeit, die nach Moses für die Erschaffung einer lebendigen Seele notwendig war. Und das mag die in der Genesis zu findenden ungeheuerlichen Widersprüche und unwissenschaftlichen Behauptungen erklären. Man trenne das erste vom zweiten Kapitel; lese das Erste als eine Schrift der Elohisten und das Zweite als eines der viel späteren Jehovisten. Trotzdem findet man, wenn man zwischen den Zeilen liest, dieselbe Ordnung, in der die erschaffenen Dinge erscheinen – nämlich Feuer (Licht), Luft, Wasser und Mensch (oder die Erde). Denn der Satz „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ ist eine falsche Übersetzung. Es heißt nicht „Himmel und Erde“, sondern es geht um den Duplex- oder um den dualen Himmel, den oberen und den unteren Himmel oder die Trennung der ursprünglichen Substanz, die Licht war in ihren oberen und Dunkelheit in ihren unteren Teilen – oder dem manifestierten Universum –, in ihrer Dualität des (für die Sinne) Unsichtbaren und des für unsere Wahrnehmungen Sichtbaren. Gott schied das Licht von der Finsternis (Gen 1,4), und dann machte er den Himmel, Luft (5); „Es werde eine Ausdehnung inmitten der Wasser, und sie scheide die Wasser von den Wassern“ (6), d. h. „die Wasser unterhalb des Himmels (unser manifestiertes sichtbares Universum) von den Wassern oberhalb des Himmels“ oder von den (für uns) unsichtbaren Ebenen des Seins. Im zweiten Kapitel (dem jehovistischen) werden Pflanzen und Kräuter vor dem Wasser erschaffen, geradeso wie im ersten das Licht vor der Sonne hervorgebracht wird. „Gott machte die Erde und die Himmel, und alles Gesträuch des Feldes, bevor es auf der Erde war, und alles Kraut des Feldes bevor es sprosste; denn die Elohim (Götter) hatten es nicht regnen lassen auf die Erde etc.“ (Gen 2,5) – eine Absurdität, wenn man nicht die esoterische Erklärung annimmt. Die Pflanzen wurden erschaffen, bevor sie in der Erde waren – denn es gab damals keine Erde von heutiger Art. Und die Feldpflanzen existierten, bevor sie wie jetzt in der vierten Runde wuchsen.

Bei der Besprechung und Erklärung der Natur der unsichtbaren Elemente und des oben erwähnten „ursprünglichen Feuers“ bezeichnet Éliphas Lévi es ausnahmslos als das „Astrallicht“. Bei ihm ist es der „grand Agent Magique“. Unleugbar ist es so, aber – nur insofern, als es sich um schwarze Magie [SD # 255] auf den niedersten Ebenen dessen handelt, was wir Ether nennen, dessen Noumenon Akasha ist. Und selbst das würden orthodoxe Okkultisten für unrichtig halten. Das „Astrallicht“ ist lediglich das ältere „siderische Licht“ des Paracelsus; und zu behaupten, dass „alles, was existiert, aus ihm evolviert wurde und dass es sämtliche Formen bewahrt und reproduziert“, wie er schreibt, bedeutet, lediglich in der zweiten Behauptung die Wahrheit zu formulieren. Die erste ist falsch, denn wenn alles, was existiert, durch (oder via) das Astrallicht evolviert wurde, ist es nicht das Astrallicht. Letzteres ist nicht der Behälter aller Dinge, sondern im besten Fall lediglich aller Reflektor. Éliphas Lévi schreibt:

„Das große magische Agens ist die vierte Emanation des Lebensprinzips (wir sagen, es ist die erste im inneren und die zweite im äußeren (unserem) Universum), dessen dritte Form die Sonne ist . . . , denn das Tagesgestirn (die Sonne) ist lediglich die Reflexion und der materielle Schatten der Zentralsonne der Wahrheit, welche die intellektuelle (unsichtbare) Welt des Geistes erleuchtet und die selbst wieder nur ein vom Absoluten geborgter Glanz ist.“

Soweit hat er gewiss Recht. Aber wenn die große Autorität der westlichen Kabbalisten hinzufügt, dass es nichtsdestoweniger „nicht der unsterbliche Geist ist, wie es sich die indischen Hierophanten einbildeten“ – antworten wir, dass er die erwähnten Hierophanten verleumdet, da sie nichts Derartiges behaupteten; selbst die exoterischen puranischen Schriften widersprechen dieser Behauptung rundweg. Kein Hindu hat jemals Prakriti – das Astrallicht befindet sich lediglich oberhalb der untersten Ebene von Prakriti, dem materiellen Kosmos – mit dem „unsterblichen Geist“ verwechselt. Prakriti wird immer Maya genannt, Illusion, und ist dazu verurteilt, beim Eintritt des Pralayas mit dem Rest, einschließlich der Götter, zu verschwinden. Da gezeigt wird, dass Akasha nicht einmal dem Ether entspricht, können wir uns überhaupt nicht vorstellen, dass Akasha das Astrallicht sein könnte. Diejenigen, die nicht imstande sind, über den toten Buchstaben der Puranas hinauszugehen, haben gelegentlich Akasha für Prakriti, Ether und selbst für den sichtbaren Himmel gehalten! Es ist ferner wahr, dass jene, die das Wort Akasha fortwährend mit „Ether“ übersetzt haben (zum Beispiel Wilson) und bemerkten, dass er „die materielle Ursache des Tons“ genannt wurde und obendrein nur diese einzige Eigenschaft (Vishnu-Purana“) besaß, dass sie ihn in ihrer Unwissenheit gar für „materiell“ hielten, im physischen Sinne. Es ist wiederum wahr, dass Akasha weder unendlich noch unsterblich sein kann, wenn seine Eigenschaften buchstabengetreu interpretiert werden, denn Materielles oder Physisches und daher Bedingtes und der Zeit Unterworfenes kann nicht unsterblich sein – sagen die Metaphysik und die Philosophie. Aber all das ist nicht wahr, denn die beiden Begriffe Pradhana [SD # 256] (ursprüngliche Materie) und Ton, als eine Eigenschaft, wurden missverstanden; der erstgenannte Begriff (Pradhana) ist sicherlich ein Synonym für Mulaprakriti und Akasha, und der Letztere (Ton) für das Verbum, das Wort oder den Logos. Das ist leicht zu zeigen, denn es ergibt sich aus den folgenden Sätzen des Vishnu-Puranas“: „Am Anfang waren weder Tag noch Nacht, weder Himmel noch Erde, weder Dunkelheit noch Licht. . . . . Außer dem Einen, unerfassbar für den Intellekt, oder dem, das Brahman und Pums (Geist) und Pradhana (ursprüngliche Materie) ist“ . . . . (Buch I, Kap. ii).

Nun, was ist Pradhana, wenn es nicht in einem anderen Aspekt Mulaprakriti ist, die Wurzel von allem? Denn obwohl es von Pradhana weiter heißt, dass es wie alles Übrige in der Gottheit aufgeht, damit das Eine während des Pralayas absolut sein kann, wird es doch für unendlich und unsterblich gehalten. Der Kommentator beschreibt die Gottheit als „ein Pradhánika-Brahman-Geist: Jenes war“ und interpretiert den zusammengesetzten Begriff als Substantiv, nicht als ein als Attribut verwendetes, abgeleitetes Wort, d. h. als etwas mit „Pradhana Vereinigtes.215 Daher ist Pradhana selbst in den Puranas ein Aspekt von Parabrahman und nicht Evolution, und muss der vedantischen Mulaprakriti entsprechen. „Prakriti ist in ihrem ursprünglichen Zustand Akasha“, sagt ein Vedantagelehrter (siehe „Five Years of Theosophy“, S. 169). Sie ist nahezu abstrakte Natur.

Akasha ist somit Pradhana in einer anderen Form und kann deshalb nicht Ether sein, der immer unsichtbare Agent, den selbst die Naturwissenschaft umwirbt. Er ist auch nicht das Astrallicht. Er ist, wie gesagt, das Noumenon der siebenfältigen differenzierten Prakriti216 – die ewig unbefleckte „Mutter“ des vaterlosen Sohns, der auf der niederen manifestierten Ebene zum „Vater“ wird. Denn Mahat ist das erste Produkt von Pradhana oder Akasha; und Mahat – universale Intelligenz, „deren charakteristische Eigenschaft Buddhi ist“ – ist nichts anderes als der Logos, denn er wird „Iswara“, Brahmâ, Bhava und so weiter genannt (siehe „Linga-Purana“, Abt. lxx., 12 ff.; und Vayu-Purana“, aber insbesondere das erstere Purana – Abt. viii, 67-74). Er ist, kurz gesagt, der „Schöpfer“ oder das Göttliche Gemüt in schöpferischer Tätigkeit, „die Ursache aller Dinge“. Er ist [SD # 257] das „Erstgeborene“, von dem uns die Puranas sagen, dass „Mahat und Materie die inneren und die äußeren Grenzen des Universums sind“, oder in unserer Sprache, der negative und der positive Pol der dualen Natur (abstrakt und konkret), denn das Purana fügt hinzu: „Auf diese Weise – wie die sieben Formen (Prinzipien) Prakritis von Mahat bis zur Erde aufgezählt wurden – kehren diese sieben beim Eintritt des Pralayas (Pratyahara) der Reihe nach wieder ineinander zurück. Brahmâs Ei (Sarva-Mandala) wird mitsamt seiner sieben Zonen (Dvipa), sieben Ozeane, sieben Regionen etc. aufgelöst“ (Vishnu-Purana“, Buch VI, Kap. IV).217

Das sind die Gründe, warum sich die Okkultisten weigern, Akasha den Namen Astrallicht zu geben oder ihn Ether zu nennen. „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen“ kann dem okkulten Satz gegenübergestellt werden „In unserer Mutter Haus gibt es sieben Wohnungen“ oder Ebenen, deren niederste sich über uns und rund um uns herum befindet – das Astrallicht.

Die Elemente, ob einfach oder zusammengesetzt, können nicht seit dem Beginn der Evolution unserer Kette unverändert geblieben sein. Alles im Universum schreitet in dem großen Zyklus stetig voran, während es in den kleineren Zyklen unaufhörlich auf- und niedersteigt. Die Natur ist während des Manvantaras niemals unbeweglich, da sie stetig wird218 und nicht lediglich ist; und das mineralische, pflanzliche und menschliche Leben passt seine Organismen den jeweils herrschenden Elementen kontinuierlich an, und deshalb waren jene Elemente damals für sie ebenso geeignet wie sie es heute für das Leben der gegenwärtigen Menschheit sind. Erst in der nächsten oder fünften Runde wird das fünfte Element, Ether – Akashas grober Körper, wenn er überhaupt so bezeichnet werden kann – [SD # 258] für alle Menschen zu einer ebenso gewöhnlichen Tatsache der Natur werden wie es jetzt die Luft für uns ist und wird nicht mehr einen nur hypothetischen Charakter haben und ein „Agent“ für so viele Dinge sein. Erst während dieser Runde werden jene höheren Sinne, deren Wachstum und Entwicklung Akasha fördert, für eine vollständige Entfaltung empfänglich sein. Wie bereits angedeutet, ist zur passenden Zeit in dieser Runde zu erwarten, dass sich eine teilweise Vertrautheit mit der Charakteristik der Materie einstellen wird – der sich parallel mit dem sechsten Sinn entwickelnden Permeabilität. Sobald aber in der kommenden Runde unseren Ressourcen das nächste Element hinzugefügt wird, wird die Permeabilität eine so charakteristische Eigenschaft der Materie sein, dass die dichtesten Formen der Materie für die Wahrnehmung des Menschen wie dichter Nebel erscheinen werden – und nicht mehr.

Kehren wir nun zu dem Lebenszyklus zurück. Ohne ausführlich auf die Beschreibung einzugehen, die uns von den höheren Leben gegeben werden, müssen wir unsere Aufmerksamkeit gegenwärtig einfach auf die irdischen Wesen und die Erde selbst richten. Letztere, so heißt es, wurde in der ersten Runde von den „Verschlingern“ erbaut, welche die Keime von anderen Leben in die Elemente auflösen und differenzieren; der Vorgang ist am besten vergleichbar mit der Tätigkeit der Aeroben in unserer gegenwärtigen Welt, welche durch eine Aushöhlung und Lockerung der chemischen Struktur eines Organismus tierische Materie umwandeln und so unterschiedlich beschaffene Substanzen erzeugen. So entledigt sich der Okkultismus des sogenannten Azoischen Zeitalters der Wissenschaft, denn er zeigt, dass es niemals eine Zeit ohne Leben auf der Erde gab. Wo immer ein Materie-Atom ist, ein Teilchen oder ein Molekül, selbst in seinem gasförmigsten Zustand, gibt es Leben in ihm, wie latent und unbewusst auch immer.

Was immer den Layazustand verlässt, wird aktives Leben. Es wird in den Wirbel der BEWEGUNG (das alchemistische Lösemittel des Lebens) hineingezogen; Geist und Materie sind die beiden Zustände des EINEN, das weder Geist noch Materie ist, sondern beide sind das absolute Leben – latent.“ (Buch Dzyan, Komm. III, Abs. 18) . . . „Geist ist die erste Differenzierung von (und in) RAUM; und Materie die erste Differenzierung von Geist. Das, was weder Geist noch Materie ist – das ist ES – die Ursachlose URSACHE von Geist und Materie, welche die Ursache des Kosmos ist. Und JENES nennen wir das EINE LEBEN oder den innerkosmischen Atem.“

Wir wollen noch einmal wiederholen – Gleiches muss Gleiches hervorbringen. Absolutes Leben kann kein anorganisches Atom hervorbringen, ob einzeln oder zusammengesetzt, und [SD # 259] selbst im Laya ist Leben, gerade so wie ein Mensch im tiefsten kataleptischen Zustand – allem Anschein nach ein Leichnam – immer noch ein lebendes Wesen ist.

Wenn die „Verschlinger“ (die Wissenschaftler sind mit gutem Grund dazu eingeladen, wenn sie wollen, die „Verschlinger“ als Atome des Feuernebels zu betrachten – der Okkultist wird nichts dagegen einzuwenden haben); wenn die „Verschlinger“, sagen wir, „die Feueratome“ mittels eines besonderen Segmentierungsprozesses differenziert haben, werden sie zu Lebenskeimen, die sich den Gesetzen der Kohäsion und Affinität folgend zusammenfügen. Dann erzeugen die Lebenskeime Leben einer anderen Art, die an der Struktur unserer Globen arbeiten. * * * *

Somit besaß der von den ursprünglichen Feuerleben in der ersten Runde aufgebaute – d. h. zu einer Kugel geformte – Globus weder Festigkeit noch Eigenschaften, abgesehen von einem kalten Leuchten, weder Form noch Farbe; erst gegen Ende der ersten Runde entwickelte er ein Element, das aus seiner sozusagen anorganischen oder einfachen Essenz in unserer gegenwärtigen Runde zu dem uns im gesamten System bekannten Feuer geworden ist. Die Erde befand sich in ihrem ersten Rupa, dessen Essenz das * * * genannte akasische Prinzip ist, jetzt bekannt und sehr irrtümlich als Astrallicht bezeichnet, von Éliphas Lévis als „Imagination der Natur“,219 wahrscheinlich um zu vermeiden, seinen korrekten Namen zu nennen und es damit anderen gleich zu tun.

„Durch die und aus den Ausstrahlungen der sieben Körper der sieben Ordnungen der Dhyanis werden die sieben separaten Quantitäten (Elemente) geboren, deren Bewegung und harmonische Vereinigung das offenbarte materielle Universum hervorbringen.“ (Kommentar)

[SD # 260] Die zweite Runde bringt das zweite Element zur Manifestation – Luft, das Element, dessen Reinheit jenem beständiges Leben sichert, der es nutzt. Lediglich zwei europäische Okkultisten entdeckten es und wendeten es teilweise in der Praxis an, den höchsten östlichen Initiierten hingegen war seine Zusammensetzung immer bekannt. Das Ozon der modernen Chemiker ist Gift im Vergleich zu dem wirklichen universalen Lösungsmittel, über das niemals hätte nachgedacht werden können, würde es nicht in der Natur existieren. „Mit der zweiten Runde begann die Erde – bis dahin ein Fötus in der Matrix des Raumes – ihre wirkliche Existenz: Sie hatte individuelles, fühlendes Leben entwickelt, ihr zweites Prinzip. Das zweite entspricht dem sechsten (Prinzip); das zweite ist beständiges Leben, das andere vorübergehend.“

Die dritte Runde entwickelte das dritte Prinzip – Wasser; die vierte verwandelte derweil die gasförmigen Flüssigkeiten und die plastische Form unseres Globus in die harte, verkrustete Kugel aus groben Material, auf der wir jetzt leben. „Bhumi“ hat ihr viertes Prinzip erreicht. Dagegen könnte man einwenden, dass das so nachdrücklich betonte Gesetz der Analogie an dieser Stelle durchbrochen wird. Durchaus nicht. Die Erde wird ihre wahre, endgültige Form – ihre körperliche Schale (in diesem Punkt im Gegensatz zum Menschen) – erst nach der siebten Runde gegen Ende des Manvantaras erreichen. Eugenius Philalethes hatte Recht, als er seinen Lesern mit seinem Ehrenwort versicherte, dass niemand je die Erde gesehen habe (d. h. Materie in ihrer essenziellen Form). Unser Globus befindet sich derzeit in seinem kamarupischen Zustand – der Astralkörper der Begierden von Ahamkara, dem dunklen Egotismus, dem Nachkommen von Mahat auf der niedrigeren Ebene. . . .

Das gröbste all unserer „Prinzipien“ ist nicht die molekular zusammengesetzte Materie – am allerwenigsten der menschliche Körper (Sthula-Sarira) –, sondern tatsächlich das mittlere Prinzip, das wirkliche tierische Zentrum; unser Körper ist indessen lediglich dessen Hülle, nicht mit Verantwortung begabter Faktor und Medium, durch welchen das Tier in uns sein Leben lang handelt. Jeder intellektuelle Theosoph wird verstehen, was ich wirklich meine. Für den wahren Mystiker hat die Idee, dass das menschliche Tabernakel aus zahllosen Leben aufgebaut ist – auf dieselbe Art, wie die felsige Kruste unserer Erde –, in sich nichts Abstoßendes. Genauso wenig kann die Wissenschaft die okkulte Lehre bestreiten, denn sie kann diese Lehre nicht verwerfen, weil das Mikroskop niemals das kleinste lebende Atom oder Leben entdecken wird.

(c) Die Wissenschaft lehrt uns, dass sowohl der lebende wie auch der tote Organismus von Mensch und Tier von Hunderten verschiedener [SD # 261] Arten von Bakterien wimmelt; dass wir bei jedem Atemzug von außen von einer Invasion von Mikroben und von innen von Leukomain, Aeroben, Anaeroben und was sonst nicht alles bedroht sind. Aber die Wissenschaft ist noch niemals so weit gegangen, in Übereinstimmung mit der okkulten Lehre zu behaupten, dass unsere Körper, so wie die der Tiere, Pflanzen und Steine, ganz und gar aus solchen Wesen aufgebaut sind, die mit Ausnahme der größeren Arten kein Mikroskop entdecken kann. Soweit der rein tierische und materielle Teil des Menschen in Betracht kommt, befindet sich die Wissenschaft auf dem Weg zu Entdeckungen, die einer Bestätigung dieser Theorie sehr nahe kommen werden. Chemie und Physiologie sind die beiden großen Magier der Zukunft, dazu bestimmt, der Menschheit die Augen für die großen physikalischen Wahrheiten zu öffnen. Mit jedem Tag zeigt sich die Identität zwischen Tier und physischem Menschen, zwischen Pflanzen und Menschen und selbst zwischen dem Reptil und seinem Nest, dem Felsen, und dem Menschen – immer klarer. Nachdem die physikalischen und chemischen Bestandteile aller als identisch befunden wurden, kann die Chemie mit Recht sagen, dass kein Unterschied besteht zwischen der Materie, die einen Ochsen zusammensetzt und der, die den Menschen bildet. Die okkulte Lehre ist jedoch viel explizierter. Sie sagt: Nicht nur die chemischen Bestandteile sind dieselben, sondern dieselben unendlich kleinen, unsichtbaren Leben setzen die Atome der Körper der Berge und Gänseblümchen zusammen, des Menschen und der Ameise, des Elefanten und des Baumes, welcher ihn vor der Sonne schützt. Jedes Teilchen – ob man es organisch oder anorganisch nennt – ist ein Leben. Jedes Atom und Molekül im Universum ist insofern für die von ihm erbaute Form sowohl Leben-spendend als auch Tod-bringend, als es sich zu Universen anhäuft und auch zu jenen kurzlebigen Vehikeln, welche die wandernde Seele bereitwillig aufnehmen, die Formen aber auch wieder zerstört und verändert und damit die Seelen aus ihren zeitweiligen Wohnstätten vertreibt. Es erschafft und tötet; es ist selbst-erzeugend und selbst-zerstörend; es bringt ins Dasein und vernichtet, jenes Mysterium der Mysterien – den lebendigen Körper von Mensch, Tier oder Pflanze, in jeder Sekunde in Zeit und Raum; und es erzeugt gleichermaßen Leben und Tod, Schönheit und ­Hässlichkeit, Gutes und Böses, und selbst die angenehmen und unangenehmen, die wohltätigen und verderblichen Empfindungen. Es ist jenes mysteriöse, von zahllosen Myriaden von Lebewesen kollektiv repräsentierte Leben, das auf seinem eigenen unregelmäßigen Pfad das bis jetzt unverständliche Gesetz des Atavismus befolgt; das sowohl Familienähnlichkeiten kopiert wie auch jene Ähnlichkeiten, die es in der Aura der Erzeuger eines jeden zukünftigen Menschen eingeprägt findet, kurz gesagt, ein Mysterium, das woanders vollere Beachtung finden wird. Für den Augenblick möge ein Beispiel zur Veranschaulichung angeführt werden. Die moderne Wissenschaft beginnt herauszufinden, dass das Ptomain (das alkaloide Gift, das bei der Zersetzung von Materie und Leichen entsteht – ebenfalls ein Leben), wenn es [SD # 262] mithilfe von flüchtigem Ether extrahiert wird, einen starken Geruch frischester Orangenblüten hervorbringt; weiter findet sie heraus, dass solche Alkaloide ohne Sauerstoff entweder einen höchst ekelhaften, abstoßenden Geruch oder ein höchst angenehmes Aroma erzeugen, das an das von äußerst fein duftenden Blumen erinnert. Und man vermutet, dass solche Blüten ihren angenehmen Duft dem giftigen Ptomain verdanken. Die giftige Essenz gewisser Pilze (Fungi) ist ebenfalls nahezu identisch mit dem Gift der indischen Kobra, der tödlichsten aller Schlangen.220 Nachdem nun die Wissenschaft die Wirkungen entdeckt hat, muss sie deren Erste Ursache finden; und das kann sie niemals ohne die Hilfe der alten Wissenschaften, der Alchemie, der okkulten Botanik und Physik erreichen. Man lehrt uns, dass jede physiologische Veränderung, neben pathologischen Phänomenen; dass Krankheiten – ja, das Leben selbst – oder vielmehr die objektiven Phänomene des Lebens, die durch gewisse Bedingungen und Veränderungen in den Geweben des Körpers hervorgebracht werden, die es dem Leben gestatten und es dazu zwingen, in diesem Körper zu wirken; dass all dies jenen unsichtbaren Schöpfern und Zerstörern zuzuschreiben ist, die auf so ungenaue und verallgemeinernde Weise Mikroben221 genannt werden. [SD # 263] Experimentatoren wie Pasteur sind die besten Freunde und Helfer der Zerstörer und die schlimmsten Feinde der Schöpfer – wenn die Letzteren nicht gleichzeitig ebenfalls Zerstörer wären. Wie dem auch sei, das Eine ist sicher: Die Kenntnis dieser ersten Ursachen und der letzten Essenz eines jeden Elements, von seinen Leben, deren Funktionen, Eigenschaften und Bedingungen für Veränderungen – bildet die Grundlage der Magie. Während der letzten Jahrhunderte der christlichen Ära war Paracelsus vielleicht der einzige mit diesem Geheimnis vertraute Okkultist Europas. Hätte nicht eine kriminelle Hand seinem Leben Jahre vor der ihm von der Natur zugemessenen Zeit ein Ende gemacht, wäre die physiologische Magie für die zivilisierte Welt weniger geheimnisvoll, als dies heute der Fall ist.

(d) Aber was hat der Mond mit all dem zu tun, mag man uns fragen? Was haben „Fisch, Sünde und Mond“ in dem apokalyptischen Satz der Stanze in Gesellschaft mit den „Lebensmikroben“ zu tun? Mit den Letzteren nichts, es sei denn, dass sie sich des Tabernakels aus Lehm bedienen, der von ihnen bereitet wurde; mit dem göttlichen vollkommenen Menschen aber alles, da „Fisch, Sünde und Mond“ vereint die drei Symbole des unsterblichen Wesens bilden.

Das ist alles, was gegeben werden kann. Auch behauptet die Schreiberin nicht, mehr über dieses seltsame Symbol zu wissen als darüber aus exoterischen Religionen gefolgert werden kann, aus dem Mysterium vielleicht, das dem Matsya (Fisch) [SD # 264] Avatara Vishnus zugrunde liegt, dem chaldäischen Oannes – dem Mann-Fisch, der in dem unvergänglichen Zeichen des Zodiaks, Fische, aufgezeichnet ist und sich mittels der Persönlichkeiten von Josua, dem „Sohn des Fischs (Nun)“, und Jesus durch beide Testamente zieht; aus der allegorischen „Sünde“ oder dem Fall des Geistes in die Materie; und dem Mond – insofern er mit den „lunaren“ Vorfahren, den Pitris, in Zusammenhang steht.

Für den Augenblick mag es genauso passen, den Leser auf etwas anderes hinzuweisen: Obwohl die Mond-Göttinnen in sämtlichen Mythologien, insbesondere in der griechischen, wegen des Einflusses des Mondes auf die Frau und auf die Empfängnis mit der Geburt der Kinder in Verbindung gebracht werden, ist der Physiologie, die sämtliche volkstümlichen Bräuche in Zusammenhang damit für groben Aberglauben hält, der okkulte und tatsächliche Zusammenhang unseres Satelliten mit der Befruchtung bis zum heutigen Tag unbekannt. Da es nutzlos ist, das im Einzelnen zu besprechen, können wir für den Moment lediglich innehalten, um die lunare Symbologie beiläufig zu betrachten, und damit zu zeigen, dass der erwähnte Aberglaube selbst in den ältesten Glaubensrichtungen existiert, sogar im Judentum – der Grundlage des Christentums. Bei den Israeliten war die Hauptfunktion Jehovahs die Kinder zu schenken, und die Esoterik der Bibel zeigt bei kabbalistischer Interpretation unleugbar, dass das Allerheiligste im Tempel lediglich das Symbol des Mutterschoßes war. Das ist jetzt über alle Zweifel und jede Spitzfindigkeit durch die numerische Auslegung der Bibel im Allgemeinen und der Genesis im Besonderen erwiesen. Diese Vorstellung müssen die Juden sicherlich von den Ägyptern und Indern entlehnt haben, deren Allerheiligstes – und das bei Letzteren bis zum heutigen Tage – durch die Königskammer in der großen Pyramide (sieheSource of Measures“) und durch die Yonisymbole des exoterischen Hinduismus symbolisiert wurden. Um das Ganze klarer zu machen und gleichzeitig die ungeheure Diskrepanz des Geistes der Interpretation und der ursprünglichen Bedeutung derselben Symbole zwischen den alten östlichen Okkultisten und den jüdischen Kabbalisten zu zeigen, verweisen wir den Leser auf den Abschnitt über „Das Allerheiligste“ im zweiten Band.222

6. Von den Erstgeborenen (dem ursprünglichen oder dem ersten Menschen) an wird der Faden zwischen dem stillen Wächter und seinem Schatten mit jeder Veränderung (Re-Inkarnation) [SD # 265] stärker und strahlender (a). Das morgendliche Sonnenlicht hat sich in die Herrlichkeit des Mittags verwandelt. . . .

(a) Dieser Satz: „Der Faden zwischen dem stillen Wächter und seinem Schatten (dem Menschen) wird stärker“ – mit jeder Re-Inkarnation –, ist ein weiteres psychologisches Mysterium, das in Band II erklärt werden wird. Für den Augenblick wird es genügen zu sagen, dass der „Wächter“ und seine „Schatten“ – Letztere sind ebenso zahlreich wie die Re-Inkarnationen der Monade – eins sind. Der Wächter, oder der göttliche Prototyp, steht auf der oberen Sprosse der Leiter des Seins; der Schatten auf der unteren. Die Monade eines jeden Lebewesens ist obendrein ein individueller, sich von anderen unterscheidender Dhyan Chohan, eine Art eigener spiritueller Individualität in einem besonderen Manvantara, wenn nicht ihre moralische Verworfenheit die Verbindung abbricht und ungezügelt vom Wege „abirrend den lunaren Pfad“ betritt – um den okkulten Ausdruck zu gebrauchen. Ihr Urmaterial, der Geist (Atman) ist natürlich eins mit Paramatman (dem einen Universalgeist), aber das Vehikel (Vahana), in das es eingeschlossen ist, Buddhi, ist ein wesentlicher Bestandteil dieser dhyan-chohanischen Essenz; und hierin liegt das Mysterium jener Allgegenwart, welche ein paar Seiten vorher besprochen wurde. „Mein Vater, der im Himmel ist, und ich – sind eins“, sagt die christliche Bibel; und darin ist sie auf jeden Fall ein getreues Echo der esoterischen Lehre.

7. Dies ist dein gegenwärtiges Rad – sagte die Flamme zum Funken. Du bist ich selbst, mein Ebenbild und mein Schatten. Ich habe mich in dich gekleidet, und du bist mein Vahana (Vehikel) bis zum Tag „Sei-mit-uns“, wenn du wieder ich und andere werden wirst, du und ich (a). Dann steigen die Baumeister, in ihr erstes Gewand gehüllt, zur strahlenden Erde herab und herrschen über die Menschen –, welche sie selbst sind (b).

(a) Der Tag, an dem „der Funke wieder zur Flamme werden wird (der Mensch mit seinem Dhyan Chohan verschmilzt), ich und andere, du und ich“, wie die Stanze sagt, bedeutet Folgendes: „In Paranirvana – wenn Pralaya nicht nur die materiellen und psychischen Körper, sondern auch die spirituellen Ego(s) auf ihr ursprüngliches Prinzip reduziert haben wird – werden die vergangenen, gegenwärtigen und selbst die zukünftigen [SD # 266] Menschheiten, wie alle Dinge, ein und dasselbe sein. Alles wird wieder in den Großen Atem eingetreten sein. Mit anderen Worten, alles wird „mit Brahman“ oder der göttlichen Einheit „verschmolzen sein“.

Bedeutet das Vernichtung, wie einige annehmen? Oder Atheismus, wie andere Kritiker – die Verehrer einer persönlichen Gottheit und jene, die an ein unphilosophisches Paradies glauben – zu vermuten geneigt sind? Keins von beiden. Es ist absolut nutzlos auf die Frage zurückzukommen, ob der Spiritualität der feinsten Art Atheismus unterstellt werden kann. In Nirvana Vernichtung zu sehen liefe darauf hinaus zu behaupten, dass ein in einen gesunden, traumlosen Schlaf versunkener Mensch ebenso vernichtet sei – einen Schlaf, welcher keinen Eindruck auf das physische Gedächtnis und Gehirn zurücklässt, weil das Höhere Selbst des Schläfers in diesen Stunden in seinem ursprünglichen Zustand absoluten Bewusstseins ist. Letzteres Gleichnis beantwortet nur die eine Seite der Frage – die materiellste, da Re-Absorption durchaus keinen derartigen „traumlosen Schlaf“ bedeutet, sondern im Gegenteil absolute Existenz, eine unbedingte Einheit oder einen Zustand, den zu beschreiben die menschliche Sprache gänzlich und hoffnungslos unzureichend ist. Die einzige Annäherung an so etwas wie eine allumfassende Vorstellung davon kann lediglich versucht werden, und zwar mit den panoramischen Visionen der Seele, hervorgebracht von der spirituellen Ideenbildung der göttlichen Monade. Auch geht die Individualität nicht deshalb verloren, weil sie re-absorbiert wird, nicht einmal die Essenz der Persönlichkeit, wenn davon etwas zurückbleibt. Denn wie grenzenlos der paranirvanische Zustand auch immer sein mag – vom menschlichen Standpunkt aus –, hat er doch in der Ewigkeit eine Grenze. Wenn die Monade ihn einmal erreicht hat, wird sie daraus auf einer viel höheren Ebene als ein noch höheres Wesen wieder emportauchen, um ihren Kreislauf vervollkommneter Aktivität erneut zu beginnen. Das menschliche Gemüt in seinem gegenwärtigen Entwicklungszustand kann diese Gedankenebene nicht übersteigen, ja sie kaum erreichen. Es taumelt hier, am Rand der unerfassbaren Absolutheit und Ewigkeit.

(b) Die „Wächter“ herrschen während der gesamten Periode des Satya-Yugas und der kleineren darauffolgenden Yugas bis zum Beginn der dritten Wurzelrasse über den Menschen; danach herrschen die Patriarchen, Heroen und die Manen (siehe die ägyptischen Dynastien, welche die Priester dem Solon aufzählten), die inkarnierten Dhyanis einer niederen Ordnung, bis zu König Menes und den menschlichen Königen der anderen Nationen; sie alle wurden sorgfältig aufgezeichnet. In der Sichtweise der Symbologen wird dieses Zeitalter der Mythenbildung natürlich nur als Märchen betrachtet. Aber da Traditionen und selbst Chroniken solcher Dynastien göttlicher Könige – von Göttern, die über Menschen herrschen, gefolgt von Dynastien von Heroen oder Giganten – sich in den Annalen aller Nationen finden, ist es schwierig zu verstehen, wie alle diese Völker unter der Sonne, manche wie die alten Peruaner und Mexikaner und ebenso die Chaldäer durch riesige [SD # 267] Ozeane voneinander getrennt und verschiedenen Hemisphären angehörend, dieselben „Märchen“ mit derselben Reihenfolge von Ereignissen ausgearbeitet haben konnten.223 Wie auch immer, wir sind zu unserem Glauben ebenso berechtigt wie alle anderen, seien sie religiöse Eiferer oder Skeptiker, da die Geheimlehre eine verlässlichere als die profane Geschichte lehrt, wenn sie auch esoterisch und traditionell ist. Und diese Lehre sagt, dass die Dhyani-Buddhas der beiden höheren Gruppen, nämlich die „Wächter“ oder die „Architekten“, die vielen und unterschiedlichen Rassen mit göttlichen Königen und Führern versorgten. Die Letzteren lehrten die Menschheit ihre Künste und Wissenschaften, und die Erstgenannten enthüllten den inkarnierten Monaden, die gerade ihre aus den niedrigeren Reichen stammenden Vehikel abgeschüttelt und daher jede Erinnerung an ihren göttlichen Ursprung verloren hatten, die großen spirituellen Wahrheiten der transzendentalen Welten (siehe Band II, „Göttliche Dynastien“).

Also stiegen, wie es in der Stanze zum Ausdruck kommt, die Wächter zur Erde herab und herrschten über die Menschen – „die sie selbst sind“. Die herrschenden Könige hatten ihren Zyklus auf der Erde und anderen Welten in den vorhergehenden Runden vollendet. In den zukünftigen Manvantaras werden sie zu Systemen aufgestiegen sein, welche über unserer planetarischen Welt stehen; und die Auserwählten unserer Menschheit, die Pioniere auf dem harten und mühevollen Pfad des Fortschritts, werden die Plätze ihrer Vorgänger einnehmen. Das nächste große Manvantara wird Zeuge davon werden, wie die Menschen unseres eigenen Lebenszyklus zu den Unterweisern und Führern einer Menschheit werden, deren Monaden jetzt noch – halbbewusst – in den Intellektuellsten des Tierreichs eingekerkert sind, während ihre niederen Prinzipien vielleicht die höchsten Arten der Pflanzenwelt beseelen.

So schreiten die Zyklen der siebenfältigen Evolution in der siebenfältigen Natur voran; die spirituellen oder göttlichen; die psychischen oder halbgöttlichen; die intellektuellen, die leidenschaftlichen, die instinktiven oder kognitiven; die halbkörperlichen und die rein materieller oder physischer Natur. Sie alle evolvieren und schreiten zyklisch voran, indem sie von einem zum Nächsten fortschreiten, auf einem doppelten, zentrifugalen und zentripetalen Pfad, eins in ihrer letzten Essenz, siebenfältig in ihren Aspekten. Der Niederste ist natürlich der von [SD # 268] unseren fünf physischen Sinnen Abhängende und ihnen Dienende.224 Soviel über das individuelle, menschliche, fühlende, tierische und pflanzliche Leben, jedes der Mikrokosmos seines höheren Makrokosmos. Das Gleiche gilt für das Universum, das sich zum Zweck des kollektiven Fortschritts der zahllosen Leben – den Ausatmungen des Einen Lebens – periodisch manifestiert; damit durch das Immer-Werden jedes kosmische Atom in diesem unendlichen Universum auf seinem Durchgang vom Formlosen und Immateriellen durch die gemischten Naturen des Halbirdischen bis hinab zur vollentwickelten Materie und dann wieder zurück, in jeder neuen Periode höher und näher zu dem schließlichen Ziel wieder emporsteigend; damit jedes Atom, sagen wir, durch individuelle Verdienste und Anstrengungen jene Ebene erreichen kann, auf der es wieder zu dem einen, nicht bedingten All wird. Aber zwischen dem Alpha und dem Omega liegt eine beschwerliche „Straße“, eingesäumt von Dornen, die „zuerst abwärts führt, und dann –

Sich windet steil empor
Ja, bis ans Ende. . . . .”

Seine lange Reise unbefleckt antretend; immer mehr und mehr in die sündhafte Materie hinabsteigend und sich mit jedem Atom im manifestierten Raum verbindend – hat der Pilger, nachdem er sich durch sämtliche Formen des Lebens und Daseins durchgekämpft und darin gelitten hat, erst die Talsohle der Materie erreicht und befindet sich auf halbem Weg seines Zyklus, wenn er sich selbst mit der kollektiven Menschheit identifiziert hat. Diese hat er nach seinem eigenen Bild erschaffen. Um aufwärts und heimwärts fortzuschreiten, muss der „Gott“ nun den mühevollen steilen Pfad des Golgatha des Lebens emporsteigen. Es ist das Märtyrium der selbstbewussten Existenz. Gleich ­Vishvakarman muss er sich für sich selbst opfern, um sämtliche Geschöpfe zu erlösen, um aus den Vielen zu dem Einen Leben aufzuerstehen. Dann steigt er tatsächlich in den Himmel auf, wo er, versunken in das unbegreifliche absolute Sein und die Glückseligkeit des Paranirvana, bedingungslos herrscht und von wo er beim nächsten „Kommen“ wieder herabsteigen wird, das ein Teil der Menschheit im Sinne des toten Buchstabens als das zweite Kommen erwartet und der andere Teil als den letzten „Kalki Avatara“.

 

 

 

 

[SD # 269]
Zusammenfassung

„Die Geschichte der Schöpfung und dieser Welt von ihrem Anbeginn bis zur gegenwärtigen Zeit besteht aus sieben Kapiteln. Das siebte Kapitel ist noch nicht geschrieben.“
(T. Subba Row, „Theosophist“, 1881)

 

Das erste dieser sieben Kapitel wurde unternommen und ist nun fertig. Wie unvollständig und schwach die Darlegung auch immer sein mag, sie stellt doch auf jeden Fall eine Annäherung dar – das Wort in einem mathematischen Sinne gebraucht – an das, was die älteste Grundlage aller darauffolgenden Kosmogonien darstellt. Der Versuch, das große Panorama des ewig periodisch wiederkehrenden Gesetzes – welches dem plastischen Gemüt der ersten mit Bewusstsein begabten Rassen von jenen eingeprägt wurde, die es aus dem Universalgemüt reflektierten – in einer europäischen Sprache wiederzugeben ist ein Wagnis, denn vom Sanskrit abgesehen, der Sprache der Götter, vermag das keine menschliche Sprache auch nur annähernd zu vollbringen. Aber die Unvollkommenheiten in diesem Werk müssen vergeben werden um des Motivs willen.

Weder das Vorhergehende noch was jetzt noch folgen wird kann irgendwo als Ganzes vollständig gefunden werden. Es wird in keiner der sechs indischen Philosophieschulen gelehrt, da es sich auf deren Synthese bezieht – die siebte, welche die okkulte Lehre ist. Es ist auf keinem zerfallenden ägyptischen Papyrus aufgezeichnet, und es ist auch nicht mehr in assyrischen Ziegeln oder Granitmauern eingraviert. Die Bücher des Vedantas (das letzte Wort des menschlichen Wissens) geben lediglich den metaphysischen Aspekt dieser Weltkosmogonie heraus; und ihr unbezahlbarer Wissensschatz, die Upanishaden Upa-ni-shad, ein zusammengesetztes Wort mit der Bedeutung „die Überwindung der Unwissenheit durch die Offenbarung des geheimen, spirituellen Wissens“ –, erfordert jetzt den zusätzlichen Besitz eines Generalschlüssels, um den Schüler zu befähigen, sich ihre volle Bedeutung zu erschließen. Den Grund dafür will ich hier darzustellen versuchen, so wie ich ihn von einem Meister erfahren habe.

Die Bezeichnung „Upanishaden“ wird gewöhnlich übersetzt mit „esoterische Lehre“. Diese Abhandlungen bilden einen Teil der Sruti oder des „enthüllten Wissens“, kurz gesagt der Offenbarung; und sie sind allgemein dem Brahmana genannten Teil der Veden225 als ihre dritte Abteilung angegliedert. [SD # 270] Es gibt mehr als 150 von den Orientalisten aufgezählte und ihnen bekannte Upanishaden, deren älteste ihrer Ansicht nach wahrscheinlich ungefähr 600 Jahre v. Chr. geschrieben wurden; aber nicht einmal der fünfte Teil davon existiert in Original-Texten. Die Upanishaden sind für die Veden das, was die Kabbala für die jüdische Bibel ist. Sie behandeln und erklären die geheime und mystische Bedeutung der vedischen Texte. Sie sprechen vom Ursprung des Universums, der Natur der Gottheit und des Geistes und der Seele und auch vom metaphysischen Zusammenhang zwischen Geist und Materie. Kurz gesagt: Sie enthalten den Anfang und das Ende allen menschlichen Wissens, jedoch haben sie aufgehört, es zu enthüllen seit den Tagen Buddhas. Wäre es anders, könnten die Upanishaden nicht esoterisch genannt werden, da sie jetzt offen an die heiligen brahmanischen Bücher angehängt sind, die in unserem gegenwärtigen Zeitalter selbst den Mlechchhas (den Kastenlosen) und den europäischen Orientalisten zugänglich wurden. Etwas in ihnen – und zwar in allen Upanishaden – weist unveränderlich und beständig auf ihren alten Ursprung hin, und beweist (a), dass sie in einigen Teilen verfasst wurden, bevor das Kastensystem zu der tyrannischen Einrichtung wurde, das es heute noch darstellt; und (b), dass die Hälfte ihrer Inhalte ausgemerzt wurde, während andere neu verfasst und gekürzt wurden. „Die großen Lehrer des höheren Wissens und die Brahmanen werden stets auf dem Weg zu den Kshatriya (Kriegerkaste) Königen dargestellt, um zu deren Schülern zu werden.“ Wie Cowell passend bemerkt, „atmen die Upanishaden einen gänzlich anderen Geist“ (als andere brahmanische Schriften), „eine Freiheit des Denkens, wie sie in keinem früheren Werk vorkommt, mit Ausnahme der Hymnen des Rigvedas selbst“. Die zweite Tatsache erklärt sich durch eine in einem Manuskript über Buddhas Leben aufgezeichneten Überlieferung. Diese behauptet, die Upanishaden seien ursprünglich ein paar Jahrhunderte nach dem Eindringen der „Zweimalgeborenen“ in Indien, nach dem Beginn der zur Exklusivität des gegenwärtigen Kastensystems bei den Brahmanen führenden Reform, ihren Brahmanas angehängt worden. In jenen Tagen waren sie vollständig und wurden zur Schulung der Chelas verwendet, die sich auf ihre Initiation vorbereiteten.

[SD # 271] Das ging so lange, wie die Veden und die Brahmanas alleinig und exklusiv von den Tempelbrahmanen verwahrt wurden – und niemand außerhalb der heiligen Kaste das Recht hatte, sie zu studieren oder auch nur zu lesen. Dann kam Gautama, der Prinz von Kapilavastu. Nachdem er die gesamte brahmanische Weisheit im Rahasya oder den Upanishaden gelernt hatte und fand, dass sich die Lehren, wenn überhaupt, nur wenig von jenen der die schneebedeckten Bergketten des Himalayas226 bewohnenden „Lehrer des Lebens“ unterschieden, beschloss der Schüler der Brahmanen, ungehalten darüber, dass die heilige Weisheit allen, außer den Brahmanen, vorenthalten wurde, die ganze Welt durch ihre Verbreitung zu erretten. Als die Brahmanen damals sahen, dass ihr heiliges Wissen und ihre okkulte Weisheit in die Hände der „Mlechchhas“ fielen, kürzten sie die Texte der Upanishaden; vor der Kürzung hatten die Veden und Brahmanas zusammen den dreifachen Umfang. Sie änderten jedoch nicht ein einziges Wort. Sie schieden aus den Manuskripten lediglich die wichtigsten Teile aus, welche das letzte Wort über das Mysterium des Seins enthalten. Der Schlüssel zu dem geheimen Code der Brahmanen verblieb von da an bei den Initiierten allein; die Brahmanen waren so in der Lage, unter Berufung auf ihre in den Hauptfragen für immer zum Schweigen gebrachten Upanishaden öffentlich die Richtigkeit von Buddhas Lehre zu bestreiten. So lautet die esoterische Überlieferung jenseits des Himalayas.

Sri Shankaracharya, der größte in historischen Zeiten lebende Initiierte, schrieb gar manchen Bhashya zu den Upanishaden. Seine ursprünglichen Abhandlungen sind aber, wie wir Grund haben zu vermuten, noch nicht in die Hände der Philister gefallen, denn sie werden zu misstrauisch in seinen Maths (Klöstern, Mathams) bewahrt. Und es gibt noch gewichtigere Gründe für die Annahme, dass die unschätzbaren Bhashyas (Kommentare) des bedeutendsten Interpreten der esoterischen Lehre der Brahmanen noch viele Zeitalter lang für die meisten Hindus tote Buchstaben bleiben werden, die Smartava-Brahmanen ausgenommen. Diese von Shankaracharya gegründete Gemeinschaft (welche im südlichen Indien noch sehr mächtig ist) ist heutzutage nahezu als einzige in der Lage, noch Studierende hervorzubringen, welche für das Verständnis des [SD # 272] toten Buchstabens der Bhashyas ausreichendes Wissen bewahrt haben. Wie mir mitgeteilt wird, ist der Grund dafür, dass sie allein gelegentlich wirklich Initiierte an der Spitze ihrer Mathams haben, wie zum Beispiel im „Sringa-Giri“ in den Westghats von Mysore. Auf der anderen Seite gibt es keine exklusivere Sekte in jener äußerst exklusiven Kaste der Brahmanen als die Smartava; und die Verschwiegenheit ihrer Anhänger, wenn es gilt zu sagen, was sie über die okkulten Wissenschaften und die esoterischen Lehre wissen, kommt nur ihrem Stolz und ihrer Gelehrsamkeit gleich.

Daher muss die Schreiberin der vorliegenden Behauptung im Voraus darauf vorbereitet sein, der größten Opposition und selbst der Ablehnung der in diesem Buch vorgebrachten Behauptungen zu begegnen. Auf die Unfehlbarkeit oder vollkommene Richtigkeit jeden Details des hier Gesagten wurde niemals Anspruch erhoben. Es gibt hier Tatsachen, und sie können schwerlich geleugnet werden. Aber infolge der den behandelten Gegenständen innewohnenden Schwierigkeiten und der nahezu unüberwindbaren Beschrän­kungen der englischen Sprache (sowie jeder anderen europäischen Sprache) beim Ausdruck gewisser Ideen, ist es mehr als wahrscheinlich, dass es der Schreiberin nicht gelungen ist, die Erklärungen in der besten und klarsten Form darzulegen. Aber alles, was getan werden konnte, wurde unter widrigen Umständen jeglicher Art erledigt, und das ist das Äußerste, was von einem Schriftsteller erwartet werden kann.

So wollen wir denn rekapitulieren und zeigen, wie schwer, wenn nicht unmöglich es bei dem gewaltigen Umfang der erläuterten Themen ist, ihnen vollständig gerecht zu werden.

(1) Die Geheimlehre ist die angesammelte Weisheit der Zeitalter, und ihre Kosmogonie allein ist das erstaunlichste und am besten ausgearbeitete System, z. B. selbst in der Exoterik der Puranas. Die mysteriöse Macht okkulter Symbolik ermöglicht es, dass die Tatsachen einer verwirrenden Reihe evolutionärer Fortschritte, mit welchen sich tatsächlich zahllose Generationen initiierter Seher und Propheten beschäftigten, sie ordneten, aufzeichneten und erläuterten, allesamt auf einige wenige Blätter mit geometrischen Symbolen und Bildzeichen aufgezeichnet wurden. Wo ein gewöhnlicher, wenn auch noch so gelehrter Unwissender, lediglich die äußere Tätigkeit einer Form bemerken würde, drang die blitzartige Schau jener Seher zum innersten Kern der Materie vor und zeichnete die Seele der Dinge dort auf. Aber die moderne Wissenschaft glaubt nicht an die „Seele der Dinge“ und wird daher das ganze System der alten Kosmogonie zurückweisen. Es ist nutzlos zu sagen, dass das in Frage stehende System nicht das Fantasiegebilde eines oder mehrerer einzelner Individuen ist. Dass es eine ununterbrochene Aufzeichnung ist, welche sich über Tausende von Generationen von Sehern erstreckt, deren jeweilige Erfahrungen dazu dienten, die [SD # 273] von einer frühen Rasse mündlich der nächsten weitergegebenen Überlieferungen zu prüfen und zu belegen, Lehren von über die Kindheit der Menschheit wachenden höheren und erhabeneren Wesen. Dass die „weisen Menschen“ der fünften Rasse von dem vor dem letzten Kataklysmus und der Kontinentalverschiebung bewahrten und erretteten Stamm während langer Zeitalter ihr Leben mit Lernen zubrachten und nicht mit Lehren. Wie taten sie das? Es wird geantwortet: Auf jedem Gebiet der Natur wurden die alten Überlieferungen durch unabhängige Schau großer Adepten kontrolliert, geprüft und belegt; z. B. von Menschen, die ihren körperlichen, mentalen, psychischen und spirituellen Aufbau bis zum höchstmöglichen Grad entwickelt und vervollkommnet hatten. Keine Schau eines einzelnen Adepten wurde akzeptiert, bevor sie nicht durch die Vision – in solcher Weise empfangen, dass sie als unabhängiger Beweis dienen konnte – anderer Adepten geprüft und bestätigt waren, und durch Jahrhunderte an Erfahrungen.

(2) Das Grundgesetz jenes Systems, der Mittelpunkt, aus dem alles auftauchte und um welchen und wohin alles gravitiert, und auf dem die Philosophie des Übrigen aufgebaut ist, ist das eine homogene göttliche Substanz-Prinzip, die eine Grundursache.

. . . „Nur Wen’ge, deren Lampe heller schien,
Die führt von Grund zu Grund ein sich’rer Schluss,
Zu der Natur geheimem Haupte hin;
Sie fanden, dass ein Urprinzip sein muss. . . .”

Es wird „Substanz-Prinzip“ genannt, weil es auf der Ebene des manifestierten Universums zur „Substanz“ wird, zu einer Illusion, während es in dem anfanglosen und endlosen abstrakten, sichtbaren und unsichtbaren Raum ein „Prinzip“ bleibt. Es ist die allgegenwärtige Wirklichkeit: unpersönlich, weil sie alles und jedes enthält. Ihre Unpersönlichkeit ist die Grundvorstellung des Systems. Es ist in jedem Atom im Universum latent vorhanden und ist das Universum selbst (siehe auch die Kapitel über Symbolik, „Ursubstanz und Göttlicher Gedanke“).

(3) Das Universum ist die periodische Manifestation dieser unbekannten, absoluten Essenz. Es „Essenz“ zu nennen ist jedoch eine Sünde gegen den eigentlichen Geist der Philosophie. Denn obwohl das Substantiv in diesem Fall von dem Verb esse, „sein“, abgeleitet werden kann, kann Es dennoch mit keinem Wesen irgendeiner Art identifiziert werden, das sich der menschliche Intellekt vorstellen kann. Am besten wird Es weder als Geist noch als Materie bezeichnet, sondern als beides. In Wirklichkeit sind „Parabrahman und Mulaprakriti“ eins, jedoch zwei in der universalen Vorstellung des Manifestierten, selbst in der Vorstellung des Einen Logos, in dessen erster Manifestation, dem Es, wie der fähige Vortragende in den „Anmerkungen zu Bhagavadgita“ zeigt, vom objektiven Standpunkt [SD # 274] des Einen Logos aus als Mulaprakriti und nicht als Parabrahman erscheint, als sein Schleier, und nicht als die eine, dahinter verborgene Wirklichkeit, die unbedingt und absolut ist.

(4) Das Universum mit allem, was es enthält, wird Maya genannt, weil alles darin vergänglich ist, vom flüchtigen Leben eines Glühwürmchens bis zu dem der Sonne. Verglichen mit der ewigen Unveränderlichkeit des Einen und der Wandellosigkeit dieses Prinzips muss das Universum mit seinen vergänglichen, ewig wechselnden Formen im Gedanken eines Philosophen notwendigerweise nichts Besseres sein als ein Irrlicht. Und doch bietet das Universum den darin existierenden bewussten Wesen, die genauso unwirklich sind wie es selbst, eine ausreichende Wirklichkeit.

(5) Alles im Universum, in allen seinen Reichen, ist bewusst: d. h. mit einem Bewusstsein seiner eigenen Art und auf seiner eigenen Wahrnehmungsebene begabt. Wir Menschen müssen uns daran erinnern, dass wir nur deshalb, weil wir, sagen wir einmal in den Steinen, keine für uns wahrnehmbaren Zeichen von Bewusstsein erkennen können, noch lange kein Recht dazu haben zu behaupten, dass darin kein Bewusstsein existiert. So etwas wie „tote“ oder „blinde“ Materie existiert genauso wenig wie ein „blindes“ oder „­unbewuss­tes“ Gesetz. In den Vorstellungen der okkulten Philosophie gibt es für so etwas keinen Platz. Letztere bleibt niemals bei oberflächlichen Erscheinungen stehen, und für sie haben die noumenalen Essenzen mehr Wirklichkeit als ihre objektiven Abbilder; darin ähnelt sie dem System der mittelalterlichen Nominalisten, für welche die Universalien die Wirklichkeiten waren und die Partikularien lediglich dem Namen nach und in der menschlichen Einbildung existierten.

(6) Das Universum wird von innen nach außen gestaltet und geleitet. Wie oben so ist es unten, wie im Himmel so auf der Erde; und der Mensch – der Mikrokosmos und die Miniaturkopie des Makrokosmos – ist der lebendige Zeuge dieses universalen Gesetzes und für die Art seines Wirkens. Wir sehen, dass jede äußere Bewegung, Handlung, Gebärde, ob willentlich oder mechanisch, organisch oder intellektuell, durch inneres Empfinden oder Emotion, Willen oder Wunsch und Gedanken oder Verstand hervorgerufen wird und darauf folgt. Im äußeren Körper des Menschen kann in seiner normalen Funktion keine äußere Bewegung oder Veränderung zustande gebracht werden, es sei denn durch inneren Antrieb, ausgelöst durch eine der drei genannten Funktionen, und dasselbe gilt gleichermaßen für das äußere oder manifestierte Universum. Der ganze Kosmos wird von einer nahezu endlosen Reihe von Hierarchien fühlender Wesen geleitet, kontrolliert und belebt, von denen jedes eine Aufgabe zu erfüllen hat, und die – einerlei, ob wir ihnen den einen oder anderen Namen geben und sie Dhyan Chohans oder Engel nennen – nur in dem Sinne „Sendboten“ sind, dass sie die Werkzeuge der karmischen und kosmischen Gesetze sind. In ihren [SD # 275] jeweiligen Bewusstseinsstufen und ihrer Intelligenz unterscheiden sie sich grenzenlos voneinander; und sie alle reine Geister zu nennen, ohne die Beimischung jeglicher irdischer Qualitäten, „an welchen der Zahn der Zeit zu nagen pflegt“, bedeutet nur, einer poetischen Floskel zu huldigen. Denn jedes dieser Wesen war einst ein Mensch oder bereitet sich darauf vor, zu einem Menschen zu werden, wenn nicht im gegenwärtigen, so in einem vergangenen oder zukünftigen Zyklus (Manvantara). Wenn nicht beginnende, sind sie ausgereifte Menschen; und auf ihren höheren (weniger materiellen) Ebenen unterscheiden sie sich moralisch von irdischen Menschen lediglich darin, dass sie von der Empfindung einer Persönlichkeit und der menschlichen emotionalen Natur frei sind – beides rein irdische Qualitäten. Die Ersteren oder „Ausgereiften“ sind von jenen Gefühlen frei; (a) weil sie keine fleischlichen Körper mehr besitzen – eine stets betäubende Last auf der Seele; und (b) weil das rein spirituelle Element ungebundener und freier gelassen wird, sind sie weniger von Maya beeinflusst als dies der Mensch jemals erreichen kann, wenn er nicht ein Adept ist, der seine beiden Persönlichkeiten – die spirituelle und die körperliche – vollständig voneinander getrennt hält. Die beginnenden Monaden, die noch niemals irdische Körper besaßen, können weder Persönlichkeit noch Ego-ismus empfinden. Da das, was unter „Persönlichkeit“ verstanden wird, eine Beschränkung und Beziehung darstellt oder – wie Coleridge definiert – „Individualität, die in sich selbst existiert, jedoch eine Natur als Grundlage hat“, kann der Ausdruck natürlich nicht auf nichtmenschliche Wesen angewendet werden; wie jedoch schon Generationen von Sehern nachdrücklich betonten ist es eine Tatsache, dass keines dieser Wesen, ob hoch oder niedrig, als eigenständiges Wesen über Individualität oder Persönlichkeit verfügt, d. h. sie haben keine Individualität in dem Sinn, was der Mensch mit folgenden Worten zum Ausdruck bringt: „Ich bin ich und niemand anderes“; mit anderen Worten, sie sind sich keiner solchen ausgeprägten Getrenntheit bewusst, wie sie Menschen und Dinge auf der Erde haben. Individualität ist das Charakteristikum ihrer entsprechenden Hierarchien, nicht ihrer Einheiten. Und diese Charakteristika ändern sich ausschließlich mit der Stufe der Ebene, zu welcher die jeweilige Hierarchie gehört: Je näher sie sich an der Region der Homogenität und des Einen Göttlichen befindet, desto reiner und weniger betont ist jene Individualität in der Hierarchie. Sie sind endlich in jeder Hinsicht, mit Ausnahme ihrer höheren Prinzipien – der unsterblichen Funken, welche die universale göttliche Flamme reflektieren – in den Sphären der Illusion lediglich durch eine Differenzierung individualisiert und getrennt, welche ebenso illusorisch ist wie alles Übrige. Sie sind „Lebendige“, weil sie auf den kosmischen Schirm der Illusion projizierte Ströme des absoluten Lebens sind; das Leben kann in diesen Wesen nicht ausgelöscht werden, bevor nicht das Feuer der Unwissenheit in jenen erloschen ist, die diese „Leben“ empfinden. Unter dem belebenden Einfluss des unerschaffenen Strahles ins Dasein getreten, der Reflexion der großen, an den Ufern des Lebensstromes [SD # 276] strahlenden Zentralsonne, gehört das innere Prinzip in ihnen den Wassern der Unsterblichkeit an, während sein differenziertes Gewand so vergänglich ist wie der Körper des Menschen. Daher hatte Young Recht zu sagen,

„Engel sind Menschen einer höheren Art”

und nicht mehr. Sie sind weder „dienende“ noch „schützende“ Engel; noch weniger sind sie „Vorboten des Höchsten“ oder „Sendboten des Zorns“ irgendeines Gottes, den sich die Fantasie des Menschen erschaffen hat. Ihren Schutz anzurufen ist ebenso töricht wie zu glauben, dass ihre Sympathie durch irgendeine Art von Sühneopfer erlangt werden könne; denn sie sind, ebenso sehr wie der Mensch selbst, Sklaven und Geschöpfe des unveränderlichen karmischen und kosmischen Gesetzes. Der Grund dafür ist einleuchtend. Da sie keine Persönlichkeitselemente in ihrer Essenz haben, können sie keine persönlichen Eigenschaften besitzen wie die Menschen sie in ihren exoterischen Religionen ihrem anthropomorphen Gott zuschreiben – einem eifersüchtigen und exklusiven Gott, der sich erfreut und der zürnt, der Wohlgefallen hat an Opfern und in seiner Eitelkeit despotischer ist als sämtliche endlichen, närrischen Menschen. Dem Menschen, wie in Band II gezeigt wird, der aus den Essenzen all dieser himmlischen Hierarchien zusammengesetzt ist, mag es gelingen, sich selbst als solchen in einem Sinn erhaben zu machen über irgendeine Hierarchie oder Klasse oder selbst über eine Kombination von ihnen. „Der Mensch kann die Devas weder günstig stimmen, noch ihnen befehlen“, wird gesagt. Aber durch Lähmung seiner niederen Persönlichkeit, wodurch er zur vollen Erkenntnis der Nichtgetrenntheit seines höheren Selbst von dem einen absoluten Selbst gelangt, kann der Mensch selbst während seines irdischen Lebens „Einer von uns“ werden. So kann der Mensch durch den Genuss der die Unwissenheit ausmerzenden Frucht der Erkenntnis einem der Elohim oder der Dhyanis gleich werden; und wenn er ihre Ebene erst erreicht hat, muss sich der Geist der Solidarität und vollkommenen Harmonie, der in jeder Hierarchie herrscht, über ihn ausbreiten und ihn in vollem Umfang beschützen.

Was die Wissenschaftler hauptsächlich daran hindert, sowohl an göttliche als auch an die Geister der Natur zu glauben, ist ihr Materialismus. Was die Spiritisten daran hindert, an sie zu glauben, während sie sich doch ein blindes Vertrauen in die „Geister“ der Verstorbenen bewahren, ist die allgemeine Unwissenheit aller – mit Ausnahme einiger Okkultisten und Kabbalisten – über die wahre Essenz und die Natur der Materie. Der Glaube oder Unglaube an die Existenz uns umgebender anderer bewusster Wesen, abgesehen von den Geistern der Toten, beruht auf der Annahme oder Ablehnung der Theorie von der Einheit von allem in der Natur in ihrer ultimativen Essenz. [SD # 277] Bei der weiteren Erhellung seiner Ansichten über die okkulte Kosmogonie hängt der Schüler vom richtigen Verständnis der ursprünglichen Evolution der Geist-Materie und ihrer wahren Essenz ab; und dieses Verständnis liefert auch den einzigen sicheren Hinweis, der seine weiteren Studien leiten kann.

Wie soeben gezeigt wurde, ist es nüchterne Wahrheit, dass jeder sogenannte „Geist“ entweder ein entkörperter oder ein zukünftiger Mensch ist. Vom höchsten Erzengel (Dhyan Chohan) hinab bis zum letzten bewussten „Erbauer“ (der niederen Klasse spiritueller Wesenheiten) sind sie alle Menschen, die vor Äonen in früheren Manvantaras in dieser oder anderen Sphären lebten; so sind die niederen, halbintelligenten und nichtintelligenten Elementale – alle zukünftige Menschen. Die Tatsache allein – dass ein Geist mit Intelligenz begabt ist – genügt dem Okkultisten als Beweis, dass dieses Wesen einst Mensch gewesen sein und seine Erkenntnis und Intelligenz im menschlichen Zyklus erlangt haben muss. Im Universum existiert lediglich eine unteilbare und absolute Allwissenheit und Intelligenz, und diese durchdringt jedes Atom und jeden kleinsten Punkt des ganzen endlichen Kosmos, der grenzenlos ist und den die Menschen Raum nennen und als unabhängig von allem betrachten, was er enthält. Aber die erste Differenzierung seiner Reflexion in der manifestierten Welt ist rein geistig, und die in ihm hervorgebrachten Wesen sind nicht mit einer Art von Bewusstsein ausgestattet, das in irgendeiner Beziehung zu dem steht, die wir uns ausdenken könnten. Bevor sie es nicht persönlich und individuell erlangen, können sie weder menschliches Bewusstsein noch Intelligenz besitzen. Dies mag ein Mysterium sein, ist in der Esoterischen Philosophie aber dennoch eine Tatsache, und eine ziemlich offensichtliche obendrein.

Die gesamte Ordnung in der Natur lässt einen schrittweisen Marsch in Richtung eines höheren Lebens erkennen. Die Wirkung selbst der scheinbar blindesten Kräfte folgt einem Plan. Der ganze Evolutionsprozess mit seinen endlosen Anpassungen ist ein Beweis dafür. Die unveränderlichen Gesetze, welche die schwachen und hinfälligen Arten ausmerzen, um den Starken Platz zu machen und die das „Überleben des Tauglichsten“ sichern, arbeiten alle auf das große Ziel hin, wenngleich sie in ihrer unmittelbaren Wirkung grausam sind. Die Tatsache allein, dass Anpassungen wirklich stattfinden und dass der Tauglichste im Kampf ums Dasein wirklich überlebt, zeigt, dass die sogenannte „unbewusste Natur“227 in Wirklichkeit eine Zusammenwirkung von Kräften darstellt, die [SD # 278] von hohen Planetengeistern (Dhyan Chohans) geleitete halbintelligente Wesen (Elementale) handhaben. Ihre kollektive Gesamtheit formt das manifestierte Verbum des unmanifestierten Logos und bildet gleichermaßen das Gemüt des Universums und sein unveränderliches Gesetz.

Die Esoterische Philosophie prägt unserem Denken drei individuelle Darstellungen des Universums in seinen drei unterschiedlichen Aspekten ein: Das Prä-Existierende (evolviert aus) dem Ewig-Existierenden; und das Phänomenale – die Welt der Illusion und deren Reflexion und Schatten. Während des als Manvantara bekannten großen Mysteriums und Dramas des Lebens gleicht der reale Kosmos einem hinter einer weißen Leinwand aufgestellten Objekt, dessen von einer magischen Laterne erzeugter chinesischer Schatten auf diese Leinwand projiziert wird. Verborgen bleibende Hände der Evolution ziehen die Fäden, und die tatsächlichen Figuren und Dinge bleiben unsichtbar; und hinter den Fallstricken Maha-Mayas oder der großen Illusion sind Menschen und Dinge somit nichts anderes als Reflexionen auf dem weißen Feld der Wirklichkeiten. Das wurde in jeder Philosophie, in jeder Religion gelehrt, sowohl vor- als auch nachsintflutlich, in Indien und Chaldäa, sowohl von den chinesischen als auch von den griechischen Weisen. In den zuerst erwähnten Ländern wurden diese drei Universen in exoterischen Lehren als die drei Trinitäten allegorisiert, die aus dem zentralen ewigen Keim emanieren und mit ihm eine höchste Einheit bilden: die anfängliche, die manifestierte und die schöpferische Triade oder die drei in einem. Letzteres ist lediglich das konkret formulierte Symbol der ersten beiden idealen Trinitäten. Somit übergeht die Esoterische Philosophie den Determinismus dieser rein metaphysischen Vorstellung, und nennt ausschließlich das Erste das Ewig-Existierende. Das ist die Ansicht jeder Einzelnen der sechs großen Schulen der indischen Philosophie – die sechs Prinzipien jenes Einheitskörpers der Weisheit, von welchem die „Gnosis“, das verborgene Wissen, das siebte ist.

So oberflächlich die Kommentare zu den sieben Stanzen auch behandelt sein mögen, hofft die Schreiberin dennoch, dass genug in diesen kosmogonischen Teil des Werkes gegeben wurde, um zu zeigen, dass die archaischen Lehren selbst ihrem äußeren Anschein nach schon sichtlich wissenschaftlicher (im modernen Sinn des Worts) sind als beliebige andere überlieferte alte heilige Schriften, welche ihrem exoterischen Aspekt nach betrachtet und beurteilt werden müssen. Da jedoch, wie schon früher erklärt, dieses Werk bei weitem mehr vorenthält als es herausgibt, wird der Schüler aufgefordert, seine eigene Intuition zu gebrauchen. Unsere Hauptbemühung ist es, das zu erklären, was bereits veröffentlicht wurde, zu unserem Bedauern manchmal sehr inkorrekt; und das angedeutete Wissen – wann und wo immer es möglich ist – durch zusätzliches [SD # 279] Material zu ergänzen; und unsere Lehren gegen die allzu heftigen Angriffe modernen Sektierertums abzuschirmen, insbesondere gegen die unseres jüngsten Materialismus, oftmals fälschlicherweise als Wissenschaft bezeichnet; vielmehr sollten tatsächlich die Worte „Gelehrter“ und „Halbgebildeter“ allein die Verantwortlichkeit für die vielen der Welt angebotenen unlogischen Theorien tragen. In ihrer großen Unwissenheit hält die Öffentlichkeit blindlings alles für wahr, was von „Autoritäten“ ausgeht und sieht es als ihre Pflicht an, jedes von einem Wissenschaftler herrührende Diktum als erwiesene Tatsache zu betrachten. Wir behaupten, der Öffentlichkeit wird beigebracht, alles zu verspotten, was aus „heidnischen“ Quellen vorgebracht wird. Da die materialistischen Wissenschaftler nur mit ihren eigenen Waffen bekämpft werden können – denen der Kontroverse und des Arguments – wird deshalb jedem Band ein Anhang hinzugefügt, welcher unsere entsprechenden Ansichten gegenüberstellen und zeigen wird, dass selbst große Autoritäten oftmals irren können. Wir glauben, dass das auf wirkungsvolle Art dadurch geschehen kann, dass wir die Schwachstellen unserer Gegner aufdecken und beweisen, dass ihre nur allzu häufigen Trugschlüsse, welche als wissenschaftliche Dikta durchgehen sollen, unrichtig sind. Wir halten uns an Hermes und seine „Weisheit“ – in ihrem universalen Charakter; sie dagegen – an Aristoteles, also gegen die Intuition und die Erfahrung der Zeitalter. Und sie hegen die Vorstellung, die Wahrheit befände sich ausschließlich im Besitz der westlichen Welt. Daher die unterschiedlichen Ansichten. Hermes sagt: „Wissen unterscheidet sich stark von sinnlicher Wahrnehmung; denn die sinnliche Wahrnehmung bezieht sich auf Dinge, die über ihr stehen, aber Wissen (Gyi) ist das Ende der sinnlichen Wahrnehmung“ – d. h. der Illusion unseres physischen Gehirns und seines Intellekts; somit betont er den Gegensatz zwischen dem mühevoll durch die Sinne und den Verstand (Manas) erlangten Wissen und der intuitiven Allwissenheit der spirituellen Göttlichen Seele – Buddhi.

Was auch immer das Schicksal des vorliegenden Werkes in einer fernen Zukunft sein mag – wir hoffen soweit folgende Tatsachen bewiesen zu haben:

(1) Die Geheimlehre lehrt keinen Atheismus, ausgenommen im hinduistischen Sinn des Wortes Nastika oder der Ablehnung von Götzen, ­ein­schließlich eines jeden anthropomorphen Gottes. In diesem Sinn ist jeder Okkultist ein Nastika.

(2) Sie anerkennt einen Logos oder einen kollektiven „Schöpfer“ des Universums; einen Demi-urgos – in dem Sinn, wie wenn man von einem „Architekten“ als von dem „Schöpfer“ eines Bauwerkes spricht, wobei dieser Architekt niemals auch nur einen Stein davon berührt hat, sondern den Plan lieferte und die gesamten manuellen Bauarbeiten den Maurern überließ. In unserem Fall wurde der Plan von der Ideenbildung des Universums geliefert und die konstruktiven Bauarbeiten den Scharen der intelligenten Mächte und Kräfte überlassen. Dieser Demiurg ist jedoch keine [SD # 280] persönliche Gottheit – d. h. ein unvollkommener, außerkosmischer Gott –, sondern lediglich das Aggregat der Dhyan Chohans und anderer Kräfte.

Was Letztere betrifft –

(3) Sie sind dual in ihrem Charakter; sie sind zusammengesetzt aus (a) der vernunftlosen, der Materie innewohnenden rohen Energie, und (b) der intelligenten Seele oder dem kosmischen Bewusstsein, welches diese Energie lenkt und leitet; sie ist der die Ideenbildung des Universalgemüts reflektierende dhyan-chohanische Gedanke. Daraus geht während der manvantarischen Perioden auf der Erde eine beständige Reihe physischer Manifestationen und moralischer Wirkungen hervor, und das Ganze ist Karma unterworfen. Da dieser Vorgang nicht immer vollkommen ist; und da er – wie viele Beweise auch immer für eine hinter dem Schleier stehende leitende Intelligenz vorliegen mögen – trotz alledem Lücken und Fehler aufweist und selbst sehr häufig zu offenbaren ­Miss­erfolgen führt, stellen weder die gesamte Schar (der Demiurgen) noch jede beliebige der wirksamen Kräfte individuell geeignete Subjekte dar für göttliche Verehrung oder Anbetung. Wie auch immer, sie verdienen jedoch allesamt die dankbare Ehrerbietung der Menschheit, und der Mensch sollte immer danach streben, die göttliche Evolution der Ideen zu unterstützen, indem er nach bestem Wissen und Gewissen zum Mitarbeiter der Natur bei ihrer zyklischen Aufgabe wird. Das ewig unerkennbare und unerfassbare Karana allein, die Ursachlose Ursache aller Ursachen, sollte seinen Schrein und Altar auf dem heiligen und immer unbetretenen Boden unseres Herzens haben – unsichtbar, unberührbar, unausgesprochen, ausgenommen durch die „noch schwache Stimme“ unseres spirituellen Bewusstseins. Jene, die ihm ihre Verehrung darbringen, sollten dies in der Stille und in der geheiligten Einsamkeit ihrer Seelen228 tun, indem sie ihren Geist zum einzigen Mittler zwischen sich selbst und dem Universalgeist machen, ihre guten Handlungen zu den einzigen Priestern und ihre sündhaften Absichten zu den einzigen sichtbaren und objektiven Opferdarbringungen an die Gegenwart (siehe Teil II, „Über die verborgene Gottheit“).

(4) Die Materie ist ewig. Sie ist der Upadhi (die physische Grundlage), auf dem das eine, unendliche Universalgemüt seine Ideen aufbaut. Daher erhalten die Esoteriker die Ansicht aufrecht, dass in der Natur keine anorganische oder tote Materie existiert und dass die von der Wissenschaft getroffene Unterscheidung zwischen den beiden ebenso unbegründet wie willkürlich und unvernünftig ist. [SD # 281] Was auch immer die Wissenschaft denken mag – und die exakte Wissenschaft ist eine wankelmütige Dame, wie wir alle aus Erfahrung wissen –, der Okkultismus weiß und lehrt es seit undenklichen Zeiten anders – von Manu und Hermes herab bis zu Paracelsus und seinen Nachfolgern.

So sagt Hermes, der dreimal große Trismegistos: „Oh mein Sohn, Materie wird; früher war sie; denn die Materie ist der Träger des Werdens.229 Werden ist der Aktivitätsmodus der unerschaffenen Gottheit. Nachdem die (objektive) Materie mit den Keimen des Werdens versehen wurde, wird sie geboren, denn die schöpfende Kraft modelliert sie nach den idealen Formen. Noch nicht erschaffene Materie hat keine Form; sie wird, wenn sie in Tätigkeit versetzt wird.“ („The Definitions of Asclepios“, S. 134, „Virgin of the World“)

„Alles ist das Produkt eines einzigen, universalen schöpferischen Strebens. . . . Es gibt nichts Totes in der Natur. Alles ist organisch und lebendig, und daher scheint die ganze Welt ein lebender Organismus zu sein.“ (Paracelsus, „Philosophia ad Athenienses“, F. Hartmanns Übersetzung; S. 44)

(5) Das Universum wurde aus seinem idealen Plan heraus evolviert, der in der Ewigkeit im Unbewusstsein dessen verwahrt wird, was die Vedantisten Parabrahman nennen. Das ist praktisch identisch mit den Schlussfolgerungen der höchsten westlichen Philosophie – „die eingeborenen, ewigen und selbst-existierenden Ideen“ Platons, die sich jetzt bei v. Hartmann widerspiegeln. Herbert Spencers „Unkennbares“ zeigt nur eine schwache Ähnlichkeit mit der transzendentalen Wirklichkeit, an welche die Okkultisten glauben und die häufig lediglich als Personifikation einer „hinter den Phänomenen stehenden Kraft“ erscheint – eine unendliche und ewige Energie, [SD # 282] aus welcher alle Dinge hervorgehen, wobei der Verfasser der „Philosophie des Unbewussten“ (zwar lediglich in dieser Hinsicht) einer Lösung des großen Mysteriums so nahe gekommen ist, wie es einem sterblichen Menschen nur möglich ist. Sowohl in der alten als auch in der mittelalterlichen Philosophie haben es nur wenige gewagt, sich diesem Gegenstand zu nähern oder ihn auch nur anzudeuten. Paracelsus erwähnt ihn in seinen Schlussfolgerungen. Seine Ideen wurden auf bewundernswerte Weise von Dr. F. Hartmann, M. T. G., in seinem „Leben des Paracelsus“ zusammengefasst.

Alle christlichen Kabbalisten verstanden die östliche Grundidee richtig: Die aktive Kraft allein, die „beständige Bewegung des großen Atems“, erweckt den Kosmos in der Morgendämmerung einer jeden neuen Periode, setzt ihn mithilfe der beiden entgegengesetzten Kräfte230 in Bewegung und bewirkt so, dass er auf der Ebene der Illusion in die Objektivität eintritt. Anders gesagt überträgt diese duale Bewegung den Kosmos von der Ebene des ewigen Idealen auf die der endlichen Manifestation, oder von der noumenalen auf die phänomenale Ebene. Alles, was ist, war und sein wird, ist ewig, selbst die zahllosen Formen, die lediglich in ihrer objektiven, nicht aber in ihrer idealen Form endlich und vergänglich sind. Sie existierten als Ideen in der Ewigkeit;231 und wenn sie vergehen, werden sie als Reflexionen existieren. Weder die Form des Menschen noch die irgendeines Tieres, einer Pflanze oder eines Steins wurde jemals erschaffen, sie hat lediglich auf unserer gegenwärtigen Ebene begonnen zu „werden“, d. h. sich zur gegenwärtigen Stofflichkeit zu objektivieren oder sich von innen nach außen auszudehnen, von der feinsten und übersinnlichsten Essenz in ihre gröbste Erscheinung. Daher existierten unsere menschlichen Formen als astrale oder etherische Prototypen in der Ewigkeit. Nach diesen Modellen entwickelten die spirituellen Wesen (oder Götter), deren Aufgabe es war, sie in objektives Sein und irdisches Leben zu bringen, die protoplasmischen Formen der zukünftigen Egos aus ihrer eigenen Essenz. Nach der Fertigstellung des menschlichen Upadhis oder dieser Grundform, welche neben ihren eigenen auch die Elemente sämtlicher vorangegangener pflanzlicher und zukünftiger tierischer Formen dieses Globus in sich trugen, begannen die natürlichen irdischen Kräfte, auf diese übersinnlichen Formen einzuwirken. Daher durchlief die äußere menschliche Hülle, bevor sie die menschliche Gestalt annahm, sämtliche pflanzlichen und tierischen Körper. Da jedoch all das [SD # 283] in Band II, mit den Kommentaren dazu, vollständig beschrieben wird, ist es nicht nötig, hier mehr dazu zu sagen.

Nach der hermetisch-kabbalistischen Philosophie des Paracelsus evolvierte Yliaster – der Vorfahre des eben geborenen Protyls, welches von Crookes in die Chemie eingeführt wurde – oder die ursprüngliche Protomateria den Kosmos aus sich selbst heraus.

„Als die Evolution stattfand, teilte der Yliaster sich selbst auf. . . . geschmolzen und aufgelöst, entwickelte er von innen aus sich selbst heraus die Ideos oder das Chaos, auch Mysterium Magnum, Iliados, Limbus Major oder Ursprüngliche Materie genannt. Diese ursprüngliche Essenz ist monistischer Natur und manifestiert sich selbst nicht nur als vitale Aktivität, eine spirituelle Kraft, eine unsichtbare, unfassbare und unbeschreibliche Macht, sondern auch als vitale Materie, aus welcher die Substanz der lebenden Wesen besteht.“ In diesem Ideos der Ursprünglichen Materie oder der Proto-Ilos – der Matrix aller erschaffenen Dinge – ist die Substanz enthalten, aus der sämtliche Dinge geformt werden. Es ist das Chaos . . . , aus welchem heraus der Makrokosmos und später durch Evolution und Teilung in Mysteria Specialia232 sämtliche getrennte Wesen entstanden. „Alle Dinge und alle elementaren Substanzen waren in ihm in potentia, aber nicht in actu enthalten.“ Das veranlasst den Übersetzer, Dr. F. Hartmann, mit Recht zu bemerken, dass „es scheint, als hätte Paracelsus die moderne Entdeckung der ‘Potenz der Materie’ vor dreihundert Jahren vorweggenommen“. (S. 42)

Somit ist der Magnus Limbus oder Yliaster des Paracelsus einfach unser alter Freund „Vater-Mutter“, im Inneren, bevor er in dem in der zweiten und anderen Stanzen erwähnten Raum erschien. Er ist die universale Matrix des Kosmos, im dualen Charakter von Makro- und Mikrokosmos (oder dem des Universums und unseres Globus)233 durch Aditi-Prakriti personifiziert, die spirituelle und physische Natur. Denn wir finden die Erklärung bei Paracelsus: „Der Magnus Limbus ist der Hort, aus welchem alle Geschöpfe hervorgegangen sind, in demselben Sinn wie ein Baum aus einem kleinen Samen hervorwächst; allerdings mit dem Unterschied, dass der große Limbus seinen Ursprung im Wort hat, der Limbus minor (der irdische Keim oder Same) dagegen in der Erde. [SD # 284] Der große Limbus ist der Same, aus welchem alle Wesen entsprangen, und der kleine Limbus ist jedes schlussendliche Wesen, welches seine Form reproduziert und selbst vom ‘großen’ hervorgebracht wurde. Der Letztere besitzt alle Eigenschaften des großen in demselben Sinn, wie die Eigenschaften eines Sohnes jenen seines Vaters ähneln“ (siehe Kommentar, Band II, Absatz iii). . . . „Als Yliaster sich auflöste, begann Ares, die teilende, differenzierende und individualisierende Kraft (Fohat, ein weiterer alter Freund) . . . zu wirken. Jeder Erschaffung ging eine Trennung voraus. Aus dem Ideos wurden die Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde erschaffen, deren Geburt jedoch nicht auf materielle Weise stattfand oder mittels einfacher Trennung“, sondern durch spirituelle und dynamische, nicht einmal komplexe Verbindungen – d. h. durch mechanische Vermischung im Gegensatz zu chemischer Verbindung – gerade so wie ein Feuer aus einem Kieselstein oder ein Baum aus einem Samen entstehen kann, obwohl sich ursprünglich kein Feuer im Kiesel und im Samen kein Baum befindet. Geist ist lebendig, und Leben ist Geist, und Leben und Geist (Prakriti Purusha) (?) erzeugen alle Dinge, aber sie sind essenziell eins und nicht zwei. . . . Die Elemente haben ebenfalls jedes seinen eigenen Yliaster, weil alle Aktivität der Materie in jeder Form nur ein Ausfluss derselben Quelle ist. Aber wie aus dem Samen die Wurzeln mit ihren Fasern herauswachsen und danach der Stamm mit seinen Zweigen und Blättern und schließlich die Blüten und Samen, wurden auf ähnliche Art alle Wesen aus den Elementen geboren, und sie bestehen aus elementaren Substanzen, die noch andere Formen ins Dasein bringen können, welche die Eigenschaften ihrer Eltern in sich tragen. („Diese vor dreihundert Jahren verkündete Lehre“, bemerkt der Übersetzer, „ist identisch mit der von Darwin in eine neue Form gebrachten und ausgearbeiteten, welche das moderne Denken revolutionierte. Noch weiter ausgearbeitet wurde sie von Kapila in der Sankhya-Philosophie.“) . . . Die Elemente, als die Mütter aller Kreaturen, sind von unsichtbarer, spiritueller Natur und besitzen Seelen.234 Sie alle entspringen dem „Mysterium Magnum“ („Philosophia ad Athenienses“).

Man vergleiche das Vishnu-Purana“ damit.

„Geleitet von Kshetrajna (ver­körpertem Geist?), geht die Entwicklung dieser Eigenschaften von Pradhana (ursprünglicher Substanz) aus. . . . Das große Prinzip Mahat (universaler Intellekt oder Gemüt) . . . stellt [SD # 285] den Ursprung der feinen Elemente dar, und aus diesen gehen die Sinnesorgane hervor . . .“ (Buch 1, ii)

So kann gezeigt werden, dass alle Grundwahrheiten der Natur im Altertum universal waren und dass die grundlegenden Ideen über den Geist, die Materie und das Universum oder über Gott, die Substanz und den Menschen, übereinstimmen. Wenn wir die beiden ältesten Religionsphilosophien auf dem Globus, die hinduistische und die hermetische, den Schriften Indiens und Ägyptens entnehmen, ist die Identität der beiden leicht zu erkennen.

Das wird offensichtlich für den, der die letzte Übersetzung und Wiedergabe der soeben erwähnten „Hermetischen Fragmente“ unserer kürzlich verstorbenen Freundin Dr. Anna Kingsford liest. Nachdem diese auf ihrem Weg durch sektiererische griechische und christliche Hände entstellt und verstümmelt worden waren, hat die Übersetzerin die schwachen Punkte sehr geschickt und intuitiv aufgegriffen und versucht, sie durch Erklärungen und Fußnoten in Ordnung zu bringen. Und sie sagt: . . . „Die Schöpfung der sichtbaren Welt durch die ‘erschaffenden Götter’ oder Titanen als Werkzeuge des höchsten Gottes235 ist eine durch und durch hermetische Vorstellung, die in allen Religionssystemen erkennbar ist und mit der modernen wissenschaftlichen Forschung (?) in Übereinstimmung steht und uns zeigt, wie die göttliche Macht überall durch natürliche Kräfte wirkt.“

„Jenes Universalwesen, das alles enthält und alles ist, setzte die Seele und die Welt in Bewegung, alles, was die Natur umfasst, sagt Hermes. In der mannigfaltigen Einheit des universalen Lebens sind die unzähligen, sich durch ihre Verschiedenheit unterscheidenden Individualitäten nichtsdestoweniger auf eine solche Art vereint, dass das Ganze eins ist und dass alles aus der Einheit hervorgeht.“ („Asclepios“, Teil I)

„Gott ist kein Gemüt, sondern die Ursache für die Existenz des Gemüts; nicht ein Geist, sondern die Ursache für die Existenz des Geistes; nicht Licht, sondern die Ursache für die Existenz des Lichtes.“ („Divine Pymander“, Buch IX, Vers 64)

Das Obige zeigt klar, dass der „Göttliche Pymander“, wie stark er auch an einzelnen Stellen durch christliche „Glättung“ verzerrt sein mag, nichtsdestoweniger von einem Philosophen geschrieben wurde, während es sich bei den meisten der sogenannten „Hermetischen Fragmente“ um Produkte sektiererischer Heiden mit einer Tendenz zu einem anthropomorphen höchsten Wesen handelt. Doch stellen beide ein Echo der Esoterischen Philosophie und der hinduistischen Puranas dar.

Man vergleiche die beiden Anrufungen, eine an das hermetische „Höchste All“, die [SD # 286] andere an das „Höchste All“ der späteren Arier. Das von Suidas zitierte Hermetische Fragment (siehe Mrs. Kingsfords „The Virgin of the World“) sagt:

„Ich beschwöre dich, Himmel, heiliges Werk des großen Gottes; ich beschwöre dich, Stimme des Vaters, ausgesprochen im Anbeginn, als die universale Welt gestaltet wurde; ich beschwöre dich bei dem Wort, dem einzigen Sohn des Vaters, der alle Dinge bewahrt; sei gnädig, sei gnädig.“

Dem geht Folgendes voran: „So war das Ideale Licht vor dem Idealen Licht und die leuchtende Intelligenz der Intelligenz war immer und ihre Einheit war nichts anderes als der Geist, der das Universum umhüllt. Außer ihm sind weder Gott noch Engel, noch irgendwelche anderen Essenzen, denn Er (Es?) ist der Herr aller Dinge und die Macht und das Licht; alles hängt ab von Ihm (Es) und ist in Ihm (Es) etc.“ („Fragments of the Writings of Hermes to Ammon“)

Dem wird durch eben denselben Trismegistos widersprochen, der sagt: „Es ist nicht möglich, über Gott zu sprechen. Denn das Körperliche kann das Nichtkörperliche nicht ausdrücken. . . . . Das, was weder Körper noch Erscheinung hat, weder Form noch Materie, kann nicht mit den Sinnen ­erfasst werden. Ich verstehe, Tatios, ich verstehe: Das, was unmöglich zu definieren ist – das ist Gott.“ („Physical Eclogues, Florilegium of Stobaeus“)

Der Widerspruch zwischen den beiden Stellen ist offensichtlich; und das zeigt (a), dass Hermes ein allgemeines, von einer Reihe von Generationen von Mystikern jedweder Schattierung verwendetes Pseudonym war; und (b) dass kritisches Urteilsvermögen notwendig ist, bevor man ein Fragment als esoterische Lehre akzeptiert, nur weil es unleugbar alt ist. Vergleichen wir jetzt das Obige mit einer ähnlichen Anrufung in den Hindu-Schriften – zweifellos ebenso alt, wenn nicht weitaus älter. Hier ist es Parashara, der arische „Hermes“, der Maitreya unterrichtet, den indischen Asklepios, und Vishnu in seiner dreifachen Hypostase anruft.

„Ehre dem wandellosen, heiligen, ewigen höchsten Vishnu, von der einen universalen Natur, dem über allem Mächtigen; ihm, der Hiranyagarbha ist, Hari und Shankara (Brahma, Vishnu und Shiva), der Schöpfer, der Erhalter und der Zerstörer der Welt; dem Vasudeva, dem Befreier (seiner Verehrer); ihm, dessen Essenz sowohl einfach als mannigfaltig ist; der sowohl fein und als auch körperlich, ungetrennt und getrennt ist; dem Vishnu, der Ursache der schließlichen Befreiung, der Ursache der Schöpfung, der Existenz und [SD # 287] des Endes der Welt; ihm, der die Wurzel der Welt ist, und der aus der Welt besteht.“ (Vishnu-Purana“, Buch L)

Das ist eine großartige Anrufung, welche auf einer Fülle philosophischer Bedeutungen fußt. Aber für die unwissenden Massen legt sie genau wie die Erste ein anthropomorphes Wesen nahe. Wir müssen die Empfindung achten, welche beide diktiert hat. Wir können aber nicht umhin festzustellen, dass die Anrufung in völliger Disharmonie zu ihrer inneren Bedeutung steht, selbst zu der in derselben Hermetischen Abhandlung aufgeführten, die lautet:

„Auf der Erde ist die Wirklichkeit nicht zu finden, mein Sohn, und sie kann nicht auf ihr sein. . . . Nichts auf der Erde ist wirklich, dort gibt es nur Erscheinungen. . . Er (der Mensch) ist nicht wirklich, mein Sohn, als Mensch. Das Wirkliche besteht nur in sich selbst und bleibt, was es ist. . . Der Mensch ist vergänglich, daher ist er nicht wirklich, er ist nur eine Erscheinung, und Erscheinung ist die größte Illusion.

Tatios: Dann sind selbst die Himmelskörper nicht wirklich, mein Vater, da auch sie sich verändern?

Trismegistos: Das, was der Geburt und dem Wechsel unterworfen ist, ist nicht wirklich. . . . . Es wohnt ihnen eine gewisse Falschheit inne, da man sieht, dass auch sie veränderlich sind. . . . .

Tatios: Und was ist nun die ursprüngliche Wirklichkeit?

Trismegistos: Das, was eins und allein ist, oh Tatios; das, was weder aus Materie gemacht noch in irgendeinem Körper ist. Was weder Farbe noch Form hat, was sich weder verändert noch übertragen wird, sondern was immer ist.“

Das entspricht ziemlich genau der Vedantalehre. Der leitende Gedanke ist okkult; und es finden sich viele Stellen in den Hermetischen Fragmenten, die vollumfänglich zur Geheimlehre gehören.

Letztere lehrt, dass das gesamte Universum von intelligenten und halbintelligenten Kräften und Mächten beherrscht wird, wie von Anfang an behauptet. Die christliche Theologie gestattet und verstärkt sogar den Glauben an sie, aber sie macht eine willkürliche Unterscheidung und bezieht sich auf sie als „Engel“ und „Teufel“. Die Wissenschaft streitet deren Existenz ab und verspottet die bloße Idee. Die Spiritisten glauben an die Geister der Toten und streiten außer diesen vollständig jede andere Art oder Klasse unsichtbarer Wesen ab. Die Okkultisten und Kabbalisten sind somit die einzigen vernünftigen Interpreten der alten Traditionen, die jetzt auf der einen Seite in dogmatischem Glauben und auf der anderen Seite in dogmatischem Unglauben gipfeln. Beide, Glauben und Unglauben, umfassen nur einen kleinen Abschnitt der unendlichen Horizonte der spirituellen und physischen Manifestationen; und so haben beide von [SD # 288] ihrem jeweiligen Standpunkt aus Recht und Unrecht, wenn sie glauben, dass sie das Ganze innerhalb ihrer eigenen, besonderen und engen Begrenzungen umschreiben können; denn – das können sie niemals. In dieser Hinsicht zeigen Wissenschaft, Theologie und sogar Spiritismus nicht viel mehr Weisheit als der Vogel Strauß, der seinen Kopf in den Sand unter seinen Füßen steckt und sich dann sicher fühlt, dass außerhalb seines eigenen Beobachtungsstandpunktes und des engen, von seinem törichten Kopf umfassten Bereichs nunmehr nichts anderes existieren könne.

Da die einzigen heute über den zu betrachtenden Gegenstand vorhandenen Werke, die für die Profanen der westlichen „zivilisierten“ Rassen erreichbar sind, die oben erwähnten Hermetischen Bücher oder richtiger die Hermetischen Fragmente sind, können wir sie im vorliegenden Fall den Lehren der Esoterischen Philosophie gegenüberstellen. Zu diesem Zweck aus irgendwelchen anderen Schriften zu zitieren wäre nutzlos, denn die Öffentlichkeit weiß nichts von den chaldäischen Werken, die ins Arabische übersetzt wurden und von einigen initiierten Sufis aufbewahrt werden. Daher müssen wir zum Zweck des Vergleiches auf die „Definitionen des Asklepios“ zurückgreifen, wie sie jüngst von Mrs. A. Kingsford, M. T. G., gesammelt und kommentiert wurden, von denen einige Aussprüche in bemerkenswerter Übereinstimmung mit der esoterischen östlichen Lehre stehen. Obwohl nicht wenige Stellen stark geprägt sind von einer späteren christlichen Hand, sind doch die Eigenschaften der Genien236 und Götter im Ganzen dieselben wie in den östlichen Lehren, wenngleich sich auch in Bezug auf andere Dinge Stellen finden, die von unseren Lehrsätzen weit abweichen. Die Folgenden sind einige davon:

[SD # 289] Auszüge aus einem privaten Kommentar237 – bisher geheim:

(xvii) „Im ersten Zwielicht des Maha-Manvantaras (nach dem Maha-Pralaya, der auf jedes Zeitalter Brahmâs folgt) ist die ursprüngliche Existenz eine bewusste spirituelle Qualität. In den manifestierten Welten (Sonnensystemen) gleicht sie im Auge des verzückten Sehers in ihrer objektiven Subjektivität dem feinen Gewebe eines Göttlichen Atems. Bei ihrem Hervortreten aus Laya238 breitet sie sich als farblose, spirituelle Flüssigkeit überall endlos aus. Sie befindet sich in unserer planetarischen Welt239auf der siebten Ebene und in ihrem siebten Zustand.“

(xviii)Unserem spirituellen Sehen erscheint sie als Substanz. Von den Menschen in ihrem Wachzustand kann sie so nicht bezeichnet werden; daher nannten sie sie in ihrer Unwissenheit ‘Gott-Geist’.“

(xix) „Sie existiert überall und formt den ersten Upadhi (die Grundfeste), auf welchem unsere Welt (Sonnensystem) aufgebaut ist. Außerhalb der Letzteren findet sie sich in ihrer ursprünglichen Reinheit nur zwischen (den Sonnensystemen oder) den Sternen des Universums, den bereits entstandenen oder sich bildenden Welten. Jene, die sich in Laya befinden, ruhen unterdessen in ihrem Schoß. Da ihre Substanz von anderer, auf der Erde nicht bekannter Art ist, glauben die Bewohner der Letzteren, die durch sie hindurch sehen, in ihrer Illusion und Unwissenheit, sie sei leerer Raum. In dem ganzen Grenzenlosen (Universum) ist kein Fingerbreit (Angula) leeren Raums.“ . . . .

(xx) „Innerhalb und außerhalb unserer Welt ist Materie oder Substanz siebenfältig. Des Weiteren ist jeder ihrer Zustände oder Prinzipien in sieben Dichtheitsgraden abgestuft. Surya (die Sonne) zeigt in ihrer sichtbaren Reflexion den ersten oder niedersten Zustand des siebten, des höchsten Zustands der Universalen Gegenwart, das Reinste des Reinen, den ersten manifestierten Atem des ewig Unmanifestierten Sat (Sein-heit). All die zentralen physischen oder objektiven Sonnen repräsentieren ihrer Substanz nach den niedersten Zustand des ersten Prinzips des Atems. Noch ist irgendeine von diesen mehr als die Reflexion ihrer ­Ersten, die vor den Blicken aller verborgen sind, mit Ausnahme der Dhyan Chohans, deren körperliche Substanz der fünften Abteilung des siebten Prinzips der Muttersubstanz angehört [SD # 290] und daher vier Grade über der solaren, reflektierten Substanz steht. Wie es sieben Dhatus (Hauptsubstanzen im menschlichen Körper) gibt, so gibt es auch sieben Kräfte im Menschen und in der gesamten Natur.“

(xxi) „Die wirkliche Substanz der verborgenen (Sonne) ist ein Kern aus Muttersubstanz.240 Sie ist das Herz und die Matrix aller lebenden und existierenden Kräfte unseres Sonnensystems. Sie ist der Kern, von welchem aus sich alle Kräfte auf ihre zyklischen Reisen auszubreiten beginnen, um die Atome zur Erfüllung ihrer Aufgaben in Tätigkeit zu versetzen, und der Brennpunkt, in welchem sie in ihrer siebten Essenz in jedem elften Jahr wieder zusammentreffen. Wer dir erzählt, er habe die Sonne gesehen – lache über ihn,241 als hätte er gesagt, die Sonne bewege sich auf ihrem täglichen Weg tatsächlich fort.“ . . . .

(xxiii) „Aufgrund ihrer siebenfältigen Natur sagten die Alten über die Sonne, sie werde von sieben Rossen gezogen, den Metren der Veden gleichend; oder wiederum, auch wenn sie mit den sieben „Gaina“ (Klassen von Wesen) in ihrer Sphäre gleichgesetzt wird, dass sie dennoch von ihnen verschieden sei,242 was sie auch tatsächlich ist; und ebenso, dass sie sieben Strahlen hat, und die hat sie auch tatsächlich.“ . . . .

(xxv) „Die sieben Wesen in der Sonne sind die sieben Heiligen, selbstgeboren durch die inhärente Kraft in der Matrix der Muttersubstanz. Sie sind es, welche die sieben ursprünglichen Kräfte aussenden, Strahlen genannt, welche sich am Beginn des Pralayas in sieben neue Sonnen für das kommende Manvantara fokussieren werden. Die Energie, aus der sie in jeder der Sonnen zu bewusstem Dasein entspringen, ist das, was einige Menschen Vishnu (siehe Fußnote unten) nennen, welcher der Atem der Absolutheit ist.“

Wir nennen ihn das Eine manifestierte Leben – das selbst eine Reflexion des Absoluten ist.“ . . . . .

(xxvi) „Das Letztere darf niemals mit Worten oder Rede erwähnt werden, damit es nicht etwas von unseren geistigen Energien fortnehme, die nach seinem Zustand streben, die geistig immer weiter zu ihm hin gravitieren, wie das ganze physische Universum zu seinem manifestierten Zentrum hin gravitiert – kosmisch.“

(xxvii) „Wie bereits erklärt ist die Erstere – die ursprüngliche Existenz – die in [SD # 291] diesem Daseins­zustand das Eine Leben genannt werden mag, ein dünner, schöpferischen und formgebenden Zwecken dienender Niederschlag. Er manifestiert sich in sieben Zuständen, welche in ihren siebenfältigen Untereinteilungen die in den heiligen Büchern erwähnten neunundvierzig Feuer243 darstellen.“ . . . . . .

(xxix) „Das Erste ist die . . . . ‘Mutter’ (prima Materia). Indem sie sich in ihre ursprünglichen sieben Zustände teilt, steigt sie zyklisch hinab. Wenn244 sie sich selbst in ihrem letzten Prinzip als grobe Materie gefestigt hat, dreht sie sich um sich selbst und beseelt das erste und niederste Element (die sich in ihren eigenen Schwanz beißende Schlange) mit der siebten Emanation der Letzteren. In einer Hierarchie oder Ordnung des Seins ist die siebte Emanation ihres letzten Prinzips:

(a) Im Mineral der latent in ihm liegende Funke, der durch das Positive, welches das Negative erweckt (und so fort) in sein unendlich kleines Dasein gerufen wird . . . .

(b) In der Pflanze jene vitale und intelligente Kraft, die den Samen beseelt und ihn zum Grashalm oder zur Wurzel und zum Schössling entwickelt. Sie ist der Keim, der zum Upadhi der sieben Prinzipien des Dinges wird, welchem er innewohnt und den er analog zu seinem Wachstum und seiner Entwicklung austreibt.

(c) In jedem Tier bewirkt sie dasselbe. Sie ist das Lebensprinzip und die vitale Kraft; sein Instinkt und seine Eigenschaften; seine Charakteristika und speziellen Eigenarten . . . .

(d) Dem Menschen gibt sie alles, was sie dem gesamten Rest der manifestierten Einheiten in der Natur verleiht; aber des weiteren entwickelt sie die Reflexionen all seiner Neunundvierzig Feuer in ihm. Jedes seiner sieben Prinzipien ist uneingeschränkter Erbe der sieben Prinzipien der „großen Mutter“ und hat an ihnen teil. Der Atem ihres ersten Prinzips ist sein Geist (Atman). Ihr zweites Prinzip ist ­Buddhi (die Seele). Wir nennen es irrtümlich das siebte. Das dritte versieht ihn mit (a) dem Stoff des Gehirns auf der physischen Ebene und (b) mit dem Gemüt, das es bewegt – [was die menschliche Seele ist – H. P. B.] – je nach seinen organischen Fähigkeiten.

(e) Sie ist die leitende Kraft in den kosmischen und irdischen Elementen. Sie wohnt im Feuer, das aus seinem latenten zu aktivem Dasein erweckt worden ist, denn alle sieben Unterabteilungen des * * * Prinzips wohnen im irdischen Feuer. Sie wirbelt im leichten Wind, bläst im Orkan und setzt die Luft in Bewegung – ein Element, das ebenfalls an einem ihrer Prinzipien Anteil hat. Zyklisch fortschreitend regelt sie die Bewegung des Wassers, [SD # 292] zieht die Wogen245 an und stößt sie ab nach festen Gesetzen, dessen belebende Seele ihr siebtes Prinzip ist.

(f) Ihre vier höheren Prinzipien enthalten den Keim, der sich zu den kosmischen Göttern entwickelt; ihre drei niederen bringen das Leben der Elemente (die Elementale) hervor.

(g) In unserer solaren Welt ist die Eine Existenz der Himmel und die Erde, die Wurzel und die Blume, die Handlung und der Gedanke. Sie ist in der Sonne ebenso gegenwärtig wie im Glühwürmchen. Nicht ein Atom könnte ihr entgehen. Daher nannten die alten Weisen sie klugerweise den in der Natur manifestierten Gott. . . .“

Es mag in diesem Zusammenhang interessant sein, den Leser daran zu erinnern, was Subba Row über diese Kräfte – mystisch beschrieben – sagte. Siehe „Five Years of Theosophy“ und „The Twelve Signs of the Zodiac“. Dort sagt er:

„Kanya (das sechste Zeichen des Tierkreises oder Virgo) bedeutet eine Jungfrau und repräsentiert Shakti oder Maha-Maya. Das Zeichen . . . ist der 6. Rasi oder die sechste Abteilung, und es weist darauf hin, dass in der Natur sechs ursprüngliche Kräfte existieren (welche durch die siebte zusammengefügt werden)“ . . . Diese Shakti heißen folgendermaßen:

(1) Parashakti – wörtlich die große oder höchste Kraft oder Macht. Sie bedeutet und umfasst die Kräfte des Lichts und der Wärme.

(2) Jnanashakti. . . . Die Kraft des Intellekts, der wirklichen Weisheit oder Erkenntnis. Sie hat zwei Aspekte:

Sobald sie unter den Einfluss oder die Kontrolle materieller Bedingungen gebracht wird, manifestiert sie sich beispielsweise wie folgt. (a) Bei der Interpretation unserer Sinneseindrücke durch die Fähigkeit des Denkens. (b) Durch ihre Fähigkeit, vergangene Vorstellungen (Gedächtnis) zurück- und künftige Erwartungen hervorzurufen. (c) Durch ihre von den modernen Psychologen als die sogenannten „Assoziationsgesetze“ beschriebene Fähigkeit, zwischen verschiedenen Gruppen von Wahrnehmungen und möglichen Wahrnehmungen dauerhafte Verbindungen herzustellen und so den Begriff oder die Vorstellung eines äußeren Gegenstandes zu erzeugen. (d) Ihre Fähigkeit, unsere Ideen durch das geheimnisvolle Band des Gedächtnisses zu verknüpfen und so den Begriff des Selbst oder der Individualität zu erzeugen. Von den Banden der Materie befreit, sind einige ihrer Manifestationen (a) Hellsehen und (b) Psychometrie.

(3) Icchashakti – die Kraft des Willens. Ihre alltäglichste [SD # 293] Manifestation ist es, bestimmte Nervenströme zu erzeugen, mit deren Hilfe sämtliche Muskeln in Bewegung versetzt werden, die zur Erreichung des gewünschten Ziels vonnöten sind.

(4) Kriyashakti – die mysteriöse Kraft des Denkens, die mittels der ihr selbst innewohnenden Energie in der Lage ist, äußere, wahrnehmbare phänomenale Resultate hervorzurufen. Die Alten waren der Ansicht, dass jede Idee sich äußerlich manifestieren wird, sobald jemandes Aufmerksamkeit tief auf sie konzentriert ist. Gleichermaßen wird das gewünschte Resultat nach einer intensiven Willensanstrengung eintreten.

Ein Yogi vollbringt seine Wunder im Allgemeinen mithilfe von Icchashakti und Kriyashakti.

(5) Kundalini Shakti. Die einem gekrümmten Pfad folgende Macht oder Kraft. Sie ist das sich überall in der Natur offenbarende universale Lebensprinzip. Diese Kraft schließt die beiden großen Kräfte der Anziehung und Abstoßung in sich ein. Elektrizität und Magnetismus stellen lediglich Manifestationen ihrer selbst dar. Sie ist jene Kraft, welche die beständige Anpassung der inneren an die äußeren Verhältnisse“ zuwege bringt, welche nach Herbert Spencer das Wesen des Lebens ist, sowie jene „beständige Anpassung der äußeren an die inneren Verhältnisse“, welche die Grundlage der Transmigration der Seelen darstellt, in den Lehren der alten Hindu-Philosophen Punarjanman (Wiedergeburt). Ein Yogi muss sich dieser Macht oder Kraft vollständig unterwerfen, bevor er Moksha erlangen kann. . . .

(6) Mantrikashakti – die Kraft oder Macht der Buchstaben, der Sprache oder Musik. Das Mantra Shastra hat diese Kraft in allen ihren Manifestationen zum Gegenstand. . . . . Der Einfluss der Melodie ist eine ihrer gewöhnlichen Manifestationen. Die Kraft des unaussprechlichen Namens ist die Krone dieser Shakti.

Die moderne Wissenschaft hat die erste, zweite und fünfte dieser oben aufgeführten Kräfte lediglich teilweise erforscht, befindet sich aber in Bezug auf die übrigen Kräfte gänzlich im Dunkeln. In ihrer Einheit werden die sechs Kräfte durch „Daiviprakriti“ (die siebte, das Licht des Logos) repräsentiert.

Das Obige wird zitiert, um die wirklichen hinduistischen Ideen darüber aufzuzeigen. Alles ist esoterisch, jedoch ist es nicht einmal der zehnte Teil dessen, was gesagt werden könnte. Zum Beispiel bezeichnen die sechs Namen der sechs erwähnten Kräfte auch die sechs Hierarchien der Dhyan Chohans, die in ihrer ursprünglichen, der siebten, zusammengefasst werden, welche das fünfte Prinzip der kosmischen Natur oder der „Mutter“ in ihrem mystischen Sinn personifizieren. Die bloße Aufzählung der Yogakräfte würde zehn Bände erfordern. An der Spitze all dieser Kräfte steht eine lebende, bewusste Wesenheit, deren Emanation sie selbst ist.

[SD # 294] Aber vergleichen wir die Worte von Hermes, des „Dreimal-Großen“, mit dem eben zitierten Kommentar:

„Die Erschaffung des Lebens durch die Sonne ist ebenso beständig wie ihr Licht; nichts hemmt oder begrenzt sie. Einem Heer von Trabanten gleich, befinden sich rund um sie unzählige Chöre von Genien. Diese wohnen in der Nachbarschaft der Unsterblichen und wachen von dort aus über die menschlichen Angelegenheiten. Sie vollbringen mithilfe von Stürmen, Ungewittern, Übergänge durch Feuer und Erdbeben den Willen der Götter (Karma); gleicherweise durch Hungersnöte und Kriege, zur Bestrafung der Gottlosigkeit.246 . . . Die Sonne ist es, die alle Geschöpfe erhält und ernährt; und ebenso wie die Ideale Welt, welche die Sinnenwelt umgibt und die sie mit der Fülle und allumfassenden Verschiedenheit von Formen erfüllt, so vollendet auch die Sonne, in ihrem Licht alles entfaltend, überall die Geburt und die Entwicklung der Geschöpfe.“ . . . „Unter ihrem Befehl steht der Chor der Genien oder vielmehr die Chöre, denn es sind ihrer viele und verschiedenartige, und ihre Zahl entspricht der der Sterne. Jeder Stern hat seine Genien, von Natur aus oder vielmehr durch ihr Handeln gut oder böse, denn Handeln ist die Essenz der Genien. . . . Alle diese Genien leiten die weltlichen Angelegenheiten247, sie erschüttern und stürzen die Konstitution von Staaten und Individuen; sie prägen unseren Seelen ihr Ebenbild ein. Sie sind in unseren Nerven gegenwärtig, unserem Mark, unseren Venen, unseren Arterien und selbst in der Substanz unserer Gehirne . . . in dem Moment, da ein jeder von uns Leben und Sein empfängt, wird er von den Genien (Elementalen) in Obhut genommen, welche den Geburten vorstehen248 und die unter den Astralkräften (supermenschlichen Astralgeistern) einzuordnen sind. Sie wechseln beständig, nicht immer auf gleiche Art, jedoch in kreisförmigen Bewegungen.249 Über den Körper durchdringen sie zwei Teile der Seele, damit sich die Energie jedes dieser Teile auf den Körper auswirken kann. Der vernünftige Teil der Seele ist den Genien jedoch nicht unterworfen; er ist [SD # 295] für die Aufnahme (des) Gottes geschaffen,250 der ihn mit einem Sonnenstrahl erleuchtet. Nur wenige sind auf diese Weise erleuchtet, und von ihnen halten sich die Genien fern: Denn weder Genien noch Götter haben irgendwelche Macht in Gegenwart eines einzigen Strahls von Gott.251 Alle anderen Menschen jedoch werden – sowohl Seele als auch Körper – von Genien gelenkt, an welchen sie haften und durch deren Handlungen sie beeinflusst sind. . . . . . Die Genien haben dann die Kontrolle über die weltlichen Angelegenheiten; und unsere Körper dienen ihnen als Werkzeuge. . . . .“

Mit Ausnahme einiger konfessionsgebundener Punkte stellt das Obige das dar, was bis vor ungefähr einhundert Jahren bei allen Nationen allgemein anerkannter Glaube war. In seinen groben Umrissen und Zügen ist dieser Glaube auch heute noch ebenso orthodox unter Heiden wie Christen, wenn man eine Handvoll Materialisten und Wissenschaftler ausnimmt.

Denn ob man Hermes’ Genien und seine „Götter“ in der griechischen und lateinischen Kirche als „Mächte der Finsternis“ und „Engel“ bezeichnet oder im Spiritismus als die „Geister der Toten“; oder als Bhuts und Devas, Shaitan oder Dschinn, wie sie jetzt noch in indischen und islamischen Ländern heißen – sie sind alle ein und dasselbeIllusion. Das sollte aber nicht in dem Sinn missverstanden werden, in welchen jüngst die große philosophische Lehre der Vedantisten von westlichen Schulen pervertiert wurde.

Alles, was ist, emaniert aus dem Absoluten, das infolge dieser Qualifikation allein als die eine und einzige Wirklichkeit verbleibt – somit muss alles, was außerhalb dieses Absoluten steht – des zeugenden und verursachenden Elements – eine Illusion sein, völlig unleugbar. Das gilt jedoch nur aus rein metaphysischer Sicht. Ein Mensch, der sich selbst als geistig gesund betrachtet und so auch von seinen Nachbarn gesehen wird, nennt die Visionen eines wahnsinnigen Bruders – dessen Halluzinationen das Opfer entweder glücklich machen oder ins tiefste Elend stürzen, je nachdem – ebenfalls Illusionen und Einbildungen. Wo aber ist der Wahnsinnige, dem die grässlichen Schatten in seinem zerrütteten Denken, seine Illusionen, in diesem Augenblick nicht ebenso tatsächlich und wirklich erscheinen wie die Dinge, die sein Arzt oder Wärter möglicherweise sehen? Alles in diesem Universum ist relativ, alles ist eine Illusion. [SD # 296] Befindet sich sein Bewusstsein auf irgendeiner Ebene, so erscheint dem wahrnehmenden Wesen die Erfahrung dieser Ebene als eine Tatsache, obwohl die besagte Erfahrung aus rein metaphysischer Sicht als keine objektive Realität aufweisend angesehen werden kann. Aber die esoterischen Lehren müssen nicht gegen die Metaphysiker kämpfen, sondern gegen Physiker und Materialisten; und für diese haben Lebenskraft, Licht, Ton, Elektrizität, selbst die objektiv anziehende Kraft des Magnetismus, kein objektives Dasein. Sie existieren ihrer Meinung nach nur als „Bewegungsarten“, „Empfindungen und Neigungen der Materie“.

Weder die Okkultisten im Allgemeinen noch die Theosophen verwerfen, wie einige irrtümlich annahmen, die Ansichten und Theorien der modernen Wissenschaftler nur deshalb, weil sie der Theosophie gegenüberstehen. Die erste Regel unserer Gesellschaft ist die, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist. Die Theosophen sind daher die Ersten, die den wirklichen Wert der Wissenschaft anerkennen. Aber wenn ihre Hohepriester das Bewusstsein als eine Absonderung der grauen Materie des Gehirns bezeichnen und alles Übrige in der Natur als eine Bewegungsart, protestieren wir gegen die Lehre, da sie unphilosophisch, widersprüchlich und einfach absurd ist, und zwar aus wissenschaftlicher Sicht ebenso sehr und sogar noch mehr als vom okkulten Aspekt des esoterischen Wissens aus.

Denn wahrlich, das Astrallicht der belächelten Kabbalisten birgt seltsame und unheimliche Geheimnisse für den, der darin sehen kann; und die Mysterien, die in seinen beständig erregten Wogen verborgen liegen, sind da, ungeachtet der ganzen Gesellschaft von Materialisten und Spöttern.252 [SD # 297] Zusammen mit vielen anderen Mysterien werden diese Geheimnisse für die Materialisten unseres Zeitalters weiterhin als nicht existent gelten, genauso wie Amerika den Europäern des frühen Mittelalters als nicht existierender Mythos galt, obwohl Skandinavier und Norweger diese sehr alte „Neue Welt“ mehrere Jahrhunderte zuvor erreicht und sich dort niedergelassen hatten. Aber wie ein Columbus geboren wurde, um die antipodischen Länder wieder zu entdecken und die Alte Welt zu zwingen, an sie zu glauben, so werden Wissenschaftler geboren werden, die Wunder zu entdecken, die nach den gegenwärtigen Behauptungen der Okkultisten in den Regionen des Ethers mit ihren verschiedenartigen und formenreichen Bewohnern und bewussten Wesenheiten existieren. Dann, wird die Wissenschaft nolens volens den alten „Aberglauben“ annehmen müssen, wie sie schon verschiedene andere angenommen hat. Und einmal gezwungen, ihn anzunehmen – nach früheren Erfahrungen urteilend –, werden ihre gelehrten Professoren mit aller Wahrscheinlichkeit wie beim Mesmerismus und Magnetismus, die jetzt in Hypnotismus umgetauft wurden, sich als dessen Vater bekennen und seinen Namen verwerfen. Die Wahl der neuen Benennung wird ihrerseits von den „Bewegungsarten“ abhängen, dem neuen Namen für die älteren „automatischen, physischen Prozesse innerhalb der Nervenfasern des (wissenschaftlichen) Gehirns“ von Moleschott; und auch höchst wahrscheinlich von der letzten Mahlzeit des Namensgebers; da nach dem Begründer des neuen hylo-idealistischen Systems „Gehirntätigkeit im Allgemeinen dasselbe ist wie Milchsaftbildung“.253 Müsste man dieser grotesken Behauptung Glauben schenken, würde es der neue Name für die archaische Sache auf die Eingebung der Leber des Namensgebers ankommen lassen müssen, und dann erst hätten diese Wahrheiten Aussicht, wissenschaftlich zu werden!

So unangenehm sie auch der im Allgemeinen blinden Mehrheit sein mag, hat die Wahrheit immer ihre Verfechter gehabt, bereit, für sie zu sterben, und die Okkultisten werden nicht dagegen protestieren, dass die Wissenschaft sie annimmt, unter welchem neuen Namen auch immer. Viele okkulte Wahrheiten werden tabuisiert, bevor die Wissenschaftler sich grundsätzlich dazu gezwungen sehen, sie zu beachten und zu akzeptieren, was auch die Phänomene der Spiritisten und andere psychische Manifestationen betrifft, nur um schließlich, ohne die geringste Anerkennung oder den geringsten Dank, doch von ihren früheren Verleumdern verwendet zu werden. Stickstoff hat das chemische Wissen erheblich bereichert, aber sein Entdecker, Paracelsus, wird bis zum heutigen Tag als ein „Quacksalber“ bezeichnet. [SD # 298] Wie wahrhaft richtig sind die Worte von H. T. Buckle in seiner bewunderungswürdigen „History of Civilization“ (Band I, S. 256), wo er sagt:

„Infolge noch unbekannter Umstände (karmische Vorsehung, H. P. B.) erscheinen von Zeit zu Zeit große Denker, welche, ihr Leben einem einzigen Zweck widmend, dazu imstande sind, dem Fortschritt der Menschheit vorauszueilen und eine Religion oder Philosophie hervorzubringen, durch die schließlich bedeutsame Wirkungen hervorgebracht werden. In die Geschichte blickend erkennen wir klar, dass die von einer neuen Anschauung ausgehende Wirkung von der Verfassung des Volks abhängt, in welchem sie verbreitet wird, obwohl der Ursprung einer neuen Anschauung einem einzelnen Menschen zugeschrieben werden kann. Wenn eine Religion oder aber eine Philosophie einer Nation zu weit voraus ist, kann sie ihr momentan keinen Dienst erweisen, sondern muss ihre Zeit254 abwarten, bis der Verstand der Menschen für ihre Aufnahme reif ist. . . . Jede Wissenschaft, jede Glaubensrichtung, hatte ihre Märtyrer. Nach dem gewöhnlichen Verlauf der Dinge vergehen einige Generationen, und dann folgt eine Periode, in der diese echten Wahrheiten als alltägliche Tatsachen betrachtet werden, und ein wenig später beginnt eine weitere Periode, in der sie für notwendig erklärt werden, und selbst der schwerfälligste Intellekt fragt sich, wie sie jemals geleugnet werden konnten.“

Es ist fast unmöglich, dass die gegenwärtigen Generationen nicht ausreichend Verstand für die Aufnahme der okkulten Wahrheiten besitzen könnten. So wird sich das zumindest den fortgeschrittenen Denkern der sechsten Wurzelrasse im Rückblick auf die Geschichte der vollen und unbedingten Annahme der Esoterischen Philosophie darstellen. Unterdessen werden die Generationen unserer fünften Rasse fortfahren, sich von Vorurteilen und vorgefassten Meinungen in die Irre führen zu lassen. An jeder Straßenecke wird verächtlich auf die okkulten Wissenschaften gezeigt werden, und jeder wird versuchen, sie im Namen und zum größeren Ruhm des Materialismus und seiner sogenannten Wissenschaft lächerlich zu machen und zu unterdrücken. Der dieses Buch vervollständigende Anhang zeigt jedoch in Form vorweggenommener Antworten auf einige der in Kürze erscheinenden wissenschaftlichen Einwendungen die wahren und wechselseitigen Standpunkte des Verteidigers und des Klägers. Die Theosophen und Okkultisten stehen unter der Anklage der öffentlichen Meinung, die noch immer das Banner der induktiven Wissenschaft hochhält. Letztere muss nun geprüft werden; und es muss gezeigt werden, inwiefern ihre Errungenschaften und Entdeckungen im Bereich der Naturgesetze im Widerspruch stehen – nicht so sehr zu unseren Behauptungen als zu den Tatsachen der Natur. Die Stunde hat jetzt geschlagen zu erfahren, ob die [SD # 299] Mauern des modernen Jericho so unerschütterlich sind, dass kein Stoß der okkulten Trompete sie jemals sprengen könnte.

Die sogenannten Kräfte, Licht und Elektrizität an ihrer Spitze, und die Konstitution der Umlaufbahn der Sonne müssen sorgfältig untersucht werden; ebenso die Gravitation und die Nebeltheorien. Die Eigenschaften des Ethers und anderer Elemente müssen besprochen werden: So werden die wissenschaftlichen Lehren anderen okkulten gegenübergestellt und gleichzeitig einige der bislang geheimen Lehrsätze des Okkultismus enthüllt (vide Anhang).

Vor ungefähr fünfzehn Jahren wiederholte die Schreiberin als Erste nach den Kabbalisten die weisen Gebote des Esoterischen Katechismus. „Verschließe deinen Mund, damit du nicht sprechest von diesem (dem Mysterium), und dein Herz, damit du nicht laut denkest; und wenn dein Herz dir entschlüpfet, bringe es zurück an seinen Platz, denn also ist der Zweck unseres Bundes.“ („Sefer Jezirah, Book of Creation“) Und wiederum: „Dieses ist ein Geheimnis, das den Tod bringt: Verschließe deinen Mund, damit du es nicht dem gewöhnlichen Volk enthüllest; zügle dein Denken, damit nicht etwas daraus entkomme und nach außen falle.“ (Regeln der Initiation)

Ein paar Jahre später musste ein Zipfel des Schleiers der Isis gelüftet werden, und jetzt wird ein weiterer, größerer Riss gemacht. . . .

Aber alte und altehrwürdige Irrtümer – die mit jedem Tag unübersehbarer und offensichtlicher werden – sind heute wie damals in Schlachtordnung aufgestellt. Angeführt von blindem Konservatismus, Einbildung und Vorurteilen liegen sie beständig auf der Lauer, bereit, jede aus ihrem zeitalterlangen Schlaf erwachende Wahrheit zu erwürgen, die es sich erlaubt, um Einlass zu bitten. Und das ist der Fall, seit der Mensch ein Tier wurde. Dass sich das in jedem Fall als moralischer Tod für die Offenbarer erweist, die irgendeine dieser uralten Wahrheiten ans Licht bringen, ist ebenso sicher wie dass es Leben und Erneuerung für jene bedeutet, die fähig sind, auch aus dem Wenigen Nutzen zu ziehen, das ihnen jetzt enthüllt wird.

Fußnoten

1 In der englischen Übersetzung aus dem Sanskrit werden die Zahlen in jener Sprache geschrieben: Eka, Chatur etc. etc. Es wurde für das Beste befunden, sie in Englisch zu bringen.

2 Vers 1 der sechsten Stanze ist weit später datiert als die anderen Stanzen, obwohl noch immer sehr alt. Der alte Text dieses Verses würde dem Schüler keinen Schlüssel bieten, da er den Orientalisten völlig unbekannte Namen enthält.

3 In Buch II, Kap. VIII des Vishnu-Puranas“ heißt es: „Mit Unsterblichkeit ist Existenz bis ans Ende des Kalpa gemeint“; und Wilson, der Übersetzer, bemerkt in einer Fußnote: „Das ist nach den Veden alles, was man unter der Unsterblichkeit (oder Ewigkeit) der Götter zu verstehen hat. Sie vergehen am Ende der universalen Auflösung (oder Pralaya).“ Und die Esoterische Philosophie sagt: Sie „vergehen“ nicht, sondern sie werden re-absorbiert.

4 Nippang in China; Neibban in Burma; oder Moksha in Indien.

5 Die „12“ Nidanas (im Tibetanischen Ten-brel chug-nyi) sind die Hauptursachen der Existenz, von einer Kette erzeugter Ursachen herbeigeführte Wirkungen (siehe „Kommentare“, II).

6 Siehe Wassilief: „Der Buddhismus“, S. 97–950.

7 „Rad“ ist der symbolische Ausdruck für eine Welt oder einen Globus, der zeigt, dass die Alten wussten, dass unsere Erde eine sich drehende Kugel und nicht ein bewegungsloses Quadrat ist, wie einige christliche Väter lehrten. Das „Große Rad“ ist die Gesamtdauer unseres Daseinszyklus oder Maha-Kalpas, d. h. des gesamten Umlaufs unserer speziellen Kette von sieben Globen oder Sphären vom Anfang bis zum Ende. Die „Kleinen Räder“ bedeuten die Runden, von denen ebenfalls sieben existieren.

8 Siehe das dsungarische „Mani Kumbum“, das „Buch der 10.000 Vorschriften“. Desgleichen Wassiliefs „Der Buddhismus“, S. 327 und 357 etc.

9 Mit klareren Worten: „Man muss wahres Selbst-Bewusstsein erlangen, um Samvriti oder den ‘Ursprung der Täuschung’ zu verstehen.“ Paramartha ist das Synonym des Sanskritausdrucks Svasam-Vedana, oder die „Reflexion, welche sich selbst analysiert“. Es gibt einen Unterschied in der Interpretation der Bedeutung von „Paramartha“ zwischen den Yogacharyas und den Madhyamikas, von denen jedoch keine den wirklichen und wahren esoterischen Sinn des Ausdrucks erklärt. Mehr siehe Shloka 9.

10 In Indien wird es „das Auge Shivas“ genannt, aber jenseits der großen Bergkette ist es in esoterischer Ausdrucksweise bekannt als „Dangmas geöffnetes Auge“.

11 Dangma bedeutet eine geläuterte Seele, einer, der ein Jivanmukta geworden ist, der höchste Adept, oder vielmehr ein sogenannter Mahatma. Sein „geöffnetes Auge“ ist das innere, spirituelle Auge des Sehers, und die Fähigkeit, die sich durch dieses offenbart, ist nicht die Hellsichtigkeit, wie üblicherweise angenommen wird, also die Kraft, Entferntes zu sehen, sondern vielmehr die Fähigkeit der spirituellen Intuition, durch welche unmittelbare und sichere Erkenntnis erlangt werden kann. Diese Fähigkeit ist innig mit dem „Dritten Auge“ verbunden, welches die mythologische Überlieferung bestimmten Rassen der Menschheit zuschreibt. Ausführlichere Erläuterungen finden sich in Band II.

12 Und doch hat jemand, der Autorität beansprucht, nämlich Sir Monier Williams, Boden Sanskrit-Professor in Oxford, gerade diese Tatsache abgestritten. In seiner Jahresansprache vom 4. Juni 1888 vor dem Victoria Institute of Great Britain belehrte er seine Zuhörerschaft folgendermaßen: „Ursprünglich wendete sich der Buddhismus gegen jegliche Form einsamen Asketentums . . . um die erhabenen Höhen der Erkenntnis zu erlangen. Er hatte kein okkultes, kein esoterisches Lehrsystem . . . , das den gewöhnlichen Menschen vorenthalten worden wäre.“ (!!) Und weiter: „. . . Zu Beginn von Gautama Buddhas Laufbahn scheint die spätere und niedere Form des Yoga wenig bekannt gewesen zu sein.“ Und dann teilt der gelehrte Vortragende, sich selbst widersprechend, seinen Zuhörern mit: „Wir erfahren aus dem Lalita-Vistara, dass verschiedene Formen körperlicher Peinigung, Selbstkasteiung und Abtötung zu Gautamas Zeit üblich waren.“ (!!) Dem Vortragenden scheint gänzlich unbekannt zu sein, dass eben genau diese Art von Peinigung und Selbstkasteiung die niedere Form des Yoga darstellt, Hatha-Yoga, der zu Gautamas Zeit „wenig bekannt“ und doch so „üblich“ war.

13 Es wird sogar behauptet, dass alle sechs Darshanas (philosophische Schulen) Spuren von Buddhas Einfluss aufweisen, die entweder dem Buddhismus entnommen oder griechischen Lehren zuzuschreiben seien (siehe Weber, Max Müller etc.) ! Wir sind der Ansicht, dass Colebrooke als „die höchste Autorität“ in solchen Dingen schon seit langer Zeit diese Frage mit dem Beweis beantwortet hat, dass „in diesem Fall die Hindus die Lehrer waren und nicht die Schüler“.

14 „Paramartha“ ist in Sanskrit Selbstbewusstsein, Svasamvedana, oder die „selbstanalysierende Reflexion“ – aus den beiden Worten parama (über allem) und Artha (Verständnis), Satya bedeutet absolutes wirkliches Sein oder Esse. Paramartha-Satya ist im Tibetanischen Dondampaidenpa. Das Gegenstück dieser absoluten Wirklichkeit oder Tatsache ist Samvriti-Satya – die lediglich relative Wahrheit – „Samvriti“ bedeutet „falsche Auffassung“ und ist der Ursprung der Täuschung, Maya; im Tibetanischen Kundzabchi-denpa, die „Illusion erzeugende Erscheinung“.

15 Aryasangha war ein vorchristlicher Adept und Gründer einer buddhistischen esoterischen Schule, obwohl ihn Alexander Csoma di Körös aus irgendwelchen nur ihm bekannten Gründen in das siebte Jahrhundert n. Chr. versetzt. Es gab noch einen zweiten Aryasangha, der in den ersten Jahrhunderten unserer Ära lebte; und höchstwahrscheinlich verwechselte der ungarische Gelehrte die beiden.

16 „Die ungeteilte Ursache, einförmig und zugleich Ursache und Wirkung, von den mit den Grundprinzipien Vertrauten Pradhana und Prakriti genannt, ist unerkennbares Brahman, das vor allem war“ (Vayu-Purana); d. h. Brahman bringt die Evolution nicht selbst hervor oder erschafft, sondern zeigt nur verschiedene Aspekte seiner selbst, von denen einer Prakriti ist, ein Aspekt Pradhanas.

17 Endliches Selbstbewusstsein, wie ich meine. Denn wie kann das Absolute es anders erlangen als einfach in Form eines Aspekts, von welchen der höchste uns bekannte menschliches Bewusstsein ist?

18 Siehe Schweglers „Handbuch der Geschichte der Philosophie“ (Sterlings englische Übersetzung, S. 28).

19 Vajra – Diamant-Halter. Im Tibetanischen Dorjesempa; Sempa bedeutet die Seele, ihre diamantgleiche Qualität bezieht sich auf ihre Unzerstörbarkeit im Jenseits. Die im Kala Chakra, der ersten in der Gyu (t)-Einteilung des Kanjur, gegebene Erklärung des „Aupapaduka“ ist halb esoterisch. Sie hat die Orientalisten zu irrtümlichen Spekulationen über die Dhyani-Buddhas und ihre Entsprechung im Irdischen, die Manushya-Buddhas, verleitet. Die wirkliche Lehre wird in einem der folgenden Bände angedeutet (siehe „The Mystery about Buddha“) und wird an geeigneter Stelle ausführlicher erklärt werden.

20 Um nochmals Hegel zu zitieren, der wie Schelling praktisch die pantheistische Vorstellung periodischer Avataras (spezieller Inkarnationen des Weltgeistes im Menschen, wie im Falle aller großen religiösen Reformatoren zu beobachten) angenommen hat:
„. . . daß das Wesen des Menschen der Geist ist, und daß er nur, indem er sich seiner Endlichkeit entäußert und sich dem reinen Selbstbewußtsein hingibt, die Wahrheit erreicht. Christus, der Mensch als Mensch, in dem die Einheit Gottes (die Identität des Individuellen mit dem universalen Bewußtsein, wie sie von den Vedantisten und einigen Advaitisten gelehrt wird) erschienen ist, hat an seinem Tod, seiner Geschichte überhaupt, selbst die ewige Geschichte des Geistes gezeigt, – eine Geschichte, die jeder Mensch an ihm selbst zu vollbringen hat, um als Geist zu sein . . . “ – Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte, Kapitel 36.

21 „Mutter der Götter“, Aditi oder kosmischer Raum. Im „Zohar“ wird sie Sephira, die Mutter der Sephiroth, und in ihrer Urform, in abscondito, Shekinah genannt.

22 Somit ist in der Esoterischen Philosophie Nichtseinabsolutes Sein“. Da manifestiert, stellt in den Lehrsätzen der Letzteren selbst Adi-Buddha (die erste oder ursprüngliche Weisheit) in einem gewissen Sinn eine Illusion dar, Maya, da alle Götter, einschließlich Brahmâ, am Ende von „Brahmâs Zeitalter“ vergehen müssen; lediglich die Parabrahman genannte Abstraktion – ob wir sie Ain Soph oder mit Herbert Spencer das Unerkennbare nennen – ist „die eine absolute“ Wirklichkeit. Die eine zweitlose Existenz ist Advaita, „ohne Zweites“, und alles Übrige ist Maya, lehrt die Advaita-Philosophie.

23 Ein unpoetischer Ausdruck, jedoch sehr anschaulich (siehe Fußnote zu Stanze III).

24 Selbst im Christentum (siehe Teil II, „Ursubstanz und Göttlicher Gedanke“).

25 Gross, „The Heathen Religion“, Seite 195.

26 Ein Vedantist der Visishtadvaita-Philosophie würde sagen, dass Parabrahman – obwohl die einzige unabhängige Wirklichkeit – dennoch von seiner Dreiheit nicht trennbar ist. Er ist drei: „Parabrahman, Chit und Achit“, wovon die beiden Letzteren abhängige Wirklichkeiten sind, unfähig, getrennt zu existieren; oder, um es klarer zu machen, Parabrahman ist die Substanz – unveränderlich, ewig und unerkennbar – und Chit (Atman) und Achit (Anatman) sind seine Qualitäten, wie Form und Farbe die Qualitäten eines jeden Objektes sind. Die beiden sind das Gewand oder der Körper oder vielmehr das Attribut (Sarira) Parabrahmans. Aber ein Okkultist hätte gegen diese Behauptung viel einzuwenden, und ebenso ein Advaita-Vedantist.

27 Zahl, wahrlich; niemals aber Bewegung. Im Okkultismus ist es Bewegung, die den Logos, das Wort, erzeugt.

28 Die „vierzehn kostbaren Dinge“. Die Erzählung oder Allegorie findet sich im Satapatha-Brahmana und an anderer Stelle. Die japanische Geheimwissenschaft der buddhistischen Mystiker der Yamabushi kennt „sieben kostbare Dinge“. Wir werden später über sie sprechen.

29 Das Urmuster des Verstehens ist Sattva, das Shankara (Acharya) als Antahkarana wiedergibt. „Geläutert“, sagt er, „durch Opfer und andere heiligende Handlungen“. In der Katha auf S. 148 gibt Shankara für Sattva die Bedeutung Buddhi an – eine übliche Bedeutung des Wortes („The Baghavatgita with The Sanatsugatiya and The Anugita“, übersetzt von Kashinath Trimbak Telang, M. A.; herausgegeben von Max Müller). Welche Bedeutungen verschiedene Schulen dem Ausdruck auch immer geben mögen, Sattva ist der Name, welchen die Okkultismus-Schüler der Aryasangha-Schule der dualen Monade oder Atman-Buddhi geben, und Atman-Buddhi auf dieser Ebene entspricht auf der höheren Ebene Parabrahman und Mulaprakriti.

30 Amrita ist „Unsterblichkeit“.

31 Siehe Kommentar Nr. 1 zu dieser Stanze.

32 Siehe „Kwan-Shai-Yin“, der wirkliche Name aus dem Text kann nicht gegeben werden.

33 Lanu ist ein Schüler, ein Chela, der praktische Esoterik studiert.

34 „Tri-dasa“, oder dreimal zehn (30), verweist in einer gerundeten Zahl auf die vedischen Gottheiten, genauer sind es 33 – eine heilige Zahl. Sie sind die 12 Adityas, die 8 Vasus, die 11 Rudras und die 2 Aswins – die Zwillingssöhne der Sonne und des Himmels. Dies ist die Wurzelzahl des Hindu-Pantheons, welches über 330 Millionen Götter und Göttinnen zählt.

35 Daher sind die höheren Götter des Altertums alle „Söhne der Mutter“, bevor sie Söhne des „Vaters“ werden. Die Logoi, wie Jupiter oder Zeus, Sohn von Kronos-Saturn, „unendlicher Zeit“ (oder Kala), wurden ursprünglich als männlich-weiblich dargestellt. Zeus wird die „schöne Jungfrau“ genannt, und Venus ist bärtig. Apollo ist ursprünglich zweigeschlechtig, dasselbe gilt für Brahmâ-Vach im Manu und den Puranas. Osiris ist mit Isis austauschbar, und Horus hat beide Geschlechter. Schließlich ist in der Vision des Johannes in der Offenbarung der jetzt mit Jesus in Verbindung gebrachte Logos – hermaphroditisch, denn er wird so beschrieben, als habe er weibliche Brüste. So ist das Tetragrammaton = Jehovah. In der Esoterik existieren aber zwei Avalokitesvaras; der erste und der zweite Logos.

36 In unserer politischen und wissenschaftlichen Zeit kann kein religiöses Symbol der Entweihung entgehen, nicht einmal dem Spott. Die Schreiberin hat im südlichen Indien einen bekehrten Eingeborenen gesehen, der seine Pujah mit Opfergaben vor einer Jesusstatue in Frauenkleidern und mit einem Ring in der Nase ausführte. Auf die Frage nach der Bedeutung dieser Maskerade erhielten wir die Antwort, das sei Jesus-Maria zu einem vereint, und es sei mit der Erlaubnis des Paters geschehen, da der eifrige Konvertit kein Geld hatte, um zwei Statuen oder „Idole“ zu kaufen, wie ein Zeuge – ein anderer, jedoch nicht bekehrter Hindu – sie sehr passend benannte. Einem dogmengläubigen Christen wird es gotteslästerlich erscheinen, aber der Theosoph und Okkultist muss den Preis für die Logik dem Hindukonvertiten zuerkennen. Der esoterische Christos der Gnosis ist natürlich geschlechtslos, aber in der exoterischen Theologie ist er männlich und weiblich.

37 Die gnostische Sophia, „Weisheit“, welche die „Mutter“ von Ogdoad ist (in einem gewissen Sinn Aditi mit ihren acht Söhnen), ist entsprechend der alten Systeme der Heilige Geist und der Schöpfer von allem. Der „Vater“ ist eine viel spätere Erfindung. Der früheste manifestierte Logos war überall weiblich – die Mutter der sieben planetarischen Mächte.

38 Siehe „Chinese Buddhism“ von Rev. J. Edkins, welcher die Tatsachen immer korrekt angibt, wenn auch seine Schlussfolgerungen sehr häufig falsch sind.

39 Wie auch immer, die „Schlangen“ müssen, wie die Logoi und die Hierarchien der Mächte, voneinander unterschieden werden. Sesha oder Ananta, die „Couch des Vishnu“, ist eine allegorische Abstraktion und symbolisiert die unendliche Zeit im Raum, welche den Keim enthält und periodisch die Blüte dieses Keims, das manifestierte Universum, abwirft; die gnostische Ophis enthielt indessen dieselbe dreifache Symbolik mit ihren sieben Vokalen als den ein-, drei- und siebensilbigen Oeaohoo der archaischen Lehre; d. h. den einen unmanifestierten Logos, den zweiten manifestierten, das Dreieck, das sich in der Vierheit oder dem Tetragrammaton konkretisiert und die Strahlen des Letzteren auf der materiellen Ebene.

40 Das Astrallicht oder der Ether der alten Heiden (denn die Bezeichnung Astrallicht ist ziemlich modern) ist Geist-Materie. Von der rein spirituellen Ebene ausgehend, wird es mit dem Herabsteigen immer gröber, bis es auf unserer Ebene zu Maya oder der versuchenden und täuschenden Schlange wird.

41 Mit „Gott, dem Vater“ ist hier unmissverständlich das siebte Prinzip im Menschen und im Kosmos gemeint, welches seiner Essenz und Natur nach untrennbar mit dem siebten kosmischen Prinzip verbunden ist. In einem Sinne ist es der Logos der Griechen und der Avalokitesvara der esoterischen Buddhisten.

42 In der ägyptischen wie in der indischen Theogonie gab es eine verborgene Gottheit, das Eine, und den schöpferischen, androgynen Gott. So war Schu der Gott der Schöpfung, und Osiris ist in seiner ursprünglichen ersten Form der „Gott, dessen Name unbekannt ist“ (siehe Mariettes „Abydos“, II, S. 63 und Bd. III, S. 413, 414, Nr. 1122).

43 Siehe nächste Fußnote.

44 Od ist das reine, lebenspendende Licht oder magnetische Flüssigkeit; Ob, der von den Zauberern benutze Todesbote, die verderbliche, böse Flüssigkeit; Aour ist die Synthese der beiden, das eigentliche Astrallicht. Können die Philologen sagen, wieso Od – ein von Reichenbach zur Bezeichnung der Lebensflüssigkeit verwendeter Ausdruck – auch ein tibetanisches Wort ist, das Licht, Helligkeit, Strahlung bedeutet? In einem okkulten Sinne bedeutet es auch „Himmel“. Woher stammt die Wurzel des Wortes? Akasha ist jedoch nicht ganz Ether, sondern etwas viel Höheres als dieser, wie gezeigt werden wird.

45 Das wiederum gleicht der Lehre Fichtes und deutscher Pantheisten. Ersterer verehrt Jesus als den großen Lehrer, welcher die Einheit des Menschengeistes mit dem Gottesgeist (die Advaita-Lehre) oder dem universalen Prinzip betonte. Es ist schwierig, in der westlichen Metaphysik auch nur eine einzige Spekulation zu finden, die nicht von der archaischen östlichen Philosophie vorweggenommen worden wäre. Von Kant bis Herbert Spencer ist alles ein mehr oder weniger entstelltes Echo von Dvaita-, Advaita- und Vedantalehren im Allgemeinen.

46 Ob es sich bei dem Vogel um die Gattung cygnus, anser oder pelicanus handelt, tut nichts zur Sache, da es sich um einen Wasservogel handelt, der sich gleich dem Geist auf dem Wasser bewegt oder schwimmt, um dann aus diesen Wassern hervorzukommen, um andere Wesen zu gebären. Die wahre Bedeutung des Symbols vom achtzehnten Grad der Rosenkreuzer ist genau dieselbe, obwohl sie später poetisch in das mütterliche Gefühl des Pelikans umgedeutet wurde, der sich seine Brust aufreißt, um seine sieben Jungen mit seinem Blut zu ernähren.

47 Der Grund dafür, dass Moses den Verzehr von Schwan und Pelikan verbietet, indem er beide den unreinen Vögeln zurechnet und es gestattet, die „Wanderheuschrecken, Käfer und den Grashüpfer nach seiner Art“ zu essen (Leviticus 11 und Deuteronomium 14); dies ist rein physiologisch gemeint und hat mit mystischer Symbologie nur insofern zu tun, als das Wort „unrein“, wie jedes andere Wort, nicht buchstäblich gelesen und verstanden werden sollte, denn es ist esoterisch wie alles Übrige und kann ebenso gut „heilig“ bedeuten oder auch nicht. Es ist eine Blende und in Zusammenhang mit bestimmten Formen des Aberglaubens sehr vielsagend – zum Beispiel dem des russischen Volks, das die Taube nicht als Nahrung verwendet; nicht weil sie „unrein“ sei, sondern weil der „Heilige Geist“ in der Gestalt einer Taube erschienen sein soll.

48 Das sind nicht die mittelalterlichen Alchemisten, sondern die Magier und Feueranbeter, von denen die Rosenkreuzer oder die Philosophen per ignem, die Nachfolger der Theurgen, ihre gesamten Ideen in Bezug auf das Feuer als mystisches und göttliches Element übernahmen.

49 παρὰ, „jenseits“, außerhalb.

50 Jedes Einzelne von ihnen und noch viele andere sind wahrscheinlich die fehlenden Bindeglieder der Chemie. Sie sind in der Alchemie und den mit phänomenalen Kräften arbeitenden Okkultisten unter anderen Namen bekannt. Die größten Phänomene werden hervorgebracht, wenn die „Elemente“ mithilfe des Astralfeuers auf eine bestimmte Weise immer wieder neu miteinander verbunden (oder voneinander getrennt) werden.

51 Das ist in dem Sinn gemeint, dass die Flamme eines Feuers unerschöpflich ist, und dass die Lichter des gesamten Universums an einem einzigen Streichholz entzündet werden könnten, ohne dessen Flamme zu vermindern.

52 Die Vier, in der okkulten Zahlenreihe durch die Tetraktys dargestellt, das heilige oder vollkommene Quadrat, ist bei den Mystikern aller Nationen und Rassen eine heilige Zahl. Sie hat ein und dieselbe Bedeutung im Brahmanismus, Buddhismus, in der Kabbala und im ägyptischen, chaldäischen und anderen Zahlensystemen.

53 In der Kabbala steht dieselbe Zahl, nämlich 1.065, auch für Jehovah, da die Zahlenwerte der drei seinen Namen zusammensetzenden Buchstaben – Jod, Vau und zweimal He – beziehungsweise 10 ( י ), 6 ( ו ) and 5 ( ה ) sind; oder wieder dreimal sieben, also 21. „Zehn ist die Mutter der Seele, denn Leben und Licht sind darin vereinigt“, sagt Hermes. „Denn die Zahl eins ist aus dem Geist geboren und die Zahl zehn aus der Materie (Chaos, weiblich). Die Einheit hat die Zehn gemacht, die Zehn die Einheit“ („Buch der Schlüssel“). Mithilfe der Temura, der anagrammatischen Methode der Kabbala und der Kenntnis der Zahl 1.065 (21) kann in Bezug auf den Kosmos und seine Geheimnisse eine Universalwissenschaft erlangt werden“ (Rabbi Yogel). Die Rabbis betrachten die Zahlen 10, 6 und 5 als die heiligsten von allen.

54 Der Leser mag gesagt bekommen, dass ein amerikanischer Kabbalist jetzt für die Elohim dieselbe Zahl entdeckt hat. Sie kam aus Chaldäa zu den Juden. Siehe „Hebrew Metrology“ in „The Masonic Review“, Juli, 1885, McMillan Lodge, Nr. 141.

55 Dieselbe Ausdrucksweise finden wir in Ägypten. Mout bedeutet unter anderem „Mutter“, und zeigt den Charakter, der ihr in der Triade dieses Landes beigelegt wurde. „Sie war nicht weniger die Mutter als die Gattin Ammons, und einer der Haupttitel des Gottes war „der Gemahl seiner Mutter“. Die Göttin Mout, oder Mût, wird angerufen als „unsere Frau“, die „Königin des Himmels“ und „der Erde“. Sie teilt also diese Titel mit den anderen Mutter-Gottheiten Isis, Hathor etc.“ (Maspero).

56 Das ist die wörtliche Übersetzung aus der IX. und X. Abteilung: „Zehn Zahlen ohne was? Eins: der Geist des lebendigen Gottes . . . . der da lebt in Ewigkeiten! Stimme und Geist und Wort, und das ist der Heilige Geist. Zwei: Geist aus dem Geiste. Er entwarf und schuf damit zweiundzwanzig Grundbuchstaben, drei Mütter und sieben Doppelte und zwölf Einzelne und einen Geist aus ihnen. Drei: Wasser aus dem Geist. Er entwarf und schuf damit die Öde und die Leere, Schlamm und Erde. Er entwarf sie als Blumenbeet, behieb sie als Mauer, verdeckte sie mit Pflastersteinen. Vier: Feuer aus dem Wasser. Er entwarf und schuf damit den Thron der Herrlichkeit und die Räder, und die Seraphim und die heiligen Tiere und die dienenden Engel, und aus den Dreien gründete er seine Wohnung, wie es gesagt wird: Er macht Geister aus seinen Engeln und lässt seine Diener zu feurigen Flammen werden.“ Die Umschreibung „gründete er seine Wohnung“ zeigt klar, dass in der Kabbala, wie auch in Indien, die Gottheit als das Universum betrachtet wurde und in seinem Ursprung nicht der außerkosmische Gott war, der er heute ist.

57 Die buchstäbliche Bedeutung des Wortes ist bei den östlichen Okkultisten des Nordens ein kreisender Wind, ein Wirbelwind; aber in diesem Fall soll damit die unaufhörliche und ewige kosmische Bewegung oder vielmehr jene Kraft bezeichnet werden, welche es bewegt. Sie wird stillschweigend für die Gottheit angenommen, aber niemals genannt. Es ist das ewige Karana, die immer wirkende Ursache.

58 Die Anugita bildet einen Teil des Ashvameda Parvan des „Mahabharatas“. Der Übersetzer der von Max Müller herausgebrachten „Bhagavadgita“ hält sie für eine Fortsetzung der Bhagavadgita. Ihr Original ist eine der ältesten Upanishaden.

59 Das zeigt, dass die modernen Metaphysiker, mitsamt allen vergangenen und gegenwärtigen Hegeln, Berkeleys, Schopenhauern, Hartmanns, Herbert Spencers und selbst den modernen Hylo-Idealisten obendrein, nichts Besseres sind als die schwachen Kopisten einer grauen Vorzeit.

60 Die Kenntnis dieses Gesetzes erlaubt und hilft dem Arhat, seine Siddhis oder verschiedenen Phänomene vorzuführen, wie zum Beispiel Desintegration von Materie, die Beförderung von Gegenständen von einem Ort zu einem anderen.

61 Hierbei handelt es sich um in modernen Glossaren den Stanzen beigefügte alte Kommentare, denn in ihrer symbolischen Sprache sind die Kommentare gewöhnlich ebenso schwer zu verstehen wie die Stanzen selbst.

62 In einem polemischen wissenschaftlichen Werk, „The Modern Genesis“, kritisiert der Verfasser, Rev. W. B. Slaugther, den von den Astronomen eingenommenen Standpunkt und fragt: „Es ist zu bedauern, dass die Verfechter dieser (Nebel-)Theorie nicht ausführlicher in die Diskussion darüber (über den Beginn der Rotation) eingestiegen sind. Niemand lässt sich dazu herab, uns eine vernünftige Erklärung darüber zu geben. Wie kann der Prozess der Abkühlung und Kontraktion einer Masse sie auch noch in Rotation versetzen?“ Die Frage wird im Anhang ausführlich behandelt. Die materialistische Wissenschaft kann diese Frage niemals lösen. „Bewegung ist im Unmanifestierten ewig und im Manifestierten periodisch“, sagt ein okkulter Lehrsatz. „Wenn die durch das Herabsteigen der Flamme in die Urmaterie bewirkte Hitze ihre Partikel in Bewegung versetzt, wird diese Bewegung zum Wirbelwind.“ Ein Tropfen einer Flüssigkeit nimmt eine Kugelgestalt an, weil seine Atome sich in ihrer letzten, unauflösbaren und noumenalen Essenz um sich selbst drehen; unauflösbar, zumindest für die Naturwissenschaft.

63 In der Summe also zehn oder die den „Schöpfer“ repräsentierende vollkommene Zahl. Die Gesamtheit aller schöpferischen Kräfte wurde von den Monotheisten in den Einen verschmolzen und der „Schöpfer“ genannt, genauso wie die „Elohim“, Adam Kadmon oder Sephira – die Krone – die androgyne Synthese der 10 Sephiroth darstellen, die in der popularisierten Kabbala das Symbol des manifestierten Universums bilden. Die esoterischen Kabbalisten folgen jedoch den östlichen Okkultisten. Sie trennen das obere sephirothische Dreieck (oder Sephira, Chochmah und Binah) von den übrigen, sodass sieben Sephiroth übrig bleiben. Was Svabhavat anbelangt, so erklären die Orientalisten den Ausdruck dahingehend, dass er die im Raum zerstreute, universale plastische Materie bedeute, vielleicht halb auf den Ether der Wissenschaft schielend. Die Okkultisten identifizieren ihn auf der mystischen Ebene jedoch mit „Vater-Mutter“ (vide supra).

64 „In Vereinigung mit dem Geist und der Stimme“ bezieht sich auf den abstrakten Gedanken und die konkrete Stimme oder seine Manifestation, die Wirkung der Ursache. Adam Kadmon oder Tetragrammaton ist in der Kabbala der Logos; daher entspricht diese Triade in Letzterer dem höchsten Dreieck von Kether, Chochmah und Binah, von welchen Letztere gleichzeitig eine weibliche Kraft und der männliche Jehovah ist, welcher an der Natur von Chochmah oder der männlichen Weisheit teilhat.

65 Die Geheimlehre lehrt, dass die Sonne ein zentraler Stern und kein Planet ist. Trotzdem kannten und verehrten die Alten, Sonne und Erde ausgenommen, sieben große Götter. Was war dieser „mysteriöse Gott“, den sie außen vor ließen? Natürlich nicht Uranus, der erst 1781 von Herschel entdeckt wurde. Aber konnte er nicht unter einem anderen Namen bekannt sein? Der Verfasser von „Maçonnerie Occulte“ sagt: „Nachdem die okkulten Wissenschaften durch astronomische Berechnungen entdeckt hatten, dass es sieben Planeten sein müssen, wurden die Alten dahin geführt, die Sonne in die Tonleiter der himmlischen Harmonien einzuführen und sie den leeren Platz einnehmen zu lassen. Wann immer sie einen Einfluss bemerkten, der keinem der bekannten sechs Planeten zugehörte, schrieben sie ihn fortan der Sonne zu. Der Irrtum hat lediglich den Anschein, bedeutend zu sein, brachte aber keine falschen Resultate, wenn die alten Astrologen Uranus durch die Sonne ersetzten, die ein verhältnismäßig bewegungsloser Zentralstern ist, der sich nur um seine eigene Achse dreht und Zeit und Maß regelt; und der nicht von seinen wahren Funktionen abzubringen ist.“ Die Benennung der Wochentage ist somit falsch. „Der Sonn-tag sollte Uranus-tag (Urani dies, Urandi) sein“, fügt Ragon, der gelehrte Schreiber, hinzu.

66 Planetensystem.

67 „Die Rotationsrichtung der Sonne um ihre Achse entspricht beständig der Richtung der Umlaufbahnen der Planeten“, lehrt uns die Astronomie.

68 Diese Essenz der Kometenmaterie ist nach der Lehre der okkulten Wissenschaft vollständig verschieden von jeglichen chemischen oder physikalischen Eigenschaften, mit welchen die moderne Wissenschaft vertraut ist. Sie ist in ihrer Urform jenseits der Sonnensysteme homogen und differenziert sich vollständig, sobald sie die Grenzen unserer Erdregion überschreitet. Von der Atmosphäre der Planeten und der bereits aus dem interplanetarischen Stoff zusammengesetzten Materie verunreinigt, ist sie in unserer manifestierten Welt ausschließlich heterogen.

69 Manas – das Denkprinzip oder die menschliche Seele.

70 Buddhi – die Göttliche Seele.

71 Sehr ähnlich waren die Ideen von W. Mattieu Williams in „The Fuel of the Sun“; von Dr. C. William Siemens „On the Conservation of Solar Energy“ (Nature XXV, S. 440-444, 9. März 1882); und auch von Dr. P. Martin Duncan in „Address of the President of the Geological Society“, London, Mai 1877.

72 SieheComparative Geology“, von Alexander Winchell, LL. D., S. 56.

73 Wenn wir von Neptun sprechen, dann nicht als Okkultisten, sondern als Europäer. Der wahre östliche Okkultist wird behaupten, dass – wenn sich auch immer noch viele unentdeckte Planeten in unserem System befinden mögen – Neptun nicht dazu gehört, ungeachtet seiner offensichtlichen Verbindung mit unserer Sonne und ihrem Einfluss auf ihn. Diese Verbindung ist mayavisch, imaginär, wie sie sagen.

74 Diese sind die vier „Unsterblichen“, die im Atharva Veda als die „Wächter“ oder Hüter der vier Himmelsrichtungen erwähnt sind (siehe Kap. LXXVI, 1-4 ff).

75 „Conflict between Religion und Science“, Draper, S. 132 und 133.

76 „Les Mystères de L´Horoscope“, S. XI.

77 Siehe A. P. Sinnetts „Esoteric Buddhism“, 5. kommentierte Auflage, S. 171-3.

78 Der erste und größte Reformator, Gründer der „Gelbkappen“, der Gelugpas. Er wurde 1.355 n. Chr. in Amdo geboren und war der Avatara von Amitabha, welcher der himmlische Name Gautama Buddhas ist.

79 Subba Row scheint ihn mit dem Logos zu identifizieren und so zu nennen (siehe seine vier Vorlesungen über die „Bhagavadgita“ im „Theosophist“).

80 Im Jahr 1882 wurde der Präsident der Theosophischen Gesellschaft, Oberst Olcott, kritisiert, weil er in einem seiner Vorträge behauptet hatte, Elektrizität sei Materie. Nichtsdestotrotz ist das jedoch die Lehre des Okkultismus. Solange die europäische Wissenschaft so wenig über ihre wahre Natur weiß, mögen „Kraft“ oder „Energie“ bessere Namen für sie sein; aber Elektrizität ist Materie, ebenso wie Ether Materie ist, da sie atomar ist, obwohl um einiges von Ether entfernt. Es erscheint lächerlich zu argumentieren, etwas könne nicht Materie genannt werden, weil es für die Wissenschaft unwägbar sei. Elektrizität ist in dem Sinn „immateriell“, als ihre Moleküle der Wahrnehmung und dem Experiment nicht unterworfen sind; trotzdem kann sie – und der Okkultismus sagt, dass sie es ist – atomar sein; daher ist sie Materie. Aber selbst von der Voraussetzung ausgehend, es sei unwissenschaftlich, die Elektrizität so zu beschreiben – sobald sie in der Wissenschaft als Energiequelle, oder einfach als Energie und Kraft bezeichnet wird – wo gäbe es eine ohne Materie vorstellbare Kraft oder Energie? Maxwell, ein Mathematiker und eine der größten Autoritäten in Bezug auf Elektrizität und ihre Phänomene, sagte vor Jahren, dass Elektrizität Materie sei, nicht bloße Bewegung. „Wenn wir die Hypothese annehmen, dass die elementaren Substanzen aus Atomen zusammengesetzt sind, können wir die Schlussfolgerung nicht vermeiden, dass auch die Elektrizität, sowohl die positive als auch die negative, in definitive, elementare Einheiten geteilt ist, die sich wie Elektrizitätsatome verhalten“ (Helmholtz, „Faraday Vortrag“, 1881). Wir wollen noch weitergehen und behaupten, dass Elektrizität nicht nur Substanz ist, sondern dass sie die Emanation einer Wesenheit darstellt, die weder Gott noch Teufel ist, sondern vielmehr eine der zahllosen Wesenheiten, welche dem ewigen karmischen Gesetz zufolge über unsere Welt herrschen und sie führen (siehe Anhänge in diesem Band).

81 Es ist wohlbekannt, dass auf eine vibrierende Metallplatte aufgebrachter Sand verschiedene, regelmäßig gekrümmte Muster unterschiedlichen Aussehens annimmt. Kann die Wissenschaft eine vollständige Erklärung dieser Tatsache geben?

82 Die Zahlen 3, 5 und 7 spielen, wie in „Isis“ gezeigt ist, eine bedeutsame Rolle in der spekulativen Freimaurerei. Ein Freimaurer schreibt: „Da gibt es 3, 5 und 7 Schritte, um den Umlauf darzustellen. Die drei Flächen von 3, 3; 5, 3 und 7, 3; etc. etc. Manchmal wird das in dieser Form dargestellt:

= 376 · 5, und = 3.817 · 5; und der Quotient von

Fuß als Ellenmaß ergibt die Maße der Großen Pyramide“ etc. etc. Drei, fünf und sieben sind mystische Zahlen, und die letzte und die erste genießen bei den Freimaurern dasselbe Ansehen wie bei den Parsen – das Dreieck ist überall ein Symbol der Gottheit (siehe „Masonic Cyclopedia“ und „Pythagorean Triangle“, Oliver). Selbstverständlich stellen einige Doktoren der Göttlichkeit (Cassel zum Beispiel) den „Zohar“ so dar, als würde er die christliche Dreieinigkeit erklären und bekräftigen (!). Es ist jedoch Letztere, welche ihren Ursprung im der Heiden hatte, im archaischen Okkultismus und in der Symbologie. Die drei Schritte beziehen sich metaphysisch auf das Herabsteigen des Geistes in die Materie, auf den Logos, der als Strahl in den Geist fällt, dann in die Seele und schließlich in die physische Form des Menschen, in welcher er zum Leben wird.

83 Ormazd ist der Logos, der „Erstgeborene“ und die Sonne.

84 Das war das Symbol für das „Allerheiligste“, die 3 und 4 der Trennung der Geschlechter. Nahezu jeder der 22 hebräischen Buchstaben ist ein rein phallisches Symbol. Von den beiden Buchstaben – wie oben gezeigt – ist der eine, das ayin, ein negativer weiblicher Buchstabe, symbolisch ein Auge; der andere ein männlicher Buchstabe, tza, ein Fisch-Haken oder ein Pfeil.

85 Ein Kabbalist, der in einem noch unveröffentlichten Werk die Kabbala und den „Zohar“ der arischen Esoterik gegenüberstellt, sagt uns, dass „die hebräische Sprechweise, klar, kurz, bündig und exakt, das unbeholfene Geplapper der Hindus bei weitem und über alle Maßen übertrifft – geradeso wie der Psalmist parallel dazu anmerkt: ‘Mein Mund spricht mit meiner Zunge, ich kenne nicht deine Zahlen’ (LXXI, 15). . . . Die Hindu-Glyphe zeigt mit ihrer von der häufigen Beimengung nebensächlicher Seiten ausgehenden Unzulänglichkeit denselben entlehnten Federbalg wie die Griechen (die lügenden Griechen) und die Freimaurerei: Was bei der rauen, einsilbigen (und scheinbaren) Armut des Hebräischen zeigt, dass Letzteres aus einem viel entfernteren Altertum stammt als sie alle und dass sie die Quelle (!?) der Erwähnten war, oder der alten Urquelle näher als sie allesamt.“ Das ist komplett falsch. Scheinbar beurteilt unser gelehrter Bruder und Korrespondent die Religionssysteme der Hindus nach ihren Shastras und Puranas, wahrscheinlich nach den Letzteren, und obendrein in ihren modernen Übersetzungen, die von den Orientalisten bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurden. Man müsste sich an ihre philosophischen Systeme wenden, an ihre esoterische Lehre, wollte man Wert auf einen Vergleich legen. Zweifellos stammt die Symbolik des Pentateuch und selbst des Neuen Testaments aus derselben Quelle. Aber ist die Cheopspyramide, deren Maße Professor Piazzi Smyth in Salomons angeblichem und mythischem Tempel alle wiederfand, nicht sicher älteren Datums als die mosaischen Bücher? Wenn daher eine so große Übereinstimmung wie behauptet existiert, muss sie von sklavischem Kopieren von Seiten der Juden herrühren und nicht von Seiten der Ägypter. Die jüdischen Glyphen – und selbst ihre Sprache, das Hebräische – sind nicht original. Sie sind von den Ägyptern entlehnt, von denen Moses seine Weisheit erhalten hatte; vom Koptischen, dem mutmaßlichen Verwandten, wenn nicht dem Elternteil des alten Phönizischen; und von den Hyksos, ihren (angeblichen) Vorfahren, wie Josephus in seinem „Gegen Apion“, I, 25, zeigt. Ja, aber wer sind die Hyksos-Schafhirten? Und wer die Ägypter? Die Geschichte weiß nichts über die Frage, und sie spekuliert und stellt Theorien auf aus den Tiefen des betreffenden Bewusstseins ihrer Historiker (sieheIsis Unveiled“, Band II, S. 430-438). „Khamismus oder das alte Koptisch stammt aus Westasien“, sagt Bunsen. „Es enthält einige Keime des Semitischen und legt dadurch Zeugnis ab für die ursprüngliche, verwandtschaftliche Einheit der arischen und semitischen Rassen.“ Bunsen setzt die großen Ereignisse in Ägypten 9.000 v. Chr. an. Tatsache ist, dass wir in der archaischen Esoterik und im arischen Denken eine großartige Philosophie finden, während wir in den hebräischen Aufzeichnungen nur einem höchst erstaunlichen Scharfsinn bei der Erfindung von Apotheosen für Phallusdienste und sexuelle Theogonien begegnen.

86 Man mag sich fragen, wie es auch die Schreiberin getan hat: „Wer stellt den Unterschied in jener Bewegung fest, da doch die gesamte Natur auf ihre ursprüngliche Essenz reduziert ist und niemand da sein kann, der es sehen könnte – nicht einmal einer der Dhyan Chohans, die sich alle in Nirvana befinden?“ Die Antwort darauf lautet: „In der Natur muss alles mithilfe der Analogie beurteilt werden. Obwohl die höchsten Gottheiten (Erzengel oder Dhyani-Buddhas) nicht imstande sind, in die zu weit von unserem Planetensystem und vom sichtbaren Kosmos entfernt liegenden Mysterien einzudringen, gab es dennoch in alten Zeiten große Seher und Propheten mit der Fähigkeit, in der Rückschau das Mysterium des Atems und der Bewegung zu erfassen, als die Weltsysteme ruhten und in ihren periodischen Schlaf versunken waren.“

87 „Die Lehre von der Rotation der Erde um eine Achse wurde von dem Pythagoreer Hiketas wahrscheinlich bereits um 500 v. Chr. unterrichtet. Sie wurde auch von seinem Schüler Ekphantos und von Heraklit, einem Schüler Platons, gebracht. Mit den wahrgenommenen Tatsachen übereinstimmend, wurde die Unbeweglichkeit der Sonne und die Umlaufbewegung der Erde von Aristarchos von Samos bereits 281 v. Chr. gezeigt. Die heliozentrische Theorie wurde ungefähr 150 v. Chr. von Seleukos von Seleukia am Tigris gelehrt [Pythagoras brachte diese Lehre schon 500 v. Chr. – HPB]. Es heißt auch, dass Archimedes in einem Werk mit dem Namen „Psammites“ die heliozentrische Theorie wiederholt betonte. Die Kugelgestalt der Erde wurde ausdrücklich von Aristoteles gelehrt, der die Form des Erdschattens auf dem Mond bei Finsternissen als Beweis anführte (Aristoteles, „Vom Himmel“, II. Buch, Kapitel XIV). Dieselbe Idee wurde von Plinius verteidigt („Nat. Hist.“, II, 65). Diese Ansichten scheinen für ein Jahrtausend lang in Vergessenheit geraten zu sein. . . .“ (Comparative Geology“, Teil IV., „Pre-Kantian Speculation“, S. 551, von Alex. Winchell, LL.D.).

88 Dass Swedenborg, der unmöglich irgendetwas von den esoterischen Ideen des Buddhismus gewusst haben konnte, dessen ungeachtet der okkulten Lehre in seinen allgemeinen Vorstellungen nahe gekommen ist, zeigt sich an seinem Aufsatz über die Wirbeltheorie. In Clissolds Übersetzung dieses Aufsatzes, die Prof. Winchell anführt, finden wir das folgende Resümee: „Die erste Ursache ist das Unendliche oder Unbegrenzte. Dieses verleiht dem ersten Endlichen oder Begrenzten seine Existenz“ (der Logos in Seiner Manifestation und das Universum). „Das, was eine Grenze erzeugt, entspricht der Bewegung (siehe Stanze I, supra). Die erzeugte Grenze ist ein Punkt, dessen Essenz Bewegung ist. Da er aber ohne Teile ist, so ist diese Essenz nicht wirkliche Bewegung, sondern nur ein Streben danach.“ (In unserer Lehre handelt es sich nicht um ein „Streben“ nach Bewegung, sondern um eine Wandlung von der ewigen Schwingung im Unmanifestierten zur Wirbelbewegung in der phänomenalen oder manifestierten Welt) . . . „Aus diesem Ersten entstehen Ausdehnung, Raum, Gestalt und Aufeinanderfolge oder Zeit. Wie in der Geometrie ein Punkt eine Linie, eine Linie eine Fläche und eine Fläche einen Körper erzeugt, so tendiert hier der Drang eines Punktes zu Linien, Flächen und Körpern. Mit anderen Worten, das Universum ist in ovo im ersten natürlichen Punkt enthalten. . . . Die Bewegung, zu welcher das Streben tendiert, ist kreisförmig, weil der Kreis die vollkommenste aller Flächen ist. . . . Die vollkommenste Form einer Bewegung . . . muss die beständig kreisförmige sein, das heißt, sie muss vom Zentrum zur Peripherie und von der Peripherie zum Zentrum fortschreiten.“ (Auszug aus „Principia Rerum Naturalia“) Das ist reiner, einfacher Okkultismus.

89 Im „Rigveda“ finden wir die Namen Brahmanaspati und Brihaspati abwechselnd und gleichwertig verwendet. Siehe auch „Brihad Upanishad“; Brihaspati wird als Gottheit „der Vater der Götter“ genannt.

90 Die vier Aspekte sind der Körper, sein Leben oder seine Lebenskraft und das „Doppel“ des Körpers, die Dreiheit, die mit dem Tod der Person verschwindet, und der Kama-Rupa, welcher sich in Kama-Loka auflöst.

91 Der gelehrte Vossius sagt in seiner „Theol. Cir.“, I VII: „Obwohl der Hl. Augustin sagte, dass jedes sichtbare Ding in dieser Welt eine engelhafte Tugend als Aufseher bei sich hat, so müssen darunter doch nicht Individuen, sondern ganze Gattungen von Dingen verstanden werden, von welchen jegliche tatsächlich ihren besonderen Engel als Wächter hat. Hierin stimmt er mit allen Philosophen überein. . . . Für uns sind diese Engel von den Objekten getrennte Geister, . . . während sie für (heidnische) Philosophen Götter waren.“ Betrachten wir das von der römisch-katholischen Kirche für die „Geister der Sterne“ eingeführte Ritual, so sehen diese „Göttern“ verdächtig ähnlich. Sie wurden von der alten und der modernen Masse der Heiden nicht mehr verehrt und angebetet als heute in Rom von den hoch kultivierten katholischen Christen.

92 Natürlich nicht im Sinn des deutschen Materialisten Moleschott, der uns versichert, „Gedanke sei die Bewegung von Materie“ – eine Behauptung von nahezu beispielloser Absurdität. Mentale und körperliche Zustände stehen in vollständigem Gegensatz zueinander. Aber das berührt nicht die Auffassung, dass jeder Gedanke, neben seiner physischen Begleiterscheinung (Modifikation des Gehirns) auf der Astralebene einen objektiven – wenn auch für uns übersinnlich objektiven – Aspekt aufweist (siehe „The Occult World“, S. 89-90).

93 Die Ansichten unserer gegenwärtigen wissenschaftlichen Denker über die Beziehung zwischen Geist und Materie lassen sich auf zwei Hypothesen reduzieren. Diese zeigen, dass beide Standpunkte gleichermaßen die Möglichkeit einer vom physischen Gehirn unabhängig existierenden Seele ausschließen, welche durch dieses Gehirn wirkt. Diese sind:
(1.) Materialismus: Die Theorie, welche mentale Phänomene als das Produkt molekularer Modifikationen im Gehirn ansieht; d. h. als das Ergebnis einer Umwandlung von Bewegung in Empfindung (!). Die gröbere Schule ging einst so weit, das Gemüt mit einer „speziellen Art von Bewegung“ (!!) zu identifizieren, aber diese Ansicht wird jetzt glücklicherweise selbst von den meisten Wissenschaftlern für absurd gehalten.
(2.) Monismus: oder die Lehre von der einzigen Substanz, eine subtilere Form negativer Psychologie, die von einem ihrer Befürworter, Professor Bain, trefflich „vorsichtiger Materialismus“ genannt wird. Diese Lehre, die eine sehr breite Zustimmung findet und zu ihren Verfechtern Männer wie Lewis, Spencer, Ferrier und andere zählt, stellt zwar Gedanken und geistige Phänomene im Allgemeinen als etwas zur Materie radikal Gegensätzliches dar, betrachtet aber beide als die zwei Seiten oder Aspekte ein und derselben Substanz in verschiedenen Zuständen. Der Gedanke als Gedanke, sagen sie, steht in äußerstem Gegensatz zu materiellen Phänomenen, aber er darf auch nicht anders verstanden werden als „die subjektive Seite der Nervenbewegung“ – was auch immer unsere gelehrten Herren darunter verstehen.

94 So ist der Satz „Natura Elementorum obtinet revelationem Dei“ (Clemens, „Stromata“, R. IV, Absatz 6) entweder auf beides oder keines von beiden anwendbar. Siehe „Zend Avesta“, Band II, S. 228, und Plutarch „De Iside“, verglichen von Layard, „Académie des Inscriptions“, 1854, Band XV.

95 Die Hindus teilen jedoch die Welt in sieben Kontinente, exoterisch ebenso wie esoterisch; und ihre vier kosmischen Devas sind acht und stehen den acht Richtungen des Kompasses und nicht den Kontinenten vor (vgl. „Chinese Buddhism“, S. 216).

96 Die diesen „Angesichtern“ entsprechenden, von der römisch-katholischen Kirche anerkannten Engel waren bei den Ophiten: Drache – Raphael; Löwe – Michael; Stier oder Ochse – Uriel; und Adler – Gabriel. Die vier bilden die Gesellschaft der vier Evangelisten und leiten die Evangelien ein.

97 Da die Juden, die Kabbalisten ausgenommen, keine Begriffe für Ost, West, Süd und Nord hatten, drückten sie die Idee mit den Worten vorne, hinten, rechts und links aus, wodurch sie oft mit der exoterischen Bedeutung der Bezeichnungen verwechselt wurden und auf diese Weise die Blenden der Bibel noch verwirrender und schwieriger zu interpretieren machten. Fügt man die Tatsache hinzu, dass von den siebenundvierzig Bibelübersetzern von König Jakob I. von England „lediglich drei Hebräisch verstanden, und zwei von diesen starben, bevor die Psalmen übersetzt waren“ („Royal Masonic Cyclopaedia“), kann man leicht verstehen, wie viel Vertrauen der englischen Version der Bibel entgegengebracht werden kann. In diesem Werk wird im Allgemeinen der römisch-katholischen Douayer-Version gefolgt.

98 Das Symbol heiligen und geheimen Wissens war im Altertum allgemein ein Baum, worunter auch eine Schrift oder eine Aufzeichnung verstanden wurde. Daher das Wort Lipika, die „Schreiber“ oder Schriftführer; die „Drachen“, Symbole der Weisheit, welche die Bäume der Erkenntnis hüten; der „goldene“ Apfelbaum der Hesperiden; die „üppigen Bäume“ und Vegetationen am Berg Meru, von einer Schlange bewacht. Junos Hochzeitsgabe an Jupiter – ein Baum mit goldener Frucht – ist eine andere Form der Darstellung Evas, die Adam den Apfel vom Baum der Erkenntnis anbietet.

99 Im Sefer Jezirah und an anderer Stelle lautet der Satz „Achath-Ruach-Elohim-Chiim“, und er bezeichnet die Elohim im besten Fall als androgyn, wobei das weibliche Element beinahe vorherrscht, denn der Satz sollte heißen: „Eins ist Sie, der Geist der Elohim des Lebens.“ Wie oben gesagt, ist Echath (oder Achath) weiblich und Echod (oder Achod) männlich; beide bedeuten Eins.

100 Dieser metaphysische Lehrsatz kann schwerlich besser beschrieben werden als in Subba Rows Vorlesungen über die „Bhagavadgita“: „Mulaprakriti (der Schleier von Parabrahman) wirkt als die eine Energie durch den Logos (oder ‘Iswara’). Nun ist Parabrahman die Eine Essenz, aus welcher ein Energiezentrum ins Dasein tritt, das ich für den Augenblick den Logos nennen werde. . . . Er wird das Wort genannt . . . bei den Christen; und er ist der Göttliche Christos, der ewig im Schoße seines Vaters ist. Von den Buddhisten wird er Avalokitesvara genannt. . . . In fast jeder Lehre hat man die Existenz eines Zentrums spiritueller Energie formuliert, das ungeboren und ewig ist, welches während des Pralayas im Schoße von Parabrahman existiert und zu Zeiten kosmischer Aktivität als ein Zentrum bewusster Energie hervortritt. . . .“ Denn, wie der Vortragende im Voraus bemerkte: Parabrahman ist nicht dieses oder jenes, es ist nicht einmal Bewusstsein, da es nicht mit Materie oder irgendetwas Bedingtem in Beziehung gebracht werden kann. Es ist weder Ego noch Nichtego, nicht einmal Atman, sondern wahrlich die eine Quelle aller Manifestationen und Arten von Existenz.

101 Diese freiwilligen Reinkarnationen werden in unserer Lehre als Nirmanakayas bezeichnet (die überlebenden spirituellen Prinzipien der Menschen).

102 Sukshma-Sarira, „traumartiger“ illusorischer Körper, mit welchem die niederen Dhyanis der himmlischen Hierarchie bekleidet sind.

103 Vergleiche diesen esoterischen Lehrsatz mit der gnostischen Lehre in der „Pistis-Sophia“ (Erkenntnis = Weisheit); in dieser Abhandlung wird Sophia Achamoth als in den Wassern des Chaos (Materie) verloren dargestellt, auf ihrem Weg zum höchstem Licht, und Christos hilft ihr und bringt sie auf den rechten Weg. Man beachte wohl, dass „Christos“ bei den Gnostikern das unpersönliche Prinzip bedeutete, den Atman des Universums und den Atman in jeder Menschenseele – nicht Jesus; obwohl in dem alten koptischen Manuskript im Britischen Museum „Christos“ fast überall durch „Jesus“ ersetzt ist.

104 Der größte Philosoph europäischer Geburt, Immanuel Kant, versichert uns, dass eine solche Kommunikation keineswegs unwahrscheinlich sei. „Ich gestehe, dass ich sehr geneigt bin, das Dasein immaterieller Naturen in der Welt zu behaupten und meine Seele selbst in die Klasse dieser Wesen zu versetzen. Es wird künftig, ich weiß nicht wo oder wenn, noch bewiesen werden: daß die menschliche Seele auch in diesem Leben in einer unauflöslich verknüpften Gemeinschaft mit allen immateriellen Naturen der Geisterwelt stehe, daß sie wechselweise in diese wirke und von ihnen Eindrücke empfange.“ (Träume eines Geistersehers, zitiert von C. C. Massey in seinem Vorwort zu v. Hartmanns „Spiritismus“).

105 Zum Beispiel: Alles, was die moderne physiologische Forschung in Zusammenhang mit psychologischen Problemen gezeigt hat und der Natur der Dinge nach hat zeigen können, ist, dass jeder Gedanke, jede Sinnesempfindung und Gefühlsregung von einer Neuaufstellung der Moleküle gewisser Nerven begleitet ist. Die von Wissenschaftlern vom Schlage eines Büchner, Vogt und anderer gezogene Schlussfolgerung, dass Gedanken Molekularbewegung sei, zwingt dazu, die Tatsache unseres subjektiven Bewusstseins zu einer vollständigen Abstraktion zu machen.

106 Siehe „Le Livre des Morts“, von Paul Pierret; „Le Jour de ‘Viens á nous’ . . . C’est le jour oú Osiris a dit au Soleil: Viens! Je le vois rencontrant le Soleil dans L’Amenti“ (Kap. XVII, S. 61). Die Sonne steht hier für den Logos (oder Christos oder Horus), synthetisch als die zentrale Essenz und als eine diffuse Essenz ausgestrahlter Wesenheiten, welche der Substanz nach verschieden sind, aber nicht in ihrer Essenz. Denn, wie es der Bhagavadgita-Vortragende ausdrückt: „Es darf nicht angenommen werden, dass der Logos lediglich ein einzelnes von Parabrahman manifestiertes Energiezentrum ist. Es gibt unzählige anderer Zentren . . . und ihre Anzahl ist im Schoße Parabrahmans nahezu unendlich.“ Daher die Bezeichnungen „der Tag Komme-zu-uns“ und „der Tag Sei-mit-uns“ etc. Gerade so wie das Quadrat das Symbol der vier heiligen Kräfte oder Mächte darstellt – die Tetraktys –, zeigt der Kreis die Grenze innerhalb der Unendlichkeit, welche kein Mensch jemals überschreiten könnte, nicht einmal im Geist, kein Deva und kein Dhyan Chohan. Die Geister der im Verlauf der zyklischen Evolution „Ab- und Aufsteigenden“ werden die „von Eisen umzäunte Welt“ erst am Tage ihrer Annäherung an die Schwelle von Paranirvana überschreiten. Erreichen sie es, ruhen sie im Schoß von Parabrahman oder der „Unbekannten Dunkelheit“, welche dann für sie alle zum Licht wird – und zwar für den gesamten Zeitraum des Maha-Pralayas, der „Großen Nacht“, das bedeutet 311.040.000.000.000 Jahre des Versunkenseins in Brahman. Diese Periode der Ruhe oder Paranirvana ist der Tag „Sei-mit-uns“. Für weitere Angaben hinsichtlich dieses eigentümlichen Ausdrucks der Tag „Komme-zu-uns“ siehe auch „The Funerary Ritual of the Egyptians“ von Viscount de Rougé. Er entspricht dem Tag des Jüngsten Gerichts der Christen, der in ihrer Religion zutiefst materialisiert wurde.

107 Diese Stanze wurde aus dem chinesischen Text übersetzt, und die Namen wurden als Entsprechungen der Originalausdrücke beibehalten. Die wirkliche esoterische Bezeichnung kann nicht gegeben werden, da sie den Leser nur verwirren würde. Die brahmanische Lehre hat dafür keine Entsprechungen. Vach scheint in vielen Aspekten der chinesischen Kwan-Yin nahe zu kommen, wird aber in Indien unter dieser Bezeichnung normalerweise nicht so verehrt wie es für Kwan-Yin in China üblich ist. Kein exoterisches religiöses System hat jemals einen weiblichen Schöpfer angenommen; und so wurde vom Anbeginn der populären Religionen die Frau als dem Manne untergeordnet betrachtet und behandelt. Lediglich in China und Ägypten wurden Kwan-Yin und Isis mit den männlichen Göttern auf eine Stufe gestellt. Die Esoterik ignoriert beide Geschlechter. Ihre höchste Gottheit ist ebenso geschlechtslos wie formlos, weder Vater noch Mutter; und ihre ersten manifestierten Wesen, himmlische und irdische gleichermaßen, werden nur allmählich androgyn und trennen sich schließlich in unterschiedliche Geschlechter.

108 Vers 1 der Stanze VI ist weit später datiert als die anderen Stanzen, obwohl noch sehr alt. Der alte Text dieses Verses würde dem Schüler keinen Schlüssel bieten, da er den Orientalisten völlig unbekannte Namen enthält.

109 „Theosophist“, Febr. 1887, S. 305, erster Vortrag über die Bhagavadgita.

110 Der Redner sagt auf S. 306: „Evolution beginnt durch die intellektuelle Energie des Logos – nicht nur wegen der in Mulaprakriti eingeschlossenen Potenzialitäten. Dieses Licht des Logos ist das Bindeglied . . . zwischen objektiver Materie und dem subjektiven Gedanken von Iswara (oder Logos). In verschiedenen buddhistischen Büchern wird es Fohat genannt. Es ist das eine Instrument, mit dem der Logos arbeitet.“

111 Madhya wird etwas genannt, dessen Anfang und Ende unbekannt sind, und Para bedeutet unendlich. Diese Ausdrücke beziehen sich alle auf Unendlichkeit und die Einteilung der Zeit.

112 „Fohat“ hat verschiedene Bedeutungen (siehe Stanze V, Kommentar et infra). Er wird der „Erbauer der Bauleute“ genannt; die Kraft, die er personifiziert, hat unsere siebenfältige Kette geformt.

113 Die Schatten unserer prähistorischen Vorfahren könnten den modernen Physikern das Kompliment zurückgeben, nachdem jetzt neue Entdeckungen in der Chemie Herrn Crookes, MTG, dahin geführt haben einzuräumen, dass die Wissenschaft von einem Verständnis der zusammengesetzten Natur auch nur des einfachsten Moleküls noch meilenweit entfernt ist. Von ihm lernen wir, dass so etwas wie ein wirklich einfaches, gänzlich homogenes Molekül für die Chemie terra incognita ist. „Wo wollen wir die Grenzlinie ziehen?“, fragt er; „Gibt es keinen Ausweg aus dieser Schwierigkeit? Müssen wir die elementaren Examina derartig erschweren, dass nur noch 60 oder 70 Kandidaten bestehen können, oder müssen wir die Prüfungstore so weit öffnen, dass die Anzahl der Zulassungen lediglich durch die Anzahl der Bewerber begrenzt ist?“ Und dann gibt der gelehrte Gentleman beeindruckende Beispiele. Er sagt: „Nehmen wir den Fall von Yttrium. Es hat sein spezifisches Atomgewicht, es verhält sich in jeder Hinsicht wie ein einfaches Element, zu dem wir zwar etwas hinzufügen, von dem wir aber nichts wegnehmen können. Und doch wird dieses Yttrium, dieses vermutete homogene Ganze, unter Anwendung einer bestimmten Methode gespalten, in Teile aufgelöst, die untereinander nicht absolut identisch sind und eine Abstufung von Eigenschaften aufweisen. Oder nehmen wir den Fall von Didym. Hier hatten wir einen Stoff, der sämtliche anerkannten Merkmale eines Elementes aufwies. Er war mit großer Schwierigkeit von anderen Elementen mit fast gleichartigen Eigenschaften getrennt worden; und im Verlauf dieses entscheidenden Verfahrens wurde es einer sehr strengen Behandlung und sehr genauen Untersuchung unterzogen. Dann aber folgte ein weiterer Chemiker; als er dieses vermeintlich homogene Element in einem besonderen Prozess spaltete, zerfiel es in die zwei Elemente Praseodym und Neodym, zwischen welchen gewisse Unterschiede bemerkbar sind. Des Weiteren haben wir bis jetzt keine Gewissheit darüber erlangt, ob Neodym und Praseodym einfache Elemente sind. Im Gegenteil, sie weisen selbst gewisse Anzeichen von Spaltbarkeit auf. Wenn nun bei einer entsprechenden Behandlung entdeckt wird, dass ein mutmaßliches Element unähnliche Moleküle enthält, so sind wir gewiss berechtigt zu fragen, ob nicht auch bei anderen Elementen ähnliche Resultate erzielt werden können, vielleicht sogar bei allen Elementen, würden sie nur in der richtigen Weise behandelt. Wir können sogar fragen, wo der Prozess des Aussortierens enden soll – ein Prozess, der natürlich Unterschiede zwischen den individuellen Molekülen einer jeden Art voraussetzt. Und bei diesen aufeinanderfolgenden Aufspaltungen finden wir natürlich Elemente, die einander immer ähnlicher sind.“ („Ansprache des Präsidenten an die Royal Society of Chemists, März 1888“)

114 Das wiederum wird von demselben Wissenschaftler in demselben Vortrag bekräftigt. Er zitiert Clerk Maxwell mit den Worten, „dass die Elemente nicht absolut homogen sind“. Er schreibt: „Es ist schwierig, sich eine Vorstellung von der Selektion und Eliminierung von Zwischenvarianten zu machen, denn wohin könnten diese eliminierten Moleküle gegangen sein, wenn – wie wir Grund haben zu glauben – der Wasserstoff etc. der Fixsterne aus Molekülen zusammengesetzt ist, welche in jeder Hinsicht mit unseren identisch sind?“ Und er fügt hinzu: „Als Erstes können wir diese absolute molekulare Identität in Frage stellen, da uns bislang außer den durch das Spektroskop gelieferten Erkenntnissen keine anderen Mittel zur Verfügung standen, um zu einem Schluss zu kommen. Dabei müssen wir zugestehen, dass zum genauen Vergleich und zur Unterscheidung der Spektren von zwei Körpern diese unter identischen Zuständen von Temperatur, Druck und allen anderen physikalischen Bedingungen untersucht werden sollten. Wir haben im Sonnenspektrum mit Gewissheit Strahlen beobachtet, die wir nicht identifizieren konnten.“

115 „Jede Welt hat ihren in seiner eigenen Wirkungssphäre allgegenwärtigen Fohat. Aber es gibt so viele Fohats wie es Welten gibt, sich in Macht und Ausprägungsgrad jeweils unterscheidend. Die individuellen Fohats bilden einen universalen, kollektiven Fohat – die Aspekt-Entität der einen absoluten Nichtentität, die absolute Sein-heit, ‘Sat’, ist. „Millionen und Milliarden von Welten werden in jedem Manvantara hervorgebracht“, wird gesagt. Daher muss es viele von uns als bewusste und intelligente Kräfte angesehene Fohats geben. Das muss wissenschaftlichen Gemütern zweifelsohne zutiefst zuwider sein. Aus gutem Grund betrachten die Okkultisten nichtsdestotrotz sämtliche Kräfte der Natur als reale, wenn auch übersinnliche Zustände der Materie; und sie sind der Wahrnehmung zugängliche Objekte – für solche Wesen, die mit den erforderlichen Sinnen ausgestattet sind.

116 In der Tat könnte ein solcher imaginärer Chemiker, wenn er zufälligerweise intuitiv wäre und für einen Augenblick aus den gewohnten Pfaden der streng „exakten Wissenschaft“ heraustreten könnte, wie es die alten Alchemisten taten, für seine Kühnheit belohnt werden.

117 Wer den trägen Sauerstoff allotropisch in Ozon umwandeln könnte, bis zum Grad alchemistischer Aktivität, indem er ihn auf seine reine Essenz reduzierte (wofür es Mittel gibt), würde damit einen Ersatz für das „Lebenselixier“ entdecken und für den praktischen Gebrauch zubereiten.

118 Nach brahmanischen Berechnungen eine Periode von 311.040.000.000.000 Jahren.

119 Siehe „Scientific Arena“, ein monatliches Magazin, der aktuellen philosophischen Lehre und ihrer Auswirkungen auf das derzeitige religiöse Denken gewidmet. New York: Dr. A. Wilford Hall, LL.D., Herausgeber (Juli, August und September 1886).

120 Diesen Namen, so glauben wir, verwendete der Erfinder des berühmten „Motors“, Keely aus Philadelphia, für die von ihm auch so bezeichneten „etherischen Zentren“. Seine Bewunderer hatten gehofft, mit seiner Erfindung den motorischen Antrieb auf der Welt zu revolutionieren.

121 Der Mond ist lediglich seine inneren „Prinzipien“ betreffend tot – das heißt psychisch und spirituell, wie absurd auch immer das erscheinen mag. Physisch ist er vielleicht lediglich einem halb gelähmten Körper vergleichbar. Im Okkultismus wird er passend als die „verrückte Mutter“ bezeichnet, die große siderische Geisteskranke.

122 Uranus und Neptun sind ein sehr gutes Beispiel. Die Umlaufbahnen ihrer Monde – vier beziehungsweise einer – verlaufen, wie man dachte, von Ost nach West, während alle anderen Satelliten ihre Planeten von West nach Ost umlaufen. Das zeigt, wie unzuverlässig alle Spekulationen a priori sind, selbst wenn sie auf der strengsten mathematischen Analyse beruhen. Die berühmte von Kant und Laplace aufgestellte Hypothese von der Bildung unseres Sonnensystems aus Nebelringen beruhte hauptsächlich auf der oben angeführten Tatsache, dass sich alle Planeten in derselben Richtung drehen. Sich auf diese zu seiner Zeit mathematisch bewiesene Tatsache verlassend und nach der Wahrscheinlichkeitstheorie rechnend bot der große Astronom Laplace eine Wette von drei Milliarden zu eins an, dass der nächste entdeckte Planet in seinem System dieselbe Eigenschaft der Bewegung in Richtung Osten aufweisen werde. Die unveränderlichen Gesetze der wissenschaftlichen Mathematik wurden, so sagte man, „durch weitere Experimente und Beobachtungen über den Haufen geworfen“. Diese Idee von Laplace’ Irrtum herrscht allgemein bis zum heutigen Tag vor. Aber einigen Astronomen ist es schließlich gelungen zu zeigen (?), dass der Irrtum vielmehr darin bestand, Laplace’ Behauptung als einen Irrtum hinzustellen. Es werden jetzt Schritte unternommen, das Versehen zu korrigieren, ohne die allgemeine Aufmerksamkeit des bévue zu erregen. Viele solcher unangenehmer Überraschungen stehen noch selbst Hypothesen von rein physikalischem Charakter bevor. Welche weiteren Enttäuschungen mag es erst in Fragen einer transzendentalen okkulten Natur geben? Auf jeden Fall lehrt der Okkultismus die sogenannte „gegenläufige Rotation“ als eine Tatsache.

123 Ihren eigenen astronomischen und mathematischen Aufzeichnungen vollkommen vertrauend berechnen die Okkultisten das Alter der Menschheit und behaupten, sie existiere (in getrennten Geschlechtern) in dieser Runde genau seit 18.618.727 Jahren, wie die brahmanischen Lehren und ebenso einige Hindu-Kalender erklären.

124 „Esoteric Buddhism“ und „Man“.

125 Siehe die dem Kommentar auf der vorhergehenden Seite folgende Anmerkung; und auch die Zusammenfassung der Stanzen in der Einleitung, Seite 22-23.

126 In den geheimen Büchern werden viel mehr Planeten aufgezählt als in modernen astronomischen Werken.

127 Da wir hier, anstatt die induktive oder aristotelische Methode anzuwenden, vom Allgemeinen zum Besonderen verfahren, sind die Zahlen umgekehrt. Geist ist an der ersten Stelle aufgezählt, statt wie üblicherweise an der siebten, was tatsächlich aber so nicht gehandhabt werden sollte.

128 Oder wie gewöhnlich in derselben Art bezeichnet wie in Esoteric Buddhism“ und anderen Werken: 1. Atman; 2. Buddhi (oder spirituelle Seele); 3. Manas (menschliche Seele); 4. Kama-Rupa (Vehikel der Begierden und Leidenschaften;) 5. Linga-Sarira; 6. Prana; 7. Sthula-Sarira.

129 Samuel Laing, der Verfasser von „Modern Science and Modern Thought“, sagt: „Die astronomischen Schlussfolgerungen stellen auf höchst unsicheren Daten basierende Theorien dar. Die Astronomen geben einerseits in einigen Fällen unglaublich kurze Zeitspannen an, beispielsweise 15 Millionen Jahre für den gesamten bislang abgelaufenen Entstehungsprozess des Sonnensystems, und in anderen wiederum fast unglaublich lange Perioden wie im Fall der Annahme, dass der Mond zu einem Zeitpunkt weggeschleudert wurde, als die Erdrotation lediglich drei Stunden dauerte. Dabei ließe die größte tatsächlich beobachtete Verlangsamung der Erdrotation den Schluss zu, dass es 600 Millionen Jahren dauert, bis sich die Rotationszeit von vierundzwanzig auf dreiundzwanzig Stunden reduziert.“ (S. 48) Und wenn die Physiker darauf beharren, warum sollte die Chronologie der Hindus dann als übertrieben verlacht werden?

130 Er ist unabstreitbar der Satellit. Aber das entkräftet nicht die Theorie, dass er der Erde bis auf seinen Leichnam alles gegeben hat. Damit Darwins Theorie gültig bleibt, mussten außer der bereits verworfenen Hypothese (siehe letzte Fußnote) weitere noch ungereimtere Spekulationen erfunden werden. Der Mond, heißt es, hat sich nahezu sechsmal schneller abgekühlt als die Erde (Winchells World-Life“): „Wenn die Erde nach ihrer Verkrustung 14.000.000 Jahre alt geworden ist, ist der Mond seit dieser Zeit lediglich elf und zwei Drittel Millionen Jahre alt . . .“ etc. Und wäre unser Mond lediglich eine Abspaltung unserer Erde, warum kann dann für die Monde anderer Planeten keine ähnliche Schlussfolgerung gezogen werden? Die Astronomen „wissen es nicht“. Warum sollten Venus und Merkur keine Satelliten haben, und wenn sie existieren, wodurch sind sie dann entstanden? Weil, sagen wir, die Wissenschaft lediglich einen Schlüssel besitzt – den Schlüssel der Materie –, um die Mysterien der Natur zu öffnen, während die okkulte Philosophie sieben Schlüssel besitzt und damit das erklären kann, was die Wissenschaft nicht sehen kann. Merkur und Venus haben keine Satelliten, aber sie hatten „Eltern“, genau wie die Erde sie hatte. Beide sind viel älter als die Erde, und bevor Letztere ihre siebte Runde erreichen wird, wird ihre Mutter, der Mond, sich in dünne Luft aufgelöst haben, wie es mit den „Monden“ der anderen Planeten geschehen oder nicht geschehen ist, je nachdem, denn es gibt Planeten mit mehreren Monden – noch so ein Mysterium, das kein Ödipus der Astronomie gelöst hat.

131 Mit den anderen Globen haben wir in diesem Werk nur gelegentlich zu tun.

132 Mit Ausnahme natürlich von allen an vierter Stelle stehenden Planeten wie unserer Erde, des Mondes etc. etc. Die Schreiberin besitzt Kopien von allen jemals erhaltenen oder abgesendeten Briefen, mit Ausnahme einiger weniger privater, „welche keine Lehren enthielten“, wie es der Meister ausdrückt. Da es ihre Pflicht war, am Anfang gewisse nicht berührte Punkte zu beantworten und zu erklären, ist es mehr als wahrscheinlich, dass die Schreiberin trotz der vielen Notizen auf diesen Kopien in ihrer Unkenntnis des Englischen und in ihrer Furcht, zu viel zu sagen, die gegebene Information verpfuscht haben könnte. In jedem und allen Fällen nimmt sie die gesamte Schuld dafür auf sich selbst. Aber sie kann nicht erlauben, dass Schüler sich noch länger falschen Vorstellungen hingeben oder glauben, der Fehler liege am esoterischen System.

133 In demselben Brief wird ausdrücklich die Unmöglichkeit dargelegt: . . . „Versuchen Sie zu verstehen, dass Sie mir Fragen stellen, die zur höchsten Initiation gehören; dass ich Ihnen (nur) einen allgemeinen Überblick geben kann, dass ich aber auf Einzelheiten einzugehen weder wage noch beabsichtige . . . “; so schrieb einer der Lehrer an den Autor von „Esoteric Buddhism“.

134 „Lucifer“, Mai 1888.

135 Der Okkultismus teilt die Perioden der Ruhe (Pralaya) in verschiedene Arten; da gibt es den individuellen Pralaya eines jeden Globus, wenn die Menschheit und das Leben auf den nächsten übergehen; sieben kleinere Pralayas in jeder Runde; den planetarischen Pralaya nach der Vollendung von sieben Runden; den solaren Pralaya am Ende des gesamten Systems; und schließlich den Universalen Maha- oder Brahmâ-Pralaya am Ende eines „Zeitalters Brahmâs“. Das sind die drei Hauptpralayas oder „Auflösungsperioden“. Es gibt noch viele kleinere, aber mit diesen haben wir uns gegenwärtig nicht zu befassen.

136 Wir sind gezwungen, hier das irreführende Wort „Menschen“ zu benutzen. Das ist ein klarer Beweis dafür, wie wenig sämtliche europäischen Sprachen dazu geeignet sind, diese feinen Unterscheidungen auszudrücken.
Es ist logisch, dass diese „Menschen“ nicht dem heutigen Menschen glichen, weder der Form noch der Natur nach. Man könnte fragen, warum man sie dann überhaupt als „Menschen“ bezeichnet. Weil es in keiner westlichen Sprache einen anderen Ausdruck gibt, der die beabsichtigte Idee annähernd wiedergeben würde. Das Wort „Menschen“ zeigt wenigstens an, dass diese Wesen „Manus“ waren, denkende Wesenheiten, wie sehr sie sich auch in der Form und in der Fähigkeit des Denkens von uns unterschieden. In Bezug auf Spiritualität und Geistestätigkeit waren sie aber in Wirklichkeit vielmehr „Götter“ als „Menschen“.
Dieselbe Sprachproblematik begegnet uns bei der Beschreibung der von der Monade durchlaufenen „Stadien“. Metaphysisch gesprochen ist esdiv natürlich eine Absurdität, von der „Entwicklung“ einer Monade zu sprechen oder zu sagen, dass sie zum „Menschen“ wird. Aber jeder Versuch, mithilfe einer Sprache wie des Englischen metaphysisch exakt zu formulieren, würde für dieses Werk mindestens drei weitere Bände erfordern. Dieser Versuch zöge eine Vielzahl von Wortwiederholungen nach sich, was äußerst ermüdend wäre. Es ist logisch, dass eine Monade weder vorwärtsschreiten noch sich entwickeln oder auch nur durch die Veränderungen der von ihr durchlaufenen Zustände beeinflusst werden kann. Sie ist nicht von dieser Welt oder Ebene und kann nur mit einem unzerstörbaren Stern Göttlichen Lichtes und Feuers verglichen werden, auf unsere Erde herabgeworfen, als Rettungsplanke für die Persönlichkeiten, welchen sie innewohnt. Es ist Sache der Letztgenannten, sich an sie zu klammern und so an ihrer Göttlichen Natur teilzuhaben und Unsterblichkeit zu erlangen. Sich selbst überlassen, wird sich die Monade an niemanden klammern, sondern – wie die „Planke“ – vom rastlosen Strom der Evolution zu einer weiteren Inkarnation fortgetrieben.

137 Der Begriff der „menschlichen Epoche“ wird hier verwendet, weil es notwendig ist, dem auf das Tierreich folgenden vierten Reich einen Namen zu geben. Aber in Wahrheit ist der „Mensch“ auf Globus A während der ersten Runde kein Mensch, sondern lediglich sein Prototyp oder sein dimensionsloses Abbild aus den Astralregionen.

138 „Physisch“ bedeutet hier differenziert für kosmische Zwecke oder Tätigkeit; auch wenn diese „physische Seite“ für die bewusste Wahrnehmung von Wesen auf anderen Ebenen objektiv ist, ist sie für uns auf unserer Ebene vollkommen subjektiv.

139 Vide Schlussfolgerung in Teil II dieses Bandes.

140 Die Natur wiederholt sich nie; daher existierten Anthropoiden unserer Zeit seit der Mitte des Miozäns zu keinem Zeitpunkt, als sie, wie alle Kreuzungsrassen, eine im Laufe der Zeit immer stärker ausgeprägte Tendenz zeigten, zum Typ ihres ersten Elternteils, dem schwarz-gelben Riesen Lemuro-Atlantier, zurückzukehren. Die Suche nach dem „fehlenden Glied“ ist nutzlos. Den Wissenschaftlern der abschließenden sechsten Wurzelrasse werden in Millionen und Abermillionen von Jahren unsere modernen Rassen, oder besser gesagt, ihre Fossilien, als die der kleinen unbedeutenden Affen erscheinen – einer ausgestorbenen Art der Gattung Homo.

141 Diese „Elementale“ werden ihrerseits erst nach dem nächsten großen planetarischen Manvantara zu menschlichen Monaden.

142 Diese Menschenaffen bilden eine Ausnahme, weil sie von der Natur nicht beabsichtigt waren, sondern unmittelbar ein Produkt und die Schöpfung des „unvernünftigen“ Menschen sind. Die Hindus schreiben den Menschenaffen und anderen Affenarten göttliche Abstammung zu, weil die Menschen der dritten Rasse von einer anderen Ebene zu „unvernünftigen“ Sterblichen gewordene Götter darstellten. Dieser Gegenstand wurde schon vor 12 Jahren in „Isis Unveiled“ berührt, so klar wie es damals möglich war. Auf den Seiten 278-279 wird der Leser „auf die Brahmanen verwiesen, falls er wissen möchte, aus welchem Grund sie den Affen Achtung entgegenbringen. Er (der Leser) dürfe vielleicht lernen – falls der Brahmane ihn einer Erklärung für würdig erachtet –, dass der Hindu im Affen nichts anderes sieht als das, was er nach Manus Wunsch sehen sollte: die Umwandlung von Arten, die mit der menschlichen Familie aufs engste verbundenen sind, eine Kreuzung verschiedener Zweige, welche der eigenen Art vor der schließlichen Vollendung aufgepfropft wurde. Er würde ferner lernen, dass in den Augen der gebildeten ‘Heiden’ der spirituelle oder innere Mensch eine Sache ist und seine irdische, körperliche Behausung eine andere. Diese physische Natur, die sich immer weiter in Richtung Vollkommenheit bewegende großartige Verbindung von Wechselwirkungen physischer Kräfte, muss sich mit dem verfügbaren Material behelfen; auf ihrem Weg entwickelt und überarbeitet sie immer und immer wieder, und indem sie die Krönung ihres Wirkens im Menschen vollendet, bietet sie ihn allein als geeignetes Tabernakel für die Überschattung durch den göttlichen Geist an.“
Ferner wird auf derselben Seite in einer Fußnote ein deutsches wissenschaftliches Werk erwähnt. Es heißt dort, dass ein hannoveranischer Gelehrter neulich ein Werk unter dem Titel „Ueber die Auflösung der Arten durch natürliche Selektion“ veröffentlichte, in welchem er mit großem Scharfsinn zeigt, dass sich Darwin vollständig im Irrtum befand, als er den Menschen auf den Affen zurückführte. Ganz gegenteilig behauptet er, dass der Affe es war, der sich aus dem Menschen entwickelte. Er zeigt, dass am Beginn die Menschheit moralisch und physisch den Typus und den Prototypus unserer gegenwärtigen Rasse und unserer Menschenwürde darstellte, durch die Schönheit ihrer Form, die Regelmäßigkeit ihrer Gestalt, die Entwicklung ihres Schädels, ihre edlen Gefühle, ihre heldenhaften Impulse und die Erhabenheit ihrer idealen Vorstellung. Das ist reine brahmanische, buddhistische und kabbalistische Philosophie. Das Buch ist reichlich illustriert mit Diagrammen, Tafeln und so weiter. Es behauptet, dass die stufenweise moralische und physische Entwertung und Degeneration des Menschen durch die ethnologischen Umwandlungen leicht bis zu unserer Zeit hinab verfolgt werden kann. Und, da ein Teil bereits zu Affen degeneriert ist, folgen dem Kulturmenschen von heute schließlich unter der Einwirkung des unentrinnbaren Gesetzes der Notwendigkeit auch derartige Nachkommen. Wenn wir die Zukunft nach der tatsächlichen Gegenwart beurteilen dürfen, so erscheint es sicherlich als möglich, dass eine derart unspirituelle und materialistische Menschheit eher als Simia enden wird denn als Seraphim. Obwohl aber die Affen vom Menschen abstammen, entspricht es sicher nicht den Tatsachen, dass die menschliche Monade, welche einmal die Ebene der Menschheit erreicht hat, sich jemals wieder in der Form eines Tieres verkörpern wird.

143 Hier sind die Naturen der sieben Hierarchien oder Klassen von Pitris und Dhyan Chohans gemeint, welche unsere eigene Natur und unsere eigenen Körper zusammensetzen.

144 Und wenn hierin ein Widerspruch mit der anderen Behauptung gesehen wird, dass die Tiere nach dem Menschen kamen, dann wird der Leser ersucht sich vor Augen zu halten, dass ausschließlich die eine Plazenta besitzenden Säugetiere gemeint sind. In jenen Tagen gab es Tiere, von welchen die heutige Zoologie nicht einmal träumt; und die damalige Art und Weise der Fortpflanzung deckt sich nicht mit den Vorstellungen der modernen Physiologie darüber. Solche Fragen öffentlich zu berühren ist nicht ganz passend, aber es besteht keinerlei Widerspruch oder eine Unmöglichkeit hierin.

145 Wie wir sehen werden, geschah es in dieser Periode – auf dem Höhepunkt der Zivilisation, des Wissens und auch der menschlichen Intellektualität der vierten, der Atlantischen Rasse –, dass sich die Menschheit infolge der letzten Krise der physiologisch-spirituellen Abstimmung der Rassen in ihre beiden diametral entgegengesetzten Pfade verzweigte: in die Pfade der rechten und der linken Hand der Erkenntnis oder Vidya. „So wurden in jenen Tagen die Keime der weißen und der schwarzen Magie gesät. Die Samen blieben eine Zeitlang latent und sprossen erst während der ersten Periode der Fünften (unserer Rasse) hervor.“ (Kommentar)

146 Die kabbalistischen Anschauungen erläuternd sagt der Verfasser von „New Aspects of Life“ über die gefallenen Engel, dass sich „nach der symbolischen Lehre der Geist in seinem entwickelten und sich entwickelnden Handeln von einem einfachen Werkzeug Gottes in ein mit Willen begabtes Wesen verwandelte; und dass er fiel, da er anstelle des göttlichen Wunsches seinem eigenen Willen folgte. Daher stehen das Reich und die Kontrolle der Geister sowie das spirituelle Handeln, das aus dem Geist-Willen hervorströmt und dessen Erzeugnis ist, außerhalb, im Gegensatz und im Widerspruch zum Reich der Seelen und des Göttlichen Handelns“. So weit, so gut; was aber meint der Verfasser mit Folgendem, wenn er sagt: „Als der Mensch erschaffen wurde, war er in seiner Konstitution menschlich, mit menschlichen Neigungen, menschlichen Hoffnungen und Bestrebungen. Aus diesem Zustand fiel er – ins Rohe und Wilde?“ Das steht in diametralem Gegensatz zu unserer östlichen Lehre und selbst zur kabbalistischen Auffassung, so weit wir sie verstehen, und selbst zur Bibel. Es sieht aus wie von Materialismus und Substanzialismus gefärbte positive Philosophie, obwohl es ziemlich schwierig ist, sich über die Meinung des Verfassers vollkommen sicher zu sein (siehe S. 235). Nach unserer Auffassung ist jedoch ein Fall „aus dem Natürlichen in das Übernatürliche und Animalische“ gemeint – übernatürlich hier in der Bedeutung von rein spirituell.

147 Auf der Grundlage der Autorität von Irenäus, von Justinus Martyr und des „Codex“ zeigt Dunlap, dass die Nazarener „Geist“ in seiner Verbindung mit unserer Erde als eine weibliche und Böse Kraft betrachteten (Dunlap: „Sod, der Sohn des Menschen“, S. 52).

148 Fetahil ist identisch mit der Schar der Pitris, die den „Menschen erschufen“, jedoch lediglich als „Hülle“. Bei den Nazarenern war Fetahil der König des Lichts und der Schöpfer; aber in diesem Fall ist er der unglückliche Prometheus, dem es nicht gelingt, sich des lebendigen Feuers zu bemächtigen, das zur Bildung der Göttlichen Seele notwendig ist, da er den geheimen Namen nicht kennt, den unaussprechlichen oder nicht mitteilbaren Namen der Kabbalisten.

149 Der Geist von Materie und Begierde; „Kama-Rupa“ minus „Manas“, Denkvermögen.

150 Siehe Francks „Codex Nazaräus“ und Dunlaps „Sod, the Son of the Man“.

151Codex Nazaräus“, ii., 233.

152 Sonderbarerweise ähnelt dieser Mano der Nazarener dem Manu der Hindus, dem Himmlischen Menschen des „Rigveda“.

153 „Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner.“ (Joh 15,1)

154 Bei den Gnostikern war Christus wie auch der mit ihm in einiger Hinsicht identische Michael der „Herr der Äonen“.

155Codex Nazaräus“, i., 135.

156 Ebenda.

157 Siehe die „Kosmogonie“ von Pherekydes.

158 Sie finden sich jedoch im „Chaldäischen Buch der Zahlen“.

159 Das Astrallicht steht im selben Verhältnis zu Akasha und Anima Mundi wie Satan zur Gottheit steht. Sind sie ein und dasselbe von zwei Aspekten aus betrachtet: dem spirituellen und dem psychischen – dem super-etherischen oder dem Bindeglied zwischen Materie und reinem Geist und dem Physischen. Was den Unterschied zwischen Nous, der höheren Göttlichen Weisheit, und Psyche, der niederen und irdischen (Jak 3,15-17) betrifft, siehe auch „Demon est Deus inversus“, Teil II dieses Bandes.

160 Ildabaoth ist ein zusammengesetzter Name, gebildet aus Ilda, דלי, „ein Kind“, und Baoth; beide von צודב, das Ei, und הוהב Baoth, „Chaos“, Leerheit, Leere oder Verlassenheit; oder das im Ei des Chaos geborene Kind, gleich Brahmâ.

161 Johovahs Verbindung mit dem Mond in der Kabbala ist den Schülern wohlbekannt.

162 Über die Nazarener sieheIsis“, Band II, Seiten 131 und 132. Die wahren Anhänger des wahren Christos waren alle Nazarener und Christen, und sie waren Gegner der späteren Christen.

163 Siehe oben das Diagramm des lunaren Rings von sieben Welten, in welchem, wie in unserer eigenen oder jeder anderen Kette auch, die oberen Welten spirituell sind und die unterste – sei es der Mond, die Erde oder ein beliebiger anderer Planet – von der Materie verdunkelt ist.

164 Der Leser wird daran erinnert, dass in unseren Stanzen Kosmos oft nur unser eigenes Sonnensystem bedeutet und nicht das unendliche Universum.

165 Das ist rein astronomisch.

166 Um den Unterschied zu erkennen und zu würdigen – die ungeheure Kluft, welche die irdische Materie von den feineren Graden der übersinnlichen Materie trennt – sollte jeder Astronom, jeder Chemiker und Physiker ein Psychometer sein, um das Mindeste zu sagen; er sollte imstande sein, den Unterschied selbst zu fühlen, an den zu glauben er sich jetzt weigert. Elizabeth Denton, sowohl eine der gelehrtesten als auch eine der materialistischsten und skeptischsten Frauen ihrer Zeit – die Gemahlin von Professor Denton, des wohlbekannten amerikanischen Geologen und Verfassers von „The Soul of Things“ – erwies sich trotz all dem vor einigen Jahren als einer der wundervollsten Psychometer. Im Rahmen eines ihrer Experimente gab sie folgende Beschreibung. Ein Stückchen eines Meteoriten wurde in einem Umschlag auf ihre Stirn gelegt, und sie sagte, ohne den Inhalt des Umschlags zu kennen:

Was für ein Unterschied zwischen dem, was wir hier als Materie kennen, und dem, was sie dort zu sein scheint! Im einen Fall sind die Elemente so grob und so kantig, dass ich mich darüber wundere, wie wir sie überhaupt ertragen können, und noch viel mehr wundere ich mich über unseren Wunsch, unsere gegenwärtige Verbindung mit ihnen aufrecht zu erhalten; im anderen Fall sind alle Elemente so verfeinert, sie besitzen gar nicht die für die hiesigen Elemente charakteristischen in großer Zahl vorhandenen groben Kanten, sodass ich nicht anders kann als diese anderen Elemente in viel höherem Maß als die wahre Existenz zu erachten als unsere eigenen.“ (Band III, Seiten 345-6)

167 Bei sorgfältiger Analyse und Überlegung wird man das für so wissenschaftlich halten, dass es von der Wissenschaft selbst stammen könnte, selbst in unserer heutigen Zeit.

168 Die sieben fundamentalen Transformationen der Globen oder himmlischen Sphären – oder vielmehr die der sie zusammensetzenden Materieteilchen – werden wie folgt beschrieben: (1) homogen; (2) luftförmig und strahlend (gasartig); (3) flockig (nebelartig); (4) atomistisch, etherisch (Beginn von Bewegung, daher von Differenzierung); (5) keimartig, feurig (differenziert, aber lediglich aus jenen Keimen der Elemente in ihren Anfangszuständen zusammengesetzt. Vollständig entwickelt werden sie auf unserer Erde sieben Keime besitzen); (6) vierfältig, dampfartig (die zukünftige Erde); (7) kalt und abhängig (vom Leben und Licht der Sonne).

169 Das kann nicht so sehr unwissenschaftlich sein, da Descartes ebenfalls glaubte, dass „die Planeten sich um ihre Achsen drehen, weil sie einstmals leuchtende Sterne waren, Zentren von Wirbeln“.

170 Wer diese Behauptung anzweifelt, möge das Mysterium des bei den Alten vorhandenen außerordentlichen Wissens erklären – die sich angeblich aus niederen und tierartigen Wilden entwickelt haben sollen, den Höhlenmenschen des paläolithischen Zeitalters – auf einer beliebigen anderen, gleichsam vernünftigen Grundlage. Mögen sie sich beispielsweise solchen Werken zuwenden wie jenen des Vitruvius Pollio aus dem Zeitalter des Augustus – zum Beispiel über Architektur –, in dem sämtliche Regeln der Proportion mit denen übereinstimmen, die in alter Zeit bei den Initiationen gelehrt wurden, wenn sich der Initiand mit dieser wahrhaft göttlichen Kunst bekannt machen und den tiefen esoterischen Sinn, der in jeder Regel und jedem Gesetz der Proportion verborgen liegt, verstehen wollte. Ohne Hilfe könnte kein von einem paläolithischen Höhlenbewohner abstammender Mensch jemals eine solche Wissenschaft entwickeln, selbst nicht in Jahrtausenden der Evolution von Denken und Intellekt. Es waren die Schüler jener inkarnierten Rishis und Devas der dritten Wurzelrasse, welche ihr Wissen von einer Generation an die nächste weitergaben und nach Ägypten überlieferten und nach Griechenland, dessen Proportionalitätskanon jetzt verloren ist; genauso wie die Schüler der Initiierten der Vierten, der Atlantier, die sie ihren Zyklopen weitergaben, den „Söhnen der Zyklen“ oder des „Unendlichen“, von denen der Name auf die noch späteren Generationen gnostischer Priester überging. „Dieser göttlichen Perfektion jener Proportionen in der Architektur ist es zu verdanken, dass die Alten diese Wunderwerke aller folgenden Zeitalter erbauen konnten, ihre Tempel, Pyramiden, Höhlentempel, Kromlechs, Steinhügel und Altäre als Zeugen dafür, dass sie über Maschinen und Kenntnisse der Mechanik verfügten, gegenüber welchen unsere modernen Fertigkeiten wie Kinderspiel wirken; und jene Geschicklichkeit nennt sich die ‘Werke der hundertarmigen Riesen’“ (siehe „Book of God“, Kenealy). Moderne Architekten mögen diese Regeln nicht gänzlich vernachlässigt haben, aber sie fügten so viele gegen die Regeln verstoßende Neuerungen hinzu, dass die korrekten Proportionen zerstört wurden. Vitruvius ist es, der der Nachwelt die Regeln für den Aufbau der griechischen Tempel gab, welche den unsterblichen Göttern errichtet wurden; und die zehn Bücher des Marcus Vitruvius Pollio über Architektur, eines Mannes, der, kurz gesagt, ein Initiierter war, können nur esoterisch studiert werden. Die Druidenkreise, die Dolmen, die Tempel Indiens, Ägyptens und Griechenlands, die Türme und die 127 europäischen Städte, die vom französischen Institut als „zyklopischen Ursprungs“ befunden wurden, sind alle das Werk initiierter Priester-Architekten, der Nachkommen jener, die anfänglich von den „Söhnen Gottes“ unterrichtet und mit Recht die „Baumeister“ genannt wurden. Folgendes sagt die anerkennende Nachwelt von diesen Nachkommen: „Sie verwendeten weder Mörtel noch Zement, auch nicht Stahl oder Eisen, um ihre Steine zu behauen; und doch waren diese so kunstvoll bearbeitet, dass an vielen Stellen die Fugen unsichtbar sind, obwohl viele der Steine, wie in Peru, 18 Fuß stark sind, und in den Mauern der Festung von Cuzco befinden sich Steine von noch größerer Abmessung“ (Acosta, VI.,14). „Und weiter, die Mauern von Syene, vor 5.400 Jahren erbaut, als dieser Punkt genau unter dem Wendekreis lag, was jetzt nicht mehr der Fall ist, waren so konstruiert, dass genau im Moment der Sonnenwende zu Mittag die gesamte Sonnenscheibe von ihrer Oberfläche reflektiert wurde – ein Werk, das auch mit den vereinten Fertigkeiten sämtlicher europäischer Astronomen nicht vollbracht werden könnte.“ – (Kenealy, „Book of God“)

171 Das, was für den Blick des ursprünglichen Menschen natürlich war, ist erst jetzt für uns zum Wunder geworden, und das, was für ihn ein Wunder war, könnte in unserer Sprache niemals ausgedrückt werden.

172 Es gibt kein Volk auf der Welt, in welchem die Empfindung der Hingabe oder des religiösen Mystizismus stärker entwickelt und auffallender ist als bei den Hindus. Siehe auch, was Max Müller über diese Eigenart und diese nationale Eigenheit in seinen Werken sagt. Dies ist das unmittelbare Erbe der ursprünglichen bewussten Menschen der dritten Rasse.

173 Das bezieht sich auf die kosmischen Prinzipien.

174 Die sieben schöpferischen Rishis, jetzt mit dem Sternbild des Großen Bären verbunden.

175 In der Tat wurde der Mikroprosopus – der, philosophisch gesprochen, etwas ganz anderes ist als der „mit dem Vater eins“ Seiende unmanifestierte ewige Logos – schließlich durch jahrhundertelang andauernde, unablässige Anstrengungen der Sophistik und der Paradoxa dahin gebracht, mit Jehovah oder dem einen lebendigen Gott (!) gleichgesetzt zu werden, während doch Jehovah nichts Besseres ist als Binah, ein weiblicher Sephiroth. Diese Tatsache kann dem Leser nicht oft genug eingeprägt werden.

176 Der Mikroprosopus ist, wie soeben bemerkt, der manifestierte Logos, und deren gibt es viele.

177 Sephira ist die Krone, Kether, nur in dem abstrakten Prinzip, wie ein mathematisches x (die unbekannte Größe). Auf der Ebene der differenzierten Natur ist sie das weibliche Gegenstück Adam Kadmons – dem ersten Androgynen. Die Kabbala lehrt, dass die Worte „Fiat Lux“ (Genesis, Kap. 1) sich auf die Bildung und Evolution der Sephiroth bezogen und nicht auf Licht als Gegensatz zur Finsternis. Rabbi Schimon sagt: „Oh Gefährten, Gefährten, der Mensch als eine Emanation war zugleich Mann und Frau, Adam Kadmon fürwahr, und das ist der Sinn der Worte ‘Es werde Licht, und es ward Licht’. Und das ist der zweifältige Mensch.“ (Auszüge aus dem „Zohar“, S. 13-15)

178 Siehe nächste Fußnote. Diese Elemente des Feuers, der Luft etc. sind nicht unsere zusammengesetzten Elemente.

179 Dieses „Bewusstsein“ hat keine Beziehung zu unserem Bewusstsein. Das Bewusstsein des „Einen Manifestierten“ ist, wenn nicht absolut, so doch nicht bedingt. Mahat (das Universalgemüt) ist die erste Hervorbringung des Brahmâ-Schöpfers, aber auch von Pradhana (der undifferenzierten Materie).

180 Folgendes ist beachtenswert: Während die moderne Chemie die Theorie substanzieller und unsichtbarer Wesen, genannt Engel, Elementale und so weiter, als okkultistischen und auch religiösen Aberglauben zurückweist – ohne natürlich jedoch jemals die Philosophie dieser unkörperlichen Wesenheiten betrachtet oder darüber nachgedacht zu haben –, sollte sie durch Beobachtung und Entdeckung unbewusst dazu gezwungen worden sein, dasselbe Verhältnis von Entwicklung und Ordnung für die Evolution der chemischen Atome anzunehmen und anzuerkennen wie es der Okkultismus sowohl für seine Dhyanis als auch für die Atome macht – da Analogie das erste Gesetz dieser Philosophie ist. Wie wir oben gesehen haben, ist die allererste Gruppe der Rupa-Engel vierfältig, wobei jeder der Ordnungen in absteigender Ordnung ein Element hinzugefügt wird. So sind die Atome, in der Ausdrucksweise der Chemie, einatomig, zweiatomig, vieratomig etc. nach abwärts fortschreitend. Erinnern wir uns daran, dass Feuer, Wasser und Luft oder die sogenannten „Elemente der ursprünglichen Schöpfung“ nicht die zusammengesetzten Elemente darstellen, welche sie auf der Erde sind, sondern noumenale homogene Elemente – die Geister der Vorigen. Dann folgen die siebenfältigen Gruppen oder Scharen. Auf parallele Linien in einem Diagramm mit Atomen gestellt, würde man sehen, dass die Naturen dieser Wesen auf ihrer abwärts gerichteten Stufenleiter des Fortschritts den zusammengesetzten Elementen auf mathematisch identische Art entsprechen, was die Analogie betrifft. Das bezieht sich natürlich nur auf von Okkultisten angelegte Diagramme. Denn würde die Stufenleiter der Engel-Wesen mit der Stufenleiter der chemischen Elemente der Wissenschaft auf parallele Linien gestellt – vom hypothetischen Helium herunter bis zum Uran – würde man natürlich finden, dass sie verschieden sind. Diese haben ja, als Übereinstimmungen auf der astralen Ebene, lediglich die vier niedrigsten Ordnungen – die drei höheren Prinzipien im Atom oder vielmehr Molekül oder chemischen Element sind nur für das Auge des initiierten Dangma wahrnehmbar. Aber dann, wenn die Chemie auf den richtigen Weg kommen möchte, müsste sie ihre tabellarische Anordnung nach der der Okkultisten korrigieren – was sie zu tun verweigern dürfte. Nach der Esoterischen Philosophie entspricht jedes physische Teilchen seinem höheren Noumenon und ist abhängig davon – von jenem Wesen, zu dessen Essenz es gehört; und wie oben so unten, evolviert das Spirituelle aus dem Göttlichen, das Psychomentale aus dem Spirituellen – durch das Astrale von seiner niederen Ebene befleckt – die gesamte belebte und (scheinbar) unbelebte Natur evolviert auf parallelen Linien und bezieht ihre Eigenschaften sowohl von oben als auch von unten.

181 Die Zahl sieben bedeutet nicht nur sieben Wesenheiten, sondern sieben Gruppen oder Scharen, wie bereits erklärt wurde. Die höchste Gruppe, die in Brahmâs erstem Körper geborenen Asuras – der sich in „Nacht“ verwandelte – sind siebenfältig, d. h. wie die Pitris in sieben Klassen geteilt, von denen drei arupa (körperlos) sind und vier mit Körpern (siehe Vishnu-Purana“, Buch I). Sie sind in der Tat eher unsere Pitris (Vorväter) als jene Pitris, welche die ersten physischen Menschen projizierten (siehe Buch II).

182 Eine der Erklärungen der tatsächlichen, wenn auch versteckten Bedeutung dieser ägyptischen religiösen Glyphe ist einfach. Das Krokodil erwartet und begegnet als Erstes dem verzehrenden Feuer der Morgensonne und begann sehr früh, die Sonnenhitze zu personifizieren. Wenn die Sonne aufging, war das wie die Ankunft der „Göttlichen Seele, welche die Götter beseelt“ auf Erden und unter den Menschen. Daher die sonderbare Symbolik. Die Mumie setzte den Kopf eines Krokodils auf, um zu zeigen, dass sie eine von der Erde ankommende Seele war.

183 Wenn eine Welt eine „höhere Welt“ genannt wird, ist sie nicht höher aufgrund ihrer Lage, sondern weil sie der Eigenschaft oder Essenz nach überlegen ist. Doch wird eine solche Welt von den Profanen gewöhnlich als „Himmel“ aufgefasst und über unsere Köpfe verlegt.

184 Paracelsus nennt sie die Flagae, die Christen die „Schutzengel“; die Okkultisten die „Vorfahren, die Pitris“. Sie sind die sechsfältigen Dhyan Chohans, welche die sechs spirituellen Elemente in der Zusammensetzung ihrer Körper tragen – faktisch Menschen, abzüglich des physischen Körpers.

185 Die Materialisten und Evolutionisten der darwinistischen Schule wären schlecht beraten, die vor Kurzem ausgearbeiteten Theorien von Professor Weismann anzunehmen – dem Verfasser der „Beiträge zur Descedenzlehre“ über das eine der beiden oben angeführten Mysterien der Embryologie, das er anscheinend gelöst zu haben vermeint. Denn wenn es gelöst ist, wird die Wissenschaft auf das Gebiet des wahrhaft Okkulten übergetreten sein und den Bereich der von Darwin gelehrten Transformation für immer verlassen haben. Vom Standpunkt des Materialismus aus betrachtet sind die beiden nicht miteinander vereinbar. Vom Standpunkt des Okkultisten aus jedoch löst sie alle Geheimnisse. Jene, die mit der neuen Entdeckung Professor Weismanns – einst ein eifriger Darwinist – nicht bekannt sind, sollten sich beeilen, das Versäumte nachzuholen. Die Griechen Hippokrates und Aristoteles links liegen lassend, kehrt der deutsche Embryologe und Philosoph direkt zu den Lehren der alten Arier zurück und beschreibt eine unendlich kleine Zelle, eine von Millionen anderen einen Organismus bildenden Zellen, die allein und ohne Unterstützung durch fortwährende Zellteilung und Vervielfältigung das genaue Bild des künftigen Menschen (oder Tieres) in seinen physischen, intellektuellen und psychischen Eigenschaften bestimmt. Diese Zelle ist es, welche dem Antlitz und der Form des neuen Individuums die Züge der Eltern oder eines beliebigen entfernten Vorfahren einprägt. Diese Zelle ist es auch, welche ihm die intellektuellen und mentalen Idiosynkrasien seiner Väter überliefert und so fort. Dieses Plasma ist der unsterbliche Teil unseres Körpers – einfach durch den Prozess aufeinanderfolgender Assimilationen. Darwins Theorie, welche die embryologische Zelle als eine Essenz oder den Extrakt aus allen anderen Zellen betrachtet, wird verworfen; sie sei nicht imstande, die erbliche Übertragung zu begründen. Es gibt nur zwei Wege, das Geheimnis der Vererbung zu erklären. Entweder ist die Substanz der Keimzelle mit der Fähigkeit ausgestattet, den gesamten Zyklus der Transformation zu durchlaufen, welcher zum Aufbau eines getrennten Organismus und anschließend zur Reproduktion identischer Keimzellen führt; oder diese Keimzellen haben ihren Ursprung überhaupt nicht im Körper des Individuums, sondern gehen unmittelbar aus der vorväterlichen Keimzelle hervor, die viele Generationen lang vom Vater auf den Sohn überging. Diese letztere Hypothese hat Weismann aufgenommen und ausgearbeitet; und auf diese Zellen führt er den unsterblichen Teil im Menschen zurück. So weit, so gut; und wenn diese nahezu korrekte Theorie angenommen wird, wie werden die Biologen die erste Erscheinung dieser immerwährenden Zelle erklären? Wenn der Mensch nicht wie die „unsterbliche Topsy“ „wuchs“ und überhaupt nicht geboren wurde, sondern aus den Wolken fiel, wie konnte dann diese embryologische Zelle in ihm geboren werden?

186 Die Wissenschaft, die die Wahrheit nur verschwommen wahrnimmt, mag im menschlichen Körper Bakterien und andere winzige Wesen finden und in ihnen gelegentliche und abnorme Besucher sehen, denen Krankheiten zugeschrieben werden. Der Okkultismus – der in jedem Atom oder Molekül ein Leben erkennt, ob in einem Mineral, einem Menschenkörper, in Luft, Feuer oder Wasser – behauptet, dass unser gesamter Körper aus solchen Lebewesen aufgebaut ist, welchen die mikroskopisch kleinste Bakterie so groß erscheint wie ein Elefant im Verhältnis zu den winzigsten Infusorien.

187 Der gelehrte und sehr philosophische Verfasser von „New Aspects of Life“ versucht seinen Lesern klar zu machen, dass Nephesch chaiah (Lebendige Seele) nach der hebräischen Auffassung „aus dem Einflößen des Geistes oder Atems des Lebens in den aktiver werdenden Körper des Menschen entstand oder erzeugt wurde; und dadurch diesen Geist in dem so gebildeten Selbst ersetzen und seine Stelle einnehmen sollte, so dass der Geist in die lebendige Seele einging, sich dem Blick entzog und verschwand“. Der menschliche Körper, so glaubt er, sollte als eine Matrix betrachtet werden, in der und aus der die Seele (die er höher zu stellen scheint als den Geist) entwickelt wird – funktionell und vom Standpunkt der Tätigkeit aus betrachtet steht die Seele in dieser endlichen und bedingten Welt von Maya unleugbar höher – die Seele, so sagt er, „wird zuletzt von dem belebten Körper des Menschen hervorgebracht“. Somit setzt der Verfasser „Geist“ (Atman) einfach gleich mit dem „Atem des Lebens“. Die östlichen Okkultisten werden gegen diese Behauptung Einspruch erheben, denn sie beruht auf der irrtümlichen Vorstellung, dass Prana und Atman oder Jivatman ein und dasselbe sind. Der Verfasser unterstützt seine Beweisführung, indem er zeigt, dass bei den alten Hebräern, Griechen und selbst Römern Ruach, Pneuma und Spiritus „Wind“ bedeuten – bei den Juden unleugbar und bei den Griechen und Römern sehr wahrscheinlich; das griechische Wort Anemos (Wind) und das lateinische Wort Anima „Seele“ weisen eine verdächtige Verwandtschaft auf.
Das ist sehr weit hergeholt. Aber das richtiges Schlachtfeld für die Entscheidung dieser Frage ist schwer zu finden, da Herr Pratt ein praktischer, nüchterner Metaphysiker zu sein scheint, eine Art kabbalistischer Positivist, während die östlichen Metaphysiker, insbesondere die Vedantisten, alle Idealisten sind. Die Okkultisten gehören ebenfalls der extrem esoterischen Vedantaschule an und nennen das Eine Leben (Parabrahman) den Großen Atem und Wirbelwind; aber sie trennen das siebte Prinzip vollständig von der Materie oder irgendeiner Beziehung oder Verbindung mit ihr.

188 Siehe auch in Teil II, Band II, „Die sieben Seelen des Menschen“; die Einteilungen wurden gemäß Gerald Massey bzw. Franz Lambert gemacht.

189 Eine weitere suggestive Analogie zwischen der arischen oder brahmanischen und der ägyptischen Esoterik. Die Erstere nennt die Pitris die „lunaren Vorväter“ der Menschen, und die Ägypter machten den Mondgott, Taht-Esmun, zum ersten menschlichen Vorfahren. Dieser „Mondgott“ „brachte die sieben Naturkräfte zum Ausdruck, die ihm vorangingen und in ihm als seine sieben Seelen zusammengefasst waren, welche er als der Achte (daher die Achte Sphäre) manifestierte. Die sieben Strahlen der chaldäischen Heptakis oder Iao auf den gnostischen Steinen haben dieselbe Siebenfältigkeit der Seelen als Bedeutung.“ . . . „Die erste Form der mystischen Sieben fand man am Himmel, dargestellt durch die sieben Hauptsterne des Großen Bären, jenes Sternbildes, welches die Ägypter der Mutter der Zeit und den sieben elementalen Kräfte zuschrieben“ (siehe Die sieben Seelen etc.). Wie jedem Hindu wohlbekannt ist, repräsentiert eben dieses Sternbild in Indien die sieben Rishis und wird als solches Riksha und Chitra-Sikhandinas genannt.

190 In den ältesten Systemen finden wir den Mond immer männlich. So ist bei den Hindus Soma eine Art von himmlischem Don Juan, ein „König“ und, obgleich unrechtmäßig, der Vater von Buddha – Weisheit, was sich auf okkultes Wissen bezieht, eine durch eine vollständige Vertrautheit mit den lunaren Mysterien einschließlich jener der geschlechtlichen Zeugung gesammelten Weisheit (siehe „Das Allerheiligste“).

191 Wenn den Scharen der Zerlumpten und Armen in den Sonntagsschulen anstatt nutzloser Lektionen aus der Bibel Astrologie gelehrt würde – wenigstens soweit, wie die okkulten Eigenschaften des Mondes und seine verborgenen Einflüsse auf die Zeugung in Betracht kommen – gäbe es nur wenig Grund zur Sorge, das Bevölkerungswachstum zu fürchten, und auch keinen Grund, zu Malthus’ fragwürdiger Literatur Zuflucht zu nehmen. Denn der Mond und seine Konjunktionen regeln die Empfängnis, und jeder Astrologe in Indien weiß das. Während der früheren Rassen und zumindest auch am Anfang unserer gegenwärtigen wurden jene, die sich zum Zwecke der Verhütung ehelichen Beziehungen während bestimmter Mondphasen hingaben, als Zauberer und Sünder betrachtet. Aber im Vergleich zu den heutigen, infolge gänzlicher Unkenntnis derartiger okkulter Einflüsse und einem Unglauben daran verübten Verbrechen scheinen jene auf okkultem Wissen und seinem Missbrauch beruhenden Sünden des Altertums vorzuziehen zu sein.

192 Manche uns feindlich gesinnte Kritiker wollen gerne nachweisen, dass in unseren früheren Bänden, in „Isis Unveiled“, die sieben Prinzipien des Menschen oder die siebenfältige Konstitution unserer Kette nicht gelehrt worden seien. Obschon die Lehre in diesen Werk nur angedeutet werden konnte, finden sich nichtsdestoweniger viele Stellen, an welchen die siebenfältige Zusammensetzung sowohl des Menschen als auch der Kette offen angegeben wird. Wenn in Band II, Seite 419, über die Elohim gesprochen wird, heißt es: „Sie verbleiben weiter oberhalb des siebten Himmels (oder der spirituellen Welt), denn sie sind es, die laut den Kabbalisten der Reihe nach die sechs materiellen Welten formten; oder richtiger, die Versuche unternahmen, Welten zu formen, die unserer eigenen vorausgingen, die, wie sie sagen, die siebte ist.“ Unser Globus ist in dem Diagramm, das die „Kette“ darstellt, natürlich der siebte und der Niedrigste, obwohl er, da die Evolution auf diesem Globus zyklisch ist, der vierte auf dem absteigenden Bogen der Materie ist. Und weiter steht im Band II auf Seite 367 geschrieben: „Nach ägyptischen Vorstellungen, sowie nach denen aller anderen auf Philosophie begründeten Glaubensrichtungen, war der Mensch nicht nur . . . eine Zusammensetzung von Seele und Körper; er war eine Dreiheit, wenn man den Geist hinzufügte; und außerdem bestand der Mensch nach dieser Lehre aus Körper, Astralform oder Schatten, Tierseele, höherer Seele und irdischer Intelligenz und einem sechsten Prinzip etc. etc. – dem siebten – Geist.“ So klar sind diese Prinzipien erwähnt, dass man selbst im Index auf Seite 683 die „Sechs Prinzipien des Menschen“ findet – wohingegen das siebte streng genommen die Synthese der sechs, und nicht ein Prinzip, sondern ein Strahl des absoluten Alls ist.

193 Das Wort Schöpfung zu gebrauchen ist unrichtig, da keine Religion, nicht einmal die Sekte des Visishtadvaita in Indien – welche selbst Parabrahman anthropomorphisiert – an eine Schöpfung aus nihil heraus glaubt, wie es die Christen und Juden tun, sondern an eine Evolution bereits existierender Materialien.

194 Die sogenannten „Geister“, die gelegentlich von den Körpern der Medien Besitz ergreifen können, sind nicht die Monaden oder höheren Prinzipien entkörperter Persönlichkeiten. Ein solcher „Geist“ kann nur entweder ein Elementar sein oder – ein Nirmanakaya.

195 Auf den Seiten 340-351 („Genesis of the Soul“) in „New Aspects of Life“ legt der Verfasser die kabbalistische Lehre dar: „Sie behaupteten, dass Geist und Materie mit einer korrespondierenden Opazität und Dichte funktionell dazu neigten, miteinander zu verschmelzen; und dass die aus dieser Verbindung resultierenden erschaffenen Geister im körperlosen Zustand entsprechend einer Skala geformt wurden, welche die verschiedenen Grade von Opazität und Dichte des elementaren oder unerschaffenen Geistes abbildete. Und dass diese sich im körperlosen Zustand befindenden Geister ihrem eigenen Zustand entsprechenden elementaren Geist und elementare Materie anzogen, sich aneigneten, sie verdauten und assimilierten.“ „Sie lehrten daher, dass die erschaffenen Geister sich erheblich voneinander unterscheiden, und dass bei der engen Verbindung zwischen der Welt der Geister und der Welt der Materie die undurchsichtigeren Geister im entkörperten Zustand von den dichteren Teilen der materiellen Welt angezogen wurden und daher auf den Erdmittelpunkt zustrebten, wo sie die am besten zu ihrem Zustand passenden Bedingungen vorfanden; die durchsichtigeren Geister hingegen gingen in die den Planeten umgebende Aura über, und die Verfeinertsten unter ihnen fanden ihre Wohnstätte in seinem Satelliten.“
Das bezieht sich ausschließlich auf unsere Elementargeister und hat nichts zu tun mit den planetarischen, siderischen, kosmischen oder interetherischen intelligenten Kräften oder „Engeln“, wie sie von der römischen Kirche genannt werden. Die jüdischen Kabbalisten, insbesondere die praktischen Okkultisten, die sich mit zeremonieller Magie befassten, beschäftigten sich nur mit den Geistern der Planeten und den sogenannten „Elementalen“. Daher deckt das lediglich einen Teil der esoterischen Lehre ab.

196 Die Möglichkeit der in den unsichtbaren Welten weilenden „Seele“ (das ist das ewige spirituelle Ego), deren Körper auf der Erde weiterexistiert, ist eine ausgesprochen okkulte Lehre, insbesondere in der chinesischen und buddhistischen Philosophie. Siehe „Isis Unveiled“, Band I, S. 602 als Erklärung. Es gibt viele seelenlose Menschen unter uns, denn dieser Sachverhalt ist sowohl bei verruchten Materialisten als auch bei Personen zu finden, „die in der Heiligkeit Fortschritte machen und niemals zurückkehren“ (siehe ebenda und auch „Isis“ Band II, S. 369).

197 Diese Identität des Geistes und seines materiellen „Doppels“ (im Menschen ist es umgekehrt) erklärt die in diesem Werk bereits angedeutete Verwirrung bei den Namen und Individualitäten sowie bei den Zahlen der Rishis und Prajapatis noch besser, insbesondere bei den das Satya-Yuga und die mahabharatische Periode betreffenden. Sie wirft auch zusätzliches Licht auf das, was die Geheimlehre in Bezug auf die Wurzel- und die Samen-Manus lehrt (siehe Band II „Über die ursprünglichen Manus der Menschheit“). Es wird uns gelehrt, dass nicht nur diese Vorfahren unserer Menschheit, sondern alle Menschen in den spirituellen Sphären ihren Prototyp besitzen. Dieser Prototyp ist die höchste Essenz seines siebten Prinzips. So werden die sieben Manus zu 14, wobei der Wurzel-Manu die Erste Ursache ist, und der „Samen-Manu“ seine Wirkung. Und wenn die Letzteren vom Satya-Yuga (dem ersten Zustand) bis zur heroischen Periode reichen, dann wächst die Anzahl dieser Manus oder Rishis auf 21 an.

198 Die ägyptische Allegorie im bereits erwähnten „Totenbuch“ – der Hymnus, der sich auf die Belohnung „der Seele“ bezieht – weist ebenso auf unsere Lehre der Siebenfältigkeit hin wie sie poetisch ist. Dem Verstorbenen wird ein Stück Land im Gefilde von Aanru zugewiesen, in welchem die Manen, die vergöttlichten Schatten der Toten, die Ernte der in ihrem Leben durch ihre Handlungen ausgebrachten Saat in Form von sieben Ellen hohem Mais einsammeln, welcher in einem in 14 und 7 Bereiche unterteilten Gebiet wächst. Dieser Mais ist die Nahrung, von der sie leben und gedeihen, oder die sie in Amenti töten wird, in jenem Reich, zu dem das Aanru-Feld als Bereich zugeordnet ist. Wie es in dem Hymnus (siehe Kap. xxxii 9) heißt, wird der Verstorbene dort entweder zerstört oder für die Ewigkeit zu einem reinen Geist, infolge der „sieben mal siebenundsiebzig Leben“, welche er auf der Erde zugebracht hat oder noch zubringen muss. Die Idee von dem als „Frucht unserer Handlungen“ gereiften Mais ist sehr anschaulich.

199 Die dreizüngige Flamme der vier Dochte entspricht den vier Einheiten und den drei Zweiheiten des sephirothischen Baumes (siehe Kommentar zu Stanze VI).

200 Unnütz, noch einmal zu wiederholen, dass die hier gebrachten Ausdrücke Übersetzungen aus dem Sanskrit sind, denn die Originalausdrücke, die in Europa gänzlich unbekannt sind, würden den Leser nur noch mehr verwirren und keinem brauchbaren Zweck dienen.

201 Die Formung der „lebendigen Seele“ oder des Menschen würde die Idee klarer wiedergeben. „Eine lebendige Seele“ ist in der Bibel ein Synonym für den Menschen. Das sind unsere sieben „Prinzipien“.

202 Nephesch ist der „Atem des (tierischen) Lebens“, welcher Adam, dem Menschen aus Staub, eingehaucht wurde; er ist folglich der Lebensfunke, das beseelende Element. Ohne Manas oder das, was in Lévis Diagramm zu Unrecht Nephesch genannt wird anstatt Manas, „die denkende Seele“ oder das Gemüt, ist Atman-Buddhi auf dieser Ebene irrational und kann nicht wirken. Buddhi ist der plastische Mittler, nicht Manas, „das intelligente Medium zwischen der oberen Triade und der niederen Vierheit“. In den kabbalistischen Werken finden sich jedoch viele derartige seltsame und merkwürdige Umbildungen – ein überzeugender Beweis dafür, dass ihre Literatur arg durcheinandergeraten ist. Wir erkennen die Einteilung nicht an, ausgenommen in diesem Einzelfall, um die übereinstimmenden Punkte aufzuzeigen.

203 Éliphas Lévi hat, sei es absichtlich oder nicht, die Zahlen durcheinander gebracht; bei uns ist seine Nr. 2 – Nr. 1 (Geist); und indem er aus Nephesch sowohl den plastischen Mittler als auch das Leben macht, nennt er in Wirklichkeit nur sechs Prinzipien, weil er die ersten beiden wiederholt.

204 Die Esoterik lehrt dasselbe. Aber Manas ist nicht Nephesch; noch ist Letzterer das Astrale, sondern das 4. Prinzip, wenn auch das 2. Prana des physischen, materiellen Lebens, welches keinerlei Spiritualität in sich trägt, denn Nephesch ist der „Atem des Lebens“ im Menschen – wie beim Tier oder Insekt.

205 Die einleitenden Kapitel der Genesis waren niemals dazu bestimmt, auch nur eine entfernte Allegorie der Schöpfung unserer Erde zu geben. Sie umfassen eine metaphysische Vorstellung einer unbestimmten Periode in der Ewigkeit, als durch das Gesetz der Evolution aufeinanderfolgende Versuche zur Bildung von Universen unternommen wurden. Im „Zohar“ ist die Idee klar dargelegt: „Es gab alte Welten, die ebenso schnell wieder zu Grunde gingen wie sie ins Dasein getreten waren, sie waren formlos und wurden Funken genannt. So lässt der Schmied, wenn er das Eisen hämmert, die Funken in alle Richtungen sprühen. Die Funken sind die ursprünglichen Welten, die noch nicht bestehen konnten, denn der Heilige Alte (Sephira) hatte seine Form (die androgyne oder die der entgegengesetzten Geschlechter) von König und Königin (Sephira und Kadmon) noch nicht angenommen; und der Meister war noch nicht an seinem Werk. Siehe „Zohar“, „Idra Suta“, Buch III, S. 292, b. Der Allerhöchste berät sich mit dem Architekten der Welt – seinem Logos – über die Schöpfung („Isis Unveiled“, Band II, S. 421.)

206 Siehe „Isis“, Band II, S. 297-303, die Lehre des „Codex Nazaräus“ – jeder Satz unserer Lehre findet sich dort in unterschiedlicher Form und Allegorie.

207 Das Wort „Sünde“ ist merkwürdig, hat aber eine besondere okkulte Beziehung zum Mond; und ist außerdem sein chaldäisches Äquivalent.

208 Macht Pasteur nun unbewusst den ersten Schritt auf die okkulte Wissenschaft zu? Würde er es wagen, sagt er, seine Ideen über diesen Gegenstand vollständig preiszugeben, käme er zu der Aussage, dass die organischen Zellen mit einer vitalen Kraft ausgestattet sind, die ihre Tätigkeit bei der Unterbrechung eines auf die Zellen ausgerichteten Sauerstoffstroms nicht einstellt, und aus diesem Grund ihre Beziehungen zum Leben selbst, das durch die Einwirkung dieses Gases unterstützt wird, nicht abbricht. „Ich möchte hinzufügen“, fährt Pasteur fort, „dass die Evolution des Keims durch komplizierte Phänomene erreicht wird, zu welchen wir Gärungsprozesse zählen müssen.“ Nach Claude Bernard und Pasteur ist Leben nichts anderes als ein Gärungsprozess. Dass selbst auf unserem Globus in der Natur Wesen oder Leben existieren, die ohne Luft leben und gedeihen können, wurde von denselben Wissenschaftlern bewiesen. Pasteur fand, dass viele der niederen Lebensformen wie Vibrionen, einige Mikroben und Bakterien, ohne Luft existieren können, die sie im Gegenteil sogar tötete. Sie entziehen den verschiedenen sie umgebenden Substanzen den für ihre Vermehrung notwendigen Sauerstoff. Er nennt sie Aeroben und Anaeroben, wobei Erstere auf jenen Geweben unserer Materie leben, die nicht mehr Teil eines zusammenhängenden und lebenden Ganzen sind (dann von der Wissenschaft sehr unwissenschaftlich „tote Materie“ genannt). Die eine Art bindet Sauerstoff und trägt in großem Maße zur Zerstörung tierischen Lebens und pflanzlicher Gewebe bei, wobei sie Stoffe in die Atmosphäre abgibt, die später in der Konstitution anderer Organismen Verwendung finden; die andere zerstört oder löst vielmehr schließlich die sogenannte organische Substanz auf. Endgültiger Zerfall ist ohne ihre Mitwirkung nicht möglich. Gewisse Keimzellen, wie die der Hefe, entwickeln und vermehren sich an der Luft, aber wenn ihnen diese entzogen wird, passen sie sich dem Leben ohne Luft an und werden zu Fermenten, die Sauerstoff aus den Substanzen absorbieren, mit denen sie in Berührung kommen und sie dadurch zerstören. Die Zellen einer Frucht, die freien Sauerstoff entbehren, wirken als Fermente und regen die Gärung an. „Daher manifestiert die Pflanzenzelle in diesem Fall ihr Leben als ein anaerobes Wesen. Warum sollte nun eine organische Zelle in diesem Fall eine Ausnahme bilden?“, fragt Professor Bogoljubow. Pasteur zeigt, dass in der Substanz unserer Gewebe und Organe eine Zelle, die für sich selbst nicht ausreichend Sauerstoff findet, auf dieselbe Art eine Gärung einleitet wie die Fruchtzelle. Und Claude Bernard meinte, Pasteurs Ansicht über die Bildung von Fermenten würde ihre Anwendung und Bestätigung in der Tatsache finden, dass während des Strangulierens der Harnstoff im Blut zunehme: Leben ist daher überall im Universum, und der Okkultismus lehrt uns, dass es auch im Atom so ist. Siehe auch infra, am Ende dieses Abschnitts.

209 Eine vedische Lehre besagt, dass „drei Erden existieren, die drei Himmeln entsprechen; und unsere Erde (die vierte) heißt Bhumi“. Das ist die Erklärung, die unsere exoterischen westlichen Orientalisten geben. Die Veden spielen darauf an, und das ist auch die esoterische Bedeutung, dass sich diese Aussage auf unsere Planetenkette bezieht; drei „Erden“ auf dem absteigenden Bogen und drei „Himmel“, die auch die drei Erden oder Globen sind, jedoch viel etherischer, auf dem aufsteigenden oder spirituellen Bogen: Mittels der drei Ersten steigen wir herab in die Materie, mittels der drei Weiteren steigen wir in den Geist empor; die niedrigere, Bhumi, unsere Erde, bildet sozusagen den Wendepunkt und enthält, potenziell, ebenso viel Geist wie Materie. Wir werden das später behandeln.

210 Professor Zöllners Theorie wurde von verschiedenen Gelehrten, welche Spiritualisten sind, mehr als freudig begrüßt, zum Beispiel von den Professoren Butlerov und Wagner in St. Petersburg.

211 „Abstraktionen Realität beizumessen, ist der Irrtum des Realismus. Raum und Zeit werden oft als von allen konkreten Erfahrungen des Verstandes getrennt betrachtet, anstatt als Verallgemeinerungen von gewissen ihrer Aspekte.“ (Bain, „Logic“, Teil II, S. 389)

212 Die Anordnung der Elemente oben ist die für esoterische Zwecke und die geheimen Lehren korrekte. Milton hatte Recht, als er von den „Kräften von Feuer, Luft, Wasser, Erde“ sprach; am Anbeginn, vor der 4. Runde vor hunderten Millionen von Jahren, existierte unsere geologische Erde noch nicht so, wie wir sie heute kennen. Der Globus, sagt der Kommentar, war „in der ersten Runde feurig, kühl und strahlend wie seine etherischen Menschen und Tiere“. Der Meinung unserer gegenwärtigen Wissenschaft entsprechend äußert er dabei einen Widerspruch oder ein Paradoxon: „Leuchtend und dichter und schwerer – in der zweiten Runde, wässrig in der dritten!“ So sind die Elemente vertauscht.

213 Wenn wir unsere Schlussfolgerungen nach den von den Geologen gelieferten Daten zu formulieren hätten, dann würden wir sagen, dass es – selbst während des Karbons – kein wirkliches Wasser gab. Man sagt uns, dass gigantische Mengen an Kohlenstoff, die früher in der Atmosphäre in der Form von Kohlensäure verteilt waren, von Pflanzen absorbiert wurden und sich ein großer Teil dieses Gases mit dem Wasser vermischte. Wenn das nun so war und wir glauben müssen, dass alle Kohlensäure in den Pflanzen gebunden wurde, welche zu Stein- und Braunkohle etc. wurden und in Richtung auf die Bildung von Kalkstein und so weiter hinauslief, und dass sich diese gesamte Kohlensäure in jener Zeit als Gas in der Atmosphäre befand, dann müsste es Meere und Ozeane flüssiger Kohlensäure gegeben haben? Wenn wir von dieser Annahme ausgehen, wie konnten dann aber dem Karbon das Devon und das Silur mit ihren Fischen und Mollusken vorausgegangen sein? Der Luftdruck muss übrigens den Druck unserer gegenwärtigen Atmosphäre mehrere hundertmal übertroffen haben. Wie konnten Organismen selbst so einfacher Art wie gewisse Fische und Mollusken dem Druck standhalten? Es gibt ein merkwürdiges Werk von Blanchard über den Ursprung des Lebens, in dem er einige sonderbare Widersprüche und Unklarheiten in den Theorien seiner Kollegen nachweist, das wir der Aufmerksamkeit des Lesers empfehlen.

214 Éliphas Lévi bezeichnet es sehr richtig als „eine Kraft in der Natur“, mithilfe derer „ein einzelner Mensch, der sie beherrschen kann . . . die Welt in Verwirrung stürzen und ihr Antlitz verändern könnte“; denn es ist das „große Arcanum der transzendenten Magie“. Indem wir die Worte des großen westlichen Kabbalisten in ihrer übersetzten Form (siehe „The Mysteries of Magic“ von A. E. Waite) zitieren, können wir sie vielleicht besser durch gelegentliches Hinzufügen von einem oder zwei Worten erklären, um den Unterschied zwischen westlichen und östlichen Erklärungen desselben Gegenstands zu zeigen. Der Verfasser behauptet über das große magische Agens: „Diese umgebende und alles durchdringende Flüssigkeit, dieser Strahl, vom Glanz der (zentralen oder ‘spirituellen’) Sonne losgelöst . . . fixiert durch das Gewicht der Atmosphäre (?!) und die Kraft der zentralen Anziehung . . . das Astrallicht, dieser elektromagnetische Ether, diese vitale und leuchtende Wärme, wird auf alten Monumenten durch den zwei Pole umschlingenden Gürtel der Isis dargestellt . . . und in alten Theogonien durch die Schlange, die ihren eigenen Schwanz verschlingt, das Sinnbild der Klugheit und des Saturns“ – das Symbol der Unendlichkeit, der Unsterblichkeit und von Kronos – „Zeit“ – nicht des Gottes Saturn oder des Planeten. „Es ist der geflügelte Drache der Medea, die doppelte Schlange des Caduceus und der Versucher der Genesis; es ist aber auch die eherne Schlange von Moses, die das Tau umschlingt, . . . und am Ende ist es der Teufel des exoterischen Dogmatismus, und es ist tatsächlich die blinde Kraft (sie ist nicht blind, und Lévi wusste das), welche die Seelen bezwingen müssen, um sich selbst von den Ketten der Erde zu befreien; ‘denn wenn sie es nicht tun’, werden sie von derselben Kraft absorbiert werden, die sie zuerst hervorbrachte, und zu dem zentralen und ewigen Feuer zurückkehren.“ Dieser große Archaeus wurde jetzt von und nur für einen Mann entdeckt – J. W. Keely aus Philadelphia. Wie auch immer, für andere wurde er zwar entdeckt, muss aber nahezu nutzlos bleiben. „Soweit sollst du gehen. . . .“
All das Obige ist ebenso praktisch wie richtig, bis auf einen Irrtum, den wir weiter unten im Text erklären werden. Éliphas Lévis großer Fehler ist, dass er das Astrallicht immer mit dem gleichsetzt, was wir Akasha nennen. Was es in Wirklichkeit ist, wird in Teil II von Band II mitgeteilt werden.

215 Der Schüler hat ferner zu beachten, dass das puranische System dualistisch und nicht evolutionär ist, und dass in dieser Hinsicht von einem esoterischen Standpunkt aus weitaus mehr im Sankhya zu finden sein wird, und selbst im Manava-Dharma-Shastra – wie sehr sich das Letztere auch vom Ersteren unterscheiden mag.

216 In der Sankhya-Philosophie sind die sieben Prakritis oder „produktiven Erzeugnisse“: Mahat, Ahamkara und die fünf Tanmatras. SieheSankhya Karika“, III, und den Kommentar dazu.

217 Den Hindus, die ihre Puranas auswendig kennen, muss das nicht erklärt werden, jedoch ist es sehr nützlich, unsere Orientalisten und jene Westlichen, die Wilsons Übersetzung für maßgeblich erachten, daran zu erinnern, dass dieser sich in seiner englischen Übersetzung des Vishnu-Puranas“ der lächerlichsten Widersprüche und Irrtümer schuldig gemacht hat. So differieren die beiden Berichte gerade über diesen Gegenstand der sieben Prakritis oder der sieben Zonen von Brahmâs Ei vollständig. In Band I wurde auf S. 40 über dieses Ei gesagt, es sei äußerlich von sieben Hüllen umkleidet – Wilson kommentiert „mit Wasser, Luft, Feuer, Ether und Ahamkara“ (wobei letzteres Wort in den Sanskrittexten nicht vorkommt). Und in Band V desselben Vishnu-Purana“ steht auf S. 198 geschrieben: „Auf diese Weise wurden die sieben Formen der Natur (Prakriti) aufgezählt, von Mahat bis zur Erde.“ (?) Zwischen Mahat oder Maha-Buddhi und „Wasser etc.“ besteht ein beträchtlicher Unterschied.

218 Auch nach dem großen Metaphysiker Hegel. Für ihn war die Natur etwas ewig Werdendes. Eine rein esoterische Auffassung. Schöpfung und Entstehung im christlichen Sinne des Wortes ist absolut undenkbar. Wie der oben genannte Denker sagte: „Gott (der Universalgeist) objektiviert sich selbst als Natur und hebt sich wieder aus ihr hervor.“

219 In der Vorrede seiner „History of Magic“ sagt Éliphas Lévi darüber: „Durch diese Kraft stehen sämtliche Nervenzentren miteinander in geheimer Verbindung; aus ihr – werden Sympathie und Antipathie geboren. Aus ihr – erhalten wir unsere Träume, und durch sie werden Hellsehen und übernatürliche Visionen ermöglicht. . . . . Das Astrallicht, unter dem Antrieb mächtiger Willen wirkend, zerstört, gerinnt, trennt, zerbricht und versammelt alle Dinge. . . . Gott schuf es an dem Tag, da er sagte: Fiat Lux. Es wird von den Egregora gelenkt, d. h. von den Führern der Seelen, den Geistern der Energie und Tätigkeit.“ Éliphas Lévi hätte hinzufügen sollen, dass das Astrallicht oder die ursprüngliche Substanz, wenn überhaupt Materie, das ist, was – esoterisch erklärt – Licht, Lux genannt wird: der Körper jener Geister selbst und ihre wahre Essenz. Unser physisches Licht ist die Manifestation auf unserer Ebene und die reflektierte Strahlung des Göttlichen Lichts, das aus dem kollektiven Körper jener emaniert, die „Lichter“ und „Flammen“ genannt werden. Aber noch nie zuvor hatte ein Kabbalist das Talent Éliphas Lévis besessen, einen Widerspruch auf den anderen folgen und in ein und demselben Satz und in so fließender Sprache ein Paradoxon das andere jagen zu lassen. Er führt seinen Leser durch die lieblichsten und blühendsten Täler, um ihn nach alledem in einer Wüste und an einem öden und felsigen Eiland stranden zu lassen.

220 Die großen französischen Gelehrten Arnaud, Gautier und Villiers haben im Speichel des lebenden Menschen dasselbe giftige Alkaloid gefunden wie in dem der Kröte, des Salamanders, der Kobra und des Trigonocephalus Portugals. Es ist erwiesen, dass von lebenden Menschen, Tieren und Pflanzen Gifte der tödlichsten Art erzeugt werden, ob sie nun Ptomain, Leukomain oder Alkaloid heißen. Derselbe Gelehrte, Gautier, hat auch im Frischfleisch und Gehirn eines Ochsen ein Alkaloid entdeckt sowie ein Gift, das er Xanthokreatinin nennt, ähnlich der aus dem giftigen Speichel der Reptilien extrahierten Substanz. Die Muskelgewebe, die aktivsten Organe in der tierischen Ökonomie, stehen im Verdacht, für die Erzeugung von Giften verantwortlich zu sein oder sie zu beeinflussen, die in den Lebensfunktionen dieselbe Bedeutung haben wie Kohlensäure und Harnstoff, die Endprodukte innerer Verbrennung. Und obwohl es noch nicht vollkommen bestimmt ist, ob Gifte durch das tierische System von Lebewesen ohne Mitwirkung und Einwirkung von Mikroben erzeugt werden können, wird doch versichert, dass das Tier in seinem physiologischen oder lebenden Zustand giftige Stoffe hervorbringt.

221 Man könnte annehmen, dass diese „feurigen Leben“ und die Mikroben der Wissenschaft identisch sind. Aber das ist nicht wahr. Die „feurigen Leben“ sind die siebte und höchste Unterabteilung auf der Ebene der Materie und entsprechen im Individuum dem Einen Leben des Universums, allerdings ausschließlich auf dieser Ebene. Die Mikroben der Wissenschaft sind die erste und niederste Unterabteilung auf der zweiten Ebene – der des materiellen Pranas (oder Lebens). Der physische Körper des Menschen durchläuft alle sieben Jahre eine vollständige Veränderung seiner Struktur. Seine Zerstörung und Erhaltung wird durch die abwechselnde Funktion der feurigen Leben als „Zerstörer“ und „Erbauer“ bewirkt. Sie sind „Erbauer“, indem sie sich in der Form von Vitalität aufopfern, um den verderblichen Einfluss der Mikroben zu hemmen; und indem sie die Mikroben mit dem Nötigen versehen, zwingen sie sie, unter diesem Hemmnis den materiellen Körper und seine Zellen aufzubauen. Sie sind auch „Zerstörer“, wenn dieses Hemmnis entfernt wird und die Mikroben sich als zerstörende Agenten austoben können, wenn sie nicht mehr mit vitaler, konstruktiver Energie versorgt werden. So sind während der ersten Hälfte des menschlichen Lebens (während der ersten fünf Perioden zu je sieben Jahren) die „feurigen Leben“ indirekt mit dem Prozess des Aufbaus des physischen Körpers des Menschen beschäftigt. Das Leben befindet sich auf seiner aufsteigenden Stufenleiter, und die Kraft wird zum Aufbau und zur Zunahme verwendet. Nachdem diese Periode vorüber ist, beginnt die Zeit des Rückschritts; und während sich die Tätigkeit der „feurigen Leben“ erschöpft, beginnt auch das Werk der Zerstörung und Abnahme.

Hier mag eine Analogie zwischen den kosmischen Ereignissen beim Abstieg des Geistes in die Materie während der ersten Hälfte eines Manvantaras (sowohl eines planetarischen als auch eines menschlichen) und seinem Aufstieg auf Kosten der Materie in der zweiten Hälfte erkannt werden. Diese Überlegungen beziehen sich ausschließlich auf die Ebene der Materie; der hemmende Einfluss der „feurigen Leben“ auf die niederste Unterabteilung der zweiten Ebene – die Mikroben – wird durch die erwähnte Tatsache in der oben angeführten Fußnote über Pasteur (vide supra) jedoch bekräftigt, nämlich dass die Zellen der Organe, wenn sie für sich nicht ausreichend Sauerstoff finden, sich diesem Zustand anpassen und Fermente bilden, welche durch die Absorption von Sauerstoff aus den Substanzen, mit denen sie in Berührung kommen, deren Zerstörung bewirken. So beginnt der Vorgang, bei welchem eine Zelle die nächste ihrer Quelle ihrer Vitalität beraubt, wenn die Zufuhr nicht ausreicht; und die so begonnene Zerstörung schreitet stetig fort.

222 Phallusverehrung entwickelte sich erst mit dem Verlust der Schlüssel zur wahren Bedeutung der Symbole. Sie war der letzte und verderblichste Wendepunkt von der Hauptstraße der Wahrheit und des göttlichen Wissens zum Nebenweg der Fiktion und wurde durch menschliche Verfälschung und hierarchischen Ehrgeiz zum Dogma erhoben.

223 Siehe „Sacred Mysteries among the Mayas and the Quiches, 11,500 years ago“ von Auguste le Plongeon, der die Identität der ägyptischen Riten und Glaubenslehren mit denen der von ihm beschriebenen Völker aufzeigt. Die alten hieratischen Alphabete der Mayas und der Ägypter sind nahezu identisch.

224 In Wirklichkeit sieben an der Zahl, wie später aufgrund der ältesten Upanishaden gezeigt werden wird.

225 . . . „Die Veden haben eine eindeutig doppelte Bedeutung – die eine wird durch den buchstäblichen Wortsinn ausgedrückt, die andere vom Versmaß und der Svara – der Intonation – angedeutet, die so etwas wie das Leben der Veden darstellen. . . . Gelehrte Pandits und Philologen leugnen natürlich, dass der Svara irgendetwas mit Philosophie oder alten esoterischen Lehren zu tun hat; der mysteriöse Zusammenhang zwischen Svara und Licht ist jedoch eines ihrer tiefsten Geheimnisse.“ (T. Subba Row, „Five Years of Theosophy“, S. 154)

226 Auch genannt die „Söhne der Weisheit“ und des „Feuernebels“ und in den chinesischen Aufzeichnungen die „Brüder der Sonne“. Si-dzang (Tibet) wird in den Manuskripten der heiligen Bibliothek der Provinz von Fo-Kien als der Hauptsitz der okkulten Gelehrsamkeit erwähnt – seit unvordenklichen Zeiten, Zeitalter vor Buddha. Kaiser Yu, der „Große“ (2.207 v. Chr.), ein frommer Mystiker und großer Adept, soll sein Wissen von den „großen Lehrern der schneebedeckten Bergkette“ in Si-dzang empfangen haben.

227 In ihrem abstrakten Sinn verstanden kann die Natur nicht „unbewusst“ sein, da sie die Emanation und somit ein Aspekt (auf der manifestierten Ebene) des absoluten Bewusstseins ist. Wo ist der kühne Mensch, der sich erlauben würde zu bestreiten, dass die Vegetation und selbst die Minerale ein Bewusstsein ihrer eigenen Art besitzen? Dass dieses Bewusstsein jenseits seines Verständnisses liegt, ist alles, was er sagen kann.

228 „Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler . . . sondern geh in deine innere Kammer und, nachdem du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist.“ (Matthäus 6,5-6). Unser Vater ist in uns „im Verborgenen“, unserem 7. Prinzip, in der „inneren Kammer“ unserer Seelenwahrnehmung. „Das Reich des Himmels“ und Gottes „ist in uns“, sagt Jesus, nicht außerhalb. Warum sind Christen so völlig blind gegenüber der selbstverständlichen Bedeutung der Weisheitsworte, die sie zu gerne mechanisch wiederholen?

229 Hierzu bemerkt die verstorbene (Dr.) Kingsford, die begabte Übersetzerin und Sammlerin der Hermetischen Fragmente (sieheThe Virgin of the World“) in einer Fußnote: „Dr. Menard bemerkt, dass im Griechischen ein und dasselbe Wort geboren werden und werden bedeutet. Die Idee ist hier, dass die Substanz der Welt in ihrer Essenz ewig ist, sie sich aber vor der Schöpfung oder dem ‘Werden’ in einem passiven und bewegungslosen Zustand befindet. Somit ‘war’ sie, bevor sie in Tätigkeit gesetzt wurde; jetzt ‘wird’ sie, d. h. sie ist beweglich und progressiv.“ Und sie fügt die rein vedantische Lehre der hermetischen Philosophie hinzu, dass die „Schöpfung somit die Periode der Aktivität (das Manvantara) Gottes ist, welcher nach der hermetischen Anschauung (oder welches nach der vedantischen) zwei Modi hat – Aktivität oder Existenz, der evolvierte Gott (Deus explicitus); und Passivität des Seins (Pralaya), der involvierte Gott (Deus implicitus). Beide Modi sind vollkommen und vollständig den Zuständen des Wachens und Schlafens beim Menschen vergleichbar. Der deutsche Philosoph Fichte unterschied das Sein (Seyn) als Eines, das wir nur durch die Existenz (Daseyn) als das Vielfältige kennen. Diese Ansicht ist völlig hermetisch. Die ‘idealen Formen’ sind die archetypischen und formgebenden Ideen der Neoplatoniker; die ewigen und subjektiven Vorstellungen der Dinge, die im göttlichen Gemüt vorhanden sind, vor dem ‘Werden’.“ (S. 134)

230 Die zentripetalen und die zentrifugalen Kräfte, die männlich und weiblich, positiv und negativ, physisch und spirituell sind, sind die eine Ursprüngliche Kraft.

231 Der Okkultismus lehrt, dass kein Ding eine Form erhalten kann, weder von der Natur noch vom Menschen, dessen idealer Typus nicht bereits auf der subjektiven Ebene existiert. Mehr als das, dass keine solche Form oder Gestalt irgendwie in das Bewusstsein des Menschen eintreten oder in seiner Imagination evolvieren kann, die nicht als Prototyp existiert, wenigstens als eine Annäherung.

232 Dieses Wort wird von Dr. Hartmann nach den ihm vorliegenden Originaltexten von Paracelsus wie folgt erklärt. Dieser große Rosenkreuzer sagt: „Mysterium ist alles, aus dem irgendetwas entwickelt werden kann, das nur dem Keim nach in ihm enthalten ist. Ein Same ist das ‘Mysterium’ einer Pflanze, ein Ei das eines lebendigen Vogels etc.“

233 Den Juden und einem oder zwei Neuplatonikern hierin folgend, wendeten lediglich die mittelalterlichen Kabbalisten den Ausdruck Mikrokosmos auf den Menschen an. Die alte Philosophie nannte die Erde den Mikrokosmos des Makrokosmos, und den Menschen das Resultat der beiden.

234 Der östliche Okkultist sagt, „sie werden von spirituellen Wesen geleitet und beseelt“ – von Arbeitern in den unsichtbaren Welten und hinter dem Schleier der okkulten Natur oder der Natur in abscondito.

235 Ein in den genannten Fragmenten häufig verwendeter Ausdruck, an dem wir Anstoß nehmen. Das Universalgemüt ist kein Wesen oder „Gott“.

236 Die hermetischen Philosophen nannten (in den Originaltexten) jene Wesenheiten Theoi, Götter, Genien und Daimonen, die wir als Devas (Götter), Dhyan Chohans, Chitkala (die Buddhisten nennen sie Kwan-Yin) und mit verschiedenen weiteren Namen bezeichnen. Die Daimonen sind – im sokratischen und selbst im orientalischen und lateinischen theologischen Sinn – die Schutzgeister der menschlichen Rasse; „diejenigen, die in der Nachbarschaft der Unsterblichen wohnen und von dort aus über die menschlichen Angelegenheiten wachen“, wie Hermes sagt. In esoterischer Ausdrucksweise heißen sie Chitkala, und einige von ihnen statteten aus ihrer eigenen Essenz den Menschen mit seinem vierten und fünften Prinzip aus; und andere sind die sogenannten Pitris. Das wird erklärt werden, wenn wir zur Schaffung des vollständigen Menschen kommen. Die Wurzel des Namens ist Chiti, „das, wodurch die Folgen und Konsequenzen von Handlungen und die Arten des Wissens für den Gebrauch der Seele ausgewählt werden“, oder das Gewissen, die innere Stimme im Menschen. Bei den Yogis ist Chiti ein Synonym von Mahat, dem ersten und göttlichen Intellekt; in der Esoterischen Philosophie ist Mahat jedoch die Wurzel von Chiti, ihr Keim; und Chiti ist eine Eigenschaft von Manas in Verbindung mit Buddhi, eine Eigenschaft, welche durch spirituelle Affinität einen Chitkala an sich zieht, wenn sie sich im Menschen ausreichend entwickelt. Aus diesem Grund heißt es, dass Chiti eine Stimme ist, die mystisches Leben erlangt und Kwan-Yin wird.

237 Diese (Lehre) bezieht sich nicht auf Prakriti-Purusha jenseits der Grenzen unseres kleinen Universums.

238 Dem schließlichen Ruhezustand, dem nirvanischen Zustand des siebten Prinzips.

239 Die Lehre wird vollständig von unserer Bewusstseinsebene aus gegeben.

240 Oder der „Traum der Wissenschaft“, die ursprüngliche, tatsächlich homogene Materie, die kein Sterblicher in dieser Rasse oder auch Runde objektivieren kann.

241Vishnu, in der Form der solaren aktiven Kraft, geht weder auf noch unter und ist gleichzeitig die siebenfältige Sonne und von ihr getrennt“, sagt das Vishnu-Purana“ (Buch II, Kap. 11).

242 „Dem Menschen vergleichbar, der sich einem aufgestellten Spiegel nähert und sein eigenes Bild darin erblickt, ist die Energie oder Reflexion Vishnus (der Sonne) niemals getrennt, sondern bleibt in der Sonne wie in einem Spiegel, der dort aufgestellt ist.“ (Vishnu-Purana“)

243 Im Vishnu“ und anderen Puranas.

244 Siehe die hermetische „Natur“, die „zyklisch in die Materie hinabsteigt, wenn sie dem ‘Himmlischen Menschen’ begegnet“.

245 Die Verfasser des Obigen kannten sehr wohl die physikalischen Ursache der Gezeiten, der Wellen etc. Hier ist der beseelende Geist des ganzen kosmischen Sonnenkörpers gemeint, von dem immer die Rede ist, sobald solche Begriffe von einem mystischen Standpunkt aus verwendet werden.

246 Siehe die Stanzen III und IV und die Kommentare dazu, insbesondere die Kommentare zu Stanze IV, „die Lipika und die vier Maharajas“ betreffend, die Agenten Karmas.

247 Und ebenso „Götter“ oder Dhyanis, nicht nur die Genien oder „geleiteten Kräfte“.

248 Das bedeutet: Da der Mensch aus allen großen Elementen – Feuer, Luft, Wasser, Erde und Ether – zusammengesetzt ist, fühlen sich die diesen einzelnen Elementen angehörenden Elementale infolge ihrer Wesensgleichheit zum Menschen hingezogen. Das in einer bestimmten Konstitution überwiegende Element wird während des ganzen Lebens das herrschende Element bleiben. Wenn beim Menschen beispielsweise die irdischen, gnomischen Elemente überwiegen, werden ihn die Gnomen dahin führen, Metalle – Geld und Reichtum usw. – zu assimilieren. „Der tierische Mensch ist der Sohn der tierischen Elemente, aus welchen seine Seele (Leben) geboren wurde, und die Tiere sind die Spiegel des Menschen“, sagt Paracelsus („De Fundamento Sapientiae“). Paracelsus war vorsichtig und wollte, dass das von ihm Gesagte mit der Bibel übereinstimmte, und daher sagte er nicht alles.

249 Zyklischer Entwicklungsfortschritt.

250 Der Gott im Menschen und oft die Inkarnation eines Gottes, eines hoch spirituellen Dhyan Chohans in ihm, neben der Gegenwart seines eigenen siebten Prinzips.

251 Nun, welcher „Gott“ ist hier gemeint? Nicht Gott „der Vater“, die anthropomorphe Fiktion; denn dieser Gott steht kollektiv für die Elohim und hat von ihrer Schar getrennt keine Existenz. Außerdem ist ein solcher Gott endlich und unvollkommen. „Die Wenigen“ bedeuten hier die höheren Initiierten und Adepten. Und gerade solche Menschen glauben an „Götter“ und kennen keinen „Gott“, sondern nur eine universale, beziehungslose und unbedingte Gottheit.

252 Das Astrallicht der Kabbalisten wird von einigen sehr unrichtig mit „Äther“ übersetzt. Letzterer wird mit dem hypothetischen Ether der Wissenschaft verwechselt, und beide werden von einigen Theosophen als Synonym für Akasha angesehen. Das ist ein großes Missverständnis.

Der Verfasser von „Rational Refutations“ schreibt, indem er dabei unbewusst den Okkultismus unterstützt: „Eine Charakterisierung Akashas wird helfen zu zeigen, wie unangemessen es von Ether repräsentiert wird. Es ist unendlich groß; es ist nicht aus Teilen zusammengesetzt; und Farbe, Geschmack, Geruch und Greifbarkeit gehören ihm nicht an. Insoweit entspricht es genau der Zeit, dem Raum, dem Iswara (dem „Herrn“, aber eher der schöpferischen Potenz und Seele – Anima Mundi). Seine Besonderheit im Vergleich dazu besteht darin, die materielle Ursache des Tons zu sein. Wäre das nicht der Fall, könnte man davon ausgehen, dass es mit dem leeren Raum identisch ist“ (S. 120).
Zweifellos ist er leerer Raum, insbesondere für Rationalisten. Im Gehirn eines Materialisten wird Akasha mit Sicherheit Leere hervorrufen. Obwohl Akasha nicht der Ether der Wissenschaft ist, ja nicht einmal der Ether der Okkultisten, welche Letzteren lediglich als eines von Akashas Prinzipien definieren, ist es nichtsdestoweniger zusammen mit seinem Ursprünglichen die Ursache des Tones – eine physische und spirituelle und keineswegs nur eine materielle Ursache. Die Beziehungen von Ether zu Akasha können definiert werden, wenn man auf beide, Akasha und Ether, die Worte anwendet, die in den Veden über den Gott gesprochen werden: „So war er selbst in der Tat (sein eigener) Sohn“, indem der eine der Nachkomme des anderen und doch dieser selbst ist. Das mag ein schwieriges Rätsel für den Profanen sein, ist aber für jeden Hindu sehr leicht zu verstehen – selbst wenn er kein Mystiker ist.

253 „National Reformer“, 9. Januar 1887. Artikel „Phreno-Kosmo-Biology“ von Dr. Lewins.

254 Das ist ein zyklisches Gesetz, welchem die Widerspenstigkeit der Menschen oftmals trotzt.