[SD # 1]

Vorwort
Blätter aus einer vorgeschichtlichen Epoche

Vor dem Auge der Schreiberin befindet sich ein archaisches Manuskript – eine Sammlung von Palmblättern, durch ein besonderes, unbekanntes Verfahren unempfindlich gemacht gegen Wasser, Feuer und Luft. Auf der ersten Seite befindet sich eine makellose weiße Scheibe auf einem stumpfen, schwarzen Grund. Auf der folgenden Seite dieselbe Scheibe, aber mit einem Punkt in der Mitte. Die erste, so weiß der Schüler, bedeutet den Kosmos in der Ewigkeit, vor dem Wiedererwachen der noch schlummernden Energie, der Emanation des Wortes in späteren Systemen. Der Punkt in der bis jetzt makellosen Scheibe, Raum und Ewigkeit in Pralaya, bezeichnet die Dämmerung der Differenzierung. Es ist der Punkt im Weltenei (siehe Teil II, „Das Weltenei“), der Keim in Letzterem, der zum Universum, zum All, zum grenzenlosen, periodischen Kosmos werden wird. Dieser Keim ist periodisch abwechselnd latent und aktiv. Der eine Kreis ist göttliche Einheit, aus der alles hervorgeht, in welche alles zurückkehrt. Sein Umfang – ein gezwungenermaßen eingeschränktes Symbol angesichts der Begrenzungen des menschlichen Verstandes – steht für die abstrakte, immer unerkennbare Gegenwart, und seine Fläche für die Universalseele, obwohl die beiden eins sind. Dass nur die Fläche der Scheibe weiß und der Grund ringsum schwarz ist, zeigt klar, dass ihre Fläche, obwohl noch dunkel und unklar, das gesamte Wissen ist, das der Mensch erreichen kann. Es ist diese Ebene, auf der die manvantarischen Manifestationen beginnen; denn in dieser Seele schlummert während des Pralayas der Göttliche Gedanke26, in welchem der Plan jeder zukünftigen Kosmogonie und Theogonie verborgen liegt.

[SD # 2]Es ist das Eine Leben, ewig, unsichtbar, doch allgegenwärtig, ohne Anfang oder Ende, doch periodisch in seinen regelmäßigen Manifestationen, zwischen welchen das dunkle Mysterium des Nichtseins herrscht; unbewusst, und doch absolutes Bewusstsein; unrealisierbar, doch die eine, selbstexistierende Wirklichkeit; wahrhaftig „ein Chaos für den Verstand, ein Kosmos für die Vernunft“. Sein einziges absolutes Merkmal, welches es selbst ist, ist ewige, unaufhörliche Bewegung, im esoterischen Sprachgebrauch der „Große Atem“27 genannt, welcher die beständige Bewegung des Universums ist im Sinne von grenzenlosem, allgegenwärtigem Raum. Das, was bewegungslos ist, kann nicht göttlich sein. Aber tatsächlich und in Wirklichkeit existiert innerhalb der Universalseele nichts absolut Bewegungsloses.

Nahezu fünf Jahrhunderte v. Chr. behauptete Leukippos, der Lehrer von Demokrit, der Raum sei ewig mit Atomen angefüllt, durch unaufhörliche Bewegung in Tätigkeit versetzt, die im Laufe der Zeit, wenn sie sich sammeln, kreisförmige und durch wechselseitige Zusammenstöße Querbewegungen hervorbringen. Epikur und Lukretius lehrten dasselbe, nur fügten sie zu der seitlichen Bewegung der Atome die Idee der Affinität hinzu – eine okkulte Lehre.

Seitdem der Mensch sein Erbe antrat, seit dem ersten Erscheinen der Architekten des von ihm bewohnten Globus, wurde die ungeoffenbarte Gottheit unter ihrem einzigen philosophischen Aspekt erkannt und betrachtet – als universale Bewegung, als das Erbeben des schöpferischen Atems in der Natur. Der Okkultismus fasst die „Eine Existenz“ folgendermaßen zusammen: „Göttlichkeit ist ein verborgenes, lebendiges (oder sich bewegendes) Feuer, und die ewigen Zeugen dieser unsichtbaren Gegenwart sind Licht, Wärme, Feuchtigkeit“ – diese Dreiheit umfasst und verursacht sämtliche Phänomene in der Natur.28 Innerkosmische Bewegung ist ewig und unaufhörlich; kosmische Bewegung (die sichtbare oder die Gegenstand der Wahrnehmung seiende) ist endlich und periodisch. Als ewige Abstraktion ist sie das ewig Gegenwärtige; in der Manifestation ist sie sowohl in der kommenden als auch in der entgegengesetzten Richtung endlich, beide sind das Alpha und das Omega der aufeinanderfolgenden Rekonstruktionen. Kosmos – das Noumenon – hat nichts mit den kausalen Beziehungen der phänomenalen Welt zu tun. Lediglich in Bezug auf die intrakosmische Seele, den idealen Kosmos im unveränderlichen Göttlichen Gedanken, können wir sagen: „Sie hatte niemals einen Anfang noch wird sie jemals enden.“ In Bezug auf ihren Körper oder ihre kosmische Organisation kann zwar nicht gesagt werden, dass sie eine anfängliche Konstruktion besaß oder je eine letzte besitzen wird, doch mit jedem neuen Manvantara kann ihre Organisation als die erste und letzte ihrer Art betrachtet werden, da sie sich jedes Mal auf einer höheren Ebene entfalten wird. . . .

[SD # 3]Noch vor wenigen Jahren wurde Folgendes dargelegt:

„Die esoterische Lehre lehrt – wie der Buddhismus und der Brahmanismus und selbst die Kabbala –, dass die eine unendliche und unbekannte Essenz seit aller Ewigkeit existiert und in regelmäßigen und harmonischen Folgen entweder passiv oder aktiv ist. In der poetischen Ausdrucksweise des Manu werden diese Zustände die „Tage“ und die „Nächte“ Brahmâs genannt. Letzterer ist entweder „wach“ oder „schlafend“. Die Svabhavikas oder Philosophen der ältesten Schule des Buddhismus (die noch in Nepal existiert) spekulieren nur über den aktiven Zustand dieser „Essenz“, die sie Svabhavat nennen, und halten es für töricht, über die abstrakte und „unerkennbare“ Macht in ihrem passiven Zustand zu theoretisieren. Daher werden sie sowohl von den christlichen Theologen als auch von den modernen Wissenschaftlern als Atheisten bezeichnet, denn beide sind außerstande, die tiefgründige Logik ihrer Philosophie zu verstehen. Die Ersteren erlauben keinen anderen Gott als die personifizierten sekundären Mächte, die das sichtbare Universum ausarbeiteten und bei ihnen zu dem anthropomorphen Gott der Christen wurden – dem mit Donner und Blitz heranbrausenden männlichen Jehovah. Andererseits begrüßt die rationalistische Wissenschaft die Buddhisten und Svabhavikas als die „Positivisten“ der archaischen Zeitalter. Wenn wir einen einseitigen Blick auf die Philosophie der Letzteren werfen, könnten unsere Materialisten auf ihre Weise Recht haben. Die Buddhisten behaupteten, es gäbe keinen Schöpfer, sondern nur eine Unendlichkeit schöpferischer Kräfte, die in ihrer Gesamtheit die eine, ewige Substanz bilden, deren Essenz unergründlich ist – und folglich für keinen wahren Philosophen Gegenstand der Spekulation. Sokrates weigerte sich beharrlich, über das Geheimnis des universalen Seins zu diskutieren, und dennoch wäre es niemals jemandem eingefallen, ihn des Atheismus zu bezichtigen, außer denen, die auf seinen Untergang aus waren. Mit der Einleitung einer aktiven Periode, sagt die Geheimlehre, geschieht nach ewigem und unveränderlichem Gesetz eine Ausdehnung dieser göttlichen Essenz von außen nach innen und von innen nach außen. Und das phänomenale oder sichtbare Universum ist das letztendliche Resultat der langen Reihe kosmischer Kräfte, die so aufeinanderfolgend in Bewegung versetzt wurden. Auf dieselbe Weise findet, am erneuten Beginn des passiven Zustands, eine Zusammenziehung der göttlichen Essenz statt, und das vorherige Schöpfungswerk wird stufenweise und fortschreitend aufgelöst. Das sichtbare Universum wird zersetzt, sein Material zerstreut; und ‘Finsternis’, einsam und allein, schwebt wieder einmal über dem Antlitz der ‘Tiefe’. Um eine Metapher aus den geheimen Büchern zu gebrauchen, welche die Idee noch klarer übermitteln wird: Ein Ausatmen der ‘unbekannten Essenz’ bringt die Welt hervor, und ein Einatmen verursacht ihr Verschwinden. Dieser Vorgang findet seit aller Ewigkeit statt, und unser gegenwärtiges Universum ist nur eines in einer unendlichen Reihe, die keinen Anfang hatte und kein Ende haben wird (sieheIsis entschleiert“; sowieDie Tage und Nächte Brahmâs“ in Teil II).

[SD # 4]Diese Passage wird, so weit wie möglich, im vorliegenden Werk erklärt werden. Obwohl sie in ihrer jetzigen Form für den Orientalisten nichts Neues enthält, kann ihre esoterische Interpretation vieles aufweisen, was dem westlichen Schüler bislang gänzlich unbekannt war.

Die erste Illustration stellt eine einfache Scheibe dar, die zweite in dem archaischen Symbol zeigt eine Scheibe mit einem Punkt darin – die erste Differenzierung in den periodischen Manifestationen der immer-ewigen Natur, geschlechtsloses und unendliches „Aditi in Jenem“ („Rigveda“), den Punkt in der Scheibe oder potenziellen Raum im abstrakten Raum. In seinem dritten Stadium wird der Punkt in einen Durchmesser verwandelt. Das symbolisiert jetzt eine göttliche, unbefleckte Mutter-Natur in der allumfassenden, absoluten Unendlichkeit. Wenn die Durchmesserlinie von einer vertikalen durchkreuzt wird , wandelt es sich zum Weltenkreuz. Die Menschheit hat ihre dritte Wurzelrasse erreicht; es ist das Zeichen für den Beginn der Entstehung menschlichen Lebens. Wenn der Umkreis verschwindet und nur das zurücklässt, ist dies ein Zeichen dafür, dass der Fall des Menschen in die Materie vollendet ist, und die vierte Rasse beginnt. Das Kreuz innerhalb eines Kreises symbolisiert reinen Pantheismus; als dem Kreuz der Umkreis genommen wurde, wurde es phallisch. Es hatte die gleiche und doch auch andere Bedeutungen wie das Tau in einem Kreis oder wie „Thors Hammer,“ das sogenannte Jaina-Kreuz oder einfach die Swastika innerhalb eines Kreises .

[SD # 5]Das dritte Symbol – der durch die horizontale Linie des Durchmessers zweigeteilte Kreis – bedeutete die erste Manifestation der schöpferischen (noch passiven, weil weiblichen) Natur. Die erste schattenhafte Vorstellung des Menschen in Verbindung mit Fortpflanzung ist weiblich, weil der Mensch seine Mutter besser kennt als seinen Vater. Daher waren weibliche Götter heiliger als männliche. Die Natur ist deshalb weiblich und bis zu einem gewissen Grad objektiv und greifbar, und das sie befruchtende geistige Prinzip ist verborgen. Durch Hinzufügen einer senkrechten Linie zu dem Kreis mit der horizontalen Linie entstand das Tau – die älteste Form des Buchstabens. Das war das Symbol der dritten Wurzelrasse bis zum Tag ihres symbolischen Falls – d. h. der Trennung der Geschlechter infolge natürlicher Evolution –, als die Illustration sich in veränderte, den Kreis, oder geschlechtsloses Leben, modifiziert oder getrennt – eine doppelte Glyphe oder Symbol. Mit den Rassen unserer fünften Rasse wurde es in der Symbologie zum Sacr’ und im Hebräischen zum N’cabvah der zuerst gebildeten Rassen.29 Dann veränderte es sich in das ägyptische (Emblem des Lebens), und noch später in das Zeichen der Venus . Dann kommt die Swastika (Thors Hammer oder jetzt das „Hermetische Kreuz“), gänzlich getrennt von seinem Kreis und somit rein phallisch werdend. Das esoterische Symbol des Kali-Yuga ist der auf dem Kopf stehende fünfzackige Stern – das Zeichen menschlicher Zauberei mit seinen zwei himmelwärts gerichteten Spitzen (Hörnern), eine Stellung, die jeder Okkultist der „linken Hand“ zuordnen wird und die in der zeremoniellen Magie verwendet wird.30

[SD # 6]Es ist zu hoffen, dass sich mit der Lektüre dieses Werkes die falschen Vorstellungen der Öffentlichkeit über den Pantheismus allgemein verändern werden. Es ist falsch und ungerecht, die Buddhisten und Advaita-Okkultisten als Atheisten anzusehen. Auch wenn sie nicht alle Philosophen sind, sind sie doch auf jeden Fall alle Logiker, deren Einwände und Argumente auf strengem, logischem Denken beruhen. In der Tat, wenn das Parabrahman der Hindus die verborgenen und namenlosen Gottheiten anderer Nationen repräsentieren darf, wird dieses absolute Prinzip als Prototyp erkannt, nach dessen Vorbild alle anderen kopiert wurden. Parabrahman ist nicht „Gott“, denn Es ist kein Gott. „Es ist das, was das Höchste und nicht das Höchste (Paravara) ist“, erklärt die „Mandukya-Upanishad“ (2.28). Es ist das „Höchste“ als Ursache, nicht aber als Wirkung. Als eine „zweitlose Wirklichkeit“ ist Parabrahman einfach der allumfassende Kosmos – oder vielmehr der unendliche kosmische Raum – im höchsten spirituellen Sinne natürlich. Brahma (Neutrum) als die unveränderliche, reine, freie, unvergängliche höchste Wurzel, „die eine wahre Existenz, Paramarthika“ und das absolute Chit und Chaitanya (Intelligenz, Bewusstsein) kann kein Erkenner sein, „denn Jenes kann kein Subjekt der Erkenntnis haben“. Kann die Flamme die Wesenheit des Feuers genannt werden? Diese Wesenheit ist „das Leben und das Licht des Universums, das sichtbare Feuer und die Flamme sind Zerstörung, Tod und Übel“. „Feuer und Flamme zerstören den Körper eines Arhats, ihre Essenz macht ihn unsterblich.“ (Bodhi-mur, Buch II) „Die Kenntnis des absoluten Geistes ist, wie der Glanz der Sonne oder die Hitze im Feuer, nichts anderes als die absolute Wesenheit selbst“, sagte Shankaracharya. ES – ist „der Geist des Feuers“, nicht das Feuer selbst; daher „sind die Attribute des Letzteren, Hitze oder Flamme, nicht die Merkmale des Geistes, sondern dessen, wovon dieser Geist die unbewusste Ursache ist“. Ist nicht obiger Satz der wahre Grundton der späteren Rosenkreuzer-Philosophie? Parabrahman ist, kurz gesagt, das kollektive Aggregat des Kosmos in seiner Unendlichkeit und Ewigkeit, „Jenes“ und „Dieses“, auf das teilbare Aggregate nicht angewandt werden können.31 „Am Anfang war Dieses das Selbst, eines allein“ (Aitareya Upanishad); der große Shankaracharya erklärt, dass sich „Dieses“ auf das Universum (Jagat) bezog; und „am Anfang“ bedeutete vor dem erneuten Hervorbringen des phänomenalen Universums.

[SD # 7]Wenn daher die Pantheisten die Upanishaden wiederholen und wie die Geheimlehre feststellen, dass „Dieses“ nichts erschaffen kann, so leugnen sie damit nicht einen Schöpfer, oder vielmehr ein kollektives Aggregat von Schöpfern, sondern sie weigern sich lediglich sehr logisch, einem unbegrenzten Prinzip etwas Endliches wie „Schöpfung“ und besonders deren Entstehung, zuzuschreiben. Für sie ist Parabrahman eine passive, weil absolute Ursache, das unbedingte Mukta. Nur begrenzte Allwissenheit und Allmacht werden dem Letzteren abgesprochen, weil sie noch immer (in den menschlichen Vorstellungen reflektierte) Attribute darstellen; und weil Parabrahman, als das „höchste All“, der immer unsichtbare Geist und die Seele der Natur – unveränderlich und ewig – keine Attribute besitzen kann; Absolutheit schließt ganz natürlich jegliche Vorstellung des Verbundenseins mit dem Endlichen oder Bedingten aus. Und wenn der Vedantist behauptet, dass Attribute lediglich seiner Emanation angehören, die er „Iswara plus Maya“ und Avidya (eher Agnostizismus und Nichtwissen als Unwissenheit) nennt, ist es schwer, in dieser Vorstellung irgendetwas Atheistisches zu finden.32 Da es weder zwei Unendlichkeiten noch zwei Absolutheiten in einem Universum geben kann, das als grenzenlos angenommen wird, kann man sich kaum vorstellen, dass diese Selbst-Existenz persönlich schöpferisch tätig ist. In der Wahrnehmung und der Vorstellung endlicher „Wesen“ ist Jenes Nicht-„Sein“ in dem Sinn, dass es die eine Sein-heit ist; denn in diesem Allem verborgen liegt seine gleichewige und gleichaltrige Emanation oder innewohnende Ausstrahlung, die – wenn sie sich periodisch in Brahmâ (der männlich-weiblichen Potenzialität) verwandelt – zum manifestierten Universum wird oder sich in dieses ausdehnt. Der sich auf den (abstrakten) Wassern des Raumes bewegende Narayana wird in die von ihm bewegten Wasser konkreter Substanz verwandelt und wird jetzt zum manifestierten Wort oder Logos.

[SD # 8]Jene orthodoxen Brahmanen, die sich am meisten gegen die Pantheisten und Advaitis erheben und sie als Atheisten bezeichnen, sind dazu gezwungen – wenn Manu in dieser Sache irgendeine Autorität hat – den Tod Brahmâs, des Schöpfers, nach Ablauf eines jeden „Zeitalters“ dieser (schöpferischen) Gottheit anzunehmen (nach 100 göttlichen Jahren – eine Periode, die in unseren Jahren gemessen mittels einer 15-stelligen Zahl ausgedrückt wird). Doch wird kein Philosoph unter ihnen diesen „Tod“ in irgendeinem anderen Sinne verstehen als dem zeitweiligen Verschwinden von der manifestierten Ebene der Existenz, oder als eine periodische Ruhe.

Die Okkultisten stimmen daher mit den Advaita-Vedanta-Philosophen in Bezug auf den obigen Lehrsatz überein. Sie zeigen die Unmöglichkeit, auf philosophischer Grundlage die Vorstellung zu akzeptieren, dass das absolute All das „Goldene Ei“ erschaffe oder sogar evolviere, in das es, wie es heißt, eintritt, um sich selbst in Brahmâ zu verwandeln – den Schöpfer, der sich selbst später in die Götter und das gesamte sichtbare Universum ausdehnt. Sie sagen, dass absolute Einheit nicht in Unendlichkeit übergehen könne; denn Unendlichkeit setzt die grenzenlose Ausdehnung von etwas voraus und die Dauer von diesem „Etwas“, und das eine All ist wie der Raum – der dessen einzige mentale und physische Repräsentation auf dieser Erde oder unserer Existenzebene ist – weder Objekt noch Subjekt der Wahrnehmung. Könnte man annehmen, das ewige, unendliche All, die allgegenwärtige Einheit, existiere nicht in der Ewigkeit, sondern mittels periodischer Manifestationen als ein mannigfaltiges Universum oder eine vielfältige Persönlichkeit, würde diese Einheit aufhören, eine Einheit zu sein. Lockes Idee, dass „reiner Raum weder des Widerstands noch der Bewegung fähig sei“, ist nicht korrekt. Raum ist weder eine „grenzenlose Leere“ noch eine „bedingte Fülle“, sondern beides: Auf der Ebene der absoluten Abstraktion ist er die ewig-unerkennbare Gottheit, leer nur für das endliche Gemüt33, und auf der Ebene mayavischer Wahrnehmung der angefüllte Raum, der absolute Behälter all dessen, was ist, ob manifestiert oder unmanifestiert: Er ist daher dieses absolute All. Es gibt keinen Unterschied zwischen dem „In Ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ des christlichen Apostels und dem „das Universum lebt in, geht hervor aus und wird zurückkehren zum Brahman (Brahmâ)“ des Hindu-Rishis: denn Brahman (Neutrum), das Unmanifestierte, ist dieses Universum in abscondito, und Brahmâ, das Manifestierte, ist der Logos, in den symbolischen orthodoxen Dogmen männlich-weiblich34 gemacht. Der Gott des Apostel-Initiierten und des Rishis sind sowohl der unsichtbare als auch der sichtbare Raum. Raum wird in der esoterischen Symbolik „das siebenhäutige ewige Mutter-Vater“ genannt. Von seiner undifferenzierten bis zu seiner differenzierten Oberfläche ist er aus sieben Schichten zusammengesetzt.

[SD # 9]Was ist jenes, welches war, ist und sein wird, ob da ein Universum ist oder nicht, ob da Götter sind oder nicht?“, fragt der esoterische Senzar-Katechismus. Und die Antwort darauf lautet – Raum.

Es ist nicht der eine unbekannte, immer gegenwärtige Gott in der Natur oder die Natur in abscondito, der zurückgewiesen wird; sondern der Gott des menschlichen Dogmas und sein vermenschlichtesWort“. In seiner unendlichen Eingebildetheit, seinem angeborenen Stolz und seiner Eitelkeit formte ihn der Mensch mit seiner frevelhaften Hand aus dem Material, das er in seinen eigenen kleinen Gehirnwindungen vorfand und zwang ihn der Menschheit als eine direkte Offenbarung des einen, ungeoffenbarten Raums35 auf. Der Okkultist akzeptiert, dass Offenbarung von göttlichen, aber immer noch endlichen Wesen herrührt, den manifestierten Leben – niemals von dem unmanifestierbaren einen Leben, sondern von solchen Wesenheiten wie dem uranfänglichen Menschen, den Dhyani-Buddhas oder Dhyani-Chohans, den „Rishi-Prajapati“ der Hindus, den Elohim oder „Söhnen Gottes“ und den Planetengeistern aller Nationen, die für den Menschen zu Göttern wurden. Adi-Shakti, die direkte Emanation Mulaprakritis, ewige Wurzel von Jenem und weiblicher Aspekt der schöpferischen Ursache, Brahmâ, in ihrer akasischen Form der Universalseele – betrachtet der Okkultist philosophisch ebenso als Maya und als Ursache der menschlichen Maya. Aber diese Auffassung hindert ihn nicht daran, an ihre Existenz, solange sie dauert, zu glauben, nämlich ein Maha-Manvantara; auch nicht daran, Akasha, die Ausstrahlung von Mulaprakriti36, auf praktische Dinge anzuwenden, da die Weltseele mit allen natürlichen Phänomenen verbunden ist – ob der Wissenschaft bekannt oder nicht.

[SD # 10]Die ältesten Religionen der Welt – exoterisch, denn die esoterische Wurzel oder Grundlage ist ein und dieselbe – sind die indische, die zoroastrische und die ägyptische. Als deren Folge kommt dann die chaldäische, die bis auf den entstellten Sabäismus, wie er gegenwärtig von den Archäologen wiedergegeben wird, der heutigen Welt gänzlich verloren gegangen ist. Überspringen wir ein paar weitere Religionen, die später erwähnt werden sollen, dann schließt sich die jüdische an, die esoterisch, wie in der Kabbala, der Linie des babylonischen Magismus folgt; und exoterisch, wie in der Genesis und dem Pentateuch, einer Sammlung allegorischer Legenden. Im Lichte des „Zohar“ gelesen, sind die vier Anfangskapitel der Genesis das Fragment einer hoch philosophischen Seite in der Weltkosmogonie (siehe Buch III, „Gupta Vidya und der Zohar“). In ihrer symbolischen Verkleidung belassen, sind sie ein Ammenmärchen, ein unangenehmer Dorn im Auge der Wissenschaft und Logik, eine offensichtliche Wirkung von Karma. Sie für das Christentum als Prolog dienen zu lassen, war eine grausame Rache von Seiten der Rabbiner, die besser wussten, was ihr Pentateuch bedeutete. Es war ein schweigender Protest gegen ihre Plünderung; und die Juden haben jetzt sicherlich ihre traditionellen Verfolger überwunden. Die oben genannten exoterischen Glaubensbekenntnisse werden im Lichte der Universallehre erklärt werden, so wie wir mit derselben vorankommen.

[SD # 11]Der okkulte Katechismus enthält folgende Fragen und Antworten:

Was ist das, das immer ist?“ „Raum, das ewige Aupapaduka.“37Was ist das, das immer war?“ „Der Keim in der Wurzel.“ „Was ist das, das immer kommt und geht?“ „Der große Atem.“ „Dann gibt es drei Ewige?“ „Nein, die drei sind eins. Das, was immer ist, ist eins; das, was immer war, ist eins; das, was immer seiend und werdend ist, ist auch eins: Und dieses ist Raum.“

„Erkläre, oh Lanu (Schüler).“ – „Das Eine ist ein geschlossener Kreis (Ring) ohne Umfang, denn es ist nirgends und überall; das Eine ist die grenzenlose Ebene des Kreises, der nur während der manvantarischen Perioden einen Durchmesser manifestiert; das Eine ist der unteilbare Punkt, der während jener Perioden nirgends gefunden und überall wahrgenommen wird; es ist die Vertikale und die Horizontale, der Vater und die Mutter, der Gipfel und die Basis des Vaters, die beiden Gliedmaßen der Mutter, die in Wirklichkeit nirgendwo hinreichen, denn das Eine ist sowohl der Ring als auch die Ringe, die innerhalb dieses Ringes sind. Licht in der Dunkelheit und Dunkelheit im Licht: der ‘Atem, welcher ewig ist’. Es verfährt von außen nach innen, wenn es überall ist, und von innen nach außen, wenn es nirgends ist (d. h. Maya38, eines der Zentren39). Es dehnt sich aus und zieht sich zusammen (Ausatmen und Einatmen). Wenn es sich ausdehnt, verbreitet und zerstreut sich die Mutter; wenn es sich zusammenzieht, zieht sich die Mutter zurück und sammelt sich ein. Dies verursacht die Perioden der Evolution und Auflösung, Manvantara und Pralaya. Der Keim ist unsichtbar und feurig; die Wurzel (die Ebene des Kreises) ist kühl; aber während der Evolution und des Manvantaras ist ihr Gewand kalt und strahlend. Heißer Atem ist der Vater, der die Nachkommenschaft des vielgesichtigen (heterogenen) Elements verschlingt und die Eingesichtigen (Homogenen) belässt. Kühler Atem ist die Mutter, die empfängt, formt, hervorbringt und sie wieder in ihrem Schoß aufnimmt, um sie mit der Dämmerung (des Tages von Brahmâ oder Manvantaras) neu zu formen. . . . .“

[SD # 12]Für ein besseres Verständnis seitens des gewöhnlichen Lesers muss erklärt werden, dass die okkulte Wissenschaft sieben kosmische Elemente kennt – vier vollständig physisch und das fünfte (Ether) halbmateriell, welches gegen Ende unserer vierten Runde in der Luft sichtbar werden und in der gesamten fünften Runde als höchstes über die anderen herrschen wird. Die beiden anderen befinden sich bis jetzt vollständig außerhalb des Bereichs menschlicher Wahrnehmung. Diese Letzteren werden sich jedoch während der 6. und 7. Rasse dieser Runde darstellen und während der 6. beziehungsweise 7. Runde bekannt werden.40 Diese sieben Elemente mit ihren zahllosen Unterelementen (viel zahlreicher als die der Wissenschaft bekannten) sind lediglich bedingte Modifikationen und Aspekte des einen und einzigen Elements. Dieses Letztere ist nicht Ether,41 nicht einmal Akasha, sondern die Quelle von diesen. Das fünfte, jetzt von der Wissenschaft ziemlich offen vertretene Element ist nicht der von Sir Isaac Newton hypothetisch aufgestellte Ether – obwohl er ihm diesen Namen gibt, wahrscheinlich in einer Ideenassoziation mit dem Äther, dem „Vater-Mutter“ des Altertums. Wie Newton intuitiv sagt: „Die Natur arbeitet in einem beständigen Kreislauf. Sie erzeugt Flüssigkeiten aus Festkörpern, feste Dinge aus flüchtigen und flüchtige aus festen, feine aus groben und grobe aus feinen. . . . . Deshalb könnten vielleicht alle Dinge aus Ether entstanden sein“ („Hypoth“, 1675).

[SD # 13]Der Leser hat sich vor Augen zu halten, dass die gegebenen Stanzen lediglich die Kosmogonie unseres eigenen Planetensystems behandeln und dessen, was rund um dasselbe sichtbar ist – nach einem solaren Pralaya. Die geheimen Lehren in Bezug auf die Evolution des universalen Kosmos können nicht gegeben werden, da nicht einmal die größten Denker dieses Zeitalters sie verstehen könnten; und selbst unter den Größten der Initiierten scheint es lediglich sehr Wenigen erlaubt zu sein, über diesen Gegenstand zu spekulieren. Überdies sagen die Lehrer offen, dass nicht einmal die höchsten Dhyan Chohans jemals die Geheimnisse jenseits dieser Grenzen durchdrungen haben, die die Milliarden von Sonnensystemen von der „Zentralsonne“ – wie sie genannt wird – trennen. Daher bezieht sich das, was herausgegeben wird, nur auf unseren nach einer „Nacht Brahmâs“ sichtbaren Kosmos.

Es ist unerlässlich, dass der Leser mit den wenigen fundamentalen Vorstellungen vertraut gemacht wird, welche dem gesamten Gedankensystem, zu dessen Beachtung er eingeladen ist, zugrunde liegen und es durchdringen, bevor er mit der Betrachtung der die Basis des vorliegenden Werkes bildenden Stanzen des Buchs Dzyan fortfährt. Es handelt sich nur um eine kleine Anzahl grundlegender Vorstellungen, doch das Verständnis alles Folgenden hängt davon ab, dass sie klar erfasst werden; aus diesem Grund muss die an den Leser gerichtete Bitte, sich zunächst selbst mit ihnen vertraut zu machen, bevor er das eigentliche Werk eingehend prüft, nicht entschuldigt werden.

[SD # 14]Die Geheimlehre stellt drei fundamentale Lehrsätze auf:

(a) Ein allgegenwärtiges, ewiges, grenzenloses und unveränderliches Prinzip, das über jegliche Spekulation erhaben ist, da es die Kraft menschlicher Vorstellung übersteigt und durch jegliche menschliche Ausdrucksweise oder jeden beliebigen menschlichen Vergleich nur verringert werden könnte. Es ist jenseits des Bereichs und der Reichweite des Gedankens – mit den Worten des Mandukya „undenkbar und unaussprechlich“.

Um dem gewöhnlichen Leser diese Ideen klarer zu machen, kann er von dem Postulat ausgehen, dass eine, allem manifestierten, bedingten Sein vorangehende absolute Wirklichkeit existiert. Diese unendliche und ewige Ursache – in der gegenwärtigen europäischen Philosophie andeutungsweise als das „Unbewusste“ und „Unerkennbare“ formuliert – ist die Wurzellose Wurzel von „allem, was war, ist und jemals sein wird“. Sie besitzt natürlich keinerlei Eigenschaften und ist in ihrem Wesen ohne jegliche Beziehung zum manifestierten, endlichen Sein. Sie ist „Sein-heit“ vielmehr als Sein (Sat in Sanskrit) und steht über allem Denken und Spekulieren.

Diese „Sein-heit“ wird in der Geheimlehre unter zwei Aspekten symbolisiert. Auf der einen Seite als absoluter, abstrakter Raum, reine Subjektivität darstellend – die eine Sache, welche das menschliche Gemüt weder aus irgendeiner beliebigen Vorstellung ausschließen noch sich selbst ausdenken kann. Auf der anderen Seite als absolute abstrakte Bewegung, unbedingtes Bewusstsein darstellend. Selbst unsere westlichen Denker haben gezeigt, dass Bewusstsein für uns ohne Veränderung nicht vorstellbar ist, und dass Bewegung am besten mit der Veränderung – ihrem wesentlichen Merkmal – symbolisiert wird. Dieser letztere Aspekt der einen Realität wird auch durch den Ausdruck „der Große Atem“ symbolisiert, ein ausreichend anschauliches Symbol, das keiner weiteren Erläuterung bedarf. So ist denn das erste Axiom der Geheimlehre dieses metaphysische Eine Absolute – Sein-heit –, von endlicher Intelligenz als die theologische Dreieinigkeit symbolisiert.

Es mag für den Schüler dennoch hilfreich sein, wenn hier einige weitere Erklärungen gegeben werden.

Herbert Spencer hat in letzter Zeit seinen Agnostizismus insofern modifiziert als dass er behauptet, dass die Natur der „ersten Ursache“,42 welche der Okkultist mit größerer Logik von der „ursachlosen Ursache“, dem „Ewigen“ und dem „Unerkennbaren“ ableitet, essenziell der Natur des in uns aufsteigenden Bewusstseins entsprechen könnte: kurz, dass die den Kosmos durchdringende unpersönliche Wirklichkeit das Noumenon des Gedankens ist. Dieser Fortschritt seinerseits bringt ihn sehr nahe heran an die esoterische und vedantische Lehre.43

[SD # 15]Parabrahman (die eine Wirklichkeit, das Absolute) ist das Feld absoluten Bewusstseins, jene Essenz also, die außerhalb jeglicher Beziehung zu bedingter Existenz steht und deren bedingtes Symbol die bewusste Existenz ist. Aber sobald wir in Gedanken von dieser (für uns) absoluten Negation fortschreiten, kommt durch den Kontrast von Geist (oder Bewusstsein) und Materie, von Subjekt und Objekt, die Dualität hinzu.

Geist (oder Bewusstsein) und Materie sind jedoch nicht als unabhängige Wirklichkeiten zu betrachten, sondern als die zwei Facetten oder Aspekte des Absoluten (Parabrahman), welche die Grundlage des bedingten Seins bilden, ob subjektiv oder objektiv.

Wenn wir diese metaphysische Triade als die Wurzel betrachten, aus welcher alle Manifestation entspringt, so nimmt der Große Atem den Charakter präkosmischer Ideenbildung an. Er ist der fons et origo der Kraft und allen individuellen Bewusstseins, und sein Beitrag zum gewaltigen Vorhaben der kosmischen Evolution ist die leitende Intelligenz. Andererseits ist präkosmische Wurzelsubstanz (Mulaprakriti) der Aspekt des Absoluten, welcher allen objektiven Ebenen der Natur zugrunde liegt.

Gerade so wie die präkosmische Ideenbildung die Wurzel allen individuellen Bewusstseins ist, stellt die präkosmische Substanz die Grundlage der Materie in den verschiedenen Graden ihrer Differenzierung dar.

Daher ist es offensichtlich, dass der Gegensatz dieser zwei Aspekte des Absoluten für die Existenz des „manifestierten Universums“ essenziell ist. Von der kosmischen Substanz getrennt könnte sich die kosmische Ideenbildung nicht als individuelles Bewusstsein manifestieren, da sich dieses Bewusstsein lediglich mittels eines materiellen Vehikels44 als „Ich bin ich“ manifestieren kann. Eine physische Basis ist notwendig, um einen Strahl des Universalgemüts in einem bestimmten Komplexitätsstadium zu konzentrieren. Nochmals: Von der kosmischen Ideenbildung getrennte kosmische Substanz müsste eine leere Abstraktion bleiben, und das Bewusstsein könnte nicht erscheinen.

Das „manifestierte Universum“ ist daher von Dualität durchdrungen, die sozusagen die wahre Essenz seiner ex-istenz als „Manifestation“ ist. Aber gerade so wie die einander gegenüberstehenden Pole Subjekt und Objekt, Geist und Materie, nichts anderes als Aspekte der einen Einheit darstellen, in welcher sie zur Synthese gebracht sind, ist es im manifestierten Universum „Jenes“, das Geist mit Materie, Subjekt mit Objekt, verbindet.

[SD # 16]Dieses Etwas, der westlichen Spekulation gegenwärtig unbekannt, wird von den Okkultisten Fohat genannt. Es ist die „Brücke“, mittels derer die im „Göttlichen Gedanken“ existierenden „Ideen“ der kosmischen Substanz als die „Naturgesetze“ eingeprägt werden. Fohat ist somit die dynamische Energie der kosmischen Ideenbildung; oder, von der anderen Seite aus betrachtet, ist es das intelligente Medium, die leitende Kraft aller Manifestation, der durch die Dhyan Chohans45 – die Architekten der sichtbaren Welt – übertragene und manifestierte „Göttliche Gedanke“. So entspringt unser Bewusstsein dem Geist oder der kosmischen Ideenbildung; aus der kosmischen Substanz entstehen die verschiedenen Vehikel, in welchen dieses Bewusstsein individualisiert wird und Selbst- oder reflexives Bewusstsein erlangt; und Fohat ist in seinen verschiedenen Manifestationen das geheimnisvolle Band zwischen Gedanke und Materie, das alle Atome zum Leben elektrisierende, beseelende Prinzip.

Die folgende Zusammenfassung wird dem Leser eine klarere Vorstellung erlauben.

(1) Das Absolute; das Parabrahman der Vedantisten oder die eine Wirklichkeit, Sat, die – wie Hegel sagt – zugleich absolutes Sein und Nichtsein ist.

(2) Die erste Manifestation, der unpersönliche und in der Philosophie unmanifestierte Logos, der Vorläufer des „manifestierten“. Dieser ist die „erste Ursache“, das „Unbewusste“ der europäischen Pantheisten.

(3) Geist-Materie, Leben; der „Geist des Universums“, der Purusha und die Prakriti oder der zweite Logos.

(4) Kosmische Ideenbildung, Mahat oder Intelligenz, die universale Weltseele, das kosmische Noumenon der Materie, die Grundlage der intelligenten Wirkungen in und seitens der Natur, auch Maha-Buddhi genannt.

Die eine Wirklichkeit; ihre dualen Aspekte in dem bedingten Universum.

Ferner behauptet die Geheimlehre:

(b) Die Ewigkeit des Universums in toto als eine grenzenlose Ebene, welche periodisch „die Bühne von zahllosen, sich unaufhörlich manifestierenden und wieder verschwindenden Universen“ ist, die „manifestierten Sterne“ und die „Funken der Ewigkeit“ genannt. „Die Ewigkeit des Pilgers“46 ist wie ein Augenzwinkern der Selbst-Existenz (Buch Dzyan). „Das Erscheinen und Verschwinden von Welten gleicht den regelmäßigen Gezeiten von Ebbe und Flut.“ (Siehe Teil II, „Tage und Nächte Brahmâs“)

[SD # 17]Diese zweite Behauptung der Geheimlehre ist die absolute Universalität des Gesetzes der Periodizität, Fluss und Rückfluss, Ebbe und Flut, von der Naturwissenschaft auf allen Gebieten der Natur beobachtet und registriert. Wechselfolgen wie Tag und Nacht, Leben und Tod, Schlafen und Wachen, stellen eine so allgemeine, so vollkommen universale und ausnahmslose Tatsache dar, dass es leicht nachvollziehbar ist, warum wir in diesem Gesetz eines der absolut fundamentalen Gesetze des Universums erkennen.

Außerdem lehrt die Geheimlehre:

(c) Die fundamentale Identität aller Seelen mit der universalen Oberseele, welche wiederum selbst ein Aspekt der unbekannten Wurzel ist; und die für alle Seelen – jede ein Funke der Letzteren – zwingend erforderliche Pilgerschaft durch den Inkarnationszyklus (oder „Notwendigkeit“) in Übereinstimmung mit dem zyklischen und karmischen Gesetz während der gesamten Zeit. Mit anderen Worten kann keine rein spirituelle Buddhi (Göttliche Seele) eine unabhängige (bewusste) Existenz besitzen, bevor der aus der reinen Essenz des universalen sechsten Prinzips – oder der Oberseele – entsprungene Funke (a) alle elementalen Formen der phänomenalen Welt jenes Manvantaras durchlaufen und (b) Individualität erlangt hat – zuerst durch natürlichen Antrieb und dann durch selbstbewirkte und selbsterdachte Anstrengungen (dabei von seinem Karma geprüft) und so durch sämtliche Intelligenzgrade vom niedersten bis zum höchsten Manas, von Mineral und Pflanze bis zum heiligsten Erzengel (Dhyani-Buddha) emporgestiegen ist. Die zentrale Lehre der Esoterischen Philosophie gesteht dem Menschen keinerlei Privilegien oder besondere Gaben zu, mit Ausnahme jener, die er mittels seines eigenen Egos durch persönliche Anstrengung und Verdienst während einer langen Reihe von Metempsychosen und Reinkarnationen gewonnen hat. Aus diesem Grunde sagen die Hindus, dass das Universum Brahman und Brahmâ ist, denn Brahman ist in jedem Atom des Universums. Sämtliche sechs Prinzipien in der Natur sind das Ergebnis – die unterschiedlich differenzierten Aspekte – des siebten und einen, der einzigen Wirklichkeit im Universum, ob kosmisch oder mikrokosmisch; auf der Ebene der Manifestation und Form werden deshalb auch die Veränderungen (psychisch, spirituell und physisch) des sechsten Prinzips (Brahmâs, des Vehikels von Brahman) in metaphysischer Antiphrase als illusorisch und mayavisch betrachtet. Denn obwohl die Wurzel eines jeden Atoms individuell und von jeder Form kollektiv dieses siebte Prinzip oder die eine Realität ist, so ist dies doch in seiner manifestierten phänomenalen und vorübergehenden Erscheinung nichts Besseres als eine flüchtige Illusion unserer Sinne (eine klarere Definition findet sich im Anhang „Götter, Monaden und Atome“ und auch in „Theophania“, „Bodhisattvas und Reinkarnation“ etc. etc.).

[SD # 18]In seiner Absolutheit ist das Eine Prinzip in seinen beiden Aspekten (als Parabrahman und Mulaprakriti) geschlechtslos, unbedingt und ewig. Ferner ist seine periodische (manvantarische) Emanation – oder ursprüngliche Ausstrahlung – eins, androgyn und phänomenal endlich. Wenn die Aus­strahlung ihrerseits strahlt, so sind alle ihre Ausstrahlungen ebenfalls androgyn, um in ihren niederen Aspekten zu männlichen und weiblichen Prinzipien zu werden. Nach dem Pralaya – sei es ein größeres oder kleineres (das Letztere belässt die Welten im Satus quo,47 ist es das plastische Akasha, Vater-Mutter, der Geist und die Seele des Ethers oder die Ebene auf der Oberfläche des Kreises, was als Erstes wieder zum aktiven Leben erwacht. Raum wird vor seiner kosmischen Aktivität die „Mutter“ und auf der ersten Stufe des Wiedererwachens Vater-Mutter genannt (siehe Kommentare zur zweiten Stanze). In der Kabbala ist er auch Vater-Mutter-Sohn. Während diese in der östlichen Lehre das siebte Prinzip des manifestierten Universums darstellen oder sein „Atman-Buddhi-Manas“ (Geist, Seele, Intelligenz) – die sich verzweigende und in die sieben kosmischen und sieben menschlichen Prinzipien teilende Triade –, stehen sie in der westlichen Kabbala der christlichen Mystiker für die Triade oder Dreieinigkeit und bei ihren Okkultisten für den männlich-weiblichen Jehovah, Ja-Havah. Darin liegt der ganze Unterschied zwischen der esoterischen und der christlichen Dreieinigkeit. Die Mystiker und die Philosophen, die östlichen und westlichen Pantheisten, synthetisieren ihre prägenetische Dreiheit in der rein göttlichen Abstraktion. Die Orthodoxen vermenschlichen sie. Hiranyagarbha, Hari und Shankara – die drei Hypostasen des sich manifestierenden „Geistes des höchsten Geistes“ (mit diesem Titel begrüßt Prithivi – die Erde – Vishnu in Gestalt seines ersten Avataras) – sind die rein metaphysischen, abstrakten Qualitäten der Erschaffung, Erhaltung und Zerstörung. Sie sind auch die drei göttlichen Avasthas (lit. Hypostasen) dessen, was „mit den erschaffenen Dingen nicht vergeht“ (oder Achyuta, ein Name Vishnus); während der orthodoxe Christ seine persönliche, schöpferische Gottheit in die drei Personen der Dreieinigkeit trennt und keine höhere Gottheit zulässt. Die Letztere ist im Okkultismus das abstrakte Dreieck; bei den Orthodoxen der vollkommene Würfel. Der schöpferische Gott oder die Gesamtheit der Götter werden von östlichen Philosophen als Bhrantidarsanatah betrachtet – „falsches Verständnis“, etwas, was man sich „infolge trügerischer Erscheinungen als eine materielle Form vorstellt“, und es wird so erklärt, dass es in der illusorischen Vorstellung der selbstgefälligen, persönlichen und menschlichen Seele (niederes fünftes Prinzip) entsteht. Das wird in einer neuen Übersetzung des Vishnu-Purana“ wunderschön ausgedrückt. „Jener Brahmâ besitzt in seiner Gesamtheit essenziell den Aspekt der Prakriti, sowohl evolviert als auch nicht evolviert (Mulaprakriti), und auch den Aspekt des Geistes und den der Zeit. Geist, oh Zweimalgeborener, ist der leitende Aspekt des höchsten Brahman.48 Der nächste Aspekt ist zweifältig – Prakriti, sowohl evolviert als auch nicht evolviert – und ist die Dauer.“ Kronos wird in der orphischen Theogonie auch als ein erschaffener Gott oder Agent dargestellt.

[SD # 19]Der heilige Symbolismus stellt das Universum auf dieser Stufe des Wiedererwachens als einen vollkommenen Kreis mit dem (Wurzel-) Punkt in der Mitte dar. Dieses Zeichen war universal, daher finden wir es auch in der Kabbala. Die westliche Kabbala jedoch – jetzt in den Händen christlicher Mystiker – ignoriert es vollständig, obwohl es im „Zohar“ klar gezeigt wird. Diese Sektierer fangen von hinten an, zeigen das Zeichen als das Symbol des prägenetischen Kosmos und nennen es „die Vereinigung von Rose und Kreuz“, das große Geheimnis der okkulten Erschaffung, daher der Name – Rosenkreuzer !

Wie jedoch anhand eines der wichtigsten und wohlbekanntesten Rosenkreuzersymbole beurteilt werden kann, existiert ein Symbol, das bis jetzt nicht einmal von den modernen Mystikern verstanden wurde. Es ist das des „Pelikans“, der seine Brust aufreißt, um seine sieben Jungen zu nähren – der wahre Glaube der Brüder vom Rosenkreuz und direkt aus der östlichen Geheimlehre entstanden. Brahman (Neutrum) wird Kalahansa genannt, was laut den westlichen Orientalisten den ewigen Schwan oder die Gans symbolisiert (siehe dritte Stanze, Kommentar 8); und so nennt man auch Brahmâ, den Schöpfer. Ein großer Irrtum macht sich da bemerkbar; es ist Brahman (Neutrum), auf das als Hansa-Vahana (Er, der den Schwan als sein Vehikel benützt) Bezug genommen werden sollte, und nicht Brahmâ, der Schöpfer, welcher der wirkliche Kalahansa ist, während Brahman (Neutrum) Hamsa und „A-hamsa“ ist, wie im Kommentar erklärt werden wird. Es sollte verstanden werden, dass die Begriffe Brahmâ und Parabrahman hier nicht deshalb verwendet werden, weil sie unserer esoterischen Nomenklatur angehören, sondern lediglich deshalb, weil sie den westlichen Schülern vertrauter sind. Beide sind die perfekten Äquivalente für unsere ein-, drei- und sieben-vokalischen Bezeichnungen, die für das Eine Alles und das Eine „Alles in allem“ stehen.

[SD # 20]Das sind die Grundvorstellungen, auf welchen die Geheimlehre beruht.

Es wäre hier fehl am Platz, in irgendeine Verteidigung oder Beweisführung ihrer innewohnenden Plausibilität einzutreten; auch kann ich mich nicht damit aufhalten zu zeigen, wie sie – obwohl allzu oft in irreführendem Gewand – tatsächlich in jedem Denk- oder Philosophiesystem enthalten sind, das den Namen verdient.

Sobald der Leser ein klares Verständnis von ihnen gewonnen und das Licht erkannt hat, das sie auf jedes Problem des Lebens werfen, werden sie in seinen Augen keiner weiteren Rechtfertigung bedürfen, weil ihre Wahrheit ihm so offensichtlich sein wird wie die Sonne am Himmel. Ich gehe daher zum Inhalt der in diesem Band gegebenen Stanzen über und füge einen skizzenhaften Überblick derselben hinzu – in der Hoffnung, dem Schüler die Aufgabe dadurch zu erleichtern, dass ich ihm in wenigen Worten die in den Stanzen enthaltene allgemeine Idee umreiße.

Stanze I. Die in den Stanzen aufgezeichnete Geschichte der kosmischen Evolution ist sozusagen die abstrakte algebraische Formel dieser Evolution. Folglich darf der Schüler nicht erwarten, hier eine Aufzählung aller Entwicklungsstufen und Wandlungen zu finden, die zwischen den ersten Anfängen der „universalen“ Evolution und unserem gegenwärtigen Zustand liegen. Eine solche Aufzählung zu geben wäre ebenso unmöglich wie unverständlich für die Menschen, die nicht einmal die Natur der Existenzebene erfassen können, die sich direkt neben jener Ebene befindet, auf welche ihr Bewusstsein im Augenblick begrenzt ist.

Die Stanzen geben daher eine abstrakte Formel, die mutatis mutandis auf jegliche Evolution anwendbar ist: auf die unserer winzigen Erde, auf die der Planetenketten, von welchen die Erde eine darstellt, bis zum solaren Universum, zu welchem diese Kette gehört, und so weiter in aufsteigender Reihe, bis der Verstand taumelt und vor Anstrengung erschöpft ist.

[SD # 21]Die sieben in diesem Band vorgelegten Stanzen repräsentieren die sieben Glieder dieser abstrakten Formel. Sie beziehen sich auf und beschreiben die sieben großen Abschnitte des Evolutionsprozesses, in den Puranas als die „sieben Schöpfungen“ bezeichnet und in der Bibel als die „Tage“ der Schöpfung.

Die erste Stanze beschreibt den Zustand des einen Alls während des Pralayas, vor dem ersten Aufflackern der wiedererwachenden Manifestation.

Ein kurzes Nachdenken macht klar, dass ein solcher Zustand nur symbolisiert werden kann; ihn zu beschreiben ist unmöglich. Er kann auch nur mithilfe von Negativbegriffen symbolisiert werden, denn da er der Zustand der Absolutheit per se ist, kann er keines jener bestimmten Attribute besitzen, mit deren Hilfe wir Gegenstände mit Positivbegriffen beschreiben. Folglich kann dieser Zustand nur durch die Negativbegriffe aller jener höchst abstrakten Merkmale angedeutet werden, welche die Menschen, eher fühlend als begreifend, an den entferntesten Grenzen ihrer Vorstellungskraft erreichen können.

Das in Stanze II beschriebene Stadium ist für den westlichen Verstand nahezu identisch mit dem in der ersten erwähnten, sodass es eine Abhandlung für sich erfordern würde, eine Vorstellung über den Unterschied zu vermitteln. Daher muss es der Intuition und den höheren Fähigkeiten des Lesers überlassen bleiben, die Bedeutung der verwendeten allegorischen Ausdrücke zu erfassen, so weit es ihm möglich ist. Es muss in der Tat daran erinnert werden, dass alle diese Stanzen vielmehr an die inneren Fähigkeiten appellieren als an das gewöhnliche Verständnis des physischen Gehirns.

Stanze III beschreibt, wie das Universum nach dem Pralaya wieder zum Leben erwacht. Sie vermittelt ein Bild vom Auftauchen der „Monaden“ aus ihrem Zustand der Absorption in dem Einen; das früheste und höchste Stadium in der Entstehung der „Welten“, wobei der Ausdruck Monade gleichermaßen auf das ausgedehnteste Sonnensystem wie auch auf das winzigste Atom angewendet werden kann.

Stanze IV beschreibt die Differenzierung des „Keims“ des Universums in die siebenfache Hierarchie bewusster göttlicher Kräfte, welche die aktiven Manifestationen der einen, höchsten Energie sind. Sie sind die Planer, die Gestalter und schließlich die Schöpfer des gesamten manifestierten Universums, aber ausschließlich in dem Sinn, in welchem der Name „Schöpfer“ verständlich ist; sie prägen und lenken es. Sie sind die intelligenten Wesen, welche die Evolution regulieren und überwachen, indem sie in sich jene Manifestationen des Einen Gesetzes verkörpern, das wir als „die Naturgesetze“ kennen.

[SD # 22]Allgemein sind sie als die Dhyan Chohans bekannt, obwohl jede der unterschiedlichen Gruppen in der Geheimlehre ihre eigene Bezeichnung hat.

Die Hindu-Mythologie bezeichnet dieses Evolutionsstadium als die „Erschaffung“ der Götter.

In Stanze V wird der Vorgang der Weltenbildung beschrieben: erstens diffuse kosmische Materie, dann der feurige „Wirbelwind“, das erste Stadium der Entstehung eines Nebels. Dieser Nebel verdichtet sich und bildet, nachdem er verschiedene Umformungen durchlaufen hat, ein Sonnenuniversum, eine Planetenkette oder einen einzelnen Planeten, wie es der Fall sein mag.

Die darauffolgenden Stadien in der Bildung einer „Welt“ werden in Stanze VI aufgezeigt, welche die Evolution einer solchen Welt bis zu ihrer vierten großen Periode abwärts behandelt, was unserer gegenwärtigen Periode entspricht.

Stanze VII setzt die Geschichte fort, indem sie das Herabsteigen des Lebens bis zum Erscheinen des Menschen beschreibt; und damit schließt der erste Band der Geheimlehre.

Die Entwicklung des „Menschen“ von seinem ersten Erscheinen auf dieser Erde in dieser Runde bis zu unserem gegenwärtigen Status wird das Thema des zweiten Bandes bilden.

 

 

ANMERKUNG

Die Stanzen, welche die These einer jeden Abteilung bilden, werden durchweg in ihrer modernen, übersetzten Version gegeben, denn es wäre mehr als nutzlos, den Gegenstand durch Einführung der archaischen Ausdrucksweise des Originals mit ihrem verwirrenden Stil und Worten noch weiter zu erschweren. Auszüge aus den chinesischen, tibetanischen und Sanskritübersetzungen der ursprünglichen Senzar-Kommentare und Erläuterungen zum Buch Dzyan werden gegeben – sie werden jetzt zum ersten Mal in einer europäischen Sprache wiedergegeben. Es ist nahezu unnötig anzumerken, dass hier nur Teile der sieben Stanzen gegeben sind. Ihre vollständige Veröffentlichung würde für alle unverständlich bleiben, von den wenigen höheren Okkultisten abgesehen. Es ist auch nicht nötig dem Leser zu versichern, dass die Schreiberin, oder vielmehr die bescheidene Aufzeichnerin, diese nicht erlaubten Passagen nicht besser versteht als die meisten Profanen. Um die Lektüre zu erleichtern und allzu häufige Verweise auf Fußnoten zu vermeiden, hielt man es für das Beste, Texte und Anmerkungen zusammenzufügen und die passenden Bezeichnungen aus dem Sanskrit und dem Tibetanischen der Urfassung vorzuziehen, wann immer sie nicht vermeidbar sind. Das gilt umso mehr, als diese Bezeichnungen anerkannte Synonyme darstellen und die Erstgenannten ausschließlich zwischen einem Meister und seinen Chelas (oder Schülern) verwendet werden.

[SD # 23]Wollte man den ersten Vers ins Englische übertragen und dabei einer der ausschließlich Substantive und technische Ausdrücke enthaltenden tibetanischen oder Senzar-Versionen folgen, würde sich das etwa wie folgt lesen: „Tho-ag in Zhi-gyu schlief sieben Khorlo. Zodmanas zhiba. Alles Nyug Schoß. Konch-Hog nicht; Thyan-Kam nicht; Lha-Chohan nicht; Tenbrel Chugnyi nicht; Dharmakaya aufgehört; Tgenchang nicht geworden; Barnang und Ssa in Ngovonyidj; allein Tho-og Yinsin in Nacht von Sun-Chan und Yong-Grüb (Paranishpanna) etc. etc.“ und wie reines Abrakadabra klingen.

Da dieses Buch zur Instruktion der Schüler des Okkultismus und nicht für die Zwecke der Philologen geschrieben wurde, können wir derartig fremde Begriffe wohl vermeiden, wo immer es möglich ist. Nur die unübersetzbaren Ausdrücke wurden belassen, deren Bedeutungen ohne Erklärung unverständlich bliebe. Sie alle sind in ihrer Sanskritform wiedergegeben. Unnötig ist es den Leser daran zu erinnern, dass diese Begriffe fast in jedem Fall neue Entwicklungen der späteren Sprache sind und der fünften Wurzelrasse angehören. Das heute bekannte Sanskrit wurde von den Atlantiern nicht gesprochen, und die meisten philosophischen Ausdrücke, wie sie in den Systemen Indiens in der postmahabharatischen Periode verwendet wurden, finden sich nicht in den Veden, noch begegnet man ihnen in den Originalstanzen, sondern lediglich in ihren Äquivalenten. Der Leser, der kein Theosoph ist, wird nochmals dazu eingeladen, alles Folgende, so es ihm gefällt, als Märchen zu betrachten; im besten Fall als eine der noch unerwiesenen Spekulationen von Träumern; und schlimmstenfalls als eine zu den vielen wissenschaftlichen Hypothesen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft neu hinzugekommene Hypothese, von denen einige bereits verworfen wurden und andere noch fortbestehen. Sie ist in keiner Hinsicht schlechter als so viele der sogenannten wissenschaftlichen Theorien, und sie ist auf jeden Fall philosophischer und glaubhafter.

[SD # 24]Angesichts der reichlichen Kommentare und Erklärungen sind die Fußnoten auf die gewöhnliche Art eingebunden, während die zu kommentierenden Sätze mit Zeichen bezeichnet sind. Weiteres Material kann in den Kapiteln über Symbolik, in Teil II und auch in Teil III gefunden werden, die oft mehr Informationen enthalten als der Text.

Fußnoten

26 Es ist kaum nötig, den Leser nochmals daran zu erinnern, dass der Ausdruck „Göttlicher Gedanke“ ebenso wenig wie der Ausdruck „Universalgemüt“ auch nur andeutungsweise einem intellektuellen Vorgang des Menschen vergleichbar ist. Das „Unbewusste“ erlangte den gewaltigen Schöpfungs- oder vielmehr Evolutionsplan nach von Hartmann „durch hellsehende Weisheit, höher als alles Bewusstsein“, was in der Sprache der Vedanta Absolute Weisheit bedeuten würde. Nur jene, die erkennen, wie hoch die Intuition sich über die trägen Prozesse des vernunftmäßigen Denkens emporschwingt, können sich eine sehr vage Vorstellung von dieser absoluten Weisheit machen, welche die Vorstellungen von Zeit und Raum überschreitet. Das Gemüt, wie wir es kennen, lässt sich in Bewusstseinszustände von variierender Dauer, Intensität, Komplexität etc. aufteilen – die alle letztlich auf Empfindungen beruhen, welche selbst wiederum Maya sind. Empfindung wiederum setzt notwendigerweise Begrenzung voraus. Der persönliche Gott des orthodoxen Theismus nimmt wahr, denkt und wird durch Emotionen berührt; er bereut und fühlt „grimmigen Zorn“. Die Vorstellung solch seelischer Zustände involviert jedoch die undenkbare Voraussetzung der Externalität der erregenden Reize, ganz zu schweigen von der Unmöglichkeit, einem Wesen Unveränderlichkeit zuzuschreiben, dessen Emotionen mit den Ereignissen in den von ihm geleiteten Welten schwanken. Die Vorstellungen von einem persönlichen Gott als unveränderlich und unbegrenzt sind also unpsychologisch und, was schlimmer ist, unphilosophisch.

27 Platon erweist sich als Initiierter, wenn er im Kratylos behauptet, dass θεὸς von dem Verb θέειν, „sich bewegen“, „laufen“, abgeleitet ist, so wie die ersten Astronomen, welche die Bewegungen der Himmelskörper beobachteten, die Planeten θεοί nannten, die Götter (siehe Band II, „Symbolik des Kreuzes und des Kreises“). Später brachte das Wort einen anderen Begriff hervor: ἀλήθεια – „der Atem Gottes“.

28 Nominalisten, die mit Berkeley behaupten, dass „es unmöglich sei . . . die abstrakte Idee einer Bewegung unabhängig von einem sich bewegenden Körper zu entwickeln“ („Prin. of Human Knowledge“, Einleitung, Par. 10), mögen die Frage aufwerfen: „Was ist der Körper, der Erzeuger dieser Bewegung? Ist er eine Substanz? Dann glaubt ihr an einen persönlichen Gott?“ etc. etc. Dies wird später im Anhang zu diesem Band beantwortet werden. Unterdessen beanspruchen wir unsere Rechte als Konzeptualisten entgegen Roscelinis materialistischen Ansichten von Realismus und Nominalismus. „Hat die Wissenschaft“, sagt einer ihrer fähigsten Befürworter, Edward Clodd, „irgendetwas aufgedeckt, was die alten Worte entkräftet oder widerlegt, in denen die Essenz aller Religionen der Vergangenheit, Gegenwart und der noch kommenden gegeben wird: Handle recht, liebe das Mitleid, wandle in Demut vor deinem Gott?“ Wir stimmen dem zu unter der Voraussetzung, dass wir mit dem Wort Gott nicht den rohen Anthropomorphismus meinen, der noch immer das Rückgrat unserer landläufigen Theologie darstellt, sondern die symbolische Vorstellung von dem, was Leben und Bewegung des Universums bedeuten, was zu kennen in physischer Hinsicht die Kenntnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in der Existenz der Aufeinanderfolge von Phänomenen bedeutet, was zu kennen in moralischer Hinsicht das Wissen bedeutet, was innerhalb des menschlichen Bewusstsein gewesen ist, was ist und was sein wird. (Siehe „Science and the Emotions“ – ein in der South Place Chapel in Finsbury, London, am 27. Dezember 1885 gehaltener Vortrag.)

29 Siehe das anregende Werk „The Source of Measures“, in dem der Autor die wahre Bedeutung des Wortes „Sacr’“ erklärt, von dem „sacred“ [heilig] und „Sakrament“ [Heilszeichen] abgeleitet sind, die jetzt Synonyme von „Heiligkeit“ geworden sind, obwohl rein phallisch!

30 Westliche Mathematiker und einige amerikanische Kabbalisten sagen uns, dass in der Kabbala auch „der Wert von Jehovahs Namen dem des Kreisdurchmessers entspricht.“ Fügt man die Tatsache hinzu, dass Jehovah der Dritte der Sephiroth ist, Binah, ein weibliches Wort, hat man den Schlüssel zu dem Geheimnis. Durch gewisse kabbalistische Transformationen wird dieser Name, der in den ersten Kapiteln der Genesis androgyn ist, in seinen Transformationen gänzlich männlich, kainitisch und phallisch. Die Tatsache, dass einer der heidnischen Götter ausgewählt und aus ihm ein besonderer Nationalgott gemacht wird, um ihn als den „einen lebendigen Gott,“ den „Gott der Götter“ anzurufen, und dann diese Verehrung für monotheistisch zu erklären, verwandelt ihn noch nicht in das eine Prinzip, dessen „Einheit weder Vervielfältigung, noch Veränderung oder Form zulässt“, besonders nicht im Falle einer priapischen Gottheit, als die Jehovah jetzt erwiesen ist.

31 Siehe „The Vedantasara“ von Major G. A. Jacob; ebenso „The Aphorisms of Sandilya“, übersetzt von E. B. Cowell, S. 42.

32 Nichtsdestoweniger möchten vorurteilsvolle und ziemlich fanatische christliche Orientalisten dies als reinen Atheismus beweisen. Als Beweis dafür siehe Major Jacobs Vedantasara“. Doch das gesamte Altertum gibt diesen vedantischen Gedanken wieder: „Omnis enim per se divom natura necesse est Immortali ævo summa cum pace fruatur.“

33 Allein die Namen der beiden Hauptgottheiten, Brahmâ und Vishnu, hätten schon lange ihre esoterische Bedeutung erkennen lassen sollen. Denn die Wurzel von einem, Brahman oder Brahm, wird von einigen von dem Wort Brih, „wachsen“ oder „sich ausdehnen“, abgeleitet (siehe „Calcutta Review“, Bd. LXVI, S. 14); und Vishnu von der Wurzel Vis, „durchdringen“, in die Natur der Wesenheit eintreten; Brahmâ-Vishnu ist dieser unendliche Raum, von welchem die Götter, die Rishis, die Manus und alles in diesem Universum lediglich Potenzen sind, Vibhutayah.

34 Siehe Manus Bericht über Brahmâ, der seinen Körper in Mann und Frau teilt, wobei Letzterer zur weiblichen Vach wird, in welcher er Viray erschafft; und vergleiche das mit der Esoterik der Kapitel II, III und IV der Genesis.

35 Am Ende dieses 19. Jahrhunderts liegt der Okkultismus tatsächlich in der Luft. Unter vielen anderen, kürzlich veröffentlichten Werken möchten wir jenen Schülern des theoretischen Okkultismus, die sich nicht über den Bereich unserer speziellen menschlichen Ebene hinaus wagen wollen, besonders eines empfehlen. Es heißt „New Aspects of Life and Religion“ von Dr. med. Henry Pratt. Es ist voll von esoterischen Dogmen und esoterischer Philosophie, Letztere jedoch in den Schlusskapiteln ziemlich beschränkt durch etwas, was ein Geist von bedingtem Positivismus zu sein scheint. Dennoch verdient das, was über den Raum als „die unbekannte erste Ursache“ gesagt wird, zitiert zu werden. „Dieses unbekannte Etwas, dadurch als die erste Verkörperung einfacher Einheit erkannt und identifiziert, ist unsichtbar und nicht greifbar“ – (abstrakter Raum, zugegebenermaßen); „und, da unsichtbar und nicht greifbar, unerkennbar. Und diese Unerkennbarkeit hat zu dem Irrtum geführt, es für eine einfache Leere, eine bloße Aufnahmefähigkeit, zu halten. Aber selbst wenn er als eine absolute Leere angesehen wird, muss eingeräumt werden, dass Raum entweder selbstexistent, unendlich und ewig ist, oder dass er eine erste Ursache gehabt hat, außerhalb, hinter und jenseits von ihm.

Und selbst wenn eine solche Ursache noch gefunden und bestimmt werden könnte, würde das doch nur dazu führen, die Attribute, die sonst dem Raum zukämen, auf diese Ursache zu übertragen, und lediglich die Schwierigkeit der Entstehung einen Schritt weiter zurückzuwerfen, ohne weiteres Licht bezüglich der ersten Ursache zu gewinnen.“ (S. 5)

Das entspricht exakt dem, was seitens der an einen anthropomorphen Schöpfer, einen außerkosmischen anstatt einen innerkosmischen Gott Glaubenden, geschehen ist. Viele – ja die meisten von Pratts Themen, können wir sagen – sind alte kabbalistische Ideen und Theorien, die er in einem ziemlich neuen Gewand vorführt: „Neue Aspekte“ des Okkulten in der Natur, in der Tat. Raum jedoch als eine „substanzielle Einheit“ – die „lebendige Quelle des Lebens“ – betrachtet, ist als die „unbekannte ursachlose Ursache“ das älteste Dogma des Okkultismus, Jahrtausende älter als der Vater Äther der Griechen und Römer. Damit sind „Kraft und Materie als Potenzen des Raumes untrennbar und die unbekannten Enthüller des Unbekannten“. In der arischen Philosophie sind sie als Vishvakarman, Indra, Vishnu etc. etc. personifiziert zu finden. Doch werden sie in dem angeführten Werk sehr philosophisch und unter vielen ungewöhnlichen Aspekten zum Ausdruck gebracht.

36 Im Gegensatz zum manifestierten, materiellen Universum wird der Ausdruck Mulaprakriti (von Mula, „die Wurzel“, und Prakriti, „Natur“) oder die unmanifestierte Urmaterie – von den westlichen Alchemisten Adams Erde genannt – von den Vedantisten auf Parabrahman angewendet. In der religiösen Metaphysik ist die Materie dual und in den esoterischen Lehren siebenfältig, wie alles andere im Universum auch. Als Mulaprakriti ist sie undifferenziert und ewig; als Vyakta wird sie laut der Svetasvatara-Upanishad I.8 und des Devi-Bhagavata-Puranas differenziert und bedingt. Über Mulaprakriti sprechend, sagt der Verfasser der vier Vorlesungen über die Bhagavadgita: „Von seinem (des Logos) objektiven Standpunkt aus erscheint Parabrahman als Mulaprakriti. . . . Natürlich ist diese Mulaprakriti für ihn materiell, wie uns jedes materielle Objekt materiell erscheint. . . . Parabrahman ist eine unbedingte und absolute Realität, und Mulaprakriti ist eine Art darüber geworfener Schleier.“ („Theosophist“, Band VIII, Seite 304)

37 Bedeutet „elternlos“ – siehe weiter hinten.

38 Die Esoterische Philosophie muss, da sie jedes endliche Ding als Maya (oder die Illusion des Unwissens) betrachtet, notwendigerweise jeden intrakosmischen Planeten und Körper in demselben Licht sehen, als etwas Organisiertes und somit Endliches. Die Aussage „es verläuft von außen nach innen etc.“ bezieht sich im ersten Teil des Satzes daher auf das Heraufdämmern der Periode des Maha-Manvantaras oder auf die große, erneute Evolution, die jeder der vollständigen periodischen Auflösungen aller zusammengesetzten Form der Natur (vom Planeten bis zum Molekül) in ihre letzte Essenz oder ihr letztes Element folgt; und im zweiten Teil auf das partielle oder lokale Manvantara, bei dem es sich um ein solares oder sogar um ein planetarisches handeln kann.

39 „Zentrum“ bedeutet hier ein Energiezentrum oder einen kosmischen Brennpunkt; wenn die sogenannte „Schöpfung“ oder Formung eines Planeten durch diese Kraft vollendet ist, die von den Okkultisten als Leben und von der Wissenschaft als „Energie“ bezeichnet wird, findet der Prozess von innen nach außen statt. Jedes Atom, so heißt es, enthält in sich selbst die schöpferische Energie des Göttlichen Atems. Während dagegen nach einem absoluten Pralaya, oder wenn das vorher existierende Material nur aus einem Element besteht und der Atem „überall ist“, der Letztere von außen nach innen wirkt. Nach einem kleineren Pralaya dagegen, in dem alles im Status quo verblieben ist – in einem gefrorenen Zustand sozusagen, wie der Mond –, beginnen beim ersten Vibrieren des Manvantaras der Planet oder die Planeten ihre Wiederauferstehung zum Leben von innen nach außen.

40 Es ist auffallend, wie sich in den evolutionären Ideenzyklen altes Gedankengut in modernen Überlegungen widerzuspiegeln scheint. Hat Herbert Spencer alte Hindu-Philosophen gelesen und studiert, als er eine gewisse Stelle in seinen „First Principles“ (S. 482) schrieb, oder ist es ein selbstständiges Aufblitzen innerer Wahrnehmung, das ihn – halb richtig, halb falsch – sagen ließ: „Da sowohl Bewegung als auch Materie der Quantität nach festgelegt sind (?), würde es scheinen, dass eine durch Bewegung bewirkte Veränderung in der Verteilung der Materie an eine Grenze stößt, in welche Richtung sie auch bewegt worden ist (?), woraufhin die unzerstörbare Bewegung eine umgekehrte Verteilung notwendig macht. Augenscheinlich bewirken die universal nebeneinander bestehenden Kräfte der Anziehung und Abstoßung, wie wir gesehen haben, in sämtlichen kleineren Veränderungen im Universum einen Rhythmus, und sie müssen auch in der Gesamtheit seiner Veränderungen einen Rhythmus hervorbringen. Einmal bewirken sie ein unermesslich langes Vorherrschen der Anziehungskräfte und verursachen damit eine universale Konzentration, und dann wieder eine unermesslich lange Zeit, in der die abstoßenden Kräfte vorherrschen und eine universale Ausbreitung verursachen – abwechselnde Zeitalter der Evolution und der Auflösung.“

41 Was immer die Ansichten der Naturwissenschaft über diesen Gegenstand sein mögen, die okkulte Wissenschaft lehrt seit Zeitaltern, dass Akasha – dessen gröbste Form der Ether darstellt – das fünfte universale kosmische Prinzip ist (welchem das menschliche Manas entspricht und aus dem es hervorgeht), kosmisch eine strahlende, kühle, wärmedurchlässige plastische Materie, schöpferisch in ihrer physischen Natur, korrelativ in ihren gröbsten Aspekten und Teilen, unveränderlich in ihren höheren Prinzipien. In seinem vorherigen Zustand wird Akasha die Unter-Wurzel genannt; und in Verbindung mit strahlender Hitze erweckt es „tote Welten zum Leben“. In seinem höheren Aspekt ist es die Seele der Welt; in seinem niederen – der Zerstörer.

42 Das „Erste“ setzt notwendigerweise etwas voraus, welches das „zuerst Hervorgebrachte“ darstellt, das „Erste in Zeit, Raum und Rang“ – und daher endlich und bedingt ist. Das „Erste“ kann nicht das Absolute sein, denn es ist eine Manifestation. Daher bezeichnet der östliche Okkultismus das abstrakte All als die „ursachlose, eine Ursache“, die „Wurzellose Wurzel“, und beschränkt die „erste Ursache“ auf den Logos in der Bedeutung, die Platon diesem Ausdruck gibt.

43 Siehe T. Subba Rows vier treffliche Vorlesungen über die Bhagavadgita, „Theosophist“, Februar 1886.

44 In Sanskrit „Upadhi“ genannt.

45 Von der christlichen Theologie Erzengel, Seraphim etc. etc. genannt.

46 „Pilger“ ist die Bezeichnung für unsere Monade (die zwei in einem) während ihres Zyklus von Inkarnationen. Sie ist das einzige unsterbliche und ewige Prinzip in uns, weil sie ein unteilbarer Teil des integralen Ganzen ist – des Universalgeistes, aus dem sie hervorgeht und in den sie am Ende des Zyklus absorbiert wird. Wenn gesagt wird, sie emaniere aus dem einen Geist, ist die unbeholfene und inkorrekte Ausdrucksweise auf den Mangel an geeigneten Worten in unserer Sprache zurückzuführen. Die Vedantisten nennen sie Sutratman (Faden-Seele), doch auch ihre Erklärung unterscheidet sich leicht von jener der Okkultisten; die Erläuterung dieses Unterschieds sei jedoch den Vedantisten selbst überlassen.

47 Es sind nicht die physischen Organismen, die während der großen kosmischen oder gar solaren Pralayas im Status quo verbleiben, am allerwenigsten ihre psychischen Prinzipien, sondern lediglich ihre akasischen oder astralen „Fotografien“. Aber während der kleineren Pralayas bleiben die Planeten, einmal von der „Nacht“ ereilt, intakt, obwohl tot, wie ein riesiges Tier – vom Polareis gefangen und darin eingeschlossen – für Zeitalter unverändert.

48 So formuliert Spencer verehrungsvoll das großartige Geheimnis, wobei er dennoch, wie Schopenhauer und von Hartmann, lediglich einen Aspekt der alten esoterischen Philosophen widerspiegelt und daher seine Leser am schwarzen Ufer agnostischer Verzweiflung an Land setzt; „das, was in unveränderlicher Quantität, aber in steter Änderung der Form besteht, unter diesen sinnlichen Erscheinungen, die das Universum uns bietet, ist eine unerkannte und unerkennbare Kraft, die wir im Raum als grenzenlos und in der Zeit als anfang- und endlos anerkennen müssen“. Es ist ausschließlich die kühne Theologie, die das Unendliche zu messen und das Unergründliche und Unerkennbare zu entschleiern versucht, jedoch niemals die Wissenschaft oder die Philosophie.